Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at|http: //books. google .com/l
Google
IJber dieses Buch
Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch,
das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann
von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles
und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.
Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin-
nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.
Nu tzungsrichtlinien
Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse
zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese
Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch
kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen.
Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:
+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese
Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.
+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen
über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen
nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen
unter Umständen helfen.
+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über
dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.
+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein,
sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA
öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist
von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig
ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der
Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.
Über Google Buchsuche
Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google
Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen.
Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books . google .coiril durchsuchen.
ift^aatt
RIES STANFORD UNWEBSITV LIBRARIES STANFORD
-i3""'Es STANFORD umversitv LIBRARIES .STANF
UNIVERSITY UBRARIES 5T»NF0RdUNIVE
LIBRARIES - STANFORD UNIVERSITY LIBRA
PRD UNIVERSITY UBRAKE; STANFORD UNIVERSITY
iSlPl' UBRfcB.ES ST^-. UNIVERSITY UBRARIES
STANFORD ON ,: BRARIES STANFORD
1
I
^1
HANDBUCH
DER
KLASSISCHEN
ALTEETÜMS-WISSENSCB
in systematischer Darstellung
mit besonderer Rücksicht auf Geschichte und Methodik der ei
Disziplinen.
In Verbindung mit Gymn.-Rektor Dr. Autenrieth (Nürnberg), Prc
Bauer (Graz), Prof. Dr. Blass (Halle), Prof. Dr. Brugmann (Leipzig)
Busolt (Kiel), Qeh.-Rat. Dr. v. Christ (München), Prof. Dr. Gleditsc
Prof. Dr. 0. Gruppe (Berlin), Prof. Dr. Günther (München), Prof. Dr. Hi
(Erlangen), Prof. Dr. Hommel (München), Prof. Dr. Hübner (Berlin), ]
Dr. Judeich (Marburg), Prof. Dr. Jul. Jung (Prag), Prof. Dr. Kru
(München), Prof. Dr. Larfeld (Remscheid), Dr. LoUingr t (Athen),
Niese (Marburg), Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Nissen (Bonn),
Oberhummer (München), Priv.-Doz. Dr. Öhmichen (München),
Pöhlmann (Erlangen), Gymn.-Dir. Dr. 0. Richter (Berlin), Prof. Di
(Würzburg), Geh. Oberschulrat Prof. Dr. Schiller (Giessen), G
Schmalz (Tauberbischofeheim), Prof. Dr. Sittl (Würzburg), Prof. Dr. P
(Berlin), Prof. Dr. Stolz (Innsbruck), Priv.-Doz. Dr. Traube (Münch
Dr. üngrer (Würzburg), Geh.-Rat Dr. v. ürlichs f (Würzburg), Prof. E
Voigt (Leipzig), Gymn.-Dir. Dr. Volkmann f (Jauer), Prof. Dr. Win
(Strassburg), Prof. Dr. Wissowa (Halle)
herausgegeben von
Dr. Iwan von Müller,
ord. Prof. der klassischen Philologie in München.
« <■»
Neunter Band, 1. Abteilung.
Geschichte der byzantinischen Litteratur
von Justinian bis zum Ende des oströmischen Reiches (5i
•ocOt^5>K3?ooo.
MÜNCHEN 1897
C. H. BECK'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
OSKAR BECK.
GESCHICHTE
DER
BYZANTINISCHEN LITTERÄTÜR
TON JUSTINIAN BIS ZUM ENDE DES OSTRÖMISGHEN REICHES
(527—1453)
VON
KARL KRUMBACHER
A. O. PB0FBB80B AN DER UNIVERSITÄT MÜNCHEN
Zweite Auflage
bearbeitet unter Mitwirkang von
A. Ehrhard H. Geizer
0. u. ProftiOT an der UniTerait&t WArsburg o. ö. ProfeMor an der ünlTenität Jena
MÜNCHEN 1897
C. H. BECK'SCHE VERLAGSBUCHHANDLUNG
OSKAR BECK
^^
mi
Alle Rechte vorbohalten
FEB 10 1898
C. H. Beck'aebe Dnohdrackerei in Nördliogen.
"W «^ dem Vorwort zur ersten Auflage.
beiseite gesdiobe-xv "^^rden. Was dein oberfläclilichen Betr;
dunkeln Jahrliunderte nichtig und wertlos dünkt, erweist sich
liebevollen Studium des gesamten politischen, kulturellen ui
liehen Hintergrundes als bedeutend. Diesen Vorgang des A
der Teilnahme und des Verständnisses habe ich unzähligem
selbst erlebt, er wird sich auch in anderen vollziehen und
lieh der byzantinischen Kulturwelt in der Wissenschaft ihre l
Stellung erobern. Homer, Sophokles und Plato sind ewig: di
Betrachtung dieser Geisteshelden ist aber nicht das Höchste;
treten näher, gewinnen an Leben und sprechen deutlicher,
sie auf der Biesenfolie einer Geschichte des griechischen Gc
der griechischen Sprache zu begreifen und zu geniessen i
Um es kurz zu sagen: soll sich die Philologie als eine ge
liehe Wissenschaft im vollsten Sinne des Wortes bewi
muss sie auch die Erforschung der byzantinischen Zeit oh]
halt in ihr Bereich ziehen; dann müssen auch die gutgemei
denken der sinnenden Gemüter verstummen, die noch nich
haben, die Begriffe des ästhetischen Vergnügens und der pädaj
Brauchbarkeit von dem der wissenschaftlichen Forschung zu
verstummen werden die Einwände der wissenschaftlichen Buret
welche die philologischen Studien auf einen durch höhere V
bestimmten Kreis anerkannter Schriftwerke beschränken möch
Erforschung einer Wahrheit im 4. Jahrhundert v. Chr. wird ni<
für verdienstlicher gehalten werden als die Aufdeckung einer
aus dem 14. Jahrhundert n. Chr.
Alles das ist so einfach und selbstverständlich, dass i
scheuen müsste es öffentlich auszusprechen, wenn es niclit da^
sal des Einfachen und Selbstverständlichen wäre, dass es im
Streite erkämpft werden muss. Die Kraft der Thatsachen w
auch hier zum Siege gelangen. Es wird in der philologischen
Schaft Ähnliches geschehen wie in der Landschaftsmalerei. Dj
eine Zeit, in der man sich nur für himmelblaue Seen, füi
Alpenglühen oder üppige Frühlingsgelände begeisterte; seit
man gelernt, in jedem Stücke der unendlichen Natur das
und Ewige zu finden; man hat entdeckt, dass sich einem p
Novemberabend auf morastigem Neubruchland ebensoviel Fein
seelische Stimmung entlocken lässt als den früher beliebten
Ana dem Vorwort aar ersten Auflage« yU
I
■Gegenden^. So wird auch der Litterarhistoriker der Zukunft jeder
DBpoche, in welcher Menschen dichteten und dachten, dieselbe Teilnahme
0«Btgegenbringen. Wie der beschränkte ethnographische Standpunktder
^^alien Hellenen durch den weltgemeinschaftlichen Gedanken des Christen-
Sifiiflis längst praktisch überwunden ist, so wird auch die Wissenschaft
£bei aller Versenkung in die Einzelforschung gleichzeitig ihren Gesichts-
» kreis mit ungeschmälerter Sorgfalt über Zeiten und Völker ausbreiten.
[* Was ich in diesem Sinne für das byzantinische Zeitalter zu thun
vermochte, ist freilich nur eine Arbeit aus dem Kohen. Die erste
Aufgabe war hier, Grundlagen zu schaffen und ein Gerüste aufzu-
richten. Kein Mitforscher wird das Fachwerk, das er sich zur Be-
irbeitong ausgewählt hat, schon so vollendet und geglättet Yorfinden,
dass ihm nicht noch sehr viel zu thun übrig bliebe; dafür wird aber
jedem wenigstens eine Flanskizze, ein roher Unterbau und ein Schutz-
dach gegen Wind und Wetter geboten. Nur eine Gattung, die eine
selbständige Abteilung gebieterisch verlangt hätte, ist vorläufig in
fremden Gemächern untergebracht worden, die Theologie und die
■it ihr verbundene Hagiographie. Daran ist nicht Abneigung
schuld, sondern Mangel an Zeit und Vorarbeiten. Eine wissenschaft-
liche Darstellung der theologischen Litteratur konnte ohne ein gründ-
liches Studium der Kirchengeschichte nicht gewagt werden; hiefür
fehlt es aber an geeigneten Hilfsmitteln; die Lehrbücher der Patristik
wie auch die neueren Spezialuntersuchungen reichen kaum bis auf
Johannes von Damaskos; die spätere Zeit ist nur an einzelnen Funkten
aufgehellt
Was die übrigen Fächer anlangt, so ging mein Streben dahin,
den gegenwärtigen Stand unseres Wissens möglichst klar, anschaulich
and zweckmässig darzulegen. Manchmal befand ich mich freilich in
der peinlichen Lage eines Bichters, der das Urteil sprechen soll und
nickt die Zeit hatte, um die Frozessakten genau und mit sorgsamer
Crberlegung zu prüfen. Oft musste ich gerade da abbrechen, wo sich
eine Stelle zu lichten begann und wo unter dem wüsten Geröll ein
Goldkom durchschimmerte. Auch möge man bedenken, dass, wie die
byzantinische Litteratur selbst zu allen Teilen der altgriechischen in
enger Beziehung steht, so auch der Bearbeiter derselben die Doppel-
lufgabe übernehmen musste, sowohl den alten Originalen als den
mittelgriechischen Keflexen seine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Unter
X Vorwort snr zweiten Auflage.
Vorwort zur zweiten Auflage.
Als in unerwartet kurzer Zeit die AuflEbrderung zu ein(
bearbeitung dieses Buches an mich gelangte, war es mir kk
mit einzelnen Besserungen und Nachträgen hier nicht genug
war. Die günstige Aufnahme, die der erste Entwurf trotz
Mängel gefunden, machte es mir zur Pflicht, ihn durchgreil
verbessern und zu vervollständigen. So setzte ich denn alles
um das Buch zu einem möglichst leistungsfähigen Arbeitsinsi
zu einem zuverlässigen Führer durch den für den Neuling
schreckenden Urwald der byzantinischen Litteratur auszugestalt
peinlichsten war in der ersten Auflage die fast völlige Abw<
der theologischen Litteratur empfunden worden; dieser Mangel
vor allem gut gemacht werden. Ich begann meine Studien i
theologischen Litteraturgattung, zu der ich mich von jeher am
hingezogen fühlte, mit den Geschichten der Märtyrer und H
Als erste Frucht dieser Thätigkeit konnte ich schon im Jahre
meine „Studien zu den Legenden des hl. Theodosios" vorlegt
tiefer ich mich aber in die theologische Litteratur versenkte
mehr wurden mir die grossen Schwierigkeiten bewusst, die hier, i
auf dem rein litterarischen, als auf dem sachlichen, besonde
dogmatischen Gebiete, liegen. Inzwischen begann die für die Ee
der Byzantinischen Zeitschrift, besonders für die Herstellung der
graphie notwendige Arbeit, die ich bei der Gründung des Orgs
deutend unterschätzt hntte, meine Zeit und Kraft mehr und n
Anspruch zu nehmen, und ich musste einsehen, dass mir zi
eine andere umfassende Arbeit unmöglich wurde. Da war et
hoch erfreulich, dass sich Herr Albert Ehrhard, Professo
Kirchengeschichte in Würzburg, auf mein Ersuchen
finden Hess, das Kapitel „Theologie" auszuarbeiten. Er hatte
früher bei seinen handschriftlichen Studien auf einzelne byzant
Theologen geachtet und war hiedurch besser als viele ande
seine Aufgabe vorbereitet. Es ist ihm gelungen, in dem kurzer
räume von zwei Jahren die noch von niemand gelichtete theolc
Vorwort zur iweiten Auflage. XI
Litteratur der byzantiniscilen Zeit zu bewältigen. Doch bittet mich
Ehrhard um die Erklärung, dass er bei der Ausarbeitung mancher
Partien durch die Kürze der zugemessenen Zeit wie auch durch die
von dem Verleger auferlegte Beschränkung des Eaumes behindert
worden sei und manches ohne diesen doppelten Zwang eingehender
dargestellt und wohl auch manche Frage besser ergründet hätte. Der
Ton £hrhard bearbeitete Abschnitt erstreckt sich von S. 87— 218.
Wer je auf dem byzantinischen Gebiete gearbeitet hat, weiss, wie
häufig man das Fehlen einer kurzgefassten, zuverlässigen und dem
neuesten Stande der Forschung entsprechenden Einzeldarstellung der
byzantinischen Geschichte schmerzhaft empfindet. Nun ist auch
diesem Mangel abgeholfen. Herr Hofrat H. Geizer, Professor der
Geschichtein jena, hat auf meine Bitte eine Skizze der byzantini-
schen Geschichte abgefasst, die dem Buche als Anhang S. 911—1067
beigegeben ist.
Indem ich meinen hochverehrten Mitarbeitern auch an dieser
Sielle für ihre liebenswürdige Mitwirkung aufrichtig danke, betone
ich mr Vermeidung etwaiger Missverständnisse noch ausdrücklich, dass
selbstverständlich jeder für seinen Beitrag die volle und aus-
schliessliche Verantwortlichkeit trägt.
Auch über meinen eigenen Anteil an der neuen Bearbeitung bin
ich dem Leser einige Erklärungen schuldig. Was mich bei meinen
Stadien auf dem byzantinischen Gebiete und insbesondere bei der
Ausarbeitung der ersten Auflage dieses Buches am häufigsten und
stärksten gestört hatte, war die absolute Unzuverlässigkeit und Mangel-
liaftigkeit der Ausgaben und Hilfsmittel. Grobe Irrtümer, Missverständ-
üisse. Haibrichtigkeiten und Halbheiten begegnen auf Schritt und Tritt;
wie die Texte selbst meist ganz elend veröfltentlicht sind, so wimmelt
CS Ton unrichtigen oder ungenauen Angaben über Zeit und Person
der Verfasser, über Titel, Umfang und Einteilung der Werke. Des
behaglichen Gefühles, mit dem wir die antiken Schriftwerke in ihren
trefflichen, bequemen, oft luxuriösen Ausgaben gemessen, kann der
F^eand der byzantinischen Studien nur selten froh werden. Dazu
kommt, dass zahlreiche byzantinische Schriftwerke, darunter selbst
manche für das Verständnis des litterarhistorischen Zusammenhanges
unentbehrliche, noch gar nicht ans Licht gezogen sind. Kurz, die
cuuige Rettung sind hier die Handschriften, und ein möglichst aus-
Xll ^o^^ort lur zweiten Auflage.
gedehntes und gründliches Studium dieser vergilbten Originah
schien mir daher die wichtigste Forderung für eine Neubea
des Buches. Auf zwei grossen Studienreisen wurde es mir
mehr als tausend Handschriften byzantinischen Inhalts teils
zerpieren, teils mit gedruckten Texten zu vergleichen oder 2
klärung bestimmter Fragen einzusehen. Der wissenschaftliche
dieser Arbeit war über Erwarten reichlich. Selbst auf Li
gebieten, wo genügende Drucke vorliegen, ist mir erst beim
der Pergamente über den Charakter einzelner Werke und ihre
rischen Zusammenhang das rechte Licht aufgegangen. Wenn
z. B. jetzt vielleicht gelungen ist, die Entwickelung der byzant
Profanpoesie einigermassen klar zu legen, so verdanke ich das
lieh den Beobachtungen, die sich mir beim Studium einiget
Schriften des Georgios Pisides, Theodoros Studites, Nikolaos K
Theodoros Prodromos u. a. aufdrängten. Wie vielfach Nachwe
zelner, oft abgelegener und verschollener Handschriften nun
wurden, lehrt eine flüchtige Durchsicht jeder Abteilung der
Auflage. Immerhin konnten, der Natur des Buches gemäss, :
wichtigsten Ergebnisse aufgenommen werden. Manche wertvolle
des gesammelten Materials hatte ich schon früher befreundetei
genossen überlassen, die sie teils in der Byzantinischen Zeil
teils in selbständigen Arbeiten verwerteten. In diesen Fälle
ich es natürlich mit dem Hinweise auf die betreffenden Arbeil
wenden.
Neben den Handschriften, aus denen ich persönlich das
gelernt habe, durfte auch die gedruckte Litteratur nicht vernacl
werden. Ich habe mich bemüht, sowohl die älteren Hilfsmiti
Ausgaben, von denen mir beim ersten Entwurf manches ent|
war, als die seit dem Jahre 1890 veröffentlichten neuen Beitr
vollständig und gründlich als möglich beizuziehen. Der Zufluss
Arbeiten von allen Seiten war so reichlich, dass ihre Bewäl
kaum noch hätte gelingen können, wenn nicht die rasch anschwel
Fluten noch rechtzeitig in das Bett von Fachzeitschriften gelenkt 1
wären. Zur Ausfüllung der Lücken des ersten Entwurfes sii
neues Kapitel (Fachwissenschaften) und eine Reihe neuer Paragi
hinzugefügt worden. Durch alle diese Zusätze und die Beiträge ;
Mitarbeiter ist leider der Umfang des Buches, trotz des eif
Torwort mr iweiten Auflage. XIII
Strebens nach Kürze und der ausgiebigsten Anwendung des kleinen
Druckes, bedenklich angeschwollen, und kaum ist es noch gelungen,
die for den Benutzer so unbequeme Abteilung in zwei Bände zu ver-
meiden.
Besondere Liebe habe ich auf die Abfassung der an den Schluss
des Buches gestellten Realbibliographie verwendet. Hier sind die
Summen langjähriger Erfahrungen niedergelegt, die positiven und nega-
tiven Ei^bnisse zeitraubender und mühevoller Nachforschungen; solche
Nachforschungen, durch welche der Fortgang der wissenschaftlichen
Arbeit so häufig aufgehalten und so viel Zeit vergeudet wird, den
Mitforschem mißlichst zu ersparen oder wenigstens zu erleichtern, das
war das Ziel, das ich bei der Sammlung der nun in 17 Abteilungen
untergebrachten Litteratur vornehmlich im Auge hatte. Vollständigkeit
> tonnte in manchen Rubriken wie in der Kirchengeschichte, Ethno-
1 ^phie, Geographie, Epigraphik nicht angestrebt werden. Namentlich
/ roussten überall, wo reich bebaute Nachbargebiete zum Besuche lockten,
/ praktische Erwägungen die Auswahl und Abgrenzung leiten. Manche
/ wirkliche Lücke rührt davon her, dass die einzelnen Rubriken mit
* ihren Unterabteilungen nicht von Anfang an fest standen, sondern
erst im Laufe der Jahre als notwendig erkannt und eingestellt wurden.
Mir unerreichbare Schriften habe ich hier, wie auch in den anderen
Teilen des Buches, meistenteils, namentlich wenn mir die Notiz aus
irgend einem Grunde verdächtig vorkam, als „mir unzugänglich" be-
zi lehnet. Dass ich mich so oft zu diesem stets fatalen Geständnis
bequemte, möge mir der Leser nicht zum Vorwurfe machen. Wenn
man fremde Bibliotheken immer und immer wieder vergeblich zu Hilfe
ruft, wird man schliesslich des Briefschreibens müde ; ausserdem setzen
auch die beträchtlichen materiellen Opfer, die mit einer häufigen Bei-
Ziehung auswärtiger Bibliotheken verbunden sind, einem mit Glücks-
gutem nicht gesegneten Extraordinarius gewisse Grenzen. Übrigens
scheute ich selbst vor grösseren Reisen nicht zurück, um das Material
zu eigänzen. Das Journal des L russischen Ministeriums der Volks-
anfkläning, das mir bei der Abfassung der ersten Auflage ganz
mangelte, habe ich erst in Berlin, wo leider die ersten 164 Bände
fehlten, und in der Wiener Hofbibliothek, die ein bis auf die ersten
20 Bände vollständiges Exemplar besitzt, für meine Zwecke exzerpieren
können.
XJY ^^^irorl tnr sweiten Auflage.
In die Herstellung des Registers haben Ehrhard und
in der Weise geteilt, dass Ehrhard sein Kapitel (S. 37 — 2
den übrigen Teil des Buches, auch Geizers Abriss der G<
übernahm.
Bei der Wiedergabe der zahlreichen fremden Nam»
ich, soweit es möglich war, eine einheitliche wissenschaftlicl
scriptionsweise befolgt. Völlige Konsequenz war freilich nich
reichen. Daran hinderte namentlich der Umstand, dass di(
und Griechen, wenn sie in fremden Sprachen publizieren, häi
Namen nach verschiedenen und zum Teil recht willkürlich!
zipien wiedergeben. Wenn z. B. Stasov, Veselovskij, Lam
französischen oder deutschen Arbeiten sich Stassoff, Wesse
Lambros unterzeichnen, so durften diese seltsamen Formen aui
graphischen Gründen nicht geändert werden; wenn aber i
oder griechische Schriften derselben Verfasser zitiert werden,
scheinen ihre Namen in den an erster Stelle angeführten, dei
scriptionssystem des Buches entsprechenden Formen. Der von i
empfohlene Ausweg, bei solchen Abweichungen die richtige
scription in Klammern beizusetzen, z. B. „Lambros (d. h. Lai
erschien mir doch zu unschön und zu umständlich. An manch
scriptionen wie Car statt des altmodischen Czar oder Zar wi
der deutsche Leser freilich erst gewöhnen müssen.
Zahlreiche Beiträge und nützliche Anregungen verdankt d
Bearbeitung den Gelehrten, welche sich der Mühe unterzogen
die erste Auflage ausführlich zu besprechen, besonders den
D. Bikölas, J. B. Bury, Ch. Diehl, J. Dräseke, H. C
F. Hirsch, K. Rück, Seb. Merkle, Gust. Meyer, E. Ost
Tacchi Venturi, D. Therianos, H. F. Tozer, Th. Uspe
0. Weyman und C. A. Wilkens. Mehrere Fachgenossen i
Herren W. Fischer, H. Geizer, E. Kuhn, E. Kurtz, C. Neu
E. Patzig, N. Politis, M. Treu u. a. haben das Werk durch
düng von Berichtigungen und Nachträgen gefördert. Herr H. ]
hat die Zusammenstellung der Kegentenlisten besorgt; Herr J. Si
maier ist beim Lesen der Korrekturen meinen öfters den Diei
sagenden Augen zu Hilfe geeilt; die Beamten der Münchener H(
Staatsbibliothek und der Universitätsbibliothek, besonders die
Direktor G. von Laubmann, Oberbibliothekar H. Schnorr von C
Torwort Eiir sweiien Auflage. jy
feld und Sekretär F. Boll sind meinen oft weitgehenden und lästigen
Wünscten stets liebenswürdig entgegengekommen. Ihnen allen und
manchen ungenannten Förderern des Werkes sei hier aufrichtig Dank
gesagt
Das drückende Gefühl der Unsicherheit und Besorgnis, mit dem
ich den ersten Entwurf dieses Buches in die Welt hinausschickte, hat
I sich in festes Vertrauen auf die Zukunft der byzantinischen Studien
* gewandelt Selten ist eine neue wissenschaftliche Disziplin in einem
so kurzen Zeiträume innerlich und äusserlich so mächtig gewachsen.
Von der energischen und fruchtbaren Thätigkeit, die sich auf diesem
Gebiete seit einigen Jahren allerorten entwickelt hat, zeugt fast jede
Seite der neuen Bearbeitung. Noch mehr fallen die äusseren Fort-
schritte der byzantinischen Disziplin ins Auge. Das in der Vorrede
der ersten Auflage dieses Buches schüchtern angedeutete Verlangen
nach einer Fachzeitschrift und einem kritischen Jahresberichte ist heute
zweifach erfiült: durch die Byzantinische Zeitschrift und den Vi-
zantijskij Vremennik (vgl. S. 1143). Eine weitere Förderung erfuhren
die byzantinischen Studien durch die Gründung eines k. russischen
archäologischen Instituts in Konstantinopel, das seine Haupt-
aufmerksamkeit naturgemäss auf die byzantinische Zeit richtet. Auf
den grossen nationalen und internationalen Gelehrtenversammlungen,
die das wahre Kennzeichen des gemeinschaftlichen, Menschen und
Völker verknüpfenden Zuges der heutigen Wissenschaft bilden, war
Byzanz früher, wenn man etwa von den archäologischen Kongressen
in Russland absieht, nicht vertreten. Auch hier ist eine Besserung
eingetreten. Auf dem zehnten internationalen Orientalisten-
kongress, der im September 1894 zu Genf abgehalten wurde, war
eine griechisch-byzantinische Sektion eingerichtet und für den näch-
sten Orientalistenkongress, der im Jahre 1897 zu Paris statt-
finden soll, ist eine Sektion „Griechenland in seinen Beziehungen zum
Orient vom Altertum bis zur Gegenwart" in Aussicht genommen, deren
Löwenanteil voraussichtlich dem „halborientalischen" Byzanz zufallen
wird. Endlich besitzen die byzantinischen Studien seit dem Jahre 1892
durch die hochherzige und einsichtige Entschliessung der k. bayerischen
Staatsr^erung einen Lehrstuhl an der Universität München, und in
den folgenden Jahren sind sie auch in Russland, Holland und
Ungarn in den Rahmen des Universitätsunterrichtes gezogen worden
XVI ^^^^ort «nr sweiten Auflage.
(vgl. S. 1140). So mehren sich allenthalben die Anzeichen,
mittel- und neugriechische Philologie sich in kurzem zu eil
ständigen, neben der romanischen, germanischen und slavisch<
logie gleichberechtigt dastehenden Disziplin ausgestalten wir
dazu war es höchste Zeit. Die grosse Renaissance des lang
drückten griechischen Ostens gegenüber dem lateinischen Wei
welche die byzantinische Periode einem Forscher erschien, di
rade heute von der Wissenschaft nicht länger verkannt und ;
werden. Denn wenn nicht alle Anzeichen der Zeit betrüge
eine ähnliche Wiedergeburt und Neubildung des südöstlichen
dem Geschlechte der Gegenwart bevor.
München, im Oktober 1896.
Karl Krumbachc
Inhaltsverzeichnis.
Einleitung.
arriff und allgemeine Geschichte der byz. Litteratur
arakteristik
lomationale Kulturbeziehungen
Erste Abteilung.
Prosaisehe liiUeratnr.
Theologie (bearbeitet von A. Ehrhard) .
Charakter und allgemeine Geschichte .
A. Dogmatik und Polemik
B. Exegese
C. Asketik und Mystik ....
D. Geistliche Beredsamkeit
E. Hagiographie
F. Katenen ......
«lescbichtschreiber und Chronisten .
Einleitung
A. Die Geschichtschreiber
B. Die Chronisten
Geographie
Philosophie
Rhetorik, Sophistik und Epistolographie
Altertumswissenschaft ....
Allgemeine Charakteristik ....
A. Philologische Polyhistoren und Scholiasten
B. Wörterbücher
C. Grammatik .....
D. Metrik und Musik ....
E. Sammlungen von Sentenzen und Sprichwörtern
Fachwissenschaften ....
Rechtswissenschaft
Medizin
Mathematik und Astronomie .
Zoologie, Botanik, Mineralogie, Alchemie
Militärwissenschaft
Zweite Abteilung.
Poelisciie liiUeralar.
.Utemeine Charakteristik, Einteilung, metrische Formen
. Kirchenpoesie
A. Geschichte der rythmischen Kirchendichtung .
B. Die Form der rythmischen Kirchendichtung
. Profanpoesie
Seite
1
20
31
37
37
46
122
139
160
176
206
219
219
226
319
409
428
450
499
499
503
561
579
594
600
605
605
613
620
631
635
639
653
655
690
706
1
xvin
Inhaltsverzeiohnia.
EinleitaDg
Dritte Abteilung.
TnlgArgriechlBClie liltteralnr.
Erster Abschnitt.
Poetische Litteratnr.
1. Lebr- nnd Gelegenbeitsgedichte. Darstellung vermischter Stoffe
2. Sagenhafte nnd historische Dichtungen auf nationaler Grundlage
3. Romantische Dichtungen über antike Stoffe
4. Romantische Dichtungen Über mittelalterliche, zum Teil abendländische Sto
5. Tiergeschichten ............
Zweiter Abschnitt.
Prosaische Litteratnr.
Vorbemerkung
Barlaam und Joasaph
Syntipas ....
Stephanites und Ichnelates
Leben des Aesop
Die Assisen der Königreiche Jerusalem und Cypem
Die Chroniken des Leontios Machaeras und des Georg Bustrone
Hausarzneibücher
Sprichwörter
Paraphrasen und Übersetzungen
Anhang.
Abrisa der byzantinischen KaiBergeBCtaictale (bearbeitet v
H. Geizer) .
Allgemeine Bibliographie.
L Politische Geschichte ......
2. Innere Geschichte
8. Kirchengeschichte
4. Chronologie
5. Internationale Kulturbeziehungen ....
6. Ethnographie
7. Geographie
8. Topographie
9. Kunstgeschichte
10. Numismatik
11. Sigiljographie
12. Epigraphik
13. Sprache
14. Sagenkunde, Volksglaube u. s. w
15. Geschichte der byzantinischen Philologie .
16. Byzanz in der schönen Litteratnr ....
17. Zeitschriften. Bibliographische Hilfsmittel
Regentenlisten
Register der Personen und Sachen
Abküriangen. XIX
Abkürzungen.
Abhandl. bayer. Ak. = Abhandlangen der philos.-philol. Classe der k. bayer. Akademie der
Wissenschaften.
An. Gr. = Aneedota Graeca (der Herausgeber wird immer genannt).
An Oxon. = Aneedota Graeca e codicibus mannscriptis bibliothecarum Oxoniensium ed.
J. A. Gramer, 4 voll., Oxford 1835—1837.
An. Paris. = Aneedota Graeca e codicibus mannscriptis bibliotbecae regiae Parisiensis ed.
J. A. Gramer, 4 voll., Oxford 1839—1841.
Annoaire de Tassoc. ^ Annuaire de Tassociation pour Fencouragement des ^tudes grecques
en France, Paris 1867 ff.
Arch. slav. Pbil. = Archiv für slavische Philologie, Berlin, Weidmann 1876 ff.
, Bibl. gr. vulg. = Biblioth^que grecque vulgaire publice par E. Legrand, 7 tomes, Paris
(1880-1895.
Bibb'ogr. hell. = Bibliographie hellänique ou description raisonnöe des ouvrages publica
en grec par des Grecs aux XV® et XVP si^cles par E. Legrand, 2 tomes,
I Paris 1885.
j Bibliogr. hell, du XVIP si^cle = Bibliographie hell^nique ou description raisonn^e des
1 ouvrages publi^s par des Grecs au dix-septi^me siäcle par E. Legrand, 3 tomes,
f Paris 1894-1895.
Bogosl. vjestnik = Bogoslovskij yjestnik d. h. Der theologische Bote, Organ der Moskauer
theolog. Akademie (erscheint monatlich).
B. Z. = Byzantinische Zeitschrift herausgegeben von E. Erumbacher, Leipzig 1892 ff.
Cannina = Carmina graeca medii aevi ed. Guil. Wagner, Leipzig 1874.
Christ, ctenie = Christianskoe £tenie d. h. Christliche Lektäre, Organ der geistlichen
Akademie in Petersburg (sechsmal jährlich).
Coli, de mon. = Collection de monuments pour servir ä T^tude de la langue n^o-hellönique
par £. Legrand, I. särie, 19 Bde, Paris 1869 ff.
Coli, de mon. N. S. = Collection de monuments etc, Nouvelle s^rie, 7 Bde, Paris 1874 ff.
Coli, de rom. gr. = Collection de romans grecs publi^s par Sp. P. Lambros, Paris 1880.
JiXiior = JeXtlov ri^c lirroQix^s xal iSroXoyixijg haiQiag itjg *EXkd6og, Athen 1883 ff.
TxmX, 'aX, = ^ExxXfjaiaaxutfj 'jXijdsia (Organ des griechischen Patriarchats in Epel).
l^Xoyrj = *ExXoyi^ /irtj/iiiiay r^g veonigag iXXrjrixfjg yXtü00fjs ix^t&, vtio J. I. Mavgo-
(fgvdov, Athen 1866.
Fabricius, Bibl. Gr. ed. Harl. = Jo. Alb. Fabricii Bibliotheca Graeca. Editio quarta,
curante G. Chr. Harles, 12 Bde, Hamburg 1790—1809. Die erste Ausgabe
wird durch den Zusatz der Jahreszahlen bezeichnet.
FHG = Fragmenta Historicorum Graecorum ed. C. Müller, 5 voll., Paris, Didot 1841—70
(Neudrucke 1883 u. s. w.).
Gramm. Gr. = Grammatici Graeci recogniti et apparatu critico instructi, vol. I ff., Leipzig,
Teubner 1878 ff.
Ha — Handschrift, Hss = Handschriften.
Jahns Jahrb. = Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik; die <alten> Jahrbücher
werden durch die beigesetzten Jahreszahlen unterschieden.
Jahns Jahrb. Suppl. = Neue Jahrbücher n. s. w. Supplementband.
Jahrb. prot. Theol. -— Jahrbücher für protestantische Theologie.
V
Joom. Min. = Journal des (k. russ.) Ministeriums der Volksaufklärung (Zumal ministerstva
narodnago prosyjeööen^a), Petersburg 1803 ff.
Kpel = Konstantinopel.
Med. gr. texts = Medieval greek texts, ed. by W. Wagner, London 1870.
Mtc. HtßX, = Mecmavunj BißXio^xij inwraciif K. N, 2dda,^ 7 voll., Venedig-Paris,
Maisonneuve 1872-^1894.
Nessel = Catalogus etc. manuscriptorum graecorum necnon orientalium aug. bibliotbecae
Caesareae Vindobonensis ed. Daniel de Nessel, 2 voll., Wien-Nürnberg 1690.
Not et extr. = Notices et extraits des manuscrits de la biblioth^que nationale (royale) et
d^autres bibliotheques, Paris 1787 ff.
XX Abkflrztingen.
Odessaer Jahrb. = Jahrbuch ^er bei der kaiserl. neumssischen Universität
bestehenden hVsiorisch-philologischen Gesellschaft, Byz. Äbteiluni
istoriko-filologi6eskago ob§6estva pri imperatorskom novorossijskc
sitetje, Vizantiskoe otdjelenie), 2 voll, Odessa 1892—1894.
Patr. Gr. = Hatrologiae corsus completus etc Series Graeca curante J.-P. Mi
1857-1866.
Pravosl. sobesjednik = Pravoslavnyj sobesjednik d. h. der orthodoxe Gesellschaft
lioh erscheinende Zeitschrift der geistlichen Akademie in Kazan.
Rhein. Mus. = Rheinisches Museum.
Revue des 6t gr. = Revue des ötudes grecques, Paris 1888 ff.
Pravosl. Pal. sbomik = Pravoslavnyj Palestinskij sbornik d. h. Orthodoxe Paläfi
lung (herausgeg. von d. k. russ. orthodoxen Palästinagesellschaft, P<
Rom. Quartalschr. = Rom. Quartalschrift für christliche Altertumskunde und
geschichte etc. herausgeg. von de Waal, Rom 1887 ff.
Sbornik blgarsk. = Sbornik za narodni umotvorenija, nauka i kniinina, heraiu
bulgarischen Ministerium der Volksaufklärung.
Sitzungsber. bayer. (Berlin., Wien.) Akad. — Sitzungsberichte der k. bayerischen
sischen, k. k. österreichischen) Akademie der Wissenschaften, phil
philologische und historische (philosophisch-historische) Classe.
£vXXoyog = '0 iy KtovciayTtyovTtoXet 'EXXijyixdg (ptXoXoytxog cvXXoyog (Die ersten
[sowie Bd 11 und 12], die bekanntlich seit dem grossen Brande in
selten sind, blieben mir leider unzugänglich).
Theol. Studien u. Krit. = Theologische Studien und Kritiken, herausgeg. von «
und E. Riehm, Hamburg, später Gotha 1828 ff.
Trois po^mes = Trois po^mes grecs du moyen-äge etc. par W. Wagner, Berlii
Trudy Kievskoj duch. ak. = Trudy Kievskoj duchovnoj akademij d. h. Arbeiten i
liehen Akademie in Kiev, monatlich in Eiev erscheinend.
Viz. Vr. = Vizantijskij Vremennik izdavaemyj pri imp. akademii nauk pod redakci
Vasiljevskago i V. E. Regelja, Petersburg 1894 ff.
Wiener Stud. = Wiener Studien. Zeitschrift für classische Philologie. Supple
Zeitschrift ftlr Österreich. Gymnasien, herausgeg. von W. von Hl
K. Schenkl, Wien 1879 ff.
Zeitschr. wiss. Theol. = Zeitschrift fQr wissenschaftliche Theologie, herausgeg.
Hilgenfeld, Jena 1858 ff.
1
Einleitung.
Begriff und allgemeine Geschichte der byzantinischen
Litteratur.
1. In der litterarischen wie in der poUtisehen Geschichtsbetrachtung
ist es üblich geworden, das byzantinische Zeitalter durch die Jahres-
zahlen 527 und 1453 abzugrenzen, d. h. man lässt dasselbe mit dem Re-
gierungsantritt Justinians oder auch mit der von ihm veranlassten Auf-
hebung der Universität Athen (529) beginnen und mit der Eroberung
Eonstantinopels durch die Türken abschliessen. Über den Endpunkt ist
nicht zu streiten; denn die Aufpflanzung des Halbmondes auf der Hagia
Sophia hat durch die endgültige Vernichtung des politischen, litterarischen
and kulturellen Eigenlebens der Byzantiner einen so gewaltigen und zweifel-
losen historischen Einschnitt hervorgebracht, wie er in der Geschichte der
Menschheit selten zu finden ist. Um so grössere Bedenken erheben sich
gegen die Richtigkeit der Anschauung, welche sich über den Anfang der
byzantinischen Periode eingebürgert hat. Sie widerstreitet den That-
sachen und ist geschichtlich ohne Begründung. Durch die willkürliche
Annahme eines Abschnittes um die Zeit des Justinian ist das Verständnis der
litterarischen wie auch der übrigen kulturellen Entwickelung in wichtigen
Punkten getrübt worden. Es ist höchste Zeit, die Haltlosigkeit dieser Ein-
teilung zu beweisen und ausdrücklieh festzustellen. Um zu einem wohl-
btf gründeten und widerstandsfähigen Urteile zu gelangen, ist es nötig,
ausser der litterarischen auch die politische, kirchliche und kulturelle
Geschichte des späteren römischen Reiches kurz zu betrachten; die erste
und wichtigste Forderung aber ist, dass man nicht am Einzelnen haften
bleibe, sondern die Gesamtentwickelung auf allen Lebensgebieten von den
ersten Zeiten des Kaiserreiches bis auf die Tage des letzten Paläologen
von einem möglichst erhabenen Standpunkte aus mit vorurteilsfreiem,
darch keine alte Doktrin getrübtem Blicke überschaue. Dann kann die
Frage, wo man die Keime des neuen Zeitalters zu suchen hat, nicht lange
zweifelhaft bleiben : Es ist die Zeit, in welcher das alte Heidentum offiziell
durch die neue Weltreligion ersetzt wurde, die Zeit, in welcher das Staats-
Bndboflb der Umh ÄUertamnrtmaucbBfL IX, 1. Abtlg. 2. Anß. 1
2 B^ta^D^^^^^lie LitteratargeBohiohte. Einleitung.
Wesen eine tiefe nnd atiÄauernde Umgestaltung erfuhr, die Zeit,
im römischen Imperium das griechische Element durch die Grund
im griechischen Kulturkreise gelegenen neuen Hauptstadt :
politisch mächtigen und schliesslich herrschenden Faktor zu erst
gann, die Zeit, in welcher sich in der griechischen Sprache,
und Kunst gründliche und folgenreiche Veränderungen vollzogen :
fang des 4. Jahrhunderts oder, wenn man ein genauei
wünscht, das Jahr 324, in welchem Konstantin der 6i
Alleinherrscher den römischen Kaiserthron bestieg.
Nachdem das Endergebnis unseres Forschens und Nachdenl
den Anfang der byzantinischen Zeit unter Verzicht auf die kün
Wirkung und die zwingende Überzeugungskraft eines aus wohldii
Beweisführung zuletzt wie von selbst hervorgehenden Schlusses i
lichkeit zu liebe schlicht und klar an den Anfang gestellt ist, n
Gründe der vorgetragenen Anschauung wenigstens in der Haupts^
gelegt werden.
Was in politischer Hinsicht die byzantinische Zeit von <
sehen am greifbarsten scheidet, ist die Verlegung des Schwerpun
Westen nach dem Osten und die daraus entstandene allmähliche
gung der lateinischen Sprache durch die griechische. Der Ausga
dieses Prozesses, durch welchen die ganze spätere Geschichte des r
Reiches bestinmit worden ist, liegt zweifellos in der Gründung d
Hauptstadt Konstantinopel (326) und in der mit ihr ursächlich zu
hängenden definitiven Teilung des Reiches in eine westliche unci
Hälfte (395). Hiemit war die bleibende Trennung des griechische
und des lateinischen Westens besiegelt und hier liegt auch eine de
Ursachen der alsbald hervortretenden Entfremdung der Griecl
Lateiner, die sich später zu tiefster Abneigung und oflfener Fei
steigerte und im Laufe der Jahrhunderte unzähligemal in politisc
kirchlichen Zwistigkeiten zum Ausdrucke kam. Der sprachliche i
turelle Dualismus hatte schon vor Theodosios und vor Konstantin be
aber erst durch die Gründung von Neurom und durch die Teil
Reiches erhielt er seine offizielle Bestätigung, auf deren Grund
ungehindert weiterbilden konnte. Der Gegensatz wurde namentlic
das schnelle Anwachsen der neuen Hauptstadt, welche der grie»
oder gräzisierten Reichshälfte einen politischen und geographische
auch einen religiösen, gesellschaftlichen, litterarischen und künsti
Mittelpunkt verlieh, gefördert und gestärkt.
Die centralisierende Tendenz und Kraft Konstantinopels ma
allenthalben bemerkbar. Durch die Synode von Chalkedon 451 siej
rom kirchlich über Alexandria. Selbst auf dem politisch bedeuta
Gebiete der Chronologie äusserte sich die rücksichtslose Exklusiv
neuen Hauptstadt, indem die älteren Aren von Alexandria und A
später durch die von Konstantinopel verdrängt wurden. Die B
Stadt war das Paris des Byzantinerreiches, ja der ganzen Ostwel
Auffassung klingt uns aus zahllosen panegyrischen Äusserungen
nischer Schriftsteller entgegen, welche vor den kühnsten Vergleich
PiftiMf «ad allgemoiii« GMohiehie der bysantiniflohen Litteratnr. (§ 1) 3
rQckscheuen, um die alles übertrefifende Grösse der bewunderten Metro-
le zu schildern, und sie findet noch einen späten Nachhall im neugrie-
ischen Sprichwort: "OXoq 6 Koaiioq idiexa xi tj Höh iexaTievre,^) Noch
ehr als durch das lebenskräftige Gentrum Eonstantinopel wurde das
'achsen und Obsiegen des griechischen Elements beschleunigt durch den
ilitischen Zusammenbruch der Westhälfte des Reiches. Durch die Er-
gnisse der Jahre 455 und 476 wurde die Kraft des alten Imperium
omanum noch mehr als fiüher auf die orientalischen Länder konzentriert,
I welchen von Alters her in den breiten Schichten des Volkes, in der
esellschaft und in der Kirche das griechische Element das herrschende
IT. Zwar blieb der gesamte Staatsorganismus äusserlich und innerlich
ch römisch; das Griechentum konnte aber jetzt den Kampf um die
^rrschaft mit ganz anderen Mitteln als fiüher und mit besserer Aussicht
f Erfolg aufnehmen. Gewiss fühlten sich die Griechen politisch als
mer, and der Name Rhomäer behauptete sich durch die Schreckenszeit
r Türkenherrschaft hindurch bis auf den heutigen Tag als die wirklich
«"ndige und am weitesten verbreitete Benennung des griechischen Volkes,
ben welcher das da und dort vorkommende FQaixoi eine geringe und
3 durch die Regierung und die Schule künstlich wieder eingeführte
iir^vfg gar keine geschichtliche Bedeutung hat. Aber gerade der üm-
Lnd, dass noch die heutigen Griechen sich Rhomäer nennen, mahnt uns
r vorsichtigen Beurteilung der Bedeutung dieses Namens im Mittelalter.
ist kein Zweifel, dass der ursprüngliche Sinn desselben nach der voll-
Lndigen Gräzisierung des Ostreiches dem Bewusstsein des Volkes all-
ihlich entschwand und dass man später unter einem Rhomäer mehr und
^hr den griechisch sprechenden Bürger des Römerreiches, und schliess-
h den Griechen überhaupt verstand. An dieser Thatsache ändert es
cfats, dass den Geschichtschreibem der Unterschied zwischen Römern
id Griechen genau bekannt und noch in den letzten Zeiten des Reiches
. B. von Kinnamos und Laonikos Ohalkondyles) deutlich ausgesprochen
tirde; in den breiten Massen des Volkes verlor das Wort ^P(ofiaTog nach
id nach seine ethnographische und endlich auch seine politische Bedeu-
ng. Dass das also kam, war eine natürliche Folge des grossen nume-
schen Übergewichts der Griechen über die Römer im Ostreiche.
Seit der Begründung Neuroms und noch mehr seit der Teilung des
eiches und dem Untergang seiner westlichen Hälfte fühlen sich die
riechen wieder Herr im eigenen Hause und beginnen alsbald mit der
inen eigenen Vordringlichkeit und Spannkraft den Staat an Haupt und
Gliedern zu gräzisieren. Doch war mit dem römischen Reichsgedanken,
er unverändert festgehalten wurde, die lateinische Sprache so fest
erbunden, dass sie sich auch nach der Abbröckelung des grössten Teiles
er lateinischen Reichsgebiete in der Rechtspflege und Verwaltung des
^ns noch lange erhielt, obschon hier nur das Griechische den prak-
schen Anforderungen genügen konnte. Bei dieser unnatürlichen Kon-
rvienmg des lateinischen Systems spielte wohl auch der mit Zähigkeit
') J. BenixeloB, naqo^fiiai &fjfio»diig, %^ '^fAovnoXBi 1867 S. 196, 268.
1*
LitteratnrgeBoliiohie« Einleitiiiig.
festgehaltene Gedanke mit, Italien und andere Teile des
Westens wieder mit dem Ostreiche zu vereinigen und zu bei
Abschaffung der lateinischen Regierungssprache konnte wie (
auf die westlichen Länder gedeutet werden. Daher vermocht
chische die einzelnen Zweige des öffentlichen Lebens nur lan$
obem. Die Vertauschung der römischen Basis des Reiches m
chischen, der Übergang vom Römischen zum Rhomäischen odei
sehen, vollzog sich in den verschiedenen Zweigen des staatlichen
mit ungleicher Schnelligkeit. Zuletzt musste das alte System
Kraft der natürlichen Verhältnisse immer gründlicher durchbrocl
Wenn in der grossen Sammlung von Rechtsbüchern, welche <
des Justinian berühmt gemacht hat, die lateinische Form noch
behalten ist, sind schon die meisten Novellen dieses Kaisers, <
sich selbst noch völlig als Lateiner fühlte, 0 wie alle Gesetze de
griechisch abgefasst.
Am langsamsten verlief dieser Sprachenkampf im Münzw
er gewissermassen in figura demonsbiert werden kann. Zu<
das Griechische in die kleine Scheidemünze aus Kupfer, spä
Silbermünze, zuletzt in die aristokratische Goldmünze. Als W<
nung erscheinen griechische Buchstaben schon unter Kaiser
(491—518); doch erst Heraklios (610—641) führte die griechisch
'Ev Tov%(Q vUa ein, und zwar nur auf rohen Kupfermünzen, die w
lieh vorzüglich zum Gebrauch der Truppen und Provinzialen wähl
persischen Feldzugs geprägt wurden. Statt des lateinischen Titeli
erscheinen die echt griechischen Bezeichnungen BaaiXevq und
erst während des 8. Jahrhunderts. Erst in der Mitte des 9. Jal
finden wir griechische Legenden auf dem Revers verschiedene!
Selbst unter der makedonischen Dynastie haben Goldmünzen noch
des Erlösers mit der Inschrift: lesus Christus rex regnantiun
lateinische Lischriften dauern auf gewissen Münzen noch bis in c
Hälfte des 11. Jahrhunderts.*) Man würde nun aber sicher 1
wenn man aus diesem langsamen Zurückweichen des Lateinische!
Münzen Schlüsse auf die wirkliche Erhaltung dieser Sprache im i
Staate ziehen wollte. Im Münzwesen wie in manchen anderen
ragen alte Formen und Namen nicht selten in eine Zeit hinein, ii
sie längst keine praktische Bedeutung mehr haben. Ebenso if
Recht betont worden, dass die Fortdauer heidnischer Bildnisse
genden auf den kaiserlichen Münzen nach der Bekehrung K<
keineswegs als ein Zeugnis für den religiösen Synkretismus diese
angesehen werden kann.^)
Ein verwandter Gesichtspunkt ist die Nationalität der Hc
Auch hier kommt das griechische Element nur langsam und mi
Schwankungen zur unbestrittenen Herrschaft. Vor Justinian t
«) Vgl. J. B. Bury, A history of the
later Roman Empire 1 (1889) 348.
*) lieber diese Seite des byzantinischen
M Qnzwesens s. die Abhandlongvon G. Finlay ,
A history of Greece 1 (1877) 58
*) V. Schnitze, Geschichte
gangs des griechisch* römischen \
1 (1887) 62.
Betriff nnd aUgemeine QMchiohte der bysaatiniflohen Litterator. (§ 1) 5
den Kaisern vornehmlich romanisierte Barbaren aus den Grenz-
en, die ihre Erhebung zumeist militärischer Tüchtigkeit verdankten,
erste griechische Kaiser war Tiberios, der 578 nach dem Erlöschen
justinianischen Hauses den Thron bestieg. Aber bald gewährt der
m in ethnographischer Hinsicht aufs neue ein ziemlich buntes
in welchem romanische, gräko-slavische, armenische und andere
te Elemente wechseln. Erst die letzten Dynastien, die Komnenen,
Angelos, Paläologen und Kantakuzenen sind vollständig Griechen
f&Uen sich als Griechen, wie denn bezeichnenderweise gerade unter
der Hellenismus in der Litteratur am kräftigsten auftritt.
Bezüglich der Frage, wann die byzantinische Zeit in politischer
rht beginne, mag noch kurz des Jahres 800 gedacht werden. Da-
worde im Westen ein neues römisches Reich gegründet, das auf die
ite Erbschaft des Imperium Romanum Anspruch erhob und von dem
ichey das sich bisher als einzigen Inhaber dieser Erfolge betrachtete,
idlich verschieden war. Nun hat ein Forscher*) hervorgehoben, dass erst
dieser Zeit, als thatsächlich dem römischen Reiche im Osten ein römisches
:h im Westen als Rivale gegenüberstand, der Ausdruck „östliches
oder »Ostreich* gerechtfertigt sei. Das ist, wenn man streng auf
leit der Namen hält, ganz richtig; denn auch nach 395 gab es
zwei Kaiser, aber nur ein Reich. Aber die innere Entwickelung
Reiches wurde durch die künstliche Wiederbelebung des Imperium
mm durch Karl den Grossen nicht im mindesten berührt; die ge-
itliche Phase des alten echten römischen Reiches, welche als byzan-
llUKh oder rhomäisch charakterisiert werden muss, beginnt lange vor
km Jahre 800 ; als ihr Anfangspunkt können nur die Jahre 395 oder 324
k Betracht kommen; die letztere Zahl verdient als Anfangsdatum den
TotXDg, weil mit ihr auch die offizielle Einführung des Christentums un-
pBShr zusammenfallt. Dass die byzantinische Ära in politischer Hinsicht
Bit Konstantin dem Grossen anhebt, haben schon die Verfasser byzanti-
liaeher Chroniken gefühlt, indem sie in der Aufzählung der Kaiser mit
Eonstantin einen neuen Abschnitt begannen unter Titeln wie ^qx^' ^^^
itap ri^g %wv ÄQictiavSv ßatftkeiag^^) oder ^Bvl^av%(ov ßatSiXeXq Ttjg vvv
EmnrT€nrrtvovn6lemg^. ')
Auf dem Gegensatze des Christentums zum Heidentum beruht
zum gr58sten Teil der Gegensatz des Byzantinismus zum Hellenismus oder
nur Antike überhaupt. Daher muss beim Streite über die Grenzlinie
zwischen der griechischen und byzantinischen Litteratur die Religions-
geschichte neben der Politik in erster Linie in Betracht gezogen werden.
Ja man hat den Versuch gemacht, den Streit auf diesem Gebiete zur Ent-
scheidung zu bringen: man liess die byzantinische Zeit in der Litteratur
Bit Justinian beginnen, indem man sagte, dieser Kaiser habe durch das
berOhmte Edikt des Jahres 529, welches der hellenischen Hochschule in
Athen die Lebensbedingungen entzog, den letzten Rest des alten Heiden-
*) J. Bnry, A histoiy of the later
m Empire 1 (London 1889)preface p. Vif.
') G^OTgioe Monachosed. Mar alt S. 389.
») *EKXoyij des Cod. Vindob. theol. 133
bei A. Wirth, Aus orientalischen Chroniken,
Frankfurt 1894 S. 18.
^^lAa^ünisch« Liüeratorgesohiolite. Binleitmig.
tums vernichtet, und daher beginne in dieser Zeit die christlii
nische Ära. Allein abgesehen von der Unsicherheit, mit yi
Thatsache dieses Ediktes und namentlich seine näheren Umsti
liefert sind,^) erweist sich die Verfügung, auch wenn sie tl
erlassen wurde, doch als ziemlich bedeutungsarm für die allge
schichte der Kultur und Litteratur. Sie ist ein isolierter Akl
heute wohl nur deshalb so bedeutend vorkommt, weil er vo
Darstellern mit Vorliebe zu einem wirksamen, durch den Glanz
tyrertums verklärten Bühnenabgang des Hellenismus verarbeit«
ist. In Wirklichkeit war der Sieg des Christentums über die i
anschauung schon früher entschieden, und die Umwandlung des h
Staates in einen christlichen war schon durch Konstantin dei
und Theodosios I in den Hauptpunkten abgeschlossen worden,
platonische Akademie zu Athen bildete in der grossen griechische
Welt nur noch einen winzigen Punkt, dessen Beseitigung kein^
liehe Störung oder Veränderung im Gefüge des Ganzen herv<
Die Lehrer und Schüler, welche direkt von dem Edikte betroflfei
waren gering an Zahl und, wie es scheint, auch an vdssenso
Bedeutung; die Fühlung mit den grossen Massen des Volkes i
längst verloren gegangen. Höchstens empfanden die Bewohner der
Stadt den materiellen Nachteil des Erlasses, bei welchem es da
namentlich auf die Konfiskation des uralten Stiftungsvermögens d
abgesehen zu haben scheint. Aber nicht einmal in der Gesch
Stadt Athen selbst machte die Verfügung Epoche; denn ihr aU
war, wie wir durch Gregor von Nazianz und andere wissen, schi
unwiederbringlich dahingeschwunden. In der Geschichte des Übergi
Heidentum zum Christentum bildet die Aufhebung der athenischen i
keinen bedeutenderen Abschnitt als etwa die Zerstörung des letztei
tempels auf Monte Casino durch den hl. Benedikt, die ebenfalls im Jj
erfolgt sein soll.*) Einerseits war der Sieg der neuen Lehre sc
früher entschieden; denn die wichtigsten Schritte zur Zertrümme]
Heidentums und zur Christianisierung der alten Welt sind von d
zwei Kaisem ausgegangen, die durch ihre politischen Massnahm
die Gräzisierung und Orientalisierung des römischen Reiches am mäi
befördert haben, von Konstantin dem Grossen und Theodosios. .
seits lebten vereinzelte heidnische Elemente noch lange nach Justin
Die letzten Reste der Anhänger des alten Glaubens entschlossen i
Konstantin Porphyrogennetos^) erzählt, erst unter Basilios I (81
') Bei Malalas B. 18 (S. 451 ed. Bonn).
Gegen die Glaubwürdigkeit des Berichtes
äusserte sich viel zu entschieden der häufig
hyperkritische K. Paparregopulos 'Icrogia
tov 'EXX, iayovg UV (1887) 174 f. Eine That-
sache liegt der Erzählung des Chronisten,
mit der sich einige Aeusserungen des Prokop,
Geheimgeschichte Kap. 11 u. 26 S. 73 u. 142
ed. Bonn) und Agathias II 30 (S. 131 ed. Bonn)
verbinden, gewiss zu Grunde, wenn sich
auch, wie Gregorovius, Geschichte der Stadt
Athen I 56 bemerkt, die Aufhebung der
Hochschule durch Justinian als ei
geschichtlicher Akt nicht erweisen
E.v.Lasaulx, Der Untergang des H<
München 1854 S. 142 ff. Eine obi<
nüchterne Darstellung der Massnali
nians gegen das Heidentum gibt V. S
Geschichte des Untergangs des j
römischen Heidentums 1 (1887) 4
*) E. V. Lasaulx a. a. 0. S
') De admin. imp. Kap. 50 (
ed. Bonn).
Begriff und aUgemein« Qesohiohie der byEantiniflohen Litieratar. (§1) 7
nr Annahme des Christentums. Der von K. Sathas^) versuchte Nachweis,
tess während des ganzen Mittelalters bis in die Zeiten des Humanismus
fline vom schärfsten Gegensatz zum christlichen Byzantinertum erfüllte
keidnisch-hellenische Partei bestanden habe, ist ebenso misslungen wie
die Albanesentheorie und ähnliche weittragende Aufstellungen desselben
phantasievollen Gelehrten. Hält man mithin als das wichtigste und ent-
scheidendste Merkmal des Byzantinertums im Gegensatz zur Antike das
CSiristentum fest, so ist der Anfang der byzantinischen Ära in die Zeit
Konstantins des Grossen zu setzen, nicht in die des Justinian, der eine
isolierte heidnische Institution abschaffte und gegen die Reste des Heiden-
tums wütete, ohne sie gänzlich vernichten zu können.
Zu ähnlichen Ergebnissen führt die Betrachtung der inneren Zu-
stände des Staates, der allgemeinen Kulturverhältnisse, <ler
nationalen Bildung und gesellschaftlichen Sitte. Die meisten und
wichtigsten Faktoren, welche im Leben des Hofes und Staates das byzan-
tinische Kolorit bedingen, stammen aus dem 3. und 4. Jahrhundert. Da-
mals vollzog sich die Umwandlung der römischen Militärmonarchie in jenen
tareankratisch-höfischen Organismus, der für die ganze byzantinische Zeit
charakteristisch ist. Diese Neuordnung der Dinge ist von Diokletian be-
gründet worden; er hat dem Staate eine Form gegeben, deren hervor-
stechendste Eigentümlichkeiten, die Stufenleiter der Hofamter, Rangklassen
und Titulaturen, das Zeremonienwesen, die Beamtenuniform, der Ornat des
Kaisers und die asiatische Form seiner Verehrung, nicht nur der ganzen
Ofitrömischen Entwickelung den Stempel aufdrückten, sondern auch für das
Abendland vorbildlich wurden. Der weitere Ausbau des Systems dauerte
Ton Diokletian bis in die Paläologenzeit hinein; aber weder Justinian noch
ein späterer Kaiser bezeichnen in dieser Entwickelung einen besonders
bemerkenswerten Höhepunkt; selbst die Thätigkeit des Konstantin Por-
phyrogennetos bestand mehr in der litterarischen Fixierung der herrschen-
den Kegeln, als in der Schaffung neuer Ordnungen. Wie das byzantinische
Hof- und Staatswesen, so lassen sich auch die geistigen und moralischen
Erscheinungen, welche die übliche Auffassung als Symptome und Merkmale
des Byzantinismus bezeichnet, höfische Intrigue, kriechende Gesinnung,
rücksichtelose Grausamkeit und Hinterlist, Mangel an Charakter und Ori-
ginalität, breite Verschwommenheit, Vermischung lateinischer, griechischer
und orientalischer Ellemente u. s. w. schon in den ersten Jahrhunderten
der Kaiserzeit nachweisen, und manche dieser Eigentümlichkeiten wie der
vorher erwähnten Erscheinungen im Hof- und Staatsleben haben ihre
Wurzeln bekanntlich in der alexandrinischen Zeit, aus welcher sie dem
römischen Kaisertum vornehmlich durch Ägypten vermittelt wurden. Eine
schärfere Abgrenzung lässt sich auf diesen psychologischen Gebieten des
nationalen Lebens, deren Veränderung den Zeitgenossen kaum bemerkbar
vor sich geht, überhaupt nur schwer durchführen und zur allgemeinen
Anerkennung bringen ; soweit das aber in unserem Falle möglich ist, müssen
die entscheidenden Vorgänge im 3. und 4. Jahrhundert gesucht werden.
>) MwMwuui B$pho9ijxri 7 (1894) Eiaaymyti,
g B7«aatbiiaohe Litteratiirg0«oliiohie. Binleitimg.
Greifbarer ist die Entwickelung in der bildenden Runs
hier bezeichnet die Zeit des Justinian keinen Abschnitt. Die wi
Eigentümlichkeiten der byzantinischen Kunst, die in der Verdrän
Plastik durch die Ornamentik einen deutlichen Ausdruck finden,
seit dem 4. Jahrhundert. Ja man kann von der altbyzantinisch«
sagen, dass der Tag ihrer Geburt die Gründung Eonstantinopeli
die gesamten Überreste der antiken und altchristlichen Kunst u:
mächtigen Einflüsse syrischer, alexandrinischer und römischer '.
neu durchgebildet wurden. Genauere Nachweise für die Bedeutt
stantinopels in der Geschichte der byzantinischen Kunst und für <
Sache ihres Beginns im 4. und 5. Jahrhundert hat J. Strzygowi
geben.
Ungefähr in derselben Zeit wie in der Kultur und Kunst
sich auch in der Sprache und in der volksmässigen Metrik de
gang des antiken Wesens. Zwar hat man noch vor kurzem den Bc
mittel- und neugriechischen Sprachphase in eine viel spätere Zeit,
10. Jahrhundert, gesetzt. Allein durch die neueren Forschungen
vermeintliche Grenze immer weiter nach oben verschoben word
jetzt steht unwiderleglich fest, dass die wichtigsten und folgeni
sVeränderungen der altgriechischen Sprache teils in den erste
hunderten n. Chr. schon vollzogen waren, teils sich damals vollzog
dieselbe Zeit hatte mit dem Untergange der Vokalquantität auch
samte alte Verstechnik ihre Grundlage verloren und es erscheint ei
metrisches Prinzip, das des Accentes. In der Form ungleich (
Verse kam dieses Prinzip in der rythmischen Kirchendichtung fi
4. Jahrhundert zur Anwendung, etwas später und langsamer gelan
Prinzip in der Wiederholung gleichgebauter Verse, besonders de«
sehen Fünfzehnsilbers, zum Durchbruch. Das Alter dieses in der
tinischen und neugriechischen Poesie fast alleinherrschenden Vea
neuerdings durch unanfechtbare Zeugnisse zuerst vom 11. in das 1(
gar in das 6. Jahrhundert hinaufgerückt worden und aUer Wahl
lichkeit nach ist er noch bedeutend älter als seine zufallig in volksm
Sprichwörtern enthaltenen ältesten litterarischen Zeugnisse.*) Wie
Poesie so kommt das Prinzip des Accents auch in der Prosa zur (
indem seit dem 4. Jahrhundert gewisse auf dem Accent beruhende
nische Regeln beobachtet werden.') Mit der Erkenntnis dieser Tha
ist einer der Hauptgründe, welche zur späteren Ansetzung des B
der byzantinischen Ära geführt hatten, endgültig beseitigt, und d
wickelungsbild, in welchem einst der vermeintlich spätere Beginn der
griechischen Sprache und Metrik verwirrend und störend gewirk
ist auch nach dieser Seite hin in harmonischer Weise berichtigt '
Endlich mag man bei der Untersuchung der Frage über die
zwischen hellenischer und byzantinischer Zeit die allgemeingeschi
Frage, wann der Beginn des Mittelalters anzusetzen sei, in £
') B. Z. 1 (1892) 66 flf.
') Vgl. K. Erumbacher, Mittelgriechi-
sche Sprichwörter, Sitzongsber. bayer. Ak.
1893 Bd. U 233 f.
>) Näheres s. unten S. 29.
Begriff und aUgmndn« GMchiohie der bysantinUiohen Litteratur. (§ 1)
hen. A. v. Outschmid, der über dieses Thema eine berühmte Abhand-
ig ^ geschrieben hat, kommt auf Grund einer im allgemeinen zutreffenden
Srtemng za dem Ergebnis, dass das Jahr 476, mit welchem in den
mpendien gewöhnlich das Altertum abgeschlossen wird, in Wirklichkeit
xhaus keinen Abschnitt bilde, dass vielmehr das 6. Jahrhundert mit
1 so echt römischen Gestalten wie Boethius, Cassiodor und Priscian
rh zum Altertum gehöre und etwa das Jahr 572, welches die Begrün-
ig der ersten eigentlich nationalen Herrschaft in Italien bezeichnet, oder
rander Summe das Jahr 600 als Grenzmal zwischen Altertum und
telalter anzunehmen sei, wie man ja ähnlich durch Kombination ver-
iedener wichtiger Daten etwa das Jahr 1500 als Beginn der neuen Zeit
lalten mag. Andere Gelehrte betonen andere Ereignisse. Felix Stieve
st das Mittelalter mit der Thronbesteigung Chlodwigs (481) beginnen.^)
. Meyer erblickt in den fQnf Jahrhunderten von Diokletian bis auf Karl den
>ssen eine Übergangsepoche, die eine Auseinanderreissung nicht ver-
ge.^) Allein alle diese Abteilungen beziehen sich vornehmlich auf die
schichte des Abendlandes ; zwar berücksichtigt Gutschmid nebenbei auch
oströmische Welt, aber schon die oben angeführten Namen und That-
^hen zeigen deutlich, dass auch für ihn das Abendland den Ausschlag
b. Und in der That verlief hier die politische und kulturelle Entwicke-
ig ganz anders als im Osten. Der grosse Dualismus, der die europäische
iker- und Staaten weit schneidig durchdringt, kommt gerade bei der
örterung dieser Grenzfrage deutlich zum Bewusstsein. Insofern das
ort Mittelalter einen rein zeitlichen Begriff ausdrückt, lässt es sich natür-
h auch auf Osteuropa anwenden; im kulturhistorischen Sinne aber ist
s abendländische Mittelalter etwas ganz anderes als das osteuropäische
d speziell byzantinische. Der gründliche Bruch mit der alten Kultur
d die Bildung neuer Nationen, Staaten und Gesellschaften, neuer Sprachen
d Litteratnren, durch welche sich das abendländische Mittelalter so
:enartig gestaltet, fehlt im Osten fast vollständig; hier sinkt der über-
ferte Kalturstand viel langsamer darnieder, und niemand zieht so tiefe
rchen in den alten Boden, dass aus ihm ganz neue Bildungen hervor-
iessen könnten. Daher kann die Frage, wann das Mittelalter beginne,
lau genommen nur für Mittel- und Westeuropa gestellt werden, und
e Hereinziehung würde bei der Untersuchung der Grenzscheide zwischen
äker und byzantinischer Zeit nur Verwirrung stiften.
Ohne die vorbereitende und unterstützende Erwägung der Frage,
I welche Zeit auf den Gebieten der Politik, Religion, Kultur, Kunst
d Sprache der Übergang vom Hellenischen zum Byzantinischen stattfindet,
Ire das Grenzmal in der Litteratur selbst nicht leicht festzustellen. Denn
mde in dieser Abteilung des nationalen Lebens erhält sich altes Wesen mit
sonderer Zähigkeit und offenbart sich neue Art anfangs nur schüchtern
kd aosserlich wenig bemerkbar. In keinem Falle bildet in der Litteratur
') Die Grenzboten 22 (1863) 1, 330—347.
rie<ierbolt in: Kleine Schriften von Alfred
OB Gntaehmid 5 (1894) 393—417.
*) Deutsche Zeitechr. f. Ghdechichtswias.,
Sonderheft: Pestgabe zur Vers, deutscher Histo-
riker in München, Ostern 1893 S. XUI.
») Berliner philol. Wochenschrift 1895
S. 333.
XQ B7««Alä]ii«ohe Litteraturgesohichie. Bmleitmig.
das Zeitalter des Justinian einen wichtigen Einschnitt. Einersc
die alte Tradition weit über diese Zeit hinaus, in einem gevm
bis ins 15. Jahrhundert, andererseits offenbaren sich auch hier w
Merkmale der neuen Zeit lange vor Justinian. Schon die eine gn
Sache, dass seit dem 4. Jahrhundert die christlich-theologische
werke in der griechischen Prosa und Poesie eine dominierend«
erlangen, zeigt, dass die von uns auf den übrigen Gebieten des ]
Lebens angenommene Zeitgrenze auch für die Litteratur zutri
auch innerhalb der heidnischen Litteratur verrät sich in man
Erscheinungen der Form und des Inhalts das Hinschwinden des am
sehen und die Ausbildung eines auf veränderten Voraussetzungen
den, durch römische und orientalische Elemente beeinflussten i
schmackes. Der begabteste und einflussreichste Dichter in den Jahr]
nach Konstantin, Nonnos, illustriert in seiner eigenen Person c
gang zur neuen Zeit am deutlichsten dadurch, dass er in seinem
Alter zum Christentum übertrat und zu seinen Profanwerken e
phrase des Evangelium Johannis hinzufügte. Unverkennbare
byzantinischer Art sind die orientalische Masslosigkeit seiner '.
und die asketische Strenge seiner metrischen Form. In einiger
Poesien dieser Zeit wie in des Musaeos Dichtung Hero und Lean
letzten Rose aus dem hinwelkenden Garten der griechischen
(Köchly) und in epigrammatischen Kleinodien kommt der hellenis
noch reiner zum Ausdruck; aber das Aufflackern einzelner Lieh
über die Thatsache des Verlöschens der hellenischen Gesamtbel
nicht hinwegtäuschen. In der Litteraturgattung, welche in der l
sehen Zeit alle andern an Bedeutung und Umfang überragt, der G
Schreibung, schliesst das Altertum mit den Autoren der griechis«
naissance im 2. und 3. Jahrhundert, mit Arrian und Appian,
Cassius, Herodian und Dexippos. In den Zeiten nach Konstantin
die profane Geschichtschreibung ersichtlich; es ist kein Zufall,
aus dieser Zeit nur wenige Namen wie Eunapios, Oljrmpiodor,
Malchos, Candidus und nur ein vollständiges Werk, das des Zosi
sitzen. Neben diesen Historikern, welche im grossen und gai
alten Tradition folgen, verbreiteten sich in derselben Zeit volk
Chroniken, Werke, die uns verloren gegangen, aber von Malalas reic
nützt worden sind und ihm zum Vorbild gedient haben. Dass
nicht der Erfinder dieser Gattung war, welche die Bildung der
im ganzen Mittelalter beherrschte und auf die benachbarten Vö
ermessliche Wirkungen ausübte, darf jetzt als sicher gelten. Sc
sich hier deutlich das neue Wesen neben das alte: Eunapios, Zosii
setzen die ererbte Technik fort, neben ihnen aber ersteht schon
eine früher unbekannte Gattung, die anfangs ein bescheidenes S
führte, bald aber die grösste Bedeutung gewann. Noch schärft
sich der neue Geist auf dem Boden der Historiographie dadurch, df
die Barchengeschichte in schnellem Aufschwung zur höchsten Bl
langt. Am kräftigsten scheint sich der Hellenismus in der Philosc
erhalten; aber der von den mannigfaltigsten asiatischen und afrikt
Btfriff «ad allg«8L«i]i« Gesohiohie der liysaatiiiisolieii Litteratnr. (§1) n
ementen beeinflusste Synkretismus und Mystizismus, in welchen die neu-
itonische Weisheit ausartete, hat doch wenig Antikhellenisches an sich
d ist zum Teil nichts anderes als ein tastender Versuch, dem Bedürfnis
r Heiden ein Surrogat für das Christentum zu gewähren.
Wenn nun feststeht, dass als Anfang der byzantinischen Ära auf
Q Gebieten der Politik, Religion, Kultur, Kunst, Sprache und Litteratur
mlich übereinstimmend das 4. Jahrhundert und, verlangt man eine feste
bl, etwa das Jahr 324 angenommen werden kann, so ist ohne weiteres
LF, dass die Entwickelung, betrachte man sie nun als Verfall oder als
ite oder als einen aus beidem gemischten Prozess, nicht auf allen Qe-
ten eine gleichmässige war und nicht parallel verlief. Regelmässig,
ne Stockungen und ohne Sprünge, vollzog sich die Weiterbildung nur
r dem Gebiete, welches der bewussten menschlichen Einwirkung am
•Lst^n entzogen ist, dem der lebenden Sprache. Auf allen übrigen Ge-
^ten aber bedingte der Einfluss bedeutender Individuen und politischer
ar kirchlicher Ereignisse eine gewisse Unregelmässigkeit des Verlaufs,
Iche die Bildung von zeitUch umgrenzten Gruppen zur Folge hatte.
es gilt namentlich für das Gebiet, welches hier zunächst in Betracht
mmt, die Litteraturgeschichte. Nichts liegt uns femer als das Bestreben,
ch berühmten Mustern ein künstliches System von Ober- und Unterabtei-
igen au&ustellen; einige Abschnitte aber treten dem geschichtlichen Be-
lebter so überwältigend deutlich vor Augen, dass sie ausdrücklich hervor-
hoben zu werden verdienen.
Am schärfsten scheidet sich von der vorhergehenden und folgenden
rit die erste Periode, die frühbyzantinische Zeit, die vom Regierungs-
tritt Konstantins bis etwa auf den Tod des Heraklios reicht (324 — 640).
. ist die Zeit der letzten Kämpfe des antiken römisch-hellenischen Geistes
t dem mittelalterlichen christlich-byzantinischen, die Zeit der Neugestal-
tig der Sprache, die Zeit der völligen Ausbildung des Byzantinismus,
e Litteratur dieser Zeit bietet im grossen und ganzen ein erfreuliches
Id. In der Poesie werden die auf die äusserste Feinheit der Form
richteten Bestrebungen, die im 5. Jahrhundert von Nonnos und seiner
hole ausgegangen waren, unter Justinian von Paulos Silentiarios, von
^athias und anderen Epigrammatikern, unter HerakUos von dem fruchtr
ren Georgios Pisides mit glücklichem Erfolge fortgesetzt. Hoch über-
gt wird diese Profanpoesie durch die kirchliche Dichtung, die schon
lier Anastasios I durch Romanos zur herrlichsten Blüte gelangt, von
üaer Justinian selbst gepflegt wird und im 7. Jahrhundert im Patriarchen
TgLos einen talentvollen Vertreter findet. Die profane Geschicht-
hreibung nimmt in diesem Zeitraum, nachdem sie in den zwei Jahr-
mderten nach Konstantin merklich an Bedeutung verloren und der Kirchen-
schichte den Vorrang eingeräumt hatte, durch den gewaltigen Prokop,
Q feingebildeten Agathias, den diplomatisch geschulten Petros Patrikios,
o originellen Menander Protektor, endlich in der ersten Hälfte des
Jahrhunderts durch den in seiner Form affektierten, aber inhaltlich
«h sehr wichtigen Theophylaktos einen unerwarteten Aufschwung. Neben
T Geechichtschreibung erreichen die Fächer der Sophistik, Rhetorik
12 B7%a!i^^*^niadhe Litteratargesohiohte. Einloitimg*
und Epistolographiein diesem Zeitraum durch Männer wieLibai
mistios, Himerios, Julianos den Apostaten, und die Jünger der Schule
unter denen der erst in neuester Zeit genauer bekannt gewordene
hervorragt, eine ansehnliche Höhe und ihre Erzeugnisse sind für d
byzantinische Zeit von grösstem, noch nicht hinlänglich studiei
flusse geworden.
Die philosophischen Studien erreichen zunächst durch
platonismus eine wenn auch nicht sehr erfreuliche Nachblüte; nach
dieses nebelhafte und wenig lebensfähige System durch den gewal
Eingriff Justinians seine letzte äussere Stütze verloren hatte, fr.
Weltweisheit nur noch in vereinzelten Kommentaren zu Aristoteles
liches Dasein. Auf dem scheinbar geringfügigen, aber für die Be
der allgemeinen Bildungshöhe und der Studienweise wichtigen G
Philologie im engem Sinne ist in dieser wie noch mehr in der
byzantinischen Zeit der hervorstechendste Charakterzug die Sammli
arbeitung und Kommentierung des alten Materials: In der Lexiko
ist es der sogenannte Kyrillos, der im fünften Jahrhundert odei
fang des sechsten ein altes rhetorisches Lexikon aus geringfQgi§
saren erweiterte und damit ein Werk schuf, das in der ganze
tinischen Zeit im Schulbetriebe und bei der Bearbeitung neuer lexi
Hilfsmittel die grösste Rolle spielte; in der eigentlichen Oramma
den im vierten Jahrhundert durch Theodosios von Alexandria,
sechsten und siebenten Jahrhundert durch Lehrer wie Johannes PI
Johannes Charax und Georgios Choeroboskos die alten Werke de
sios Thrax, des ApoUonios Dyskolos und des Herodianos exzerp
erklärt und so im grossen und ganzen in jene Form gebracht, in
sie die Lehrmethode der byzantinischen Aera und in verschiedei
arbeitungen sogar der abendländischen Humanistenzeit bis ins lets
hundert herein beherrschten.
Wenn somit vom Anfang des 4. bis gegen die Mitte des
hunderts in der Litteratur und in der Fortpflanzung der Bildu
lebhafte Thätigkeit besteht und wenn in dieser Zeit unter dem ]
christlicher, römischer und orientalischer Elemente und durch <
gehenden Veränderungen in der lebendigen Sprache neue Gehalte i
Formen kräftig ausgebildet werden, so überrascht nach diesem 2
im gesamten kulturellen Leben der Byzantiner eine ungeheuere
Auf die Zeit einer reichen und häufig glücklichen Produktion fol
unerwartet und fast unvermittelt eine trostlose Verödung, die sich
Litteraturgattungen mit Ausnahme der kirchlichen ziemlich gleic
ausdehnt. Diese unfruchtbare Periode erstreckt sich, in runder i
sprechen, von 650 — 850; denn von einigen volksmässigen Chronis
im Anfang des 9. Jahrhunderts ihren Zeitgenossen wieder zum E
sein brachten, dass es auf griechischem Boden einmal etwas wie ge
liches Interesse gegeben hatte, kann man bei dieser allgemeinen Cl
ristik fügUch absehen. Niemals ist der unermessliche geistige Stn
die griechische Litteratur von Homer bis auf die Tage Mohami
Eroberers darstellt, so lange und so gründlich vertrocknet, wie in
Begriff «nd allgemtthi« Ctoiohiehte der bysantiniflohen Litteratur. (§ 1) 13
>eiden Jahrhanderten. Die profane Schriftstellerei schweigt so gut wie
'oüständig; Leo der Isaurier schloss die Akademie in Konstantinopel, und
renn auch die Nachricht, dass er sogar ihre Bibliothek verbrannt habe,
-ielleicht auf Erfindung oder Entstellung beruht, so ist sie doch bezeich-
lend für das, was ihm die Späteren zutrauten. Das Jahrhundert des
iflderstunns (726—842) war nicht bloss für die Bilder, sondern auch för
lie Bildung verhängnisvoll, und wenn die früher häufige radikale Ver-
irteQung der Bilderstürmer ungerecht war, so fassen die Neueren wie
^aparregopolos, Lampros, Gregore vius u. a., welche den Bildersturm zu
iner der grössten Thaten der römischen Staatsregierung zu erheben suchen,
de Erscheinung doch zu ausschliesslich vom rein politischen Standpunkt
luf ; so sehr die wahren Ursachen dieser mächtigen Bewegung im Dunkel
legen, so empfängt man doch aus manchen überlieferten Einzelheiten den
leutlichen Eindruck, dass ausser den Bildern und den Mönchen indirekt
lueh die nationale Bildung unter ihr zu leiden hatte. Was von Gelehr-
amkeit, Formgefühl und dichterischer Begeisterung in diesen wirklich
dunkeln'* Jahrhunderten noch übrig blieb, diente vornehmlich den Zwecken
1er Theologie und Erbauung. Aber selbst hier ist eine bedeutende Er-
ichlaffüng der Schaffensfreude zu bemerken. Die einzige wirklich grosse
rigur, Johannes von Damaskos, der die Leistungen der alten Theologie
ibschliessend zusammenfasst, vermag die Öde nicht auszufüllen; neben ihm
ind seinem Freunde Kosmas von Jerusalem sind in diesem Zeitraum nur
Qoch Theodoros Abukara, der Erzbischof Germanos (f 740) und der Patriarch
Tarasios (784 — 806) durch asketische, moralische und hermeneutische
Schriften, Andreas von Kreta und einige andere durch Kirchenpoesien
von Bedeutung.
So unverkennbar und deutlich springt die Thatsache dieses lange-
dauemden Niederganges der Litteratur und der Geistesbildung dem geschicht-
lichen Betrachter in die Augen, dass sie sogar dazu verleitet hat, den
ganzen vorhergehenden Zeitraum zum Altertum zu schlagen und den An-
fang der byzantinischen Ära in der unfruchtbaren Zeit nach Heraklios zu
Sachen. So setzt Finlay ') die Ausbildung des byzantinischen Staatswesens
in das 7. Jahrhundert (633 — 716) und beginnt die eigentlich byzantinische
Geschichte mit den Isauriem. Ihm folgt Gregore vius,*) indem er bemerkt,
dass seit dem Ende des 7. Jahrhunderts und entschiedener mit der isau-
rischen Dynastie jener kirchliche, staatUche und soziale Prozess zum Durch-
brach gekommen sei, in welchem sich der rhomäische Byzantinismus mit
dem jede andere Autonomie aufsaugenden Mittelpunkt Konstantinopel her-
losgebildet habe. Ebenso betrachtet Zachariae von LingenthaP) das
r. Jahrhundert als eine Zeit des Verfalls und der Auflösung des griechisch-
römischen Kaisertums und sieht im Zeitalter der isaurischen Kaiser den
ieginn einer Neugestaltung von vielfach eigentümlichem Gepräge, das sich
ümählich zu dem entwickelte, was man mit dem Ausdruck Byzantinismus
n bezeichnen pflege. Ähnlich hatte ich auf dem Gebiete der Litteratur
»J A history of Greece 1 (1877) 351 ff. ») Geschichte des griechisch-römischen
') GeschichtederStadtAÜien im Mittel- Rechts*, Berlin 1892 S. XH (= S. IX der
iicr I 108. 2. Aufl.).
14 ByiAatinisolie Litteratargesohiohie. Einleiinag.
in der ersten Auflage dieses Buches die Ansicht durchgef&hrt,
Altertum bis in die Mitte des 7. Jahrhunderts reiche und die byza
Ära mit der erwähnten Epoche der Verödung beginne. Reifliche]
gungen und ein genaueres Studium der Litteraturwerke haben micl
das Irrtümliche dieser Auffassung immer deutlicher erkennen las8<
aber in der früher beliebten Abteilung Wahres liegt und was de
erklärt, das ist die Thatsache, dass in der Zeit nach Heraklios
sonders unter den isaurischen Kaisem das Byzantinertum voUstän
gebildet, die Gräzisierung des Staates im grossen und ganzen
und die Neugestaltung der politischen, religiösen, kulturellen, sprachli
litterarischen Zustände in der Hauptsache abgeschlossen ist. Nun
das einheitliche, durch keinen ernstlichen Konflikt mit dem Alterti
gestörte Eigenleben des byzantinischen Geistes. Die Periode von 3
kann mithin, um das Verhältnis durch ein abgebrauchtes, aber imi
brauchbares Bild zu illustrieren, als die vorbereitende und kä
Jugend, die folgende Zeit als das Mannes- und Greisenalter des By
mus bezeichnet werden.
Am schwersten scheint sich mit der hier angenommenen F
teilung die Geschichte der christlichen Kirche und ihrer Littera
einigen zu lassen. Die meisten Kirchen- und Dogmenhistoriker s(
das christUche Altertum mit dem 7. oder 8. Jahrhundert, und aucl
Litteratur der griechischen Kirche, welche im 4. Jahrhundert ihre
punkt erreicht, pflegt man das Altertum bis auf Johannes von Di
auszudehnen. Allein diese Abgrenzung geht von einem Standpua
den wir hier nicht einnehmen dürfen; die Darsteller der kirchlicl
schichte und Litteratur berücksichtigen nur die christliche Zeit; ii
derselben hat es eine gewisse Berechtigung, die Periode der gross
matischen Kämpfe und der originellen litterarischen Thätigkeit zus
zufassen und als Altertum der Folgezeit gegenüberzustellen; diese
tum ist aber das christliche Altertum, also ein ganz anderer
als der für die allgemeine weltgeschichtliche Einteilung geltende
kommt es darauf an, die Grenze zwischen der antik-hellenisch-rö:
Zeit und der christlich-byzantinischen zu finden, und diese fällt si
das 4. Jahrhundert. Freilich wird man diese Behauptung nur dan
verstehen, wenn man den Begriff byzantinisch in einem etwas v
und höheren Sinne auffasst, als es in der früheren Litteratur übli«
die dem Byzantinismus meist feindselig gegenüberstand und ihn dahe
auf Zeiten und Zustände beschränkte, deren Gesamtcharakter zur 1
genügenden Anlass bot. Aber auch in diesem weiteren Sinne ven
erscheint der Byzantinismus, wie schon oben angedeutet wurde, ni
fort völlig ausgebildet. Die Zeit vom 4. — 7. Jahrhundert ist vi
eine Übergangsperiode, in welcher sich die alten und neuen El
noch vielfach streiten, mischen oder auch unvermittelt nebeneinand
gehen. Dadurch entsteht ein buntes und verschwommenes Kolo
welchem bald die einstige, bald die künftige Grundfarbe vorherrscl
handelt sich also zuletzt nur um die Frage, ob der Einschnitt
machen ist, wo die antiken Farbenstreifen im geschichtlichen Stn
Begriff und allg«m«ine Oesdüchte der bysantinisohen Lüteratur. (§ 1) 15
t wie völlig verschwinden, oder da, wo die byzantinisch-mittelalterliche
rbung zuerst an einer grösseren Anzahl von Stellen und in einem er-
blicheren Umfange auftritt. Man könnte nun versuchen zwei ganz ver-
liedene Einteilungen mit einander zu vereinigen und die Antwort auf
gestellte Frage also formulieren: Stellt man sich an die Quelle des
omes der antiken Entwickelung, so wird man das Ende derselben erst
ansetzen, wo die antike Färbung wirklich verschwindet, also etwa im
fahrhundert; begibt man sich dagegen zum Ende des Stromes d. h. auf den
ndpunkt des ausgehenden Mittelalters — die letzte Strecke des geschicht-
len Stromes, die Neuzeit, bleibt bei dieser Untersuchung ausser Betracht
so wird man naturgemäss die Periode, welche man vom Altertum abgrenzen
1, möglichst weit zurückverfolgen und ihren Beginn da ansetzen, wo
e wesentlichen Eigenschaften zuerst in grösserer Zahl und Schärfe her-
Ireten, also im 4. Jahrhundert. Da nun eine Darstellung der byzanti-
chen Litteratur die Erkenntnis des mittelalterlichen Geisteslebens bezweckt
1 deshalb vom mittelalterlichen Standpunkt ausgeht, so muss sie ohne
eifel das Grenzmal im 4. Jahrhundert aufstellen. Wer freilich aus-
ilic^sslich das Altertum studieren will, mag sich immerhin das Recht
rausnehmen, auch noch die drei folgenden Jahrhunderte mit ihren antiken
sten, die ihm ja sonst unterkunftslos vereinsamten, unter das Schutz-
ch des Altertums aufzunehmen. Diesem Zugeständnis gegenüber muss
er um so ausdrücklicher betont werden, dass es für eine weltgeschicht-
he und völlig voraussetzungslose Betrachtung richtiger ist, innerhalb
8 streitigen Gebietes nicht da zu teilen, wo die letzten alten Elemente
ssterben, sondern da, wo der neue Geist beginnt. Denn die jungen,
)enskraftigen, für die Folgezeit bestimmenden Elemente verdienen mehr
iachtung als die mit dem Keime des Todes behafteten, in eine ihnen
?md gewordene Zeit hineinragenden alten Überreste, und für das Ver-
indnis der Gesamtentwickelung ist es nützlicher, das Emporwachsen
d die Lebensbedingungen der ersteren zu studieren als das Hinsiechen
id Starben der letzteren. Nur ein blinder Anhänger der klassischen
leinherrschaft wird in Abrede stellen, dass in der Übergangszeit vom
—7. Jahrhundert die neuen Elemente, welche zum Mittelalter hinüber-
bren, in weltgeschichtlicher Hinsicht interessanter und wichtiger sind
5 die kaum einen neuen Ton hervorbringenden Fortsetzungen der Antike,
eine jetzige Einteilung unterscheidet sich also von der in der ersten
iflage angenommenen nur dadurch, dass ich mich früher in der Über-
uigszeit vom 4. — 7. Jahrhundert zu sehr durch die noch fortlebenden
itiken Elemente gefangen nehmen liess, während ich jetzt überzeugt bin,
ISS die durchschlagenden Momente dieser Periode in den Anfängen und
orbereitungen der neuen geschichtlichen Ära liegen. Nur mit Hilfe dieser
uffassong vermag ich den im 8. Jahrhundert zur vollendeten Thatsache
^wordenen Byzantinismus zu begreifen.
Mit dem Anfange des 9. Jahrhunderts regt sich wiederum einiges
?ben. Mönchische Chroniken, in deren Unbeholfenheit die Barbarei der
^raufgehenden Zeiten nur zu vernehmbar nachklingt, wagen sich an die
fenüichkeit. Leo der Byzantier erhält unter Kaiser Theophilos (829 bis
X6 ll^A^tiniBche Litteraturgesohiohte. Einleitiiiig.
842) die Erlaubnis, öflfentlich zu lehren;*) unter dem Nachfol
Kaisers, Caesar Bardas, der in Wahrheit im Namen Michaels E
wird die Universität Konstantinopel wiederhergestellt. Ein
kräftiger Hauch kommt in die geistige Bildung durch den gros
seiner Nation, den Wiederhersteller der alten Litteratur, den
Byzantiner nach Charakter und Lebensart, Photios (um 850).
winnt die Teilnahme an dem alten Schriftentum, wie auch die
Bethätigung an Ausdehnung und Gehalt; es ist eine aufsteige
Wickelung zu beobachten, die im 12. und 13. Jahrhundert ihren ',
erreicht. Auf das Zeitalter des Photios folgt das weniger durcli
Erzeugnisse als durch grossartige Sammelthätigkeit hervorragend«
hundert, das man als das Jahrhundert der Enzyklopädien
könnte. Den Anfang macht Konstantin Kephalas, dessen Thäti
leicht schon am Ende des 9. Jahrhunderts beginnt, mit seiner
Sammlung der alten Epigramme. Daran reihen sich die auf d
Gebiete der alten Litteratur ausgedehnten Sammelwerke, weU
Konstantin Porphyrogennetos veranlasste; dann rein philologisch
wie die Scholien des Arethas, das Lexikon des Suidas und die Et]
endlich auf theologischem Gebiete die der alten Überlieferung Si
liehe Legendenredaktion des Simeon Metaphrastes.
Es war in der That höchste Zeit, dass dem Altertum wie<
Aufmerksamkeit zugewandt wurde. Wir verdanken diesem Umi
Erhaltung eines grossen Teiles der antiken Litteratur; die ^
Handschriften stammen aus der Zeit dieses Wiederauflebens c
sehen Studien, aus dem 10., 11. und 12. Jahrhundert. Hätte die
die in der Zeit des Bildersturms am verderblichsten wirkte, n
fortgedauert, so wäre wahrscheinlich ein grosser Teil der w€
lesenen alten Autoren, von denen schon in der ersten Hälfte des
hunderts selbst die kaiserliche Allmacht manche nicht mehr in um
Exemplaren aufzutreiben vermochte, vollständig zu Grunde gegai
der Studientrieb, der unter den Komnenen zu hoher Ausbreitung
hätte keine genügenden Stoffe mehr zur Bethätigung gefunden.
Dem 11. Jahrhundert verleiht die universalistische Ersehe
Psellos ein rhetorisch-philosophisches Gepräge. Gleichzeitig bi
Geschichtschreibung, die im 9. und 10. Jahrhundert auf trockene i
beschränkt war, unter dem Einflüsse der lebhafter betriebene]
einen höheren Flug zu nehmen. Die Palme des Jahrhunderts
zwei älteren Zeitgenossen des Psellos, den Uebenswürdigen und ge
vollen Epigrammendichtern Christophoros von Mytilene und
Mauropus. Zur völligen Entfaltung gelangt die litterarische
sance im 12. Jahrhundert. Wie in der frühbyzantinischen Zc
es auch jezt wiederum die Geschichtschreibung, in der sich di
Früchte der Pflege geistiger Bildung offenbaren. Nikephoros B
Anna Komnena, Kinnamos und Niketas Akominatos schildern in
deutenden Werken das letzte Aufblühen des Byzantinertums, d
^) Georgios Monachos ed. M uralt S. 713, 25 ff.
Btgrjg und AUsraMine GeMhiohte der byiantinischen Lüteratnr. (§ 1) 17
italter der Komnenen. Das Studium der alten Litteratur wird mit er-
iter Regsamkeit und nicht selten mit dem besten Erfolge von Laien
d Theologen betrieben. Nicht weniger als vier Metropoliten treten im
. Jahrhundert in den Dienst der profanen Litteratur, der Aristoteliker
istratios von Nikaa, der Grammatiker Gregorios von Eorinth, der rheto-
ch gebildete und dichterisch begabte Michael Akominatos und der durch
\kte Humanität, wie durch Gelehrsamkeit ausgezeichnete Eustathios, der
rlit minder eifrig den Homer und Pindar erklärte, als er das geistige
veau des f&r die byzantinische Kultur bedeutungsvollen Standes der
^nche zu heben suchte. Weniger erfreulich offenbart sich der gramma-
che Eifer in Schulhäuptem vom Schlage des Tzetzes; doch legen auch
^ wenigstens von der Mannigfaltigkeit der gelehrten Interessen dieser
K>che Zeugnis ab. Kaum ein Fach der alten Litteratur bleibt von der
gemeinen Bewegung unberührt Selbst der Geschmack an erotischer
xählung scheint wieder zu erwachen und die Gattung des griechischen
»mans, die mehr als ein halbes Jahrtausend unfruchtbar geblieben war,
rd auf einmal um vier freilich recht übel geratene Spätgeburten be-
ichert. Mit grösserem Glücke versuchen sich die Zeitgenossen der Kreuz-
lirer in der poetischen Satire und in Dialogen nach dem Vorbilde Lukians.
gar die Litteraturgattung, in welcher Byzanz sich am wenigsten pro-
ktiv erweisen konnte, das Drama, hat damals noch einen späten und
t völlig isolierten Nachzügler hervorgebracht, in welchem freilich nichts
"ongen ist als der Nachweis, dass für diese Dichtung längst alle Ver-
setzungen fehlten. Besser glückten manche panegyrische und epi-
immatische Versuche.
Trotz aller äusseren Erfolge krankt die Bildung dieser Blütezeit an
e^in unheilbaren Übel: ihr fehlt die Frische des Lebens, die erhaltende,
gestaltende und stets Neues erzeugende Kraft der Natur. Sie gleicht mehr
er sorgfältig hergerichteten Mumie als einem lebendigen Organismus.
inrch^ dass die kunstmässige Litteratur wiederum prinzipiell zur klassi-
:en oder hellenistischen Form zurückkehrte, entfernte sie sich mehr als
von dem volksmässigen Bewusstsein und Verständnis. Die Kluft zwi-
len Schrift- und Umgangssprache erweiterte sich bis zu einem
ide, der keine freundschaftliche Vermittlung mehr zuliess. Die Existenz
i die Berechtigung eines eigenen Vulgäridioms kam jetzt deutlicher zum
wusstsein und seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts findet die neue Form,
Q der bisher nur einzelne wörtlich angeführte Sprichwörter, Spottverse,
übersetzbare Ausdrücke und besonders geläufige Formen in die Litteratur
igesickert waren, in grösseren Schriftdenkmälem Verwendung. Die gut
imeinte, aber mit den Thatsachen der lebendigen Sprache unvereinbare
arückschraubung der litterarischen Formen auf den Standpunkt eines
jigst entschwundenen Zeitalters rief eine demokratische Reaktion hervor,
b deren Frucht die vulgärgriechische Litteratur erkannt wird.
rtzt berühren sich die schärfsten Gegensätze: auf der einen Seite der
dhsam erlernte. Übermässig gekünstelte, steifleinene und innerlich ver-
rocknete Attizismus und Hellenismus, der durch die unüberwindliche Macht
\a Tradition siegreich das Feld behauptet, auf der andern Seite die lebens-
dar Uam. AUfrhumwimetmcbmft JX. 1. ÄbUg. 2. Änß. 2
18 BysanÜniiohe Liiteratiirgeschiohto. Einleitimg.
volle, aber unbeholfene Herzenssprache des Volkes, die, in der Orth
und Morphologie, im Wörterbuch und in der Syntax mit kunstspn
Elementen oft ganz bizarr versetzt, von den massgebenden Erc
Gebildeten fast ängstlich gemieden und zurückgestossen, sich e
langem Bemühen zu einiger Beweglichkeit, Reinheit und Ausdrucks
emporarbeitete. So entstand jener Riss im geistigen Leben der (
welcher seit dem 12. Jahrhundert ihrer Litteratur mehr als irgc
andern das Gepräge der Doppelköpfigkeit verleiht und in ihre gan
nale Bildung ein gefahrliches Element der Unwahrheit hineingebr
Wahrscheinlich hätte diese aus vielen Gründen beklagenswerte
vermieden werden können, wenn die Schriftsteller des 11. und ]
hunderts das von Malalas, Theophanes, Konstantin Porphyrogenr
mit besonderem Glück von einigen naiven Heiligenbiographen vor
System einer temperierten Umgangssprache beibehalten und in
Weise fortgebildet hätten, wie es in den romanischen Litteraturen
In der nun folgenden Paläologenzeit scheint die Thätigke
kunstmässigen Litteratur, wenn nicht an Gehalt und Tiefe, so
Mannigfaltigkeit und Ausdehnung fast noch zu gewinnen. Indem
lehrte Attizismus noch schärfer betont wird als selbst in der K(
zeit und bald jede Vermittelung mit der Sprache des Lebens und 6
massigen Schriftstellerei zurückweist, erwachsen aus den Studie
Epoche immer deutlicher die Bestrebungen, welche die unmittelb
schule des westeuropäischen Humanismus bilden. So stehen die
dieser Epoche zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit, zwisc
letzten Traditionen des Altertums im Orient und der Wiedergeburt (
im Abendlande. Obschon der staatliche Organismus, dem die la
Eroberung den Lebensnerv gebrochen hatte, langsam, aber unau
seinem endgültigen Verfalle entgegenging, haben die letzten Jahr
auf den meisten Gebieten der Litteratur, in Philosophie und 1
Grammatik und Exegese, Epistolographie und Geschichtschreibi
auch in der Poesie noch eine Fülle an Wert ungleicher, aber füi
kenntnis des politischen, religiösen und kulturellen Lebens dei
Jahrhunderte des byzantinischen Volkes wichtiger Werke hervor^
Ein hervorstechendes Gepräge, das oft mit Unrecht auf das ganz
tinische Zeitalter übertragen wird, erhält dieser Abschnitt durch
der Leidenschaftlichkeit südländischer Naturen geführten auf di<
bezüglichen Kämpfe, die in mannigfachen Nachklängen noch
des Reiches überdauern. Merkwürdig unansehnlich und friedfertig *
daneben die Polemik gegen den Koran, gerade als hätten die Bj
ihren wahren Lebensfeind, den sie politisch lange unterschätzten, ;
religiösem Gebiete nicht erkannt. Für die Mannigfaltigkeit der
dieses Zeitraumes und das immer stärkere Überwiegen des bloi
lehrten Fleisses ist namentlich die Thatsache bezeichnend, dass die
tur jetzt noch mehr als fiiiher einen polyhistorischen Charal
winnt. Rhetorisch-philosophisch gebildete Männer versuchen sich
verschiedensten Feldern, so dass es zuweilen schwer ist, sie na
Eauptleistung mit Sicherheit in eine bestimmte Litteraturgattunj
Begriff imd aUi^emeino Geadiiolite der bysantimschen Idtteratiir. (§1) jg
ordnen. Der bedeutendste Vertreter dieser schriftstellerischen Vielseitigkeit
ist im 13. Jahrhundert Georgios Pachymeres. Hoch über ihm steht
Nikephoros Qregoras, die litterarische Hauptperson des 14. Jahrhunderts,
ein Mann, der an Gediegenheit und Umfang des Wissens, an Scharfsinn,
an Gewandtheit der Dialektik und an Festigkeit des Charakters von keinem
B3rzantiner der Paläologenzeit übertroflFen wird. Die wichtigsten Poly-
historen des 15. Jahrhunderts endlich, ein Gemistos Plethon und Bes-
sarion, führen schon in die ausserhalb des Rahmens unserer Darstellung
hegenden Kreise des Humanismus. Auf dem alten Kulturboden von Byzanz
selbst war mit der Eroberung des Reiches durch die Osmanen für längere
Zeit jede Voraussetzung einer höheren geistigen und litterarischen Bildung
vernichtet. Von der Barbarei, die jetzt mit elementarer Gewalt herein-
bricht, legen unter anderm die in griechischer Sprache abgefassten diplo-
matischen Korrespondenzen der ersten Sultane ^) ein merkwürdiges Zeugnis
ab; in ihrer wunderlichen Formlosigkeit bilden sie zu den wohlgesetzten
Aktenstücken der byzantinischen Kanzlei einen Gegensatz, als wären sie
von ihnen um ein Jahrtausend getrennt.
Wenn die Litteraturen wie die meisten menschlichen Dinge allmäh-
lich aufblühen und verfallen und daher so scharfe Abteilungen, wie sie
das Kompendiengehim des Unerfahrenen und Gedankenlosen sich zurecht-
legte in Wirklichkeit selten existieren, so gibt es doch im geistigen Leben
d^ einzelnen, wie der Nationen und der ganzen Menschheit Zeitpunkte,
die ohne Übertreibung als wahrhaftige Einschnitte bezeichnet werden
können. Wer zweifelt daran, dass Aristoteles den Grenzpfeiler zwischen
der klassischen und alexandrinischen Litteratur bildet? Wer wollte be-
streiten, dass mit dem Jahre 1453 das geistige Eigenleben der Byzantiner
tbgelaufen ist? Mit demselben Rechte darf der litterargeschichtliche Be-
obachter versuchen, den Endpunkt des Altertums festzustellen. Von der
glQcklichen Lösung dieser Frage ist das geschichtliche Verständnis der
byzantinischen Litteratur zu einem grossen Teile abhängig. Wenn ein so
gelehrter Kenner wie Bemhardy*) das grosse Wort gelassen aussprach,
dass auch die gewissenhaftesten Studien aus der weitschichtigen
Masse der byzantinischen Litteratur kein Ganzes hervorzulocken
Termöchten, so war es vornehmlich seine falsche Grenzbestimmung, die
ihn zn diesem Irrtum verleitete. Indem er die mittelgriechische Litteratur
mit Jnstinian beginnen liess, ergab sich dem unbefangenen Blicke zunächst
«ne unvorbereitete und wenig verständliche Höhenreihe von Prokop bis
auf Theopbylaktos, von Paulos Silentiarios bis auf Georgios Pisides, dann
eine klaffende Lücke, endlich eine allmähliche Erhebung über das niedrigste
Niveau. Aber auch sie wurde von Bernhardy und seinen Nachfolgern,
welche die ganze mittelgriechische Litteratur vom Standpunkte des 6. Jahr-
') Reiche Proben im 8. Bande der Acta
et ^iplomata Oraeca medii aevi heransgegeben
von Miklosich and Müller. Ein rechter-
fMlicfaea Beispiel ist das zugleich historisch
vidilige Ulümatum des Sultans Selim II an
im Ytnftianer vor seinem Angriff auf Gypem
(1570), Acta et dipl. III 366 f., auch bei
Sathas, TovQxoxQarovfA^yrj 'RXXdg S. ISO und
darnach bei A. A. Sakeliarios, T« Kvngiaxd
P (1890) 545.
*) Grundriss der griechischen Litteratur
I* (1876) 8. XV.
2*
20 ByfintiaiBolie Xatteratnrgesoliiolite. Einleitimg.
hunderts aus betrachten, einer apriorischen Doktrin zu liebe '
und geleugnet. An die Stelle der unverkennbarsten Thatsache
man eine luftige, vom Geiste Hegels getragene Konstruktion, ai
Kernpunkt die Idee eines unaufhaltsamen, immer tieferen Verfi
6. bis zum 15. Jahrhundert erscheint. Dass diese Idee der Wir
völlig widerspricht, ist durch die oben gegebene allgemeine Skh
schon deuttich geworden und wird in der folgenden Spezialdarstell
einzelnen Litteraturgattungen noch klarer hervortreten. Nachdem <
byzantinische Periode, in welcher sich die alten und neuen Elemei
mischen und streiten, zum Abschluss gelangt ist, beginnt nach eine]
Zeit der Unfruchtbarkeit eine einheitliche, im Sinne des Zeitalter
gemäss aufsteigende Entwickelung, die von dogmatischen, asketisc
moralischen Schriften, von Kirchenliedern, Legenden und mönchisch«
niken ausgeht, dann allmählich durch das erneute Studium der
Autoren und durch eine naivere Auffassung der zeitgenössischen I
Mannigfaltigkeit des Inhalts und Reichtum der Form beträchtlich
und sich mehrere Jahrhunderte hindurch auf einer beträchtliche
erhält, um endlich einerseits im Humanismus und andererseits in de
dichtung die letzten Früchte zu reifen.
Dass unser Abriss trotz der gewonnenen Erkenntnis noch na
Weise mit Justinian beginnt, geschieht lediglich aus praktischen C
welche einen unmittelbaren Anschluss an die Litteraturgeschichte vo
erforderten. Hoffentlich gelingt es später, bei einer abermalige
bearbeitung der beiden Bücher, das Grenzmal den beiderseitigen
ansprüchen gemäss zu verrücken. Der Umstand, dass die übliche
lung den wissenschaftlichen Sprachgebrauch für sich gewonnen ha
keine unüberwindUche Schwierigkeit; denn bekanntlich sind in den
Jahrzehnten auch andere falsche Terminologien in der Sprache
Litteraturgeschichte mit Erfolg bekämpft und endgültig beseitigt
Übrigens wird es sich empfehlen, Erzeugnisse der Zeit von 32
wenn man sich genau ausdrücken will, im Gegensatz zu den späi
«frühbyzantinisch' zu bezeichnen.
Charakteristik.
2. Die byzantinische Litteratur ist der wichtigste Ausdn
geistigen Lebens der griechischen Nation und des römischen Staat
Ausgange des Altertums bis an die Schwelle der neueren Zeit. Von
Thatsache hat ihre Wertschätzung vornehmlich auszugehen. Daneb<
ihre Bedeutung in den Einflüssen, welche von ihr auf die orienta
slavischen und westeuropäischen Völker des Mittelalters gewirkt
endlich in ihrem engen Zusammenhange mit der klassischen Phi
Bis auf die neueste Zeit ist namentlich der zuletzt genannte Punkt
worden. Wenn die klassische Philologie, wie Bücheier i) bemerkt, jetz
Fortschritt hauptsächlich darin sucht, dass sie aus der früheren
<) Philologische Kritik, Bonn 1878 S. 1.
Charakteristik« (§ ;) 21
senheit heraustritt und mit Vorliebe dem Zusammenhange und der
inschaft nachforscht, durch welche Griechen und Römer in Sprache,
und Kultur mit Völkern vor ihnen und nach ihnen verbunden sind,
dot diese Erweiterung des Gesichtskreises in der That das reichste
?rgiebig8te Arbeitsfeld in dem Schrifttum der Byzantiner. Es gibt
ein Gebiet der alten Philologie und Sprachwissenschaft, welchem eine
fte Untersuchung der mittelgriechischen Litteratur nicht irgend einen
n brachte. Diese Thatsache wird längst zugestanden und bedarf
> Beweises. Die antike Tradition ist in Byzanz niemals gänzlich aus-
*ben, und ein Zeitalter des Humanismus hätte dort nicht im gleichen
aufleuchten können wie im Abendlande. Der Zusanmienhang mit
Utertum blieb bei den Mittelgriechen in litterarischer und politischer
•ht, wenn man etwa von der Finsternis des 7. und 8. Jahrhunderts
it, immer gewahrt. Daher kommt es, dass auch der künstlich ge-
rte Klassizismus, wie er seit der Komnenenzeit üblich wurde, den
itinem keineswegs als etwas Fremdartiges und Lebloses erschien, ganz
>gensatz zu der lateinischen Humanistenlitteratur, die nicht einmal
ien Italienern als etwas Nationales betrachtet wird. In der neueren
itteratur kommen die Beziehungen der Byzantiner zum Altertum inmier
hmlicher zum Worte. Wenn man die Gesamtsunmie der philologischen
iktion in den letzten Jahrzehnten überblickt, bemerkt man mit Staunen,
en Umfang fast unbemerkt die Arbeiten auf dem spätgriechisch-
itinischen Gebiete gewonnen haben. Eine Reihe von Gelehrten, die
dem Zeichen der klassischen Philologie arbeiten, haben die Gegen-
e ihrer Untersuchung in den unaussprechlichen Jahrhunderten gesucht,
denke an die grossartigen Leistungen, durch welche im Chaos der
Ltinischen Geschichtschreibung, Grammatik, Lexikographie, Metrik,
egienlitteratur, Hagiographie und Kirchenpoesie allmählich Licht und
mg geschaffen wird. Die besten Erforscher des Altertums, wie
[ommsen, H. Usener, A. v. Gutschmid, W. Studemund, A. Reifferscheid,
achsmuth, C. Bursian, W. Christ, E. Rohde, W. Meyer, 0. Crusius, A.
, K. Reitzenstein, L. Cohn u. a., haben den Byzantinern längere und
nisreiche Besuche abgestattet. Wenn die innerliche Begeisterung für das
tum durch diese abgelegenen Studien schwerlich gewonnen hat, so ist
issenschaftliche Nutzen zweifellos, und das muss uns genügen. Wollte
lie Berechtigung jeder Arbeit nach ästhetischen und pädagogischen Rück-
en abmessen und den Selbstzweck der Wissenschaft negieren, so bliebe
r Philologie wie in anderen Disziplinen für die Forschung herzlich
: übrig. Eine künstliche Beschränkung auf die inhaltlich und formal voll-
en Zeiten hätte erst recht eine Ermattung und Stagnation der Geister
olge, in welcher sicher auch der vielgepriesene reine Enthusiasmus und
ädagogische Kraft versinken würden. Nicht auf den Stoff, auf den
.hen konmit es an. Wer hellen Geistes und frischen Gemütes arbeitet,
auch von Byzanz aus den Weg zur Wahrheit und Schönheit finden.
Trotzdem muss vor der übermässigen Betonung der antiken
lente in Ostrom gewarnt werden. Nichts hat das tiefere Verständnis
lie Wertschätzung der byzantinischen Zeit mehr beirrt als die Ge-
22 B7««i3(ik^lÜBoli6 Litieratorgevobiobte, Emleitung.
«
wohnheit, in ihr alles nur als Fortsetzung und Ausfluss des Altert
betrachten. Byzanz war den meisten Forschem die ungeheuere L
kammer des hellenischen Hünengeschlechtes, der Beachtung nur
wegen der hier aufbewahrten Reste und Kleinodien aus längst ents
dener Zeit. Wie die prosaische Litteratur der Mittelgriechen gei
nur als Repertorium alter Formen und Wörter, als eine Fundstät
Varianten, Fragmenten, mythologischen, antiquarischen und histo
Notizen angesehen wurde, so fand auch in der Poesie nur das Bea<
was an das Altgriechische anknüpfte und den Gelehrten die erwi
Gelegenheit gab, sofort den Quellen nachzugehen und die „histo
Brücken" zu schlagen. Dieses mehr oder weniger bewusst festge
Prinzip leitete die Forschung auf jene Schriften, in welchen die Verw
alten Gutes und die Beziehung zu den Vorbildern am deutlichsten z
lag, d. h. gerade auf die schlimmsten Machwerke sklavischer Im
So wurde 4en Erzeugnissen dieses Zeitalters die dogmatische Zem
Wertlosigkeit aufgedrückt. Die einmal geprägte Note ward un
Male wiederholt, selten auch nur teilweise nachgeprüft, niemals in
ganzen Umfange untersucht. Keine litterarische Kritik ruht auf ei
geringen Masse thatsächUcher und selbsterworbener Kenntnis als (
liehen Verdikte über das byzantinische Schrifttum. Trotzdem laut
Urteile meist hart und exklusiv; denn die Halbwissenheit ist i
und Tadel stets kühner und massloser als die gewissenhafte Fors
Das entsetzliche Wort „Weh dir, dass du ein Enkel bist" hat s
den Byzantinern hundertfach erfüllt. Selbst Männer wie Ben
Hessen sich durch die exklusiv „philologische" Betrachtung der b^
nischen Litteratur, dadurch, dass sie jeden Gedanken, jedes Bild, jedes
nur als Nachklang aus dem Altertume vernehmen wollten, zu ges(
lieh ungerechten und verwirrenden Urteilen hinreissen. Wer sich n
dem klassischen Standpunkte wohl fühlt, verschliesst sich naturgemäß
Anfang an der Einsicht in das byzantinische Wesen. Wer kann z. ]
gesamten Persönlichkeit eines Eustathios oder eines Niketas Akom
gerecht werden, wenn er keinen andern Massstab für sie findet aL
starchos oder Thukydides? Wer kann die unvergleichliche Erhab
eines Romanos empfinden, wenn ihm die christlich-gläubige Begeist
verloren gegangen ist und wenn er nicht die Fähigkeit besitzt, sich ii
sehr „unklassische" Sprache und eine fremdartige Metrik hineinzul
Einen weiteren Grund hat die fahrlässige Massenhinrichtung, v
die Kritik an den Byzantinern zu vollstrecken beliebt, in der üblei
wohnheit, die griechische Litteratur des Mittelalters als eine gleichför
und gleichfarbige Masse zu betrachten, als ob die überall gelt(
Unterschiede der Zeit, der Gattungen und der Individuen hier ihre Wii
versagt hätten. Man kann zugeben, dass der byzantinische Ohara
eine auffallende Zähigkeit besitzt und bis ins 15. Jahrhundert ohne g
Veränderung fortdauert; aber man darf nicht übersehen, dass dieser
rakter nicht so leicht zu bestimmen ist, wie man gemeiniglich anni
und dass namentlich die jeder klaren Anschauung feindlichen Schlage
wie dogmatische Starrheit, religiöser Fanatismus, Verschwommenheii
Charakteristik« (§ 2)
23
sklavische Imitation ihn weder erschöpfen noch zutreffend bezeichnen. Was
gar den in der neueren und neuesten Tageslitteratur so sehr in Schwang
gekommenen Gebrauch des Wortes byzantinisch zur Bezeichnung des
gemeinen Servilismus im staatUchen Leben betrifft, so muss die unbe-
fangene Geschichtsbetrachtung zugeben, dass diese schlimme Eigenschaft
durchaus nicht den Byzantinern eigentümlich ist, sondern sich immer und
überall findet, wo absolute Herrscher sind. Mit dem äusserlichen Hof-
zeremonieU kam der innerliche Servilismus auch im Abendlande zu so
grosser Verbreitung, dass das gebildete Mitteleuropa den Byzantinern durch-
aas nichts mehr vorzuwerfen hat. Niemals hat der Byzantinismus in Byzanz
so üppig geblüht wie an den Höfen Karls V, Philipps H, Ludwigs XIV und
mancher Duodezfürsten unseres Vaterlandes.^) Die deutschen Hofpoeten
der guten alten Zeit übertreffen an hündischer Kriecherei alles, was die
mittelgriechische Litteratur an verwandten Ergüssen besitzt, und der rjhog
ßcuTii^vg des Psellos hat im roi-soleil Frankreichs sein getreues Gegen-
stück gefunden. In Wahrheit ist Byzanz weniger absolutistisch als sein Ruf.
Trotz aller Zentralisation der Staatsgewalt in der heiligen Person des
Kaisers durfte sich der byzantinische Hof niemals jene grenzenlose Kor-
ruption und Verschwendung erlauben, die im 18. Jahrhundert in Frank-
reich und in gehorsamer Nachäffung des berühmten Musters in so
manchen deutschen Kleinstaaten wucherte. Von der fabelhaften Üppigkeit
der endlosen Vergnügungen, der Maskeraden, der Aufzüge und süssen
Schäferspiele, der Illuminationen und Feuerwerke, von den wilden Zech-
gelagen, den berüchtigten Jagd- und Waldfesten, von den als Pagen ver-
kleideten filles d'honneur hören wir in Byzanz wenig. Die Steuerschraube
wurde dort nicht minder erbarmungslos angezogen als bei uns; aber der
grösste Teil der gewonnenen Einkünfte wurde durch die unvermeidlichen
Kriege gegen die von allen Seiten herandrängenden Nachbarvölker und
durch sonstige Bedürfiiisse des Staates, nicht durch die Üppigkeit des
Hofes verschlungen. Masslose Selbstsucht und unersättliche Herrschbegierde
haben in Byzanz oft blutige Verbrechen geboren; aber in einem Staats-
wesen, wo so grosse Interessen wider einander streiten, lässt man sich
derartige Konflikte wirkUch noch besser gefallen als die „satte Tugend*
and die , zahlungsfähige MoraP. Das harte Metall, aus dem manche By-
xantiner wie Nikephoros Phokas, Johannes Tzimiskes und Basilios II ge-
schmiedet sind, ist uns sympathischer als der galante Schmutz mancher
mitteleuropäischer Höfe der neueren Zeit. Dabei fehlt es auch nicht an
Fürsten, die mit Grossartigkeit der Gedanken und eiserner Energie milde
Humanität vereinigen wie der treffliche Johannes Eomnenos und die glän-
zende Rittergestalt seines Sohnes Manuel. Der widerliche Charakter, der
thatsächlich einzelnen Abschnitten wie der traurigen Übergangsperiode
von 1025 — 1081 anhaftet, wird mit Unrecht auf das ganze byzantinische
Zeitalter übertragen. Ebenso muss auch bei der Betrachtung der Littera-
tur zwischen den Zeiten, Gattungen und Individuen unterschieden
*) Hierfiber einige gute Bemerktmgen
km W. Fischer, Ein Wort fiber den Byzan-
tinismus, Zeitschriffc für allgemeine Geschichte
5 (Stuttgart 1888) 989—997.
24: B7%*^^^^^ohe Litteraturgesohiolite. Einloitnng.
werden. Sobald wir uns mit liebevoller Sorgfalt ins Einzelne ve
werden Abstände offenbar, die uns den Mut benehmen, der üblichen
lisierung der Urteile beizupflichten.
Die selbständige Bedeutung des geistigen Lebens c
zantiner kann nicht ausdrücklich genug betont werden. Was
schaffen haben, ist mehr als ein blosses Anhängsel des Altertums,
der griechischen und römischen Litteratur steht das byzantinische
tum als ein neues Gebilde, in welchem sich griechische, römische,
liehe und orientalische Elemente zu einem eigenartigen Ganzen versc
haben. Das herrschende Element in diesem Ganzen blieb das grie
Zwar war das byzantinische Reich nichts weniger als etwas rei
chisches — eine Vorstellung, vor der nicht genug gewarnt werden !
sondern ein eigenartiges Amalgam griechischer und fremder Beste
unter denen ausser den römischen und orientalischen namentlich die
rischen (slavischen und germanischen) zur physischen und mor
Verjüngung und zur materiellen Kräftigung des Staates beitrüge]
die Führung behaupteten doch die Volksteile, deren Sprache die gric
war, mochte nun ein Tropfen mehr oder weniger altheUenischen
in ihren Adern rollen. Die geistigen Äusserungen im Staate, in der
und in der hohem, vielfach auch in der niederen Gresellschaft,
Litteratur und in der Kunst geschahen so gut wie ausschliesslich i
chischen Formen, und die alte Beobachtung, dass die Kräfte eines
auf der geistigen Seite hegen, hat sich auch hier glänzend bewährt
unbestritten das griechische Wesen im Reiche dominierte, beweis
die auffallend schnelle Gräzisierung der slavischen Einwanderer in
griechenland und im Peloponnes. In der That ist den Griechen i
eine so bedeutende politische Rolle zugefallen als während des
alters. Das antike Kleinleben der Staaten und Stämme erscheint d
unansehnlich; und noch weniger darf man sich verleiten lassen, c
deutung des Griechentums in der byzantinischen Zeit nach der b
denen Rolle abzuschätzen, welche die Griechen in den letzten viei
hunderten spielen mussten und leider noch heutigen Tages spielen
gewaltige reelle Hintergrund darf bei der Beurteilung der byzantii
Litteratur nicht übersehen werden. Etwas Ähnliches gibt es im i
lande nicht. Wenn daher im zweiten Teile dieses Bandes eine la
sehe Litteraturgeschichte des Mittelalters als Gegenstück u
Abrisses in Aussicht genommen ist, so beruht diese Zusammensl
mehr auf einer äusseren Analogie als auf einer inneren Verwandt!
Wie im Westen an die Stelle des alten Imperium neue Herrschaften i
so löste sich auch die unmittelbare Tradition der Sprache und Litt
in ungleiche Sonderexistenzen auf. Daran vermochte die künstUche W
aufrichtung des römischen Kaiserthrons durch Karl den Grossen
mehr zu ändern. Der lateinischen Litteratur des Mittelalters fei
geschlossene Einheit, ihr mangelt die nationale, politische und t
Grundlage. Ihre Dichter unternehmen keinen bewussten Wettstre
den Alten; sie schreiben private Schulübungen, und das Streben nac!
Lorbeer der Unsterblichkeit ist ihnen unbekannt. Ein Hauptgrund
26 B^M^^^^^^ohe Litteratnrgesohiohte. Einleitimg.
punkt seiner Leistungen fallt. Innerhalb der einzelnen Gruppe
dann die chronologische Ordnung streng beobachtet. Was die Bei
der Hauptgattungen betrifft, so verlangte in der kunstmässigen I
naturgemäss die Prosa, in der volkstümlichen dagegen die Po
Vorrang. Die Durchsichtigkeit, mit welcher in der alten I
die Hauptformen und Stufen der Entwickelung erkennbar sind, kc
diesem Mischsystem unmöglich erreicht werden. Doch vereinigt
jedenfalls vor der strengen Eidologie, welche eine unbarmherzige
terung der einzelnen Autoren zur Folge hätte, wie vor dem sj
stischen System, bei welchem die Entwickelung der Gattungen ga
deutlich würde, die meisten Vorzüge. Hier wie überall schien
gewisse Zweckmässigkeit wünschenswerter als doktrinäres Festh
überlieferten Schablonen.
Was heute mit Recht als das Lebenselement jeder litterarhis
Darstellung betrachtet wird, die Darlegung der genetischen
menhänge, lässt sich in der byzantinischen Litteratur noch :
vollen Umfange und mit genügender DeutUchkeit durchfuhren. ]
ob eine Entwickelung, wie manche etwas vorschnell angenomme
in der byzantinischen Zeit mangelte. Wachstum und Verfall e
auch hier, die Prozesse verlaufen aber langsam und unregelmäs
eine so wunderbare, dem Leben eines Individuums vergleichbare E
lungsgeschichte, wie sie die vorchristliche Litteratur der Grieche
darf in dem mit Tradition übersättigten Zeitalter der Byzantin
gesucht werden. Tief eingreifende Umwälzungen des Geschmac
prinzipielle Veränderungen der Anschauungsweise blieben einem
fem, in welchem die konservative Tendenz auf allen Gebieten des
liehen Lebens vorherrschte. Um die Unterschiede des Alt<
der Individuen, die hier feiner sind als in Epochen wild gärend
kennen zu lernen, muss unser Auge noch durch lange Übung (
werden. Wenn wir uns freilich mit der Versicherung Bemhai
ruhigen, dass alle Byzantiner eine gewisse Familienähnlichkeit
werden wir in der Erkenntnis nicht weiter konmien. Denselben ]
der Verwandtschaft erhält der femer stehende Beobachter auch
meisten Autoren anderer Litteraturen. Wie lang bedarf es z. B.,
aus der scheinbar ziemlich gloichmässig realistisch-erotisch gefärbte
der französischen Romanschriftsteller die Typen herausgreifen \
einander so unterscheiden lernt, dass eine beliebige grössere St
zur Bestimmung des Autors hinreicht. Auch in Byzanz existi
grundverschiedene Gestalten wie Victor Hugo, Daudet, Zola, Bourg
Wer an diese Unterschiede nicht zu glauben vermag, sei daran <
welche Vertiefung der Studien erforderlich war, bis die Kunstges(
aus dem allgemeinen Begriff antiker Kunst zur Unterscheidung d
chischen und Römischen, dann zur Erkenntnis einer attischen, pe
sischen und nordgriechischen Schule, endhch zur feineren Bh
einzelner Künstler gelangte. Wer teilt heute noch die Über
Friedrich Schlegels, dass in der christlichen Malerei und Bildhauerei
frühesten Zeiten bis zum 14. Jahrhundert die vollkommenste Ein]
28 B^ii^^^^'^olie latteraturgesohichte. Einleitimg.
Ansichten über die Entstehungszeit mancher umfangreichen y^
viele Jahrhunderte auseinander gehen. Eine schärfere Untersuc
Zeiten und Studienweisen wird hier zweifellos wichtige Aufl
schaffen. Ebenso wird die Ungewissheit, die über die Aut(
einiger Stücke herrscht, durch eine genauere IndividuaUsierung u
minutiöse sprachUche Untersuchungen, wie sie z. B. Tycho Mom
dem wichtigen Gebiete der Präpositionen unternommen und zu
Glück auch auf die Byzantiner ausgedehnt hat, sicherlich da
gehoben werden können. Bis jetzt leidet das litterarhistorische Bild
Autoren unter einem Wüste fremder Arbeiten, die einige berühmt
wie mit chemischer Anziehungskraft um sich gesammelt haben,
bedarf es einer erheblichen Vereinigung von Vorstudien, um solcl
suchungen mit Aussicht auf Erfolg fähren zu können. Die zahllc
kehrtheiten und nutzlosen Anstrengungen, die in der auf Byzanz be:
Litteratur bemerkt werden, rühren namentUch von der Selbstti
naiver Gemüter her, welche glauben, nach einiger Bekanntschaft
wohl angebauten Felde der klassischen Litteratur sich sofort
den byzantinischen Urwäldern zurecht zu finden. Auch die alte I
empfängt alljährUch eine Reihe völlig absurder Beiträge; sie ist
gut organisiert, als dass solche Privatsünden mehr als eine vorübei
Heiterkeit anzustiften vermöchten. Byzanz dagegen ist von so
verlässigen Truppen beschützt, dass oft ganz kindische Einfalle fii]
Zeit erfolgreich bleiben. Es gibt in der Wissenschaft kein Mono]
einige Ausrüstung darf von jedem verlangt werden, der ein den
und dunkles Gebiet mit Nutzen durchwandern will. Wie viel geg
Forderung auf byzantinischem Boden gesündigt worden ist, mi
oft mit schwerer Unlust erfahren. Wie häufig mangelt die Kern
notwendigsten Hilfsmittel! Wie übel steht es mit der Kenntnis de
griechischen Sprachgebrauches selbst bei solchen, die auf diesen
gebrauch weittragende Schlüsse bauen! Wie manche scheinen zu
dass die überall geltenden Grundsätze der Kritik in Byzanz ei
flüssiger Zierat seien! Liessen sich doch selbst Gelehrte von p
Sorgfalt zu lockerer Schnellfertigkeit hinreissen, sobald sie mit Byz
zu thun bekamen; man übertrug mit einer seltsamen Verwirrung
griffe die ästhetische und litterarische Geringschätzung dieser i
auch auf ihre wissenschaftliche Behandlung. Noch in der jüngs
fehlte es nicht an kecken Abenteurern, welche byzantinische T(
Öffentlichkeit vorzulegen wagten, ohne die Elemente der griei
Palaeographie zu kennen. Wie vorlaut endlich sind oft die ästh
Urteile! Nicht wenige scheinen in dem Wahne befangen, im 1(
hundert nach Chr. müsse sich in griechischen Autoren noch alles
verhalten wie 15 Jahrhunderte früher. Solchen Irrungen gegenüb<
immer ausdrücklich betont werden, dass man die byzantinische
wie jede andere aus sich selbst heraus studiere und nament
zahllosen Veränderungen beachte, die sich in den reUgiösen, nat
politischen, gesellschaftlichen und sprachlichen Bedingungen all
vollzogen haben.
80
B7^^V;l^flohe Litteratlirgeaohiohte. Einloitang.
Erscheinung, der sogenannte Cursus, ist in der lateinisclien I
Mittelalters beobachtet worden.
Das Hauptmerkmal der byzantinischen Kunstsprache bes
der zweiten Periode ist der Mangel des einheitlichen Gusses, <
Zusammenklebung verschiedener, oft sich widerstreitender Elemei
tische Blumen aus alter Zeit, jonische und attische Prosa, hell
Neuerungen, kirchensprachliche Eigenheiten, Wendungen des 1
sehen Kanzleistiles, technische Ausdrücke des römischen und m
Uchen Lebens werden bald geschickt zu einem gefalligen Ganzen v*
bald oberflächlich aufeinander gepfropft. Obschon nun diese Sprac
zum Ersticken an der Überfülle von Tradition leidet, kann sie
der zweiten Periode nicht als völlig tot bezeichnet werden,
chen Autoren fühlt man noch den Pulsschlag des Lebens, ihre Di
ist frei von Verknöcherung, die Sätze gleiten ihnen ohne ersichtli
aus der Feder. Die Vorstellung von der absoluten Mumienhaftigk
Schriftsprache ist ebensowenig zutreffend als die entgegengesc
hauptung, dass die gebildeten Kreise des griechischen Mittelal
Schriftsprache auch wirklich gesprochen hätten. Die Buntheit dei
nischen Diktion macht die formale Charakteristik der Autoren s
Die isolierte Vergleichung mit irgend einem alten Vorbilde — <
lingsthema deutscher Doktordissertationen — hilft nicht weit; die
jedes einzelnen muss als ein Ganzes gefasst und gewürdigt werd
allerdings die bequemen lexikalischen Hilfsmittel nicht ausreichen,
lieh ist aber wenigstens die Zeit vorüber, in der man sich durcl
sagende Kraftausdrücke wie gedunsene Breite, übler Wortschwall
an Geschmack u. s. w. der Notwendigkeit einer gerechten his
Würdigung überheben zu dürfen glaubte. Neben den erwähnte
meinen Merkmalen ist noch ein beträchtlicher Raum für indii
Eigenheit; die Schriftsteller arbeiten mit verwandten Mitteln, ab
Verwertung dieser Mittel gehen sie gar sehr ihre eigenen Wege.
Viel Missverständnis ist aus der Sitte erwachsen, die byza:
Gräzität als barbarisch zu brandmarken. Es ist ein Urteil,
zumeist auf die lateinischen, itaUenischen, slavischen und sonstigei
Wörter stützt. Schriftsteller, die vor Ausdrücken wie yoccorov, Xt^iog,
ßovXxokaxag nicht zurückscheuten, hatten die Gunst engherziger P]
schnell verscherzt. Die historische Betrachtung wird auch in die
sieht den Byzantinern Recht widerfahren lassen. Da sie eine Meu;
Ideen besonders im Staats- und Militärwesen auszudrücken ha
konnten sie sich unmöglich auf das klassische Wörterbuch bescl
Indem sie teils die von den Römern geprägten Bezeichnungen
Schriftsprache aufnahmen, teils auch neue Mittel des Ausdrucks
verfuhren sie nicht anders als schon Polybios, Dio Cassius, He
und andere Historiker der römischen Zeit. Die oft geschmähten
rismen" sind für das byzantinische Wörterbuch unentbehrlich; sie
ihren Zweck und verleihen der Gräzität ein scharfes kulturhist
Gepräge. Man wird sie daher von demselben Standpunkt aus zu i;i
haben, wie etwa die unklassischen, aber notwendigen Neubildun
Internationale Knlturbesiehiingen. (§8) 31
einisohen Scholastik (z. B. essentia), welchen nur ein völlig Befangener
innere Berechtigung absprechen kann.
Seit dem 12. Jahrhundert erscheint neben der byzantinischen Kunst-
ache auch die Vulgärsprache in grösseren litterarischen Denkmälern,
er sie wird in der Einleitung der dritten Abteilung gehandelt werden.
Internationale Kulturbeziehungen.
8. Neben der inneren Bedeutung der byzantinischen Litteratur und
*en Beziehungen zur klassischen Philologie sind für eine richtige Wert-
lätzong derselben noch die Wirkungen zu beachten, welche von ihr auf die
rigen Völker des Mittelalters ausgegangen sind, wie auch die Einflüsse,
^Iche sie selbst von auswärts erfahren hat. Wenn sich unser Blick zunächst
oh den Gebieten richtet, welche im Altertum von den Schöpfungen des
iechischen Geistes am reichsten und nachhaltigsten befruchtet worden
id, so zeigt sich, dass gerade sie von der byzantinischen Kultur am
^nigsten empfangen haben. Italien und das übrige romanische
id germanische Abendland ist von byzantinischen Kulturelementen
Mt weniger berührt worden als die orientalischen und slavischen
ichbarvölker. Die dem Einflüsse zunächst ausgesetzten Teile des Abend-
ades hatten im Anfange der byzantinischen Periode noch überreich von
r eigenen römischen Kultur zu zehren und waren somit zur Aufnahme
^mder Kultur wenig geeignet; damit blieben auch die übrigen Gebiete
B Abendlandes, für welche Italien die notwendige Vermittelung hätte über-
hmen müssen, den Wirkungen des byzantinischen Kulturlebens ziemlich
trückt. Später wurde die trennende Eluft zwischen Orient und Occident
Tch die inmier mehr verschärfte Abneigung der „Franken** gegen das
ieehisch-byzantinische Wesen und durch die zum Teil aus diesem Rassen-
£« hervorgegangenen kirchlichen Streitigkeiten so erweitert, dass schon
I 10. Jahrhundert die östliche Welt der romanisch-germanischen als etwas
inz Fremdartiges und Feindliches gegenüberstand. Eine nähere Berüh-
ng des Abendlandes mit dem Morgenlande brachten die Kreuzzüge mit
:h; allein einerseits war diese Berührung fast durchwegs mehr eine feind-
:he als eine freundliche und andererseits entwickelte sich damals im Abend-
Qde schon eine neue, kräftige Kultur, die aus den Bedingungen des
^imatUchen Bodens hervorwuchs und sich deshalb gegen die fremdartigen
emente des Orients ablehnend verhielt. Jedenfalls ist die Smnme der
iltnrelemente, welche in dieser Zeit des lebhaftesten Wechselverkehrs
ich dem Abendlande strömten, geringer als die der Neuerungen, welche
e Kreuzfahrer nach dem Orient brachten. Wenn nun die byzantinische
iltnr auf die abendländische nicht in weiterem Umfange einwirkte und
r Gesamtkolorit nicht zu bestimmen vermochte, so fehlt es doch nicht
i einzelnen lokal und zeitlich beschränkten Eroberungen. Am wirk-
msten äusserte sich der orientalische Einfluss in der christlichen
itteratur Und Kunst. Die Beziehungen der lateinischen Kirchenpoesie
r griechischen sind unzweifelhaft; aber selbst hier wird die Verbindung
it dem 7. Jahrhundert locker und nur in der kirchlichen Musik scheint
32
BT^^^tiniBohe Litieratorgesoliichte. Eiiileitiuig.
sich die byzantinische Lehre längere Zeit zu erhalten (Notker). .
dem Gebiete der Prosalitteratur und der Wissenschaft ist im We
ernsten griechischen Studien, wie sie noch im 6. Jahrhundert von
und Boethius^) getrieben wurden, alsbald wenig mehr zu spüren,
eine vereinzelte, aber wichtige und folgenreiche Thatsache noch aus
zu verzeichnen, in welcher sich die Verbindung zwischen der östlic
westlichen Kultur schon aufzulösen begann: die von dem päpstliche
thekar Anastasius um 870 veranstaltete lateinische Übersetzung der
des Theophanes, die für die lateinische Annalistik des Mittelal
Bedeutung wurde. Im späteren Mittelalter wurden griechische
nur an wenigen Orten, vornehmlich von den Iren, gepflegt; doch 1
die hiebei benützten uns erhaltenen Hilfsmittel und andere Zeugnis
von der Erreichung oder Anstrebung tieferer Kenntnisse keine Rec
In der bildenden Kunst gehen bis etwa ins 12. Jahrhunder
zweifellos mächtige Einflüsse von Osten nach dem Abendlande, h
nach Italien; ihre genauere zeitliche und lokale Bestimmung, zu
der jüngsten Zeit einige glückliche Anfange gemacht worden sine
eine der Hauptaufgaben der byzantinischen Kunstforschung. Wie
Kunst so erscheinen auch auf anderen Gebieten (Verwaltung u. s.
meisten byzantinischen Einflüsse naturgemäss in jenen Teilen It
welche längere Zeit mit Ostrom verbunden waren. Ch. Diehl
peinlichster Sorgfalt alles zusammengetragen, was hierüber in d<
zerstreuten Quellen zu finden war, und die zahllosen Stücke zi
schönen Gesamtbilde vereioigt; aber alles in aUem muss man sag<
dieses Bild blass und unbedeutend ist. So rücksichtslos das Griec
vordrang, so lang es von der Staatsgewalt unterstützt wurde, so
die Byzantiner doch hier mehr als anderswo fremd, und bald begi
Ausbildung des unheilbaren Gegensatzes zwischen der lateinisch
griechischen Kirche, der die Trennung Europas in eine lateinisch-
nische und eine gräko-slavische Welt zur Folge hatte. Eine i
grossartige und von unermesslichen Wirkungen begleitete Gabe <
das Abendland von Byzanz erst gegen den Schluss des Mittelalte
Kenntnis der griechischen Sprache und die Überreste der griecl
Litteratur. Allein hier waren die Byzantiner nur Vermittler, m
geistige Leben, das sie durch ihre Lehre im Abendlande erwecken
trug nicht den christlich-byzantinischen, sondern den heidnisch-hellei
Charakter. Immerhin wurden damals mit den altgriechischen Sc
auch die wichtigsten Werke der byzantinischen Zeit verbreite
manche von ihnen äusserten einen erheblichen Einfluss auf die abi
dische, besonders die italienische Litteratur.
Enger verwandt als mit den Abendländern sind die Byzanti
') Vgl. H. üsener, Anecdoion Holden.
Ein Beitrag zur Geschichte Roms in ost-
gothischer Zeit. Festschrift zur Begrttssung
der 32. deutschen Philologenvers, zu Wies-
baden 1877 S. 27; 39; 47.
*) Zosammenfassung der wichtigsten
Thatsachen zur Kenntnis des Griechischen im
abendländischen Mittelalter bei L. 1
0 Roma nobilis. Abhandl. bayer. Ak.
2. Abt. (1891) 353—356; dortselbs«
Verzeichnis der auf das übrigens no
erschöpfte Thema bezüglichen neue
teratur.
34 Bf^^^tinisohe Liüeratargeaohiohte. Einleitung.
ihrem allgemeinen Charakter wie in zahllosen Einzelheiten auf 1
schem Untergrunde beruht, ist eine geschichtliche Thatsache, di<
ernstlich bestritten und in der jüngsten Zeit durch eine stattlic
neuer Zeugnisse genauer nachgewiesen und illustriert worden ist
die ungeheure Eroberung, welche das Byzantinertum im Osten
gemacht hat, ist in der allgemeinen europäischen Kulturentwicb
Dualismus geschaffen worden, der noch bis in die neueste Zeit fc
Wenn auch der grosse Gegensatz der gräko-slavischen und der i
romanischen Welt häufig übertrieben worden ist, so besteht die
doch thatsächlich noch heute, und es ist nicht abzusehen, wann (
fortschreitenden Mittel des geistigen und materiellen Verkehrs u
die Europäisierung Russlands der alte, tiefgehende Kontrast sich au
wird. Die gegenwärtigen Strömungen im Gebiete der schönen I
scheinen keineswegs dafür zu sprechen, dass das „heilige'' Russ!
orthodox-slavisches Ausschliesslichkeitsgefühl so bald den Einflü
Occidents preiszugeben gewillt sei. Die Ideen des Dichters Ch
die durch die Familie der hochbegabten Aksakov eine unermessli-
breitung gewonnen haben, leben heute kräftiger denn je. Der s
disch angekränkelte Turgenjev hatte trotz seiner unleugbaren p<
Begabung schon bei seinen Lebzeiten mit der Konkurrenz von
steilem, in denen das Russentum unverfälschter zum Ausdruck kam
zu kämpfen, und gegenwärtig scheint der echteste aller Russen, de
Seelenzergliederer Dostojevskij, und der ihm innerlich verwandte Le
über den mit fremden Elementen versetzten Ton ihres talentvollen
in Russland wie bei uns den Sieg davonzutragen. Welche Kluft j
dem slavischen Osten und dem germanisch-romanischen Occident i
der wissenschaftlichen Litteratur noch herrscht, lehrt eine oberfl
Durchsicht des Archivs für slavische Philologie, der Byzantinisch
Schrift und des Vizantijskij Vremennik, welche über eine Menge be
werter, in „Europa"* aber unbekannter und unbenutzter russischer
rischer und serbischer Werke berichten. So sicher nun die Thatsc
byzantinischen Charakters der slavischen Kultur feststeht, so sehr
Ansichten über die Frage geteilt, ob der byzantinische Einfluss
slavischen Völker ein Glück war. Wenn so hervorragende Geleh
Pypin den Byzantinismus bekämpften und in ihm nur die chi
Mauer erblickten, durch welche Russland von aller Sitten- und
bildung abgeschlossen wurde, scheint Byzanz in Lamanskij, Th. Us
Veselovskij, Vasilevskij und anderen scharfsinnige und begeisterte "V
gefunden zu haben, wenn auch nicht viele so weit gehen werden, m
jevskij die slavische Philosophie der Zukunft auf den byzantinischen E
schriftsteilem aufbauen zu wollen. Uns steht die Teilnahme an
Kontroverse natürlich fern.
Die kulturelle Eroberung der slavischen Länder geschah dm
Christentum und die ersten Träger der geistigen Bildung war©
chische oder gräzisierte Priester; auch nach Abschluss der Bekehn
hauptete in den geistigen Einflüssen, durch welche Byzanz auf die
wirkte, das kirchliche Element die Oberhand. Für das Gelingen
36
Bysantinisohe litteratargMohlohte. Einleitung.
siologus, orientalische Volksbücher wie Syntipas und Stephanites u
lates, endlich das rein byzantinische Yolksepos über das Leber
Thaten des Digenis Äkritas. Selbst in dem nationalrussischen
ist man neuerdings mit Erfolg byzantinischen Spuren nachge
Ebenso lassen sich in Märchen, 2) Volksliedern, Sprichwörtern^) un
Sprüchen*) vielfach byzantinische Reflexe aufdecken. Grosser E
erfreuten sich aus byzantinischen Quellen abgeleitete altslavische
werke (Sbomiki) vermischten Inhalts, die sogenannten Bienen, (
Mähaaa des Antonios, die Parallelen des Johannes von Damaskoi
Eklogen des Maximos als Muster dienten, (Übertragungen der 1
Sprüche und anderer Sentenzensammlungen. Selbst gramm.
Schriften wurden, oft recht verständnislos, in slavische Form
gössen. Für das staatliche und bürgerliche Leben der slavisch(
gewann die (Übertragung der byzantinischen Rechtsbücher B
Umgekehrt haben die slavischen Bewohner des Reiches schon
8. Jahrhundert auf die Ackerbaugesetzgebung und die Ausbildung
religiöser Strömungen Einfluss geübt. Ausser den Südslaven un
waren infolge ihrer geographischen Lage auch die Rumänen
Grade byzantinischen Einflüssen ausgesetzt, und vieles, was hier
Slaven gesagt ist, gilt auch von ihnen. Nur ist zu bemerken,
Rumänen manches litterarische und sonstige Kulturgut nicht di
griechischer Quelle, sondern durch slavische Vermittelung erhielt
Noch unumschränkter als in der Litteratur herrscht der B3
mus in der slavischen Kunst. Griechische Architekten bauten
sehen Kirchen und griechische Maler schmückten sie mit religiösei
Bis auf den heutigen Tag sind die slavischen wie die griechischen
bilder rein byzantinisch. Schwerer lässt sich nachweisen, inwi<
slavische, besonders die russische Hierokratie und Bureaukr:
sonstige allgemeine Charakterzüge auf byzantinische Einflüsse zun!
Sicher aber ist die slavische Litteratur und Kunst in ihren wi
Teilen bis auf die neuere Zeit ein Abbild der byzantinischen, und
nur durch das Studium ihres Vorbildes verstanden und gewürdigt
Hierdurch sind die altslavischen und byzantinischen Studien i
Wechselbeziehung getreten. Doch dürfen auch wir Westeuro
abgelegene Gebiet nicht vernachlässigen; denn für den Riesenb
Gesamtgeschichte der mittelalterlichen Kultur bildet die Ostwelt
entbehrliche Ergänzung, das Gegen- und Seitenstück des Abendla
•) Archiv slav. PhUol. 2 (1877) 660.
') S. z. B. Veselovekij u. G. Meyer,
Archiv slav. Phüol. 7 (1884) 309-319.
^) S. die Litteratur zum § .Sprich-
wörter' am Schlüsse des Ahsehnittes . Vul-
gärgriechische Litteratur'.
*) D. Mansvetov, Das hvs
Material der Erzählung von den 12'
Moskau 1881. Arch. slav. Philol. 7 I
38
ByunUnittohe ^^^^^atorgeBohichte. L ProsaiBche Litteratnr.
und der sich in den Arbeiten der Scholastiker auf Schritt und Tritt
macht. Von solchen Folgen war die Aufnahme der Slaven in die
tinische Kirche nicht begleitet, und ein zweiter Faktor, der für dai
logische Geistesleben von Byzanz von befruchtender Wirkung hätte
können, die Berührung mit den Völkern des Islam und deren Gott<
blieb ebenfalls ohne nennenswerten Einfluss auf die Entwickeln:
byzantinischen Theologie.
In dieser Entwickelung sind zwei Perioden zu unterscheid
sich klar und deutlich von einander abheben. Der Anfang der
Periode liegt zwei Jahrhunderte früher als die Zeit, womit unser
Stellung beginnt: es ist die patristische Litteraturperiode, welche
ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts die altchristliche ablöste unc
erste Vertreter die arianischen Schriftsteller und ihre Gegner warei
für das Gesamtgebiet der byzantinischen Litteratur, so besteht daru
für die Theologie kein objektiver Grund, mit der Regierungszeit
nians eine neue Entwickelungsperiode beginnen zu lassen. Die gros
gäbe der Theologie ist noch wesentUch dieselbe wie seit dem Anfai
4. Jahrhunderts: die Konsolidierung der dogmatischen Lehren der
doxen Kirche, verbunden mit dem Kampfe gegen die gegnerischen Meii
und diese Aufgabe wird wesentlich in derselben Weise durchgefül
früher. Die Bekämpfung der Monophysiten und Monotheleten, ja
der Bilderfeinde im 8. und 9. Jahrhundert muss noch zu der j
dogmatisierendon Periode der griechischen Theologie gerechnet ^
Johannes von Damaskos, Theodor von Studien und Nikephoros voi
stantinopel sind die letzten Vertreter derselben. Diese Periode ka
Krumbacher füglich die frühbyzantinische genannt werden. Ihr
fällt nicht bloss chronologisch mit der Gründung von Neurom zusammei
Gründung, verbunden mit dem Umschwung in der äusseren Lage der
war auch mitbestinmiend für ihren Charakter. Mit dem chris
Kaisertum entstand eine neue thatsächliche Instanz in theologisch
kirchlichen Dingen, welcher schon der Arianismus und die ariai
Kämpfe ihren Umfang und zum guten Teil ihre Bedeutung verdi
Der steigende Einfluss, den dieser neue Faktor vom Nestorianisr
bis zu den Bilderstreitigkeiten gewann, ist aber aus dem Verlaufe
dogmatischen Kämpfe zur Genüge ersichtlich. Die einzelnen Stadien
Verlaufes erscheinen durch die Stellungnahme der einzelnen oströn
Kaiser geradezu in erster Linie bedingt. Diese Abgrenzung würde i
die Herübernahme der theologischen Litteratur seit dem Nikänum in
Darstellung fordern; mit Rücksicht auf die Stoflfmasse, auf die lei<
gänglichen Patrologien und die Zeitgrenze der Litteraturgeschich
Christ wurde davon Abstand genommen.
Seit der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts beginnt bereits der F
welcher zur 2. Periode hinüberleitet. Kyrillos von Alexandrie
Theodoret von Kyrrhos, die letzten Ausläufer zweier grosser theolo.
Schulen, der alexandrinischen und antiochenischen, sind auch die 1<
griechischen Theologen grossen Stiles, denen Dogmatik un<
logetik, Exegese und Homiletik gleich nahe standen. Nach ihnen I
1. Theologie. (§ 4) qq
5. Jahrhundert keine hervorragenden Theologen mehr hervor, und als
6. die antimonophysitdschen Polemiker auftraten, schrumpfte der Um-
: der litterarischen Thätigkeit bei den einzelnen Theologen bedeutend
kmmen. Noch bedeutsamer ist aber der Umstand, dass seit dem An-
: des 6. Jahrhunderts die aristotelischen Begriffsbestimmungen in die
ologie eingeführt und in den Dienst der theologischen Spekulation ge-
lt wurden: das Merkmal des Ausganges der patristischen Zeit und der
:innenden Scholastik. Dies geschah durch Leontios von Byzanz.
diesem erblicken wir auch die wachsende Autorität der Eir eben-
er des 4. und 5. Jahrhunderts; beides, Dialektik und Väterautorität,
l aber die Elemente einer Richtung, welche zur zweiten Entwickelungs-
iode führte, die wir als die spätbyzantinische bezeichnen werden.
Ihr Charakter ist wesentlich Traditionalismus, der nicht bloss
Festhalten an der Väterlehre als Prinzip proklamierte, sondern jedem
en Elinfluss, wie geartet er auch immer war, sich hermetisch verschloss
darum jede Neuschöpfung abwies. Auf diesem Standpunkt steht
r>n Johannes von Damaskos: in seinem Hauptwerke verleugnet er von
Qherein jede eigene Geistesarbeit „^ß« totyaQovv efiov ot)rf*V" und will
die Lehre der Väter wiedergeben. Zur völligen Herrschaft kam
r dieser Traditionalismus, als mit dem Feste der Orthodoxie der
te grosse dogmatische Kampf ausgefochten war und die griechische
che ihre Aufgabe darin erblickte, das Erbe der Väter zu bewahren.
I man daher — es ist aUerdings nirgends schwieriger Demarkations-
i>n zu ziehen als auf geistigem Gebiete — einen Grenzpunkt bestimmen
sehen der patristischen oder frühbyzantinischen und der spätbyzanti-
:hen Theologie, so mag wohl das Fest der Orthodoxie (843) schon durch
len Namen diesen Zeitpunkt am besten bezeichnen.
Die Träger und Richter der Orthodoxie waren von nun an die Väter
4. und 5. Jahrhunderts und ihre Schriften die Quellen, aus denen
ner wieder geschöpft wurde. Unzähligemal wird das Prinzip der Ab-
igigkeit von den Vätern von den byzantinischen Theologen ausgesprochen.
K>rianos beteuert im 12. Jahrhundert einem syrischen Bischof gegen-
r, in allem anderen seien die Rhomäer ^^aviQixciTavoi^^ aber die Grenzen
Väter zu überschreiten, das wagten sie nicht. Manuel Ealekas er-
rt am Schlüsse seiner Dogmatik, er habe darin nicht das Resultat
^ner Forschungen niedergelegt, sondern das von den Vätern und aus
hl. Schrift Erlernte wiedergegeben. Symeon von Thessalonike fand es
ar für notwendig, dieselbe Versicherung im Titel seiner Hauptschrift
zusprechen. Die thatsächliche Abhängigkeit von den Vätern ging aber
weit, dass eine umfassende Untersuchung sämtlicher spät-
santinischer Theologen auf ihre patristischen Quellen und
rlagen vorgenommen werden muss, bevor ihr geistiges Eigen-
n mit Sicherheit festgestellt werden kann.
Wenn die Väterschriften nur ausgeschöpft worden wären! In der
christlichen und hochpatristischen Periode waren geistige Schätze an-
sammelt worden, die auch einer fast auf ihnen allein beruhenden
tteratur immer neue Nahrung zuführen konnten. Aber mehr und mehr
40 B^il«&IVd^^ ^ liitteratnrgeachichte. L ProBaische Litteratiir.
verschwand das YetBtändnis für die historische Würdigung der K
Väter, und bald wurden sie auch für die Theologen, wofür das \
ansah: starre Heiligengestalten auf Goldgrund. Dazu traten allerle
digende Beschränkungen. Die lateinische Theologie blieb für
ein versiegeltes Buch, und der grösste Theologe des Abendlandes,
stinus, hat dort niemals Fuss gefasst. Im 14. Jahrhundert wurdel
dings tJbersetzungen von Augustinus veranstaltet — viel zu sp
in einer viel zu leidenschaftlich gegen die Lateiner erregten Ze
einen wahren Einfluss auf die byzantinische Theologie zu ermö^
Wenn diese Oleichgültigkeit, die übrigens in der Scholastik ein
auch nicht volles Gegenstück besitzt in der Ignorierung vieler griec
Väter, sich aus sprachlichen,- kirchlichen und allgemein kulturell
ständen erklären lässt, so ist es im höchsten Masse auffaUig, d^
griechischen Theologen der drei ersten Jahrhunderte fast voll
gössen wurden. In die dogmatischen und exegetischen Eatenen ^
allerdings nicht wenige Fragmente der Vomikäner aufgenommen;
eigentliche theologische Litteratur bilden sie aber keine Instanz mel
der im Ernste gerechnet wurde. Nur ganz sporadisch treten die
der grossen Alexandriner auf; die Apologeten sind bis auf Just:
übrigens in der Regel nach unechten Schriften zitiert wird, gar
schollen, von der ältesten Litteratur gar nicht zu sprechen. Der
des Sabasklosters Antiochos und Arethas, Erzbischof von Käsa
Kappadokien, bilden fast die einzigen rühmlichen Ausnahmen von c
gemein gültigen Regel. Ein namenloses Unglück war aber die rü<
lose Verketzerung des Origenes. Nach dem letzten Origenistenstrei
Justinian wurde kein Versuch mehr gemacht, die Wahrheitselemente
gewaltigen Theologie zu retten. Selbst bei den Nachnikänern wurc
Auswahl getrofiFen. Der Dreikapitelstreit eliminierte die Antiocl
und mit ihnen ein Element der Weiterentwickelung von hoher Bede
In der Exegese wurden sie allerdings, besonders Theodoret von K]
beibehalten, aber ohne fruchtbare Einwirkung auf den Qang der
logischen Entwickelung. So blieben nur wenige Autoritäten übri
immer wiederkehren, Athanasios, der Vater der Orthodoxie, di
Kappadokier Basilioö, Gregor von Nazianz, der Theologe xat' e^oxijv, w
Gregor von Nyssa, namentlich aber Kyrillos von Alexandrien fi
Dogmatik und Polemik, Chrysostomos für die Exegese, Basilios 1
Asketik, Dionysios der Pseudoareopagite und Maximos Confessor f
Mystik, selbst diese aber nur, insoweit sie mit den Glaubensentscheid
der vier ersten Synoden übereinstimmton. Für die byzantinischen
logen gilt vor allem das Wort Gregors I, dass er die vier ersten Sy
den vier Evangelien gleich verehre. Die Kirche verdankte diesem
halten an den Glaubensentscheidungen ihr festes trinitarisches und cl
logisches Lehrgebäude; der Theologie wurden aber infolge einer einsc
Interpretation derselben die Flügel ein für allemal beschnitten; de
dankenflug eines Origenes wurde nie mehr erreicht.
Die hl. Schrift wurde allerdings als Glaubensregel festgehalte:
ihre Erklärung durch die Exegese gepflegt. Die Exegese selbst verloj
42 By«aiLtiiÜAQ\i« ^^^raturgesohiohte. I. ProMUBohe Litteratar.
Litteratur zum Stolz gereichen könnten. Die mächtige Persönlw
des Photios brach im 9. Jahrhundert den Zauberbann, der auf
gesamten litterarischen Leben lag; eine plötzliche Blütezeit der
logischen Litteratur konnte aber auch ein Photios nicht hervor
Er selbst besitzt als Eirchenfiirst und Wiederhersteller der klassi
Gelehrsamkeit eine weit grössere Bedeutung denn als Theolog. In s
Zeitalter erreicht nur die Hagiographie und geistliche Beredsa
eine gewisse Blüte. Der Anfang des 10. Jahrhunderts brachte
fruchtbare Anregung mit der litterarischen Richtung des Erzbis«
Arethas von Eäsarea in Eappadokien, der die Schranken des nikäni
Zeitalters durchbrach und auf die Apologetenlitteratur des 2. und 3.
hunderts zurückging. Leider war jedoch schon der Ort, aus dem di
regung kam, von dem Zentrum des byzantinischen Geisteslebens zu eni
um in weitere Kreise eindringen zu können. Das 10. Jahrhundert bliel
für die Theologie das Jahrhundert der Enzyklopädien auf dem exegetii
homiletischen und hagiographischen Gebiete. Eine didtte Persönlic
die auf die Theologie neubelebend einwirken wollte, war Michael Ps<
der grosse Polyhistor des 11. Jahrhunderts, der wie Arethas von Kl
profane und theologische Schriftstellerei verband und, während dies»
die älteste griechische Litteratur hingewiesen hatte, die alte Philosophi-
besondere den Platonismus in die Kirche zurückzuführen versuchte,
theologischen Schriften sind leider noch nicht genügend bekannt, um
philosophisch-theologische Richtung genauer bestinmien zu können. M
Psellos drang mit seinen Tendenzen nicht durch; der gleichzeitige
arch von Konstantinopel, Johannes Xiphilinos, bekämpfte ihn troi
Freundschaft, die sie verknüpfte. Eine neue Anregung war ohne I
an der Theologie vorübergegangen. Diese bewegt sich noch imme
Vorliebe auf den Gebieten der Homiletik und Hagiographie, bis i
Mitte des 11. Jahrhunderts die Polemik gegen die Lateiner wied(
wachte, ohne jedoch grosse Litteraturwerke nach sich zu ziehen. B<
samer ist das Aufblühen der Mystik, die zwei hervorragende Ver
in Symeon dem Jüngeren und seinem Schüler Niketas Stethatos
Inzwischen hatte sich die philosophische Bewegung, welche M
Psellos ins Leben rief und die mit der Neuerrichtung der Aka
von Konstantinopel innig zusammenhing, bei Johannes ItaJos und in
Schule weiterentwickelt. Sie bildet eine merkwürdige Parallele z
gleichzeitigen Kämpfen im Abendland: beiderseits liegen Nominal
und Realismus, in letzter Linie Aristotelismus und Platonismus miteio
im Kampf. Während aber im Abendland die philosophische Speku
sich einer gewissen Freiheit erfreute, wurde sie von Alexios I Kom
als kirchen- und staatsfeindlich gewaltsam unterdrückt. Trotzdem n
sich ihr Einfluss geltend; der Aufschwung der Theologie im Komnene
alter steht mit ihr in nächstem ursächlichen Zusammenhang. Die
onXta ioyfxavixij des Euthymios Zigabenos verdankt dem Gegensatze
die haeretischen Tendenzen der Zeit ihre Entstehung. Sie bildete
dings auch den besten Beweis dafür, dass die Theologie ihren Fe
nicht gewachsen war; die Gewalt musste ersetzen, was dem byzantinJ
44 Bt^a^sa^^ ^^tteratargeschichte, I. Prosaische Litieraiar.
auf Seiten der Late^tl^r standen, während die Anhänger derselbe]
in der letzteren Kontroverse die nationalgriechischen Interessen vei
Jeden Zweifel an der Richtigkeit dieser Auffassung schliesst al
Wahrnehmung aus, dass Akindynos, der eifrigste Anhänger des Bi
die Freunde der Hesychasten nicht besser widerlegen zu können j
als durch die stillschweigende Aneignung und Geltendmachung dei
des Thomas von Aquino über das Verhältnis des Wesens Qottes zu
Wirksamkeit (vgl. § 31). Die Theologie der Hesychastenfreunde
und dieser Sieg war gleichbedeutend mit der Ablehnung der scholaa
Theologie. Spuren ihres Einflusses werden wir trotz dieser ablehnend
tung gerade bei den zwei letzten Verfassern von systematischen I
lungen der Dogmatik, bei Johannes Kyparissiotes und noch mehr bei
Ealekas, wahrnehmen. Im 14. Jahrhundert nahmen auch die übrigen
der theologischen Litteratur, Exegese und Homiletik, Mystik und Hagiog
einen letzten Aufschwung. Seit dem Anfang des 15. Jahrhunder
die litterarische Hauptthätigkeit der Polemik gegen die Lateiner, u
Interesse an dieser Polemik hielt selbst nach dem FaUe Konstant
noch an, bis die byzantinische Theologie mit ihren nach dem Abei
geflüchteten Vertretern zu Grabe getragen wurde.
1. Sammelausgaben: A. Eine eigene Sammelausgabe der byzantinischen T
isfc nicht vorhanden ; sie wurden in die sog. Väterbibliotheken aufgenommen, derei
liebste folgende sind : 1. Sacra Bibliotheca Sanctorum Patrum . . . illustraia
Margarinum de laBigne, Paris 1575 f. in 8 Bden mit einem Appendix 1579 (nach !
geordnet). 3. Aufl. 1609 f.— 2. Magna bibliotheca veter um Patrum etantiquori
torum ecclesiasticorum, primo quidem a Margarino de la Bigne . . coUecta et tertio
edita, nunc vero plusquam centum autoribus . . locupletata . . . opera et studio . . in almi
sitate Coloniae Agrippinae theologorum, 14 Bde. Köln 1618 mit einem Supplemente a
1622. Hier ist die Anordnung chronologisch. Die Theologen des 6. Jahrhunderts begi:
dem 6. Bd. — 3. Magna Bibliotheca veterum Patrum . . . primo quidem a Marg
la Bigne . . . composita, postea studio . . Coloniensium Theologorum . . aucta, ni
additione ducentorum circiter autorum, tarn graecorum, qui in editione Coloniem
latinorum, qui in Parisiensibus desiderabantur, locupletata . . . ., 17 Bde, Pai
Hier ist wiederum die Einteilung nach theologischen Materien durchgeführt, di<
tiner sind daher in allen Bden. zerstreut. — 4. Maxima bibliotheca veterum 1
. . . hac tan dem editione Lugdunensi ad eandem Colon iensem exacta, novis supra
authoribns et opuscuL's hactenus desideratis locupletata , , ., 27 Bde, Lyon 1677.
logisch geordnet; die Byzantiner beginnen im 9. Bd. — 5. Bibliotheca veter
trum . . . postrema Lugdunensi longo locupietior atque accuratior. Cura et studio
Gallandii . . ., 14 Bde, Venedig, 1765—81. Die Byzantiner beginnen mit dem
die Sammlung geht nur bis ins 12. Jahrhundert. — 6. Patrologiae cursus com
accurante J. P. Migne. Series graeca, in qua prodeunt Patres, Doctores Scriptorei
clesiae graecae a S. Bamaba ad Photium, 104 Bde, Paris 1857 — 60; Series graec
rior ... ab aevo Photiano ad Concilii usque Florentini tempora, Bd 105—161, Paris
Die vollständigste Sammlung der byzantinischen Theologen mit Einschluss vieler G*
Schreiber und Chronisten. Nur einzelne Bde besitzen selbständigen Wert, weil
weder den griechischen Text dem frilher gedruckten lateinischen hinzufügen, odei
enthalten. Der Nachdruck ist im allgemeinen korrekt. — Ein Verzeichnis der vor
gebotenen Schriften mit Einschluss des Bonner Corpus der Historiker und Chronie
fertigte DorotheosScholarios, KXelg UatQoloylas, Athen 1879, sowie ein unvolls
alphabetisches Sachregister, TafiBiov xrjg JlaxQoXoylag Athen 1883.
B. Kleinere Sammlungen: Durch die Patrologia graeca von Migne i
früheren kleineren Sammlungen ftbr den nächsten Gebrauch entbehrlich geworde
stellt sich öfters die Notwendigkeit ein, auf dieselben zurückzugreifen. Wir ver
nur diejenigen, welche für die byzantinischen Theologen von besonderer Bedeutu
H. Canisius, Antiquae lectiones, 6 Bde, Ingolstadt 1601 — 1604. Eine neue Au8{
sorgte J. Bas nage unter dem Titel Thesaurus monumentorum ecclesiasticorum et
corum, sive Henrici Canisii Lectiones antiquae, 4 Bde, Amsterdam 1725, mit Herüb
46 BysantinificSo^^ Litteraturgeachichte. L ProsaiBche Litteratar.
occideDtalis atque orientalis perpetua conseDsione 11. 3, Köln 1648, De utriusque
occidentalis atque orientalis perpetua in dogmate de purgatorio consensionei R«
Vindiciae synodi ephesinae et S. Cjrilli de processione ex patre et filio Spiii
Rom 1661, J. Henr. Hottingerus fraudis et imposturae manifestae convictus, Rq
De octava synodo Photiana, Rom 1662, In Roberti Creyghtoni apparatum . . .
tiones, Rom 1665. — Ueber die handschriftlichen Kollektaneen des Allatiiu
Bibl. Vallicelliana s. H. Lämmer, Scriptorum Graeciae ortbodoxae bibliotheca
Freiburg 1866 S. VII— XXXVI. Manches liegt auch in der Barberina in J
Gute Dienste leisten auch für die Byzantiner die litterarhistorisohen Nächst
werke von L. E. Dupin, NouveUe biblioth&que des ^crivains eccldsiastiques, Pi
und öfters in verschiedener Bändezahl, W. Cave, Scriptorum eoclesiasticorum
literaria, London 1688. Ein Appendix von H. Wharton, London 1689, umfasst die
steller von 1300—1570. Beide zusammen öfters, am besten Oxford 1740-43 in
C. Oudin, Commentarius de scriptoribus ecclesiast., 3 Bde, Leipzig 1722, R. C
Histoire g^närale des auteurs sacrös et eccl^astiques, 23 Bde, Paris 1729—63; m
läge in 16 Bden, Paris 1858 — 69. — Von besonderem Wert ist J. A. Fabricins
theca graeca, 14 Bde, Hamburg 1705 — 28. Neue Ausgabe von C. Chr. Harles,
Hamburg 1790—1809 (unvollendet). — Viele litterarhistorische Notizen bringt a
Schrift des Nicolaus Comnenus Papadopulus, Praenotationes mysticae ex jure o
Padua 1697 (mir unzugänglich). — Die sogenannten Patro legi en erstrecken sich
auf Johannes von Damaskos, wiez. B.Fe ssler, Institutiones Patrologiae, 2 Bde, In
1850 f.; die 2. Auflage besorgt von B. Jungmann, 1. Bd (1890) 2, 1 (1892) stel
auf der Höhe des alten Fessler, — J. Alzog, Grundriss der Patrologie, 4. Aufl., 1
1888. — J. Nirschl, Lehrbuch der Patrologie und Patristik, 3 Bde, Mainz 1881 -
0. Bardenhewer, Patrologie, Freiburg 1894 (mit vielen Litteraturangaben). — ]
8 Jahrhundert schliesst auch das Lexikon von W. Smith und H. Wace, Dictio
Christian biography, b'terature, sects and doctrins, 4 Bde, London 1877 — 87. — K
wähnenswert ist 0. Zöcklers Geschichte der theologischen Litteratur, Supplementfa
2. Aufl. des Handbuches der theologischen Wissenschaften, München 1890 S. 11
121 — 123. — In den jüngsten Jahren hat die Erforschung der byzantinischen Th
einen hocherfreulichen Aufschwung genommen. Dem Stand der Forschung entsp
wandten sich aber die Arbeiter auf diesem Gebiete, deren Namen uns im folgendes
begegnen werden, Spezialfragen zu.
B. Zur inneren Geschichte der Theologie: Die oben genannten Schrill
Leo Allatius sowie seines älteren Zeitgenossen Petrus Arcudius LL 7 de co
ecclesiae orientalis et occidentalis in Septem sacramentorum administratione, Paris 1
Summarische Zeichnungendes Entwickelungsganges bei A. Harnack, Lehrbuch der D
geschichte, 3. Aufl. 2. Bd (Freiburg u. Leipzig 1894) 461 — 83 und passim. Fr. j
Dogmengeschichte, 3. Aufl. Halle 1893 S. 188—190. — Einiges auch bei Gelzi
politische und kirchliche Stellung von Byzanz, Verhandlungen der 33. Versammluni
scher Philologen, Gera 1878 S. 32 — 54 (nur bis zum Bilderstreit). — Mesoloraa
ßoXtxij xrjq oQ&odo^ov ayaxohxij^ ixxXtjaiag 1. Bd: Td avfÄßoXixct ßißXiaj Athen 18
W. Gass, Symbolik der griechischen Kirche, Berlin 1872. — F. Kattenbusch,
buch der vergleichenden Konfessionskunde 1: Die orthodoxe anatolische Kirche, Fl
1892 (ein unreifes Buch). — Die innertheologischen, philosophischen und häretisch
wegnngen sind noch unvollkommen bekannt. Für diePaulikianer sind die frühei
handlnngen von Schmidt (1826), Gieseler (1829), A. Lombard (1879) undselbst^
linger, Beiträge zur Sektengeschichte des Mittelalters 1 (München 1890) 1 — 51 Ü
durch Karapet Ter Mkrttschian, Die Pauiikianer im byzantinischen Kaiserreid
verwandte ketzerische Erscheinungen in Armenien, Leipzig 1893. — Sehr wichtig :
Kenntnis der philosophischen und theologischen Bewegung im 11., 12. und 14. Jahrfai
Th. Uspenskij, Skizzen zur Geschichte der byzantinischen Kultur, Petersburg 1891
B. Z. 1 (1892) 176—78; 635. Dazu ergänzend Th. Uspenskij, Das Synodikon für die
der Rechtgläubigkeit, Odessa 1893. VgL B. Z. 4 (1895) 143—45.
A. Dogmatik und Polemik.
5. Charakteristik. Die litterarische Arbeit der byzantinischen
logen galt in erster Linie der Darstellung, Begründung und Verteid
der kirchlich-orthodoxen Glaubenslehren, sowie der Bekämpfung dei
gegengesetzten Häresien. Die häresiologische Polemik insbesonder
herrschte die theologische Litteratur in der ersten Periode ihrer Ent\
1. Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§ 5) 47
vom 4. bis 9. Jahrhundert infolge der dogmatischen Kämpfe, die sich
•od dieser Zeit in der griechischen Kirche abspielten, und durch
e die meisten theologischen Litteraturwerke der Zeitgenossen angeregt
inerlich bestinmit wurden. Im 6. Jahrhundert wurde im Zusammen-
mit Justinians Kirchenpolitik der von Theodoret von Kyrrhos be-
ne Kampf gegen dieMonophysiten und deren verschiedene Parteien
r aufgenommen und von einer Reihe von Polemikern geführt, denen
•stattliche Zahl von monophysitischen Schrifststellern gegenüberstand.
er\'orragendste unter den Wortführern der Orthodoxie war Leontios
Byzanz, dessen Werke verhältnismässig am besten erhalten sind,
nd auffallend viele Schriften der übrigen Polemiker verloren gingen,
itterarische Kampf gegen den Monergismus und Monotheletis-
war weit weniger fruchtbar. Sophronios von Jerusalem und Maximos
•ekenner traten als die Hauptgegner der kaiserlichen ünionsversuche
[ercn theologische Verteidigungen bis auf geringe Fragmente ebenso
iie Schriften der Monophysiten zu Grunde gingen. Bei Anastasios
es im 7. Jahrhundert waltet übrigens das Interesse an der Be-
Pung des Monophysitismus noch bedeutend vor, ein Beweis für die
. welche Jahrhunderte lang der populärsten Häresie des christlichen
ums innewohnte. Der Bilderstreit rief Germanos von Konstantinopel,
nes von Damaskos, Theodor von Studien und Nikephoros von
antinopel auf die litterarische Walstatt und brachte die letzten pole-
en Schriften grösseren Stiles hervor.
Mit der synodalen Festlegung des Bilderkultes waren die Byzanz
tümlichen theologischen Lehren zur vollen Entfaltung gelangt. Das
sstsein, im Besitze eines abgeschlossenen dogmatischen Lehr-
ns zu sein, veranlasste Johannes von Damaskos zur Abfassung seiner
yvwciwg^ eines dogmatischen Lehrbuches, das in seiner weiten An-
nicht mehr erreicht wurde. Die zwei bedeutendsten dogmatischen
klopadien der späteren Zeit, von Euthymios Zigabenos und
tasAkominatos verfasst, erweitern nur den zweiten Teil der Dog-
des Damaskeners, während sie die Darlegung der philosophischen
^griffe sowie die systematische Entwickelung der positiven Glaubens-
ganz ausser Acht liessen. Letztere wurde erst im 14. Jahrhundert
r von Johannes Kyparissiotes in Angriff genommen, umfasst aber
Qur die Gotteslehre im engsten Sinne. Weiter angelegt ist die byzan-
he Dogmatik des Patriarchen von Konstantinopel Manuel Kalekas
ie Wende desselben Jahrhunderts. Die Systematisierung erstreckt sich
auf die Gottes-, Trinitäts-, Inkamations-, Sakramentenlehre und
itologie. Keine von diesen dogmatischen Gesamtdarstellungen kann
aber mit den Summae theologicae der abendländisch-scholastischen
zeit messen.
l^hotios war kein Systematiker und hatte für Dogmatik und Polemik
w'enigsten Geschmack. In einer Richtung bestimmte er aber die
re Dogmatik, in der Ablehnung der Ausbildung, welche die Trinitäts-
e im Abendland durch den Satz vom Ausgange des hl. Geistes von
r und Sohn gewonnen hatte. Die aus dieser ablehnenden Stellung
i
48 By%«ai\xB!A^^ XitterainrgeBohiohte. L ProBauohe Idtieraior.
erwachsende PolemiV gegen die Lateiner zog sich durch dii
spätbyzantinische Zeit hindurch und rief eine fast unübersehba
teratur hervor. Seit dem 11. Jahrhundert wurde sie auf eine
anderer Differenzpunkte zwischen den beiden Kirchen auf d
bieten der Disziplin, Liturgie und des praktischen Kirchenlebei
gedehnt; doch stand die Lehre vom Ausgang des hl. Geistes im
Vordergrunde des dogmatisch-polemischen Interesses, und hier bl
Erörterung in dem Kreise der dialektischen Argumente festgebar
Photios zum ersten Male entwickelt hatte. Die Verteidiger des
nischen Dogmas, an denen es in den Reihen der byzantinischen Th
nie fehlte — wir verweisen auf Nikephoros Blemmides, Johannes .
Demetrios Kydones, Manuel Kalekas, Manuel Chrysoloras u. a. — ,
über Photios zurück zu den grossen Kirchenvätern des 4. und J
hunderts und zwangen dadurch ihre Gegner, ihnen auf dasselbe Gc
folgen. Diese waren selbstverständlich viel zahlreicher; der grösi
ihrer Schriften liegt aber noch im Staub der Bibliotheken. Die ]
gegen die Lateiner blieb übrigens nicht auf die theologischen Fac
beschränkt. Für das Volk waren die vulgärgriechischen Trakt
schrieben, in denen in der Regel ein Grieche die byzantinische Thes
mehrere römische Kardinäle (regelmässig xaXSrjvaQioi genannt) si
verteidigt. Ein Musterdialog dieser Art steht z. B. in dem Cod. Vi
theol. gr. 244 fol. 79— 83\
Weitere Anregung zur dogmatisch-polemischen SchriftsteUerei
die Nachklänge der alten dualistischen Häresien bei den Paulit
Euchiten und Bogomilen, ohne jedoch eine theologische Bewegung
zurufen, die sich mit der antimonophysitischen vergleichen Uesse.
logische Kontroversen innerhalb der orthodoxen Theologie entstam
Komnenenzeit, besonders unter Alexios I und Manuel Komnenos. D
greifen der Kaiser und die synodale Verurteilung der neuen HJ
verhinderten jedoch einen neuen Aufschwung des Kampfes auf
rischem Boden. Dieser entwickelte sich zum letztenmale im 14
hundert aus Anlass des Hesychastenstreites, der sich bald auf die
lehre konzentrierte und mit Leidenschaft zwischen Barlaam, Akj
und Nikephoros Gregoras auf der einen, Gregorios Palamas auf der £
Seite unter reger Teilnahme der kirchlichen und mönchischen Kre
führt wurde.
Die Apologetik gegen Heidentum und Judentum hati
als der früheste Litteraturzweig der christlichen Theologie schon im i
hundert zu einer hohen Blüte entwickelt und das Interesse an d
kämpfung des hellenischen Heidentums blieb wach bis tief in das 5
hundert hinein, in welchem Kyrillos von Alexandrien noch eine
Apologie gegen Julian den Apostaten schrieb und Theodoret von B
die letzte Apologie gegen die Griechen verfasste. Mit dem Aufhöi
kulturellen und religiösen Bedeutung des Heidentums in den oströn
Ländern war das Erlöschen der antiheidnischen Apologetik und P
von selbst gegeben, und auch das Wiederaufleben einer antikircl
Philosophie im 11. und 12. Jahrhundert zog keine neue Phase dei
1 TheMogie. A* Dogmatik und Polomik. (§ 5) 49
:h sich. Aus der orthodoxen Litteratur erhalten wir einige Kenntnis
1 dem Eündringen altphilosophischer Tendenzen namentlich neuplatonischen
irakt^rs nur durch Nikolaos von Methone. Die Zensur sorgte aber
or. dass die kirchenfeindlichen Schriften unschädlich gemacht wurden;
* wenige davon haben sich erhalten und von diesen wenigen ist noch
I meiste unediert. Die Apologetik gegen die Juden hingegen blieb
' im Abendlande so auch bei den Byzantinern in beständiger Pflege.
>t jedes Jahrhundert hat eine oder mehrere antijüdische Apologien
zuweisen. Am eifrigsten wurde im 7. und 14. Jahrhundert gegen die
len geschrieben. In jenem traten Leontios von Neapolis und Anastasios
aites gegen sie auf; in dieses fallen die Apologien von Theophanes von
Läa, Johannes Kantakuzenos, Matthaeos Blastares, Johannes Saites. Den
<'hIos8 bildet die Apologie des Patriarchen Gennadios von Konstan-
»pel im 15. Jahrhundert. Ausserdem liegen noch mehrere anonyme
>logien gegen die Juden, darunter einige grösseren Umfanges, in Hss
Der Zusammenhang mit der altchristlichen Litteratur ist bei diesen
>logien besonders auffallend. Sie sind fast ohne Ausnahme in die Form
Dialoges gekleidet, in welcher schon die älteste antijüdische Schrift,
Dialog zwischen Jason und Papiskos des Ariston von Pella, auftrat.
ih inhaltlich wurde der Kreis der Argumente, welche schon in altchrist-
er Zeit gegen das Judentum geltend gemacht wurden, kaum über-
ritten. Der fingierte Charakter des Dialoges offenbart sich in der Regel
trh die Bereitwilligkeit, mit welcher der jüdische Zwiesprecher die Lehre
» christlichen annimmt und den Wunsch nach der Taufe äussert.
Mit den infolge der christologischen Kämpfe von der byzantinischen
icfaskirche abgetrennten nestorianischen, syrischen und koptischen Natio-
kirchen hörte allmählich jeder litterarische Verkehr in theologischen Dingen
L Der letzte Versuch, sie wiederzugewinnen, schlug fehl infolge des Wider-
ndes der orthodoxen Kreise und der Eroberung der östlichen Grenz-
ider durch die Araber. Nur die armenische Kirche blieb in der
:eressensphäre der byzantinischen, und mehrere Versuche wurden im,
und 12. Jahrhundert angestellt, die Armenier zur Annahme der Zwei-
torenlehre zu bewegen. Diese führten zu theologischen Auseinander-
tzungen, an denen Photios, Niketas von Byzanz, Theorianos sich betei-
;ten. In den häresiologischen Schriften des Euthymios Zigabenos und
iketas Akominatos wurde auch den Armeniern eine spezielle Berücksich-
mng zu teil. Um so intensiver gestaltete sich der Verkehr mit den
avischen Völkern. Aber wie die Berührung der Römer mit den Germanen
ine apologetische Litteratur, für die kein gemeinsamer Boden vorhanden
'Wesen wäre, hervorbrachte, so führte auch jener Verkehr auf dem Ge-
rte der Litteratur nicht zu Neuschöpfungen, sondern zur Herübemahme
eologischer Schriften der Byzantiner seitens der Slaven, deren sämtliche
tteraturen, insofern sie wissenschaftlich, sind, mit Übersetzungen aus
an Griechischen beginnen.
Der grOsste politische und religiöse Gegner von Byzanz, der Islam,
if nicht ruhte, bis er den Halbmond auf der Hagia Sophia aufgepflanzt
itte, wurde nur sehr unwirksam durch die Litteratur bekämpft. Niketas
der Tüam. AltertnnMwiMeiucbjif» IJ. 3. Abtlg. 2. AntL 4
50
ByzttQlVD^^^ ^\tieratiirge0ohiohte. L Prosaiaohe Litteratnr.
von Byzanz hat die einzige nennenswerte polemische Schrift gej
Islam vor dem 14. Jahrhundert verfasst. Im 14. und 15. Jahr
wurde die Polemik reger: die Kaiser Johannes Eantakuzenos und M
Paläologos stehen in der ersten Reihe der Utterarischen Gegner dea
aber weder ihre Schriften, noch diejenigen von Demetrios K
Oennadios von Konstantinopel u. a. erheben sich zur Höhe einei
gotischen Schöpfung ersten Ranges. Sprache, Kultur, Nationalität,
Byzantinern die Verachtung der Moslemin, die sie widerlegt zu
glaubten, wenn sie einige Suren des Koran lächerlich gemacht
bildeten eine unübersteigbare Scheidewand zwischen den beiden (
und ein dauerndes Hindernis gegen die Entwickelung eines geistig
Utterarischen Kampfes. In der letzten Zeit vor dem Falle Konstan
siegte sogar die Abneigung der Byzantiner gegen das lateinische
land über den Hass gegen den Islam: die Frage, ob es besser sei
Hände der Muhammedaner als in die Gewalt der Lateiner zu fallen,
jetzt in mehreren Schriften nicht bloss erörtert, sondern sogar bej
1. Für die Textausgaben und allgemeinen Hilfsmittel vgl. die Litteratur z
Dazu noch: K. Werner, Geschichte der apologetischen und polemischen Littei
christlichen Theologie, 2. u. 3. Bd, Schaffhausen 1862—64. — Von den neuest
büchern der Dogmatik sucht das von H. Schell, Katholische Dogmatik,
Paderborn 1889—93, dem dogmatischen Lehrbegriff der griechischen Kirche a
quentesten gerecht zu werden. — Monographisch wurde nur die Abendmahlslehre
chischen Kirche behandelt von G. E. Steitz, Jahrbücher für deutsche Theolof
(1864-68).
2. Polemik gegen die Lateiner: £ine grosse Anzahl von polemischen i
gegen die Lateiner ist noch unediert. — Die Textsammlungen lateinfreundlicher Theo]
Petrus Arcudius und Allatius, Graecia orthodoxa s. §4; letztere war auf 3 B
rechnet. Vier Bände sollte U. Lämmers Scriptorum Graeciae orthodoxae bibb'othec
umfassen; davon ist nur der 1. Bd erschienen, Freiburg 1866. — In den Textsan
von Dositheos (§4) und A. Demetrakopulos (§4) sind die Polemiker gegen
teiner zahlreich vertreten. — Ein fast vollständiges Verzeichnis derselben gab A.
trakopulos, 'Og&odo^og 'EXXag, rjtoi negl xdv 'EXkrjptov rwy ygatffaytoiy xatd
xal negi xtav avyy^tafifAnjoiv avTcSy, Leipzig 1872. Es fehlen z. B. Michael von i
Epistel, ad Sophianum de processione Spiritus sti. (cod. Paris. 949 a. 1581 i
SophroniosMonachos, üsgl dl^vfAOJv (cod. Sabait. 415 saec. 14 fol. 17 — 41) u. a.
schriftlich sind auch manche anonyme Abhandlungen gegen die Lateiner vorha
denen eine grosse Mannigfaltigkeit zu herrschen scheint. In den codd. Sabait. 415
Paris. 1335 s. 14, Bodl. Barocc. 101 s. 14, Paris. 1267 s. 15, Paris. 1612 a. 1492. Vat
409 a. 1550, Monac. 28 saec. 16, um nur einige zu nennen, ist der Anfang des bet
Dialoges jedesmal verschieden. Eine spezielle Untersuchung wird die Verfasser ^
erkennen lassen. Vgl. für cod. Monac. 28 J. Hergenröther, Photius 3, 811
achtung verdienen auch die Sammelcodices gegen die Lateiner, die im 14. und
hundert angelegt wurden, wie z. B. codd. Marcian. 150 a. 1431, 152-53 s. 14, Paris. 1
Monac. 256 s. 14, Vallicell. B. 53 s. 13. — Zur Geschichte der Kontrovers
Walch, Historia controversiae Graecorum et Latinorum de processione Spiritus i
1751. — J. G. Hermann, Historia concertationis de pane az^mo et fermentato
Domini, Leipzig 1737. — J. R. Kiesling, Historia concertaüonis Graecor. et I
esu camis, sanguinis et morticinae. Erlangen 1763. — B. Swete, On the histor
procession of the holy spirit, Cambridge 1876 (bis zu Karl dem Grossen). — J. Lan|
trinitarische Lehrdifferenz zwischen der abendländischen und der morgenländischei
Bonn 1876 (ebenfalls nur bis zu Karl dem Grossen und Papst Hadrian 1). Vgl. ausse
Litteratur über das Schisma in der allgemeinen Bibliographie. — Popov, Litte
rischer Ueberblick über die altrussischen polemischen Werke gegen die Lateiner, Most
— Pavlov, Kritische Versuche zur Geschichte der ältesten griechisch-russischen
gegen die Lateiner (russ.), Petersburg 1878 (mit griechischen und altrussischen
Vgl. A. Harnack, Theolog. Litteraturzeitung 3(1878)369—73. — Die übrigen sl
Litteraturen sind auch reich an solchen Streitschriften.
8. Polemik gegen die Juden: Von den ant^üdischen Apologien sind aaoh
1 Theologie. A* Dogpnaiik und Polemik. (§6) 51
tb nnediert Ein brauchbares, aber unvollständiges Verzeichnis der byzantinischen
briften gegen die Juden bei A. C. McGiffert, Dialogue between a Christian and a Jew,
dtied *JttnßQkfrj Uttnlcnov xol ^iXayog *Iovdaioiv ngog f^oya^oy riya^ Marburg 1889 S. 12 — 20.
Hgv« euch bei O. Zö ekler, Der Dialog im Dienste der Apologetik, Gütersloh 1894 S. 13 fif.
Die hmndBchrifUich erhaltenen anonymen Dialoge zwischen Juden und Christen, wie sie
B. in den codd. Mosq. Synod. 26 saec. 10—11, Coisl. 193 s. 11, Coisl. 282 s. 12, Oxon. Colleg.
vi S31 eaec. 12, Marcian. 498 s. 14, Marcian. Class. 2, 90 saec. 15, Vat. Ottobon. 266 saec. 16,
dl. CromreU. 10 saec. 16 vorliegen, scheinen auf wenige Typen zurückgeführt werden zu
Bii«o. Beeondere Beachtung verdienen die grösseren Schriften gegen die Juden in codd.
is). 111 saec. 13 foll. 373 (diese ist um 1157 verfasst), Paris. 2750 A saec. 13 fol. 109-249^
AnfaDg und Schluss eines umfangreichen Dialoges zwischen dem Juden Aquilas und
n Christen Timotheos s. bei Migne, Patr. gr. 86, 252 f. Derselbe Dialog auch in den
id. Coisl. 299 saec. 11, Vatican. Pii II 47 saec. 12, Messan. 132 saec. 14 u. a. — Eine anonyme
bandlong gegen die Juden ans cod. Mosq. Svn. 26 saec. 10 — 11 ed. Chr. Fr. Matthaei,
tiftia eodic graecomm, Moskau 1776 S. 38 — 48. — Es gibt auch Sammelcodices gegen
Jaden, z. R cod. Paris. 778 saec. 16, cod. Taurin. 200 saec. 14. Letzterer enthält mehrere
dita.
4. Die Polemik gegen die Armenier war viel weniger fruchtbar. Doch liegen
h einige anonyme Abhandlungen gegen die Armenier in Hss vor, z. B. in cod. Vatio.
atin. 367 saec. 13 fol. 56""— 61, cod. Vatic. Palat. 366 saec. 14 fol. 12U— 161, cod. Monac.
saec 16 fol. 82^—86.
5. Ein anonymer Dialog gegen den Islam, der wahrscheinlich für weitere Kreise
bnunt war, ist erhalten in dem cod. Vallicell. B. 15 saec. 13 fol. 241^ — 44^. — Der
fang eines vatikanischen Dialoges bei A. Mai, Nova Patr. bibl. 4 (Rom 1847) 454.
mdm S. 442 der Nachweis eines Dialoges in cod. Ambros. Q. 2 sup., dessen Verfasser
innios grammatikos nicht näher bekannt ist. — umfangreicher ist die polemische
I apologetische Litteratur in arabischer Sprache zwischen Muslimen, Christen und Juden.
L das Veixeichnis von M.Steinschneider, Abhandlungen für die Kunde des Morgen-
de« 6 (Leipzig 1877) 3, 16-161.
6. Die monophysitischen Schriftwerke, deren Bekämpfung die
>8se Aufgabe der orthodoxen Polemiker des 6. und 7. Jahrhunderts
dete, sind zum grössten Teil zu Grunde gegangen. Nicht wenige von
D monophysitischen Bischöfen und Patriarchen, die in bunter Reihen-
ge auf den Patriarchalstühlen von Alexandrien, Antiochien, Jerusalem
id Eonstantinopel und innerhalb deren Sprengel mit den Vertretern der
mikedonischen Orthodoxie abwechselten, suchten in zahlreichen Schriften
n Monophysitismus als die echtchristliche und biblische Lehre darzu-
an. Wie in den früheren Zeiten, so wurden auch jetzt diese häretischen
itteraturprodukte in ihrer ursprünglichen Gestalt zum Teil gewaltsam,
UDD Teil durch die Ungunst der Zeiten vernichtet, und wir sind zur Kennt-
is derselben auf gelegentliche Zitate bei anderen Schriftstellern, wie bei
eontios von Byzanz, Eustathios Monachos, Kosmas Indikopleustes, Justi-
iio» Anastasios Sinaites, Photios, Niketas Akominatos u. a. angewiesen,
jveit sie sich nicht in syrischen und arabischen Übersetzungen erhalten
iben. Die Erforschung der syrischen Übersetzungslitteratur bildet
lEfadezu die unerlässliche Vorbedingung für eine umfassende Kenntnis der
tterarischen und theologischen Bewegungen des 6. Jahrhunderts. Die
tterarischen Hauptpersönlichkeiten der Monophysiten waren seit dem An-
lag des 6. Jahrhunderts: die Patriarchen von Alexandrien Timotheos III
119— 35) und Theodosios (535—36), Johannes Philoponos, Severos, Patri-
•ch von Antiochien (512—519), sein Gegner Julian, Bischof von Hali-
irnftas, Basilios Kilix, Presbyter von Antiochien (um 527), Anthimos von
rapeznnt, Patriarch von Konstantinopel (535—36), ein gewisser Andreas
r, Johannes Presbyter 6 Alysarrig^ Themistios Kalonymos, der Mönch
52 B^i^vD.^^^ LitterainrgeBohiohte. L Prosaische liUeratar.
Theodoros, das Haupl der Agnoeten in Alexandrien, Stephanos Goh
das Jahr 600, Zotos aus der Partei der Jakobiten, endlich Johannes
arch der Theodosianer (677—686). Der fruchtbarste und bedeui
von ihnen war Severos, gebürtig aus Sozopolis in Pisidien und
seiner Erhebung auf den Patriarchalstuhl von Antiochien Möi
Eleutheropolis in Palästina. Severos huldigte einem gemässigtei
physitismus, der bei den Theodosianern weitergepflegt wurde. Dies
stände ist es wohl zu verdanken, dass sich in den exegetischen ]
eine grosse Anzahl von Fragmenten aus Briefen, apologetischen j
lungen und Homilien des Severos erhalten haben. Der grösste Tei
litterarischen Nachlasses liegt aber noch ungehoben in syrischen Hi
Fragmente lassen erkennen, dass Severos die dialektisch-positive ]
seiner Gegner anwendete. Inhaltlich stützte er sich vornehmlich auf
von Alexandrien. Da dieser aber auch die erste patristische Autoi
Orthodoxen war, so erklärt sich die besondere Rücksichtnahme auf
in der gesamten antimonophysitischen Polemik des 6. und 7. Jahrh
1. Des Severos aaeßt] avyyqcifAfjKtxu wurden auf einer Synode von Epel u
Patriarchen Epiphanios ausdrücklich verdammt. Vgl. Migne, Patr. gr. 86, 1, 78<
griechischen Fragmente sind noch nicht gesammelt. Manche sind in den gedm
egetischen Katenen zerstreut. Neue Fragmente aus ungedruckten vatikanischen
ed. A. Mai, Classici autores 10 (Rom 1838)408—473, Script, veter. nova collect
1837) 725—742, Spicileg. Roman. 10 (Rom 1844)202—205. Andere Hessen sich a
unedierten Katenen gewinnen, z. B. aus cod. Laurent, pl. 6, 33, cod. Vallicell. E
Barherin. IV 56, cod. Marcian. 16. — Die 4»t,XaXi^9rjg betitelte Schrift charakteris
stasios Sinaites, Hodegos Kap. 6, Migne« Patr. gr. 89, 104 ff. Sie war gegen Joha
Käsarea gerichtet, dem Severos u. a. vorwarf, 330 Aussprüche der Väter gefl
haben. Anastasios zitiert noch andere Schriften des Severos; vgl. Migne a. a
105, 276, 280. Ebenso Eustathios monachos bei Migne, Patr. gr. 86, 1, 901—941,
von Byzanz (vgl. § 7), Euagrios, Histor. eccl. 1. 3, 33. 44; 1. 4, 4. 11. — Eine umfi
Liste von Schriften des Severos s. bei Montfaucon, Biblioth. Coislin., Paris 1715
— Die syrischen Uebersetzungen wurden von Paulos, Bischof von Eallini!
Jakob, Bischof von Edessa (f 708), angefertigt. Einige Auszüge aus der Uebi
der Homilien von Jakob ed. Nestle, Syrische Grammatik, 2. Aufl., Berlin 1888 S
In syrischem Texte ist nur noch eine Taufliturgie des Severos gedruckt, Antwer]
Vgl. A. Resch, Agrapha, Texte und Untersuch, von A. Hamack und 0. von G<
(Leipzig 1889) 361—372. — Einige Schriften und Fragmente aus dem Syrischen 1
bei A. Mai. Script, veter. nova collect. 9, 742 — 760, Spicileg. Roman. 10, 169 — 2(
adversus Julian. Halicam.), 212—220 (homilia de sta Maria). Eine Liste der in i
Hss des British Museums vorliegenden Schriften gibt Wright, Catalogue of ti
manuscripts in the Brit. Museum 3 (London 1872) 1322 ff. Noch zahlreichere in den i
Hss des Vatikans. — Dokumente zu seinem Wirken bei Mansi, Concilia 8, 9f
1160 etc. — Die Biographie des Severos von Zacharias Rhetor ed. in syrische
Setzung J. Spanutb, Göttingen 1893. Sie wurde noch bei Lebzeiten des Severos gi
geschrieben. Die Berliner syrische Hs, die sie enthält, umfasst 15 Schriften s
ieidigung des Monophysitismus, die aus dem Griechischen ins Syrische übersetzt
— Eine andere Vita des Severos von Johannes episc. raßdXwy ist zitiert bei Man
cilia 13, 184. — Nachrichten über sein Leben auch bei Euagrios, Johannes von
Johannes von Nikiu, Theophanes u. a. — Einiges zur Theologie des Severos bei Gi
Commentatio, qua Monophysitarum veterum variae de Christi persona opiniones imp
ipsorum effatis recens editis illustrantnr, Göttinger Universitätsschriften 1835. 183^
eine vollständige Aufzählung des einschlägigen Materials muss hier verzichtet we
Gute Vorarbeit zu einer Monographie: Job. Eustratios, levrjQog 6 MoyoqtvaUrjg.
1894 (nur die kirchen politische Seite behandelnd).
2. Die übrigen monophysitischen Schriftsteller: 1. Julian, Bischofs
karnass in Earien, kam um 518 nach Alexandrien, wo er die Unverweslichkeit de
Christi (Aphthartodoketismus, Phantasiasmus) verteidigte. Einige griechische Fragm
dogmatischen Schriften ed. A. Mai, Spicileg. Roman. 10,206—11. Ganz erhalten
Kommentar zum Buche Job, der in der Ausgabe des Origenes von G. Genebrardu
1 Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§ 6) 5^{
1&T4, Uteinisch vorliegt. Ueber den griechischen Text vgl. Bratke, Theol. Litteraturblatt
255—57, Preuachen, Theologische Litteraturzeitung 1893, 364, 425. — A. Mai,
Patr. bibL 6, 2, 544 kannte auch eine vollständige Hs dieses Kommentars. — Frag-
te aus anderen Kommentaren finden sich in gedruckten und ungedruckten Katenen.
•-- Sdurifien Julians wurden auch ins Syrische übersetzt. Moses ßar-Kepha, Migne,
gr. 111,551 zitiert seinen Kommentar zum Johannesevangelium. — 2 Briefe Julians
Severoe und dessen Antworten bei Zacharias von Mitylene, ed. J. P. N. Land, Anecdota
I 8 (Leiden 1870) 263-271.
2. Timotheos III von Alexandrien schrieb Ut^tiQQrjt$xä in mehreren Büchern; ihm
nbAren wohl auch die cvyy^dfAfiata xatä t^g avyodov XaXxrjdoyog xal xov xofiov Aioyrog,
M Aiiastasioe Sinaites, Hodegos bei Migne, Patr. gr. 89, 101 einem Timotheos ohne nähere
jhf ifhnnng zuschreibt Griechische Fragmente aus mehreren Homilien bei Kosmas Indi-
Migne, Patr. gr. 88,437 — 441. — Eine vollständige Homilie aus cod. Vatic.
103 lateinisch bei A. Mai, Spicileg. Roman. 3 (Rom 1840) 708, sowie ein Bruch-
ans einer ins Arabische überse^ten Homilie, Script veter. nova coli. 5 (Rom 1831)
IIL — Diese Homilien und einige Fragmente bei Migne, Patr. gr. 86, 265 -277.
3. Von Tbeodosios von Alexandrien (535— 36) finden sich Fragmente bei Kos-
ait IndikopJeustes, Migne, Patr. gr. 88, 436 f. und bei Mansi, Concilia 10, 1121; 11, 273,
4I&. — Ans dem cod. Vatic. arabic. 101 gab A. Mai, Spicileg. Roman. 3, 710 ff. Auszüge aus
iMfen des Tbeodosios an Severos und an das Volk von Alexandrien und aus einer Homilie.
fiederfaolt bei Migne, Patr. gr. 86, 277—286. — Vgl. Anastasios Sinaites, Hodegos Kap. 10,
ligne, Patr. gr. 89. 149, 197. — Eines gewissen Koluthos 'Ex rijg vnig rov roftov Beo-
Ir«v ai^eriMw anokoyiag und ein zweites Fragment bei Mansi, Concilia 10, 1117 ff.
4. Johannes Philo ponos, der auf dem theologischen, philosophischen und gram-
■iHkaliftchen Gebiete litterarisch thätig war, blühte in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts.
te theologisches Hauptwerk war Jiaixififjs betitelt; Johannes spielte darin die Rolle des
fchiedsrichters in der herrschenden Kontroverse und suchte den Monophvsitismus und
ftüheiBinas zu begründen. Umfangreiche Fragmente dieser Schrift bei Johannes von
liusaskoe und in cod. Athens 1805 s. 13. 17 Kapitel gegen die Akephalen stehen in
md, Vindob. theol. 196 f. 99^ — 130^*, Photios kannte noch 2 andere theologische Schriften
im Philoponos. Die eine war gegen das Konzil von Chalkedon gerichtet (cod. 55); die
sdere bekftnipfte den Patriarchen Johannes Scholastikos von Kpel (cod. 75). Auf dem
lUoeophiBchen Gebiete bewegen sich die vollständig erhaltenen Scnriften flegl xoafionouag,
ed. Cor der ins, Wien 1630, und Kaxa JJqoxXov negi atdiotTjros xoafiov in 18 Büchern, ed.
TrtBcaTellas, Venedig 1535. Eine dritte philosophische Schrift, UsqI avaatdaeoig^ ist
gegangen, ebenso eine Abhandlung UsqI ayakfAUTtay gegen lamblichos, die Photios
j «wieg (cod. 215). Ausserdem gehen mehrere Aristoteleskommentare unter seinem Namen,
rl — Vgl. die orientierenden Artikel von A. StOckl, Wetzer und Weites Kirchenlexikon 6"
I (Ffeiläirg) 1748—55, und Gass, Realencyklopädie f. prot Theol. 16S 47 — 51. — Ueber seine
I Theologie & F. Treschel, Theol. Stud. u. Kritiken 8 (1835) 95—118, J. M. Schönfelder,
I Die KixxJieiig^hichte des Johannes von Ephesus, München 1862 S. 286-297.
V 5. Ba 81 lies Kilix verfasste neben einer Kirchengeschichte, die nach Photios
I (oidL 42) bis zum Tode Justins reichte (527), eine Apologie gegen Johannes von Skytho-
^ fei» in 16 Bflchem, von der Photios, cod. 107, eine Inhaltsangabe gibt.
6. Johannes Presbyter, o Alysdxtjg, ist uns nur durch Photios bekannt. Dieser
Wifricht seine Kirchengeschichte, welche die Zeit von Tbeodosios II bis Zeno in mono-
fhjvitiBchem Sinn darstellte (cod. 41), und seine Schrift gegen die Svnode von Chalkedon
leod. 55) unter Hervorhebung der Klarheit und Eleganz der Darstellung. Die Lebenszeit
dtt J<^iiiiuies ist noch näher zu bestimmen.
7. Für Themistios und den alexandrin ischen Mönch Theodoros sind wir auch
wd Photios angewiesen. Der erste schrieb eine 'AnoXoyltt vn^g xov iy dyioig Seo(poßlov,
«via er Severoe angriff. Darauf antworiete Theodoros als Anhänger des Severos, und
f 4m Kontroverse veranlasste noch jeden von beiden zu einer Replik (Photios, cod. 108). —
l' f Schriften des TliemiBtios als Monophysiten erwähnt auch Maximos Confessor, Migne,
J fte. §7. 91, 172. — Fragmente anderer Schriften bei Mansi, Concilia 10, 981, 1117 ff. ;
I It440fil — Themistios wird auch mit Konon und Eugenios als Gegner des Johannes
I lUoppoBos in der Auferstehungslehre von Photios, cod. 23, genannt Photios, cod. 24, las
: I arh die Akten einer Disputation vor dem Patriarchen Scholastikos von Kpel, in welcher
1 fitaoo and Eugenios auf der einen, Paulos und Stephanos auf der anderen Seite standen.
I ^ X-fher Konon und Eugen näheres bei Johannes von Ephesos, Kirchengeschichte, über-
>^l «M voa J. M. Schönfelder, München 1862 S. 196 ff. Ebenda S. 203 die Erwähnung
K I mtr groeaen tritheistischen Schrift.
rl 8. Tritheist war auch ein gewisser Stephanos Gobaros, der eine Schrift nach Art
' i Se et non Abaelards verfasete. Ausföhrliche Inhaltsangabe bei Photios, cod. 231.
r H
wm
54 Bysantinisohe Lüteraturgoaohiohte* !• Proaaisohe Li
9. Von Johannes, dem Patriarchen der Th eo dos ianer (677—686) i
stasios Sinaites, Hodegos Kap. 15, Migne, Patr. gr. 89, 258 2 Festbriefe.
10. Ein TetQttßißXog Zmtov *laxwßitov wird erwähnt von Anastasios, Bisch
rinth, Migne, Patr. gr. 106, 1024.
11. Die monophysitischen ^Aytt&BfAnxuffAoi des Anthimos, Bischofes von
und späteren Patr. von Epel, sind erhalten in dem noch nnedierten 10. Buche des
orthodoxiae von Niketas Akominatos. Vgl. Migne, Patr. gr. 139, 1096. Ein Fn
Anthimos ^Ex xov nqog 'lovauyiayoy Xoyov bei Mansi, Concilia 11, 440 f. — Nik<
wohl noch weitere Reste der Monophysiten. — üeber die ,Sammlung in Sachen
physitismusS welche unechte Schreiben an Petrus Fullo von Antiochien enthält, vgl.
Gesch. d. Quellen und d. Litt, des canonischen Rechts 1 (Graz 1870) 763 ff., 0.
Nachrichten der Göttinger Gesellsch. der Wiss. Philol. Histor. Kl. 1894 S. 117-
3. Ueber die syrischen Monophysiten und deren Litteratur vgl. J.S.As
Bibliotheca orientalis, 2. Bd.: De scriptoribus Syris monopbysitis, Rom 1721. — W
Striae Literature, Encyclopaedia britannica. 9. Aufl. Bd. 22 (Edinburg 1887)
Em Abdruck mit Zusätzen erschien als A short history of Syriac literatore, Lei
Vgl. Theolog. Litteraturzeit. 20 (1895) 45. — An ihrer Spitze steht Philoxeno
von Mabug, der Gesinnungsgenosse des Severos, dessen christologische Homili«
A. Wallis Budge, The discourses of Ph. Bishop of Mabbugh, 2 Bde., Londoo
(der syrische Text mit englischer Uebersetzimg).
7. Leontios von Byzanz {Asovrioq Bv^dmog). Unter diesem
neben dem handschriftlich auch die Bezeichnungen "^leQotfoXvfiitr^y
vorkommen, sind mehrere theologische Schriften überliefert, dei
fasser sich als der bedeutendste Theologe des 6. Jahrhunderts l
Diese Bedeutung liegt in erster Linie darin, dass er zuerst die ai
lischen Begriffsbestimmungen in die Theologie, speziell in die
logie einführte und durch diese das chalkedonische Dogma mit c
chischen Volksauffassung von Christus zu versöhnen suchte. Man
mit Recht den ersten Scholastiker genannt und wir halten daf
damit ein Fortschritt in der Erforschung des Christusgeheimnisses
war. Inhaltlich fusst seine Christologie auf derjenigen des Kyri
Alexandrien. Um so auffallender muss es bei dieser Bedeutung des
sein, dass die Tradition weder über die Persönlichkeit, noch ü
Umfang der litterarischen Thätigkeit desselben Sicheres h
Er selbst erzählt nur, dass er in seiner Jugend einer Gemeinscl
Nestorianern angehörte, bis er durch die Gnade Gottes und „§
Männer, die ihm durch die Schriften wahrer Gottesgelehrten Ha
Herz reinigten**, derselben entrissen wurde. Der älteste Zeuge dei
tion, Germanos von Konstantinopel, nennt ihn 6 rijg iqrjiiov fioraxo^
sowie des Johannes von Damaskos und des Theodoros Studites Angal
jedoch zu unbestimmt, um sichere Folgerungen zu erlauben. Die Sc
um die es sich handelt, sind: 1. Contra Nestorianos et Eutyc
LI. 3, eine Widerlegung der beiden christologischen Systeme, zugU
Erstlingsschrift des Leontios, 2 — 3. je eine Schrift gegen die Nesta
und die Monophysiten; von der ersten fehlt das 8. Buch, die
ist in ßS'AnoQiai eingeteilt. 4. Scholien, gewöhnlich Hb er de
zitiert, in 10 ÜQu^eig eingeteilt und überarbeitet von einem Abte
doros. Auch diese wendet sich nach einer summarischen Besprecht]
früheren Lrlehren wieder gegen die monophysitischen Parteien, Gai
Agnoeten und Origenisten. 5 — 6. Eine kurze Widerlegung des Sc
und 30 Kapitel gegen denselben; 7. eine Schrift über die Fälschi
der Apollinaristen; 8. ein Anzahl von Fragmenten arto tcov Ai
1. Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§ 7) 55
Ttiv axoXifov Movtiov. Fr. Loofs hat zuerst den Versuch gemacht,
\ Problem, das sich an Leontios' Namen knüpft, zu lösen. Sein End-
ultat bezüglich der Schriften des Leontios ist, dass nur Nr. 1 noch in
prünglicher Gestalt vorliegt; die übrigen wären sämtlich Fragmente
'. 5 u. 6) oder Bearbeitungen (Nr. 2 — 4) einer ursprünglichen Schrift,
che axoha betitelt war. Nr. 7 schreibt Loofs einem anderen, aber
ichzeitigen Autor zu. Gegen die Hypothese jener Grundschrift sind von
Bchiedenen Seiten gewichtige Bedenken erhoben worden, die es nicht
luben, Loofs' Untersuchungen als abschliessend zu betrachten. Doch
damit das litterarische Eigentum des Leontios im allgemeinen fest-
keilt. Die unter seinem Namen gehenden Homilien harren noch einer
en Untersuchung; sie gehören wohl einem anderen Leontios, Presbyter
iConstantinopel.
Noch schwieriger war die Fixierung der persönlichen Verhält-
se des Leontios. Nach Loofs' scharfsinnigen Forschungen wurde
»ntios wahrscheinlich in Konstantinopel um 485 aus einer vornehmen
nilie geboren, die mit dem Feldherrn Vitalian verwandt war. Aus der
torianischen Richtung wurde er durch den Anschluss an die sk}rthischen
nche gerissen, an deren Spitze Maxentios stand. Nach einer Reise
h Rom (519) zog er sich in die neue Laura des hl. Sabas in Palästina
üek; 531 nahm er teil an dem berühmten Religionsgespräch in Kon-
atinopel und verweilte hier bis etwa 539, wo er in sein Kloster zurück-
irte. 542 trat er wieder in Konstantinopel auf und starb hier wahr-
einiich bald darauf. Diese Lebensskizze kann auch nur als eine vor-
fige angesehen werden: ein Beweis dafür, wie schwierig es ist, eine
\ den Zeitgenossen vernachlässigte Persönhchkeit (Euagrios nennt nicht
mal seinen Namen) auf dem Wege der litterarischen Forschung gleich-
n wiederzufinden, selbst wenn es die Persönlichkeit eines so gewichtigen
eologen und Polemikers wie die des Leontios von Byzanz ist. Jene
rnachlässigung erklärt sich am besten daraus, dass der hochbegabte
>ntios sich nicht in die extremen Richtungen hineinreissen Hess, die im
eikapitel- und Origenistenstreit zur Geltung kamen.
1. Ausgaben: Nach J. Leunclaviiis, Basel 1578, Canisius-Basnage und
nsi hat A. Mai die Ausgabe des Leontios im wesentlichen zum Abschluss gebracht,
em er den griechischen Text von Nr. 1, 5—7 und die Nr. 2, 3, 8 zuerst veröffentlichte;
« xusammengestellt bei Migne, Patr. gr. 86, 1267—2100. — Ebenda 1975-2004 die
iomilien. Andere unter dem Namen eines Leontios von Epel in codd. Vatican. 455,
0, Vallicell. B. 34, Paris. 1175. Handschriftlich werden Leontios von Byzanz, Leontios
I Kpel und Leontios von Eypem vielfach verwechselt.
2. Hilfsmittel: Die früheren litterarhistorischen Angaben bei Oudin, Cave, Dupin,
iricins sind sehr unbestimmt und einander widersprechend. — Hauptschriften: Fr. Loofs,
i Leben und die polemischen Werke des Leontius v. Byzanz, Texte und Untersuchungen
1 0. V. Gebhardt und A. Hamack 3,1 (Leipzig 1887) 1—317. Vgl. dazu Möller,
^log. Litteraturzeitung 1887, 338ff.,Bardenhewer, Patrologie S. 506- 508, A.Ehrhard,
frarischer Bandweiser 27 (Mtlnster 1888) 505—508. Die Ausführungen von Loofs
leo vielfach durch Mangel an Klarheit, Uebersicbtlichkeit und strenger Selbstkontrolle,
pothesen werden auf Hjrpothesen aufgebaut; die Identifizierungsversuche gehen entschieden
weit. — W. Rügamer, Leontius von Byzanz, Würzburg 1894, nimmt zu vielen Auf-
llongen von Loofs gegensätzliche Stellung ein, ohne jedoch positiv über Loofs hinaus-
ommen. Das Hauptverdienst dieser Schrift liegt in der Darstellung der Theologie des
ntioft.
3. Das nächst« Bedürfnis für die weitere Leontiosforschung ist eine sorgfältige
56 ^^«bsv^^^^ "^ LitteratargeBchiohte. I. Prosaische IdUerator.
ünterauchimg aiWeT eVOB^Shl&gigen Hss. Ausser den Loofs bekannten Godd. Vatici
Turrian. (ob vom Na\)\(^an. verschieden?) und Bodl. Laudian. 92 B. seien gena
Januens. 27 saec. 11 fol. 328—853, vgl. Pitra, Analecta sacra et dassica 5 (B
44 ff., cod. Escorial. 458 saec. 11, cod. Paris. 1335 saec. 14, Vatican. Palat 34!
Zu beachten ist auch die anonyme Schrift in cod. Marc. 575 s. 15, in der Leontios
wird. — Das unedierte Stück in dem cod. Landian. hat Rfigamer a. a. 0. S. ^
einem Athoscodex wahrgenommen.
4. üeber den „Abt und Philosophen* Theodoros, den Ueberarbeiter der Sd
Leontios ist nichts sichergestellt. Loofs a. a. 0. S. 149 macht mit Recht auf die N
keit handschriftlicher Forschungen aufmerksam. Zu den ebenda S. 186 genan
sind die codd. Mosq. T3rpogr. 10 saec. 12, Paris. 1109 saec 14, Eosinitz. 34 saec.
zufügen. Aus dem Liber de sectis, Migne a. a. 0. 1282, geht hervor, dass Thec
üeberarbeitung zwischen 579—608 vornahm.
5. Als WortfQhrer der skythischen Mönche, zu denen Leontios gehört hi
ist Johannes Maxentios bekannt, von dem mehrere Schriften in lateinische
nach der ed. pr. von J. Cochlsus bei Migne, Patr. gr. 86, 75 — 158 vorliegen,
in sehr schlechtem Zustand. Es bleibt zu untersuchen, ob sie griechisch geschrieben
oder ob nicht vielmehr der lateinische Text der ursprflngliche ist. Fabricius,
10, 540 kannte keine griechische Hs; eine solche ist auch neuerdings nicht auf
Vgl. Loofs a. a. 0. S. 229 ff., Bardenhewer, Patrologie S. 509 f.
6. Ueber das Religionsgespräch des Jahres 581 gibt der Brief des
Innokentios von Maronäa bei Philippi nähere Auskunft. In lateinischer Ueh
und sehr korrupter Textgestalt ed. Mansi, Concilia 8, 817—884.
7. Ein sonst unbekannter Mönch Eustathios behandelt in einem an 1
Scholastikos gerichteten Briefe die Frage nach der Doppelnatur Christi. Er suc
zuweisen, dass Severos sich selbst widerapreche, und brmgt zu diesem Zweck Z
einer Reihe von Schriften des Severos. Er wird wohl ein Zeitgenosse des Severos
sein. Ed. pr. A. Mai, Script, veter. nova coli. 7 (Rom 1888) 277—292; abgedr
Migne, Patr. gr. 86, 901—941.
8. Verlorene Polemiker des 6. Jahrhunderts: Das Los der monophy
Theologen traf auch manche ihi'er Gegner, deren Schriften ebenfalls verloren ^
sind. Wir nennen folgende:
1. Der Mönch Jobios verfasste zwei Schriften; die erste war gegen Se^
richtet, die zweite ,Oixoyof4ixij nQayfÄoteia^ betitelt, bestand aus 9 Büchern und
Eine ausführliche Analyse derselben mit Excerpten bei Photios, cod. 222, Migne,
108, 786—829. Damach war diese Schrift nicht polemisch. Zwei weitere Fragm«
derselben ed. A. Mai, Classici auctores 10, 601—604, Spicileg. Roman. 10, 182; ab|
bei Migne, Patr. gr. 86, 8, 8813—20.
2. Johannes Grammatikos von Käsarea wird als Gegner des Severos, d
ihn schrieb, von Eustathios Monachos und Anastasios Sinaites öfters erwähnt. Sei
logie der Synode von Chalkedon ist in syrischer Uebersetzung erhalten in dem cod.
syriac. 140. Vgl. A. Mai, Nova Patr. bibl. 2 (Rom 1844) 595.
^.Johannes, Bischof von Skythopolis um die Mitte des 6. Jahrhunderts, der
Johannes Scholastikos derselben Stadt höchst wahrscheinlich identisch ist, verfasste ein
gegen Severos, die wenigstens aus 8 Büchern bestand. Eine zweite, Katd raty dno
x^g ixxXrjalag, in 12 Büchern war nach Photios, codd. 95. 107, gegen Basilios Kilix g
der eine Gegenschrift schrieb. Johannes ist endlich der älteste Kommentator des
areopagiten. Erbalten sind nur einige kurze Fragmente aus der ersten Schrift in l
akten bei Mansi, Concilia 10, 1107; 11,438 und in der Doctrina Patrum bei .
Script, veter. nova coli. 7, 21. — Vgl. Loofs, Leontius von Byzanz S. 269—272.
4. Von dem Mönche Nikios erwähnt Photios, cod. 50, drei Schriften: Ki
Tov 4»iXon6vov xe(pttXttl<oy tnxd^ Kaxd tov dvaaeßovg JSetnJQov, Kaxa 'EXXijyaty Xoyoi
5. Photios, cod. 22, las auch die Schrift eines Mönches The od osios, der ge
Auferstehungslehre des Philoponos auftrat.
6. Ein gewisser Maren von Edessa wird von Anastasios Sinaites, Hodegos ]
Migne, Patr. gr. 89, 293 als Gegner des Severos genannt.
7. Anastasios Sinaites zitiert auch, Hodegos Kap. 18, 14, Migne a. a. 0. 2
die Schrift eines Ammonios von Alexandrien gegen Julian von Halikamass, der v
früheren Exegeten Ammonios unterschieden werden muss. — Ein Fragment an
Schrift gegen Eutyches und Dioskoros wird Ammonios zugeschrieben in den codd.
Typogr. 10 saec. 12 fol. 189 f. und Taurin. 200 saec. 14 fol. 75^- 78.
8. Eusebios, Erzbischof von Thessalonike (590—604), richtete eine Koni
Schrift in 10 Büchern gegen den obengenannten Andreas Enkleistos, einen Anhänj
A« Dogmatik und Polemik. (§§ S--^) 57
thartodokeÜsmus. VgL PhoÜos, cod. 162 — Gregorios M., Registrum fipistol. 1. 9, 156.
(Briefe an Ensebios).
8. Ephräm {'E^Qaifji, 'E^Qätfuog), Patriarch von Antiochien (529—545),
Amida in Mesopotamien gebürtig und Comes des Orients bis zu
ler Bischofsweihe, müsste an die Seite des Leontios von Byzanz ge-
Jt werden, wenn die zahlreichen Schriften, die er zur Vertei(ügung der
lode von Chalkedon verfasste, erhalten wären. Von seiner litterarischen
Itigkeit erhalten wir Kenntnis durch Anastasios Sinaites, die Johannes
i Damaskos zugeschriebenen Sacra parallela und besonders durch Photios.
le bieten Zitate aus Homilien und Schriften gegen Severos u. a. Dieser
mte 3 TofAoi Ephräms; der erste war eine Sammlung von Homilien und
efen. Von dem zweiten bekämpften 3 Bücher die Severianer, das
enthielt die Antwort auf 5 Fragen über die Qenesis, die ein Mönch
atolios Ephräm vorgelegt hatte. Aus den zahlreichen Fragmenten,
Photios mitteilt und A. Mai aus vatikanischen Hss nur unwesentlich
mehren konnte, ist ersichtlich, dass Ephräm, gleichwie Leontios, eine
gedehnte Kenntnis der früheren Väterschriften besass, und in seiner
istologie hauptsächlich auf Kyrillos von Alexandrien fiisste.
1. Fragmente bei Photios, codd. 228 f., Migne, Patr. gr. 103, 957—1024, bei Ana-
iio6 Sinaites, Migne, Patr. gr. 89, 1185-88 und bei Mansi, Goncilia 10, 1108; 11,433-36.
Die Fragmente in den Sacra Parallela und bei A. Mai gesammelt bei Migne, Patr. gr.
2, 2104—9. - Weitere Fragmente in codd. Paris. 11 a. 1186 fol. 312 und 320, Marcian.
s. 12, Athous 3709 s. 13 fol. 40, in dem Thes. orthodox, des Niketas Akominatos etc.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 10, 750 -753. Hier die Liste der 48 früheren
:hen8chriftsteller, die in den Fragmenten bei Photios genannt werden. — Mehrere bio-
[>hische Einzelheiten über Ephräm bei Johannes von Ephesos, Commentarii de beatis
ntalibus et histor. eccl. fragm. latine verterunt W. T. van Douwen et J. P. N. Land,
sterdam 1889 8. 134, 188, besonders 221—23.
9. Jnstmian I {^lovauviarog) 527 — 565 eröflfhet die Reihe der byzan-
ischen Kaiser, welche das Beispiel Sauls nachahmten, der unter die
^pheten ging. In den theologischen Kontroversen seiner Zeit, mit denen
sich als Kirchenpolitiker intensiv beschäftigte, trat der Kaiser auch als
ologischer Schriftsteller auf. Zeugen dieser theologischen Schriftstellerei
i Kaisers sind Justinian selbst, Liberatus Diaconus und Eustratios; doch
g es schwierig sein, den persönlichen Anteil Justinians an den unter
aem Namen publizierten theologischen Abhandlungen zu bestimmen,
lenfalls nahm er die Mitarbeiterschaft seiner Hoftheologen in Anspruch ;
?r der einheitliche litterarische Charakter, verbunden mit dem hohen
eresse des Kaisers für theologische Fragen, stellt Justinians Haupt-
orschaft ausser Zweifel. Wenn wir von den Briefen und kleineren
ikten theologischen Inhalts absehen, so tragen folgende Schreiben und
ikte Justinians einen theologisch-litterarischen Charakter: 1. Der an den
triarchen Menas von Konstantinopel (543) gerichtete Aoyoq xard
lyhvovq dvaaeßovg^ welcher den Nachweis versucht, dass Origenes
ilimmer sei als alle übrigen Ketzer. Die Abhandlung ist reich an
aten aus früheren Kirchenvätern, Petros von Alexandrien, Basilios,
egor von Nyssa, Theophilos und Kyrillos von Alexandrien u. a., sowie
Stellen aus den Schriften des Origenes selbst. Ihr kirchenpolitischer
reck ist aus der Aufforderung ersichtlich, es möge der Patriarch eine
58 Byxaatinisolie Litteratnrgesoliiohte, L Prosaiaolie Uttoraior.
Synode versammeln und derselben die von Justinian aufgestellten A
matismen vorlegen. 2. Ganz dieselbe theologische Darstellungsweisi
bunden mit derselben kirchenpolitischen Tendenz, zeigt sich in dem gel
Edikte» gegen die Drei Kapitel (551). unvollständig erhalten h
Kontroversschrift gegen gewisse Anhänger der Drei Kapitel,
Justinian deren Verwerfung zu rechtfertigen sucht. 3. Mehrere A
lungen beziehen sich auf die theologische Hauptkontroverse der Ze
Monophysitismus. Die grösste derselben, an ägjrptische Möncl
richtet, stellt auch die orthodoxe Lehre an der Hand der hl. Schri
der Väter unter Bevorzugung Kyrills von Alexandrien dar und sc
daran eine Widerlegung der Gegner. Das dogmatische Schreiben i
Patriarchen von Konstantinopel Zoilos (542 bis c. 550) ist bis a
kurzes Fragment verloren gegangen. Justinian und seine Theolog
reichten ihren Zweck, die Versöhnung der Monophysiten, nicht; Ju
trat sogar in einem letzten, verloren gegangenen kirchenpolitisch-l
gischen Edikte für die extreme monophysitische Partei, die Aphi
doketen, ein. Zwischen diesem Edikte und den früheren liegt ein Ab;
denn in diesen steht Justinian im wesentlichen auf dem theolog
Standpunkt des Leontios von Byzanz, obgleich Leontios auch von Jui
nirgends erwähnt wird. Das bleibende Resultat dieser kirchenpolii
Aktion, die Justinian in ein theologisches Gewand zu kleiden verstan<
die endgültige Feststellung der kyrillisch-chalkedonischen Christologie
halb des byzantinischen Reiches, das davon niemals mehr abging.
1. Ausgaben: Die theologischen Schriften Justinians wurden in die meisten Ec
Sammlungen aufgenommen. Am bequemsten findet man sie bei Migne, Patr. gr
945—1149. — Den Tractatus contra Monophysitas ed. pr. A. Mai, Scriptor. vet€
coli. 7 (Rom 1833) 292—313, sowie das Fragment des Bnefes an Zoilos, Spicileg. R<
(Rom 1840) 468 f. aus dem Thesaurus orthodoxiae des Niketas Akominatos. — 13
theologischen Inhaltes an die Päpste Hormisdas, Johannes I, Agapetos I, Vigilius
die 5. Synode bei Migne, Patr. lat. 63, 367 ff.; 66, 11-32, 35—80; 69, 15 -
Mehrere Edikte kirchlichen Inhalts stehen in Justinians' Codex und in seinen Ni
sowie bei Migne, Patr. lat. 72, 921 — 1110. — Eine Goldbulle an den Abt des Sinaü
ed. pr. C. Tischend orf, Anecdota sacra et profana, 2. Aufl., Leipzig 1861, 56 f.
2. Hilfsmittel: Ueber Justinians theologische Schriften und Lehre vgl. H
Conciliengeschichte 2, 2. Aufl. (Freiburg 1875) 786 u. öfters, Loofs, Leontius von
S. 303-317. — P. Jörs, Die Reichspolitik Kaiser Justinians, Giessen 1893 S. 14—2
Förderung). — Für seine theologische Schriftstellerei: Justiniani Novellae, ed. Zachari;
Lingenthal 2, 244, Liberatus Diaconus, Breviarium Kap. 24 bei Mansi, Concilia
Eustratios, Vita Eutychii, Migne, Patr. gr. 86, 2313.
3. Von dem Patriarchen Epiphanios von Kpel (520—535) befinden sich 4
an den Papst Hormisdas und dessen Antworten bei Migne, Patr. lat. 63, 494 ff.
4. Schriften zum Origenlstenstreit. 1. Barsanuphios (f c. 550), de
Euagrios, Hist. eccl. 1. 4, 33 ein Kloster in der Nähe von Gaza in Palästina bewohnte,
liess eine kurze Ji&aaxaXLa negi rcHv ^SlQiye'yovg, Evaygiov xal Jidvf4ov (fQoytjfÄdtioy,
sich scharf gegen den Origenismus ausspricht (530—540). Ed. pr. Montfaucon, B
Coislin., Paris 1715 S. 394—399. — Eine von der gedruckten verschiedene Jida
bieten unter dem Namen des Barsanuphios und Johannes die codd. Sinait. 410 Sf
und 412 saec. 11. — Barsanuphios und seinem Schüler Johannes werden auch ask
Schriften zugeschrieben. Vgl. Fabricius, Bibl. gr. 11, 585 f. Dabei wird öfters be
dass Barsanuphios von einem gleichnamigen Anhänger des Severos zu unterscheiden
2, The oder 08, ein origenistischer Mönch, der durch den Einfluss des Theodoros A
von Käsarea Bischof von Skythopolis wurde, schwor den Origenismus ab und richte
559 eine scharfe Erklärung gegen denselben an Kaiser Justinian und die Patri
Eutychios, ApoUinarios, Domninos und Eustochios, die in der Hauptsache aus 12 A
matismen gegen Origenes besteht. Ed. pr. Montfaucon, Bibliotn. Coisl. S. 94—9
gedruckt bei Migne, Patr. gr. 86, 1, 231—36.
t Theologie. ▲• Dogmatik und Polemik. (§ 10) 59
5. Die AiifiüÜiluog und Charakterimenmg der zahlreichen monophysitischen Sekten
lüdet den Henptinbalt einer litteransch wertlosen Schriffc des Tim 0 theo s, Presbyters der
1^ Hegim Sophie, bei Migne, Patr. gr. 86, 11-68. Timotheos erwähnt die 5. Synode (553)
^ wmi edirieb somit in der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts.
% 6. Entychios, der Nachfolger des Monas auf dem Patriarchalstuhl ip Epel,
i friker Vorsteher eines Klosters in Amasea im Pontes, spielte eine hervorragende Rolle auf
K iv 5. Synode; 565 wurde er von Justinian verbannt und 577 unter Justin 11 wieder zu-
tftekkemfen. Er starb 582. Seine Kontroverse mit Gregor d. 6r. als Apokrisiar in Kpel
iber die Qualität des Auferstehungsleibes ist bekannt. Sein Biograph Eustratios spricht
Ulms von seiner litterarischen Thätigkeit gegen die Monopbysiten, besonders gegen die
Apkthartodokeien, aber ohne näher darauf einzugehen. Erhalten sind nur ein Brief an
Vifet V^igiliuB in Sachen des Dreikapitelstreits und eine, wahrscheinlich fragmentarische,
Bsmilie Ober das Osterfest. Beide bei Migne, Patr. gr. 86, 2, 2392-2405. Vgl. dazu
8teiti. Jmhrbflcber für deutsche Theologie 12 (1867) 256—262. -> »Schriften der Kompi-
ktion* des Eutychios erwähnt Johannes von Ephesos, Kirchengeschichte, übersetzt von
J. M. Schonfelder, München 1862 S 76 f., 89.
7. Der Presbyter Eustratios von Kpel war ein Schüler des Eutychios. Seine
BMgrmphte des letzteren hat die Form einer Grabrede und muss bald nach dem Tode des
FiiArijunchen verfasst worden sein. Der Text bei Migne a. a. 0. 2273—2390. — Eustratios
lehneb Mach 3 Abhandlungen gegen die Theorie des Seelenschlafes, worüber Photios, cod. 171,
kcrielitei. Ed. pr. faber unvollständig) Leo Alle tius. De purgatorio, Rom 1655 S. 319—580.
Die dmrin zitierten Autoren verzeichnet bei Fabricius. Bibl. gr. 10, 725 — 27.
8. In die Zeit Justinians gehören auch 2 Schriften, Nofioi rtSy 'OfjLtjQixtov und
i( /u€Ta iovSalov 'EQßtt¥ rovyofjta, welche Gregentios, Bischof von Tapbar im Lande
Hin^ariden in Südarabien zugeschrieben werden und die Bekehrung der Himjariden
Christentum zum Gegenstande haben. Die Gesetzgebung wird auf Gregentios zurück-
gelUirt und bietet kulturhistorisches Interesse; der Dialog will auf Aufzeichnungen des
Psllftdios, Scbolastikos des Bischofes Gregentios beruhen, ursprüngliche Gestalt, Ab-
fsjMHmgBzeit, Verfasser und Glaubwürdigkeit dieser Schriften müssen noch festgestellt
Verden. Die Nofioi ed. pr. Boissonade, Anecd. gr. 5 (Paris 1833) 63—117 (der Anfang
feblt); den Dialog ed. pr. N. Gulon, Paris 1586. Beide vereinigt bei Migne, Patr. gr. 86,
1, ^3 — 784. Eine neue Ausgabe ist die Vorbedingung für die geforderte Untersuchung.
Za berllcksiebtigen ist der cod. Sinait. 541 a. 1150, welcher eine Vita Gregentii archiep.
Homeritamm enthält, die vielleicht die ursprüngliche Textesgestalt darstellt. Auch eine
•brisclie Cberaetzung in einer Berliner Hs gibt die 2 Schriften im Rahmen einer Lebens-
beechreibong des Gregentios, als deren Verfasser sie einen ungenannten Bischof von Negran
besMcliDel Vgl. Fabricius, BibL gr. 10, 115 f. In cod. Athens 1555 saec. 14 wird
Johannen, Bischof von Negran, als Verfasser dieser Vita genannt. — Litteratur bei Bar den -
hewer, Patrologie S. 518. Dazu noch: A. Dillmann, Zur Geschichte des axumitischen
Abb. BerUner Ak. Phil. Hist. Kl. (1878) 177-238, (1880) 1-51; Mordtmann,
\ deutsch. Morgenl. GeseU. 35 (1881) 693-710.
10. AnastaäoB (Avaardaiog) Patriarch von Antiochien, war aus
PiULsdna gebürtig und führte das Mönchsleben, bis er 559 dem Patriarchen
Domnos nachfolgte. Er widersetzte sich, wie Euagrios und Eustratios
berichten, der monophysitenfreundlichen Politik Justinians, der jedoch starb,
bevor er Anastasios bannen konnte. Dies that Justin 11 (570) und erst
DAch 23 Jahren konnte Anastasios auf seinen Stuhl zurückkehren, den er
noch etwa 5 Jahre innehatte (t 599). Während seines Exiles schrieb er
3 dogmatische Abhandlungen über die Trinitäts- und Inkamations-
iehre, die nur in lateinischer Übersetzung vorliegen. Anastasios schliesst
lieh inhaltlich eng an die Kirchenväter an; in formeller Hinsicht darf er
vegen seines streng methodischen Verfahrens als ein Vorläufer der
Scholastik angesehen werden. Von den späteren byzantinischen Theo-
logen wurde er viel beachtet und zitiert, wie z. B. von Maximos Confessor,
Miannes von Damaskos, der 7. allgemeinen Synode u. a. Sein littera-
iBcher Nachlass umfasste ursprünglich noch andere Schriften, gegen
Instiiiian, gegen Johannes Philoponos, eine Abhandlung über den dogma-
tischen Brief Leos an Flavian. Euagrios, Hist. Eccl. 4, 40, bezeugt ausser-
60 BysanüniBolie litteratargeschiohie. L Prosaische Litteraiar.
dem, dass er schwierige biblische Fragen behandelt habe. Vielleichl
hört ihm auch die unedierte Schrift nsQl nqovoiaq zu, die eine Hs
Rheims unter seinem Namen enthält. In seiner ersten dogmatischen
handlungen über die Trinität beruft er sich auf die Homilien, die er
fasst habe, „als er noch ungehindert schreiben und sprechen konnte',
solcher Homilien sind unter seinem Namen gedruckt, aber ihre Ecl]
ist zweifelhaft. Eine 4. ist sicher unecht, da die 7. Synode darin erw
wird. Sicher echt ist nur seine Rede bei der Rückkehr nach Antio<
am 25. März 593. In den Hss werden die verschiedenen Träger
Namens Anastasios sehr oft mit einander verwechselt; es muss dahe
handschriftliche Material einer genauen Durchforschung unterzogen
den, bevor das litterarische Eigentum eines jeden dieser Anastasii besti
werden kann.
1. Ausgaben: Die von Luk. Holstein geplante Ausgabe des Anastasios kam
zur Ausführung. — Eine vorläufige Gesamtausgabe bei Migne, Patr. gr. 89, 1309—
Hier neben den 5 dogmatischen Abhandlungen und 4 Homilien noch eine unechte *£
avyxofios niaxewg und einige Fragmente. - Die Rede am 25. März 593 ed. Pitra,
eccl. Graecor. bist, et docum. 2 (Rom 1868) 251—257.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 10, 595-600. — Gregorius P., R<
epistol. 1. 1, 7. 24 f.; 5, 41 f.; 8, 2 etc. stand mit Anastasios in Korrespondenz un<
mühte sich eifrig um dessen Restituierung. ~ Eine erste Grundlage fGü* weitere
schungen bietet Pitra, Juris eccl. Graecor. bist, et docum. 2, 238—394. EUer w
13 Träger des Namens Anastasios nachgewiesen, eine Liste von Hss aufgestellt und
cula von verschiedenen Anastasii geboten.
3. A. Mai, Nova Patr. bibl. 6, 2, LIIF nennt einen Theodoros presbyter als
fasser einer Isagoge in 5 sermones dogmaticos Anastasii Antiochem' ohne nähere An§
Lateinisch ed. Tilmannus, Paris 1557.
4. Den Patriarchen Eulogios von Alexandrien (580—607) traf dasselbe Loi
Ephräm und Eutychios. Von seinen zahlreichen Schriften haben sich nur Fragment
halten (nach Drucken von A. Mai zusammengestellt bei Migne, Patr. gr. 86, 2, 2937-
abgesehen von einer Homilie (bei Migne a. a. 0. 2913 — 37), deren Echtheit nicht festt
Die Fragmente in den codd. Bodl. Barocc. 25 saec. 14 fol. 267- 73, Paris 228 sae
fol. 19—20^ sind noch nicht untersucht. Letztere stammen aus s. Schrift üegl rrjg .
TQtddos xai negl rrjs &eitts oixoyofilag und sollen von 0. Bardenhewer publiziert we
Nach den Titeln und Inhaltsangaben der Schriften des Eulogios, die Photios, codd.
208. 225—27. 230. 280, mitteilt, verfolgte Eulogios dieselben litteranschen Zwecke wi<
Vorgänger Ephräm, die Verteidigung der Synode von Chalkedon, des dogmatischen B:
des Papstes Leo, der Christologie Eyrills von Alexandrien, und die Bekämpfung der S
physiten, besonders der Sektenhäupter Timotheos, Theodosios, Severos, sowie der '.
dosianer und Gaianiten. Auf die kirchliche Disziplin bezog sich seine Schrift Kara So\
xal negl tijg oixoyofjLiag. Trotz dieser fieberhaften Anstrengungen konnte Eulogioi
Orthodoxie in Alexandrien nicht zur Herrschaft bringen. - Biographische Einzelfa
bei Johannes Moschos, Pratum spirituale, Migne, Patr. gr. 87, 3, 3009 f. — Briefe
Papstes Gregor an Eulogios in dessen Registr. epistol. 1. 5, 41; 7, 31. 37; 8, 28 f.; 9, 17!
11. Die monotheletischen Schriftsteller (633—680) hatten dass
Schicksal wie die monophysitischen: ihre Werke wurden auf dem ri
sehen Konzil des Jahres 649 unter Papst Martin und auf der 6. aJ
meinen Synode in Konstantinopel verdammt und gingen infolgedessen sc
frühe zu Grunde. Die Akten dieser beiden Synoden bilden auch m
den Schriften des Maximos Confessor die einzigen Quellen, aus denen
einige Nachrichten über die monotheletische Schriftstellerei schöpfen las
Die römische Synode erwähnt mehrere Briefe und Schriften der monoth
tisch gesinnten Patriarchen von Konstantinopel Sergios, Pyrrhos
Paulos, des Patriarchen Kyros von Alexandrien und des Bischof es Th
doros von Pharan, teilt einige Briefe der genannten Patriarchen in a
1. Theologie. A« Dogmatik nnd Polemik. (§§ 11-12) gl
Indigem Texte mit und gibt einige Auszüge aus grösseren dogmatischen
hriften des Theodoros, des Pyrrhos und aus den KsqxiXaia des Kyros.
grösserer Anzahl lagen diese Schriften den Vätern der 6. allgemeinen
node vor. Der Chartophylax Georgios verlas in der 13. Sitzung eine
inze Liste derselben aus Hss, die in der Patriarchalbibliothek von Kon-
mtinopel aufbewahrt wurden: es waren Briefsammlungen von Sergios,
Trhos und Petros, dem Nachfolger des letzteren, mehrere autographe
i)handlungen des Pyrrhos, darunter drei Tofioi nQotr^covr/Tixoi an den
iiser, sowie ßtßXia didifoqa des Bischofes Theodoros. Den Akten der
node selbst wurden nur einige Auszüge aus denselben einverleibt zum
weise, dass sie in Wirklichkeit den Monotheletismus lehrten. In gleicher
eise wurde einiges aus den Schriften des Patriarchen von Antiochien
ikarios, der mit seinem Schüler Stephanos auf der Synode selbst den
motheletismus vertrat, in die Akten aufgenommen. Die Schriften selbst
Iten 2 Codices und ein xaqtmov tsTqadiov. Makarios selbst legte der
node ein schriftliches Glaubensbekenntnis und drei xcaiixia vor, worin
die Aussprüche der Kirchenväter zusammengestellt hatte, die den
>notheleti8mus lehren sollten. Beim Vergleich dieser Auszüge mit den
s der betreffenden Väter aus der Patriarchalbibliothek, der in der 8.
d 9. Sitzung vorgenommen wurde, stellte sich aber heraus, dass Makarios
tendenziöser Weise exzerpiert hatte. Ausser einigen der genannten
hnften erwähnt Maximos Gonfessor eine längere Abhandlung, die Pyrrhos
ihn gerichtet hatte, und eine Schrift des Bischofs Theodoros ^UsqI g>v<f€(og,
ocraaeoig te drj xal nQoaoinov^, Maximos verdanken wir endlich die Er-
Itung von zwei UnoQiai des Theodoros, Diakonos und Synodikarios des
itriarchen Paulos. Diese spärlichen Überreste lassen jedoch ein umfassen-
s urteil über den litterarischen Charakter und Wert der monotheletischen
hriftstellerei nicht zu.
Vgl. die Akten der römischen Synode bei Mansi, Concilia 10 ^Florenz 1764) 958,
}, 972- 76, 988, 1004 f., 1020—25 und dazu Hefele, Conciliengeschichte 3* (Freiburg
11) 212 — 221. — Die Akten der 6. allgemeinen Synode bei Mansi, Concilia 11 (1765),
t, 276, 320 — 378 (über die xto^xia des Makarios), 512—517 (Auszüge aus Schriften des
karioe), 557-560 (Aufzählung der Schriften der Monotheleten), 560—573 (2 Briefe des
ro8 an Sergios und weitere Auszüge). Dazu Hefele a. a. 0. 260 — 279. — Für Maximos
ofeflsor vgl. Migne, Patr. gr. 91, 129, 136, 332 f., 341. — Die 'AnogiM des Theodoros
i der Widerlegung des Maximos bei Migne a. a. 0. 216—228.
12. MazimoB Gonfessor {Md^iinog 6 ofioloyr^tTJg) ist neben Sophro-
os, dem Patriarchen von Jerusalem (s. § 87) der Hauptgegner des
>notheIetismus und der hervorragendste Theologe des 7. Jahrhun-
rts. Er wurde um 580 aus einer vornehmen Familie von Konstantinopel
boren und war einige Zeit Geheimschreiber des Kaisers Heraklios. Um
iO finden wir ihn als Abt des Klosters Chrysopolis bei Konstantinopel.
s der monotheletische Streit ausbrach, stellte er sich auf die Seite der
thodoxen Opposition und beschloss bei der Unmöglichkeit, am Sitze des
äisers seine Auffassung zu verteidigen, nach Rom zu wandern. Auf der
inreise traf er in Afrika, dessen Statthalter Gregorios aus politischen
runden die unionsfeindliche Partei unterstützte, mit dem Patriarchen von
onstantinopel, Pyrrhos, zusammen und hatte mit ihm die berühmte Dis-
iitation, die mit der Sinnesänderung des Pyrrhos endigte (645). Mit
62 BysaatiniBoYie ^^tteratargeschichte. 1 Prosaisohe titieraiur.
letzterem begab er sich nach Rom, wo er der Hauptwortfiihrer der Chi
donenser wurde, während Pyrrhos in Ravenna zum Monotheletismus zui
kehrte. Wie der Papst Martin I, so wurde auch Maximos durch
kaiserlichen Exarchen von Bavenna, Ealliopas, gefangen genommen
mit zwei Freunden, die beide den Namen Anastasios führten, nach
stantinopel geschleppt (653). Nach einem langen Verhör wurde er
seinen Gefährten getrennt und nach Bizya in Thrazien verbannt,
hatte er eine neue Disputation mit Theodosios, Bischof von Käsarea,
den beiden Konsuln Paulos und Theodosios, welche den Anlass zu o
Misshandlungen bot. Ein zweites Exil führte ihn nach Lazika, wo er
seinen Leiden unterlag, nachdem ihm der Mönch Anastasios im Tode
angegangen war.
Maximos pflegte mit dem gleichen Interesse Polemik, Exeg
Asketik, Mystik und Liturgie und erneuerte die universaltheologis
Bestrebungen der Kirchenväter des 4. und 5. Jahrhunderts. 1. l
seinen polemischen Schriften stehen die Abhandlungen obenan, die
auf die obschwebende theologische Kontroverse beziehen. Combefis h«
28 an der Zahl zusammengestelt; diese Zusammenstellung bedarf
einer kritischen Revision: einige Opuscula wie z. B. Opusc. 2 und £
hörten ursprünglich einer grösseren Schrift an, andere sind Auszüge
längeren Schreiben, die verloren sind. Inhaltlich beziehen sie sich all
die monophysitische und monotheletische Lehre; es befindet sich auch
Bericht über die oben erwähnte Disputation mit Pyrrhos darunter, die
im wesentlichen über die Aussprüche der Schrift und der Väter, besoi
Kyrills von Alexandrien erstreckte. Eine weitere polemisch-apologeti
Schrift, ein Dialog zwischen einem Orthodoxen und einem Manichäer,
von Georgios Scholarios erwähnt, befindet sich aber nicht unter den
druckten Werken des Maximos. Philosophischen Charakters ist eine k
Abhandlung über die Seele, ihre Existenz und ihre Eigenschaften. 2.
exegetische Hauptschrift entstand auf die Anregung seines Lei
Thalassios (vgl. § 60), der von ihm die Erklärung schwieriger Stellen
der hl. Schrift verlangt hatte. Sie war ursprünglich in mehrere, w(
stens 5 Tofioi eingeteilt. In bunter Reihenfolge werden hier der Schöpfu
bericht, viele Stellen aus dem Alten und Neuen Testament, besonders
dem Evangelium des hl. Johannes erörtert Maximos huldigte mit
hebe der mystisch-allegorischen Erklärung der hl. Schrift, lässt jedoch
historische Interpretation bestehen und stellt sehr oft zwei verschie«
Deutungen nebeneinander. Die früheren Väter zog er ständig zu I
und wo er bei diesen keine Erklärung fand, da verzichtete auch er
eine bestimmte Antwort. Mehrere exegetische Stücke geringeren Umfi
bekunden das intensive Interesse, das der Erforschung der hl. Schrii
seinen Freundeskreisen entgegengebracht wurde. 3. Besonders fruch
war Maximos auf dem Gebiete der Asketik und Mystik. Hierher ge
ein Dialog zwischen einem Greise (ye'Qcov) und einem Bruder über die Nor
des christlichen Lebens, zu dessen Ergänzung 400 Sentenzen über
Liebe hinzukommen. Auch hier betont Maximos, dass er nicht eig«
Gewächs biete, sondern, was er aus den Schriften der Väter xeyak
1 Theologie. A. DogmaMk und Polemik. (§ 12) 63
6taT€Qov zusammengestellt habe. Auch die übrigen asketischen Schriften sind
in der Gestalt von xstpaXaia abgefasst; in den 5 Zenturien über Tugend und
Laster herrscht grösserer Zusammenhang und eine fortschreitende Ent-
lickelung. Über die asketische Katene, die Maximos zugeschrieben wird,
vgl. § 94. 4. Sowohl in den polemischen als besonders in den asketischen
Schriften schliesst sich Maximos eng an Gregorios von Nazianz und
den Pseudoareopagiten an. Zeugen dieses Abhängigkeitsverhältnisses sind
ausserdem zwei Kommentare zu schwierigen Stellen der beiden, der eine an
einen gewissen Thomas, der zweite an Johannes, Bischof von Kyzikos, ge-
richtet. Für die Kenntnis der Theologie und Mystik des Maximos und
deren Quellen sind diese Konmientare massgebend. 5. Die Erklärung des
symbolischen Sinnes der Zeremonien des liturgischen Gottesdienstes
ist eine unmittelbare Frucht des Studiums der pseudoareopagitischen
Schriften und wurde selbst wieder zur Quelle für die späteren byzan-
tinischen Liturgiker und Mystiker. 6. Diese weite schriftstellerische Thätig-
keit spiegelt sich wieder in den Briefen des Maximos, wovon einige
philosophische Fragen über die Seele, andere dogmatische Lehrpunkte be-
handeln, die meisten aber asketische Betrachtungen bringen. Mehrere
sind auch reine Freundschaftsbriefe und in einem edlen Ton abgefasst.
Die historische Bedeutung des Maximos liegt vor allem in der Be-
kämpfung des Monotheletismus, wodurch der letzte Versuch, von den
Bahnen abzuweichen, welche die Synode von Chalkedon der Christologie
vorgezeichnet hatte, zurückgeschlagen wurde. Als Theologe ist er die
letzte Grösse der griechischen Kirche. In dem Anschluss an Gregor von
Nazianz, Pseudodionys und die Väter überhaupt spricht sich auch bei ihm
der gemeinsame Charakter der theologischen Arbeit seiner Zeit aus; trotz-
dem hat er einen gewissen Grad von Originalität sich bewahrt, wie ihn
wenige Byzantiner seit dem 6. Jahrhundert besassen. Dazu kommt eine
hervorragende dialektische Bildung und die spekulative und mystische
Geistesanlage, die ihn zu dem christlichen Neuplatoniker hinzog. Pseudo-
dionys ist durch Maximos in die griechische Kirche eingeführt worden; er
hat den Areopagiten mit der traditionellen Kirchenlehre in Einklang ge-
bracht und dadurch auf die griechische Theologie mächtiger eingewirkt
ils Johannes von Damaskos. Wenn er trotzdem die Bedeutung des letz-
teren, der ihm sehr viel verdankt, für die Folgezeit nicht bekam, so lag
dies daran, dass er seine Theologie nicht in einem systematischen Zu-
sammenhang zur Darstellung brachte. Durch die Vermittelung des Scotus
Erigena im 9. Jahrhundert erstreckte sich sein Einfluss auch auf die
abendländisch-scholastische Theologie.
1. Aasgaben: Die von Fr. Scorsus geplante Ausgabe kam nicht zu stände. —
Combefis niubm den Plan auf (sein Conspectus der Ausgabe erschien Paris 1670), konnte
iker Ton der auf 3 Bände berechneten Ausgabe nur die 2 ersten fertigstellen, Paris 1675.
- Die Ausgabe ist wiederholt bei Migne, Patr. gr. 90. 91 (Paris 1860) mit Uinzufügung
ks nerat von Fr. Oehler, Anecd. gr. 1 (Halle 1857) herausgegebenen Scholien zu Gregor
«« Naodmiiz and Pseudodionys, welche Thomas gewidmet sind. Die an Johannes von
Kviikoe gerichteten Scholien zu Pseudodionys stehen bei Migne, Patr. gr. 4, 15—432,
Sf7-576. der auf Gregor v. Naz. bezügliche Teil bei Migne a. a. 0. 91, 1060—1417. —
Ebe Xaximos zugeschriebene Chronologia succincta vitae Christi ed. Bratke, Zeitschr. f.
Sk^cngeacbichte 13 (1892) 882—384. — Der Computus ecclesiasticuB des Maximos steht bei
64 Byzantiidsolxe litieraturgeschichte. !• Prosaisohe liUeratar.
Migne, Patr. gr. 19, 1217—1280. — Cod. Sinait. 385 saec. 13 enthält Maximi Conf. K$
xtti* 'j4Q€ioVf ZaßsXXioVf NeatoQiov xal Evrv/ovc, die unediert zu sein scheinen. S
gilt von den UsqI d^BXtifidTtov xal iyeQyeuov xe<pdXaia dixa ftsra natgixtay änodeii
dem cod. Monac. 25 saec. 16 fol. 238 — 40.
2. Hilfsmittel: Photios, cod. 192 — 194, verbreitet sich über einige Schrift
Maximos. lieber den Stil der Quaestiones ad Thalassium fällt er ein ungünstiges Ui
Fabricius, Bibl. gr. 9, 635—677. Die Liste der von Maximos mit Einschluss d«
communes zitierten Autoren 653 - 666. — Von den 5 Dialogen de Trinitate, weld
fach neben anderen auch Maximos handschriftlich zugeschrieben werden, hat J. Dri
Theol. Studien und Kritiken 63 (1890) 137—171, Apollin. v. Laodic, Leipzig 1892 S.
vgl. den Text ebenda S. 252 ff., für die 3 ersten Apollinarios v. Laodicea als Vi
postuliert. — Wagenmann in der Real-Enzvklopädie f. protest. Theologie 9*
430 — 443. — Eine Monographie ist dem nervorragenden Theologen noch ni<
widmet worden. Vorarbeiten dazu: Fr. Combefis, S. Maximi Conf. vita e
aliaque prolegomena ad ejus operum editionem, Paris 1670. - Hefele, Concüiengeschi«
189—247. — J. Huber, Die Philosophie der Kirchenväter, München 1859 S. 34;
— J. Bach, Dogmengeschichte des Mittelalters 1 (Wien 1873) 15-49. — H. V
S. Maximi Confess. praecepta de incamatione Dei et deificatione hominis exponui
examinantur, Berlin 1869. — K. F. A. Preuss, Ad Maximi Confessoris de Deo hom
deificatione doctrinam adnotationum pars I, Schneeberg 1894. Untersuchte die <
und die Eigentümlichkeiten seiner Gotteslehre. — Sokr. Staurides, 'Hodoc ngog rc
17 nsQL lov xiXovg xov dy^gtanov xatd Md^ifAOv tov ofioXoyrjtijy, Kpel 1894 (ohneW<
lieber seine Abendmahlslehre s. G. E. Steitz, Jahrbücher für deutsche Theolo
(1866) 229—238.
3. Biographisches: Die anonyme, an einen Bischof Nikolaos gerichtet
S. Maximi bei Migne, Patr. gr. 90, 67 — 110 ist in der jetzigen Form nicht von eine
genossen verfasst. — Hingegen stammen die Berichte über das Verhör des Maxi
Kpel, die Disputation in Bizya und den Tod des Maximos und des Mönches Anastasi(
von dem Leidensgenossen Anastasios Apokrisiarios; gedruckt bei Migne a
110—129, 136—195. Diese Dokumente sind in der genannten Vita benützt — Vg
Theophanes, Chronographia, ed. de Boor 2, 331 f., 347, 351.
4. Schollen: Verschiedene Schriften des Maximos, besonders exegetische, sin«
schriftlich und in den Ausgaben von Schollen begleitet. Einen Teil derselben
Maximos bei einer Durchsicht seiner Arbeiten selbst hinzugefügt zu haben; die i
mögen wohl später hinzugekommen sein. — Den Prolog eines Kommentars zu de
turien De caritate von dem Metropoliten Nikolaos von Kerkyra aus dem 12. Jah
Sp. P. Lampros, KcQxvQatxd Uy^xdota, (Athen 1882) S. 27 f. publiziert
5. Anastasios Apokrisiarios f 6ß6 verfasste ausser den vorhin erwähni
richten einen AlßsXXog gegen den Typos des Kaisers Konstanz II, den er selbst in
ersten Berichte erwähnt, und einen Brief an die Mönche von Askalon, wovon A
Script, vet. nov. coli. 7,202, den Anfang mitteilte; abgedruckt bei Migne, Patr.
1191. — Von dem Mönche Anastasios, dem zweiten Leidensgenossen des Maximos, b
wir einen Brief über die von beiden erlittenen Drangsale an die Mönche von 1
Migne, Patr. gr. 90, 131-136.
6. Von Theodoros, Presbyter des Klosters Raithu auf der sinaitischen Ha
der als ein Zeitgenosse von Maximos angesehen wird, ist eine kleine Schrift erhalt
eine Skizze der christologischen Irrlehren von Paul von Samosata an bis Severe
Julian von Halikamass bietet. Das Schweigen des Verfassers über den Monothele
und seine Bemerkung, dass überall Friede herrsche, nötigt die Abfassungszeit der
vor das zweite Decennium des 7. Jahrhunderts zu setzen. Sie hatte übrigens ursprl
einen grösseren Umfang; denn das Erhaltene gibt sich als Einleitung zu den vnoyi
fjiiyoi Xoyoif die fehlen. Gedruckt bei Migne, Patr. gr. 91, 1484 — 1504. — Johannes B
Patriarch v. Kpel, kannte eine weitere Schrift Theodors nsQi dneqtyqdnxov, die wem
2 Bücher umfasste (Epigraph, c. 8, Migne, Patr. gr. 141, 680 f.). — Leo All
Diatriba de Theodoris ed. A. Mai, Nova Patr. bibl. 6, 2, 149—151 nennt noch ander
13. Anastasios Sinaites {'Avaatdaiog 2ivatTijg) war ein jün
Zeitgenosse Maximos des Bekenners, mit dem er in Schriftsteller]
Beziehung manche Ähnlichkeit hat. Von seinen Lebensverhältnissen ^
wir nur, dass er Mönch des Sinaiklosters war und nach Ägypten
Syrien grössere Beisen unternahm, um mit den Monophysiten, Severia
Theodosianern, Gaianiten u. a. Religionsgespräche zu halten. Pati
1 Theologie. A. Dogmatik and Polemik. (§ 13) g5
itiochien war er nicht; seine Blütezeit fallt zwischen 640 — 700. Die
ungen, welche er als Wanderapostel der Orthodoxie machte, hegen
Hauptschrift ^Odr^yoq zu Grunde, worin er seinen Brüdern eine
mg zur wirksamen Bekämpfung der Monophysiten gehen wollte.
?h er die Kategorien des Aristoteles als die eigentUche Quelle des
hysitismus ansah, stellte er doch an die Spitze seines Führers eine
Reihe von Begriffshestimmungen, die offenbar Aristoteles entlehnt
Als wahrer Scholastiker gibt er sich auch zu erkennen, wenn er
eologischen Beweisführung ix ngayfiatixciv (XTtodei^ecav ausdrücklich
orzug vor der biblischen gibt. Ein innerer Plan lässt sich aber in
brift selbst nicht wahrnehmen. Anastasios stützt sich vorzugsweise
L^ Synodaldekrete und die früheren Väter, unter denen Pseudodionys,
8 und Kyrillos von Alexandrien die erste Stelle einnehmen. Der
pfung des Monotheletismus sind 3 kleinere Abhandlungen 11€qI tov
'x6i*a gewidmet, wovon die 3. die Geschichte desselben bis 20 Jahre
ier 6. Synode (680) darstellt. 3 weitere Schriften, die Anastasios
in der Einleitung zum Hodegos erwähnt, Tofiog doyfiaTixog, Tofiog
njixog, Shtay^Aa xard NecfTOQiov^ sind verschollen. Die exegetische
tschrift des Anastasios ist die Erklärung des Hexaemeron in
:hern, von denen nur das letzte im Urtext publiziert ist. Anastasios
restützt auf den Apostel Paulus, das Hauptgewicht auf die allego-
Interpretation. Nach ihm zielt das ganze Hexaemeron auf Christus
e Kirche ab. Der Pseudoareopagite ist ihm auch hier Hauptautorität,
hrift klingt aus in einer Verherrlichung der Kirche und Evas, ihres
IS. Eine letzte grössere Schrift, die ganz in der Art der Quaestiones
aximos exegetische, dogmatische und praktisch-kirchliche Fragen
lelt, gehört in der vorUegenden Gestalt Anastasios sicher nicht zu;
-e Antworten stehen mit einander im Widerspruch, in einigen wer-
tgar spätere Schriftsteller wie Nikephoros von Konstantinopel ge-
Auch die Hss weichen beträchtlich von einander ab, und einige
i als Verfasser einen Anastasios, Erzbischof von Nikäa. Doch scheint
iindstoek dieser Quaestiones Anastasios Sinaites zu gehören. Die
turgattung der 'EQfovrjcfeig xal änoxQicfeig muss überhaupt erst noch
erforscht werden. Anastasios bezeugt selbst, dass er eine Streit-
t gegen die Juden verfasste, die wenigstens 2 Bücher umfasste.
>e kann jedoch in den Dialogen gegen die Juden, die A. Mai ediert
cht erbUckt werden. Es werden darin mehr als 800 Jahre seit der
ning Jerusalems gezählt und von dem, was Anastasios als Inhalt dieser
angibt, findet sich keine Spur. Der weitere litterarische Nachlass
astasios, der noch ziemlich umfangreich zu sein scheint, kann erst um-
werden, wenn die schon bei Anastasios von Antiochien als notwendig
meten handschriftlichen Untersuchungen gemacht sein werden. Hiebei
D auch die Zitate späterer Theologen, wie des Johannes von Damaskos,
chael Glykas, des Johannes Kyparissiotes berücksichtigt werden. Diese
langen werden wohl das Urteil bestätigen, welches in Anastasios ein
glied zwischen Leontios von Byzanz und Johannes von Damaskos er-
, zugleich aber seine Inferiorität beiden gegenüber zugesteht.
Ibwk der kla«. AUertmnswiMeiisoluft IX. 1. Abtlg. 2. Aufl. 5
66 ByzantliuBclx^ Litteraturgeschichte» L Prosaische Litteratnr.
1. Ausgaben: Eine vorläufige Gesamtausgabe nacb früheren Drucken von*
Dacerius, Bandini, Combefis, Matthaei und A. Mai bei Migne, Patr. gr. 89, 36 — 1
Seitdem sind einige kleinere Stücke von Pitra, Juris eccl. Graecor. histor. et de
257 — 275 und A. Papadopulos Kerameus, ^JvdXßxt« 'UqocoX, axttxvoXoyiag 1,
publiziert worden. Das letztere Fragment IIbqI ßXaag^tjfilas steht auch in cod. i
B 5. 7 saec. 10 fol. 261^. — Der vollständige Text der Hexaemeronerklämng liegi
mehreren Hss z. B. in cod. Vatican. 726, Mutinens. 155, Matrit. 0 57. — Dass auch
des Hodegos von dem Drucke beträchtlich abweichen, zeigt z. B. cod. Yindob. theoL
— Die in Quaestio 95 erwähnte Schrift über die intellektuellen und sittlichen Untei
zwischen den Menschen scheint in cod. Ambros. B. 39 sup. erhalten zu sein. — G
sanat. G. V 11 enthält eine armenische Uebersetzung des Bodegos Kap. 1 — 3. — A
arabische Uebersetzung der Homilie auf den 6. Psalm in cod. Vatican. arab. 71
A. Mai, Script, vet. nova coli. 4 (Rom 1831) 2, 144 aufmerksam.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 10, 571—595. — Hauptschrift: J. B. K
müller, De Anastasio Sinaita, Würzburg 1865 (ohne genügende diplomatische ünt>
Von dem unedierten Material werden hier nur 2 Stücke zu den Quaestiones aus cod.
53 mitgeteilt (S. 174—177). — Weitere Nachweise von Hss bei Pitra a. a. 0. 24.
3. Die Anastasios Sinaites oben abgesprochenen Disputationen gegen die Jud
Migne a. a. 0. 1203 — 1282) stammen aus dem 9. Jahrhundert. Verwandt mit ih
die 'AvxißoXrj JlttTtiaxov xai 4>iX(oyog 'lovdaiwy ngog fAovaxov rira, ed. pr. McG
Marburg 1889, die um das Jahr 740 geschrieben wurde, sowie der Dialog gegen die
der einem Hieronymos, Presbyter in Jerusalem, zugeschrieben wird (Fragme:
Migne, Patr. gr. 40, 847—866). Letzterer soll nach P. Batiffol, Revue des qi
historiques 39 (1886) 248—255 im 8. Jahrhundert, nicht im 4., gelebt haben. Die 3 S<
sind auf ihr gegenseitiges Verhältnis, Autorschaft, Entstehungszeit u. s. w. noch ni
untersuchen. Für den Text der ersten ist Cod. Vindob. theol. 248 wichtig.
4. Anastasios Sinaites wird auch in manchen Hss ein apokryphes, mannigfacl
essantes Religionsgespräch am Hofe der Sassaniden zugeeignet, das schon frSier,
scheinlich gegen Ende des 6. Jahrhunderts, entstand. Ed. pr. A. Vassiliev, Ai
graeco-byzantina 1 (Moskau 1893) 73—125, fehlerhaft — Eine zweite, ebenfalls n
hafte Ausgabe veranstaltete A. Wirth, Aus orientalischen Chroniken, Frankfurt
S. 143—210. Vgl. K. Krumbacher, B. Z. 3 (1894) 621-24. — Einiges darüber Bi
Ein Zeugnis des Josephus über Christus, Theolog. Litteraturblatt 15 (1894) Sp. 185
5. Den Namen Anastasios tragen 3 Erzbischöfe von Nikäa (vom 6.-8. Jahrha
Einem derselben wird in cod. Coisl. 275 saec. 10 — 11 fol. 1—360 ein Kommentar s
Psalmen zugeeignet. — Ueber eine andere verstümmelte Hs desselben Kommentars i
Lauriotes, 'ExxX. 'jXij&,, 12(1892) 134 f.
14. Germanos {FeQfiavog) war der Sohn eines Patriziers Justii
in Konstantinopel; als Metropolit von Kyzikos huldigte er einige Zeit
Monotheletismus, den er aber schon abgeschworen hatte, als er den I
archalstuhl von Konstantinopel bestieg (715). Beim Ausbruch des B
Streites unter Leo dem Isaurier wurde er abgesetzt und zog sich aui
Landgut Piatonion zurück, wo er 733 starb. Auf der bilderfeindl
Synode unter Konstantinos Kopronymos (754) wurde er nachträglicl
dem Bann belegt, während die 7. Synode (787) ihm wegen seiner Ha
im Bilderstreit hohes Lob spendete. Der Mangel an einem umfangre
litterarischen Nachlass ist auf den Umstand zurückzuführen, dass
manos' Schriften auf Befehl des Kaisers Leo verbrannt wurden. PI
(cod. 233) kannte noch eine Streitschrift des Germanos gegen die A]
tastasis des Origenes und Gregors von Nyssa. Er ist voll des Lobes
die litterarischen Vorzüge dieser Schrift und skizziert den Gang dei
Weisführung, die in der Behauptung gipfelt, es seien die Schriften Gr<
von Nyssa interpoliert worden. Diese Schrift ist verloren; hingege
eine kleinere Kontroversschrift in Dialogform erhalten, die sich übei
Ansicht des Basilios von den Grenzen des Menschenlebens verbreitet,
dogmatischer Brief an die Armenier stellt die Zweinaturenlehre in Chr
t Theologie. A. Dogoiaük und Polemik. (§§ 14—15) g7
nach Athanasios, Gregor von Nyssa und besonders Kyrillos von Ale-
drien. Als litterarischer Gegner der Bilderfeinde nimmt Germanos eine
ergeordnete Stellung ein. Die 3 auf den Bilderstreit bezüglichen Briefe
en nur historisches Interesse; ohne theologische Tragweite ist die Be-
dlung des herrschenden Streites und der früheren Irrlehren in einem
rifichen, worin Germanos selbst über den Mangel an litterarischen Hilfs-
:elii klagt. Eine rege Wirksamkeit entfaltete Germanos als geistlicher
ner. Von seinen Homilien sind jedoch nur einige auf Feste des
m und Maria erhalten. Die byzantinische Rhetorik zeigt hier ihre
rakteristischen Merkmale: Überschwänglichkeit der Lobsprüche, Über-
fung mit rhetorischen Figuren, Mangel an historischem Sinn.
1. Ausgaben: Die genannten Schriften nach den Drucken von Combefis, Mansi
A. Mai, vereinigt bei Migne, Patr. gr. 98, 1 — 453. Hier auch eine zweite, unechte
iteUnng der 6 allgemeinen Synoden und eine, ebenfalls unechte, Erklärung der Liturgie,
lach Basilios dem Grossen und Kyrillos von Epel zugeschrieben wird. An Germanos 11,
iardieii von Kpel (1222—1240) kann nicht gedacht werden, da der Verfasser die An-
ft des Antichnaten auf das Jahr 992 festsetzt. Diese Mvstagogie bildete übrigens
et wahrscheinlich die Vorlage des Pseudo>Sophronios. Vgl. N. Krasnoseljcev, Ueber
ütnrgiscbe Erklärungen, Odessaer Jahrb. 4 (1894) Byz. Abt. S. 178—257. Bericht von
inrtL B. Z. 4 (1895) 3;4.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 11, 155—162. — Ueber die Homilien vgl.
)allerini, Disquisitio critica de homilüs Germano inscriptis, Sylloge Monumentor. 2
n 1854) 243-283. — Nach einer Notiz bei A. Mai, Spicileg. Rom. 7 (Rom 1842) 74
de ein Teil der Scholien des Maximos Confessor zu Pseudodionys Germanos zugehören.
3. Znm Leben: Vgl. Theophanes, Ghronographia ed. de Boor 2, 570. — Acta SS.
i 3, 155 ff. — Eine anonyme Biographie des Germanos aus dem 8. Jahrh. ed. Papado-
oB Kerameus, MavgoyoQddre^og ßißXio&ijxrj, 'Jvix&oxa iXXijyixä, Epel 1884 S. 8—17.
Befeie, Ck>nciliengeschichte 3, 2. Aufl. (Freiburg 1877) 868 ff., 872 ff.
4. Von Germanos' unmittelbarem Vorgänger, Johannes (t715), ist ein Brief an
Papst Konstantin I (708 — 715) erhalten, der sich auf seine Haltung gegenüber der
jnode bezieht Ed. bei Migne, Patr. gr. 96, 1416—1482.
15. Litterarische Vertreter des Xkonoklasmus kennen wir nur in
ioger Anzahl. In den Akten der 7. allgemeinen Synode werden keine
riften der Bilderfeinde genannt mit Ausnahme des Beschlusses der
Qoklastischen Synode von 754, der vermöge seines ümfanges einen
.»rarischen Charakter besitzt. Der Kampf gegen die Bilder wurde übri-
A bekanntermassen mehr mit den Waffen der Soldaten als mit der
ler der Theologen geführt. Da jedoch Leo HI der Isaurier einer theo-
ischen Grandlage für sein Vorgehen gegen die Bilder nicht entbehren
Ite, so mögen wohl die ersten theologischen Gegner des Bilderkultes,
Bischöfe Konstantinos von Nakolia in Phrygien, Thomas von Klaudio-
L» ond Theodoros von Ephesos, zur Schriftstellerei angeregt worden sein;
ih scheint Johannes von Damaskos Schriften der Bilderfeinde bereits
kannt zu haben. Unter dem Namen des Kaisers Konstantinos Ko-
onvmos (741—75) erschien ein grösseres Werk gegen den Bilderkult,
■ dem Nikephoros von Konstantinopel umfangreiche Bruchstücke in
ine Gegnerschrift gegen den genannten Kaiser aufgenommen hat. Im
v«iten Bilderstreite liess Leo V der Armenier (813 — 20) durch Johannes
mmatikos mit dem Beinamen Hylilas und Antonios, der später Bischof
m Sylion wurde, einen Thesaurus der ikonoklastischen Theologie aus-
ihsten, in dem Bibel- und Väterstellen gegen den Bilderkult zusammen-
lagen wurden. Eine ähnliche Sammlung war schon auf der ikono-
68 BysKA^niaohe LitteratnrgeBchiohie. L Prosaiaohe Idtteimtar.
klastischen Synode von 754 angelegt worden; beide sind verloren,
ikonoklastische Gedichte von Johannes, Sergios, Ignatios und Sb
hat Theodoros Studites vor dem Untergang bewahrt. Der P;
Michael Kerularios (§ 20) erwähnt endUch Schriften {cfVYYQafificnc
Ikonoklasten Qerontios von Lampe, „der das 6ift seiner Häresie i
verbreitete**. Der Verlust der früheren Schriften der Bilderfeinde
den 9. Kanon der 7. Synode zurückzuführen, der verfügte, di
Schriften gegen die Bilder in die bischöfliche Wohnung zu Konstai
abgeliefert und hier mit den übrigen häretischen Schriften beseitig
den sollten.
1. Der Beschluas der ikonoklastischen Synode des Jahres 754 steht in den A
7. allgemeinen Synode hei Mansi, Concilia 13 (1767) 205—363 mit einer mnfai
Widerlegung, deren Verfasser nicht genannt wird. Vgl. He feie, Conciliengesd
(Freihurg 1877) 412—17, 470 f. — Die Auszüge aus der Schrift des Konstantine
nymos hei Nikephoros v. Kpel, LI. 3 Antirrhetici adv. Constantinum Gopronymn
Die Nachrichten über den Thesaurus des Johannes Grammatikos und des Ante
Syläon bei dem Scriptor incertus de Leone ed. Bonn. S. 350 ff. und Theophanes co
ed. Bonn. S. 82. — Die Gedichte des Johannes etc. bei Theodoros Studites, Refu
piorum poematum, Migne a. a. 0. 436 f. — Die Erwähnung des Gerontios toi
bei Michael Kerularios, Homilia in festum orthodoxiae, Migne, Patr. gr. 120, 73
2. Ueber die Theologie der Bilderfeinde einiges bei K. Schwarzlose, Der Bü
Gotha 1890 S. 82-101.
16. Johannes von Damaskus {'liodwrig o JafAacfxtjvog) ist d
vorragendste Verteidiger des Bilderkultes in der ersten Periode des
Streites; in der Folge wurde er aber nicht nur allen übrigen Polemik
dem 6. Jahrhundert vorgezogen, die griechische Kirche anerkannte ih
als ihren grössten Dogmatiker und verleiht ihm dieses Ehrenp
bis auf den heutigen Tag. Nach der Biographie, welche der Pi
Johannes von Jerusalem im 10. Jahrhundert verfasste, wurde J(
gegen Ende des 7. Jahrhunderts in Damaskos geboren, als Spros
Familie Mansur, die im erblichen Besitze eines sarazenischen Staal
war. Ein sizilianischer Mönch Namens Kosmas, der als Kriegsgefc
nach Damaskos gekommen war, unterrichtete Johannes mit seinem A
bruder Kosmas in den kirchlichen und profanen Wissenschaften. Jo
tibernahm wahrscheinlich zuerst das Amt seines Vaters, war abei
damals litterarisch thätig; bald nachher, sicher vor 736, zog er sich
Sabaskloster in Palästina zurück und setzte hier seine litterarische ^
keit fort. Die Nachricht seines Biographen, dass er hier seine Sc
einer Revision unterzog, findet ihre Bestätigung in dem Vorhanc
einer doppelten Rezension einzelner Stücke. Während Kosmas Bisch
Majuma wurde, verblieb Johannes als Presbyter in dem Sabasklost
er sehr wahrscheinlich auch starb. Sein Todesjahr fällt sicher vc
da in diesem Jahre die ikonoklastische Synode über ihn als über
bereits Verstorbenen das Anathem aussprach.
Der litterarische Nachlass des Johannes ist ziemlich umfangrei
umfasst aber auch (gedruckt und ungedruckt) unechte Stücke, di
wegen seines theologischen Rufes später untergeschoben wurden. ]
unmittelbarem polemischen Interesse gingen seine 3 Reden
die Bilderfeinde hervor, von 726 — 737 verfasst; drei weitere sind u
1. Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§ 16) gg
herrscht in denselben ein frischer, von innerster Entrüstung getragener,
jmischer Ton. Johannes wagt es sogar, das Prinzip auszusprechen: Ov
nit'wv iatl vofiox>sxeTv ry fxxXr^tritf, welches dem Käsaropapismus Leos des
oriers schnurstracks widersprach. Die 3. Rede, deren Echtheit zweifel-
R ist, bringt bereits eine Systematik der Bilderlehre, die von Nikephoros
i Theodoros Studites weiter ausgebildet wurde. Schon hier zeigt sich auch
» we^ntlich positive Richtung des Damaskeners; am Ende einer jeden
de bringt er zahlreiche Auszüge aus den friiheren Väterschriften, zum Be-
^ seiner Lehre. Von den Vornikänern sind hier Klemens von Alexandrien
d Methodios von Olympos vertreten. 2. Ein ähnliches aktuelles Literesse
irie Jobannes zur Abfassung einiger kleineren dogmatischen Ab-
ndlangen, eines Glaubensbekenntnisses, das er dem Metropoliten Petros
D Damaskos überreichte, einer Schrift gegen die Jakobiten, anderer
gen Nestorianer, Monophysiten, Monotheleten, Sarazenen und Manichäer
aoHkianer). Daran schliessen sich kurze liturgische und asketische
Triften über die Fastenzeit, den "Vfivog rQicfayiog, die acht Geister der
Wechtigkeit, welche noch direkter durch ihren Inhalt und ihre Adres-
en auf die palästinischen Mönchskreise hinweisen. 3. Li das Gebiet der
egese gehört ein Kommentar zu den paulinischen Briefen, der wahr-
inlich Oikumenios und Theophylakt als Vorbild diente. Er beruht
»tsächhch auf Chrysostomos, Kyrillos von Alexandrien und Theodoret;
nähere Untersuchung wird wohl noch weitere Quellen feststellen. 4. Als
iletiker ist Johannes nicht hervorragend, soweit sich aus den 13 Ho-
3 auf Feste des Herrn, Maria und anderer Heiligen schliessen lässt,
inter seinem Namen gedruckt, aber zum Teile unecht sind. Das
rheophanes erwähnte Enkomion auf den zeitgenössischen Märtyrer
s Chartularios befindet sich nicht darunter.
5. Über alle diese Schriften ragt Johannes' Hauptschrift, die
e der Erkenntnis {nrjij Y^wtreiog) hinaus, die neben den Reden
die Bilder sein hohes Ansehen begründet hat. Sie zerfallt in 3 Teile:
rste (KtifaXauic ^lAocro^ixa), der in einer längeren und einer kürzeren
sion vorliegt, besteht aus dialektischen Begriffsbestimmungen über
Wesen, Substanz, Hypostase u. s. f., die aus Aristoteles, Porphyrios
^jiunonios geschöpft sind. Der Vorrang in der Heranziehung der
telischen Dialektik gebührt aber nicht ihm, sondern Leontios von
iz« von dem Johannes auch manches, insbesondere den Begriff der
M>stasie, herübergenommen hat. Der 2. Teil {HsqI at^äaetov) bringt
Vufzählung von 100 Häresien, die auf Epiphanios, Theodoret, Timo-
von Konstantinopel, Leontios von Byzanz und Sophronios von Jerusa-
nirückgeht. Selbständig scheint die Beschreibung der 3 weiteren
ien des Islam, der Ikonoklasten und der Aposchisten zu sein. Der
fangreichste Teil (100 Ks^dXaia doyiiatixa^ "Exdocfig äxQißijg trjg oqx^o^
ntOTfwg) ist der Versuch einer vollständigen Dogmatik von der
slehre an bis zur Lehre vom Antichristen und der Auferstehung. Die
Ddlung ist im einzelnen sehr ungleich; fast die Hälfte der Kapitel
nt auf die Christologie (Kap. 45—81). Die Systematik ist nur für die
en von Gott, von der Schöpfung, dem Menschen und von Christus
70 ByzKa^&nlAQ^^ Litteratargeachiohie. I. ProMdsche Litterator.
durchgefiihrt; in den 12 letzten Kapiteln fehlt sie nahezu voUständii
haltlich hielt sich Johannes streng an sein Versprechen: ^Eqü toiyaQov
oide'v. Die Kirchenväter, aus deren Aussprüchen das Ganze gewe
sind selten namhaft gemacht. Die Hauptautorität ist Gregor von Nf
neben ihm sind die 2 übrigen Kappadokier, Dionys der Pseudoareo]
Kyrill von Alexandrien und Leontios von Byzanz am häufigsten b<
seltener Athanasios, Chrysostomos, Epiphanios und Maximos Confesso
vornikänische Litteratur ist, soviel ich sehe, gänzlich ignoriert; Oi
wird nur genannt, um bekämpft zu werden. Von den Abendli
wird nur der Papst Leo zitiert. Als Ganzes betrachtet, ist diese i
sehr verdienstvoll. Abgesehen von der umfassenden Kenntnis der
teUschen Philosophie, der Häresiologen und der Hochpatristik, die Jol
darin an den Tag legt, setzt die Ausführung des Ganzen ein nie
bedeutendes Talent der Systematisierung voraus, wenn auch Vorbild
Theodorets 5. Buch des Haereticarum fabularum Compendium vorlagei
Inhalt vermittelte einen relativ vollständigen Überblick über die
logischen Fragen, die in einer Unmasse von Einzelschriften bei
waren. Diese Vorzüge, verbunden mit dem Umstand, dass frühere
pendien verloren gingen oder zu unvollständig waren, und gehoben
die Gedankenarmut der Folgezeit, erklären es, warum die Hrjyij y
das dogmatische Handbuch des griechischen Mittelalters wurde und
Diese Vorzüge blieben selbst im Abendlande nicht unbeachtet. Dui
Übersetzung des Burgundio von Pisa im 12. Jahrhundert wurde der ]
teil der Schrift dem Abendlande zugänglich, und bald gesellte siel
der griechische Text. Johannes erfreute sich hohen Ansehens bei
Lombardus, der ihn zum Muster seiner Sentenzenbücher nahm, so^
Thomas von Aquino, wenn er auch für die Ausbildung der Scholastil
von massgebendem Einfluss wurde. Die Scholastik hat ihre Idea
Augustin, dem grossen Denker, nicht von Johannes von Damaskos
Kompilator einer späten Zeit, empfangen.
1. Ausgaben: Eine Gesamtausgabe plante zuerst J. Aubert, der su
Zwecke viel Material von LeoAllatius, Catalogus operum S. Joannis Damasceni in ^i
Köln 1653,2, 448— 453 erhielt. Nachdem auch Combefis und Labbe, Conspecta
editionis omnium operum S. Joan. Damasc, Paris 1652, nicht zum Ziele kamen, verai
der Dominikaner M. Lequien die einzige Gesamtausgabe in 2 Bänden, Paris 1712 :
fangreichen Prolegomena und Dissertationen litterar- und dogmenhistorischen Inhalt
gedruckt in Venedig 1748 und bei Migne, Patr. gr. 94 — 96 mit den von G all an
A. Mai neu veröffentlichten Schriften. — P. Tann^ry , Revue des ^tudes greoques •
85 — 91, 273 — 277 veröffentlichte Proben aus einer unbedeutenden und sicher u
Sammlung von Notizen über alte Philosophen, Könige, mythische Personen u. \
B. Z. 2 (1893) 687 f.; 8 (1894) 193. — Auch sonstige Kleinigkeiten sind in einzeh
ohne Grund mit dem Namen des Johannes geschmückt worden, z. B. der Traktat 1
Totenfeiertage, vgl. K. Krumbacher, Studien zu den Legenden des hl. The
Sitzungsber. bayer. Ak. 1892 S. 845, vielleicht auch das Stück Utql rtoy dqttxoyttay^
Migne, Patr. gr. 94, 1601—4 und besser bei N. Polites, Jrjfjuüdeic fiexetaQoXoyixoi
Athen 1880 S. 5 f. ediert ist. Ueber die Ausgaben der einzelnen Schriften vgl. Leqn;
J. Langen (s. u.). — Uebersetzungen der Htjyij yytjaetos: Die lateinischen Ueberse
von Burgundio und dem Karmeliter J. B. Panetius (diese z. B. in cod. Ferrar. 198) sii
unediert Die Uebersetzung des Exarchen Johannes von Bulgarien ed. A. Popov, Mosk
(russisch). — Scholien zum dritten Teil der Htjyi] yytoaeag enthält z. B. cod. Vind. th«
— Zahl und Anordnung der Kapitel (auch der theologischen) zeigen in den Hss man
weichungen.
2. Hilfsmittel: Die Prolegomena und Dissertationen in der Ausgabe von Lc
1. Theologie. A« Dogmatik und Polemik. (§ 17) 71
(?. Oudin, Comm. de Script ecd. 1, 1713—83. — Fabricius, Bibl. gr. 9, 682—744. —
>er die Spntcbe des Johannes s. Zotenberg, Not. et. extr. 28 (1886) 1, 18 ff. — Barden -
rer. Patrologie S. 540—46. — üeber die Schrift von den 8 Lastergeistem : 0. Zock 1er,
Lehrstflck von den sieben UauptsQnden, München 1893 S. 53 ff. Vgl. B. Z. 3 (1894) 424. —
Dographien: Apostolides, Uegi 'loidyyov rov Jafdaaxrjyov 1838 (mir nnzugänglich).
rL J. Gran dl ebner, Jobannes Damascenus. Academisch Proefskrift, Utrecht 1876, ver-
tet sich besonders Aber seine dogmengeschichtliche Stellung. — J. Langen, Johannes
Damaskus, Gotha 1879. Seine liUerarhistorischen Untersuchungen (S. 15—268) gehen in
üauptsache Qber Lequien nicht hinaus. Die Vita S. Artemii, deren Unechtheit von
gen nachgewiesen wurde, ist von Johannes Rhodios (vgl. § 88 n. 5) verfasst. — J. H.
>ton, St. John of Damaskus, London 1884 (mir unzugänglich). — Zur Theologie des Jo-
nes: J. Bach, Dogmengeschichte des Mittelalters 1 (Wien 1873) 49—78; zur Bilder-
«: K. Schwarzlose, Der Bilderstreit, Gotha 1890 S. 126—223 im Zusammenhang mit
Theologie der Bilderfreunde überhaupt. — Ueber seine Abendmahlslehre vgl. Steitz,
rbücher für deutsche Theologie 12 (1867) 275—286.
3. Zum Leben: Die älteste Biographie des Johannes war arabisch geschrieben; sie
t der griechischen Vita zu Grunde, die der Patriarch Johannes von Jerusalem (f 969),
sich aber auch stark von der inzwischen gebildeten Legende beeinflussen liess, ver-
t hat. Ed. bei Migne, Patr. gr. 94, 429 — 490. — E. Bouvy, Anacr^ontiques toniques
s U vie de St Jean Damasc^ne, B. Z. 2 (1893) 110 f.
4. Suidas, Lexicon, ed. G. Bernhardy 1, 2 (Halle und Braunschweig 1852) 481 erwähnt
>n ^ioyof arti^grjuxog xat* cixoyoxavraty des Bischofes Epiphanios von Selymbria in
«xien, der wohl ein Zeitgenosse des Johannes von Damaskos war, von dem sich aber,
es scheint, nichts erhalten hat.
5. Handschriftlich existieren einige anonyme Abhandlungen über den Bilderstreit,
l in cod. Ambros. F. 124 sup. saec. 12fol. 159-170\ cod. Paris. 1185 Asaec. 14foL 199-210^.
. BodL Mise. 54 saec. 16 fol. 1—73 enthält einen Dialog zwischen einem Ikonoklasten
einem Orthodoxen. Ed. ist eine annonyme Abb. bei Migne, Patr.gr. 109, 501 — 516.
6. Tbeodoros Abukara, Bischof von Kara jenseits des Jordans oder Earrhä in
(opotainien, gilt als ein Schüler des Johannes von Damaskos. Er ist sicher verschieden
dem Bischöfe Tbeodoros von Karien und später von Laodikea, dem Anhänger und
teren Feind von Photios, mit dem er oft verwechselt wird. Unter seinem Namen gehen
deine Abhandlungen bei Migne, Patr. gr. 97, 1468-1609, gegen Nestorianer, Monophysiten
opaschiten. Jakobiten, Tritheisten, Araber und Juden. Einige liegen in einer späteren Re-
Hon vor. Vielleicht waren sie ursprünglich arabisch geschrieben, wie eine Notiz vor der
kbhAndlong andeutet, die von Michael Synkellos von Jerusalem übersetzt sein will. — Vgl.
Ittig, Conunent. ad Theod. Abuc. opuscul. de baptismo fidelium . . ., Leipzig 1698. —
> Allatius, Diatriba de Theodoris ed. A. Mai, Nova Patr. bibl. 6 (Rom 1853)2, 169-171;
\llatius besass eine Hs (vielleicht cod. Vallicell. B. 53 s. 13), welche die Opuscula Theo-
s in grosserer Anzahl und besserem Texte enthielt. — Nähere Untersuchungen fehlen.
17. Nikephoros (Nixrj^oQog), Patriarch von Konstantinopel (806 — 815),
neben Tbeodoros Studites (§61) der Hauptverteidiger des Bilderkultes
zweiten Bilderstreit unter Leo dem Armenier (813 — 20). Seine Familie
lörte zu den angesehensten der Hauptstadt; sein Vater war kaiser-
ler Sekretär und wurde von Konstantin Kopronymos in die Verbannung
schickt. Nikephoros, ebenfalls kaiserlicher Sekretär geworden, wohnte
r 7. Synode bei (787), zog sich aber bald nachher in eine wilde Einöde am
-azisehen Bosporos zurück. Sein Biograph rühmt seinen Eifer in der
ege der weltlichen und kirchlichen Wissenschaften, denen er in dem
Q ihm erbauten Kloster oblag. Beim Tode des Patriarchen Tarasios leitete
das grosse Hospital in Konstantinopel und wurde zum Nachfolger des
rs^orbenen Patriarchen bestellt. Die Mönchspartei, an deren Spitze
leodor von Studien und dessen Oheim Piaton, der frühere Abt von Sakku-
iMU standen, waren schon mit dieser Erhebung des Nikephoros unzufrie-
Ht weil dieser bis dahin dem Laienstande angehörte. Als bald nachher
BT neue Patriarch dem Kaiser Nikephoros in Sachen des möchianischen
krates weit entgegenkam, trat die Opposition auch an die Öffentlichkeit.
Die mutigen Mönche büssten jedoch ihr Vorgehen mit der Verbannung.
72 ByuiL^JkB&M^^ ^^teratargesoliiohie. I. ProsaiBche Lüteratnr.
Unter Michael I BliaBg^l)e kam die Versöhnung zu stände, und alu
der Armenier den "Bilderstreit wieder anfachte, trat Nikephoros mit
Entschiedenheit auf, die ihn den berühmtesten Verteidigern der kirchl
Freiheit beigesellt hat. Die Verbannung (Mitte Mai 815) brach &
Mut nicht; gleich wie Theodor von Studien entfaltete er eine fiebei
Thätigkeit zu Gunsten des Bilderkultes. Die Bedingungen Michaeli
Stammlers, die ihm die Thore Konstantinopels um den Preis des Sc
gens öffneten, verschmähend, verharrte er im Exil bis zu seinem
(829). Neunzehn Jahre später wurde sein Leichnam auf die Ann
des Patriarchen Methodios feierlich nach Eonstantinopel übertragen
in der Apostelkirche beigesetzt (847).
In die Zeit seiner Verbannung fallt die Abfassung aller seiner
logischen Schriften, mit Ausnahme der verlorenen Schrift gegen die J
Kataphrygier und Manichäer und einer kleineren Abhandlung, die zu B
des Bilderstreites verfasst wurde (Apologeticus minor). 817 folgte
grössere Schrift, die von A. Mai mit Unrecht in zwei zerlegt wurde : LI. 3 i
rhetici und Apologeticus maior pro sacris imaginibus. Der erste Teil w
sich gegen den Vorwurf, dass der Bilderkult Götzendienst sei, währer
zweiten die christologischen Anschauungen der Bilderfeinde bekämpft
den. Hier schliesst sich Nikephoros an eine Schrift des Ea:
Eonstantinos Eopronymos (er nennt ihn ständig Maficovag) an
welcher er viele wörtliche Auszüge seiner Widerlegung voraussch
Drei weitere Schriften beleuchten die Aussprüche von Makarios Ma
Eusebios von Eäsarea, Pseudo-Epiphanios, Gregor von Nazianz, Nilos,
lies von Seleukia, auf welche die Bilderfeinde sich stützten. Eine zv
Hauptschrift des Nikephoros ist noch unediert. Sie stellt sich al
Zusammenfassung alles dessen dar, was Nikephoros früher über die 1
geschrieben hatte. Ihre Herausgabe würde unsere Eenntnis von dem lii
rischen Streite sicher erweitern. Die gedruckten, in denen sich Nikep!
allerdings vielfach wiederholt, zeichnen sich aus durch edlen Freimut,
gedehnte Eenntnis der Bibel und der patristischen Litteratur, Vielseiti
der Gesichtspunkte, Schärfe der Dialektik und eine kraftvolle, fliesi
Darstellung. Das lange Exil veranlasste Nikephoros gleichwie Theo«
von Studien sicher zu einer ausgedehnten Eorrespondenz, die
durch seinen Biographen bestätigt wird. Ausser dem Brief an 1
Leo in ist jedoch nur ein Fragment aus einem Brief an Leo den Arm
erhalten. — Über Nikephoros als Historiker vgl. Erumbacher.
1. Ausgaben: Anselmus Bandarius bereitete eine Gesamtaasgabe vor:
spectos operum S. Nicephori, patr. Csplt., quae propediem duobus tomis edenda si
quorum pauca hactenus edita füenint, cum interpretatione latina, notis et dissertatic
criticis» dogmaticis et historicis, Paris 1705. Sie ist nicht erschienen. — Nachdem
befis und Canisius-Basnage einiges herausgegeben hatten, veröffentlichte A. Mai,
Patr. bibl. 5 (Rom 1849) 1, 1—144; 2, 1—142; 3, 1—271 den griechischen Tex
Apologeticus maior und minor; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 100, 201—850. -
übrigen gedruckten Schriften ed. pr. Pitra, Spicileg. Solesm.^1 (Paris 1852) 302 — 503; 4 |
233—380. — £inen weiteren Band mit Schriften des Nikephoros bezeichnete Pitra,
lecta Sacra et classica 5 (Rom 1888) 46 als druckfertig; derselbe ist aber nicb
schienen. — Ob zu seinen unedierten Schriften auch die Vita S. Andreae iunioris g
die ihm in cod. Paris. 1547 a. 1286 fol. 158 — 249^ zugeschrieben wird, ist noch zu i
suchen. — Zu notieren ist auch cod. Coisl. 93 saec. 12 fol. 1 — 603.
74 'ft'jiKa^öx^^ ^^titteratnrgesohiGhte. L Prosaisohe Litteratnr.
er in erster L\me Ä^^^^m Wirken als Patriarch von Konstantinopel. '.
haltiger nnd z\\g\e\c\i verhängnisvoller hat kein Patriarch von Ostrom die
seiner Wirksamkeit auf dem grossen Bischofsitze der griechischen 1
in den Annalen ihrer Geschichte verzeichnet. Er führte den erstei
scheidenden Ausbruch jener trennenden Bewegung zwischen dem M(
und Abendlande herbei, die mit der Gründung Konstantinopels ins
trat, durch die christologischen Kämpfe, noch intensiver durch den I
streit, genährt wurde und zwei Jahrhunderte nach ihm in dem defii
Riss zwischen der griechischen und der lateinischen Kirche ihren Abs
fand. Der Persönlichkeit des Photios, so mächtig sie war, darf alle]
diese Wirkung nicht allein zugeschrieben werden; die Geschieh tsbe
tung hat sich seit längerer Zeit daran gewöhnt, die treibenden Krä
den Kulturzuständen und in den breiten Schichten des Volkes zu si
aus dessen Schoss die einzelnen historischen Thatsachen hervorgehen
Photios lässt sich aber mit besonderer Klarheit das doppelte El
wahrnehmen, aus dessen gemeinsamer Thätigkeit die Geschichte gi
wird, der Zeitgeist und die Individualität. Photios war in seinen kircb
Tendenzen das Kind seiner Zeit, ein Spross der griechischen 6
gefalligkeit, die sich über die Barbaren des Abendlandes unendlich er
wähnte und gegen das Abendland in politischer wie kirchlicher Bezi
abzuschliessen bestrebte. Er war aber auch Herr über seine Zeit;
er wusste alle durch die beiderseitige Kulturentwicklung entstan
Gegensätze aus ihrer Gebundenheit hervorzulocken; er gab ihnen eii
grififliche Gestaltung und dadurch erst ihre ganze wirkende Kraft.
Ehrgeiz, der sich darauf steifte, entgegen der Autorität des Papste,
er zuerst selbst angerufen hatte, seinen Patriarchalsitz zu behaupten
band sich mit dem Stolze der ganzen Nation, der schon durch die I
tung des abendländischen Kaisertums empfindlich verletzt wordei
und durch die EingHederung der neubekehrten Bulgaren in den römi
Patriarchalverband einen tödlichen Stoss erhalten hatte. Die ge
Stimmung des Volkes ermöglichte es Photios, den ersten grossen J
gegen Rom zu führen. Dynastische Interessen traten allerdings i
Tendenzen entgegen; er wurde abgesetzt (867), nach einem Jah]
wieder eingesetzt, um abermals abgesetzt zu werden. Ja, er sta]
Exil; aber die romfeindUche Bewegung stieg nicht mit ihm ins
der beste Beweis dafür, dass er sich mehr in ihren Dienst, als sie i
seinigen sich gestellt hatte. Die Art und Weise, wie er ihr diente,
hart einen Charakter, der vor dem Richterstuhle unparteiischer Gescb
forschung keine Gnade finden kann. Gänzlich verschieden ist abe
Urteil, welches die Nachwelt dem streitbaren Patriarchen als dem GeU
und Schriftsteller schuldet.
Seine Bedeutung als Theologe ist oft überschätzt worden.
Theologie ist nicht das glänzendste Blatt in dem Ruhmeskranze de
lehrten Byzantiners. Seine theologischen Gesamtleistungen stellen ihn
Johannes von Damaskos und lassen mit denjenigen des Maximos Con:
oder des Leontios von Byzanz keinen Vergleich zu. 1. Die umf
reichste theologische Schrift des Photios sind die Amphilo
7 g "B^iask^ti^^ ^Ktitteratargeschiohie. I. Prosaisohe Litieraiur.
geklärtes Pro\Aem. ^Ve zerfallt in einen historischen (Über 1) und e;
polemischen TeW p\. 2 — 4). Dieser ist der Wideriegung der wichtig
manichäischen und paulikianischen Lehren gewidmet; er entspricht i
nicht dem, was am Ende des ersten Buches als die weitere Aufgabe
Schrift angekündigt wird, und bildete wahrscheinlich zuerst eine c
ständige Abhandlung. Noch grössere Schwierigkeiten knüpfen sich an
erste Buch. Ein erster Teil desselben (N. 1 — 15) kehrt fast wörtlich
drei anderen Autoren wieder, bei Petros Sikeliotes, Qeorgios Monachos
dem Hegumenos Petros, welch letzterer wahrscheinlich die Vorlage
Photios bildete. Das Folgende (N. 15 — 27) steht mit dem früherei
keinem inneren Zusammenhang, kommt auf früher Behandeltes zurück
weicht dann davon ab. Die neueste Lösung dieser Schwierigkeiten,
Karapet-Ter-Mkrttschian vorlegte, ist nicht annehmbar. 4. Ganz orig
ist die Hauptschrift gegen die Lateiner: Hegl Trjg xov äyfov n
fiatog livatayfayiaq, Sie behandelt die Frage vom Ausgang des hl. Gei
vom Vater allein, die von nun an der Gegenstand unzähliger Schri
wurde. Photios hat hier im wesentlichen alle Gründe zusammengesi
welche sich aus der heiligen Schrift, den Vätern und der theologisc
Spekulation für das griechische Dogma gewinnen lassen; doch treten
ihm Schrift und Väter hinter den theologischen Argumenten zurück. Gr
dialektische Gewandtheit und durchdringender Scharfsinn treten hiei
den Dienst heftiger Leidenschaft, die sich öfters in dem gereizten Ton
Darstellung äussert. Bemerkenswert ist es, dass Photios in dieser Sei
die römische Kirche nicht direkt angriff. Er rief darin sogar die Pä
bis zu seiner Zeit als Vertreter des unverfälschten Symbolums g€
Ambrosius, Hieronymus und Augustinus an. Von den späteren Gegi
der Lateiner wurde diese Schrift öfters benutzt, besonders von Nike
von Methone, Andronikos Kamateros, Gennadios von Bulgarien u. a. Ande
seits wurde ihr auch eine Widerlegung seitens des Johannes Bekkos
teil. Zweifelhaft ist Photios' Autorschaft für eine kleinere Abhandl
über denselben Gegenstand, die Euthymios Zigabenos seiner Panoplia
verleibt hat. Eher kann eine Abhandlung gegen den römischen Pri
als echt gelten; sicher unecht ist aber das Schriftchen Ileqi tm* (pQoy
xal %mv XoinSv Aarivtav^ die 28 Anklagen meistens disziplinaren
halt es gegen die Lateiner erhebt und erst nach der Kirchentrennung
1054 verfasst wurde. Zu den dogmatisch-polemischen Schriften ist auch <
Reihe von Briefen zu rechnen; darunter sind die Enzyklika und das Schrei
an den Patriarchen von Aquileia über die Kontroverse mit den Latein«
sowie ein in armenischer Übersetzung erhaltener Brief an den Katholi
Zacharias von Grossarmenien hervorzuheben. Dem Inhalt nach kircb
geschichtlich, dient die kleine Schrift Swaycoyal xal änodef^eig u. s. w. c
apologetischen Zweck, die Legitimität der Wahl des Photios zu beweisen. Z
weitere polemische Schriften gegen den Kaiser Julian und den Häreti
Leontios von Antiochien sind verloren gegangen. 5. Photios war ein h
vorragender Homiletiker. Von seinen geistlichen Reden ist aber
eine geringe Zahl erhalten und diese liegen noch nicht alle im Druck i
Sie beziehen sich teils auf Feste des Herrn und Maria, teils auf hie
1. Theologie. A. Dogmaük und Polemik. (§ 18) 77
e Ereignisse seiner Zeit. Historisch wichtig sind die zwei Homilien
>slich des Überfalls der Russen (860), die zu den ältesten Zeugnissen
den Unternehmungen der Slaven gegen das byzantinische Reich ge-
n. 6. Von zweifelhaften und unechten Schriften theologischen
Its ist eine ganze Reihe nachgewiesen; keine davon kann aber ein
ik.Tes Interesse beanspruchen. Andererseits ist nicht ausgeschlossen,
noch einige Schriften des Photios unter fremden Namen, wie z. B. unter
des StyUanos von Neokäsarea, verborgen sind.
1. Ausgaben: 1. Eine Gesamtansgabe hat erst Migne, Patr. gr. 101—104 (1860)
istjdtet. — Eine kleine Sammlung neuer Schriften ed. A. Papadopulos-Eerameus,
>r . . . To negi rov xatpov lov Xgiinov vnofiyrjfidrioy . . . xal aXXa riyd noptjfjLaxia
avtov iXXtjyicri je xal agfieriaii y^yqafjLfiiya . . ., Publ. d. ross. Palftstinagesellsch.
ki. Petersburg 1892. Vgl. B. Z. 2 (1893) 349 f. Die darin gebotenen Scholien
»hannes Klimax sind auf ihre Echtheit noch zu untersuchen. — 2, Die Amphi-
ien nach verschiedenen Ausgaben einzelner Gruppen von Montfaucon, Wolf, Scottus,
ai u. a. ziemlich vollständig von Malou u. J. Hergenröther bei Migne, 101,
IVMJ, 1277—1296. — Dazu als wichtige Ergänzung die den Pariser Herausgebern
cannt gebliebene, auf einer früher nicht benutzten Athoshs beruhende Ausgabe
&. Oikonomos, nach dessen Tode herausgegeben von seinem Sohne, dem Chirurgen
lokleaOikonomos, Athen 1858. Sie enthält, abgesehen von Varianten, elf bisher
; unbekannte Quaestiones. Die ausf&brlichen Prolegomena handeln mit reichlicher
tzung der abendländischen Litteratur über Leben und Schriften des Photios, besonders
die Amphilochien und die Hss derselben. — 3, Von den neutestament liehen
mentaren sind nur wenige Fragmente gesammelt bei Migne 101, 1189—1253. —
•re Fragmente zerstreut in dem Kommentar des Oekumenios zu den Paulusbriefen und
ielen Katenenhss, z. B. codd. Vatican. Regin. 9 saec. 10, Barberin. VI 1. — ^. Die
Scher gegen die Paulikianer ed. J. Chr. Wolf, Anecd. gr., 1—2 Hamburg 1722;
erholt bei Migne 102, 9—264. Karapet Ter-Mkrttschian, Die Paulikianer im
ntinischen Kaiserreiche und verwandte Ketzerische Erscheinungen in Armenien, Leipz.
. erkennt als photianisch nur Liber 1 n. 1 — 15 an. Wenn er aber die ganze Schrift
unter Alexios 1 Komnenos verfasst sein lässt, so steht dies schon in Widerspruch mit
bandschriftlichen Ueberlieferung, die mit Cod. Vatican. Palat. 216 bis in daslO. Jahr-
ert zurückreicht — 5. Die Mystagogie des hl. Geistes ed. pr. J. Hergen-
er, Regensburg 1857; abgedruckt bei Migne 102, 264—541. Vgl. J. Hergenröther,
log. Quartalschrift 40 (Tübingen 1858) 559-629. — Die Epitome der Mystagogie bei
senröther a. a. 0. 113—120 und Migne a. a. 0. 392—400. — Das unechte Schriftchen
D die Franken ed. pr. J. Hergenröther, Monumenta graeca ad Photium ejusque
riam pertinentia, Regensburg 1860 S. 62—71. — Die Abhandlung gegen den römischen
at edd. Rhalli et Potli, Syntagma canonum 4 (Athen 1854)409—415. — Die Zvya-
i ed. pr. Fontani, Novae deliciae eruditorum 1 (Florenz 1785) 2, 1—80; einen besseren
gab J. N. Balettas, Epistel. Photü, London 1864, 559 ff. — 6, Einige Homilien
früheren Drucken bei Migne 102, 548—576. —Die zwei auf den Einfall der Russen
rlichen Homilien ed. pr. Porph. Uspenskij, Petersburg 1864 (nach einer Photioshs
Kthoe. die noch andere Homilien und Werke des Photios enthält, recht fehlerhaft und
llst&ndig). Vollständig und genau nach demselben Codex ed. A. Nauck, Lexicon
obonense. Petersburg 1867, 201—232; vgl. sein Proömium S. 23-30. Wiederholt bei
Uli er. Fragm. historic. Graecor. 5 (1870) 162— 173. Hier und bei Nauck auch An-
der älteren auf das Ereignis bezüglichen Litteratur. lieber die Chronologie des Er-
S8«s vgl. oben S. 35 Anm. 1. Eine Analyse der beiden Homilien gab A. Chassang,
laire de l'assoc. 5 (1871) 75—85. — Neue Homilien ed. pr. S. Aristarches, 'ExxXtja.
K 3 (1882-83) 161 ff., 308-12, 528-31, 667—69, 786-92; 2. Serie 1 (1885) 481—507;
<S6) 177—198. Die hier in Aussicht gestellte Ausgabe der unedierten Homilien ist
nicht erschienen. — lieber Fragmente von Homilien des Photios im cod. Vatican.
:. 129 8. K. K. Müller, Zeitschrift für Kirchengesch. 4 (1880-81) 130—36. — Auch
sehe Uebersetzungen von Homilien des Photios sind heranzuziehen. Vgl. 6. Z. 2 (1893)
über eine Homüie in dem cod. Suprasliensis).
2. Hilfsmittel: Die Einleitungen zu den genannten Ausgaben von K. Oiko-
OS, Balettas und Migne. — lieber seine kirchenpolitische Bedeutung vgl. die
rator über die morgenländische Kirchentrennung. — lieber sein Verhältnis zu Ignatios
[aly&evskij. Die HU. Kyrillos und Methodios, die ersten slavischen Lehrer, Kiew
(nisB.). Vgl. die Besprechung von V. Oblak, Arch. slav. Philol. 12(1889)216-221.
4
ajeflJ^^^ ^tlatteraturgeBohiobte.
7 g ByiiKi^^ä^^ ^^— «itteratargeBohiohte. L Prosaisöhe liiteratiir.
— J. Jäger, Hiatowe Aft TPliotins, Paria 1844. — Hanptschrift: J. HergenrSt
Photius, Patriarcli von IL^el, sein Leben, Beine Schriften und das griechische Schi
B Bde» Regensbarg 1867—69. Eine weit angelegte Monographie, die im Rahmen >
Geschichte der griechischen Kirche vom 4. Jahrhundert bis zur Befestigung
Eirchentrennung im 12. und 13. Jahrhundert mit Heranziehung eines grossen ungednu
Quellenmaterials geboten wird. Gründlichkeit, grosse Gelehrsamkeit und Objektivität
anerkannte Vorzüge dieses Werkes, das den Standpunkt des Verfassers selten verrät
2 ersten Bände sind der kirchenpolitischen Wirksamkeit des Photios gewidmet ; der c
behandelt die Schriften (S. 3—260) und die Theologie des Photios (S. 264—652), en
die Fortentwickelung des griechischen Schismas. — Th. Stukov, Zur tausendjähi
Gedächtnisfeier des Photius, Patr. v. Kpel, Pravosl. sobesjednik 1891, 60—70, 360-
397—421. — A. Ivancov-Platonov, Zu den Forschungen über Photios, den Patriaz
von Kpel, Joum, Min. Bd 280 (1892) 121-148, Bd 281 (1892) 1-72, 299-315, Bd
(1892) 1—60, 205 — 251; dann in Buchform erschienen. — Beide vom orthodoxen Standpi
A. K(ir^efir) hat die Schrift des letzteren in der Revue internationale de Theologie 1 (]
654—669; 2 (1894) 80—107, 253—261 in abgekürzter Form ins Französische übertragen.
B. Z. 1 (1892) 356 f., 632 f.; 3 (1894) 210, 425; 4 (1895) 198. — V. Luka6, Geschieht«
Patriarchen Photios, des Anstifters des griechischen Schismas, Baiamare 1893 (ras
Notiert in B. Z. 4 (1895) 199.
3. Litterarische Zeitgenossen des Photios: i. Petros Sikeliotes gal
in die jüngste Zeit als der Photios zeitgenössische Verfasser der 4 Bücher gegen die
likianer, deren erstes mit der gleichnamigen Schrift des Photios nahe verwandt ist. \
rend man früher darüber stritt, ob Photios oder Petros der ältere Autor sei, hat jfl
Karapet Ter-Mkrttschian a. a. 0. S. 13 ff. Petros nicht bloss diese Schrift, son
Überhaupt die Existenz abgesprochen, und lässt die Schrift in derselben Zeit wie die psc
photianische unter Alexios Komnenos (1081—1118) entstehen. Die Existenz des P<
steht sicher auf schwachen Füssen; denn sie ist nur durch die Selbstangaben des 1. Ba
gewährleistet. Die 3 übrigen Bücher (ursprünglich waren 6 beabsichtigt und wohl
vorhanden) weichen von den entsprechenden Büchern des ,Pseudophotios* vollständig
Karapet hätte seine Untersuchungen auch auf die zweiten Hälften der beiden Sehr
ausdehnen sollen. Die späte Abfassungszeit des ,Pseudopetros' steht auch hier in W)
Spruch mit der handschriftlichen Ueberlieferung in cod. Vatican. 508 (,ab auctoris tempoi
Sarum distante'). Das 1. Buch des Petros ed. pr. M. Raderus, Ingolstadt 1604; soc
i eseler, Göttingen 1845 f. — Die 3 übrigen Bücher ed. pr. A. Mai, Nova Patr. bik
(Rom 1847) 3, 1—79 unter Wiederholung des ersten Buches. Abgedruckt bei Migne, I
gr. 104, 1240 — 1349. — Als Appendix ad Petri Siculi historiam Manichaeorum veröfl
lichte Gieseler, Göttingen 1849, die Schrift eines Petros Hegumenos, dessen Iden
mit Petros Sikeliotes er fär wahrscheinlich hielt. Karapet hingegen erklärt diesen Hegum<
Petros für die älteste unter den bekannten griechischen Quellen über die Paulikia
Die Frage muss noch eindringender untersucht werden. — Gegen die Paulikianer schei
auch die Disputationen eines Paulos und eines Johannes gerichtet zu sein, die A. Mai a. a
80 — 110 herausgegeben hat. Sie stehen auch in cod. Sinait. 383 saeo. 9. — Ueberr
einer Sammlung antimanichäischer Schriften, die Basilios I gewidmet wurde, liegen vo
cod. Medic. Laurent, pl. 9, 23 saec. 9. Das (unvollständige) Dedikationsgedicht an
Kaiser ed. A. Brinkmann, Alexandri Lycopolit. contra Manichaei opiniones disputi
Leipzig 1895 S. XVI-XXII.
2, Ein dogmatischer Brief an den Katholikos von Grossarmenien, Zacharias, i
Johannes, einem sonst unbekannten Erz bis chofe von Nikäa, zugeschrieben; die Echt
desselben unterliegt aber starken Bedenken. Vgl. J. Hergenröther, Photius 1, 497— i
3, Als Zeitgenosse des Photios gilt auch Bartholomaeos, Mönch in Ede
So nennt sich der Verfasser einer polemischen Schrift gegen den Islam, die eine eingehe
Kenntnis der Schriften und Gebräuche der Muhammedaner verrät. Ed. pr. Le Moy
Varia Sacra, Leiden 1 (1685) 302—428; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 104, 1383— 1^
Ebenda 1448 — 1457 ein anonymes Schriftchen Kara Mmafjiid; Die Abfassungszeit
zwei Schriften ist noch näher zu bestimmen.
4, Gegner des Photios waren Theognostos, Archimandrit in Kpel, Met
hau es, Metropolit von Smjrrna, Stylianos Mappa, Erzbischof von Neokäsarea u. a. \
'heognostos besitzen wir ein an den Papst Nikolaus I gerichtetes Referat über die \
kommnisse in Kpel von 858—861, Mansi, Goncilia 16, 296—801; abgedruckt bei Migi
Patr. gr. 105, 856—861. — Unter seinem Namen geht auch ein Enkomion auf alle Heilig
Migne ebenda 849—855 und eine unedierte Marienhomilie in cod. Paris. 763 saec. 10
8v_iiv — Metrophanes wurden schon früh, z. B. in dem cod. Vatican. Palat. 216 si
10, die 4 Bücher gegen die Paulikianer und andere Schriften des Photios zugeschrieben.
B. Georgiades, 'ExxÄ. UXij». 3 (1882-83) 299—302 edierte ein Enkomion auf Polykarp ^
I'
t Theologie. A« Dogmatik und Polemik. (§§ 19—20) 79
ravTna. Ein zweites EnkomioD anf die ErzeDgel Michael and Gabriel erschien in der 'ExxXrjtf.
iir^. 2. Serie 4 (1887) 386—393. — Ein Kommentar zu den 7 katholischen Briefen steht
Bter seinem Namen in cod. Athens 3761 saec. 15 foU. 284. Einige Proben aus diesem
oanmeiitar ed. B. Georgiades,TExxA.'^;ii7>.3(1882 - 83)513—17, 541- 44.557—61,573—77.
- Ueber seine Stellung im photianischen Streite vgl. J. Hergenröther, Photius 2, 76,
9. 102 ff. u. öfters. — Von Stylianos Mappa sind 2 Briefe an den Papst Stephan VI
edmckt bei Mansi, Concilia 16, 425—441 mit den Antworten des Papstes. — Seine kurze
bhAndlong n$Qi ti^^ ayiai TQuidog ed. pr. Montfaucon, Biblioth. Uoisl. S. 88—90.
19. Niketas von Byzanz (NMtjrag Bv^avTioq), mit den Beinamen
tloca^og und didacxalog, war ein jüngerer Zeitgenosse von Photios und
rat als Apologet gegen die Armenier, Muhammedaner und Lateiner
uf. Die apologetische Schrift gegen die Armenier widerlegt den Brief
esselben Königs von Armenien, an den auch Photios geschrieben hat, und
erfolgt den Zweck, die Armenier zur Annahme der Zweinaturenlehre zu
«wegen. Sie lehnt sich ganz an den Brief des Königs an, der sich dar-
us rekonstruieren liesse. Unter den Vätern, die Niketas für seine These
.nführt, nimmt KyriUos von Alexandrien die erste Stelle ein; neben ihm
rerden Basilios, Gregor von Nazianz, Leo I und Ambrosius von Mailand
angefahrt Auf die Bitte der Kaiser Michael UI und Basilios I verfasste er
i Schriften gegen den Islam. Die ausführlichste ist eine Widerlegung
kosgewählter Suren des Koran und einzelner Sätze der Theologie des
slam. Die zwei übrigen behandeln zwei Briefe, die von sarazenischer
>e!te an den Kaiser Michael gerichtet worden waren und besonders die
rrinitätslehre betrafen. Niketas fehlte es nicht an spekulativer Begabung;
iT schrieb sich aber öfters selbst aus, und der Umstand, dass Eingang und
^hluss der 4 erwähnten Schriften fast wörtUch übereinstimmen, verrät
e:eringe schriftstellerische Gewandtheit. Die Schrift gegen die Lateiner
bespricht die Lehre vom Ausgang des hl. Geistes. Niketas ist ein ganzer
^holastiker, der die Eleganz der Darstellung der dürren syllogistischen
Form mit Freuden opfert.
1. Ausgaben: Die Schrift gegen die Armenier ed. pr. L. Allatius, Graecia orthod.
I(Kom 1652) 663—754; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 105, 588—665. — Die 3 Schriften
;egen den Islam ed. pr. A. Mai, Nova Patr. bibl. 4 (Rom 1847) 1, 321-431; abgedmckt bei
iigne a. a. 0.669—841. — Die Schrift gegen die Lateiner ed. pr. Seraph. Pissidios,
b^'or xaXovfi€yoy 'Paytuffiov Stf^Xirevini, Leipzig 1758 S. 230—248. Ohne Kenntnis von
iiMcr Ausgabe als Ineditom ed. von J. Hergenröther, Monumenta graeca ad Photium
jnsque historiam pertinentia, Regensborg 1869 S. 84—138.
2. Hilfsmittel: Die froheren Litterarhistoriker setzten Niketas in den Anfang des
2. Jahrhanderts. Die richtige Zeitbestimmung mit Erörtemngen über des Niketas Schriften
»ei J. Hargenrdther, Photius, 1, 501 ff., 601 ff., 645— 49. — A. Demetrakopulos,
i^. Taa«v s. 3 f.
20. Die Dogmatiker und Polemiker des 10. und 11. Jahrhunderts.
>ogziiatik und Polemik wurden in Byzanz niemals weniger gepflegt als im
U. Jahrhundert, während die Exegese, Asketik und Hagiographie sich zu
iner gewissen Blüte erhoben. Es ist die Zeit der Ruhe vor dem Aus-
ruch der neuen philosophischen Bewegung im folgenden Jahrhundert.
>ie zwei einzigen Polemiker des 10. Jahrhunderts, Demetrios, Metropolit
oQ Kyzikos, und Athanasios, Erzbischof von Eorinth, bestätigen diese
Wahrnehmung. Der grosse Litterat und Philosoph des 11. Jahrhunderts,
iichael Psellos (1018—1079) bildet auch auf dem theologischen Gebiete
Ke pi^ce de r^sistance. Er nahm den Kampf mit der eigentümlichen Sekte
80 ByMnUniBcliv^ ^tteratnrgeBohiohte. L Prosauiche litterator.
der Euchiten,in der die alte syrische Gnosis wiederauflebte, allein auf,
seine Streitschrift gegen sie, der Dialog IIsqI iveqyeiaq daifiovan', bilde!
einzige gedruckte Quelle für die Kenntnis derselben. Der Dialog ist, wie
litterarischen Erzeugnisse des Psellos, in eleganter Sprache geschriebei
behandelt die Hauptlehren der Euchiten von einem höchsten Gott und s<
beiden Söhnen, Satanael und Christus, und ihre seltsamen religiösen 2
monien. Ein Gedicht in politischen Versen, an Michael Dukas (1071-
gerichtet, bietet eine kurze Darstellung der Trinitäts- und Inkarnationsh
Die JiiaaxaXia navToSanrj ist bis zum 20. Kapitel auch theologischen Inh
und verbreitet sich über die Begriflfe oiWa, (pvaigy ngocionov, vn6a%
ivvnoaTarov u. s. w. Dasselbe Thema behandeln die , Theologie
Kapitel**, die Psellos an den Kaiser Michael Dukas richtete. An
Kontroverse mit den Lateinern nahm er auch mit einer kleinen Sc
gegen das lateinische Dogma Anteil. Andere dogmatisch-polemische St
sind noch unediert. Die Exegese bildet ein weiteres Feld seiner \
logischen Schriftstellerei. Hierher gehört ein Nikephoros Botaniates
widmeter Kommentar zum Hohenliede, worin Psellos an die zusanu
fassenden Auszüge aus den Kommentaren des Gregorios von Nyssa, ]
und Maximos, deren allegorische Erklärung er annimmt, seine eigenei
merkungen in politischen Versen anschliesst. Andere exegetische Sehr
sind noch unediert, z. B. Erklärungen von schwierigen Stellen aus
A. u. N. Testamente, eine Abhandlung über den Sündenbock, eine E
rung von 72 Psalmen in Versen, Michael Dukas gewidmet, worin
weitere Psalmenerklärung angekündigt wird. Von seinen geistlic
Reden sind nur zwei gedruckt, ein Enkomion auf Basilios, die b(
Gregore und Chrysostomos, und eine Rede auf Simeon Metaphrastes, d
welche er die Chronologie desselben in Verwirrung brachte. Scholie
Basilios, Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa und Johannes Kli
vervollständigen das Bild der intensiven theologischen Schriftstellerei
Psellos. Inwieweit die antikirchliche philosophische Bewegung, wi
um die Mitte des 11. Jahrhunderts bei Johannes Italos, einem Schülei
Michael Psellos, zuerst zum Vorschein kommt, mit letzterem selbst in Ve:
düng gebracht werden muss, bleibt noch zu untersuchen. Ein Gegensat:
Kirche ist bei Psellos äusserlich nicht zu bemerken; kein Byzantiner wt
aber besser als er Tendenzen mit einander zu vereinigen, die sich ii
lieh feind waren. Die Vorliebe für Plato und die platonische Philosc
erregte Bedenken sogar bei seinen Freunden, wie bei Michael Keruli
und Johannes Xiphilinos; aber Psellos wusste seine Orthodoxie in
siegreich zu verteidigen. Auf seine Bedeutung für den Aufschwung
Theologie im Komnenenzeitalter wurde schon hingewiesen. Über seine
fanen Schriften vgl. Krumbacher.
Jünger als Psellos ist Johannes, Diakon an der Hagia Sophii
Konstantinopel, von dem A. Mai eine vom christologischen Gesichtspu
geschriebene Dogmatik bekannt gab. Eine nähere Zeitbestimmung
sich aus dem einzigen Kapitel, das im Druck vorliegt, nicht gewinnen,
der Mitte des 11. Jahrhunderts führte der Gegensatz zwischen Alt-
Neurom, der seit Photios' Tod nur bei Niketas David Paphlagon (§
L Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§ 20) gl
Wi dem Patriarchen Sisinnios von Konstantinopel (f 999) und Leon,
Xetropoiiten von Russland (f 1008), zum Ausdruck gebracht worden
war, zum definitiven Bruch zwischen den beiden Kirchen. Eine grosse
ftterarische Thätigkeit wurde dabei nicht entfaltet. Der bulgarische
Metropolit Leo von Achrida eröffifiete den Kampf mit einem Brief
10 den Bischof Johannes von Trani in Apulien, der fQr alle „frän-
üsehen* Bischöfe bestimmt war. Er rügte darin den Gebrauch des
angesäuerten Brotes und das Sabbathfasten ; beides solle man den Juden
flberlassen. Als die päpstliche Gesandtschaft, an deren Spitze der leiden-
schaftliche Kardinal Humbert stand, nach Konstantinopel kam, trat der
asketisch hochgebildete Mönch des Studionklosters, Niketas Stethatos
<S 64), mit einer Schrift gegen die Lateiner auf den Plan, welche dieselben
«Missbräache'' der Lateiner und die Priesterehe behandelte. Humbert
stellte ihr eine Widerlegung entgegen, deren beleidigender und unfeiner
Tod von dem des Mönches grell absticht. Trotzdem liess sich dieser dazu
bestimmen, seine Schrift vor dem kaiserlichen Hofe zu verwerfen. Doch
xeigen andere Schriften des Niketas gegen die Lateiner, dass er seine
Gesinnung nicht änderte. Weit schroffer war das Auftreten des Patri-
ardien Michael Kerularios, der ebenso leidenschaftlich gesinnt war als
Hnmbert. Nach der gegenseitigen Exkommunikation (1054) kam es zu
einer historisch wichtigen Korrespondenz zwischen Michael Kerularios und
dem Patriarchen Petros von Antiochien. Dieser hatte schon vorher in
Briefen an den Papst Leo IX und an Dominikus, den Patriarchen von Venedig,
fidne Sympathien für die Lateiner an den Tag gelegt. Als Litteratur-
denkmäler haben diese Briefe ebenso geringen Wert, als die um dieselbe
Zeit entstandenen kurzen Abhandlungen eines Niketas, Chartophylax von
Kik&a, über die Azyma und über die Zahl und die Ursachen der Schismen
xwischen der griechischen und der lateinischen Kirche von dem ersten unter
^ biser Gratian bis zu dem des Jahres 1054. Im weiteren Verlaufe des
111. Jahrhunderts schrieben noch Johannes, Metropolit von Russland
(1Ö80 — 1089), und der von den Kreuzfahrern vertriebene Patriarch Symeon
ff 1105) von Jerusalem gegen die Lateiner.
Die Polemik gegen den Islam ist in dieser Zeit nur durch einen
hnen Dialog des Bischofs Samonas von Gaza (um 1056) vertreten. Er
fedeht sieh auf die den Sarazenen besonders anstössige Abendmahlslehre
l md ist zum Teil identisch mit Opusculum 22 des Theodoros Abukara.
i 1. DemetriosYon Kyzikos verfasste nach cod. Athous 927 s. 14-15 fol. 268^ u. a. Hss
f nf Geheiss des Kaisers Konstantinos Porphyrogennetos eine TSx&ecig xar* initofitjy tov rtoy
I ycMmßitmt^ doyfÄOTOf. Ed. pr. Fr. Combefis, Auctarium novum 2 (1648) 261-271 anonym. Bei
I Migne, Patr. gr. 127, 880 -901 unter dem Namen des Philippos Solitarias. Sie ist nochmals
f ater dem Namen des Katholikos Isaak gedruckt. Vgl. S. 89. — Eine Quaestio des Atha-
■ ■81 OS Ton Korinth bei Migne, Patr. gr. 106, 1024. — Eine andere Quaestio ist in dem
t»L Monac. 551 s. 15 fol. 62 erhalten. — Beide Autoren polemisieren gegen die Jakobiten.
2. Der Traktat des P sei los, De operatione daemonum, mit seinen übrigen ge-
drackioi theologischen Schriften bei Migne, Patr. gr. 122, 537—920. — Die Schrift:
l|pc for mvtoMQatoga Jtfijjfai;^ x$(p«Xaia ^eoXoy$xtt iy&exa ed. Dositheos, Tofiog dydnfjg,
Imj 16Ö8 8. 490-493. Dazu vgl. cod. Paris. 969 saec. 14 fol. 311^-314^, cod. Vatic.
II& u 9 saec 15. — Einiges aus den UnoxQiaeirg awonfixal des cod. Monac. 384 ed. Th.
tfy«askij. Das Synodikon für die Woche der Rechtgläubigkeit, Odessa 1893 S. 49-56.
Mse 'Ajtaxffi^ttg scheinen zur Ji&aaxaXia nayzo&oTtij zu gehören. — Das handschriftliche
liritriil ist noch nicht genügend durchfoi-scht Theologische Schriften des Psellos enth<
' ' ~* ~ der klaai. AltertnimwtaeiuohAfl IX. 1. AMIg. 2. Anil Q
82
ByivD^^iS!^^ ^itteratargeflohiohte. L Prosaisoh« Idtteratnr.
besondere der cod. Pans. \\b^2 saec. 13. — Vgl. C. E. Ruelle, ^iXXos ayMotog, Biblia
Berits in^dita de M. ^Bellus suivie du texte de 3 morceaux in^dits de Psellus l
psaumea, IvXXoyog, naQaQjrjfia z. Bd 18 (Kpel 1888) 591—614. — Eine Vita des Mi
Anzentios wird in cod. Athous 2091 s. 15 Psellos zugeschrieben. — J. Dräseke, Zu]
Psellos, Zeitschr. f. wiss. Theol. 32 (1889) 303—330. Dazu G. Weyman ebenda 5:
3. Die Schrift des Johannes Diakonos ist betitelt: Hegl r^g i^ ^9XVi ^^
r^Xovs oixoyofiiag rov Bbov eig roy aydQiünoy. A. Mai beabsichtigte die Herausga]
selben, gab aber nur als Probe das 1. Kapitel des 1. Buches, Nova Patr. bibl. 6, \
abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 120, 1292—96. Das 1. Buch stellt Gottes gnädig
rung des Menschengeschlechtes vom Anfang der Welt bis auf Christus dar. Das 2. 1
vom neuen Adam, d. h. Christus.
4. Den unedierten Brief des Patriarchen Sisinnios erwähnt A. Demetrako
'Ogd-. *EXX«g S. 5. — Die Schrift Uqog 'Poifjiaiovg tjxoi, ngog Aauyovg nsQi ztHy aCi'/u
Metropoliten von ßussland Leon ed. pr. Pavlov, Kritische Versuche zur Geschid
ältesten griechisch-russischen Polemik gegen die Lateiner, Petereburg 1878 S. 111
5. Der 1. Brief des Leo von Achrida war früher nur in der lateinischen Ueben
des Kardinals Humbert bekannt. J. Hergenröther fand ihn in dem cod. Moda
ed. C. Will, Acta et scripta, quae de controversiis ecclesiae graecae et latinae 8e<
composita exstant, Leipzig und Marburg 1861 S. 52-64, und Hergenröther bei Mign«
gr. 120, 836-844. — Ein 2. Brief negl raiy «Crfnoy ed. pr. Pavlov a. a. 0. 146-151.
Brief u. ein 3. ediert in ISxxX, 'JXij», 2. Serie 3 (1886) 421 ff., 4 (1887) 150 ff. — 5<
tische Kapitel in cod. Vindob. theol. 214. — Vgl. noch Fabricius, BibL gr. 7, 71
6. Die Korrespondenz des Michael Kerularios und des Petros von Ant
ed. Will a. a. 0. 172-228; auch bei Migne, Patr. gr. 120, 752—820. — Die überai
und verkürzte Recension eines Briefes des Michael Kerularios an Petros ed. Pavlov
151 — 157 mit altrussischer Uebersetzune. — Andere Briefe der beiden Patriarchen sir
unediert. VgL A. Demetrakopulos, Ogd^. ^XXag S. 5— 7. — Von Michael Kerula
ausserdem eine Abhandlung gegen die Lateiner handschriftlich z. B. in cod. Vindob
247 vorhanden. Gedruckt ist von ihm noch eine Homilie auf das Fest der Orth<
ed. pr. Montfaucon, Biblioth. Coislin. S. 96—102; abgedruckt bei Migne, Patr. g
724 --36. Der streitbare Patriarch kündigt darin einen Aoyog xal XoyoyQatpia dul
r^Qa gegen die Bilderfeinde an.
7. Die Abhandlung des Niketas Chartophylax über die Kirchentrennon^
A. Mai, Nova Patr. bibl. 6, 2, 446-448; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 120, 71J
— Die Abhandlungen üegi xwy d^vfjuay ed. pr. Pavlov a. a. 0. 135 — 145.
8. Den Brief des Metropoliten Johannes von Russland an Papst dem
ed. pr. Sophr. Oikonomos, Athen 1868. VgL Demetrakopulos, 'Oq^.tlXXdg, S.
Griechisch und altrussisch auch bei Pavlov a. a. 0. 169—186.
9. Die Schrift des Patriarchen Symeon von Jerusalem gegen die Azyma ist z
cod. Bodl. Canon. 21 erhalten.
10. Ein Dialog gegen die Euchiten zwischen einem Timotheos und
Thrakier ist erhalten in dem Cod. Riccard. 63 saec. 13 fol. 1—11. Auf eine weit
der Bibl. Casanat. hat Cozza-Luzi, Nova Patr. bibl. 8 (Rom 1871) 8. XXI hinge^
11. Den Dialog des Bischofs Samonas von Gaza ed. pr. <Fronto Ducaea8>,
theca vet. Patrum graecolatina 2 (Paris 1624) 277—282. Wiederholt bei Migne, P
120, 820—833. Eine eingehende Analyse desselben gab Steitz, Jahrbücher f. deutsche
logie 13 (1868) 17—23.
21. Euthymios Zigabenos {EiOvfuog Ziyaßrjvog^ auch 2kyadrj7'6
zeichnet als der erste den Aufschwung, den die Theologie im Zeitalt
Komnenen nahm. Von seinen Lebensumständen ist nur bekannt, dt
Mönch des Klosters Ttjg nsQißlhmov bei Konstantinopel war. Beim 1
Alexios Komnenos (1081 — 1118), der den theologischen Kontroverse
intensivste Interesse entgegenbrachte und selbst als theologischer S(
steiler auftrat, stand er in hohem Ansehen, und die gelehrte Tocht<
Kaisers verschmähte es nicht, Euthymios in ihrem Geschichtswer
rühmlichster Weise zu nennen. Der Kaiser regte ihn zur Abfassung
dogmatischen Hauptwerkes an, dessen Titel Havonkia doyfictrixi^
Anna Komnena von Alexios herrührt. Der Anregung des Kaisers ge
1. Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§ 21) g3
rmios selbst in der Einleitung zur Panoplia, die pflichtgemäss mit
I überschwenglichen Lobe des Kaisers anhebt. Sie sollte eine Rüst-
ler für die orthodoxe Theologie und gegen das damalige Sektentum
eilen; einige polemische Ausführungen in der Einleitung über das
Kische Heidentum und dessen Polytheismus scheinen gegen die neue
sophische Bewegung gerichtet zu sein, die damals inuner weitere
e erfasste. Ein wirksames Bekämpfungsmittel dieser Bewegung war
lings die Panoplia nicht; dazu bewegte sie sich viel zu sehr in den
. ausgetretenen Geleisen der byzantinischen Theologie. Nach einer
iven Darstellung der Trinitäts-, Inkamations- und Schöpfungslehre
[et sich Euthymios alsbald der Bekämpfung der früheren Häresien zu.
die ältesten geht er rasch hinweg, um desto länger bei der langen
der trinitarischen und christologischen Irrlehren von Sabellios
IS zu den Monotheleten und Ikonoklasten zu verweilen. Die einzelnen
M. in welche die Schrift eingeteilt ist, sind sehr verschieden an Um-
Ihren Inhalt bilden die Zitate aus früheren Kirchenvätern, welche,
Euthymios selbst bezeugt, von , erfahrenen und gelehrten Männern'',
?nen z. B. Johannes Phurnes gehörte, gesammelt und ihm zur Vor-
ig gestellt worden waren. Die Kirchenschriftsteller, aus denen ge-
)ft wurde, sind folgende: Athanasios, die 3 Kappadokier, Pseudo-
jrs, Chrysostomos, Kyrillos von Alexandrien, Leontios von Byzanz, Leon-
von Cypem, Maximos der Bekenner, Anastasios Sinaites, Johannes
Damaskos, und in dem Abschnitte über den Ausgang des hl. Geistes,
OS. Von der vornikänischen Litteratur findet sich keine Spur;
aber verrät Euthymios eine genaue Kenntnis der Nachnikäner, indem
i jedem dogmatischen Kampfe mit Vorliebe die litterarischen Haupt-
nlichkeiten heranzieht. Vom 23. — 28. Abschnitte behandelt Euthymios
äretiker seiner Zeit, die Armenier, Paulikianer, Messalianer, Bogomilen
endlich die Sarazenen. Hier bietet er seine eigene Arbeit; die Zitate
D zurück, und wo er davon Gebrauch macht, sind sie selbständig
beit^t. Von einem tieferen spekulativen Erfassen der theologischen
eme ist jedoch keine Rede. Neben diesem Hauptwerke verfasste
rmios noch zwei kleinere Schriften gegen die Bogomilen, Messalianer,
usiasten u. a., wovon die zweite ganz persönlich gehalten ist, und
lierte Streitschriften gegen die Lateiner und Armenier zum Teil
riefform. Von zweifelhafter Echtheit ist ein Dialog mit einem sara-
chen Philosophen und eine Erklärung des Symbolum.
Eine zweite Hauptgruppe bilden Euthymios' exegetische Kommen-
Der Psalmenkommentar besteht nicht, wie die Panoplia, aus an-
idergereihten Zitaten; die Quellen, Basilios, Gregor von Nazianz,
sostomos u. a., sind mehr oder weniger selbständig bearbeitet, und
ymios erlaubt sich sogar, wenn auch selten, eine eigene Meinung. In-
ich sucht er sowohl der Allegorie als der historischen Interpretation
cht zu werden. In dem Evangelienkommentar, der früher als der
menkommentar verfasst wurde, werden dieselben Namen des Basilios,
»rs von Nazianz und des Chrysostomos immer wiederholt. Der
ib&oskommentar bildet die Grundlage des Ganzen, so zwar, dass der
6*
!
84 ByzantixuAohe Litieratiirgesohiohie. I. Prosaisohe litteratiir.
Kommentar zu Markus fast nur aus Verweisen auf jenen besteht.:
Lukasevangelium bot etwas mehr neuen Stoff; bei der Eigenart des Joh|
evangeliums ist auch dessen Kommentar selbständiger als die zwei
hergehenden. Von den übrigen Schriften des neuen Testamente
Euthymios die 14 Briefe des hl. Paulus erklärt. Er benützt hie
selben Quellen, besonders aber Chrysostomos. Aus der Benützung
selben patristischen Quellen erklärt sich auch die nahe Verwandt
zwischen den neutestamentlichen Kommentaren des Euthymios und
des ' Theophylaktos von Bulgarien. Ob beide Exegeten noch in
nähere Beziehung zu einander zu bringen sind, bleibt zu untera
Den litterarischen Nachlass des Euthymios vervollständigen unei
Briefe und einige Reden auf Feste Maria und anderer Heiligen. A
Zahl der letzteren ist nur die Rede auf Hieroth eos, den vermeini
Bischof von Athen und Lehrer des Pseudoareopagiten, gedruckt.
1. Ausgaben. 1. Die Panoplia ed. P. Fr. Zinns, Venedig 1555 in latein.
Setzung ohne die Titel 12 u. 13 gegen die Lateiner. Die griechische ed. prinoepe b
Metrophanes hieromonachos Gregoras, Tergovist 1710; aas Furcht vor den
wurde aber der Titel gegen die Sarazenen weggelassen. Dieser Titel bei Fried. Sy
Saracenica, Heidelberg 1595 S. 1—54 und mit Titel 19 u. 20 bei Chr. Fr. Matt]
der Ausgabe des Evangelienkommentars des £uthymios. — Den Titel gegen die Boj
separat ed. Gieseler, Göttingen 1841—42. Vgl. auch J. Chr. Wolf, Historii
milarum, Wittenberg 1712. - Der Text vollständig bei Migne, Patr. gr. 130, 20
-- G. Neumann, Griechische Geschichtschreiber und Gescbichtsquellen im 12
hundert, Leipzig 1888 8. 31 — 35 beschreibt den cod. Vatic. 666, eine mit schOnen
turen versehene, wahrscheinlich für den Kaiser bestimmte Hs der Panoplia; an de:
der Texte stehen einige von Neumann mitgeteilte Widmungsgedichte. — Genau di
Miniaturen schmücken den cod. Mosq. Synod. 387. Andere gleichzeitige Hss sin*
gerade selten. Handschriftlich ist die Panoplia öfters in 2 Bücher (Tit. 1^11;
geteilt, wie z. B. in cod. Medic. Laurent, pl. 6, cod. 10. — In cod. Vatic. 1447
Scholien zur Panoplia von einem gewissen Pachomios. In dem cod. Patmiac. 1(
13 sind die Väterzitate teils länger, teils kürzer als ii\ der gedruckten Ausgabe:
weis, dass diese Ausgabe verbesserungsfähig und -bedürftig ist.
2. Die 1. kleinere Schrift gegen die Bogomilen ed. pr. J. Tollins,
itineris italici, Utrecht 1696 S. 106 — 24, die 2. ed. Nicolaus Foggini, Anecdota !
4 (Rom 1783) 27—46; beide beiMigne, P. gr. 131,40—57. — Den Dialog mit di
zenen ed. pr. A. Mai, Nova Patr. bibl. 4, 442 ff.; wiederholt bei Migne a. a. 0.
Die Erklärung des Symbolums ed. pr. Chr. Fr. Matthaei, Lectiones Mosqu
(Leipzig 1779) 53-59.
3. Exegetische Schriften: Den Psalmenkommentar ed. pr. Ant. Bongio
Opera Theophylacti 4 (Venedig 1763) 1, 329—597, 2, 1-417; wiederholt bei Mign
gr. 128, 41—1326. — Den Evangelienkommentar ed. pr. Chr. Fr. Matthaei,
1792 mit der früher erschienenen lateinischen Uebersetzung von Joh. Heni
wiederholt bei Migne, Patr. gr. 129, 9—1501. Unzugänglich ist mir die Ausgs
Th. Pharmakides, Athen 1842. — Den Kommentar zu den Paulusbriefen ed.
dem cod. Casanaten. 6 Nik. Kalogeras, 2 Bde, Athen 1887 mit einer Katene
7 katholischen Briefen, die Euthymios nicht zugehört. — Die Rede auf Hierotbeos
logeras a. a. 0. 1 S. ot]' — ga. Die Schrift gegen die Lateiner z. B. in cod. 1
503 s. 14, cod. Paris. 2782 s. 16 fol. 237^—40. — Briefe des Euthymios in codc
Suppl. gr. 249 8. 16 fol. 156 ff., Taurin. 200 s. 14 fol. .91 ff., 174 ff., Vindob. theol. 247
2. Hilfsmittel: Fabricius, bibl. gr. 8,328—345. — C. Ullmann, Nicol
Methone, Euthymius Zigabenus und Nicolaus Choniates, Theolog. Studien u. Kritiken <
663—674. Etwas einseitig. — N. Kalogeras, 'j4Xi^tog 6 K., Ev^vutog 6 Zd^yaßrjvo*,
a[Q€Ttxoi BoyofiiXot, U^ijymoy 9 (1880) 255—284; ebenda 10 (1881) 331—362 ü)
Kommentar zu den paulinischen Briefen. — Ueber Leben und Schriften des £u
verbreitet sich Kalogeras auch in der Einleitung zur Ausgabe des Kommentares
Paulusbriefen. — Die ersten Nachrichten gibt Anna Komnena 1. 15, 9.
3. Von den Schriften der gleichzeitigen Häretiker hat sich nichts e
Euthymios nennt als Hauptführer der Bogomilen einen gewissen Tychikos und
Schüler Dodoaa, SabaB, Adelphios, Hermas, Symeon. Dem «n^on «ckc^vV^it «c K<niu
1. Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§ 22) g5
U. Schrift zu. Contra Boeomil. Migne, P. gr. 131, 41. — Im Titel gegen die Messa-
Mr behauptet Euthymios, dass seine Darstellung ihrer Lehren auf einer messalianischen
urift beruhe (Migne, Patr. gr. 130, 1273) und illustriert ihre Exegese (ebenda 1321—32),
m ihm Kommentare der Messalianer vorliegen mussten.
4. Von theologischen Abhandlungen des Kaisers Alezios Komnenos hatte
n Kachrichten durch die Alexias, ed. Rei ff erscheid, 2 (Leipzig 1884) 56 f., 259 ff.
ke solche ed. pr. A. Papadopulos-Kerameus, 'JyaXsxTa 'leQocoXvfÄHixrjg axaxvoXoyiaq
(Petersburg 1891) 116—123. Sie wendet sich gegen den Eutychianismus und hat
ler den Häretiker Neilos, der es mit den Armeniern hielt, im Auge. Sie ist in der
ichen positiv-dialektischen Methode der damaligen Theologie gehalten. Auch an der
iputation mit Petrus Ghrysolanus beteiligte er sich persönlich, wie aus der Panoplia des
toTmios Zigabenos erhellt
5. Polemik gegen die Lateiner. Die Sendung des Erzbischofs von Mailand,
trus CbrysolanuB, nach Konstantinopel 1112 veranlasste mehrere polemische Schriften
ren die Lateiner, i. Johannes Phurnes, Vorstand eines Klosters auf dem Berge Ganos,
er der Mitarbeiter des Euthymios an der Panoplia, antwortete Petrus, der die Kontro-
rse 5ber den hl. Oeist vor dem Kaiser behandelte, aus dem Stegreif. Diese 'AytiQQrjuxtj
tiXoyia ed. pr. A. Demetrakopulos, "ExxXriü. BißXio&^xtj 1 (Leipzig 1866) 36—47. Eine
inenbomilie ed. Gr. Palamas in der Ausgabe des Theophanes Kerameus, Jerusalem 1860
*2T0 — 76. Ueber andere Schriften des Job. Phurnes vgl. A. Demetrakopulos a. a. 0.
7* f. Die Liste der Schriften ist aber nicht vollständig; wir verweisen auf codd. Paris.
^, 11S4, 1263 u. a. — Die Rede des Petrus v. Mailand ed. pr. L. Allatius, Graecia
k 1, 379—889; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 127, 912-20. — 2. An der Kontroverse
bn einen hervorragenderen Anteil Eustratios, Metropolit von Nikäa, durch mehrere Ab-
sdlnn^en gegen die Lateiner, von denen Demetrakopulos a. a. 0. S. 47-127 vier heraus-
Keben hat. Eustratios schrieb ausserdem Qber den Bilderkult gegen den Erzbischof Leon
I Chalkedon nnd 1 Abhandlung gegen die Armenier (ebenda 127— 198). Letztere brachte ihn
den Verdacht der Heterodoxie, gegen den sich Eustratios in einer xi^o/ioXoytjcig reinigte
17). £d. Demetrakopulos a. a. 0. S. i« — is'. Seine Beziehungen zu Johannes Italos sind
± nicht klar gestellt Vgl. B. Z. 1 (1892) 177. — Vgl. noch J. Hergenröther, Photius 3,
>-802, J. Sakellion, 'J&^yatoy 4 (1875) 211—233, Dräseke, Archiv f. Gesch. d. Philos.
1891) 247 ff. — Für s. profanen Schriften vgl. Krumbacher. — 3. Andere Polemiker
ren die Lateiner aus derselben Zeit, wie Theodoros von Smyma Kuropalates und
rroc rvr ifiXoa6<p(oy^ Niketas Seides aus Ikonion, Johannes Zonaras, verzeichnet
Demetrakopulos, *0g&. 'EXXtig S. 12 — 15. Niketas Seides wird auch eine Schrift
ti ror näaxa zugeschrieben. Davon ein Fragment bei A. Mai, Nov. Patr. bibl. 6, 2,
f.: bei Migne, Patr. gr. 127, 1484—87. — Eine seiner Schriften gegen die Lateiner
Pavlov a. a. 0. S. 186 ff.
22. Nikolaos {Nixolaoc), Bischof von Methone im Peloponnes, galt bis
die jüngste Zeit als der hervorragendste Theologe des 12. Jahrhunderts,
ne Blütezeit fallt in die Regierung des Kaisers Manuel I Komnenos
43 — 1 180), zu dem er in nahem Freundschaftsverhältnis stand und dessen
»ologiseher Berater er war. Das Jahr 1165 scheint er nicht mehr erlebt zu
t>en. Die Bedeutung des Nikolaos liegt jetzt nur noch darin, dass wir
» seiner Schriftstellerei die antikirchlichen Strömungen und einige
eologische Kontroversen seiner Zeit kennen lernen. Sein Ruhm als
briflsteller ist aber nach und nach ganz zerstört worden. Schon J. Hergen-
Lher hat nachgewiesen, dass er die Syllogismen des Photios gegen die
teüier fast wortwörtlich ausschrieb. Einen grossen Teil der 'EQ(aTi](r€ig
i aTToxQicfig, die sich über die Gottes- und Inkarnationslehre verbreiten,
kannte A. Demetrakopulos als identisch mit den Ausführungen Theodors
n Raitha in dessen Schrift ITegi tfjg vkeiag ivavd^Qoom^aetag, Von noch
^sserer Tragweite war die Entdeckung von D. Russos, dass Kapitel 146
IT 'Jvömif^tg trjg x^eoloyix^g ^to^x^ioiaecog UqoxXov des Nikolaos wortwört-
h übereinstimmt mit dem von A. Mai veröffentlichten Fragment der
iratschrift Prokops von Gaza gegen Proklos. Damit ging die Grundlage
stören, auf welcher die günstige Beurteilung des Nikolaos in erster Linie
%& ^l^voi^ Idtteratiirgeflchichie. L Prosaische Litteratnr.
beruhte. ^\r ViSxv^v^^ Tiinzufilgen, dass auch 3 weitere Abhaudlungei
Nikolaos \iheT öi^ ^ttliche Vorherbestimmung der menschlichen Le
grenzen der Hauptsache nach auf die Schrift des Patriarchen Germano
Konstantinopel IIsqI oqov ^(a^g zurückgehen. Grössere litterarische Seil
digkeit mögen die Schriften des Nikolaos besitzen, die aus seiner Anteiln
an den theologischen Streitigkeiten seiner Zeit hervorgingen.
Rechtfertigung des Vorgehens des Kaisers gegen den Wortführer der ]
milen, den Mönch Nephon, speziell die Ernennung des Patriarchen Nil
Muzalon an Stelle des Kosmas, der Nephon begünstigte, bildet den G
stand einer 1147 an den Kaiser gerichteten Abhandlung Ilegl rrjg i
xttxaatdasi %ov natqidqxov ävTiXoyiag xal ticqI leqaQxCag, Gfegen die ]
milen ist auch der Traktat über die Eucharistie gerichtet, worin Nil
mit Entschiedenheit die fieraßoXi] lehrt. Eine zweite Kontroverse, di«
einem Prunk von Synoden verhandelt wurde, der zu dem Gegenstand
in richtigem Verhältnis stand, betraf den Empfänger des euchai
sehen Opfers. Eine theologische Partei, an deren Spitze der zum ]
archen von Antiochien ernannte Diakon Soterichos Panteugenos i
betrachtete Gott den Vater als alleinigen Empfänger. Soterichos v
digte seine Ansicht in einem Dialoge, dessen Widerlegung sich Nil
zur Aufgabe machte. Drei weitere Schriften richtete er in derselbe!
gelegenheit an Manuel, wovon eine verloren zu sein scheint. Die z
ist nur fragmentarisch ediert, während die dritte sich mit der Widerk
des genannten Dialoges deckt, Einleitung und Schluss abgerechnet
Manuels politische und kirchliche Siege feiern. Hier schrieb sich also Nu
selbst aus. Auf eine christologische Kontroverse, die ein Auflebe
Origenismus bekundet und von Eustratios von Nikäa angeregt wurde, be
sich Nikolaos' Erklärung des Apostelwortes 1 Kor. 15, 28. Er findet die L(
in der Doppelnatur Christi und bleibt in der Verwerfung der Apokatai
des Origenes der herkömmlichen Auffassung getreu. Ohne polemi
Interesse will eine letzte dogmatische Schrift den Grossdomestikos Job
Axuchos über eine Stelle Gregors von Nazianz von der wesentl
Einwohnung des hl. Geistes in den Aposteln aufklären. Es liegt :
auch hier frühere Vorlagen zu vermuten. Als Hagiographen lemei
Nikolaos kennen durch eine Lebensbeschreibung des Wunderthäters Me
des Jüngern (1035 — 1105). Damit ist jedoch sein litterarischer Nac
nicht erschöpft; dieser bedarf noch einer näheren Umgrenzung.
Die Thatsache, dass Nikolaos im 12. Jahrhundert eine alte &
Schrift gegen den Neuplatonismus auffrischte, ist höchst beachtem
und kann unmöglich mit Russos und Dräseke in dem Wunsche des I
laos, „dass seine Weisheit von seinen Zeitgenossen bewundert wo
ihre Erklärung finden.* Die Schrift des Proklos musste einen grossen
auf die Gebildeten seiner Zeit ausüben, wenn Nikolaos es als ein Bedü
empfand, „die Widersprüche gegen den hl. Glauben in jedem einzelnen
schnitte dieses Buches mit einer Widerlegung sorgfältig anzuzeigen, unc
künstlich ersonnenen und durch Spitzfindigkeit verhüllten, aber gerade
durch den meisten sich entziehenden Irrtum aufzudecken '^j wenn auc
der Hand eines fremden Führers. Es musste auch damals Leute g(
1. Theologie« A. Dogmaiik und PoUmik. (§ 22) 37
che die .Klarheit, Einfachheit und die Schmucklosigkeit der christlichen
ire als etwas Gemeines verschmähten, das Schimmernde, Rätselhafte
l Gezierte des Heidentums dagegen als wahrhaft ehrwürdig und als
te Weisheit vergötterten". Dies stimmt genau mit den übrigen
[^lirichten von dem Aufleben der alten Philosophie im Zeitalter der
nanenen.
1. Aasgaben: Die meisten der genannten Schriften ed. pr. Demetrakopulos,
ro» intex, MB^yfjg Xoyoi, dvo . . . Leipzig 1865, und 'ExxA. ßißX., Leipzig 1866 S. 199
^SO. — A. Demetrakopulos hat 2 andere Schriften fiber die Kontroverse mit den La-
em mit Unrecht Nikolaos von Methone zugeschrieben. Dieselben gehören nebst einer
ten einem unbekannten Polemiker aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Ed. Arsenij,
ikaa 1892. Vgl. B. Z. 4 (1895) 370. — Die Widerlegung des Proklos ed. pr. J. Th.
nel, Frankfurt 1825; desgl. die ^(onjceig in den Jahresberichten des Frankfiuter 6vm-
fums, 1825—26 S. 1—39. ~ Die 2 Schriften gegen die Lateiner ed. pr. K. Simonides,
«fe'ctt»»' '^XXijytay ^€oXoyixai ygafpal xiaaaQBg, 2. Aufl. London 1865, S. 1—39, und in
«r Zeitschrift Memnon, 1859 Heft 3. — Die zweite auch bei A. Demetrakopulos,
JL ßißX. a 359—380. -- Migne, Patr. gr. 135, 509—514 enthält nur die schon 1560
Sffentlichte Abhandlung fiber die Eucharistie. — Die Biographie des hl. Meletios mit
TOD Theodoros Prodromos verfassten Leichenrede auf denselben Heiligen ed. pr. Va-
i«vskij, Pravosl. Pal. sporrik 17, Petersburg 1886 mit russischer Einleitung und lieber-
nng. Vgl. die eingehende Besprechung von E. Kurtz, B. Z. 2 (1893) 308—12.
2. Hilfsmittel: Die Angaben bei den früheren Litterarhistorikem, Oudin, Ceillier,
ricins D. a. sind zum grössten Teil unrichtig. — Antiquiert sind jetzt auch die Abhand-
!«i von Ullmann, Theolog. Studien und Kritiken 6(1833) S. 647—743 und J. Dräseke,
Nikolaus von Methone, Zeitschr. f. Kirchengesch. 9 (1888) 405-431, 565—590; ders.,
»Uoe von Methone, B. Z. 1 (1892) 438—478. Zur Abhängigkeit des Nikolaos von Photios
J. Hergenröther, Photii liber de Spiritus sti mystagogia, Regensburg 1857 8. XXIV,
Photios 3, 805 f. — Zur Abhängigkeit von Prokop, deren Grad jedoch noch nicht mit
^^eit bestimmt werden kann, Demosth. Russos. TqbT^ raCatoi, IvfißoXai eig r^y UnoQiay
f^iXo4fo<fias tmy rtt^aloiy, Leipzig 1893 S. 57-69 u. Joh. Dräseke, Nikolaos von Methone
Be«treiter des Proklos, Theol. Studien u. Krit. 68 (1895) 589-616. — Für die Abhängig-
von Germ an OS vgl. z. B. Nikolaos, ed. A. Demetrakopulos, *ExxX. ßißX. S. 237 f. u. 250
Germanos, Migne, Patr. gr. 98, 113 D, 116 A— G, und 108 A— B. - Handschriftliche
choDgeii können allein entscheiden, in welchem Grade die Listen von Schriften des
ilaos bei Simonides und Demetrakopulos zuverlässig sind. Nur die kleinere Zahl der Titel
mt iu beiden Qberein. Dass die unedierten Schriften zwischen zwei Trägem desselben
lens Terteilt werden müssen, wovon der zweite um ein Jahrhundert jünger ist, behauptet,
I mit Unrecht, Dräseke, Ztschr. f. Kirchengesch. a. a. 0. 570 ff., Archiv für Geschichte
Philoeopb. 4 (1891) 243 — 250. — Sp. Lampros, Die Hss des Nikol. v. Meth. im Dionysios-
ter, B. Z. 4 (1895) 363—65 bespricht einen Athoscodex, welcher die Bezeichnung Nixo-
rte^ Mi&tSytjg in den Stichen des Nikephoros Philosophos auf den älteren Nikolaos
ebt. — Unzugänglich blieb mir Arsen ij, Nik. Meth., Christ, ötenije 1883, 11 ff., 308 ff.
3. Den Dialog des Soterichos Panteugenos ed. pr. Tafel, Annae Comnenae
»lementa, Tübingen 1832 S. 8—17. — Eine zweite Ausgabe von A. Mai, Spicileg.
io. 10 (Rom 1844) 3—15. — Einen besseren Text lieferte J. Dräseke, Zeitschr. f.
«nacbaftl. ITieolog. 29 (1886) 224—237. — Bei A. Mai a. a. 0. S. 16—93 der Text
Synodalakten vom Jahre 1146 gegen Soterichos. — Die Apologie des Soterichos gegen
Synode d. J. 1146 ed. J. Sakkelion. naxfjitaxrj ßißXio»., Athen 1890 S. 328—331. —
Bmente zu diesem Streite in cod. Athous 3102 s. 14. — Synodaldekrete gegen den Mönch
bon bei L. A Hat ins, De perpetua consensione S. 669—685. Vgl. Johannes Einnamos
Bonn. S. 64 ff. — Ueber den doppelten Abendmahlsstreit im 12. Jahrb. vgl. Steitz, Jahr-
i«T f. deutoche Theol. 13 (1868) 32—45. Nähere Aufschlüsse darüber sind von der Ver-
ttüehang des Thesaurus orthodoxiae des Niketas Akorainatos zu erwarten (vgl. § 26).
4. Zeitgenössische Polemiker gegen die Lateiner: 1. Theodoros Prodro-
», ein äusserst fruchtbarer Schriftsteller (vgl. Krumbacher) verfasste eine Abhandlung
m die Lateiner, deren Anfang bei Migne, Patr. gr. 133, 1008 steht. Als weitere theo-
tsche Prosawerke Theodors sind zu nennen: eine Erklärung zu Luk. 1, 17 bei Migne,
' er. 133, 1301—1312, ein Kommentar zu den Kirchenliedern des Kosmas und des Johannes
Damaskos, die oben erwähnte Grabrede auf den hl. Meletios, eine Abhandlung über
viel behandelte Frage von der Bestimmung der Lebensgrenzen und andere Schriften
Irischen, homiletischen, liturgischen und kirchenrechtlichen Inhaltes. Zu notieren ist ins-
gg 'ft^i%s^^^^ Idtteraiargesohiohie. I. Prosaisohe Lüierainr.
besondere sein Paa\mc«»^^^^inentar z. B. in cod. Basil. AIII 11 saec. 16 fol. 312—5]
bis Ps. 88. — V^\. d\öV>»v^ der Inedita bei Stevenson-Pitra, Theodori Prodromi ca
tarius in carmina saciQ^ TQelodorum Gosmae Hierosolym. et Joannis Damasceni, Ron
S. XVIII ff. — 2. Die dogmat. Disputation zwischen Niketas, Erzbischof von !
medien, und Anselm von Havelberg (1185) erzählt letzterer in s. Dialogi 1. 2 n. 3, M
Patr. lat. 188, 116H — 1248. — 3. Eine Schrift gegen die Lateiner von dem oben gem
Patriarchen Nikolaos Muzalon von Epel ist z. B. in dem cod. Mosq. Syn. 353 eri
Vgl. A. Demetrakopulos, 'Ogd^. 'EXXds S. 23 f. Von demselben Nikolaos bietet d(
Vatican. Palat. 388 saec. 18 fol. 89—59 ein Carmen fugae suae recusatique episcopi
892 lamben. — 4. Basilios von Achrida, Erzbischof von Thessalonike schrieb i
Papst Hadrian IV (1154—59), der den Erzbischof Heinrich von Benevent an Kaiser Mi
Komnenos gesandt hatte, einen sehr gemässigten Brief; gedruckt bei Migne, Patr. g
929 — 938. Ein Dialog des Basilios mit dem genannten Gesandten des Papstes steht i
Vindob. theol. 218 fol. 215^—220^. — Verschieden davon ist Basilios' Gespräch mit i
von Havelborg, nach den Aufzeichnungen eines Mönches Niketas in Thessalonike in dei
Monac. 28, 66, 256. Einige Angaben darüber bei J. Hergenröther, Photius 3, 80
Näheres über Basüios gibt V. Vasiljevskij, Viz. Vremennik 1 (1894) 55—182. Vgl.
(1895) 178 f.
5. Der zeitgenössische Chronist Michael Glykas (vgl. Erumbacher), der a
seiner Weltchronik ein überwiegend theologisches Interesse an den Tag legte, behi
in einer grossen Reihe von Briefen (in einigen Hss sind es 92) dogmatische, ezegc
moralische und liturgische Fragen, deren Besprechung im 12. Jahrhundert belieb
Mit Unrecht werden diese Briefe in einigen Hss dem Johannes Zonaras zugesch
Gedruckt sind nur 29 Briefe (darunter 8 fragmentarisch) nach J. Pontanus, Lami, L
tius und A. Mai bei Migne, Patr. gr. 158, 648—957. Dazu kommt noch ein Brie
die Himmelfahrt Maria bei S. A. Morcelli, Ealendarium eccl. Cptanae 2 (1788) 198
ein Fragment «aus einem Brief über die Azyma bei A. Demetrakopulos, 'OqS^.
S. 16 — 21 und ein Brief bei Erumbacher a. unten a. 0. — Eine zweite theolog
Schrift in 2 Büchern wird Michael Glykas in dem cod. Paris. 160 saec. 16 zugei
Nach Aufzeichnungen von E. Erumbacher lauten die Ueberschriften : 1. üegl ^etas kviaci
diaxgiijemg, 2. üegl rrjs iy etdei xai iy ax6(jn^ S^etogovfÄ^ytjg (pvcBtag xai dutfpoQos iytoct
aaqxiäcBioq xai mäc ixXrjntioy tny filay €fvciv tov S-eov Xoyov aeaaQxtofiiyrjy. Der Ti
ganzen Schrift lautet: Eis ra anoga rrjg yQttfpfjg. Den Titel E4 tng dnogiag tiji
yQafprjg trägt allerdings auch die Briefsammlung Michael Glvkas in den meisten B
E. Erumbacher, Michael Glykas, Sitzungsber. bayer. Ak. 1894 S. 391— 460 handel
die Adressaten der Briefe, ihre Abfassungszeit, ihr Verhältnis zu den anderen Schrift«
Glykas, die Gründe gegen die Zuteilung an Zonaras u. s. w. und veröffentlicht ein«
unedierten Briefe (an Theodora, eine Nichte des Eaisers Manuel).
23. Theorianos {&€(oQmv6g)^ fiatarcoQ xai (piXoao^og^ wie ihn £
Manuel I Komnenos nennt, wurde von letzterem mit dem Vorstam
armenischen Klosters in Philippopel, Namens Atman, im Jahre 117
dem Katholikos der Armenier Nerses IV gesandt, um die kirchliche 1
mit Konstantinopel zu betreiben. Er hinterliess zwei Berichte übe
zwischen den zwei Parteien gepflogenen Religionsgespräche, die
somit als eine wertvolle Quelle für die Kenntnis der kirchlichen Bc
ungen zwischen Byzanz und Armenien im 12. Jahrhundert darstellen.
Grundlage der ersten Unterredung bildete der Brief des Kaisers an den K
likos; ihr Hauptgegenstand war die Christologie, deren byzantinische Fai
Theorianos als mit den Aussprüchen von Athanasios, Basilios, Gregoi
Nazianz, Kyrillos von Alexandrien übereinstimmend darzuthun suchte.
Justin Martyr wurde zitiert, aber nach der unterschobenen Schrift
TQiddog. Die zweite Abhandlung berichtet über die Verhandlungei
Jahres 1172. Der Hauptnachdruck wird auch hier auf die Väterausspi
gelegt. Des weiteren wird auch eine Unterredung mitgeteilt, die T
rianos mit Theodoros, dem Gesandten des Katholikos der syrif
Jakobiten, hatte. Die Verhandlungen führten zu keinem Resultat,
der zweiten Abhandlung erfahren wir, dass der Bericht über das
L Theologie. A. Dogmatik und Polemik« (§§ 23—24) g9
ligionsgespräch in mehr als hundert Exemplaren in Konstantinopel ver-
It worden war. Der litterarische Wert beider steht hinter dem histo-
chen 8ehr zurück. Auch letzterer ist noch näher zu bestimmen, da die
igaben des Theorianos mit den armenischen Quellen vielfach in Wider-
ruch stehen. Nach dem Fragmente eines unedierten Briefes war Theo-
.nos den Lateinern sympathisch gesinnt.
1. Aasgaben: Den ersten Bericht ed. pr. J. Leunciavius, Basel 1578; Ergän-
Igen dazQ gab A. Mai, Script, vet. nova coli. 6 (Rom 1832) 314—415 zugleich mit der
pr. der 2. Abhandlung nach Vatikanischen Hss; beide bei Migne, Patr. gr. 133,
) -297. — Von einem Briefe des Theorianos Ober die lateinische Kontroverse stehen
igmente bei Migne» Patr. gr. 94, 405.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 11, 281 f.
3. Die Schriften des armenischen Katholikos Nerses Klajeii wurden von den
•chitjiristeD, Venedig 1830 armenisch mit lateinischer Uebersetzung herausgegeben. —
De Briefeammlnng, wovon A. Mai, Script, vet. nova coli. 6, 415 — 424 einige Exzerpte
tt^ilte, eTBchien in Edschmiatsin 1865; ebenda das ,Lob des Nerses IV* von Nerses
Dbroneü, 1875. — Vgl. Ardak Ter-Mikelian, Die armenische Kirche in ihren Be-
hängen zur byzantinischen (vom 4. — 13. Jahrhundert), Leipzig 1892 S. 88 ff. Die Dar-
ilnng stfitzt sich aber einseitig nur auf die armenischen Quellen. — Vgl. auch Assemanni,
bliothec« Orientalis 2 (1721) 364 f.
4. Einem vermeintlichen Katholikos von Grossarmenien, Namens Isaak, der im
Jahrhondert zur byzantinischen Kirche Übergegangen sein soll, werden 3 griechisch
ichriebene Abhandlungen gegen seine früheren Glaubensgenossen zugeschrieben. Die
t« bespricht den Hauptpunkt der Kontroverse, die Lehre von einer Natur in Christus,
der Verfasser mit Aussprfichen der Väter des 4. und 5. Jahrhunderts zu widerlegen sucht
* zweite erzählt seine Bekehrung; daraus ist aber ersichtlich, dass er nicht Katholikos,
idem einfacher Priester war. Die dritte gibt einen Ueberblick fiber die Geschichte Arme-
■OS TOD Gregor dem Erleuchter bis zur Zeit des Verfassers und ist identisch mit dem
tasten Teil der Schrift des Demetrios von Kyzikos. — Ed. Migne, Patr. gr. 132, 1153-1257.
here Untersuchungen fehlen.
24. Niketas {Nixr^tag) aus Maronäa in Thracien, zuerst Archiadiakon
id Chartophylax in Konstantinopel, nachher Erzbischof von Thessalonike,
iterstützt« die Unionsbestrebungen des Kaisers Manuel I Komnenos
143—1180) den Lateinern gegenüber, wie Theorianos es bezüglich der
rmenier that. Zu diesem Zwecke verfasste er 6 Dialoge über den Aus-
iDg des hl. Geistes, die erste Schrift unter den unzähligen Abhand-
ngen Ober diesen Lehrpunkt, welche den Standpunkt der lateinischen
irche vertritt. Sie erfreute sich grosser Beliebtheit bei den späteren
:^innungsgenossen des Niketas. Nikephoros Blemmydes lobt sie; Johannes
i'kkos wurde nach Pachymeres durch ihre Lektüre von der Richtigkeit der
»endländischen Lehre überzeugt; Bekkos selbst beruft sich auf sie und in
eicher Weise benützten sie Hugo Etherianus und Konstantinos Meliteniotes.
e 3 ersten Dialoge geben die Einwände der Griechen, die von dem
iteiner widerlegt werden. Der 4. handelt von der Erklärungsweise des
i;?gange8 des hl. Geistes bei den Lateinern und von der Übereinstimmung
•s lateinischen ex filio mit dem griechischen 6i' vtov. Im 5. werden die
?weise der Lateiner zusammengestellt; der 6. endlich bespricht die ein-
hlagigen Aussprüche der Väter. Das Ganze läuft auf ein Kompromiss
naus: der Grieche gibt zu, dass die lateinische Lehre richtig sei, wäh-
nd der Lateiner zugesteht, dass der Zusatz im Symbolum wegfallen
üsse. Nach den bisher veröffentlichten Fragmenten zeichnet sich die
thrift durch Klarheit und Ruhe der Darstellung aus. Noch andere
chriften gehen handschriftlich unter seinem Namen, z. B. ein Kommentar
90 Bysaatiniftohe TäiteratorgeBchiolite. L Prosaisohe Lüieraiur.
zu den Hymnen des Johannes von Damaskus, einige hagiographische
beiten, Eirchenhymnen und 11 Anathematismen gegen Johannes Ita!
Letztere verdienen wohl am ehesten ediert und näher untersucht zu wen
1. Den Prolog zu den 6 Dialogen ed. A. Mai, Nova Patr. bibl. 6, 2, 445 f., i
druckt bei Migne, Patr. gr. 139, 169 ff. — Fragmente aus den 6 Dialogen ed. pr. J. Heri
röther bei Migne a. a. 0. 165—221. — Vollständig liegen sie vor z. B. in cod. f
1115, Mediceo-Laurent, pl. 31, 87 u. a. — Fragmente seiner Acta 8. Thomae ei
Bonnet, Acta Thomae, Leipzig 1883 S. VIII f. aus cod. Paris. 1516. Vollständig li
sie vor in cod. Sinait. 516. — Die Anathematismen gegen Johannes Italos in cod. Vii
theol. 77. — In anderen Hss z. B. in cod. Petroburs. 95 saec. 12, cod. Bodl. Seid. 46
12 wird ihm ein ÜQoXoyog eig ras negiodovg xai ngä^eig 'Itoayyov rov ^€oX6yo9
geschrieben. Damach hat er wohl auch Acta S. Joannis verfasst.
2. Hilfsmittel: Fabricius, BibL gr. 7, 756 f. Hier wird wohl mit Unrechi
älterer Niketas v. Thessalonike, der um 1131 lebte, angenommen. Auch wird Niketas
Unrecht an den Anfang des 13. Jahrhunderts gestellt. — Leo Allati us, Diatribi
Nicetis ed. A. Mai, Nova Patr. bibl. 6, 2, 12-14.
26. Andronikos Eamateros (Avigorixog KafAaTtjQog), ein hoher Sta
heamter, mütterlicherseits aus der Familie der Dukas, verfasste auf
Anregung des Kaisers Manuel Komnenos eine noch ungedruckte ,hei
Waffensammlung* (legd onkodtjxrj)^ welche ein Seitenstück zu der Panc
des Euthymios Zigahenos bildet. Wie dieser mit einem Lobe auf Alexis
so beginnt Andronikos mit einer überschwenglichen Lobpreisung Man
und schreibt diesem die geistige Urheberschaft des ganzen Werkes
ihm selbst sei nur das Abschreiben und die Abfassung des Prologes
des Schlusses zugefallen. Diese Beteuerung braucht man wohl nicht i
ernst zu nehmen. Die Schrift hat nicht denselben Umfang wie die ]
oplia; sie ist nur gegen die Lateiner und die Armenier gerichtet,
erste Teil zerfallt in einen Dialog des Kaisers mit den römischen Kc
vdhoi über den Ausgang des hl. Geistes, in eine Sanmilung von VS
aussprüchen zu Gunsten des griechischen Dogmas, endlich in eine R
von Syllogismen, welche den Schriften der früheren Gegner der Latei
Photios, Niketas von Byzanz, Eustratios, Euthymios Zigabenos, Nike
von Methone, entnommen sind. Ganz in derselben Weise ist der z^
Teil aufgebaut, nur mit dem Unterschiede, dass hier Andronikos M
physitismus, Monotheletismus, die theopaschitische Lehre und den Apht
doketismus unterscheidet, und jedem eine besondere Abteilung, aus V2
Zitaten und Syllogismen bestehend, zur Widerlegung widmet. Der kai
liehe Disputator ist natürlich überall Sieger; seine Verdienste werden i
so oft hervorgehoben, dass man sich dem Eindruck nicht verschlie
kann, dass die ganze Schrift ganz eigens zur Verherrlichung
kirchlichen und theologischen Wirksamkeit des Kaisers geschrii
wurde. Für eine nähere Untersuchung muss der Druck abgewartet i
den. Die Abfassung scheint in die letzte Zeit der Regierung Man
etwa 1170—1175 zu fallen.
1. Gedruckt ist bisber nur die Sammlung von biblischen und patristischen St
gegen die Lateiner mit der Widerlegung des Johannes Bekkos bei LeoAllatius, Gr
orthodoxa2, 287—521 u. bei Migne, Patr. gr. 141, 396—613. —Die obigen Angabei
ruhen auf der Durchsicht des cod. Monac. 229 saec. 13 fol. 1—309. — Das am Anfang d
Hb befindliche Epigramm des Georgios Skylitzes auf die '077^0^17x17 ed. Demetrakopu
'0^9, 'EXXtig S. 26-29. — Andere Hss : cod. Marcian. 158 (unvollständig), cod. Mosq. Sjnod.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 11, 278 f. — J. Hergenröther, Photii
I
I
1 Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§§ 25—26). 91
Sil -814 gibt eine Analyse des Dialoges mit den Eardinftlen, der auch separat und anonym in
Has steht. — Geoigios Pachymeres ed. Bonn. 2, 81 bezeugt das hohe Ansehen der 'OnXo9ijxij,
3. Als Gegner derLateiner in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts sind bekannt:
Johannes, Metropolit von Klaudiopolis, von dem in cod. Athous 3783 saec. 15 auch eine
Schrift gegen die Armenier steht, Michael Anchialos, Patriarch von Kpel (1169 — 77),
Johannes, Patriarch von Jerusalem, Georgios, Metropolit von Kerkyra Tum 1178),
Leontios, Patriarch von Jerusalem (t 1190), Demetrios Tornikios und Tneodoros
Balsamen. — Gedruckt sind nur drei Abhandlungen des Johannes von Jerusalem über
die Azyma bei Dositheos, TofÄog dyuTiijg, Jassy 1698 S. 504—538, eine Schrift des Jo-
hannes von Elaudiopolis bei Pavlov, Kritische Versuche u. s. w. S. 189—191, 14 K€<paXaia
9§9Xoytxa des Leontios von Jerusalem in Macarii Ghrysocephali Homiliae, Wien 1793
und Fragmente von zwei Schriften des Patriarchen Michael Anchialos bei L. Alla-
tiQs, De purgatorio, Rom 1655 S. 871 ff., De eccl. occid. et Orient, perpetua consen-
sione, Rom 1648 S. 526 u. öfters. — Ueber die übrigen Schriften vgl. Demetrakopulos,
)U^. 'EliaV S. 29—84. Die hier genannten Hss Hessen sich unschwer vermehren.
4. Dem Kaiser Andronikos 1 Komnenos (1183 — 85) wird ein Dialog gegen
die Juden zugeeignet, in dem die gewöhnlichen Kontroverspunkte der Apologien gegen
die Joden behandelt werden. Abgesehen von anderen Gründen kann dieser Dialog schon
deshalb nicht von dem Kaiser Andronikos verfasst sein, weil aus dem Kapitel 41 klar
hervorgeht, dass der Verfasser frühestens in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, nach
einer anderen Zählung sogar erst um das Jahr 1810 schrieb. — Gedruckt in lateinischer
Uebersetzong bei Canisius- Basnage, Lectiones antiquae 4, 255 — 881; wiederholt bei
Migne, Pab*. gr. 188; 796—924. — Der griechische Text ist in mehreren Hss vorhanden,
I. B. in cod. Marcian. Class. 2, 88 saec. 14, cod. Vatic. Pii II 13 saec. 15, cod. Vindob.
theol. 255.
26. Niketas Akominatos {NixrJTag Uxofmvtkog) schliesst die Reihe
der Polemiker des Komnenenzeitalters. Über seine Identität mit dem
gleichnamigen Gesehichtschreiber, die von einigen geleugnet wurde, ist
nicht der mindeste Zweifel zulässig. Das theologische Hauptwerk des
Niketas, der Or^aavQog oQO-oSo^iag (die handschriftlichen Titel sind sehr
lang und weichen von einander ab) stellt sich als eine Fortsetzung der
Panoplia des Euthymios Zigabenos dar, auf welche Niketas in der Ein-
leitung ausdrücklich Bezug nimmt: er wolle die ältesten Irrlehren, die
Euthymios überging, an erster Stelle behandeln und bezüglich der von
diesem besprochenen manches nachtragen, was Euthymios unerwähnt ge-
lassen hatte. Der Thesauros ist somit weiter angelegt als die Panoplia.
IHe Anzahl der Kirchenschriftsteller, die Niketas heranzieht, ist auch weit
grösser. Niketas kennt einige Vomikäner, Ignatios von Antiochien, Melito
von Sardes, Justinos Martyr, Gregorios Thaumaturgos und Julius von Rom,
die drei letzten allerdings nur aus unechten Schriften. Neben den Kirchen-
vätern des 4. und 5. Jahrhunderts berücksichtigt er auch spätere Theologen,
wie Anastasios Sinaites, Ephräm von Antiochien, Photios u. a. bis zu seinen
unmittelbaren Vorgängern Nikolaos von Methone, Theophylaktos von
Bulgarien u. a. Auch einige Lateiner wie Ambrosius und Augustinus wer-
den erwähnt. Für die Zuverlässigkeit der Zitate bildet die Sorgfalt, mit
welcher die Schriften, aus denen sie entnommen sind, in der Regel ge-
nannt werden, ein günstiges Zeichen. Eine vollständige Charakteristik
der umfangreichen Schrift kann zur Zeit nicht gegeben werden, da nur
ein kleiner Teil im Drucke vorliegt. Ihre allgemeine Anlage ist mit
derjenigen der Panoplia nahe verwandt. Sie beginnt mit einer Polemik
gegen Griechen- und Judentum. Buch 2 und 3 verbreiten sich weit aus-
führlicher als die Panoplia über die Trinitäts- und Inkarnationslehre. Das
i. Buch bringt die 44 ältesten Häresien zur Sprache, deren jede kura;
92 BysantiniBcU^ IdtteratargeBchiclite. I. Prosaische Litieratiir.
widerlegt wird. Die Bücher 5 — 16 behandeln die grossen chri
logischen Kontroversen vom Arianismus bis zum Bilderstreit. Davoi
nur das 5. gedruckt; es zerfällt in 70 Kapitel meist geringen ümfai
Buch 17 — 22 verbreiten sich über die Irrlehren der Armenier, Paulikii
Bogomilen, Sarazenen und Lateiner. Die 5 letzten steUen die theologia
Kontroversen dar, welche unter den Komnenen Alexios I und Mani
und unter Alexios Angelos verhandelt wurden. In dieser zum Teil
genössischen Darstellung liegt der Hauptwert der ganzen Schrift. Dad
wird der Thesauros zu einer unentbehrlichen Quelle für die Kenntnis
häretischen Bewegungen des 12. Jahrhunderts. Dieser Wert
besonders in der Mitteilung von Synodalakten aus der Komnenenzeit ui
den Fragmenten von verlorenen Schriften der Monophysiten und anc
Häretiker. Eine sorgfältige Quellenuntersuchung wird aber auch in
früheren Büchern nicht ohne Frucht angestellt werden. Dazu ist f
dings eine vollständige, kritische Ausgabe von nöten, die man im Ii
esse der Geschichte der byzantinischen Theologie nicht lebhaft g
erwünschen kann. Die Abfassung des Thesauros fällt wie die des
Schichtswerkes in die Zeit des Aufenthaltes des Niketas in Nikäa zwis
1204 — 10. Niketas werden auch einige geistliche Reden zugeschric
die aber auf ihre Echtheit hin noch geprüft werden müssen.
1. Ausgaben: Die 5 ersten Bücher des Thesauros ed. lat. P. Morelli. Paris
— Von Buch 6, 8—10, 15, 17, 20, 23—25 gab A. Mäi grössere Abschnitte im l
heraus; aUes vereinigt bei Migne, Patr. gr. 139, 1101—1444, 140, 9-281. Hier f
die Auszöge aus dem 23. Buche von Tafel, Annae Gomnenae Suppl., Tübingen 1832.
längere Stelle zu den Kontroversen nach Manuels Tod und dem Häretiker Mio
Sikidites, der den zweiten Abendmahlsstreit hervorrief, ed. pr. Th. Uspenskij, Sk
zur Geschichte der byzantinischen Kultur, Petersburg 1892 S. 236—243. — Ein Enk<
auf Michael und Gabriel ed. lat. Petr. Possinus, Toulouse 1637; abgedruckt bei Mi
Patr. gr. 140, 1221—1245. Vielleicht gehört es aber Niketas Akominatos, Erzbischol
Ghonae, dem Oheime unseres Niketas, an. — Eine Uomilie De adoratione crucis steht ii
Paris. 773 saec. 13 fol. 288^-290^; eine andere auf den Palmsonntag in cod. Paris. 1186 a.
fol. 1—4^. Von diesen gilt vielleicht dasselbe. — Leo Allatius erwähnt einige
logische Abhandlungen des Niketas, die wahrscheinlich nur Teile des Thesauros
Letzteres ist der Fall für die Tri^ig der Aufnahme von Sarazenen in die Kirche, ed. Fr.
bürg, Saracenica, Heidelberg 1595 S. 74-90. Sie ist nach Ausweis des cod. Mona
saec. 16 fol. 190^ ein Teil des 20. Buches des Thesauros — Hss des Thesauros sind
selten; einige bieten den Thesauros in abgekürzter Gestalt, wie z. B. cod. Bodl. Mise
s. 16 fol. 1—40. In cod. Paris. 1234 s. 13 steht ein Index zum Thesauros von Theo
Skutariotes. Ed. Montfaucon, Palaeographia graeca S. 327—333.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 7, 742-745. — A. Mai a. a. 0. —
Bandini, Fasciculus rerum byzantinarum, Florenz 1764 bei Migne, Patr. gr. 140. 285-
die Liste der im Thesauros angeführten Schriftsteller. — Für die Bücher 24- 27 vg
entsprechenden Partien im Geschichtswerke dos Niketas, Migne, Patr. gr. 139, 560-
893—897. — Th. Uspenskij. Der byzant. Schriftsteller Niketas Akominatos C
Petersburg 1874 (russ.). — J. R. Asmus. B. Z. 4 (1895) 35 ff. hat zur Rekonstni
der Kirchengeschichte des Philostorgios nicht ohne Nutzen zu Niketas gegriffen.
3. Die Identität des Theologen und des Geschichtschreibers Niketas Akominatos i£
vollständiger Sicherheit gewährleistet durch die handschriftliche Ueberlieferung, die
leitung des Thesauros und die Andeutung der unter Manuel Komnenos und Alexios An.
entstandenen theologischen Kontroversen in dem Geschichtswerke, die in dem The»
weiter ausgeführt werden.
4. Zeitgenosse des Niketas war Johannes Kamateros, Patriarch von Kpel,
durch die Eroberung der Lateiner ins Exil getrieben wurde. Niketas erwähnt in se
Geschichtswerke des Johannes Kamateros Schriften bei Anlass der Kontroverse 1
die Mysterien unter Alexios Angelos und seine katechetischen Reden (Mi}
Patr. gr. 139, 893 f.). Von letzteren sind 2 vorhanden in dem cod. Paris. 1302 sae^
f
L Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§ 27) 93
foL 281 — 295. Ein Brief des Johannes Eamateros an Tnnocenz III sieht in des letzteren
S«fistr. epistol. 1. 2, 208. Zwei Briefe an denselben Papst in der genannten Pariser Hs
foL 270^—275, nnd ausserdem Responsa theologica fol. 275 - 281.
5. Von der h&retischen Litteratur des 12. Jahrhunderts scheint sich ausser dem
Dialoge des Soterichos Panteugenos nichts erhalten zu haben. Einnamos erwähnt in seiner
bjzantimflchen Geschichte 1. 6, c. 2, Migne, Patr. gr. 133, 617 die Schrift des Demetrios
aas Lampe, die er bei Anlass der Kontroverse über das Schriftwort: ,Der Vater ist grOsser
ab i^h* verfasste. Des Kaisers Manuero^o; Big ro 6 IlajtJQ fjtel^tov fjtov iarty ed. M. I. 6 e d e on
TmmL Uliy^. 4 (1888-84) 457 ff. u. öfters, 5 (1884—85) 76 ff., 94 ff. mit anderen Akten-
stücken. — Ein ovyyQafifjia neQi jwy ^eitoy fivcrijQiaty des Michael Sikidites nennt Niketas
Akominatoe, Migne, Patr. gr. 139, 492. — Drei Schriften des Häretikers Konstantinos
Chrjsomalas werden in dem Sjnodaldekret charakterisiert, das der Patriarch von Kpel
Leo Stjpiotes (1134 — 1143) gegen dieselben erliess. Ed. L. Allatius, De perpetua con-
seosione, Köln 1648 S. 644—649. Ob das Opusculnm Ghrysomalli de humilitatis neces-
nUt« in cod. Paris. 2087 saec. 14 fol. 122— lz3 diesem Konstantinos Chrysomalas gehört,
steht dahin. — Den Widerruf Michaels von Thessalonike, Protekdikos der Hagia Sophia,
eines Anhängers des Soterichos Panteugenos ed. L. Allatius a. a. 0. S. 691.
6. Ein theologischer Brief des Kaisers Isaak II Angelos (1185-95) an den Katholikos
von Armenien bezieht sich auf einen Unionsversuch mit den Amieniem, der uns nur durch
dieses Schriftstflck bekannt ist Ed. pr. A. Papadopulos Kerameus, MavQoyoQ&dteiog
^i/ÜL, Jyexdota iXXtjy., Kpel 1884 S. 59—63.
27. Die Polemik gegen die Lateiner im 18. Jahrhundert. Die
Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer (1204), welche dem
hyzantinischen Reiche auf allen Oebieten grossen Schaden zufügte, bUeb
nicht ohne Rückwirkung auf die litterarische Thätigkeit in der Theologie.
Der Kaiser Theodor 11 Laskaris ist der einzige Dogmatiker in dieser
traurigen Zeit. Um so bezeichnender ist es aber, dass die antilateinische
Polemik sehr eifrig gepflegt wurde. Aus der Zeit des lateinischen Kaiser-
reiches in Konstantinopel sind als Vertreter derselben bekannt: Johannes,
Bischof von Kjrtros in Makedonien, Nikolaos von Otranto, der auch eine
Schrift gegen die Juden verfasste, die Patriarchen Johannes Kamateros,
Maximos, Germanos, Methodios und Arsenios von Konstantinopel,
Johannes, Metropolit von Naupaktos, der Geschichtschreiber Georgios
Akropolites, Basilios, Metropolit von Kerkyra, Hierotheos hieromo-
nachos, der Patriarch Joseph (1268 — 75) und sein Schüler Job Jasites.
Mit dieser Aufzählung müssen wir uns begnügen; denn die Schriften dieser
Polemiker sind zum weitaus grössten Teil noch unediert.
Schon unter Theodoros 11 Laskaris (1254 — 58) machte sich eine
Reaktion gegen die romfeindliche Theologenpartei geltend. Sie scheint
das Werk des vielseitigen Nikephoros Blemmydes zu sein; jedenfalls
kommt sie zuerst zum Vorschein in dessen zwei Schriften über den Ausgang
des hl. Geistes. Nikephoros spricht sich darin für die Lehre der Lateiner
aus unter Berufung auf Athanasios, Basilios, Gregor von Nazianz und Kyrillos
von Alexandrien. Er war, abgesehen von seiner profanen Schriftstellerei
(vgl. Krumb ach er), noch auf anderen theologischen Gebieten thätig;
aber seine Bedeutung für die byzantinische Kirchen- und Litteratur-
geschichte liegt in diesem Eintreten für die Lehre der Lateiner,
welches nachhaltiger wirkte als das des Niketas von Maronaea und ins-
besondere den Patriarchen Johannes Bekkos zu seiner Schriftstellerei an-
regte. ÖffentUch trat er allerdings gegen die Lateiner auf.
Einen starken äusseren Halt fand diese Richtung in den Unions-
bestrebungen des Kaisers Michas] PaVäologoa (1261—1283), der selbst
94 ByuatisLiBohe XdtteratnrgeBohiclite. L Prosaisohe litteraiar.
zu Gunsten der Lateiner schrieb und die Union auf dem 2. Konzil von L31
vollzog. Ausser Johannes Bekkos traten jedoch nur wenige unionsfreui
liehe Theologen auf, und als nach dem Tode Michaels Andronikos Palai
logos sich auf die Seite der nationalen Partei stellte, da brach der GegensR
mit voller Kraft hervor. An der Spitze der unions feindlichen Pai
stand Gregorios Kyprios, der Nachfolger des abgesetzten Johani
Bekkos. Um ihn scharen sich folgende Namen: Matthaeos Angel
Panaretos, der mehr als 20 Abhandlungen gegen die Lateiner schri
Meletios Homologetes, GeorgiosMoschampar, TheodorosMuzalc
der Geschichtschreiber Georgios Pachymeres, Athanasios, Patriai
von Alexandrien, Konstantinos Akropolites, Gennadios, Erzbischof n
Bulgarien, Manuel Moschopulos, die Mönche Epiphanios, Hierothe<
die Athosmönche und andere, deren schriftstellerische Thätigkeit Georg
Pachymeres nur im allgemeinen andeutet. Alle diese Schriften sind ge{
Johannes Bekkos, gegen Michael Paläologos und besonders gegen die Uni
auf dem Konzil von Lyon gerichtet. Die weitaus grösste Zahl ist nc
ungedruckt.
1. Vgl. die Geschichtswerke von Georgios Akropolites, Georgios Pachymeres 1
Nikephoros Gregoras. — Demetrakopulos, Oq&. 'EXXtig S. 34—68. — Dräseke, ZeitM
fQr wiss. Theol. 34 (1891) 325—55. Hier S. 353 ff. nach Simoaides und Demetrakopi
die Erklärung der Eaiserinwitwe Tbeodora gegen die Union.
2. Die Abhandlungen des Nikephoros Blemmydes über den Ausgang des
Geistes ed. pr. Leo Allati us, Graecia orthod. 1 (Rom 1652) 1—60, abgedruckt bei Mig]
Patr. gr. 142, 533—84. - Eine revidierte Ausgabe des allatianischen Textes ed. H. Lftmm
Scriptorum Graeciae orthod. biblioth. selecta 1 (Freiburg 1866) 108-186. — Andere Schrift
üegl aQerijg xal afsxfjaBUig^ IIsqI aw/iatog, IleQl iffvxtjg, IleQl nUneatg und eine *EnunoXij
^oXuc(oTiQa erschienen zu Leipzig 1784 (mir unzugänglich). — Die 2 letzten Schriften auch
Migne a. a. 0. 585-612. Die Schrift Uegl niaretog aber fragmentarisch und überarbeitet. — £
Psalmenkommentar bei Migne, Patr. gr. 142, 1321—1622 ist nur zum geringsten Tc
echt. In dem gleichzeitigen cod. Monac. 225 saec. 13 fol. 282—352^ steht nur die Erklän
zu Ps. 1 — 10, 14, 50, 83. Der gedruckte Kommentar hat von Ps. 11 an eine ganz and
Gestalt und ist namentlich viel kürzer. Uebrigens sagt Nikephoros selbst: tffaXfiovg nt
. . . i^rjyov/Lie&a. Er kommt handschriftlich auch unter dem Namen des Hesychios 1
Jerusalem vor und zeigt mehrere Rezensionen. — Unter den unedierten Schriften befim
sich auch theologische. Vgl. Fabricius, BibL gr. 7, 669—673, Demetrakopul<
'ExxXfjo. ßvßX, 1 (Leipzig 1866) S. Xa f. Die Vita Pauli vom Berge Latros ist aus dieS'
Verzeichnis zu streichen. Ebenda S. 380—395 Auszüge über Disputationen mit den
teinem aus der Autobiographie des N. Bl., worin er sich wie in der Schrift üe^l niat,
gegen die Lateiner ausspricht Vgl. Haneberg, Theol. Litteraturbl. 1 (Bonn 1866) 773—
3. Von den obengenannten Polemikern gegen die Lateiner liegt folgendes
Drucke vor: 1. eine Abhandlung von Georgios Akropolites, ed. pr. Demetrakopu!
a. a. 0. S. 395—410. — Eine 2. über denselben Gegenstand ist noch ungedruckt; ebe:
Scholien zu Gregor von Nazianz (in cod. Vat. Pal. 243 saec. 14 fol. 251^- 57^). — 2. ]
Schluss einer Selbstapologie des Hierotheos hieromonachos ed. Demetrakopul
a. a. 0. S. 54 f. aus cod. Marcian. 153. — 3. Die OUeiox^^'Q^^ 6/ioXoyia des Patriarchen Jose
von Epel wurde mit der Antirrhesis des Nektarios von Jerusalem, Jassy 1682, gedruckt.
4. Auszüge aus der Apologie des Job Jasites bei Demetrakopulos, 'Og&, 'E^ag S. b^
'laxoQia tov axlfff^tatog, Leipzig 1867 S. 61 f. und bei J. Hergenröther, Photius 3, 818 f.
5, Die 11. Abhandlung des Matthaeos Angelos Panaretos anonym ed. Beveregius, Sy
dicum 2 (London 1677) 273 ff. — 20 Abhandlungen von ihm in cod.BodL Seid. 42 s. 16 folL 16i
in a. Hs. Einige sind gegen Thomas v. Aa. gerichtet. — ^.Meletios schrieb in Versen ge(
die Lateiner; einige davon beiArgentos, Payttofiov üTfjXiiBvaig S. 32. — 7. Den Schluss der
(fäXata dyjiQQtjrixa des Georgios Moschampar ed. Demetrakopulos,'0^«'>.'^E;UaVS. 6
— 8. Eine in der Gesamtausgabe Athanasios* des Grossen stehende Abhandlung über <
den Ausgang des hL Geistes schreibt Demetrakopulos a. a. 0. S. 67 dem jünger
Äthan asios v. Alexandrien um 1263 zu. — 9, Das ^vyiayfia negi r^g ixnoQBvaetog «
Gennadios, Erzbischofs v. Bulgarien (um 1289), steht in cod. Monac. 256 saec. 15 fol
bis 37 und behandelt in der bekannten Weise die Aussprüche der Väter, die er fOr se
L Theologie. A. Dogmaiik und Polemik. (§ 28) 95
«* hennziebt Eine zweite H8 ist cod. Bodl. Barocc. 9 saec. 15 fol. 26—66. — 10. Von
loel Moschopalos erwähnt Demetrakopulos a. a. 0. S. 68 eine Abhaadlang gegen
Lateiuer. Sie ist wohl identisch mit der kleinen JuiXe^ig n^os Aaxlvovg in cod. Bodl.
►cc. 68 saec. 15 fol. 94^-98 und cod. Paris. 969 saec. 14 fol. 315^—319. Er wurde
impft von Georgios Metochites. Vgl. § 29 n. 4. — 11, Georgjos Pachy mores widmet
Unionsklmpfen eine grosse Aufmerksamkeit in seinem Geschichtswerk (vgl. Krum-
her). — Eine kurze Abhandlung über den Ausgang des hl. Geistes, worin er sich für
Tonnel (fc' vlov entscheidet, ed. Leo Allatius, Graecia orthod. 1, 390—395; abgedruckt
lligne, Patr. gr. 143, 924 — 929. — Andere theologische Schriften sind unediert. —
Die Schrift eines Metropoliten von Ephesos, die ünionsversuche in den Jahren 1212—13
äffend, ed. Arsenij 1892. Vgl. B. Z. 4 (1895) 200.
4. Auf das Arsenianische Schisma unter Michael Paläologos bezieht sich das iSchrift-
1 de« Meletios monachos bei Migne, Patr. gr. 140, 781—805.
28. TheodoroB 11 Laskaris (ßsodioQoq AaaxaQtg)^ Kaiser in Nikäa
A — 58), der Schüler des Nikephoros Blemmides, fand während seiner
jährigen unruhigen Regierungszeit und trotz einer unheilbaren Krank-
, die ihn in ein frühes Grab brachte, Zeit und Lust, um sich philoso-
^hen und theologischen Studien zu widmen, für die er mehr Neigung
•fand als für kriegerische Thaten. Diese Vorliebe hat auf seinen
izen ihren Ausdruck gefunden, auf denen er sich, das Kreuz in der
hton, einen Codex in der Linken, darstellen liess. Seine litterarischen
?häfdgungen waren vielfältig. Eine erste Schrift, die vollständig
rt ist, hat den Zusammenhang, der die ganze Natur trotz der in ihr
-sehenden Gegensätze zu einem einheitlichen Ganzen gestaltet, zum
anstand. Theodoros ergeht sich hier in naturwissenschaftlichen, geome-
.'ben, mathematischen und philosophischen Betrachtungen, die manch-
reoht eigentümlich sind, die aber eine reiche Kenntnis der antik-
sischen Kultur verraten. Die Abfassungszeit dieser Schrift fällt vor
Regierungsantritt Theodors. Das theologische Hauptwerk, XQiatut"
g O^eoloytag koyot dxra, behandelt die Lehre von Gott, von der Trinität
dem Ausgang des hl. Geistes. Davon hat A. Mai die 4. Rede ver-
itlicht, die aus lauter Namen besteht, die von der Gottheit ausgesagt
den können, und von dem reichen Wortschatze des königlichen Theo-
n beredtes Zeugnis gibt. Der Frage vom Ausgange des hl. Geistes
mete er eine eigene Streitschrift gegen die Lateiner, die an den
hof von Korone, nach Dräseke an den Bischof von Kotrone in Ka-
ien (?), gerichtet ist. Er spricht von seiner Person immer mit der
Schreibung: 1^ ßamXeta ^ov. Ausserdem hinterliess er Homilien über
Trinität, Reden auf die Verkündigung und auf die Hll. Euthymios,
mas und Damian, den hl. Tryphon, einige asketische Abhandlungen
r Tugend, Weisheit, Fasten, eine Epitome ethicorum, Gebete und
irere Kanones auf die hl. Jungfrau. Der Umfang seiner theologischen
riftstellerei ist noch näher zu bestimmen. Einige Schriften werden
h, wohl mit Unrecht, Theodoros I Laskaris (1204—22) zugeschrieben.
?r seine rhetorische Schriften vgl. Krumbacher.
1. Ausgaben: Do commanione naturali 11. 6 lateinisch ed. Claad. Auberios, Basel
:. — Den griechischen Text ed. pr. Migne, Patr.gr. 140, 1267—1296, aus cod. Paris,
t saec. 14. Auch in cod. Ambros. D 85 inf. a. 1566. — Das Buch Uf.qi x'heatyvfiiai:
\. Mai, Nova Patr. bibl. 6, 2, 258—263; abgedruckt bei Migne a. a. 0. 764-770
ichtig unter Theodoros! Laskaris). — Der griechische Text des Ganzen in cod. Vatic. 1113,
Bodl. Barocc. 97 saec. 15 u. a. — Den Anfang der Streitschrift gegen die Lateiner ed.
e, Historia litteraria, Genf 1720 8. 634. — Der griechische Text vollständig ediert von
96 Bysaniiniflohe LitteratargeBohiohte. L Prosaiflohe Litteraiur.
B. Swete, Theodöms Lascaris iunior, de processione Spiriias sti oratio apologetica, Lon
1875. — Ein Kanon auf die hl. Jungfrau bei Migne a. a. 0. 777—780. — Der cod. Pi
1193 saec. 14 fol. 1 — 137 enthält die meisten fibrigen theologischen Schriften des Tl
doros. — Cod. Ambros. C 308 inf. saec. 13 mit Orationes Theödori Lascaris soU bei I
Zeiten desselben geschrieben worden sein.
2. Hilfsmittel: Leo Allati us» Diatriba de Theodoris ed. A. Mai a. a. 0. S. 191
— Fabricius, Bibl. gr. 11, 662—664. -- Hauptschrift: Job. Dräseke, Theodoros Laskl
B. Z. 3 (1894) 498-515.
3. Thaddaeos Pelusiotes verfasste im Jahre 1265 eine Schrift gegen die Jui
die in den codd. Paris. 887, 1285, Suppl. gr. 120 erhalten ist. Eine Ausgabe dersd
verspricht McGiffert, Dialogue between a Christian and e Jew, Marburg 1889 S. 18.
29. Johannes Bekkos {'iwdvvtjg Räxxog^ auch Btxog, Bäxfov) war i
f äDglich als Chartophylax unter dem Patriarchen Joseph Oegner der Latein
während die Archidiakonen Eonstantinos Meliteniotes und Oeorgios Me
chites schon damals fQr sie eintraten. Die Politik des Kaisers Michael Pali
logos und die Lektüre der Schriften des Nikephoros Blemmydes stimm
ihn um, und nun blieb er der Unionssache treu, nicht bloss als Patriarch i
Konstantinopel (1275) unter dem genannten Kaiser, sondern auch nach d
Umschwung der Kirchenpolitik. Bekkos wurde abgesetzt und Joseph kefa
auf seinen Stuhl zurück (1282). Das Jahr darauf folgte ihm Gregoi
Kyprios nach, während Bekkos in die Verbannung wanderte. Er starb
Kerker 1293; in seinem Testamente, worin er seine Habseligkeiten
Freunde vermachte, brachte er seine Überzeugung nochmals zum Ausdru
Der Verteidigung der Union und des lateinischen Dogmas widm
Bekkos zahlreiche Schriften, die dasselbe Thema in verschiedener Wi
variieren und einen umfassenden Einblick in die grosse theologische Fn
der Zeit gewähren. 1. Die umfangreichste ist betitelt IJegi xfjg h-wH
xal eiQtjvjjg tüv r^g Tiakaiäg xat väag ^Poiinrjg exxXrjaiav und zerfallt
2 Teile. Zuerst sucht Bekkos zu beweisen, dass die alten griechiscl
Väter, Athanasios, die Kappadokier, Chrysostomos, Epiphanios, Kyri
von Alexandrien, Maximos der Bekenner, das lateinische Dogma bekanni
Es ist nicht ein blosses Aneinanderreihen von Aussprüchen; Bekkos weiss
in lebendigen Zusammenhang mit den Einwänden seiner Oegner zu brinj
und demgemäss zu verwerten. Der 2. Teil ist der Widerlegung der s
teren griechischen Theologen gewidmet, die Bekkos als die Schöpfer i
Hauptvertreter der entgegengesetzten Lehre ansah, an erster Stelle Photi
dann Johannes Phurnes, Nikolaos von Methone und Theophylaktos von B
garien. 2. Dem ersten Teile dieser grundlegenden Schrift sind die '£
YQatpai verwandt, eine Sammlung von Väterzitaten zum Erweise, dass
hl. Geist xal €x Tov viov hervorgehe, und die Formeln «J viov und dt' t
dasselbe bedeuten. Zu den vorhin genannten treten hier noch and
Theologen hinzu, Sophronios von Jerusalem, Johannes von Damask
Theodoros von Raithu, Tarasios, Theodoros Studites und Symeon Me
phrastes. Diese Schrift rief später zwei andere hervor, die 'AvTSTnyQai
des Gregorios Palamas und die dagegen gerichtete Verteidigung der !£
YQUipai von Bessarion. Auch die weitere Schrift nsQi rf^g ixnoQsvaewg
äyiov nvBvixatog gehört hierher, da es sich darin um einzelne Stellen x
Basilios, Kyrillos von Alexandrien, Johannes von Damaskos handelt, weh
von den Gegnern als Beweise herangezogen wurden. 3. Als Weiterföhn
L Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§ 29). 97
fes polemischen Teiles der an erster SteDe erwähnten Schrift erscheint
ine Serie von speziellen Abhandlungen gegen die genannten Haupt-
ertreter des griechischen Dogmas, denen Bekkos hier Georgios
!osehampar, Andronikos Kamateros und Gregorios von Cypern hinzufügt.
ureh den Druck bekannt sind davon nur die Apologie gegen Photios'
aaptschrift über den Ausgang des hl. Geistes und die gegen die zwei
tzlen gerichteten. Andronikos Kamateros hatte in dem entsprechenden Teile
rtner ^i€^a onkov^rjxij die dem lateinischen Dogma günstigen Väterstellen
1 entkräften versucht. Demgegenüber bemüht sich Bekkos ihre Beweis-
raft mit den Aussprüchen anderer Väter, unter denen auch Hieronymus,
Lugostinus, Gregor der Grosse figurieren, zu beleuchten. Die Widerlegung
iner Schrift seines persönlichen Gegners Gregorios von Cypern ist der
'orwurf der letzten dieser polemischen Abhandlungen. 4. Zu einer
. Gruppe lassen sich die Schriften vereinigen, welche Bekkos an Ge-
innungsgenossen richtete. Hierher gehören die 3 Bücher an Theo-
loros, Bischof von Sugdaea in Moesien, die den Briefen des letzteren
iitsprechen, worin Bekkos um Belehrung gebeten wurde. An denselben
rbeodoros ist wohl die kurze Abhandlung ,,über alle seine Schriften'* ge-
khtet, die wie eine Einleitung zu einem grösseren Werke aussieht, im
ierker verfasst wurde und somit als die letzte Schrift des Bekkos an-
lesehen werden darf. Einem gewissen Konstantinos sind 4 weitere
Kcher gewidmet. Bekkos empfand wohl das Unangenehme des ewigen
nederkehrens derselben Erörterungen; aber die Bitten des Adressaten be-
ämmten ihn doch wieder dazu, diesem eine Zusammenstellung der Wider-
präcfae, in die Gregorios von Cypern sich verwickle, zu bieten. Ein
iderer Anhänger des Bekkos, der Diakon Agallianos Alexios, ging zur
egenpartei über; sobald er es erfuhr, schrieb er noch aus dem Kerker
1 diesen, um ihm seine Treulosigkeit vorzuhalten. 5. Eine letzte Eate-
>rie umfasst die Schriften, welche Bekkos in eigenen Angelegenheiten
nfasste: eine Rede gelegentlich seiner Inthronisation, ein Glaubensbekennt-
is an Papst Johann XXI aus dem Jahre 1277, drei Abhandlungen über
one ungerechte Absetzung und eine Apologie seiner Stellungnahme in
em wogenden Kampfe. Diese grosse Anzahl von Schriften sichern Bekkos
en ersten Rang unter den Freunden Roms in Byzanz. Neben einer
Tossen Gelehrsamkeit legt er darin auch ein klares Verständnis für die
i^achteile der Kirchentrennung und eine warme Begeisterung für den
drchlichen Frieden an den Tag. Für die späteren Anhänger der Union
KIT er die Fundgrube, aus der immer wieder geschöpft wurde.
1. Ausgaben: Nachdem Petras Arcadius, Oposcola aorea theologica, Rom 1630»
aaigea TerOffentlicht hatte» gab Leo Allatias, Graecia orthodoxa 1, Rom (1652) 61—378;
SnC59) 1—641 die meisten Schriften des Bekkos heraus. Wiederholt bei Migne, Patr.
Sr. 141, 16—1032. Einige Schriften nach Hss revidiert von H. Lämmer, Scriptomm
änadae ortbodoxae bibUoth. seleota 1 (Freibnrg 1866) 197—652. Ebenda S. 191—193 der
v^dkUodige Text des Testamentes des Johannes BeUcos. — Die Widerlegung der photia-
mAtn Schrift über den Ausgang des hl. Geistes ed. pr. HergenrOther bei Migne, Patr.
fr> a. m. O. 728—864. - Ausser den genannten sind noch einige andere unediert, wenn
Ac Titel in den Hss nicht trügen.
2. Hilfsmittel: Ausführliche Nachrichten bei Georgios Pachymeres. —L. Allatius,
&t F«petam consensione S. 761-^769. — Fabricius, BibL gr. 11, 344—349.
% 'KonatmutinoB Meliteniotea, Arcbidiakon und apäter Chartophylax in K]^\,
Oer JtlMm, Altertanmwimutmshmn IT, 1. Abtig, 2, Anti, 7
98 Bysanünisohe LüteraiurgMohiohte. L ProMdsehe litterator.
dem Bekkos vielleicht die Schrift an Konstantin widmete, verfasste 2 Ahhandlongen fÜH
Union und den Ausgang des hl. Geistes. Das Hauptinteresse bildet auch hier der Nacb
dass der Ausgang des hl. Geistes vom Sohne in den Schriften der grossen Theologen dei
5. Jahrhunderts gelehrt werde. Inhaltlich und formell ist Eonst^tinos von seinem li
rischen Vorbild» Bekkos, abhängig. Ed. pr. L. Allatius» Graecia orthod. 2, 642-
abgedruckt bei Migne» Patr. gr. 141, 1032—1273.
4. GeorgiosMetochites, Archidiakon an der Hagia Sophia, ein treuer Anhl
des Bekkos, der dessen Leiden unter Andronikos teilte und nach 1308 im Kerker starb,
fasste in derselben Angelegenheit und in demselben Sinne wie Bekkos und Konstai
mehrere Schriften : über den Ausgang des hl. Geistes 5 Bücher, über die kirchliche 1
und Streitschriften gegen den Patriarchen Gregorios von C3rpem, Maximos Planudei
Manuel Moschopulos. Die 2 letzteren ed. pr. L. Allatius, Graecia orthod. 2, 922 —
wiederholt bei Migne, Patr. gr. 141, 1276—1405. Die Abhängigkeit von Bekkos isl
noch grösser als bei Eonstantmos. — Fragmente aus den übrigen Schriften gesamme!
Migne a. a. 0. 1405—1426. Handschriftlich sind sie aber vollständig erhalten z.
cod. Marcian. Class. 2, 8 saec. 13, cod. Paris. 1260 saec. 15, Paris. 2751 a. 1541. —
Leo Allatius, Diatriba de Georgiis S. 345—348. — Fabricius, Bibl. gr. 10,412. -
Treu, Maximi monachi Planudis epistolae, Breslau 1890 S. 211 f.
5. Aus derselben Zeit stammt die griechische Schrift {Btjaavgog xijg dXtj&eia
nlaTBtas) eines lateinischen Dominikaners Bonacursius von Bologna, der sich ab Miai
viel in Griechenland aufhielt. Der Dominikaner Andreas Doto übersetzte sie 1320 ins ]
nische. Erhalten ist sie in codd. Paris. 1251—52 saec. 14. Vgl. über ihren Inhalt Quel
Echard, Scriptores ordinis Praedicator. 1, 156 £f. Sie interessiert uns hier nur abKuri«
— Einen Teil derselben ed. F. H. Reusch, Abh. bayer. Ak. Hist. El. 18 (1889) 690— 7(
30. Gregorios von Cypem {rgrjyoQiog Kvtvqioc) war der Hauptge
des Johannes Bekkos, gegen den er zuerst fdr die Lateiner auftrat.
Andronikos II 1283 auf den Patriarchalstuhl von Konstantinopel erhc
bekämpfte er fortan mit grossem Eifer, aber geringem Erfolge das 1
nische Dogma. Nach dem Berichte des Georgios Pachymeres w
er in einer Disputation mit Bekkos, der von Konstantinos und Geoi
Metochites unterstützt war, besiegt. Als er sodann, um diese Niedei
zu verbergen, einen Tofiog trjg matscog veröffentlichte, wurde dieser
Bekkos scharf angegriffen und selbst von den Anhängern des Patriar
misstrauisch aufgenommen, weil Gregorios darin zwischen vnaQxjBiv
vTtaQ^iv ix^iVy ixTtoQBvead'at elq ätdiov Ixtpavaiv und elg t6 slvai unterscl
Nun traten auch Johannes Chilas, Metropolit von Ephesos, Daniel
Kyzikos, Theoleptos von Philadelphia und der Grosslogothet Muz;
als Gegner des Gregorios auf. Johannes Chilas denunzierte den 1
beim Kaiser; aber Gregorios hielt in seiner ^AnoXoyla an jenen üi
Scheidungen fest. Gegen den Vorwurf des Theoleptos, dass sich in
Tomos Spuren der Irrlehren eines Mönches Markos vorfänden, richtet
seine '0/ioAo//'a und einen ACßskXoq an den Kaiser. Diese Anfeindui
und die fortgesetzte Weigerung des Patriarchen Athanasios von Ale
drien, Gregorios anzuerkennen, führten die nicht ganz freiwillige AbdanI
des letzteren herbei (1289). Er schrieb noch eine zweite Erklär
seines Tomos und eine Abhandlung über den hl. Geist, worii
wieder seine Anschauung zum Ausdruck brachte. Sein theologisches Ha
werk ist die Streitschrift gegen Bekkos, die dieser nicht ohne Ant
liess. Gregorios war als Dogmatiker seinen Gegnern nicht gewachsen,
dieser Umstand zwang ihn in erster Linie zur Abdankung. Höher £
er als geistlicher Rhetor. Von seinen Lobreden auf Heilige sind die E
mien auf den hl. Georg und den hl. Euthymios, Bischof von Madyta (|
989—996) gedruckt; das erste ist mit rhetorischem Schwungs aber t
]• Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§ 30). 9g
1
Jßdes historische Verständnis geschrieben. Über Oregorios als Profan-
fichriftsteller vgl. Krumbacher.
1. Ausgaben: Die bisher veröffentlichten theologischen Schriften des Gregorios, der
Tmft9Q ni^Ttmg, die 'JnoXoyia und 'ÖuoXoyUty die Schrift Uegl r^g ixnoQevcetos xov dyiov
mrwrumtoc^ des Enkomion aaf den hl. Georg gesammelt bei Migne, Patr. gr. 142, 233-345.
-— Em Ungerea Fragment der Schrift gegen Bekkos od. Bandnri, Dissertatio oritico-
de prooessione Spiritos sancti a. unten a. 0. S. 942 ff. Handschriftlich ist sie mehrfach
. B. in cod. Paris. 364 s. 14, and in der Antwort des Johannes Bekkos bei Migne ,
gr 141, 864—941 fast vollständig wiedergegeben. — Das Enkomion auf Enth^rmios,
. V. Madyta, ed. pr. Arsen ij, Vorlesungen in der Gesellschaft der Freunde rebgiOser
ÜMiiift, Moskau 1889 S. 1—70. Vgl. die Anzeige von E. Knrtz mit Berichtigungen
«M Texte, B. Z. 2 (1893) 314—316. — Eine bessere Ausgabe veranstaltete B. Antoniades,
JübMr 4 (1892-94) 387-422. Vgl. B. Z. 4 (1895) 387. — Enkomien auf HU. in codd. Paris.
81 a. 1541, Paris. 2629 saec. 16, Vatic. Palat. 59 a. 1541, Vat Palat 374 saec. 14.
2L Hilfsmittel: Das Geschichtswerk des Greorgios Pachjmeres. — Banduri, Impe-
ÖM oriwtale 2 (Paris 1711) 939-962 (mit Texten). - Fabricius, Bibl. gr. 8, 57—62. —
T Toigtllnder, Zeitschr. f. histor. Theolog. 43 (1873)449—462 (wenig Brauchbares).
3. Johannes Chilas, Metropolit von Ephesos (um 1284), der gegen Gregonos
Ijtrio« anllrat, hinterliess eine Schrift gegen das Arsenianische Schisma, das unter Michael
hfcologos ausgebrochen war und bis 1310 fortdauerte. Inhaltsangabe und 2 Fragmente ed.
IMai, Spicile^. Roman. 6 (Rom 1841) S. XVI— XXII; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 135,
SMU Sie steht m längerer Rezension in dem cod. Vat. Ottobon. 225 fol. 1—50, in kürzerer in
' mL Vat Ottob. 213 fol. 185—220. — Ein Fragment aus einer Schrift über den Ausgang
kB hL Geistes ed. Leo Allatius, De perpetua consensione S. 315 f.; Migne a.a.O.
»^508. — - Acht Briefe von ihm in cod. Paris. 2022 saec. 14 fol. 150—157. — Vgl.
fibricins, Bibl. gr. 11, 655.
4. Von dem Grosslogotheten Muzalon nennt Fabricius, Bibl. gr. 8, 61 eine Streit-
tknit gegen Bekkos. — Andere Schriften erwähnt Georg. Pachymeres, ed. Bonn. 2, 26, 145.
5. Von Theoleptos, Metropoliten v. Philadelphia, enthalten die codd. Vatic. Ottobon.
#5 saec. 13 fol. 6—133, 418 saec. 15-16 fol. 80—112 mehrere Schriften, einen Brief an
i» Kaiserin Irene, mehrere asketische Abhandlungen, eine Streitschrift gegen die Schis-
Mtiker. Gredrackt sind 2 asketische Abhandlungen, die zweite wohl nur ein Fragment,
y Migne, Patr. gr. 143, 381—404. Ebenda 404—408 einige Hymnen in lateinischer
Mcfseteons. — Zu vergl. ist auch cod. Taurin. 352 s. 14 fol. 251—269.
6. Von dem Nachfolger des Gregorios, Anastasios Makedon, Patriarchen von Kpel
|UB9 — 93 nnd 1304 — 10) sind 84 FQdfifjiaxa nQog roy avroxQaroQa (Andronikos II Palaeologos)
«kshen, iw'elche zumeist Angelegenheiten der kirchlichen Disziplin und des Kultus be-
ladefai. Einige derselben nach Drucken von Turrianus und Banduri bei Jdigne, Patr.
fr. 142, 480—518. Ebenda 471-480 die Titel der übrigen. Cod. Paris, gr. 137 u. a.
7. Maximos Planudes (t um 1310), MOnch des Klosters rov '^xaraAi^Trrot; in Kpel
{mek eod. Marc. 481), dessen litterarische Hauptthfitigkeit auf dem profanen Gebiete
fingt (vgL Krambacher), trat auch gegen die Lateiner auf mit 4 IvAkoyiafioi über den
des hl. Geistes, die, wie bereits erwähnt, von Georgios Metochites und später von
Kydones und Bessarion widerlegt wurden. Der Text mit den Widerlegungen der
letzteren bei Migne, Patr. gr. 161,309—317. — Eine zweite, unedierte Schrift gegen die
■er in 20 Kapiteln in cod. Vindob. theol. 269 fol. 1 — 77. — Die Angabe von Demetrioa
Efdenes nnd Bessarion, dass er zuerst Anhänger des lateinischen Dogmas war, stellt M.
frea, Maximi Planudis Epistolae, Breslau 1890 S. 195, ohne genügenden Grund in Ab-
Dieser Gegensatz zu seinem späteren Auftreten passt zu der gegensätzlichen Stel-
__Jine der Kaiser Michael und Andronikos zur Unionsfrage. Auf firühere Sympathien
üe Lateiner Hart auch die Uebersetzung von Augustins Schrift De Trinitate
I. 15 aclilieaaen, welche die lateinische Lehre klar aussprechen. — Die Uebersetzungsthätig-
faitdea Maximoe, welche noch einige Schriften des Boethius, vielleicht auch des Thomas
f. Aqnino Summa theologica umfasste, weisen ihm eine eigenartige Stellung in der
If—niiimliim Litteraturgeschichte zu. Er ist der erste Byzantiner, der die lateinische
lieelogie einer näheren Aufmerksamkeit würdigt. Es werden ihm noch mehrere andere
Utologiache Schriften zugeschrieben, von der Wahrheit, von der Kraft des Gebetes,
IM Lobrede auf den Märtyrer Diomedes, eine Vita des Patriarchen v. Kpel, Arsenios
B^UM), die Erklänma einer Stelle des Matthäusevangeliums u. a. — Im Drucke liegen
«i; aMimr den erwähnten Syllogismen, eine Rede auf die Grablegung des Herrn, ein
hii|riBi|j,in Enkomion auf die Apostel Petinis und Paulus, einige Bruchstücke aus Augustins
ItTimtate (alles bei Migne, Patr. gr. 147, 985—1130) und die Uebersetzung von Boe-
IW De eonaolatjone phUosophtMa. Weitere Litterütaruigaben s. bei Krumb acb er.
r
100 ByzanUnUiolie LiUeraturgesoMohte. L Prosauiohe Lüteratnr.
8. Die griechischen Uehersetzangen lateinischer Schriften von Eirchenv
nnd späteren abendländischen Theologen sind noch nicht einheitlich untersucht wo
Meistens handschriftlich sind Uebersetzungen von Schriften Cyprians, Lactantia8\ Ambro
Hilarius', Augustinus'» Cassians, Gregors des Grossen vorhanden, die wenigstens zum
vor Maximos Planudes, Demebios Eydones und Gennadios, Patr. von Epel, verans
wurden. A. Papadopulos Eerameus, *Ay(iXexta legoaoXofiiT. araxvoXoyiag 1 (P<
bürg 1891) 27— o8 veröffentlichte eine griechische Uebersetzung der Vita Axnbrosii
PauUnus, die er zwischen 7.-9. Jahrhundert angefertigt sein lässt. Uebersetzungen spl
lateinischer Theologen sind in geringer Anzahl vorhanden. Neben denen der soebei
nannten sind zu verzeichnen: Schriften Anselms von Eanterbury, die asketischen Ab]
lungen Raimunds von Meuillion in der Provence (cod. Petroburg. 113 a. 1292), ein i
dem Grossen zugeschriebenes Eompendium (cod. Matrit. 0 9), mehrere Schriften
Thomas v. Aquino. Die Schriften des Eardinals Humbert wurden auf Befehl des Ei
Eonstantinos Monomachos ins Griechische tibersetzt. — Vgl. Batiffol, Librairies b;
tines ä Rome, M^langes d'arch^ologie et d'histoire 8 (Rome 1887) 419 ff. — Die griechii
Uebersetzungen aus dem Svrischen, wie z. B. des Asketikers Isaak und des Martyi
der 60 Märtyrer von Jerusalem aus dem 8. Jahrhundert (§ 88 n. 2), sowie diejenigen am
Arabischen sind auch noch näher zu untersuchen.
31. Die Gegner der Hesychasten. In der ersten Hälfte des 14. J
hunderts trat in der theologischen Litteratur die Unionsfrage hinter €
neuen Kontroverse, dem sogenannten Hesychastenstreit, zurück. Die
regung zu dieser neuen litterarischen Bewegung ging von dem Möi
Bari a am aus Seminaria in Kalabrien aus, der unter Andronikos III i
Konstantinopel kam und hier als Feind der Lateiner auftrat. Andren
betraute ihn 1339 mit einer Gesandtschaft nach Avignon, aber die Üb
handlungen mit dem Papte Benedikt Xu hatten kein Resultat. Wähl
seines Aufenthaltes in Konstantinopel nahm Barlaam grossen Anstoss an
Mystik der Hesychasten und bekämpfte dieselbe in Wort und Schrift,
wurde aber auf einer Synode im Jahre 1341 verurteilt und kehrte nach lU
zurück, wo er Bischof von Gieraci in Kalabrien wurde (1348). Als sol
verteidigte er in Briefen an die Unionsfreunde in Byzanz die abendlä
sehen Lehren vom Ausgange des hl. Geistes und vom Primate des Papi
die er früher geleugnet hatte. Die lateinische Kontroverse bildet
Gegenstand der wenigen theologischen Schriften, die von ihm vorlie
Von denen, die den Hesychastenstreit betreffen, ist noch keine gedru
An Barlaam schloss sich der Mönch Gregorios Akindynos
der sich aber bald mit seinem Kampfgenossen entzweite. Über s
Lebensverhältnisse sind wir wenig unterrichtet. Die grösste Anzahl se
Schriften, 5 Bücher gegen Barlaam, 6 gegen Palamas, von bedeuten
Umfang, Glaubenserklärungen, ein Bericht über den Ursprung des Stre
Briefe u. m. a. liegt noch im Staube der BibUotheken. Wenn von
Streitschrift gegen Palamas auf die übrigen geschlossen werden darf,
drehte sich die Kontroverse auch hier im wesentlichen um die Vä
stellen, welche von beiden Parteien für sich in Anspruch genommen i?
den. Es tritt jedoch noch ein anderes Moment hinzu. Akindynos wu
wohl durch Barlaam, mit der lateinischen Scholastik bekannt ; das bew
seine Schrift UsqI ovaiaq xal iveqyeiag in 6 Büchern, deren 2 erste
haltlich und formell ganz auf der scholastischen Gotteslehre beruhen
wörtliche Übersetzungen aus der Schrift des Thomas von Aqu
De veritate catholicae fidei contra Gentiles aufweisen: ein Unik
ii7 der hyzantiniachen Litteratur, zugleich der Beweis für die schon o
L Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§ 31) XOl
tsgesprochene Meinung, dass der Hesychastenstreit in letzter Linie den
impf der abendländischen, rationellen und nüchternen Scholastik mit der
»rgenländischen, extravaganten, theosophischen Mystik darstellt. Ob er
r Ausführung seiner Plagiate Thomas selbst übersetzte oder eine frühere
Ersetzung benutzte, steht dahin. Akindynos stellte auch die Yerskunst
den Dienst seiner Sache; ein Oedicht in 509 lamben von geringem
«tischen Wert stellt die vielen Irrlehren des Palamas dar, während
dere lamben Nikephoros Oregoras zum Kampfe aufinuntem sollten.
ren Höhepunkt erreichte die Kontroverse, als Nikephoros Gregoras
d Gregorios Palamas sich als Gegner gegenübertraten. Um beide
inner gruppierten sich alle hervorragenden Zeitgenossen und der Streit
twickblte sich zu einer kirchlichen Angelegenheit ersten Ranges.
Nikephoros Gregoras, der Hauptgegner der Hesychasten, räumte
lon in seinem Geschichtswerk der Darstellung der barlaamitischen
reitigkeiten einen grossen Platz ein, indem er nicht nur Synodalakten,
ödem auch mehrere theologische Disputationen darin aufnahm, die in
?ser Sache unter seiner Mitwirkung gehalten wurden. Seine Hauptschrift
den die 10 Aoyoi ävti^QrjTixoi xe xai atrjknevuxoiy denen nach 1347
eh 8 andere folgten. Sie sind sämüich unediert und können daher nicht
her charakterisiert werden; gedruckt liegt hingegen der Dialog (PXwQävrirog
TifQi aoifiaq vor, welchem eine Disputation, die er 1330 oder 1331 mit
Tlaam hatte, zu Grunde liegt. Gregoras ahmt darin die Dialoge Piatos
d Lukians nach; inhaltUch bezieht er sich aber nicht auf die schwebende
•ntroverse, da beide darin einig waren, er bezweckt vielmehr die ün-
nntnis Barlaams in der Astronomie zu erweisen. Gregoras behandelte
ch die lateinische Kontroverse gegen Palamas in unionsfreundlichem
m. Ausserdem hinterliess er mehrere exegetische Schriften, über
? Frage, ob Gott den ersten Menschen sterblich oder unsterblich er-
[luf, in Form eines Dialoges, eine Zusammenstellung von Aussprüchen der
ossen und kleinen Propheten und aus dem Buche Job mit Erklärungen
zu, einen Prolog zur Episode der Susanna, wovon auch keine veröflfent-
ht ist. Im Drucke liegt sein Kommentar zu Synesios' von Kyrene
^^ ivvnviiav vor. Darin knüpft er seine Bemerkungen an einzelne
eilen und Ausdrücke des Schriftchens an, ohne einen inneren Zusammen-
ng zwischen ihnen herzustellen. — Über Nikephoros als Hagiographen
d als Geschichtschreiber vgl. § 90 und Krumbacher.
Auf der Seite des Gregoras standen Ignatios und Isidor, Patriarchen
n Antiochien, Georgios Lapithes, Isaak Argyros, Prochoros Kydones,
•metrios Kydones, ein gewisser Petriotes, Johannes Kyparissiotes, der
triarch von Konstantinopel Johannes Kalekas und Manuel Kalekas. Die
genpartei mit Palamas an der Spitze gewann aber immer mehr die
»erhand, besonders nachdem der Kaiser Johannes Kantakuzenos, die
itriarchen von Konstantinopel Isidoros, Philotheos und Kallistos, David
>nachos, Theophanes, Metropolit von Nikäa, Neilos Kabasilas und Nikolaos
ibasilas, abgesehen von den späteren, für die Hesychasten eintraten.
Wenn schon die Thatsache, dass mehrere Synoden bald für, bald
gen die Hesychasten eni»chieäen, recht unerquicklich ist, so wirft das ver-
102 Byzantinisöhe LitteratorgeBohichte. L Prosaische litteratur.
leumderische und unedle gegenseitige Herunterziehen der Kämpen ein ^
günstiges Licht auf die beteiligten Personen. Gregoras hatte am me
unter diesen Manövern zu leiden. Nach seiner definitiven Besiegung
fiel er beim Kaiser in vollständige Ungnade, ohne jedoch zum Abfalle
seinen Meinungen gebracht werden zu können. Auf diese Seite des Sti
würde eine vollständige Ausgabe seiner Briefe wohl neues Licht we
1. Von Barlaam finden sich bei Migne, Patr. gr. 151, 1256—1280 die rom
liehe Schrift IIbqI tijg agxv^ ^^^ nana, 2 Reden vor Benedict XII ebenda 1332—
eine Abhandlung für den Ansgang des hl. Geistes aus dem Sohne 1314—1330 (lateii
sein Briefwechsel mit Alexios Ealochetos und Demetrios Eydones in Sachen der
1256 — 1314 dat.). — Unediert sind mehr als 20 Schriften gegen die Lateiner, deren
Deraetrakopulos '0^. *EXXäg S. 73 — 75 auff&hrt, mehrere Briefe aber den Hesyclu
streit, eine Disputation mit Akindynos über das Licht des Thabor n. a., deren Has
selten sind. — Vgl. das Geschichtswerk des Nikephoros Gregoras. — L. AUiftiai
perpet. consensione S. 825 £f. — Fabricius, Bibl. gr. 11, 462 — 470. — Mazzucl
Gli scritton d'ltalia 2, 1, (Brescia 1758) 369— 372. — G. Mandolori, Fra Barlaamo
brese, maestro del Petrarca, Rom 1888. — Ueber seine nrofanen Schriften vgl. Krumb a
2. Gregorios Akindynos. Die 2 ersten Bücner Jlsgl ovclas xal iye^elag e
J. Gretser, Ingolstadt 1616 (das 2. Buch sehr unvollständig) ; wiederholt bei Mi gne,
gr. 151, 1192—1242. Die Vorlage des Akindynos sind mehrere Schriftendes Thomas i
insbesondere die Summa contra Gentiles 1. 1, cap. 7, 22, 16, 44, 72. — Die 509 If
gegen Palamas ed. pr. L. Allatius, Graecia orthod. 1, 756 — 769; abgedruckt bei M
a. a. 0. 844— 861. — Einige Epistolae et iambi an Nikephor. Gregoras bei Migne,
gr. 148, 68 ff., 84 ff. — Eine Haupthandschrift ist der zeitgenossische cod. Ü
223 foll. 363. Darin Briefe an Lapithes, Gabras, Maximos und mehrere Schriften des
dynos, Glaubenserklärungen, Streitschriften gegen Palamas, insbesondere die 6 'JytiQg
gegen Palamas fol. 65^—363. — Th. Uspenskij, Das Synodikon für die Woch
Rechtgläubigkeit, Odessa 1892 S. 75—96 gibt Auszüge aus diesem Codex. Vgl. B
(1895) 145. — Einen ähnlichen Wert für die Kenntnis der Schrifstellerei des Akindynos l
cod. Marcian. 155. Darin mehrere Schriften (der Traktat JleQl ovciag umfasst hier 6 Bt
und 51 Briefe. — Zum Leben einiges in den Geschichtswerken von Nikephoros Grc
und Johannes Eantakuzenos. — Sein Enkel Dionysios Akindynos yerfaaste eine Hi
victoriarum Gregorü Acindyni. Vgl. Fabricius, Bibl. gr. 11,607. — In cod. Parle
saec. 15 fol. 416^—437^ eine anonyme Confutatio eorum, quae Acindynus adv. Ba
Bcripsit. -- Hilfsmittel: Fabricius, Bibl.gr. 11, 507 (dflrftig). — C. Ondin, Gonu
Script, eccl. 3, 915—17.
3. Nikephoros Gregoras. Den Dialog ^Xmg^ynog ed. pr. A. Jahn,
Archiv 10 (1844) 485—536; Emendationen zum Texte ebenda 11 (1845) 387—39!
Parisot, Cantacuzene, homme d'^tat et historien, Paris 1845 gab eine Analyse und <
Auszüge; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 149, 643 — 648. — Den Kommentar zu Syi
ed. D. Petavius, Opera Synesii, Paris 1633, 351—429; auch bei Migne, Patr. gr.
643—48. — Nikephoros erwähnt seine Aoyoi ayttQQijrixol in s. Bist. 1. 18 o. 7 bei Mi
Patr. gr. 148, 1161. Ueber diese und die übrigen Schriften vgl. Fabricius, Bibl.
632 — 669. — Briefe z. B. in cod. Monac. 10 und in cod. Marc. 445. — Die Abhandlunf
J. Boivin über Leben, Schriften und Elogia des Nikephoros Gregoras abgedruck
Migne, Patr. gr. 148, 19-96. Vgl. dazu C. Oudin, Comm. de Script, eccl. 3, 770-
4. Zu den Barlaam iten und Anhängern des Nikephoros Gregoras, dielet
öfters im allgemeinen erwähnt, gehört 1. Georgios Lapithes, der mit Barlaam
Nikephoros Gregoras in Korrespondenz stand. Wir haben von ihm eine kurze Juxigeai
rijs evaeßeias niateatg xstpaXaLtjy in cod. Paris. 2662 saec. 14 fol. 96-97^, cod. Paris. 5
gr. 689 saec. 15 fol. 30^— 3P. Ueber Georg. Lapithes als Dichter vgl. Krumbach
2, Von Prochoros Kydones, dem Bruder des bekannteren Demetrios Kydone
eine Disputatio de lumine Thaborio erhalten, z. B. in cod. Paris. 1241 a. 1369 fol. 1
cod. Paris. 1240 a. 1544 fol. 1 — 23. — Der gegen ihn erlassene Tomus synodicns (
bei Migne, Patr. gr. 151, 693 ff. — Kaiser Johannes Kantakuzenos schneb gegen
Vgl. § 33. - Nach cod. Athous 2128 s. 16 fol. 185""— 192"" übersetzte er auch eine S
des hl. Augustinus.
3, Demetrios Kydones mit dem Mönchsnamen Niphon beteiligte sich mit Inte
an den zwei grossen theologischen Kontroversen seiner Zeit. Die Streitschrift Kara
naXafdä ed. pr. Petrus Ar cud ins, Opusc. aurea theolog. Rom 1630, Ausgabe von
S. 446—580; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 154, 836—864. Andere Schriften zu c
Kontroverse sind noch unediert In der lateinischen Streitfrage stand er mit Barlaa
1. Theologie. A. Dogmatlk und Polemik. (§ 32) 103
xweiter Periode auf der Seite der Lateiner. Er sprach diese Ueberzeugnng in
obreren Schriften aus, in einem Briefe an Barlaam (Migne, Patr. gr. 151, 1283—1301), in
«r Abhandlang UeQl t^g ixnoQcvaBtos rov ayiov nvBvuatog (Migne, Patr. gr. 154, 864-957),
swei Streitsohriften gegen Neilos Kabasilas und Maximos Planudes (ein Fragment der
zieren bei Migne, Patr. gr. 161, 312). Mit Maximos teilte er den in Bvzanz seltenen
«zog der Kenntnis der lateinischen Litteratur, aus welcher er mehrere Uebersetzungen
ranäaliete, von Thomas von Aquinos Summa theologica, Contra Gentiles U. 4 und kleineren
briften, Ton Augustins Monologen (cod. Sabbait. 379 saec. 15 fol. 16—66), von Anselms
bif t De procesfiione Spiritus sti, von lateinischen Messen nach dem römischen und dem
ibrosianisGhen Ritus, von Fulgentius' De fide ad Petrum, endlich von der um 1300 ge-
uiebenen Confiitatio Alcorani des Prediger-MOnches Ricardus Florentinus. Davon ist
r die letzte gedruckt bei Migne a. a. 0. 1037—1152. Als weitere theologische Schriften
boren Demetrios an: zwei Abhandlungen fiber die Menschwerdung und die Gottheit
risti, mehrere Homilien auf Feste des Herrn und der Heiligen, die noch nicht untersucht
d, endlich die oft edierte asketische Abhandlung über die Verachtung des Todes, ed. pr.
Seiler, Basel 1553; wiederholt bei Migne a. a. 0. 1169—1212. — Ueber Demetrios'
etorische Schriften vgl. Erumbacher.
A. Konstantinos Harmenopulos, dessen Hauptschrift auf dem juristischen Gebiete
eit. schrieb nach Fabricius, Bibl. gr. 11,266 einen Tomus gegen Palamas. Anonym ed.
Allati US, Graecia orth. 1 (1652)780—85. — Eine hftresiologische Schrift bei Migne,
tr. gr. 150, 20—32 ist unbedeutend. Ein längerer Text steht in cod. Yindob. jurid. 11.
«nda eine Abhandlung aber die Fastenzeiten.
83. GregorioB Palamas (TqriyoQi^oq Ualafiäg). Geburtsort und Ge-
rtsjahr dieses Hauptwortflilirers der Hesychasten sind unbekannt. Wir
den ihn zuerst am kaiserUchen Hofe in Eonstantinopel, von wo er sich
ch dem Berge Athos zurückzog. Hier lernte er die Mystik der Hesy-
ast<en kennen, und als der Streit ausbrach, trat er alsbald als Vertei-
ler der angegriffenen Mönche in Thessalonike auf. Auf Betreiben des
lisers Johannes Kantakuzenos weihte ihn der Patriarch Isidor von Kon-
mtinopel zum Erzbischof von Thessalonike (1349); er wurde aber von
r Stadt nicht angenommen und zog sich auf die Insel Lemnos zurück.
I Jahre 1351 wohnte er der Synode bei, die ihm den definitiven Sieg
er die Barlaamiten sicherte. Ob er nach dieser Entscheidung von seinem
schofstuhle Besitz ergreifen konnte, ist ungewiss. Sein Tod ereignete sich
1 1360, sicher längere Zeit vor dem Jahre 1376, in welchem Philotheos,
itriarch von Konstantinopel, starb, der Palamas' Leben in einer Lobrede
rherrlicht und ein Heiligenofficium auf ihn verfasst hatte. Wenn Palamas
hon von Zeitgenossen als Heiliger verehrt wurde, so hörten seine Gegner
:*ht auf, ihn zu verdächtigen und als Ditheisten hinzustellen. Diese Ver-
chtigungen gab Palamas in vollem Masse zurück, indem er die Barlaamiten
s Sabellianismus, Arianismus, sogar des Epikureismus bezichtigte.
Seine Bedeutung als Polemiker liegt vorab darin, dass er der
fstik der Hesychasten eine dogmatische Grundlage zu geben ver-
md. Die Unerschaffenheit des Lichtes auf dem Thabor, dessen die Hesy-
asten teilhaftig sein wollten, stützte er durch den Hauptgrundsatz, dass in
•tt nicht bloss die Personen, sondern auch die Wirksamkeit Unterschiede
gründe, eine Aufstellung, welche der Gotteslehre der abendländischen
holastik stracks zuwiderging. Diese hat übrigens Palamas in einer
eziellen Schrift angegriffen, die in dem cod. Taurin. 316 vorliegt. Er
rto auch grosses Gewicht auf die Aussprüche der Väter, die er in seinem
ane erklärte. Mehr als 60 Schriften hat er der Verteidigung des Hesychasten-
ms gewidmet und alle litterarischen Formen, apologetische und po-
104 BysantiniBCkkie LitteratargeBohiohte. I. Prosaisolie liUerfttiir.
lemische Abhandlung, Dialog, Sentenzen, Sammlung von Yäteraussprüc
Briefe und Poesie angewandt. Am häufigsten wandte er sich g«
Barlaam und Akindynos, denen er einmal mehr als 50 Häresien nac
weisen suchte. Eine zweite Serie von Streitschriften ist gegen K
phoros Gregoras gerichtet. Ihre Tendenz erheDt schon aus dem Titel €
derselben: IIsqI rrjg zov FqriyoQa ip€vdoyQa(p{ag ofiov xal dvaaeßsiag.
den übrigen Gegnern wurden noch Ignatios, dem Patriarchen von Antiocl
und Johannes Kalekas, dem Patriarchen von Konstantinopel, spezielle Wi
legungen gewidmet. Von allen diesen Schriften ist nur der Dialog S€og>
gedruckt; er verbreitet sich besonders über die Väteraussprüche, gew
aber nur eine unvollkommene Anschauung der Palamitischen Kam]
und Darstellungsweise. In nahem Zusammenhange mit diesen St
schrift;en stehen Palamas' asketische Abhandlungen, worin er eine posi
Darlegung der Hesychast^nmystik gab, z. B. seine 150 KsifdXcua^ we
die Lehre von dem neuerschaflfenen Lichte auf die Gtottes- und Schöpfu
lehre gründen. In anderen tritt jedoch dieses Interesse zurück und er|
sich Palamas in Erörterungen über das geistliche Leben überhaupt.
Diese intensive Beschäftigung mit dem Hesychastenstreit verbind
Palamas nicht, mehrere Schriften gegen die Lateiner zu verfas
*Avt€niYQa(pai gegen Johannes Bekkos' 'Entyqaffal^ die selbst wieder
Bessarion widerlegt wurden, und mehrere, meist unedierte, Schriften i
den Ausgang des hl. Geistes. Wir besitzen von ihm ausserdem •
Sammlung von Homilien auf die Sonn- und Festtage des Kirch
Jahres, die zum grössten Teile gedruckt ist. Palamas vermeidet
extremen Fehler der byzantinischen Rhetorik. In den Sonntagspredi{
schliesst er sich in der Regel an den Text des Evangeliums an. Die z
Homilien „zur Erntezeit* verraten Naturverständnis, sowie andere
warmes Interesse für Wohl und Wehe des gemeinen Volkes. Auf <
Athos verfasste er die Lebensbeschreibung des hl. Athosmönches Pet
worin er die Art des Metaphrasten nachahmt. Ob ihm spezielle exe
tische Schriften zugehören, lässt sich jetzt nicht entscheiden. Wie v
andere Byzantiner seiner Zeit, hinterliess er endlich eine Anzahl '
Briefen, die an hervorragende Zeitgenossen gerichtet sind und sich v
fach mit den barlaamitischen Streitigkeiten beschäftigen. Diese wür<
sich zunächst zur Veröffentlichung empfehlen. — Über eine rhetori»
Schrift des Palamas vgl. Krumbacher.
1. Ausgaben. Den Dialog Sso(payijg ed. pr. Chr. Fr. Matthaei, Lectiones mosq
Leipzig 1779 S. 7 — 37. — Mehrere asketische Schriften zuerst in der ^iXoxaXia rtöy le^
vfjnpufoy, Venedig 1782. — 10 Homilien ed. Chr. Fr. Matthaei, Moskau 1776. — 41 j
müien erschienen in Jerusalem 1857. — Die Vita St. Petri Athonitae ed. pr. Acta
Junii 2, 538 — 556. Diese Schriften vereinigt bei Migne, Patr. gr. 150, 909—1225; 1
9—549. — Bei Migne fehlen 2 Abhandlungen gegen die Lateiner, erschienen zu Lon*
1624, vgl. Haneberg, Theolog. Litteraturblatt 1 (Bonn 1866) 314 f., sowie 22 weitere ]
milien, die der ArztSoph. Oikonomos, Athen 1861 edierte. — Eine Homilie IleQlniati
auch ed. von E. Simonides, 'Ogd'odo^toy'EXXtjyay&eoXoyMai yQcupal riaaaQss, 2. Aufl. Lonc
1865 S. 77 — 84. — Die 'AvremyQa(pal ed. pr. Petr. Arcudius, Opuscula aurea the
Rom 1670 S. 4-64; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 161, 244—309. — Ein apolo}
tisches Gespräch IlQog rovs a&iovs X^yag ed. A. J. Sakkelion, JSfotiJQ 15 (IB
236—246. Vgl B. Z. 3 (1894) 213. — Einen Brief an David ifiavnaTog ed. M. Treu, JeXt
3, 229—34. — Hauptfundgruben der unedierten Schriften des Palamas sind <
(
L Theologie, A. Dogmatik und Polemik. (§ 33) 105
codd. Coiel. 97—100. Dazu ednd noch manche andere heranzuziehen, z. B. codd. Paris. 970,
1238—39, Bodl. Land. 87, Athoos 3708 s. 14, 3726 s. 15, 3734 s. 14 u. a.
2. Hilfsmittel: Fahricias, Bibl. gr. 11,494—506. - Th. Uspenskij, Skizzen
mr Geschichte der byzantinischen Knltor, Petersburg 1892 (russ.). Vgl. B. Z. 1 (1892)
635, 177 f. — Ans der älteren Litteratur aber den Hesychastenstreit vgl. besonders L.
Allatins, De perpetua consensione S. 824—40. — Fr. J. Stein, Studien über die He-
sychasten des 14. Jahrhunderts, Wien 1873. — Nikodemos Hagiorites bereitete eine
AoBg. d. Palamas vor. Sein ngoXoyog steht in der *ExxX. 'JX. 4 (1883-84) 93—101.
3. Zum Leben: Vgl. die Geschieb tswerke von Nikephoros Gregoras und Johannes
Kantmkuzenoe. — Bei Migne, Patr. gr. 151, 552—774 nach früheren Drucken eine ganze
Reihe von Schriften und Dokumenten, die sich auf Palamas und den Hesychasten-
itreit benehen. Darunter die Vita Palamae von Philotheos, Patr. v. Epel, das Enko-
Bkm des Nilos, Patr. v. Kpel, auf Palamas. Vgl. auch den Tomus hagioriticus de quietistis
bei Migne, Patr. gr. 150, 1225—1236. — Eine 2. Vita Palamae von Hierotheos Sakel-
lirios ist anediert Vgl. Fabricius a. a. 0. 519. — Die Dokumente zum Hesvchastenstreit
■nd noch nicht alle veröffentlicht. — Solche auch bei Miklosich u. Müller, Acta et
D^lomaU graeca medii aevi 1 (Wien 1860) 201 u. Öfters, 2 (1862) 267, 295 f.
4. Anhänger des Palamas: 1, Von David monachos, der mit David dii<rv;raro;
iienüscfa ist, sind mehrere Schriften handschriftlich vorhanden: eine '^(pQaai^g raty tov
Bm^Xaau xai rov 'Jxtr&vrov in cod. Monac. 508 saec. 14 fol. 1—4, eine 2. Schrift in cod.
BodL Mise. 120 saec. 14 fol. 197—205, ein Gedicht in 468 lamben in cod. Bodl. Land. 87,
line 4., Sehr, an Nikolaos Kabasilas in cod. Marcian. 153 u. in cod. Paris. 1247 saec. 14—15
feL 1-52. — Vsl. Fabricius, Bibl. gr. 11, 604 f., M. Treu, JeXrioy 3, 227-29.
^. Theophanes, Metropolit von Nikäa um 1347 war ein fruchtbarer Polemiker. Ge-
lnickt sind von ihm nur 3 Briefe an Klerus und Volk in Nikäa, das sich in den Händen der
Feinde befand. Er warnt darin vor den Barlaamiten. Der 3. Brief ist ein kleines Kompendium
der byzantinischen Dogmatik. Ed. pr. C. PoncedeLeon, Theophanis archiepiscopi Nicaeni
r> exstant opera . . , Rom 1590; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 150, 288—350. — Auf
Heeyebastenstreit beziehen sich 5 Abhandlungen IleQi rov iy Saßagito gxotosy 2 Briefe an
den lateinischen Patriarchen von Kpel Paulus, 2 Dialoge. — Er schrieb ausserdem 8 Bücher
gegen die Juden, 3 gegen die Lateiner, eine Abhandlung über die Trinität, eine andere über die
Inknniation, über die Ewigkeit der Welt u. m. a. Diese Schriften sind handschriftlich
vielfach vorhanden. — Vgl. Fabricius, Bibl. gr. 11, 221 f. — Stellen aus der Schrift gegen
die Juden bei L. Allatius, Contra Hottingerum, Rom 1661 S. 187—191, De synodo
PhoÜann 8. 541. — Vgl. Job. Kantakuzenos, Histor., Migne, Patr. gr. 153, 129, 161.
5. Von dem Protostrator Phakrases enthalten die codd. Monac. 554 saec. 16 fol. 125
bis 140, Athous 3728 a. 1363 u. a. eine iRnixofjiog »ata x6 dvyaroy i^ijytjat^ . . . diaXe^eag
f»r ^e^^aXopucov r^yogiov xal Fgr^yoga (p^Xoaotpov, worin er für Palamas Partei nimmt.
4. Cod. Monac. 508 saec. 14 fol. 147 — 173 gibt die Abhandlung eines Matthaeos JleQl
fi^c Seiaf /cr^iroc 17 negi rov ^eiov (patjogf auch im Sinne des Palamas. Nach einem Scholion
in der Hs war dieser Matthaeos Münch in Thessalonike und Schüler eines Mönches Isaak, in
desBMi Kloster er starb.
5. Ein Glaubensbekenntnis im Sinne der Hesycbasten und andere Schriften (ein
Enkomion auf den Märtyrer Phokas, Gebete, 2 Briefe etc.) des Andreas, x^Q^^V^^'*^^^
tmniiyov Bv^anlov tov yi^ßa^fjyov enthält der gleichalterige Cod. Monac. 525 saec. 14
ftd. 96 — 117. — üeber einen Reisebericht desselben vgl. Krumbacher.
6. In dem cod. Monacens. 554 saec. 16 fol. 140—174^ wird Konstantinos hiero-
mo nach 08 vom Berge Athos als der Verfasser der Schrift tlegl i^g rov rqrjyoQä tffsvdo-
y^tfiag genannt, die in cod. Coisl. 100 als von Gregorios Palamas tag dno x^yog kxiqov
nTT'pa^ciC angegeben vn'rd.
7. Einem Neophytos Prodromenos monachos wird in dem cod. Patmiac. 428
9MC. 15 eine 'ArnXoyla ngog toy BaqXadfjL xal 'Axlv^vyoy zugeschrieben. — Eine Reihe
aderer Schriften desselben gegen Lateiner und Barlaamiten in cod. Athous 3728 a. 1363.
8. Ein sonst unbekannter Joseph Kalothetes, der auch zu den Hesycbasten ge-
kört, wird von Nikodemos Hagiorites im 18. Jahrhundert zitiert. Vgl. Ph. Meyer, Die
Atbookldeter, Zeitschr. f. Kirchengescb. 11 (1890) 426 Anm. 2.
9. Es kursierten auch anonyme Schriftstücke gegen die Barlaamiten. Solche
b#^n vor in den codd. Paris. 1277 c. 14 fol. 1—9, Monac. 27 saec. 16 fol. 492—99^,
Xardno. 162-63, Athous 2524 s. 14, 3728 a. 1368, 3752 s. 15 u. a. — Ueber Johannes
Kantnknzenos, Philotheos, NeOos Kabasilas, Nikolaos Kabasilas, Johannes Bryennios vgl. §§ 33,
SS. 36. 40, 69.
33. Johannes VI Kantakozenos {^lojdwrjg KavtaxovCrivog) 1341 — 1355,
einer der hervorragendsten kaiserlichen Theologen von Byzanz, spielte in
106 BysantiidBohe liitteratargeBohiohte. I. Prosaisohe liiteratar.
dem Hesychastenstreit die ausschlaggebende Rolle. Noch als Kaiser 1q
er dem lateinischen Patriarchen von Konstantinopel, Paulus, die „Blasp
mien" von Barlaam und Akindynos dar. Seine zahlreichen Streitschrifl
in dieser Angelegenheit stammen jedoch aus der Zeit seiner klösterlid
Zurückgezogenheit. Die umfangreichste derselben in 4 Teilen, wovon je
mehrere Bücher umfasst, wendet sich gegen Barlaam und Akindynos seB
Mehrere andere sind gegen ihre Anhänger Prochoros Kydones, lai
Argyros und den Patriarchen von Konstantinopel Johannes Kalekas, >
er 1347 absetzte, gerichtet. Dieselben sind noch alle unediert. I
zweite Serie von polemischen Schriften des kaiserlichen Mönc
Joasaph Christodulos kämpft gegen Juden und Mohammedaner. Die Str
Schrift gegen die Juden umfasst 9 Abhandlungen; sie ist ebenfalls
ediert. Die Apologie gegen den Islam schrieb er für seinen Fre
Achaemenides, der sich vom Islam bekehrt hatte und als Mönch Mele
hiess, als Antwort auf die Aufforderung eines gewissen Sampsatines
Meletios, die christliche Religion wieder zu verleugnen. Sie zerfallt
2 Teile von je 4 Abschnitten, wovon die 4 ersten die Hauptlehren
Christentums gegen den Islam verteidigen, während die übrigen die
surden Aufstellungen des Korans und dessen Widersprüche beleuch
auf Grund der Koranübersetzung des Predigermönches Ricardus, die
wahrscheinlich in der griechischen Ausgabe des Demetrios Kydones
nützte. Als theologischer Polemiker kann Johannes Kantakuzenos n
nicht in abschliessender Weise gewürdigt werden. — Über sein
Schichtswerk vgl. Krumbacher. Unter seinem Namen gehen auch eil
kirchliche Hymnen.
1. Ausgaben: Von den theologischen Werken ist nnr die Schrift gegen den I
nach der ed. pr. von Basel 1543 bei Migne, Patr. gr. 154, 372—692 gedruckt. -~
erste Teil oder die 4 'AnoXoyiat, vulgärgnechisch von Meletios Syrigos in cod. Paris.
A a. 1635. Das Ganze vulgärgriechisch in cod. Vindob. Suppl. Kolar. 32. — Die g]
Schrift gegen Barlaam und Akindynos in cod. Laurent, pl. 8, 8 saec. 14 foll. 379. Ban(
Catalogus 1, 342—349 gibt daraus die Vorrede und die Liste der zitierten Autoren. —
Schriften adv. Isaac. Argyrum, ad Paulum adv. Barlaami et Akindyni blaspbemias,
Judaeos 11. 9 nebst der Apologie gegen den Islam in cod. Paris. 1242 foll. 437, der
Joasaph selbst 1370—75 geschrieben wurde. — Wertvolle, gleichzeitige Hss sind auch
Paris. 1241 a. 1369 folL 229, cod. Marcian. 151 saec. 14 foll. 373 u. m. a.
2. Hilfsmittel: Das eigene Geschichtswerk des Johannes Kantakuzenos (vie
parteilich). — Nikephoros Gregoras passim. — Fabricius, Bibl. gr. 7, 787 — 793.
3. Ein grösseres Work gegen Barlaam und Akindynos, von einem Mai
monachos verfasst, ist erhalten in cod. Coisl. 288 saec. 15 foll. 306, s. Montfancon,
Coisl. S. 404—406. Es findet sich darin ein Brief an den Patriarchen von Kpel Johu
Kalekas (1334—47). Dieser Markos ist sicher nicht identisch mit Markos Eugenikos
Ephesos. Vielleicht ist er mit Markos, Abbas der Laura des Athanasios auf dem i
zu identifizieren, dem eine kleine Schrift in cod. Vat. Palat. 101 a. 1373 fol. 15—2
geschrieben wird. Dafür spricht ausser der Tendenz der Schrift der Umstand, dasi
Cod. Coisl. 288 der genannten Laura angehörte.
4. Der Nachfolger des abgesetzten Johannes Kalekas, der Patriarch Isid
(1347—50), bekämpfte Barlaam und Akindynos in seinem Testamente. Edd. Miklc
u. Müller, Acta et diplomata graoca 1, 287—294 (lückenhaft).
3i. Johannes Kyparissiotes {^liadvvrfi KvnaQiaaKjkrjg) mit dem
namen „der Weise" ist nach Nikephoros Gregoras der hervorragen
Gegner des Palamas. Seine persönlichen Verhältnisse sind uns g
lieh unbekannt. Es steht jedoch fest, dass er Nikephoros Gregoras i
lebte, dessen Tod eine seiner Schriften voraussetzt. Seine Blütezeit
t Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§§ 34—35) 107
daher in das letzte Drittel des 14. Jahrhunderts fallen. Der cod. Paris. 1246
saec. 15 enthält folgende Schriften gegen Palamas und dessen Anhänger:
Palamitamm transgressionum U. 4, Adversus Palamae tomum ejusque novam
fidem U. 8, De lumine increato adversus Palamam II. 8, Contra Palami-
tamm apostasiam 11. 3. Davon liegen nur die Bücher 1 und 4 der ersten
Schrift im Drucke vor. Damach war er seinen Oegnem an Scharfsinn und
Gelehrsamkeit durchaus gewachsen. In dem 4. Buch erwähnt er eine
weitere Schrift IleQi atQäiX€(ov, zu der noch 5 Bücher gegen Neilos Kabasilas
hinzukommen. Letztere ist auch in cod. Paris. 1246 erhalten. Nach
Fabricius verfasste er noch eine Schrift gegen Palamas, welche chrono-
logisch vor die vorhin genannten fallen und ihnen insgesamt an Umfang
^eichkonmien soH. Die einzige Schrift des Johannes, die (allerdings nur
in lateinischer Übersetzung) vollständig vorliegt, seine ''Ex&etxig aToi%suodrfi
flTfisrnv x^eoXoyumv^ bietet ein besonderes Interesse: es ist der erste Ver-
such einer systematischen Dogmatik nach dem Muster der abend-
ländischen Scholastik. Wie die Scholastiker, so beginnt Johannes mit
der Aufstellung von Axiomen, Definitionen und Einteilungen der Theologie
im Sinne von Gk)ttesiehre. Er unterscheidet eine mystische und eine
demonstrative Theologie; die demonstrative zerfallt in eine affirmative und
eine negative. Die affirmative handelt von den göttlichen Ausgängen und
Namen, die negative von der Unendlichkeit Gottes in den Kreaturen und
in sich selbst, endlich von Gottes Einfachheit. Mittelst weiterer Unter-
abteilungen gewinnt^ Johannes 10 Dekaden, deren jede mehrere Kapitel
umfasst. Auf diese Ähnlichkeiten beschränkt sich jedoch die Nachahmung
der Scholastiker; inhaltlich besteht diese byzantinische Sunmia de Deo aus
lauter Vaterstellen, die unter die angedeuteten Gesichtspunkte gruppiert
werden. Die Hauptautorität ist Dionysios der Pseudoareopagite; neben
ihm kehren Athanasios, die 3 Kappadokier, Ghrysostomos, Kyrillos von
Alexandrien und Johannes von Damaskos am häufigsten wieder. Die Grenze
nach oben bilden unechte Schriften Justins, nach unten der Patriarch von
Konstantinopel Nikephoros, der fälschlich als Theodoros Graptos zitiert
wird, und Euthymios Zigabenos. Gleichwie nun die formelle Seite dieser
Schrift den Einfluss der abendländischen Theologie auf die byzantinische
bekundet, so lässt sie auch durch den Mangel selbständiger Forschung,
durch das Sichzufriedengeben mit den Aussprüchen der Väter den weiten
Abstand zwischen beiden deutlich erkennen und bildet somit ein wichtiges
Vergleichungsobjekt für die Geschichte der mittelalterlichen Theologie.
1. Aasgaben: Bach 1 and 4 rcJy naXttfiinxiov nagaßäaetay ed. pr. Fr. Gombefis,
AocUriiim noTiBsimam 2 (1672) 68—105; wiederholt bei Migne, Patr. gr. 152, 664-737.
- Die "Eä^wk ed. lat. Fr. Tarrianns, Rom 1581; wiederholt bei Migne a. a 0. 741-992.
— Seine Schrift üegi algicerny erwähnt Johannes in den 2 angegebenen Schriften, bei
Migne a. a. 0. 721, 785.
2. Hilfsmittel: Fabricias, Bibl. gr. 11, 507-12. — Einiges über seine Lehre von
der Kirche bei J. Langen, Revae intemat. de th^ol. 3 (1895) 300—303.
36. Philotheos {(^do^sog) mit dem Beinamen Koxxivog, Patriarch von
Konstantinopel, war im Gegensatz zu Johannes Kyparissiotes ein eifriger
Anhänger des Gregorios Palamas, dem er eine Lebensbeschreibung widmete.
& war Vorstand einer "^Laura auf dem Berge Athos, wurde nachher
108 BysaaüniBclie LitteratorgeBohichte. I. PrcMiaiMolie liUeratnr.
Bischof von Heraklea in Thrakien und bestieg unter Johannes Kantakuzei
den Patriarchalstuhl von Konstantinopel (1353). Vertrieben durch
Restauration der Paläologen, wurde er 1364 in seine fiühere Wtt
wieder eingesetzt, die er bis 1375 inne hatte. Er starb 1379. S€
litterarische Thätigkeit bewegte sich auf verschiedenen theologischen i
bieten. Sein Hauptwerk ist eine Streitschrift gegen Nikepho]
Gregoras in 12 Büchern, mit denen 3 weitere Abhandlungen, die Philoth
früher an einen Grossdomestikos gerichtet hatte, vereinigt wurden,
kehren hier die Ausführungen über den Unterschied der göttlichen Wea
heit von der göttlichen Wirksamkeit und über die ünerschaffenheit
göttliches Lichtes zurück, welche die Schriften der Hesychastenfreuj
füllen. Philotheos wiederholt auch die Anklagen auf Arianismus und
übrigen Verdächtigungen gegen die Barlaamiten. Endlich werden ai
dieselben Väterstellen besprochen, welche den Zankapfel zwischen <
zwei Parteien bildeten. An diese Hauptschrift reihen sich an: eine Wii
legung von 14 Kapiteln des Barlaam und des Akindynos, zwei ^oyot i
(lanxoC gegen Akindynos, die er als Bischof von Heraklea verfasste, \
die sich über das göttliche Licht auf dem Thabor verbreiten, eine läng
Glaubenserklärung aus dem Jahre 1352, endlich eine Streitschrift gei
einen gewissen Petriotes, Anhänger von Barlaam. Ausser dem ers
Werke sind alle diese Schriften unediert. In mehreren Hss wird ihm a
eine Homiliensammlung auf alle Sonntage des Kirchenjahres zugesch
ben, aus der nur einige veröffentlicht sind. Auf dem Gebiete der Exeg<
liegt eine Abhandlung über die Beschneidung und die Erklärung ei
Stelle des Buches der Weisheit, auf dem der Liturgik eine Anleiti
über die Dienste des Diakons bei der hl. Messe und den Gottesdienst ül
haupt, auf dem des kanonischen Rechtes eine kleine Abhandlung gOi
Harmenopulos zum Erweise, dass die Exkommunikation wegen politisc
Empörung nicht gültig sei. Weitere unedierte Schriften sind: c
Rede über die Einnahme von Heraklea durch die Genuesen im Jahre 1\
und ein Trostbrief an die Diöcesanen, als sie aus der Stadt flüchtet
eine Schrift gegen die Lateiner, einige asketische Schriften und ein
liturgische Gesänge. Über Philotheos als Hagiographen vgl. § 90.
1. Ausgaben: Die 15 Bücher gegen Nikephoros Gregoras ed. pr. Dositlieos, 7«
«>o7fiyf, Jassy 1698 S. 1-239; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 151, 773-1186. —
die übrigen Streitschriften gegen die Barlaamiten vgl. u. a. cod. Monac. 505 saec. 14
2v_8v, cod. Monac. 508 saec. 14 fol. 55-145^, cod. Paris. 1276 saec. 15, cod. Coisl.
a. 1445. — Eine Schrift gegen die Lateiner in cod. Taurin. 151 s. 16 fol. 146—49. — Ei
Homilien nach früheren Drucken bei Migne, Patr. gr. 154, 720—729, 768-820. — ]
grössere Anzahl edd. Eonst. Triantafillis u. Alb. Grapputo, Anecd. gr. 1, Venedig 1
— Die Jidia^ig xijq legodiaxoyiag bei Migne a. a. 0. 745—765. Eine umfangreiche Jiat
xfjs XeiTovgyias in cod. Athous 2175 a. 1545 foll. 162. — Die Vita Palamae bei Mig
Patr. gr. 151, 551—656. — Eine vulgärgriechische Uebersetzung derselben in cod. Ati
2120 s. 18. — Die Detestatio anathematismorum gegen Harmenopulos bei Migne, I
gr. 154, 821-825. — Eine grosse Anzahl seiner Patriarchalerlasse edd. Miklosich u. Mfll
Acta et diplomata graeca medii aevi 1 (Wien 1860) 295 ff., 448 ff.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 11. 513 — 518. — C. Oudin, Comm.
Script, ecci. 3, 1049—59. — Fr. J. Stein, Studien über die Hesychasten, Wien 1
S. 178—183. — Einige Nachrichten zum Leben geben Nik. Gregoras u. Job. Eantakuze
3. Zu unterscheiden von dem Patriarchen Philotheos ist ein gleichnamiger Mö
des Marienklosters rtjs Bdtov auf der Sinaihalbinsel, dem handschriftlich, z. B. in
1
f
L Theologie. A. Dogmaük und Polemik. (§ 36) 109
Vatic. 650, cod. Paris. 1091 saec. 14 u. a., mehrere asketische Abhandlungen zage-
Mbriebeo werden. Gedruckt ist davon nur eine, Ilegl ruiv ivroXtSv tov xvglov ^fjuov bei
P. PoBsinus, Thesaurus asceticus, Paris 1684 S. 316 ff.; wiederholt beiMigne, Patr. gr.
164, 729—745. Migne, Patr. gr. 98, 1369 f. gibt auch den Anfang einer weiteren aske-
tisch en Schrift — Dieser PhiloÜieos ist älter als der Patriarch; denn er wird schon von
Oreigorioe Sinaites (§ 68) erwähnt. Da aber der Patriarch auch asketische Schriften ver-
ÜMBte, 8o erklärt sich die Identifizierung beider z. B. bei Fr. J. Stein, Studien über die
Hesychasten, Wien 1873 S. 178. Auch dürfte es schwierig sein, das Eigentum beider fest-
xistellen. Doch gehören dem Patriarchen mit Sicherheit z. B. 3 Abhandlungen über die
8 Seligkeiten in codd. Ambros. D. 29 sup. Vindob. theol. 265 fol. 21—60^, die an Helena,
die Tochter des Johannes Kantakuzenos, gerichtet sind.
4. Anhänger des Philotheos war Neilos, Erzbischof von Rhodos (f nach 1379), der
dae ebenso fruchtbare als vielseitige schriftstellerische Thätigkeit entwickelte auf dog-
■aüschem, exegetischem, hagiographischem und profanem Gebiete. Vier seiner theologischen
Schriften, ein Lebensbild der hl. Matrona von Ghios und 3 Homilien ed. pr. Arsenij,
Meekea 1891. Vgl. das Referat von E. Eurtz, B. Z. 4 (1895) 370—73. Er verdient
«Bgehender gewürdigt zu werden. — Für die profanen Schriften vgl. Krumb acher.
36. Neilos Eabasilas {NstXog Kaßdadaq), der Oheim des berühmten
Mystikers Nikolaos Eabasilas, folgte Gregorios Palamas um das Jahr 1360
ils Metropolit von Thessalonike nach. Er stand im Hesychastenstreit auf
der Seite des Palamas und verfasste nach dem Zeugnis seines Nachfolgers
Sjnmeon gegen Barlaam und Akindynos eine Streitschrift, die in einem cod.
VaOicell. erhalten ist. Gegen diese waren wohl die 5 Bücher des Johannes
Ejparissiotes adv. Nilum Eabasilam gerichtet. In erheblicherem Masse
beteiligte sich Neilos an der Kontroverse gegen die Lateiner und wurde
deshalb von den Gegnern der Union auf dem Konzil von Florenz als eine ihrer
Autoritäten gerühmt. Drei Schriften, über die Ursachen des Unftiedens
zwischen Rom und Byzanz, über den Primat des Papstes und über das
Fegfeuer liegen von ihm im Drucke vor. In den zwei ersten nimmt Neilos
eine schroffe Stellung ein; die hauptsächlichste Ursache der Trennung er-
blickt er in der Weigerung des Papstes, die Streitfragen der alten Praxis
gemäss durch eine ökumenische Synode entscheiden zu lassen. Nachher
streitet er aber dem Papst das Recht ab, allgemeine Synoden zu berufen
und stützt sich dabei auf die Akten der 6 ersten Konzilien. Drei grössere
Schriften speziell über den Ausgang des hl. Geistes sind unediert.
Wie aus den Hss z. B. aus cod. Monac. 28 saec. 16 fol. 21 — 266 er-
sichtlich ist, hängen dieselben innerlich zusammen und stellen sich als ein
systematisches Corpus doctrinae gegen die Lateiner dar. Neilos stellt
zuerst die Prinzipien auf, die in der Disputation mit den Lateinern zu be-
obachten seien, sucht dann die These vom Ausgang des hl. Geistes aus
dem Vater in 5 Büchern unter Zugrundelegung der chronologischen Reihen-
folge der allgemeinen Synoden zu beweisen und bespricht endlich 49 Bqo-
laaug v(ov Aavhtov^ denen er einer nach der anderen eine Xvaiq entgegen-
hält. Dieser 3. Teil ist der umfangreichste. Diese Schrift wird auch den
Rohm des Neilos bei seinen späteren Gesinnungsgenossen in erster Linie
begründet haben. Sein Neffe Nikolaos Kabasilas scheint sie herausgegeben
ZQ haben; wenigstens schrieb dieser eine Einleitung dazu. Demetrios
Kydones trat für die Lateiner ein und nahm insbesondere Thomas von
Aqoioo gegen Neilos in Schutz, während ein zweiter Zeitgenosse, Demetrios
Chrysoloras, einen Auszug aus der genannten Schrift des Neilos veranstaltete
md die Gegenschrift des Demetrios Kyäones seinerseits zu widerlegen
110 BysaniiniBolie Litteraiurgeaohiohte. I. ProMdsohe litteraiur.
suchte. Im 17. Jahrhundert wurde der Schrift des Neilos über den r5i
sehen Primat von Johannes Matthaeos Earyophilles, Erzbischof von Ikon^
eine Widerlegung in neugriechischer Sprache entgegengesetzt.
1. Ausgaben: Zwei Schriften gegen die Lateiner bei Migne, Patr. gr. 149, 684 — ^
— Ueber frühere Ausgaben vgl. Fabricius, Bibl. gr. 10, 23 f. — Die Schrift Aber das ]
feuer ed. pr. B. Vulcanius, Leiden 1595. Sie fehlt bei Migne. — Die Gegenschrift
Job. Matthaeos Earyophilles erschien Paris 1626; wiederholt bei Migne a. a. 0. 729 — (
-- Die Einleitung des Nikolaos Eabasilas zu den unedierten Schriften ed. A. Dem et
kopulos, *0q&, '^Idg S. 78—80. — Demetrakopulos a. a. 0. S. 80 erwähnt eine slaviti
Uebersetzung der Schriften des Neiloa — Einen Brief des Neilos ed. Chr. F. Matthi
Dresden 1789 (mir unzugänglich). — Weitere Briefe an Demetrios Chrysoloras, Demet
und Frochoros Eydones liegen vor in cod. Vatic. 632. — Hss des Neilos sind nicht aelt
2. Hilfsmittel: Fabricius a. a. 0. 20—24. — A. Demetrakopulos a. a.
76—80. — L. Allatiue, Diatriba de Nilis bei Fabricius, Bibl. gr. 10, 20—35.
3. Demetrios Ghrysoloras, ein Vertrauter des Kaisers Manuel Palaeolo
(1391—1425), an den er 100 kleine Briefe schrieb (cod. Paris. 1191 saec. 15 foL 39''-45), hin
Hess ausser der oben angedeuteten Schrift noch zwei Dialoge gegen die Lateiner, mehi
Reden auf Feste des Herrn, Maria und auf den hl. Demetrios (8 Reden in dem cod.
corial. 161 saec. 15 fol. 1—107^; eine 9. in cod. Laurent, pl. 10, 31 saec. 15 foL 139-1
Gedruckt ist seine Disputation mit Antonio von Ascoli vor dem Kaiser Manuel über
Wort Christi: Es wäre besser, wenn dieser Mensch nicht geboren wäre, ed. lat. G. Trom
Florenz 1618 (mir unzugänglich). — VgL Fabricius, Bibl. gr. 11, 411 — 13. — A. ]
metrakopulos, 'Oq&, EXXds S. 87. — Ein aus dem 18. Jahrhundert herrührendes }
zeichnis von Schriften des Demetrios ed. Sp. Lampros, B. Z. 3 (1894) 600 f. Lami
selbst hat die Frage nach dem Umfang der Schriftstellerei des Demetrios wenig gefftrtd
4. Die übrigen gleichzeitigen Polemiker gegen die Lateiner. Die Polei
gegen die Lateiner wurde auch im 14. Jahrhundert von zahlreichen Theologen geführt,
sich am Hesychastenstreit nicht oder wenig beteiligten. Ausser dem Kirchenhistoriker Ni
phoros Kallistos Xanthopulos, dem Rhetor Nikephoros Ghumnos, dem Ki
nisten Matthaeos ßlastares, dem Mystiker Nikolaos Kabasilas, die durch i
anderweitige litterarische Thätigkeit bekannter sind, kommen folgende Namen in Betrai
Michael Bryennios, Gregorios Strongulos, Arsenios Studites, Anthim
Erzbischof von Bulgarien, Johannes Saites und Neilos Damylas, deren einschläj
Schriften sämtlich unediert sind. Vgl. A. Demetrakopulos, *0q&. "EXXdg S. 68—
Nur von der '^eyx^^ ^^^ nXä^^g xüiy Aaxlvtav betitelten Schrift des Matthaeos Blasti
finden sich einige Fragmente bei Dositheos, Tofiog xarriXkay^g, Jassy 1698 S. 441 — 455
Matthaeos Blastares gehören wohl auch die unter dem Namen eines Matthaeos Hie
monachos überlieferten 5 Bücher gegen die Juden zu, eher als Matthaeos Kantakuzei
In cod. Bodl. Seid. 44 saec. 14 fol. 100 — 197 stehen sie bei den übrigen Schriften
Matthaeos Blastares gegen die Lateiner. — Unter dem Namen eines Matthaeos hiero
nachos stehen auch Schriften gegen Barlaam in cod. Athens 3701 s. 15. — Mehrere
genannten haben noch andere theologische Schriften verfasst, so Nikephoros Kallistos Xan
pulos, Nikephoros Ghumnos (z. B. cod. Paris. 2105 saec. 14, wo ihm Homilien, ex«
tische und asketische Abhandlungen zugeschrieben werden, davon einiges bei Migne, I
gr. 140, 1452—1465, 1497—1525), Arsenios Studites (in cod. Escor. 320 saec. 15
103—147 Briefe und Opuscula gegen Palamas), Johannes Saites (in cod. Vindob. th
295 zwei Dialoge gegen die Juden) und Neilos Damylas (vgl. Fabricius, Bibl. gr. 10
und B. Z. 1 (1892) 354). Auf eine vollständige Aufzählung dieser unedierten Schri
muss hier verzichtet werden.
37. Manuel Ealekas {Mavovijl Kalexag) stammte aus einer i
gesehenen Familie von Eonstantinopel, aus der auch der frühere Patria
Johannes Kalekas (1334 — 47) hervorgegangen war. Er trat in <
Dominikanerkloster in Pera ein und starb 1410 in Mitylene. Man
ist neben Andreas von Eolossos der letzte Theologe, der noch eini
gegen Palamas und die Hesychasten auftrat. Seine Schrift Jlcgi ovo
xai ivsQyeiag wiederholt die Argumente seiner Vorgänger, denen er
in die einzelnen Väterzitate folgt. In der ewigen Eontroverse über (
Ausgang des hl. Geistes gehörte er zu den Anhängern der Lateii
und legte seine Ansichten in einer grösseren Schrift dar, deren 4 Bücl
1 Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§§ 87—88) Hl
Nachweis verfolgen, dass die grossen Theologen des 4. und 5. Jahr-
iderts im Orient und Occident in diesem Lehrpunkte übereinstinmiten.
kennt mehr lateinische Väter als seine früheren Gesinnungsgenossen;
en Augustinus zitiert er Hilarius, Hieronymus, Leo I, Gregor I und
gor X. Eine dritte HauQtschrift Manuels ist eine byzantinische
gmatik in 10 Abschnitten, worin die Gotteslehre, Trinität, Inkarnation,
ramentenlehre und Eschatologie zur Darstellung gelangen. Von der
chartigen Schrift des Johannes Eyparissiotes unterscheidet sie sich be-
ders durch selbständigere Arbeit und die Vermeidung einer rein mecha-
.'hen Verknüpfung der Lehrsätze. Der Einfluss der abendländischen
lolastik macht sich durch die ganze Schrift geltend, insbesondere im
X 7, welches die Menschwerdung vom Standpunkte der Vernunft aus be-
.^htet. hn wesentlichen verleugnet aber Manuels' Dogmatik den Charakter
byzantinischen Theologie nicht; die Väter stehen immer im Vorder-
md, und am Schlüsse erklärt Manuel ausdrücklich^ dass er keine eigene
^kulationen vorgelegt, sondern nur, was er aus der hl. Schrift und den
tem gelernt habe. Die Darstellung ist klar, einfach, übersichtlich
i zweckentsprechend. Ausser diesen Schriften werden Manuel noch ein
»sseres Werk JIcqI tijg äyfag TQidSogy Aoyot ^eoXoyixofy eine Abhandlung
T die Beschneidung, eine Rede auf den Erzmärtyrer Stephanos und
brere Briefe handschriftlich beigelegt.
1. Ausgaben: Die 8 veröffentlicbten Schriften nach Drucken von P. Stevarfc und
ibefis bei Migne, Patr. gr. 152, 13—661. — Die vier Bücher ^egen die Griechen
in der lateinischen Uebersetzung des Ambrosius Camaldulensis. Der griechische
t ist handschriftlich mehrfach vorhanden, z. B. in cod. Monac. 261. Hieraus eine längere
le bei y. Loch, Das Dogma der griechischen Kirche vom Purgatorium, Regensbui^ 1842
^4— 43. — Eine Uebersetzung der Schrift De Trinitate des Boethius wird ihm in cod.
rin. 161 s. 15 fol. 55—61^ beigelegt
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 11, 453—455. — L. Allst ius, De perp. con-
»ione S. 855 f. — Quetif et Echard, Scriptores ordinis Praedicatorum 1 (Paris 1719)
-720.
3. In dem cod. Paris. 1277 saeo. 14 fol. 196^—199 ist ein Compendium dogmatum
>logioonim et philosophicorum unter dem Namen eines Mönches Johannes Kapos
alten, der vielleicht in diese Zeit gehört.
38. Mannel 11 Palaeologos {Mavovrjl JlaXmoXoyog) 1391 — 1425,
er der gewandtesten Stilisten und Dialektiker des hinsterbenden Byzanz,
ichte auch der Theologie ein intensives Interesse entgegen und verfasste
hrere theologische Schriften. Auf seiner Reise nach dem Abendlande
rde ihm in Frankreich eine Abhandlung über den Ausgang des hl. Geistes
gebändigt, die er in 157 Kapiteln beantwortete. Beide Schriften sind
:'h unediert. Umfangreicher und bedeutsamer ist sein JidXoyog neqi tijg
(• XQttmavm' x^qrflxelag nqog uva üäQtfrjV in 26 Gesprächen: die grösste
zantinische Apologie gegen den Islam. Sie beruht auf den
ligionsgesprächen, die Manuel mit einem türkischen Muterizis in
kyra pflog, als er mit einer Hilfstruppe an dem Kriege des Bajazet
?en einen Emir teilnahm (1390). Er scheint die einzelnen Konferenzen
ich schriftlich fixiert zu haben, da noch Andeutungen über ganz spezielle
istände in dem Dialoge vorkommen. Die Redaktion der seinem Bruder
eodoros, Despoten des Peloponnesos (f 1407), gewidmeten Schrift ge-
lah jedoch später: Manuel wollte darin nur eine Auswahl der \>ed^\x\r
112 Bysantinkohe Lüteraturgeaohichie. L Prosaiaohe Litterattir.
sameren Ausführungen des Muterizis und seiner eigenen bieten. Von deu
26 Dialogen sind nur die 2 ersten veröffentlicht. Sie handeln von den
Engeln, der Menschenseele, Himmel und Erde, von dem Falle Adams und
dem Paradiese Mohammeds. Die weiteren haben folgenden Inhalt: Die
Tierseele, die kriegerischen Erfolge des Islam, Moses* Superiorität übei
Mohammed, die Überlegenheit der sittlichen Vorschriften des Christentums,
Vorsehung und Praedestination. Vom 12. Dialoge an werden die Haupt-
lehren des Christentums, Dreifaltigkeit, Bilderkult, Erlösung, Sendung dei
Apostel, Eucharistie und die reale Gegenwart Christi besprochen. Diese
Reihenfolge, die kein System verrät, ergab sich offenbar aus dem leben-
digen Fluss der Rede. Der Gegner ist dem Christentum von vornherein
günstig gesinnt und seine Einwände sind nicht sehr gefährlich. Doch wir^
er nicht zur blossen Kunstfigur, wie das in so vielen Dialogen der Byzan-
tiner der Fall ist; denn Manuel gesteht, dass er den Muterizis zur An-
nahme des Christentums nicht bewegen konnte. Die Entstehungsweis<
des Dialoges Hess eine direkte Abhängigkeit Manuels von seinen Von
gängern nicht zu; doch kannte er sie und verweist insbesondere auf di<
Schrift seines Grossvaters Johannes Eantakuzenos. Aus der Zeit seinei
Aufenthaltes in dem Kloster trjg JlsQißXtnvov (nach 1421) mögen di<
geistlichen Reden auf Feste Christi, Maria und anderer Heiligen
2 Morgengebete und ein durch Einfachheit und wahre Empfindung her-
vorragendes Kirchenlied stanmien. Vgl. Krumbacher.
1. A asgaben: Die 2 Gespräche des Dialoges ed. pr. C. B. Hase, Not. et extr. 8 (1810
2» 309—382; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 156, 126-173. — Vollständige Hss: cod
Paris. 1253 saec. 16 foU. 514, cod. Goisl. 130saec. 16 foll. 216, cod. Ambros. L. 74 snp
saec. 15 u. a. — Von den Homilien ist nur eine, In donnitionem Deiparae, bei Mign«
a. a. 0. 91—108 gedruckt. — Die 2 Morgengebete und das Kirchenlied ebenda 564 — 573
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 11, 617—620. — Berger de Xivrey
Memoire sur la vie et les ouvrages de Tempereur Manuel Pal^ologue. M^moires de Tln
stitut de France. Acad^mie des inscriptions et belles-lettres 19 (1853) 2, 1—201.
39. Symeon {2v(X€(iv), Erzbischof von Thessalonike (1410 — 1429)
ist ein vollendeter Typus jener Richtung in der byzantinischen Thea
logie, welche sich selbst von dem geringen Masse von Forschung un<
Spekulation fernhielt, das mit jeder Apologetik und Polemik verbunden ist
und sich auf die Erklärung des Überlieferten beschränkte. Sein Haupt
werk ist eine Darstellung der Glaubenslehre, der mystischen und litur
gischen Riten der griechischen Kirche in der Form eines Dialoges zwi
sehen ihm als aQxieQsvg und einem xXrjQixog. Diese Form ist jedoch reii
äusserlich und ohne alles litterarische Geschick nur zu dem Zwecke an
gewandt, um bei dem vielgestaltigen Inhalt der Schrift den Übergang voi
einem Punkt zum anderen zu erleichtern. Die Glaubenslehre wird an
kürzesten behandelt; es ist nur eine Zusammenstellung von Häresien, unte
denen die der Barlaamiten und Lateiner nicht fehlen (Kap. 1 — 32). Um
fangreicher ist der Abschnitt über die Mysterien (Kap. 33—293). Symeoi
erklärt hier den symbolischen Sinn aller Zeremonien, welche der o^iell
Gottesdienst seiner Zeit umfasste. Für die Kenntnis der historischen Ent
Wicklung bietet er aber sehr wenig. Interessant sind die AusfÜhrungei
über die kirclilichen Gebete, insbesondere das Stundengebet (Kap. 294 bi
SSP/ Den SchluBs bildet die Erklärung des BegräLbmsdtua. Einß zweit-
t Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§§ 89>-40) 113
Schrift, für fromme Gläubigen auf Kreta bestimmt, ist rein liturgischen
Inhaltes und ein Auszug aus den betreffenden Abschnitten der grösseren.
Drei kleinere Abhandlungen haben das nikänische Olaubenssymbol zum
Gegenstand. Ähnlich wie Anastasios Sinaites, Maximos, Photios schrieb
Svmeon auch Quaestiones et responsiones auf die Anregung des
Bisehofes Oabriel von Pentapolis. Die 83 Antworten bewegen sich auf
dem exegetischen, dogmatischen und vornehmlich auf dem liturgischen
ixebiet^. Eine letzte Schrift an einen Mönch, der zum Priester geweiht
worden war, behandelt die Würde und die Pflichten des Priestertums.
Svmeon stellt sich somit als der letzte Vertreter der mystagogischen Theo-
logie dar.
1. Ausgaben: Eine Gesamtausgabe yeranstaltete Dositheos, Jassy 1683; abge-
druckt bei lligne, Patr. gr. 155, 25—1004 mit einem umfangreichen Index. — Es fehlen
darin Gebete und andere kleinere Schriften, z. B. 2 Briefe an die Kirchen seines Sprengeis,
in cod. Athens 3724 s. 15, die in den Hss unter dem Namen Sjmeons gehen. — Eine neu-
griechische Ausgabe erschien in Venedig 1791 und ist wiederholt nachgedruckt worden.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 11, 328—334. - L. Allatius, Diatriba de
.^rmeonibus, Paris 1664 S. 185 — 194. — M. Sokolov, Symeon, der Erzbisch, v. Thessalon.,
<'tenija in der Gesellschaft der Freunde religiöser Bildung 1894, 518—558. Notiert in B.
Z. 4 (1895) 393.
40. Die Polemik gegen die Lateiner erreichte ihren Höhepunkt in
dem letzten halben Jahrhundert, das dem byzantinischen Reiche beschie-
den war. Je mehr die Kaiser die Unmöglichkeit einsahen, ihr Reich ohne
die Hilfe des Abendlandes vor dem Halbmond zu schützen, desto fieber-
hafter gestaltete sich die litterarische Thätigkeit der byzantinischen Theo-
logen zur Verteidigung der Eigentümlichkeiten ihrer Kirchenlehre und
Kirchendisziplin, deren Verlust sie von der Union mit der lateinischen Kirche
befürchteten. Unter diesen Umständen fand die romfreUndliche Richtung
am Anfang des 15. Jahrhunderts nur noch wenige Vertreter. Neben Manuel
Kalekas kennen wir nur Maximos Chrysoberges, Manuel Chrysoloras
und Esaias Kyprios. Der erste, ein sonst unbekannter Mönch, beschrieb die
Kontroverse über den hl. Geist mit besonderer Beachtung der Vorgänge
anter Photios und unter Berufung auf einige Stellen bei Athanasios, Basilios
und Kyrillos von Alexandrien, in denen er die Lehre der Lateiner er-
blickte. Manuel Chrysoloras wurde von Johannes Vlll Palaeologos nach dem
Abendlande geschickt, um Hilfe für Byzanz zu erflehen; er nahm bleibenden
Aufenthalt in Italien, wo er als einer der ersten Vertreter des Humanis-
mus thätig war. Seine 2 Abhandlungen für die Lateiner sind noch un-
ediert. Esaias Kyprios verfolgte dieselbe Tendenz in einer kurzen Ab-
handlung an einen gewissen Nikolaos Sklengias. Alle übrigen Theologen
polemisieren gegen die Lateiner. Ähnlich wie bei ihren Vorgängern liegen
auch hier nur von dem kleineren Teile Schriften im Druck vor. Der be-
deutendste unter ihnen ist Joseph Bryennios, Mönch des Klosters Studien,
der Lehrer des Markos Eugenikos, der auch auf anderen theologischen
liebieten thätig war. Auch von Makarios, dem Metropoliten von Ankyra,
Xakarios Makros, der zuerst auf dem Athos und später in dem Kloster
tw nav%oxQcttoQoq in Konstantinopel Mönch war, und einem anderen Mönche
Namens Lazaros ist je eine Schrift durch den Druck bekannt. Unediert
änd hin^e^en die polemischen Schriften des oben genannten l^iko\ao^
der kiMm. Altertumgwtmeaacbail IX, 1, AbÜg, 9, AnÜ, g
114 Bysantiniflche Litteratiurgeaohichte. L ProsaiBohe Litterattir.
Sklengias von Kypern, des Niketas Mursiniotes und vieler anden
wie Johannes Kubuklesios, Nilos Tarchaniotes, Joseph Philagrei
Leon, Metropolit von Preslaba an der Donau, Athanasios Eydonios, di
Erzbischöfe von Bulgarien Hadrianos und Matthaeos, Basilios, Mönc
des Klosters Studien, die Mönche Eyrillos Petrinos, Maximos \m
Matthaeos, Andronikos Dukas Sguros, Nikolaos, Bischof vo
Zakynthos, Angelos Gregorios, Nikephoros Philosophos und Thec
dosios. Die Lebenszeit einer Anzahl dieser Polemiker ist noch näher i
bestimmen; einige derselben reichen wahrscheinlich noch in das 14. Jahi
hundert zurück. Grössere Dimensionen nahm der theologische Gegensai
innerhalb der griechischen Kirche nach dem Unionskonzil von Florenz aj
Markos Eugenikos und nach ihm Georgios Scholarios stellten sich an d
Spitze der nationalgriechischen Partei, während Bessarion, Gregorios Man
mas und Joseph von Methone das Heil des Griechentums in dem Anschlui
an das Abendland und die lateinische Kirche erblickten.
1. Die Abhandlung des Maximos Chrysoberges ed. pr. L. Allatius, Graec
orthod. 2, 1074-1088; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 154. 1217—1229.
2. Manuel Chrysoloras übersetzte auch liturgische Gebetsformeln ins Griechiscl]
Vgl. Fabricius, Bibl. gr. 11, 409—411. — Einer der beiden Traktate für die Lateiner ste
in cod. Paris. 1300 s. 16 foll. 20. — Aus seiner umfangreichen Korrespondenz sind di
Briefe gedruckt bei Migne, Patr. gr. 156, 24—60. — Vgl. über ihn E. Legran
Bibliographie hell^nique 1 (Paris 1885) XIX— XXX. — Voigt, Die Wiederbelebung d
klassischen Altertums V (Berlin 1894) 222—232. — R. Sabbadini, L*ultimo ventenz
della Tita di Manuele Grisolora, Giomale ligurino 17 (1890) 321—336.
3. Das Schriftchen des Esaias Eyprios ed. pr. L. AUatius, Graecia orthodo:
1, 396—399; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 158, 972-976.
4. Die Abhandlung des Makarios, Metrop. v. Ankyra, ed. Dositheos, Tofio^ t
xatttXXay^g, Jassy 1692. Vgl. A. Demetrakopulos, '0^. 'EXkag S. 88 f.
5. Sämtliche Werke des Joseph Bryennios ed. pr. Eugenios Bulgari
3 Bde, Leipzig 1768 — 84 (mir unzugänglich). Im 1. Bd eine längere Abhandlung üh
sein Leben. — Er war Zeitgenosse von Demetrios Eydones, Theodoros Meliteniotes u
Nikolaos Kabasilas. Die Datierung von A. Demetrakopulos, 'Oq&, *EXXtig S. 90, d
Bryennios 1431—38 starben lässt, ist daher falsch. Vgl. M. Treu, B. Z. 1 (1892) 95— $
Den hier edierten Brief gab schon Eug. Bulgaris; dazu E. Kurtz, B. Z. 1, 332. — Na
den Hss umfasst der litterarische Nachlass des Joseph Br. Abhandlungen gegen Lateiner u
Barlaamiten, asketische Schriften, Homilien und Briefe. — Nikephoros Ealogeras,
ea^ara tov iv BvCayrit^ iXXfjvMov XQatovg u. s. w., 'Eraigla 6 *EXkfjviafA6g, Ta iy av
yiyofisya ayttyytoafiara 1 (Athen 1894) 5—23 betrachtet das Heilmittel gegen das Schisma c
beiden Eirchen, in dessen Besitz Joseph Br. zu sein behauptete, als einen diplomatisch
Eniff, der dem Sultan Angst vor der leicht durchführbaren Union einflössen sollte. Vgl. d
deutschen Auszug aus der Abhandlung in der Revue intemat. de thdol. 2 (1894) 505—5:
— Grössere Untersuchungen über Joseph Br., dem wir hier nicht gerecht werden könn<
wird Ph. Meyer demnächst in der B. Z. und in den Theolog. Studien und Eritiken
scheinen lassen.
6. Die Schrift des Makarios Makros Ugog rovg yfartVovc ed. Dositheos a. a.
— Ein Enkomion auf die hl. Euphemia in cod. Coisl. 307 a. 1552 fol. 437—442'' und e:
Ijc^Qaaig auf das Bild des Märtyrers Demetrios in einer Florentiner Hs sind unedic
A. Papadopulos Eerameus, JeXrioy 3 (1892) 459— 467, edierte aus einer UxoXov&ia i
den als Heiligen gefeierten Makarios ein kurzes Lebensbild desselben. Es bestätigt die Na*
rieht des Georgios Fhrantzes, dass M. von Johannes VIII Palaeologos an den Papst Martin
gesandt wurde. Dieselbe Hs enthält auch eine längere Vita des Makarios.
7. Des Mönches und späteren Bischofs Lazaros Brief an den Metropoliten von Larii
ed. Simonides, 'OQdod, 'eSUi/v. dBoXoy, yga^ai, 2. Aufl., London 1865 S. 215 — 18.
Er steht auch in codd. Paris. 817 u. 1191.
8. Die Liste der Übrigen obengenannten Polemiker bei A. Demetrakopulos, '0\
'EXXäg S. 91—98. Darunter befindet sich ein Epiphanios, der in mehreren Hss mit l
recht als Patriarch von Epel bezeichnet wird. — Von einem Makarios hieromonach«
der mit den genannten vielleicht nicht identisch ist, steht eine Abhandlung gegen
Lateiner in cod, Paris. 1218 saec. 15 fol. 490—502^. — Nike\ihoroB Philosophos w
L Theologie. A. Dogmatik und Polemik. (§ 41) 115
^d. Vat Ottobon. 92 saec. 16 fol. 117—132 ein 'Enixatfiog , , , elg tov fiiyav iv naxQi"
atg 'Jyrtiyioy zQgeschrieben.
41. Markos Eugenikos {MccQxog EvyBnxog), aus Eonstantinopel ge-
iig. Mönch und später Metropolit von Ephesos, repräsentiert nach der
I Johannes Vm Palaeologos auf dem Konzil zu Florenz (1439) vollzogenen
ion mit Rom jenen weitaus grösseren Teil des griechischen Volkes und
•ms, welcher aus Gründen, die in erster Linie kultureller Natur sind,
Union in unversöhnlicher Feindschaft entgegenstand. Auf dem
tizil in Ferrara und Florenz suchte er als Vertreter des Patri-
hen von Antiochien seine Meinung durch zahlreiche Reden zum Siege
bringen und verweigerte, als die Union trotzdem zu stände kam, die
Verzeichnung des Unionsdekretes. Nach seiner Rückkehr nach Ephesos
rann die nationale Partei, welche ihren Gegnern vielfach Bestechung
warf, bald einen so grossen Einfluss, dass von einer Massregelung des
rkos, wie sie Eugen IV versprochen worden war, keine Rede mehr
\ konnte. Er blieb der grösste Feind der Union bis zu seinem Tode
thrseheinlich schon 1443). Kurz vorher bestellte er Georgios Schola-
s zum Fortsetzer seiner Polemik und noch in seinen letzten Worten
chte er seinen Gegensatz zur römischen Kirche zum Ausdruck. Sein
jhliches und politisches Testament klingt aber zugleich aus in einem
söhnenden Hinweis auf einen zukünftigen Tag, an dem Gott seiner
che Friede und wahre Reform verleihen werde.
Markos' litterarische Thätigkeit galt in vorzüglicher Weise der Be-
iptung und Verteidigung des nationalgriechischen Standpunktes in der
ionsfrage. Zur Abfassung einer grösseren polemischen Schrift kam
nicht; wohl aber behandelte er in kleineren Traktaten, in Streit-
iriften gegen Bessarion und Andreas von Kolosses, in zahlreichen
iefen sämtliche Abweichungen in Lehre und Disziplin zwischen der
echischen und lateinischen Kirche. Davon ist nur ein Teil veröffent-
ht: ein Glaubensbekenntnis, 2 Rundschreiben gegen das Konzil von
•renz, wovon das eine von Gregorios Mammas, das andere von Joseph
1 Methone bekämpft wurde, je ein Brief an Georgios Scholarios, dem er
-warf, zu den Lateinern übergegangen zu sein, an den Mönch Theophanes,
en Presbyter Georgios und an den Kaiser. Die erste Stelle unter den ge-
ickten Schriften nehmen die 57 Kapitel gegen das lateinische Dogma
, die bis zum Kap. 18 Georgios Scholarios und von da an Bessarion
ierlegten. Ein kurzer Dialog ^uTtvog handelt von dem Zusatz im
inbolum. Eine Abhandlung über die Epiklese verfolgt den Nach-
is, dass durch dieses Gebet die Wesensumwandlung in der Eucharistie
>ehehe. Ausser diesen antilateinischen Kontroversschriften schrieb Markos
e Abhandlung gegen die Barlaamiten, einen Traktat über die Gebrech-
ikeit des Menschen zur Begründung der Lehre von der Ewigkeit der
llenstrafen, die von dem Kaiser mit Rücksicht auf die Schwachheit
• menschlichen Natur und Gottes Gerechtigkeit angezweifelt worden
r, eine Erklärung des kirchlichen Officiums, eine Akoluthia auf Symeon
taphrastes, mehrere Poesiestücke, asketische Paränesen u. dgl. In einem
efe an Isidoros hieromonachoa beantwortet er die schon früher 'öftei^
8»
116 BysantiniBche LitieraturgeBohiohte. L ProsaiBohe Litteratnr.
erörterte Frage über die Bestimmung der Todesstunde. Eine kleine Schri
bespricht eine philosophische Frage, die der Kaiser Johannes Palaeologi
an ihn gerichtet, über die Unsterblichkeit der unvernünftigen Wes«
Vieles andere ist noch unediert.
In der theologischen Dialektik lag die Stärke des Markos nich
er wiederholt nur die Argumente, welche schon hundertmal gegen d
Lateiner aufgeführt worden waren. Schon Joseph von Methone mach
ihm zum Vorwurf, alles aus Palamas und Nilos Kabasilas herübergenof
men zu haben. In der Konsequenz jedoch, mit welcher er den nationi
griechischen Standpunkt festhielt, legte er eine Ausdauer und eine Kri
an den Tag, die ihn noch heute in den griechischen Kreisen zu einem d
Heroen des Hellenismus stempelt.
1. Ausgaben: Die meisten gedruckten Schriften stehen bei Migne, Patr. gr. 1<
16-204, 529-33, 536 f., 1080-1111, 1164-1200; 161, 12-244 teils nach früheren Drucken von I
sitheos, Simonides, Boissonade, teils von J. Hergenröther zuerst herausgegeben, mehn
derselben zugleich mit den Widerlegungen von Gregorios Mammas^ Georgios Scholar
und Bessarion. Die KetpäXaia cvXXoymrixd ngog AtnLvovg irrtümlich als inedita. !
waren schon dreimal herausgegeben in Leipzig 1757, Wien 1784, Petersburg 1797. Ai
ist Hergenröthers Ausgabe derselben unvollständig. Die KBtpaXaia avXXoyunixd xatd -
ttl^eaeats riUy UxiydvyKnuiy ed. pr. W. Gass, Die Mystik des Nikolaus Kabasilas, Grei
wald 1849, Appendix S. 217-232 (fehlt bei Migne). — Die Schrift De hominis imbecillit
ed. pr. A. Jahn, Zeitschr. f. historische Theologie 15 (1845) 4, 42 — 73. — Einige Briefe
Demetrakopulos, 'OgS^, 'EXXdg S. 102—104, K. Simonides, 'üQ&od. 'EXXtjy. &6oXoy. ygaq
London 1865 S. 211—214, Papadopulos Kerameus, MavQoyoQddretog ßtßX., Uyixd
mrjy., Kpel 1884 S. 98-100, N. S. Kaloutses, //«ycfw^« 6, 450- 52. — Ein Lebensabi
des Symeon Metaphrastes und einige Versstücke ed. Papadopulos Kerameus a. a.
100—105. Berichtigungen zu den letzteren im Jekrioy (1885-89) 679—681. — üu
gftnglich sind mir einige Homilien, die in Kpel erschienen sind, ebenso die Aosg:
einiger Schriften des M. E. von A. Norov, Paris 1859. Bemerkungen dazu gab S. Oil
nomos, Bios FQtjyogiov f^fjTQ, EigrjyovTtöXsfog, Athen 1881, 63 — 71. — Avaig rijs «tio^
rov ttvjoxQdroQog 'lutdyyov Tor IlaXttioXoyov ed. M. Euangelides, Festschrift für P:
K. S. Kontos, Athen 1893 S. 387-397. Vgl. B. Z. 2 (1893) 639. — nagaiyerixu m
tatpiUfia unter Markos' Namen erschienen im £(ütijq 15 (1893j. Vgl. B. Z. 4 (1895) ^
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 11, 670—677. Hier noch mehrere Inedita ai
geben. — 18 Schriften des Markos gegen die Lateiner verzeichnet A. Demetrakopn
a. a. 0. S. 98-102. — lieber einen reichhaltigen autographen Codex des Markos mit 54 SchriJ
vgl. A. Papadopulos- Kerameus, im UagdgiTjua des IvXXoyog 17 (1886) 47 f.
MavQoyoQd. ßißX. a. a. 0. S. 95 — 98. — Zur Polemik des Markos gegen Bessarion über
damals viel erörterte Frage, ob es für die Griechen besser sei, den Lateinern oder den Tür
unterthan zu werden, vgl. die Abhandlung in der 'EmtpvXXig der Zeitung N^a *Hfiiga 1
Nr. 809—812. — J. Dräseke, Zu Marcus Eugenicus, Zeitschr. f. Kirchengesch. 12 (1^
91 — 116. Das Schriftenverzeichnis umfasst hier 41 Nummern. Er tritt für das Jahr 1
als das Todesjahr des Markos ein. — V. Loch, Anteil des M. E. an dem Fortbeste
des gr. Schismas, Amberg 1844. — A. Demetrakopulos, 'latogia rov axlffitttog
Xariyix^S ixxXtjaias dno r^ff og&odo^ov 'EXXtjyixi^g, Leipzig 1867 S. 147 ff. — Nikepho
Kalogeras, MaQxog 6 Evyeyixog xal Brjaaagiuty 6 xaQdiydXig, Athen 1893. Von F. Lauch
Revue intemation. de thöolog. 1 (1893) 565—589 dem Hauptinhalte nach übersetzt and
einige Anmerkungen bereichert. Vgl. die Besprechungen Dräsekes , Neue kircbl. Zeitschr
(1894) 1002 - 1020 u. B. Z. 4 (1895) 145—153, der bei diesem Anlass seine Ausführungen 1
die Lebenszeit des Markos wiederholt. — Kalogeras wird manchem zu sehr als Partein
erscheinen, um das Urteil der Geschichte, vor deren Richterstuhl er die beiden Gegner stc
will, objektiv wiederzugeben.
3. Zum Leben: Vgl. das Geschichtswerk von Dukas, ed. Bonn. S. 118 —
— Ein kirchliches Officium auf Markos wird in cod. Paris 1295 saec. 15 fol. 804—
Johannes Eugenikos zugeschrieben. Dieser widmete übrigens seinem Bruder eine i
unedierte Lebensbeschreibung. Vgl. A. Demetrakopulos, 'latoqla rov <r/c0/«(
Leipzig 1867 S. 147. — Unediert ist auch eine Gedächtnisrede des Patriarchen Genna
auf Markos Eugenikos in cod. Mosq. 423. — Eine andere biographische Schrift des I
ponnesiers Manuel JJs^i Mdgxov fitjTQonoXixov ^Expinov xal rtj; er #Aft»^i^i^ <rvyoifov
L Theologie. A. Dogmatik nnd Polemik. (§ 42) 117
gttra I>fitajov xal BtjaaaQittyog (ed. Arsenij, Moskau 1886) aus der 1. Hälfte des 16. Jahr-
hundert»» kenne ich nur dem Titel nach.
4. Johannes £ugenikos, Bruder des Markos, Diakon und Chartophylax an der
Uji^ia Sophia, kam mit Joseph, dem Patriarchen von Epel, nach Italien, das er aber bald
wieder verliess. Er schrieb eine Abhandlung gegen das Unionsdekret von Florenz.
Ed. Dositheos, Tofiog t^g xttiaXXayijg, Jassy 1692. Vgl. A. Demetrakopulos, 'Oq&,
TlAäs S. 105. Eine längere Stelle derselben aus cod. Monac. 256 ed. V. Loch, Das Dogma
der griech. Kirche vom Purgatorinm, Regensburg 1842 S. 113 — 115. — In dem autographen
Codex Paris. 2075 a. 1489 finden sich unter anderem auch mehrere theologische Schriften,
^ei^tliche Reden, asketische Abhandlungen, Hymnen und Gebete, darunter auch eine Epistola
ad Isidomm de fatali vitae termino (fol. 237 — 242^). Ob letztere seinem Bruder angehört?
l'eber seine rhetorischen Schriften vgl. Erumbacher.
5. Ein Mönch von der Insel Imbros richtete an Kaiser Johannes YIII Palaeologos
eine Schrift, worin er beweisen wollte, dass die Dekrete des Konzils von Florenz dem
orthodoxen Glauben zuwider seien. Sie ist erhalten in dem cod. Monac. 256 fol. 143-155\
Auf diese Schrift folgt ein Brief des Markos Eugenikos an den Verfasser, worin er den
Empfang der Schrift, die er dem Kaiser fibermitteln sollte, bestätigt. Den Brief ed. D emetra-
kopulos a. a. 0. 8. 106 f.
6. Andreas von Kolosses wandte sich in einem Dialog gegen den obenerwähnten
Brief des Markos Eugenikos an den Presbyter Georgios (nach Simonides ed. von Dräseke,
Zeitschr. f. Kirchengesch. 12, 108-112). Ein Fragment desselben ed. L. Allatius, De
hbris ec«l. Graecor. S. 196 f.; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 150, 862 f. Vgl. Fr. J.
Stein, Stadien fiber die Hesychasten S. 202. — Eine 2. Schrift des Andreas ist betitelt:
'jrtoXoyia dnodeixxtxfj ant xtav avyyQaufidxuv rov fiaxagiov Satfid . . . negl t^s ^eiag ovciag
m ir§Qytiag. Vgl. Quetif et Echard, Scriptores ordinis Praedicatorum 1, 803. — Andreas
wohnte den Konzilien von Konstanz und Basel als Freund der Union bei. Vgl. Bzorius,
Annales, ad an. 1432 n. 27 ff., ad an. 1438 n. 8 ff.
43. Bessarion (Br^aaaQtcav)^ ein Mann von universaler Begabung
and seltenem Wissen, wurde um 1395 zu Trapezunt geboren. Er war
Schüler des Gteorgios Gemistos und wurde kurz vor 1438 zum Erzbischof
von Nikäa ernannt. In dieser Eigenschaft kam er mit Johannes VIII
Palaeologos nach Italien und bewährte sich hier als ein vortrefiflich ge-
schulter Theologe und, im Gegensatze zu seinem Landsmann Markos
Eugenikos, als ein warmer Freund der Union. Der Vollzug derselben war
in erster Linie die Frucht seiner im Dienste der Versöhnung stehenden Arbeit.
Nach dem Schlüsse des Konzils zog er mit den übrigen Griechen in seine
Heimat zurück, wurde aber bald nachher von Eugen IV nach Rom be-
rufen, wo die Kardinalswürde seiner harrte. Hier wurde sein Haus zum
gastfreundlichen Sammelorte der römischen Humanisten, von denen keiner
ihm fremd blieb. Im Jahre 1463 wurde er von Pius II zum lateinischen
Patriarchen von Konstantinopel ernannt und richtete als solcher ein um-
fangreiches Schreiben nach Konstantinopel, worin er sich unbedenklich den
Titel Oixovfjienxog navQiaQxrjg beilegte, ohne vom Papste behelligt zu wer-
den. Er starb 1472.
Von seinen zahlreichen Schriften kommen hier nur jene in Be-
tracht, die sich auf die Union und die mit ihr verbundenen theologischen
Kontroversen beziehen. Von den auf dem Unionskonzil gehaltenen Reden
ist besonders die zweite, Jlcgl ivtatrecag, bemerkenswert. Mit dem Florentiner
Konzil beschäftigt sich auch ein umfangreicher Brief an Alexios Laskaris
Philanthropinos. Mehrere Schriften sind dem theologischen Hauptdifferenz-
ponkte gewidmet: die Antwort auf die 4 Syllogismen des Maximos Planudes,
die Verteidigung der *EniyQttKpai des Bekkos gegen die Angriffe von Palamas,
and besonders die Widerlegung der Capita syllogistica des Markos Euge-
nikos, die er auf die Bitte des Patriarchen Gregorios von dem 18. Kapitel
118 BysantiniBohe LitteratnrgeBoliiohte. L Prosaische Lüteraiur.
an als Fortsetzung der von Georgios Scholarios begonnenen zu Ende führt«
Gegen eine zweite Schrift des Markos ist seine Abhandlung über da
Altarsakrament gerichtet; doch nannte er darin Markos nicht un
ignorierte die übrigen Schriften des leidenschaftlichen Gegners vollständij
Exegetischer Natur ist eine Auseinandersetzung über Joh. 21, 25, wori
er sich zu Gunsten des griechischen Textes ausspricht. Auf dem aske
tischen Gebiete liegt sein Kompendium der Mönchsregel des hl. Basilic
für die sicilianischen und italienischen Basilianermönche, wovon nur di
Einleitung gedruckt ist. Mehrere theologische Schriften Bessarions sin
noch unediort. Bessarion erscheint in allem als der vollendetste Gegei
satz zu Markos Eugenikos. Die beiden Männer hatten sich eben i
den Dienst ganz entgegengesetzter kirchlicher, politischer und litterarischi
Ideale gestellt, und wenn die Urteile über beide Männer auch in unsen
Zeit weit auseinander gehen, so liegt die letzte Erklärung hiefür in dei
Fortbestehen jenes Gegensatzes der Ideale selbst, den noch keine Macl
besiegen konnte.
1. Ausgaben: Eine Sammelausgabe nebst den historischen und rhetorischen Schrift<
nach früheren Drucken bei Migne, Patr. gr. 161, 137 — 745. — Einige seiner Schrifte
wie den Brief an Alexios Laskaris und sein Rundschreiben nach Epel, übersetzte Bessari«
selbst ins lateinische; seiner Rede über die Union gab er auch einige lateinische Erkl
rungen beL — Einige theologische Inedita in den codd. Vindob. theol. 250, Marcian. 533 u.
2. Hilfsmittel: Laonikos Chalkokondyles, ed. Bonn. S. 155, 228. — Georgi
Phrantzes, ed. Bonn. S. 192. — A. M. Bandini, De Bessarionis Cardinalis Nicae
vita, rebus gestis, scriptis commentarius, Rom 1777; abgedruckt bei Migne a. a. 0. 1 — Cl
Ebenda S. Glll— GXL Bapt. Platinae Cremen. Panegyricus in laudem Bessarionis ui
die Grabrede des Michael Apostolios. — Aufsätze von A. Sadov, Christ, dtenije, Petei
bürg 1883 S. 657-668, G. P. Begleres, 'ExxX. UXij». 2. Serie 1 (1885) 211-224. •
Monographien: Wolfg. v. Goethe, Studien und Forschungen über das Leben und die 2^it d
Kardinals Bessarion, 1, Jena 1871. — H. Vast, Le cardind Bessarion, Paris 1878. — Sado
Bessarion de Nicöe, son röle au concile de Ferarra-Florence, ses oeuvres th^ologiqnes
sa place dans Thistoire de Thumanisme, Petersburg 1883. — Angelos Eandelos, Juttg^^
TiBQi Brjaaagltoyos (6i (piXoc6(pov, Athen 1888. Einiges Neue bei H. Noiret, Lettres in^dit
de Michel Apostolis, Paris 1889 S.89— 43. — Vgl. auch die Litteraturangabenbei Markos Euge
43. Joseph (7ft)(ri^^), Bischof von Methone, der vor seiner Weil
Johannes Plusiadenos hiess und in ICreta lebte, war einer der wenige
geistlichen Würdenträger von Byzanz, die der Union bleibend beiträte
Der Verteidigung derselben und des Konzils von Florenz gelten seil
meisten Schriften. Die umfangreichste ist eine Apologie des Konzi
und seiner 5 Entscheidungen über den Ausgang des hl. Qeistes vom Sohn
gesäuertes und ungesäuertes Brot, Fegfeuer, Zustand der HeiUgen ui
Primat des Papstes. Die Beweisführung ist wesentlich positiv; das Haup
gewicht liegt in den Aussprüchen alter Väter, die Joseph in grosser Ai
zahl anfährt. Die lateinischen sind bei keinem seiner Vorgänger so zah
reich vertreten wie bei ihm; am nächsten kommt ihm hierin Manu
Ealekas. Das Bestreben des Johannes geht überall dahin, die ursprünj
Uche Harmonie zwischen Orient und Occident in den fraglichen Lehrsätze
nachzuweisen. Den Schluss bildet eine warme Aufforderung, der Uni(
beizutreten. Denselben Zweck verfolgt ein sehr lebendig geschrieben«
Dialog zwischen sieben Personen über dieselben Lehrdifferenzen. Wari
schon diese Schriften indirekt gegen Markos Eugenikos, den Führer d
Gegenpartei^ gerichtet, so griff er das Rundschreiben, worin der Metropo]
t Theologie. A. Oogmatik und Polemik. (§§ 43—45} 119
von Ephesos zur Verwerfung der Synode aufforderte, offen an. Ein
weiteres Zeugnis seiner Begeisterung für die vollzogene Union ist der
schwungvolle Kanon auf das Konzil von Florenz. Joseph erweist sich
durch diese Schriften als einer der gelehrtesten Freunde der Union, der
ein reiches Wissen in gefälliger, einfacher und volkstümlicher Sprache in
den Dienst der Sache stellte, die er als die richtige erkannt hatte. Sein
litterarischer Nachlass ist noch nicht vollständig gehoben.
1. Ausgaben: Eine vorläufige Gesamtausgabc nacb Drucken von Zanetti, L. Allatius,
Labbe, Pasini bei Migne, Patr. gr. 159, 960—1392. - Die Apologie des Konzils von
Florenz vulgftr-griechisch mit lateinischer Uebersetzung erschien in Rom 1628. — Einen Brief
ans cod. Monac. 190 ed. Hardt, Catalogus 2, 256. — Unedierte Schriften: In Gretenses
) scbiamaticos (cod. Bonon. universit 2378), Epistola de caritate (cod. Paris. 2500 saec. 15
fol. 218^ — 220^), Antirrheticus 2"^ contra Marcum Ephesinum, 61 Homilien auf die Fastenzeit
icod. Vatic. 670, cod. Bonon. bibl. commun. A T 8).
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 11, 458 f. — Der Bollandist Cuper, Acta
SS. Angnsti 1, 193 ff. erwies die Apologie für das Konzil von Florenz, die zuerst unter
dem Namen des Georgios Scholarios gedruckt worden war, als Josephs Werk.
S. Von einem MOnche Hilarion, der in Verona im Kloster SS. Nazarii et Gelsi lebte,
steht eine kurze Abhandlung IJegl agtov uvauxov rmv *EXkrivütv xal äCvfiov rtoy Aariytay, die
gegen einen Niketas gerichtet ist, bei Migne, Patr. gr. 158, 977 — 984. Sie wurde nach
dem Konzil von Florenz geschrieben.
44. Ghregorios Hammas {rQrjyoQiog 6 Ttjg Mafifiijg), mit den Bei-
namen Melissenos und Strategopulos, führte längere Zeit das Mönchsleben,
erhielt sodann die Würde eines Protosynkellos des Patriarchen von Kon-
stantinopel und wohnte als solcher der Synode von Florenz bei, zugleich
in Vertretung des Patriarchen von Alexandrien. Nach seiner Rückkehr
blieb er der Union treu, und als er 1445 zum Patriarchen von Konstan-
tinopel erhoben wurde, suchte er mit grossem Eifer dieselbe durchzusetzen.
Bald sah er aber die Erfolglosigkeit seiner Bestrebungen ein, entsagte dem
Patriarchalstuhl und kam nach Rom, wo er 1459 im Rufe der HeiUgkeit
starb. Georgios von Trapezunt pries ihn als Bekenner und Märtyrer, Athlet
der Wahrheit und Säule der Kirche. Schriftstellerisch trat er als Gegner
des Markos Eugenikos auf und suchte das eine Rundschreiben und das
Glaubensbekenntnis desselben zu widerlegen. Den Hauptinhalt bildet wie
bei Joseph von Methone der Nachweis des harmonischen Zusammenhanges
zwischen den Dekreten von Florenz und den Lehren der alten Kirchen-
väter. Die Väterstellen sind dieselben wie bei Bekkos und den übrigen
Unionsfreunden und sind wohl von diesen herübergenommen. Eine an
den Kaiser von Trapezunt gerichtete Abhandlung über den Zusatz im
Symbolum ist ganz ähnlichen Inhalts. Die von Mammas selbst erwähnten
Schriften über die Azyma, den Zustand der Heiligen und den Primat des
Papstes sind noch unediert.
1. Ausgaben: Die 3 gedruckten Schriften bei Migne, Patr. gr. 160, 13—248. Die
Apologie gegen Markos* Glaubensbekenntnis hier zuerst von J. Hergenröther ediert
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 11, 393 f.
46. Georgios Scholarios {rsiogyiog J;foAa^fo^), als Mönch und Patri-
arch Oennadios benannt, ist der letzte grössere Polemiker der byzan-
tinischen Kirche und der erste Patriarch von Eonstantinopel nach dem
Falle des Reiches. Er war xQtrrjg Trjg ßatuhxTjg xQiaecog unter Johannes Vlil
Palaeologos und begleitete diesen nach dem Abendlande, wo er in Ferrara
md Florenz eine unionsfreundliche Haltung einnahm. Später war er längere
120 BysaatiniBobe LitteratiirgeacbiGhte. L Prosaisohe litteratiir.
Zeit schwankend, bis ihn Markos Eugenikos definitiv gegen die Union g€
wann. Unter Konstantin IX erlebte er als Mönch in dem Kloster to
UavToxTQdTOQog den Untergang des Reiches und wurde noch im Jahr
1453 von dem Eroberer als griechischer Patriarch anerkannt. Er dankt
aber nach 5 Jahren ab und zog sich in das St. Johanneskloster bei Serra
in Makedonien zurück. Sein Todesjahr ist unbekannt; er lebte noch ii
Jahre 1464. Nach Papageorgiu starb er im Jahre 1468.
Gennadios' schriftstellerische Thätigkeit umfasst verschiedene Qe
biete. In der Kontroverse mit den Lateinern war seine Haltung dei
art, dass man früher zwei Autoren für die betreffenden Schriften postuliert!
Seine 4 Reden auf der Unionssynode ermahnen zur Versöhnung und zwi
auf der Grundlage dogmatischer Übereinstimmung. Dass er die Widei
legung der Syllogismen des Markos begann, wurde schon erwähnt. Ai
der anderen Seite stehen mehrere Abhandlungen über die dogmatische
Differenzpunkte, die sich sämtlich gegen die Lateiner aussprechen. Neu(
wird darin nicht geboten. Andere sind noch unediert, darunter ein längen
Dialog gegen die Lateiner, der auch auf Thomas von Aquino und Dui
Scotus Rücksicht nimmt. Sein Interesse an der abendländischen Scholc
stik bezeugen auch Übersetzungen einiger Schriften des Thomas vc
Aquino und Auseinandersetzungen zu seiner Lehre; sie sind ebenfalls unediei
Die übrigen Zweige der byzantinischen Polemik fanden in Gennadios ihn
letzten Vertreter. Gegen die Bari aamiten nahm er noch einmal Stellunj
die Juden bekämpfte er in einem Dialoge. Gegen sie ist auch die Samn
lung von Prophezien über Christus gerichtet. Der alten Streitfraj
über die göttliche Vorbestimmung der Lebensgrenze, die er ;
einem Briefe an den Mönch Joseph in Thessalonike behandelte, widme
er 5 Bücher JIcq! &e(aq nqovoiag xai ngooQiCfAov. Die Polemik gege
den Islam musste durch die unmittelbare Berührung mit den Türken n<
aufleben. Es spricht für die geistige Gelenkigkeit des Gennadios, dass •
auch hier eingriff. Er hielt eine Rede über den christlichen Glauben
Gegenwart des Sultans, die dem Christentum Duldung sicherte und :
den Bekenntnisschriften der griechischen Kirche gezählt wird. Diei
Disputationen setzte er noch fort, als er Konstantinopel verlassen hatt
Hierher gehört auch ein noch unedierter Dialog mit zwei vornehm«
Türken. Ein weiterer, recht hölzerner Dialog mit einem muhanmiedanisch<
Emir ist unecht. Aus der Zeit seines Hofdienstes stanmien mehrere geis
liehe Reden, die er an den Freitagen der Fastenzeit vor Kaiser, Hofsta
und Optimaten der Stadt hielt. Davon sind zwei veröffentlicht, worin •
die Eucharistie behandelt. Von seinen Briefen sind nur einige gedruch
Auch Liturgisches wird ihm beigelegt. Wir übergehen die Schriften, welcl
aus Gennadios' Streit mit Plethon über Aristotelismus und Piatonismus he
vorgingen und daher ausserhalb des Rahmens dieses Abrisses fallen.
Mit Gennadios wurden die äusseren Grenzen desselben schon übe
schritten; doch der Fall von Konstantinopel, so sehr er alle kirchliche
Verhältnisse von Byzanz umwandelte, brachte nicht das plötzliche Stiü
stehen der letzten theologischen Bewegung des untergegangenen Reich«
mit sich. Die Unionsfrage war allerdings definitiv beseitigt; aber d
L Theologie. A. Dogmaük und Polemik. (§ 45) 121
Polemik gegen die Lateiner wurde noch fortgesetzt, und zwar sowohl
von Gegnern als von Freunden Roms. Zu den ersteren gehören Gemistos
Plethon, Theodoros Agallianos, der Gegner des Johannes Argyropulos,
Georgios Amerutzes, Silvester Syropulos, der parteiliche Geschicht-
schreiber der Unionssynode, Makarios von Nikomedien und der Nomo-
phylax Leon, welche beide das ünionsdekret unterschrieben, später aber
ihre Zustimmung widerriefen, Matthaeos Kamariotes, Lehrer der Rhe-
torik in Konstantinopel, Michael Apostolios, Rhetor und Kopist auf
Ivreta. Johannes Moschos aus Lakedämon u. a. Als Freunde der La-
teiner traten einige griechische Humanisten, wie Johannes Argyropulos,
> öeorgios von Trapezunt und Theodoros Gazes in Italien auf.
1. Ausgaben: Eine Sammlung theologischer Schriften gibt Migne, Patr. gr. 160,
^20- 773, nach früheren Drucken mit Ausnahme der LI. 3—5 negl &eias ngovoiag xal ngo-
9^€fdov, die hier zuerst erschienen. Fttr den unechten Dialog vgl. J. C. T. Otto, Zeitschr.
f. bistor. Tbeol. 20 (1850) 389-417 u. 34 (1864) 111-121. - Eine weitere Schrift gegen
die Lateiner mit 2 Briefen ed. Simonides, 'Ogß^, TEXXijy. l^eoX. ygatpai S. 42-72. — Den Dialog
gecen die Juden ed. pr. A. Jahn, Anecdota Graeca theologica cum prolegomenis, Leipzig 1893
S. 1-57. Ebenda S. 58-68 die Sammlung von Prophezieen. Darauf folgen S. 69-141 Analecta
miscella theologica aus byzantinischen Theologen wie Niketas David, Nikepboros Gregoras,
GregorioB Palamas u. a. Die Auszflge sind aber zu kurz und zu unbrauchbar, um eigens
veneichnet zu werden. VgL die Rezension von K. Krumbacher, B. Z. 3 (1894) 641 — 44. —
Auaser den oben genannten sind noch mehrere Schriften des Gennadios unediert, die
z. B. in den codd. Athous 1161, Paris. 1289—1298, von denen die codd. 1289 und 1294
Antogrmphe des Gennadios sein sollen, vorliegen. — Einen Codex des Pantokratorklosters
aof dem Berge Athos mit 35 Nummern erwäint Sp. Lampros, B. Z. 2 (1893) 609.
2. Hilfsmittel: Dukas, Histor. ed. Bonn. S. 142, 148. — Georgios Phrantzes,
Histor. ed. Bonn. S. 305- 8. — E. Renaudot, Dissertatio de Gennadii vita et scriptis, Paris
1709; abgedruckt bei Migne a. a. 0. 249—308. Die Liste der Schriften umfasst 76 Nummern.
- Fabricius, BibL gr. 11, 349—393 fttgt noch einige hinzu. — A. Dometrakopulos,
\)^. 'EkXas S. 110—118 Ober die Schriften gegen die Lateiner. — E. Sathas, Georgios
ScholarioB, 1865 ist mir unzugänglich. — W. Gass, Gennadiusund Pletho, Aristotelismus und
Piatonismas in der griechischen Kirche, Breslau 1844. — A. Lebedev, Die griechisch-östliche
Kirche anter der oemanischen Herrschaft nach der Eroberung von Kpel, Bogosl. V^tnik 1894.
Notiert in B. Z. 4 (1895) 214, 393. - lieber das Symbol des Gennadios vgl. J. C. T. Otto,
l»es Patriarchen Gennadios v. Kpel Confession, Wien 1864. — W. Gass, Symbolik der
^•chischen Kirche, Berlin 1872 S. 34 — 39. — Ueber s. Abendmahlslehre vgl. Steitz,
Jahrböcher f. deutsche TheoL 13 (1868) 672—77. — DrÄseke, B. Z. 4 (1895) 3-4
f beweist noch einmal die Einheit der schriftstellerischen Persönlichkeit des G. Seh. Die
» Grabinschrift d. G. Seh. s. bei P. N. Papageorgiu, B. Z. 3, 315.
3. Von Theophanes, Metropolit von Media in Thrazien um 1453, sind Briefe und
eine Abhandlung über den Ursprung der Seele in cod. Paris. 1292 saec. 15 erhalten; dort
i uch ein Brief des Gennadios an Theophanes über dasselbe Thema.
4. Die Aasklänge der Polemik gegen die Lateiner: i. Georgios Gemistos
Plethon gehörte zur griechischen Kommission auf der Synode von Florenz. Einige Aeusse-
y rangen desselben teilt Silvester Syropulos, Histor. conc. Florent. S. 155 f., 197 f. mit. Er ver-
faaste mehrere Schriften Aber den Ausgang des hl. Geistes. Eine derselben ed. Dositheos,
Uuog uyuntji, Jassy 1698 S. 316—320, abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 160, 975—980. Eine
Iudere noch anedierte wurde von Gennadios bekämpft, weil Plethon darin das Christentum als
Kilches angriff» ^gL Epistola Gennadii ad Plethonem bei Migne, Patr. gr. 160, 597 — 630.
I - VgL L. Allatius, Diatriba de Georgiis bei Fabricius, Bibl. gr. 12, 85—102. — Fr.
^ Srhultze, Geschichte der Philosophie der Renaissance, 1. Band, Georgios Gemistos Plethon
3!id seine reformatorischen Bestrebungen, Jena 1874.
2. Die Streitschrift des Diakons und Dikaeophylax an der Hagia Sophia in Kpel,
Theodoros Agallianos, gegen Johannes Argyropulos bei Migne, Patr. gr. 158, 1012
bis 1052. — 2 andere Abhandlungen gegen die Lateiner gab Dositheos heraus. Vgl.
A. Demetrakopulos, 19^^. 'EXktig S. 108. — Selbstbiographisches in cod. Bodl. Canon.
4» iaec. 15 foL 106—153.
5. Des Silvester Syropulos Geschichte der Florentiner Synode ed. Robert Crey-
fkton, Hagen 1660 f. Gegen den Herausgeber polemisierte L. Allatius, In Roberti
Otyghtoni apparatum .... ezercitaiaones, Uom 1665. — Die unionsfreundlicbe DarstAUun^
122 Bysantinisclie Litteratiirgeschiohte. L Protaiflohe Lüierainr.
der Synode von Dorotheos, Erzbisch, von Mytilene, bei Harduin, Concilia 9 (Paris 171
1—28. Vgl. Th. Frommann, Kritische Beiträge zur Geschichte der Florentiner Eirchi
einigung, HaUe 1872, S. 63-86.
4. GeorgiosAmerutzes aus Trapezont schrieb üegi rdSy av/aßeßt]x6T<oy iy rß^Xta^
uyß avyodti». Vgl. Dem etrakopulos, 'Oq&. 'EXXag S. 119 f. — In cod. Paris. 3043 s. 16 Sl
tentia G. data Florentiae fol. 16^—18. Bei Migne, Patr. gr. 161, 723 ff. ein Brief an Bessarif
5. Von Matthaeos Kamariotes, der den Fall Epels beschrieb, sind nebst il
torischen und poetischen Stücken mehrere theologische Schriften ttberliefert z. B. in coi
Paris. 1191, 1214, 817. Sie sind gegen Lateiner und Barlaamiten gerichtet.
6. Des Michael Apostolios IlQWftpfayrjfia eig xoy ßaatXda Kfovaxaytiyoy ed. A. D
m etrakopulos, *E&yix6y 'HfitQoXoyioy 1870. Vgl. A. Dem etrakopulos, 'Oq&. 'Ekl
S. 121. — In cod. Bodl. Barocc. 76 saec. 15 fol. 63-69 eine Schrift über den Ausga
des hl. Geistes. — In cod. Laurent, pl. 10, 25 saec. 1 5 fol. 47 — 51 ein Dialog MeyiHyog ij m
Tguidog. — In cod. Paris. 1744 saec. 15 fol. 37-61 Verse auf die Sonn- und Festtage des Jahr
— Vgl. E. Legrand, Bibliogr. höllönique 1 (Paris 1885) LVIII— LXX u. Krumbach«
7. Von Johannes Moschos steht eine Schrift gegen die Lateiner in cod. Escor. I
saec. 15 fol. 1—33. — Vgl. über ihn die Notiz von H. Noiret a. a. 0. S. 49.
8. Von den griechischen Polemikern gegen die Lateiner im 16. Jahrhundert gn
Manuel Peloponnesios f 1551 auf Persönlichkeiten des 15. Jahrhunderts zurück. V
A. Demetrakopulos, 'Oq&, "EXXdg S. 122 f. Drei Schriften desselben gab Arsenij hera;
Vgl. B. Z. 4 (1895) 371 Anm. Eine derselben, worin er auf 10 Kontroverspunkte «
wertet, die ihm ein Dominikaner Franziskus vorgelegt hatte, ed. pr. Le Moyne, Varia s«
1 (Leiden 1685) 268—293 (unvollständig); abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 140, 469—4
(unrichtig als Schrift des 13. Jahrhunderts). — Ueber weitere Polemiker vom 16. Ja
hundert an vgl. Demetrakopulos ebenda S. 123—201.
5. Freunde der Lateiner. 1. Johannes Argyropulos, Lehrer der Gramma
in Kpel, später in Florenz, wo er sich der Gunst der Medicäer erfreute, verfasste auf
Anregung des Duz Lukas Dukaras eine Schrift über den Ausgang des hl. Geistes, wo
er sich auf die lateinischen Väter stützt. Ed. L. Allatius, Graecia orthod. 1, 400—4!
abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 158, 992—1008. — 2, Der Humanist Georgios v
Trapez unt nahm auch lebhaften Anteil an der Unionsfrage. Seine Schriften über
Streitpunkte bei Migne, Patr. gr. 161, 829—868, 896—903 sind formell noch ganz byz
tinisch gehalten. — Hier mögen auch seine Acta martyrii S. Andreae Ghii f 1465 (ed. in i
Acta SS. Maii 7, 185-188) erwähnt werden. - 3. Cod. Paris. 1287 saec. 16 foll. 133 entl
eine Sfammlung von Disputationsreden zwischen Griechen und Lateinern in Fem
die Theodoros Gazes (f 1475) veranstaltete. — Seine Uebersetzung eines Briefes
Papstes Nikolaus V an den Kaiser Konstantinos bei Migne, Patr. gr. 160, 1201—12.
B. Exegese.
46. Charakteristik. Der Abstand der späteren byzantinischen Lit
ratur von der altchristlichen und patristischen des 4. und 5. Jahrhunde
ist auf dem exegetischen Gebiete weit grösser als auf dem dogmatis^
polemischen. Während hier vom 6. — 9. Jahrhundert die Arbeit i
patristischen Zeitalters noch im Fluss war, hörte nach Kyrillos von A
xandrien und Theodoret von K)rrrhos die selbständige exegetisc
Forschung mit einem Schlage auf. Verhängnisvoll wirkte der 19. Kan
der Trullanischen Synode (692), welcher vorschrieb, dass man
der Erklärung der hl. Schrift die Exegese der grossen Kirchenvä
eigenen Forschungen vorziehen solle. Doch darf dieser Kanon ni-
allein für den Niedergang der exegetischen Litteratiu: verantwortlich i
macht werden; denn er wäre nicht so einseitig befolgt worden, w(
nicht viele andere Ursachen mitgewirkt hätten. Am allerwenigsten gescl
für die Erweiterung und Vertiefung jener Kenntnisse, welche die V
bedingung zu einer fruchtbaren Exegese bilden. Die Kenntnis der 1
bräischen Sprache ging den Byzantinern ganz verloren; nicht eini
Photios war des Hebräischen mächtig. Man hielt sich an den Text c
Septuaginta, welche die übrigen griechischen Übersetzungen des Tb
1. Tlieologie. B. Exegese. (§ 46) X23
iotion, Symmachos, Aquilas immer mehr in den Hintergrund drängte, und
i. B. von Georgios Synkellos um 806 ausdrücklich über den hebräischen
Text gestellt wurde. Für die biblische Textkritik hörte jedes Ver-
ständnis auf. Das Originalexemplar des grossen textkritischen Werkes
les Origenes ging im 7. Jahrhundert zu Grunde, ohne dass eine einzige
rolli>tändige Abschrift davon genommen worden wäre. Fragmente davon
laben sich jedoch in Kommentaren und exegetischen Eatenen erhalten,
Lie von Montfaucon und Field mit grosser Sorgfalt gesammelt wurden,
m lebendigen Gebrauch blieb nur die Hexaplarische Rezension der Septua-
nnta, die aber immer mehr mit dem vororigenistischen Text (der sogen.
oirrj) und den Rezensionen von Hesychios von Alexandrien und Lnkian
'on Antiochien vermischt wurde. Auf diesem Wege bildete sich seit dem
I. Jahrhundert eine neue xoivtj heraus, die in den meisten griechischen
Iss des A. Testaments vorliegt. Diese weichen aber in unzähligen Einzel-
leit^n von einander ab, und es wurde kein einziger Versuch gemacht,
len Text zu reinigen: ein Umstand, wodurch die Herstellung eines authen-
ischen Textes der Septuaginta zu einer der schwierigsten Aufgaben der
Ivritik geworden ist. Nur eine einzige Übersetzung eines Teiles des
V. Testamentes wurde von einem Unbekannten Ende des 14. oder Anfang
ies 15. Jahrhunderts nach dem masorethischen Texte hergestellt. Es
st jedoch fraglich, ob es eine byzantinische Arbeit ist; jedenfalls fand sie
in Byzanz keine Verbreitung. Für das Neue Testament hatten die
Byzantiner den Vorteil, den Urtext selbst zu besitzen. Dieser erlitt aber
uich viele Veränderungen, und es wurde auch hier kein Versuch gemacht,
iie ursprüngliche Reinheit des Textes wiederherzustellen.
Ebenso fehlte die äussere Anregung wie das innere Bedürfnis für
ihe Ausbildung der höheren Bibelkritik; nur bei Andreas von Käsarea
in Kappadokien, Kosmas Indikopleustes, Oekumenios oder dessen Epito-
mator finden sich gelegentliche Ausführungen über Authentizität und
Autorität einiger Bücher der hl. Schrift. An eine planmässige Unter-
suchung der Abfassungszeit und des Quellen Verhältnisses der einzelnen
Bücher dachte man aber ebensowenig in Byzanz als im Abendland. Für
die biblische Einleitung und Hermeneutik hatten die Antiochener
Diodor von Tarsos, Theodor von Mopsuestia und zuletzt Adrianos (um 440)
das Fundament gelegt. Auch hier wurde nicht weitergebaut; denn die
J^chrifl des Junilios, eines kaiserlichen Beamten am Hofe Justinians, die
Instituta regularia divinae legis, wurde lateinisch geschrieben und war für
lateinische Kreise in Afrika berechnet. Dieselbe Interesselosigkeit betraf
die biblische Geographie und Archäologie, obgleich Origenes, Eusebios
von Käsarea und Epiphanios von Salamis vorgearbeitet hatten. Auch für
die biblische Chronologie haben die Chronisten, welche die alttestament-
liche Zeitgeschichte regelmässig in ihre Betrachtung hineinzogen, nichts
Erhebliches geleistet. Die griechische Kirche empfand nicht einmal das
Bedürfnis, einen definitiven Abschluss des Kanons der hl. Schrift zu
gewinnen. In der Aufzählung der zum Kanon gehörigen Bücher weichen
Kosmas Indikopleustes, Leontios von Byzanz, Anastasios Sinaites, Johannes
Ton Damaskos^ Nikephoros vod Konstantinopel, Photioö und selbst noch.
124 Byzantinische Litteratnrgesohichte. L Prosaisohe liüeratnr.
spätere, wie Johannes Zonaras, Matthaeos Blastares von einander a
ohne dass diese Abweichungen zum Gegenstand von litterarischen B
sprechungen oder synodalen Entscheidungen gemacht worden wären.
So wurde denn nur die eigentliche Exegese weitergepflegt,
geschah dies in zweifacher Weise, durch exegetische Katenen (§ 93) und dur
zusammenhängende Kommentare. Die Verfasser der letzteren waren a
ohne Ausnahme abhängig von den patristischen Exegeten, lieferten jedo
noch bis zu einem gewissen Grade eigene Arbeit, während in den Katen
Auszüge aus den früheren Exegeten lose und unabhängig an einander gerei
wurden. Eine dritte Gattung von exegetischen Schriften könnte hina
gefügt werden, die ^EQiaTtjaetg xal ärtoxQiaeig, wie wir sie bei Maxin
Confessor, Anastasios Sinaites, Photios vorfanden, und worin mit Vorlic
schwierige Stellen aus dem A. und N. Testamente behandelt werden. VS
die Interpretationsmethode angeht, so suchten die byzantiniscl
Exegeten die Methoden der zwei grossen theologischen Schulen des chri
liehen Altertums, die allegorische der Alexandriner und die historisi
grammatikalische der Antiochener, mit einander zu verbinden. Eini
huldigen auch ausschliesslich der einen oder der anderen.
Am zahlreichsten sind die Exegeten im 6. und 7. Jahrhundert v
treten ; Prokopios von Gaza, Olympiodoros, Kosmas Indikopleustes, Gregor
von Agrigentum, Maximos Confessor, Anastasios Sinaites waren entwe<
ausschliesslich auf dem exegetischen Gebiete thätig, oder weisen in ihr
litterarischen Nachlasse auch exegetische Arbeiten auf. Aus dem 8. Ja
hundert ist nur Johannes von Damaskos zu nennen. Photios erneue
die Pflege der Exegese, die nach ihm und wahrscheinlich unter sein
Einflüsse von Arethas von Kappadokien, dem rätselhaften Oekumenios, >
Basilios von Neopatra und Leon Patrikios weitergeführt wurde. Ihre hoch
Blüte erlebte sie im Zeitalter der Komnenen, als Theophylakt von I
garien und Euthymios Zigabenos, unstreitig der bedeutendste byzantini»
Exeget, ihre umfangreichen Kommentare schrieben. Interessant ist
durch Niketas Akominatos (Thesaurus orthodox. 1. 24) zu erfahren, d
im 12. Jahrhundert Professoren der Exegese in Konstantinopel angest
waren. Niketas bezeichnet nämlich Michael von Thessalonike und Ni
phoros Basilakes als dtdaaxaXog tov eiayyekiov resp. diddaxaXog dnoatoX
Schon im 13. Jahrhundert verschwindet die Exegese fast vollständig,
in der späteren Paläologenzeit noch einmal aufzuleuchten. Manche Exege
sind übrigens noch nicht oder nur sehr fragmentarisch ediert, wähn
bei anderen die Lebenszeit noch näher zu bestimmen ist.
Das dringendste Bedürfnis und die notwendigste Vorbedingu
um den inneren Wert der byzantinischen Exegese erkennen zu könn
ist eine umfassende kritische Untersuchung ihrer patristisch
Quellen. Diese Quellenuntersuchung, die noch für keinen Exegeten v
liegt, wird ohne Zweifel jenen AVert auf ein Minimum reduzieren; d<
die eigene Erklärungsarbeit der Exegeten steht zu dem Umfange ih
Kommentare in gar keinem Verhältnis. Aus Mangel an Raum können
folgenden nur einige Andeutungen in dieser Richtung gemacht werd
Andererseits darf aber nicht vergessen werden, dass uns die byzantiniscl
L Theologie. B. Exegese. (§ 47). 12
K
i
Exegeten viele Fragmente aus verloren gegangenen altchristlichen und
patristischen Kommentaren erhalten haben. Darin liegt ihr Hauptverdienst.
An die Exegeten lassen sich die Scholiasten patristischer
Schriften anreihen, die sich die Erklärung von Kirchenvätern, besonders
der Schriften Gregors von Nazianz und des Pseudoareopagiten, zur Auf-
gabe stellten.
1. Für die Textsammlungen vgl. die Litteraturangaben zu § 4. — Die anonyme
reberaetzong der A. T. aus dem 15. Jahrhundert ed. pr. 0. Gebhardt, Leipzig 1875 mit
einer Einleitong von Fr. Delitzsch, der einen Juden Eliss&os, einen Zeitgenossen des Georgios
GemistoB Plethon, als Verfasser erweisen will. — Die Stichometrie des Nikephoros von
Kpel znletzt ed. Tb. Zahn, Geschichte des neutestamentl. Kanons 2 (Erlangen u. Leipzig
1800) 297—301 u. E. Preuschen. Analecta, Freiburg u. Leipzig 1893 S. 156-58. Gegen
die Echtheit s. K. A. Credner, Zur Geschichte des Kanons, Halle 1847 S. 97—112.
2. Hilfsmittel: Einiges zur Geschichte der Exegese und des Kanons bei R. Simon,
Histoire critique des nrincipaux commentateurs du Nouveau Testament, Paris 1693 S. 390—468,
KeiisB, Rosenmüller, Cornely, Knabenbauer, Holtzmann und andere Lehrbücher
der Einleitung in die hl. Schrift. — Ueber die Schwankungen des Kanons s. besonders
K. A. Credner, Geschichte des nentestamentlichen Kanons, hrsg. von G. Volkraar,
Berlin 1860 S. 244—257.
3. Etwa 300 Hss der Septuaginta wurden verglichen von Holmes und Par-
sons, Vetos testamentum graecum cum variis lectionibus, 5 Bde, Oxford 1798 — 1827. —
22 weitere Unzialbss und Ussfragmente beschrieben von Tischendorf, Vetus testamentum
graece inxta LXX interpretes, P, Leij>zig 1887 S. 44ff. — £. Klostermann, Analekta zur Sep-
tuaginta, Hexapla und Patristik, Leipzig 1895. — Um eine kritische Ausgabe der Septuaginta
bemühte sich besonders P. de Lagarde. — Einen sehr vollständigen Katalog der grie-
chischen Has des N. T. mit Einschluss der Lectionarien verfasste G. R. Gregory in dem
Prolegomenenband zur Editio octava critica major von C. Tischendorf, Leipzig 1884 — 94.
47. Prokopios {IlQoxoniog) von Gaza war einer der Vorsteher der
Rhetorenschule genannter Stadt, welche unter Anastasios I, Justin I und
Juätinian blühte. Über seine Lebensverhältnisse und seine Lehrthätigkeit
erfahren wir manches aus seinen Briefen. Er verbrachte fast sein ganzes
Leben in seiner Vaterstadt Gaza; unbekümmert um die kirchenpolitischen
( Bewegungen seiner Zeit, widmete er seine volle Kraft dem Lehramte und
der Abfassung von rhetorischen und theologischen Schriften. Sein Nach-
folger Chorikios feierte die Verdienste des Prokopios auf ersterem Gebiete
\ in überschwenglicher Weise, und Photios (cod. 206) rühmte ihm nach,
1 einer der besten Rhetoren seiner Zeit gewesen zu sein. Er blühte unter
Justinian I; sein Todesjahr ist unbekannt.
\ Prokopios' litterarische Hauptthätigkeit galt der Erklärung des
Alten Testaments. Der litterarische Nachlass umfasst jedoch nur fol-
gende Schriften des Alten Testaments: sämtliche historische Bücher
von der Genesis an bis zum 2. Buch der Chronik, den Propheten Jesaias,
\ die Proverbien, das Hohelied und den Prediger Salomos. Der
Kommentar zu dem letzten Buche ist noch unediert. In der Vorrede zur
Genesis unterscheidet Prokopios ausdrücklich 2 Kommentare zu den histo-
rischen Büchern, die er verfasst habe, einen ersten in Katenenform,
den anderen als einheitlichen und fortlaufenden Kommentar, der sich je-
doch von dem ersten nur dadurch unterscheide, dass hier die überein-
stimmenden Erklärungen der früheren Exegeten nur einmal dem Sinne
nach mitgeteilt, sodann die abweichenden Meinungen derselben vorgeführt,
und endlich Prokopios' eigene Erklärungen angefligt wurden. Damit ist
seine Arbeit authentisch charakterisiert: sie besteht in der Hauptsache va
I
126 Bysantinische Idtteratnrgesohiehie L Prosaiaohe Litieratnr.
der zusammenfassenden Wiedergabe der grossen Exegeten des 3., 4. i
5. Jahrhunderts und stellt sich daher als Typus der byzantinischen Exeg
dar. Jene Einteilung der Konmientare in 2 Gruppen ist von Prokoj
nur für die historischen Bücher bezeugt; es sprechen aber manche j
zeichen dafür, dass sie für alle Kommentare Prokops gilt. Bevor jed
der ganze Umfang der exegetischen Arbeit des Sophisten endgültig
stimmt werden kann, sind noch manche kritische Fragen zu lösen, wel
eingehende handschriftliche Forschungen erheischen. Sichergestellt fi
bisher nur die zwei Kommentare zu den historischen Büchern und
Jesaias, während die Autorschaft Prokops für den Kommentar zu i
Proverbien und die Katene zum Hohenliede wohl mit Unrecht angezwei
wird. Die Katene zu den historischen Büchern ist jüngst von L. Cc
und P. Wendland als die Grundlage der von Nikephoros herausgegeboj
Catena Lipsiensis zum Octateuch und den 4 Büchern der Könige na
gewiesen worden, nachdem schon in der Ausgabe von Migne auf die ^
wandtschaft des Kommentars mit der genannten Katene aufmerke
gemacht worden war.
Prokopios trat auch als theologischer Polemiker auf gegen i
Neuplatoniker Proklos. Ein Fragment ix tcSv elg xd UqoxXov d^eoXoyixd xsi
Xaia ävuQQT^aeiov hatte A. Mai veröffentlicht. Durch die Wahrnehmt
von D. Russos, dass diese Streitschrift derjenigen des Nikolaos von 1
thone gegen Proklos zu Grunde liegt, ist sie in ihrem ganzen Umft
wiedergeftinden, wenn auch nicht feststeht, bis zu welchem Grade Nikoli
ihre ursprüngliche Gestalt beibehalten hat. Auf Grund eines Scholic
zu Lukianos vermutet Russos, dass Prokopios noch andere apologetisc
Schriften verfasste.
1. Ausgaben: Eine Gesamtausgabo der Kommentare wollte 0. Oiearius
sorgen. — Die Kommentare zu den historischen Büchern und zu Jesaias nach <
Drucken von Andreas Gessner (1555), J. Meursius (1620) und J. Curterius (U
bei Migne, Patr. gr. 87, 1, 21—1220; 2, 1803—2717. Den griechischen Text des K«
mentars zu Genesis 1 — 18 ed. pr. A. Mai, Classici auctores 6 (Rom 1834) 1—347. Er
abgedruckt bei Migne, und hier wurde von Genes. 18 an bis zum Ende die Catena 1
siensis benützt. — Eine vollständige, wichtige Hs des ganzen Kommentars zu den hii
rischen Büchern ist der cod. Monac. 358 (saec. 9—10). Sie kann zur Grundlage ei
künftigen Ausgabe gemacht werden, die wir mit P. Wendland sehnlichst erwarten. Ni
wichtiger wäre die Wiedergewinnung der Katene Prokops zu den historischen Buch
aus den zahlreichen Uss, in denen eine und dieselbe Katene zum Octateuch überliel
ist, nach den leitenden Gesichtspunkten Wendlands. — Den Kommentar zu den P]
verbien ed. pr. A. Mai, Classici auctores 9 (Rom 1837) 1—256; abgedruckt bei Mi(
a. a. 0. 1, 1221—1544. Migne fügte als Supplementum aus den Codd. Bruxell. 3895
Fragmente hinzu, die vielleicht aus der Katene zu den Proverbien stammen. In c
Monac. 131 saec. 16 fol. 172—269 wird eine Katene zu den Proverbien Prokop zu^
schrieben. — Die Katene zum Hohenlied ed. pr. A. Mai, Class. auct. 9, 257 — 41
abgedruckt bei Migne a. a. 0. 2, 1545—1754. — Ebenda 1756—1780 als fragmei
alia aus A. Mai, Class. auct. 6, 348—378 wahrscheinlich Fragmente aus Prokops Ko
mentar zum Hohenlied. — Der Kommentar resp. die Katene zu dem Prediger
cod. Monac. 131 saec. 16 fol. 172—270, cod. Mutin. 155 saec. 15, cod. Marcian. 22.
Eine unbestimmte Nachricht von einem Kommentar Prokops zu den 12 kleinen Pi
pheten bei Cave, Histor. Litteraria, Genf 1740 S. 327. — Das Fragment aus der apo
getischen Schrift ed. pr. A. Mai, Classici auctores 4 (Rom 1831) 274; abgedruckt ]
Migne a. a, 0. 2, 2792. Vgl. S. 87 Anm. 2.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 7, 563—565. - - J. Ch. G. Ernesti, DeProco
Gazaei commentarüs graecis in heptateuchum et canticum ineditis commentatio, Leipzig 17)
— Zum Kommentar über den Octateuch vgl. P. Wendland, Neu entdeckte Fragmente Phil
1. Theologie. B. Exegese. (§ 4S)
127
lin 1891 S. 29-105, 109—124. Hier wird eine ausgiebige Benutzung der Schriften Philos
I des Ongenes bei Prokop nachgewiesen. Auf die Benutzung Philos durch Prokop war
rat R. Harris, Fragments of Philo, Cambridge 1886, aufmerksam geworden. — Zu. der
rene Prokops in Octateuchum und der Catena Lipsiensis s. L. Cohn, Zur indirekten
>er]iefenmg Philos und der älteren Kirchenschriftsteller, Jahrb. f. protest. Theologie 18
92) 475—92 mit einem Nachtrag von P. Wen dl and. Vgl. §§ 91 u. 93. — Eine noch
bt gedruckte Quellenuntersnchung fiber sämtliche Kommentare Prokops von L. Ei sen-
fer, erwähnt bei Bardenhewer, Patrologie S. 504, hat die grossen Exegeten des 4. und
Tahrhanderts als Hauptquellen Prokops nachgewiesen. In den Prokopios zugeschriebenen
tenen werden sie nebst Philo schon in der Ueberschrift genannt. — Th. Zahn, For-
ungen zur Geschichte des neutestamentl. Kanons und der altkirchl. Litteratur 2 (Er-
gen 1883) 8. 239—253 verbreitet sich über die Quellenverhältnisse der Katene zum
henlied. — £. Klostermann, Griechische Excerpt« aus Homilien des Origenes, Texte
i Untersuchungen von Gebhardt und Harnack 12, 3 (1894) S. 1—12 hat, den Spuren
'Ödlands folgend, die Benützung der Homilien des Origenes über das Buch Josuah in
1 eotsprechenden Kommentar Prokops nachgewiesen.
3. Zum Leben: Die Lobrede des Sophisten Chorikios über Prokopios ed. pr. Fa-
icios, Bibl. gr. 1. Aufl. 8, 841 ff. — K. Seitz, Die Schule von Gaza, Heidelberg 1892
> -21. Die exegetische Thätigkeit Prokops ist sehr oberflächlich behandelt. Seitz kennt
it einmal alles Gedruckte. — C. Kirsten, Quaestiones Choricianae, Breslau 1894 S. 8 ff.
48. Olympiodoros (OXvfi7ii66o)Qog), Diakon zu Alexandrien, wurde von
n Patriarchen Johannes Nikiotes von Alexandrien (505 — 516) geweiht,
i war somit ein Zeitgenosse des Prokopios von Gaza. Über seine
iteren persönlichen Verhältnisse sind wir ohne jede Nachricht. Anastasios
aites erwähnt ihn zuerst, bezeugt aber nur seine Eigenschaft als Diakon
Alexandrien.^) Vollständig liegt sein umfangreicher Kommentar
dem Prediger im Drucke vor. Olympiodor verbindet darin die histo-
•he mit der allegorischen Interpretationsmethode. Frühere Exegeten
nt er nicht; ein Umstand, der die Quellenuntersuchung sehr erschwert.
* Kommentar zu Jeremias mit Einschluss des Buches Baruch
1 der Klagelieder ist fast vollständig erhalten in dem Codex Barbe-
anus V 45. Der Schrifttext ist hier in Kapitel eingeteilt, denen jedes-
eine IJ^t^ewQia vorangeht, die über den Inhalt kurz orientiert ; er ist
serdem von Lesarten aus den Übersetzungen von Aquilas, Theodotion
1 Symmachos begleitet, die den Hexaplen des Origenes entnommen
1. Der Kommentar selbst besteht aus kurzen Scholien, in welchen die
gorische und historische Erklärungsweise gleichmässig zur Anwendung
imt. Die übrigen Kommentare scheinen nur in gedruckten und un-
rackten Katenen fragmentarisch vorzuliegen. In umfangreichem Masse
der Katenenschreiber Niketas von Heraklea (vgl. § 93) Olympiodors
omentar zu Job benutzt. Aus den gedruckten Fragmenten lässt sich
Sicherheit erkennen, dass dieser Kommentar dieselbe Anlage wie der
.^miaskommentar hatte. Insbesondere hat Olympiodor auch hier den
:elnen Kapiteln IJQoi^siOQiM vorangestellt, von denen Niketas die meisten
ibemahm. Von einem Kommentar zu den Proverbien liegen nur
lige Fragmente gedruckt vor. Ganz verschollen ist eine Erklärung
i Buche Esdras, die Olympiodor in dem Predigerkommentar selbst
ahnt.*) Die Vorrede zu diesem Konmientar scheint anzudeuten, dass
mpiodor auch das Hohelied erklärt hat. Ob er auch das Neue Testa-
^) In Hexaemeron 1. 6, Migne, Patr.
?V, 937.
2) Migne, Patr. gr. 93, 532.
128 BysantiniBche Lüieratnrgesohiolite. L ProMdsche Litteratiir.
ment erklärt hat, kann aus dem einzigen Fragment aus einem Luk
kommentar, das A. Mai ans Licht gezogen hat, offenbar nicht mit Sicherl
gefolgert werden. A. Mai hat ausserdem ein Zitat aus einer polemisc]
Schrift Olympiodors gegen Severos bekannt gegeben. In höherem Ma
noch als bei Prokopios von Gaza werden wir hier auf die Notwendigl
handschriftlicher Forschungen hingewiesen.
1. Ausgaben: Den Kommentar zum Prediger ed. pr. <Fronto Ducaeus>, Bibl.
Patr. graecolat. 2 (Paris 1624) 692 ff.; abgedruckt bei Migne. Patr. gr. 93, 477-628. —
Fragmente der Kommentare zu Jeremias, den Proverbien und dem Bucbe Job aus gedrucl
Katenen zusammengestellt bei Migne a. a. 0. 13—477, 628—780. — Ob der Kommei
zu Job in den codd. Ambros. M 65 sup., D 473 inf., cod. Vatic. 338, cod. Sinai
vollständig vorliegt, bleibt zu untersucben. In der Psalmenkatene des cod. Bodl. Mi»
saec. 9 wird auch Olympiodor genannt. -- Das Fragment aus dem Lukaskommentar
A. Mai, Script, vet. nova coli. 9, 666; bei Migne a. a. 0. 780. — Das Zitat ix rov <
xiqov Xoyov xard Seß^Qov aus A. Mai abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 89, 1189.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 10, 627 f. und andere Litteraturbistor
schwankten in der Zeitbestimmung Olympiodors zwischen dem 5.— 11. Jahrhundert,
richtige Sieitangabe ergibt sich aus dem cod. Barber. V 45. Die betreffende Notiz be
de Magistris, Acta martyrum ad Ostia Tiberina, Rom 1795 S. 285 f. — Ueber die
nannte Hs vgl. A. Ehrhard, Die griechische Patriarchalbibliothek von Jerusal
Römische Quartalschr. 5 (1891) 237—239.
3. Ein Zeitgenosse Olympiodors war der sinaitische MOnch Kosmas Indi
pleustes, welcher sich mit der Elrklärung der hl. Schrift viel beschäftigte. Das erl
schon aus seinem geographischen Werk, das darum von Photios (cod. 36) als eine
klärung zu dem Octateuch aufgefasst wurde. - Ein vollständiger Psalmen kommen
steht unter seinem Namen in dem cod. Paris. 169 saec. 14 foll. 207. Der Prolog i
steht am Anfang vieler handschriftlichen Katenen zu den Psalmen z. B. in codd. Vi
342, 711, cod. Vallicell. G 4 und wurde von Montfaucon, Opera S. Joannis Chryaost
3, 539 gedruckt. Einen Zusatz dazu ed. Cirillo, Codices graeci Mss regiae bibliothc
Borbonicae, Neapel 1826 S. 33 f. — Ein Kommentar zu den Cantica desA. undN. Tei
mentes wird ihm in cod. Paris. 2743 saoc. 16 fol. 199—207^ zugeschrieben. — Auch *1
^iaeig zu den 4 Evangelien figurieren in manchen Hss unter seinem Namen z. B
dem Wiener cod. suppl. Kollar. 50 (letzteres nach Aufzeichnungen von K. Krumbacl
— Ueber das topographische Werk des Kosmas vgl. Krumbacher.
4. Der Grammatiker Georgios Choiroboskos schrieb im 6. Jahrhundert >
rein grammatikalische Erklärung der Psalmen mit Einschluss der Oden (ed. Th. Gaisfc
3. Bd, Oxford 1842), die wir als ein Unikum in der byzantinischen Exegese hier verzeich
Vgl. Krumbacher.
49. Ghregorios^ Bischof von Agrigentum in Sizilien, wurde nach sein
Biographen Leontios, einem Mönche des Sabasklosters in Rom, um die M
des 6. Jahrhunderts in Praetorium bei Agrigentum geboren. Im Alter '
18 Jahren reiste er über Karthago und Tripolis nach dem hl. Lande,
er sich einige Jahre aufhielt und zum Diakon geweiht wurde. Ü
Antiochien kam er nach Konstantinopel und von da nach Rom. E
wurde er zum Bischof von Agrigentum bestellt. Infolge verleumderisc
Anklagen wurde er nach Rom zitiert; als aber seine Unschuld erka
war, kam er im Triumphe in seine Bischofstadt zurück. Die Best
mung seiner Lebenszeit ist von der Frage abhängig, ob er identisch
mit dem Bischof von Girgenti, den Papst Gregor I im Jahr 603 erwäl
Jedenfalls darf sie nicht über das 7. Jahrhundert heruntergesetzt werc
Leontios erwähnt mehrere Schriften Gregors, dogmatische und pi
egyrische Reden, die er in Antiochien und Konstantinopel hielt, €
Abhandlung über das Fasten, ein Enkomion auf den Apostelfürsten Pet
und aXla noXXd, Davon hat sich nur ein Kommentar zum Ecciesias
erhalten, eine Frucht des Studiums der hl. Schrift, das Gregor in A
1. Theologie. B. Exegese. (§§ 49—50) 129
I ochien und in Agrigentum betrieb. Dem Kommentar liegt ein Text zu
j fironde, der von der xoivi; der Septuaginta abweicht und daher dem Kom-
mentar selbst einen hohen kritischen Wert gibt. Er zerfällt in 10 Bücher,
ist sehr breit angelegt und leidet an häufigen Wiederholungen. Seine Haupt-
. tendenz ist die Feststellung des Litteralsinnes; doch sucht Gregor
auch den höheren Sinn {^ivaxixcireQoVy avaywyixwTeQov) zu erforschen. Die
früheren Exegeten sind fleissig benützt, manchmal auch bekämpft; ihre
Namen werden aber nie ausdrücklich genannt. Morcelli konnte jedoch mit
Hilfe von Namensangaben in der von ihm benützten Hs mehrere Stellen
anderer Exegeten identifizieren, die Gregor im Auge hatte. Einen Beweis,
dass Oregor in den Profanwissenschaften nicht unerfahren war, bildet
die gelegentlich eingeflochtene Darstellung der damaUgen kosmographi-
schen Vorstellungen. Seine Sprache zeigt aussergewöhnliche Bildungen,
deren nähere Untersuchung für die byzantinische Philologie nicht ohne
Nutzen wäre.
1. Ausgabe: Ed. pr. St. Ant. Morcelli, Venedig 1791; wiederholt bei Migne,
Patr. gr. 98, 741—1181. Die diplomatische Grundlage ist ungenügend; Morcellis Anmer-
kungen geben ihr jedoch einen dauernden Wert. — Hss sind selten.
2. Hilfsmittel: Smith and Wace, Dictionary of Christian biography 2, 776 f. —
M. Mirm, Bibliogr. Siciliana 1 (Palermo 1875) 458. — Ueber seine Reise nach Palästina
Molioier et Tobler, Itinera hierosolym. latma 2, 1, 243. — Lancia di Brolo, Storia
della Chiesa in Sicilia, 2 (Palermo 1884) 38—57 leugnet die Identität des Gregorios mit
dem TOD Gregor I erwähnten Bischöfe.
3. Zum Leben: Die Vita Gregorii von Leontios ed. Morcelli a. a. 0.; bei
Migoe a. m. 0. 549— 7 IG. Sie ist um 688 verfasst und enthält viele Ausschmückungen
onhistonscher Natur. In einem wichtigen Punkte, die Anklage und Freisprechung in Rom
betreffend, wird sie durch Briefe des beteiligten Papstes Gregor bestätigt, vorausgesetzt,
dass hier die Rede von Gregorios ist. — Ein Unzialfragment dieser Vita steht in cod. Petro-
polit. 30 saec. 8—9. — Auf der Vita des Leontios beruht eine andere, unedierte Lebens-
Wschreibung des Gregorios von Markos, Abte desselben römischen Sabbasklosters, sowie
die Recension des Metaphrasten. Erstere z. B. in cod. Vatic. Palat. 17, saec. 10—11 fol.
1-39. Letztere bei Migne, Patr. gr. 116. 189-260. — Eine 4. Vita des Gregorios ver-
ttichnet Fabricius, Bibl. gr. 10, 232.
50. Die Kommentare zur Apokalypse der zwei Erzbischöfe von
Käsarea in Kappadokien Andreas und Arethas sind innerlich einander
Bähe verwandt. 1. Der erste entstand wahrscheinlich in der ersten Hälfte
de.*^ ß. Jahrhunderts und wurde von Andreas auf die Bitte eines gewissen
Xakarios hin niedergeschrieben als der erste eigentliche Kommentar über
diede» Buch in griechischer Sprache. Er ist in 24 ^oyoi und 72 Ks(pdXaia
eingeteilt, mit Rücksicht auf die 24 Ältesten der Apokalypse und die
Dreiteilung der menschlichen Natur in Körper, Seele und Geist. Der pla-
I tonischen Trichotomie entnahm Andreas auch die Aufstellung eines drei-
fachen Sinnes der hl. Schrift, wovon der dritte in der Apokalypse vor-
^ herrsche. In der Durchführung seiner Arbeit schliesst sich Andreas, wie
alle späteren Exegeten, an die Kirchenväter an, deren Ansichten er als
die Norm erklärt, von der er sich nicht entfernen wolle. Einen bedeut-
samen Unterschied zwischen ihm und der grossen Mehrzahl der byzanti-
mschen Exegeten begründet aber die Kenntnis der frühchristlichen
Litterat ur, welche Andreas an den Tag legt. Ausser Kyrillos von
Alexandrien, Dionysios Pseudoareopagites, Eusebios, Gregorios von Nazianz
ond Epiphanios kennt er Papias von Hierapolis, Irenaeos, Jusünos, Hvppo-
der Jciam AltertunuwlmenBclMn IX, 1. Abiig, 2, Anfl, 9
1
130 BysantinlBolEio Litteraturgesohiehte. I. Prosaisohe Litterainr.
lytos und Methodios von Olympos. Die Zitate aus den letzteren zeig|
zugleich, dass er diese Schriftsteller selbst in der Hand hatte. Mit Hilj
dieser Autoritäten sucht er den Sinn des versiegelten Buches zu durcj
dringen. In richtiger Würdigung der Schwierigkeiten des Textes verzichlj
er aber ausdrücklich auf eine vollständige Kenntnis der darin niedergelegbi
Geheimnisse. t
2. Dieser Kommentar bildete die Grundlage des Kommentars, dl
der Erzbischof Arethas um das Jahr 895 verfasste. Er sprach das Abhängi|
keitsverhältnis schon in dem Titel aus und nahm manche Stelle wörtlk
herüber. Trotzdem wahrte Arethas seine Selbständigkeit in manch«
Punkten, Die Einteilung in 24 Aoyoi Hess er, wie es scheint, fallen ui
gab den 72 Kapiteln zum Teil einen anderen Umfang. Einigemal en
scheidet er sich in seiner Erklärung gegen Andreas, wie z. B. zu Apo
16, 19, das er nicht auf Babylon, sondern auf Konstantinopel deutet. B
deutende Abweichungen zeigen sich in der Benutzung der älteren Kirch«
Schriftsteller. Arethas führt ihre Namen seltener an als Andreas; wo
sie aber anführt, bestimmt er die Schriften näher, aus denen er schöpfl
besonders bei Eusebios und Epiphanios. Bei Arethas treten hinwiedem
neue Namen auf: Philo, Klemens v. Alexandrien, Athanasios, Basili(
Gregor von Nyssa, Td ndvQia Bid^vvtov^ selbst Homer und Aristoteles. 1
Gegensatz zu seiner Vorlage nimmt er endlich öfters Bezug auf den Ari
nismus und die christologischen Irrlehren.
Ob Arethas noch weiteren exegetischen Studien oblag, kai
ohne handschriftliche Forschungen nicht entsclüeden werden. Günstij
Anzeichen dafür sind: ein Scholion zu 2 Kor. 5, 4, das Gramer unter d
Aufschrift 'ÄQäO^a Siaxovov herausgegeben hat, und der Umstand, dasß
in PsaJmenkatenen z. B. in codd. Vatic. 744, 752, 1422 genannt wii
Es werden ihm noch mehrere theologische Schriften zugeeignet, €
Enkomion auf die Märtyrer Samona, Guria und Abibo von Edessa, ei
Grabrede auf den verbannten Patriarchen Euthymios von Konstantinop
der in Käsarea starb (917) u. a. m. Über die Bedeutung eines Fac
exegeten erhebt er sich namentlich durch das Interesse, welches er d
frühchristlichen Litteratur, besonders den griechischen Apologetf
entgegenbrachte und durch die Sorge für ihre Erhaltung sowie durch A
fassung von Scholien zu denselben äusserte. Der Dank, der ihm neueste
dafür ausgesprochen wurde, muss sich aber auch auf Andreas von Käsar
erstrecken. Dieser hat vor ihm die älteste christliche Litteratur beachfa
und vielleicht hat gerade der Kommentar des Andreas dasselbe Interes
bei Arethas geweckt. — Über die profane Schriftstellerei des Arethas v|
Krumbacher.
1. Den Eommeniar des Andreas ed. pr. Fr. Sylbnrg, Heidelberg 1596 i
einem ausfOhrlichen Index verborum et phraseon notabiliorum, der über seine Spiac
orientiert. Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 106, 207—458, 1387—1394. — In cod. Mon;
318 fol. 151—54 Fragmente des Andreas ix rijg &€Qansvux^g ^evt^gag ßlßXov, Desgl.
cod. Paris. 2314 saec. 14—15 fol. 345^—354. — Die älteste Andreashandschrift ist wohl <
codex Athous 129 (S. Pauli 2) a. 800 von der Hand der Kaiserin Maria geschrieben. Er e;
h< ausser der Apokalypse die Apostelgeschichte und die Apostelbriefe mit Scholien, «
nach Sd. Lampros vielleicht auch Andreas angehören. Am Anfang steht eine Biograpl
dea Anareas, wovon Lampros leider gar nichts Näheres sagt. — lieber die Bedeutung c
L Theologie. B. Exegese. (§ 51) X31
mmentan ffSür die Textkritik der Apokalypse s. Fr. Delitzsch, Handschriftliche Funde,
Heft, Leipzig 1862.
2. Die Zeit des Andreas wird noch immer zwischen dem 5. — 9. Jahrhundert an-
letzt Der Versuch von A. Hamack, ihn zum Zeitgenossen des Arethas zu machen, stützt
b auf die Notiz hei dem letzteren : o rijg xat' ifii Kamagelag tijg Kannadoxlas a^iiog %rjv
i^fiar Xa^foy, Migne, Patr. gr. 106, 616, und ist, wie aus dieser Notiz selbst hervor-
lt. missglückt. Die Umarheitimg eines kurz vorher geschriebenen Kommentars ist auch
sich h^^hst unwahrscheinlich. — Gegen das 5. Jahrhundert und für die obige Zeit-
Stimmung (6. Jahrb.) spricht folgendes: Die Benützung von Eyrillos v. Alexandrien und
3nvsios Psendoareopagites, die Anlage des Kommentars in der Art der Byzantiner mit
oserwährender Bezugnahme auf die Väter, die Bemerkung, dass der kirchliche Rang von
hesos an Kpel übergegangen sei, der Mangel eines jeden polemischen Interesses, die Art
i Weise, wie Andreas einmal von den arianischen Zeiten als weit zurückliegenden spricht,
«ooders aber die Notiz des Theophanes, ed. de Boor 1, 161, über eine Verwüstung Eappa-
iLieos durch die Hunnen im Jahre 508; darauf bezieht man am natürlichsten die Er-
hnung der Hunnen in dem Eommentar des Andreas.
3. Den Eommentar des Arethas ed. pr. Donatus in der Ausgabe des Oekumenios,
rona 1532. — Eine neue Ausgabe aus dem cod. Bodl. Barocc. 8 saec. 11 besorgte J.
Gramer, Catenae in Nov. Testament. 8 (1840) 176 — 496. Der von Arethas selbst her-
irende Titel lautet: *Ex taiv 'Jydg^tt r^ (jtaxaQitatdti^ aQx^^^^oni^ KmaaQeiag Kcmn«"
tiug €iV tijy anoxaXviffiv nenot^fiivaty &eaQ^ar<ag avyoifftc oxoXixtj, naqajB&Bica vno
f'^a aya^ov imaxonov Kaiaageiag Kannadoxiag, — Abgedruckt bei Migne, Patr. gr.
5. 493—785. — Eine ganz gleiche Hs wie der cod. Bodl. ist cod. Vatic. Pii II 50
KT. 10. — Die Reden auf die Märtyrer von Edessa und die Grabrede auf Euthymios
rh frQheren Drucken bei Migne a. a. 0. 787 — 806. — In dem cod. Laurent, pl. 5, 24
k;. 11 fol. 12 ff. ein langes Scholion zu Clemens von Alexandrien. Vgl. Bandini, Cata-
:UÄ 1, 49 f. — In cod. Monac. 66 saec. 16 fol. 62 ein Scholium de Deo. — Rettig,
i Zeugnisse des Andreas und Arethas von Cäsarea in Eappadocien über die Apokalypse,
eolog. Stud. u. Kritiken 4 (1831) 734—776. — Fr. Delitzsch, Wann lebte Arethas,
r Ausleger der Apokalypse?, Zeitachr. f. lutber. Theolog. 24 (1863) 1, 12—16. — Th. v.
to, Ueber das Zeitalter des Erzbischofs Arethas, Zeitschr. f. wiss. Theol. 21 (1878)
J f . — Weitere Litteratur bei Krumbacher.
4. Unter Leo dem Weisen (886— 911) blühte auch Leon Magister, Anthypatos und
trikios, von dem ein umfangreiches Schollen werk zu den historischen Büchern des Alten
staments, zu 3 Evangelien (Matthäus, Lukas und Johannes), zu der Apostelgeschichte
1 den 7 katholischen Briefen handschriftlich erhalten ist. Einige Auszüge aus dem-
ben ed. A. Mai, Nova Patr. bibl. 6 (Rom 1853) 541 f; abgedruckt bei Migne, Patr.
106, 1020 f. — Andere Auszüge aus dem cod. Patmiac. 177 saec. 10 ed. J. Sakkelion,
tfAtaxij ßißXtoSijxrj, Athen 1890 S. 97 f. — Die Scholien zum A. Testamente sind auch
dem codex Pabniac. 178 saec. 10 — 11 enthalten, sowie mehrere Briefe des Leon. Letztere
. J. Sakkelion, JeXtloy 1 (1883-85) 377—410 mit Briefen des Bulgarenkönigs
meon u. a. — Die Scholien zum A. T. sind durchweg aus Theodoret von Kyrrhos ex-
ptert. — Andere Hss z. B. codd. Vindob. theol. 157 und 230. A. Mai a. a. 0. 539 er-
hnt eine Vatikanische Hs der Septuaginta, welche neben anderen Miniaturen das Porträt
» Leon Patrikios und seines Bruders Konstantinos bietet.
5. Ein zweiter Zeitgenosse des Arethas war nach A. Mai der Bischof Basilios von
opatrae in Thessalien. Dieser verfasste einen Kommentar zu sämtlichen Propheten,
r auch unediert ist. Den Prolog desselben ed. A. Mai, Nova Patr. bibl. 6, 540 f. Dar-
db woUte Basilios die Arbeit der Väter in der Erklärung der Propheten fortsetzen und
besondere die Messianität des Herrn den Juden gegenüber erweisen. Einige Exzerpte
t der Vorrede eines Anonymen ed. A. Mai, Nova Patr. bibL 7 (Rom 1854) 1, VII— All;
redrackt bei Migne, Patr. gr. 111, 412—416. — Der cod. Patmiac. 31 saec. 12 enthält
I Basüioe ausser dem Kommentar zu den Propheten eine unvollständige y^x&ecig negl
tfö^aty anogtißy xal ^rjnjasijoy r^g ^elag ygagf^g in 96 Fragen und Antworten.
51. Oekmnenios (Otxovfjienog) , Bischof von Trikka in Thessalien,
eser Name stellt uns vor ein wahres Rätsel. Er steht in dem Codex
isL 224 saec. 10—11 fol. 330^ in einer Überschrift, welche mit derjenigen
* Kommentars des Arethas zu der Apokalypse eine grosse Ähnlichkeit
t : *Ex Twv OixoviĀVi(i} T<jj5 fxaxaQifp imaxonri) TQUxrjg Q8aaaX(ag xhsoifiXSq
TTovT^fjitVüov fig Tijv anoxdXvipiv 'liodvvov tov OeoXoyov avvoipig axoXixrj, . .
derselben Weise kehrt diese Überschrift wieder in dem Cod. Yatic,
9*
132 Bysantiniflohe Litteraturgesoliiohte. I. Prosaiaohe Lüteratur.
Pü n 50 saec. 10 fol. 288. Auf die Überschrift folgt in beiden Hss eil
Prolog, dessen Autor sich über die Echtheit und Kanonizität der Apd
kalypse verbreitet und versichert, dass er den ursprünglichen Komment!
im folgenden ohne wesentliche Lücken wiedergeben wolle. Nun ist ab€
der darauffolgende Text, stilistische Änderungen und Auslassungen, dene
einige Zusätze gegenüberstehen, abgerechnet, identisch mit dem Kom
mentar zur Apokalypse des Andreas von Käsarea. Die Abwei
chungen sind besonders durch die Weglassung der Zitate der frühere
Exegeten, sowie der paränetischen Schlussstellen am Ende der 24 Aixf
bedingt. Da die Autorschaft des Andreas durch Arethas verbürgt wir(
und die Vergleichung der beiden Texte ergibt, dass der Text des Andrei
der ursprünghche ist, so kann von der Abfassung dieses Kommentars zi
Apokaljrpse durch Oekumenios keine Rede sein.
Unter demselben Namen liegen seit dem 16. Jahrhundert 3 Kon
mentare zu der Apostelgeschichte, den katholischen Briefe
und den Paulusbriefen vor. Davon sind die zwei ersten, wie sehe
früher wahrgenommen wurde, identisch mit den entsprechenden Kommei
taren des Theophylaktos, bis auf geringfügige Umstellungen, Auslassungi
und Erweiterungen. Euer ist aber ,Oekumenios* im Vorteil; denn d
handschriftliche Überlieferung dieser Kommentare reicht fast ein halb
Jahrhundert über die Lebenszeit des Theophylaktos hinauf. Der Kob
mentar zu den Paulusbriefen weist auch viele Parallelstellen zu dei
jenigen des Theophylaktos auf; doch hat er bei Oekumenios eine wesen
lieh abweichende Qestalt. Es ist ein Mittelding zwischen einer exeg
tischen Katene und einem selbständigen Kommentar. Die meisten Au
führungen tragen keinen Namen; sehr viele sind aber als Exzerpte ai
früheren Exegeten und Kirchenschriftstellern, Clemens von Alexandrie
Methodios von Olympos, Eusebios, Akakios, Chrysostomos, Severianc
Kyrillos von Alexandrien, Theodoret und am häufigsten Photios bezeichne
Die Sachlage wird noch schwieriger, wenn man unter diesen Namen au«
denjenigen des Oekumenios selbst sehr oft antrifft. Auch dieser Komment
ist schon nach der handschriftlichen Überlieferung älter als Theophylaktc
Die Frage nach seinem wahren Verfasser wird aber noch dadurch €
Schwert, dass in einer ganzen Reihe von Hss der Text wiederum sowo
von dem gedruckten Oekumenios als von Theophylaktos abweicht, und c
Hss unter sich selbst verschiedene Rezensionen darstellen. Der Komment
zu den katholischen Briefen muss insbesondere verglichen werden mit de
des Metrophanes von Smyrna. Damit ist wohl zur Genüge begründet, dass d
Name Oekumenios bei dem jetzigen Stand der Forschung ein Rätsel bild
das nur durch eingehende handschriftliche und kritische Studien und im Z
sammenhang mit der ganzen Frage der Katenenlitteratur gelöst werden kai
1. Ausgaben: Den Prologus zu dem Kommentar zur Apokalypse ed. pr. Moi
fancon, Bibliotli. Goisl. S. 277—279. — Den Kommentar selbst ed. pr. J. A. Gram«
Catenae in Nov. Testam. 8 (Oxford 1840) 497—582. — Die 3 übrigen Kommentare
pr. Donatns, Verona 1532. — Bei Migne, Patr. gr. 118 und 119 wiederholt aus <
Ausgabe von F. Morellus, Paris 1631.
2. Hilfsmittel: Fabricius: Bibl. gr. 8, 692—696. — Ein gut orientierender Artil
von 0. Bardenhewer, Wetzer und Weites Kirchenlexikon 9* (Freiburg 1894) 708—7
— Fr. Overbeck^ Die sog. Scholien des Oekumenios zur Apokalypse, Zeitschr. f. wi
1. Theologie. B. Exegese. (§ 52) J33
Tbeol. 7 (1864) 192—201 bat, wie ich nachträglich sehe, das Verhältnis dieser Scholien
zü denen des Andreas richtig erkannt. Er vermutet, dass der wahre Kommentar des
/ Ofkomenioe zur Apokalypse noch ungedruckt ist. Das muss die handschriftliche Forschung
' feststellen. Wahrecheinlich ist es nicht. Eher kann Oekumenios der Epitomator des
Kommentars von Andreas sein.
3. In dem cod. Vatican. 1650 a. 1037 ist ein Kommentar zu den Paulusbriefen von
Nikolaos, Erzbischof von Reggio inKalabrien, enthalten, der mit den entsprechenden
Kommentaren des Oeknmenios nnd Theophylaktos verglichen werden müsste, da er viel-
leicht ein Zwischenglied zwischen beiden letzteren bildet. Die Hs wurde von einem Theodoros
anter der Anfsicht des Autors selbst geschrieben. Vgl. P. Batiffol, L'abbaye de Rossano,
Paria 1S91 S. 87, 155.
4. Einem Theodosios Grammatikos werden in dem cod. Vatican. Pii 11 22 saec.
II fol. 66^ — 68 Scbolia in Danielis visiones zugeschrieben. Ob dieser Autor aber nicht
ilter ist als die Vatikanische Hs, bleibt dahingestellt.
52. Theophylaktos {&€o^vXttxTog), Erzbischof von Achrida in Bulgarien,
wunle auf der Insel Euboea geboren. Er fungierte als Diakon an der Hagia
Sophia in Konstantinopel, als ihm der Kaiser Michael Dukas (1071-78)
die Erziehung seines Sohnes Konstantin anvertraute. Vor 1078 wurde er
Erzbisehof von Bulgarien. Dem feingebildeten Byzantiner waren die bar-
barischen Sitten und die Bildungsarmut der Bulgaren höchst zuwider;
er klagt häufig darüber in seinen Briefen und sehnt sich nach Konstanti-
nopel zurQck. Doch scheint es ihm nicht gelungen zu sein, das verhasste
' Balgarien verlassen zu können. In Konstantinopel hatte er einflussreiche
Feinde; musste er sich doch einmal in Konstantinopel wegen Geldmacherei
\ verantworten. Sein Todesjahr ist unbekannt.
Das Hauptgebiet der schriftstellerischen Thätigkeit des Theophylaktos
ist das exegetische; es umfasste mehrere Bücher des Alten Testa-
ments und fast das ganze Neue. Noch unediert ist ein Kommentar zu
den Psalmen, der z. B. in dem cod. Paris. 147 saec. 15 vorliegt. Den (un-
vollendet<^n) Kommentar zu den 12 kleinen Propheten begann er auf die
Bitte der Kaiserin Maria, die ihn aufforderte, aus den früheren Kommen-
taren eine kompendiöse und klare Erklärung zu schreiben mit Berücksich-
tigung des dreifachen Sinnes der hl. Schrift, des litteralen, moralischen
md anagogischen. Theophylaktos nennt seine Quellen nicht; die vorzüg-
lichste derselben war Theodoret von Kyrrhos.
Von den neutestamentlichen Kommentaren ist nur die Erklärung zu
den 4 Evangelien Theophylaktos eigen. Der Kommentar zu Matthaeus
▼urde auch auf die Veranlassung der Kaiserin Maria verfasst, und es liegt
nahe, dasselbe von den übrigen anzunehmen. Die Abhängigkeit von Chry-
^eistomos wird schon in den Überschriften dieser Kommentare ausgesprochen.
Neben Chrysostomos hat Theophylaktos auch andere Väter herangezogen;
mit Namen nennt er fast nur Gregorios von Nazianz. Die allegorische
Interpretation kommt sehr oft zur Anwendung, besonders bei den Parabeln
de» Herrn. In den drei übrigen Kommentaren verweist er oft auf den
Kommentar zum Matthäusevangelium und sucht dieselben überhaupt unter-
einander in Einklang zu bringen; doch hat er auch Widersprechendes aus
««inen Vorlagen herübergenommen. Im Johanneskommentar kommen
Manichäismus, Arianismus und Nestorianismus häufig zur Sprache; ge-
legentlich werden auch die Messalianer, Armenier und Lateiner bekämpft.
/
134 ByzantiniBobe Litteraturgesohiehte. I. Protaiaohe Litteratur.
Die paränetischen Anwendungen sind selten, und dann nur andeutungi
weise ausgesprochen.
Eine gewisse Selbständigkeit bewahrt Theophylaktos auch in de
umfangreichen Kommentar zu den Paulusbriefen. Hier nennt er vi
mehr Namen früherer Väter als in seinen übrigen Kommentaren, Clem«
V. Alexandrien, Methodios, die drei Kappadokier, Kyrillos v. Alexandrie
Dionysios Pseudoareopagites. Die Hauptinstanz bildet indes auch hier Chrys
stomos, bei dem er sogar die abweichenden Lesarten des Schrifttext
berücksichtigt. In der Regel zählt er aber die verschiedenen Erklärung^
auf, ohne deren Urheber zu nennen, und entscheidet sich bald für die«
bald für jene. Mit Euthymios Zigabenos stimmt Theophylakt in diese
Kommentar manchmal wörtlich überein. Ganz unselbständig ist Theoph
laktos in den Kommentaren über die Apostelgeschichte, der in 3 R
zensionen vorliegt, und die katholischen Briefe. Dieselben sii
im wesentlichen identisch mit den Oekumenioskommentare
Durch diese Wahrnehmung wird das Ansehen, das Theophylaktos bish
als Exeget genossen hat, bedeutend geschmälert; denn sie legt die V€
mutung nahe, dass Theophylaktos auch für die übrigen Komments
nicht direkt aus den alten Exegeten schöpfte, sondern fertige Vorlag
nur mittels unwesentlicher Abänderungen för seine Zwecke zurichtete.
Der litterarische Nachlass umfasst ausser Briefen und anderen pr
fanen Schriften (vgl. Krumbacher) noch mehrere theologische: eineStrei
Schrift gegen die Lateiner, die aber sehr versöhnlich gehalten ist und v
Demetrios Chomatianos sowie den späteren Unionsfreunden, z. B. von Johann
Bekkos, benutzt wurde, eine Homiliensammlung, aus welcher nur zy
auf das hl. Kreuz und die Vorstellung Maria im Tempel gedruckt sii
Elf Homilien auf die Auferstehung des Herrn sind lediglich Auszüge a
den Evangelienkommentaren. Echt ist wohl auch eine Rede auf 15 MI
tyrer, die unter Julian in Tiberiopolis, dem bulgarischen Stroumitze, d
Martertod erlitten. Dagegen hat Fr. Miklosich die Lebensbeschreibu
des ersten Erzbischof es von Bulgarien Clemens (t 916) Theophylaktos n
Recht abgesprochen. Ihr Verfasser gibt sich als Zeitgenossen kund; au
passt die darin zu Tage tretende Liebe zu den Bulgaren schlecht zu d
Äusserungen des Theophylaktos über Bulgariens Land und Volk. Andei
scheint noch unediert zu sein, wie De Trinitate, Contra Judaeos; do
müssen diese Angaben erst noch kontrolliert werden.
1. Ausgaben: Eine Gesamtausgabe der Schriften Theophylakts veranstalt
Fr. Foscari mit Hilfe von Bon. Finetti und Ant. Bongiovanni, 4 Bde, Venedig 1754—1
Darin erschienen zum erstenmale die Kommentare zu 5 kleinen Propheten, Hoseas, Habaki
Jonas, Nahum u. lülichäas, zu den katholischen Briefen und 2 neue Textrezensionen des Ko
mentars zur Apostelgeschichte, dio jedoch mit dem ersten Texte wesentlich übereinstimm«
— Alles wiederholt bei Migne, Patr. gr. 123 — 126. — Die Schrift gegen die Latein
auch bei C. Wil 1, Acta et scripta quae de controversiis Ecclesiae graecae et lat. saec. undecii
composita exstant, Leipzig 1861 S. 229 ff. — Eine von J. H. Lederlin (f 1737) vorbereit
Ausgabe des Kommentars zu den 12 Propheten ist nicht erschienen. Echte Kommentare zu d
7 übrigen kleinen Propheten sind übrigens nicht bekannt. Vgl. B. Georgiades, 'ExxX, 'Jh
4 (1883-84) 109-116, 135-138, 141—143; 5 (1884-85) 10-14. ffier der Anfang c
Hoseaskommentars und einige ^rixoi des Theophylaktos.
2. Hilfsmittel: B. M. deRubeis, Dissertatio de Theophylacti Bulgar. archiep. gesi
Bcriptis et doctrina deque veneta operum ejus omnium editione, im 1. Band der Gesaii
aofiigabe von Foscari und bei Migne, Patr. gr. 123, 9—137. — J. G. Hagen buch, i
t Theologie. B. Exegese. (§ 53) X35
corsus iheologico-litterarias de Theopbylacto, Turici 1760—61. — Fabricius, Bibl. gr. 7,
5^598. — Einige ältere Litteratur verzeicbnet Ho ff mann, Lexicon bibliograph. 3 (Leipzig
1S36) 741. — Zu dem Komm, der Apostelgesch. vgl. G5tt Gelehrte Anzeigen 1762 S. 1059 ff.
3. Die Abhängigkeit der Kommentare des Theophylaktos zur Apostelgeschichte und
za den katholischen Briefen von denen des sogenannten Oekumenios erhellt ohne weiteres
bei dem Vergleich der beiden Text«. An der Priorität des Textes, der Oekumenios zu-
geschrieben wird, kann aber nicht gezweifelt werden. Seine handschriftliche Ueberliefe-
nmg reicht mit dem codex Paris. 223 bis zum Jahre 1045, während Theopbvlakt erst 1071
in der Geschichte auftritt. Nach einer dankenswerten Mitteilung von P. Batiffol bezieht
sich die Datierung allerdings nur auf einen Teil des Codex; aber der übrige Teil zeigt
Doch ältere Schriftformen. — Trotz eifrigen Suchens ist es mir aber nicht gelungen, Hss
anafindig zu machen, in denen Oekumenios als Verfasser dieser Kommentare genannt wäre.
Die HsB des Donatus boten den Namen auch nicht. Die Hsskataloge trügen, weil die
anon^-men Texte nach dem Vorgange des Donatus unbedenklich Oekumenios zugeschrieben
werden. — Letzteres gilt auch von dem Kommentar zu den Paulusbriefen. Hier reicht
die handschriflliche Ueberlieferung noch höher hinauf; die codd. Paris. 222 imd Coisl. 27, die
Dach einer freundlichen Mitteilung von P. Batiffol den Kommentar enthalten, stammen aus
dem 10. Jahrhundert Der Kommentar von Theophjrlakt enthält viele Stellen, welche
wörtlich mit diesem Texte übereinstimmen. An zahlreichen Stellen aber entfernt er sich
von «Oekumenios'. Was die Verschiedenheit in den Hss angeht, so ist der Kommentar zu den
Paolosbriefen z. B. in dem cod. Monac. 375 saec. 10 fol. 116 ff. verwandt mit Oekumenios
rad Theophylaktos, stimmt aber mit keinem von beiden überein.
4. Johannes v. Chalkedon mit dem Beinamen Hieromnemon, Patriarch von Kpel
(1111—1134), schrieb eine Vorrede zu dem Evangelienkommentar des Theophylaktos, die
lA cod. Paris. 234 a. 1318 erhalten ist. Demselben Johannes werden auch Commentarii
iB 28 evangelia anniversaria in cod. Paris. 214 a. 1316 fol. 1—236 und eine grosse Samm-
IttDg von Sonntagshomilien in dem cod. S. Sepulcri 133 saec. 14 fol. 1 — 495 zugeschrieben.
- Von ihm ist Johannes Kastamonites, Metropolit von Chalkedon unter Manuel 1
Komnenos, wohl zu unterscheiden, von dem cod. Escor. 262 s. 13 fol. 224^- 243 sechs un-
edierte Jidacxallai ini it^ evayy^Xuo enthält.
5. Zu den älteren Ausschreibem des Theophylaktos gehOrt ein gewisser Niketas
S^ionopuloe, dessen T^fATjt^ela ix xfov igfifjyBKÖy tov BovXyagiag cJc iy cvvoipBV sig rag
if intet oXag tov dyiov anoaroXov TlavXov in dem cod. Paris. 228 s. 13 fol. 12 — 17^ vor-
begt. Nach dem Inhalt dieser Hs gehört dieser Niketas ins 12. Jahrb. Vgl. K. Krum-
bacher, Michael Glykas, Sitzb. bayer. Ak. 1894 S. 409.
6. Dem Chronisten Johannes Zonaras ^vgl. Krumbacher) schreibt der cod. S.
Sepulcri 370 saec. 16 fol. 193—196'^ ein kurzes EyxtofAioy eig toy ^f/aXt^ga zu. Vgl. § 54
^nm. 4. - Nach cod. Vatican. 618 scheint Theodoros Balsamen, Patriarch v. Antiochien
nn 1190, Schollen zu den Propheten verfasst zu haben.
53. Die letzten Ezegeten. Nach Michael Psellos (s. § 20), Theo-
phylaktos, Euthymios Zigabenos (s. § 21), Johannes von Chalkedon, Theodoros
Prodromos (s. § 22 Anm. 4), Michael Glykas (s. § 22 Anm. 5), fristete die
Exegese nur noch ein kümmerliches Dasein. Man gab sich offenbar
zufrieden mit den exegetischen Katenen, von denen immer wieder neue
angelegt wurden. Erst Nikephoros Blemmydes erklärte wieder einige
Psalmen um die Mitte des 13. Jahrhunderts (s. § 27). Ein Psalmen-
kommentar wird auch dem Geschichtschreiber Nikephoros Eallistos
handschriftlich zugeeignet. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts schrieb
Xikephoros Gregoras mehrere exegetische Abhandlungen (s. § 31).
Tm dieselbe Zeit verfasste Theodoros Meliteniotes, Sakellarios, Archi-
diakon und JiddaxaXog %(ov JidaaxdXiov, einen Konmientar zu den vier
Evangelien, die er zu einem Diatessaron verschmolzen hatte. Er zer-
fiJIt in 9 Bücher und jedes Buch in 9 diaXe^eig. Aus den von A. Mai
publizierten paranetischen Schlussstellen der 9 Abhandlungen des 4. Buches
Mast sich kein Urteil über die Anlage des Kommentars und die darin be-
B&tzten Quellen gewinnen. Ein Verwandter des Theodoros war Johannes
Meliteniotes, dem in Cod. Ambros. H. 17 inf. ebenfalls ein Evangelien-
136 Bysantinisdhe LitieratargeBchichte. I. Prosaische Litteratnr.
kommentai- zugeschrieben wird. Der letzte der Zeit nach bestimmbar«
byzantinische Exeget ist der Kaiser Matthaeos Kantakuzenos, dei
Johannes Palaeologos mit seinem Vater Johannes Kantakuzenos stürzte
In seiner klösterlichen Einsamkeit auf dem Berge Athos widmete er siel
dem Studium der hl. Schrift, dessen Früchte in 2 Kommentaren zun
Hohenlied und zum Buche der Weisheit vorliegen. Die erste ist eini
Scholiensammlung mit allegorisch-mystischer Tendenz. Von dem zweitei
sind nur einige Fragmente gedruckt.
Zum Schlüsse machen wir noch einige exegetische Schriften namhaft
deren nähere Zeitbestimmung nicht erreicht werden konnte. Von den
Evangelienkommentar eines nicht näher bekannten Petros von Laodikei
liegen nur einige Fragmente im Druck vor; darnach lässt sich nicht be
stimmen, ob er in das 7. Jahrhundert gehört. Niketas, dem Bischöfe voi
Naupaktos, werden Kommentare zu den 4 Evangelien, zur Apostel
geschichte und zu den Paulusbriefen handschriftlich zugeeignet, worii
er Johannes Chrysostomos und Theophylaktos benutzt haben soll. Jol
Hamartolos nennt sich der Verfasser von Scholien zu den Psalmen ii
einer Turiner Hs. Ein Mönch namens Pachomios verbreitet sich übe
den Nutzen der hl. Schrift und behandelt sogar die Frage, warum di«
Schrift nicht in der Volkssprache geschrieben wurde. Ganz vereinzel
kommt der Name eines Niketas Anthypatios Patrikios als des Verfassers voi
Hypotheses in Psalmos in der Psalmenkatene des Cod. Barber. III 59 s. 9 voi
A. Mai hat endlich anonyme Scholien zu den 4 Evangelien aus einem cod
Vaticano-Palatinus herausgegeben, die noch nicht näher untersucht wurder
1. Der Psalmenkommentar des Nikephoros Kallistos Xanthopulos steht z. £
in cod. Paris. 149 a. 1560. Vielleicht liegt aber in der jungen Hs eine Verwechsluni
mit Nikephoros Bleromydes vor. Unter dem ersten Namen gehen noch andere theologisch
Schriften: verschiedene Homilien, von denen eine auf Maria Magdalena gedruckt is
(bei Migne, Patr. gr. 147, 540-576), eine Vita S. Andreae Junioris, mehrere Kirchen
hymnon auf die hl. Jungfrau und andere Heiligen, eine theoretische Schrift übe
die Hymnendichtung. Nikephoros Tvird auch mit dem Triodium und Synaxarium in Vei
bindung gebracht. Nach cod. Escor. 829 saec. 14 ist aber eher an Nikephoros vo
Mitylene zu denken. — Vgl. A. Ehrhard, Wetzer und Weites Kirchenlexikon 9* (Frei
bürg 1893) 259—262. — Eine Hs der Florentiner Nationalbibliothek (früher Gamaldoli 1214
saec. 12 schreibt einem Nikephoros Kallistos Xanthopulos eine Vita S. Euphrosynae juniori
von Kpel zu. Der Cod. Bodl. Mise. 79 saec. 13 enthält Opuscula liturgica unter demsclbe:
Namen. Darnach wäre ein älterer Namensvetter des Kirchenhistorikers anzunehmen.
2. Die Auszüge aus dem Kommentar des Theodor os Meliteniotos aus cod
Vatic. 684 ed. A. Mai. Nova Patr. bibl. 6 (Rom 1853) 2, 451-509; abgedruckt b<
Migne, Patr. gr. 149, 881—988. In einem derselben erwähnt Theodoros eine von ihi
geschriebene Vita Konstantins des Grossen. — Er verfasste auch mehrere astronomisch
Schriften, darunter eine UarQoyofiixfj tgißißXog. Davon die Vorrede und der Anfang de
ersten Kapitels bei Migne a. a. 0. 988-1001. — Vgl. Leo AUatius, Diatriba de Theodori
bei A. Mai, Nova Patr. bibl. 6, 2, 191—93.
3. Den Kommentar zum Hohenlied des Matthaeos Kantakuzenos ed. V. Ric
cardi, Rom 1624; wiederholt bei Migne, Pati*. gr. 152, 997—1084. — Die Fragment
aus dem Kommentar zum Buche der Weisheit in den Anmerkungen zu Nikephoros, Anti
rrhetic. adv. Constant Copronym. bei Migne, Patr. gr. 100, 395, 411, 418, 447, 48(
Ganz erhalten ist er z. B. in dem cod. Taurin. 181 s. 16 foll. 58. — Matthaeos wird auc
als asketischer Schriftsteller in den Hss genannt. — Vgl. auch Krumbacher.
4. Die Fragmente aus dem Evangelienkommentar des Petros v. Laodikea ec
Mai, Nova Patr. bibl. 6, 543 f.; abgedruckt bei Migne, Pati-. gr. 86, 3, 3324—36. — Di
anonyme Erklärung zum Gebete des Herrn in der Maurinerausgabo des Origenes erkannt
A. Mai als Petros zugehörig. — Der ganze Kommentar steht in 3 vatikanischen Hcn
ausserdem in codd. Ambros. D 282 inf., D 298 inf . — In cod. Paris. Suppl. gr. 407 sae«
I
i
1. Theologie. 6. Exegese. (§ 54) X37
16 fol. 107 — 114: Petri Laodic. orationes 3. — In mehreren Evangelicnkatenen bildet er
dvo Gnmdsiock, z. B. in cod. Bonon. bibl. commun. AIS saec. 13-14.
/ 5. Die Abhandlung des Mönches Fach omios bei Mi gne, Patr. gr. 98, 1333—1360.
— D«r Verfasser nennt einmal Johannes von Damaskos und scheint kein Spätbyzantiner
lu sein, er mQsste denn mit Pachomios Rusanos identisch sein, von dem im cod. S. Se-
{volcri 344 s. 15 mehrere dogmatische Schriften nebst einer Akoluthia ei^ tovg oaiovg na-
I t^g fa^ ZfQO€ftxaiv enthalten sind. Vgl. A. Papadopulos Kerameus, 'IsQoaoXvfi. ßirßXto&,
1 1 Petersburg 1891) 380 f., wo einige mir unzugängliche Litteratur genannt wird.
6. Die neutestamentlichen Kommentare desNiketas, Bisch, von Naupaktos, stehen
I. B. in cod. Marcian. 26, in cod. Vatic. Regin. 6 saec. 14 foll. 336. — Eine andere Hs nennt
7 Fabricios, Bibl. gr. 7, 753. — Niketas ist abhängig von Theophylaktos.
7. Die Einleitung zum Psalmenkommentar des Mönches Job ist aus Pasini abgedruckt
Wi Migne, Patr. gr. 158, 1056 f. — Der cod. Taurin. 178 saec. 16 foll. 70 umfasst nur
15 Psalmen.
8. Die anonymen Schollen zu den 4 Evangelien ed. A. Mai, Classici auctores 6
<Rcm 1834) 379—500, 9 (Rom 1837) 431—511; zusammengestellt bei Migne, Patr. gr.
1«J6, 1077 — 1289. — Anonyme Kommentare und Scholien kommen öfters in Hss vor, z. B.
u codd. Paris. 165—168 saec. 11—14 (in Psalmos), 176 saec. 16 (in Ecclesiasten), 231—32
saec. 12 (Evangelienkommentare), codd. Patmiac. 61, 65 und 66 (Kommentare zu den Paulus-
briefen ond zu den Psalmen), Vindob. theo!. 1 (Scholien z. A. T.).
64. Die Erklftmngen von Yäterschrifken. Es entsprach dem
Ansehen, welches die Schriften der älteren Kirchenväter bei den Byzan-
tinern genossen, wenn auch diese zum Gegenstand der exegetischen Arbeit
gemacht wurden. Der grösste Teil dieser patristischen Scholien wurde den
Schriften des Gregorios von Nazianz gewidmet. Die ältesten derselben
werden einem Abte Nonnos zugeschrieben; sie entstanden zu Anfang des
6. Jahrhunderts und wurden von den späteren Scholiasten vielfach benutzt.
An das Ende desselben Jahrhunderts verlegt E. Piccolomini die von ihm
veröffentlichten anonymen Scholien. Andere wurden von Maximos dem
Bekenner, Elias, Metropoliten von Kreta (zwischen 825 — 960), Basilios
0 vfog^ Metropoliten von Käsarea in Kappadokien (912 — 959), Niketas
von Serrae, Metropoliten von Heraklea am Ende des 11. Jahrhunderts,
üeorgios Akropolites im 13. verfasst. Noch ganz im Dunkeln liegen
(fie Scholien von Gregorios Presbyter, Gregorios Mokios oder Mo-
kenos, Nikephoros Kallistos Xanthopulos, Eumolpos Philes und
von einem ungenannten Erzbischof von Bulgarien. Bei dem jetzigen
Stand der Forschung ist es unmöglich, diese weitläufige Interpretations-
I irbeit in ihrer Entwicklung und gegenseitigen Abhängigkeit zu erkennen.
' Ihr Reichtum an mythologischen Notizen ist schon wiederholt im Interesse
I der klassischen Philologie ausgebeutet worden. Sie verdienen aber auch
_ I in ihrer litterarischen Eigenart studiert zu werden ; dieses Studium setzt
allerdings die kritische Herausgabe des gesamten handschriftlichen Materials
/vüraas.
Neben Gregorios Theologos wurde Dionysios Pseudoareopagites
im häufigsten erklärt. Die ältesten Scholien des Johannes, Bischof es
[ vrto Skythopolis, sind verloren gegangen. Maximos der Bekenner begründete
f durch seinen Konmientar das hohe Ansehen des Pseudoareopagiten in der
griechischen Kirche, das sich durch Johannes Scotus Erigena und
Hugo von St. Victor auf die abendländische verpflanzte. Der cod. Laurent.
S, 26 saec. 14 enthält die Scholien eines gewissen Andreas, die mit
4nyenigen des Maximos grosse Ähnlichkeit haben sollen. Die Scholien
4b8 letzteren scheint auch Germanos I, Patriarch von Eonstautiuopel^
138 BysantiniBohe LitteratorgeBchiohte. I. ProsaiBohe Liiieratar.
weitergeführt zu haben. Maximos folgt auch der Geschichtschreiba
GeorgiosPachymeres in seiner Paraphrase zu Dionysios. Endlich soll«
auch Germanos II, Patriarch von Konstantinopel, und ein gewisse
Georgios Hieromnemon die areopagitischen Schriften erklärt habei
was jedoch noch einer näheren Untersuchung bedarf.
Als weitere Scholiasten sind hier noch zu nennen: Thomas Ma
gister, als Mönch Theodulos genannt, zu den Briefen des Synesios va
Kyrene (f 413) und Nikephoros Gregoras zu der Schrift IIsQi ivvnvim
desselben, Johannes Zonaras, Alexios Aristenos und Theodoros Balsamon 2
den sog. kanonischen Briefen der Kirchenväter von Dionysios von Alexai
drien an. — Für die Scholien zu Maximos Confessor und Johannes Klima
vgl. §§ 12 u. 56. — Für die Kommentare zu den Gedichten des Gregoric
Theologos und den byzantinischen Hymnographen vgl. Krumbacher.
1. Zu don Scholiaston dos Gregorios y. Nazianz im allgomeinen: Fabricia
Bibl. gr. 8, 429—434. — E. Piccolomini in der Einleitung zu der unten genannten Aq
gäbe von anonymen Scholien S. I- XLII. — E. Norden, Scholia in Gregorii Nazianzei
orationes inedita, Hermes 27 (1892) 606—642. Vgl. B. Z. 2 (1893) 164 f. Norden gil
hier auch unedierte Scholien profanen Inhaltes. Einige neue Scholien theologischen Chi
rakters gab er in d. Zeitschr. f. wiss. Theol. 36 (1893) 2, 441—447. — 1. Die Scholle
des Abtes Nonnos zu 4 Reden des Gregorios beabsichtigt £. Patzig bei Teubner herao
zugeben. Vgl. E. Patzig, De Nonnianis in 4 orationes Gregor. Naz commentarii
Leipzig 1890. — 2. Anonyme Scholien ed. E. Piccolomini, Estratti inediti dai codici gre
della Bibliot. Mediceo. Laurenziana, Annali dolle Universita toscane 16 (1879) 231 — 27<
auch separat Pisa 1879. Korrekturen dazu gab E. Norden, Hermes a. a. 0. — ^. D
Scholien zu 19 Reden des Gregorios von Elias v. Kreta griechisch ed. pr. A. Jahn b
Migne, Patr. gr. 36, 757-902 (auszugsweise); lateinisch schon in früheren Ausgaben Gregoi
Weitere Scholien des Elias v. Kreta sind noch unediert. — Ausser dem kanonischen Brie
an einen Mönch Dionysios bei Migne, Patr. gr. 119, 985 — 997 werden ihm in Hss mehre
asketische Schriften zugeeignet. — 4. Von Basilios 0 viog sind nur zu 4 Reden die Scholü
nach früheren Drucken bei Migne, Patr. gr. 36, 903 -916, 1080-1205 vollständig herau
gegeben. — Einige ausgewählte Scholien aus cod. Laurent, pl. 4, 13 ed. Puntoni, Sta
di filologia greca, Turin 1882, 133 ff., 207 ff., auch separat, Turin 1884. — Eine vol
ständige Hs der Scholien des Basilios ist cod. Paris. 573 saec. 11 foll. 279; daneben sii
noch mehrere andere Hss, u. a. codd. Vatican. 409, 469, Laurent. Conv. soppr. 688, Coü
240—242, zu vergleichen. — Das Widmungsschreiben des Basilios an Konstantin VII Pc
phyrogennetos bei Migne a. a. 0. 1073—1080. — 5. Von Niketasv. Serrae stehen Scholl«
zu 2 Reden griechisch bei Migne, Patr. gr. 36, 933--985, lateinisch zu mehreren ander«
bei Migne, Patr. gr. 127, 1177—1480 und in der Ausgabe Gregors von Billius, Paris 156
— Scholien zu 16 Reden in den codd. Coisl. 54 saec. 12, Sinaitic. 351 — 354 u. m. a. — 6*. EL
kurze Erklärung von GeorgiosAkropoliteszu2 Aussprüchen des Nazianzeners .steht in co
Vaticano-Palat. 243 saec. 14 fol. 251^—257^'. — 7. Georgios Mokenos wird als Scholiast d
Gregorios gewöhnlich in den Hss der Basiliosscholien genannt, z. B. in den codd. Lauren tia
4, 13 saec. 10. Neapel. II A 22 saec. 12, S. Sepulcri 44 saec. 10 — 11. Darnach scheint Basili
dessen Scholienwerk benutzt zu haben. Ob er mit dem von Elias Cretensis genannt
Georgios identisch ist, steht dahin. — Zu einer Rede des Gregorios auf Ostern stehen d
Scholien des Georgios Mokios für sich in cod. Coisl. 236 saec. 11 fol. 208—212. — 8. D
Scholien des Nikephoros Kallistos Xanthopulos zu 30 Reden des Gregorios steh«
in den codd. Marcian. 76 und 77. — 9. Expositiones archiepisc. Bulgariao cujusda
sind in cod. Caesenat. pl. 28, 6 nach Muccioli, Catalog. 1, 103 vorhanden. — 10, \
Eumolpos Philes vgL Fabricius, Bibl. gr. 8,432. — Ausserdem wären noch mand
Hss des Nazianzeners, in denen der Text von Scholien begleitet ist, wie z. B. codd. Vin
theol. 79, 80, Marcian. 78 s. 12, Patmiac. 2 s. 11, näher zu untersuchen. — Zu den K01
mentatoren der Gedichte des Gregorios von Nazianz vgl. Krumbacher.
2. Zu den Scholiasten des Dionysios Pseudoaroopagites: Die Scholien v<
Maximos und Georgios Pachymeres zusammen bei Migne, Patr. gr. 4, 15—577. — Gk
manos II, Patriarch von Kpel, und Georgios Hieromnemon werden als Scholiasten des Di
nysios genannt von Fabricius, Bibl. gr. 7, 10. — Zu dem Scholiasten Andreas v|
Bandini, Catalogus 1, 50—52. — Dieselben Scholien bietet cod. Taurin. 369 s. 14.
Die verlorene Schrift des Presbyters Theodoros, welche für die Echtheit der psend
/
1. Theologie. C. Aaketik und Mystik. (§ b5) 139
inopegittscben Schriften eintrat, lag noch Photios vor (cod. 1). — Anonyme Scholien stehen
I. B. in codd. Vindob. theol. 49, Marcian. 142 s. 13, Athous 3597 s. 14.
3. Die Scholien des Theodoros monachos oder Thomas Magister stehen z. B.
in cod. Ambros. L. 44 sup. Seine Rede auf Gregorios von Nazianz (ed. L. Normannas,
I TpsalA 1693; abgedruckt bei Migne 145, 216—353) schmücken Zitate aus Homer, Pindar,
rUton, Demosthenes und Euripidcs. — Seine übrigen theologischen Schriften sind noch
\ nnediert, z. B. ein Enkoroion auf Johannes den Täufer (cod. Vatican. Palat. 374 saec. 14 fol.
1ij6^ — IIS), auf Euthymios, Bischof von Madyta, eine Schrift De miraculis veteris et novi
testamenti (cod. Ambros. H 21 sup.) — Ob cod. Coisl. 208 a. 1656 ihm mit Recht
Scholien zum Römerbrief zuschreibt, ist bei dem geringen Alter der Us zweifelhaft. —
Ueber seine profanen Schriften vgl. Erumbacher.
4. Die Scholien von Johannes Zonaras, Alexios Aristenos und Theodoros
Balsmmon zu den kanonischen Briefen von Kirchenvätern zusammen bei Migne, Patr. gr.
138.456 — 987. — Vgl. J. Dräseke, Zonaras* Kommentar zum kanon. Briefe des Gregorios
von Neokisarea, Zeitschr. f. wiss. Theol. 37 (1894) 246—60. — Von Johannes Zonaras
sind aoanerdem mehrere theologische Schriften unediert, 2 Homilien zu Festen
■ies Herrn, 2 Vitae des hl. Silvester und dos hl. Sophronios v. Jerusalem, Poemata de
prooeseione Spir. sti et alia adversus Latinos. Vgl. Fabricius, Bibl. gr. 11, 222 — 228.
VgL auch Krumbacher. — Von Theodoros Balsamen, dem Patriarchen von Antiochien
am 1190, erwähnt Fabricius, Bibl. gr. 10, 382 ausser kirchenrechtlichen Schriften ein
MaitTrinm Theodori et Claudii.
5. Anonyme Scholien zu Basilios d. Gr. und Gregor von Nyssa bietet der cod. Mitylen.
1&.10. — Solche zu 5 Homilien des Job. Chrysostomos ed. A. Papadopulos Kerameus,
jr««e- ß*ß^> 'Arixe. IAA., Kpel 1884 S. 86> 93.
I G. Asketik nnd Mystik.
65. Charakteristik. Erfreulicher gestaltet sich das Bild der byzan-
tinischen Theologie auf dem asketischen und mystischen Gebiete, auf
welchem ihr ein freierer Spielraum als auf dem dogmatischen und exege-
tischen gewahrt blieb. Allerdings tritt auch in der Asketik die Ab-
hingigkeit von den Vätern des 4. und 5. Jahrhunderts bedeutsam genug
hervor, aber das praktische Christenleben und die Normen desselben waren
in der patristischen Zeit nicht der Gegenstand synodaler Behandlung ge-
worden, und dieser Umstand war für die weitere Ausbildung der asketi-
schen Litteratur von günstiger Wirkung. Eine fortgesetzte Anregung dazu
badete das Mönchtum, welches während des ganzen byzantinischen Zeit-
alters in unzähligen Klöstern und Einsiedeleien blühte. Die asketischen
Sehriften sind daher auch fast ohne Ausnahme von Mönchen verfasst,
während die dogmatischen und exegetischen zum grösseren Teile geistliche
«nd weltliche Würdenträger zu Verfassern haben. Unsere Kenntnis von
den konkreten Zuständen in der byzantinischen Klosterwelt ist nun leider
noch zu lückenhaft, um den historischen Hintergrund, von dem sich die
ganze Litteraturgattung abhebt, genau erkennen zu können.
Am besten sind wir über die palästinischen Klöster und Lauren
des 6. Jahrhunderts unterrichtet durch die Biographien des Kyrillos von
Skythopolis. Infolge der Eroberung von Ägypten, Palästina und Syrien
durch die Araber wurden die Klöster dieser Länder empfindlich geschädigt;
doch erhielten sich manche derselben, wie z. B. das berühmte Kloster des
kL Sabbas bei Jerusalem, während des ganzen Mittelalters. In Kleinasien
erhielt sich das Klosterwesen am längsten in voller Blüte, deren Kenntnis
durch die Publikationen hervorragender Mönchsbiographien in jüngster
Zeit gefördert wurde. Die Reichshauptstadt selbst besass eine Menge
von Klöstern, an deren Spitze das berühmte Kloster von Studien stand,
dtfi eine Reihe von hervorragenden kirchlichen Persönlichkeiten und aakQ-
140 BysantiniBche Utieratargesohichte. L Prosaüiche litteratar.
tischen Schriftstellern wie Theodoros, Symeon, Niketas Stethatos, hervor
brachte. Seit dem 11. Jahrhundert treten die zahlreichen Klöster um
Einsiedeleien auf dem Berge Athos in den Vordergrund. Hier bildet
sich die Mystik der Hesychasten aus; der grosse Kampf, dessen Gegen
stand sie im 14. Jahrhundert wurde, verpflanzte sich aber gleich von
mystischen auf das dogmatische Gebiet. Ohne Bedeutung für die Asketü
sind die Basilianerklöster in Sicilien und Kalabrien geblieben.
Das byzantinische Klosterwesen erlobte auch Perioden des Verfallei
die noch nicht genügend bekannt sind. Von hohem Interesse ist in diese
Beziehung eine Reformschrift des trefflichen Erzbischofes Eustathios vo
Thessalonike aus dem 12. Jahrhundert (§ 66 n. 3). Sie ist mit grossei
Freimut geschrieben und richtet ernste Ermahnungen an die Mönche vo
Thessalonike. Der Erzbischof musste sogar ihren Mangel an Interesse für di
Väterschriften rügen und erzählt mit schmerzlicher Entrüstung, wie ei
Klostervorsteher ihm auf die Frage nach einer Schrift des Gregorios vo
Nazianz geantwortet habe: ,Was brauchen wir solche Schriften*! Solch
Zustände mögen wohl nicht in Thessalonike allein geherrscht haben. Zeug
dessen ist das etwas frühere Gedicht Kaid ijyovfihvwv des Theodore
Prodromos, welches denselben Verfall in der Klosterwelt bei Konstant
nopel voraussetzt (vgl. Krumbacher). Eine Ursache dieses Niedergange
sicher nicht die unwirksamste, wurde besonders von dem Patriarchen vo
Antiochien Johannes zur Zeit des Alexios Komnenos bekämpft: das dei
Karolingischen Benefizialwesen entsprechende Institut der Charisti
karier, d. h. die Schenkung von Klöstern an Laienpersonen, von welche
sie nur allzu oft zur Besserung ihrer Finanzen ausgebeutet wurden. Diese
Brauch geht bis ins 10. Jahrhundert zurück und erreichte seinen Höli<
punkt unter Alexios Komnenos. Die durch diese und andere Ursache
hervorgerufenen Misstände können jedoch die hohen Verdienste, welcl
die byzantinischen Klöster sich um das Kirchen- und Kulturleben erworbe
haben, nicht schmälern. In litterarischer Beziehung beschränken sie
diese Verdienste nicht auf das asketische Gebiet. Die byzantinische
Mönche stehen nicht nur in der ersten Iteihe der theologischen Schrif
steller; ohne sie würde auch die Zahl der profanen Litteraten nicht ui
wesentlich zusammenschrumpfen, namentlich wenn man beachtet, dai
viele derselben erst dann Zeit und Lust zu litterarischem Schaffen fände
als sie sich in ein Kloster zurückgezogen hatten.
Die Asketik und Mystik blieb indes das Lieblingsgebiet d<
mönchischen Litteraten von Byzanz. Dieser Umstand sowie die darai
folgende Beschränkung des Leserkreises der asketischen Schriften bedinj
die beim ersten Blick auffallende Einseitigkeit dieses Litteraturzweige
Zu einem einheitlichen, alle Verhältnisse und alle Thätigkeitsgebiete d(
christlichen Lebens umfassenden System der Sittenlehre, wie es z. B.
der Summa theologica des Thomas von Aquino vorliegt, brachte es d
byzantinische Theologie nicht. Das Mönchtum mit seinen spezifisch(
Verpflichtungen und Anforderungen an das sittliche Handeln, dieses Ide
des christlichen Lebens in der griechischen Kirche, bildet fast den einzige
immer wiederkehrenden Gegenstand der asketischen Schriften, und zwi
1. Theologie. C. Aaketik und Mystik. (§ 55) 141
meistens nicht in streng systematischer, sondern in populärer Behandlung.
We der Asketik eigentündiche litterarische Form ist die der KsffaXaia^
kurzer, aphoristischer Abschnitte, welche gewöhnlich zu einer Zenturie
(Exccrovxag) vereinigt wurden. Je nach dem Inhalte wurden sie näherhin
als KfifaXma ngoxTuca, p'wartxd^ y^eoXoyixa bezeichnet; selten sind aber
die einzelnen Sätze innerlich zu einem Ganzen verkettet. Auch die
Litteraturgattung der 'EgwTjjasig xat änoxQfaeig wird für asketische Zwecke
angewandt. Eine spezielle Gattung bilden sodann die Typika, Samm-
lungen der in bestimmten Klöstern geltenden Regeln, die sich alle an die
Regeln des Begründers des byzantinischen Mönchslebens, des hl. Basilios,
anschlössen, und wovon die Typika des Sabbasklosters in Palästina und
des Studionklosters in Konstantinopel die verbreitetsten waren. Eine
Würdigung dieser Typika ist noch nicht vorhanden; dieselben bieten
auch besondere Schwierigkeiten, weil sie in der Regel bestimmten Persön-
lichkeiten zugeschrieben werden, während sie doch in Wirklichkeit das
Werk zahlreicher Generationen sind.
Der Unterschied zwischen Asketik und Mystik ist oft unklar oder
sogar falsch bestimmt worden. Im einzelnen ist es auch oft schwierig
\ m entscheiden, wo die Asketik aufhört und die Mystik beginnt; im all-
'^ gemeinen aber behandelt die Asketik die äusseren, vielfältigen Pflichten
t des christlichen Lebens und zerfällt in die Lehre von den Tugenden und
' den entgegenstehenden Lastern, während die Mystik die innersten Seiten
[ des religiösen Seelenlebens betrachtet in seinen unmittelbaren, über jede
bestimmte Form erhabenen, eminent geistigen Beziehungen zu Gott. Weit-
aus die grösste Anzahl der moralischen Schriften der Byzantiner fällt in
das Gebiet der Asketik. Die massgebende Autorität ist hier Basilios und
neben ihm die Meister des geistUchen Lebens aus dem 4. und 5. Jahr-
hundert. So nennt z. B. Theodor von Studien als seine Meister die früheren
Asketik er Markos und Esaias; andere sind abhängig von Makarios, Nilos,
Diadoehos, Isidoros von Pelusion u. a. Dieses Abhängigkeitsverhältnis
muss erst noch genau bestimmt werden, bevor die Arbeit der byzantini-
schen Asketiker in ihrem eigentUchen Wert gewürdigt werden kann. Ein
wesentlicher Fortschritt über die patristische Asketik hinaus wird sich
dabei kaum herausstellen. Das Ideal des Mönchtums und im Zusammenhange
damit die Auffassung der Sittlichkeit blieb unverändert, und von den
Sittliehkeitsproblemen, welche das Abendland auch im Mittelalter beschäf-
tigten, ist keines in der byzantinischen Kirche behandelt worden. Doch
müssen zu einer vollständigen Charakteristik die Resultate der geforderten
Quellenuntersuchung abgewartet werden.
Höher steht die byzantinische Mystik. Den Ausgangspunkt derselben
bilden die mystischen Schriften des Dionysios Pseudoareopagites,
von denen sie ihre Eigenart, ihre kultisch-symbolische Richtung,
empfangen hat. Maximos Confessor gebührt aber das Verdienst, die Mystik
des Pseudoareopagiten von ihrem neuplatonischen Hintergrunde losgelöst
nnd innerlich mit der orthodoxen Lehre in harmonischen Einklang gebracht
zo haben. Maximos ist daher auch der eigentliche Schöpfer der
byzantinischen Mystik. Ihr bekanntester Vertreter in der spätbyzaiv-
142 Bysantinisohe Litteratargeaohiohte. L Prosaüiohe Litter atnr.
tinischen Zeit ist infolge der Monographie von W. Gass der Erzbischo
von Thessaloniko Nikolaos Kabasilas. Dieser hatte jedoch im 11. Jahr
hundert einen Vorläufer, Symeon, den Vorsteher des Mamasklosters ii
Konstantinopel, der jenen an Tiefe der mystischen Spekulation zu über
treffen scheint. Dank diesen beiden Mystikern, an die sich Niketa
Stethatos und Kallistos Kataphugiotes anreihen lassen, braucht di
byzantinische Mystik den Vergleich mit der abendländisch-romanischen in
13. und mit der germanischen im 14. und 15. Jahrhundert nicht zu scheuet
obgleich sie die letztere nicht erreicht hat, und auch inhaltlich wesentlich
Verschiedenheiten zwischen beiden obwalten. Charakteristisch für die by
zantinische ist der innige Anschluss an das Kultleben der Kirche, da
schon dadurch zum Ausdruck kommt, dass die byzantinischen Mystike
ihre Theorien vielfach in der Gestalt von Erklärungen der tieferen
symbolischen Bedeutung der äusseren kirchlichen Zeremonien darlegtei
Sie kämpften gegen die Veräusserlichung des christlichen Lebens, gege
das Aufgehen desselben in stereotypen Formeln und mechanischen Hand
lungen; sie leugneten aber die relative Bedeutung äusserer Formen nichi
die eine kirchliche Organisation nicht entbehren kann und deren Berecli
tigung in letzter Linie auf der sinnlich-geistigen Natur des Menschen selbt
beruht. Sie suchten vielmehr das Wesen hinter der äusseren Erscheinun{
das nicht in Gegensatz zu dieser steht, sondern darin zum Vorschein konmi^
Es muss aber auch hier auf die Notwendigkeit von Einzeluntersuchunge
aufoierksam gemacht werden.
1. Textsammlungen: Petr. Possinua Thesaurus asceticus, Paris 1684 (enthft!
nur einige byzantinische Schriften). — Umfangreicher ist die von Johannes Maure
kordatos veranlasste Sammlung: ^tXoxaXia xcSy Ibqiüv ytjnTuciüyf Venedig 1782. — Beic
Sammlungen blieben mir unzugänglich, sie wurden aber Mignes Patr. gr. einverleibt.
2. Hilfsmittel: Die Byzantiner fanden bisher in den Darstellungen der Geschichl
der christlichen Ethik wenig Beachtung. Chr. E. Luthardt, Geschichte der christliche
Ethik 1, Leipzig 1888 S. 139—152 nennt nicht einmal Nikolaos Kabasilas. — Ueber di
Richtungen der griechischen Mystik s. W. Gass, Die Mystik des Nikolaus Cabasila
Greifswald 1849 S. 31—63. — In der Geschichte der chrisÜichen Ethik von W. Gass
(Berlin 1881) 437—457 ist die auf Byzanz bezügliche Darstellung auffallend unvollständij
— 0. Zock 1er, Geschichte der Askese, Frankfurt 1863, war mir unzugänglich.
3. Schon früher wurden die griechischen Asketen in Sammelcodices vereinig
Photios, cod. 201, beschreibt eine Hs, die Markos, Neilos und Karpathios enthielt. Nebe
diesen Sammlungen, von denen es alte Hss gibt, wie z. B. cod. Angelic. B 5. 7 saec. V
cod. Paris. 913 saec. 10, cod. Mutin. 12 saec. 11, cod. Vindob. theol. 238, cod. Athoi
3076 s. 11, 3081 s. 11 u. m. a., wurden Auszüge aus verschiedenen Asketikem hergestell
wie z. B. cod. Monac. 318 saec. 13 zeigt, in handlichem Format, augenscheinlich zu pral
tichen Zwecken.
4. Für die byzantinische Monasteriologie, die noch ein weites Arbeitsfeld biete
vgl. Sp. Lampros, B. Z. 1 (1892) 197 (ganz allgemein gehaltene Betrachtungen). — .
Sokolov, Die äussere und innere Lage des byzant. Mönchtums von der Mitte des 9. Jah
hunderte bis zum 13., Pravosl. sobesjednik 1892—94. Vgl. B. Z. 2, 350; 3, 209 f.; 4, 199
— Weitere Litteraturangaben in § 88 und bei Krumb ach er.
5. Ueber das Charisti karierwesen vgl. Th. Uspenskij, Das Typikon d<
Klosters des hl. Mamas in Kpel, Odessaer Jahrb. 2, 1 (Odessa 1892) 72, 75—78. Vgl. B. :
2 (1893) 137 f. ~- W. Nissen, Die Diatazis des Michael Attaleiates von 1077, Jena 18S
S. 52 — 58 (etwas einseitig).
6. Das Typikon des hl. Sabbas ed. pr. A. Dmitrijevski, Die Klosterregel
des hl. Sabbas, Trudy Kievskoj duch. ak. 1890 1. Heft S. 170—192 (russisch). Vgl. I
Kurtz, B. Z. 3 (1894) 167—170, der einen verbesserten Neudruck des Textes venu
staltete. — Diese Textesrezension ist sicher nicht die ursprüngliche. Auch ist es fra|
lieh, ob der kurze Text vollständig ist. Ein weit längeres Typikon steht in dem co<
CoisL 295 saec. 14 foL 218—252 anter dem Titel: Jiaitt^tg rtSy fjiaxa^ifay xal a/c«
1. Theologie. C. Aaketik und Mystik. (§ 56) 143
rtaTi^my JSaßa TB Tov fiByaXov xal BeoSoaiov rov xot.9foßu(QXov negi ßiov juoya^iSy ....
D«r Anfang Btimmt nicht mit dem karzen Text überein. — Das Typikon des Studion-
klosters geht auf Theodoros Studites zurück (vgl. § 61). — Durch Athanasios, den Gründer
der Laurm auf dem Athos, wurde es zum Gemeingut der Athosklöster. Die drei darauf
WGglichen Schriften des Athanaaios (c. 970—1020) ed. Ph. Meyer, Die Haupturkunden
für die Geschichte der Athosklöster, Leipzig 1894, S. 102—140. — Einige andere Typika
dieser Art verzeichnet W. Nissen a. a. 0. S. 3 f. — Sie sind nicht zu verwechseln mit
dem litm^ischen Typikon, wovon L. Allatius, De libris eccles. Graecorum, Paris 1645
S. 4 16 handelt, noch mit den Tvmxd xrtixoqixtt^ die übrigens manchmal auch einen aske-
tischen Teil bieten. Vgl. Nissen a. a. 0. 5 — 21.
7. Es gibt einige bestimmte Themata asketischer Natur, die nicht nur von den By-
zantinern verschiedentlich behandelt wurden, sondern ihr Gegenstück auch in anderen
litteratnren besitzen. Vgl. die Studien von Th. Batjuskov, Die Erzählungen über den
Streit zwischen der Seele und dem Körper in der mittelalterlichen Litteratur, Petersburg
15^1 (B. Z. 1 (1892) 175 f.), E. S. Shuckburgh, The soul and the body, Cambridge 1894
iB. Z. 4, 172 f) und J. Zdanov, Das Gespräch der drei heiligen Väter und die ioca mona-
rhonun. Jonm. Min. Bd. 279 (1892) 157-194 (B. Z. 1, 355 f ).
8. Von Interesse ist die von Jul. Nicole, Un trait^ de morale payenne christianisä,
<ienf 1892, in dem cod. Genev. 41 s. 15 wahrgenommene, für die Jugend bestimmte, christ-
liche Bearbeitung des Kommentars des Hierokles zu den goldenen Sprüchen des Pythagoras.
Vg;l. B. Z. 1 (1892) 352. Die Entstehungszoit dieser Bearbeitung ist noch zu bestimmen.
56. Johannes KlimaT (Iwdwr^g KXi/na^), Nach einer von Daniel,
(inem Mönch des Klosters Raithu am roten Meer, verfassten Biographie
wurde Johannes, der die Beinamen Scholastikos, Sinaites und nach seinem
Hauptwerke Klimax fuhrt, um 525 geboren und trat im Alter von 16 Jahren
in das Sinaikloster, wo Martyrios und Anastasios, der spätere Patriarch
von Antiochien, ihn in das Mönchsleben einführten. Nach dem Tode des
Martyrios wählte er das Anachoretenleben und verbrachte 40 Jahre in einer
Höhle am Fusse des Sinai, viel besucht von Asketen, die seinen Rat er-
holten. Der Ruf der Mönche vom Sinai, die ihn zu ihrem Abt erwählten,
führte ihn in das Kloster zurück, wo er das Vorsteheramt einige Jahre
verwaltete, um bald wieder in die Einsamkeit zurückzukehren. Er starb
\ am das Jahr 600.
Sein asketisches Werk, das er auf die Bitten des Johannes von
Raithu niederschrieb, nannte er KXt/na^ mit Bezug auf die Jakobsleiter
and teilte es in 30 Abschnitte ein, entsprechend den 30 Jahren des ver-
borgenen Lebens des Herrn. Inhaltlich zerfaUt es in zwei Teile, wovon
der erste die dem christlichen Leben entgegenstehenden Laster behandelt
(Kap. 1 — 23), während sich der zweite über die moralischen und theologischen
Tugenden verbreitet (Kap. 24 — 30). Der genetische Zusammenhang, den
Johannes überaU herzustellen sucht, ist oft rein äusserlich. Seine Quellen
rind die hl. Schrift und seine persönlichen Erfahrungen im Geistesleben.
IHe DarsteHung derselben, die auf unbedingte Wahrhaftigkeit Anspruch
macht, unterbricht öfters den Gang seiner Ausführungen. Ausserdem zog
er frühere Asketen herbei, von denen er aber nur Euagrios, Kassian, Papst
Gregor I und einen gewissen Georgios Arsilaites nennt. Die DarsteUung ist
öinfach und entbehrt jeden rhetorischen Prunkes. Der volkstümliche Ton
gibt sich auch durch die häufige Anwendung von Sprichwörtern kund.
Das jetzt selbständige ,Buch an den Hirten* bildete ursprünglich den letzten
Abschnitt der Klimax und ist an Johannes von Raithu selbst gerichtet.
Ein Beweis für die Beliebtheit der Klimax in den byzantinischen Mönchs-
kreisen ist die reiche Anzahl von Hss, in denen sie überliefert ist.
l
144 Byzantiiivichd Litteratorgeaohichte. I. Prosaisohe Litterainr.
1. Aasgaben: Ed. pr. Matthäus Raderus, Paris 1633, mit einer ausführliche
Einleitung, der Vita des Daniel und Scholien; wiederholt bei Migne, Patr. gr. 88, 596-120!
— Eine neue Ausgabe besorgte Sophr. Eremites, Kpel 1883 (mir unzugänglich).
2. Hilfsmittel: C. Oudin, Comm. de Script, eccl. 1, 1437—39. — J. Fessle]
Institut. Patrol. 2, 890—897. — Fabricius, Bibl. gr. 9, 522—528 hat viele Hss verzeichne
— Die von Johannes Klimax angeführten Sprichwörter zusammengestellt bei K. Krua
bacher, Mittelgriechische Sprichwörter, München 1893 S. 229—232. Ebenda 8. 232
einige Sprichwörter aus dem Pratum spirituale des Johannes Moschos (vgl. § 84). — Hss dl
Klimax mit Miniaturen behandelt J. J. Tikkanen, Acta soc. scientiar. Fennicae, 1
(Helsingfors 1893) Nr. 2. Vgl. B. Z. 4 (1895) 225. — Eine Uncialhs der Klimax ist coi
Vatican. 2059 saec. 10; älter ist cod. Paris. 1069 saec. 9. — Einiges bei 0. Zöcklei
Das Lehrstück von den 7 Hauptsünden, München 1893 S. 47 ff.
3. Zum Leben: Die Abfassungszeit der Biographie des Johannes von Daniel vo
Raithu (bei Migne a. a. 0. 596—608) ist noch näher zu bestimmen. Bei Migne ebeni
608 — 609 andere biographische Fragmente. — Eine vulgärgriechische Uebersetzung dieei
Vita von Sophronios Hieromonachos steht in cod. Athens 3678 s. 16.
4. Scholien: Solche werden schon Johannes, dem Abte von Raithu, zugeschriebei
lateinisch bei Migne a. a. 0. 1211-1248. — Das grosse Scholienwerk des Elias v. Kre
steht z. B. in codd. Marcian. 128—130. Einiges davon mit Scheuen von Pbotios u. Aa
Zügen aus anderen Asketikem steht bei Migne am Schlüsse eines jeden Kapitels. — Fra^
mente von Scholien des Photios ed. A. Papadopulos Kerameus; vgl. S. 77. — Co
Sabbatt. 407 saec. 12—13 enthält ein langes Scholion von Michael Psellos. — Tn co
Ambros. 0 8 sup. saec. 11 — 12 stehen Scholia Diadochi zur Klimax. — Cod. Vindo
theol. 180 enthält Einleitungsstücke zur Klimax von einem Mönche Hieroth eos. — Mehre
Hss, z. B. cod. Vatic. 410, codd. Paris. 863, 864, 865, 867, cod. Marcian. CL 2, 195 sac
16 etc. enthalten unbekannte Scholien.
5. Uebersetzungen der Klimax sind in verschiedenen Sprachen vorbände
eine lateinische von Angelus de Cingulo 1294 wurde von Ambrosius Camaldulensis rei
diert und erschien Venedig 1531 u. öfters, eine vulgärgriechische besorgte Maxim«
Margunios, Venedig 1590, eine altitalienische hegt vor in der Collezione di opere inedi
o rare, 31, Bologna 1875, sogar eine arabische in cod. Panorm. bibL nation. 111 D 2. Ei
slavische erwähnt Fabricius a. a. 0. 527.
6. Zeitgenosse des Johannes Klimax war Johannes der Faster (o tnjatBvrrjs
Patriarch von Kpel 582—595, bekannt durch seinen Streit mit Gregor 1 wegen des Tite
JlargittQxv^ oixov/4€yix6g. Er galt früher als Verfasser einer Anleitung zur Verwaltung d
Busssakramentes, die in zwei Recensionen bei Migne, Patr. gr. 88, 1889—1932 vorue(
J. A. Binterim, Die vorzüglichsten Denkwürdigkeiten der christl.-kathol. Kirche 5,
(Mainz 1829) 383—390 wies ihren späteren Ursprung nach. Sie wird zuerst von Ko
stantinos Harmenopulos und Matthaeos Blastares benutzt. — Pitra, Spicilegium Sol(
mense 4 (Paris 1858) 416—444, und Juris eccles. Graecorum historia et dooumenta
(Rom 1868) 222- 237, hat indessen neue Poenitentialschriften unter seinem Namen v(
öffentlicht, so dass die Frage neu zu untersuchen ist. Eine Homilie flegi fÄerayoiag l
Migne a. a. 0. 1937—1977, die auch Johannes dem Faster zugeschrieben wird, bewe
sich auf demselben Gebiet. — Isidor von Sevilla, De viris illustribus cap. 39, bericht
dass Johannes der Faster eine Schrift über die Taufe an Leander von Sevilla schickte. Sie i
ganz verschollen. — Ein Aoyog negi i^odov xijg ^vxtjg «no rov ctafjiaxog wird ihm
dem cod. Taurin. 148 s. 15 fol. 106—116 beigelegt. — Von der Biographie des Johann
Nesteutes, die der Presbyter Photinos in Kpel bald nach dessen Tod verfasste, hab
die Akten des 7. Konzils ein Fragment erhalten (Mansi, Conciiia 13, 80—85).
7. Johannes Klimax nennt einmal den lateinischen Abt Kassian (Migne a. a. 0. 71^
dessen Schriften somit schon im 6. Jahrhundert in griechischer Uebersetzung vorläge
nicht erst zur Zeit des Photios, der in dem Myriobiblion cod. 197 drei Opuscula desselb
erwähnt. M. Petschenig, Johannis Cassiani opera 1 (Wien 1888) XCVI— CIIII biel
einiges zur Kenntnis dieser Uebersetzungen, die noch näher zu untersuchen sind.
8. Anastasios II, Patriarch v. Antiochien (599—602), übersetzte um diese Zeit d
Regula pastoraiis des Papstes Gregors I. Vgl. Gregorius I, Registr. epistol. 1. 9, 135; 1. 12, 2
Diese Uebersetzung ist noch nicht wiedergefunden worden.
57. Symeon Stylites der Jüngere {Sviiswv 6 väog atvlizifi)^ so b
nannt zum Unterschiede von dem grossen Styliten des 5. Jahrhundert
ist einer der hervorragendsten Vertreter der griechischen Säulenheilige
Seine Blütezeit fallt zwischen 521 — 596; er war ein Zeitgenosse und pe
sönlicher Bekaimter des Kirchenhistorikers Euagrios, der ihn wiederhc
1 Theologie. C. AskeUk und Mystik. (§§ 57—58) 145
erwähnt Von seinem frühesten Jugendalter an führte er das Styliten-
leben auf einem Hügel in der Nähe von Antiochien, der von den wunder-
baren Begebenheiten im Leben des Heiligen „der wunderbare Berg" ge-
nannt wurde. Unter seinem Namen sind 30 asketische Abhandlungen er-
halten« welche sich über verschiedene Punkte des christlichen Tugendlebens
verbreiten mit spezifisch mönchischer Färbung. Symeon wäre aufrichtig zu
bedauern, wenn die Ansicht von Antonio Rocchi zuträfe, dass er diese Ab-
handlungen im Alter von etwa 14 Jahren niedergeschrieben habe. Diese, an-
gesichts des manchmal bedenkUchen Inhalts der Abhandlungen, wahrhaft
exorbitante Aufstellung beruht auf einer falschen Vorstellung des Styliten-
lebens. Von dem Interesse Symeons an den gleichzeitigen theolo-
gischen Kontroversen und kirchlichen Wirren zeugen Fragmente
von Briefen an Justinian und Justin 11, die sich auf die Nestorianer,
Monophysiten und die Sekte der Samaritaner beziehen und von Sophronios
V. Jerusalem und Johannes von Damaskos benutzt wurden. Es wird ihm
auch eine Apokalypse zugeschrieben, die das beliebte Thema vom Ausgang
der Seele aus dem Körper behandelt. Ausserdem gehen liturgische Gebete,
Hymnen und Troparien unter seinem Namen.
1. Ansgaben; Die 30 asketischen Abhandlungen ed. pr. J. Gozza-Luzi, Nova Patr.
. Bibl. 8 (Rom 1871) 3, 4—156. — Fragmente aus den Briefen bei Migne, Patr. gr. 86,
( l 3216—20. — Die Apocalypsis lateinisch in Bibl. maxima Patr. Lugd. 7 (1687) 1228 ff.
j 2. Hilfsmittel: L. Allatius, De Symeonum scriptis diatriba, Paris 1664 S. 17-22.
— Antonio Rocchi, De authenticis sermonibus S. Symeonis Stylitae in der Ausgabe von
Cozza-Lazi S. XVII — XXI. — A. Papadopulos Kerameus, £v/4B(üy 6 GavfAactooQeirtjg
mi vfiroy^äipo^ Mal ^«AycfoV, Viz. Vr. 1 (1894) 141—150. Vgl. B. Z. 4 (1895) 195. — üeber
die Styliten überhaupt s. die interessante Studie von H. Delehave, Les Stylites, St. Simöon
et ses imitateurs, Rievue d. questions histor., Nouv. S^rie, 13 (1895) 52—103.
3. Zum Leben: Ausser den Nachrichten von Euagrios Hist. eccl. 5, 21; 6, 23 be-
sitzen wir 3 Biographien Symeons. Die älteste wurde von seinem Schaler Arkadios,
Ezzbischof von Konstantia auf Gypem, verfasst und von Johannes von Damaskos und
auf der 7. Synode zitiert. Auszüge aus derselben ed. A. Papadopulos Kerameus
a. A. O. 145—148, 601—604. Ganz erhalten in codd. Sabbait. 108 s. 11, cod. Bodl. Barocc.
240 B. 12, Monac. 366 s. 11. Eine vollst&ndige Ausgabe wäre sehr wünschenswert. Vgl.
B. Z.4 (1895) 386. — Die zweite, von Nikephoroso OvQayog, Magister in Antiochien,
verfasst (ed. pr. Acta SS. Maii 5, 307—401; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 86, 2,
S987— 3216) ist eine rhetorische Ueberarbeitung der ersten. Diese besteht aus vielen
Einselerzählangen von Wunderthaten des Heiligen und bietet in manchen Partien kultur-
liibtorisches Interesse. Die Lebenszeit des Nikephoros Uranos fällt in die Regierung Basi-
Hos* II (976—1025). Beachtung verdienen auch die ^W/o* rov Ov^avov ngog toy IvfjiBitiya
ror M§taipQaifTijr in cod. Vatican. Ottob. 324 saec. 15 fol. 193. — Die dritte, von einem
Johannes Petrinos verfasst, ist noch unediert und steht in dem cod. Monac. 3 saec.
10 foL 137 — 143. — Auszüge aus der ersten Vita bei Mansi, Concilia 13, 73 — 80.
4. Als Zeitgenosse Symeons gilt Isaak der Syrer, dessen asketische Abhandlungen
von den München des Sabbasklosters Patrikios und Abramios ins Griechische über-
s«stzt wurden. Ed. pr. Nikephoros Theotokes, Leipzig 1770 (mir unzugänglich). Einen
Brief an Symeon (Stylites?) ed. Cozza-Luzi, Nova Patr. bibl. 8 (Rom 1871) 3, 157. In
den Hss ist die Anzahl dieser Abhandlungen verschieden. Vgl. A. Ehrhard, Das Kloster
Mir Saba in Palästina, Rom. Quartalschr. 7 (1893) 56 f. Der älteste Zeuge der Ueber-
»etzong ist der Unzialcod. Paris. Suppl. gr. 693 saec. 8- 9 foll. 78.
5. Eine asketische Abhandlung eines Symeon RUconotafAlag ed. Oozza-Luzi, Nova
Patr. bibl. 8 (Rom 1871) 3, 1—3. Näheres ist über diese Persönlichkeit nicht bekannt.
58. Dorotheos (JdHQo&sog)^ Archimandrit in Palästina, war ein Schüler
des Abtes Johannes tov SegHov, der selbst Barsanuphios zum Meister ge-
habt hatte. Damit ist seine Lebenszeit am Ende des 6. und am Anfang
d«s 7. Jahrhunderts festgestellt. Wir besitzen von ihm ausser 8 kurzen
^tndbueh der kUm. Aitertumawimtmacbatt IX, 1, AbUg. 2, AuO, IQ
146 BysantixiUoliQ LitieraturgMohiohte. L ProMdsohe litieratiir.
Briefen asketischen Inhaltes eine längere asketische Schrift Jiim
xaXiai xpvxcotp^XsTg iiä^oQoi in 24 Abschnitten. Sie ist ausschliesslich fl
Mönchskreise bestimmt und behandelt in zwangloser Reihenfolge d
Pflichtverhältnisse des Klosterlebens, von der Weltentsagung, Dem«
Oottesfurcht an bis zu dem Amte des Speisemeisters und der Gestalt di
Mönchskleides. Wie bei der Klimax so bilden auch hier die eigenen B
fahrungen des Asketen und seine Unterredungen mit anderen räQovxeg d
Hauptquelle. Von schriftlichen Quellen benutzte er das r€Qo%'tim
Basilios, Gregor v. Nazianz, Chrysostomos und Euagrios. Die Darstellui
ist sehr einfach, nüchtern und ohne rhetorischen Schmuck. Theodon
Studites zählte ihn zu den hervorragendsten Asketen.
1. Ausgaben: Ed. pr. Basel 1569. Nach der Ausgabe von Fronto Ducaeus n
Gallandi bei Migne, Patr. gr. 88, 1609—1844. Der 24. Abschnitt nur lateinisch.
2. Hilfsmittel: C. Oudin, Commentarius de scriptor. eccl. 1, 1623—1636.
Fabricius, Bibl. gr. 11, 103 — 108. Hier das Verzeichnis der von Dorotheos genannt
Mönche und von Hss der Doctrinae. Die Zahl der letzteren liesse sich leicht vermehren.
In die jetzige Gestalt scheinen die Doctrinae erst durch einen Mönch des Klosters Studi«
unter dem Patriarchen Tarasios v. Kpel gebracht worden zu sein. Dieser veranstalte
jedenfalls eine Ausgabe derselbe mit einem Vorwort, das einiges Biographische enthält.
Eine Untersuchung über die verschiedenen Träger des Namens Dorotheos fehlt. Oudi;
Aufstellungen müssen nachgeprüft und namentlich muss der Umfang der Doctrinae noch ei
umgrenzt werden.
59. Antiochos (Avxioxoq)^ Mönch des Sabbasklosters in Palästin
wurde nach einer Notiz in einer Wiener Hs in Medosaga unwc
Ankyra in Galatien geboren. Auf die Bitte seines Landsmannes Eust
thios, Abtes des Klosters Attaline in Ankyra, der auf die Schwieri,
keit hinwies, bei den damaligen Kriegswirren viele Bücher mit sich :
schleppen, verfasste er um 620 den naviexTrjg Trjg äyiag yQag>!jg
130 Kapiteln. Dieser Abriss der Schriftlehre umfasst nur die Sittei
lehren, welche die Mönche interessieren konnten; nur das erste und d
letzte Kapitel berühren die Glaubenslehre mit unverkennbarem Seitenbli^
auf die Monophysiten. Alle übrigen verbreiten sich über die Laster ui
die Tugenden des praktisch-religiösen Lebens. Wie Johannes Klim^
so sucht auch Antiochos die einzelnen Kapitel logisch untereinander :
verknüpfen. Neben der hl. Schrift, auf welche der Hauptinhalt der Schri
zurückgeht, benützte er auch Väterschriften, die aber nur selten mit Nam^
genannt werden. Dass darunter Ignatios v. Antiochien und frenaeos au
drücklich erwähnt, die zwei Bremens von Rom zugeschriebenen Brie
über die Jungfrauschaft ausgiebig verwertet werden und der Brief Pol
karps an die Philipper Antiochos augenscheinlich vorlag, das alles ist e
Beweis für das Interesse des Kompilators an der ältesten christlich«
Litteratur und verleiht seiner Arbeit einen neuen Wert. Das d
Schrift angehängte Gebet, eine ergreifende Klage über das grosse Elen
welches über Jerusalem und das hl. Land hereingebrochen war, rührt am
von Antiochos her.
1. Ausgaben: Nach einer lateinischen Ausgabe von Gottfr. Tilmann, Paris 15^
ed. pr. <Fronto Ducaeus>, Biblioth. veterum Patr. graeco-latina 1 (Paris 1624) 1019— 12^
abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 89, 1415-1849.
2. Hilfsmittel: Fabricins, Bibl. gr. 10, 499—504. — Duchesne, Mission i
mont Athos, Archiv des missions scientifiques 3, 3 (Paris 1876) 438 hat Fragmente ein
ÜJuäalhB saec. 7—8 wahrgenommen, — Die Benutzung der pseudoklementinischen Brie
1. Theologie. C. Aekeiik xmd Mysük. (§§ 59-61) 147
J dte Polykarpbriefes wnrde zuerst nachgewiesen von J. M. Gotterill, Modern Criticism
i Clements Epistles to Virgins (first printed 1752) or their Greek Version newly discovered
Antiocbos Palaestinensis, Edinburg 1884; derselbe, The Epistle of Polycarp to the
ilippians and the Homilies of Antiocbns Palaestinensis, The Journal of Philology 19
'91) 241—285. — Der Ansicht, welche Cotterill zugleich äusserte, Antiocbos sei der
-kliche Verfasser des Polykarpbriefes, hat C. Ta^^lor, St. Policarp to the Phillppians,
e Journal of Philology 20 (1892) 65— 110. zu viel Ehre erwiesen. — Der Brief des
tiochoe an Eustathios enthält einige wertwolle Nachrichten zur Geschichte des Sabbas-
•sters. Vgl. A. Ehrhard, Das griechische Kloster Mar-Sabain Palästina, Rom. Quartal-
trift 7 (1893) 36. — Die kurze Notiz Qber das Leben des Antiocbos nebst Versen eines
»nstantinos Tarsites auf den Pandektes ed. aus dem cod. Vindob. theol. 73 a. 1129
mbecins Kollar., Commeni de bibl. Caesar. 3, 350, 354 f. Vgl. auch § 65 Anm. 1.
3. Zwei Zentnrien asketischer Aussprüche an einen gewissen Theodulos sind ge-
ickt unter dem Namen des Presbyters Hesychios von Jerusalem (5. Jahrb.), bei
gne, Patr. gr. 93, 1480—1544. Sie gehören aber einem Hesychios an, der Kathegu-
nos des Klosters r^c Bdtov auf der Sinaihalbinsel war (so nach Ueberschrift in cod.
llicell. £ 21 saec. 14 fol. 260^, Bodl. Cromw. 5 saec. 15) nnd wohl in das 6.-7. Jahr-
ndert gehört Das litterarische Material, welches unter dem Namen Hesychios geht, ist
:h ZQ sichten. Die von A. Mai, Classici auctores 10 (Rom 1838) S. XXXl angekfindigte
sgabe ist nicht zu stände gekommen. Die Erklärung des Buches Leviticus bei Migne
iL O. 787—1180 (nur lateinisch) ist sicher weder von Hesychios noch von einem anderen
iecben verfasst, da sie den Vulgatatext zu Grunde legt.
60. Thalassios {Oakdaciog), Priester und Vorsteher eines Klosters in
r libyschen Wüste um 650, war ein Zeitgenosse des Maximos Homo-
2:etes, der ihm seine 'EQwttjasig zur hl. Schrift widmete und in Korre-
»ondenz mit ihm stand. Er hinterliess 4 Zenturien UeQi aydnrfi xal
xQaT€{ag xal rrjg xaxd vovv noXixeiag, die an einen Presbyter Paulos ge-
•htet sind. Die Anfangsbuchstaben einer jeden Zenturie bilden ein
krostichon. Inhaltlich sind es kurze Aphorismen über das asketische
.'ben, ohne weiteren Zusammenhang, als den durch den Gegenstand selbst
'gebenen. Gegen Ende der 4. Zenturie geht Thalassios auf dogmatische
ehren über, aber ohne ausgesprochene polemische Tendenz.
1. Ausgaben; Ed. pr. <Fronto Ducaeus>, Bibliotheca Patr. graeco-latina 2 (Paris
24) 1179 ff. ; wiederholt bei Gallandi, Veter. Patr. biblioth. 13 (1779) 3—21 und hieraus bei
igne, Patr. gr. 91, 1428—1469. — Ebenda 1472—1480 ein libellus ad Theodosium impe-
torem, welcher einem Zeitgenossen Kyrills von Alexandrien namens Thalassios zugehört.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 11, 112 — 114. — Aelber als die hier er-
khoten Hse ist cod. Petropolit. 58 saec. 9 — 10. Hier fol. 21 Tot; avxov SaXaaaiov dcxrjrov
'« ^rjftttfTov n^Xoyo^ iif xrjy rsiraagaxoCTfjy,
3. Wenig bekannt ist Johannes, Bischof der Insel Karpathos, der wahrschein-
'k in das 7.-8. Jahrhundert gehört. Unter seinem Namen gehen Capita hortatoria ad
onachos in Tndia, lateinisch bei Migne, Patr. gr. 85, 791 — 827, griechisch in der ^iXo-
2ia xtär UQtuv rtpixiKiöv, Venedig 1782 S. 241 — 257, die Photios in seiner Bibliotheca, cod.
1. bespricht — Eine zweite asketische Schrift, 117 K$(fdXMa &eoXoyixH xai yvtocttxd
atesend, steht in cod. Sabbait 408 saec. 9—10 fol. 12—34, cod. Sabbait. 66 saec. 12
L 139^ — 162, cod. Angelic. B 5. 7 saec. 10 fol. 245 ff. Noch weitere KBffdXma in cod.
ndob. theol. 207. — Die Hss nennen ihn durchweg Bischof von Karpathos. — Vgl.
ibricius, Bibl. gr. 10, 738 f.; 11, 173. Sein Zweifel an der Eigenschaft des Johannes
i Biaebof ist ungerechtfertigt; wohl aber muss die Lebenszeit desselben noch näher be-
immt werden.
61. Theodoros {&€6ia)Qog)^ Abt des Klosters Studien in Eonstanti-
Dpel, ist eine der edelsten Gestalten der ganzen byzantinischen Kirchen-
ad Litteraturgeschichte. Er wurde geboren zu Konstantinopel im Jahre
59 ; sein Vater Photinos war kaiserlicher Zolleinnehmer, seine Mutter hiess
lieoktiste. Theodoros hat ihr in einer Grabrede ein schönes Denkmal
indlicher Liebe gesetzt. Hier erzählt er von seiner ersten Erziehung,
nelcfae das Werlr seiner Mutter war; später wurde er einem Lehrer atv.-
10*
148 Byzantinische Litteratargeaohiohte. L ProMusohe litterator.
vertraut, der ihn in der Grammatik, Rhetorik, Dialektik mid Philosopl
unterrichtete. Bestimmend für seine Berufswahl war der Einfluss seil
mütterlichen Oheims Piaton, des Abtes von Sakkudion, der auch die gai
Familie, die noch aus 2 Söhnen, Joseph, dem späteren Erzbischof vcl
Thessalonike und Hymnographen , und Euthymios sowie einer Tochl
bestand, zum Eintritt in das Kloster bewog (781). Hier genoss Theo<
seine klösterliche Erziehung, worüber er Einzelheiten in der Grabrede
Piaton erzählt. Um 787 wurde er zum Priester geweiht und folgte 71
seinem Oheim noch bei dessen Lebzeiten als Abt nach. Jetzt entfall
Theodor in Sakkudion und von 798 an in dem Kloster Studien, wohin
mit seinen Mönchen übersiedelte, eine rege reformatorisch-asketiscl
Thätigkeit, von der seine asketischen Schriften ein beredtes Zeuj
ablegen. Dieses stille Wirken wurde mehrmals durch die kirchlichen
kirchenpolitischen Wirren unterbrochen, in die Theodoros mächtig ein|
und die ihm ein dreimaliges Exil zuzogen. Die erste Verbannung war
Folge seines mutigen Widerstandes gegen Kaiser und Patriarch in dd
Eheangelegenheit Konstantins VI (795). Infolge des Thronwechsels könnt
aber Theodoros schon 797 zurückkehren. Der möchianische Streit kehrfi
unter dem Kaiser Nikephoros und dem gleichnamigen Patriarchen wied^
(806). Die Weigerung des Abtes, die kirchliche Rehabilitation des Oekd
nomos Joseph, der die zweite Ehe Konstantins eingesegnet hatte, anzd
erkennen, führte zu seiner zweijährigen Verbannung auf die Prinzeninselj
bei Konstantinopel (809 — 811). Nach dem Tode des Nikephoros kehrt
Theodor als Sieger in sein Kloster zurück. Als drei Jahre nachher Le
der Isaurier den Bilderstreit erneuerte, fand der Kaiser keinen mutigerai
Gegner, der Bilderkult keinen energischeren Verteidiger als den Abt vd
Studien. Ein drittes Exil in Metopa, Boneta und Smyma konnte jedod
Theodors Mut nicht brechen. Auch jetzt überlebte er seinen Gegner ; infolg
der schwankenden Haltung Michaels 11 verliess er bald wieder Konstant!
nopel, dessen Thore ihm geöffnet worden waren, konnte jedoch keinen ruhige
Aufenthaltsort mehr finden, bis ihn der Tod am 11. November 826 ereilte
1. Die schriftstellerische Thätigkeit Theodors, dessen kirchen
politische Bedeutung über die wissenschaftlich-theologische hinausragte
bewegte sich in erster Linie auf dem asketischen Gebiete. Die Haupi
masse der asketischen Schriften bilden die zwei Sammlungen von Kate
chesen, die schon Theodors Biograph Michael als fiixQcc und fieyäX
xatTJxrjffig unterscheidet. Die erste umfasst 134 Ansprachen an die Mönch«
wohl eine Auswahl aus den Anreden, die Theodor dreimal in der Woch
hielt. Sie haben alle die Pflichten des Mönchslebens zum Gegenstände
Theodor legt aber eine grosse Fähigkeit an den Tag, demselben Them
immer neue Seiten abzugewinnen. Er knüpft an seine eigenen Erlebnisse
an die Tagesereignisse innerhalb und ausserhalb des Klosters, kirchen
politische Wirren, Abfall von Mönchen, Tod von Brüdern an, sogar a
den Wechsel der Jahreszeiten, um bald in schwungsvoll poetischer, bal
in einfacher, aber von innerer Begeisterung getragener, bald in väterlic
ermahnender Sprache seine Mönche auf die Ideale christlicher Vollkommen
heit hinzuweisen. Massgebende Autorität für das geistliche Leben ist ftl
1. Theologie. C. Aaketik und Mystik. (§ 61)
149
ihn Basilios, nicht der Pseudoareopagite. Er schöpft aber meistens
direkt aus der hl. Schrift und aus seiner persönlichen Erfahrung. Die
grosse Katechese war ursprünglich in 3 TfitjfiaTa geteilt; diese Eintei-
lung hat sich aber nicht erhalten. Auch liegen nur 77 Katechesen aus
dieser 2. Sammlung vor. Inhaltlich unterscheiden sie sich nicht wesent-
lich von der kleinen Katechese; doch haben einzelne einen grösseren Um-
fang und macht sich hier das Streben nach grösserer Systematik geltend.
Beide Sammlungen waren ursprünglich nach dem Kirchenjahre geordnet.
Von der Hochschätzung und häufigen Benutzung besonders der kleinen
Katechesen zeugt die rühmende Erwähnung derselben in den liturgischen
Büchern und die grosse Anzahl von Hss, in denen sie überliefert sind.
Nahe verwandt mit Theodoros' Katechesen sind seine geistlichen Reden.
Diese waren ursprünglich in einer navr]YVQix7J ßißXog vereinigt, welche
nach Michael Reden auf die Feste des Herrn, Maria und anderer Heiligen,
besonders aber auf die des Patrons von Studien, des Johannes Baptistes,
enthielt. Mit dieser Andeutung stimmt der Gegenstand der unter Theo-
dors Namen gedruckten 12 Reden überein. Darunter befinden sich auch
die 2 Grabreden auf Theodors Mutter und den Abt Piaton, deren histo-
rische Bedeutung schon hervorgehoben wurde. Unter den kleineren as-
ketischen, liturgischen und kanonistischen Schriften bieten jene
das meiste Interesse, die uns, wie besonders die JiSaaxalia xQov^xij und
die ^VTtotvnfoatg rrjq xataatdaswg rijg fiovrjg rov JSTovitov, einen Einblick
in das innere Klosterleben von Studien gewähren, und damit auch in die
Klostetrdisziplin der zahlreichen griechischen Klöster, welche die Regel von
Studion annahmen. Asketischen Inhaltes ist auch Theodors Testament,
das lange Zeit an seinem Feste vorgelesen wurde. 2. Gegen die Möchianer
richtete Theodor zwei Schriften, die verloren gegangen sind. Die eine,
von ihm selbst unter der Bezeichnung TergdSeg, 2vvrayfia erwähnt, enthielt
die Aussprüche der Väter, die in diesem Streite für Theodor massgebend
waren.') Die zweite war betitelt: Ilegl Trjg xad-oXov otxovofi{agJ) Es ist
jedoch nicht ausgeschlossen, dass beide Bezeichnungen einer einzigen
Schrift gelten. 3. Auf den Bilderstreit bezieht sich eine grössere An-
zahl von Schriften. Auch davon sind zwei verloren, der ^oyog aTTjkiTev-
fixog^) und die TetQaSfg,^) vorausgesetzt, dass nicht auch hier bloss eine
Schrift gemeint ist. Die grösste unter den erhaltenen zerfällt in 3 Bücher, die
Theodor wie sein Zeitgenosse, der Patriarch Nikephoros, ^oyoi ävtiqQrjrtxoC
betitelte. Die 2 ersten sind in dialogischer Form geschrieben. Von den
kleineren Schriften über dieselbe Streitfrage ist die Widerlegung bilder-
feindlicher Gedichte wegen der Erhaltung dieser Proben der bilderfeind-
lichen Dichtung interessant. Theodors dogmatische Auffassung gipfelt
in dem Satze, dass die Bilderfeinde christologische Häretiker sind, weil
>ie die Darstellbarkeit (eigentlich Umschreibbarkeit) Christi und damit
'•ine notwendige Eigenschaft seiner menschlichen Natur leugneten. Er
lti64.
') Epist I. 1, 43,Migne, Patr. gr. 99,
>) Epist. 1. 1, 49, Migne ebenda 1085.
') Antirrhet. 1. 1, Migne ebenda 329.
*) Epist. I. 1, 14—17, Migne ebenda
1160 ff.
150 Byzantinisclie Litter atorgeschichte. I. Prosaische Litterator.
ist vielleicht der scharfsinnigste unter den Verteidigern des Bilderkultsj
doch muss seine Bildertheologie auf ihr Verhältnis zu derjenigen dei
Johannes von Damaskos und des Patriarchen Nikephoros noch naher unter^
sucht werden. 4. Einen umfassenden Einblick in die gesamte asketische^
pastorale, kirchenpolitische Wirksamkeit Theodors vermittelt seine umr
fangreiche Brief Sammlung, die auch vom litterarischen Gesichtspunkt
sehr wertvoll ist. Ursprünglich waren seine Briefe in 5 Büchern gesammelt!
Davon scheinen nur die 2 ersten ganz erhalten zu zein; bei weitere!^
277 Briefen fehlt die Büchereinteilung. Es kann daher nicht entschiedei|
werden, ob in diesen 550 Briefen etwa die ganze Korrespondenz Theo^
dors vorliegt. Inhaltlich bezieht sich ein grosser Teil auf den möchianischel
Konflikt und den Bilderstreit. Letztere sind historisch sehr wichtig; si^
bezeugen, mit welcher Energie und in welch grossartigem Umfang Theodo^
den Kampf um die Bilder mitten unter Verfolgungen und Drangsalen jede^
Art aufnahm und durchfocht. Anderen theologischen Fragen sind nui
wenige gewidmet, ein Beweis, wie jener Kampf das gesamte religiöse un^
kirchliche Interesse der Zeitgenossen beherrschte. Um so zahlreicher sin^
die Pastoralbriefe Theodors. Mit feinstem psychologischem Takte weia^
hier Theodor einem weiten Kreise Worte des Trostes, der Aufrichtung in
Leid, der Mitfi-eude im Glück zu spenden. Unter diesen Trost-, Empfehlungsn
und Freundschaftsbriefen finden sich wahre Perlen der byzantinischei
Epistolographie ; alle aber erweisen sich als der Niederschlag eines voi
Gottesliebe und wahrer Humanität beherrschten, reichen Geistes- und!
Gemütslebens. Zugleich offenbaren sie die zwei grossen Triebfedern seinei
Thätigkeit: eine leidenschaftliche Liebe für die Freiheit der Kirche und
einen selbstlosen Eifer für die Erhaltung der kirchlichen Einheit zwischen
Morgen- und Abendland. Dadurch wurde Theodor einer der letzten grossen
Gegner des byzantinischen Caesaropapismus; das führte ihn auch zui
energischen Behauptung des römischen Primates, die seinem Ansehen in
der griechischen Kirche keinen Eintrag gethan hat. — Über Theodor alc
Dichter vgl. Krumbacher.
1. Ausgaben: An der Heraasgabe der Schriften Theodors haben Baronius. Sir*
mond, die Mauriner, Antonius Arcudius, A. Mai und J. Cozza-Luzi gearbeitet,
ohne dass sie abgeschlossen wäre. Die Vorarbeiten der Mauriner in codd. Paris. Suppl
gr. 276, 287 f., 394, 402 f., 408 f., 412-416. Diejenigen des Antonius Arcudius in cod. Barber,
VI 22. — 1. Die Parva Catechesis gab Joh. Livineius, Antwerpen 1602, zuerst la*
teinisch heraus; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 99, 509—688 mit dem griechischen Text
einiger Katechesen. Den griechischen Text ed. pr. Cozza-Luzi, Nova Patr. bibl. 9
(Rom 1888) 1, 1 — 318 auf ungenügender hsschriftlicher Grundlage. Eine weitere Ausgab€
des Mönches Zacharias, Hermupolis (auf Syra) 1887, ist mir unzugänglich. — Eine kritisdie
Ausgabe besorgte endlich E. Auvray, Theodori parva catechesis, Paris 1891. Der Text
nach 13 Hss, die Auvray in 2 Familien gruppiert (1 -471); noch manche andere Hss hätten
Beachtung verdient. S. 472—634 folgt der kritische Apparat, und um die Ausgabe vollends
unpraktisch zu machen S. 635—654 Adnotationes historicae. Die Einleitung S. 1 — CX 11 be-
spricht die benutzten Hss und verbreitet sich über Theodors Leben und Schriften (dieser Teil
ist von A. Tougard bearbeitet). - 2, 11 Sermones der Magna Catechesis ed. pr. J.
Cozza-Luzi a. a. 0. 2, 1—217. Die übrigen sind für den 10. Bd der Nova Patr. bibL
bestimmt, der noch nicht erschienen ist. E. Auvrav kennt 173 grosse Katechesen und
scheint auch diese herausgeben zu wollen. Die vollständigste Hs der Magna Catechesis
ist cod. Paris. 891 a. 1136. Zu vergl. sind auch cod. Paris. 1104 saec. 11, cod. Mesaan.
83 a. 1105, cod. Matrit. 4 saec. 12, cod. Ambros. £ 101 sup. — 3, Die geistlichen Reden nach
Mheren Drucken bei Migne a. a. 0. 688—901. Es sind deren 13; die erste gehört aber
t Theologie. C. Aeketik nnd Mystik. (§ 62) 151
offenbar zu den Eatecliesen. Eine in den Acta SS. Junii 5, 631 ff. anonym stehende Rede
auf Johannes den Tfiufer wird in cod. S. Sepulcri 134 a. 1580 fol. STS""— 382"" Theodoros
ugeschrieben. — Kleinere asketische Schriften zusanunengestellt bei Mi gne ebenda
168M757, 1813-1824. ^ 4. Die dogmatischen Schriften bei Migne ebenda 328-505.
- 5. Epistolarum 1. 1 u. 2 ed. pr. J. de la Beaune, Sirmondi Opera 5 (Venedig 1728)
177-596; abgedruckt bei Migne ebd. 904—1669. — Weitere 277 Briefe ed. pr. J. Cozza-
Luii, Nova Patr. bibl. 8 (Rom 1871) 1, 1-244.
2. Hilfsmittel: L. AUatias, Diatriba de Theodoris bei A. Mai, Nov. Patr. bibl.
6. 2, 158 — 168. — Fabricius, Bibl. gr. 10, 434—474. — Die Prolegomena der genannten
Ausgaben. ~ J. Im. Mftller et. J. V. Beumelling, Studiom coenobium Cplt., Leipzig
1?21 S. 21 — 44 (mager). — C. Thomas, Theodor von Stadion und sein Zeitalter, Osna*
fefrikk 1892, schildert Theodor besonders als Kirchenpolitiker. Die Ausgaben der kleinen
Katechese von E. Auvray, der grossen Katechese und der zweiten Briefsammlung von
Cocza-Lazi, wovon letztere durchweg neue Adressaten aufweist, sind Thomas unbekannt
geblieben! — J. Richter, Ueber die Lehre Theodors vom Primat des römischen Bischofs,
Katholik 54 (1874) 2, 385-414. — Ueber Theodors Bildertheologie mehreres bei K. Schwarz-
lose, Der Bilderstreit, Gotha 1890, 123 ff. — A. Tougard, La persäcution iconoclaste
d'apres la correspondance de St. Theodore Studite, Revue des questions historiques 50
(1891) 80—118 (recht mager) und separat Paris 1891.
3. Zum Leben: Wir besitzen zwei Lebensbeschreibungen Theodors, die
ente (A) ed. de la Beaune, Opera Sirmondi 5, 1 — 88, die zweite (B) ed. A. Mai, Nova
Patr. bibl. 6 (Rom 1853) 292—363; beide abgedruckt bei Migne a. a. 0. 113—328. Vita B
ist die ältere; sie wird einem Mönch Michael zugeschrieben. Jedenfalls wurde sie im
Kloster Studien geschrieben, aber nicht vor 868, dem Todesjahre des Nikolaos, eines
Schfilers Theodors, den der Biograph noch kannte (Migne 293). Sie steht vielfach in
Wldereprach mit den Ausgaben Theodors selbst in seinen Briefen. — Die Vita A wird
wohl mit Unrecht auch einem Mönche Michael zugeschrieben. In Hss, z. B. in cod. Monac.
467 saec. 11 fol. 191 wird auch Theodoros Daphnopates als Autor genannt. Erheiternd
wirkt der Versuch von C. Thomas a. a. 0. o. 22, dies aus der allbekannten und viel-
bcnotzten ünterschriftsformel der griechischen Hssschreiber Seov ro dtS^oy nachzuweisen.
Die Vita A beruht im wesentlichen auf Vita B und ist, abgesehen von einem eingehen-
deren Bericht fiber Theodors Klosterleben, nicht viel mehr als eine jüngere Rezension
der Vita B. — Die zwei ältesten Biographien Theodors, eine poetische und eine prosaische
in der Form eines Enkomions, die schon in der Vita B, Migne 223, erwähnt werden, sind
verloren gegangen.
4. Naukratios, der Lieblingsschüler Theodors und sein Nachfolger in der Abts-
wfkrde, zeigte den Tod des Meisters den zerstreuten Mönchen von Studien durch ein Zirkular-
«fkreiben an. Gedruckt bei Migne a. a. 0. 1825—1849. — In cod. Paris. 1018 saec. 10
foL 314^ — 315 Anonymi versus elegiaci in laudem Naucratii.
5. Der zweite Nachfolger Theodors war Nikolaos, dessen Theodor öfters Erwäh-
Dimg thut. Wir besitzen eine anonyme Biographie desselben, die sich besonders über
die Leiden verbreitet, die Nikolaos mit Theodor im Bilderstreite zu ertragen hatte. Nikolaos
klebte noch die Ignatianischen Wirren und stand auf der Seite des Ignatios. Er starb 868.
^ine nächsten Nachfolger waren Klemens und Hilarion. Diese Vita ist nicht zeitgenössisch ;
sie wurde 41ber vor der Vertreibung der Sarazenen aus Kreta unter Nikephoros Phokas
geachrieben. Ed. pr. Gombefis, Novum auctar. 2, 889—953; abgedruckt bei Migne,
Patr. gr. 105, 864 -925.
6. Eine umfassende Monographie über die Geschichte des Klosters Studien,
dcflsen erste Grösse Theodor ist, hat E. Marin, Professor am College de la Malgrange
in Janrille, abgefasst, aber noch nicht veröffentlicht. Die hohe Bedeutung des EQosters in
kirchlicher, kirchenpolitischer und litterarischer Beziehung macht eine Spezialschrift in
der That sehr wünschenswert. Auch für die griechische Paläographie ist Studien mit seiner
S^iireiberschnle von Wichtigkeit. Im Kloster Studien geschriebene Codices sind in manchen
Bibliotheken vorhanden. Als Beleg dafür seien genannt: cod. Paris. 724 a. 974, codd.
Vatican. 1660 a. 916, 1669, 1671, 1675, cod. S. Sepulcr. 13 saec. 10, cod. Sinait. 319 a.
1*>48. cod. Athens 103 a. 1582.
62. Theodoros, Bischof von Edessa, lebte, wie jetzt durch seine
Biographie von Basilios von Emesa feststeht, in der 1. Hälfte des 9. Jahr-
hunderts. Geboren in Edessa, trat er in das Kloster des hl. Sabbas bei
Jemsalero ein, erlangte hier in seinem 32. Jahre die Abtswürde, wurde
später zum Bischof seiner Vaterstadt ernannt und fand sein Grab in dem
Sabbaskloster, nachdem er im Auftrage des Sultans der Perser in Eon-
152 Byzantinische Litteratargeflohiohte. L Proaaisohe IdHeratur.
stantinopcl gewesen war. Unter seinem Namen liegt eine kurze aske«
tische Schrift in 100 KetfccXaia vor, die er wohl als Abt des Sabbi
klosters verfasste. Ihr Inhalt bewegt sich auf dem gewöhnlichen (Jebiel
der Theorie des asketischen Lebens. Anderes ist noch unediert. 1
1. Ausgaben: Die 100 K€(pdXaia nQaxtixd ed. pr. P. Possinus, Thesaurus ascei
ticus» Paris 1684 S. 345 fif. (fehlt bei Migne). — Inedita: JiöaoxaXia tebqI niateiog ögd^^t
do^ov in cod. Mosq. Typogr. 6 in 4° saec. 16, Aoyog niareatg xai diaxQiaetos alQsrtxtiy ig
cod. Sabbait. 409 saec. 13 fol. 318—332. — In Hss, z. ß. in cod. Athen. 831, wird d
auch OeodwQog 6 laßßrcittjg genannt. I
2. Hilfsmittel: Die Angaben bei Fabricius, Cave u. a. sind durch die Publiij
kation der Biographie des Theodoros gänzlich überholt. — Assemann i, Biblioth. orientalii
2, 231, 370; 3, 1, 143 unterscheidet verschiedene Theodori Edesseni, die noch nicht gß*
nügend identifiziert sind.
3. Die Lebensbeschreibung des Theodoros wurde von seinem Schwestersohfl
Basilios, Bischof von Emesa in Syrien, verfasst, der Theodor in der 2. Hälfte seines Lebeni
sehr nahe stand. Sie ist auch wertvoll fdr die Kirchengeschichte des 9. Jahrhundert
besonders für die Kenntnis des Verhältnisses der Christen zu den muhammedanischai
Herrschern in Edessa. Ed. pr. J. Pomjalovskij, Petersburg 1892. Vgl. B. Z. 1 (1892)63%
Hier wird auch eine slavische Uebersetzung erwähnt, zu welcher V. J(agid), Arch. slairs
Phil. 15 (1893) 610 f. Hss und Litteratur notierte. — Pomjalovskij benutzte die codd|
Mosq. Synod. 15 u. 18, eine Hs des Klosters der hl. Jungfrau auf Chalkis. Er kanntaj
auch cod. Paris. 776. — Andere Hss: cod. Angelic. B 1. 8 saec. 11 fol. 219— 265, co^
Taurin. 147 saec. 16 fol. 194- 284, cod. Paris. Suppl. gr. 441 saec. 17 (Vorarbeit zu eind
Ausgabe). — V. Vasiljev, Joum. Min. Bd 286 (1893) 201— 210 macht auf eine arabische
Uebersetzung in der Pariser Nationalbibliothek aufmerksam und verbreitet sich über dei
in der Vita erwähnten Khalifen von Bagdad MavTag, Vgl. B. Z. 2 (1893) 349.
63. Symeon {Ivfieoiv) mit dem Beinamen Nhog &€oX6yog, Vorstehei
des Mamasklosters in Konstantinopel, wurde in Paphlagonien um das Jahi
1025 geboren. Durch die Vermittelung eines einflussreichen Verwandtet
kam er an den Hof und bekleidete noch in jungen Jahren das Amt eine^
Spatharokubikularios. Nach dem Tode seines Gönners ging er in dal
Kloster Studion und legte hier bald ein ausserordentliches asketischei
Streben an den Tag. Dem Abte gefiel sein Wesen nicht, er musste aus-
treten, wurde aber auf die Empfehlung des Symeon Studites, den er all
seinen Meister verehrte, in das Mamaskloster aufgenommen. Hier gelangte
er bald zur Abtswtirde und brachte das Kloster zu neuer Blüte ; hier bildete
er auch, ohne in der schulmässigen Theologie bewandert zu sein, seine mysti-
schen Theorien aus, welche ihn neben Nikolaos Kabasilas als denf;rös8teii
Mystiker der griechischen Kirche erscheinen lassen. Nikolaos über-
trifft er an Originalität, an Kraft der Empfindung und, soviel sich jetzt ur-
teilen lässt, an Darstellungsgabe. Seine mystische Richtung zog ihm viele
Feinde zu, zuerst aus der Mitte seiner Mönche, die aber durch den Symeoi
günstigen Patriarchen zurückgewiesen wurden. Den Anlass zu neuen
Feindseligkeiten gab der Tod des Symeon Studites, dem Symeon der Jüngere
Hymnen widmete und öffentliche Verehrung erwies. Patriarch Sergios
billigte das Geschehene, aber der Synkellos des Patriarchen, Stephanos.
früher Bischof von Nikomedien, erhob sich gegen die Verehrung des Studiten
und führte die Verbannung Symeons nach Chrysopolis herbei. Symoou
wurde jedoch bald zurückgerufen, zog aber den angebotenen Würden die
Einsamkeit vor, erbaute das Kloster der hl. Marina und blieb fortan untei
Sergios und dessen Nachfolgern Eustathios und Alexios unbehelligt. Untei
seinen Zeitgenossen zählte Symeon auch viele Anhänger, wie HierotheoSj
i
f
f
L Theologie. G. Asketik und Mystik. (§ 63) I53
den Vorsteher des Klosters r^g ^'/X^^» ^^^ Grossmeister Alexios Philo-
sophos, Basilios Protoasekretis, den Gründer des Klosters t^$ EvsQyhvidoq u. a.
Besonders zugethan war ihm Niketas Stethatos, der ihn in einer eigenen
Schrift verteidigte und sein Leben beschrieb. Sein Todesjahr ist unbekannt;
sicher erlebte er noch das Jahr 1092. Im Hesychastenstreit wurde er
von den Barlaamiten z. B. von Demetrios Kydones als der geistige Ur-
heber des Hesychastentums bezeichnet. Demetrios^) stützt sich auf eine
Stelle in Symeons Rede IleQi vtjxpecog xal nQoaox^g, welche die Gebetsweise
der Hesychasten ausdrücklich lehrt, in Symeons gedruckten Schriften aber
nicht zu finden ist.
Symeons zahlreiche Schriften sind noch sehr unvollständig bekannt.
Leo Allatius gibt die Titel von 79 Abhandlungen, von denen sich nur 12
JB der lateinischen Sammlung von Symeons Schriften befinden, die J. Pon-
tanos veranstaltete. Diese bringt zunächst 33 Reden, welche Symeon,
ähnlich wie Theodor von Studien, vor seinen Mönchen hielt. Darin wird
ein hohes Ideal sittlicher Vollkommenheit entwickelt und dessen Erstre-
hang von den Zuhörern verlangt. Symeon stellt hier auch eine Reihe von
eigentümlichen Lehren auf, die J. Pontanus durch willkürliche Interpretation
vergebens zu eliminieren sucht. Auf die Gabe der Thränen wird grosses
Gewicht gelegt. Dabei stützt sich Symeon immer wieder auf die grossen
Asketen der Vergangenheit, Antonios, Euthymios, Sabbas, Arsenios; er
ritiert mit Vorliebe Gregor von Nazianz und Johannes Chrysostomos und
beruft sich mehrmals auf seinen Meister, Symeon Studites. Die beliebte
(.Tattung der Ks^dXma yvwatixa^ d^hoXoyixd xal n^axiixa hat Symeon auch
gepflegt. In kurzen Sätzen werden hier die Pflichten des Mönchtums
formuliert; interessant ist hiebei die Wahrnehmung, dass Symeon die
Frommigkeitsäusserungen, Gebet, Liturgie, Fasten, nicht verschmäht, son-
dern in ihnen Mittel erblickt, um zur wahren Vollkommenheit, die in der
Liebe zu Gott und zu dem Nächsten gipfelt, zu gelangen. Der Feier der
liturgischen Feste und dem Bilderkult widmete er sogar spezielle Abhand-
longen. Der Gottesliebo gilt sein Hauptwerk: Ol iqiüteg tmv ^eiwv
rurwvy eine nur in lateinischer Übersetzung gedruckte Sammlung von
Proeastücken imd Hymnen über dieses Grundthema aller Mystiker. Das
hohe Ansehen, welches diese Schrift genoss, gibt sich kund in der Vor-
rede, welche Niketas Stethatos dazu schrieb, und in den Gedichten, womit
Hierotheos, Alexios Philosophos, Niketas Diakonos, Basilios Protoasecretis,
Xikolaos von Kerkyra und Theophylaktos von Bulgarien dasselbe verherr-
lichten. Durch den Schleier der Übersetzung leuchtet die Glut der mysti-
' sehen £Impfindung hindurch, die Symeon ebenbürtig an die Seite der besten
» Mystiker des abendländischen Mittelalters stellt. Beiderseits die-
selbe Weltflucht, dasselbe Bewusstsein der eigenen Schwäche verbunden
mit dem Ringen nach Geistesfreiheit, dieselben Ergüsse mystischer Liebe
I im intimen Verkehr mit der Gottheit. Mit den originellsten unter den
deutschen Mystikern hat Symeon die pantheisierende Tendenz gemeinsam,
die bei ihm öfters hervortritt, obgleich J. Pontanus viele anstössige Stellen
«) Migne, Patr. gr. 154, 840.
154 Bysantinisohe Litteratnrgeaohiohte. L ProMUsohe Litteratar.
nicht in seine Übersetzung aufnahm. Auffallend ist es auch, dass,
die deutsche Mystik in einer Zeit erblühte, als der äussere Glanz v<
Reich und Kirche immer mehr erbleichte, Symeons Leben in die trauri
Periode des byzantinischen Reiches fällt Beiderseits regte der Verfiil
des Irdischen zur Betrachtung des Ewigen an, das durch die Einkehr ^
sich selbst gefunden wird: ein Beweis für das Walten eines grossd
Analogiegesetzes und für die Verwandtschaft der gotterfüllten Seelen dj
allen Zeiten. Symeon ist unzweifelhaft einer der edelsten in dieser Gemeii
Schaft der Liebhaber Gottes. Wie sein ganzes System, so bleibt aad
sein Verhältnis zu dem Pseudoareopagiten noch näher zu untersuchen. :
1. Ausgaben: Die Sammlung von J. Pontanus, Ingolstadt 1603, enthält in laM
nischer Uoborsetzung : Orationes 33, Divinorum amorum liber singularis, Capita practica i
theologica 228, De alterationibus mentis et corporis; alles abgedruckt bei Migne, Pai
gr. 120, 321 — 694. Hier aus der 4»iXoxttXia ttoy Ugtjy yrjntixaiy der griechische Tezt^
158 Gapita, sowie eine vulgärgriochische Recension der Abhandlungen HeQi nlaretag sä
didttaxttXitt^y n$Ql rmv rguay tQonoiv xrjg riQoaevxtjg 697 —709, endlich Scholastici cujusdij
dialogus de Deo ad Symeonem Theologum 709 — 712. — Eine griechische Ausgabe, die 1^
in Smynia erschien, ist mir nicht zugänglich geworden. ]
2. Hilfsmittel: Die Titel der Inedita bei L. Aliatius, Diatriba de Symeon. scripÜ
Paris 1664 S. 151 — 178 mit Betrachtungen über Symeons Zusammenhang mit den Heq
chasten; abgedruckt bei Migne a. a. 0. 287—317. — Fabricius, Bibl. gr. 11, 302—^1
Hier einige Hss, deren Zahl leicht vermehrt werden kann. — Am wünschenswertesten ii
die Herausgabe der "Egtoreg xiav 9emv vfivüiy, welche z. B. in codd. Monac. 177 a. 154^
526 saec. 15, Paris. Suppl. gr. 103 saec. 14, cod. Patmiac. 427 saec. 14, Marcian. 494 s. t)
Paris. 242 saec. 12, hier ,curc notis musicis^ vorliegen.
3. Zum Leben: Eine Inhaltsangabe der unedierten Vita Symeonis von Nikeil
Stethatos gab Fr. Combofis in der Vorrede zur Ausgabe des Manuel Kalekas (bei Mignl
Patr. gr. 152, 260—270). — Ob die anonyme Vita Symeons, z. B. in cod. Paris. 161
saec. 14 fol. l-69^ cod. Coisl. 292 saec. 14 fol. 180—209 mit jener identisch ist, blefl
dahingestellt.
4. Svmeon Studites, der Meister Symeons des Jüngeren, schrieb nach Niketi
Stethatos ßißXov oXrjv totpeXetag ovaav Ttysvfittuxrjg dy^dfifiatog cui^ (Migne, Patr.gr. 152,261
Diese Schrift, welche das Verhältnis Symeons zu seinem Geisteslehrer erkennen lies«
scheint verschollen zu sein; sie müsste denn identisch sein mit den 32 Sermon es ascetii
eines Symeon Monachos, die in cod. Januens. 30 saec. 12, cod. Bodl. Barocc. 197 a. 134
cod. Paris. 1138 saec. 14 u. a. erhalten sind. Hier müsste zunächst feststehen, ob di
paläographische Ueberlieferung dieser Sermones nicht über die Zeit Symeons hinausreich
5. In der 1. Hälft« des 11. Jahrhunderts schrieb Markos, der Vorsteher der grosse
Laura des hl. Sabbas in Palästina, einen Kommentar zu dem Typikum des hl. Sabbas, woij
die schwierigen Stellen des vielbenutzten Buches erklärt werden. Dieser Kommentar ii
vielfach dem Typicum Graecorum angehängt, z. B. in der Ausgabe von Venedig 1545. -
Von einem Markos mit dem Beinamen Makreinos, der auch als Vorsteher der Laui
des hl. Sabbas bezeichnet wird, enthält der Cod. Vatican. 703 mehrere Abhandlungen aaki
tischen Inhaltes. Es ist z. Z. nicht möglich zu unterscheiden, ob beide Autoren identisc
sind oder nicht. Der Name Markos kommt noch öfters handschriftlich vor, ohne m
Sicherheit identifiziert werden zu können.
64. Niketas Stethatos {Nixrjrag STtjO^aiog)^ bei den Lateinern Niceta
Pectoratus, war um die Mitte des 11. Jahrhunderts Mönch des Klostei
Studien und ein eifriger Anhänger Symeons des Jüngeren. Aus de
Stille seines Klosters wurde er durch das Wiederaufleben der Kontrovers
mit den Lateinern herausgerissen. Diese Episode seines Lebens ist b€
zeichnet durch mehrere Schriften gegen die Lateiner (vgl. § 20). Polemische
Natur sind auch einige unedierte Abhandlungen gegen die Irrlehre de
Armenier. Niketas' litterarische Hauptthätigkeit liegt jedoch auf dei
Gebiete der Asketik und Mystik. Von den zahlreichen Schriften, i
denen er seine Anschauungen niederlegte, sind nur eine kleine Abhandluii;
L Theologie. C. Askeiik und Mysük. (§§ 64> 65) 155
Hi^ Tov 6id x^'Q^ aisnaaiiov und drei Zenturien von Ks^fccXaia nQaxTixä,
qvctxd xal yrtocrixa im Drucke vorhanden. Diesen liegt die Einteilung
der drei Stufen des asketischen Lebens zu Grunde, rd^ig xa&aqxixiq^ 9>(oti-
oTixi;, iivctixv, deren Inhalt und innerer Zusammenhang in kurzen, präg-
Danten Sätzen dargelegt wird. Den Anfang bildet die praktische Askese,
von da erhebt sich die Seele zur Betrachtung der Werke Gottes in der
^ Schöpfung (<f vcrixi; ^siOQia), um sich dann aufzuschwingen zur ftvatixt] tov
Jüyov ^soloytay in welcher sie ihre Ruhe findet. Überall bewährt er sich
' als SchQler Symeons des Jüngeren; er hat jedoch den Pantheismus, an den
Symeon vielfach streift, überwunden und den Begriflf der d-etoaig der Men-
sehen bestimmter gefasst. Diese Vorzüge sichern ihm eine hervorragende
»Stelle unter den byzantinischen Mystikern. Die Titel der handschriftlich
erhaltenen Schriften: nsql xpvxijgy Ilegi naQadsiaov^ Elg trjv oiqaviav xai
fxxXr^auiCtixf^v teqagxiav^ Aoyoq nqoTQsmixog slg tjjv fASTCcvoiaVy IIsqI %ov
Ittn Hxova u. s. w. lassen deren Inhalt mehr oder weniger erkennen.
Hieraus geht auch hervor, dass Niketas unmittelbarer als Symeon der
Jüngere an den Pseudoareopagiten sich anlehnt.
1. Ausgaben: Die 3 Zentarien ed. pr. 4'iXoxaXin xtav U^toy yrjnTixtuy, Venedig 1782;
• t^iednickt bei Migne, Patr. gr. 120, 852- -1009. — Die Abhandlung tlegl tov dia x^^Qog
mmtuov ed. pr. A. Mai, Nova Patr. bibl. 5 (Rom 1849) 4, 118 fif.; wiederholt bei Migne
- 1 1. ». 0. 1009—1012. — Einige Fragmente aus seiner Vorrede zu Symeons Hymnen-
sanunloog bei L. Allatius, Diatriba de Symeonum scriptis 8. 152. Diese Vorrede
roOstandig e. B. m cod. Paris. Suppl. gr. 103 saec. 14 fol. 1—14^. — Die Schrift zur Ver-
tcidtgUDg Symeons scheint verloren zu sein. — Ueber die Vita Symeonis vgl. § 63 Anm. 3. —
Die Schritt gegen die Lateiner in der Uebersetzung des Kardinals Humbert und mit
deaMD Widerlegung bei C. Will, Acta et scripta, Berlin 1861 S. 126—150; auch bei Migne
a.a. O. 1011 — 1022. Den griechischen Text ed. pr. A. Demetrakopulos, 'ExxXtjü, Bißho&, 1
(Leipzig 1866) 18-36. — Eine zweite Schrift gegen die Lateiner und Armenier ed. pr.
J. Hergenröther, Monumenta graeca, Regensburg 1869 S. 139—153. Eine andere Ab-
ktadlung gegen die Armenier steht in cod. Vindob. theoL 283 fol. 119^—124^.
2. Hilfsmittel: L. Allatius, Diatriba de Nicetis ed. A. Mai, Nova Patr. bibl. 6
tRom 1853) 2. 10—12. — Einige Hss verzeichnet Fabricius, Bibl.gr. 7, 753 f. — Eine
Liste der Schriften des Niketas mit 27 Nummern bei A. Demetrakopulos, 'ExxX. ßißXiod^, 1,
f'— 17'. Mehrere derselben wollte Demetrakopulos in seinem 2. Bande herausgeben.
65. Nikon (iV/Vwi), Mönch des Klosters Raithu auf der sinaitischen
UiTbinsel, verfasste eine noch unedierte umfangreiche asketische Schrift,
► deren handschriftliche Titel verschieden sind. Der kürzeste lautet: ^Eg-
nt^viia Tfor d-smv ivtoXtav tov KvQtov. Nach einer Vorrede, die Montfaucon
veröflFentlicht hat, lebte Nikon unter Konstantinos Dukas (1059 — 1067).
I Der Zweck seiner Schrift war, ein Kompendium der Asketik zu schaffen,
das die vielen Bücher ersetzen sollte, welche bei den durch die Einfalle
I der Sarazenen verursachten Wanderungen der Mönche nicht mitgenommen
f Verden konnten. Nach jener Vorrede befolgte Nikon das Beispiel des
^ Mönches Antiochos (vgl. § 59). Im Unterschiede von der Schrift des letz-
teren bestehen die 63 Kapitel der "^EQiirjveia des Nikon vornehmlich aus
Vaterstellen, an die Nikon seine Bemerkungen anknüpft, während die hl.
Schrift bei ihm in den Hintergrund tritt. Seine Hauptautorität ist
Johannes Chrysostomos, dann Basilios, Gregor von Nazianz, Athanasios
von Alexandrien und alle früheren Asketen; von den Vornikänern kennt
fr wenigstens Clemens von Rom und Ignatios von Antiochien. Auch
Heiligenleben und Synodalbestimmungen werden hier in grösserer Anzahl
156 Byzantiniaohe Litteratiirgeaohiohte. L Proaaiaohe Litteratnr«
herbeigezogen. Die Zitate sind in der Regel sehr genau bestimmt. Ij
haltlich kommen die verschiedensten Verhältnisse des praktisch-religiöd
Lebens ohne systematische Ordnung zur Darstellung. Demselben Vj
fasser wird auch eine kurze Abhandlung über das Fasten Maria ul
eine Streitschrift gegen die Armenier zugeschrieben. '
1. Den Prolog mit Nachrichten üher Nikon aus cod. Coisl. 117 a. 1332 ed. Mos
faucon, ßibl. Coisl. S. 189 f.; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 127, 513—516. — fl
Kapitelüberschriften und eine Liste der darin angeführten Väter aus cod. Laur. pl. 6, 4 saj
U bei Bandini. Catalogus 1, 93—100; wiederholt bei Migne, Patr. gr. 106, 1360—1381. •
Andere Hss: Cod. Paris. 1077 saec. 13, codd. Coisl. 122 saec. 14, 297 saec. 12, 298 saec. ]
cod. Taurin. 204 saec. 12, cod. Monac. 444 saec. 13 u. m. a. Diese Hss scheinen bedeute
von einander abzuweichen; sehr oft fehlt auch der Name des Verfassers. — Das Opuscoli
de jejunio Deiparae in cod. Paris. 1370 a. 1297 fol. 66—70. Hier beruft sich NiJcon ai
drflcklich auf sein Buch tiiüy iQfitjyemy ttüy iyroXtSy tov xvqIov. Vgl. Cotelerius, Eccled
graecae monum. 3, 644 f. Hier wird er auch als Mönch des Klosters Raithu bezeichor
während im cod. Coisl. 122 ein Berg im Libanongebiet als sein Aufenthaltsort angegel
wird: iy r(ß 6q€i Mkvqm i^ Xsyofiiyta Tlnyxocfiioy.
2. VonAnastasios, Bischof von Käsarea in Palästina am Ende des 11. Jahrhundei
gab Cotelerius, Eccl. gr. monumenta 3, 432—37 (bei Migne, Patr. gr. 127, 520—525), i
Schriftchen IIbqI yrjateiag r^g ^eotoxov heraus, das mit dem soeben erwähnten von Nik
sehr nahe verwandt sein soll. — Eine Wiener Hs enthält von Anastasios eine Abhandln
über die 7 Fastenwochen. — Cod. Chisian. R. IV 11 saec. 12 bringt von ihm Fragmenta
libro therapeutico de resurrectione.
66. Johannes, Patriarch von Antiochien unter Alexios I Komnen
(1081 — 1118), früher Mönch iv rf] 'OJ*/'^ ^'»;<^<l>5 erhob sich in einer scharf!
Schrift gegen den Missbrauch des Charistikiarierwesens, das unter de
genannten Kaiser besonders im Schwünge war. Er erblickt darin ei
Anfeindung des wahren Zwecks der Klöster, die er wie alle übrigen
den früheren Jahrhunderten auf die Machinationen des Teufels zurüc
führen zu müssen glaubt. Es herrscht in der Schrift ein Ton edler Eb
rüstung, wie man ihn in Byzanz nur selten hört. Johannes zeichnet si<
darin auch als ein guter Kenner der asketischen Litteratur aus, deren Erzeu
nisso er bis auf die Katechesen Theodors von Studien fast alle aufzäh
Theodor Balsamen, einer seiner Nachfolger, erinnerte an diese Schrift
seinem Kommentar zu den Konzilien; wir kennen aber das Klosterleb<
von Byzanz noch zu wenig, um sagen zu können, ob dieser Protest ein<
Erfolg hatte. Die übrigen Schriften des Johannes, — darunter auch eil
Streitschrift gegen die Lateiner, — sind noch- unediert.
1. Ausgaben: Die Schrift Hegl fiovaatix^g öirdaaxaXiag ed. pr. J. B. Coteleriu
Eccl. gr. monumenta 1 (1677) 159—191; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 132, 1117—11^
— Eine Stelle aus dem Brief an den Erzbischof Theodoros von Ephesos ed. L. Allatia
De aetato et interstitiis in collatione ordinum etiam apud Graecos servandis, Rom 16
S. 215. — Unedierte Schriften: Uegl dCvfdtjy in codd. Mosq. Syn. 208, 353, 355, cc
Bonon. bibl. univcrs. 2412, Vatican. 540, Vallicell. B 43 saec. 13 fol. 183, De myster
corporis et sanguinis Christi in codd. Paris. 901 saec. 14 fol. 232^—40, Paris. 1133 sai
13 fol. 292-314, "ExXoyal aaxT]rixaL in cod. Vindob. theol. 241 fol. 1— 136^
2. Hilfsmittel: Oudin, Commentar. de scriptor. eccl. 2, 842 — 850.
3. Reformatorische Bestrebungen treten noch kräftiger bei Eustathios, dem k
rühmten Metropoliten von Thessalonike (1175 — c. 1194), hervor, besonders in der Sehr
*Enlaxe\pig ßlov fioya^ixor iTii diog^^oiaec rtSy nsgl aihoy, auf deren Tendenz schon ob
(§ 55) hingewiesen wurde. Ed. pr. L. Fr. Tafel, Frankfurt 1832; abgedruckt bei Migi
Patr. gr. 135, 729—909. Von Tafel auch ins Deutsche übersetzt: Betrachtungen über d
Mönchsstand. Aus dem Griechischen des Eustathius von Thessalonich, Berlin 1847. — i
Migne, Patr. gr. 136, 217—264 ein Brief des Eustathios an einen Styliten von Theai
lonike, worin dieser eindringlich an seine Pflichten erinnert wird. — Einen irefüicli
Beweis für den Ernst, mit welchem Eustathios das christliche Leben seinen Diöcesaii'
L Theologie. C. Aaketik und Mystik. (§§ 66—67) 157
läch&rfte, ergeben seine 4 Fastenpredigten, bei Migne 135, 561—728. Ebenda 520— 560
titere Ueberreste einer fruchtbaren homiletischen Schriftstellerei, darunter eine Rede
f den Beginn des Jahres, welche auf die Fabeln der Sphinx und der Skylla anspielt. Als
Jiegynker lernen wir ihn kennen durch seine Lobreden auf den hl. Alpheos und seine
üossen, zu der er eine BtßXtaxi^ avyyQatfrj benutzte, auf Demetrios, den Schutzheiligen
D Thessalonike, und auf Philotheos Opsikianos, die sich alle von der schematischen Be-
ichtnng des Metaphrasten wesentlich entfernen; bei Migne, Patr. gr. 136, 141—301. —
cod. Escorial. 262 saec. 13 fol. 56^—60^ eine Abhandlung des Eustathios Eig to Kvqu
(r^coy. — üeber Eustathios als Profanschriftsteller vgl. Krumbacher.
4. Weitere asketische Schriftsteller des 12. und 13. Jahrhunderts:
In das 12., vielleicht noch in das 11. Jahrb., fällt die Lebenszeit des Bischofes Theo-
»roa von Andida in Kappadokien, der in anderen Hss z. B. codd. Vatic. 430, 640, 1157, Paris.
63 saec. 14, Athen. 360 s. 12Nikolaos genannt wird. Unter dem ersteren Namen gab
Mai. Nova Patr. bibl. 6, 2, 547 — 584 eine ngo^etjQitt negl xtov iv rp &6i(f Xeixovqyitf
füfiirmy avfAj^oXtov »ai fivmtjgiwp heraus, welche den asketischen Zweck verfolgt, den
iestem die Svmbolisierung des ganzen irdischen Lebens des Heilandes durch die Liturgie
tzuprägen. Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 140, 417—468. Auf diese Schrift geht nach N.
-asnoselicev der grösste Teil der Mystagogie des Pseudo-Sophronios zurück. Vgl. S. 67 u.
^o. — 2. Line kleine Abhandlung IleQi aaxrjrixijs vnotvinuasfog von einem Klostervorsteher
silioB aus dem 12. Jahrhundert steht lateinisch in der Bibl. maxim. Patr. Lugdun. 22, 750
752. Griechisch ist sie in mehreren Hss vorhanden, z. B. in cod. Vatican. Palat. 91 saec. 13.
. 177—182, cod. Paris. 1630 saec. 14 fol. 74-76. In cod. Escor. 494 s. 14 fol. 19 lautet der
el: BxxciXmv f^oya^ov ngsaßvrfQov xal ^yovfiiyov Xatigas tcSy MaXrjiytoy, während die
raasgeber ihn zum Vorstand des Sabbasklosters bei Jerusalem machten. Zeit und Aufenthalts-
des Basilios sind noch näher zu bestimmen. — 3. Mehrere asketische Schriften des Petros
n Dmmaskos, auch Petros Mansur genannt, der um 1158 gelebt haben soll, sind vor-
iden z. B. in den codd. Monac. 318 saec. 13 fol. 288-291, Paris. 1134—37. Vgl. Fabri-
is. Bibl. gr. 9, 718; 11. 336. — Dieser Petros wird auch als Verfasser von zwei Schrift-
cken Gber das Abendmahl betrachtet. Vgl. Steitz, Jahrbücher für deutsche Theo-
ie 13 (1868) 23—31. — 4. Mehrere Schriften eines Theodor os, Bischofs von Alania in
inissland zur SiOit des lateinischen Kaiserreiches in Kpel, bewahrt ein cod. Vaticanus,
1 A. Mai, wie gewöhnlich, nicht näher bezeichnet hat. A. Mai, Nova Patr. bibl. 6, 2,
)— 397, entnahm demselben nur einen Bericht Theodors über seine pastorale Thätigkeit
Lande der Alanen an die cvyodog iydrjf^ovaa in Kpel, die historisches Interesse bietet,
ederholt bei Migne, Patr. gr. 140, 388—413. Eine dieser Schriften in 10 Abschnitten
"^H^txa betitelt und wohl asketischen Inhaltes.
67. Gregorios Sinaites {rgrjyoQiog Sivatir^g), geboren in Eukulos bei
azomenae als Sohn einer reichen und vornehmen Familie, fiel in die
fangenschaft der Türken, aus der er aber durch die Hilfe einiger
aubensgenossen befreit wurde. Von Cypern kam er nach dem Berge
lai, wo er Mönch wurde. Von dem Sinaikloster siedelte er nach dem
rge Athos über und trat hier unter Andronikos II Palaeologos (1282
i 1328) reformatorisch auf. Er gilt als der Begründer des Hesy-
astentums auf dem Berge Athos. Sein Schüler Kallistos, der spätere
triarch von Kpel, widmete ihm ein Lebensbild, das reiche Nachrichten
er sein unstetes Wandern von Kloster zu Kloster, von Land zu Land
»t. Unter diesen Umständen konnte Gregorios keine bedeutende littera-
che Thätigkeit entwickeln; doch hinterliess er einige kurze asketische
hriften, von denen eine Sammlung von 137 KstfaXctia die umfang-
chste ist. Das durch die Anfangsbuchstaben gebildete Akrostichon ^oyoi
'tq.oQ<H tisqI ivxoXwY^ dayfiaTcov, ansiXdv xal inayyehwr • Hi d^ nsgl loyiif"
r xal naiydv xal ägezm' ' ivi d^ nsgl rj^vx^ag xal nQoaevxrjg gibt den
lalt dieser lose aneinander gereihten Sentenzen zur Genüge an. In zwei
deren kurzen Abhandlungen spricht Gregorios im Sinne der hesychas-
ehen Mystik von der ^Havxia xal nqoaevxr}^ ohne jedoch die Theorie vom
erschaffenen Lichte vorzutragen. Er empfiehlt nur einige Asketen, wie
158 Byzantinisohe Idttemtiurgesohichte. I« Prosaiaohe Litieratnr.
Johannes Klimax, Maximos Confessor, Symeon den Jüngeren und dess^
Schüler Niketas Stethatos, endlich Philotheos Sinaites, zur Lektüre, all
anderen solle der Asketenschüler bei Seite lassen. Einige andere Schrifta
des Gregorios scheinen noch unediert zu sein.
1. Ausgabe: 4 Schriften des Gregorios ed. pr. in '^tXoxaXla ttuy leQviy ytjn rixm
Venedig 1782; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 150, 1240—1336.
2. Hil fsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 11, 632 verzeichnet einige Hss. — Dazu oo
Paris. Suppl. gr. 64 saec. 15 fol. 119 — 134: Epistola ad Niphonem de modis orandi, cot
Sabbait. 378 s. 18 fol. 117^>-125^: ÜBgi iqavxttaxtav etc. — Das Leben des Gregorios SinaitI
vonKallistos, Patriarchen von Kpel (1350— 54, 1355— 1363), ed. pr.Pomjalovskij, Petes
bürg 1894. Vgl. B. Z. 4 (1895) 200-202 u. § 81 Anm. 4.
3. Der cod. Vatican. 736 bewahrt 30 Aoym rjavxttffttxijg nagaxXijaeiog von einei
Eallistos Meliteniotes, der wahrscheinlich zu der im 14. Jahrhundert blühenden Famili
der Melitenioten gehört
68. Nikephoros {NixrjtpoQog), Mönch auf dem Berge Athos, ist nebö
Georgios Sinaites der erste Utterarische Vertreter des Hesychastentum
im 14. Jahrhundert. Er gilt als der geistliche Lehrer des Gregorio
Palamas und als der Verfasser einer Abhandlung IleQi vr^ipecag xal (pvlax^
xaqdiag^ welche aus Exzerpten der Biographien verschiedener Asketei
von Antonios und Theodosios Könobiarchos bis Symeon dem Jüngeres
besteht mit einer jeweiligen Erklärung der darin enthaltenen Lehr«
Zum Schlüsse empfiehlt er das hesychastische Gebet.
Ed. pr. P. Possinus, Thesaurus asceticus S. 404 ff.; aus der 4'iXoxaXltt ttS
IcQcSy yfjnjixtuy wiederholt bei Migne, Patr. gr. 147, 945—965.
69. Nikolaus Eabasilas (NixoXaog KaßaaiXag)^ der in einigen Hand
Schriften den Beinamen Xaiiastog führt, ist der letzte hervorragend
Mystiker von Byzanz. Die erste Würde, die er nachweisbar bekleidete
war die eines Sakellarios. Während des Bürgerkrieges zwischen Johannes 1
Palaeologos und Johannes VI Kantakuzenos nahm er Teil an den Ereig
nissen durch mehrere Gesandtschaften, die ihm von Johannes, dem Patri
archen von Kontantinopel, und Johannes Kantakuzenos selbst aufgetragei
wurden. Letzteren begleitete er mit Demetrios Kydones in das Kloste
%fav Mayyavcov, wohin der Kaiser sich zeitweilig zurückzog, und erfreut«
sich daher der besonderen kaiserlichen Gunst. Nach der definitiven Ab
dankung des Johannes Kantakuzenos bestieg er den erzbischöflichen Stub
von Thessalonike als Nachfolger seines Oheims Neilos Kabasilas (vgl. § 36
und starb im Jahre 1371.
Den Ruhm des Nikolaos Kabasilas als Mystikers begründet in erstei
Linie seine Schrift UsqI rijg iv Xqiaxfi^ C^rjg in 7 Büchern. Er geh
von dem Grundsatze aus, dass der Christ das Leben, das im Jenseits sein«
Vollendung findet, schon hienieden beginnen müsse. Dieses Leben besteh'
aber in der Vereinigung mit Christus und wird durch die 3 grossen Myste-
rien bewirkt: Die Taufe teilt es mit, die Firmung verleiht Bewegung unc
Wachstum, die Eucharistie verbindet die Seele mit dem auferstandenei
Christus (1. 1 — 4). Der Gedanke, dass der Altar die Wurzel der Mysteriei
sei, leitet über zur Betrachtung desselben, seiner Weihe, seiner verschie-
denen Teile und seiner Symbolik. Durch die Übung der Tugenden, d«
Gebetes und der Betrachtung wird das Leben erhalten; es findet seiner
Abscliluss hienieden im Genüsse Gottes durch Liebesschmerz und Liebes*
l Theologie. C. Asketik und Mystik. (§§ 68-69) 159
freude (L 5 — 7). In dieser Anlage seiner Schrift, zu welcher sich in der
byzantinischen Asketik kein Gegenstück findet, ist Nikolaos durchaus selb-
ständig. Inhaltlich ist er abhängig von den Schriften des Pseudoareopagiten,
des einzigen Schriftstellers, den er einmal anführt. Mystischen Inhaltes ist
auch seine 'EQfiijveia t^$ x^eiag Xeitovqyiaq, welche die innere, symbolische
Bedeutung der liturgischen Handlungen und Gebete ausführlich darstellt.
Andere litirrgische Schriften sind noch unediert; ebenso eine Abhandlung
über die Menschwerdung, die jedenfalls auch zu seinen mystischen
Schriften gehört. Nikolaos beteiligte sich auch an den theologischen
Kontroversen seiner Zeit. In dem Hesychastenstreit stand er auf
der Seite des Palamas, wie die Unterredung zeigt, die er mit Nikephoros
Gregoras hatte, ohne sich jedoch auf die Theorie des unerschaffenen Lichtes
einzulassen. Näheres über seine Stellung in diesem Streite würde die
Veröffentlichung seiner Schrift Adversus Gregorae delirantis somnia er-
kennen lassen. Sein Standpunkt in der lateinischen Kontroverse er-
hellt aus der schon früher erwähnten Vorrede zu der grossen Streitschrift
seines Oheims Neilos. Auch in der ^Egfir^veia rr^g O^eiag XsitovQyiag spricht
er sich gegen die Lateiner aus (Kap. 29 u. 30). Eine weitere Gruppe von
Schriften besteht aus Homilien auf Feste des Herrn und der hl. Jungfrau
und aus Reden auf Heilige. Davon sind die Enkomien auf Demetrios und
Theodora von Thessalonike gedruckt, nebst einer Rede gegen die Wucherer.
Nikolaos zeigt darin rhetorische Gewandtheit. Handschriftlich gehen auch
rhetorische, philosophische und logische Schriften unter seinem
Namen. Gedruckt liegt davon ein Fragment seines Kommentars zu Ptole-
maeos vor. Historisches Interesse dürften seine Briefe bieten, welche
ihn in Korrespondenz mit der Kaiserin Anna, Demetrios Kydones und
anderen hervorragenden Zeitgenossen zeigen.
1. Ausgaben: De Vita in Christo 11. 7 ed. pr. W. Gass, Die Mystik des Nikolaus
Kahaailas Tom Leben in Christo, Greifswald 1849, 2, 1—209; abgedruckt bei Migne,
Patr. gr. 150, 493—725. Einige Auszüge schon früher von F. Arcudius, LI. 7 de concordia
ectL occident. et oriental., Paris 1626 S. 180—189 und von A.Jahn, Theolog. Studien u.
Kritiken 16 (1843) 729-746. — Die'E^/ui/ma t^c aeinq Xurov^ylaq ed. pr. <FrontoDu-
ca6a8>, Bibl. vetPatr. graecolat. 2(Pari8l624) 200 ff. ; abgedruckt bei Migne a. a. 0. 368-492.
— Die Festreden auf die hl. Theodora in Acta SS. April. 1 S. LV— LIX; bei Migne a. a. 0.
7o3— 772. — Das Enkomion auf Demetrios ed. pr. Theophilos Joannu, Myfjfi€ia dyio^
loyua, Venedig 1884 S. 67— 147. — Der -^dyof xctt« ToxtCo*^wi' vervollständigt nach codd.
Paris. 970, 1213 bei Migne a. a. 0. 728—749. — 2 Briefe ed. A. Papadopulos Eera-
meos, £vlXoyosj ^aXtt^oyQag). deXtloy, 2. Beilage zu Bd 16 (Epel 1885) 14, 47 f. aus cod.
Ckalk. 157, der 10 autographe Briefe des N. Eab. an seinen Vater und an (Demetrios?)
Ejdoties enthält. — Hauptfundgruben für die unedierten Schriften sind u. a. cod. Paris.
1213 saec. 15 fol. 1—309 (enthiüt besonders homiletische und rhetorische Schriften, auch
■ekrere Epigramme u. 16 Briefe), cod. Coisl. 315 saec. 17, wahrscheinlich die Abschrift
der genannten Hs, cod. Vindob. theol. 267 fol. 1—408 (Inhalt u. Anordnung genau wie
in c^. Paris. 1213), cod. Paris. 1248 saec. 15 fol. 119 — 193 (mehrere Homilien), cod.
Paris. 2398 saec. 15 fol. 78—139^ (Commentar. in Ptolemaei constructionis 1. 3), cod.
Lanreot. pl. 74, 13 (Briefe).
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 10, 25—30. — Mehreres zu seinem Leben
hä Johannes Kantakuzenos, Historiae 1. 3, Migne, Patr. gr. 153, 1131, 1260, 1293; 1. 4,
Migne 154, 125. 285. — Die Unterredung mit Nikephoros Gregoras ausführlich erzählt
nm letzterem in seiner Histor. 1. 22 c. 4—1. 24 c. 1, Migne, Patr. gr. 148, 1328—1433. —
Eine ansffihrliche Darstellung seiner Mystik gab W. Gass als Einleitung zu der oben-
gesannten Ausgabe (a 63—210).
3. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts verfassten Kallistos und Ignatios, beide mit
Familiennamen Xanthopalos,. zwei Mönche auf dem Berge Atbos, eine Schrift uat«c
160 Byzantiniaohe Litteratnrgeschiohie. L Prosaiaohe Litteratnr. (
dem Titel Me&odog xai xavtav avv 9ew dxgißijg, worin sie den Versuch machten, ein
tisches Lehr System herzustellen. Dieser Versuch, den Symeon von Thessalonike
lohte, ist nicht gelungen; die einzelnen Kapitel reihen sich nur änsserlich aneinander
der Fortschritt in der Erörterung wird nur durch schwerfällige Uehergänge erzielt
einzelnen enthält aher die Schrift manches Wertvolle. Aus der ^iXoxaXia rtoy U^y
rixüiy abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 147, 636 — 812. Ein Prachtexemplar dk
Schrift ist der codex Taurin. 352 saec. 14. — Eallistos wurde später Patriarch von "
(1397; und verfasste wahrscheinlich die K€(pttXaia negl ngooevx^s, welche einem Ei~
zugeschrieben werden (bei Migne ebenda 813—817), sowie die Gebete, welche Nikepl
Eallistos zugeteilt wurden. Sein Glaubensbekenntnis, das besonders auf Soterichos
eugenos und Barlaam Bezug nimmt, und 2 Erlasse edd. Miklosichu. Müller, Acta et
mata graeca 2 (Wien 1862) 293—95, 347—352. Homilien auf Eirchenfeste verzeii
Fabricius, Bibl. gr. 10, 247, 259, 283. Diese gehören aber eher seinem gleichm
Vorgänger Eallistos 1. Vgl. §§67 u. 81. — Eine kleine Abhandlung unter dem Nad
jov xvQov KttXXiarov rov TrjXixovdrj negi i^v^aciuc^g XQißrjg bei Migne ebenda 81 7-|
hat Aehnlichkeit mit der Schrift des Eallistos und Ignatios und geht wohl aus denseO
Ereisen hervor. Mit dem Patriarchen Eallistos ist nicht zu verwechseln Eallial
Eataphugiotes, von dem 92 K6<paXat-a negi S^eiag iytüceiog xal ßiov SetoQtjtixov ]
Migne a. a. 0. 836—941 abgedruckt sind. Der Stil dieser KefpaXaia ist ganz abweiche!
sie stehen inhaltlich viel höher und können den besten Erzeugnissen der byzantinisol
Mystik zugezählt werden. Dieser Eallistos ist ganz unbekannt; eine nähere Zeitbestimmi
ist aus der Schrift selbst nicht zu gewinnen. Sie zitiert selten frühere Asketen und d|
alte, wie Basilios, Dionysios Pseudoareopagites und Maximos. ,
4. Von AlexiosMakrembolites aus dem 14. Jahrhundert bewahrt der cod. Sabin
417 zwölf Schriften meist asketischen Inhaltes. Vgl. A. Papadopulos Eerameus, 'leqm
Xvfi. ßi.ßXio». 2 (Petersburg 1894) 532-536. Derselbe Gelehrte hat ein historisches Sü
von Alexios herausgegeben, und verspricht noch weiteres zu publizieren, 'AyäX, 'iBQocoki
IiaxvoXoy, 1 (Petersburg 1891) 144—159.
5. Ausser den im Vorstehenden wiederholt namhaft gemachten unedierten Aal
tikem verzeichnen wir hier eine Reihe anderer, deren Lebenszeit sich nicht b
stimmen liess: Daniel monachos scholastikos, JidaaxaXia ngog aQ)[aQiovg (jLoyaxovg
cod. Athous 4118 saec. 16, Dionysios monachos, Organum sapientiae spiritualis in coi
Paris. 350 s. 15 u. Paris. 359 a. 1389, Eusebios, Presbyter und Mönch, Opusculum adven
astronomos in cod. Paris. 1098 saec. 11 fol. 89^—94, Esaias, Mönch und Priester in NU
medien, Sermo de liturgiis in cod. Coisl. 301 saec. 14 fol. 2 — 3, andere asketische i
handlungen unter dem Namen eines Esaias presbyter in cod. Paris. Suppl. gr. 28 saec.
fol. 96^—101 gehören vielleicht dem Abte Esaias aus dem 4. Jahrhundert an, desi
Schriften noch unvollkommen bekannt sind, Georgios Nomophylax, De origine na
et tentationibus in cod. Paris. Suppl. gr. 64 saec. 15 fol. 36—44, Hermaeos, Möm
ein Brief an den Abt Dulas und dessen Antwort in cod. Paris. 1181 saec. 13 fol. 161 -IT
Johannes Eostometros, Metropolit v. Chalkedon, Opuscula 3 de oblationibus mysti
in cod. Paris. Suppl. gr. 1089 saec. 16 fol. 20 — 24, Jonannes, Abt auf dem Sinai.
Abhandlungen in dem cod. Ambros. M. 45 sup., Isakios Eonstantinos, De statu pi
focti hominis 11. 3 in einer Vatikanischen Hs, Eosmas 6 T^iyt^iXovxtogy flegi 4
yyoiaeiog twy oxjtu Xoymfjuüy in cod. Vatican. Ottob. 459 saec. 15 fol. 67 — 108, Luka
Mönch und Presbyter, Aoyog Ttagaiystixog ngog nagS^iyovg in cod. Vindob. theol. 238 I
221 — 235, Michael, Metropolit von Euchaita, ein Brief asketischen Inhalts an einen MOa
Johannes in cod. Vallicell. E 21 s. 14 fol. 162—169, Nathanael, Mönch, asketische Red
in codd. Vatican. Palatin. 364 saec. 14 foL 149-156^, Marcian. Class. 2, 87 saec. 14, Sidrao
Jlsgi aydntjg etc. in cod. Bodl. Miscell. 56 saec. 15 fol. 92—100, Tfaeophanes 6 yiog a
€piX6ao(pog, Aoyoi didaxtixol eig tfjy dexnXcyoy in cod. Bonon. bibl. univers. 3642 a. 151
vulgärgriechisch, vielleicht nicht mehr aus der byzantinischen Zeit. Aus dieser stanu
die anonyme Erklärung des Dekaloges in cod. Vindob. theol. 188 fol. 15—24. — Anonya
Sammlungen sind in vielen Hss vorhanden, z. B. in codd. Paris. 1137 A saec. 1
1138 saec. 14, Coisl. 119 s. 15, Vatican. Reg. 48 s. 14, Patmiac. 1 s. 11 und 302 saec. 1
D. Geistliche Beredsamkeit.
70. Charakteristik. Auf keinem Gebiete der Theologie hat d
byzantinische Kirche so viele einzelne Litteraturdenkmäler hervorgebrad
wie auf dem der geistlichen Beredsamkeit ; keines hängt ja auch so inn
mit dem praktischen Eirchenleben zusammen. Die Erinnerung dara
dass die Predigt das ordentliche Verbreitungsmittel der christlichen Leh
L Theologie. D. Qeisiliche Beredsamkeit (§ 70} 161
war. bevor die ersten theologischen Schriften geschrieben wurden, erhielt
flch in der griechischen Kirche immer wach. Die hervorragende Stelle,
irelche die Predigt in der ältesten griechischen Liturgie inne hatte, wurde
allerdings später eingeschränkt; gepredigt wurde aber auch in der byzan-
timsehen Zeit sehr viel, an Sonn- und Festtagen wohl regelmässig, und be-
sonders in der Fastenzeit. Die Trullanische Synode (692) verpflichtete die
Bischöfe ausdrücklich dazu. Religiöse Vorträge wurden übrigens nicht bloss
in den Kirchen und Klöstern gehalten; selbst am kaiserlichen Hofe hatte sich
die Gewohnheit herausgebildet, die nach Eusebios von Käsarea bis auf Kon-
stantin den Grossen zurückginge, dass ein religiöser Vortrag an Sonn- und
Festtagen vor dem Hofstaat gehalten wurde. Dadurch erklärt sich die auf
den ersten Blick auffallende Erscheinung, dass sich Kaiser und hohe Staats-
beamten unter den byzantinischen Homiletikern und Panegyrikern vorfinden.
VTie die byzantinische Rhetorik überhaupt, so ist auch die geistliche
Beredsamkeit in formeller Hinsicht abhängig von der altgriechischen
Rhetorik, die von unübertroffenen Meistern des Stiles und der Rede aus-
gebildet worden war. Diese Abhängigkeit tritt besonders bei den Kanzel-
rednem des 9. Jahrhunderts und der Paläologenzeit hervor, die sich be-
mühten, ihre Reden mit Zitaten aus den Klassikern, mit mythologischen
Anspielungen u. dgl. auszuschmücken. Noch näher lag aber für die Ge-
samtheit der byzantinischen Homiletiker der Anschluss an die grossen
kirchlichen Redner des 4. und 5. Jahrhunderts, die auch hier die
massgebenden Vorbilder wurden. Als solche wurden sie auf der Trulla-
nischen Synode (692) ausdrücklich proklamiert durch die Bestimmung,
dass man sich bei der Unterweisung des Volkes mehr an die Väter halten,
als eigene Reden vortragen solle. Jetzt fing man an, Homilien von früheren
Kirchenvätern zu überarbeiten und dem Geschmack der Zeit anzupassen,
gerade wie es auch im Abendlande üblich geworden war. Ein treffendes
Beispiel hiefÜr ist die 9. Homilie des Kyrillos von Alexandrien, die nichts
anderes ist als die Umarbeitung seiner 4. ephesinischen Homilie. Zugleich
wurden den Kirchenvätern des 4. und 5. Jahrhunderts Homilien unter-
schoben, entweder weil sich bei diesen keine Homilien gleichen Inhaltes
vorfanden, oder weil man den neuen Homilien grössere Autorität verschaffen
wollte. Daher die grosse Anzahl von unechten Homilien der Kirchenväter,
besonders des hl. Chrysostomos, der ersten rhetorischen Grösse des christ-
lichen Altertums, dessen Lob zu verkünden die Byzantiner nicht müde
wurden. Eine weitere Ausnützung der früheren Redner bestand darin,
I dass die Stellen aus deren Schriften, die denselben Gegenstand behandelten,
f gesammelt und zu einheitlichen HomiUen verarbeitet wurden. Dazu waren
I besonders die exegetischen Kommentare des Johannes Chiysostomos mit
j ihren umfangreichen Paränesen geeignet. Neben den ^AnavO-iaiiaxa^
die Theodoros Daphnopates im 10. Jahrhundert veranstaltete, gibt es noch
mehrere anonyme 'ExXoyat dieser Art.
Diese Verhältnisse brachten es mit sich, dass dieselben Reden sowohl
patristischen als byzantinischen Autoren und selbst wiederum verschiedenen
byzantinischen Schriftstellern zugeschrieben werden, und daher noch manche
Echtheitsfragen zu lösen sind. Wenn nun auch die Abhängigkeit det
<ta- JJShr AJiertaamwimenßcbM/t IX, /. AbtJg. 2, AvdL 11
162 Byzantiniaohe Litteratnrgeachiohie. L ProaaiBohe Littenitiir.
Homiletiker von der patristisehen Litteratur nicht so weit ging als
den Exegeten, so ergibt sieh doch aus dem Gesagten die Notwendig!
einer eingehenden Quellenuntersuehung als der unerlässliehen Vorbedinj
zu einer abschliessenden litterarischen Würdigung der byzantinischen
miletik und Panegyrik. Ob sie einen inneren Entwickeln ngsgang dui
gemacht hat, und welches dessen einzelne Stadien sind, lässt sich
Abschluss jener Voruntersuchungen nicht ermessen; vorläufig sind
zwei relative Blüteperioden im 9. Jahrhundert und unter den Paläoloj
wahrzunehmen. j
Im grossen und ganzen übertrifft die byzantinische geistliche !Bj
redsamkeit die Predigtlitteratur des abendländischen Mittelalters vf
möge ihres engen Zusammenhangs mit der griechischen Klassizität und i
folge der natürlichen Rednergabe der Griechen. Auf die Höhe der kirchlich^
Beredsamkeit des 4. Jahrhunderts hat sie sich aber niemals mehr hinan
geschwungen. Vielmehr haften ihr in litterarischer Beziehung bedeute«
Mängel an, Überschwenglichkeit der Lobsprüche, allzugrosse Häufung vi
rhetorischen Figuren, Tropen, Antithesen, Prosopopöien, geschmackla
Anwendung des Dialoges, ermüdender Gebrauch der Assonanz und Isokoli
Langatmigkeit und Breite der einzelnen Ausführungen, Unebenheiten
der Anlage des Ganzen. Dazu kommt ein empfindlicher Mangel anhisti
rischem Sinn, infolgedessen Vorgänge geschildert und den gefeiert
Persönlichkeiten Reden in den Mund gelegt werden, die zu den betreffend!
Zeiten und Personen durchaus nicht passen. Über die Regeln der geü
liehen Beredsamkeit scheint man wenig reflektiert zu haben, da keil
einzige Theorie derselben aufgestellt wurde. Der Inhalt der geistliche
Reden spiegelt besser als irgend welche andere Litteraturdenkmäler i
Eigentümlichkeiten der griechischen Kirche wieder, ihre Vorliebe für do,
matische Erörterungen gegenüber den praktisch-kirchlichen Tendenzen d
Abendlandes, ihre heitere Auffassung des Christentums gegenüber d
ernsten Religiosität der germanischen Völker, aber auch ihre starre Eil
zwängung in dieselben Bahnen und ihren Mangel an Verständnis für d
Bedürfnisse des Volkes gegenüber dem frisch pulsierenden Leben und d
innigen Verbindung der lateinischen Kirche mit dem Volke und sein«
vielgestaltigen Lebensformen.
Als litterarische Hauptgattungen können unterschieden werdei
Festpredigten, Panegyriken auf Märtyrer und Heilige, Epitaphien od<
Grabreden und Homilien im engsten Sinne des Wortes, d. h. Erklärunge
der Evangelienperikopen an den Sonntagen des Kirchenjahres. Am zah
reichsten sind die 2 ersten Gattungen vertreten; sie entstanden im Ai
Schlüsse an die Feste des Herrn, Maria und der übrigen Heiligen. Di
Festpredigten auf den Herrn und die hl. Jungfrau sind in der Regel dogmt
tischen Inhaltes. Die Panegyriken auf ,die Märtyrer und Heiligen sin
nahe verwandt mit den Denkmälern der Hagiographie. Abstrakt genommei
verfolgt die panegyrische Rede paränetische, das Heiligenleben historisch
Zwecke; beide Gesichtspunkte sind aber bei den Byzantinern meistei
miteinander vereinigt, und nur das Vorwalten des einen gegenüber dei
anderen kann die Zugehörigkeit zu der einen oder anderen Litteratui
1 Theologie. B. Geistliche Beredaamkeit. (§ 71) 163
:tung begrOnden, die im einzelnen oft zweifelhaft bleibt. Am spätesten
tt die eigentliche Homilie, die zur patristischen Zeit beliebteste Gattung,
Hier auf. Das Kirchenjahr fand in der griechischen Kirche nie die
heitliche und lebendige Ausgestaltung, welche es im Abendland durch
1 engen Anschluss an das Naturjahr empfing. Die einzelnen Festkreise
d nur lose aneinander gereiht, und die dazwischen liegenden Sonntage
rden nicht nach den Festen benannt, denen sie vorausgehen oder folgen,
dem nach den Evangelien, die an denselben verlesen wurden. Die
"ste Sammlung von Sonntagspredigten, die sich über das ganze Kirchen-
r erstreckt, ist die des Patriarchen Johannes Xiphilinos von Konstanti-
•el (t 1075), während sich aus der früheren Zeit wenigstens keine er-
ten haben. In der Folgezeit mehrten sie sich; die meisten derselben
1 aber entweder ganz oder wenigstens zum grössten Teil noch unediert.
Katechese verschwindet mit dem Katechumenat schon vor dem Be-
tt der byzantinischen Zeit. Es gibt wenige byzantinische Theologen,
er deren Schriften keine Homilien oder Panegyriken vorhanden sind,
folgenden werden nur jene Schriftsteller behandelt, von denen uns nur
stliche Reden überliefert sind, oder bei denen diese die Hauptmasse
litterarischen Nachlasses bilden.
1. Sammelansgaben: Bibliotheca homiliarum et sermonum priscorum Ecelesiae Pa-
n. in 4 Bden, begonnen von Laur. Cundius, vollendet von Ger. Mosanus, Lyon 1588,
b mir unzugänglich. — Homiliae graeconun Patram ed. Th. Peltanns» Ingolstadt 1579.
F. Greiser, De cmce Christi, 2 (Ingolstadt 1600) und in den Opera omnia 2, Regensburg
4 (zahlreiche Homilien auf verschiedene Feste des hl. Kreuzes). — Petr. Pantinus, Gen-
ies grmecorum Patrum, Antwerpen 1604. — Die umfangreichste Sammlung ist die von Fr.
nbefis, Bibliotheca Patrum concionatoria, 8 Bde, Paris 1662 (nach dem Kirchenjahr
rdnet; die griechischen Homilien nur lateinisch ; vgl. Combefis, RecensitiauctoresBiblioth.
rom concionator., Paris 1662). — A. Ballerini, Sylloge monumentorum ad mysterium
ceptionis immaculatae Virginis illustrandum, 2 Bde, Rom 1854—56 (viele griechische
rienbomilien). — Die neugriechische Hauptsammlung ist der Stjoavqog des Studiten
maskenos, Venedig 1570 u. öfters. Sie enthält auch 6 Predigten des Presbyters Albertos
Hnos aus Chios. Vgl. £. Legrand, Bibliogr. h^U^n. 2, 12 ff. und die Notizen von Pb.
yer, B. Z. 2 (1893) 358 f. — Jidaxai des Presbyters Alexios Rharturos aus Korkyra
ehienen 1560. Vgl. Legrand, Bibliogr. h^ll^n. 1, 308 ff.; 2, 356 ff.
2. Hilfsmittel: R. Rotbe, Geschichte der Predigt, hersg. von A. Trümpelmann,
>men 1887 S. 158—171, 202—209 (sehr unvollständig). — N. Katajev, Geschichte der
lijgt iB der russischen Kirche, deutsch von A. M ar k o v , Stuttgart 1890 (mir unzugänglich). —
R Zusammenhang der christlichen Beredsamkeit mit der antiken Rhetorik vgl. Job. Bauer,
> Trostreden des Gregorios von Nyssa in ihrem Verhältnis zur antiken Rhetorik, Mar-
f 1S92. Dazu die Bemerkungen von Job. Dräseke, Wochenschrift f. klass. Philol. 1892
1176 ff. — B. Tb. P^vnickij, Die Bildung der hl. Predigerväter im 4. Jahrhundert,
idy Kievskoj duch. ak. 1892, 3-61, 261-304. Vgl. B. Z. 2 (1893) 347.
' 3 L. Allati US, De libris eccles. Graecorum, Paris 1645 S. 93 — 95 verzeichnet unter
I griechischen Kirchenbüchern das Jlayrjyvgixov, als Sammlung von Reden auf die
ie des Herrn und der Heiligen. — Sammelcodices von geistlichen Reden sind sehr zahl-
fh ond reichen bis ins 9. Jahrhundert zurück, wie z. B. cod. Paris. 766. Die Anord-
lg der Homilien ist verschieden: nach Monaten und Tagen oder ohne bestimmtes Ord-
ig«prinzip, teils mit untermischten Heiligenleben, teils ohne dieselben. Eine Unter-
bong des ausgedehnten Hssmaterials fehlt. Manche dieser Hss müssen bei der Erfor-
ang der Legendenmenäen mitberücksichtigt werden.
71. Ckregorios irgrjYOQiog), Patriarch von Antiochien, war nach dem
agnisse des Johannes Moschos Vorsteher des Boosters rwv Bv^mtiiov
Syrien, der Laura Pharan und zuletzt des Sinaiklosters, als er von
tstinns IT an Stelle des vertriebenen Anastasios (vgl. § 10) auf den
itriarchalstuhl von Antiochien erhöhen wurde (570 — 93). Der GeachicYAr
11*
164 Byzantinisohe Litieratnrgeachiehte. L Prosaische Litieratiir.
Schreiber Euagrios stand ihm sehr nahe; als Gregorios sich in Konstadl
nopel verantworten musste, begleitete er ihn als Anwalt. In seiner Eirchi
geschieh te gibt er eine Reihe von biographischen Angaben über seifli
Gönner, mit dessen Tod er sein Geschichtswerk abschliesst. Er teilt dal
den Wortlaut der Rede mit, welche Gregor an das aufständische Heer •
Litarba hielt und die von Erfolg gekrönt wurde. Gregor weiss geschic
an den Ruhm des römischen Heeres und an einen Soldaten wie Manu
Torquatus zu erinnern. Von den eigentlichen Homilien Gregors hak
sich nur wenige erhalten, eine auf das Leiden und die Auferstehung q
zwei auf die Taufe des Herrn, die Gregor an zwei aufeinander folgend
Sonntagen hielt. Gregor schliesst sich streng an die Berichte der Evi
gehen an.
1. Ausgab od: Die Anrede an das rOmische Heer bei Euagrios, Histor. eccl. 1. 6,
— Diese und die 3 anderen nach den Drucken von Combefis und A. Mai bei Migt
Patr. gr. 88, 1845—1886. — Die Homilia in sanctum Pascha in cod. Paris. 1174 saec. 12
225 — 231^ scheint davon verschieden zu sein. — Eine Homilie Eis roy imatpiacfiov
KvQiov steht in cod. Athous 3605 s. 10.
2. Hilfsmittel: Biographisches bei Euagrios, Hist. eccl. 1. 5, 6, 9; 1. 6, 7, 11—
19, 20, 24, bei Johannes Moschos, Pratum spirituale c. 139 u. 140. — Gregor der Qro
Registr. epistol. 1. 5, 18; 1. 9, 68, richtete 2 Briefe an ihn.
3. Dem 6. Jahrhundert gehört auch der Mönch Alexander an, von dem wir ei
umfangreichen Aoyog elg rijy evgsaiy tov rtfiiov xai C(*i(moiov aravgov besitzen. Auf
Erzählung von der Auffindung des Kreuzes, die weit ausholt und bis zur Schöpfung a
Dinge durch den Logos zurückgeht, folgt ein Enkomion auf das Kreuz in der fibUo
byzantinischen Rhetorüc, die es wahrscheinlich macht, dass das Ganze eine Rede bei An
des Kreuzauffindungsfestes ist. Ed. pr. J. Gretser, Opera omnia 2 (Regensburg 1'
1—30; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 87, 3, 4015 - 4076. Ebenda 4077 -4087 ein ku
Auszug. Demselben Alexander wird ein Enkomion auf den Apostel Barnabas xi
schrieben, das allem Anscheine nach in der Bamabaskirche auf Cypern gehalten wa
Damach wird Cypern, speziell Salamis, als die Heimat Alexanders angenommen. Ffir
Identität des Verfassers kann die Gleichheit der Anlage und der Rhetorik in den bei
Reden geltend gemacht werden. Eine nähere Untersuchung fehlt. Die Rede auf den
Barnabas latein. bei Migne a. a. 0. 4087—4106. Vgl. dazu R. Lipsius, Die apokiyp
Apostelgeschichten und Apostellegenden 2 (Braunschweig 1884) 2, 298—804. — Von <
Presbyter Timotheos in Antiochien, der um 535 lebte, ist eine Homilie auf die Ver
rung des Herrn gedruckt bei Migne, Patr. gr. 86, 1, 256—265. — Ebenda 237—252
einem anderen zeitgenössischen Timotheos, Presbyter von Jerusalem, eine Hon
auf den hl. Symeon. — Abramios, Bischof von Ephesos im 6. Jahrhundert, hinterl
eine Homilie auf die Vorstellung des Herrn im Tempel, die noch unediert ist (codd. Fi
1174 saec. 12 fol. 102—106 u. 1190 a. 1568 fol. 108^—110, Taurin. 1488. 15 fol. 33^—
72. Modestos (Md(ff(Xroc), Abt des Theodosiosklosters in der Wfl
Juda, dann Stellvertreter und Nachfolger des Patriarchen von Jerusal
Zacharias 631 — 634, zog schon die Aufmerksamkeit des Photios auf si
Dieser gibt Auszüge aus zwei Homihen Elg Tag invQog^ogovg^ Elg ttjv w
navxrjv^ die wir nur dadurch kennen, und erwähnt eine dritte, die im Dnit
vollständig vorliegt. Sie verbreitet sich in überschwenglicher Rheto
über den Tod und die leibliche Aufnahme der hl. Jungfrau in den Himn
14 Sätze beginnen mit 'i2 na/xfiaxagfa xoipLrflig rr^g vnegevdo^ov ^etno^
15 mit XaiQoig, 11 mit Q tsQOifOQe axffiTiov. Photios hat den Unterseh
zwischen dieser Rede und den beiden anderen nicht übersehen; doch sehe
er die Echtheit nicht in Frage gestellt zu haben.
1. Die von Photios erhaltenen Fragmente stehen in seiner Biblioth. cod. 275, Mig
Patr. gr. 104, 244 f. — Die Homilie Eis rtjv xoifdrjaiy jrjg Gbotoxov bei Migne, Patr.
86. 2, 3277—3312. — Ebenda 3238—3268 ein Opusculum De persica captivitate, das i
vielleicht den Patr. Zacharias zum Verfasser hat. — Fragmente des Modestos bietet
PaahnenkateDe im coä, Taur. 342 s. 7—8 fol. 207, 208^, 209^ 216, 246^ u. s. w.
t Theologie. D. Oeiatliche Beredsamkeit. (§§ 72—73) 165
2. Die ganz legendäre und apokryphe Lebensbeschreibung des Modestos in zwei
Fusionen, ed. pr. Chr. Loparev, "J&Xtjing rov dylov Mo&iatov dqxiBnia*. 'hqovoX,^
akmaler des alten Schrifttums Heft 91 (Petersburg 1892) 15—55, bezieht sich nicht
den historischen Patriarchen, sondern gehört zu der Gattung der apokryphen Legenden.
3. Ein £nkoniion des £rzbischofs Plotinos von Thessalonike auf den Märtyrer
metrios ed. pr. Theoph. Joannu, MyfjfdeTa dytoXoy.^ S. 40 — 53. Nach dem Heraus-
^r lebte der sonst unbekannte Plotinos zur Zeit des Kaisers Phokas (602—10).
73. Andreas {Uvdgeag), Erzbischof von Kreta, wurde um die Mitte
s 7. Jahrhunderts in Damaskos geboren und lebte lange Jahre als Mönch
Jenisalem, daher auch sein Beiname Hierosolymites. Theodor, Patriarch
n Jenisalem, schickte ihn als seinen Vertreter auf das 6. Konzil (680),
dessen Akten er als ToTroTr^grjtrjg zov ajioaicXixov O-Qivov ^hgoaoXvfjiüov
zeichnet wird. Unter Philippikos Bardanes (711 — 713), der den Mono-
eletismus noch einmal zur Geltung bringen wollte, trat er mit anderen
schüfen auf dessen Seite, kehrte aber nach dem Sturze des Kaisers ziu*
thodoxen Lehre zurück. Nach einem Fragment über die Verehrung
r Bilder, das ihm in cod. Paris. 1630 zugeschrieben wird, erlebte er
ch den Ausbruch des Bilderstreites unter Leo dem Isaurier. Unter dieser
)raussetzung fällt sein Todesjahr nicht vor 726.
Der grösste Teil des Utterarischen Nachlasses des Andreas besteht
5 Reden auf Feste des Herrn, Maria und anderer Heiligen, und aus
)nntag8homilien. Dieselben scheinen alle aus der Zeit seiner Wirk-
mkeit als Erzbischof von Kreta zu stammen; von einigen wie von der
ü8trede auf Titos, auf die Enthauptung des Johannes Baptistes steht das
9t. Andreas gibt die Disposition seiner Reden immer genau an und be-
üirt sich überall als dogmatisch geschulten Rhetoriker. Bei den Fest-
den auf Heilige benutzte er wahrscheinUch ältere Vorlagen, wie z. B.
der Rede auf den hl. Nikolaos von Myra, wo er dies ausdrücklich be-
?rkt. Bei den übrigen schliesst er sich meistens an die Perikope des
rangeliums an. Ausser den 22 gedruckten Reden geht noch eine Zahl
edierter, welche derjenigen der gedruckten fast gleich kommt, unter
inem Namen. Nicht selten werden dieselben Reden aber auch anderen
imiletikem zugeschrieben: ein Umstand, der eine bestimmte Umgrenzung
nes litterarischen Eigentums schwierig macht. Andreas darf wohl als
r beste kirchliche Redner der byzantinischen Zeit bezeichnet werden.
Über Andreas als Dichter vgl. Krumbacher.
1. Ausgaben: 21 Reden nach Fr. Gombefis' Ausgaben bei Migne, Patr. gr. 97,
»- 1301. — Die Rede auf den Apostel Jakobus ed. pr. A. Papadopulos-Kerameus,
ikginn UgoaoX. ciaxvoXoylas 1 (Petersburg 1891) 1 — 14. Vgl. dazu J. Haussleiter,
:8cbr. f. Kircfaengesch. 14 (1893) 73 — 76. — Ein weiteres Uomilienfragment ed. Sak-
ioD, BtßUodijxrj Jlatf^taxtj, Athen 1890 S. 330 f. — Das Fragment De imaginum sanc-
im Teneratione aus cod. Paris. 1630 saec. 14 ed. Boissonade, Anecd. gr. 4, 471;
Higne a. a. 0. 1301—1304.
2. Hilfsmittel: Eine Liste von 18 unedierten Homilien bei Fabricius, Bibl. gr.
^ f . Es fehlen in dieser Liste z. B. Enkomiura in martyres Gretenses (cod. Taurin. 80
. 13 fol. 21 — 28^), Homilia in silentium S. Zachariae et nativitatem S. Joannis (cod.
L 304 saec. 14), eine 2. Homilie in Lazarum (cod. S. Sepulcr. 133 a. 1592 fol. 432^ bis
.. - - Die handschriftliche Zueignung von Kommentaren zur hl. Schrift beruht auf
rechslnog mit Andreas von Käsarea in Kappadokien. — 3 Programme über Leben u.
xften des A. v. K. von 6. Wall in, Upsala 1730—32, blieben mir unzugänglich.
8. Zum Leben: Einige Nachrichten fiber Andreas' Leben stehen in einer späteren
iDsioo seiner Rede auf den hl. Patapios, bei Migne a. a. 0. 1232—1153. — Eine Vita
166 Byzantinische LitteratorgeBohiohte. L Prosaische Litieratnr.
Andreae Cretcnsis in cod. Escorial. 319 saec. 12 fol. 199—209. Eine Vita Andreae Cretei
von Niketas Patrikios in den codd. Athoi 48 s. 15» 1565 s. 14, 3682 s. 16. — Biographi
Angaben aus dem Triodion stehen in Gretsers Ausgabe des Georgios Kodinos bei Migni
Pah^. gr. 157, 355 f. — Eine griechische Vita mit italienischer Uebersetzung ed. Nik(
phoros Pasch ale, Venedig 1673 (mir unzugänglich).
4. Eine Stelle aus einer Rede auf alle Märtyrer von Eonstantinos, Diakon ai
Chartophylax an der Hagia Sophia in Epel, wurde in der 7. allgemeinen Synode vorgeles
(787). Die ganze Rede ed. pr. A. Mai, Snicileg. Roman. 10 (Rom 1844) 94—168; abt
druckt bei Migne, Patr. gr. 88, 480—528. Aus dem Texte ist eine nähere Zeitbestii
mung zwischen 6.-8. Jahrhundert nicht zu gewinnen. Früher als das 6. --7. Jabrhand<
darf sie jedenfalls nicht angesetzt werden : der historische Hintergrund ist völlig ver8chwund<
die Märtyrer sprechen wie die byzantinischen Theologen.
5. Johannes, Presbyter (um 744) und nachher Bischof von Euböa, hinterli<
einige Homilien, von den 2 ediert sind, bei Migne, Patr. gr. 96, 1460—1506. Sie fei«
die Empfängnis Maria und das Martyrium der unschuldigen Kinder zu Betlehem. Eil
Homilie auf die Geburt des Herrn steht in cod. Paris. 1179 saec. 11 foL 95—103.
74. Georgios {reoiQyiog), Metropolit von Nikomedien in Bithynien, wj
als Chartophylax an der Hagia Sophia mit Photios eng befreundet und wur<
von diesem um 860 zum Metropoliten von Nikomedien geweiht,
solcher stand er in reger Korrespondenz mit Photios, dem er auch im üi
glück treu blieb. Von seinen vielen geistlichen Reden, deren Zahl auf 17d
angegeben wird, sind nur 9 im Urtexte veröffentlicht. Die meisten deiJ
selben beziehen sich auf Marien feste und offenbaren einen gänzlicheq
Mangel an historischem Sinn. Er beruft sich in der Regel auf apokryph^
Schriften ; in der Ausmalung der Situationen im Leben Maria legt er eini
unbeschränkte Phantasie an den Tag. Die hl. Schrift tritt ganz in den
Hintergrund; um so breiter sind die theologischen Erörterungen. Übrigeni
ist sein litterarisches Eigentum von dem anderer Träger des beliebteij
Namens Georgios sowie anderer Homiletiker abzugrenzen.
1. Ausgaben: Ippolito Maracci wollte seine Marienhomilien unter dem Tita!
Mariale Georgii Nicomediensis herausgeben. — Die gedruckten Homilien gesammelt bei
Migne, Patr. gr. 100, 1336—1528 (10 Homilien, wovon eine nur lateinisch). — Unedieiii
finden sich in manchen Hss. Mehrere kommen auch unter anderen Namen vor; so wir!
z. B. in cod. Monac. 146 a. 1012 fol. 369—383 eine seiner Homilien einem Theodorofl^
Presbyter und Sjnkellos in Epel, zugeschrieben.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 12, 9—14. — Ueber seinen Anteil an del
Ignatianischen Wirren s. J. Hergenröther, Photius 2, 212, 218, 267 u. s. f.
3. Andere Homiletiker des 9. Jahrhunderts: 1. Christophoros, Patriareli
von Alexandrien (f 836), hinterliess eine kurze Homilie, worin er das Gleichnis von den
Hausbesitzer und der Schlange entwickelt, bei Migne, Patr. gr. 100, 1216-1232. Eis
Brief, den er mit Job von Antiochien und Basilios von Jerusalem in Sachen des Bilder-
streites an Kaiser Theopbilos richtete, steht unter den Schriften des Johannes v. Damaskoi
bei Migne, Patr. gr. 95, 343-385. — 2. Von Prokopios, Diakon und Chartophylax, iai
nur eine Lobrede auf den Evangelisten Markos, die sich als Bestandteil einer grösseren
Sammlung kundgibt, gedruckt in den Acta SS. April. 3 S. XLVlll — L; wiederholt bei Migne,
Patr. gr. 100, 1188-1200. Prokopios vergleicht darin Markos mit Pythagoras, Demokritoi^
Orpheus und macht Anspielungen auf die griechische Mythologie. Eine grössere Anzahl
von Reden auf andere Apostel, den Märtyrer Prokopios, die Erzengel Michael and Gabriel u. m.
ist in Hss erhalten. Eine derselben feiert das Fest der Orthodoxie (843); andererseits geht
die paläographische Ueberlieferung bis in das 10. Jahrhundert zurück. — 3. Michael Syn«
k eil OS von Jerusalem, ein Zeit- und Leidensgenosse des Theodoros Studites, verfasste ein En*
komion auf Dionysios den Pseudoareopagiten. Ed. pr. Paris 1547 S. 9-35; bei Migne, Patr,
gr. 4, 617—668. Ein Fragment aus seinem Enkomion auf Ignatios, Patriarchen von Kpel, ed.
Raderus, Acta Concilii octavi, Ingolstadt 1604 S. 196-200; volLstftndig erhalten z. B. in
cod. Escorial. 344 saec. 16 fol. 84—158. — Sein Glaubensbekenntnis, AißsXXog rtegi rfi
oQ&o&o^ov niarettis, ed. pr. Montfaucon, Bibl. Coisl. S. 90 — 93 aus cod. Coisl. 34 saec. 12.
— Handschriftlich sind noch andere Enkomien des Michael Synkellos erhalten, s. B. eim
Rede auf Johannes den Täufer (cod. Paris. 1521 saec. 12 fol. 53—61), auf die Erzengel
Michael und Gabriel (cod. Coisl. 146 saec. 14 foL 217—233). — Eine unedierte anoayiii€
1 Theologie. D. OeiBÜiche Beredsamkeit. (§§ 74—75). 167
Biographie des Michael Synkellos steht in cod. Januens. 38 saec. 10 fol. 7—44. — 4, Von
Methodios, Patr. von Epel (842— 46), gebürtig aus Syrakus, sind nur einige Homilien
und Briefe gedruckt bei Migne, Patr. gr. 100, 1272*1325. Dazu kommen das Martyrium
des Paeudoareopagiten bei Migne, Patr. gr. 4, 669 — 684, und 2 Reden auf den hl. Nikolaos
roD Myra, ed. pr. N. C. Falconius, Sancti Nicolai acta primigenia, Neapel 1751 S. 39—74.
— Eine weitere Rede auf den Märtyrer Agathonikos in cod. Vallicell. B 34 saec. 12
fo). 129^ ff. — Nach dem Bdenaeum schrieb er gegen die Bilderfeinde, und sein Biograph
erwähnt Tofiovi doyfiarixovg rjioi, öqovg oQ&oäo^iagy die Methodios dem Kaiser Michael II
&b«rreichte. Ein Myog negi xuiv liyibiv eixöytjy wurde in der That von E. A., 1893 veröffent-
licht. Vgl. B. Z. 4 (1895)198. — Seine Biographie des Chronisten Tb eophanes Confessor
and der Gemahlin desselben Megalo ist lückenhaft erhalten in dem cod. Mosq. Synod. 160.
Vgl. B. Z. 2 (1893) 312. ~ Scholien zu dem Martyrium der hl. Marina ed. pr. H. Usener,
Acta S. Marinae et S. ChristoDhori, Bonn 1886 S. 48—53. Vgl. § 82 Anm. 1. Diese
Scholien sind von Interesse, weil sie zeigen, wie Methodios die wunderbaren Begebenheiten
dorch AUegonsierung umzudeuten suchte. — Die anonyme Biographie des Methodios
& bei Migne, Patr. gr. 1244 — 1261. - Vgl. J. Logoteta, Commentarius critico-theologicus
de Methodio Syracusano, Catania 1786. — 5. Pantaleon, Diakon in Kpel, wurde ins
13. Jahrhundert gesetzt; diese Zeitbestimmung wird schon durch die handschriftliche
Ueberliefenmg widerlegt, die mit cod. Marcian. Cl. 2, 17 bis in das 9. Jahrhundert zurück-
reicht, vorausgesetzt, dass Pantaleon Diakonos mit Pantaleon, Presbyter des Klosters tuiy
Br^ctrrcwy, identisch ist. Unter beiden Namen geht eine Anzahl von Homilien, aus der
6 veröffentlicht sind. Nach früheren Drucken, 2 davon nur lateinisch, bei Migne, Patr.
p-. 98, 1244—1269; 140, 573—592. Sie beziehen sich auf verschiedene Feste des Herrn,
«od geringen Umfanges und rein theologischen Inhaltes. — Eine Schrift De erroribus
liraeconun, die zur späten Datierung Pantaleons den Anlass gab, stammt aus lateinischen
Kreisen; gedruckt bei Migne, Patr. gr. 140, 487—574. — 6. Petros, Bischof von Argos
(t nach 920), geboren um 850, verfasste nach dem Zeugnis seines Biographen viele Enko-
mien auf Märtyrer und Heilige, von denen nur 4 bisher ediert wurden; 2 davon
feiern die hL Anna, ein drittes die Hll. Kosmas und Damian, das vierte ist eine Grabrede
auf Athanasios, Bischof von Methone. Obgleich Petros wiederholt sein rhetorisches Un-
vermögen ausspricht, bewährt er sich in allen 4 Reden als ein üppiger byzantinischer
Rhetoriker. In der Grabrede auf Athanasios findet er die Gelegenheit Lykurg, Homer,
Solon, Klisthenes, Sokrates u. a. zu erwähnen; diese klassischen Erinnerungen sind ihm
ebenso geläufig als die biblischen Namen Isaac, Jakob, Joseph, Job, Moses, Aaron, Phinees,
David, Daniel, Johannes der Täufer und die Apostel, mit denen er den Bischof von Methone
in Ver|;leich bringt. Der Aoyog negl q>vyrjqy den er verfasste, als er das Erzbistum Korinth
aasBchlag, ist noch nicht wiedergefunden worden. Die 4 Reden nebst der Vita ed. zum
Teil zum erstenmal J. Cozza-Luzi, Nova Patr. bibl. 9 (Rom 1888) 3, 1—80, mit einer Ein-
leitung ebenda S. XXII— XLIV. Vgl. auch Daniel, Bischof von Argos, UxoXov&ia tov natg,
rfi. SJeTQov aQx^f^'i Athen 1870. — 2andere Reden stehen in cod. Lesb. S. Joan. 7 s. 13 fol. 137^ ff.
7. Von Theophanes, Metropoliten von Käsarea in Kappadokien um 886, ist eine Rede auf
die Märtyrer Menas, Hermogenes und Eugraphos erhalten in cod. Paris. 1458 saec. 11 fol.
V7— 107^. — 6, Arscnios, Bischof von Kerkyra im 9. Jahrhundert, hinterliess 3 Enkomien
laf die Hll. Andreas, Barbara und Therinos. Die 2 ersten ed. Mustoxidi, Delle cose
Corcireai, Corfu 1848 S. XXIII— XXXIV, das 3. ed. Sp. Lampros, KegxvQatxd 'Ayixdoxa^
.4theD 1882 S. 9—22. — 9. Mehrere Homilien sind von dem Erzbischof Joseph von Thes-
falonike, dem bekannten Hymnendichter (f um 830), erhalten. Das Enkomion auf De-
■etrios von Thessalouike ed. Arsenij, Moskau 1889. Vgl. E. Kurtz, B. Z. 2 (1893) 631 f.
- Ein weiteres auf den Apostel Bartholomaeos lateinisch bei Migne, Patr. gr. 105, 1421
lö 1427. Andere sind noch unediert, z. B. eine Homilie auf den hl. Lazaros in cod. Athous
1U37 8. 13.
75. Niketas David {Nixr^rag Javfd), Bischof von Dadybra in Paphla-
gonien (+ um 890), mit den Beinamen Philosophos, Rhetor und Paphlagon,
die von einigen auf zwei Personen verteilt wurden, ist neben Photios der
hervorragendste Panegyriker des 9. Jahrhunderts. Er ist der Verfasser
einer Reihe von geistlichen Reden, von denen 20 im Druck vorliegen.
Darunter sind die Lobreden auf die Apostel interessant, weil sie den voll-
ständigen Mangel an historischem Verständnis für die apostolischen Zeiten
aof das klarste darthun. Wie in dieser Kritiklosigkeit, so zeigt er auch
in seiner Rhetorik grosse Ähnlichkeit mit Georgios von Nikomedien. So
168 Byzantinische Idtteratnrgescliiohie. L ProMdsohe litteratnr.
besteht die Festrede auf Petrus und Paulus aus einer einzigen Apostrophe
Fast regelmässig kehrt am Schlüsse das endlose XaTgs wieder. Für
Apostelreden hat Niketas die apokryphen Apostelgeschichten als Haupl
quelle benutzt; für die übrigen frühere Märtyrerakten und Heilige
legenden. Die Rede auf die Märtyrer Eustathios und Theopiste bei
auf Akten, die Niketas im wesentlichen wiedergab, aber bis zur Unkenni
lichkeit mit rhetorischen Floskeln ausschmückte. Er ist ein Vorläufer di
Symeon Metaphrastes. Von historischem Wert ist nur die Biographie
des Ignatios von Eonstantinopel, worin Niketas sich scharf geg<
Photios wendet.
1. Ausgaben: 20 Festreden nach den Drucken von Fr. Combefis, besonders
Auctarium novissim. 1 (Paris 1672) 327—477, gesammelt bei Migne, Patr. gr. 105, 16—^
Die Lobrede auf Gregor von Nazianz nur lateinisch. Der griechische Text z. B. in
Paris. 133 saec. 11 fol. 167—189. — Weitere Panegyriken auf die drei Jünglinge
Feuerofen, die Märtyrer Stephanos, Kosmas und Damian, Johannes Chrjsostomos, Prokoptc
Panteleemon, Theodoros u. a. in mehreren Hss, besonders in cod. Paris. 1180 saec. 10.
Die Vita Ignatii Cpolit. ed. pr. M. Raderus, Acta Concilii octavi, Ingolstadt 1604 8. 78*191
wiederholt bei Migne a. a. 0. 488—573. -- Ebenda 576 f. nach Drucken von A. Mai
mente aus einem Lukaskommentar, die aber wohl nur Auszüge sind aus Reden,
Niketas das Lukasevangelium heranzog.
2. Hilfsmittel: L. Allatius, Diatriba de Nicetis ed. A. Mai, Nova Patr. bibl.
2, 3—8. — Fabricius, Bibl. gr. 7, 747— 749. — Ueber eine Schrift; gegen das ungesänei
Brot der Lateiner, die ihm handschriftlich zugeschrieben wird und sicher falsch unl
Johannes Philoponos' Namen herauskam, vgl. A. Demetrakopulos, 'Oq^. 'EXkdg 8. 4.
3. Von Eonstantinos, Bischof von Tion im Pontes um 879, ist eine Fee
auf die Auffindung der Reliquien der hl. Euphemia in den Acta SS. Septembr. 5, 274 — !
gedruckt. ^
76. Leo der Weise {Mtüv 6 aotpog), Kaiser (886 — 911), verdienl
eine Erwähnung unter den byzantinischen Panegyrikern wegen der Homilie^
und Festreden, die er in kirchlichen Versammlungen selbst vortrug. Ihnj
^
Zahl beträgt in einigen Hss, z. B. in dem Codex Veronensis 121 saec. 16;
nicht weniger als 33 Nunmiern, wovon 19 gedruckt sind. Ihren Gegen-
stand bilden Feste des Herrn und von Heiligen. Unter den letzteren iel
die Rede auf Johannes Chrysostomos die umfangreichste; sie beruht abef
im wesentlichen auf der Biographie dieses Heiligen von öregorios, Patri-
archen von Älexandrien. Dogmatische Ausführungen, meist christologischet
Natur, nehmen darin einen breiten Kaum ein; Leo bekämpft auch öfters
die Juden und in der 13. Homilie die Lateiner. Die Anlage der einzelnen
Reden ist fast inmier die gleiche; von der hl. Schrift macht der könig?
liehe Prediger einen sehr massigen Gebrauch und liebt es, klassische
Reminiscenzen anzubringen. Er verfasste auch liturgische Gebete und
schrieb einen dogmatischen Brief an den Kalifen Omar, der verschiedene
Kontroverspunkte behandelt. Dieser theologischen Schriftstellerei hat er
wohl den Beinamen 6 ao(p6g zu verdanken. — Über seine übrigen Schriften
vgl. Krumbacher.
1. Ausgaben: Die 19 Homilien nach früheren Drucken von Combefis, I. Ma-
racci (Leonis Mariale, Rom 1651), Greiser, Sc. Maffei gesammelt bei Migne, Patr.
gr. 107, 9—298. Eigentlich sind es nur 18; denn die 6. Homilie ist nur eine Recension
der 4. Bei Migne a. a. 0. 300—324 auch die übrigen theologischen Stücke. — Unedierl
sind ausser den 14 Homilien (diese z. B. in cod. Vatican. 803, Veronens. 121, Marcian.
Gl. 2, 190) noch einige asketische Abhandlungen, z. B. in cod. Laurent. Conv. soppr. 698
fol. 821^ — 328: n$Ql äaxijtixijs xaraardaefog nqog tiva f^oyd^ovra, in cod. Paris. 396 s. 18
fol. 688—675: Capita 190 de monachis instituendis.
1 Theologie. D. Geistliche Beredsamkeit. (§ 76) 169
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 7,693 — 713. — Ondin, Comm. de script. eccl.
2, 394 flf. — In cod. Veron. 121 findet sich nach der 15. Homilie die Nctiz: 'O^iXla di'
iaojr^fpämg ixnsfpwyrjfiirtj r^ Xat^ iy rtp avu^ yato xard rtjy Ugdy rrjg reiienacetog xov
9{iov fdit99jtov i^fA^Qtty, xijq ßaaihxi^s naqovalag xtaXvdeiarjg did uyas nqayudxtoy aaxoXovg
irSeXxrem, woraus hervorgeht, dass Leo seine Homilien in der Regel selbst vortrug. —
K. Popov, Kaiser Leo VI und seine Regierung in kirchengeschichtlicber Hinsicht, Moskau
1892. YgL die Besprechung von Th. Uspenskij, B. Z. 2 (1893) 632—34. > - J. Hergen-
rdther, Photius 2, 668—691 über sein Verbfiltnis zu Photios.
3. Von NikolaosMjstikos. Patriarchen von Konstantinopel (895 -906, 911—925),
4er als Epistolograph von Bedeutung ist (vgl. Krumbacber), gab A. Mai, Spicileg. Roman.
Im (Rom 1844) S. XXVI f. ein Fragment aus einer Homilie, die er bei Anlass des Falles von
TheaMdonike (904) an das Volk bielt, und deren Anfang auf eine weitere homiletische
Tb&tigkeit schliessen Iftsst. Die Pflichten des Mönchslebens behandelt er in einer Unter-
weisung an den Klostervorstand des Athosberges. £d. pr. A. Mai, Scriptor. veter. nova
coUect 9 (Rom 1837) 611—619. — Vielleicht gehört auch ihm der Traktat über die drei
Fastenzeiten zu in cod. Paria. 1133 saec. 13 fol. 314—332^. Andere Responsa ad inter-
rogationes monachorum Hagioritarum von Nikolaos stehen in cod. Paris. 1321 saec. 16 fol.
4^7^ — 461^'. — Seine Abdankungsurkunde ed. Sp. Lampros, B. Z. 1 (1892) 553.
4. Johannes Kyriotes, mit dem Beinamen Geometres, Protospatharios und nach-
her Mönch, wahrscheinlich im Kloster Studien in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts,
dessen Hauptbedeutung auf dem Gebiete der byzantinischen Poesie liegt, hinterliess
laelirere geistliche Reden auf das Leiden Christi, auf Maria Verkündigung und Maria
Tod, Scholien zu Gregor von Nazianz und Johannes von Damaskos u. a. Ediert ist davon
eine Dankrede auf Maria Verkündigung (ed. A. Bai 1 er in i, Sylloge monnmentorum 2
(Rom 1856) 141-206; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 106, 812-848) und Fragmente
aas einem Enkomion auf Gregor v. Nazianz. Der Herausgeber, P. Tacchi- Venturi, De
Joanne Geometra ejusque in S. Gregorium inedita laudatione, Studi et documenti di Storia
t Diritto 14 (1893) 132—162, hat nachgewiesen, dass Johannes die Biographie des Gre-
jeorios von Nazianz von Gregorios Presbyter als Grundlage nahm, im Stile aber Gregor v.
Nazianz selbst nachahmte. Vgl. B. Z. 3 (1894) 211—13. — Die Rede vollständig in cod.
Vatic. Palai. 402 saec. 11 fol. 323 — 352^. Hier auch Selbstbiographisches: In se ipsum,
cum electos esset presbyter, fol. 360^—363.
5. In das 10. Jahrhundert spätestens fällt auch ein sonst ganz unbekannter Kosmas
Vestitor {Koafidg Btaiiji(üQ\ von dem handschriftlich mehrere Reden erhalten sind, auf
die Ucbertragung der Reliquien des hl. Chrysostomos (cod. Casinens. 277 saec. 10 fol.
119—127, cod. Paris. 559 saec. 14 fol. 67""— 74), auf den Propheten Zacharias (cod. Sabbait.
60 saec. 12 fol. 1—3), auf Zacharias pontifex (cod. Paris. 760 saec. 14 fol. 14—16), auf
Joachim und Anna. Letztere ed. pr. Ballerini, Sylloge monumentor. 2 (Rom 1856)
t6U— 685; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 106, 1005—1012. Von der zuerst genannten
«intge Fragmente bei Migne, Patr. gr. 65, 829—831. — Die Homilia de S. Joanne Chryso-
etomo et de ejus persecutione in cod. Paris. 1454 saec. 10 fol. 168 -171 scheint davon
Tcraehieden zu sein.
6. Georgios oder Gregorios, Presbyter in Käsarea in Kappadokien, der um 940
celebt haben soll, ist der Verfasser einer panegyrischen Rede auf die Väter des Nikänischen
Konzils. Ed. pr. Fr. Combefis, Novum Auctarium 2, 548 -568; abgedruckt bei Migne , Patr.
gr. 111, 420—440. — Vgl. Fabricius, Bibl. gr. 11, 627. Die Lebenszeit dieses Gregorios
bedarf einer näheren Untersuchung, sowie die Frage, ob er identisch ist mit dem oben-
Koannten Gregorios, von dem ein langes Enkomion auf Gregorios v. Nazianz gedruckt ist
Migne. Patr. gr. 35, 244—304). Dieses wird meistens in das 8.- 10. Jahrhundert verlegt.
IHe letztere Zeit ist sicher zu spät; denn das Enkomion ist schon in dem Pariser Unzial-
cttdex des Gregorios von Nazianz (cod. 510 saec. 9 fol. 452^—65) vorhanden.
7. Selbst der grosse Enzyklopädist des 10. Jahrhunderts, Konstantinos Por-
)kbyrogennetos (vgl. Krumbacber), ist hier zu nennen wegen seiner Rede über das nach
K'pel gebrachte Christusbild von Edessa. Ed. pr. Fr. Combefis, Originum rerumquo
( bolitanamm manipulus, Paris 1664 S. 75—101; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 113,
4'i4- 453. — Eine zweite geistliche Rede, über die Uebertragung der Reliquien des Johannes
Chrysostomos, wird Konstantinos in cod. Barberin. V 10 fol. 63 ff. zugeschrieben.
8. Von einem Leon, Diakon in Kpel, der vielleicht mit dem Geschichtschreiber
Leen Diakonos zu identifizieren ist, enthält cod. Paris. 1485 saec. 10 fol. 81 — 84^ eine
R«4e aof den Erzengel Michael. — Einem Leon Presbyter in Kpel wird in cod. Paris.
Soppl. gr. 1031 saec. 14 fol. 32 - 40 eine Homilie zugeeignet.
9. Theodoros, Metropolit von Kyzikos im 10. Jahrhundert, verfasste ein Enkomion
uf den faL Blasios, das z. B. in cod. Vallicell. B 34 saec. 12 fol. 132 ff. erhalten ist.
170 Byzantinische Litieratnrgeechiohte. I. Prosaische Litieratnr.
10. Eine kirchliche Rede über die bulgarisch-byzantinischen Beziehungen in
ersten Hälfte d^ 10. Jahrh. ed. Th. J. Uspcnskij, Odessaer Jahrb. 4, 2 (1894) 48 - 1
77. TheodorOS Daphnopates {OeodwQogoJa^'onarrjg, auch Mayurti
Protosekretär und Patrikios in Konstantinopel um die Mitte des 10. J
hunderts, vervollständigt durch seine Exzerptensammlung aus den Homili
des Johannes Chrysostomos das Bild des enzyklopädischen Zeitalters d<
Kaisers Konstantinos VIT. Von den 48 'ExXoyaf, die anonym in den Au
gaben des Chrysostomos stehen, wird ihm handschriftlich der grösste Te
zugeschrieben. Nicht ohne Geschick sind hier die Stellen, welche in ve
schiedenen Homilien des Chrysostomos dasselbe Thema, wie z. B. die Lieb<
das Gebet, die Busse behandeln, zusammengetragen und zu einem Ganze
vereinigt. Die besseren Hss geben jedesmal die Schrift des Chrysostomc
an, aus der die betreffende Stelle entliehen ist. Indessen weichen d
einzelnen Hss so bedeutend von einander ab, dass eine Umgrenzung
von Theodoros angelegten Exzerptensammlung nur auf Grund sorgfalti
Untersuchungen vorgenommen werden kann. Von den eigenen Homili^
des Theodoros ist nur diejenige auf die Übertragung der Reliquien d
hl. Johannes Baptistes von Antiochien nach Konstantinopel gedruckt. Si
wurde am ersten Jahrestag der Übertragung gehalten (957). Bei ande
unedierten Homilien streiten verschiedene Verfasser, die den Namen Thed
doros trugen, um die Autorschaft. '
1. Ausgaben: 48 ^ExXoyai dno dtag)6Qtay Xoytov xov ^Iiaavvov XQvaoaxofiov bei Mign^
Patr. gr. 63, 567—902. Davon werden nur die 30. und 48. Theodoros ausdrücklich zag^
schrieben. Die Hss, die seinen Namen nennen, wie die codd. Vatican. 581 u. 583, Vindob. tbed
153 u. 154 (in beiden 33 Homilien), sind selten. — In dem cod. Paris. 1539 s. 12 fol. 184— 20«
steht ein Martyrium S. Georgii unter seinem Namen. — Die Rede auf Johannes Baptistes ni|
lateinisch bei Migne, Patr. gr. 111, 611—620. Der griechische Text steht z. B. in cod. Vindol
theol. 111 fol. 87 - 98, cod. S. Sepulcr. 18 saec. 11 fol. 50^-59^. — Vgl. auch § 61 Anm. |
2. Hilfsmittel: Fabricius: Bibl. gr. 10, 385 f. — L. Allatius, Diatriba d«
Symeonum scriptis S. 87, schreibt ihm eine Rede auf die Geburt des Johannes Baptistci
zu, die unter den Werken Theodorets von Kyrrhos (Migne, Patr. gr. 84, 33 ff.) steht.
3. Sisinnios, Patriarch von Kpel (996—999), hinterliess ein Enkomiuni auf dij
41 — 47. — Zwei Darstellungen desselben Wunders, die eine von Symeon Metaphrastes, d^
_ _ — _ — _ __ _y — _ __ 4 > /» _^_
Märtyrer Kerykos und Julitta (cod. Paris. 501 saec. 12 fol. 76^—86) und eine Rede
ein Wunder des hl. Michael in Chonae. Letztere ist gedruckt in den Acta SS. Septembi
andere von dem Prosmonarios der Michaelskircho in Chonae Archippos, ed. pr. M. Bonnet
Analect. Holland. 8 (1889) 289—316 u. separat, Paris 1890. Letztere bildete die Vorlage dd
Sisinnios u. des Metaphrasten. Bonnet leugnet die wirkliche Existenz des Archippos.
78. Johannes Xiphilinos (Iwcn^vrfi o Sixpiltrog), geboren in Trapezuxd
um 1010 — 12, kam als wissbegieriger Jüngling nach Konstantinopel nai
schloss hier bald einen innigen Freundschaftsbund mit dem grosse!
Polyhistor Michael Psellos. Nachdem er in Eonstantinopel als Recht»
anwalt, kaiserlicher Richter und Nomophylax, d. h. Vorsteher der recht»*
wissenschaftlichen Abteilung der neu erstandenen Akademie, thätig gewesen
war, zog er sich im besten Mannesalter infolge niedriger Angriffe auf seine
Person in ein Kloster des berühmten Berges Olympos in Bithynien zurück^
wohin Michael Psellos bald nachkam. Während Psellos das Kloster bald
wieder verliess, kam Xiphilinos erst nach Konstantinopel zurück, als ei
auf den Patriarchalstuhl der Hauptstadt berufen wurde (1064). Als solchei
entfaltete er eine rege asketisch-reformatorische Thätigkeit, besonders
auf dem Gebiete der Gesetzgebung und der Klerikaldisziplin. Mit dem
Interesse für die Armenpflege verband er die Liebe zur Kunst, die er in
1. Theologie. D. Geistliche Beredaamkeit. (§§ 77—78) 171
kirchlichen Restaurationsarbeiten bethätigte. Bei seinem Tode (2. August
1075) hielt ihm Michael Psellos eine Leichenrede, worin er ein anschau-
liches Bild von der Wirksamkeit des bedeutendsten Patriarchen von Kon-
stantinopel im 11. Jahrhundert entwarf.
Aus der Zeit seines Patriarchates stammt eine umfangreiche Homi-
liensammlung auf das ganze Kirchenjahr, aus der bis jetzt nur 6 Homilien
vorliegen. Nach diesen Proben zu urteilen, zeichnet sich diese Sammlung
aus durch Einfachheit und massigen Gebrauch rhetorischer Sprachkünste,
sowie durch eine eingehende Kenntnis der hl. Schrift, an deren Sonntags-
perikopen Xiphilinos sich anschliesst. In seiner früheren Lebensstellung
verfasste er juristische Schriften, von denen sich nur Randscholien
zu den Basiliken erhalten haben. Ganz verloren sind seine philosophischen
Schriften, von denen Psellos einige Titel nennt: /Zf^l ysväaswq xal ^x^ogag,
Ufgi xQoqfjgy IlsQi dv&QW7ra)v (pvaewg, Ileqi ^(rmv. Er war Aristoteliker
und bekämpfte den Piatonismus seines Freundes Psellos, dem er hart zu-
setzte. Der Gegensatz zwischen diesen zwei hervorragenden Persönlichkeiten
des 11. Jahrhunderts ist ein deutlicher Beweis für das Leben — denn
dieses offenbart sich mehr durch Gegensätze, als durch Harmonien — ,
welches in wissenschaftlichen Kreisen wieder pulsierte. Dass dieser Gegen-
satz auf theologischem Gebiete zum Ausbruch kam, ist ein Beweis für die
{uhrende Stelle, welche die Theologie einnahm. Johannes Xiphilinos scheint
auf philosophischem und theologischem Gebiete Psellos weit nachgestanden
zu haben ; seine Stärke lag in der Richtung des praktisch-kirchlichen, aske-
tischen und kirchenrechtlichen Geistes, der eine sichere Basis braucht und
daher allen Spekulationen abhold ist: es war ein Glück für die Theologie,
dass seine Tendenzen nicht allein das Feld behaupteten.
1. Ausgaben: Die 6 Homilien und der Anfang einer 7. nach Drucken von Chr.
Fr. Matthaei, Gretser und Mingarelli bei Migne, Patr. gr. 120, 1201—1292. —
Ganz erhalten in verschiedenen Hss, z. B. in cod. Vatic. Palat. 221 saec. 13, cod. Marcian.
Cl. 2. 87 saec. 14, cod. Veron. 125 saec. 14—15, cod. Mutin. 188 saec. 15, cod. Monac.
ISi6 aaec. 16 (hier im ganzen 54 Homilien). — Die Scholia in £vangelia in cod. Sinait.
ifi2 saec. 14 sind wohl identisch mit den Homilien. — £ine Legende der trapezun tischen
M&rtyrer Eugenios, Kanidios, Valerianos und Akvlas wird ihm in einer Hs von Chalko
ngettchrieben. Vgl. B. Z. 2 (1893) 631. Sie steht auch in den codd. Paris. 1467 saec.
\1-U fo). 334—346 und Athous 3688 s. 15 fol. 39^— 45^
2. Hilfsmittel: W. Fischer: Studien zur byzantinischen Geschichte des 11. Jahrb.,
Osterprogramm von Plauen 1883 S. 1-49. — Fischer a. a. 0. S. 27 erklärt die Homilien für das
Machwerk eines Mönches aus dem 15. Jahrhundert: ein sehr radikales Vorgehen, das indessen
dcbon durch die handschriftliche üeberlieferung widerlegt wird! — Die Grabrede des
Vichael Psellos auf Johannes Xiphilinos ed. pr. K. N. Sathas, Mec. ßißX. 4 (1874) 421-462.
— Ein von Metrophanes i. J. 1531 auf die Predigten des Johannes Xiphilinos ge-
^irhtetes Tetrastichon steht in einer Hs der theologischen Schule von Chalki. Vgl. B. Z.
i (1893) 631.
3. Ein alterer Zeitgenosse des Johannes Xiphilinos, Johannes Mauropus, von
winem Metropolitansitz Euchaites zubenannt (um die Mitte des 11. Jahrhunderts), eine
der interessantesten Persönlichkeiten der byzantinischen Zeit und ein hervorragender Dichter
iTgL Krnmbacher), hinterliess mehrere geistliche Reden« die inhaltlich und formell höher
stehen als die Homilien des Xiphilinos. Die meisten wurden an Festen Maria, der Engel,
ie^ hL Georgios, an dem von ihm gestifteten gemeinsamen Feste des hl. Basilios, Gre-
gorioa Tbeologos und Chrysostomos, und dreier Märtyrer namens Theodoros gehalten und
tragen ein stark rhetorisches Gepräge. Zwei derselben sind bei wichtigen historischen
Ereigniaaen an die Diözesanen des Johannes gerichtet Es sind wohl nur Ueberreste einer
fnicfatbaren homiletischen Thätigkeit. Dazu kommen zwei Biographien des Dorotheos des
iiageren, des Gr&nders des Klosters Ghiliokomon in Pontes, seines Zeitgenossen, und
1
172 Byzantinische Litteratnrgeschichte. L Prosaische Litieraiar.
des Mönches ßaras, der am Ende des 5. Jahrhunderts das Petrakloster in Kpel gröndeivb
Hauptausgabc: Paul de Lagarde, Johannis fiuchaitarum metropolitae quae in codioi
vaticano graeco 676 supersunt, Abhandlungen der Göttinger Gesellsch. d. Wiss. 28
(1882) 95—218. — Die Biographie des Mönches Baras ed. pr. Papadopulos KeramenSi
MavQoyogdttieioi BißXioßrjxr], 'Jyexdora iXXrjvixd, Kpel 1884 S. 38—45. — Cod. Vat Palafe
138 a. 1299 fol. 214^—216^ enthält ein liturgisches Officium und einen Kanon auf Johanne!
Mauropus von seinem Neffen Theodoros, Kubikularios und kaiserlichem Notar. — Zur Bi0^
graphie vgl. Krumbacher.
4. Als ein Uomiletiker des 11. Jahrhunderts gilt auch Jakob, Mönch des Klosteiv
Kokkiuobaphos, von dem 6 Reden auf Marienfeste im Drucke vorliegen. Er zeigt grosse
Aehnlichkeit mit Georgios von Nikomedien und Niketas David sowohl in rhetorische^
Beziehung als durch seinen Mangel an historischem Sinne und die Benutzung der Apo«
kryphenlitteratur. Georgios zitiert er in der Rede auf die Vorstellung Maria int
Tempel, und die Rede auf Marift Geburt besteht wie die des Niketas aus einem Zwie*
gespräch zwischen Joachim und Anna. — Die eben erwähnte Rede ed. pr. Fr. CombefiSi
Novum Auctarium 1 (Paris 1648) 1248—85; die 5 anderen, wovon die letzte nur frag-
mentarisch, ed. pr. A. Ballerini, Svlloge monumentor. 1 (Rom 1854) 163 — 193 u. s. w,
aus dem cod. Vatic. 1162, der durch den neulich an seinen Miniaturen verübten Dielh
stahl weltbekannt geworden ist. Alle 6 zusammen bei Migne, Patr. gr. 127, 544 — 700,
— Eine grössere Anzahl von Marienhomilien des Jakob enthält der cod. Paris. 1208 saee^
12 foll. 260. — Die Miniaturen der beiden Hss wurden besprochen und zum Teil reproduziert
von A. Kirpiönikov, Zur byzantinischen Miniaturmalerei, B. Z. 4 (1895) 109 — 124. -^
A. Kirpiönikov, Der Briefwechsel des Mönches Jakobos mit der Kaiserin, Odessaer
Jahrb. 2, 1 (1892) 255 — 280 (russisch), schreibt demselben Jakob die 43 Briefe an eine
Kaiserin Irene zu, die in dem cod. Paris. 3039 saec. 12 einem Mönche Jakob za*
geeignet werden. Die Kaiserin identifiziert er mit der berühmten Gegnerin der Bilder-
feinde. Wenn diese Identifizierungen zutreffen, müsste Jakob in das Ende des 8. Jahr-
hunderts versetzt werden. Die Frage ist vor der Publikation der Briefe, von denen A. Kir-
piinikov nur Auszüge mitteilt, nicht spruchreif. Vgl. B. Z. 2 (1893) 140 f. und 352 f. zur
Polemik zwischen Kirpiönikov und Vasiljevskij.
79. Theophanes Eerameus {&€o<pcivrjg 6 KcQajuisvg), Unter diesem
Namen und mit der Bezeichnung seines Inhabers als Erzbischofs von
Taormina in Sizilien edierte Fr. Scorso, Paris 1644, die umfangreichste
Sammlung von Sonntagshomilien und Festreden, die uns aus der byzan-
tinischen Zeit im Drucke vorliegt. Leider liegen aber die Verhältnisse
dieser interessanten Sammlung nicht so einfach, wie der erste und noch
der zweite Herausgeber derselben, Gregorios Palamas, Mönch des hl. Grab-
klosters in Jerusalem (1860), sich dieselben dachten. Handschriftlich geht
die Sammlung in verschiedenem Umfange unter 6 — 7 Namen: Theophanes,
Johannes, Philippos, Gregorios resp. Georgios, Nikephoros, alle mit dem
Beinamen Kerameus. Dazu kommt Codex Matritens. 16 resp. 33, der dieselbe
Sammlung, die hier 91 Homilien umfasst (wovon nur 62 gedruckt sind)
einem Philagathos Philosophos zuschreibt. Scorso identifizierte kurzer
Hand Gregorios und Theophanes, wogegen Montfaucon sich aussprach;
Iriarte erklärte Philagathos für den Mönchsnamen von Theophanes, was
wiederum von Villoison in Abrede gestellt wurde. Trotzdem blieb die
Meinung vorherrschend, dass der Erzbischof von Taormina Theophanes
Kerameus der Verfasser dieser Homilien sei, bis neuerdings Lancia dl
Brolo den Erweis erbrachte, dass sie von einem gleichnamigen Erzbischof
von Rossano in Kalabrien im 12. Jahrhundert herrühren. Seitdem hat
P. Batiflfol noch einmal die Aufmerksamkeit auf eine zweite Hs des Johannes
, Philagathos, Mönches und Philosophen, eines Schülers des Kalabrischen
Abtes Bartholomaeos, in dem Codex Vatican. 2006 gelenkt und die Ver-
mutung ausgesprochen, dass die Sammlung unter diese beiden Verfasser,
Theophanes Eerameus von Rossano und Johannes Philagathos zu teilen
1 Theologie. D. CtoiBÜiche Beredsamkeit. (§ 79} I73
sei. Bei dieser Sachlage ist eine methodische Untersuchung des umfang-
reichen Hssmaterials das erste Bedürfnis, um sicheren Boden zu gewinnen.
Die nächste Forschung muss von den codd. Vatican. 2006 und Matritens.
16 u. 33 ausgehen und feststellen, ob nur eine Ausscheidung der Homilien
des Mönches Philagathos und des Theophanes Kerameus vorgenommen
werden muss, oder ob die übrigen Namen auch in Betracht zu ziehen sind.
Die grösste Zahl der gedruckten HomiUen offenbart sich als das Werk eines
und desselben Verfassers durch die Ähnlichkeit in ihrer Anlage, die
stilistische Verwandtschaft in den stehenden Übergangsformeln, die Be-
nutzung derselben Kirchenväter, des Maximos, der 3 Eappadokier, des
Kyrillos von Alexandrien, des Eusebios von Käsarea, einiger Asketen und,
als jüngsten Schriftstellers, des Symeon Metaphrastes. Nach Inhalt und
Form sind sie aber dieser Bemühungen um ihre endgültige wissen-
schaftliche Identifizierung nicht unwert. Eine derselben (die 55.) wurde
vor König Rogerius (1129 — 1152) gehalten und gibt eine ansprechende
Beschreibung der Cappella Palatina von Palermo und ihrer berühmten
Mosaiken.
1. Ausgaben: Ed. pr. Fr. Scorso, Paris 1644; abgedruckt bei Migne, Patr. gr.
13-^, 136—1077. — Eine 2. Ausgabe besorgte Gr. Palamas, Tov coq)u}tarov . . . S€oq>a-
rovf . . . uQx^^^' TavQOfitviov trjg £ixfXiaq ofAiXim, Jerusalem 1860, nach 2 Hss aus Kpel
and Chalke. Die diplomatische Grundlage ist in beiden Ausgaben ungenügend.
2. Hilfsmittel: Die umfangreiche Einleitung von Fr. Soor so ist zum Teil un-
brauchbar, weil sie sich in ganz verfehlter Weise mit dem Erweise abmüht, dass die Homilien
in Kp«l vor dem byzantinischen Kaiser gehalten wurden! — L. Allatius, Diatriba de
Georgiis S. 414—416. — Fabricius, Bibl. gr. 11, 208-218. - Eine ausführliche Be-
schreibung der codd. Matritenses 16 und 33 (der ursprünglich einen Teil des cod. 16
bildete; gibt J. Iriarte, Bibl. Matntensis Codices graeci 1 (Madrid 1769) S. 55-70, 133 f.
Sehr wertvoll sind hier die Angaben der Tage und öfters auch der Orte, Reggio
in Kalabrien, Messina, Taormina, Palermo, an denen einzelne Homilien gehalten wurden. —
Lancia di Brolo, Storia della Chiesa in Sicilia 2 (Palermo 1884) 459-492. Die Haupt-
resultata seiner Untersuchung sind durch die treffliche Beweisführung gesichert. Sie stützt
sich auf die lliatsache, dass Taormina im 12. Jahrhundert gar keinen Bischof besass, auf
die Angaben des cod. Vatican. 2006 über den Ort, wo die Homilien gehalten wurden, auf
die Gftere Erwähnung einer W/ct^oTro/i/roc Btxuiy der hl. Jungfrau^ die in Rossano ver-
ehrt wurde. Auf die Einzelheiten kann hier nicht eingegangen werden. Zum Schluss
pobliziert Lancia di Brolo a. a. 0. 493—499 eine der unedierten Reden, De laudibus Sti
P. N. Bartholomaei, in lateinischer Uebersetzung. — P. Batiffol, L'abbaye de Rossano,
Paris 1891 S. XXXI, 36, 56. — J. Langen, Römische Fälschungen griechischer Schrift-
steller, Revue intemat. de th^ol. 3(1895) 122—27 will den Erweis erbringen, dass die 55. Ho-
milie gegen die Griechen interpoliert sei! Langen hätte gut daran gethan, die Vorfragen zu
beachten. — Chr. Fr. Matthaei, Progr. de Theoph. Cerameo, Dresden 1788 (über einige Hss).
3. Ausser Theophanes Kerameus sind als geistliche Redner des 12. Jahrhunderts
noch Eustathios, Bischof von Thessalonike (vgl. § 66), Neophytos Enkleistos (vgl.
Krnmbacher)und Michael Akominatos, Erzbischof von Athen (vgl. Krumb ach er), zu
erwähnen. Von Neophytos Enkleistos enthält der cod. Paris. 1189 s. 13—14 foll. 235 dreissig
Homilien. von denen nur 10 gedruckt sind. Mehrere derselben beziehen sich auf byzantinische
Heilige. Zu beachten ist auch der cod. Lesb. 2 saec. 15. Wahrscheinlich gehört ihm auch
der von K. Sathas, Mbg, Bißk, 1, 274 erwähnte, auch in dem cod. Athous 3628 a. 1322 vor-
liegende Psalmenkommentar zu. Vgl. § 93. — Zu den Panegyrikem kann auch Leon
Balianites gerechnet werden, von dem einige Reden in cod. Escorial. 262 saec. 13 fol.
139—147, 182""— 196"", 541 f., 542—46 erhalten sind. Leon war Zeitgenosse des Patriarchen
von Kpel Basilios II (1183—1186). Die genannte Hs ist sehr wertvoll für die Kenntnis der
b^-zantin lachen Rhetorik im 12 Jahrhundert. VgL W. Regel, Fontes rerum byzantinarum
1. 1 (Petersburg 1892) S. IH f. - Dem Patriarchen von Kpel Leon (1134-1143) wird in
dem cod. Marcian. Class. 2, 101 ein Sermo de fine mundi zugeschrieben. — Eine Rede des
Metropoliten von Athen Georgios Burtzes Ei^ rijy ayiav xal ficydXrjy nefinttjy ed.
B. iieorgiades, Athen 1882. Nach einer Inschrift im Parthenon starb Burtzes im
Jahre 1190. VgL B. Z. 2 (1893) 589 f. und Gregorovius, Gesch. der Stadt Athen 1, 208.
174 Bysaiitiniaohe Lüteratnrgeechiohie. L Prosaische Litteratnr.
80. Oermanos n (reQfiavog), Patriarch von Eonstantinopel zur Zei
des lateinischen Kaiserreiches (1222 — 40), wurde zu Anaplus in der
pontis geboren. Er war Diakon an der Hagia Sophia, als Konstantino]
von den Lateinern erobert wurde, und zog sich in das Kloster des
Georgios Paneumorphos zu Ächyrenae zurück, bis er zum orthodoxei
Patriarchen bestellt wurde mit der Residenz in Nikäa. Von zwei Synodei
die er 1232 und 1234 abhielt, sind die Akten noch vorhanden. Die letzte]
wurde durch die Ankunft von vier Legaten des Papstes Gregor IX veivj
anlasst, die in Sachen der Union verhandeln sollten. Die Verhandlungen!
verliefen ohne Resultat; der Zeitpunkt war nach den jüngsten Ereigni88en|
schlecht gewählt, und Germanos selbst liess sich an Abneigung gegen di«
Lateiner von niemandem tibertreflfen. Diese Abneigung tritt in mehreren]
Briefen an den Papst Gregor, den lateinischen Patriarchen von Konstanti-J
nopel, an die Griechen auf Cypern zu Tage, sowie in mehreren unedierten
Abhandlungen über die Differenzpunkte, Jleqi Tfjg ixnoQcvaecog rov dyiam
nvevfAarogy Ilegl twv d^vfiwv u. a. Sein litterarischer Hauptnachlass bei
steht aber aus geistlichen Reden und Homilien. In dem Cod. Cois-«
linianus 278 umfasst seine Homiliensammlung 46 Homilien und 6 Kate^
chesen. Nur 8 Homilien sind gedruckt und davon werden mehrere auch
dem älteren Germanos I von Konstantinopel zugeschrieben. Eine Charakte»'
ristik des Germanos H als Homiletikers setzt daher ausser der Veröffent«
lichung einer grösseren Anzahl von seinen Homilien auch eine sichere
Ausscheidung der dem älteren Germanos zugehörigen geistlichen Reden
voraus. Anhaltspunkte dafür bilden auf der einen Seite der Cod. Coisl. 278,
auf der anderen die Germanoshss, welche älter als das 13. Jahrhundert sind.
1. Ausgaben: 8 Homilien des Germanos nach den Drucken von D. Höschel,
Greiser und A. Ballerini zusammengestellt bei Migne, Patr. gr. 140, 621—757. Eine
der von A. ßallerini, Sylloge monumentor. 2 (Rom 1856) 293-876 edierten Homilien ist dem
cod. Monac. 393 entnommen, der aus dem 11. Jahrh. stammt. — Ob einige von den Homilien,
die unter dem Namen Germanos* I bei Migne, Patr. gr. 98, 221 ff., 243 ff., 319 ff. stehen»
Germanos II zugehören, bleibt noch zu untersuchen. — Briefe an die Kyprioten und an
Papst Gregor IX zuletzt ed. K. N. Sathas, Mec. ßtßX, 2 (Venedig 1873) 4—20, 39—46.
Ein Fragment des Briefes an den lateinischen Patriarchen von Kpel ed. pr. A. Demetra-
kopulos, 'Oq&, '^EXXag 8. 40—43. — Einen Erlass des Germanos aus dem Jahre 1230 ed.
J. Nicole, Revue des 6t gr. 7 (1894) 68-80. Vgl. B. Z. 4 (1895) 234 f.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 11, 162—171. — Schriften gegen die Lateiner
verzeichnet A. Demetrakopulos, *0q&, *£AAfrV, S. 38—40. — In cod. Bodl. Barocc. 131
saec. 14 fol. 185-186^: Theodori Alaniensis episcopi oratio in S. Germanum patr. Gpolitannm,
quando primum in thronum patriarchalem ascendebat. Vgl. § 66 Anm. 4.
81. Die letzten Homiletiker. Johannes Glykys, der den Patri-
archalstuhl von Konstantinopel in den Jahren 1316 — 20 inne hatte, wird
in einer Pariser Hs als Verfasser von Sonntagshomilien genannt, von denen
indessen keine bis jetzt gedruckt worden ist. Besser bekannt sind Johannes
Qlykys' profane Schriften (vgl. Krumbacher). Unediert sind auch einige
Predigten eines Kyrillos von Kyzikos, der um 1330 lebte, eine grössere
Anzahl von Homilien, die Makarios Chrysokephalos, Metropolit von
Philadelphia um die Mitte des 14. Jahrhunderts, zum Verfasser haben,
und die Homiliensammlungen der Patriarchen von Konstantinopel Kal-
listos (1350—54, 1355—1363) und Neilos (1379—87). Der schon genannte
Patriarch von Konstantinopel Johannes Kalekas (1333 — 47) scheint nur
1 Theologie. D. Geistliclie Beredsamkeit (§§ 80—81) I75
luf dem homiletischen Gebiete litterarisch thätig gewesen zu sein. Im
flesychastenstreit stand er auf der Seite des Barlaam und Akindynos
gegen Palamas und dessen Anhänger. Diese Stellungnahme kostete ihm seine
Würde. Er wurde zuerst von 7 Erzbischöfen bei der Kaiserin Anna verklagt,
wie es scheint, ohne Erfolg. Aber als Johannes Kantakuzenos an das Ruder
kam, wurde eine Synode gegen den Patriarchen abgehalten, deren Absetzungs-
urteil der Kaiser bestätigte (1347). Seine Sammlung von 60 Sonntags-
homilien mit Ausschluss der Heiligenfeste ist in dem Cod. Coisl. 286 saec.
14 am besten erhalten. Gedruckt sind davon nur zwei auf das hl. Kreuz,
die sich streng an die Sonntagsperikope halten und durch Einfachheit aus-
zeichnen. Die byzantinische Rhetorik kommt mehr zur Geltung in den
4 gedruckten Marienreden des Erzbischofes von Thessalonike Isidoros,
der am Ende des 14. Jahrhunderts blühte. Hier tritt auch wieder die
Äpokryphenlitteratur an die Stelle des Evangeliums, wie das bei den
Marienrednern nicht selten der Fall ist. Eugenios Nomophylax spendet
io seinem Synodikon der Kirche von Thessalonike Isidoros das Lob, dass
er täglich durch Wort und Schrift seine Herde zum christlichen Leben
ermahnt habe. In der That ist eine weit grössere Anzahl von Homilien
des Isidoros noch ungedruckt. Nach dem Zeugnisse seines Nachfolgers
Symeon hat sich Isidoros auch am Hesychastenstreit im Sinne des Palamas
litterarisch beteiligt.
1. HomilJae variae doxninicales des Jobannes Glykjs sind erhalten in dem cod.
I»tria. 1210 saec. 16 fol. 1-72^. Ob das darauffolgende KvqiaxoSqofiiov (fol. 72^—314^)
auch ihm angehört, steht dahin.
2. Predigten des Kyrillos von Kyzikos enthält der cod. Bodl. Barocc. 25 saec.
14 fol. 275-80, 295 f.
3. Homilien des Makarios Cbrysokepbalos finden sich z. B. in den codd. Coisl.
106 B. 15, 137 a. 1422, Ambros. H 23 inf. s. 16, Athous 1563 s. 14. Gedruckt wurden 14 in
Wien (1793 oder 1794) unter dem Titel: Aoyoi nayrjyvQixoi id* rov . . . (igxi'Bnurxonov #(Aa-
SfXifiitg . . . MttxaQiov rov XQVffox6(paXov (mir unzugänglich). Bei Migne, Patr. gr. 150,
173 - 232 steht nur eine Homilie auf die Kreuzauffindung. Fragmente einer anderen Homilie
bei Migne, Patr. gr. 100, 231, 235 etc. — Vgl. auch § 93 und Krunibacher.
4. Eine Sammlung von 52 Homilien und JidaaxaXiai des Patriarchen Kallistos steht
io dem cod. Athous 229 s. 15. Davon ist nur eine Homilie auf das Fest der Kreuzerhöhung
ed. TOD Gretser , De cruce Christi, Opera omnia 2 (Regensburg 1734) 187-97. Kallistos wendet
sich oft gegen die Lfateiner und die Barlaamiten, besonders gegen Nikephoros Gregoras.
. Dieser Hess sich wohl durch diese Feindschaft leiten, als er Kallistos Roheit, Gewalt-
I diitigkeit und Mangel an Bildung vorwarf. Vgl. dessen Geschichtswerk ed. Bonn. 2, 873,
(^76. — Von Kallistos besitzen wir ausserdem ein Lebensbild des Gregorios Sinaites (vgl. § 67)
ood ein Enkomion auf Johannes Nesteutes, den Wiederhersteller des Petraklosters in Kpel
im 11. Jahrhundert Letztere ed. pr. H. Geizer, Zeitschr. f. wiss. Theol. 29 (1886) 59—89.
' - Bei anderen Homilien und asketischen Abhandlungen ist es zweifelhaft, ob sie diesem
Kallistos oder seinem gleichnamigen Nachfolger (1397) zugehören. Vgl. § 69 Anm. 3.
5. 43 Homilien des Patriarchen v. Kpel Neilos (1379— 87) sind in dem cod. Coisl.
243 saec. 15 fol. 1—191 erhalten. Ausserdem eine Rede auf den hl. Anthimos, Erzbischof
. Too Athen, und eine asketische Abhandlung (ebenda fol. 191—205, 253—260). Gedruckt
I Ht nur das Enkomion des Neilos auf Gregorios Palamas, bei Migne, Patr. gr. 151,
^>6 — 679, und eine Anzahl seiner Patriarchalerlasse bei Miklosich u. Müller, Acta et
(iiplomata gr. 2 (Wien 1862) 1--111.
6. Die 2 Homilien des Johannes Kalekas sind gedruckt bei Migne, Patr. gr.
150. 253—280. Die 2. wurde von Gretser unter dem Namen des Philotheos, Patr. v.
Kpel. ediert. — Die Titel der 60 Sonntagshomilien aus cod. Coisl. 286 bei Montf aucon, BibL
Coisl. 8. 402-404. — Andere Hss: codd. Vindob. theol. 263 mit 56 Homilien, Vindob. theol.
'2&4 mit 21 Homilien, Marcian. 604 s. 15, Athous 2123 s. 14, Smyrn. A 38 s. 15. u. a. —
Cber seine Stellung im Hesychastenstreit s. Johannes Kantakuzenos, Histor. 1. 3, 21. —
Mehrere Patriarchalerlasse edd. Miklosich u. Müller, Acta et diplom. gr. 2, 168—243.
176 ByzAiitinische LitteratargeBcliiohte. L ProMdsoho Litterainr.
— Einiges Aktenmaterial bezüglich seiner Absetzung steht bei Migne, Patr. gr. IS
768—774. Anderes ist noch anediert
7. Von Johannes Gabras steht eine Oratio in fngressnm B. Mariae in sancta 8an<
mm im cod. Paris. 3010 s. 15 fol. 300—324. — Ein Brief des Gregorios Palamas an ihn
in cod. Bodl. Land. 87 fol. 397^'.
8. Die 4 Marienreden des Isidoros von Thessalonike ed. pr. A. Balleri
Sylloge monumentorum 1, 205 ff., 418 ff., 2, 377 ff., 597 ff.; zusammengestellt bei Mign
Patr. gr. 139, 12—164. — Hss: cod. Yatican. 651 enthält 16 Homilien und 4 Aoyoi,
Paris. 1192 saec. 15 fol. 1—322 eine Sammlung von 29 Sonntagshomilien, cod. Am
J 91 inf. Homiliae et alia scripta. — Eugenios Nomophylax wird zitiert bei L. Allati
De Symeonum scriptis S. 186. — Symeon von Thessalonike, Contra haereses c. 31, Mign
Patr. gr. 155, 145. i
9. Von Manuel Christony mos, der eine Monodie Ober den Fall Kpels schrii
(Fabricius, Bibl. gr. 11, 669), ist eine Marienrede erhalten in cod. Paria. 2135 saec 1
fol. 75—91. — Eine Predigt auf den Palmsonntag von Angelos, Abt in Kalabrien m
1470, steht in dem cod. Paris. 3067 s. 16 fol. 79—85. |
10. Zum Schlüsse verzeichnen wir in alphabetischer Reihenfolge die (meistens o^
edierten) Homiletiker und Panegyriker, deren Zeitbestimmung nicht erzielt werden konnti
Anatolios, Erzbischof von Thessalonike, einige Homilien in cod. Vatic. Ottob. 19i
Antonios Studites, eine geistliche Rede in cod. Vindob. theol. 65 fol. 263—270*
Elias monachos, eine Sonntagshomilie in cod. Smym. A 14 s. 16, Georgios Hagia
polites, ein Encomium in angelos in cod. Escor. 511 saec. 13, Gregorios, Diakon^
und Referendarios. Enkomion auf den hl. Demetrios ed. Theophilos Joannu, Mtnjfid
nyioXoytxd S. b4—Q6y Joasaph, Hieromonachos und Protosynkellos, Homilia in hymnitf
4*i5g IXaQoy in cod. Vatic. Kegin. 45 saec. 16, Johannes Monachos, eine Rede ^
den Propheten Elias in cod. Athous 2030 s. 11, Joseph, Hierodiakonos und Saknstan M
Hagia Sophia, mehrere Homilien, wovon eine lateinisch bei Migne, Patr. gr. 105, 940 — 971
Lukas, episc. Bosiensis, Orationes 6, im cod. Paris. Suppl. gr. 407 a. 1592 fol. 158—171
Maximos monachos Mazaris, in Dominic. 11. Matthaei, im cod. Bodl. Barocc. 216 ftl
317 f., Michael, einer der Patriarchen von Kpel dieses Namens, 35 Sonntagshomilie
in cod. Monac. 262 saec. 13 foll. 152, Michael monachos, vielleicht identisch mit dci
Biographen des Theodoros Studites, mehrere Heiligenreden in codd. Paris. 548 s. 11 fd
279^—296^', Paris. 1180 s. 10 fol. 322-32^, Paris. 1454 s. 10 fol. 18-24\ Niketai
Skutariotes, 3 Sonntagshomilien in cod. Vindob. theol. 263 fol. 169""— 198, Nikola«
Pepagomenos, ein Enkomion auf den Märtyrer Isidoros in cod. Athous 3762 a. 1421 fsl
258-276^, Paisios, Metropolit von Rhodos, 30 Homilien in cod. Marcian. Claas. 2, 101
saec, 16, Philippos Keramites, 35 Homilien in cod. Vatican. 1267 (ob identisch mit Thet
phanes Kerameus?), Photios, Diakon und Skeuophylax an der Apostelkirche in Kpal
ein Enkomion auf die Märtyrer Luzillianos u. Genossen ed. in den Acta SS. Junii 1, 271
bis 286, ein Enkomion auf den hl. Lukas in cod. Ambros. A 63 inf., Symeon von Chi oa
Homilien in cod. Vatican. 2021 saec. 12, Theodoros o Biaioq, Enkomion anf die U
Euphemia in cod. Sabbait. 105 saec. 14 fol. 208—226, Theodoros Monachos, Homilia
in cod. Ambros. F 132 sup. saec. 11 — 12, Theodoros Quaestor, eine Rede auf d«
hl. Georg in cod. Lugdun. 542 saec. 12, Theodoros moneremites, eine Homilie aa
die Verkündigung ed. A. Ballerini, Sylloge monumentor. 2, 211—236, Theodoroi
Protothronos, ein Enkomion auf den Propheten Elias in cod. Athous 1040 s. 14, Theophiloi
Kalekas von Epel, 33 Sonntagshomilien in cod. Monac. 275 saec. 16 foll. 211; anfknglid
stimmen die Homilien mit denen des Patriarchen Philotheos von Kpel Qberein, von der l
an aber nicht mehr. — Von dieser Liste blieben die anonymen Homiliensammlungea
wie sie z. B. in den codd. Paris. 1221—23, Vindob. theol. 14 u. 43 vorliegen, ausgeschlossei
Bei einer planmässigen Durchforschung des gesamten handschriftlichen Materials wird sio]
wohl noch ein reicher Zuwachs ergeben.
E. Hagiographie.
82. Stand der Forschung und Charakteristik. Kein Gebiet de
byzantinischen Litteratur liegt noch so dunkel und so verworren vor dei
Augen des Forschers wie das hagiographische. Es gleicht einem dichtei
Urwalde, der sich endlos und lichtlos ins Ungemessene ausdehnt und ii
dessen Inneres kein Pfad führt. Auf Schritt und Tritt läuft man Gefahi
sich in dem Dickicht zu verlieren, während schon die Schatten der Nach
t Theologie. E. Hagiographie. (§ 82) I77
am Horizonte heraufziehen. Und doch haben Theologen und Philologen,
Profan-, Kirchen- und Kulturhistoriker ein gleiches Interesse an der Er-
forschung der Hagiographie, die an Vielseitigkeit vielleicht alle anderen
byzantinischen Litteraturgattungen übertrifft. Sie bietet wertvolle Ergän-
zungen zu den Geschieh tschreibem und Chronisten; sie gewährt einen
Einblick in das Kulturleben der Volkskreise, das von den übrigen Litteraten
nur zu oft vernachlässigt wurde; sie offenbart eine Frische der Religiosität,
deren Spuren man in den Kreisen der Zunfttheologen vergebens sucht;
sie spricht in vielen ihrer Erzeugnisse eine echte Volkssprache, die von
der Klassizität der Gelehrten nicht angekränkelt ist. Ihre Kenntnis ist
daher für eine wahre Geschichte der byzantinischen Zeit unentbehrlich.
Wir sind von diesem Ziele noch weit entfernt. Im folgenden kann nur
der Versuch gemacht werden, im Lichte der jüngsten Forschungen einen
ersten Pfad in das dunkle Gebiet zu bahnen.
Um den jetzigen Stand der Forschung klar zu erkennen, müssen von
vornherein 2 Kategorien von hagiographischen Denkmälern unterschieden
werden: Die Märtyrerakten und die Heiligenleben.
1. Die Märtyrerakten verdanken ihre Abfassung dem Interesse,
welches die altchristlichen Gemeinden den Helden unter ihren Mitgliedern
entgegenbrachten, die ihr Leben für den Glauben hingaben. Ihre Gestalt
sollte fixiert, ihre Heldenthaten aufgezeichnet werden, zunächst zur Mit-
teilung an andere Gemeinden, dann aber auch zur Ermahnung an die zu-
künftigen Geschlechter, ihrer vorausgegangenen Brüder nicht unwert zu
sein. Auf die Märtyrerakten, welche die Hauptmasse der hagiographischen
Denkmäler bilden, passt in erster Linie der Vergleich mit einem Urwald.
Die Publikation derselben, an der seit Jahrhunderten gearbeitet wird, ist
noch nicht abgeschlossen, geschweige denn, dass die einzelnen Texte und
Textesrezensionen in befriedigender Weise untersucht wären. Die bis-
kengen Forschungen erlauben es jedoch, in dieser Masse mehrere Klassen
ZQ unterscheiden. Die wichtigste Klasse bilden die echten Märtyrer-
ikten aus der Verfolgungsperiode bis zum Frieden der Kirche, die in
der Zeit Julians des Apostaten und aus Anlass der späteren Verfolgungen
noch einigen Zuwachs erhielten. Eine Sammlung der echten Märtyrer-
ikten bis gegen Ende des 4. Jahrhunderts hat D. Ruinart 1689 veran-
staltet, und die neueren Forschungen haben ihren Umfang eher verringert
als vergrössert. Diese Klasse gehört, abgesehen von einigen Texten aus
der späteren Zeit, nicht in den Rahmen dieses Buches. Eine zweite
amfasst die apokryphen Apostelgeschichten, welche aus einem ähn-
' liehen Interesse an den Personen und Erlebnissen der hervorragendsten
Apostel hervorgingen. Sie zerfallen in zwei Serien, eine gnostische und
eine katholische. Diese besteht aus Umarbeitungen jener, die in der
2. Hälfte des 4. Jahrhunderts begonnen wurden und der Hauptsache nach
vor dem 6. Jahrhundert vorlagen. Neben den Aposteln bilden auch andere
biblische Persönlichkeiten aus dem Alten und Neuen Testamente den
Gegenstand der Apokryphenlitteratur, deren Ausläufer sich in dem 9. — 10.
Jahrhundert verlieren. Auf die dritte Klasse, die Umarbeitungen
heidnischer Mythen und Legenden, hat H. Usener zuerst mit Nach-
BMdlMieb der Jüam. AJtertanmwimeoaaiun I3L h Abllg, 2, Auü. 12
178 Byzantinische Litteratnrgeeoliichte. L Prosaische Lüteratnr.
druck die Aufmerksamkeit gelenkt. Diese Umarbeitungen wurden v<
nehmlich im 4. und 5. Jahrhundert vorgenommen und zwar mit eint
solchen Erfolge, dass das heidnische Vorbild ganz vergessen und die
geschaffenen Gestalten als christliche Heilige verehrt wurden. Die F<
Stellung derartiger Umdeutungen ist im einzelnen sehr schwierig und sei
eine hervorragende kritische Gabe und philologisch-historische Schului
voraus. Das Beispiel von Ä. Wirth hat gezeigt, dass man sich hier leit
dazu verleiten lassen kann, Phantomen nachzujagen. Diese Klasse geh<
streng genommen gar nicht zur Hagiographie; es ist die geistliche Q\
tung der byzantinischen Sagen-, Visionen-, Novellen- und Romanlittei
tur, deren Musterstück die Erzählung von Barlaam und Joasaph bildet (vj
Krumbacher). Auch dürfte sie unter den vielen Denkmälern der Hagii
graphie nicht so zahlreich vertreten sein, als man neuerdings anzunehmt
geneigt ist. Wenn diese Klasse hier nicht näher behandelt wird, so möj
hievon nicht auf die Verkennung ihres hohen religions- und kulturgeschicl
liehen Wertes geschlossen werden. Bei dem heutigen Stand der Forschui
kann an eine zusammenfassende Darstellung noch nicht gedacht werd<
So bleiben nur die unechten Märtyrerakten für unsere Betracl
tung übrig. Diese bilden die umfangreichste Klasse, in der aber wiedei
innerlich sehr Verschiedenartiges vereinigt ist. Die einen sind Über
arbeitungen echter Märtyrerakten, die dem litterarischen Geschmacke ein6|
späteren Zeit angepasst werden sollen; andere beruhen auf älteren NacU
richten, die zu Erzählungen ausgearbeitet und rhetorisch erweitert wurden
Viele sind auch reine Erfindungen, die irgend einem erbaulichen oder anderei
praktischen Zwecke dienen sollten. Die grosse Masse dieser Akten lie^
in Bezug auf Entstehungszeit, Quellenverhältnis, Glaubwürdigkeit u. dg^
noch in dichtes Dunkel gehüllt. Den Abschluss der byzantinischen Arbeil
auf diesem Gebiete bezeichnet die Legendensammlung des Symeon Meta
phrastes in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts. Symeon fand allerding|
Nachfolger im 14. Jahrhundert, die auch herangezogen werden müssen
ihre Bedeutung ist jedoch weit geringer, weil Symeon ihnen mit einei
weitgreifenden Revision des früheren Materials vorausgegangen war
Symeons Arbeit war von warmer Begeisterung für die Helden der Hagio-
graphie getragen; ohne es zu wollen, hat er aber die byzantinische Hagio*
graphie gänzlich desorganisiert, weil seine Sammlung — und diese bestam
hauptsächlich aus Märtyrerakten — die früheren Texte, die für uns un?
endlich wertvoller wären, zum grössten Teil verdrängt hat. Methodia
von Konstantinopel hatte auch eine Sammlung von Legenden veranstaltet
aber er änderte nichts am Texte, sondern brachte seine Bemerkungei
in die Form von Scholien. Dieses Verfahren scheint keine Nachahmung
gefunden zu haben. Dazu konmit, dass Symeons Sammlung selbst keinei
festen Ausgangspunkt bietet, von dem aus weiter zurückgeschritten werdei
kann. Dies fällt allerdings nicht Symeon selbst zur Last, sondern dei
späteren Abschreibern, die Symeons Legenden mit anderen, älteren Textei
vermischten. Das erste Bedürfnis ist daher eine reinliche Scheidung
der metaphrastischen und nichtmetaphrastischen Märtyrer-
akten. Ob der Weg der inneren Kritik dazu führen kann, ist zweifei-
ie. E. Hagiographie. (§ 82) 179
ift ; jedenfalls wird die Scheidung auf Grund innerer Kriterien durch den
larakter der symeonischen Arbeit sehr erschwert. Es muss daher zu-
Ichst der Weg der handschriftlichen Forschung beschritten werden, mit
^sonderer Berücksichtigung der Hss und Hssfragmente, die älter sind
s Metaphrastes oder wenigstens Texte bieten, die von der Überarbeitung
;s Metaphrastes unberührt blieben. Dies fuhrt aber zur Forderung eines
esamtkataloges aller griechischer Hss mit hagiographischen Texten
s der notwendigsten Vorarbeit, um für die textkritischen Forschungen
ne feste Grundlage zu gewinnen. Zu berücksichtigen sind sodann
ach die Zitate aus Märtyrerakten, die sich bei früheren Schriftstellern,
le bei Photios, Niketas David Paphlagon u. a. vorfinden, sowie die
iteinischen Übersetzungen, die von Anastasius Bibliothecarius, Paulus Dia-
>nus u. a. vor dem 10. Jahrhundert veranstaltet wurden, der orientalischen
nd slavischen Übersetzungen nicht zu vergessen. Nur das Vorgehen auf
Ben diesen Wegen lässt für die Erforschung der Märtyrerakten seit dem
. Jahrhundert wahre Fortschritte erhoffen. Keiner davon ist bisher kon-
equent eingeschlagen worden. Für eine zusanmienfassende Darstellung
eUt daher jede Vorarbeit; Einzeluntersuchungen können aber hier nicht
•orgelegt werden.
2. Weniger ungünstig liegen die Verhältnisse für die Heiligenleben.
>iese treten seit der Mitte des 4. Jahrhunderts auf, als die Hagiographie
ich den durch Tugend und Wissenschaft, heiligmässigen Lebenswandel
cnd erfolgreiche Wirksamkeit ausgezeichneten Persönlichkeiten zuwandte,
DD auch diese Gestalten gleich denen der früheren Märtyrer historisch
m fixieren. Die Publikationsarbeit ist für die Heiligenleben auch noch
ncht abgeschlossen; sie wurde aber in den letzten Jahren noch intensiver
betrieben als für die Märtyrerakten. Wir erinnern an die Ausgaben ein-
ichlägiger Texte von den Bollandisten und vielen einzelnen Forschem,
m'e H. üsener, A. Papadopulos Kerameus, Theophilos Joannu, A. Vassiliev,
S. Seraphimos, Kyrillos BoYne, Cozza-Luzi, V. Rose, Arsenij, Pomjalovskij,
E Geizer, P. Kremos, Vasiljevskij, M. J. Gedeon, Ch. Loparev, J. A. Heikel,
V. Regel, K. Wessely, Sp. Lampros u. a. Die Arbeit der Kritik ist aber
lier wesentlich leichter als bei den Märtyrerakten. Die Heiligen selbst,
eren Leben beschrieben wird, sind historisch fassbarer als die Märtyrer,
?ren thatsächliche Existenz vielfach in Frage steht. Sodann tragen die
eiligenleben im Unterschiede von den Märtyrerakten, die fast alle anonym
od, meistens den Namen ihrer Verfasser, und diese Verfasser sind in
?r Regel Zeitgenossen, die als Schüler, Nachfolger oder jüngere
rüder desselben Klosters mit dem Heiligen, dessen Leben sie be-
hreiben, in näherer Beziehung standen. Bei anonymen Heiligenleben
Idet die Persönlichkeit des Heiligen gewöhnlich einen sicheren Terminus
quo, vor welchem die Biographie nicht verfasst sein kann. Aus inneren
riterien lässt sich aber in der Regel feststellen, ob der Verfasser zeit-
Miossisch ist oder nicht. In letzterem Falle kann die nähere Zeitbestim-
nng, das Quellenverhältnis, die Glaubwürdigkeitsfrage Schwierigkeiten
ereiten, die aber selten unüberwindlich sind. Endlich hatte die Redaktions-
rt>eit des Symeon Metaphrastes weniger nachteilige Folgen für die Heiligeu'-
1
1
180 Byzantinische Litteratargeschiobte. I. Prosaische Litteratnr.
leben als für die Märtyrerakten. Für jene haben sich Symeons Vorli
in grösserer Anzahl erhalten, und wo diese Vorlage fehlt, unterliegt
Legende selbst nicht denselben historischen Schwierigkeiten. Es ist dt
schon jetzt möglich, einen orientierenden Überblick über den äusseri
Entwickelungsgang der Hagiographie im engeren Sinne des Woi
zu geben und eine litterarische Charakteristik derselben zu vi
suchen.
3. Von Anfang an bekundet die Hagiographie eine grosse Vorlii
für die Mönchswelt. Schon im 4. und 5. Jahrhundert wurde ihren Vi
tretern eine grössere Aufmerksamkeit geschenkt als den hervorragen
Gestalten aus dem Weltklerus, während mit Ausnahme des ,allerchristlicl
Kaisers, Konstantins des Grossen, der bald von einem reichen Sagen]
umgeben wurde, die Heiligen aus dem Laienstande ganz zurücktrel
Schon Timotheos von Alexandrion (380 — 384) soll nach Sozomenos,
eccl. 6, 29 eine Sammlung von Mönchsbiographien angelegt haben;
solche benutzte sicher Palladios um 420 in seiner Historia Lausi(
Einzelne Biographien von Mönchen und Bischöfen aus dem 4. und 5. Ji
hundert sind in nicht geringer Anzahl vorhanden, aber noch wenig unl
sucht. An der Spitze der Mönchsbiographien steht das berühmte Lebei
bild des hl. Antonios von Athanasios von Aloxandrien. Sehr intere«
ist Batiffols Wahrnehmung von Spuren einer ausgedehnten arianischj
Hagiographie im 4. Jahrhundert, die ein Mittel arianischer Propaganü)
bildete. Die Bevorzugung der Mönche tritt auch bei den Biograplii
des 6. Jahrhunderts hervor, mit denen unsere Darstellung anhebt. V{
hohem historischen Wert sind die Lebensbilder aus der palästinisclii
Mönchswelt des Kyrillos von Skythopolis. Johannes Moschos verfaai
im folgenden Jahrhundert ein Gegenstück zur Sammlung von Mond
biographien des Palladios. Noch interessanter sind die volkstümlich
Biographien, mit denen Leontios, Bischof von Neapolis auf Cypem, etw
später auftrat. Die Blütezeit der Hagiographie beginnt im 8. Jal
hundert mit den Lebensbildern der Märtyrer und Bekenner des Bild«
kultes und erstreckt sich bis in das 11. Jahrhundert hinein. Zahlreid
zum Teil noch unedierte Mönchsleben entstanden in dieser Zeit in d
grossen asketischen Zentren in Konstantinopel, Kleinasien, auf dem Ath(
berge, in Palästina, Kalabrien und anderswo, als Denkmäler begeistert
Liebe und Anhänglichkeit, welche die zurückgebliebenen Brüder den gross
,Vätern* ihres Klosters treu bewahrten. Die Brüder sind den Vätc
schon längst ins Grab nachgefolgt; ihre Biographien sind aber wertvo
Quellen für die Kloster-, Kirchen- und Kulturgeschichte der byzantinisch
Zeit geworden, mit denen sich die gleichzeitigen Biographien von Bischof
und Patriarchen nicht messen können. Symeon Metaphrastes steht hinl
diesen Biographen weit zurück; er war kein produktiver Hagiogra]
sondern ein Redaktor und Kompilator, wie das 10. Jahrhundert dei
auf allen Gebieten der Litteratur besass. Mit dem 11. Jahrhundert 1
ginnt, mit Ausnahme der kalabrischen Mönchskreise, das Ermatten d
Hagiographie, das sich in dem geringen Zuwachs an neuen Heilig<
Jeben offenbart. In der Paläologenzeit erlebte sie noch eine Nachblü
1. Theologie. E. Hagiograpliie. (§ 82) Igj
• diese wuchs nicht aus dem Leben heraus. Die Hagiographen des 14. und
Jahrhunderts sind gelehrte Rhetoriker, welche nicht oder selten in
ndigem Zusammenhang mit den Heiligen stehen, die sie schildern.
Kunstlitteratur verbleibt auch in der Hagiographie das letzte Wort.
In litterarischer Beziehung lassen schon die stehenden Überschriften
len Codices: ^Eyxoifuov und Biog xal noXtreia^ zwei Gattungen, die
eg>'rischen und rein erzählenden Heiligenleben, erkennen. Das 'Eyxdpuov
bestimmt in kirchlichen Versammlungen, insbesondere, am Festtag des
effenden Heiligen, vorgetragen zu werden, während die Bioi^ zunächst
Gegenstand erbaulicher Lektüre bilden sollten. Formell gehört das
omion zur geistlichen Beredsamkeit und wurde demgemäss im
immenhang mit dieser behandelt. Die Bio^ lassen sich ihrerseits in
nippen einteilen: die rhetorischen, volkstümlichen und litur-
3hen. Die rhetorischen tragen den Charakter der Kunstlitteratur
sieh ; sie sind von rhetorisch und stilistisch geschulten Autoren verfasst
richten sich an das gebildete Publikum der höheren Stände. Er-
bsen ihnen hieraus einige litterarische Vorzüge, so büssten sie anderer-
$ an Originalität, Natürlichkeit und daher auch an kulturhistorischem
rt weit mehr ein. Die Legenden des Symeon Metaphrastes sind klassische
ter derselben. Die volkstümlichen Heiligenleben waren für die weiten
vskreise bestimmt; sie sind einfach und schlicht geschrieben und ge-
n sich besonders in der Erzählung von Wundergeschichten, die zu jeder
vom Volke mit Vorliebe gelesen wurden. In der Regel stammen sie
ch nicht aus den Volkskreisen selbst; sie wurden auch von Gebildeten ge-
ieben, die aber einen offenen Sinn für die Bedürfnisse des Volkes hatten,
ter dieser Gattung sind die Heiligenbilder des Leontios von Neapolis
Cypern. Allmählich füllte das immer anwachsende hagiographische
erial eine Reihe von Bänden und drohte unübersehbar zu werden. Das
te zur Herstellung stark verkürzter Texte, die in den Menologien
inigt wurden. Diese Exzerpte gingen dann in die liturgischen Menäen
*. wo sie unter die übrigen Bestandteile der liturgischen Festfeier zu
en kamen. Vielleicht war der Vorgang auch der umgekehrte. Die
:*rpte wurden für die liturgischen Menäen gemacht und wanderten von
?n in die nackten Legendenmenäen oder Synaxarien hinüber. Diese
?rpte nennen wir die liturgischen Heiligenleben. Für die Ge-
übte der Hagiographie und ihre Entwickelung sind sie ohne Bedeutung,
de älteren Texten entnommen wurden; wo jedoch dieser ältere Text
)ren gegangen ist, sind sie als Überreste umfangreicherer Biographien
Wert.
Hinsichtlich der Behandlung des Stoffes treten bei den Hagio-
hen Unterschiede hervor, die besonders für die Beurteilung ihres
»rischen Wertes wichtig sind. Die Heiligengestalten erscheinen in
r Kategorie von Legenden, die besonders aus unechten Märtyrerakten
rhetorischen Heiligenleben besteht, aus dem natürlichen Zusammen-
:e der Dinge zu einer Höhe gehoben, die das Auge nicht mehr er-
it. Sie erstrahlen in einem himmlischen Glänze, der den historischen
ergrund nicht bloss verklärt, sondern sogar ganz verwischt. Als Nach-
182 ByzantiiÜBohe Lüteratargesohiohte. L Prosaiaohe Lüieratur,
teile dieser Betrachtungsweise stellen sich aber Schematisierung
Schabionisierung ein. Es ist nicht mehr Geschichte, sondern in geschii
liches Gewand gekleidete Dogmatik oder Moral, die hier geschrieben
Jedes psychologische Interesse an der historischen Person selbst, an
Kämpfen, Leiden und Freuden hat aufgehört; das Thatsächliche dient
der Einkleidung von Ideen und moralischen Vorschriften, die dem Im
eingeprägt werden sollen. Diese Betrachtungsweise war besonders häi
wenn der Hagiograph alten Heiligengestalten gegenüberstand,
historische Wert dieser Heiligenbilder ist darum auch sehr gering,
gleich höher ist er dort, wo der Heilige noch als lebendige Persönlicl
empfunden wurde. Dann wird der Heilige in seiner Individualität ei
und in lebensvoller Wechselwirkung mit seiner Umgebung und der Ki
seiner Zeit gezeigt. Diese Gattung von Heiligenbildern, die besonn
aus den zeitgenössischen Mönchsbiographien besteht, besitzt den kircU
und kulturhistorischen Wert, von dem oben die Rede war.
Allen Gattungen der byzantinischen Hagiographie ist übrigens
Charakter gemeinsam, von dem nur wenige einzelne Biographien frei
die Kritiklosigkeit. War dies die notwendige Folge des im Morgäj
wie im Abendlande während des ganzen Mittelalters herrschenden Man{|
an historischem Sinne, so brachte der Gegenstand und der Zweck ^
Hagiographie diese Gefahr in erhöhtem Masse mit sich. Den GegenstM
bildeten hochverehrte Persönlichkeiten, für deren Mängel und Unvc)
konmienheiten der begeisterte Biograph kein Auge hatte; ihr Zweck lü
aber zumeist die Vermehrung des Ansehens der geschilderten Heroen, i
Mitteilung der eigenen Begeisterung an andere, die Erbauung des Lesejj
den das untadelhafte Leben des Heiligen zur gleichen Bethätigung d
orthodoxen Glaubens und der kirchlichen oder mönchischen Sitten anfeue
sollte. Kein Wunder, wenn die meisten Heiligenbiographien die reinsb
Freilichtmalereien sind, ohne jeden Schatten, mit dick aufgetragenen Färb
und ungetrübten Lichteffekten.
1. Textsammlungen: Die älteste Sammlung griechischer Märtyrerakten n
Eusebios (Hist. eccl. 4, 15, 47; 5, 4, 3; 5, 23, 5) ist fast völlig verloren: ein unerai
lieber Verlost. — Die Sammlung, welche von Methodios von Epel angelegt und von fl
selbst niedergescbrieben wurde, ist auch verloren. Sie wurde benutzt von dem Schreil
des cod. Paris. 1470 a. 890, der aus ihr die Acta S. Marinae herfibemahm samt i
Scholien des Methodios. Es würde sich lohnen, den Spuren dieser Sammlung nachzugelM
Wie die Acta Marinae beweisen, hatte die Sammlung auch unechte Texte und kann daher i
der Eusebianischen nicht verglichen werden. Vgl. H. Usener, Acta S. Marinae et 8. Chris
Shori, Bonn 1886 S. 47 ff., Jahrb. f. protest. Theol. 13 (1887) 247 ff. — Vür die griechisch
[ärtyrerakten und Legenden kommen von den Sammlungen, die altes, mittelalterliches u
jüngeres Textmaterial umfassen, besonders folgende in Betracht: B. M ombritius, Sanctuarh
s. Vitae Sanctorum, 2 Bde, o. J. u. 0. (Rom 1497?). Enthält nur lateinische Texte, al
darunter genaue Uebersetzungen aus guten griechischen Hss. — A. Lippomanus, Sancton
priscorum Patrum Vitae, 4 Bde, Venedig 1551-— 54; Historiae de vitis sanctorum, LOn
1565 (ein Auszug aus der grösseren Sammlung; nur lateinisch). — L. Surius, De probi
Sanctorum vitis, 6 Bde, Köln 1570—75, nachgedruckt Köhi 1617 f., Turin 1875—181
13 Bde. Enthält auch lateinische Uebersetzungen, aber in willkürlicher Bearbeitung.
Fr. Combefis, Illustrium Christi martyrum lecti triumphi, Paris 1660 (auch * griechisc
Texte). — Tb. Ruinart, Acta primorum martyrum sincera et selecta, Paris 1689, edi
secunda ab ipso auctore recognita, Amsterdam 1713, neuer Abdruck mit einem Nachti
besorgt von Galura, Augsburg 1802, letzte Ausgabe Regensburg 1859 (die wichtigi
Sammlung der Märtyrerakten). — Das umfangreichste Material griechischer Akten n
Legenden teils in lateinischer Uebersetzong, teils im griechischen Urtext enthalten <
L Theologie. E. Hagiographie. (§82) lg3
Acta Sanctorum der Bollandisten. Der erste Januarband erschien in Antwerpen 1643,
4er 2. Novemberband, 1. Hälfte, in Brflssel 1894. Dazu seit 1882 Analecta Bollandiana,
fMt nur Textpublikationen, darunter viele griechische. Zu den Acta SS. vgl. PapjBbrooh,
Acta SS. Bollandiana apologeticis libris vindicata, Antwerpen 1755. — Pitra, £tude sur
les BoUandistes, Paris 1850. ~ A. Tougard, Quid ad profanes mores dignoscendos augenda-
qne lexica conferant Acta SS. graeca Bollandiana, Paris 1874, gibt S. 1—44 eine Liste der
bb nun 6. Oktoberband gebotenen 184 griechischen Vitae. — A. Tougard, De Fhistoire
profane dans les Actes grecs des Bollandistes, Paris 1874. — Dehaisnes, Les Origines
4ce Acta SS. et les protectenrs des Bollandistes dans le nord de la France, 1870. — Nur
griechische Texte enthält die Sammlung von Theophilos Joannu, Mvrifjieia uyioXoyixa,
Venedig 1884. — Dazu kommt eine Menge von Einzelausgaben, die sich besonders in den
letzten Jahren gemehrt haben. Erst in jüngster Zeit hat man nach dem Vorgange von H.
Usener begonnen, den hagiographischen Texten eine sorgfältige philologisch-kritische Be-
handloDg zu widmen. — Für die apokryphen Apostelgeschichten: J. A. Fabricius,
Codex apocryphus Novi Testamenti, 2. Bd, Hamburg 1703. — C. Tischendorf, Acta Apostel.
apokrjpna, Leipzig 1851. — M. Bonnet, Supplementum codicis apocryphi, 1 — 2, Leipzig
1883 — 1895 (Acta Thomae und A. Andreae). — Acta apostolorum apocrypha edd. R. A. Lipsius
etM. Bonnet, 1, Leipzig 1891. — Montague Rhodos James, Apocrjpha anecdota. Acol-
ledion of tbirteen apocryphal books and ^agments now first edited from manuscripts, Texts
ind Stndies by Armitage Robinson, 2, 3, Cambridge 1893. Vgl. C. Weyman, B. Z. 3
(1894) 422 f. Dazu M. Bonnet, Sur les Actes de Xanthippe et Polyx^ne, Classioal
review 8 (1894) 336-341 (textkritische Bemerkungen). — A. Vassiliev, Anecd. graeco-byzant.
1, Moskau 1893 enthält mehrere apokryphe Texte. Dazu kommen zahlreiche Einzelausgaben
Ton Lipsius, Bonnet, Montague Rhodes James, Batiffol, Usener, Zahn u. a.
2. Hilfsmittel: A. Allgemeine: Ein vollständiges Verzeichnis der bis Oktober
1894 erschienenen griechischen Texte von Märtyrerakten, apokryphen Apostelgeschichten und
Heiligenlegenden enthält die höchst dankenswerte Publikation der Bollandisten: Bibliotheca
liagiograpbica graeca, Brüssel 1895. — Nachträge dazu von H. Usener, Deutsche
litteraturzeitong 1894, Sp. 1443 -46, Ph. Meyer, Theolog. Litteraturzeitung 20 (1895)
108 ff., K. Krumbacher, B. Z. 4 (1895) 191. Hinzuzufügen: Callinici De Vita S. Hypatii
über, edd. seminarii Philolog. Bonnens. sodales, Leipzig 1895 und das Leben des Atha-
aasios vom Athos. — Der Wert dieses unentbehrlichen Hilfsmittels hätte noch gewonnen, wenn
ias bekannte oder mutmassliche Todesjahr der Heiligen oder wenigstens ihrer Biographen
hinzugefügt worden wäre. — Für die Erforschung des massenhaften handschriftlichen Materials
liat K. Krumbacher, Studien zu den Legenden des H. Theodostos, Sitzungsber. bayer.
Akad. 1892 S. 256—260 leitende Prinzipien aufgestellt. -- F. Görres, Beiträge zur
Hagiographie der griechischen Kirche, Zeitschr. f. wiss. Theol. 28 (1885) 491 — 504
(verbreitet sich in einseitiger Weise über den historischen Wert der Menologien). — H.
Csener, Beiträge zur Geschichte der Legendenlitteratur, Jahrb. f. protest. Theol. 13 (1887)
219—259 handelt besonders über den Legendenaustausch der griechischen u. römischen
Kirche. — Veselovskij, Essays zur Entwicklungsgeschichte der christl. Legende, Journ.
Min. 1876 (mir unzugänglich). — Tryphon E. Euangelides, Ol ßloi rdiy ttyitoy, Athen
1895. gibt einen kurzen Lebensabriss mit neuen Texten. — Ein Bvl^ayityoy ioQioXoyioy
beabsichtigt auch M. J. Gedeon zu publizieren. Vgl. B. Z. 4, 236.
B. Spezialschriften: 1. Zu den Märtyrerakten: Le Nain de Tillemont, Mä-
Doirea poor servir ä Fhistoire ^cclös. des six premiers si^cles, Paris 1693 ff. Bd 4 u. 5. — Le
Blant, Les actes des Martyrs. Supplements aux Acta sincera de Dom Ruinart, Mämoires
de rinstitut national de France. Acadömie des Inscriptions et des Belles-Lettres 30
(Paris 1883) 2, 57—347. Vertritt die Anschauung, dass manche Märtyrerakten, die Ruinart
als unecht ausgeschieden hat, ihrem Kerne nach echt seien. Er stiess auf vielfachen
Widersprach. Vgl. u. a. Fr. Görres, Neue hagiographische Forschungen unter besonderer
Berficksichtigung von Le Blant und Aub^, Jahrb. f. prot. Theolog. 18 (1892) 108—126. —
Le Blant hält auch in s. jüngsten Werk, Les pers^cuteurs et les martyrs aux premiers
ai^clee de notre ^re, Paris 1893, fest an seinen Aufstellungen. — K. J. Neumann, Der
römische Staat und die allgemeine Kirche bis auf Diokletian, 1 (Leipzig 1890) 274 — 331
(antersacbt die Martyrien von Commodus bis auf Decius). — E. Preuschen in Hamacks
(j<«chichte der altchristlichen Litteratur bis auf Eusebius 1 (Leipzig 1893) 807—834. — G.
Krflger, Geschichte der altchristlichen Litteratur in den ersten drei Jahrhunderten, Freiburg
oad Leipzig 1895 S. 236—245. — Für einzelne Märtyrerakten vgl. die Untersuchungen zur Ge-
^diicbie der Verfolgungsperiode von B. Aub^, P. Allard, Fr. Görres (in zahlreichen Abhand-
longen, z. B. Kritische Untersuchungen über die Licinianische Christen Verfolgung, ein Beitrag
cor Kritik der Märtyrerakten, Jena 1875), C. Arnold, E. LeBlant, sowie hagiographische
Einselatodien. Eine vollständige Bibliographie derselben ist hier nicht durchführbar. Man
TgL das Bulletin des publications hagiographiques, das die Anal. Bolland. seit einigen
184 BysantiiÜBohe Litteratnrgesohiolite. I. Prosaische Lüieratnr.
Jahren bringen. — Bei Harnack, Geschiebte der altchristl. Litteratur S. 813—815 siel
einiges über die ältesten Martyrologien. Für das Martyrologiom Hieronymianum ist j<
die Ausgabe von J. B. de Rossi und L. Duchesne, Acta SS. Novembr. 2, 1 (18i
[1 — 195] massgebend.
2. Zu den apokryphen Apostelgeschichten: Hauptschrift ist die verdienstvol
Arbeit von R. A. Lipsius, Die apokryphen Apostelgeschichten und Apostellegenden, 3
und Ergänzungsheft, Braunschweig 1883—90. — Ph. Meyer, Nachrichten über eil
bisher unbenutzte, teils auch unbekannte griechische Hss zur biblisch-apokryphen Littet
Jahrb. f. prot. Theol. 12 (1886) 373-397. — E. Preuschen in Hamacks Geschichte
altchristlichen Litteratur 1, 116 — 139 (stellt den jetztigen Bestand und die Ueberliefei
dar). — G. Krüger a. a. 0. S. 54—59, 227 — 29. — Reich an Ueberseizungen von grii
sehen Apokryphen sind die slavischen Litteraturen, die daher genaue Berflcksü
tigung neben den lateinischen und orientalischen Uebersetzungen verdienen. Vgl.
Tichonravov, Denkmäler der russischen Apokryphenlitteratur, Petersburg 1863. —
Kozak, Bibliographische Uebersicht der biblisch-apokryphen Litteratur bei den Slav«
Jahrbücher f. Protestant. Theol. 18 (1892) 127-158. — V. Jagifc, Slavische Betträge
den biblischen Apokryphen 1, Die altkirchensla vischen Texte des Adambuches, Dei
Schriften der k. Akad. d. Wiss. zu Wien, Philos. bist. Kl. 42 (1893) 104 S. VgL B.
2 (1893) 641. — R. Abicht, Quellennachweise zum Codex Suprasliensis (slavische
lung von Heiligenleben und Homilien, die aus dem Griechischen übersetzt sind),
slav. Philol. 15 (1893) 321—337; 16 (1894) 140—153. - Bonwetsch, Die christl. v<
nicänische Litteratur in altslavischen Uebersetzungen in Harnacks Geschichte der altchrif
Litteratur 1 (Leipzig 1893)902—917. — Notiert sei auch M. Speranskij, Slavische ap<
kryphe Evangelien, Allgemeine Uebersicht, Moskau 1895.
3.Zn den Ueberarbeitungen heidnischer Legenden: v. Gutschmid, Uel
die Sage vom hl. Georg als Beitrag zur iranischen Mythengeschichte, Berichte über
Verhandl. der kgl. sächs. Gesellschaft der Wissensch. Philol. Hist. Kl. 13 (1861) 175— 2(
Wiederholt in A. v. Gutschmids Kleine Schriften, hrsg. von F. Rühl, 3 (Leipzig 1)
173—204 (antiquiert). — H. Usener, Legenden der Pelagia, Bonn 1879 S. 111— XXIV.
Ders., Uebersehenes, Rhein. Museum 50 (1895) 144—148. — A. Wirth, Danae in chnslii
liehen Legenden, Wien 1892 (phantastisch). Vgl. C. Schmidt, Göttinger Gelehrte Aa*
zeigen 1892, 867 — 89. — Verbesserungen zum Texte der darin edierten Legenden der HIL
Barbara und Irene brachte C. Wevman, B. Z. 2 (1893) 298. — A. Wirth, Aus orientali-
schen Chroniken, Frankfurt 1894 S. 211—252. — Dieterich, Abraxas, Studien zur Religion««
geschichte des späteren Altertums, Leipzig 1891. — Vgl. auch Krumbacher.
4. Zur arianischen Hagiographie: P. Batiffol, Etüde d'hagiographie arienne.
La passion de St. Lucien d*Antioche, Comptes rendus du congr^ scientif. internation. dea
Catholiques. 2. Section (1891) 181—186; ders., Parth^nius de Lampsaque, Römisch«
Quartalschrift 6 (1892) 35—51. Vgl. dazu Anal. Rolland. 12 (1893) 75 und die Antwozt
von Batiffol, Rom. Quartalschr. 7 (1893) 298—301;
3. Uebersetzungen: Die vulgärgriechische Hagiographie beruht, wie es scheintg
im wesentlichen auf der Uebertragung von Texten aus der Schriftsprache in das Vulgär-
griechische. Die Hauptsammlungen von vulgärgriechischen Legenden sind: Maximos Mar-
gunios, Biot ayiojy ix X'^g iXXijyixrjg yXurttjg ^toi ix ttöv cvya^aQltav fAetaq^QMf&eyTsg,
Venedig 1656. — Agapios Landes, 'ExXoyiotf ijtoi, ol taqaiotato^ ßioi ttay dyiti>y, Ve*
nedig 1755; Niog nagtiasujog ijtoi, Xoyot dtdipoQoi, xal ßioi ayltoy ix rov MBxatpqaiSxov Iv*
fietüvog elg xtjv xoivtjv iqfjtexiqciv dueXcxroy /jtsjayXtutTia&eyTeg, neuer Abdruck, Venedig 1853;
KtiXoxaiQiyijj Venedig 1657. — Nikodemos Hagiorites, Nioy *ExX6y^oy, Venedig 1808
und eine Reihe anderer hagiographischer Arbeiten. Vgl. K. Sathas, NBoBXXtjytxtj fpiXo^
Xoyltt, Athen 1868 S. 624 ff. — Eine vollständige Aufzeichnung der neugriechischen Samm-
lungen ist hier nicht bezweckt. — In den Hss werden Maximos hieromonachos (cod. Smym.
B 63 s. 17), Ignatios hieromonachos (cod. Paris. 1632 s. 16), Sophronios (s. § 56 Anm. 3),
Germanos (cod. Athens 3696 s. 17) u. a. als Uebersetzer genannt - Die syrischen Ueber-
setzungen griechischer Heiligenleben sind noch nicht im Zusammenhang untersucht. — Die
Sammlung von P. Bedjan, Acta martjrrum et sanctorum syriaoe, bisher 5 Bde, Paris
1890—95, geht meist auf griech. Originale zurück. — Vgl. § 6 Anm. 1. Dazu ein weiterer
Text, hersg. von B. Raabe, Petrus der Iberer, . . syrische Uebersetzung einer um das Jahr
500 verfassten griechischen Biographie, Leipzig 1895. — Zwei russische Bearbeitungen
einer Georgioslegende ed. Chr. Loparev, Denkmäler des alten Schrifttums, Heft 100,
Petersburg 1894. Vgl. B. Z. 4 (1895) 199. Zu vollständigen Litteraturangaben fehlt hier
der Raum. — Die Untersuchung; der aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzten
Heiligenleben bis zum 10. Jahrhundert stellte die Pariser Acad^mie des Inscriptions als
Preisaufgabe ftlr das Jahr 1896. — Die ganze orientalisch-abendländische Uebersetzongs-
litteratur kommt hier in Betracht
L Theologie. E. Hagiographie. (§ 83) X35
4. Die Hss und Hssfragmente mit alten, von der überarbeitenden Thätigkeit des
^raeon Metaphrastes anberührten Legenden sind noch nicht einheitlich verzeichnet
vorden. K. Krnmbacher, Stadien zu den Legenden des hl. Theodosios S. 258, hat zuerst
eine Liste aufgestellt und zugleich auf die Unzulänglichkeit der Hsskataloge aufmerksam
cemacfat. Wir fügen folgende Hss hinzu: codd. Monac. 3 saec. 10, Ambros. B 3 inf. saec. 9,
Binaitic 494 saec. 9 unzial, Januens. 33 saec. 10, 34 saec. 11, 35 saec. 11, ßerolin. Phillipp.
ie23 s.9-10, Vatic. 1669— 71, Mosq. Synod. 159. Dazu eine vorläufige Liste von üss-
fragmenten, die paläographisch älter sind als Symeon Metaphrastes und daher besondere
Beaebtang verdienen: Codd. Goisl. 26 Fragm. vitae Longini saec. 9 fol. 380—81, Coisl. 261
Uszialfragmente fol. 1 u. 304, Monac. 262 Palimpsestblätter (fol. 106—109) mit Märtyrerakten,
Laurent. Gonv. soppr. 770 Palimpsest, untere Schrift Martyrium Clementis u. a., Angelic.
D 2, 27 Unzialfragment einer Theodorosbiographie saec. 9, Paris. Suppl. gr. 824 Unzialfrag.
einer Vita S. Barbarae saec. 9 foU. 10, in codd. Paris. Suppl. gr. 480 und Gamet. 40 zu-
sammengehörige Unzialfragmente von Vitae Johannis Bapt., Tliomae, Pachomii, Paris. Suppl.
gr. 6^6 Unzialfragmente über Johannes Bapt. saec. 9 fol. 35—38, Petropol. 28 ein Unzial-
folfum saec. 8 einer Vita Johannis vom Sabbaskloster, Petropolit. 47 ein Unzialfolium saec. 9
eioer Vita S. Antiochi, in der Achmimhandschrift des Petrusevangeliums ein Unzialfragment
des Martyriums eines Julianos, Messin. 37 (Palimpsest) Martyrium des hl. Artemios in der
ooteren Unzialscfarift, Veron. 134 (Palimpsest) Martyrium des hl. Eleutherios n. a., Monac.
443, 8 Folien in Unzialschrift mit Mönchsbiographien, Paris. 497 a. 970 Fragmente von
Märtyrerakten (fol. 327—29).
5. Ueber die Menäen, Menologien und Synaxarien s. LeoAllatius, De libris eccl.
firaecoram, Paris 1645 S. 78—93. Eine neue Ausgabe der Menäen in 12 Bden er-
schien in Venedig 1884. — Das bekannteste Menologium ist das von Basilios II (976-1025).
Ed. Gard. Albani, Urbino 1727, 3 Bde; wiederholt bei Migne, Patr. gr. 117. — Zur Orien-
tierung vgl. J. £. Martine V, Annus ecclesiasticus graeco-slavicus. Acta SS. Octobr. 11
11864) 1—385, Sergios, Polnyj Mösjacoslov Vostoka, 2 Bde, Moskau 1875—76, N. Nilles,
Kalendarinm manuide utriusque eccl., Orient, et occid., Innsbruck 1879. - Entstehungszeit,
Quellen, historische Autorität dieser Bücher sind noch nicht untersucht. — V. Bolotov,
Sparen der alten Menologien einzelner Kirchen, Ghrist. ötenije 1893, 177—210 (russ.). VgL
B. Z. 3 (1894) 208 f.
83. Eyrillos von Skythopolis ist der hervorragendste Hagio-
graph des 6. Jahrhunderts. In seine Lebensbilder hat er eine Reihe von
selbstbiographischen Angaben eingeflochten, aus denen hervorgeht, dass
er um 514 in Skythopolis in Galiläa geboren wurde und als angehender
Dreissiger in das Kloster des hl. Euthymios eintrat (543). Hier verbrachte
er die 10 — 11 ersten Jahre seines Mönchslebens; nach einem vorüber-
gehenden Aufenthalt in der von den Origenisten gesäuberten ,Neuen Laura*
bezog er das Kloster des hl. Sabbas in der Wüste Juda (seit 557), wo er
sein Büsserleben beschloss. Sein Todesjahr ist unbekannt, kann aber über
557 nicht weit hinausliegen.
Ein warmes Interesse für die grossen Gestalten der Büsserwelt
Palastinas bewog Kyrillos schon bald nach seinem Eintritte in das Kloster
genaue Nachrichten über das Leben des Gründers seines Klosters (f 473)
und des hl. Sabbas (f 531), der zwei vornehmsten Persönlichkeiten unter
den vielen Klostergründem Palästinas, einzusammeln. Trotz des Mangels
an rhetorischer Bildung, den Kyrillos öfters beklagt, der aber ein wahres
Glück für ihn war, konnte er neben den Biographien der zwei genannten
noch mehrere Lebensbilder von palästinischen Mönchen fertigstellen, die
von ausserordentlichem Quellenwerte für die Kirchen- und Mönchs-
geschichte Palästinas sind. Die zwei ersten grossen Biographien wurden 556
herausgegeben; es folgten vier kleinere Lebensbilder der Heiligen Johannes
Uesychastes, Kyriakos, des Könobiarchen Theodosios und des Bischofes
Theognios von Betelia. Bei den zwei letzten lehnte er sich an die früheren
panegyrischen Lebensbilder des Theodosios von Theodoros, dem Bischöfe von
186 Byzantinisohe Litteratnrgesohiohte. I. Prosaische Lüteratnr.
Petrae (um 530) und des Theognios von Paulos Helladikos (um 526)
die er jedoch mit kritischem Sinn benutzte. Seine Absicht ging da
eine grosse Sammlung von Mönchsbiographien anzulegen; er wurde a
wahrscheinlich durch einen frühen Tod an der Ausführung dieses Vo:
habens verhindert. Dies ist um so beklagenswerter, als die von Kyrill
verfassten Lebensbilder sich durch Zuverlässigkeit der berichteten Thai
Sachen, ungewöhnliche Sorgfalt in den chronologischen Bestimmungen, ein
für seine Zeit auffallend nüchternen historischen Sinn (obgleich Kyrill(
dem Wunderglauben der ihn umgebenden Mönchswelt zugethan war), Ve
ständnis für asketisches Leben und asketische Frömmigkeit, endlich dur<
eine einfache, jeder rhetorischen Ausschmückung abholde Darstellun
weise auszeichnen: lauter Vorzüge, die Kyrillos eine Ehrenstelle unter d
byzantinischen Hagiographen sichern.
1. Ausgaben: Eine Gesamtausgabe des Kyrillos feblt und ist ein dringendes
dürfnis. — Die Vita Enthymii ed. pr. Montfaucon, Anal. gr. 1 (Paris 1688) 1 — 99j
Vitae Sabae ed. pr. Cotelerius, Eccl. gr. monumenta 3 (Paris 1686) 220—376; Vi
Johannis Silentiarii ed. pr. Acta SS. Mai. 3, 16—21; Vita des hl. Eyriakos ed.
Acta SS. Septembr. 8, 147—128; Vita des hl. Theodosios ed. pr. Usener, lnd~
Scholarum fOr das Sommersemester 1890, Bonn 1890 S. IV — VI und nach einer emeutoäi
genauen Kollation in s. Sehr. Der hl. Theodosios, Schriften des Theodoros und Kyrilloü
Leipzig 1890 S. 103—113 mit wertvollen Anmerkungen S. 190—197. K. Krumbache^
Studien zu den Legenden des H. Theodosios, Siizungsber. bayer. Ak., München 1891
S. 251 — 255 gab Varianten aus zwei neuen Hss und kritische Bemerkungen zum Teztin
Useners. — Vita des hl. Theognios ed. pr. <P. J. van den 6heyn>, Anal. BollandL
10 (1891) 113—118 und zugleich A. Papadopulos Kerameus, Pravosl. Pal. Sbomik 2$:
(Petersburg 1891) mit russischer Uebersetzung von G. S. Destunes. Vgl. Anal. BollandL
11 (1892) 477; B. Z. 1 (1892) 173 f. — Eine altslavische Uebersetzung der Vita Sabbae ed.
Pomjalovskij, Petersburg 1890. Mit Beifügung des griechischen Originals und einer Ein-
leitung (russ.).
2. Hilfsmittel: H. Usener, Der hl. Theodosios S. XI— XXIII. — Anal. BoUand«
10 (1891) 73—78. — Fr. Loofs, Leontius von Byzanz, Leipzig 1887 S. 274—297 ver-
breitet sich eingehend über die Chronologie des Euthymios und des Sabbas und über
den Origenisten Leontios der Vita Sabbae. — A. Ehrbar d, Das griechische Kloster Mar
Sabba, Römische Quartalschr. 7 (1893) 43—45, 63. Es bleibt, wie hier angedeutet, zu
untersuchen, ob die Vita eines Schülers des hl. Sabbas, Abramios, die in dem cod. Lips.
Tischend. 2 (aus dem Sabbaskloster) in arabischer Uebersetzung mit anderen Schriften des
Kyrillos steht, von Kyrillos verfasst ist. Diese Hypothese gewinnt an Wahrscheinlichkeit
durch den Umstand, dass die Vita 'JßQuafiiov imcxonov Kgateiag auch in dem Unzialcodex
Sinaitic. 494 saec. 9 mit anderen Lebensbildern des Kyrillos zusammensteht. — Zu be-
achten ist auch der cod. Petropol. 28 s. 8 mit der Vita des Johannes aus der Laura des
hl. Sabbas, die wohl mit der von Kyrillos verfassten identisch ist.
3. Andere Hagiographen des 6. Jahrhunderts: 1, Paulos o rtj^ 'EXovffijg
noXeoig iqavxnoiTJg wird von den Bollandisten mit Paulos Helladikos, den Johannes
Moschos erwähnt, identifiziert und als Verfasser eines historischen Enkomiums auf Theo-
gnios, Bischof von Betelia, angesehen. Paulos hat die Rede wahrscheinlich i. J. 526 im
Kloster des hl. Theognios gehalten. Kyrillos hat sie vielfach benützt. Ed. pr. in den Anal. Bell.
10 (1891) 78- 113, und von A. Papadopulos Kerameus a. a. 0. S. 2—21. — Anal. Bell.
11 (1892) 477 brachten einige Korrekturen zum Texte und einen Brief des Paulos Hella-
dikos. — Ueber den hl. Theognios vgl. Van den Gheyn, St. Thöognius, ^v6que de Bätälie
en Palestine, Revue des questions histor. 1891 Octobr. S. 397—429.
2. Theodoros, der in der Schule von Gaza seine rhetorische Bildung genoss,
später Bischof von Petrae, hielt wahrscheinlich an der ersten Jahresfeier des Todes des
hl. Theodosios (f 529) die Gedächtnisrede, welche Kyrillos ebenfalb, aber mit kritischem
Sinn, benutzt hat. Die Rede sticht durch ihren rhetorischen Schwulst und ihre Wundersucht
unvorteilhaft von der kurzen Biographie des Kyrillos ab. — Nach cod. Laur. 11, 9 ed.
pr. H. Usener, Universitätsprogramm von Bonn 1890 S. 4—42, Der hl. Theodosios,
Schriften des Theodoros und Kyrillos, Leipzig 1890 S. 1 — 101 mit wertvollen Anmerkungen
S. 114 — 189. — K. Krumbacher, Studien zu den Legenden des hl. Theodosios S. 238-250,
278—321, hat den Text nach 5 neuen Hss revidiert, verschiedene Nachträge und Berich-
1. Theologie. E. Hagiographie. (§ 84) 187
tigungen zum Kommentar Usenera geliefert, darunter eine neue poetische Bearbeitung der
Tlieodoeioelegende und einen Traktat über die Totenfeiertage. Bibliographische und band-
achriftliche Nachträge zu diesem Traktate von E. E., B. Z. 1 (1892) 631, und G. Yitelli,
Stadi Hai. di filol. class. 2 (1893) 138. Vgl. B. Z. 3 (1894) 194. - Zu den 9 bei Krum-
baeber genannten Hss des £nkomions von Theodoros kommt noch eine in Genua (cod.
Mission, urban. 33 s. 10 fol. 142—195'') und eine in Lesbos. G. Vitelli, Studi ital. di filol.
daas. 2 (1893J 138 und 374. Vgl. B. Z. 2 (1893) 643 und 3 (1894) 194.
3. Die von einem Zeitgenossen des palästinischen Mönches Dositheos (f um 530)
verfassie Biographie steht in lateinischer Uebersetzung in den Acta SS. Februar. 3, 382—84.
4. Von drei Patriarchen von Kpel im 6. Jahrhundert liegen die Biographien im
Drucke vor, die des Monas (t 552) in den Acta SS. August. 5, 169 f., die des Euty-
chios (t 582) von seinem Schüler Eustratios (vgl. § 9 Anm. 6); die des Johannes
Nesteutes von dem zeitgenössischen Priester Photinos ist nur fragmentarisch erhalten
bei Mansi, Concilia 13, 80—85.
5. Von der Vita des Theophilos von Adana in Cilicien (f 538), die Eutychianos,
ein Zeitgenosse, verfasste, ist die Uebersetzung des Paulus Diaconus gedruckt in den
AcU SS. Februar. 1, 483 ff.
6. Die Biographie der Mutter Symeons Stylites des Jüngeren, Martha (t 551), wird
in den Acta SS. Mai. 5, 403—431 ebenfalls einem Zeitgenossen zugeschrieben.
7. Euagrios H. E. 1. 3, 33 erwähnt eine Biographie des Severos v. Antiochien
and nennt (1. 6, 20) Stepbanos, Bischof von Hierapolis, als den Verfasser einer Vita der hl.
Golanduch, die zu Euagrios' Zeiten den Martertod erlitt.
8. Ein Beispiel fQr die späte Abfassung von Märtyrerakten bieten die Acta der
hU. Eerykos und Julitta von Theodoros, Bischof von Ikonion z. Zeit Justinians. Zu-
letzt ed. Anal. Bolland. 1 (1882) 192—207 mit einem Brief des Theodoros an den Bischof
Zoflimoe, der ihn dazu aufgefordert hatte. Aus diesem Briefe ist ersichtlich, dass damals
noch häretische Märtyrerakten im Umlauf waren. — Dasselbe erhellt aus dem Eanon 63
der Trullanischen Synode (692), worin deren Entfernung aus dem kirchlichen Gebrauch
ofld deren Verbrennung gefordert wurde.
9. Das aus dem 6. Jahrb. stammende Leben des Bischofs und Märtyrers Auto-
nomes ed. pr. in den Acta SS. Sept. 4, 16— 19; auch bei Migne, Patr. gr. 115, 692—698.
10. Die Märtyrerakten der hl. Sira, die 558 in Persien gemartert wurde, stehen
in den Acta SS. Mai. 4, 172 — 183. Die Bollandisten sehen sie für gleichzeitig an.
84. Johannes Moschos {'Iwawrig Moaxog), mit dem Beinamen Ei-
x^opTo^, war einer jener von Begeisterung für das Asketenleben ergriffenen
Mönche, welche die Klöster des Orients bereisten und ihre Erfahrungen
in Schriften niederlegten, die allerdings in erster Linie asketische Zwecke
j verfolgten, die aber wegen ihres Reichtums an biographischen Angaben
zur Hagiographie gezählt werden können. Johannes lebte unter Tiberios
and Maurikios (578 — 602) in dem Theodosios- und später in dem Sabbas-
kloster in Palästina. Zumeist von dem Sophisten Sophronios, dem
späteren Patriarchen von Jerusalem, begleitet, unternahm er mehrere
Reisen, die sich auf Palästina, Ägypten mit Einschluss der Sinaihalbinsel,
Syrien, Eleinasien und verschiedene griechische Inseln, Cypem, Samos u. a.
erstreckten. Nach dem Persereinfall begab er sich nach Antiochien und
Alexandrien, wo er in nahe Beziehung zu dem Patriarchen Johannes dem
Barmherzigen trat, zuletzt nach Rom, wo er 619 starb. Die Erfahrungen
des vielgereisten Mönches liegen in der Schrift vor, die Johannes selbst
AnfAfiv betitelte und seinem Begleiter Sophronios widmete. In bunter
Mischung und Anordnung, den Blumen auf einer Wiese vergleichbar,
werden darin Erlebnisse, Gharakterzüge, Aussprüche zahlreicher Mönche
mitgeteilt, teils aus eigener Erfahrung, teils auf Grund von Berichterstattern,
die Johannes für glaubwürdig hielt, oder von früheren Darstellungen ähn-
lichen Inhalts. Viele dieser Notizen haben kulturhistorisches Interesse.
Der Wert des Qanzen liegt für uns in der Zeichnung des Klosterlebens
188 Byzantinische LitteratnrgeBchiohte. L Prosaisohe Lüterator.
und in den vielen Namen von Klöstern, die Johannes nennt. Die Schrift
erfreute sich grosser Beliebtheit, wurde aber auch infolgedessen vielfach
überarbeitet und erweitert. Schon zu Photios' Zeiten boten die Hss bald
304, bald 342 Abschnitte. Die ursprüngliche Gestalt derselben muss noch
auf Grund handschriftlicher und kritischer Untersuchungen festgestellt
werden. Vom sprachlichen Gesichtspunkte bietet die volkstümliche Aus-
drucks- und Darstellungsweise Interesse. Über das Leben des Johannes
des Barmherzigen, das er gemeinschaftlich mit Sophronios verfasste, vgl.
§ 86 Anm. 1.
1. Ausgaben: Die Schrift, welche auch die Titel AeifÄtoydgioy, Neog naQa^BUfog^ Moy
nagadeiaioy, lat.Pratum spirituale, führt, ed. pr. <Fronto Ducaeu8>, Bibliotheca graecolatioa
(Paris 1624) 1057—1159. - SapplemeDte dazu ed. Cotelerins, Eccl. gr. monum. 2, 341—456.
— Alles zusammen bei Migne, Patr. gr. 87, 3, 2852—3112 in 219 Kapiteln. — Die Hss
weichen von einander beträchtlich ab. Cod. Marcian. Class. 2, 21 saec. 10 hat 165 Ab-
schnitte und muss bei einer kritischen Ausgabe berücksichtigt werden. £r enthält auch
die Mönchsbiographien von Theodoret und Palladios.
2. Hilfsmittel: Ein anonymer Prolog in der Ausgabe von Fronto Ducaens a. a. O.
1054 — 1057 enthält biographische Notizen und ist wahrscheinlich schon bei der ersten Aus-
gabe der Schrift des Johannes, die Sophronios besorgte, hinzugefügt worden. — Photios,
cod. 199, gibt diesen Prolog inhaltlich wieder. Sein Urteil über den Stil des Johannes
lautet: 'H di tov Xöyov igfjitjyeia e£g to ta-neiyoregoy . . xctl dfAa&iaxeQoy dnoxXlyei, —
H. Geiz er, Leontios' von Neapolis Leben des hl. Johannes des Barmherzigen, Freiburg u.
Leipzig 1893 S. 117 f. — üeber Nachwirkung des Pratum s. Max Hoferer, loannis
Monachi Liber de Miraculis, Gymnasialprogr., Würzburg 1884 S. 48 ff.
3. Von der Abfassungszeit und den Quellen Verhältnissen der 'Anotfd^iy-
fiata, regoyjixd^ UaTeQixd, die in einer grossen Anzahl von Bss vorliegen, haben
wir noch keine klare Vorstellung. Im wesentlichen beruhen sie wohl auf den Mönchs-
biographien, die schon im 4. und 5. Jahrhundert gesammelt wurden. Schon Johannes
Moschos nennt ein BtßXioy yegoyrixoy (Pratum spirit. Kap. 55 u. 56), sowie ^Anotp^iyfjLata ttäy
dyiuiy IlatiQfay (ebenda Kap. 112). Eine ähnliche Sammlung beschreibt Photios, cod. 198,
unter dem Titel BlßXog oymy IlaxiQ(oy. — Gedruckt sind zwei anonyme Sammlungen
unter dem Titel Apophthegmata Patrum und Aegyptiorum monachorum historia
sive Paradisus bei Migne, Patr. gr. 65, 71—442, 442—450. — Eine grosse Sammlung (oft
IlarsQMoy BVEQyejivöv^ EvsQyeriyoimdien Hss betitelt) wird Paulos, dem Gründer des Klosters
T^C ^eotoxov tijg evegysndog, zugeschrieben und ist in Venedig 1783 erschienen (mir un-
zugänglich); erwähnt von Ph. Meyer, Zeitschr. f. Kirchengesch. 11(1890)408. - Andere
Texte in lateinischer Uebersetzung sammelte Her. Rosweyd, Vitae Sanctorum, Ant-
werpen 1615. — Um zur Klarheit zu kommen, muss zu den Hss zurückgegriffen werden,
in denen auch ein gewisser Heraklides und ein Daniel Sketiotes(z. B. in codd. Coisl.
282 s. 11, Laurent. 10, 3 s. 12) als Veranstalter solcher Sammlungen genannt werden. Einige
wertvolle Winke für die handschriftlichen Forschungen gab Floss in der Einleitung zu den
Homilien des Makarios bei Migne, Patr. gr. 34, 15 ff. Das nächste Bedürfnis ist eine
kritische Ausgabe der Historia lausiaca von Palladios (bei Migne, Patr. gr. 34, 995—1278),
worin schon eine frühere Schrift benützt ist. Vgl. P. E. Lucius, Die Quellen der älteren
Geschichte des ägyptischen Mönchtums, Zeitschr. f. Kirchengesch. 7 (1884-85) 163—198,
E. Am^lineau, De historia Lausiaca, Paris 1887 (darin koptische Fragmente des Palladios).
— Die späteren Bearbeitungen, die in unzähligen Hss vorkommen, liegen noch ganz im
Dunkeln. Die mühsame Arbeit würde sich, abgesehen von ihren Resultaten für die byzan-
tinische Monasteriologie, auch vom kulturhistorischen Standpunkte aus lohnen, da wir es
hier mit Volksbüchern von weitgreifendem Einflüsse zu thun haben. — Andere 'Anofp^iy-
f^aTtty wie deren Boissonade, Anecd. gr. 1, 109 ff. (abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 108,
1384—88) ediert hat, sind ohne hagiographischen Wert Vgl. § 94.
86. Sophronios {2(o(pQ6vtog) , Patriarch von Jerusalem, wurde in
Damaskos geboren und fuhrt deshalb auch öfters den Beinamen Jafiaaxrjvog.
Er war lange Jahre Mönch des Theodosiosklosters bei Jerusalem und be-
gleitete als solcher Johannes Moschos auf seinen Reisen. In Alexandrien
gehörte er auch zu dem Freundeskreise des Johannes Eleemon und folgte
i. J. 634 Modestos als Patriarch von Jerusalem nach. Seine erste That
1. Theologie. E. Hagiographie. (§ 85) 189
in dieser Stellung war der Erlass eines Synodalsehreibens, welches in
längeren, weitausgreifenden Ausführungen die Unverträglichkeit des Moner-
gismus mit der chalkedonischen Christologie darlegte. An dem weiteren
Verlauf des Streites nahm er keinen Anteil mehr; schon 636 kamen die
Araber, und Sophronios tiberlebte die Übergabe der hl. Stadt kaum ein
Jahr (t 638). Von Maximos dem Bekenner und Johannes von Damaskos
wurde er hoch gefeiert, und das 6. Konzil erklärte sein Synodalschreiben
ausdrücklich als dogmatische Autorität.
Seine litterarische Bedeutung liegt auf dem Gebiete der Poesie
(vgl. Krumbacher), der Hagiographie und Homiletik. Das biographische
Hauptwerk ist eine umfangreiche Darstellung des Martyriums und der
Wunderthätigkeit der ägyptischen Nationalheiligen Kyros und Johannes.
In 7 Dekaden erzählt Sophronios eine Auswahl von Wundern, welche die
Heiligen an Bewohnern von Alexandrien, dann von ganz Ägypten und
Libyen, endlich an Fremden aus allen Himmelsgegenden gewirkt hatten. Den
Schluss der Qavixaxa bildet die Heilung von einem Augenleiden, die So-
phronios selbst erfuhr und den Heiligen zuschrieb. Diese Schrift besitzt
jetzt noch historischen und kulturgeschichtlichen Wert infolge der vielen
Angaben von Örtlichkeiten in Ägypten und der eingehenden Schilderungen
der persönlichen Verhältnisse der Kranken und ihrer Krankheiten. Die
Schüler von Hippokrates und Galenos, die öfters erwähnt werden, konmien
aDerdings schlecht dabei weg. Das in einigen Punkten bedenkliche
Heiligenleben der Maria Aegyptiaca, einer öffentlichen Sünderin von
Alexandrien, die 48 Jahre in strengster Busse in Palästina lebte, wird
Sophronios schon von Johannes von Damaskos zugeschrieben und offen-
bart eine grosse Lokalkenntnis des hl. Landes. Es darf daher Sophronios
nicht abgesprochen werden, obgleich es in vielen Hss anonym geht. Die
rhetorische Gewandtheit des Sophronios konrnit noch mehr zur Geltung
in seinen Homilien. Davon sind einige Reden auf Feste des Herrn und
einiger Heiligen gedruckt. Historischen Wert besitzt besonders die Rede
auf das Weihnachtsfest des Jahres 634. Theologisch die wichtigste ist
diejenige auf das Yerkündigungsfest. Andere sind noch unediert. Weitere
prosaische Stticke des litterarischen Nachlasses von Sophronios sind auf
ihre Echtheit hin noch näher zu untersuchen. Die ünechtheit der frag-
mentarischen Mystagogie ist jüngst von N. Krasnoseljcev nachgewiesen
worden.
1. Ausgaben: Das Sjnodalschreiben , das in den grossen Eonziliensammlungen
steht, am bequemsten bei Migne, Patr. gr. 87, 3, 3148—3200. — Das 'EyxtL/nt.oy Bi^ tovg
uyiorq KvQoy xai ^Itjäyyrjy ed. pr. A. Mai, Spicileg. Roman. 3 (Rom 1840) 1--670; abge-
druckt bei Migne a. a. 0. 3380—3696. A. Mai veröffentlichte aus derselben Es (cod.
Tatic. 1607) noch 2 andere Biographien dieser Heiligen, die sich mit Sophronios nahe be-
rühren, aber wohl mit Unrecht von A. Mai Sophronios selbst zugeschrieben werden. Eine
lateinische Uebersetzung der grossen Biographie veranstalteten Bonifacius Consiliarius und
Anastasius Bibliothecarius. Im 12. Jahrhundert machte Petrus Parthenopensis einen Aus-
zug daraus. Noch andere griechische und lateinische Texte beruhen auf dem von Sophronios.
— Die Homilien nach früheren Drucken von Gretser, A. Mai, A. BaUerini, darunter mehrere
nur lateinisch, zusammengestellt bei Migne a. a. 0. 3217 — 3364. — Den griechischen Text
der 2 Homilien auf das Weihnachtsfest und die Darstellung des Herrn ed. pr. H. Usener,
Rheinisches Museum 41 (1886) 500—516, Universitfttsprogr. von Bonn 1889 S. 8—18 (mit
Bemerkungen zu Sophronios' Graezität). — Die kleineren Stücke bei Migne a. a. 0.
3365—72, 3981- -4012. Das hier zuletzt mitgeteilte lateinische Bruchstück aus einer ala
190 Byzantinisohe Litieraturgesohichte. L ProsaiBohe Litteratur.
unecht betrachteten Apostellegende steht in dem Palimpsestcodex Athens 3625 als untei
Schrift und in längerer Fassung unter seinem Namen. — Die Gesamtausgabe, die A. M
veranstalten wollte, kam nicht zu stände. — Das Leben der Maria Aegyptiaca, vulgär»^
griechisch von Damaskenos, erschien in Athen 1877. — lieber abendländische Ueber*^
Setzungen dieser Vita vgl. H. Knust, Geschichte der Legenden der hl. Katharina Y<m\
Alexandrien und der hl. Maria Aegyptiaca, Halle 1890 S. 193—228.
2. Hilfsmittel: Fabrioius, Bibl. gr. 9, 162—169. — A. Mai, Spicileg. Roi
3 S. V— XX. — L. de St. A ig n an, Vie de St. Sophrone, patriarche de Jerusalem, Orläi
1884. — Ueber die Weihnachtsrede vgl. H. Usener, Religionsgeschichtliche Untei
Buchungen 1 (Bonn 1889) 326—330. — H. Geizer, Leontios* von Neapolis Leben des ~
Johannes des Barmherzigen S. 118 — 120 nimmt die frühere Anzweiflung der Identität d<
Sophisten und des Patriarchen Sophronios zurtlck. - £. Popoviö, Sopbronios, Patr»^
von Jerusalem als Theolog und Verfasser von Predigten und Kirchengesängen, Tmd|fj
Kievskoj duch. ak. 1889—90. Vgl. B. Z. 2 (1893) 348. — H. Usener, Acta M. Ajiaw
stasii Persae, Universitätsschrift von Bonn 1894 S. IV f. hat eine Rede auf den Märtyrer^
Anastasios, die bisher dem Dichter Georgios Pisides zugeschrieben wurde und unter-^
dessen Namen bei Migne, Patr. gr. 92, 1680—1729 gedruckt ist, durch innere und äussere
Kriterien als ein Werk des Sophronios festgestellt. Sie beruht auf den Akten des Märtyrers
(§ 86 Anm. 3), die sie rhetorisch aufputzt. — Nach N. Krasnoseljcev, Odessaer Jahrb. 4, 3J
(1894) 178—257, geht die unechte Mystagogie auf die' Schrift des Bischofs Theodoros von?
Andida (vgl. § 66 Anm. 4) und auf eine Rezension der *ExxXtjat.a(nixij laioQia, die audiv^
Germanos von Kpel u. a. zugeschrieben wird, als auf ihre Quellen zurück. Auf die Unter* J
suchung folgt ein Abdruck des Pseudo-Sophronios mit einer russischen Uebersetzung 8owi#^
der Text der Kyrillos von Kpel zugeschriebenen ältesten und reinsten Redaktion der *E»^^
xXtjfftaffjMtj UstoQla, Diese gab Milles, Oxford 1703, zuerst heraus. — Noch unediert ial
das historische Enkomion des Johannes Zonaras auf Sophronios. Es steht z. B. in dem
cod. Athous 1848 s. 15.
86. Leontios {Aeovriog)^ Bischof von Neapolis auf Cypern, gehörte
mit Johannes Moschos und Sophronios von Jerusalem zu dem Freundes-
kreise des Erzbischofs von Alexandrien, Johannes des Barmherzigen
(611 — 619). Seine Lebenszeit fällt zwischen 590 — 668. Er hinterUess
zahlreiche Schriften, unter denen auf der 7. Synode Uolld iyxcifAia tuxI
navrjyvQixot loyoi erwähnt werden. Seine litterarische Hauptbedeu-
tung liegt auf dem Gebiete der volkstümlichen Hagiographie. In den
zwei erhaltenen Lebensbildern des genannten Erzbischofes und des Symeon
Salos bewährt er sich als vortrefflicher Volksschriftsteller, der ,den naiven,
kindlichen Volkston aufs glücklichste zu treffen wusste* (Geizer). Die
erstere besitzt dazu einen streng historischen Charakter. Leontios be-
nutzte das biographische Enkomion, das Johannes Moschos und Sophronios
gemeinschaftlich für die gebildeten Kreise verfasst hatten, und das durch
Leontios' Lebensbild in den Volkskreisen ersetzt werden sollte. Ausser-
dem schöpfte er aus den Mitteilungen ,gläubiger und frommer Männer*
aus Johannes' Umgebung und aus seiner eigenen Erfahrung. Dadurch
bekommt diese Biographie eine hohe Bedeutung für die Kulturgeschichte
der ausgehenden griechischen Herrschaft in Ägypten. Geringer ist der
kulturhistorische Wert der Biographie des schon von Euagrios, Hist. eccl.
4, 33, erwähnten Symeon Salos, einer jener ,Narren um Christi willen*,
die eine spezielle Gattung griechischer Mönche bilden. Die Sprache ist in
beiden Lebensbildern ein eigentümliches Gemisch von Schrift- und Volks-
sprache, wodurch Leontios seiner Erzählung den Charakter der Popularität
aufprägen wollte. Eine dritte Biographie des Bischofs Spyridon von
Trimithus, dessen Leben um dieselbe Zeit von Theodoros, Bischof von
Paphos, dargestellt wurde, liegt in der Überarbeitung des Symeon Meta-
L'
L Theologie. E. Hagiographie. (g 86) 191
jhrastes vor, hat sich aber vielleicht unter den handschriftlichen Vitae
iieses Bischofs in ihrer ursprünglichen Gestalt erhalten.
Leontios verfasste ausserdem eine Schrift gegen die Juden in
> Büchern, die von Johannes von Damaskos und Euthymios Zigabenos
erwähnt wird und aus der ein längerer Abschnitt auf der 7. Synode vor-
gelesen wurde. Sie entstand auf die Anregung eines alexandrinischen
Mönches Kosmas Scholastikos und weist somit auch auf den ägyptischen
Freundeskreis des Leontios hin. Gedruckt sind endlich unter Leontios'
!famen zwei geistliche Reden, die aber mit einer grösseren Anzahl
inedierter teils Leontios von Neapolis, teils Leontios von Byzanz, teils
inem Leontios von Eonstantinopel resp. von Jerusalem zugeschrieben
wrerden. Der wahre Verfasser dieser Homilien muss erst noch festgestellt
werden.
1. Ausgaben: Die Vita Symeonis Sali ed. jpr. Acta SS. Julii 1, 136—169; ab-
cedrackt bei Migne, Patr. gr. 93, 1669—1748. — Den griechischen Text der zweiten
Biographie ed. pr. H. Geiz er, Leontios' von Neapolis Leben des Heiligen Johannes des
Barmherzigen, Erzbischofs von Alexandrien, Sammlung ausgewählter kirchen- und dogmen-
geschichtlicher Quellenschriften von G. Krüger, 5. Heft (Freiburg und Leipzig 1893)
mit einem sorgfältigen kritischen Apparat, inhaltreichen Anmerkungen und einem aus-
fahrlichen Wörterverzeichnis. Anhangsweise folgt auf den Text eine Probe der Para-
phrase des Leontiostextes aus dem cod. Berolin. fol. 57 und das von Symeon Meta-
phrastes erhaltene Bruchstück des von Johannes Moschos und dem Sophisten Sophronios
Terfassten Lebensbildes des Johannes. — 2 Fragmente aus den 5 Büchern gegen die Juden
bei Migne a. a. 0. 1597—1612. Das zweite fVagment nur lateinisch; griechisch in codd.
Vatican. 717, 840, Vatican. Ottobon. 360 u. a. Ein drittes Fragment in cod. Taurin. 200
5. 14 foL 294—296; ein viertes in cod. Ambros. C 257 s. 13 fol. 143. — Die 2 Homilien
bei Migne a, a, 0. 1565-1597.
2. Hilfsmittel: H. Geiz er, Ein griechischer Volksschriftsteller des 7. Jahr-
hnnderts, Histor. Zeitschrift N. F. 25 (1889) 1 — 38 und die Einleitung von Geizers Ausgabe
iS. VlI — XLV). Hier die Beschreibung der 10 Hss, auf denen der Text beruht, und der
Nachweis einer kürzeren und einer längeren Rezension. Die Zahl der Hss der Vita des
Johannes von Alexandrien lässt sich leicht vermehren.
3. Andere zeitgenössische Hagiographen: i. Ueber Arkadios, Bischof von
Konstantia auf Cypem (am 630—38), den Verfasser der Vita Symeonis Stylitae (f 596), vgl.
i 57 Anm. 3. — In den codd. Coislin. 146 u. 306 steht von ihm ein Enkomion auf den
hl. Georg. — Vgl. über die Vitae des Johannes Klimax, des Maximos Homo-
logetes, des Gregorios v. Agrigent die betreffenden §§.
2. Von grossem Wert für die byzantinische Klostergeschichte ist das Leben des
ijeorgios, Mönches von Choziba in Palästina, von seinem Schüler Antonios. Ed. pr.
Analect. Bolland. 7 (1888) 95—144, 336-359. Ebenda 360— 370 Miracula B. Mariae Virg.
n Choziba von demselben Antonios. Varianten zu beiden Texten aus cod. Coisl. 303 in
len Anal. Bolland. 8 (1889) 209 f.
3. Greeorios beschrieb das Leben seines Lehrers Theodoros Sykeotes, eines
«rühmten Archimandriten in Galazien und früheren Bischofes von Anastasiopolis (590—613).
!d. pr. Theoph. Joannu, Mytjjuieia aytoX, S. 361—495. Einige Stellen wurden in die
^kten der 7. Synode aufgenommen. Vgl. Mansi, Concilia 13, 89—92. — Der Verfasser
rird aoch Eleusios genannt. — Ein Enkomion auf denselben Theodoros mit der Erzählung
er Translation seiner Reliquien nach Kpel von Nikephoros, Mönch und Skeuophylax
er Blacfaemenkirche, der auch ein Lebensbild des Theophanes Confessor verfasste, ist er-
alten in cod. Monac. 3 saec. 10 foL 65^ — 80.
4. Eine Biographie des Bischofs Spyridon von Trimithus auf Cypem verlas deren
erfasser, Theodoros, Bischof von Paphos, am Gedenktage des Heiligen, 12. Dezember
.>5, in der Kirche von Trimithus. Einige Fragmente derselben ed. pr. H. Usener, Jahrb.
Protest Theol. 13 (1887) 222—232. Sie ist ganz erhalten in den codd. Paris. 1451 fol.
2*- 87, Vindob. histor. 28 fol. 136^—161^, Sabbait 18 s. 10 fol. 305-27 u. a.
5. Georgios, Patriarch von Alexandrien (f 630), schrieb eine Biographie des hl.
Johannes Chrysostomos, die geringen Wert besitzt. Ed. pr. H. Savilius, Opera s. Joan.
.hrysost. 8, 157—265; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 114, 1045—1210.
0. Von Theodoros, Bischof von Trimithus auf Cypem um 680, besitzen wir
192 Byzantinische LüteratnrgeBchlohte. L Prosauiche litteratar.
eine bessere Biographie des Johannes Chrysostomos. Ed. pr. A. Mai, Nova Patr. biU
6 (1853) 2, 265—290; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 47. LI— LXXXVIH. *
7. Um diesselbe Zeit veranstaltete Johannes, Erzbischof von Thessalonike, ei
erste Sammlung von Wundem des grossen und vielgepriesenen Stadtpatrones Demetrio
Ed. Acta SS. Octobr. 4, 104—160. Supplemente dazu edd. C. B. Hase, Leonis dia
historia, Paris 1819 S. 260—262 und A. Tougard, De l'histoire profane dans les Ad
grecs des BoUandistes, Paris 1874 S. 80, 82. — Von einem Aoyog nsQi t»;c xoifjiijire
SeoToxoVf den schon Epiphanios Presbyter Johannes zuschreibt, haben C. Tischende
und M. Bonnet Fragmente herausgegeben. Vgl. Biblioth. Hagiogr. S. 80. Ganz erhalt
in codd. Paris. 683 saec. 12 fol. 213—219, 1174 saec. 12 fol. 321—338. — Eine Abha»
lung De consonantia evangelistarum wird Johannes zugeschrieben z. B. in ood. Paris. 724
974 fol. 321—335. — Zwei andere Sammlungen von Wunderthaten des Demetrios sind v
zeichnet in der Biblioth. hagiogr. S. 35. — Noch unediert ist die des Johannes Staurakio
Diakonos und Chartophylax in Thessalonike, dessen Lebenszeit noch zu bestimmen i
Sie ist in mehreren Hss vorhanden, z. B. in cod. Bodl. Seid. 46 saec. 12 foL 95^' — 135^
Demselben Johannes wird auch eine Biographie der Nationalheiligen von Thessalonik
der hl. Theodora, zugeeignet, z. B. in einer Hs der Nationalbibliothek von Florenz (frühaf;
Camaldoli 1214 saec. 12), die Enkomien ausschliesslich auf weibliche Heiligen enth<.
8. Dem 7. Jahrhundert gehören auch die zwei Passions- und Translationserzählang
des Märtyrers AnastasiosPersa(t 628) an, die von einem Mönche des Anastasioskl
bei Jerusalem unmittelbar nach dem Martyrium (628) und nach der Translation (631) v
fasst wurden. Ed. pr. H. Usener, Bonner Universitätsschrift, Bonn 1894 S. 1—14. EbendÄ]
S. 14—28 ein Bericht über ein von Anastasios in Rom gewirktes Wunder und Bruchstüc'
einer umfangreicheren Wundersammlung. Vgl. B. Z. 4 (1895) 196 (eine Korrektur zum
Texte des Martyriums von C. Weyman). — Eine lateinische Uebersetzung des Berichtet
über das römische Wunder ist in einem cod. Vallicell. vorhanden. Usener, a. a. (X
S. VI — VIII, gibt einige Proben davon. — Fragmente aus der Passion und der Wunder»
Sammlung stehen auch in den Akten der 7. Synode bei Mansi, Concilia 13, 21-24.
9. Notiert seien auch das Enkomion auf Antonios den Einsiedler und ein Wunder
desselben (in cod. Athous 574 s. 14) von Georgios, Bischof von Naxos, und des Ana«
stasios, Bischofs von Nikopolis, Historia rerum in Perside gestarum (in cod. Paris. 1538
s. 11 fol. 7—28^). Ob die beiden Autoren mit gleichnamigen Persönlichkeiten identisch
sind, die der 6. Synode (680) beiwohnten, steht dahin.
87. Epiphanios (Emtpdviog). Die Lebenszeit dieses Presbyters und
Mönches des Klosters t(ov KaXXiaTqavüav in Konstantinopel, der mit Epi-
phanios Hagiopolites verwechselt wurde, ist noch nicht mit Sicherheit
bestimmt; einige Äusserungen in seinem Leben des hl. Apostels Andreas
deuten jedoch an, dass sie in die letzte Zeit des ersten Bilderstreites
um 780 fallt. Diese Lebensbeschreibung und eine Darstellung des
Lebens Maria weisen ihm eine eigenartige Stellung in der Hagio-
graphie zu: Epiphanios treibt unbewusster Weise eine Pseudokritik, wie
sie nicht schlimmer gedacht werden kann. In der Einleitung zur Vita
S. Andreae beklagt er den Mangel pragmatisch-historischer Biographien
der Apostel und berichtet umständlich über seine Vorarbeiten: er habe
sich nicht mit der Benutzung des Clemens von Rom, des Euagrios SikuIoB
und Epiphanios von Cypern begnügt, sondern den Schauplatz der Thätig-
keit des hl. Andreas mit dem Mönche Jakob bereist und sich von
Augenzeugen unterrichten lassen über die Örtlichkeiten, wohin er nicht
selbst kam. Dem gegenüber bietet die Vita das Bild reinster Kritiklosig-
keit. Die Rede, welche er Andreas in den Mund legt, ist eine Muster-
leistung von Naivität und historischer Verständnislosigkeit. Ähnlich ver-
hält es sich mit dem Leben Maria: auch hier die Hage, dass eine oQ&tog
xal €va7iodtxT(og geschriebene Biographie fehle. Seine Vorgänger, Jakob den
Hebräer, Aphrodisianos den Perser (gemeint ist das Religionsgespräch am
Hofe der Sassaniden, s. § 13 Anm. 3), Johannes, den Erzbischof von Thessa-
1. Theologie. E. Hagiographie. (§§ 87—88) 193
lonike und Andreas von Kreta, behandelt er geringschätzig. Als seine
Quellen nennt er Eusebios von Käsarea und die übrigen 2vyyQa^Hg; aus
der Apokryphenlitteratur werde er nur evniaTa xai ßäßaia xal aXtj&rj auf-
nehmen und die Quelle jedesmal am Rande angeben. Trotzdem ist das
Lebensbild historisch gänzlich unbrauchbar und gibt nur die Erzählungen
der Apokryphenlitteratur über Leben und Tod Maria wieder. Die Namen am
Rande sind verloren gegangen; im Texte selbst nennt er die Apokryphen
der Apostel Jakob und Bartholomäos, Dionys den Pseudoareopagiten, den
fraglichen Hippolytos Thebanos, Athanasios von Alexandrien, Leo von Rom
und Andreas von Kreta: eine Zusammenstellung, welche beweist, dass
Epiphanios in der Auswahl seiner Gewährsmänner prinziplos verfuhr.
1. AusgAben: Das Leben Maria ed. pr. J. A. Mingarelli, Anecd. litteraria 3
I iRom 1783) 89 — 83. — Beide Heiligenleben ed. A. Dressel, Epiphanii monachi et pres-
byteri scripta edita et inedita, Paris a. Leipzig 1843 S. 13—82; abgedruckt bei Migne, Patr.
gr. 120, 185—216. Ebenda 273—286 ein Libellos de religione christiana ex Epiphanio in
laünum a Petro de Monte traductus, die Erzählung eines Vorganges in einer Kirche von
Jenualem, die wahrscheinlich von Epiphanios, dem Verfasser der Beschreibung des hl.
Landes, herrOhrt
2. Hilfsmittel: Die Einleitung der Ausgabe von A. Drossel ist z.T. unbrauchbar.
— Die Angabe des Klosters, zu dem Epiphanios gehörte, enthält die Ueberschrift seiner Vita
der hl. Maria in cod. Vatican. Ottobon. 415 saec. 14 — 15 fol. 291. Darnach ist die Identität
zwischen diesem Epiphanios und dem gleichnamigen Verfasser einer Beschreibung des hl.
Landes unhaltbar. — J. Dräseke, B. Z. 4(1895) 346—362, hat dies aus einem Vergleich
zwischen dem Leben Maria und dem Wallfahrerbuch mit Recht erschlossen. Für die
Identifizierung des Mönches Epiphanios mit dem Bischöfe Epiphanios von Selymbria liegt
aber kein Grund vor.
3. Die Dialoge Gregors des Grossen, die sich über das Wunderleben und die
Wonderthaten frommer Männer Italiens, besonders des hl. Benedictus von Nursia, ver-
breiten, wurden von dem Papste Zacharias (741—52) ins Griechische übersetzt und er-
freuten sich bei den Byzantinern, die Gregor mit dem Beinamen o JiaXoyog schmückten,
einer grossen Beliebtheit. Bei Migne, Patr. lat. 77, 149—430, steht diese Uebersetzung
dem lateinischen Text gegenüber. Die Hss derselben sind sehr zahlreich und darunter
befinden sich sehr alte, wie die codd. Rossan. (vgl. P. Batiffol, Mölanges d'arch^ologie
et dliistoire 8 (1888) 297-308), Vindob. theol. 189, Athens 3120 u. a.
88. Die Blüteperiode der Hagiographie vom 8.— 11. Jahrhundert
bezeichnen zunächst die Biographien von Märtyrern des Bilderkultes,
wie des hl. Gregorios Spatharios mit 12 Genossen (f 730), des hl. Andreas
iv Kgiasi (f 767), des hl. Paulos des Jüngeren (f 771), des hl. Stephanos
vom Berge des hl. Auxentios bei Nikomedien (t 767). Die Biographie des
letzteren, der den Ehrennamen o vtog jiQWTOfidQTvg erhielt, wurde von
Stephanos, Diakonos an der Hagia Sophia in Eonstantinopel, im Jahre
808 verfasst auf Grund älterer Berichte. Das Haschen nach rhetorischem
Effekt und die häufigen Wortspiele verunzieren die umfangreiche Lebens-
^ beschreibung; die ausführliche Erzählung des Bilderstreites unter Kon-
I iftantinos Kopronymos gibt ihr aber historischen Wert. Eine Reihe anderer
Persönlichkeiten aus dem 8. und 9. Jahrhundert, der Chronist Theo-
' phanes Confessor (f 817), Gregorios Dekapolites (f um 817), Jo-
y hannes, Bischof von Gotthia, Niketas, Hegumenos des Klosters Medikion
in Bithynien (f 824), die Brüder Theodoros und Theophanes, Mönche
des Sabbasklosters in Palaestina, die von ihrer Stigmatisierung den Bei-
namen /l^TTTo/ erhielten, Stephanos, Bischof von Surozia, Michael Syn-
kellos von Jerusalem, Theodoros, der berühmte Abt des Klosters Studien,
Hudbaeh der Umh AJUrkuagwimenmfbM/L ZX. h Abtlg, 2. And. \%
194 ByzantiniBohe.Litteratiirgesohiohie. L Prosaiache Litteratur.
Euthymios, Erzbischof von Sardes, Johannes, Vorsteher des Mari(
klosters Tov ^ixS, Jakob der Jüngere (t um 824), Michael, Erzbiscl
von Synnada in Phrygien (f um 820), die Patriarchen von Eonstantin(
Germanos (f 733), Tarasios (f 806), Nikephoros (f 828), Metho
(t 848), die Kaiserin Theodora, der Hymnograph Josephos (f 81
verdanken die Fixierung ihrer Lebensgeschichte in erster Linie
Auftreten im Bilderstreite. Diese Biographien, von denen einige n<
unediert sind, verleugnen allerdings den panegyrischen Charakter
byzantinischen Hagiographie nicht; sie besitzen aber dennoch, weil meisl
von Zeitgenossen geschrieben, einen grossen historischen Wert.
Einige neue Märtyrerakten wurden veranlasst durch den Mäi
tod der 60 Märtyrer von Jerusalem (um 724), der 20 Mönche des Sabbi
klosters in Palaestina, die 787 von Araberhorden überfallen wurden, dl
42 Märtyrer, Theodoros Protospatharios und Genossen, in Syrien um
Jahr 841. Das Hauptinteresse wandte sich aber mehr und mehr d<
hervorragenden Mönchsgestalten zu, deren Lebensbeschreibungi
ausserordentlich wichtige Quellen für die byzantinische Monasteriologi^
Kirchen- und Kulturgeschichte bilden. Diese Heiligenlegenden verteile
sich auf hervorragende Klöster in Konstantinopel, Palaestina, Kleinasii
auf dem Berge Athos, in Sizilien und Kalabrien und lassen sich bei]
jetzigen Stand der Forschung in fünf Gruppen bringen. I
Zur konstantinopolitanischen Gruppe gehören ausser vielen Bioi
graphien aus den Bilderstreitigkeiten die Lebensbilder des Piaton, Hegw
menos des Sakkudionklosters, von Theodoros Studites (s. § 61), des Niko-j
laos Studites (868) von einem zeitgenössischen Mönche des Klosten
Studien (s. § 61 Anm. 5), des jüngeren Hilarion (f 845), der Klostew
Vorsteherin Irene aus dem 9. — 10. Jahrhundert, des Andreas SalosvoB
Nikephoros, Presbyter der Sophienkirche um die Mitte des 10. Jahr-
hunderts, des Anachoreten Basilios (f um 952) von seinem Schüler
Gregorios.
Palaestina ist bis jetzt nur vertreten durch die Biographie dea
Stephanos Thaumaturgos aus dem Sabbaskloster von einem Mönche Leontios
zu Beginn des 9. Jahrhunderts, und diejenige des Johannes von Damaskos,
welche der Patriarch von Jerusalem Johannes um 969 verfasste.
Li Kleinasien bildeten um dieselbe Zeit die Berge Latros oder
Latmos am Maeander und Olympos in Bithynien zwei grosse Zentren
asketischen Lebens. Von einem Mönche des ersteren Berges, Paulos dem
Jüngeren (um 946), liegt eine Biographie vor, die von einem etwas jüngeren
Zeitgenossen und Mitbruder um das Jahr 969 verfasst wurde und einen
interessanten Einblick in das Mönchsleben des 10. Jahrhunderts gewährt.
Die Biographie eines zweiten Mönches vom Latrosberg, Nikephoros, der
früher Bischof von Milet war, wurde bald nach dessen Tode verfasst, ist
aber nur unvollständig erhalten. Von den übrigen Latrosmönchen, wie
Abraham, Arsenios, Demetrios, Athanasios, Pachomios, sind noch keine
Lebensbeschreibungen aufgefunden worden. Dieselbe Bedeutung wie die
vorhin genannten besitzen für den Olympos die zwei Biographien des hL
Johannikios, eines Zeitgenossen des Theodoros Studites, von den Möncheii
1 Theologie. E. Hagiographie. (§ 88) 195
f^tros und Sabas. Andere Biographien von Mönchen am Berge
liympos, wie die Konstantinos des Juden, Antonios des Jüngeren, des
^itros von Atros, sind noch unediert.
Vom Berge Olympos führt uns die Biographie des Euthymios auf
l/BSk Athos, zu dessen ersten Bewohnern dieser gehörte. Er kam vom
Mympos und erbaute im Jahre 869 ein Kloster auf dem Berge hinter
rbessalonike. Die von seinem Schüler Basilios geschriebene Biographie
mft nur in Bruchstücken gedruckt. Noch bedeutsamer war aber das Wirken
fes Athanasios (Ende des 10. Jahrhunderts) für die Entwickelung der
uigioritischen Mönchsgemeinde. Darüber berichtet die Biographie des
Ikthanasios, die ein gleichnamiger Hagiorite unter dem Nachfolger des
R^thanasios, dem Hegumenos Eustratios, verfasste. An weiteren Heiligen-
leben ist der Berg Athos, wenigstens nach den bisherigen Drucken, auf-
EUlend arm. Mehrere scheinen aber noch unediert zu sein, wie z. B. die
Biographien der Athosmönche Dionysios und Johannes Kukuzelis.
Sizilien war schon seit dem Beginn des 7. Jahrhunderts in das
byzantinische Kulturleben hineingezogen worden infolge der massenhaften
länwanderungen von Griechen, die vor dem siegreichen Halbmond nach
dem Abendlande flohen. Als Sizilien selbst am Anfang des 9. Jahrhunderts
Ton den Arabern erobert wurde, da wanderten die Griechen und unter
ihnen viele Basilianermönche nach Kalabrien. Diese wurden die Träger
der Kultur Kalabriens im 10. und 11. Jahrhundert, und dieser Umstand
verleiht den griechischen Mönchsbiographien aus Kalabrien einen
besonderen Wert. Die älteste derselben ist die des Elias des Jüngeren
(t 903), welche dessen Auswanderung aus Sizilien und Ansiedelung in
Kalabrien umständlich erzählt. Auf Elias den Jüngeren folgte Elias
Spelaeotes (f um 960), der sich in der Nähe von Reggio festsetzte,
ond seine Zeitgenossen Lukas von Corleone, Lukas von Armento,
Vitalis von Rapolla (f 994). Jeder von ihnen erhielt seine Biographie,
worin neben wertvollem historischen Material auch jene wunderbaren Er-
eignisse einen weiten Platz einnehmen, die ihnen einen eigenartigen Reiz
verleihen. Zu ihnen gehört auch das Lebensbild Sabas des Jüngeren,
der zuerst in Sizilien Abt des Hosters des hl. Philippos von Argyra war,
wie die genannten Mönche nach Kalabrien floh und 990 in dem Kloster
, des hl. Caesarius in Rom starb, sowie dasjenige seines Vaters Christo-
phoros und seines Bruders Makarios. Beide sind verfasst von ihrem kala-
brischen Mitbruder Orestes, der später Patriarch von Jerusalem wurde
It 1012). Eine zweite kultiviertere Generation beginnt mit Fantinos
auf dem Merkurberg, dessen Leben von Petros JvTixog aus Tauriano
geschrieben wurde, aber noch unediert ist. Ihr bedeutendster Vertreter
ist Nilos von Rossano, der Gründer von Grottaferrata (t 1005), dessen
Lebensbeschreibung für die zeitgenössische Kirchen- und Kulturgeschichte
Italiens und für die Charakteristik Ottos IQ Wert besitzt. Ihr Verfasser
ist wahrscheinlich der hl. Bartholomaeos, Nilos' dritter Nachfolger
(t 1065). Dieser fand seinen Biographen in Lukas, dem 7. Abte von
Qrottaferrata (um 1085). In Kalabrien setzte sich die hagiographische
Tliitigkeit noch bis ins 12. Jahrhundert fort: Zeuge dessen sind die
196 Bysanimisohe Lüteratargesohiobte. L Prosaische Litieratar.
Lebensbilder der kalabrischen Mönche Philaretos (t 1070) von seinem Zöj
genossen Nilos, des Johannes Theristes (f um 1129) und des GrüncÜ
des Patirklosters, Bartholomaeos (f 1130); letzteres wurde etwa um ll]
verfasst.
Ausser diesen Gruppen gibt es noch manche erwähnenswerte Möndi
und Nonnenbiographien aus derselben Zeit, wie die Biographien d
Mönches David von Thessalonike aus dem Anfang des 8. Jahrhundei^
der Elostervorsteherin Athanasia auf der Insel Aegina aus dem 9. Jah
hundert, der Theoktiste von Lesbos, verfasst von Niketas Mjj
gister am Anfang des 10. Jahrhunderts, der hl. Theodora von Theai
lonike aus derselben Zeit. In der zweiten Hälfte desselben Jahrhundev
wurde die Legende Lukas des Jüngeren, eines Thaumaturgen i
Attika, verfasst, die an Notizen individueller Natur reich ist und hial
risches Material zu den Beziehungen zwischen Byzantinern und Bulgan
enthält. Dem Anfang des 11. Jahrhunderts mag die Biographie der |
Paraskeue, der Schwester des Bischofes Euthymios von Madyta (f zw. H
und 996) angehören. Nicht zeitgenössisch und daher von geringerem hisb
rischen Wert ist das Leben des Germanos, der gegen Ende des 9. Jali
hunderts das Kloster Eosinitzes gründete. Michael Maleinos, Hegumen
des Eyminasberges, der Lehrmeister des Athanasios vom Athos, fand aiM
einen Biographen, der viele geschichtliche Ereignisse aufnahm. Nicht m
erwähnt darf Christodulos bleiben, der Gründer des Johannesklost«
auf der Insel Patmos (1079), dessen Leben von Johannes, dem Metan
politen von Rhodos, geschrieben wurde, und der noch mehrere andere hag«
graphische Schriften veranlasste. Paulos, Bischof von Monembasia i
Beginn des 10. Jahrhunderts, der Bruder des Bischofs Petros von Argo
hinterliess einen kurzen Bericht über einige kleinasiatische Einsiedlerinnc
und über Martha, die Vorsteherin eines Marienklosters in seiner Bischo
Stadt. Zur Mönchswelt des 10. Jahrhunderts gehör}; auch Nikon Meti
noites (f um 998), der im Peloponnes und auf der Insel Kreta wirkt
Seine Biographie ist im Urtext noch unediert.
Weit geringer ist die Anzahl von Biographien einzelner Bischöf<
die vom 8. — 10. Jahrhundert verfasst wurden: offenbar standen sie $
Popularität hinter den Vertretern des Mönchslebens weit zurück. Ausa
den oben genannten Bischöfen und Patriarchen aus dem Bilderstreite sin
zu nennen: Leon Thaumaturgos, Bischof von Katania (f um 780
dessen Leben von Leon Kenturipinos dargestellt wurde, Theodoros, Biscb
von Edessa, dem Basilios, Bischof von Emesa, sein Neffe, eine Biograph:
widmete (s. § 62), die Patriarchen von Konstantinopel Ignatios (f 87'
und Antonios Kauleas (893 — 95), als deren Biographen Niketas Davi
(s. § 75) und Nikephoros Philosophos zu nennen sind. Dazu komm<
die Lebensbilder der Bischöfe Georgios von Amastris in Paphlagonie:
Clemens von Bulgarien (f 916), Athanasios von Methone. Letzteres h
Petros, Bischof von Argos, zum Verfasser (f nach 920), der selbst wiedi
einen Biographen in einem seiner Nachfolger fand (s. § 74 Anm. 3). Wer
auch diese Lebensbilder vielfach kulturhistorisch nicht so wertvoll sii
^ie die Mönchsbiographien, so kommt doch manchen für die Staats- ui
I 1. Theologie« E. Hagiographie. (§88) I97
--^lirchengescluchte eine weit grössere Bedeutung zu; so sind z. B. die Bio-
-Jgraphien des Bischofes Georgios von Amastris und des schon oben ge-
'•(Bannten Bischofes Stephanos von Suroz höchst wichtige Quellen für die
älteste russische Geschichte.
1. Heiligenleben aus dem Bilderstreit: Die Acta S. Georgii Spatharii
md seiner Genossen ed. Acta SS. Augast 2, 434—47. Sie wurden nicht vor 870 verfasst.
Die Vita 8. Andre ae in Crisi ed. Acta SS. Octobr. 8, 135—142. Ebenda 142-149
-• die RexeoBion des Metapbrasten, die aber nicht auf die genannte Vita zurückgeht. — Die
rl Vita Pauli novi nur lateinisch in Acta SS. Juli 2, 635—639. Da der Patriarch Antonios
I Kaaleas darin erwähnt wird, so fällt die Abfassungszeit frühestens in das Ende des 9. Jahr-
"^ hnnderts. — Die Vita Stephani junioris von Stephanos, Diakon in Epel, ed. Analeota
gpraeca. Paris 1688 S. 396-531; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 100, 1069—1186. >-
Von dem Chronisten Theophanes gibt es 4 Biographien, eine anonyme ed. de Boor,
Theophanis Chronographia 2 (Leipzig 1885) 3 — 12, eine zweite von Nikephoros, Skeuo-
phylaz an der Blachemenkirche in Kpel, ed. de Boor a. a. 0, S. 13 — 27. Die dritte von
Theodoros Protoasekretis in codd. Monac. 3 saec. 10 u. Basil. F V 29 s. 14, ed. E. Krum-
bacher, Sitzungsber. bayer. Ak. 1895 (wird demnächst erscheinen), üeber die vierte (von
Methodioe) vgl. § 74 n. 3. — Die Vita des Niketas, Hegumenos von Medikion, verfasst
TOB seinem Schüler Theosteriktos, ed. Acta SS. April. 1, Appendix XX— XXXII. — Eine
{andere Vita dieses Niketas, verfasst von Johannes Hagioelites, ed. Tryphon E. Eu-
angelides, Ol ßloi ttSr ayitoy^ Athen 1895 S. 286—313 aus dem cod. Monac. 3 saec. 10
foL 51 — 65^, der demselben Verfasser auch eine Vita Basilii presbyteri Ancyran. zuschreibt,
fol. 26 — 32^. Eine dritte Vita des Niketas steht in dem cod. Bruxell. gr. 108. Es wurden ihm
noch andere Biographien gewidmet. — Die Vita des Johannes, Bischofs von Gotthia, ed. Acta
^ SS. Junii 5, 190 — 194, stammt von einem Zeitgenossen. — Die Vita des Stephanos, Bischofs
Ivon Snrozia in der Krim, ed. V. Vasilievskij, Petersburg 1893. Vgl. Anal. BoUand. 13
(1894) 181 und B. Z. 2 (1893) 348; 4 (1895) 211. — Mehrere biographische Texte über
f die Kaiserin Theodors verzeichnet die Biblioth. hagiogr. graeca S. 126. — Die Vita Josephi
Hymnographi von Johannes Diakonos ed. Acta SS. April. 1, Append. XXXIV — XLI;
abgedmckt bei Migne, Patr. gr. 105, 940—976. Johannes erwähnt eine von einem Theo-
phanes niedergeschriebene Vita, deren Lücken er ausfüllen wolle. — Einem Johannes
Diakonos, der vielleicht mit dem Biographen Josephs identisch ist, schreibt cod. Paris.
SappL gr. 690 saec. 12 fol. 255^ — 58 ein Opusculum contra eos, qui de cultu sanctorum
dobitant, zu. — Das Leben des Johannes Psichaites steht in den codd. Monac. 366 s.
11 fol. 214-224, Bodl. Barocc. 240 s. 12. Vgl. über diesen Heiligen Acta SS. Maii 6, 100.
— Ein Enkomion des Mönches Theophanes Anastasiotes auf Jakob den Jüngeren
{%'gL Acta SS. Mart. 3, 357—59) bietet der cod. Athous 3294 s. 17. — Die Biographie
des Euthymios, Erzbischofs von Sardes, verfasst von einem Mönche Metrophanes, steht
in dem cod. Bodl. Land. 69 s. 11 (unvollständig). — Die Vita des Erzbischofs Michael
von Synnada steht in dem cod. Athous 1184 s. 19 (Kopie einer alten Hs).
2. Märtyrerakten: Die Akten der 60 Märtyrer von Jerusalem ed. A. Papado-
pnlos Kerameus, Pravosl. Pal. Sbomik 34 (Petersburg 1892) 1—7 aus dem cod. Coisl.
303. Vgl. B. Z. 2 (1893) 316 f. - Aus derselben Hs stammt der Bericht des Stephanos
aber die 20 Märtyrer des Sabbasklosters aus dem Jahre 787. Ed. Acta SS. Mart. 3,
Appendix S. 2—14 (der Anfang fehlt). — Die Acten der 42 Märtyrer in Syrien von
Eoodios, einem Zeitgenossen, ed. Acta SS. Mart. 1, 887—893.
3. Mönchsbiographien: A. Aus Konstantin opel: Die Biographie der Kloster-
rorsteherin Irene ed. Acta SS. Julii 6, 602—634. — Die Vita Andreae Sali von Nike-
phoroe, Presbyter der Hagia Sophia, ed. Acta SS. Mai 6, Append. S. 4—111; abgedruckt
bei Migne, Patr. gr. 111, 625—888. — Den Text der Kap. 25 u. 26 ergänzte A. Vassi-
liev, Anecd. graeco-byzantina. 1 (Moskau 1893) 50—58. Sie enthält viele wunderbare
Begebenheiten, Visionen, Offenbarungen, Prophezeiungen, auch Sittenbilder jener Zeit. Ein
gewisser Epiphanios, Vertrauter des Andreas, spielt darin eine grosse Rolle. Ein Dialog
zwischen diesem Epiphanios und Andreas steht in cod. Sabbait. 415 saec. 14 fol. 148—189,
und vulglrgriechiscn in cod. Paris. 1771 saec. 15 fol. 160—180^. — In dem genannten cod.
Sabbait. fol. 189—242 und in cod. Monac. 552 saec. 14 eine Vita des Andreas, deren An-
fang von dem der gedruckten abweicht. — Die Vita Basilii junioris von dessen Schüler
Gregorioe in kürzerer Rezension ed. Acta SS. Mart. 3, Append. 24—37. Ein Fragment
tus einer längeren Rezension ed. Veselovskij, Schriften der Petersburger Akademie
t 46 (1890) 2, 10—82. Vgl. Anal. BoUand. 10 (1891) 487. Vollständig z. B. in cod. Paris.
1547 a. 1286 foL 1—129. Ein südslavischer Text wird demnächst von Skoj. Novako vi d
eiieit werden.
r
198 Byzantinische LitteratargeBchichte. L Prosaische litterator.
B. Aus Palästina: Die Vita Stephani Thaumatargi von dem Mönche Leoi
ed. Acta SS. Juli 3, 531—613 aus dem cod. Coisl. 303 (Anfang fehlt). Sie ist
wertvolle Urkunde für die Geschichte des Sabbasklosters und die Kenntnis der Zi
des hl. Landes.
C. Aus Eleinasien: Die Vita Pauli junioris in monte Latro ed. <H. Delehay<
Anal. Bolland. 11 (1892) 19— 74, 136— 183; auch separat. Vgl. B. Z. 1 (1892) 634.
Fragmente derselben hatte Vasiljevskij in s. Schrift über Symeon Metaphrastes, Pe<
bürg 1880, publiziert. — Vgl. H. Delehaye, La vie de St. Paul le jeune et la chronoh
de M^taphraste, Revue des questions historiques, Nouvelle s^rie 10 (1893) 49—86.
Diplome zur Geschichte des Paulosklosters auf dem Berge Latros gaben Miklosich
Müller, Acta et Diplomata graeca medii aevi 4 (Wien 1871) 290-329. — Die Biograf
des Mönches Nikephoros ed. pr. <H. Delehaye>, Anal. Bolland. 14 (1895) 130— 1(
— Die Biographien des Johannikios von den Mönchen Petros und Sabas ed. Van d(
Gheyn, Acta SS. Novembr. 2 (Brüssel 1894) 1, 311—435 mit Einleitung und wertvol'
Angaben über die Klöster und unedierte Biographien anderer Mönche des Olympoa.
Sabas hat auch das Leben des Mönches Petros von Atros am Fusse des Olympos {\
Acta SS. a. a. 0. 825 f., 371) verfasst, das noch nicht aufgetaucht ist. Vielleicht ist ai
Sabas, der Verfasser der Biographie eines Archimandriten Makarios (cod. Paris. 548 sai)
11 fol. 136—154^) mit dem genannten Sabas identisch.
D. Vom Berge Athos: Die Vita Euthymii von Basilios in Bruchstücken bi
Sophr. Kalligas, U&(oylag, 1863 S. 22 ff. — Die Biographie des Athanasios, des Stifte^
der Laura auf dem Athos, ed. pr. J. Pomjalovskij, Petersburg 1895 (aus cod. Mofl|
Synod. Nr. 398 nach der Zählung Vladimirs). Vgl. Anal. BoU. 14(1895) 213. Eine vulg«
griechische Bearbeitung bei Agapios Landes, KaXoxaigiyij Venedig 1657 S. ^/ior' ff. V||j
auch cod. Coisl. 223 a. 1301, Montfaucon, Bibl. Coisl. S. 274. — Eine Oratio in 6. Psala
in cod. Taurin. 320 scheint Athanasios zu gehören. Vgl. § 55 Anm. 6. — Alex. £. Lai
riotes, Aoytoi 'JyioQsijai, HxxX, UXijS', 13 (1893) 229 ff. verbreitet sich besonders über di
gelehrte Bildung des Athanasios. — Fragmente von Erzählungen aus der Komnenenzeit ei
Ph. Meyer, Die Haupturkunden für die Geschichte der Athosklöster, Leipzig 1894 S. 19
bis 184. Eingangs derselben werden IIoXXoi roJv dyltoy naxiqoiy und insbesondere ife
Leontios als Geschichtschreiber des Klosters genannt. — Noch unediert ist das Leben di
Athosmöncbes Johannes Knkuzelis. Davon gab P. Syrku, Joum. Min. Bd 282 (188S
130 — 141 den Anfang in russischer Uebersetzung. Vgl. B. Z. 1, 639. — Eine BiograpU
des Dionysios, des Gründers des gleichnamigen Klosters auf dem Athos, erwähnt Dräseac
B. Z. 2 (1893) 92.
E. Aus Kalabrien: Die Vita Eliae junioris nur lateinisch in Acta SS. Auguil
3, 489—509. — Die Vita Eliae Spelaeotis ed. Acta SS. Septembr. 3, 848—887. VgL das
G. Minasi, Lo Speleota ovvero S. Elia di Reggio di Calabria, monaco basiliano m
9. e 10. secolo, Neapel 1893. Vgl. B. Z. 3 (1894) 211. — Die Biographien des Luka
von Corleone und des Lukas von Armento nur latein. in Acta SS. Mart. 1, 98 — 10!
u. Octobr. 6, 332 ff. - Die Vita Vitalis Siculi ebenfalls nur lat. in Acta SS. Mart. f
26 — 34. — Die Vita Sabae junioris von Orestes ed. J. Cozza-Luzi, Studt e documenl
di storio e diritto 12 (1891) 33-56, 135-168, 312— 32a Die Textausgabe ist schlechi
Vgl. B. Z. 1 (1892) 635. Varianten dazu aus cod. Bruxell. 8229 in den Anal. Bolland. 1
(1892) 184. — Die Vita Christophori et Macarii von demselben Verfasser ed. Cozza
Luzi, Studi e documenti 13 (1892) 375—400. VgL B. Z. 3 (1894) 211. Dazu Variante
aus cod. Bruxell. 8368 in den Anal. Bolland. 12 (1893) 317 f. — Die Biographie des Nile
von Grottaferrata ed. M. Caryophilles, Rom 1624; wiederholt bei Migne, Patr. gl
120, 16 — 165. — Vgl. G. Minasi, S. Nile di Calabria, monaco basiliano nel decimo secol
con annotazioni storiche, Neapel 1892. Dazu Historisch. Jahrbuch 13 (1892) 894 f. — i
Rocchi, De coenobio Cryptoferratensi etc., Tivoli 1893 S. 9—16. — Zu beiden Schrifte
VgL B. Z. 2 (1893) 644 f. — Die Vita Bartholomaei Cryptoferrat. ed. P. Possinui
Thesaurus asceticus, Paris 1684 S. 429 — 55; nach einer Ausgabe von A. Mai wiederho]
bei Migne, Patr. gr. 127, 476—497. Ebenda 500—516 ein Enkomion auf den hl. Barthc
lomaeos von einem seiner Schüler. — Die Vita Philareti von Nilos nur lat. in den Act
SS. April. 1, 606 — 618. Ein Compendium derselben von Presb3rter Josaphat in der Un
versitätsbibl. von Messina. — Die Vita Joannis Theristae nur lat. in Acta SS. Februai
3, 481—83. — Die Vita Bartholomaei aus Kalabrien ed. Acta SS. Sept. 8, 810—826.
F. Verschiedene: Die Vita des David von Thessalonike (f 527—535) ed. pi
Val. Rose, Berlin 1887. Kritische Bemerkungen zum Texte von P. Papageorgio
B. Z. 2 (1893) 287—290. Varianten aus dem cod. Escorial. V 11. 3 u. einer Hs des Klostei
auf der Insel Chalki gab Uspenskij, Odessaer Jahrb. 4, Byz. Abt. (1894) 81-83. VgL di
Bemerkungen zu dieser Variantensammlung von E. Kurtz, B. Z. 4 (1895) 8 — 4. Heft. -
Als 4. Hs ist hinzuzufügen: cod. Athous 3586 s. 13. — Die Vita Athanasiae von einem 2ieii
t Theologie. E. Hagiographie. (§ 88) I99
ifmoaBen nur lat in den Acta SS. August. 3, 170—175. — Die Vita Theoctistae Lesbiae von
der Moskauer Synodalbiblioth., Joum. Min. Bd 248 (1886). Vgl. B. Z. 2 (1893) 312 f. — Der-
selbe cod. Moeq. 159 enthält das Leben eines Lokal heiligen von Thessalonike, Photios, der
anter Basilios II (976—1025) lebte. — Die Vita Lucae junioris ed. P. Eremos, *iaxixd,
1 (Athen 1874) 25—62. Fragmente hatte Combefis herausgegeben (abgedruckt bei Migne,
Patr. gr. 111, 441—480), die E. Martini, Anal. Bolland. 13 (1894) 81—121 vervollständigte.
— VgL Ch. Diehl, L'^glise et les mosatques du couvent de St. Luc en Phocide, Biblio-
(tlieque des ^coles fran9. d' Äthanes et de Rome, 55, Paris 188D. — Die Vita des Michael
M aleinos nur vulgärgriechisch bei Agapios Landes. Sie ist wichtig wegen vieler geschicht-
licher Daten. Vgl. Ph. Meyer, Die Haupturkunden des Athos S. ^, Schlumberger, Un
emperenr bjzantin au 10. si^cle, Nic^phore Phokas, Paris 1890 S. 314—24, der nach einer
mir nnzagänglichen Schrift von M. P. Syrku, Petersburg 1883, sich über Michael und
seine B^ehungen zu seinem kaiserlichen Neffen verbreitet. — Die Vita Christo-
dali ed. J. Sakkelion, *J»oXov&ia Ugd rov oaiov . . . XQicTodovXov, 3. Aufl. besorgt von
Kyrillos Bolne, Athen 1884 S. 109—133. -• Ebenda S. 134—225 Berichte über die
Translation des Christodulos von Athanasios, Patriarchen von Antiochien, und Wunder-
erxahlongen von einem Mönche Theodos ios. — Das Typikon, das Testament des
Christodulos und andere Urkunden über ihn edd. Miklosich et Müller, Acta
et Diplomata graeca 6 (Wien 1890) 21 -90. — Verschieden von dem eben erwähnten
Lokas ist der Stylite Lukas der Jüngere, der auch um die Mitte des 10. Jahrhunderts
lebte, nnd von dem eine unedierte Vita in dem cod. Paris. 1458 vorliegt. Vgl. Delehaye,
Les Stylites, Revue des quest. bist. 13 (1895) 67 f. — Die Vita der hl. Paraskeue ed.
A. Papadopulos Kerameus, 'JydXBxta UgoaoX, ataxvoX. 1 (Petersburg 1891) 438 — 453.
— Die Vita des Klostergründers Germanos ed. Acta SS. Maii 3, 7—12 (unvollständig).
— Die Jlijytjirtg negi iyaQeroiy ayd^aty xai yvyaixtoy des Paulos von Monembasia ed.
(fragm.) M. Gedeon, "ExxX. UXt}&. 4 (1883—84) S. 225 f. Die kurze Notiz über die Kloster-
vorsteherin Martha steht in den Acta SS. Maii 5,482. — Hss: codd. Sabbait. 265 s. 14
foL 223—236, Paris, suppl. gr. 28 s. 15 fol. 340^—45 u. a. — Die Vita des Niketas
Metanoites ed. lat. Martene et Durand, Veter. script. ampliss. collectio 6 (Paris 1729)
^7 -887. Griechisch in dem cod. Athous 3283. — Ein lateinischer Text aus Surius bei
Migne, Patr.gr. 113, 975-988.
4. Biographien von Bischöfen: Das Leben des Leon Thaumaturgos von Leon
TOD Centorbi nur lat. (und anonym) in Acta SS. Februar. 3, 223—25. — Demselben Leon Kentu-
ripinoe, der auch Leon Sikulos genannt wird, werden Enkomien auf den hl. Nektarios von
Kpel und den Apostel Jakob handschriftlich zugeeignet. — Die griechisch noch unedierte
Vita des Antonios Kauloas, Patriarchen von Kpel, steht lateinisch in den Acta SS. Febr. 2,
4 622—629 und bei Migne, Patr. gr., 106, 181—200. Der sonst nicht bekannte Verfasser, Nike-
t phoroB Philosophos, war Zeitgenosse des Antonios und blühte unter Leo dem Weisen. Er
t liebt klassische Anspielungen und huldigt der überschwenglichen Rhetorik seiner Zeit. — Nicht
ra verwechseln damit ist eine zweite Vita des Antonios von Nikephoros Gregoras. —
Die Biographie des Bischofs Georgios von Amastris ed. Vasilj evskij, Russisch-
1 byzantinische Forschungen 2, Petersburg 1893. Sie erwähnt einen Raubzug der Russen
gegen Kpel, der von £. Kunik, Bulletin historico-philologique de Tacad^mie de St. Peters-
buurg 3 (1847) 36—39 als der 865 (bezw. 860) erfolgte angesehen wurde, während W. v.
; Gutzeit, Bulletin etc. 27 (1881) 338 sich für den des Jahres 941 aussprach. — Vgl. die
f Anzeige von V. Jagi£, Arch. slav. Philol. 16(1894)216—224. — Gegen Vasiljevskij pole-
misierie neuerdings W. von Gutzeit, Die Legenden von Amastris uud Ssuros% Riga 1893.
— Die Biographie des Erzbischof es Klemens von Bulgarien wurde früher mit Unrecht
Theophylakt zugeschrieben; Fr. Miklosich, der sie neu herausgab, Wien 1847, erkannte
^ sie als das Werk eines Zeitgenossen aus dem 10. Jahrhundert.
5. Als Hagiographen, die das Leben früherer Märtyrer und Heiligen beschrieben,
«'ind m nennen: Gregor ios, Presbyter von Käsarea (s. § 76 Anm. 6), Johannes, Mönch von
Hhodoe im 9. Jahrb., von dem uns eine Biographie des Märtyrers Artemios überliefert ist,
' welche früher Johannes von Damaskos zugeschrieben wurde. Ed. A. Mai, Spicileg. Roman.
4. 340—397; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 96, 1251 — 1320. — Die darin befindlichen
bmchatficke aus Philostorgios' Histor. eccl. besprach P. Batiffol, Römische Quartalschr.
3 (1889) 252-259. Dieser Johannes von Rhodos ist von dem Biographen des hl. Christo-
daloe zu unterscheiden. — Von Johannes, Bischof von Sardes um die Wende des
9. Jahrhunderts, sind auch Akten des Märtyrers Nikephoros erhalten, welche die
früheren Märtyrerakten desselben rhetorisch aufputzen (latein. in Acta SS. Febr. 2, 285—288)
nad eine unedierte Vita SS. Barbarae et Julianae in cod. Paris. 1458 saec. 1 1 toi. 46—49.
200 Byzantinische Litteratargeschichte. L Prosaische Liiteratar.
— Ein anonymes Enkomion auf den Märtyrer Therapon, das dessen Translation
Kpel i. J. 806 feiert, ist gedruckt in den Acta SS. Mail 6, 682—692. - Arsenios, Bif
von Kerkyra (um 800), verfasste ein historisches Enkomion aof den Märtyrer Therim
Ed. Sp. Lampros, KeQxvgaixa avix&ota, Athen 1882 S. 9 — 22. Textkorrekturen daza
der ExxA. '^Äjy^. 4 (1883—84) 612 f. — Für Nikephoros üranos vgl. § 57 Anm. 3.
6. Das einzige bis jetzt bekannt« Lebensbild eines Laienheiligen ans di<
Periode ist die Vita des hl. Eudokimos, der vom Kaiser Theophilos zum Stratopedard
ernannt wurde und 33 Jahre alt um 840 in Charsianon starb. Ed. pr. Chr. Loparei
Petersburg 1893. ,Die Vita gehört zu den unerquicklichsten Erzeugnissen der Hagiograpl '
K. K. in B. Z. 3 (1894) 424 f.
89. Symeon Metaphrastes (Svi^utov 6 fieragfQMTrjg) ist der bei
teste unter den byzantinischen Hagiographen, zugleich aber der Ni
an den sich die meisten ungelösten Fragen der byzantinischen Hagic
grapbie knüpfen. Seine Lebenszeit kann nunmehr mit annähernde
Sicherheit in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts angesel
werden. Der frühere Ausgangspunkt zur Bestimmung derselben, die
graphischen Angaben in dem Lebensbild der hl. Theoktiste von Lesl
wodurch sich schon Michael Psellos irreführen liess, muss definitiv falli
gelassen werden, nachdem der wahre Verfasser dieser Vita, Nikel
Magister, bekannt worden ist. Auf diesen, nicht auf den Metaphrasteqj
beziehen sich jene autobiographischen Angaben, wonach Niketas an dei
Expedition des Admirals Himerios nach Kreta als Legat des Kaisers teih
nahm (902). Schon vor der Klarstellung dieser Verhältnisse hatte Gfi;
Vasiljevskij die neue Datierung vorgenommen auf Grund eines sehr be»
stimmten Zeugnisses aus der Chronik des Jahiä von Antiochien und dec
Annahme, die allerdings nicht zutrifft, dass Symeon Metaphrastes dei
Verfasser der Vita des hl. Paulos vom Latrosberge sei. Weiteres Bewei»-
material bietet dafür die Vita Samsonis unter den Legenden des Meti^
phrasten, deren zweiter Teil die Wunderthaten des Heiligen bis auf di«
Zeit ihres Verfassers erzählt und hiebei die Kaiser Romanos H (959 — 63)
und Johannes I Tzimiskes (969 — 976) erwähnt. Dieses Lebensbild ist
aber echt metaphrastisch; der Prolog weist sogar auf die ganze Redaktions-
thätigkeit des Metaphrasten auf dem hagiographischen Gebiete hin. Wenn
Michael Psellos des weiteren in seinem Enkomion und Kanon auf Symeon
diesem den Titel Logothetes gibt, dessen hohe Vertrauensstellung bei ,den
Kaisern' erwähnt und ausdrücklich berichtet, dass er seine hagiographische
Sammlung auf Geheiss ,des Kaisers' angelegt habe, so besteht kein ge-
nügender Grund, die Substanz dieser Nachrichten anzuzweifeln. Dieser
Kaiser war wohl kein anderer als Konstantin Porphyrogennetos (912 biß
959), und so erscheint Symeons Sammlung als ein Glied der umfassenden
Kompilationsarbeit, die der genannte Kaiser anregte. Mit Gr. Vasi-
ljevskij halten wir auch die Identität des Hagiographen mit dem Chro-
nisten Symeon Magister und Logothetes für sehr wahrscheinlich.
Für diese Identität sprechen die Benennung als Logothet, die Michael
Psellos dem Hagiographen gibt, die wahrscheinliche Abfassung der Chronik
unter Nikephoros Phokas (963 — 69), die mit der Lebenszeit des Meta-
phrasten trefflich stimmt, endlich der Charakter der Chronik Symeon«
selbst, die sich wie die hagiographische Sammlung des Metaphrasten all
Kompilationsarbeit darstellt und ausdrücklich bekennt.
1« Theologie. E. Hagiographie. (§ 89) 201
Weit schwieriger ist es, den Charakter der Arbeit des Meta-
»brasten zu bestimmen. Aufschlüsse darüber enthält nur das Enkomium
les Michael Psellos. Dieser berichtet, dass die alten Märtyrerakten und
Seiligenlegenden infolge des Neuerwachens altgriechischer Gelehrsamkeit
lern Gteschmacke der Gelehrtenkreise von Byzanz nicht mehr entsprachen,
und dass Symeon Metaphrastes es unternahm, dieselben durch rhetorischen
und stilistischen Aufputz seinen Zeitgenossen wieder geniessbar zu machen.
Michael Psellos gibt jedoch die Mittel nicht an, wodurch Symeon seinen
Zweck zu erreichen suchte. Der einzig sichere Weg, um diese zu er-
kennen, ist der Vergleich zwischen den metaphrastischen Legenden und
ihren älteren Vorlagen. Derartige Vorlagen sind jetzt in genügender Anzahl
bekannt, um eine solche vergleichende Studie zu ermöglichen, die leider
noch nicht unternommen wurde. Die Vorstellung einer absoluten Scha-
blone scheint uns auf jeden Fall unzutreffend; Symeon gewährte sich
selbst einen grösseren Spielraum bei seiner Redaktionsthätigkeit. Nach
Wahrnehmungen, die hier nicht näher dargelegt werden können, wären
wir versucht, drei Kategorien von metaphrastischen Heiligen-
leben aufzustellen, wovon die erste jene umfasst, die Metaphrastes in
ihrer ursprünglichen Gestalt fast ohne Änderung in seine Sammlung
herübemahm. Der Zweck seiner Arbeit selbst bedingt den geringen Um-
fang dieser Kategorie. Die zweite, umfangreichste, besteht aus den Le-
genden, bei denen eine gänzliche stilistische Umarbeitung vorge-
nommen wurde. Die Feststellung der Art und Weise dieser Umarbeitung
ist die Aufgabe jener vergleichenden Untersuchung, die vom litterarischen
Gesichtspunkte manches Interesse bieten wird. Als Eigentümlichkeiten
der metaphrastischen Umarbeitung stellen sich schon jetzt dar das Bei-
behalten von chronologischen Bestimmungen, von Wendungen und An-
gaben, die nur für den ersten Autor passten (das klassische Beispiel dafür
bietet das Leben der Theoktiste von Lesbos), sodann Abänderungen von
liturgischen und kirchenrechtlichen Bestimmungen nach den Gebräuchen
des 10. Jahrhunderts. Sehr oft kehrt auch die Bemerkung wieder, dass
bei der Auswahl des Stoffes aus den früheren Legenden der Gesichtspunkt
des praktischen Nutzens und der Nachahmung der Heiligen massgebend
gewesen sei, dass also das historische Interesse dem ethischen unterge-
ordnet wurde. Eine dritte Kategorie scheint solche Legenden zu um-
fassen, bei denen die Redaktionsarbeit einer neuen Abfassung gleich-
kommt. Der Fall der Lebensbeschreibung der Theoktiste von Lesbos
mahnt allerdings zur äussersten Vorsicht; die Arbeit eines früheren Ver-
fassers kann beim Mangel des betreffenden Textes leicht Symeon selbst
zugeschrieben werden.
Die Frage kann nicht vollständig gelöst werden, weil eine weitere
noch der Lösung harrt. Diese bezieht sich auf den ursprünglichen
Umfang der metaphrastischen Legendensammlung. Mit dem
Mangel an ausschliesslich metaphrastischen Hss kommt ein erstes Mittel
zur Feststellung desselben in Wegfall. Die Zusätze, die sicher schon früh
aus praktischen Gründen hinzukamen, wurden von dem Eigentum des
Metaphrasten äusserlich nicht unterschieden, so dass die jetzigen Hss von
202 BysantiniBche Litteratnrgeschichte. I. Prosaiache Litteratnr.
Heiligenlegenden keinen Aufschluss darüber gewähren. Auf die Hsskataloge
kann man sich nicht verlassen ; denn hier ist vielfach der Missbrauch ein-
gerissen, sämtliche anonymen Heiligenlegenden mit dem Namen des Meta- !
phrasten zu behaften. Die bisherigen Drucke bilden erst recht keine
Autorität. Nach inneren Kriterien lassen sich am ehesten jene Le-
genden als echt metaphrastisch ansehen, welche eine schematische Ein-
leitung an der Stirne tragen, welche sich über die ethisch-pädagogische
Bedeutung der Heiligen und den entsprechenden Zweck der Heiligen-
legenden verbreiten. Es wäre aber verfehlt, die Zugehörigkeit zur ur-
sprünglichen Sanmilung bei den übrigen von vornherein zu leugnen, sowie
andererseits nicht vergessen werden darf, dass auch andere Hagiographen
jene Einleitung häufig brauchen. Paläographische Forschungen und litterär- \
kritische Untersuchungen müssen daher den Weg zu einer Bestimmung
der ursprünglichen Legendensammlung des Metaphrasten noch erst ebnen.
Was die historische Glaubwürdigkeit Symeons angeht, so sind
die Anklagen über Erfindung von Martyrien und Legenden, die früher
gegen ihn erhoben wurden, gegenstandslos. Symeon hielt sich an seine
Vorlagen und gab diese ohne Kritik dem Inhalte nach wieder. Wo daher
unhistorische Persönlichkeiten und Begebenheiten vorgeführt werden, da
müssen diese Verstösse gegen die historische Wahrheit seinen Quellen
zur Last gelegt werden. Die wenigen inhaltlichen Zusätze, die auf Symeon
zurückgeführt werden können, bestehen in der Regel aus Wundererzäh-
lungen aus der späteren Zeit, und hier erweist sich Symeon als Kind
seiner Zeit. Es ist bekannt, wie die Vita Abercii des Metaphrasten durch
die Auffindung des ursprünglichen Steines, auf dem die in der Vita mit-
geteilte berühmte Inschrift des Aberkios eingegraben war, glänzend ge-
rechtfertigt wurde. Weise Zurückhaltung ist auch Legenden gegenüber
die erste Pflicht der wahren Geschichtsforschung.
Mit der grossen Legendensammlung ist der litterarische Nachlass
Symeons nicht erschöpft. Unter seinem Namen gehen zwei Sammlungen
von ethischen Aussprüchen aus den Werken des Basilios des Grossen
und aus den Homilien des ägyptischen Makarios. Handschriftlich, z. B. in
cod. Paris. 509 saec. 14 fol. 83—229, wird ihm auch eine ähnliche Sammlung
aus den Schriften des Johannes Chrysostomos, sowie eine Sammlung
von 131 KsifdXaia yvoa^iixa zugeeignet. Dazu kommen zwei Keden
auf die hl. Jungfrau, 9 Briefe an verschiedene Freunde, mehrere Gebete
und geistliche Lieder, die allerdings auf ihre Echtheit noch zu unter-
suchen sind. Wenn ihm auch die Chronik des Symeon Magister angehört,
so ergibt sich aus dem Ganzen ein Bild des litterarischen Schaffens des
Metaphrasten, das ihm eine hervorragende Stelle im kompilatorischen Zeit-
alter des Konstantinos Porphyrogennetos zusichert.
1. Ausgaben: Legenden des Metaphrasten erschienen zuerst lateinisch in Bd 5— ^7
der Vita sanctorum prisconim Patrum von Lippomanus, Venedig 1556—58, sodann in
der Sammlung von Surius, De probatis Sanctorum vitis, Venedig 1770— 75. — Der grie-
chische Text erschien zuerst in der vulgärgriechischen Umarbeitung des kretischen
Priesters Agapios Landes unter den Titeln AVo? Tirr^ef (feurof, Venedig 1641 und I^ioy
'ExXoyioy, Venedig 1679. -— Die vollständigste Ausgabe im griechischen Urtext ist die
von Migne, Patr. gr. 114 — 116. Sie hat aber keinen selbständigen ViTert; es wurde nur
der in Pariser Hss vorliegende griechische Text der Legenden geboten, welche bei Surius
1« Theologie. E. Hagiographie. (§ 90) 203
und in den Acta SS. Metaphrastes zugeschrieben werden. Sie umfasst 136 Legenden; da-
von einige nur lateinisch. — Andere Schriften des Metaphrasten vereinigt bei Migne,
Patr. gr. 114, 209 — 292. — Die Sammlung der 'H^ixoi Xoyoi, des Basilios steht bei M ig ne,
Patr. gr. 32, 1116-1381. Vgl. Fr. Diekamp, Theol. Quartalschr. 77 (1895) 284 f. — Die
Sammlung aus den Homilien des Makarios bei Migne. Patr. gr. 34, 841-965.
2. Hilfsmittel: Das Enkomion und das Offizium auf Symeon Metaphrastes von
Michael Psellos, bei Migne, Patr. gr. 114, 184—205. — L. Allatius, De Symeonum
seriptis diatriba, Paris 1664 S. 24 — 151. L. Allatius gibt hier eine Liste von 122 Legenden,
die er als echt metaphrastisch ansah (S. 124—130), und denen er zwei andere Listen von
oichtmetapbrastiscben Legenden gegenfiberstellte (S. 80—124). — Eine zweite Liste von
,echt' metaphrastischen Legenden von Hancke umfasst 87 Nummern, eine 3. von Dan. Nessel
139 Nummern; beide bei Migne a. a. 0. 293 — 304. — F. Hirsch, Byzantinische Studien,
Leipzig 1876 S. 308—311 und A. Rambaud, L'empire grec au 10. sidcle, Paris 1870
S. 92 ff. sind fiberholt. — Gr. Yasiljevskij, Ueber aas Leben und die Werke des Symeon
Metaphrastes, Joum. Min. Bd. 212, Nov. Dez. 1880, 379 -437 (mir imzugänglich). Vgl.
die Anzeige von V. Jagiö, Archiv slav. PhiloL 5 (1881) 487 f. — Theophilos Joannu,
Mnjfdeia uyiol., Venedig 1884 S. 11 ff. behauptet die Identität des Metaphrasten mit dem
Chronisten Symeon und sogar mit Niketas David Paphlagon! — H. Delehaye, La vie
de Saint Paul le jeune et la Chronologie de Mötaphraste, Revue des questions historiques,
Nouvelle säne 10 (1893) 49—85, spricht gegen Yasiljevskij dem Metaphrasten die Autor-
schaft der Vita Pauli vom Latrosberg mit Recht ab, nimmt aber die neue Datierung unter
Vorbehalt an. — Der Umstand, dass auch Nikephoros Gregoras in seinem Lebensbild der
Kaiserin Theophano, ed. HergenrOther, Monumenta graeca ad Photium . . spectantia,
Regenaburg lo69 S. 80, den Metaphrasten in die Zeit Leos des Weisen setzt, scheint
gegen die neue Datierung nicht besonders ins Gewicht zu fallen. Vielleicht bieten die
schon erwähnten Ztixoi tov Ovgayov ngos roy £vfjtetüya xoy Msxafpgaaiijy (s. § 57 Anm. 3)
einen neuen Anhaltspunkt für die Bestimmung der Lebenszeit des Metaphrasten.
3. Aeltere Vorlagen des Metaphrasten: Als solche sind folgende erkannt, die
wir in alphabetischer Reihenfolge verzeichnen: Die Akten des Märtyrers Akindynos und s.
Genoesen (vgl. Acta SS. Nov. 1, 461), die Akten des Märtyrers Anastasios des Persers,
die Vita des Daniel Stylites in cod. Vindob. histor. 28, die Vita Euthymii von Kyrillos
von Skythopolis, die Vita Gregors von Agrigent von Leontios von Rom, das Enkomion
des Andreas von Kreta auf den Apostel Jakob, die Biographie des Mönches Johannikios
von Sabas, die Vita Martiniani Eremitae (vgl. Acta SS. Februar. 2, 667), die Akten des
Märtyrers Nikephoros (vgl. Acta SS. Februar 2, 283), die Vita der Bttsserin Pelagia von
Jakobos Diakonos, die Biographie des Bischofes Spyridon von Trimithus von Leontios von
Neapolia, das Martyrium des Theodoros Dux von Augaros, das Enkomion des Theodoros
von Peirae auf den Kdnobiarchen Theodosios, die Akten des ApostelschUlers Timotheos
(ed. H. Usener, Bonner Universitätsschrift 1877 S. 30) u. a. — Zum Vergleiche sind auch
frühere Panegyriker, wie Georgios von Nikomedien, Niketas David Paphlagon u. a. heran-
zuziehen.
90. Die Hagiographie seit dem 11. Jahrhundert« Die Legenden-
redaktion des Symeon Metaphrastes entsprach dem Geschmacke der By-
zantiner in hohem Masse. Nicht bloss Michael Psellos, auch Theophanes
Kerameus, Michael Glykas, Theodoros Balsamon, Nikephoros Eallistos,
Matthaeos Blastares u. a. spendeten ihm begeistertes Lob. Seine Samm-
lung wurde unzähligemal abgeschrieben, und in kurzer Zeit waren die alten
Legenden aus dem liturgischen Gebrauche verschwunden. Der Zuwachs
an originalen Heiligenleben war in den folgenden Jahrhunderten
gering: eine Erscheinung, die sicher nicht bloss auf die unvollständige
Hebung des noch unedierten Materials zurückzuführen ist, sondern mit
der Entwickelung der byzantinischen Kultur selbst zusanmienhängt. Neue
Heiligengestalten lernen wir im 11. Jahrhundert ausserhalb Kalabrien
nur wenige kennen, z. B. Dorotheos den Jüngeren, dessen Lebens-
bild Johannes Mauropus verfasste, Symeon den Jüngeren,
als dessen Biograph Niketas Stethatos schon genannt wurde (s. § 64).
Im 12. Jahrhundert fand der Wunderthäter Meletios der Jüngere
zwei Biographen in Nikolaos von Methone und Theodoros Prodromos,
204 ByxantiniBche IdtteratargeBchichte. L Prosaische Litteratnr.
In dasselbe Jahrhundert gehören auch Heiligenleben von Johannes Zo-
naras, Theodoros Balsamen, neue Akten des Apostels Thomas von Niketas,
Erzbischof von Thessalonike, die Lebensbeschreibung des hl. Philotheos
Opsikianos von dem berühmten Erzbischofe Eustathios von Thessalonike,
vielleicht auch das Leben des Bischofes Leontios von Jerusalem (f 1190)
von Theodosios von Konstantinopel. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts
wandte der Patriarch von Konstantinopel Gregorios Kyprios der Hagio-
graphie wieder ein intensiveres Interesse zu. Sein Zeitgenosse, der Historiker
Georgios Akropolites, und bald nachher Nikephoros Chumnos, Theo-
doros Metochites, Theodoros Meliteniotes versuchten sich auch auf
diesem Gebiete. Erst Konstantinos Akropolites entfaltete aber wieder
eine grössere Thätigkeit auf demselben und erwarb sich dadurch den Ehren-
namen Neog M£xa(fqcc<s%rig, Er war der Sohn des genannten Historikers,
bekleidete hohe Staatsämter in Konstantinopel und stand mit Georgios
Kyprios, Manuel Moschopulos und anderen hervorragenden Persönlichkeiten
seiner Zeit in Korrespondenz. Er lebte noch im Jahre 1321. Aus der Zahl
seiner Heiligenlegenden, die den grössten Teil seines umfangreichen littera-
rischen Nachlasses bilden, sind nur vier gedruckt. Sie beziehen sich auf die
Märtyrer Demetrios von Thessalonike und Barbaros von Bulgarien, die j
hl. Theodosia, welche unter Leo dem Isaurier für den Bilderkult starb
(726), und Johannes von Damaskos. Die Rhetorik der Paläologenzeit
zeigt sich hier in ihrer ganzen Üppigkeit, obgleich Konstantinos mit
Redensarten über seine rhetorische Unfähigkeit fast alle seine Vorgänger
tibertriflft.
Den Namen eines neuen Metaphrasten würde auch der Geschicht-
schreiber und Polemiker Nikephoros Gregoras (§31 und Krumbacher),
ein jüngerer Zeitgenosse des Konstantinos Akropolites, verdienen. Hand-
schriftlich ist von ihm eine ganze Reihe von Heiligenlegenden erhalten, und
in einer derselben, in dem Lebensbild der Kaiserin Theophano, bezeugt
Gregoras selbst, dass er deren viele verfasst habe. Diese scheinen sogar
die Legenden des Metaphrasten zum Teil wenigstens aus dem Gottesdienste
verdrängt zu haben; denn, wie Gregoras selbst berichtet (Histor. 1. 24
Kap. 2), bedrohten ihn Nikolaos Kabasilas und dessen Mitsprecher bei
einer theologischen Disputation, der Kaiser würde seine Heiligenleben,
oaoi in* ixxXr^aiccg iv xalq rwv dyicov dvayivoiffxovtai fivrjfiaigy verbrennen
lassen. Mehrere derselben beziehen sich auf historische Persönlichkeiten
der byzantinischen Zeit, wie auf Antonios Kauleas, Patriarchen von Kon-
stantinopel, Michael Synkellos von Jerusalem, Johannes, Erzbischof von
Heraklea im Pontes, den Oheim des Gregoras, die eben erwähnte Kaiserin
Theophano u. a. Gedruckt sind davon nur zwei Stücke, das Martyrium
des hl. Kodratos von Korinth und das Lebensbild der Kaiserin Theophano,
der Gemahlin Leos VI. Eine Quellenuntersuchung kann daher hier noch
weniger als bei Konstantinos Akropolites vorgenommen werden.
Der dritte grössere Hagiograph des 14. Jahrhunderts ist Philotheos,
Patriarch von Konstantinopel f 1379 (vgl. § 35). Im Drucke liegen von
ihm vor zwei Lobreden auf die Märtyrin Anysia von Thessalonike und
auf die 3 Kirchenväter Basilios, Gregorios Theologos und Chrysostomos,
t Theologie. £. Hagiographie. (§ 90) 205
wie das Leben seines Zeitgenossen Palamas, der bald nach seinem Tode
s Heiliger verehrt wurde ; handschriftlich, z. B. im cod. Marcian. 582, ist
>er eine grössere Anzahl erhalten. Vielleicht sollten sie die Heiligen-
ben seines Gegners Nikephoros Gregoras verdrängen.
Als weitere Hagiographen des 14. und 15. Jahrhunderts sind zu
'nnen: Maximos Planudes (s. § 30 Anm. 7), Gregorios Palamas
32), Kallistos Xanthopulos, Patriarch von Konstantinopel (§ 69
im. 3), Johannes von Nikomedien, Neilos, Metropolit von Rhodos
36), der um 1366 die hl. Matrona von Chios verherrlichte, Philotheos,
^bischof von Selymbria in Thrakien (um 1365), der Lebensbilder des
schofs Agathonikos und des Mönches Makarios von Konstantinopel ver-
sste, deren Khetorik deutlich auf die Paläologenzeit hinweist. Einem
iurentios Rutiensis, Mönche eines kalabrischen Klosters, schreiben
e BoUandisten verschiedene Heiligenleben zu, die in einem von Laurentios
Ibst geschriebenen cod. Ambrosianus des 14. Jahrhunderts enthalten
id. Als die jüngsten byzantinischen Märtyrerakten sind endlich die
s Johannes Epirotes und des Andreas Chios (f 1465) zu ver-
ichnen, wovon letztere von Georgios von Trapezunt in Rom verfasst
irden.
1. Die Biographie des Leontios von Jerusalem von Theodosios wurde ge-
ickt mit den Homilien des Makarios Chrysokephalos in Wien (1793?) S. 380—434.
2. Die Biographien der Tbeodosia und des Johannes von Damaskos von Eons tan-
108 Akropolites stehen bei Migne, Patar. gr. 140, 812—885, 893—896. — Die Lobreden
f die Märtyrer Demetrios und Barbaros ed. A. Papadopulos Kerameus, 'JydXexta
oifoXru. ojaxvokoyias 1 (Petersburg 1891) 160—205,405-420. — Der dem Autor gleich-
tige cod. S. Sepulcri 40 enthält noch 20 weitere Schriften desselben. Vgl. A. Papa-
pulos Kerameus, 'legoaoXv/ji. ßißXio&ijxtj 1 (Petersburg 1891) 120—126; JbXxLop 3
•<90 - 1892) 445 f. — - Den zweiten Teil seiner Schriften enthält cod. Ambros. H 81 sup.,
er den M. Treu, JeXrioy 4 (1892) 35-50 berichtet. Er enthält meistens Heiligen-
Lenden, auch einige Briefe, Dichtungen und Gebete. Einige kleinere Stücke ed. Treu
a. 0. S. 42-50. Vgl. B. Z. 1 (1892) 622 f. — Einen Brief des Konstantinos Akro-
lites, der eine höchst einseitige Kritik des Timarion enthält, ed. M. Treu, B. Z. 1 (1892)
4 f. — Vgl. auch M. Treu, Maximi monachi Planudis epistelae, Breslau 1890 S. 248 f.
3. Das Martyrium des Kodratos von Korinth von Nikephoros Gregoras aus
n Acta SS. Mart 2, 696-700 bei Migne, Patr. gr. 149, 504—521. — Die Vita der Kaiserin
leophano auszugsweise ed. J. Hergenröther, Monuments graeca ad Photium ejusque
storiam pertinentia, Regensburg 1869 S. 72—83. — Andere Legenden verzeichnet L.
llatiuR, De Symeonum scriptis diatriba, Paris 1664 S. 267. — Handschriftlich sind
ren vorhanden in cod. Vatican. 1086, cod. Monac. 10 saec. 16 u. a.
4. Die Vita des Bischofs Agathonikos von Philotheos, dem Erzbiscbof von Selymbria,
ht bei Migne, Patr. gr. 154, 1229 — 1240. — Das Enkomion auf Makarios v. Kpel ed. A.
ipadopulos Kerameus, MavQoyoqddtHOi ßißXio9ijxtj, 'Jyexd. iXXtjy,^ Kpel 1884 S. 46-59.
n Verdammungsurteil des Philotheos gegen Nikephoros Gregoras (1368) edd. Miklo-
ch u. Müller, Acta et diplomata graeca 1, 490. — Einem anderen Bischof von Selymbria,
natios (um 1431), wird in dem cod. Vatic. Ottob. 441 a. 1477 eine Vita Constantini et
lenae zugeschrieben, die Theophilos Joannu, Myrjfisia äyioXoy. S. 164—229 als
aoyme Schrift ediert hat.
5. Eine Vita des Bischofs von Amasea, Basilios, von Johannes von Nikomedien
n 1322), ed. Acta SS. April. 3. L— LV.
6. Von den Legenden des Laurentios Rutiensis in dem cod. Ambros. N 152
id 8 in den Acta SS. gedruckt. Vgl. Bibliotheca hagiogr. graeca S. 143. Sie feiern
irtyrer und ältere Heiligen.
7. Die Märtyrerakten des Johannes Epirotes stehen in den Acta SS. April.
610 f. (latein. aus einem griech. Original), diejenigen des Andreas Chios von
K>rgios von Trapezunt in den Acta SS. Mai 7, 185 — 188 (lateinisch; ob Original grie-
jsch?).
206 Byzantiniache Litteratnrgeschiohte. I. Prosaisohe Litteratnr.
F. EatenexL
91. Allgemeines. Catenae, 2€iQaC nannte man schon im Mittelalter
die Sammlungen von Auszügen aus den Schriften der Kirchenschriftsteller,
die von einem einheitlichen Gesichtspunkte aus angelegt wurden und ver-
möge der Gleichartigkeit des Themas, auf das sie sich beziehen, wie die
Glieder einer Kette zusammenhängen. An solchen Sammlungen ist die
theologische Litteratur der Byzantiner ausserordentlich reich; sie liegen
aber noch zum grössten Teil zerstreut in den Bibliotheken des Morgen-
und Abendlandes, und ihre Erforschung steht noch in den ersten An-
fängen. Entstehungszeit, Verfasser, Quellen, innere Anlage, gegenseitiges
Verhältnis der zahlreichen gleichartigen Katenen, Wert und Bedeutung
dieses letzten Zweiges der theologischen Litteratur, alle diese Fragen
können daher jetzt nur eine allgemeine Beantwortung finden. Auf ihre
Bedeutung fQr die Gesamtcharakteristik der byzantinischen Theologie
wurde schon oben hingewiesen (s. § 4): schon ihre blosse Existenz offen-
bart das Ermatten der selbständigen Geistesthätigkeit, von welcher die
griechische Theologie in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts ergriffen
wurde, und die sie niemals ganz überwunden hat. Damit ist auch die
Entstehungszeit dieser Litteraturgattung im allgemeinen bestimmt. Begriff
und wesentlicher Charakter derselben lässt auch darüber keinen Zweifel,
dass der litterarisch-ästhetische Wert dieser Kompilationslitteratur ein
sehr geringer ist; dem Katenenschreiber gehört nur die Anlage und die
Wahl der Auszüge als geistiges Eigentum an, und selbst hierin schlössen
sich die Späteren mit wenigen Ausnahmen ihren Vorgängern in der Weise
an, dass sie deren Sammlungen, nicht die Werke der Kirchenschriftsteller
selbst, als Quellen ihrer Kompilationen benützten. Damit hörte die letzte
Geistesarbeit auf; ohne Geistesarbeit aber kein Litteraturprodukt. Käme
daher für die Katenen nur der litterarische Gesichtspunkt in Betracht, so
wären der ihnen gewidmeten Worte schon zu viel. Eine höhere Bedeutung
besitzen sie für die Überlieferungsgeschichte der älteren theo-
logischen und, wenn auch in geringerem Masse, der antiken klas-
sischen Litteratur. Für die letztere vgl. Krumbacher. Was die
erstere angeht, so ist bekannt, dass viele Schriften von Arianern und
Semiarianern, wie Theodoros von Heraklea, Eusebios von Emesa, Eudoxios
von Konstantinopel, Eusebios und Akakios von Käsarea, uns fast nur durch
die Katenen in Bruchstücken erhalten sind. Dasselbe gilt fQr mehrere Ex-
egeten der antiochenischen Schule, wie Eustathios von Antiochien, Dio-
doros von Tarsos, Theodoros von Mopsuestia, Polychromes von Apamea,
Victor und Nikolaos Presbyter, sowie für Apollinarios von Laodikea und
für die Monophysiten des 6. und 7. Jahrhunderts. Selbst für Athanasios
von Alexandrien, ,den Vater der Orthodoxie', Didymos den Blinden,
Asterios von Amasea, Hesychios von Jerusalem, Theophilos und Kyrillos
von Alexandrien, Theodotos von Ankyra, Ammonios von Alexandrien, Gen-
nadios von Konstantinopel, um von den Späteren, wie Olympiodoros,
Kosmas Indikopleustes, Maximos Confessor, Photios und anderen abzusehen,
sind wir bezüglich mehr oder weniger Schriften auf die Katenen ange-
wiesen. Noch wichtiger sind diese für die vornikänischen und ältesten
1. Theologie. F. Katenen. (§ 91). 207
kirchlichen wie häretischen Litteraturwerke. Sie haben manche Fragmente
von Klemens, Demetrios, Dionysios und Petros von Alexandrien, Hippolytos
von Rom, Origenes, Gregorios Thaumaturgos, Methodios von Olympos u. a.
vor einem sicheren Untergang bewahrt. Der Prozentsatz dieser Fragmente
ist im Vergleich mit den Auszügen aus den Kirchenvätern des 4. und
5. Jahrhunderts, auf die, und unter ihnen vor allem auf Johannes Chry-
sostomos, der Löwenteil in allen Katenen entfallt, allerdings sehr gering
und wird immer geringer, je näher wir den ältesten Zeiten kommen. Ire-
naeos von Lyon, Melito von Sardes, der echte Justinos der Märtyrer und die
übrigen Apologeten des 2. Jahrhunderts, Ignatios von Antiochien, Hermas,
Papias von Hierapolis, treten in den Katenen nur vereinzelt auf; noch
seltener begegnen wir den Namen der ältesten Häretiker, wie Kerinthos,
Basilides, Saturninos, Montanus, Markion, Sabellios, Paulos von Samosata
u. a. Bei dem traurigen Los, das die älteste christliche Litteratur traf,
ist aber auch das Wenige, das die Katenen gerettet, wertvoll genug, um
deren Wertschätzung zu rechtfertigen und zu begründen. Aus den Gründen,
die bei der Gesamtcharakteristik der byzantinischen Theologie entwickelt
wurden, ist eine wesentliche Vermehrung des ältesten christlichen Litteratur-
bestandes nach einer umfassenden Erforschung der Katenenhandschriften mit
Bestimmtheit nicht zu erwarten. Aber auch ein geringer Zuwachs an
Fragmenten dieser Art wird der Forscherarbeit genügenden Lohn bringen;
für die spätere Zeit verspricht sie aber auch jetzt noch reiche Ernte.
Die Erntefreude wird freilich öfters getrübt durch die Befürchtung,
unechte Frucht einzuheimsen. Das Misstrauen gegen die Zuverlässigkeit
der Katenen in den Namenangaben, das wiederholt ausgesprochen wurde,
ist den Drucken, den jüngeren Hss sowie den jüngeren Rezensionen älterer
Katenen gegenüber ohne Zweifel berechtigt. Das wiederholte Abschreiben
derselben Katene, die Anwendung von Namensiglen, die Nachlässigkeit
der Kopisten u. dgl. konnten leicht zur Verwechslung der Namen führen.
Neben Katenen, die jeder philologischen Akribie entbehren, gibt es aber
auch solche, in denen die Automamen sehr sorgfältig angebracht sind,
manchmal sogar mit der Bezeichnung der Schriften, aus welchen die Stellen
entnommen sind. Die Vergleichung verschiedener Katenen gleichartigen
Inhalts, das Heranziehen des gedruckten, bereits als echt anerkannten
Materials, die Einsicht in die Arbeitsweise des Katenenschreibers, die einer
besonnenen Kritik entliehenen inneren Kriterien sind ebensoviele Mittel, um
die Fehler zu verbessern und, abgesehen von besonders schwierigen Fällen,
die peinlichste Sorgfalt erheischen, den wahren Eigentümer eines bestimmten
Fragmentes zu erkennen. Die somit gut begründete Aussicht, neben den
Fragmenten, die bisher durch das Finderglück einzelner Forscher, unter
denen Chr. Fr. Matthäi, J. B. Pitra und besonders A. Mai hervorragen, aus
den Katenen gewonnen wurden, weiteres Material zu heben, die Not-
wendigkeit überdies, in diesem Punkte zu völliger Klarheit zu gelangen,
machen es den Freunden der altchristlichen und patristischen Studien zur
gebieterischen Pflicht, endlich an eine planmässige, von gesunden kritischen
Grundsätzen und der bei der Langwierigkeit der Arbeit unerlässlichen Be-
geisterung für die Sache getragene Durchforschung der byzantinischen
208
BysantiniBche Litteratargeschichte. L Prosaische Litterator«
Katenenlitteratur energisch und zielbewusst heranzutreten. Hier kai
nur eine allgemeine Orientierung über das weite Forschungsgebiet Plat
greifen. Zu diesem Zwecke und dem Inhalt der Eatenen entspreche]
unterscheiden wir drei Arten von Katenen, die dogmatischen, die exej
tischen und die asketischen oder die christlichen Florilegien.
Für die allgemeinen Hilfsmittel vgl. § 93.
92. Dogmatische EateneiL Diese Sammlungen von Ausspruch
der Kirchenväter über eine bestimmte theologische Lehre sind aus deni]
praktischen Bedürfnisse hervorgegangen, bei den christologischen Dis]
tationen sowohl auf den grossen Eirchenversammlungen als in Privat-]
kreisen bequeme Übersichten über die Lehre der bedeutendsten Theologen]
zu besitzen. Schon Kyrillos von Alexandrien hat auf der Synode voi
Ephesos Auszüge aus Schriften der Väter und des Nestorios gesammeil
um die Jo^at rm' ayiiav Uatägiov den Kaivo<p(ovfai seines Gegners enl
gegenzustellen. ^) Eine ähnliche Sanmilung steht in den Akten der Syn<
von Chalkedon *) und auf der 5. Synode bildeten in gleicher Weü
Sammlungen von dogmatischen Exzerpten den Gegenstand der Erörtenmg.*)^]
Dogmatische Katenen in ausgebildeter Form wurden zuerst auf der 6. all-j
gemeinen Synode vorgelegt, und zwar eine*) von dem Patriarchen Ma-
karios von Antiochien zu Gunsten des Monotheletismus (in 3 Codices),]
eine andere ^) von den Vertretern des Papstes mit entgegengesetzter Ten* j
denz. Beide wurden in mehreren Sitzimgen geprüft, und deren Exzerpte'
mit den vollständigen Schriften der zitierten Kirchenväter verglichen.
Aus Anlass des Bilderstreites wurden auch Katenen angelegt; in dem'
anonymen Lebensbild des Bischofs Johannes von Gotthia (vgl. § 88 Anm. 1)
wird berichtet, dass eine Synode von Jerusalem (um 760) dem genannten
Bischof eine Katene mit Aussprüchen der hl. Schrift und der Kirchenväter
über Bilder-, Reliquienkult und die Anrufung der Heiligen zuschickte. In
die Akten der 7. Synode selbst wurden zahlreiche Auszüge aus den früheren
Kirchenschriftstellern aufgenommen. Die von Feinden des Bilderkultes
angelegte Katene wurde schon oben (§ 15) erwähnt.
Die älteste erhaltene Katene dieser Art ist die von A. Mai aus dem
Codex Vatican. 2200 teilweise edierte Antiquorum Patrum doctrina de
Verbi incarnatione, welche Aussprüche von mehr als 70 Schriftstellern über
die Zweiheit der Naturen in Christus enthält. Der jüngste zitierte Theo-
loge ist Maximos der Bekenner. Loofs lässt sie zwischen 662 — 679 ent-
standen sein. Dies führt in die unmittelbare Nähe der 6. Synode und
lässt die Vermutung aufkommen, dass die Doctrina Patrum mit der ortho-
doxen Katene, die auf der 6. Synode vorgelegt wurde, zusammenhängt.
Diese Frage, sowie die weiteren über die QueUenverhältnisse und die Re-
>) Vgl. Kyrillos v. Alex., Epist. 55 bei
Migne, Patr. gr. 77,296. — Mansi, Con-
cilia 4, 1184 ff.
*) Vgl. Mansi, Concilia, 7,467-474.
«) Vgl. Mansi, Concüia, 9,202—230,
230-254, 289-297.
') Vgl. Mansi, Concilia 11, 320. Der
Titel lautete: Xgijaei^ dyltay UatiQtay iy to
tov xvqLov 'Itjaov Xquivov &iXTjfia didaC"
xoyttoy,
^) Mansi a. a. 0. S. 329. Diese war
überschrieben: X^ijaBis ayitay xal iyxoUofy
Uaiigtay nagurrtiffM dvo &$Xij/4ttTa xai dvo
iye^yBtas int tov KvqIov . . . iijaov Xgtarov,
1. Theologie. F. Katenen. (§ 92) 209
Pensionen der Doctrina Patrum setzen eine kritische Ausgabe der in meh-
eren Hss vorliegenden Katene voraus. Mit ihr ist eine Katene ganz
thnlichen Inhaltes verwandt, die Photios in seiner Bibliotheca, cod. 231,*)
beschreibt, die aber ganz verschollen zu sein scheint. Sie verfolgte auch
len Zweck, die Zweinaturenlehre durch die Aussprüche der Väter zu be-
u-äftigen und das Autorenverzeichnis des Photios weist auch auf dieselben
l^ellen hin. Photios nennt den Kompilator dieser Katene nicht; aus dem
rmstande, dass sie mit dem Synodalschreiben des Patriarchen Sophronios
von Jerusalem in einem Codex vereinigt war, kann auf die Autorschaft
des letzteren nicht ohne weiteres geschlossen werden.
Als Autor einer katenenartigen Gesamtdarstellung der Theologie
nennt der Codex Matritensis 0 1 saee. 16 einen Mönch Doxopatres, der
vielleicht mit Johannes Doxopatres aus dem 11. Jahrhundert (vgl. Krum-
bacher) identisch ist. Sie umfasste 5 Bücher, von denen in der genannten
Hs noch die 2 ersten, über Adam und Christus, vorliegen. Das 3. be-
handelte die Evangelien und die christlichen Dogmen, das 4. hatte die
Apostel und deren Thätigkeit zum Gegenstand. In dem 5. endlich kamen
die Häresien und die allgemeinen Synoden zur Sprache. Der jüngste
Autor, der zitiert wird, ist der Patriarch Sergios von Konstantinopel
(t 1019). Übrigens stimmt die Überschrift des 1. Kapitels mit demjenigen
der Schrift wörtlich überein, von der A. Mai unter dem Namen eines
Johannes Diakonos eine Probe herausgegeben hat (s. § 20). Doxopatres
ist abhängig von Johannes von Damaskos und wurde selbst wiederum von
Euthymios Zigabenos für seine Panoplia dogmatica benützt, die ja selbst,
besonders in ihren früheren Partien, eigentlich nur eine Katene ist. Das-
selbe gilt von dem Thesauros des Niketas Akominatos.
Die übrigen dogmatischen Katenen, die in verschiedenen Hss vorliegen
und noch nicht näher untersucht wurden, sind sämtlich anonym. Die
grösste derselben ist wohl die des Codex Vindobon. theol. 47, die auf 539
Folien in Quartformat die Dogmen des Christentums durch Aussprüche
der Schritt und der Kirchenväter gegen Juden und Häretiker zu verteidigen
sacht, unter den zitierten Autoren befinden sich neben Justin dem Mär-
tyrer und Origenes auch Augustinus und Beda Venerabilis. Nicht ohne
Interösse ist auch die Katene in dem Codex Vindob. theol. 284 fol. 1 — 310,
worin Schrifttexte, Synodalbeschlüsse und Auszüge aus griechischen und
lateinischen Kirchenvätern sowie späteren Theologen zu Gunsten der
Lateiner aufgeführt werden. Die jüngste unter diesen Katenen wurde
unter dem Kaiser Johannes Vin Palaeologos (f 1448) und dem Patri-
archen Joseph von Konstantinopel (f 1439) verfasst. Sie ist auch in der
Wiener Hofbibliothek erhalten (cod. Vindob. theol. 288 fol. 1 — 240) unter
dem Titel Eijnog und zerfällt in 30 dogmatische und 200 philosophische
Kapitel.
1. Die Antiquomm Patnim doctrina de Verbi incarnatione ed. pr. A. Mai, Scriptor.
vet nova collectio 7, 1, 1—73. Die Haupths von Mai war der cod. Vatican. 2200 s. 8. Vgl.
Pitra, Anal, sacra et classica 5 (Rom 1888) S. XXXIIl ff. Pitra gibt ein phototypisches
Ficsimile der auch palftographisch sehr interessanten Papierhs, deren nähere Unter
') Vgl. Migne, Patr. gr. 103, 1089—1092.
BftDdbacb der klM. A1tertiiiiwwl«n)»cbaft T2. 1. Abtly. 2. Anfl, H
210 Bysantmische Litter atnrgesohichte. L Prosaische Litteratnr.
aucliung und vollständige Herausgabe sehr wünschenswert erscheint. Die Nr.
2. Vaticanischen Hs ist mir unbekannt. Eine 3. fis ist der cod. Bodl. Miscell. 184
13 fol. 33—191. Sie ist identisch mit dem cod. Claromontan., aus dem Labbe,
spectus novae editionis omnium operum S. Joannis Damasceni, Paris 1652 S. 40 — 1
die Kapitelüberschriften mit einem Verzeichnis der darin zitierten Schriftsteller
teilte. Sie enthält ein Kapitel mehr als der cod. Vatican. 2200 mit der üeberscl
JuxtpoQoi anodel^eis xal fiaQTvglat ttay dylttv llaxiqtop nagl Bixoptoy, Vgl. auch Pitri
Archives des missions scientifiques, 1. Serie 4 (1856) 99. — Aus dieser Hs stammen ai
höchst wahrscheinlich die Gollectanea incerti Auctoris contra Severianos et Acephaloe,
Canisius-Basnage, Thesaurus monumentorum 2, 1, 250—260, die nur ein Auszug
Doctrina Patrum sind. — Vgl. die Untersuchung von Fr. Loofs, Leontius von Byzi
Leipzig 1887 S. 92—108, die indes nicht abschliessend ist.
2. ¥^x die Schrift des Mönches (Johannes?) Doxopatres vgl. E. Miller, Not
extr. 31, 2 (Paris 1886) 29—56. Hier die Kapitelüberschriften der zwei ersten Bücher. Nc
festzustellen ist das Verhältnis dieser Schrift zur Panoplia dogmatica des Euthymioe Zi|
bonos sowie zu einer anderen Panoplia, aus der A. Mai, Nova Patr. bibl. 2 (Rom ir
597 — 662 nach dem cod. Vatic. 1904 einiges ediert hat.
3. Ünedierte dogmatische Katenen sind ausser den oben genannten in folgenden
vorhanden : codd. Marcian. 573 saec. 12 (verschiedene Sammlungen von Aussprüchen fli
den Bilderkult, die Menschwerdung und die zwei Naturen in Christus), Goislin. 294 saec.
foll. 221 (vgl. L. Cohn, Jahrb. f. protest. Theol. 18(1892)482—85), Athous 3718 saec
(ExXtyyij xard 'JgBtaytoy xai 'lovdaitoy), Paris. 854 s. 13 fol. 121—131 (Definitiones tili
logicae e S. Clementis Stromai et aliorum Patr. operib. collectae), Paris. 1115 a. 1276
4^ — 307 (Anonymi summa fidei christianae ex conciliis, SS. Patribus et scriptoribns
logicis ezcerpta), Paris. 1555 A saec. 14 fol. 179—186^ (christologischen Inhaltes), eine
der jetzigen Strassburger Universitätsbibliothek aus d. J. 1286 (der Anfang wie in di
cod. Coislin. 294), cod. Vatican. 1431 (erwähnt von A. Mai, Nova Patr. bibl. 2, 595),
Vindob. theol. 48 fol. 1 — 51^ (in ^ Aoyoi eingeteilt, deren erster überschrieben ist: Ui
t^s XQiüvnoaiaxov &B6Tt]jog\ Vindob. theol. 155 fol. 71^ — 91^ fO^o* diätpogoi aus KlemeiN
von Alexandrien u. a.), Athous 498 s. 14, Laurent. 60, 11 s. 15 fol. 6^—85 (AussprfidM
über die Lehre von der Trinität und dem hl. Geiste, auch solche von Niketas von Heraklea]
unvollständig), cod. Vallicell. F 30 saec. 15 fol. 1—66 (gegen Gregorios Palamas), Mona«
194 8. 14 fol. 199—203 (Collectio dogmat. necessarior. ex diversis Patribus). Diese Lish
erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
93. Die exegetischen Eatenen bilden die Hauptmasse des byzan«
tinischen Katenenbestandes und bestätigen durch ihre grosse Anzahl d^i
Urteil, das oben (§ 46) über die Leistungen der Byzantiner in der Exe«
gese gefällt wurde. Sie sind zum weitaus grössten Teil anonym und
bieten daher fiir die Bestimmung ihrer Abfassungszeit und ihrer Indi-
vidualität keinen anderen Anhaltspunkt als die Handschriften, in denei
sie vorliegen. Dieser Umstand hat die Vorstellung hervorgerufen, als ent-
spreche jeder Handschrift eine eigene, selbständige Katene, und als stehi
man daher einer unabsehbaren Anzahl von verschiedenen Eatenen gegen-
über. Dem ist nicht so. Wendland und Cohn haben die Wahmehmunj
gemacht, dass die Katenen zum Oktateuch und zu Teilen desselben, die
sie in Hss verschiedener Bibliotheken untersuchten, nur Exemplare dei
gedruckten Catena Lipsiensis sind, und dass diese mit der Katene des
Prokopios von Gaza im wesentlichen identisch ist. Diese Wahrnehmung
hat sich uns bei der Durchforschimg vieler Katenenhandschriften bestätigt;
sie hängt übrigens zusammen mit dem wesentlich traditionellen Charaktei
der byzantinischen Theologie überhaupt. Doch liegen für andere Katenen
die Verhältnisse nicht immer so einfach. Die handschriftlichen Katenen
zu manchen Büchern des Alten und des Neuen Testamentes stellen sich
auf den ersten Blick als ganz verschieden dar und können nicht auf einen
einzigen Typus zurückgeführt werden. Wie viele Katenentypen für die
einzelnen Bücher anzunehmen sind, welches Verhältnis zwischen ihnen
1. Theologie. F. Katenen. (§ 93) 211
^waltet, diese Fragen können nur durch die Durchforschung des ge-
Amten handschriftlichen Materials ihre genügende Lösung finden.
Neben den anonymen exegetischen Katenen liegt eine zweite Oruppe
^on solchen vor, die bestimmten Verfassern zugeschrieben werden. Als
1er älteste bekannte Eatenenschreiber gilt Prokopios von Gaza (s. § 47),
der sich selbst als den Verfasser der nunmehr wiedergefundenen Eatene
zum Octateuch und zu den übrigen historischen Büchern des Alten Testa-
mentes bekennt, und auf den wahrscheinlich auch Katenen zu Jesaias, zu
den Sprüchen, zum Prediger und zum Hohenlied zurückgehen. Prokopios
darf jedoch nicht als der Schöpfer der exegetischen Katenen betrachtet
werden. Dieser ist kein geringerer als Eusebios von Käsarea. Das
erhellt ans den Unterschriften in Hss des hexaplarischen Septuagintatextes,
die uns z. B. der Codex Marchalianus (jetzt Vaticanus 2125) erbalten hat,
und wovon eine lautet: Evasßiog iyd axoX^a nagä^xa. Nach einer
anderen wurden dabei die Kommentare des Origenes und des Eusebios
selbst berücksichtigt. >) Damit war der Anstoss zur Ausbildung der ex-
egetischen Katenen gegeben; denn es lag nahe, in weiteren Abschriften
des biblischen Textes die Scholien zu vermehren, um neben dem Texte
auch eine Erklärung desselben zur Hand zu haben, besonders als die ex-
egetische Litteratur stark angeschwollen war und die eigene Geisteskraft
zu verkümmern anfing.
Nach Prokopios ist ein gewisser Andreas Presbyter zu nennen,
von dem Katenen zu den Sprüchen, zu Jesaias, zur Apostelgeschichte und
zu den katholischen Briefen handschriftlich erhalten sind. Die Lebenszeit
des Andreas fällt zwischen das 7. — 10. Jahrhundert; denn er zitiert
Maximos den Bekenner (f 662), und der Codex Coislinianus 25, der eine
seiner Katenen enthält, stammt aus deiQ 10. Jahrhundert. Ob er mit
Andreas, dem Scholiasten des Dionysios Areopagites, und mit Andreas
Hamartalos, welchem in dem cod. Paris. 771 s. 14 fol. 107^ flf. eine Homilie
auf den Palmsonntag zugeeignet wird, identisch ist, muss noch untersucht
werden. Vor dem 10. Jahrhundert oder spätestens in demselben schrieb
auch ein gewisser Johannes Drungarios eine Katene zu Jesaias, die in
Pariser Hss vorliegt. Die Aufnahme von Erklärungen der ,Häretiker'
Origenes, Eusebios von Käsarea, Theodoros von Heraklea, Eusebios von
, Emesa, Apollinarios und Theodoret von Kyrrhos entschuldigt er in seiner
Vorrede mit einem Ausspruche des Kyrillos von Alexandrien, der nicht
alles, was von Häretikern herrühre, verworfen wissen wollte.
Bekannter als die soeben genannten ist Niketas, der Freund des
Theophylaktos, der schon unter den Scholiasten des Gregorios von Nazianz
erwähnt wurde (s. § 54). Niketas war zuerst Diakon an der Hagia Sophia
in Konstantinopel; später wurde er Bischof von Serrae in Makedonien und
endlich Metropolit von Heraklea in Thrakien; seine Blütezeit fällt in das
letzte Drittel des 11. Jahrhunderts. Unter seinem Namen gehen umfang-
') VgL meine früheren Andeutungen in
der Rom. Quartalschrift 5 (1891) 231. — Vgl.
loch Field, Hexaplorum quae anpersunt,
1 (Oxford 1875) S. C f. (die Anbringung von
Scholien durch Eusebios).
212 BysantiniBche Litteratnrgeschichi« I. Prosaiaohe Litteratnr.
reiche Katenen zu den Psalmen, zu Job, zu den vier grossen Prophel
zu den Evangelien von Matthaeus, Lukas und Johannes und zu den Pauli
briefen. Davon liegen die Katenen zu Job, Matthaeus, dem 1. Eorinth<
brief, ein Auszug aus der Eatene zu Lukas und die Einleitung zur Psalm<
katene im Drucke vor. Dass er auch Katenen zum Pentateuch, zum Hohei
lied, zum Prediger und zum Matthaeusevangelium schrieb, ist behaupt
worden, lässt sich aber aus Hsskatalogen nicht nachweisen. Sein Nachli
umfasst noch einige profane Stücke (vgl. Krumbacher). Des NiketasEatei
sind von Th. E. Pusey, Th. Zahn, Pitra und besonders von A. Mai als wal
Goldgruben benutzt worden; eine Untersuchung über die Katenen seil
fehlt aber ganz. Doch hat Th. Zahn festgestellt, dass Niketas die v<
schiedenartigsten Quellen benützte und die Exzerpte durch stilistische Ali|
änderungen am Anfang derselben in einen gewissen Zusammenhang
einander zu bringen suchte. Die Katenen des Niketas wurden vielff
gekürzt und umgearbeitet, und manche der anonymen Katenen mög<
auf sie zurückgehen. Die mit dem Namen des Niketas versehenen und ii
ihrer ursprünglichen Gestalt vorliegenden Katenen bilden daher ein<
festen Anlialtspunkt, von dem die Erforschung der Katenen vorwärts ui
rückwärts schreiten kann. Der nächste Katenenschreiber ist Nikolaoi
Muzalon, der schon früher genannte Zeitgenosse des Nikolaos von M<
thone (s. § 22). Er war zuerst Erzbischof von Cypern, entsagte aber di<
Würde und zog sich in das Kloster Kosmidion zurück, bis er auf des
Patriarchalstuhl von Konstantinopel erhoben wurde (1147 — 1151). Wil|
besitzen von ihm eine grosse Katene zu Jesaias, von der nur die Einlefe^
tung gedruckt ist, und die mit dem Jesaiaskommentar von Prokopios ooH
wie der entsprechenden Katene des Niketas von Heraklea verglicht
werden müsste. Hier ist auch Neophytos Enkleistos, der Zeitgenosse
des Eustathios von Thessalonike und des Michael Akominatos im 12. Jahr-
hundert, zu nennen. Er verfasste eine unedierte Katene zum Hohenlied,
deren Prolog kritisches Verständnis verrät. Darnach mag auch sein
Psalmenkommentar (s. § 79 Anm. 3) eher eine Katene sein. Im 13. Jahr-
hundert schrieb der Protostrator Michael Dukas Glabas eine exege-
tische Katene, die Manuel Philes^) in einem seiner Gedichte beschreibt
unter Angabe der darin zitierten alten Kommentatoren. Sie scheint ver-
loren zu sein.
Der letzte bekannte Katenenschreiber ist Makarios Chryso-
kephalos, Metropolit von Philadelphia um die Mitte des 14. Jahrhunderts.
Er nahm Anteil an dem Hesychastenstreit und unterschrieb als „T/r^^ri/uo^ xäl
i^ccQxog ndarfi Av6(aq xal xad-olixog xQiTjjg rm* ^Pwfiaiior'^ das Yerdammungs-
urteil, das auf der Synode von 1351 gegen Barlaam und Akindynos aus-
gesprochen wurde. Er verfasste 3 Katenen zur Genesis, zum Matthaeus^
und zum Lukasevangelium. Die erste zerfiel nach seinen eigenen Angaben
in zwei Teile, die er Koafioyeveia und üatQidQxai betitelte; wir kennen
keine Hs derselben. Sehr gross angelegt ist die Katene zum Matthaeus-
evangelium. Nach der gedruckten Vorrede ist sie in drei Bücher eingeteilt,
') Ed. E. Miller, 2, 230-33.
1. Theologie. F. Eatenen. (§ 93) 213
wovon jedes 20 Traktate umfasst. In der Eatene zum Lukasevangelium
behandelte er nur die diesem eigentümlichen Partien, teilte sie in 24 Trak-
tate ein und nannte sie, weil jeder Traktat mit einem fortlaufenden
Buchstaben des Alphabetes begann, Meyalrj Uk^dßrjrog. Neben mehreren alt-
christlichen Schriftstellern wie Ignatiosvon Antioehien, Justinos demMärtjrrer,
Irenaeos, Hippolytos, Gregorios Thaumaturgos und den grossen Exegeten
des 4. und 5. Jahrhunderts, sind in den Katenen des Makarios auch spätere
Theologen, wie Johannes Klimax, Eosmas Indikopleustes, Maximos Gon-
fessor, Niketas (David?), Symeon Metaphrastes, Michael Psellos und Theo-
phylaktos vertreten. Er zog ausser den exegetischen Kommentaren auch
die polemischen Schriften der Genannten gegen die Heiden, Juden und
Häretiker heran und fügte eigene Bemerkungen hinzu, die er mit seiner
Namenssigle versah. Nach seinen Vorreden ist die Ansicht begründet, dass
er auf die Schriften, aus denen er Auszüge gibt, selbst zurückging. —
Über sein Florilegium vgl. Krumbacher.
Eine vollständige Kenntnis der exegetischen Katenenlitteratur erfordert
auch die Erforschung der syrischen und anderen orientalischen Ka-
tenen. Die aus dem 7. — 8. Jahrhundert stammenden Hss der syrisch-
hexaplarischen Bibelübersetzung in Mailand, Paris und London enthalten
eine noch nicht untersuchte Katene. Als syrische Katenenschreiber sind
Severos von Edessa (um 861) und Dionysios Bar-Salibi (f 1171) bekannt;
die meisten syrischen Katenen sind aber auch anonym. Paul de Lagarde
hat Fragmente einer Katene zu den Evangelien in koptischer Sprache publi-
ziert Von geringerem Belang sind die lateinischen Katenen, deren erste von
Primasius, Bischof von Hadrumetum, im 6. Jahrhundert angelegt wurde. Sie
gibt nur Auszüge aus lateinischen Kirchenschriftstellem. Die bekannteste
aus der späteren Zeit ist die Gatena aurea des Thomas von Aquino zu den
vier Evangelien, welche zahlreiche Exzerpte aus griechischen Kirchen-
vätern enthält.
1. Ausgaben anonymer Katenen: Zur Genesis und zur Exodus, ed. AI.
Lippomanns, 2 Bde, Paris 1546 u. 1550 (lateinisch; in beiden benutzte Lippomanus grie-
ebische Katenen; das ganze ist aber eine von ihm selbst verfasste Kompilation aus grie-
ciiiseheD und lateinischen, alten und modernen Schrifterklärem). — Zum Pentateuch,
ed. Fr. Zephyrus, Florenz 1547; abgedruckt in Köln 1597 (latein. mit einer von A. Ga-
rtffa abersetzten Katene zu den Oden des A. n. N. T.). — Zum Octateuch und den Bttchem
der Könige, ed. Nikephoros hieromonachos, 2 Bde, Leipzig 1772 (Gatena Lipsiensis;
benotzt sind 2 Katenen aus Kpel, cod Monac. 358 und Väterausgaben, s. § 47). — Zu den
Psalmen, ed. Dan. Barbarus, Venedig 1569 (latein. Uebersetzung einer griechischen
Katene; umfasst nur die 50 ersten Psalmen. Die übrigen Psalmen sollten 2 andere Bde
ftülen; das Ms derselben kam an Fr. Barbarus). ed. B. Gorderius, 3 Bde, Antwerpen
1643 (benfitzt sind 5 Wiener und 2 Münchener Hss, ausserdem ein anonymer Kommentar
in einer Wiener Hs, den Gorderius für den Kommentar des Theodoros von Heraklea
liAlt). — Zu den Sprüchen, ed. Th. Peltanus, Antwerpen 1606 (latein.; nach des Peltanus
Tod herausgegeben wahrscheinlich von Hier. Verdussius junior, der die Widmung an Joh.
Miraeos, den Bischof von Antwerpen, schrieb. Damach benutzte Peltanus besonders einen
cod. Monac Eine 2. Ausgabe der Uebersetzung von Peltanus besorgte And. Schott,
Antwerpen 1614). — Zu dem Bohenliede, ed. Johannes Meursius, Leiden 1617, als
Kommentar des Eusebios von Kftsarea. Vgl. Th. Zahn, Forschungen zur Geschichte des
neutestam. Kanons und der altchristl. Litteratur 2 (Erlangen 1883) 238 —56. Nach Zahn
wire diese Katene eine der ältesten ; seine Untersuchung ist aber nicht abschliessend, weil
ihr die handschriftliche Grundlage fehlt. — Zu Jeremias, ed. Ghislerius, 3 Bde, Lyon
1623 (mit Threni und Baruch). Nur ein Teil der Erklärungen ist 3 vatikanischen Katenen,
einer noch reicheren aus der Bibliothek des Kardinals Sforza und einer Hs aus der Biblio-
I
r
I
1
(
214 BysantiniBche Litteratnrgeschiohte. I. Prosaische Litteratnr.
theca Altaempsiana entnommen. — Zu Ezecbiel, edd. Hier. Pradus et J. B. Villal
p and US, 3 Bde, Rom 1596. In dieser Kompilation der beiden Herausgeber aus hebräiscte
(nach einer römischen Gatena hebraica), lateinischen und griechischen Exegeten ist ein
Katene aus der Bibliothek des Kardinals Sforza benutzt, die mit einer Vatikanischen id«a
tisch sein soll. Die Auszüge aus der Katene sind bloss lateinisch wiedergegeben. — Zov
Matthaeusevangelium, edd. B. Gorderius u. Petr. Possinus, Symbolae graeooi
Patrum 1. Bd (hrsg. von P. Possinus), Toulouse 1646 (Wiedergabe einer Katene aus dl
Bibliothek des Erzbischofes von Toulouse Gh. de Montchal mit Ausnahme der Vorrede dlj
Niketas von Heraklea, die aus cod. Monac. 86 entnommen wurde; vgl. unten). — Zoi
Markusevangelium, ed. Petr. Possinus, Rom 1673 (besteht aus der Vereinigung vm
3 Katenen aus der Bibliothek des Erzbischofs Gh. de Montchal, aus einer deutscmen (col
Monac?) und aus der Vatikanischen Bibliothek). — Zum Lukasevangelium, ed. B. Gor
derius, Antwerpen 1628 (latein. aus einem cod. Marcianus. Gorderius fQgt SupplemenAl
aus griechischen und lateinischen Exegeten hinzu, die er aber vom Texte der Kateoi
äusserlich unterschied). Die Katene nennt auch Symeon Metaphrastes und (Johanneef
Geometres. — Eine andere Katene, die mit Unrecht Titos von Öostra zugeschrieben wix%
ed. Th. Peltanus, Ingolstadt 1580 (latein.): griech. ed. pr. <Fronto Ducaeus>, Bil|
veter. Patr. graecolat. 2 (Paris 1624) 762—836; abgedruckt in der Magna bibl. vet. Patm
13 (Paris 1644) 762—836. — Zum Johannesevangelium, ed. B. Gorderius, All
werpen 1630 (nach einer Hs des Kardinals Nikolaus von Gusa, die jetzt verschollen ist.) — Ein
Sammlung von Katenen zum Neuen Testamente ed. J. A. Gramer, 8 Bde, Oxfori
1840—44. Ausser Katenen zu den einzelnen 4 Evangelien (Bd 1 — 2), die von den frQbM
gedruckten verschieden sind, enthält sie die ersten Drucke von Katenen zur Apostel
geschichte (Bd 3, aus cod. Oxon. Golleg. novi 58 s. 13 u. cod. Goislin. 25 s. 10; vgl. Änm. 3), si
den Paulinen (Bd 4—7 nach verschiedenen, von Gramer angegebenen Hss; eine Katene zu
Römerbrief hatte Job. Lonicerus, Basel 1628, lateinisch ediert), endlich zu den katho
lischen Briefen (Bd 8, mit Einschluss der Kommentare des Oekumenios und Arethas n
Apokalypse). — Alle diese Ausgaben, diejenigen von Gramer nicht ausgenommen, bietei
keinen sicheren Ausgangspunkt för die Erforschung des gesamten exegetischen Katenen
bestandes. Die Herausgeber warfen in der Regel Katenen verschiedener Typen durch
einander, um grossere Kompilationen zu erreichen, und, wo nur eine Katenenns wiedef
gegeben ist, entschied der Zufall, nicht die Güte der Hs, über die Grundlage der Ausgabe
2. Hilfsmittel: Die ältere Litteratur ist ziemlich belanglos gegenüber der Aufgabe
welche die Erforschung der Katenen bedeutet. Wir verweisen auf R. Simon, Histoir
critique des principaux commentateurs du Nouveau Testament, Paris 1693 S. 422 ff., Jol
Ghr. Wolf, De catenis graecor. Patrum iisquepotissimum mss, Wittenberg 1712 (z. T. ab
gedruckt bei J. A. Gramer, Gatenae in Nov. Testament. 1 S. V ff.), J. Ghr. Wolf, Aneod
gr. 3, 92— 194; 4, 1 — 113 (Exzerpte aus den Katenen zur Äpostelgesch. und zu den katho
lischen Briefen nach dem cod. Oxon. Golleg. novi 58, der von Gramer ganz ediert wurde)
— J. A. NOsselt, De catenis graecor. Patrum in Nov. Testam. observationes, Halle 176i
— Eine gute Uebersicht über die gedruckten Katenen unter Angabe von Hss gibt Fabriciue
Bibl. gr. 8, 639—700. Vgl. auch J. G. Welch, Biblioth. patristica, 2. Aufl. besorgt voi
Danz, Jena 1834 S. 247-254, und den allerdings ungenügend orientierenden Artikel voi
0. Fr. Fritzsche, Realencyklopädie für prot. TTieol. 4*, 449—453. — Listen von vati
kanischen Katenen finden sich bei Pitra, Anal, sacra 2, 350 ff., 359 ff., 405 ff. — Es
Verzeichnis von Katenen in den Biblioth. von Mailand, Verona und Venedig gab H. i
Redpath, The Academy, Octobr. 1892 S. 362 — 64. — Die umfangreichste Liste von Katen«
ist zusammengestellt von Preuschen bei A. Harnack, Geschichte der altchristlichei
Litteratur 1 (Leipzig 1893) 835-842. Der Mangel an Raum verbietet uns, diese Liste hie
fortzuführen. Notiert seien nur: God. Marchalianus (Vatican. 2125 s. 6—7), phototynio
editus curante J. Gozza-Luzi, Rom 1890. Die oben angezogenen Unterschriften stehe!
auf den pag. 171 f. u. 568. Scholien stehen öfters am Rand und scheinen nicht von de
ersten Hand herzurühren; ausserdem läuft den ganzen Godex hindurch rund um den Rani
eine Katene, die im 13. — 14. Jahrhundert hineingeschrieben wurde. Ein solcher katenen
artiger Kommentar wurde etwa im 13. Jahrhundert auch in dem Godex B (Vatican. 120S
angebracht. — God. Ev. H s. 8 in London enthält eine reichhaltige Katene zu Lukas an
Origenes, Ghrysostomos, Kyrillos u. a. Vgl. Tregelles, Godex Zacynthius, London 186]
G. R. Gregory, Prolegomena 1, 406 ff. — God. Ev. X bibl. univers. Monac. s. 9 enthäl
auch eine Katene; vgl. G. R. Gregory a. a. 0. S. 397 f. — God. Taurin. 342 saec. 8 biete
eine eigenartige Katene zu den Psalmen, worin neben Basilios, Gregorios von Nyssi
Johannes Ghrysostomos, Germanos von Kpel, Modestos und Hesyohios von Jemsaleii
Öfters auch der griechische Hieronymos vorkommt. — Für die neutestamentliohen Katene
vgL auch G. R. Gregory, Prolegomena zu Tischendorf, Novum Testamentum graeo
ed. 8, 3, 1—3 (Leipzig 1884—94), der die Gegenwart von Katenen in den von ihm bf
1. Theologie. F. Katenen. (§93) 215
sebriebenen Haa angibt. — Benatzt worden die Eatenen zur Herausgabe neuer Fragmente
der Kirchen vftter besonders von A. Mai und J. B. Pitra, in deren Publikationen oft Hin-
weise auf Katenen stehen. Neben ihnen sind als Benutzer von Katenen zu nennen
Th. Zahn (f&r Klemens von Alexandrien), Bonwetsch (für Methodios von Olympos),
J. Rendel Harris und P. Wendland (für Philo von Alexandrien), A. Papadopulos
Keramens, A. Thenn (fOr Origenes), A. £. Brooke (fOr Origenes und Herakleon),
H. Achelis (fOr Hippolvtos von Rom) u. a. — P. Wendland, Neu entdeckte Fragmente
Philoe, Berlin 1891 (in der Vorrede), L. tohn, Jahrb. f. protest. Theol. 18 (1892) 474 ff.,
Drftseke, Zeitschr. f. wiss. Theol. 35 (1892) 376 ff., Loofs, Studien über die dem Jobannes
y. Damask. zugeschrieb. Parallelen , Leipzig 1 892, PreuschenbeiA. Harnaok, Geschichte
der altchnstl. Litteratur 1 (Leipzig 1893) 835 u. a. haben in jQ^gster Zeit auf die Not-
wendigkeit der Erforschung der Katenen und der christiiohen Florilegien mit Nachdruck
hingewiesen.
3. Fflr den Presbyter Andreas kommen folgende Hss in Betracht: Codd. Coisl.
25 saec. 10 (Katene zur Apostelgescb. und zu den kathol. Briefen), Vindob. theol. 26 a.
1236 (zu den Sprficben und zu Jesaias), Monac. 32 s. 16 fol. 1—87 (zu den Sprüchen),
Vatican. Ottobon. 7 und Monac. 38 fol. 224—305^ (zu Jesaias). Diese Katene war in drei
Bflcher eingeteilt, von denen in dem cod. Monac. 38 das erste vorliegt. — Da cod. Coisl. 25
identisch ist mit dem cod. Oxon. Colleg. novi 58 saec. 13, aus dem Gramer seine Katenen
zur Apostelgescb. und zu den kathol. Briefen anonym herausgab, so haben wir, nlüiere
Untersuchung vorbehalten, in diesen Drucken die Katenen des Andreas zu erblicken.
4. Den Prolog des Johannes Drungarios zur Jesäiaskatene ed. pr. Montfauoon,
Collectio nova Patr. 2 (Paris 1706) 350; abgedruckt von Fabricius, Bibl. gr. 8, 663 f.
Da dieser Prolog auch in dem cod. Vindob. theol. 26 geboten wird (s. Anm. 3), so erhebt
sich die Frage, in welchem Verhältnis Johannes Drungarios und der Presbyter Andreas
ab Katenenschreiber zu einander stehen.
5. Von den Katenen des Niketas von Serrae oder Heraklea sind folgende gedruckt:
1. Catena in Job lat ed. PauL Gomitolus, Lyon 1585; 2. Aufl., Venedig 1587 (nach Hss
des Cardinais Caraffa, des Jo. Vinc. Pinellus u. a.). Gomitolus sah Olympiodor als den
Verfasser an. — Den griech. Text ed. pr. Patr. Junius, London 1637. Dieser Text ist
nicht dem cod. Alexandr. saec. 5 entnommen (so Fabricius und nach ihm £. Preuschen!),
sondern Junius liess auf die Katene den Text des Job aus dieser Hs folgen. Abgedruckt
bei Migne, Patr. gr. 93, 13—470 (unter dem Namen des Olympiodoros). — Hss: Paris.
SuppL gr. 153 s. 12 foll. 404, Vindob. theol. gr. 231 foll. 241, Taurin. 22 a. 1562 foll. 285,
Bonon. bibl. comm. A I 2. — Eine viel filtere Katene zu Job steht in den codd. Vatican.
749 saec 8, Patmens. 171 s. 7 — 8 u. in manchen anderen Hss. — 2, Gatena in Matthaeum,
ed. B. Gorderius, Symbolae graecor. Patrum in Matth. 2, Toulouse 1647 (aus cod. Monac. 36,
aber ohne die hier ebbende Vorrede). — 3. Die Katene zum 1. Korintherbrief ed. J. Lami,
Deh'ciae emditorum, 4 (Florenz 1738) 1 — 68 ans cod. Laur. 9, 10. Ein Vergleich mit dem Kom-
mentar des Oekumenios zeigt, dass dieser Kommentar in jener Katene ausgiebig benutzt wurde.
— ün ediert sind: i. Die grosse Katene zum Lukasevangelium, die in 4 Bücher ein-
geteilt ist. A. Mai, Scriptor. veter. nova coli. 9, 626—724 gibt mehrere Proben und
die liste der darin genannten Autoren und entnahm ihr viele seiner unedierten Väter-
fragmente. Sie liegt vor z. B. in folgenden Hss: Godd. Vatican. 1611, Monac. 473 s. 13
(das 2. Buch), Goiol. 201 s. 15 fol. 3—605, und in anderen anonymen Hss. — Die von
B. Gorderius edierte anonyme Lukaskatene soll ein Auszug aus dieser Katene sein. —
2. Die Katene zum Johannesevangelium, z. B. in codd. Taurin. 4 a. 1214 (auch zu Matth.),
Paris. Snppl. gr. 159 s. 14 fol. 57—406, Patmens. 203 saec. 13, Monac. 37 s. 16 u. 427 s.
11—12 nur bis Kapitel 8, 14. Vgl. zu den 2 letzten Hss A. E. Brooke, Texts and studies
1. 4 (Cambridge lo91) 19-30 (über 2 Origenesfragmente aus denselben,) und Bratke,
Die vomicftnischen Kirchenväter in der ungedruckten Katene des Nicetas zum Evangelium
Johannis, Theolog. Stud. u. Kritiken 1895, 361 — 372 (bespricht besonders Origenesfragmente,
wie sie in den codd. Monac. 37 u. 427 vorliegen. Beide Hss sind für die Textftberliefe-
nmg des Niketas interessant; cod. 37 zerlegt manchmal einen einheitlichen Text des
rod. 427 und gibt dafür zwei verschiedene Autoren an, auch fehlen in cod. 37 manche
Texte, die cod. 427 bietet, während er die Namen anonymer Texte des cod. 427 angibt.
— Vgl. auch P h. E. P u s e y , Gyrilli Alexandr. comment. in Johannis evangelium,
1 (Oxford 1872) VIII f.; 2, 243 (fOr eine Moskauer und Pariser Hss). — 3. Die Katene zu
den Panlusbriefen steht z. B. in den codd. Ambros. E 2 inf., A. 241 inf. (zum Hebräerbrief),
Laorent. 9, 10; vgL oben. — 4, Die Katene zu den Psalmen findet sich z.B. in den codd.
CoisL 190 s. UfoU. 259 (Ps. 80-150), Vatic. Palat. 247 s. 12 (daraus hat J. B. Pitra,
Analecta sacra et classica 5 (Rom 1888) 3—20 Exzerpte aus Athanasios, 75—103 aus
Basilios geschöpft), Taurin. 7 s. 13, Mosq. Synod. 198 saec. 13 n. a. Die Einleitung zu
dieser Katene steht nach A. Mai bei Migne, Patr. gr. 69, 700—715. — 5. Eine Katene
216 ByzantiniBche Litteratargeachichte. I« Proaaiaohe Litteratnr«
za den 4 grossen Propheten wird in dem cod. Laurent. 5, 9 saec. 11 Niketaa, allerdin^
ohne nähere Bezeichnung, zugeeignet. — Ueber Niketas im allgemeinen vgl. G. Oudin
Gomm. de Script, eccl. 2, 714 ff., Fabricius, Bibl. gr. 7, 750-52.
6. Der Prolog zu der Jesaiaskatene des Patriarchen Nikolaos Muzalon istge^j
druckt bei Migne, Patr. gr. 106, 1060 f. Er verbreitet sich über die Gründe der U
heit der hl. Schrift. — Die Katene selbst steht z. B. in den codd. Laurent. 5, 8 s. l
(bis Kapitel 17), Bodl. Ganonic. 59 s. 16, Monac.,14 s. 16 foll. 460 (bis Kapitel 16, 14).
7. Die Neophytos Enkleistos zugeschriebene Katene zum Hohenlied steht z. B,
in den codd. Mutin. 155 s. 15, Matrit. 0 18 a. 1556 u. 0 63 s. 16, Monac. 131 s. 16
72—168^. — Nach Ausweis des cod. Mon ac. 369 ist sie mit der Prokopios von Gaza za-
geschriebenen Katene nahezu identisch.
8. Die Vorreden der Katenen des Makarios Ghrysokephalos ed. pr. Jo. Ghr«
Wolf, De catenis graecor. Patr. S. 24 ff.; abgedruckt bei Fabricius, BibL gr. 8, 677 f.,.
682 f. und bei Migne, Patr. gr. 150, 240 ff. — Die Katene zum Matthäusevangelinm steht
in den codd. Bodl. Barocc. 156 a. 1345 (das 1. Buch, vgl. Wolf a. a. 0. S. 25 ff.), Patmena.'
381 s. 1349 (enthält das 2. Buch von Matth. 8, 5—17, 13; vgl. Robinson, The claasicdf'
review 1887, 281), Paris. Suppl. gr. 28 s. 15 (Fragmente). — Die Katene zu Lukas liegt
vor in den codd. Vatican. 1437 u. 1610, Bodl. Barocc. 211 s. 15 foll. 233 (16 Aoym, v^:
Wolf a. a. 0. S. 30 ff.), Taurin. 101 s. 16 foll. 191 (unvollständig), Sinait. 314 s. 17-ia '
foll. 246. — Eine Evxv ^^^ imdgofÄrjs i&yvSy bei Migne, Patr. gr. 150, 237—240. — Eina'^
Expositio in canones Apostolor. et conciL erwähnt L. Allatius, Gontra Greyghtonem S. 680.'
— VgL Villoison, Anecd. gr. 2, 5 ff.
9. Die syrische Katene des Severus von Edessa befindet sich in dem cod. syriac
853 des British Museum, die von Dionysios Bar-Salibi in cod. Rieh. 7184. Wright, Gata*
logue of the syriac mss etc , erwähnt noch einige andere S3msche Katenen (codd. syr. 852,
855, cod. carsh. 1). — Der cod. Bodl. carsh. 143 enthält Fragmente einer Katene. — Be-
nutzt wurden die syrischen Katenen von Gureton, Martin (für Pitra, Analecta sacra
Bd 4), de Lagarde, Gowper u. a., doch vornehmlich nur für die älteren Kirchenschrift*
steller und ohne systematische Durchführung. — De Lagarde, Gatenae in evangelia
aegyptiacae quae supersunt, Göttingen 1886. — Für einen arabischen Kommentar zur Genesis»
in dem griechische Exegeten zitiert werden, vgl. P. de Lagarde, Materialien zur Kritik
und Geschichte des Pentateuchs 1 — 2, Leipzig 1867. — Die Gatena aurea des Thomas v.
Aquino ed. u. a. J. Nicolai, neue Ausgabe, Paris 1869, 3 Bde.
94. Asketische Katenen oder christliche Florilegien sind Samm-
lungen von Aussprüchen aus der hl. Schrift und den Kirchenschriftstellern
über Tugenden und Laster, Pflichten und Übungen des reUgiösen Lebens.
Sie bilden das Seitenstück zu den asketischen Abhandlungen und stehen
zur asketischen Litteratur in demselben Verhältnisse wie die Ketten-
kommentare zur exegetischen; nur sind sie weit weniger zahlreich. Die
einfachsten Florilegien sind diejenigen, welche sich auf einen Autor be-
schränken und dessen zerstreute Aussprüche über moralische Vorwürfe
sammeln. Gregor von Nazianz, Basilios d. Gr. und besonders Johannes
Chrysostomos wurden bei der Herstellung solcher Katenen bevorzugt. Sie
lassen sieb bis in das 10. Jahrhundert zurückverfolgen und sind meistens
anonym. Viel älter ist ein weit angelegtes christliches Florilegium, das
wahrscheinlich im 6. Jahrhundert entstand, ursprünglich in 3 Bücher zer-
fiel und Td IsQce betitelt war. Das erste handelte über Gott und gött-
liche Dinge, das zweite über den Menschen, das dritte über Tugenden und
Laster. Später wurde die Dreiteilung verlassen und das Ganze nach Stich-
wörtern in alphabetisch geordnete Kapitel oder Tftloi gebracht. Die be-
kannteste Rezension in alphabetischer Anordnung ist Td tegd naqdXkr^Xa
betitelt imd wird ohne ersichtUchen Grund Johannes von Damaskos zu-
geschrieben. Diese heiligen Parallelen sind selbst wieder in verschiedenen
Rezensionen handschriftlich vorhanden, und von den zwei ersten ursprüng-
Uchen Büchern sind neuerdings auch Bearbeitungen in Hss nachgewiesen
t Theologie. F. Eatenen. (§94) 217
worden. Eine Rezension des ursprünglichen ersten Buches liegt vor in
dem Codex Coislinianus 276 saec. 10. Eine Rezension des zweiten hatte
schon früher A. Mai auszugsweise veröffentlicht aus dem Codex Vaticanus
1553, der es unter dem Titel: Asovxiov nQstsßvxsQov xai 'loodvvov ttav
'IfQüiv ßißKov isvvsQov enthält. Loofs, Wendland und Cohn haben unsere
Kenntnis des »christlichen Urflorilegiums* in neuester Zeit gefördert; aber,
wie der erste selbst bemerkt, die Zeit für abschliessende Untersuchungen
wird erst kommen, wenn die Haupthandschriften übersehbar geworden
sind. Die handschriftlichen Forschungen werden sich auch über die
übrigen christlichen Florilegien erstrecken und deren Verhältnis zu den
^Uqo, naqalXr^Xa feststellen müssen. Die Erforschung dieses ganzen
Litteraturzweiges ist auf jeden Fall eine der vielen wichtigen Aufgaben,
welche die byzantinische Theologie an die nächste Zukunft stellt.
Eine dritte Gruppe von Florilegien bringt neben Auszügen aus der
hl. Schrift und aus den Kirchenvätern solche aus den klassischen Schrift-
steilem. Inhaltlich unterscheiden sie sich von den christlichen Florilegien
nach Art der hl. Parallelen durch den Wegfall der spezifisch christlichen
Ausführungen und die Beschränkung auf das Gebiet der allgemein mensch-
h'chen Moral. Eine solche Katene ist unter dem Namen des Maximos
Confessor gedruckt und trägt den soeben bestimmten Charakter an sich.
Die Autorschaft des Maximos ist aber sehr zweifelhaft und entbehrt vor-
läufig jeder inneren Begründung. Von den Kirchenvätern werden Basilios,
Gregor von Nazianz und Johannes Chrysostomos am meisten zitiert, neben
ihnen eine Reihe von älteren Asketen. Viel zahlreicher, aber in der
Regel viel kürzer sind die Auszüge aus den klassischen Schriftstellern.
Verwandt mit dem Florilegium des Maximos sind die der Mönche Johannes
Georgides und Antonios und andere anonyme Exzerptensammlungen (vgl.
Krumbacher). Die Forschung wird beide Florilegienarten berücksichtigen
müssen, um das Verhältnis beider und deren gegenseitige Beeinflussung
näher zu bestimmen.
1. Katenenartige Sammlungen von ethischen Aussprüchen einzelner Eirchenschrift-
gteller liegen vor in folgenden Hss: 1. Aus Johannes Chrysostomos in den oodd.
Athoos 2127 8. 10 (in 100 Kapiteln), Vaücan. Palat. 377 s. 10—11 (in 82 HomUien), Angelio.
B 1. 8 8. 11» Marcian. 119 s. 11 (in 32 Homil.), Marcian. 120 s. 11 (in 5 Zenturien), Oxon.
Colleg. novi 83 s. 11 (in 30 Homil.). Paris. 1028 s. 13 (in 14 Homil.), Paris. 1029 a. 1542 (in
44 Homil.), Paris. 1080 s. 16 (in 33 Homil.). Vgl. auch g 77 aber Theodoros Daphnopates.
— 2. Aus Basilios d. Grossen in den codd. Paris. 973 a. 1045 (in 24 Sermones; ver-
schieden von der Sammlung des Symeon Metaphrastes), Goisl. 114 s. 14 (in 22 Homil.),
ValliceU. F 57 a. 1475 (in 81 Homilien, zusammen mit Johannes Chrysostomos). — 3. Aus
(vregor von Nazianz in dem cod. Mosq. synod. 213 s. 12. — 4, Aus Johannes Klimax
m dem cod. Paris. 1140 A s. 14 fol. 26—88.
2. Die Johannes von Damaskos zugeschriebenen Sacra Parallela ed. pr. M. Lequien,
S. Joannis Damasc. Opera 2 (Paris 1712) 274—790 aus dem cod. Vatic. 1236 s. 15 (aus dem
eine latein. Uebersetzung von J. Billius 1577 besorgt worden war) mit Proben aus dem
cod. Rupefucaldus (jetzt Berolin. Phillipp. 1450); abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 95,
1040 -1586, 96, 9—544. — Eine filtere Rezension des 2. Buches der ursprünglichen 'Uqa
i*d. pr. Mai, Script, veter. nova coli. 1 (Rom 1825) 3, 43—90 u. 7 (Rom 1833) 74-109
auszugsweise aus cod. Vatic. 1553; abgedruckt bei Migne, Patr. gr. 86, 2, 2016—2100.
Loofs hftlt es für wahrscheinlich, dass Leontios von Byzanz an der Abfassung desselben
beteiligt war. Dasselbe Buch als untere Schrift in dem Palimpsestcodex Vatic. 1456 s. 8
ivgl. P. Batiffol, L*abbaye de Rossano, Paris 1891 S. 65), bei dem die weitere Forschung
für das 2. Buch einsetzen muss. — Hauptschrift: F. Loofs, Studien über die Johannes
voo Damaskos zugeschriebenen Parallelen, Halle 1892 (S. 1-31 auch separat o. d. T. :
218 Bysantinische Litteratnrgesohiohte« I« Prosaisohe Litterator.
Ueber die ursprüngliche Form der Sacra Parallela, Halle 1892). Loofs bespricht die bi»>|
her bekannt gewordenen Hss der Parallelen (hinzuzufügen ist neben dem von Loof
nachträglich genannten cod. Matrit. 0 5 noch der cod. Ambros. H 26 inf.) und erOrterll
sodann die Quellen und Grundsätze zur Rekonstruktion der 8 Bücher der 'lega mit be-
sonderer Berücksichtigung der codd. Vatic. 1558 und Coisl. 276. — Zu denselben Resal*^
taten gelangte L. Cohn, Zur indirekten üeberliefemng Philos und der älteren Kirchen-'
Väter, Jahrb. f. prot. Theol. (18) 1892, 480—90. Vgl. dazu P. Wendland, B. Z. 1 (1892)-
604—609, Neu entdeckte Fragmente Philos, Berlin 1891 S. 18—20. — G. Wachsmuth/
Studien zu den griechischen Florilegien, Berlin 1882 S. 1—44 hatte eine genaue Be-
schreibung des cod. Laurent. 8> 22 gegeben. — Vgl. auch J. Rendel Harris, Frag-
ments of Philo Judaeus, Cambridge 1886 S. VII — XXVII (über die codd. Rupefuc, Paris.
923 u. Coisl. 20).
8. Noch nicht untersucht sind folgende Hss, die christliche Florilegien enthalten:
codd. Paris. 924 s. 10 foll. 370 (Loci communes theologici 245 ex SS. Patmm operibn«
excerpti), Taurin. 843 fol. 82 — 271 saec. 11—12 (wahrscheinlich eine selbständige, nicht
alphabetische Rezension der Sacra Parallela; das nämliche Florilegium steht in einer Hi<
in Athen, aus der J. Sakkelion, JeXxlov 2 (1885) 681—85 die Ueberschriften der 100 Ka- '
§itel mitteilte), Vatic. Palat. 388 s. 13 fol. 1—39 (Apophthegmata christiana in IL 3 distincta;
as 1. Buch fehlt), Paris. 1143 s. 13 fol. 1—210 (Collectanea 82 ascetica), Bodl. Barocc. 5
s. 14 foL 1-158, Paris. 901 saec. 14 foL 96-282'' (Excerpta seu sermones 14 e SS. Patri-
bus ad mores informandos pertinentia), Patmens. 56 saec. 14, Paris. 1141 s. 15 fol. 1—63
(Florilegium de virtutibus et vitiis ex scriptorib. sacrls et ecclesiasticis collectum), Paria.
1144 s. 15 foll. 227 (Collectanea ex scriptor. eccl. cap. 8—35), Vatic. Ottob. 436 a. 1485
fol. 7-301\
4. Zu den asketischen Eatenen ist auch das Uy&oXoyiov yytafxixoy des Elias Ek*
dikos aus Kreta (aus dem 12. Jahrhundert) zu rechnen, das bei Migne, Patr. gr. 127,
1128—1148 unvollständig ediert ist. Migne ebenda S. 1148—1176 gibt 140 Kegwhxim
yytDürixä von demselben. Hss: Vatic. Palat. 91 s. 13, Escorial. 269 s. 14, Paris. 362 n.
858, Vindob. theol. 237 u. 284 u. a. (die Anzahl der Kapitel ist in den einzelnen Hss ver-
schieden). — Für die * Jnofp^iyfJLvta ayltoy dBOffoqtav Uaxigtoy vgl. § 84 Anm. 8.
5. Ueber die sacroprofanen Florilegien des Maximos Confessor, Johannes Georgidea
Antonios u. a. vgL Krumbacher.
2. Geschichtschreiber und Chronisten.
95. Einteilimg. Kein Volk, die Chinesen vielleicht ausgenommen,
besitzt eine so reiche historische Litteratur wie die Griechen. In ununter-
brochener Reihenfolge geht die Überlieferung von Herodot bis auf Laonikos
Chalkondyles. Die Griechen und Byzantiner haben die Chronik des Ostens
über zwei Jahrtausende mit gewissenhafter Treue fortgeführt. Bei allen
Schwankungen, die sich aus der Empfänglichkeit und dem Vermögen der
Zeitalter, aus dem Wechsel der Stoffe und der individuellen Fähigkeiten
ergaben, hat sich die historische Litteraturgattung bei den Griechen bis
zur Vernichtung ihrer nationalen Selbständigkeit durch die Osmanen stets
auf einer ansehnlichen Höhe behauptet.
In der byzantinischen Zeit zerfallt alle Darstellung geschichtlicher
Ereignisse in zwei stark verschiedene Gruppen: in Geschichtswerke
im antiken Sinne und in Chroniken. Der unterschied beider Gattungen
erstreckt sich auf Stoff und Form und demgemäss auch auf das voraus-
gesetzte Publikum. Die Verfasser der Geschichtswerke, die wir schlecht-
hin als Historiker bezeichnen, behandeln einen massigen, von ihnen selbst
erlebten oder ihrer Zeit kurz vorausgehenden Abschnitt der byzantinischen
Geschichte; sie schreiben also Zeitgeschichte. Zuweilen ziehen sie
ihrem Thema auch örtliche Grenzen. In ihrer Technik und Sprache
folgen sie alten Vorbildern wie Herodot, Thukydides, Polybios oder solchen
Byzantinern, die sich an diesen alten Mustern gebildet haben. Ihre
Diktion ist daher, wenn sich auch nach Zeit und Individuen bedeutende
Abweichungen ergeben, im Prinzip altertümlich und puristisch; sie streben
nach attischer oder wenigstens hellenischer Vollkommenheit. Das Publi-
kum, für welches sie schreiben, ist der auserlesene Kreis der Gebildeten,
des Hofes, der höheren Geistlichkeit und Beamtenwelt, ein Kreis, der nach
dem allgemeinen Stande der byzantinischen Kultur bald grösser, bald
kleiner wird.
Neben den Historikern stehen die Chronisten, die, wenn sie auch
nicht ausschliesslich der byzantinischen Epoche angehören, doch erst in
dieser Zeit zu einer grösseren litterarischen Bedeutung gelangten. Ihr
Stoff ist die Weltgeschichte, die sie von der Schöpfung bis auf ihre
eigene Zeit oder einen kurz vorhergehenden Abschnitt herunterführen; mit
Vorliebe schliessen sie mit der Thronbesteigung des zu ihrer Zeit re^e-
220
ByzantiniBohe LitieratnrgeBchichte. I. Prosaiflohe litteratiir.
renden Kaisers. Sie fassen ihr grosses Thema jedoch nicht im Sinne
einer pragmatischen Darstellung der für alle Zeit bedeutsamen Thaten,
Ereignisse und Personen, der Aufklärung des inneren Zusammenhanges in
der Entwicklungsgeschichte der Menschheit; ihre Absicht ist vielmehr
volksmässig, spiessbürgerlich ; sie richtet sich auf die naive Aufzählung
einer möglichst ausgiebigen Summe von geschichtlichen Einzelheiten, deren
Kenntnis dem gemeinen Verständnis merkwürdig erscheinen mochte.
Grosser Wert wird auf die genaue Beschreibung der körperlichen und
geistigen Eigenschaften hervorragender Personen gelegt, eine Eigentüm-
lichkeit, deren Ursprünge teils in Werken wie Varros Imagines, teils im
griechischen Romane und in Schwindelbüchem wie Dares und Sisjrphos
zu suchen sind. Zuweilen waren die volkstümlichen Chroniken, wie die
sogenannten Excerpta Barbara und eine Zonarashandschrift (Cod.
Mutin. m D. 3 s. 14) zeigen, wirklich illustriert. Und so gehen die Be-
schreibungen der Kaiser vielleicht direkt auf eine Bilderchronik zurück,
wie ganz ähnlich H am za von Ispahan seine ausführlichen Schilderungen
der Kostüme der säsänidischen Grosskönige dem „Buche der Bildnisse'' ent-
lehnt hat. *) Mit besonderer Aufmerksamkeit werden Teuerungen, Seuchen,
Kometen und sonstige Wunderzeichen, Erdbeben, Bauten und die Ange-
legenheiten der Rennbahn behandelt. Der leitende Gesichtspunkt ist das
kirchliche Interesse; daher wird der chronologische Aufbau der Bibel an-
gepasst und die alte Mythengeschichte zu christlich-apologetischen Zwecken
ausgebeutet. Eine wahrhaft kritische Forschung, ja nur eine oberflächliche
Abwägung der Quellen ist bei den Chronisten nur selten zu bemerken.
Ihre Thätigkeit bleibt meist rein kompilatorisch. Der äusserlichen und
beschränkten Auffassung des geschichtlichen Stoffes entspricht die Form.
Der schöne Periodenbau eines Thukydides ist den Chronisten gleichgültig;
sie schreiben eine gemeinverständliche Sprache, die als ein temperiertes
Umgangsidiom bezeichnet werden kann. Da aber alle feiner gebildeten
Schriftsteller wie auch der Staat und die Kirche fortfuhren, die traditio-
nelle Kunstsprache als das einzig Mögliche anzusehen, so gelang es den
schwachen und vereinzelten Kräften der Chronisten nicht, die volksmässige
Diktion phraseologisch und syntaktisch zu veredeln; sie blieb unter ihren
Händen ein ziemlich ungefüges und plumpes Werkzeug. Schon die Wahl
eines von den Führern der Litteratur so gründlich verachteten Mittels der
Verständigung beweist, dass die Chronisten sich nicht an denselben Leser-
kreis wenden, wie die Historiker, sondern an die grosse Masse des Volkes,
in erster Linie an die Tausende schwachgebildeter, aber nach frommer Be-
lehrung über den Gang der Weltbegebenheiten begieriger Klosterbewohner. »)
») Vgl. H. Geizer, Berl. philol. Wochen-
schrift 1891 Nr. 28 S. 872. — Wie sehr
solche steckbriefartigen Personalbeschreibun-
gen dem Geschmacke des Volkes entsprachen,
beweist die Thatsache, dass sie auch in die
apokryphen Apostelgeschichten ein-
drangen. Vgl. R. A. Lipsius, Die apo-
kryphen Apostelgeschichten und Apostel-
legenden 11 2 (1884) 229; 335 und allent-
halben. Die Entwicklungsgeschichte dieser
Eigentümlichkeit verdiente einmal im grossen
Zusammenhange untersucht zu werden, wo-
bei auch die Kunstgeschichte (Athosmal-
buch u. s. w.) zu berücksichtigen wäre.
') Ein hübsches Gegenstück zur Diffe-
renzierung der Historiker und Chronisten
in der byzantinischen Litteratur bilden die
Bemerkungen desSempronius Asellio über den
Unterschied von Annales und Historia,
bei GeUius B. 5, 18 (I 317-320 ed. M. Hertz).
2. QesohichtBohreiber nnd Chronisten. (§ 95) 221
Sowohl die Geschichtswerke höheren Stils als die populären Chroniken
wurden im späteren Mittelalter, als infolge der stetig fortschreitenden
Veränderungen der lebenden Sprache selbst die einfache Darstellung der
Chronisten den weiteren Kreisen nicht mehr völlig verständlich war, viel-
fach in die zeitgenössische Volkssprache übertragen; häufig blieb es nicht
bei der blossen Übertragung, sondern es wurde aus mehreren älteren
Werken ein neues zusammengefügt. Dabei wurden nicht bloss die Formen
und Wörter, sondern auch der ganze Ton der Erzählung popularisiert,
und selbst der Inhalt wurde durch Einflechtung sagenhafter Züge dem
Geschmacke des Volkes näher gebracht. Die Bearbeiter hüllen sich,
wohl ohne Ausnahme, ins Dunkel der Anonymität; dass ein Historiker
selbst eine Volksausgabe seines Werks veranstaltet habe, wie man geglaubt
hat,*) ist durch nichts bezeugt und völlig unwahrscheinlich. Die Zahl
solcher Umarbeitungen ist erheblich; doch hat man sie erst in der jüngsten
Zeit richtig gewürdigt, und nur wenige Exemplare sind genauer bekannt
geworden. In dieser volkstümlichen Geschichtslitteratur, welche den Dualis-,
mus in der mittelalterlichen griechischen Sprache deutlich illustriert, treffen
wir von alten Autoren Josephus Flavius, von Byzantinern Theophanes,
Georgios Monachos, Eedrenos, Zonaras, Manasses, Anna Komnena, Niketas
Akominatos u. a. Ihren volksbuchartigen Charakter verraten manche
dieser Werke schon durch das Format der Handschriften; z. B. hat der
Cod. Marc. VH 20, der ein mit Manasses verwandtes vulgärgriechisches
Geschichtsbuch enthält, dasselbe kleine Quartformat, das wir bei den
meisten Handschriften der Vulgärromane und dann auch bei den Venezianer
Drucken derselben bemerken. Eine zusammenfassende Untersuchung und
Darstellung dieser ganzen für die Geschichte der Bildung und Sprache des
griechischen Volkes im Mittelalter ungemein wichtigen Litteraturgruppe
wäre erwünscht. Über einige Vorarbeiten und Handschriften wird in der
Spezialdarstellung berichtet werden.
Natürlich ist mit diesen zwei Gruppen die Gesamtmasse der auf Ge-
schichte bezüglichen Schriftwerke der byzantinischen Zeit nicht erschöpft.
Es kommen zu den Historikern und Chronisten noch vor allem die Heiligen-
leben, von denen manche als Quellen ersten Ranges für Geschichte, Geo-
graphie und Topographie gelten dürfen, dann sonstige Biographien, mono-
graphische Schilderungen wichtiger Ereignisse, Elosterstiftungsurkunden,
Reden, Briefe und Gelegenheitsgedichte, endlich die unübersehbare Zahl
von staatlichen, kirchlichen und privaten Urkunden jeder Art. Näheres
über diese historische Neben- und Kleinlitteratur findet man teils in eigenen
Paragraphen am Schlüsse des Kapitels über die Historiker, teils in den
Abschnitten über Rhetorik und Poesie, teils in Anmerkungen. Für die
grosse Masse der Urkunden, die für die Geschichtsforschung wichtig sind,
ohne eine selbständige litterarische Bedeutung zu beanspruchen, kann nur
auf die unten angeführten Kollektiv- und Einzelausgaben verwiesen werden.
I. Sammelausgaben der Historiker und Chronisten: A. Das Pariser
Corpus wurde, nachdem durch frtlhere Ausgaben einzelner Autoren der Boden vorbereitet
', ins Auftrage des Königs Ludwig XIV unter der Leitung des Jesuiten Philipp Labbe
') Salmasius bei Fabricius, BibL gr. ed. Harl. 7, 739,
222 BysantiniBclie LitieratnrgeBohichte, L Prosaisöhe Litteratnr.
(lateinisch : Labbaens oder Labbeus) bearbeitet. Durch die Mitwirktmg der hervorragen
Philologen des 17. Jahrhunderts, eines Fabrot, Goar, Du Gange, Leo AUatius, Maltrui^'
Combefis, Banduri u. a. wurde diese Sammlung zu einem für seine Zeit staunenswertea
und heute noch nicht ersetzten Werke. In 42 Teilen schritt das 1648 begonnene UnftflT'
nehmen bis 1711 in ungleichen Zwischenräumen vorwärts und erhielt noch 1819 eiam
verspäteten Nachtrag im Leon Diakonos von B. Hase.
B. Der Venezianer Nachdruck. Das bald selten gewordene Pariser Cofp«
wurde zu Venedig 1729—1733 mit unglaublicher Hast ohne Verbesserungen, dagegen
einer reichlichen Zugabe von Druckfehlem in schlechterer Ausstattung nachgedruckt. Nes
hinzu kamen hier nur Malalas, Genesios und einige kleinere Stftcke.
G. Das Bonner Gorpus, auf Anregung B. G. Niebuhrs unternommen, später rcn
der Berliner Akademie fortgesetzt, erschien in 49 Bänden, Bonn 1828—1878. Gegenwirt%
wird für das Gorpus noch der Schlussband des Zonaras von Th. Büttner- Wobst vorbereitoi
Die grossen Hoffnungen, die sich an dieses Unternehmen geknüpft hatten, wurden dank
den Mangel einer sachkundigen und energischen Oberleiining und mehr noch durch im
Gleichgültigkeit und Abneigung der meisten Mitarbeiter (bes. I. Bekkers und W. Dindorfe)
fast völlig vereitelt. Von den seit dem Erscheinen des Venezianer Nachdruckes zum
erstenmal veröffentlichten Autoren wie Konst. Porphyrogennetos, Georgios Pisides, Phrantzes
u. s. w. abgesehen, ist das Bonner Gorpus mit wenigen Ausnahmen nichts als ein schlecht i
revidierter Abdruck der Pariser Sammlung. Wie die Texte wenig gefördert worden, so
unterblieb auch die Umarbeitung oder Neugestaltung der Kommentare und Indices. Man
begnügte sich meist mit dem Abdrucke der alten, oft weitschweifigen und 'der Verbeese*
rung bedürftigen Anmerkungen der Pariser Ausgaben ; die Indices wurden teils völlig un*
verändert belassen, so dass die Stellen nach den am Rande beigefügten Seitenzahlen der
Pariser Ausgabe zu suchen sind, teils auch der neuen Paginierung angepasst, eine In-
konsequenz, die jedem Leser ärgerliche Stunden bereitet. So ist das Bonner Gorpas
durchaus nicht zu einem «für die Philologie und Geschichte höchst erheblichen, für
unsere Nation ruhmvollen* Werke geworden, wie es Niebuhr in Aussicht gestellt hatte;
übrigens hat er selbst kurz vor seinem Tode das ganze Unternehmen ids unüberlegt
bezeichnet. Man zitiert in Frankreich noch meist nach der Pariser Sammlung, bei
uns gewöhnlich nach dem Bonner Gorpus; das letzere ist aus praktischen Gründen empf^-
lenswert, da die etwas seltene Pariser Sammlung manchem unzugänglich bleibt and
zudem in ihr mehrere im Bonner Gorpus aufgenommene Autoren fehlen. Beurteilungen
des Bonner Gorpus von E. Hopf, Jahns Jahrb. 75 (1857) 769 ff.; von G. L. F. Tafel,
Eomnenen und Normannen S. XX ff., Sitzungsber. Wien. Akad., phil.-hist. Gl. 1852, 31 ff.
und Münchener Gelehrte Anzeigen, bist. Gl. 1854, 2, 150 f., 181 f.; von G. de Boor, Theo-
phanes 2 (1885) 352 f. Vgl. auch den Bericht Niebuhrs über den Fortgang des Bonner
Gorpus, Rhein. Mus. 1 (1833) 359.
D. Endlich wurden die meisten Teile des Bonner Gorpus mit Kommentaren und
Indices ohne kritische Verbesserungen, aber auch ohne allzu reichliche Druckfehler wieder-
holt in der Patrologia graeca von Migne (161 Bände, Paris 1857 — 1866), die sich
zum Bonner Gorpus ähnlich verhält wie der Venezianer Nachdruck zur Pariser Sammlung.
Von den griechischen Texten des Bonner Gorpus fehlen hier Johannes Lydos, Zosimos,
Prokopios, Theophylaktos Simokattes, Georgios Synkellos, Michael Attaliates und die Stücke
aus der Turcograecia des Martin Grusius. Der von Migne veranstaltete Abdruck hat für
die byzantinischen Studien wenigstens die Bedeutung eines Notbehelfes, weil sich in
manchen, besonders theologischen Bibliotheken keine der drei früheren Sammlungen, wohl
aber die gesamte Patrologie befindet. Wer sich eingehender mit den Byzantinern be-
schäftigen will, wird immer auf das Pariser bzw. das Bonner Gorpus zurückgreifen, so-
weit nicht völlig neue Bearbeitungen vorliegen wie für Theophanes u. a.
E. Zuletzt muss noch erwähnt werden, dass die Verlagshandlung B. G. Teubner
in Leipzig begonnen hat, auch die byzantinischen Historiker und Ghronisten in kritischen
Bearbeitungen der weltbekannten Bibliotheca Teubneriana einzuverleiben. Bis jetzt
sind die Fragmente der kleinen Historiker, Agathias, Theophylaktos, Nikephoros P., Zonaras
und Anna Komnena erschienen. — Einige auf die Ereuzzüge bezüglichen Stücke wurden,
zum Teil mit wertvollen neuen Eommentaren, aufgenommen in den Recueil des histo-
riens des croisades. Historiens grecs, 2 voll., Paris 1875—81.
2. Fragmente der Historiker: Fragmente spätgriechischer und byzantinischer
Historiker (Dexippos u. s. w.) ed. B. G. Niebuhr im ersten Bande des Bonner Gorpus,
Bonn 1829. — Uistorici Graeci minores ed. L. Dindorf, 2 voll., Leipzig, bibl. Teub-
neriana 1870—71; der erste Band enthält vornehmlich die von Niebuhr a. a. 0. heraus-
gegebenen Fragmente, der zweite Menander Protektor und Agathias. — Fragmenta
Eistoricorum Graecorum ed. Gar. Müller, voL 4 und 5, Paris, Didot 1868— 70; Neu-
8. Geschichtschreiber und ChroniBien, (§ 95) 223
1883 (Bd. 5) und 1885 (Bd. 4); enthält aaoh armenische, anf griechischen und 83rri-
Quellen beruhende Historiker in französischer Uebersetzung.
3. Kollektivausgaben von teilweise historischem Inhalt: E. N. Sathas,
mrunj ßißhodijxti, 7 B&nde, Venedig 1872-1894. Enthält meist unedierte Werke
lie Geschichte, Reden und Briefe des Psellos, Nachträge zu Attaliates, Chroniken,
ichriftenkataloge, Briefe, Gesetzsammlungen, Urkunden u. s. w. Zum 7. Bande vgl.
ngehende Besprechung von A. Heisenberg, B. Z. 5 (1896). — W. Regel, Analecta
ttino-Russica, Petersburg 1891. Vgl. die Besprechung von S. R-skij, Joum. Min. 1892
80 April S. 420—431. — Fontes rerum Byzantinarum accur. W. Regel. Tomus I,
1. Rhetorum saeculi XII orationes politicae. Ediderunt W. Regel et N. Novos-
ty, Petersburg 1892. — Historische Texte, Chrysobdlen, Synodalfäten u. s. w. bringt
ipadopulosKerameus, 'AvdXBJcrtt'UQoaokvfxixixrjgaxaxvoXoyiag, bis jetzt voll. 1 — 2,
»borg 1891 — 1894. Vgl. die Besprechungen von G. Destunis, Joum. Min. 1892 Bd. 282
itheft S. 385-400, K. K., B. Z. 1, 623 f., 4, 180 f., und E. Kurtz, Viz. Vr. 1 (1894)
697. — Grösstenteils theologischen Inhalts ist: A. Vassiliev, Anecdota Graeco-
tina I. Moskau 1893. Vgl. die Besprechungen von A. Eirpiönikov und E. Kurtz, Viz.
(1894) 180-207. Inhaltsangabe B. Z. 3 (1894) 190 f.
4. Urkunden. A. Allgemeine Sammlungen: Acta et diplomata graeca roedii
idd. Fr. Miklosich et J. Müller, 6 voll., Vindobonae 1860—1890. Dieses für die
aitorliche Geschichte und Geographie |des Ostens unschätzbare Werk, dessen VoÜ-
g hoffentlich durch den Tod der beiden hochverdienten Herausgeber nicht verhindert
enthält Erlasse der Kaiser und Patriarchen, politische Verträge und Korrespondenzen,
Dgs-, Kauf- und Schenkungsurkunden, Prozessakten, Klosterregeln u. s. w. aus dem
19. Jiüirhundert. Einige Beiträge zum 5. Bande bringt die Besprechung von Bezo-
jv, Joum. Min. 1888 Bd. 257 Juni S. 410-417. — August Theiner et Fr. Mi-
ch, Monumenta spectantia ad unionem ecclesiarum, Vindobonae 1872. Enthält auf
nion bezügliche Aktenstücke von 1124—1582. — K. N. Sathas, Mytjueia 'EXXrjyucijs
ag, Documents inödits relatifs ä l'histoire de la Gröce au moyen-äge. Premiere s^rie :
nents tir^s des archives de V^mse (1400—1500), 9 Bände, Paris 1880—1890. Hier
man lateinische und italienische auf die venezianische Herrschaft im Orient bezüg-
Urkunden, Karten u. s. w., die zu den letzten byzantinischen Historikern wertvolle
izungen bilden. — Ebenfalls auf die lateinischen Herrschaften im Orient und die letzte
les byzantinischen Reiches bezieht sich das letzte Werk des grossen Forschers Karl
. Chroniques Gröco-Romanes inödites ou peu connues, Berlin 1873. Von unschätz-
1 Werte sind die beigefügten genealogischen Tafeln der lateinischen Geschlechter des
ts. — Zur sachlichen Ergänzung dienen bes. die , Urkunden zur älteren Handels- und
beschichte der Republik Venedig mit besonderer Beziehung auf Byzanz und die Le-
vom neunten bis zum Ausgang des fünfzehnten Jahrhunderts* herausgegeben von
Fr. Tafel und G. M. Thomas, 3 Teile, Wien 1856-1857 (= Fontes rerum Austria-
1 II 12 — 14). — Ueber die Ausgaben von Urkunden des Athos vgl. die Litteratur zum
(8. den Index), über Klosterregeln s. § 136.
B. Bvzantinische Urkunden aus Sizilien und Unteritalien enthalten
tde Werke und Abhandlungen: Sp. Zampelios, 'ITttXoBXXrJy^xa ^roi xQiuxij ngay/xareia
ftov iy Toig ttQx^'*-^^ NeanoXsüig ayexdoTOty iXXtjy. TteQyttfitjytayy ^y 'jl&rjyaig 1864 (Ur-
in aus der Zeit von 983—1281). — G. Spata, Le pergamene Greche esistenti nel grande
io di Palermo, Palermo 1862—64 (Urkunden von 1091—1280). — G. Spata, Diplomi
Siciliani inediti, in den Miscellanea di storia Italiana, tomo 9 (Torino 1870) 373—507
2 (1871) 1 -112 (Urkunden von 1084—1243). - Vgl. G. Spata, Sul cimelio diplomatico
uomo di Monretde. Palermo 1865 (kurzer, allgemein gehaltener Bericht mit Bespre-
; einer Urkunde vom J. 1151). — Gius. Müller, Tre carte Greche delFItalia meri-
le, Archivio storico Italiano, Serie terza 7 (1868) 1—27 (griechischer Text mit italie-
;r Uebersetzung). — Fr. Trinchera, Syllabus Graecarum membranarum etc., Neapoli
(Urkunden aus der Zeit von 885 — 1331; im Anhange noch drei Stücke von 1427,
1450). — Ueber die Publikation von Trinchera handelt: Gius. de Blasiis, Le perga-
bizantine degli archivi di Napoli e di Palermo, Archivio storico Italiano, Serie terza,
36) 78-102. — Salv. Cusa, I diplomi Greci ed Arabi di Sicilia, 2 voll, Palermo
-82 (aus der Zeit von 1079—1335). — A. Salinas, Di un diploma greco del monastero
Pancrazio di Scilla in Calabria, Archivio storico Siciliano 1882 (mir unzugänglich),
rei Nachträge zu Trinchera gab N. Parisio, Archivio storico per le provincie Napole-
1 (1886) 855-860 und 13 (1888) 772—781. — N. Parisio, Due Documenti greci
i della Certosa di S. Stefano di Bosco, Neapel 1891 (mir unzugänglich). — Raff,
rabba, Diplomi Greci con le versioni Latine del secolo XVII, in: Documenti per servire
toria di Sicilia. Prima serie — Tabulari, vol. I fasc. 6 (Palermo 1887) 335—523
nden von 1096—1218). — Von griechischen Urkunden in Messina und Rom gibt
224 Bysantinische Litteratnrgeschiohte. I. ProsaiBohe Litterator.
Kenntnis P. Batiffol, L'archive du Saint-Sauveor de Messine d*aprös an registre in
Revue des questions histor. 42 (1887) 555—567, und: Das Archiv des griechischen Co^
in Rom, Rom. Quartalschr. 2 (1888) 217-221. — Zwei Stöcke aus dem Archiv des
chischen Kollegs in Rom ed. P. Batif fol, Chartes byzantines in^dites de Grande Gr^ce. UA
d'archöologie et d'histoire 10 (1890) 98—111. — Einige der schon von Trinchera henw-
gegebenen Urkunden (des 11. Jahrh.) sind wiederholt und zum Teil facsimiliert in: Codex
diplomaticus Cavensis nunc primum in lucem editus cur. DD. Michaele MorcaMi,
Mauro Schiani, Sylvano de Stephane 0. S. B. Tom. 4. 5. 7. (Neapoli 1877—79—88). —
Vgl. auch die griechischen Subskriptionen und die älteren (lateinischen) Dokumente bei
Cam. Minieri Riccio, Saggio di Codice diplomatico 1 (Napoli 1878) 1 ff., nnd die auf
die byzantinische Periode (809 — 1072j bezüglichen Dokumente in der Publikation vea
Dom. Morea, 11 chartularium del monastero di S. Benedetto di Conversano. VoL L
Byzantina, Normanna, Sueva. Montecassino 1892. — Die zur Erläuterung aller dieser Ur*
künden dienenden Schriften über byzantinische Herrschaft, byzantinische Ein-
flüsse und griechische Sprache in Unteritalien und Sizilien sind im bibliographi-
schen Anhange am Schlüsse des Buchs (Rubriken : ,Historische Monographien' nnd ,KimBt-
geschichte') aufgezählt.
C. Einzelausgaben: Einige ChrysobuUen ed. E. Miller, Catalogue des mm,
grecs de la bibliothäque de TEscurial, Paris 1848 S. 59—66. — Th. Uspenskij, Neu
historische Dokumente, gesammelt auf einer ausländischen Reise, Publikation der arohio*
logischen Kommission, Petersburg 1881 (nur 2 byzantinische Urkunden). — Zwei Argyxo*
btQlen des Despoten Thomas Palaeologos ed. aus dem Cod. Athens 3298 Sp. Lampros,
naQua<Fc6s 7 (1883) 472 ff. — Eine Chrysobulle des Andronikos Palaeologos von 1289 ed.
Sp. Lampros, JeXtioy 1 (1883 — 1885) 113—119. — Einige aus der Türkenzeit stammende
griechische Urkunden im Archive von Venedig ed. Sp. Lampros, JeXrioy 4 (1895) 634
bis 652. — Eine im Jahre 1365 ausgefertigte lateinische Urkunde des Fürsien von Tarent
Philipps II von Anjou, welche die Tat. Uebersetzung einer Chrysobulle Michaels II, Dee-
poten von Epirus, enthält, ed. J.A.Romanos, ^cArtW 2 (1885-1889) 587— 608. — Eine
Chrysobulle Johannes V (von 1363) und eine Argyrobulle Johannes VIII (von 1437) nebet
einem Patriarchalakt ed. J. Sakkelion, JeXuoy 2 (1885—1889) 609-621. — Eine
Fälschung einer kaiserlichen Bulle wies nach J. Sakkellion, JeXtioy 2 (1885—1889)
265—275. — Eine Privaturkunde aus dem Jabr 1359 ed. J. Sakkelion, JeXxlov 2
(1885—1889) 468—475. — H. Omont, Lettre grecque sur papyrus, Revue arch^log.
IIP särie 19 (1692) 384—393 (der berühmte Papyrusbrief, der wahrscheinlich von Michael JI
an Ludwig den Frommen gerichtet wurde). — Konst. Jireöek, Eine Urkunde von 1288
bis 1240 zur Geschichte von Korfu, B. Z. 1 (1892) 336 f. — Einige als Wandinsohriften
in einem Kloster zu Mystras erhaltene kaiserliche Goldbullen ed. K. G. Zesiu, *A9fiya
3 (1891) 461 ff., wiederholt in seinen lifxfjuxta, Athen 1892 S. 43 ff. — K. E. Zachariae
vonLingenthal, Einige ungedruckte Chrysobullen, M^moires de Tacad. imp. des sciences
de St. Pötersbourg VIl^ s^rie, tome 41, Nr. 4, Petersburg 1893 (mit Bemerkungen über den
Zweck, die Datierungsweise und die Unterschriften der byzantinischen Bullen). — W. Regel,
Ein ChnrsobuU des Kaisers Andreas Palaiologos vom 13. April 1483, Viz. Vr. 1 (1894)
151—158. — M. Gedeon, BvCaytiya avfAßoXava, B. Z. 5 (1896) Heft 1. — Zu einer er-
schöpfenden Aufzählung der Einzelausgaben müssten die nur in Athen vollständig vor
handenen älteren griechischen Zeitschriften, Zeitungen u. s. w. beigezogen werden.
D. Hilfsmittel: Ueber die Technik der griechischen Kaiserurkunden und die früher
übersehene Thatsache, dass uns eine Reihe venezianischer Gegenurkunden fehlen, handelt
die ergebnisreiche Studie von C. Neumann, Ueber die urkundlichen Quellen zur Ge-
schichte der byzantinisch-venetianischen Beziehungen vornehmlich im Zeitalter der Komnenen,
B. Z. 1 (1892) 366—378. — Die Form der Urkunden über private Rechtsgeschäfte und die
Stellung der zwei Klassen von Urkundenschreibern, der ra(iovXdoi(n und der yofÄtxoi, be-
spricht K. E. Zachariae von Lingenthal, Beiträge zur Geschichte des byzantinischen
Urkundenwesens, B. Z. 2 (1893) 177—186. — Eine Sammlung und chronologische Bestim-
mung aller byzantinischen Urkunden, Briefe und sonstigen Akten als Vorarbeit zu den
projektierten ,Regesten des byzantinischen Reichs' ist von der k. russischen Akademie der
Wissenschaften auf Antrag der Akademiker A. A. Kunik und V. Vasiljevskij beschlossen
und die Ausführung der Vorarbeiten dem Magistranten B. Melioranskij übertragen
worden. Viz. Vr. 1 (1894) 249-252.
5. Uebersetzungen: Ohne Bedeutung sind jetzt die seit dem 16. Jahrhundert ver-
anstalteten, oft wiederholten lateinischen Uebersetzungen einzelner Historiker, aus deren
Vereinigung sich ein vielgelesenes Handbuch der byzantinischen Geschichte ergab : Corpus
universae historiae, praesertim Byzantinae . . . . Jo. 2^narae annales. Nie. Acominati, Nie.
Gregorae, Laonici Chalcondylae, Lutetiae 1567; Francofurti ad Moenum 1568 und öfter
wiederholt. — Ein ähnliches Handbuch erschien auch französisch: Histoire de Constan*
2. OesohiohtBchreiber nnd Chronisteii. (§ 95) 225
ople depnis le r^gne de Justin josqu'ä la fin de rempire, tradroite sur les originaux grecs
r L. Cousin, 8 voll., Paris 1671—74; wiederholt Paris 1685. — Noch die Histoire du
a-£mpire von Le Beau mit ihren Fortsetzungen besteht zum grossen Teil aus lieber-
Zungen byzantinischer Texte. — Eine zum Teil recht ungenaue und mehr als freie
teinische Uebersetzung ist dem Pariser Corpus (auch dem Venez. Nachdruck) beigegeben
d im Bonner Corpus wiederholt, aber leider nur für einzelne Autoren revidiert. Dadurch
n manche Forscher nach dem Satze «Qraeca sunt, non leguntur* sich mehr an die oft
HZ verdrehte lateinische üebertragung statt an die Originale hielten, ist viel Verwirrung
d Missverst&ndnis entstanden. — Eine russische Uebersetzung einiger byzantinischer
storiker wie des Nikephoros Bryennios, der Anna Komnena, des Kinnamos und Niketas
ominatos veranstaltete die geistliche Akademie in Petersburg, 4 Bände, Petersburg 1860 — 68
ir unzugänglich). — Uebersetzungen einzelner Werke sind in den betreffenden Para-
iphen notiert
6. Allgemeine Hilfsmittel. A. Fast nutzlos ist jetzt das fOr seine Zeit be-
itende Werk von Ger. J. Vossius, De historicis Graecis, Lngduni Bat. 1624; wieder-
It Lugd. Bat. 1651; Francofurti ad M. 1677; Amstelodami 1699; endlich notdürftig um-
arbeitet von Ant. Westermann, Lipsiae 1838. — Grundlegende und heut« noch nicht
etzte Hilfsmittel zum Studium der byzantinischen Geschichtslitteratur hat Du Gange
schaffen; es sind ausser seinen Kommentaren zu Nikephoros Bryennios, Anna Komnena
i Kinnamos bes. die im bibliographischen Anhang notierten Geschichtswerke. — Eine
mlich oberflächliche litteraturgeschichtliche Kompilation machte der Breslauer Professor
Hanke, De Byzantinarum rerum scriptoribus Graecis, Lipsiae 1677. — Weniger wichtig
Du Gange, aber für Einzelheiten noch immer brauchbar ist A. Banduri, Imperium
entale, 2 tomi, Paris 1711 (wiederholt Venedig 1729). — Für die kirchlichen Verhält-
se (Geschichte der Patriarchen, Bischöfe u. s. w.) bleibt das Hauptwerk Le Quien,
iens christianus, Paris 1740. — Nachträge und Ergänzungen zu Le Quien bei E. Golu-
Qskij, Kurze Skizze der orthodoxen bulgarischen, serbischen und moldau-walachischen
rchen, Moskau 1871 (russ.). — Dazu die im bibliographischen Anhange (Rubrik , Kirchen-
schichte") angeführte Litteratur. — Ftbr das Bibliographische ist natürlich auch hier die
bliotheca Graeca von Fabricius beizuziehen. — Recht vernünftige allgemeine An-
gungen gab Karl Morgenstern, Ueber das Studium der byzantinischen Gescbicht-
hreiber, M^moires pr^sentto k Tacad. imp. des sciences de St. P^tersbourg 4 (1845) 169
3 202. — Gänzlich wertlos ist: Raymond Fran^ois, Les demiers jours d'un empire.
udes sur les historiens Byzantins, Paris 1870; es sind keine , Studien*, sondern geistlose,
f sekundären QueUen beruhende Salbadereien. — üebersicht der wichtigsten byzant.
lellen für griechische und römische Geschichte bei Arn. Schäfer, Abriss der Quellen -
mde der griech. und rüm. Geschichte, 2. Abt. Leipzig 1881 S. 186 — 196. — Unentbehrlich
tieferen Studien ist das schöne Werk von G. Schlumberger, SigiUographie de l'empire
rzantin, Paris 1884; darüber ein orientierender Bericht im Journal des savants 1885
213 ff., 323 ff.
B. In neuester Zeit hat man auch angefangen, die Quellenverhältnisse kritisch
untersuchen ; doch sind erst einzelne Abschnitte aufgehellt. Den ersten Versuch machten
Indliker und Müller, Untersuchungen zur mittleren Geschichte herausgeg. von Max
Qdinger 1 (1871) 268- 289; die Arbeit betrifft die Quellen für die Zeit von 888—967. —
nen mächtigen Anstoss gab Ferd. Hirsch durch sein grundlegendes Werk: Byzantinische
ndien, Leipzig 1876; es umfasst die auf die Zeit von 813 — 963 bezüglichen Geschichts-
?rke und C*hroniken. Vgl. die Besprechung von A. v. Gutschmid, Lit. Centralbl.
77 8. 521 = Kleine Schriften 5 (1894) 439-446. — Hauptwerk für die Quellenverhält-
sse der speziell chronologischen Werke ist: H. Geiz er, Sextus Julius Africanus, bis
fczt I und II 1. Leipzig, Teubner 1880—1885. - Das Verhältnis des Skylitzes, Attaliates,
»ellos und der übrigen Quellen für die Zeit von 976—1076 stellt in den Hauptzügen fest
Röckl, Studien zu byzantinischen Geschichtschreibem, Blätter für das bayer. Gym-
isialschulwesen 20 (1884) 277—282 und 21 (1885) 4—19. — Dann versprach J. Seger
e Quellen der zweiten Hälfte des 10.. und die des 11. Jahrh. zu prüfen; erschienen ist:
Seger, Byzantinische Geschichtschreiber des 10. und 11. Jahrhunderts. 1. Nikephoros
r^ennioB, München 1888. — Daran schliesst sich das geistvolle Buch von C. Neumann,
neohische Geschichtschreiber und Geschichtsquellen im 12. Jahrhundert, Leipzig 1888 (über
nna Komnena, Theodoros Prodromos, Kinnamos). — Kurze und unzuverlässige Üebersicht
ber die byzantinischen Historiker des 6. Jahrh. und über die auf ihnen beruhenden Chronisten
rheophanes, Georgios Monachos, Glykas, Zonaras u. a.), sowie über einige orientalische
gellen bei Kurt Grob, Geschichte des oströmischen Kaisers Justin II, Leipzig 1889
.1 — 32. — Das Verhältnis der griechischen Quellen für Kaiser Maurikios, also des Eua-
no6, Theophylaktos, der Osterchronik, des Theophanes, Georgios Monachos u. s. w. unter-
ickt OttoAdamek, Beiträge zur Geschichte des byzantinischen Kaisers Maurikios. I. II«
Haadtmcfa der kUa. AlterhmnwftBeDschaft IX, 1. Abtlg. 2. Anil, 15
226 ByzantiniBche Litteraturgesohichte. I. ProMdache Liiteratiir.
Gymnasialprogramme, Graz 1890—91. — Nur zum Teil auf die byzantinische Zeit (Eui ^
Tneophanes u. a.) bezieht sich die gründliche Monographie von L. Jeep, Quellenunl
suchungen zu den griechischen Eirchenhistorikem, Jahns Jahrbücher, Snpplementb. 14 (ir
53—178. — umfassende Untersuchungen über die Quellenverhältnisse der bvzantinii
Weltchroniken von C. de Boor, Römische Eaisergeschichte in byzantinischer Fi
B. Z. 1 (1892) 13—33; 2 (1893) 1-21: 195-211, und von E. Patzig, Die HjjoÜm
in Dindorfs Ausgabe der Odysseescholien, B. Z. 2 (1893) 413—440; Johannes Antiochei
Fr. 200 Salm, und Prokop, B. Z. 2 (1893) 591—598; Leo Grammaticus und seine ^pi
B. Z. 8 (1894) 470—497. — Für die älteren Teile der byzantinischen Ghronikenlittera'
(Malalas, Osterchronik u. a.) kommen auch in Betracht die Texte und Quellenuntersuchnnj
in den Chronica minora ed. Th. Mommsen, Monuments Germaniae historica, Aa(
ant. t. IX 1, Berlin 1892, und in den Chronica minora ed. C. Frick, vol. I, Leipzig, Bü
Teubneriana 1893. Vgl. die Besprechungen der letzteren Publikation von H. Geizer, Berlin
philol. Wochenschrift 1894 Nr. 40 Sp. 1255-1261, und E. J. Neumann, Deutsche
teraturzeit. 1894 Nr. 18 Sp. 552 — 558. — Eine allgemeine Darstellung der orientaiischeti
(ägyptischen, babylonischen und persischen), jüdischen und griechischen Geschichtschrdbi
im Altertum, dann der christlichen Chronographie bei den Griechen, Syrern, Arabenjj
Armeniern und Slaven, endlich der islamitischen Annalistik bei den Arabern, Türken a. s. w.
nebst Texten byzantinischer Chroniken und Auszügen aus orientalischen Chroniken gak
Albr. Wirth, Aus orientalischen Chroniken, Frankfurt a. M., in Eommission bei Moriti
Diesterweg 1894. Allein dieses Buch ist mit so beispielloser Oberflächlichkeit, Ud-i
kenntnis und Phantastik gearbeitet, dass nicht die übliche Mahnung zu , vorsichtiger Be-
nützung*, sondern eine absolute Warnung vor demselben am Piatee ist; den Anfänger
kann es nur verwirren, den erfahrenen Forscher kann es wenig lehren. Vgl. die Be-
sprechung von E. Erumbacher, B. Z. 3 (1894) 607—625. — Etwas brauchbarer ist die
emigen Spezialthemen gewidmete Schrift von Albr. Wirth, Chronographische Späna
Frankfurt a. M. 1894. — Eine Reihe byzantinischer Quellen für die alte Geschichte wie
Photios und die Eonstantinischen Exzerpte, Hesychios von Milet und Zonaras, die christ»
liehen Chronographen wie Sextus Julius Africanus u. s. w., Malalas, Johannes Antiochenoa^
die Osterchronik, Nikephoros, Georgios Monachos, Eedrenos u. a. charakterisiert nach ihrem
Wert und gegenseitigen Verhältnis Curt Wachsmuth, Einleitung in das Studium der
alten Geschichte, Leipzig 1895 S. 67-77; 122—124; 155—198. - Die auf die Südslavea
bezüglichen Nächrichten der letzten byzantinischen Historiker und Chronisten (Nikephoroi
Gregoras, Johannes Eantakuzenos, Eomnenos und Proklos, Phrantzes, Dukas, Johannes
Anagnostes, Chalkondvles und Eritobulos) prüft im Zusammenhang VI. Ea6anovskii,
Die byz. Chronisten als Quelle für die Geschichte der Südelaven in der Zeit des Verfalls
ihrer Selbständigkeit, Joum. Min. 1878 Bd. 198 Juli S. 63—112. — Ein zusammenfassendes
Werk über slavische Reflexe der byzantinischen Chronistik gab A. Popov, Uebersiohi
über die russischen Chronographen, 2 Bde., Petersburg 1866 (russ.); vgl. auch die n
Malalas u. a. zitierten neueren Monographien. — Die speziellere Litteratur s. bei den ein-
zelnen Autoren. — Ausser den hier genannten Hilfsmitteln sind die im bibliographischen
Anhang genannten allgemeinen historischen und chronologischen Werke beizuziehen.
A. Die QeBchichtschreiber.
96. Allgemeine Charakteristik. Die byzantinischen Darsteller zeit-
genössischer Ereignisse folgen ohne Ausnahme der altgriechischen Tradi-
tion. Bei den Historikern aus dem 6. und dem Anfang des 7. Jahrhunderts
wie Prokop, Agathias, Menander, Theophylaktos ist das ziemlich selbst-
verständlich; denn sie stehen in der Übergangsepoche vom heidnischen
Altertum zum christlichen Mittelalter und knüpfen unmittelbar an die vor-
ausgehende Historiographie an. Aber auch die Autoren, welche nach der
verhängnisvollen, von der Mitte des 7. bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts
reichenden litterarischen Lücke die Geschichtschreibung von neuem ins Leben
rufen, wenden sich alsbald wieder alten Vorbildern zu, und in der Zeit der
Eomnenen und Paläologen ist in der Anlehnung an das Altertum sogar
noch eine bedeutende Steigerung zu bemerken. Von den (Jeschichtschrei-
bern des 6. und 7. Jahrhunderts unterscheiden sich die des 11. — 15. Jahr-
hunderts im grossen und ganzen nur dadurch, dass die äusseren Mittel
8. Geaekiolitsohreibar und Chronisten. A. Geflohiohtsohreiber. (§ 96) 227
irer Darstellung in einem viel höheren Grade künstliche, schulmässig er-
•mte geworden sind. Prokop, Agathias, Menander, Euagrios, Theophy-
ktos verbleiben bei all ihrer verschiedenartigen Künstelei und bei aller
nitation doch noch einigermassen auf dem Boden der feineren Umgangs-
)rache ihrer Zeit; eine Anna Eomnena dagegen studiert das Altgriechische
ie eine fremde Sprache, und in der gleichen Notlage befinden sich alle
istoriker des 12. und der folgenden Jahrhunderte. Zu ihrer Zeit hatte
ch die lebendige Sprache vom Altgriechischen morphologisch, lexikalisch
id syntaktisch so weit entfernt, dass die herkömmliche Kunstsprache
me gründliche Vorbereitung nicht einmal mehr verstanden wurde. Das
: der einzige wirklich durchgreifende formale Unterschied, welcher die
ätgriechischen und die eigentlich byzantinischen Historiker trennt. Es
: aber zu betonen, dass dieser Unterschied nicht aus der Individualität
id freien Absicht der Schriftsteller, sondern aus der unabhängig von ihrem
illen vollzogenen natürlichen Umgestaltung der Sprache selbst er-
ichsen ist.
In aUen übrigen Dingen bieten die Historiker von Prokop bis auf
ionikos Chalkondyles herab ein ziemlich gleichförmiges Bild. Verschieden
od die Stoffe, indem ein Darsteller meist da anknüpft, wo sein Vor-
Lnger aufgehört hat, verschieden ist nach der Bildungsbasis der Zeit
id nach der persönlichen Stimmung und Fähigkeit die Erzählungsweise,
e psychologische Charakteristik, die Gründlichkeit der Information, die
etonung des kirchlichen oder staatlichen Lebens: aber keine neue
echnik, keine neue kritische Methode, keine prinzipiell neue
uffassung verändert erkennbar den Gesamtcharakter der geschichtlichen
orschung und Darstellung.
Wie im Leben des byzantinischen Staates die alte römische Idee
irch alle Stürme der Jahrhunderte ungebrochen fortdauerte, so herrschte
ie Tradition auch in der Darstellung dieses Lebens. Die ungeheuere
rirksamkeit der uralten Schulung wird sofort klar, wenn man sich die
'übe ninmit, einen Psellos, einen Kinnamos, einen Niketas Akominatos
it gleichzeitigen Erzählern des Abendlandes, mit italienischen, franzö-
schen und deutschen Chronisten zu vergleichen. Wie unbeholfen und
ie barbarisch erscheinen die Abendländer in der Komposition, in der
sychologischen Charakteristik, im Verständnis politischer Absichten und
baten! Die byzantinischen Historiker haben sich niemals bei der trockenen
u&ählung von Ereignissen, bei der Verfertigung nutzbarer Handbücher
IT Belehrung über vergangene Zeiten beruhigt. In ihnen blieb stets die
berzeugung lebendig, dass ein Geschichtswerk eine geschlossene, wohl-
[>erlegte und sorgfältig durchgearbeitete Kunstschöpfung, nicht ein zur
ausbackenen Unterweisung dienender Bilderbogen, sondern ein die Jahr-
underte überdauerndes Gemälde sein müsse. Die Grundsätze und Hilfs-
dttel dieser künstlerischen Bethätigung übernahmen sie voll und ganz
on den Vorfahren; sie haben nichts hinzugefügt und nur wenig hinweg-
enommen. Selbst die bedenklichste Seite der antiken Geschichtschreibung,
ie heidnische Form, wirkte wenigstens bei einzelnen kräftig fort.
Wie die allgemeine Tektonik^ so ruht auch die sprachliche Dar-
io*
228
BysantiniBclie LitierainrgeBohiohte. I. Proftaisolie litioratiir.
Stellung der Historiker auf antiken Mustern. In keiner anderen Litteratui
gattung hat die sprachliche Tradition so nachhaltig fortgewirkt wie in
Geschichte. Das ist aber keineswegs so zu verstehen, als ob alle Vi
treter der Gattung über denselben Leisten gearbeitet hätten. Wenn
Prokop vornehmlich an Thukydides anschliesst, so glaubt Agathias des
Ideale einer kunstmässigen Form durch reichliche Anleihen bei den altej
Dichtern näher zu konmien; Theophylaktos hält sich mehr an die bildo^
reiche Sprache der heiligen Schriften und des Romans, die er durdj
Schnörkel eigener Erfindung zu bereichern sucht. Menander Protektit
und Leon Diakonos folgen dem Agathias, Einnamos dem Prokop; der ad
datische Nikephoros Bryennios greift auf den einfachen Xenophon zurücij
dagegen wetteifert seine gelehrte Gemahlin Anna mit Thukydides udi
Polybios; Niketas Akominatos fühlt sich zu den alten Eirchenschriftstellen
hingezogen. Chalkondyles und Kritobulos endlich, die letzten Vertretti
der Gattung, vollenden den Kreislauf, indem sie sich wiederum aufs engst
an die ersten Historiker, an Herodot und Thukydides, anschliessen. Zi
den klassischen Mustern kommt natürlich auch bei den Geschichtschreiben
wie bei fast allen Autoren von Byzanz der mächtige Einfluss der kirch
liehen Diktion.
Einzelne Historiker gingen in der Bewunderung ihrer Vorbilder ai
weit, dass sie ihnen nicht bloss in der Auswahl der Formen, Wörter um
Ausdrücke, sondern auch in der Anordnung des Stoffes und in der Schilde
rung bestimmter Ereignisse und Zustände folgten, wodurch die Elarhei
und Treue der Erzählung zuweilen stark beeinträchtigt wurden. Ähnlid
verfuhren übrigens auch die jüngeren römischen Annalisten und die Qe
Schichtschreiber der karolingischen Zeit.^)
Von der Mannigfaltigkeit der Vorbilder abgesehen, ergaben sich nod
bedeutende Schwankungen durch die Verschiedenheit der individuelle]
Bildung, der stilistischen Befähigung und des künstlerischen Geschmacks
nicht zum wenigsten endlich durch die Wandelungen, die sich unabhängi|
von der blossen Imitation im Innern der offiziellen Kunstsprache selbg
vollzogen. Nichts wäre daher unrichtiger als aus der Thatsache der all
gemeinen Nachahmungslust auf eine rein mechanische, schablonenartig«
Form zu schliessen. Die byzantinischen Historiker traten hinter ihrei
Vorbildern keineswegs völlig selbstlos zurück. Sie besassen meist so vie
allgemeine Bildung und künstlerisches Empfinden, dass sie die reichei
Schätze der Vorfahren bis zu einem gewissen Grade mit selbständige:
Kraft für ihre eigenen Zwecke zu verarbeiten wussten. Eine genauen
Erforschung der tausendjährigen Geschichte des historischen Stils bei dei
Byzantinern fehlt noch; sicher ist aber schon jetzt, dass mit der land
läufigen Vorstellung von der chinesischen Starrheit desselben durchaus ge-
brechen werden muss.
Wie die Form der byzantinischen Geschichtschreibung durch di<
antike Tradition bedingt ist, so beherrscht der alte Geist auch die Auf
0 Vgl. Ed. Zarncke, Der Eiofluss der
griech. Litt, auf die Entwicklung der rOm.
Prosa, Commentat. philol. für 0. Ribbecl
Leipzig 1888 S. 282 ff., 817 ff.
8. CkMhiohtsohreiber und ChroniBien. A. GeBchiolitachreiber. (§ 96) 229
fassung des inneren Wesens und Berufes der Geschichte. Die
meisten Historiker von Byzänz besitzen ohne Zweifel geschichtlichen Sinn
und üben an der Überlieferung Kritik. Dass sie hinter der modernen
Genauigkeit weit zurückbleiben, ist kein Vorwurf; denn diese ist erst durch
die gesteigerten Mittel der Veröffentlichung und Vervielfältigung möglich
geworden. Soweit es aber die persönlichen Kräfte und die Bedingungen
des Zeitalters gestatten, streben die Geschichtschreiber in Byzanz nach
Information und bemühen sich von wohlunterrichteten Personen ausführ-
liche Nachrichten zu erhalten. Sie verschmähen es nicht, zu diesem Be-
hufe rohe Kriegsleute, die wichtigen Ereignissen beiwohnten, gründlich
auszufi*agen; sie verstehen sich sogar dazu, fremde, von „ Barbaren '^ wie
Persem und Armeniern abgefasste Schriftwerke zu benützen. Grosse Sorg-
falt verwenden manche auf die Beschreibung der Lokalitäten, in denen
die Begebenheiten spielen; mit Vorliebe werden geographische und sogar
ethnographische Skizzen eingeschaltet. Sehr bemerkenswert ist auch das
Streben, der Erzählung durch Einreihung von Aktenstücken und Briefen
einen möglichst urkundlichen Charakter zu verleihen. Nicht allen gelingt
es freilich zur richtigen Erkenntnis der Thatsachen vorzudringen; am besten
erreichen dieses Ziel die Darsteller, welche in hohen Ämtern des Staates
oder der Kirche an den politischen Dingen selbstthätig Anteil nehmen;
die Zahl dieser Bevorzugten ist recht stattlich. Schwieriger wird die In-
formation in den letzten Jahrhunderten, als die Leitung der Angelegen-
heiten den Händen der Byzantiner entschlüpfte und von fremden Völkern
wie den Türken übernommen wurde. So konnte es namentlich dem
Laonikos Chalkondyles beim besten Willen nicht mehr gelingen, den Schau-
platz der politischen und kriegerischen Verwickelungen zu übersehen.
Charakteristisch für den theoretischen Grundzug des ganzen Byzantiner-
tums ist das grosse Gewicht, welches die meisten Historiker auf diplo-
matische und theologische Konflikte legen. Bei aller Wichtigkeit,
welche seit der Komnenenzeit die dogmatischen Streitigkeiten für die
Lebensinteressen des Staates besassen, scheint der Raum, den die Erzäh-
lung dieser Kämpfe beansprucht, doch allzu reichlich bemessen. Übrigens
ist diese Richtung erst in der Paläologenzeit, die man als die theologische
Epoche der byzantinischen Geschichtschreibung bezeichnen könnte, un-
gebührlich stark hervorgetreten.
Kein Grundsatz der alten historischen Schule hat sich den Byzan-
tinern treuer vererbt als die Objektivität; dass der Historiker unpar-
teiisch und wahrheitsgetreu verfahren müsse, ist allen ohne Ausnahme
bewusst und wird von vielen ausdrücklich hervorgehoben. Dass trotzdem
die konventionelle Neutralität häufig durchbrochen wird, erklärt sich teils
aus dem despotischen Drucke, unter dem die meisten schrieben, teils aus
persönlichen Antipathien und Sympathien. Am bedenklichsten wird die
Objektivität getrübt bei den eigentlichen Hofgeschichtschreibern wie
Psellos. Aber auch wenn diese Erzähler parteiisch sind, bemühen sie sich,
«orgfaltigst ihre Empfindungen zurückzuhalten und sprechen mit der Miene
des Gleichmutes über Freunde und Feinde, über Glück und Unglück.
Zuletzt ist bei der Beurteilung der Gesamtleistung der byzantinischen
230 Bysaniinisohe litieratorgesphicliie. I. Prosaisohe Litieratnr.
Historiker wohl zu bedenken, dass die wichtigsten Vorbedingungen für die .
Ausbildung einer durch erzieherische Kraft und künstlerische Form ausge* ^
zeichneten Geschichtschreibung, auf Freiheit begründete Vaterlands-"
liebe und politische Überzeugung, in Byzanz in einem weit ge* '
ringeren Masse vorhanden waren als in den Ländern, wo sich die Gte-
schichtschreibung in alter und neuer Zeit zur höchsten Blüte entfaltet hat.
Zweifellos aber stehen die Historiker an der Spitze der byzantinischen
Prosa. In keiner anderen Litteraturgattung ausser in der Kirchenpoesie
hat das byzantinische Vermögen so reiche und so gediegene Früchte her-
vorgebracht. Bei aller formalen Abhängigkeit mussten die Geschicht-
schreiber doch etwas Neues schaffen; denn sie hatten durchaus neue
Stoffe vor sich. Diese Stoffe waren, namentlich bis zum 13. Jahrhundert,
keineswegs unbedeutend. Die mächtigen Figuren eines Justinian, Belisar
und Narses, eines Heraklios, die ungeheuere Kraftbethätigung unter den
Kaisem des makedonischen Hauses, der politische und litterarische Auf-
schwung unter den Komnenen, endlich die Überflutung des Ostens durch
die fränkischen Eroberer gehören zum grossartigsten Material, das die
Weltgeschichte kennt. Ein tausendjähriges Ringen, furchtbare auswärtige
Kriege und blutige innere Konflikte, staunenswerte Heldenthaten und das
unheimliche Spiel der feinsten Diplomatie, die edelsten und die ver-
worfensten Züge der menschlichen Natur waren hier zu schildern und sind
häufig mit bestem Erfolg geschildert worden.
Zur Charakteristik der byzantinischen Historiker: A. v. Gutschmid, Die Grenz-
boten 22 (1863) 1, 344 f. = Kleine Schriften 5 (1894) 412 ff. — G. Neumann, Griechische
Geschichtschreiber und Geschichtsquellen im zwölften Jahrhundert, Leipzig 1888 S. 1 — 16.
— lieber byzantinische Hofhistoriographie vgl. W. Fischer, Mitteilungen des Instituts
für österr. Geschichtsforschung 7 (1886) 374 ff.
97. Prokopios {Ugoxomog), der bedeutendste Geschichtschreiber der
spätgriechisch-byzantinischen Epoche, wurde gegen das Ende des 5. Jahr-
hunderts zu Kaesarea in Palästina geboren. Er wandte sich der juridischen
Laufbahn zu und suchte das Feld seiner Thätigkeit, wie es schon damals
und noch mehr später die fähigen Köpfe zu thun pflegten, in der Haupt-
stadt des Reiches. In Konstantinopel muss er sich bald bekannt gemacht
haben; denn schon im Jahre 527, kurz vor dem Tode des Kaisers Justin,
wurde er aufgefordert dem General Belisar als rechtskundiger Rat und
Sekretär (als ^v/ußovXog^ ndqsdQog und vnoyQafpevg) zu dienen. In dieser
wichtigen und verantwortungsvollen Stellung begleitete Prokop den Belisar
auf den meisten seiner Kriegszüge. Im Jahre 533 zog er mit Belisar
gegen die Vandalen nach Afrika, wo er nach dem Abzüge Belisars noch
einige Zeit verblieb; 536 ging er nach Italien, wo Belisar gegen die Goten
kämpfte; dann folgte er ihm nach dem fernen Osten zum Feldzuge gegen
die Perser ; 542 treffen wir ihn wieder in Konstantinopel. Nach Nikephoros
P. und Suidas wurde er zum Range eines Dlustrios erhoben. Die Zeit
seines Todes ist nicht genau bekannt; doch hat er wahrscheinlich das
Jahr 562 noch erlebt. Prokop hat die Zeit des Justinian durch drei nach
Inhalt und Zweck sehr verschiedene, sich gegenseitig ergänzende Werke
bekannt gemacht.
1. An der Spitze steht sowohl chronologisch als nach seinem inneren
8. Oesohiohtsohreiber und Chronisten. A. Geschiohtaohreiber. (§ 97). 231
Werte das grosse Geschichtswerk in 8 Büchern (^ItfroQixov iv ßißXioiq
oxTfo. Photios, cod. 63). Prokop erzählt in demselben die Kriege der
I Byzantiner gegen die Perser (2 Bücher), gegen die Vandalen (2 Bücher)
und gegen die Goten (3 Bücher); im 8. Buche gibt er noch eine über-
} sichtliche Darstellung der Ereignisse bis zum Jahre 554. Da jedoch ausser
diesen Kriegen auch andere Begebenheiten erwähnt werden, kann man
das Werk geradezu als eine Geschichte der Zeit Justinians bezeichnen.
Daher bemerkt Agathias in seinem Proömion, Prokop habe die meisten
Ereignisse zur Zeit des Justinian {rd nXeXaxa rwv xaxd tovg 'lovaunavov
' XQovot^g yfyBvrinäviav) beschrieben. Dass bei späteren Historikern das
Werk häufig als Geschichte der Kriegsthaten BeUsars aufgefasst wird,
I erklärt sich aus der dominierenden Stellung, die Belisar als Lenker
der flreignisse einnimmt, und aus der grossen Popularität, die der selbst
(zum Helden einer Volkssage erhobene Feldherr im Mittelalter genoss. Die
Anordnung des Stoffes ist in den ersten sieben Büchern wie bei Appian
\ eine lokale, wodurch freilich der geschichtliche Zusammenhang häufig
^ unterbrochen wird; nur im achten Buche ist Prokop von diesem Prinzipe
! abgegangen, weshalb er seine Darstellung hier buntscheckig {jroixiXrj) nennt.
Der grOsste Teil der Historien war wohl schon im Jahre 545 vollendet,
einzelne Partien wurden in den folgenden Jahren geschrieben. Die ersten
, sieben Bücher sind von dem Verfasser selbst im Jahre 550 oder 551 heraus-
gegeben worden; das achte Buch, das eine Art Supplement bildet, erschien
nicht vor 554. Für den Bericht über die seiner Zeit vorausgehenden
Thatsachen hat Prokop umfassende Quellenstudien >) gemacht. Er erwähnt
Spezialhistoriker,*) zitiert den Herodot, Aeschylos, Aristoteles, Arrian und
Strabo; doch nennt er seine Quellen meist nur, wenn er von ihnen ab-
weicht. Für armenische Dinge benützte er das Geschichtswerk des Faustus
von Byzanz. Die Darstellung der zeitgenössischen Ereignisse beruht
grösstenteils auf seinen eigenen Erlebnissen, Beobachtungen und persön-
lichen Erkundigungen. Daher rührt die grosse Menge spezieller Züge und
charakteristischer Anekdoten, die das Werk beleben.
2. Nach den ersten sieben Büchern der Kriegsgeschichte verfasste
Prokop, im Jahre 550, das merkwürdige Memoirenwerk, das von Suidas •)
als Anekdota, in der neueren Zeit gewöhnlich als Geheimgeschichte
(Historia arcana) bezeichnet wird. Die Schrift schliesst unmittelbar an die
ersten sieben Bücher der Kriegsgeschichte an; sie bildet zu diesem Werke
eine Berichtigung und Ergänzung, indem sie alles nachträgt, was dort
aus Furcht vor dem Kaiser und seiner Gemahlin Theodora entweder gar
nicht oder nicht wahrheitsgetreu gesagt werden konnte. So wird die Ge-
heimgeschichte zu einer beispiellos bitteren Anklageschrift gegen die
despotische Regierung des Justinian und der Theodora, zum Teil auch gegen
') Agathias IV 26 (S. 264, 19 ed. Bonn.) :
d»( TtXticta fiefitidfjxota xai ndcay tug eineiy
iatoglttr dyaXe^afieyoy,
*) Z. B. Vandal. II 10 (S. 449, 20 ed. Bonn.),
Fers. II 12 (S. 208, 17 ed. Bonn.).
*) Soidas 8. V. Bgoxontog: fyQ€np$ xal
kxfQoy ßißXioy, xä xaXwfjtWtt Avix^oxa
xtHy avxov (so. 'lovaxiyiayov) ngä^etay, tag
eiyai, tt/Ä<p6xeoa xd ßißXla ivvia . x6 ßißXioy
Ugoxoniov, xo xaXov/Äcyoy 'Ayixdoxa tf/oyovg
xal xtofAtfidiag 'lovaxiviayov xov ßaciX^tag nBQi'
^/e» xal xijg avxov yvvaixog Seodoigag, dXXd
finy xal avxov BeXuragiov xal xrjg yafiexijg
avxov.
232
Byzantinische Litteratargesohicliie. I. Prosaische Litteratnr.
Belisar und seine Gemahlin. Trotzdem finden sich zwischen den Anekdota
und der Kriegsgeschichte wenig sachliche Widersprüche. Dort hatte er
die Thatsachen objektiv angeführt und dem verständigen Leser überlassen
zwischen den Zeilen zu lesen: hier zieht er die Moral selbst und zwar
mit einer rücksichtslosen Strenge, die manchmal ungerecht und kurz-
sichtig wird. Justinian ist nach Prokop an allem schuld, sogar an elemen-
taren Ereignissen wie Gewittern und Feuersbrünsten. Bei der Schilderung
der Verworfenheit Theodoras scheut der Geschichtschreiber im Feuer seiner
Entrüstung selbst vor bedenklichen Obscönitäten nicht zurück. Es ist zu
vermuten, dass Prokop die Anekdota als eine Art geheimes Tagebuch
stetig ausarbeitete und als Vermächtnis seiner Wahrheitsliebe einem
Freunde zur Veröffentlichung nach Justinians Tode übergab. Sucht man
für dieses eigenartige Werk ein antikes Vorbild, so mag man an Theo-
pomps Geschichte des Königs Philipp denken, in der ja auch die geheime
Geschichte eine grosse, von Dionysios von Halikamass ^) besonders hervor-
gehobene Rolle spielte.
Wegen der unerhörten Angriffe auf Justinian ist die Echtheit der
Anekdota häufig bestritten worden, und die überreiche, zum Teil recht
unkritische Litteratur über diese Frage steht im Mittelpunkt aller auf
Prokop gerichteten gelehrten Bestrebungen. Die Erkenntnis des Richtigen
wurde früher namentlich durch die unsinnige Manie getrübt, die Frage
als Parteisache zu behandeln. Die Juristen kämpften gegen die Echtheit,
weil sie auf ihren geliebten Justinian nichts Böses kommen lassen wollten;
katholische Theologen glaubten durch Erweisung der Echtheit, protestan-
tische durch Behauptung der ünechtheit dem Interesse ihrer Kirche zu
dienen. Gegenwärtig ist die Autorschaft des Prokop durch sachliche und
stilistische^) Gründe, wenn nicht evident erwiesen, so doch höchst wahr-
scheinlich gemacht.
3. Zuletzt schrieb Prokop das Werk über die Bauten Justinians
(IIsqI xriCjitar«!', De aedificiis), das, wenn Theophanes den Bau der von
Prokop erwähnten Brücke über den Sangarios mit Recht ins Jahr 560
setzt, erst nach diesem Jahre, in keinem Falle vor 558, vollendet und
herausgegeben worden ist. Während Prokop in der Kriegsgeschichte
manche bittere Wahrheit ausgesprochen hatte, erscheint die Schrift über
die Gebäude als ein echt byzantinischer Panegyrikus auf den Kaiser,
als ein Musterstück und Vorbild jener unerquicklichen Gattung, welche in
der Zeit der Komnenen und Paläologen ihre höchste Ausbildung erreichte.
Die Veranlassung des Werkes ist nicht bekannt; wahrscheinlich hatte
Prokop dringenden Grund, die Verstimmung, die seine ziemlich unver-
hohlene Kritik in der Kriegsgeschichte hervorgerufen haben mochte, durch
eine duftige Lobrede zu beseitigen; vielleicht handelte er auch geradezu
im Auftrage des Kaisers. Er rühmt alle guten Eigenschaften Justinians,
seine Milde, seine gesetzgeberische und politische Thätigkeit; dann wendet
er sich zum Hauptgegenstande seiner Schrift, einer Beschreibung von
') De imitatione librorum reliquiae ed.
H. Usener, Bonn 1889 S. 26.
>) S. Dahns Werk über Prokop S. 416
bis 447 und H. Braun, Procopius C. quaienus
imit. Sit Thucyd. S. 54 ff.
8. QaMhiohtsdireiber und Chronisten. A. GeBohichtsclireiber. (§ 97) 233
istinians Bauten in allen Teilen des weiten Reiches. Um diesem Thema
ne panegyrische Seite abzugewinnen, stellt er alles, was unter Justinians
ogierung irgendwo aus Staatsmitteln gebaut wurde, als selbsteigenes
Terk des Kaisers hin. Trotz der rhetorischen Übertreibung und des un-
lässigen Lobes, das zuweilen fast wie Ironie klingt, gehört die Schrift
urch das in ihr angehäufte geographische, topographische und finanz-
rirtschaftliche Material zu den wichtigsten Quellen der inneren Geschichte
es byzantinischen Reiches. Aus verschiedenen Hinweisen geht hervor,
ass Prokop beabsichtigte, auch die kirchlichen Verhältnisse des
5mischen Staates in einem Werke zu behandeln; doch kam er nicht zur
LUsfQhrung dieses Planes.
Prokop steht als Historiker wie als Schriftsteller bedeutend da. Er
esass einen hohen Grad litterarischer Bildung und erwarb sich durch
nne Stellung als Begleiter Belisars eine zuverlässige Sunmie von staats-
lännischen, militärischen, geographischen und ethnographischen Kennt-
issen; so konnte er seine Werke auf einer sicheren Grundlage aufbauen
le wenig andere. Wie Polybios legte er besonders grossen Wert darauf,
ie Leser durch geographische Exkurse über die fremden Völker und die
ehauplätze der geschilderten Thaten zu unterrichten, damit sie, wie er
inmal bemerkt,^) nicht Leuten glichen, die mit unsichtbaren Schatten
ämpfen, sondern wüssten, mit was für einer Menschenart sie zu thun
aben. Selbst die Mirabilien verschiedener Landschaften verwertete er zur
harakteristik und zur Erregung der Teihiahme. Seine nahe Verbindung
lit den leitenden Kreisen machte es ihm möglich, sein Zeitalter von einem
rhabenen Standpunkt aus zu überschauen. Mit diesen Vorzügen ver-
indet er eine achtungswerte Wahrheitsliebe. Das devote Verhalten gegen
ustinian in der Kriegsgeschichte und noch mehr in der Schrift über die
tauten wird durch den despotischen Druck entschuldigt, unter dem er
chrieb; trotz aller scheinbaren Anerkennung gibt Prokop dem verständigen
«eser immerhin noch genug Mittel an die Hand, um die verschleierte
Vahrheit zu erkennen. In Komposition und Darstellung folgt Prokop
Iten Vorbildern, vor allem dem Herodot und Thukydides. Ihnen ent-
?hnt er zahlreiche Lieblingswörter und Wendungen und zuweilen scheint
r sogar die genaue Wahrheit der aus Thukydides entnommenen Phrase
eopfert zu haben. Im schwierigsten Teil der Sprache, der sich am
renigsten nachahmen lässt, in der Syntax verrät sich freilich auch bei
^okop das Schwinden des altgriechischen Sprachgefühls; Symptome hiefür
ind der unpassende Gebrauch des Optativs und die Verwirrung in der
Konstruktion der Präpositionen. Inmierhin schreibt Prokop im ganzen
inen klaren, anschaulichen und kräftigen Stil, der sich von der blumigen
H?hnörkelei des Agathias und dem dunkeln Marinismus des Theophylaktos
orteilhaft unterscheidet. Wie sehr Prokop von der alten Geschieht-
>) Goth. IV 1 (S. 462, 2 ed. Bonn.) : ÖTiüif
la^tM^^ X^q'^^ lirra«, oca te yi^ti dy^gtanaty
iutf* avxtjy IdgvytMf xal fjLtj vnig ruty dtpa-
xiy atpLöiP winsQ ol cxmfjiaxovvTes diaXfyec^
^ai dytiyxdCfat^m, ov fJtoi dno xaiQov edo^ey
€iyM dyaygdipaa&ai iyzavSa rov Xoyov oytiya
Srj TQonoy dySgtonoi oixovüi roy Ev^etyoy
xaXovfÄßyoy noytoy.
234 Bysantinische Litteratargesohioliie. L Prosaisolie Litteratnr.
Schreibung abhängig ist, beweist am deutlichsten die seltsame Verwirrung,
die in seinem Werke durch die Verquickung antiker Weltanschauung und
christlicher Lehre entstanden ist. Von der höheren Macht, die über den
menschlichen Angelegenheiten waltet, spricht Prokop bald wie ein Christ,
bald wie ein alter Hellene; sie erscheint bei ihm bald als vA^og, bald als
xheXov^ dai'iKüv^ dmiioviov oder gar als ti/x?^. Die aus den antiken Autoren
übernommene Schicksalsidee durchkreuzt sich mit der theistischen Vor-
stellung des Christen; zu einer Vermittelung kann dieser Gegensatz aus
dem einfachen Grunde nicht gelangen, weil bei Prokop die Eonzession
an die alten Vorstellungen nicht aus philosophischer Überlegung und Über-
zeugung, sondern aus rein tektonischen Absichten entspringt. Wie er
seinen alten Vorbildern Wörter, Phrasen und Bilder entnahm, so folgte
er ihnen auch in der Art, wie sie sich über die letzten Gründe der mensch-
lichen Begebenheiten äussern. Dass die antike Tyche sich mit dem
Christentum nicht verträgt, liess er unbemerkt oder wenigstens unbeachtet
Wenn man das Bild des Prokop durch einen Vergleich mit alten
Historikern noch deutlicher machen will, so fällt die Ähnlichkeit mit
Polybios in die Augen. Beide stehen am Wendepunkt zweier Perioden
der griechischen Geschichtschreibung. Polybios vermittelt den Übergang
von der klassischen Zeit zum Hellenismus, Prokop blickt aus dem sinkenden
Altertum ins byzantinische Mittelalter. Polybios und Prokop haben im
Gegensatz zu den zahlreichen Stubenhistorikem der hellenistischen und
byzantinischen Zeit den Vorzug gemeinsam, dass sie als Begleiter und
Berater eines grossen Feldherm an den politischen und militärischen Er-
eignissen als Augen- und Ohrenzeugen lebendigen Anteil nahmen und die
weit ausgedehnten Schauplätze der geschilderten Thaten meist durch eigene
Anschauung kennen lernten.
1. Ausgaben: Die ältesten Ausgaben einzelner Werke von Beatus Rhenanus,
David Hoeschelius u. a. haben nur antiquarischen Wert. Wichtiger sind: Anecdota ed.
pr. N. Alemann US, Lugduni 1623, mit einem gelehrten Kommentar, der in der Bonner
Ausgabe wiederholt ist, und Anecdota ed. Job. Eichelius, Helmstadi 1654. Beide
Ausgaben sind charakteristisch für die Art, wie Prokop in die politischen und religiösen
Streitigkeiten der Reformation hineingezogen wurde. — Neuere Ausgaben der Anecdota
von Orelli, Turici 1827, und von Isambert, Paris 1856 (ein oberflächliches Machwerk).
— Gesamtausgabe zuerst im Pariser Corpus von dem Jesuiten Gl. Maltretus, 2 voll.,
Paris 1662—63 (auf ungenügender Grundlage). — Wiederholt Venedig 1729. — Im Bonner
Corpus ex rec. (>. Dindorfii, 3 voll., Bonnae 1833—38, ohne nennenswerte Förderung
des noch immer stark verdorbenen Textes. Vgl. van Her wer den, Mnemosyne 9 (1881)
151, und E. Schenkl, Bursians Jahresbericht 38, 255. — Ausgewählte Kapitel aus Prokops
Vandalenkrieg 1119—28 sind kritisch hergestellt von W. Meyer aus Speier bei Jos.
Partsch, Corippus (= Monumenta Germ. Hist., Auct. antiquissimi III 2) Berlin 1879
S. XXXVIII — XLIII. — Kritische Ausgabe des Gotenkrieges mit ital. Uebersetzung von
D. Comparetti, bis jetzt vol. primo, Rom 1895 (= Fonti per la storia d'Italia, Scrittori,
secolo VI). — Eine luitische Gesamtausgabe wird fßr die Bibliotheca Teubneriana vorbe-
reitet von J. Haury.
2. Uebersetzungen: Lateinisch: Noch vor der Veröffentlichung des griechischen
Textes gab eine freie Bearbeitung des Gotenkrieges mit Verschweigung des Automamens
als sein eigenes Werk Leonardo Aretino ,De hello Italico ad versus Gothos*, Fuligno
1470. — Die letzten 4 Bücher der Kriegsgeschichte lat. von Cristoforo Persona, Rom
1506; die ersten 4 von Raffaele Volaterrano, Rom 1509. — Weitere lat. lieber-
tragungen in den ersten Ausgaben des griech. Textes. — Vier Bücher der Kriegsgeschichte
mit Exzerpten aus Agathias übertrug ins Lateinische kein Geringerer als Hugo Gro-
tius: Htstoria Gothorum etc. ab H. Grotio partim versa, partim in ordinem digesta, Amste-
8. Oesohiolitsohreiber nnd ChroniBten. A. Gesohiclitsclireiber. (§ 97) 235
lodami 1655. — Lateinisclie Uebersetzung sfimtlicher Werke von dem Pariser Herausgeber
Maltretus, die aucb in der Bonner Ausgabe wiederholt ist.
{ Italienisch: Zuerst wnide der Gotenkrieg im Auftrage des Hercules von Este,
\ HenEogs von Ferrara (Miser Uercule Duca de Ferrara; reg. 1471 — 1505) ital. übersetzt von
f Nicolo di Lonigo. Das Widmungsexemplar dieser ungedruckten Uebersetzung, ein
schöner, mit goldenen und kolorierten Initialen geschmückter Pergamentband, s. 15, ist uns
im Cod. Ambros. A. 272. in f. erhalten. — Dann übertrug den Gotenkrieg, auf Grund
der fehlerhaften lat. Uebersetzung des Persona, Benedetto Egio aus Spoleto, Venedig
1544; von demselben der Perser- und Vandalenkrieg, Venedig 1547, und De aedificiis,
Venedig 1547. — Endlich erschien der ganze Prokop ital., die Kriegsgeschichte von Gius.
Rossi, die zwei anderen Werke von Compagnoni in der ,Collana degli antichi scrittori
greci Tolganzzati', Mailand 1828—1830. — Zuletzt gab eine musterhafte Uebersetzung des
Gotenkrieges D. Comparetti in der oben erwähnten Ausgabe.
Französisch: Gotenkrieg von Gn. Paradin, Lyon 1578. — Vandalen- und Goten-
krieg von Fumör Sieur de Genill^, Paris 1587. — Perser- und Vandalenkrieg von
L. de Mauger, Paris 1669—1670. — Anecdota in der Ausgabe von Isambert.
Englisch: Kriegsgeschichte von Henry Holcroft, London 1653. — Anekdota
von einem Ungenannten, London 1674. — De aedificiis von Aubrey Stewart mit Kom-
mentar von C. W. Wilson und Hayter Lewis als Nr. 3 der ,Palestine Pilgrims Text
Society^ London 1888 (mit Plänen und Karten).
Deutsch: Kriegsgeschichte von Fr. Kanngiesser, 4 Bde., Greifswalde 1827—31. —
Gotenkrieg. Nebst Auszügen aus Agathias sowie Fragmenten des Anonymus Valesianus
und des Johannes von Antiochia übersetzt von D. Coste, Leipzig 1885. — Vandalenkrieg,
fibersetzt von D. Coste, Leipzig 1885. (Beide = Die Geschichtschreiber der deutschen
Vorzeit in deutscher Bearbeitung, 6. Jahrb., Band III und II.) — Geheimgeschichte von
J. P. Reinhard, Erlangen-Leipzig 1753.
Russisch: Prokopios von Kaesarea, Geschichte der Kriege mit den Persem, Van-
dalen und Goten, übersetzt von Spyr. Destunis und kommentiert von Gabriel Des-
to nis. Geschichte der Kriege mit den Vandalen, Buch I, Petersburg 1891. Besprochen
von D. Beljajev, Joum. Min. 1892 Bd. 284, Novemberheft S. 163—176.
3. Hilfsmittel: Drei allgemeine Darstellungen: W. S. Teuffels Abhandl. in
Schmids Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 8 (1847) 38-79, wiederholt in W. S. TeuffeU
Stndien und Charakteristiken, Leipzig 1871 (in 2. Aufl. Leipz. 1889 S. 248 £f.), Felix
Dahns Procopius von Cäsarea, Berlin 1865, ein ausführliches Werk, das den Prokop
vornehmlich vom Standpunkt des Historikers aus behandelt, und die nicht ganz glückliche
Monographie von L. v. Ranke, Weltgeschichte IV 2 (1883) 285—312 (Die Geheim-
peschichte hält Ranke (B. 300 £f.] für eine Kompilation aus drei Stücken, von denen nur
data eine dem Prokop gehören könne.)
Eine Erläuterung und Erklärung von Prokops Nachrichten über die nordischen
Länder versucht E. C. Werlauff, Det Kong. Danske Videnskabemes Selskabs historiske
og philoeophiake Afhandlinger 1845 S. 41—104. — Hauptschrift über die Herkunft und
den Charakter der geographischen Nachrichten des Prokop: Julius Jung, Geo-
graphisch-Historisches bei Procopius von Caesarea, Wiener Studien 5 (1883) 85—115. —
Zar Dlostration der Nachrichten Prokops über Afrika bietet reiches Material Ch. Die hl,
Rapport sur deux missions arch^ologiques dans l'Afrique du Nord. Extrait des «Nou-
velles Archives des, Missions scientifiques et litt^raires*, Paris 1894 (vgl. B. Z. 4, 139 £f.);
dazu Ch. Diehl, Etndes sur Thistoire de la domination byzantine en Afrique, B. Z. 4
(1895) 67 — 91; endlich Diehls zusammenfassendes Werk über die byzant. Herrschaft in
Afrika, das sich unter der Presse befindet. — Gute Bemerkungen von K. Hopf in einer
Besprechung der Ausgabe Isambert s, Jahns Jahrbücher 75 (1857) 769—777. — Ueber
Glaubwürdigkeit und Quellen s. ausser den einschlägigen Geschichtswerken folgende
Monographien: H. Reinkens, Anecdota sintne scripta a Procopio Caesariensi, Vratislaviae
1858, gibt schwache Argumente gegen die Echtheit der Anecdota. — W. Gundlach,
Quaestiones Prokopianae, Progr. Hanau 1861 (auch als Dissert. Marburg 1861), eine be-
sonnene Arbeit über die Glaubwürdigkeit der An. mit guter Uebersicht über die ganze
Frage nnd die auf sie bezügliche Litteratur. — H. Eckhardt, De Anecdotis Prokopii, Diss.
Königsberg 1861, und: Zur Charakteristik des Prok. und Agathias als Quellenschriftsteller
(Er den Gotenkrieg in Italien, Progr. Königsberg 1864. — Aug. Aul er. De fide Procopii
Caes. in secundo hello Persico Justiniani imp. enarrando, Diss. Bonn. 1876. — Karl Hof-
mann, Zur Kritik der byzant. Quellen für die Römerkriege Kobads I, Progr. Schweinfurt
1877. — Zur Beurteilung des Vandalenkrieges: J. von Pflugk-Hartung, Belisars Van-
dalenkriege. IvXXoyo^, EixoaineyraeTtjglf {nagagr, %ov ttf rouov, 1886) S. 258—293. —
Ueber Prokop (Vandalenkrieg II 10) als direkte oder indirexte Quelle des Moses von
iÜKn«n 8. A. Carriere, Noavelles soorces de MoXse de Khoren, Wien 1894. — Kirchneri
236 Bysantinisohe Litterainrgescliiolite. I. ProMdaclie Litteraiar.
Bemerkungen zu Prokops Darstellung der Perserkriege des Anastasios, Justin und Josti-
nian, Progr. Wismar 1887. — Zu den Perserkriegen vgl. auch H. Usener, Der hl. Theo-
dosios, Leipzig 1890 S. 180 f. — Ueber Faustus als Quelle des Prokop im Perserkriege
vgl. H. Geizer, Die Anfänge der armenischen Kirche, Ber. d. k. sächs. Ges. d. Wiss. 1895
S. 115. — Gegen die Glaubwürdigkeit der 'Jyixdora, auf die sich durch Sardous Theodora
neuerdings ein allgemeineres Interesse gerichtet hat, spricht ausser L. y. Ranke a. a. 0.
noch Debidour, L'imp^ratrice Theodora, Paris 1885, und Mallet, The empress Theodora,
The English hist. review 2 (1887) 1-21. - J. B. Bury, A history of the later Roman
empire 1 (1889) 359—364, schliesst sich bez. der Echtheitsfrage der Anecdota der Ansicht
L. V. Rankes an. — J. Haury, Procopiana, Progr. Augsburg 1891 (Untersuchung der Ab-
fassungszeit der Werke Prokops und Verteidigung der Echtheit der Anecdota gegen Ranke).
— Rud. Hirzel, Zur Charakteristik Theopomps, Rhein. Mus. 47 (1892) 370—374, be-
obachtet gewisse allgemeine Uebereinstimmungen Prokops mit Theopomp, geht aber m. £.
zu weit, wenn er eine direkte Anlehnung an Theopomp erweisen will. — A. Dimitriu,
Zur Frage über die Uistoria Arcana, Odessaer Jahrb. 4 (1894) Byz. Abt. S. 258-301 (be-
trachtet die Geheimgeschichte als ein dem Prokop fremdes politisches Pamphlet, bestehend
aus zwei Teilen, von welchen der erste, den Belisar betreffende, i. J. 549 wohl hauptsäch-
lich unter dem Einflüsse des Narses entstand, der zweite, wesentlich auf Justinian and
Theodora bezügliche, i. J. 559 mit dem ersten ursprünglich selbständigen Schriftstücke
ganz äusserlich verbunden wurde). — B. Pan6en ko, Ueber die Geheimgescbichte des Prokop,
Viz. Vr. 2 (1895) 24—57; 340-371 (Fortsetzung folgt). In dem bis jetzt vorliegenden Teile
seiner Abb. gibt der Verf. eine dankenswerte Uebersicht über die Geschichte der auf die
Anekdota bezüglichen Fragen und untersucht die Entstehungszeit und Echtheit des Werkes.
— Ueber die taktischen und strategischen Kenntnisse des Prokop s. Max Jahns, Geschichte
der Kriegswissenschaften I (München 1889) 143 ff.
4. Sprache: Ueber die Nachahmung des Thukydides sprach schon Poppe in seiner
Ausgabe des Thukydides, Pars IT 1 8. 77 ff. — Felix Dahn-, Procopius S. 416-447, und:
Die Könige der Goten (1861) 2. Abt. S. 260-268. — A. Duwe, Quatenus Procopius Thu-
cydidem imitatus sit, Progr., Jever 1885, eine magere und fast wertlose lexikalische Zu-
sammenstellung. — Methodischer und fruchtbarer behandelte dasselbe Thema H. Braun,
Procopius Caes. quatenus imitatus sit Thucydidem, Diss., Erlangen 1885 = Acta seminarii
Erlangensis 4 (1886) 161—221. — H. Braun, Die Nachahmung Herodots durch Prokop,
Progr., Nürnberg 1894. Vgl. die Besprechung von A. Heisenberg, B. Z. 5 (1896) Heft 2.
— Job. Sehe ft lein. De praepositionum usu Procopiano, Erlanger Diss., auch als Progr.,
Regensburg 1893.
5. Textkritik: K. L. Struve, Opuscula selecta vol. 1 (Lipsiae 1854) 243 ff. —
Van Herwerden, Mnemosyne 9 (1881) 104—112; 149—166. —Nachtrag dazu von J. C.
Volgraff, Mnemosyne 10 (1882) 422 f. — Th. Gomperz, Wiener Studien 2 (1880) 6 f.
— J. Haury, Kritisches zu Prokop, Philologus 48 (1889) 756—760. — J. Haury, Pro-
copiana, II. Teil, Progr. d. k. Realgymn., München 1893. Vgl. die Besprechungen von
H. Braun, B. Z. 2, 621 f., und K. Krumbacher, Beri. phil. Wochenschr. 1893 N. 43 S. 1357 ff.
— J. Haury, Zu Prokop, B. Z. 2 (1893) 290. - H. Braun, Zum Texte des Prokop,
B. Z. 2 (1893) 106-109. - G. Vitelli, Rivista di filologia 1895 S. 404-408.
6. Ueberlieferung: Carl Bauer, Handschriftliches zu Prokop, Abhandlungen
etc. W. V. Christ dargebracht, München 1891 S. 418—421, ergänzt aus Cod. Monac. gr. 267,
der Exzerpte De Romanorum legationibus ad gentes enthält, eine kleine Lücke bei Prokop
I 282,9 ed. Bonn. Seine Lesefehler verbesserte K. K., B. Z. 2, 165. — Hauptschriften:
J. Haury, Ueber Prokophandschriften, Sitzungsber. bayer. Ak. 1895 S. 129—176 (Ueber-
sicht und Klassifizierung). — M. Kraöeninnikov, Ueber die handschriftliche Ueberliefe-
rung der Geheimgeschichte des Prokop, Viz. Vr. 2 (1895) 416—425.
7. Zur Ergänzung der ersten Kapitel von Prokops Perserkrieg dient die i. J. 507
(oder kurz vorher) von JosuaStylites in syrischer Sprache verfasste, aber wohl erst
nach dem Tode des Kaisers Anastasios I veröffentlichte Chronik, die durch Anschaulichkeit
und Treue der Erzählung ausgezeiclmet ist. Erste Ausgabe : Chronique de Josu^ le Stylite.
Texte et traduction par M. Tabb^ P. Martin, Leipzig 1876 (= Abhandl. für die Kunde
des Morgenlandes, herausgegeben von der deutschen morgenländ. Ges. VI 1). Vgl. die
Besprechung von A. v. Gutschmid. Kleine Schriften 2 (1890) 559—567. — Neue Aus-
gabe von W. Wright, The chronicle of Joshua the Stylite, Cambridge 1882 (syrischer
Text mit englischer Uebersetzung und Kommentar). — Ueber die vermittelnde Stellung
des Josua in den monophysitischen Streitigkeiten handelt H. Geizer, Josua Stylites und die
damaligen kirchlichen Parteien des Ostens, B. Z. 1 (1892) 34-49. — Dazu Th. Nöldeke,
Die Synoden von Sidon und Tyrus, B. Z. 1 (1892) 333 — 335. — Dass Josua seine Chronik
dem Archiatros und Presbyter Sergios von Resaina gewidmet habe, vermutet Ant.
Baumstark, Lucubrationes Syro-graecae, Jahns Jahrb., Supplementb. 21 (1894) 878 f.
2. Qasohiohtsohreiber nnd Chronisteii. A. Geschiolitschreiber. (§ 98) 237
8. Eine recht dunkle Existenz ist der Presbyter Bogomilus d.h. Theophilos,
angeblich Zeitgenosse nnd Lehrer Justinians I, der eine Biographie dieses Kaisers ver-
fust haben soll. Dieses sonst nirgends bezeugte Werk will der als Vielwisser, aber anch
. ÜB phantastischer Genealogist bekannte Johannes Marnavich, der Kanonikus in Sebenico,
'- f spiter Bischof von Bosnien war (f 1639), in einer mit ,, illyrischen " Zeichen geschriebenen
Athoehandachrift fOr die von ihm in lateinischer Sprache abgefasste Lebensbeschreibung
des Josünian bentttzt haben. Bryce, der Herausgeber des Stückes, hat gezeigt, dass die
- Enfthlong des Mamavich einen ganz romanhaften Charakter trägt, und vermutet, dass seine
Quelle einem Sagenkreis angehöre, welcher sich bei den Slavoniem um die Persönlichkeit
des Jnstinian gebildet habe. Aber selbst diese Annahme wird noch zu günstig sein. Da
. selbst K. Jiredek die yorkommenden slavischen Namen, welche angeblich Justinian und
seine Verwandten geführt haben, für verdächtig h<, dürfte sich die ganze Arbeit als eine
' im aUvophilen Sinne unternommene Fälschung herausstellen. Die Erkenntnis dieser Sach-
lage ist nicht ohne Wichtigkeit; denn das Schwindelwerk dieses angeblichen Bogomil ist
I die einzige Quelle, in welcher die zuerst von Alemannus in seiner Ausgabe der Anek-
dota des Prokop mitgeteilten und daraus in die ganze historische Litteratur Übergegangenen
Notizen über die slavische Abkunft des JustTnian, seinen Namen Upravda und andere sonst
j unbekannte Züge überliefert sind. James Bryce, Life of Justinian by Theophilus, The
English historical review 2 (1887) 657—686 mit den Bemerkungen von K. Jire6ek über die
' in der Biographie vorkommenden slavischen Namen. — Vgl. Jagi6, Ärch. slav. Phil. 11
I (1888) 300 — 304. — Ein ausführliches Referat über die Arbeiten von Bryce und Jagiö gab
A. Vasiljev, Die Frage über die slavische Herkunft des Justinian, Viz. Vr. 1 (1894)469—492.
f 98. Petros^ gewöhnlich nach seiner Würde Patrikios, auch Ma-
gister {UäTQog UazQixiog xal MdyiazQog) genannt, wurde um das Jahr 500
in Thessalonike geboren. Prokop *) nennt ihn Illyrier, was vielleicht nicht
von der Nationalität zu verstehen, sondern daraus zu erklären ist, dass
die Diözese Makedonien zur Jurisdiktion des Praefectus^ praetorio von
niyrien gehörte. Sein äusserer Lebensgäng hat manche Ähnlichkeit mit
r dem seines Zeitgenossen Prokop. Durch ausgezeichnete Beredsamkeit als
Anwalt in Eonstantinopel schnell bekannt geworden, wurde er vom Kaiser
Justinian 534 als Gesandter an die Ostgotin Amalasuntha geschickt, die
nach dem Tode ihres Vaters Theodorich des Grossen im Namen ihres
unmündigen Sohnes regierte. Infolge der politischen Verwickelungen in
Italien wurde Petros lange gefangen gehalten; erst 538 erhielt er durch
Vitiges die Freiheit. Für seine Verdienste wurde er vom Kaiser zum
Magister officiorum^) und später zur Würde eines Patrikios^) erhoben.
Um das Jahr 550 ging er als Gesandter des byzantinischen Hofes zum
Perserkönig Chosroes, ohne jedoch wesentliche Erfolge zu erzielen. 552
führte er zu Ghalkedon dogmatische Unterhandlungen mit dem Papste
Vigilius. Zehn Jahre später reiste er abermals als Gesandter nach Persien
und brachte einen Frieden auf 50 Jahre zu stände. Bald darauf starb er
mit Hinterlassung eines Sohnes Theodoros, der 576 ebenfalls als Gesandter
' nach Persien geschickt wurde.
Johannes Lydos, Cassiodor, Menander Protektor u. a. be-
zeugen übereinstimmend, dass Petros sich durch eine unwiderstehliche Be-
redsamkeit, durch Gewandtheit, genaue Kenntnis der Gesetze und einen
. hohen Grad aUgemeiner Bildung auszeichnete; mit diesen Eigenschaften
<) Goth. I 8 (21, 7 ed. Bonn.).
') Ein Amt, das etwa dem Minister der
answirtigen Angelegenheiten entspricht, mit
dem aber noch andere Obliegenneiten wie
das Hofmarschallamt yerbnnden waren.
') Ein Rangtitel, den Personen in ver-
schiedenen Aemtem erhalten konnten. Vgl.
die Praefatio der Bonner Aasgabe des Petros
S. 21 ; Ch. Diehl, i^itudes sur Tadministration
Bvzantine dans Texarchat de Ravenne, Paris
1888 S. 173; E. A. Stückelberg. Der Konstan-
tinische Patriciaty Basel und Genf 1891.
238
BysantiniBohe LüteratnrgeBcliioliie. I. Prosaisohe Litioratiir.
verband er einen liebenswürdigen, heiteren, weltmännischen Charakter, der
ihm bei der Ausübung seines diplomatischen Berufes wohl zu statten kam«
Nur Prokop^) ist nicht gut auf ihn zu sprechen und wirft ihm vor, er^
habe im Auftrage der Theodora den Theodat zur Ermordung der Amala-
suntha angestiftet; auch beschuldigt er ihn einer unersättlichen Habsucht
Allein seine Schilderung ist mit grosser Vorsicht aufzunehmen; schon der
eine Umstand, dass Petros sich bei Justinian und Theodora in steter Gunst
zu erhalten wusste, reichte für Prokop hin, ihm das Schlimmste zur Last
zu legen und nur die dunkeln oder zweifelhaften Seiten seines Charakters
zu betonen. Der grosse Reichtum des Petros wird allerdings sicher be-
zeugt; er besass nämlich nach Stephanos Byz. (s. v. Uxovm) die gegenüber
von Chalkedon liegende Insel Akonitis, auf der sich bedeutende Wetzstein-
lager befanden. Diese Thatsache ist aber zum Erweise einer übermässig
materiellen Gesinnung nicht ausreichend.
Von der schriftstellerischen Thätigkeit des Petros zeugen 2 Weike,
von denen umfangreiche Bruchstücke erhalten sind.
1. '^latoqiai^ die von Suidas s. v. üärQog ohne nähere Angabe des
Inhalts genannt werden.*) Wir haben von diesem Geschichtswerke 19 Frag-
mente, von denen 17 in den beiden Titeln Delegationibus der Eonstan-
tinischen Exzerpte stehen. Das erste derselben bezieht sich auf eine
Gesandtschaft der Parther an Kaiser Tiberius im Jahre 35 n. Chr., die
folgenden auf Ereignisse aus der Zeit des Claudius, Domitian, Trajan und
mehrerer der folgenden Kaiser; das letzte Bruchstück berichtet über den
Oberbefehl, welchen Julianus Apostata als Cäsar im Jahre 358 n. Chr.
in Gallien führte. Ausserdem stehen noch zwei kleine Fragmente in einem
syntaktischen Lexikon,^) wo IläxQog elg xd nf.ql 'Avxfaviov und elg %d %rig
fiovuQxiag KmauQog zitiert wird. Daraus lässt sich schliessen, dass die
^IctoQCai die Geschichte vom zweiten Triumvirat bis auf Kaiser Julian
behandelten d. h. bis auf den Zeitpunkt, von welchem an Eunapios die
Ereignisse ausführlicher darstellt. Ausser diesen ausdrücklich unter dem
Namen des Petros überlieferten Fragmenten stanmien aus seinem Werke,
wie C. de Boor meines Erachtens überzeugend dargethan hat, auch die
auf die Kaisergeschichte bezüglichen, bis auf Konstantin den Grossen
reichenden Exzerpte De sententiis, deren Schlussteil (von Valerian bis
auf Konstantin den Grossen) in der neueren Litteratur gewöhnlich als
9 Anonymus post Dionem*" oder als „anonyme Fortsetzung des Dio Cassius'
angeführt wird. Unter den Quellen des Petros können wir vor allem den
Dio Cassius nachweisen, dem er vielfach mit wörtlicher Anlehnung folgt
Für die spätere Zeit (Dio schliesst mit dem Jahre 229) benützte Petros
den Herodian und wahrscheinlich den Dexippos, ausserdem für den
Schluss den Eunapios, aus dem das letzte der erwähnten Fragmente
De legationibus exzerpiert scheint. Aus den Zitaten und Fragmenten geht
deutlich hervor, dass das Werk des Petros nicht in Bücher, sondern nach
den Regierungen der Kaiser eingeteilt war.
1) Anecdota c. 16 (96, 17 ed. Bonn.) und
c. 24 (136, 17 ed. Bonn.).
') Quelle des Suidas ist vielleioht He-
sychios von Milet. S. Hesych. Mües. Ono-
matol. ed. Flach, Leipzig 1882 S. 167.
'J I. Bekker, Anecd. Gr. I laO; 149.
8. Gesohielitschreiber und Chronisten. A« Geschiohtschreiber. (§ 98) 239
2. Uefl T^oXiTixrjg xata<fTd(f€(og d. h. über Staatswesen, staatliche
Einrichtung. Aus diesem von Suidas bezeugten Werke des Petros stammen
wahrscheinlich das 84. und 85. Kapitel des ersten Buches des von Kon-
stantin Porphyrogennetos veranlassten Sammelwerkes De caerimonüs
aulae Byzantinae, die dort mit dem Vermerke *Ex rmv tov fiayfazQov IJärgov
und Tov avtov UixQov ausdrücklich auf Petros zurückgeführt werden;
vielleicht gehören ihm auch noch das 86. — 95. Kapitel desselben Buches.^)
A. Mai versuchte mit dem Werke Ilsql noXiTixf^g xaataaraaswg ein in
einem vatikanischen Palimpseste fragmentarisch erhaltenes anonymes Werk
zu identifizieren, welches üegl jtoXitixrjg iniatr^iirjg betitelt ist.*) Allein
seine Hypothese hat gewichtige Gründe gegen und sehr wenig für sich.*)
Noch weniger geht es natürlich an, die Schrift als ein selbständiges drittes
Werk des Petros aufzuführen.
Mit grösserem Rechte kann man den Petros als Verfasser eines
anderen, freilich nicht erhaltenen Schriftstückes bezeichnen. Menander
Protektor erwähnt bei der Schilderung der Friedensgesandtschaft an Ohos-
roes, dass er die von Petros mit Chosroes geführten Unterhandlungen nicht in
attischer Sprache wiedergebe, sondern mit authentischer Treue und in der-
selben Form, die Petros selbst gebraucht habe. ^) Daraus folgt, dass Petros über
seine Gesandtschaft einen ausführlichen Bericht erstattete. Wo und wie das
geschah, wissen wir nicht. In dem Werke IIsqi noXmx^g xatactdaecog hätte
dergleichen wohl Platz gehabt; aber ebenso leicht ist es denkbar, dass Menan-
der einen oMziellen Bericht des Petros an die Regierung vor Augen hatte.
1. Ausgaben: Die an erster Stelle genannten Fragmente (aus den Excerpta De
legationibos und aus dem Lexikon) ed. B. G. Niebuh r im Bonner Corpus mit Dexippos etc.,
Bonn 1829 S. 121—132. — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 113, 663-676. — Ed. L.
Dindorf, Histor. gr. min. 1, 425 — 437. — Diese Fragmente und den sogenannten , Ano-
nymus poet Dionem' ed. C. Müller, FHG 4, 184—199. — Die gesamten erst von de Boor
als Eigentum des Petros erwiesenen Excerpta De legationibus, die in einem vatikanischen
Palimpeest Qberliefert sind, ed. A. Mai, Scriptorum veterum nova collectio 2 (Rom 1827)
197—246. — Wiederholt von L. Dindorf, Dio Cassius 5 (1865) 181-232.
2. Hilfsmittel: Niebuhr in seiner Ausgabe S. XXI — XXVI. — Wiederholt in
den Ausgaben von Migne, Dindorf und Müller. — H. Wäschke, üeber das von
Reiske vermutete Fragment der Exzerpte Konstantins JJeQi ayayoQevtrewg, Progr., Dessau 1878.
— üeber den Autor der vaticanischen Exzerpte De legationibus handeln ausser Nie-
bahr und Müller a. a. 0.: Tb. Mommsen, Hermes 6(1872) 82—89. — Franz Görres,
Zur Kritik des Anonymus post Dionem, Jahns Jahrb. 111 (1875) 212—219. — Ph. Bois-
sevain, De Excerptis Pianudeis et Constantinianis , Progr. , Rotterdam 1884 — G.
Sotiriadis, Zur Kritik des Johannes von Antiochia, Jahns Jahrb. Supplementbd. 16
(1888) 29 ff. — L. Mendelssohn in seiner Ausgabe des Zosimos, Leipzig 1887 S. XXXIV ff.
— Hauptschrift: G. de Boor, Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung. I. Der
Anonymus post Dionem. B. Z. 1 (1892) 13—33.
*) Reiske wollte die ganze Partie von
Kap. 84 — 95 dem Petros zuteilen, was von
Wäschke zurückgewiesen, von E. Patzig, B.
Z. 2, 486 f., gebilligt wurde.
') Ed. von A. Mai, Scriptorum veterum
sova collectio 2 (Romae 1827) 571—609. Die
erhaltenen Teile handeln über militärische
Disziplin, über den Vorzug des Fussvolks
TOT der Reiterei, die Verwendung der Reiterei,
das Verhalten der Soldaten gegen die Bürger;
zaletzt über das Königtum und die richtige
Regierung.
') Dagegen hat A. Mai recht, wenn er die
von ihm gefundene Schrift mit dem von
Photios cod. 37 analysierten anonvmen Werke
JJeQl noXiux^g für identisch erklärt; damit
hätte er sich begnügen sollen.
*) FHG ed. C. Müller 4, 217 = Bist. gr.
min. ed. Dindorf 2, 32. Wichtig ist die Be-
merkung des Menander über die Sprache
jener Verhandlungen; sie wurden offenbar
im allgemein verständlichen Vulgäridiom
geführt. Wäre uns dieser Bericht erhalten,
so wollten wir gerne auf alle übrigen Frag-
mente des Petroi^ verzichten.
240 Bysantinische Litteratargesohiohte. I. Prosaische Littenttnr«
3. Bei Kodinos, De aedificiis Cpolis 114, 10 ed. Bonn., heiast es von einem unter
Justinian lebenden JlixQoq JltctQUiog^ der mit dem nnsrigen jedenfalls identisch sein soll,
man habe ihn auch BaQüvfiiayoy toy Svqoy geheissen. Diese Notiz beruht offenbar anf
dem Missverständnis einer Nachricht, die bei Soidas s. ▼. Je^iog steht; dort wird nlmliek
erwähnt, dass unter Justinian ein gewisser üetgog BaQavfitjs als gewandter Taschendieb be-
kannt war. Eine auf diesen n^xQog BaQcvfitjg bezflgliche Bemerkung muss Eodinos bzw. der
Verfasser seiner Quelle irgendwo (nicht bei Suidas selbst, wo der Zusatz J?t^o( fehlt) ge*
funden haben und er verwechselte diesen Petros mit dem Petros Patrikios. Uebrigens er*
wähnt Prokop selbst, Anecd. c. 22 (123, 15 ed. Bonn.), als Liebling der Theodors eiiuni
Geldwechsler syrischer Abkunft namens Ilhgog BagcvfAtjg^ den er offenbar von dem Pstrimr
unterscheidet. Man darf also nicht daran denken, mit C. Maller, FHO 4, 670 den Prokof
nach Eodinos zu emendieren. Vgl. Wäschke S. 9 der oben zitierten Schrift.
99. Nonnosos {Nowoaog) stammto aus einer Familie, in welcher, j^
wie in der des Petros, der diplomatische Dienst erblich war. Sein Gross- p
vater wurde von Kaiser Anastasios an einen sarazenischen Fürsten ge- ^
schickt; sein Vater Abram diente in der gleichen Eigenschaft dem Kaiser i
Justin I; Nonnosos selbst führte unter Justinian um 533 eine Gesandt- m
Schaft zu den Sarazenen und anderen Völkern des Orients. Aus dem Namen m
seines Vaters, den Photios überliefert, lässt sich schliessen, dass Nonnosoi ;a
semitischer Abkunft war. Vermutlich war es die in der Familie vererbte ja
Kenntnis orientalischer Sprachen, welche den Grossvater, Vater und Sohn l.
zu diplomatischen Missionen gelangen Hess. Seine Stelle in der griechi- is
sehen Litteraturgeschichte verdankt Nonnosos einer Schrift, in welcher er f-
seine Gesandtschaftsreise schilderte. Wir besitzen daraus ein Stück bm i
Photios (cod. 3), der uns auch einiges über den Verfasser mitteilt. Das a
geographisch und ethnographisch nicht unwichtige Fragment enthält ausser g
Bemerkungen über die natürliche Beschaffenheit der auf der Reise berührte ji
Gegenden Nachrichten über ein von Nonnosos getroffenes Volk, das von c
kleiner Statur, von schwarzer Hautfarbe und am ganzen Körper behaart :.
war. Ausser Photios benützten den Nonnosos die Chronisten Malalas
(S. 465 ff. ed. Bonn.) und Theophanes Confessor (vol. I 377 ff. ed. Bonn.), :
ohne jedoch ihren Gewährsmann zu nennen.
1. Ausgaben: £d. B. 6. Niebuhr im Bonner Corpus mit Dexippos etc., Bonn 1829 :
S. 478-482. - Ed. C. Müller, FHG 4, 178-180. — Ed. L. Dindorf, Eist, graec. min. :
1, 473—478.
2. Hilfsmittel: Dillmann, Zur Geschichte des axumitischen Reiches, Abb. d. ]
Berbner Akad. d. Wiss., philos.-hist. Kl. 1878 S. 177-238 und 1880 S. 1-51. — Zur Erlän- j
terung mag man die im Homeritenlande zur Zeit des Kaisers Justin I spielende Legende "
des hl. Arethas und seiner Genossen beiziehen. Ed. Fr. Boissonade, An.gr. 5
(1833) 1—62. Ed. in Acta SS., Octob. X 721—759. Eine andere Version bei Migne,
Patr. gr. 115, 1249-1290. — Vgl. auch die Gesetze der Homeriten (s. S. 59.)
100. Agathias {'Aya^iag) wurde um das Jahr 536 zu Myrina in der
kleinasiatischen AeoUs geboren. Als Knabe folgte er seinem Vater Mem-
nonios, der Lehrer der Beredsamkeit war, nach Eonstantinopel. Im
Jahre 554 weilte er zu seiner juridischen Ausbildung in Alexandria. Nach-
dem er in Byzanz seinen Kursus vollendet hatte, wurde er Advokat; da-
her sein Beiname axoXaartxog. Er starb, etwa 46 Jahre alt, im Jahre 582.
Agathias gehört zu jenen Byzantinern, welche dem antiken Prinzipe zu-
wider in völlig verschiedenen Litteraturgattungen thätig waren. In seiner
Jugend widmete er sich der Poesie, später der Geschichtschreibung. In
seine erste Periode gehören 1) Neun Bücher Ja(pviaxa im epischen
Masse, die kurze Darstellungen erotischer Mythen enthielten; Überreste
Q«schielitaolireib«r und ChroniBien. A. Geaohiclitsolireiber«
-100) 241
hen in der griechischen Anthologie. 2) Eine Sammlung von Epi-
ammen zeitgenössischer Dichter, untermischt mit eigenen, nach den
)flFen in 7 Bücher geteilt {KvxXog rdv väwv SmyQa/nfiarwv).^) Durch
se Sammlung sind in der Anthologie mehr als 100 Epigramme des
:athias erhalten. 3) Andere kleinere Gedichte und Prosaisches.^)
n diesen Prosaschriften ist bis jetzt nichts Näheres bekannt; nur einige
iz interessante Randbemerkungen zum Periegeten Pausanias
d dem Agathias jüngst mit guten Gründen zugeteilt worden. In seinen
igrammen erscheint Agathias als ein glücklicher Nachahmer der Alten;
nenüich sind unter den^Erotika tre£fliche Stücke, die sein poetisches
lent ausser Zweifel setzen. „Er zeigt mehr dichterischen Schwung als
meisten Epigrammatiker auch der früheren Eaiserzeif (Reitzenstein).
Erst nach dem Tode des Justinian liess sich Agathias von seinen
runden bewegen, geschichtliche Studien zu unternehmen. Als Frucht
rselben besitzen wir das Werk lleQl tijg 'lovtfrtviavov ßatfiXelag,
s in 5 Büchern die Jahre 552 — 558 umfasst; den Inhalt bilden
rnehmlich die Kämpfe, welche die Byzantiner unter Narses gegen die
ten, Vandalen, Franken und Perser führten. So schliesst Agathias
mittelbar an die Kriegsgeschichten des Prokop an und übergeht daher
ch alles, was jener schon erzählt hatte, mit ausdrücklicher Beziehung
f denselben.*) An der Vollendung des Werkes wurde er durch seinen
Lhen Tod verhindert; seine bestimmte Absicht auch die folgende Zeit
behandeln erhellt aus vielen Hinweisen auf später zu Erzählendes und
sonders aus dem letzten Kapitel, wo er deutlich eine Darstellung der
eignisse nach 558 verspricht. Wie Agathias den Prokop stofflich fort-
Lzt, so folgt er ihm auch in der Form, in dem episodenreichen Gange
id in vielen einzelnen Wendungen.*) Doch erreicht er sein Vorbild nur
äusserlichen Dingen. Bei ihm überwuchert die dichterische Neigung
e Freiheit und Schärfe des historischen Blickes; Phantasie und Reflexion
Ibt die Zuverlässigkeit der Erzählung; die Sprache ist über Gebühr mit
Idem und pretiösen, altertümlichen Ausdrücken beladen. ^) Richtig cha-
kterisiert ihn Gibbon als den Dichter und Rhetoriker im Gegensatze zu
-okop, dem Staatsmann und Soldaten. Während sich Prokop vermöge seiner
ellung militärische, politische und geographische Detailkenntnisse er-
irb, scheint sich Agathias vorzugsweise an die mündlichen Berichte von
igenzeugen gehalten zu haben. Für gelegentliche Exkurse und Bemer-
mgen über die Vergangenheit verwertet er die Alten; ausdrücklich zitiert
den Alexander Polyhistor, Aristoteles, Asinius Quadratus, Athenokles,
*) Agathias im Vorworte seines Ge-
hichtswerkes S. 6, 10, ed. Bonn. : xtöy inir-
tofAfuhtty xd d^iyerrj xal yetiteQa, Suidas
T. ror KvxXoy ttSy yitoy iniyQafi/juiTayy
r avTos cvv^^ey ix xcSy xaxd »M^oy not-
:»K. In der Anth. Pal. IV 3 wird das
'erk als IvXXoytj yitay imyQa/ÄfAaxtoy zitiert.
IT ErklAning des Ausdrucks xaxd xaiqoy
gl Leo Sternbach, Meletemata Oraeca
. 21 1, dem jedoch Reitzenstein in Paulys
«aknoydopftdie 1 (1894) 744 mit Recht
nicht beistimmt.
') Suidas s. y. h^qa ßißXia i/AfÄexQd re
xal xctxaXoyddijy,
») Z. B. II 19; IV 15 (S. 105, 6 und
237, 6 ed. Bonn.).
*) Wie in dem häufigen Jstfo^i fioh ovx
dno XQonov iiyai»
^) Diese Manier war im Qeschmack der
Zeit, und Agathias fand eifrige Bewunderer
und Nachahmer wie den Menander Protektor
und noch sp&t den Leon Diakonos.
PtrlV**^ der kkM. Altwtamiwlweaicbaft IX. 1. AbUg. 2. Aufl.
16
1
242 ByEantiniflohe Litteratnrgeaohiohte. I. ProMdsohe Litteratur.
Berosos, Bion (Historiker), Diodor, Herodot, Ktesias, Nonnos {Jiovvaiaxa)^
Paulos Silentiarios, Pindar, Plato, Prokop von Kaesarea, Simakos und Xeno-
phon. Bemerkenswert ist, dass er auch persische Chroniken benützte,
aus denen ihm sein Freund, der Dolmetscher Sergios, Auszüge machte
und ins Griechische übersetzte. Fortsetzer des Agathias wurde Menander
Protektor; als Quelle diente er dem Theophanes Gonfessor, und ein*
zelne Teile seines Werkes gingen in die konstantinische Exzerpten-
sammlung über.
1. Ausgaben: Ed. pr. des griechischen Textes von B. Vulcanius, Lugd. Batav«
1594. — Wiederholt Paris 1660 (am Schlüsse aber: 1658). — Venedig 1729. — Im Bonner
Corpus ed. B. G. Niebuh r, Bonn 1828, mit der lat. Uebersetzung des Persona, den Noten
des Vulcanius, den Epigrammen, einem Sachindex und einem ungenügenden Verzeichnis
der sprachlichen Eigentümlichkeiten. — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 88, 1248 — 1608.
— Ea. L. Dindorf, Bist, graeo. min. vol. 2 (1871) 132—453. — Die Epigramme stehen
ausser in den Ausgaben der Geschichte von Vulcanius, Niebuhr und Dindorf auch bei Ph.
Brunok, Analecta III 33—68, Fr. Jacobs, Anthologia Graeca IV 3—39; XIII 617, und
in der Anthol. Palatina ed. Dübner. — Die Randnotizen zu Pausanias ed. Fr. Spiro,
Hermes 29 (1894) 143—149.
2. Uebersetzungen: Lateinisch: Vor dem griechischen Texte erschien: Aga-
thius (!) de hello Gothorum et aliis peregrinis historiis temporum suomm per Chr. Persona
Romanum e Graeco in Latinum traductus, Rom 1516. — Wiederholt Augsburg 1518 (am
Schlüsse des Bandes 1519). — Wiederholt mit Prokop, Basel 1531; mit Zosimos etc. Basel
1576 u. öfter. — Excerpta ex Agathia fl. Grotio interprete in seiner ,Hi8toria Gothorum^
Amsterdam 1655 S. 529—573. — Wiederholt bei Ant. Muratori, Rerum Italicarum
scriptores 1 (Mailand 1723) 379 ff. — Ausserdem in den Ausgaben des griechischen Textes.
Französisch: Von Fumäe Sieur de GenilU ^mit Prokop), Paris 1587. — Von
M. Cousin, in der Histoire de Cple, Paris 1674. — Wiederholt Amsterdam 1685.
Deutsch: Auszüge aus AgaÜiias (Buch I 1 — 11 13), deutsch von D. Coste, in
,Prokop, GothenkriegS Leipzig 1885 S. 327 — 371 (= Die Geschichtschreiber der deutschen
Vorzeit in deutscher Bearbeitung, 6. Jahrb., Band III). — Epigramme deutsch von
W. E. Weber, Elegische Dichter der Hellenen, Frankfurt 1822 S. 396—402; 784—786.
— Ein Teil der Epigramme von G. Thudichum, Griech. Anthologie, Stuttgart 1838—1870
S. 1084—1102.
8. Hilfsmittel: Bemerkungen von E. 0. Müller, Rhein. Mus. 3 (1829) 22 ff. =
Kleine deutsche Schriften 2 (Breslau 1848) 100 ff. — Einige Emendationen von A. Meineke,
Philologus 14 (1859) 15 ff. — L. Dindorf, Jahns Jahrb. 99 (1869) 457—465, gibt nach
einer imaginären Einheitsschablone gearbeitete und daher zum Teil verfehlte Korrekturen
des Textes. — H. Eckhardt, Agathiaa und Prokop als Quellenschriftsteller für den
Gothenkrieg. Progr. Königsberg 1864. — Fr. Bücheier, Coniectanea, Rhein. Mus. 37
(1882) 331 f. (zu Agathiaa II 17 = S. 100 ff. ed. Bonn.). — Emendationen und Bemerkungen
über den Stil gibt H. van Herwerden, Varia ad varios, Mnemosyne N. S. 17 (1889)
16—23. — Schwach und vielfach ganz verfehlt ist G. Spyropulos, Kata xl fUficiTa$
'Jytt9iag 'Hgodoroy xal Ilgoxomoy; Diss., Athen, Paraskeuas Leones 1892. Vgl. B. Z. 4,
165 f. — Heinr. Reffel, Ueber den Sprachgebrauch des Agathias, Gymnasialprogr.,
Kempten 1894 (gibt auch kritische Bemerkungen zum Texte). — Hanptschrift : W. S. Teuf fei,
Philologus 1 (1846) 495—511 = Studien und Charakteristiken, Leipzig 1871 S. 237 ff. (in
zweiter Aufl. Leipz. 1889 S. 296 ff.).
Zu den Epigrammen: J. Corn. de Pauw, Diatribe de alea veterum ad epigramma
Agathiae schol., Trajecti ad Rhenum 1726. — Kritische und exegetische Beiträge gab Leo
Sternbach, Meletemata Graeca, P. I, Wien 1886 S. 20 ff. und sonst; dann in seiner
Schrift: Anthologiae Planudeae appendix Barberino-Vaticana, Leipzig 1890 S. 64 ff. und
sonst. — PaulSakolowski, De Anthologia Palatina quaestiones, Diss., Leipzig 1898 S. 59
bis 64 (über die Abfassungszeit der Daphniaca u. s. w.). — H. Stadtmüller, Zur grie-
chischen Anthologie, in : Festschrift zur Einweihung des neuen Gebäudes für das Grossherz.
Gymnasium in Heidelberg, Leipzig 1894 S. 36 f. (macht wahrscheinlich, dass die Braut
des Agathias eine Tochter des Paulos Silentiarios war). — Th. Korfi, De Anthologiae
quibusdam locis, Filolog. Obozijenie (Moskau) 4, 83 ff. — Gute Charakteristik der Dich-
tungen von R. Reitzenstein, Paulys Realeucyclopädie, Neue Bearbeii 1 (1894) 744.
Zu den Pausaniasglossen: R. Reitzenstein, Hermes 29 (1894) 231—239. —
U. V. Wilamowitz-Moellendorff, Hermes 29 (1894) 240—248.
i. Die Selbstvorstellnng des Agathias im Eingange seines GeschichtewMrkM (8, 18
2. OMohieliteolireiber und Chronisten. A. Gesohiohtsohreiber. (§§ 101—102) 243
ed. Bonn.): ifiol 'Jya^iag (Akv oyo/ia, Mvmva 6k nttTgU, Msfiyoyiog dk nariJQ, rix^^tj di t«
'hafiai&ty yofiifia xai ol jwy dixaattjQiwy aytiyBg ist eine Nachahmung des herühmten y^Upog
des Thrasj machos: Tovyo/nt ^Qaav/iaxog- naiQls XaXxrjdeuy . ij di "^^X^V «^o^ptf/. R.
Reitxenstein, Hermes 29 (1894) 287 Anm.
5. In manchen Hss z. B. in den Codd. Vatic. 29 fol. 484, Vatic. regin. Suec. 166
foL 207 und Vindob. phil. gr. 165 fol. 89^ wird dem Agathias das berühmte Epigramm auf
Kaiser Maurikios und seine Familie zugeschrieben, das ihm schon aus chronologi-
schen Grflnden nicht gehören kann. Vgl. die treffliche Ausgabe und Erklärung dieses Epi-
gramms von C. Dilthey, Symbolae criticae ad anthologiam graecam ex libris mss
peiitae. Index lect., Göttingen 1891 S. 18—23.
6. Der mit Agathias befreundete persische Dolmetsch Sergios {li^yiog 6 <f»e^-
fir,v€vq) wurde frfiher irrtümlich mit dem durch seine ausgedehnte Uebersetzerthätigkeit
berühmten Archiatros und Priester Sergios von Resaina (f 536) identifiziert; vgl.
z. B. E. Meyer, Geschichte der Botanik 3 (Königsberg 1856) 38 ff. Er muss aber schon
aus chronologischen Gründen von ihm geschieden werden; das bemerkte Ant. Baumstark,
Lncnbrationes Sjro-Graecae, Jahns Jahrb., Supplementb. 21 (1894) 368 f.
101. Theophanes aus Byzanz (&€0(favriq Bv^druog) schrieb ein Ge-
schichtswerk in 10 Büchern, das nach Photios (cod. 64) die Ereignisse
von 566 — 581 behandelte. Er begann mit der Erzählung der Begeben-
heiten, welche nach dem Bruche des 562 von Petros Patrikios auf 50 Jahre
abgeschlossenen Friedens mit den Persem erfolgten. Ausserdem beschrieb
Theophanes nach der nicht ganz klaren Angabe des Photios auch Dinge
ans der Regierungszeit des Justinian und fügte zu den erwähnten 10
Büchern noch eine Fortsetzung, die Photios nicht gesehen zu haben scheint.
Vermutlich hat Theophanes in derselben noch einen Teil der Regierung
des Maurikios dargestellt und demnach wohl gegen das Ende des 6. Jahr-
hunderts geschrieben. Das bei Photios erhaltene Fragment ist wichtig
durch die auch von Prokop und Theophylaktos bestätigte Nachricht von
der Einf&hrung der Seidenzucht in Byzanz unter Justinian und durch
die erste Erwähnung der Türken, die seitdem aus der byzantinischen
Geschichte nicht mehr verschwinden.
Fragment: Ed. 6. G. Nie buh r im Bonner Corpus mit Dexippos etc. S. 483—486;
S. 589—600 der gelehrte Kommentar des Phil. Labbäus. — Ed. C. Müller, FflG 4, 270 f.
— Ed. L. Dindorf, Hist graec. min. 1, 446 ff.
102. Henander, als Mitglied der kaiserlichen Leibwache Protektor
genannt (Mivaviqoq llQOTixTfüQ), wurde um die Mitte des 6. Jahrhunderts
in Byzanz geboren. Über sein Leben macht er selbst in der merk-
würdigen und durch den in Byzanz seltenen Charakter der Ursprünglich-
keit und Lebenswahrheit ausgezeichneten Vorrede mit anerkennenswerter
Aufrichtigkeit genauere Mitteilungen. In seiner Jugend widmete er sich
dem Studium der Jurisprudenz, nahm es jedoch damit wenig ernst, und
noch weniger fand er nach Beendigung seines Kurses an der gerichtlichen
Praxis Gefallen. Um so eifriger folgte er den Reizen des Hippodroms und
der Pantomime. Erst als er durch sein leichtfertiges Leben in die äusserste
Not geriet, wurde er aus einem Saulus ein Paulus ; es war zu der Zeit, da
Maurikios, ein Freund der Künste und Wissenschaften, zur Herrschaft ge-
langte (582). Menander beschloss sich einer ernsteren und durch die
kaiserliche Munifizenz nun auch materiell lohnenden Thätigkeit zuzuwenden.
Zum Vorbild nahm er sich den Agathias. Wie jener wurde er vom Juristen
zum Historiker ; wie jener versuchte er sich daneben in poetischen Kleinig-
keiten; Agathias ist auch für die sprachliche Form das Muster, dem er
244
BTsaniinische LitteratnrgescHichte. I. Protaische Litterainr.
unermüdlich nachstrebte. Das Geschichtswerk, welches Menander nach
seiner Sinnesänderung abfasste, schliesst unmittelbar an das des Agathias
an und behandelt dieZeit von 558 — 582. Wir besitzen von demselben
bei Suidas und in konstantinischen Exzerpten zahlreiche und sachlich hoch-
wichtige Fragmente. Durch den Reichtum und die Verlässigkeit der Nach-
richten, besonders durch ihre geographischen und ethnographischen An-
gaben gehören sie zu den bedeutendsten Oeschichtsquellen des 6. Jahr-
hunderts. Ausser diesen sicher bezeugten Bruchstücken sind die politischen
Nachrichten im 5. Buche der Eirchengeschichte des Euagrios, die aller
Wahrscheinlichkeit nach direkt oder indirekt auf Menander zurückgehen,
und ein Exkurs des Theophylaktos beizuziehen. In Verlegenheit sind
wir bezüglich der Quellen, nach denen Menander eine so ereignisreiche
Periode ausführlich darstellen konnte. Einen Teil der Begebenheiten hat
er selbst erlebt; aber seine Erzählung beginnt mit einer Zeit, in welcher
er nach seinen eigenen Andeutungen doch noch recht jugendlich gewesen
sein muss. Für die persischen Angelegenheiten diente ihm vielleicht Theo-
phanes von Byzanz.
1. Ausgaben: Die Fragmente in den Exzerpten De sententiis ed. zuerst aas einem
vatikanischen Palimpsest A. Mai, Scriptor. vet. nova collectio 2 (Romae 1827) 352—366.—
Ed. B. G. Niebahr im Bonner Corpus mit Dexippos etc. S. 282—444. — Wiederholt bei
Migne, Patr.gr. 113, 791-928. - Ed. C. Müller, FflG 4, 200— 269. — Ed.L.Dindorf,
Hist. graec. min. 2, 1—131 (mit neuer Kollation zweier codd. Monac).
2. Hilfsmittel: Eine Nachkollation des vatik. Palimpsestes mit Emendationen gab
van Herwerden, Spicilegium Vaticanum, Lugduni Batavorum 1860 S. 216—221. — Einige
Emendationen von Meineke, Hermes 3 (1869) 162 f. — lieber das Verhältnis zu Euagrios:
Guido Hertz seh, De scriptoribus rerum imperatoris Tiberii Constantini, Gomment phil.
Jenenses 3 (1884) 21 ff., und L. Jeep, Jahns Jahrb., Supplementb. 14 (1885) 162 ff. —
Ueber die geographischen Nachrichten des Menander: G. Marinelli, Die Erdkunde bei
den Kirchenvätern, Leipzig 1884 S. 6 f. — Zur Darstellung: M. Apostolopulos, MiyaydQog
JlQotixxüiQ fiififjTijs *Jya&iov, Diss., Athen 1894 (zu wenig gesichtete Steliensammlung).
8. Von den poetischen Versuchen des Menander scheint sich nur das Epigramm
auf den persischen Magier, der sich zum Christentum bekehrte und den Märtyrertod erlitt,
erhalten zu haben. Anthol. Pal. I 101.
4. Zweifellos mit Unrecht wird dem Menander Protektor in den Codd. Paris.
Coisl. 285 fol. 414— 424"" und Athen. 343 eine Redaktion der Erzählung von der Auf-
findung des hl. Kreuzes zugeschrieben. Titel und Anfang lauten im Coisl.: Mbvuv&qov
nQotlxioQog dnjyrjtns ne^l trjg aya^rjrrjaetog xai evgdaetog xov rifiiov xal ^tjonoiov ciavgov
T^f yBvofjiiprjg inl Ktoycrayrlyov xal 'EXeyrjs twy BvceßeaTarioy fAsydXtay xal nqwxfoy iy
Xi^iariayoTg ßaaiXitay, 'Ey hei ißd6fi(^ rrjg ßaaiXeiag Ktoyarayxlyov tov fieydXov ßaailetog
f^fjyi (so) layyovaqlta ißdofin trvyijj^&ijaay 7ikijx*^i] ßaQßdgtoy im xoy noxafjioy xoy xaXovfisyoy
Jdyovßtjy, Wie diese Zuteilung zu erklären ist, konnte ich nicht feststellen. Von den
drei gedruckten Texten der Inventio scheint dem des Coisl. der von E. Nestle, B. Z. 4
(1895) 819 — 345, besprochene und edierte am nächsten zu kommen.
103. Johannes von Epiphania in Syrien (Icoawrjg 'Em(pav€vg) ver-
fasste gegen Ende des 6. Jahrhunderts ein Geschichtswerk über die Zeit
von 572 — 592/93 (bis zur Wiedereinsetzung Chosroes II). Eine (wohl die
einzige) Nachricht über dasselbe verdanken wir seinem Landsmanne und
Zeitgenossen, dem Eirchenhistoriker Euagrios: Kai vd ixofieva d^ rovrav
*Aya\}^i(f (!) Ty ^7]tOQi xai 'Ifüdvvrj ifi^ ve noXltri xai avyy€V€i xa&' eiffiiv
tifTOQrjTai fie'xQi Ttjg Xocqoov xov väov ngog ^Poofxaiovg (fvyvfi xai Tr^g elg tfjv
avrov ßatfiXeiav dnoxataatMecüg. ^) Wir haben von Johannes ein ziemlich
^) Historia eccles. ed. H. Valesius, Paris
1678, V 24 (S. 443) = Migne, Patr. gr. 86, 2,
2841 A. Die Bemerkung, dass Johannes an
Agathias ansohliesse {xttS* el^fioy), ist an-
8. OeMhiohtBohreiber und Chronisten. A. Oeschiolitflolireiber. (§§ 103—104) 245
umfangreiches Fragment, welches die Vorrede und den Anfang des ersten
Buches enthält. Der Titel lautet in der Handschrift, einem Yatic. des
13. Jahrhunderts: 'loodwov (SxoXaatixov xccl äno inaqxiov 'Eni(pav€(og neql
%rfi %oi vs'ov Xoaqoov nqo<Sx(OQria€(og ngog MavQfxiov xov ^Poofiaitov avtoxQd"
Toga itTTOQiwv rofjiog a\ Nach dieser Überschrift, die jedoch schwerlich
vom Verfasser selbst herrührt, hätten den Hauptgegenstand der Schrift die
Ereignisse gebildet, welche die Beendigung des zwanzigjährigen Krieges
zwischen den Rhomäem und Persem herbeiführten; doch beginnt die Dar-
stellung in dem erhaltenen Anfange des ersten Buches mit den Ursachen
und dem Ausbruche des Krieges (571/72). Die Gründe, welche den Johannes
zur Wahl seines Stoffes bewogen, erzählt er selbst in seiner Vorrede. Als
Rat und Sekretär des Metropoliten von Antiochia hatte er Gelegenheit,
mit König Chosroes und vielen anderen hervorragenden Persern persön-
hch zu verkehren; nach Beendigung des Krieges ging er selbst nach
Persien und lernte den Schauplatz des Krieges kennen. Seine Schilderung
beruht demnach auf eigener Anschauung und auf Berichten von Personen,
die an den Ereignissen beteiligt waren. Der Verlust des wichtigen Werkes
wird teilweise ersetzt durch Theophylaktos, der seine ausführliche Er-
zählung der Flucht und Wiedereinsetzung des Chosroes im 4. und 5. Buche
höchst wahrscheinlich dem Johannes von Epiphania entnommen hat. Die
einfache und klare Sprache des Johannes, der offenbar den Spuren des
Thukydides folgte, ist freilich bei Theophylaktos nicht wieder zu erkennen ;
er hat seine Quelle in die ihm eigene schwülstige Diktion umgegossen.
Auch Euagrios hat im 6. Buche seiner Kirchengeschichte den Johannes
benützt. Endlich fand Johannes eine späte Bewunderin in der kaiserlichen
Geschieh tschreiberin Anna Komnena, welche für die mosaikartige Vor-
rede ihrer Alexias auch dem Proömion des Johannes einige Phrasen wört-
lich entlehnte. Vielleicht hat sie ihm auch ihre Manier im Tone des Thu-
kydides zu reden abgelauscht.
Das Fragment des Joh. ed. zuerst B. Hase mit Leo Diaconus, Paris 1819
8. 169 — 176; vgl. seine Vorrede S. XIII, seine Prolegom. zum Joh. Lvdus 8. X (=8. XIV
ed. Bonn.) und Not. et extr. 8 (1810) 2, 259. — Ed. C. Müller. FeG4, 272—276. — Ed.
L. Dindorf, Eist, graec. min. 1, 871—382. — Vgl. L. Jeep, Jahns Jahrb. 8upplementb. 14
(1885) 178, und die zu § 102 genannte Schrift von G. Hertzsch 8. 21 ff.
104. Euagrios {Evayqiog), der bedeutendste Fortsetzer des Euse-
bios, wurde um 536 zu Epiphania in Syrien geboren. Er lebte meist in
Antiochia und bekleidete dort das Amt eines Advokaten, weshalb er wie
Agathias den Beinamen axoXatfxixog fährt. Als der Patriarch Gregorios
von Antiochia sich wegen einer gegen ihn erhobenen Anklage in Eon-
stantinope] zu verantworten hatte, folgte ihm Euagrios als Rechtsbeistand;
hiedurch wurde er am kaiserlichen Hofe bekannt und erhielt von Kaiser
Tiberios die Würde der Quästur, später von Maurikios die eines Ehren-
prafekten. Sein Todesjahr ist nicht genau bekannt; doch lebte er jeden-
falls bis gegen das Ende des 6. Jahrhunderts. Wir besitzen von Euagrios
eine umfangreiche Eirchengeschichte in 6 Büchern, welche im An-
gttiaa und wohl aus einer missverstftndlichen
AuffiMSong der SteUe im Proömion zu er-
klAren, wo Johannes den Prokop und Agathias
als seine Vorgänger nennt.
246
ByzantiniBohe Litteratargesohiohte. L Prodaiflohe Lüieratnr.
Schlüsse an Sokrates, Sozomenos und Theodoretos mit der Synode von
Ephesos i. J. 431 beginnt und bis zum Jahre 593 fortgeführt ist. Euagrios
ist der wichtigste Gewährsmann für die Dogmengeschichte des 5. und {
6. Jahrhunderts und diente hiefür dem Chronisten Theophanes, dem Kirchen- j
historiker Nikephoros Kallistos Xanthopulos u. a. als Quelle. Auch die ,
litterarische Bedeutung des Werkes ist zu beachten. Während im Abend-
lande die Eirchengeschichte, soweit man sich nicht mit der Übersetzung
griechischer Werke begnügte, bald die dürre Form der Chronik annahm,
lebte in Euagrios nicht minder als in den Profanhistorikem seiner Zeit
die mächtige Tradition der altgriechischen Geschichtschreibung wirksam
fort. Seine Darstellung charakterisiert Photios^) mit Recht als anmutig,
wenn auch etwas breit.
Neben der kirchlichen Entwickelung berücksichtigt Euagrios auch die
Profangeschichte. Die auf sie bezüglichen Partien seines Werkes sind
trotz mancher Oberflächlichkeit und Parteilichkeit von erheblichem Werte,
weil sie auf gute, zum Teil verlorene Quellen zurückgehen. Im 2. und
3. Buche benützte er die bis zum Jahre 502 reichende Chronik seines
Landsmannes Eustathios, dem er auch seine Zitate aus Priskos ver-
dankt. Für das 4. Buch diente ihm Prokopios, und zwar nicht bloss die
Kriegsgeschichten, sondern auch die Anekdota und wahrscheinlich auch
das Buch De aedificiis.*) Die profangeschichtlichen Nachrichten des
5. Buches gehen direkt oder indirekt auf Menander Protektor zurück.
Die im 5. Buche bemerkbare Verwandtschaft des Euagrios mit Johannes
von Epiphania erklärt sich nicht aus direkter Benützung des Johannes,
sondern daraus, dass auch Johannes von Menander abhängt. Erst im
6. Buche, das vornehmlich der Erzählung des persischen Krieges gewidmet
ist, schöpfte Euagrios aus Johannes von Epiphania, der ihm sein da-
mals noch nicht veröffentlichtes Werk privatim zur Verfügung stellte.
Ein zweites Werk des Euagrios, welches nach seiner eigenen Angabe
Relationen, Briefe, Erlasse, Reden, Dialoge u. a. enthielt, scheint
verloren. Euagrios VI 24: JIsTtovr/iai il rjfiTv xai i'reQov tevxog, dvafpoQccg,
iniatoXag^ xprjtpitf/xazay Xoyovg re xai iiaXe^sig xai Stsqa axta ixov. Von
den avaifoqai bemerkt er noch, dass er sie im Namen des Patriarchen
Gregorios abfasste.
1. Ausgaben: Nach früheren Drucken am besten ed. von H. Valesius, Paris
1673. — Neu aufgelegt von Reading, Cambridge 1720 (mit einigen Zusätzen und vielen
Stompereien). — Wertloser Abdruck ohne laiein. Uebersetzung und ohne Noten, Oxford
1844. — Zuletzt wiederholt von Migne. Patr. gr. 86, 2, 2405—2906. — Da Valesius nur
zwei Handschriften einer getrübten Redaktion benützte, ist eine kritische Neubearbeitung,
die sich vornehmlich auf cod. Laurent. 70, 23 stützen müsste, ein Bedürfnis.
2. Hilfsmittel: C. Fr. Stäudlin, Geschichte und Literatur der Kirchengeschichte,
Hannover 1827 S. 79-85 (unbedeutend). — F. Chr. Baur, Die Epochen der kirchlichen
Geschichtslitteratur, Tübingen 1852 8. 29—32 charakterisiert, ohne auf Einzelheiten ein-
zugehen, sehr treffend die Stellung des E. in der Reihe der griechischen Eirchenhistoriker.
— Einen guten Ueberblick über den dogmengeschichtlichen Inhalt des E. gibt W. Gass,
Realenzyklopädie für prot. Theologie 4 (1879) 420 f. — Zur Verbesserung des Textes:
Nolte, Tübinger theologische Quartalschrift 43 (1861)674-706. — Zur handschrifÜichen
üeberlieferung: Carl de Boor, Zeitschrift fftr Kirchengeschichte 5 (1881—82) 315—322
*) Cod. 29. 'E(rr» cf*^ rij*' ^^daiy ovx axagiff
ti xai n<ü^ neQittevea&at iyiote dox$t.
*) Vgl G. Dangers a. unten a. 0. S. 42
und L. Jeep a. a. 0. S. 161.
2. OeMhiohtsohreiber nnd Chronisten. A, Oeschlohtsohreiber. (§ 105) 247
ond 6 (1883 — 84) 482—485. — Quellenforsohang: Die Grandlinien zog Gast. Dangers
in seiner fiist verschollenen Preisschrift: De fontibas, indole et dignitate librorom quos de
bistoria ecclesiastica scripserant Theodorus Lector et Evagrius, Göttingen 1841. — Genauer
Ludw. Jeep, Jahns Jahrb., Snpplementb. 14 (1885) 159 — 178. — Ueber die Benützang
des Johannes Rhetor (= Malalas!) darch Eaagrios vgl. £. Patzig, Unerkannt und un-
l>ekannt gebliebene Malalas-Fragmente, Progr. der Thomasschule, Leipzig 1891 S. 17 ff.,
C. W. Brooks, The date of the historian John Malala, The Engl. Eist. Review 7 (1892)
291—301, und S. Sestakov, Der Johannes Rhetor der Eirchengeschichte des Eaagrios,
>. Heft der gelehrten Denkschriften d. Univ. Eazan 1890 (russ.). Vgl. die Besprechung von
:. E. Gleye, B. Z. 3(1894) 625-630, und die Erwiderung von Sestakov, Viz. Vr. 2
1895) 243—245. — Vgl. C. E. Gleye, Beiträge zur Johannesfrage. B. Z. 5 (1896). —
^gl. die S. 225 zitierten Programme von Otto Adamek, die zu § 102 zitierte Schrift von
j. Hertxsch S. 22 ff. und A. GClldenpenning, Die Kirchengeschichte des Theodoret von
Cyrrhos, Halle 1889.
3. Von einer kurzgefassten Eirchengeschichte, welche, da sie einerseits den
V aiser Phokas noch erwähnt, andrerseits von Theophanes in ausgedehntem Masse benfitzt
rorde, zwischen 600 und 800 abgefasst sein muss, sind uns verschiedene Exzerpte erhalten
. in den von Gramer, An. Paris. 2 (1839) 87—114, herausgegebenen 'ExXoyai ano rtjs ixxXtj'
nacTunjg Unogiag, 2. im Cod. Bodl. Barocc. 142, 3. in den von Valesius herausgegebenen
KuszQgen aus Theodoros Anagnostes, 4. in den Exzerpten, welche E. Miller, Fragments
Dedits de Theodore le lecteur et de Jean d' Egöe, Revue archöol. 26 (1873) 273—288;
196 — 403, ediert hat. Die Darstellung in diesem Werke war dürftig. Als Quellen dienten
Ür die ersten drei Jahrhunderte Eusebios und die um 430 verfasste X^unMyixtj Urrogla
lea Philippos von Side, f&r die spätere Zeit Theodoros Anagnostes und Johannes
)imkrinomenos. Vgl. C. de Boor, Zur Eenntnis der Hss der griech. Eirchenhistoriker,
^eitschr. f. Eirchengesch. 6 (1883—1884) 478—494. — G. de Boor, Neue Fragmente des
i^apias, Hegesippus und Pierius in bisher unbekannten Excerpten aus der Eirchengeschichte
lee Philippus Sidetes, Texte und Untersuchungen zur (beschichte der altchristlichen
itteratur 5(1889)2, 167—184. — C. de Boor, Zur kirohenhistorischen Litteratur, B. Z. 5
1896) 23.
4. Noch von einer anderen Eirchengeschichte, die, im Anfang des 10. Jahr-
lunderts geschrieben, wohl mit der SchOpfung begann und in zwei Teilen bis zum Jahre
^20 reichte, haben wir Eunde durch Notizen im Cod. Bodl. Barocc. 142. Sie ist wahr-
cheinlich identisch mit einem im Eataloge der Bibliothek des Patmosklosters vom Jahre
355 (bei A. Mai, Nova bibl. patr. 6, 539) erwähnten Werke, und ein Teil von ihr steckt
rielleicht, wenigstens dem Inhalte nach, in der Eirchengeschichte des Nikephoros Eallistos
Canthopulos. C. de Boor, Zur kirchenhistorischen Litteratur, B. Z. 5 (1896) 16—23.
105. Theophylaktos Simokattes (weniger beglaubigt Simokatos)
BeoqtfXaxTog Sifxoxdtrr^g oder 2iß6xaTog) aus Ägypten gebürtig, nach
Photios kaiserlicher Sekretär und Präfekt, lebte unter Kaiser Heraklios
610 — 640). Wir haben von ihm ein naturwissenschaftliches Schriftchen,
.'ine Briefsammlung und ein Geschichtswerk. Die beiden ersten sind
»rahrscheinlich Jugendschriften. Wie Agathias versuchte er sich zuerst in
eicht^ren Litteraturgattungen, ehe er sich den ernsteren Aufgaben der
Jeschichtschreibung zuwandte.
1. Seine Schrift Uegl 3ia(fOQ<av (pvaixdSv änoQrjuaxdnv xal ini'
iv<f€iag avxtSv (gewöhnlich kurz zitiert: Quaestiones physicae) gehört
n die reiche Gattung der Hagädo^a und @avfia(fia, die sich als wunder-
icher Euriositätenkram schon früh von den umfassenden naturwissenschaft-
ichen Leistungen der Alten ablösten, bis tief ins Mittelalter hinein eifrig
)earbeitet wurden und ihre Wirkung bis in die neuere Zeit fortpflanzten.
Dem Werke geht ein kleines Proömion voraus, eine wahre Mustersamm-
ong geschraubter und geschnörkelter Redewendungen, aus denen es oft
schwer wird, die Gedanken herauszuschälen. Theophylaktos scheint sein
Werk als eine öffentliche Vorlesung anzukündigen. Zuerst bittet er um
S^achsicht, dann aber schöpft er Mut: «Ich werde siegreich sein, ich weiss
248
Byzantinisohe Litteraturgeschichte. I. ProBaisohe Litteratnr.
es, obschon ich kein Barbarenland betrete; wenn ich auch kein Sohn der
Kunst bin, so habe ich doch Vernunft wie ihr; die Rede ist mein Vater-
land, und was Griechenland gehört, gehört auch mir/ Die Schrift selbst
handelt in Form eines platonischen Dialogs zwischen Antisthenes und
Polykrates über alchimistische und andere geheimwissenschaftliche Pro-
bleme, z. B. Warum wird der Diamant vom Feuer nicht angegriffen?
Warum erweicht Bocksblut Diamanten? Warum trinken die Raben im
Sommer nicht? Warum setzt sich auf den attischen Honig keine Fliege?
Es sind meist die aus Aelians Tiergeschichtenbuch bekannten Probleme.
Trotzdem lauscht Polykrates den Belehrungen des Antisthenes mit stei-
gender Bewunderung und fragt ihn zuletzt ganz ausser sich, woher all
diese Weisheit stamme. Darauf nennt ihm dieser eine imponierende Reihe
von Schriftstellern, gleichsam ein Quellenverzeichnis, das sich freilich bei
näherer Betrachtung als eitel Humbug erweist.
2. 'ErtiatoXal rj&ixai^ aygoixtxal^ ivaiQixai, eine der zahllosen
Sammlungen rhetorisch-sophistischer Übungsstücke in Briefform, die uns
in der griechischen Litteratur bis zum letzten Tage des byzantinischen
Reiches begleiten. Einzelne Stücke sind dem Theophylaktos nicht übel
geraten; in den meisten fehlt aber das Studium der Natur, die naive Auf-
fassung der wirklichen Verhältnisse des Lebens, die malerische Treue in
der Schilderung der Empfindungen und Erlebnisse der fingierten Personen.
Komisch wirkt der gespreizte Schwulst des Briefschreibers, wenn er harm-
lose Personen von gemeinen und alltäglichen Dingen sprechen lässt z. B.
N. 74, wo ein Bauer von seinem Nachbarn „den Mist des Herdenviehs "*
{tcSv d^QE^iixoTiov TTJv xoTTQov) erbittet. Das Landleben erscheint im falschen
Spiegelbilde einer süsslichen Schönrednerei. Am erträglichsten sind die
moralischen Briefe; sie enthalten Charakterschilderungen mit berühmten
Namen an der Spitze ; bezeichnend für diese Phantasiestücke ist die Shake-
speare'sche Missachtung der Chronologie; Antisthenes richtet z. B. an
Perikles einen Brief über König Alexander. Wir wissen nicht, ob diese
zwei Jugendarbeiten den Ruhm des Theophylaktos begründeten; jedenfalls
aber wurden sie, wie die grosse Zahl der Handschriften beweist, später
viel häufiger gelesen als das für weitere Kreise zu ernste und zu spezielle
Geschichtswerk. Naturwissenschaftliche Kuriositäten haben dem 6e-
schmacke des Mittelalters immer zugesagt und rhetorische Briefsamndungen
waren das beliebteste Mittel zur Ausbildung des Stils.
3. Die 'l(fvoQ{ai^) des Theophylaktos erzählen in 8 Büchern die
Regierungszeit des Kaisers Maurikios (582 — 602). Wir besitzen
ausser dem Werke selbst einen umfangreichen Auszug bei Photios. Die
rhetorische Richtung des Autors verrät sich sofort in dem künstlich ge-
schraubten Proömion, das durch einen Dialog zwisclien Philosophie und
Geschichte eingeleitet wird. Sie herrscht aber auch im ganzen Werke,
während die für einen Historiker notwendigen Eigenschaften sehr vermisst
werden. Theophylaktos war nicht in der glücklichen Lage eines Prokop,
') So wird das Werk von Photios (cod.
65) bezeichnet; in den Handschriften lautet
der Titel: SeotpvXdxtov ano ina^x^y xal
avTi>Yqaq>eüig oixovfievix^s Icxoqiag ßi-
ßXioy ff', ß* etc.
S. GeflohiolitMlireiber und Chronisten. A. Qesohiohtsolireiber. (§ 105) 249
r die Personen, Schauplätze und Begebenheiten selbst beobachten konnte ;
fehlt ihm an politischer, militärischer und geographischer Sachkenntnis,
'shalb er, wie Gibbon sehr richtig bemerkt, in kleinlichen Dingen weit-
bweifig, in wesentlichen dagegen schweigsam ist. Freilich gebricht es
n auch an einem bedeutenden Stoffe; die Zeit des Maurikios ist ohne
le grossen, heroisch durchgekämpften Kriegszüge, die das Zeitalter »des
stinian auszeichnen. Bei allen Mängeln der historischen Auffassung kann
} Wahrheitsliebe des Theophylaktos kaum verdächtigt werden. Er ist
?ht nur für die Zeit des Maurikios der älteste und beste Gewährsmann,
idem einer der wichtigsten Historiker der ganzen spätgriechischen Lit-
•atur. Prokop, Agathias, Menander, Euagrios und Theophylaktos lernen
r als Quellenschriftsteller des 6. Jahrhunderts hochschätzen, wenn wir
die trostlose Leere der folgenden Periode blicken; für mehrere Jahr-
nderte nach Maurikios müssen wir uns in Ermangelung zeitgenössischer
d direkter Nachrichten mit der unkritischen und dürren Auslese späterer
ronisten begnügen. Als Quelle diente dem Theophylaktos für einen
:kurs über die Perserkriege unter Justin und Tiberios das Werk des
enander,^) für das 4. und 5. Buch Johannes von Epiphania. Eine
gänzung findet man in der sechsbändigen Eirchengeschichte des
tagrios, der die ersten 11 Regierungsjahre des Maurikios noch zu
ssen Lebzeiten beschrieb, aber freilich gerade hiedurch in der Unbe-
igenheit seiner Darstellung stark beeinträchtigt wurde.
Die Bedeutung des Theophylaktos zeigt sich auch in der Benützung
rch die Späteren. Photios (cod. 65) widmete ihm einen ungewöhnlich
sführlichen Artikel; Theophanes Confessor exzerpierte ihn; er fand
ifnahme in die historische Enzyklopädie des Konstantin Porphyro-
nnetos. Inwieweit die aus Theophylaktos stammenden Berichte bei
)naras, Kedrenos und Nikephoros Kallistos Xanthopulos auf ihn
Ibt oder auf konstantinische Exzerpte oder andere Kompilationen zurück-
hen, muss noch untersucht werden.
Eine besondere Beachtung verdient die Darstellung des Theophy-
ktos. Photios spricht über sie das überraschend scharfe und treffende
rteil aus, sie sei nicht ohne Anmut, aber der unmässige Gebrauch bild-
her Ausdrücke und allegorischer Gedanken erzeuge einen frostigen Ton
id verrate jugendliche Geschmacklosigkeit; auch sei sein unzeitiges Ein-
ischen von Sentenzen ein Beweis von überschwänglicher und ungezügelter
telkeit. In anderen Dingen könne man ihn weniger tadeln. Mit Prokop
td Agathias verglichen bildet er den Gipfelpunkt einer steil ansteigenden
nie. Der Geschichtschreiber Belisars ist bei aller Fülle noch einfach
id natürlich ; weit freigebiger mit Blumen und poetischen Ausdrücken ist
T Dichter Agathias; aber beide erscheinen harmlos neben Theophylaktos;
überrascht jeden Augenblick durch ein Magazinfeuer gesuchter Bilder,
llegorien, Sentenzen, mythologischer und sonstiger Raritäten. Dabei ist
erkwürdig, dass der aus der hellenistischen Litteratur bekannte phanta-
ischo Stil der ägyptischen Heimat sich noch bei einem so späten Nach-
>} To (T OTTO); MevdydQtp t(^ nsgifpayet aa^ptag difjyoQBvxM, I 3 (S. 38, 16 ed. Bonn.).
250
Byzantinische Litteratnrgeschichte, I. Prosaische Litteratnr.
ztigler bemerklich macht. Die Erfindsamkeit des Theophylaktos in blu-
migen Wendungen ist erstaunlich. John Lilly hätte für seinen berühmten
Euphues keine reichere Fundstätte entdecken können, als die drei Werke
unseres Byzantiners. Sowohl die duftige, gefallige Schnörkelmanier als
der auf Stelzen gaukelnde Bramarbaston Pistols haben hier ihre Vorbilder. ,
Glaubt man nicht in einem Shakespeare'schen Jugenddrama zu lesen, wenn
ein' Soldat einen lästigen Gegner »die Drohne seiner Tapferkeit*;
nennt? Tov xrj^^va t^$ iavtov äQevrjg ixttvov avtov %dv IJt'QcrrjV anäx^sivB
(108, 13 ed. Bonn.). In den Naturproblemen will er den Polykrates sagen .
lassen: ^Die Leute sprechen über einen wichtigen Gegenstand, über den
Diamanten, und suchen in die Geheimnisse der Natur einzudringen"*; das
lautet bei ihm: „Kein geringer Vorwurf ist es, für den Zungen und Reden
und Theorien schlagen und geschlagen werden; zu einem Diamantenkrieg
hat man sich gewappnet und entrollt uns den geheimnisvollen Gottesdienst
der Natur". Zu diesem Marinismus stimmen die seltsame Vornehmheit,
welche allbekannte Dinge behutsam erklärt, die breitspurige Umschreibung
gewöhnlicher Thatsachen, auch tektonische Mittel wie die Häufung kleiner,
stetig anwachsender Satzteile. Das letztere Kunststück mag er den be-
kannten Kirchenhymnen eines Romanos oder Sergios abgelauscht haben,
obschon die rythmische Verbindung kleiner Satzglieder sich schon früher
in der Prosa nachweisen lässt. Übrigens scheint die Kirchendichtung und
Kirchenprosa auch für sein Wörterbuch mehr Anregungen geliefert zu
haben, als sein gespreiztes Wesen christlichen Dingen gegenüber') er-
warten Hesse. Ein anderes zum überdruss wiederholtes Kunstmittel des
Theophylaktos besteht in der Stellung des Verbums zwischen Adjektiv
und Substantiv.') Zu den Mustern, denen er gerne folgt, gehören die
landschaftlichen Schilderungen, die aus den Rhetorenschulen und den Ro-
manen jedem Byzantiner geläufig waren. Man sehe z. B., mit welchem
Aufwände von Bildern er den geschlängelten Lauf des Tigris vor Augen
stellt (S. 86, 2 flf. ed. Bonn.). Dagegen hat er, im Gegensatz zu dem klas-
sisch gezierten Agathias, von den übrigen alten Autoren ausser Homer
nur wenig gelesen. Klassische Reminiszenzen sind bei ihm selten. Was
er nicht aus der Sprache der Kirche in Prosa und Poesie, aus der des
Romanos und des Lebens schöpfte, darf als seine eigene Erfindung gelten.
Daher ist der Wortschatz des Ägypters neu und fremdartig; er hat die
griechischen Wörterbücher, zuletzt noch das Supplement des Thesaurus
H. Stephani von Kumanudes, mit einer Masse von seltsamen Eindring-
lingen bereichert, die nur seiner überquellenden Phantastik ihre Ent-
stehung verdanken. Die Abnormität dieser Diktion erstreckt sich jedoch
nur auf das Wörterbuch und den Stil; in der Formenlehre und Syntax ist
er auch nach den Vorstellungen der Schulgrammatik ziemlich korrekt.
') Er ist Christ und lebt in einem völlig
christlichen Zeitalter, schreibt aber von christ-
lichen Dingen wie ein Heide. Von einem
Kloster z. B. sagt er (S. 62, 11 ed. Bonn.):
, Dortselbst befindet sich auch eine Pflanz-
schule von Männern, die ein philosophisches
Leben fuhren. Mönche nennt man diese
Leute.* Der Mönch als .Philosoph* hat sich
durch das ganze Mittelalter erhalten.
*) Z. B. Eig xrjv xoiktjy a(pucy$iTtti Sv-
Qiay. Dieses Schema ist ein altes Lieblings-
stück der rythmischen Prosa und verdiente
wohl eine historische Untersuchung.
S. GesohioliUohreiber nnd Chronisten. A. Geschiohtflolireiber. (§ 105) 251
eophylaktos hat durch seine geblähte Rhetorik der späteren Entwicke-
g der byzantinischen Kunstsprache wahrscheinlich viel geschadet, ob-
lou ein pretiöser Stil, wie das Shakespeare'sche Zeitalter beweist, nicht
mer zum Verderben ausschlägt; es muss aber wenigstens betont werden,
is durch ihn wie noch durch manche andere die stereotype Vorstellung,
lehe in aller byzantinischen Produktion Unselbständigkeit und blosses
itationstalent erblickt, eine sehr wesentliche Beschränkung erleidet.
?ilich ist Theophylaktos gerade durch sein Streben nach Neuheit und
iginalität aus der Charybdis der Nachahmung in die Skylla der Manieriert-
t geraten.
1. Ausgaben: Naturprobleme: Ed. pr. B. Vulcanius, Logd. Batav. 1596 (bzw.
7). — Ed. Fr. Boissonade, Paris 1835 (mit den Briefen). — Ed. J. Ideler, Scriptores
'sici et medici 1 (1841) 168—183. — Eine französische Uebersetzung von F. Morel,
is 1603; wiederholt 1608.
Briefe: Ed. pr. in der grossen Sammlung griechischer Briefe, Venedig, Aldus 1499.
Edd. Vulcanius und Boissonade mit den Naturproblemen. — Ed. R. Horcher,
:»tolographi Graeci, Paris 1873 S. 763—786 (mit Benützung zahlreicher Handschriften).
Vgl. Ant W estermann. De epistolarum scriptoribus Graecis, pars VIII, Lipsiae
>5 S. 7. — Eine lateinische Uebersetzung der Briefe des Theophylaktos ist die
ilologische Erstlingsarbeit des grossen Astronomen Nikolaus Eopernikus. Sie be-
it auf der oben erwähnten Aidina und erschien zu Krakau 1509 unter dem Titel: Theo-
ilacti Scolastici Simocati Epistole morales, rurales et amatorie, interpretatione latina,
ftcovie in domo Domini Johannis Haller, anno salutis nostre MDIX. Einen Neudruck
) seltenen Büchleins veranstaltete Franz Hipler, Spicilegium Gopemicanum, Brauns-
•g 1873 S. 72-102.
Geschichte: Ed. pr. (aus einem schlechten Cod. Bavaricus des 16. Jahrh. = Monac.
. 48) Ton dem Ingolstidter Jesuiten Jac. Pontanus, Ingolstadt 1604. — Im Pariser
rpud ed. A. Fabrottus, Paris 1647 (mit den Fehlem der Ingolstädter Ausgabe und einer
gäbe von neuen). — Wiederholt Venedig 1729. — Rec. I. Bekker, Bonnae 1834 (wieder
r Abdruck der Ausgabe des Pontanus mit unwesentlichen Korrekturen). — Erste und
izige kritische Ausgabe auf Grund des alten Cod. Vatic. 977 von Carl de Boor, Leipzig,
»1. Teubneriana, 1887 (mit einem sorgfältigen Wort- und Sachindex).
2. Hilfsmittel: Treffende, nur etwas zu sehr im Standpunkt der Klassizit&t be-
Dgene Beurteilung von G. Bernhardy in Form einer Rezension der Ausgaben von
ikker und Boissonade, Berliner Jahrb. für wissensch. Kritik 1836, Nr. 56—59. — Zur
itik: Aug. Nauck, M Klanges Gr^co-Romaines III 59 f. — Zur Beurteilung der Nach-
hteo des Theophylaktos über China: Ferd. von Richthofen, C^ina 1 (1877) 551 ff., und
V. Gutschmid, Kleine Schriften 3 (1892) 607 f. — Ueber die Quellen des Geschichts-
»rkes: L. Jeep, Rhein. Mus. 36 (1881) 357 ff. und Jahns Jahrb. Supplementb. 14 (1885)
4 — 178. — Gegen Jeep sucht G. Hertz seh in seiner zu § 102 genannten Schrift S. 25 ff.
erweisen, dass Theophylaktos den Johannes von Epiphania schon vom 9. Kapitel des
Buches an benützt habe. — Ueber chronologische Scnwierigkeiten in der zweiten Hälfte
r Regierung des Maurikios, namentlich über eine Lücke von 593—597 handelt J. B.
arv. The chronology of Theonh. Simokatta, The English Histor. Review 3 (1888) 310—315.
Emendationen zum Geschicntswerke ed. de Boor gab H. van Herwerden, Varia ad
rios, Mnemosyne N. S. 17 (1889) 24—43. — Ueber ein Koroikerfragment in einem Briefe
8 Theophylaktos s. Leo Sternbach, Curae Menandreae, Dissert. classis philol. acad.
t Cracoviensis t 17 (1892) 171.
3. Sprache: Zu den auffallendsten Dingen gehören die Form iQtS als Präsens (von
frkker S. 265, 6 mit Unrecht angegriffen) und die häufige Verbindung eines Partizips im
ask. mit einem Femininum z. B. avQgevaÜvttov dvyduttoy. Allein dieser Vulgarismus,
it dem die Konstruktion eines Superl. im Mask. mit einem Femininum verwandt ist,
niesst seit Diodor eine Art von Bürgerrecht. S. Lob eck, Aglaophamus, Königsberg 1829
216 ff. Zu iQiö vgl. K. Krumbacher, Sitzungsber. bayer. Ak. 1886 S. 417.
4. Hier möge noch der aus unbestimmter Zeit stammende anonyme Bericht über
e Belagerung von Konstantinopel unter Heraklios erwähnt werden, der im
)d. Vatic. 1572 (10. Jahrh.) und anderen Handschriften erhalten ist: Ilegi roHy a&itoy
^'pwr JB xal ÜBQaoiv xard rrjg &€oq>vXdxTov noXetig fAayuidovg xiyijuetas ^^ ^0 (piXav^
Mtniif rov diov iid rijg Sbotoxov /4Bt* ala/vyijg a;TO/ai^aeaic. Die legendenhafte Er-
ihlnng ist mit den Monographien des Kameniates, Kananos und Anagnostes zu ver-
leichen. Ed. A. Mai, Nova patnim bibliotheoa vol. 6 (Romae 1858) 2, 898—416.
252 Byiantinisohe LitteratnrgoBohichte. L Prosaisohe Littoratar.
106. Theodosios, ein griechischer Mönch in Syrakus, wurde, m
dem diese Stadt im Mai 880 dm*ch die Sarazenen erobert worden wi
von den Feinden nach Panormos geführt. Dort schrieb er im Gefäi
an einen gewissen Diakon Leo einen Brief über die ihm noch frisch
Gedächtnis stehende Katastrophe: &eodoaiov fiovaxov tov xal ygafifiau
iniaxoXri ngog Adovra iidxovov negi xrjg äXdasfog Svgaxovffrfi. Er gil
freilich weniger eine objektive Erzählung als eine an wichtigen Thatsachi
ziemlich arme Deklamation über die lange Not der Belagerung und s<
eigenes Schicksal. Verwandte Stücke sind die kleinen Monographien d<
Eameniates und Anagnostes über die Eroberung von Thessalonike di
die Araber 904 und durch die Türken 1430.
Ed. B. Hase mit Leo Diaconus, Paris 1819 S. 177—182; vgl. die Praef. S. XV.
Konstantin Porphyrogennetos.
107. Leben. Konstantin VII, Sohn Leo's des Weisen, Enkel
lies I, des Begründers der makedonischen Dynastie, war dem Namen
Kaiser von 912 — 959; doch blieb er durch die Ränke seines Schwiegi
vaters und seines Schwagers lange von der Regierung ausgeschlossen,
er 945 durch die Gunst der Verhältnisse zur Alleinherrschaft gelangta^
Damals waren die schwierigsten Kämpfe gegen die von ver8chiedenei|
Seiten drohenden Feinde ausgefochten und das rhomäische Reich erfreute
sich längere Zeit hindurch verhältnismässiger Ruhe. So hatte Konstantin
reichliche Gelegenheit, die litterarischen und wissenschaftlichen Bestre-
bungen, welchen er seit früher Jugend ergeben war, auch als AlleiiH
herrscher fortzusetzen und im grösseren Massstabe durchzufuhren. Bt
that es, indem er mit kaiserlicher Macht und kaiserlichen Mitteln grossf
Sammelwerke veranstalten Hess, welche die nicht mehr übersichtlichen,
oft schwer zugänglichen und zum Teil schon vom Untergang bedrohtei
Schätze der alten Litteratur für die Zwecke des Staates und der Kirchi
nutzbar machen sollten. Für die Heranbildung der jungen Generation
sorgte er durch die glänzende Erneuerung der grossen BardasuniversitSt
in Konstantinopel, die für das Wiederaufblühen der höheren Bildung in
Byzanz von nachhaltiger Bedeutung war. EndUch versuchte er sich selbst
als Schriftsteller. Wir können die mächtigen Litteraturmassen, die mit
dem Namen Konstantins zusammenhängen, in zwei grosse Gruppen teilen,
1. in die von ihm selbst oder unter seiner persönhchen Mitwirkung ver-
fassten Werke, 2. in die durch den Kaiser veranlassten Sammlungen
älterer Texte und die aus Exzerpten bestehenden Enzyklopädien. Die
Werke der zweiten Gruppe werden hier nur summarisch behandelt, weil sie
bei aller Wichtigkeit doch nur Ergebnisse eines mechanischen Sammel*
fleisses sind und weniger in die Geschichte der Litteratur als der Textes-
überlieferung gehören. Eine erschöpfende Darstellung des verwickelten
philologischen Details, das sich an die konstantinischen Sanmilungen
knüpft, würde die Grenzen unseres Abrisses überschreiten.
Leben und Werke: Eine panegyrisch gehaltene Biographie Konstantins steht in
der Fortsetzung des Tbeophanes ed. Bonn. S. 381—469. — Eine kritische üebersicht
der biographischen Thatsachen gibt Ferd. Hirsch, Konstantin VII Porphyrogennetoe.
Programm der Königstftdtischen Realschule, Berlin 1873. — Hauptschrift: Alfr. Ram-
i. O^sohiohtsohreiber und Chronisten. A. Gesohichisohreiber. (§§ 106—108) 253
band, L*empire grec aa dixi^me siäcle. Constantin Porphyrog^näte, Paris 1870; dortselbst
■nch reichlicbe Nachweise der zerstreuten Hilfslitteratur. Vgl. die inhaltsreiche Besprechung
▼OD Ferd. Hirsch, Götting. Gelehrte Anzeigen 1873 S. 490—505. — Zur üebersicht der Lei-
Btnngen des Kaisers dient die im einzelnen freilich recht mangelhafte Gesamtausgabe
bei Migne, Patr. gr. 109, 225—369, 112 und 113.
106. Konstantins schrifbstellerisclie Thätigkeit. Wenn wir von
selbsteigenen Werken des Kaisers sprechen, so muss ausdrücklich be-
merkt werden, dass bei ihm wie bei vielen anderen fürstlichen Schrift-
stellern die Grenze zwischen eigener Geistesarbeit und blosser Anregung
oder Überwachung schwer zu ziehen ist. Inwieweit die Werke, welche
jetzt unter dem Namen Konstantins gehen, auf seinem Schreibtische oder
in der Nähe desselben entstanden sind, lässt sich heute kaum mehr fest-
stellen.
1. Am meisten Anspruch auf den Namen des Kaisers hat ohne
Zweifel die Geschichte seines Grossvaters Basilios I: '^latoQiitq
itfffr^ag %ov ßiov xal t(Öv ngd^ecov BaaiXsiov tov äoidifiov ßaaikädug, ^v
Emvczai^rTvog ßaaiXevg iv ^f<^ '^P^fiaicov^ 6 tovtov vtfovog^ (piXoTtovfag and dia'
qi^v dx^QoiiTag dirjyrjfxdtcov t^ yQUifovTi Ttgotfavä^eto, Die hauptsächlich auf
Genesios beruhende Schrift, welche jetzt das 5. Buch der Fortsetzung des
Theophanes bildet, ist von Konstantin während seiner Alleinherrschaft
(945 — 959) abgefasst. Der Bericht, in welchem Basilios natürlich im reinsten
Lichte erscheint, muss mit ziemlicher Vorsicht benützt werden.
2. An seinen Sohn Romanos richtet er das Werk über die Staats-
verwaltung, das gewöhnlich unter dem Titel: De administrando im-
perio angeführt wird. Die Originalüberschrift lautet: KiovaxavxCvov tov iv
XQtaTi^ ßa<SiX€i al(avi(p ßaaiXäcog *^P(üixa((av nqog tov idiov viov '^Pwfxavov tov
^taare^ xal noQ(pvqoyävvr]fiov ßaaiXäcc. Konstantin oder sein gelehrter
Berater behandelt hier die auswärtige Geographie des 10. Jahrhunderts
^ mit Digressionen über die Methode, nach welcher man mit den Nachbar-
yölkem verkehren solle. Der Hauptwert der Schrift besteht in den
Nacbrichten über die Völker, welche das byzantinische Reich im Norden,
Osten und Westen umgaben. Wie Konstantin, der in sprachlichen Dingen
einen gesunden Sinn besass, eine volkstümliche Ausdrucksweise schon in
der G^chichte des Basilios wegen der Ignoranz der Menge empfohlen
batte, so verzichtet er auch hier aus praktischen Gründen auf den sonst
in Byzanz herrschenden Pseudoattizismus und verwendet nach Bedarf
vulgare, ja selbst slavische und andere fremde Wörter.
3. Ein Werk über die militärische und administrative Ein-
teilung des Reiches, die zwei Bücher De thematibus (De praefecturis):
Tw ffoq^tordrov ßatfiXäcoc KwvtftavtCvov tov noqfpvQoysvvTjTov neqi Tciv
^ifidztov Tciv ävrjxovTfov tj ßaaiXeiif ttav ^PtofiaCtov no^ev iaxov tag
I irofiaaiag xal %C (ftjfxaivovatv ai tovxodv nQotfrjyoqfai xal ovi vd fi^v avvßv
* i^ttt^ovai, %d dh väav ixvrjüavto tijv TtQOifrjyoQiav. Wie die vorhergenannte
Schrift die auswärtige Geographie des 10. Jahrhunderts behandelt, so er-
wartet man hier für denselben Zeitraum eine Geographie des Reiches
selbst, authentische Mitteilungen über Grösse, Bevölkerungszahl und Ver-
waltung der einzelnen Städte und Bezirke zu finden; statt dessen ent-
Ikilt das Werk im grossen und ganzen die Geographie des Reiches unter
i
254
ByzantiniBohe litteraiiirgesohichte, I. Prosaisohe Litteratur.
Justinian nebst allerlei fabelhaften Erzählungen über den Ursprung d
Städte und boshaften Epigrammen über ihre Einwohner, während
dem 10. Jahrhundert nur die neue Benennung und Einteilung der Pro-
vinzen vermerkt wird. Statt ein getreues, auf selbständigen Studien be-
ruhendes Bild der zeitgenössischen Verhältnisse zu geben, hat der Ver-
fasser die zwei wichtigsten geographischen Hilfsmittel einer längst ent-
schwundenen Periode, die Werke des Stephanos von Byzanx
(wahrscheinlich im 5. Jahrhundert) und des Hierokles (unter Justinian)
exzerpiert und zum Teil wörtlich ausgeschrieben.
4. Ein Werk über das Zeremonienwesen des byzantinische
Hofes, das in der ersten Ausgabe mit dem Titel: ^'Exd^scig vf^g ßatn
Xsiov ra^ecog De cerimoniis aulae byzantinae versehen worden ist
und so zitiert wird. Der handschriftliche Titel lautet: Kcovtftavrfvov toi
(piXoxQ((Stov xal iv avt(p t(^ XQi(fT(p rrp cdbuvuQ ßaaiXst ßaaiXäatg vloi
Aäovfog Tov (foqxotaxov xal äeifivrjtrrov ßaciXämg ^ivrayiid xi xcu ßaffiXftan
(tnovdrjg ovt(og ii^iov Ttoirjfxa. Die bis ins Feinste ausgebildete Etikette
des oströmischen Kaiserhofes nebst den Gegenständen, welche die modernen
Staatshandbücher enthalten, wird hier in umständlicher Breite (auf
800 Seiten der Bonner Ausgabe) verhandelt. So seltsam uns jetzt das!
ungeheuere Gerüste von Vorschriften für die Feierlichkeiten des Hofeal
bei einer Taufe, Vermählung, Krönung und Beerdigung, bei Beförderungen, !
beim Empfange und Abschiede auswärtiger Gesandten, bei Triumphen
u. s. w. anmutet, so hat dieser riesige Haus-, Hof- und Staatskalender,
doch eine unverächtliche kulturhistorische Bedeutung, indem wir durch
ihn einen Faktor kennen lernen, durch welchen Byzanz im diplomatischen;
und sonstigen Verkehr den barbarischen Nationalitäten lange als das erste <
Reich der Welt zu imponieren wusste. Das starre, mit Volk und Staat
fest verwachsene Formenwesen hat der Stabilität der oströmischen Herr^
Schaft viel genützt; es hat einen grossen, leider noch zu wenig unter-
suchten Einfluss auf die Höfe des Abendlandes und des slavischen Ostens
ausgeübt, und lebt in manchen Ausläufern noch heute an der hohen Pforte,
der unmittelbaren Erbfolgerin der oströmischen Herrlichkeit. An fesselndem
Detail ist diese Sammlung byzantinischer Hof- und Staatsaltertümer uner-
wartet reich. Zu den für die Litteraturgeschichte wichtigsten Teilen ge-
hören die poetischen Akklamationen, die dem Kaiser bei verschiedenen
Gelegenheiten dargebracht wurden. Die Faktionen hatten ihre eigenen
Poeten und Musiker, welche für die Festlichkeiten Lieder verfassten und
komponierten; für ihre Mitwirkung erhielten sie Geldspenden, deren Höhe
geregelt war. Im Texte des Werkes, wie er in den Ausgaben gedruckt
ist, sind die metrischen Partien freilich schwer als solche zu erkennen.
Ihre Form ist bald jambisch, bald trochäisch; auch finden sich kunstvoll
gegliederte Gedichte in der Art christlicher Hynmen, z. B. ein in Oden
und Troparien geteiltes Alphabetarion.^) Die grösste Beachtung verdient
>) De cer. S. 383, 4 ff. ed. Bonn. Ueber
erbauliche und lehrhafte Alphabete, die in
der mittelgriechiachen Litteratnr eine grosse
Bolle spielten, vgl. die betreffenden Para-
graphen in den Abschnitten »E^ofanpoesie*
und yVulgftrgriechische litteratur'; s. den
Index s. V. Alphabete.
It. Oesehiolitsohreiber and Chronisten, A. Gesohiohtsohreiber. (§ 108) 255
ein volksmässiges Frühlingslied in politischen Versen, vielleicht das
ilteste grössere Beispiel dieses Metrums. S. 367, 19 ed. Bonn.:
*Mf to euQ t6 ykvxv ndhy inaynreXXeif
Xaqdy, i^yeiay xal ^wrjy xal Xfjy evtjfiegiayf
aydQayad^iay ix &tov rotg ßturikcvai {ttp ßaaiXsi'i) 'Ptofialtoy
xal yixijy d-eodwQtjroy xard ttay noXBfinay,
In germanistischen Kreisen wurde das Zeremonienbuch viel genannt
wegen der darin enthaltenen Beschreibung des gotischen Weihnachts-
spieles, in welchem man früher alle möglichen germanischen üralter-
tümer zu finden glaubte. Gegenwärtig steht aber völlig sicher, dass der
gotische Hymnus weder germanische Sprachelemente noch germanische
Götter enthält, sondern aus lateinischen und griechischen Wörtern besteht
and sich in keiner Weise von den sonstigen byzantinischen Akklamationen
unterscheidet. Die Diktion ist im Zeremonienbuch ebenso harmlos volks-
mässig wie in der Schrift über die Verwaltung des Reiches. Die Quellen,
nach denen das ganze Werk bearbeitet ist, bedürfen noch der genaueren
Untersuchung. Einzelne ältere Schriften fanden so gut wie unverändert
Aufnahme. So stanmien das 84. und 85., vielleicht auch noch das 86.
bis 95. Kapitel des ersten Buches aus einer Schrift des Petros Pa-
trikios (s. S. 239). Den Schluss des zweiten Buches (Kapitel 52 — 57)
bildet ein von dem Protospathar Philotheos unter Kaiser Leo dem
Weisen im Jahre 900 abgefasstes Buch über die Rangfolge der Beamten
und fremden Gäste bei den kaiserlichen Hoftafeln: UxQißoXoyicc trjg %mv
ßaCiJUxäv xXr]T(OQi(ov xavaCTaüstüg xal kxMxov xdv ä^KOfidtcov ngocxlrjüig
Mcd TifAf} Cvv%axd'eT<sa i^ aqxamv xXrjTWQoXoYioDV inl Aäovtoq %ov ^iXoxq(0%ov
' wai ffoyittnavov rjfioSv ßacikätag firjvl 2€7t%€nßQ((ff tvdixr, y Ivovg and xTijtfeoog
(L xtiüewg) xocfiov ,q;vr]' vno ^iXo&bov ßaaiXixov nQiOToana^aQiov xal
atQixiivov. Diesem Buch ist die Schrift des Erzbischofs Epiphanios
von Cypern über die Reihenfolge der Patriarchen und Metropoliten (als
Kap. 54) einverleibt. Das Zeremonienbuch bildete offenbar ein unentbehr-
lichee Inventarstück im kaiserlichen Hofhalt und wurde später gelegent-
lich durch Zusätze vermehrt; am deutlichsten ist das im 96. Kapitel des
1. Bachs (S. 433 ff. ed. Bonn.), wo die Proklamation des Nikephoros
Phokas zum Kaiser (963 — 969) beschrieben ist. Das Werk ist in einem
einzigen Exemplare auf uns gekommen, das jetzt eine Sehenswürdigkeit
I der Leipziger Stadtbibliothek (Rep. I. 17) bildet. Es ist eine schöne
Pergamenthandschrift in gross Quart, saec. 11 — 12, mit roten Über-
schriften and Inhaltslisten (mvaxeg), hübsch kolorierten Initialen und de-
I korativen Randleisten.
Ausgaben und Hilfsmittel: 1. Leben des Basilios: Ed. pr. Leo Allatius,
i SrfifAtxta. Colon. Agripp. 1658. — Ed. £. Combefis in den Scriptores post Theophanem,
- Paris 1685 S. 132 ff. — Ed. I. Bekker, Tbeophanes continuatus, Bonn 1838 S. 211—353.
I — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 109, 225—369. — Hauptschriften : A. Rambaud,
I L'empire grec au dizi^me si^cle S. 137—164, und F. Hirsch, Byzantinische Stadien
\ a 225-267.
2. De administr. imperio: Ed. J. Meursius, Lugd. Bat. 1611; wiederholt 1617.
— Ed. A. Bandari, Imperium Orientale, Tom. I. Paris 1711. — Zur historischen und
ftknographiscben Erlftuterung : N. Lavrovskij, Bemerkung über Gyron bei Konst. Porph.,
(d. k. Aber De Admin. 79, 15: ra noXvdia ä XdyezM yv^tt), Joum. Min. 1873 Bd. 166
Min- April 8. 118—121. — C. J. Grot, Die Nachrichten des Konst. Porph. Ober die
Sirbeo und C&orwaten, Petersbnrg 1880 (russ.); einen Auszug seiner Schrift gibt Grot^
256 Byzaniinisohe Litteratargesohiohte. I. Prosaisohe Lüterator.
Archiv slav. Philol. 5 (1881) 390-397. Vgl. auch die BesprechuDg von T. Florinskij,
Journ. Min. 1881, Bd. 214 März S. 139—170; Bd. 215 Juni S. 300-322. — üeber eint;
demselben Gegenstand gewidmete Schrift von Fr. Raöki (in Agram) berichtet Y. Jagi6|
Arch. slav. Philol. 5 (1881) 178 ff. — Zahlreiche andere Schriften zur Geschichte deriSfi
slaven, z. B. die Arbeiten von Novakoviö; s. Archiv slav. Philol. 4 (1880) 546. — G. Krek^
Einleitung in die slavische Litteraturgeschichte, 2. Aufl. Graz 1887 S. 340 und sonst. —
Zur Erläuterung dient auch P. Hunfalvy , Magyarors^ag ethnographiäja (mir unzugänglich),
— Noch unbenutzt sind die Fragmente des Werkes im Cod. Mutin. 111. F. 1 saec. 15.
3. De thematibus: Das erste Buch ed. Bon. Vulcanius, Lugd. Bat. 1588. — Das,
zweite Buch ed. F. Morellus. Paris 1609. — Beide Bücher mit De admin. imp. ed. J.
Meursius, Lugd. Bat. 1617. — Ed. A. Banduri, Imperium Orientale, Paris 1711, voL 1.'
— Das zweite Buch edierte mit einer Einleitung, die zu den besten Leistungen über by-
zantinische Geographie gehört, L. Fr. Tafel, Const. Porph. De provinciis regni Byz. Über
secundus, Tubingae 1847.
Die Einteilung des Reiches in Themen war eine rein militärische. Der Orie;
umfasste 17, der Occident 12 Themen. Vgl. A. Rambaud a. a. 0. S. 175 ff. - Ch. Diehl,|
lätudes sur Tadministration byzantine dans Texarchat de Ravenne, Paris 1888 S. 31 ff.
85 ff. — L. M. Hartmann, Untersuchungen zur Geschichte der byz. Verwaltung in Itali<
Leipzig 1889 S. 69 ff., 103 f. — Die genauesten Aufschlüsse gibt G. Schlumberger,j
Sigillographie de l'empire byzantin S. 97—320.
4. De cerimoniis: Ed. pr. Henr. Leichius et J. Reiske, 2 voll. Lipsiae 1751—54.
— Zur Erläuterung: G. Bernhardy, Berliner Jahrbücher für wissenschaftliche Kritik
1832, 2 S. 144 ff. — A. Rambaud a. a. 0. S. 128-136. — H. Wäschke, Studien zu
den Ceremonien des Eonst. Porphyrogennetos, Festschrift des herzogl. Francisceums in J
Zerbst zur 37. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner in Dessau, Zerbst 1884
S. 6—14. — Vgl. auch den Aufsatz von W. Fischer, Eine Kaiserkrönung in Byzantion,
Zeitschr. f. allgemeine Geschichte 4 (1887) 81 — 102. — Üeber eine Handschrift des 18. Jahrb.,, .
die ein Fragment des Buches De cer. enthält, handelt K. E. Zachariae von Lingen* I
thal, Monatsber. Berl. Akademie 1880 S. 79 ff. — Grösstenteils auf das Zeremonien*'!
buch beziehen sich die tüchtigen Untersuchungen von D. Beljajev, Byzantina. Skizzen^iJ
Materialien und Notizen über byzantinische Altertümer. 2 Bde, Petersburg 1891 — 98j
(S. A. aus den Abhandlungen der k. russ. archäologischen Gesellschaft in Petersbar^Äl
(russ.). Vgl. die Besprechungen des 1. Bandes von G. Destunis, Journ. Min. 1891^
Bd. 277 Oktoberheft S. 532-547 und B. Z. 1 (1892) 344—347 und des zweiten von Tluj
Uspenskij , Journ. Min. 1893 Bd. 290 Dezemberheft S. 364 -379, und B. Z. 3 (1894) 184—186»
Ueber das merkwtlrdige gotische Weihnachtsspiel, welches in dem Buche De cer.
I 83 ausführlich beschrieben ist, vgl. folgende Arbeiten: Massmann, Haupts Zeitschr. f.
deutsches Altertum 1 (1841) 366—373. — J. Grimm, Geschichte der deutschen Sprache,
Leipzig 1848 S. 451. — K. N. Sathas, *IatoQix6y doxlfnoy negi rov d^eargov xal xrjg fiov'
üixrjg Ttoy Bv^ayriyeSy, Venedig 1878 8. 189 ff. — Conr. Müller, Zeitschr. f. deutsche
Philologie 14 (1882) 442—460. — A. N. Veselovskij, Januarrusalien und Gotenspiele in*
Byzanz, Journ. Min. 1885 Bd. 241 Sept. S. 1—18, und ,Untersuchungen auf dem Gebiete
der geistlichen Poesie', Petersburg 1889, 5. Teil, Nr. 14 S. 281—286 (letzteres mir unzugäng-
lich). — Rud. Kögel, Geschichte der deutschen Litteratur I 1 (Strassburg 1894) 34 — 89.'
— Carl Kraus, Das gotische Weihnachtsspiel, Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache
und Litteratur 20 (1895) 224—257 (erledigt die Hauptfragen in völlig überzeugender Weise).
Höchst interessante Parallelen zum Zeremonienbuch enthält der im Cod. 512 der-
Munizipal bibliothek von Cambrai, saec. 12, enthaltene Liber censuum des Canonicua
Benedict, über den Paul Fahre, Le polyptyque du chanoin Benoit, Travaux et mömoirea
des facultas de Lille, Tome 1, mäm. 3, Lille 1889, nähere Mitteilungen gemacht hat. In .
griechischen Akklamationen an den Papst, die der Liber censuum in lateinischer
Transkription aufbewahrt, findet man, wie im Zeremonienbuch, ein Alphabetarion
(S. 29 und 32):
Alpha. Archios, ton apanto d. h. "JXfpa. 'Aqxvy^ ^^^ aTiäyttoy
Bitabisileu y curios Btjra, BaaiXevB^ KvQ^og,
Respondent Romaniamen (Respondent Romani : Amen)
Gamma gennate o christos rdgxfia, TByyäxM 6 Xgiatog
Deetaddialogu Theicu Jikra, Juc Xoyov &s1lxov,
R. Ro. (Respondent Romani: <Amen>)
Eichete, epistisgis <£> E^/erai ini %ijg y^^,
Zithasion, ferito cosmu Z^ta, Zw^y tpigei tt^ x6ajn(^,
R. Ro. (Respondent Romani :< Amen»
Ita ilos Eichete. Keselin ^Bra, "Bho^ [l^jifera»] xai aeXijyyj
Tethateon, Proacinumen. 9^ta, 9i6y nQocxvyovftty»
8. GMohiolitsehreiber nnd Chronisten. A. Gesohichtaclireiber. (§ 109) 257
Leider bricht das Alphabet hier ab. Aber schon die wenigen erhaltenen Zeilen ge-
en, um zn zeigen, dass wir es mit einem echt griechischen und zwar mit einem alten,
cstümlicben Liede zu thun haben. Denn ein ganz ähnliches kurzzeiliges Alphabet ist
lem fOr die Ynlgärgriecbische Litteratur so wichtigen Cod. Yindob. theol. gr. 244
103 aberliefert:
*JqXV *®*^ xoöfAov yiyoyiy 6 jctiatijg twy änäyiiay.
BaatXBvei y Magia,
reyyätai o XQiaxog,
JC dyydXov {diayy^XX$i^) to Xatgs,
l5^/€T<v» 6 KvQiog,
ZtjTovy toy *Iowfai(Hf
"Hya (so) toy iTudüovaiy u. s. w.
irigens besteht hier ofifenbar eine Verderbnis. Der politische Fünfzehnsilber, mit dem
Alphabet beginnt, passt nicht zu den folgenden Eurzzeilen; er ist hieher geraten
einem anderen z. ß. im Cod. Paris. 426 fol. 164 — 166^ erhaltenen Alphabet, das aus
tichen in politischen Langzeilen besteht. Noch heutigen Tages wird in Griechenland in
Osterwocne ein ganz ähnliches alphabetisches Liedchen gesungen. Eine von Karysti-
is in der 'Eatia 1889 Nr. 693 S. 835 f. mitgeteilte Variante aus Andres beginnt ganz
lieh wie der Text des Wiener Codex:
*Aqxv ^^ Koü/Äov
BaciXevg Hqx^^^^
reyyäxai 6 X^iCTog
Jvo ayysXoi x6 Xatge
'Effi]fi€u6&tj i(p* tjfAäg
Zijtei roy 'lov^atoy
'^Hxoy (ag a^dyatog,
' die Verbesserung der in diesem wie im Wiener Texte vorliegenden EntsteUungen
mgehen, ist hier nicht der Ort. Dagegen sei noch auf eine andere Stelle hingewiesen,
■reicher die zwei erwähnten Werke wiederum eine höchst merkwQrdige Uebereinstimmung
[;en. Es ist das oben erwähnte Frühlingslied der byzantinischen Akklamation, das
liber censuum in einem hübsch ausgeführten Schwalbenliede (xß^^yur/Äa) sein
^enstflck hat (S. 28 f. lateinisch; S. 30 — 32 griechisch). Diese von niemand be-
teten Zusammenhänge verdienten weiter verfolgt und auf ihren Ursprung zurückgeführt
werden. Auch die Herstellung der griechischen Texte kann noch weiter gefördert
den, als es P. Fahre gelungen ist.
5. Gesamtausgabe der drei Schriften De admin. imp., De them., De cerim. im
iner Corpus voll. I — II ex rec. lo. lac. Reiskii, vol. III recogn. I. Bekkerus, Bonnae
19—40. — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 112—113.
109. Die BasUiken. Von den litterarischen Unternehmungen, welche
Qstantin Porphyrogennetos veranlasste oder unterstützte, ohne persönlich
einzelnen mitzuwirken, nennen wir zuerst ein Werk, welches in seinen
luptbestandteilen noch unter die Regierung Leos des Weisen gehört, die
siliken (tot Baaihxa). Dieses grosse Gesetzbuch des byzantinischen
lates ist eine Kompilation aus den Indices der Digesten und des Codex
jtinianus und aus den Novellen; sie wurde unter Basilios begonnen,
i sich aus den Vorreden der unter diesem Kaiser entstandenen Rechts-
rher Prochiron und Epanagoge ergibt, und unter Leo dem Weisen
lendet. Unter Konstantin Porphyrogennetos wurde der Text der
«iliken durch Auszüge aus Bearbeitungen der Digesten, des Codex und
Novellen erweitert. Auch später wurden die Basiliken noch vielfach
erpiert, erklärt und durch Novellen bereichert. Für die Sprachgeschichte
[et die Gräzität dieser zum grossen Teil aus dem Lateinischen über-
genen Texte manches gute Material.
Letzte Ausgabe der Basiliken von W. Ernst Hei mb ach, 6 voll., Lipsiae 1833—70,
Werk ehernen Fleisses, das trotz des Mangels an philologischer Methode für die Ge-
chte des byzantinischen Rechtes noch immer die Grundlage bildet; dem Texte sind eine
iniBcfae Ueoersetzung und kritische Bemerkungen beigegeben, der 6. Band enthält Pro-
Mnena Aber die Qesdiichte des byzantinischen Rechtes von 534—867, Notizen Qber die
F*«*'«*«*»» An kiMt. AliertniiMWteeiiKbaft IX. 1. AbUg. 2. Aufl, 11
258 BysanUnische Litteratargesohiohte. L Prosaisohe Litteraiiir.
üeberlieferung der Basiliken und die neuere Litteratur. — Verzeichnis sonstiger Texi
gaben und Hilfsmittel zur byzantinischen Rechtsgeschichte s. im Kapitel ^FachT-^'
Schäften*.
110. Eriegswissenetcliaft. Ohne Bedeutung ist die fragmeni
erhaltene kriegswissenschaftliche Kompilation, die unter dem Namen Eoi
stantins geht, ein STQarrjyixov n€Qi id-civ SiatpoQtov iö-vSv^ das äJi
Nachrichten über die verschiedenen Kampfesarten fremder Völker zu«
menstellt. Inhaltlich verwandt sind einige Titel der von dem Kaiser vi
anlassten historischen Enzyklopädie. Die gewöhnlich ebenfalls dem Ko]
stantin Porphyrogennetos beigelegte Taktik, eine ganz unselbständi(
fast wörtliche Wiederholung der Taktik des Kaisers Leo (wohl des
riers), trägt in der Überschrift den Vermerk: oneQ ^vväyQatpe KtüV(f%av%T%
ßaaiXevq^ o rov *Pa)fiavov vtog, und gehört also nicht unserem Kaiser, sond<
Konstantin Vm, dem Sohne Romanos n (1025—1028)
Beide Schriften sind ed. von J. Meursins, Lugduni Bat. 1617 (mit De
De them.); auch in J. Meursii opera ex rec. J. Lami, vol. 6 (Florentiae 1745) 1211
1418. — Vgl. C. Müller, FHG 5 Praef. 8. 13. — Perd. Hirsch, Götting. Gel. Ancei(
1873 S. 496 fif. — Vgl. das Kapitel ,Fachwissenschaften'.
111. Exzerptensammlnngen. Unter den Sammlungen aus der Zi
Konstantins stehen an litterarhistorischer Bedeutung obenan die E:
zerptenenzyklopädien. Der Gedanke, die zu ungeheuren Massen
geschwollenen Geisteserzeugnisse der Vergangenheit in methodisch an|
legten Auszügen dem bequemeren Bedürfnis der Zeitgenossen und
Nachwelt zu vermitteln, war im 10. Jahrhundert nicht mehr neu; für
Geschichtschreibung waren längst Johannes von Antiochia und and«
Chronisten, für ein umfassenderes Gebiet der Patriarch Photios voi
gegangen, der in seiner Bibliothek fast alle Zweige der alten Litteral
berücksichtigte. Neu scheint aber die Idee, die Exzerpte in handbucl
artigen Sammlungen nach Fächern und Materien in Abschnitte oder Kapil
zu zerlegen. Die römischen Enzyklopädien des M. Terentius Varro, d<
älteren Plinius, des Apuleius u. a.^) waren doch im Grundplane von d<
Konstantinischen Unternehmungen wesentUch verschieden. Die Frage,
durch diese Sammlungen die Tradition der alten Texte gewonnen odi
verloren hat, ist schwer zu beantworten. Dadurch, dass man statt dei
vollständigen Werke bequeme Auszüge erhielt, mag der Untergang manche|
Originale beschleunigt worden sein; mehr aber muss wohl die konser^
vierendeBedeutung des Unternehmens betont werden; viele Texte, dijj
schon damals nur noch in spärlichen und verstümmelten Exemplaren vor)
banden waren, wären ohne die durchgreifende Operation Konstantins gaiuj
verloren gegangen.
112. Enzyklopädie der Geschichte. Den ersten Rang unter dea
durch Konstantin veranlassten Exzerptenwerken beansprucht die grosse
Enzyklopädie der Geschichte und Staatswissenschaft. Im ProömioQ
der Exzerpte De virtutibus et vitiis ist das Motiv des Unternehmens an-^
gegeben: „Ins Unendhche und nicht mehr zu Bewältigende ist der Umfang
der Geschichte angewachsen '^ {in' ansiqov %€ xal afirjxavov ij irjq iaxo^aq
^) Vgl. 0. Jahn, Berichte der säohs. Gesellsch. d. Wiss. 1850 S. 263 ff«
MchichtMlirtiber und Cluroiiisien. A. Oesohiohtsohreiber. (^ 110—112) 259
rero avfinXoxfj), Dem wollte Konstantin durch eine methodische Blumen-
aus den alten Historikern abhelfen. Zur AusfÜhnmg des Planes
ten jedenfalls zahlreiche in litterarischen Dingen bewanderte Zeit-
)ssen; doch ist von den Namen dieser Redaktoren nur OeoSoaiog 6
^ gesichert. Berücksichtigung fand fast die gesamte historische Lit-
tur der Griechen und zwar aus der klassischen Zeit Herodot, Thuky-
s und Xenophon, aus der alexandrinischen, römischen und byzanti-
hen Periode Polybios, Diodoros, Dionysios von Halikamass, Nikolaos
Damaskos, Josephos (jüdische Archäologie), Appianos, Arrianos (Ana-
s), Dio Cassius, Herodianos, Eusebios, Dexippos, Eunapios, Zosimos,-
kos, Malchos, Malalas, Johannes Antiochenus, Prokopios, Agathias,
lander Protektor, Theophylaktos, Theophanes, Nikephoros Patriarches
Georgios Monachos. Völlig isoliert steht der in den gnomischen Ex-
oten benützte Roman des lamblichos. Bemerkenswert ist, dass dief
idschriften der alten Geschichtschreiber, welche den Redaktoren zur
fügung standen, nachweislich schon zum Teil unvollständig waren. Dass
Ausführung des Planes nicht exakt und gleichmässig vor sich ging,
r bei der Ausdehnung des Unternehmens, bei dem wahrscheinlich sehr
baren Mangel wirklich gelehrter Mitarbeiter und bei den lockeren
senschaftlichen Grundsätzen der Zeit nicht im mindesten verwundem,
i grössten Teil der mechanischen Arbeit vollzogen oflfenbar unter-
rdnete Schreiber, die nicht genügend kontrolliert wurden und aus
Igel an Sorgfalt und Verständnis viel Verwirrung anrichteten. Das für
Arbeit aufgestellte Programm ist ziemlich mechanisch und nüchtern;
e Rücksicht auf den litterarischen und ästhetischen Wert der Schrift-
ler sollte das gesamte Material nach sachlichen Gesichtspunkten in
Abschnitten untergebracht werden. Man berücksichtigte dabei ver-
edene Gebiete des Hofes und Staates z. B. das Gesandtschaftswesen,
onbesteigung und Thronfolge, Verwaltung, Kolonialpolitik, Kriegsfuh-
?, sogar die Attentate, der Litteratur z. B. Beschreibungen, Reden,
jfe und Sentenzen, der Kirche, der Moral und der Kuriosität. Mit Sicher-
. können wir in den überlieferten Bruchteilen 4 Titel erkennen. 1. Die
loyal TT€Qi riQeaßsiwv^ Excerpta de legationibus, also eine Mono-
phje, in der die Nachrichten der Historiker über das Gesandtschafts-
ten zusanunengestellt wurden. Das Ganze zerfällt in einen Abschnitt
r die Gesandtschaften fremder Völker an die Römer und einen zweiteii
r die Gesandtschaften der Römer an fremde Völker. Die spezielle
€htang dieses Gegenstandes wird verständlich, wenn man sich er-
irt, welche Bedeutung für das durch endlose Kriege beunruhigte
eh der diplomatische Verkehr mit den mehr oder weniger wilden
ihbarvölkem besass. Man vergleiche z. B. die ausführlichen Vor-
iften über den Verkehr mit Gesandten, die in dem Werke De cerimon.
87 — 90, n c. 47 niedergelegt sind. 2. Exzerpte UcqI aQerrjq xcci
tag. De virtutibus et vitiis, eine Sammlung von merkwürdigen
an aus dem Gebiete der Moral. 3. Exzerpte JleQi yvfafnwvj De
tentiis. 4. Exzerpte Uegi imßovXwv xarä ßatfiläcov yeyovvicov,
insidiis, ein Tltel^ der deutlich z^igt, dass auf die speziellsten Zw^ecke
17*
260 Bysanüxiische Litterainrgesohiohte« L Prosaische Li
des Hofes und der Regierung Rücksicht genommen wurde.') Ganz ei
halten ist uns nur die Sammlung De legationibus, zur Hälfte die J}\
virtutibus, in bedeutenden Resten die De sententiis, in geringeren
De insidiis. Weniger sicher ist unsere Kenntnis bezüglich der zwi
folgenden Titel 5. lleQi aTQaTrjyrjfidraoVy De strategematis. Das sin^
Auszüge aus der historischen Litteratur in einer von Minoides Minas g<
fundenen Athoshandschrift, deren Zusammenhang mit Konstantins Ei
klopädie jedoch nicht sicher erwiesen ist.^) 6. Hegt drjfitjyoQiciv^ D(
contionibus militaribus. Solche Ansprachen an das Heer, die zur Tapfei
keit anfeuern sollen, drjiirffOQim nQorQemixai ngog avÖQBiav ix diaff6{
a^oQimv Xafißdvovaai rag vnod-hasig^ stehen zwar in einer Florentini
Handschrift des 10. Jahrhunderts; doch ist diese Schrift nicht eine Si
lung von Reden aus alten Autoren, sondern eine militärische Rhetoi
d. h. eine mit kleinen Beispielen aus ungenannten Quellen untermischl
schulmässige Anweisung zur Abfassung von Feldhermreden. Ob das Macl
werk den Konstantinischen Titel neql SrjfirjYOQioiv vorstellt oder wenigste]
in einem näheren Zusammenhange mit ihm steht, ist bis jetzt nicht fc
gestellt. Alle übrigen Teile der historischen Enzyklopädie scheinen y<
loren; doch können wir aus Randbemerkungen zu den erhaltenen Stücki
von einer Anzahl der verlorenen Kapitel wenigstens den Inhalt vermuten]
so werden Titel IleQi ßatfikäwv drayogevcsfagy üegii Siaiox^g ßaa^Xt-tov, Jl€{
yccfKov, UcqI xvvrjyeaiag u. s. w. genannt. Eine Aufzählung der Titel findi
man in der unten zitierten Schrift von Wäschke S. 4.
1. Ausgaben und Hilfsmittel:
Jls^i ngsaßsitüy. Ex libris t'olybii Megalop. selecta de legationibus etc. ex bibli«
theca Fulvii Ursini, Antverpiae 1582. Die hier fehlenden Fragmente veröffentlicht
Hoeschel (Excerpta Hoescheliana), Aug. Vindel. 1603. — Vgl. Bistorici Graeci min.
L. Dindorf I Praef. S. 27 ff., 58 ff. — Mit dem einen der zwei ProOmien dieser
ist das 43. Kapitel der Ton Köchly, Griech. Eriegschriftsteller U 2, herausgegeben«.,
anonymen Taktik identisch. -- Ueber die i. J. 1671 verbrannte alte EscuriaJhs dieser Eitr.
zerpte und ihre Kopien vgl. die unten zitierte Dissertation von E. Schulze S. 19 ff. nam
Ch. Graux, Essai sur les origines du fonds grec de TEscurial (= Bibl. de T^cole dec
hautes ^tudes 46. fascic.) Paris 1880 S. 93—97. — Heber den wichtigen Cod. Ambros. v^
L. Mendelssohn, Rhein. Mus. 31 (1876) 204 Anm. 2. ^
JleQi dgerijc xal xaxLag, Ed. H. Valesius, Paris 1634 (aus einem cod. Peireac
cianus, daher Excerpta Peiresciana genannt). — Vgl. Dio Gassius ed. E. Gros vol. 1 (1845J
Introd. S. 57-84. — L. Dindorf, Bist. Gr. min. 1 Praef. S. 7, 55 ff. — J. WollenbergJ
Excerpta ex Joanne Antiocheno ad librum Peirescianum a se excussum emend., Progr. i
französ. Gymnasiums, Berlin 1861. — J. Wollenberg, LXllI locos ex Berodoto excerpi
qui ex conlectaneis Constantini Aug. Porph. neQi aQerijg xal xaxiag in codice Peirem
exstant, rec, Progr. des franzOs. Gymnasiums, Berlin 1862. — J. Wollenberg,
censentur LXXVll loci ex Flavi Josephi scriptis excerpti oui ex conlectaneis ConstanI
Augusti Porphyrogennetae nsgl aqsiijg xai xaxlag in codice Peiresciano extant. Gymnasial«^
progr., Berlin 1871 (mir unzugänglich). — Vgl. C. de Boor, Zu Johannes Antiochennaij
Hermes 20 (1885) 327—329. — Fr. Hultsch, Polybii Historiae, ed. 11. 1 (1888) Ulf. -Si
Einen erschöpfenden Bericht über die Geschichte und den Bestand des von Nicolas Claudi(
Fabri de Peiresc (1580 — 1637) in Cypem erworbenen und von H. Valesius zuerst ediertet:
Exzerptenkodex gab im Auftrage der k. sächs. Gesellsch. d. Wiss. als Vorläufer einer
vollständigen Ausgabe Tb. Büttner- Wob st. Der codex Peirescianus. Ein Beitrag zur
Kenntnis der Exzerpte des Konstantinos Porpbyrogennetos, Ber. d. k. sächs. Gesellsch. d«
Wiss. 1893 S. 261-352.
n€Ql yvtautüy. Ed. A. Mai, Scriptor. vet. nova coUectio v. II (Bomae 1827). —
Die Exzerpte Tiegi yviofjLwv aus Polybios gab neu heraus Theod. Heyse, Berlin 1846. —
») Vgl. Müller, FHG 5 S. XIV. | ») Ibid. 5 S. XIL
2. Geflehichtaohreiber nnd Chronisten. ^A. Gesohichtaohreiber. (§ 113) 261
Dazu Yerbessemiigeii nach einer neuen Kollation von H. van Herwerden, Spicilegiom
Vaticanum, Lngd. Batav. 1860. — Eine NeuTergleichung der den Dio Cassius betreffenden
Ezcerpte tfB^l yyiofAtSy lieferte U. Pb. Boissevain, Progr. Rotterdam 1884. — Vgl.
Tb. Mommsen, Hermes 6 (1871) 89 f. — C. de Boor, Die y^a ^xdwns des Eunapios,
Bbein. Mos. 47 (1892) 321—323 (über das ProOmion der Eunapiosexzerpte im Titel De
•enientiis).
Jlff^c inißovXtay, E cod. Escnrialiensi ed. G. Aug. L. Feder, 3 yoII. Darmstadii
1848—55. — Ergänzungen gaben Tb. Mommsen, Hermes 6 (1871) 323 ff. und G. Müller,
FEG 5 (1870) 27 ff
UfQi OT^ai^y^fiättjy. Vgl. C. Müller, FHG 2,31—42, und 5 Proleg. S. VII f.
vnd S. 21 ff. — Ed. G. Wescber, Poliorc^tique des Grecs, Paris 1867 S. 195—279.
n$Ql dfjfÄtjyoQituy, Anonymi Byzantini rbetorica militaris ed. A. Koeoblj, zwei
bidicee lectionum, Zürich 1855—56.
Df^l aytcyoQ€va€(og, H. Wäscbke, üeber das von Reiske vermutete Fragment
ier Exzerpte Konstantins rtegl dya/o^evaeotg. Progr., Dessau 1878.
Ausserdem vgl. G. Bernbardy, Berliner Jabrbücber für wissenscbaftlicbe Kritik
1831, 2, 330 ff. — Heinr. Nissen, Kritiscbe üntersucbungen über die Quellen der 4.
nd 5. Dekade des Livius, Berlin 1863 S. 313- 323 (über die Gesandtschaftsexzeipte). —
E. Schulze, De excerptis Gonstant. quaest. criticae, Diss. Bonn 1866. — L. Dindorf,
Jahns Jahrb. 99 (1869) 114. — Eine sachliche Gruppierung der Titel und Herstellung der
ssprfinglichen Ordnung versucht H. Wäscbke, Ueber die Reihenfolge der Exzerpte Kon-
itantins, Philologus 41 (1882) 270—283. — Ueber Doppelexzerpte, d. h. über solche, die
lufOhrlich nnd daneben in einer Epitome vorkommen, handelt G. de Boor, Hermes 19
(1884) 123 — 148. — Sp. Lampros, nXovxitQxeia anay&icfÄtcra iy 'Ayi,OQBiXiiiti^ xtod^xi trjg
uoy^s Jioyvciov, Jubiläumsschrift der Universität Athen, Athen 1888 S. 315—337, versucht
Eizerpte aus den Biographien des Plutarcb mit Konstantin in Zusammenhang zu bringen.
— Zo den Exzerpten aus Dio Gassius vgl. auch Gust. Nordmeyer, De Octavia fabula, jäma
Jahrb. Snpplementb. 19 (1892) 257—263. — Ueber die Grundsätze der Redaktoren in der
Wiedergabe der Texte vgl. G. de Boor, B. Z. 1 (1892) 32 f. — Sprachliche Abweichungen
hnstanttnischer Exzerpte vom Originaltext notiert L. Radermacher, Grammatisches zu
Diodor, Rhein. Mus. 49 (1894) 166 f. — G. Wachsmuth, Einleitung in das Studium der
aken Geschichte, Ijeipzig 1895 S. 69—77. — Weitere Litteratur s. in der Abhandlung von
Schulze S. 6. Ausserdem sind für einzelne Fragen natürlich die Ausgaben und kriti-
lehen Hilfsmittel der einzelnen exzerpierten Historiker, besonders die Vorreden
ii den Ausgaben des Polybios von Hultscn und Büttner- Wobst , des Dio Gassius von
Melber, des Appianos und Zosimos von Mendelssohn, des Suidas von Bernbardy heran-
■aehen.
2. Ausser den hier aufgezählten teils in Originalhss aus der Zeit Konstantins (z. B.
eod. Peirescianus) teils in späteren Abschriften erhaltenen Bruchstücken kommen für die
Heratellong der Enzyklopädie noch einige andere Werke in Betracht: vor allem das
Lexikon des Suidas, der den grössten Teil seiner historischen Artikel aus konstaatini-
lebeo Exzerpten geschöpft hat; dann wahrscheinlich eine im 10. Jahrb. entstandene Be-
ffbeitong des christlich-profanen Florilegiums nagäXXijXa; endlich zwei grosse Exzerpten-
nmmlougen ans Polybios und Diodoros, die vielleicht aus Vorarbeiten für das Kon-
MMifinmche Unternehmen erwachsen sind, jedenfalls eng mit ihm zusammenhängen. Die
, iaallge ans Polybios ed. pr. aus einem cod. Urbinas Hervagen, Basel 1549, die aus
DMor ans einem Godex des Florentiners Lud. Alemannus D. Hoeschel im Anhange der
£seerpia De legationibus S. 150—172. Wiederholt von Dindorf in der grossen Ausgabe
im Diodoroe II 2, 1 ff. (Excerpta Hoescheliana). — Ueber die Benützung Konstantinisoher
Eizerpte durch Suidas vgl. bes. G. de Boor, Die Ghronik des Georgius Monachus als
(taeOe dee Suidas, Hermes 21 (1886) 1—26. — Wie aus den obigen Litteraturangaben
ha IUI geht« ist das Material der Konstantinischen Exzerpte sehr zerstreut und sehr un-
^Indiartig veröffentlicht, so dass eine abschliessende Verwertung und bes. eine systema-
iacfae Vergleichung mit der sonstigen Ueberlieferung der Historiker zur Zeit nicht möglich
lt. Eine nach einbeitlichen Grundsätzen gearbeitete Gesamtausgabe ist daher ein drin-
raades Bedürfnis.
113. Landwirtschaftliche Sammlang (rewnovixd). Das vorzüglich
roD den Römern gepflegte Gebiet der Landwirtschaft hatte auch bei den
Sriechen besonders seit der alexandrinischen Zeit wissenschaftliche Dar-
steDungen hervorgerufen. Das praktische Bedürfiiis musste hier noch mehr
ils in der Geschichtslitteratur Kompilationen und Auszüge veranlassen.
So trog ein gewisser Vindanios Anatolios, den man mit dem von
262 Bysantinische Litteratnrgeschichte. L Prosaisclie Lüieratur«
Libanios öfter erwähnten gleichnamigen Juristen aus Berytos identifizi<
hat, aus älteren Werken eine Swaytoyt] yetoQyixwv imtr^dsvfiatoDv zusammc
welche Photios (cod. 163) gelesen hat. Etwas später (im 4. oder 5. Ji
hundert) verfasste ein gewisser Didymos rswQyixä in 15 Büchern.
Hilfe dieser Vorarbeiten veranstaltete ein sonst nicht bekannter Scholastiki
Cassianus Bassus eine grosse landwirtschaftliche Sammlung. Das
schah, wie der nach Kaiser Heraklios nicht mehr übliche Titel axoXaati
(Rechtsanwalt) beweist, noch im 6. Jahrhundert, spätestens im Anfanj
des 7. Jahrhunderts. Im Anfang des 6. Jahrhunderts wurde das landi
schaftliche Werk des Vindanios Anatolios von dem Archiatros und Priesl
Sergios von Resaina in die syrische Sprache übersetzt; aus der syrischi
Übersetzung floss die sehr freie arabische Bearbeitung des Eosta il
L u k a. Die Sammlung des Cassianus Bassus wurde unter Kaiser Konstant!]
Porphyrogennetos, dem man, durch das Widmungsschreiben verleil
früher die Geoponica schlechthin zugeschrieben hatte, von einem unl
kannten Bearbeiter um das Jahr 950 in einer neuen Ausgabe vorgelei
die so schlecht ist, dass die alten Exemplare damals gewiss bedeutend ii
Preise gestiegen sind. Das früher hoch gepriesene Verdienst des Kais(
um die Erhaltung der geoponischen Litteratur und die praktische Förd(
rung des Landbaues schrumpft durch diesen erst neuerdings festgestellteil
Thatbestand auf ein sehr bescheidenes Mass zusammen. Die zahlreiche^
Zitate aus alten Autoren über Landwirtschaft stammen natürlich niclq
von dem konstantinischen Redaktor und auch nicht von Cassianus Bassui^
sondern aus seinen Quellen wie Didymos und Anatolios. Ihr Werk i8|
sicher auch die Umgiessung der ursprünglich jonisch geschriebenen Stücki
in die attische Form der xoivrj; dagegen sind manche volkstümliche Wörtfll
und Formen erst durch die Redaktion des 10. Jahrhunderts, die hieril
ganz im Geiste Konstantins handelte, in den Text gekommen.
1. Ausgaben: Zuerst vollständig ed. von P. Needbam, Cambridge 1704. — Besä«
von N. Niclas, 4 voll., Leipzig 1781, mit den Präfationen der früberen Ausgaben, einefli
spärlichen kritiscben Apparat, Register der zitierten Autoren, historiscbem, geograpbischeni
grammatischem und sachlichem Index, doch ohne genügende handschriftliche Grundlag«
— Kritische Ausgabe (auf Grund von 6 griechischen Uss und mit Beiziehung der syrischei
Uebersetzung) von H. Beckh, Leipzig, Bibl. Teubneriana 1895.
2. Uebersetzungen: Syrisch: Geoponicon in sermonem Syriacnm versorum, qiuM
supersunt, ed F. deLagarde, Lipsiae 1860. — Dazu vgL P. deLagarde,De Geoponicoi
versione Syriaca, Progr. d. Louisenstädtischen Realschule zu Berlin 1855 (= Gesammelti
Schriften von P. de Lagarde, Leipzig 1866 S. 120 ff.), Gust. Sprenger, Darlegung d«
Grundsätze, nach denen die syrische Uebertragung der griechischen Geoponica gearbeit«
worden ist, Göttinger Preisschrift, Leipzig 1889, und An t. Baumstark, Lucubrationes Syrs
Graecae, Jahns Jsdirb. Supplementb. 21 (1894) 884—405. — Armenisch: Eine in unb«
kannter Zeit entstandene anonyme armenische Uebersetzung der Geoponica ed. Leo]
Alischan, Venedig, S. Lazaro, Druckerei der Mechitharisten 1877. Sie ist aber nach d«
Meinung des Herausgebers, dem Zarbhalanian, Bibliothek der alten armenischen Uebei
Setzungen, Venedig 1889 (neuarmenisch) S. 698 — 704, beipflichtet, nicht direkt nach dei
griechischen Original, sondern nach einer arabischen Bearbeitung gemacht. — Das Vei
hältnis der armenischen Uebersetzung bezw. ihrer arabischen Vorlage zum griechische
und syrischen Texte prüft eingehend C. Brockelmann, B. Z. 5 (1896) Heft 2. — FranzO
sisch und Deuts cn: Das Vertrauen, welches man in der Humanistenzeit jeder alte
Weisheit entgegenbrachte, bezeugt die oft aufgelegte französische und deutsche Uebei
Setzung des 16. Jahrhunderts: Les XX liures de Constantin Cesar .... traduiots en Frai
coys par M. Anthoine Pierre, licentiö en droit. Poictiers 1545 (Vorrede datiert von 1543
— Der veldtbaw oder das buch von der veld arbevt .... Alles vor tausend jaren vo
dem Eeyser (Jonstantino dem vierdten (\) in Eriechischer sprach beschrieben Und yei
8« OasdiiclitBohreiber lud Chronisten. A. Oeachichtschreiber. (§ lU) 263
«rlich durch D. Michael Herren auss der Kriechiachen in Teutsche sprach vertolmetscht,
-assbnrg 1545; wiederholt 1551, 1556, 1565 u. 5.
8. Hilfsmittel: Artikel Geoponici Ton A. Baumstark in Pauly's Realenzyklo-
die, wo jedoch besonders die vorbyzantinische Zeit berücksichtigt ist. — Ernst Meyer,
!«cbichte der Botanik Bd 3 (Königsberg 1856) 338—890, wo auch über die natorwissen-
tiaftlichen Schriften des Svmeon Seth (11. Jahrh.)f des Stephanos Magnetes
l. Jahrb.)» des Nicolaos Myrepsos (um 1280) und des Johannes Aktuarios
L Jahrb.) gehandelt wird. — Eine kurze Analyse der Geoponika gibt M. de Raynal,
udee sur les G^oponiques, Annuaire de Tassoc. 8 (1874) 89 — 122. — Hauptschriften:
. Gemoll, Untersuchungen über die Quellen, den Verfasser und die Abfassungszeit der
K>pooicay Berliner Studien 1 (1884) 1—280. — Eugen Oder, Beiträge zur Geschichte
r Landwirtschaft bei den Griechen, Rhein. Museum 45 (1890) 58—99; 212—222 und 48
?93) 1-40.
4. üeberlieferung: Zahlreiche Hss, nach ihrem Werte und verwandtschaftlichen
irhältnisse untersucht von Henr. Beckh, De Geoponicorum codicibus mss, Acta semi-
rü philol. Erlangensis 4 (1886) 261—346. — Zu den dort aufgezählten Hss kommt noch
>d. Berol. Phillipp. 1564 s. 16. Vgl. W. Studemund et L. Gohn, Codices ex bibl.
^rmanniana Phillippici graeci nunc Berolinenses, Berlin 1890 S. 68.
114. Enzyklopädie der Medizin^ ein medizinisches Handbuch, die
immlung der Vor^xa. Als umfassende Vorarbeit diente die um 350 durch
ribasios veranstaltete ^Enitofitj xdv larqixdov d-ewQtjjnätiov. Im Auftrage
Dnstantins übernahm der Arzt Theophanes Nonnos eine summarische
^aktion, die von dem Verfalle der medizinischen Wissenschaft im by-
ntinischen Zeitalter ein unverkennbares Zeugnis ablegt.
Bedeutender ist das Handbuch der Tierarzneikunde, die Sanrni-
Dg der '^InniaxQixa^ die man früher, durch die Analogie der übrigen
Lmmlungen verleitet, ebenfalls auf eine Anregung Konstantins zurück-
hrte. Doch lässt sich weder ein engerer Zusanmienhang dieses Werkes
it dem Kaiser noch überhaupt seine Entstehung im 10. Jahrhundert be-
3isen. Unser sicheres Wissen über diese Sammlung ist sehr bescheiden:
Qter Konstantin dem Grossen schrieb Apsyrtos zwei Bücher über Tier-
lilkunde und wahrscheinlich gleichzeitig verfasste der Tierarzt Hippo-
rates eine Schrift über denselben Gegenstand. Später, vielleicht im 5.
ler 6. Jahrhundert, schrieb ein Jurist Hierokles zwei Bücher über
ferdeheilkunde, in denen er den Apsyrtos stark benützte. In welcher
ni aber die zwei uns erhaltenen Sammlungen von Hippiatrica, von denen
e eine S. Grynaeus, die andere E. Miller ediert hat, entstanden und wer
e redigierte, lässt sich vorerst nicht feststellen. Eine Spätgrenze bildet
IS Alter der Handschriften: die älteste Handschrift der Sammlung des
rynaeus (in Berlin) stammt aus dem 10., der von Miller veröffentlichte
>dex Parisinus aus dem 11. Jahrhundert.
Eine Ergänzung der landwirtschaftlichen und medizinischen Hand-
Icher bildet ein Auszug aus der Tiergeschichte des Aristoteles:
iär 'J^totäXovg negi foJwv imrofii]. Die Grundlage bildete Aristoteles
der Epitome des Aristophanes von Byzanz; damit verband sich manches,
IS aus späteren Quellen bei Aelian und Timotheos zu finden war. Die
issung ist ziemlich frei und selbständig. Von den 4 Büchern, welche
} Sammlung ursprünglich umfasste, sind bis jetzt nur 2 gefunden. Die
Paris befindliche Athoshandschrift trägt den Titel: Svlloyrj trjg tibqI
264 Bysantinisohe Litteraturgeschiohte. L Prosaisohe Lüteratnr.
*
1. 'JaTQixd: unter dem Titel : Nonnus Theophanes, epitome de cnratione morbonuttj
ed. Sieph. Bernard, 2 voll. Goihae 1794—95. — Vgl. Kurt Sprengel, Geschichte dir
Arzneikundo 2 (1823) 322 £f. (unbedeutend). — Manches hierher Gehörige bei G. A. Costo*
miris, Etudes sur les Berits in^dits des anciens mödicins grecs, Revue des öt. gr. 2 (IdSQ
843-383, 3 (1890) 145-179, 4 (1891) 97-110 und 5 (1892) 61—72.
2. 'InniatQixd: Veterinariae medicinae libri duo a Joanne Ruellio Suessonienrf
olim quidem latinitate donati, nunc vero iidem sua, hoc est Graeca lingua, primam in luceoL
editi, Basiliae 1537 (mit einer Vorrede Ton S. Gr^ naeus). — Einen griechischen Tez^
nach einem cod. Barber. ed. mit lateinischer und italienischer üebersetzung und KonK
mentar Petrus AI. Valentini, Hippocratis veterinaria, Romae 1814. — Einen erheblidt
abweichenden Text, der die Baseler Ausgabe berichtigt und ergänzt, ed. aus cod. Paritfi^
Gr. 2322 E. Miller, Not. et extr. 21 (1865) 2, 1—163. — Eine neue Ausgabe der Hippia^
trika wird von E. Oder für die Bibl. Teubneriana vorbereitet. — Französische Ueber^
Setzung von Jean Massö unter dem Titel: L'art vöt^rinaire, Paris 1563. — Ueber eiar
neugefundene lat. üebersetzung des Apsyrtos vgl. W. Meyer, Sitzungsber. bayer. Ak».
1885 S. 395. — Handschriftliche Mitteilungen von L. Gohn, Verhandlungen der 40. deuft»;
sehen Philologenvers, in Görlitz, Leipzig 1890 S. 100. — M. Ihm, Die Hippiatrica, Rheiaü-
Mus. 47 (1892) 312—318 (über Quellen. Bearbeiter und Entstehungszeit der Sammlon|t-
und über den von E. Miller edierten Text).
3. JIsqI Cf»^(oy iTtitofAtj: Das erste Buch ed. aus einer in Paris befindlichen Atho^
handschrift (suppl. gr. 495) Val. Rose, Anecdota Graeca et Graecolatina 2 (Berolini 18701'
1—40. — Emendationen von H. Sauppe, GOtting. Gel. Anz. 1872 S. 220 ff. — Zw4
Bücher mit Benützung des Parisinus und des Athous 3714 s. 14 ed. Sp. Lampros, ExSr
cerptorum Constantini de natura animalium libri duo. Berolini 1885 (als Vol. I, 1 dm
von der k. preuss. Ak. d. Wiss. herausgegebenen Supplementum Aristotelicum). — Eina
ähnliche Kompilation aus Aristoteles, Aelian u. a. ist die unter Kaiser Konstantin Moni^
machos (1042) verfasste anonyme Tiergeschichte. Ed. G. Fr. Matthaei: IloixiXa 'EXXrjyucdf
Mosquae 1811.
4. Auch andere Sammelwerke des 10. Jahrhunderts mOgen auf eine direkte odiv
indirekte Anregung Konstantins zurückgehen, obschon die damals an der alten Litteratv
vollzogenen Rettungswerke in letzter Linie dem Zug und Bedtlrfnis der Zeit überhaanl
entsprachen. Das beweist die Anthologie des Kephalas, die vor Konstantin, vielleictt
schon am Ende des 9. Jahrhunderts zusammengestellt wurde. Ebensowenig lässt sich voi
Suidas und anderen Wörterbüchern ein engerer Zusammenhang mit Konstantia
nachweisen. Dagegen ist die Legendensammlung des Symeon Metaphrastes wahrschein-
lich auf Anregungen des Konstantin Porphyrogennetos zurückzuführen. Vgl. oben S. 200 ff.
Ebenso dürfte der gescheite und gebildete Urheber der berühmten Heidelberger Para«
doxengrapbenhs (cod. Palat. 398 s. 10) in der gelehrten Umgebung des Kaisers m
suchen sein. Vgl die Beschreibung dieser Hs bei A. v. Gutschmid, Kleine Schriften
4 (1893) 590-603.
115. Joseph G-enesios (reväaiog) stammte aus einer vornehmen
Familie in Byzanz; sein Vater Konstantin war unter Michael HI Befehla-
haber der Leibgarde und Logothet. Oenesios gehörte zu den Gelehrten,
welche Konstantin Porphyrogennetos um sich versanmielte. Im Auftrage
des Kaisers schrieb er (zwischen 945 — 959) vier Bücher Königs«
geschichte (ßaaiXsiöiv), nämlich die Geschichte Leos V (813 — 820),
Michaels II (820—829), des TheophUos (829—842), Michaels m (842—867)
und Basilios I (867—886). Nach dem ursprünglichen Plane sollte daa
Werk wohl nur die vier ersten Kaiser umfassen, also bis zur makedonischen
Dynastie reichen. Die Geschichte des Basilios, welche Genesios mit der
Michaels m im letzten Buche vereinigt hat, ist dürftiger behandelt und
erscheint als ein Anhang des ganzen Werkes, das der Verfasser in zwei
heroischen Distichen dem Kaiser Konstantin widmete. Seine Quellen
waren, wie er selbst im Anfange des ersten Buches verrät, Mitteilungen
von älteren Leuten, welche die erzählten Ereignisse noch erlebten, und
das „umherlaufende Gerücht''. Dass er mündliche Berichte von Zeitgenossen
reichlich verwerten konnte, erklärt sich aus der hervorragenden Stellung,
die seine Familie am Hofe Michaels in eingenommen hatte. Auf volks^
Qesehielitoehreiber und Chroniaten. A. Oeaohiohtaohreiber, (§§ 115—116) 265
Issiger Tradition mögen namentlich seine Nachrichten über Weissagungen,
sionen und andere Wunderdinge beruhen ; auch den von der orthodoxen
krtei gegen die bilderstürmenden Kaiser verbreiteten Lügen schenkte Gene-
>s leichtgläubige Aufmerksamkeit. Daneben benützte er aber auch schrift-
he Quellen, so die Biographie des Patriarchen Nikephoros von Ignatios
id die des Patriarchen Ignatios von Niketas David Paphlagon, end-
;h die ursprüngliche Redaktion der Chronik des Georgios Monachos.
n Material hat es dem Genesios mithin nicht gemangelt, wohl aber an
ritik und Wahrheitsliebe. Seine Liebhaberei für Vorzeichen und anderen
'underkram mag man ihm nachsehen, und auch der heftige Hass gegen
e Bilderstürmer, den er mit seinen schriftlichen Quellen und anderen
ironisten gemein hat, lässt sich aus der orthodoxen Reaktion seiner Zeit
icht erklären; bedenkUch ist aber der offene Parteistandpunkt im letzten
uche, wo er die dunkeln Punkte im Leben Basilios I, besonders die von
m veranlasste Ermordung Michaels DI, nach Kräften zu verschleiern
icht. Vielleicht hat er hier im Auftrage Konstantins VQ gehandelt,
}m daran liegen musste, seiner eigenen Schrift über seinen Grossvater,
?ren Objektivität der Nachwelt leicht verdächtig erscheinen konnte, ein
veites Werk als Stütze und Bestätigung zur Seite zu stellen. Trotz solcher
ängel ist Genesios als primäre Quelle für eine wichtige Epoche wie als
»rachgeschichtliches Denkmal von Bedeutung. Seine tendenziöse Darstel-
ng hat als Vorlage der Fortsetzung des Theophanes, des Symeon
ogothetes und des Johannes Skylitzes noch später fortgewirkt.
Die Sprache des Genesios riecht noch sehr nach der Barbarei und
eere des 8. und 9. Jahrhunderts. Verkünstelt, schwerfallig und holperig
breitet sie sogar dem Verständnis manche Schwierigkeiten. Die Früchte
ner dürftigen Belesenheit in der klassischen Litteratur werden in ge-
^hmacklosen, bei den Haaren herbeigezogenen Homerzitaten und in un-
issenden etymologischen, historischen und mythologischen Abschweifungen
)rgelegt.
1. Aasgaben: Ed. pr. im 23. Bande des Venezianer Corpus der byzantinischen Histo-
ker mit historisch-kritiscnen Noten Ton Stephan Bergler, Venedig 1783. — Nach einer
»oen, Ton £. Wunder veranstalteten Kollation der einzigen Handschrift (cod. Lipsiensis)
L TOD Carl Lachmann, Bonnae 1834 (ohne die bei L. gewohnte Sorgfalt). — Nach der
>mier Ausgabe wiederholt bei Migne, Patr. gr. 109, 985—1179.
2. Hilfsmittel: Hauptschrift: F. Hirsch, Byzantinische Studien S. 116—174. — Vgl.
Bernhardy, Berliner Jahrbücher fQr wissenschaftliche Kritik 1886, Nr. 58. — H.
iBchke, Philologus 87 (1878) 255—275 handelt über die Handschrift und Biographie
■ Genesios und sucht namentlich gegen Hirsch zu erweisen, dass jener Konstantin, der
ter Michael lU lebte, nicht der Vater des Genesios sein könne. — J. B. Bury, The
mtity of Thomas the Slavonian, B. Z. 1 (1892) 55—60, untersucht die Erzählung des
iiieeioe über den slavischen (oder armenischen) Rebellen Thomas (S. 8 ff. ed. Bonn.)
d vergleicht sie mit einem Briefe Michaels II an Ludwig den Frommen (Baronius, Annal.
clesUst XIV 62-66) und mit dem Berichte im Theophanes continuatus.
116. Johannes Eameniates {Kafieviorvrjg), ein frommer Priester von
lessalonike, beschrieb auf Ersuchen Gregors von Eappadokien die Erobe-
mg seiner Vaterstadt durch den Anführer der kretischen Korsaren
M> von Tripolis (31. Juli 904): 'ioaävvov xItjqixov xal xovßovxXeiaiov tov
xfuvimov ciq trjv alcoaiv trjg &€aaakov(xrfi. Johannes steht ganz auf
:m Standpunkte des byzantinischen Klerikers; daher ist ihm aus der
266
Bysantinisohe Litieratnrgesohiohte. I« Prosaisohe Littoratiir.
Vorgeschichte der Stadt nur ihr Verhältnis zum Apostel Paulus und zif
ihrem berühmten Schutzpatron Demetrios fiVQoßkvtrjg nennenswert. Seine-
ablehnende Stellung gegen die heidnische Vorwelt glaubt er durch scharfe;
Ausfalle gegen Orpheus und Homer, gegen Sirenen und Hellenen nacb-^j
drücklich betonen zu müssen.*) Sein politischer Blick reicht kaum üb€r^
die Mauern seiner Vaterstadt hinaus; wir vermissen vor allem eine Dar-
legung der Machtentwicklung des arabischen Piratentums, durch welche
der waghalsige Schlag auf die zweitgrösste Stadt des Kaiserreiches mög-
lich wurde. Trotzdem verdient die Erzählung des Eameniates im allge-
meinen Glaubwürdigkeit und wirkt durch die frische Wiedergabe des Selbsir
erlebten sogar künstlerisch. Seine historische Erudition ist allerdings eine
minimale, wie seine Leichtgläubigkeit gegen Volkssagen und ein bedenk«'
lieber Anachronismus (S. 498, 17 ff. ed. Bonn.) erkennen lässt; er ist kein
Geschichtschreiber von Fach und hat die Feder nur aus einem persönlichen
Anlasse ergriffen; aber gerade hiedurch erhebt er sich über manche Scha-
blonenhistoriker der byzantinischen Zeit, welche mit dem landläufigen;
Quellenapparate wohl vertraut sind, selten aber zu einer selbständigen^^
Auffassung und warmen Empfindung gelangen. Im Verlaufe des Berichtes]
erfahren wir über die in der Umgegend von Thessalonike wohnenden
nichtgriechischen Völkerschaften und über das friedliche merkantile Ver-
hältnis zu denselben wichtige Details, aus denen sich ergibt, dass die
ethnographische Gruppierung Makedoniens schon im 10. Jahrhundert eine
ähnliche war wie heutigen Tages. Wegen seiner sprachlichen Form
erspart uns Eameniates nicht die bei den Byzantinern stereotype Entschul-
digung der eigenen Unwissenheit. Wie sehr ihm aber eine gute Form am
Herzen liegt, beweisen die wiederholten naiven Hinweise auf die Not-
wendigkeit einer symmetrischen Komposition. Sein Sprachschatz ruht
ganz auf der Septuaginta, dem neuen Testament und anderen kirchlichen
Schriften. Er weiss seine Hilfsmittel aber wohl zu verwenden, und der
lebhafte, klare Fluss seiner Rede z. B. in der reizenden Schilderung der
Lage von Thessalonike (492 ff.) und in der anschaulichen Beschreibung
der Erstürmung der Stadt (534 ff.) verrät ein natürliches Formtalent.
Ausgaben: £d. pr. Leo Allatius, 2v/jifjiixta II 179 fif. — Ed. F. Combefts mife
den Scriptores post Theophanem, Paris 1685 S. 317 fif. — Ed. 1. Bekker mit Theophanea
continuatus, Bonnae 1838 S. 487—600. — Wiederholt von Migne, Patr. gr. 109, 519—653.
— Vgl. G. Schlumberger, Nicäphore Phocas, Paris 1890 S. 35 fif. — lieber die auf
die Eroberung von Thessalonike i. J. 904 bezüglichen HomUie des Patriarchen Nikolaos
8. den Paragraphen Nikolaos Mystikos im Abschnitt »Rhetorik'.
117. Leon Diakonos, der mit dem von Skylitzes im Vorwort seiner
Geschichte „Leon der Asiate", von Kedrenos „Leon der Karier* ge-
nannten Leon sicher identisch ist, wurde um das Jahr 950 zu Ealoe am
Tmolos gehören und kam schon als Jüngling nach Eonstantinopel. Als
Diakon folgte er dem Kaiser Basilios U Bulgaroktonos in den Krieg gegen
die Bulgaren (986), wohnte der Belagerung von Triaditza*) bei und ent-
*) Das ist wohl eines der letzten Bei-
spiele offener Polemik gegen das hellenische
Heidentum als solches. Schon unter den
Komnenen wird das Verhältnis zum Alter-
tum rein antiquarisch; unter den Paläologen
beginnt in Byzanz die Zeit des Humanismus.
') Das alte Sardica, die Heimat Jnsti*
nians, das heutige Sophia.
d. Qcpohichtachreiber und Chronisten. A. Geachichtaohreiber. (§ 117) 267
kam nach der Niederlage des kaiserlichen Heeres mit Mühe den Händen
der Feinde. Er beschrieb in 10 Büchern die Geschichte der Zeit
von 959 — 975, also vornehmlich die drei grossen Kriege der Rhomäer
gegen die arabischen Eorsaren auf Kreta, gegen die Sarazenen in Asien
und gegen die Bulgaren und Russen. Das Werk ist nach 992 geschrieben;
an der beabsichtigten Vollendung wurde Leon vermutlich durch den Tod
verhindert. Die Wichtigkeit dieser Darstellung leuchtet sofort ein, weil
die Regierungszeit des Nikephoros Phokas und des Johannes Tzimiskes,
eine der glänzendsten und erfolgreichsten Perioden der byzantinischen
Geschichte, früher nur durch Chronisten wie Skylitzes und Zonaras, durch
arabische Historiker, den Gesandtschaftsbericht des Luitprand und beiläufige
Erwähnungen bekannt war. Leon Diakonos ist der einzige zeitgenössische
Historiker. Seine Quellen sind mündliche Mitteilungen von Augenzeugen
und eigene Beobachtungen.^) Er folgt seinem Stoffe mit grosser Teil-
nahme bis ins einzelne und belebt ihn durch eine Menge charakteristischer
Züge. Wir finden unter anderm wertvolle Nachweise über Wohnsitze,
Abkunft und Sitten der Bulgaren und Russen, für deren Geschichte Leon
einer der ältesten Gewährsmänner ist. Die Glaubwürdigkeit seiner Er-
lahlung wird nur durch ihre loyale Tendenz etwas beeinträchtigt. Aus
Leon schöpfte später Skylitzes und Zonaras; das Werk selbst geriet,
wie es scheint, früh in Vergessenheit.*) Eine unmittelbare Fortsetzung
der Darstellung Leons bildet das Geschichtswerk des Michael Psellos,
der noch mehr als sein Vorgänger als eigentlicher Hofgeschichtschreiber
erscheint.
In seiner Darstellung nimmt sich Leon wie einst Menander Pro-
tektor vorzüglich den blumigen Stil des Agathias zum Muster; doch
kann er aus Mangel an selbständigen Dichterstudien und feinerem Sprach-
gefühl nur den Schattten des Vorbildes erhaschen. Sein Stil bleibt trivial
und schwerfallig, der Periodenbau unerträglich einförmig. In seinen affek-
tierten Umschreibungen wie in den schwülstigen Bildern, mit denen er
das Erscheinen der Jahres- und Tageszeiten schildert, gleicht Leo dem
Theophylaktos; mit ihm hat er auch die Manier gemein, gewöhnliche
Wörter so viel als möglich durch poetische oder seltene Ausdrücke zu
ersetzen.^) Von anderen Profanschriftstellern verwertet er nur noch den
Prokop und in einzelnen Ausdrücken Homer, den eigentlichen Schulautor
von Byzanz. Um so belesener ist er in der Septuaginta und anderen
') Tä 6i Tovttoy i^ofisya, xai oaa otp-
^aXfioTs avxog je&eafAM {etneQ ofpdaXfxol
tStny nuixctiBQoi x(t9' 'HQ6ioxoy)y id de xal
ir^ Ttiy idoyjtay i^xQißoDaa, lavxa xai dwaot
yg^fpß. 8. 5, 19 ed. Bonn.
*) Spezialgeschichten wurden durch die
bequemeren und umfassenden Weltchroniken
fldbur zurftckgedrängt; wie Genesios, Nike-
Dboros Bryennios und Einnamos, so ist auch
Ltim in einer einzigen Handschrift Qber-
liefert.
') Statt ddeXtpog gebraucht er lieber
ha&eX^oi, ofutifiwy, avymfAog; für die ab-
gegriffenen und wegen der itazistischen Aus-
sprache in der That undeutlich gewordenen
Formen von eifjil hat er eine wahre Muster-
karte von Periphrasen wie niXto, reXi^to,
reXioiy vndgj^Wf Tticpfjyct, nitpvxa^ /^i^^arcCcf;
das geläufige dxovto ersetzt er gerne durch
ttxovtiCofiaif dieyijx^tOy dieytoiiCtOy iyatri^to;
statt ovTos sagt er oft roiovrog, statt iy lieber
xaxn. Dieses Streben nach klangvollen und
von dem gemeinen Gebrauch abweichenden
Formen ist freilich in Byzanz auch sonst
weit verbreitet.
268
BysantiniBohe Lüteratnrgesohiohie. I. Protaisohe Litteratiur,
kirchlichen Schriften, denen er sowohl den grössten Teil seines Wort-
schatzes als auch vollständige Sentenzen und Bilder entlehnt Syntaktische .
Seltsamkeiten wie den unerlaubten Gebrauch des Dativs hat er mit anderen
halbgelehrten Byzantinern gemein.*)
1. Ausgaben: Schon Combefis hatte nach der einzigen Handschrift, dem cod. Paris.
1712 (s. XI — XII) eine Ausgabe Torbereitet; doch wurde der Druck durch den spanischen
£rbfolgekneg unterbrochen und nicht mehr aufgenommen. — Eine Analyse des Werkes
und den griechischen Text des 6. Buches mit lateinischer Uebersetzung gab B. Hase,
Not. et extr. 8 (1810) 2, 254—296. — Das ganze Werk ed. pr. (als letzten Band des
Pariser Corpus der bvzant. Historiker) B. Hase, Paris 1819, mit einem musterhaften
Kommentar, in dem Hase besonders sein grossartiges lexikalisches Wissen verwertete.
Das treffliche Werk wurde bald selten, weil 150 Exemplare auf der Fahrt nach Russland
durch SchifiTbruch verloren gingen. Doch wurde die Ausgabe wiederholt im Bonner
Corpus 1828 (mit Hase's Kommentar, aber ohne die dem Pariser Drucke beigegebenen
Gemmentafeln und die dazu gehörigen Bemerkungen). ~ Wiederholt bei Migne, Patr.
gr. 117, 635-926.
2. Hilfsmittel: Vorläufige litterarhistorische Notiz von B. Hase, Not. et extr.
8 (1810) 2, 254 fif. — Besprechung der Ausgabe Hases von 6. Bernhardy, Berliner
Jahrbücher fQr wissenschaftliche Kritik 1832, 1, 121—132. — W. Fischer, Beiträge zur
bist Kritik des Leon Diakonos u. s. w., Mitteil, des Instituts für Österreich. Ges<£icht8-
forschung 7 (1886) 353—377 (handelt Über chronologische Fragen und den offiziellen Cha-
rakter der Geschichtschreibung Leos). — Vgl. die durch Herbeiziehung der arabischen
Quellen wertvolle Abhandlung von K. Leonhardt, Kaiser Nikephoros II Phokas und die
Hamdaniden 960—969. Diss., Halle 1887. — Hauptwerk zur Erläuterung: 6. Schlum-
berger, Nic^phore Phocas, Paris 1890; S. 763 ff. Verzeichnis aller für die Zeitgeschichte
wichtigen Quellen, u. a. einer von P. Syrku, Petersburg 1883, herausgegebenen altbulgar.
Version der Erzählung vom Tode des Nikephoros. — Zu der Publikation Syrkus vgl. auch
die Besprechung von A. Veselovskij, Joum. Min. 1884 Bd. 231 Jan. 8. 76—90.
3. Mit Leo edierte Hase einige andere auf die Zeit des Nikephoros Phokas and
Johannes Tzimiskes bezügliche Schriften, die auch im Bonner Corpus aufgenommen und
dort von Niebuhr noch um einige Stücke vermehrt sind:
A. Ein Buch JleQl nagadQo/Ä^i noXifxov (De velitatione bellica) d. h. über den
kleinen Krieg, über Plänklergefechte; es geht unter dem Namen des Nikephoros Phokas,
ist aber nicht von ihm, sondern von einem seiner Offiziere abgefasst und wohl erst unter
Basilios II herausgegeben. Der historische Wert des Buches ist gering; was uns in dem-
selben fesselt, ist die naive Soldatengräzität, die ganz an die sprachlichen Grundsätze des
Konstantin Porphyrogennetos erinnert, und die fachmännische Schilderung des byzantini-
sehen Kriegswesens mit seinen detaillierten Vorschriften und seiner grausamen Disziplin.
VgL Max Jahns, (xeschichte der Kriegswissenschaften 1 (München 1889) 176 ff. — G.
Schlumberger, Nic^phore Phocas S. 169 ff. — Ueber eine Hs des 10. Jahrb. im Escuriid,
welche einen «Trait^ militaire' des Nikephoros Phokas, also wohl unsere Schrift, enthält,
VgL Ch. Graux, Archives des missions scientifiques III. s^rie, t. 5 (1879) 136; über
eine Hs in Linköping vgl. Ch. Graux, ebenda III. s^rie, t. 15 (1889) 362.
B. Die Akroasen des Theodosios; s. den Abschnitt ,Profanpoesie\
C. Neagai diard^e^s d. h. Novellen des Phokas, die sich vorzüglich mit Ein*
schränkungen «der Macht des Klerus beschäftigen.
D. Philopatris; s. den Abschnitt «Rhetorik*.
E. Der lateinische Gesandtschaftsbericht des Luitprand von Cremona. Vgl. Rud.
Anast. Koepke, De vita et scriptis Liudprandi episcopi Cremonensis commentatio histo-
rica, Berlin 1842; bes. S. 56-62; 105—111. — Dändliker und Müller, Liudprand von
Cremona, Untersuchungen zur mittleren Geschichte herausgeg. von M. Büdinger Bd. 1,
Leipzig 1871. — Praefatio von Pertz zum 5. Bande der Mon. Germ. Historica.
F. Exzerpte aus arabischen Historikern.
4. Der Bericht des gotischen Toparchen (Zapisk gotskago toparcha). So be-
zeichneten Kunik und andere Gelehrte einige hochinteressante Fragmente, die B. Hase
im Kommentar zu Leon Diakonos S. 254—259 (496—505 ed. Bonn.) mit lateinischer Ueber-
setzung und kurzen Bemerkungen veröffentlicht hat. Leider knüpft sich an die Herkunft dieser
*) Auf halbgelehriem Missverständnis
beruht z. B. die Verbindung von ngorgino-
fÄui mit Dativ; zahlreiche Beispiele dieser
Dativmanie finden sieh in der Vita Euthymii,
im mittelgriechischen Alexanderroman und
sonst. Vgl. Krumbacher, Kuhns Zeitschr.
f. vergleich. Sprachforsch. B. 29 (1887) 191
und Beriiner phil. Wochenschrift 1889 S. 1270.
2. fl— chichtachreiber und Chronisten. A. Gesohiohtaolireiber. (§§ 118—119) 269
Bmcbstflcke ein m. W. bis jetzt noch ungelöstes Rätsel. Nach Hase stehen sie in einer
ins dem Ende des 10. Jahrhunderts stammenden, Briefe des hl. Basilios, des Pbalaris und
des hl. Gregor von Nazianz enthaltenden Hs, die der k. Bibliothek in Paris gehörte
(,qai fuit Bibliothecae Regiae'). Auf Grund dieser etwas geheimnisvollen Angabe suchte
Kunik die Hs in Paris und im Vatikan, ohne ihre Spur zu finden, und vermutete, dass sie
vielleicht in Venedig, Mfinchen oder Heidelberg sei. Möchte sie bald zum Vorschein
kommen! Der einstige Besitzer dieser Hs, der eine byzantinische Gesandtschaft in die Gegend
des Dniepr f&hrte und Platzkommandant in der Krim war, benützte leergebliebene Blätter
ZOT Eintragung von Berichten oder Briefen. Die Schrift derselben ist nicht viel später
als die des Codex selbst und gehört also noch dem Ende des 10. oder dem Anfange des
, IL Jahrhunderts an. Die leider verstömmelten Notizen, die zuerst von einem gefährlichen
üebergang fiber den mit Eisschollen bedeckten Dniepr und einer Winterreise in Russland,
dann fiber Kämpfe mit Barbaren in der Krim berichten, gewähren f&r die Geschichte,
Geographie und Ethnographie des ältesten Russlands wichtige, freilich gar sehr der Er-
lintenmg bedürftige Aufschlüsse. Die Sprache ist auffallend gewandt und sogar humo-
I ristisch gefärbt. Hauptschriften: E. Kunik, Ueber den Bericht des gotischen To-
f parchen, Zapiski der k. mss. Akad. d. Wiss. 24 (1874) 61—160. — V. Vasiljevskij,
\ Der Bericht des gotischen Toparchen, Joum. Min. 1876 Bd. 185 S. 368—434. — PI. Bu-
I raekoY, Ueber den Bericht des gotischen Toparchen, Joum. Min. 1877 Bd. 192 S. 197—252.
In diesen Abhandlungen findet man auch die ältere Litteratur verzeichnet.
5. Proben der ebenfalls unter dem Namen des Nikephoros Phokas gehenden
inilit&rischen Schrift Jlegl xattxatdaewg otiXijxtov ed. Ch. Graux, Annuaire de Tassoc. 9
(1875) 82—89. Auch in den Oeuvres de Ch. Graux 2 (1886) 144—149. — Vgl. G. Schlum-
berger. Nic^phore Phocas 8. 186 ff. — Die Schrift steht auch im cod. Neapel. III.
C. 28 fol. 129-157^
118. Eekaumenos (Kexavfihvog), ein byzantinischer Optimat, verfasste
im 11. Jahrhundert ein ähnliches Werk wie die oben genannte Schrift Ilegi
TTaQaSfoiarjg noXäfiov. Es sind lehrhafte Aufzeichnungen eines Soldaten von
Beruf, der sich erst im späteren Alter mit dem Schriftwesen und der
Lektüre taktischer und historischer Werke beschäftigte. Ausser Anwei-
sungen über Kriegskunst enthält das Büchlein, das sich durch volksmässige
Naivität auszeichnet, Regeln über Moral und Haushaltung, über Welt-
und Hofverkehr. Sein Hauptwert beruht in Aufschlüssen über die ethno-
t graphischen Verhältnisse des byzantinischen Reiches und in historischen
Nachrichten aus der Zeit von Basilios 11 bis auf Romanos Diogenes.
1. Ausgaben: Ed. pr. V. Vasiljevskij unter dem Titel: Ratschläge und Erzfih-
hiDgen (Soyfity i razskazy) eines byzantinischen Magnaten des 11. Jahrhunderts, Joum.
Min. 1881 Bd. 215 S. 242-299; Bd. 216 S. 102-171; 316-357.
2. Hilfsmittel: W. Tomaschek, Sitzungsber. Wien. Ak. 99 (1881) 492— 498. —
Gost. Storm» Harald Haardraade og Vaeringeme i de Graeske Keiseres IHeneste, Histo-
riik Tidsskrift, 2. Raekke 4 (Kristiania 1884) 354-386; Tgl. ebenda S. 203. - 8. Man-
f giuca. Die Vlachen des Eekavmenos, Roman. Revue 5 (Wien 1889) 178 ff. (mir unzu-
ginglich). — A. LipoYskij, Aus der Geschichte des griechisch-bulgarischen Kampfes im
I 10. und 11. Jahrb., Joum. Min. 1891 Bd. 278, Novemberheft S. 120-141. - E. Neumann,
f Die Weltstellung des byzantinischen Reiches vor den Kreuzzügen, Leipzig 1894 S. 45 f. und
paasim.
119. Michael Attaliates {Mixcerjk 6 UvTaXsicctrjg) hat seinen Bei-
namen wahrscheinlich, weil er aus der Stadt Attalia in Pamphylien ge-
bürtig war, so dass also UzTakeiarrjg bei ihm noch nicht eigentlicher Fa-
müienname wäre. Die Vermutung von Sathas/) dass Michael in Eon-
stantinopel geboren sei, stützt sich auf die Bemerkung in seiner Diataxis,
i-r habe in Eonstantinopel kein erbUches Besitztum überkommen. Allein
der unmittelbar folgende, von Sathas nicht angeführte Satz beweist im
Gegenteil, dass Michael nicht in der Hauptstadt geboren war: dnijv ydq
»; J#ffa. BifX. 1 S. C
270 Byiantiiiisclie LitteratnrgeBohichte. L P^OMdsche Xdttmratitr.
ijv fi%ov^ iv fi Tiijv yäv€(fiv iffxr^xa, xal raig (?) avyy&voig xard yvtifitpf ilir^v
diav€V€fjirjTai anaaa. Aus seiner Heimat siedelte Michael schon früh, wahr-
scheinlich im vierten Jahrzehnt des 11. Jahrhunderts, nach der Hauptstadt
über, wo er den Beruf eines Anwalts ergriflf. Durch geschickte Bau- und
Landspekulationen in Eonstantinopel und Rhaedestos erwarb er sich ein
sehr ansehnliches Vermögen. Ohne sich in den öfifentlichen Dienst zu
drängen, wurde Michael, wahrscheinlich unter Kaiser Konstantin Dukas
(1059 — 1067), wegen seiner anerkannten Tüchtigkeit in den Staatsrat und
das oberste kaiserUche Gericht am Hippodrom berufen (er wurde eh tSv
t^q (fvyxXiJTOv ßovlijg und xQiTTJg tov ßrjlov xai inci rov InncodQonov). Den
Romanos Diogenes begleitete er als Kriegsrichter {xQnfjq rov axQcnonidov)
auf seinen Feldzügen. In dieser Zeit wurde ihm Rang und Würde eines
Patrikios verliehen. Auch unter Michael Parapinakes behauptete er sich
in seiner Stellung; nach dem Sturz dieses Kaisers schloss er sich an
Nikephoros Botaneiates an, der ihm den Titel ,Magister* verlieh und die kurz
^vor von dem Attaliaten vollzogene Stiftung eines Armenhauses bestätigte.
Von seiner letzten Lebenszeit wissen wir nur, dass er noch einmal befördert
wurde und zwar zum Proedros. Zum Freundeskreise Michaels gehörte
der Arzt und Übersetzer Symeon Seth, der Staatsmann Manuel Butu-
mites und wahrscheinlich auch Theophylaktos, Erzbischof von Achrida
(8. § 52).
1. Michael verfasste im Auftrage des Michael Parapinakes 1072 ein
Rechtskompendium: novrjixa vofiixov tJtoi (fvvoipig TtgayficcTixi/j. Obschon
er die nach den Basiliken erlassenen Novellen nicht genau berücksichtigte,
so hatte das in zahlreichen Handschriften überlieferte Werkchen doch
grossen Erfolg. Uns dient es namentlich zur Ergänzung lückenhafter Teile
der Basiliken. Identisch mit dieser 2vvotpig scheint das in einer Hand-
schrift des Athosklosters Tov Baxoneiiov stehende Uqoxsiqov vonaov. 2. Eine
zweite Schrift Michaels ist das ,Statut für das von ihm errichtete
Armenhaus und Kloster*: Jiata^tg ini t(^ nag* avrov avardvxi, mtnh
XOTQO(f€((f xai T([) fiovaaT7jQt(p. Es sind testamentarische Bestimmungen
und Inventare für das von dem Attaliaten 1077 gegründete Armenhaus
und Kloster. Diese umfangreiche Stiftungsurkunde ist durch zahlreiche
Einzelheiten für die byzantinische Kulturgeschichte des 11. Jahrhunderts
von erheblicher Bedeutung. Von Wichtigkeit ist u. a. das Verzeichnis
der für die Klosterbibliothek gestifteten Bücher. 3. Ende 1079 oder Anfang
1080 vollendete Michael ein dem Kaiser Nikephoros Botaneiates gewidmetes
Geschichtswerk über die Zeit von 1034 — 1079: 7crTop/« ixved'Biaa
nccQcc Mixar^X alSeatfAwtccvov xqitov dm rov InnoiQonov xcci rov ßiqXov lov
UrTakeiccTov (so in der Pariser Handschrift). Das Werk beschreibt mithin
die verhängnisvolle, durch endlose Intriguen, Palastrevolutionen und Weiber-
herrschaft getrübte Übergangszeit, welche das Ende der grossen make-
donischen Dynastie und das Aufblühen der Komnenen und Dukas in sich
begreift. Dem Schlussworte zufolge beabsichtigte Michael das Werk noch
über das zweite Regierungsjahr des Nikephoros fortzuführen; wir wissen
nicht, ob dieses Vorhaben durch den Tod des Verfassers oder vielleicht
durch den plötzlichen Sturz seines kaiserlichen Gönners vereitelt wurde.
8. GMoliichtochreiber und Chronistan. A. QeschiolitMlirdbcr» (§ 120) 271
Der Attaliate schildert, wie Leon Diakonos, zum grossen Teil Ereignisse,
die er selbst erlebt und beobachtet hat.') Sein Werk wurde von Nike-
phoros Bryenni OS ergänzt und weitergeführt, von Johannes Skylitzes
ftr seine Chronik ausgebeutet. Zur Ergänzung dient das Geschichtswerk
des Psellos; doch verdient die verständige und aufrichtige Erzählung des
Attaliaten, in der sich das scharfe Urteil und der Oerechtigkeitssinn des
Richters widerspiegelt, vor den panegyrischen Wendungen des glatten
Hofmanns zweifellos den Vorzug.
Zur Beurteilung der Darstellung des Michael Attaliates ist von der
schwülstigen Widmungsepistel und der verschnörkelten Einleitung abzusehen.
Im Geschichtswerk selbst zeigt er zwar trotz seiner Versicherung, knapp
and einfach {ßgoxeT vivi ^^fiati xal cr/rAoi'xf;)) erzählen zu wollen, die lästige
Häufung von Pleonasmen, Bildern und poetischen Eleganzen, die sich seit
Agathias fast alle Historiker eigen gemacht haben; im übrigen aber
schreibt er weit geschickter und fliessender als seine Vorgänger Leon und
Qenesios; sein Werk steht sprachlich schon auf der Übergangsstufe von
der dem Altertume abgewandten Periode des 7. — 10. Jahrhunderts zur
künstlichen Wiederbelebung des Klassizismus unter den Komnenen.
1. Ausgaben: Rechtskompendium. Joris Graeco-Romani . . . tomi duo Johannis
Lennclayii . . . studio ex variis £iu*opae Asiaeque bibliothecis eruti . . . nunc primum
fditi cura Marquardi Freheri J. C. Francofurti 1596, t. II 1—79. — Vgl. E. Zacha-
riae von Lingenthal, Historiae iuris Graeco-Romani delineatio, Heidelberg 1839 S. 71 ff.,
B. Mortreuil, Histoire du droit ßyzantin t. III 218—229 und die übrige im Kapitel
J'aehwiasenschaften' zitierte rechtsgeschichtliche Litteratur.
Das Klosterstatut ed. K. Sathas aus einer mit des Attaliaten eigenhändiger Be-
ititigung versehenen Handschrift des bei Konstantinopel liegenden Metox^ov xov nayayiov
r«9o» in der Mea. ßtßX. 1 (1872) 1—69; vgl. seinen Jl^oXoyog 8. C— *i7'. — Wiederholt von
Fr. Miklosich und J. Müller, Acta et diplomata graeca medii aevi 5 (1887)298—327.
Das Geschichtswerk zog aus cod. Paris. Sangerm. 136 mit Benützung eines ver-
atflmmelten Escurialiensis Brunet de Presle, der sein Material an I. Bekker zur Ver-
öffestlicbung im Bonner Corpus überliess: Mich. Attal. bist, opus aWladimiroBruneto
de Presle inventum descriptum correctum recogn. I. Bekker, Bonnae 1853. — Die auf
die Kreozzfige bezüglichen Partien sind wiederholt in dem unpraktischen Sammelwerke:
Recueil des historiens des croisades. Historiens grecs. T. I (Paris 1875) mit einem Kom-
nentar von B. Hase.
2. Hilfsmittel: Ueber das Verhältnis des Skylitzes und Kedrenos zum Attaliaten
I. Branet de Presle, Praef. der Bonner Ausgabe S. 9 ff. — S. Röckl, Blätter für das
bayer. O^rmnasialschulwesen 20 (1884) 277 ff; 21 (1885) 4 ff. — W. Fischer. Mitteilungen
des Instituts für Österreich. Geschichtsforschung 7 (1886) 372 ff. — J. Seger, Nikephoros
Brrennioe S. 38 ff. — Zur Erläuterung: V. Vasiljevskij, Warjago-russ. und warjago-engl.
Ifüiz in Kpel im 11. und 12. Jahrb., Journ. Min. 1874 Bd. 176 Nov. S. 105—144; 1875
Bd. 177 Febr. S. 894-451; Bd. 178 März S. 76-152. Dazu der Nachtrag V. Vasil/
jevskij, Russisch-byzantinische Fragmente. III. Bemerkung über Fussgänger und Reiterei.
Jeimi. Min. 1876 Bd. 184 März S. 178—187. — J. B. Bury, Roman emperors from Basil
II to iBaao Komnenos, The English historical review 4 (1889) 41—64; 251—285. — Haupt-
Schrift Ober die Diataxis und die Person Michaels: Wald. Nissen, Die Diatazis des Michael
Attaleiates von 1077, Jena 1894. Hier S. 23—30 eine Darstellung der Biographie Michaels.
- Zur Diatazis vgl. § 137. - Vgl. auch Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 11, 193; 585.
120. Nikephoros Bryennios {Nixrj^oQog 6 BQVb'vnog) wurde um 1062
in Adrianopel geboren ; er stammte aus einer berühmten, schon im 9. Jahr-
hundert erwähnten Familie, der das byzantinische Reich einige ausge-
zeichnete Feldherm verdankte. Sein Vater war jener Stratege Nikephoros
nm^CLmfor^ ulX toy avros avtonrfjg xal
&eatfjs ix9V/^"^^'*' 3* ^i ^^ ®^- Bonn.
272 BysantiiiiBohe litieratnrgte^chte. L Prosaisohe Littorainr, I
Bryennios, der 1078 mit Erfolg gegen den unfähigen Michael VII DukasI
als Kronprätendent auftrat, dann aber von Alexios Eomnenos, dem Feld^l
herm seines Rivalen Nikephoros Botaneiates, überwunden und auf Befehn
des Kaisers geblendet wurde. Bald aber finden wir den alten BryenniosJ
der freilich nach dem Verluste des Augenlichtes nicht mehr gefährlich sein
konnte, am Hofe des Alexios Komnenos in nicht unbedeutenden Stellungei£*]
Sein Sohn Nikephoros, der sich durch Schönheit und Bildung aller Herzenl
gewann, wurde von Alexios zum Gemahl seiner gelehrten Tochter Annftj
erwählt und durch die hohe Würde eines Caesar ausgezeichnet. Fortanl
erscheint er als der Vertraute des Kaisers, dem er durch seine militärische!
Tüchtigkeit und noch mehr durch seine glänzende Beredsamkeit wichtigd
Dienste, erwies. Im Jahre 1097 leitete Nikephoros die Verteidigung den
Mauern von Konstantinopel gegen Gottfried von Bouillon; 1108 vermittelte!
er den Frieden zwischen Bohemund und Alexios ; 1116 entschied er durchl
rechtzeitiges Eingreifen den Sieg über den Sultan von Ikonion; in dem-l
selben Jahre bediente sich der Kaiser seines Beistandes bei der Bekehrung!
der Manichäer. Gegen den Plan seiner Schwiegermutter Irene und seiner!
Gemahlin Anna, ihm statt dem Sohne des Alexios die Thronfolge zu sichern, 1
verhielt sich Bryennios ablehnend, besass aber doch nicht die Energie, 1
der verbrecherischen Intrigue der beiden Frauen von Anfang an offen 1
entgegenzutreten. Auch unter Johannes Komnenos war Nikephoros viel- 1
fach an den Regierungsgeschäften beteiligt; nachdem er den Kaiser zuletzt!
noch in den syrischen Feldzug des Jahres 1137 begleitet hatte, starb erl
zu Byzanz an einer Krankheit. 1
Eine litterarische Leistung von einem so vielseitigen, militärisch und]
diplomatisch so erfahrenen, mit dem kaiserlichen Hause so lange und so 1
eng verbundenen Manne muss ohne weiteres die grösste Spannung erregen. :
Ausser philosophisch-rhetorischen und historischen Schriften, von welchen,
wir nichts Genaues wissen, schrieb Nikephoros im Auftrage seiner Schwieger-,
mutter Irene ein Werk über die Geschichte des Alexios Komnenos,
das er in der Vorrede als Geschichtsmaterial (t;Ai} icrro^^ag) bezeichnet j
Nach einigen Vorbemerkungen über den Vater des Alexios beginnt mit
dem Jahre 1070 die ausführliche Erzählung, die Bryennios bis in den An- '
fang der Regierung des Botaneiates (1079) herabfiihrt. Die ersten zwei :
Bücher scheint er noch zu Lebzeiten des Alexios abgefasst zu haben, die.i
beiden anderen erst später; an der Vollendung des mitten in der Er-.
Zählung abbrechenden Werkes hinderte ihn der Tod. Vermutlich wollte!
er in einem fünften Buche die Regierung des Botaneiates zu Ende führen«
Das Werk des Bryennios ist weniger eine Zeitgeschichte als eine Art
Familienchronik. Den Inhalt bilden die inneren Kämpfe, welche die
Erhebung des Komnenenhauses vorbereiteten, die Empörungen der Adels-
Parteien und die Intriguen des Hofes, von äusseren Ereignissen vornehm-
lich die stets wachsende Bedrängung durch die Türken. Der Hauptnach-
druck fällt auf die Thätigkeit der MitgUeder des Komnenenhauses, für
deren Schilderung die übrigen Ereignisse als Folie dienen. Die chrono-
logische Anordnung des Stoffes wird wie bei den meisten Byzantinern von
einer lokalen gekreuzt, bei welcher die alte Einteilung des Reiches in die
8. GeMhiohtsohreibar und Chronisten. A. Gesohiobisohreiber. (§ 120) 273
europäischen und asiatischen Provinzen massgebend war. Seinem histori-
schen Werte nach betrachtet hat das Werk die Licht- und Schattenseiten,
welche allen von politisch hervorragenden Persönlichkeiten verfassten Me-
moiren anzuhaften pflegen. Durch seine enge Verbindung mit dem Eom-
nenenhause verliert Bryennios an Objektivität, was er an Sachkenntnis
gewinnt. Er verschweigt vieles, was wir wissen möchten, und schildert
manches mit offenbarer Tendenz und nach persönlichen Rücksichten; anderer-
seits ist er besser als ein Privatmann im stände, sich offizielle Berichte
m verschaffen und den Zusammenhang der Dinge zu überschauen. So
liefert er der Geschichtsforschung ein wertvolles Material, das jedoch der
kritischen Sichtung bedarf. Die Fortsetzung und Ergänzung seines Werkes
übernahm seine Gemahlin Anna Eomnena.
Zur Information dienten ihm zunächst mündliche Berichte älterer
Zeitgenossen, wie seines Vaters und Schwiegervaters; auf sie gehen allerlei
Anekdoten zurück, die aus dem Leben der Eomnenen, der Dukas u. s. w.
,'rzählt werden. Daneben benützte er aber auch ausgiebigst schrift-
iche Quellen; im ersten Buche hat er das Geschichtswerk des Psellos
md die Chronik des Skylitzes auf längere Strecken ausgeschrieben, in
len übrigen drei Büchern verwertet er neben Skylitzes auch den
Michael Attaliates; an zahlreichen Stellen hat er seine Vorlagen aus
»einer eigenen Kenntnis und von seinem Parteistandpunkt aus ergänzt
ind berichtigt. Seiner Darstellung nach gehört Bryennios in den Kreis
1er Schriftsteller, welche die litterarische Reformation der Komnenenzeit
eröffnen. Doch tritt bei ihm das Streben nach abgerundeter und klassischer
[Hktion viel weniger hervor als bei dem Haupte der neuen Kunstrichtung,
iem grossen Stilisten Psellos, weniger auch als bei seiner gelehrten Ge-
mahlin Anna. Wie sein Werk nicht eine nach den traditionellen Prin-
npien der historischen Technik aufgebaute Geschichte, sondern eine naive,
fast novellenartige, mit humoristischen und heldenhaften Zügen ausge-
stattete Schöpfung ist, so hat auch seine Sprache nicht jene runde, wohl-
geglättete Fülle, welche den meisten übrigen Autoren der Komnenenzeit
eigen ist. In der Anwendung von Tropen, Sentenzen und Gleichnissen ist
er verhältnismässig sparsam; sein Satzbau ist schlicht und knapp; er hat
etwas von der soldatenmässigen Einfachheit des Kinnamos. Der grösste
Teil seines Sprachmaterials ist natürlich byzantinisches Gemeingut; von
den alten Autoren erscheint nur Xenophon mit genügender Deutlich-
keit als Vorbild, dem er militärische Ausdrücke und ganze Satzschemen
entlehnt.
1. Aasgaben: Das Werk des Bryennios wurde ans der einzigen, letzt gänzlich
TenebolleDen Handschrift, die sich einst im Besitze des Rechtsgelehrten Jakob Cajtis be-
fuidf sehr mangelhaft ediert yon P. Possinus, Paris 1661. — Wiederholt Venedig 1729
mit dem goten Kommentar von Du Gange, der im Pariser Corpus erst nachträglich sub
calee Cinnami veröffentlicht worden war. — Ed. A. Meineke, Bonnae 1836, mit Beseiti-
gOBg der phantastischen Konjekturen des Possin, jedoch ohne selbständige Förderung des
Teoctes and ohne Verbesserung der elenden lateinischen üebersetzung des Pariser Heraus-
geben; der Kommentar von Du Gange ist auch hier wiederholt. — Abdruck bei Migne,
Piir. gr. 127, 1-216.
2. Hilfsmittel: F. C. Petersen, Kritisk Undersögelse om Aegtheden af Fortalen
. . . . af Nikephoros Bryennios, Det Kong. Danske Videnskabemes Selskabs bist, og phi).
Alk 7 (1845) 21-89. >- £. Oster, Anna Komnena 1 (Rastatt 1868) S. 5; dortaelbst S. 58
«er klMi. AltertnmswineiMcban IX. 1. Abiig. 2. Aufl, 1%
274
Byzantinische IdtieraiargaBohichte. I. ProBaische Liiieratar.
Verzeichnis der älteren Litteratur. — Für das Geschichtliche: A. Fr. Gförer, Byzantiniscliaj
Geschichten 3 (Graz 1877) 741 f.; 791; 828 f. — Emendationen von S. ROckl, Blätter fU
das bayer. Gymnasialschulwesen 21 (1885) 18. — Haaptschrift: Johannes Seger, Byzairil
tinische Historiker des 10. und 11. Jahrhunderts, I. Nikephoros Bryennios. Diss. München 1888L
— Vgl. C. Weyman, Berliner philol. Wochenschrift 1889 S. 1242 flf.
3. Ein kritisches Problem bildet die dem Werke voransgehende, am Anfange vi
stümmelte Einleitung, die von Petersen ans sachlichen und sprachlichen Gründen 1
unecht erklärt worden ist. Seger, der (a. a. 0. S. 83 ff.) neue und bessere Ärgnmeni
beibrachte, hat sehr wahrscheinlich gemacht, dass nicht die ganze Vorrede, sondern n
der grösste Teil derselben (bis S. 15, 16 der Bonner Ausgabe) ein fremdes Machwerk ii
welches dem echten, mit ^J^Xoy iiq xovxo beginnenden Proömion des Bryennios nachträglicE
vorangestellt wurde.
121. Anna Eomnena (Awa rj KofA%'rjvrj) wurde als das älteste Kind
des Kaisers Alexios Komnenos 1083 geboren. Wie die meisten byzantM
nischen Prinzessinnen erhielt sie eine auserwählte Erziehung, die anföng«
lieh von Maria, der Witwe des verstorbenen Kaisers Nikephoros Bota^
neiates, geleitet wurde. In ihrer umfassenden Bildung spiegelt sich sehe
der litterarische Aufschwung der Konmenenepoche. Sie liest Homer;
Herodot, Thukydides, Aristophanes, die Tragiker und den Polybios, selb
verständlich die heiligen Schriften; sie beweist Kenntnisse in der alte
Mythologie, Geographie und Oeschichte, in Rhetorik und Dialektik, selb
in platonischer und aristotelischer Philosophie. Ihr Vater vermählte sii
mit dem trefflichen Nikephoros Bryennios, dem Sohne des Kronpräten-^
deuten unter Nikephoros Botaneiates. Beim Tode des Alexios (1118) lies»
sich Anna von ihrem Ehrgeiz und ihrer weiblichen Eitelkeit dazu hin«j
reissen, im Verein mit ihrer Mutter Irene eine Verschwörung gegen deik
rechtmässigen Nachfolger des Alexios, seinen Sohn Johannes, anzustiften,|
um ihren eigenen Gemahl Nikephoros auf den Thron zu erheben und durclu
ihn über das Reich der Rhomäer zu herrschen. Als durch die kluge Ent-
schlossenheit des Johannes wie durch die ablehnende Haltung des Bryen-
nios^) die weibliche Intrigue vereitelt worden war, fugte sich Anna ins^
Unvermeidliche. Bald nach dem Tode des Alexios zog sie sich mit dei*^
Kaiserin Irene in das von dieser gegründete Kloster Tfjg KexcegiTCDfiävtig^Y^
zurück, um in tiefer Abgeschiedenheit ihr Leben zu beschliessen. Hier!
verfasste sie das ohne Zweifel schon früher vorbereitete Werk, welchem-
ihr eine nicht unbedeutende Stelle in der byzantinischen Litteraturgeschichte
sichert, die UXe^iag; im Jahre 1148 hatte sie das Werk vollendet; ihr^
Todesjahr ist unbekannt. Die Alexias, ein umfangreiches Werk in-
15 Büchern, ist die Geschichte des Alexios Komnenos und umfasst'
die Zeit von 1069 — 1118; es werden also nicht nur die Ereignisse unter'
der Regierung des Kaisers Alexios, sondern auch seine früheren Thaten'
und die Machtentwicklung des Komnenenhauses geschildert. So ist Anna's*
Werk eine Ergänzung und Fortsetzung des von ihrem Gemahl Nikephoros
I
*) Anna war Über das Benehmen ihres
GemiJils, das sie als Mutlosigkeit auslegte,
höchst unglücklich und machte ihrem Aerger
in einem derben und kaum übersetzbaren
Spottworte Luft, das uns Niketas Akominatos
(15, 18 ed. Bonn.) überliefert hat: rijy Kaicd^
Qiüaay ^Ayvav ngog ro /atVof tov ravxfjs
^ydoos dva^e^aiyoviray .... tijy <pvaiy rcc
noXXa inifAi(JL€pBO&ai vn' airiay riS-eiday
ovxlßiXQay, tug avr^ fjLkv ip^^aüj[ovaav
ro ttQ&Qoy xal iyxoiXäyaifayy r^ dk
BQveyyitf} ro fxoQiov dnoxBipaaap xai
ütpaiQtoüttüay,
^) Ueber die Stiftangsurknnde vgL
§ 137.
2. OeMhiohUoliraiber und GhroniBten. A. OesoliiohUohreiber. {% 121) 275
ryennios hinterlassenen, bis 1079 reichenden „ Geschichtsmaterials **, auf
IS sie auch häufig verweist. >)
Über ihre Quellen macht Anna manche Andeutungen. Da sie Er-
gnisse ihrer eigenen und der kurz vorausgegangenen Zeit schildert, so
innte sie vieles aus eigener Beobachtung; durch ihi'e hervorragende
tellung am Hofe erfuhr sie manches persönliche und sachliche Detail,
is sich der Wahrnehmung anderer Autoren entzogen hätte. So verwertete
e mündliche Erzählungen ihrer Verwandten und anderer Personen, die
tfü Begebenheiten nahe standen ; als Zeugen nennt sie auch alte Krieger,
)n denen sie sich über die Feldzüge ihres Vaters berichten liess — frei-
L-h eine etwas bedenkliche Quelle, auf die wohl manches Jägerlatein in
?r Alexias zurückgeht. Ausser diesen mündlichen Mitteilungen benützte
e aber sicher auch schriftliche Quellen wie Staatsarchive, diplomatische
orrespondenzen, kaiserliche Reskripte. Was sie unter den schlechten
ad formlosen Schriften versteht, von deren Verwendung sie einmal
iricht,*) ist dunkel; vielleicht waren es biographische oder memoirenhafte
erke, die von ungebildeten Kriegern oder Beamten in der Zurück-
zogenheit abgefasst wurden. Endlich ist eine merkwürdige Quelle der
exias nachgewiesen worden, die deutlich beweist, wie sehr sich Anna
naue Informationen angelegen sein liess. Sie hat nämlich für Dinge,
i sich auf Robert Quiscard beziehen, eine verschollene lateinische
ronik, vielleicht ein Werk des Archidiaconus Johannes von Bari,
nützt, die auch von Guillermus Apuliensis für sein zwischen 1099
d 1111 abgefasstes lateinisches Gedicht ,Gesta Roberti Wiscardi' ver-
riet worden ist.^)
Die Kritik, welche Anna an ihre Hilfsmittel anlegte, ist häufig nur
\e äusserliche und scheinbare; sie sichtet zwar sorgfaltig, sie stellt ge-
ssenhaft verschieden lautende Nachrichten zusammen und spricht gerne
Q ihrer unbestechlichen Wahrheitsliebe; im Grunde aber siegt, was auch
lermaim natürlich finden wird, die kindUche Eitelkeit und Liebe über
3 konsequente Objektivität; es kommt ihr wesentlich darauf an, das Bild
res Vaters und ihrer Familie im besten Lichte zu zeigen. Die pan-
;yri8che Tendenz verrät sich schon im Titel Alexias, der ein Epos oder
1 Gedicht in Prosa anzukündigen scheint.' In ihrer Auffassung der
-eozzüge ist Anna selbstverständUch ganz und gar Byzantinerin. Die
ristliche und soziale Idee, welche diese mächtigen Völkerbewegungen
sprünglich leitete, hat in Byzanz stets taube Ohren gefunden, und wie
br das Misstrauen der Griechen begründet war, hat später der schänd-
he und greuelvolle Ausgang des vierten Kreuzzuges nur zu deutlich
wiesen. So erblickt auch Anna in den Unternehmungen der Kreuzfahrer
r drohende Gefahren für das byzantinische Reich und eine Quelle von
>) Z. B. X 2 (vol. II S. 59 ed. TeubD.)
»f Si TW XenrofiBQiatBQoy i&iXotrn
p^arti^ i^itnai ano raiy tov xXeiyov Kai-
p<K cvyyQttfAudtiay ^iBvxvx^ly, Ebenso
•ef. 3; I 1; 1 4; II 1; VII 2 (Ed. Teubn.
\ l S. 5; 11; 17; 58; 230 und 231).
') *An6 Twoiv avyeXe^ttfAijy ^vyyQafÄf^dratv
aj(Qel(oy xal aanov&tay navxanaai, u. 8. w.
XIV 7 (vol. II 254, 12 ed. Teubn.).
^) S. R. Wilmans am unten ange
fahrten Orte.
w
276 Bysantinisohe Litteratargasohiohte. I. Prosaische Litteraiar.
-d
Misshelligkeiten für Alexios. Dazu stimmt der konfessionelle Hass gege]|i
die Lateiner, den sie mit ihren Zeitgenossen wie mit ihrem Nachfolgeil
Einnamos gemein hat. Bedenklicher als diese aus ihrer Verwandtschaft^
liehen Stellung und ihrer Nationalität leicht erklärbaren Eigenschaften iai
ihre mangelhafte Chronologie. Zur Vorsicht mahnt auch die Sorg^^
losigkeit, mit der Anna nur um der schönen Form willen erborgte Phrases-
ihrer Vorbilder auf die Schilderung ganz verschiedener Verhältnisse über«!
trägt. Ein Beispiel einer derartigen Anleihe bei P seil os hat C. Neumano,;
B. Z. 3, 377 f. nachgewiesen. Vgl. Sathas, Mea. ßißL 4 IlQoloyog S. 11^
Anm. 7. I
Eine wirklich historische Auffassung der Begebenheiten wirdS
man im 12. Jahrhundert nicht erwarten, am wenigsten von einer GeschichtJ
schreiberin. Wie sich die Frauen immer und überall mehr für das Ausser^
liehe, Individuelle und Konkrete als für innere Zusammenhänge und lel
Motive erwärmen, so schildert auch Anna lieber glänzende Staatsaktionei
pomphafte Audienzen, Eirchenfeste und Ähnliches als die 'Bestrebungen ud
Erfolge ihres Vaters im Heere, in der Verwaltung, im Finanz- und
richtswesen. Bei allen Mängeln bleiben diese Memoiren einer Tochter üb«;
ihren Vater eine der hervorragendsten Leistungen der mittelgriechischeÄ
Geschichtschreibung; sie sind ein quellenmässiger Bericht über eine glänH
zende, auch für das Abendland wichtige Periode der byzantinischen Ge-.
schichte; wir erblicken in ihnen das mit liebevoller Sorgfalt au8gefü^~'^'
Gemälde eines Herrschers, der, durch militärische und politische Thatl
wie durch überlegene Klugheit gleich ausgezeichnet, zu den grossartigsi
Gestalten des Mittelalters gehört. Unter den menschlichen Zügen, die i]
Anna's Werk hervortreten, bemerkt man ein beträchtliches Talent
Witz und Spott, die weibliche Schwäche für Klatsch und Verleumdung,]
vor allem eine starke Eitelkeit; der Stolz auf ihre Bildung, ihren
und ihre griechische Abstammung tritt bei jeder Gelegenheit hervor.
Schwer wird das idyllische Bild dieser sonst so anziehenden Frau durch,
die dämonische Herrschsucht getrübt, welche sie sogar der schwesterlichen:'
Liebe untreu werden Hess. i
In formaler Hinsicht ist die Alexias das erste grössere Denkmale
der litterarischen Renaissance, welche, durch Männer wie Pselloq
wirksam vorbereitet, im Zeitalter der Komnenen ihre schönsten Früchte^
zeitigte und noch unter den Paläologen fortdauerte. Während Genesioa,!
Leon Diakonos und zum Teil auch der Attaliate noch unter dem Einflüsse]
der dem Klassischen abgewandten, wesentiich auf kirchlichen und byzan^j
tinischen Mitteln beruhenden Darstellungsweise der makedonischen Zat.
stehen, ist Anna schon ganz Humanistin. Sie schreibt nicht mehr diei
Sprache ihrer Zeit, wie es bis zu einem gewissen Grade die Autoren der
genannten Epoche thaten, sie wählt ihre Muster nicht bei Agathias, Theo-
phjrlaktos, Genesios oder Leon, sie ist ferne von jener Gleichgültigkeit gegen
Vulgarismen und Fremdwörter, welche man in den litterarischen Kreisen
des Konstantin Porphjrrogennetos und seiner nächsten Vorfahren bemerkt;
tthr Ideal ist der Attizismus, ihre Vorbilder sind Thukydides und Poly-
Jbios, dem si^ in der Vorrede sogar einen ganzen Satz entwendet (S. 4,,
2. Oeschichtsohraiber und Chronisten. A. Gesohichtsohreiber. (§ 121) 277
F. ed. Teubn. = Polyb. I 14), nebenbei auch Spätgriechen wie Jo-
nes von Epiphania, der ihr wohl als Fundgrube schöner Phrasen
Thukydides dient, und Psellos (s. o.). Fremde Namen, die nach ihrer
cht den historischen Stil beflecken, wie auch vulgäre Wörter gebraucht
nur im Notfalle und häufig mit ausdrücklicher Entschuldigung. >) Was
Form der Alexias am prinzipiellsten von den Werken der verhör-
enden Jahrhunderte unterscheidet, ist die Thatsache, dass die Gräzität
eine völlig künstliche, schulmässig erlernte geworden ist. T6 ^ElXi]-
V fig axQüv ianovdaxvta rühmt Anna im Proömion ganz richtig von
; sie hat das Griechische „studiert** wie eine fremde Sprache. Der
nalbyzantinische Zug, der die Litteratur vom 6. — 10. Jahrhundert
3t, ist nun einer fast ganz mumienhaften Schulsprache gewichen, die
em gleichzeitig hervortretenden Vulgäridiom*) den denkbar grössten
Ansatz bildet. Die Doppelköpfigkeit der griechischen Sprache und
»ratur ist von nun an unwiderruflich entschieden. Trotz ihres pedan-
en Klassizismus kann aber auch Anna die Spuren ihrer Zeit nicht
mgnen; auch sie beweist, dass es leichter ist, den alten Vorbildern
ter und Phrasen zu entnehmen als ihnen in den schwierigeren Teilen
Sprache, in der Konstruktion und im Stile, gleichzukommen. Selbst
Törterbuch sieht sie sich zu manchen Konzessionen an die militärische
politische Terminologie ihrer Zeit genötigt.
1. Ausgaben: Zuerst erschien die Epitome des Cod. Monac. opera D. Hoeschelii,
t>urg 1610; wiederholt 1618. — Das ganze Werk: Ed. pr. Petrus Possinus, Paris
(un lesbarer Text mit einem wertlosen Glossar). — Wiederholt Venedig 1729. — Im
er Corpus vol. I (Buch 1-9) ed. J. Schopen 1839, vol. II (Buch 10—15) ed. A.
f erscheid 1878; beigegeben sind Parallelstellen aus lateinischen Chroniken, eine
lateinische Uebersetzung, das Glossar des Possin, der unschätzbare Kommentar von
ange, ein historischer und sprachlicher Index, Register der Sprichwörter und Münz-
; der Cod. Florent. ist erst für den 2. Band beigezogen. — Abdruck der Pariser
ibe bei Migne, Patr. gr. 131, 59—1244. — Die auf den ersten ICreuzzug bezüglichen
>n edierte E. Miller, Recueil des historiens des croisades. Hist. grecs 1. 1 2 (Paris 1875);
ein Kommentar in tome II (1881), wo auch eine Kollation des Cod. Flor, beigegeben
- Vollstftndig ist der Cod. Flor, erst verwertet in der neuen Ausgabe von A. Reiffer-
id, 2 voll. Lipsiae, bibl. Teubn., 1884; doch ist daneben die Bonner Ausgabe wegen
rwfthnten Beigaben nicht ganz zu entbehren.
2. Uebersetzungen: Deutsch in Fr. Schillers Allgemeiner Sammlung histo-
T Memoires vom 12. Jahrhundert bis auf die neuesten Zeiten, Jena 1790, I 1—2. —
seh von 0. A. Hovgaard, 2 Bde, Kopenhagen 1879-1882. -• Russisch in der
Jung der Petersburger geistlichen Akademie (mir unzugänglich). — Selbst zu einem
) Nachdem sie z. B. X 8 (= vol. II | Schwierigkeit ihrer Wiedergabe in griechi-
ed. Teubn.) eine Reihe fremder Namen | scher Schrift gesteigert worden sein, ihr
Hauptgrund ist aber der seltsame sprach-
liche Purismus, der noch heute in Griechen-
land historisch gewordene neuere Ortsnamen
massenhaft ins Altgriechische übersetzt hat.
Ebenso liebt es Anna, beim Gebrauche volks-
tümlicher Wörter auf den dunkeln Ur-
sprung derselben hinzuweisen, z. B. ßBffuaQi-
Tag »7 cvyij&Bia xaXet IV 4 (= I S. 138 ed.
Teubn.).
*) Anna führt selbst an zwei Stellen
(II 4 und VII 3 = vol. I S. 69, 6 und 240, 5
ed. Teubn.) vulgärgriechische, vom Volke
gegen Alexios gesungene Spottverse an.
ührt hat, sagt sie : xai fASfjKp^a&ot firj&eig
fotovfotg ][QiafAiyoig oyofAaci ßoQ^
rnTg xai atp* ojy e<m ro v(fog xrjg
iiag xaTttfitaiyeaO'ai. ovdi ydg 6
< antj^ioMfs Boitarorg ovouäCBiy xai
ßa^ßoQwdeig vrjüovg (ft« xtjv xrjg lato-
dx^lßeiay. Aehnlich rechtfertigt sie
( = I S. 222 ed. Teubn.) die Aufzäh-
assischer Namen : XQV 7^9 '^'^^ ^^^ ^^'
: fdifArtjif&ai raiy xar* avrovg agicttay
y, ei xai ro atu/Aa xrjg laxoglag
uf xaxafAiaiyBxai, Diese Abneigung
fremdklingende Namen mag durch die
278 Bysantinisoha LitteratargOBcbichte. I. Prosaische litteraiiir.
freilich ziemlich ftbel gelungenen historischen Roman hat die Alexias nebst Nikephoi
Bryen^ios die Grundlage liefern müssen, zu Walter Scotts Connt Robert of Paris.
3. Hilfsmittel: Joh. Conr. Fueslin, Diss. de Alexiade Annae Comnenae, Z&rick
1766; wiederholt in der Bibliotheca Hagana historico-philologico-theologica, Classis primae;
fasc. primus, Amstelodami et Lugduni Bat. 1768 S. 1—47. — Fr. Buchholz, Bemer-
kungen über den Geist der Alexiade der Anna Comnena, in der Ton K. L. Weltmann hei^-
ausgegebenen Zeitschrift .Geschichte und Politik" 2 (1805) 167—210. — Fr. Wilken,;
Rerum ab Alexio 1, Joanne, Manuele Comnenis gestarum libri IV, Heidelbergae 1811 8. 180
und sonst. — L. Fr. Tafel: Annae Comnenae supplementa historiam ecclesiasticam grad"!
cam s. XI et XII spectantia, Tübingen 1832 (mir unzugänglich). — Die Erzählung Anna'a,
über den Unterricht in dem von ihrem Vater gestifteten Waisenhause XV 7 (= II 349 L^
ed. Bonn.) erläutert R. J. F. Henrichsen, Om Schedographien i de B^zantinske Skoler.j
Kopenhagen 1843 S. 12—14. — R. Wilmans, Anna Comn. verglichen mit Guil. Apuliensii^ j
Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde von Pertz 10 (1851) 87— 121 J
— H. Krause, Die Byzantiner des Mittelalters, Halle 1869 S. 299—303 (wertlos). — j
B. Kugler, Peter der Eremite und Albert von Aachen, Histor. Zeitschr. 44 (1880) 2ij
bis 42. — B. Kugler, Kaiser Alexius und Albrecht von Aachen, Forschungen zur deutsdiea-l
Geschichte 23 (1882) 481-500 (handelt auch über den falschen Brief Alexios' 1 an dea'i
Grafen Robert von Flandern). — B. Kugler, Albert von Aachen, Stuttgart 1885. — H.]
von Sybel, Geschichte des ersten Kreuzzuges, 2. Aufl., Leipzig 1881, wo die Alexias-
allenthfdben benutzt und kommentiert ist. — V. Vasiljevskij, Byzanz und die Petsche-^
negen, Joum. Min. 1872 Bd 164 Nov. u. Dez. — Beiträge zur sachlichen Kritik und Ek^'
klärung von W. Fischer, Trapezus im 11. und 12. Jahrhundert, Mitteil, des Instituts fSr'
Österreich. Geschichtsforschung 10(1889) 177—207. — H. Hagenmeyer, Anonymi geatSi
Francorum et aliorum Hierosolymitanorum, Hei4elberg 1890 und die dort 8. 505—510 ver^
zeichnete Litteratur. — K. Dieter, Zur Glaubwürdigkeit der Anna Komnena. I. Der
Petschenegenkrieg 1084—1091. B. Z. 3 (1894) 386-390. — Zur Erläuterung von Alexias
I 237, 8 ff. ed. Bonn. vgl. T. A. Archer, The battle of Hastings, The English Hist. Re-
view 9 (1894) 24 f. — Zur Sprache: A. Reifferscheid, Anal. crit. et gramm., Index
lect. Breslau 1877—78 S. 11. — Erklärung eines der von Anna angeführten vulgärgriecW«
sehen Spottverse von W. Fischer, Berliner philologische Wochenschrift 5 (1885) 391 t
Richtiger handelt über diesen und einen zweiten vulgären Spottvers S. D. Papadimitria,
Zwei Volksverse bei Anna Komnena, Odessaer Jahrb. 2 (1892) 281—287; vgl. den Berichi'
von E. Kurtz, B. Z. 2 (1893) 141. — Zum Texte: Sp. P. Lambros, B. Z. 1 (1892)'
282. — J. B. Bury, Some notes on the text of Anna Conmena, B. Z. 2 (1893) 76—78. — •
Emendationen zu dem von E. Miller edierten vulgärgriechischen Auszug (s. u.) gab
S. D. Papadimitriu, Odessaer Jahrb. 4 (1894) 153—158. — Hauptschriften: £. Oster,
Anna Komnena, 3 Progr., Rastatt 1868, 1870, 1871. — Carl Neumann, Griechische Ge-
schichtschreiber und Geschichtsquellen im 12. Jahrhundert, Leipzig 1888 S. 17—30. —
Zusammenstellung der älteren Litteratur bei Oster I 52.
4. Ueberlieferung: Die Alexias ist in wenigen Handschriften erhalten, deren
Verhältnis noch nicht ganz aufgeklärt ist. An der Spitze steht der Florentinus 70, 2
8. 12, mit welchem eine in 8 Bücher eingeteilte Epitome der ersten 14 Bücher im Cod.
Monac. gr. 355 und im Cod. Vatic. gr. 981 übereinstimmt. Ihnen gegenüber steht der
am Schlüsse den Floren t. ergänzende Paris. Coisl. 311 s. 12, aus welchem ein Barberin.
und ein Vatican. (wohl Cod. 1438) geflossen sind. Der Paris, enthält eine grosse Zahl
offenbar im Parteiinteresse der Kom neuen ausgeführter Aenderungen und Interpolationen.
Ob dieselben von einem Kopisten oder von der Verfasserin selbst herrühren, bleibt noch
eine offene Frage. Auch über die Entstehungszeit der genannten Epitome des Monac. und
Vatic, die an einer Stelle aus Zonaras interpoliert ist, lässt sicn nichts Sicheres fest-
stellen. — E. Miller, Catalogue des mss grecs de la bibl. de I'Escurial, Paris 1848, er-
wähnt S. 308 eine Hs der Alexias aus der Bibliothek des Kardinals Sirlet und S. 338 und
520 eine solche aus dem alten Bestände des Escurial; die letztere ist wohl beim Brande
des Jahres 1671 zu Grunde gegangen; ob die erste noch existiert ist mir unbekannt. Cod.
Vatic. Ottob. 131 s. 17, der nur B. 6—15 enthält, ist wohl aus einer noch existiert^nden
Hs abgeschrieben. Die Ergänzung dieses Codex scheint der Cod. Vatic. Ottob. 137 s. 17
zu bilden, soweit sich nach dem Kataloge von E. Feron und F. Battaglini, Rom 1893
S. 75 und 78 urteilen lässt. — Endlich überliefert eine leider verstümmelte Leydener
Handschrift einen Auszug der Alexias in einfacherer und mehr volksmässiger Sprache;
s. Schopen, ed. Bonn. vol. I, XVI. Ediert ist dieser Text von E. Miller, Recueil des
hist. grecs des croisades t. I (Paris 1875) 2, 65—179.
5. Ausser der Alexias haben wir von Anna Komnena ein aus 17 Trimetem be-
stehendes Epigramm auf ein Christusbild, das, Mrie es scheint, nur der Cod. Laur.
5, 10 8. 14, ernalten hat Es soll demnächst ediert werden von K. Krumbacher. —
8. GMohiohtaohreiber und ChroniBten. A. Gesoliichtsohreiber. (§ 122) 279
Nichts Näheres ist mir bekannt ttber den HQoXoyo^ eig x^v diaXe^iy r^c KatffaQiaarjg xvgag
Jrrfjg tig noQ' iM€iytjs ixdo&eig, der im Cod. Bodl. Barocc. 181 fol. 281 steht.
122. Johannes Einnamos {'Icodwrjg 6 Kiwafiog) wurde kurz nach
dem Tode des Johannes Eoninenos (1143) als Sohn einer vornehmen
Familie geboren und gelangte früh an den Hof Manuels (1143—1180),
den er als Oeheimsekretär {yQa/jtfuarixog)^) auf seinen Feldzügen in Europa
und Asien begleiten durfte.') Dass er unter Kaiser Andronikos noch
lebte, wissen wir aus Niketas Akominatos;^) dieser erzählt nämlich von
f Kinnamos eine hübsche und für byzantinische Oepflogenheiten recht be-
zeichnende Anekdote, die sich in der Umgebung des Andronikos Komnenos
abspielte. Der Kaiser vernahm einst, dass der Bischof von Neu-Patras
and Kinnamos in seinem Zelte über den Ausspruch Christi „Mein Vater
ist grösser als ich'' eine lebhafte Diskussion führten; da geriet er in Zorn
: und drohte beiden, sie in den Fluss Rhyndakos zu stürzen, wenn sie ihr
dogmatisches Gezänk nicht sofort beendigten. Auch den Andronikos (f 1185)
muss Kinnamos noch überlebt haben; denn in einer Handschrift des Es-
kurial wird eine Rede des Kinnamos an einen Kaiser aus dem Hause
AngeloB erwähnt (s/ u.).
Kinnamos verfasste ein Geschichtswerk, welches in den uns er-
haltenen sieben Büchern die byzantinische Geschichte von 1118 — 1176,
also die Regierung des Johannes Konmenos und den grössten Teil der des
Manuel darstellt: 'Ennofurj rciv xaTOQx^wjuidtwv t(^ fiaxaQhji ßatfiXeT xal
naff^vQoyevvrjTfp xvq(^ ^Iwdvvrj Xfff KofAvrjVfp xal dfprjyrjirig tfSv nQaxd-ävtfov
pp aaiSt^tp vlfp avTov Tfp ßaciXsl xal noQtpvQoysvvrjXff xvQfp MavovtjX T(f
KofA%*r^v^ novrjd-eXita ^Iü)dv%'^i] ßaaiXixff yQu^natix^ rtf KivvdfX(f. Das Haupt-
gewicht fallt, wie die Fassung des Titels andeutet, auf die Geschichte
Manuels; die Zeit des Johannes wird ziemlich summarisch in dem kurzen
ersten Buche abgethan; dass er sie überhaupt behandelte, hat seinen Grund
wohl in dem Streben, an die Vorgänger (Zonaras und Anna Komnena) un-
mittelbar anzuschliessen. Vermutlich reichte das jetzt am Schlüsse ver-
} stammelte Werk ursprünglich bis zum Tode Manuels. Die Ausarbeitung
desselben scheint in die Zeit zwischen 1180 — 1183 zu fallen; denn in der
I Vorrede wird Manuels Hinscheiden erwähnt und an einer anderen Stelle^)
spricht Kinnamos von dem Sohne Manuels, dem jungen Alexios (f 1183),
als einem noch Lebenden; die Veröffentlichung erfolgte aber wohl erst
nach dem Sturze des Andronikos, wie aus der scharfen Äusserung H 7
geschlossen werden kann.^) Das Werk des Kinnamos scheint wenig Ver-
In^itung gefunden zu haben; Niketas Akominatos kennt es nicht, und uns
ist es in einer einzigen am Schlüsse verstümmelten Handschrift über-
liefert. Leider lehrt eine genauere Prüfung, dass auch sie nicht das
>) In der üeberschrift des Werkes wie
such im Titel der verlorenen Rede an Kaiser
Angelos (s. u.) wird er yQafjifiarixog genannt.
üeber die Bedeatong dieses Wortes vgl.
Carl Neamann, Griech. Geschichtschreiber
und Gepchichtsquellen im 12. Jahrh., Leipzig
1888 8. 94, nnd M. Tren, B. Z. 4 (1895) 3.
*) Tä ye fitjy tov (abx^ ixeiroy MavovfjX
ovx oida $t Tis ifAOv xdXkioy i^unoQ^ai
ex^h ^^^ ^"^ ovnto fABigaxii^ ye ovxi fAOt
TtXeiatag cvyexdedijfÄfjxiyM ol Xfoy eig rjnBiQoy
kxaxsQoty üvyipaivByixüxqaxBmy, S. 5 ed.Bonn.
*) S. 340 ed. Bonn.
*) VI 2 = S. 257, 10 ed. Bonn.
^) Kap-Herr a. a. 0. S. 119.
280 ByEantiniBche Litteratargeflchiohie. I. Prosaiaohe Litteratiir.
Originalwerk des Kinnamos, sondern nur einen Auszug dessel
enthält.*) An mehreren Stellen verweist der Verfasser ausdrücklich a
früher erzählte Dinge, die nun in unserem Texte vergeblich gesuc
werden; dazu scheint dem fünften und sechsten Buche die Einleitung
fehlen. Schwerlich lassen sich diese Thatsachen durch die Annahme er*]
klären, dass Einnamos plötzlich gestorben sei, ehe er sein Werk in alleii^
Partien zum Abschluss bringen und sein Material völlig einarbeite«
konnte.
Dieser schlechte Zustand der Überlieferung, zu dem sich noch*'
schwere Textverderbnisse gesellen, macht die historische und schrift8tel-|
lerische Beurteilung des Kinnamos schwierig. Wegen seiner scharfeaJ
Polemik gegen die Abendländer ist er bis auf die neueste Zeit vielfach
angefeindet worden. Sein nationales Selbstbewusstsein ist allerdings starke
ausgebildet; seine konsequente Betonung der ausschliesslichen Legitimität
des oströmischen Thrones und sein heftiger Kampf gegen die Ansprüchi^
des römischen Papsttums und der deutschen Kaiserherrschaft stehen iml
Widerspruche mit den Thatsachen der Zeit; sein Stolz auf das echte j
Römertum, das er nur in Byzanz findet, erscheint uns wie ein seltsamen^
Anachronismus. Zudem erhält seine Darstellung dadurch, dass der Haupt-.-
held sein kaiserlicher Gönner Manuel ist, einen panegyrischen Grundton,
der sich wohl selbst von Schönfärberei und Erfindung nicht ganz trd
hält. Alles das berechtigt aber nicht dazu, die Glaubwürdigkeit des Kin-
namos überhaupt in Abrede zu stellen. Er ist vielmehr, wenn man voa
seinem patriotischen und dynastischen Chauvinismus absieht, ein durchaus
tüchtiger Erzähler. Die Darstellung des zweiten Kreuzzuges macht gans
den Eindruck, als beruhe sie auf archivalischen Studien; auch sonst ver-
fügt er über treffliches, wohlgeordnetes Material, das er wahrscheinlich:
längst vor dem Tode Manuels gesammelt hatte. Vornehmlich verdankt
er seine Kenntnis militärischen Kreisen, wie ja auch der grösste Teil seines
Werkes Kriegsgeschichte ist. „Was er so erfahren hat, gibt er ausser-
ordentlich gewissenhaft wieder; nicht selten, dass er bekennt, er wisse
etwas nicht oder nur unsicher. Er hütet sich seine Berichte zu bearbeiten,
er kombiniert nicht und scheint die ursprünglichen Notate unmittelbar
in sein Geschichtswerk einzutragen.**^) In seinem Werke herrscht, wie
Neumann weiter richtig urteilt, ein ehrlicher, soldatischer Ton, gegründet
auf eine natürliche und unverhohlene Begeisterung für den Kaiser. Kin-
namos ist der beste und gläubigste Wortführer der weitbKckenden Ideen,
welche Manuel praktisch durchzuführen gedachte.
Die Darstellung des Kinnamos hat wie seine gesamte Auffassung
etwas soldatenmässig Knappes; von seinem Zeitgenossen Niketas Akomi-
natos, der ihn an Bildung und historischem Blick weit übertrifft, unter-
scheidet er sich vorteilhaft durch Kürze, feinfache Satzbildung und Ver-
ständlichkeit. Von den beliebten poetischen Bildern und schwülstigen
Umschreibungen hält er sich ferne. Seine Vorbilder sind Herodot und
') Diese wichtige Entdeckmig verdankt
man Carl Neumann a. a. 0. S. 79 ff.
^) Neumann a. a. 0. S. 89.
8. GeMhichtsohraibar Dnd ChroniBten. A. Gesohiohtsohraiber. (§ 123). 281
enophon; freilich erhält seine Sprache durch die künstliche Nachahmung
was Lebloses und Schablonenhaftes. In der Benennung der Völker und
•te treibt er die puristische Pedanterie noch weiter als seine Vorgängerin
nna Komnena; während sie bei aller Abneigung gegen fremde Namen
enigstens noch TovQxot kennt, gibt es bei Einnamos, als lebe er im
utalter des Themistokles, nur Perser, wobei wohl auch wieder das
itriotische Bestreben mitspielt, die Türkenkriege des Mittelalters mit den
?rserkriegen des Altertums auf eine Stufe zu stellen.
Einmal wohl in seiner Jugend hat sich Kinnamos im schöngeistigen
sisay versucht. Wir haben von ihm eine Ethopoiie über die schwierige
rage, was wohl ein Maler, der Apollo und Daphne auf eine Tafel malte.
Igen würde, wenn der Raum der Tafel nicht ausreicht«. Die Überschrift
utet in der einzigen bis jetzt bekannten Hs (nach Verbesserung einiger
3hreibfehler) : Tov ßaaiXixov yQu/xiiarixov xvqov 'Iwdvvov rov Ktvvafxov
^orroita' Uoiovg av slns loyovg ^(oyQottpoq ^oyyQcegxov rov 'AjioXXwva xai
'aqrrjV iv ntvaxi xai fitj avyxo)QOvvrog tov mvaxoq,
1. Aasgaben: Ed. pr. Cornelius Tollius, Trajecti ad Rhenura 1652. — Tm
ariser Corpna ed. Du Gange, Paris 1670, mit wertvollem Kommentare. -- Wiederholt
eoedig 1729. — Im Bonner Corpus rec. A. Meineke, Bonn 1836, nach einer neuen
;ollation des Cod. Vaticanus. — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 133, 299-678. — Die
nf die Kreuzfahrer bezüglichen Partien auch im Recueil des bist, des crois. Hist. gr. t. I,
^aris 1875, Kommentar in t. II.
2. Die Ethopoiie ist aus dem Cod. Neapel. III. A. 6 s. 14 fol. 100""— 102 zum
Zwecke der Publikation abgeschrieben yon K. Krumbacher. - Eine Rede des Kinnamos
in einen Kaiser Angelos stand in dem wertvollen Cod. Escur. Y. 11. 10; doch ist gerade
lie Schlusspartie, welche die Rede enthielt, verloren gegangen. Vgl. E. Miller, Catalogue
1^8 mss grecs de la bibliotheque de TEscurial, Paris 1848 S. 218. L. Fr. Tafel, Kom-
lenen und Normannen S. XVIII. Carl Neumann, a. unten a. 0. S. 94.
3. Hilfsmittel: B. Kugler, Studien zur Geschichte des 2. Kreuzzuges, Stuttgart
m S. 36 ff. — W. V. Giesebrecht, Geschichte der deutschen Kaiserzeit 4M1877) 408.
- Hans von Kap -Herr, Die abendländische Politik Kaiser Manuels, Diss., Strassburg
«81 S. 119 ff. 132 ff. — B. Kugler, Analekten zur Geschichte des 2. Kreuzzuges, Ttt-
iogen 1878 S. 60 ff. — B. Kugler, Neue Analekten zur Geschichte des 2. Kreuzzuges,
öbinger Universitätsschrift 1883 S. 29-50. — F. Holzach, Die auswärtige Politik des
dnigreichs Sicilien vom Tode Rogers II bis zum Frieden von Venedig 1154 — 1177, Diss.,
tsel 1892. — Hauptschrift: Carl Neumann, Griechische Geschichtschreiber und Ge-
rhichtsquellen im 12. Jahrb., Leipzig 1888 S. 78-102.
123. Niketas Akominatos (Nixrjrag 'Axoiunvdroc) wurde um die Mitte
?8 12. Jahrhunderts zu Chonae*) in Phrygien als Sohn wohlhabender
Item geboren. Sein Vater sandte den neunjährigen Knaben nach Kon-
antinopel, wo er unter der Obhut seines älteren Bruders Michael in den
rissenschaften unterrichtet wurde. Während Michael die kirchliche Lauf-
ihn einschlug, widmete sich Niketas dem Staatsdienste. Anfänglich
rohl noch vor 1180) kaiserlicher Sekretär, stieg er unter den Kaisern
is dem Hause Angelos bald zu den höchsten Stellen empor; er bekleidete
^) Es ist das alte, durch den Panlus-
ief berühmte K o 1 o s s ä. Daher nennen ihn
anche nachdem Vorgange der Handschriften
hlechthin Niketas Choniates, obschon
in Greachlechtsname Akominatos bekannt
t. Es wäre zn wünschen, dass die Bezeich-
mg Niketas Akominatos allgemein ange-
Mnmen würde. Ueber die Lage Ton Chonae
vgl. M. Bonnet, Narratio de miraculo a
Michaele Archangelo Chonis patrato, Paris
1890 S. XXVII-XXXVII, und W. Ramsay,
The church in the Roman empire, London 1893
S. 465—480. Tm Menologium Basilii, Migne,
Patr. gr. 117, 34 wird der Name also erklärt:
xai ij[iuyevB rd vdara iy avr^. Kai ixXij&tj
6 tonog sjcrote Xiovai,
282 Byzantinisohe litteratargeBchichte. I. ProsaiBohe Litteratiir*
die Ämter und Würden eines koyo&itrfi rdov aexQäxiov^ eines ix vf^q avfi
xXrjtov ßovl^g, eines im to5v xQiaecov, eines ysvirxog XoyitfTfjg tdSv fp6QW9j
eines iffoqog xal xQirrjg tov ßrjloVy eines nQoxa&tjjusvog rov xoiTwvog^ emtii
fiiyag XoyoOätrjg; während des dritten Kreuzzuges (um 1189) war er Gou-
verneur des Themas von Philippopel; bald darauf diente er dem Eaisec
als Berater in wichtigen Staatsangelegenheiten. Nachdrücklich hebt Micha«!
in seiner Monodie auf Niketas hervor, dass derselbe trotz der häufiges
Thronwechsel, die nach Manuels Tode erfolgten, sich in seiner StelluQg
erhielt, weil kein Kaiser einen so unentbehrlichen Staatsdiener fallen lassem
wollte. Erst von dem Usurpator Alexios Murtzuphlus wurde Niketas 1204
seiner Stelle als Grosslogothet enthoben. Bald darauf sah er die furcht-
bare Katastrophe, welche das Reich der Byzantiner zu Boden schmetterte^
die Eroberung und Plünderung der Stadt Konstantinopel durch die Lateiner.
Unter dem Schutze eines befreundeten Venezianers flüchtete er nach
Nikäa, wo er am Hofe des Theodoros Laskaris abermals eine bedeutende
Rolle spielte. Sein Todesjahr lässt sich nur annähernd bestimmen. Die
bis jetzt veröffentlichten Reden reichen bis zum Jahre 1210; sein Bruder
Michael, der ihm eine Klagerede widmete, starb um 1220.
Niketas war wie sein Bruder mit grossem Erfolge schriftstellerisdh
thätig. 1. Seine wichtigste Leistung ist das grosse vollständig erhaltene
Qeschichtswerk in 21 Büchern, welches die Zeit von 1180 — 1206
schildert und somit unmittelbar an Anna Komnena und Zonaras anschliesst
Die Abfassungszeit des Werkes ist unsicher; doch muss das 4. Buch der
Biographie Manuels nach dem Regierungsantritt des Isaak Angelos ge«
schrieben sein; die Vollendung erfolgte nach 1206. WahrscheinUch arbeitete
Niketas das ganze Werk in Nikäa aus, wo ihm nach dem wirrvollen,
durch seine amtliche Thätigkeit, durch Revolutionen und äussere Konflikte
gestörten Leben in Konstantinopel eine Zeit der Ruhe gegönnt war. Wie
Kinnamos behandelt auch der Choniate die Regierung des Johannes Kom-
nenos summarisch; er erklärt in der Vorrede wie Kinnamos, er wolle mit
der Regierung des Johannes beginnen, weil die Zeit bis zum Tode
des Alexios schon andere erzählt haben; doch werde er die Regierung
des Johannes nur im Umrisse darstellen, weil er jene Ereignisse nicht
selbst gesehen, sondern nur von Augenzeugen habe schildern hören.
Den Hauptinhalt des Werkes bilden also die Regierung des Manuel
Komnenos, die seinem Tode folgenden inneren Streitigkeiten, die kurze
Herrschaft des Andronikos Komnenos, die Erhebung des Hauses Angelos,
endlich das traurige Schicksal des Reiches und der Stadt in den Jahren
1203 und 1204. Der Schluss enthält die Schilderung der ersten Kämpfe,
welche das lateinische Kaisertum gegen die sofort von allen Seiten an-
stürmenden Feinde zu führen hatte. Nach der Erzählung der kurzen
Herrschaft Balduins I bricht das Werk mit dem zweiten Regierungsjahre
seines Bruders und Nachfolgers Heinrich ab.
Die Hauptquellen des Niketas sind seine eigenen Beobachtungen
und mündliche Mitteilungen. Den grössten Teil der von ihm ausführlicher
geschilderten Epoche hat er selbst erlebt; als hoher Beamter und Ver-
treter des kaiserlichen Hofes konnte er sich leicht die nötigen Aufschlüsse
2. Geechiohtsohraiber und Chronisten. A. GeBchicbtsohreiber. (§ 123) 283
verschaffen. Der Abschnitt über den Normannenkrieg (1180 — 1185) ist
ein Auszug aus dem Berichte des Erzbischofs Eustathios von Thessalonike.^)
Für die ihm vorausgehende Zeit beruft er sich auf die Mitteilungen von
Augenzeugen. Ob er daneben auch schriftliche Quellen benützt hat, wissen
wir nicht; sicher ist aber, dass er das Werk des Kinnamos nicht kannte
— eine auffallende Thatsache, die wir nicht befriedigend zu erklären ver-
mögen. Gegen die Annahme, dass Kinnamos erst ungefähr gleichzeitig
mit Niketas geschrieben habe, sprechen gewichtige Gründe, die das Werk des
Kinnamos in die Zeit von 1180 — 83 verweisen. Und Niketas selbst kann
sein Werk doch erst 1206 abgeschlossen haben. Oder ist etwa das Werk
des Kinnamos erst lange nach der Vollendung an die Öffentlichkeit ge-
konmien? Was nützen aber so kurzbeinige Hypothesen?
Als Historiker hat sich Niketas durch seine objektive Haltung
gegenüber den Kjreuzfahrem viel Vertrauen erworben. Er schüttet zwar
an einzelnen Stellen die Fülle seines Ingrimms über die abendländischen
Ritter aus; sie sind ihm rov xaXov aväqaaxot xriQ€ai<fOQrp:oi ßaQßagoi; am
Schlüsse des 19. Buches meint er sogar in einer rhetorischen Anwandlung,
63 sei eine Schande, die Thaten der Barbaren zu feiern und Kriege zu er-
zählen, in denen die Griechen nicht gesiegt; jene Feinde müssten vielmehr
wie Herostratos der ewigen Vergessenheit preisgegeben werden. Trotz
dieser vereinzelten Zornesausbrüche ist er gegen die Lateiner gerecht und
verrat in seiner Darstellung sogar häufig eine besondere Wärme, wenn es
ach um die Angelegenheiten der Kreuzfahrer handelt. Doch hat ihn diese
objektive Stimmung nicht verhindert, oft ungründlich und kritiklos zu ver-
fahren. Er verfügt zwar teilweise über gute und ausführliche Nachrichten,
aber ihre Verbindung ist nicht selten unchronologisch und fehlerhaft; ja
[ in dem Bestreben eine pragmatische Verbindung herzustellen, werden
I selbst die Thatsachen gefälscht. Er zieht oft zwei Ereignisse in eins zu-
sammen oder er erzählt ein Ereignis, das einem anderen ähnlich ist, an
derjenigen Stelle, die dem zweiten zukommt.*) Zu den wertvollsten Stücken
gehört die Partie, welche den Marsch des Pilgerheeres durch Thrakien
schildert. Die Nachrichten, welche er in den letzten fünf Büchern über
den lateinischen Kreuzzug und die ihm vorausgehenden Ereignisse gibt,
können wir ergänzen und kontrollieren durch den gleichzeitigen Bericht
des französischen Herodot der Kreuzzüge, Geoffroy de Ville-Hardouin,^)
durch Robert de Clary*) und durch Günther von Paris.*) Niketas
wurde Quelle für die Synopsis Sathas, für die Verschronik des
Ephräm u. a.
2. Eine Beilage zum Geschichtswerke bildet die selbständig über^
lieferte kleine Abhandlung über die Statuen, welche die Lateiner 1204
in Konstantinopel zerstörten. Bei der geringen Beachtung, welche die
') Vgl. Tafel, Komnenen und Nor-
nuumen 8. 232.
«) Vgl Kap-Herr a. a. 0. 123.
*) La conqndte de Constantinople par
GtoSroi de Ville-Hardonin avec la continua-
tMm de Henri de Valenciennea. Texte original,
aecompagnö d'nne tradnction par Natalis
de Wailly, 2' ödition, Paris 1874.
*) Ed. Ch. Hopf, Chroniques Gräco-
Romanes, Berlin 1873 S. 1-85. Vgl. die
Introduction S. VII-XFII.
^) Gnntheri Alemanni scholastici Monachi
et Prions Parisiensis De ezpugnatione urbis
Cpolitanae ed. Comte Riant, Genf 1875.
284 Byzantinisobe Litteratargesohiohte. I. ProsaiBohe Litteratur.
Byzantiner im allgemeinen den alten Kunstwerken entgegenbringen, ist
das Schriftchen, das in der mittelgriechischen Litteratur fast als Unikum
dasteht, in der neueren Zeit gern beachtet und vielfach kommentiert
worden. *)
3. Rhetorische Sachen, wie zwei panegyrische Reden an Kaiser
Alexios n Komnenos, eine Rede an Kaiser Isaak Angelos, dem er zu seinen
Erfolgen gegen die Ränke der Kreuzfahrer (rag UXa/jtavixdg iolo(pQoavvag)
und gegen die Angriffe der „Skythen** Glück wünscht, ein 'Enavayvtoazixov
an den Patriarchen und die Synode, zwei Reden an Kaiser Theodoros
Laskaris in Nikäa; die eine derselben, die durch des Kaisers Sieg über
den Sultan von Ikonion veranlasst wurde, trägt in der Handschrift den
bezeichnenden Vermerk: i^eSo&rj 6^ auj^rjvetag nXtjQeg %6 nagot* ngoa-
^vrjfia iid rtjv t(Sv dxQoatwv äaO-eveiav. Ebenso klagt Michael
Akominatos wiederholt über die Unfähigkeit seiner Diözesankinder in
Athen, seinen wohlstilisierten Reden zu folgen. Dazu kommen ein im
Namen des Kaisers Theodoros Laskaris abgefasstes SiXävtiov, das rheto-
rische Übungsstück „Vergleich des Winters und Sommers" (z. B. in den
Codd. Bodl. Barocc. 131 fol. 71—72, Marc. XI 22 fol. 107—109) und einige
Briefe (z. B. im Cod. Bodl. Barocc. 131 fol. 72—73^).
4. Vereinzelt steht ein kleines Gedicht auf die Vermählung des
Kaisers Isaak Angelos mit Margaretha, der Tochter des Königs
Bela von Ungarn, das der Cod. Bodl. Barocc. 110 fol. 336 bewahrt.
Titel und Anfang lauten: 2xixoi tov Xcovidtov inl ratg dvatpavijaeai twv
dviiiwv (?), onipixa 6 ßaaiXevg *laadxiog avvt^vyrj tj x^vyaTQi tov ^tffog
OvyyQiag BsXd. Baaihaaa twv tjjuieQwv ij (T9JfA€Qov rjiihqa. Da im Titel
kein Vorname genannt wird, sind die Verse vielleicht den Dichtungen des
Michael Akominatos beizufügen.
In seiner Darstellung unterscheidet sich Niketas bedeutend von
Kinnamos und Anna Komnena; er gefallt sich in einer bombastischen,
bilderreichen und schwülstigen Manier, wobei er jedoch weniger älteren
Historikern wie Agathias und Theophylaktos als dem üblichen Schnörkel-
stil der byzantinischen Theologie nachgeht. Die Verantwortung dafür
trägt wohl der Lehrer des Niketas, sein theologisch gebildeter Bruder
Michael, dessen Werke selbst als Muster eines geschraubten Predigertons
gelten können. So sind die Bilder und Wortvorräte des Niketas meist den
heiligen Schriften entnommen. Eine besonders reichliche Sammlung von
Metaphern und Eleganzen enthält die gespreizte Vorrede. Und doch ver-
sichert auch Niketas, er werde einfach und klar darstellen. Den Wider-
spruch bemerkte ein witziger Abschreiber, der seine Kritik in Versen an
den Rand notierte (ed. Bonn. S. 871):
Ovx oida, xl (fßg iy&dde, Xtaveiäta.
£o(p6y x6 aatpkg avyyqdtptnv etvai Xiyeigy
Eira yQKfHodrj xal ßaQU&QUßdij yqdffug.
*) Th. Uspenskij, Der byz. Schrift-
steller Niketas Ghoniates, Petersburg 1874
S. 140 f., will, wie mir £. Eurtz notierte, in
der Schrift über die Statuen Spuren eines
späteren Ursprungs wahrnehmen.
2. Oesohlohtschraiber und Chroniaten. A. Gesohiobtsohreiber. (§ 123) 285
1. Geschichtswerk: A. Ausgaben und Uebersetzungen: Ed. pr. Hieronymus
Wolf, Basileae 1557. — Wiederholt s. 1. 1593. — Nachdruck der latein. Uebersetzung von
Wolf (mit Zonaras etc.) Lutetiae 1567, Francofurti ad M. 1578. — Im Pariser Corpus ed.
Annib. Fabrotus, Paris 1647. — Wiederholt Venedig 1729. — Im Bonner Corpus rec.
I. Bekker, Bonnae 1835. — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 139, 287—1088 (mit der
Schrift De signis). — Die auf die Kreuzfahrer bezüglichen Partien ed. mit Verbesserungen
E. Miller im Recueil des historiens grecs des croisades I, Paris 1875. — Deutsche
Uebersetzung einzelner Partien von Tafel, Komneoen und Normannen, Ulm 1852 S. 232 ff.
— Ein Auszug aus Niketas ist der Artikel von Fr. Wilken, Andronicus Comnenus, Raumers
bist. Taschenbuch 2 (1831) 431-545.
B. Hilfsmittel: C. Hopf, De historiae ducatus Athen, fontibus, Bonnae 1852 S. 66.
— Eine hübsche Skizze über Niketas und seinen abendländischen Gegenpart Villehardouin
verdankt man keinem Geringeren als C. A. Sainte-Beuve, Causeries dulundi t. 9 (Paris
1854) 305—340. — B. Kugler, Studien zur Geschichte des 2. Kreuzzuges, Stuttgart 1866
S. 38—43. — C. Klimke, Die Quellen zur Geschichte des 4. Kreuzzuges, Breslau 1875. —
Th. llgen, Markgraf Conrad von Monferrat, Marburg 1880. — Haus von Kap-Herr,
Die abendländische Politik Kaiser Manuels mit bes. Rücksicht auf Deutschland, Diss.,
Straasburg 1881 S. 121—131. — F. Holzach, Die auswärtige Politik des Königreichs
SiciL'en vom Tode Rogers 11 bis zum Frieden von Venedig 1154-1177, Diss., Basel 1892.
— Carl Neumann, Griechische Geschichtschreiber und Geschichtsquellen im 12. Jahr-
hundert, Leipzig 1888 S. 103 ff. — Sonstige Litteratur zum 3. und 4. Kreuzzuge. — Un-
zugänglich blieb mir: Theod. Uspenskij, Der byzantinische Schriftsteller Niketas
Akominatos Chon., Petersburg 1874 (russ.), wie auch dessen Abhandlung über die Kaiser
Alexios und Andronikos Komnenos, Journ. Min. 1880 Bd. 212 Nov. 8. 95 — 103; 1881
Bd. 214 März S. 52—85, und die Schrift: Die Bildung des zweiten bulgarischen Czaren-
reichs, Odessa 1879. Zu dieser Schrift vgl. die ausführliche Kritik von V. Vasiljevskij,
Journ. Min. 1879 Bd. 204 Juli— August S. 144—217; 318—348, welche auch Beiträge zur
Erklärung der im Geschichtswerke des Niketas herrschenden chronologischen Verwirrung
enthAlt. — Vergleich zwischen Niketas und Villehardouin von Salomon Reinach, La
fin de Tempire grec, in seinen Esquisses archäologiques, Paris 1888 S. 281—312. — Ueber
den Ursprung der Erzählung des Niketas (S. 544 ed. Bonn.) von dem gewaltigen Hiebe
eines schwäbischen Ritters auf dem Kreuzzuge Kaiser Friedrichs I, welche durch Uhlands
, Schwäbische Kunde' — «Zur Rechten sieht man wie zur Linken Einen halben Türken
hemntei sinken* — allgemein bekannt geworden ist, vgl. S. Riezier, Sitzungsber. bayer.
Ak. 1892 S. 714 Anm. — W. Gurlitt, Die grosse eherne Athena des Pheidias, Analecta
Graeciensia, Graz 1893 S. 99—121 (zum Berichte des Niketas S. 738- 740 ed. Bonn.).
Gegen Gurlitt sprach A. Furtwängler, Meisterwerke der bildenden Kunst, Leipzig und
Berlin 1893 S. 739 f.
C. Ueberlieferung: Th. Uspenskij, Ueber die Hss der Geschichte des Niketas
Akominatos in der Pariser Nationalbibliothek, Journ. Min. 1877 Bd. 194 Nov. S. 64—75. —
Unter den Hss des Geschichtswerkes soll der von den Herausgebern noch nicht benützte
Cod. Vindob. bist. gr. 53 (Nessel) von des Niketas eigener Hand geschrieben sein; das
besagen wenigstens die fol. 325 beigegebenen Zeugnisse des Zygomalas und Malazos. Der
Codex enthält auch Miniaturbilder des Niketas und des Alexios V Murtzuphlus, ein
Umstand, der übrigens mehr gegen als für die erwähnte Versicherung spricht. Näheres
bei Fr. Kollar, Supplem. zu Lambecius, Wien 1790 Col. 669 -681. — Ausser dem Original
des Geschichtswerkes ist eine verkürzte und ziemlich formlose vulgärgriechische
Paraphrase unbekannten Ursprungs überliefert, aus welcher Fabrotus ein Glossar der an-
geblicnen vocabtda Graecoharbara des Niketas zusammengestellt und I. Bekker ohne
ein Wort zur Aufklärung des wahren Sachverhaltes ganz unnützerweise seinen Apparat
belastet hat. Auch E. Miller hat diese vulgäre Bearbeitung (nach den Codd. Monac. 450
und Paris. 3041) beigezogen.
2. Schrift über die Statuen: Ed. (nach Banduri und C.Wolf) Fr. Wilken, Ge-
schichte der Kreuzzüge, 5. Teil, Leipzig 1829. — Wiederholt in der Bonner Ausgabe des
Geschichtswerkes S. 854—868. — Vgl. Gottl. Heyne 's Abhandlungen über die Kunst-
werke in Konstantinopel, Commeni societ. reg. scient. Gottingensis 11 (1790 — 91) 3—62
und bes. 12 (1792) 273—308. — F. C. Petersen, Allgemeine Einleitung in das Studium
der Archäologie, übers, von Friedrichsen, Leipz. 1829 S. 139—149; 324 ff.
3. Die rhetorischen Stücke edierte aus einem cod. Marcianus, auf den schon
J. Maller, Sitzungsbericht der phil.-hist. Cl. der Wiener Akademie d. Wiss. 9 (1852)338
hingewiesen hatte, K. Sathas, Me<r, ßißXio&ijxTj 1 (1872) 73--136. — Eine bei Sathas
fehlende Rede an Isaak Angelos im Recueil des bist, grecs des croisades 2 (Paris 1881)
737 — 741. — Eine Rede und das Gedicht auf die Hochzeit des Kaisers Isaak Angelos mit
der Tochter des Königs von Ungarn ed. Th. Uspenskij in den Beilagen der oben ge<
286 Byzantinisobe Litteratnrgeschiohte. I. Prosaische Litteratnr.
nannten Schrift: Die Bildung des zweiten bulgarischen Czarenreichs, Odessa 1879 (mir.
unzugänglich).
121:. Neophytos (Neofpvrog), ein Zeitgenosse des Niketas Akominatos,;
mit dem Beinamen "-EyxA 6« <yr 05, wurde um 1134 geboren und lebte als
Priester und Mönch in einem Kloster seiner Heimat Cypem. Er schrieb,]
wahrscheinlich bald nach 1191, einen Brief Ue^l z&v xazd ti]v x^Q^'^ *
KvTiQov axaiMv, in welchem er die traurige Lage des cyprischen Volkes ,
und der orthodoxen Kirche unter der lateinischen Herrschaft in klagenden
Tönen schildert. Ausserdem haben wir von ihm zehn Reden und eine *
Tvnixfj iiad-TJxri, d. h. Satzungen für das von ihm gegründete Kloster j
(eyxlstirrQa), die, in einfacher, volksmässiger Sprache abgefasst, auf die
Lebensführung byzantinischer Mönche wie auf cyprische Dinge insbesondere
manches Licht werfen.
Den Brief über das cyprische Ungemach ed. zuerst Cot el er ins, Monum. ecclesiae
Graecae 2 (1681) 457 ff.: darnach ^wiederholte ihn J. P. Reinhard, Vollständige Geschichte
des Königreichs Cypem 2 (1768) Beylagen S. 1 ff. — Nach neuer Kollation eines Marcianus
ed. K. Sathas, Mbo. ßißXioaijxfj 2 (1873) 1 ff. Vgl. seinen ngoXoyog S. Qxß' ff. — Endlich
nach einer neuen Kollation der Handschrift ed. von £. Miller, Recueil des historiens
grecs des croisades 1 (Paris 1875) 2, 559 — 563. — Die Ausgaben der Tvnixij dia&rjxrj
s. im § 137.
126. Georgios Akropolites {FeoiQyiog 6 ^AxQonolitrjg) wurde im Jahre
1217 in Konstantinopel geboren; als Jüngling ging er 1233 an den grie-
chischen Hof nach Nikäa und wurde dortselbst von Theodoros Hexapterygos
und dem berühmten Nikephoros Blemmydes wissenschaftlich ausgebildet.
Bald bewährte er sich im diplomatischen Dienste und wurde im Jahre 1244
zum Qrosslogotheten ernannt. Der Kronprinz Theodoros Laskaris, der
zuerst mit Akropolites den Unterricht des Blemmydes genossen hatte,
wurde um 1246 Schüler des Akropolites. Er bewahrte ihm auch nach
Besteigung des Thrones sein freundschaftliches Vertrauen und ernannte
ihn sogar im Jahre 1257 zum Oberfeldherrn im Kriege gegen den Despoten
Michael von Epirus. In militärischen Dingen ohne Erfahrung hatte Akro-
polites auf dem Schlachtfelde weniger Qlück als im Schulzimmer und geriet
sogar in die Gefangenschaft des Gegners, aus der er erst im Jahre 1260 durch
Kaiser Michael VIII befreit wurde. Michael erkannte richtiger als sein
Vorgänger, wo die Stärke des unglücklichen Generals lag, und verwandte
ihn fortan im Dienste der politischen und kirchlichen Diplomatie. So
leitete Akropolites im Auftrage des Kaisers die Verhandlungen auf dem
Konzil zu Lyon und stellte die Kircheneinigung her, die er filiher be-
kämpft hatte. Nachdem er 1282 noch eine Gesandtschaft an den Kaiser
Johannes von Trapezunt geführt hatte, starb er etwa im August dieses
Jahres wenige Monate vor Michael VIII. Das hohe Ansehen, das Akro-
polites als Gelehrter und Staatsmann genoss, bezeugen alle seine Zeit-
genossen; sein kaiserhcher Schüler Theodoros Laskaris widmete ihm ein
Enkomion.
Georgios Akropolites schildert in seiner Xqovixtj (Tvyyq^VV ^^
Ereignisse von der Bestürmung Konstantinopels durch die Lateiner bis zur
byzantinischen Restauration (1203 — 1261) und gibt mithin eine Fortsetzung
des Niketas Akominatos. Er ist über den schwierigen Stoflf wohl unter-
richtet \ denn er hat die Schwankungen der lateinischen Herrschaft in Kon-
/
8. QesehieliiBohreiber und Chroniateii. A. QeBchiohtsohreiber. (§§ 124—125) 287
stantinopel wie die Machtentwicklung des griechischen Kaisertums in Nikäa
zam grossen Teil als Zeitgenosse beobachtet und in seiner Stellung als
Grosslogothet, Feldherr und Gesandter selbst allenthalben an den Ereig-
nissen Anteil genommen. Seine Auffassung ist nüchtern und sachlich, seine
Erzählung aus inneren Gründen glaubwürdig, auch wenn er nicht selbst das
tadteische Sine ira et studio ausdrücklich als seinen obersten Grundsatz
bezeichnete.') Sein Stil ist sehr verständlich, wenn auch etwas kanzlei-
massig plump und besonders im Satzbau nachlässig. Vulgarismen sucht
Akropolites wie fast alle Historiker der Eomnenen- und Paläologenzeit
eifrigst zu vermeiden oder wenigstens gelehrt zuzuschneiden. Das thut er
L B. S. 138, 15 ed. Bonn., wo er die vulgärgriechische Bezeichnung des
Esels yadaqoq {ydidaQog) einer auch in Glossaren vorkonmienden Etymo-
logie zu liebe in aetdagog {äsi-dhQO): der stets Geschundene) umändert:
*Eifl yoQ %6iq dijXoig xai ol äeidaqot Xhyovaiv, Hv 6' äyd • idov (lexd
%m aeiSaQoiv xal Vj/acTg (rwreTay/aeO-al Das Werk des Akropolites diente
spateren Chronisten wie dem Verfasser der Synopsis Sathas und Ephräm
als Quelle.
Ausser dem Geschichtswerk haben wir von Akropolites ein Gedicht
und einige rhetorische und theologische Schriften: Im Jahre 1252 ver-
öffentlichte er die Briefe seines Schülers Theodoros Laskaris und schickte
ihnen ein metrisches Vorwort (63 Trimeter) voraus. Dem Kaiser
Johannes Dukas Batatzes widmete er 1254 eine schöne Leichenrede,
in welcher er ein anschauliches Bild von der politischen Thätigkeit dieses
trefflichen Fürsten entwarf. Während seiner Gefangenschaft in Epirus
verfasste er zwei Schriften über den Ausgang des hl. Geistes, die
in der für den Verfasser charakteristischen Aufforderung gipfeln, man
möge von den dogmatischen Differenzen absehen und sich auf Grund der
gemeinsamen sittlichen Anschauungen versöhnen. Dazu kommen kleinere
theologische Traktate und ein Enkomion auf den hl. Georg. Irr-
tQmlich sind ihm Scholien zu Gregor von Nazianz zugeteilt worden. Dar-
nach ist die Notiz S. 94 zu berichtigen.
1. üeberlieferung: Die Geschichte des Akropolites ist in 3 Fassungen erhalten,
in der ursprQnglichen, einer verkürzten und einer erweiterten. Die erweiterte Fassung,
die im Cod. Ambros. A. 202 inf. steht, war bisher nicht bekannt. Sie enthält mehr
als 20 zum Teil recht interessante, offenbar von einem Zeitgenossen des Geschichtschreibers
herstammende Zusfttze, die übrigens in der Us durch Einschliessung in * und durch Rand-
notizen ausdrücklich als nicht dem Akropolites gehörig bezeichnet werden. Dieselben Zu-
sätze finden sich auch in der von einem jüngeren Zeitgenossen des Akropolites verfassten,
bis zum Jahre 1261 reichenden Synopsis Sathas. — Das Prodmion zu den Briefen des
Theodoros Laskaris bewahrt der Cod. Laur. 59, 35 fol. 39—40. — Der Epitaph auf
Kaiser Johannes Dukas Batatzes steht z. B. im Cod. Marc. XI 22 fol. 126—141. — Die
theologischen Schriften in zahlreichen Hss.
2. Ausgaben: Die verkürzte Fassung ed. pr. Theod. Dousa, Lugd. Bat. 1614. —
Die ursprüngliche mit der verkürzten: Graece et Latine ed. Leo Allatius, Paris 1651,
mit Joel und Eananos; am Schlüsse die berühmte Abhandlung De Georgiis eorumque
scriptis S. 229-427. — Wiederholt Venedig 1729. — Im Bonner Corpus rec. I. Bekker,
BonDae 1836, mit den Noten des Dousa und Allatius; die kürzere Fassung ist nur im
*) Ovte yovy ngog tp&ovov^ dXV
ovdi nqog fiicof rj xai n^os Bvvoiav
üvyyga^fiy /Qewy icn xov cvyyQatpoyttt,
criJl* Ictofflat ftoyoy x^f^y xal jov fiij X^^fjg
ßvS^if, fjv 6 XQoyof oi&s yeyydv, naQa&o^tjyat
td vno nytjy yBysyfjfiiya, bXx* aya&a bU9
{pavXa rvyxayoiey. S. 5 ed. Bonn.
288
BTsantinisohe Litteratnrgeschichte. L Prosaische Litterstiir.
Apparate beigezogen. — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 140, 969—1220. — Auf di6.;j
Kreuzfahrer bezügliche Partien auch im Rec. des historiens grecs des crois. t. I und II
(Kommentar). — Ueber die Ausgabe einer theologischen Schrift s. S. 94. — Eine auf dem
ganzen ziemlich reichhaltigen Hssmaterial beruhende Qesamtausgabe des Akropolites
wird von Aug. Heisenberg fttr die Bibliotheca Teubneriana vorbereitet.
3. Hilfsmittel: Leo Allatius, De Georgiis S. 357 f. — Vgl. M. Hanke, De
Byz. rer. scriptoribus S. 542-565. — Fabricius, Bibl. Gr. ed. Harl. 7, 766—773; 12. 50.
— C. Hopf, De bist, ducatus Athen, fontibns S. 67. — Ueber die Familie des Georgios '^
und Konstantinos Akropolites vgl. K. N. Sathas in der Abhandl. von J. Durand, Bol- l
letin monumental 45 (1879) 369—372. — Hauptschrift: Aug. Heisenberg, Studien J
zur Textgeschichte des Georgios Akropolites. Münchener Diss., Landau i. d. Rheinpfalz 1894. ^
— Von Heisenberg wird auch eine Monographie über das Leben des Akropolites erwartet« "
126. Georgios Pachymeres {redQyiog 6 UaxvfAäQrig) wurde 1242 in '
Nikäa geboren, ging 1261 nach der Vertreibung der Lateiner mit Georg '
Akropolites, Georg von Cypern und anderen hervorragenden Griechen nach
Eonstantinopel und gelangte, durch seine reiche Bildung gefördert, schnell ,
zu hohen Stellen in Kirche und Staat; er war tsQoiivrj^oyv^ ngaoräxdixog,
ßaaihxoq iixaiotpvXa^ u. s. w. Er starb um 1310 (jedenfalls nach 1308) ;
Über seine Lebensverhältnisse spricht er selbst an mehreren Stellen seines
Geschichtswerkes; anderes erfahren wir aus einer poetischen Selbstbiographie
und aus dem nekrologischen Gedichte seines Schülers Manuel Philes.')
Der bedeutende litterarische Nachlass des Pachymeres scheint ziemlich
vollständig erhalten. 1. An der Spitze steht das grosse Geschichtswerk,
welches in 13 Büchern den Zeitraum von 1261 (genau genommen von
1255) bis 1308 umspannt und somit die unmittelbare Fortsetzung des
Akropolites bildet. Pachymeres schreibt die Geschichte einer Periode,
die er selbst erlebte, und ist daher mit dem Stoffe wohl vertraut. Ein
echter Sohn der von theologischen Kämpfen erfüllten Paläologenzeit ist er
der erste byzantinische Historiker, bei dem das Hauptgewicht auf die
breite Ausspinnung dogmatischer Streitigkeiten fällt; in dieser übermässigen
Neigung zur Dialektik, die das Werk zu einer qualvollen Lektüre macht,
sind ihm Nikephoros Gregoras und Joh. Kantakuzenos getreulich nach-
gefolgt. Es ist, als ob diese Männer, von dem Elend der politischen Ge-
schichte des Reiches abgeschreckt, in den abstrakten Erörterungen der
damals alle Geister bewegenden dogmatischen Fragen Trost und Erleich-
terung gesucht hätten. 2. Rhetorische Sachen: JlQOYVfivdafiaTa über
(Ue uralten, unausrottbaren Themen der Rhetorenschulen, z. B. eine Ohne
über den Satz: Alles Gute beruht in der Besonnenheit (JlavTia %d dyax^d
iv fAovti) %([) (pQovetv cffTi); eine Bearbeitung des für die Paläologen aller-
dings recht zeitgemässen demosthenischen Ausspruches: Geld ist nötig und
ohne Geld kann nichts gefordert werden; ein xoivog rorrog xavd XoiSoqov u. a.
Daran schliessen sich 13 MektTut, d. h. Deklamationen über fingierte
Themen aus der Politik, Rechtswissenschaft und Moral, z. B. die ebenso
alte als blödsinnige, schon von Synesios*) verspottete Aufgabe: „Ein Sieger
im Wettkampfe verlangt als Ehrengeschenk die Tötung eines Bürgers.
Die Stadt billigt es. Es zeigt sich aber, dass er den Mann schon vorher
') In den Ausgaben desPhiles von Wems-
dorf und Miller; auch bei Boissonade, Pachy-
meris declamationes XllI S. 253—260.
'} Jle^l iyvTjyimy cap. 13 (Migne, Patr.
gr. 66, 1320): IIov av ettj noXiteia yd^ag
tt^tCTst di&ovaa xreiyai noXirtjy ayrtnoUrBvO'
fjLsyov ;
2. 0«Mlii^tM]ireiber und Chronisten. A. Qesohiohtachreiber. (§ 126) 289
tötet hat, und er wird des Mordes angeklagt. Wir studieren den Kläger. "
ierher gehört auch seine "ExipQaatg tov AvyovaTewvog. 3. Eine Schrift
)er das Quadrivium: Svvtayfia rwv TcaaaQwv fAad-^jfitkwVy aQt&fArjTixrjg,
ivcixf^g, Y€<afA€TQiag xal äatQovofiiag, Hievon sind erst das zweite Buch:
F^ OQ/Äovixrjg ijroi /üovatx^g und Stücke des vierten Buches: ''Oqoi. atpai-
ci;$ fjvM jicqI MTQovofAiag ediert. Beide beruhen grösstenteils auf alten
>rlagen, sind aber von Wichtigkeit für die Geschichte der mittelalter-
hen Musik und Astronomie. 4. Ein Abriss der Philosophie des
ristoteles, der in vielen Handschriften überliefert, jedoch nur teilweise
i Originaltext veröflfentlicht ist. Die Anregung zu seiner philosophischen
•beit verdankt Pachymeres wohl dem Nikephoros Blemmydes. 5. Eine
iraphrase zu den Reden und Briefen des Dionysios Areopagites;
} zu den Briefen entstand auf Anregung des Patriarchen Athanasios von
exandria. 6. Poesien. Neun Qesänge einer Selbstbiographie in Hexa-
jtem. Das Werk ist nicht ediert, doch gibt Pachymeres einige Proben
sselben in seinem Geschichtswerke, i) Seine Vorbilder sind Homer und
8 Gregor von Nazianz Gedicht IleQl iavtov. Weniger gesichert scheinen
iXOf v^avToiy eine poetische Spielerei.*) 7. Briefe von Pachymeres
llen in italienischen Bibliotheken liegen;^) doch ist von denselben nichts
kannt gemacht. Ein Brief des Pachymeres an Athanasios, den Patri-
chen von Alexandrien, steht im Cod. Paris, gr. 996 fol. 275 — 276\
Iresse und Anfang: 'E7ii<rtoXrj tov dixatotfvkaxoq xai nQtotexdCxov tov
acxvfisQTj xvQOV Fedogyiov nQoq xov ccyiciTaTov nänav xal naxQiaqxrjy *Ak€*
vdQsiagy Aißvvfij <ll€v>ta7v6X€ü)g xai ndfsrjq Atyvmov xai Ald-ioniaq xvqov
iavaaiov änoirjfAOvvta ix r^g K(üv<stavrivov xai ivSrjfiovvva (cod. ivdif'
rviTog) iv ty ^P66(iJ. 'AnätfTtjg «f rj/iciv etc. Vgl. Boivin im Kommentar
Nikephoros Gregoras ed. Bonn. H 1200 (zu pag. 216, 11).
Pachymeres ragt durch seine BUdung und litterarische Thätigkeit
yer seine Zeitgenossen empor und kann als der grösste byzantinische
olyhistor des 13. Jahrhunderts bezeichnet werden. In ihm erblickt man
BUÜich die Licht- und Schattenseiten des Zeitalters der Paläologen. Es
ihlt dem Pachjrmeres nicht an Gelehrsamkeit, Originalität und Witz,
rotzdem bringt er es nicht mehr zu jener Selbständigkeit der Ajischau-
ng und des Ausdrucks, welche Männer wie Photios und Psellos auszeichnet,
^r einzige scharf ausgeprägte Charakterzug in ihm ist die rücksichtslose
tetonung des nationalgriechischen Standpunktes in der Unionsfrage ; doch
rird gerade durch den theologischen Grundton die Wirksamkeit der huma-
isüschen Richtung bei ihm noch mehr als bei Niketas Akominatos durch-
reozt. Das gilt namentlich von seiner Darstellung, in der sich das
unte Spiel homerischer Phrasen mit theologischer Deklamation vermischt.
^bschon er wie Anna und ihre Nachfolger die üblichen technischen Aus-
') Kai tofB afftiJQ xofÄiJTfjs dtp* kuniqag
lilufiiter, negi ov xal iy toig xar* ifiav^
oV (fi' iniov tmifiyipra, ovttf Yqdq>tap'
Ufj fuy ip^iyonof^lg iarjfAB^iviQ iniXavysy etc.
I 304 ff. ed. Bonn.
'} Die Venes. Handschrift gibt die geist-
Erklirong: icu 6k o i^fpatyofisyog
ati/os dytod^By xarto xal xärai&ey aria. Vil-
loison, Anec. Gr. II 77 f., wo auch eine Probe
gegeben ist. Ueber ähnliche Spielereien s. V.
Gardthausen, Griech. Paläographie, Leipz.
1879 S. 120 ff.
») Villoison a. a. 0. II 77.
dar UiM. All«rtii]iifwi«eiuclMfl. IX. 1. AbUf. 2. Anfl,
\%
290
fiyeaniiniBohe LitieratargeBchiohte. I. Prosaische Litterator.
drücke fremder und gemeiner Herkunft*) zulässt, geht bei ihm die purin
stische Pedanterie so weit, dass er auf Kosten der Deutlichkeit sogar statt
der christlichen Monatsnamen die attischen gebraucht.^)
1. Ausgaben und Hilfsmittel: Geschichtswerk: Ed. pr. P. Possinns«
Romas 1666-69. — Im Bonner Corpus rec. I. Bekker, 2 voll. Bonnae 1835, mit des
Beigaben des Possinus und einem sprachlichen und historischen Index. — £ine ausführ-
liche Beschreibung des das Geschichtswerk enthaltenden Cod. 5 der Sammlung des Kreui-
klosters (jetzt in der Patriarchalbibliothek zu Jerusalem) gab A. Papadopulos-Kerameut,
JeXfioy 3 (1890 — 1892) 529—535. — Rhetorisches: ÜQoyvfjiyäafÄata in den Rhetores
Graeci ed. Chr. Walz, 1 (1832) 549—596. — MeXerai: zuerst die 13. in Anecd. gr. ed.
Fr. Boissonade, 5, 350 ff.; dann alle: G. Pachymeris declamationes XIll ed. Fr. Bois*
sonade, Paris 1848 (mit dem Philogelos). — Vgl. L. Sternbach, Curae Menandreae.
Dissert. classis philol. acad. litt. Craecoviensis t. 17 (1892) 182. — '^(pQaais tov Avy^
ed. Banduri, Imper. Orient. 1 3, 114 ff.; Nikeph. Greg. ed. Bonn. II 1217 ff. — Quadri«
vium: Das Buch über Musik ed. U. Vincent, Notices et extraits 16 (1847) 2,362—559»
mit einer Abhandlung über alte und mittelalterliche Musik. — Das Buch über AstronomiS:
ed. H. Martin, Theonis Smymaei Platonici liber de astronomia, Paris 1849, mit einer Dar»'
legung des Verhältnisses zu den alten Astronomen. — Den Abschnitt über Arithmetik, eiii#
Paraphrase des ersten Buches des Diophantos, ed. P. Tanner y, Diophanti Alexandrini
Opera omnia, Leipzig, Bibl. Teubn. 2 (1895) 78—122. — £. Narducci, Di un codioe
archetipo e sconosciuto deiropera di Giorgio Pachimere: U^ql Tuiy tBaaägwy [ia&rjfjidxoip^
Atti della R. Accademia dei Lincei, anno 288, 1891, Serie quarta, Rendiconti vol. VII,
10 semestre, Roma 1891 S. 191—196 (über einen Codex der Biblioteca Angelica in Rom).
— £. Narducci, Complemento alla nota intorno al codice Angelico delFopera di Georgis
Pachimere Tliql xtüv jeaaagtoy fia^frjfiaitoyf a. a. O. Serie quinta, vol. 1 (1892) 153 — 156i.
— Ueber die von Pachymeres für das Quadrivium benutzte Euklidhs vgl. 1. L. Heiberg
in: Euclidis opera omnia edd. 1. L. Ueiberg et ü. Menge vol. 7 (Leipzig 1895) 8. XJCXl.
— Zu Aristoteles: Von dem Abriss der gesamten aristotelischen Philosophie ist nur der
erste Teil (die Logik) griechisch herausgegeben: zuerst teilweise Venedig 1532 bei dt
Sabio (mit dem Kompendium des Psellos); dann ganz Paris 1548 und 1581; auch Oxford
1669. Das ganze Werk nur in lateinischer Uebersetzung: Georgii Pachymerii tiieronmne-
monis, in universam fere Aristotelis philosophiam epitome . . . e graeco in latinum 8e^
monem . . . conversa a D. Philippe Becchio, Basileae 1560. — UsqI dxofjttov y^afAfAmv
öfter mit Aristoteles z. B. Oper. Aristot. nova editio ... ex bibl. Is. Casauboni, Lugd.
1590, ,t. 1, 745—752. — Zwei Stücke des Kommentars zu Aristoteles Meteorologica ed.
Ch. £m. Ruelle, Deux morceaux in^dits de Georges Pachym^re sur Farc en ciel, An-
nnaire de Tassoc. 7 (1873) 158—187. — Ueber zwei Hss der aristotelischen Encyclopädi«
des Pachymeres handelt H. Diels, Ueber den angeblichen Justin IIbqI tpvx^g^ Sitzungsber.
Berl. Ak. 1891 S. 151—153. — Mitteilung Über Aristotelica des Pachymeres im Cod.
Paris. 2328 bei A. Cramer, Anecd. Paris. 1 (1839) 392. — Vgl. C. Prantl, Geschichts
der Logik 1 (1855) 658. — Friedr. Littig, Die 4»i'Äoaofpia des Georgios Pachymeres,
Progr. des Maximiliansgymn., München 1891 S. 87—98. — Paraphrase zu Dionya
Areop.: Zuerst zu den Briefen in lat. Uebersetzung ed. G. Tilmannus, Parisiis 1538. —
Vollständiger griech. Text apud Guil. Morelium, Parisiis 1561. — Migne, Patr. gr. 3 und 4«
— Ein Buch des Pachymeres De probatione capitum soll Leo Allatius 1643 ediert
haben, doch hat niemand ein Exemplar dieses Druckes gesehen ; s. Walz, Rhet.gr. 1,550.
— Sammelausgabe nach den älteren Drucken: Migne, Patrol. gr. 143,407 — 1216 und
144, 1—930 (Geschichte, '^<pgaais rov Avy. und einige theologische Schriften).
2. Biographie und Werke: M. Hanke, De byz. rer. scriptoribus, Lips. 1677
S. 566—578. — C. Hopf, De bist, ducatus Ath. fontibus S. 67 f. — Ch. Em. Ruelle, Annuaire
de Fassoc. 7 (1873) 158—166 (der aber die Ausgabe des Quadrivium von Martin nicht
kennt). — Einzelverse (Monosticha) des Pachymeres über die Gesänge der Odyssee stehen
im Cod. Vatic. Pal. 231 s. 13—14 foL 231.
3. Ueber die von Pachymeres aufgebrachte, für das Nahen des Humanismus recht
symptomatische Neuerung statt der christlichen (römischen) die attischen Monats*
namen zu gebrauchen und das hiebei angewandte System handelt Paul Tannery, Revue
archöologique III. s^rie 9 (1887) 23—36. Viel später (erst um 1500) dringt die attische
Nomenklatur auch in die Subskriptionen griechischer Handschriften; hiebei schöpften die
Kopisten aus Theodoros Gazes IUqI fit^yaty. In früheren Byzantinern sind attische
') Z. B. xofifieQxioy , (fQ^Qioi (frdres),
nQiyrirjs (prince), xoytos (conte), xaßaXXuQtoi
U. •. w.
*) Z. B. II 146, 1 ed. Bonn, fifjyof 'ESLa^
g>f]ßoXnuyog. II 249, 11 rafAfjXuiy d* iyeu
arijxn fiijy.
2. OMehiohtoohreiber und Chronisten. A. (^Mohichtochreiber. (§ 127) 291
Monatsnamen stets mit Misstrauen aufzunehmen; Tannery bat a. a. 0. schlagend nach-
gewiesen, dass der bekannte Fälscher Konstantin Palaeokappa aus besonderer Absicht in
einem Texte des 11. Jahrhunderts die römischen Monatsnamen durch die attischen ersetzte.
Vgl. V. Qardthausen, Griech. Paläographie, Leipzig 1879 S. 400, und Ludwig Voltz,
Bemerkungen zu byzantinischen MonatsUsten, B. Z. 4 (1895) 547—558. Mit dieser anti-
quarischen Mode hängt auch das häufige Vorkommen von Verzeichnissen der römischen
aod mtÜschen Monate in späteren Hss zusammen. Im Cod. Paris. 1728 steht eine Liste
der athenischen Monate vor dem Geschichtswerke des Pachymeres selbst.
4. Zur Ergänzung der Nachrichten des Pachymeres wie auch des Georgios
Akropolites und des Niketas Akominatos dient das über die Geschichte der Idein-
asiatischen Seldschuken in der Zeit von 1192 — 1280 und ihre Beziehungen zu den Byzan-
tinern, Armeniern und anderen Nachbarn berichtende, in persischer t^prache abgefasste
Werk Seldjouq Namdh, von dem bisher nicht das Original, sondern nur eine spätere
Mrsische Bearbeitung und eine türkische Uebersetzung bekannt sind. P. Melioranskij,
Das Werk Seldjouq Namöh als Quelle für die Geschichte von Byzanz im 12. und 13. Jahr-
hundert, Viz. Vr. 1 (1894) 613-640. Bericht von E. K., B. Z. 4 (1895) 391 f. — Eine
weitere Ergänzung des Pachymeres bildet die Autobiographie desEaisers Michael Vlll
Palaeologos; über sie vgl. § 137.
127. Nikephoros Eallistos Xanthopulos {NixrjfpoQog KaXharoq o
SavOvnovlog) verfasste im Anfange des 14. Jahrhunderts eine Eirchen-
geschichte in 18 Büchern, die bis zum Tode des Kaisers Phokas (610)
reicht. Von 5 weiteren Büchern ist eine Inhaltsanzeige erhalten, die mit
dem Jahre 911 abschhesst; Nikephoros hat aber seine Geschichte nicht
bis zu diesem Zeitpunkte fortgeführt. So blieb das Werk wejt hinter dem
ursprüngUchen Plane zurück; denn da der Verfasser sein Befremden darüber
äussert, dass seit dem Ende des 6. Jahrhunderts d. h. seit Euagrios nie-
mand auf den Oedanken gekommen sei, die kirchlichen Ereignisse zu be-
schreiben, müsste man eine bis zum Anfange des 14. Jahrhunderts fort-
laufende Kirchengeschichte erwarten. Trotz der unvollendeten Gestalt des
Werkes hat F. Ch. Baur (s. u.) dem Xanthopulos das Lob gespendet, dass
er zuerst die Idee einer allgemeinen, den ganzen Verlauf der katholischen
Kirche umfassenden Geschichte ausgesprochen und wenigstens teilweise
zur Ausführung gebracht habe. Dieses Verdienst ist aber neuerdings
recht zweifelhaft geworden. Manches deutet darauf hin, dass Xanthopulos
ein im Anfang des 10. Jahrhunderts verfasstes, bis zum Jahre 920 ge-
führtes Werk (s. S. 247) umarbeitete und dasselbe ohne weiteres mit
seinem eigenen Namen bezeichnete, ähnUch wie sich Kedrenos das Werk
des Skylitzes aneignete. Dann wären also Eusebios, Sozomenos, Sokrates,
Theodoretos und Euagrios, auf denen die Geschichte des Xanthopulos vor-
nehmlich beruht, nur indirekte Quellen. Im günstigsten Falle ist das Ver-
dienst, die Idee einer allgemeinen Kirchengeschichte gefasst zu haben, von
Xanthopulos auf den unbekannten Autor des 10. Jahrhunderts zu über-
tragen. Im Grunde genommen war die Idee aber auch damals nicht mehr
neu; denn in einem ähnlichen Geiste waren schon die Kirchengeschichten
des Philippos von Side (um 430), des Theodoros Anagnostes (um 530)
und des S. 247 Anm. 3 erwähnten Anonymus gearbeitet.
Die übrige litterarische Thätigkeit des Xanthopulos ist noch wenig
untersucht und gewürdigt. Soweit sich sein Nachlass gegenwärtig nach
den Drucken und Handschriften überbUcken lässt, erscheint Xanthopulos
als ein zwar nicht vielseitiger, aber auf gewissen Lieblingsgebieten origi-
neller und verdienter Schriftsteller. Mit besonderer Vorliebe verfasste er
1^*
1
292 Bysantinisohe LitteratargeBohichte. L Prosaisohe litieratiir.
katalogartige Lehrgedichte in jambischen Versen z. B. Verzeich-
nisse der Kaiser, der Patriarchen, der Hof- und Kirchenämter, der Apostel
und Jünger, der Heiligen des Kirchenjahres und der Hymnographen. Diese
bequemen Memorialgedichte, die mit dem ausführlicheren Werke des
Ephräm zu vergleichen sind, erfreuten sich grosser Beliebtheit, und einige
derselben sind in zahllosen Handschriften verbreitet. Damit verbinden
sich ein jambischer Auszug der hl. Schrift {2vvoipig rr^g ^eiag ygaffi^)
und als Ergänzung dazu ein Abriss zur hl. Schrift nach Joseph
{2vvontixrj nqog &€tav YQccqrjv), eine ebenfalls auf Joseph beruhende Er-
zählung der Eroberung von Jerusalem (UXaxrtg legovtraXijfi) und eine
2700 jambische Verse umfassende Paraphrase der Lebens- und Wunder-
geschichte des hl. Nikolaos von Myra. In das Qebiet der Kirchen-
poesie gehören sieben erbauliche Troparien auf die hl. Jungfrau,
sämtlich mit alphabetischer Akrostichis. Auch die von Theodoros Studites,
Johannes Qeometres, Christophoros von Mytilene u. a. gepflegten Tradi-
tionen der epigrammatischen Poesie setzte Xanthopulos fort; wir
haben von ihm kleine Gedichte auf den Hymnos Akathistos, auf ge-
schnittene Steine mit Darstellungen aus der hl. Schrift, auf Anhängsel
(Enkolpien), Heiligenbilder u. a. Dazu kommt ein Gedicht an den Kaiser
über den Wein und ein erbauliches Alphabet.
Seine Kenntnis der Kirchenpoesie bekundete Nikephoros auch durch
mehrere erklärende Schriften: einen Kommentar zum Oktoechos (!E^-
rjyrfiig elg Tovg dvaßa&fiovg %(av oxroi rjx^^')i ^^^^ Abhandlung über Re-
sponsion, Kontakion, Oikos und Hexaposteilarion und den Grund dieser
Benennungen, endlich eine Erklärung zum Hymnus des Kosmas auf die
hl. Jungfrau. Auf die Liturgie bezieht sich auch seine Erklärung der
Feste des Triodion: NirxrjtpoQov KaXliarov tov Savx^onovkov awa^dgia
elg Tag imaijfiovg rov XQKfdiov io^dg^ fiiav ixd<rtrjv avxSv aixiokoyovvra,
nwg noxe x6 xax' dgxdg yäyovs u. s. w. Dazu kommen mehrere geistliche
Homilien, eine Schrift über die Kirche der hl. Maria xf^g ^(orjfpoQov nrjyrjg
nebst einem Officium zur Einweihung dieser Ejrche, ein Brief an einen
Orphanotrophos, mehrere Gebete {evxcci) und Scholien zu den Psalmen und
zu Reden des Gregor von Nazianz. Weniger gesichert sind rhetorische
Progymnasmata (im Cod. Paris. 2988 s. 14 fol. 1 — 8).
1. Ausgaben: Der grösste Teil der Poesien und ein Gebet scbon in dem kleinen
Bändchen: Cyri Theodori Prodromi epigrammata etc., Basileae apud looanem Bebelium
1536. — Nach diesen und anderen meist schwer zugänglichen alten Drucken Gesamt-
ausgabe von Migne, Patr. gr. 145, 549—1331, 146 und 147, 1—632. — Zwei jambische
Kataloge der Kaiser und Patriarchen bei Labbaeus, Protrept. bist. Byz. (dem Pariser
Corpus vorausgeschickt) S. 34 f. — Erklärung zum Oktoechos ed. pr. KyVillos Athana-
siades, Jerusalem 1862. — Die Erklärung der Feste des Triodion erschien in neugr.
Uebersetzung von Matthaeos Kigalas, Venedig 1639. Vgl. £. Legrand, Bibliogr.
hell, du XVII« sidcle 1 (1894) 404. — Das metrische Leben des hL Nikolaos scheint
noch unediert zu sein (erhalten im Cod. Bodl. Miscell. 79).
2. Hilfsmittel: Fabricius, BibL gr. ed. HarL 7, 437—444; wiederholt bei
Migne, Patr. gr. 145, 549—558. — G. J. Voss, De historicis graecis, ed. Westermann,
Leipzig 1838 S. 367 f. — Ueber die Kirchengeschichte vgl. F. Ch. Baur, Die Epochen
der kirchlichen Geschichtschreibung, Tübingen 1852 S. 32 ff. — Albin Freund, Beiträge
zur antiochenischen und zur konstantinopolitanischen Stadtchronik, Dias., Jena 1882 S. 84
(tiber Reste von kpolitanischen Konsultafelannalen bei Xanthopulos). — Ueber die Quellen
d^r ^irchengeschicbte vgL G. Dangers, De fontibus, indole et dignitate librorum ^nos
2. Geflobiohtoolireiber und Chronlaten. A. Oeichichtoohreiber. (§ 128) 293
de biatoria ecclesiastica scripserunt Theodonis Lector et Euagrius, Gdttingen 1841 S. 5. —
Nolte, Tübinger tlieol. Quartalschr. 43 (1861) 573. - Ludw. Jeep, Jahns Jahrb. Sup-
plementbd. 14 (1885) 98 ff. — C. de Boor, Zur kirchenhistorischen Litteratur, B. Z. 5
(1896) 16—23., — Zu den jambischen Katalogen vgl. Paragraph Ephrftm Anm. 2.
3. üeberlieferung: Zur Ueberlieferung der Kirchengeschichte vgl. C. de Boor,
Zur Kenntnis der Hss der griechischen Kirchenhistoriker, Zeitschr. f. Kirchengeschichte
6 (1883 — 84) 482—494. — Die meisten der übrigen Schriften, besonders die jambischen
Kataloge, sind in zahlreichen Hss verbreitet; seltener sind die Kommentare zur Kirchen-
poesie; noch seltener die Schrift über die Kirche der hl. Maria xijq ^oniq>6qov nijy^g, die
Epigramme and das Leben des hl. Nikolaos. Das jambische Menologion, Katalog der
Kaiser und Patriarchen und eine Synopsis des Triodion z. B. im Cod. Neapel. IL A. 12,
das jambische Menologion im Cod. Paris, gr. 1585, Erklärung der Feste des Tnodion
m den Codd. Mutin. II. B. 11, Athous 1853, Bodl. Canon. 64 und Mosq. Syn. 394(Vlad).
— üeber eine Hs des Katalogs der Hofämter siehe Paragraph Kodinos Anm. 4. — Die
Schrift Ober die Kirche und die Wunder der hl. Maria t^g Cf»ffj<poQov ntjy^g nebst dem
Officium scheint nur im Cod. Vindob. bist. 103 (Nessel) und in einem Vaticanus er-
halten zu sein; vgl. Migne, Patr. gr. 145, 551, und die ausführliche Beschreibung der
Wiener Hs bei P. Lambecius, Commentariorum de Augustissima bibl. Caes. Vmdob.
1. VIII. ed. Kollar, Wien 1782 S. 118—132. — Die wichtigste aller mir bekannten Hss ist
der, wie es scheint, sämtliche Schriften des Xanthopulos ausser der Kirchengeschichte ent-
haltende, dem Autor etwa gleichzeitige Cod. Bodl. Mise eil. 79, nach Coxe ,sec. forsan XIII
exeontis*, aber mit Rücksicht auf das Alter des Autors jedenfalls ins 14. Jahrb. herab-
znrficken. Beschreibung bei H. 0. Coxe, Catalogi codicum mss bibl. Bodl. p. 1 (1853)
662-665.
4. Biographie und Name: Seit früher Jugend war X. der Hagia Sophia bei-
gegeben, und aus der Bibliothek dieser Kirche schöpfte er den grdssten Teil seines ge-
schichtlichen Stoffes, wie er im ersten Kapitel des ersten Buches (Migne, Patr. gr. 145, 609 C)
selbst erzählt. Er vollendete sein Werk im 36. Lebensjahre (B. I Kap. 1 = Migne a. a. 0.
620 C) und widmete es dem schon greisen Kaiser Andronikos II, der 1327 über 70 Jahre
alt starb (Widmungsenkomion, Migne a. a. 0. 588 D ; vgl. ebenda 549 Anm. a). Mithin
ist X. spätestens i. J. 1291 geboren worden. Wenn man seinem Patriarchenkataloge,
der in den Hss mit Kallistos (1350 — 1354 zum erstenmale) schliesst, vertrauen darf, er-
streckte sich sein Leben bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts. Im höheren Alter scheint
X. Mönch geworden zu sein. — Vereinzelt steht m. W. die Notiz, dass sich Nikephoros
K. X. nach dem Eintritte ins Kloster N alles genannt habe. Man findet sie in der Ueber-
schrift des ersten Synaxars des Triodion im Cod. Vatic. Reg. Suec. 182 s. 15 foL 1:
Tov fiaxaQiunatov xal Xoyitotdtov xvqov Nixij(p6gov KaXXiatov rov Say^onovXov tov dia
Tor j^§iov xtti äyyeXixov a^ijf^ttTog fifioyo/4ac&^yTog NdkXov fioyaxov Ivya^dgia. So be-
richtet H. Stevenson, Codices mss graeci Reginae Suecorum et Pii PP. II, Rom 1888
S. 123. Da aber ein heiliger N alles m. W. nicht existiert, ist wohl N^iXov statt NtxXXov
zu schreiben. Ueber die Sitte, beim Eintritte ins Kloster einen Namen zu wählen, der
denselben Anfangsbuchstaben hatte wie der früher geführte, vgl. M. Treu, Maximi mo-
nachi Planudis epistolae S. 189, und Eustathii Macrembolitae quae feruntur aenigmata 8. 25.
128. Nikephoros Ghregoras {Nixrj<piJQog 6 rQr]YOQäg), der grösste
Polyhistor der zwei letzten Jahrhunderte von Byzanz, wurde 1295 im
pontischen Herakleia geboren; hier erhielt er durch seinen Oheim, den
gelehrten Metropoliten Johannes, den ersten Unterricht. Als Jüngling
begab er sich nach Eonstantinopel, wo er zu den höchsten Kreisen der
theologischen Gesellschaft in nahe Beziehung trat. Der Patriarch Johannes
Glykys, dem er mit kindlicher Anhänglichkeit zugethan war, unterrichtete
ihn in der Rhetorik und fand an seinem Talente solches Gefallen, dass
er ihm 1320 die Abfassung seines Testamentes übertrug. Von grösserer
Bedeutung für den Bildungsgang des Gregoras war der vielseitige Gross-
logothet Theodoros Metochites, der ihn in die Geheimnisse der Astro-
nomie einweihte; zum Danke interpretierte Gregoras mit den Kindern des
Metochites die schwierigsten Werke der Alten. Nun kam der junge Ge-
lehrte an den kaiserlichen Hof und gewann das Vertrauen des Andronikos
Paläologos (1282—1328); er unterbreitete demselben 1325 einen wohl
294
Byz^ntinisohe Litterainrgeiohiohte. L Proiaiaohe Litteraiiur.
ausgearbeiteten Plan zu einer chronologischen Verbesserung des Ka-
lenders; doch trug der Kaiser Bedenken, die Reform durchzufahren, weil
es zu schwierig sei, die übrigen Völker zur Annahme derselben zu be-
wegen.') Als im Jahre 1328 der alte Andronikos des Thrones entsetzt
wurde, verlor Gregoras nach der in Byzanz üblichen Praxis als Partei-
gänger desselben seine Güter; doch wurde ihm das Los der Verbannung
erspart, welches unter anderen seinen Freund und Beschützer Metochites
betraf. Nach dieser Katastrophe gab Gregoras, der längst einen Kreis
von Schülern um sich versammelt hatte, seine öffentliche Lehrthätigkeit
auf, um sich in stiller Zurückgezogenheit astronomischen und philosophi-
schen Studien zu widmen. Bald aber wurde er durch einen Anlass, der
auf sein ganzes künftiges Leben bestimmend einwirkte, von neuem an die
Öffentlichkeit gerufen. Der lateinische Mönch Barlaam aus Kalabrien,*)
ein in Philosophie und Theologie wohl bewanderter Gelehrter, von dem
Petrarca Griechisch gelernt hat, begab sich, um die Lehre des Aristoteles
gründlicher studieren zu können, nach Thessalonike und später nach Kon-
stantinopel, wo er manche Schüler um sich versammelte. Durch heftige
Angriffe Barlaams herausgefordert, trat Gregoras aus seiner Abgeschieden-
heit hervor und mass sich mit dem Kalabresen im dialektischen Kampfe;
nachdem er aus demselben als Sieger hervorgegangen war, wurde er vom
Kaiser zum Lohne in seine früheren Amter und Würden eingesetzt und
auch für das öffentliche Lehramt wiedergewonnen. Als Lehrer legte
Gregoras ein Hauptgewicht auf Naturwissenschaften, besonders auf die
Astronomie. In einem schmähsüchtigen Pamphlete wirft ihm ein Gegner
vor, er habe keine Wissenschaft auf der Zunge, nur seine Wohnung sei
voll von Globen und Linien und all sein Wissen sei auf Brettgestellen
aufgespeichert. Der Streit mit Barlaam barg aber die Keime weiterer
Verwicklungen, welche Gregoras zuletzt in schweres Ungemach stürzten.
Nach dem Tode des älteren Andronikos (1332) wurden die alten Versuche
einer Wiedervereinigung beider Kirchen erneuert. Zwei Abgesandte des
Papstes kamen 1333 nach Konstantinopel, um Verhandlungen anzuknüpfen.
Der Patriarch übertrug die Führung derselben dem Gregoras, der, obschon
Laie, alle Bischöfe an theologischer Gelehrsamkeit und dialektischer Ge-
wandtheit übertraf. Mit Eifer mischte sich Barlaam in die Angelegenheit
und schrieb, obwohl er ursprünglich selbst der römischen Kirche angehörte,
in heftigem Tone gegen die päpstlichen Gesandten. Nachdem der Plan einer
Wiedervereinigung der Kirchen in den Hintergrund getreten war, dauerten
die Streitigkeiten auf griechischem Boden fort. Eine Synode 1341 ver-
mochte dem Zwiste kein Ende zu setzen, und als 1347 Johannes Kanta-
kuzenos den Thron bestieg, entbrannte der Fanatismus der gegnerischen
Parteien durch die Teilnahme des Kaisers mehr als je. Nach mancherlei
') Später behandelten noch andere By-
zantiner wie Isaak Argyros dasselbe Thema.
Es ist eine werkwürdige Ironie des Schick-
sals, dass eben die Griechen, von welchen die
Idee der Ealenderverbeasemng ausgegangen
war, nachdem dieselbe durch Gregor Xlil
wirklich durchgeführt ward, ihren Beitritt
bis auf den heutigen Tag verweigerten. Vgl.
G. Earabangeles, 'Enujrtjfioyixij latoQixtj
diaTQißrj negl xrjg ioqtrjg %ov Udcx^t Kon-
stantinopel 1894 S. 114 f.
«) Vgl. S. 100-102.
2. Geflobiohtaohreiber und Chronlaten. A. Gesohichtaohreiber. (§ 128) 295
Schwankungen des Kampfes wurden die Ansichten des Gregoras, der
schliesslich den Patriarchen und einen grossen Teil der höheren Geistiich-
keit gegen sich hatte, durch eine Synode 1351 verworfen. Als er fortfuhr,
in Briefen an seine Freunde in Trapezunt und Cypern, besonders an
Georgios Lapithes sein Recht zu behaupten, fiel er endlich beim Kaiser
völlig in Ungnade und wurde in dem berühmten Chorakloster wie in einem
Gefangnisse festgehalten und streng bewacht; erst nach zwei Jahren ent-
liess man ihn aus seiner Haft. Endlich wurde Gregoras von seinen Geg-
nern, die kein Mittel der Verleumdung scheuten, angeschuldigt, in seinem
Werke ehrenrührige Lügen gegen Kantakuzenos verbreitet zu haben; er
fiel von neuem in Ungnade und wurde wahrscheinlich abermals einge-
sperrt. Wann und unter welchen Umständen der viel gefeierte und viel
verfolgte Mann sein ruheloses Dasein beschloss, ist nicht bekannt; doch
scheint er das Jahr 1359, mit dem sein Werk endet, nicht lange überlebt
zu haben. 1)
Die schriftstellerische Thätigkeit des Gregoras umfasst nahezu alle
Gebiete des byzantinischen Wissens, vorzüglich Theologie, Philosophie,
Astronomie, Geschichte, Rhetorik und Grammatik. Auf eine voll-
standige Beschreibung seines reichen Nachlasses muss hier verzichtet werden.
1. Für uns steht an Wichtigkeit obenan seine ,Römische Geschichte*
(Pfofiai'xTJ IfftoQia). Das Werk schildert in 37 Büchern die Zeit von
1204 bis 1359 und bildet demnach teils eine Ergänzung, teils eine Fort-
setzung des Pachymeres, der mit 1308 abschliesst. Gregoras hat die
Ereignisse, welche seiner eigenen Zeit vorausgehen, nur summarisch be-
handelt; der lange Zeitraum von 1204 — 1320 ist in den ersten sieben
Büchern zusammengedrängt. Auch in den übrigen 30 Büchern ist die
Darstellung ungleichmässig; in der Schilderung der dogmatischen Kämpfe
wächst die Erzählung zu unmässiger Breite und wird zu einer förmlichen
Aktensammlung, die in den Verband der Geschichte lose eingeschaltet ist.
So ist das Werk eine memoirenhafte Parteischrift im vollsten Sinne
des Wortes, das subjektiv gefärbte Gemälde eines grossartigen kirchlichen
Gärungsprozesses. Wie die Komposition so ist auch die Darstellung im
Geschichtswerke des Gregoras ungleichmässig, zuweQen sogar nachlässig,
ein Mangel, der sich aus der wohlverbürgten Thatsache erklärt, dass er
*) Die barlaamitiscben Streitigkeiten,
welche mit blinder Wut geführt worden,
während die gefährlichsten Feinde den klag-
iicheo Ueberrest des alten Reiches bedrohten,
hjü>en eine onübersehbare Flut von Schriften
hervorgerufen, die zum grösseren Teil noch
in den Bibliotheken der wohlverdienten Ruhe
genieflsen. Mehrere Pamphlete gegen Gre-
gorms, deren Seichtigkeit den Charakter und
die Bildung seiner Gegner im schlimmsten
lichte erscheinen lässt, sind in der Bonner
Aosgabe des Gregoras Praef. S. 61 ff. ab-
gedruckt. Der Patriarch Philotheos wirft
ihm seine paphlagonische Abkunft vor und
sagt» er sei noch schlimmer als jene Paphia-
inmier, die nur in der Sprache barbarisch,
in ihren Sitten aber rein seien. Solchen
Feinden konnte Gregoras wohl mit Recht
den Vorwurf machen, dass sie Stellen in
seinen Werken fälschten und interpolierten,
um ihn nachher zu verdächtigen: er bittet
daher seine Schüler und Freunde, die Exem-
plare seiner Schriften oft und genau zu
kopieren. Unter seinen Parteigängern führte
neben Akindynos vor allem Demetrios
Kydones eine scharfe Feder. Er schreibt
z. B. an den Patriarchen Philotheos: Was
drohst du mir also? Willst du etwa deine
Freundinnen versammeln, um auch meine
Reden zu verbrennen, wie die eines anderen
(des Gregoras), der stets Tugend und Weis-
heit übte und den Glanz seines Lebens durch
die Widerlegung deines Wahnes erhöhte!
Gregoras ed. Bonn., Praef, S. 7t>.
296
Bysantiniflohe Litteratorgeidiiohie. L Prosaisehd Littoratnr.
I
einen grossen Teil des Werkes unter höchst ungünstigen äusseren Verl
nissen verfasste; zehn Bücher schrieb er im Jahre 1352 während seine
Haft in kaum 40 Tagen. Sein stilistisches Vorbild ist Plato, den er andij
in seinen Dialogen nachahmt.^)
2. Der grösste Teil der übrigen Schriften des Gregoras, die sich
die meisten Gebiete der byzantinischen Produktion erstrecken, liegt n<
unediert in europäischen und orientalischen Bibliotheken. Von der Mannig«
faltigkeit ihres Inhaltes kann das unvollständige Verzeichnis Boivin8*)|
eine Vorstellung gewähren. Es finden sich unter diesen wenig gesichtel
Massen Dialoge, Gebete, Enkomien, rhetorische Schuldeklama«
tionen, Reden, Testamente, Nekrologe z. B. auf Georgios Metochil
(Cod. Paris, gr. 1407 fol. 1 — 11), eine Trostrede an die Kaiserin wegi
des Todes des Metropoliten Theoleptos von Philadelphia (Cod. Vindob. gr.
theol. 174 fol. 131^ — 135''), eine ebenfalls an die Kaiserin gericW
Monodie auf Johannes Chumnos (Cod. Vindob. gr. theol. 174 fol. 146 — 150]
Biographien, grammatische Schriften wie eine TexvoXoyfa ypajB-
(ittTix^g und ein Traktat Ilegi oQd^oyQatpiaq^ Exegesen, so eine 'Enitoi
i^TiYYfiiq ctg tag xa&* ^Ofir>Qov nXavag tov 'Odvtftfäwg. ein Kommentar
Synesios JIcqI ivvnvtcov^ astronomische Abhandlungen wie llegl i
vßQi^ovTcav Ttjv MTQovo/iitav^ UaQaxXrjtiKfj negl aaxqovoiiiag^ Ilcig ist xoro-^
axevd^eiv acTQolaßov; selbst jambische Poesien werden verzeichnet.:
Endlich hat Gregoras wie fast alle hervorragenden Byzantiner der Paläo-'
logenzeit (z. B. Gregor von C3rpern, Nikephoros Chumnos, Theodor Hyrta-
kenos, Georgios Pachymeres, Thomas Magister, Planudes, Demetrio»
Kydones, Manuel Paläologos u. s. w.) eine reiche Sammlung von Briefen
hinterlassen, die wohl zunächst eine vollständige Publikation verdienten.
Solange von dieser reichen Kleinlitteratur nur ein geringer Teil und selbst
dieser mangelhaft, fragmentarisch und an schwer zugänglichen Orten ge-
druckt ist, wäre es wohl ein vergebliches Bemühen, das litterarhistorische
und persönliche Gesamtbild dieses hochbedeutenden Mannes, der wie wenige
andere für das Paläologenzeitalter eine geistige Signatur bildet, in seinen
feineren Zügen mit zuverlässiger Treue auszuführen.
1. Ausgaben und Hilfsmittel: A. Geschichtswerk: In lat. Uebersetzung (mil
Zonaras, Niketas und Chalkondyles) Lutetiae 1567 ; Francofurti ad M. 1578. — Vom griecb.
Texte zuerst Buch 1—11 ed. H. Wolfius, Basileae 1562. — Buch 1—24 ed. J. Boivinus,
2 voll., Paris 1702. — Wiederholt Venedig 1729. — Im Bonner Corpus B. 1—28 ed. X
Schopen, 2 voll., Bonnae 1829—30; B. 24—37 ed. pr. (nach einem von H. Brunn kopierten
Vatic. und einem Paris.) I. Bekker als 3. vol. Bonnae 1855. — Wiederholt bei Migne,
Patr. gr. 148 und 149, 1—502. — Das 37. Buch (nach der Zählung der Bonner Ausgab«
das 36.) ed. mit französischer Uebersetzung Val. Parisot, Notices et extraits 17 (1851
2, 1 — 406 (nebst handschriftlichen Notizen und einem historischen Kommentar). — Zan
Wortschatz vgl. L. Dindorf, Jahns Jahrb. 99 (1869) 466. — Zur sachlichen Erläuterung
Tim. Florinskij, Die Sttdslaven und Byzanz im zweiten Viertel des 14. Jahrb., 2 voll.
Petersburg 1882 (russ.). — St. Novakoviö, Das Strymongebiet im 14. Jahrhundert um
der Kaiser Stefan Duäan, Belgrad 1893 (= Glas 36 der k. serb. Akademie).
B. Exegese zur Odyssee: Ed. P. Matranga, Anecdota Gr. 2, 520—531. —
R. Horcher, Zu Nikephoros Gregoras De erroribus Ulixis, Philologus 8 (1853)755—758
gibt Varianten ans einer Wiener Handschrift. — Kommentar zu Synesios: Ed. Dien
Petavius, Opera Synesii, Lutetiae 1632 S. 351—429 (auch 1612 und 1640). — Dialoi
*) Vgl. den Brief des Akindynos, Gre-
goras ed. Bonn. Praef. S. 70.
*) Gregoras ed. Bonn. Praef. S. 44— 5i
2. GcMliiohtschreiber und Chronisten. A. Oesohiohtoohreiber. (§ 128) 297
i>^^rr«<K 17 neQi aoq>iag: Ed. A. Jahn, Jabns Jahrb. Supplementb. 10 (1844) 485—536;
»nda 11 (1845) 387— 392 Emendationen zum Texte. - Zu diesem Dialoge vgl. Th.
peDskij, Die philosophische und theologische Bewegung im 14. Jahrb., Joom. Min.
Iksanfkl. 1892, Bd. 279, Jannarheft S. 1—64. Wiederholt in dem Buche .Skizzen zur
schiebte der byzantinischen Kultur*^, Petersburg 1892 S. 246 ff. — EineRedeanKaiser
idronikos 111 Paläologos (1328—1341) ed. Westermann, Exoerptorum ex biblioth.
ul. Lipsiensis libris mss p. 1, Progr. Leipzig 1865. — Gedächtnisrede auf Theodoros
»tocbites: Ed. J. Meursiusin: Theodori Metochitae historiae Romanae liber singularis,
gd. Bat 1618. — Lobrede auf des Nikephoros Vaterstadt, das pontische üera-
ea ed. C. N. Sathas, Annuaire de Tassoc. 14 (1880) 217—224. — Ueber die von Gregoras
genommene Ergänzung der Harmonik des Ptolemaeos und die Wiederlegung dieser Er-
izung durch den kalabrischen Mönch Barlaam handeln Carl v. Jan, Die Harmonie der
b&ren. Pbilologns 52 (1893) 33 f., und Franz Boll, Studien über Claudius Ptolemaeus, Jahns
irb., Supplementb. 21 (1894)65 und 100 f. — Briefe: Einer angeblich in Opuscula Theoduli
L. Normann, Upsala 1693. — Ein zweiter von Xaver Berger, Aretin*s Beiträge zur
schichte und Litteratur 4 (1805) 609— 619. — Andere von A. Mustoxydes, IvXXoytj
Xfjyixay ayixdoitoy, *Ey B^yeriif, 6. Heft; A. Cramer, Anecd. Oxon. 4 (1837) 426—432;
. Boissonade, Anecd. gr. 3 (1831) 187—199. — Audi L. Kollar scheint eine Aus-
be geplant zu haben; wenigstens findet sich im Cod. Vindob. theol. gr. 174 iNessel),
r Briefe des Gregoras enthält, fol. 15** am Rande die Bemerkung «Epistolas has usque
p. 57 Latinitate jam donavit Adam Eollarius, Pannen. Veteromontanus, BibL Caes.
stoe, A. 1749, 24. Junii*. Das Ms dieser Uebersetzung dürfte wohl in der Wiener Hof-
>liothek liegen. — Die grammatischen Schriften scheinen wenig gesichert zu sein. Ein
aktat Hcfc yQafifiauxij^, der im Cod. Vatic. 895 fol. 220 dem Nikephoros Gregoras zu-
schrieben wird und der vielleicht mit der von Boivin aus einem Cod. Paris. Reg. ver-
ichneten Schrift Ilegi xayoytjy dataciag identisch ist. gehört in Wahrheit dem Georgios
loiroboscos; vgl. A. Hilgard, (rrammatici Graeci IV 2 (1894) S. LXXXIL
Sammelausgabe: Migne, Patr. gr. 148 und 149, 1—671. Sie enthält das Ge-
liichtswerk, ein Martyrium, den Kommentar zu Synesios IJe^l iyvnyiwy, ein Fragment
8 Dialogs Florentios, 16 Briefe.
2. Ueberlieferung: Für die kleineren Schriften des Gregoras kommen namentlich
le R«ihe von Sammelhss in Betracht z. B. die Codd. Bodl. Barocc. 48, s. 15; Vindob.
eoL gr. 174 (Nessel); Monac. gr. 10 u. a.
3. Leben und Werke: Boivin, ed. Bonn. Praef. 19—96. — Ueber die Beziehungen
Barlaam und Kantakuzenos s. J. Eantakuzenos, ed. Bonn. vol. 1, 543 — 557; 3, 171 — 184
d sonst — Acta et diplomata Graeca medii aevi edd. Miklosich et Müller 2, 101-216;
S; 243; 490. - C. Hopf, De historiae ducatus Athen, fontibus S. 68 f. — Vgl. auch die
tteratnr zu § 81 und 129, besonders Parisot.
4. Die Turiner Kompilation: Im Cod. Taur. 189 b. IL 43 (jetzt B. V. 13»,
15, fol. 102—574, steht ein angeblich die Zeit von Alexios Komnenos bis auf
ichmel Palaeologos umfassendes Geschichtswerk, welches nach Jos. Pas in i, Codices
» bibL regii Taur. Athenaei 1 (1749) 285, ein Auszug aus Anna Komnena und Nike-
loros Gregoras sein soll. Das kann schon deshalb nicht zutreffen, weil wir dann für
9 Zeit von 1118—1204 keine Quelle hätten. In der Hs selbst fol. 102 steht von ganz
iter Hand der Vermerk (og oifxm /oii'taTotr, und in der That müssen als Bestandteile
Jier noch Niketas Akominatos, vielleicht auch Kinnamos und Pachymeres an-
nommen werden. Merkwürdigerweise aber handelt der Schlussteil nicht, wie man nach
n Angaben Pasinis erwarten müsste, von Michael Palaeologos, sondern von den iberi-
hen Wirren unter Konstantin Monomachos, also von einer Zeit, die etwa 50 Jahre
r dem angeblichen Beginne des ganzen Werkes liegt. Hauptquelle list hier, soweit ich
ch C. O. Zorettis und meinen eigenen Notizen sehen kann, Kedrenos bezw. Skylitzes.
18 Stück des Kedrenos-Skylitzes II 572, 17—573, 15 (ed. Bonn.) steht mit unwesentlichen
»Weichlingen in der Turiner Hs fol. 572^— 573^^. Dann aber fährt die Hs fort: «^/lyyoV
'^fjq T17C IßrjQittg xtti Ußatryiag, toy cT av AMaqltrjy dia ßiov aQX^^^ ^V^ Mealas Biyai^
t xai 6 ßaalXevg t6 TeßQi^ioy xai ro Xsyo/ieyoy T€<pXijg xai trjy BaaanQaxayiay xai ttjy
w Uriov x^Qay i<f* kavtoy inoiijcaro ta re xard toy IxqdyfM toy ntnafiov xai tijy
i^r xov 'Otqov XByouiytjy xai rag ixeias noleig ts xai td g>Q0VQia to re Xeyofietfoy
»rC* «ai ttjy KtunQoxatfitjy xai to *Ißdy ix tfjg t(oy To^ovt{ay *lßiJQü)y av&eyriag tvyxdyoyra,
m^tog Ti xai BagaaßarCi ol iy tt^ tot "A&wyog oQSi ttjy negifpay^ tvjy 'ißtjguty /noyi^i
'Ctfi^dfdByoi TiQog ßaaiXia nqoaidgafioy xai tpi^XofpQÖytag i^ix^tioay. Hier sind mehrere
Agmben, die nicht nur bei Kedrenos und Skylitzes, wenigstens in der lateinischen Ueber-
tzung von Gabius (S. 115), sondern auch in den übrigen Geschichtsquellen dieser Zeit
ie Peellos, Michael Attaliates und Zonaras fehlen. Damach ist zu vermuten, dass der
3mpilator nicht den Skylilzes selbst, sondern eine verlorene oder versehoUene
298
Bysantiniflohe Litieratargeichichte. L ProMdsohe Lüteratar.
Vorlage desselben benützt hat. Wie nun die ganze Erzählung an den Schltus des Weii[<
gelangte, vermag ich mit Hilfe meiner Exzerpte nicht festzustellen. Es ist zu vermuten.]
dass die Kompilation früher als mit Alexios Eomnenos begann und dass durch eine]
Quatemionen Verwirrung dieser Kaiser an den Anfang und die Zeit des Monomachos
den Schluss des Werkes geriet. Eine Ausscheidung und Verüffentlichung der unbekannteaj
Quelle der Kompilation neben einer genauen Untersuchung ihrer übrigen Bestandtefl«]
und des etwaigen Nutzens für die Kritik der ausgeschriebenen Autoren wäre hOcl
wünschenswert.
129. Johannes VI Eantakuzenos {*I(odvvr]g 6 Kavraxov^rjvoc) nimml
unter den Kaisern, welche die Geschichte der byzantinischen Litteral
verzeichnet, wohl die erste Stelle ein. Durch seine Mutter wie durch sein«
Gemahlin mit den Paläologen nahe verwandt, diente er dem Herrsche]
hause als Grossdomestikos und Präfekt von Thrazien. Als er nach dei
Tode des Paläologen Andronikos III von der Hofpartei völlig verdräng
zu werden drohte, liess er sich 1341 zum Kaiser krönen, konnte sich j<
doch erst nach einem furchtbar verderblichen dynastischen Kriege
Jahre 1347 der Hauptstadt bemächtigen und die Anerkennung der Pall
logenpartei für eine vormundschaftliche Regierung erringen. Noch
kräftigsten Alter stehend, wurde er 1355 von dem rechtmässigen Thron-
folger Johannes V Paläologos durch einen kühnen Handstreich zur Ab-i
dankung gezwungen und vertauschte den Purpur mit dem Mönchsgewand.
Anfänglich wählte er, als Mönch Joasaph genannt, das Manganakloster
(fiovrj TCöv Mayyavcov) in Konstantinopel zu seinem Aufenthalt, später ein
Athoskloster; er starb 1383 im Peloponnes und wurde neben seinen Söhnen 1
in Mysithra (Mystras)^) begraben. Während seiner unfreiwilligen Zurück- <
gezogenheit widmete sich der vielerfahrene und gebildete Mann wissen- 1
schaftlichen Studien und litterarischer Thätigkeit. i
Sein Hauptwerk sind die 4 Bücher Geschichten {^Ictoqicov), in^
welchen die Geschichte des byzantinischen Reiches von 1320 — 1356 (in'
einzelnen Notizen bis 1362) dargestellt ist. Die Einleitung des Werkes -
bildet ein Briefwechsel zwischen zwei fingierten Personen, Nilos und Christo-
dulos. Von Nilos aufgefordert, seine. Geschichte zu erzählen, versichert '
Christodulos ganz ähnlich wie Akropolites, er werde sine ira et studio
schreiben und nur über Dinge berichten, die er selbst erlebt und beob- '
achtet habe. 2) Über seine Vorgänger, unter denen er vornehmlich den
Gregoras versteht, fällt er ein strenges Urteil und wirft ihnen absieht^
liches Verschweigen der Wahrheit vor. Allein seine eigene Objektivität
scheitert an derselben Klippe, welche der historischen Treue seines grossen
Gegners im Dogma gefährlich wurde. Auch er schildert Ereignisse, in
welchen er selbst eine bedeutende, zum Teil die erste Rolle spielte. So
wird sein Werk in einem noch höheren Grade als das des Gregoras zur
') Mysithra in Lakonien spielte im letzten
Jahrhundert des byzantinischen Reiches als
Sitz eines griechischen Despotats eine be-
deutende Rolle und wurde zu einem Sammel-
platz von Edelleuten und Gelehrten, der sich
mit italienischen Ftlrstenhöfen vergleichen
lässt. S. F. Gregorovius, Geschichte der
Stadt Athen 2 (1889) 280 ff. Zur Erklärung
des griechischen Namens der Stadt (o ifvC*;-
&Qag, MvaxQäs) vgl. die treffliche Arbeit
von G. N. Hatzi dakis, Viz. Vr. 2 (1895)
58-77.
*) Ov ydg dnBX^^lff tivl fj g>iXi^^
i^ (oy t6 fpevdog in'i noXi' xiuxBxai, nQOf
xovxovg vnijx^rjy xovs Xoyovg, dXX* itXrj&eiag
ivBxa xai nQos dXrj&elag iQttaxfjy xovxovf
noiovfjLtth XL s. w. Vol. I 10 ed. Bonn.
2. GaMhiohtsolireiber und Ghroniiten. A. Qesohiohtsohreiber. (§ 129) 299
rteischrift, zu einer grossen Apologie seiner eigenen Wirksamkeit,
irch diese einseitige Betonung seiner Person leidet nicht nur die Richtig-
it, sondern auch die Vollständigkeit und Übersichtlichkeit der Darstel-
ig. Wir erfahren zwar eine Menge hübscher Details, und manche Er-
^nisse wie der nächtliche Marsch auf Eonstantinopel (1328) werden sogar
)ensvol] und genau geschildert; es kommt aber nicht zu einer prag-
itischen Verarbeitung des ganzen Stoffes ; grosse Partien bleiben in völ-
em Dunkel, und über den ins Licht gestellten herrscht das ziemlich
verhüllte Bestreben, alles, was Kantakuzenos und seine Freunde thaten,
( gut, klug und rechtlich darzustellen, um diese kaiserlichen Memoiren
r geschichtliche Forschung verwerten zu können, ist eine stete Ver-
dickung mit anderen zeitgenössischen Berichten, vor allem mit Gregoras
erlässlich ;^) sein Werk und das des Kaisers ergänzen und berichtigen
:h gegenseitig, nicht bloss in der Tendenz, sondern auch stofflich; denn
egoras erzählt auch die äussere Geschichte, während Kantakuzenos sich
st völlig auf die inneren Streitigkeiten beschränkt. Wie sich beide
Inner im Leben schroff gegenüberstanden, so ist auch in ihrer wissen-
liaftlichen Richtung ein Gegensatz bemerkbar. Selbst der später so be-
otsam gewordene Streit zwischen Aristotelikern und Platonikem ist in
egoras und Kantakuzenos schon verkörpert; der erstere folgt dem Plato,
r letztere kommentiert aristotelische Schriften. Das beste Urteil über
miakuzenos hat Gibbon^) ausgesprochen: „Der Name und die Stellung
s Kaisers J. Kantakuzenos flössen uns wohl das lebhafteste Interesse
I. Seine Memoiren über 40 Jahre erstrecken sich von der Erhebung
s jüngeren Andronikos bis zu seiner eigenen Abdankung, und man be-
irkt, dass er wie Moses und Caesar in den Szenen, die er beschreibt,
» wichtigste Rolle spielte. Doch suchen wir in diesem beredten Werke
rgebens die Aufrichtigkeit eines Helden oder eines Büssers. Er hat
h von den Lastern und Leidenschaften der Welt in ein friedliches
oster zurückgezogen, bietet uns aber keine Beicht, sondern eine Apo-
de des Lebens eines ehrgeizigen Staatsmannes. Anstatt die wahren Ab-
hten und Charaktere der Personen zu entfalten, entwickelt er uns nur
f glatte und glänzende Oberfläche der Geschehnisse, die mit seinem und
ner Freunde Lob überreichlich aufgeputzt ist. Ihre Motive sind immer
n, ihre Zwecke immer legitim; sie verschwören sich und rebellieren
Qe selbstsüchtiges Interesse ; die Gewalt, welche sie üben oder ertragen,
rd als die spontane Wirkung der Vernunft und Tugend gefeiert. " Ganz
htig sagt auch Parisot: „Die Details sind wahr; das Ganze aber täuscht
jr sucht zu täuschen.*
In formaler Hinsicht hat das Werk bedeutende Vorzüge; es ist
iheitlich in der Komposition und im Tone. Der Grund des straffen Zu-
nmenhanges liegt vornehmlich darin, dass sich das Ganze um einen
ten Mittelpunkt gruppiert, um die Person des Verfassers. So handelt
9 erste Buch über Kantakuzenos als Günstling des präsumtiven Thron-
)en, das zweite über Kantakuzenos als ersten Staatsminister, das dritte
') Die Hmaptstelle über das Verhältnis
I K. in Gregoras ist B. 4, 24 f. (vol. 3,
171—184 ed. Bonn).
*) Hist. of tlM decline, chapter 63.
300 Bysaniiiiisolie Litterainrgesohichte. L Prosaisohe Littmratiir.
über Kantakuzenos als Mitbewerber um den Thron, das vierte em
über Kantakuzenos als Regenten und über die Ursachen seines Falli
In seiner Sprache verrät Kantakuzenos nicht eine so umfassende Bel(
heit wie Gregoras; er schreibt aber, vielleicht gerade deshalb, etwas
facher und verständlicher. Trotz seines klassischen Tones enthält
Werk eines der frühesten Denkmäler der vulgärgriechischen Prosa; es ii
ein Brief des Sultans an den Kaiser, den Kantakuzenos wörtlich mil
(B. 4, 14 = vol. 3, 94—99 ed. Bonn.). Parisot meint, der Brief sei
von Kantakuzenos ins Griechische übersetzt worden; er ging aber siel
in der vulgärgriechischen Form vom Sultan aus; das zeigen schon
Worte, mit denen das Schriftstück angeführt wird: Inefine di xoi
Ausser dem Geschichtswerke verfasste der Kaiser eine Paraphrai
der ersten fünf Bücher der Nikomachischen Ethik (z. B. im Cod. Bril
Mus., Addit. Ms. 19060) und eine Reihe von theologischen Schrift(
(vgl. S. 105).
1. Ausgaben: Gescbichtswerk: Zuerst lateinisch ediert von Jao. Pontam
Ingoist. 1603. — Dann von einem Ungenannten Graece et Latine, 3 voll.» Paris 1645.
Wiederholt Venedig 1729. — Im Bonner Corpus ed. J. Schopen, 3 voll. Bonnae 1828— t
mit den Beilagen der Pariser Ausgabe; der Text ist gefördert durch Emendationen vi
Niebuhr und Heinrich Qrauert — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 153 und 154, 1 — 7]
mit den Schriften gegen die Mohamedaner und gegen Barlaam.
2. Hilfsmittel: M. Hanke, De byzant. rer. scriptor. S. 602—626. — J.
Hammer, De byz. bist, ultim. scriptor. ex bist. Osmanica elucidandis et corrigendis,
den Comment. societatis reg. scient. Gottingensis, cl. bist, et pbil. 6 (1823—27) 233— f
— Zur sachlichen Erläuterung das S. 296 zitierte Werk von T. Florinskij und desse*
Verf. Schrift: Andronikos der Jfingere und Johannes Kantakuzenos, Joum. Min. 1879 Bd.
Juli— August S. 87-143; 219—251; Bd. 205 Sept.— Okt. S. 1—48; 1880 Bd. 208 "
und April S. 327—334. Vgl. Archiv slav. Phil. 4 (1880) 716. — Den Bericht des ~
kuzenos über die Krönung Andronikos III (1325) illustriert W. Fischer, Eine
krOnung in Byzantion, Zeitschr. für allgemeine Geschichte 4 (1887) 81—102. — Nerataoi
'0 ßaaiXevs fioyaxog 'lütaaatp, Nea HfiCQa vom 13. '25. Juli 1891,- Nr. 867, handelt flb<
einige mit Unrecht auf Kaiser Johannes Kantakuzenos zurückgeführte, in Wahrheit von ded
serbischen Fürsten Johannes Urosh stammende Reliquien im Kloster; r^g MerttfioQ^ptiai^
in Meteora. — Hauptschrift: Val. Parisot, Cantacuzäne, homme d'ötat et historiell
Paris 1845.
3. Ein Zeitgenosse, Simon, Erzbischof von Theben, richtete an Johannei
Joasaph 14 jambische Trimeter, in welchen er die Tapferkeit des Kaisers und die FrOnunJl
keit des Mönches pries; sie stehen z. B. im Cod. Marc. 151 fol. 208.
4. Biographie: Eine kurze, in der Hs übrigens am Schlüsse verstümmelte Bio
graphie des Kaisers Johannes Kantakuzenos verfasste in neugriechischer Sprache der V"
seine Zeit und Umgebung recht gelehrte Arzt Johannes Komnenos (geb. 1657; 171
Bischof von Dristra; f 1719 zu Bukarest): loannis Comneni medici Vita loannis Cantacoi
Romaeorum Imperatoris ed. Chrysanthus Loparev, Petropoli 1888. Ueber das Lei
und die sonstigen Schriften dieses Johannes Komnenos, der für den letzten Sprössling da
Kaiserhauses der Komnenen gilt, vgl. die Einleitung von Loparev und die eingehend
Untersuchung von A. Papadopulos Kerameus JeXrioy 2 (1885—89) 667—679.
5. Name: Dass sich Johannes als Mönch Joasaph nannte, ist sicher bezeugtes
im Geschichtswerk III 307, 6 ed. Bonn., in dem oben erwähnten Gedichte des Simon iiaj
in der Einleitung des Werkes gegen die Juden, wo er berichtet, früher habe er den Porp^
getragen, nun aber sei er Mönch und beisse Joasaph. Dagegen lesen wir in der Ueber
Schrift desselben Werkes: XQiaro&ovkov fÄoyaxov (z. B. Cod. Marc. 151), und in dem da
Geschichtswerk einleitenden Briefwechsel (s. o. S. 298) ist unter Christodulos ebenfall
der Kaiser zu verstehen. Er hat also Christodulos als eine Art Schriftstellerpseudonyl
geführt.
130. Johannes Elananos (Icoawrjg 6 Kavavog) ergriff aus einem ähn-
lichen Anlasse die Feder wie einst Theodosios von Syrakus und Johanna
Gttsohiehtsclireiber und Chronisten. A. Qeiohiohtflchreiber. (§§ 130—131) 301
Ibmeniates. Im Sommer des Jahres 1422 hatte Murad 11 beschlossen,
pm Reste des Rhomäerreiehes den Todesstoss zu versetzen. Er sammelte
Ken 50000 Krieger vor der Stadt und unternahm am 24. August einen
rm auf die Mauern ; doch wurden die Türken durch die tapfere Gegen-
Irehr des Volkes zurückgeschlagen und verloren sogar ihre Belagerungs-
Aikschinen. Als bald darauf der Bruder Murads mit einem Heere vor
Kossa erschien, um sich des Thrones zu bemächtigen, sah sich der Sultan
^nötigt, die Belagerung aufzuheben. Eananos, der die Rettung der Stadt
pie einst der Patriarch Sergios der Hilfe der hl. Jungfrau zuschreibt,
Iriiildert das Ereignis in einer Schrift, die den Titel führt: 'Icaävvov xov
^tui^Yov Jtrjr^tfig ttsqI tov iv KwvfSTavtn'ovnoXst yeyov&tog nolsfiov xard
i ,^'jhi'' ^^og, ot€ 0 'AfiovQag nti'g naQäjieffe Tavij] fieTcc dvvdfiecog ßageiag
na^ oXi'yov tavrtjv ixQccrei^ el fit] rj vnäQayvog fiyjvtjQ tov xvqiov Tavtt^v
ila^€. Eananos ist ebensowenig Historiker von Fach wie Theodosios
Kameniates; er versteht nicht einmal die byzantinische Kunstsprache
gebrauchen; aber gerade die Naivität seiner Diktion verleiht dem
iftchen Reiz. Merkwürdig ist, dass die Darstellung sich im Verlaufe
Erzählung immer mehr dem volksmässigen Idiome nähert, bis der Ver-
T endlich bei der Beschreibung des Hauptsturmes sich ganz vergisst und,
der Erregung fortgerissen, jede Rücksicht auf die schriftsprachliche Kon-
inienz bei Seite setzt. So gewinnt die Erzählung trotz des weinerlichen
>nes und trotz der Schwerfälligkeit des Stiles eine gewisse Frische und
anschaulicher und verständlicher als die rauschenden Perioden-
\me mancher Fachhistoriker von Byzanz. Während jene durch ihre
iterie, Völker, Orte, Zeiten und sonstige Begriffe mit attischen Aus-
:en zu belegen, häufig undeutlich werden, erfahren wir aus Kananos
authentischen Namen von Truppengattungen, Waffen, Belagerungs-
lugen u. s. w.
Ed. pr. Leo All at ins, Paris 1651 (mit Joel und G. Akropolites). — Im Bonner
ed. I. Bekker, Bonnae 1838 (mit G. Phrantzes und J. Anagnostes). — Wiederholt
i Migne, Patr. gr. 156, 61—81.
181. Johannes Anagnostes (IcDovvrjg 6 UvaYvoitfTrjg) aus Thessa-
Sknke beschrieb auf Ersuchen einer hohen Persönlichkeit die Eroberung
JKmer Vaterstadt durch die Türken im Jahre 1430: Jtijyrjtng ncQi zrjg
'vtcäag aXdaswg tfjg Oeacalovfxrjg avvted-etaa ngog Tirva tdv cc^ioXoycov
\g ahfjaavra negl favrrjg^ iv initofKi). Chronologisch steht Ana-
dem Eananos nahe, der kurz zuvor einen verwandten Gegenstand
[iBKhildert hatte. Doch sind beide in der Behandlung ihres Stoffes ziem-
verschieden. Während Kananos in volkstümlicher und naiver Weise
tjane Eindrücke wiedergibt, strebt Anagnostes sichtlich nach kunstgemässer
ipiemng und reinlicher Gräzität. Seine Erzählung ist im ganzen sach-
and glaubwürdig; abgesehen von der Einleitung, wo er in einen
4vemerlichen Predigerton verfällt, hält er sich von Übertreibung und De-
;iion ferne. Die übUchen Zitate aus Homer und der hl. Schrift hat
't mit den Fachhistorikem, denen er nacheifert, gemein.
Ed. pr. LeoAllatius, £vfAfiixrt(, Coloniae Agrippinae 1653. — Mit Genesios, Vene-
^i| 1788. — Im Bonner Corpus ed. I. Bekker, Bonnae 1888 (mit Phraatzes und Eananos).
WMeAoU bsi Mi^ne, Patr. gr. 156, 588-682,
302 Bysanünische Lüteratargesohiehte. I. Prosaisohe Lüteraior.
132. Laonikos Chalkondyles {Aaovixog o XaXxovivXrjg) stammte
einer vornehmen Familie Athens, welche um die Mitte des 15. Jahrhundei
durch die djmastischen Fehden der fränkischen Beherrscher vertriel
nach Italien flüchtete. Laonikos verblieb in Griechenland und hatte rei<
liehe Gelegenheit, die blutigen Kämpfe der fränkischen und griechiscl
Herren unter sich und mit den Türken aus der Nähe zu betrachten. AM
Gesandter an Murad ü wurde er von demselben gefangen gehalten; daC
selbe Los erlitt er zum zweitenmale 1446 als Abgesandter des Despol
von Lakonien Konstantin Dragasis. Über seine weiteren Schicksale
nichts bekannt; doch erlebte er noch den Fall von Konstantinopel
Trapezunt (1461). Laonikos, der einzige Athener, den die byzanl
Litteraturgeschichte kennt, verfasste 10 Bücher "^laroQKav über die Z«
von 1298 — 1463. Der fundamentale Unterschied dieses Werkes von alleri
früheren Leistungen der byzantinischen Geschichtschreibung liegt in diii
Thatsache, dass hier nicht mehr Byzanz, sondern der türkische Stad
im Mittelpunkt der Erzählung steht. Laonikos schildert nicht den Toded
kämpf des griechischen Kaisertums, nicht die kleinlichen Intriguen \ai
die dogmatischen Streitigkeiten der Byzantiner wie Gregoras und Kant«
kuzenos, sondern ein grosses und neues Thema, die ungeheure Macht
entwicklung des jungen Osmanenreiches , das sich auf den Trümmen
griechischer, fränkischer und slavischer Herrschaften aufbaute. In da
Einleitung gibt Laonikos eine sehr klar gefasste Übersicht der Welt
geschichte von den Assyriern bis zum 13. Jahrhundert. Die geschickte Ef
örterung des Überganges vom Hellenismus zum Byzantinertum, die scharfl
Trennung der Begriffe Römer und Rhomäer und die besonnene Darleguni
der Unionsversuche machen seinem geschichtlichen Verständnis alle Ehic
Nachdem er noch den geringen Umfang des byzantinischen Reiches aa
Schlüsse des 13. Jahrhunderts beschrieben hat, entwickelte er seinen Plan
die Erstarkung des Türkentums zu schildern: 'Sig ovv i'xaara rovionv ^vv€ß\
yeve'ffx^ai^ wg %d rdv ^EXkijvwv nQccyfjLata xatd ßQccxv dnoiXero ^r^eiQOfisvi
vnc TovQxwv, xai cJg tcc ixeivuiv fisyccXa iytvevo^ ig fisya del i
Tovie %6v XQOvov Iowa eviaifioviag, i/rifivrjiTOfJLed'a ine^iorrsgj iq
oaov drj ig v6 dxqißäavsQov invihöfAed'a. S. 9 ed. Bonn.
Der Stoff, welchen sich der athenische Historiker gewählt hat, ii
wohl der grossartigste, aber auch der schwierigste, der in der gesamtes
byzantinischen Geschichtschreibung vorkommt. Seine Vorgänger schilder
Ereignisse, die von dem grossen Mittelpunkte Konstantinopel ausginge
und stets auf ihn zurückliefen; das zentralistische System hat ihnen ihr
Aufgabe wesentlich erleichtert. Laonikos dagegen stellt eine Epoche dai
in welcher die byzantinischen Dinge in der Geschichte der Türken, Frankei
Slaven und der griechischen Despoten versinken. Der Schwerpunkt vei
legt sich nach dem jeweiligen Standlager der osmanischen Machthabei
die militärischen und politischen Bewegungen gehen nicht mehr von de
alten Bosporusstadt aus, sondern eilen von stets wechselnden Punkten bal<
auf Byzanz, bald auf die übrigen noch selbständigen Gebiete von Osteuropa
Dass die Völker, welche die Neugestaltung der Dinge übernahmen, fremd
Idiome sprachen, musste die Schwierigkeit einer genauen Information be
8. OMohichtsohreiber und Chronuten. A. GesohiehtsolirMber. (§ 182) 303
deutend erhöhen. So versteht man, dass es selbst einem Talente wie
Chalkondyles nicht gelingen wollte, den fremdartigen, von keinem Vor-
gänger gesichteten Stofif gleichmässig zu durchdringen und zu einem deut-
lich abgerundeten Gesamtbilde zusammenzufassen. Die störende Ungleich-
heit, mit der er die Ereignisse behandelt, hat thatsächlich ihren Haupt-
grund im Überfluss oder im Mangel an Material; wenn er z. B. über die
wichtigen Kämpfe des Königs Mathias gegen die Türken auffallend schnell
hinweggeht, dagegen die peloponnesischen Wirren an dieser SteUe wie im
ganzen Werke ausführlich behandelt, so thut er es nur, weil er über die
Angelegenheiten im Norden weniger unterrichtet ist als über die in Morea,
die er zum grossen Teil selbst beobachten konnte. Ganz ungerecht wäre
88, ihm gar seine fabelhaften Berichte über die Völker von Mitteleuropa
I vorzuwerfen; dieselbe Mischung von Wahrheit und Dichtung über fremde
f Völker findet sich auch in den abendländischen Werken des 15. Jahr-
I honderts. Charakteristisch für die geographischen Anschauungen seiner
I Zeit sind die Exkurse über Frankreich, England und Deutschland, die er
I bei der Erwähnung der griechischen Versuche, vom Abendlande £Ulfe zu
! erlangen, einreiht. Freilich leidet auch bei ihm die Deutlichkeit der ethno-
grapischen Angaben durch die in Byzanz übliche Sitte, statt der zeit-
genössischen Beziehungen altgriechische Namen anzuwenden. .Die schwächste
Seite des Laonikos ist vielleicht seine Chronologie; er bedarf hier gar
sehr der Kontrolle durch Dukas, Phrantzes und andere zeitgenössische
QueUen.
In seiner Darstellung hat Chalkondyles noch viel gründlicher als
seine nächsten Vorgänger mit der byzantinischen Tradition gebrochen; er
nimmt sich ganz bewusst und ernsthaft den Herodot und Thukydides
Ixom Muster. Ähnlich wie Thukydides beginnt er mit der Vorstellung
seiner Person: Aaovixt^ *A\^r(vai((i %wv xazä tov ßiov oi iq x^aav %€ xal
iator^v aq^iyiitvwv iq latoQiav ^vyyhyQanTai tdds. Seine Versuche, um
jeden Preis im Stile seiner alten Vorbilder zu schildern, machen seine
Sprache undurchsichtig und schwerfallig; er ringt mühsam nach dem Aus-
drucke und kann das richtige Wort nicht inuner finden. Von Barbarismen
and Dunkelheiten ist er frei, dafür aber leidet er wie alle, die ein künst-
i Uch angelerntes Idiom verwenden, an Dürftigkeit und Monotonie; die
: Verbindung der Sätze beruht auf einförmigen Schemen, und gewisse Lieb-
lingswörter kehren zum Überdruss oft wieder. Dazu verrät dieses Grie-
diisch einen ganz modernen Sprachgeist; viele Stellen lesen sich genau
'l wie daa misslungene Altgriechisch, dessen sich manche Oriechen der Gegen-
wart befleissigen; Wörter und Formen sind alt, der Gedankengang, die
Verbindung, oft auch die Phraseologie bleiben modern. Deutlicher als je
zuvor zeigt sich bei Laonikos, wie selbst ein Grieche das Altgriechische
nur äusserlich erlernt und nicht mehr geistig zu beleben weiss. Bei alle-
dem zeigt sich in seinem aufrichtigen Streben, der Herodot des 15. Jahr-
konderts zu werden, der Morgenstrahl des anbrechenden neuen Tages.
Durch seinen Bruder Demetrios, der die erste Ausgabe der Dias besorgte
ond die für das Studium des Griechischen im Abendlande wichtigen !£^(u-
fyuKTa abfasste, ist der Name Chalkondyles für immer mit den Anfängen
304 Bytanttnisehe liiteratiirgefeohielite. L ProsAisohe litterattir.
des Humanismus verknüpft. Dass aber auch Laonikos, obschon er
durch seinen Lebensgang und seine litterarische Thätigkeit den Wirren
des Orients näher stand als den Gelehrtenkreisen Italiens, die Regung des
neuen Geistes verspürte, beweist die Form seiner Darstellung, seine all-
gemeine politische und kulturelle Anschauung und manche einzelne Äusse-
rung. Seine Rechtfertigung des Gebrauches der altgriechischen Sprache,
die über den ganzen Erdkreis verbreitet sei,^) bezieht sich offenbar auif
den Beginn der griechischen Studien im Abendlande. Die daran geknüpfte
Bemerkung, dass der Ruhm des Griechischen noch grösser sein werde,
wenn einmal ein griechischer König und seine Sprösslinge über
ein griechisches Rei.ch herrschen werden, klingt wie eine Prophe-
zeiung der in unserem Jahrhundert errungenen Wiedergeburt des helle-
nischen Volkes: xal xXäoq fiiv avrf^ (sc. rf^ ^EXXrjvixy (pcovij) pLäya %6 na^
avrfxa, fiieT^ov d^ xai iaaid-iq^ onotc irj dvd ßaaikaiav ov <pavXrjv ^EkXr^v
ye avTog ßaaiXevg xai i^ avxoi iaofievoi ßaaiXeXg ol itj xai vi xwv ^EkXtjvtov
naXdeq ^vXXcyofievoi xatd a^v avxiav id-ifia dg rjSiava fAiijv a^atv
avTotg^ roig i^ äXkoig cog xqdxtaxa nohzevoivro. Der folgende Panegyrikus
auf die Hellenen^) liest sich wie eine Stelle aus einem italienischen oder
französischen Humanisten. Wie der Stoff, den Laonikos darstellt, zum
Teil schon über den tragischen Schlussakt der byzantinischen Geschichte
hinausfallt, so blickt auch seine Auffassung des Hellenismus in das Zeit-
alter der durch griechische Flüchtlinge auf italischem Boden vorbe-
reiteten Wiedergeburt des klassischen Altertums.
1. Ausgaben: Ed. pr. Graece et Latine Job. Balth. Baumbach (Professor in
Heidelberg), Genf 1615. — Ed. A. Fabrotus. Paris 1650. — Wiederholt Venedig 1729.
— Im Bonner Corpus recogn. I. Bekker, Bonn 1843. — Wiederholt bei Migne, Patr.
gr. 159, mit mehreren Ergänzungsschriften.
2. Uebersetzungen: Lateinisch: Vor der Veröffentlichung des griech. Textes
von Gonr. Clauserus, Basel 1556, mit Theodoros Gazes ,De origine Turcarum*, Leonar-
dus Chius ,De captivitate Cpolis' u. a. — Dann öfter mit Zonaras, Niketas Akominatos
und Nikephoros Gregoras als Corpus universae historiae praesertim Byzantinae, Basel 1562,
Paris 1567, Frankfurt a. M. 1578. — Französisch: Von Blaise de Vigenäre, Paris
1577 (und öfter). — Wiederholt mit anderen Stücken, welche die türkische Geschichte
fortsetzen, von Artus Thomas, 2 voll. Paris 1620; dem prachtvollen Werke sind kultor-
historisch äusserst wichtige Illustrationen beigegeben, welche die durch Tradition und
Vorschrift genau geregelte Tracht der Nationalitäten, Klassen und Stände des Türkenreiches
veranschaulichen. — Ohne die Illustrationen wiederholt von F. E. du Mezeray, 2 voll.
Ronen 1660.
3. Hilfsmittel: J. von Hammer's zu § 129 zitierte Schrift, in der schlecht über-
lieferte Eigennamen bei Laonikos, Dukas, Anagnostes u. a. verbessert werden. — L. Fr.
Tafel, In Laonici Chalcocondylae Athen, bist. Türe, meletemata critica, Monachii 1858
(Festschrift zur Thierschfeier). Reiches Material zur Textkritik findet sich im Nachlass
Tafeis. — F. Gregorovius, Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter, Stuttgart 1889
II 318 ff. — Sp. Moraitis, Sur un passage de Chalcondyle relatif aux Anglais, Revue
des ^t. gr. 1 (1888) 94—98 (zu Chalk. S. 98, 12 ff. ed. Bonn.). — Zur Ergänzung undKon-
troUe des Chalkondyles wie auch anderer byzantinischer Quellen des 14. und 15. Jahr-
hunderts (Nikephoros Gregoras, Johannes Kantakuzenos, Dukas, Phrantzes) dient die von
Joan Bogdan entdeckte und im Arch. slav. Philol. 13 (1890) 526 ff. herausgegebene
bulgarische Chronik. Vgl. Cent. Jireöek, Zur Würdigung der neuentdeckten bulgarischen
Chronik, Arch. slav. Phil. 14 (1891) 255 ff. Dazu Joan Bogdan, Vechile cronice Moldo-
venesci pana la Urechia, Bukarest 1891. — Einiges zur Erklärung und Beurteilung der Er-
zählung des Chalkondvles (sowie des Dukas und Phrantzes) über die Kosovoschlacht
(1389) findet man in der Besprechung des auf dieses Ereignis bezüglichen serbischen Lieder-
^) & 4, 18 ff. ed. Bonn, | *) S. 5, 8 ff. ed. Boim.
fi. QMohiohtsolireiber und ChroiiUiteii. A. Geschiohtsohreiber. (§ 133) 305
kreises bei Asmus Soerensen, Beitrag zur Geschiclite der Entwicklung der serbischen
Ueldendicbtong, Arcb. elav. PhiL 15 (1892) 225 ff. — Zu Chalkondyles 8. 416 f. ed. Bonn,
▼gl. R. Nisbet Bain, The siege of Belgrad by Muhammed 11, July 1—23, 1456, The
English Histor. Review 7 (1892) 235 -252.
4. Name: Die Pariser Handschriften haben sowohl im Titel als im Texte die Form
XaXxoxap&vXrjg, so dass man an eine Ableitung von xaydijXa (Kerze, Leuchter) denken
konnte. Im cod. Monac. 150 wechselt die Schreibung zwischen XaXxovdvXog und XaXxo-
^fiXo^, Demetrios nennt sich in seinen Schriften gewöhnlich XaXxoydvXtjg^ einmal in einem
Briefe XalxoyJvXag. Die ursprüngliche Form ist wohl XaXxoxoydrXrjs (der Mann mit dem
ehernen Griffel); daraus wurde durch eine sehr gewöhnliche Verkürzung (z. B. xioxgayoy
ans xtoyoxgayoy, xitQaxfxog aus tet^dQu^fiog [Meisterhans, Gramm, d. att. Inschriften '
S. 92J, avyaotQOifij aus ovyayacTQoifij) XahcoydvXrjg und hieraus lautgesetzlich XagxoydvXtjg,
S. £. Legrand, Bibliographie hell^niaue 1 (1885) Introd. S. 94. — Wie die volle Form
XalxoxardvXijs oder XaXxoxoydvXrjg wohl nur auf gelehrter Zurechtmachung von XaXxoydvXrjg
beruht, so ist vielleicht auch der Vorname Laonikos nichts als eine antiquarische Aende-
rung des gleichbedeutenden Taufnamens Nikolaos.
5. Eine Art Biographie des Laonikos und Demetrios Chalkondvles schrieb der
griechische Arzt Antonios Kalosynas zu Toledo in der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts. Ed. K Hopf, Chroniques Gr^co-Romanes S. 243 ff. Ueber diesen Kalosynas
vgl. E. Miller, Catalogue des mss grecs de la bibliothäque de TEscurial, Paris 1848
S. XXII, und Gh. Graux, Essai sur les origines du fonds grecs de TEscurial, Paris 1880
(= BibL de l'^cole des Hautes Etudes 46. fasc.) S. 342 f.
Hauptschrift über Demetrios Chalkondyles (geb. 1424, gest. 1511): £. Legrand,
Bibliogr. bell. 1 (1885) Introd. 94-101. — Acht Briefe des Demetrios Chalkondyles an
Johannes Lorenzi ed. H. Noiret, M^langes d'arch^ologie et d'histoire de T^cole fran^aise
de Rome 7 (1887) 472—500. — Seine llias erschien Florenz 1488, seine 'EQtotijfjiara Mai-
land 1493.
133. Dnkas {Jovxag) verfasste ein Geschichtswerk über die Zeit
von 1341 — 1462. Der Autor des ohne Titel in einer einzigen Hand-
schrift (cod. Paris.) überlieferten Werkes gibt sich im Verlaufe der Er-
zählung 0 als einen Enkel jenes mit der Eaiserfamilie Dukas verwandten
Michael Dukas zu erkennen, der in dem verhängnisvollen Streite zwischen
i Johannes VI Kantakuzenos und Johannes V Paläologos eine Rolle spielte.
Sein Vorname wie auch Ort und Zeit seiner Geburt bleiben uns unbekannt;
dafür erfahren wir aus seinem Werke sonstige biographische Details. Er
war in Phokäa ansässig, diente dem dortigen genuesischen Podesta als
Sekretär und war später Zeuge der Vorbereitungen, welche die Türken
in Didymotoichon zur Eroberung Eonstantinopels trafen. Nach dem Falle
der Stadt wurde er von den Gateluzzis, den Beherrschern von Lesbos,
als Gesandter verwendet, verhandelte mit dem Sultan wegen seiner An-
sprüche auf Lesbos und brachte ihm 1455 und 1456 den Tribut nach Adria-
QopeL Aus seinem freundschaftlichen Verhältnisse zu den Genuesen erklärt
sich auch, dass er sich als eifrigen Anhänger der Union bekennt.
Dem Geschichtswerke des Dukas geht wie dem des Chalkondyles eine
weltgeschichtliche Übersicht voraus, die hier, dem populären Charakter
( des ganzen Werkes entsprechend, in der aus den Chroniken übernommenen
I Form einer genealogischen Übersicht von Adam bis auf die Paläologen
gegeben wird. Schon im zweiten Kapitel kommt er zu seinem eigentlichen
Thema, indem er die Ausbreitung der Türkenherrschaft bis zum Untergange
Bajedds (1402) darlegt. Erst dann wendet er sich zur byzantinischen
G^hichte selbst und beginnt hier mit der Erzählung der Aspirationen
des Johannes Kantakuzenos. Man kann demnach das Jahr 1341 als den
>) 9. 23, 0 ed. Bonn.
Unr***"^ der klan. AltertomtWisBCtiflctiAfi IX. 1. Abtig. 2. Aufl. 2Q
306
Byianiinisohe litteratargeschichte. L ProBaische Lüierainr.
eigentlichen Anfangspunkt des Werkes bezeichnen; doch behandelt Dukas
die zunächst folgenden Ereignisse noch ziemlich summarisch; zu grössserer
Ausführlichkeit gelangt er erst mit dem Regierungsantritte Bajesids (1389)*
Von den byzantinischen Kaisern werden also nur die drei letzten Paläo-
logen Manuel, Johannes und Konstantin (1391—1453) eingehender be-
handelt. Mit der Eroberung von Lesbos durch Mohamed 11 im Jahre 1462
schliesst Dukas. Das Werk bildet mithin ein Fortsetzung des Gregoras
und Kantakuzenos, eine Ergänzung des Chalkondyles, Phrantzes und Krito-
bulos. Dukas, der einen grossen Teil der erzählten Ereignisse selbst be-
obachten konnte, hat nicht versäumt, auch von Augen- und Ohrenzeugen
sichere Erkundigungen einzuziehen; sogar von Türken liess er sich manches
berichten. Wem er für die ältere Geschichte folgt, muss noch untersucht
werden. Seine Wahrheitsliebe ist zweifellos und an Genauigkeit steht er
hoch über Chalkondyles. >) Dazu erzählt Dukas mit lebhafter Anschauung
und dramatischer Bewegung. Er weiss nichts von rhetorischen Floskeln
und mühsam abgerundeten Perioden, fesselt aber durch die einfache, wenn
auch etwas unbeholfene Beredsamkeit des Herzens. Man lese z. B. seine
Schilderung des Verheerungszuges der Mongolen unter TimurLenk: »In-
dem sie von Stadt zu Stadt zogen, machten sie das verlassene Land so
einsam, dass weder das Bellen eines Hundes mehr gehört wurde, noch
der Ruf eines zahmen Vogels noch das Winseln eines Kindes; sondern
wie der Fischer sein Netz aus der Tiefe ans Land zieht und alles, was
ihm entgegenkommt, mitschleppt, seien es nun grosse Fische oder kleine
oder selbst elende Fischlein und Krabben, so verwüsteten jene ganz
Asien u. s. w.* S. 77 ed. Bonn. Ein wichtiges und ergreifendes Dokument
ist auch seine Beschreibung der Eroberung von Konstantinopel S. 262 — 311.
Harte Vorwürfe schleudert Dukas gegen die unversöhnlichen Feinde der
Union, die selbst in der höchsten Gefahr nichts von abendländischer Hilfe
wissen wollten und sich an den Satz anklammerten, es sei besser in die
Hände der Türken als der Franken zu fallen {xqsTttov i^msaetv dq xeTqaq
%(üv TovQxwv ij ^Qccyxwv. S. 291, 3). Trotzdem ist er streng orthodox und
gerät nirgends in so tiefe Erregung, als wenn er von der Verunglimpfung
spricht, welche die Türken den heiligen Bildern und Gefassen zufügten.
Die Frische der Erzählung wird durch die häufige Einflechtung eigener
Erlebnisse und persönlicher Züge erhöht.
In seiner sprachlichen Form steht Dukas in einem scharfen Gegen-
satze zu Chalkondyles; unbekümmert um die herrschende Konvenienz
macht er den Versuch, auf Grundlage des gesprochenen Idioms eine Schrift-
sprache zu bilden; seine Diktion ist temperiertes Volksgriechisch,
wie es auch im diplomatischen Verkehr jener Zeit häufig angewendet wurde.
Diesem glücklichen Griffe ist es vornehmlich zu danken, dass die Erzäh-
lung des Dukas bedeutend wahrer und anschaulicher wirkt als die des
Chalkondyles. Dadurch dass er die Dinge stets beim rechten Namen zu
nennen wagt, wird er auch weit verständlicher als jener. Wer an klas-
') Vgl. Berger de Xivrey, M^moires
Bur la vie et les ouvrages de Tempereur
Manuel Paläolo^e, Mämoires de rinstiiut
de France, acadömie des inscriptions et belles'
lettres 19 (1853) 21.
d. Oetieliiohtsohreiber nnd Chronisten. A. Oeaeldohtsolireiber. (§ 134) 307
sische Lektüre gewöhnt ist, wird diese von türkischen, italienischen und
anderen Fremdwörtern wimmelnde Sprache allerdings recht ungezogen
\ finden; sie ist aber vom Standpunkte ihrer Zeit zu beurteilen, von der sie
ein treues Spiegelbild gewährt. In solchen Werken liegen die deutlichen
Keime einer lebensfähigen neugriechischen Schriftsprache, deren Entwicklung
leider durch den politischen Untergang des Volkes auf allzu lange Zeit
abgeschnitten wurde. I. Bekker freilich erblickte in Dukas nur ,barba-
rum perditorum temporum testem*, den er getrost „sordibus suis*
überlassen zu können glaubte.
f 1. Ausgaben: Ed. pr. Ism. Builialdus, Paris 1649 mit latein. Uebersetztwg nnd
Kommentar. — Wiederholt Venedig 1729. — Im Bonner Corpus rec. I. Bekker, Bonn
1834. Hier ist noch eine das iQckenhafte Original mehrfach ergänzende italienische
Uebersetzung beigegeben, die von einem venezianischen Geistlichen wohl bald nach der
Voilendong des Originals abgefasst wurde. — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 157| 789
bis 1166 (ohne die ital. Uebersetzung). — Emendationen von A. Mull ach, Coniectaneorum
Byzantinorum libro duo, Berolini 1852 S. 3 ff.
2. Nach Dukas edierten Bullialdus und Bekker eine ganz magere Chronik, welche
in yulgftrgriechischer Sprache tabellenartig die Ereignisse von 1089—1523 aufzählt. Das
Machwerk wurde offenbar kurz nach 1523 von einem unter venezianischer Herrschaft
lebenden Griechen abgefasst. Emendationen von Mullach a. a. 0. S. 5 ff.
184. Georgios Phrantzes {rscoQYiog o ^QavT^rjg) wurde 1401 in Kon-
( stantinopel geboren. Nachdem er 1417 seine Eltern durch die Pest ver-
loren hatte, wurde er Sekretär Kaiser Manuels 11 und diente fortan der
kaiserlichen Familie zu Hause, im Felde und im diplomatischen Verkehr.
Er rettete den Sohn Manuels, Konstantin, bei Patras 1429 aus den Händen
der Feinde und ward statt seiner gefangen. Für seine Dienste wurde er
1432 zum Protovestiarios, 1446 zum Präfekten von Sparta, später zum
Grosslogotheten erhoben. Bei der Eroberung von Konstantinopel geriet er
- mit seiner Familie in tibrkische Gefangenschaft. Nach Wiedererlangung der
Freiheit flüchtete er zum Despoten Thomas Paläologos nach dem Pelo-
ponnes und, als sich die Türken auch hier festgesetzt hatten, nach Italien,
wo er Venedig und Rom besuchte. Nach einem vielbewegten, an Thaten
und traurigen Schicksalen überreichen Leben zog er sich als Mönch
unter dem Namen Gregorios in ein Ehester auf Korfu zurück. Hier
verfasste er auf Anregung einiger vornehmen Korfioten sein XqovixoVy
das er im Jahre 1477 vollendete; das Werk umfasst die Zeit von
1258—1476.
In der Vorrede spricht auch Phrantzes nach der herkömmlichen
Stte vom Nutzen der Historiographie und gibt die jetzt ganz stereotyp
gewordene Versicherung, Geschichte müsse sine ira et studio geschrieben
1 ) werden;^) sie müsse für alle Ewigkeit eine lebendige Stimme, ein ver-
^ j nehmlicher Herold der Vergangenheit bleiben. So wolle auch er die Ge-
- 1 schichte der Paläologen darstellen. Nach einigen Vorbemerkungen über
die Familie des Michael Paläologos beschreibt er dessen Flucht von Nikäa
zum türkischen Sultan nach Ikonion (1258), seine Krönung, die abenteuer-
-1 iiche Wiedereroberung Konstantinopels und gelangt im ersten Buche in
. r V
') OvJ§ ngof X^9^^ ^^^^ itQo^ q>^vov
■U' op<f# nQog fiiaog fj nal nqos Bvvoiav.
ftb Ttriohnte sich, der Geachichte dieses taci-
teischen Satzes in der grieohischen Historie'
graphie etwas nachzugehen.
Of\%
308 Bysanünisohe LitteratiirgMobielite. L ProMdaehe littoraiiir.
ziemlich knapper Übersicht bis zum Tode Manuels 11 (1425). Erst vo4
hier an wird die Darstellung ausführlicher. Das zweite Buch behandelf
die Regierung Johannes VIII Paläologos (1425—1448), das dritte die det
letzten Paläologen, Konstantin IX (1448—1453) und den Fall des ReicheSi
das vierte endlich die Kämpfe der paläologischen Despoten im PeloponneSi
die Eroberung desselben durch die Türken nebst einigen weiteren Be-
gebenheiten, die er bis zum Jahre 1476 verzeichnet. Die Hauptbedeutung
des Werkes liegt in den drei letzten Büchern. An den Ereignissen, die
hier geschildert werden, hat Phrantzes selbst als Staatsbeamter und Diplomat
Anteil genommen, und er versteht seine Beobachtungen wahrheitsgetreu,
mit Sachkenntnis und Anschaulichkeit wiederzugeben. Der bittere Unmuii
mit dem er seine Feder gegen die Türken führt, ist bei einem Manne,
der selbst mit seiner Familie und seinem ganzen Volke so viel von ihnen
erduldete, wohl zu erklären. Vollen Beifall verdient seine scharfe Po-
lemik gegen die Lateiner, welche die über Byzanz hereingebrochene
Katastrophe als eine wohlverdiente Strafe für die griechische Ketzerei
auffassten; die politischen Geschicke, bemerkt Phrantzes, haben nichts za
thun mit der Rechtgläubigkeit; auch die Osmanenherrschaft werde einst
ihr Ende nehmen. Daran schliesst er eine langwierige Deutung alter Pro-
phezeiungen über die Dauer des Türkenreiches und eine Widerlegung der
Lehre Mohameds.
In seiner Darstellung gehört Phrantzes zu den liebenswürdigsten
Erscheinungen der Paläologenzeit: er steht auf einer Mittelstufe zwischen
Chalkondyles und Dukas. Ebensoweit entfernt von dem künstlichen
Archaismus des ersteren wie von dem vulgären Niveau des letzteren
schreibt er einfach und fliessend und macht im Wortschatze wie in ein-
zelnen Formen und im Satzbau der Volkssprache manche Konzessionen,
ohne den Überlieferungen der byzantinischen Kunstgräzität vollständig
untreu zu werden.
1. Ausgaben: Zuerst ein Auszug in lateinischer Uebersetzung von Jac. Pon«
tanus, im Anhang seiner Ausgabe des Theophylaktos Simokattes, Ingolstadt 1604. —
Wiederholt Venedig 1733 mit Genesios u. a. -~ £d. pr. des griechischen Textes: Xgoyt'
xoy Tetogylov ^qavt^rj tov nQtotoßeatutQiov yvv ngwroy ixdo&iy intfielelif 4^a
KuQ. "JXteQ (Alter). *Ev BUvyjn xrjg Avaxqlag 1796. Die im seltsamsten PidgingriechiaM
abgefasste Vorrede berichtet über das Werk und die Handschriften des Phrantzes und Übel
das Leben des Pontunus; der Text beruht auf cod. Monac. gr. 239. Beigegeben sind einig«
stofflich verwandte Stücke, wie jene 7aro^/a nokixixrj KioyaraynyovnoXetos (1391 — 1578)
welche einst Martin Crusius von Theod. Zygomalas erhalten und in seiner Turcograeeil
veröffentlicht hatte, dazu der Begleitbrief des Zygomalas, ein durch die vulgäre DiktiM
und Auffassung merkwürdiger Bericht über eine Unterredung des Patriarchen Gennadioi
mit dem Sultan u. a. — Lm Bonner Corpus ed. 1. Bekker, Bonnae 1838, nach einem
besseren Parisinus (suppl. gr. 80). — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 156, 551-— 1080. ^
Einen kürzeren vulgärgriechischen Text der Chronik, welcher jedoch nur die PartM
von 1402 — 1476 umfasst, edierte aus einem Vaticanus Joh. Franz bei A. Mai, ClasB.
auct. 9 (Romae 1837) 594 ff. — Damach wiederholt bei Migne a. a. 0. — G. Destunif
(in der unten angeführten Schrift) vertritt mit guten Gründen die schon früher von russi-
sehen Gelehrten ausgesprochene Ansicht, dass auch diese kurze Chronik von Phrantie«
selbst herstamme und als eine Art von Brouillon zu betrachten sei, den er später ffir
weitere Kreise sorgfältiger ausarbeitete.
2. Hilfsmittel: Vgl. P. Pogodin, Übersicht der Quellen zur Geschichte der Be-
lagerung von Byzanz durch die Türken, Joum. Min. 1889 August — Zur Erläuterung deri
Nachrichten des Phrantzes über Thomas Palaeologos dient die Untersuchung von Pierlingii
Le maria^e d'un Tsar au Vatican, Revue des quest bist. 42 (1887) 358—396; 48 (18^):
S. GeMhiohtsehreiber und Ghronüiteii. A. Gesohichtschreiber. (§ 185) 309
3—583. — G. Destunis, Bemerkungen zur Textverbesserong beider Cbroniken des
rantzes, Joom. Min. 1894 Bd 291 Januarheft, Abteil, f. klass. Philo!. S. 1—11. — In
hreren Hss des Phrantzes steht ein vom 9. August 1465 datierter Brief des Kardinals
Bsarion an den Erzieher der Kinder des Thomas Palaeologos. Vgl. E. Legrand, Kofffjios,
gAov et TCixoXoy dans la lettre de Bessarion au gouvemeur des enfants de Thomas
l^ologue, Revue des ^t. gr. 5 (1892) 108—115 (mit einer Emendation zu Phrantzes).
3. üeberlieferung: G. Angelini, Di un codice Greco contenente la cronaca bi-
itina di Giorgio Franza, Bibliofilo di Bologna 3 (1882) Dez. S. 186 f. (mir unzugänglich).
Giov. Mercati, Alcune note sul cronico del Franza, Atti della R. Accademia delle
enze di Torino vol. 30, Sitzung vom 7. April 1895 (über den Cod. Ambrosianus P 123)
Unbenutzt sind auch noch die Codd. Taurinensis 102. G. lY. 22, Atheniensis 1208
18, und Harleianus 5595 s. 17.
4. Leben: G. Destunis, Versuch einer Biographie des Georgios Phrantzes, Joum.
Q. 1893 Bd 287 Juniheft S. 427 -497 (handelt auch über die beiden Redaktionen und
iT die Kritik und Erklärung des Werkes). — Vgl. Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 8, 74 ff.;
132 ff. und K. N. Sathas, rfeoeXX, q>iXoXoyia S. 54-58.
135. Eritobulos (KQnoßovXog) aus Imbros, ein vornehmer Grieche,
hrieb, wahrscheinlich vor 1470, eine Geschichte des Sultans Moha-
ed II, die von 1451 — 1467 reicht und in manchen Punkten zur Ergänzung
r Berichte des Chalkondyles, Dukas und Phrantzes dienlich ist. Der be-
ihrten Anziehungskraft der majestätisch einfachen Anfangsworte des
lukydides, deren Missbrauch schon Lukian an einem köstlichen Beispiele
geisselt hat,^) konnte auch Eritobulos wie sein Zeitgenosse Chalkondyles
3ht widerstehen. Es mutet seltsam an, wenn man einen Autor, der
3 Geschichte eines Türkensultans zu erzählen hat, im Tone des periklei-
lien Zeitalters reden hört: KQiroßovXog, 6 vrjaicitrjgy vd n^xa roSv ^ln^
roiTCüv, n]v ^vyyQaqfrjv rrjvie ^vväyQaipCy Sixaioiaag (irj ngayfiaxa ovra>
ydla xai S-avfxaatd i(p' rjfAdv yeyovoTU fieirat dvrjxovtrTa u. s. w. Den
uren des attischen Historikers folgt Eritobulos auch in der chronologischen
iordnung des Stoffes nach den vier Jahreszeiten und in der stilistischen
isschmückung der Erzählung; zwei grosse Reden, die er den Mohamed
r den versammelten Feldherrn und Satrapen thun lässt, gleichen Gentonen
s Thukydides. Allein trotz aller Mühe erhascht Eritobulos auch nicht
len Schatten von der gedankenschweren Straffheit und Fülle des grossen
)rbildes; seine Darstellung leidet an breiter Geschwätzigkeit und bewegt
^h in einem ersichtlich engen Gehege angelernter Ausdrücke. Was den
-itobulos aber von dem anderen Thukydidesverehrer seiner Zeit, Chal-
ndyles, und auch von den übrigen Erzählern der Zermalmung des ost-
mschen Staates und der griechischen Nation unterscheidet, ist seine
»Qung dem Sieger gegenüber. Während Chalkondyles, Dukas und
irantzes zur Zeit, als sie ihre Werke abfassten, ausserhalb des
ichtbereiches der Türken lebten und daher auf ihre Empfindlichkeit
ine Rücksicht zu nehmen brauchten, eröffnet Eritobulos die Reihe der
iechen, die sich mit der türkischen Oberherrschaft aussöhnten und in
'. neue Lage der Dinge zu schicken suchten. Dass hiebei das freie
inneswort unterdrückt und manche unwürdige Schmeichelei ausgesprochen
; fv fjtaXa tt^ ff^jjrsrvTrfü eixaa/iByog, xal
' ^9XV^ ^^ ixetyog avv ti^ iavtov oyofiari
Xa^isnatijy a^/wv aTtaatüy xai
mro
iov rov 'Arrtxov anonyiovaay . öga ydq'
^KgeTtägnog KaXnotfQyiayog IIofÄntjlLOvnoXlTijg
tfvyiyQatpe toy noXefioy tdSy UaQ&vaiüty xal
*Pü)fiaib)y (og inoXifitjaay ngog aXXijXovg, «q^
^äfjieyog evSvs ^vyiatafAäyov,* UcJ; dei Uno'
Qiay cvyyqdfpuy Kap. 15,
310 BTEantiniflohe LitteraturgeBohiohte. I. ProBaülohe Litieratiir.
wurde, darf man dem Kritobulos nicht allzuschwer anrechnen; ähnliche
Konzessionen trifft man bis in die neueste Zeit hinein bei türkischen
Unterthanen, die auf die Osmanen bezügliche Stoffe darzustellen wagen.
Übrigens fühlte Kritobulos selbst das Unklare und Schwierige seiner Stel-
lung und vergass nicht, sich hierüber mit seinen Lesern gründlich aus-
zusprechen. Er bittet alle, welche jetzt oder später sein Werk beachten
sollten, ihm nicht Dummheit oder Schlechtigkeit vorzuwerfen und ihn
nicht zu tadeln, dass er die Unglücksfälle und Drangsale der Nation offen
an den Pranger gestellt habe, während man sie doch nach Kräften hätte
verbergen müssen. Denn erstens habe er den Plan zu seinem Werke
nicht gefasst, um das griechische Volk zu tadeln; er sei nicht so empfin-
dungslos, um zu all dem gegenwärtigen Unheil noch bittere Anklagen zn
fügen; zweitens wisse er sehr wohl, dass solche Wechselfälle des Glücks
in der Natur der menschlichen Dinge liegen und allen Völkern wider-
fahren seien; wenn auch einzelne griechische Herrscher schwere Fehl»
begangen haben, so sei dafür nicht die Nation verantwortlich. Wie einst
der Hebräer Joseph die Eroberung Jerusalems durch die Römer objektiv
erzählt habe, so wolle auch er pflicht- und wahrheitsgetreu schildern.
In der That ist sein Bericht wohl frei von absichtlicher Entstellung der
Wahrheit; dagegen lassen die Wiedergabe von Orts- und Personennamen
und die chronologische Genauigkeit zu wünschen übrig. Einen Teil der
Schuld tragen, wie es scheint, die Gewährsmänner des Kritobulos; mancher
Irrtum entstand auch durch die hier auf die Spitze getriebene byzantinische
Pedanterie, mittelalterliche Namen von Orten und Völkern um jeden Prei«
durch antike zu ersetzen.
So besitzen wir für die letzte Paläologenzeit und die endgültige Ver-
nichtung der byzantinischen Herrschaft vier Geschichtschreiber, die
sich gegenseitig im weitesten Umfange ergänzen und berichtigen. Ihre
Abweichungen erklären sich teils aus der Verschiedenheit ihrer Zwecke
und Mittel, teils aus dem verschiedenen Standpunkte, von welchem aus
sie die Ereignisse beobachteten. Der Athener Chalkondyles gehört dem
Kreise der peloponnesischen Despoten an und betont daher vornehmlich
die inneren und äusseren Konflikte im Süden der Balkanhalbinsel; Dukas,
diplomatischer Agent genuesischer Herrscher und daher Freund der Union«
betrachtet die politischen Vorgänge von den fränkischen Besitzungen in
Kleinasi^n und Lesbos aus; Phrantzes, der kaiserliche Beamte und eifrige
Anhänger der antirömischen Partei, befindet sich auf dem Standpunkte,
der früher allein möglich gewesen wäre, auf dem des byzantinisches
Hofes und der byzantinischen Metropole. Kritobulos endlich repräsentier!
schon den griechischen Raja, der sich den völlig veränderten Zuständen
nach Kräften anpasst und sich, wie später die Phanarioten, rückhaltioe
dem Dienste der neuen Machthaber widmet.
1. Ausgaben: Eine Ausgabe, die den Namen nicht verdient, weü sie niemals wo»
gegeben wurde, besorgte Ph. Ant. Dethier, Monumenta Hung. Hist. vol. XXI pars ]
(sine anno) 1-346. — Ed. C. Müller, FHG 5 (1870) 40—161 (mit guten sprachlichei)
und sachlichen Anmerkungen).
2. Uebersetzungen: Eine ungarische Uebersetzung verfasste Karl Szabö,
Monumenta üungäriae Historica, Scriptores, vol. XX 11, Budapest 1875.
2. Q«B€hicht8chreiber und Chronisteii. A, OeBohiohtschreiber. (§ 185) 311
3. Hilfsmittel: üeber das Leben und das Werk des Eritobulos vgl. C. Müller
&. a. 0. L -LV. — Die Behauptung von C. Tischendorf, Not. ed. Cod. bibl. Sin. S. 123,
Eritobulos sei ein AthosmOnch gewesen, scheint aus der Luft gegriffen zu sein. Vgl. Ph.
Meyer, Die Haupturkunden für die Geschichte der Athosklöster, Leipzig 1894 S. 65
Anm. 2. — Eine Analyse des Werkes gab Ubicini, Annuaire de Tassoc. 5 (1871) 49 — 74.
— Zur Erklärung vgl. die § 132 Anm. 3 angefahrte Schrift von E. Nisbet Bain.
4. Ein Michael Eritobulos aus Imbros wird im Cod. Athen. 876 als Verfasser
Ton Versen auf den hl. Augustinus und von Gebeten genannt. Er ist wohl identisch mit
dem Eritobulos, von dem in zwei Eskurialhss ein Werk „sur les passions* und eine Homilie
,de paasione Domini* standen. Vgl. E. Miller, Catalogue des mss grecs de la biblio-
theque de l'Escurial, Paris 1848 S. 875 und 521. Wie aber dieser oder diese Eritobulos
sich zum Historiker verhalten, steht dahin.
f 5. Der Grosslogothet Hierax (7^^a|) schrieb um die Mitte des 16. Jahrhunderts
* ein langweiliges Gedicht Jui rtjy taSv TovQxtjy ßaaiXelay^ welches in 734 politischen Versen
ff die letzten Schicksale des byzantinischen Reiches erzählt. Einen fehlerhaften Abdruck gab
Ph. A. Dethier in dem oben erwähnten Bande: Monum. Hung. Hist. vol. XXI p. 1 S. 849
bis 390. — Ed. E. N. Sathas. Mea. ßißX. 1 (1872) 243—268. — lambische, durch die
Akrostichis 'Ugaxog bezeichnete Verse desselben Hierax Eig tovg iv t^ noXei xal toi
faXat^ onovdaiovg stehen im Cod. Athen. 1118 s. 18. Vielleicht gehört ihm auch etwas
Ton den dort unmittelbar folgenden anonymen Gedichten.
6. Des bibliographischen Interesses halber verzeichne ich den Inhalt des oben er-
wihoten von Dethier bearbeiteten, aber nicht veröffentlichten Bandes der Monumenta
HuDg. Hist (XXI 1). In dem Band sind ausser Eritobulos (S. 1 — 346) und Hierax
(8. a49— 390) folgende Texte enthalten: 1. Fünf Volkslieder über den Fall von Epel,
und zwar die ersten vier aus Passow, Popularia carmina Graeciae recentioris S. 145 — 147,
das fünfte aus S. Joannides, lorogla xai cxaiwxixrj TganeCovyiog S. 292—294 (S. 391 — 399).
2. Die ersten vier Eapitel aus des Athanasios Eomnenos Hypselantes Cj4&aydüios
Kofiytjyog 'YtfnjXdyrrjg) Td ixxXr^aiaarixa xai noXiuxd td fieid rtjy aXataiy, Dazu eine ge-
fUschte, angeblich auf dem Sarge Eonstantins des Grossen gefundene Orakelinschrift,
die schon Banduri, Imperium Orientale I 3, 184 f. herausgegeben hat (8. 401 — 478). 3, Das
Gedicht über die Eroberung und Wiedergewinnung Epels (s. § 162) (S. 479—542). 4. Chro-
nologische Notizen aus dem Cod. Marc. 408, die schon J. Müller mit dem eben er-
wihnten Gedichte ediert hatte (S. 543—552). 5. Der öfter edierte Brief des Leonardus
Chius über die Eroberung von Epel mit einem Exkurs des Herausgebers (8. 553—619).
a. Derselbe Brief italienisch nach der Editio princeps von 1568 (S. 621 — 663).
7. Uidori Thessalonicensis cardinalis Rutheni, episcopi Sabinensis, legati pontificis,
limentatio addita Aeneae Sylvii Piccolomini seu Pii II Papae nistoriola Cpoleos captae (S. 685
Aofo&hlung der früheren Ausgaben, zuletzt Migne, Patr. gr. 159) (S. 665—695). 8, Die-
selbe Lamentatio italienisch (S. 696—702). 9. Brief des Fr. Philelphus an
Mohamed IJ, nach der Ausgabe von Rosmini in seiner Biographie des Philelphus 2 (1805)
805-307, mit Anmerkungen von Dethier (S. 703—708).
Ein zweiter ebenfalls nicht ausgegebener Band (= Monum. Hung. hist. XXI 2) ent-
hält eine französische Uebersetzung des Eritobulos, Hierax, Athanasios Eomnenos
Hypselantes, der Orakelinschrift, des Gedichtes über die Eroberung und Wiedergewinnung
Kpek und des Briefes des Philelphus. — Zwei weitere ebenfalls nicht ausgegebene Bände,
die als Monumenta Hung. Hist. vol. XXII 1 und vol. XXII 2 bezeichnet sind, enthalten
liteinische, italienische, französische, armenische und slavische Texte, die sich auf die
Eroberung von Epel i. J. 1453 beziehen. Eine kurze Aufzählung des Inhaltes dieser
Binde dürfte sich um so mehr empfehlen, als dadurch ein bibliographisches Rätsel
gelöst wird, das wohl schon oft unnützen Aufwand von Zeit und Mühe verursacht hat:
L Hopf bemerkt in seinen Chroniques Gr^co-Romanes. Berlin 1873 S. Vll, er habe, dem
iraprünglichen Plane entgegen, die lateinischen Gedichte des Jean-Mario Philelpho
tbcs' Mohamed II und des Antonio Losco von Vicenza über die Eroberung von Epel
fliciit in die Chroniques Gr^co-Romanes aufgenommen, weil er sie inzwischen schon in
der auf die Eatastrophe von 1453 bezüglichen Urkundensammlung des Dr. Dethier ge-
druckt habe, einer Sammlung, für die er dem Herausgeber auch noch andere interessante
Stficke wie den unedierten Bericht des Genuesen Adam von Montaldo geliefert habe.
Dieee Texte stehen in dem ersten der erwähnten zwei Bände, die, kaum geboren, zum
grmnsamen Tod in der Stampfmühle verurteilt wurden. In ihnen waren folgende Stücke
CBtluüten, deren zum Teil etwas weitschweifige Ueberschriften hier verkürzt wiedergegeben
werden: Mon. Hang. Hist. vol. XXil premi^re partie (auf S. 1179 die Jahreszahl 1872).
Kr. 5 (1 — 4 ist nicht vorhanden). Losco (ineditus) e ms Mediol. saec. XV, curantibus
C. Hopfio et Ph. A. Detherio (S. 1—34). 6. Adam de Montaldo, De Cpolitano excidio,
ediert von E. Hopf und Ph. A. Dethier (S. 35—70). 7. Anonymus Thyselii anni 1459,
312 ByEaniiniBohe LitteratargeBoliichte. L TroBMÜmoh» Lüteratur.
editio II. Edd. C. Hopf et Dethier (S. 71—94). 8, Ubertini Toscnli Brixiensis Cpole«
libri IV. Ed. Dethier (S. 95— 262). 9, Johannes Mama (sive Giammarius) Philelphni
Epos aber Mohamed IL Edd. Hopf et Dethier (S. 263-496). 10. Epistola Francisa
Philelphi ad Garolum VH Regem Francorum. Edd. Dethier et Hopf (S. 497—5^
11, Tres epistolae a) Caroli VII ad Constantinum Dragasam, b) eiusdem ad Cardin. Bei
sarionem, c) Belloravetü (schon von Da Gange veröffentlicht). Ed. Dethier (S. 553 — 563|
12, Nicolai V Papae epistolae ad Constantinum imperatorem (11. Okt. 1451; scho
von Reynald herausgegeben). Ed. Dethier (S. 563—576). Nicolai V testamentai
1455 (von Muratori ediert). Ed. Dethier (8. 577—622). 13. Aeneae Sylvii Piccoh
mini oratio de passagio crucis (von Reyiiald ediert). Ed. Dethier (8. 623—642). 14. Ange!
Johannis Zacnariae epistola de excidio Cpolitano (frfiher von 8. de Sacy ediert). £d
Dethier et Hopf (8. 643—655). 15, Philippi Arirainensis excidium Cpolis. Ed. f
Dethier (8. 656—682). 16. Nicolo Barbaro, Giomale deir assedio di Cpoli 1453 (edi«
von N. Comet). Ed. Dethier (8. 683—874). 17. Bulla Johannis de Lustic sc. de ea
cidio Cpolitano et de necessitate armandi contra Turcos. Pr. ed. Dethier (8. 875 — 886
18. Informations envoy^es en 1453 tant par Francisco de Franc au Cardinal d'Avignc
que par Jehan Blanchin et Jacques T^dali sur la prise de Cple (frtther ediert von Martei
und Durand). Ed. Dethier (8. 887—914). 19, Ein armenisches Gedicht (8. 915—934
20, Rapporto del 8uperiore dei Franciscani presente all' assedio ed alla presa
Cpoli. Nach Muratori ed. Dethier (8. 935—943). 21, Cristoforo Riccherio, La pr«
dl Cpoli. Nach Sansovini ed. Dethier (8. 944—968). 22, Zorzo Dolfin, Assod
e presa di Cpoli. Nach Thomas ed. Dethier (8. 969—1046). 23, Anonymus Mobo<
vita. Französische Uebersetzung des von Sreznjevskij 1855 herausgegebenen russisob
Berichtes (8. 1047—1122). Anhang von Dethier: De Terreur repandu au moyen-ftge ■
TAnth^lios ou la colonne de porphjrre de Constantin le Grand comme ^tant un monoliti
et de son influence sur les formes des colonnes (8. 1123—1162). 24. Notice sur le R^o
Georgien ou sur la groupe des IV auteurs: Hi^rax, Zygomalas, le Moscovite et Artsoh
par Dethier (8. 1163—1172). Notice sur le Serbien Milovan, sur Florum-Campus et 1
kesch (8. 1173—1178). 25. Pamietniki Janczara Polaka napisana 1498 (8. 1179—125
Hier bricht der Band unvollendet in der Mitte eines Wortes ab. — Mon. Hung. Hii
vol. XXII seconde partie enthält: 1, Französische Uebersetzung von Nr. 1
(Nicolo Barbaro) (8. 1—224). 2. Französische Uebersetzung von Nr. 19: Abraha
pr6tre arm^nien, m^lodie äl^giaque sur la prise de Stamboul, traduite et rendue ä 8
vrai sens avec Tassistance d'un savant distinguö de la nation et publice par le Dr. pl
A. Dethier (8. 225—248). 3. Uebersetzung und Kommentar zu Nr. 25 (Memoire d'
janissaire polonais) (8. 249—392). Hier bricht auch dieser Band mitten im Texte ab.
7. Zur Ergänzung und Eontrolle der byzantinischen Berichte aber die letzten Scbi<
sale des Reiches und besonders die Einnahme von Epel dienen verschiedene lateiniscl]
italienische, französische, spanische, slavische und orientalische Quelle
von denen ein grosser Teil in der obigen Inhaltsangabe der unedierten Sammlungen i
Dethier genannt ist. Weitere Litteratur verzeichnet A. Rambaud bei E. Lavisse
A. Rambaud, Histoire gän^rale 3 (1894) 865 ff. — Besonders wichtig sind: die Schi
des Bischofs von Mytilene Leonardos von Chios ,De urbis Cpolis iactura*. Ed. Migi
Patr. gr. 159, 923—944. — Desselben Leonardos Schrift ,De Lesbo a Turcis capta*. ]
Ch. Hopf, Chroniques Gräco-Romanes, Berlin 1873 S. 359-866. — Die Lamentatio *
Kardinals Isidor. Ed. Migne, Patr. gr. 159, 944—956. — Dazu die Texte und 1
zerpte bei Ch. Hopf, Chroniques Gräco-Romanes.
136. Heiligenbiographien, üntor den zahllosen Heiligenleben, über <
im Kapitel über Hagiographie S. 176—205 von Ehrhard ausführlich berich
worden ist, sind einige von so hervorragender Wichtigkeit als historisc
Quellen, dass sie auch in diesem der Geschichtschreibung gewidmeten A
schnitte hervorgehoben zu werden verdienen. Das sind vor allem •
Biographien der Patriarchen von Konstantinopel Germanos (t74
Tarasios (1806), Nikephoros (1829), Methodios (1847), Ignati
(t 878) und Euthymios (f 917). Einige derselben sind schon von c
byzantinischen Geschichtschreibern und Chronisten ausgiebigst benü
worden. So diente das Leben des Nikephoros von Ignatios als Qu<
für Georgios Monachos und Genesios, das des Ignatios von Nikel
David Paphlagon als Quelle für Genesios, Symeon Magister i
8. GeBehiohtschreiber nnd Chroniaten. A. GeBohiohtsohreiber. (§ 136) 313
Michael Glykas. Besonders wichtig ist als Ergänzung der mangelhaften
Nachrichten über die Regierung Leos des Weisen (886 — 912) eine anonyme
Lebensbeschreibung des Euthymios, der 907 — 912 den Patriarchen-
stuhl inne hatte. Der Bericht beschäftigt sich zwar vorzugsweise mit
kirchlichen Angelegenheiten und den Ereignissen am Hofe. Doch ist
gerade die Thatsache, welche den Mittelpunkt der Biographie bildet, die
vierte Ehe Leos des Weisen von weltgeschichtlicher Bedeutung; denn sie
bildet eine der ersten Etappen auf dem Wege der endgültigen Trennung
der griechischen und römischen Kirche. Ausserdem gewährt die Schrift
manchen Anhalt, um in die verworrene Chronologie der Zeit Ordnung zu
bringen, und zieht eine Reihe wichtiger Persönlichkeiten aus vöUiger Ver-
schollenheit ans Licht; die Biogfaphie des berühmten Erzbischofs Arethas
erhält durch sie wertvolle Ergänzungen. So darf das Werkchen der
Chronik des Logotheten (s. § 147 f.) als ebenbürtige Quelle für die Geschichte
Leos an die Seite gestellt werden. Der Verfasser, der seine Nachrichten
offenbar aus der Umgebung des Euthymios selbst erhielt, empfiehlt sich
durch Wahrheitsliebe und durch einfache, sachgemässe, freilich ziemlich
unbeholfene Darstellung. Sein Name ist mit dem Anfange der Biographie
verloren gegangen; doch lässt sich aus verschiedenen Andeutungen er-
kennen, dass er zu den Mönchen des von Euthymios regierten Klosters
gehörte; die Abfassung des Werkes geschah nicht lange nach dem Tode
des Euthymios (917), doch schwerlich vor dem Jahre 921.
1. Ausgaben: Vita des Germ an os ed. Papadopulos Eerameus, Mavgoyo^ddtsiog
Btfho^ijxij (Epel 1884—1886, Beilage zum 15., 16. und 17. Bande des ZvXXoyos) Anhang
S. 3—17. — Vita des Tarasios ed. J. A. Heikel, Acta soc. scientiarum Fennicae Bd. 17,
Helsingfors 1889 (mit Kommentar und Indices). — Vita des Nikephorosed. C. deBoor,
Nicephori archiepiscopi Gpolitani opuscula historica, Leipzig 1880 S. 139—217. — Vita des
Methodios ed. bei Migne, Patr. gr. 100, 1244—1261. — Vita des Ignatios (von Niketas)
ed. bei Migne, Patr. gr. 105, 487—574. — Die Vita des Euthymios edierte aus der
einzigen Hs, welche Prof. G. Hirschfeld i. J. 1874 unter den Resten einer Elosterbibliothek
inf einer Insel im Egherdirsee in Pisidien ffir die Berliner Bibliothek kaufte, C. de Boor,
ViU Enthymii, Berlin 1888.
2. Hilfsmittel: A. Allgemeine: Die Bedeutung der Heiligenleben für die Ge-
acbichte und verwandte Wissenszweige ist in der neueren Zeit immer deutlicher erkannt
wcffden, und viele Forscher wie L. Fr. Tafel, K. Hopf, V. Vasiljevskij, F. Hirsch, V. Rose,
C. de Boor, 6. Schlumberger, H. Usener, Hipp. Delebaye, J. van den Gheyn u. a. haben
ehizehie Werke dieser Gattung für historische und quellenkritische Untersuchungen mit
Erfolg beigezogen. Vgl. 8p. Lambros, B. Z. 1 (1892) 190. — Sehr beachtenswerte Winke
gib Tougard, Quid ad profanes mores dignoscendos augendaque lexica conferant Acta
8S. gnieca BoUandiana, Paris 1872. und: De Thistoire pro^ne dans les Actes grecs des
BoUandistes, Paris 1874. — Dazu die oben S. 182 ff. von Ehrhard notierte Litteratur.
B. Spezialbeiträge: Zur Vita des Tarasios ed. Heikel vgl. die Beitr&ge in der
Besprechung von Gebhardt, Deutsche Litteraturzeit. 1890 S. 1574—1576. — Zur Vita
itB Nikephoros vgl. F. Hirsch, Byzantinische Studien, Leipzig 1876 S. 19 ff., 128, 172.
-Zur Vita des Methodios vgl. Hirsch a. a. 0. S. 34, 152, 154, 339 f. — Zur Vita des
Ignatios vgl. Hirsch a. a. 0. S. 159 f., 172, 332, 402 und passim. — Zur Vita des Euthy-
■ios TgL die gründliche historische Abhandlung von G. de Boor in seiner Ausgabe, die
Bemrechung von A. Jfllicher, Gott. Gel. Anz. 1889 S. 383-887, und zur Erläuterung:
K. Popov, Zur byzantinischen Geschichte des zehnten Jahrhunderts, Odessaer Jahrb. 4
(1894) Byz. Abt. 8. 302 -308 (mit russischer Uebersetzung des 21. Kapitels der Vita.) —
Gute Emendationen und exegetische Beiträge zu den Viten des Tarasios und Nike-
phoros (sowie des Gregorios Dekapolites, Georgios von Amastris, Stephan
Ton Snrot, Theodosios Eoenobiarcbes [von Theodoros] u. a.) gab P. Nikitin, üeber
onige griechische Texte von Heiligenleben, Zapiski der k. russ. Akademie der Wiss., 8. Serie,
bistor.-phflol. Klasse 1 (1895) 1-67 (russ.).
o. Hier nöge noch eine historische Spezi alschrift kirchlichen Charakters Er-
314
BTEantinische Litfceratargeichichte. L ProBaisohe Litterator.
wähDong finden, der Brief, in welchem der Kleriker Niketas im Jahre 947 dem Kaiser
Konstantin VTl Porphyrogennetos üher das am Charsamstage am hl. Grabe die Keizeaj
ohne menschliches Zuthun entzündende hl. Feuer berichtete. Ans den Bemerkungen dei^
Verfassers geht hervor, dass Kaiser Konstantin VII eine Art Protektorat über die heiligen i
Orte ausübte. Graf Riant hatte einst, ohne genügenden Grund, die Echtheit des Schriftetückei
angezweifelt. Ed. A. Papadopulos-Kerameus, Pravosl. Pal. sbornik 38. Heft, Peters-
burg 1894 (mit Einleitung, russischer üebersetzüng und Indices).
137. Typika {Tvmxd) d. h. Stiftungsurkunden und Satzungsbücher
für byzantinische Klöster gehören zu den wichtigsten Hilfsmitteln für die
Erforschung der inneren Geschichte von Byzanz. Das Wort Typikon,
eigentlich „Formular**, bezeichnet in der byzantinischen Zeit zunächst eine
Anordnung im allgemeinen, dann ein für das ganze Jahr dienendes, jedoch
nur die Stichworte enthaltendes liturgisches Handbuch, insbesondere eine
dem Gebrauche des Klosters angepasste Bearbeitung desselben, die meist
mit den übrigen Satzungen für das Klosterleben verbunden wurde. Die
gemeinsame Grundlage der Klostersatzungsbücher bildete die Regel des
hl. Basilios, die jedoch in der Folgezeit allerlei Veränderungen und Er- 1
Weiterungen erfuhr. Insbesondere wurden für die spätere Entwicklung f
des Klosterwesens von grosser Bedeutung die Statuten des Sabbasklosters 1
bei Jerusalem und des Studionklosters in Konstantinopel, die von vielen
anderen Klöstern angenommen wurden. Hieher gehören auch die für die
Gesamtheit der Athosklöster erlassenen kaiserlichen Typika. Von diesen
Typiken im engeren Sinne, welche nur die liturgischen und diszipli-
naren Anweisungen für das Klosterleben enthalten, unterscheiden sich ;
die Stiftungsurkunden bestimmter Klöster und der mit ihnen verbun-
denen wohlthätigen Anstalten, welche die individuellen Bestimmungen des
Stifters enthalten und nur für den einzelnen Fall gültig waren. Leo Alla-
tius nannte sie zvmxd xri^o^ixa, weil der Stifter häufig als xtijtcoq, ge-
wissermassen als „Besitzer* des Klosters, bezeichnet wird. In der byzan-
tinischen Zeit wurden sie als „letztwillige Verfügungen* aufgefasst und
mit Ausdrücken wie öidra^ig, rvTtixij Sicaa^ig^ äiaxayri^ iiatvnwaigy vito-
TVTvcotftg benannt. Von grosser Wichtigkeit ist das diesen Typiken ge-
wöhnlich beigefügte offizielle Inventar (ßgäßiov) des beweglichen und
unbeweglichen Klostereigentums; die Führung eines solchen Inventars
wurde, wie es scheint, zuerst im ersten Kanon der sogenannten ersten
und zweiten Synode in der Kirche der hll. Apostel zu Konstantinopel im
Jahre 861 gesetzlich bestimmt.*) Beide Arten von Typiken wurden viel-
fach auch mit einander verbunden, so dass also in derselben Schrift so-
wohl die Liturgie und Klosterverfassung als die Stiftungsgeschichte und
die Vermögensverhältnisse neben einander behandelt sind. Was das Ver-
hältnis der beiden Arten von Typiken betrifft, so steht völlig sicher, dass
die Satzungsbücher älter sind als die Stiftungsurkunden. Sie entstanden,
wie schon oben angedeutet wurde, in den Klöstern berühmter Anachoreten
und wurden später von neugegründeten Klöstern unverändert oder mit
leichten Modifikationen übernommen. Die Stiftungsbriefe dagegen kamen
erst auf, als die Schenkungen der Laien nicht mehr, wie es früher üblich
') Rhalles und Potles, Ivvxayfjia rtiSy
0$i(ov xai Ugwy xayoytoy 3 (1852J 649. Vgl.
Ph. Meyer, B. Z. 4 (1895) 374.
1
2. OetMhiohUohreiber und Chronisten. A. Gesoblohtsohreiber. (§ 137) 315
\ bedingungslos einer Kirche oder einem Kloster übergeben wurden,
sondern ein gewisser Einfluss auf die Zukunft der Stiftung verlangt und
bewilligt wurde d. h. seit der Ausbildung des Charistikarierwesens.
Dieses etwa um die Wende des 10. Jahrhunderts entstandene Institut
der XaQuruxaQioir entspricht dem karolingischen Benefizialwesen d. h.
das Kloster wurde als eine Art von Lehen einem hochstehenden Laien
überwiesen, der als Kurator {^(fOQog) für das Kloster sorgen sollte, in
Wirklichkeit aber gewöhnlich sich selbst durch das Kloster möglichst
zu bereichem suchte. Da nun die Stiftungsurkunden meist genaue
Angaben über die Vermögensverhältnisse des Klosters, über die mit
ihm verbundenen Metochien, über Armen-, Kranken- und Siechen-
hftuser, Inventare der Bücher und heiligen Geräte, oft auch autobiogra-
phische Notizen über die Person des Stifters u. s. w. enthalten, so versteht
man, dass sie für die Kenntnis der inneren Geschichte von Byzanz, be-
sonders der nationalökonomischen, paläographischen und kunstgeschicht-
lichen Seite, mannigfache und reiche Aufklärung bieten.
Die Einzelbetrachtung der uns erhaltenen Stiftungstypiken ge-
schieht am besten in der chronologischen Reihenfolge: 1. Das älteste
Beispiel ist das aus dem Jahre 969 stammende Typikon des hl. Atha-
nasios, des Gründers der grossen Laura auf dem Athos. Es enthält im
wesentlichen eine ausführliche Interpretation der dem Kloster von den
Kaisern Nikephoros Phokas und Johannes Tzimiskes verliehenen Gold-
buDen und betont mit grösstem Nachdruck die Freiheit und Selbstherr-
lichkeit des Klosters. 2. Das Typikon, durch welches der Historiker
Michael Attaliates im Jahre 1077 ein Armenhaus und Kloster in Rhae-
destos mit einer PiKale in Konstantinopel stiftete, ein durch Vollständig-
keit und Klarheit ausgezeichnetes Musterexemplar der ganzen Gattung.
Mit demselben war auch ein Klosterstatut der oben charakterisierten Art
verbunden, das leider verloren gegangen ist. 3. Das Typikon des Gross-
domestikos Gregorios Pakurianos (IlaxovQiavog) für das von ihm ge-
stiftete iberische (georgische) Kloster der (Jottesmutter zu Petritzos bei
Philippopel, vom Jahre 1083. 4. Die Diataxis des hl. Christodulos für
das von ihm gestiftete Kloster des hl. Johannes auf Patmos, vom Jahre 1091,
vervollständigt durch ein Testament mit Kodizill vom Jahre 1093. 5. Das
im Original (Cod. Paris. 384) erhaltene Typikon der Kaiserin Irene, der
Gemahlin Alexios' I Komnenos, vom Jahre 1118, für das von ihr gestiftete
Kloster der begnadeten Gottesmutter (iwoiij rrjg vTtsQayfag Osotoxov TTJg
Kexcc^Tafitvrjg) zu Konstantinopel. Dieses Tjrpikon enthält manche Be-
sonderheiten, die sich aus der Rücksicht auf das mit dem Kloster ver-
bundene Stift für alleinstehende adelige Damen ergaben. 6. Das Typikon
des Kaisers Johannes Komnenos vom Jahre 1136 für das von ihm und
seiner Gtemahlin Irene gegründete Kloster rov UavToxQdzoQog in Konstanti-
nopel und das zu demselben gehörige Spital und Siechenhaus, deren Ein-
richtung durch genaue, kulturgeschichtUch hochinteressante Bestimmungen
geregelt wurde. 7. Das Typikon des Bischofs Leon von Arges und
Nauplia vom Jahre 1143, für das von ihm wegen der häufigen Bedrohung
durch Seeräuber aus einem Frauenkloster in ein Männerkloster umgewandelte
816 Byzantinisolie LitteratargeBobiehte« I. Prosaisohe Litteratiir. -
Kloster zu Area. 8. Das Typikon des Abtes Athanasios Philanthri
pinos vom Jahre 1158 für das von dem Mystikos Georgios Eappadol
und seinem Bruder Theocharistos Eappadokes neu errichtete Kloster
hl. Mamas in Konstantinopel, das durch die Misswirtschaft früherer
ristikarier völlig heruntergekommen war. 9. Das Typikon des Abtei
Nikolaos vom Jahre 1174 für das griechische Kloster des hl. Nikol
von Gasole bei Otranto. Es besteht aus einem liturgischen Typikoii|j
Mönchsregeln und einer kurzen Geschichte des Klosters nebst einem Leih-;
Verzeichnis der Bibliothek und Bestinmiungen für den Bibliothekar und
die Kalligraphen. 10. Das Typikon des Neophytos Enkleistos (d. Ilj
des Klausners) für das von ihm gegründete Kloster {eyxXeiarQa) Neu-Zio&j
{Näa 2icov) bei Paphos auf Cypem; dasselbe ist spätestens im Jahre 12(Ni
abgefasst und zeichnet sich durch Originalität aus, wie auch die voa|
Neophytos für sein Ehester gewählte Bezeichnung iyxksiatQu eigenartig isL,
11. Das Typikon des Nilos, Bischofs von Tamasia auf Cypem, voml
Jahre 1210 für das von ihm ausgestaltete und organisierte IGoster inst
Gottesmutter vom Berge Machaeras {^lovi^ vrg vnsQayiaq Geotoxov tw
MaxcnQce) auf Cypem. 12. Das Typikon des Kaisers Michael VIII
Palaeologos vom Jahre 1280 für das von ihm wiederhergestellte Kloster
des Erzengels Michael auf der Insel Oxeia bei Chalkedon. In der Ein-
leitung macht der Verfasser verschiedene Angaben über sein Leben.
13. Das Typikon des Kaisers Michael VIII Palaeologos vom Jahre
1282 für das von ihm wiederaufgebaute Kloster des hl. Demetrios in
Konstantinopel. Auch hier gibt der Verfasser in einer Art von Vorrede
Mitteilungen über sein Leben, über seine Erziehung bei seinem Oheime,
dem Kaiser Johannes m Dukas Batatzes, seine Vermählung mit dessen
Nichte, seine Feldzüge gegen die Lateiner und Perser, endlich über die
kriegerischen Erfolge seiner eigenen Regierung. In der ganzen Darlegung
bestrebt sich der Kaiser ersichtlich, den providentiellen Charakter seiner
Regierung klar zu machen, und übergeht daher die Handlungen, die einem
Werkzeuge in der Hand Gottes nicht gut anstehen würden, sorgfaltig mit
Stillschweigen. In dem, was er zu erzählen für passend findet, ist er
glaubwürdig, und mehrere seiner Mitteilungen dienen zur Ergänzung der
sonstigen Geschichtsquellen für seine Zeit. 14. Das Typikon des Metro-
politen Joachim von Zichnae in Makedonien vom Jahre 1324 für das
von ihm ausgestaltete Kloster Johannes des Täufers bei Serrae.
1. Ausgaben und spezielle Hilfsmittel:
A. Typika der ersten Art (Klosterregeln):
1. Ein Fragment des Typikon des Sabbasklosters vom Jahre 524 ed. (ans einer
Sinaibs) A. A. Dmitrijevskij, Trudy Kievskoj duch. ak. 1890 Januarheft 8. 170—192.
— Der .Text ist wiederholt B. Z. 3 (1894) 167-170. — Vgl. A. Ehrhard. Das griechische
Kloster Mar-Saba in Palästina, Rom. Quartalscbr. 7 (1893) 32—79, bes. 41 ff. — Hss des
Sabbas-typikon sind häufig z. B. Codd. Paris. 385—388, Vindob. theol. 285 (Nessel).
2. Ein Fragment des Typikon (vrtorvnoHJig) des Studionklosters ed. Migne, Patr.
gr. 99, 1703—1720; ebenda 1813—1824 das Testament {diadfjxtj) des Theodoros Staditea.
3. Mehrere kaiserliche und andere Typika nebst kaiserlichen Goldbullen fOr Atbos-
klöster edd. M. J. Gedeon, '0 "J^tag^ Kpel 1884, und Ph. Meyer, Die Haupturknnden
für die Geschichte der Athosklöster, Leipzig 1894. — Eine Chronik des Ibererklosiers und
ein liturgisch-asketisches Typikon des byzantinischen Klosters des Jsaak Konmenos vom
Jahre 1152 bringt M. J. Gedeon, Movaatixrj ßißho^xij, Kpel (soll demnächst erscheinen). —
Einzelne kaiserliche Typiken verzeichnet K. E. Zachariae von Lingenthal, Jus Graeoo-
S. eatehiohUidhreiber und Chroiil«Uii. A. 6esohiditBehreil>^r. (§ 1&1) 3i7
cmiannm 3 (1867) XVI ff. — Vgl. auch: E. N. Sathas, J^€<r. BißX, 1 (1872) 282, 308,
10. — Phil. Meyer, Beiträge zur Kenntnis der neueren Geschichte und des gegen-
irügen Zostandes der Athosklöster, Zeitschr. f. Kirchengesch. 11 (1890) 395—435; 539
B 576. — Eine mit bildlichen Darstellungen der zwölf Monate ausgestattete Hs des
ypikon des hl. Sabbas vom Jahre 1346, die jetzt im Athosklöster Vatopedi aufbewahrt
t, beschreibt J. Strzjgowski, Eine trapezuntische Bilderhandschrift, Kepertorium fttr
iimstwiasenschaft 13 (1890) 241—263. — U. Brockhaus, Die Kunst in den Athosklöstem,
«ipadg 1891 S. 172.
1. Eine Art Typikon in politischen Versen, in welchem die für Mönche geltenden
^astenvorschriften dargelegt werden, ist in vielen Hss unter dem Namen eines Patri-
rehen Nikolaos, womit wahrscheinlich Nikolaos Grammatikos (1084—1111) gemeint
li, fiberliefert; als Adressat wird bald der Vorstand (Protos) des hl. Berges, bald ein Abt
knasiasios vom Berge Sinai, ein Sinaite Johannes u. a. genannt. Dieses didaktische Ge-
licht wurde zuerst in den Venezianer Drucken des Typikon des hl. Sabbas z. B. 1603, 1605,
643, 1645, 1771 veröffentlicht. Ohne den metrischen Charakter zu erkennen, edierte dieses
[ypikon als ein Werk des Patriarchen Nikolaos Mystikos A. Mai, Scriptorum vetemm
lova collectio 9 (1837) 611—618. Damach wurde es (wieder als Prosa) wiederholt bei
iigne, Patr. gr. 111 (1863) 391—406. Aber schon mehrere Jahre früher hatte J. B. Pitra,
fpicilegium Solesmense 4 (1858) 487—490, auf das Versehen von A. Mai hingewiesen und
landsdbriftliche Varianten mitgeteilt. — Endlich edierte das Stück nach mehreren Hss
ohne Kenntnis von der Arbeit Pitras) M. J. Gedeon, '0 "A&iog S. 273—288. — Wenn,
rie A. Mai annahm, der Patriarch Nikolaos Mystikos (t 925) der Verfasser wftre, so ge-
vinne das Stück als das älteste Beispiel eines Lehrgedichtes in politischen Versen erhöhte
Sedeutong. Der Anfang lautet: JloXXaxis fie ißiaaag »al i^di^Xitlfag, xixvov,
5. Zum liturgischen Typikon: F. Kattenbusch, Lehrbuch der vergleichenden Con-
Teesionakunde 1 (1892) 479 f. — Hauptschrift: N. Krasnoseljcev, Das Typikon der
Sophienkirche in Kpel, Odessaer Jahrb. 2 (1892) Byz. Abt. 1 S. 156—254. Besprochen von
EL Kurtz, B. Z. 2 (1893) 139 f.
B. Typika der zweiten Art {jvnixd xtrfroQucä):
2, Typikon des hl Athanasios: Ed. M. J. Gedeon, ^ *:^^a>; S. 245 -272 (ohne
die Diatyposis). — Mit der Diatyposis und Hypotyposis ed. Ph. Meyer, Die Haupt-
orkunden etc. (s. o.) S. 102—140; vgl. ebenda S. 21—29.
2, Diataxis des Michael Attaliates: Ed. K. N. Sathas, Mea, BißX. 1 (1872)
3—69. — Wiederholt bei Miklosich et Müller, Acta et diplomata 5 (1887) 293—327;
dazu die kaiserlichen Erlasse 135—145; Nachträge und Berichtigungen 453; 470—472. —
Wald. Nissen, Die Diataxis des Michael Attaleiates von 1077. Ein Beitrag zur Ge-
schichte des Klosterwesens im byzantinischen Reiche, Jena 1894. — Ueber die anderen
Schriften und das Leben des Attaliates s. S. 269 ff.
3, Typikon des Gregorios Pakurianos: Original noch unediert. — Eine neu-
griechische Üebersetzung ed. G. Musaeos, Dissert. philol. Jenenses 4 (1888) 133 — 210. —
Vgl. die Besprechung von G. Krüger, Zeitschr. f. Kircbengeschichte 10 (1889) 620. —
P. Bezobrazov, Unedierte Klosterregeln, Joum. Min. 1887 Bd 254 Novemberh. S. 65—78,
der auch Proben des Originals mitteilt — P. N. Papageorgiu, 'Hf46QoX6ytop j^g 'JyaioX^g
1887 S. 115—120, Berl. phüol. Wochenschr. 1887 S. 821 f. und B. Z. 3 (1894) 318 f.
4, Diataxis des hL Christodulos: Ed. Ephräm, Venedig 1756 (mir unzu-
gänglich). — Ed. J. Sakkelion, Athen 1884. — Edd. Miklosich et Müller, Acta et
diplomata 6 (1890) 59- 80. Ebenda 81-90 das Testament und KodiziU. - Vgl. Ch. Diehl,
Le tr^sor et la biblioth^que de Patmos au commencement du 13^ si^cle, B. Z. 1 (1892)
(88-526, bes. 496 f.
5, Typikon der Kaiserin Irene: Ed. pr. B. Montfancon, Analecta Graeca,
Paris 1688 S. 136 ff. — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 127, 985-1128. — Wiederholt
bei Miklosich et Müller, Acta et diplomata 5 (1887; 327—391. — Vgl J. Seger,
Nikephoros Bryennios S. 24.
6, Typikon des Johannes Komnenos: Inhaltsangabe von P. Bezobrazov,
Joom. Min. 1887 Bd 254 Novemberh. S. 66—74. — Vgl. die Besprechung von E. Kurtz,
B. Z. 2 (1893) 627—631. — Ueber das Kloster vgl. A. G. Paspates, Bviayttyal f4$XevM,
Kpel 1879 S. 309-313.
7, Typikon des Bischofs Leon: Das vorangehende Hvpomnema ed. (aus Cod.
raorin. 336 b. I. 4, Jetzt B. VII. 29) J. Pasini, Codices mss bibtiothecae R. Taurinensis
Athenaei 1 (1749) 426 ff. — Das Ganze edd. Miklosich et Müller, Acta et diplomata
5 (1887) 178-190. - VgL Sp. P. Lambros, B. Z. i (1893) 75.
8, Typikon des Abtes Athanasios Philanthropinos: Ed. Th. Uspenskij,
Odesaaer Jahrb. 2 (1892) Byz. Abt. 1 S. 25 -84 (mit reichlichem Kommentar). — Vgl. dio
Besprechiug von £. Karts, B. Z. 2 (1893) 137 f., und W. Ni^aen a. a. 0. S. U f.
318 BysanÜnlaehe litieratiirgeachiohte. L Prosaische Idtteraiar.
9. Typikon des AbtttS Nikolaos von Gasöle: Es ist erhalten im Cod. Taar.
216 b. III. 27 (jetzt 0. III. 17). Eine Beschreibung desselben bei J. Pasini, Codices mss
bibliothecae R. Taur. Athenaei 1 (1749) 308 f. — Dann wies auf die Wichtigkeit der Hs hin EroL
Aar, Arcbivio storico Italiano, serie 4, t. 6 (1880) 818 f. — Die Geschichte des Klosters
skizzierte vornehmlich mit Hilfe dieser Hs Ch. Diehl, Le monast^re di S. Nicolas di
Casole, Mälanges d'arch^ologie etd'histoire de T^cole fran9aise de Rome 6 (1886) 178 — 188. ~
Einige StQcke der Hs (Chronik des Klosters, Epigramme des Abtes Nektarios über die
gestorbenen Aebte, Leihverzeichnis nebst Bibliotheksstaiuten) ed. H. Omont, Le Typicon
de Saint-Nicolas di Casole, Revue des ät. gr. 3 (1890) 381--B91. — Das ganze Typikon
soll von P. Cozza-Luzi veröffentlicht werden (Omont a. a. 0. 381 Anm. 2). — Hieza
muss auch der Cod. Barb. III 69 beigezogen werden, der ein im Jahre 1005 von dem Mönche
Hierotheos des Klosters von Casole geschriebenes Typikon enthält — Verwandt ist wohl
auch das Typikon der griechisohen Kirche von Bova (in Kalbrien) im Cod. Barb. III 78.
10. Typikon des Neophytos: Ed. pr. Kyprianos, Venedig 1779. — Dann, ohne
Kenntnis der ersten Ausgabe ed. Edw. Warren in der Zeitschrift Archaeologia 47 (1882
bis 1883) 1—40. — Vgl. W. Nissen a. a. 0. S. 13 ff., und oben S. 286.
11. Typikon des Nilos von Tamasia: Die erste Ausgabe veranstalteten die
Mönche des Klosters der Gottesmutter vom Berge Machaeras, Venedig 1756. — Damach
edd. Miklosich et Müller, Acta et diplomata 5 (1887) 294—432. — Vgl. W. Nissen,
a. a. 0. S. 15 f.
12. Typikon Michaels VIII Palaeologos für das Kloster des Erzengels
Michael: Zuerst gab einen Bericht P. Bezobrazov a. a. 0. S. 75. Vgl. E. Kurtz,
B. Z. 2 (1893) 630. — Ed. pr. M. J. Gedeon, Tvmxoy jijg ini tov ßovyov rot* Av^eytiov
aeßacfilag f^oytjg Aft/ojyA rov ^^/«yy^Aoi;. Kpel, Otto Keil 1895.
13. Typikon Michaels VIII Palaeologos für das Kloster des hl. Demetrios:
Ed. pr. G. Troickij aus dem am Schlüsse verstümmelten Cod. Mosq. Synod. 363 (350
Mattnaei, 418 Vladimir) unter dem nicht ganz zutreffenden Titel: Imperatoris Michaelis
Palaeologi de vita sua opusculum necnon regulae quam ipse monasterio S. Demetrii prae-
scripsit fragmentum, Christ, ötenije 1885, II S. 529—579, auch separat Petersburg 1885,
mit russischer Uebersetzung und Kommentar. — Vgl. die Besprechungen und Auszüge von
P. Bezobrazov, Revue archöologique III-* serie, 7 (1886) 316—318; V. J<agi(5>, Arch.
slav. Phil. 10.(1887) 319 f.; G. P. Begleris, Jcktloy 2 (1885—1889) 521-533; W.
Nissen a. a. 0. S. 17 ff. — Ein im Moskauer Codex fehlendes Bruchstück desselben Typi-
kon ed. aus einer Hs des Ibererklosters auf dem Athos Ph. Meyer, Bruchstücke zweier
Ttw/xa xTTjroQixii, B. Z. 4 (1895) 45—48; dazu Erklärungen S. 50-57. Textkritische Bei-
träge von G. N. Hatzidakis und E. Kurtz, B. Z. 4 (1895) 583 f. — Zu den zwei Typiken
des Michael Palaeologos vgl. auch die Goldbulle desselben Kaisers, die in einem Kloster
zu Mystras bei Sparta als Wandinschrift erhalten ist. Ed. K. G. Zesiu, 'Jd^rjyd 3 (1891)
461 — 467, wiederholt in seinen IvfÄfÄixttt^ Athen 1892 S. 45—51.
14. Typikon des Joachim von Zichnae (für das Kloster des hl. Johannes bei
Serrae): Einzelne Teile ed. K. N. Sathas, Mea. BißX. 1 (1872) 201—242. — Zum Teil
wiederholt bei Miklosich et Müller, Acta et diplomata 5 (1887) 432—439. — Vgl
W. Nissen a. a. 0. S. 20 f. — Ueber das Kloster des hl. Johannes bei Serrae vgl. P.
N. Papageorgiu, AI £e^^M etc., B. Z. 3 (1894) 308—329, der auch Mitteilungen über
die Bibliothek des Klosters gibt. Nach Papageorgiu S. 312 Anm. hiess der Metropolit von
Zichnae nicht Joachim, sondern Johannes.
15. Ein Bruchstück eines Typikon für das von einer Kaiserin Irene Laskar issa
Palaeologina wiederaufgebaute Kloster rov (piXay>anov atüitjQog ed. aus einer Hs des
Ibererklosters auf dem Athos Ph. Meyer, Bruchstücke zweier rvnixd xttjroQixa, B. Z. 4
(1895) 48 f. Die Identifizierung der Stifterin macht Schwierigkeiten, wie Ph. Meyer
a. a. 0. S. 57 bemerkt; die Angabe der Ueberschrift, dass die Kaiserin als Nonne Enlogia
geheissen habe, passt nicht auf die Kaiserin Irene, die Tochter des Kaisers Theodoros
Laskaris, die zuerst den Andronikos Palaeologos, dann den Kaiser Johannes III Dukas
Batatzes (f 1254) heiratete; denn diese starb schon vor ihrem Gemahle. Inhaltlich ist das
Bruchstück stark abhängig von dem Typikon der Kaiserin Irene vom Jahre 1118. — Zum
Texte vgl. G. N. Hatzidakis und E. Kurtz, B. Z. 4 (1895) 583 f.
16. Die Jia&TJxrj des lenatios, des Gründers des Limonklosters auf Lesbos, vom
Jahre 1530, ist ediert in der ExxXtja. 'JX. 3 (1882—1883) 74—77.
17. Noch unediert ist u. a. das im Cod. Athen. 788, s. 12, erhaltene liturgische
Typikon mit der Diataxis für das im Jahre 1048 von Paulos gestiftete und von seinem
Nachfolger Timotheos erweiterte Kloster rrjg vneQaylag Ssotoxov rijg Eve^ydiidog, Kurze
Beschreibung des Codex bei J. Sakkelion und Alk. J. Sakkelion, KardXoyog jtoy
X^iQoyQdfiüy jrjg idyixijg ßißXiod^xrjg j^g 'EXXddog, Athen 1892 S. 141 f. — Ebenfalls noch
unediert ist' die im Cod. Paris, gr. 1295 erhaltene Tvmxtj na^ddoctg, welche der Kreter
2. Aesohiohtsohreiber und Chronisten, fi. ChroniBien. (S ISS) Sl9
rilos D amilas für ein von ihm gestiftetes Frauenkloster hinterliess. Vgl. E. Legrand,
restament de Nil Damilas, Revue des ^t. gr. 4 (1891) 179. — Nichts Näheres ist mir über
las Typikon des Kaisers Johannes Palaeologos im Cod. Paris. 389 bekannt.
2. Allgemeine Hilfsmittel: Hanptschrift, die über die meisten mit den Typiken
usammenhftngenden Fragen gut orientiert, ist die oben angeführte Abhandlung von W.
'bissen, Die Diataxis des Michael Attaliates, Jena 1894. — Ausserdem vgl. bes. die Eiu-
eitang von Ph. Meyer, Die Haupturkunden für die Geschichte der Athosklöster, Leipzig
1894. — Ueber das Charistikarierwesen vgl. bes. Tb. Uspenskij, Das Typikon des
Slosters des hl. Mamas in Epel, Odessaer Jahrb. 2 (1892) Byz. Abt. 1 8. 72—78, und
NV. Nissen a. a. 0. S. 52. — Mitteilungen aus asketischen und liturgischen Typiken,
?in kurzes Verzeichnis von Typiken beider Art und einiges andere hierher Gehörige bei
J. P. Pitra, Spicilegium Solesmense 4 (1858) 445—491 ; 565—575. — Eine grössere Arbeit
aber die Typiken scheint Th. Tose an i vorbereitet zu haben; eine Reihe von Kollationen
and sonstiges einschlägige Material enthält der aus seinem Nachlass stammende Codex
Cryptensis T, a, XXIV. VgL die Beschreibung bei A. Rocchi, Codices Cryptenses seu
Abbatiae Cryptae Ferratae, Rom 1882 8. 232 f.
B. Die Chronisten.
138. Allgemeine Charakteristik. Der Wert der byzantinischen Chro-
nisten besteht wesentlich darin, dass sie verloren gegangene Geschichts-
werke teilweise ersetzen und die in der Reihe der zeitgenössischen Dar-
steller bestehenden Lücken ausfüllen. Ihre Form erhebt keine künstleri-
schen Ansprüche; aber gerade dadurch, dass sie auf die altertümliche
Gräzität verzichten, werden sie für die Geschichte der lebendigen Sprache
wichtiger als die Historiker, die sich der konventionellen Kunstsprache
bedienen. Die Verfasser der Chroniken sind meist Mönche, die für ihre
Standesgenossen und für fromme Laien übersichtliche Handbücher der Welt-
geschichte geben wollen. Daraus erklärt sich die vorherrschend kirch-
liche und populäre Tendenz dieser Werke. Diesen zwei Eigenschaften
verdanken sie ihre Verbreitung im lateinischen Abendlande und namentlich
bei den von Byzanz aus zum Christentum bekehrten orientalischen und
»lavischen Völkern, den Syrern, Arabern, Armeniern, Georgiern, Bulgaren,
Serben und Bussen. So sind die Chroniken für die allgemeine Kultur des
ffittelalters unendlich wichtiger geworden als die nur auf die engsten
Elreise von Byzanz wirksamen Zeitgeschichten und sie ersetzen, was ihnen
in innerem Werte und künstlerischer Form abgeht, durch die unermess-
üche Femwirkung auf fremde Litteraturgebiete.
Die Chronisten haben sich ihre Arbeit meist sehr leicht gemacht; mit
wenigen Ausnahmen haben sie einfach die ihnen zu Gebote stehenden Ge-
K^hichtswerke und älteren Chroniken mehr oder weniger ausführlich ex-
:erpiert und zwar in der Weise, dass sie für einen Abschnitt meist eine
Quelle benützten, ein Prinzip, das sich bekanntlich schon bei den alten
listorikem grosser Beliebtheit erfreute. Nicht selten freiUch arbeiteten
(ie in die Hauptquelle noch eine oder sogar mehrere Nebenquellen hinein.
iei manchen Chroniken geht die Abhängigkeit von den Vorlagen so
reit, dass sie fast nur die Bedeutung von Handschriften älterer Werke
»esitzen. So kommt es auch vor, dass ein und dasselbe Werk unter ver-
schiedenen Namen geht. Die moderne Vorstellung vom geistigen Eigen-
um ist in dieser Litteraturgattung nicht vorhanden, und es ist daher
iin Kampf gegen Windmühlen, wenn man, wie oft geschehen ist, die harm-
josen Chronisten als unverschämte Pla^atoren brandmarkt. Einen solchen
3^0 Byiaütlnisohe littermtiirgeschiohie. L ProMdaohe litiermtitr.
Vorwurf hätte ein byzantinischer Chronist nicht verstanden. Die sprach-
liche Form und das Raisonnement ist ihm Nebensache, den Stoff aber, dicf
Thatsachen, betrachtet er als Gemeingut, aus dem jeder nach Belieben
auswählen möge. Dieser litterarische Kommunismus hatte zur Folge, dass
hier die Grenzen zwischen den Begriffen der selbständigen Kompilation,
der blossen Redaktion und der handschriftlichen Abweichung jetzt
häufig schwer zu ziehen sind. Daraus ergeben sich fast unüberwindliche
Schwierigkeiten für die diplomatische Kritik und die wissenschaftliche Ver-
öffentlichung. Das schlinmiste Problem bietet in dieser Hinsicht Georgios
Monachos, der das ganze Mittelalter beherrscht und daher in unzähligeni
stark abweichenden Handschriften überliefert ist.
Von grösster Wichtigkeit ist in dieser Litteraturgattung, in der jede«
neue Werk, soweit es möglich war, aus älteren Arbeiten zusammengeschöpft,
wurde, die Feststellung der Quellen- und Verwandtschaftsverhältnisse. Se
stösst aber auf noch grössere Hindemisse als die wissenschaftliche Ver*
öffentlichung der Texte und gehört zweifellos zu den schwierigsten Auf*
gaben, welche in der gesamten Philologie existieren. Manche Hauptquellen^
sind ganz verloren, manche sind nur in Auszügen und ^Bruchstücken oder
in späteren Überarbeitungen oder Übersetzungen auf uns gekommen; von
.diesen ist vieles noch nicht veröffeniKoht, anderes ist zwar gedruckt|
aber an schwer zugänglichen Orten oder in ganz unzuverlässiger Weise.
So muss die Forschung ohne Unterla«ß auf handschriftliches Material ^
zurückgreifen, wodurch für den, der die betreffenden Handschriften nicht;
ebenfalls einsehen kann, das Verständnis und die Prüfung der Vorarbeiten j
unendlich erschwert wird. Nicht wenig Verwirrung entsteht auch durch]
den Mangel einer festen Nomenklatur. Mehrere Denkmäler, die in Be*1
tracht kommen, sind nur in Form von anonymen Kompilationen oder Ex- '
zerpten vorhanden und daher schwer zu zitieren; andere Werke, mit denen
man operieren muss, sind nur aus gewissen Spuren vorausgesetzt und von
ihnen müssen zuweUen wieder mehrere Redaktionen angenommen und in
die Forschung eingeführt werden. Nun werden diese ziemlich verschwom-
menen und oft recht problematischen Grössen, die für die Ausführung der
Quellenberechnungen nötig sind, von den Forschern oft mit verschiedenen.
Namen bezeichnet, je nach der Vorstellung, die sich ein jeder von ihnen
gebildet hat. Ein und dasselbe Individuum begegnet uns hier als be-
scheidenes „Kompendium^, dort als „Johannes Antiochenus^, an einer
dritten Stelle als „ursprüngliches Malalaswerk^ u. s. w. Nicht kleiner ist
das Übel, wenn umgekehrt mehrere Forscher denselben Namen gebrauchen,
aber verschiedene Begriffe mit ihm verbinden. Selbst da, wo es sich um
ganz bestimmte, aber anonyme Werke handelt, erschweren die teils hand-
schriftlichen, teils konventionellen Bezeichnungen wie „Kompendium',
„Epitome", „Synopsis"", „Ekloge"" u. s. w. die Orientierung. Zu diesen
äusseren und inneren Hindernissen konmit noch die grosse Ausdehnung
des Gebietes; wer sich hier auf einen kleinen Abschnitt des Ganzen be-
schränken will, vermag, wie die Erfahrung wiederholt gelehrt hat, die
Hauptfragen wenig zu fördern und verfallt leicht in schwere Irrtümer. So
ist denp manches Ergebnis, das lange Zeit als völlig sicher galt, durch
2. OMohiohtsohreiber und Chronüiien. B. Chronisten. (§ 188) 32 1
3 Erweiterung der Untersuchung schwankend geworden, und mit Recht
agt einer der ersten Kenner dieses dornenvollen Gebietes über die
latsel, deren Lösung mit jedem weiteren Versuche uns femer zu rücken
heint' (B. Z. 2, 203). In vielen Fällen gelingt es zwar allgemeine „Be-
ehungen* einer Kompilation zu gewissen noch erhaltenen oder voraus-
^setzten QueDen zu erkennen; sobald man aber versucht, die Yerwandt-
haft genauer zu bestimmen, gerät man von einer Sackgasse in die andere,
id die Forschung wird hier oft zum reinsten Geduldspiel. Trotz des
^ssten Aufwandes von Scharfsinn und Ausdauer lässt sich selten mit
eiliger Sicherheit feststellen, ob gewisse Veränderungen, Zusätze oder
uslassungen von dem Bearbeiter A oder in seiner Vorlage B oder schon
einer Haupt- oder Nebenquelle von B gemacht worden sind. Und
^rade von der Gewissheit hierüber hängt meist die Gewinnung glatter
id überzeugender Resultate ab. Rechnet man zu alledem noch die gerade
A derartigen Forschungsgebieten besonders fatale Verschiedenheit der
ibjektiven Vorstellungen von den Begriffen der Sicherheit, Wahrschein-
rhkeit und Möglichkeit, so wird man den Humor des Richters begreifen,
T diesem Chaos von Thatsachen, Voraussetzungen und verwickelten Kom-
nationen gegenüber eine sichere Entscheidung treffen soll, wie sie nun
nmal das grausame Publikum von einem Handbuche verlangt. Man
ird es aber auch billigen, wenn er in zweifelhaften Fällen sich lieber
igstliche Zurückhaltung als den Übermut unreifer Entschliessungen vor-
srfen lassen will. Eine äussere Schwierigkeit findet die kompendiarische
irstellung dieser verwickelten Verhältnisse darin, dass manche Dinge,
ß bei ausführlicher Auseinanderlegung des ganzen Materials und des
Inges der Untersuchung recht klar und überzeugend wirken, ihre Klarheit
id Überzeugungskraft verlieren, wenn man sie in einige knappe Sätze
sammenfassen muss.
Wir wissen nicht, in welcher Zeit die ersten Keime der byzantini-
hen Weltchronik zu suchen sind; wahrscheinlich muss man bis ins 5.
id 4. Jahrhundert zurückgehen und an die von Malalas zitierten weisen
id bochweisen Chronographen Nestorianos, Pausanias, Domninos, Theo-
lilos und Timotheos, vielleicht auch an Autoren wie Sextus Julius Afiri-
nus und Phiiippos von Side anknüpfen. Für unsere Überlieferung freilich
: der erste Vertreter der Gattung der gräzisierte Syrer Johannes Malalas.
eben der volksmässigen, stark kirchlich gestimmten Weltchronik bestand
ich eine höhere, in Auffassung und Form mehr den zeitgeschichtlichen
erken verwandte Art weltgeschichtlicher Darstellung, die im 6. Jahr-
indert, wie es scheint, nur durch Hesychios von Milet vertreten ist.
le flieh diese höhere Weltgeschichte zur gemeinen byzantinischen Chronik
I litterarhistorischen Sinne verhält, ist nicht genügend aufgeklärt. Höchst
ahrscheinlich aber hat sich die byzantinische Weltchronik nicht aus
'^erken dieser gelehrten Gattung, sondern aus Stadt- und Provinzannalen
itwickelt. Daher kommt es, dass die ältesten Chronisten die Welt-
ischichte zunächst vom Standpunkte ihrer engeren Heimat aus betrachten.
y steht bei Malalas Antiochia, bei Johannes von Nikiu Ägypten im
Bttdpankt des Interesses. Nach Malalas vrird die volksmässige Welt-
du UMi. AltertiimnrlMeDfcluift IZ. 1. AWg. 2. Auü. 2\
322 Bjsantinisohe Litieratiirgesoliiohte. L ProsaiBohe Lüiemtnr.
Chronik im Anfange des 7. Jahrhunderts fortgesetzt durch Johannes
Antiochenus und die Osterchronik. In der darauf folgenden Zeit allgemeiner
litterarischer Verödung gehört die Chronik, deren Pflegestätte das Kloster
war, zu den wenigen Gattungen, in denen wenigstens noch einiges her^
vorgebracht wird. Profane und kirchliche Kompendien, die in dieser Zeit
entstanden, sind uns durch erhaltene Exzerpte und durch reichliche Spuren
bei späteren Chronisten erkennbar. Besonders muss das Breviarium des
Nikephoros auf einer solchen Quelle beruhen, von der dürftige Überbleibsel
in den Exzerpten aus dem Mäyag XQovoyQdipog erhalten zu sein scheinen.
Ein zweites verlorenes Werk aus dieser Zeit, das zum Teil auf Johannes
Antiochenus beruhte, hat einer Gruppe späterer Chronisten, namentlich
dem Leon Grammatikos als Vorlage gedient und ist daher von E. Patzig
„Leoquelle* getauft worden. Vielleicht ist sein Verfasser in jenem
Traianos Patrikios zu erkennen, von dem Suidas (s. v.) berichtet, dass
er unter Justinianos 11 Rhinotmetos (685 — 695 und zum zweitenmale
705 — 711) ein kurze, vortreffliche Chronik geschrieben habe. Über ein
kirchengeschichtliches Kompendium, das in dieser dunkeln Periode
entstanden sein muss, vgl. § 104 Anm. 3. So ist es denn ganz natürlich,
dass gerade die Chronistik berufen war, von der erwähnten Zeit der Un-
fruchtbarkeit in die litterarische Renaissance, die im 9. Jahrhundert durch
Photios, im 10. durch Arethas, Konstantin Porphyrogennetos u. a., im
11. durch Psellos bezeichnet wird, hinüberzuleiten. Nicht weniger als
drei uns erhaltene bedeutende Chronisten, Georgios Synkellos, Theo-
phanes und Nikephoros, gehören nach ihrer schriftstellerischen Thätig-
keit in den Anfang des 9. Jahrhunderts. In der zweiten Hälfte desselben
Jahrhunderts entsteht das Werk des Georgios Monachos, das neben
Malalas die grösste Femwirkung ausgeübt hat. Man könnte das 9. Jahr-
hundert das Chronikenjahrhundert nennen, wie man das 10. als das der
Enzyklopädien bezeichnet hat. An Theophanes und Georgios Monachos
schliesst sich die rege chronographische Thätigkeit, deren Früchte uns
jetzt in den mosaikartigen Kompilationen von Autoren wie Symeon Ma-
gistros und Logothetes, Leon Grammatikos, Theodosios Meli-
tenos, Pseudo-Polydeukes, Skylitzes, Kedrenos und Manasses vor-
liegen. Im 12. Jahrhundert nimmt die weltgeschichtliche Darstellung noch
einmal einen höheren Flug in dem grossen Werke des Johannes Zonaras,
der zum Teil wieder auf die alten Originalquellen zurückgriflF. Kurz darauf
fand auch die Chronik des niederen Stils, in der die Geschichtsauffassung
des Malalas fortwirkte, ihren letzten Vertreter in Michael Glykas. Nach
Zonaras und Glykas hat es die Annalistik wohl infolge der übermächtigen
Konkurrenz der seit der Komnenenzeit inmier mehr erstarkenden gelehrten,
humanistisch gefärbten Geschichtslitteratur zu keiner grossen neuen Leistung
mehr gebracht. Ephräm, der im 14. Jahrhundert eine Kaiserchronik
abfasste, glaubte wie einst Manasses die Existenzberechtigung seines
Werkes durch Anwendung der gebundenen Form beweisen zu müssen.
In vulgärgriechischen Bearbeitungen der alten Werke und in dürren chrono-
logischen Tabellen lebte diese Gattung noch lange über den Fall des Reiches
hinaus. Die Chroniken des Nikolaos Malaxos und des Dorotheos von
8. Geschiohtsohreiber und Chronisten. B. Chronisten. (§ 189) 323
Monembasia, von denen die erste bis 1573, die zweite bis 1629 reicht,
nebst manchen anonymen Erzeugnissen des 16. und 17. Jahrhunderts
st-ehen im engsten Zusammenhange mit der byzantinischen Chronistik und
dürften in einer Spezialgeschichte dieser merkwürdigen Litteraturgattung
nicht ausgeschlossen bleiben. Vgl. § 167.
1. Zar allgemeinen Charakteristik der byzantinischen Chronisten:
A. V. Gntschmid, Die Orenzboten 22 (1863) 1, 345 f. = Kleine Schriften 5 (1894) 414 ff.
— A. Y. Gntschmid, Kleine Schriften 1 (1889) 32 ff. — Zur Orientierung über die Ueber-
lieferong, die Quellenverhältnisse und die Arbeitsweise der Chronisten vgl. ausser der
S. 225 f. genannten Litteratur bes. noch den zweiten Band der Ausgabe des Theophanes
von C. de Boor und die zwei Programme von E. Patzig: Unerkannt und unbekannt ge-
bliebene Halalasfragmente, Leipzig 1891, und: Johannes Antiochenus und Johannes Malalas,
Leipzig 1892. — Zur allgemeinen Charakteristik der christlichen, vornehmlich der latei-
nischen Annalistik vgl. 0. Holder-Egger, Untersuchungen über einige annalistische Quellen
zur Greschichte des 5. und 6. Jahrhunderts, Neues Archiv der Gesellsdhaft för ältere deutsche
Geschichte 1 (1876) 13- 120; 213-368, und 2 (1877) 47-111.
2. Zum Miyuq XQoyoyQttq>os vgl. A. Freund, Beiträge zur antiochenischen und kpoli-
tanischen Stadtchronik, Jena 1882 S. 38 ff. — Ueber Traianos vgL C. de Boor, Hermes
17 (1882) 489—492, und E. Patzig, B. Z. 3 (1894) 471. — Ueber die Leoquelle vgL
E. Patzig, Leo Grammaticns und seine Sippe, B. Z. 3 (1894) 470—497, sowie die oben
und S. 225 f. angefahrten Arbeiten von Patzig und de Boor.
139. HesychioB von Milet {'Havx^og Mdijaiog), von seiner Würde
auch niustris {'IllotKTtQiog) zubenannt, lebte wahrscheinlich um die Mitte
des 6. Jahrhunderts. Aus dem umstände, dass Hesychios in seinem Ono-
matologos keinen Kirchenvater nennt, hatte der Bearbeiter eines Auszuges
dieses Werkes den Verdacht geschöpft, er sei Heide gewesen ; doch spricht
schon der umstand, dass er frühestens unter Justinian schrieb, für die
Annahme, dass er dem christlichen Bekenntnis angehörte. Hesychios ver-
fasste drei Werke; zwei derselben werden von Photios (cod. 69) und
Suidas (s. v.) erwähnt und sind fragmentarisch erhalten; von dem dritten
wissen wir nur durch Photios. 1. Eine Weltgeschichte: '^IcroQCa 'Ai-
fiaixij x€ xai naviodanTj bei Photios (cod. 69), XQovixrj IcxoQia bei Suidas.
Das Werk war in 6 Bücher eingeteilt, die Hesychios iiaazijfjiaza (Ab-
stände, Abschnitte) nannte, und umfasste die Weltgeschichte vom assy-
rischen König Belos bis auf Kaiser Anastasios (518). Ausser
kleineren Fragmenten besitzen wir ein grosses Bruchstück aus dem An-
fange des 6. Buches, das unter dem Titel nargia KwvatavuvovTcokewg die
Urgeschichte der Stadt Byzanz bis auf Kaiser Konstantin den Grossen er-
zählt; es wurde wohl schon früh vom Gesamtwerke losgelöst und selb-
ständig überliefert. Aus dieser Schrift stammt der erste Abschnitt der
IlatQia von Konstantinopel (bis S. 16, 2 des Kodinos ed. Bonn.). 2. Das
zweite historische Werk des Hesychios kennen wir nur durch Photios
(cod. 69). Es war eine Darstellung der Regierungszeit des Kaisers
Justin (518 — 527) und der ersten Jahre des Justinian. Äusserlich
eine Fortsetzung des ersten Werkes wurde es von demselben offenbar
wegen des verschiedenen Charakters der Darstellung geschieden; das erste
war eine Art Weltchronik, das zweite eine ausführliche Zeitgeschichte.
Dieses Werk scheint völlig verloren zu sein, und es ist auch nicht ge-
langen, Spuren desselben in späteren Autoren nachzuweisen. Die Sprache
des Hesychios in seinen Geschichtswerken wird von Photios als knapp,
treffend und elegant sehr hervorgehoben, und in der That lässt das er-
21*
324 ByzantiniBohe Litteratnrgesohiohte. L Prosaiflolie Lüteratur.
haltene Fragment der Weltgeschichte, obschon es durch die Überlieferung
viel gelitten hat, die Spuren einer einfachen und klaren Diktion erkennen.
3. Das dritte Werk, um dessentwillen Hesychios in der jüngsten 2ieit
am meisten genannt worden ist, war nach Suidas ein 'OpofiatoXoyog tj niva^
%(ov iv naidsiif ovofiaavwv. Dazu fQgt Suidas die Bemerkung: ov imxoiiii
iaii tovvo To ßißXiov. Man hat geglaubt, Suidas bezeichne damit sein
eigenes Lexikon als einen Auszug jenes Onomatologos; zweifellos aber
stammt die Notiz von dem Verfasser eines älteren Auszuges des Ono-
matologos und ist von Suidas mit der Sorglosigkeit, die ihn charakterisiert,
einfach unverändert aus der Vorlage herübergenommen worden. Dass ein
solcher Auszug existiert hat, steht völlig sicher und es ist sogar gelungen,
seine Entstehungszeit und seine Beschaffenheit und damit auch die des
Originalwerkes genauer zu bestinmien. Der Onomatologos des Hesychios
enthielt die Biographien aller berühmter Schriftsteller der ganzen heUe-
nischen Welt; sie waren nach Litteraturgattungen geordnet und zwar
waren zuerst die Dichter, dann die Philosophen, dann die Historiker, dann
die Redner und Sophisten, endlich die Grammatiker, Ärzte, Astrologen u. s. w.
behandelt; christliche Autoren fanden in das Werk, das offenbar einen
rein philologisch-antiquarischen Charakter trug, keine Aufnahme; als sekun-
däre Quelle diente dem Hesychios unter anderen ein Werk des Philon
von Byblos. Später hat ein unbekannter Mann eine Neubearbeitung des
Onomatologos veranstaltet, indem er das Originalwerk teils verkürzte,
teils, um dem Bedürfnisse seiner Zeit zu genügen, etwa drei Dutzend
Artikel über christliche Schriftsteller hinzufügte. Die Kapiteleinteilung
ersetzte er durch die alphabetische Reihenfolge. Für seine Zusätze über
christliche Schriftsteller benützte er die von Sophronios(?) verfasste Über-
setzung der Viri inlustres des Hieronymus, die Kirchengeschichten des
Eusebios, Philostorgios und Theodoros Anagnostes, endlich einige
mit biographischen Angaben versehene Titel kirchlicher Werke. Dieser
Auszug ist, wie die grosse Übereinstimmung in den biographischen Notizen
sowohl über heidnische als über christliche Schriftsteller beweist, nicht
nur von Suidas für sein Lexikon, sondern auch von Photios für seine
Bibliothek benützt worden. Aus der letzteren Thatsache und dem Um-
stände, dass in dem Auszuge die v^on Ignatios verfasste Lebensbeschrei-
bung des Patriarchen Nikephoros (f 829) erwähnt war, ergibt sich, dass
er zwischen 829 und 857 verfasst worden ist. Das Originalwerk des
Hesychios und auch der alphabetisch geordnete Auszug sind uns, abge-
sehen von den erwähnten Resten bei Photios Und Suidas, verloren ge-
gangen. Dafür haben wir ein kleines und recht nichtsnutziges Büchlein mit
dem vielversprechenden Titel: Uagi zwv iv natiei^ iiaXafiipdvrwv aoifmv^ in
welchem man früher den Hesychios zu finden glaubte. In Wahrheit ist
das Schriftchen, wie Lehrs erwiesen hat, eine in der Humanistenzeit
entstandene armselige Kompilation aus Diogenes Laertios und Suidas.
Neuerdings hat Flach versucht, den alten, echten Hesychios aus
Suidas und anderen Autoren (auch aus der falschen Eudokia!) zu rekon-
struieren. Das ganze Unternehmen schwebt aber einigermassen in der
Luft: es lässt sich zwar bei allen biographischen Glossen des Suidas Über
8. Geschiohtsohreiber und Chroninteii. B. Chronisten. (§ 140) 325
ieute, die vor und in der Zeit des Hesychios gelebt haben, Hesychios als
^eile annehmen; wie viel Fremdartiges aber dann noch darunter bleibt,
ne viel noch fehlt, vermag kein Sterblicher zu sagen.
1. Ausgaben: üeber die älteren Drucke s. die Ausgaben von Orelli und Flach. —
Gesamtausgabe (das historische Fragment und Pseudohesychios): Hesyohii Milesii opus-
ula duo quae supersunt rec. Jo. Conr. Orelli, Lipsiae 1820, ein dickes Buch, das ausser
'3 Seiten Text mit latein. Uebersetzung auf 320 Seiten verschiedene Beilagen, wie Eom-
aentare früherer Herausgeber, die Abhandlung von Thorschmid, einen TeU von Hevne's
/omment. de antiquit. Byzant u. a. enthält — Nach Orelli ed. beide Schriften C. M All er,
'"HG 4, 143 — 177 (mit einem guten kritischen Apparate fflr das historische Fragment). —
ilin von MüUer nicht aufgenommenes Fragment über die Zeit der Geburt Christi (B<rvxlov
X top tig fijy Xquttov ylyvrjaiy) ed. Du Gange mit der Osterchronik, ed. Bonn. II 116 f.,
md Hody in den Prolegomena zu Malalas, ed. Bonn. S. LH f. — Den Pseudohesychios
d. neaerdings mit einem reichlichen kritischen Apparate, doch ohne hinlängliche Genauig-
[eit in der Teztkonstitution Jo. Flach, Leipzig, bibliotheca Teubneriana 1880. — Der
rekonstruierte* Hesychios: Hesychii Milesii Onomatologi quae supersunt cum pro-
egomenis ed. Jo. Flach, Leipzig, Teubner 1882. — Dann mit Beigabe einiger nicht von
lesychios stammenden Vitae und mit Weglassung der Prolegomena und des kritischen
Apparates als billige Studentenausgabe (als ob arme Studenten keinen Apparat
rauchten!) unter neuem Titel und in neuem Verlage: Biographi Graeci qui ab Hesychio
*endent rec. Jo. Flach, Berlin, Calvary 1883.
2. Hilfsmittel: Naeke Choerili Samii quae supersunt etc., Lipsiae 1817 S. 84. —
[. Lehrs, Rhein. Mus. 17, 453-457 = Pindarscholien, Leipzig 1873 S. 159—164. — Fr.
Hetzsche, De Laertio et Hesychio, Rhein. Mus. 24 (1869) 210 ff. - £. Rohde, Philo
on Byblus und Hesychius von MUet, Rhein. Mus. 33 (1878) 161-220; 84 (1879) 561-574;
1 (1886) 380 und 524. — A. Daub, Jahns Jahrb. 121 (1880) 24; 123 (1881) 241—276;
ahns Jahrb. Supplementb. 11 (1880) 405 ff.; Rhein. Mus. 35 (1880) 56 und: Studien zu
len biographica des Suidas, Freiburg-Tübingen 1882 S. 124—153. — J. Flach, üeber den
;egenwärtigen Stand der Quellenkritik des Hesychios von MUet, Jahns Jahrb. 121 (1880)
;21-833. — P. Pulch, PhiloL Anzeiger herausgeg. v. Leutsch 12 (1882) 519— 526 (ab-
ehnende Besprechung der Ausgabe des Onomatologos von Flach). — Ellis Hessel-
oeyer, Jahns Jahrb. 127 (1883) 552. — Zum Fragment über Christi Geburt (s. o.) vgl.
j. Geizer, Seztus Julius Africanus II 1 (1885) 131 f. — P. Egenolff, Bursian-Müllers
^ahresber. 58 (1890) 297 ff. — Hauptschrift über Abfassungszeit, Quellen und Benutzer
lee Auszuges aus dem Onomatologos: Georg Wentzel, Die griechische Uebersetzung der
riri inlustres des Hieronymus, in: Texte und Untersuchungen zur Geschichte der alt-
hristlichen Litteratur, herausgeg. von 0. v. Gebhardt und A. Hamack XIII 3, Leipzig 1895.
TgL auch C. A. Bernoulli, Zur griechischen Uebersetzung von Hieronymus' De viris
Uustribus, Theolog. Litteraturzeitung 1895 S. 475 f. — Vgl. auch die Litteratur zu den
'aragraphen ,Suidas* und ,Fal8che Eudokia*.
3. Die im Grunde recht unwichtige Frage, ob Hesychios Christ war, hat merk-
rürdigerweise schon im Anfange des vorigen Jahrhunderts eine eigene Schrift hervor-
gerufen: Chr. Thorschmid, De Hesychio MiL ill. Christiane, Wittembergae 1716; wieder-
lolt in der Ausgabe von Orelli S. 261—294. Vgl. E. Rohde, Der griechische Roman
\ 475, und Rhein. Mus. 34, 563; J. Flach, Rhein. Mus. 35, 199; P. Egenolff, Bursian-
ilflUers Jahresber. 58 (1890) 297.
4. IlttjQta d. h. Wiegengeschichten, wie sie Hesychios für Byzanz schrieb, gab es
ron vielen Städten z. B. xti DdtQia KvClxov von Diogenes aus Eyzikos. Ueber andere
^chriftBteiler, welche die Urgeschichte von Eonstantinopel behandelten, s. die Ausgabe
ron Orelli S. 362 ff. Vgl. auch den Paragraphen ,Eodinos*.
140. Johannes Malalas [MaXaXaq^ auch MaXäXag) aus Antiochia in
Syrien ist seinen Lebensverhältnissen nach gänzlich unbekannt; aus seinem
Beinamen lässt sich nur vermuten, dass er ein gräzisierter Syrer war und
ias Amt eines Predigers ausübte. Selbst die Bestimmung seiner Zeit
machte grosse Schwierigkeiten; doch haben neuere Forschungen mit völliger
Sicherheit ergeben, dass er ein Zeitgenosse der Kaiser Anastasios I,
Justin I, Justinian I und Justin 11 war. Malalas verfasste eine Welt-
ehronik {XQovoYQa(p(a)^ welche in dem einzigen erhaltenen, am Ende und
un Anfange verstümmelten Codex von der sagenhaften Geschichte der
326 Bjsaniinisohe Litteratargesphiohte. L PrOMdsohe litteratur.
Ägyptier bis in die letzte Zeit des Justinian (563) reicht, ursprünglich aber
wohl sicher bis zum Ende dieses Kaisers (565), vielleicht bis zum Jahre 573
geführt war. Die Chronik des Malalas ist ebenso erbärmlich an sich als
wichtig für die Litteraturgeschichte; denn in ihr erscheint wenigstens für
unsere Überlieferung zum erstenmal der kultur- und litteraturgeschichtlich
wichtige Typus der christlich-byzantinischen Mönchschronik. Eine
Charakteristik dieses Werkes erschliesst das Verständnis der ganzen Gat-
tung. Malalas ist in seiner historiographischen Technik, in seiner Auf-
fassung und Darstellung von einer Grobheit, wie sie bisher in der ge-
schichtlichen Litteratur unerhört war. Selbst jeder feineren Bildung bar,
schreibt er auch nicht für das höher gebildete Publikum, sondern für die
grosse Masse von Mönchen und Laien, die sich in bequemer und unter-
haltender Weise über den Gang der Weltgeschichte unterrichten wollten,
für dieselben Kreise, die sich an den treuherzigen, lebensfrischen Legenden
des Leontios von Neapolis und ähnlichen Volksbüchern vergnügten. Er
verzichtet auf den Ehrgeiz, es dem Thukydides oder Polybios gleichzuthun
und bricht mit den Prinzipien des Pragmatismus und mit der ganzen
historiographischen Tradition, die wie eine unzerstörbare Satzung die hel-
lenistische und byzantinische Geschichtschreibung beherrscht; in dieser
Beziehung hat er „alles von sich selbst gelernt; es ist auch darnach.'
Seine Richtschnur ist das Bedürfnis und Gefallen der Menge ; in echt volks-
mässiger Weise werden eine ungeheure Masse von Thatsachen verworren
aufgezählt ; Bedeutendes und Geringfügiges wird mit gleichem Ernste vor-
getragen. Das grösste Gewicht fällt auf einzelne, aus dem Zusammen-
hange gerissene Ereignisse, besonders auf alles, was ins Gebiet der Kurio-
sität gehört. Genaue Personalbeschreibungen machen sich durch das ganze
Werk bemerkbar (vgl. oben S. 220). Die Darstellung der Mythen und
Heroengeschichten verfolgt einen christlich-apologetischen Zweck; die Greuel
des Heidentums z. B. Menschenopfer bei Städtegründungen werden mit
Vorliebe notiert. Ebenso bezeichnend für die Tendenz des Buches ist die
korrekte Gesinnung gegen die weltliche Obrigkeit. Wie eine zarte Auf-
merksamkeit für die Monarchie erscheint die völlige Gleichgültigkeit gegen
die römische Republik, von deren Geschichte Malalas nichts zu berichten
weiss als die Eroberung Roms durch die Gallier unter Brennus. Überall
tritt die Absicht hervor, eine der ungebildeten Menge zusagende, weder
Thron noch Altar verletzende und doch pikante, anziehende und verständ-
liche Lektüre zu gewähren. So ist das Werk ein geschichtliches
Volksbuch im genauen Sinne des Wortes.
Nicht wenig fesselt die Frage, aus welchen Vorlagen eine so selt-
same und fremdartige Leistung abgeleitet ist. Leider hat Malalas die
Untersuchung seiner Quellen zu einer recht schweren Aufgabe gemacht;
sein Werk ist auch in dieser Hinsicht ein echtes Volksbuch, in dem die
derbste Spekulation auf den Köhlerglauben eines gutmütigen Leserkreises
sich breit macht. Er zitiert mit prahlerischem Behagen eine Menge von
Autoren ; welche von ihnen er aber thatsächlich und vorzugsweise benützt
hat, lässt sich jetzt nicht mehr genauer feststellen. Jedenfalls hat er seine
Vorlagen noch wesentlich vergröbert, da er weder die Thatsachen noch
2. QesohichtBohreiber und Chronisten. B. Chronüiien. (§ 140)
327
die altgriechische Diktion seiner Quellen, geschweige denn lateinische^) und
sonstige fremde Ausdrücke verstand. Man nimmt gewöhnlich an, dass
Julius Africanus eine Hauptquelle für Malalas war; allein selbst das
ist unerweislich. Jedenfalls stehen zwischen Afrikanus und Malalas einige
uns verlorene Vermittler; es sind die von ihm oft zitierten Chronographen
Nestorianos, der Verfasser einer Chronik bis auf Leon n (474),*) Pau-
sanias, Domninos, Theophilos und Timotheos. Auch Fasten-
tafeln und Stadtannalen von Antiochia benutzte er. Für die letzte
Zeit (von Kaiser Zenon an) unterrichtete sich Malalas, wie er selbst in
seinem Vorworte andeutet, durch mündliche Berichte älterer Zeit-
genossen. In seinen trojanischen Geschichten weist er auf die Schwindel-
bücher des Diktys von Kreta und des Sisyphos aus Kos zurück. Grosse
Vorliebe zeigt Malalas wie später Georgios Monachos und Glykas für
sagenhafte Erzählungen nationalen und religiösen Charakters, unter denen
die apokryphen Apostelakten besonders hervortreten.
Der Mittelpunkt, von dem aus Malalas die Weltereignisse betrachtet,
ist seine geliebte Vaterstadt Antiochia; das Werk erscheint geradezu als
eine Stadtchronik, welche nachträglich mit einer Weltgeschichte verwoben
wurde. Ähnlich gleicht der Schluss des Werkes, der vornehmlich Er-
eignisse der Hauptstadt behandelt, einer erweiterten Stadtchronik von
Konstantinopel. Von einer kritischen Betrachtung, ja auch nur von einer
verständigen Verarbeitung der Quellen ist natürlich keine Bede. Man
müsste ein Buch schreiben, wenn man die abenteuerUchen Verzerrungen
und die lächerlichen Irrtümer dieses Erzählers durchmustern wollte. Die
lesbische Sängerin Sappho ist bei ihm Zeitgenossin des Kekrops und Kra-
naos;*) während der Philosoph Demokrit aus Abdera in die graue Vorzeit
des Pelops hinaufgerückt wird,^) muss sich Herodot zum Nachfolger des
Polybios degradieren lassen;^) Cicero und Sallust sind dem Malalas hoch-
weise römische Dichter;^) die Landschaft Karien ist nach ihm so benannt,
weil sie der Kaiser Carus unterwarf;^) der Kyklops des Euripides hat
3 Augen^) u. s. w. Ebenso ungenau wie die Ausarbeitung des Einzelnen
ist die ganze Komposition; es wimmelt von Wiederholungen und In-
konsequenzen.
Die höchste Beachtung verdient die Sprache dieses Dunkelmannes.
Eb unterliegt keinem Zweifel, dass wir in Malalas das erste grössere
Denkmal der volksmässigen Gräzität vor uns haben. In seiner Diktion
spiegelt sich die im ganzen Orient verbreitete, mit lateinischen und orien-
talischen Elementen versetzte griechische Gemeinsprache. So sehr atmet
das ganze Werk den vulgärgriechischen Geist, dass sich mit geringen
>) Ans triumvir z. B. wird bei ihm dnrcli
eine Yenrechslang mit Wörtern auf -ator
vie triomphator ein rQiofÄßvQdttoQ,
*) Ka^g avyeyQatlfttxo NeevoQiayog 6
wofpmxtnoq XgoyoyQaffog itag Aiovxoi jov
ua^w. S. 376, 19 ed. Bomi.
») S. 72, 2 ed. Bomi.
•) 8. 86, 3.
») a 157, 19.
xiQtoy xal 6 XaXXovarios, ol ao<fait€crot 'Foh
fialtay noitjtal, 8. 212, 18.
») S. 302, 20.
B) '0 yaQ üoaog EvQinL&rjg dgäfia ^|^-
^tro negl tov KvxX<onogf 6'n tgetg six^y
6(pd'aXfAovg, <njf4aiy(oy r ovg TQeTg ddeXtpwg
u. 8. w. S. 117, 1.
328
Bjeantinisohe LitteratnrgeBohiohte. I. Prosaische Littermtnr.
morphologischen und lexikalischen Änderungen Satz für Satz ins Neo-
griechische umgiessen lässt. Alle Spuren der Volkssprache, die sich seit
der alexandrinischen Zeit nur schüchtern und vereinzelt hatten blicken
lassen, sind hier zum vollen Rechte gekommen J)
Trotz aller Kindlichkeiten und Mängel hatte Malalas den richtigen
Ton getroffen, indem er einerseits den engen Rahmen der antiochenisch^
Stadtchronik zu einer freilich noch recht unvollständigen Weltgeschichte
erweiterte und andererseits in seiner naiven Auffassung und vulgären Dar-
stellung dem Geschmack und Bedürfnis der christlich gebildeten, mon-
archisch fühlenden Yolksmassen entgegenkam. So erklärt sich, dass er
sich bald der grössten Beliebtheit erfreute und auf die Folgezeit einen
mächtigen Einfluss ausübte. Die Nachwirkung des Malalas auf die spätere
byzantinische und auf die orientalische und slavische, ja selbst die abend-
ländische AnnaUstik ist in der That unermesslich. Sie kann hier nicht in
ihrem ganzen Umfange verfolgt und aufgedeckt werden. Doch müssen
wenigstens die Hauptthatsachen Erwähnung finden, um so mehr, als sie
auch nach rückwärte ein Licht werfen, in dem sie für die Feststellung
des ursprünglichen Bestandes und Charakters des durch die Überlieferung
arg mitgenommenen Werkes beigezogen werden können. Der erste Autor,
bei dem sich Benützung des Malalas nachweisen lässt, ist Johannes
vonEphesos; er hat vor dem Jahre 581 für seine syrisch abgefasste
Eirchengeschichte aus der Chronik des Malalas Notizen über ein Erdbeben,
das im Jahre 526 Antiochia verwüstete, und einige andere Nachrichten
geschöpft. Durch seine Vermittlung kam im 13. Jahrhundert Malalasgut
in die wertvolle Chronik des Bar-Hebraeus. Ein zweiter Landsmann, der
Kirchenhistoriker Euagrios, benützte den Malalas, den er als ,Johannes
Rhetor* zitiert, vor dem Jahre 594. Ein Rest handschriftlicher Überliefe-
rung aus dem Ende des 6. oder dem 7. Jahrhundert sind die tuscula-
nischen Fragmente, welche A. Mai aus Palimpsestblättem in Grotta-
Ferrata herausgegeben und E. Patzig als zu Malalas gehörig erwiesen
hat. In ausgiebigster Weise wurde Malalas bald nach 610 wiederum von
einem Landsmann, von Johannes von Antiochia, verwertet und zwar
so, dass auch da, wo der Wortlaut nicht derselbe ist, die vulgäre Form
der Vorlage sichtbar bleibt. Um dieselbe Zeit hat der Oster Chronist
den Malalas auf so weite Strecken wörtlich ausgeschrieben, dass die Oster-
chronik jetzt die Hauptquelle für die Kritik und Herstellung des Malalas-
textes bildet. Gegen das Ende des 7. Jahrhunderts hat Johannes,
Bischof von Nikiu, zahlreiche Stücke aus Malalas in seine uns nur in
einer äthiopischen Übersetzung erhaltene Weltchronik aufgenommen. Um
das Jahr 740 benützte den Syrer wieder ein (wenn auch etwas entfernter)
Landsmann, der grosse Kirchenlehrer Johannes von Damaskos, indem
er in seiner dritten Rede über die Bilder aus der Chronik des Malalas
{^ix Tijg xQovoyQaq>(aq 'Iwdvvov ^Ävxtoxeiaq rov xai MaXaXa*^) die Erzählung
von der blutflüssigen Frau mitteilte (Migne, Patrol. gr. 94, 1369 ff. =
*) Für sprachgescbichtliche Zwecke ist
Malalas vorzüglich ausgebeutet von Hatzi-
dakis in der JubU&umsschrift der Universität
Athen 1888 S. 117 ff.
2. Geschiohtschreiber und Chronisten. B. Chronisten. (§ 140) 329
Üalalas ed. Bonn. 236—239). Wohl noch im 8. Jahrhundert hat der
iTerfasser einer lateinischen Schrift über die Chronologie der Mensch-
6?erdung Christi, des sogenannten Chronicon Palatinum, das im Cod.
Vatic. Pal. 277 erhalten ist, sein historisches Material aus Malalas ge-
zogen. Im Anfang des 9. Jahrhunderts hat Theophanes, etwa im letzten
Drittel desselben Jahrhunderts Georgios Monachos den Malalas reichlich
exzerpiert. Etwas später als Georgios Monachos, etwa um 889, hat ein
anonymer Chronist, aus dem die von Cramer, An. Paris. 2, 165 flF. her-
ausgegebene ^ExXoyrj iütoQtwv stammt, den Malalas wörtlich ausgeschrieben.
Im 10. Jahrhundert erscheint Malalas in den konstantinischen Ex-
zerpten, hier allerdings mit wichtigen Bestandteilen, die in unserem
Malalas fehlen und wohl als spätere Zuthaten betrachtet werden müssen.
Endlich vereinigt Eedrenos im 11. Jahrhundert zahlreiche Stücke des
Malalas, die ihm aus verschiedenen Mittelquellen z. B. aus der im Cod.
Paris. 1712 vorliegenden Kompilation zuströmen, in seiner umfangreichen
Weltchronik. Endlich ist noch der Einfluss des Malalas auf die slavischen
und die ihnen kulturell nahestehenden Völker zu beachten. Die ursprüng-
liche vollständige slavische Übersetzung, welche der Presbyter
Gregorij unter dem bulgarischen Fürsten Symeon (893 — 927) verfasste,
ist verloren gegangen; aber beträchtliche Stücke derselben stecken in
mehreren slavischen Sammelwerken russischer Redaktion, deren Alter frei-
lich kaum über das 13. Jahrhundert hinaufgeht. Selbst bis in den Kaukasus
ist Malalas gedrungen; eine georgische Übersetzung seines Werkes
ist in einer Handschrift des 10. — 11. Jahrhunderts im Kirchenmuseum zu
Tiflis erhalten (Mitteilung von A. S. Chachanov).
So reichlich hat Malalas sechs Jahrhunderte hindurch die gesamte
volksmässige Geschichtslitteratur befruchtet, dass er selbst allmählich ent-
behrlich wurde; was an ihm so viele Generationen erquickt hatte, der
Reichtum an Geschichten und Kuriositäten und der naive volkstümliche Ton,
war in andere Werke übergegangen, und diese hatten vor Malalas den grossen
Vorzug, dass sie sein Material in einer dem Zeitgeschmack zusagenden
Weise ergänzten und die Erzählung bis auf die Gegenwart herabführten.
Auch die sprachliche Form des Malalas mochte dem Leser des 12. Jahr-
hunderts etwas altmodisch vorkommen. So ist es denn ganz natürlich,
dass das Werk des Syrers, das seinen Dienst gethan hatte, in Vergessen-
heit geriet und nicht mehr vervielfältigt wurde; während wir von Theo-
phanes, Georgios Monachos, Zonaras, Manasses, Glykas und anderen Chro-
nisten des 9. — 12. Jahrhunderts eine ungezählte Menge von Handschriften
besitzen, hat sich Malalas in einem einzigen Exemplare, dem Cod.
Bodl. Baroccianus 128, s. 12 (in Oxford), gerettet. Leider enthält er
nur eine abgekürzte Redaktion. Das steht fest; wie weit sie sich
aber im einzelnen von dem ursprünglichen Werke entfernt, ist noch nicht
genügend aufgeklärt. Wie es scheint, verfuhr der Bearbeiter nicht in
allen Teilen gleich gründlich; in den ersten 17 Büchern beschränkte er
sich wohl auf seltene Auslassungen und stilistische Vereinfachungen; im
18. Buche hat er grössere Streichungen vorgenommen. Manche Lücken
entstanden durch Nachlässigkeit des Schreibers (infolge von Homoioteleuta
330 ByzanUnische Litieraturgeschiohie. I« Prosaiflohe Litieratnr.
u. s. w.); das erste Buch sowie der Anfang des zweiten und der Schlust
des letzten Buches sind durch Blätterausfall verloren gegangen; auf einer
Lücke in der Vorlage beruht das Fehlen des Abschnittes in der Kaiser-
geschichte (ed. Bonn. 295, 16) vom Tode des Caracalla (217 n. Chr.) bis
zum Regierungsantritte des Valerianus (253 n. Chr.). Die Thatsache, dass
die Oxforder Handschrift eine verkürzte Redaktion des Originals darstellt,
ist völlig klar geworden durch eine Vergleichung der tusculanischen Frag>
mente, der Malalasstücke in der Osterchronik und im Theophanes, der von
Mommsen, Hermes 6, 366 ff., edierten konstantinischen Exzerpte Ilegi ^«.
ßovXwv und der slavischen Bearbeitungen. Eben diese und andere späteren
Werke und Exzerpte sind nun auch zur Herstellung des Originaltextes
zu verwerten. So lässt sich das erste Buch, welches im Oxforder Codex
fehlt, aus den Exzerpten des Cod. Paris. 1336 (Cramer, An. Paris. 2,
231 ff.), den ersten Fragmenten des Cod. Paris. 1630, aus dem von
A. Wirth edierten Cod. Paris, suppl. gr. 682, s. 10, und den leicht
kenntlichen Malalasstücken der Osterchronik fast vollständig wieder ge-
winnen. Von besonderer Wichtigkeit ist der Cod. Paris, suppl. gr. 682,
der das früher nur aus der slavischen Übersetzung bekannte Vorwort
des Malalas (nebst dem Anfang des ersten Buches) enthält. Im einzelnen
bleibt natürlich manches unsicher und besonders ist bei der Benützung der
konstantinischen Exzerpte, die vielfach Zusätze zum Original zu bieten
scheinen, grosse Vorsicht notwendig. Solange über die Frage, inwieweit
sie und die übrigen Auszüge und Bearbeitungen den echten Malalas re-
präsentieren, unter den Spezialforschem keine grössere Einigung erzielt
ist als bis jetzt, dürfte auch der Plan einer neuen Ausgabe des Werkes
als verfrüht erscheinen. Eine wichtige, noch immer unerfüllte Vorbedingung
ist namentlich eine kritische Ausgabe der mit Malalas zusammenhängenden
slavischen Chroniken, obschon sie die grossen Hoffnungen, die einige
Forscher auf sie gesetzt haben, schwerlich erfüllen werden. Von erheb-
licher Bedeutung ist die aus der erwähnten Vergleichung der späteren
Reflexe gewonnene Erkenntnis, dass der Bearbeiter des Oxforder Exemplars
die sprachliche Form des ursprünglichen Malalas im allgemeinen un-
verändert bewahrte und sich, wenn er auch manches stilistisch verkürzte,
doch nicht die Mühe nahm, die naive volkstümliche Oräzität des Werkes
einer durchgreifenden Korrektur zu unterziehen. Somit ist Malalas
trotz des üblen Standes der Überlieferung — abgesehen von dem nach
565 oder nach 573 abgefassten Schlussstücke, das in dem erhaltenen
Exemplare nur wenige Seiten umfasst — als ein sprachgeschicht-
liches Denkmal aus dem zweiten Drittel des 6. Jahrhunderts zu
betrachten.
Zum Schlüsse sei auf einige noch schwebende Streitfragen hingewiesen.
Es handelt sich namentlich um die ursprüngliche Form und Ausdehnung
des Werkes, um die Abfassungszeit und um das Verhältnis der Schluss-
partie zum Ganzen. Man hat unseren Malalas für die gräcosyrische
Vulgarisierung eines vornehmeren Werkes erklärt; doch läs8t[sich diese Auf-
fassung nicht genügend begründen. Trotz der Verkürzungen und Modi-
fikationen, die das ursprüngliche Werk erlitten hat, können wir, indem
2. QMohiohtschreiber und Ghroniaien. B. Chronisten. (§ 140) 33]
wir die zusammenhängende Überlieferung der Oxforder Handschrift durch
lie aus dem vollständigen Malalas stammenden Stücke bei den Aus-
^hreibem und Bearbeitern ergänzen und berichtigen, das Originalwerk im
px)8sen und ganzen herstellen; die allgemeine geschichtliche Auffassung und
das Kolorit der Darstellung ist ohnehin gewiss nicht wesentlich verändert
worden. Nur in einem prinzipiellen Punkte scheint das Werk eine Um-
arbeitung erfahren zu haben. Malalas hat alsMonophysit geschrieben und
die Spuren seiner monophysitischen Anschauung hat dann ein orthodoxer
Bearbeiter verwischt; doch sind einige verräterische Reste übrig geblieben.
Bezüglich der ursprünglichen Ausdehnung des Werkes hat man bisher
angenommen, dass es mit dem Tode Justinians abschloss; da jedoch in
den erwähnten lateinischen Auszügen im Ghronicon Palatinum das Kaiser-
verzeichnis erst mit dem 9. Jahre Justins IT schliesst, so ergibt sich, dass
Malalas sein Werk bis zum Jahre 573 geführt hat — wenn nicht, wie
man das in so vielen späteren Ghronikenhandschriften beobachten kann,
ein Leser in dem von dem Lateiner benützten Exemplare den ursprüng-
lichen Text durch Zufügung chronologischer Notizen um ein Stück ver-
längert hatte. Mag nun aber das Werk bis 565 oder bis 573 gereicht
haben, völlig sicher bleibt, dass Malalas über die Regierung des Justinian als
Zeitgenosse berichtet. Verschiedene triftige Gründe sprechen für die An-
nahme, dass das Werk in zwei zeitlich weit von einander entfernten Aus-
gaben erschien. Die ersten 17 Bücher und wohl auch der Anfang des
18. Buches, der noch antiochenischen Horizont zeigt, sind wahrscheinlich
zwischen 528 und 540 aufgezeichnet und um diese Zeit auch herausgegeben
BTorden; erst nach dem Tode Justinians ist der übrige Teil des 18. Buches,
n welchem auf einmal Eonstantinopel als Mittelpunkt erscheint, ab-
geschlossen und vereinigt mit der ersten Ausgabe der Öffentlichkeit über-
geben worden, entweder bald nach 565 oder, wenn man dem lateinischen
Auszuge trauen darf, nach 573. Der Schlussteil des 18. Buches, dessen
Verfasser offenbar in Konstantinopel geschrieben und vielleicht auch
Annalen dieser Stadt benützt hat, ist für eine fremde Zuthat erklärt
worden. Für diese Annahme sprechen triftige Gründe. Zwar liesse sich
annehmen, dass Malalas infolge der Eroberung Syriens und der Zerstörung
von Antiochia durch Chosroes im Jahre 540 gleich anderen Antiochenem
nach Eonstantinopel übersiedelte und dort den Gedanken fasste, sein Werk
fortzusetzen. Aber es ist auffällig, dass Euagrios und wohl auch der Oster-
ehronist einen Malalas benützten, der mit dem 17. Buche (Justin I) schloss.
Bei Euagrios liesse sich vielleicht zur Annahme greifen, dass die zweite
Ausgabe, die offenbar in Eonstantinopel entstand, in Syrien nicht ver-
breitet wurde. Dann hätte sie aber wenigstens der Osterchronist, der sein
Werk höchst wahrscheinlich in Eonstantinopel verfasste, kennen müssen.
Andererseits hat schon Johannes von Ephesos, der vor Euagrios und dem
Osterchronisten schrieb, allem Anscheine nach das vollständige Werk in
18 Büchern benützt, und der lateinische Exzerptor hat ein Exemplar
gehabt, das sogar bis zum Jahre 573 reichte. Vor allem aber spricht
gegen die Einheitlichkeit des Werkes die Beobachtung, dass im 18. Buche
oicht wie in den vorhergehenden Büchern ein Monophysit, sondern ein
332 Byzantinisohe LitteratnrgeBchichte. I. Prosakohe Litteratar.
Orthodoxer zu uns redet. Völlig aufgeklärt ist diese Frage nicht unt
wird es vielleicht niemals werden.
1. Ausgaben: Ed. pr. Edm. Chilmeadus, Oxodü 1691, mit Kommentar
lateinischer Uebersetzung des Herausgebers, einer Abhandlung von H. Hody und der
rühmten epistola von R. Bentley an J. Mill. — Schlechter Abdruck Venedig 1733 (i
Genesios). — Im Bonner Corpus rec. L. Dindorf, Bonnae 1831, mit den Beigaben d(
ed. pr. ohne bemerkenswerte selbständige Förderung. — Wiederholt bei Migne, Patr. grij
97, 9—790. — Das im Cod. Paris, suppl. gr. 682 aufbewahrte Vorwort mit dem Anfang
des ersten Buches ed. — irrtümlich unter dem Namen des Johannes Antiochenus — Ji^
Wirth, Chronographische Späne, Frankfurt 1894 S. 3—10. — Eine kritische und
Grund der neueren Forschungen veryollständigte Ausgabe , würde dem Studium
ebenso merkwürdigen wie vernachlässigten Geschichtsperiode die grösste Förderung bringen*
(Th. Mommsen). — Vorbereitungen zu einer neuen Ausgabe trifft C. E. Gl eye.
2. Hilfsmittel: G. Bernhardy, Berliner Jahrbücher f. wissenschaftliche
1832, 2, 132—144 (Besprechung der Bonner Ausgabe). — Zu den Nachrichten des Malall
über die Stadt Antiochia vgl. K. 0. Müller, De antiquitatibus Antiochenis dissertatio priori
qua Antiochiae ad Orontem sub Graecis regibus quae fuerit figura et quae praecipoa orn^]
menta explicatur, Göttingen 1834, und: De antiquitatibus Antiochenis commentatio altera, qnaj
Antiochiae urbis forma quibus modis sub Romanorum imperio mutata sit ostenditur, Göttin^^
1839, beide Abhandl. wiederholt in ,K. 0. Müllers Kleine deutsche Schriften' 1 (Breslau 1847)^
90—102; 110-129. — Alfred v. Gutschmid, Grenzboten 22 (1863) 1, 345 f. = KleiDe^
Schriften 5 (1894) 414 f. — Ad. Eoecher, De Joannis Antiocheni aetate, Dias., Bonn!
1871 S. 7. — C. Müller, FHG 4, 536 ff.; 5, XIV und 38 f. — Zu den Quellen d«^
Apostelgeschichten bei Malalas: R. A. Lipsius, Die Quellen der römischen Petruasage,''»'!
Kiel 1872 S. 156 ff., imd: Die apokryphen Apostelgeschichten und Apostellegenden I 499;
II 1, 207, 211 ff., III 75. — Vgl. auch A. Wirth, Aus orientalischen Chroniken, Frankfurt 1894 'J
S. 213 ff. — Th. Mommsen, Hermes 6 (1872) 323—383, gibt die wichtigen Ergänzungen,
aus cod. Scorialensis £1. I. 11. — Emendationen von M. Haupt, Hermes 7 (1873) 296
(== Opuscula 3, 593). — Gust. Körting, De vocibus Latinis, quae apud Joannem Malalan^
chronogr. Byz. inveniimtur, 2 Indd. lect. Münster 1879 und 1879/80, beweist, dass M. kein
Latein verstanden hat. Dagegen vgl. Wagner, Götting. philol. Anzeiger 10 (1879 — 80)
91 ff.; M. Dunger, Drctys-Septimius, Progr. Dresden 1878, und: De Dictye-Septimio Vergili i
imitatore, Progr. Dresden 1886. — H. Haupt, Dares, Malalaa und Sisjphos, Philologns'a
40 (1881) 107-121. - Ueber die Quellen der Trojageschichten vgl. Wilh. Greif, Diaj
mittelalterlichen Bearbeitungen der Trojanersage. Ein neuer Beitrag zur Dares- und Dictys-
frage. Marburg 1886 (= Ausgaben und Abhandl. aus dem Gebiete der romanischen Phüo-
logie veröffentlicht von E. Stengel, Nr. 61) S. 173—268 (gegen den griechischen Dictys);
Ferd. Noack, Der griechische Dictys, Philologus, Supplementb. 6, 2(1892)403—500; B.
Patzig, Dictys Cretensis B. Z. 1 (1892) 131—152, und: Die Hypothesis in Dindorüa Aus*
gäbe der Odysseescholien, B. Z. 2 (1893) 413—440. — Ludw. Jeep, Die Lücken in der
Chronik des Malalas, Rhein. Mus. 36 (1881) 351—361. — Ludwig Jeep, Die Lebens-
zeit des Zosimos, Rhein. Mus. 37 (1882) 425—433 (über Eustatbios als Quelle und
Euagrios als Benutzer des Malalas). — Karl Joh. Neumann, Der Umfang der Chronik
des Malalas in der Oxforder Handschrift, Hermes 15 (1880) 356—360. — H. Geizer,
Sextus Julius Africanus I (1880) 57 ff. und II 1 (1885) 129 ff. — Albin Freund,
Beiträge zur antiochenischen und konstantinopolitanischen Stadtckronik, Diss., Jena '
1882 (unterscheidet im Malalas vier Rezensionen der antiochenischen Stadtchronik and
sucht den Charakter der am Schlüsse des Werkes benützten Stadtchronik von Kpel'
zu bestimmen). — Ueber die Quelle des Malalas für den Bericht über Kaiser Julian vgL
L. Mendelssohn in seiner Ausgabe des Zosimos, Leipzig 1887 S. XLII ff. — Zu den
Zitaten des Malalas aus Palaephatos vgl. Niecola Festa, Intomo air opuscolo di Pale-
fato De incredibilibus, Firenze-Roma 1890 S. 23 ff., und : Nuove osservazioni sopra ropuscolo
di Palefato Jlsgl dniaitay, Studi ital. di filol. class. 4 (1895) 227 ff. — Ph. Boissevain,
Ueber die dem Jo. Antioch. zugeschriebenen Excerpta Salmasiana, Hermes 22 (1887) 161
bis 178. — G. Sotiriadis, Zur Kritik des Johannes von Antiochia, Jahns Jahrb. Supple-
mentband 16 (1888), bes. 105 ff. — Edwin Patzig, Unerkannt und unbekannt gebliebene
Malalas-Fragmente, Progr. der Thomasschule, Leipzig 1891. In dieser Arbeit werden
einige von A. Mai, Spicileg. Roman, vol. II (1839) pars 3, veröffentlichte Stücke als dem
Malalas gehörig erwiesen. Vgl. die Besprechung von H. Geiz er, Berliner philol. Wochen-
schrift 1892 S. 141 ff. — EdwinP atzig, Johannes Antiochenus und Johannes Malalas, Progr.
der Thoroasschule, Leipzig 1892. Besprochen von Carl Erich Gleye, B. Z. 2, 158 ff. Da-
zu die Erwiderung von E. Patzig, B. Z. 2, 430 ff. — E. W. Brooks, The dato of
the historian John Malala, The English Histor. Review 7 (1892) 291-301 (führt aus, dass
2. GeschiohtBohreiber und ChroniBten. B. Chroniaten. (§ 140). 333
L von Johannes von Ephesos und Eoagrios benutzt wurde, dass sein Werk ursprÜDglich
oit dem Jahre 528 abscnloss, spftter aber von ihm selbst bis zum Jahre 565 fortgesetzt
ind bald nach dieser Zeit vollendet wurde). — S. Sestakov, Der Johannes Rhetor der
Circhengeschichte des Eoagrios, 5. Heft der gelehrten Denkschriften der Univ. Kazan,
üun 1890. Dazu die Besprechung von C. E. Gleye, B. Z. 3 (1894) 625-630, und die Er-
iridening von S. Sestakov, Viz. Vr. 2 (1895) 243—245. — lieber Malalas als Quelle
les Johannes Ton Ephesos s. auch V. G. Vasiljevskij, Histor. Vdstnik 1891 S. 521 ff.
mas.) (mir unzugänglich). — Ueber die Benützung des Malalas in der Osterchronik vgl.
b. Frick, Die Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale, B. Z. 1 (1892) 283—292. ~
Ueber das Verhältnis des Malalas zu den Ezcerpta latina Barbari s.. C. Frick,
Chronica minora, vol. I., Leipzig, Bibl. Teubneriana 1893 S. CXC ff. Dazu die Bemer-
kungen von P. Lejay, Revue critique 1893 II S. 52 ff., und Clermont-Ganneau, ebenda
S. 210 ff. — Ueber das Verhältnis des Malalas zu Pseudo-Eallisthenes entwickelt eine
neue, aber von V. Jagi6, Arch. slav. Phil. 16 (1894) 226 mit Recht beanstandete Hypo-
these V. Istrin, Die Alexandreis der russischen Chronographen, Moskau 1893 (russ.) —
Ueber Malalas als Quelle des Moses von Khoren vgl. A. Carriöre, Nouvelles sources de
Molse de Khoren. Supplement. Wien 1894. — Franz Cumont, Malalas et Gerippe, Re-
TBe de Tinstruction publique en Belgique 37 (1894) 77—79 (will eine Stelle des Uorippus
•08 Malalas herleiten). Dagegen sprach C. E. Gl eye, B. Z. 4 (1895) 366 f. — Zu Malalas
& 165, 8 ff. ed. Bonn. vgl. A. Surber, Die Meleagersage, Diss., Zürich 1880, S. 50; 85 f.,
ud G. Enaack, Zur Meleagersage, Rhein. Mus. 49 (1894) 310-313. — Ueber die Per-
sonalbeschreibung der Apostel bei Malalas und anderen vgl. Joh. Ficker, Die Dar-
stellung der Apostel in der altchristlichen Kunst, Leipzig 1887 (= Beiträge zur Kunst-
geschichte, Neue Folge 5) S. 42—48. — H. Geizer, Zu Africanus und Johannes Malalas,
B. Z. 3 (1894) 394 f. (über ein im Codex 260 des Athosklosters Vatopedi erhaltenes Fragment
der ägvptischen GOttergeschichte aus dem verlorenen Eingang des Malalas, das sich mit der
Ostera^nik 8.81, 10—83, 10 deckt, aber wichtige Varianten bietet). — Th. Mommsen,
Lateinische Auszüge aus Malalas, B. Z. 4 (1895) 487 f. — Ueber das Werk, in welchem
Mommsen die lateinischen Malalasauszüge bemerkte, handelt L. Traube, Chronicum
Palatinum, B. Z. 4 (1895) 489—492. — C. E. Gl eye, Ein Menandervers bei Malalas, B. Z.
5 (1896) (noch nicht erschienen).
Zur Sprache: Ant. Rüger, Studien zu Malalas: Präpositionen und Adverbien.
Das 18. Buch. Die konstantinischen Exzerpte. Die tusculanischen Fragmente. Münner-
atadter Gymnasialprogr., Bad Kissingen 1895. Vgl. die eingehende Besprechung von E.
Patzig. B. Z. 5 (1896) Heft 2. — Zum Texte: Sp. P. Lambros, B. Z. 1 (1892) 187.
Zar slavischen Uebersetzung des Malalas: Fürst Obolenskij in der Einlei-
timg zu dem von ihm herausgegebenen Chronisten des Perejaslavl Suzdaljskij, im Vre-
mennik der Moskauer Gesellschaft für Geschichte und Altertümer Bd. 9 (1851), beschrieb
ein im Moskauer Hauptarchiv des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten auf-
bewahrtes Sammelwerk aus dem 15. Jahrhundert, welches bedeutende bis zur Zeit des
Veapasian d. h. bis zum 10. Buche reichende Auszüge aus der Chronik des Malalas enthält.
- Dasselbe Denkmal des Moskauer Archivs beschreibt J. Sreznevskij in den Zapiski d.
kaia. Akad. d. Wiss. Bd. 24 (Petersburg 1879) Beilage. — A. Popov, Üebersicht über die
rnaaischen Chronographen, Moskau 1866, wies auf Stellen hin, die aus Malalas in das
nnsische Werk , Erster hellenischer Chronist* übergegangen sind. — Weitere Beiträge
|ab Fürst Obolenskij in seinen Forschungen und Notizen, Petersburg 1875 S. 144. —
Daan beschrieb Dobrjanskij, Beschreibimg der Hss der Wilnaer öffentlichen Bibliothek,
Wilna 1882 S. 246—254, einen Chronographen, der früher dem Suprasljschen Kloster ge-
liQfte und augenscheinlich mit dem ersten Teile des Sammelwerkes des Moskauer Archivs
Tcnrandt ist d. h. Auszüge aus Malalas enthält. — Archimandrit Leonidas, Eine alte
Hb (Beschreibung der Malalashs des Reichsarchivs), Russkij Vdstnik vom April 1889. —
Tgl. V. Vasiljevskij, Üebersicht der Arbeiten zur byzantinischen Geschichte 1 (1890) 205.
- Jagi«, Archiv slav. Philol. 2 (1877) 4—9. — H. Haupt und Jagift, Hermes 15 (1880)
330—237. — Pypin-Spasoviö, Geschichte der slav. Litteraturen, übersetzt von Pech,
1 (Leipzig 1880) 78 f. — C. Frick in: Historische und philologische Aufsätze, Ernst Curtius
ra seinem 70. Geburtstage gewidmet, Berlin 1884 S. 53—66, gelangt zum Ergebnis, dass
4er alavische Uebersetzer ausser dem Malalas noch anderes benützte, so den Pseudokal-
hsthenes in der Rezension des cod. C. — Ed. Wolter, Archiv slav. Philol. 9 (1886) 636 ff.
- M. Erdmann, Adversaria critica in Malalae chronographiam, in der Festschrift zur
Feter des SOOjährigen Bestehens des prot. Gymnasiums zu Strassburg, Strassburg 1888, U
69-88. — C. E. Gleye, Zum slavischen Malalas, Arch. slav. Philol. 16 (1894) 578—591.
- C. £. Gleye, Zu den Nachrichten vom Tode Julians, Philologus 53 (1894) 587 (slav.
CebOTsetEnng von Malalas S. 331, 16 und 333, 3). — S. Sestakovi Ueber die Bedeutung der
i
334 BysaniiniBche Litteratnrgesohiohte. L ProMdsohe litteratnr.
slavischen üebersetzung der Chronik des Malalas für die Wiederherstelliuig und Yei
des griechischen Textes desselben, Viz. Vt. 1 (1894) 503—552. Vgl. B. Z. 4 (1895) 378.
w
S. Sestakov, Zusatz zu der Abhandlung ,üeber die Bedeutung der alavischen Uebersel
des Malala8% Viz. Vr. 2 (1895) 372—377. - Eine zusammenfassende und volktindij
Verwertung des slayischen Materials für die Kritik des Malalas ist noch ein Bed(
das freilich nur von einem in beiden Sprachen wohl bewanderten Gelehrten befriedj|
werden kann. Vorarbeiten hierzu hat C. E. Gl eye gemacht.
3. Der Name MaXaXag (auch MaX^Xag) ist eine Gräzisierung des syrischen maläl
rhetor, hat also nicht« mit der Maskulinbildung auf -tts (z. B. Ztavagag, Xaxavdg) zu thun
darf daher nicht, wie es z. B. bei K. Sathas, Mea. BtßX, 7 (1894) Einleitung, konsequent
schiebt, MaXaXag geschrieben werden. Auch der von Euagrios mehrfach zitierte Zacharii
Rhetor wird bei den syrischen Chronisten Zacharias Malalas genannt. Vgl. E. Patzij
B. Z. 2 (1893) 435.
141. Johannes von Antiochia (Ia)dvvrjg "Avrioxevg) wird in histoii«
sehen Exzerpten und bei Tzetzes ausdrücklich genannt als Verfasser einer
Chronik, und an der Sonderexistenz dieses Mannes und eines von ihm ve^:
fassten geschichtlichen Werkes kann nicht gezweifelt werden. Dagegei
herrscht über seine Person und Zeit wie über den Charakter und Umfang
des Werkes ein dichtes Dunkel, das sich zwar in den letzten Jahren etwat]
gelichtet, aber noch nicht aufgeklärt hat. Johannes stanmit wie Malalas*
aus Antiochia, weshalb er mit diesem zuweilen verwechselt wurde, und'
gehört also in den Kreis der syro-palästinischen Litteraten, die im 6. und
7. Jahrhundert in den Geschichtschreibung und Chronistik wie in der
Rhetorik und Hagiographie mächtig hervortreten. Die Zeit seiner schrift*
stellerischen Thätigkeit fällt wahrscheinlich in die Regierung des Heraklios.
Geizer hat vermutet, dass Johannes identisch sei mit dem monophysitischen
Patriarchen Johannes, der 631 — 649 den Patriarchalstuhl von Antiochia
inne hatte. Wenn das richtig ist und wenn man der etwas verdächtigen
Schlussnotiz der konstantinischen Exzerpte De virtutibus: Tälog tfjg itfroQiag
'liüdvvov flava xov Vertrauen schenken darf, so müsste er sein Werk als
Mönch, noch vor dem Antritte des Patriarchats, also zwischen dem Jahre
610, mit dem die Chronik abschloss, und dem Jahre 631 verfasst haben.
Doch ruht diese ganze Kombination auf unsicherem Grunde. Eine genauere
Prüfung der unter dem Namen des Johannes überlieferten Bruchstücke
führt zu dem Ergebnis, dass sein Werk eine Weltchronik war, die
von Adam bis zum Tode des Kaisers Phokas (610) reichte. Sie wird
in den konstantinischen Exzerpten als ^Itrtogfa xQonxij oder einfach als
'ItfTOQia, im Codex Paris. 1763 als 'AQxceioXoyia, im Codex Paris. 1630 als
'ExS^effig 7i€Qi xQovoav xai xTftrscog xotffiov zitiert. Johannes wollte, wie es
scheint, das Werk des Malalas durch eine vollständigere und bessere Leistung,
durch eine wirkliche Universalgeschichte ersetzen. Zu diesem Zwecke
verliess er den allzu partikularistischen Standpunkt des Malalas, für den
Antiochia den Mittelpunkt des Weltganzen bildete, nahm die jüdische Ge-
schichte auf, widmete der römischen Kaisergeschichte eine ausführlichere
Darstellung und ging auf bessere alte Quellen zurück, die er, so weit wir
sehen können, mit mehr Verständnis verarbeitete als Malalas. Der Ver-
such, seine Quellen genauer zu bestimmen, stösst freilich infolge der un-
sicheren und fragmentarischen Überlieferung des Werkes auf erhebliche
Schwierigkeiten. Für die ältere Zeit schöpfte Johannes wohl vornehmlich
aus Julius Africanus und Eusebios, für die römische Kaisergeschichte
2. Gesohiohtsolireiber nnd ChroniBten. B. Chronisten. (§ 141) 335
MUß Petros Patrikios, aus Eutrop, den er wohl nicht in der uns er-
haltenen, um 380 verfassten Übersetzung des Paeanios, sondern in der
des Eapito (um 500) benützte, aus Ammianus Marcellinus, aus einer
Vorlage des Prokop und in weitem Umfange aus Malalas; für die
troifichen Qeschichten hat er neben Malalas auch den Diktys beigezogen.
Der unechte Johannes dagegen d. h. das Mittelstück der konstanti-
nischen Exzerpte (s. u.) ist eine Kompilation aus Dio Cassius, Eutrop,
Plutarch, Herodian, Eunapios, Zosimos, Priskos und der Kirchen-
geschichte des Sokrates.
Während Malalas sich wenigstens in einem zusammenhängenden,
wenn auch abgekürzten und verstünmielten Exemplare gerettet hat, ist
Johannes nur fragmentarisch erhalten. Zahlreiche und umfangreiche, bis
Ulf Phokas reichende Bruchstücke stehen in den konstantinischen
Titel n. De virtutibus und De insidiis, sehr magere, bis Valentinian m
reichende in dem von Salmasius geschriebenen Codex Parisinus 1763,
ausführlichere, aber schon in der Sagengeschichte abbrechende im Codex
Parisinus 1630, einige grössere Stücke aus den Troika in einer unter
dem Namen des Johannes Sikeliotes gehenden Chronik im Codex Vindo-
bonensis historicus 99; endlich gehört dem Johannes eine umfangreiche
Hypothesis zur Odyssee in einem Cod. Palatinus. An die konstantinischen
Exzerpte und die im Codex des Salmasius erhaltenen, die beide den
Namen des Johannes an der Spitze tragen, knüpft sich eine grosse Streit-
frage, von deren Lösung auch das Gesamturteil über Johannes abhängt.
Sie kann hier nur angedeutet werden: Das Mittelstück der konstantinischen
Exzerpte (von der römischen Republik bis auf Justin I) ist von dem
parallelen salmasischen Stücke nach Inhalt, Fassung und Quellen himmel-
weit verschieden und kann, wie Sotiriadis und Boissevain unabhängig
von einander trefflich nachgewiesen haben, unmöglich aus demselben Werke
stanmien. Die konstantinischen Exzerpte dieses Abschnittes tragen den
Charakter der hellenistisch-pragmatischen Geschichtschreibung, die salma-
sischen den der christlich-byzantinischen Chronik. Diese zwei verschiedenen
Exzerptenreihen sind gemeint, wenn man, was sachlich eigentlich unzu-
treffend ist, von einem „konstantinischen'' und einem „salmasischen''
Johannes spricht. Sotiriadis hatte den echten Johannes in den konstan-
tinischen Exzerpten gesucht und die salmasischen Stücke ihm abgesprochen.
Dagegen hat Patzig umgekehrt den Beweis angetreten, dass der echte
Johannes der salmasische, der konstantinische dagegen eine spätere Eom-
pflation sei. Seine Argumentation gipfelt in folgenden Punkten: Mit Hilfe
der Fragmente aus Codex Parisinus 1630 und einer grossen Zahl von
Saidasglossen lässt sich zeigen, dass der salmasische und der konstanti-
nische Johannes einen gemeinsamen Anfangsteil gehabt haben; da
nun aber der salmasische Johannes in einer sicher zu erschliessenden Vor-
lage einiger Chronisten schon früh hervortritt, dagegen der konstantinische
Text erst im 10. Jahrhundert erscheint, so müssen die salmasischen Ex-
zerpte das ältere, ursprüngliche Werk repräsentieren, während das kon-
stantinische Mittelstück eine spätere Kompilation ist, die wahrscheinlich
in der litterarischen Renaissanceperiode des Photios entstand und aus
]
336 Bysantinisohe Lüterainrgesohiohte. I. Prosaische Litteratur.
irgend einem Grunde mit dem Anfang- und Schlussteile des echten Johannes-
werkes vereinigt wurde. Nun erklären sich auch die zwei Zitate in den
ndxQia trjg nolswg (Banduri, Imp. Orient. I, UI S. 29) und bei Tzetzes
(Chiliaden 2, 31), die den Johannes in eine spätere Zeit, frühestens in die'
zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts verweisen. Die Einzelheiten der sehr
verwickelten Argumentation können hier ebensowenig dargelegt werden,
als die Bedenken, die auch nach dieser neuesten Behandlung der Frage
noch übrig bleiben. Um auch nur den gegenwärtigen Stand der Angelegen-
heit völlig klar zu legen, müssten die textgeschichtlichen und handschrift-
lichen Thatsachen in einem solchen Umfange vorgetragen werden, dass ^
der Artikel weit über den Rahmen eines Handbuches hinausfiele und den
Charakter einer Monographie bekäme.
Die Fortwirkung des Johannes in der annalistischen und sonstigen
Litteratur lässt sich deutlich erkennen. Ausser den oben genannten Ex-
zerptoren benützten sein Werk Tzetzes und eine Reihe von Chronisten.
Die letzteren zerfallen aber nach ihrem Verhältnis zu Johannes in zwei
Gruppen: Symeon, der Magister und Logothet, und seine Ans-
schreiber wie Leon Grammatikos, Kedrenos und der Redaktor der
von Muralt edierten Fassung des Georgios Monachos schöpften aus
der von Patzig „ Leoquelle ^ genannten Kompilation, in der die Chronik
des Johannes durch kirchengeschichtliche Angaben bereichert war;
Manasses dagegen verwertete den salmasischen Johannes in seiner ur-
sprünglichen Gestalt d. h. ohne die kirchengeschichtlichen Zugaben. Auch
der „konstantinische Johannes^ wurde von den Späteren benützt z. B. von
Suidas, von Kedrenos, Tzetzes und Planudes.
1. Ausgaben: Die Exzerpte des Cod. Paris. 1763 (Ezcerpta Salmasiana) ed. pr.
J. A. Gramer. An. Paris. 2 (1839) 383 — 401. — Diese Exzerpte nebst den konsiantini-
sehen und denen des Cod. Paris. 1630 wurden, in chronologischer Ordnung und mit Quellen-
angaben, ediert von C. Müller, FHG 4, 535—622; 5, 27—28. — Varianten zu den sal*
masischen Exzerpten gab aus dem Cod. Paris. 3026 6. V<itelli>, Studi itaL di filol.
classica 3 (1895) 382—384. — Dieselben Fragmente stehen auch im Cod. Neapel. II.
D. 4 (froher I. £. 22); vgl. H. Geizer, B. Z. 3 (1894) 394. — Die Stacke aus Johannes
Sikeliotes (Cod. Vindob. bist. 99) ed. leider nur teilweise und ungenau A. Heinrich,
Die Chronik des Johannes Sikeliotes der Wiener Uofbibliothek, Progr., Graz 1892 S. 1 — 10.
— Die Hypothesis zur Odyssee ed. Guil. Dindorf, Scholia graeca in Homeri Odys-
seam 1 (Oxford 1855) 3—6.
2. Hilfsmittel: J. Wollenberg, üeber einige kuriose Druckfehlei in der C.
Müllerschen Rezension der Exzerpte des Johannes Antiochenus, Zeitschrift f. d. Gymnasial-
wesen 1860 S. 505—507. — J. Wollenberg, Excerpta e Joanne Antiocheno ad librum
Peirescianum ase excussum emend., Progr. des französischen Gymnasiums, Berlin 1861. —
R. Friedrich, Zu Johannes von Antiochia, Jahns Jahrb. 101 (1870) 416. — A. v. Qut-
schmid, Die Grenzboten 22 (1863) 1, 346 = Kleine Schriften 5 (1894) 416. — Eine
höchst achtbare Anregung erhielt das Studium des Johannes und des Malalaa durch
Th. Mommsens Abhandlung tlber die dem Cassins Dio beigelegten Teile der planudeiscben
imd konstantinischen Exzerpte, Hermes 6 (1871) 82—91, und seine Veröffentlichung neuer
Bruchstücke des Johannes von Ant. und des Johannes Malalas, ebenda 323 — 383. — Ad.
Koecher, De Joannis Antiocheni aetate fontibus auctoritate, Diss., Bonn 1871. — E. Pioco-
lomini, Intomo ai collectanea di Massimo Planude, Rivista di filologia 2 (1874) 101 ff.;
149 ff. — 0. Holder-Egger, Untersuchungen über einige annalistische Quellen zur Ge-
schichte des 5. und 6. Jakrh., Neues Arch. d. Gesellsch. f. ältere deutsche Geschichtskunde 1
(1876) 294—296. — Identifizierung des Johannes von Antiochia mit dem monophysitiscben
Patriarchen bei H. Geiz er. Die politische und kirchliche Stellung von Byzanz, Verhandlungen
der 33. Versammlung deutscher Philologen zu Gera, Leipzig 1879 S. 47 Anm. 32. — H. Haupt,
Ueber die Herkunft der dem Dio Cassius beigelegten planud. Exzerpte, Hermes 14 (1879)
86—64; 291—297; 431-446. — Carl de Boor, Zu Johannes Antiochenus, Hermes 19
8. Gesohiohtsohreiber und Chronisten. B. Chronisten. (§ 142) 337
(1884) 128—148 und 20 (1885) 321 ß. — H. Geizer. Sextus Julius Africanus. T. I und
IT, 1 allentlialben (s. den Index). — Ph. Boissevain, De excerptis Pianudeis et Gon-
sUntinianis ab A. Mai editis quae vulgo Gassio Dioni attribuuntur. Progr. Rotterdam 1884
nnd: lieber die dem Johannes Antiochenus zugeschriebenen Excerpta Salmasiana, Hermes
22 (1£^7) 161—178. — 6. Sotiriadis, 'Zur Kritik des Johannes von Antiochia, Jahns
Jahrb. Supplementb. 16 (1888) 1—125. — £. Patzig, Johannes Antiochenus und Johannes
Malalas, Progr., Leipzig 1892. — G. de Boor, Die Salmasischen und Treuschen Excerpte,
B. Z. 2 (1898) 195—211. — £. Patzig, Johannes Antiochenus Fr. 200 Salm, und Prokop,
B. Z. 2 (1893) 591 — 598. — Einige konstantinische und salmasische Exzerpte werden nach
ihrem Verhftltnis zu Manasses, (ilykas, Georgios Monachos, Leon Grammatikos und Ke-
drenos geprüft von Gust. Nordmeyer, Jahns Jahrb. Supplementb. 19 (1893) 257 — 268.
— Ganz oberflftchlich handelt über Johannes A. Wirth, Ghronographische Späne, Frank-
fort 1894 S. 1 ff. — lieber die Quellen der Trojageschichten bei Johannes vgl. die S. 832
tngefahrten Abhandlungen von W. Greif (S. 246—257), Ferd. Noack und E. Patzig;
dizn £. Patzig, Die Troica des Johannes Antiochenus, B. Z. 4 (1895) 28—29. — Mehrere
einschlägige Fragen bespricht G. E. Gl eye in seiner Abhandlung : Beiträge zur Johannes-
frage, die in der B. Z. 5 (1896) erscheinen soll. — Vgl. auch die Litteratur zu den
S§ 112. 140.
142. Die Osterchronik. Mit dem konventionellen Namen Ghr 0 nie on
Paschale d. h. Osterchronik (wegen der der christlichen Chronologie zu
Grunde liegenden Berechnung des Osterkanons), auch Chronicon Alexandri-
num, Chronicon Constantinopolitanum oder Fasti Siculi, wird ein umfang-
reiches chronologisches Werk bezeichnet, welches von dem Verfasser selbst
betitelt ist: ^EniTOfirj x^oi'cöv tcov dno 'ASdfi tov nQWTonXdüxov dvd-Qianov
Fioq X itovg rrjg ßaffiXffag ^HgaxXeiov tov svasßsatdtov xai fisvce vnaxBiav
hovg *&' xai irf irovg Ttjg ßa<siXs(ag "^HgaxXeiov vtov KoavaxavtCvov tov
ttVTov vtov ivSixTicivog /. Die Osterchronik, neben Eusebios und Synkellos
nach umfang und Einfluss die Hauptleistung der griechisch-christlichen
Chronographie, besteht aus einem durch zahlreiche eingesprengte historische
Notizen erweiterten und ausgeschmückten chronologischen Verzeichnis,
welches von der Erschaffung Adams bis auf das Jahr 629 n. Chr. reichte ;
doch bricht die einzige in Betracht kommende, am Anfang und Schluss
verstümmelte Handschrift schon im Jahr 627 n. Chr. ab. Der eigentlichen
Chronik geht eine Einleitung voraus, welche kompilatorische Erörterungen
über die christliche Zeitrechnung und über die Berechnung des Oster-
zyklus enthält. Der Verfasser war Zeitgenosse des Kaisers Heraklios
(610—641) und zwar offenbar ein Kleriker, wahrscheinlich aus der Um-
gebung des ökumenischen Patriarchen Sergios, der in dem Werke auf-
fallend hervortritt und besonders als Schöpfer liturgischer Neuerungen sorg-
I fUtig erwähnt wird. Die Abfassungszeit des mit dem Jahre 629 ab-
schliessenden Werkes kann denmach mit Sicherheit in das letzte Jahrzehnt
des Heraklios gesetzt werden. Die früher verbreitete Annahme einer
älteren Redaktion unter Kaiser Constantius, die mit dem Jahre 354
geschlossen und dann unter Heraklios einen Fortsetzer gefunden haben
' soll, ist durch Gelzer's tiefgehende Untersuchungen hinfallig geworden.
k Die wichtigste Aufgabe bei der Betrachtung dieses unselbständigen,
fast gänzlich aus älteren Stücken zusammengebauten Werkes ist die
kritische Untersuchung seiner Quellen. Hauptgewährsmann für die älteste
Zeit war Sextus Julius Africanus, mit welchem unser Verfasser in
seiner Chronologie der vorflutigen Epoche genau übereinstimmt. Für die
Bekleidung des genealogischen Gerippes diente dem Verfasser die Bibel,
F^*»^*«"^ der kUuM. Altertiiinawl«eiwcbaft IX. 1. Abtlg. 2. AoA, 22
338 BysantiniBche LitteratargeBohiehte. L Prosaische Litteratnr.
aus welcher öfter grössere Auszüge mitgeteilt werden, und eine uns un-
bekannte einheitliche Quelle erbaulichen Charakters. Von Abraham
an benützte er mit Beschränkung auf seine rein kirchlichen Zwecke den
Kanon des Eusebios; einige wertvolle Angaben deuten jedoch auf eine
zweite unbekannte Quelle, die wahrscheinlich irgendwie auf Panodoros
oder Annianos zurückgeht. Nachrichten aus Pseudokallisthenes
stammen vielleicht aus dem vollständigen Malalas. Mit dem Beginne der
römischen Republik (S. 309 ed. Bonn.) erscheint eine neue Quelle, die
Eonsular fasten, wobei eingestreute chronikalische Notizen den Charakter
der sogenanten Eonsulartafelannalen zeigen. Es ist dieselbe lateinische
Fastenquelle, die auch dem Bischof Idatius (Hydatius) für seine lateinische
Chronik gedient hat. Des weiteren weisen deutliche Spuren (Berücksich-
tigung der syromakedonischen Jahre u. s. w.) auf die Ostertafeln der j
Diözesen von Alexandria und Antiochia. Die kirchengeschichtlichen Notizen
des Werkes stammen fast alle aus noch erhaltenen Quellen, besonders aus
der Chronik und der Eirchengeschichte des Eusebios und aus Malalas,
der auch für die Profangeschichte zur Belebung des chronologischen Ge-
rippes reichlich ausgebeutet ist: endlich aus Märtyrerakten und aus der
Schrift des Epiphanios IJeQi fisrgiav xal crravA/icov. Von 532 an wird
die Chronik ganz ärmlich und besteht bis in die letzte Zeit des Maurikios
(582 — 602) fast nur aus den Eonsularfasten. Erst für den letzten Ab-
schnitt, welcher das Ende des Maurikios, die Regierung des Phokas und
die ersten 17 Jahre des Heraklios (also ungefähr 600 — 627) umfasst, wird
der Verfasser wieder ausführlicher, offenbar, weil er hier als Zeitgenosse
erzählt.
Seine Chronologie basiert in der bei den christlichen Chronographen
hergebrachten Weise auf den biblischen Zahlen, welche durch die baby-
lonischen und persischen Eönige, die Ptolemäer und die römischen Eönige
abgelöst werden. Die christliche Zeitrechnung läuft vom 21. März 5507
und ist der erste Beleg der sogenannten byzantinischen oder römi-
schen Ära (im Gegensatz zur alexandrinischen und antiochenischen),
welche bei den Bekennern der griechischen Eirche bis in die neuere Zeit
üblich war. Die eigene Thätigkeit des Osterchronisten war, von der
zuletzt erwähnten zeitgenössischen Partie abgesehen, eine geringe. Sie
beschränkte sich im wesentlichen auf gelegentliches Epitomieren und Eon-
taminieren; nicht selten giebt er durch starke Missverständnisse deutliche
Beweise der äussersten Unwissenheit. Wissenschaftlich und litterarisch
steht die Osterchronik weit unter Eusebios und Sy nkellos ; jedoch war sie
in ihrer populären Fassung von grosser praktischer Wirkung und behauptete
in der Chronologie der Folgezeit eine hervorragende Stellung. Die Oster-
chronik und die Werke des Malalas und des Johannes von Antiochia re-
präsentieren die vulgäre Stufe des historischen Interesses und
Betriebes der Byzantiner; in höheren wissenschaftlichen Ereisen
wurden sie weniger geachtet und daher verbessert und durch Neues er-
setzt (Synkellos, Zonaras u. s. w.).
Nach dem ersten Jahre des Julius Cäsar (S. 355, 6 ed. Bonn.) ist
in der Osterchronik von später Hand ein nacktes Verzeichnis der römisch-
2. QMohiohtschreiber und ChroniBten. B. Chronisten. (§ 143) 339
lantinischen Kaiser bis auf Konstantin Monomachos (1042) eingeschoben,
Iches von den Herausgebern billigerweise ausgeschieden und nur im
hang mitgeteilt ist (ed. Bonn. 11 90 ff. ; vgl. 11 292).
1. Ausgaben: Ediüo priDceps: Chronicon Alexandrinum etc. studio Matthaei
leri, Monachii 1615, schlechter Text nach dem jungen und verderbten cod. Monacensis
: lateinischer Uebersetzung). — Auf derselben Grundlage, wenn auch mit manchen
serungen ed. C. du Gange, Paris 1688. — Wiederholt Venedig 1729. — Im Bonner
pus ed. L. Dindorf. 2 voll., Bonn 18B2; bedeutend verbesserter Text auf Grundlage
hier zum erstenmal methodisch verwerteten Haupths, des Codex Vaticanus 1941; im
3ande Praefatio und Kommentar von Du Gange nebst anderen auf die Osterchronik be-
liehen Beigaben. — Wiederholt von Migne, Patr. gr. 92, 1—1158 (mit den früheren
gaben; Text nach Dindorf).
2. Hilfsmittel: Frid. Roesler, Ghronica medii aevi etc. res saec. IV. V. VI
>onentia, tom. 1 (Tubingae 1798) 108—110. — L. Ideler, Handbuch der mathematischen
I technischen Chronologie 2 (1826) 350 ff. und 459—465. — A. Gramer, An. Paris. 1
39) 352 ff., wo unter anonymen naturwissenschaftlichen Sttlcken auch verschiedene
thoden zur Berechnung des Osterzyklus ediert sind. — Ueber die in der Osterchronik
>0, 9 — 64,8) erhaltene Fassung des Jia^BQia^og xriq y^q handelt A. v. Gutschmid,
• Kritik des JiafiCQMfiog ri^g yvq, Rhein. Mus. N. F. 13 (1858) 377—408 = A. v. G.,
.noe Schriften 5 (1894) 240-273. Die zu Lebzeiten Gutschmids nicht veröffentlichte
iführliche Fassung dieser Arbeit jetzt ebenfalls in den Kleinen Schriften 5 (1894) 585 bis
7. — Th. Mommsen, Römische Chronologie, 2. Aufl., Berlin 1859 S. 113 f. — Edouard
ilaurier, Recherches sur la Chronologie Armönienne, Paris 1859 S. VII ff. und 167 ff.
0. Holder-£gger, Untersuchungen über einige annalistische Quellen zur Geschichte des
und 6. Jahrb., Neues Arch. d. Ges. f. ältere deutsche Geschichtskunde 2 (1877) 59—86.
Ueber die Annalen von Kpel als Quelle des Osterchronisten und seine geringe Glaub-
irdigkeit, wo er nicht aus dieser Quelle schöpfte, handelt 0. Seeck, Studien zur Ge-
hichte Diocletians und Constantins. IL Idacius und die Chronik von Cpel, Jahns Jahrb.
9 (1889) 601—635. — Vgl. auch G. Kaufmann, Die Fasten von Kpel und die Fasten
n Ravenna, Philologus 42 (1884) 471—510. — Th. Mommsen, Monumenta Germaniae
jtorica, Auetores antiquissimi t. IX p. 1 (1891—1892) 119—247; 272—301. — G. Frick,
e Fasti Idatiani und das Chronicon Paschale, B. Z. 1 (1892) 283-292 (beweist, dass der
iterchronist die ihm mit der Chronik des Idatius gemeinsame lateinische Fastenquelle
rch zahlreiche Zusätze aus £usebios und bes. aus Malalas bereichert hat). — Ueber das
»rbältnis zu der Excerpta latina Barbari u. s. w. s. C. Frick, Chronica minora,
I. L, Leipzig, Bibl. Teubneriana 1893 S. XC ff. — C. Wachsmuth, Einleitung in das
idium der alten Geschichte, Leipzig 1895 S. 195 f. — Hauptschrift: Heinrich Geizer,
itos Julius Africanus und die byzantinische Chronographie II 1 (Leipzig 1885) 138—176
ich I 228 ff. und sonst). — Vgl. auch die chronologische Litteratur bei Fr. Unger,
trechnung der Griechen und Römer, Handbuch der klass. Altertumswiss. I' (1892) 713 f.
3. Ueberlieferung: Die Haupths, aus der die übrigen Hss und Exzerpte geflossen
d, ist der Codex Vaticanus gr. 1941, s. 10. — Ueber die Geschichte und die späteren
Schriften desselben vgl. Gh. Graux, Archives des missions scientifiques III® s^rie, t. 15
^9) 315—317; 369 f. — Nur eine Abschrift des Vaticanus war offenbar jener im Jahre 1671
'brannte Codex Escur., in welchem ein findiger Grieche die Osterchronik dem Marcellinus
i Hippolytos zugeschrieben hatte. Vgl. Th. Mommsen, Mon. Germaniae historica,
ct. antiquissimi t. IX p. IS. 86.
143. Georgios Synkellos. Der Mönch Georgios mit dem Beinamen
IvyxsXXog d. h. Geheirasekretär des Patriarchen, 1) verfasste eine 'ExXoyrj
ovoyQa^iag, die von der Erschaffung der Welt bis auf Dio-
etian (284 n. Chr.) reicht. Über das Leben des Verfassers haben wir
ir die Notizen in seinem eigenen Werke, die Angaben seines Fortsetzers
leophanes im Eingang seiner Chronik und die nachweislich zum Teil
^) Ueber dieses hohe Amt, eines der
sehnlichsten d^uo/uiaja — folgte ja doch
afig der Synkellos dem Patriarchen auf dem
.triarchenstuhl — s. Du Gange, Glossar,
jd. et inf. Graec. s. v. avyxeXXog c. 1470 ff.,
d Goar in seiner Vorrede, ed. Bonn. II 55 ff.
Die Zahl der avyxeXXov war verschieden;
später wird wenigstens ein TtQOitoavyxeXXog
unterschieden. Das Wort ist von x^Xka,
cella, also = concellanneus d. h. Teilhaber
der Zelle, Vertrauter, Geheimsekretftr.
22* ^
340
Bysantinisohe LitteratnrgeBoldohte. L ProMdsohe litteratar.
unrichtigen Bemerkungen des Anastasius bibliothecarius, welche dieser
seiner kirchengeschichtlichen Kompilation über des Synkellos und Theo-
phanes Leben vorausschickte. Ehe Georg zur Würde des Synkellos er-
hoben wurde, verweilte er längere Zeit im heiligen Land.^) Unter dem
Patriarchen Tarasios (784—806) war Qeorgios Synkellos öeheim-
sekretär; nach dem Tode des Tarasios zog er sich in ein Kloster zurück
und schrieb hier seine Chronik. Im Jahre 810 war er noch unter den
Lebenden. *) Die Fortsetzung des Werkes, an der Qeorgios SynkeBos selbst
verhindert wurde, übernahm sein Zeitgenosse und Freund Theophanes
Confessor. Die Chronik des Synkellos ist neben Eusebios für die Kenntnis
der christlichen Chronographie das bedeutendste Werk. Seine eigentüm-
lichen und wichtigsten Züge gehören jedoch nicht dem Synkellos selbst an,
sondern seinen Vorgängern, deren Angaben er übrigens nicht ganz ohne
Kritik entgegennahm. Die Anordnung des Werkes ist echt chronikenartig,
d. h. die Erzählung der einzelnen Thatsachen ist ohne einen fortlaufenden
Faden lose aneinandergereiht und zwar so, dass der Text fortwährend von
langen, trockenen Tabellen unterbrochen wird; es ist also in unserem Sinne
mehr eine grossartige Geschichtstabelle mit eingestreuten Erläuterungen
als eine Universalgeschichte. In der Ausarbeitung des Einzelnen bemerken
wir eine gewisse Ungleichheit. Während Synkellos auf die Berechnung
der Geburt Christi und die Erzählung der neutestamentlichen Zeitgeschichte
noch grösseren Fleiss verwendete, ist die nachfolgende Kaisergeschichte
bis auf Diocletian ein ziemlich dürftiges Machwerk, wenig mehr als eine
Kompilation aus dem Kanon und der Kirchengeschichte des Eusebios und
der Chronik des Dexippos; und selbst hieven hat er wahrscheinlich schon
vieles in seiner Hauptvorlage Panodoros zusammengearbeitet gefunden.
Das Hauptgewicht fiel ihm offenbar auf die Konstruktion der vorchrist-
lichen Geschichte, auf die Vereinigung der profanen und der kirchlichen
Angaben. Das Werk des Synkellos ist eben vollständig vom theologischen
Geiste beherrscht.
Über seine Quellen ist besonders durch Geizer Licht verbreitet
worden. Zunächst erscheint die frühere Anschauung hinfällig, dass Syn-
kellos den Julius Africanus und sogar den echten Manetho als unmittelbare
Vorlage benützt habe. Wirkliche Quellen des Synkellos kann man nur
die zwei alexandrinischen Chronisten Panodoros und Annianos und die
heilige Schrift nennen. Freilich ist die genauere Bestimmung seines
Verhältnisses zu Panodoros und Annianos schwierig, weil ihre Werke bis
auf die von Synkellos selbst zitierten Stücke und wenige besonders bei den
Syrern gerettete Fragmente verloren sind. Panodoros, der „kenntnis-
reiche Nachfolger* des Africanus und Eusebios, uns fast nur durch Syn-
kellos bekannt, blühte zwischen 395 — 408; Annianos, der dem Panodoros
in chronologischen Dingen und in der Profangeschichte folgte, ist der Zeit
nach etwas später; er vollendete sein Werk im Jahre 412. Panodoros
selbst schöpfte hauptsächlich aus Julius Africanus, aus dem um hundert
») S. 200, 21 ff. ed. Bonn.
*) S. 389, 20, wo er 6302 (= 810) als
das gegenwärtige Welijahr nennt.
2. Qesohiohtsohreiber nnd Chronistexi. B. Chronisten. (§ 143) 341
Jahre jüngeren Eusebios und aus Dexippos. Was also bei Synkellos auf
diese drei Quellen zurückweist, verdankt er wahrscheinlich meist dem
Panodoros oder einer späteren Kompilation, in welcher Panodoros einen
Hauptbestandteil bildete. Auf Panodoros geht femer — sei es nun direkt
oder indirekt — alles zurück, was Synkellos über ägyptische Geschichte
berichtet; bei ihm fand er den Kanon des Manetho in der Redaktion des
Julius Africanus und Eusebios, dann die unter dem Namen „Sothisbuch'
nur aus Synkellos bekannte Rezension der ägyptischen Geschichte und das
ebenfalls nur bei Synkellos erwähnte naXaiov xQovixov (eine ägyptische
Königsliste). Auch die aus Diodor und anderen Profanhistorikem zitierten
Stücke hat Synkellos im besten Falle aus Eusebios, den er in der Patri-
archalbibliothek wohl eingesehen haben wird ; vielleicht aber ebenfalls nur
aus Panodoros. Aus ihm hat er auch die apokryphen Stücke aus der so-
genannten kleinen Genesis u. a. Annianos andererseits war dem Syn-
kellos der „Mann nach dem Herzen'' für die chronologischen Feinheiten
der kirchlichen Ära; besonders bewundert er ihn unter anderem wegen
der Entdeckung, dass der 25. März, der erste Tag seines Kirchenjahres,
das Datum sei 1. für die göttliche Weltschöpfung, 2. für die göttliche
Fleischwerdung, 3. für die Auferstehung. Selbständige Studien machte
Synkellos vornehmlich in den kanonischen Schriften des alten und neuen
Bundes. Hier liess er sich selbst die Mühe handschriftlicher Vorarbeiten
nicht verdriessen; er kollationierte eine ausgezeichnete Kopie (avr/y^ayov
i/av r^xQißw/iitvov xata te auyf^V'^ ^^^ nQoa((id(av)^ welche aus der Metro-
politanbibliothek von Käsarea stammte und von dem grossen Basilios selbst
mit einer Diorthose versehen worden war. Die bibüschen Berichte sind
es auch, welche ihn öfter veranlassen, seinen sonst hochverehrten alexan-
drinischen Autoritäten Panodoros und Annianos die Glaubwürdigkeit in
der chaldäischen und ägyptischen Geschichte zu kündigen. Der hebräischen
Sprache war Synkellos übrigens nicht kundig und er benützte das alte
Testament xatd xvv %wv o igfirjveiav; er hält sogar — echt griechisch —
den Septuagintatext für vorzügUcher als den hebräischen! Ausser den
heiligen Schriften hat er auch die Kirchenväter meist direkt eingesehen,
so den Gregor von Nazianz, den Johannes Chrysostomos. Später wurde
die Chronik des Synkellos auffallend wenig benützt. Offenbar war sie für
den an Malalas und ähnliche Machwerke gewöhnten Zeitgeschmack zu
reich an Gelehrsamkeit und zu arm an volkstümlichen Stoffen. Nur eine
Chronographie verdient wegen ihres wissenschaftlichen Charakters dem
Synkellos an die Seite gestellt zu werden, die leider nur als Fragment
erhaltene ^Exkoyrj taxoQiwv,
1. Ausgaben: Editio princeps: Georgii Monachi . . . Syncelli ohronographia et
Nicephori Patriarchae GP breviarium chronographicum cura et stadio P. Jacobi Goar,
Parisiia 1652 (Pariser Corpus). — Im Bonner Corpus ed Guil. Dindorf, 2 voll., Bonnae
1829 mit der Abhandlung des G. Bredow (zuerst gedruckt in dessen Epistolae Paris.
Lipaiae 1812), dann der Vorrede, den chronologischen Tafeln, dem Kommentar und Index
Goar's, endlich den polemischen Bemerkungen Scaligers. — Eine neue Ausgabe von H.
Geiz er und W. Reichardt soll in der von B. G. Teubner, Leipzig, angekündigten Samm-
lung von .Scriptores sacri et profani*' erscheinen.
2. Hilfsmittel: Die filteren, in der Bonner Ausg. wieder abgedruckten Leistungen
sind durch neuere Forschungen entwertet worden. Besonders sind zu nennen: G. Friedrich
Unger, Chronologie des Manetho, Berlin 1867 8. 20 ff. — £. Hiller, Eusebius und Cyrillus,
342
Bysantinisohe LitteratnrgeBchiohte. L ProsaiBohe Litteratiir.
Rhein. Mus. 25 (1870) 253-262. — Carl Friok, Rhein. Mus. 29 (1874) 252-281 und
Jahns Jahrb. 135 (1887) 320. — Textverbesserungen aus A. y. Gntschmids Handexemplar
ed. H. Geiz er» Von Gutschmids Diorthose der ägyptischen Eönigsliste des Eratosthenes,
Rhein. Mus. 44 (1889) 267—272. — Vgl. A. y. Gutschmid, Kleine Schriften 1 (1889)
278. — C. deBoor, Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung 1. B. Z. 1 (1892)
26—30. — Franz Rühl, Die tyrische Königsliste des Menander yon Ephesos, Rhein. Mus.
48 (1893) 565—578. — H. Geizer, Die yorflutigen Ghaldäerfürsten des Annianos, B. Z.
8 (1894) 391—393. - G. Trieber, Zur Kritik des Eusebios. I. Die Königstafel von Alba
Longa, Hermes 29 (1894) 124 — 142. — Eine yon Goar missyerstandene Stelle, wo SynkeUos
ein Isopsephon erwähnt (29 C ed. Paris. = 52, 19 ed. Bonn.), erklärte nach einem Vor-
schlage Scaligers richtig Fr. Boissonade, An. gr. 2 (1830) 460. — Hauptwerk:
Heinrich Geiz er, Sextus Julius Africanus II 1 (1885) 176 -249, wo auch sonstige neuere
Litteratur angeführt ist. — Vgl. noch W. Christ, Griech. Litteraturgesch. 2. Aufl. g 609.
3. Synkellos bediente sich der alexandrinischen Aera des Panodoros, die am
1. Toth 5493 y. Chr. beginnt. Ein paläographisch interessanter Beleg dieser Aera ist das
jetzt in der k. öffentlichen Bibliothek zu St. Petersburg aufbewahrte Psalterium aus
der Sammlung Uspenskij, dessen Datierung (877/878 n. Chr.) nur mit Hilfe der ale-
xandrinischen Aera zu erklären ist. Franz Rühl. Die Datierung des Uspenskij *schen
Psalters, B. Z. 4 (1895) 588 f.
4. Die 'ExXoyi/j Uttoquov ed. J. A. Cramer, An. Paris. 2 (1839) 165—230. — Vgl. H. ;
Geizer, Sextus Julius Africanus II 1 (1885) 298—315.
144. Theophanes Gonfessor {&€og)avr]g oiioXoyrftrjc)^ unter der Re-
gierung des Konstantin Kopronjrmos (741 — 775), als einziger Sohn vor- '
nehmer und reicher Eltern geboren, zog sich nach kurzer Josephsehe mit
der frommen Tochter eines byzantinischen Patriziers von der Welt zurück
und begründete das Kloster Tov fieyäXov 'AyQov bei Sigriane, von dem
heute noch am Ufer des Marmarameeres zwischen Kyzikos und der Mün-
dung des Rhyndakos Ruinen erhalten sind.'). Bezüglich seiner Herkunft
ist zu erwähnen, dass Kaiser Konstantin Porphyrogennetos erzählt, er sei
mit dem Chronisten Theophanes verwandt.*) Im Bilderstreit eifriger und
freimütiger Gegner Leos V, des Armeniers, wurde Theophanes nach Kon-
stantinopel gerufen, einem Verhöre unterworfen und nach zweijähriger
Gefangenschaft auf die Felseninsel Samothrake verbannt, wo er alsbald
(um das Jahr 817) sein Leben beschloss. Die Kirche ehrt ihn als Gon-
fessor (OfioXoYfjrr^g) unter den Heiligen.
Theophanes übernahm auf dringUche Bitten seines dem Tode nahen
Freundes Georgios Synkellos (f 810/11) die Fortsetzung der unvoll-
endet gebliebenen Chronik desselben und führte das Werk von dem
Punkt, an welchem Synkellos abgebrochen hatte, d. h. von Diocletian, bis
auf den Sturz des Kaisers Michael I Rhangabe, also von 284 bis 813. Die
Abfassung der XgovoYQccfpia des Theophanes fallt in die Jahre 810/11 bis
814/15, d. h. in die Zeit vom Tode des Synkellos bis zur Einkerkerung
des Theophanes. Ohne Zweifel übernahm Theophanes von seinem Freunde
Synkellos auch die litterarischen Mittel, aus denen derselbe bereits ge-
schöpft hatte und noch ferner schöpfen wollte. Über die Veranlassung
des Werkes gibt uns Theophanes selbst in seinem kurzen Vorworte ge-
nügende Aufschlüsse. Er bemerkt dabei, dass er das schwere Werk nur
0 Nach W. Regel, Viz. Vr. 1 (1895)238.
Vgl. auch Tr. £. Euangelides, Ol ßloi xior
dyltav, Athen 1895 S. 235 ff.
') De administr. imp. c. 22 = ed. Bonn.
III 106, 13 ff. : "E(tig tode ixavovias rovs X9^'
yovg r(oy 'Jqdßaty 6 ir dyiois S$og>dyi]St
6 xrjv fjtovrjv avarijffag tov xaXov^ivov fAsyä-
Xov *Jgyov, fiijTQo&eiog xvyxdrtav xov fisya-
Xov xai svffsßovg xai jifpMrr^aKMaircfrov ßttai-
X^ODS Ktavaxttyxlvov, vlov Aioyxog xov aoffta-
xäxov xai dya&ov ßaaiXäois,
2. Qeschiohtschreiber und Chronisten. B. Chronisten. (§ 144)
343
übernommen habe, um dem dringenden Wmische seines Freundes zu will-
fahren.
Das Hauptprinzip, welches Theophanes bei der Komposition seiner
Chronik befolgte, ist das chronologische, d. h. die Einigung des ge-
samten historischen Stoffes in Jahresabschnitte. Wenn auch in anderen
Chroniken in ähnlicher Weise der Zusammenhang der Ereignisse zerschnitten
wird und mit jedem Jahre die Erzählung von neuem anhebt, so finden sich
doch neben den Jahren der Welt und der üblichen Ära höchstens noch
die laufenden Regierungsjahre der Kaiser zur Markierung der Einschnitte
verwendet; Theophanes aber fügt in das chronologische Fachwerk auch
noch die Regierungsjahre der Fürsten der Perser und der Araber, sowie
der fünf ökumenischen Patriarchen. Diese chronologischen Stücke sind
mit vielen Schwankungen und Lücken in tabellarischer Form in den er-
zahlenden Text eingeschoben. Angedeutet war diese Idee allerdings schon
in der Chronik des Synkellos, welche Theophanes fortsetzte; allein im
Werke des Synkellos, das überhaupt den Eindruck einer nur vorläufig
geordneten, noch nicht durchgearbeiteten Materialiensammlung macht, ist
der Oedanke nicht systematisch durchgeführt.^)
Theophanes, dem es wie seinem Vorgänger Synkellos nur um eine
nützliche und übersichtliche Mitteilung des rein Stofflichen zu thun war,
nennt seine Gewährsmänner nur selten und beiläufig. Die Quellenunter-
suchung stösst daher auf grosse Schwierigkeiten. Für die ältere Zeit
bis zum Tode Theodosios 11 weist das Werk vorzüglich auf die Kirchen-
geschichten des Sokrates, Sozomenos und Theodoretos;^) doch benützte
Theophanes diese Autoren wahrscheinlich nicht direkt, sondern in einer
aus einem Werke des Theodoros Lector stammenden Ekloge.') Es ist
dieselbe Quelle, welche hernach auch von Georgios Monachos, Symeon, dem
Magister und Logotheten, und anderen verwertet wurde, weshalb Theo-
phanes in einzelnen Partien mit diesen Chronisten übereinstimmt. Für die
spätere Zeit befindet sich Theophanes in Übereinstimmung mit Prokopios,
Agathias, Johannes von Epiphania, Theophylaktos Simokattes,
Malalas, Georgios Pisides und dem Breviarium des Patriarchen Nike-
phoros. Inwieweit er aber diese Autoren selbst oder eine aus ihnen ab-
geleitete Quelle benützt hat, muss erst eine nähere Untersuchung lehren.
Wo er mit Nikephoros stimmt, scheint er nicht diesen selbst, sondern
eine gemeinsame ältere Vorlage verwertet zu haben. Wahrscheinlich be-
nützte Theophanes auch eine in der Art der alten Konsultafelannalen,
doch mit grösserer AusführUchkeit geschriebene Stadtchronik von Kon-
stantinopel. Über die Quellen der Bischofslisten s. Ed. C. de Boor n 484.
BezügUch der Abschnitte, welche von Mohamed und den nächsten Chalifen
handeln, vermutet Reiske, dass sie auf eine syrisch-griechische Quelle
zurückgehen; doch lässt sich auch hierüber nichts Genaueres feststellen.
Eine tiefere Gelehrsamkeit, chronologische Genauigkeit, eine feinere Kritik,
Oberhaupt eine genügende, nur durch langjähriges Studium zu erwerbende
0 S. die Ausgabe des Theophanes von
C. de Boor U 464 ff.
«) S. W. Christ, Griech. Litterat. « § 622.
») S. W. Christ. Griech. Litterat.« § 622;
C. de Boor, a. a. 0. I S. VIII und Sarrazin
a. unten a. 0.
844 Bysaatiniache litteratnrgeBchichte. I. Prosaisclie Litteratiir.
Beherrschung des ungeheueren Stoffes dürfen wir bei dem Asketeii
Theophanes, der, seiner Schwäche sich wohl bewusst, nur durch eine zu^
fällige Veranlassung aus einem Theologen zum Historiker wurde und zudeml
offenbar genötigt war, mit ungewöhnlicher Hast zu arbeiten, füglich nichtj
erwarten. Trotzdem ragt dieses umfassende Werk, welches uns manche.!
verlorene Quellen ersetzt und für die folgenden Chronisten eine Haupt- -
fundgrube wurde, an sachlicher Bedeutung über die meisten anderen
byzantinischen Chroniken empor. Theophanes ist für seine Zeit epoche-.j
machend und bildet einen wichtigen Abschluss der älteren byzantinischen.
Chronographie.
Die Sprache des Theophanes ist wichtig und bemerkenswert durch
ihre vermittelnde Stellung zwischen der Redeweise des Volkes und der er--!
starrten byzantinischen Eunstgräzität. Sie steht nicht so tief wie die des
Malalas, ist aber auch weit entfernt von dem künstlichen Attizismus, wie
er namentlich seit der Konmenenzeit die Litteratur wieder zu beherrschen
beginnt. Malalas, Theophanes und Konstantin Porphyrogennetos
bezeichnen die drei Hauptphasen in der Geschichte der Versuche zur Aus-
bildung einer dem Volksmässigen genäherten Schriftsprache. Wie bei
Malalas, so tritt auch bei Theophanes die sprachliche Neuerung weniger
hervor in der Morphologie, wo die attisch-hellenische Grammatik in ihrem
festen Gefüge und in ihrer alten Tradition dem Eindringen volkstümlicher
Elemente einen festen Damm entgegenstellte, als vielmehr im Wörterbuche
und in der Konstruktion. Doch zeigt auch die Formenlehre die Vulga^
rismen, welche seit Polybios und dem neuen Testamente neben den atti-
schen Formen immer mehr Raum gewinnen, z. B. analogische Aoriste
wie ißaXa^ iyvfofxa, iiaxfa, ijQX^^^v {ceQxofiai), viele Fälle von Doppel-
augment, von Vernachlässigung des Augments und der Reduplikation und
Ahnliches. Dass das Wörterbuch zum grossen Teile auf der kirch-
lichen Gräzität beruht, kann bei dem Werke eines Mönches nicht auf-
fallen. Ausserdem finden sich im Wortbestande wie in der Semasiologie
sehr zahlreiche Spuren des Vulgärgriechischen ; wir treffen tayi^to ich füttere,
diüixco ich vertreibe, verjage, xataQuor der Mastbaum, Xißadiov die Wiese,
Dvandvakomposita wie yvvaixinaida u. s. w. Die Syntax ist reich an
den schönsten Beweisen der Trübung des altgriechischen Sprachbewusst-
seins; a^ia steht regelmässig mit dem Genetiv, häufig aber auch mit einem
Genetiv und Dativ zugleich, ebenso (Svv mit Genetiv, ano mit Akkusativ;
dazu kommen Formen wie ävafiefxov und dvafiera^v, Pleonasmen wie ex
naidioO^ev, die Verbindung von oxav mit dem Indikativ, die Umschreibung
des Futurs mit ^x® und Infinitiv; sehr häufig ist der Zweckinfinitiv mit
Tov und der absolute Nominativ.
Eine lateinische Übersetzung des Theophanes ist für die mittel-
alterliche Geschichtschreibung des Abendlandes kaum minder wichtig ge-
worden als das Original für den Orient. Diese Übersetzung verfasste
zwischen 873 — 875 der päpstliche Bibliothekar Anastasius. Derselbe
kompilierte nämlich auf Bitten eines Diakons Johannes aus den drei Chro-
niken der Nikephoros, Synkellos und Theophanes eine historia tripertita,
welche der Diakon seiner Kirchengeschichte einverleiben wollte. Anastasius
2. Oeschichtschreiber und ChroniBten. B. Chronisten. (§ 144) 345
nahm bei seiner Arbeit sofort praktische Rücksieht auf diesen Zweck und
Uess daher alles bei Seite, was schon in lateinischen Werken vorhanden
war, also namentlich die auf die frühere Zeit bezüglichen Partien. Bis auf
Justinian hat er seine Vorlagen nur sporadisch exzerpiert. Erst von
Justin n und noch mehr von Maurikios ab kann man von einer eigent-
lichen Übersetzung reden. Jedoch hat er sich auch hier nicht so treu an
sein Original gehalten, wie es etwa ein modemer Übersetzer thun würde ;
zuweilen hat er den Sinn absichtlich geändert, nicht selten gestattete er
sieh auch Zusätze und Ergänzungen. Trotzdem ist die Übersetzung in
vielen Partien sprachlich völlig vom Original beherrscht, so dass nicht
selten ganz unlateinische Wendungen entstehen; häufig sind auch die
drolligsten Missverständnisse. Das griechische Wissen des Anastasius war
offenbar recht oberflächlich; dass er trotzdem zu einer wichtigen Gesandt-
\ Schaft nach Konstantinopel auserwählt und von seinen Freunden um Über-
setzungen bestürmt wurde, beweist deutlich, wie selten schon damals die
Kenntnis des Griechischen im Abendlande geworden war. Die richtige
Einsicht in die Sprachkenntnisse des Anastasius und in die Absichten,
welche er bei seiner Arbeit verfolgte, ist von Wichtigkeit, weil sich daraus
auch die Grundsätze ergeben, nach welchen seine Übersetzung für die
Texteskonstitution des griechischen Theophanes verwendet werden darf.
Wie im Occident, so wurde Theophanes auch im Orient bald eine
Hauptquelle für die Chronisten. Wie ihn Anastasius ins Lateinische
übertrug, so hat ihn Georgios Monachos für seine Chronik gründlich aus-
gebeutet. Theophanes und Georgios waren die unentbehrlichen Hand- und
Hilfsbücher für alle, welche sich ober die Zeit vor Leo dem Armenier
unterrichten wollten. Wir erkennen diese Thatsache sehr deutlich durch
das Alter und die Zahl der Handschriften. Einige Zeit mag Theo-
phanes mit der Rivalität des Georgios zu kämpfen gehabt haben; aber im
10. Jahrhundert steht das Werk des Theophanes jenem völlig an Ansehen
gleich. Der Kaiser Konstantin Porphyrogennetos plündert es; zu derselben
Zeit erscheint die Litteratur der „Fortsetzer des Theophanes**, welche
ausdrücklich an den Schluss seines Werkes anknüpften, als wollten sie
sagen, dass nach ihrer Ansicht für die von Theophanes behandelte Zeit
durch sein Werk ein Abschluss für die historische Darstellung erreicht sei.
Neben und nach Theophanes und Georgios wurden dann wieder andere
Weltchroniken kompiliert, teils in der Weise, dass man die Chronik des
Georgios erweiterte und überarbeitete, wozu Theophanes und die „Leo-
quelle* den meisten Stoff lieferten, teils indem man die Chroniken des
Theophanes und Georgios, meistens ohne bedeutende andere Zuthaten zu-
sammenschweisste. Es liegt in diesen Machwerken der Ausdruck einer
vermittelnden Geistesrichtung, welche zwar den theologischen Wust des
Oeorgios nicht entbehren mochte, doch aber eine etwas grössere Mannig-
faltigkeit und Ausdehnung des historischen Stoffes wünschte. Von dem
Schicksal des Exzerpierens und Interpolierens ist übrigens die Chronik
des Theophanes ganz verschont geblieben. Der Textbestand ist also
ziemlich gesichert, was z. B. bei Georgios Monachos nicht der Fall ist,
wo überhaupt erst festgestellt werden muss, was zuerst der wahre Bestand
346 Bysantiniflohe LitteratnrgeBclüchte. L ProBaisohe litterainr.
des Originalwerkes gewesen ist. Was die Überlieferung im einzelm
betrifft, so steht über allen anderen Handschriften der Codex Vaticanus IJ
aus dem 12. Jahrhundert; er übertrifft an Güte sogar die von dem Ia<
nischen Übersetzer Anastasius benützte Handschrift und bildet daher flll
die in ihm erhaltenen Partien die Basis der Textgestaltung; leider enthdj
er nur einen Teil des Werkes. Eng verwandt mit dem Vatic. 154 ki
der Codex Barberin. V 49. Die älteste, aber nicht beste Handschrift i^l
der Codex Paris, gr. 1710 aus dem 10. Jahrhundert; er enthält jedoc|
nur eine exzerpierende Bearbeitung, ähnlich wie Malalas heute im Codei
Baroccianus vorliegt. Vgl. die Übersicht in der Ausgabe von De Booi
n 399.
1. Ausgaben : Ed. pr. Jac. Goar (zusammen mit Leo Grammaticos) ; gedrackt lui^i
dem Tode Goars, Paris 1655; eine Revision übernahm Corobefis, indem er seine Verbest^
rangen und Zusätze in notae posteriores niederlegte. — Wiederholt Venedig 1729. — te
Bonner Corpus in 2 Bänden 1839-1841; der 1. Band enthiüt den Theophanes ex rat
Joannis Classeni, der 2. die historia tripertita des Anastasius ex reo. 1. Bekkeri. -^
L. F. Tafel, Theophanis chronographia, Probe einer neuen kritisch-exegetischen AusgalM^
Sitzungsber. Wien. Akad. 9 (1852) 21—172, gibt nach einer sehr verständigen Einleitung
den Abschnitt über Kaiser Heraklios mit der lateinischen Uebersetzung des Anastasius. r-
Nachdruck der Bonner Ausgabe bei Migne, Patr. gr. 108 mit den Noten des Goar uai
Combefis und der Uebersetzung des Anastasius. — Nach diesen gänzlich ungeoüge»
den und mit Ausnahme der von Tafel gegebenen Probe unkritischen Leistungen hat Cari
de Boor eine auf völlig neuer Grundlage ruhende Ausgabe des Theophanes besorgt, 2 volt
Leipzig 1883—1885. Vol. I enthält den emendierten Text des Theophanes, voL I) dii
vitae Theophanis, die historia tripertita des Anastasius, eine erschöpfende Abhandlung üb«
die handschriftliche Ueberlieferung des Theophanes und einen ausgezeichneten Sach- uol
Wortindex.
2. Hilfsmittel: F. Hirsch, Byzantinische Studien S. 375 f. und passim. (s. d«a
Index). — 0. Holder-Egger, Untersuchimgen über einige annalistische Quellen zur Ge-
schichte des 5. und 6. Jahrhunderts, Neues Archiv der Gesellschaft f. ältere deutsche Ge-
schichtskunde 1 (1876) 291—294; 305. — Jos. Victor Sarrazin, De Theodore LectoM
Theophanis fönte praecipuo, in den Comment. philol. Jenenses vol. 1 (1881) 163-238. —
Albin Freund, Beiträge zur antiochenischen und zur konstantinopolitanischen Stadt-chronik,
Diss., Jena 1882 S. 34 fif. — C. de Boor, Hermes 17 (1882) 489 f. und Zeitschrift t
Kirchengeschichte 6 (1883—1884) 489 f. und 573-577. — G. Hertzsch in der zu § 102
genannten Schrift S. 36 ff. — Ludwig Jeep, Jahns Jahrb. Supplementb. 14 (1885) 81 fL
— H. Geizer, Sextus Julius Africanus II 1 (1885) 176 ff. — Zu den Bischofslisten d«
Theophanes vgl. das abweichende Verzeichnis bei Gust. Grosch, De codice Coisliniano 120,
Diss., Jena 1886. — üeber Akklamationen bei Theophanes (und Konstantin Porphyro-
genuetos) handelt A. Kirpiönikov, Woher muss man das Material zu einer Geschieht«
der byzantinischen Litteratur nehmen?, Joum. Min. 1889 Bd. 263 Mai S. 23—31. — Zun
Texte: K. Krumbacher, Hermes 23 (1888) 626 ff. — J. Haury, Theophanes 170, 24,
Philologus 51 (1892) 188 f. — C. de Boor, Hermes 25 (1890) 301 ff.; B. Z. 1 (1892) 591
bis 593; B. Z. 2 (1893) 568. - H. Geizer, Rhein. Mus. 48 (1893) 161—174 (zu S. 301,
11 — 16 ed. de Boor). — G. Destunis, Notizen zum Texte der Chronik des Theophanes.
Viz. Vr. 1 (1894) 307—318. — Zur Erklärung von Theophanes I 575, 10 ff. und I 664,9 ff
ed. Bonn. (= I 375, 31 ff. und 1 430, 31 ff. ed. de Boor) vgl. Jos. Karabacek, Denkschriften
Wien. Akad. 33 (1883) 219 Anm. 1, = B. Z. 2 (1893) 301. K. Krumbacher, Wohei
stammt das Wort Ziffer? in den ,Etudes de philologie neo-grecque' etc. publikes par J.
Psichari, Paris 1892 S. 351 f., und: B. Z. 2, 299 ff. Dazu die Richtigstellung von F.
Tannery, Sur Pätymologie du mot „chiflfre*, Revue arch^ol. HI. särie 24 (1894) 48 — 58.
3. Uebersetzung des Anastasius: Ed. A. Fabrotus, Paris 1649. — Alle späteres
Ausgaben sind Nachdrucke des Pariser Textes. Daher musste De Boor auch für den Ani^
stasius, den er im 2. Bande des Theophanes edierte, einen neuen Apparat schaffen. — •
lieber das Leben des Anastasius und Johannes vgl. Hergenröther, Photius 2 (1867]
228 ff. und H. üsener, Jahrbücher für protest. Theologie 12 (1887) 241 ff.
4. Vulgärparaphrase: Obgleich schon die Sprache des Originaltheophanea einei
vulgären Charakter trägt, wurde das Werk durch Volksbuch artige Bearbeitungen dem Ge
schmack weiterer Kreise noch mehr angepasst. Es existiert eine anonyme in derber Volke
spräche recht anmutig, wenn auch etwas unbeholfen erzählende Kaiserchronik, die wi<
2. Qesohiohtschreiber und Chronisten« B. Chronisten. (§ 145) 347
Tbeophanes mit Diokletian beginnt und in der That ihren Stoff der Hauptsache nach aus
Theophanes entnommen, aber durch allerlei Zuthaten z. B. den Belisarroman be-
reichert hat. Ein Exemplar dieses geschichtlichen Volksbuches ist der Cod. Vindob.
bist. gr. 76. Vgl. Fr. Kollar, Ad P. Lambecii Comment. etc. suppl, Wien 1790 S. 763 ff.
— Ueber einige verwandte Hss handelt K. Frachter in den zwei zu § 155 Anm. 1
stierten Abhandlungen.
K 5. Leben des Theophanes: Mehrere alte Biographien : 1. Eine von dem Patriarchen
I Methodios (f 847). Unediert im Cod. Mosq. Syn. 159 (bei Matthaei 160. bei Vladimir 390).
m Vgl. die Beschreibung dieses Codex von V. Vasiljevskij, Ein griechischer Sammelcodex
i der Moskauer Synodalbibliothek, Joum. Min. 1886, Bd 248, Novemberheft S. 65-106.
Bericht von E. Eurtz, B. Z. 2 (1893) 312 f. 2. Eine anonyme, aber später wie die meisten
anonymen Viten dem Symeon Metaphrastes zugeschriebene Vita in den Codd. Angel. B 3, 6
imd Lanr. 4, 4. Ed. in den Acta SS. Martii II 700 ff., dann bei Migne, Patr. gr. 115,
9-29, endlich auf Grund einer Neuvergleichung der Hss verbessert ed. von C. de Boor,
Theophanis Chronogr. II 3—12. Der Verfasser beruft sich (S. 8, 33 ff. ed. de Boor)
tosdrflcklich auf die Vita des Methodios. 3. Eine Vita von Nikephoros. Skeuophylax
des Blachernenpalastes, im Cod. Marc. 375. Ed. von Goar mit Theophanes, dann
Ton Classen in der Bonner Ausgabe, darnach bei Migne, Patr.gr. 108, 17 — 45, endlich
anf Grund einer Neuvergleichung der Es bei C. de Boor, Theoph. Chronogr. II 13—27.
Frfiher wurde diese Vita irrtümlich dem Theodoros Studites zugeschrieben. 4. Eine ano-
nyme Vita im Cod. Mosq. Syn. 183 (bei Matthaei 184, bei Vladimir 376). Inc. '0 fAe'yag
tnog xai aotpog. 5. Ein Enkomion, welches ein gewisser Theodoros nganottar^xQ^rts
anter Kaiser Konstantin Porphyrogennetos, dem Verwandten des Theophanes, zwischen
- e. 920 — 959 abfasste, ed. K. Krumbacher, Ein Dithyrambus auf den Chronisten Theo-
-j ]ihane8, Sitzungsber. bayer. Ak. 1895 (wird demnächst erscheinen). Mit diesem Enkomion
iii wahrscheinlich identisch eine in slavischen Menäenhss vorkommende Lobrede auf Theo-
phanes. — Eine Darstellung des Lebens des Theophanes gab auf Grund der alten Viten
nnd sonstiger Nachrichten Sergius, Erzbischof von Vladimir, Der ehrwürdige Theo-
phanes Confessor, Du&epoleznoje Ötenije (Erbauliche Lektüre) 1893 Märzheft S. 349— 369;
Maiheft S. 3—23. — B. A. M<ystakides>, ^ xdtpog rov ayiov Ssotpdvovg xijq Xiygiar^i
(y lufio^^axfiy 'ExxA. *AX, 14 (1894) 243 f. (will nach einer auf Samothrake gefundenen
Grabtafel mit einer stark verstümmelten Inschrift die genaue Lokalität des Grabes des
Theophanes nachweisen).
146. Die Fortsetzung des Theophanes. Unter dem Titel Ot i^uTa
9€(Hfmrjt\ Scriptores post Theophanem, was in der Bonner Ausgabe in
die seitdem üblich gewordene Benennung Theophanes continuatus ab-
geändert ist, wird eine Gruppe von meist anonymen Chronisten zusammen-
gefasst, welche auf Veranlassung des Konstantin Porphyrogennetos das
Werk des Theophanes in die spätere Zeit fortführten. Die hier vereinigten
Stücke behandeln die Zeit von 813 — 961. Der Titel »Fortsetzung
des Theophanes'' ist ganz passend; denn in der Überschrift wird aus-
drücklich gesagt, die Chronik fange da an, wo Theophanes aufgehört
habe, und das Gleiche wird auch am Schlüsse der Vorrede bemerkt. Der
in der einzigen Handschrift nicht vollständig lesbare Titel lautet: Xqovo-
Yfo^a avyyQaffeiaa ix nQOCTayfiaTog Kcovatavuvov tov (fiXoxQiüTov xai
> TiQ^VQoyevvrjtov Ssanorov, vtov Atovrog tov coffcotaTov deaninov xai avvO'
MqatoQoq .... dgxofibvr) onov ikrj^€ &€0(pdvr]g . . . . to) ßaciXeX MixarjX
viov Seo^iXov tov xovQojtakdroVy ijyovv dno trjg ßatnXefag Aäovxog tov ^Aq(xS'
tiov. Das ganze Werk zerfallt in 6 Bücher; das erste umfasst die Ge-
schichte Leos V des Armeniers, das zweite die Michaels n, das dritte die
des Theophilos, das vierte die Michaels m, das fünfte die des Basilios,
das sechste endlich die Geschichte Leos VI, Alexanders, Konstantins VII
Porphyrogennetos, Romanos I und Romanos ü. Der unverhältnismässig
grosse historische Inhalt des sechsten Buches, welches fünf Eaiser-
bographien umfasst, während die übrigen nur je eine enthalten, erklärt
sich aus der verschiedenen Entstehungszeit und Entstehungsweise der
348 Byzanimische Litieratiirge«chiohie. L ProMdsdhe Lüteratnr.
einzelnen Bücher. In unmittelbarem Zusammenliang mit Konstantin P(
phyrogennetos stehen nämlich nur die ersten fünf Bücher, die daher aa(
im einzelnen besser disponiert sind; das sechste Buch dagegen, welcl
ja in seinem letzten Teile über das Lebensende Konstantins hinausreicl
steht wohl nur zum geringsten Teile der Anregung des Kaisers m
während der grössere Teil ein später angefügtes Supplement ist, in welcb
die frühere Einteilung, nach der jedem Kaiser ein Buch gewidmet
fallen gelassen wurde. Der Verfasser dieses letzten Teiles ist vielleicl
Theodoros Daphnopates.
Den ersten fünf Büchern des Theophanes continuatus liegt als Haupl
quelle, gewissermassen als Folie das Geschichtswerk des Genesios
Grunde, der in seinen vier Büchern Königsgeschichten {ßatnXsKov) di<
Zeit (813 — 886) behandelt hatte. Ausserdem dienten für die vier ei
Bücher als Quellen des Kaisers Konstantin Porphyrogennetos Sei
De administrando imperio, sowie der Appendix zum ersten Buche
Schrift De caerimoniis, femer das Geschichtswerk des Theognostos
die Schrift des Eusebios über die Schicksale der Märtyrer von Amorioi
Daneben finden sich Nachrichten, die sich nicht auf eine uns bekai
Quelle zurückführen lassen. Welche Quellen im fünften Buche ai
Genesios benützt worden sind, ist dunkel. Durch die ersten fünf Büchej
zieht sich die unleugbare Tendenz, die Persönlichkeit und Thätigkeit d<
Vorgänger des makedonischen Kaiserhauses möglichst dunkel zu malei
dagegen die neue Dynastie in einem glänzenden Lichte erscheinen
lassen. Dieser panegyrische Ton, der am meisten im fünften Buche hei>j
vortritt, macht die Glaubwürdigkeit der Erzählung vielfach zweifelhi
Eine eigenartige Stellung nimmt das sechste Buch ein, das die Zeit v<
886 — 961 behandelt. Es sondert sich in zwei Hauptteile: Der erste Tei
(Leo VI bis incl. 7. Kapitel der Geschichte des Konstantin Porphyrogennetoe,'
S. 353 — 441 ed. Bonn.) ist in sich durchaus gleichartig und zeigt zugleich
eine merkwürdige Verschiedenheit von den vorhergehenden Büchern. Einmal
was die Quellen betrifft: statt des Genesios, der mit Basilios schliesst,
tritt hier eine neue Quelle auf, nämlich die Arbeit des „Logotheten*,
welche die Fortsetzung des Georgios Monachos bildet. In der Form ist
diese Partie roher als die ersten fünf Bücher; ebenso erscheint die Ten-
denz verschieden; jener Logothet war dem Basilios wenig günstig gesinnt;
sein Mann war vielmehr Romanos, also derjenige Kaiser, welcher so lange
den Konstantin Porphyrogennetos in den Hintergrund gedrängt hatte.
Merkwürdig ist nun, dass der Bearbeiter dieses Teiles die Tendenz seiner
Vorlage nicht geändert hat. Schon das deutet darauf hin, dass er nicht
identisch ist mit dem Redakteur der ersten vier (fünf) Bücher, der von
Loyalität gegen Konstantin Porphyrogennetos überfliesst und in durchaui
bewusster Weise den Ruhm dieses Kaisers vertritt. Freilich könnte mau
annehmen, dass die plötzliche Erkaltung seines Eifers ihren Grund in den
Tode des kaiserlichen Beschützers hatte. Die Chronik des Logotheten is\
während der Regierung des Nikephoros Phokas (963 — 969) geschrieben;
in derselben Zeit entstand wohl auch der erste Teil des sechsten Buches
der Fortsetzung des Theophanes, so dass hier also ein eben erschienenen
2. OeMhichtsohreiber und Chronisten. B. Chronisten. (§ 146) 349
Brk ausgeschrieben ist. Der letzte Teil des sechsten Buches, näm-
h der Hauptteil der Geschichte des Konstantin Porphyrogennetos, und
) nicht vollständige Geschichte Romanos 11 ist allem Anscheine nach
iht aus einem anderen Werke entlehnt, sondern selbständige Darstellung
les Zeitgenossen, der von dem Verfasser des ersten Teiles des sechsten
iches verschieden ist. Da er die Eroberung Kretas 961 noch erwähnt,
118S er nach 961 geschrieben haben, wahrscheinlich aber nicht lange nach
eser Zeit, sondern wohl zwischen 961 — 963.
Die Fortsetzung des Theophanes wurde benützt von dem Autor der
ironik des Cod. Paris. 1712; ausserdem ist sie von Johannes Skylitzes
den früheren Teilen seines Werkes ausgeschrieben ; auf Skylitzes wiederum
ruhen sein Nachtreter Kedrenos, Zonaras und andere spätere Chronisten.
ährend Theophanes selbst in einer Menge von Handschriften verbreitet
;, besitzen wir für die Fortsetzung nur einen Codex Parisinus (ehemals
iticanus 167) aus dem 12. Jahrhundert; der Grund des Mangels an Hand-
hriften hegt wohl darin, dass die Fortsetzung des Theophanes noch mehr
5 Theophanes selbst durch spätere Chronisten ausgeschrieben und über-
issig gemacht wurde; auch lockte das Werk nicht so wie Theophanes
Ibst durch seine geschlossene und abgerundete Behandlung zur Verviel-
Itigung. Die Texteskritik wird bei diesem Zustande der Überlieferung
Tzugsweise durch eine ausgedehnte Vergleichung der späteren Ausschreiber
)f5rdert werden müssen, eine Arbeit, die in der Bonner Ausgabe noch
cht vollzogen ist.
1. Aasgaben: Das 5. Buch (vita Basilii) ed. zuerst Leo Allatius in seinen £v fi-
xt a 2 (Coloniae Agrippinae 1653) 1—179. — Das gesamte Werk ed. pr. F. Combefis,
Tiptores post Theophanem, Paris 1685, mit Job. Kameniates, Symeon Magister, Georgios
onmcbos und anderen zum Teil auf eine viel spätere Zeit bezOglicben Arbeiten. — Im
Miner Corpus als Theophanes continuatus ed. I. Bekker, Bonn 1838; dazu S. 481—484
oige Notizen über die Bilderstürmer von einem Mönche Johannes von Jerusalem.
Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 109, 1—500.
2. Hilfsmittel: Rambaud, L'empire Grec au dixi^me si^cle S. 545 f. — Haupt-
hrift: Ferd. Hirsch, B^rzantinische Studien S. 175—302, woselbst auch die ein-
hllgige Litteratur nachgewiesen ist. — Zum 5. Buche vgl. § 108.
146. Nikephoros Fatriarches, Nachfolger des Tarasios, hatte den
itriarchenstuhl von 806 — 815 inne. Seine Stellung in der Zeitgeschichte
zeichnen namentlich die innige Freundschaft mit dem durch seine Hymnen-
chtungen und andere Schriften bekannten Theodoros Studites (vgl. S. 147 ff.)
id die energischen Kämpfe, welche er im Verein mit demselben gegen
Ml bilderstürmenden Kaiser Leo V den Armenier (813 — 820) geführt
lt. Nikephoros büsste seinen unerschrockenen Eifer mit der Entsetzung
m der Patriarchenwürde und der Verbannung (815); er starb als Mönch
1 Jahre 829. Sein Andenken wird sowohl in der katholischen als in der
iechischen Kirche gefeiert. Die Hauptstärke des Nikephoros als Schrift-
eller liegt ohne Zweifel in seinen theologischen Werken, in welchen
die Haupt- und Grundfrage jener Zeit, die Bilderverehrung, mit un-
müdlicher Begeisterung behandelt. Sie sind durch energischen Freimut
id eine kraftvolle, fliessende Darstellung ausgezeichnet. Die hochgradige
rbitterung, mit welcher der Bilderstreit in Wort, Schrift und That ge-
hrt wurde, kommt hier deutlich zum Ausdruck. Ausserdem haben wir von
350 Byiantiiiisohe LitteraiargMohiohie. I. Prosftisohe litieratiir«
Nikephoros zwei historische Werke: 1. Das umfangreichere und bedeuten^
derselben ist betitelt: 'latOQia trvvzoinog (bei Photius cod. 66 laTOfn
(fvvTOfiov) and vijg MavQixfov ßaaileiag. Das Werk umfasst die Zeit T
Tode des Kaisers Maurikios bis auf die Vermählung des ältesten Sob
des Kaisers Konstantin Kopronymos, des späteren Kaisers Leo lY, d*
von 602 — 769. Gewöhnlich wird diese wichtige Schrift als Breviarii
Nicephori bezeichnet. Es ist eine hauptsächlich auf das populäre V
ständnis berechnete Erzählung der hervorragendsten und der unbedeutendfll
Ereignisse. Gemäss dem Zwecke des Buches, die Darstellung für eii
grösseren Leserkreis interessant und zugleich erbaulich zu machen, weri
persönliche Angelegenheiten, Revolutionen, merkwürdige Kämpfe, kin
liehe Schenkungen, theologische Streitigkeiten unverhältnismässig beto
während die Darstellung des politischen Entwicklungsganges nur höc
locker gehalten ist. Übrigens fehlt es nicht an interessanten Parti
wozu unter anderem der ethnographisch wichtige Exkurs über die H
kunft und die Wanderungen der Bulgaren gehört.») Der Bericht, <
ganz ähnlich bei Theophanes wiederkehrt, ist wohl von beiden aus eu
gemeinsamen oder verwandten Vorlage geschöpft. Die Quellen des Nil
phoros für das Breviarium sind uns nicht einmal dem Namen nach bekai
und scheinen gänzlich verloren. Mit Theophanes stimmt er oft fast wd
lieh überein; doch hat weder er den Theophanes, noch Theophanes i
benützt, sondern beide schöpften aus einem unbekannten älteren Aui
Vgl. S. 322. Von den übrigen Chronisten, welche dieselbe Zeit behandc
hat nur Georgios Monachos einen Teil der Chronik des Nikephoros 1
exzerpiert (S. 3—31 ed. C. de Boor) ; für das Folgende hat Georgios ni
mehr den Nikephoros, sondern den Theophanes benützt. Auch so
scheint das Breviarium des Nikephoros, das nur in zwei Handschriften
uns gekonmien ist, nicht viel Anklang gefunden zu haben. 2. Die zw<
historische Arbeit des Nikephoros ist das XQovoyQag)ix6v (Tvvrof^
(auch XqovoyQaifixov iv (fvvTOfKi), iv eTtiTOfAfp, iv (fvvoijjei; weniger gut
zeugt xßoroy^aym trvvTofjLog), ein äusserst mageres chronologisches V'
zeichnis von Adam bis auf das Todesjahr des Nikephoros 829.
knappen Tabellen werden hier die Könige der Juden, der Perser, die Pb
mäer, die römischen Kaiser, die Bischöfe von Konstantinopel, Rom, Je
salem, Alexandria und Antiochia (d. h. der fünf ökumenischen Sitze) a
geführt. Dieses Werk ist nur in einer Überarbeitung veröffentlicht, welc
unter Michael III um das Jahr 850 veranstaltet wurde. Um 870 wu
sie von dem päpstlichen Bibliothekar Anastasius ins Lateinische übersi
und seiner Chronographia tripertita einverleibt. Während das Breviari
bald durch andere Werke verdrängt wurde, blieb die Chronographie
beliebtes Nachschlagebüchlein und ist infolgedessen in zahlreichen Ha
Schriften verbreitet, die jedoch fast alle interpoliert sind und bedeub
von einander abweichen. Die verschiedenen Abschreiber und Besit
der Exemplare haben nämlich die chronologische Reihe meist über
ursprüngliche Ende weitergeführt, so dass sie in einem Codex bis auf 8
»} Ed. Bonn. 38 flF.; ed. C. de Boor 33 ff.
2. Gesohiohtsohreiber und ChroniBten. B. Chronuiten. (§ 146) 35 1
i einem anderen bis auf 944, in einem dritten bis auf Johannes Tzimiskes
)76) reicht. Dazu kommen noch manche Einschiebsel im Werke selbst.
.wei ähnliche kurze chronographische Stücke aus den Codices Coislin. 193
nd Monac. Gr. 510 hat C. de Boor seiner Ausgabe beigefügt.
Photios gibt in seiner Bibiiotheca cod. 66 eine ziemlich anerkennende
Charakteristik des Nikephoros P. Er rühmt ihm Einfachheit und Klarheit,
inen weder zu lockeren noch zu knappen Vortrag nach und sagt, er sei
ireder auf unnötige Neuerungen erpicht, noch allzu altertümlich und ge-
Lünstelt, nur könne vielleicht die allzu grosse Kürze und Dürftigkeit seiner
Klitteilungen Missbilligung finden. Vielleicht war die Charakterfestigkeit
ind Frömmigkeit des Nikephoros nicht ohne Einfluss auf dieses lobende
Jrteil. Richtig ist jedenfalls die Hervorhebung der Einfachheit und
S^larheit, denn gerade durch sie zeichnet sich Nikephoros vor vielen
anderen Byzantinern vorteilhaft aus; er spricht schmucklos, ohne viele
Bilder, meist im einfachsten Satzbau. Einen recht deutlichen Gegensatz
bildet die in schwülstiger Breite gehaltene Biographie des Nikephoros
von seinem Schüler Ignatios (s. § 136). Über Nikephoros als Theologe
8. S. 71 «.
1. Ausgaben: A. latogla avvrofAos {Breyiarium). Ed. pr. D. Petavins, Paris 1616.
Diese Ausgabe wiederholte Petavius mit vielen Verbesserungen im 1. Bande des Pariser
Corpus Script. Byz. 1648. — Wiederholt Venedig 1729. — Im Bonner Corpus gab das
Breviarium ohne neue Hilfsmittel, doch mit zahlreichen Emendationen 1. Bekker, Bonn
1837 (zusammen mit Paulus Silentiarius und Georgios Pisides). — Wiederholt bei Migne,
Patr. gr. 100, 876—994. — Weit fiberholt und völlig überflüssig wurden diese Arbeiten
durch die neue Ausgabe von Carl de Boor, Leipzig, bibl. Teubn., 1880. De Boor fand
den vatikanischen Originalcodex (Nr. 977), auf dessen Abschrift alle bisherigen Arbeiten
beruht hatten, und konnte mit Hilfe desselben die Lücken jener Abschrift ergänzen und
eine Unzahl von verderbten Stellen heilen. Ausser dieser Handschrift verwertete de Boor
einige aus Nikephoros stammende Suidasstellen, ein von Cramer aus cod. Baroccianus 50
in den Anecd. Oxon. 2, 427 ff. ediertes Glossar, in dem sich eine kleine Sammlung von
AiUic ix tijs larogiag xov dyiov Nirxrjfpogov findet, und endlich die späteren Chronisten,
velche aus Nikephoros schöpften. Mit dem Breviarium gab de Boor auch das Xgovo-
1 '/^affixor avvTofjLovy die Biographie des Nikephoros von Ignatios und die 2 oben erwähnten
! chronographischen Stücke, endlich einen ausgezeichneten Sach- und Wortindex.
B. Xgovoygatpixov avvxofiov: Zuerst die lateinische Uebersetzung des Anastasius,
I Btsileae 1561 und in zahlreichen Nachdrucken und Neubearbeitungen im 17. und 18. Jahr-
hundert — Der griechische Text zuerst bei Jos. Justus Scaliger, Thesaurus tem-
pomm, Eusebii Pamphili etc. libri duo, Lugduni Batav. 1606 S. 293—316; auch im Nach-
druck dieses Werkes von AI. Morus, Amstelodami 1658 S. 301—312. — Ed. J. Goar,
griechisch und lateinisch mit Noten als Anhang des Georgios Synkellos, Paris 1652. —
Abdruck in der Ausgabe des Georgios Synkellos von Dindorf, Bonn 1829. — Wiederholt
bei Migne, Patr. gr. 100, 995—1060. — Diese Ausgaben beruhen auf dem fehlerhaften
Cod. Paris. 1711 und sind daher heute ohne Bedeutung. Einen Fortschritt bezeichnet die
Leistung von Karl Aug. Credner, der den griechischen Text mit der lateinischen Ueber-
setzung des Anastasius nach neuen Hilfsmitteln herausgab: Nicephori chronologia brevis,
l Üniversitätsprogramme, Giessen 1832—38. Das der Xgoyoyga(pia angehängte Verzeichnis
der kanonischen Schriften mit der beigefügten Stichometrie ed. E. A. Credner noch ein-
mal (mit ausführlicher Einleitung, Mitteilungen über Hss der Chronographia u. s. w.) in
seinem Buche; Zur Geschichte des Kanons, Halle 1847 S. 97—126; vgl auch 8. 133—147.
— £d. Carl de Boor (mit dem Breviarium), der auch für dieses Werk eine völlig neue
Grandlage geschaffen hat — Die lateinische Uebersetzung des Anastasius gab (nach
tahlreichen früheren Ausgaben) C. de Boor in seiner Ausgabe des Theophanes 2 (1885)
36-59.
2. Hilfsmittel: M. Hanke, De byz. rerum Script. Graecis S. 223—251. — Fa-
»ricius, Bibl. Graeca ed. Harl. 7, 462 und 603-609. — F. Hirsch, Byzant. Studien
f. 17 fiT; 127 ff. — Ueber slavische Uebersetzungen des Kompendiums s. V. Jagid, Arch.
Ut. FhiloL 2 (1887) 17. — Hauptschrift über das Xgoyoygafptxdy cvytofÄoy: H.
352 ByzantiniBche Litteraturgesohiohte. L ProMdsohe Litteratnr.
Geiz er, Sextus Julius AfricanuB 11 1, 384—388; 389 ff. über andere chronologiBche TW<
bellen der byzant. Zeifc. — Ueber das kirchliche und politische Leben des Nikephoros P;
s. Hergenröther, Photius 2 (1867) 261 ff.; auch J. M. Gedeon, Uar^iir^/txot myiauf,
Kpel 1890 S. 267 ff.
3. Zur Ueberlieferung: Auf eine alie, noch nicht benützte Hs dea XQoyoy^<pi*i0
avyxofjLov, den Cod. Matrit. 120 (bei Iriarte 121), und die aus dem Xgoy. zu gewinnend
Aufklärung über den ursprünglichen Textbestand der Thomasakten weist hin Albert
Martin, Un manuscrit de Tabrdg^ de Chronologie de Nic^phore. Les stiques des Aote
Thomae, in den ,M^langes G. B. de Rossi* (suppl. aux m^langes d'arch^ologie et d'histoini
Subli^s par T^cole fran^aise de Rome, t XU), Paris, £. Thorin — Rome, SpithOver ISStt
. 201 — 205. — Eine zweite, wie es scheint, wertlose Hs des XQovoygafpixov üvvtofjL^
den Cod. Matrit. 85, beschreibt Jo. Iriarte, Regiae bibl. Matrit Codices graeci mss, Mar
triti 1769 8. 352 f. — unbenutzt ist auch noch Cod. Taur. 105. c. IV. 21 getzt B. II. 2efc
s. 12, der fol. 499—506 das XQovoygatpixoy avvrofioy enthält. Die Eaiserreihe reicht ]nm
bis S. 101, 25 ed. de Boor und das Werk schliesst mit S. 132, 15 ed. de Boor. Bemerkent-
werte Varianten habe ich bei einer Stichprobenkollation nicht gefunden. — Weit wichtiger
als diese Hss ist eine bis jetzt unbeachtete dem Verfasser fast gleichzeitige Hl
beider Werke: British Museum, Addii Ms. 19390 s. 9. Sie enthält fol. 17— M
das XQoyoyQtt(pix6y avvxofAovy^ fol. 24 — 57 die 'larogia avytouog. Eine Kollation der 'IctoQiMf
die Dr. A. Burckhardt auf meine Veranlassung ausführte, ergab, dass der Text namenft-
lieh in der ersten Hälfte stark von dem des Codex Vaticanus 977 abweicht und wohl dal
Yon Nik. gesammelte Material für die Jahre 60'J— 713 darstellt. Auch für das X^or#»
yQa(pix6y lehrt die Hs manches Neue. Beschreibung derselben mit Facsimile im Catalogna
of Ancient Mss in the British Museum, Part 1, Greek, London 1881 S. 13 ff., Tafel 15. —
A. Burckhardt, Der Londoner Codex des Breviarinm des Nikephoros P., B. Z. 5 (1896).
4. Zur 'lüxoqia ovyrofiog: Einige Schwierigkeiten bereitete früher ein Fragment^
welches Georgios Monachos (nicht Theophanes, wie Petavius glaubte) aus dem Nikephoroa
P. anführt. Da nämlich in demselben von dem Tode des Konstantin Kopronymos (775)
die Rede ist, so schloss Petavius (ed. Bonn. S. 132 ff.), dass das Breviarinm ursprünglidi
weiter gereicht habe, als in seiner jetzigen Gestalt Allein A. Mai, Bibl. nova patnua
V 3, 136 hat bemerkt, dass dieses Stück aus dem 3. Antirrheticus des Nikephoros ge-
nommen ist, womit sich die Sache erledigt. Vgl. Nicephor. ed. C. de Boor, Praef. S. 19.
147. Qeorgios Monachos (Hamartolos). Georgios Monachos, häufig
auch durch das Attribut Hamartolos näher bezeichnet, verfasste unter
Michael HI (842—867) ein 4 Bücher umfassendes Werk, welches betitelt
ist: Xqovixov avvxofiov ix dia(p6Q(ov xßoroy^aycov t€ xal e^rjyrjTciv avXXeyhw
xat awreO-h' vtto Fewqyiov dfiagtcoXov. Von der Person des Verfassers
wissen wir nur, dass er ein Mönch war, was sich übrigens auch ohne
seine ausdrückliche Bezeichnung als fioraxog und dfia^TwXog schon aus der
klösterlichen Tendenz des Werkes, dem fanatischen Eifer gegen die Bilder^
Stürmer und der Vorliebe für theologische Digressionen deutlich erkennen
liesse. Die Zeit des Georgios ergibt sich aus der Vorrede, wo er
Michael in (842—867) den letzten Kaiser nennt; ausserdem zeigt die un-
gewöhnliche Heftigkeit, mit welcher er sich gegen die Bilderfeinde wendet,
dass ihm die ikonoklastische Bewegung noch in frischester Erinnerung war.
Abgeschlossen scheint seine Arbeit, wie sich aus einer auf die Begierungs-
dauer Michaels IE bezüglichen Stelle schliessen lässt, erst kurz vor dem
Tode dieses Kaisers, d. h. 866 oder 867. Die Weltchronik des Geor-
gios Monachos umfasst die ganze Weltgeschichte von Adam bis
auf den Tod des Kaisers Theophilos 842 n. Chr., einen Zeitpunkt,
der in der inneren Geschichte von Byzanz durch das Aufhören des Bilder-
sturmes von grosser Wichtigkeit ist. An diesen Kern wurden aber im
Laufe der Zeit von verschiedenen Verfassern zum privaten Gebrauch und
nach privatem Bedürfnis Fortsetzungen angefügt, die sich in einigen
Handschriften bis 948, in andern noch weiter ausdehnen. Dass sich die
2. GeBcbichtflchreiber und ChroniBten. B. Chronisten. (§ 147) 353
Sache so verhält, wird zweifelloa durch die Vorrede des Werkes, wo aus-
drücklich erklärt ist, das letzte Buch werde die Oeschichte der Kaiser bis
Theophilos (842) behandeln. Ausserdem schliessen einige Handschriften,
darunter die älteste (Cod. Coisl. 310 saec. 10) in der That mit dem Jahre 842
Hnd haben die ausdrückliche Schlussbemerkung: räXog ivraid-a %ov xQovixov
ßißiiov; endlich haben einige der weiter reichenden Handschriften an dieser
Stelle (Jahr 842) die Bemerkung erhalten: i'(og mSe rd xQovixä rewgyiov *
oTo xwv (üSe fiovov xov Xoyox^brov, Des weiteren steht in dem von Muralt
edierten Texte am Schlüsse der Fortsetzung bei Ereignissen des Jahres 948
die Notiz: Jo^a rtp &€(^ ndvroiv i'vsxa. TetäXecxm xai %ov Aoyod-ixov. Das'
Werk des Georgios zerfällt in 4 Bücher; das erste handelt in ziemlich
verworrener Weise von Adam, Nimrod, Ninus, den Persern, Römern,
Philipp, Alexander, den Brahmanen, Chaldäem, Amazonen u. s. w., d. h.
es gibt einen Überblick über die für den Mönchsgeschmack interessantesten
Dinge der Profangeschichte von Adam bis auf Alexander den Orossen.
Das zweite Buch beginnt ebenfalls mit Adam und enthält in grosser
Ausführlichkeit im wesentlichen die biblische Geschichte bis auf die Römer-
zeit; darunter sind allerlei Exkurse über Plato, den Götzendienst u. s. w.
eingeschoben. Das dritte Buch berichtet die römische Geschichte von
Cäsar bis auf Konstantin den Grossen. Das vierte Buch endlich er-
zählt die römisch-byzantinische Geschichte von Konstantin dem Grossen
bis 842.
Über die Grundsätze, Mittel und Zwecke seiner Arbeit spricht
der Verfasser selbst in seiner Vorrede; er habe für sein Werk sowohl
ältere hellenische als auch neuere (byzantinische) Geschichtswerke, sowie
erbauliche Schriften benützt, aber aus dem reichen Stoffe nur das Not-
I wendige und Nützliche ausgewählt, er habe sich stets bemüht, die Wahr-
heit zu sagen und sich jedes Schmuckes der Darstellung enthalten. Wie
er die Begriffe von nützlich und notwendig versteht, zeigt die folgende
Aufzählung der Dinge, welche den Hauptgegenstand der Darstellung bilden
sollen, d. i. Einführung der Götzenbilder, die Mythologie der Griechen, das
Mönchswesen, die Entstehung und Verbreitung der bilderfeindlichen Ketzerei,
der Glaube der Sarazenen u. s. w. Es sind eben die Fragen, welche in
byzantinischen Klöstern das wissenschaftliche Gesprächsthema der auf-
geweckteren und unterrichteten Mönche bildeten. So erklären sich auch
die zahlreichen theologischen Digressionen, die häufige Einstreuung langer
Stellen aus Kirchenvätern. In der weltlichen Geschichte wird nichts
mehr beachtet als der fromme Sinn und die Freigebigkeit der Kaiser,
die stets aufs neue hervorgehoben und mit wahrem Behagen geschildert
wird (vgl. z. B. S. 878, 21 ff.). Eine derartige Auffassung der Geschichte
darf uns bei Georgios nicht im mindesten wundern; mehr könnte man
sich darüber wundem, dass manche der neueren Geschichtschreiber und
Litteraturhistoriker über die mönchische und niedrige Denkart der byzan-
tinischen Chronisten so viel Entrüstung bekundeten und nicht verstehen
wollten, dass sie es hier mit Werken zu thun haben, die im Kloster und
für das Kloster geschrieben sind. Wenn wir das Werk des Georgios in
gerechter Weise als eine mittelalterliche Mönchschronik auffassen,
ÜMklbnffh der klMi. AltertnnwwlMeiMcliaffc. IX. 1. Abtlg. 2. AnfU 23
354
BysantiniBolie LitteratnrgeiMihiohte. L Proudsehe Lütorator.
80 erblicken wir in ihm ein kulturhistorisch wichtiges Abbild des Qei
der Bestrebungen und der litterarischen Mittel, über welche im neuni
Jahrhundert das byzantinische Kloster gebot. Die Femwirkungen di
vielgeschmähten Lehr- und Lesebuches sind unermesslich. Es bildet
Grundlage für zahlreiche spätere Bearbeitungen der Weltgeschichte
den Byzantinern und es brachte den Slaven den ersten Keim historisch
Kenntnis und den ersten Anstoss zu litterarischer Produktion auf di
Gebiete.
Welche Quellen Georgios für die ältere Zeit, d. h. für jenes Chaal
zerstreuter Notizen in den ersten drei Büchern verwertete, muss erst nodi
untersucht werden. In der Kaisergeschichte bis auf Diodetian scheint m
dasselbe verlorene Werk vor sich gehabt zu haben, dessen Spuren aucB
bei Leon Grammatikos, Kedrenos und Zonaras wiederkehren. Für dai
vierte Buch d. h. für die eigentlich byzantinische Zeit ist seine HaQpt%
quelle die Chronik des Theophanes. Doch benützte er anfänglich nebea^
Theophanes noch andere Autoren; so erweisen sich z. B. für die Zeit de»
Anastasios nicht Theophanes selbst, mit dem Georgios häufig stimmt, soih
dem die von Theophanes benützten Autoren, nämlich Malalas und Theo«
doros Lector als die Vorlagen des Georgios. Eine Hauptquelle war auck
das Breviarium des Nikephoros P.*) Allmählich aber schrumpft diA
Chronik zu einem blossen Auszuge aus Theophanes zusammen, d^
er nur seinem besonderen Geschmacke gemäss mit den unvermeidliches
theologischen Digressionen untermischt. Eine eigenartige SteUung nimmt
der letzte Teil der Chronik ein, der die Geschichte von 813 — 842 ent-
hält. Hier haben wir es allem Anscheine nach mit einer selbständigen
Arbeit des Georgios zu thun. Da er zudem der einzige zeitgenös-
sischeChronist^) ist, der diese Ereignisse behandelt, bringen wir diesem
Abschnitte eine besondere Teilnahme entgegen. Leider erfüllt Georgios
auch hier nicht die Erwartungen, die wir ihm etwa entgegenzubringen
geneigt sind; denn statt einer geordneten, wirkUch geschichtlichen Erzäh-
lung finden wir den fanatischen Erguss eines leidenschaftlichen Feindes
der Ikonoklasten, der nur für kirchliche Dinge, besonders für die auf
den Bildersturm bezüglichen Dinge Interesse hat. Die wirklich histori-
schen Nachrichten sind verhältnismässig spärUch; sie verschwinden in dem
Wüste theologischer Digressionen und heftiger Schmähungen gegen die
Bilderfeinde. Eine Quelle dieses Abschnittes ist die von Ignatios ver-
fasste Biographie des Patriarchen Nikephoros. Im übrigen wird diese
Partie wohl grösstenteils auf mündlichen Berichten und auf eigener Er-
fahrung beruhen.
Nach der von Georgios selbst verfassten Chronik findet sich in den
meisten Handschriften eine längere Fortsetzung, die bis zum Tode des
Romanos Lakapenos 948, in einigen Handschriften bis 1071, 1081, in einer
sogar bis 1143 reicht. Immerhin schliesst der Haupttext der Fortsetzung
') S. Ed. De Boor, Praef. 23.
') Nur für einen Teil dieses Abschnittes
besitseen wir noch einen zweiten zeitge-
nSssischen Antor, den Scriptor incertoa
de Leone Annenio (in der Bonner Ausgabe
hinter Leo Grammaticns).
2. Geeehichtsohreiber und Chroniaten. B. GhroniBten. (§ 147) 355
mit 948 ; die erwähnten weiter reichenden Zugaben sind meist nur dürftige
Notizen, zum Teil nur tabellarische Verzeichnisse, die offenbar die Besitzer
der betreifenden Handschriften für ihren Privatgebrauch an den Schluss
der früheren Fortsetzung anfügten. Über den Verfasser des allein
wichtigen Teiles der Fortsetzung, d. h. der Partie bis 948, ist durch neuere
Untersuchungen Licht verbreitet worden. Er ist identisch mit dem
Magister und Logotheten Symeon, von dem in mehreren griechischen
Handschriften und in einer slavischen Übersetzung eine Chronik erhalten
ist. S. § 149. So erklären sich die oben erwähnten handschriftlichen
Notizen am Schlüsse der Chronik des Goorgios und am Schlüsse der Fort-
setzung, durch welche diese letztere einem Logotheten zugeteilt wird.
Nicht der Logothet selbst, sondern irgend ein Redaktor hat den ganzen
Abschnitt mit Georgios Monachos verbunden und dabei übersehen, dass in
iim Verweise auf früher erzählte Dinge vorkommen, die sich in der
Chronik des Georgios nicht finden. Der Zusammenhang beider Werke ist
also ein äusserlicher, und die Bezeichnung als „Fortsetzung des Georgios
Monachos* ist nur von dieser zufalligen Vereinigung zu verstehen. Auch
nach Auffassung und Charakter ist der Logothet von Georgios Monachos
sehr verschieden. Bei ihm tritt das Kirchliche in den Hintergrund, und
das Hauptinteresse ist den Vorgängen am Hofe zugewendet. Die in
einigen Handschriften angehängte Fortsetzung über 948 hinaus stammt
zum grössten Teil aus der Fortsetzung des Theophanes.
Sprachlich bietet Georgios weniger Interessantes als Theophanes.
Wie er in der Vorrede mit bescheidenem Stolze hervorhebt, hat er sich
nm Kunst der Darstellung nicht bekümmert; sein Prinzip ist: Kqsicaov
li€%d dXr^&ciag xpsXhXBiv rj ixetd ipevSovg nXatwvi^siv^ ein Satz, der für die
byzantinische Zeit vor der grossen litterarischen Reaktion unter den Kom-
nenen überhaupt bezeichnend ist. Trotzdem schreibt Georgros nicht so
einfach und natürlich, wie man nach diesem ausdrücklichen Versprechen
erwarten sollte. Seine Diktion ist durch die Kirchensprache und
ihre mannigfaltigen, manchmal etwas geschraubten Hilfsmittel stark be-
einflusst. Doch wäre es bedenklich, hierüber ein schärferes Urteil aus-
zusprechen, ehe der echte Originaltext festgestellt ist; die mühsamste
Untersuchung dieser Gräzität würde vielleicht nur zu bald durch eine neue
kritische Ausgabe umgestürzt. Jedenfalls aber gehört Georgios zu den
Autoren, die auf eine strengere Form Verzicht leisten, obschon er sich
von Theophanes durch grössere Annäherung an kirchliche Ausdrucksweise
unterscheidet, wie er ja auch stofflich durch noch grössere Betonung der
kirchlichen Angelegenheiten von ihm abweicht. Dagegen ist die Sprache
des letzten Teiles der Fortsetzung des Georgios, wenigstens in der
von Muralt herausgegebenen Redaktion, schon ganz volksmässig, mehr
als die des Theophanes; sie schreckt selbst vor vd u. dergl. nicht zurück;
vgl. besonders die Partie S. 852 ff. Ein ganz ungenügendes Glossar der
neuen und fremden Wörter des Georgios und der Fortsetzer gab Muralt
in seiner Ausgabe S. 963 — 977.
Die Überlieferung des Georgios Monachos gehört zu den schwie-
rigsten Fragen der byzantinischen Philologie. Da nämlich diese Welt-
2^*
356 Bysantiniflche litteratnrgeBchichte. I. Prosaisohe Litteratiir.
Chronik seit dem 9. Jahrhundert das beliebteste Hand- und Hansbuch
geschichtliche Belehrung und Unterhaltung wurde, hat dasselbe im Li
der Zeit verschiedene , verbesserte und vermehrte Auflagen* erfail
Wir können bis jetzt etwa drei Hauptred aktionen unterscheid
eine kürzere, dem Original am nächsten kommende, die durch die i
Codd. Coisl. 134 und 310, weniger treu durch den Vatic. 153 vertw
ist, eine stark überarbeitete und durch profangeschichtliche ZuaVI
die meist aus Symeon Logothetes stammen , bedeutend vermehrte, .
z. B. im Codex Vatic. 154 und in dem von Muralt benützten II
quensis vorliegt, endlich eine zwischen diesen beiden Redaktionen
der Mitte stehende, zu welcher die Codd. Monac. gr. 139 und 4
Vindob. bist. 40, Ambros. 184, Strassburg. 8 u. a. gehören. Wie Mall
wurde auch Georgios Monachos frühzeitig in slavische Sprachen Ol
tragen; er spielt in der älteren slavischen Litteratur eine grössere Bi
als irgend ein anderer byzantinischer Chronist; es sind bis jetzt mindest
12 Exemplare des Georgios teils bulgarisch-slovenischer, teils serbia
siovenischer Redaktion bekannt. In der slavischen Übersetzung wq
Georgios die Hauptquelle aller nichtrussischen Geschichte für die ältl
russische Chronik, die ohne genügenden Grund dem Mönche Nestor
Kiew zugeschrieben wird, in der That aber ein anonymes Werk aus d
Anfange des 12. Jahrhunderts ist. Auch ins Georgische wurde Georg
übersetzt; eine Pergamenthandschrift dieser Übersetzung, s. 10 — 11, E
unediert im Kirchenmuseum zu Tiflis (Mitteilung von A. S. Chachanc
Nicht minder finichtbar als für die slavische Chronikenlitteratur wu]
Georgios für die byzantinische Geschichtschreibung selbst. Er i
hört zu den Autoren, aus welchen Stücke in das konstantinische Exzerpt
werk Aufnahme fanden. Ausserdem wurde teils Georgios selbst teils se
Vorlagen von späteren Chronisten in einem solchen Umfange ausgeschrieb
dass wir durch die Veröffentlichung des ganzen Georgios wenig neue hifi
rische Nachrichten gewonnen haben.
1. Ausgaben: In der Pariser Sammlung wurde nur die Schlusspartie des Geofj
und die Fortsetzung, also der auf die Zeit von 813—948 bezügliche Teil aufgenonu
unter dem Titel Biot xujy tfiwv ßaaiXitJv in den Scriptores post Theophanem ed. Gombe:
Paris 1685. — Wiederholt Venedig 1729. — Varianten aus einer Mdnchener Handscl
gab der ehemalige Vorstand der München er Hofbibliothek, Ign. Hardt, im Neuen litc
Anzeiger, 3. Jahrg. 1 Hälfte, Tübingen 1808 S. 61 ff.; derselbe Gelehrte hatte auch
Ausgabe vorbereitet; s. seinen Gatalogus codicum mss Graec. bibliothecae regiae Bavari
tom. 2 (1806) S. 103 ff., wo Cod. Monac. Gr. 139 besprochen ist. — Exzerpte aus
ersten Abschnitten des Georgios edierte aus 3 Oxforder Handschriften A. Gramer,
Oxon. 4 (1837) 218—246. — Dasselbe Stück, das in der Pariser Ausgabe vorliegt, edi
im Bonner Gorpus ohne Rücksicht auf die Publikationen von Hardt und Gramer und c
sonstige nennenswerte Förderung I. Bekker mit dem Theophanes continuatus, Bonn 1
S. 763-7924. — Die gesamte Ghronik des Georgios Monachos mit den Fortsetzun
ed. pr. Edouard de M uralt: Georgii roonachi, dicti Hamartoli, chronicon ab orbe con
ad annum p. Ghr. 842 et a diversis scriptoribus usque ad a. 1143 continuatum etc., Pe
poli 1859. Leider ist diese Ausgabe gänzlich ungenügend; der Herausgeber beschreibt z
27 Handschriften, hat aber nur einen Teil derselben wirklich benützt und auch von die
die wenigsten vollständig verwertet; dem Texte hat er in der Hauptsache nur eine Moska
Handschrift aus dem 12. Jahrb. zu Grunde gelegt, die eine stark überarbeitete Redaki
enthält. Namentlich ist dieselbe, wie E. Patzig, B. Z. 3, 484 ff. nachgewiesen und V. ^
si 1 j e vsk ii , Viz. Vr. 2, 78 ff. näher begründet hat, mit Hilfe der Ghronik des Symeon Magis
und Logothetes um profangeschichtliohe Nachrichten in weitestem Umiange bereic]
"worden, während der ursprüngliche Georg in profangeschiohtlioher Hinsicht ein ganz dürfti
8. GMohiohtsohreiber und Ghronisten. B. Chronisten. (§ 147) 357
Werk zu sein Bcheint. Also bietet die Ausgabe von Mtiralt nicht den wirklichen Original-
text desGeorgiosMonachos, sondern ein mit ungenügenden Varianten und Konkordanzen
angestattetes Elaborat einer späteren Zeit, ans dem der wahre Text des Georgios unmög-
Keh festzustellen ist. Zu alledem wimmelt der Text infolge der ungenügenden Sprach-
kenntnis des Herausgebers von Fehlem aller Art. — Die Ausgabe von Muralt wurde nach-
gedruckt von Migne, Patr.gr. 110, wo auch eine lateinische Übersetzung beigegeben
■t — Eine kritische Ausgabe des ursprünglichen Textes ist noch ein Bedürfnis, vor
dessen Erfüllung sprachliche, litterarhistorische und geschichtliche Untersuchungen, wie
auch die Erforschung der Quellen des Georgios ohne genügende Grundlage bleiben. Das
Material für ein solches Unternehmen hat C. de Boor gesammelt. Gelänge es, die äusseren
Schwierigkeiten der Veröffentlichung zu überwinden, so erhielten wir durch die Ausgabe
des Georgios in Verbindung mit der des Theophanes das Mittel, die ganze spätere
Chronographie in ihre Teile zu zerlegen und eine Anzahl Bände des Corpus der byzantini-
ichen Historiker auf ein Minimum zu reduzieren.
2. Hilfsmittel: Leo Allatius, Diatribe de Georgiis, in seiner Ausgabe des
Seorgios Akropolites, Paris 1651 S. 325 ff. Wiederholt bei Fabricius, Bibl. Graec. ed.
Bari. 12, 30 ff. — In Philipp Krug*s Forschungen in der älteren Geschichte Russlands,
keransgeg. von Ed. Eunik, Petersburg 1848, ist Band 2, 785—807 ein Anhang von Eunik
teigefügt, der besonders über den Logotheten handelt. — L. F. Tafel, Sitzungsber. Wien.
kkad. 9 (1852) 44—53 und dessen Vorrede zu Theodosii Meliteni chron. (s. § 150) S. 9 f.
-- Mitteilungen aus den Codd. Paris. Coisl. 305. und Paris. 1706 gab Fr. C. Tischen-
der f, Anecdota sacra et profana, Leipzig 1855 S. 95 — 103. — Ueber Muralts Ausgabe s.
die inhaltreiche Besprechung im Liter. Gentralbl. 1861, 527 ff. — Nolte, Ein Exzerpt aus
dem zum grössten TeU noch ungedruckten Ghronicon des Georgios Hamartolos, Tübinger
tkeol. Qnifftalschr. 44 (1862) 464—468. — Die Identität des Georgios Monachos mit Johanes
dem Sikelioten behauptet, ohne zu überzeugen, Dom. Gasp. Lancia, Sopra Giovanni
ßicolo cronografo bizantino del secolo nono, Archivio storico Siciliano 3 (1875) 369 — 385.
Hart. Eremraer, De catalogis heurematum, Diss., Leipzig 1890 S. 108 f., übersieht bei
Behandlung der bei Georgios Monachos (S. 44 ed. Muralt) vorkommenden Aufzählung von
Erfindungen deren Herübemahme aus Athanasios Contra gentes. -- Job. Friedrich, Der
anprüngliche Bericht des Georgios Monachos über die Paulikianer, Sitzungsb. bayer. Ak.
Tom Dez. 1895 (wird demnächst erscheinen).
Ueber die Beziehungen zum russischen Chronisten Nestor und anderen slavi-
Bchen Chronisten: Erug, Eritischer Versuch zur Aufklärung der byzantinischen Chrono-
logie, Petersburg 1810 (eine sehr verständige Vorarbeit zu Muralts Chronologie Byzantine)
ODd die Prolegomena der Ausgabe von Muralt cap. III (8. 30—37), wo die einschlägige
oeoere russische Litteratur über den Gegenstand genannt ist; ausserdem Chronica Nestoris
ed. Fr. Miklosich, Vindobonae 1860 S. 183—186 und Chronique dite de Nestor traduite
sor le texte slavon-russe par Louis Leger, Paris 1884 (-= Fublications de T^cole des
langues orientales Vivantes II. s^rie vol. 13). — V. Jagiö, Arch. slav. Philol. 2 (1877) 9 ff.
nnd 8 (1885) 578 ff. — Die aus dem Jahre 1386 stammende serbische Uebersetzung
des Georgios wurde ediert von der russischen Gesellschaft der Bibliophilen, 3 Bände,
Petersburg 1878-81; s. den Bericht von V. Jagiö, Arch. slav. PhiloL 4 (1880) 648 und
6 (1882) 133.
Hauptschriften: Ferd. Hirsch, B3rzant. Studien S. 1—88 (woselbst auch die ein-
•ehlägige historische Litteratur angeführt ist). — Carl de Boor, Zur Eenntnis der Welt-
ehronik des Georgios Monachos in: Historische Untersuchungen, Arnold Schäfer zum 25-
jahrigen Jubiläum gewidmet, Bonn 1882 S. 276—295. — S. Sestakov, Ueber die Ent-
stehung nnd Zusammensetzung der Chronik des Georgios Monachos Hamartolos. U(^enyja
Impiaki (Gelehrte Denkschriften) der Univ. Eazan, Bd 58 (1891) und 59 (1892) (russ.) —
§. Sestakov, Zur Frage nach den Quellen der Chronik des Georgios Monachos (IV. Buch).
E(eilage zum 70. Bde der Zapiski d. k. russ. Ak. d. Wiss. Nr. 4. Petersburg 1892. Vgl.
B. Z. 4, 156 ff. — C. de Boor, Römische Eaisergeschichte in byzantinischer Fassung. IL
B. Z. 2 (1893) 1-21. - £. Patzig, Leo Grammaticus und seme Sippe, B. Z. 3 (1894)
170—497. — V. Vasiljevskij, Die Chronik des Logotheten im Slavisohen und Griechi-
achen. Viz. Vr. 2 (1895) 78-151.
3. Zur Ueber lieferung: Aufzählung von 27 Hss in der Ausgabe von Muralt. —
Beachtenswert ist u. a. noch der Cod. Patm. 7, s. 11, Pergament. VgL J. Sakkelion,
Utttfurnnj ßißXio9ijxfjf Athen 1890 S. 4 f. — Eine Genfer Hs (Cod. Genev. 41 s. 15), welche
lechs Eapitel (228—233) aus dem 4. Buche des Georgios enthält, erwähnt J. Nicole,
rn trait^ de morale payenne christianis^, Genf 1892 S. 4 ff. — Eine Strassburger Hs
Cod. 8) untersucht Fr. Lauchert, Zur Textüberlieferung der Chronik des Georgios Mo-
lachos, B. Z. 4 (1895) 493—513. — Eine abgekürzte, halb vulgärgriechische Paraphrase
358 Byzantinische Litteratargeschiohte. L ProsaiBohe litterator.
des Georgios und seiner Fortsetzung bis auf die Regierung des Nikephoros Botaneiaies
(Buch 6 Kap. 4 inclus. der Ausgabe Muralts) enthält, nach einer gütigen Mitteilung von
Dr. J. Seger, der Cod. Laur. 59, 13 fol. 134— U9.
4. Name: Der Beiname Hamartolos ist nicht Eigenname und auch nicht eigent-
liche Standesbezeichnung, sondern das ständige Epithet von München, welches in den Uss
auch viele andere Autoren führen. Es ist daher nicht zu biUigen, wenn in der neueren
Litteratur Georgios vielfach Georgios Hamartolos oder sogar einfach Hamartolos
genannt wird. Da weder sein Familienname noch seine Heimat bekannt ist, kann er
nur durch Beifügung seines Standes (Georgios Monachos) näher bezeichnet werden
wie Georgios Synkellos u. a. — Noch ein anderes Beiwort des Mönches, Rhaken-
dytes (der in Lumpen gekleidete), ist zur unverdienten Ehre gelangt, als Eigenname ge-
braucht zu werden. Vgl. Sp. P. Lampros, UaQvaaaög 1 (1877) 500.
148. Der sizilianisclie Anonymus. Ein unbekannter Grieche hat
die folgenschweren sizilianischen Ereignisse von 827 — 965 in dem lakoni-
schen, trockenen Begisterstil, der in späteren Chronikenauszügen häufig
wiederkehrt, aber mit offenbarem Streben nach Wahrheit erzählt. Das
interessante Schrifti^ck wird in zwei Handschriften des 10. Jahrhunderts,
im Cod. Vatic. 1912 und im Cod. Paris, suppl. gr. 920, aufbewahrt. Eine
längst bekannte, in einer Handschrift zu Cambridge überlieferte arabische
Chronik ist jüngst als Übersetzung dieses griechischen Textes erkannt
worden.
Ausgaben und Hilfsmittel: Vom griechischen Texte erschienen ungefähr gleich-
zeitig zwei Ausgaben: Ed. P. Batiffol, Comptes rendus de TAcad. des Inscriptions et
BeUes-lettres 1890 S. 394—402 (mit latein. Uebersetzung). — La cronaca Siculo-Saracena
di Cambridge con doppio teste greco scoperto in codici contemporanei delle biblioteche
Yaticana e Parigina, per G-. Gozza-Luzi con accompagnamento del testo arabico pel Can.
B. Lagumina. Documenti per servire alla storia di Sicilia, quarta serie, vol. 11. Palermo
1890. Vgl. die Berichte von G. Cipolla, Atti deUa R. accademia delle scienze di Tonne
vol. 27 (1892) 24. April, und Is. Carini, Osservatore Romano vom 12. und 13. Dez. 1891,
wiederholt in dem Bande : Di alcuni lavori ed acquisti della biblioteca Vaticana nel ponti-
ficato di Leone XIII, Roma 1892 S. 143—151. — Einen französischen Auszug des Re-
ferates von Carini gab L. Duchesne, M^langes d*archäologie et d'histoire 11 (1891) 521
bis 528. — Einen Kommentar zur Ausgabe lieferte G. Gozza-Luzi, Sulla scoperta di due
cronache greche Siculo-saraceniche e loro correlazione coli' arabica di Cambridge. Rom 1893
(mir unzugänglich). — Ohne Kenntnis der genannten Ausgaben liess den griechischen
Text noch einmal drucken A. Wirth, Ghronographische Späne, Frankfurt 1894 S. 11 — 16.
149. Sjrmeon, der Magister und Logothet (Sviufov fidy^sxQog xai
Xoyod-sTTjg). Unter diesem Namen ist in mehreren Handschriften eine
Chronik überliefert, über die wir leider noch sehr mangelhaft unterrichtet
sind. Zwar lässt sich schon deutlich erkennen, dass dieses Werk für die
Aufklärung der labyrinthischen Quellenverhältnisse der späteren Chronisten
eine grosse Rolle zu spielen berufen ist; aber es wäre gegenwärtig ein
vergebliches Bemühen, den ursprünglichen Umfang, die Abfassungszeit, die
Quellen und Ausschreiber der Chronik mit Sicherheit bestimmen zu wollen.
Bis jetzt lässt sich etwa folgendes sagen: Symeon, der Magister und
Logothet, ist höchst wahrscheinlich identisch mit Symeon Metaphrastes,
dem berühmten Bearbeiter der Heiligenbiographien (vgl. S. 200 ff.). Die
von ihm verfasste Chronik reichte höchst wahrscheinlich von der Er-
schaffung der Welt bis zum Tode des Romanos Lakapenos (948).
Die Abfassung des Werkes fallt in eine nicht viel spätere Zeit; denn selbst
wenn der Logothet nicht mit dem Metaphrastes identisch wäre, müsste
die Zeit der Vollendung seines Werkes in die ersten Jahre der Regierung des
Nikephoros Phokas (963 — 969) gesetzt werden. Veröffentlicht ist bis
jetzt unter dem Namen des Symeon Magistros und Logothetes der von
2. QMohiohtsohreiber und Chronisten. B. ChroniBten. (§§ 148—149). 359
813 — 963 reichende Schlussteil einer Chronik, die im Codex Paris. 1712
erhalten ist. Auszüge aus dem ersten Teile derselben hat H. Geizer mit-
geteilt. Allein dieses ganze Werk hat, wie Oelzer selbst bemerkte, mit
I Symeon gar nichts zu thun und muss daher künftig zur Vermeidung von
^ Missverständnissen als Chronik des Pseudo-Symeon bezeichnet werden.
l Im Codex Paris. 1712 steht der Name des Symeon nur auf dem Rücken
' des Einbandes und in der Handschrift selbst nur auf fol. 6 vor einem
i Abschnitte, der von fol. 6 — 12^ reicht und dem Anfange der Chronik des
I Leon Grammatikos und des Pseudo-Polydeukes entspricht. Der Titel dieses
Abschnittes lautet: 2vfA€(6v ^ayicrgov xal Xoyod-äTov elg %rjv xo(ffA07toitav
ix Tijg y€vvä(S€ioq (so) xai XQOVixdv (so) €(f€^fjg (TvXXiysiv (so nach Bubnov)
ix dux^Qwv xQovixiüv T€ xal tdTOQixfiv. Dazu hat eine spätere Hand ge-
fügt: avvoq iativ 6 fi€Ta(pQd<ftrjg. Der auf dem Rücken des Einbandes
aufgedruckte Autorvermerk stammt natürUch von dem Titel auf fol. 6,
wie auch andere Sammelhandschriften auf dem Rücken den Namen des
Autors tragen, der die Sammlung eröffiiet. Es folgt fol. 13 — 18^ ein
' durch Zierleisten abgeschlossener Text über den Bau der Sophienkirche
I (vgl. Paragraph Eodinos Anm. 5). Dann erst folgt auf der achtletzten
Zeile von fol. 18^ mit roter Tinte die metrische Überschrift: ^Aqx^^ f^^v
^Aiaik lax^v ßißXog xai räXog || Ti 7COQ(pvQoyävvr]tov svtrsßig xgccrog. Hier
beginnt die grosse anonyme Chronik, deren Schlussteil fälschlich unter
dem Namen des Symeon veröfifentlicht worden ist.
Für die Untersuchung und Veröfifentlichung der Chronik, mit welcher
wirklich der Name des Symeon Magistros und Logothetes verbunden
ist, kommen folgende Handschriften und Hilfsmittel in Betracht: 1. Codex
Messin. 85, eine gut erhaltene, schöne Pergamenthandschrift in Quart,
213 Blätter, s. 12/13, nur die Chronik enthaltend. Überschrift und Anfang
lauten: ^g ttjv xotTfionoitav ix trjg yeväaewg xal ;f^o)'ixdi^ i^p^^fjg (fvXXcykv
naqd avfxsdv iiayidtQOv xai XoyoO-txov ix diafpogcov xQovixcSv re xai tatoqmv,
Qsog 6 axQovog tovSe tov xotffxov tiqoxsqov firj vipeaxmTa iv XQ^^V ^^Q^y^v
ina(rfle iv agxfl ovQavov xs xai yrjv • (fvvvTräatrj 3^ tj yrj x6 xe viwq xcu
t6 nvQ. Am Schlüsse ist die Handschrift verstümmelt. Das letzte, nur
noch teilweise lesbare Blatt schUesst in der Regierung Michaels HI und
Theodoras (842—856). 2. Cod. Venet. Marc. 608, s. 15, enthält fol. 1
bis 284 eine Chronik mit dem Titel: Svfiedv iiayiaxQov xai Xoyo^äxov XQ^
rixov ifpe^rjg avXeyhv (so) ix SiafpoQcov x^orixcov xe xai laxoQidiv ägxofJ^^vov
ctTtd 'Ad all. Die Chronik besteht aus drei Teilen: a. Die Geschichte von
Adam bis Cäsar stimmt mit des Nikephoros P. XqovoyQaipMov trvvxofioVy
ed. C. de Boor S. 81 S, b. Die Geschichte von Cäsar bis Konstantinos
Kopronymos stimmt mit der unerweiterten Redaktion einer Epitome, welche
Patzig als Vorlage des Theodosios Melitenos und des erweiterten (Muralf-
ßchen) Georgios Monachos vorausgesetzt hat. c. Darauf folgt unter der
Überschrift: ^E^ ixägag taxoqiag der Schlussteil, der bis auf die Zeit des
Kaisers Michael Dukas (1071—1078) reicht.^ Die Schöpfungsgeschichte,
1
>) Vgl. E. Patzig, B. Z, 3 (1894) 484,
und die ausführliche auf Mitteilungen von
Jernstedt beruhende Beschreibung bei Y.
Vasiljevskij, Viz. Vr. 2 (1895) 84 ff.
360
Byzaniinisohe Litteratiir|^e0qhichte. I. Prpsfdflehe Litteratnr.
mit welcher der Codex Messin. beginnt, fehlt hier. 3. Cod. Vindob.
Supplem. Kollar 126, Papier, s. 13, enthält fol. 40^ — 104 mitten unter
anderen Texten eine Chronik, deren Titel und Anfangt) lauten: Svfism'og
IxayiatQOV xai Xoyo^äxov %qovix6v ifpB^fjg avlkey^v ix diag^oQcav XQOVUtäv
xal tatOQixcSv. 'AqxV i^^^ ^^^ aidfi. USdfJL yet'OfAevog ixSv cX ysvv^ tiff
€nlj&. Das am Schlüsse verstümmelte Werk reicht bis zum Jahre 896. 1
4. Cod. Vindob. Suppl. Kollar 127, Papier, s. 14, ebenfalls eine Sammel- i
handschrift, enthält fol. 16 — 61 ein Bruchstück einer Chronik mit folgendem
Titel und Anfang*): Big rrjv xocfionoiiav ix rijg yeväaewg xai XQ^^^^
i(p€^^g (fvXksy^v naQce <rvfX€(ovog fxaytfftgov xäi Xoyod-erov ix diaqioqwv x^
vixSv xai ttTTOQKov. &€dg 6 axQOvog TovSe tov xocfiov TtQOTsgov fir^ vfpBazäxa
iv XQ^'^V Ttagaycov inoirjaBv iv dqxfi ovQavov xal yrjv. Das Werk schliesst
hier schon bei Darius I mit den Worten rtkovrov 3^ xal Xa^vQcov aneiqmv
inXrjQiaxo. 5. Cod. Mosq. Synod. 251 (406 bei Vladimir), Pergament,
a. 1152, enthält fol. 205 — 207, ein Fragment mit dem Titel und Anfang:
Big Ti/jv xotTfioTTOitav 2vfA€(ov Xoyod-STOV ix diaipoqoav x^^nxcoi^ xal t^xoqmv,
&adg axQOVog lovds %6v xodfxov firj ttqotcqov vips(S%STa iv XQ^'^V ^^Q^f^v.
Da nun aber derselbe Codex fol. 1 — 204 eine Geschichte von der Schöpfung
bis auf Romanos 11 (963) enthält, ist zu vermuten, dass fol. 205 — 207 an
den Anfang der Handschrift gehören und das Ganze die Chronik des
Symeon mit einer Fortsetzung darstellt. 6. Codex Escur. Y. L 4, s. 16,
enthält fol. 1 — 230 nach dem Kataloge von E. Miller S. 184 die „Histoire
de Simeon Magister". Nähere Angaben fehlen. Vielleicht ist der Codex
eine Abschrift des Codex Messinensis. 7. Codex Paris. 1712 fol. 6—12%
enthält den Titel und Anfang der Chronik (s. o.). 8. Eine slavische
(mittelbulgarische) Übersetzung der Chronik „des Metaphrasten und
Logotheten Symeon" steht im Codex F IV Nr. 307 der kaiserlichen
öffentlichen Bibliothek zu St. Petersburg, der im Jahre 1638 in
Soßav (Moldau- Walachei) geschrieben wurde. Das Werk reicht hier bis
zum Tode des Romanos Lakapenos (948) ; daran reiht sich die Fortsetzung
„eines anderen" bis zur Thronbesteigung des Romanos Diogenes (1067).
Die Chronik (bis 948) stimmt im allgemeinen mit dem Codex Marc. 608,
geht aber auf einen vollständigeren und besseren Text zurück, als er im
Marcianus vorliegt. Die Fortsetzung dagegen (948 — 1067) hat nichts zu
thun mit der ähnlichen bis 1078 reichenden Fortsetzung des Marcianus 608,
sondern erweist sich als ein Exzerpt aus Zonaras. Von einigen anderen
griechischen Handschriften, die in der neueren Litteratur genannt werden,
ist mir nichts Näheres bekannt. Combefis sagt, dass noch eine zweite
Pariser Handschrift (ausser dem Codex 1712) die Chronik des Symeon
enthalte. Montfaucon, Bibliotheca bibliothecarum I 483, nennt ausser
dem Marcianus 608 noch eine zweite Venezianer Handschrift aus
dem Jahre 1118 und eine Handschrift im Basiliuskloster zu Rom.
Mit Hilfe der genannten griechischen Handschriften und der slavi-
sehen tJbersetzung wird sich die Chronik des Symeon, die bisher ein
0 Ad. Fr. Kollarii, Ad P. Lambecii
commentariorum de Augusta Biblioth. Caes.
Vindob. libros YIII sapplemeiitoruin über
primus, Wien 1790 8. 729 ff.
*) Kollar a. a. 0. S. 736 ff.
2» QMchiohtsohreiber and Chronisten. B. Chronisten. (§ 150) 361
nemlich verschwommener Begriff war, so vollständig und treu herstellen
.assen wie nur irgend ein Werk der Gattung. Unter den Quellen des
äymeon sind Theophanes und Georgios Monachos deutlich bemerkbar.
Symeon selbst hat nicht nur für die erweiterte Redaktion des Georgios
Uonachos, wie sie in der von Muralt wiedergegebenen Moskauer Hand-
schrift vorliegt, und für die Fortsetzung desselben (842 — 948), sondern
auch für andere spätere Chronisten als direkte Vorlage gedient, besonders
fiir Leon Grammatikos, der von Anfang bis Ende mit Symeon über-
einstimmt, für Theodosios Melitenos und für die von B. Hase dem
Polydeukes zugeschriebene, in Wahrheit anonyme Chronik des Codex
Yaticanus 163, in der jedoch auch andere Quellen wie Malalas und
Theophanes benützt sind. Auch für die von Combefis fälschlich dem Symeon
zugeschriebene Chronik des Codex Paris. 1712 diente, wie es scheint,
der echte Symeon als Grundlage, die hier aber bis zur Unkenntlichkeit
durch Zusätze verschüttet wurde. Namentlich sind hier ausser Symeon
noch Genesios, die Fortsetzung des Theophanes, der Scriptor
Incertus über Leon den Armenier (in der Bonner Ausgabe hinter Leon
Grammatikos S. 335 ff.) und die von Niketas dem Paphlagonier verfasste
Biographie des Patriarchen Ignatios beigezogen worden.
1. Ausgaben: A. Ediert ist nur der letzte Teil des Pseudo-Sjmeon ans dem
Cod. Paris. 1712 von Combefis in den Script eres post Theopbanem, Paris 1685 S. 401
bis 498. — Ohne den leisesten Versuch aus anderen Hss Aufklärung über den echten
Symeon zu gewinnen wiederholte diesen Text (mit einigen Emendationen) I. Bekker im
Bonner Corpus nach dem Theophanes continuatus, Bonn 1838 S. 603 — 760. — Wiederholt
bei Migne, Patr. gr. 109, 66ö— 822. — Der erste Teil des Pseudo-Symeon wurde
analysiert von H. Geizer, Sextus Julius Africanus II 1 (1885) 857 — 884; vgl. ebenda
S. 280 f.
B. Der echte Symeon ist noch nicht ediert. Doch dient als vorläufiger Ersatz die
Aasgabe des Leon Grammatikos (s. § 150), der eine ziemlich getreue Abschrift oder
Redaktion des Symeon darstellt.
2. Hilfsmittel: A. Zum Pseudo-Symeon : Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 7, 471 u. 684.
— Ernst Ed. Eunik, Ueber das Verhältnis des Continuator Theophanis zu dem Symeon
Logothetes oder Pseudometaphrastes als Anhang bei Phil. Krug, Forschungen in der älteren
Geschichte Russlands 2 (Petersburg 1848) 785—807. — Theophilos Joannu, Myrj/uBTa
aytoXayixdf Venedig 1884, UgoXoyo^ S. 11 ff. (behauptet, dass der Chronist Symeon nicht
nur mit dem Metaphrasten. sondern auch mit Niketas Paphlagon identisch sei). — H.
(jelzer an den oben angeführten Stellen und Berliner philol. Wochenschrift 1891 Nr. 28
S. 873. — J. B. Bury, A source of Symeon Magister, B. Z. 1 (1892) 572—574 (macht
IT ahrscheinlich, dass eine Personalbeschreibung bei Pseudo-Symeon auf ein verlorenes Stflck
des Scriptor incertus fiber Leo den Armenier oder dessen Quelle zurückgeht). — Eine auch
für Leon Grammatikos und Theodosios Melitenos wichtige Textverbesserung (ayovgog und
ifilayovqog statt oyvgog und inidyovgog) gibt C. de Boor, *Eniäyovgog9f B. Z. 2 (1898)
297. — Hauptschrift: F. Hirsch, Byzantinische Studien S. 52 f.; 303—355.
B. Der echte Symeon: Ueber die Hss vgl. Fabricius, BibL gr. ed. Harl. 7,
ill f.; 684, und: F. Hirsch. Byzantinische Studien S. 304 f. — Ueber den Cod. Marc. 608
k-gL E. Patzig, B. Z. 3 (1894) 484 f. -- Hauptschrift: V. Vasiljevskij, Die Chronik
ies Logotheten im Slavischen und Griechischen, Viz. Vr. 2 (1895) 78— 151. Vgl. den aus-
■Ährlichen Bericht von E. Kurtz, B. Z. 5 (1896) 203—210. — Vgl. auch die S. 203 zitierte
Schrift von Vasiljevskij über Symeon Metaphrastes.
3. Briefe des Symeon Magister und Logothetes stehen in einem Cod. AngeL (Rom),
!er S. 762 des handschriftlichen Katalogs erwähnt ist, aber bei meiner Anwesenheit in
ier Bibliothek nicht gefunden werden konnte.
160. Leon GhrammatikoB {^sav yQaiinaxiTioq)^ Theodosios von Meli-
tene {QeoSoaiog 6 MekiTrjvog), Pseudo-Folydeukes. Mit diesen Namen
verbinden sich drei Kompilationen, die eine gemeinsame Betrachtung er-
362 Byzanimische Litteratnrgesohichte. L Prosaisolie Llttoratar«
heischen. Wäre nur mit einer von ihnen der Name eines Autors über^
liefert, so würde die Litteraturgeschichte einfach von dem Werke dal
Leon bzw. des Theodosios oder Pseudo-Polydeukes und seinen Überarbei-
tungen oder Varianten sprechen. Immerhin ist es aus praktischen 6ründei|j
angenehm, dass wir mm für diese drei Chroniken eine verstSndlicliei
Nomenklatur besitzen. Wie bei Georgios Monachos, so ist auch hier nicbt:
nur zwischen den Redaktionen, sondern auch zwischen den einzehiei
Handschriften zu unterscheiden, wodurch die Erkenntnis der litterar-
historischen Thatsachen noch weiter erschwert wird. Werke dieser Art'
wurden in Byzanz niemals als abgeschlossene Monumente von litterari-
scher Bedeutung angesehen, sondern als praktische Hand- und Hausbücher,
die jeder Besitzer oder Kopist nach Bedürfnis und Geschmack exzerpierte,
erweiterte und umarbeitete. Die litterarhistorischen Begriffe des selb-
ständigen Werkes, der Redaktion und der blossen handschrifi-i
liehen Differenz fliessen hier vielfach ineinander über. So hat z. B. Tafel i
den Leon und den Theodosios für völlig identisch, für „eine und dieselbe
Person** erklärt, >) die nur verschiedene Namen trüge, eine Auffassung,
die aber doch nicht ganz richtig ist.
Die Chronik des Leon Grammatikos, die im Anfang verstümmelt
ist, beginnt mitten im Satze mit Reflexionen über den Sündenfall; darauf
folgt eine Geschichte Adams bis zur Sintflut, eine Geschichte der Juden,
der babylonischen und persischen Könige, Alexanders des Grossen, der '
Ptolemäer bis auf Kleopatra, endlich eine Geschichte der römischen und
byzantinischen Kaiser bis zum Ende des Romanos Lakapenos (948). Am
Schlüsse des Werkes findet sich im Codex Paris. 1711 die Notiz, die G^
schichte der neuen Kaiser sei von dem Grammatiker Leon im Jahre
1013 ergänzt worden: eTsXeioi&rj rj xdv vecov ßaailäcov xitovoyqaq^a^
nXrjQiaO-eTaa naqd Aäovxog yQafifxatixoVj fiijvl 'lovXio^ ^Y^orj^ *ö?^5 ^^^ '
äyiov fxeyaXov fiaQtVQog IlQOxomoVj Mxovg ,^(p^ct\ IvSiXTKovi iviexazj] (Ed.
Bonn. S. 331). Man sieht, dass Leon sich nicht als den Verfasser, sondern
nur als den Redakteur eines älteren Werkes bekennt; dazu stimmt auch
der Ausdruck t(ov väiov ßaaiXäwv; ein Autor, der im Jahre 1013 schrieb,
hätte den Romanos Lakapenos und seine Vorgänger nicht mit diesem
Attribut bezeichnen können. Leon hat den Titel einfach aus seiner
Vorlage herübergenommen. Diese Vorlage ist allem Anscheine nach die
Chronik des Symeon Magistros und Logothetes. Die Verwandtschaft,
die sowohl Leon als Theodosios und Pseudo-Polydeukes mit dem Muralt-
schen Georgios Monachos zeigen, rührt daher, dass der ursprüngliche
Georgios eben aus der Chronik des Logotheten ergänzt und fortgesetzt
worden ist.
Eng verwandt mit Leon Grammatikos ist die unter dem Namen des
Theodosios Melitenos erhaltene Chronik. Auch hier haben wir zuerst
dieselbe Schöpfungsgeschichte, die bei Leon im Anfange verstümmelt und
bei Pseudo-Polydeukes voDständig wiederkehrt, dann die orientalische,
römische und byzantinische Geschichte bis zum Jahre 948. Der Haupt-
') Münchener Gelehrte Anzeigen 1854, 2, 3 Cl. S. 156.
2. GeBGhiohtschreiber und Chronkten. B. Glironisten. (§ 150) 363
iterschied des Theodosios (in seiner jetzigen Überlieferung) von Leon
'.steht darin, dass bei Theodosios die ganze Partie von Cäsar bis auf
iocletian fehlt. Ausserdem fehlen ihm in der Geschichte von Konstantin
» ganze Gruppen charakteristischer Angaben, die Leon zum Teil mit
edrenos gemeinsam hat. Ln grossen und ganzen ist auch Theodosios
chts als eine mit einem selbständigen Namen versehene Überarbeitung
is Logotheten.
Unter dem Namen des Julies Polydeukes (lovXiog UoXvdevxrfi) ist
ne ^IctoQia ifvaixrj betitelte Chronik überliefert. Allein sowohl der Autor-
ime als der Titel sind mit völliger Sicherheit als eine Fälschung des
riechischen Kopisten Andreas Darmarios erwiesen worden, der das
'erk dreimal kopierte. Seine Abschriften (Codd. Monac. gr. 181, Palat.
*. 399, Barbar, gr. I 56) stanunen direkt oder indirekt aus dem noch
haltenen Cod. Ambros. D 34 sup., s. 10, aus welchem Bianconi das Werk
lerst ediert hat. Der ursprüngliche Titel lautete wohl: Eig Tr]v xoaiAo-
mav ix ttjg yeväaewg xai xQovixov €(p€^rjg. Die Chronik dieses Pseudo-
olydeukes bricht jetzt, nachdem die Geschichte der Schöpfung, der Juden,
abylonier, Perser, Alexanders und der Ptolemäer, endlich in inmier aus-
Ihrlicher werdender Darstellung die der römischen Kaiser behandelt ist,
litten in der Regierung des Kaisers Valens (377 n. Chr.) ab; ursprünglich
her hat sie, wie sich aus der Analogie ähnlicher Werke und aus den
enützten Quellen mit grösster Wahrscheinlichkeit schliessen lässt, viel
mtev, jedenfalls tief in die byzantinische Zeit hinein, gereicht. Sie stimmt
Q der vorchristlichen Zeit im grossen und ganzen mit Leon Gram-
natikos und Theodosios Melitenos überein, obwohl auch in diesem
Lbschnitte schon recht erhebliche Abweichungen vorkommen; u. a. unter-
cheidet sie sich von Leon und Theodosios dadurch, dass sie für die pro-
änen Königsreihen der vorchristlichen Zeit das 845 entstandene, von A.
[ai edierte XgovoyQaipeTov cvvrofxov verwertete. Vollständig aber hört die
Übereinstimmung auf mit der Eroberung Ägyptens durch die Römer; von
iesem Zeitpunkte an ist die Quelle des Pseudo-Polydeukes grösstenteils
es Eusebios Kirchengeschichte, teils direkt, teils durch Vermittlung der
Irzählung des Mönches Alexander über die Kreuzauffindung, die voU-
tändig aufgenommen ist; ausserdem benützte der Verfasser den Sozomenos
nd eine Epitome aus der Historia tripertita des Theodoros Anagnostes,
ie auch bei anderen Chronisten wiederkehrt, aber nirgends so ausführ-
ch und reinlich vorliegt wie hier. Enger verwandt mit Leon und Theo-
osios ist die im Cod. Vatic. gr. 163 erhaltene anonyme Chronik, die
lan früher, durch eine ungenaue Notiz B. Hases irregeleitet, für ein
ollständigeres Exemplar des Pseudo-Polydeukes hielt; sie bricht im Vati-
anus, dessen Vorlage am Schlüsse beschädigt war, in der Regierung des
[aisers Romanos 11 (959 — 963) mitten im Satze ab, hat aber wahrschein-
ch nicht weiter gereicht und ist wohl gegen das Ende des 10. Jahr-
underts abgefasst worden. Eine Eigentümlichkeit dieser Chronik ist,
ass sie öfter bei sonstiger Übereinstimmung mit Leon und Theodosios
utomamen zitiert, welche bei jenen fehlen. Auch aus anderen Beobach-
mgen wird ersichtlich, dass der Autor des Vaticanus nicht aus Leon und
364 Byzantinisohe Litteratorgeaohiohte. I. Prosaisehe Litteratnr.
Theodosios schöpfte, sondern selbständig dieselbe Quelle, nämlich die Chroi
des Symeon, verarbeitete wie jene. Eine ihm eigentümliche römiscl
Eönigsgeschichte weist deutlich auf den litterarischen Kreis des Mal)
hin. In der Eaiserzeit geht der Vaticanus zum grössten Teil mit L<
und Theodosios ; aber auch hier fehlt es nicht an erheblichen Abweichung!
Durch Überlieferung grösserer Stücke des Theophanes, die dem Leon und]
Theodosios fehlen, verspricht die Chronik auch für die Textkritik dieseij
Autors wichtig zu werden. Eine erschöpfende Kollation des Codex Vati-
canus 163 mit dem gedruckten Texte des Leon, Theodosios und Pseudo-I
Polydeukes wird noch vermisst. Pseudo-Polydeukes, Theodosios, Leoa
Oranmiatikos und Symeon sind für uns von Wert durch die Erhaltung
wichtiger alter Reste, bes. des Sextus Julius Afiricanus.
1. Ausgaben: Leon Grammatikos. Den SchlussteU (813 — 948) edierte zaent
Combefis in der Pariser Sammlung hinter dem Theophanes 1655. — Wiederholt Venedig
1729. — Dann gab den früheren Teil der Chronik J. A. Gramer, Anecdota Parisina i
(1839) 243—379. — Beide Teile vereinigte I. Bekker im Bonner Corpus als: Leo gram-
maticus, Bonn 1842. Der Text ist hier wenig gefördert und es ist sogar übersehen, daas
Ign. Hardt schon früher eine reiche Variantensammlung zu Leon veröffentlicht hatte (im
Neuen literar. Anzeiger 3. Jahrg. 1. Hälfte, Tübingen 1808 S. 61 — 389); auch die Ausgabe
des Julius Pollux von Ign. Hardt, woraus der Anfang des Leon hätte ergänzt werden
können, ist von Bekker ignoriert. — Ausführliche Rezension der Ausgabe Bekkers von
L. Tafel, Gelehrte Anzeigen derbayer. Akad. 1854, Juli-Dezember, histor. Classe S. 150—183.
— Bekkers Text ist wiederholt bei Migne, Patr. gr. 108, 1037—1164. \
Theodosios von Melitene: Ed. pr. L. Tafel in den Monumenta saecularia, her-
ausgeg. von der k. bayer. Akad. der Wissenschaften IIT. Classe, 1. Teil, Monachii 1859. —
Ein Stück hatte schon Martin Crusius aus demselben Münchener Codex, den Tafel be-
nützte, ediert in: Aethiopicae Heliodori historiae epitome, Francofurti 1584 S. 359—375
(Nuptiae im per. Theophili Const. anno Chr. 830 e chronico ms Oeodociov xov MeXititt^w,
quod a. 1578 Steph. Gerlachius ex iUa urbe l^bingam attuüt).
Pseudo-Polydeukes: Ed. pr. Anonymi scriptoris historia sacra ab orbe oondito ad
Valentinianum et Valentem impp. e veteri codice Graeco descripta J. B. Bianconi etc.
latine vertit et nonnulla annotavit, Bononiae 1779 (aus einem Mailänder Codex ohne weitere
Hilfsmittel und ohne Berücksichtigung der verwandten Autoren). — Nach der Mflnchener
Handschrift edierte das Werk ohne Kenntnis von der Ausgabe des Bologneser Professors
der Bibliothekar Ign. Hardt: ^lovXioif HoXvdevxovs UftoQia <pv<fi,xij. Julii Pollucis historia
physica seu chronicon ab origine mundi usque ad Valentis tempora. Nunc pr. ed. ab
I. H. Monachii et Lipsiae 1792. Hardt verglich den Theodosios Melitenos, Kedrenoe,
Malalas und andere Chronisten zur Feststellung des Textes, that also schon mehr als später
Bekker für seinen Leo Grammaticus. — Julii Pollucis historia physica et chronicon a
J. B. Bianconio e codice Mediolanensi axetpaktf) primum descripta, nunc e codice Bavarico
aucta et emendata op. Ph. Schiasii, Bononiae 1795.
2. Hilfsmittel: E. Patzig, Leo Grammaticus und seine Sippe, B. Z. 3 (1894)
470—497. — Th. Büttner-Wobst, Studia Byzantina, pars I, Progr. Dresden 1890 (bes.
über das Verhältnis des Leon Grammatikos zu Kedrenos). — L. Tafel, De Theodosio
Meliteno, Tubingae 1828. — Birkenmeier, Ueber Julius Pollux und sein Geschichtswerk,
Donaueschinger Gymnasialpr., Rastatt 1861 (völlig wertlose Inhaltsangabe nach der Aus-
gabe von Hardt). — Ueber das xQo^oy9^9^^^^*^ avytofAoy als Quelle des Pollux s. H. Geizer,
Sextus Julius Africanus II 1, 329—345; vgl. ebenda I 57 ff. — Th. Preger, Der Chronist
Julies Polydeukes. Eine Titelfälschung des Andreas Darmarios, B. Z. 1 (1892) 50—54. -
K. Krumbacher, Noch einmal Julies Polydeukes, B. Z. 1 (1892) 342 f. — C. de Boor,
Zur Chronik des Pseudo-Polydeukes, B. Z. 2 (1893) 563-568. Auf die Verschiedenheit
des Vaticanus 163 von Pseudo-Polydeukes hatte C. de Boor schon in «Texte und Unter-
suchungen zur Geschichte der altchristlichen Litteratur*" V (1889) 2 S. 182 Anm. 1 auf-
merksam gemacht. — K. Prächter, Die römische Eaisergeschichte bis auf Diokletian im
Cod. Paris. 1712 und Cod. Vatic. 163, B. Z. 5 (1896). - Hauptschrift: F. Hirsch,
Byzantinische Studien S. 89—115. — Dazu die zu § 149 angeführte Litteratur.
3. Der falsche Kyrillos: In den Zusammenhang der obigen Darlegungen gehört
wahrscheinlich auch eine Chronik, die von irgend einem Taugenichts mit dem glänzenden
Namen des Erzbischofs Eyrillosvon Alexandria geschmückt worden ist. Sie steht
2. Oesohiolttsolireiber und Chronisten. B. Chronisten. (§ 151) 365
in Cod. Matrii 120, s. 16/17, und mit einer lateinischen üebersetzung verseben, in dem
TOD einer spanischen Hand des 17. Jahrhunderts geschriebenen Cod. Matrit. 91. Vgl.
[o. Iriarte, Regiae bibl. Matrit. Codices gr., Madrid 1769 S. 479 f.; 364 ff. Das Werkchen
«icht in diesen Uss von Adam bis anf den Tod des Konstantin Porphyrogennetos
959). Die üeberschrift lautet: Tov iv dyioig nargog fjfxöiy KvqLXXov aq^^'^^i^^onov *AXb'
av^Qslttg ][QoyayQaq>ix6y avvtofxov , ottsq vno diaipoQüjy hrogixcSy cvysXi^ato, Darauf
ilgt als eine Art Motto : Jtixog taf4ßog . Jqofjioy xQoytrXoy i^ 'J&diLi avkkafißdytay. Anfang
er Chronik: '0 (niy ovy 'Adctfi, fABtd j6 dxßXtj^yai tov naQadeiaov * rt^yi-xavia ydg ap/e-
flci 17 YQoyoyQatpia. Schluss: f4oyoxQaTtoy di hrj u, cJc biyai ndyja xQoyoy r^g aviov
aviXuag htj myrfjxoyja xai neyte. Am Schlüsse der Geschichte des Maurikios ist wie
1 anderen Chroniken z. B. bei Kedrenos I 707, 14 ff. ed. Bonn, das berQhmte Grabepigramm
of die Familie des Kaisers eingeschoben. Vgl. § 100 Anm. 5. Eine kurze Stelle Ober
ien Tod des Kaisers Heraklios, die Iriarte S. 366 anführt, stimmt wörtlich mit Leon Gram-
oatikos 155, 6—8 ed. Bonn, und Kedrenos I 752, 18—19 ed. Bonn. Dieselbe Chronik
ewahrt der von Andreas Darmarios geschriebene Cod. August. 243. Mit diesem Werke
st vielleicht identisch die von der Erschaffung der Welt bis auf Konstantin Porphyro-
gennetos reichende Chronik, die der Cod. Vindob. bist. gr. 124 (Nessel) unter dem Namen
les Georgios Pisides und des Mönches Kyrillos enthält Vgl. Fabricius, Bibl.gr.
^. Harl. 7, 472 ff. Dass hier Georgios Pisides in Verbindung mit Kyrillos genannt
rird, steht vielleicht in irgend einem Zusammenhange damit, dass Kyrillos in manchen
Iss als Autor des dem Pisides gehörigen Hexameron erscheint; vgl. § Pisides Anm. 4.
iline definitive Entscheidung der Frage, ob die beiden Werke wirklich identisch sind und
?elcbe Bewandtnis es mit ihnen hat, wäre recht erwünscht, damit endlich einmal der
Chronist Kyrillos, der wohl schon manchen Fachgenossen vexiert hat, aus der Welt
geschafft werde. Vgl. A. Wirth, Chronographische Späne, Frankfurt a. M. 1894 S. 57 ff.
151. Johannes Skylitzes (Iwdwrfi 6 2xidiT^f]g) war ein Mann in an-
sehnlicher Stellung; auf dem Titel seines Werkes wird er als Europalates
and Drungarios der Leibwache bezeichnet; Kedrenos nennt ihn in seiner
V^orrede Protovestiarios und &Q(^xijaiog, womit wohl seine Herkunft aus
dem Thema Thrakesion in Kleinasien bezeichnet werden soll. Seine Zeit
lässt sich ziemlich genau bestimmen. In der Vorrede nennt er sich einen
Zeitgenossen des Michael PseDos (c. 1018 — c. 1079), sein Werk reicht bis
1079 und einige seiner juridischen Schriften sind an Kaiser Alexios Kom-
nenos gerichtet; daraus ergibt sich mit Sicherheit, dass er in der zweiten
Hälfte des 11. Jahrhunderts schrieb und dass er das Jahr 1081 noch
einige Zeit überlebte. Die Chronik des Johannes Skylitzes umfasst
üe Zeit von der Erhebung Michaels I Rangabes bis in die Re-
gierung des Nikephoros Botaneiates d. h. von 811 — 1079. In
nner Wiener Handschrift soll dem Titel zufolge das Werk bis zum Re-
perungsantritt des Alexios Komnenos (1081) reichen. Nach einer bisher
lügemein herrschenden Ansicht hat Skylitzes zwei Redaktionen seiner
Arbeit veranstaltet; in der früheren reichte das Werk angeblich von
Jll— 1057 (bis auf Isaak Komnenos), in der späteren soll er dasselbe bis
1079 (1081) fortgeführt haben. Diese Annahme stützte sich auf die Thatsache,
iass Kedrenos die Chronik des Skylitzes nur bis zum Jahre 1057 in die
»einige aufnahm. Doch genügt das Argument nicht; Kedrenos geht in
meinem Werke überhaupt nur bis zu diesem Jahre; hätte er es weiter-
lihren wollen, so konnte er statt aus Skylitzes aus anderen QueUen schöpfen,
luch der Umstand, dass Theodoros Gazes in seiner Schrift „Über den
Trsprung der Türken** ') bemerkt, Skylitzes schliesse mit Isaak Komnenos,
>eweist zu wenig, denn wahrscheinlich hat auch er nur den Kedrenos vor
«) Ed. von Leon Allatius SvfAfjttxra II 373 ff. Dann bei Migne, Patr. gr. 161, 997-1006,
366
Bysantinisohe Litteratargesohichte. L Prosaische Littsraiiir«
sich gehabt und wurde hiedurch ebenso irre geleitet wie die neueren j'
Forscher. Eine Entscheidung der Frage ist nur von einer genaueren
Untersuchung der Handschriften zu erwarten.*) Das Werk des Skylitzes
ist ähnlich wie die früheren Chroniken eine byzantinische Kai ser-
geschichte, d. h. es ist nach den Regierungen der einzelnen Kaiser
geordnet, deren jede einen besonderen Abschnitt bildet, eine Einteilung,
die bei Kedrenos verwischt ist. Ferner ist sein Werk ebenfalls eine
Fortsetzung des Theophanes, ein deutlicher Beweis des Ansehens,
das diese Chronik in den folgenden Jahrhunderten genoss. Zwar ist die
Angabe des Verfassers, er schliesse an Theophanes an, nicht ganz wört-
lich zu nehmen; denn er beginnt etwa 2 Jahre vor dem Zeitpunkte, mit
welchem Theophanes endete; doch behandelt Skylitzes diese Zeit, nämlich
die Geschichte Michaels I, nur ganz kurz, er gibt sie nur als Einleitung
zum eigentlichen Anfang, der Geschichte Leos V, des Armeniers. Als
Fortsetzung des Theophanes wird Skylitzes schon von Glykas*) ausdrück-
lich bezeichnet.
Litterarhistorisch höchst interessant sind die Bemerkungen, welche
Skylitzes seinem Werke vorausschickt. Sie zeigen, dass selbst bei einem
der trockenen und angeblich völlig stumpfsinnigen byzantinischen Chronisten
ein lebhaftes Interesse für die Geschichte und ein ziemlich klares Bewusst-
sein über Ziel und Zweck seiner Arbeit, über die Benützung von Quellen
und über die Bedürfnisse seiner Zeit vorhanden war. Skylitzes gibt in
seiner Vorrede eine Übersicht der Bücher, aus welchen man sich bisher
über byzantinische Geschichte unterrichten konnte. Für die frühere Zeit
gebe es ein treffliches Handbuch, das von Georgios Synkellos begonnene
und von Theophanes fortgesetzte Geschichtswerk. Leider aber habe nach
diesen kein anderer eine ähnliche Arbeit unternommen. Die vorhandenen
Werke seien teils zu kurz und zu ungründlich, wie das seines Zeitgenossen
Psellos, teils seien es Monographien, wie das Werk des Genesios, des
Leon Diakonos u. s. w. In diesen seien nur einzelne Abschnitte und
auch diese meist parteiisch und tendenziös dargestellt, so dass der Leser
oft in Verwirrung gerate. Daher habe er sich zur Aufgabe gemacht,
mit Benützung sowohl dieser früheren Arbeiten als auch mündlicher, von
älteren Männern ihm zugegangener Berichte ein zusammenfassendes Hand-
buch der Geschichte zu schreiben, in welchem die parteiischen Angaben
weggelassen, die Widersprüche der früheren Berichte ausgeglichen und
eine bequeme, kurze Darstellung der wichtigsten Ereignisse gegeben werde.
Freilich werden die Erwartungen, welche man nach diesen Worten hegt,
nur zum Teil erfüllt; der Wille und das Selbstbewusstsein des Chronisten
waren stärker als seine Kraft und seine Mittel. Wegen der grossen
Wichtigkeit der litterarischen Vorbemerkung des Skylitzes, der in der
ganzen byzantinischen Geschichtslitteratur nichts Gleiches zur Seite steht,
soll hier der Text bis zu der Stelle, wo der Verfasser von seinen eigenen
Grundsätzen zu sprechen beginnt, wörtlich mitgeteilt werden: T^v imTOfirjv
') Vgl. Joh. Seger, Nikephoros Bryen-
nios, München 1888 S. 39. Hier sei noch
notiert, dass das Werk des Skylitzes im C od.
Marc. 605, fol. 1—261, nur his Kedrenos
ed. Bonn. II 573, 18 {eis tovto) reicht
«) Ed. Bonn. S. 457, 17 ff.
2. GeBchiohtBohreiber und Chronist^ii. B. Chronisten. (§ 151) 367
r^g lifTOQtag aQMSxa /netd rovg naXaiovg ingayfiarevaarto TtQWTOv fdv 6
oi'ccxog rBfOQyioq xal (ftyxeXXog XQ'qiiaxiaag Tagatfiov tov äynaTaxov
ccTQiaQxoVj IAB%* ixsTvov d^ 6 ofioloyrjrrjg &€0^dvrjg xal tov 'Ayqov ijyoi;-
^ro$, inustaTixdtSQOv rag tcTOQixdg eTudgafxovTeg ßißXovg xal cwoiptcavteg
oytp für dffeXet xal dn€Qi6Qy((i^ ^livov ovj(l 3h xfjg ovaiag avtrjg i(pan%ofitv(f
ctfv n€nQayfAäv<ov . dXX* 6 fihv reoiqyiog dno xataßoXrjg aQ^afisvog xoa/nov
'g Tovg tvQawovg xcrtäXrj^ey Ma^ifjiiavov ffrjfii xal tov zovtov vtov Ma^ipTvor
Ma^ävtiov Montfaucon) • o rf^ Oeo^dvrjg rd dxeivov täXog olxs(av aQxrjv
Toirjtrdfjisvog xal ttjv iniXoinov cvvts^wv %QovoyQa<p(av xal elg trjv xsXsvxr^v
:ov ßaCiXäwg NixrjifOQOV tov dno yevixwv xaTavTijaag icTtj tou igdfiov . fierd
U TOVTOv ovSsig dXXog inädwxev iavTov r^7 TOiovTfp CTtovidafiaxi . in€%€('
iTjCctv fjUv ydg rirfg, ofov 6 2ix€Xi(0Trjg itidaxaXog xal 6 xad-* r^fxag
jTTaxog Tmv ifiXoa6(f(ov xal vTiägTiftog 6 ^eXXog, xal nqog Tovxoig ixegoi '
iXXd ndgeqyov dipdfievoi tov igyov Ttjg ts dxQißefag ixjienTdxaai, j xd
iXsTaxa xdv xaiQiwxäQfov nagärxeg, xal dvovrjxoi xoig (i€x* avxovg ysyovaaiv^
inaQtv^fjirjifiV fxovov noirjtfdfievoi, xäv ßaaiXäcov xal diSd^avxeg^ xig fiexd xiva
rcüv (fxijnxQwv yäyovsv iyxqaxrjg^ xal nXetov ovSäv , dXXd xal xavxa ovx €(fxo~
laanävmg avyyQaipdficvoi MßXaipav xovg ivxvyxdvovxag^ ovx (o(päXrfiav . 6 ydg
da^vondxrig OeoicoQog^ Nixrjxag 6 Ua^Xayiov^ ^I(ocrjg> reväatog
tal MavovTJX ot Bv^dvxivoi, Nixrj^oQog 6 Stdxovog o ^QV^^ 6 Idtfivog
Aä(ov (d. h. Leon Diakonos), &€(dwQog 6 xrjg 2iir]g yevofievog nQoedQog
xal 6 xovxov dvetpiog xal o^dw^og 6 xijg iv Seßaffxsitf xa^rjytjtfdfievog
iitxXrfliag^ xal o inl xovx(f JrjfiijxQiog 6 xrjg Kv^Cxov xal 6 fiovaxog
'ImdvvTjg 6 AvSog^ otxetav i'xaaxog vno&saiv TiQoaxrjcdfAcvogj 6 fihv Mnaivov
ßaCiXsfog^ 6 Sh tpoyov naxqtdqxov^ ixcQog Sh (ptXov iyxoifjuov, xal iv iaxoqiag
ax>]fi€txi xov iavxov ixatfxog dnonXrjQOvvxeg axonov^ noQQO} xrjg xßv elgr^
fisvüDV dvSQWV nenxiixatsi 3iavo(ag . dnoxdSrjv ydq xd xaxd xovg avxäv XQovovg
avvsrexd-svxa xal fÄixQOV avcod-ev ttfxoQixwg (fvyyQatpdficvoi, xal 6 fihv (fvfi'
Tia&wg o ih dvxmad'wg^ 6 dh xal xaxd x^Q^'^9 aXXog ih xal dg TtQOCexaxaxxOj
xijv iavxov cvv&€ig taxoqiav xal nqog dXXriXovg iv rjj xwv avx&v diprjyrjaci
Sia^CQOfASvoi tXiyyov xal xaQaxrjg «"01)$ dxQoaxdg ifinenXrjxatSiv.
Was die Quellen des Skylitzes betrifft, so hat er für die Geschichte
der byzantinischen Kaiser von der Thronbesteigung Leos V bis zum Sturze
Romanos I vornehmlich die Fortsetzung des Theophanes benützt,
daneben zu Anfang für die Geschichte Leos V und für die Michaels DI
an einigen SteUen Genesios, nachher für die Geschichte der Minderjährig-
keit des Konstantin Porphyrogennetos und der Regierung Romanos I ein-
mal den Leon Diakonos, an anderen Stellen eine uns unbekannte Quelle,
welche einen dem Kaiser feindlichen Parteistandpui^kt verrät. Die Ge-
schichte der Alleinherrschaft des Konstantin Porphyrogennetos und Roma-
nos n ist von der Fortsetzung des Theophanes ganz unabhängig und eben-
falls auf keine bestimmte Quelle zurückzuführen. Für die Zeit von Isaak
Komnenos an benützte er das Werk des Michael Attaleiates. Skylitzes
selbst wurde Quelle für die späteren Chronisten, besonders fürKedrenos,
der ihn fast ganz in sein Werk aufnahm.
1. Ausgaben: Der yollständige Text ist bisher nur in einer jener lateinischen
jebersetzungen gedruckt, wie sie im 16. Jahrb. ohne Rücksicht auf die phUologischen und>
368 Bysantiniaohe LitteratargOBchiolite. L Proaaisehe Litteratnr.
litterarhiBtorischen Bedürfnisse nur zam Zweck historischer Belehrung von den meiste
byzantinischen Historikern veranstaltet worden: Historiarum compendium, qaod . . .
Joanne Curopalate Scillizae (!).... conscriptum et nunc recens a Joanne Baptista Gabti
e Graeco in Latinum conversum, Venetiis 1570. — £ine vollständige Ausgabe des griechii
sehen Textes wurde für überflüssig erachtet, weil der grösste TeU des Werkes fast miver«:]
ändert in der Chronik des Eedrenos wiederkehrt. Die Vorrede des Skylitzes ed. pr^
Montfaucon, Bibliotheca Coisliniana S. 206 ff. und darnach 1. Bekker in seiner Ausgai
des Kedrenos 1 S. 3 ff. — Der letzte Teil des Skylitzes (1057 — 1079), welchen Eedrei
nicht mehr aufgenommen hat, wurde im Pariser Corpus als Anhang des Kedrenos heraus«
gegeben vol. 2 (1647) 807—868. — Damach im Venezianer Abdruck 1729. — Wiederhol
von I. Bekker mit Kedrenos, Bonn 1838—39, vol. 2, 641—744. — Wiederholt bei Mignej
Patr. gr. 122, 368—476. — Eine vollständige kritische Ausgabe des griechischen Textetj
wird von Job. Seger, für die Bibliotheca Teubneriana vorbereitet. Möge sie noch in
diesem Jahrhundert das Licht der Welt erblicken!
2. Hilfsmittel: Fabricius, BibL gr. ed. HarL 7, 722 ff. — Hauptschrift: R.
Hirsch, Byzantinische Studien S. 356 ff. — S. Röckl, Blätter für das bayer. Gymnasial-'
Schulwesen 20 (1884) 277—282. — Zur stofflichen Erläuterung und Kritik: J. B. Bury,
Roman emperors from Basil U to Isaac EomnenoS; The English bist, review 4 (1889) 41'
bis 64; 251—285. — Lothar von Heinemann, Geschichte der Normannen in unter-.
Italien und Sicilien bis zum Aussterben des normanischen EOnigshauses. 1. Bd, Leipzig
1894. — G. Wartenberg, Berichtigung einer Angabe des Skylitzes über Nikephoros
Phokas, B. Z. 4 (1895) 478-480. — Zur Ueberlieferung: L. Mabillis, Zwei Wiener
Hss des Johannes Skylitzes, Diss., Breslau 1890. Vgl. die Besprechung von P. Bezo-
brazov, Journ. Min. 1891, Bd 278, Novemberheft S. 230—236.
3. Beachtenswert ist das schöne, von Skylitzes in seine Geschichte aufgenommene
Grabepigramm auf Nikephoros Phokas von Johannes, Metropoliten von Me-
litene. Ed. Bonn. 2, 378. Auch im Eonimentar zu Leon Diakonos ed. Bonn. S. 453. Das-
selbe ist auch, mit allerlei Varianten, selbständig überliefert, z. B. im Cod. Vat. Regio.
Suec. 166 s. 14-15 foL 212. Vgl. V. Vasiljevskij, Journ. Min, 1876 Bd 184 Märzh.
S. 169. — Im Cod. Vatic. Ottob. 361 s. 15 fol. 168^—169 folgen auf das Werk des
Skylitzes Verse auf Theophano, die Gemahlin des Nikephoros Phokas, Ober die mir
nichts als die Notiz im Eatalog der Codices Ottoboniani (von E. Feron und F. Battaglini).
S. 186 bekannt ist.
4. Wichtige Ergänzungen, besonders für die Geschichte des Basilios Bulgaroktonos,
enthält die in der Hauptsache vor 1015 abgefasste, später aber noch bis zum Jahre 1028
fortgeführte Chronik des arabischen Arztes Jabjä von Antiochia. . Auszüge aas
dem arabischen Original mit russischer Uebersetzung und Kommentar gab V. R. Rosen:
Kaiser Basilios Bulgaroktonos, Auszüge aus der Chronik Jahjäs von Antiochien, Petersburg
1883 {— Zapiski d. k. russ. Akademie d. Wiss., Bd. 44, Beilage Nr. 1) (russ.). — Aus-
führliche Besprechung des Werkes und Vergleich mit den byzantinischen Quellen von
Th. üspenskij, Journ. Min. 1884 Bd. 232 April S. 282-315. VgL V. Jagi6: Archiv
slav. Philol. 7 (1884) 515.
5. Eine zweite Hauptquelle, welche den lückenhaften griechischen Berichten über
Basilios II zu Hilfe kommt, ist der arabische Historiker Al-Mekin, der i. J. 1275 starb
und eine allgemeine Geschichte bis zum Jahre 1260 hint-erliess. Er benützte u. a. das
Werk des alexandrinischen Patriarchen Eutychios, das mit dem Jahre 937 schliesst,
vielleicht auch die syrische Chronik des Ignatios von Melitene. Die zweite Hälfte des
Werkes ist in lateinischer und französischer Uebersetzung vorhanden: Historia Saracenica
arabice olim exarata a Georgio Elmacino et latine reddita opera et studio ThomaeErpenii,
Lugduni Bat. 1625. — Französisch: L'histoire Mahometane du Macine, trad. par Pierre
Vattier, Paris 1657. — Hauptschrift: V. Vasiljevskij, Russisch-byzantinische Frag-
mente. II. Zur Geschichte der Jahre 976-986. Journ. Min. 1876 Bd. 184 Märzheft
S. 117—162.
162. Georgios Eedrenos {Feiagyiog o KedQrjvog), ein nach seinen per-
sönlichen Verhältnissen gänzlich unbekannter Mann, wahrscheinlich Mönch,
verfasste am Ende des 11. oder im Anfang des 12. Jahrhunderts eine
JSivoiptg iCTOQim'y d. h. ebenfalls eine Weltchronik. Auch dieses Werk
beginnt mit der Schöpfung, enthält dann ähnlich wie Georgios Monachos,
Symeon Magistros und Logothetes, Leon Grammatikos u. a. die jüdische
und sonstige orientalische, endlich die römische und byzantinische Geschichte
bis zum Regierungsantritte des Kaisers Isaak Eomnenos 1057
8. Oesohichtaohreiber and Chronisten. B. Chronisten. (§§ 152—153) 369
Chr. Der selbst für einen byzantinischen Chronisten seltene Grad der
Lselbstandigkeit des Verfassers tritt schon in seiner Vorrede deutlich
ciug hervor. Dieselbe ist nämlich in der Hauptsache aus der des Sky-
les abgeschrieben; am Schlüsse bemerkt der Verfasser, dass er aus dem
erke des Protovestiarios Johannes (Skylitzes), aus Georgios Synkellos,
leophanes und einigen anderen Büchern sein Handbuch der Weltgeschichte
sammengestellt habe. Wenn wir seine Arbeit auf die Quellen, die in
r Vorrede nur teilweise mit Namen genannt sind, untersuchen, sehen
r in der That, dass sie nichts ist als eine Kompilation aus anderen uns
nst bekannten Werken. HauptqueDe ist die im Cod. Paris. 1712 er-
Itene Chronik (Pseudo-Symeon; s. § 149), daneben Theophanes,
^orgios Monachos und Symeon. Für chronologische Dinge hält sich
^drenos an Panodoros und dessen Nachtreter Synkellos; daneben
nützt er reichlich die Osterchronik. Vom Jahre 811 an endlich ist
s Werk des Kedrenos nichts anderes als eine wörtliche Wiedergabe
ir Chronik des Skylitzes, wobei nur die originale Einteilung ver-
seht ist und einige Stellen weggelassen sind. Dieser Teil (811 — 1057) hat
r uns also nur so lange einen Wert, als der griechische Text des
:ylitzes nicht in einer eigenen Ausgabe vorliegt.
1. Ausgaben: Ed. pr. Graece et Latine G. Xylander, Basileae 1566 (mit Eom-
»ntar, Index, chronologiscoen Tafeln). — Im Pariser Corpus ed. A. Fabrotus, 2 voll,
iris 1647, mit Kommentar von Goar, lateinischer Uebersetzung und Glossar. — Abdruck
medig 1729. — Im Bonner Corpus ed. I. Bekker, 2 voll. Bonnae 1838—1839, mit den
»gaben der Pariser Ausgabe ; der Text wurde hier ausnahmsweise etwas gefördert, indem
ikker für den aus Skylitzes stammenden Abschnitt eine von Brunet de Presle gefertigte
Dilation des das Original werk des Skylitzes enthaltenden cod. Coislinianus 136 benützte,
igegen muss vor vertrauensvoller Hingabe an den hier ganz besonders lückenhaften
dex ausdrücklich gewarnt werden. — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 121—122, 1—368.
2. Hilfsmittel: Leo Allatius, Diatribe de Georgiis, wiederholt bei Fabricius,
bl. gr. ed. Bari. 12, 32 ff.; s. auch 7, 464 f. — J. Voss, De historicis Graecis in der
iQbearbeitung von Westermann S. 351 f. — Dändliker und Müller, Untersuch, zur
ttleren Geschichte, herausgegeben von M. Büdinger 1 (1871)268-289. — F. Hirsch,
rzantin. Studien 375 f. — Die im cod. Paris. 1712 erhaltene Chronik ist als eine Haupt-
elle des Kedrenos nachgewiesen von H. Geiz er, Sextus Julius Africanus II 1 (18o5)
7— 384. — Ueber das von der Pariser Nationalbibliothek neuerdings erworbene Fragment
ler Handschrift des Kedrenos s. L. Deslisle, Comptes-rendus de l'academie des inscrip-
»ns et helles lettres IV. s^rie 9 (1882) 167 ff. — Th. Büttner-Wobst, Studia Byzantina,
Dgr. Dresden 1890, untersucht das Verhältnis des Kedrenos zu Leon Grammatikos für
B Kaiserzeit bis auf Diocietian. — Zum Texte: Sp. P. Lambros, B. Z. 1 (1892) 187.
Ein Fragment der Adamapokalypse über die Namen der Tag- und Nachtstunden, das
ich bei Kedrenos in einer abweichenden, aber mit der syrischen und arabischen Version
immenden Fassung vorkommt, ed. aus cod. Paris. 2419 Montague Rhodos James,
[>ocrypha anecdota (= Texts and Studies edited. by J. Armitage Robinson vol. II Nr. 3)
imbridge, University Press 1893 S. 138—145. — C. de Boor, Römische Kaisergeschichte
byzantinischer Fassung. II. B. Z. 2 (1893) 1—21. — Dazu die zu §§ 149—150 ange-
hrte Litteratttr. Ueber die Quellen der Troica bei Kedrenos vgl. bes. die Litteratur-
gaben S. 332.
3. Ein Auszug aus Kedrenos vom Anfang der christlichen Zeitrechnung bis auf
aiser Heraklios steht im Cod. Marc. II 151 fol. 22—231. Eine Probe ed. I. Bekker,
t)h. Berl. Ak. 1841 S. 63 f. — Ein Fragment des Kedrenos (von 374- 641) enthält der
s Cod. British Mus., Addit. Ms 26112 s. 12.
153. Johannes Xiphilinos (^Iwdwvfi 6 Si(fdTvog). Das vor allem
irch die umfassende Thätigkeit des Konstantin Porphyrogennetos und
iner Redaktoren wachgerufene Interesse an historischen Studien und an
T älteren Litteratur überhaupt blieb nicht ohne nachhaltige Folgen. Im
Bandirach der klaie. AltertnmswlneDechaft IZ. 1. Abtlg. 2. Aufl. 24
370 Bysantiniiohe litteratiirgMchiohte. L Prosaiflohe Litteratar.
folgenden Jahrhundert wie noch mehr in der Komnenenzeit treffen wirj
allenthalben Spuren einer auf die Bewahrung der alten Litteratur g^
richteten Betriebsamkeit. Zu den Autoren, welche damals neu bearbeitet
und wenigstens in umfangreichen Exzerpten der Nachwelt erhalten wurden, ;
gehört Dio Gassius. Zwei Byzantiner, dereine aus dem Ende des elften,
der zweite aus dem Anfang des zwölften Jahrhunderts, haben, nachdem
schon die konstantinischen Exzerptoren den Dio Gassius verwertet hatten, '
das Werk dieses Geschichtschreibers zur Grundlage ihrer historischea
Schrifstellerei gemacht; der erste, indem er aus den ihm zugänglichen
Büchern des Dio einen für die Bedürfnisse der Zeit berechneten, höchst
umfangreichen Auszug veranstaltete, der zweite, indem er einen anderen
Teil des offenbar schon sehr selten gewordenen Werkes in den Rahmen
einer grossen Weltchronik verwob. Der erste dieser beiden Geistes-
verwandten ist Xiphilinos, der zweite Zonaras; beide Namen sind hie-
durch mit der Geschichte der antiken Historiographie aufs innigste ver-
knüpft. Johannes Xiphilinos aus Trapezunt, ein Neffe des gleich*
namigen Patriarchen, lebte in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts ab
Mönch in Konstantinopel. Auf Veranlassung des Kaisers Michael Para«
pinakes (1071 — 1078) veranlasste es einen Auszug {ixXoycU) der römischen
Geschichte des Dio Gassius. Leider umfasst derselbe nur Buch 36 — 80,.
weil in dem von Xiphilinos benützten Exemplare des Dio die füheren
Bücher fehlten; auch sonst war sein Exemplar lückenhaft, ein sprechender
Beweis dafür, dass es in der That höchste Zeit war, diesen alten Autor,
so weit es noch möglich war, zu retten. Übrigens spricht manches fOr
die Annahme, dass Xiphilinos nicht den ursprünglichen Dio benützte, son-
dern nur einen Auszug desselben wiedergab. Durch Xiphilinos werden
also die sonst ganz verlorenen letzten Bücher des Dio (etwa die zwei
letzten Dekaden) ersetzt und die früheren vielfach ergänzt und berichtigt
Eine Zusammenstellung aller älteren Ausgaben und üebersetasungen gibt Samuel
R ei mar US in seiner Ausgabe des Dio Gassius (2 voll. Hamburg 1750—1752) vol. 2, 1548.
— Wiederholt ist Xiphilinos in den neueren ausgaben des Dio Gassius von Bekker, Din-
T. Melber, Leipa
H. Haupt, Ueber die Herkunft aer dem Dio Gassius beigelegten Pianudeischen Exzerpte,
dorf, zuletzt von J. Melber, Leipzig, Bibl. Teubner, bis jetzt 2 Bände, 1890 — 1894. —
Hermes 14 (1879) 54. — J. Mai sei, Observationes in Gassium Dionem, Diss., Berlin lo88
S. 17. — Ueber einen interessanten Zusatz des Xiphilinos zu Dio vgl. A. Harnack,
Sitzungsber. Berl. Ak. 1894 S. 844. — Vgl. Ghrist, Geschichte der griech. Litteratar '
§ 440. — G. Wachsmuth, Einleitung in das Studium der alten Geschichte, Leipsig
1895 S. 598.
154. Johannes Zonaras (Icoäwrjg 6 Ztovagag), bekeidete wie Sky-
litzes hohe Stellen im Staatsdienste. Er war Befehlshaber der Leibgarde
und Vorsteher der kaiserlichen Kanzlei {fi^yceg dQovyyaQiog t^^ ßtyi'Tjg xai
nQwraarjxQrjug); später zog er sich als Mönch auf Hagia Glykeria, eine
der Prinzeninseln, zurück und verfasste in dieser Abgeschiedenheit, nach
seiner eigenen Versicherung nur der dringenden Aufforderung einiger
Freunde folgend, sein Handbuch der Geschichte {'EnitofAfj ItrtoQiäv).
Die Abfassungszeit lässt sich nur annähernd bestimmen. Eine Früh-
grenze bildet das Jahr 1118; denn einmal schliesst das Werk mit diesem
Jahre, und dann bemerkt Zonaras am Schlüsse (IV 260 ed. Dindorf) aos-
drücklich, er habe es nicht für nützlich und geraten gehalten, die noch
2. OMohiohtaohreiber und Chroniaien. B. Chronisten. (§ 154) 371
fehlende Zeit zu berichtigen: ^Evravd-ä fxoi ro negag rJTO) Ttjg (Svyyqafpi^g
woi o dQOfiog aiTjtfo %TJg tatoqiag^ og [xoi nqog fiaxgov ixfiefiijxiatai * dovvai,
yaQ yQ^9>y xai %d Xslnovxa ov fim XvciteX^g ov3' evxaiQOV xäxQiTm,
Spätestens muss die YoUendung des Werkes in den ersten zwei Jahr-
zehnten der Regierung des Manuel Eomnenos (1143 — 1180) erfolgt sein,
weil dasselbe schon von Glykas, der unter diesem Kaiser seine Chronik
schrieb, zitiert und benützt wird. Damach bestimmt sich auch die Lebens-
zeit des Verfassers; sie erstreckt sich vom Ausgange des 11. bis
etwa in die Mitte des 12. Jahrhunderts. Das Werk des Zonaras,
von Du Gange in 18 Bücher eingeteilt, ist eine Weltchronik; sie beginnt
mit der Schöpfung und endigt mit der Thronbesteigung des Johannes
Komnenos 1118. Doch nimmt sie unter den übrigen byzantinischen
Weltchroniken eine hervorragende Stellung ein; sie ist ausführlicher und
durch reichste Verwertung jetzt verlorener Quellen ausgezeichnet. Wir
haben es hier nicht mit einem jener mageren, wundersüchtigen Geschichts-
kompendien zu thun, wie sie seit Malalas die historische Litteratur der
Byzantiner begleiten, sondern mit einem Handbuch der Weltgeschichte,
das offenbar auf höhere Bedürfnisse berechnet ist. Während andere
Chronisten sich auf die früheren byzantinischen Sammelwerke, besonders
auf Malalas, Johannes von Antiochia, Theophanes und Georgios Monachos,
beschränkten, hat Zonaras wiederum auf einige umfangreichere alte Ge-
schichtswerke zurückgegriffen und aus ihnen neues Material gewonnen.
Wie er stofflich reichhaltiger ist als die meisten übrigen Chronisten,
80 unterscheidet er sich von ihnen auch durch seine Form. Während
die Chronisten ihre Quellen häufig fast wörtlich wiedergeben, zeigt Zonaras
eine gewisse Selbständigkeit; er drückt meistens den Inhalt seiner Vorlage
kürzer und wenigstens zimi Teil in anderen Worten aus. Trotz dieser
relativen Vorzüge bleibt das Werk eine Mönchsarbeit. Das verrät sich
schon sehr bezeichnend in der Vorrede; nach den Grundsätzen, die Zonaras
hier entwickelt, wäre alle profanwissenschaftliche Arbeit für geschäftigen
Müssiggang zu halten; daher wälzt er förmlich und ausdrücklich die Schuld
an seiner Arbeit auf seine Freunde. Von ihnen erhielt er auch, wenn
wir ihm glauben dürfen, genaue Lehren über die Grundsätze der Geschicht-
schreibung, die im wesentlichen auf die Forderung einer kurzen, aber doch
reichhaltigen Zusammenstellung hinauslaufen. Über die Hilfsmittel seiner
Arbeit bemerkt Zonaras, in einem von aller Welt abgeschiedenen Winkel
sehe er sich auf wenige Werke beschränkt (Vol. I S. 5. ed. Dind.) ; manche
Bücher habe er trotz aller Bemühungen nicht erhalten können, sei es,
dass sie überhaupt verloren gegangen seien, sei es, dass die Freunde, die
ihm dieselben verschaffen sollten, sich nicht ernstlich genug bemüht hätten ;
er selbst aber weile ferne von Konstantinopel auf einer kleinen Insel
{rtoQQto Tov atfteoog iv vrjtndiip ivSiaiToifievog Vol. 11 S. 339 ed. Dind.). Be-
achtenswert ist, dass er unter anderem kein vollständiges Exemplar des
Dio Cassius hatte.
Der Hauptwert des Zonaras beruht in der Erhaltung guter Quellen.
Wenn er auch dieselben in formaler Beziehung ziemlich selbständig
verarbeitet, so gilt das nicht vom Inhalte; das Thatsächliche lässt er so
24*
372
Byzaniiniaehe Litteratargesohlohte. L Prosaisohe litterainr«
\
gut wie unangetastet. Eine ausscheidende Prüfung der Überliefe]
lag ihm fern; er bemerkt hierüber selbst in der Vorrede, die Beri<
der verschiedenen Autoren wichen oft von einander ab, und er hätte gl
Abhandlungen schreiben müssen, wenn er die Widersprüche alle
gleichen und ihre Gründe hätte untersuchen wollen; darauf habe er
ziehten müssen. Die Angaben, welche Zonaras selbst über seine Qui
macht, sind ungenügend; zwar nennt er in der Vorrede die hl. Schrift,
Antiquitäten des Joseph und zitiert auch im Werke selbst seine Autoi
häufig namentlich, doch geschieht das selbstverständlich ohne ein bestünml
System, so dass wir sehr im Unklaren blieben, wenn nicht einige neiu
Untersuchungen das Dunkel aufgehellt hätten. Für die ersten 12 Bücl
(Schöpfung bis auf Konstantin den Grossen) verwertete Zonaras abw<
selnd je nach dem Stoffe: das alte Testament, in hervorragendem
den jüdischen Krieg und eine Epitome der jüdischen Altertümer
Joseph, die Chronik des Eusebios, den Kirchenhistoriker Theodoretoi
in ausgedehnter Weise Xenophon, von dem er die ganze Kyrupädie H
einem kurzen Auszuge mitteilt, und ebenso reichlich Plutarch, endlidl
noch Herodot und Arrian. Für die römische Geschichte von AeneH
bis auf die Zerstörung von Karthago und Korinth hat Zonaras nur zw4
Hauptquellen, nämlich für den Faden der fortlaufenden Erzählung da
Dio Cassius und daneben zur Ergänzung des biographischen Details dk
Lebensbeschreibungen des Plutarch. ') Auf dieser Partie beruht dk
Hauptbedeutung des Zonaras; denn hier hat er uns die im übrigen hk
auf einzelne Fragmente verlorenen etwa 21 ersten Bücher des Die
Cassius, also ungefähr ein Viertel des ganzen Werkes, erhalten. IGI
Xiphilinos, dessen Exzerpte uns die verlorenen Schlussbücher des Dio teil-
weise ersetzen, ist demnach Zonaras das Haupthilfsmittel für die Wiede^
herstellung dieses Autors, von welchem uns nur die mittleren Partien
etwa B. 37 — 54, selbständig und annähernd vollständig überliefert sind
Für die Zeit nach der Zerstörung Karthagos, für welche dem Zonaras Die
Cassius fehlte, half er sich durch Auszüge aus Plutarchs Lebensbeschrei«
bungen des Pompejus und Cäsar. Dann aber erscheint abermals Die
Cassius als HauptqueUe, von welchem ihm nach der erwähnten etwa mil
Buch 21 beginnenden Lücke Buch 44—80 teils noch im Original teilf
wenigstens im Auszug des Xiphilinos zu Gebote standen. Dass er etwi
von Buch 11, 21 an nicht mehr den vollständigen Dio, sondern die Epitome
des Xiphilinos als Quelle benützt hat und denmach für die Epoche
von Trajan (oder Nerva) bis Alexander Severus für den Historiker fasi
wertlos ist, hat Boissevain erwiesen. Für die christlichen Dinge hat Zo-
naras die Kirchengeschichte des Eusebios herangezogen, aus welcher ei
eine Art kirchlicher Statistik mit besonderer Rücksicht auf die Bischofs-
listen gibt. Für die Zeit von Alexander Severus bis auf Konstantin dei
Grossen endlich benützte er für die politische Geschichte den Petro«
*) H. Nissen, Krit. Untersuchungen
fiber die Quellen der 4. und 5. Dekade des
Livius, Berlin 1863 S. 308, wollte die lieber-
Einstimmung des Zonaras mit Plutarch aus
einer subsidiären Verwendung des letztere]
durch Dio Cassius selbst ableiten. Vgl. da
gegen H. Haupt, Hermes 14, 440 ff.
2. Oesohiohtaohreiber and Chronisten. B. Chronisten. (§ 154). 373
!Vatrikios, für die Kirchengeschichte denEusebios oder eine aus dem-
selben abgeleitete Quelle. An eine Benützung des Polybios und Appian
Ist nicht zu denken; denn obgleich Zonaras sie zitiert, so sind dies einer-
Beits nur Scheinzitate und andererseits nennt er dieselben auch nicht ein-
mal in unserem Abschnitt (7.-9. Buch), wodurch allenfalls die Vermutung
h&tt« ein grösseres Gewicht bekommen können. Der Anfang des 13. Buches
(322 — 450 n. Chr.) scheint aus einer unbekannten, uns verlorenen Quelle
so stammen. Für die folgende Zeit ist die Hauptquelle die Chronik des
Theophanes. Von Leo I bis auf Justin 11 (457—565) benützte er da-
neben eine andere uns nicht erhaltene und nicht bekannte, aber sicher
vortreffliche Quelle, durch deren Erhaltung Zonaras auch in dieser Partie
von grossem Werte ist. Dieser unbekannte zweite Gewährsmann ist
auch von Eedrenos verwertet und stützte sich auf gute ältere Quellen wie
Candidus und Malchos. Ausser Theophanes benützte Zonaras auch den
Prokop, den Nikephoros Patriarches, den Georgios Monachos in
einer vollständigen Redaktion, den Eedrenos und den Magister und Lo-
gotheten Symeon, zuweilen auch kirchliche Schriften, endlich die Fort-
setzung des Georgios und die des Theophanes (Biographie des
Basilios). Über die Quellen des letzten Teiles d. h. für die Zeit von
965 — 1118 haben wir noch keine Untersuchung; doch ist er hier jedenfalls
vornehmlich von Skylitzes und von Psellos abhängig. In wie weit nun
die genannten Quellen wirklich aus erster Hand benützt sind, ist nicht
völlig ausgemacht. Jedenfalls aber hat Zonaras ausser den Originalwerken
auch spätere Kompilationen zu Rate gezogen. Eine derartige Nebenquelle
für die römische Kaisergeschichte ist erst neuerdings erkannt worden:
Eine Chronik, in welcher mehrere ältere Werke schon zusanmiengearbeitet
waren, hat in gleicher Weise dem Zonaras wie dem Verfasser der
Synopsis Sathas (s. § 159) als Vorlage gedient.
Der Fülle historischen Stoffes, welchen Zonaras in ein Kompendium
zusammenbrachte, verdankt er seine grosse Beliebtheit, von welcher die
zahlreichen Handschriften Zeugnis ablegen. Spätere Chronisten wie
Hanasses, Glykas, Ephräm haben ihn reichlich ausgeschrieben. In der
Blütezeit der serbisch-slovenischen Übersetzungsthätigkeit wurde er ins
Serbische, später auch in andere slavische Sprachen übertragen und von
russischen Chronisten kompiliert. Auch in der Epoche des Wieder-
* auflebe ns der Altertumsstudien fand Zonaras alsbald zahlreiche Lieb-
haber und wurde in lateinischen, französischen und italienischen Über-
setzungen verbreitet. Erst viel später wandte sich dem Autor die wissen-
schaftliche Forschung zu, die vor allem darauf ausging, die hier in buntem
Mosaik aneinander gefügten Stücke alter Autoren auszuscheiden und zu
benennen. Die Darstellung des Zonaras ist besser als die der vorher-
gehenden Chronisten, besonders des Theophanes. Zwar ist sein Stil nicht
einheitlich. Wie er selbst in der Vorrede sagt, hat er seine Sprache den
jeweiligen Quellen angepasst, womit er wahrscheinlich eigentlich nur an-
deuten will, dass er sich ohne Bedenken durch die Vorlagen auch sprach-
lich beeinflussen Hess. Auf diese Weise wird seine Form gewissermassen
zu einem Kompromiss zwischen den verschieden sprechenden Quellen; in-
374 BysaniinisGhe Litteratnrgesohiohte. I. Prosaisohe Litteratnr.
dem er eine gar zu hohe Diktion temperiert, eine gar zu gemeine, wie die^
von Vulgarismen strotzende des Theophanes, reinigt, gewinnt er einen
ziendich fliessenden, durch nichts AuffaUendes gestörten, in selbständigen
Teilen kirchlich gefärbten Vortrag.
Unter dem Namen des Zonaras gehen auch kirchliche Schriften.
Wenn wir auch keine positiven Zeugnisse für die Identität dieses Zonarai
mit dem Chronisten besitzen, so spricht doch auch nichts dagegen. Vielmehr
macht der Umstand, dass der Chronist Zonaras zuletzt Mönch geworden ist,
es sehr wahrscheinlich, dass wir in ihm auch den Verfasser jener kirch-
lichen Schriften zu sehen haben. Es sind Kommentare zu den Kirchen-
vätern, zu den Synoden und zum Kirchenrecht, Heiligenbiographieo
u. s. w. Wichtiger sind ein Hymnus des Zonaras und eine exegetische
Schrift zu den Gedichten des Gregor von Nazianz, sowie sein fOr die
byzantinische Kirchenpoesie wichtiger Traktat über die Namen xanat^
elqiioqj TQonctQiov, (p6i], den er seiner Erklärung der Kav6v€g avatrrdaifi»
des Oktoechos vorausgeschickt hat. Dagegen gehört das Lexikon,
welches unter dem Namen des Zonaras überliefert und ediert ist, wahr-
scheinlich einem gewissen Antonios Monachos; es ist eine kurz ge-
haltene Kompilation, in welcher ein durch etymologische Glossen erweiterter
Kyrill den Kern zu bilden scheint.
1. Chronik: A. Ausgaben: Ed. pr. Joannis Zonarae Monachi eto. in tres tomos
distinctum etc. labore Hieronymi Wolfii Graece ac Latine, Basileae 1557 (mit kleinem
Kommentar, Index und lateinischer Uebersetzung). — Im Pariser Corpus ed. C. DucangiuB,
2 voll., Paris 1686 — 87. — Wiederholt Venedig 1729. — Im ßonner Corpus: Ex recensione
Mauricii Pinderi, 2 voll., Bonnae 1841—1844; nur die ersten 12 Bücher mit den Vor-
reden von Wolf und Du Cange; der Abschluss dieser Ausgabe wird vorbereitet von Th.
Bttttner-Wobst. — VoUsttodig ed. von L. Dindorf, Lipsiae, Bibliotheca Teubneriana,
6 voll., 1868 — 1875; mit einer neuen EoUation eines Monacensis und Parisinus sowie den
Beigaben der Pariser Ausgabe und einem Sachindex. — Die Ausgaben, auch die von
Pinder und Dindorf, beruhen auf ungenügender Grundlage; Büttner- Wobst hat für den von
ihm vorbereiteten Schlussband der Bonner Ausgabe ein reichliches Hssmaterial beigezogen
(vgl. seine unten verzeichnete Abhandlung); es müsste aber das ganze Werk auf Grund
einer kritischen Sichtung und vollständigen Verwertung aller bekannten Hss neu heraus-
gegeben werden. — Gesamtausgabe: Migne, Patr. gr. 134 und 135, 1 — 438; 137 die
kanonischen Schriften des Zonaras; vgl. 119, 1011.
B. Uebersetzungen: Lateinisch: Corous Universae historiae, praesertim byzan-
tinae: J. Zonarae Annales, Nie. Acominati, Nie. Gregorae, Laonici Chalcocondylae, Lutetiae
1567, apud Guil. Chaudiere. — Wohl nur ein Nachdruck ist das: Corpus historiae Byzan-
tinae etc. Joannes Zonaras, Nicetas Acominatus, Nie. Gregoras, Laonious Chalcondyles,
Francofurti ad Moenum a. 1568 (und öfter). — Italienisch: Historia di Giovanni Zonara,
primo consigliere et capitano della guardia imperiale etc. onde si apprende vera notitia
delle cose piu memorabili auuenute in spatio di 6626 anni. Nuovamente tradotta dal Greco
per Marco Emilio Fiorentino, In Vinegia 1560. — Französisch: Chroniques ou
annales de Jean Zonaras, iadis et quatre cens ans v ha, grand drungaire du guet et premier
secretaire de Constantinople etc. traduites par J. Milletde S. Amour au conto de Bour-
gongne, A Lyon 1560. — Nachdruck unter dem Titel: Les histoires et chroniques du
monde de Jean Zonaras etc. tr. par J. Milles (sehr. Millet!) de S. Amour, A Paris 1583;
die Vorrede an die Königin ist gezeichnet von Jean de Maumont. — Histoire Romaine
^crite par Xiphiline, par Zonare, et par Zosime, traduite sur les originaux Grecs, par Mon-
sieur Cousin, President en la cour des monnoyes, A Paris 1678, gibt nur die zur Ergän-
zung des Xiphilinos und Zosimos dienenden Stücke. — Neugriechisch: Eine ueber-
setzung eig rrjy anXrjy xal neCfji^ tcJ^^ rguixcHy verfasste, wie es scheint, nach der Ausgabe
von H. Wolf, Manuel Chartophylax aus Eydonia in Kretit. Sie steht im Cod. Barb. II
49—50. — Ueber die slavischen Uebertragungen s. V. Jagid, Archiv slav. PhiloL 2
(1877) 14 ff.
C. Hilfsmittel: Pabricius, BibL gr. ed. HarL 7,465-468 und 11,222—228. —
Godofr. Klaiber, Observationes ad Zonarae bellum Punioum seoundum, Stuttgartiae 1825
S. OMohiohtsohreiber und Chronisten. B. Chronisten. (§ 154) 375
(wertlosee Gerade Aber die ans Dion stammenden Nachrichten des Zonaras über den 2.
panischen Krieg). — Wilh. Ad. Schmidt, Ueber die Quellen des Zonaras, zuerst in
bmmennanns ^itschriffc fftr die Altertnmswissenschaft 1839 S. 288—285; dann wiederholt
in Dindorfs Ausgabe des Zonaras vol. VI (untersucht in grundlegender Weise die ersten
12 B&eher d. h. die Zeit von der Schöpfung bis auf 328). — £. Zander, Quibus e fontibus
Joannes Zonaras hauserit annales suos Romanos, Progr. Ratzeburg 1849 (ohne Kenntnis der
Arbeit von A. Schmidt und ohne selbstAndige Förderung). — J. A. Wvnne, Quaeritor
onde argumentum libri octavi Zonarae annalium petitum sit Groning. I06O. — Das Vor-
hfiltois des Zonaras zu Plutarch beleuchtet die gute, auch manches zur byzantinischen Grftzität
enthaltende Abhandlung von Th. Döhner. Analectorum ßyzantinorum specimen primum
(=: Quaestionum Plutarchearum particula quarta), Gymnasialprogr., Meissen 1863. — Ferd.
Hirsch, Byzantin. Studien S. 377—391 (untersucht die Quellen fQrdie Zeit von 818—965). —
B. Haupt, Neue Beiträge zu den Fragmenten des Dio Cassius, Hermes 14 (1879) 430—446.
.- Paulas Sauerbrei, De fontibus Zonarae quaestiones selectae in den Commentat. philol.
Jenenses vol. 1 (18dl) 1—81 (betrifft die Zeit von 450—811). Vgl. die Besprechung von
H. Haupt, Philol. Anzeiger 12 (1882) 88—92. — Ueber das Verhältnis des Z. zu Eunapios
8. L. Jeep, Jahns Jahrb. Supplementb. 14 (1885) 64 ff. — S. Röokl, Blätter f&r das
bayerische Gymnasialschulwesen 21 (1885) 4—19. — Ueber die Benützung der Epitome
der Altertümer des Joseph s. B. Niese in seiner Ausgabe des Joseph 1 (Berlin 1887)
8. XVIII; XXIII ff. Die Epitome selbst ed. B. Niese in Marburger Universitätsprogrammen,
bis jetzt 8 Teile, Marburg 1887—1895. — G. Sotiriadis, Zur Kritik des Johannes von
Antiochia (s. $ 141) S. 86 f. — Ueber das Verhältnis zu Dio Cassius vgl. J. Melber,
Beiträge zur Neuordnung der Fragmente des Dio Cassius, Sitzungsber. d. bayer. Akad. d.
Wissensch., philos.-philol. und bist Cl. 1889 S. 93—118. — J. Melber, Zu Zonaras, Blätter
fOr das bayer. Gymnasialschulwesen 27 (1891) 17 f. — Ein Beispiel für die Benützung des
Skylitxes durch Zonaras bei M. Bonnet, Narratio de Miraculo a Michaele archangelo
Chonis patrato, Paris 1890 S. XXXV. — Th. Büttner-Wobst, Studia Byzantina, pars I,
Progr. Dresden 1890 (Verhältnis zu Leon Grammatikos und Kedrenos). — Th. Bfittner-
Wobst, Die Abhängigkeit des Geschichtschreibers Zonaras von den erhaltenen Quellen,
Commentationes Fleckeisenianae, Leipzig, Teubner 1890 S. 128—170. — Gegen diese Abb.
richtet sich U. Ph. Boissevain, Zonaras' QueUe für die römische Kaisergeschichte von Nerva
bis Severus Alexander, Hermes 26 (1891) 440—452. — Th. Büttner-Wobst, Der Tod des
Kaisers Julian, Pbilologus 51 (1892) 561—580 (führt des Zonaras Bericht über dieses Er-
eignis auf den Anonymus post Dionem d. h. Petros Patrikios zurück). — Vgl. auch Gnst.
Reinhard, Der Perserkrieg des Kaisers Julian, Progr., Dessau, L. Reiter 1892. — C. de
Boor, Römische Kaisergeschichte in byzantinischer Fassung. L B. Z. 1 (1892) 21—81. —
Max He ine mann, Quaestiones Zonareae. Particula L Leipziger Diss., Dresden 1895 (wenig
Neues). — E. Patzig, Ueber einige Quellen des Zonaras, B. Z. 5 (1896) 24—58. — C. Wachs-
mnth, Einleitung in das Studium der alten Geschichte, Leipzig 1895 S. 122—125; 597 f.
Dazu manche zerstreute Bemerkungen in der zu den vorhergehenden Paragraphen ange-
fahrten Litteratur.
D. Ueberlieferung: Bis jetzt sind 44 Hss bekannt, von denen 17 das ganze
Werk, die übrigen meist grössere Abschnitte wie die Bücher 1—9, 1—12, 10—18 (also
mit der römischen Kaisergeschichte beginnend), 12, 31 - 18 (also mit Diokletian beginnend),
13—18 (mit Konstantin beginnend), zum Teil auch kleinere Stücke überliefern. Dazu
kommen noch 9 unbedeutende Exzerptenhss. In einer einzigen Hs, dem Cod. Mntin. HI.
D. 8, 8. 14, sind dem Texte Miniaturbilder der Kaiser heigegeben. Genaueres über
den Inhalt, das Verhältnis und den Wert der Hss in folgenden Arbeiten: Th. Büttner-
Wobst, Studien zur Textgeschichte des Zonaras, B. Z. 1 (1892) 202—244; 594—597 (be-
richtet auch über die ersten Ausgaben). — U. Ph. Boissevain, Zur handschriftlichen
Ueberlieferung des Zonaras, B. Z. 4 (1895) 250—271. — K. Krumbacher> Zur Ueber-
heferung des Zonaras, B. Z. 4 (1895) 513.
2. Kirchliche Schriften: Ed. Migne s. oben; dortselbst auch t 187, 27 ff. über
die früheren Ausgaben. — Vgl. W. Christ, Ueber die Bedeutung von Hirmos, Troparion
und Kanon in der griechischen Poesie des Mittelalters erlftutert an der Hand einer Schrift
das Zonaras, Sitzungsber. bayer. Akad. 1870, II 75—108. — Em. Dronke, De Niceta
Davide et Zonara, interpretibus carminum Gregorii Nazianzeni etc. Confluentibus 1889 (mir
nnzugSnglich) und: S. Gregorii Nazianzeni carmina selecta etc. cura E. Dronke, Gottingae
1840 S. IX f. — Vgl. S. 135 Anm. 6 und 139 Anm. 4.
3. Lexikon: Johannis Zonarae Lexicon etc. nunc primum edidit Henr. Tittmann,
2 volL, lipsiae 1808. — Vgl. Zonarae glossae sacrae N. T. iUustratae a F. W. Sturz,
.3 Progamme Grimae 1818—1820 (mir unzugänglich). — 0. Hoijer, De glossariis graecis,
Upsals 1821 (mir nur aus der Erwähnung bei Ch. Graux, Archives des missions sdenti-
iiques IH. s., t 15 (1889) 385 bekannt). — Ueber Antonios Monachos s. Herodotos rec.
376
Bysantinisohe Litteratorgeachiohte. I. Proaaisohe litteratnr.
H. Stein (ed. maior) 1 (Berlin 1869) Praefatio S. 75. Wahrscheinlich ist dieser Antonioi
Monachos identisch mit Antonios, dem Autor des bekannten Florilegiums. Vgl. C. Wachs-
math, Studien zu den griechischen Florilegien, Berlin 1882 S. 109 f. Dazu die Litteratnr
zum Kapitel , Wörterbücher".
4. Ein gewisser Eonstantinos verfasste ein Epigramm auf Johannes Zonaras,
worin er denselben als Chronisten feiert. Die ersten Verse lauten: Xdgis fMcxgd cot xm»
f4axQioy noytay /a^**', || 'itaayyij, xo ^avfjia xtav /poyoy^cr qpwy. Cod. Barber. I 74.
155. Konstantin Manasses {KtovatartTvog 6 Mavaccf^g)^ dessen
Leben ungefähr die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts ausfüllt, verfasste
mehrere Werke in politischen Ftinfzehnsilbem und einige Prosaschriften.
1. An der Spitze steht eine Chronik, 2vvoipig tatoQixrj betitelt. Sie um-
fasst 6733 politische Verse, beginnt nach der üblichen Weise mit der Er-
schaffung der Welt und schliesst mit dem Tode des Nikephoros Bota-
neiates im Jahre 1081. Dem ausführlichen Titel folgt in einigen Hand-
schriften die Notiz: «Jfywii^'^j^ rf^ rtgog Ttjv CfßaCToxQaTOQiatrav EiQijvrjV
trjv vvfi^rjv tov ßaaiXäcog xvqov Mavovrjk avv t^i avTaSäX(p((i avTov xvqif^
UvdQovixcp. Das Werk entstand demnach auf Veranlassung der Schwägerin
des Kaisers Manuel, der Gemahlin seines Bruders, des Sebastokrator
Andronikos. In dem kurzen Prooemion gedenkt der Verfasser der wieder-
holten Gaben, durch welche die Prinzessin die Dürre seiner mühevollen
Arbeit erfrischte, geht aber dann sofort zu seinem Thema über, „damit
nicht gewissen Leuten seine Rede aUzu schmeichlerisch vorkomme* (jiijn^m
xokaxixciteQog do^y naiv 6 Xoyog), Die etwas auffallende Bemerkung ist
wohl ein Seitenblick auf Leute wie Ptochoprodromos, dessen abgrund-
tiefe Devotion damals selbst am Hofe zum Gespötte der Verständigen ge-
worden sein mochte; Manasses will als ein Mann von Geschmack des
Guten lieber zu wenig als zu viel thun. Nur am Schlüsse des Werkes
macht er den Eomnenen noch ein grobes und ziemlich ungeschicktes Kom-
pliment; ihre Geschichte habe er nicht behandelt, da sie einen Ozean
von Grossthaten durchsegelt haben, wie ihn selbst der starke Herakles
nicht durchmessen könnte. Während Ephraim einfach eine trockene
Prosaerzählung versifiziert, sucht der Romandichter Manasses seiner
Darstellung durch Redeblumen und Beiwörter, durch mythologische An-
spielungen, reichliche Umschreibungen,») breit ausgeführte Gleichnisse*)
und moralische Exkurse') einen poetischen Schwung zu verleihen. Das
geschichtliche Verständnis und Interesse bewegt sich auf demselben spiess-
bürgerlichen, volkstümlichen Niveau wie bei Georgios Monachos und Glykas.
Als Quellen benützte er den Dionys von Halikarnassos, den Johannes
Lydos und den Johannes Antiochenus in seiner ursprünglichen Ge-
stalt d. h. ohne jene kirchengeschichtlichen Zuthaten, mit welchen
versetzt Johannes auf die übrige spätere Chronistik (Symeon Magistros
und Logothetes u. s. w.) wirkte; auch in der Disposition der Kaiser-
geschichte zeigt Manasses eine auffallende Übereinstinmiung mit dem sal-
masischen Johannes. Für die spätere Zeit verwertete Manasses ausser
') Statt , sterben ** sagt er z. B. iovyai
xoy x^i'v ^01 atofiaxog xj yp xp iayBvaäün
(3797), xäfft^ xQvnxea&ai xal y§ xß navxo-
cfo'/y (4308), xoy nrjXoy xov aoi/4axos rj <pvaii
inei 't€i (6320) u. s. w.
*) Z. B. V. 2648 ff.; 4039 ff.; 4184 ff.;
4498.
') Z. B. über die verderblichen Wir-
kungen des Neides V. 3234; 3248 ff.
8. GeMhiohtsohreiber und Chronisten. B. Chronisten. (§ 155) 377
Pseudo-Symeon besonders jene umfangreiche Chronik, die auch dem
Zonaras und der Synopsis Sathas als Vorlage gedient hat. Die Beliebt-
heit der Chronik des Manasses erhellt aus der grossen Zahl der uns er-
haltenen Handschriften und aus der reichlichen Beachtung, die sie bei
spateren Byzantinern gefunden hat. Zunächst hat sie Michael Glykas
benützt, dann wurde sie, wahrscheinlich auch noch in einer dem Manasses
sehr nahe liegenden Zeit, einer freien Prosabearbeitung unterzogen.
Aus dieser flössen dann einerseits die mit Manasses übereinstimmenden
Exzerpte des Planudes, andererseits grosse Partien einer in der Volks-
sprache abgefassten anonymen Weltgeschichte, die uns in mehreren
sprachlich und inhaltlich erheblich von einander abweichenden Fassungen
vorliegt. Ausser Manasses sind in dieses für die Einsicht in die populäre
Geschichtsauffassung der Byzantiner und für die griechische Sprachfor-
schung ungemein wichtige Werk auf längere Strecken auch Theophanes,
Georgios Monachos, Eedrenos, Zonaras u. a. eingearbeitet worden.
In einer Rezension sind grössere Abschnitte der Manassesparaphrase durch
Stücke aus Zonaras ersetzt.
Wie andere Chronisten ging auch Manasses zu den Slaven über.
Die um 1350 entstandene slavische Übersetzung seiner Chronik gehört zu
den hervorragendsten Leistungen der sogenannten mittleren bulgarisch-
slovenischen Litteratur. Ein prächtiger, mit Illustrationen versehener
Codex dieser noch unedierten Übertragung befindet sich in der vatikani-
schen Bibliothek. Während sich die Slaven das Originalwerk des Manasses
aneigneten, begnügten sich die Rumänen mit der oben erwähnten zum
Teil auf Manasses beruhenden volkssprachlichen anonymen Welt-
geschichte; sowohl eine kürzere als eine durch Stücke aus Malalas, Ke-
drenos und andere Zuthaten vermehrte Redaktion derselben sind zu rumä-
nischen Weltchroniken verarbeitet worden.
2. Von dem Romane des Manasses: Twv xard ^ÄQiaravdQov xäi
KaUud'äav iwäa Xoyoi^ d. h. Neun Bücher von der Liebe des Ar istander
und der Eallithea, ist noch keine Handschrift aufgefunden; wir kennen
das Werk nur durch die umfangreichen Fragmente, welche Makarios
Chrysokephalos im 14. Jahrhundert seiner '^PoioiVid einverleibt hat,
und durch eine zweite, anonym überlieferte Blütenlese. Wir finden
hier zwar nur Sentenzen und moralische Betrachtungen, aber sie ent-
halten genug Andeutungen, um uns zu zeigen, dass die aus den früheren
Romanen bekannten Grundmotive auch hier beibehalten waren. Während
Theodoros Prodromos und Niketas Eugenianos in ihren Romanen noch den
Trimeter anwendeten, gab Manasses auch hier wie in seinen sonstigen
metrischen Werken dem volkstümlichen Fünfzehnsilber den Vorzug.
Damit ist der Übergang zum vulgären und halbvulgären Romangedicht
deutlich vorbereitet. Mit der Chronik hat der Roman die zahlreichen
Bilder und die moralischen Betrachtungen über Verrat (V. 15 flf.), Verleum-
dung (V. 33 flf.), Neid (V. 61 flf.) u. s. w. gemeinsam.
3. Ein drittes Werkchen im politischen Masse ist die kleine Bio-
graphie des Oppianos (52 Verse). Manasses gibt eine kurze Auf-
zählung der Hauptthatsachen aus dem Leben des kilikischen Dichters,
378 Byzantinisohe litteraturgesohiohte. L Prosaisohe Lüterainr.
bemerkt dann, dass er das Meiste der Kürze halber weglasse, erwähnti
aber noch in recht ungeschickter Aposiopese die Art seines Todes, di«
ihm erwiesenen Ehren und die Trefflichkeit seiner Darstellung.
4. Manasses hat sich auch auf dem Felde der Schönrednerei vei^'
sucht. Wir haben von ihm die Beschreibung eines Wandmosaik-
bildes, welches die Erde als Frau umgeben von Früchten, Seetieren u. s. w. -
darstellte : Tot; (piXo(r6(pov xai ^rjtoQog xvqov Kiavdtavtivov tov Mavatsa^
lxg>Qaaig etxovKffidTwv iv iiaqiiaQtft xvxXoxeQtX^ xaxd f.iä(rov fi^v ivnovvxiOf
%rjv Y^v iv lioQiffi yvvaixog, xvxXfp J^ naQovrwv onwQwv xai Ttvcor t^Mf
xJ^aXaaaiwv xai aXXoav iiaq^oQcov, Auf dasselbe Bild bezieht sich das (Ge-
dicht des Manuel Philes über das Bild der Erde, welches B. Stark her-
ausgegeben hat; doch hat Philes, wie es scheint, nicht das Bild selbst^
sondern die Beschreibung des Manasses (schwerlich eine gemeinsame alters.
Quelle) vor sich gehabt und dieselbe, wie er es auch mit anderen Werken that^
in Trimeter übertragen. Einige Verse des Philes helfen sogar eine handschrift-
liche Lücke der Prosaschilderung ergänzen. Noch unediert sind folgende
Essais: 1. Eine Klagerede über den Tod seines Singvogels: Movtpdia iTÜ
Tfp MTQoyXrjvfi) (was ist das für ein Vogel?) avrov Te&vrjxoTi. Ob Manasses
etwa das schöne Lied des Catull Lugete, o Veneres Cupidinesque durch
irgend eine Mittelquelle gekannt hat, wird bei Veröffentlichung des Textes
zu untersuchen sein. Er steht in den Codd. Vindob. philol. gr. 149
(Nessel), Laur. Conv. soppr. 627 und Bodl. Barocc. 131 fol. 174.
2. Eine Beschreibung eines Mosaikbildes, welches darstellte, wie der
Kyklope die Gefährten des Odysseus zerreisst, während Odysseua
ihm einen Schlauch Wein darreicht: ^ExipQaaiq eixoviaiidxwv iv <iiaQiAdQ<(>
xvxXoT€Q€i (Hs: xvxXoTäQcüi) xazd fjiiaov fxkv ixovTiov KvxXtona tovg Örfwr-
(Tfoüg itaiQovg diaanaQd(S(Sovxa xai iaO-iovra xai ^OSvaaia oivov d(rx6v ns^^
g^äQovra xai Ss^iovfievov niaei tov KvxXwna^ im Cod. Barber. gr. II 61
fol. 107 (wohl identisch mit der Hs aus der Bibliothek des Kardinals
Sirlet, welche E. Miller, Catalogue des mss de la bibliothäque de l'Escurial,
Paris 1848 S. 312 nach dem alten Kataloge notiert). 3. Eine Schilde-
rung des Fangs von Distelfinken und Zeisigen (?) ('ExipQaaig dlniaetog
amvwv xai dxav^tdcov) in den Codd. Escur. Y. IL 10 fol. 294^—296^ und
Vatic. ürb. 134, s. 15, fol. 217—221. 4. Eine Schilderung eines
kleinen Menschen (Exifqaaig dv&Qdnov fxixQov) im Cod. Escur. Y. 11.
10 fol. 506^—507^ (s. E. Müler a. a. 0. S. 211 und 217). 5. Eine
Schilderung einer Jagd auf Kraniche ('Exg^Qacig xvvrjyeahv y^Qdvwv)
im Cod. Bodl. Barocc. 131 fol. 180^— 182\ 6. Hieher gehören endlich
ein Brief an Kaiser Manuel Komnenos im Cod. Bodl. Barocc. 131
fol. 182^ — 184^ und eine ziemlich umfangreiche Abschiedsepistel an
einen Bittschriftenreferenten Nikephoros im Cod. Barb. gr. 11
61 fol. 107^ — 112, wo die zum Teil unleserliche Überschrift lautet:
TOV XVQOV x(av(S%av%ivov tov iiavaaüfj nQog tov dnoi^
XOfiievov im toSv derjaewv xvqov vixrj(f6Q0V tov . . ofiv tov
xaifTaQog.
5. Endlich wurde dem Manasses von E. Miller ein im Cod. Paris.
2750 anonym überliefertes moralisches Lehrgedicht (916 politische
8. Geschiohtschreiber und Chronisten. B. Chronisten. (§ 155) 37g
Fünfisehnsilber in 100 Kapiteln) zugeschrieben. Die Annahme stützt sich
auf sprachliche Anklänge und auf die Beobachtung, dass mehrere Stellen
des Werkes mit Fragmenten des Romanes identisch sind, so dass also
Manasses sich hier selbst kopiert hätte. Mehr gegen als fUr die Hypothese
spricht der Umstand, dass dieselbe Handschrift noch ein zweites, eben-
falls in 100 Kapitel geteiltes Moralgedicht enthält. Immerhin bleibt die
enge Verwandtschaft des Werkes mit Manasses zweifellos; wenn es
nicht von ihm selbst stammt, gehört es sicher einem seiner Bewunderer
und Nachahmer. Das Gedicht handelt in buntester Reihenfolge über
Tugenden, Laster, Gewohnheiten, Begriffe und Zustände z. B, über Treue,
Hoffnung, Liebe, Neid, Zorn, Jungfemschaft, Tapferkeit, die Seele, Schaden-
freude, Versuchungen, Selbsterkenntnis u. s. w. Es erscheint somit als
eine ins Breite getretene und durch allerlei Zuthaten (auch Sprichwörter
wie V. 620 f.) aufgebauschte Sentenzensammlung und ist mit den didak-
tischen Werken des Spaneas, Lapithes, Sachlikis u. s. w. zu vergleichen.
1. Chronik: A. Ausgaben: Ed. pr. J. Meursius, Lugduni Bat. 1616. — Ed. A.
Fabrotns, Paris 1655. — Ed. I. Bekker, Bonn 1837 (mit Joel und Georgios Akro-
polites). — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 127, 216—472.
B. Uebersetzungen:Lateinisch( vor der Veröffentlichung des griechischen Textes)
von Job. Löwenklau: Annales Constantini Manassis nunc primum in lucem prolati et
de graecis latini facti per lo. Levvenclaivm, Basel 1573. — Zur slavischen üeber-
Setzung: Y. Jagi6, Arch. slav. Phil. 2 (1877) 12 ff. — Joan Bogdan, Vechile cronice
Moldovenesci pana la Urechia, Bukarest 1891 S. 75 ff. — Einige Abbildungen aus dem
vaticaniscben Codex der slavischen Uebersetzung (Cod. slav. 2) bei G. Schlumberger,
Nic^phore Phocas S. 567, 571, 573, 575. Die ebenda S. 569 Anm. zitierten Beschreibungen
der vaticanischen Hs im Joum. Min. 1839 Bd 22 und bei Vestckov (?), Beschreibung der
Has des Rumjancevmnseums, sind mir unzugänglich.
C. Hilfsmittel: F. Hirsch, Byzantinische Studien S. 404—412. — üeber Manasses
als Quelle der Pianudeischen Exzerpte vgl. H. Haupt, Hermes 14 (1879) 36—64; 291—297;
430—446; 15 (1880) 160. — B. A. Mystakides, Byzantinisch-deutsche Beziehungen zur
Zeit der Ottonen, Stuttgart 1891 S. 90 f. (Verteidigung der Chronik in formaler Hinsicht).
— C. de Boor, Römische Eaisergeschichte in byzantinischer Fassung. HI. B. Z. 2 (1893)
202—208. — E. Patzig, Johannes Antiochenus Fr. 200 Salm, und Prokop, B. Z. 2 (1893)
593. — Proben aus der mit Manasses verwandten vulgärgriechischen Weltchronik gab,
ohne den Znsammenhang mit Manasses zu bemerken, nach den Codd. Marc. VII 20
und 18 I. Bekker, Abb. Berl. Ak. 1841 S. 54 ff. und 64. — Genauere Untersuchungen
über die Rezensionen, Hss und Quellenverhältnisse dieser Weltchronik bei K. Pracht er,
Eine vulgärgriechische Paraphrase der Chronik des Konstantinos Manasses, B. Z. 4 (1895)
272—313. — Zur rumänischen Bearbeitung dieser Weltchronik: M. Gaster, Die rumä-
nische Version der trojanischen Sage, B. Z. 3 (1894) 528 -552 (deutsche Uebersetzung der
Troika ans der Weltchronik). — Dazu vgl. Karl Prächter, Das griechische Original der
rumänischen Troika, B. Z. 4 (1895) 519—546, und V. Istrin, Beiträge zur griechisch-
■lavischen Chronographie, Arch. slav. Phil. 17 (1895) 416—429.
D. Ueberlieferung: Sehr zahlreiche noch wenig gesichtete Hss. — Ueber einen
alten Codex, der eine metrische Fortsetzung der Chronik bis 1204 enthält, berichtet Franz
Camont, Chroniques Byzantines du manuscrit 11376. Anecdota Bruxellensia 1 (= Re-
eaefl de trayaux publik par la facultä de philosophie et lettres de Tuniversit^ de
Gand. 9. fasc.). Gand, Clemm 1894 S. 10 ff. - Kollationsprobe aus Cod. Athens 1580,
8. 14, bei Sp. Lambros, Catalogue of the greek mss on Mount Athos 1 (1895) 136. —
Zu den ältesten Hss gehören die Codd. Athen. 1207 und 1217, s. 13. — Im Cod.
Arundel. (British Mus.) 523, a. 1313, gehen der Chronik als Prooemion 60 Verse eines
gewissen Michael Lukudes voraus. — Wie aus dem Romane, so wurde auch aus der
Chronik des Manasses eine Sammlung der sentenziösen Stellen veranstaltet. Sie
steht im Cod. Bodl. Miscell. 285 s. 16 fol. 1""— 9.
2. Roman (Fragmente): A.Ausgaben: Ed. Fr. Boissonade, Paris 1819 (mit Niketas
Eogenianos). -- Ed. R. Horcher, Scriptores erotici graeci vol. II, Leipzig, Bibliotheca
Teabneriana 1859.
B. Hilfsmittel: R. Horcher, Hermes 7 (1873) 488 f., wo eine neue Kollation
380 Bysantmisohe litteratargesohiohte. I. Prosaiaohe littermtnr.
des Cod. Marcianus mitgeteilt wird. — Noch unverwertet ist der Cod. Vindob. phiL
gr. 306 (Nessel), welcher fol. 1 — 16*^ unter dem Titel rytofuxa ix rtjg ßißXov tov 0O(p»^
xttxov xvQov Kiovatavxlvov xov Mavaaarj eine erheblich gi^ssere Anzahl von Versen ans
dem Romane enthält als der von Boissonade und Horcher benutzte Marcianus. Denselben
Text wie der Cod. Vindob. enthält der Cod. Monac. gr. 281, s. 16, fol. 144— 163^ Aus dem
Roman stammen wohl auch die sentenziösen Verse des Manasses im Cod. Bodl. Tbomae
Roe 18 a. 1349 fol. 451. Eine neue Ausgabe auf Grund dieser Hss in Vorbereitung yon
E. Krumbacher.
3. Biographie des Oppianos: £d. A. Westermann, BioyQd(poi, Braunschweig
1857 S. 67 ; über Hss und ältere Ausgaben s. die Prolegomena S. IX f. — Vgl. Th.-Henri
Martin, Etudes sur la vie et les oeuvres d'Oppien de Cilicie, Paris 1863 S. 15 ff. —
Ad. Aus fei d, De Oppiano et scriptis sub eins nomine traditis, Gotha 1876 S. 7 ff. —
Noch unbenutzt ist der Cod. Marc. 479, s. XII, fol. 67^ -68^ aus welchem die zwei
Codd. Paris. 2736, s. XV, und 2737, s. XVI, wie mir eine Vergleichung ergeben hat, ab*
geschrieben sind.
4. Rhetorische Sachen: Die Ekphrase des Bildes der Erde ed. pr. aus dem em-
zigen Cod. Marc. 412 R. Horcher in den Memorie dell* instituto di corrispondenza archeo-
logica, Yolume secondo, Leipzig, F. A. Brockhaus 1865 S. 491 — 500. — Die Monodie auf
den Astroglenos wollte, wie es scheint, Fr. Boissonade edieren; vgl. seine Anecdota
Nova S. 334 Anm. 1. — Eine Gesamtausgabe wäre erwünscht.
5. Moralgedicht: Ed. Emm. Miller, Annuaire de l'assoc. 9 (1875) 23—75.
6. Unter dem Namen des Manasses steht im Cod. Vindob. phil. gr. 149 (Nessel)
fol. 158 ff. ein astronomisches Gedicht in politischen Versen. Es ist -jedenfalls das-
selbe Werk, welches unter dem Namen des Manasses bei K. Daponte, Ka&QBnrtjg yvyaueuy
2 (Venedig 1766) 394—396 (mir unzugänglich) ediert ist. Allein dieses Gedicht wird in
anderen Hss wohl mit Recht dem Theodoros Prodromos zugeschrieben und ist unter
seinem Namen von E. Miller, Not. et extr. 23 (1872) 2, 1—39 ediert worden. S. § Theo-
doros Prodromos Nr. 7.
7. Ein aus einem Martyrium stammendes Fragment steht mit der Ueber-
schrift Tov jnavaffay im Cod. Marc. XI 31 (zwischen 1282 und 1328 geschrieben) fol. 290^
Der Name des Märtyrers wird nicht genannt; da aber von der tpdXay^ rtoy a9XfjTtdy die
Rede ist, kann es sich nur um das Martyrium einer jener Gruppen handeln, die z. B. in der
Bibliotheca Bagiographica Graeca Bolland., Brüssel 1895 S. 85 ff. aufgezählt sind. Die
Anfangsworte des Fragments lauten: Toiavtai (Jikv ai tov tv^yyov dfjfdrjyoQiai.
8. Aus dem ungedruckten Kataloge der Vaticana habe ich die Notiz, dass der Cod.
Vatic. gr. 915 fol. 45 unter dem Namen des Konstantinos Manasses Ixixoi eig rrjy rov
JttQsiov vTio&Baiy^ beginnend Uegctüv ot xQaxMXBvoyxBg^ enthält. Was es hiemit für eine
Bewandtnis hat, vermag ich nicht zu sagen, da ich die Hs wie leider so viele andere vati-
canische Hss aus Mangel an Zeit nicht einsehen konnte. In der Chronik ist der notierte
Versanfang nicht zu finden.
9. Im Cod. Bodl. Barocc. 131 fol. 175 stehen nach des Manasses Ekphrase auf
den Tod seines Singvogels 72 politische Verse an seine Seele (Beginn: 6 naXat
ßXiiaag vdara nexgag i$ dxQorofÄOv) und ein Brief an einen Kaiser, die von H. O.
Coxe, Catalogi codicum mss bibl. Bodl. p. 1 (1853) 217 vermutungsweise, aber ohne er-
sichtlichen Grund ebenfalls dem Manasses zugeteilt werden. Das erste Stück steht viel-
leicht in Beziehung zur Dioptra des Philippos Solitarius. — In derselben Hs fol. 484
stehen nach dem Katalog von Coxe S. 230 „Formulae paroemiales supremarum tabularum,
quarum tertia est Nicephori Blemmidae et quarta Constantini Manassis in transitu
imperatoris*. Was es mit diesen Formeln für eine Bewandtnis hat, bedarf der Unter-
suchung.
10. Verschollen ist ein jambisches Gedicht des Manasses, das, wie es scheint,
'OdoinoQtxoy betitelt war und aus mindestens zwei Büchern bestand. Wir wissen von ihm
nur durch Leo Allatius, der im Kommentar zu Georgios Akropolites Paris 1651 S. 201
(S. 205 ed. Bonn.) aus ,Constantinus Manasses lib. 2 Odoeporici* sechs Trimeter anftüirt:
^ y^ BvJ^ayxlgi w noXig tQ^aoXßiuy
offx^ttXfxh xrjg yrjgy xoofJiB trjg oixovfi^yrjg etc.
Wahrscheinlich steckt das Werk in einer Hs des Antico fondo Vaticano.
11. Im Cod. Monac. gr. 201, s. 13, fol. 97, steht ein kleiner Hymnus auf die hl.
Jungfrau mit der Ueberscbrift: Tot; fAayaaaij xvqov xwvarayrlyov.
156. Michael Glykas {MixarjX r rXvxag) wurde im ersten Drittel
des zwölften Jahrhunderts geboren und lebte bis gegen das Ende des
Jahrhunderts. Im Jahre 1159 wurde er in einen nicht näher bekannten
2. Gesohichtschreiber und Chronisten. B. Chronisten. (§ 156) ggl
politischen Prozess verwickelt und eingekerkert; aus dem Gefängnis richtete
er an Kaiser Manuel ein uns erhaltenes Bittgedicht in der Volks-
sprache. Trotzdem mit Blendung bestraft, die aber offenbar in der mil-
desten Form ausgeführt wurde, wandte er sich, nachdem er infolge seiner
Verurteilung in Not und Elend geraten war, im Jahre 1164 abermals an
den Kaiser, indem er ihm eine mit theologischen Deutungen in politischen
Versen ausgestattete Sammlung volksmässiger Sprichwörter unter-
breitete, der als Prolog und Epilog ein Lob- und Bittgedicht beigefügt waren.
Etwas später verfasste er eine populäre Weltchronik. Endlich verwertete
er im siebenten und achten Jahrzehnt des zwölften ^Jahrhunderts seine natur-
wissenschaftlichen und theologischen Studien, die schon in den Sprich wörter-
allegorien und in der Chronik deutlich hervortreten, zur brieflichen
Beantwortung zahlreicher an ihn wirklich gerichteter oder fingierter An-
fragen über theologische Gegenstände. Durch einige dieser Briefe suchte
er sich wohl die Gunst hochgestellter Personen zu erwerben oder zu er-
halten, nachdem, wie es scheint, seine Versuche, sich dem Kaiser selbst
zu nähern, endgültig gescheitert waren. Über die Abkunft des Glykas
berichten, wenn wir Labbaeus glauben dürfen, die handschriftlichen Titel
übereinstimmend, er sei Sizilier {^ixehcizrjg) gewesen. An sich würde das
nicht auffallen; doch habe ich keine Handschrift gesehen, in der Glykas
Sizilier genannt wird; in einer Handschrift aber findet sich eine positive
Angabe, die der von Labbaeus mitgeteilten widerspricht. In dem Codex
des Klosters täv KXijfxadcov auf dem Olympos, nach welcher Euthymiades
einen Teil der Chronik veröffentlicht hat, soll ein auch in anderen Hand-
schriften ähnlich wiederkehrendes Titelepigramm folgende zwei Schluss-
verse enthalten:
KBQxvQag &Qifi(Jia xai xov xonfiov ro &avfia,
üO ydg vnaQxeig 6 avyyQtt(psi)g tfjg ßlßXov,
Wenn diese Verse authentisch sind, wäre Korfu die Heimat des Glykas. *)
Seine äussere Stellung war den handschriftlichen Titeln zufolge die eines
Sekretärs {yQafAixaTix6g)J) Das ist alles, was sich über das äussere Leben
des Glykas feststellen lässt. Aus seinen Werken erkennen wir, dass er
belesen war, ohne jedoch jene feinere litterarische Bildung zu besitzen, die
im Komnenenzeitalter nicht selten war. Dass er in den Handschriften
tiefgelehrt und hochweise {loyioirarog, aoffciratog) genannt wird, will nicht
viel besagen. Glykas gehört vielmehr zu den in Byzanz ziemlich seltenen
Vertretern einer volkstümlichen Bildung und Geistesrichtung. In der
Komnenenzeit, in welcher der pedantische Klassizismus jede populäre
Regung mit dem Stigma der Unbildung brandmarkte und gewaltsam nieder-
drückte, ist eine solche Erscheinung doppelt interessant. Es gehörte
einiger Mut dazu, dem damals immer mächtiger anwachsenden Strome der
archaisierenden Sprache und Litteratur entgegenzutreten. In den mass-
gebenden Kreisen konnte ein Mann mit so ketzerischen Neigungen sein
Glück nicht machen. Um so grösser war sein Einfluss auf die breiten
Schichten des niederen Klerus und des Volkes. Ihren Geschmack hat
') £. Legrand, Bibl. gr. vulg. 1 Introd.
S. XX.
«) Vgl. S. 279 Anm. 1.
882 Byzantinisohe Litteratnrgesobichte. L Prosaiflobe Lüteratnr*
Glykas wie einst MalaJas richtig getroffen. Das beweist die reichliclie
Verbreitung seiner Chronik und seiner theologischen Briefe. So ist das
iitterarische Lebenswerk dieses Mannes nur zu verstehen, wenn man es
zusammenhält mit Bestrebungen und Leistungen von Chronisten wie Malalas,
Theophanes und Georgios Monachos, mit theologischen Autoren wie Johannes
Klimax, mit dem Glykas auch die Vorliebe für das volksmässige Sprich-
wort gemeinsam hat, endlich mit Anhängern der Vulgärsprache wie Ptocho-
prodromos.
1. Das Hauptwerk ^des Glykas ist seine Weltchronik: Tov xvqov
Mixarjk TOV FXvKa ßißlog XQ^'^'^^V- Sie zerfallt in vier Teile, von denen
der erste die Schöpfungsgeschichte, der zweite die jüdisch-orientalischen
Dinge, der dritte die römische Zeit bis auf Konstantin den Grossen, der
vierte die Geschichte der folgenden Kaiser bis auf des Alexios Komnenos
Tod (1118) behandelt. Das Hauptbestreben des Glykas ist, wie er in
einer Vorbemerkung verrät, möglichste Kürze. Diesem Grundsatze bleibt
er auch getreu, freilich nicht in dem Sinne, dass er uns nur die wich-
tigsten Thatsachen summarisch aufzählte und so ein Gerippe der Welt-
geschichte gäbe; vielmehr werden viele der wichtigsten Dinge, besonders
kriegerische Ereignisse, nur wenig und obenhin berührt, während auf natur-
historische, anekdotenhafte und theologische Digressionen unverhältnis-
mässig viel Raum verwendet ist. Der Grundton ist also derselbe wie
in den übrigen Weltchroniken. Doch unterscheidet sich von ihnen das
Werk des Glykas durch einige sehr erhebliche Eigenheiten. Er war offenbar
weder mit den zu seiner Zeit landläufigen älteren Chroniken des Theo-
phanes, Georgios Monachos, Symeon u. a. noch mit den damals eben
veröffentlichten Werken eines Zonaras und Manasses zufrieden und hielt
es für notwendig, dem Bedürfnis der Jugend und der weiteren Kreise
ein wirklich neues Buch zu bieten. Daher kommt es, dass er in der Aus-
wahl, Disposition und Bearbeitung des weltgeschichtlichen Stoffes der vor-
ausgehenden Chronographie gegenüber eine überraschende Selbständigkeit
beweist. Glykas allein hat den Gedanken gehabt, in die Schöpfungs-
geschichte, die er mit der grössten Ausführlichkeit schildert, die Weisheit
des Physiologus einzuflechten, und wir wären ungerecht, wenn wir den
Einfall, den trockenen Chronikenstoff durch die im ganzen Mittelalter so
beliebte Fabelzoologie zu beleben, nicht glücklich fänden. Ausser den
Geschichten des Physiologus hat Glykas in seine Erzählung von der Er-
schaffung der Steine, Pflanzen und Tiere naturwissenschaftliches Material
aus Aelian und wohl auch aus anderen Quellen eingeschaltet. Mit jener
Schöpfungsgeschichte, welche Symeon und seine Nachfolger ihren Chroniken
vorausschickten, hat das erste Buch des Glykas also nichts zu thun. Eine
weitere Eigentümlichkeit der Chronik besteht in den ungewöhnlich ausführ-
lichen theologischen Erörterungen, die grösstenteils aus Väterstellen
bestehen und einer Katene vergleichbar sind. Die naturhistorischen und
theologischen Exkurse sind bei Glykas so reichlich, dass der Chroniken-
charakter auf lange Strecken völlig verloren geht. Eine dritte Eigenheit
der Chronik besteht in der paränetischen Einkleidung. Glykas widmet
nicht nur das Werk seinem Sohne, den er in dem kurzen Vorworte als
8. Oesohiohtsohreiber und Chronisten. B. Chronisten. (§ 156) 383
sein , liebstes Eind* anredet, sondern behält die Form der belehrenden
Mitteilung an denselben auch im Verlaufe des Werkes bei. Durch die
häufigen Anreden (wie JlQcaexe ayanrjfiä^ "Oqu da, EtSävat o^siksiq u. s. w.)
entsteht ein vertraulicher persönlicher Ton, welcher von der sonst in den
Chroniken üblichen Erzählungsform vorteilhaft absticht.
Die Untersuchung der Quellen des Glykas wird einigermassen da-
durch erleichtert, dass er sich bei jeder Gelegenheit auf die Autoritäten
seiner Mitteilungen beruft, wobei freilich noch inmier zu prüfen ist, ob
wir es nicht mit Scheinzitaten zu thun haben. Für die Schöpfungs-
geschichte nennt er die bekannten Kirchenväter wie Justin, Basilios,
Johannes Chrysostomos, Theodoretos, Maximos, Johannes von
Damaskos, Anastasios Sinaites, auch weniger berühmte wie Patrikios
von Prusa u. s. w. In erster Linie sind natürlich die Autoren berück-
sichtigt, welche über das Hexaämeron geschrieben haben. Charakteristisch
für die Geistesrichtung des Glykas ist es, dass er neben den anerkannten
kirchlichen Autoritäten auch den volkstümlichen Roman Barlaam und
Joasaph als Beleg anführt. Für die historische Zeit benützte er den
Kedrenos, den Zonaras und für die Geschichte seit 811 den Skylitzes
neben Zonaras, wobei manchmal schwer zu unterscheiden ist, ob ein Stück
aus Zonaras oder aus seiner Vorlage Skylitzes stammt. Zweifellos hat
Glykas auch die Yerschronik des Manasses beigezogen, wie manche un-
versehrte Verse und Halbverse beweisen. Endlich hat er den Psellos
und für einige Nachrichten noch Spezialschriften wie die vielgelesene Bio-
graphie des Patriarchen Ignatios von Niketas dem Paphlagonier ver-
wertet. In der Art seiner Quellenbenützung erhebt sich Glykas nicht
über andere Chronisten; manchmal sind ihm infolge seiner Flüchtigkeit
sogar grobe Versehen begegnet.
2. Weitere Prosaschriften des Glykas sind seine populartheologi-
schen Briefe und ein grösseres theologisches Werk in zwei Büchern ;
vgl. S. 88. In den Briefen beantwortet er zum Teil Fragen, die schon
in der Chronik vorkommen. Soweit sie dort ausführlicher behandelt waren,
hat er einfach die betreffenden Abschnitte mit unwesentlichen redaktio-
nellen Änderungen, wie sie durch die Form des Briefes bedingt waren,
aus der Chronik herübergenommen. Ebenso stammen mehrere historische
Ezempel, die er in einem Brief anführt, aus seiner eigenen Chronik. Auch
die volkstümliche Anschauung, die Vorliebe für naturwissenschaftliche
Allegorien, die Lust an Sprichwörtern und gewisse stilistische Eigentüm-
lichkeiten haben die Briefe mit der Chronik gemeinsam. Dass die Briefe
in einigen jüngeren Handschriften dem Johannes Zonaras zugeteilt
werden, beruht zweifellos auf Irrtum. Das beweisen die eben angeführten
Thatsachen, vor allem der Umstand, dass in der Briefsammlung, die einen
durchaus einheitlichen Charakter hat, die Chronik des Glykas benützt ist.
Die Annahme, dass Zonaras aus einer volksmässigen Chronik Material ge-
zogen habe, die zum Teil aus seiner eigenen Weltgeschichte geschöpft,
also nach derselben entstanden ist und zudem in den übereinstimmenden
Partien eine wesentliche Vergröberung derselben darstellt, ist ganz wider-
sinnig. Dazu kommt, dass mehrere annähernd datierbare Briefe aus dem
384 Byiantinisohe Litteraiurgesohiohte. I. Prosaiadhe Litteraiur.
drittletzten, vielleicht sogar aus dem vorletzten Jahrzehnt des 12. Jahm
hunderts stammen, einer Zeit, in welcher Zonaras schwerlich noch gelebt haL!
Die Adressaten der Briefe sind grösstenteils unbekannte Mönche und Laien»'
Sicher zu identifizieren sind: 1. Der Grosshetariarch und Sebastos Johannes
Dukas, ein bedeutender Mann, dessen militärische und politische Thätig»
keit (c. 1149 — 1190) uns ziemlich genau bekannt ist. 2. Andronikoa
Palaeologos, der von Kaiser Andronikos Komnenos (1183 — 1185) zum
Heerführer gegen die Normannen bestimmt wurde. 3. Der Sebasto--
krator Manuel Komnenos, ein Sohn des Kaisers Andronikos Komnenoai
4. Alexios Kontostephanos, der unter Kaiser Manuel im Jahre 116t
als General diente und 1166 an der Synode zu Konstantinopel teilnahm.
5. Der Pansebastos Sebastos Konstantinos Palaeologos, der eben-'
falls als Teilnehmer der im Jahre 1166 zu Konstantinopel abgehaltenei
Synode bekannt ist. Früher haben ihn einige Gelehrte wie Oudinns^
Lamius u. a. irrtümlich mit dem Kaiser Konstantin IX Palaeologus identi-
fiziert und darnach den Glykas ins 15. Jahrhundert gesetzt. 6. Theodora,
eine Nichte des Kaisers Manuel; sie ist zweifellos jene von Niketas Ako-
minatos wegen ihrer Verschwendung und Anmassung getadelte Mätresse
des Kaisers Manuel, die am byzantinischen Hofe die Rolle einer kleinen
Pompadour spielte. Diese offenbar sehr temperamentvolle Nichte und
Mätresse in einer Person hatte einen Mord aus Eifersucht begangen und
verzweifelte deshalb an ihrem Seelenheil; da nahte ihr Glykas als Spender
geistlichen Trostes und suchte in einer ausführlichen Epistel die fürstliche
Mörderin durch christliche Ermahnungen und durch Beispiele bekehrter
Sünder aus der byzantinischen Geschichte zu beruhigen. Interessant ist
ein Brief an einen unbekannten Mönch, in welchem Glykas unterthänig,
aber entschieden eine Schrift des Kaisers Manuel über die astrologische
Geheimlehre bekämpft.
3. Über das vulgärgriechische Kerkergedicht und die Sprich-
wörtersammlung mit ihren metrischen Beigaben vgl. die Paragraphen
, Michael Glykas** und „Sprichwörter** im Abschnitte „Vulgärgriechische
Litteratur**.
1. Ausgaben der Chronik: Zuerst eine lateinische Uebersetzung: Annales Michaelis
Glycae Siculi etc. nunc primum Latinam in linguam transcripti et editi per Jo. Lean-
cl avium, Basileae 1572. — Vom griechischen Texte zuerst das StQck von Julius Caesar
bis auf Konstantin den Grossen unter dem Titel: Theodori Metochitae historiae Romanae a
Julio Caesare ad Constant. M. liber singularis, Joannes Meursius primus vulgavit et in
linguam Latinam transtulit etc., Lugduni Batavorum 1618. Die Zuteilung des Sttickes an
den Lehrer des Nikephoros Gregoras, den vielseitig gebildeten Theodoros Metochites
(t 1332) beruht darauf, dass die von Meursius benützte Handschrift den Titel trug: Tov
XoyiiazaTOv xai üotpiaxtitov Geoduigov tov Mstoj^Itov X9^*^^*oy dno xtiuBto^ xoüfiov (fte^foy
usQi xe ovgayov xai xrjg yijg etc. S. die Beschreibung dieser später nach Berlin gelangten
Handschrift von Friedr. Bodenburg, Miscellanea Lipsiensia 12 (1723) S. 20—31, wo
Meursius verteidigt und mit unzulänglichen Gründen der Nachweis versucht wird, Th. Meto-
chites habe das Werk des Glykas abgeschrieben und für sein eigenes ausgegeben, ähnlich
wie Kedrenos den Skylitzes fast unverändert in seine Chronik aufnahm. Aehnlich wie in
der Berliner Hs lautet der Titel im Cod. Bodl. Canon. 90 s. 16, der einst im Besitze
von Meursius war: Tov Xoyianaxov xai aoq>iaxdxov Seoötugov xov Afcro/iroi; xai Femgyiov
tov nat Ol» /^of'txoV u. s. w. Wie sich diese Hs zu der Berliner verhält, ist mir
unbekannt. — Erste vollständige Ausgabe im Pariser Corpus von PhiL Labbaeus, Paria
1660. — Wiederholt Venedig 1729. — Im Bonner Corpus recogn. L Bekker, Bonn 1836
(reich an Druckfehlem und sonstigen Unebenheiten). — Wiederholt bei Migne, Patr. gr.
2. Qesohiohtaohreiber und Ölironisten. B. Chronisten. (§ 157) 3g5
158, 1 — 624. — £inen Teil der Annulen ed. aus einer in einem Olymposkloster befindlicLen
Handscbrift, seltsamerweise ohne irgend eine Kenntnis von früheren Ausgaben, Christo-
dnlos Euthymiades, "Ey SBaaaXoyixjj 1858, 8^ 208 Seiten. S. Legrand, Bibl. gr. vulg. 1
(1880) Introduction S. 19 f.
Gesamtausgabe: Migne, Patr. gr. 158, gibt ein ziemlich vollständiges Reper-
torium der früheren Jjeistungen für Glykas, so die Notizen von Fabricius, die inhalts-
annen Abhandlungen von Lamius (Deliciae eruditorum vol. I und VI), Casim. Oudini
diss. de aetate et scriptis M. Glycae, endlich aus dem Turiner Handschriftenkatalog ein
Verzeichnis der in Turin befindlichen Briefe des Glprkas, nach den Annalen auch die bis
1453 reichende Fortsetzung des Leunclavius, dazu die Briefe. — Zu den Briefen vgl. auch
das bei Migne übersehene Verzeichnis der Ueberschriften aus dem Cod. Nanianus
(Venet.) 111 beiJ. A. Mingarelli, Graeci Codices mss apud Nanios patricios Venetos
asservati, Bologna 1784 S. 213-224.
Die Litteratur zu den Briefen s. S. 88, zu dem Kerkergedicht und der Sprich-
wörtersammlung in den oben bezeichneten Paragraphen.
2. Hilfsmittel: Einige ältere Schriften bei Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 7,468 f.;
11, 199 — 204. — Fried. Vater, Zur Kunde griechischer Hss in Russland, Jahns Jahrb.
Snpplementband 9 (= Archiv für Philol. und Pädagogik) 1843 S. 5—16, gibt aus einer
offenbar sehr späten Hs der k. Akademie in Petersburg Varianten zu den Annalen und
Notizen über die Briefe. — E. de Muralt, Essai de Chronographie Byzantine, vol. 1 (1855)
S. XXVIT (erwähnt eine Petersburger Hs der Chronik vom Jahre 1176). — F. Hirsch,
Byiant Studien 8. 396-403. — Zum Texte: Spyr. P. Lambros, B. Z. 3 (1894) 166. —
8pyr. P. Lambros, Ein neuer Codex der Chronik des Glykas, B. Z. 4 (1895) 514. —
Haaptschrift: K. Krumbacher, Michael Glykas, Sitzungsber. bayer. Ak. 1894 S. 391
bis 460. Dazu eine chronologische Berichtigung von Job. Dräseke, Zu Michael Glykas,
B. Z. 5 (1896) 54—62, und verschiedene Beiträge von E. Kurtz, Neue philoI. Rundschau
1895 Nr. 14 S. 221 ff., und M. Treu, Berliner phUol. Wochenschr. 1895 Nr. 51 S. 1609 ff.
3. Wie die Chronik des Glykas in einer Berliner und einer Oxforder Hs fälschlich
dem Theodoros Metochites zugeteilt wird, so enthält eine Hs des Escurial das Werk unter
dem von Nicolas de laTorre herrührenden Titel: yiaouedoyjog xov Aaxantjvov fiByäXov kxaiQBi-
«f'f/op /^o»'£xoV fjiBxd (pvaioXoylag xat' iniiofi V ewf rrjg ßaaiXelag 'iwavyov rot» T^ifititxij,
Dieser sonst unbekannte und ziemlich rätselhafte Laomedon Lakapenos wird nur noch
in einer Hs der Pariser Nationalbibliothek, welche mehrere auf die Eroberung Kretas (961)
bezügliche Stücke in italienischer Uebersetzung enthält, als Chronist erwähnt. Sp. Lambros,
Bulletin de correspond. hellen. 2(1878)516-521, auch seine 'Itfxoqwu fAtXtxtjfAnxa^ Athen
1884 S. 145 ff. — Tb. Uspenskij, Quelques observations sur la chronique de Laomedon
Lacapene, B. Z. 2 (1893) 122—125 (verwertet die Escurialhs für die Kritik des Glykas).
157. Joel ^Imik)^ ein gänzlich unbekannter Mann, verfasste, wahr-
scheinlich in der Zeit des lateinischen Kaisertums (1204 — 1261), auf
welches die Schlussbemerkung hinzudeuten scheint, eine summarische
Weltchronik: XQovoygaifia iv avvoipst. Sie beginnt mit Adam, behandelt
im Abriss die jüdische und sonstige orientalische, dann die römische Ge-
schichte, endlich die byzantinische Zeit bis zur Eroberung Konstantinopels
t durch die Lateiner 1204. Sie ist, wie es scheint, in ihrem Hauptteile
. nichts anderes als ein Auszug aus Georgios Monachos und der ersten
. Fortsetzung desselben (bis 948). Für die spätere Zeit benützte Joel
. den Skylitzes. Das ganze Machwerk ist äusserst dürftig und hat
1 weder historischen noch litterarischen Wert; der Verfasser berichtet nur
I Namen und Regierungszeit der einzelnen Kaiser und knüpft daran einige
f kurze Nachrichten, welche persönliche Verhältnisse oder kirchliche Dinge
betreffen.
1. Aasgaben: Ed. pr. im Pariser Corpus von Leo Allatius zus. mit Georgios
Akropolites und Joannes Kananos, Paris 1651. — Wiederholt Venedig 1729. — Im Bonner
Corpus reeogn. I. Bekker, Bonn 1837, mit Manasses und Georgios Akropolites (ohne
Förderung des Textes). — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 139, 223—288.
2. Hilfsmittel: F. Hirsch, Byzant. Studien S. 109—115.
* 3. Im Cod. Vindob. theol. gr. 304 (Nessel) folgt auf die Chronik des Joel, die
dort fol. 229—257 ohne Automamen überliefert ist, als Epilog ein in Hexametern ab-
gflfmntnn Klagegedicht Eig xrjy «Xtoaty x^g KonHaxuyiiyovnoXeiog, Beginn: 'H fAsyuXönoXig
H'wlV"^ der klMs. AltertamfwlMeiMchan IX. 1. Abtig. 2. Anfl, 25
386 Byzantinische Litteratnrgeschichte. I. Prosaisohe litierator.
1} ßaalXstu fiiy ^qs ßgr^fj/^n. Vgl. den Katalog von Lambecias ed. Eollar Üb. V S. 361.'
Dasselbe Gedieht ohne Joel im Cod. Athoas 3814, a. 16, Nr. 12. Vgl Sp. P. Lambros,
Ein nener Codex des Joel, B. Z. 5 (1896).
158. Johannes der Sizilier ^Iwdwrfi 6 Sixskiüinfjg). Mit diesem
Namen verknüpft sich ein ungelöstes Rätsel. Die Sache verhält sich also:
Im Codex Vindob. bist. gr. 99, s. 14, der mit dem Codex 98 zu einem
Bande vereinigt ist, steht fol. 1 — 14 der Anfang einer Chronik mit dem
Titel: Svvoipig XQovixrj and ^ASäfi rrjv a^xijv Xaßovda xal naaag Su^iowsa
zag im yJjg fisydkag ßaüikstag rovg ts %ijg KiovazavTivovnoksfag ßaaiidag
xai TtaTQiaQX^Q dxQißäg xataXäyovda iaog tcSv xQovoov rrjg ßadiXeiag Kofivrjvov
0€oi(OQov Tov Adaxaqi. Dazu ist von einer späteren Hand gefugt: crtx««
Xidrov l(odvvov und darüber von anderer Hand noch einmal Iwdvvov aui- \
Xicirov, Die Chronik beginnt: ^ASdfi o nQ&zog vno d-eov nXaa&etg dv&Qoanoq,
Nach einer kurzen chronologischen tJbersicht der ältesten Geschichte der
Assyrier, Ägyptier, Griechen, Juden, Perser und Ptolemäer folgt eine aus-
führliche Erzählung der trojanischen Sagen. Mitten in dieser bricht die
Handschrift ab. Der allergrösste Teil des Werkes, das nach der Übe^
Schrift bis auf Theodoros Laskaris (1204) reichte, ist also verloren ge-
gangen. Der Anfang des Werkes entspricht dem Anfange des von E
Geizer, Sextus Julius Africanus H 1 S. 345 flf., besprochenen X^ovixor
iniTOfiov (im Cod. Vindob. theol. gr. 40 und wahrscheinlich auch im
Cod. Vatic. gr. 433, s. 16, fol. 244). Der Abschnitt über die trojanischen
Sagen stammt wahrscheinlich aus Johannes von Antiochia. Das ganze
Fragment stimmt in der Hauptsache mit dem Anfange der Synopsis
Sathas überein, in der jedoch die Troika fehlen, und es scheint also,
dass beiden Chroniken eine gemeinsame Hauptquelle zu Grunde liegt.
Ähnlich wie das Wiener Fragment beginnt die kurze Chronik im Cod.
Vatic. gr. 432 fol. 244; sie geht aber schon nach dem ersten Satze in
jene Tabelle über, die Nikephoros P. im XQovoyQatpixdv (rvvTo/.iov bietet,
und kommt also für Johannes Sikeliotes nicht in Betracht.
Eine zweite Hauptshandchrift, in der Johannes der Sizilier als Chronist
genannt wird, ist der Codex Vatic. Pal. 394, s. 16, 382 Blätter. Der
Titel lautet hier: Xqovixov fTvvTOfiov ex dia(f6Q(ov xqovoyqdipfav xal e^tjytjTwv
avXXey^v xal avvved'tv naqd ^Iwdvvov fiovaxov tov Sixekiüirov, tov xai
XQT]ficcj{(XavTog vctsqov narQiaQxov Koivatavvivov noXewg väag *Püinrjg. Die
Chronik reicht von Adam bis zum Jahre 866 und beginnt: UoXXol zm*
f^o) ffiXoXoyoi xai xQovoyQd^oi, Am Schlüsse findet sich die Notiz: "Ecog
<(üd€> TU xQo^'i^d FswQyiov xal tov Xoyoxhäzov, Das Werk ist also offenbar
nichts anderes als eine der vielen Redaktionen des Georgios Monachos
mit einem Stück der Fortsetzung des Logotheten.
Es zeigt sich, dass der Chronist Johannes Sikeliotes vorerst eine
ziemlich schattenhafte Person ist. Zwar nennt Skylitzes im Vorworte
seiner Chronik unter seinen Vorgängern einen Lehrer aus Sizilien (o/W
o ^ixsXioixrfi iiidaxaXog) und es liegt nahe, den Johannes Sikeliotes mit dem
dort ohne Vornamen angeführten Sizilier zu identifizieren. Allein im Wiener
Codex ist der Name erst von einer späteren Hand beigefügt, und das
Werk reichte dort bis auf Theodoros Laskaris. Wenn also der Verfasser
8. Oeschichtsehreiber und Chronisten. B. Ghronisten. (§ 158) 387
'klich der Sizilier des Skylitzes wäre, so müsste man annehmen, dass
n Werk um eine ziendich umfassende Fortsetzung bereichert, trotzdem
jr noch nach dem alten Autor benannt worden wäre. Ausserdem macht
die enge Verwandtschaft mit der Synopsis Sathas wahrscheinlich, dass
3h für die Wiener Chronik eine ähnliche bis zum Jahre 1081 reichende
rlage benützt wurde wie für die Synopsis (s. S. 388); dann kann aber
r Verfasser nicht ein Vorgänger des Skylitzes sein. Nicht näher
}kt die Frage einer befriedigenden Lösung, wenn man den Chronisten
bannes mit dem Sizilier Johannes Doxopatres, der auch geradezu
Johannes Sikeliotes bezeichnet wird, zusammenbringt. Da auch er
r Kaiser Theodoros Laskaris lebte, bleibt die Annahme einer Fortsetzung
ch bei ihm nicht erspart; zudem ist von einer chronographischen Thätig-
it dieses Rhetors nicht das Mindeste bekannt. Mehr Verwirrung als
ifklärung bringt der Titel des Codex Palat. 394. Nach dem Zusätze
V xal xQrjiiaTiaavToq u. s. w. hat Allatius den Verfasser der Chronik
it dem Patriarchen Johannes Glykys (1315 — 1320) identifiziert; Walz
ichte an Johannes Kamateros, der 1204 den Patriarchenthron inne
itte, und meinte, Johannes habe bei seiner Erhebung seinen früheren
amen mit Kamateros vertauscht. In Wirklichkeit pflegte jedoch beim
intritte in den Mönchstand oder bei der Erhebung zum Patriarchen nur
jr Taufname geändert zu werden. Beide Hypothesen Verstössen übrigens
ich gegen die Chronologie ; denn wenn der Autorname Johannes Sikeliotes
)erhaupt eine Gewähr hat, so muss man ihn doch wohl entweder mit dem
keliotes des Skylitzes oder mit Johannes Doxopatres gleichstellen; beide
)er sind älter als die zwei Patriarchen. Der Hauptanstoss aber liegt darin,
Lss das im Codex Palat. dem späteren Patriarchen Johannes zugeteilte
erk die Chronik des Georgios Monachos ist. Es hätte sich also der
rilier Johannes dieses allbekannte, in zahllosen Handschriften unter dem
amen des Georgios verbreitete Werk widerrechtlich angeeignet; dagegen
rieht aber schon die Schlussbemerkung, in der die Chronik wie in so
eleu anderen Handschriften dem Georgios und dem Logotheten zu-
fschrieben wird. Lancia versuchte den Widerspruch dadurch aufzuheben,
SS er den bekannten Chronisten Georgios Monachos (s. § 147) geradezu
it dem Sikeliotes des Skylitzes und mit unserem Sizilier Johannes gleich-
?llte. Aber auch diese etwas überraschende Lösung der verwickelten
age beruht auf unzulässigen Hypothesen. Wenn nicht neue Handschriften
ilfe bringen, wird sich das über der Chronik des Johannes Sikeliotes
Agende Dunkel schwerlich aufhellen lassen. Sicher ist aber schon jetzt,
ISS der Wiener Text, mag er nun den Namen des Sikelioten mit Recht
1er mit Unrecht tragen, wegen des grossen Stückes der Troika eine sehr
.»achtenswerte Stellung unter den späteren Chroniken behauptet.
1. Ausgaben: Die zweite Hälfte der Chronik des Cod. Vindob. bist. gr. 99 ed.
Heinrich, die Chronik des Johannes Sikeliota der Wiener Hofbibliothek, Gymnasial-
ogr., Graz 1892. — Eine sehr unzuverlässige Analyse der ersten 8 Blätter des Vindo-
nensis gab A. Wirth, Aus orientalischen Chroniken, Frankfurt 1894 S. 24—33. Dazu
» fierichtigungen von K. Krumbacher, B. Z. 3 (1894) 617—621. — Ein kleines Stflck
s dem Cod. Vatic. Pal. 394 ed. A. Mai, Scriptorum veterum nova collectio 9 (Romae
57) 376 (n$Q\ raiy xaXovfidyojy ßagßaQüty, "On iy ixaaxif) i&yei 6id(poq6g iauy n doM.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 7, 471. — Georgios Monachos ed.
388 Bysantinische Litteratiirgeschiohte. L Prosaische Liiterstar.
Muralt S. XXIX. — Ueber die Wiener Hs vgl. Fr. Kollar, Ad P. Lambecii coromen-
tariorum etc. supplementorum über primus, Vindobonae 1790 S. 762. — Eine neue Be-
schreibung gab R. Förster, De antiqnitatibus et libris mss Constantinopolitanis, Rostock
1877 S. 5. — Genaueres über die Wiener Hs bei Heinrich, Wirth und Krambacher
a. a. 0. — Ueber die Person des Johannes Sikeliotes vgl. Leo Allatius, Diatriba da
Georgiis S. 327 ed. Paris., und Chr. Walz, Rhetores graeci 6 (1834) V— XI. — Die
Identität des Johannes Sikeliotes mit Georgios Monachos behauptet Dom. Gasp. Lancia,
Sopra Giovanni Sicolo cronografo bizantino del secolo nonO; Archivio storico Siciliano 3
(1876) 369- 385. — Ueber die Herkunft der Troika in der Wiener Hs handelt E. Patzig.
Die Troica des Johannes Antiochenus, B. Z. 4 (1895) 23—29. — Den Cod. Palat 394 be-
schreibt kurz H. Stevenson, Codices mss Palatini graeci bibliothecae Vaticanae, Rom
1885 S. 253.
3. Epitome des Eonstantinos Akropolites: In dem erwähnten Cod. Vindob.
hist. gr. 99 steht in einem nach Papier, Schrift und Zeilenzahl von dem ersten Teile des
Codex ganz verschiedenen, offenbar erst nachträglich beigebundenen Heftchen ein Abriss
der römischen Geschichte von Aeneas bis circa 1323. Doch reicht die ausfQhrliehe
Erzählung nur bis 1118 d. h. so weit als Zonaras; fOr die folgende Zeit findet sich nur
ein Regentenverzeichnis mit einzelnen historischen Bemerkungen, das der Verfasser oder
Schreiber bis auf seine eigene Zeit (zwischen 1323 und 1334) fortgeführt hat. Der Anfang
der kleinen Chronik, der die römische Sagengeschichte enthält, zeigt enge Verwandtschaft
mit Konstantinos Manasses (V. 1476—1494; 1541; 1560—1596); die Kaiserbiographien
bestehen fast nur aus Angaben, die ziemlich wörtlich aus Zonaras entnommen sind. Ak
Verfasser der Epitome wird in einer von der ersten Hand stammenden Ueberschrift der
Grosslogothct Akropolites genannt (rot; *JxQonoXiTov xvqov xal fieyaXov Xoyo^etov),
Darunter ist wohl der Sohn des Historikers Georgios Akropolites, der Grosslogo th et
Konstantinos Akropolites zu verstehen, der im Jahre 1321 noch lebte. Ueber seine
theologischen Werke vgl. S. 204 f. Mitteilungen aus dieser Epitome in den oben genannten
Arbeiten v. A. Heinrich, A. Wirth (S. 33 f.) und K. Krumbacher. Vgl. E. Patzig,
ß. Z. 4 (1895) 23. — Eine Epitome von der Erschaffung der Welt bis auf die Eroberung
von Konstantinopel, die angeblich dem Georgios Akropolites gehört, erwähnt Fahr icius,
Bibl. gr. ed. Harl. 7, 471.
159. Synopsis Sathas. Aus dem Codex 407 der Marcusbibliothek
in Venedig hat K. N. Sathas eine sehr umfangreiche 2vvoipig xQovtxij ver-
öflfentlicht, die von der Erschaffung der Welt bis auf die Wieder-
eroberung von Konstantinopel (1261) reicht. Der Verfasser dieser
Chronik war, wie sich aus dem Schlussteile ergibt, ein jüngerer Zeit-
genosse des Georgios Akropolites und ein naher Freund des Patriarchen
Arsenios; er hat also gegen das Ende des 13. Jahrhunderts geschrieben.
Seinen Namen verschweigt er absichtlich: nicht aus Ehrgeiz und Ruhm-
sucht hat er seine Erzählung verfasst und jeder möge daher für den
Vater des Buches halten, wen er wolle. Das Werk dieses bescheidenen
Mannes ist eine Kompilation, in der allerdings nicht viel selbständige
Arbeit steckt. Die Behandlung des Stoffes ist eine sehr ungleiche; die
gesamte älteste und ältere Geschichte bis auf Nikephoros Botaneiates ist
auf 171 Seiten (der Ausgabe von Sathas) erledigt. Darauf folgt, durch
ein ChrysobuU des Kaisers Alexios I auch äusserlich vom Vorhergehenden
getrennt, die weit ausführlichere Darstellung des Zeitraumes von 1081
bis 1261 (384 Seiten). Über die Quellen des Werkes ist folgendes ei^
mittel t: Die jüdische und persische Geschichte bis auf die Ptolemäer weist
auf einen chronistischen Abriss zurück, in welchem das Xqovixov imrofiov
mit der bei Symeon Logothetes (bzw. Leon Grammatikos) und Kedrenos
benützten Epitome (vgl. Patzig, B. Z. 3, 470 flf.) vereinigt war. In der
f'ömischen und byzantinischen Geschichte erscheinen wichtige ältere Quellen
wie Johannes Lydos, Zosimos, vereinzelt Prokop, vor allem aber
Malalas, dann Theophanes und eine unbekannte Quelle, die auch
2. Geschichtsohreiber und Chronisten. B. Chronisten. (§ 159) 389
Manasses verwertet hat, endlich kirchengeschichtliche Werke. Doch
hat der Verfasser dieses reiche Material sicher nicht direkt, sondern wohl
grösstenteils in einer älteren Kompilation ^benutzt; das beweist nament-
lich die auffällige Übereinstimmung mit Zonaras, die sich nur daraus er-
klären lässt, dass auch Zonaras einen Teil seiner Quellen schon in der-
selben Weise zugeschnitten und vereinigt fand wie der Anonymus. Da
diese Quellenkompilation bis auf 1081 reichte, von Zonaras aber um 1150
schon benützt wurde, muss sie etwa im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts
entstanden sein.
Im zweiten Hauptteil, der die Zeit der Komnenen, der Angeloi und
der nikänischen Kaiser schildert, stimmt die Synopsis zuerst im Thatsäch-
lichen mit Zonaras, Anna Komnena und dem Anfange des Niketas Ako-
minatos überein, ohne dass eine bestimmte Quelle erkennbar wäre; bald
aber (S. 188, 9 flf.) finden wir einfach ein Exzerpt aus den zwei Haupt-
queUen der folgenden Zeit, aus Niketas Akominatos und Georgios
Akropolites. In dem aus Niketas stammenden Teile trifft man nur
einmal eine Zuthat des Anonymus, die Schilderung von Kappadokien
(S. 205, 20 — 206, 4); häufiger sind die Zusätze im letzten Teile, der auf
Akropolites beruht. Es sind dieselben Zusätze, die im Cod. Ambros. A. 202
inf. in den Text des Akropolites eingearbeitet sind. Auch in der stilistischen
Behandlung des Akropolites herrscht zwischen dem Anonymus Sathas und
dem Redakteur der Mailänder Handschrift manche Übereinstimmung. Viel-
leicht sind sie sogar eine und dieselbe Person, so dass das Mailänder
Exemplar des Akropolites als eine Art Vorarbeit des Verfassers der
Synopsis zu betrachten wäre. Vgl. S. 287.
Die Sjmopsis wurde von einigen Späteren benützt. Man findet Spuren
von ihr in den Exzei^pten des Codex Vaticanus 1889, s. 14, und in jenen
Zusätzen zu Georgios Monachos, um welche der Codex Venetus reich-
haltiger ist als der Parisinus 1708 (Ausgabe von Muralt S. 865 ff.).
1. Ausgabe: Ed. K. N. Sathas, Mea. ßißX, 7 (1894) 1-556.
2. Hilfsmittel: Einige dürftige Bemerkungen in der Einleitung der Ausgabe von
iSatbas osX. afin—ayte'. — Zur Quellenfrage: Die Besprechungen der Ausgabe von A.
Heisenberg, B. Z. 5 (1896) 168-185, und A. Kirpidnikov, Viz. Vr. 2(1895) 442-449.
- Ueber die Quelle, welche die Synopsis mit Zonaras gemeinsam hat, handelt sehr ein-
gehend £. Patzig, Ueber einige Quellen des Zonaras, B. Z. 5 (1896) 24-53.
3. In dem genannten Bande S. 557—610 veröffentlichte Sathas aus einem Codex
des Lincoln College in Oxford, s. 16, eine ganz knappgehaltene Chronik, die in der Hs
als TxSeats /^oi/^xi; bezeichnet ist. Sie erzählt die griechisch-türkischen Ereignisse von
der letzten Zeit des Kaisers Manuel 11 (t 1425) bis auf Selim 1 (1512). Quellen sind im
Anfange Dukas und Phrantzes.
4. Der grdsste Teil der Einleitung der genannten Ausgabe von Sathas {osX, II —Ufjiti)
hat nichts mit den zwei Chroniken zu thun, sondern beschäftigt sich mit der Begrün-
dung einer neuen Auffassung der inneren Geschichte von Byzanz. Nament-
lieb sucht Sathas zu beweisen, dass der antik-hellenische, heidnische Geist im ganzen
Mittelalter im scharfen Gegensatze zum römisch-byzantinisch-christlichen Wesen fortgelebt
habe. In politischen wie kirchlichen Streitigkeiten, in ganzen Litteraturdenkmälem wie in
einzelnen Anspielungen sucht Sathas das stille Wirken dieses Dualismus nachzuweisen.
Die Renaissance sei nichts als der endliche Sieg der heidnisch-hellenischen Elemente über
die christlich-byzantinischen. Von einzelnen richtigen Beobachtungen abgesehen erscheint
^\% ganze weitläufige Darlegung trotz grossen Aufwandes von Scharfsinn und Gelehrsamkeit
als das Erzeugnis einer geradezu zügellosen Phantasie, und unser Urteil über das byzan-
dnische Kultur- und Geistesleben wird durch diese neueste Theorie auch nicht in einem
390 Byzantinische Litteratargeechichte. L Prosaiaohe Litieratnr«
wesentlichen Punkte modifiziert werden. Vgl. die oben angefiilirten Besprechungen T<tt
A. Heisenberg und A. Eirpiönikov.
160. Theodoros Bischof von Eyzikos {OfoSwQog d Kv^ixov) ver-
fasste eine Weltchronik, die bis auf die Wiedereroberung Konstanti-
nopels durch Michael Palaeologos (1261) reichte. Von der Erschaffung
der Welt bis auf Alexios Komnenos gibt der Verfasser nur einen kurzen
tJberblick; erst von da an wird die Erzählung ausführlicher. Diese unr
gleiche Behandlung des Stoffes rechtfertigt Theodoros — oder ein Excerptor
seines Werkes? — , indem er ähnlich wie Skyhtzes in seiner Vorrede und
wie Glykas am Schlüsse des dritten Buches (S. 457, 12 — 21 ed. Bonn.) 1
und zwar im offenbaren Anschlüsse an die letztere Stelle über seine Vor-
gänger auf dem Gebiete der Chronographie berichtet: Fivmaxs ovv <oti>
rJQ^aro 6 Fsiogyiog ano xaraßoXrjg xoCfiov i'oag tov Ma^ipiavov xat Ma^ifiirov
tov vtov avTov . Mezd d^ tov rsdQyiov o ofioXoytjTTJg @€og>ävrjg k'cog T^A^i^nj^
ßaaiXäwg Nixr^ifOQOV tov ano yevixdiv, Kai anv Mixar^X tov ^Payyaßk Tijg
XQOVoyQafpiag 6 'Iwdvvrjg 6 2xvXiT(Srfi xaTiJQ^aTO ft»^ tov ^AXe^tov tov Kofi-
vrjvov xat tov vtov avTov ^loadvvov tov UoQq^VQoyevviJTOV. ^Ano dh tovtodv
TfSv ßa(nXb'a)v ijg^aTO OeoicoQog 6 Kv^ixov ccxQt MixatjX tov UaXaioXoyov,
Idrtd xaTaßoXrjg xodiiov rJQ^e xal ovTog, ov fiävTOi 6^ eig nXccTog ^ygaipe ,
*A7id Sk TovTcov tSv dvo ßaatXäav, (og etnofiev, iyqaxpev ovTog eig nXaiog^
ijyovv oaovg dhv ^fpx>aaav ixsXvoi ygaipai. Selbst bei einem ganz ungebil-
deten Erzähler ist die Unkenntnis der stark verbreiteten Werke des Zo-
naras, Manasses und Glykas höchst auffällig, und so müssen denn die
Erwartungen, die man etwa an diese erst jüngst aufgetauchte Weltchronik
knüpfen möchte, auf ein geringes Mass herabgestimmt werden. Über
die Person des Verfassers ist nichts Näheres bekannt; vielleicht aber ist
er identisch mit dem Metropoliten von Kyzikos Theodoros Skuta-
riotes, der als einstiger Besitzer des Cod. Marc. 407 und des den The-
saurus orthodoxiae des Niketas Akominatos enthaltenden Cod. Paris. 1234
(s. S. 92 Anm. 1) bekannt ist. Zu dieser Annahme würde der Inhalt des
Cod. Marc. 407, der die oben besprochene Synopsis Sathas überliefert,
vortrefflich stimmen. Denn auch die Synopsis wird wie die Chronik des
Theodoros von Alexios Komnenos an ausführlicher und reicht wie jene
bis zum Jahre 1261. Nun erhebt sich sogar die Frage, ob nicht
das Werk des Theodoros einfach eine Bearbeitung der Synopsis
Sathas war.
Die Ueberreste des Werkes bewahrt, nicht ohne einige Verwirrung, der Cod.
Athous 3758 s. 16 S. 1088—1225. — Vgl. die Beschreibung von Sp. Lambros, Catalogue
of the greek mss on Mount Athos 1 (1895) 371.
161. Ephräm (^Ey^a/'/i), der Verfasser einer versifizierten Chronik,
ist seinen Lebensverhältnissen nach unbekannt; sein Werk scheint um
das Jahr 1313 abgefasst zu sein, denn mit diesem Jahre schliesst das als
Anhang beigegebene Patriarchenverzeichnis, welches höchst wahrschein-
lich der Verfasser selbst bis auf seine eigene Zeit fortgeführt hat. Die
Chronik des Ephräm behandelt in 9564 byzantinischen Trimetern
die römisch-byzantinische Geschichte von Julius Caesar bis auf die Wieder-
eroberung Eonstantinopels 1261. Im Anfang ist in der einzigen bekannten
2* Geschiohtschreiber und Chronieten. B. Chronisten. (§§ 160—161) 891
Handschrift das Stück ausgefallen, welches von Julius Caesar, Augustus
und Tiberius erzählte. Auch der ursprüngliche Titel ist verloren ge-
gangen; der Herausgeber A. Mai überschrieb das Werk aus eigener Ver-
mutung: ^Eq>qmiiiov xQovixov Kaiaaqsg, Dass Ephräm der Verfasser ist,
wissen wir aus Allatius, der die Handschrift noch vollständig sah und
sie öfter zitiert. Die Nachrichten, welche Ephräm über die früheren
Kaiser mitteilt, beschränken sich meist auf einige persönliche Züge und
merkwürdige Anekdoten; das Hauptgewicht fällt bei jedem auf die Dar-
legung seiner Stellung zum Christentum und seiner sittlichen Beschaffenheit.
Jeder Eaiserbiographie wird als Titel der Name des Kaisers und die
Zahl seiner Regierungsjahre vorausgeschickt. So erscheint das Ganze als
ein versifizierter Eaiserkalender von christlich-erbaulicher
Tendenz. Der erste Kaiser, welcher ausführlicher und mit grösserer
Teilnahme behandelt wird, ist natürlich Konstantin der Grosse:
IlaxfJQ nyaxxiav evaeßtuv xexXtjfi^yos
»al /^t<rToAcrr^(Jy »(fatogtay aQXfjy^Tfjg,
nQüirrjg oqmtijs noifisyaQX^^ üvvodov,
fiS^^' toy xa&slXBy 'Jqeiov doy/na ro&oy.
Der politische Niedergang des Reiches macht dem Verfasser wenig Sorgen.
Seine ethnographischen Vorstellungen sind ebenso verworren und
durch die Scheu vor barbarischen Namen noch mehr getrübt als bei anderen
Byzantinern; unter dem Namen der Skythen werden bei ihm alle mög-
lichen germanischen und anderen Völker zusammengefasst, welche das
römische Reich bestürmten. Den völligen Mangel an geschichtlichem Über-
I blick zeigt u. a. der Umstand, dass die Regierung des Justinian, über
^ die er in seiner Vorlage doch mehr hätte finden können, in ganzen 33
Versen, kürzer als die der meisten Vorgänger und Nachfolger abgethan
wird. Etwas ausführlicher wird die Erzählung vom achten Jahrhundert
abwärts; mehr als die Hälfte des ganzen Gedichtes fällt aber ähnlich wie
in der Synopsis Sathas auf die dem Verfasser zunächst liegende Epoche
der Komnenen, der Angeloi und der Kaiser von Nikäa, die mit zu-
nehmender Ausführlichkeit geschildert wird; den Schluss bildet die Be-
schreibung des feierlichen Einzuges Michaels Palaeologos in das wieder-
eroberte Konstantinopel 1261. Als Anhang, gleichsam als kirchengeschicht-
liches Supplement, folgt von demselben Verfasser ein Verzeichnis der
Bischöfe und Patriarchen von Byzanz bis auf das Jahr 1313
(Vers 9565 — 10392), mit der deutlichen, auf die im 5. Jahrhundert ent-
standene und schon unter Justinian offiziell anerkannte Schriftstellerei des
Dorotheos zurückgehenden Tendenz, den Anfang des byzantinischen Epis-
kopats in möglichst frühe Zeit hinaufzurücken, so dass der Apostel Andreas
als der Begründer desselben genannt wird. Die einzelnen Patriarchen
werden mit wenigen Worten und noch weit einförmiger als die ersten
römischen Kaiser nach Abkunft, Charakter, Bildung und Schicksalen be-
zeichnet. Die ungleiche zeitliche Ausdehnung beider Werke erklärt sich
ungezwungen durch die Annahme, dass der Verfasser für das Geschichts-
werk einen natürlichen Abschluss suchte und denselben in der Wieder-
herstellung des rhomäischen Reiches fand, während er das Patriarchen-
892 Byzantinische Litteratargesohiohte. I. Prosaisohe Litieratiir.
Verzeichnis als blossen Katalog naturgemäss bis auf seine eigene Zei|
fortführte.
Das für ein historisches Epos unpassende Yersmass, welches U
der Ausdehnung des Gedichtes unerträglich wird, und die poesieverlasseni
durch stete Wiederholung ähnlicher Ausdrücke eintönige Diktion macheal
die Lektüre des Werkes zu einer langwierigen Mühe, die nur selten durcl
eine gelungene Phrase oder durch ein treffendes Attribut belohnt vdr^
Sprachlich unterscheidet sich Ephräm von den Prosa-Chronisten durch d\
sehr starke Streben, der klassischen Oräzität nahe zu kommen und durch
Verwendung altertümlicher und zusammengesetzter Wörter poetisch zu
wirken. Trotz aller Bemühungen treten aber, wie bei den meisten dieser \
Talmiklassizisten die Spuren der Zeit unverkennbar hervor; so finden wir i
auch hier idv zuweilen mit dem Indikativ, starken Missbrauch des Optativs,
passive Anwendung medialer Verba, Formen wie ze^atra (7833), ti&owti
= ti^äatn (8708) u. s. w. Dass der Verfasser eines so dürftigen Mach-
werkes, dessen Hauptsorge offenbar nicht die geschichtliche Treue, sondern
die Versifikation eines gegebenen Stoffes war, nicht viel Zeit auf gründ-
liche Quellenstudien verwandte, ist natürlich. In der That hat Ephräm,;
wie es scheint, für den ganzen ersten Teil bis auf den Tod des Alexio9
Komnenos 1118 das umfassende Oeschichtswerk des Zonaras, in welchem
er den Stoff für seine Paraphrase bequem verarbeitet fand, zu Grunde
gelegt; für die Zeit bis 1204 folgte er wie der Anonymus Sathas dem
Niketas Choniates, für den Schluss bis 1261 dem Georgios Akro-
polites.
1. Ausgaben: Ed. pr. aus dem einzigen bekannten Codex Vatic. 1003 Angelo
Mai, Scriptor. veter. nova coUectio, tom. III (Romae 1828) pars 1. — Darnach wiederholt
im Bonner Corpus ex recogn. 1. Bekkeri, Bonnae 1840, mit einem kleinen grammatischen
und Sach-Indox. — Wiederholt bei Migne, Patr. gr, 143, 1—380.
2. Hilfsmittel: Ueber die Quellen: F. Hirsch, Byzantin. Stadien S. 391- 396.
— Zur Metrik: J. Hilberg, Die Verstechnik des Ephrämios, Wiener Studien 10 (1888)
50-92.
3. Zum Patriarchenverzeichnis: Vgl. die Bemerkung von A. Mai S. 383 cd.
Bonn., die zwei Verzeichnisse, welche Labbaeus in seiner historischen Einleitung zum
Pariser Corpus mitteilte, und die series fabulosa und series vera, welche A. Mai seiner
Ausgabe der Chronik vorausschickte (im Bonner Corpus nicht aufgenommen). — Zu den
unter den Namen des Hippolytos und Dorotheos, gelegentlich auch des Epiph an ios,
Sophronios und Kosmas Indikopleustes auf uns gekommenen Apostelverzeichnissen,
von welchen besonders die Schrift des angeblichen Dorotheos wegen ihrer Nachrichten
über die Gründungsgeschichte der Kirche von Kpel für die Entstehungsgeschichte der
Patriarchenlisten wichtig ist, vgl. R. A. Lipsius, Die apokn^phen Apostelgeschichten und
Apostellegenden 1 (1883) 193—207'; 3 (1890) 3 f.; 15. — Ein geringfügiges Verzeichnis
der Bischöfe von Rom, Jerusalem, Alexandrien, Antiochien und Konstantinopel bis zum 7.
(der letzteren bis zum 10. Jahrh.) bespricht G. Grosch, De codice Coisliniano 120, Diss.
Jena 1886. — Ohne Kenntnis der Scnrift von Grosch edierte einen Teil derselben Liste
aus dem Cod. Vatic. Ottob. 414, s. 11, Giovanni Mercati, Un antico catalogo greco
de' romani pontefici inedito, Studi e documenti di storia e diritto 12 (1891) 325 — 343. —
Hauptschrift: Franc. Fischer, De patriarcharum Constantinopolitanorum catalogis,
Comroent. phiiol. Jenenses, vol. 3 (Lipsiae 1884) 263—333, wo die bis jetzt bekannten
Verzeichnisse besprochen, ihre Quellen und ihr verwandtschaftliches Verhältnis untersucht
und zwei noch unedierte Stücke mitgeteilt werden. — Als allgemeine Hilfsmittel dienen
Le Quien, Oriens christianus, tom. I, Paris 1740, und M. J. Gedeon, i7ar^iap/ixoi
niynxeg, Konstantinopel, Otto Keil 1890. Dazu die Berichtigungen von H. Geiz er, B. Z.
2 (1893) 152->154. — Bei Gedeon S. 63 ff. auch handschriftliche Mitteünngen über Patri-
archenkataloge.
4. Angelo Mai vermutete, der Chronist Ephräm sei identisch mit jenem Ephräm, der
2. OeschichtBchreiber und Chronisten. B. Chronisten. (§§ 162—163) 39,3
ab legitimer Sohn des nachmaligen Patriarchen Johannes XU (his 1303 im Amte) von
(Teorgios Pachymeres erwähnt wird ; doch sind für diese Hypothese keine positiven Beweise
erbracht. Die Zeit würde stimmen; dagegen macht die Art, wie Ephräm V. 10352 ff. dieses
Patriarchen nnd seines Sohnes gedenkt, wenig wahrscheinlich, dass es sich hier um seinen
Vater nnd um seine eigene Person handle.
162. Ein Gedicht über den Fall und die Wiedererobemng von
Eonstantinopel (759 politische Verse) ist ohne Autorname im Cod. Mar-
ianus 408 überliefert. Die Stelle des Titels vertreten wie in vielen
anderen mittelgriechischen Gedichten die Anfangsverse:
7/ ßaaiXig ttSu noXetay niog 'itceXotg ia'Xo)
Kai joTs 'Ptofittiotg vaiBQoy nwg ane^odf] niiXiVj
^yqafffi xcri* axQißeiay, ei av <f^ ßovXj^y fAttd^oig,
Der Verfasser, der sich auf Niketas Akominatos beruft, neben ihm
aber auch den Georgios Akropolites benützt, erzählt die Einnahme
der Stadt im Jahre 1204, die Wiedereroberung im Jahre 1261 und die
kirchlichen Ereignisse unter Michael VIII bis zum Regierungsantritte des
Andronikos Palaeologos (1282). In den letzten Versen nennt er als Zeit
der Abfassung seines Werkes das Jahr 1392, bemerkt, dass die Palaeo-
logen nunmehr 131 Jahre den Kaiserthron besitzen, und schliesst mit dem
Wunsche, Christus möge ihnen in die fernste Zukunft Sieg verleihen.
Der historische Wert des Gedichtes ist gering; doch gewährt es als Stim-
mungsbild Interesse.
1. Ansgahen: Zuerst edierte einige Partien (im ganzen 340 Verse) I. Bekker,
Philol. und bist. Abh. d. Berl. Ak. 1841 S. 43-53. — Das ganze Gedicht ed. pr. J. A.
Buchen, Recherches historiques sur la principautö fran9aise de Moröe 2(1845)335—367.
— Dann veröffentlichte das Gedicht ohne Kenntnis von Buchons Ausgabe J. Müller,
Bjzantinische Analekten^ Sitzungsber. Wien. Ak. 9 (1852) 336—419 (nebst einigen byzan-
tinischen Urkunden und Goldbullen). — £ine dritte Ausgabe (mit einigen Verbesserungen
Dod Kommentar) veranstaltete Dethier in dem niemals ausgegebenen Bande: Monumenta
Hang. Uist. vol. XXI 1 S. 479-542. — Endlich ed. ein Stück £. Miller im Recueil des
historiens grecs des croisades I (Paris 1875) 2, 647 ff. (fehlerhaft nach Buchen ohne
Kenntnis von der Ausgabe Müllers).
2. Hilfsmittel: C. Neumann, Griechische Goschichtschreiber und Geschichts-
qaellen im 12. Jahrb., Leipzig 1888 S. 105.
163. Michael Panaretos {Mixccj]k 6 UavdQstog) hinterliess eine ganz
summarisch gehaltene Chronik des Kaisertums Trapezunt, welche
die Zeit von 1204 — 1426 umfasst: BsQi tmv tfjg TQane^ovviog ßaaiXewv^
t£v MeyäXvov Kofivtivdiv, onoag xai noxs xäi noaov i'xatfTog ißaaiXavtStw
Die Schrift hat trotz ihrer üblen Form und ihres dürftigen Inhaltes ein
besonderes Interesse als Ergänzung der spärlichen Nachrichten über jene
merkwürdige, durch Fallmerayer aufgehellte und berühmt gewordene poli-
tische Gründung im inneren Winkel der schwarzen Meeres, die sich auch
nach der Wiederherstellung des oströmischen Reiches lange erhielt und
erst unter dem Anprall der türkischen Heere zusammenbrach. Der Ver-
fasser berichtet über die letzten Ereignisse als Zeitgenosse und lebte dem-
nach in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Als gewiss darf
auch angenommen werden, dass er selbst Trapezuntier war; dagegen ver-
mögen wir nicht zu bestimmen, ob er verwandt ist mit jenem Theodoros
Panaretos, welchem eine unedierte Urkunde (Acta et diplomata Graeca
medii aevi edd. Fr. Miklosich et Jos. Müller 2 (1862) 154) die Verwaltung
394 Bysantinischd Litteratargeschiohte. I. Prosauohe litteratur.
der patriarchalischen Rechte in Trapezunt und anderen Kirchen des Oriei
verleiht.
1. Ausgaben: Ed. pr. L. Fr. Tafel als Anhang zu: Eustathü Metaropolitae
lonicensis opuscula etc., Francofurti ad Moenum 1882 S. 362 — 370. — Wiederholt
deutscher Uebersetzung und wertvollen Anmerkungen von Ph. Fallmerayer, Abi
bayer. Ak. 3. Classe, 4. Band, 2. Abteil. 1844.
2. Hilfsmittel: Reichlich verwertet ist Panaretos in der neuen Ausgabe von
Beau, Uistoire du bas-empire, und dortselbst t. 20 (1886) 482 — 509 von Broaset
zösisch übersetzt. — Sonstiges Material zur Geschichte von Trapezunt veröffentlichte
Fallmerayer, Abhandl. bayer. Ak. 3. CL, 3. Bd., 3. Abt 1843. — Vgl. PL Fa]
merayer, Geschichte des Kaiserthums von Trapezunt, München 1827, Ph. Fallmera7(
Fragmente aus dem Orient ' S. 295 f., und die Skizze von W. Fischer, Trapezunt
seine Bedeutung in der Geschichte, Zeitschrift für allgemeine Geschichte 3 (Stuttgart 1!
13-39.
3. Einige auf die Heiligengeschichte von Trapezunt bezügliche Sohrifteii
die im Cod. 85 der Bibliothek in Chalki erhalten sind, u. a. ein Martyrium der HIL Eugenio^
Eanidios, Valerianos und Aquilas von dem Patriarchen Johannes Xiphilinos, erwfthdj
P. Bezobrazov, Materialien zur Geschichte des byzantinischen Kaiserreiches, Joom. MiA
1887 Bd 254 November S. 78. ^
164. Eomnenos und Proklos (Kofivrjvog xal ügoxkog). Unter dett^
Namen Mixccrjl venotrjg %ov Jovxog ist ein ganz kleines Fragment eineS
angeblichen Geschichte von Epirus herausgegeben; dieses Fragment 14
nichts anderes als eine universalhistorische Übersicht, welche fast wörüidl
mit der Einleitung der Geschichte des Dukas (vgl. S. 305 ff.) tibereinstimmt
Es ist daher höchst wahrscheinlich, dass dieser mysteriöse „Michael, Enkel
des Dukas'' mit dem uns wohlbekannten Geschichtschreiber Dukas identisob
ist; denn jener Dukas ist ein Enkel eines Michael Dukas, und von einen
zweiten Historiker Dukas wissen wir absolut nichts. Der Name geriet
wohl auf den Titel der verlorenen Geschichte von Epirus, weil der Ve^
fasser oder ein Abschreiber die Einleitung aus dem Werke des Dukas
fast unverändert herübernahm, um daran seine Geschichte von Epirus zu
schliessen. Dieses kleine Stück edierte zuerst Pouqueville, Voyage dans
la Grfece, tom. 5 (1821) 200 — 210, und nach ihm Bekker mit der (einst
von Martin Crusius und Alter edierten) Historia politica et patri-
archica Constantinopoleos, Bonnae 1849 S. 207 f. In demselben
Bande gab Bekker S. 209 — 279 ebenfalls nach Pouqueville a. a. 0. einige
umfangreichere, teils auf die mittelalterliche Geschichte von Epirus, teile
auf die türkische Geschichte (bis ins 18. Jahrh.) bezügliche Chroniken-
fragmente, die er alle unter dem Titel Epirotica zusammenfasste. Dae
zweite dieser Fragmente, betitelt: 7(rro^ia JlQsXovfinov xai aXkuiv Siafpogtoj
Jeanoicov t(ov ^Iwavvhmv and rijg aXwcsoag avidv nccqd tdv 2€Qß(ov i'a>i
xr^g nagadoaewg dg tovg TovQxovg, ist nur ein Stück eines vollständigeren
schon früher herausgegebenen, Bekker aber unbekannt gebliebenen Werkes,
nämlich der Chronik des Komnenos und Proklos. Vielleicht sind
diese zwei wohl dem 15. Jahrhundert angehörigen Autoren auch die
wahren Verfasser jener oben erwähnten Geschichte von Epirus, zu
welcher ein Abschreiber dann jene universalhistoriche Übersicht gefügl
haben mag.
1. Ausgaben: Das vollständige Werk des Komnenos und Proklos edierte zuerst
A. Mustoxydes im 'EXXrjyofAyrjfxtav 1845—47 S. 407—579 (Nr. 8-10). — Nach ihm wieder
holte es Gabriel Des tu ms unter dem Titel: 'laioQixoy Kofiytjyov fioyaxov xai JlgoxXot
^oraxov negl diaffoQuty deanottSy iijg ^HnetQov, Petersburg 1858 (mit russischer Ueber
2. OeschiehUchreiber und GhroniBten. B. Chronisten. (§§ 164—165). 395
itzung und Kommentar). — Doch sind beide Ausgaben so selten, dass der vollständige
omnenos und Proklos wohl den meisten Gelehrten unzugänglich bleiben.
2. Hilfsmittel: Gh. Hopf, Chroniques Gröco-Romanes, Berlin 1873, wo S. XXXI f.
Ile auf die Epirotica bezüglichen bibliographischen Thatsachen und S. 259—265 Varianten
nd Emendationen zum zweiten Fragment mitgeteilt sind. — P. Arabantinos, Xgoyo-
^<fia tijq 'HneiQov (2 voll. Athen 1856 — 57) vol. I JlQooifjLtoy S. X f., wo auch eine Aus-
übe des Eomnenos und Proklos ^vnd jov xvQiov Aiyiayog xm 1831 iy riyt, (! ?) neQiodtx(p*
rwähnt ist und verschiedene Angaben über die Ueberlieferung des Eomnenos und Proklos
US der Lokaltradition gesammelt sind. — Die im 17. Jahrb. abgefasste, ungemein dürftige
Chronik von Argyrokastron" {Xooyixdy Jgvojtiifog) ed. mit einem Kommentar Ath.
^etridis, NBoeXXrjyixd 'JyaXexra I 2 (1871) 1 — 64. — Eine neue kritische Ausgabe dieser
S|arotica und besonders des Komnenos und Proklos mit einer Untersuchung der Autor-
nge wäre eine dankbare Aufgabe für einen in Janina lebenden und mit der epirotisch-
firkischen Geschichte vertrauten Griechen.
166. Ghronikenauszüge^ geschichtliche Tabellen und Verwandtes.
5chon im Vorstehenden sind mehrere Werke erwähnt worden, die entweder
lurchaus oder wenigstens auf längere Strecken den Charakter historischer
Exzerpte und Tabellen an sich tragen, wie die Osterchronik, das Xqovo-
f^tfeiov avvioixov des Nikephoros, der Abriss des Joel u. a. Eine ganze
Reihe ähnUcher Abrisse sind uns ohne Automamen, bald mit allgemeinen
Oberschriften wie 'EmTOfAtjj 'ExXopj u. s. w., bald auch ohne irgend einen
Titel tiberliefert. Da sie meist nur aus kurzen Notizen, Namen und Zahlen
bestehen, können sie nicht als Litteraturwerke gelten und beanspruchen
keine spezielle Darstellung; doch dürfen sie wegen ihres zuweilen sehr er-
beblichen stofflichen Wertes und wegen ihres engen Zusammenhanges mit
den grösseren Chroniken und Geschichtswerken nicht ganz übergangen
werden. Im Folgenden sollen die wichtigsten dieser nach Herkunft und
Wert sehr verschiedenen Geschichtskompendien kurz aufgezählt werden;
auf eine genauere Beschreibung und Sichtung derselben, die nur im Zu-
sammenhange einer ausführlichen Untersuchung und auf Grund vollstän-
diger Ausgaben geschehen könnte, wird verzichtet.
1. An der Spitze steht der inneren Bedeutung nach wohl die ^ExXoyiq
ia%oQiü)v des Cod. Paris. 854, ein chronologischer Abriss, der ursprüng-
lich der Überschrift zufolge bis auf Kaiser Anastasios I reichte, jetzt aber
schon mit Ozias abbricht; die Redaktion des Cod. Paris, fällt nach einer
eingeschalteten Zeitbestimmung in die Regierung Kaiser Basilios' I. Eine
andere Redaktion der Ekloge, welche die Vorrede mit dem Pariser Frag-
mente gemeinsam hat und bis 1118 reicht, steht im Cod. Vindob. theol. 133.
Das Pariser Fragment ed. J. A. Gramer, An. Paris. 2 (1839) 166-230. — Die
Wiener Redaktion ed. A. Wirth, Aus orientalischen Chroniken, Frankfurt 1894 S. 3—24.
Verbesserungen zu dem von Wirth gebotenen Texte gab K. Erumbac4ier, 6. Z. 3(1894)
613-617. — Vgl. H. Geizer, Sextus Julius Africanus II 1 (1885) 298-315.
2. „Eclogarius Casauboni.* Speziell für die Herstellung des
Eusebios ist von grösster Wichtigkeit ein anonymer byzantinischer Auszug,
der von Casaubonus dem Scaliger für seinen Thesaurus temporum
(Lugduni Bat. 1606) mitgeteilt wurde (daher die vorstehende Bezeichnung).
Nach Scaligers Publikation blieb die Handschrift dieses Auszugs ver-
schollen. Erst J. A. Cramer fand ihn wieder im Cod. Paris. 2600 und
ei den Text abermals, aber ziemlich fehlerhaft, An. Paris. 2 (1839) 115
bis 163. — Den auf Eusebiog bezüglichen Teil ed. mit Hilfe einer von
396 Byzantinische litteratnrgdBohichte. I. Prosaische Litteratnr.
P. de Lagarde angefertigten Kollation vortrefflich A. Schöne, Ei
chronicorum libri duo, Vol. 1, Berlin 1875.
3. Das XQovoyQag>€iov (fvvzofiov, eine fälschlich dem Eusebic
zugeschriebene, nur in einzelnen Teilen wertvolle Kompilation, die
Jahre 854 auf Grund einer Quelle aus der Zeit des Nikephoros P. v<
anstaltet worden ist. Von den späteren Chronisten hat, vde es schei]
nur Pseudo-Polydeukes aus ihr geschöpft.
Ed. A. Mai, Scriptornm veterum nova coUectio I 2 (1825) 1—39. — Ed. A. Schön«|
Eusebius 1 (1875) app. S. 64—102. Da Schöne die einzige bekannte Ha, aus der A. ~~
das Werk gezogen hatte, nicht aufzufinden vermochte, so konnte er nur die Ausgabe
A. Mai wiederholen. Erst von Reitzenstein ist die Hs, Cod. Yatic. gr. 2210, s. 10,
entdeckt worden. R. Reitzenstein, Zu Eusebius, Hermes 23 (1888) 148. — Vgl
Geizer, Sextus Julius Africanus II 1 S. 329— 34b.
4. Das XQovtxüv inirofiov des Cod. Vindob. theol. gr. 40 (Nessel),
eine kurze, durch profangeschichtliche Angaben wichtige Chronik von A<
bis auf Johannes Komnenos.
Vgl. H. Geiz er, Sextus Julius Africanus II 1 S. 345—357. Die dortseihst S.
angekündigte Auegabe von P. Rlohe ist nicht erschienen.
5. Xqovcov aQi&fir^tng xai ofiag, eine chronologische Tabelle aus der'
Zeit Michaels HI (842—867). ' ■
Ediert (nach Scaliger) im Chronicon Paschale ed. Bonn. 11 78—87. — Vgl. H. Geizer»
Sextus Julius Africanus II 1 S. 388—390. Ehenda S. 391—396 werden noch einige andere
kleine Tabellen besprochen.
6. Der sogenannte Barbarus Scaligeri, die barbarische lateinische
Übersetzung einer unter Kaiser Zeno oder Anastasios entstandenen grie-
chischen Weltchronik.
1. Ausgaben: Ed. (nach Scaliger) A. Schöne, Eusebius 1 (1875) app. S. 177— 239«
Einen Teil des griechischen Urtextes rekonstruierte 6. Anagnostopulos, UeQi rijg Xau-
vixfiq intTofirjs xov BaqßaQov, Jena 1884. — Das ganze Werk ed. mit vollständiger grie-
chischer Rttckübersetzung C. Fr ick, Chronica minora 1 (1892) 184—371. — Die mit dem
,Liber generationis' sich deckenden Partien ed. Th. Mommsen, Monumenta Gernianiae
bist., Auetores antiquissimi IX 1 (1891—1892) 91 ff., 272 ff.
2. Hilfsmittel: H. Geizer a. a. 0. S. 316-329, und Zeitschr. f. wiss. Theol. 24
(1883) 500 ff. — Job. Jos. Hoeveler, Die Excerpta latina Barbari, Festschrift der 43. Ver-
sammlung deutscher Philologen und Schulmänner dargeboten von den höheren Lehranstalten
Kölns, Bonn 1895 S. 193-214.
7. Die Brüsseler Synopsis, eine summarische Übersicht der römi-
schen Geschichte von Julius Cäsar bis auf Romanos HI (1028 — 1033), die
einzelne wichtige, sonst nicht überlieferte Notizen, z. B. eine genaue Da-
tierung des ersten Angriffes der Russen auf Konstantinopel (im Jahre 860)
enthält.
Aus Cod. Bruxell. 11376 ed. Fr. Cumont, Anecdota Bruxellensia. I. (= Recueil
de travaux publiös par la facult^ de philosophte et lettres, 9° fascicule) Gand 1894. —
Zu der erwähnten Datierung vgl. V. Vasiljevskij, Viz. Vr. 1 (1894) 258 f. — C. de
Boor, Der Angriff der Rhos auf Byzanz, B. Z. 4 (1895) 445-466.
8. Bruchstücke einer konstantinopolitanischen Kaiser- und
Stadtchronik stecken wohl in den Exzerpten bei H. Valesius, Theo-
doriti ep. Cyri et Evagrii schol. etc. bist, eccles., Amsterdam 1695 S. 567 ff.,
und J. A. Gramer, An. Par. 2 (1839) 111, 32 flf.
Einen ähnlichen Charakter trägt der Miyug xQoyoygäfpog^ von dem Stücke an den
Rand des Cod. Vatic. der Osterchronik geschrieben sind. Veröffentlicht von A. Freund,
Beiträge zur antiochenischen und konstantinopolitanischen Stadtchronik, Diss., Jena 1882.
9. Ein Xqov^xov fisQixov von Adam bis auf Alexios Komnenos ent-
2. Qesohiohtaohreiber nnd Ghroniaten. B. ChroniBten. (§ 165) 397
t der Cod. Vindob. theol. 244 (Nessel). Auszüge aus demselben ed.
• Wirth, Chronographische Späne, Frankfurt 1894 S. 48—51. Ebenda
& 51 — 88 gibt Wirth zahh-eiehe, aber meist ganz kurze Auszüge aus ähn-
{lichen Abrissen in den Codd. Marc. XI 31, Vindob. med. 8, Vindob.
:bist. 35, Vatic. 197 (eine Ära unter dem Namen des Photeinos und
^Kyrillos), Paris. 1775, 1783, 1355, 1154, 1784, Vatic. 573, Venetus
II 90, Palat. (Heidelberg) 356, Vindob. theol. 304, 277, 153, Laur. 59, 31.
— Ganz dürftige chronologische Notizen von 1188 — 1516, die am Schlüsse
des Cod. Paris. 1711 von später Hand zugefügt sind, ed. G. M.Thomas,
Date storico-cronologiche Bizantine, Rivista di filologia 2 (1874) 495 — 497.
.— Eine Liste der orthodoxen und häretischen Kaiser ed. aus Cod. Bodl.
: Clark, ir» J. A. Cramer, An. Oxon. 4 (1837) 249 f.
] 10. Zahlreiche Chronikenauszüge und chronologische Tabellen, die
I häufig bis in die Türkenzeit fortgesetzt sind, ruhen noch unbeachtet und
uaediert im Staube der Bibliotheken. Zur Erleichterung für einen künf-
tigen Bearbeiter dieses weit zerstreuten Materials notiere ich einige Hand-
schriften, die mir gelegentlich aufgestossen sind, bemerke aber ausdrück-
- lieh, dass ich weder systematisch gesanmfielt noch den Versuch einer
Klassifizierung gemacht habe ; die Handschriften werden einfach alpha-
.i betiseh nach den Bibliotheken geordnet aufgezählt:
1. Cod. Barber. HI 1 (türkische Geschichte von 1373—1512).
2. Bodl. Barocc. 25 fol. 233—243 (kleine kirchliche Chronik, in
welcher auch über Succession und Absetzung der Patriarchen gehandelt wird).
5. Escur. Y. I. 3 (Auszug der Kaisergeschichte von Gallienus bis
anf Michael HI; vgl. den Katalog von E. Miller S. 261).
4. Lugd. 66 fol. 1 — 18 (Chronologia imperatorum).
5. Matrit. 72 fol. 140 — 176 (Weltchronik von Adam bis auf Kon-
stantin EX Palaeologos; vgl. den Katalog von Iriarte S. 265 f.).
6. Mo sq. Syn. 406 s. 12 fol. 208 f. (Chronologie von Adam bis auf
Alexios Komnenos; vgl. den Katalog von Vladimir S. 605).
7. Mut. HI. D. 3 (ausser Zonaras Kataloge der Kaiser und Kaiserinnen,
der Patriarchen u. s. w.).
8. Neapel. H. A. 12 fol. 102^ — 110^ (ein XQovoyqaffHov von Adam
bis auf Romanos Lakapenos).
9. Patm. 132 (Chronographie von Adam bis auf Romulus und
Remus).
10. Patm. 286 (Chronologische Übersicht von Konstantin dem Grossen
bis zum Ende des 16. Jahrhunderts).
11. Patm. 287 (Geschichte der Osmanen bis auf Selim H nebst einer
Geschichte der Patriarchen).
12. Taur. 167 (jetzt G. VI. 20) (Chronologie der Paläologen und der
türkischen Sultane).
13. Taur. 281 (jetzt B. VI. 13) fol. 9—26 (Dürftige vulgärgrie-
chische Chronik von Theodosios II bis auf Johannes Komnenos.
14. Vatic. 162 fol. 72 {XQovoygafffa etc.).
15. Vatic. Pal. 369 fol. 137—151^ (Kurze Chronik von Semiramis
bis auf Johannes Palaeologos; vgl. den Katalog von Stevenson S. 238).
398 Byzaniinischd Littdratnrgeschiohte. L Prosaische Litierator.
16. Vindob. theol. 58 (Nessel) fol. 142 f. (Chronologische Übersieh
von Adam bis auf 1026).
17. Vindob. theol. 261 (Nessel) fol. 261—275 (Vulgärgriechisch
Chronik der türkischen Sultane bis 1566).
18. Vindob. phil. 219 (Nessel) fol. 108^—111^ (Chronologische Tabell
von Adam bis zum Jahre 1204).
11. Eine genauere Sichtung verdienten auch die in zahllosen Handr
Schriften vorkommenden Verzeichnisse der Synoden. Ein Lehr^
gedieht über die Synoden verfasste Michael Psellos. Eine ProsaschriH
über die Synoden geht unter dem Namen des Neilos Diassorinos; vgj,
den diesem Autor gewidmeten Paragraphen. Ein ähnliches Werk stehl
unter dem Namen eines Hilarion im Cod. Harl. 5607. Der Verfasser ist,
vielleicht mit dem Hilarion identisch, den Fabricius, Bibl. gr. ed. HarL.
11, 459 erwähnt. Einige Synodenverzeichnisse ed. P. Harduin, Acta
conciliorum 5 (1714) 1463—1478.
12. Endlich sei hier die sogenannte historische Palaea erwähntp
ein durch allerlei apokryphe und volkstümliche Zusätze erweiterter Auszug \
aus dem alten Testament, der in den slavischen Litteraturen eine gross0=:
Rolle spielt, in griechischen Handschriften aber ziemlich selten zu sein
scheint. Einen griechischen Text edierte aus dem Cod. Vindob. theoL
247 (Nessel) mit Beiziehung des Vatic. Ottob. 205 A. Vassiliev, Anec-
dota graeco-byzantina 1 (1893) 188—292. Vgl. S. XLH— LVI. Ausser-
dem erwähnt Vassiliev S. L f. den Cod. Marc. H 501 s. 12 und den
Cod. Vindob. bist. 119 s. 15 — 16, wo eine Palaea dem Psellos zuge-
schrieben wird. Dazu kommt noch der Cod. Vallicell. F. 68 fol. 198
bis 207^. Er enthält nur einen verkürzten Text, dessen Titel und Anfang
lauten: Xqovixov avvtoiiov ix tov nccXatov . *Aaddfi (so) iyevvrjcev viovc y\
Zur Charakteristik der wichtigsten Eklogen und Tabellen dient H. Geiz er, Sextoa
Julius Africanus II I (1885). — Einiges bei A. Wirth, Aus orientalischen Chroniken,
Frankfurt 1894 (nur mit grösster Vorsicht zu benutzen; vgl oben S. 226). — Eine Sammel-
ausgabe der byzantinischen , Chronica minora* wird vorbereitet von Sp. P. Lampros.
Es ist zu wünschen, dass er sich nicht auf die unedierten Sachen beschränke, sondern
eine durch Genauigkeit, Vollständigkeit und Uebersichtlichkeit ausgezeichnete Sammlung
sowohl der gedruckten Eklogen als des noch ungedruckten Materials vorlege.
1G6. Unedierte und verlorene oder verschollene Chroniken. Unter
den Chroniken, die noch der Veröffentlichung harren, ist die wichtigste
die des Skylitzes; vgl. S. 368. — Von Wichtigkeit für die Quellen-
forschung wäre die Herausgabe der grossen anonymen Chronik des Cod.
Paris. 1712, in der eine Hauptvorlage des Kedrenos erkannt worden ist.
— Im Cod. Coislinianus 229, s. 10—12, fol. 158—203, der sich jetzt in
der Universitätsbibliothek zu Moskau befindet, und in einem Cod. Dres-
densis steht unter dem Namen des Petrus Alexandrinus eine durch
Benützung guter alter Quellen wichtige Chronik, die von Adam bis auf
das Jahr 912 n. Chr. reicht. Im Coisl. lautet die Überschrift: UätQov
XQKTuavov xai oQ&oio^ov ^AXs^avdQtdug ixd^saig XQOvoav iv avvrcfitp dm
'ASdfi Iwg vin'y im Dresd.: nätqov oq&odo^ov XQOVoyQaq)ia iv avvrofitp dni
Uiäfi Iwg TTJg ßatx^ksiag Kwvatavxivov rot nevO^sqov Eiqijvrjg. Eine Ausgabe
dieser Chronik wird vorbereitet von Ed. Thrämer. Einen vorläufigen
Bericht gab er in der Beilage zur Münchener Allgemeinen Zeitung vom
2. 0— chiehtaehreiber nnd Chronisteii. B. Chronisten. (§§ 166—167) 399
4. Januar 1892 S. 3. Vgl. A. Wirth, -Aus orientalischen Chroniken
5. XXym. Noch zu bestimmen ist nach Charakter und Gehalt die um-
fiEuigreiche Chronik im Cod. Mo sq. Syn. 407 (Vladimir), s. 16, fol. 1 — 250,
die von der Erschaffung der Welt bis auf Manuel Komnenos reicht; fol.
281 — 286 folgt noch eine Fortsetzung bis in die Türkenzeit.
Einige wahrscheinlich verlorene Chronisten nennt Skylitzes in
der Vorrede seines Werkes. Vgl. oben S. 367. Von dem dort erwähnten
Manuel wissen vär, dass er die Thaten des Johannes Eurkuas, des be-
- rühmten Feldherm unter Romanos I, in 8 Büchern beschrieben hat. Der
' von Skylitzes genannte Theodoros Daphnopates ist wahrscheinlich Ver-
" fasser des letzten Teiles der Fortsetzung des Theophanes d. h. der Ge-
^ schichte des Konstantinos Porphyrogennetos und Romanos' II; vgl. oben
IS. 348 und den Paragraphen „Theodoros Daphnopates" im Abschnitte
.Rhetorik". Mehrere der von Skylitzes genannten Autoren wie Nike-
phoros der Phrygier, Theodoros von Side und sein Neflfe Theo-
doros von Sebasteia, Demetrios von Kyzikos und der Mönch
Johannes der Lyder sind uns unbekannt. Von Demetrios von Kyzikos
'^ Hesse sich vermuten, dass er identisch sei mit jenem Metropoliten
• Demetrios von Kyzikos, an den der Dichter Christophoros von Mytilene
■ ein Trostgedicht wegen seiner Podagra richtete.') Doch ist damit wenig
gewonnen, da wir auch von diesem Podagristen nichts Näheres wissen.
1. Chronik des Cod. Paris. 1712: Der Abschnitt von Leo dem Armenier bis
zom Schlosse ist unter dem Namen des Symeon Logothetes ediert; s. S. 861. — Ueber
den ganzen ersten Teil bis zur Kaiserzeit berichtete H. Geiz er, Sextus Julius Africanns
11 1 (1885) 357—384; vgl. ebenda I (1880) 68. — Einige Notizen von E. Patzig, B. Z.
5 (1896) 29 f. — E. Frachter, Die römische Kaisergeschichte bis auf Diokletian im
Cod. Paris 1712 und im Cod. Vatic. 163, B. Z. 5 (1896) (wird demnächst erscheinen).
2. Kürzere und längere Proben aus unedierten Chroniken verschiedener Art, die in
den Codd. Marc. Cl. II 251; Cl. VII 16, 17, 18, 20, 22 aufbewahrt sind, ed. 1. Bekker,
Abh. Berl. Ak. 1841 S. 41—65. — Einige weitere Mitteilungen aus Venezianer Hss gab
J. MfiUer, Byzantinische Analekten, Sitzungsber. Wien. Ak. 9 (1852) 336—419 (das
j S. 393 erwähnte Gedicht, Briefe und Urkunden).
! 3. Ein Verzeichnis unedierter Chronisten gab Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. VIT
j 471 ff. Unter mehreren bekannten Stücken erwähnt er eine von der Schöpfung bis auf
I Konstantin Dukas reichende, in der Vulgärsprache abgefasste Chronik des Symeon Seth,
' die sich im Patriarchat zu Kpel befand. — Verlorene Chronisten nennt A. Wirth, Aus
orientalischen Chroniken S. 255 f. (leider ohne nähere Angaben und Belegstellen).
167. Yulgärgriechische Chroniken, Paraphrasen, Chroniken aus
der Ttkrkenzeit. Auf die in der griechischen Volkssprache abgefassten
Chroniken und Paraphrasen ist im allgemeinen schon S. 221 hingewiesen
und mehrere Werke dieser Art sind in der Spezialdarstellung der Historiker
und Chronisten genannt worden; vgl. S. 278; 285; 308; 346; 355; 377; 379.
Einige Proben von Vulgärchroniken in Venezianer Handschriften gibt
I. Bekker, Abh. Berl. Ak. 1841 S. 41—65. Über die dort exzerpierten
Codd. Marc. VH 18 und 20 vgl. auch E. Patzig, Johannes Antiochenus
und Johannes Malalas, Progr., Leipzig 1892 S. 1 und 10 f.
Eine ziemlich dürftige Chronik in der Volkssprache von Christi
Gebort bis auf Konstantin Palaeologos enthält der Cod. Marc. VII 43
a. 1719 fol. 1—135. Überschrift und Anfang lauten: ^Aqxi] avv ^erp äyttp
•) Versi di Cristoforo Patrizio ed. Ant Rocchi, Rom 1887 S. 27.
4 00 Byzantinische Litteratorgeschiohte. I. Prosaiftohe Lüterainr.
tov XQovoyQaffov cJ^x^A**^'^*^ ^^^ Xqiatov Ytvvrjtfeag yqatfiav (8o) %ov^ ßi
XsXq xttT ovofia i'(og elq trjv ßaaiXsiuv Kmvatavxivov toi üaXcuoXoyov l\
nai rd ndzQia Trjg ^Ayiccg 2o€piag. Eig ^tovg nävTS x^^^^^^ nevraxoctoi
XQovoi dno xtiasmg xoCfiov iyEvvrj^rjV 6 xvqiog rjfiMV ^Irfiovg X^iCTog «ig ti
aaqdvxa Svo xQovovg trjg ßaaikeiag Avyovoxov Kaiactqog, Die Erzählung
voll der gröbsten Irrtümer; nach diesem Autor hätten die Lateiner
1204 nur kurze Zeit in Konstantinopel geherrscht und bald wären i
wieder griechische Kaiser gefolgt wie Theodoros Laskaris, Johannes
Batatzes u. s. w.
Zur Gruppe der Paraphrasen gehört u. a. auch die Chronik d
Cod. Taur. 226 (jetzt B. IV. 4), der eine, wie es scheint, aus Theophai
und Zonaras stammende Kompilation in einer einfacheren Diktion ent
Vgl. B. Z. 4 (1895) 513. Ein ähnliches Machwerk scheint im Cod. Bero!
Phillipp. 1634 8. 16 zu stecken; vgl. die Beschreibung bei Guil. Stude
mund et L. Cohn, Codices ex bibliotheca Meermanniana Phillippici
nunc Berolinenses, Berlin 1890 S. 99 f.
Ein höchst merkwürdiges Beispiel der Vulgärparaphrasen ist der Coi
Paris, suppl. gr. 467, s. 17. Er enthält eine römisch-byzantinisch-
türkische Geschichte von Aeneas bis auf Murat IV (1623 — 1640) in einer
recht lesbaren, durch gelehrte Einflüsse so wenig als möglich getrübten
Volkssprache. Der Titel lautet: BißXiov x^oi^oy^ayixov xvqov rewqyiov
Tov 2vyyiXov (so) xai ^iovtXTivov xai EiQrjvaiov t(ov nakamv XQ^'^'^
yqdffiüv nsquxov nsql xov noxs exTiifx^rj rj ^Pcifxrj xai neqi %wv ßaaii^w
avTtjg xai neqi rrjg KcovaTavTitovnoXewg noxe ßaaiiXg <iyäv€%o> xai ni{f
Tfjg dX(6a€(og avTTJg vno t(Sv ^Ayaqv^vmv. Beginn: BaaiXsvg nqdxog %r/;
^Poifirjg. ^Ano xov xaiqov, onov ij(pavi(T&r] rj Tqmdia and xovg "EkXriva;.
Von den drei Autoren, die als Verfasser genannt werden, ist der erste
natürlich der bekannte Georgios Synkellos; aber was es mit Justino8
und Irenaeos für eine Bewandtnis hat, bleibt unklar. Der von Malalas
öfter z. B. 160, 9 zitierte Eiqrjvatog 6 aoffog muss doch wohl sicher aus
dem Spiele bleiben. Der erste Teil des Werkes scheint eine freie Bear-
beitung des Synkellos und Theophanes zu sein. Daran schliesst sich fol
119 — 177 eine Paraphrase des Skylitzes, dessen Werk hier aber seltsamer-
weise bis auf Johannes Komnenos reicht. Nach einer Notiz über die
Ilegierungszeit dieses Kaisers folgt die Bemerkung: i'fog wSs xeXenovn i
^IwdvvYfi ^xvXix^rfi 6 xQoroyqdifog, Den Schluss bildet eine kurz gehaltene
Fortsetzung bis auf Murat IV (fol. 177—216).
Eine ebenfalls in der derbsten Vulgärsprache abgefasste Kaiser-
chronik, welche der Codex 462 des Metochion des hl. Grabes in Kon-
stantinopel bewahrt, analysiert Alex. Kirpißnikov, Eine volkstümliche
Kaiserchronik, B. Z. 1 (1892) 303—315. — Vgl. V. Istrin, Zur Frage
über die griechischen Vulgärchroniken, Viz. Vr. 2 (1895) (soll denmächst
erscheinen). — Irgend eine Paraphrase ist wohl auch die bis auf Nike-
phoros Botaneiates reichende vulgäre Weltchronik im Cod. Athens
3875 s. 17.
Manuel Malaxos (MavovrjX MuXu^og) aus Nauplia verfasste im
letzten Drittel des 16. Jahrhunderts eine Chronik, die von der Schöpfung
2. Qesohiohtsohreiber und Chromaten. B. Chronisten. (§ 167) 401
His zum Jahre 1573 reicht. Sie ruht noch unediert z. B. in den Godd.
IParis. 1790 und Harl 5632. Eine demselben Malaxos gehörende Patri-
l-archengeschichte von 1454—1578 ist von M. Crusius in seiner Turco-
^«aecia ediert und im Bonner Corpus, Bonn 1849, wiederholt worden.
|Über das Leben und die sonstigen Schriften des Manuel Malaxos und
1 seines Landsmannes Nikolaos Malaxos vgl. K. N. Sathas, Neoelkrjvix}]
l fiXoXoyta S. 184 flf. Die Angabe von Sathas S. 186, die Weltchronik des
s Malaxos schliesse mit dem Jahre 1529, scheint auf einem Irrtume zu be-
ruhen; in der Pariser Hs wenigstens reicht sie bis 1573.
Das beliebteste historische Handbuch des 17. und 18. Jahrhunderts
ist die im Jahre 1630 vollendete Chronik des Dorotheos von Monem-
basia, die von der ErschaflPiing der Welt bis 1629 reicht. Ausser byzan-
tinischen Weltchroniken hat Dorotheos auch mehr abseits liegende Werke
; wie die Verschronik von Morea benützt. Eine genauere Untersuchung
r seiner Quellen fehlt übrigens noch. Die Chronik des Dorotheos erschien
zuerst in Venedig 1631; dann wurde sie öfter wiederholt z. B. Venedig
1637, 1676, 1681, 1686. — Ein Stück auch bei Ch. Hopf, Chroniques
Gr^co-Romanes S. 237 — 239. — Über die Venezianer Ausgaben vgl.
E. Legrand, BibUogr. hell, du XVH« sifecle 1 (1894) 290—299; 352 f.;
i 2 (1894) 327; 390; 437. — Über das Leben des Dorotheos s. K. N. Sathas,
Neo^U. (ptXoJLoyia S. 222 S.
Ausser Malaxos und Dorotheos sind uns noch einige andere grie-
chische Welt- und Kaiserchroniken aus der Zeit der Türkenherrschaft
erhalten, über deren Beschaffenheit und Quellen nichts Näheres bekannt
ist: Eine umfangreiche am Anfang und Ende verstümmelte Vulgär-
chronik von der Erschaffung der Welt bis auf Selim II (1566) steht im
Cod. Bodl. Canon. 67 s. 16, 372 Blätter. Verwandt ist wohl die aus-
führliche Chronik von Aeneas bis auf Sultan Selim 11 im Cod. Athous
3290 8. 1623, fol. 1—176. Unter dem Namen des Theodoros von Mo-
nembasia bewahrt der Cod. Harl. 5742 eine Chronik, die von der Er-
schaffung der Welt bis auf den letzten Paläologen reicht und dem Kataloge
zufolge um 1570 abgefasst sein soll. Die Vermutung liegt nahe, dass
Dorotheos statt Theodoros zu schreiben sei und das Werk die Chronik
des Dorotheos von Monembasia (s. o.) darstelle; aber dagegen spricht die
erwähnte Angabe über die Abfassungszeit des Werkes. Eine mit Doro-
theos von Monembasia verwandte Chronik enthält der Cod. Athous 3286,
8. 17; Stücke derselben stehen auch im Cod. Athous 3293. Vgl. Sp. P.
. Lambros, Catalogue of the greek mss on Mount Athos 1 (1895) 297 f.; 300.
I Eine ziemlich ausführliche Chronik von Kaiser Manuel Palaeologos bis auf
; die türkische Zeit enthält der Cod. Athous 3797 s. 17 (Nr. 36).
Eine summarische Weltchronik verfasste gegen die Mitte des 18. Jahr-
hunderts wahrscheinlich Neophytos Mauromates, Metropolit von Arta.
Ed. J. Sakkelion, narfuaxij ß$ßkio&i]xr], Athen 1890 S. 289—315; vgl.
ebenda S. 145 f.
Etwas später verfasste Caesar Dapontes ein Gedicht in politischen
Versen über die Kaisergeschichte : BißXog ßaaiXndv^ das z. B. in den Codd.
Athoi 2587 und 2588 erhalten ist. Über die sonstigen zahlreichen Schriften
Sandlmch der UaM. AltertauwwUgenscbaft. IX. 1. Abtlg. 2. kvA^ 26
402 Bysaniinisohe LiUeratargesohiohte. I. Prcwaisohe litteraiiir.
und das Leben des Dapontes vgl. K. N. Sathas, NeoekX. tpikok. S. 501"
bis 505.
Ein IlaiQucQxixov xqovmov der Zeit von 1453 — 1794 verfasste
Kyrillos Lauriotes. Ed. M. J. Gedeon, UaQvaaaog 6 (1877) 3— 52.<
Dazu die Bemerkungen von A. Petrides, üaqvaaaoq 6 (1877) 253 — 258.
Eine Sammlung von Chroniken und kirchengescbichtlichen Dokmnenten ans dte^
türkischen Periode ed. E. N. Sathas, Mbo. BißX, 3 (1872). — Manches aach bei Ck:.
Hopf, Chroniques Gr^co-Romanes, Berlin 1873.
168. Lokalchroniken. Monographische Stücke. Dass die in der^
altgriechischen Litteratur so reichlich vertretene Gattung der Lokal-,
geschichten auch in der byzantinischen Zeit nicht völlig mangelte, steht
sicher. Stadtannalen von Antiochia sind uns z. B. durch Malalas bezeugt
und ebenso hatten Eonstantinopel und andere Städte ihre Lokalchroniken.
Da aber diese Spezialwerke schon früh in die Reichs- und Weltchroniken
eingearbeitet wurden und von Anfang an nur eine beschränkte Verbrei-
tung hatten, so gingen sie naturgemäss früh zu Grunde. In der späteren
byzantinischen Zeit aber, als sich alle geistige Kultur mehr und mehr in
Konstantinopel vereinigte, ist die Pflege der Lokalgeschichte in den Pro-
vinzen thatsächlich fast ganz ausgestorben; Konstantinopel selbst aber war
so sehr Mittel- und Hauptpunkt des ganzen Reiches geworden, dass eine
Chronik dieser Stadt zugleich Reichschronik geworden wäre oder um-
gekehrt, dass die Reichsgeschichten, die jetzt entstanden, auch das Be-
dürfnis nach einer Chronik der Hauptstadt befriedigten. So erklärt sich,
dass die in anderen Litteraturen so bedeutende Gattung der Lokalgeschichte
in den uns überlieferten byzantinischen Werken nur durch einige recht be-
langlose Stücke vertreten ist. Ausser den in § 164 genannten Schriften
kommt folgendes in Betracht:
Der Mönch Chilas {XeiXäg) erzählte in unbeholfener Sprache die
Schicksale des Klosters und der Kirche des hl. Theodoros auf
Kythera zu seiner eigenen Zeit. Dieses Schriftchen, das für die Kultur-
geschichte der von Venedig aus beherrschten griechischen Inseln dankens-
werte Aufschlüsse bietet, ed. zuerst (aus Cod. Marc. VH 19) in einem
wohl den meisten unzugänglichen Duodezheftchen Joh. Beiudo unter dem
Titel: Xqovixov nsql %ov iv Kvd-tjqoiQ /jiovaaTijQiov tov äyiov OeoioiQov vvv
nqmtov i§ dvexioTov %€iQoyQd(fov ii^xd (ftjfuiciaemv Stj/ioaiev&^v vjto ^I(odvvov
To5 BeXovdov, 'Evetttjaiv 1868. Einen Neudruck gab Ch. Hopf, Chroniques
Gr^co-Romanes S. 346—358.
Eine von dem Priester Synadinos {JSvvadnog) im 17. Jahrhundert
verfasste, die Jahre 1598—1642 umfassende Chronik der Stadt Serrae,
die im Cod. Athens 3226 erhalten ist, bespricht Sp. P. Lampros,
JelTtov 2 (1885—1889) 640—650.
Eine kleine Erzählung über den Ursprung der Stadt Monem-
basia, in welcher auch über die Tzakonen gehandelt wird, nebsteinigen
anderen auf die Geschichte von Monembasia bezüglichen Dokumenten ed.
aus dem Cod. Taurin. 336. b. L 4 (jetzt B. VE. 29) Jos. Pasini, Co-
dices mss bibliothecae regii Taur. Athenaei 1 (1749) 417—432. — Neu-
ausgabe des Turiner Textes mit Gegenüberstellung des abweichenden
2. OMoldohtsolireiber nnd Chronisten. B. Chronisten. (§§ 168—169) 403
Textes zweier Athoshss und Kommentar von Sp. P. Lampros, 'laroQixd
MflfTrjfittTa, Athen 1884 S. 97—128.
IEine kleine Chronik der Stadt Athen ed. aus einem Codex des Lin-
^cohi College in Oxford Sp. P. Lampros, UO^ijvaiov 6 (1878) 438—442.
• Die unterste Stufe dieser armseligen Kleinlitteratur bilden die in
^ manchen Handschriften auf leergebliebenen Blättern oder Blattteilen von
dem jeweiligen Besitzer eingetragenen Notizen über Lokalbegeben-
heiten und Familienereignisse. Sie enthalten manches brauchbare
. Material für die Geschichte und Sprachforschung, besonders für die byzan-
'I^tinische Namenkunde. Eine Sammlung und Verwertung aller dieser teils
' noch unedierten teils in Handschriftenkatalogen und Zeitschriften zer-
h streuten Notizen wäre recht erwünscht. Vgl. z. B. Jekriov 4 (1892 —1895)
. 275—281; 690—696.
BHer seien noch erwähnt die meist aus grösseren Chroniken wie der
des Symeon Magister und Logothetes und aus der Fortsetzung des Theo-
phanes geschöpften Einzelschriffcen über die Bekehrung der Russen,
Bulgaren und Iberer zum Christentum. Die Schrift über die Be-
- kehrung der Russen steht in einem Cod. Paris., dessen Nummer ich
^ leider nicht mehr finde, die über die Bekehrung der Bulgaren in den
\ Codd. Athous 3875 und Vindob. suppl. Koll. 132 fol. 242—243, die
Iüber die Bekehrung der Iberer im Cod. Athous 3794.
169. Orientalische und slavische Chroniken. In engster Beziehung
zur historischen Litteratur der Byzantiner steht die der orientalischen und
- slavischen Völker. Manche ihrer Geschichtswerke und Chroniken sind ganz
oder teilweise aus byzantinischen Vorlagen abgeleitet; andere berühren
sich wenigstens stofflich mit byzantinischen Erzeugnissen und dienen zur
I' Ergänzung und Berichtigung lückenhafter oder unzuverlässiger Berichte
griechischer Quellen. Es kann nun nicht die Aufgabe eines Abrisses der
byzantinischen Litteratur sein, auch von den Nachbarlitteraturen ein Bild
zu geben; doch mögen hier anhangsweise wenigstens die wichtigsten That-
sachen und litterarischen Hilfsmittel aufgezählt werden. Einige orienta-
lische, slavische und fränkische Geschichtswerke, die schon früher ge-
nannt sind, wie Josua Stylites (s. S. 236), der Seldjouq Namäh (S. 291), die
Werke über die Eroberung von Konstantinopel (S. 311 f.), die slavischen
nnd georgischen Bearbeitungen des Malalas (S. 329; 333 f.), die lateinische
Übersetzung des Theophanes und Nikephoros P. (S. 344 und 350), die
slavische und georgische Übersetzung des Georgios Monachos (S. 356), die
slavische Übersetzung des Symeon Magister und Logothetes, des Zonaras
und Manasses (360, 373, 377) werden hier nicht wiederholt.
1. Zuerst seien zwei Chronisten genannt, die nur durch die Art ihrer
Überlieferung zur orientalischen Gruppe gehören: Zacharias Rhetor
oder Scholastikos, Bischof von Mytilene (bei den Syrern falsch Melitene)
verfasste um 518 n. Chr. in griechischer Sprache eine Kirchengeschichte;
sie ist in die syrische Litteratur übergegangen als Teil (Buch 3 — 6) einer
Kompilation eines syrischen Mönches, die um 569 entstand. Johannes,
Bischof von Nikiu in ünterägypten, verfasste am Ende des 7. Jahr-
hunderts eine griechische Weltchronik, die merkwürdigerweise in der
26*
404 Bysaniinisohe LitteraturgeBohiohte. L Prosaisohe Litteraliir.
historischen Litteratur der Byzantiner nirgends erwähnt wird. Qwnz
lieh angelegt wie das Werk des Malalas und die späteren Weltchroniki
beginnt sie mit Adam und Eva, behandelt kursorisch die orientiUificl
griechische und römische Geschichte und wird ausführlicher in der by
tinischen Zeit; sie reicht bis ans Ende des 7. Jahrhunderts. Am wii
tigsten ist der letzte Teil, in welchem Johannes als Zeitgenosse und
Teil als Augenzeuge die uns bisher nur mangelhaft bekannte Oeschich
der Eroberung Ägyptens durch die Mohamedaner erzählt Das griec!
Original dieses Werkes wurde in unbekannter Zeit ins Arabische
aus dem Arabischen im Jahre 1601 ms Äthiopische übersetzt. Erhal
scheint uns nur die äthiopische Übersetzung zu sein. Eine Hauptque
der Chronik war Malalas.
1. Zscharias: £d. J. P. N. Land, Anecd. syr. 111(1870). — Eine deutsche üeba«-|
Setzung mit Kommentar in Vorbereitung durch G. Krüger und K. Ahrens. — V^
Wright, Syriac Litterature, Encyclopaedia Britannica 22 (1887) 835.
2. Johannes vonNikiu: Sehr umfangreiche Auszüge ed. Äthiopisch und framOsiMh
unter steter Vergleichung mit den übrigen Chronisten H. Zotenberg, Memoire sor k^j
chronique byzantine de Jean, ^v^que de Nikiou, Journal Asiatique, 7. s^rie, t. 10 (1877|
451—517; 12 (1878) 245-347; 13 (1879)291—886. Vollständig ftthiopisch und fhuuöeiadi
von H. Zotenberg, Not. et extr. t. 24 Premiere partie (1883) 125—605. — V^ ä»
guten Besprechungen von Th. Nöldeke, Göttinger Gel. Anzeigen 1881 S. 587—594;
1883 S. 1364—1374, und von Ed. Drouin, Le Müssen 3 (1884) 253—268. - lieber du
Verhältnis zu Malalas: £. Patzig, Johannes Antiochenus und Johannes Malalas, Frogr.,
Leipzig 1892 S. 24—27. — Die auf die Bulgaren bezüglichen Nachrichten des Johannes
erörtert N. Zlatarski, Neue Nachrichten zur ältesten Periode der bulgarischen Geschichte,
Sbomik blgarsk. 11 (1894) 145—154.
2. Johannes von Ephesos (f nach 585) verfasste in syrischer
Sprache eine Kirchengeschichte, die von Julius Caesar bis in die Zeit
des Kaisers Maurikios reichte. Sie bestand aus drei Teilen, von denen
nur der dritte erhalten ist; vom zweiten haben vnr umfangreiche Exzerpte
bei Dionys von Tellmähre. Unter den Quellen des Johannes von Ephesos
ist die dhronik des Malalas; vgl. S. 328.
1. Fragmente des 2. Teiles ed. syrisch J. P. N. Land, Anecdota Synaca II (1868)
— Eine englische Uebersetzang des 3. Teiles gab R. Payne Smith, Oxford 1860. -
Eine deutsche Uebersetzung desselben Teils von Jos. Schön felder, Manchen 1862. —
Lateinische Uebersetzang der Fragmente des 2. Teils von W. J. von Douwen und J. P.
N. Land, Joannis episcopi Ephesi commentarii de beatis orientalibus, Amsterdam 1889.
2. Die Chronik von Edessa. Sie reicht von 201 n. Chr. bis 540 n. Chr. Der
Verfasser, ein nestorianisierender Orthodoxer, benützte u. a. den Josua Stylit es (s. S. 236).
Ed. Assemani, Bibliotheca Orientalis 1 (1719) 387-480. — Vgl Wright a. a. 0. S. 835.
— Ludw. Ballier, Untersuchungen über die edessenische Chronik. Mit dem syrischen
Text und einer Uebersetzung herausgegeben (= Texte und Untersuchungen IX 1) Leipzig 1892.
3. Eine syrische Chronik, die Ergänzungen und Berichtigungen zur C^chicht«
der Säsäniden enthält und wahrscheinlich zwischen 670—680 abgefasst wurde, ed. Guidi
in den Schriften des Stockholmer Orientalistenkongresses. — Deutsche Uebersetzang und
Kommentar von Th. Nöldecke, Die von Guidi herausgegebene syrische Chronik, Sitzung sber.
Wien. Ak. 128, Wien 1893.
3. Dionys von Tellmähre, Patriarch der Monophysiten in Antiochia
von 818—845, verfasste auf Grund guter alter, meist griechischer Quellen
eine syrische Chronik von ErschaflFüng der Welt bis auf seine Zeit
(775 n. Chr.), von der wir eine grössere Ausgabe und eine Epitome be-
sitzen. Eine Hauptquelle des Werkes war Eusebios.
Ediert ist nur der erste bis Konstantin reichende Teil der Epitome: Dionysii Tel-
mahharensis chronici liber prirons. Textum e codice ms syriaco bibUothecae Yatioanae
transcripsit notisque illustravit 0. F. Tüll her g, Upsaliae 1850. — Eusebii canonom epitome
8. OMohiohtsolireibdr und Chronisien. B. Chronisten. (§ 170) 405
WK l>iony8ii Telmaharensis chronico petita. Sociats opera verterunt notisque illiisia*avenmt
TCAT'olns Siegfried et Henricas Geizer, Leipzig, Teubner 1884. — Vgl. Assemani
■BibUoiheca OrienUlis 2 (1721) 98—116. — H. Geizer, Sextus Julius Africanus II 1 (1885)
lf$B — 401. — A. Y. Gutschmid, Untersuchungen über die syrische Epitome der Eusebi-
Itebexi Canones, Tfibinger üniversitätsschrift, Stuttgart 1886 = Kleine Schriften von A. y. G.
: 1 (1889) 488—529. — Wright a. a. 0. S. 845.
4. Michael der Grosse aus Melitene, Patriarch von Antiochia 1166
bis 1199, ein Mann von umfassender Gelehrsamkeit, schrieb in syrischer
\ Sprache eine Chronik, die von der Erschaffung der Welt bis auf seine
3 Zeit reichte. Die Zeit bis zum 6. Jahrhundert ist in der auch bei den
i Byzantinern üblichen Form eines chronologischen Abrisses dargestellt; von
'^ da an wird die Erzählung ausführlicher. In der Vorrede nennt der des
. griechischen, Syrischen, Armenischen und Arabischen kundige Verfasser
seine Quellen; es sind teils syrische, teils griechische, unter anderem der
I Chronograph Annianos von Alexandria, Eusebios, der Eirchen-
[ bistoriker Theodoros Anagnostes, Zacharias, Bischof von Mytilene
" (8.O.), Johannes von Asien, Dionys von TellmahrS und andere zum
' Teil unbekannte Chronisten. Ausser dem erst vor kurzem vdeder entdeckten
: und noch nicht veröffentlichten Originale besitzen wir das Werk des Michael
■ Syrus in einer armenischen Übersetzung aus dem Jahre 1248, in welcher
t es, wohl vom Übersetzer selbst, noch über den Tod Michaels fortgesetzt ist.
1. Ausgaben: Einen Abschnitt des Werkes, der die Zeit von 573—717 umfasst,
Teröffentlichte in französischer Uebersetzung Edouard Dulaurier, Journal Asiatique,
4. Serie, t 12 (1848) 281 ff. und 13 (1849) 315 ff.; über die Quellen S. 288 und 314 ff. -
Französische uebersetzung einzelner Partien im RecueU des historiens des croisades, Docu-
ments arm^niens 8. 311 ff. — Eine voUstftndige französische Uebersetzung ed. Y. Lang-
lois, Chronique de Michel le Grand, Venedig 1868. — Der armenische Text erschien 1871
zu Jerusalem.
2. Hilfsmittel: H. Geizer, Sextus Julius Africanus II 1 (1885) 402 ff. — Wright
a. a. 0. S. 851.
5. Barhebraeus. Mar Gregor mit dem Beinamen Barhebraeus, ge-
bürtig aus Melitene, besass 1264 — 1286 die Würde eines Maphrian (höchste
kirchliche Würde der Jakobiten nach dem Patriarchen). Er verfasste eine
sehr wertvolle Universalgeschichte, in welcher die profane wie die
kirchliche Geschichte ausführlich behandelt ist. Das Werk reichte bis
i 1286 und wurde von seinem Bruder bis 1288, von einem Unbekannten
bis 1496 fortgesetzt. Hauptquelle des Barhebraeus war das Werk des
Michael Syrus. Gegen Ende seines Lebens schrieb Barhebraeus eine
arabische Universalgeschichte, die teils als Auszug, teils als weitere
Bearbeitung des profanen Teiles seiner syrischen Chronik erscheint.
1. Ausgaben: Den ersten Teil der syrischen Chronik edd. Bruns et Kirsch
Lipaiae 1789 (syrisch und lateinisch). — Den zweiten und dritten Teil edd. J. B. Abbe-
loos et Th. J. Lamy, 3 voll., Lovanii 1872-1877 (mit latein. Uebersetzung). — Ed. P,
Bedjan, Paris 1890. — Die arabische Universalgeschichte: Bistoria compendiosa
dynastiarum anthore Gregorio Abul-Pharajio Malatiensi medico arabice edita et Latine
Tersa ab Ed. Pocockio, Oxoniae 1663. — Eine neue Ausgabe besorgte P. Anton Sal*
faani 8. I. Titel nur arabisch: Zusammengezogene Geschichte der Dynastien von Gregorius
Abolfaraj, dem Sohne des Arztes Ahrun aus Malatia, genannt Barhebraeus, herausgeg. von
P. A. 8. 8. I., Kathol. Druckerei der Jesuiten in Beirut 1890.
2. Hilfsmittel: J. S. Assemani, Bibliotheca Orientalis 2 (1721) 244—463. —
Ab bei cos und Lamy. Praefatio zum Chronicon ecclesiasticum (Tom. I, p. 1— XXVIII),
Lovanii 1872. — H. Geizer a. a. 0. S. 401 ff. — Genauere Mitteilungen über Barhebraeus
wie die übrigen syrischen Chronisten in dem vortrefflichen Artikel von Wright, Syriao
ütteratnre, Encyclopaedia Britannica 22 (1887) 824—856.
.
■106 Bysantinische litterfttargesohiohia. L ProMtiaelM Litteratar.
6. Von den armenischen Oeschichtsquellen kommt vor allem
Betracht Moses von Choren, der im 8. J^hundert, frühestens in
letzten Jahren des 7. Jahrhunderts, eine armenische Geschichte abgel
hat. Unter anderem benützte er den Malalas und eine im letzten Ja
zehnt des 7. Jahrhunderts entstandene armenische Übersetzung der Kirch.
geschichte des Sokrates.
1. Ausgaben: Armenisch und französisch ed. R. £. Le Vaillant de Florivi
2 voll., Venedig 1841. — Neue französische Uebersetzung bei V. Langlois, Co]
des historiens anciens et modernes de TArm^nie 2 (1869) 45—175. — Russische ü(
Setzung von Emin, Moskau 1858. — Das zweite Buch mit grammatischen Noten und QU
bei M. Lauer, Armenische Chrestomathie, Wien 1881.
2. Hilfsmittel: Eine kurze Charakteristik des Moses gab A. v. Gutschmii
Encydopaedia Britannica 16 (1883) 861—863. Das deutsche Original dieses Artikeb j(
in Gutschmids Kleinen Schriften 3 (1892) 332—338. — A. v. Gutschmid, Ueber
Glaubwürdigkeit der Armenischen Geschichte des Moses von Khoren, Kleine
(1892) 282—331. — A. Carri^re, Motse de Khoren et les gön^alogies patriarcales, Pi
1891. — A. Carri^re, Nouvelles sources de Molse de Khoren, Wien 1898 (rücJct
Lebenszeit des Moses, die man früher ins 5. Jahrh. gesetzt hatte, in den Anfang
8. Jahrhunderts). — P. Vetter, Das Sibyllen-Zitat bei Moses von Choren, Theol.
Schrift 74 (1892) 465-474. — Gr. Chalathianz, Zur Erklärung der armenischen Geschic
des Moses von Chorene, Wiener Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes 7 (1898) 21— flti
— Gr. Chalathianz, Der Beginn des kritischen Studiums der armenischen GesohioUl
des Moses von Chorene, Joum. Min. 1894 Bd 295 Oktober 8. 377—402.
3. Eine Hauptquelle des Moses für die ältere armenische Geschichte soll das W«A
des Mar Abas Katina sein, aus dem er 1 9—11 9 Auszüge liefert. Ebenfalls als eiia
Auszug aus Mar Abas gibt sich eine zweite Schrift, welche in den Hss vor der GeschicÜh
des Bischofs Sebeos erscheint, französisch unter dem Titel: Le Pseudo-Agathange, histoni
ancienne de TArm^nie, bei V. Langlois, CoUection des historiens anciens et modeiMi
de TArm^nie 1 (1867) 195 -200 (bei C. Müller, FHG V 2). A. v. Gutschmid, KleJM
Schriften 3 (1892) 325, hielt dieselbe für einen ersten Entwurf des Moses; später zu du
Ueberzeugung gelangt, dass Moses dem 7. Jahrhundert angehöre, hat er diese Ansioh)
aufgegeben und setzt mit Berufung auf den Auszug vor Sebeos den syrisch achreibend«
Mar Abas um 388 (Kleine Schriften 3, 334). A. Carri^re hält Mar Abas für einfaek
Fälschung des Moses (Mo1[se de Khoren et les genöalogies patriarcales, Paris 1891). Dei
Beweis für die Sonderexistenz des Mar Abas, den Moses nur überarbeitet hat, erbracUi
P. Vetter, Das Buch des Mar Abas von Nisibis. Festgruss an R. v. Roth zum Doktoijubil.
Stuttgart 1893 S. 81—88. — Vgl. auch N. Marr, Ueber des Anonymus anfängliche Gc
schichte von Armenien, Viz. Vr. 1 (1894) 263—306.
4. Von den übrigen armenischen Geschichtsquellen können hier nur d(
wichtigsten kurz aufgezählt werden:
1. Agatha ngelos. Unter seinem Namen geht eine armenisch und griechisch «
haltene Geschichte des Königs Tiridates und der Bekehrung Armeniens durch Gregor de
Erleuchter. Eine leider durch willkürliche Auslassung der Geologischen Abschnitte wen!
brauchbare französische Uebersetzung des armenischen Textes gab V. Langlois, Collectic
des historiens anciens et modernes de TArm^nie 1 (= FHG ed. Müller V 2) 105 ff. -
Vollständige italienische Uebersetzung von N. Tommas eo, Storia di Agatangelo, versioi
italiana illustrata, Venedig 1843. — Die griechische Uebersetzung: Neu heransgegebc
von P. de Lagarde, Abhandl. d. hist.-phil. Cl. d. k. Gesellsch. d. Wiss. zu Göttingen 188
— Vgl. A. v. Gutschmid, Zeitschr. d. deutschen morgenländ. Gesellsch. 31 (1877) 1— (
= Kleine Schriften 3 (1892) 339-420.
2. Faustus von Byzanz schrieb in griechischer Sprache eine Geschichte d
armenischen Volkes von 317—385. Bei all seiner leidenschaftlichen Parteilichkeit bleil
er die einzige wirklich geschichtliche Quelle für das 4. Jahrhundert. Erhalten ist nur eil
armenische Uebersetzung. Zwei Stücke des griechischen Textes (IV 52—54 und V 7) gi'
Prokop, De hello Persico 1 5 (S. 26, 11—30, 22 ed. Bonn.) in verkürzender Bearbeitim
Französisch bei V. Langlois a. a. 0. 1, 209—310. — Deutsche Uebersetzung von 1
Lauer, Des Faustus von Byzanz Geschichte Armeniens, Köln 1879. — Eine neue deutscl
Uebersetzung wird vorbereitet von U. Geizer und Leo Babajan. — Vgl. H. Geizer, D
Anfänge der armenischen Kirche, Berichte der k. sächs, Gesellsch. d. Wiss. 1895 S. 111 — 12
3. Lerubna von Edessa verfasste eine armenische Uebersetzung der syrisch«
Abgarlegende, die von Moses von Choren benützt wurde. Der Name Lerubna ist fibrigei
verdorben aus Labubna. Französisch von J. R. ü^mine bei V. Langlois a. a. 0. 1, 3j
8. GMohiohtschreiber und Chronüiteii: B. Chronisten. (§ 169) 407
lis 331. — Vgl.^A. Carri^re» La legende d'Abgar dans Thistoire de Moltee de Ehoren,
)eiitenaire de r£cole des langues orientales Vivantes, Paris 1895 8. 357 — 414.
4. Goriun schrieb eine Biographie des seligen Lehrers Mesrob, in welcher er nament-
ich, Ober die Uebersetzungen desselben berichtete. In französischer Uebersetzung von J.
l Emine bei V. Langlois a. a. 0. 2 (1869) 1—16. — Deutsch: Weite, Gorions Lebens-
eechreibong des hl. Mesrop, Tübinger Progr. 1841.
5. Elisaeus Vartabed schrieb eine Geschichte Armeniens von 438 — 451, in welcher
r besonders die Verfolgungen der armenischen Christen durch die Perser und die £r-
ebung der Armenier unter Führung Vardans des Mamikoniers schilderte. Französisch bei
anglois a. a. 0. 2 (1869) 179 ff. — The history of Vartan and of the battle of the Ar-
lenians by Elisaeus, translated from the Armenian by G. F. Neumann, London 1839.
6. Lazarus von Pharb schrieb eine durch Unparteilichkeit und Strenge des Ur-
ils ausgezeichnete Geschichte Armeniens von 388—485. Französisch von S. Ghesarian
)i Langlois a. a. 0. 2, 253—368.
7. Sehe OS schrieb um die Mitte des 7. Jahrhunderts eine Geschichte des Heraklios.
assische Uebersetzung von Patkanian, Petersburg 1862. — Französische Auszüge im
ram. Asiatique VP s4rie, 7 (1866) 101-238. Den letzten Teil des Werkes übersetzte
. Hübschmann, Zur Geschichte Armeniens und der ersten Kriege der Araber, aus dem
mienischen des SebSos. Leipzig o. J.
8. Zenoh von Glag (Glak). Die unter seinem Namen überlieferte armenische,
igeblich aus dem S3rrischen übersetzte Erzählung der Kämpfe des hl. Gregors des Er-
uchters gegen die heidnischen Priester im Gebiete von Taron stammt nicht, wie man
liher glaubte, aus dem 4., sondern aus dem 8. oder 9. Jahrhundert. Französische Ueber-
»tzong bei Langlois a. a. 0. 1, 335—355. Eine Fortsetzung bildet Johann des
iamikoniers Geschichte von TarOn (Daron), ein spätes fabuloses Machwerk. Französisch
n Langlois a. a. 0. I 357—382. — Vgl. Gr. Ghalatianz, Zenob von Glak, Wien 1893
lenannenisch). Bericht von R. v. Stack elb er g, B. Z. 4 (1895) 368—370.
9. Ghevond (Levond) schilderte im 8. Jahrhundert die Feldzüge der Araber nach
rmenien im 7. und 8. Jahrhundert. Französisch übersetzt von Chahnazarean, Histoire
es guerres et des conqu^tes des Arabes en Arm^nie par Fäminent Ghevond, vartabed
rmönien, öcrivain du huiti^me siäcle, Paris 1857.
10. Johannes Katholikos schrieb im 10. Jahrhundert eine Geschichte Armeniens
Is zum Jahre 925. Die Uebersetzung von St. Martin, Histoire d'Armänie par le patri-
rche Jean VI dit Jean Catholicos, Paris 1841, ist ungenügend.
11. Uchtanes von Urha (Edessa) schrieb im 10. Jahrhundert eine armenische Ge-
chichte in drei Teilen. Der erste enthält die altarmenische Geschichte bis auf Tiridates,
er zweite, grösstenteils aus Urkunden bestehende, die Geschichte der kirchlichen Trennung
er Armenier und Iberer, der dritte ist verloren. Kirakos von Gantzao schrieb im
3. Jahrhundert eine armenische Geschichte bis 1265. Deux historiens Armeniens: Kiracos
6 Gantzac, histoire d'Arm^nie. Oukhtan^s d'Ourha, Histoire en trois parties, traduits par
L Brosset, 2 livraisons, Petersburg 1870—1871.
12. Thomas Ardzruni schrieb eine Geschichte Armeniens mit vornehmlicher und
arteiischer Berücksichtigung seiner eigenen Familie. Die beiden ersten Bücher beruhen
iib auf Moses von Choren und SebGos, teils auf unbekannten, zum Teil sagenhaften Quellen.
\rertvoll ist das am Schlüsse unvollständige dritte Buch, welches die Geschichte von 849
is mindestens 936 umfasste. Französ. Uebersetzung bei M. Brosset, Gollection d*historiens
rm^niens 1 (Petersburg 1874) 1—266.
13. Stephanos Asolik aus Taron schrieb im 11. Jahrhundert eine Weltgeschichte
1 drei Büchern bis auf 1004. Die ersten beiden Bücher enthalten wesentlich Auszüge
UB Eusebios, Moses von Choren, SebSos u. a. — Die ersten zwei Bücher französisch von
d. Dulaurier, Paris 1883. — Eine deutsche Uebersetzung wird vorbereitet von Aug.
iurckhardt.
14. Matthaeos von Edessa schrieb eine armenische Chronik, welche die Zeit von
63—1129 nmfasst. Sie wiirde vom Priester Gregor bis 1162 fortgesetzt. Ed. in franzö-
ischer Uebersetzung von Ed. Dulaurier, Biblioth^ue historique Armenienne, Paris 1858.
15. Samuel von Ani verfasste ein chronologisches Werk, das bis 1179 reicht
nd von einem Unbekannten bis 1358 fortgesetzt wurde. Der erste, vorchristliche Teil
embt vornehmlich auf Eusebios, der zweite Teil besteht aus chronologischen Tabellen.
>as ganze Werk edd. A. Mai und Jo. Zohrabin lateinischer Uebersetzung hinter der Chronik
es Eusebios, Mailand 1818. — Wiederholt bei Migne, PatroL gr. 19, 599-742. — Die
abellen französisch bei M. Brosset a. a. 0. 2 (1876) 339-483.
16. Mkhithar von Altrivank verfasste am Ende des 13. Jahrhunderts ein ohrono-
•giflches Werk, das bis auf 1289 reicht. Histoire chronologique par Mkhithar d*AYrivank,
408 Bysantimsohe LitteratiirgMohiohte. I. Prosaiiohe Littoraiiir.
traduite de rArm^nien par M. Brosset, M^moires de racaddmie imperiale des sciences de
SL-Pöterebourg VII« sörie, i 13 Nr. 5, 1869.
17, Stephan Orbelian, Metropolit von Sjilnikh 1285—1304, verfasste eine Spezial-
geschichte des Fürstentums Sjünikh und der dortigen Kirche mit zahlreichen urkundlichen
Beilagen. Histoire de la Siounie par St^phannos Orb^lian, traduite de T Armeen par M.
Brosset, 2 livraisons, Petersburg 1864—1866. — Das 66. Kapitel dieser Greschichte auch
Obersetzt bei St. Martin, Mömoires sur TArm^nie 2, 57 ff.
18, Reichliche Auszüge aus armenischen Chronisten, ed. mit franzltoischer lieber*
Setzung ^d. Dulaurier, EUcueil des historiens des croisades, Documenta arm^niens t I,
Paris 1869.
7. Slaven. Die grösste direkte Abhängigkeit von der byzantinischen
Geschichtslitteratur zeigen die slavischen Chroniken. Bei den ^aven wurden
die byzantinischen Werke zunächst einfach übersetzt; später entstanden,
meist auf Grund dieser Übersetzungen freie Kompilationen und Bearbei-
tungen des geschichtlichen Stoffes. Das bekannteste slavische Geschichte- |
werk ist ein dem Mönche Nestor in Kiew zugeschriebenes, in Wahrheit
anonymes Werk; es ist die älteste russische Chronik; die nichtrussische
Geschichte stammt vornehmlich aus Georgios Monachos.
1. Chronica Nestoris ed. Fr. Miklosich, Wien 1860. — Chronique dite de Nestor
traduite sur le texte slavon-russe par Louis Leger, Paris 1884 (= Publications de l'^cole
des langues orientales Vivantes II. s4rie, vol. 13); hier S. XXIII f. Verzeichnis der wich-
tigsten Litteratur zur Nestorchronik.
2. Die ungeheuere Litteratur über die übrigen slavischen Chroniken kann hier nicht
angeführt werden. Als bibliographisches Hilfsmittel dient vor allem Fr. Pastrnek, Bi-
bliographische Uebersicht über die slavische Philologie 1876—1891 (= Arch. slav. Phil.
Supplementb.), Berlin 1892.
3. Ohne grosse Bedeutung für die byzantinische Litteratur sind die meist sehr späten
rumänischen Reflexe. Vgl. Joan Bogdan, Vechile Cronice Moldovenesci pana h
Urechia, Bukarest 1891. — M. Gaster, Die rumänische Version der trojanischen Sage,
B. Z. 8 (1894) 528—552, mit der S. 879 angeführten Litteratur. — Auf die Phanarioten-
zeit bezieht sich: Cronicarii greci. Textul grecese si traducerea romanesca preced. de o
introducere de Const. Erbice an u, Bukarest 1890.
4. Reichliche Mitteilungen über orientalische und slavische Chroniken gab A. Wirth,
Aus orientalischen Chroniken, Frankfurt 1894. Doch vgl. S. 226 und die vornehmlich auf
die orientalischen Chroniken bezüglichen Berichtigungen in der gehaltreichen Besprechung
von C. Frick, Götting. Gel. Anzeigen 1895 Nr. 12 S. 940—947.
\
3. Geographie.
170. Einleitung. In einem auffallenden Gegensatze zu der frucht-
baren Regsamkeit, welche die Byzantiner in historischen Studien und Dar-
stellungen entwickeln, steht die unleugbare Vernachlässigung der Erdkunde.
Wie in ihren historischen und philologischen Werken oft eine erschreckende
Unwissenheit in der Geographie und Ethnographie zu Tage tritt, so mangelt
es auch an selbständiger theoretischer Thätigkeit auf diesem Ge-
biete: hierin sind die Byzantiner ihren politischen Vorgängern, den Römern,
ähnlich, welche die Geographie, ganz im Gegensatze zu den Griechen,
ebenfalls vernachlässigten und ihre Thätigkeit mit geringen Ausnahmen
auf Itinerarien und ähnliche Erzeugnisse des praktischen Bedürfnisses be-
schränkten. Die Gründe davon liegen zum Teil in dem allgemeinen Nieder-
gange originaler wissenschaftlicher Forschung, zum Teil wohl auch in der
Unsicherheit, mit der in den meisten Abschnitten dieses Zeitraumes grössere
Reisen verbunden waren, endlich in dem Verfalle des Seewesens, in welchem
die Byzantiner durch die Venezianer und Genuesen schon zur Zeit der
ersten Ereuzzüge überflügelt wurden.
Um über die verworrene Masse der zum Teil anonymen, zum Teil
fragmentarischen geographischen Werke einen Überblick zu gewinnen,
unterscheiden wir zwei Hauptgruppen, die sich freilich zuweilen nahe
berühren, nämlich: 1. Erzeugnisse der wissenschaftlichen (theoretischen)
Geographie. 2. Werke, die den praktischen Zwecken der Kirche, des
Staates und des Handels dienten. In der ersten Gruppe treffen wir fast
nur Kommentare, Bearbeitungen und Exzerpte älterer Werke. Wie
in allen anderen Zweigen der byzantinischen Litteratur, so ist auch hier
vor allem das erhaltene alte Gut auszuscheiden und daneben die etwa
hinzufügende, modifizierende Thätigkeit des byzantinischen Geistes zu er-
wägen. Als ein wenig erfreuliches neues Moment tritt uns das pole-
mische Verhältnis gegen die alten Weltsysteme entgegen: wie in
der Chronologie, so besteht auch in der Geographie, wenigstens in ihrem
physikalischen Teile, das lebhafte Bestreben, die alten Systeme mit der
Bibel in Einklang zu bringen und wirkliche oder scheinbare Widersprüche
zu beseitigen. Übrigens tritt selbst bei dieser unselbständigen, exzerpieren-
den Thätigkeit der Gegensatz zur Historiographie deutlich hervor;
während die Meister der alten Geschichtschreibung, Herodot, Thuky-
410 Byzantinisohe Lüteratnrgeaohiohte. I. Prosaiiohe Idtterainr.
dides, Polybios, Diodor, Dio Cassius u. a. im byzantinischen Zeitalter nodi
vielfach gelesen und nachgeahmt werden, finden wir die grossen Geo-
graphen der Vorzeit, wie Eratosthenes, Ptolemaeos, Strabon fast ver-
gessen. Nur Stephanos von Byzanz scheint einen nachhaltigen Em-
fluss auf die Byzantiner ausgeübt zu haben. Man findet seine Spuren bei
Eonstantinos Porphyrogennetos (De thematibus), bei Genesios, TheophaoeB
Continuatus, im Etymologicum Magnum u. s. w. Etwas selbständiger et-
scheint die Produktion in der zweiten Gruppe: hieher gehören Werke, die
der kirchlichen und staatlichen Verwaltung dienten, statistisclie
Abrisse des byzantinischen Reiches u. s. w., Itinerarien, Schiffer-
und Wallfahrerbücher u. s. w. Für sich stehen die fälschlich dem Ko-
dinos zugeschriebenen antiquarischen Kompilationen.
1. Sammelau8gabeD:'Die erste Sammlung der kleinen Greographen, unter denen
sich auch Stücke des byzantinischen Zeitalters finden, unternahm der Englander Hu ds od:
Geographi graeci minores, 4 voll., Oxford 1697—1712; die höchst selten gewordene Sunm-
lung ist durch die Beigabe arabischer Geographen von Nutzen, die griechischen Texte nid
ohne genügende diplomatische Grundlage. — Ein Teil der von Hudson mitgeteilten StfidLe
wurde ganz fehlerhaft wiederholt in der von einem Griechen besorgten, für philologische
Zwecke wenig brauchbaren: JSvXXoyrj tcSy iv intto/nß roTg naXai yeoiyQatptj&eyttay^ 3 voll,
^Ey Biivvn xrjq AvaxQiaq 1807—1808; der 3. Bd. enthält arabische Geographen innen-
griechischer Uebersetzung. — Einen zweiten, ebenfalls misslungenen Versuch, das Werk
von Hudson zu ersetzen, machte J. F. Gail: Geographi graeci minores, 3 voll., Paris 1826—31
(ohne nennenswerte selbständige Arbeit). — A.uch andere Unternehmungen blieben stecken.
— Endlich erhielten wir eine neue, auf kritischer Grundlage aufgebaute, leider nicht ganz
zum Abscbluss gebrachte Sammlung von C. Müller: Geographi graeci minores, 2 voll,
mit einem Atlas von 30 Karten, Paris, Didot 1855 - 61. — Zur Ergänzung dient L. Fr. Tafel,
Gonst. Porphyrogenn. De Provinciis regni Byzantini liber secundus, Tubingae 1847, und
die Ausgabe des Hierokles von Parthey, wo verschiedene bei Müller fehlende Stücke
beigegeben sind.
2. Allgemeine Hilfsmittel: Zur allgemeinen Orientierung dient das für weitere
Kreise berechnete Werk von M. Vivien de Saint-Martin, Histoire de la göographie et
des däcouvertes g^ographiques, Paris 1873; S. 232—236 überldie byzantinischen und aas-
führlicher S. 237—263 über die arabischen Geographen. — L. Fr. Tafel, Symbolamm
criticarum geograpbiam Byzantinam spectant. partes duae, Abhandl. bayer. Akad. 3. Cl.,
5. Band, 2. u. 3. Abteil. (Handelsvertrag von 1199 und Vertrag über die Teilung des
Reiches 1204 mit Erklärung der darin vorkommenden Namen). — Die Geographie
Griechenlands im Mittelalter und in der neueren Zeit (bis zur Gründung des Königreiches)
ist dargestellt von J. H. Krause, Ersch- und Gruber'sche Enzyklopädie I. Sektion, 83. Bd.
(1866) 259—444. — Hauptwerk fUr die asiatische Abteilung des byzantinischen Reiches:
W. M. Ramsay, The historical Geography of Asia Minor, London 1890. — Eine vor- •
treffliche Monographie über eine asiatische Provinz: W. M. Ramsay, The eitles and
bishoprics of Phrygia, bis jetzt vol. 1, Oxford 1895. — Reiches Licht über die gesamte
byzantinische Geographie, besonders die Handelsgeographie, verbreiteten die Schriften
von Wilh. Heyd: Zuerst zehn Abhandlungen in der Tübinger Zeitschrift für die
gesamte Staatswissenschaft, Bd. 14—20(1858—1864); dann durch Zusätze und eine
neue Abhandlung über Cypern vermehrte italienische Buchausgabe: Le colonie commer-
ciali degli Italiani in Oriente nel medio aevo, dissertazioni del prof. Gugl. Heyd, etc.
ora rifatte dall' autore e recate in Italiano dal prof. Gius. Müller, 2 voll., Venezia 1866
bis 1868. Endlich veröffentlichte W. Heyd als Endergebnis seiner zwanzigjährigen Studien
die gründlich durchgearbeitete und umfassende Geschichte des Levantehandels im
Mittelalter, 2 Bände, Stuttgart 1879. Hier findet man auch die weit zerstreute Spezial-
litteratur verzeichnet. Dasselbe Werk mit Nachträgen und Berichtigungen in französischer
Uebersetzung von Raynaud, 2 Bände, Leipzig 1885-86. Vgl. A. Gottlob, Uistor. Jahr-
buch der Görresgesellschaft 9 (1888) 678—714. — Weit überholt ist durch Heyd das
Buch von Hüllmann, Geschichte des byzantinischen Handels, Frankfurt 1808. — Ethno-
graphische Fragen und die Handelswege im 12. Jahrb. behandelt die ergebnisreiche Schrift
von W. Tomaschek: Zur Kunde der Hämushalbinsel, Sitzungsber. Wien. Akad. 99 (1881)
437—507 und 113 (1886) 285-373. — W. Tomaschek, Zur historischen Topographie
von Kleinasien, Sitzungsber. Wien. Akad. 124 (1891). — G. Marin eil i. Die Erdkunde
bei den Kirchenvätern. Deutsch von L. Naumann, Leipzig 1884. — Ausführlicher be-
8. Geographie. (§ 170) 411
handelt dasselbe Thema Konr. Kretschmer, Die physische Erdkande im christlichen
Mittelalter, Wien 1889 (= Geogr. Abh. herausgegeben von A. Penck IV 1). — Sehr wichtige
Aufklftrongen erhielt die geographische Nomenklatur durch die zahlreichen uns erhaltenen
byzantinischen Bleibullen, welche G. Schlumberger in seiner Sigillographie de Tempire
Byzantin, Paris 1884, yerOfifentlicht hat. — Endlich sind auch die modernen Reiseberichte
und geographischen Monographien beizuziehen, die man in der Geographie Griechen-
lands von Lolling, Handbuch der kl. Altertumswiss. Band III und unter den einzelnen
Artikeln verzeichnet findet
8. Karten: Ausser den bekannten historischen Atlanten: H. Kiepert: HtVa^ tov
fjL^atatavixov 'EXkvjvuffiov xaxa tijy dBxdtrjv kxaioyxaexrjQida 1883 vom Syllogos Parnasses
in Athen herausgegeben. — Eine besondere Berdcksichtigung findet Bjzanz im historischen
Handatlas von v. Spruner-Sieglin, Gotha, Justus Perthes 1893 ff.
4. Ueber die Benützung des Stephanos von Byzanzbei den Byzantinern (Etymol.
Magnum, Konst. Porphyrogennetos, Eustathios u. s. w.) vgl. die zwei ergebnisreichen
Abhandlungen von J. Geffken, De Stephane Byzantino capita duo, Diss., Göttingen 1886
S. 1 — 35, und: De Stephane Byzantino commentatio, Festscnrift zu H. Sauppes 80. Geburts-
tage, Göttingen 1889.
5. Bei der Mangelhaftigkeit der Nachrichten, welche uns die Byzantiner selbst über
die Geographie ihrer Zeit überliefern, ist jeder Aufschluss aus fremden Quellen wichtig.
Unter den nichtgriechischen Geographen, die über das Reich «Romania* berichten, steht
in erster Linie der arabische Scherif Idrtst, von dem wir ein im Jahre 1153 voll*
endetes, vornehmlich der Handelsgeographie gewidmetes Sammelwerk besitzen. Durch
seinen Aufenthalt am Hofe König Rogers 11 von Sizilien hatte er reichlich Gelegenheit,
von arabischen, jüdischen, fränkischen und besonders griechischen Kaufleuten über die
Handelsplätze und Handelswege Erkundigungen einzuziehen. — Französische Uebersetzung
des Idrist von P. Amddde Jaubert, Paris 1840. — Hauptschrift: W. Tomaschek,
Die Handelswege im 12. Jahrh. nach den Erkundigungen des Arabers Idrtst, Sitzungsber.
Wien. Akad. 113 (1886) 285—373. Vgl. V. Jagiö, Arch. slav. Philol. 10 (1887) 377 ff.
6. Auch der dem Moses von Ghorene zugeschriebene geographische Traktat
verdient beigezogen zu werden. Er wurde armenisch mit lateinischer Uebersetzung ediert
(mit der Geschichte des Moses) von Will, und George Whiston, London 1736; im
Original auch Marseille 1683; 1698 Etschmiadzin ; endlich nach einer neuen Hs ed. Sukri,
Vei^andl. d. Geographenkongresses Venedig 1881. Vgl. Sainte-Croix, Journal des sa-
vants 1789 S. 217—251. — K. Patkanov, Aus der neuen Abschrift der dem Moses von
Chorene zugeschriebenen Geographie, Joum. Min. 1883 Bd 226 März S. 21-32.
7. Wichtig für die Geographie des ehemaligen byzantinischen Reiches sind auch
einige ältere abendländische Reisewerke: Christoph. Bondelmontii Florentini
IJbrum Insularum Archipelagi e codd. Parisin. etc. ed. Gabr. Rud. Lud. de Sinner,
Lipsiae et Berolini 1824. Eine griechische Uebei*setzung des ,Liber insularum*^, die auf
eine bessere und vollständigere lateinische Hs als die von Sinner benützten zurückgeht,
befindet sich in einer Hs im Serail; nach einer von E. Miller gefertigten Kopie derselben
edierte S. Reinach zuerst den griechischen Text der Beschreibung von Dolos, Revue
Arch^log. 1883, I S. 75—88; dann die Stücke über Konstantinopel, Imbroe und Same-
thrake, £vlXoyoqy EixoatneyraetijQig {nagagr. rov ir[ xofiov, 1886) S. 181—187. Bendel-
mouie ging 1414 von Florenz nach Rhodos und war 1415 — 1416 in Kreta. — Petri
Gy llii, De Bosporo Thracio libri tres, Lugduni 1561, und: De topographia Gonstantino-
poleos et de illius antiquitatibus libri quattuor, Lugduni 1561—1562. Pierre Gilles (Gyllius).
französ. Naturforscher, geb. 1490 zu Albi, reiste nach Kleinasien, liess sich aus Mangel
an Mitteln unter die Truppen Solimans II anwerben, verlor in den Kriegen gegen die Perser
seine wertvollen Sammlungen, kehrte 1550 nach Konstantinopel zurück und t 1555 zu Rom.
8. Grosse Bedeutung für die geographische Nomenklatur der byzantinischen
Zeit haben zwei Untersuchungen über das Wort Meaagirc {MeaaaQitt)^ welches ursprünglich
Gattunganame war, später im weitesten Umkreis des griechischen Sprachgebietes als Eigen-
name mit Dörfern, Ebenen, fruchtbaren Geländen u. s. w. verbunden erscheint: Ant.
Meliarakes, MBacagiä, JeXxioy 4(1893)423—474 (berührt auch ähnliche zu Eigennamen
entwickelte Gattungsnamen wie Mäy^ga, Kaargoy, Metd^tt Mtjtdro). — G. N. Hatzidakis,
Ue^l rov hvfAov jijq XiUm Meaagedg, 'J»fjyä 6 (1894) 1—64; 473. Was die Erklärung
des Wortes betrifft, so dürfte woU die von Hatzidakis vertretene Etymologie (aus Miaa-
fi€Qul) gegen die von Meliarakes aufgestellte (von romanisch Masseria, Messaria) das
Richtige treffen. Vgl. B. Z. 3, 218; 4, 186.
Hier sei noch auf neuere Erklärungen einiger wichtiger Eigennamen der byzantini-
schen Geographie hingewiesen: Morea (= Peloponnes). Ueber die Herkunft dieses Namens
hat man sich lange vergeblich den Kopf zerbrochen. Verfehlte Erklärungen z. B. bei
K. N. Sathas, Docnmenis inädits I. s^rie, vol. 1 (1880) Introduction S. 31 ff.; K. Pa-
412 Bysantinische Litteratiirgesohiohte. L Prosaisohe Littoratnr.
parregopulos» Bull, de corresp. hell. 5 (1881) 145 ff.; A. Fe tri des, 'JyaxaXmlßig ri/c
etQ^ftiae noXeois Mogaucg rj MoQing xard %rjy drjfioidij exqfQaaiy^ Athen 1889. Die swaifel-
los richtige Lösung des Rätsels ist G. N. Hatzi dakis gelungen: Das Wort o Mogiof
(auch «7 MoQia) ist als Sammel- oder Inhaltsname von 9; uoQ^a ,der Maulbeerbaum* ge-
bildet und gleichbedeutend mit fiogeaty , Maulbeergarten oaer -land". Der zuerst von äis
fdbrauchte, später auf die ganze Halbinsel übertragene Name hängt also mit der hohen
ntwicklung der Seidenindustrie im Peloponnes während des Mittelalters zusanmien. Nähere
Nachweise von G. N. Hatzidakis, Zur Wortbildungslehre des Mittel- und Neugriechischen,
B. Z. 2 (1893) 283 ff., in mehreren Artikeln in der 'J»tjya 5 (1893) 231-289; 491—508;
549, endlich: '0 MoQiag oder rd MoQBoy?, B. Z. 5 (1896). — Stambul (Istambol): Diese
türkische Bezeichnung von Konstantinopel, die früher vielfach falsch (aus Islambol etc.)
oder ungenügend erklärt wurde, ist jetzt völlig sicher gedeutet aus tftijy noh mit üeber-
gang von sti in sta nach türkischem Lautgesetz. Eine üebersicht der Geschichte dieser
Benennung und ihre richtige Erklärung gab D. Hesseling, Istambol, Revue des ät. gr.
3 (1890) 189-196. Vgl. Gust. Meyer, Türkische Studien 1, Siiznngsber. Wien. Ak.
Bd 128, Wien 1893 S. 14, und K. Krumbacher, B. Z. 2 (1893) 305. Auf das erwähnte
türkische Lautgesetz hatte schon Korg, Arch. slav. Phil. 8 (1885) 649, hingewiesen. —
Bulg. Plovdiv (Plovdin) = Philippopel konrnit von dem schon bei Jordanes aU ein-
heimische Benennung von Philippopel bezeugten Pulpudeva: Kaluiniacki, Zur Geschichte
der bulgarischen Benennung der Stadt Philippopel, Arch. slav. PhiL 16 (1894) 594 — 596.
Const. Jire6ek, Zum Namen Plovdin oder rlovdiiv. Ebenda S. 596—600. — Parkja,
Stadt der Insel Paros: P. G. Zerlentes, IleQl rov yetüyQatpixov oyo/dtnog UaoxKi, naooixia,
JeXxloy 4 (1892—1894) 513-518.
A. Wissenschaftliche Geographie.
171. Eosmas Indikopleustes {KocfiSg 6 'ivdixonlevaTr^g) aus Ale- i
xandria, Zeitgenosse des Kaisers Justinian und also auch des Geographen
Hierokles, unternahm als Kaufmann weite Reisen nach Arabien und Ost-
afrika; seinen Beinamen „ Indienfahrer ^ f&hrt er jedoch mit Unrecht, da er
selbst nicht nach dem eigentlichen Indien kam; seine Nachrichten über
Indien verdankt er mündlichen Berichten anderer Reisenden. Später ver-
tauschte er seinen Beruf mit dem klösterlichen Leben und schrieb in einem
Sinaikloster (vielleicht ist Kosmas nur sein Mönchsname) um die Jahre
547 — 549 n. Chr. ein grosses geographisches Werk: Christliche Orts-
kunde {XQiariavixr^ TOTtoyQafpta). Der Hauptzweck dieses Buches
war die Aufstellung einer neuen, mit. der christlichen Lehre in Einklang
stehenden physikalischen Geographie, eine physikalisch-astronomische
Ausdeutung der heiligen Schriften, weshalb Photios das Werk gerade-
zu als €Qfirjv€ia ft^ Tijv oxzdxsvxov bezeichnet. Daher kämpft der fromme,
aber ungelehrte Verfasser mit dem Eifer des Neophyten gegen das System
des Ptolemaeos, in welchem er unversöhnliche Widersprüche mit der
christlichen Lehre erblickt. Die Tendenz des ganzen Werkes verrät sich
schon in der Aufschrift des ersten Kapitels: Tlqog rovg xqiaxiavi^eiv fAiv
id^eXovxag^ xatd loifg i^cod-sp di a(faiQO€id^ tov ovgavov vofii^ovtag xcu
So^d^ovtag, Die alte Meinung, dass die Erde eine kugelförmige Gestalt
habe, verwirft er und sucht nachzuweisen, dass sie eine länglich vier-
eckige Scheibe sei; darüber erhebt sich nach ihm, von den Rändern des
Vierecks erst mit geraden Wänden aufsteigend, dann oben gewölbt, das
krystallene Firmament nach dem Vorbild von Noahs Arche. Diese Seite
des Buches, die dem Verfasser freilich die wichtigste war, kann uns heute
wenig Sympathie abgewinnen; doch werden wir ihn auch hier milder be-
urteilen, wenn wir uns erinnern, dass ähnliche Tendenzen, angebliche
Widersprüche der Astronomie mit der Bibel auf künstlichem Wege zu be-
8. Geographie. A. Wissenschaftliohe Geographie. (§ 171) 413
seitigen, bis auf die neueste Zeit geherrscht und mannigfachen Unsinn
hervorgerufen haben. Übrigens beruhen die kosmologischen Anschauungen
des Kosmas wesentlich auf syrischer Grundlage. Dass sie auch in
Byzanz keineswegs allgemeinen Beifall fanden, zeigt der scharfe Tadel des
Photios (s. unten).
Für uns liegt die Hauptbedeutung des Buches nicht in den phan-
tastischen Ergüssen des Mönches Eosmas, sondern in den Nachrichten,
die er uns als Kaufmann, als Reisender überliefert, nicht im Haupt-
werk, sondern im Nebenwerk. Was ihm auf seinen eigenen Fahrten be-
gegnete und was er auf denselben von andern vernahm, erzählt er mit
lobenswerter Wahrheitsliebe; hier treffen wir bemerkenswerte einzelne
Notizen und wichtige grössere Beiträge zur Kenntnis der alten Bezie-
hungen des römischen Reiches zu Ägypten, Indien und China. Der wert-
vollste dieser Exkurse ist die genaue Beschreibung eines mit zwei In-
schriften versehenen Marmorsitzes, welchen er in der äthiopischen (abessy-
nischen) Stadt Adulis*) fand; die eine Inschrift berichtet kriegerische Er-
folge des Ptolemaeos Euergetes; in der zweiten, einer viel späteren
Zeit angehörenden, erzählt ein axumitischer König in barbarischer Orä-
zität seine Kriegsthaten; sie bildet also ein Seitenstück zu der berühmten
Inschrift des nubischen Königs Silko') und einer ebenfalls barbarischen bei
Axum in Abessynien gefundenen Inschrift (s. die Litteraturangaben). Recht
genau und gewissenhaft ist er auch in der Schilderung afrikanischer und
indischer Tiere; vom Einhorn z. B. sagt er, dieses Tier habe er nicht selbst
gesehen, aber vier eherne Standbilder desselben im Palast der vier Türme,
welcher dem ägyptischen Grossnegus gehöre; darnach habe er ein Bild
desselben angefertigt.
Die Sprache des Kosmas zeichnet sich durch Klarheit und leichten
Fluss aus, Eigenschaften, die wir bei den gleichzeitigen Historikern ver-
geblich suchen. Mit den Regeln der kunstmässigen Gräzität steht er freilich
auf gespanntem Fusse; daher behandelt ihn Photios (cod. 36), der das
Werk ohne Autornamen mit dem Titel: XQiauavov ßißkog i^firjveia elg %iqv
ixrdxBvxov las,^) mit gründlicher Verachtung und widmet ihm eines seiner
gehässigsten Urteile. Über seinen Stil sagt er: iati d^ %anei>vdg %7]v ^qdaiv
xal awra^siog ovd^ trjg xoivrjg fietb'xfov. Dann gibt er mit wegwerfenden
Worten einen kurzen Bericht über die astronomisch-dogmatischen An-
schauungen des Verfassers und schliesst verdriesslich: Isyei d^ Ȋi aXXa
xivd aXkoxfna. Es scheint, dass die Aufstellungen des Kosmas über die
Gestalt der Erde, über die Thätigkeit der Engel als Beweger der Gestirne,
über ihren Aufenthalt unter dem Firmamente u. s. w. der gewöhnlichen
byzantinischen Dogmatik nicht entsprachen. Trotzdem fand die „christliche
Topographie** ein freundliches Publikum und wurde später auch bei den
Slaven verbreitet.
') Heute Zalla, etwas südlich von Massaua. unter welchem Justin, ist vielleicht Justi-
*) Vgl. die Yortreffliche Ausgabe und £r-
klfimng derselben von Lepsius, Hermes 10
(1875) 129-144.
') Er sagt, der Verfasser habe unter
nian zu schreiben ; jedenfalls braucht uns die
Notiz des Photios in unserer gut gesicherten
Datierung des Autors nicht irre zu machen.
Auch kann er ja wohl unter Justin 1 geboren
Justin gelebt; da er nicht näher bemerkt, , und unter Justin II gestorben sein.
414 Bysantinische Lüteratnrgesohiolite. I. Prosaiaohe Lttt«rat«r.
Die übrigen Profanschriften des Kosmas, eine ausführliche Erd--
beschreibung, die an einen gewissen Konstantin gerichtet war, und eine
astronomische Schrift an den Diakon Homologes scheinen verloren
gegangen zu sein. Nach Kosmas tritt in der wissenschaftlichen geogra»
phischen Litteratur eine ähnliche Verödung ein wie nach Euagrios in
der Kirchengeschichtschreibung. Die einzigen erheblichen Werke, welche
die Lücke notdürftig füllen, sind der Konmientar des Eustathios um
Dionysios Periegetes und die zwei geographischen Schriftchen des Nike-
phoros Blemmydes (s. § 186).
1. Ausgaben: Nach älteren Drucken (Montfaucon, GoUectio nova patrnm 1707
vol. II) jetzt bei Migne, Patrolog. gr. 88, 10 — 476; hier ist auch die litterarische Notiz
über Eosmas aus Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 4, 251 — 262, wiederholt und sonstige
ältere Litteratur verzeichnet; S. 463 die zugehörigen handschriftlichen Zeichnimgen dai
Tierkreises, orientalischer Tiere u. s. w. — Eine neue Ausgabe von 6. Siefert soll bei
Teubner, Leipzig, erscheinen.
2. Hilfsmittel: Ph. Buttmann, Ueber die Echtheit des Adulitanischen Monnmenis,
Museum der Altertumswissenschaft, herausgegeben von Fr. A. Wolf und Ph. Battmanii 2
(1808—1810) 105—166 und ebenda 573—612 Ph. Buttmann und G.Niebuhr, Die axB-
mitische Inschrift nebst Bemerkungen über diese und die adulitanische. Niebuhrs Auftati
ist wiederholt in seinen: Kleinen historischen und philologischen Schriften 1 (Bonn 1828)
401-412. — Dillmann, Abh. Berlin. Akad. 1878 S. 195-205. — üeber die Miniatuwa
in den Handschriften des Kosmas s. N. Kondakov, Geschichte der byzantinischen Knnet,
Odessa 1876 S. 86 ff. (russ.) = Histoire de Tart byzantin 1 (Paris 1886) 137 f. Weite«
Litteratur notiert Steph. Beissel, Vaticanische Miniaturen, Freiburg i. Br. 1893 S. 16
Anm. 1. — Eine aus dem 16. Jahrh. stammende, mit bunten Illustrationen versehene ro»-
sische Uebersetzung des Kosmas edierto die russ. Gesellschaft der Bibliophilen, \
N. 86, Petersburg 1886. Vgl. Arch. slav. Philol. 11 (1888) 155. — Zur Würdigung des "
Kosmas: Ferd. v. Richthofen, China 1 (1877) 524 f.; 550; 625 f. — Zur Erlftuteroog
der Nachrichten des Kosmas über die christlichen Gemeinden in Indien vgl. R. A. Lipsiae,
Die apokryphen Apostelgeschichten und Apostellegenden I (1883) 283 ff.; 112 (1884) 156
und sonst (s. den Index s. v.). — Zu seiner Kosmologie: G. Marinelli, Die Erdkunde
bei den Kirchenvätern, Leipzig 1884 S. 8 f. und ausführlicher: Konr. Kretschmer, Die
physische Erdkunde im christlichen Mittelalter, Wien 1889 S. 41 ff. — Ueber die Ab-
fassungszeit des Werkes und die Datierung der einzelnen Bücher vgl. A. v. Gutscbmid,
Kleine Schriften 5 (1894) 612 Anm. 2 (vgl. ebenda S. 606 f.), und: Jakok Krall, Studien
isur Geschichte des alten Aegypten, Sitzungsber. Wien. Ak. 121 (1890) XI. Abhandl. S. 72.
— Hauptschrift: H. Geiz er, Kosmas, der Indienfahrer, Jahrbücher für protest. Theologie
9 (1883) 105—141.
3. Die unterste Stufe des geographischen Studiums der Byzantiner bezeichnen jene
kurzen Beschreibungen der berühmten Flüsse, Meere und Berge, der sieben Weltwunder,
des Vorgangs der Wolkenbildung u. s. w., die ohne Automamen in zahlreichen Hss vor«
kommen z. B. im Cod. Vindob. theoL gr. 200 (Nessel) fol. 203^— 207^ VgL C. Landi,
Opuscula de fontibus mirabilibus, de Nilo etc. ex cod. Laur. 56, 1 descripta, Studi ital. di
filol. classica 3 (1895) 531 — 548, und die dortselbst angeführte ältere Litteratur.
172. Rhetorische Schilderungen. Als eine Abzweigung der theo-
retischen Geographie können wir die schönrednerischen Schilderungen {ix-
qtQaaeiq) von Ortschaften und Gegenden betrachten, insofeme sie bei allem
Schwulst doch meist eine geographische oder topographische Grund-
lage haben. Freilich erweitern sie unsere geographischen Kenntnisse nur
selten; das geographische Thema ist ihnen nur Anlass zu einer rhetorischen
Übung, wie ja auch Schilderungen von Statuen, Bildern u. s. w. zu den
behebten Gegenständen der alten Rhetorik gehörten. Diese ^Exy>Qa<r€(g sind
keine Schöpfung der byzantinischen Zeit; schon in den alten Rhetoren-
schulen gab es solche Übungen, und aus ihnen entsprangen die landschaft-
lichen Schilderungen, die einen so beliebten Schmuck der griechischen
Romane bilden. Man kann in diesem Zusammenliang die metrische *'Ex-
8. Geographie. B. Werke der Praxis. (§§ 172—178) 415
r^ctatg Tov xocfiixov nivaxog nennen, in welcher Johannes von Gaza um
30 im Geschmacke der Poesie des Nonnos eine Weltkarte erläutert hat.
rgl. W. Christ, Gesch. der griech. Litt. * S. 663. Eine echt rhetorische
Sxy^^aai^ ist die Schilderung der Stadt Thessalonike, welche Johannes
i^ameniates seiner kleinen historischen Monographie vorausschickte
8. § 116). Endlich gehören hieher die ^ExtpQaaeig von Trapezunt, Imbros,
^orinth u. s. w. des Rhetors Johannes Eugenikos.
B. Werke der Praxis.
173. Eirchliche Geographie. Den Zwecken der kirchlichen Yer-
nraltung dienten Verzeichnisse der Patriarchensitze und der in genau
[lestimmter Rangordnung ihnen untergebenen Hauptkirchen und bischöf-
lichen Sitze. Im allgemeinen zeigt sich in diesen Notitien die Kirchen-
ordnung des Justinian und des Heraklios erhalten. Wichtige Umwäl-
zungen vollzogen sich am Ende des 9. Jahrhunderts unter Kaiser Leon VI
dem Weisen. In diese Zeit gehören die von H. Geizer als Anhang des
Georg von Cypem (s. § 175) edierten Nta Taxuxd, die zwar unter Kon-
stantin Porphyrogennetos abgefasst sind, aber im wesentlichen die von
Leon dem Weisen aufgestellte Ordnung wiedergeben. Dagegen ist ein
Yerzeichnis, das dem Titel zufolge unter Leo entstand, nämlich 'H yiyovvTa
iiaxvTimCiq naqd tov ßaaikecog Aäovtog tov 2o(pov, oncog ^xovai ta^ecog oi
^Qovoi Tciv ixxXrflidv tm* vnoxeifieviov t^) naTQittQxjj KtovatavTivovnoXetog^
in Wahrheit ein Werk aus der ersten Konmenenzeit. Aus späterer Zeit
stammt die umfangreiche Rangordnungsliste der dem apostolischen
Throne von Konstantinopel unterstehenden Metropolen und bischöflichen
Sitze: Td^ig nqoxaÖ-sSqiag tcov vno xov dnoaxoXixov &q6vov KtovatavTi^
YovnoXsmg tsXovvt(üv inrjxqonoXixSv xal xmv in* avxovg iniax6n(üv. Daran
schliesst sich ein Verzeichnis der den Metropoliten gebührenden Titel,
die in Byzanz, der Wiege und Heimat aller Etikette, selbstverständlich
ebenfalls aufs genaueste fixiert waren: IIsqI xrjg xd^tag xäv &q6vodv
Tiov fir/tQonoXiTwv * uveg avxciv XäyovTM i^uQ^oi xal vTxäQxifioij %iv€g vnäq-
ufioi fiovov. Aus vorschismatischer Zeit stammt noch die ^AvaxsqtaXaCiüai g
xiv OYiwtdtfov nccxqmqxdvj xwv oqo&samv xal avvaqid'iirfiig %Sv djxoaxoXi'-
xmv ^Qovfov, Wichtig ist die dem Werke des Konstantin Porphyro-
gennetos De cerimoniis (S. 791 flf. ed. Bonn.) einverleibte ''Ex&etng ngto"
xoxkrfimv^ naxQiaQxdv xe xal firjXQOTxohxwv des Erzbischofs Epiphanios
von Cypern (aus dem 4. Jahrb.). Eine ausführliche Statistik und Ge-
schichte der Patriarchate, Episkopate und Metropolen schrieb im Auftrage
König Rogers 11 von Sizilien (1101 — 1154) im Jahre 1143 der Archimandrit
Xilos Doxopatres (Doxapatres? vgl. § 195 Anm. 3) Neikov Jo^anaxQiov
(lies: Jo^anaxQpj) xd^^g xwv naxQiaqxixiav x^q6v(ov. Der Verfasser, der
auch als Hymnendichter genannt wird, lebte eine Zeitlang in Palermo
und wurde später Notar des Patriarchats in Konstantinopel und Nomo-
phylax des Reiches. Da die Rangordnung und der Bestand der Metropolen
und Episkopate sich im Laufe der Zeit vielfach änderte, entstanden noch
zahlreiche Neubearbeitungen. Unter anderm besitzen wir zwei revidierte
Verzeichnisse aus der Zeit des Kaisers Andronikos II Palaeologos (1283^
416 BysanÜnisohe Litteraiorgeaohiohte. L Prosaisolie LiUerainr.
bis 1328), nämlich die ^Exd^haig ßaaiXtwg ^Avöqwixov tov nakaioXoyow i
yhqoytog, onwg vvv i%ovat ta^scog at vTtoxeifievai [irjfiqoTioksig t^ mi
ccQx^^i^ ^Qov(i} TTJg KwvaTttvtivoiiTtokecog und die ^'Ex&saig väa ^AviQovixov fk
Xtcogy oCTig Tccg tov Knokscog fiijtQonoXeig aXXag filv iiixQfov ävsßlßm
aXXag dh ndkiv slg (uxqottqag rdv x^Qovwv xazeßtßaaev, dig iwavdu a|
arjfX€i(6(fofi€v.
Die chronologische Bestimmung aller dieser Notitien wird <h
die zahlreichen späteren Zusätze und Erweiterungen sehr erschwert; n
reicht hiefQr das veröffentlichte Material nicht völlig aus, da noch mtm
wichtige Rezensionen ungedruckt sind. Für die Untersuchung ist vor al
die Heranziehung der Konzilsakten nötig, welche uns über die allmSUI
Veränderung in der Hierarchie nützliche Aufschlüsse gewähren. Bei l
Trockenheit sind die Verzeichnisse immerhin interessant als Zeugen
straffen Organisation der byzantinischen Kirche selbst in der Zeit des grO«
politischen Verfalls und durch die in ihnen enthaltenen Beiträge zur (
graphischen Nomenklatur des Mittelalters. Merkwürdig scheint die ZU
keit in der Erhaltung der alten Namen; doch steht sicher, dass ^
der hier noch aufgeführten alten Benennungen im Volksmunde teils ^
loren gegangen, teils durch andere ersetzt worden waren. Die Spra
der Verwaltung hielt an den alten Namen fest selbst bei Sitzen, die
nicht mehr existierten, ähnlich, wie es die römische Kirche mit il
Bischöfen inpartibusinfidelium thut. Lehrreich ist in dieser Bezieh
die Schlussbemerkung der Nta ixx^-saig des Andronikos Palaeologos: Ax
aiaiv at %ov O^qovov tov KnoXewg näaai fir/TQOTtoXeig ' irjXotvTi at nq
YQafifib'vai ivvt'a ngog ratg ixaxov * cci^ovvai d^ aijfACQov fi€Q$xai
der Zusatz im Titel eines anderen Verzeichnisses (S. 243 ed. Parth
KaxdXoyog imcxonwv at Ttvai (!) i'xatrtog x&v firjtQOTtoXswv vnoxäxlA
öaai aoi^ovTai vvv ix fiägovg • ix zovtiov at nkeVatai rjg)aviaTrj€
Um diese reichen Listen für Geschichte und Geographie fruchtbar zu mac]
bedurften wir einer Untersuchung ihrer Chronologie und ihres genealogisc
Verhältnisses, sowie eines Kommentars, eine Aufgabe, die in der jung
Zeit zu einem grossen Teil gelöst worden ist.
Ausgaben und Hilfsmittel: Nach den alten, weit zerstreuten und meist sc
zugänglichen Drucken sind diese Verzeichnisse (im ganzen 14 Nummern) mit Benitt
handschriftlicher Mittel, die freilich zum Teil erst in leidigen Nachträgen Verwei
fanden, mit einem Index herausgegeben in: Hieroclis Synecdemus ex rec. Gust. Part!
Berolini 1866 S. 55 fif. ; dortselbst findet man auch für jedes einzelne St&ck die gee
ältere Litteratur verzeichnet. — Eine von Parthey Obergangene Notitia von Alexa;
ist gedruckt bei R. Pococke, A description of the east and some other coontr
(London 1743) 279 f. (= S. 423 f. der deutschen Ausgabe von 1754). - Eine Notitia
Grossantiochien steht in der Fortsetzung der armenischen Geschichte des Sparapet S
ed. Dulaurier, Recueil des historiens des croisades, Documents armöniens I 673 I
Zu den bulgarischen Notitiae vgl. E. Golubinsky, Geschichte der bulgarischen, serbic
und rumänischen Kirche, Moskau 1871 (russ.), bes. S. 46 fif.; 259 fif. — Unzugänglich
mir Dimitsas, T« negi rijg avtoxewaXov aQx^eniaxonijg tfjg 7iQ<üri]g ^lowrtiytayijs *^X^
Xttl BovXyagiag^ Athen 1859. — K. £. Zachariae von Lingenthal, Zur Eenntmif
notitiae episcopatuum Graecorum, Monatsber. Berl. Akad. 1878 S. 276—288, wo an e
Beispiele aus dem 17. Jahrhundert nachgewiesen wird, wie diese Verzeichnisse fOi
kirchliche Geographie nutzbar zu machen sind. — Zwei Notitiae ed. A. Papadopo
Kerameus, MavQoyoQddtetog ßtßX., Kpel 1884 Anhang S. 64—70. — W. M. Ramsay
bist, geography of Asia Minor, London 1890. — W. M. Ramsay, The cities and l
pries of Phrygia, Journ. of Hell. Studies 4 (1883) 370-436; 8 (1887) 461- 519. —
8. Geographie. B. Werke der Praxis. (§ 174) 41 7
K. Ramsay» The eitles and bishoprics of Thrygia, vol. 1» Oxford 1895. — G. de Boor,
KAcbtrfige zu den Notitiae Episcopatuum, Zeitschrift f. Eirchengeschichte 12 (1890) 303
IIb 826; 519—534 und 14 (1893) 573—599. Vgl. B. Z. 4, 168 ff. - H. Geizer, Zur Zeit-
Wstimmung der griechischen Notitiae episcopatuum, Jahrbücher für protest. Theologie 12
(1886) 837—372; 528—575. ~ H. Geizer, Analecta Byzantina. Index lect. für das
Wintersemester 1891 — 92, Jena 1891 (Enthält die vom Kaiser Isaak Angelos wahrschein-
lich i. J. 1189 festgestellte Rangordnung der Metropolen und erzbischöflichen Sitze, ein
Verzeichnis der Bischöfe von Nauplia und Argos u. a.). — H. Geizer, Die kirchliche
Geographie Griechenlands vor dem slaveneinbruche, Zeitschr. f. wiss. Theologie 35 (1892)
419 — 436. Bespricht die von G. de Boor, Zeitschr. f. Kirchengesch. 12, 519 ff. edierte
Notitia und gelangt zu dem Ergebnis, dass sie als Ganzes in der Hauptsache unter Kaiser
Leon III (717 — 741) angefertigt wurde. — H. Geizer, Beiträge zur russischen Kirchen-
geechichte aus griechischen Quellen, Zeitschr. f. Kirchengeschichte 13 (1892) 246—281
(über Listen russischer Bistümer und über die Geschichte der Metropole Halicz und der
Erzdiözese Litauen). — H. Geizer, Ungedruckte und wenig bekannte Bistümerverzeichnisse
der orientalischen Kirche, B. Z. 1 (1892) 245- 282; 2 (1893) 22—72 (Reiches neues Material
ans Hss und unbenutzten Drucken, dazu bahnbrechende Untersuchungen über die Chrono-
logie und über die Interpretation der Notitiae der Patriarchate Antiochia, Jerusalem, Ale-
xandria und des autokephalen Archiepiskopats Bulgarien). — Ein Spezialthema der kirch-
Heben Geographie untersucht L. Duchesne, Llllyricum eccl^siastique, B. Z. 1 (1892)
531—550. — F. C. Gonybeare, On some Armenian Notitiae, B. Z. 5(1896) 118-136.
174. Hierokles (isQoxkrjg). An der Spitze der im Interesse des
Staates thätigen Geographen steht der Grammatiker Hierokles aus der
Zeit des Justinian. Sein vor dem Jahre 535 veröffentlichtes Werk 2vväx-
irjfiog ist ein statistischer Abriss des oströmischen Reiches, in
welchem 64 Provinzen und 912 Städte (statt der im Titel angekündigten
935) aufgezählt werden. Das Werk zeigt einige Verwandtschaft mit den
Handbüchern der kirchlichen Verwaltung, gehört aber nicht zu diesen,
sondern ist als Hauptgrundlage der politischen Geographie bei den
Byzantinern zu betrachten. Die Absicht des Verfassers, eine politische
(nicht kirchliche) Statistik zu geben, ist in den Worten der Einleitung
ausgesprochen: Eiaiv at naaai snaQxim xal noXaig al vno %6v ßaaiXäa tcov
*P(ofjiai(ov Tov iv KnoXsi inaQxiai, ^d\ noXeig 'j^Xe', <og vTiOTSTaxzai. Ob er
die Anregung zu seinem Werke durch einen höheren Auftrag erhielt, ist
uns nicht bekannt. Hierokles war neben Stephanos von Byzanz
Hauptquelle für das Werk des Konstantin Porphyrogennetos JIcq! rtov
^e^ärcav (s. § 108).
1. Ausgaben: Im Bonner Corpus mit Konstantin Porphyrogennetos vol. 3 (1840)
379—552. — Damach bei Migne, Patr. gr. 113, 141—156. — Ex recogn. Gust. Parthey,
Berolini 1866; in der Vorrede Uebersicht über die früheren Leistungen und die Hand-
schriften. — Erste auf umfassender Verwertung der Hss beruhende kntische Ausgabe mit
den bei Eonstantinos Porphyrogennetos De them. erhaltenen Stücken von Aug. Burck-
hardty Leipzig, Bibl. Teubn. 1893. VgL die Besprechungen von H. Geiz er, Berliner
philoL Wochenschr. 1894 S. 168 ff. und G. Gundermann, B. Z. 4 (1895) 605—607.
2. Hilfsmittel: Gute Erklärungen dunkler Ortsnamen bei Hierokles von W. To-
maschek, Zeitschr. f. d. Österreich. Gymn. 18 (1867) 715—720. — O.Günther, Zu den
,Geflta de nomine Acacii', B. Z. 3 (1894) 146 f. (über das bei Hierokles vorkommende
^J^t^Xog = JijXoi), — Als Hilfsmittel ist noch das Gebührenverzeichnis in der
8. Jastinianischen Novelle zu erwähnen, welches Parthey für seine Ausgabe des
Hierokles unbenutzt Hess; es wird hier die Einteilung des Reiches ersichtlich, indem die
Beamten der einzelnen Provinzen aufgeführt werden mit Rücksicht auf die Anstellungs-
gebfihreD, die sie entrichten mussten. Ed. im Corpus iuris civilis edd. Th. Mommsen,
P. Kmeger, R. Schoell, fascic. X (Berolini 1888) 80 ff. Ausserdem vgl. auch die von
L Fr. Tafel, Const. Porphyrogenn. De provinciis regni Byzantini liber secundus, Tubingae
1B47, beigegebenen Stücke.
3. Beachtung verdienen drei kleine Verzeichnisse von Landschaften und
Städten, die in späterer Zeit ihren Namen geändert haben: 'tkrai jwy noXetor fiertoyo-
liaa^hfiutf eis vateQoy etc.; alle drei scheinen einer späten Epoche anzugehören, die sich
BaadlHieh dar Ihm, AltertmnswlMenachaft IX. 1. Abtlg. 2. Aafl, . 11
418 ByzantiniBche litteraiiirgeschiohte. L Prosaische Litieraiiir.
durch Vergleichung der neuen Namen in Historikern und anderen Werken vielleicht
bestimmen liesse; sie sind ediert bei Parthey» Hierokles S. 811 — 818. Vgl. Nik«
Bryennios IV 5 (ed. Bonn. S. 184, 22) JlitQd notafioy ovx ouT önotg aQXfj^sy xaAov/
did To dfXBtfp&rjvai xdÜv ovofidjtov td nXelata u. s. w.
Ein kleines und, wie es scheint, ganz wertloses Provinzenverzeichnie hat Moat-i
faucon, Bibl. Goisliniana, Paris 1715 S. 581-584, ediert. — Dasselbe edierte noch eiBMl]
J. Sakkelion, ntttfiiaxij ßißXioaijxfj, Athen 1890 S. 72 f.
176. Georg von Cypem {FewQyiog 6 KvnQiog), ein sonst nicht be-j
kannter Mann, verfasste, wohl im Anfang der Regierung des Phokai
(602 — 610), eine profane Beschreibung des oströmischen Reiches, ähnlidil
dem Synekdemos des Hierokles. Dieselbe vereinigte später ein kirchlicher^
Redaktor mit einer hauptsächlich die Diözese Eonstantinopel umfassenden
kirchlichen Notitia, die im ersten Drittel des 9. Jahrhunderts von dem
Armenier Basilios zusammengestellt wurde. Leider hat die Überlief&-
rung diesem kirchlich-profanen Doppelwerk übel mitgespielt; insbesondere
ist der profane Teil durch Verwirrung der Kolumnen, durch Auslassang
und Entstellung der Namen schwer geschädigt. Trotzdem behält die Liste
einen selbständigen Wert; denn sie ist die einzige Beschreibung der beiden
Präfekturen Italien und Afrika aus der Zeit der Langobardenherrschaft, ,
und für gewisse Städte ist nur durch sie die byzantinische Herrschaft
bezeugt.
1. Ausgaben: Nach zwei ganz ungenügenden älteren Ausgaben (vgl. die AumÜM
von Geizer S. LXIII f.) wiederholt von G. Parthey mit Hierokles, Berlin 1866. -- Erst«
kritische Ausgabe: Georgii Cyprii descripiio orbis Romani ed. H. Geizer. Leipzig, BibL
Teubn. 1890, mit vier Karten und einem für die alte Geographie und Geschichte, beeonders
die Geschichte der siebzigjährigen Griechenherrschaft in Spanien, höchst wertvollen Kom-
mentar; beigegeben ist als Anhang S. 57 — 83 eine unter Konstantin Porphyrogennetos ab*
gefasste unedierte kirchliche Notitia.
2. Hilfsmittel: Wichtige Lesarten aus dem für die Ausgabe nicht benutzten Cod.
Paris. 1810 hat Geizer in seinen oben zitierten Analecta Byzantina S. 15—18 nachgetragen.
— Vgl. die Besprechungen von G. Gundermann, B. Z. 1, 601—604, und G. Destanis,
Journ. Min. 1891 Bd 276 S. 204—213. — H. Geizer, Zu der Beschreibung Palästinas des
Georgios Kyprios. Zeitschr. d. deutschen Palästinavereins 17 (1894) 36—41. — J. B. Bury,
The Roman empire in 600 A. D., The Engl. Histor. Review 9 (1894) 315—320, entwickelt
die historischen Ergebnisse der Ausgabe Geizers und vertritt die Ansicht, dass man als
sichere Früh- und Spätgrenze der Entstehungszeit des Werkes des Georg von Cypem nur
die Jahre 591 und 606 (vielleicht 604) feststellen könne.
176. Itinerarien, Segelhandbücher und Karten. Wie es schon in
der hellenischen Zeit für den praktischen Gebrauch bestimmte Aufzeich-
nungen der Entfernungen von Städten, Häfen und Inseln gab, so waren
derartige Handbücher, welche die heutigen Generalstabspläne, Distanzen-
messer, Pilotenbücher und Seekarten vertraten, auch im byzantinischen
Reiche, besonders in der Marine, gebräuchlich. Das beste und reichhaltigste
Werk dieser Art ist der 2%adia<sii6g ijtoi nsQinXovg trjg fieydXrjg ^aXdaarfi,
Der anonyme byzantinische Verfasser, der aus trefflichen älteren Quellen
schöpfte, beschreibt darin die Fahrt von Alexandria zu den Säulen des
Herakles an der afrikanischen Küste, dann die von Alexandria bis nach
Dioskurias an der asiatischen, endlich die von Byzanz bis zu den Säulen
des Herakles an der europäischen Küste. Dazwischen sind einzelne Insel-
umsegelungen und zahlreiche Seitenfahrten eingestreut. Die genauen An-
gaben, welche dieses Seehandbuch über Entfernungen, Hafenverhältnisse,
Klippen, Untiefen, Fundorte von Trinkwasser u. s. w. macht, geben uns
^inen Begriff von der technischen Ausbildung des griechisch-byzantinischen
8. Geographie. B. Werke der Praxis. (§§ 175—176) 419
Wesens. Leider ist uns von dem Werke der grössere Teil verloren
an gen. Ohne Wert ist die vorzugsweise aus dem pseudoarrianischen
unXovq n6v%ov Ev^eivov geschöpfte anonyme UvafisTQtjCi^ %ijg olxov(Aävi]q
rr^g xard üvvoipiv. Durch die Beziehung zu einem folgenreichen histo-
hen Ereignisse erregt unsere Teilnahme ein im Werke des Konstantin
phyrogennetos De cerimoniis erhaltenes kleines StadioSQOfxtxov (d. h.
tanzentabelle) für die Linie Konstantinopel-Kreta, welches bei den Vor-
eitungen des Konstantin Porphyrogennetos zu der Expedition gegen die
azenen auf Kreta im Jahre 949 hergestellt wurde.
Echt byzantinische Karten mit griechischer Legende scheinen
it erhalten zu sein, und Seekarten haben sie wohl überhaupt nicht be-
5en; einen schwachen Ersatz bieten mehrere dem 15. Jahrhundert an-
örende Exemplare italienischer Provenienz. Die oft unglaublich
Linstalteten und schwer zu erklärenden Ortsnamen sind hier in dem
samen Kauderweslch, das die Seesprache des Mittelmeers bildete (lingua
nca), mit lateinischer Schrift angegeben; der Hauptteil der Benennungen
italienisch, daneben aber finden wir auch andere romanische Sprachen
treten und natürlich auch die griechische ; letztere in einer den Italienern
idgerechten Form.
•
1. Ausgaben: Itadiaa/Äog etc. ed. C. Müller, Geogr. Gr. min. I 427 — 514;
Praefatio S. 123 ff. Die 'JvafÄitQtjcig ebenda S. 424—426. — IradiodQouixd y
Konst. Porph. in dem Werke De cerira. II 45 (= I 664 ff. ed. Bonn.) nnd bei Tafel,
stantini Porph. De provinciis regni Byzantini liber secandos, Tabingae 1847 S. 17 f.
auch noch verschiedene Redaktionen eines Periplus des schwarzen Meeres u. a. bei-
iben sind. — Vgl. Jo. Iriarte, Regiae bibliothecae Matritensis codd. Graeci, Madrid
) S. 480 — 499, wo der den Itadinafjtos trjg fieyäXi]g ^aXacat^g und andere geographisch -
)rische Stücke enthaltende Cod. Matrit. 121 beschrieben und exzerpiert ist — Vgl.
ling, Handbuch d. klass. Altertumswissensch. III 108.
2. Geographische Karten: Mehrere in der Münchener Bibliothek befindliche
enische Karten beschrieb Schmeller, Abhandl. bajer. Akad. Bd. 4 (1844 — 47) Abt. 1
f43— 273. — M. Thomas, Der Periplus des Pontus Euzinus. Ingleichen der Paraplus
Syrien und Palästina und der Paraplus von Armenien, Abhandl. bayer. Akad. 10
4-1866) 221—290; dortselbst 8. 226 f. u. 231 f. weitere Litteraturangaben. — Eine
dem 16. Jahrhundert stammende venetianische Karte von Morea ed. K. N. Sathas,
uments in^dits relatifs ä Thistoire de la Gr^ce, I. s^rie, Tome I, Paris 1880; eine Karte
griechischen Archipelagus vom Jahre 1421 und eine Karte von Kreta vom Jahre 1563
ida, Tome 11, Paris 1881; eine Karte von Cypern in: Aeoyxiov MaxaiQä Xgoyixoy
Qov edd. E. Miller et C. Sathas, Paris 1881 (texte Grec). — Eine Uebersicht über
enische, spanische und arabische Seekarten des 13. — 16. Jahrh. gibt Ueinr. Wuttke,
Geschichte der Erdkunde im letzten Drittel des Mittelalters. Die Karten der see-
enden Völker Südeuropas. Dresden 1871 (mit einem Atlas). — Genauere Mitteilungen
Theob. Fischer, Sammlung mittelalterlicher Welt- und Seekarten italienischen Ur-
mgs und aus italienischen Bibliotheken und Archiven herausgegeben und erläutert,
edig, Ongania 1886. Hier S. 64 — 67 über den wahrscheinlichen Einfluss der griechisch-
mtinischen Stadiasmen auf die italienischen Seekarten.
3. Portolane: Wie die griechischen Seekarten, so weisen auch die in griechischer
iche geschriebenen Portolane (Segelhandbücher) auf italienischen Ursprung zurück.
neugriechischer Portolan wurde in Venedig 1573, wahrscheinlich zum erstenmale, ge-
;kt. Vgl. E. Legrand, Bibliogr. hell. 2 (1885) 16 f. ~ Ein anderer Portolan, der
Dod. Vindob. hist. gr. 82 erhalten ist, verrät schon durch die Beigabe eines Dogen-
Joga, dass er aus venezianisch-griechischen Kreisen stammt. Vgl. Ad. Fr. Kollar,
Petri Lambecii Comment. etc. Supplem., Wien 1790 c. 606 ff. — Ebenfalls veneziani-
;n Ursprungs ist der Portolan im Cod. Vatic. Ottob. 339 s. 16/17 fol. 1— 82J: 'Jqx^
-nogjoXuyov, 6 onotog kqfxrjyevei oXa xd noQta and toy XBvayrrjg iotg eig joy finov-
lyf £(og sk To mgiro tijg iyXtjiiqag ' xai o^fitjytvet tovg xaßovg oXovg aQxlCoyrag dn6
Beyer iay, — Ein älteres Exemplar bewahrt der für die Kenntnis der vulgärgriechisohen
örator so wertvolle Cod. Vindob. theol. gr. 244 (Nessel) fol. 176— 204\ — Vgl.
ZV
420 Byzantinische Litteratiurgeaohiohte. I. Prosaisohe Litieratur.
Gristoforo Negii, Portolani esistenti nelle principali biblioteche di Venezia, Venedig
1866 (mir unzugänglich).
4. Reiche Hilfsmittel zur Kenntnis der byz. Geographie sind die uns erhaltenen
byzantinisch- italienischen Handelsverträge, Goldbullen, Schenkungs- und Kaoforkunden u.8.w.
Ausgaben und Hilfsmittel sind S. 223 f. veizeichnet. In der dort genannten Publikation
von G. L. Fr. Tafel und G. M. Thomas, Urkunden zur älteren Handels- und Staats-
geschichte^der Republik Venedig, findet man 1 375—381 ein venezianisches Schifferbnch
über die armenische KOste aus Marino Sanuto und II 399—416 ein ähnliches, ebenfalls ans
M. Sanuto entnommenes für die syrische Küste. — Ueber das byzantinische Seewesen vgl.
A. Fr. Gfrörer, Byzantinische Geschichten 2 (Graz 1873j 401—436.
177. Wallfahrerbücher. Dem religiösen Privatinteresse, das sich
bekanntlich schon vor den Kreuzzügen in häufigen Wanderungen nach
Jerusalem kundgab, dienten einige periegetische Schriften, welche Palä-
stina und die heiligen Orte schildern, also byzantinische Reisehand-
bücher für das heilige Land:
1. Das älteste dieser für die mittelalterliche Topographie und Ge-
schichte von Palästina wichtigen Büchlein schrieb im Anfang des 9. Jahr-
hunderts (vor 820) ein Mönch Epiphanios, der von dem Mönche und
Presbyter Epiphanios, dem Verfasser von Lebensbeschreibungen der hl.
Maria und des hl. Andreas, verschieden ist: ^Emtfaviov %ov fiovaxov tov
'AyioTtoXlzov xal TtvevfiaTixov Tjfidov nazQoq iir]'p]<Tig €ig %vnov neQifjYT/toi
neQl TTJg 2vQiag xal zf^g dyiag noXecog xal tdov iv avrf^ äyCtov totvcdv.
1. Ausgaben: £d. pr. mit lateinischer Uebersetzung (nebst den unten als Nr. 2--3
aufgeführten Stücken) F. Morellus, Paris 1620 (fehlerhaft). — £d. (nebst den unten als
Nr. 2—4 aufgeführten Stücken) Leo Allatius, Ivufjuxxa, Köln 1653 1 S. 1—102. — Daraus
(mit Nr. 2 — 4) im Venezianer Corpus der byzantinischen Historiker mit Genesios,
Venedig 1733, und bei Migne, Patrol. gr. 120, 259—272 und 133, 924—1004. — Ed.
Albert Drossel, Epiphanii monachi et presbjteri edita et inedita, Paris— Leipzig 1843
8. 1 — 12. — Dann edierte zwei griechische Texte und eine slavische Redaktion mit russi-
scher Uebersetzung und einem wertvollen Kommentar V. Vasiljevskij, Pravosl. Pal.
sbomik, Heft 11, Petersburg 1886.
2. Hilfsmittel: Ueber den Hagiographen Epiphanios vgl. R. A. Lipsins, Die
apokryphen Apostelgeschichten und Apostellegenden 1 (1883) 183 f. — Ueber die not-
wendige Scheidung des Periegeten Epiphanios von dem Hagiographen: J. Dräseke,
Der Mönch und Presbyter Epiphanios, B. Z. 4 (1895) 346—362. — Ueber die Ausgabe
von Vasiljevskij referierten P. Bezobrazov, Revue arch^ologique III. s^rie 7 (1886) 308
bis 316, und 6. Destunis, Journ. Min. 1886 Bd 247 Sept. S. 125-143.
2. Johannes Phokas verfasste eine: ^'ExqtqafSig iv avvitpei %äv an*
*Avtiox€iag lJLt%Qig ^l€QO(foXvfi(ov xdaxQwv xal %wq(üv 2v^(ag, 0oiv(xt)g xal twv
xaxd JlaXaKTTivrjv dytcov ronwv. Der aus Kreta gebürtige Verfasser leistete,
wie er selbst erzählt, unter Manuel Komnenos Kriegsdienste und zog sich
später als Mönch in das Kloster des hl. Johannes auf Patmos zurück.
Seine Palästinareise fällt in das Jahr 1177.
Ausgaben: Edd. Morellus und Allatius a. a. 0. — Dann im Venezianer
Corpus und bei Migne, Patr. gr. 133, 927 — 962. — Dann wurde das Stflck nach einer
neuen Kollation der einzigen bekannten Hs mit Verbesserungen ediert von £. Miller,
Recueil des historiens des croisades. Eist, grecs 1 (1875) 2, 527 — 558; vgl. die Vorrede
S. 8 ff. — Ed. Job. Troickij, Pravosl. Pal. sbomik, Heft 23, Petersburg 1889,
3. Der Protonotar Perdikas von Ephesos im 14. Jahrhundert hat
das Thema in einem recht armseUgen Lehrgedichte behandelt: Jlsqi %Sy
iv ^l€QO(foXvfioig xvqiaxdöv x^efidrcov (260 politische Verse).
Ausgaben: Mit Nr. 1—2 ed. Morellus a. a. 0.; mit Nr. 1 — 2 und 4 ed. Allatius
a. a. 0.; darnach im Venezianer Corpus, bei Migne, Patr. gr. 133, 963—972, und bei
Benj. Joannides, JlQoaxvyrjtdQtoy 1 S. 10 ff. (mir unzugänglich). — Ed. A. Papa-
dopuloS'Kerameus, mit russischer Uebersetzung von 6. Destunis, Pravosl. Pal. sbomik,
8. Geographie. B. Werke der Praxis. (§ 177) 421
Heft 29, Petersburg 1890 (im Vorwort eingehende Untersuchung Ober die Zeit des Perdikas
und über andere Byzantiner dieses Namens).
4. In unbeholfener Gräzität abgefasst, aber reichhaltig im Stoffe ist
die anonyme, schwerlich vor dem 15. Jahrhundert entstandene ^AnoSei^ig
Ausgaben: Mit Nr. 1—3 ed. Leo AUatius a. a. 0.; darnach im Venezianer Corpus
und bei Migne, Patr. gr. 133, 973 -990.
5. Der Metropolit Daniel von Smyrna (später von Ephesos)
beschrieb gegen das Ende des 15. Jahrhunderts eine um 1481 ausgeführte
Reise nach dem hl. Lande: Jifjyrjtng Javi7]X /nrjTQonokiTov 'Ey>€aov xal
Tisqiodog t(ov äylonv fonoav,
1. Ausgaben: £d. Mingarelli, Graeci Codices mss apud Nanios patrioios Venetos
asservati, Bologna 1784 S. 282 ff. — Ed. Andr. Mustoxydes, 'EXXtjyouy^fjKoy 1843
S. 181—193 (unvoUsttodiff). — Ed. J. Belludos, Venedig 1875. — Ed. G. Destunis,
Pravoal. Pal. sbornik, Heft 8 und 9, Petersburg 1884.
2. Hilfsmittel: A. Papadopulos-Kerameus, £vXXoyos 1886 IlaQdQttjfjia S. 54 ff.
— A. Papadopulos-Kerameus, In welchem Jahre besuchte der Metropolit von Smyrna
Daniel das hl. Land? Mitteilungen d. k. russ. Palästinagesellschaft vom Oktober 1898
(rus8.). Am Schlüsse Notizen über einige andere Schriften dieses Daniel. — Auf Daniels
Pilgerfahrt und ein russisches Wallfahrerbuch bezieht sich auch V. Veselovskij, Zur
Frage Ober die Bildung von Lokallegenden in Palästina, Joum. Min. 1885 Bd 239 S. 166
bis 183.
3. Eine anonyme Beschreibung des hl. Landes aus dem Ende des 14. Jahrhunderts
ed. pr. A. Papadopulos-Kerameus mit russischer Uebersetzung von G. Destunis,
Pravosl. Pal. sbomik, Heft 26, Petersburg 1890. — Eine andere ebenfalls anonyme Be-
schreibung der heiligen Stätten, die zwischen 1253 und 1254 abgefasst wurde, ed. pr. A.
Papadopulos-Kerameus mit russischer Uebersetzung von G. Destunis, Pravosl. Pal.
sbomik, Heft 40, Petersburg 1895.
4. Ein sehr interessantes in der Volkssprache abgefasstes Wallfahrbuch
steht im Cod. Vindob. theol. gr. 244 (Nessel) fol. 22—25. Die Ueberschrift lautet:
JtfjyrjiJig Tia'yv (otpiXifiog xai ta^aia tisqI toi» dyiov xu(pov Bis tov xonov xrjg dyiag noXsios
'legowiaXijfÄ xai oXa rd neQiyvga xijg yrjg x^g inayyeXiag. Beginn: 'Eneidij xaxd rijy dya^v
oov TtQoaiQeaiy xai ^xrjaiy. Die Sprache des Büchleins ist vulgärer, als man nach dem
Titel und den Eingangsworten erwarten sollte. — Auch noch unediert ist wohl die im Cod.
Athous 3835 s. 16 aufbewahrte Jitjytjaig negl xtuv 'iBQocoXvfAtav xai xov dylov oQovg Siyd,
— Eine neugriechische Beschreibung der Stadt Jerusalem mit Illustrationen steht im Cod.
BodL Canon. 127 a. 1670.
5. Zur Aufklärung und Ergänzung dienen namentlich die abendländischen und
russischen Wallfahrbücher. Eine grossartige Sammlung derselben ist veröffentlicht
in der S^rie g^ographique der Publications de la soci^t^ de l'Orient latin. Voll. 1 — 2,
Genf 1879, enthalten lateinische Itinerarien, herausgeg. von Titus Tobler und A. Molinier;
vol. 3, Genf 1883, französische Itinerarien des 11.— 13. Jahrhunderts von H. Michelant
und Gaston Raynaud; vol. 4, Genf 1885, lateinische Wallfahrbücher von A. Molinier
und C. Kohler; vol. 5, Genf 1889, russische Itinerarien in französischer Uebersetzung
von M"*^ de Khitrovo. Als Fortsetzung der nach dem Tode des Grafen Riant ein-
gegangenen Publikationen der Sociöt^ de TOrient latin erscheint die Revue de TOrient
latin, bis jetzt 2 Bände, Paris 1893—1895, wo man ebenfalls manche auf Palästina be-
zügliche Arbeiten findet. — Eine Menge wichtiger Publikationen über dieses Gebiet, die
hier nicht alle aufgezählt werden können, enthält der oben öfter angeführte PravosL
Pal. sbomik. — Lateinische, griechische, arabische u. a. Texte in englischer Ueber-
setzung (mit Koromentaren, Plänen und Karten) veröffentlicht die ,Palestine Pilgrims
Text Society', London 1886 ff. — Dazu noch: Theodosios, De situ terrae sanctae ed. J.
Gildemeister, Bonn 1882. GildemeiBters Text wurde wiederholt mit russischer Ueber-
setzung und gutem Kommentar von J. Pomjalovskij, Pravosl. Pal. sbomik, Heft 28,
Petersburg 1891. — A. Leskien, Die Pilgerfahrt des russischen Abtes Daniel ins hl. Land
1113—1115, Zeitschr. d. deutschen Palästinavereins 7 (1884) 17—64 (deutsche Uebersetzung
der Schrift des Daniel). — Eine instruktive allgemeine Darlegung über das Wesen und den
Charakter der Pilgerfahrten gab R. Röhricht, Die Pilgerfahrten nach dem Heiligen Lande
vor den Kreuzzügen, Raumers Histor. Taschenbuch 1875 S. 321—396.
Eine reichhaltige Zusammenstellung gedruckter und ungedruckter Beschreibungen
von Palästinareisen gab T. Tobler, Bibliographia geographica Palaestinae, Leipzig 1867.
422 ByzantmiBche Litieraturgesoliiohte. I. Prosaisöhe Liitoraiiir.
Von demselben : Descriptiones terrae sanctae ex saeculo VIII, IX, XII et XV, Leipng 1874.
— Das wichtigste bibliographische Hilfsmittel für die gesamte auf Palftstma besflglieha
Litteratur ist: R. Röhricht, Bibliotheca geographica Palaestinae. Chronologisches ¥«-
zeichnis der auf die Geographie des hl. Landes bezüglichen Litteratur von 333 bis 1878
und Versuch einer Cartographie. Berlin 1890. Nachh^e dazu in der Besprecbong tw
Neumann und Mab lau, Zeitschr. d. deutschen Palästinavereins 14 (1891) 113 f.; 16
(1893) 208—234, und von R. Röhricht selbst, Zur Bibliotheca geographica Palaestbne,
Zeitschr. d. deutschen Palästinavereins 16 (1893) 269—295.
6. In diesen Litteraturkreis gehört auch: Paisios Hagiapostolites, Metropdit
von Rhodos, Geschichte des Berges Sinai und seiner Umgebungen, ein zwischen 1577— 1592
verfasstes Gedicht, zum erstenmale ediert von A. Papadopulos-Eerameas mit maa
Uebersetzung von G. Destunis, PravosL Pal. sbomik, Heft 35, Petersburg 1891.
178. Andreas Libadenos (Avigäag 6 Aißairjvoq) lebte als Proto-
tabularios und Chartophylax der Metropolitankirche von Trapezunt um
die Mitte des 14. Jahrhunderts unter den Orosskomnenen Basilios I und
Alexis in. Sein Hauptwerk ist eine neQn^yrjTixrj lazogla, in welcher
er eine Reise von Eonstantinopel nach Ägypten und Palästina und
zurück nach Konstantinopel und Trapezunt schildert. In dem Reisebericht
sind ziemlich ausführliche Notizen über die damalige Geschichte von
Trapezunt, besonders über die Streitigkeiten in dieser Stadt nach dem Tode
des Kaisers Basilios I (1340) eingeflochten. In diesen geschichtlichen
Nachrichten ruht der Hauptwert der von Fallmerayer noch nicht benützten
Schrift, die eine Ergänzung der trapezuntischen Chronik des Panaretos
(s. § 163) bildet; aber auch die zahlreichen Beschreibungen der besuchten
Örtlichkeiten sind für die Geschichte der geographischen ^.xffqaaig nicht
ohne Nutzen. Ausser dieser Periegese enthält der Cod. Monac. 525 von
demselben Autor eine X)(ioXoy(a matewg, Gebete, ein Enkomion auf den
Wunderthäter Phokas, Briefe an Gerasimos, Bischof von Kerasunt, und
mehrere Poesien religiösen Inhalts.
Eine Analyse des Hauptwerkes mit biographischen und historischen Bemerkungen
gab M. Paranikas, Beiträge zur byzantinischen Litteratur, Diss. Mtluchen 1870 S. 23 ff.
— Vollständige Ausgabe von M. Paranikas, 'Jydgeov Aißadtjyov TieQiijyrjfug^ Kpel 1874.
— Eine Gesamtausgabe des Libadenos wird von A. Fapadopulos-Kerameus vor-
bereitet.
179. Von einem sonst nicht bekannten Kananos Laskaris (Äa-
vavog Adaxaqig) haben wir kurze und ziemlich formlose Notizen über
eine Reise nach Deutschland, Schweden, Norwegen und Island,
die er, wie sich aus inneren Gründen mit Wahrscheinlichkeit ergibt,
zwischen 1397 und 1448 ausführte. Lampros vermutet, dass dieser Ka-
nanos mit dem Verfasser des Berichtes über die Belagerung von Kon-
stantinopel i. J. 1422 (s. § 130) identisch sei, was sich weder beweisen noch
widerlegen lässt.
Ed. Sp. Lampros, Kayaybg AaaxttQis xal BanlXeios Batdrl^fje, Separatabzug ans dem
5. Bande des üagyatrads, Athen 1881. Der im Titel erwähnte Batatz es bereiste 1727
Russland und Asien und widmete der Schilderung seiner Erlebnisse ein grosses Gedicht in
politischen Fünfzehnsilbem, von dem Lampros Proben mitteilt. Das ganze Gedicht des
Batatzes ed. E. Legrand, Voyages de Basile Vatace en Europe et en Asie, Mälanges
orientaux publiäs par l'^cole des langues orientales de Paris ä 1 occasion du Congr^s des
Orientalistes tenu ä Leiden, Paris 1886 (mit orientierender Einleitung und einer Repro-
duktion der im Jahre 1732 zu London im Auftrage des Batatzes hergestellten Karte).
180. Georgios Eodinos {reoiQY^og 6 KwSivog), ein seiner Person nach
gänzlich unbekannter Mann, der wohl der letzten Zeit des byzantinischen
Reiches angehört, ist durch allerlei Zufälligkeiten zu der ziemlich unver-
8. Geographie. B. Werke der Praxis. (§§ 178—180) 423
dienten Ehre gelangt, als Verfasser von zwei für die Topographie und
die innere Geschichte von Byzanz wichtigen Werken zu gelten, von denen
das eine nur in einer Oruppe von Handschriften ihm zugeteilt, das andere
aber völlig anonym überliefert ist. Anonym ist auch ein drittes ganz un-
bedeutendes Schriftchen, das ebenfalls unter dem Namen des Eodinos
geht. Trotzdem wird es sich der Deutlichkeit und Bequemlichkeit halber
empfehlen, diese Werke, die nun einmal unzähligemal unter dem Namen
Eodinos zitiert und bibliographisch behandelt sind, auch in Zukunft unter
der alten Etikette gehen zu lassen. Höchstens kann man die zwei völlig
anonymen Schriften durch die Autorbezeichnung Pseudo-Kodin von dem
"NVerke unterscheiden, für das der Name Kodinos wenigstens einige Gewähr
hat. Es handelt sich um folgende Sammelwerke:
1. Die Patria, in den Handschriften gewöhnlich ndtqia KcavaTavti-
vovTToXsaog, mit oder ohne einige Zusätze, betitelt. In einer KHasse von
Handschriften des 15. und 16. Jahrhunderts wird £odinos als Autor ge-
nannt, in den übrigen ist das Werk anonym überliefert. Dieses der
Geschichte und Topographie, sowie den Denkmälern Konstantinopels ge-
widmete Sammelwerk besteht aus mehreren Einzelschriften, die bei aller
Formlosigkeit durch ihre zum Teil vortreflflichen Quellen und wegen der
Armut der byzantinischen Litteratur an ähnlichen Erzeugnissen von grösster
Wichtigkeit sind. A. Die naqsxßoXal ix tf^g ßfßXov tov xqoyixov neql
Twv naxqiwv ttjg KnoXewg behandeln die Gründungsgeschichte der Stadt
Byzanz und den Ursprung einzelner Stadtteile nach älteren Quellen.
B. IIsqI Tfjg axr^iiaxoyqaifiag zrjg KnoXswg d. h. über den Plan oder,
wie wir jetzt sagen würden, über die Topographie von Eonstantinopel,
ein kurzes Exzerpt unbekannter Provenienz. C. Ueql dyaXjuiäTcaVj aTrjlciv
xai ^eafiäzcav trjg KnoXewg, eine ungemein reichhaltige Abhandlung über
den Anlass und die Geschichte der in Eonstantinopel einst befindlichen
Statuen und sonstigen Kunstdenkmäler. D. üsqi xTia(xd%aiv xf^ KnoXewg,
eine Kompilation über die Entstehungsgeschichte der Waisenhäuser, Ho-
spitäler, Paläste, der wichtigen Privatgebäude und besonders der zahllosen
Klöster, Kirchen und Kapellen Konstantinopels. E. Ileql tijg otxoiofirjg
TOV vaov tf^g äyiag 2o^iag, Diese Schrift über die grossartige Schöpf-
ung Justinians, den Tempel, olog oix iyäveto dno Uidfi ovts ysvr^aexai^ wie
der Verfasser mit berechtigtem Stolze sagt, trägt leider einen legenden-
haften Charakter und geht offenbar auf eine ganz ungelehrte, volksmässige
Quelle zurück. Die wenigen brauchbaren Mitteilungen, wie die Nachrichten
über die beim Bau angewendeten technischen Mittel, verschwinden in
einem Wüste fabelhafter Wundergeschichten, die sich während des Baues
zugetragen haben sollen.
Das späteste in den Patria datierte Ereignis ist der Sturz der
Porphyrsäule im Jahre 1106 (S. 15, 16). Doch findet sich diese Notiz
nur in jener jüngeren Handschriftenklasse, die den Kodin als Autor nennt ;
in den übrigen Codices gehen die Daten nur bis auf Basilios H. Damit
stimmt die Notiz (S. 114, 13), dass seit der Gründung der Hagia Sophia
(im Jahre 537) 458 Jahre verflossen seien; denn dieses Datum führt ins
Jahr 995. Damals also, unter Basilios II, sind die Patria verfasst
424 Bysantinische Litteratargesohiolite. I. Prosaisohe Litieratiir.
worden. Unter Alexios Komnenos sind die einzelnen Abschnitte nach
topographischen Gesichtspunkten geordnet worden. Dieser topographischen
Redaktion geht ein kleines Widmungsepigramm an den Kaiser voraus:
otxovsj yaovg urtjXas xe xal ret/cJi' &^<T6i,g,
eis ^y aryaipag t(XQi>ß(og BvCaytioVj
'AXe^ii^ fÄsdoyti Kofiytjyt^ (piqüi.
Von der topographischen Redaktion sind uns zwei Rezensionen erhalten^
a) der sogenannte Anonymus Banduri, b) die Fassung in dem berühmten
Cod. Paris, suppl. gr. 690.
Die Quellen der Patria sind ziemUch vollständig zu erkennen. Der
Anfang des Werkes (bis S. 16, 2 ed. Bonn.) ist direkt aus den Patria des
Hesychios von Milet (s. S. 323) geschöpft. Ein grosser Teil des Fol-
genden (S. 27 — 73) stammt teils aus den nagaazüaei^ avvTo/iM xqovixm^
die ein anonymer Autor um 750 n. Chr. aus einer Epitome des Theo-
doros Anagnostes und Johannes Diakrinomenos zusammengestellt
hat, teils aus Exzerpten, von denen reichliche Reste in dem inter-
essanten von M. Treu veröffentlichten Cod. Paris, suppl. gr. 607 A,
s. 10, weniger reichliche bei Suidas und im Codex Lipsiensis Tischen-
de rfianus Xn*— ®, s. 10 vorliegen. Diese Exzerpte selbst gehen teils
auf Johannes Lydos, teils auf die erwähnten naquaTciaeiq avvroiio^ xqo-
vixai zurück. Endlich weisen reichliche Spuren auf eine Chronik zurück,
in welcher der Stoff wie bei Theophanes nach den Regierungsjahren der
Kaiser geordnet und besondere Rücksicht auf die Baugeschichte von Kon-
stantinopel genonmien war. Für sich steht der Abschnitt über die Hagia
Sophia; er stammt aus einer Spezialschrift über diese Kirche, der //«jj-
yrioiq nsgi r^g dyiag 2o(f(ac, die mehrfach z. B. in den Codices Paris.
1712 8. 13 (s. S. 359), Coisl. 296 s. 12 und Vatic. 697 s. 12 aufbewahrt
und aus dem erstgenannten Codex von Combefis im Manipulus rerum Con-
stantinopolitanarum, Paris 1664, ediert worden ist.
Zur Berichtigung und Ergänzung dieser Kompilationen dienen beson-
ders das Fragment der ndxQia rfjg KnoXsmq des Hesychios von Milet,
die Schrift des Prokopios IIsqI xTKr/xäTwv , des Paulos Silentiarios
Gedicht über die Sophienkirche, des Patriarchen Photios Schrift über die
von Basilios dem Makedonier gegründete Kirche der Mutter Gottes, des
Niketas Akominatos Traktat über die von den Lateinern zerstörten
Statuen, des Georgios Pachymeres "iS'xy^acyt^ tov AvyovaT€0)vog und das
anonyme Schrift chen HeQi t(ov td(p(ov rdv ßatriXäiov zfov ovrcav iv T(p
va^} T(ov dyfo)v dnooToXwv, Dazu kommt als Bericht aus etwas späterer
Zeit das Werk des französischen Reisenden P. Gyllius: De topographia
Cpoleos libri quattuor, Lugduni 1561—61. Vgl. S. 411.
2. Das Werk über die Hofämter: IIsQi xdv offfpixicav tov naXcniov
KwYCTavxivoimdXswg xai raJr ofptpixiwv Ttjg fisydXrjg ixxXrfi(ag (gewöhnlich
lateinisch zitiert: De officiis). Es ist in den meisten Handschriften
anonym überliefert; nur in einigen Handschriften, die von der Hand des
berüchtigten Andreas Darmarios stammen, findet man den Autorvermerk:
Tov (TotpcozaTov xovQonaXdtov oder Tov KovqonaXdtov, Bei der bekannten
Sucht des Darmarios, namenlose Werke zu taufen, darf man wohl auch
8. Geographie. B. Werke der Praxis. (§ 180) 425
diese Überschrift als seine eigenste Erfindung betrachten. Den Namen
Kodin erhielten die Officia erst in der zweiten Ausgabe des Fr. Junius
durch ein grobes Versehen, nämlich dadurch, dass der Herausgeber den
Titel der Patria und der Officia verwechselte. Der wahre Verfasser bleibt
also unbekannt. Leider lässt sich auch die Abfassungszeit des Werkes
nur annähernd bestimmen. Da mehrere Kaiser und Würdenträger (z. B.
Theodoros Metochites) aus dem 13. und 14. Jahrhundert bis auf Johannes
Eantakuzenos erwähnt werden, so ergibt sich, dass das Werk nicht
vor der Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden sein kann: die auf-
fallende Berücksichtigung des letztgenannten Kaisers macht es sehr wahr-
scheinlich, dass der Verfasser unter seiner Regierung (1341 — 1355) oder
bald nach derselben geschrieben hat. Die stoffliche Bedeutung der Officia
ist über allen Zweifel erhaben. Ein ausführliches Verzeichnis der zahl-
reichen Stufen in der griechischen Hierarchie und der Beamten des kaiser-
lichen Hofes und Staates, gewährt das Werk merkwürdige Einblicke in
die byzantinische Kulturgeschichte und gewinnt durch die gelegentlichen
Rückblicke auf frühere Zustände bezw. auf Neuerungen, wie sie Alexios
Komnenos und andere vornahmen, ein historisches Interesse. Wir er-
halten die genauesten Aufschlüsse über die den Beamten zukommende
Uniform, die Beschaffenheit der Kopfbedeckung, den Schnitt der Kleidung,
die Farbe der Schuhe (ein besonders wichtiger Punkt!), über die dienstlichen
Vorschriften, über das ins feinste Detail ausgearbeitete Hofzeremoniell bei
Kirchenfesten, über die Gebräuche bei der Kaiserkrönung, bei der Ernen-
nung des Despotes, des Sebastokrator, Kaesar und Patriarchen, bei der
Ankunft einer kaiserlichen Braut, über Hoftrauer u. s. w. Die Schrift ist
mithin eine Ergänzung des von Konstantin Porphyrogennetos verfassten
Werkes De cerimoniis. Es berührt uns wie eine Ironie des Schicksals,
dass all der massenhafte Flitterstaat, der ein Jahrtausend alte, verwickelte
Apparat von Ämtern und Amtchen, von Titeln, Vorschriften und Gepflogen-
heiten, die bald auf immer von der Weltbühne verschwinden sollten, noch
kurz vor der Todesstunde des rhomäischen Staates einer litterarischen
Beachtung für würdig befunden wurde. Nicht ohne Grund fragen wir
Dus auch, was für einen Zweck eine solche Bemühung in der Zeit haben
konnte, da das morsch gewordene, auf winzige Bruchstücke zusammen-
geschmolzene Reich vor aller Augen sich zum Sturz neigte, und fürwahr
aDes nötiger war als eine Wiederholung der Vorschriften über die Form
und Farbe der Beamten tracht. Die Antwort gibt vielleicht das mittel-
griechische Sprichwort: Die Welt ging unter, mein Weib aber putzte sich
(O x6(XjÄog inovxi^€%o xai rj efirj yw!) satoXt^evo),
3. Eine ganz untergeordnete Stelle ninmit die unter dem Namen des
Kodinos herausgegebene Chronik ein: IIsqI t(ov dno xriasfag xoa/iov hSv
fju'xQ* Y^^ ßaaiXsiag tov fieyäkov Kcovatavuvov xal ttsqI tmv ßaaiXevaavtünv
iv avvf^ Tj ßaaiXldh rSv noXsoov fie'xQi' xal avrijg rf^g naqd %Sv *AyaQrjV(Sv
lavTtjg dhoaewg. Sie ist in den Handschriften durchwegs anonym; man
teilte sie dem Kodinos zu, weil sie häufig zusammen mit den Patria und
Officia überliefert ist. Diese Chronik des Pseudo-Kodin ist ein wertloser
Abriss, in welchem die Thatsachen der Weltgeschichte bis zum Falle
426 Byzantinische Litteratargesohichte. I. Prosaisöhe Litterainr»
Konstantinopels (1453) auf wenige Seiten zusammengedrängt sind.
als Quelle ein unter Kaiser Manuel abgefasstes Verzeichnis diente,
sich aus der Bemerkung: 'O xvQiog (?) UXä^iog 6 Ko/ivrjv6g^ o ndnnog %ov
zaiov xai dyiov rjfAäv ßaaiXäwg d. h. des Manuel Komnenos (S. II
20 ed. Bonn.).
1. Patria. A. Ausgaben: Nach früheren Einzeldrucken ed. P. LambecinSy
1655. Hier sind auch ein Brief des Manuel Chrysoloras an Kaiser Johannes Palaeok _
über die Vergleicbung des alten und neuen Roms und zwei Briefe des Manuel Chrysoloai
an seine Brüder Jobannes und Demeirios beigegeben. — Wiederholt Venedig 1729. M
Im Bonner Corpus ex recogn. T. Bekkeri, Bonn 1843. Hier auch die zweite H&lfte Iqj
IlttQaavttaeis avyiofioi xQoyixal (aus Banduris Imperium Orientale, vol. I), des PatriardbMl
Photios *'Ex(fQacis i^s iv totg ßuatXelois viag ixxXrjalag xrjg vnBqaylag &bot6xov vn6 Bnmi
XbIov jov Maxeöoyog oixodo/nTjdelatjg und die anonyme Schrift über die Eaisergriber Ij
der Kirche der hl. Apostel (ebenfalls aus Banduri, Imp. Or. vol. I), sowie die KommeolMfl
von Meursius und Lambecius und ein grammatischer Index (aber leider kein SachregifltMrQ
Einige Abschnitte der Patria sind von Bekker aus nichtigen Gründen weggelassen. <-
Bekkers Ausgabe ist wiederholt mit Ergänzung der weggelassenen Abschnitte bei Migniy
Patr. gr. 157, 429 — 634. — Die anonymen /Ter r^»a riyf ttoAco); edierte Ans. Bandai^
Imperium Orientale, Paris 1711, vol. I, pars III 1—80. Bekker hat, statt diese VorlMi
in extenso mitzuteilen, in seiner Ausgabe (s. S. XIV) die abweichenden Stellen nnvA
ständig im Apparat verzeichnet, wodurch die Einsicht in die verschiedene Anordnung im
IltttQKe und ihr Verhältnis zu Kodinos völlig verdunkelt wurde. Da wäre es doch besMi
gewesen „crambem totam recoquere!* Jedenfalls gehörte der Text der UdxQia nach obM
und , Kodinos* als der Ausschreiber in den Apparat. — Da Lambecius die besseren Ha
fast gar nicht berücksichtigte und auch Bekker sich um die Ueberlieferungsgeschiobh
nicht im mindesten kümmerte und da ferner einige wichtige Hss erst in der jüngsten ZhI
bekannt geworden sind, so erscheint eine neue Ausgabe, in welcher die guten uten V(V
lagen gebührend zu berücksichtigen wären, als ein dringendes Bedürfnis, das hoffentlid
der vortreffliche Kenner des ganzen Materials Th. Preger (s. u.) bald befriedigen wiri
B. Hilfsmittel: Anecdota sacra et profana ed. Const. Tischendorf, Lipsiii
1855 S. 58—64, wo ein Exzerpt aus Johannes Lydos mit Suidas und Kodinos verghch«
wird. Vgl. L. Traube, Varia libamenta critica, Diss., München 1883 S. 28. — Zu d«
nuQsxßoXal ix Ttjg ßißXov lov XQ- s. C. Müller, FBG 4 S. 4 und 146 f. — Die f&r dk
Quellenuntersuchung wichtigen anonymen Exzerpte des Cod. Paris, suppl. gr. 607 A. ed
M. Treu, Gymnasialprogr., Ohlau 1880. — Die Ueberlieferungsgeschichte und die Quellet
der Patria sind klar gestellt durch die sorgfältige, auf umfassenden Studien beruhende
Schrift von Th. Preger, Beiträge zur Textgeschichte der TIuiQut Kioyaiayt^yovnoXevi
Gymnasialpr., München 1895. — Zur sachlichen Erläuterung vgl. die im bibliographi'
sehen Anhange (Rubriken: »Kunstgeschichte' und , Geographie und Topographie') zusamme»
gestellte Litteratur.
2. De Officiis. A. Ausgaben: Sapientissimi curopalatae de officialibos palaii
Cpolitani ex bibliotheca Julii Pacii ed. Gr. et Lat. Franc. Junius (unter dem Pseadonyn
Nadabi Agmonii), Lugduni 1588. Wiederholt mit neuem Titel Heidelberg 1596. — Georgiiu
Codinus curopalata De officiis etc. studio J. Gretseri, Parisiis 1625 (mit lat. Uebersed-
ung und Kommentar). — Dann im Pariser Corpus ed. J. Goar, Parisiis 1648. — Wieder
holt Venedig 1729. — Im Bonner Corpus ex recogn. I. Bekkeri, Bonn 1839, mit dei
Kommentaren und Indices von Gretser und Goar ohne eine Spur selbständiger Leistung
— Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 157, 17—428.
B. Hilfsmittel: Ausser den Kommentaren von Gretser und Goar ist vor allen
das Werk des Konstantinos Porphyrogennetos De c^rimoniis mit der ihm gewid
meten Litteratur (s. S. 256 f.) beizuziehen.
3. Die Chronik ist von Lambecius, von Bekker im Bonner Corpus und be
Migne nach den Patria ediert. — Ueber eine dem Georgios Kodinos durch ein Miss
Verständnis zugeteilte Vulgärchronik (im Cod. Harl. 5631), welche mit der von K
Prächter besprochenen Manassesparaphrase (s. S. 379) eng verwandt ist, handelt Th
Preger, ,Chronicum Georgü Codini', B. Z. 4 (1895) 515—518.
4. Gesamtausgabe: Migne, Patr. gr. 157. Der gesamte „Kodinos*, dazu di(
Uitgantäaeig cvyro/noi xQ^^^^^'^i Schrift über die Kaisergräber und die Notiz über Kodino!
aus Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 7, 795—804. Die erwähnte Schrift des Patriarchen Photios
steht bei Migne, Patr. gr. 102, 563-574.
5. Ungeheurer Beliebtheit erfreute sich die Erzählung über den Bau der Hagif
Sophia; in zahllosen Hss stehen Darstellungen dieses Stoffes, der dem nationalen unc
8. Geographie. B. Werke der Praxis. (§ 180) 427
kirchlichen Gefühl des Volkes und seiner Lust an Wundergeschichten reichliche Nahrung
Vit. Nach Mitteilung Th. Pregers zerfallen diese separat überlieferten Erzählungen in zwei
Klaaeen: Entweder sind sie eine Abschrift des letzten Teils der Patria, sei es der ur-
■prflnglichen (des sog. Eodinos), sei es der topographischen, oder sie gehen direkt auf die
Ton Combefis (s. o.) edierte Jnjy^cis ft^Qi ti^g «ylag Zotplaq zurück und haben nur eine
freiere Form, auch Zusfttze und Auslassungen gegenüber dem Original. Zur zweiten Klasse
gehören z. B. die Codd. Vindob. bist. gr. 94 (= KoUar suppl. 128) und Suppl. gr.
77 (= Eollar suppl. 132). In der ersteren dieser Hss lautet der Titel: av/netoy fAayiaxqov
wi Xoyo^hov und ähnlich in der letzteren: av/newy fjatargov. Diese Zuteilung ist völlig
wertlos, da ja die Jttjytjc^s in den drei alten Hss anonym überliefert ist; vielleicht geht
sie, wie Preger bemerkt, auf eine Hs zurück, in welcher, wie im Cod. Paris. 1712, vor der
Jifjyi^i^ die Chronik des Symeon Magister bezw. ein Teil derselben stand (vgl. S. 359).
— Aach in die slavische Litteratur ging die Erzählung von der Hagia Sophia über. Einen
alten slavischen Text ed. Archimandrit Leonid als Nr. 78 der Denkmäler des alten
Schrifttums. — Eine spezielle Behandlung fanden die Kosten des Unternehmens, bekannt-
lich diejenige Seite grosser Bau- und Kunstwerke, der das naive Volk allüberall das nächste
and lebhafteste Interesse entgegenbringt: Eine Schwindelnotiz über die Ausgaben
beim Bau der Hagia Sophia steht im Cod. Vindob. iur. gr. 6 (Nessel) fol. 207—207''.
Der Verfasser widmet seine Zahlenliste einem unbekannten Marchese {vtptjki mtQxict^^
noQipvQtts x^'de). Ein anderer Text über dasselbe Thema steht im Cod. Vatic. Urb. 151
fol. 380, eine neugriechische Bearbeitimg im Cod. Marc. VII 43 gegen das Ende: ^»«7-
yf^ctf xara noXXd tagata neQi rtjg dy'ias lotpiag nolog xrjv Mxxiat xai Ttonmq xoXaiya^ I/Ci
«oi nocog i^odog ey^yg.
Auch die den Bau der Hagia Sophia betreffenden Abschnitte der Bauwerke des Prokop
(I 1) und der Kirchengeschichte des Euagrios (IV 31 = Migne, Patr. gr. 86, 2, 2757 ff.)
worden gesondert überliefert z. B. im Cod. Laur. 70, 5 fol. 192 — 195. Vgl. A. M. Ban-
dini, Catalogus codicum graecorum bibl. Laurentianae 2 (1768) 662 f.
6. Auf Pseudo-Kodinos De officiis bezw. auf dessen Vorlagen beruhen die häufig
vorkommenden kahlen Verzeichnisse der byzantinischen Hof- und Kirchenämter:
Td ofptjpix^tt Tov TtttXatlov tijg ßaaiXelag u. s. w. Einige solche Listen sind gedruckt im
Kodinoe De officiis ed. Bonn. 114—117; 172 f.; 211 f. Zur Ueberliefemng vgl. noch die
Codd. Vindob. iur. gr. 6 (Nessel) fol. 196»^; Vindob. bist. gr. 70 (Nessel) fol. 21-21^
Marc. gr. 608 fol. 312^ (H ta^ig rov ßaaiXiüig xnl tuiy dgxoyttoy); Paris, gr. 1355 fol.
306\ 308^ 341; Paris, gr. 1360 fol. 299; Paris, gr. 1361 fol. 163; Paris, gr. 1862
fol. 240; Paris, gr. 1363 fol. 447; Paris, gr. 1363 A fol. 223^; Paris, gr. 1386 fol. 305^;
Paris, gr. 1388 fol. 256^ u. s. w.
7. Zu diesen Listen kommen Memorialgedichte über die Aemter des Hofes und
der Kirche. Der Mönch Matthaeos latros verfasste zwei Gedichte über die Kirchen-
ond Hofämter in politischen Versen, die man im Kodinos, De officiis ed. Bonn. 116; 213
bis 215 abgedruckt findet. Ebenda S. 215—219 steht ein anonymes Gedicht in jambi-
schen Trimetem über die Hofämter, welches, wie die Erwähnung des Nikephoros Chumnos,
des Theodoros Metochites und des Kaisers Andronikos II zeigt, um 1328 verfasst worden
ist. Dasselbe Gedicht steht im Cod. Athous 3701 s. 15 (Nr. 49) unter dem Namen des
Parakoimomenos Johannes Phakrases {naQaxoifiiofi^yov xvq [(oa'yyov tov ^axQactj).
Endlich steht eine etwas verkürzte Redaktion des Gedichtes, in die Chronik des Malaxos
eingeschoben, unter dem Namen des Nikephoros Kallistos Xantbopulos im Cod.
Paris, gr. 1790 foL 295—297. — Ein anderes wohl noch unediertes (iedicht in poli-
tischen Versen über die Hofämter steht im Cod. Marc. gr. 608, fol. 334. Titel und An-
üsiig: näXiy rd avtu 6(p(pixia dut <nix(oy noXmxuSy: Ugfonarog 6 nayBvxvxfjg naqicxatM
^Bcnotfjg,
4. Philosophie.
181. Allgemeine Charakteristik. Durch die Auflösung der Philo- j
sophenschule zu Athen (529) war das Schicksal des letzten Ausläufers der
antiken Philosophie, des Neuplatonismus, endgültig besiegelt. Übrigeu;
hätte dieses nebelhafte System, das zuletzt durch die auf den Schein or-l
alter Weisheit berechnete Verquickung mit pythagoreischen und chaldäischea
Formen, mit Orakeln und phantastischen Hymnen in eine überschwäog-
liche Spekulation ausgeartet war, wohl auch ohne die Verfügung Justi-
nians kein langes Leben mehr zu fristen gehabt. Eine originale und wirk-
lich fruchtbare Thätigkeit auf dem philosophischen Gebiete konnte in der
Folgezeit in Byzanz ebensowenig erblühen als im Abendlande. Dazu fehlten
hier wie dort die allgemeinen geistigen Voraussetzungen. Die philo-
sophische Litteratur der Byzantiner hat daher im allgemeinen denselben
Charakter wie die ihrer abendländischen Zeitgenossen. Zunächst wird die
formale Philosophie der Alten auf die christliche Lehre angewandt; dann
herrscht breitspurige Erklärung und Umschreibung der überlieferten Werke.
Doch ist Byzanz in der philosophischen Produktion unstreitig ärmer als
das Abendland. Scholastiker wie Thomas von Aquino und Duns Scotus
fehlen der orthodoxen Kirche.
Dafür hat das Morgenland den Ruhm, den Vater und Begründer der
mittelalterlichen Kirchenphilosophie hervorgebracht zu haben: Johannes
von Damaskos. Auch diesmal wie so oft gab der griechische G^ist die
erste Anregung, die dann im Westen weiter verarbeitet wurde. In diesem
Verdienste liegt aber wahrscheinlich auch der Grund der späteren Un-
fruchtbarkeit. Dadurch, dass Johannes bald völlig kanonisches Ansehen
erlangte, wurde die selbständige Fortführung der Kirchenphilosophie be-
hindert. Es vollzog sich hier etwas Ähnliches wie auf einigen anderen
Gebieten der byzantinischen Geistesthätigkeit. Durch die unbegrenzte
Autorität imponierender Vorfahren verkümmerte der unbefangene Mut des
originellen Schaffens. Erst im 11. und 12. Jahrhundert nahm die philo-
sophische Arbeit, angeregt durch die wiederhergestellte Akademie in
Konstantinopel und ihren ersten Philosophieprofessor Michael Psellos,
einen erneuten Aufschwung, der sich bald in einem mächtigen Einflüsse
auf die theologische Spekulation verriet; näheres s.S. 42flF.; 80 ff. Ohne
direkte Beziehung zur Theologie wurden die propädeutischen Fächer be-
4. Philosophie. (§ 181) 429
trieben. Während jedoch im Abendlande Aristoteles fast die AUein-
lerrsehaft behauptete und auch die platonisierenden Scholastiker des
12. Jahrhunderts den Plato nur aus zweiter Quelle oberflächlich kannten,
während noch Petrarca seine Vorliebe für die Akademie nur schüchtern zu
äussern wagte, begann man in Byzanz schon um das 11. Jahrhundert neben
Aristoteles den Plato gründlich zu studieren. Psellos und sein Nachfolger
Johannes Italos vereinigten mit der Bewunderung des Aristoteles eine
genaue Kenntnis des Plato, ebenso Theodoros Metochites u. a. Der später
80 bedeutungsvolle Kampf der Aristoteliker und Platoniker ist in Byzanz
mehrere Jahrhunderte vorbereitet worden.
Erfreulicher als die unübersehbare, aber wenig fruchtbringende Thätig-
keit, die seit dem 11. Jahrhundert der Erklärung und Paraphrase der
alten Philosophen gewidmet wurde, sind die astronomischen und mathe-
matischen Studien, die im Zeitalter der Paläologen blühten. Nike-
phoros Blemmydes, Georgios Pachymeres, Theodoros Metochites und vor
allem Nikephoros Gregoras haben sich in dem beschränkten Kreise von
Byzanz um die empiristische, naturwissenschaftliche Forschung vielleicht
nicht geringere Verdienste erworben als Roger Bacon im Abendlande.
Gleichzeitig erhebt sich, durch die Unionsfrage und den Hesychasten-
streit hervorgerufen, eine lebhafte Polemik in theologischen Kreisen, und
wie die Kirchenväter im Streite gegen das Heidentum die besten Waffen
aus der heidnischen Litteratur selbst entnommen hatten, so ist es nun
abermals die alte Philosophie und Rhetorik, welche für die mit
Scharfsinn und Fanatismus geführten dogmatischen Kämpfe der letzten
Byzantiner die technischen Mittel und Formen liefert. Gegen Schluss der
Epoche wirkte die Philosophie der Byzantiner wie ihre Philologie anregend
> and befruchtend auf das Abendland. Doch fallen die hierauf bezüglichen
litterarischen Thatsachen wie die Werke des Gennadios, Plethon u. a.
ausserhalb des Rahmens unserer Darstellung.
1. Allgemeine Hilfsmittel: Fr. Ueberweg, Qeschiohte der Philosophie II*
(1881) 176 ff. — Ausführlicher: C. Prantl, Geschichte der Logik im Abendlande 1 (1855)
643 ff., 2 (1861) 261 ff. — Eine allsemeine Uebersicht gab L. Stein, Die Kontinuität der grie-
chischen Philosophie in der Gedankenwelt der Byzantiner, Archiv für Geschichte der Philo-
sophie 9 (1896) 225—246. — W. Gass, Gennadios und Pletho, Aristotelismus und Piatonismus
in der griechischen Kirche, Breslau 1844, ein gutes Buch, das namentlich denen zum Stu-
dium zu empfehlen ist, welche sich in der landläufigen Vorstellung von der gänzlichen
Erstarrung des Geistes in der byzantinischen Kirche befangen fühlen. — Man vergleiche
auch W. Gass, Die Mystik des Nikolaus Cabasilas, Greifswald 1849, wo eine früher so
gut wie unbekannte Seite des byzantinischen Geisteslebens mit Kenntnis und Scharfblick
aufgedeckt ist. — Fritz Schultze, Geschichte der Philosophie der Renaissance, 1. Band,
Georgios Gemistos Plethon und seine reformatorischen Bestreoungen, Jena 1874. — Ueber-
weg, Geschichte der Philosophie IIF (1880) 5 ff. (über Bessarion, Gennadios, Plethon u. a.).
- H. F. Tozer, A Byzantine reformer, The Journal of Hellenic studies 7 (1886) 353—380,
bebandelt die zwei von Plethon an Kaiser Manuel II Paläologos und an seinen Sohn, den
Despoten Theodor, gerichteten Schriften über die peloponnesischen Angelegenheiten. —
J. L. Heiberg, £n Samfunds reformator. Studier fra Sprog- og Oldtidsforskning udgivne af
det philologisk-historiske Samfund, Nr. 22, Kopenhagen 1895. — L. Stein, Der Humanist
Theodor Gaza als Philosoph, Arch. f. Geschichte d. Philosophie 2 (1889) 426-458 (gibt
eine ausführliche Biographie des Theodor und betrachtet ihn als Vertreter eines reinen,
von theologischem Beiwerk freien Aristotelismus). — Sammelausgabe der Schriften des
Plethon: Migne, Patrol. gr. 160.
2. Von grösster Wichtigkeit ist das Studium des Fortlebens antiker philo-
sophischer Anschauungen in der christlichen, besonders in der kirchlichen
430 Byzanünisclie Litieratnrgesohiöhte. I. Prosaische Litteratiir.
Litteratur. Von der ziemlich reichen, aber sehr zerstreuten Litterator Ober dieses TlieiM
sei hervorgehoben das vortreffliche Buch: Edwin Hatch, Griechentum und Christeotoa.
Zwölf Hibbertvorlesungen über den Einfluss griechischer Ideen und Gebr&uche auf dii
christliche Kirche. Deutsch von Erwin Preuschen. Mit Beilagen von Ad. Harsaek
und dem Uebersetzer. Freiburg i. B. 1892. — Einige Punkte behandelt Eduard Nordeig
Beiträge zur Geschichte der griechischen Philosophie, Jahns Jahrb., Supplementb. 19 (1898)
365—462. — Weitere Litteratur findet man in P. Wendlands Jahresberichten Ober die
Kirchenväter und ihr Verhältnis zur Philosophie im , Archiv fOr Geschichte der Philosopliie'.
— Vgl. den (von A. Ehrhard bearbeiteten) Abschnitt «Dogmatik und Polemik* in diesesi
Buche (S. 46-122).
182. Fortleben des Aristoteles. Eine irgendwie erschöpfende Daiv
Stellung der Fortwirkung des Aristoteles im byzantinischen Zeitalter kann
nicht gegeben werden, ehe die Berliner Ausgabe der Aristoteleskommentare
vollständig vorliegen und das gegenseitige Verhältnis wie die Bedeutong
der einzelnen Erklärer durch genauere Untersuchungen aufgehellt sein
wird. Vorerst müssen wir uns auf die kurze Erwähnung der Hauptthatr
Sachen beschränken. Die wichtigsten Erklärer aus dem 6. Jahrhundert
wie Simplikios, Olympiodoros, Johannes Philoponos und andere
Schüler des Ammonios fallen vor die von uns berücksichtigte Periode;
vgl. W. Christ, Geschichte der griechischen Litteratur * S. 423 und 749,
und über Ammonios den Artikel von Freudenthal, Paulys Realencyklo-
pädie, neu herausgeg. von Wissowa 1 (1894) 1864. Die Arbeiten aller
dieser Kommentatoren waren von grösstem Einflüsse auf die Folgezeit
Im 7. Jahrhundert schrieb Stephanos von Alexandria Kommentare zu
Aristoteles nsQl iQfxrjvetag, zu den KazrjYOQimj zu JJsqI ovqovoVj IleQi i^wx^,
zu den UvaXvnxd und den 2o(piaTixol iXsyxoL Im 8. Jahrhundert hat
Johannes von Damaskos zum erstenmale die Lehre des Aristoteles
konsequent auf das theologische Gebiet angewendet; näheres s. S. 68 ff.
Einen mächtigen Aufschwung nahmen die aristotelischen Studien nach
längerer Unterbrechung im 11. Jahrhundert durch Michael Psellos und
Johannes Italos; s. § 184 und 185. An Psellos und Italos schliesst
sich eine weitere rege Thätigkeit auf dem Gebiete der Aristoteleserklärung.
Michael von Ephesos, ein Schüler des Psellos, kommentierte Teile des
Organen, wobei er den Alexander von Aphrodisias exzerpierte. Eustratios,
Metropolit von Nikäa (c. 1050 — c. 1120), schrieb ausser zwei Reden gegen
die armenische Häresie und anderen theologischen Sachen (vgl. S. 85)
Kommentare zur Nikomachischen Ethik und zum zweiten Buche der Ana-
lytik. In dieselbe Zeit gehört der vnazog %mv (piXofjofpwv Theodoros
von Smyrna, der eine noch unedierte, z. B. im Cod. Vindob. theol.
134 (Nessel) fol. 238 — 262^ erhaltene Schrift: 'EmTOfAjij Tciv oaa nsql
gvaewg xal rwv (pvmxciv ccqx^^'^ "^oTg naXaiotg dmXrjmm verfasste. Gegen Ende
des 13. oder im Anfang des 14. Jahrhunderts schrieb GeorgiosPachy mores
einen Abriss der gesamten aristotelischen Philosophie (s. S. 289 f.).
Sophonias, ein Mönch, wahrscheinlich identisch mit dem von Georgios
Pachymeres 11 202 ed. Bonn, erwähnten S. und demnach dem Schluss des
13. und dem Anfang des 14. Jahrhunderts angehörig, verfasste Paraphrasen
zu des Aristoteles Kategorien, zur ersten Analytik, zu den aofpitnixol ikeyxoi,
zu den Schriften llfQl i/^i^x?^? ^^Q^^ i^*''?/*^? und lleQl vttvov. Diese aus dem
Texte des Aristoteles und aus Stücken seiner angesehensten Erklärer zu-
4. Philosophie. (§ 182) 431
sammengesetzten Kommentare werden in Handschriften zuweilen als Werk
des alten Paraphrasten Themistios ausgegeben; auch finden sich einzelne
Stücke in einer vatikanischen Handschrift fälschlich unter dem Namen
des Patriarchen von Jerusalem Sophronios (7. Jahrh.). Ein anderer
Aristoteleserklärer des 14. Jahrhunderts ist Leon Magentinos, Metro-
polit von Mytilene ; er schrieb Scholien zum ganzen Organen. Der Name
Heliodoros von Prusa, der einer Paraphrase der Nikomachischen Ethik
vorgesetzt ist, ist als eine Fälschung des Konstantin Palaeokappa erwiesen.
1. Allgemeine Hilfsmittel: Val. Rose, Aristoteles pseudepigrapbus, Leipzig
1863. — Val. Rose, Ueber die griechischen Kommentare zur Ethik des Aristoteles, Hermes
5 (1871) 61 — 113. — Dazu: J. Bywater, üeber den angedruckten Kommentar zu Aristo-
teles Ethik V, Hermes 5 (1871) 354—359 (mit einem Nachwort von V. Rose). — Fr.
Ueberweg, Geschichte der Philosophie II« (1881) 176 ff.
2. Stephanos von Alexandria: Den Kommentar zu den Kategorien ed. M. Hay-
duck in vol. 18 pars 3 der von der Berliner Akademie herausgegebenen Commentaria in
Aristotelem graeca, Berlin 1885. — Ueber seine übrigen Leistungen, namentlich als Astrolog,
Tgl. H. Usener, De Stephano Alexandrino commentatio, Bonn 1880.
3. Michael von Ephesos: Den Kommentar zum 9. und 10. Buch der Nikomachi-
schen Ethik ed. G. Heylbut in den Berliner Aristoteleskommentaren vol. 20 S. 461 — 620;
ebendort S. XI — XI II emiges aus seinem Kommentar zum 5. Buche der Nikomachischen
Ethik. — Vgl. Ch. Thurot, Not. et extr. 25 (1875) 2, 382. — Mehrere angeblich dem
Michael von Ephesos gehörende Kommentare zu naturwissenschaftlichen Schriften des
Aristoteles bewahrt der Cod. Marc. 237. Vgl. Zanetti, Graeca D. Marci Bibliotheca,
Venedig 1740 S. 120.
4. Eustratios: Evatgarlov xal aXXtoy xiyaiy hticrjfxtov vnofiytjfiata eis td öixtc ttäv
jov *j4QictoT^Xov^ ^&txo}y Nixofdaxeltoy ßißXitt, Venetiae 1536. — Der Konunentar zur
2. Analytik erschien zu Venedig 1534. — Den Kommentar zur Ethik ed. von neuem (aus
Cod. Coisl. 161) G. Heylbut, Berliner Aristoteleskommentare vol. 20 S. 1—406. — Bei-
träge zur Biographie des Eustratios gab J. Sakkelion, 'AStjyaioy 4 (1875) 221—233. —
Vgl. Jac. Bernays, Gesammelte Abhandlungen 1 (1885) 158 f. — Ueber die theologi-
schen Schriften des Eustratios s. S. 85 und Job. Dräseke, Zu Eustratios von Nikaea,
B. Z. 5 (1896) (wird demnächst erscheinen).
5. Sophonias: Paraphrase der Schrift Uegi ^vxrjg ed. Mich. Hayduck, Berliner
Aristoteleskommentare vol. 23, 1 Berlin 1883. Wahrscheinlich gehören dem Sophonias
auch die ebenda vol. 23, 2 und 4 von M. Hayduck edierten anonymen Paraphrasen zu
den Katfjyogiai und den Zog^untxoi iXsyx^*' <l^s Aristoteles. — Die angebliche Paraphrase
des Themistios zum ersten Buche der Analytika priora ed. Max Wal lies, Berliner
Aristoteleskommentare vol. 23, 3, Berlin 1884. — Vgl. Val. Rose, Ueber eine angebliche
Paraphrase des Themistios, Hermes 2 (1867) 191—213.
6. Leon Magentinos: Scholien zu Uegi iQfitjyeias erschienen griechisch zu Venedig
1503 (mit Ammonios). — Diese und die Scholien zur ersten Analytik erschienen lateinisch
zu Lyon 1547. — Vgl. M. A. Bandini, Gatalogus codicum graec. bibL Laurentianae 3 (1770)
534. — Vgl. M. Wallies, Die griechischen Ausleger der Aristotelischen Topik, Progr.
des Sophiengymn., Berlin 1891 S. 27.
7. Heliodoros von Prusa: Seine angebliche Paraphrase zur Nikom. Ethik ed. G.
Beylbut, Berliner Aristoteleskommentare vol. 19, 2 Berlin 1889. — Ueber die Fälschung
des Namens vgl. L. Cohn, Berliner philol. Wochenschr. 1889 Col. 1419.
8. Die angebliche Metaphysik des Herennios (Egeyylov tpiXonotpov i^ijytjcis
iif xd fdtrd tu (fvaixä) ist eine oberflächliche, wahrscheinlich im 16. Jahrhundert ent-
standene Kompilation aus Philo De ebrietate, Alexander von Aphrodisias Quaest.
physic, Proklos Kommentar zu Piatos Parmenides, Damaskios De principiis, endlich
ans dem von Georgios Pachymeres verfassten Abriss der gesamten aristotelischen
Philosophie und aus einer noch nicht nachgewiesenen, schwerlich aber alten Quelle. Den
Verfertiger des Machwerkes, von dem sich kaum eine über die Mitte des 16. Jahrhunderts
hinaufreichende Handschrift findet, hat man vielleicht in dem berüchtigten Epiroten An-
dreas Darmarios zu suchen, der wahrscheinlich auch für den unter des Damaskios
Namen aus Galenos zusammengestellten Kommentar zu den Aphorismen des Hippokrates
verantwortlich zu machen ist. Der erste, nie verAffentlichte Druck dieses Falsinkats mit
latein. Uebersetzung von Simon Simonides, SamoS<3 (in Polen) um das Jahr 1604, ist
eine erst jüngst in einem Exemplar der Krakauer Universitätsbibliothek bekannt gewordene
Rarität. — Ohne Kenntnis dieses Druckes ed. A. Mai, Classic, auct. 9, 513—593. —
432 Bysantinische Litieratargesoliiolite. L ProMUBohe Litteratnr.
Hauptschriften: Jac. Bernays, Herenoius' Metaphysik und Longinos, Sitzungsber.
Berl. Akad. 1876 S. 55—63; wiederholt in: Gesammelte Abhandlangen von Jacob Bemaji
1 (1885) 347—356. — £. Heitz, Die angebliche Metaphysik des Hcrennios, Sifcsangsber.
Berl. Ak. 1889 S. 1167-1190.
9. Das Studium der alten Philosophen, in erster Linie des Aristoteles, wurd«
auch nach dem Falle des Reiches in einzelnen griechischen Schalen betrieben, und in dea
Handschriftensammlungen, bes. denen des griechischen Orients, finden sich manche an
der Türkenzeit stammende Erkl&rungsschriften. Grosses Ansehen genoss als Ariatoteles-
kommentator Theophilos Eorydalleus aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts. Hand-
schriftliche und bibliographische Notizen über ihn von Ch.-£m. Ruelle, Annoaire de Fassoc.
15 (1881) 192 ff.
183. Fortleben des Neuplatonismus. Über die Neuplatoniker selbst
s. W. Christ, Geschichte der griechischen Litteratur * S. 686 flf. Hn
Hauptsitz platonischer und neuplatonischer Studien war im 5. und im An-
fang des 6. Jahrhunderts Oaza, wo Aeneas, Prokopios und sein Brud^
Zacharias o axoXaaxixog^ der später Bischof von Mytilene wurde, in
Dialogen und anderen Schriften das Christentum gegen die heidnische
Philosophie verteidigten. Ausserdem sind einige Konmientatoren zu nennen.
Die grösste Beachtung fand wie im Abendlande so auch bei den Byzan-
tinern des Porphyrios Isagoge zu Aristoteles Organon, eine der
,,gelesensten und verbreitetsten Schriften unserer Kulturgeschichte*,*) deren
Kenntnis in einem Syllogismus des Kommentators David sogar als Vor-
bedingung zur ewigen Seligkeit erwiesen war. 2) Den ersten uns erhaltenen
Kommentar zur Isagoge verfasste Ammonios, Sohn des Hermeas, der
in der zweiten Hälfte des 5. und im Anfang des 6. Jahrhunderts lebte.
Ob der fruchtbare Johannes Philoponos auch die Isagoge kommentierte,
lässt sich noch nicht sicher entscheiden. Olympiodoros muss als Ver-
fasser des verlorenen Kommentars angesehen werden, aus welchem die
beiden uns erhaltenen Schriften seiner Schüler Elias (Hellas) und David
geflossen sind. Die Blütezeit des Elias, der, als er sein Werk abfasste,
noch nicht dem christlichen Glauben angehörte, fällt in die Mitte des
6. Jahrhunderts. Bedeutend femer steht seiner Quelle das unter dem
Namen des David, auch Niketas David, erhaltene Werk. Wahrschein-
lich ist diese griechische Schrift nur eine breitere Ausführung des von
dem armenischen Philosophen David verfassten Kommentars und wohl aus
Lehrvorträgen desselben hervorgegangen. Erweist sich diese Annahme
als richtig, so kann der griechische Verfasser nicht identisch sein mit dem
bekannten Niketas David Paphlagon (s. S. 312 und den Index s. v.).
Noch im 14. Jahrhundert fand die Isagoge einen Erklärer in Leon
Magentinos.
1. Ausgaben: Des Aeneas von Gaza Dialog »Theophrastos' ist ediert bei Migne,
Patrol. gr. 85, 871 — 1004. — Mehrere Schriften des Zacharias Scholastikos bei
Migne, Patrol. gr. 85, 1011—1178. — Die (meist theologischen) Werke des Prokop von
Gaza bei Migne, Patrol. gr. 87, partes 1—3. Vgl. oben S. 125 flf.
2. Hilfsmittel: Dem. Russos, TQBTg Tit^aToi . ZvfißoXtti eis trjv laxogiar rrj^
q>i,Xo(so(flag twy FaCaltoy. Leipziger Diss., Kpel 1893. Vgl. B. Z. 4, 164. — Job. Dräseke,
Nikolaos von Methone als Bestreiter des Proklos, Theolog. Studien und Kritiken 68 (1895)
589—616. — Job. Dräseke, Prokopios' von Gaza „Widerlegung des Proklos", B. Z. 5
(1896) (wird d mnächst erscheinen). — Adolf Busse, Vorrede seiner Ausgabe der Isagoge
') K. Prantl, Geschichte der Logik II ^) K. Prantl a. a. 0. S. 646 Anm. 125.
(1855) 626.
4. PhUosophie. (§§ 188-184) 433
in den von der Berliner Akademie herausgegebenen ,Coniuientaria in Äristotelem graeca'
vol. 4, par8 1, Berbn 1887 S. XXXIV— L. — Adolf Bosse, Die neuplatonischen Aus-
leger der Isagoge des Porpbyrius. Progr. d. Friedricbsgymn., Berlin 1892.
3. Pbilosopbiscben Charakter haben auch manche gegen die Manichäer gerichtete
Schriften wie die ^^^isputationen des Manichäers Photeinos und des Christen
Panlos*, die ,im Auftrage des Flavius Justinus und des Justinianus* gehalten wurden.
Ed. (nach A. Mai, Bibl. nova Patrum 4, 2, 79 ff.) Migne, Patrol. gr. 88, 529—578.
184. Michael Psellos {MixccijX 6 ^feXXog). Ein älterer Michael
Psellos lebte im Anfange des 9. Jahrhunderts als Lehrer der Philosophie;
doch ist von ihm wenig bekannt und von seinen Werken scheint nichts
erhalten. Wenn also in der Litteratur von beiden Pselli die Rede ist,
80 hat das noch weniger praktische Bedeutung als der ähnliche Dualis-
mus, der sich an den Namen Tzetzes knüpft; somit ist auch die Bezeich-
nung unseres Psellos als des jüngeren überflüssig, und man kann nach
dem gegenwärtigen Stande der litterarhistorischen Forschung schlechthin
von Michael Psellos sprechen. Konstantinos Psellos, gewöhnlich
nach seinem Mönchnamen Michael genannt, wurde 1018 als Sohn ehrsamer
Leute geboren. Als Ort seiner Geburt wird von den neueren Biographen
(Sathas u. a.) gewöhnlich, ohne genügenden Grund, Konstantinopel ge-
nannt; dagegen spricht aber ein Brief des Psellos (bei Sathas Nr. 135)
und das bestimmte Zeugnis des glaubwürdigen Attaliates, der den mit
Psellos zweifellos identischen Premierminister Michael aus Nikomedia
stammen lässt (S. 296, 20 ed. Bonn.: Mixcn]k /noraxog 6 vni^inog, 6 im
tSv noliTixciv ngayudttav ngoatag, to ytvoq i'kxoov ix Nixo/itjdelag; vgl.
unten S. 434 und B. Z. 2, 150). Dem unermüdlichen Eifer seiner Mutter,
der er auch ein litterarisches Denkmal gesetzt hat, verdankte Psellos
seine erste Ausbildung und damit den Grund seiner späteren glänzenden
Laufbahn. Unter mannigfachen Kämpfen mit der Not des Lebens voll-
endete er die üblichen rhetorischen und philosophischen Kurse. Von dem
aus Trapezunt nach Konstantinopel gekommenen Johannes Xiphilinos,
dem nachmaligen Patriarchen, erhielt er Unterricht in der Rechtswissen-
schaft, wofür er diesen in die Philosophie einführte. Bald verdiente sich
Psellos seinen Lebensunterhalt als Advokat; unter Michael Paphlagon
(1034 — 1041) wurde er Richter in Philadelphia, unter seinem Nachfolger
Michael Kalaphates kaiserlicher Sekretär. Nun stieg er von Stufe zu
Stufe; schon unter Konstantin Monomachos (1042 -1055) war Psellos eine
der einflussreichsten Persönlichkeiten des Reiches. Der Kaiser verlieh
ihm an der neubegründeten Akademie zu Konstantinopel die Professur
der Philosophie. In diesem Amte wirkte Psellos mit Eifer und Erfolg.
Er wagte es sogar, die platonische Philosophie aus ihrem langen Schlafe zu
erwecken, und erhob Plato über Aristoteles, den Philosophen der Kirche.
Seine Gegner benützten die Äusserung so freimütiger Ansichten, um den
Psellos beim Kaiser als einen Ungläubigen zu verdächtigen; doch begnügte
sich dieser, ihm ein schriftliches Bekenntnis seiner Orthodoxie abzufordern.
Sicher hat Psellos als Professor viel zur Wiederbelebung der griechischen
Litteratur, besonders der platonischen Lehren gethan; selbst Araber und
Abendländer sassen als Hörer zu seinen Füssen. Die Lehrthätigkeit des
Psellos wurde durch seine Zurückberufung an den kaiserlichen Hof bald
unterbrochen; er wurde Staatssekretär {nQwtaar^xQrug), Vestarch und er-
Banäbaich der klMi. AltertnrnnriMeotoliaft IZ. 1. AbUf . 2. Aufl^ 28
434 ByzantiniBohe LitieraiiirgeBohichie. L Prosaische Lüteratnr.
hielt die Ehrentitel vnhQzi^oq und vnarog tcov (fiXoaoffoav, Fortan dient«
er dem Kaiser als Berater, verfasste kaiserliche Bullen, auch Novellaii
und richterliche Erkenntnisse. Als sich 1054 sein Jugendfreund Xiphilinoij
in das berühmte Kloster auf dem Olyrapos (in Bithynien bei Prusa) zurfidE^j
zog, nahm auch Psellos das Mönchsgewand und nannte sich von nun ati
Michael; nach dem Tode des Kaisers wählte Psellos, der anfänglich nodi
in der Hauptstadt verblieben war, das Kloster seines Freundes. Doch be-
hagte ihm der Aufenthalt unter den frommen Welttiberwindem wenige
und bald nahm er in recht unhöflicher Weise vom Kloster Abschied. V^
S. 439. Nach seiner Rückkehr ins öffentliche Leben treffen wir den PseDoa
wiederum in den wichtigsten Stellungen bei Hofe. Als der Usurpator Isaak-
Komnenos bei Nikaea das kaiserliche Heer besiegt hatte, wurde Pselloi
mit Theodor Alopos und Konstantin Lichudes abgeschickt, um mit dem
Rebellen Unterhandlungen anzuknüpfen. Nach dem Sturze Michaels trat
Psellos in die Dienste des neuen Kaisers Isaak Komnenos; in dem Prozesse,
welchen dieser gegen den unverträglichen und herrschsüchtigen Patriarchen
Michael Kerularios richtete, musste er die Anklageschrift verfassen. NodI
grösser wurde sein Einfluss unter Konstantin Dukas (1059 — 1067). Audi
während der vormundschaftlichen Regierung der ihm wenig geneigten
Eudokia und der kurzen Herrschaft ihres neuen Gemahls Romanos Diogenes
verstand der gewandte, um kein Mittel verlegene Mann sich zu behaupten,
und als der von Psellos erzogene, unfähige Michael Parapinakes (1071 bis
1078) den Thron bestieg, wurde Psellos der erste Minister (oder wie
man damals sagte: naQuivraatsimv rq) ßccaiXet) und mächtiger als je zuvor.
Im Jahre 1075 hielt er dem Patriarchen Johannes Xiphilinos die feierliche
Leichenrede. Über seine letzte Lebenszeit und seinen Tod herrscht einiges
Dunkel. Wenn er, wofür die allertriftigsten Gründe sprechen, mit dem
von Michael Attaliates erwähnten Michael aus Niko media (s. o. S. 433)
identisch ist, dann hat er sich auch nach dem Sturze seines Zöglings (1078)
unter Nikephoros Botaniates noch eine Zeitlang behauptet und ist gegen
das Ende des Jahres 1078 gestorben. Gegen diese Annahme erhebt sich
aber ein Bedenken: Der nach Weihnachten 1096 und vor Ostern 1097
abgeschlossenen Dioptra des Philippos Monotropos ist in den meisten
Handschriften eine empfehlende Vorrede unter dem Namen des Michael
Psellos vorausgeschickt. Darnach müsste Psellos wenigstens noch am
Ende des Jahres 1096 am Leben gewesen sein. Vielleicht aber lässt sich
das Rätsel durch die Annahme lösen, dass Philippos den Plan zu seinem
Werke viel früher entworfen und den Psellos, der ja, wie wir aus seinen
Briefen wissen, für alle möglichen Nöten dienstbereit war, um einen Ein-
führungsbrief ersucht, einen solchen auch erhalten, dann aber das Werk
aus unbekannten Gründen erst später völlig ausgearbeitet und veröffent-
licht habe. Ähnliche Aufschiebungen werden ja noch in unserer littera-
risch viel schneller lebenden Zeit beobachtet. Die Identität des Psellos
mit dem erwähnten Michael von Nikomedia ist so einleuchtend, dass man
wohl entweder zu dieser oder einer ähnlichen Erklänmg greifen oder die
Autorschaft des Psellos für den Prolog zur Dioptra überhaupt in Abrede
stellen muss.
4. Philosophie. (§ 184) 435
Das Leben des Psellos fallt in die traurigste Periode der byzantini-
schen Geschichte (1025—1081); es ist die Zeit der verhängnisvollen Herr-
schaft von Weibern und rohen GünstUngen, des unheimlichen Intriguen-
spieles, der blutigen Palastrevolutionen und Thronstreitigkeiten, welche
vom Tode des Basilios Bulgaroktonos bis zum Auftreten des staatsklugen
Alexios Komnenos das Reich zerrütteten. Dieser Umstand darf nicht ausser
acht bleiben, wenn man der Persönlichkeit des Psellos gerecht werden will.
Kein Abschnitt der byzantinischen Ära war för den Charakter eines
Staatsmannes gefährlicher als diese Zeit des unaufhörlichen Wechsels
schwacher und allen Einflüssen zugänglicher Regenten. Psellos erwies
sich den Anforderungen, die eine solche Umgebung an die sittliche Kraft
stellt, nicht gewachsen; der wertvollste Schmuck des Mannes, Offenheit
und Ehrlichkeit, ging ihm in der zersetzenden Luft des Hofes verloren.
Es ist über allen Zweifel erhaben, dass kriechender Servihsmus und Rück-
sichtslosigkeit in der Wahl der Mittel, unersättlicher Ehrgeiz und mass-
lose Eitelkeit die hervorstechenden Züge seines Charakters bilden. Er ist
in dieser Hinsicht ein typischer Vertreter der widerwärtigsten Seite des
Byzantinismus. Die groben Schmeicheleien, wie er sie z. B. vor Konstantin
Monomachos ausschüttet, waren selbst dem byzantinischen Geschmacke zu
stark und werden in der Satire Ti marlon fein verspottet. Das Gegenstück
zu diesen devoten Ergüssen bilden die mit Derbheit geladenen Pamphlete,
welche Psellos gegen seine Widersacher schleuderte.
Wenn wir die Schattenseiten des Psellos rückhaltlos zugeben, können
wir seinen Utterarischen Verdiensten um so besser gerecht werden. Psellos
ist an Umfang des Wissens, an Schärfe der Beobachtung und vor allem
an Formgewandtheit der erste Mann seiner Zeit. An Reichtum der
litterarischen Thätigkeit mag er mit Albertus Magnus und Roger Bacon
verglichen werden. Indem er im Gegensatze zu den- vorigen Jahrhunderten
das hellenische Ideal wiederum aufs kräftigste betonte, hat er die littera-
rische Renaissance der Komnenenzeit wirksamst vorbereitet. Die stärkste
Seite des Mannes ist freilich die Form; das erkannten schon die Zeit-
genossen, indem sie ihn mit dem treffenden Worte charakterisierten:
0 nokvg TTJv yXStxav. Sein Hauptvorbild für die Darstellung ist Plato;
dagegen erinnern die Briefe mit ihrer Häufung von kurzen rythmischen
Gliedern, von Antithesen und Beiwörtern sehr lebhaft an die christliche
Hymnendichtung ; man vergleiche z. B. den paneg3nrischen Brief an Diogenes
Romanos') mit irgend einem Gedichte des Romanos. Nach Erwägung
aller Vorzüge und Mängel bleibt Psellos für das elfte Jahrhundert
litterarhistorische Signatur ähnlich wie Photios für das neunte und Kon-
stantin Porphyrogennetos für das zehnte. Die Werke des Psellos er-
strecken sich auf Theologie, Philosophie, Naturwissenschaften wie Medizin,
Physik, Mathematik, Astronomie, auf die Jurisprudenz, auf Altertümer,
Grammatik und Geschichte; dazu kommen Reden, Briefe, rhetorische
Übungsstücke, vermischte Aufsätze und poetische Versuche. Manches ist
noch unediert, anderes ungenügend bekannt, so dass zu einer vollständigen
>) K. N. Sathas, Msa. pißX. 5, 222.
28'
1
436 Byzantinisohe LitieratorgeBphiohte. L ProMdsohe Litterater.
Beschreibung dieses litterarischen Nachlasses noch eine Reihe von B
Untersuchungen nötig wäre. Da zudem schon die blosse AufsählM
bekannten Titel und Ausgaben mit den nötigen Erklärungen und]
weisen den uns zugemessenen Raum überschreiten würde, besclui
wir uns auf ein Verzeichnis der wichtigsten Stücke.
1. Philosophie, Naturwissenschaften. Von philosophini
Schriften sind zu nennen ein Kommentar zu des Aristoteles Schrift j
eQfATjvetag, eine Paraphrase zu den Kategorien, ein Auszug aus
phyrios Werk IleQl ntvxs (pcDvm', ein psychologischer Tri^tat {Jt
t/zvx^^), eine Abhandlung Etg rrjv ipvxoyoviav rov nkdrcavog^ Stadiei'i
die chaldäischen Orakel: ^E^rjyrjmg slq xd XaXiaixd loyia^ dazu änj
-d-eaiq xsifaXaitaär^q xai avvrofxog xmv nccqd XaXdcUoig Soyimdtfov. ^H
Kaiser Michael Dukas gerichtete Schrift prüft die Frage : Bi lati « i
rov ovQttvov (z. B. im Cod. Vindob. phil. gr. 149 (Nessel) fol. 192—81
Eine andere Studie handelt über den Dämonenglauben der alten Grieel
T(va nsQi daifiovoov do^d^ovaiv "EkXrjvfg ; Daran reihen sich naturwill
schaftliche Arbeiten, z. B. ein Aufsatz über Anatomie (merkwl
durch die Übersetzung der alten Termini in die vulgärgriechische Sp«
ein Verzeichnis von Krankheitsnamen {Ilfgi xaivdv övofxdToDv tSvifi
fiiaaiv); ein medizinisches Gedicht in 1373 Trimetem; Essays übet
wunderbares Echo in Nikomedia, über den Zweck der Oeometrie,
die Kräfte der Steine, über Regen, Blitz und Donner u. s. w. Das Hi
werk aus diesem Gebiete ist seine JidaaxaXia navxodaTir^ (A
Lehre), eine Sammlung vermischter Aufsätze (im ganzen 193 Tite
welchen Fragen der Theologie, Philosophie, Astronomie, Physiologie, t
Mittelalter so beliebten Themen über die Temperamente, über Bew(
über die Möglichkeit, nach Belieben männliche oder weibliche Kim
erzeugen, über die Frage Jid ti yvvrj noXXdxig avvovaid^ovüa ov at
ßdvsi^ über das Problem, ob beim Tode sich die Seele vom Körper
oder der Körper von der Seele u. s. w. mit manchen Belegen aus
Autoren wie Plato, Aristoteles, Plotin, Jamblichos, bald kurz, bald
führlich, aber ohne rechte Konsequenz behandelt sind. Dazu ko
endlich noch die Kurzen Lösungen physikalischer Fragen
Xvaeig avrTOfioi tfvaixwv ^r^TfjjuidTwv). Auch ein Lehrgedicht über
metrie wird dem Psellos zugeschrieben z. B. im Cod. Bodl. Bfl
76 fol. 412 — 420. Es beginnt: Ma&sTv, ei ßovXeij dqiaxa jiutqo
XvoqaffiiüV,
Abgesehen von diesen Spezialschriften, in welchen freilich die ge
wissenschaftlichen, astrologischen und paradoxographischen Gesichtsf
vorherrschen, tritt die spekulative Tendenz und Schulung des Psellos
in seinen übrigen Werken hervor; überall aber zeigt er sich als i
Platoniker, selbst auf Kosten des Aristoteles, den er für verworrei
Um den Plato seinen Zeitgenossen möglichst kräftig zu empfehlen, b<
er sich, die Übereinstimmung dieses Philosophen mit dem Christ
nachzuweisen, wie er auch den Homer durch allegorische Umdeutu
einem Propheten der christlichen Wahrheiten zu machen versteht,
wegen dieses ausgesprochenen Piatonismus konnte es auffallend seh
4. PhUoBophie. (§ 184) 437
Psellos auch grössere Werke zu Aristoteles verfasst habe. In der
ist es nicht sicher, ob das Kompendium der Logik des Aristoteles,
welchem die Summulae logicales des Petrus Hispanus übersetzt scheinen,
Psellos stammt, wenn es auch als ausgemacht gelten darf, dass dem
i^^t^mischen Text des Petrus ein griechischer zu Grunde lag und nicht
^^iLgekehrt. Noch weniger ist des Psellos Autorschaft gesichert für die
Sp^rtsetzung einer Synopsis des Aristotelischen Organons, das
Jp^pfO/mxdr (fvvTayfxa elg tag TäaaaQaq fAad-rjfiatixdg STtKfTijfJiag; der wahre
Fässer ist wohl ein Gregorios Monachos, o Sv fiovotQOTtoig genannt
;orius Solitarius*), der um 1008 schrieb. Wie weit der kurze
mentar zur Physik des Aristoteles, der z. B. im Cod. Berol.
i llipp. 1514 dem Psellos zugeschrieben wird, gesichert ist, bedarf eben-
noch der Untersuchung. — Über Psellos als Theologen s. S. 79 f.
2. Philologie. Hieher gehört ein Schriftchen über die Topographie
Athen und Allegorien zu Homer, eine Prosaparaphrase der Ilias, eine
flllrirrrrir J1€qI tov TavtäXov (z. B. im Cod. Vindob. phil. gr. 25 (Nessel)
110 — 114). Angeblich verfasste Psellos auch einen Kommentar zu
Komödien des Menander, der aber nicht wieder gefunden ist, wenn er
^ rhaupt je existiert hat. Rhetorischen Inhalts sind ein Gedicht in poli-
Vüchen Versen Hegt ^rjtoQixijg und die in Briefform gefassten Abhand-
^ 3?*^®'^ i7<eß< (Tvv&r^xTjg t(üv tov Xoyov fi€Q(Sv und die 2vvotpig twv ^ijvoq^xwv
^•^^^Äv. Ein an Kaiser Konstantin Monomachos gerichtetes Gedicht in
''^%8 politischen Versen handelt kurz und oberflächlich über die griechi-
fl^frfien Dialekte, über Laute, Formen und seltene Wörter. Dazu kommt
r^jin Aufsatz über die Tenues, Mediae und Aspiratae, endlich jambische
Verse metrischen Inhalts.
3. Geschichte. Psellos verfasste eine XgovoyQaipia der Zeit von
^76 — 1077; der jetzt übliche Titel: Bv^avTivrjg latoQiag ixaTovTaeztjQig
^flhrt von dem Herausgeber Sathas her. Psellos beginnt seine Erzählung mit
dem Ereignis, mit dem Leon Diakonos schliesst, nämlich mit dem Tode
des Johannes Tzimiskes (976), schildert die Zeit bis auf Michael Kalaphates
: IkuTBorisch und wird erst ausführlicher mit seiner eigenen Epoche. Nach
form und Tendenz sind in dem Werke zwei stark verschiedene Teile zu
unterscheiden: Die erste, wohl zwischen 1059 und 1063 gearbeitete Partie
- his zur Regierung des Isaak Komnenos erscheint nach den traditioneUen
^ Grundsätzen der Historiographie wohl ausgearbeitet und auch in der Hai-
• tung noch einigermassen objektiv; dagegen wird der folgende Teil, welcher
auf speziellen Wunsch des Michael Parapinakes und unter seinen Augen
geschrieben wurde, durch die stete Rücksicht auf diesen Kaiser und seinen
Vater Konstantin Dukas unzuverlässig und parteiisch. Trotz dieser Mängel
ist das Werk des Psellos nicht ohne Wichtigkeit, weil es eine früher
recht fühlbare Lücke in der sonst fast ununterbrochenen Reihe der byzan-
tinischen Geschichtschreiber ausfüllt. Von den Späteren wurde es aus-
giebigst verwertet; Nikephoros Bryennios entnahm demselben mehrere
Kapitel fast wörtlich, ebenso benützten es Anna Komnena, Skylitzes, der
übrigens in seiner Vorrede auf Psellos mit Recht übel zu sprechen ist,
und am ausgedehntesten Zonaras. Zur Geschichte gehört auch das in
i
438 Byzantinische LitteratnrgeBohichte. I. Prosaisolie Littaratiir.
zahllosen Handschriften überlieferte jambische Gedicht über die 7 Sy-
noden {rCviocxB xal tov dQi&fiov rSv tegwv (fvvoSwv u. 8. w.).
4. Jurisprudenz. Hauptwerk ist ein juridisches Kompendium in
Versen: JSvvoipig zwv roficov did (fcixonv Idfißoav xal 7toX$Tixwv n^og lit
ßaaiXäa Mix^rjX tov Jovxav. Daran schliesst sich eine Abhandlung über
die alte juridische Terminologie {IIsqI twv ovofidtfov %wv JixcSv), eine fr
klärung der lateinischen Ausdrücke in der Rechtswissenschaft, richterlicbe
Erkenntnisse und eine kaiserliche Goldbulle.
5. Reden und Briefe. Unter den zahlreichen rhetorischen Leistnnget
des Psellos ragen durch ihre Wichtigkeit für die Zeitgeschichte wie dmdi
ihre künstlerische Form die drei grossen Leichenreden hervor, weldi
er den Patriarchen Michael Eerularios, Konstantin Lichudes und Johann«
Xiphilinos widmete. Durch Wärme der Empfindung geföllt die Leichen
rede auf seine Mutter; dazu kommen Nekrologe auf den Metropolita
Nikephoros von Ephesos, auf den Grammatiker und Vorstand der Schul»
des hl. Petrus Niketas u. a. Für das Studium des Charakters und der
Biographie des Psellos sind seine Verteidigungsschriften beachtens-
wert, z. 6. das Pamphlet gegen diejenigen, welche ihm den Titel vn^gtifu;
missgönnten, seine Rechtfertigung wegen der Niederlegung der Würde
eines Staatssekretärs, seine AnoXoyia vnhq zov vofiog>vXaxog xcttd m
*0(pQvdd. Schwülstig und leer sind die Enkomien auf den Kaiser Kon-
stantin Monomachos und den Metropoliten Johannes. Eine wichtige S^
gänzung unserer Kenntnis des Psellos erhalten wir durch seine ausgedehnte
Korrespondenz; wir haben von ihm gegen 500 Briefe, von welchen erst
ein Teil ediert ist. Es sind keine rhetorischen Übungsstücke über fingierte
Themen oder theologische Abhandlungen wie viele Briefe des Photios; die
meisten beziehen sich vielmehr auf bestimmte praktische Anlässe. Durch
sie erhalten wir reiche Aufschlüsse über byzantinische Kulturzustände,
Verwaltung und Geschichte, auch eine Menge biographischer Details. Der
Briefwechsel des Psellos erstreckt sich auf alle Teüe des Reiches; allent- i
halben hat der allmächtige Mann seine Klienten, Freunde und Bewunderer.
Bald erteilt er als Minister an Feldherrn, Statthalter und Richter nützlidie !
Winke, bald verwendet er sich für dürftige Kleriker, bald legt er das !
Gewicht seines Namens für misshandelte Provinzen in die Wagschale;
niemand wird zurückgewiesen, für jeden hat er wenigstens schöne Worte.
Interessant durch zahlreiche Urteile über den Stil alter Schriftsteller ist
der Brief an den Vestarchen Pothos über den Charakter des Gregor
von Nazianz. In einem zweiten, jedoch bedeutend kürzer gehaltenen
Schreiben handelt er vergleichend über den Stil des Gregor von Nazianz,
Basilios des Grossen, des Johannes Chrysostomos und des Gregor von
Nyssa. Das dem Psellos eigene Korn attischer Eleganz kommt besonders
in den kleineren Stücken glücklich zur Geltung; er ringt hier mit Photios
um die Palme, während er hinter seinem eigentlichen Vorbilde Synesioe
zurückbleibt. Bezüglich der Adressaten sei übrigens ausdrücklich darauf
hingewiesen, dass viele Briefe ihre Überschrift nur der oft recht willkür-
lichen Vermutung des Herausgebers K. N. Sathas verdanken. Dass viele
Adressatennamen in den Handschriften fehlen, erklärt sich daraus, dass
4. Philosophie. (§ 184) 439
man die Briefe, ohne Rücksicht auf ihren konkreten Inhalt oder Anlass,
vorwiegend als litterarische Kunstwerke und stilistische Vorbilder be-
trachtete.
6. Übungen und vermischte Aufsätze. Sophistische Bravour-
stücke nach der alten Ti*adition der Rhetorenschulen z. B. Lobreden auf
den Floh, die Laus, die Wanze; ein Aufsatz über Taktik; eine Monodie
auf den Einsturz der Kuppel der Hagia Sophia; vier Strafpredigten an
»eine Schüler, als sie wegen eines heftigen Regens das Kolleg versäumt
hatten, als sie zu spät kamen oder wegen Trägheit eine Rüge verdienten.
Selbst das entlegene Gebiet der populären Mythologie wurde, wie es
scheint, von Psellos beachtet; wenigstens gehen unter seinem Namen Er-
iLlärungen zu abergläubischen Vorstellungen des Volkes {^EQfirjvetai eig dr^-
uioSsig ieKfidaifioviag), wo z. B. über den Baßovr^ixaQiog und die riXkoi
gehandelt wird. Einen ähnlichen Charakter haben die Deutungen volks-
anässiger Ausdrücke (EQfAtjvsTai etg xoivoXe^tag).
7. Poesien. Wie die Prosaschriften so bedürfen auch die unter dem
Namen des Psellos überlieferten Poesien scharfer Sichtung. Ausser den
S. 437 und 438 erwähnten Lehrgedichten werden dem Psellos einige
Gelegenheitspoesien, satirische Gedichte und epigrammatische
Kleinigkeiten zugeteilt. Durch gute und alte Überlieferung völlig ge-
sichert ist ein Grabgedicht auf die Skleraena, die Mätresse des
Kaisers Konstantinos Monomachos, über deren Biographie Psellos in seinem
Geschichtswerk (S. 126 flf.) ausführlich berichtet; dazu kommen Epigramme
auf ein Banner {(pXafAovXov) des Kaisers Konstantin Monomachos und auf
einen Protosynkellos im Cod. Vatic. Pal. 356 s. 14 (jetzt wieder in Heidel-
berg) fol. 51^; ebenda fol. 143 lamben über die Mondsucht {IIsqI aeXr^-
victaiAov). Ein in der Form eines Kirchenkanon abgefasstes Spottgedicht,
das Psellos an seinen Klostergenossen Jakob richtete, wird im Abschnitte
Jlythmische Kirchendichtung' Paragraph ,Spielereien in der Form des
Kirchenliedes' besprochen. Ein ähnliches, noch unediertes Spottgedicht
,in Monachum Sabbaitam', das nicht weniger als 297 Trimeter um-
fasst (Beginn: ÜQog tov aattiv ae zrjv i^iivar rov ßiov), bewahrt der Cod.
Vatic. Pal. 386 s. 16 fol. 119^—122, weniger vollständig auch der
Cod. Vatic. Urb. 141 fol. 176 f. Mit diesen Spottversen verbindet
sich ein scherzhaftes Gedicht an die Krätze, die einst den Dichter
plagte. Dieses hinsichtlich seines Themas in der Weltlitteratur wohl einzig
dastehende Poem bewahrt der Cod. Laur. 32, 52 unter dem Titel: Tov
avTov tpcigar ixovtog Ttore. Es beginnt: Sti'xovg MixccrjX rrj xaXy tpcoQif
nXäxw. Unmittelbar vorher geht ein Gedicht an Kaiser Isaak Kom-
nenos: Tov avrov ngog 'laaäxiov avTOxgaTOQa tov KofAvrjvov. Vor diesem
Gedicht stehen einige Poesien des Konstantin Sikeliotes und vor diesem end-
lich eine Prosaschrift des Michael Psellos. Da nun das Gedicht auf Kaiser
Isaak Komnenos aus chronologischen Gründen nicht dem Sizilier Konstantin
gehören kann und im Gedicht auf die Krätze sich sofort ein Michael als
Verfasser bekennt, so wird man annehmen müssen, dass der böse Kobold
Tov avTov hier wie in unzähligen anderen Fällen Verwirrung angerichtet
440 ByzaniiniBohe LitteratargeBohiohte. I. Prosaiaohe LiUeratur,
hat und beide Gedichte dem Psellos gehören, obschon keine Schrift von
ihm unmittelbar vorhergeht. Vgl. M. A. Bandini, Catal. codd. gr. bibl.
Laurent. 2 (1768) 211 f., und P. Matranga, Anecd. gr. I 28 f. Zwei
weitere nach Inhalt und Ton verwandte Gedichte stehen im Cod. Vi nd ob.
theol. gr. 242 (Nessel), s. 15. Das erste (fol. 42—55^) geisselt in 465
politischen Versen die Scheinweisheit eines Mönches, der sich unterfangen
hatte, an Psellos einen prahlerischen und bissigen Brief zu richten. Psellos
mahnt vorerst seinen Gegner zur Bescheidenheit, Demut, Friedfertigkeit
und Nächstenliebe ; er spricht im Tone überlegener Ironie, begibt sich aber
durch unmässige Breite und Plumpheit des Vortrags jeder feineren Wirkung.
Auf einmal nimmt er, wie im Bewusstsein der Unzulänglichkeit seiner
ironischen Predigt, seine Zuflucht zu derben Anzüglichkeiten. Asien sei
nicht selten von Barbarenstämmen, von Parthem, Hunnen, Agarenen, Ru-
mänen und Armeniern heimgesucht worden; diese Wilden hätten der
Mutter des Mönches offenbar angethan, was sie Gefangenen anzuthun
pflegten ; kurz die Mutter habe ihr Geschlecht verfälscht und einen Bastard
zur Welt gebracht, der ein libysches Untier zu heissen verdiene. Nach
dieser plumpen und recht witzlosen Verdächtigung der reinen hellenischen
Abkunft des Mönches werden ihm seine angeblichen früheren Benifsarten
vorgerückt; er sei einmal Ziegelarbeiter gewesen, habe aber nur zum
Lehmträger getaugt, dann Gärtner, Töpfer u. s. w. Er muss sich mahnen
lassen, nicht stolz zu sein auf Stock und Langbart, erhält aber dann,
nachdem durch die vorhergehenden Insulten gleichsam sein Übermut ge-
brochen sein soll, freundliche Unterweisungen in der heiligen Geschichte
und in der christlichen Tugend, und der Schluss klingt erbaulich wie der
Anfang. Titel und Anfang dieser übel gelungenen Replik lauten in
der Wiener Handschrift: ^ri'xoi rov vneQtii^iov ^eXXov nqoq fiovaxov
tiva YQdiparTfc nqog avrov jj.sO-' vTrsQtjfpariag xal doxovvrog (so) cirai
tiva TO)r aoifon'. 'Eisi /t^r rjfiag, adeXtfä^ zd ipx^x^xd q^govri^eiv. Nun folgt
in derselben Handschrift (fol. 55^ — 59) ein zweites Spottgedicht mit dem
seltsamen, wohl sicher verdorbenen Titel: Tov avrov nQog %6v avxov noXi-
7nxi]xi xal xovdixoL Beginn: Xqovog noXvg Ttagädgafner, d(p' ovnäg dov
To yqdupLa, Das Gedicht enthält, wie schon die Überschrift andeutet, eine
Fortsetzung der litterarischen Fehde mit dem Mönche, mit dem sich das
erste Gedicht beschäftigt. Hier gibt sich der Verfasser ausdrücklich als
Mönch zu erkennen, indem er bemerkt, er habe das Schreiben des Gegners
in einen Winkel seiner Zelle geworfen. Das würde ganz gut auf
Psellos passen, der ja einige Zeit in einem Kloster des Olymposberges
zubrachte und sich dort mit den Mönchen schlecht vertrug; allein dass
dieses Machwerk trotz der ausdrücklichen Zuteilung nicht dem Psellos
gehören kann, wird durch eine Stelle desselben unwiderleglich bewiesen.
Der Verfasser pocht in ähnlicher Weise wie im ersten Gedichte auf seine
Gelehrsamkeit, lacht über die Ignoranz seines Gegners, der von Accent,
Orthographie und Metrik keine Ahnung habe, und sucht ihm endlich durch Auf-
zählung älterer Autoren zu imponieren. Zuletzt ruft er dem Mönche ironisch
zu, es sei schade, dass seine prächtigen Verse von den aus diesem Leben ge-
schiedenen Litteraturgrössen wie Psellos, Pisides, Christophoros (von My-
4. Philosophie. (§ 184) 441
le), Leon (wohl Philosophos), Theophylaktos von Bulgarien nicht mehr
lommen werden können:
Aimv »al 9B0(pvXaxtB, ngoedge BovXyagias^
Jstyfjy xal nayv /aAfTfiy»' vniatrjte ^tjfjiiay
ngofÄSTaarayreg vnd yrjg xal fxr} fXBfia^rjxoxBg
Tovq atlxovg, ovc fioi, ninofitpey fioyog 6 arixo^^oxog.
Zum Schlüsse mahnt der Verfasser den Mönch, er möge, nachdem
Tüher nichts gearbeitet habe, nun wacker die griechische Grammatik
lieren. Wenn nun, wie die Erwähnung des Psellos unter den Litteraten
Vergangenheit beweist, dieses Poem nicht von Psellos verfasst sein
n, so ist ihm natürlich auch die mit der zweiten eng zusanmienhängende
e Spottepistel abzusprechen, und der ohnehin stark belastete Mann
1 wenigstens der Verantwortlichkeit für diese beiden ihren Verfasser
ig ehrenden Elaborate ledig. Der Fall ist mit Absicht etwas ausfuhr-
er behandelt worden, weil er die grosse Anziehungskraft, die der Name
[los auf alle möglichen herrenlosen Erzeugnisse ausübte, deutlich und
reich illustriert. Nun wird man auch gegen weitere Pselliana der
ner Handschrift misstrauisch ; es folgen dortselbst fol. 59^ — 60 noch
abermals ausdrücklich dem Psellos zugeschriebenes in der Art der
jgenheitsgedichte des Christophoros und Johannes Mauropus gehaltenes
ikpoem an einen Freund, der dem Verfasser vom Lande Trauben
»hickt hatte (16 Trimeter; Anfang: 2v fiäv tie xagnoTg is^iotg rfjg {roTg Hs)
eXov) und ein erbauliches Gedicht über das Gebet (22 Trimeter,
alle mit Evxi] beginnnen; Anfang: Evx^ duar^ zovg ßgorovg twv iv ßCtp).
tin und von wem nun diese Gedichte, von denen die zwei ersten sicher,
zwei letzten wahrscheinlich dem Psellos untergeschoben sind, abgefasst
den, lässt sich vorerst nicht näher bestimmen. Die Erwähnung des
los und des Theophylaktos von Bulgarien unter den Toten ergibt als
ligrenze etwa den Anfang des 12. Jahrhunderts, und vielleicht haben
den Verfasser in diesem Jahrhundert in der litterarischen Atmo-
Ire eines Johannes Tzetzes und Theodoros Prodromos zu suchen. Wenn
zwei Spottepisteln auch litterarisch wertlos sind, so würden doch einige
len wie die Aufzählung der damals beliebten Klassiker, die Erwähnung
den Byzantinern gefahrlichen Barbarenvölker und die Bemerkungen über
Gewerbeleben eine Veröffentlichung rechtfertigen; die zwei kleinen
ichte würde man als Ergänzung des Bildes der byzantinischen Gelegen-
s- und Erbauungspoesie gerne mit in Kauf nehmen.
Endlich werden dem Psellos in den Codd. Paris, gr. 3058 s. 15
36—37% Athen. 1183 und wohl öfter dreissig jambische Distichen
Tugenden und Laster, Künste und Wissenschaften zugeschrieben und
sind unter seinem Namen auch ediert worden. Allein dieselben Verse
en im Cod. Laur. Conv. soppr. 48 s. 14 foL 292, unter dem Namen
Theodoros Prodromos und im Cod. Laur. S. Marco 318 s. 14
1 unter dem eines gewissen Paniotes {IlccvmTYfi), Gerade die Selten-
dieses letzteren Namens spricht für die Richtigkeit der Zuteilung,
80 wird Psellos auch auf diese Distichen verzichten müssen.
Ausgaben und Hilfsmittel: 1. Von den zahllosen, meist schwer zugänglichen
^n Drucken muss hier abgesehen werden. Die Uauptfundstätten Psellianischer
4-12 Byzantinisohe Litteratnrgeschichte. I. Prosaische Idtteratar.
Schriften sind jetzt: De operatione daemonum ed. Fr. Boissonade, Norimbergae 1838,
mit 26 anderen Stücken verschiedenen Inhalts. — Migne, Patrol. gr. 122, 477 — 1181
Sammelausgabe theologischer, philosophischer und juridischer Werke. — E. N. Sathii»
MBauKoyixfj ßißXioIhrjxt], voll. 4 (1874) und 5 (1875), enthält das Geschichtswerk, Bedn,
Enkomien, apologetische Schriften, gerichtliche Entscheidungen, Briefe u. a. — Auf dii
einzelnen Gattungen verteilt sich die wichtigste Litteratur folgendermassen :
2. Philosophie und Naturwissenschaften: Das Meistd bei Boiasonade mA
Migne a. a. 0. — Kommentar zur Physik des Aristoteles lateinisch ed. Comotini,
Venedig 1554. — Kommentar zum Timftos des Piaton (Elg rfjy tov nkdrioyo^ tpvxoywia»)
ed. Vincent, Not. et extr. 16 (1847) 2, 316—387. — G. Linder, In Plaionis de aniaai
?rocreatione praecepta commentarius, Upsalae 1854. — Einen anonymen, angeblich den
sellos gehörigen TVaktat TIbqI xtav IdBwy äg 6 nXdtioy Xdyei ed. G. Linder, Philolog«
16 (1860) 523—526. — Einen Traktat Tlgog Tovg igtarijaaytag, noaa yiyti xtay fptXo9otp99-
fAsytoy Xoytay^ der durch die Erhaltung von Fragmenten der Aiyvnuaxu des ChireuMa
(1. Jahrh. n. Chr.) wichtig ist, ed. K. N. Sathas, Bulletin de correspond. hellto. 1 (1877)
121 ff., 194 ff., 309 ff. ~ Zwei Traktate Ober die chaldäischen Orakel bei Migne, PaM.
gr. 122, 1123 ff.; ein dritter bei Guil. Kroll. De oraculis Ghaldaicia. Breslan 18M
(= Breslauer philoL Abb. VII 1) S. 73 ff. — Stöcke aus der JidaaxaXia nayrodanij ed-J.
A. Gram er , Anecd. Paris. 1 (1839) 335 ff. (die übrigen bei Migne a. a. 0.). Weitere Ergflnznoni
gab Ch.-£m. Ruelle, XLII chapitres inädits et compl^mentaires du recneil de Michel PtauM
intitulö JufaaxaXia nayrodanfj^ Annuaire de Tassoc. 13 (1879) 230—278. — Ein dai
125. Kapitel der Ji^daaxaXia berichtigendes Brieffragment des Psellos ed. aua Cod. Escor.
Y— III— 12 Paul Tannery, Psellus sur la grande annäe, Revue des ^t. gr. 5 (1892)206
bis 211. — Aus derselben Hs ed. Paul Tannery, Psellus sur les nombres, Revue det
^t. gr. 5 (1892) 343-347. Tannery führt dieses Stück Hegi ttQL»fi(oy auf den Nei^lafto-
niker lamblichos zurück. Mit der darin enthaltenen zahlenmystischen Erklärung der Bil-
dung des Embryo ist ein Traktat des Johannes Pediasimos zu vergleichen; s. diesen. —
Psellos negl nagado^my avayvtoafjLdxiay ed. Westermann, nttgado^oyqdtpoiy Braunschweig
1839 S. 143—148; vgl. S. XLIII ff. — Die Einleitung in die Rythmik ed. J. Caesar,
Rhein. Mus. 1 (1842) 620—633. — Eine meteorologische Schrift ed. Ludw. Jan, Jahns
Jahrb. Supplementb. 7 (1841) 538—550. — Ein Stück TIbqI tov Ttjg dargan^g nvgog xä
ßQovxfjg x€u xegavywy ed. aus Cod. Monac. gr. 287 N. Polites, Jrjfito&eig /ABxeioQoXoyud
fiv&oij Athen 1880 S. 6 f. — Das medizinische Gedicht ed. Fr. Boissonade, Anecd. gr.
1 (1829) 175—232; ebenda S. 233—241 das Verzeichni sder Krankheitsnamen und S. 242
bis 247 der Aufsatz über Landwirtschaft. Auch bei L.I de 1er, Physici et medici graed
minores, vol. 1 (1841) 203 ff. — Zu den physikalischen Problemen: Th. DOhner, Za
Michael Psellus und Plutarch, Philologus 14 (1859) 407—410. — lieber den Verfasser des
logischen Kompendiums s. C. Prantl, Geschichte der Logik II 264 ff. und III 18, sowie
seine Schrift: Michael Psellos und Petrus Hispanus, eine Rechtfertigung, Leipzig 1867.
Dagegen Ch. Thurot, Revue archöol. nouvelle s^rie 10 (1864) Juli-Dezember, und Revue )
critique 1867, Nr. 13 und 17. Val. Rose, Hermes 2 (1867) 146 ff.; ebendort 465 ff. über
Gregorius Solitarius. Vgl. auch noch Ueberweg-Heinze, Grundriss der Geschichte der !
Philosophie II« 186 f. und W. Christ, Gedächtnisrede auf K. Prantl, AbhandL bayer.
Akad. 1889 S. 49. — lieber die Euklidzitate im Hvyrayfda vgL J. L. Heiberg, LittcNrar*
geschichtliche Studien über Euklid, Leipzig, Teubner 1882 S. 213 ff. — Einen mathemati-
schen Brief des Psellos ed. Paul Tannery, Diophanti Alexandrini opera omnia, voL 2
(Leipzig 1895) 37—42. — Zur Schrift über die vier mathematischen Disziplinen vgl. M.
Cantor, Vorlesungen über Geschichte der , Mathematik I* (1894) 472 f. — Einen Brief
des Psellos Tlegl xQvoojioitas bespricht Ch.-Em. Ruelle, La Chrysopöe de Psellus, Revue
des öt. gr. 2 (1889) 260—267. — Auszüge aus philosophischen Traktaten bei Th. Uspenskij,
Das Synodikon für die Woche der Rechtgläubigkeit, Odessa 1893 S. 49—56. ~ Den medi-
zinisch-naturwissenschaftlichen Schriften wie seinem berühmten Namen überhaupt hat es
PseUos zu verdanken, dass ihm spftter auch Hausarzneibücher zugeschrieben wurden
z. B. im Cod. Bonon. Univ. 3633. Vgl. A. Olivieri, Indice de* Codici greci Bolognesi.
Studi ital. di filol. class. 3 (1895) 456. In diese Kategorie gehört wohl auch der Traktat:
üegl (üfionXatooxoniag xai otüiyoitxomag^ den R. Horcher, Philologus 8 (1853) 165 — 168,
und N. Polites, naq^svdiy 1872 S. 1095—1097, ediert haben.
3. Philologie: Gedicht über Grammatik ed. Fr. Boissonade, Anecd. gr. 8 (1831)
200—228; ebendort 429-436 die Rätsel des Psellos und 437-452 die des Megalomites
und Aulikalamos. — Zum grammat. Gedichte vgl. Uhlig's Ausgabe des Dionysius Thraz,
Proleg. S. 40, und das anonyme Gedicht in 1087 politischen Versen bei Boissonade, Anecd.
gr. 2 (1830) 340—393, und das anonyme, ebenfalls in politischen Versen abgefasste Lexikon,
das E. Miller aus einer Athoshandschrift im Annuaire de Tassoc. 8 (1874) 253 — 284
ediert hat. — Gedicht über das jambische Metrum edd. A. Nauck, M^langes Gräco-Rom.
4. Philosophie. (§ 184) 443
I 492 f. und W. Sind em und, Anecdota Varia I 198 f. — Homerische Allegorien ed.
^r. Boissonade mit den Allegorien des Tzetzes, Paris 1851. — Proben aus Homer-
conmentaren ed.K. N. Sathas mit der Abhandlung: Sur les commentaires Byzantins relatifs
KUX comödies de M^nandre, aux poämes d'Homöre etc., Annuaire de Tassoc. 9 (1875)
L87 — 222. - Die Paraphrase zur Uias ed. ohne Autornamen I. Bekker, Scholia in Homeri
[liadem, Berlin 1825-1827 S. 651—811. Sie steht u. a. in den Codd. Bodl. Barocc. 47,
Paris. 1045, Lanr. 32, 42, Laur. Gonv. Soppr. 68, Venet. Marc. IX 33, Vatic. Palat.
H (in den letzteren beiden ohne Automamen). Vgl. Band in i, Gatalogus codd. mss biblio-
iiecae Mediceo-Lanr. II 202. Hauptschriften: Ed. Schmidt, De Uiadis paraphrasi Bek-
ceriana et metaphrasi Villoisoniana, Diss., Königsberg 1875, und: Arthur Ludwich,
^ristarchs Homerische Textkritik 2 (1885) 488-552. — Gedicht und Briefe über Rhe-
torik ed. Chr. Walz, Rhetores Graeci, vol. 3 (1834) 687—703 und vol. 5 (1833) 598—605.
4. Geschichtswerk: Ed. pr. K. N. Sathas, Mea, ßtßho». yo\. 4 (1814). Vgl. die
Bespreehung von E. Miller, Journal des Savants 1875 S. 13—29. — Hilfinnittel: N. Ska-
»alanoviÖ, Byzant. Staat und Kirche im 11. Jahrhundert, Petersburg 1884 (ttber die Ab-
raaaungszeit u. s. w.). — S. Röokl, Blätter f. d. b^er. Gymnasialschulwesen 21 (1885)
I — 19 (über die Quellen und Ausschreiber). — W. Fischer, Beiträge zur historischen
ECritik des Leon Diakonos und Michael Psellos, Mitteil. d. Instituts für Österreich. Ge*
fchichtsforschung 7 (1886) 353—377. — Joh. Seger, Nikephoros Bryennios, München 1888
S. 36 ff. — J. B. Bury, Roman emperors hom Basil II to Isaac Komnenos, The English
histor. review 4 (1889) 41—64; 251 — 285. — Emendationen von J. Pantazides, 'A^waMty
3 (1874) 668-686; 7 (1878) 322-346; 8 (1879) 44-67; 247-257. Auch selbständig er-
schienen als: JiOQ&waeig eig Mtx^rjX ^bXXov jjf^oi^oy^a^/ay, fiSQog a, Athen, *Ex tov xvno-
YQafptlov 'EQfjLov 1879; fiiqog ß' (mit demselben Titel) als Gratulationsschrift an H. Sauppe,
Athen, Blastos 1883. — K. S. K<ontos>, 'Aa^yd 1 (1889) 357 f. (Emendationen). —
Gedicht über die Synoden: Ed. pr. wohl in dem Bändchen: Cyri Theodori Prodromi
epigrammata etc., Basileae 1536. — Ed. K. Simonides, ^Og^odo^tay *EXXijya)y ^eoXoyMal
y^afpal r^uaagBs, London 1865 S. 219—221.
5. Juridische Schriften, Reden, Briefe, Uebungsstücke u. s. w.: Juridische
Schriften bei Migne a. a. 0. — Einige Briefe ed. aus Cod. Palat. 356 Fr. Greuzer in
den ,MisceUanea maximam partem critica curaverunt Fr. Traug. Friedemann et J. D.
Godofr. Seebode* 2 (Wittenberg 1823) 601—623. — Eine Anzahl von Briefen hat L.
Fr. Tafel irrtümlich als Eigentum des Eustathios von Thessalonike (s. diesen)
ediert — Reden und 208 Briefe ed. K. N. Sathas, Mbü. ßißX, vol. 5. Zwei Briefe mit
französischer Uebersetzung hatte Sathas schon im Annuaire de Fassoc. 8 (1874) 193 — 221
mitgeteilt Zum Texte derselben vgl. A. Eberhard, Bursians Jahresbericht Bd 3 (1877)
550 f. — Monodie auf den Schüler Johannes Patrikios ed. Alb. Jahn, Jahns Jahrb.
Supplementb. (= Jahns Archiv) 11 (1845) 347—381. — Den Brief an den Vestarchen
Pothos über Gregor von Nazianz ed. pr. H. 0. Goxe, Catalogi codicum mss bibliothecae
Bodl. pars 1 (1853) 743—751 (aus Cod. Bodl. Miscell. 189 fol. 195 -198. Die Schrift
steht auch im Cod. Vatic. Pal. 402 s. 11 fol. 380—387. Fehlt bei Migne). — Das
damit verwandte Schreiben über Gregor von Nazianz, Basilios, Chrysostomos und Gregor
von Nyssa ed. Fr. Boissonade, 'PeXXog S. 124—131. Wiederholt bei Migne, Patr.
gr. 1Ö2, 901 — 907. — V. Vasiljevskij, Zwei Briefe des byzantinischen Kaisers
Michael VII Dukas an Vsevolod Jaroslaviö, Joum. Min. 1875 Bd. 182 Dezemberheft
S. 270 — 315. V. macht es sehr wahrscheinlich, dass diese zwei von PseUos im Auf-
trage des Kaisers verfassten Briefe mit einer Brautwerbung für des Kaisers Bruder Kon-
stantinos (in der Mea. ßißX, 5 Nr. 143 und 144), als deren Adressaten Sathas u. a. den
Robert Guiscard bezeichnet hatten, vielmehr an den Kiewschen Teilfürsten Vsevolod, den
Sohn des Jaroslav, gerichtet sind. Inhaltlich sind beide Briefe identisch; es sind Ent-
würfe zur Auswahl, von denen nur einer wirklich abgeschickt wurde. Vgl. die Besprechung
von E. Kurtz, B. Z. 3, 630-633. — Zum Texte dieser zwei Briefe W. W(agner), Liter.
Centralbl. 1875 Nr. 25 Sp. 810, und E. Kurtz, 6. Z. 3, 632 Anm. — Einige Reden und
Briefe ed. mit Kommentar B. Hase im Recueil des historiens grecs des croisades 1 (Paris
1875) 1 — 90. — Ueber einiges Neue hat P. Bezobrazov nähere Mitteilungen gemacht,
nämlich über ein Gerichtsprotokoll vom Jahre 1075 {Aoyos inl ftp iy BXax^Qyaig
yfyoyoTi ^avatcfi), Joum. Min. 1889 Bd 262 S. 72—91, einen Ehekontrakt zwischen
Michael VII Dukas und Robert Guiscard, Joum. Min. 1889 Bd 265 S. 23—31, die An-
klagerede gegen den Patriarchen Michael Keralarios, Joum. Min. 1889 Bd 265 S. 32—84.
Vgl. £. Kurtz, B. Z. 2, 167; 3, 633—635. — Allerlei Erzeugnisse der Schulrhetorik von
Psellos bewahrt z. B. der Cod. Barb. gr. U 61. Das interessanteste Stück ist eine
.theologische Etbopoiie', in welcher die alte Rhetorentechnik auf ein christliches Thema
übertragen ist: Tov ^sXXov tj&onoua &eoXoyixtj • Tiyas ay etnoi Xoyovg'jiidrjg xBjqarjfAiQov
to» AaCtiQov dyeyB(^iyxog;
444 Byzantinische Litteraturgeschichte. I. Prosaisohe Littaraiiir.
Mit der Schrift des Psellos Über den Einsturz der Hagia Sophia (E^c rifv tiji ipgfi
lofpiug avfX7iTü)(jiy), die bei Migne, Patr. gr. 122, 911 ff. gedruckt ist, ist zu ver^mkal
des Prokop von Gaza Moyt^dia eig ttjy dyiav £o(pitty nBüovaav dn6 aetafMÖ^ ^^M
Patr. gr. 87, 3, 2837 ff.
6. Poesien: Das Grabgedicht auf die Skleraina ed. L. Sternbach, Ro^nwjrij
Sprawozdania z Posiedzen wydzialu filol. akad. um. 15 (Krakau 1891) 375 — 392 (ans im
Cod. Paris. Suppl. gr. 690; noch unbenutzt ist Cod. Laur. Gonv. soppr. 627 •.]!'
fol. 19). — Das Lehrgedicht über die Psalmen an Kaiser Michael Dokas steht z. GL k
den Codd. Laur. Conv. soppr. 627 foL 93^-95, Marc. 498, BodL Barooc. 25, a U
foL 213—219 u. a. — Ein anonymes Gedicht über den Psalter im Cod. Athoas922aUL
— Die Rätselsammlung ed. Fr. Boissonade, An. gr. 3 (1831) 429— 452; ebenda 453-4»
die kleine Sammlung des „Aulikalamos'* und ein herrenloses Rätsel. (jS«naueres U«'
diese und ältere Rätsel sowie reiche bibliographische und handschriftliche NotiieB ks
G. Dilthey, Symbolae criticae ad anthologiam graecam ex libris mann scriptia petikK^
Ind. lect. f. d. Sommersemester 1891, Göttingen 1891 S. 6—18. Die dem Kaiser MicU
Dukas gewidmeten Rätsel stehen auch im God. Barber. I 41 foL 104. — Die 30 I»
gramme auf Tugenden, Laster u. s. w. im Anhange von: Heraclidis Pontici qoi Arntoäi
aetate vixit Allogoriae in Homeri fabulas de düs ed. Gonr. Gesner, BasÜeae 1544 (mdi
den Epigrammen noch die drei Prosaschriften des Psellos: 'Jyaytayij eig v6y Tämaldr,
*j4XXrjyoQla negl rrjg Iqayyog, ^Jvayiayrj Big xrjv Kigxtjy ßovXofi^yrjy roy udvatria fierafÄOQipmp].
— Ein Epigramm (14 Trimeter) des Michael Psellos .senior* (?) auf die 12 Apostel ei
J. B. Pitra, Spicilegium Solesmense 4 (1858) 496.
7. lieber lieferung: Schon früh wurde eine Sammelausgabe von Schriften dei
Psellos veranstaltet. Ein aus dem 13. Jahrhundert stammendes Exemplar derselben M
der unschätzbare God. Paris. 1182. Andere Hauptfundstätten psellianischer Schriftn
sind die Godd. Matrit. 51. s. 14 (genaue Beschreibung bei Jo. Iriarte, Begiae biU.
Matrit. Codices graeci S. 169—176); Taur. 331 c. II. 34 (jetzt G. V. 6), s. 16; BodL
Barocc. 131, s. 14; Vatic. Pal. 281, i. J. 1040 (?) geschrieben (jetzt wieder in Hddel-
borg); Vatic. Pal. 383 s. 13; Vatic. Urb. 134 s. 15; Laurent. 57, 40 s. 15 (genaie
Beschreibung bei A. M. Bandini, Gatal. codicum gr. bibl. Laur. 2, 398—418). üaad-
schriftliche Mitteilungen gab Gh.-Em. Ruelle, Archives des missions scientifiqnes, 3. a^
tome 2 (1875) 497—627 (s. den Index s. v.).
8. Leben und Schriften: Die Grundlage bildete bis in die neueste Zeit des Leo
A Hat ins Abhandlung: De Psellis et eorum scriptis,. Romae 1634; wiederholt mit Berich-
tigungen bei Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 10, 41- 97 und bei Migne, Patrol. gr. 122,
477—538. — Zur Bibliographie vgl. F. Henrichsen, lieber die sogenannten politiacben
Verse, Leipzig 1839 S. 98—102. -- Viele Berichtigungen und Zusätze zur Biographie gib
K. N. Sathas in den Vorreden zum 4. und 5. Bande der Mea. ßvßX. Auf Sathas beruht di«
hübsche Skizze von E. Egger, im Dictionnaiie des sciences philosophiques sous la direction
de Ad. Franck, Paris 1875 S. 1418 ff. und die ausführlichere Darstellung von A. Rambaad,
Revue historique 3 (1877) 241—282. — Einiges zur Biographie und Gharakteristik gab
Job. Dräseke, Zu Michael Psellos, Zeitschr. f. wissenschaftliche Theologie 32 (1^)
303 — 330. — P. Bezobrazov, Der byzantinische Schriftsteller und Staatsmann Michael
Psellos. I. Biographie des Psellos, Moskau 1890 (russ.). Das mir unzugängliche Werk beruht
nach der Besprechung im Odessaer Jahrb. II (1892) 1 S. 84—96 zum Teil auf neuem hand-
schriftlichen Material. — Bruno Rhodius, Beiträge zur Lebensgeschichte und zu den
Briefen des Psellos. Progr., Plauen 1892. Berichtigungen dazu von J. Seger, B. Z. 2,
148 ff. — A. Sonny, Das Todesjahr des Psellos und die Abfassungszeit der Dioptra, B. Z.
3 (1894) 602 f. — Will. Fischer, Studien zur byzantinischen Geschichte des 11. Jahrh.,
Progr., Plauen 1883, handelt über das mit der Biographie des Psellos eng verbundene
Leben des Patriarchen Johannes Xiphilinos und über die juridische Synopsis des Psellos.
— Ueber Michael Eerularios, zu dem Psellos in engen Beziehungen stand, a. die frei-
lich nicht ganz objektive Darstellung von Fr. Gfrörer, Bjrzantinische Geschichten 3
(Graz 1877) 266 ff., 314 ff. — Anfang einer Bibliographie des Psellos auf Grund des God.
Paris, gr. 1182 bei Sathas, 3/eff. ßißX. 5, cbX. ^—nS'. — Einiges bei W. Engelmann,
Bibliotheca scriptorum classicorum 1 (1880) 656 f. — Weitere bibliographische Mitteilungen
mit drei kleinen Anekdoten von Gh.-Öm. Ruelle, SvXXoyog, ElxwnneyraBTrjQig, naQdgr.
Tov irj To/Äov, 1886 S. 591—614. — Zur Gharakteristik: Ferd. Gregorovius, Geschichte
der Stadt Athen im Mittelalter I 176 ff., und besonders die feinsinnigen Ausführungen von
K. Neumann, Die Weltstellung des byzantinischen Reiches vor den Kreuzzügen, Leipzig
1894 S. 81-93.
185. Johannes Italos (Iwunr^g 6 'haXog), am byzantinischen Hofe
wohl angesehen und auch als Gesandter verwendet, folgte dem Psellos in
4. PhüOBophie. (§§ 185-186) 445
der Würde des vnaxog xdv ^ikoa6(fu)v und wirkte noch mehr als sein
Vorgänger durch eine regsame Lehrthätigkeit; ein starker und heftiger
IMalektiker, widmete er sich vornehmlich der Erklärung aristotelischer
Schriften, berücksichtigte aber auch den Plato und die Neuplatoniker.
Sme interessante Schilderung seines turbulenten Charakters und der hand-
greiflichen Art seines Unterrichtes haben wir in der Alexias der Anna
Komnena (V 8; X 1). Mit der byzantinischen Orthodoxie hatte er wie
auch Eustratios von Nikaea und Leon von Chalkedon heftige Kämpfe zu
bestehen. Über diese in die erste Zeit des Alexios Eomnenos fallenden
Streitigkeiten berichtet ausführlich Niketas Akominatos in seiner Svvotpig
Toir doyiiatiüv xdv xivrjd-ävzcov im trjg ßaaiXeiag tov ßaaiXäcog xvqov 'AXe^iov
Tov Kofivrjvov. Von seinen meist noch unedierten Schriften sind zu nennen:
1. Eine Sanmilung von 93 Antworten auf Anfragen hochstehender Personen
"wie des Michael Parapinakes und des Andronikos Dukas. Diese in der
Art der JidaaxaXia nan^odartrj des Psellos gehaltenen Stücke betreffen
meist die metaphysischen Definitionen des Aristoteles. 2. Ein Kommentar
zum 2. bis 4. Buche der Topika des Aristoteles. 3. Ein Kommentar zu
Aristoteles üegi eQfitjvsiag. 4. Ein Auszug der Dialektik. 5. Ein Aus-
zug der Rhetorik {fxä&oSog tijg ^r/toQixrjg xard (rvvoipiv). 6. Expositiones
logicae. Vgl. A. Busse, Berliner Aristoteleskommentare vol. 4 p. 1 S. L.
1. Vgl. B. Hase, Notices et extraits 9 (1813) 2, 148 ff. und G. Prantl, Geschichte
der Logik II 293 — 295. — Ueber den oben erwähnten Bericht des Niketas Akominatos
vgl. L. Fr. Tafel, Supplementa historiae ecclesiasticae Graecorum saec. XI. XII. Tübinger
Programm 1832. — Ueber den Kommentar zum 2. — 4. Buch der Topik des Aristoteles vgl.
Wal lies, Die griechischen Ausleger der Aristotelischen Topik, Progr. des Sophiengymna-
siums zu Berlin 1891 S. 24—27, und Wal lies, Praefatio zu Alexander von Aphrodisias
in Aristotelis Topica, Berliner Aristoteleskommentare vol. 2 p. 2 S. XLVII — L. In seiner
Benfltznng des Alexander von Aphrodisias im Kommentar zur Topik zeigt sich der vnafog
^piXoaotftoy als ein sklavischer Abschreiber. — Hauptschrift über Johannes Italos, Leo von
Chalkedon, Eustratios von Nikaea, den Mönch Nilos und die Konflikte ihrer Philosophie
mit der Kirche: Th. Uspenskij, Die theologische und philosophische Bewegimg in dem
Byzanz des 11. und 12. Jahrb., Joum. Min. 1891, Bd 277, Septemberheft S. 102—159,
Oxtoberheft S. 283—324. Wiederholt in dem Buche: Skizzen zur Geschichte der byzan-
tinischen Kultur, Petersburg 1892 S. 146—245. — Auszüge aus des Johannes Italos
Schriften gab Th. Uspenskij, Das Synodikon für die Woche der Rechtgläubigkeit Odessa
1893 S. 57-67.
2. Zur Ueberlieferung seien notiert die Codd. Marc. gr. 519, s. 15, der foL
56^85 den Auszug der Dialektik enth<. Es cur. X. I. 11, s. 16 (mehrere Schriften),
Es cur. ü, IV. 14, s. 15 (Synopsis organi).
186. Nikephoros Blemmydes {NixrjifoQog d BXsfifivitjg, weniger ver-
bürgt BXsfiixidrfi) gehört zu den am besten bekannten Personen der byzan-
tinischen Litteraturgeschichte und zugleich zu denen, in welchen sich das
byzantinische Wesen mit seinen Licht- und Schattenseiten am schärfisten
ausgeprägt hat. Im Jahre 1197 oder 1198 zu Eonstantinopel als Sohn
eines Arztes geboren, verliess er nach der lateinischen Eroberung die
Hauptstadt und erhielt in verschiedenen Orten Kleinasiens eine vielseitige
Ausbildung. Zum Jüngling herangereift widmete er sich dem geistlichen
Berufe und trat in den Klerus von Konstantinopel ein, der damals in
Nikaea neben dem Klerus dieser Stadt waltete. Blemmydes kam bald in
enge Beziehungen zum kaiserlichen Hofe und wurde der Lehrer des nach-
maligen Kaisers Theodoros II Laskaris, der ihm auch später treue An-
hänglichkeit bewahrte. Das innige Verhältnis des fürstlichen Schülers zu
446 fiyzantinisohe Litteraiurgesohiolite. 1. Prosaische Liiieratiir.
seinem Lehrer bezeugen eine Anzahl von Briefen, die uns im Cod.
9, 35 erhalten sind. Nach mancherlei Misshelligkeiten, an denen
stolzes und verletzendes Wesen wohl nicht wenig Schuld trug, lieas A
Blemmydes zum Mönche scheren und erbaute ein Kloster bei Ephesoi^i
dessen Leitung er übernahm. Im Jahre 1255 wurde ihm wegen Beim
Gelehrsamkeit die Patriarchenwürde angeboten; er erwiderte aber ak
lehnend und begnügte sich damit, im Mönchskleide nach wie vor fii
Interessen der Kirche und der Bildung durch eine reiche schriftstellerisdi
Thätigkeit zu fördern. An den Verhandlungen über die Union nahm 9\
regen Anteil; seine Parteirichtung bedarf jedoch noch der Aufklänmg^
wie es scheint, bewahrte er zwischen den Unionsfreunden und der extrenh
orthodoxen Richtung eine vermittelnde Stellung. In stiller Zurückgezog»-!
heit starb er um das Jahr 1272. Das hohe Ansehen, das Blemmydes k
der Folgezeit genoss, bezeugt u. a. der Historiker Nikephoros Gregoraa,
der ihn wiederholt lobend erwähnt z. B. mit den Worten: UtnJQ dk ov%%
oTioar^v T€ "^EXXrjvcDV vfivovai natdeg xal onotfrjv ol trjg xa&* f^ixag exxXrjaia^
ngocrdrai xal ^jzogeg eg lijfisTäQav wifäXeiav ngovO-fjxav, Ed. Bonn. I 46^
11 ff.; vgl. ebenda I 55, 11 ff.; 129, 14 ff.
Die SchriftsteUerei des Blemmydes verteilt sich auf die Gebiete der
Philosophie, Theologie, Geographie, Rhetorik und Poesie. 1. Ein Hand-
buch der Logik und Physik in zwei Teilen: Etaaytayixrjg imtofüf
ßißXiov a\ iniTOfifj Xoyix^g^ ßißXtov ß" : nsQi (pvtfixijg dxQoätrewg. Das Werk,
dessen Quellen noch der Untersuchung bedürfen, genoss, wie die Menge
der Handschriften beweist, hohes Ansehen und gehörte zu den beliebtesten
philosophischen Lehrbüchern der byzantinischen Zeit. Ohne grössere Be-
deutung ist ein Auszug aus der Isagoge des Porphyrios.
2. Der theologischen Schriften des Blemmydes ist schon in dem
von Ehrhard bearbeiteten Abschnitt S. 93 f., 135 f. gedacht worden.
Dazu kommt ein Enkomion auf den Evangelisten Johannes und ein
erst jüngst bekannt gewordenes Werk, ein Typikon für das von Blem-
mydes gegründete Kloster, von dem leider nur drei Kapitel erhalten zu sein
scheinen. Die Vorschriften dieses Klostergesetzbuches zeigen eine seltsame
Mischung von grausamer Härte und humaner Liberalität. Das Sitzen in
der Kirche verbietet Blemmydes gänzlich, selbst Kranken und Greisen,
und die Mönche seines Klosters müssen auch die sogenannten Kathismata
stehend singen. Dagegen gestattet er reichliche Ernährung und Wein-
genuss, weil das den Hochmut (der Askese) vertreibe und dem Körper
Kraft zu geistiger Arbeit verleihe (tovro ydg xal rvifov dneXavvhi xai
nQog rag nvevfiaTixdg igyaciag laxvv Blaoixi^si T(p (toi flau).
3. Im Zusammenhang mit seinen naturphilosophischen Studien steht
die Thätigkeit des Blemmydes auf dem sonst in Byzanz so wenig beliebten
Gebiete der Geographie, dem er zwei wohl für den Schulunterricht be-
stimmte Schriftchen gewidmet hat: A. Einen geographischen Abrise
{rstoyQa^i'a awomixT]), der in der Hauptsache auf eine Paraphrase des
Dionysios Periegetes zurückgeht. B. Die zweite kurz gefasste Erd-
forschung, einem orthodoxen Fürsten gewidmet (Exäqa tcro^a neqi %i^i
4. PhUoBophie. (§ 186) 447
'i^g er avvcipBi n^og tira ßaciXia oQ&oio^oi), Es ist ein Aufsatz über die
Grösse und Kugelgestalt der Erde.
4. Unter den rhetorischen Schriften erregen die grösste Teil-
lahme zwei in den Jahren 1264 und 1265 verfasste Selbstbiographien,
älemmydes erzählt uns freilich nicht sein ganzes Leben, sondern nur die
v^ichtigsten Ereignisse, besonders diejenigen, welche geeignet sind, seine
Person in ein vorteilhaftes Licht zu setzen. Obschon er aber einen Auto-
>anegyrikos schreibt und sorgfältig bemüht ist, jeden Flecken zu ver-
lecken oder schön zu färben, legt er, ohne es zu wollen, sein ganzes echt
)yzantinische8 Charakterbild vor unseren Augen auseinander. Seine zweifel-
ose litterarische und dialektische Begabung, seine über das Niveau der
Seit erhabene Oelehrsamkeit, sein energisches Temperament und der selbst-
)ewu88te Ton unabhängiger Überzeugung treten nicht weniger deutlich
lervor als seine jeder konzilianten Regung verschlossene Starrheit, seine
)ft kleinliche Pedanterie, sein eitles Behagen an spitzfindigster Sophistik,
las sich in dem selbstgefälligen Berichte über sein Wortgefecht mit dem
hrctrog ^iXoaoifiav Demetrios Karykes köstlich verrät, vor allem aber
lie durch keinerlei sittliche Selbstzucht gemilderte Einbildung auf sein
überlegenes Wissen, seinen Scharfsinn, seine lautere Gesinnung, seine
Frömmigkeit und sein auserlesenes Schutzverhältnis zu Gott. In der
letzteren Hinsicht mutet Blemmydes der Vertrauensseligkeit seiner Leser
unglaubliche Dinge zu. Einmal überfiel ihn nachts in einer einsamen
Klausnerei ein Räuber und stiess mit einem langen Dolche unablässig auf
ihn ein; aber trotz aller Mühe vermochte er den frommen Einsiedler nicht
zu töten und musste endlich beim Morgengrauen unverrichteter Dinge
von dannen ziehen. Wenn die staunende Verehrung treuer Schüler oder
die fromme Begeisterung späterer Geschlechter die Thatsachen eines heilig-
massigen Lebens mit den Ranken phantastischer Erfindung umwindet,
so ist das verständlich und verzeihlich; Blemmydes aber hielt es für
sicherer, die Schilderung seiner Thaten und die nötige Verzierung nicht
einem Schüler zu überlassen, sondern in eigener Person auszuführen. Als
wirksame Folie diente ihm das dunkle Bild, das er von seinen kirchlichen
und persönlichen Widersachern entwirft. Sehr bezeichnend ist die äusserst
schwache Betonung der politischen Drangsalen des Reiches; kaum wird
man inne, dass das Zentrum und der Schwerpunkt des Staates von Kon-
stantinopel nach Nikaea verlegt ist. Will man die auf kirchlichen und
antikpoetischen Mitteln beruhende Stilschnörkelei und die masslose Hoffart
der Selbstbeschreibung des Blemmydes vollauf empfinden, braucht man sie
nur mit der Autobiographie seines Zeitgenossen Gregor von Cypern
zusammenzuhalten. Immerhin sind diese biographischen Aufzeichnungen
durch eine Fülle von Nachrichten über die kirchenpolitischen und höfischen
Verhältnisse der Zeit stofflich von grösster Wichtigkeit.
An seinen Schüler Theodoros Laskaris richtete Blemmydes eine Schrift
über die Pflichten eines Regenten mit dem Titel „Musterbild eines
Königs*: Aoyog^ og eneataXt] Tfjri ßacirXeX ßaaiXixog xXrj&elg ävigidg.
Er erwähnt sie selbst in seiner Autobiographie (S. 88, 1 ed. Heisenberg).
Dieser in geschraubter, blumenreicher und oft unklarer Sprache abgefassto
448 ByEantinische LitterainrgeBchiohte. I. Pronauiphe Litteratar.
Essay, der noch auf seine antiken Muster untersucht werden muss,
später von dem Diakon Georgios Galesiotes in Gemeinschaft
Georgios Oinaiotes einer leichter verständlichen Paraphrase untei
Tov (SoffOüTatov xvqov NixYjifoqov %oi BXcfifivdov Xoyog nfgl ßaati^iag pLiu
(pQaad-eig nQog ro aafptarsQov naqu xov aaxeXXiov rijg fAsyäXrfi ixuXi
XVQOV rttoQyiov xov FaXriamxov xai toi OivaidTov xvqov Fefo^iaVy
XoyKOTccTwv dvSQwr xai ^r^toQUiv. Hieher gehören auch die Briefe
Blemmydes an Theodoros Laskaris.
5. Unter den poetischen Versuchen des Blemmydes steht an
Spitze ein Gedicht in 272 politischen Versen, das er an den Kaiser Johl
Dukas Batatzes richtete, als er bei demselben von seinem Schüler Romi
in niederträchtiger Weise verleumdet worden war. Dass ein Byzantiner,]
wenn er sich dem Kaiser naht, den grössten Teil seiner Besinnung Te^
liere, ist durch Tradition und Hofetikette unweigerlich gefordert, uni]
auch Blemmydes sündigt nicht gegen dieses allgemeine Gesetz; nur
die nervöse Devotion hier noch stärker als in ähnlichen byzantini8cliai|
Hofpoesien, weil Blemmydes sie mit dem äussersten Gegensatz verbindet»
mit derber Grobheit gegen seinen Verleumder, zu dessen Zerschmetterung
er den ganzen Vorrat antiker Schimpfwörter nebst manchen kühnen
Neubildungen aufbietet. An diese geharnischte Verteidigungsepistel'
reiht sich ein Epigramm in 25 politischen Versen zur Begrüssung
des dem Kaiser Theodoros Laskaris geborenen Sohnes Johannes. Während
sich Blemmydes im Verkehr mit dem Hofe der Herrschaft des Allerwelts-
verses nicht entziehen wollte, Hess ihn, als er sich ohne Rücksicht auf
einen bestimmten Leser äussern konnte, seine klassische Bildung ziun
Hexameter greifen, einem Verse, der vor seiner Zeit ungemein selten war
und erst im 14. und 15. Jahrhundert unter dem Einflüsse des byzantini-
schen Humanismus häufiger angewendet wurde. Er verfasste im epischen
Masse und Dialekte ein Gedicht auf das Sosandronkloster {jxovr tm
SoDadvÖQwv), Demselben Vorwurfe widmete er auch ein jambisches Ge-
dicht. Im jambischen Masse besang er auch den hl. Demetrios. Endlich
haben wir von Blemmydes eine aus rythmisch gebauten und jambischen \
Stücken zusammengesetzte ^ÄxoXovd^ia sig %6v dyiov Fqtjyoqiov tov x^eoXoyov,
1. Ausgaben und Hilfsmittel: A.Handbuch der Logik und Physik: Nach
älteren Drucken bei Migne, Patr. gr. 142, 527—1634. — Vgl. C. Prantl, Geschichte
der Logik im Abendlande 1 (1855) 658 und 2 (1861) 295. — Einzelne Abschnitte der Physik
sind auch separat überliefert. Vgl. darüber Val. Rose, An. gr. et graecolat. 1 (1864) 26.
B. Theologie: Das Typikon ed. A. Heisenberg (s. u.). Vgl. § 137, wo dieses
Typikon nachzutragen ist. — Ueber die Ausgaben der übrigen theologischen Sachen s. S. 94.
C. Die zwei geographischen Schriften ed. G. Spohn, Nicephori Blemmidae
duo opuscula geographica, Lipsiae 1818 (mit reichlichem Kommentar und einer kartogra-
phischen Tafel). Dann in: Jixaiägxov tov Meaaijylov ayaygafpf} xai ßiog 'EXXddog studio
Gul. Manzi, Romae 1819 S. 62—102. — Nicephori Blemmidae geographiae conspectus
e codice bibliothecae acad. Upsal. editus et latine versus, Upsalae 1818 (mir nur aus der
Erwähnung bei Ch. Graux, Archives des missions scientifiques III. sörie, tome 15 (1889)
348 bekannt). — Die reioyQatpin avyonrt.xtj auch in der Ausgabe des Dionysios Periegetes
von G. Bernhardy, Leipzig 1828 S. 404-426. — Beide Schriften bei C Müller, Geo-
graphi graeci minores 2, 458—470. — H. Aen. Fr. Haase, Miscellaneorum philoL liber II,
Universitätsschr., Breslau 1858 S. 10 f. (unbedeutende geogr. Exzerpte aus Blemmydes).
Ein mit der 'Eregn Urrogia verwandtes anonymes Werk TfeQi ovQftyov xai ;'^c-
ijXiov, (jeXtjrt}<:. /Qot'ov xai rjfKQwv steht noch unediert im Cod. Paris, gr. 854. Vgl.
l^redow, Epistolae Parisienses, Lipsiae 1812 S. 60.
4. Philosophie. (§ 186). 449
D. Rhetorik: Baaihxog av&QKtg mit der erwähnten Paraphrase und lateinischer
Jebersetzung ed. A. Mai, Scriptorum vetemm nova collectio 2 (Rom 1827) 609—670. —
IViederholt bei Migne, Patr. gr. 142, 611—674. — Georgios Galesiotes, der Para-
itirast des Andrias, ist wohl identisch mit dem Georgios Galesiotes, von dem der Codex
^atic. gr. 112 fol. 63 und 82 die zwei Schriften: naga/^v&ijTixi^ ngog top KvnQioy und:
Wo9^wdia inl BeodwQw tm Sar&onovXt^ überliefert.
Einen Teil einer Autobiographie ed. A. K. Demetrakopulos, 'ExxXrjautaiixij ßißXio-
hjxtj 1 (1866) 380-395. Vgl. Haneberg, Theolog. Literaturbl. 1 (1866) 773-775, der
i. a. auf den Cod. Monac. gr. 225 hinweist. — Die zwei Selbstbiographien, das Typikon
ind die Gedichte ed. Aug. Heisenberg, Leipzig, Bibliotheca Teubneriana 1896. Die
'rolegomena enthalten eine ausführliche Abhandlung über das Leben und die Schriften des
Uemmydes. — Den Briefwechsel des Blemmydes mit Theodoros II Laskaris wird dem-
iftchst Niecola Festa herausgeben. — Ein offener Brief des Blemmydes, in welchem er
tber die Ausschliessung der Mfttresse des Kaisers Johannes Dukas Batatzes Markesina
US der Kirche seines Klosters berichtet, ist ediert im Kommentar zu Georgios Akropolites
d. Bonn. S. 260— 262. Auch bei Migne, Patr. gr. 142, 605—610. Vgl. Nikephoros Gre-
;ora8 ed. Bonn. I 46, 3 ff. — Ein Brief eines gewissen Sabas an Blemmydes steht im
/od. Lanr. 87, 16 fol. 64^. Vgl. A. M. Bandini, Catalogus codicum graecorum bibl. Lau-
entianae 3 (1770) 398.
£. Gedichte: Ed. A. Heisenberg (s. o.). — Nichts Genaueres ist mir bekannt über
lie 162 politischen Verse des Blemmydes, die der Cod. Bodl. Barocc. 131 fol. 171 auf-
»e'wahrt (Inc. Ktixto xitnyog, «vta ro nvQ xal rdv xttnvdv XafinQvysi),
2. Leben und Schriften: Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 11, 394 f. — A. K. De-
Detrakopnlos, *ExxXijir, ßtßXio&ijxij 1 (1866) xe—Xß'. — Hauptschrift: A. Heisenberg,
I. a. O.
3. Im Cod. V ind ob. med. gr. 45 (Nessel) werden dem Blemmydes, wohl ohne ge-
iQgende Gew&hr, mehrere medizinische Traktate und ein regelrechtes Hausarzneibuch zu-
eeteilt. Auch medizinische Traktate in der Form von Kirchenliedern gehen in manchen
fiss unter dem Namen des Blemmydes.
Budlrach der kUw. Altertunuwtraonachaft IX. 1. Abtlg. 2. Auü. 29
5. Rhetorik, Sophistik und Epistolographie.
187. Schulrhetorik. Wie alle Schulfacher ist auch die Beredsamkeit
im byzantinischen Zeitalter emsig gepflegt worden; zur Erfindung einer
neuen und originalen Methode ist es jedoch hier noch weniger gekommen
als in anderen Disziplinen. Schon in der römischen Zeit war das fein
ausgebaute System der alten Rhetorik durch Hermogenes und Aphtho-
nios auf das Niveau einer äusserlichen und mechanischen Unterweisung
herabgesunken. Die Vorschriften dieser zwei unbedeutenden Köpfe erlangten
bald eine unbeschränkte Herrschaft über die Schule und wurden auch das
ganze Mittelalter hindurch in einer endlosen Kette von Traktaten und
Handbüchern von Generation zu Generation verpflanzt, ausgezogen, erklärt
und durch Musterübungen erweitert; vergeblich aber suchen wir einen
neuen Grundgedanken. Die ungeordneten Massen der byzantinischen
Schulhefte und Lehrbücher beschweren die Bibliotheken und die Biblio-
graphie; sie lassen sich aber, bei Lichte besehen, alle auf einige Urquellen
zurückführen. Eine ausführliche Betrachtung und genealogische Prüfung
dieser unreinlichen Abklatsche uns erhaltener Vorbilder kann weder der
Philologie noch der Kulturgeschichte erheblichen Nutzen bringen. Höchstens
gewinnt durch die Einsicht in die unselbständigen neuen Auflagen und
Überarbeitungen unsere Vorstellung vom byzantinischen Schulbetriebe
einiges an Deutlichkeit; aber auch hiefür genügt die allgemeine Beobach-
tung der ununterbrochenen Erbfolge dieser Bücher und die Sicherheit, dass
die rhetorische Schultradition von der römischen Zeit bis in die letzten
Jahrhunderte von Byzanz sich gleich geblieben ist in den Formen und in
den Stofl'en, nur dass sich jetzt zu den hergebrachten Themen aus der
alten Mythologie und Geschichte christliche und mittelalterliche
Motive gesellen und im friedlichen Vereine neben jenen einhergehen.
Die grammatisch-rhetorische Schulung wurde aber um so notwendiger, je
mehr die Litteratursprache den Zusammenhang mit der Rede des Lebens
einbüsste, und je schwieriger infolgedessen für den Schriftsteller die Aus-
bildung eines persönlichen Stiles wurde. Gründliche Kenntnis der über-
lieferten Formen ward bald eine unerlässliche Vorbedingung jeder littera-
rischen Leistung. So gewann der tote Formalismus immer mehr Einfluss
auf die Litteratur und bedingte jenen stereotypen Charakter, der so sehr
auffallt 7 wenn man grössere Massen byzantinischer Schriften in einem
5. Rhetorik, Sophistik and Epiatolographie. (§ 187) 451
urzen Zeitraum durchliest. Doch gab es zum Glück immer wieder einzelne
[änner, welche die Schablone der Schulstube abzustreifen und den spröden
toflf der mit Tradition überladenen Schriftsprache originell zu verarbeiten
erstanden. Niemals hat die überlieferte Formel bei den Byzantinern
ine solche Herrschaft erlangt wie bei den Lateinern in den duiüceln Jahr-
underten. ^) Die wichtigste Rolle spielten in der byzantinischen Anleitung
im Prosastil die alten Progymnasmata d. h. die methodisch ansteigende
oaxbeitung von Fabeln (juv^oi), Erzählungen {ditjyijfiaTa), Chrien (xQ^tai)^
Widerlegungen {ävaffxevai) , Begründungen {xatatrxevai) , Sinnsprüchen
ncögxai) und Ethopöien (rjd^onouai).
Eine übergrosse Zahl von Proben dieser langweiligsten Erzeugnisse .
es griechisch-byzantinischen Geistes hat Chr. Walz in den neun Bänden
einer Rhetores Graeci veröflEentlicht; weniger bemühte er sich um die Auf-
ellung der Chronologie und Genealogie dieser Werke; der gleiche
"orwurf trifft auch Gramer und Boissonade, in deren Anecdota sich
inige weitere Stücke verirrt haben. Wir finden bei Walz ausser vielen
nonymen Werken die rhetorischen Schriften des Michael Psellos, des
nkephoros Basilake s (um die Mitte des 12. Jahrhunderts), des Johannes
?zetzes, des Gregor von Korinth, des Georgio8Pachymeres(s. § 126),
les Maximos Planudes, des Georgios Plethon Svv%o(irj negC Tivtov
uQwv T^g ^rjTOQixijg^ endlich die rhetorische Epitome des Matthaeos Kama-
iotes, der um die Mitte des 15. Jahrhunderts in Eonstantinopel als
jehrer der Philosophie, Rhetorik und Grammatik wirkte, die Svvoipig ^r^-
0Q$xi]g eines gewissen Joseph Pinaros Rhakendytes, eine Schrift iZc^l
QOTTODv eines ebenfalls unbekannten Eokondrios u. a. Übrigens versteht
deh von selbst, dass die handschriftlich überlieferten Autornamen bei
liesen von Geschlecht zu Geschlecht sich vererbenden Schulbüchern stets
mit der grössten Vorsicht entgegenzunehmen sind.
1. Hauptwerk: Chr. Walz, Rhetores Graeci, 9 voU., Stattgartiae 1832—36. —
Bedeutend gesichtet ist der von Walz gebotene Stoff in den Rhetores Graeci ex recogn.
L Spengel, 3 voll., Leipzig, Bibl. TeuJbin. 1853—56. — Neubearbeitung von A. Römer
and C. Hammer, bis jelzt yol. I 1—2, Leipzig, Bibl. Teubn. 1885—1894. — lieber die
vorbyzantinischen Fortsetzer des Hermogenes und Aphthonios s. W. Christ, Griechische
Litteraturgeschichte, 2. Aufl. § 495 ff.
2. Die Exzerpte aus Hermogenes üegl idBuiy und aus der von Suidas bezeugten
Schrift des Lachares He^t xoiXov xal xoftfÄatog xai nsQiodov, welche Walz, Rhet. gr. III
712—723, unter dem Namen des Kastor veröffentlichte, stammen in Wahrheit von einem
Anonymus, der wahrscheinlich im Anfang des 10. Jahrhunderts lebte; der Titel KdaroQog
'Miov ^oQog rov xal (piXogtofiaiov ist eine Fälschung des Konstantin Palaeokappa.
Die namentlich im zweiten Teil wertvolle Schrift wurde neuerdings kritisch untersucht
ond ediert von W. Studemund: Pseudo-Castoris excerpta rhetorica, Breslau 1888 (Gratu-
lationsschrift zum Jubiläum der Universität Bologna).
3. Im Cod. Paris, gr. 2830 fol. 201—216'' steht unier dem Namen des Matthaeos
BUstares eine rhetorische Epitome mit der Ueberschrift: *^QX^ ^^^ ^^f ^^'^ diaiQi<fBo>y
TMi' axfjfÄartoy rijg ^roQixtjs rixytjg. Ob dieselbe mit einem der von Walz mitgeteilten
Handbacher, etwa mit dem des Matthaeos Kamariotes (Walz 6, 599—644), identisch
ist, vermag ich nicht zu sagen.
0 Dana ees bas temps de la litt^ratore,
le style ^tfit si rare que tout devenait for-
mnle. Les biographes des papes ont des
fonnales pour d^crire leur carridre eccl^-
ibiüqae et mtoe leur caract^re, pour ra-
conter les inondations du Tibre, m^me les
constructions d'4glises. L. Duchesne, Le
Liber Diumus, Biblioth^que de T^cole des
chartes 52 (1891) 29.
^^-
452 ByzantiniBohe LitteratnrgMohichte. I. Prosaische Li
4. üeber das Leben und die Schriften des Matthaeos Eamariotes vgl K. N.
Sathas, NeoeXX. q>tXoXoyla S. 60 f., über die Ediiio princeps seiner Rhetorik (AiigB]»i|
1595) E. Legrand, BibHogr. heU. 2 (1885) 108 ff. - Zu Kokondrios vgL Ch. E. Finckl,
Zu Kokondrios Ue^l r^ntoy, Philologus 26 (1867) 713-715; 28 (1869) 221—229.
5. Ignatios Chortasmenos, ein seiner Person und Zeit nach unbekanntenr MaB%
schrieb einen Kommentar zu den Progymnasmata des Aphthonios. Er steht z. B. im Coi
Flor. Riccard. 58 foL 1 ff. VgL die Notizen von G. Yitelli, Studi itaL di filoL dtm.
2 (1894) 508 und 570.
6. Bezeichnend fOr den humanistisch-philologischen Grundcharakter aller fonnaUi
Bildung in Byzanz ist es, dass die Aufstellung einer besonderen Theorie für die kircli«
liehe Beredsamkeit als überflüssig erachtet wurde. VgL S. 162. Ganz vereinzelt stell
die offenbar späte ZxiayQaffla, eine Anweisung zur Abfassung geistlicher, moralischer luj
panegyrischer Reden. Cod. Athen. 1196 s. 17.
188. Briefsteller. Zur Theorie der Rhetorik gehört die der Epistolo-
graphie. Doch scheint man im Altertum die spezielle Vorbereitung für
diese schönrednerische Gattung, die mit dem praktischen Leben am engsten
verbunden war, wenig betont zu haben. Die älteste Anweisung über des
Briefstil ist wohl eine Stelle in dem falschlich unter dem Namen des
Demetrios von Phaleron überlieferten Werke llsQi sQfitjvelaQ, die audi
separat überliefert und gedruckt wurde. Denselben Gegenstand behandelt
ein Traktat des älteren Philostratos, der wahrscheinlich ein Brach-
stück seiner Jiakb^etg darstellt. Dazu kommt ein im Cod. Laur. 60, 16 dem
Demetrios von Phaleron zugeteiltes, in Wahrheit aber wohl anonymes
Schriftchen Tinoi imaxokixoi ^ in welchen 21 Briefarten aufgezählt
werden. Ähnlich angelegt ist ein oft überliefertes Büchlein 'J^/ricrroAijuaiiN
XaQaKxrJQsq^ das bald dem Libanios, bald (in anderer Redaktion) dem
Neuplatoniker Proklos zugeschrieben wird, aber keinem von beiden
gehören kann; hier ist die Zahl der Briefarten auf 41 gesteigert; jede
Art wird definiert und durch ein kleines Musterbeispiel illustriert
Endlich geben einige Anweisungen über Briefstil Gregor von Nazianz
in einem Briefe an Nikobulos und Photios in einem der Briefe an
Amphilochios. Je mehr nun aber in der byzantinischen Zeit die Schrift-
sprache den Zusammenhang mit dem Leben verlor, desto dringender musste
sich das Bedürfnis fühlbar machen, dem litterarisch nicht geübten Publikum
für die Abfassung wichtiger Briefe praktische Regeln und Muster an
die Hand zu geben. Man wird sich über solche Vorschriften nicht
wundern, wenn man bedenkt, welche Rolle noch in unserem von all-
gemeiner Bildung überfliessenden Zeitalter die Briefsteller spielen, und
wenn man weiss, dass in ihnen auf Verhältnisse und Personen Rücksicht
genommen ist, denen kein Mensch das Bedürfnis nach einem solchen
Gängelbande zutrauen würde. In der That gibt es zahlreiche byzantinische
Handschriften, welche Briefsteller und verwandte Lehrbücher enthalten;
sie bedürfen aber noch der Ordnung und Sichtung. Der Begriff des
Epistolars ist ziemlich weit ausgedehnt; ausser für eigentliche Briefe werden
auch für andere Schriftstücke z. B. Zeugnisse, Anstellungsdekrete
u. s. w. Regeln erteilt. Auch Notariatsformulare u. dergl. werden mit
den Briefstellern verbunden; die höchste Stufe bilden die Formulare der
Proömien für kaiserliche und patriarchale Goldbullen, wie sie
z. B. Demetrios Kydones verfasste (s. § 207). Vornehmlich sind in den
byzantinischen Briefstellern die Bedürfnisse des Staates und der Kirche
5. Rhetorik, Sophistik und Epistolographie. (§ 188) 45B
berücksichtigt; doch gibt es auch Muster für Briefe »an einen Beliebigen".
Zu den Briefstellern im engeren Sinne kommen die im klassischen Lande
der Etikette so wichtigen Adressen- und Titulaturenbücher. Da die
vorgeschriebene Anredeform sowohl nach dem Adressaten als auch nach dem
Schreiber wechselte, so waren hier exakte Anweisungen unentbehrlich.
Endlich werden in diesen Hilfsbüchem auch die Vorschriften mitgeteilt,
welche für die Anwendung von Gold-, Silber-, Blei- und Wachs-
siegel galten. Die offiziellen Adressen- und Titulaturenbücher sind auch
beachtenswert als Quellen für die Kenntnis der Beamtenordnung und der
Rangfolge der Bischöfe und Metropoliten. Ihr Wert besteht namentlich
darin, dass in ihnen noch mehr als in den Notitiae episcopatuum (s. S. 415)
den aktuellen Zuständen Rechnung getragen ist.
Die grösste Verbreitung scheinen die Briefsteller in den letzten Jahr-
hunderten des Reiches und in der Türkenzeit gewonnen zu haben. In den
Handschriften des 15. — 19. Jahrhunderts, wie sie namentlich in den Athos-
büchereien so zahlreich sind, erscheinen Epistolare weit häufiger als in
älteren Codices. Hier trifft man sogar Briefsteller in der Volkssprache
und Briefsteller für jedermann (iniaxoXdQiov xotvov elg xdO^e avxß^Qwnov);
es begegnen uns zeremonielle oder Anstands-Briefe mit der sehr unklassi-
schen Überschrift: ^EniCToXal r^egfiono^ai. Aus derselben späten Zeit
stanunen wohl auch die Sammlungen von Sentenzen und Ausdrücken für
Briefe: Fviofim xai ixifqdasig ngog x^civ ev ini<noXaTg, Der gebräuchlichste
Briefsteller der neueren Zeit ist das oft gedruckte Werk des bekannten
Philosophen Theophilos Eorydalleus: IIsQi iniCToXixäv tvtkov. Auch
andere neugriechische Briefsteller wurden im Drucke veröffentlicht.
1. Aasgaben: Die sechs im Anfang des Textes genannten Schriften sind nach
älteren Drucken zosammengefasst von R. Her eher, Epistolographi graeci, Paris, Didot
1873 S. 1 — 16. — Den Traktat des Pseudo- Proklos bezw. Pseudo-Libanios ed. An t. West er-
mann, Proclus Diadochus, De conscribendis epistolis libellns, Leipzig 1856, dann ohne
Kenntnis dieser Ausgabe H. Hinck, Die imcToXi/naioi x^Q^^VQ^^ ^^^ Pseudo-Libanios,
Jahns Jahrb. 99 (1869) 537 — 562 (mit guter Darlegung der gesamten üeberlieferung). —
Ein aus dem 15. Jahrhundert stammendes Adressenbuch C^^eatg yia^ öntag vvv ygatpsi,
6 KnoXetifg naTQittQXV^ t';^ ndntf xal roTi XomoTg naxQiaQx^^^^ u- &• ^O ^^^ oben besprochenen
Art ed. Migne, Patrol. gr. 107, 404—418. — Notariatsformulare und Verwandtes,
ed. K. N. Sathas, Mea, BißX. 6 (1877) 607—653. Vgl. K. E. Zachariae von Lingen-
thal, Beiträge zur Geschichte des byzantinischen ürkundenwesens, B. Z. 2 (1893) 177 — 186.
— Der Briefsteller des Theophilos Eorydalleus wurde zuerst in London 1625 von
Nikodemos Metazas herausgegeben : Tov aotptoxttiov xvqIov SeotpiXov tov KoQv4aXXiiag nsgl
irturzoXixwy tvTttay, Londini, Ex officina G. S. Typographi 1625. Dann öfter wiederholt
z. B. Venedig 1786. — y^oy inKTToXaQioy Leipzig 1778, wiederholt Venedig 1785 (mir nur
aus Fr. Boissonade, Anecdota Nova S. 74 bekannt). — Endlich veröffentlichte ein Arzt
Basilios ein 'EmazoXfiQtoy ix dtaq>6Qioy igayia^^iy, Epel 1804, ein ziemlich umfangreiches
Buch, in welchem zuerst 40 Arten von Briefen definiert und erläutert, dann zaüblreiche
Musterbeispiele mitgeteilt werden.
2. Hilfsmittel: Eine Uebersicht der epistolographischen Litteratur und Theorie
gaben Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 1, 662—703, und A. Westermann, De epistolarum
scriptoribns graecis, 8 Universitätsprogramme, Leipzig 1851 — 1855. — Dazu Hinck und
Hercher a. oben a. 0.
3. Üeberlieferung: Byzantinische Briefsteller und Adressenbttcher sind in zahl-
reichen Hss erhalten, doch wird man wenige Exemplare finden, die älter sind als das
15. Jahrhundert. Da meine Exzerpte aus Hss und Katalogen zu einer Klassifizierung nicht
ausreichen, beschränke ich mich auf eine alphabetische Anzahlung der gelegentlich
notierten Codices:
Athen. 1118 s. 18 (das gedruckte Buch des Korydalleus).
Athen. 1149 s. 18 (dasselbe).
454 Byzantinische LitteratargeBchichte. L Proaaisolie Iditaratiir.
Athen. 1172 s. 17 CEmazoXtxoi xvnoi iv yhafftfn *oivfi),
Athen. 1264 s. 17 C^niaxoXixol xvysg tvnoi, nws ^ei ygafpsw nqos diäipoga iiQostatt).
Athous 636 8. 17 (Nr. 11-20).
Athous 662 8. 18 ('EniatoXal r^SQfioyioCai u. a.).
Athou8 663 8. 18 (Italieni8che Briefe und ein lateini8cher).
Athoa8 1227 s. 19 (Epistolar in der Volkssprache).
Athoos 2087 s. 18 (r^cJ/uat xai ixtpQaaeis TtQos XQV^^*^ ^^ inictoXtcTg),
Athous 2144 8. 16 {Tvnoi inictohiv).
Athous 2259 s. 19 (Tvnoi, inurtoXwy),
Athous 2917 8. 17 (Timoi inicroXtoy).
Athous 3892 s. 18 {Tvnoi inunoXtuv).
Berol. Phillipp. 1611 s. 15 fol. 10^—11 (Formular nsgi dydnijg, eig oyt^va ßotilnm
yQd(f6Ly).
Bodl. Barocc. 131 s. 14 fol. 485^-486 (Formulae epistolarum).
Bodl. Barocc. 205 s. 14 fol. 516—520 (Formulae literarum Imperialium yel conunei-
datitiae vel per quas ad ecclesias aut monast«ria vacantia ad officia item et oon-
fessiones hi vel illi pro libitu designentur).
Bodl. Barocc. 216, fol. 272- 278 (Epistolarum formulae ecclesiasticarum, Barbaro-gneet)
und fol. 331—336 (Epistolarum formulae gratulatoriarum).
Bodl. Cromwell 10 s. 16 fol. 88 (Zeugnisse für Priester).
Harleianus 5545 (geistliches Titulaturbuch).
Harleianus 6302 (Formulae epistolarum).
Neapel. III. B. 27 s. 16 fol. 181—184^ (geistliche Titulaturen).
Panorra. I. F. 15 s. 17 fol. 180^ (geistliche Titulaturen).
Paris. 400 s. 14 fol. 135 ff., 149 ff., 162 ff.
Paris. 1362 s. 15 fol. 260""— 266 (Titulaturen und Adressenbuch. £d. Migne, PaboL
gr. 107. 404-418).
Paris. 1388 s. 15 fol. 5^—13^ (dasselbe wie im Cod. Paris. 1362).
Paris. 2671 s. 15 fol. 347-398^ (Sammlung von Epistolaren und Titulaturbücbem).
Vatic. Palat. 367 s. 13 fol. 99^—121^; 158-162; 163; 174 (geistliche und weltliche
Briefmuster; Notariatsformulare).
Vatic. 573 fol. 61.
Vatic. 1175 fol. 116.
189. Angewandte Bhetorik. Wertvoller an sich und wichtiger f&r
eine Würdigung des litterarischen Vermögens der Mittelgriechen sind die
zahlreichen Werke, in welchen die alte Kunst der Rhetorik praktisch
verwertet wurde. Den Ausgang nimmt hier die historische Betrachtung
von der besonders im 5. und 6. Jahrhundert blühenden Rhetorenschule
von Gaza. Der orientalisch gefärbte, schwülstig überladene Barockstil,
der in Gaza den alten Asianismus noch zu überbieten suchte, ist auch für
die byzantinische Diktion stets ein wichtiger Faktor geblieben, obschon
man zwischen den verschiedenen Stilarten unterschied und durchaus nicht
eine und dieselbe als ausschliesslich berechtigt anerkannte. Einer der
hervorragendsten Vertreter des orientalischen Marinismus ist in seinen
Briefen wie in seiner Geschichte der Historiker Theophylaktos Simo-
kattes. Den Gipfelpunkt bezeichnet in der feinen Ausbildung rhetorischer
Darstellung Photios. Unter den Komnenen und Paläologen wuchs in dieser
Gattung — im umgekehrten Verhältnis zum politischen Gedeihen des
Reiches — Kraft und Betriebsamkeit. Die fruchtbarsten Vertreter der
rhetorischen Litteratur gehören den letzten Jahrhunderten von Byzanz an,
wie Gregor von Cypern, Nikephoros Chumnos, Theodoros Hyrta-
kenos, Demetrios von Kydone. Wie Moschopulos, Planudes und die
übrigen Grammatiker der Paläologenzeit, so sind auch die Schönredner
dieser Epoche bedeutsame Vorläufer des griechisch-italienischen Huma-
nismus. Der byzantinische Charakter erscheint bei ihnen nicht selten
schon mit einem ganz modernen, reahstischen Zuge versetzt.
S. Bhetorik, Sophistik und Epistolographie. (§ 189) 455
Die zähe Beharrlichkeit, mit welcher die Pflege eines gewählten
&.U8(lrucke8 und einer kunstvollen Komposition fortbetrieben wurde, hat
bei einzelnen Talenten noch sehr rühmliche Erfolge erzielt. Ja vielleicht
ist Byzanz dem Altertum in keiner Gattung näher gekommen als hier; die
Stufe eines Isokrates, Libanios, Themistios und verwandter Geister
ist ohne Zweifel mehr denn einmal erreicht worden, vor allem von Photios,
ier sich in seinen Briefen als ebenbürtigen Schüler der alten Meister zeigt,
aber auch von manchen andern wie Eustathios, Michael Akominatos,
Bregor von Cypern und zuletzt von einigen der griechischen Humanisten.
bLeine antike Eigenschaft hat sich bei den Griechen in die byzantinische
jnd neuere Zeit unverfälschter fortgepflanzt als die Freude am schönen
Wortgefüge und am tönenden Pathos, dem freillich auch der leere Prunk
md der tosende Schwall unzertrennlich verbunden blieben. Oft würde
man die glänzende Form mit Freuden preisgeben, erhielte man für sie
ien ungekünstelten Ausdruck origineller Ideen und wahrer Gefühle. Alle
Ä.rten der praktischen Rhetorik des Altertums kehren in Byzanz wieder.
In den Jiaki^Big^ MeXärm, ^H&onouai u. s. w. trifft man vielfach auch die
schon aus der alten Litteratur bekannten Themen; häufig werden aber
geschickte Neuerungen vorgenommen; so erscheint die S. 281 erwähnte
Ethopoiie des Einnamos als eine Modifikation der des Libanios: TTvag
av sinoi Xoyovg ^wyQdipog yqdifOiv tov 'AnoXXoava eig id(pvrjv ^vX(vr]v xai
vov ^vXov fATj 6Bxoi.iävov td x^aijtiara; (Ed. Reiske 4, 1019-1022). Neben
den progymnasmatischen Sachen herrschen die panegyrischen Reden an
Kaiser, Prinzen und Gönner, die Leichenreden und die Prunkschilderungen;
letztere, die sogenannten extpgdtfeig, welche die Beschreibungen von Kunst-
vsrerken, Landschaften, Jahreszeiten u. a. umfassen, haben durch ihre Ver-
wertung in den hellenistischen Eunstdichtungen und in den Romanen bis
in die spätbyzantinische Zeit hinein eine erhebliche litterarhistorische Be-
deutung erlangt.') Die fruchtbarste Anregung erhielt die höhere Bered-
samkeit durch die Sitte, vor dem Kaiser und Patriarchen öffentliche Vor-
träge zu halten. Hier entfaltete sich der freie Wettstreit der besten Kräfte.
Eine sehr interessante Sammlung solcher Musterreden, deren Themen meist
kirchlicher Natur sind, bewahrt der berühmte Codex Escur. Y. ü. 10.
Reich an Aufschlüssen über Geschichte, Geographie und Kultur von Byzanz
und auch rein litterarisch betrachtet erfreulich ist die Gattung der Brief-
steller ei, an welcher fast alle bedeutenden Byzantiner Anteil haben.
Für die detaillierte Geschichte der mittelgriechischen Produktion in
Rhetorik und Epistolographie fehlt es noch ganz an Vorarbeiten. Wahr-
scheinlich aber wird man nach einer gründlicheren Erforschung der weit
auseinander liegenden Massen zur Einsicht kommen, dass eine wirkliche
und reine Entwicklung hier nur in massigem Umfange statt hatte. Wir
hören zwar auch in Byzanz nicht selten, dass ein Rhetor seine sachliche
ind formale Ausbildung einem bestimmten zeitgenössischen Lehrer verdankt;
rheophylaktos von Bulgarien folgt dem Psellos, Theodoros Laskaris ist
ichüler des Nikephoros Blemmydes, Gregor von Cypern der des Georgios
<) Vgl. £. Rohde, Der griechische Roman S. 335, 508 f., 512 f.
456 Byzantinische LitteratargMchichte. I. Prosaisohe Uitaratnr.
Akropolites, Nikephoros Chumnos der des Gregor von Cypem u. 8. w.
Eine schärfere Untersuchung wird wahrscheinlich auch die Spuren dieaer
unmittelbaren lehrhaften Einflüsse nachweisen können; die Hauptlehr-,
meist er aber waren fQr alle Byzantiner in gleicher Weise die Altei.
Daher sind sie häufig so gleichmässig; daher wird die vorauszusetzende
Entwicklungsreihe zuweilen so unerwartet unterbrochen; daher konnte
z. B. plötzlich ein Photios erstehen, dessen Formvollendung unter antiken
Verhältnissen eine bedeutende Epoche der Vorbereitung verlangt hfitte;
hier aber hing schliesslich alles von der grösseren oder geringeren Fähig-
keit der Individuen ab, die alten Vorbilder für die veränderten Zwecke
und Stoffe zu verwerten. Nachdem oben die Thätigkeit der Byzantiner
in der Schulrhetorik kurz dargelegt wurde, nennen wir im folgenden jene
Vertreter der angewandten Rhetorik und der Epistolographie,
welche nicht wie Photios, Psellos u. s. w. in anderen Abschnitten zur Be-
sprechung gelangen.
1. Rhetorenschule in Gaza: B. Stark, Gaza and die philistäisclie Kdste, Jeu
1852. — A. Ludwich, Johannes von Gaza, Rhein. Mos. 44 (1889) 194—206 (Ober d«
Johannes Ekphrasis des Weltgemäldes). ~ Joh. Dräsoke, Gesammelte patristische Unter-
suchungen, Altena und Leipzig 1889 S. 208—247 (schildert an der Hand des v<m V.
Haupt 1874 und neuerdings von den Mitgliedern des Bonner philoL Seminars in der BiU.
Teubneriana 1895 veröffentlichten griechischen Textes der Vita Porphyril des Mtreos
Diaconus den letzten erbitterten Kampf zwischen Christentum und Heidentum in Gan).
— V. Schultze, Geschichte des Untergangs des griechisch-römischen Heidentoms, Jent,
Costenoble 2 (1892) 246 ff. — Hauptschrift: KilianSeitz, Die Schule von Gaza. D»..
Heidelberg, K. Winter 1892. - Neues Licht bringen die von R. Förster zum erstenmale
herausgegebenen Reden des Chorikios; vgl. E. Frachter, B. Z. 1, 609 ff. Dazu Rhein. Mus.
49 (1894) 481—525; Philologus 54 (1895) 93—123. - VgL C. Kirsten, Quaestiones Chori
cianae. Breslau 1894 (= Breslauor philol. Abt. VII 2).
2. Ueber die verderbliche Imitation der antiken Rhetorik bei den christlichen Rednern
vgl. Johannes Bauer, Die Trostreden des Gregorios von Nyssa in ihrem Verhältnis zur
antiken Rhetorik. Dias., Marburg 1892.
3. Uobcr den Charakter der byzantinischen Epistolographie vgl. M. Treu, B. Z. 4
(1895) 4 f.
190. Agapetos {Uyanr^uc), Diakon an der Sophienkirche in Kon-
stantinopel, widmete dem Kaiser Justinian, dessen Lehrer er nach einer
freilich wenig gesicherten Ueberlieferung gewesen sein soll, um die Zeit
seines Regierungsantrittes einen Fürstenspiegel, der in den Handschrifton
den Titel führt: ^ExO^saig xsifaXamv naQmvsxixMv axadiaad^staa naga Uya-
nrjtov 6iax6rov Tpjg ccyiwxccTifi tov ^eov iisydXi^g ixxXr^aiag ngog ßaaiXtu
'lovariviavov. Das Werkchen besteht aus 72 Kapiteln, die durch folgende
Akrostichis verbunden sind: Tf^y O^eioraup xai svasßsaxdiffi ßaaiXfT ij/iwr
^lovCTiviavo} UyccmjTog o iXdxiarog iidxorog. Die einzelnen Kapitel^ deren
Umfang sich meist zwischen 1 bis 10 Zeilen bewegt, bestehen aus ziem-
lich allgemein gehaltenen Anweisungen über das moralische, religiöse und
politische Verhalten eines Fürsten. Jedes Kapitelchen bildet ein Ganzes
für sich; die Fassung der Regeln ist sentenziös und stark rhetorisch ge-
färbt,- es wimmelt von Antithesen, Isokolen und Assonanzen; besonderer
Fleiss ist auf den gleichartigen Bau der sich entsprechenden Perioden-
glieder verwendet. Vielfach deckt [sich Agapetos mit den zwei kurzen
Fürstenspiegeln, die in den Roman Barlaam undJoasaph(S. 308 ff.
und 331 ff. ed. Boissonade) eingeschaltet sind. Doch zeigt die Art der
5. Rhetorik, Sophiatik and Epistolographie. (§§ 190—191) 457
Übereinstimmung, dass der Autor des Barlaam nicht aus Agapetos ge-
schöpft haben kann, sondern eine von beiden benützte gemeinsame Vorlage
angenommen werden muss. Diese Vorlage war aus Isokrates und be-
sonders aus kirchlichen Schriftstellern wie Basilios und Gregor von
Nazi an z abgeleitet. Der Fürstenspiegel des Agapetos musste sich durch
die Loyalität und Erbaulichkeit des Inhalts, die Reinheit der Sprache und
den Reichtum rhetorischer Eunstmittel für den Jugendunterricht in hohem
Grade empfehlen, und aus der Verwendung in der Schule erklärt sich
ledenfalls die grosse Zahl der Handschriften. Auch in der Humanistenzeit
behauptete das Büchlein sein Ansehen; im 16. Jahrhundert erschienen
gegen 20 Ausgaben.
1. AusgabeD: Nach zahllosen älteren Ausgaben zuletzt am bequemsten bei Migne,
Patr. gr. 86, 1, 1153-1186.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 8, 36—42. Hier auch ein reich-
liches Verzeichnis der älteren Ausgaben des griechischen Textes und der lateinischen,
französischen und deutschen Uebersetzungen. Die Notiz des Fabricius ist wiederholt bei
Migne a. a. 0. — B. Keil, Epikritische Isokratesstudien, Hermes 23 (1888) 357—369.
— Eil. Seitz, Die Schule von Gaza, Heidelberg 1892 S. 14. — Hauptschrift: K. Frachter,
Der Roman Barlaam und Joasaph in seinem Verhältnis zu Agapets Eönigsspiegel, B. Z. 2
(1893) 444-460.
3. Die öfter versuchte Identifizierung des Agapetos mit jenem Agapetos, an den
Prokopios von Gaza seinen 112. Brief richtete, schwebt völlig in der Luft und ist sogar
unwahrscheinlich, da der Autor des Fttrstenspiegels wohl sicher in Epel, der Adressat des
Prokop in Alexandria lebte. Vgl. B. Eeil, a. a. 0. S. 367 f. und E. Frachter, a. a. 0.
S. 444 Anm. 5.
191. Basilios I, Kaiser von 867—886, der energische Begründer der
makedonischen Dynastie, war selbst ohne höhere Bildung, bemUhte sich
aber wie Karl der Grosse, durch Unterstützung bedeutender Kräfte wissen-
schaftliche und litterarische Bestrebungen zu fördern. Er liess die römi-
schen Rechtsbücher griechisch bearbeiten und erweitern, ein Werk, das
von seinem gelehrten Sohne Leon VI fortgesetzt und in der Hauptsache
abgeschlossen wurde. Ausserdem wird Basilios in der Litteraturgeschichte
genannt, weil unter seinem Namen zwei Ermahnungsschriften an
seinen Sohn Leon überliefert sind. Die erste, weit umfangreichere:
BaCiXeiov %ov *P(ofiafa>v ßatriXäwg xetpaXma nagaivetixa ^q ngog rov iaviov
viov Aäovta ist nach Materien in 66 Paragraphen geteilt, welche wie die
Strophen der Kirchenhymnen durch ein Akrostichon verbunden sind;
die Worte desselben lauten: BatrfXeiog iv XQiatf[} ßaaiXsvg'Piaiiccdav Aäovxi
%tf nfnodtipihvtf vUl^ xai avfißaaiXsT. Das Ganze ist ein moralisches Vade-
mecum, welches über die verschiedensten Themen der Sitte und Religion
wie über Almosen, Begierden, Bildung, über Mut und Besonnenheit, Demut,
Keuschheit u. s. w. in kurzen, sentenzenartigen Sätzen und abgedroschenen
Gemeinplätzen belehrt. Echt byzantinisch ist der Mangel näherer Be-
ziehungen auf die Person und die Zeitumstände; statt spezieller Vorschriften
über Regierungskunst und über die zur Förderung des byzantinischen
Reiches notwendigen Massregeln lesen wir allgemeine Moralitäten, die fast
alle ebensogut auf ein weitabliegendes Zeitalter und ganz verschiedene
Verhältnisse passen würden. Als Vorbild dienten die paränetischen Reden
des Isokrates, auch Pseudo-Isokrates IJ(ß6g JrjfAcvixovy vor aUem aber
des Agapetos Fürstenspiegel. Das zweite Stück: Baadeiov ßamXtwg iväga
458 Byzaniiniache Litteratargeschichte L Prosaische litteratiir.
TtaQaCveaig slq tov avtoi vtov Aäovta ßaaiXäa enthält eine kurze Aufinunte'
rung zu einem gottgefälligen Lebenswandel. Schwerlich werden uns diei
Manen des Basilios zürnen, wenn wir ihm diese zwei Paränesen, die eiaij
wohlgeübte, rhetorisch geschulte Feder verraten, absprechen; der wahrel
Verfasser ist ohne Zweifel in der gelehrten Umgebung des Kaisers, vü
leicht in der Person des Patriarchen Photios zu suchen.
1. Ausgaben: Die KB^ptiXaia sind öfter ediert, u. a. bei ßanduri, Imper. orientalt
I 171 ff.; das zweite Stück zuerst von A. Mai, Scriptorum veterum nova colleotio 2 (1827)
679—681. — Jetzt beide zusammen bei Migne, Patrol. gr. 107, XXI ff., LVII ff. — Bm
neugriechische Uebersetzung verfasste und veröffentlichte der Arcbimandrit Chry-
santhos Notaras, Bukarest 1691. Vgl. £. Legrand, Bibliogr. hell, du XVII® vÜk
3 (1895) 5 f.
2. Hilfsmittel: Leo Sternbach, Analecta Photiana, Dissert. classis philoL acai
litt. Cracoviensis t. 20 (1893) 96 ff., verwertet die KB^paXMu, die er ohne Reserve da
Photios zuteilt, für die Textkritik der zwei Reden des Isokrates bezw. Pseudo-Iaokntai
JlQog NixoxXüc und JlQog JrjfÄovixoy.
3. Die Ueberlieferung der Kc(p€cX{ua bedarf noch der Untersuchung; denn maachi
Hss wie der Cod. Bodl. Barocc. 10 fol. 137 — 148, weichen von dem gedruckten Teifti
erheblich ab. Andere Codd.: BodL Barocc. 98 fol. 85—106, Athen. 535, Moeq. Synoi
247 fol. 230—241 und 423:fol. 276-298 (Vladimir), Vindob. theoL gr. 238 (Nessel) u.i.w.
Die UttQfdvsaig z. B. im Cod. Lesb. Limon. 102.
4. Zu den spezioll auf den Fürsten bezüglichen Teilen dieser Ermahnungsschrito
vgl. ausser Isokrates und Agapetos auch den von A. Mai, Script, vet. nova coli II,
edierten Anonymus ,De politica sapientia', des Nikephoros Blemmydes Bamhidi
ayÖQMs (s. S. 447) und den anonymen Brief JleQi ßaaiXelas, den G. Vitelli, Stadi italiud
di filologia classica 1 (1893) 380—383, aus dem Cod. Laur. Conv. Soppr. 84 herausgegeben
hat. — Die Ansichten der Alten über das Fürstenideal mustert Gottlob Barner, Com-
parantur inter se graeci de regentium hominum virtutibus auctores, Diss., Marburg 1889.
192. Nikolaos (852—925), ein Verwandter des Patriarchen Photios,
wurde zusammen mit Kaiser Leon dem Weisen erzogen, später von dem-
selben mit der Würde eines Vertrauten (invaTixog) bekleidet und hatte von
901 — 907 und zum zweitenmale von 912 — 925 den Patriarchenthron inne.
Dieser geistig begabte, aber leidenschaftliche und ehrgeizige Kirchenfürst
vordient hier wegen seiner reichhaltigen Korrespondenz Erwähnung. Eine
vatikanische Handschrift enthält 163 Briefe desselben, welche für die
politische und kirchliche Geschichte seiner Zeit wichtige Aufschlüsse ge-
währen. Unter den Adressaten sind der arabische Emir von Kreta, den
der Patriarch zur Milde gegen seine christlichen Unterthanen auffordert,
der Fürst Symeon von Bulgarien, der römische Papst, Kaiser Romanos I
Lakapenos, ein Fürst von Armenien, endlich verschiedene Bischöfe, Zivü-
beamten, Mönche und Privatleute. Dazu kommt eine Homilie, welche
Nikolaos nach der durch den Bericht des Johannes Kameniates (s. § 116)
näher bekannten Zerstörung der Stadt Thessalonike durch Leo von Tri-
polis i. J. 904 an das Volk von Byzanz richtete.
1. Ausgaben: Ed. pr. A. Mai, Spicilegium Romanum vol. X 2 (1844) 161—440.
— Wiederholt von Mignc, Patrol. gr. 111, 1—406. — £inen Brief an den Emir von
Kreta ed. J. Sakkelion, JeXrioy 3 (1890—92) 108—116. — Den Originaltext seiner Ab-
dankungsurkunde (vom J. 907) ed. aus Cod. Monac. gr. 277 Sp. P. Lambros, B. Z. 1
(1892) 551—554.
2. Hilfsmittel: Ueber das Leben und den Charakter des Nikolaos bringt manches
Neue die Vita £uthymii ed. C. de Boor, Berlin 1888; vgl. die auf diesem Texte be-
ruhende Darstellung von C. de Boor 8. 98 ff., 160 ff., 176 ff. — V. N. Zlatraski, Die
Briefe des Patriarchen von Kpel Nikolaos Mystikos an den bulgarischen Czaren Svmeon,
Sbomik blgarsk. 10 (Sofia 1894) 372-428; 11 (1894) 3-54 (Fortsetzung folgt) (bulg.).
3. Von einem Zeitgenossen des Nikolaos Mystikos stammt eine in der Sophienkirche
gehaltene, ohne Automamen im Cod. Vatic. gr. 483 überlieferte Rede, welche sich auf
6. Rhetorik, Sophiatik und Epistolographie. (§§ 192—194) 459
ri«n im Jahre 927 mit Petros, demSohno des Symeon von Bulgarien, geschlossenen
IVieden bezieht Leider scheut sich der Verfasser nach der leidigen Sitte der bvzantini-
•dben Rhetorik vor einer genaueren Bezeichnung von Thatsachen und Namen, so dass sich
historische Untergrund seiner dunkeln Andeutungen und allegorischen Vergleiche nicht
genügender DeuÜichkeit erkennen lässt. Mit Kommentar und russ. Uebersetzung ed.
Tb. Uspenskij, Eine unedierte kirchliche Rede über die bulgaro-byzantinischen Be-
siebongen in der ersten Hälfte des zehnten Jahrhunderts, Odessaer Jahrb. 4 (1894) Byz.
Abi. 2 S. 48—123 (russ.). — Kritische Beiträge von Ed. Kurtz, B. Z. 4 (1895) 615 f.
4. Vielleicht gehört in diese Zeit auch die Paränese imCod. Bodl. Canon. 41 s. 15
§oL 188 — 142: Tov TtQWJoaatjXQltov xvqov XQiatofpogov tov Ztjtos (?) eig tor vUy
mrov. Inc. Ovx avto xa&^ avjo rS avayiyaaxsiy fiSXBQxetal tk, tixvov fioi tpiXtaroy,
Denn auf de folgen in der Hs fol. 142 zwei Briefe: Tov avtov tta Mvaxixt^, Freilich ist
68 durchaus nicht sicher, ob dieser Adressat mit Nikolaos Mystikos identifiziert werden darf.
193. Theodoros Daphnopates, der die Würde eines Patrikios besass
und bald nach der Thronbesteigung Romanos' n zum Stadtpräfekten von
Konstantinopel erhoben wurde, verfasste im Auftrage und Namen des
Kaisers Romanos I Lakapenos (921 — 944) Briefe an den Papst, an den
Metropoliten Anastasios von Heraklea, an den Emir von Ägypten und an
den Fürsten Symeon von Bulgarien, sowie eine Rede an die Metropoliten.
Ein verlorenes Oeschichtswerk des Daphnopates erwähnt Skylitzes im
Proömion; vielleicht meint er damit den letzten Teil der Fortsetzung des
Theophanes, d. h. die Geschichte Konstantins YII, Romanos I und Romanos 11
(8. S. 348).
1. Die Briefe und die Rede edierte mit einem fUr die Zeitgeschichte wichtigen Kom-
mentar J. Sakkelion, JeXzioy 1 (1883-84) 657-666 und 2 (1885—89) 38-48; 385-409;
8. 389 Anm. über Daphnopates als Fortsetzer des Theophanes. Darüber schon A. Ram-
band, L'empire grec au dixieme siäcle S. 65; 116. — Eine geistliche Homilie des Daphno-
pates steht nur lateinisch bei Migne, Patrol. gr. 111, 611 ff. — lieber unedierte Schriften
desselben s. Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 10, 385 f. und Migne, a. a. 0. 607 ff.
2. Hier sei noch die Monodie erwähnt, welche, von einem Unbekannten im höheren
Auftrage verfasst, von dem damals noch im Knabenalter stehenden Romanos II seiner
Braut Sertha, die 949 vor der Vermählung starb, gewidmet wurde. Sie ist aus einer Wiener
Handschrift ed. von Sp. Lambros, Bulletin de correspond. hellen. 2 (1878) 266—273.
194. Philopatris {^iXonarQig) betitelt sich eine merkwürdige Nach-
ahmung des Lukianos, die lange Zeit zu den dunkelsten Rätseln der grie-
chischen Litteraturgeschichte gehört hat. Es ist ein Dialog, dessen Per-
sonen Triephon, Eritias und Eleolaos heissen. Der dialogische Cha-
rakter erscheint deutlich nur im ersten Teile, einem längeren Wortgefecht
über Heidentum und Christentum; der zweite Teil enthält grösstenteils
eme fortlaufende Rede des Kritias. Der erste Teil, der innerlich mit dem
zweiten nur lose verbunden ist, erweckt den Anschein, als handle es sich
um die Bekehrung eines Heiden zum Christentum ; die Szene spielt in alt-
christlicher Zeit: Triephon, der vor kurzem noch selbst Heide war, erzählt,
dass er einem Oaliläer begegnet sei, den er mit unverkennbarer Deutlich-
keit als den Apostel Paulus kennzeichnet. Die ganze Bekehrung ist aber
nichts als eine litterarische Spiegelfechterei; der Christ nimmt es ebenso
leicht mit seinem Glauben als der Heide, und von einem ernstlichen Siege
oder einer ernstlichen Niederlage ist keine Rede. Da es sich nur um
ein Sophistenstück handelt, darf man sich nicht wundem, dass das alter-
tümliche Kolorit nicht konsequent festgehalten wird; der Verfasser lässt
ohne Bedenken Züge seiner eigenen Zeit in die erfundene Szene hinein-
spielen und schliesslich springt er vollständig in die Gegenwart über.
460 Byzantinische LitteratnrgeBchiohte. I. Prosaische Litieratiir«
Nun erhält der Leser ein Bild der dumpfen Gärung in der Hauptstadt,
der Unzufriedenheit mit dem bestehenden strengen Regiment und der
Hoffnung auf den baldigen Sturz des Kaisers, auch der frohen Aussicht auf
Fortsetzung und Steigerung der glänzenden Erfolge gegen die Araber und
Perser, auf eine baldige „Unterwerfung** Ägyptens und auf Abwendung i&
Skythengefahr. Zu diesen mehr oder weniger klaren Andeutungen einer
bestimmten inner- und ausserpolitischen Situation kommt (Kapitel 9) eine
schadenfrohe Anspielung auf ein gewaltiges Blutbad in Kreta, bei welchem
unzählige Jungfrauen hingeschlachtet wurden. Damit kann nur die mit
furchtbarem Blutvergiessen verbundene Wiedereroberung Kretas durch
Nikephoros Phokas gemeint sein. Wenn nun der Ausdruck der Hoffnung
auf eine baldige „Unterwerfung" Ägyptens den Dialog im allgemeinen in
die spätere byzantinische Zeit verweist, in welcher Ägypten längst vom
Reiche losgetrennt und von einem fremden Volke beherrscht war, so wird
durch die Anspielung auf die Wiedereroberung Kretas das Jahr 961 als
sichere Frühgrenze gewonnen. Kombiniert man damit noch die allgemeine
politische Lage, die der Dialog widerspiegelt, so gelangt man mit der
grössten Wahrscheinlichkeit in die letzte Zeit des Nikephoros Phokas,
etwa in den Sommer 969, in welchem die glänzende äussere Politik
durch die Einnahme von Antiochia gekrönt, im Innern aber die Unzu-
friedenheit in einem solchen Grade gewachsen war, dass im Dezember
desselben Jahres die Palastrevolution ohne den mindesten Widerstand
durchgeführt werden konnte. Einigen Spielraum nach oben oder unten
mag bei dieser Datierung dem subjektiven Ermessen eingeräumt werden;
völlig sicher aber steht, dass das Werk nicht vor 961 und nicht allzu
lange nach dieser Zeit, jedenfalls nicht nach der Regierung des Johannes
Tzimiskes entstanden ist. Nun lässt sich auch die Absicht des Dialogs
mit Sicherheit bestimmen. Der Verfasser wendet sich als Patriot (Philo-
patris) gegen jene engherzige geistiiche Partei, welche den zur Erhaltung
des Reiches ebenso unerlässlichen, als für die Kirchen- und Klostergüter
unbequemen finanziellen Massregeln der Regierung und speziell des Nike-
phoros Phokas einen hartnäckigen Widerstand entgegensetzte und dadurch
das Wohl des Staates aufs äusserste gefährdete.
Die früheren Versuche, die Entstehungszeit des Philopatris zu be-
stimmen, mögen jetzt als endgültig abgethan betrachtet werden: Zuerst
ging die Schrift unter den Werken des Lukianos; nachdem sie als unter-
geschoben erkannt war, setzte man sie in die Zeit des Kaisers Julian
(361 — 363); A. v. Gutschmid rückte sie unter die Regierung des Heraklios,
indem er die Anspielung auf das Blutbad in Kreta auf einen für das
Jahr 623 bezeugten Slaveneinfall in Kreta bezog. Seine Ansicht wurde
jüngst von Crampe ohne Erfolg wieder aufgenommen. Schon B. Hase
und B. G. Niebuhr hatten den Dialog mit sicherem Blicke in die Regie-
rung des Nikephoros Phokas gesetzt und A. Fr. Gfrörer, C. J. Aninger,
C. Neumann u. a. haben diese Ansicht, wenn auch mit der einen oder
anderen Modifikation, angenommen. Endlich hat E. Rohde den verfehlten
Versuch R. Crampes, den Philopatris ins Jahr 622 623. zu setzen und ihn
als das letzte Glied in der langen Kette der christlichen Streitschriften
5. Rhetorik, Sophistik und Epiatolographie. (§ 195) 46 1
;en das hellenische Heidentum zu charakterisieren, mit schlagenden
Inden zurückgewiesen. Nun muss auch das theologische Interesse, um
sentwillen der Dialog früher viel gelesen und kommentiert wurde, ver-
m gehen; er hört auf unter den Streitschriften gegen das Heidentum
r gegen das Christentum — beide Rollen hat man ihm abwechselnd
edacht — zu figurieren. Die spöttischen Blicke auf das Mönchstum
euten ebensowenig einen Angriff auf die Orthodoxie als das Wort-
•länkel im ersten Teil eine ernsthafte Bestreitung des Heidentums dar-
It. Eine gewisse Frivolität haftet dem Dialoge sicher an; aber eine
art spielende Behandlung religiöser Dinge ist in Byzanz durchaus nicht
en ; neben strengster, silbenstechender Kechtgläubigkeit findet man eine
tossende Profanierung des Heiligen, von der die für unser Gefühl so
rträglichen Parodien der Kirchenlieder die besten Beispiele bieten,
^r an ein Liebäugeln mit dem Heidentum hat bei solchen Spielereien
nand gedacht.
1. Aasgaben: Ed. B. Hase im Bonner Corpus mit Leon Diakonos, Bonn 1828
24- -342. — Ausserdem in den meisten Ausgaben des Lukian, zuletzt In Luciani opera
recogn. C. Jacobitz, Leipzig, BibL Teubneriana 3(1876)411 — 425. — Eine deutsche
»ersetzung verdankt man keinem Geringeren als dem Dichter Wieland (im 6. Bande
er Lukianübersetzung).
2. Hilfsmittel: Dass der Philopatris nicht von Lukian sein kann, bewies zuerst
agend J. M. Gesner in seinen Noten und einer Abhandlung, die in der Ausgabe des
ian von Fr. Reitz 3 (1743) 584—618 und 708 -733 abgedruckt sind. Er setzte den
og in die Zeit des Kaisers Julian. — M. Ehemann, Bemerkungen u. s. w. in: Studien
evangelischen Geistlichkeit Württembergs 11 (1839) 47—101 (setzt den Dialog auf
id ganz nichtiger Argumente in die Zeit des Kaisers Valens). — Den wichtigsten
itt zur Aufklärung der litterarhistorischen Stellung des Philopatris that B. G. Niebuhr,
sr das Alter des Dialogs Philopatris, Kleine historische und philologische Schriften,
ammlung, Bonn 1843. — Ganz nutzlos ist: H. Kellner, Der Dialog Philopatris, Tü-
er theologische Quartalschrift 46 (1864) 48—78; wiederholt in des Verfassers: Helle-
lua und Christentum, Köln 1866 S. 323—347. — H. Wessig, De aetate et auctore
opatridis dialogi, Diss., Koblenz 1866. — A. v. Gutschmid, Litterar. Centralbl. 1868
41 f. = Kleine Schriften 5 (1894) 434. — C. W. King, Antique gems and rings
«ondon 1872) 262, glaubt den Philopatris auf Grund einiger Anklänge an zwei dem
^er Justinian gewidmete Gratulationsepigramme unter Justini an setzen zu mttdsen;
n diese Anklänge wären, selbst wenn sie viel wörtlicher wären, als sie sind, höchstens
lie Bestimmung der Frühgrenze brauchbar. — A. Fr. Gfrörer, Byzantinische (jreschichten
877) 64—82, gibt eine gute Analyse des Dialogs. — C. J. Aninger, Abfassungszeit
Zweck des pseudolucianischen Dialogs Philopatris, Histor. Jahrbuch der Görresgesell-
ft 12 (1891) 463-491; 703-720 (sucht als Abfassungszeit das Jahr 974 zu erweisen). —
Milieu, aus dem der Dialog erwachsen ist, schildert C. Neu mann, Die Weltstellung
byzantin. Reiches vor den Kreuzzügen, Leipzig 1894 S. 32 ff. — Robert Crampe,
opatris. Ein heidnisches Konventikel des siebenten Jahrhunderts zu Konstantinopel,
e 1894. Gegen Crampe vgl. die Besprechungen von C. E. Gl eye, Berliner philol.
shenschr. 1895 Nr. 41 S. 1285 ff. und C. Neumann, B. Z. 5 (1896) 165—168. —
iohde, 4>iX6natgig, B. Z. 5 (1896) 1—15 (widerlegt den Ansatz von v. Gutschmid
Crampe und setzt die Entstehungszeit des Dialogs in den Sommer 969).
3. Ueberlieferung: Die einzige Hs, der Cod. Vatic. 88, überliefert den Philo-
is mit Werken des Lukian.
4. Leon, der Gesandte des Basilios Bulgaroktonos, ist wahrscheinlich der Verfasser
neun Briefen, welche gegen das Ende des 10. Jahrhunderts aus dem Abendlande nach
mz geschrieben worden sind. Sie handeln vornehmlich von den Schicksalen des un-
;en Philagathos, der sich unter Otto III als Gegenpapst (Johannes XVI) aufstellen
\. Ed. A. J. Sakkelion, rmiatoXal BvCttyuyal, ItjiijQ 15 (1892) 217—222 (mir un-
nglich; s. B. Z. 3, 194 f.)
195. Johannes Doxopatres (Iwcivrij^g a Jo^onaTgijg), mit dem Bci-
leu der Sizilier {o 2<xeA<wri;^, auch u SixeXog) nimmt unter den Ver-
462 Bysanünisohe Litteratiirge«ohiohie. I. ProMusche Liiteimtiir.
tretem der byzantinischen Schulrhetx)rik eine bemerkenswerte Stelle ein.
Von seiner Person verrät uns Johannes, dass er ein dürftiger, von des
Lebens Not gedrückter Mönch war; seine Armut und die Oleichgültigkeit
der Fürsten und des Publikums hinderten ihn, wie er sagt, an einer aus-
gedehnteren litterarischen Thätigkeit. Er stammte, wie sein Beiname
zeigt, aus Sizilien; die Stätte seiner Wirksamkeit aber scheint Eonstanti-
nopel gewesen zu sein. Seine Lebenszeit Täüt wahrscheinlich in die
erste Hälfte des 11. Jahrhunderts.
Wir haben von Johannes Doxopatres eine Vorrede und rhetorische
Homilien zu den Progymnasmata des Aphthonios;au8serdemProlegomeiia
zur Rhetorik, in welchen nach dem üblichen Schema untersucht wird, woraus
die Rhetorik entsprungen sei, ob auch die Halbgötter Rhetorik hatten, wie
sie zu den Menschen kam u. s. w.; endlich grosse Kommentare zu den
Abschnitten des Hermogencs IIsqI axaaswv^ UeQi svQäcewg und UeQi idem.
Diese Schriften haben einigen Wert, weil Johannes den Reichtum der alten
Kommentatoren freilich mit grosser Geschwätzigkeit wiedergibt und zu-
weilen auch die Namen seiner Vorgänger gewissenhaft nennt. Besonders
ist zu bemerken, dass in den Homilien zu Aphthonios wie auch im Kom-
mentar zu n€Ql atdasfüv Bruchstücke der Techne des Alexander Nu-
meniu vorkommen, welche zur Emendation der erhaltenen Epitome dieses
Werkes nützliche Dienste leisten. Später wurde Johannes viel benützt
und ausgeschrieben, unter anderm von einem Rhetor Trophonios aus
unbekannter Zeit.
Einige Schuldeklamationen, als deren Verfasser sich Johannes im
Kommentare zu Hermogenes nsQi Idetav nennt, scheinen nicht erhalten zu
sein; ihre Titel sind: 'O tov l'nnov Xoyog^ ^Avaaxsvt] tov JjQOfArjd^ätog ^ivxhv^
Batflkeiog demeqog^ lIoXiTixog Xoyog^ 'O xazd 2aQaxr]vwv koyog; die ersten
vier behandelten mithin gewöhnliche Schulthemata, zu bedauern ist nur
der Verlust des letzten Stückes.
1. Ausgaben: Einige Bruchstücke ed. I. Bekker, An. gr. 3 (1821) 1454—1457.
— Rhetores graeci ed. Chr. Walz 2 (1835) 69-564; 6 (1834) 1-32; 56—504. — Ex-
zerpte aus dem Kommentar JIcqI evoiaetog ed. J. A. Gramer, An. Ozon. 4 (1887) 155
bis 169.
2. Hilfsmittel: Rhetores graeci ed. Chr. Walz 2 S. IV ff., 6 S. V ff. — üeber
das Verhältnis des Doxopatres zu Alexander Numeniu vgl. £. Finckh, De incerti auctoiis
artis rhetoricae etc. a L. Spengelio editae loc. al. em., Heilbronn 1854, und die Rezension
dieser Schrift von Kayser, Münchener Gelehrte Anzeigen 41 (1855) 1—13. — C. Bnrsian,
Der Rhetor Menander und seine Schriften, Abb. bayer. Ak. 1. Cl. 16. Bd 3. Abt. (1882) 8. 18
Anm. 1, setzt den Doxopatres auf Grund einer sehr ansprechenden Kombination in die
erste Hälfte des 11. Jahrhunderts. — Jo. Graeven, Cornuti artis rhetoricae epitome,
Berlin 1891 Prolegomena S. 7 ff.; 11, 15, 20, 24 f., 66 ff. — Karl Fuhr, Zwei Hermo-
geneskommentatoren, Rhein. Mus. 51 (1896) 45—51; 164. — Vgl. auch die Litteratur zu
Alexander Numeniu, Hermogenes u. a. bei W. Christ, Geschichte der griechischen Litte-
ratur * S. 625 ff.
3. Name: Das übereinstimmende Zeugnis der Hss wie der Codd. Barocc. 175,
Vatic. 106. Medic. 57, 5, Taur. 119, Vindob. phil. gr. 16, 73. 130, 145 (Nessel),
Vindob. bist. gr. 64 (Nessel) bietet die Genetivform tov Jo^a natgi, Jo^anaxQfj^ neben
Jo^onaxQi und Jo^onatQtj^ woraus sich als Nominativ der echt byzantinische Name Jo^a-
naTQTJs oder Jo^onctTQrjg ergibt, der auch ausdrücklich bezeugt ist {Jo^cenaTQfjs z. B. bei
Tzetzes, Gramer, An. Oxon. 4, 125 und in einem Briefe des Michael Akominatos ed. Lampros
2, 232, 16; Jo^onaxQt^g bei einem von Allatius benützten Anonymus, Walz, Rhet. gr. 6
S. VI). Zweifelhaft ist also nur, ob Jo^onaxQijg oder Jo^anaxgijg die wahre Form ist;
denn nur in dieser Hinsicht schwanken die Hss. Nach den Gesetzen der griechischen
5. fihetorik, Sophistik und Episiolographie. (§ 196) 463
Wortbildung ist man geneigt, der Form Jo^onaxQrjg den Vorzog zu geben. Es ist aber
durchaus nicht ausgeschlossen, dass die Familie in Wahrheit Jo^anatQ^g hiess. Ganz zu
verwerfen ist die von Chr. Walz willkürlich eingef&hrte Form JoSojidtgov (Rhet. gr. 2^
70 ff. ; 6, 4 ff.), die einen Nominativ Jo^onargog voraussetzt, und es ist höchste Zeit, dass
diese falsche Namensform, die sich in der ganzen philologischen Litteratur — zuletzt noch
bei H. Graeven, Hermes 30 (1895) 471 — eingenistet hat, endlich einmal verschwinde.
Noch weniger berechtigt ist der Nominativ Doxapatri, den E. £. Zachariae von Lingen-
thal noch in der 3. Auflage seiner Geschichte des griechisch-römischen Rechts (S. 34 f.
und Öfter) konsequent anwendet. Auch lateinisch ist der Rhetor nicht Doxopater, son-
dern Doxopatres zu benennen. Natürlich ist nun auch auf der ßleibulle des Spatharios
und Dishypatos Theophanes Doxapatres, welche G. Schlumberger, Sigillographie
de TEmpire byz. S. 592 (vgl. dortselbst S. 652) veröffentlicht hat, die Abkürzung nicht in
JolcrTTcfr^, sondern in Jo^anazQJ aufzulösen.
4. Ajidere Gelehrte dieser Familie sind Gregor ios Doxopatres, der als Verfasser
von Basilikenscholien genannt wird, der Archimandrit Nilos Doxopatres, der im Auf-
trage des Königs Roger 11 von Sizilien (1101—1154) im Jahre 1143 JUqI rtuy niyxB noTQir-
ttQxucaly ^Qovtoy einen Bericht erstattete (s. S. 415), und Nikolaos Doxopatres, dem
eine kirchenrechtliche Synopsis untergeschoben worden ist. Vgl. K. £. Zachariae von
Lingenthal, Monatsber. Berl. Ak. 1887 S. 1159 ff.
5. Unter den Quellen des Johannes Doxopatres ist Phoibamon, ein seiner
Person und Zeit nach unbekannter Rhetor, der auch von Tzetzes und Chris top horos
zitiert wird. Vgl. Karl Fuhr, Zwei Hermogeneskommentatoren, Rhein. Mus. 51 (1896) 50 f.
6. Wohl bald nach Doxopatres schrieb ein seiner Person nach unbekannter C brist o -
phoros einen Kommentar zu Hermogenes J7f^^ aräasmy. Er benützte den der gleichen
Schrift gewidmeten Kommentar eines gewissen Eustathios. Hugo Rabe, De Christophori
commentario in Hermogenis librum tibqI araaetay, Rhein. Mus. 50 (1895) 241 — 249. — Vgl.
Karl Fuhr, a. oben a. 0.
196. Theophylaktos {&€0(fvXaxTog), gewöhnlich nach seinem erz-
bischöflichen Sitze Achrida als Bulgarus oder Achridensis bezeichnet,
war einer der bedeutendsten Theologen des 11. Jahrhunderts. Er stand
auf der Bildungshöhe seiner Zeit, wenn er auch an Umfang des Wissens
und Fonngewandtheit mit seinem älteren Zeitgenossen Psellos, dem er
als eifriger Schüler nachstrebte, nicht verglichen werden kann. Über sein
Verhältnis zu seinem Lehrer sagt er selbst in einem Biefe an Kamatero-
pulos, Migne, Patr. gr. 126, 384: 'AfiäXei xai t^) T^ctr/iaxer^Kurar^) vnsQtCiM^}
i([t 9€Xh[) xai dnaQafi(XX(i) ttiv yX^xTav otpeiXco fitVy oi^ eixog^ ovx svano-
iotovg xcr^iTcr^ . JloXXd yccQ olia Trjg piovarfi %ov ävdgdg dnovafievog u. s. w.
Die Hauptmasse seiner Werke fällt in das Gebiet der Theologie; vgl.
S. 133 flf. Wichtig sind seine zahlreichen Briefe; an hohe Würdenträger
wie an Privatpersonen, besonders an geistliche Kollegen in Eonstantinopel
und in anderen Städten des Reiches gerichtet, sind sie uns wie die Briefe
des Photios, Psellos, Gregor von Cypern, Planudes und anderer Byzantiner
ein unverächtliches, freilich noch recht wenig verwertetes Hilfsmittel zu
einer genaueren Erforschung der politischen, kirchlichen und kulturellen
Zustände der Zeit. Wir finden unter den Adressaten Männer wie den
Käsar Nikephoros Bryennios, den Grossdrungar Gregor Pakurianos,
den Bischof Niketas von Serrae, den Arzt und Dichter Nikolaos
Kallikles, den Metropoliten Nikolaos von Kerkyra, der durch seine
Teilnahme an der von Alexios Komnenos i. J. 1117 veranstalteten Synode be-
kannt ist, u. a. Ausserdem haben wir von Theophylaktos zwei Schriften
rhetorischer Art. Die eine enthält eine Unterweisung an seinen
Schüler, den kaiserlichen Prinzen Konstantin: llaidsia ßaaihxi]
n^ Tov noQq>vQoy€vvr^Tov KfavatavtTvov, Im ersten Teile verweist Theo-
phylaktos seinen Zögling auf die Tugenden seiner Eltern, besonders auf
464 Byzantiniaohe Litteratargeachichie. I. ProBaische litteratur.
das leuchtende Vorbild seiner Mutter Maria, im zweiten erteilt er ihm
Lehren über Religion, Sittlichkeit, Regierungskunst, sogar über die Not-
wendigkeit militärischer Übungen. Von den verwandten paränetischeo
Schriften des Kaisers Basilios unterscheidet sich die des Theophylaktos
vorteilhaft durch die Berücksichtigung der speziellen Verhältnisse und durch
höhere Originalität; während Basilios im wesentlichen dem Fürstenspiegel
des Agapetos folgte, hat der Erzbischof in ganz freier Weise passende Ge-
danken, die er bei den alten Autoren traf, in neue Fonnen umgegossen und
in seine Kapitelfacher eingereiht. Als Quellen lassen sich mehr oder weniger
sicher nachweisen: Xenophon, Piaton, Polybios, Diogenes Laertes, Synesios,
vor allem aber Dion Chrysostomos und Themistios; selbst der Apostat
Julian scheint hier — ein erfreuliches Zeichen des Erwachens einer ob-
jektiven Betrachtung des Altertums — vorurteilsfrei verwertet zu sein.
Der zweite rhetorische Versuch des Theophylaktos ist eine um das Jahr
1092 abgefasste panegyrische Rede an Kaiser Alexios Komnenoa
Vgl. H. Seger, Nikephoros Bryennios S. 105. Nach dem überschwäng-
lichen Muster, das für solche Reden in Byzanz wie anderswo üblich ist,
werden die Milde, Gerechtigkeit, Tapferkeit und andere Tugenden des
Herrschers gefeiert; zum Schluss erfreut uns wenigstens die nachdrück-
liche Aufforderung an den Kaiser, die Wissenschaft zu unterstützen;
y,xivdvv€V€i yoLQ ovx ini yovv, dXX' im aTOfict netfetv'^. Ohne Bedeutung
sind zwei jambische Gedichte des Theophylaktos: Elg avu^po^av (?) i^nsaovxa
Tivd und: IJQog novrjQov änoYvdvta,
1. Gesamtausgabe: Migne, Patrol. gr. 123—126; die Unterweisungsschrift 126,
250 ff.; die Rede an Alexios 126, 287 ff.; die Briefe 126, 307 ff. — Die Gedichte ed. am
Cod. Monac. 201 B. Georgiades, "ExxA. UX. 4 (1883) 141—143. — Ueber die Briefe
des Theophylaktos handelt V. Yasiljevskij in seiner Besprechung der Schrift yon
Th. Uspenskij, Ueber die Entstehung des 2. bulgarischen Kiaiserreiches (Odessa 1879),
Joum. Min. 1879 Bd 204 Juli 144-217 und August 318—348. — Eine vortreffliche Unter-
suchung der Quellen der Jlaideia gab Karl Frachter, Antike Quellen des Theophylaktos
von Bulgarien, B. Z. 1 (1892) 399-414.
2. Von Manuel Straboromanos (MayovtjX SxQaßoQtofÄayog) bewahrt der Cod.
Coisl. gr. 136 fol. 243—249^ einige Reden (Xoyoi) an Kaiser Alexios (wohl 1) Komnenos
nebst einer Antwort (dyrlyQafjifia) des Kaisers. Ein weiteres Zeugnis der litterarischen
Thätigkeit dieses Mannes und seiner Beziehungen zu Kaiser Alexios ist ein im Namen
des Kaisers gedichtetes Epigramm auf ein Goldbild des hl. Demetrios : Tov xuqov Mat^vjjX
jov XxQaßoQiOfÄttyov ix ngoatinov tov ßaaiXiuis xvgov 'AXe^ioi* xov KofÄurjyov n(f6g roy
ityioy Jtj/ntJTQVoy eixoyuxfde'yoy ix ;^^t)<rot; iy IfAUjlt^, r (pogeTiM ayio xtoy onXtty, xtxXettai
cf^ ini(y<ü<xXißayoy'?>. Es steht z. B. im Cod. Laur. 32, 52 fol. 125. Ebendort findet
man ein Grabepigramm des Nikephoros Straboromanos auf seinen Vater: Tov xt^ov
NixrjtpoQov TOV IrgaßoQotfiicyov inixtifpioi, eis xoy avxov naxiga ix ngoatanov xov xei/jUvov.
Aus der engen Verbindung beider Träger des Namens lässt sich schliessen, dass sie Bluts-
verwandte (Brüder?) waren. Vielleicht ist einer von ihnen identisch mit dem von Anna
Komnena II 5 (I 101, 9; 102, 16 ed. Bonn.) leider ohne Vornamen erwähnten Straboromanos.
Eine Untersuchung über diese noch völlig unbeachteten litterarischen Zeitgenossen des
Alexios Komnenos und eine Veröffentlichung ihres, wie es scheint, sehr geringen Nach-
lasses wäre erwünscht.
3. Ein Mönch Antonios, der mit dem Verfasser der MiXiatra (s. das Kapitel
^Sammlungen von Sentenzen und Sprichwörtern') identisch sein und unter Alexios I Kom-
nenos gelebt haben soll, verfasste eine Anleitung zu feinem Anstand und gutem
Ton {Xgrjaxorjf^eia). Das Büchlein gibt in 9 Kapiteln ethische und trivialpraktische Lebens-
regeln für junge Leute. Die erste Ausgabe besorgte Damaskenos Papapanagiotopulos,
Venedig 1815 (mir unzugänglich). -^ Auf Grund derselben wurde das Büchlein mit neu-
griechischer Uebersetzung als Anstandsbuch der heutigen griechischen Jugend vorgelegt
von N. Kalogeras: 'Ayxtoyiov xov Rviayiiov avyy^atp^iüs xrjs lu ixaroyxaexij^idos X^^"
5. Bhetorik, Sophiatik und Epistolographie. (§ 197) 46ü
of]9€ta ^'roi x^noi xov ^EXXtjyortQenuis (pigtadai ixMofjtBvoi /a^i' tij£ ISXktiyiX'^g vBoXulaf:
i€r« xtti T^g eis tny xa&afiiXijfjieyrjy naQatpQcetfews vnd N. K'., Athen 1881. Vgl. die Be-
prechung von A. Eberhard, Deutsche Litteraturzeitung 1883 S. 301 f. Dort wird auch
ine zweite ähnliche Schrift des Antonios: nagaiy^aeig neQl ij&ovg ayd^guinrny xal X9V^^^f
'oXiTfltts erwähnt, die in mehreren Hss vorkommen soll. Ich habe sie nirgends gesehen.
197. Michael Italikos (Mi^aijA o ^Itahxog) war unter Kaiser Johannes
Comnenos Lehrer der Philosophie und Rhetorik; später (sicher nach 1142)
vurde er Bischof von Philippopel, als welcher er im Jahre 1147 den
leutschen König Konrad durch seine Beredsamkeit fllr sich zu gewinnen
ind so seine Diözese vor den Plünderungen der Kreuzfahrer zu bewahren
-erstand. Sein Todesjahr ist unbekannt; doch wissen wir, dass er im
Fahre 1166 nicht mehr Bischof von Philippopel war. Italikos hat eine An-
:ahl von Briefen und Essais hinterlassen, die sich in mancher Hinsicht
)eträchtlich über das Niveau byzantinischer Rhetorik erheben. Den Inhalt
>ilden litterarische Fragen, sophistische Themen, eine Lobrede u. s. w. Der
^^erfasser zeigt sich als ein ungewöhnlich belesener Mann, der nicht nur
n Philosophie, Rhetorik und Grammatik, sondern auch in Geschichte,
rheologie, Medizin und Astronomie Bescheid weiss. Über die originelle
Axt seiner Lehrthätigkeit erhält man in den Briefen allerlei hübsche An-
ieutungen. Überraschend ist die humoristische Schärfe, mit welcher er
ias Grundübel der byzantinischen Litteratur, die „Nachahmung*", an einem
konkreten Falle geisselt : Der Chartophylax hat ihm das Werk eines (leider
nicht genannten) Patriarchen zum Abschreiben geliehen; er schickt es
aber zurück, ohne es zu kopieren, und bemerkt in seinem Dankschreiben,
er habe das Buch so gründlich durchgelesen, dass er nicht bloss den In-
iialt, sondern auch die Quellen desselben erkannt habe. Nur die Einlei-
tungen gehören zum Teil dem Patriarchen, zum grössten Teile seien selbst
sie Flickwerk aus fremden Stoffen; im übrigen aber höre man bald den
Qoldmund Johannes, bald den grossen Basilios, bald den Gregor von Nyssa,
bald andere reden; das Werk gleiche einer zehn- und mehrsaitigen Leier,
die ein Künstler aus allenthalben entlehnten Teilen zusammengesetzt, aber
nicht einmal zu harmonischem Klange zu stimmen gewusst habe. Die
seltene Bildung und das grosse Darstellungstalent des Italikos wurden
denn auch gebührend anerkannt; unter den Personen, an welche er sich
mit Briefen und Aufsätzen wenden darf, sind Angehörige des Kaiserhauses
wie der Kaiser Johannes Komnenos, der Käsar Nikephoros Bryen-
nios und sein Sohn Alexios Komnenos, die Kaiserin-Witwe Irene
(die Gemahlin des Kaisers Alexios I), hohe Würdenträger wie der berühmte
Grossdomestikos Johannes Axuch, dem auch der Bischof Nikolaos von
Methone und der Rhetor Nikephoros Basilakes Schriften gewidmet haben,
ein Chartophylax, ein Bischof von Bulgarienu. a. Mehrere Adressaten
kehren unter denen des Theodoros Prodromos wieder, wie der Rhetor
Lizix, der Aoyod^trrfi %ov öqoiiov Stephanos Meles und ein gewisser
TheophanesEphoros. In einer Ethopoiie behandelt Italikos die Frage,
was wohl der hl. Protomartys Stephan sagen würde, wenn er (d. h.
woU sein Bild) vom Kirchendiener an die Venezianer verkauft würde.
Ein echtes Sophistenbravourstück ist ein Brief an Theodoros Prodromos,
in welchem Italikos seinem Freunde in launigem Tone beweist, dass der
Bandbach der kUn. AlterturnfWlMensctuOt IX. 1. AbUg. 2. Anfl, ^Q
466 Bysantinisohe LitteratorgeBohichte. L Proiudsehe Lütorainr.
Philosoph den Speck dem Käse vorziehen müsse, wogegen dann Pro-
dromos die Partei des Käses ergreift. Derselbe Prodromos widmete dem
Italikos in Ausdrücken der Verehrung und Bewunderung seine Schrift
JIsqI tov iisyakov xal tov fAixQov und erteilte ihm später, als er schon
Bischof war, in einem Gedichte >) den Ehrentitel „Nacheiferer des PlatoB
und Piaton nach jenem" {imfirjTijg %ov nXätmvog xäi fiet' ixeXvov llXatm),
Zu den Briefen und Essais kommen einige Stücke, die der Cod. der
Universitätsbibliothek von Bologna 2412 aufbewahrt: Ein Vortrag
des Italikos, als er Evangelienexeget {iiidtrxalog rciv evayyeXiwv) wurde,
eine Qlückwunschrede an Kaiser Johannes Koranenos ob seiner kriege-
rischen Erfolge in Syrien und ein Panegyrikus auf Kaiser Manuel Komnenoe.
1. Ausgabe und Handschriften: Die Briefe und Aufsätze (29 Nomm^n) ed.
als vermeintliches Werk eines unbekannten Grammatikers aus d er Zeit des Kaisers Aleziot I
(aus Cod. Bodl. Barocc. 131) J. A. Gramer, An. Oxon. 3 (1836) 158— 203. — Dit
Ethopoiie über den hl. Stephanos ruht noch unediert in dem fOr die byzantinische Lütentor
80 wichtigen God. Escur. gr. Y. II. 10 fol. 342. Vielleicht gehört dem Italikos auch dieis
der Hs unmittelbar folgende Monodie über sein gestorbenes Rebhuhn, Movt^^la inl tf
niQ^ixi, avtov tc&yrjxon, die mit der Monodie des Manasses über den Astroglenoe zu ver-
gleichen ist. Vgl. E. Miller, Catalogue des mss grecs de la bibl. de rfäciinal 8. 81ä
Die Monodie auf das Rebhuhn steht auch im Cod. Bodl. Barocc. 131 fol. 230^ f. lii i
sie wirklich von Italikos, dann gehören ihm auch einige im Barocc. mit dem Autorvermerk
Tov avTov unmittelbar vorhergehende Stücke: Briefe an Theodoros Prodromos und die
Kaiserin Irene, der im § 200 Anm. 3 erwähnte Brief über den Tod des Eonstanttnos Hagio-
theodoretes und eine Monodie auf den Tod des Kaisers Andronikos. — Das Schreiben fiber
den Speck nebst der Antwort des Prodromos ebenfalls noch unediert im God. Paris, gr.
2872 fol. 120-122 (Aufschrift der zwei Stücke: ^EntOToXrj tov ^IraXixov nqog xoy fpMcofpw
TlQodgofiop — Tov JlQo^QOfjLov ayxlyQttfÄfia nQos tor 'itttXtxoy). — Weitere Aofschlfiase sud
zu erwarten von einem noch nicht beachteten Briefe des Italikos an Prodromos
und einem Schreiben des Prodromos an Italikos, die in demselben Cod. Bodl.
Barocc. 131 fol. 175^—176^ stehen, aus dem Gramer die Briefe seines vermeinÜicben Ano-
nymus gezogen hat. — Uebor den oben erwähnten Bologneser Codex gibt vorlftofige Mit-
teilungen G. Mercati, Gli aneddoti d*un codice Bolognese, B. Z. 5 (1896). Ebenda be-
spricht und ediert Mercati einige interessante Reden eines Anonymus des 12. Jahrhunderts,
die derselbe Codex bewahrt.
2. Hilfsmittel: H. üsener, Vergessenes, Rhein. Mus. 28 (1873) 414 (über den
21. Brief, dessen Quelle das Inhaltsverzeichnis der Chrestomathie des Proklos bildet). —
P. Tannery, Annuaire de Tassoc. 21 (1887) 106 f. (identifiziert den Italikos, welchem
Prodromos seine Schrift Ueber das Grosse und Kleine widmete, mit dem Bischof von
Philippopel). — Ueber den 17. Brief, der eine mit Psellos eng verwandte Darlegung der
chaldäischen Weisheit enthält, s. Guil. Kroll, De oraculis Chaldaicis, Breslau 1894
(= Breslauer philol. Abh. VII 1) S. 5 ff. — Hauptschrift: M. Treu, Michael Italikos, B. Z.
4 (1895) 1—22 (Nachweis, dass Italikos der Verfasser der von Gramer edierten Texte
ist; Charakteristik seiner Person und seiner Schriften; Emendationen).
3. Basileios von Achrida, der (c. 1145— 1169) Erzbischof von Thessalonike war.
verfasste ausser theologischen Schriften (s. S. 86) eine Grabrede auf Eirene, die erste
Gemahlin des Kaisers Manuel Komnenos (eine geborene Gräfin von Sulzbach, Schwester
der Gemahlin des Königs Konrad III). Die Rede ed. V. Vasiljevskij, Viz. Vr. 1 (1894)
55—132. — Kritische Beiträge gab E. Kurtz, B. Z. 4 (1895) 173 ff.
4. Eine Sammlung von Essais, Briefen nebst jambischen Epigrammen, an der den
Ueberschriften zufolge ein gewisser Peribleptenos {JleQißXenxtjyos) und Basilios, Bischof
von Kerkyra, den meisten Anteil haben, bewahrt der Cod. Marc. XI 31 fol. 275—300,
eine sehr merkwürdige, leider beispiellos unorthographische, zwischen 1282 und 1328 ge-
schriebene Sammelhs, die einmal gründlich untersucht werden sollte. Da auch Manasses
in der Sammlung vertreten ist (s. S. 380 Anm. 7) und da sowohl die Patriarchenliste fol.
201 f. als die ausführlichere Patriarchengeschichte fol. 273 ff. mit Lukas Chrysoberges
(1156 — 1169) schliesst, werden wohl auch Peribleptenos und Basilios dem 12. Jahrhundert
angehören. Basilios ist wohl identisch mit Basilios Pediadites {nedittdlttjs), der in der
^) Bruchstücke ediert von E. Miller, Recueil des historiens des croiaades IT 770.
5. Rhetorik, Sophistik und Epistolographie. (§ 198) 467
zweiten Bälfte des 12. Jahrhunderts Metropolit von Kerkyra war. Einen Brief dieses
Basilios Pediadites an Eonstantinos Stilbes {InXßi^g), worin er in ganz ähnlicher Weise
wie The ophylaktos von Bulgarien (s. S. 133) und Michael Akominatos (s. S. 469) über die
Unwissenheit und den Stumpfsinn der ihm untergebenen Provinzler jammert, ed. Sp. Lam-
pros, KfQxvQaixa ayixdora, Athen 1882 S. 42—49. Zwei Reden des Pediadites an den
Patriarchen bewahrt der Cod. Escur. Y. II. 10. Vgl. E. Miller, Gatalogue des mss
grecs de la bibl. de TEscunal S. 210, 218. Dunkel bleibt vorerst die Person des
Peribleptenos. Zwar kennen wir einen Johannes Peribleptenos, an welchen Theo-
pfaylaktos von Bulgarien zwei Briefe richtete (Migne, Patr. gr. 126, 452 und 464);
mber dieser Mann, der dem Schlüsse des 11. oder dem Anfang des 12. Jahrhunderts an-
gehört, lässt sich keineswegs sicher mit unserem Essayisten identifizieren. Yieüeicht heisst
auch der UaQaßXiTurjyoc, von dem der Cod. Laur. Conv. Soppr. 2 Briefe an einen ge-
wissen Nikolaos bewahrt (vgl. N. Festa, Studi Ital. di filol. class. 1, 132), in Wahrheit
ngQtßXenrrjvog und ist mit unserem (bezw. einem von unseren) Peribleptenos identisch.
5. Bemerkenswert wegen des in der byzantinischen Litteratur seltenen Stoffes ist
die Schilderung eines Turniers des in ritterlichen Künsten wohlerfahrenen Kaisers
MtLTkUelilExtpQacig rtov ^vXoxoyraouoy xov XQaraiov xai ayiov i^fitoy av&eyrov xal ßecciX^tüg.
Dieses fremdartige Stück, das der Cod. Vatic. 1409, pars II, fol. 277— 277^ bewahrt,
verdiente ans Lieht gezogen zu werden.
198. Timaiion {TifAaQitov ^ nsgl tcSv xat* avtov nai^r^fAttrwv), eine
der zahlreichen byzantinischen Imitationen des Lukian, ist anonym über-
liefert; als Abfassungszeit des Werkes ergibt sich aus verschiedenen
Anspielungen mit genügender Sicherheit die Mitte des 12. Jahrhunderts.
Das Thema bildet wie im Mazaris die uralte, seit Homer, Piaton und Plu-
tarch so oft behandelte, von Dante unsterblich gemachte Vorstellung einer
Fahrt zu den Sitzen der Verstorbenen; unmittelbares Vorbild ist
Lukians Nekyomantie. Die dialogische Form ist in dem Gespräche
zwischen Eydion und Timarion äusserlich festgehalten, doch füllt den
grössten Teil des Werkes die Erzählung des Timarion über seine Aben-
teuer. Von Eonstantinopel reist er nach Thessalonike und wohnt dort
einem grossen Volksfeste bei, das dem berühmten Schutzheiligen der Stadt,
Demetrios Myroblytes, zu Ehren begangen wird; auf der Bückreise er-
krankt Timarion an einer Leberentzündung und stirbt. Nun werden seine
Beobachtungen auf der Totenfahrt, die mannigfaltigen Räumlichkeiten d6s
Hades und seine Gespräche mit den Bewohnern desselben in launiger Weise
geschildert. Unter anderen Zelebritäten trifft er in der Unterwelt den
Kaiser Romanos Diogenes und seinen früheren Lehrer Theodoros von
Smyrna (vgl. S. 430). Den letzteren bittet Timarion, ihm zur Rückkehr
ins Leben zu verhelfen. Die Angelegenheit kommt vor das Richterkollegium
der Unterwelt, in dem sich auch ein Christ in der Person des bilder-
stürmenden Kaisers Theophilos befindet. Timarion und Theodor ver-
klagen die Totenflihrer wegen Missbrauches ihrer Amtsgewalt. Nachdem
Aeskulap und Hippokrates als Sachverständige erklärt haben, dass Timarion
gegen die Regeln der Pathologie aus dem Leben abgerufen worden sei,
werden die Totenführer verurteilt und abgesetzt Timarion trifft noch
mit Diogenes von Sinope, Johannes Italos, Michael Psellos und
einem ungenannten Jambendichter zusammen und kehrt dann nach der
Oberwelt zurück, von wo er seinem Anwalt Theodor zum Danke reich-
liehe Esswaren schickt. Die Imitation des Lukian ist nicht übel ge-
lungen; Humor und Witz sind in Byzanz so selten, dass man für die
kleinste Gabe dankbar ist. Die Darstellung ist klar und verrät eine
lebhafte Anschauungskraft. Manche Partien, wie die genaue Ausmalung
468 Bysantinisohe LitteratiirgeBOliichte. I. ProiMoftoke Lttteratnr.
des grossen Volksfestes und Jahrmarktes in Thessälönike, sind auch kultar-
historisch wichtig. Die aus einer langen Hauptstrasse und vielen Neben-
gassen bestehende Budenstadt erscheint Timarion wie ein ungeheurer
Tausendfuss, der unter seinem Bauche eine Unzahl winziger Fiisse aus-
streckt, ein Vergleich, der an die grotesken Bilder des Ptochoprodromos
erinnert. In der Beschreibung der Unterwelt, der Gespräche mit den
Toten und der Gerichtsverhandlung bekundet der Verfasser einen natür-
lichen Witz, der freilich nicht selten ans Burleske streift. Im Gegensatz
zur Auffassung Dantes herrscht in der Hadesfahrt des Timarion ein hu-
moristischer Zug; die Fehler werden weniger mit schweren Strafen als
mit den Geissein des Spottes geahndet. Mit dem Philopatris hat Timarion
die freie Stellung zum Christentum gemeinsam, ein neuer Beweift
für die öfter erwähnte Thatsache, dass es in Byzanz wenigstens vor der
Paläologenzeit neben den streng kirchlich Gesinnten eine freigeistige Partei
gab, an deren Spitze zuweilen der Kaiser selbst stand. Indem z. B. Theodor
es rechtfertigt, dass im Richterkollegium des Hades auch das Christentum
vertreten ist, sagt er: „Wegen des Heidentums der Richter sei ohne Sorge;
.... die Verschiedenheit des Bekenntnisses der vor Gericht Kommenden
hat für sie nichts zu sagen; jeder mag vielmehr nach Belieben seiner
eigenen Sekte anhängen. Da jedoch der Glaube der Galiläer über die
ganze Erde verbreitet ist und ganz Europa wie auch einen grossen Teil
Asiens erobert hat, beschloss die Vorsehung, den hellenischen Richtern
auch einen aus ihrer Mitte beizugesellen." Später wird der Schutz-
engel des Kaisers seinem Aussehen nach mit einem Eunuchen verglichen.
Da sich Johannes Italos neben Pythagoras niederlassen will, lässt ihn
dieser an: „Was, du schmutziger Bursche, in deinem Galiläermantel, den
sie für eine göttliche und himmlische Hülle ausgeben, du willst dich zu
uns gesellen, die der Wissenschaft und vernunftgemässen Weisheit lebten;
entweder lege die gemeine Hülle ab oder hebe dich aus unserem Kreise !*•
Interessant ist ein zeitgenössisches Urteil über den Timarion, das
von einem sonst vornehmlich durch Heiligengeschichten bekannten Schrift-
steller, dem Grosslogotheten Konstantin Akropolites, einem Sohne des
Historikers Georgios Akropolites, herrührt. Ein frommer und offenbar in
seinem Leben wie in seiner sprachlichen Form äusserst korrekter Mann
konnte er weder dem übermütigen Humor noch der volkstümlichen Dar-
stellung des Stückes ein Verständnis abgewinnen. Er äusserte sein ver-
dammendes Urteil in einem Briefe an einen Freund, der ihm den Timarion
geliehen hatte. Am liebsten hätte er das Buch gleich den Flammen über-
geben ; nur die Erwägung, dass er es ja geborgt erhalten hatte, hielt seine
Hand von dem Autodafe zurück.
£d. pr. B. Hase, Notices et extraits 9 (1813) 2, 163—246 mit tre£flichem Kom-
mentar. — Darnach mit deutscher Uebersetzung ed. Ad. Ellissen, Analekten der mittel-
und neugriechischen Literatur, 4. Teil, Leipzig 1860. — Analyse und Würdigung des Werkes
von H. F. Tozer, The Journal of Hellenic studies 2(1881) 241 flF. - Das ürteü des Eon-
stantinos Akropolites wird mitgeteilt von M. Treu, Ein Kritiker des Timarion, B. Z. t
(1892) 391-365. — üeber Konstantinos Akropolites als Hagiographen vgl S. 204 f.
199. Michael Akominatos {Mixarjk ^ÄKOfiivdrog), der ältere Bruder
des Geschichtschreibers Niketas Akominatos, wurde um das Jahr 1140 zu
5. Rhetorik, Bophistik und Epistolographie. (§ 199) 469
Chonae in Phrygien geboren; als Jüngling schickte ihn sein Vater zur
wissenschaftlichen Ausbildung nach Konstantinopel, wo er sich des Schutzes
und der Unterweisung des gelehrten Eustathios, des späteren Erzbischofs
von Thessalonike, erfreute. Wie sein Lehrer nahm Michael das geistliche
Gewand; um 1175 bestieg er den erzbischöflichen Thron von Athen.
Über 30 Jahre stand er seiner Gemeinde vor und entfaltete in dieser Zeit
eine segensvolle praktische und litterarische Wirksamkeit. Das Episkopat
des Akominatos gehört zu wenigen lichten Abschnitten im trostlosen Dunkel
der mittelalterlichen Geschichte Athens. Die erlauchte Musenstadt befand
sich damals in einem sehr traurigen Zustande. Eine spärliche, durch den
furchtbaren Steuerdruck, die ewigen Bedrängnisse der Seeräuber und den
Mangel natürlicher Hilfsquellen gänzlich verarmte Bevölkerung wohnte in
trümmervollen Stadtvierteln und in der verödeten attischen Landschaft.
Auch in geistiger Hinsicht sind diese Athener so verkommen, dass Michael
völlig zu verbauern fürchtet und mit einer Reminiszenz an einen sarkasti-
schen Ausspruch des Apollonios von Tyana in einem Briefe klagt, da
er lange in Athen lebe, sei er ein Barbar geworden — BeßaQßaQwfxai
XQoviog äv iv ^Ä&rjvaig, H 44 ed. Lampros. Im Jahre 1203 verteidigte der
Erzbischof die Stadt gegen den Angriff des Leon Sguros, eines griechi-
schen Archonten, der sich in Korinth und Argolis eine selbständige Herr-
schaft gegründet hatte. Als nach der Einnahme Eonstantinopels 1204 auch
Athen den fränkischen Eroberem zur Beute fiel, verliess Michael schmerz-
erfailt die Stadt, in der jetzt ein römisches Bistum errichtet wurde, und
zog sich nach der Insel Keos zurück, wo er in stiller Abgeschiedenheit
um das Jahr 1220 sein Leben beschloss.
Michael Akominatos hinterliess katechetische Homilien, pan-
egyrische, threnodische und sonstige Gelegenheitsreden, Briefe
und Dichtungen. Die Reden werfen manches Licht auf die litterarischen
und politischen Zustände der Zeit, besonders auf die traurige Lage von
Attika; wir finden unter diesen Stücken einen Panegyrikus auf Kaiser Isaak
Angelos, eine Beschwerdeschrift an Alexios III Angelos über die Nichts-
würdigkeit der kaiserlichen Verwaltungsbeamten, Trauerreden auf den Tod
des Eustathios von Thessalonike (1194/95) und seines Bruders Niketas u, a.
Die Sammlung der Briefe des Michael umfasst jetzt 180 Nummern, unter
denen die an Eustathios und seinen Bruder Niketas gerichteten hervor-
ragen. Unter den poetischen Sachen gebührt die erste Stelle der be-
rühmten jambischen Elegie auf die Stadt Athen, der „ersten und
einzigen Klagestimme über den Untergang der alten, erlauchten Stadt,
welche auf uns gekommen ist ^. Daran schliessen sich ein episches Gedicht
Theano in 457 Hexametern und kleinere Poesien kirchlichen Inhalts.
Michael Akominatos war wie sein Bruder klassisch gebildet; er kennt
Homer, Pindar, Demosthenes, Thukydides und andere Profanautoren; seine
Darstellung wurzelt aber vornehmlich in kirchlichen Schriften; von seinem
Lehrer Eustathios stark beeinflusst, bezeichnet er noch mehr als Niketas
die theologisierende Richtung in der sprachlichen Beformationsbewe-
gung der Komnenenzeit. Sein Charakter erscheint energisch, edel und
milde^ soweit es sich um seine Stellung in der Gemeinde und in der 6e-
47Q Byzantinische LitteratargeBchiclite. I. Prosaisohe I4ttfrmtiir.
Seilschaft handelt. Wenn er vom Staatsoberhaupt spricht, kann er
lieh die byzantinische Atmosphäre nicht verleugnen; während er z.B.
grausamen Andronikos zu seinen Lebzeiten in schvrülstigen Tönea
einen neuen Salomon preist, weiss er nach dem schrecklichen ün'
desselben nicht genug Worte zu finden, um ihn als ein scheusaiiches
geheuer zu brandmarken.
1. Ausgaben: Hymnus auf Athen zuerst ed. von Fr. Boissonade, Aneod.gr,
(Paris 1833) 373 ff.; dann bei Ellissen und Lampros. — L. Fr. Tafel, De Theanlogi
eiusque agro, Berolini 1839, teilt Briefe und die Monodie auf Eustathios mit^ — L. Fr. Ttfi
Michaelis Acominati Ath. metr. panegyricus Isaacio Angelo dictus, Universitätsprogr.
hingen 1846. -- Mebrere Schriften mit deutscher Uebersetzung von Ad. Ellissen: IGc
Akominatos, Göttingen 1846. — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 140, 298—384 und 1!
bis 1258. — Gesamtausgabe, die zum grössten Teile Ed. princepsist, von Sp. Li
Eros, MixatjX *JxofÄiyätov rov Xiortfirov td adt^ofABva, 2 Bde, Athen 1879 — 80. — ]
eferte zahlreiche handschriftliche Nachträge und Emendationen P. N. Papageorgii
*EnlxQMig tijg Invgidiavog JJ. Adungov ixdoastog tov Ahj^ai^X 'Axofuydtov, Athen 188S.
Ausführliche Berichte über die Ausgabe von Lampros gaben ausserdem E. Miller, X
des savants 1880 S. 755—770, und Th. Uspenskij, Die Werke des Michael Ak
Odessa 1881 (russ.). — Eine bei Lampros fehlende Homilie ed. B. Georgiades, Ifi^
*JxofAVvntov TOV XvDyirdtov xal Fetogylov BovqtCov fArjXQonoXix6Sy *A9rjvtoy Xoyoi etc, .
1882. — Zur Rede des Burtzes vgl P. N. Papageorgiu, B. Z. 2 (1893) 589 L
2. Hilfsmittel: Das oben erwähnte Buch von Ellissen. — Sp. Lampros,
rijg ßißho&ijxfjg rov fjtrjXQonoXiTov *J&tjy(üy Mixei^X tov 'JxofÄiydrov, A&rjytuoy 6 (1
354—367 und: AI *A&fjytxt negl rd t^Xtj tov dtadexdtov aüoyogy *Ey'A9^y€Ug 1878. — T
Uspenskij, Unedierte Reden und Briefe des Michael Akominatos, Journ. Min. 1
Bd 201 Jan.-Febr. S. 112—130; 367-396. — Zur Erläuterung dient die Schrift von
Uspenskij, Zur Geschichte des Bauemgrundbesitzes in Byzanz, Journ. Min. 1883 Bd
Jan.-Pebruar S. 30—87; 301—360. — Einige Emendationen gab K. S. Kontos, *M
1 (1889) 327; 619; 625-629. — Ausgezeichnete Charakteristik von F. Gregorovii^
Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter, Stuttgart 1889, 1 204—349.
200. Nikephoros Ghrysoberges {Nixrj^oQog 6 XQvaoße'Qyrjg), ein Im
in die jüngste Zeit gänzlich verschollener Mann, dessen Lebenslauf sidij
von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in den Anfang des 13., jedenfah
über das Jahr 1203 hinaus erstreckte, hat panegyrische Reden an Kaiser
Alexios III und IV, an die Patriarchen Niketas Muntanes und Johannes
Kamateros und an den eni rov xavixleiov Konstantinos Mesopotamitefl^
sowie einen Brief und rhetorische Progymnasmata hinterlassen. Unter
den letzteren findet man Fabeln, Erzählungen und Ethopoiien z. B, eine
über das spitzfindige Thema: Tivag äv einoi loyovg XQ^^^^^^^^ yeioilo/ös
lovXiavov TOV nuQaßÜTov xwXvovxog rag ^EXXtjVixdg ßißXovg äruyivwaxsiv;
1. Ausgabe: Nicephori Chrysoborgae ad Angelos orationes tres ed. Max. Trea.
Progr. des k. Friedrichsgymn., Breslau 1892 (aus Cod. Vindob. pbü. gr. 321 mit einen
gelehrten Kommentar und Wortindex). Von Treu ist auch eine Ausgabe der fibrigeo
Schriften des Ghrysoberges, die der Cod. Escur. Y. II. 10 überliefert, zu erwarten.
2. Von einem Nikephoros Ghrysoberges, Metropoliten von Sardes, stehoi
Verse im Cod. Vatic. Ottob. 167 s. 16, vor fol. 161. Ob er mit unserem Rhetor identisch
sein kann, steht dahin.
3. Von einem Unbekannten des 12. Jahrb. (vielleicht Mich. Italikos; s. S. 466)
steht ein Brief Ugog rdy ddeXq^oy ini Kwyataytiyut tta 'Ayio&sodwQcr^ (1. *Jyio&e9-
öwQijtrj) u7to9(ty6yTi im Cod. Barocc. gr. 131 fol. 229^. * Es handelt sich wohl um denselben
Kons tantin OS Hagiotheodoretes, dem auch Theodoros Prodromos eine Monodi«
widmete; vgl. Migne, Patr. gr. 133, 1007 f., 1017, 1059 f. Der Brief ist inkorrekt ge-
druckt bei Fabricius, Bibl. gr. 12, 483 f. Hamburg 1724; ein Stück ed. M. Treu, B. Z
2 (1893) 102.
201. Die rhetorische Sammlung des Escurial. Der im 13. Jahr
hundert geschriebene Codex Escur. Y. 11. 10 (jetzt noch 536 Blatte
in Quart umfassend), eine der wertvollsten Fundstätten byzantinische
5. Rhetorik, Sophistik and Epistolographie. (§§ 200—201) 471
»itieratur, enthält eine umfangreiche Sammlung von geistliehen und weit-
tf^hen Reden, Essays und Briefen, die eine gesonderte Betrachtung ver-
tont. Ausser drei scherzhaften Studien des Psellos (Enkomien auf Wanze,
lAUs und Floh) und einer unten zu besprechenden Bede stammen alle
stierbaren Stücke aus derselben Zeit und zwar aus den letzten sechs
^hrzehnten des 12. Jahrhunderts. Damach ist mit Sicherheit an-
anehmen, dass auch die wenigen Stücke, deren Chronologie nicht fest-
teht, dieser Zeit angehören. Völlig aus der Breihe fällt nur eine Rede
ines ungenannten Rhetors der Rhetoren (^»jVco^ rcov ^rjrogcov) an den
Kaiser Andronikos Palaeologos (fol. 471), womit wohl nur Andronikos IT
1.282 — 1328) gemeint sein kann; denn an seinen Nachfolger Andronikos HI
1328 — 1341) zu denken, verbietet das Alter der Handschrift. Da die
«mmlung gerade an Reden aus den zwei letzten Jahrzehnten des 12. Jahr-
underts reich ist, so könte man vermuten, dass statt Ilakmokoyov viel-
mehr Kofjivr;v6v zuschreiben sei, so dass Andronikos Komnenos (1183 — 1185)
«zeichnet wäre, ein Kaiser, dessen Thaten freilich zu schönrednerischen
iieistungen wenig Anlass boten, aber doch selbst von einem Michael Ako-
[linatos (s. S. 470) gefeiert wurden. Eine Entscheidung lässt sich vor
^eröflfentHchung des Textes nicht treffen. Ist der Titel aber richtig, dann
st wohl anzunehmen, dass der Kopist der Handschrift in der Zeit des
Lndronikos II schrieb und zu der glänzenden Sammlung von Werken ver-
gangener Tage ein zeitgenössisches Stück, vielleicht das Werk eines Freundes
der Gönners, hinzufügte. In der Hauptsache aber ist die Sammlung sicher
m Ende des 12. oder im Anfang des 13. Jahrhunderts entstanden, wahr-
cheinlich noch vor dem Falle Konstantinopels (1204); denn das folgende
albe Jahrhundert war für die Veranstaltung eines Sammelwerkes, in dem
ich der volle Olanz des byzantinischen Hofes und die ungestörte Macht
er Kirche von Konstantinopel widerspiegelte, wenig günstig. Ausser
em zeitlichen Bande, welches die Samndung scharf umgrenzt, ist für sie
amentlich ihre offizielle Provenienz charakteristisch. Ein grosser Teil
er Reden besteht aus den feierlichen Vorträgen, die im kaiserlichen
^alaste und im Patriarchate teils regelmässig an gewissen Festen, teils
»ei bestimmten einmaligen Gelegenheiten gehalten wurden. Das Corpus
;ewährt somit ein authentisches Bild von der Beredsamkeit, die in den
löchsten Kreisen des Hofes und der Kirche geübt und mit Wohlgefallen
.ufgenommen wurde. Nun kann auch der Zweck der Sammlung nicht
weifelhaft bleiben. Sie ist nicht für die Schule bestimmt, die sich mit
[en landläufigen Meleten, Ethopoiien und ähnlichen Übungen begnügte;
ie soll für einzelne der trivialen Dressur schon Entwachsene gute Muster
ler praktischen Eloquenz bieten, wie sie in den höchsten Kreisen des
iofes und der Kirche gefordert wurde. Daneben hatte der verständige
Sammler, wie die Beigabe einer Dichtung und mancher nicht zum Vortrag
gestimmten Prosastücke beweist, auch rein litterarische Interessen im
^uge. Seine edle Absicht, eine Auswahl der besten schöngeistigen Er-
eugnisse des 12. Jahrhunderts vor dem Untergang zu retten, ist nur
lurch einen Zufall gelungen. Das Corpus scheint — wohl infolge der
angen Unterbrechung, welche das höfische und kirchliche und damit auch
472 Bytaiiti^j9che Litteratargesohiohte.. l, ProsaUiehe LitieraftAr.
daß litterarische Leben in Konstantinopel nach dem Jahre 1204 erlitt —
keine genügende Verbreitung gefunden zu haben ; der Escurialcodex ist das
einzige auf uns gekommene Exemplar und viele der in ihm entr
haltenen Stücke sind in keiner zweiten Handschrift zu finden. Ein Prinzip
der Anordnung ist in der Sammlung nicht zu bemerken; die Schriften der
mehrfach vertretenen Autoren sind an verschiedenen Stellen zerstreut^ und
man erhält den Eindruck, als habe der Sammler die einzelnen Stöcke
seinem Corpus in der Reihenfolge einverleibt, wie sie sich ihm zufiülig
darboten.
Für die litterarische, kirchliche, politische und höfische Geschichte
von Byzanz ist das Escurialcorpus eine unschätzbare Quelle. Einige der
besten Namen des 12. Jahrhunderts sind in ihm reichlich vertreten; den
Hauptanteil haben Hof- und Kirchenredner, die sonst wenig oder gar
nicht litterarisch bekannt sind. Auf die im Corpus enthaltenen Schriften
des Eustathios von Thessalonike, Michael Akominatos, Johannes
Kinnamos, Konstantinos Manasses, Nikephoros Chrysoberges,
Basilios Pediadites, Konstantinos Stilbes, Niketas Eugenianos,
Michael Italikos und Basilios von Achrida ist in den betreffenden
Paragraphen oder Anmerkungen hingewiesen. Im folgenden sollen die
Autoren der Sammlung genannt werden, die anderswo keine Unterkunft
gefunden haben.
Die Sammlung wird von einem Epitaph eröffnet, dessen Überschrift
und Anfang verloren gegangen sind, so dass sich der Autor vorerst nicht
bestimmen lässt; von demselben Anonymus folgen noch mehrere Stücke wie
ein Epitaph auf seinen Vater, eine Rede an Kaiser Manuel, als er ihm
im Lopadion seine Huldigung {TrQoaxvvrjaig) darbrachte, endlich ein Epitaph
auf Kaiser Manuel. Von dem Grossdrungar Gregorios Antiochos
{rQTjyoQiog ö 'Avi(o%oq) bewahrt das Corpus einen Brief an den Abt des
Klosters auf der Insel des Antigenes, ein Trostschreiben an den Logotheten
Hagiotheodoretes anlässlich des Todes seiner Schwester, eine Monodie auf
den durch einen Sturz vom Pferde verunglückten Sohn eines Protosebastos,
der zunächst nicht identifiziert werden kann, eine Rede an den Patriarchen
Basilios Kamateros (1183 — 1187), eine Leichenrede auf Nikolaos xov xata
0X(OQov, eine Trostrede an den kaiserlichen Sekretär Konstantin Apim-
pithiun (Amfim&iovv, wenn Miller richtig gelesen hat) wegen des Todes
seines Vaters, eine Trostrede an Kaiser Isaak Angelos wegen des
Todes seiner Mutter Euphrosyne, eine Dankrede und ein Entschuldigungs-
schreiben an den Pansebastos und Grossdrungar Andronikos Kamateros,
eine Rede an den Sebastokrator Konstantinos, einen Bruder des Kaisers
Isaak Angelos, eine Predigt über den hl. Johannes den Täufer, eine Rede
an den Patriarchen Lukas (Chrysoberges 1156 — 1169), Briefe an Eusta-
thios von Thessalonike, an den Metropoliten von Neupatras Euthymios
Malakes, an den Bischof von Kastoria, an Demetrios Tomikes, an den
Erzbischof von Athen (Michael Akominatos) und an einen Chartophylax.
Von dem MdiCTWQ tcov ^tjtoqcov Georgios Tornikes {FewQytog
6 ToQvCxrfi) finden wir eine Predigt, die gewöhnlich am Tage des gerechten
Lazarus im Patriarchat vorgelesen wurde, eine Rede an den Kaiser Isaak
5. Rhetorik, Sophiatik and Epistolographie. (§ 201) 473
Angelos, die vor dem Feste der Epiphanie verlesen wurde, an welchem
der Kaiser gewöhnlich ins Feld zog, endlich eine Bede an den Patriarchen
Georgios (1192—1199).
Ein zweiter MätffzcaQ idiv ^r^roQcov ist Michael von Thessalonike.
Er war Professor der Evangelienexegese an der Sophienkirche, später
Protekdikos, wurde aber im Jahre 1156 als Anhänger der Häresie des
Soterichos Panteugenos seiner Würde entsetzt. Ihm gehören in der Samm-
lung des Escurial vier Reden vor Kaiser Manuel, von denen die drei ver-
öffentlichten in den Jahren 1150, 1153 und 1155 gehalten wurden.
Mit Michael verbindet sich Nikephoros Basilakes (Nixrj^oQog 6
BaciXdxtfi)^ der ebenfalls Professor der Evangelienexegese an der Sophien-
kirche war. Auch Nikephoros geriet durch seine allzu subjektive Aus-
legung der hl. Schrift mit der Kirche in Konflikt und wurde wie Michael
von Thessalonike im Jahre 1156 seiner Stelle entsetzt; das ist wohl auch
der Grund, weshalb von den exegetischen Vorträgen dieser Männer in
die Sammlung, die manche andere Jiiaaxakim enthält, nichts aufgenommen
wurde. Basilakes war einer der fruchtbarsten und gewandtesten Schönredner
des 12. Jahrhunderts. In seinen Chrien und Ethopoiien wechseln heid-
nische Themen mit christlichen; er erörtert ebenso gewandt die Frage^
was wohl Danae gesagt habe, da ihr Zeus in Gestalt eines Goldregens
nahte, als die Frage, was wohl der Hades sprach, da Lazarus nach vier
Tagen von den Toten auferweckt wurde, oder die offenbar auf einen zeit-
genössischen Vorfall bezügliche Frage, was das von einem Goten betrogene
Mädchen in Edessa gesprochen haben mag. Dass Basilakes nicht bloss
Schulrhetorik und Evangelienexegese betrieb, sondern auch aktuelle Vor-
würfe rhetorisch behandelte, beweisen einige Nimmiem des Escurialcorpus
z. B. eine Monodie auf seinen im sizilischen Kriege (wahrscheinlich im
Jahre 1155) gefallenen Bruder Konstantin Basilakes, mehrere Briefe an
seinen Bruder, seine Freunde und Schüler, eine Vorrede zu seinen ge-
sammelten Werken, die eine Art litterarischer Selbstbiographie darstellt,
eine Rede an den Pansebastos, Sebastos und Grossdomestikos des ganzen
Morgen- und Abendlandes Johannes, endlich eine Rede an den Protekdikos,
Nomophylax und Waisenvater Alexios Aristenos. Vielleicht gehören dem
Basilakes auch noch die in der Handschrift auf die letztgenannte Rede un-
mittelbar folgenden Stücke: eine Rede auf den Sebastos Adrian, den
Sohn des Sebastokrator Isaak Komnenos, des älteren Bruders des Kaisers
Alexios V) und eine Rede auf den hochseligen Kaiser Johannes Komnenos.
Aus der erwähnten Vorrede zu seinen gesammelten Werken, die E. Miller
herausgegeben hat, wird ersichtlich, dass mehrere Schriften des Basilakes
verloren oder verschollen sind. Wirklich bedauerlich ist wohl nur der
Verlust der vier scherzhaften Stücke Onothriambos, Stypax oder Para-
deisoplastia, Stephanitai und Talantuchos Hermes, deren er mit folgenden
Worten gedenkt: Täxraqsg ow fioi ngayfiateTai stg yäX(a%a i^sxvd^rjaav '
'Ovo&Qiafißog xal ngoasTi 2iv7ia^ fj JlaQaieKfonlaatta, im %ov%oiq oi 2t€-
^avTrcu xal 6 Takavvovxog ^EgfA^g. Das waren — trotz des folgenden
') Vgl. Da Gange, Familiae Byzantinae S. 146.
474
Bysantmiaobe LiUeratnrgesohicbte. I. Prosaüohe Litteratnr.
Satzes: Srix^^gd dk üXXa xal ov cvcrijjuofrixa, noXXa xal ävcivvfia wg TiSlr
äcTSQwv Ol anogaSsg — wahrscheinlich nicht metrische Scherze oder Ko?
moedien, ^) sondern Prosasatiren nach dem Muster des Lukian, wie sie im
12. Jahrhundert auch von Theodoros Prodromos u. a. verfasst wurden.
Weitere Beiträge zur Samndung haben eine Beihe weniger bedeutend^^
zum Teil ganz unbekannter Litteraten geliefert; Der ökumenische Pro*
fessor Leon Balianites [Aäwv 6 BaXiavfrrjg) eine Antrittsvorlesung, eine
Lobrede auf den Patriarchen Basilios und mehrere Lehrvorträge; Kon*
stantinos Pantechnes {KcovtrvavTtrog 6 üavTexvrjg) ^ Metropolit von
Philippopel, eine Schilderung einer Jagd auf Rebhühner und Hasen; der
Patriarch Michael Anchialos {Mix^rjX 6 zov 'AyxtciXov 1169 — 1177) seine
Antrittsrede, als er vnatog twv (fiXoaotfwv wurde; Johannes Eamateros
(londvvvfi 6 KafiatrjQog) eine Rede am Epiphaniefeste; der kaiserliche
Sekretär Johannes Phrangopulos {*I(oavvr]g 6 ^QayyonovXog) eine Rede,
die im Patriarchat nach der Rede des Rhetors und Maistors vorgetragen
wurde; der Professor Konstantinos Psaltopulos [KiovatavxTvog 6 ^aXfo*
novXog) eine Rede an den Logothetes tov igofiov Michael Hagiotheodoretee
und einen Lehrvortrag; der Metropolit von Chalkedon Johannes Kasta*
inonites (Imdvvrjg 6 Katfxaiiovixr^g) mehrere Lehrvorträge über das Evan-
gelium, darunter einen, der gehalten wurde, als der Patriarch Basilios
Eamateros (1183—1187), dessen Sekretär er war, zurückkehrte (? xor^A^«);
der Bischof Asterios von Amasia eine Ekphrasis der hl. Märtyrerin
Euphemia; der Sekretär Manuel Sarante nos (Mavovr^X 6 Sagavtr^vog)
eine Rede, die im Patriarchat am Feste des gerechten Lazarus vorgelesen
wurde; der kaiserliche Grossprotonotar und Sekretär Sergios Kolybas
{lägyiog 6 KoXvßag) zwei Ansprachen an Kaiser Isaak Angelos; der Rhetor
Muzalon (Mov^dXmv) eine Rede an den Patriarchen Nikolaos (1147 — 1151);
ein gewisser JohannesDiogenes eine Rede, die am Feste der Epiphanie
im Palaste vor Kaiser Manuel vorgelesen wurde; ein Philosoph Konstantin
von Nikaea einen Vortrag über Freigebigkeit und eine Rede an den
Gfrosshetäriarchen Johannes Dukas;^) ein Nikolaos o xaxd ^XSqov eine
Rede, deren Thema in der Überschrift nicht angegeben ist; der Proto-
sekretär Christophoros Zonaras {XQiavoqoQog 6 Zcoragag), vielleicht
ein Verwandter des Chronisten Johannes Zonaras, ein Vademecum für
seinen Sohn Demetrios, als er die Elementarschule verliess (xcctaXeiipavxa %ü
(Tx^Sog); der kaiserliche Sekretär und Hofredner Johannes Syropulos
{'Icodvvijg fi ^vQonovXog) eine Rede unbekannten Inhalts; der ökumenische
Professor Schizenos {2xiCv^6g) eine Rede bei der Verehrung des hl.
Kreuzes aus Anlass der Geburt des Alexios, des Sohnes des Kaisers Manuel
(im Jahre 1167); der ehemalige Chartophylax der Hagia Sophia Samuel
Mauropulos {2afiovt]X 6 MavqonovXog) eine katechetische Rede; ein
Anonymus eine Rede an den Patriarchen Nikolaos Muzalon (1147 — 1157);
') Wie E. Miller, Annuaire de Tassoc.
7 (1873) 140 annimmt.
^) lieber das Leben dieses Jobannes
Dukas vgl. W. Regel, Fontes rerun^ bjrz. \
1 (1892) VIII— X, und K. Krumbacher,
Micbael Glykas, Sitzungsber. bayer. Ak. 1894
S. 424 f.
6. Rhetorik, Sophistik and Epistolographie. (§ 201) 475
ein ungenannter llhetor Vorausselmngsverse (Wahrsageverse?: arixot
nQoßXsntr^Qioi an den Kaiser (Beginn: El Set fAeatzijv nqdg d^eov tiva (fiqsiv).
1. Den Brief des Gregorios Antiochos ed. Sp. Lampros in seiner Ausgabe des
Michael Akominatos 2, 400-409. — Von demselben Antiochos bewahrt der Cod. Marc.
XI 22, s. 13/14, fol. 163 fif. einige Briefe mit der Ueberschrift: Tov avrov a^ioXoyioratov
^rftoQog FQrjyoQlov tov *Ayxir6xov hiMxoXal didfpoQoi, Der erste Brief ist an Demetrios
Tornikes gerichtet, den wir auch unter den Adressaten des Michael Akominatos wieder-
finden. Der Ausdruck Tov «vrov zeigt, dass auch den Briefen vorangehende Stücke dem
Gregorios gehören; doch habe ich darüber keine genaueren Notizen.
2. Drei Reden des Michael von Thessalonike ed. pr. aus dem Cod. Escur. W,
Begel, Fontes rerum byz. I 1 (1892) 131—182. Vgl. die Praefatio S. XVII— XX, und
oben S. 93 Anm. 5.
3. Die Progymoasmata des Nikephoros Basilakes ed. pr. Leo Allatius, Ex-
ccrpta varia graec. sophist., Rom 1641 S. 125 — 220. — Wiederholt bei Chr. Walz, Rhet.
gr. 1, 421 —525. — Die Monodie auf seinen Bruder Konstantin wurde aus dem Cod. Vatic.
1898, wo sie ohne Automame steht, irrtümlich als ein Werk des Chorikios von Gaza
ediert von A. Mai, Spicileg. Romanum 5 (1841)449-461; dann wiederholt von Fr. Bois -
sonade in seiner Ausgabe des Chorikios, Paris 1846 S. 179—195; vgl. R. Horcher,
Hermes 5 (1871) 291. Dass die Monodie aber dem Basilakes gehört, wird durch den Cod.
Pal. graec. 18 (jetzt wieder in Heidelberg) und unseren Escur. Y. IL 10, sowie durch
eine Anspielung in der Vorrede zu den gesammelten Werken des Basilakes (S. 156 ed.
E. Miller) völlig sicher gestellt. Den Anfang der Rede ed. aus dem erwähnten Cod. Pal.
L Bachmann, Theodori Ducae Lascaris imperatoris in laudem Nicaeae urbis oratio,
Rostock 1847 S. VII— X. Vgl. R. Förster, Anecdota Choriciana nova, Philologus 54
(1895) 93 f. — Die Vorrede zu den gesammelten Werken des Basilakes ed. mit einer aus-
flüirlichen Analyse E. Miller, Pröface d'un auteur bjrzantin, Annuaire de Tassoc. 7 (1873)
135—157. Vgl. die Besprechung und Uebersetzung des Stückes von E. Miller im Gor-
respondant 69 (1866) 395—405. — Ebenfalls dem Basilakes gehört das Enkomion
auf den Hund, welches E. Miller, M^langes orientaux. Textes et traductions publik»
par les professeurs de Töcole speciale des langues orientales Vivantes ä Toccasion du
sixieme congr^s international des Orientalistes r^unis ä Leyde, Paris 1883 S. 255-267,
ediert hat Miller gibt zwar den Titel Tot; ßaciX^ots xvqov NixijfpoQov iyxcJfÄiov »vyds,
erörtert eingehend die Frage, welchem Kaiser Nikephoros das Stück gehöre, und entscheidet
sich zuletzt für Nikephoros Botaneiates. Wenn dagegen G. Schlumberger, Nic^phore
Phocas S. 169 Anm. 3, den Nikephoros Bryennios bevorzugt, so ist das wohl nur ein
Veraehen, da dieser Nikephoros nicht ßaaiXevg war. Es kann aber kein Zweifel darüber
bestehen, dass ßaoiXiuig einfach für ßaatXdxrj verschrieben (oder vom Herausgeber ver-
lesen) ist; denn in der Hs folgen unmittelbar auf das Enkomion die eben genannte Vor-
rede, die E. Miller selbst unter dem Namen des Basilakes ediert hat, und eine Rede
in einen Grossdomestikos, beide mit dem Autorvermerk Tov avtoi^. Zu vergleichen
ist des Theodoros Gazes KvySs iyxüi/iioy^ das von D. Augentius, Paris 1590 (mir un-
zugänglich), dann von A. Mai, Bibl. Nova Patrum VI 2, 202—212, endlich von Migne,
Patrol. gr. 161, 986—998, ediert worden ist (Inc.: *Ey(o fikv^ ä äysg Xa/ÄngotarB, |i»Vot(f«
ifittvrt^), — Das Leben und den litterarischen Charakter des Basilakes skizziert C. Neu-
mann, Griech. Geschichtschreiber und Geschichtsquellen im 12. Jahrb., Leipzig 1888
S. 72—77. — Vgl. auch K. N. Sathas, JoxlfÄioy negl tov ^eargov xai trji (Aovaixtjg xtov
Bv^ayriytuy, Venedig 1878 oeX. tn&',
4. Des Eonstantinos Pantechnes Schilderung der Rebhühner- und Hasenjagd
ed. pr. £. Miller, Annuaire de Passoc. 6 (1872) 28-52. Ebenda 7 (1873) 133 f. Emen-
dationen von Wyndham.
5. Der Logothet Hagiotheodoretes, an welchen Gregorios Antiochos ein Trost-
schreiben schickte (s. o.), ist wohl sicher identisch mit dem Aoyo&ixrjg tov Sgofiov Michael
Hagiotheodoretes, an welchen eine Rede des Eustathios von Thessalonike (Cod. Escur.
fol. 357) und eine Rede des Psaltopulos gerichtet sind (ebenda fol. 128). Er war wohl ein
Verwandter des oben § 200 Anm. 3 genannten Konstantin Hagiotheodoretes.
6. Der in der Escurialsammlung öfter vorkommende Ausdruck 6 xtad 4»Xü)Qoy, 6
tov xttta *f>XwQoy (s. 0.) bezeichnet wohl die Zugehörigkeit zum Kloster des hL Floros.
Vgl. L. Fr. Tafel, De Thessalonica eiusque agro dissertatio geographica, Berlin 1839
S. 351 Anm. *♦.
7. Eine ausführliche Inhaltsangabe des Cod. Escur. T. IL 10 gab E. Miller, Cata-
logne des mss grecs de la bibl. de TEscurial, Paris 1848 S. 200—218. — Eine genauere
Beschreibung bei W. Regel, Fontes rerum byz. I 1 (1892) III— V. Miller setzt dio Hs
ins 13. Jahrhundert, Regel ins 14.
476
Byzaniinuiche Litteratorgeachichte. I. Proaalaöhe Littaraiiir.
8. Eine ähnliche umfangreiche Sammlung von rhetorischen und poetischen SchrifUa
des 11. und 12. Jahrhunderts enthält auch der Codex Barocoianus 131, s. 14. Dod
hat er weniger einheitlichen Charakter und enthält weniger Baritäten als der Eacorialemii.
Vgl. die Beschreibung von H. 0. Coxe, Catalogi codicnm au» bibL Bodl. p. 1 (Oxford 185^
211—230, und das Facsimile von fol. 158^ welches Sp. P. Lainpros dem 2. Bande seimr
Ausgabe des Michael Akominatos (als Tafel II) beigeragt hat. Unter sahlieichen ScluifUi
des Psellos, Tzetzes, Konstantin Manasses, Niketas und Michael Akomiaatos, Enstatiiiai
von Thessalonike, Nikephoros Blemmydes finden sich hier ein sonst m. ff, nicht bekannter
Brief eines Protothronos an den Kaiser Konstantinos Porpkyrogennetos,
als er wegen hohen Alters die Krone niederlegen wollte (fol. 176^); anonyme Briefe
an Zacharias und Philippos, Epiphanios, Dorotheos, Elias, an die Kaisenn Irene, a
Theodoros Prodromos u. a. (fol. 177; 196—205; 229^—230^); ein B^ief des Symeon
Metaphrastes und Logothetes (fol. 178); jambische Verse an die Mutter der Kaiser
Isaak und Alexios (fol. 178^); eine Rede des Patriarchen Michael Anchialoa auf Kaiser
Manuel Komnenos (fol. 186^—190); eine Monodie auf den Tod eines Rebhuhns (fol. 230^
eine Monodie auf den Tod eines Hofarztes Pantechnes {Moytpdia inl rw dxrova^iip tf
nayxBxy^i fol. 231^); eine Monodie auf den Tod des Sebastokrator Andronikos, des Sohnes
des Kaisers Johannes Komnenos (fol. 233^') ; eine Sammlung von Briefen eines Metropolitei
(Johannes?) von Naupaktos (fol. 319^ — 326); ein Brief des Metropoliten von Eerkm
Georgios Bardanes an den Patriarchen Germanos (fol. 328—331^); ein an Paolos Eatotikei
gerichtetes Enkomion des Machetes auf den Wein (fol. 349^) u. a.
202. Georgios, später als Patriarch Gregorios genannt, einer der
bedeutendsten Litteraten des 13. Jahrhunderts, ist durch eine Selbst-
biographie, durch seinen Briefwechsel und durch die Berichte des Georgios
Pachymeres und Nikephoros Gregoras seinen Lebensverhältnissen nach
genau bekannt. Er wurde um 1241 in Cypern geboren und besuchte dort
nach Beendigung des Elementarunterrichtes eine fränkische Schule, ^ in
der er wegen seiner mangelhaften Kenntnis der fremden Sprache wenig
Fortschritte machte. Trotz des Widerstrebens seiner Eltern unternahm er
die Beise nach Nikaea, um seine wissenschaftlichen Studien in der Mutter-
sprache fortsetzen zu können. In Ephesos versuchte er den dort lebenden
gelehrten Nikephoros Blemmydes kennen zulernen, wurde aber von dem
mürrischen Manne, der sich von der Aussenwelt fast völlig abschloss,
nicht vorgelassen. Auch in Nikaea erlebte er eine unerwartete Enttäu-
schung; statt der gehofften Unterweisung in philosophischen Wissenschaften
fand er nur Lehrer der grammatischen und rhetorischen Elementarfächer.
Erst in Konstantinopel, das eben damals von den Griechen zurück-
erobert wurde (1261), erreichte er das Ziel seiner Wünsche; er wurde der
eifrige und ergebene Schüler des hochgebildeten Staatsmannes und Histo-
rikers Georgios Akropolites, der ihn namentlich in das Studium des
Euklides und Aristoteles einführte. Georg beteiligte sich aufs lebhafteste
an den Kontroversen, welche durch die Versuche einer Aussöhnung mit
Rom hervorgerufen wurden. Vgl. S. 98 f. Durch Kaiser Andronikos U
wurde er 1283 auf den Patriarchenthron erhoben, den er bis 1289
innehatte. Nach seiner nicht ganz freiwilligen Abdankung zog er sich in
ein Kloster zurück, wo er bald gestorben sein muss. Einer seiner be-
geistertsten Schüler und Anhänger war Nikephoros Chumnos; er sagt
in einer Rede; Ka-d'rjyeficiv ifioi xal naiievrrjg xal ftvarayioyog inr^q^e xal
iiiaaxakog fiäxQt navxog %ov xax' avxov ßiov . . . o noXvg exeTvog tiJv
*) Er nennt die Lehrer iPtafÄtttoi^ wo-
runter hier wahrscheinlich Italiener zu ver-
stehen sind ; seine Landsleute sind ihm, schon
ein Zeichen des beginnenden Humanismus,
"E^tjyeg.
6. Rhetorik, SophiaUk und Epistolographie. (§ 202) 477
tHfittVy TtoXvg xai tovg Xoyovg^ v6 fitya x^avfia zov xad'' r^fiäg ßiov^ 6 ndvv
Q^jyoQiog, ov TtaTQig fi^v ijveyxe Kvnqog, eh' rjv trjg olxovfiävvfi ändffrjg
BiQinovr^eig uQxf'fQ^vg xal didaaxaXog^ Boissonade, Anecd. gr. I 313.
Unter den Profanwerken des Oregor gebührt ohne Zweifel die erste
teile seiner Selbstbiographie: //iiyyjjcrfcög fJiegixrjg Xoyog vd xad'' iavrov
€Qi€xwv. Es ist eine liebenswürdige, durch Klarheit, Einfachheit und
aive Realistik ausgezeichnete Schrift, die mit der schönen Selbstbiographie
es Adamantios Korais verglichen werden kann. Ähnliche Vorzüge darf
lan in den Briefen Gregors vermuten, die, wie die wenigen bis jetzt
eröffentlichten Proben zeigen, auch ein historisches Interesse beanspruchen.
>ie in mehreren Handschriften erhaltene Sammlung umfasst über 200 Num-
lern; am zahlreichsten sind die Briefe an seinen ehemaligen Zögling,
en Grosslogo theten Theodoros Muzalon; andere Adressaten sind Ge er-
lös Akropolites, Johannes Pediasimos, Chartophylax in Achrida,
in Arzt Theognostos, ein gewisser Saponopulos, ausserdem natürlich
ie Kaiser und sonstige hohe Würdenträger. Dagegen gehören die
wei Enkomien auf Kaiser Michael und Andronikos Paläologos zu
en abstossendsten Beispielen dieser Gattung. Hier ist Gregor so luftig,
nwahr und schwerfallig, dass man ihn kaum wiedererkennt; einige Be-
merkungen über die Völkermischung in Konstantinopel und die vereinzelten
Jeziehungen auf politische Ereignisse vermögen über die schwülstige Leere
lieser unterwürfigen Produkte nicht hinwegzutrösten. Die Schulrhetorik
ät vertreten durch mehrere Deklamationen, eine Chrie und eine Lobrede
.uf das nasse Element: 'Eyxtofiiov elg tjjv x^dkatfaav ijyovv sig tnjv rov xa-
^oXov tov viatog ^vav. Ein anderes Zeugnis der lebhaften Teilnahme,
reiche Gregor der Hebung des Jugendunterrichtes zuwandte, ist ein un-
diertes Schulbuch, das z. B. in den Codd. Vindob. phil. gr. 195
Ol. 85—93, Taur. 356. b. I. 27 (jetzt B. VL 48) fol. 144—152^ und Harl.
J35, zum Teil auch im Cod. Monac. gr. 201 s. 13 fol. 61—67 erhalten
st. Es besteht aus einer prosaischen Paraphrase äsopischer Fabeln
nit einigen mythologischen Stücken, in welchen die Geschichten der
phigenie, des Aeneas, Pandaros und Diomedes, des Kandaules und
lygea u- a. behandelt werden. Der Gedanke, Fabeln und Mythen in
hetorisch abgerundeter Fassung für den Schulunterricht zu verwerten,
irar nicht neu; in der byzantinischen Zeit war er namentlich schon von
!vikephoros Basilakes und Konstantinos Akropolites durchgeführt
^'orden; vgl. Chr. Walz, Rhetores graeci 1, 423—442, und A. Papa-
lopulos-Kerameus, JsXxiov 3 (1890—1892) 445—451. Zu den Schul-
<;hriften Gregors gehört auch seine Sprichwörtersammlung; s. den
Abschnitt „Sammlungen von Sentenzen und Sprichwörtern.*
1. Ausgaben und Hilfsmittel: Selbstbiographie ed. M. De Rabeis, Venedig
753; wiederholt von Jos. Bergauer, Wien 1773; griechisch und deutsch von F. C.
fatthiae, Frankfurt am Mayn 1817. — Die zwei Enkomien auf Michael und Andronikos
d. pr. Fr. Boissonade, An. gr. 1 (1829) 313—393. -- Eine Chrie ed. Fr. Boissonade,
n. gr. 2 (1830) 269—273. — Schuldeklamationen und 8 Briefe ed. aus einem Cod. Leidensis
loritz Schmidt in drei Lektionskatalogen der Universität Jena 1875—1877. Zum Texte
e;1. A. Eberhard^ Bursians Jahresber. über die Fortschritte der class. Altertums wiss.
d 3 (1877) 522-525. — Eine neue Deklamation ed. aus einem Cod. Leid. Otto Miller,
rogr., Gels 1890. — Eine Ausgabe der Briefe wird erwartet von MaxTreu. - Sammol-
478 ByzanÜnisohe Lüteratargesdiiohte. L Prosaische littenttor.
ausgäbe nach den älteren Drucken: Migne, Patrol. gr. 142, 1—470. — VgL Aug. Nii(
Lexicon Vindobonense, S. XI f.
2. Theodoros II Laskaris, Kaiser Ton Nikaea 1254 — 1258, als
Schriftsteller und Mensch eine der interessantesten Erscheinungen von Byzans, eme
orientalisches Seitenstück zu seinem grossen Zeitgenossen Friedrich 11, Qbrigens zwc
ein Degenerationstypus, geistig hochbegabt, körperlich schwach, ohne Willenskraft
von verderblicher rräponderanz des Nervensystems, ist als Theologe und Philosoph
8. 95 f. kurz gewürdigt worden. Unter seinen rhetorischen Schriften erregt die
Teilnahme sein Nekrolog auf Kaiser Friedrich IL Dazu kommen Enkomiea
seinen Vater Johannes Dukas, auf den Historiker Georgios Akropolites, anf
Frühling und auf die Stadt Nikaea, eine Verteidigungsrede gegen die, welohe iki|
drängten sich zu vermählen, eine xtofitodi« Big tov ßayiovXov avzov xaxtotoy koI xä{
oyra und ein Essay gegen einen spöttischen Heimtücker {ngos nya x^v^fivovw ei
fisyoy ngog avtoy). Ueber die persönlichen Beziehungen des Laskaris wird durch
Briefwechsel Licht verbreitet. Unter den Adressaten sind der Protosebastos, Proto?<
und Grossstratopedarch Georgios Muzalon, an welchen Theodor nicht weniger
60 Briefe richtete, die Professoren der Rhetorik Michael Senacherim und Andronikt
Phrangopulos, der Philosoph Nikephoros Blemmydes u. s. w. Der Historiker Geoi
gios Akropolites veranstaltete eine Sammelausgabe der Briefe des llieodoros
(s. S. 287). Hauptfundstätten der rhetorischen Stücke sind die Codd. Paris. 3048 a. 1^
Paris, suppl. gr. 37 s. 16 und 472 s. 13, Escur. Y. L 4. Für die Briefe kommen
sonders in Betracht die Codd. Laur. 59, 35 und Laur. Conv. Soppr. 627. — Das
komion auf die Stadt Nikaea ed. L. Bach mann, Theodori Ducae Lascaris imperaioria
läudem Nicaeae urbis oratio, Rostock 1847. — Proben aus dem Enkomion auf sei
Vater ed. Th. Uspenskij, Ueber die Hss der Geschichte des Niketas Akominatos in
Pariser Nationalbibliothek, Joum. Min. 1877 Bd 194 Nov -Dez. — Eine Ausgabe der Bridi
des Theodoros Laskaris und seiner Freunde Nikephoros Blemmydes, Georgitf
Muzalon, Georgios Akropolites u. s. w. wird vorbereitet von Niecola Festa (ii
Florenz). — Wenn die Briefe und die rhetorischen Stücke veröffentlicht sind, wird es eiai
höchst verlockende Aufgabe sein, das litterarisch-psychologische Gesamtbild des meik*
würdigen Mannes in seinen feineren Zügen auszuführen.
3. An der griechischen Epistolographie des 13. Jahrhunderts hat auch der deutscht
Kaiser Friedrich II, wenigstens nominell, AnteiL Vier in seiner Kanzlei abgefassli
griechische Briefe, die durch mehrere sonst nicht überlieferte Nachrichten von Wicbtigk«!
sind, stehen im Cod. Laur. Conv. Soppr. 152. Zuerst herzlich schlecht herausgegebM
von Gust. Wolff, Vier griechische Briefe Kaiser Friedrichs des Zweiten, Berlin 1855.
— Diese Ausgabe wurde öfter wiederholt z. B. in den Acta et diplomata edd. Fr. MikU-
sich et L Müller 3 (1865) 68-76. — Jetzt ist nur zu benützen die auf sorgfUtigst«
Neuvergleichung der Hs und gründlichen historischen Studien beruhende kritische Ausgabt
von Niecola Festa, Le lettere greche di Federigo II, Archivio storico italiano, serie Y,
t. 13 (1894) 1—34. In der Einleitung erörtert F. di geschichtlichen Ergebnisse der Briefs
und namentlich die Aenderungen, welche sich hiefür durch die Richtigstellung des Textet
ergaben. Beigegeben ist die von Huillard-Br^holles im echten Kanzleistil Friedrichs II
abgefasste lateinische Uebersetzung. Hiezu eine Berichtigung B. Z. 4 (1895) 176.
4. Briefe des Astronomen Gregorios Ghioniades {rQTjyo^iog 6 Xioyiadtjg) an
einen Kaiser Alezios (von Trapezunt), einen Protonotar und Protovestiarios Konstantinos
Lykites in Trapezunt u. a. stehen noch unediert im Cod. Vindob. theol. 203 (Nessel) fol.
23-34.
203. Nikephoros Chumnos {NixrjtfoQog 6 Xovi^ivog), der ergebene
Schüler und Anhänger des Gregor von Cypern, mit dem Grosslogotheten
Theodoros Metochites,^) dem Historiker Nikephoros Kallistos
Xanthopulos,2) mit Maximos Planudes und anderen hervorragenden
Byzantinern durch Freundschaft verbunden, gehörte unter Michael VIIl
(1261—1283) und Andronikos II (1283—1328) zu den einflussreichsten
Männern des Hofes und bekleidete zuletzt die hohe Stelle eines ^;ri toi
xat'ixXeiov.^) Durch Vermählung seiner Tochter Irene mit dem Despoten
') S. Boissonade, Anecd. Nova S. 126. ; Kanzlei, also etwa Kanzler oder Staatssekre
*) S. Boissonade, a. a. 0. S. 171 f. , tÄr, obschon keiner dieser modernen BegrifT«
') D. h. Vorstand des xayixXeioy^ der , sich mit dem byzantinischen Amte deckt
6. Bhetorik, Sophiatik nnd Epistolographie. (§ 203) 479
nnes Paläologos, dein Sohne Andronikos' ü, kam er in engste ver-r
'«ndtschaftliche Beziehung zum Kaiserhause. Um 1320 zog er sich, von
m Wirren des öffentlichen Lebens abgestossen, nach alter byzantinischer
ipflogenheit in ein Kloster zurück, wo er als Mönch den Namen Natha-
ael führte. Eine Monodie auf seinen Tod schrieb sein Freund Theodor
yrtakenos.1) Der litterarische Nachlass des Chumnos lässt sich in drei
Chruppen teilen.
1. Philosophische und theologische Schriften. Unter den
"]^Iosophi8chen Stücken, die meist gegen die Lehren des Piaton und der Neu-
- jlatoniker gerichtet sind, befinden sich eine Abhandlung über deii Stoff,
mn Traktat über die Seele und eine Streitschrift gegen Plotin.
"^ -Ghumnos ist jedoch kein blinder Verehrer des Aristoteles; als Gegenstück
ua den antiplatonischen Schriften dient eine durch Bitterkeit und
-^ acharfe, wenn auch etwas breitspurige und dunkle Ironie ausgezeichnete
^ Abhandlung gegen einen der aristotelischen Philosophie ergebenen After-
^ ^ehrten :i7|^^ tovg 6vax^Qct(vov%aq im xoTg iXäyxoi>g Tciv äaa^cSg xal xcuc(h
-~~%ixywg ^rpcoQBVOvtoav xal tävavrfa üXcetoavi xai xolq avt(p ioxovtfiv äa%QO'
fOfMvtTag. Mit grösster Verehrung gedenkt er hier seines Lehrers Gregor
von Cypern und geisselt in heftiger, aber schwerlich ganz objektiver
" Polemik die unwissenden Verkleinerer und ungeschickten Nacheiferer des-
selben.^) Ebenda zitiert er andere von ihm verfasste philosophische Schriften
- wie ne^i xoc^aüv tfvttewg^ IleQl tcSv ngoitonv xal änkwv coaiiaToav u. s. w.^)
Es zeigt sich mithin abermals, dass die platonisch-aristotelischen
- Kontroversen, welche später eine so wichtige Rolle spielen, schon in die
-=- byzantinische Zeit zurückgehen, eine Thatsaehe, die gewöhnlich übersehen
wird.-*) Über eine Partie aus den physikalischen Vorstellungen des Mittel-
alters unterrichtet der Aufsatz über die Luft, in welchem die Gründe,
- warum bewegte Luft kalter wird, sowie die Entstehung des Hagels und
' das Wesen der Winde untersucht werden; dasselbe Thema behandelt der
j. ^ÄVTi&sxixig TiQog xovg näXai aoifovg Auch dogmatische Fragen erörtert
* Chmnnos allenthalben in seinen Deklamationen und Briefen; über seine
^ theologischen Schriften vgl. S. 110; 204.
I 2. Rhetorische Schriften. Gewissermassen als theoretische Ein-
fldtang dient der kurze, relativ verständige Essay über die Beurteilung
und Wirkung der Keden {IleQl koyoiv xQtaeong xal i^yaciag). Chumnos
verlangt zwar sehr energisch einen möglichst kurzen, scharfen und sinn-
gemässen Ausdruck; die Hauptsache bleibt aber auch für ihn neben pas-
sender Verwertung der heiligen Schriften des Christentums die sorgfaltige
Nachahmung der alten und nie übertroffenen Vorbilder des Attizismus d. h.
jenes verderbliche und hohle Prinzip, welches die Entwicklung einer origi-
L nalen Litteratur in Byzanz mehr als alles andere beeinträchtigt hat. Auf
r Imitation in des Wortes schrecklichster Bedeutung beruhen denn auch die
') Ed. Fr. Boissonade, An.gr. 1(1829)
282—292. Die in den üblichen rhetorischen
Antitheaen und Gemeinplätzen schwelgende
Rede lehrt uns nichts Neues über das Leben
des {Jhiunnos.
>) Fr. Boissonade, An. gr. 3 (1831)
367 ff.
») A. a. 0. S. 377.
^) InUeberwegs Geschichte der Philo-
sophie wird Chumnos nicht mit einem Worte
erwähnt.
48Ö
Byzantiiüsohe IdtterainrgeBcliiohte. I. PräiaiBelie UtUniiir.
eigenen rhetorischen Versuche des Ghumnos. Als Vorbild dient ihm v
Isokrates und Aristides vornehmlich Gregor von Cypern, dei
nicht nur die schulmässige Anordnung, Bilder und Phrasen; sondern i
die ganze Skala widerlicher Schmeicheltöne entlehnt. Am deutlichsten
scheint die Abhängigkeit von fremden Gedanken und Worten in dem I
atmigen Enkomion auf Kaiser Andronikos ü. Die Beziehungei
zeitgeschichtliche Ereignisse, welche der Panegyrikus enthält, sind vh
verschwommen, als dass sie uns irgend etwas lehrten, was wir nicU
anderen Quellen wüssten. Die Tapferkeit des Kaisers, der alle ,BaiiM
besiegt habe, seine Weisheit, Klugheit, Gerechtigkeit und Milde w<
nach dem üblichen Schema gefeiert, nur dass diese Schmeicheleien
viel abstossender wirken als in früheren Jalirhunderten, da ihnen die^
Sachen noch nicht so vollständig widersprachen. Nicht viel besser
die übrigen rhetorischen Proben des Ghumnos, Trostreden an b
Tochter Irene und an den Kaiser beim frühen Tode des Johi
Palaeologos (1304), eine Trostrede an einen Freund, den ein schi
Unglück betroffen, und ein Epitaph auf Theoleptos, den Metropol
von Philadelphia; der letztere wird durch breite Exkurse über d
Byzanz totgehetzte Thema vom Ausgange des hl. Geistes zu einer 1
liehen dogmatischen Abhandlung. Zu vergleichen ist die durch der
des Theoleptos veranlasste, noch unedierte Schrift des Nikephoros Gre
(s. S. 296). Mit den paränetischen Schriften des Basilios (s. § 191^
Theophylaktos (s. § 196) mag man das Testament des Ghumnos
gleichen, welches praktische und moralische Ermahnungen an seine K
enthält. Eine lehrreiche Probe byzantinischer Advokatenkniffe ge^
die im Jahre 1315 der hl. Synode und dem Kaiser unterbreitete Ankl
Schrift gegen Patriarchen Niphon, mit dem Ghumnos früher
freundschaftliche Korrespondenz unterhalten hatte: ^'Ekeyxog xard i-ot; i
TU navta naxQiaQxsvaavrog Ni(f(üvog, Weniger missfallt ein umfangrc
Schreiben, worin die Einwohner von Thessalonike zur Gerecl
keit ermahnt werden: &taaaXonxsvai frvjtißoulevrixdg neql dixaioc
Der Anlass des offenbar von der Regierung inspirierten Schriftstücke
nicht bekannt und aus der allgemeinen Fassung der Ermahnungen
ersichtlich; wie es scheint, war die Gemeinde von Thessalonike di
durch innere Parteiungen zerrüttet.*). Der Ermahnungsrede, die im
bischöflicher Hirtenbriefe gehalten ist, geht wie dem Berichte des Ki
niates über die Eroberung von Thessalonike (904) eine panegyi
Schilderung der Stadt voraus. In das Gebiet der Rhetorik gehören
lieh mehrere Aktenstücke, die Ghumnos als Staatsbeamter im Namei
Kaisers verfasste, wie eine Goldbulle an den Kral von Serbien
Schwiegersohn des Kaisers, mit der Bitte um Hilfe gegen die Tu
ein Erlass zur Vermittlung eines zwischen Mönchen ausgebrocl
Streites, eine Verordnung über die Vereinigung zweier Klösti
einer Abtei, ein kaiserliches Edikt aus dem Jahre 1296 zur B
') Darauf deutet auch ein Aktenstück
ähnlichen Inhaltes von einem Zeitgenossen
des Chumnos, der Brief des Thomas Ma-
gistros: ToT<c QecifaXoyirxevci n$Ql out
Uoher den Zwist, der die Stadt im Jahr
heunruhigte, s, S. 487.
6. Ahetorik, Sophistik und Spisiolographie. (g 203) 481
,tion des Gerichtswesens. Recht bezeichnend f&r die theologischen Nei-
^gpingen des paläologischen Kaisertums ist ein ausführlich motiviertes
j^ätsnicixa^ durch welches befohlen wird, Maria Himmelfahrt statt nur
an einem Tage während des ganzen Monats August zu feiern.
3. Eine Sammlung von 172 Briefen. Es sind teils rhetorisch-
"plulosophische Übungsstücke, teils Privatbriefe an den Kaiser, an hohe
Würdenträger, Verwandte und Freunde. Unter den Adressaten befinden
aich die Patriarchen Niphon und Johannes Glykys; die Bischöfe von Thes-
aalonike, Larissa, Philippopel und Philadelphia; der (1341 zum Kaiser er-
ll<»bene) Grossdomestikos Johannes Kantakuzenos; der Protovestiarios Theo-
d^ros Muzalon; der Protosekretär Leon Bardales; der Kubikularios Alexios
^pokaukos; der Grosslogothet Konstantinos Akropohtes; der Historiker
Kikephoros Kallistos Xanthopulos und dessen Bruder Theodoros Xantho-
pulos; ein vnaxoq Twr (firXoaoifmv Kyprianos und der „Philosoph" Joseph;
JPhakrases (der loyo^^ttr^g tcov ayelm); Michael Gabras; der Kalligraph
Demetrios Kabasilas; des Chumnos Sohn Johannes; seine Tochter Irene u. a.
IBfanche Briefe sind Begleitschreiben und Kommentare philosophischer Ab-
liandlungen, andere erörtern selbständig wissenschaftliche Fragen; zahl-
reiche Schreiben an den Kaiser enthalten Rechtfertigungen des Verfassers;
auch intriguenhafte Anklagen gegen Feinde und Verleumder; dazu kommen
private Themen verschiedener Art, wie ein Bericht über die Heilung einer
Geschwulst, Klagen über Mangel an Büchern, über die Schwierigkeit, einen
dauerhaften Beschreibestoff zu finden, endlich zahlreiche Übungsstücke,
tagebuchartige Selbstgespräche und Erörterungen von Gemeinplätzen; auch
Briefe, die Chumnos für weniger geübte Freunde verfasste, werden nicht
vorenthalten. Das Urteil über den litterarischen Wert dieser Samm-
lung kann nicht günstig ausfallen. Zwar hat auch Chumnos wie manche
andere Byzantiner die besten Erfolge in der Briefstellerei errungen, und
in manchen Nummern ist der knappe Pointenstil so wohl geglückt, dass
8ie dem besten Zeitalter angehören könnten. Allein der Verfasser ist zu
sehr in den beengenden Vorschriften der Schulrhetorik stecken geblieben;
es gibt in Byzanz kaum eine zweite Briefsammlung, in der die blosse
rhetorische Technik den unbefangenen Einfall des Augenblicks und die
Regungen einer freieren Individualität so völlig zurückdrängte. Dass
Chumnos selbst in seinen Briefen vorzüglich eine Sammlung rhetorischer
Musterstücke erblickte, beweist nicht nur die sicher von ihm selbst stam-
mende sorgfältige Redaktion, in welcher die Briefe mit wenigen Aus-
nahmen chronologisch geordnet erscheinen, sondern auch eine Bemer-
kung in einem Schreiben an seinen Sohn Johannes, in welchem er seine
Briefe ausdrücklich in attische und lakonische Stücke unterscheidet:
Ecu Ix^ig 'fdg (J^v laxcoviCovcag, tag i^ äxtixi^ovaag, iii] fjisvtoi fiax^
fisvag TiQog aXXi^Xag, Fr. Boissonade, An. Nova S. 5.
So kann Chumnos alles in allem keine erfreuliche Persönlichkeit ge-
nannt werden; in seinem Charakter tritt berechnende Ränkesucht und
kluges Strebertum hervor, in seinem Wissen und Können steht er tief
unter Männern wie Psellos, ja noch unter Gregor von Cypem. Sein Stil
krankt in ungewöhnUchem Grade an dem Fehler, der jeder künstlich er-
Bayhii>»«^ii der klAM. AltertumawiMensclutfl IX. 1. Abtig. 2. Aufl. Sl
482
ByEantinisohe Idtteraiiirgetohiohte. I. Prosaisoho Idtteraiiir.
lernten Diktion mehr oder weniger anhaftet, an der engen Begrenzung
des Wort- und Phrasenschatzes und ihrer natürlichen Folge, der stereotypen
Wiederholung gleicher Ausdrücke und Konstruktionen.') Immerhin mrm
Chumnos als einer der Vorläufer des griechisch-italienischen HumanismuB
im Auge behalten werden.
1. Ausgaben: Was bis jetzt von Chnmnos ediert ist, verdanken wir meist Fr. Boit-
sonade: leider bat er in recbt unpraktiscber Weise die einzelnen Stücke ohne einen e^
sichtlichen Grund in mehrere Bände zerstreut: Anecdota Graeca ed. Fr. Boissonade 1
(1829) 293—312; 2 (1830) 137-187; 3 (1831) 356-408; 5 (1833) 183—350. — Die Brieft
und die Abhandlung über den Stoff ed. Fr. Boissonade, Anecdota Nova, Paris 1844
S. 1—201. — Die auf Theologie bezüglichen Stücke (auch das Testament u. a.) sind wieder-
holt bei Migne, Patrol. gr. 140. 1397—1526. — Schrift gegen Plotin und Dialog über
die Seele in: Plotini opera ed. Fr. Grenze r, vol. 2 (Oxonii 1835) 1413—1447.
2. Hilfsmittel: Ausführliche Beschreibung des wichtigen God. Patm. 127 s. 14
nebst Mitteilung einiger von dem gedruckten Texte abweichenden Stücke bei J. Sak-
kelion, naTfiiaxij ßißho^xrj, Athen 1890 S. 73—76.
3. Johannes Ghumnos, ein Sohn des Nikephoros, der das Hofamt eines na^asvr
fKüfABvog jrjg fAeydXrjQ atpeydoyrjg bekleidete, hinterlioss Briefe an die Bischöfe von Pliili]^
popel und Ephesos, an einen gewissen Matarankos, an den f^eyag dtoixrjzfjg Kabasilas iui4
an den , Philosophen" Joseph, ausserdem einen hygienischen Aufsatz über prophylaktisdM
Mittel gegen Podagra (JiaiTa ngotfvXaxjixij Big noödyqav). Alles ed. von Fr. Boissonade,
Anecd. Nova S. 203—222. — Eine Monodie auf Johannes Ghumnos verfasste Nikephon»
Gregoras ; vgl. S. 296. — lieber den bedeutend späteren und vielleicht mit unserem Ghnmnoi
gar nicht verwandten Georgios Ghumnos s. den § im 1. Kapitel des Abschnittes ,Vu]gi^
griechische Litteratur*.
4. Vielleicht ein Ahn des Nikephoros Ghumnos ist der Nomophylax Michael
Ghumnos, der in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts Metropolit von Thessaloniki
war. Wir haben von ihm einen Traktat über die Grade der Blutsverwandtschaft. Edd
Rhalles und Potles, Ivvrayfia xwv ^ctW xal hQiHv xavortov 5(1855) 397 f. Auch bei
Migne, Patr. gr. 119, 1297-1300. Da bei Rhalles und Potles S. 397 Anm. Blichtel
Ghumnos in den Ausgang des 12. Jahrhunderts versetzt wird, sei notiert, dass im God.
Berol. Phillipp. 1477 fol. 299""— 301'' eine Schrift über Fastendiät von einem mit den
Genannten zweifellos identischen »Metropoliten von Thessalonike Michael Ghumnos'
in das Jahr 1122 datiert ist.
5. Von Michael Gab ras {MixarjX 6 Faßgag), einem der Korrespondenten des Nike-
Shoros Ghumnos, haben wir im God. Marc. 446, einem mächtigen Quartbande von 304
ilättem, nicht weniger als 451 Briefe. Das Verzeichnis der Adressaten, das im Kataloge
der Marciana von Zanetti, Venedig 1740 S. 232—242, mitgeteilt ist, erweckt lebhafte Neu-
gierde; denn man trifft unter ihnen eine ganze Reihe bekannter Männer aus der ersten
Hälfte des 14. Jahrhunderts vom Kaiser und von hohen Staatsbeamten und Schriftstellern wie
Nikephoros Ghumnos und Nikephoros Gregoras bis herab zum Betteldichter Manuel Pbiles
und dem braven Verfasser von Schul Übungsbüchern Georgios Lakapenos und hofft demnach
in den Briefen für die litterarische, kirchliche und kulturelle Geschichte der Paläologenzeit
wichtige Aufschlüsse zu finden. Diese Hoffnung wurde mir durch die Einsicht in den
Godex grausam zerstört. Werke von solchem Umfang und solcher Gehaltlosigkeit sind
selbst in der byzantinischen Litteratur selten. Ein Brief wie der andere — nichts als
leeres Phrasenwerk; selbst als blosse Form betrachtet ermüdet dieses luftige Wort-
geschnörkcl durch die stereotype Wiederkehr der gleichen Wörter, Wendungen und Pointen.
Wie viel sich Gabras trotzdem auf seine Kunst zu gute tbat, zeigt die Sorgfdt, die er
auf die Erhaltung seiner Briefe verwandte. Das in der Venezianer Hs aufbewahrte Gorpus
ist offenbar vom Verfasser selbst zusammengestellt und herausgegeben. Und als ob des
leeren Wortschwalles noch nicht genug wäre, überrascht am Schlüsse der Sammlung die
drohende Notiz, dass hier der erste Band zu Ende sei, dass aber der Rest noch einen
zweiten, ja vielleicht noch einen dritten Band füllen werde, da Gabras gegen 1400 Briefe
verfasst habe. Auch M. Treu hat die Bekanntschaft dieser Nichtigkeiten gemacht und
knüpft daran, B. Z. 4 (1895) 4 f., die treffende Bemerkung, dass das Wertvoll^ an solchen
Briefen für uns die Adressen bleiben, durch die wir wenigstens Menschen nach Name, Stand
und Zeitalter kennen lernen.
') Dahin gehört z. B. die stets wieder-
kehrende Anknüpfung mit ov fAtjv «rAA«, aXXil
/4i}y, x(d yuQ, die den Leser schon fast in
den trüben Dunstkreis der griechischen und
lateinischen Stilübungen unserer Gymnasien
versetzt.
6. Bhetorik, 8ophisiik und Epistolographio. (§ 204) 483
6. Von Johannes Gab ras, wahrscheinlich einem Bruder des Vorgenannten, haben
urir eine Rede Eig Ttjy etaodoy rijg vuegaylae deanoiyrjg ^ucSy ^eoroxov xtjy eig tu äyia
tSy ayiwy. Ed. Boissonade, An. gr. 8 (1831) 71—111. Vgl. M. Treu, Mazimi monachi
'laondis epistnlae S. 187; 203.
7. Elines Protosekretis Leon (wohl Leon Bardales) Rede an Kaiser Andronikos
en Jüngeren steht im Cod. Vindob. theoL gr. 174 (Nessel) foL 298—300.
204. Theodoros Hyrtakenos {QeodwQog 6 ^Yfraxrjvog), ein jüngerer
eitgenosse des Chumnos, lebte unter Andronikos dem Älteren (1283 — 1328),
ielleieht auch noch unter Andronikos dem Jüngeren (1328 — 1341) als
ehrer der Grammatik und Rhetorik in Eonstantinopel. Von seinen
chriften sind erhalten: 1. Sieben Deklamationen: eine Gratulations-
c^hrift an Kaiser Andronikos bei seiner Rückkehr nach Eonstantinopel;
eichenreden auf Kaiser Michael IX (f 1320), die Kaiserin Irene, Ge-
lahlin Andronikos' 11, und auf Nikephoros Chumnos; eine Lobrede auf
ie hl. Jungfrau; ein Panegyrikus auf den Heiligen und Wunderthäter
ninas; endlich eine in der Art der im Romane beliebten landschaftlichen
€^gd(X€ig gehaltene Schilderung des Gartens der hl. Anna. 2. Eine
ammlung von 93 Briefen. Unter den Adressaten sind Kaiser An-
ronikos der Ältere, des Kaisers Vetter Andronikos Palaeologos, der Gross-
omestikos Kantakuzenos, der Kämmerer Apokaukos, der Patriarch Johannes
rlykys (1315 — 1320), der Kanzler Nikephoros Chumnos, der Grosslogothet
'heodoros Metochites und dessen Sohn Nikephoros, ein Akropolites, ein
^epagomenos u. a.
An litterarischeni Werte steht Theodor tief unter den übrigen
)eklamatoren von Byzanz, wie Gregor von Cypern, Nikephoros Chumnos,
lanuel Palaeologos; üngeschmack, Gedankenarmut und Charakter-
ch wache sind seine hervorragenden Eigenschaften. Seine Deklamationen,
n denen ein weinerlicher Predigerton mit tosendem Bombast abwechselt,
iind aus schwerfaUigen Perioden zusammengesetzt und vollgepfropft mit
Zitaten aus der alten Litteratur wie Homer, Pindar, Nonnos (Dionysiaka)
md den heiligen Schriften. Das ganze bunte Volk der Mythologie, Grazien,
^eliaden, Sirenen, Parzen, Niobe, Helios, Selene und Gaia, werden ohne
Erbarmen auf den Leser losgelassen. So erscheinen diese Reden als förm-
iche Contonen aus hellenischen und heiligen Autoren, aus antiquarischen
ind historischen Notizen, langweilige Repertorien des trivialen Wissens
ier byzantinischen Schule. Mit Sprichwörtern treibt Theodor grösseren
Unfug als Sancho Panza, freilich ohne eine Spur von der volkstümlichen
i^chlagfertigkeit des Spaniers zu besitzen ; denn die Sprüche unseres Rhetors
sind wie all sein sonstiges Wissen aus der alten Litteratur zusammen-
geholt, und schwerlich findet sich bei ihm auch nur ein Sprichwort, das
nicht aus den erhaltenen Sammlungen bekannt wäre.^) Zu diesen Un-
tugenden kommt eine ganz erstaunliche Gedankenarmut. Hat man eine
seiner Trauerreden gelesen, so kennt man auch die übrigen. Theodor
weiss dem Vorwurfe keine neue Seite abzugewinnen; die Anordnung, die
Gedanken, die Vergleiche*) kehren unverändert wieder. Der Arme wusste
') Verse und Sprüche macht er sich»
veim Bie nicht recht passeD, gerne mit der
itereotypen Phrase zurecht: So und so sagt
der Dichter, iyiu dk fAixQoy vnaXXd^ag
(pairjy uy,
*) Seihst die wüstesten; nicht weniger
öl*
484 Byzantinische litteratnrgMChiohte. L ProMdmdio Idtteratiir.
ohne Zweifel ziemlich viel Griechisch, obschon er sich Solözismen wie
äxtQov (für x^at€Qov), fii] statt ov u. a. gestattet; aber sein ganzes Studium
der alten Litteratur hat ihn nicht vor orientalischer Übertreibungssacht
und barbarischer Geschmacklosigkeit ^ bewahrt. Seine Deklamationen
wirken tötend auf Geist und Gemüt wie die Versromane eines Prodro-
mos und Niketas, wie die Ilias des Hermoniakos.
In seinen äusseren Schicksalen und seinem Charakter ist Theodor
das Abbild seines Namensgenossen Theodor Ptochoprodromos und
seines Zeitgenossen Manuel Philes; was sie in der Poesie sind, ist Theo-
dor Hyrtakenos in der Prosa, ein Bettelprosaiker, wie Byzanz keinen
zweiten kennt. Über diese Seite unseres Rhetors belehren uns seine
Briefe; fast sämtliche 93 Nummern enthalten Klagen über unverdientes
Missgeschick, Bitten um Unterstützungen, Dankesworte für empfangene
Wohlthaten. Wenn Prodromos und Philes bei allem Servilismus weniger
verletzen, weil sie ihre zahlreichen Anliegen mit einem gewissen Galgen-
humor in poetische und oft witzige Form zu kleiden verstanden, so er-
halten wir von dem Hyrtakener einen unverblümten Briefsteller für Bettel-
litteraten und zwar für recht zudringliche, unabweisbare. Wie einst Pro-
dromos seine Studien verfluchte, die ihm nur Hunger und Armut eingebracht
hätten, so beginnt auch unser Rhetor den ersten Brief an den Kaiser mit
der Klage, dass er vergeblich gehofft habe, durch gelehrte Studien rieh
Einkünfte zu erwerben, und dass er trotz seiner Weisheit von der grössten
Not gedrückt sei. Wie einst Prodromos wollte auch er der undankbaren
Hauptstadt den Rücken kehren und in der Klosterrepublik des heiligen
Berges eine Zuflucht suchen; natürlich machte er mit diesem Plane ebenso-
wenig Ernst als Prodromos mit seiner Drohung nach Trapezunt zu
entweichen. Häufig wendet sich Theodor mit seinen Bitten um Nahrung
und Kleider an die undankbaren und hochmütigen Eltern seiner Schüler,
wie auch an seine früheren Zöglinge selbst. Die ganze Misere des Privat-
schulmeistertums, wie es früher auch bei uns allenthalben blühte, wird
in diesen jammervollen Schriftstücken vor uns aufgerollt. Wie Philes
huldigt Theodor dem Grundsatze, dass man ohne die Zier der Bescheiden-
heit weiter komme; sehr lebhaft mahnt er z. B. den Vetter des Kaisers,
ihm endlich das längst versprochene Pferd zu schicken. Zuweilen muss
sich denn freilich seine Zudringlichkeit die äusserste Zurücksetzung ge-
fallen lassen. Wie Prodromos über die Etikette der Paläste klagt, wo
man den Püffen der Hofbeamten ausgesetzt sei, so beschwert sich auch
unser Theodor wiederholt beim Patriarchen Johannes Glykys, dass ihm
die Thürsteher schnöde den Eintritt ins Patriarchat verweigert hätten.
Von der Darstellung in den Briefen gilt dasselbe wie von den Reden;
auch hier kopiert Theodor unablässig sich selbst, auch hier strotzt er von
als dreimal gebraucht er zum Ausdruck seiner ' Theodor z. B., der Kaiser habe den Charakter
Trauer die unappetitliche Wendung: Iltüg
X^ytOj xfd fxrj oiaQ^ijyyvTai uoi ij xagdla
Fr. Boissonade, An. gr. 1, 260; 279; 286.
^) Im Panegyrikus auf Andronikos sagt
Konstantins des Grossen wie ein Schwamm
in sich aufgesogen und sei so ein zweiter
Konstantin geworden. Fr. Boissonade, An.
gr. 1, 252.
6. Rhetorik, Sophistik und Epistolographie. (§ 205} - 4g5
mythologischen, antiquarischen und historischen Anspielungen. Immerhin
ist er wie alle Byzantiner in den Briefen glücklicher bIs sonst, und einzelne
Stücke sind sogar ganz gut ausgefallen, so der Brief an Theodoros
VIetochites, worin er sich in urbaner Weise über die unverbesserliche
Frägheit und das schlechte Betragen des ihm anvertrauten jungen Meto-
jhites beklagt, ein Schriftstück, das sich noch heute jeder Lehrer für
jeine Praxis auf den Tisch legen dürfte.
1. Ausgaben: Deklamationen ed. (wie gewöhnlich in planloser Weise an ver-
schiedenen Stellen) Fr. Boissonade, Anecdota graeca 1 (1829) 248—292; 2 (1830) 409
>i8 453; 3 (1831) 1-70. — Die Briefe sehr nachlässig und fehlerhaft ed. von La Porte
lu Theil, Not. et extr. 5 (1798) 709—744; 6 (1800) 1—48. — Beide Herausgeber be-
lützten den Cod. Paris, gr. 1209, die einzige Handschrift, wie es scheint, die uns den nn-
;lQcklichen Byzantiner aufbewahrt.
2. Der Name Hyrtakenos hängt wahrscheinlich mit der alten Stadt ^Y^r^xoc fY^rcr-
rcVcr) auf Kreta zusammen, womit natürlich nicht bewiesen ist, dass Theodor selbst ans
vreta stammte.
3. Die Florentiner Briefsammlung. Ans der ersten Hälfte oder dem zweiten
Drittel des 14. Jahrhunderts stammt eine anonyme Briefsammlung, welche der im Jahre
1416 von Cristoforo Buondelmonte in Kreta gekaufte Cod. Laur. S. Marco 356 auf-
bewahrt. Offenbar nichts als eine Abschrift des Florentiner Codex ist der Cod. Monac.
gr. 198 s. 16 fol. 339—410. Die Sammlung besteht aus 177 Briefen. Unter den Adres-
saten sind zwei Personen, die mit annähernder Sicherheit identifiziert und zeitlich bestimmt
werden können: Andreas Lopadiotes, der jedenfalls mit dem Verfasser des Lexicon
Vindobonense (s. dieses) identisch ist, und Johannes 6 ab ras, wohl der S. 483 genannte
Brader oder Verwandte des Michael Gabras. Die meisten Adressaten sind leider zunächst
wenig oder gar nicht bekannt wie Konstantin Chrysoloras (vielleicht ein älterer Ver-
wandter des Manuel Chrysoloras), Manuel Meliteniotes, Gallesiotes (Qalesiotes?;
vgl. S. 448 f.), Leon aus Cypern, Sagudinos, Kabalaropulos, Johannes Fäche-
rn eres, Rhadenos, Georgios Irenikos, Sguropulos, Syropulos, Opsikianos,
Pzykandyles u. s. w. Einige Adressen unterrichten über die Verwandtschaftsverhält-
Qisse des Verfassers: wir finden unter den Empfängern seiner Briefe einen , Bruder'
Meliteniotes, daneben allerdings auch einen „Bruder" Syropulos, einen , Schwiegervater"
Syropulos und einen «Schwager* Methodios Syropulos, einen , Verwandten" Melite-
niotes, einen «Onkel" Johannes Pachymeres, einen «mütterlichen Onkel" Manuel Phranko-
pulos u. a. Mehrere Briefe sind von dem Klosterberge Ganos aus geschrieben, und ein
Brief ist an Kekochlemenos, den Vorstand von Ganos (ri^ nQoxaStjfjLivM Fdvovg rt^ .Kexo^-
Irjfisyta) gerichtet; es ist also wahrscheinlich, dass der Verfasser zum Kloster auf Ganos
nähere Beziehungen hatte, vielleicht Mönch dortselbst war. Eine genauere Untersuchung
über den Verfasser, die Adressaten und den Inhalt der Sammlung ist erwünscht; sie
würde auch lehren, ob eine Verüffentlichung der Briefe in extenso oder wenigstens
in Regestenform sich lohnte. Ein genaues Verzeichnis der Adressen gibt Ign. Hardt,
Catalogus codicum mss bibliothecae regiae Bavaricae 2 (1806) 287-309. Den Florentiner
Codex beschreibt kurz Rostagno, Studi ital. di filol. class. 1 (1893) 186.
205. Gregor Palamas {FifrjoQiog 6 UakafiSg). Wichtige Anregungen
verdankten der alten Rhetorik und Philosophie die Wortführer der dog-
matischen Streitigkeiten, welche seit dem 13. Jahrhundert mit grosser
Leidenschaft geführt wurden. Der hervorragendste dieser rhetorisch-
philosophisch geschulten Theologen war Gregor Palamas, der in der
ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts lebte. In das Gebiet der Rhetorik
gehört seine „Prosopopoeie der Seele, die den Körper anklagt,
und des Körpers, der sich verteidigt.** Es ist eine regelrechte, glatt
und nicht ohne Witz geschriebene Melete im grösseren Massstabe; sie be-
steht aus einer platonisierenden Vorrede über die Teile und die Beschaffen-
heit der Seele, aus der Anklagerede der Seele, der Verteidigung des
Körpers und der gerichtlichen Entscheidung. Mit Beziehung auf den alten
Sophistenschluss, dass nicht der böse Knabe, sondern der Lehrer, der ihn
486 ' Byzantinische LitteratargMohiobte. L Prosaisohe Lüterainr.
nicht gehörig gezogen, Strafe verdiene, erteilen die Richter dem Körper
Recht und schliessen dann etwas plötzlich mit den Worten des Esaias:
0dyo)fA€v xal mcofiev ' avQiov ydQ.aTio&ttjaxofiev. Über die theologischen
Schriften des Palamas s. S. 103 ff.
1. Ausgaben: Gesamtausgabe des Palamas (mit Schriften des Eabasilas, Bar-
laam u. a.): Migne, Patrol. gr. 150 und 151. — Die Prosopopoeie ed. zuerst O. Mo-
relius, Paris 1558 (ex officina Turnebi). — Wiederholt bei Migne 150, 959 ff., 1347 ff.
— Mit Einleitung und Kommentar, aber ohne diplomatische Förderung des Textes ed.
Alb. Jahn, Halle 1884.
2. Hilfsmittel: Für falsch erklärt die Zuteilung der Prosopopoeie an Palamas, n-
nächst ohne Begründung, A. Sonny, B. Z. 3 (1894) 602 Anm. 2. -- Zur Ueberliefenmg
derselben: Cod. Vindob. bist, gr, 26 (Nessel) fol. 35^— 57^
3. Eine Deklamation des Nikolaos Eabasilas über den Altar deslEXeo^ in Atheo
ed. aus Cod. Paris. 1213 Fr. Boissonade, Choricii Gazaei orationes etc., Paris 1846
S. 850—352. — Ueber die theologischen Schriften des Nikolaos Kabasilas s. S. 158 f.
206. Theodoros Pediasimos {OeoiwQog 6 Ileiiaaifiog), ein bis jetzt [j
von niemand beachteter Litterat, der um die Mitte des 14. JahrhundertB j^
lebte, vielleicht ein Verwandter des Johannes Pediasimos, hat eine Reihe
rhetorischer Schriften profanen und geistlichen Inhalts hinterlassen. Zuerst
seien zwei Stücke genannt, deren Beziehung auf die Stadt Serrae in ]^
Thessalien die Vermutung nahe legt, dass Pediasimos entweder dort ge-
boren war oder längere Zeit dort lebte: Eine Schilderung des Gottes-
hauses der Stadt Serrae, ^'ExtfQaaig negl tov tegov tcov ^sqSv (am
Rande yp. twv osqwv)^ und eine Erzählung einiger Wunderthaten der
hl. Grossmärtyrer und Wunderthäter Theodor, der Schutzpatrone
von Serrae, 'Ex&saig xivanv &avficitcov %&v dyicav fieydXwv fiagrvQfov xm
x^ccvfiaTovQym' OsodwQotr, Man könnte zwar denken, Theodor Pediasimos
habe den heiligen Theodori wegen seines eigenen Taufnamens besondere
Aufmerksamkeit geschenkt; da er aber der Kirche von Serrae eine Schrift
widmete, muss man wohl auch das zweite litterarische Denkmal, das in der
Handschrift unmittelbar auf die Ekphrase der Kirche folgt, aus der lokalen
Beziehung erklären. Das Verhältnis der heiligen Theodori zu Serrae be-
zeugt z. B. eine im Metropolitancodex von Serrae aufbewahrte Liturgie
auf diese Heiligen (Ed. P. N. Papageorgiu, B. Z. 3, 277), deren Kon-
takion beginnt:
£eQQtoy ngofxaxoig nqoaav&ta ta x^outt^qui
roTg SeodwQois totg xoiyoTg xai ttp oyofxaxi,
avy xi^ cr^juar», r^ TiJQtoyif IrqaxvjXaxrj,
An diese zwei Früchte lokalpatriotischer Gesinnung reihen sich eine
panegyrische Biographie des Hymnographen Joseph, ein Enkomion auf
die Sonne, ein Enkomion auf den Sommer und einige Briefe an Niko-
laos Kabasilas, an „den Sohn des (Demetrios?) Kydones*, an Andronikos
Zaridas und an einen gewissen Sophianos. Den Beschluss bilden poetische
Versuche: Heroische Verse auf das Pfingstfest und auf den hl. Johannes
Ohrysostomos.
1. Die oben aufgezählten Schriften, von denen wohl noch nichts ediert ist, bewahrt
der Codex Vindob. phil. gr. 219 (Nessel) fol. 107''— 137^ die Biographie des
Hymnographen Joseph auch der Cod. Lugdun. 13, s. 14 (s. den Katfdog von Jac.
6eel, Leiden 1852). — Eine Ausgabe nebst einer Untersuchung über die Person des Ver-
fassers ist erwünscht. Die Ekphrase des Gotteshauses von Serrae dürfte vielleicht auch
für die Kunstgeschichte etwas lehren. Wer ihre Veröffentlichung übernimmt, mag zur
6. Bhetorik, Sophistik und Epistolographie. (§§ 206—207)
487
rientieniDg die gehaltvolle Monographie von P. N. Papageorgiu, AI Idoom etc.,
1. Z. 3 (1894) 225-329 beiziehen.
2. Derselbe Cod. Vindob. 219 enthält fol. 138—138'' Briefe eines Johannes
acharias an Theodoros Modenos, Briefe desselben Theodoros Modenos (ohne
dresse) and jambische Verse des Johannes Zacharias auf die hl. Maria u. s. w.
207. Demetrios Eydones {Jt]fxrJTQiog o Kvioivrjg) war einer der
•uehtbarsten und talentvollsten Essayisten der Paläologenzeit. Der Ort
einer Abstammung ist unbekannt, sein Aufenthalt scheint namentlich
wischen Thessalonike und Konstantinopel gewechselt zu haben. Seine
lebenszeit erstreckt sich vom zweiten oder dritten Jahrzehnt des 14. Jahr-
underts bis gegen das Ende desselben. Schon als junger Mann muss er
ch eingehend mit den theologischen Fragen beschäftigt haben, die da-
mals die Geister der anatolischen Christenheit aufs heftigste bewegten,
r stand in persönlichen Beziehungen zu den bedeutendsten Männern, die
ch an den durch die Unions versuche hervorgerufenen Streitigkeiten
ateiligten, wie Barlaam, Palamas, Nikephoros Gregoras u. a.
era Theologen auf dem Kaiserthrone Johannes VI Kantakuzenos diente
• als vertrauter Freund und Minister;*) als derselbe der Regierung ent-
igen musste und sich in ein Kloster zurückzog (1355), begleitete ihn
emetrios, ohne jedoch selbst das Mönchsgewand anzulegen.^) Für einige
eit ging er nach Mailand, wo er die lateinische Sprache studierte;
)äter lebte er wohl meist in Thessalonike und Konstantinopel, angeblich
ich in Kreta. Die späteste sicher bekannte Thatsache seiner Biographie
Jdet der Briefwechsel mit Kaiser Manuel II Paläologos, der
enigstens bis ins Jahr 1391, vielleicht bis 1396 oder 1397 reicht.')
/'enn jener Demetrios Kydones, der nach einem uns erhaltenen Akten-
ücke seinem Neflfen im Jahre 1400 die Summe von 50 Hyperpera ver-
lachte, mit unserem Kydones identisch ist, so fallt sein Tod ins Jahr 1400.
. Max Treu, B. Z. 1 (1892) 60.
Demetrios Kydones hat eine grosse Zahl rhetorischer und theologi-
Aer Schriften hinterlassen, in welchen er den Lieblingsautor der spät-
jrzantinischen Zeit, Piaton, nicht ohne Glück zum stilistischen Vorbilde
ählte.
1. Zu seinen frühesten Werken gehört die Monodie auf die in
hessalonike Gefallenen {^Em roig iv QeaaaXovixri neaovaiv). Die
issere Veranlassung der mit allen Mitteln der Rhetorik ausgestatteten
ede, in der sich wehmütige Klage mit ernster Warnung verbindet, war
?r blutige Bürgerkrieg, der im Jahre 1346 die Stadt Thessalonike zer-
ittete.*) Die lebhafte Teilnahme des Kydones an den Geschicken seiner
*) Kantakuzenos B. IV 39 (ed. Bonn. III
\h) 71 ttQoyrog di xal Kvdtoyrj, ög eydoy
taiXsitüy 6tixQifiey dei^ ov fiöyoy dta xijy
fÄiyeiay, rjy noXXijy nag« ßaaiXitog ixaQ-
wto, «Au* ort xtd X oig nqdyfjiaai fjLBad-
t}y dyayxfjv ei^^y del avyetyai ßuaiXei
'xTio^ xal fi€^^ TjfiiQtty.
') Kantakozenos B. IV 16 (ed. Bonn. III
►7): üvyeinoyxo di avxol ngog xrjy ix xov
ov dya^^tüQtjaiy xal KaßaaiXag NtxoXaog xal
f^/uiJTQiog 6 Kvötiiyrjg^ aoqiiag fji^y Big
'Qor t^g i^<a&ey intiXrjfAfiiyoi, ovx rjttoy
di xal eoyotg (piXoaoffovyxBg xttl x6y atotpQoya
ßioy xat xaiy ix xov ydfiov xaxtSy dntj}^ay~
fiiyoy ^Qtjfiiyot, Die Bemerkung ist aber
doch wohl nur so zu verstehen, dass Deme-
trios den Kaiser ins. Kloster begleitete, ohne
dort zu bleiben; denn er erscheint noch später
im öffentlichen Leben th&tig.
') S. Berger de Xivrey, M^moires
de l'acad^mie des inscriptions vol. 19 (1853)
190 f.
*) Den Ursprung und die n&heren Um-
stände dieses Zwistes, der eine der jämmer-
488
Byzantinisohe Litteratargesohiohte. L Prosaiaoho Idtteraiar.
schwer bedrängten Nation bezeugen ausser dieser Monodie mehrere poli-
tische Flugschriften. In einer SvfißovXevnxog betitelten Rede, die wäh-
rend der diplomatischen Reise des Kaisers Johannes V Paläologos nach
Italien (1369) geschrieben ist, ermahnt Demetrios die Griechen, sich unta
sich selbst und mit den Lateinern zu einigen, von denen allein ernstliche
Hilfe zur Vertreibung der Türken zu erwarten sei. In einem zweiten
SvfißovX&vTixdg erörtert er die Gründe, warum man der Forderung des
Sultans Murad, die Stadt Kallipolis an die Türken abzutreten, nicht will-
fahren dürfe. Hieher gehören auch die Reden an Johannes Kantakuzenoe
und Johannes Paläologos, endlich drei Proömien zu Chrysobullen, die
Kydones im kaiserlichen Auftrage (die ersten zwei nach 1355, die dritte
um 1370) abfasste.
2. Viel Bemerkenswertes enthält die leider noch nicht vollständig
bekannte Sammlung von Briefen des Kydones. Sie richten sich an
eine Reihe der bedeutendsten seiner Zeitgenossen, an den Historiker
Nikephoros Gregoras, an den Mönch Barlaam, an den Patriarchen Philo-
theos (vgl. S. 107 f.), an Nikolaos Kabasilas, an den Erzbischof von
Thessalonike Isidor Glabas, an Alexios Easandrenos, an einen sonst nicht
bekannten „Philosophen** Georgios, an den Primikerios Phakrases, an Kaiser
Manuel II Paläologos (vgl. § 210) u. a. An Kydones schrieb u. a. der Mönch
Joseph Bryennios (s. S. 113 f.). Über des Kydones theologische Schrif-
ten s. S. 102 f.
1. Ausgaben: Die Monodie auf die in Thessalonike Gefallenen ed. Combefis
mit den Scriptores post Theophanem, Paris 1685. — Die 2 IvfißovXevrtxol ed. Com-
befis, Patrum bibliothecae novum auctarium 2 (Paris 1648) 1221—1320. — Zwei Pro-
ömien zu Chrysobullen ed. K. E. Zachariae von Lingenthal, Sitzangsber. BerL
Ak. 1888 S. 1409—1422; seiner Ausgabe liegt ein Uandschriftenfragment des Pi-ofeawrs
Rhallis n Athen zu Grunde, von welchem nur bemerkt wird, dass es ans einer Hand-
schrift dies Demetrios Kydones herausgerissen sei, ein Umstand, der die Autorschaft des
Demetrios etwas zweifelhaft macht. Ein drittes Proömion zu einem Chrysobull von Deme-
trios Kydones ed. Sp. P. Lambros, B. Z. 5 (1896). Ueber ein solches Proömion im Cod.
Vatic. Urb. 80, fol. 166^, berichtet C. Stornajolo, Codices Urbinates graeci, Rom 1895
S. 117. Zur Charakteristik der Gattung der Chrysobullen ist zu bemerken, dass auf ele-
ganten und würdevollen Stil in kaiserlichen Erlassen in Byzanz stets grosser Wert ge-
legt wurde. Die Abfassung der Einleitungen dieser Schriftstücke bildete einen wichtigen
Zweig der rhetorischen Ausbildung. Solche Proömien wurden als stilistische Muster in
Abschriften verbreitet. Aehnliches gilt von den Briefen und Verordnungen der
Patriarchen. Daraus erklärt sich die steife Gleichförmigkeit dieser Aktenstücke. —
Die theologischen und rhetorischen Schriften findet man jetzt nach den älteren Drucken
bequem vereinigt in der Sammelausgabe von Migne, Patrol.gr. 154,825—1216; ebenda
109, 637—652 die Monodie auf die in Thessalonike Gefallenen und 151, 1283—1301 der
Brief an Barlaam (nur lateinisch).
Briefe: 8 Briefe an Kaiser Manuel ed. F. C. Matt ha ei, Tsocratis, Demetrii Cyd. etc.
epistolae, Mosquae 1776 S. 33—46; andere in einem Programm, Dresden 1789, und in den
JloixlXu 'EXXijt^ixd, Mosquae 1811 S. 250—258. — Eine grössere Auswahl gab Fr. Bois-
sonade, Anecd. Nova, Paris 1844 S. 251—327. — Eine vollständige kritische Ausgabe
wird vorbereitet von G. Jorio in Verbindung mit M. Treu. Auch Sp. P. Lampros hat
die Briefe (aus dem Londoner Cod. Bnrn. 75) abgeschrieben; s. B. Z. 1, 189.
2. Leben und Schriften: Fabricius, Biblioth. gr. ed. Harl. 11, 398-405. — K.
N. Sathas, Documents in^dits relatifs ä Thistoire de la Grece au moyen äge 4 (1883)
Pröface S. 32—34. — In die Biographie des Kydones ist ein grober Irrtum eingedrungen,
liebsten Episoden in dem dynastischen Kriege
zwischen Johannes Kantakuzenos und der
Paläologenpartei bildet, erzählen Kantaku-
zenos B. III 93 f. (ed. Bonn. U 568 ff.) und
Nikephoros Gregoras B. XIV 10 (ed.
Bonn. II 740 f.).
5. Bhetorik, Sophistik und Epistolographie. (§§ 208—210) 489
er nirgends berichtigt wird. 6. C. Hase yer5frentlichte in den Not. et extr. 8 (1810)
, 314 ff. einen Brief des Eydones an den Primikerios Phakrases, in welchem von ver-
SDgenen Zwistigkeiten in Thessalonike und von einer der Stadt drohenden Belagerung
ie Rede ist. Hase bezog diese Andeutung auf die Belagerung und Eroberung der
tadt durch Mnrad II und setzte daher den Brief in das Jahr 1430; Boissonade edierte
enselben Brief, An. Nova S. 288 ff., ohne Kenntnis von der Aufstellung Hases; dagegen
ing der Irrtum in Mignes Patrologie über, wo t. 154, 1213 ff. der Brief mit der Notiz
bgedruckt ist. Die Annahme, dass ein Mann, der in den vierziger Jahren des 14. Jahr-
lunderts schon mit grossen Arbeiten über dogmatische Fragen hervortrat, noch im Jahre
430 Briefe geschrieben habe, ist selbst bei der weitesten Ausdehnung der Vorstellung von
;riechi8cher Langlebigkeit ganz unwahrscheinlich; zudem ist zu bedenken, dass seit 1396
>der 1397 jede sonstige sichere biographische Spur von Kydones mangelt. In der That be-
übt die Annahme Hases auf einer Flüchtigkeit. Auf den Bürgerkrieg des Jahres 1346
«rird in dem Briefe ganz deutlich als auf ein in aller Gedächtnis haftendes, nicht allzu
ang vergangenes Ereignis angespielt; das konnte im Jahre 1430 nicht geschehen, und
der äussere Feind, von dem der Brief berichtet, kann also nicht Murad II sein. Wer
darunter zu verstehen ist, lässt sich nicht sicher feststellen; am nächsten liegt es, an den
gewaltigen Serbenkaiser Stefan Duschan zu denken, der im Jahre 1349 Thessalonike
ernstlich bedrohte. — Der Name Kydones deutet auf die Stadt Eydonia in Kreta hin;
doch beweist das für die Herkunft des Mannes ebensowenig wie der Beiname Hyrtakenos
(s. S 204 Anra. 2). In mehreren Handschriften heisst Demetrios 6 ix SeaaaXoyixtjgf und
B. Hase hat aus dem Briefe an Phakrases, wo Kydones Thessalonike seine Vaterstadt
nennt, wohl mit Recht geschlossen, dass er in dieser Stadt geboren sei. Not. et extr.
g, 2, 314.
208. Matthaeos Eantakuzenos {Mar&atog 6 Kavraxov^rjvog), Sohn
des Kaisers Johannes KantÄkuzenos (1341 — 1355), wurde von seinem Vater
gegen den Willen des Johannes Palaeologos zum Kaiser gekrönt, nach
dem Sturze seines Vaters aber wie dieser zur Flucht ins Kloster genötigt,
iro er sich wissenschaftlichen Studien widmete. Wir haben von ihm zwei
an seine Tochter gerichtete Skizzen: Über die Wissbegierde und Über
die drei Seelenkräfte {ITsQi g>iXofxa&{ag, JJsgl tcSv tqicov t^^ y^vxfjg
ivvd^€(ov). Über seine theologischen Schriften s. S. 136.
Die zwei Skizzen an seine Tochter ed. pr. aus dem lückenhaften Cod. Athen. 1391
J. Sakkelion, JeXnoy 2 (1885—1889) 425—439; dann nach einer vollständigeren ihm
von C. de Boor mitgeteilten Berliner Hs im Jlagyaaaos 11 (1888) 264—284. — Dazu gah
Emendationen nach einer dritten Hs, dem Cod. Mosq. Synod. gr. 509 B. Antoniades,
MogStiaeig riyig eig dv'o Max&aiov xov Kavxaxov^rjvov Xoyovg xiX,, //eilTtW 4 (1892 — 1894)
518-532. — Vgl. Fahricius, Bihl. gr. ed. Harl. 7, 793.
209. Theodoros Potamios (QsoicoQog 6 n(ndi.uog^ in zwei Hand-
schriften unrichtig IToraxiog genannt), ein seinen Lebensverhältnissen nach
ganzlich unbekannter Grieche aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts,
hinterliess eine langweilige Monodie auf den Tod des Kaisers Johannes V
Palaeologos (1391) und einige Briefe an des Kaisers Onkel Eantakuzenos,
an Kydones (doch wohl Demetrios Kydones) u. a.
1. Die Monodie edierte zuerst aus einer verstümmelten Wiener Handschrift K. N.
Satbas, Mea. ßtßX. 1 (1872) 196—200; dann vollständig aus einer Oxforder Handschrift
Sp. Lampros, JeXxlov "2 (1885—89) 48—62. Lampros beschreibt auch den Cod. 184 des
Athosklosters xtüv 'Ißijgtoy^ der einige Briefe des Potamios enthält. Vollständiger sah dieses
Exemplar noch im Anfange des 18. Jahrhunderts Chrysanthos Notaras, der ans der
Bibliothek des iberischen Klosters eine Handschrift mit 20 Briefen des Theodoros Potamios
anführt. K. N. Sathas, Mea, ßißX. 1, 282.
2. Unser Theodoros Potamios ist jedenfalls identisch mit dem Manne, der in .Mazaris'
Fahrt in die Unterwelt • (S. 218 ed. Ellissen; s. 8 211) mit den Worten erwähnt wird: '0
(X notaiAitov ^BVfiaxoty 'lanexog ixeTyog Iloxdfiiog 6 ngog vßgeig ^rjxtoQ deiyog, und wohl
such mit dem Uoxa/tttjg^ mit dem um 1404 Kaiser Manuel II korrespondierte (Berger de
Xivrey in der S. 492 erwähnten Schrift S. 192). S. Max Treu, B. Z. 1 (1892) 92.
210. Manuel 11 Palaeologos (1350—1425; Kaiser 1391—1425) ge-
hört als Herrscher wie als SchriftsteUer zu den erfreulichsten Erschei-
490 Byzantinisohe Litterainrgesohiohte. L Prosaioohe LiüeniftBr.
nungen der letzten Jahrhunderte von Byzanz. Aus den zeitgenössische
Quellen ergibt sich mit Sicherheit, dass Manuel nicht nur eine durchaoi
sympathische Persönlichkeit war, sondern moralische und intellektuell«
Vorzüge besass, die ihm in einer weniger unglückliehen Epoche zweifel-
los bedeutende Erfolge gesichert hätten. In allen ritterlichen und mili-
tärischen Künsten wohl geübt, stand er geistig auf der Höhe seiner Zdt
Der gelehrte Bessarion bezeugt den Reichtum, das Feuer und die Beweg-
lichkeit seiner Konversation wie seine unermüdliche Thätigkeit. In seinen
Schriften erscheint er als ein guter Kenner der attischen Sprache, ak
erfahrener Theologe, als gewandter Dialektiker und vor allem als eil
Stilist, der einem weit besseren Zeitalter Ehre gemacht hätte. Dass sidi
der Kaiser eingehend mit theologischen Fragen beschäftigte, wird ihm
niemand vorwerfen, der mit der Geschichte der Paläologenzeit vertraut
ist. Die mit der Union zusammenhängenden dogmatischen Streitfragen
beherrschten die Masse des Volkes wie den Klerus in einem solchen Grade
und waren für politische Entschliessungen so wichtig, dass ein gewissen-
hafter Herrscher ihnen ebensowenig fern bleiben durfte, als etwa heute ein
guter Regent sich der Prüfung der sozialen Fragen verschliessen kann.
Und Manuel hat es mit seiner Herrscherpflicht ernst genommen. Die Ge>
schichte seiner langen Regierung gewährt sichere Proben seiner Staate-
klugheit, seiner Entschlossenheit und seines ehrlichen WoDens. Wenn er
das auf einen winzigen Bruchteil zusammengeschwundene Reich nicht retten
konnte, so war es nicht seine Schuld. Der Prozess des Zusammenbruches
der alten Herrschaft vollzog sich mit der eisernen Notwendigkeit einee
Naturereignisses und war durch das stärkste individuelle Bemühen nicht
mehr zu hemmen. Durch seinen Aufenthalt am Hofe Bajazets mit den
kolossalen Hilfsmitteln und den Endzielen seiner Feinde wohl vertraut, hat
Manuel, als er zur Alleinherrschaft gelangte, mit grösster Umsicht und
Energie alles aufgeboten, um der drohenden Katastrophe vorzubeugen.
Trotz des unüberwindlichen religiösen Gegensatzes zwischen Rom und Byzanz
und des Widerstandes einer politisch kurzsichtigen, aber einflussreichen
Partei im griechischen Klerus unternahm Manuel in eigener Person als
Schutzflehender eine Reise nach Italien, Frankreich und England
(1399—1402), um von den christlichen Fürsten Hilfe gegen die Türken zu
erlangen. Als er sich endlich überzeugen musste, dass eine ernstgemeinte
und genügende Unterstützung nicht zu hoffen sei, verstand er es, durch
die in Byzanz traditionelle Kunst der Diplomatie mit Suleiman und
später mit Mohamed I wenigstens einen modus vivendi herzusteUen. Es
war die letzte Zeit verhältnismässiger Ruhe, die dem rhomäischen Reiche
noch beschieden war. Sie endete mit dem Regierungsantritte Mur ad s 11,
der 1422 seinen gewaltigen Angriff auf Konstantinopel unternahm. Kurz
vor seinem Tode musste Manuel noch einen entehrenden Vertrag unter-
zeichnen, wodurch das Reich der Byzantiner dem Sultan tributpflichtig
wurde. Nach einem Leben, das an Arbeit und Sorgen ebenso reich war
wie an Misserfolgen und Enttäuschungen, starb Manuel im Jahre 1425.
Es ist für die Zähigkeit der litterarischen Neigung der Byzantiner bezeich-
nend, dass ein Kaiser, den die jämmerlichsten politischen Verhältnisse un-
5. Bhetorik, Sophistik und Epistolographie. (§ 210) 491
kufhörlich beunruhigten, noch für schriftstellerische Arbeiten Zeit
ind Stimmung finden konnte. Der Grundcharakter der zahlreichen Schriften
Ifanuels ist dialektisch und rhetorisch. Wir haben von ihm philo-
lophisch-theologische Abhandlungen, Gelegenheitsreden, rheto-
rische Versuche, poetische Kleinigkeiten, endlich eine Samm-
ung von Briefen.
1. Eine Art politisch-moralisches Testament, wie wir es von
lem Kaiser Basilios, dem Erzbischof Theophylaktos u. a. besitzen, sind
lie 'FTTo^^xa* ßaaihxrjq dywy^g, die Manuel seinem Sohne hinterliess.
Diese sicher vor 1417 abgefasste Mahnschrift besteht aus hundert Kapiteln,
iie durch eine Akrostichis verbunden sind. Gelegentlich lehnt sich Manuel
Nie alle byzantinischen Verfasser paränetischer Werke an Isokrates an.
SVeitere Proben seines stilistischen Talentes sind eine Rede über die
jlesundheit des Kaisers, die Manuel bei der Genesung seines Vaters
7on einer schweren Krankheit verfasste; die Leichenrede auf seinen
Bruder Theodor, Despoten des Peloponnes (f 1407), die zu den voll-
kommensten Erzeugnissen der in Byzanz stets sorgsam gepflegten Gattung
ier Epitaphien gehört; ein Schreiben an Andreas Asanes über das Wesen
ier Träume; ein Dialog mit seiner Mutter über Heirat (ticqI ydfiov),
inrorin er die Gründe erörtert, die bei der Lage des Reiches gegen oder
Für seine Verheiratung vorgebracht werden könnten. Ein ähnliches Thema
liatte auch Kaiser Theodor os Laskaris behandelt (s. S. 478); aus der
ilten Litteratur ist zu vergleichen des Libanios 0ä<ng el yafirjräov (Ed.
R^iske 4, 1058 — 1064). Dazu konmien an seinen Sohn Johannes ge-
richtete Essays über die Bedeutung der Redekunst, über das Gute,
Iber die Willensfreiheit und Selbstbestimmung, über die Sünde,
Iber die Demut. Endlich begegnen auch hier einige Stücke, die in der
Art der rhetorischen Schulübungen gehalten sind, so eine Abhandlung
iber die Verwerflichkeit der Sinnenlust und als Gegenstück (avr/^
i^ecig) ein Traktat über die Berechtigung der Sinnenlust; eine rheto-
rische Übung: ^g e^ evßevovg agxovTog ngog evvovg vnrjxoovg d. h. eine
Sngierte Rede eines wohlwollenden Herrschers an gutgesinnte
[Jnterthanen. Nicht übel geraten ist die witzige Melete: llgdg näd^vaov
1. h. die Verteidigungsrede eines Trunkenboldes, der seinen dem Wein
ibholden Sohn als unechten Sprössling enterbte und sein Weib eben des-
lialb der Untreue beschuldigte. Die Spielart der Ekphrasis ist vertreten
lurch die Schilderung eines Gobelins mit einer Darstellung des
Frühlings (Eagog elxiov iv vtpavtf^ naqaTvsxaaiiatt ^TjyirXfi}). Auch hier
bietet sich ein Stück des Libanios zum Vergleiche dar, die ^'ExqtQaaig laQog
TvyyQa^ixfp xccQuxxiiQi (Ed. Reiske 4, 1051 — 1053). Sehr bemerkenswert
ist wegen des zeitgeschichtlichen Themas die Ethopoiie: Was wohl Timur
Lenk zu dem besiegten Bajazet gesprochen haben mag! Über die
theologischen Schriften Manuels s. S. 111 f.
2. Die Briefe Manuels richten sich an seinen Bruder, den Despoten
Theodor, an den Kaiser von Trapezunt, an Demetrios Kydones,
N^ikolaos Kabasilas, an den Protekdikos Balsamen, an Andreas und
Konstantin Asanes, an Phrankopulos, an Theodor Kaukadenos,
492 Byzantinische LitteraturgMohichte. I. Prosaisohe Lüierator.
' ■*
an Manuel Raoul, an Manuel Pothos, an Ibankos, an Potames,
den Patriarchen Euthymios, an den Fürsten von Thasos Georg Oait
lusio, an Demctrios und Manuel Chrysoloras, an den II
Guarini, den er bittet, die Leichenrede auf den Despoten Theodor
Lateinische zu übersetzen, endlich an mehrere Bischöfe und Hei
politen. Oft beklagt sich der Kaiser in seiner Korrespondenz Ober
erdrückende Last seiner Regierungsgeschäfte und über den Mangel
Zeit für litterarische Dinge. Noch mehr als in den AbhandlungeD
kündet er hier den wohlausgebildeten Sinn für elegante Darstellung,
die in Byzanz seltene Eigenschaft des Humors: An Demetrios Kydonf
der ihm ein Exemplar des Suidas überschickt hatte, schreibt er: <l>;
d' (ig r-fxäg 6 2ovidaq xai svqcov iv anoQitf xQr^fiaxoiV^ ^r]fidt(ov avrl x^^f
nXovoiovg aTibtpr^vsv!
1. Ausgaben: Manuelis Palaeologi Aug. praecepta educationis regia e etc. ei
A. Leunclavius, Basileae 1578 (enthält ausser den vno&ijxM die meisten rhetorii
Stücke). — Leichenrede auf Theodor ed. Fr. Combefis, Patrum bibliothecae m
auctarium 2 (Paris 1648) 1045—1220. — Dazu ed. Fr. Boissonade, An. gr. 2(11.^^
274—309, die Rede des Trunkenbolds und die Einleitung der Rede dee Antenor an Odj«r^^
Anecdota nova, Paris 1844 S. 223—250, die Rede über die Gesundheit des Kaisers
einige Briefe. — Ein witziges Spottgedicht auf einen unerträglichen Schwätzer ed. li
tranga, Anecdota Graeca 2 (1850) 682. — Briefe: Ed. E. Legrand, Lettres de Tem]
Manuel Paläologue publikes d*apräs trois manuscrits, Premier faac, Paris 1893 (enthält
den Briefen den Kayujy TiagaxXtjTixogf die Ethopoiie über Bajazet und das Stück Jle^
Qavyoil Tov *AyitQtjvov\ das zweite Heft soll den Kommentar bringen). — Ueber die
gaben der theologischen Schriften s. S. 112. — S am mel ausgäbe der meisten S
(ohne die Briefe) nach Leunclavius, Gombefis und Hase bei Migne, PatroL gr. 156,
bis 582.
2. Hilfsmittel: VgL Hase, Not. et extr. 9 (1813) 2, 137 über cod. Paris, gr. 3041,1
der 66 Briefe des Manuel enthält. — Zur Biographie Manuels vgl. Delaville le RoulxJ
La France en Orient au XIV si^cle 1 (Paris 1886 = Bibl. des ^coles fran^. d* Äthanes 4]
de Rome fasc. 44) 376—383. — Zu den 'Yno^xai, Manuels an seinen Sohn vgL Br. Keil;
Epikritische Isokratesstudien, Hermes 23 (1888) 370—372. — Epigramme in vielen !■{
z. B. im God. Vatic. 632 fol. 354^. Dortselbst auch Epigramme eines Demetrios Mi*
g ister (= Demetrios Kydones?) und eines Matthaeos Ghrysokephalos. — Haupt-
Schrift: Berger de Xivrey, Memoire sur la vie et les ouvrages de Tempereur Manofll
Palöologue, in den Mömoires de Tlnstitut de France, Acadömie des inscriptions et belles-
lettres vol. 19 (1853) 1—201, eine der besten Monographien, die man für die byzan-
tinische Litteraturgeschichte besitzt; am Schlüsse gibt der Verfasser eine chronologische
Tabelle der wichtigsten Thatsacben in der Biographie Manuels und seiner sämtlicheB
Werke mit Notizen über die Handschriften und Ausgaben.
3. Das Geburtsjahr des Manuel setzt Berger de Xivrey S. 16 nach den bestimmten
Angaben des Phrantzes ins Jahr 1348; dagegen bemerkt K. E. Zachariae von Lingen-
thal, Sitzungsber. Berl. Ak. 1888 S. 1413, dass Manuel nicht vor 1350 zur Welt gekommen
sein kj^nne, da Johannes Paläologos erst 1347 heiratet« und ihm vor Manuel ein Sohn
Andronikos und eine Tochter Irene geboren wurden.
4. Weitere Aufschlüsse über das Leben und die litterarische Thätigkeit des Manuel
wären vor allem zu erwarien von den an ihn gerichteten 100 Briefen des Demetrios
Ghrysoloras, die handschriftlich in Paris und Oxford liegen. Vgl. Sp. P. Lambros, Die
Werke des Demetrios Chrysoloras, B. Z. 3 (1894) 599.
5. Der als Korrespondent des Kaisers Manuel erwähnte Ibankos Oßayxog) verfasste
eine thateächlicher Angaben vj^llig entbehrende Monodie auf den Metropoliten von Thessa-
lonike Isidor Glabas und einen Brief an Simon, den Protos von Hagion Gros, worin
er demselben in bissigem Tone mit Beziehung auf Lukian allerlei in einem Briefe be-
gangene Solözismen und Barbarismen vorwirft. Beide Stücke ed. aus dem Cod. Laur.
13, 74 E. Legrand, Lettres de l'empereur Manuel Palöologue, Premier fasc. S. 105—112.
211. Mazaris' Fahrt in die Unterwelt (EmSrjfifa Ma^aqt irUtiov)
ist wie Timarion eine Imitation der Nekyomantie des Lukian. An
einer epidemischen Krankheit, die in Konstantinopel wütet, stirbt Mazaris
5. fiheiorik, Sophistik und Epistolographio. (§ Sil) 493
kommt in die Unterwelt. Hier empfängt ihn sofort Manuel Holo-
ilo8, des Kaisers erster Sekretär, sein Begleiter nach Italien und Frank-
der Verfasser zahlreicher Chrysobullen, Rhetor und Arzt in einer
n, und befragt ihn nach den Zuständen am byzantinischen Hofe,
is schildert nun das schamlose, selbstsüchtige und kleinliche Treiben
Hofschranzen in Eonstantinopel — alles in der Form einer Anrede
eine Gesellschaft, der er seine Hadesfahrt erzählt. Holobolos rät
aris, auf die Erde zurückzukehren; besonders sei der Aufenthalt im
onnes zu empfehlen, wo man sich mühelos bereichem könne. Damit
der eigentliche Totendialog zu Ende. Es folgt nun ein neues Kapitel,
»Traum nach der Wiederbelebung** überschrieben ist. Mazaris, der
l^^m Rate des Holobolos gefolgt ist, befindet sich im Peloponnes. Er hat
aber sehr schlimme Zustände angetroffen. Als ihm Holobolos im
ume erscheint, klagt er über die Verworfenheit der Peloponnesier und
i^lt ihm hierüber auf Ansuchen noch brieflich nähere Mitteilungen. Daran
ptf^]ilies8en sich als dritterTeil noch zwei Briefe, der eine von Holobolos
mXä den Arzt Malakes, der andere von Malakes an Holobolos. Auch Malakes
(Bullt sich im Peloponnes sehr unbehaglich, und vergeblich tröstet ihn
iolobolos mit dem Rate, Lethewasser zu trinken. Die Berliner Hand-
ilrift bietet am Schlüsse noch einen Begleitbrief, worin der Verfasser
aiser Manuel H bittet, er möge sich das Schriftstück, das er mit dem
Snefe überreiche, erst nach seiner Abfahrt vom Peloponnes auf dem Meere
xron Euboea und Thessalien vorlesen lassen, den Peleponnesiern aber ja
nichts davon verraten. Dass nun das Werkchen nicht etwa eine harm-
lose Schulübung in der Art der Lukianimitationen des Ptochoprodromos
r darstellt, sondern als ein damals völlig aktuelles Pamphlet betrachtet wer-
den muss, das beweisen nicht nur die genauen chronologischen Angaben
, und die deutlichen Anspielungen auf zeitgenössische Ereignisse und Zu-
stände, sondern vor allem die Thatsache, dass melbrere der vorkommenden
^ Personen sich als historisch erweisen lassen. Was zunächst die Chrono-
i logie betrifft, so ist der erste Teil vom zweiten und dritten durch einen
' betrachtlichen Zeitraum geschieden; die Hadesfahrt des Mazaris erfolgt
\ im Januar 1414, und in dasselbe Jahr ist jedenfalls auch seine Erzählung
^ der Hadeszustände zu setzen; der zweite und dritte Teil sind in den Sep-
\ tember und Oktober 1415 datiert. Darnach lässt sich auch die Ab-
I fassungszeit bestimmen. Da die in dem erwähnten Briefe vorgetragene
I Bitte nur für den zweiten und dritten Teil, in welchen die Peloponnesier
I gegeisselt werden, einen Sinn hat, so hat Treu mit Recht geschlossen,
f dass der Verfasser dem Kaiser mit dem Begleitschreiben nur das aus dem
Traume und den Briefen bestehende Pamphlet gegen die Peloponnesier
überreichte, und zwar muss die Überreichung in der Zeit zwischen dem
21. Oktober 1415 und der vor dem März 1416 erfolgten Abfahrt des
Kaisers aus dem Peloponnes stattgefunden haben; der erste Teil wird
schon früher, etwa Ende 1414, verfasst worden sein und in den Hofkreisea
zirkuliert haben. Von den Personen der Hadesfahrt lässt sich Manuel
Holobolos sicher mit jenem Arzte, Rhetor und Philosophen Manuel
Holobolos identifizieren, an welchen der Mönch Joseph Bryennios einen
494 Bysantinisclio Litteratnrgesohiohte, L Prosakclia litteratur.
uns erhaltenen Brief schrieb. Einige der Nebenpersonen sind in den Actii
patriarchatus Gonstantinopolitani aufgefunden worden.
Die Hadesfahrt des Mazaris ist zweifellos die schlechteste der bif^
jetzt bekannt gewordenen Imitationen des Lukian. Die ganze Satire be>
steht aus einer langwierigen Reihe roher Schimpfreden, aus einer trost*
losen Gallerie bestechlicher Richter, heuchlerischer Mönche, quacksalbenw
der Ärzte, blöder Weibernarren, Ehebrecher, Renegaten und sonstiger
Nichtsnutze ; die einzige erfreuliche Erscheinung in der verkommenen 6e»
Seilschaft ist die edle Figur des verständigen, aber ohnmächtigen Kaiserv
Dabei geisselt der Verfasser nicht etwa, wie es der echte Satiriker thoti
ganze Schichten der Gesellschaft oder allgemein verbreitete Schäden der
sozialen und staatlichen Ordnung, sondern nur Privatpersonen, die dem
Leser unbekannt und daher gleichgiltig sind. Man hat es mit hämische
persönlichen Angriffen, nicht mit Ausbrüchen heiliger Entrüstung über das
Schlechte an sich zu thun. Die Derbheit und Plumpheit der Spässe, die:
sich der Verfasser seinem Herrn vorzulegen erlaubt, wirft auf den damak-
am byzantinischen Hofe erlaubten Ton kein günstiges Licht; doch möge
man bedenken, dass um dieselbe Zeit an manchen westeuropäischen Höfei
nicht bloss in Reden, sondern auch in Handlungen eine nicht geringere Boh«
heit herrschte. Übrigens treffen wir eine ähnliche Atmosphäre nicht viel
später in anderen byzantinischen Werken wieder, z. B. in den Gedichten
des Sachlikis. AuffäUiger ist es, dass der Verfasser es wagen durfte,
eine Reihe bekannter Persönlichkeiten vor dem Kaiser in ihrer Sittlichkeit
und Ehre aufs gröbste anzugreifen. Aber auch diese Eigentümlichkeit des
Schriftstückes wird verständlich, wenn man sich erinnert, was sich heutigen
Tages in manchen südlichen und südöstlichen Ländern die Presse an ge-
meinster Verdächtigung tüchtiger und hochstehender Männer leistet; und
da handelt es sich um Qine unbeschränkte Publizität, während jene Pam-
phlete doch nur für die übermütige Laune eines vertrauten Kreises be-
stinmit waren. Bei aller Widerlichkeit und Plumpheit ist die Hadesfahrt
nicht nur ein wichtiges Dokument für die Kenntnis der byzantinischen
Lukianimitation, sondern sie enthält auch interessante Details zur
Geschichte der byzantinischen Kultur und Politik wie den Bericht
über die Unternehmung Manuels H gegen Thasos im Jahre 1413 (S. 241 f.
ed. EUissen). Der Neogräzist notiert sich die Bemerkung des Mazaris, er
fürchte bei einem längeren Aufenthalt im Peloponnes durch die barbarische
Mundart der Zakonen seine eigene Sprache zu verderben, sowie die
merkwürdige ethnographische Einteilung des Peloponnes (S. 230
und 239 ed. Ellissen).
Dass der Verfasser des Werkes in der nächsten Umgebung des
Kaisers zu suchen ist, steht völlig sicher. Er hiess offenbar wirklich
Mazaris und war einer der Begleiter des Kaisers auf seiner Reise nach
Westeuropa (vgl. S. 163 ed. Boissonade). Wir erfahren auch, dass er
verheiratet war und Kinder hatte, dieselben aber wieder verlor (vgl. S. 147
ed. Boissonade). Diese und andere Thatsachen sprechen sehr zu Un-
gunsten der Annahme von Lampros, der Verfasser sei identisch mit
dem Mönche Maximos Mazaris, von welchem in mehreren Hand-
6. Rhetorik, Sophiatik und Epiatolographio. (§ 212) 495
Schriften Kirchenlieder und grammatische Regeln in Form von Kirchen-
kanones erhalten sind, und vielleicht auch mit Manuel Mazaris, der im
Cod. Vatic. 1190 als Verfasser einer Irenelegende genannt ist.
1. Ausgaben: Zuerst machte auf das Werk aufmerksam B. Hase, Not et extr. 9
(1813) 2, 131 ff. — Ed. pr. Fr. Boissonade, Anecd. gr. 3(1831) 112-186. — Mit
deutscher Uebersetzung und Kommentar ed. Ad. Ellissen, Analekten der mittel- und neu-
griechischen Litteratur, 4. Teil, Leipzig 1860.
2. Hilfsmittel: Vgl. Berger de Xivrey, Mömoires de Tlnstitut de France,
Acad^mie des inscriptions 19 (1853) 159—162. — Analyse und Charakteristik von H. F.
Tozer, Journal of Hellenic studies 2 (1881) 233—270. S. auch desselben S. 429 zitierte
Schrift zu Plethon. — Hauptschrift über die Komposition, die Abfassungszeit und die
Personen des Werkes: M. Treu, Mazaris und Holobolos, B. Z. 1 (1892) 86-97. — Ver-
fehlte Hypothese über den Verfasser von Sp. P. Lambros, Mazaris und seine Werke,
B. Z. 5 (1896) 63-73.
3. Ueberlieferung: Der Text von Boissonade (und Ellissen) ruht auf dem Cod.
Paris, gr. 2991; Treu benützte für die oben zitierte Arbeit den Cod. Berol. Phillipp.
gr. 1577; noch unverwertet ist der Cod. Vatic. Urb. 134 fol. 223—248.
4. A. a. 0. S. 129 ff. berichtet Hase über eine weitere, noch unedierte Imitation
der Nekyomantie, die im Cod. Paris. 1631 steckt. Es ist nach seinen Mitteilungen ein
bizarres Gemisch aus Lukian und der Apokalypse, das in der Form einer Vision die
Strafen der Unterwelt ausmalt. Der Erzähler durchwandert die Gegenden des Hades unter
der Führung eines Engels, der ihm die Schreckensszenen erklärt. Unter den Seltsamkeiten,
die ihm begegnen, sind der grüne Donnerstag, der Karfreitag und die Fastenzeit,
die als weibliche Wesen vor Gottes Thron erscheinen, um alle zu verklagen, die das Fasten-
gebot gebrochen haben.. Meineidige, falsche Zeugen, betrügerische KauHeute, Sünder jeder
Art werden von Feuerströmen verschlungen; besonders streng ist der Verfasser gegen
den Protospathar Petros von Korinth, den er mit siedendem Pech und ähnlichen
Liebenswürdigkeiten behandelt. Von historischen Personen werden die Kaiser Nikephoros
Phokas und Johannes Tzimiskes erwähnt, was jedoch für die Zeitbestimmung nicht
fenug Anhalt gewährt; nach der Sprache glaubt Hase das Stück in das 14. oder 15. Jahr-
undert verweisen zu müssen. Eine grössere Zahl byzantinischer Imitationen des
Lukian liegt noch unediert in der Pariser Bibliothek (Hase a. a. 0. S. 129) und wohl auch
anderswo. Die Neigung zu scharfer und witziger Kritik, die sich namentlich in der haupt-
städtischen Bevölkerung so oft in den bekannten Spottversen und Pamphleten {tpdfiowra)
Luft machte, hat offenbar in der Satire im Sinne Lukians ein beliebtes Ausdrucksmittel
gefunden. Eine vollständige Veröffentlichung und geschichtliche Untersuchung dieser Stücke
würde sehr dazu beitragen, die übliche Vorstellung von der akademischen Gleichförmigkeit
ond trostlosen Dürre des byzantinischen Geisteslebens zu berichtigen. — Ueber die Spuren
des Lukian in der byzant. Litteratur vgl. auch J. G. Brambs, Ueber Zitate und Reminiszenzen
aus Dichtem bei Lucian und einigen späteren Schriftstellern, Progr., Eichstätt 1888.
212. Johannes Eugenikos {^Iwdwrjg d Eifysvixog) aus Trapezunt, im
Besitze der Würde eines Nomophylax, lebte in der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts. Er bekundet das unverwüstliche Fortleben der rheto-
rischen Schulung durch eine Reihe von ^Exifgaaeig^ in welchen die Eixoveg
oder 'ExtpQaaeig des Philostratos mit peinlicher Sorgfalt und nicht ohne
Geschick nachgeahmt sind. In der'ExtpQamg Tjja/rffovvrog schildert Euge-
nikos seine seit der Gründung des Kaisertums Trapezunt geistig und
materiell bedeutend gehobene Vaterstadt nach ihrer Lage und Umgebung,
doch ohne Rücksicht auf ihre geschichtliche Vergangenheit. Eine wirklich
originelle, anschauliche und lebensvolle Beschreibung der trapezuntischen
Gegend, deren grossartige Schönheit Fallmerayer zu einem seiner farben-
reichsten Landschaftsgemälde begeistert hat, darf man freilich in dem
schulmässig angelegten und mehr nach berühmten Mustern als nach der
Natur gearbeiteten Werke des Byzantiners nicht suchen. Aus der An-
lehnung an gemeinsame Vorbilder erklärt sich die Verwandtschaft des
Stückes mit der Beschreibung von Thessalonike, welche Johannes Kame-
niates seiner Erzählung der Katastrophe des Jahres 904 vorausgeschickt
496 fiysaniinliohe litteratnrgM^ohte. L Prösaisohe tAttmnJtar.
hat. Eine zweite in Anordnung und Sprache mit der genannten auffallt,
übereinstimmende ^'ExifQaaig ist der Insel Imbros gewidmet, eine dritte;
der Stadt Korinth, eine vierte dem Dorfe Petrina (bei Sparta). Auoer
diesen landschaftlichen Schilderungen hinterliess Eugenikos mehrere '^SF^j
ang im engeren Sinne d. h. Beschreibungen von Gemälden. So zdgt
er uns eine mit Vögeln, Jagdhunden und anderem Beiwerke ausgestattete
Phantasielandschaft, deren Mittelpunkt eine Platane bildet, ein Bild der
hl. Jungfrau und ein Gemälde, das ein junges Fürstenpaar in einem}
Lustgarten darstellte. Zu untersuchen wäre, ob Eugenikos ffir seine Scfail-|
derungen nicht etwa Gemälde der italienischen Frührenaissance vor Augen
hatte; auf byzantinischem Boden hat er seine Vorbilder, von der Madonni
abgesehen, schwerlich finden können. Endlich schrieb Eugenikos einel
Vorrede (nQod^ecoQia) zu den Aethiopica des Heliodor, jambische Ge-,
dichte Eig elxova tov fisyäXov XQvtfoavcfiov und Eig navayiaQioVj eil
'Emtdffiov Tf[) avd'SVTonovhi} in 96 Trimetem, ein Lob- und Dankgedicht
an Kaiser Johannes VTU Palaeologos in 58 Trimetem (z. B. in den Codi
Vatic. 134 fol. 124, Vatic. Pii H 37 fol. 1) u. a. Über theologische
Schriften des Johannes s. S. 117.
Auch der Bruder unseres Rhetors, Markos Eugenikos, Metropolit
von Ephesos, der durch seine Teilnahme am Konzil von Florenz 1439 unl
durch zahlreiche Schriften gegen die Union bekannt ist, gilt als Verfasser
von *Ex(fQda€ig. Sie schildern den Martertod des hl. Demetrios, die Ge-
burt Christi, den Tod des hl. Ephräm, einen Sterbenden u. s. w. Doch
herrscht bezüglich dieser Stücke zwischen den beiden Brüdern ein Grenz*
streit, zu dessen SchUchtung genaue sprachliche und handschriftliche Untere
suchungen nötig wären. Kayser wollte sogar die Ekphrasis von Korinth
dem Markos zuteilen, obschon auch in seiner Handschrift der Nemo-
phylax Eugenikos als Autor bezeichnet ist. Es ist aber vielmehr zu ve^
muten, däss alle diese rhetorischen Stücke dem Johannes gehören und
die Zuteilung derselben an Markos nur durch die grössere Berühmtheit
des produktiven Theologen veranlasst wurde. Weitere Schriften des Markos
Eugenikos sind ein Kanon zu Ehren des Patriarchen Euthymios 11 (f 1416), I
Briefe und Epigramme. Über seine reiche theologische Schriftstellerei
s. S, 115 flf.
Ausgaben und Hilfsmittel: 1. Johannes Eugenikos: Ekphrasis von Trape-
zunt in Eustathii opp. ed. L. Fr. Tafel 1832 S. 370—373. — Ekphrasis von Imbroe,
Platane, hl. Jungfrau, Fürstenpaar ed. Fr. Boissonade, Anecdota nova, Paris 1844 S. 329
bis 346. — Später edierte die Ekphrasis von Imbros noch einmal ohne Kenntnis der Ana-
gäbe von Boissonade und nicht ohne einige Verschlechterungen W. FrOhner, Philologu
20 (1868) 509 f.; s. die Berichtigung dortselbst S. 767. — Die Ekphrasis auf Petrina ei
K. Nestorides, JeXtioy 4 (1892—1895) 627—034. — Vorrede zu den Aethiopici
und jambische Gedichte ed. M. A. Bandini, Catalogus codd. graec. bibl. Laurentianae
3 a770) 322 f.; dortselbst 2 (1768) 522 Notiz über die im Cod. Laur. 59, 13 erhaltenen
Gebete des Johannes an die hl. Dreieinigkeit. — Epitaph ed. E. Legrand, JsXtiow 1
(1883 — 84) 455 ff.; dazu 459 ff. bibliographische Bemerkungen von N. Politis. — Briefe
des Johannes ed. E. Legrand, Cent-dix lettres de Fran^ois Filelfe, Paris 1892 S. 291—310.
— Eine Hauptfundstätte von Schriften des Johannes Eugenikos ist Cod. Paris, gr. 2075,
i. J. 1439 von Johannes Eugenikos selbst geschrieben. — im Cod. Paris, suppl. gr. 67£
fol. 115 — 119 wird dem Johannes eine Monodie auf den Fall Kpels zugeschrieben; vielleicht
ist sie identisch mit einem der in g 213 Anm. 2 erwähnten Texte.
2. Ekphrasen und Briefe des Markos (?) Eugenikos ed. L. Kayser nach: Phile:
straii libri de gjmnastica, Heidelbergae 1840. — Des Markos Schrift Btffi o^mw (m^g ec
6. Rhetorik, Sophisük und Epiatolographie. (§ 213) 497
r. Boissonade, Anecd. nova S. 349— 352. — Einen Brief, ein Sjnaxar und Epigramme
1. Papadopulos-Kerameus, MavQoyoQ^äzeioi ßißXio^xtj, *AvijtSot€i 'EXXrjvtxd, Kpel
184 S. 98- -105. Dazu gab er Berichtigungen JeXxlov 2 (1885—1889) 679—681. — Den
anon auf Euthymios II ed. E. Legrand, Revue des öt. gr. 5 (1892) 420—426 (leider wie
Ire Prosa ohne Andeutung des metrischen Charakters). Dazu ein Nachtrag von Edm.
ouvy, Revue des 6t. gr. 6 (1893) 271 f. — Vgl. Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 11, 653
id 670—677, sowie die Praefatio in Kaysers Ausgabe S. 13 f. — üeber einen reich-
iltigen autograpben Codex des Markos s. Papadopulos Eerameus, ZvXkoyog,
xQ€iqn}U(t zum 17. Bd. (1886) S. 47 f. und MavQoyogdareiog ßißX., 'Av, *ßU. S. 95—98.
213. Johannes Dokianos ('Iwdwijg Joxnavog), ein sonst nicht ge-
annter byzantinischer Rhetor, der um die Mitte des 15. Jahrhunderts
bte, ist durch mehrere zum grössten Teile nur fragmentarisch erhaltene
eklamationen bekannt, welche auf die letzte Zeit der Paläologen einiges
icht werfen. Vollständig besitzen wir ein um 1450 verfasstes Enkomion
if den letzten byzantinischen Kaiser Konstantin IX. Die häufige Ver-
ertung von Zitaten aus alten Autoren wie Homer, Pindar, Piaton und
emosthenes, von Sprichwörtern, antiquarischen und mythologischen An-
nelungen hat Dokianos mit den übrigen Vertretern der Gattung gemein-
im; doch haben ausser Theodor Hyrtakenos wenige dieser rhetorischen
nsitte so reichlich nachgegeben. Von den übrigen Stücken sind nur
xzerpte erhalten. In einem /Z^ocywi'iy/iCfTfor beglückwünscht Dokianos
m Kaiser zu einigen poUtischen Erfolgen, von denen freilich die Geschichte
enig zu berichten weiss. Daran reihen sich eine panegyrische Rede
1 den Despoten Theodor, ein Trostschreiben an einen gewissen De-
etrios Asanes, der drei Söhne verlor, ein Brief an einen gewissen
oschos, worin sich der Verfasser als erbitterten Feind der Lateiner zu
•kennen gibt, einige Gratulationsbriefe, die der Rhetor für eine
aiserliche Prinzessin abfasste, endUch ein Schreiben an Helene, die
ochter des Demetrios Palaeologos, Despoten von Morea (1449 — 1460), die
)äter GemahUn des Sultans Mohamed II wurde. Am Schlüsse einer
chrift des Georgios Scholarios gegen die Lateiner steht im Cod. Paris.
290 fol. 310 ein Epigramm des Johannes Dokianos auf Scholarios, der,
bwohl er nun im Himmel bei den Engeln und Heiligen weile, doch fort-
ihre, mit der Kirche zu leben und den Übermut der Lateiner zu brechen.
SL Scholarios 1464 noch lebte, ist das Epigramm nach dieser Zeit ab-
efasst, womit sich für die nähere Bestimmung der Lebenszeit des Dokianos
in neuer Stützpunkt ergibt.
1. Ed. nach einem Autographon des Martin Crosius von L. Fr. Tafel in dem schwer
igftnglichen Tübinger Programm 1827. — Besser von Gh. Hopf, Ghroniques Gräco-Romanes,
erlin 1873 S. 246—258. — Zwei Briefe des Johannes Dokianos stehen im God. Escur. Y. II.
fol. 259 — 268. — Ein Johannes Dokianos, der mit unserem Rhetor vielleicht identisch
it, nennt sich als Besitzer einer Hs von Xenophons Hellenica; s. Gius. Jorio, Godici
snorati nelle biblioteche di Napoli. Fase. I. Leipzig, 0. Harrasowitz 1892 S. 7 ff.
2. Eine Sammlung von Briefen aus den loteten Zeiten des Reiches nebst manchen
roben der alten Epiatolographie und Rhetorik enthält der God. Bodl. Miscell. 242 s. 16.
lier finden sich Schreiben des Bischofs Matthaeos von lonien an Gabras, an den Philo-
ophen Joseph u. a., des Niketas Magistros an den Patrikios Johannes, an Metro-
K>\iten von Kyzikos und Nikaea, an einen Asekretis Kompos u. a., des Benedikt Simi-
tekolos {lifjtixixoXog) an Joseph De la Bella (r^ (feAa^Tre'Aa), des Johannes Simetokolos
(lijueroxoAof, wohl identisch mit dem vorhergehenden Namen) an den Arzt Emmanuel
Simetokolos, des Petros Lombardes an den Mönch Anthimos und an Johannes Simo-
nakia (rijJ lifnovnxi\ des Michael Lyngeus (o Avyysvg) an den Priester Leon Argyros.
des Johannes Tzetzes an einen Alexios, des Kardinals Bessarion an die Söhne dea
audbach der klus. Altertumswissenschaft. IX. 1. Abtlff. 2, Aufl. ^*l
498 Bysaniixiiflohe Idtieratiirgeaehiohie. I. Proaaisohe LitiarAiiir.
Gemistos und an Michael Aposiolis, auch einzelne Briefe des Konstantin Laskar is.
des Michael Apostolis u. s. w. Vgl. die Inhaltsangabe bei H. 0. Coxe, Caialogi
codicum mss bibl. Bodl. p. 1 (1853) 793—797.
3. Ein sonst nicht bekannter MOnch MakariosAsprophr^des verfasste eine Be-
schreibung eines Bildes in der Kirche der hl. Maria mit dem Bemamen Nia ne^ißXenrof
im Kloster rot; Xagaucyitov: Tov fAaxaqiov leqofjiovdxov xov affnQotpQvdog hctp^aaig eixoyog
T17C Uixccuiyijg efjtngac&By ir r^ ra(^ xijg vnegevXoytjfiiyrjg d-Botoxov tijg inoyofjiaCofidyt]^
via nBQißXtnrog^ xotrag di fioyrj rov X'^Q^^f^^'^'^^^' Cod. Vindob. phil. gr. 166 (Nessel)
fol. 1 — 3. Der wahre Familienname des Mannes heisst trotz des gelehrten Genetivs
'JoTiQotpQvdos doch wohl 'AanQo<pQvdtjg,
4. Wie in anderen byzantinischen Litteraturgattnngen so finden sich auch in der
Rhetorik manche nach ihrem Verfasser, ihrer Zeit oder ihrer Beschaffenheit unbekannte
und daher litterarhistorisch vorerst nicht verwertbare Sttlcke. Hierher gehören eines
Staphidakes (Iraipidaxrjg) Monodie auf einen Kaiser Palaeologos im Cod. Vatic 1374
fol. 166, eine Monodie auf den Einsturz der Hagia Sophia (zum Thema vgl. S. 443 f.) im
Cod. Vatic. 112, der auch noch manche andere rhetorische Sachen aufbewahrt; ein Brief
des Mönches Johannes Phurnes, ehemaligen KIost«rvorstandes des Berges Ganos, an
den Mönch Gregor Antigonites {Tov fxaxaQuaxdjov fioyaxov xvqov 'Jtüdyptj xov ^v^i-ij
TOI yeyoy6xog ngtoxov xov ogovg xov Fdyovs inurroXrj nqdg xov dyuüX€exov (AOvaxov JcvfoV
rgrjyÖQiov xov Uvxiyovixtjv) und Briefe des Gregor, Mönches und Abtes des Bulgaros-
klosters (?) auf der Insel Oxeia, an den Kaesar (rQtjyoQiov fxovaxov xal xa&rjyovfiivov x^;
iv xj '0$ei(f vijaifi aeßacfiiag fAovrjq [xov"] xov BovXydgov (?) inunoXal xff Kaiaa^t) im Cod.
Vatic. 573 fol. 31 ff. — Wegen des Stoffes bemerkenswert sind zwei Monodien auf den
Fall von Konstantinopel i. J. 1453. Die eine, das Werk des Rhetors Matthaeos Kama-
riotes, ist bei Migne, Patrol. gr. 160, 1060 — 1070, veröffentlicht (Inc. Ov dQtjvij<r(o fiov
xov naxiQo). Die andere, die m. W. noch nicht gedruckt ist, steht im Cod. Paris, gr.
2077 fol. 257 — 259*^. Titel und Anfang: MoviaSia ini x^ dwrxvxeirxdxjj KtoycxavxivovnoXti.
Otfioi xis öüiaei fxoi nxigvyas toael negmxegag. Zu vergleichen sind die durch das er-
greifende Ereignis veranlassten Klagegesänge; vgl. den Abschnitt über die vulgir-
griechische Poesie, Kapitel 2. Ein Fragment eines Prosathrenos auf Konstantinopel
steht auch im Cod. Paris, suppl. gr. 681 s. 16 fol. 74—80. Vgl. § 212 Anm. 1. -
Dreizehn anonyme Brie f che n, deren erstes mit den Worten JldyxQvai fiov x^ yvwfijfy
yXvxvxaxi fxoi x6 ^Sog beginnt, stehen im Cod. Bodl. Barocc. 23 s. 14 fol. 6—8.
6. Altertumswissenschaft.
214. Allgemeine Charakteristik. Für die byzantinische Oeistes-
lätigkeit ist es bezeichnend, dass vielleicht die Hälfte der gesamten uns
berlieferten schriftlichen Produktion, wenn man von der Theologie ab-
eht, in das Qebiet fallt, das wir im weiteren Sinne als Philologie defi-
ieren können. Es ist der Teil der byzantinischen Litteratur, in welchem
^r Zusammenhang mit dem Altertum am unmittelbarsten, gleichsam hand-
reiflich hervortritt. Es ist die Seite des Byzantinertums, um derentwillen
^Ibst die unerbittlichsten Anhänger der klassischen Alleinherrschaft eine
erbindung der mittelgriechischen Studien mit den altgriechischen für thun-
ch und wünschenswert erachteten. Daher kommt es auch, dass fast nur
ieser Teil des byzantinischen Schrifttums in weiteren philologischen Kreisen
äher bekannt geworden ist und dass man häufig die Kraft und Eigenart
es byzantinischen Geistes vornehmlich nach dieser Gattung beurteilt. Hie-
or muss gewarnt werden. Zwar hat die Beschäftigung mit dem Alter-
im das geistige Leben von Byzanz zu einem grossen Teile bedingt; denn
ir verdanken die Byzantiner die Erhaltung einer Bildungsbasis, wie sie
ein anderes Volk des Mittelalters besass. Es darf aber nicht vergessen
erden, dass die Werke, durch welche die Rhomäer am engsten mit ihren
erfahren verknüpft sind, für die allgemeine Kultur- und Litteratur-
eschichte des Mittelalters weniger bedeuten als z. B. die Erzeug-
isse ihrer Geschichtschreibung, ihrer Kirchenpoesie und Volksdichtung.
Irst am Ausgange des Mittelalters, als die Byzantiner selbst zu Grunde
ingen, ist ihr Philologenwerk für die allgemeine Bildung der Menschheit
1 ungeahnter Weise fruchtbar geworden.
Über den Betrieb der philologischen Studien in Byzanz gilt
n allgemeinen dasselbe, was sich von der Grammatik der spätrömischen
'eit sagen lässt. Mangel an selbsterworbener Gelehrsamkeit und systema-
ischer Kritik, breite Geschwätzigkeit und köhlergläubige Wiederholung
alter Vorlagen blieben auch bei den Byzantinern die wichtigsten Charakter-
züge. Eine wirkliche Förderung philologischer Fragen, ja auch nur ein
unbefangenes und gesundes Urteil ist ziemlich selten zu entdecken. Bei
aDedem muss vor einer unbilligen Beurteilung der byzantinischen Philo-
logen gewarnt werden. Will man ihnen geschichtlich gerecht werden,
^ darf man sie nicht mit Gelehrten des Altertums, mit einem TiewöÖLoX.^
500 Byzantinisohe Idtieratnrgesohichie. L Prosaische litteraiiir.
Aristophanes oder Aristarch zusammenstellen. Sie sind von diesen durch
ein Jahrtausend getrennt, in welchem sich die Lebensbedingungen der
philologischen Qelehrsamkeit durch und durch verschlechtert hatten. Wie
unbillig ist es, einen Planudes oder Triklinios schlankweg nach dem
Massstabe alexandrinischer Kritik abzuschätzen! Mit einem Aristarch hat
ein Moschopulos doch nicht viel mehr zu schaffen als etwa ein Me-
lanchthon; und wie übel müsste der gute Praeceptor Germaniae bei einem
Vergleiche mit dem scharfsinnigen Alexandriner wegkonmien. Ebenso
selbstverständlich ist es, dass man Qelehrten der mittelgriechischen Zeit
nicht die Vollkommenheit der mit den mannigfaltigsten Hilfsmitteln aus-
gestatteten, durch methodische Schulung und rücksichtslose Polemik ge-
stählten Forschungsweise der neuesten Zeit zumute. Und doch ist auch
dieser Fehler von manchen, die über alles Byzantinische verächtlich die
Nase rümpfen, nicht selten begangen worden!
Möge man endlich auch hier, wie es sich bei jeder geschichtlichen
Betrachtungsweise ziemt, auf die allgemeinen Voraussetzungen der
Zeit, der Nation und der Qesellschaft etwas Rücksicht nehmen; nur
dann kann das Urteil ein wahrhaft billiges werden. Dass man die Be-
rechtigung dieser Forderung nicht schon längst anerkannt hat, erklärt sich
nur aus der Übeln Gewohnheit, die byzantinischen Jahrhunderte ledigUeh
als ein lästiges Anhängsel der grossen klassischen Zeit zu betrachten. Mit
solchen Vorurteilen muss gebrochen werden. Man studiere die byzantini-
schen Gelehrten mitten in ihrem eigenen Zeitalter; man vergleiche ihre
Leistungen mit den gleichzeitigen Bestrebungen des Abendlandes, einen
Photios etwa mit Alcuin oder Johannes Scotus, einen Psellos mit
Anselm von Canterbury u. s. w. Die polyhistorischen Philologen der
letzten Jahrhunderte endlich, wie Planudes, Moschopulos, Theodoros
Metochites u. a. sind geschichtlich unmöglich richtig zu verstehen, wenn
man sie als verlotterte Schüler des grossen Aristarchos auffasst; sie
müssen als das genommen werden, was sie sind, als die ersten, bisher
fast gänzlich verkannten Vorbereiter des europäischen Humanismus.
Auf das Verdienst der Wiederbelebung der griechischen Studien haben
nicht nur jene Flüchtlinge Anspruch, die im 15. Jahrhundert durch poli-
tische Stürme an die gastlichen Ufer Italiens verschlagen wurden; der
humanistische Qeist wirkte in Byzanz schon bedeutend früher. Er leuchtet
im 9. Jahrhundert auf in der glänzenden Qestalt des Photios, die über
ein dunkles und fast in Barbarei versunkenes Zeitalter urplötzlich wie die
Sonne des Südens das reichste Licht verbreitete. Im nächsten Jahr-
hundert scheint das Verständnis des Altertums und die Hofhung auf
Erhaltung desselben zu sinken; ein despotischer Wille droht durch gross-
artige, aber doch mechanisch angelegte Sammelwerke die alte Litteratur
zu verdrängen; daneben wirken aber auch verständige Hüter und Erklärer
der alten Schätze wie der merkwürdige Arethas, fleissige Bearbeiter
litterarhistorischer Hilfsmittel wie Suidas. Im elften Jahrhundert
nähert sich der universalistische Geist des Psellos dem heidnischen Alter-
tum schon ganz in jener unbefangenen Weise, die den Humanismus charak-
terisiert. Völlig deutlich erscheinen humanistische Bestrebungen in der
6. Altertamswissenschaft. (§ 214) 501
Zeit der Komnenen und Paläologen. Wer künftig eine Geschichte
dcsHumanismus schreiben will, muss auf Moschopulos, Planudes, ja bis
auf Eustathios, Psellos, Arethas und Photios zurückgehen. Dass sich die
Sache geschichtlich so verhält, geht schon aus der einfachen Beobachtung
hervor, dass gerade die Werke, durch welche ein Theodore s Gazes, ein
Konstantin Laskaris, ein Manuel Chrysoloras das Studium der grie-
chischen Sprache am meisten beförderten, aus älteren byzantinischen Vor-
lagen, aus Arbeiten des Theodosios, Moschopulos u. a. abgeleitet sind.
Wenn die byzantinische Philologie im wesentlichen nur durch die
Erhaltung alter Weisheit und die segensreiche Vermittelung derselben
an das Abendland eine allgemeinere Bedeutung erlangte, so fehlte es doch
nicht an selbständigen Köpfen, welche, so gut es in ihren Kräften stand,
die Kenntnis und Erklärung der Alten förderten und sich selbst an
die Aufstellung metrischer Systeme wagten. Als sicher darf ange-
nommen werden, dass manche Byzantiner sogar für die Verbesserung
der Texte mit Erfolg thätig waren, ein Umstand, der bei der Benützung
mittelalterlicher Handschriften mehr, als gewöhnlich geschieht, im Auge
behalten werden sollte. Dabei soll nicht geleugnet werden, dass in den
zahllosen Scholien, mit welchen das kommentierlustige Geschlecht der
Mittelgriechen alte Dichter und Prosaiker, Kirchenväter und Kirchen-
dichter, ja nicht selten ihre eigensten Machwerke überschütteten, oft auf
weite Strecken kein brauchbares Korn die geduldige Mühe des Forschers
lohnt; wer genötigt ist, häufig in diesen schlammigen Massen zu arbeiten,
mag wohl im Stillen bedauern, dass Justinian sein herrliches Gebot, zum
Corpus iuris keinen Kommentar zu verfassen,^) nicht auch auf die
ganze übrige Litteratur ausgedehnt hat. Die schwächste Seite war die
eigentliche Grammatik. Die wissenschaftliche Auffassung derselben wurde
durch das hausbackene Bedürfnis der Schule völlig verdrängt. Die un-
zähligen Traktate über Formenlehre, Syntax, Prosodie und Metrik, von
denen die meisten Bibliotheken wimmeln, sind nicht etwa als wissenschaft-
liche Arbeiten, sondern als triviale Lehr- und Übungshefte aus dem
byzantinischen Schulbetrieb aufzufassen. Daher stimmt so selten ein
Exemplar mit dem anderen völlig überein: jeder Magister und Schreiber
kontaminierte, verkürzte oder erweiterte aufs neue nach eigenem Gutdünken
und privater Willkür seine Vorlagen. Hier ist es also die erste Aufgabe
der Kritik, die Massen genealogisch zu ordnen und aus dem wirren
Chaos, dessen Zusammenhänge kein Stammbaum genügend zu erklären
vermöchte, die guten Körner alter Gelehrsamkeit herauszuschälen, eine
Aufgabe, deren Bewältigung nicht zu den geringsten Verdiensten der Be-
arbeijer des bei Teubner erscheinenden Corpus der griechischen Gram-
matiker gehört. Wenn möglich noch schlimmer als in der Grammatik
liegen die Verhältnisse in der byzantinischen Lexikographie. In schwer
übersehbaren und zum grossen Teil noch nicht genügend durchsuchten
Massen lagern in den Bibliotheken Wörterbücher aller Art: sachlich er-
klärende in der Weise unserer Real- und Konversationslexika (Suidas), ein-
*) Corpus iuris, Constitutio „Dedit nobis Deus' § 21.
502
Byzantinisohe Litteratnrgesohichte. I. Frosaisehe Li
fache Wortlexika mit Angabe der Bedeutung, etymologische, synonymische,
orthographische, syntaktische, attizistische Vokabulare, fachwissenschaft- ,
liehe z. B. theologische, juridische, botanische, alchemistische Glossare,
SpezialWörterbücher zu einzelnen Schriften und Litteraturgattungen z. B. zu
den Rhetoren, zum alten und neuen Testament, zu den Kirchenvätern and
Kirchendichtem, endlich doppelsprachige Vokabulare zur praktischen Ei^
lernung des Griechischen oder Lateinischen. Alle diese Bücher sind
mannigfaltig unter sich verkettet und kaum eines kann isoliert betrachtet
werden: Daher muss auch hier dieselbe undankbare und mühevolle Arbeit
der Klassifizierung, Sichtung und Quellenforschung durchgeführt werden
wie für die grammatischen, metrischen und sonstigen Lehrbücher. Er-
hebliche Vorarbeiten hiefür haben G. Bernhardy, M. Schmidt, C. Boysen,
L. Cohn, B. Reitzenstein, G. Wentzel u. a. geliefert, und so konnte zuletzt
auch der Plan eines Corpus lexicographorum graecorum greifbare
Gestalt gewinnen. 9 Hoffentlich ist nun auch die Zeit vorüber, in welcher
man irgend ein zufällig begegnendes Stück zum Schrecken der Fach-
genossen ohne Besinnen in die Welt hinausschickte.
1. Samroelausgaben: FQr die philologische Litieratur der spfttgriechischeii und
byzantinischen Zeit kommen namentlich folgende hier in chronologischer Reihenfolge auf-
gezählte Sammlungen in Betracht: Gasp. d'Anssede Villoison, Anecdota Graeca, 2 Bde.,
Venedig 1781. — Imm. Bekker, Anecdota Graeca, 3 Bde., Berlin 1814—21. — Andr.
Mast Oxydes (und D. Schinas), SvXXoyrj 'EXXrjytxuiy dyexddrtoy^ 6 Hefte, Venedig 1816
(enthält fast nur unbedeutende StQcke). — Ludw. Bach mann, Anecdota Graeca, 2 Bde.,
Leipzig 1828 — 29 (ergänzt vorzüglich die Anecdota von Bekker). — J. Fr. Boissonade,
Anecdota Graeca, 5 Bände, Paris 1829 — 33. — J. A. Gramer, Anecdota Graeca e codd.
mss bibl. Oxon. (gewöhnlich als Anecd. Oxoniensia zitiert), 4 Bände, Oxford 1835—87.—
J. A. Gramer, Anecdota Graeca e codd. mss bibl. Paris, (gewöhnlich Anecd. Parisina),
3 Bände in 4 Teilen, Oxford 1839—41. — P. Matranga, Anecdota Graeca, 2 Teile, Born
1850 (sehr ungenau und unmethodisch). -^>Val. Rose, Anecdota Graeca et Graecolatiiia,
2 Teile, Berlin 1864—70. — E. Miller, Mälanges de littärature^Srecque, Paris 1868. -
G. Studemund, Anecdota varia Graeca musica, metrica, grammatica, Berlin 1886. —
Einige Nachträge zu Gramers Anecdota u. a. lieferte R. Schneider, Bodleiana, Leipzig
1887. — Emendationen zu den in den angeführten Sammlungen enthaltenen Texten
bes. bei Leo Sternbach, Meletemata Graeca, P. I. Vindobonae 1886. — Manche Ver-
besserungen und Quellennachweise zu grammatischen und lexikalischen Werken gibt A.
Nauck, Joannis Damasceni canones iambici cum commentario et indice verborum, Mölanges
Gräco-Romaines tirös du Bulletin de Tacad^mie imp. des sciences de St.-Päter8bourg 6
(1894) 199—224. — Zerstreute kritische Bemerkungen zu Photios, Suidas, Eustathios u. s. w,
gibt K. S. Kontos in verschiedenen Schriften, zuletzt 'J^yd 7 (1895) 3—64; 289—384.
2. Griechische Humanisten.
A. Allgemeine Darstellungen: Veraltet ist ietzt das Büchlein von Humphre-
dusHodius, De Graecis illustribus, London 1742. — Gnarakteristik einiger Hauptpersonen
bei G. Voigt, Die Wiederbelebung des classischen Altertums, 3. Aufl., besorgt von M.
Lehnerdt, Berlin 1893, bes. 1 (1893) 222 ff., 2 (1893) 101 ff. — Eine gehaltreiche und
anregende Uebersicht gibt D. Therianos, '^idafidytio? Ko^a^g 1 (Triest 1889) 1 — 80. —
M. Kutorga, Die Einbtlrgerung des hellenistischen Studiums im Westen seit der Re-
naissance, Journ. Min. 1891 Bd 275 Maiheft S. 78—120 und Juniheft S. 216-251. —
Michael Korelin, Der ältere italienische Humanismus, Moskau 1892 (russ.) (mir onzu-
gänglich). — Einiges auch bei E. Egger, L'Hell^nisme en France. Lebens sur Tinfluence des
^tudes grecques dans le d^veloppement de la langue et de la litt^rature fran^aises, 2 voll.,
Paris 1869. — Die besten, auf fleissigem Studium aller erreichbaren Aktenstücke beruhenden
Biographien der griechischen Gelehrten des 15. und 16. Jahrhunderts gab E. Legrand,
Bibliographie hell^nique tome I, Paris 1885: er handelt ausführlich über Manuel Ghry so-
loras, Theodoros Gazes, Andronikos Eallistos, Michael Apostolios, Konstantin Laskaris, De-
metrios Moschos, Demetrios Ghalkondyles, Justinos Dekadyos, Markos Musnros, Zacharias
0 Vgl. die vorläufigen Mitteilungen
von G. Wentzel, Beiträge zur Geschichte
der griechischen Lexikographie, Sitsungsber.
Berl. Ak. 26 (1895) 487.
6. AlUrtanuiwisseiisohaft. A. Philol. Polyhistoren n. ScholiaBten. (§ 215) 503
Kalliergis, Nikolaos Vlastos, Anna Notaras, Johannes Laskaris, Demetrios Eastrenos, Aristo-
hulos (Arsenios) Apostolios, Angelos und Nikolaos Vergikios (Vergetiiis), Nikolaos Sophianos,
Matthaeos Devaris, Leonardos Phortios, Antonios Eparchos.
B. Monographien: Henri Vast: Le cardinal Bessarion (1403— 1472), Paris 1878,
ein gründliches Werk, welches üher den Anteil der Griechen an den geistigen Bewegungen
des 15. Jahrhunderts reiches Licht verbreitet. — A. Sadov, Bessarion von Nicaea. Seine
Phätigkeit auf dem Konzil von Ferrara-Florenz, seine theol. Schriften und seine Bedeutung
in der Geschichte des Humanismus, Petersburg 1883 (russ.). — Zahlreiche griechische und
lateinische Briefe von griechischen Gelehrten des 15. Jahrhunderts wie Bessarion, Johannes
Rngenikos, Matthaeos Kamariotes, Georgios Scholarios, Georgios von Trapezunt, Theodoros
(jazes, Johannes Argyropulos, Demetrios Chalkondyles u. a. ed. anhangsweise E. Legrand,
Gent-dix lettres grecques de Fran^ois Filelfe, Paris, E. Leroux 1892 (= Publications de
l*ecole des langues orientales Vivantes IIl^ s^rie, vol. XII) S. 223 — 366. — Den grössten
Feil der griechischen Briefe des italienischen Humanisten Filelfo ed. schon vor E. Legrand,
Fb. Klette in seinen „Beiträgen zur Geschichte und Litteratur der italienischen Gelehrten-
-enaissance" 3. Heft, Greifswald 1890. Die Einleitung handelt von Filelfo und anderen
Gräzisten seiner Zeit. Vgl. die Besprechung von K. Hartfelder, B. Z. 2, 156 f. Noch
mbenützt ist, wie es scheint, der Briefe, Gedichte u. a. des Filelfo enthaltende Cod.
3arber. 1 178. — £. Legrand, Notice biographique siur Jean et Th^odose Zygomalas,
Paris 1889. Vgl. die eingehende Besprechung von G. Destunis, Joum. Min. 1891 Bd 273
lanuarbeft S. 166—187. — Ueber die Thätgkeit des Kalabresen Barlaam (s. S. 100) für
lie Verbreitung der giiechischen Sprache vgl. Th. Uspenskij, Die philosophische und
heologische Bewegung im 14. Jahrh., Joum. Min. 1892 Bd 279 Februarheft S. 348—427;
Ariederbolt in dem Buche „Skizzen zur Geschichte der byzantinischen Kultur **, Peters-
>urg 1892 S. 283—364. — P. de Nolhac, P^trarque et Barlaam, Revue des ^t. gr. 5
1892) 94—99. — P. de Nolhac, Les correspondants d*Alde Manuce. Matäriaux nouveaux
l'histoire littäraire (1483- -1514), Rome 1888 (Separatabdruck aus den ,Studi e documenti
li storia e diritto* von 1887 — 1888). — P. de Nolhac, Le grec k Paris sous Louis XII,
r^eit d*un temoin, Revue des ^t. gr. 1 (1888) 61—67 (handelt Ober den ersten Lehrer des
Lvriechischen in Paris, Girolamo Alexandre, der 1508 nach Paris kam). — Spyr. P. Lam-
t»ros. Die Werke des Demetrios Chrysoloras, B. Z. 3 (1894) 599—601. - A. Badini-
Gonfalonieri e F. Gabotto, Notizie biografiche di Demetrio Calcondila, Giomale Ligu-
itico 1892 Juli— Oktober. Eine verkürzte neugr. Uebersetzung dieses Artikels erschien in
der Sea Hfiega 1894 Nr. 1005—1007. — E. Motta, Demetrio Calcondila editore. Con
altri documenti riguardanti Demetrio Gastreno, Constantino Lascaris ed Andronico Callisto,
Archivio storico Lombardo, Serie seconda, vol. X, anno 20 (1893) 143 — 166. — L^on Dorez,
Antoine Eparque, Mölanges d'arch^ologie et d'histoire 13 (1893) 281—364 (über das Leben
und die Bibliothek des Handschriftenhändlers Anton Eparchos [f 15711). — L^on Dorez,
Un document sur la biblioth^que de Theodore Gaza, Revue des biblioth^ques 3 (1893) 385
bis 390. — K. K. Müller, Neue Mitteilungen über Janos Laskaris und die Mediceische
Bibliothek, Centralbl. f. Bibliothekswesen 1 (1884) 333—412. — Gh. Graux, Sur le ms
N — 72 de la biblioteca Nacional de Madrid et sur C. Lascaris, Annuaire de Fassoc. 17 (1877)
147—150 = Oeuvres de Ch. Graux 2 (1886) 531-533. — R Sabbadini, L'ultimo ven-
tennio della vita di Manuele Crisolora, Giomale Ligustico 17 (1890) 91 — 116. — Mitteilungen
über die zwei bisher wenig bekannten griechischen Humanisten Konstantinos Patrikios
ind Theodoros Rentios gibt G. Muccio, Studi per un'edizione critica diSallustio filosofo,
^tudi ital. di filologia classica 3 (1894) 11 ff. — H. Omont, Le demier des copistes grecs
}n Italie, Jean de Saint-Maure (1572—1612), Rev. des ^t. gr. 1 (1888) 177—191.
3. Weniger als die Thätigkeit der griechischen Flüchtlinge für die Verbreitung des
Studiums der altgriechischen Sprache und Litteratur ist der Einfluss studiert,
«irelchen sie durch Mitteilung der byzantinischen Werke und durch persönliche An-
'egungen auf die lateinisch-italienische Litteratur der damaligen Zeit ausübten. Einige
(Zusammenhänge zwischen der byzantinischen und italienischen Rhetorik, Epistolographie
und Epigrammatik weist nach K. Wotke, Ueber den Einfluss der byzantiniscnen Litteratur
auf die ältesten Humanisten Italiens, Verhandlungen der 42. deutschen Philologen vers.
in Wien 1893, Leipzig 1894 S. 290-293.
A. Philologische Polyhistoren und Scholiasten.
215. Umfang der philologischen Studien der Byzantiner. Bei
der Betrachtung der philologischen Thätigkeit in Byzanz richtet sich die
Aufmerksamkeit vor allem auf die Frage, was die Byzantiner von der
alten Litteratur besassen und welche Werke ihre Lieblings-
504
Bysanünisohe Litteratargesohiohie. I. Prosaische Lüteratnr.
lekttire bildeten. Genau genommen müsste das Problem chronologisch
aufgefasst d. h. etwa fiir jedes Jahrhundert besonders untersucht werden.
Allein zu einer derartigen Verschärfung der Prüfung ist die Zeit nicht
gekommen; mangelt es doch für unsere Frage selbst in ihrer allgemeinsten
Fassung noch an genügenden Vorarbeiten und MateriaUen. Wir geben
daher nur eine kurze Übersicht und berücksichtigen dabei in Bausch und
Bogen die Zeit nach dem Bildersturm. Soweit sich gegenwärtig der Stand
der Dinge überblicken lässt, kann nicht geleugnet werden, dass die mär-
chenhaften Vorstellungen, die früher von dem litterarischen Besitzstande
der Byzantiner herrschten und zu den kühnsten Hoffnungen auf die ver-
borgenen Schätze der orientalischen Bibliotheken anregten, vor einer ge-
naueren Prüfung in sich zusammenfallen. Von der gesamten klassischen
Litter atur, vom epischen Zyklus, von Pindar und den anderen Lyrikern,
vom attischen Drama und der Komödie, von Piaton und Aristoteles, von
den Historikern und Rednern der voralexandrinischen Zeit hatte man in
Byzanz seit dem 9. Jahrhundert wenig mehr, als wir heute besitzen. Besser
war es mit der spätem historischen und fachgelehrten Litteratur
bestellt. Die konstantinischen Exzerptoren besassen manche jetzt
nur fragmentarisch erhaltene Geschichtschreiber wie Dexippos, EunapioB,
Priskos, Malchos, Petros Patrikios, Menander Protektor, Johannes von
Antiochia u. a. Dagegen ist es recht bezeichnend, dass sie den Dio Cassius
nur noch in einem defekten Exemplare benützen konnten. Bei Polybios
wird das Fehlen ganzer Lagen von den Redaktoren selbst ausdrücklich *
vermerkt.*) Ebenso vermochten Zonaras und Xiphilinos keinen voll-
ständigen Dio Cassius mehr aufzutreiben. Beachtenswert sind einige An-
gaben des P sei los. In der Leichenrede auf seine Mutter erzählt er, er
spreche vor einigen seiner Hörer über Homer und Menander, Archilochos,
Orpheus und Musäos, über die Sibyllen und Sappho, über Theano und die
ägyptische Weise (Hypatia?).-) AJlein es ist sehr gewagt, aus so allge-
meinen Redensarten den Schluss zu ziehen, dass Psellos alle diese Autoren
wirklich vor sich gehabt habe. Die Byzantiner verstanden ebensogut als
moderne Menschen die Kunst, sich über Dinge zu ergehen, deren Kenntnis
sie abgeleiteten Quellen verdankten. Über Menander konnte Psellos auch
reden auf Grund der im Mittelalter stark verbreiteten Sinnsprüche dieses
Komikers. Das wird sogar wahrscheinlich aus einer zweiten Stelle, wo
er neben AlaxvXog^ So^oxkr^g, EvQinidrjg u. s. w. nicht den Mtvavdqogy
sondern t« MevdvdQeia erwähnt. 3) Ebenso zweifelhaft ist es, ob Eusta-
0 Vgl. L. Dindorf, Jahns Jahrb. 99
(1869) 114.
*) K. N. Sathas, Mea. BißX. 5, 59 f.:
xt(i yag xal negl noirjfjLattay ngog ivlovg
itSy ofiiXtjTüßy tp&eyyofittij xai negi \)fiiJQov
xai Meyaydgovy xai *AQX^^oxoVy ^Oqtpiojg t€
xai MovaaioVf xal onoffa xal tS ^Xv ^aay
£ißvXXai TS xal Sanfpti 17 jnovaonoioSf Btaytu
re xal ij Alyvnxla <rog)ij rlg 6 "JXe^is
xal 6 M^yaydgog xal 6 avxoaixog KgoßteXog
xal 6 KXijaag>os, xal et ris ireQog noiijaei
Xeyofisyog /piyVacr^«». Für KQoßaXog und
KXfjaag}og vermutet K. N. Sathas, Annuaire
de Tassoc. 9 (1875) 195 f. wohl richtig Kqo»'
ßvXog und KXeiaotpog,
8) K. N. Sathas, Msa, BißX. 5, 538:
Avzlxa AiaxvXog fxky iqaxvyu tfjy axoijy
ovx ev^x^^^ oyofiaaiy^ dXXd r^a/cVr» xal dwf'
(paiyoi^j €ig oyxoy i^algioy tijy nottjoty • ^ai-
xQoy n TOvTov anodei lotpoxX^g^ Xeiotegoy
di Toy Xoyoy /AeraxBLglCetai 6 ^Xiaciog Ei»pt-
nlirjg. Tijy dt xotfuxijy ^Agiarotpayr^g fi^y
ßayavaog ian td noXXd xal &t]Xvfiay9Jg^ ....
id da ys Meydydgsia Toviwy fikr xara-
7i€(pg6yT]X6 xtX.
6. AltertnmswisBensohaft. A. Philol. Polyhistoren n. Scholiasten. (§ 215) 505
thios, wie vermutet wurde, bei der Abfassung seines Pindarkommentars
mehr besessen habe als unsere Epinikien.
Die Lektüre der Schule und der weiteren Kreise umfasste
namentlich den Homer, das niemals aufgegebene Schulbuch der griechischen
Nation, Hesiod, Pindar, ausgewählte Stücke der Tragiker, nämlich von
Aeschylos Prometheus, Sieben, Perser; von Sophokles Aias, Elektra, König
Oedipus; von Euripides teils die neun Stücke, die im Marcianus (A) stehen,
teils gar nur drei Stücke (Hekabe, Orestes, Phönissen), deren Handschriften
die kleinste byzantinische Euripidesausgabe darstellen; dazu Aristophanes,
Theokritos und seltsamerweise Lykophron; grosser Beliebtheit erfreute
?ich auch das geographische Epos des Dionysios Periegetes. Unter den
Prosaikern herrschte Thukydides, einzelne Schriften des Piaton und Demo-
>thenes, Aristoteles, Biographien des Plutarch, Themistios, Libanios und
besonders Lukianos, von dessen Beliebtheit die zahlreichen, zuweilen nicht
ibel gelungenen Imitationen Zeugnis ablegen. Selbst Romanschreiber wie
\chilles Tatios und Heliodoros wurden nicht verschmäht. Mehr als alles
mdere wurden natürlich die heiligen Schriften und einzelne Kirchenväter
wie Basilios, Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa, Johannes Chrysosto-
mos, Johannes Klimax, Johannes von Damaskos, sowie Martyrien und
Heiligenleben gelesen und abgeschrieben. Wenn man sich von der domi-
aierenden Stellung dieser Schriften gegenüber den antiken Profanautoren
eine konkrete Vorstellung bilden will, braucht man nur die Kataloge der
grossen Sammlungen griechischer Handschriften durchzublättern, wo neben
endlosen Reihen von Büchern kirchlichen Inhalts gute Exemplare heid-
nischer Werke, wenn man von den in der Humanistenzeit geschriebenen
absieht, wie Raritäten dastehen. Die Mehrzahl der Autoren blieb natur-
gemäss dem Privatstudium überlassen; daher konnte sich auch manches
seltene Werk in vereinzelten Exemplaren erhalten.
Wenn man nach den Ursachen des Unterganges so vieler
Werke forscht, so ist wohl religiöse Intoleranz auszuschliessen; dass man
alte Werke nur wegen ihres heidnischen Charakters vernichtet hätte, lässt
sich kaum erweisen. Man beruft sich hiefür gewöhnlich auf das Zeugnis
des Peter Alcyonius; derselbe lässt nämlich in seinem Dialoge „Medices
Legatus sive de exilio" den Johannes Medici, späteren Papst Leo X,
erzählen, er habe von Demetrios Chalkondyles vernommen, früher
seien auf Betreiben des griechischen Klerus alte Profandichtungen ver-
brannt worden: „audiebam puer ex Demetrio Chalcondyla, Graecarum rerum
peritissimo, sacerdotes Graecos tanta floruisse auctoritate apud Caesares
Byzantinos, ut integra, illorum gratia, complura de veteribus Graecis
poemata combusserint imprimisque ea ubi amores turpes, lusus et nequitiae
amantium continebantur, atque ita Menandri, Diphili, Apollodori, Phile-
monis, Alexidis fabellas et Sapphus, Erinnae, Anacreontis, Mimnermi,
Bionis, Alcmanis, Alcaei carmina intercidisse, tum pro bis substituta
Nazianzeni nostri poemata, quae etsi excitant animos nostrorum hominum
ad flagrantierem rehgionis cultum, non tamen verborum Atticorum pro-
prietatem et Graecae linguae elegantiam edocent**. Allein dieser ganze
Bericht beruht wohl nur auf Vermutung des Chalkondyles und ist von
506
Bysanünische Litteratargesohichie. I.
LitUrmtiir.
6. Bernhardy, Gnindriss der griech. Litt. I* (1892) 731, und von
K. N. Sathas, Annuaire de Tassoc. 9 (1875) 187, mit Recht als unglaub-
würdig zurückgewiesen worden. ^) Wahrhaft verhängnisvoll wurde dagegei
der lange Stillstand der gelehrten und litterarischen Bestrebungei
von der Mitte des 7. bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts. Im 10. Jahr*
hundert mag der Untergang mancher Werke durch die konstantinischei
Enzyklopädien beschleunigt worden sein, welche durch ihre bequemei
Exzerpte die Originalwerke wenigstens für die Bedürfnisse des Staates
und der Kirche zu ersetzen bestimmt waren und im Abschreiben der voll-
ständigen Exemplare wahrscheinlich eine gewisse Erlahmung herbeiffihrtea
Grosse Wunden schlug die barbarische Zerstörung und Verbrennung
Konstantinopels durch die Kreuzfahrer (1204), welche ausser zahl-
losen Kunstwerken auch Akten und Bücher vernichteten. Geringer sind
wohl die Verluste, die der noch übrige Rest alter Bibliotheken durch die
türkische Eroberung erlitt. Damals hatte man längst begonnen, grie-
chische Handschriften als einen kostbaren Handelsartikel zu schätzen«
Vieles ging natürlich trotzdem in der blinden Wut des ersten Ansturms
verloren; daneben ist aber ausdrücklich überliefert, dass die Türken ans
den gefundenen Handschriften Geld machten und ganze Wagenladungen
von Büchern nach allen Richtungen des Morgen- und Abendlandes ver-
schleuderten.^) Dass noch unter der osmanischen Herrschaft in Kon-
stantinopel und in Provinzialstädten reich ausgestattete Handschriftensamm-
lungen bestanden, wird vielfach bezeugt. Doch konnten sich infolge der
stets gefährdeten Stellung vornehmer Familien und der häufigen Seque-
stration grosser Privatvermögen die Bibliotheken nicht lange in einer Hand
erhalten. So wurde die wertvolle Büchersammlung des Michael K an ta-
kuzen os, nachdem derselbe beim Sultan in Ungnade gefallen und zum
Tode verurteilt worden war, 1578 öffentlich versteigert; vieles kauften
griechische Mönche, einiges kam durch Stephan Gerlach nach Deutsch-
land. Auch aus anderen Privatbibliotheken zettelten sich nachweisbar
wertvolle Stücke los und wanderten nach dem Abendlande. Eine kleine
Sammlung von Handschriften schenkte Sultan SolimanH dem spanischen
Gesandten Diego de Mendoza.^) Im 17. Jahrhundert gelangte der wich-
tige Codex der konstantinischen Exzerpte über Tugenden und Laster
aus Cypern in den Besitz des Peirescius, und noch gegen das Ende des
*) Vgl. Jacob Bernays, Die Herakli-
tischen Briefe, Berlin 1869 S. 117.
^) Die genaueste und glaubwürdigste
Nachricht über das Schicksal der griechischen
Bibliotheken nach der Eroberung überliefert
der Zeitgenosse Dukas, Gap. 42 (S. 312 ed.
Bonn.): rag di ßißXovs ttnaoag, vn^Q a(ßi^'
/Aoy vneQßaivovaag, taig aud^aig fpoqitjyiJ'
aarxeg dnavxaxov iy rß ayatoXp xac dvaci
&UanBiQav * (fit' kvog vofiiafiarog 6ixa ßlßXoi
ininQacxotrio, 'jQicroTshxol, JlXajtovixoij ^$<h-
Xoyixoi xal aXXo nav eidos ßißXov ' et'ayyiXta
fiBxd xoafiov navxolov iin^Q uixqov, dva-
anayjeg toy /pvcrdv xal xoy oQyvQoy, aXX*
intöXovy, dXX* ^Q^mxoy, Nichts Neues bietet
die wohl aus Dukas geschöpfte Notiz des
Kritobulos, Müller, FHG 5 S. 96. Die ia
einem vom 15. Juli 1453 datierten Briefe
an Papst Nicolaus V enthaltene Angabe des
Laurus Qnirinus, es seien über 120000
Codices zu Grunde gegangen, beruht offen-
bar auf übertreibenden Gerüchten. H o d i a 8 ,
De Graecis iUustribus, Londini 1742 S. 192.
') S. £. Miller, Gatalogue des msB
grecs de la biblioth^que de TEscurial, Paris
1848 S. m ff. Genaueres bei Ch. Graux,
Essai sur les origines du fonds grec de
TEscurial, Paris 1880 (= Bibl. de FEcole
des Hautes ^tudes 46. fasc.) S. 178—182.
6. Altertamswissenschaft. A. Philol. Polyhistoren n. Soholiasten. (§ 215) 507
origen Jahrhunderts bescherte eine Privatbibliothek bei Konstantinopel
ie einzige Handschrift des Johannes Lydos. Am sichersten vor gewalt-
tätigen Eingriffen waren die Klosterbibliotheken. Doch beschränkte
ich ihr Besitz naturgemäss von Anfang an vornehmlich auf theologische
litteratur, und die wenigen guten Profanwerke waren hier zwar vor den
Prallen türkischer Machthaber, nicht aber vor europäischen Reisenden
ieher, die im Laufe der letzten Jahrhunderte fast alles Bedeutende all-
lählich auf gesetzlichem oder ungesetzlichem Wege nach dem Westen zu
ringen verstanden. So kam der berühmte Platocodex durch Clarke aus
on stillen Klosterräumen von Patmos nach England,^) wertvolle Exem-
lare heiliger Schriften durch Tischendorf vom Sinai nach Leipzig und
'etersburg, anderes durch Minoides Mynas vom heiligen Berge nach Paris
nd durch russische Reisende wie Porphyrios Uspenskij nach Moskau und
'etersburg. Es ist daher kein Wunder, dass die Hoffnungen, die sich an
ie orientalischen Bibliotheken geknüpft hatten, durch die in der letzten
ieit bekannt gewordenen Inventare auf ein sehr bescheidenes Mass von
Wirklichkeit zusammengeschwundon sind. Die zwei wertvollsten Stücke,
ie noch in der neueren Zeit ans Licht traten, der von Lampros ge-
undene Athoscodex des Hermas und die von Bryennios veröffentlichte
fiSaxrj gehören der christlichen Litteratur an. Was sich noch an klassi-
chen Texten vorfindet, sind meist ganz wertlose, oft sogar aus Drucken
bgeschriebene, mit einer sogenannten Psychagogie d. h. mit einer neu-
riechischen Interlinearparaphrase versehene Schulhefte der letzten Jahr-
underte. Selbst die alte und von den Stürmen der Zeit wohl am besten
erschonte Klosterbibliothek in Patmos besitzt von antiken Profan-
exten nur einen nicht einmal besonders hervorragenden Diodor aus dem
1. Jahrhundert. Ähnlich steht es in den Bibliotheken des Athos, des
linai, des alten Serai und in den kleineren Sammlungen zu Smyrna,
iCsbos u. 8. w. Den Hauptbestand bilden überall dogmatische, liturgische
ind asketische Werke, ausserdem die Schul-, Erbauungs- und Hilfsbücher
ler jüngsten Generationen. Eine reichere Ausbeute ergibt sich nur für
lie byzantinischen Studien; in dem bis jetzt veröffentlichten Teile des
fatalogs der Athosklöstor finden sich z. B. zahlreiche Schriften des
^hotios, Psellos, Ptochoprodomos, Philes, Nikephoros Kallistos Xanthopulos,
Übersetzungen des Planudes, Rätsel und Orakel Leons des Weisen, Briefe
las Michael Glykas, Schriften zum Barlaamstreit, polemische Abhandlungen
;egen Mohamed und die römische Kirche. Dazu kommen vulgärgriechi-
che Texte wie Stephanites und Ichnelates, eine Spaneasversion, die grie-
hische Manekinlegende, der von W. Wagner*) veröffentlichte 'AXtpaßr/rog
cctavvxtixog und ein ähnliches, wie es scheint, noch unediertes Gedicht,
>ndlich ein vulgärgriechisches Lexikon. Auffallend ist die Armut an
»yzantinischen Historikern und Chronisten, die fast nur durch Manasses
ind Glykas vertreten sind.
') Die näheren Umstände dieser ,Ent- ! ') Garmina Graeca raedii aevi S. 242
thmng* erzählt nach dem Berichte von \ bis 247; im Athoscodex lautet der Titel: '^lA-
Lagenzeugen J. Sakkelion, JeXtloy 2 (1885 , (paßtjtos xarayvmixfj,
18 1889) 427. i
508
BysantiniBche Litteraturgeschichie. I. Prosaische Litteratar«
Bei dieser flüchtigen Skizze müssen wir es vorerst bewenden lassen.
Da es, wie bemerkt, an umfassenden und verlässigen Vorarbeiten über
den Umfang der byzantinischen Lektüre fehlt, mag es nicht überflüssig
sein, zum Schlüsse noch die wichtigsten Hilfsmittel zu nennen, die bei
einer Untersuchung dieses Gegenstandes dienlich sein dürften. Den Aua»
gangsgunkt bildet die Bibliothek des Photios; da jedoch die AuswaU
der hier beschriebenen Bücher auf Zufall und Willkür beruht, dürfet
natürlich nur aus seinen positiven Angaben, nicht aus seinem Schweigei
Schlüsse gezogen werden. Schwieriger wird die Prüfung der Frage hä
Suidas, Eustathios und Tzetzes. Die byzantinische Unsitte, alte Auto-
ren aus zweiter oder dritter Quelle anzuführen, bereitet auf Schritt und
Tritt Fallstricke. Wie sehr diese Scheinzitate früher irregeführt haben,
lässt das eine grossartige Beispiel der Quellenuntersuchung des Suidas
immer deutlicher erkennen. Ausser diesen Hauptautoren kommen natöp-
lich die Handschriften der alten Texte selbst in Betracht, dazu die Masse
byzantinischer Scholien, rhetorische t5l}ungsstücke, Briefe, selbst Geschichts-
werke und Chroniken. Aus diesen weiter abliegenden Quellen muss das
Material zum grössten Teil erst beschafft werden. Man sieht, welche
Summe philologischer Erudition eine erfolgreiche Untersuchung dieses Pro-
blems voraussetzt.
Bequemer liegen die Nachrichten in einigen Katalogen byzantini-
scher oder aus byzantinischer Zeit stammender Bibliotheken. Leider sind
von älteren Verzeichnissen griechischer Handschriften nur wenige bekannt
geworden, und auch diese lassen sich an Reichtum des Inhalts mit den
neuerdings massenhaft ans Licht gezogenen Registra abendländischer
Bibliotheken des Mittelalters nicht vergleichen.') Hieher gehört das Bücher-
inventar des von Michael Attaliates 1077 gestifteten Klosters, das frei-
lich nur die notwendigsten kirchlichen Werke aufweist, und der im An-
fange des 18. Jahrhunderts von Chrysanthos Notaras abgefasste sum-
marische Katalog der in den Athosklöstern aufbewahrten Handschriften.
Ein vortreffliches Material für die Einsicht in den Charakter, das An-
wachsen und Verkommen byzantinischer Klosterbibliotheken besitzen wir
in mehreren alten Katalogen der Bibliothek zu Patmos, die, mit den
jüngsten Verzeichnissen und mit dem gegenwärtigen Bestände verglichen,
uns die Geschichte dieser altehrwürdigen Bücherei mit unerwarteter Ge-
nauigkeit feststellen lassen. Der älteste dieser Kataloge stammt aus dem
Jahre 1201, ist also nur etwa ein Jahrhundert jünger als die Gründung
des Klosters durch den hl. Christodulos (1088); ein zweiter entstand im
Jahre 1355, ein dritter, noch unedierter, im Jahre 1382. Sehr merkwürdig
sind die zwischen 1565 und 1575 in verwahrlostem Neugriechisch ge-
schriebenen Kataloge einiger Privatbibliotheken in Konstantinopel und
Rodosto (Rhaedestos). Unter vielen anderen Kostbarkeiten verzeichnen
sie die Geschichtswerke des Ephoros, Theopompos, Philochoros und
*) Eine kleine Sammlung lateinischer
Bibliothekakataloge verö£fentlichte 6 u s t .
Becker, Catalogi bibliothecanim antiqui,
Bonnao 1885. Eine reichhaltige Ergänzung
und Fortführung dieses Werkes gab. Th.
6 Ott lieb, Ueber mittelalterliche Biblio-
theken, Leipzig 1890.
6. AlUrtonuiwissenBoluift. A. PhiloL Polyhistoren u. SoholiaBien. (§ 215) 509
unapios, endlich gar 24 Komödien des Menander mit einem Eom-
lentar des Psellos und die Komödien des Philemon, die ersteren sogar
i zwei Exemplaren. Leider ist die Glaubwürdigkeit dieser Freudenbot-
;faaft aus vielen und gewichtigen litterargeschichtlichen Gründen ernstlich
1 bezweifeln. Wenn es mir auch nicht mögHch ist, auf meine Bedenken
iher einzugehen, so will ich zur Bezeichnung meines Standpunktes doch
^merken, dass ich die auf die genannten Historiker und Komödiendichter
3züglichen Angaben der Verzeichnisse für eine absichtliche Fälschung
ilte.>) Nach Gründen, die zu einer so plumpen Mystifikation führen
ochten, braucht man in jener Blütezeit der Schwindellitteratur und des
andschriftenhandels nicht lange zu suchen. Immerhin wäre es eine
inkenswerte Aufgabe, diese Kataloge ausführlich durchzunehmen und zu
>mmentieren. Heute ist in Rodosto nur noch eine griechische Hand-
;hrift (geographisch-historischen Inhalts) vorhanden. Endlich sind die
3ute noch auf ehemals byzantinischem Boden erhaltenen Biblio-
leken zu berücksichtigen. Die erste Stelle behaupten die grossen Büche-
den der Athosklöster; ihnen folgen die Bibliotheken aufPatmos, auf dem
inai, in den Patriarchaten zu Jerusalem und Alexandria, in Ghalke, im
ten Serai, in der evangelischen Schule zu Smyma, im Limonkloster auf
esbos u. s. w. Die Handschriften des Königsreichs Griechenland sind
tzt in der Universitätsbibliothek zu Athen vereinigt.
1. Alte Haodschriftenkataloge: Das Bdcherinventar des von Michael Attaliates
.;stifteUn Klosters ed. K. N. Sathas, A/ecr. ßißX. 1 (1872) 49 ff. Vgl. S. 317. — Das pat-
Lsche Inventar von 1201 edierte mit Kommentar, Mitteilungen über die späteren Kataloge
s. w. Ch. Diehl, Le trösor et la bibliothöque de Patmos au commencement du 13® si^ole,
. Z. 1 (1892) 488—525. — Den patmischen Katalog von 1355 edierte aus Cod. Vatic. 1205
.Mai, Nova patrum bibliotlieca, vol. 6 (Romae 1853) pars 2 S. 537—539; darnach
iederholte ihn Migne, Patrol. gr. 149, 1049 — 1052; endlich edierte ihn ohne Kenntnis
m diesen Drucken W. Studemund, Philologus 26 (1867) 167—173. ~ Ein kleines
sih Verzeichnis des Klosters von Gasöle bei Otranto ed. H. Omont, Kevue des ^t. gr. 3
890) 389 f. Vgl. S. 318. — Vier alte, lateinisch geschriebene Kataloge griechischer
asilianerklöster ed. P. Batiffol, Vier Bibliotheken von alten basilianischen Klöstern in
nteritalien, Rom. Quartalschr. 3 (1889) 31—41. — Vgl. P. Batiffol, L*abbaye de Rossano,
iris 1891. — Katalog des Chrysanthos Notaras bei K. N. Sathas, Meir, ßißX. 1 (1872)
ri —284. — Einige Kataloge des 16. Jahrh. (des Patriarchats, des Anton Kantakuzenos
8. w.) ed. A. Possevin, Apparatus sacer ad Script, vet. et novi Testamenti, Köln 1608
11, Appendix S. 44 ff. — Die Kataloge der Privatbibliotbeken in Konstantinopel und
odo6to.(um 1570) sind ed. von R. Foerster, De antiquitatibus et libris mss Gpolitanis,
ostock 1877. Dazu vgl. K. N. Sathas, Sur les commentaires byzantins relatifs aux
•m^ies de Menander etc., Annuaire de Tassoc. 9 (1875) 187—222, und Bratke, Das
hicksal der Hss in Rodosto bei Kpel, Theolog. Literaturbl. 15 (1894) 66 f. — Aeltere
italoge lateinischer und griechischer Handschriften sind mitgeteilt von Leopold Delisle,
) cabinet des mss de la biblioth^que nationale. 4 voll., Paris 1868—1881 (s. den Index
^ 3. Bandes). — K. Boysen, Ein catalog der griechischen Mss der bibliothek von
»ntainebleau, Philologus 41 (1882) 753—755. — Das Inventar der griechischen Hand-
hriften des Johannes Laskaris nebst einigen Briefen desselben ist mitgeteilt von Pierre
) Nolhac, Mölanges d'archäologie et d'histoire de T^cole fran9. de Rome 6 (1886) 251
i 274. — Zwei Kataloge aus den Jahren 1572 und 1578 ed. £. Legrand, Notice bio-
aphique sur Jean et Thöodose Zygomalas, Paris 1889 S. 137—155. — Einen Katalog
s Vaticana vom Jahre 1295 ed. P. Ehrle, Archiv f&r Litteratur- und Kirchengeschichte
') Obschon selbst ein Forscher wie Fr.
Icheler, Philologische Kritik, Bonn 1878
11, diese Kataloge als glaubwürdig be-
ichtet Auch K. Sittl glaubt dieselben
r Widerlegung der Fabel von der Ver-
brennung der Profandichter durch byzan-
tinische Theologen (s. S. 505 f.) verwerten
zu dürfen. Berliner philol. Wochenschr. 1890
S. 472.
iii
ki
ih
iii
i^
510 Bysantinische Litteratargeschiohie. I. Proamiflohe Litteraiiir.
des Mittelalters 1 (1885) 21 ff. — Einen Katalog der Vaticana von 1311 ediert nnd b» ^
spricht J. L. Heiberg, Les premiers mss grecs de la biblioth^ue papale, Bnlletia di
l'acad^mie royale Danoise des sciences et des lettres, s^ance du 4 d^c. 1891. — P. Ba>
tiffoly Les mss grecs de Lollino, ev^que de Bellune. Recherches ponrsenrir k rhistoiii
de la Vaticane, M^langes d'archöologie et d*histoire de F^cole fnm^. de Rome 9 (1881)
28—48. ~ Einen Katalog des 15. Jahrhunderts ed. ans Cod. Barocc. 230 W. Allen, Ai
ancient Greek monastery catalogue, The Journal of philology 19 (1890) 65—68. — H
Omont, Inventaire des mss grecs et latins donn^s ä Saint- Marc de Veniee par le cardiiiä
Bessarion (1468), Revue des bibliothäques 4 (1894) 129—187. — H. Omont, Le premi«
catalogue des mss grecs du cardinal Ridolfi, Bibl. de FEcole des chartes 49 (1888) 809-324
— H. Omont, Catalogue des manuscrits grecs d'Antoine Eparque (1538), Bibliotli^ne de
r^cole des chartes 53 (1892) 95—110 (zum Schluss ein Verzeichnis der Hss der Paria«
Nationalbibliothek, welche nachweislich von Anton Eparchos stammen). -— H. Omont,
Catalogue des mss grecs de Fontainebleau sous Fran^ois 1 et Henri II, Paria 1889. -
Ein kleines Verzeichnis von Büchern, die am Ende des 13. Jahrhunderts in Theaaalooib
für ein Kloster gekauft wurden, ed. H. Usener, Jahns Jahrb. 107 (1873) 147. — L^oi
Dorez, Un document sur la bibliothöque de Theodore Gaza, Revue des bibliothöqius I p!
(1893) 385—390 (Notariatsakt v. J. 1477). — Eine kleine Bücherliste enthält daa Te8fti>
ment des kretischen Schreibers Neilos Damilas aus dem Jahre 1417. Zoerst ed. von K
Legrand, Testament de Nil Damilas, Revue des ^t. gr. 4 (1891) 178- 181; dann korrekte ff
von Spyr. F. Lambros, Das Testament des Neilos Damilas, B. Z. 4 (1895) 585 — 587. -
Auszug aus dem Kataloge der griech. und lat. Hss des Kardinals Sirlet bei E. Miller, Catalogii
des mss grecs de la bibl. de TEscurial, Paris 1848 S. 306—332. — H. Laemmer, OiP
Leonis AÜatii codicibus qui Romae iu bibliotheca Vallicelliana asservantnr, Freibnrg IBM ^
(mir unzugänglich). — Hauptwerk für die Kenntnis der alten Kataloge griechischer Ha BJ
in spanischen Bibliotheken: Ch. Graux, Essai sur les origines du fonds grec de YEt ^
curial, Paris 1880 (= Bibl. de TEcole des Hautes Etudes 46. fasc). Hier S. 418-417 1^^
auch ein Katalog von Hss des Antonios Eparchos (vgl. die oben angeführte Arbeit tci
H. Omont). — Manches hierher gehörige Material enthält auch das vortreffliche Werk va
P. Ehrle, Historia bibliothecae Romanorum pontificum, Tomus 1, Rom 1890. — Verschiedena
ältere Handschriftenkataloge in den Codd. Barb. II 23, II 71, 11 89; Vallicell. C. 28 n.& y.
2. Gegenwärtiger Bestand im Orient:
1. Die Bibliotheken der Athosklöster sind, nachdem frühere Besucher wie Vit
loison, Fallmerayer, Minoides Mynas, E. Miller u. a. einzelne Notizen mitgeteilt hattei,
im Auftrage der griechischen Regierung von Sp. Lampros genau inventansiert wordei. )"-
Der summarische Bericht desselben an die Kammer {y^c^eatg nqog xijy ßovXrjy) wurde gleicl-
zeitig zweimal ins Deutsche tibersetzt, von August Boltz, Die Bibliotheken der Kldst«
des Athos, Bonn 1881, und von Heinrich von Rickenbach, Ein Besuch auf dem Bergi
Athos, Würzburg 1881. Von dem ausführlichen Kataloge selbst wurde zuerst ein kleiner
Teil in Griechenland gedruckt: Sp. P. Lampros, KaxdXoyog rtoy iv rats ßißXio^xaig tm
'Ayiov *t)Qovg iXXrji'. xtodlxtüy, Tofiog a, fi^gog «', Athen 1888. Jetzt wird der ganze Katalog
in weit besserer Anlage und Ausstattung in England veröffentlicht. Bis jetzt erschiei:
Sp. P. Lampros, KaTaXoyog xtHv iv raTg ßißXiodijxaig tov Uyiov'Ogovg iXXtjvtxwy xtodixtnf,
Touog nQvSrog (mit dem englischen Nebentitel: Catalogue of the greek manuscripts of Mount \
Atnos, vol. I), Cambridge, University Press 1895. Vgl. die Besprechung von K. K., B. Z. 1
5 (1896) 214 ff. — Dazu Sp. P. Lampros, flegl xiHv naXiiÄxfnjartoy xtadixfoy riay 'Ayt^ ]
QSitixay ßißho&rjxüSy^ Athen 1888. — Vgl. Sp. P. Lampros, EXXrjytxd xstgoyoatfa, 'Earia v.
8. Aug., 24. Okt., 21. Nov. 1893 (Nr. 32, 43, 47) (Beschreibung und Facsimile einiger Athoshss).
^. Katalog der Bibliothek im Kloster des hl. Johannes auf Patmos: J. Sakkelion,
nujfjLittXfj ßißXiodrjxtj, Athen 1890. Vgl. die Besprechungen von G. Destunis, Joum. Min.
1891 Bd 274 Aprüheft S. 426—437, und A. A. Dmitrijevskij, Bibliographische Notizen
1 (Moskau 1892) 253- 259 (russ.). Weitere Nachträge, namentlich Notizen über die 28 Hss,
welche in Sakkelions Katalog nicht beschrieben sind, gab A. A. Dmitriievskij, Patmische
Skizzen, Kiev 1894 (zuerst in den Trudy Kievskoj duch. ak. 1892—1894). Vgl. die Be-
sprechung von N. Krasnoseljcev, Viz. Vr. 1 (1894) 723—732.
3. Sinaikloster: V. Gardthausen, Catalogus codicum Graecorum Sinaiticoruni,
Oxford 1886.
4. Jerusalem: A. Papadopulos Kerameus, 'leQoaoXvfuuxij ßißXio&fjxrj , auf
4 Bände berechnet, bis jetzt Bd 1. 11., Petersburg 1891. 1894. Vgl. die Besprechungen von
D. Beljajev, Joum. Min. 1892 Bd 281 Maiheft S. 184-207; von K. K., B.Z. 1, 622 f.; 3, 638 f.;
von E. Kurtz Viz. Vr. 1 (1894) 683—690. — Zur Ergänzung des Katalogs dienen die
„Analekta*, in welchen eine Blumenlese unedierter oder seltener Texte aus den Hss der
zum Patriarchat Jerusalem gehörigen Bibliotheken herausgegeben werden soll: A. Papa-
dopulos Kerameus, ^JyuXsxta IsQoaoXvjuiuxijg araxvoXoylagj bis jetzt voll. I. IL, Peten-
6. AlUrtamswisflenschaffc. A. Philol. Polyhistoren u. 8eholiaBt«n. (§ 215) 511
borg 1891. 1894. Ueber den Inhalt s. B. Z. 1, 623; 4, 180. — Zur Geschichte der Biblio-
theken in Palästina: Alb. Ehrhard, Die griechische Patriarchalbibliothek von Jerusalem.
]• Die fr&heren Bibliotheken in Palästina. II. Die Bibliothek des hl. Grabes, Rom. Quat-
tAlscbr. 5 (1891) 217-265; 329-331; 383-384 und 6 (1892) 339-365. — Alb. Ehr-
bar d, Das Kloster zum heiligen Kreuz bei Jerusalem und seine Bibliothek, Histor. Jahrb.
der Görresges. 13 (1892) 158—172. — Alb. Ehrhard, Der alte Bestand der griech. Patri-
archalbibl. von Jerusalem, Centralbl. f. Bibliothekswesen 9 (1892) 441-459. — Alb. Ehr-
hard, Das griechische Kloster Mar-Saba in Palästina, Rom. Quartalschr. 7 (1893) 32—79.
5. Smyrna: Die Handschriften der „evangelischen Schule" in Smyma beschrieb
A* Papadopulos Kerameus, KataXoyos ttSv x^^Q^YQ^V^*' ^V^ ^^ ^/^^Q^V ßißXio&tjxrjg
t^g evayyshxijg tf/oA^f, Smyrna 1877.
6. Lesbos etc.: Papadopulos Kerameus unternahm im Auftrage des Fürsten Theod>
A. Maurogordatos mehrere Reisen in der Türkei (Lesbos, Thrakien, Makedonien u. s. w.),
um die zerstreuten kleineren Bibliotheken zu durchforschen, und veröifentliohte: MavQo-
yopdäwetog ßißXtod^tjxtj ^toi yeyixog nBQi^yQafpixog xaxdXoyog rdiv iv xaTg ard rrjy dva-
foX^Bf ßtßXio&^xaig evQMxofieyoßy iXXtjvixtjy /ee^o^/^a^poiK, Konstantinopel 1884 — 1886, als
Beilage zum 15., 16. und 17. Bande der Publikationen des 'EXXtjy, tpiXoXoy, avXXoyog.
7. Konstantinopel: Bibliothek desSyllogos: A. Papadopulos Kerameus,
JSMTaXoyog xtüy iy r^ iXJii]yix(^ q>iXoXoyix(^ avXX6y<^ xBiQoy^fptay ßißXitay, Migog nQoiroy,
^vXXoyog^ U^jjfoioAo/. imxQontj, httQdgirjfAa xov x — xß' xofiov (1892) S. 76 — 126. — Den
Katalog des Msxox'oy xov dylov xdtpov in Kpel ed. K. Sathas, Maa, ßtßX. 1 (1872) 287
bis 312. — Die kühnsten Hofhiungen hatte man auf die bis vor kurzem in geheimnisvolles
I>iuikel- gehüllte Büchersammlung des alten Serai geknüpft, in der man Reste der Paläo-
logenbibBothek vermutete. Wenn den Besuchern alles gezeigt worden ist, woran sich
freilich noch zweifeln lässt, so schwindet die erwartete Fülle auf einige Dutzend Hand-
sidiriften bekannter Texte (Pol^bios, Aristoteles' Zoologie, Taktiker u. s. w.) zusammen.
Die besten Aufschlüsse über die Seraihandschriften gab Fr. Blass, Hermes 23 (1888)
219—233; 622—625. — Unzugänglich ist mir: F. Godera, Catalogues de biblioth^ues
de Constantinople, Boletin de la Real Academia de la Historia 18 (1891) Fase. 4—6.
8. Bibliothek des Klosters der Gottesmutter zu Petritzos bei Philip-
popel: Mitteilungen von P. N. Papageorgiu, 'HfiCQoXoyioy x^g 'AyaxoX^g 1887 S. 115 £f.
und: Berl. philol. Wochenschr. 1887 S. 821 ff.
9. Bibliothek des Johannesklosters bei Serres: Mitteilungen über diese bis-
her Ton niemand erwähnte Bibliothek, die 96 Pergamenthss besitzt, gab P. N. Papa-
georgiu, B. Z. 3 (1894) 319-325. Ein vollständiger Katalog von Chr. Demetriades
iflt angeeckt. Ueber weitere Hss in Serres s. Papageorgiu a. a. 0. S. 286—288.
10. Kloster des hl. Demetrios (Thessalien): Mezi^res, Memoire sur le Pelion
•t rOssa, Archives des missions scientifiques, tome 3 (1854) 248—250.
11. Klosterbibliothek auf der Insel Andres: Katalog von Konst. Pleziotes
> bei Ani. Meliarakes, 'Ynofiyjjuaxa nsQiyQafpixd xtoy KvxXddioy yijctay "Jy^^og, K^tog,
AÜien 1880 S. 161 — 181. — J. D. Tzetzes, Td fAovcixd x^t^QoyQ{tq)a xrjg iy "Jyd^a) fxov^g
^modoxov nrjyrjg, UoQyaocog 12 (1888) 134—149.
12. Bibliothek auf der Insel Leros: Verzeichnis bei Oikonomopulos, Abqiu-
Xff ^woi /»^o^^^cr^/a x^g yijaov AiQov, Athen 1888.
13. Klosterbibliothek von Bylize (bei Arta): Sp. P. Lampros, 'H fÄoyrj BvXiZtjg
tat td iy ttvxß /et^o'/^a^a, JsXxioy 4 (1892—1894) 353—356.
14. Sinope:AnthimosAlexudes, JlBQiyQafprj x^^QoyQdtptay ßißXltoy xijg ir Ziytonji
miywÄ^c n^fJQ, 'ExxX. 'AX. 15 (1895) 23 f.; 39 f.
15. Berat (Epirus): P. Batiffol, Les manuscrits grecs de Berat d'Albanie et les
codex pnrporeus ^, Archives des missions scientifiques III® särie, tome 13 (1887) 437—556.
16. Athen: 6. P. Kremos, KaxdXoyog xtHy x^^QoyQdtpwy x^g i&yixi^g xal x^g xoii
nurentcttj/Aiov ßtßXio^xijg, Athen 1876 (wurde nie veröffentlicht). — Joh. Sakkelion
und Alk. Sakkelion, KaxdXoyog xtSy x^^9^9^^^*^ ^^i i&yix^g ßißXio&ijxtjg xrjg 'EXXdSog,
Athen 1892 (nmfasst 1856 Hss, allerdings meist aus der neueren Zeit). — W. Reich,
Ueber die Palimpeeste der Universitäts- und Nationalbibliothek in Athen, Festgruss an
E Heerwagen, Erlangen 1882 S. 91- 101 (bespricht 8 bedeutungslose Palimpseste).
17. Kairo: Katalog der griechischen Hss in der Patriarchalbibl. bei: 0. Schneider,
Beiträge zur Kenntnis der griechisch-orthodoxen Kirche Aegyptens, Dresden 1874 S. 41 — 47.
18. Rumänien: Kurzes Verzeichnis von K. 'EQßixatdyog, IvXXoyog, Eixocineyxa-
nfKfig, Uagd^rjua xcv irf xofiov (1886) S. 97—102, wo auf einen ausführlichen Katalog in der
nur unzagftnglicnen rumänischen Revista Theologica t. III verwiesen wird. Die meisten dieser
Has, die ans den griechischen Schulen in der Moldau- Walachei stammen, gehören dem
17.— 18. Jaltfh. an nnd enthalten Schulbücher, Uebersetzungen u. s. w. aus derselben Zeit;
512 Byzantinisohe Litteratnrgesohiohte. I. Prosaisohe Littenttiir.
die byzantinische Litteratur ist nur durch bekannte Schriften wie des Prodromoe Tet»
sticha, Enkomien des Johannes £uchaites, Uebersetzungen des Planudes a. s. w. veiintü,
3. £in Verzeichnis der Sammlungen griechischer Uss im Abendlande aal
in Russland findet man bei V. Gardthausen, Griechische Paläographie, Leijoig 1871
S. 430 — 440. Hier seien noch, ohne Streben nach Vollständigkeit, einige nach dem &
scheinen des Buches von Gardthausen veröffentlichte Kataloge notiert:
1, Deutschland: G.Studemund e t L. C oh n , Codices ex bibliotheca Meermannita
Phiilippici graeci nunc lierolinenses, Berlin 1890. — Catalogus codicum graecomm qm ■
bibliotheca urbica Vratislaviensi adservantur. Breslau 1889. — H. Omont, Catalogne
des mss grecs des bibliotheques des villes Uans^atiques Uambourg, Brdme et Labec^
Centralbl. für Bibliothekswesen 7 (1890j 351—377. — Nur wenige und meist ganz joaa
griechische Hss verzeichnen die bis jetzt erschienenen, von W.Meyer bearbeiteten Biodi
des Werkes: Verzeichnis der Hss im preuss. Staate, Band 1 Teil 1 — 3, Berlin 1893 — 189i
x^. Frankreich: Das meiste that hier U. Omont. Durch einen kurzgefante
Katalog der griechischen Hss der Nationalbibliothek und der übrigen französischen Biblio-
theken, durch Veröffentlichung von Facsiroileausgaben, von älteren Hss-Katalogen, va
Monographien über griechische Kopisten und Händler u. s. w. hat er über die Herkont
und Geschichte der griechischen Hss reichliches Licht verbreitet. H. Omont, Inventain
sommaire des niss grecs de la bibliothdque nationale, 3 voll., Paris 1886 — 1888 (m
4. Band soll die Einleitung und den Text bringen). — H. Omont, Facsimil^ des bm
grecs dat^s de la bibliothdque nationale du IX^' au XIV^' siecle, Paris 1891. — H. Omont,
Les mss datös des XV*^^ et XVh' siecles de la bibliothäque nationale et des autrea bibli»'
thöques de France, Revue des biblioth^ues 2 (1892) Janvier— Juin. — H. Omoot.
Facsimil^s de mss grecs des XV^ et XVI^ siöcles, Paris 1887.
3. Italien: Bologna: A. Olivieri, Indice de' codici greci Bolognesi, Studi itiL
di ülol. classica 3 (1895) 385—496. — V. Puntoni, Indicis codicum graecomm Bono-
niensium ab AI. Olivierio compositi supplementum, Studi ital. di ülol. classica 4 (1896)
365—378. — Florenz: E. Rostagno e N. Festa, Indice dei codici greci Lanrenzini
non compresi nel catalogo del Bandini, Studi ital. di ülol. classica 1 (1893) 129—231
— G. Vitelli, Indice de* codici greci Riccardiani, Magliabechiani e Marucelliani, Stoi
ital. di filol. classica 2 (1894) 471—570. <-- Genua: Alb. Ehrhard, Die griechiscba
Hss von Genua, Centralbl. für Bibliothekswesen 10 (1893) 189-218. — Grotta Fex-
rata: Ant. Kocchi, Codices Cryptenses seu Abbatiae Cryptae Ferratae in TuscnlaM
digesti et iJlustrati, Tusculani 1883. — Zur Geschichte des Klosters und der Bibliothek:
Ant. Hocchi, De coenobio Cryptoferratensi eiusque bibliotheca et codicibus praesertia
graecis commeutarii, Tusculi 1893. — Neapel: Gius. Jorio, Codici ignorati neUe
biblioteche di Napoli. Fase. I. Leipzig. 0. Hairasowitz 1892. Das Werk ist auf 10
Hefte berechnet, wovon das 7. einigen Byzantinern wie Zonaras, Psellos, Phrantz«,
Plethon u. s. w. gewidmet werden soll. — Perugia: Tb. W. Allen, The greek mss rf
Perugia, Centralbl. für Bibliothekswesen 10(1893)470-476. — W. Weinberger, Zu den
griechischen Hss von Perugia, Centralbl. f. Bibliothekswesen 11 (1894) 405 f. — Rom: Henr.
Stevenson Senior, Codices mss Palatini graeci bibliothecae Vaticanae, Rom 1885. — Uenr.
Stevenson Senior, Codices mss graeci reginae Suecorum et Pii PP. U bibliothecae Vaticanie,
Rom 1888. — E. Feron et F. Battaglini, Codices mss graeci Ottoboniani bibliothecae Vati-
canae, Rom 1893. — Cas. Stornajolo, Codices Urbinates graeci bibliothecae Vaticanae, Ron
1895. — Fr. Bancalari, Index codicum graecorum bibliothecae Casanatensis, Studi itaL £
fUol. classica 2 (1894) 163—207. — Sizilien: Fr. Rühl, Bemerkungen über Bibliothekea
in Sizilien, Philologus 47 (1889) 577—588. — Ch. Diehl, Notices sur deuxmss ä miniatun,
de la bibliotheque de Tuniversite de Messina, Melanges d*archäol. et d'histoire 8 (1888)
809—322. — Turin: Ein Katalog der bei Pasini fehlenden Hss wird von 0. Zuretti
vorbereitet. — Venedig: C. Castellani, Catalogus codicum graecorum qoi in biblio*
thecam D. Marci Venctiarum iude ab anno MDCCXL ad haec usque tempora inlati sunt
Venedig 1895 (der bis jetzt veröffentlichte Teil enthält nur Klasse 1 des alten handschrift-
lichen Inventars). — Verona: H. Omont, Les mss grecs de la biblioth^ue capitulaire
et de la bibliotheque communale de Verone, Centralbl. f. Bibliothekswesen 8 (1891) 489 — 497.
— Kurze und zum Teil unzuverlässige Notizen über griechische Hss in Modena, Bo-
logna, Genua, Rom (Biblioteca Angelica, Casanatense, Corsini, Borghese, Vittorio Em-
manuele, Vallicelliana, Archivio di San Pietro), Pistoia, Lucca und Siena gab Th. ^.
Allen, Notes on greek mss in Italian libraries, London 1890. Im Vorwort S. V— XII
einige hier nicht wiederholte Litteraturangaben über Beschreibungen griechischer Hss in
Italien. — Einen zusammenfassenden Katalog der kleinen Sammlungen griechischer Hss in
Italien hat E. Martini ausgearbeitet. Von dem leider wenig praktisch angelegten Werke
erschien bis jetzt: E. Martini, Catalogo di manoscritti greci esistenti nelle bibüotedie
italiane, Vol. I, parte 1—2, Mailand 1893-1896. Parte 1 enthält: Mailand (Bibliot«ea
6. AltertamowiMensohaft. A. Philol. Polyhistoren u. SoholiaBten. (§ 215) 513
nazionale di Brera and Archivio del capiiolo meiropolitano), Palermo (Bibliotecft nazionale
und Museo nazionale), Parma (Biblioteca Palatina), Pavia (Biblioteca Universitaria). Parte 2
enthält: Brescia (Biblioteca Querioiana), Gomo (Bibl. Comunale), Cremona (Bibl. Gover-
nativa), Ferrara (Bibl. Gomunale), Genua (Bibl. Universitaria), Mantua (Biblioteca ed
Archivio Gonzaga), Mailand (Bibl. Trivulziana), Neapel (Bibl. dei Gerolamini) und einen
Appendix (Mss varii).
4. Spanien: Ueber die alten Kataloge s. V. Gardthausen, Griechische Paläo-
graphie S. 431. — Ch. Graux, Rapport sur une mission en Espagne, Archives des mis-
Bione scientifiques III. s^rie, t. 5 (1879) 111 — 136. Damach besitzt Spanien 443 griechische
Hss in 15 Bibliotheken und 8 Städten. — Ch. Graux et A. Martin, Facsimilös de mss
^ecs d*£spagne. Paris 1891. — Notices sommaires des mss grecs d'Espagne et de Portugal
rCh. Graux, mises en ordre et compl^t^es par Alb. Martin, Paris 1892 (auch im
Bande der Nouvelles archives des missions scientifiques). — Dazu Ch. Graux, Essai
snr les origines du fonds grec de TEscurial, Paris 1880 (s. o.). — Die von Iriarte nicht
katalogisierten griechischen Hss in Madrid verzeichnete E. Miller, Catalogue des mss
grecs de la biblioth^que royale de Madrid (Supplement au catalogue dlriarte), Not. et extr.
31, 2 (1886) 1-116.
5. Schweiz: H. Omont, Catalogue des mss grecs des biblioth^ues de Suisse.
6Ale, Beme, Einsiedeln, Genäve, St. Galt, Schaffhouse et Zürich, Centralbl. f. Bibliotheks-
-weeen 3 (1886) 385 — 452. — H. Omont, Supplement au catalogue des mss grecs des
bibliotheques de Suisse, Centralbl. f. Bibliothekswesen 8 (1891J 22—26.
6. Belgien: H. Omont, Catalogue des mss grecs de la biblioth^ue royale de
Sraxelles et des autres bibliothdques publiques de Belgique, Revue de l'Instruction publique
en Belgique t. 37 et 38 (1884-1885).
7. Holland: EL Omont, Catalogue des mss grecs des biblioth^ues publiques des
Fajs-Bas (Leyde exceptä), Centralbl. f. Bibliothekswesen 4 (1887) 185—214.
8. England: U. Omont, Notes sur les mss grecs du British Museum, Bibl. de
I*£cole des chartes 45 (1884) 314-350.
P. Dänemark und Schweden: Ch. Graux, Rapport sur les mss grecs de Copen-
liague, Archives des missions scientifiques, IIP sörie, tome 6 (1880) 133—242 (mit fünf
IFacsimiletafeln). — Ch. Graux, Notices sonmiaires des mss grecs de Su^de, mises en
ordre et compl^t^es par Alb. Martin, Archives des missions scientifiques, III^ sörie, tome 15
C1889) 293-370.
10, Russland: A eitere Kataloge bei V. Gardthausen, Griechische Paläographie
S. 438. — Dazu: Archimandrit Sabbas, Register zur Uebersicht der Moskauer Patri-
curchal- (jetzt Synodal-)Sakristei und -Bibliothek, Moskau 1858 (enthftlt ein nach Autoren
und Materien alphabetisch geordnetes Verzeichnis der griechischen Hss der Synodalbiblio-
thek) (russ). — Dieses Buch wie der alte Katalog von Matthaei sind jetzt überholt durch
den neuen Katalog von Archimandrit Vladimir: Systematische Beschreibung der Hss
der Moskauer Synodalbibliothek. Erster Teil: Die griechischen Hss. Moskau 1894 (russ.).
4. Athos: Ueber die Athosklöster, ihre Verfassungsgeschichte, ihre Kunstdenkmäler
Q. 8. w. existiert eine ansehnliche Litteratur. Die Reihe der neueren Besucher und Forscher
eröffnet zu Beginn des 18. Jahrhunderts der griechische Arzt Johannes Komnenos
(1657 — 1719). Sein JlQoaxvytjraQioy rov äyiov oqovs tov "A^tovog wurde gedruckt zu
Venedig 1701 (und öfter). Mit lateinischer Uebersetzung auch bei Montfaucon, Palaeo-
^aphia Graeca, Paris 1708 S. 441-499. Ueber sonstige Schriften dieses Komnenos s.
K. N. Sathas, NsoBXkrjvtitij tpiXoloyia S. 397 f., und oben S. 300 Anm. 4. — Es folgt die
Jle^iodo^ TOV dyiuvvf4ov oQovg rov "A^tovog avvts^eiüa did crix(oy nohjix(op von dem
Metropoliten Porphyrios von Nikaea. Ed. Montfaucon a. a. 0. S. 501 — 509. — In
unserem Jahrhundert durchforschten den Athos vor allem Curzon, K. E. Zachariae von
Lingenthal, Grisebach, Didron, der Bischof Porphyrios Uspenskij, Sevastianov, Ph. Fallmerayer,
^ V. Langlois, E. Miller, Nevrat, Riley, E. J. Gedeon, J. Sixzygowski, H. Brockhaus u. a.
Im folgenden wird die wichtigste neuere Litteratur über den Athos verzeichnet:
1, Zusammenfassende Werke: Das litterarisch bedeutendste Buch bleibt noch
inuner Ph. Fallmerayer, Fragmente aus dem Orient, 2 Bde, Stuttgart 1845. Zweite
i mit einem Anhange vermehrte Auflage durchgesehen und eingeleitet von G. M. Thomas,
Stuttgart 1877. — A. Grisebach, Reise durch Rumelien und nach Brussa im Jahre 1839, Göt-
tingen 1841. — Victor Langlois, Le mont Athos. Paris 1867. Als Einleitung des Buches:
; Geographie de Ptol^möe, reprod. photolithograph. etc. sous la direction de M. Pierre de S^wa-
' stianoff. — Ein inhaltsreiches Werk über den Athos verfasste Porp h. Uspenskij. Es wurde
aber leider in einer sehr unpraktischen und bibliographisch schwer fassbaren Form veröflfent-
iicht. Das Ganze besteht aus 9 Teilen ; die 8 ersten haben, aber nur auf dem Umschlag,
den zusammenfassenden Doppeltitel: Christlicher Orient. Athos; der 9. hat den Titel:
Erste Reise nach den AthosklOstem und Skiten. Teil II. Beilage zur 2. Abteilung dieseil
fiandbnota der kliM. AltertumiwlMeDBohaft 11, 1. Abtlg. 2. Aufl^ ^"^
«
514 Bysantinisolie LitteraturgeBchiohte. I. Prosaüiolie Iditeimisr. I 6. J
Teiles (d. h. zu Teil 7 des ganzen Werkes). Die 8 ersten Teile haben ausser ^^,K^^~f.
Schlagtitel verschiedene Separattitel wie Geschichte des Athos (1— 3j, Erste Bei« ii»|[- ^
den Athosklüstem und Skiten (4—7), Zweite Reise etc. (8), Beilage zum 7. Teü (9). MF*^*^
1—6 erschien zu Kiew 1877, Teil 7—9 zu Moskau 1880—81. Dazu kommt ein ^mg^'.
k. russ. Akademie aus dem Nachlasse Uspenskijs herausgegebenes Werk: niritflirhBT^f'
Orient. Geschichte des Athos, Teil III, Petersburg 1892, das eine Fortsetzung n M* * Til
ersten Teilen des oben genannten Werkes zu bilden scheint Vgl. die Besprecmmg n9^'
D. Dmitrijevskij, Viz. Vr. 1 (1894) 413-429. — üeber den Nachlass üspcnskiji TgL T,!*'?^
Vasiljevskij, Beschreibung der Sammlung byzantinischer Dokumente des Poiflniiif^' "^
(Uspenskij), im Bericht d. k. öffentlichen Bibliothek für das Jahr 1883, Peterabmg IHI^'^
(russ.). y. Jernstedt, Liste der datierten griechischen Hss aus der Sammlung des BiidHllV^.^
Uspenskij, im Bericht der k. öffentlichen Bibliothek f&r das Jahr 1887, Petersburg (m^lf^
P. Syrku, Beschreibung der Papiere des Bischofs Porphyrij Uspenskij, Petersbmc IWlf^*
(= Zapiski d. k. russ. Akademie Bd 64 Beilage 9) (russ). — A. St. Neyrat, LAft»!* *: "
Notes d'une excursion ä la presqu*!le et ä la montagne des meines, Paris 1880. -- M. J.I
Gedeon, 'O^'A^tag, Kpel 1885. Eingehend besprochen von G. Destonis, Joum. Mm. IMI
Bd 245 Juni S. 349— 375. — Ath. Riley, Athos or the mountain of the monks, LoBfcirJ??
1887. — Emm. Miller, Le Mont Athos. Vatopädi et Tlle de Thasos. Avec unenotNilr i
sur la vie et les travaux de M. Emm. Miller par le M^^ de Queux de Saint-Hilaire. Fial
1889 (grösstenteils belletristischer Natur). — Ein grosses, mit Lichtdrucken, Holzsduuteky^t^
und einer chromolithographischen Karte ausgestattetes Prachtwerk über den Athos ^l^La
vorbereitet von dem Hierodiakon Kosmas vom Kloster des hl. Paulos. — Hanptweik tt« 1{^
die Kunstdenkmäler: H. Brockhaus, Die Kunst in den Athosklöstem, Leipzig 1891. Y|jl mfifi
die eingehende Besprechung von J. Strzygowski, B. Z. 1 (1892) 347 — 351. Lj
2, Spezialschriften: Duchesne et Bayet, Mission au Mont Athos, Archives d« i,^
missions scientifiques. Troisi^me sörie, t. 3 (1876) 201—528 (Mitteilungen über Inschriften, ü^ V^
künden, Hss, Kunstdenkmäler). — Ph. Meyer, Beiträge zur Kenntnis der neueren GeschieUi |i
und des gegenwärtigen Zustandes der Athosklöster, Zeitschr. f. Kirchengeschichte 11 (1890||-
395—435. — AI. Lauriotes, Adyioi 'Aytogthat, 'ExxA. UX. 13(1893) 229 (über das Leb«""*
und die Schriften des Stifters der Athoslaura, Athanasios). — AL Lauriotes, Tcrro^.
llegl Tov *'A&(Oy NeoXoyov ^Eßöofdadala *E7ti&eu)Qr]ais vom 5., 12., 19. September 18i98 (Subm*
Inng von Stellen alter und byzantinischer Autoren über den Athos). — Job. Drftsek«,
Vom Dionysiosklostor auf dem Athos, B. Z. 2 (1893) 79 — 95. Dazu die Berichtigung vei
Jos. Müller, B. Z. 2 (1893) 440, und Sp. P. Lambros, Noch einmal das Dionysi»
kloster auf dem Athos, B. Z. 2 (1893) 609—616 (mit zwei Facsimiles des Hermascode4
— A. Moraitidis, T6 legoy xoiyoßtoy tov Jioyvaiov, TlaQvaaaog 17 (1894) 17 — 38. — Ak- |^
bildungen von Athosklöstem nach Studien des Malers Wuttke mit Text von G. Eben, f^
in ,Vom Fels zum Meer" 1892 S. 9—20. — Vgl. auch A. Dmitrijevskij, Das Kloster fc
des Johannes Theologos auf der Insel Patmos im Vergleich mit den idiorythmischen Klösten
des hl. Berges, Trudy Kievskoj duch. ak. 1892 November S. 326 — 49§. — Manches nock
unverwertete Material ruht natürlich noch in den Hss der Athosklöster selbst Z. B. ent-
hält der Cod. Athous 498 s. 19 politische Verse über den Athos und UdxQut tov Uyiw
'ÜQovg. Letztere auch in den Codd. Athoi 1579 s. 15, 3666 s. 17 und 3821 s. 18, Ath«.
701 unter dem Titel: ^*Ava[Ayrj<stg fiSQixij negi tov "A^(o oQovg td XeyofÄsya JldtQia.*
3. Urkunden des Athos: Porphyrios Uspenskij, Verzeichnis der Akten, die 1 1
in den Klöstern des Athosberges aufbewahrt werden, Joum. Min. 1847 Bd 55 S. 36—74;
169—200 (mir unzugänglich). — Dann gab serbische und andere Urkunden vom Athos
Dim. Avraamoviö, Der heilige Berg, Belgrad 1847 (serb.). — Das von Uspenskij und
und Avraamoviö mitgeteilte Urkundenverzeichnis gab in deutscher Uebersetzung (nehit
dem griechischen Texte einiger Urkunden) Jos. Müller, Historische Denkmäler in deo
Klöstern des Athos, gedruckt bei: Fr. Miklosich, Slavische Bibliothek 1 (1851) 123—207.
— Daraus wiederholte die 214 Regesten, welche in die Zeit des byzantinischen Eleiches
fallen, K. £. Zachariae von Lingenthal, lus Graeco-Romanum 3 (1857) XV— XXVII. 's
Die einzige Urkunde, die Müller und nach ihm Zachariae von Lingenthal (S. XXVII— XXXIII) \
in extenso gaben, eine Goldbulle des Romanos Lakapenos für das Kloster Xeropotanu j
vom J. 924, hat sich seitdem als unecht erwiesen, wie Zachariae, Geschichte des grie- '
chisch-römischen Rechts ^ (1892) 24 f., selbst anerkennt. — Eine Uebersicht der früheren
Arbeiten über die Athosurkunden nebst einer Anzahl unedierter slavischer und griechischer
Urkunden aus Athosklöstem gab T. Florinskij, Athosakten und ihre photographiscben
Kopien in den Sammlungen des P. J. Sevastjanov, Petersburg 1880. — Ph. Meyer, Die
Haupturkunden für die Geschichte der Athosklöster, Leipzig 1894. In der Einleitung eine
Uebersicht der Verfassungsgeschichte des Athos. Vgl. die Anzeige von C. Neumann,
Berl. philol. Wochonschr. 1894 S. 1332—1336, und die eingehende Besprechung von J. So-
Jcolov, Joum. Min. 1896 Bd 303 Febr. S. 467—479. — Zwei Stiftungsurkunden des Laura-
1^
E
»J
l-
6. AltertnmswiBsenBobaft. A. Philol. Polyhistoren n. SoholiaBten. (§ 216). 515
irs ed. AI. Lauriotes, üegl tov irvf4oXoyueoif xijs Xi^tog Xavgag/ExxX, *AX, 12 (1892)
S9 f* ; 46 f . — Eine ebenfalls der Laura verliehene Bleibulle des Patriareben Nikolaos
OwyBoberges vom April 989 ed. AI. Lauriotes, *ExxX. 'AI, 12 (1892) 386 f. — AI. Lau-
rfoKCS, XQvcoßovlXov rov avTOXQnrogog rtop 'Piofjiaifov 'Imapvov JlaXaioXöyov ^ NeoXoyov
fSf/UW^^fta^nta *R7ii^eü)Qr^tg v. 3. Januar 1893 (Schenkungsurkunde des Kaisers Johannes V
roocB Jahre 1342). — AI. Lauriotes, 'Jydxdoroy xQvaoßovXXoy'lüMpyov rov ß' ray TlaXaio-
)4y^t^yt Ebenda 21. Februar 1893. — A. Mordtmann, 'laxoQixa fyygafpa nsgl rov "A^to,
"-"* -». ^^g^ *AQX€(ioXoy, iniTQOTi^, IlaQciQt. rov x — x/J'" ro/uov (1892) 61 — 72 (ediert die Jitj^
C fieQixij rdSy iniarohay 'aXs^Iov ßaaiX^iog xal NixoXaov narguxQX*^^^ ysyofdiyrj xard
_ oQovg xaiQovg). — Die Akten des auf dem Athos befindlichen russischen Klosters des
Ü.^ Grossmärtyrers und Arztes Panteleemon, 6 Hefte, Kiev 1873 (im 1. und 2. Heft grie-
shicache Urkunden mit russischer Ueberseizung) (mir unzugänglich). — Manche Urkunden
^d«t man auch in den oben unter Nr. 1 genannten Büchern von Porphyrios Uspensky
m^A M. J. Gedeon. Eine kritische Gesamtausgabe der Athosurkunden ist ein Bedürfnis.
5. Eine Uebersicht über die byzantinischen Studien gab G. Bernhardy, Grundriss
^^ griech. Litteratur P (1892) 716 ff. Vgl. auch die Prolegomena in seiner Ausgabe des
^^lidas und für die Geschichte der Tragikertexte besonders U. von Wilamowitz-Moellen-
^ orff , Euripides Herakles, Band 1 (Berlin 1889) 120—219.
216. Photios {0(OTiog). Nach der trostlosen Öde, welche im Geistes-
leben der Byzantiner von der Mitte des 7. Jahrhunderts bis zum Aus-
gange des Bildersturmes herrschte, ersteht mit einem Male wie ein aus
^XKÜstem Flachland emporragendes Berghaupt eine der mächtigsten Gestalten,
"Welche die Geschichte der griechischen Litteratur kennt, der Patriarch
Yhotios (c. 820 — c. 891). In einer mit Bildung gesättigten Epoche, etwa
&n alexandrinischen Zeitalter oder in einem neueren Jahrhundert, würde
^ine 80 gewaltige rezeptive und produktive Thätigkeit weniger auffallen;
:in seiner Zeit aber, der im Orient wie im Abendlande die zwei dunkelsten
Jahrhunderte des Mittelalters vorausgegangen waren, erscheint Photios dem
liistorischen Beobachter als eine staunenswerte, in ihrer Entstehung schwer
2u erklärende Grösse. In seiner rastlosen und folgenreichen praktischen
^Wirksamkeit vielleicht noch bedeutender als in seiner litterarischen
Thätigkeit ist Photios ein Mann, der sich schwer nach allen Richtungen
"hin mit gleicher Sorgfalt studieren und noch schwerer in der Gesamtheit
seines Wesens mit objektiver Schärfe darstellen lässt.
Photios wurde als Sohn vornehmer Eltern, die wegen ihrer Ortho-
doxie von den Bilderstürmern viel Schlimmes zu erdulden hatten, um das
Jahr 820 (jedenfalls nicht nach 827) zu Konstantinopel geboren. Von
väterlicher Seite war er mit dem Patriarchen Tarasios (f 806) verwandt.
Sein Vater verlor im Bilderstreit Vermögen und Ämter; doch war die
Verfolgung der Familie offenbar keine derartige, dass sie den jungen
Photios in seiner Ausbildung hätte nachhaltig behindern können. Von
■\ seinen Lehrern hören wir nichts, umsomehr von seinen zahlreichen Schü-
^^ lern. Kaum den Studienjahren entwachsen fühlte Photios das Bedürfiiis,
l] andere heranzuziehen und sein ungeheueres Wissen fruchtbar zu machen.
-1 Der echt byzantinische Zug der philologischen Schulmeisterei, dem
^ sich zuweilen etwas Pedanterie beigesellt, hat sich bei Photios bis ans
Ende seines Lebens als hervorragende Eigenschaft erhalten. Überall hebt
er die grammatische Genauigkeit hervor und korrigiert die Sprachfehler
Lj seiner Freunde auch noch als Patriarch und im Exil. Als Lehrer erklärte
^i Photios, dessen Haus ein Sammelplatz wissbegieriger Jünglinge wurde, die
J; Kategorien des Aristoteles, die Streitfragen über die Gattungen und Arten,
.| über die Körper und Ideen. Auch verfasste er zum Schulgebrauche
$
;
516 Byzantinische LiiteratargeBohiohte. L ProMdsohe Idttairatar«
dialektische Lehrbücher, namentlich über die Topik, und verhandelte
seinen Schülern theologische und philologische Gegenstände. Auch Dacli>|
dem Photios zu hohen Staatsämtern berufen war, gab er seine Le]
keit nicht auf. Seine Wohnung blieb ein Sammelplatz für rege
wissbegierige Geister, ein Salon feinerer Bildung. Der unermüdliche
des Hauses liess aus Büchern vorlesen,, die er nach Inhalt und Form
urteilte; er belehrte, ermunterte und tadelte die Einzelnen mit Geduld unii
Umsicht. Von seinen Hörern verlangte er — auch hierin der echte Typaij
eines feurigen Schulhauptes — unbedingte Unterwerfung, sogar schliff
liehe Versprechen künftigen Gehorsams. Die Vielseitigkeit der wisseo-j
schaftlichen Bildung des Photios, seine unermüdliche Arbeitskraft und
geistige Beweglichkeit wurden von allen, selbst von seinen Gegnern, röA-,
haltlos anerkannt. Er studierte ganze Nächte, sammelte von allen Seitei
Bücher und erwarb sich einen Schatz von Kenntnissen, durch die er nidt
nur seine Zeitgenossen übertraf, sondern auch mit den Alten wetteifert
konnte. In seinen philosophischen Studien bevorzugte Photios den Aristo-
teles; für Piaton hat er in seinem durchaus realistischen Denken weniger
Verständnis und tadelt an ihm Widersprüche, Unlauterkeiten und phanta-
stische Ideen. ^) Für die dialektischen Arbeiten insbesondere schloss sick
Photios an Porphyrios, Ammonios und Johannes von Damaskus aa.
Einseitigkeit der Bildung könnte dem Photios nur in einer Hinsicht vor-
geworfen werden; er verstand keine andere Sprache als die griechische,
auch nicht lateinisch und hebräisch. Diese Thatsache erklärt sich aber
völlig aus der damals noch weltbeherrschenden Stellung des oströmischei
Staates. Kenntnis fremder Sprachen war in Byzanz etwas sehr Ungewöhn-
liches, und die Mittelgriechen sind in dieser Beziehung echte Söhne ihrer
Altvordern, welche die stolze Genügsamkeit mit ihrer eigenen Litteratur
und Kultur niemals abgelegt haben.
Durch wissenschaftliche Bildung und praktische Lebenserfahrung im
hohen Masse ausgezeichnet musste Photios um so mehr Aussicht auf die
höchsten Würden des Reiches haben, als er auch mit dem Kaiserhause
verwandt war; die jüngste Schwester der Kaiserin Theodora, die Prin-
zessin Irene, war mit dem Bruder des Photios, dem Patrizier Sergios,
vermählt. Nach dem Sturze des Patriarchen Ignatios wurde Photios,
obgleich er Laie war, zu seinem Nachfolger ausersehen. In sechs Tagen
erhielt er alle Weihen bis zur bischöflichen und bestieg hierauf am
25. Dezember 858 den Patriarchenthron; die noch immer zahlreiche
Partei des Ignatios wurde von den Photianern aufs grausamste verfolgt
Nach langen Verhandlungen und Rechtfertigungsversuchen wurde Photios
vom Papste, dem die Schlichtung des Streites beider Parteien oblag, ver-
worfen und endlich, sobald Basilios der Makedonier zur Regierung ge-
langte (867), auch wirklich abgesetzt. Ignatios bestieg nun zum zweiten
Male den Patriarchenthron. Doch liess sich Kaiser Basilios im Laufe der
Jahre von Photios, obschon derselbe durch eine Synode in Rom (869) auch
noch anathematisiert worden war, wieder gewinnen. Er ernannte ilin
') Bibliothek, Cod. 37 und 242.
6. AltertamswiBsenschaft. A. Philol. Polyhistoren n. Scholiasten. (§ 216) 517
Bogar zum Erzieher seines Sohnes Leon, und nach dem Tode des Ignatios
(877) wurde Photios zum zweiten Male auf den Patriarchenthron er-
hoben. Um seine Stellung zu befestigen und endlich allseitige Anerkennung
zu erringen, hielt er 879 — 880 eine glänzende Synode ab, vermochte aber
auch jetzt die Zustimmung Roms nicht zu erlangen und wurde 881 vom
Papste Johann VIII abermals anathematisiert. Hiedurch ward die Stellung
des Patriarchen auch in Konstantinopel aufs neue erschüttert. Sobald des
Basilios Sohn Leon zur Regierung gelangte, setzte er den Photios ab und
relegierte ihn in ein Kloster (886). Über die letzten Lebensjahre des
^el gefeierten und viel verfolgten Mannes wissen wir nichts Sicheres; er
starb nach alten, aber nicht ganz verlässigen Notizen im Jahre 891 im
Jlxil. Unter seinen litterarischen Arbeiten findet sich nichts, was mit Be-
stimmtheit in die Zeit nach seiner zweiten Absetzung verwiesen werden
"könnte. Erst in einem späteren Jahrhundert nahm die griechische Kirche
den Photios unter ihre Heiligen auf; in den älteren Menäen fehlt sein
Name, der jetzt am 6. Februar gefeiert wird. Die weltgeschichtliche
Bedeutung des Photios beruht in seiner Thätigkeit als Patriarch. Über
diese und seine theologische Schriftstellerei ist S. 73 — 78 von Ehrhard ge-
handelt worden. Hier ist also nur die Stellung des Photios in der byzan-
tinischen Profanlitteratur zu würdigen.
1. Das Werk, welches den Namen des Photios vor allem bekannt
gemacht hat, ist seine gemeinhin sogenannte Bibliothek oder das Myrio-
biblon. Der handschriftliche Titel, dessen Echtheit übrigens mit guten
Gründen angezweifelt wird,*) lautet: ^ÄnoYQuqyrj xai (fvvaQix^firjtftg tcuv are-
Yvwaiihvwv tj/Äiv ßißkiooVy wv eiq x€(faXM(adq dtdyvfatfiv o rjyanrjfiävog i^fAdSv
dd€Xg.6g TaQceaiog e^rjti^aaTO' iavi 6^ xavta elxotn deomav i(f* €v\ XQiaxoaia.
Über die Veranlassung dieser grossartigen Bibliographie spricht Photios
selbst in dem Widmungsbriefe. Sein Bruder Tarasios hatte Mitteilungen
über die Bücher verlangt, welche während seiner Abwesenheit in dem ge-
lehrten Kreise des Photios vorgelesen und diskutiert worden waren; zu-
gleich sollte der Sitzungsbericht dieser byzantinischen Privatakademie dem
Tarasios ein Trost sein für die schmerzliche Trennung vom Bruder, der
sich damals zur Gesandtschaftsreise nach Assyrien rüstete. Dazu bemerkt
Photios, er habe die Bitte des Tarasios wohl später erfüllt, als jener ge-
wünscht, aber wohl schneller und früher, als ein anderer es vermocht hätte.
Aus diesen Angaben geht hervor, dass Photios die Bibliothek noch als
Laie und vor seiner Reise in den Orient, also sicher noch vor dem Jahre
858 verfasste. Eine Anordnung der Berichte über die gelesenen Bücher
nach bestimmten Litteraturgattungen ist nicht bemerkbar. Photios schrieb
seine Urteile offenbar in der Reihenfolge nieder, wie er die Bücher zu-
fallig las oder wie ihm die Erinnerung an die Lektüre ins Gedächtnis kam,
und so ist uns auch das Werk überliefert. Eine Fortsetzung, die er
seinem Bruder Tarasios in Aussicht stellt, ist wohl durch andere Arbeiten
und besonders durch sein Patriarchat verhindert worden. Die Bibliothek
zerfallt nach der Zahl der von Photios gelesenen Bände in 280 Kapitel,
') S. L. DiDdorf, Jahns Jahrb. 103 (1871) 362.
518 Bysantinische Litteratnrgeacliiohte. L Prosaiaohe liiteraiur.
die gewöhnlich als »Codices" zitiert werden. Über die einzelnen Seh
gibt Photios bald nur flüchtige Andeutungen, bald kürzere oder lingod^
Referate, zuweilen auch grössere Auszüge und dazu eine Kritik nach FonJ^
und Inhalt. Den litterarischen Berichten sind häufig biographische No"
über den Autor vorausgeschickt; für diese hat Photios den kurz vorl»
abgefassten Auszug der Litteraturgeschichte des Hesychios von Hil
(s. S. 324) benützt. Wie wir über die weite Ausdehnung und Manni-'^
faltigkeit der im Kreise des Photios gepflogenen Lektüre staunen, so
wundern wir noch mehr die überraschende Schärfe und Selbstäni
der Urteile. Photios ist der einzige Byzantiner, der in dieser Bezieh
ohne Zweifel mit Aristoteles verglichen werden darf. Im Inhalt der
die „Bibliothek*^ aufgenommenen Bücher spricht sich der realistische Grandli*
Charakter des Photios nicht minder aus als in seinen übrigen Schrifta|S
und in seiner ganzen Wirksamkeit. Es ist bezeichnend, dass von all
Litteraturgattungen nur die ausgeschlossen ist, welche wir am schmMi-lr:
liebsten vermissen, nämlich die Poesie; nur metrische Paraphrasen bibli- s
scher Bücher werden erwähnt. Im übrigen lesen wir in bunter Reihen-
folge Berichte über Grammatiker, Redner, Historiker, Naturforscher xaA
Ärzte, selbst über Romane, über Konzilien, Märtyrerakten, Heiligenbiogn-
phien u. s. w.; von lateinischen Werken sind nur solche berücksichtigti
die in griechischer Übersetzung bekannt waren, wie Gregor der Groase
(übersetzt von Zacharias, cod. 252). Von grösster Wichtigkeit sind dkj!
Auszüge und Nachrichten, die uns Photios aus der historischen Litteratvrl
gibt. Wir vermögen aus ihnen die schweren Verluste zu ermessen, diil-
unser litterarischer Besitz noch seit dem 9. Jahrhundert erlitten halt
Photios hat eine ganze Reihe von historischen Werken besessen, die heutel
ganz oder doch zum grössten Teile verloren sind. So las er noch voll-|
ständig oder annähernd vollständig den Ktesias (Persische und Indische I
Geschichten), den Theopomp von Chios, die wichtige Diadochengeschichte I
des Agatharchides, den Diodor, den Dionys von Halikamass, die jüdische'
Geschichte des Justus von Tiberias, die Alexandergeschichte des Amyn-
tianos, den Appian, Arrian, Die Cassius, Dexippos und Eunapios, die Weltr
geschichte des Hesychios von Milet, das interessante Buch des Nonnososl
(s. S. 240) u. a. Sehr reichhaltig sind auch die Referate über die grie- \
chischen Rhetoren, besonders über die zehn attischen Redner, dann über
Werke der Philosophie, Medizin und Naturwissenschaft; von her-
vorragender Wichtigkeit sind endlich die ausführlichen Mitteilungen über
christliche Schriftsteller, so über kirchengeschichtliche, dogmatische,
exegetische und asketische Werke. Dagegen fehlen ausser den Dichtern
die meisten alten Philosophen, wie Piaton, Xenophon, Aristoteles, die grossen
Historiker wie Thukydides, Polybios und Plutarch, Autoren wie Pausanias
und Hippokrates, auch viele wichtige christliche Schriftsteller. Photios
wollte eben keine Litteraturgeschichte geben, sondern eine Reihe von
Essays; schon deshalb konnte er die bekanntesten Autoren weglassen.
Über sie, die jedem Gebildeten ohnehin bekannt waren, schienen ihm
solche Berichte nicht notwendig; ausserdem darf man nicht vergessen, dass
Photios dem Verlangen seines Bruders gemäss nur über die Bücher be-
6. AliertamBwimensohaft. A. Philol« Polyhistoren a. Soholiasten. (§ 216) 519
richten wollte, welche während der Abwesenheit desselben in dem gelehrten
Kreise des Photios vorgelesen oder diskutiert worden waren. Übrigens
ist diese Angabe selbst schwerlich ganz wörtlich zu nehmen; um die
280 Bände, welche die Bibliothek umfasst, vorzulesen und zu erörtern,
wären viele Jahre nötig gewesen. Photios wird wohl über manche Werke
seinen Hörern nur das Ergebnis seiner privaten Lektüre mitgeteilt haben,
wenn nicht überhaupt der ganze Widmungsbrief auf einer Fiktion beruht.
2. Das zweite Werk des Photios, welches der Altertumswissenschaft
angehört, ist sein Lexikon, Der ursprüngliche Titel in der Widmung an
Thomas lautete wahrscheinlich Ai^smv cvvaywyi^'. Die uns überlieferte
breite Überschrift: <^(m)xiov %ov ceyKoratov naTQiÜQxov KnoXscag Xä^etav (fwa-
Y^pjt «i ficeXXov t(av aXXwv ^rtoqai xai XoyoyQd<poig ävijxovaiv sig x?€iav.
UQoans^Mrr^ai 6k Qfjofi^ TrQcoTOffna&aQio} xal ccqxovxi tov Avxoa%o(i(oVj
otxeuf} /lattrjti ist, wie auch die zwei noch folgenden Proömien, welche
zum Teil diesen Titel wiederholen, offenbar von einem späteren Heraus-
geber verfasst. Für dieses Wörterbuch darf Photios wohl nur in geringem
Masse verantwortlich gemacht werden; ein Mann, der litterarisch und
praktisch so ungeheuer in Anspruch genonlmen war, hatte kaum Zeit und
Lust, aus einigen älteren Wörterbüchern ein neues zusammenzuflicken, ein
Unternehmen, bei welchem die rein mechanische Arbeit immerhin einige
Monate in Anspruch nehmen musste. Für solche Dinge hatte Photios
seinen Abschreiber oder seine ihm blind ergebenen Schüler, deren Ab-
hängigkeit sich gewiss auch auf solche praktische Dienstleistungen er-
streckte. Photios selbst wird seinem Amanuensis die nötige Anleitung
gegeben und die erforderlichen Bücher zur Verfügung gestellt haben. Die
Abfassungszeit des Werkes wird gewöhnlich in die Jünglingsjahre des
Photios verlegt, weil er in den Quaestiones Amphilochianae^) nach einem
grammatisch-semasiologischen Exkurse bemerkt: ola drj xal rjfitv inQaxx^rj
ztlv Tüov (Asiqaximv r^Xmav. Allein diese Worte lauten viel zu unbestinmit,
um sie mit Sicherheit auf unser Lexikon zu beziehen. Photios sagt seinem
Adressaten damit nur, dass er sich in seiner Jugend viel mit solchen
grammatisch-lexikalischen Dingen beschäftigt habe, wie sie in der genannten
Quaestio Amphilochiana vorkommen. Wollte er auf ein bestimmtes Werk
hindeuten, so hätte er sich genauer ausgedrückt. Dass Photios das Lexikon
in einer späteren Zeit, zum wenigsten nach der Bibliothek, ab-
fasste oder vielmehr abfassen Hess, dafür haben wir ein positives Zeugnis
in der Bibliothek selbst. Er erwähnt dort das Lexikon des Pausanias
als gelesen und bemerkt dazu, wenn man die zwei Redaktionen des Aelios
Dionysios mit Pausanias vereinigte, so käme ein zum Studium der atti-
schen Werke höchst brauchbares Hilfsmittel zu stände: El da ug ixsivaig xaXg
Svclv ixdoaeaiv xal rt^v Jlavaaviov iyxaxaxd^ag tv dneqydaaizo avvxayixa
{^aarov dk rr») ßovXofiävfp), ovtog av eirj ro xdXXiütov xal x^ijcrijUwiraTov loXg
dvayiyvoiaxovai tag ^Attixdg ßißXovg anovdaaiia elffevrjveyiiävog.^) So hätte
sich Photios schwerlich ausgedrückt, wenn sein Lexikon damals schon
') Quaest. 21, Cap. 1 = Migne, Patrol.
gr. 101, 153.
^) Cod. 153. Aehnliche Bemerkungen
auch noch Cod. 152. 155.
520 Byzantinisohe Litteratnrgesohichte. I. Proaaüiche Iiiite»imr.
existiert hätte; denn in demselben ist eben die an der angefüfarten
der Bibliothek vorgeschlagene Zusammenfassung der erwähnten
Werke wirklich vollzogen. Photios hat den Plan, welchen die Kei
nähme der erwähnten lexikalischen Werke in ihm erweckte und den
an der genannten Stelle der Bibliothek ausspricht, wohl bald darauf
mit mehrfachen Erweiterungen ausgeführt bzw. durch einen seiner Schi
ausführen lassen. Der Zweck des Lexikons ist nicht etwa ein
schaftlicher, sondern ein durchaus praktischer; es soll als Hilfs-
Nachschlagebuch die Lektüre der älteren, besonders der klassischen Autoi
sowie auch der heiligen Schriften erleichtern, weshalb auf die atti«
Ausdrücke, die damals nicht mehr verstanden wurden, besondere AufimeA-l
samkeit verwendet ist. Übrigens sollen der Vorrede gemäss nicht alle,li
sondern nur die wichtigeren und häufig vorkommenden Wörter erkUrtlF
werden. Selbstverständlich bemht die eigentliche Bedeutung des Weiiceell
wie aller grammatischen Schriften der Byzantiner nur auf den Quellen,
die ihm zu Grunde liegen. Eine völlig sichere Bestimmung derselbei If
stösst auf grosse Schwierigkeiten, weil die Vorlagen nur zum Teil erhaltea li
sind. Einen Anhaltspunkt gewähren die eigenen Notizen des Photios Übet m
die von ihm „gelesenen** Wörterbücher, Bibliothek, Codd. 151 — 158 uiid|i
sonst. Das Ergebnis der bisherigen Forschung ist im allgemeinen folgen-
des: Die wichtigsten Quellen, aus welchen Photios das Lexikon kompi-
lieren liess, sind das Lexikon des Harpokration, welches in verkürzter
Form aufgenommen ist, und das Wörterbuch des Diogenianos bzw. ein
Auszug aus demselben; dazu kommen zwei Redaktionen der uns verlorenen
hochwichtigen ^Attixcov ovo^Acertav Xoyoi nävte des Aelios Dionysios (aus
der Zeit des Hadrian) und des Pausanias ^fj«xöv xavd aroix^Xov; ferner
die platonischen Wörterbücher des Timaeos und des Boethos. Für
die homerischen Glossen diente das Lexikon des Apion, freilich nicht des
alten, echten Apion, der unter Tiberius zu Rom als Homererklärer berühmt
war, sondern ein später mit seinem Namen geschmücktes, unbedeutendes
Werk; ausserdem die Homerlexika des Heliodoros und des ApoUonios,
ein mit dem Lexicon Bachmannianum eng verwandtes, nicht erhaltenes
Werk und das vierte und fünfte Bekker'sche Lexikon. Von geringer
Wichtigkeit ist die Frage nach der Quelle der meist dürren Glossen aus
der heiligen Schrift.
Das Lexikon des Photios überliefert uns eine einzige, zudem höchst
lückenhafte Handschrift, der früher im Besitze des Thomas Gale be-
findliche und nach ihm benannte Codex Galeanus, geschrieben um das
Jahr 1200 (jetzt in Cambridge). Zur Ergänzung der ausgefallenen Stücke
dient zum Teil die von Bekker-Bachmann edierte JJyva/aiyi; lä^smv xQ^r
ai'iKüv im Cod. Coislin. 345, welche auf ein auch von Photios benutztes
älteres (dem Cod. Coisl. 347 sehr ähnliches) Lexikon zurückgeht. Auch
die Quaestiones Amphilochianae lassen sich vielleicht zur Ergänzung von
Lücken beiziehen. Später wurde das Lexikon des Photios von dem Autor
des Etymologicum Magnum benützt. Auch Suidas, der ungeft.hr um
dieselbe Zeit wie der Verfasser des Etymologicum Magnum schrieb, hat
das durch den Namen des grossen Patriarchen empfohlene Lexikon zweifellos
~ 6. AliertaniBwisseiisohaft. A. Philol. Polyhistoren n. Bcholiasien. (§ 216) 521
"gekannt; doch scheint er auf dasselbe kein grosses Vertrauen gesetzt
'^lu haben; denn er benützte es höchstens in einzelnen Partien, obschon
'auch das noch unentschieden bleibt. In der Hauptsache verwertete er
"^wohl sicher nicht den Photios selbst, sondern teils gemeinsame Vorlagen
'wie Harpokration, teils eng verwandte Quellen. So ist die grosse Über-
einstimmung zwischen Photios und Suidas zu erklären. Von dem Lexikon
des Photios stehen nur etwa zwei Drittel auch bei Suidas. Dass nun aber
gerade das fehlende Drittel hauptsächlich auf eine bestimmte Quelle,
auf das fünfte Lexicon Coislinianum (345), zurückgeht, kann unmöglich
Zufall sein; es erklärt sich nur dadurch, dass Suidas nicht den Photios
selbst, wenigstens nicht unsere Redaktion des Photios, benützte. An Be-
deutung für die Philologie stehen die Bibliothek und das Lexikon des
Photios ohne Zweifel obenan; wenn wir aber die gesamte litterarische
Thätigkeit des Mannes betrachten, so nehmen sie einen geringen Raum ein.
3. Die gewöhnlich dem Photios zugeschriebene, im Jahre 883 voll-
endete Bearbeitung des Nomokanon wird ihm neuerdings abgesprochen.
Sicher aber erlangte Photios einen erheblichen Einfluss auf das orientalische
Kirchenrecht durch die von ihm herausgegebenen Synodaldekrete und
durch kanonische Briefe oder Dekretalen. Die von ihm 861 und
879 — 880 gehaltenen Synoden, die er auch den Kanones-Sammlungen ein-
verleibte, erlangten nach und nach fast ökumenisches Ansehen. Photios
wollte nicht bloss Gesetzsammler, sondern auch Gesetzgeber sein. Vgl.
das Kapitel , Fachwissenschaften**.
4. Briefe des Photios sind bis jetzt etwa 263 bekannt geworden.
Es sind Höf lichkeits-, Empfehlungs- und Trostschreiben ; manche enthalten
auch Warnungen und Strafpredigten, andere wiederum behandeln gelehrte
Fragen; von den letzteren wurden 71 Stücke unter die Quaestiones
Amphilochianae (s. S. 74 f.) eingereiht. Bei der Beurteilung der Briefe ist
nicht zu übersehen, dass sie in Form und Inhalt sehr verschieden sind nach der
Stimmung des Autors, nach der Person, an die er schreibt, und nach dem
Zwecke, den er verfolgt. Dass Photios das weitschweifige Pathos und die
schwülstige Fülle der Byzantiner auch hier nicht verleugnet, kann nicht
auffallen ; denn das ist dem Mittelgriechen eine nationale Eigentümlichkeit,
von der er sich nicht frei machen kann. Aber sicher zeigt sich Photios in
den Briefen als gelehrter, welterfahrener, vielseitiger, gewandter, witziger
und stets überlegener Schriftsteller. Mehr noch als die mit theologischen
Diskussionen erfüllten Schreiben, welche uns ein lebendiges Bild der
kirchlichen Streitigkeiten entrollen, gefallen die kleinen Gelegenheits-
billete, die durch Witz, Kürze und Präzision oft zu wahren Kabinetsstücken
werden, z. B. das feine Briefchen an den schlechten Klosterküchenmeister
Georgios. *)
5. Die Abneigung des durchaus realistisch angelegten Patriarchen
gegen die Poesie wurde schon bei der Besprechung seiner Bibliothek er-
wähnt. So kann es uns denn nicht wundern, wenn die wenigen Versi-
fikationen, die unter seinem Namen gehen, nur als unbedeutende Ver-
0 Ed. Valettas 8. 243; ed. Migne S. 872.
522 Bysantiniache LitteraturgeBchichte. L Prosaiaohe LittMratiir.
suche erscheinen. Drei Oden des Photios enthalten devote Schmeicheleien
gegen den Kaiser Basilios. Auch wird ihm ein JStixj/Qov auf den Patri-
archen Methodios zugeteilt. Sehr zweifelhaft sind Epigramme und einiges
andere; s. Fabricius, Bibl. Gr. ed. Harl. 11,32.
6. Endlich hat Photios auch der alten Spruchweisheit seine Auf-
merksamkeit zugewendet. Qnomen finden sich zerstreut in seinen Werken,
besonders in seinen Briefen; ausserdem aber haben wir yon ihm eine
eigene Spruchsammlung: JIaQaivemg did yviopLoloyiag, die 214 kürzere und
längere Stücke enthält.
7. Unsicheres und Verlorenes. Mit den hier und S. 73 flE. auf-
gezählten Werken ist die Sunmie der litterarischen Thätigkeit des Photios
nicht erschöpft; doch ist nichts Wichtiges übergangen worden. Manchen
an verschiedenen Orten zerstreuten, besonders theologischen Stücken scheint
der Name des Photios erst später zur grösseren Zierde vorgesetzt worden
zu sein. Vgl. die Zusammenstellung dieser Dinge bei Hergenröther
in 242 — 258. Endlich ist ein Teil der sicher als photianisch bezeugten
Werke verloren gegangen oder wenigstens bis jetzt noch nicht ans Tages-
licht gekommen; dieses Schicksal traf viele seiner Reden und mehrere
Gedichte. Auch vermissen wir die genaueren Akten seiner ersten Synode
und manche Akten aus seinem zweiten Patriarchat. Endlich sind ganz oder
grösstenteils verloren: eine Schrift gegen Kaiser Julian, die Photios selbst
erwähnt, eine andere gegen Leontios von Antiochien, welche Suidas
anführt; mehrere dialektische und philosophische Abhandlungen
über Piaton und Aristoteles, die er vor seiner Patriarchenzeit zum Gebrauch
seiner Schüler verfasste;') wahrscheinlich auch ein Werk über Wider-
sprüche in den römischen Rechtsbüchern.
Ausgaben und Hilfsmittel: 1. Eine Gesamtausgabe der Werke des Photios
lieferte unter Mitwirkung des gelehrten Bischofs von Brügge J. B. Malou und des Kardinals
J. Hergenröther Migne, Patrologia graeca 101—104, Paris 1860. Hier findet man die
Schriften des Photios mit Ausnahme dos Lexikons fast vollständig in ziemlich lesbarer
Form (schlecht und fehlerhaft ist nur der Nomokanon abgedruckt); dazu auch Notizen ober
die meist sehr zerstreuten älteren Einzelausgaben. Wir nennen daher im folgenden
nur noch die wichtigste neuere Litteratur. — Zur Ergänzung dienen die Monumenta Graeca
ad Photium eiusque historiam pertinentia ed. J. Hergenröther, Ratisbonae 1869. Sie
enthalten dialektische Stücke Ubqi jov ysvovg, tlegi eXdovg, JleQi dia(poQag, IleQi idlov u. s. w.,
das Fragment einer Homilie, die JlaQalvcotq duc yvtafAoXoylas und einige auf den BUderstreit
und das Schisma bezügliche Schriften teUs von Photios, teils von anderen Byzantinern.
Kritische Beiträge zur Ausgabe Hergenröthers von Ginzel, Theologisches Litteratnrblatt
5 (1870) 763 ff. — S. auch die Litteraturangaben S. 77 f.
2. Bibliothek: Nach älteren Drucken ed. Imm. Bekker, 2 tomi, Berlin 1824;
verbesserter Text mit einem Index. — Migne gibt neben dem Bekker*schen Text die alte
lateinische Version von Schottus, ohne deren Fehler zu korrigieren. — Eine noch angedruckte
lateinische Uebersetzung mit Noten, die der Grieche Antonios Katiphoros abfasste,
liegt in der Marknsbibliothek zu Venedig (Catal. opp. class. II opp. Photii tom. VII). —
Bekker benützte vier Handschriften der Bibliothek, andere zählen Hergenröther, Photius
III 13, und Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 10, 682, auf: vgl. ebenda 10, 678-776 und 11,
l — 10. — Jo. Ehren fried Geissler, De Photii P. C. scientia medica, Diss., Leipzig 1746
(völlig wertlose Notizen über die von Photios in der Bibliothek erwähnten Mediziner).
— Jo. Henr. Leich, Diatribe in Photii bibliothecam, Leipzig 1748. — Rad. Ball-
heimer, De Photi vitis decem oratorum, Bonner Diss. 1877. — An t. Elter, De Joannie
Stobaei codice Photiano, Bonner Diss. 1880. — üeber die Bedeutung von ro'/uof, rsv/og,
ßißXiop in der Bibliothek des Photios s. Th. Birt, Das antike Buchwesen, Berlin 1882
') Vielleicht gehören zu denselben einige Fragmente im Cod. Monac. 222.
6. AliertnnuiwiMeiisohaft. A. Philol. Polyhistoren n. Scholiasten. (§ 216) 523
S. 26 f. — Ulrich Hoefer, Konon, Greifswald 1890 (handelt tther das nur in einem
Auszüge des Photios erhaltene mythographische Werk des Konon imd giht den Text mit
Apparat). — Leop. Schoenle, Diodorstudien, Berlin 1891 8. 10 ff. (Vergleichung des bei
Photios, Cod. 250, erhaltenen Auszuges aus Agatharchides mit Diodor Ilf 12—48). — Eine
£mendation von S. Z., Zu Photios, Joum. Min. 1891 Bd 278 Dezemberheft S. 111. Vgl.
B. Z. 1, 178. — G. Wachsmuth, Einleitung in das Studium der alten Geschichte, Leipzig
1895 S. 68 f. — J. Dräseke, Zu Photios Bibliothek Cod. 1, B. Z. 5 (1896).
Selbständig überliefert ist der Auszug des Photios aus der Kirchengeschichte
des Philostorgios. Zur Ergänzung dient die Vita Artemii, in die ein sonst unbe-
kannter Hagiograph, Johannes von Rhodos, im 9. Jahrh. bedeutende Stücke aus Philo-
storgios einfügte. Hierüber handeln: P. Batiffol, Fragmente der Kirch engeschichte des
Philostorgius, Rom. Quartalschr. 3 (1889) 252-289. — P. Batiffol, Die Textüberlieferung
der Kirchengeschichte des Philostorgius, Rom. Quartalschr. 4 (1890) 134—143. — J. R.
Asm US, Ein Beitrag zur Rekonstruktion der Kirchengeschichte des Philostorgios, B. Z. 4
(1895) 30—44.
3. Lexikon: Ed. pr. G. Hermann mit dem Lexikon des Zonaras, vol. III, Leipzig
1880 (nach zwei Abschriften des Codex Galeanus). — Die erste Ausgabe nach dem Galeanus
selbst besorgte R. Dobree mit Benützung der Vorarbeit von Person: Photii lexicon e
codice Galeano descr. R. Porsonus, Londini 1822. Davon erschien ein billiger Nachdruck,
I^ipzig 1823. Besprechung dieser Ausgabe von G. Bernhardy, Halle'sche Literatur-
zeitung 1825 N. 77; 78. — Jetzt benützt man die mit holländischer Gründlichkeit ge-
arbeitete Ausgabe von S. A. Naber, 2 voll., Leidae 1864—65 (mit ausführlicher Einleitung
über die Quellen, kritischem Kommentar und wertvollen Indices). — Job. Fr. Schleusner,
Libellus animadversionimi ad Photii lexicon, Leipzig 1810. — Job. Fr. Schleusner,
Curae novissimae sive appendix notarum et emendationum in Photii lexicon, Leipzig 1812.
- Emendationen von G. Cobet, Mnemosyne 7 (1858) 475 ff., 8 (1859) 18 ff., 9 (1860)
399 ff., 10 (1861) 50 ff., sowie in seinen Variae lectiones ^ (1873) passim. — L. Dindorf,
lieber Photius Lexikon und Bibliothek, Jahns Jahrb. 103 (1871) 361—369. -- H. Haupt,
Opuscula 2 (1876) 421 ff. — lieber das Verhältnis zu den Platoscholien und zu dem
5. Bekker'schen und zum Bachmann'schen Lexikon s. L. Cohn, Jahns Jahrb. Supplement-
band 13 (1882—84) 794 ff. — lieber die Frage, ob Suidas das Lexikon des Photios selbst
oder dessen Vorlagen benützt hat, handelt besonders P. Ro ellig, Quae ratio inter Photii
et Suidae lexica intercedat, Halle 1887 = Dissertat. philol. Hallenses vol. 8, 1 — 67; hier
ist auch sonstige auf die Frage bezügliche Litteratur verzeichnet. — Dass das Lexikon nicht
bloss durch Blätterausfall im Codex Galeanus Lücken habe, sondern auch sonst imvoll-
ständig überliefert sei und dass die Lücken zum Teil aus den Quaestiones Amphilochianae
ergänzt werden können, behauptet H. Diels, De Dionysii et Photii lexicis, Hermes 26
(1891) 243-261. Dagegen R. Reitzenstein, Berl. philol. Wochenschr. 1893 8. 137 ff.
— Eine Emendation von G. A. Papabasileiu, ^A&rjvä 6 (1894) 472. — Kritische Be-
merkungen zum Lexikon des Photios, zu Suidas, Choiroboskos und anderen B3rzantinem
gab K. S. Kontos, 'jatjytuoy 7 (1878) 238—240, und: 'J9tjyä 7 (1895) 3—64; 289—384.
— G. Wentzel, Zu den atticistischen Glossen in dem Lexikon des Photios, Hermes 30
(1895) 367-384. — Vgl. auch §§ 233 und 236.
4. Briefe: Nach älteren Drucken fast vollständig bei Migne, Patrol. gr. 102, 585
bis 990. — Dazu kam bald als Ergänzung die Ausgabe von J. N. Valettas, London 1864.
Sie enthält nicht viel Neues, aber sachdienliche Erläuterungen und viele Verbesserungen
des Textes. — Drei neue Briefe ed. Dor. Euelpides, InaQxlov evxqtxovy Knel 1874
S. 215 — 219 (mir unzugänglich). — Einige bei Valettas fehlende Briefe bewahrt der Cod.
Athous 3697 s. 17. Vgl. Sp. Lambros, Catalogue of the greek mss on Mount Athos 1
(1895) 351. — lieber eine Stelle in einem Briefe des Photios handelt H. Usener, Rhein.
Mus. 28 (1873) 409-412. — Varianten zu einigen Briefen des Photios nebst 6 Briefen
eines Gnostikers an den Magister von Antiochia Nikephoros Uranos edierte aus einem, wie
es scheint, auch sonst nicht unwichtigen epistolographischen Sammelcodex in Patmos J.
Sakkelion, ^A&rjytaov 9 (1880) 285—300. — lieber die Benützung der Nicoclea des Isokrates
im Sendschreiben des Photios an seinen Schüler, den neugetauften Bulgarenfürsten Michael,
vgl. Br. Keil, Epikritische Isokratesstudien, Hermes 23 (1888) 369 f.
5. Gnomen: Ed. Hereenröther in den Monumenta; s. oben. — Vgl. folgende
Schriften von Leo Sternbach: Curae Menandreae, Dissert. classis philol. acad. litt. Cra-
coviensis t. 17 (1892) 229—245; Photii Patriarchae opusculum paraeneticum. Ebenda t. 20
(1893) 1—28; Analecta Phoüana, Ebenda t. 20 (1893) 83-124.
6. Ein aus 9 Oden zu je 5 Trimetem bestehendes Preisgedicht des Photios auf
Christus und die hl. Jungfrau ed. aus einem Codex der Athoslaura Alex. Lauriotes,
'EmxXijö, UX, 1895 Nr. 28 S. 220.
7. Die allgemeinen Hilfsmittel sind, da sie vorwiegend die kirchenpolitische
524 Bysaniinische Litteratargeschichte. I. Proaaisehe Litteraiur.
und theologische Seite des Photios betroffen, schon S. 77 f. angef&hrt. Vgl. nodi Fa-
bricius, Bibl. gr. ed. Harl. 10, 070—776 und 11, 1—37. — Die Beziehungen des PhotNi
zu Papst Nicolaus 1 untersucht A. Gasquet, Kempire Byzantin et la monarobie Firnnqna,
Paris 1888 S. 348—372. — Die von der antiphotianischen Partei in Umlauf gebraeliUi
sagenhaften Berichte über das Leben des Photios bespricht B. Georgiades, 'HfMQMywf
xfjg 'AvaxoXrjg, Kpel 1887 S. 104—115. — Zur Bibliographie vgl. W. Engelmann, Biblio-
theca scriptorum classicorum 1 (1880) 555 f.
217. Arethas (ÄQtO^ag) um 860 in Patrae geboren, war wie alle
hei'vorragenden Männer dieser Zeit ein Schüler des Photios. Seit dem
Anfang des 10. Jahrhunderts (sicher seit 907) war er Erzbischof von
Eäsarea. Die anonyme Lebensbeschreibung des Patriarchen Euthy-
mios (vgl. S. 313), eine Hauptquelle für die Biographie des Arethas, zeigt
ihn an den kirchlichen Streitigkeiten der Zeit lebhaft beteiligt. Er war
zuerst Anhänger des Patriarchen Nikolaos, versöhnte sich aber bald mit
Euthymios. Nach derselben Quelle war Arethas Lehrer des angesehenen
„Philosophen** Niketas des Paphlagoniers. Das letzte bekannte Datum
seiner Biographie ist das Jahr 932, aus welchem einer der in seinem Auf-
trage geschriebenen Codices stammt. In der Geschichte der byzantinischen
Bildung nimmt Arethas eine sehr beachtenswerte Stellung ein. In einem
dunkeln Jahrhundert und an einem von den wenigen noch übriggebliebenen
Bildungsstätten weit abgelegenen Orte widmete er sich mit bewunderungs-
würdigem Eifer der Sammlung und Erklärung kirchlicher wie pro-
faner Schriften. Der älteste bzw. einzige griechische Kommentar zur
Apokalypse ist nur in der von Arethas stammenden Form auf uns ge-
kommen. Ausserdem haben wir von ihm Bemerkungen zu Piaton, Lukian
und Eusebios. Sein Interesse für Litteratur bezeugen mehrere erhaltene
Handschriften, welche in seinem Auftrage und auf seine Kosten kopiert
wurden; dazu gehören ein wichtiger Codex der Apologeten (Paris, gr. 451),
ein Codex dogmatischen Inhalts, Handschriften des Euklides, des
Rhetors Aristides, vielleicht auch des Dion Chrysostomos, endlich der
berühmte von Clarke aus Patmos nach England entführte Platocodex.
Ein Moskauer Codex enthält viele noch unedierte Qelegenheitsschriften
und Briefe des Arethas, aus denen sich noch genauere Nachrichten über
seine Lebensverhältnisse erwarten lassen. Wenn auch die Hauptbedeutung
des Mannes darin beruht, dass man ihm einen wertvollen Teil der apolo-
getischen und sonstigen kirchlichen Litteratur verdankt, so ist ihm doch
für seine unermüdliche Sammelthätigkeit auch die klassische Altertums-
wissenschaft zum Danke verpflichtet. Über die theologischen Schriften
des Arethas s. S. 129 f.
J. C. T. Otto, Des Patriarchen Gennadios von Kpel Confession. Nebst einem Ex-
kurs über Arethas' Zeitalter, Wien 1864. — M. Schanz, Arethas Verfasser von Schollen
zu Plato, Philologus 34 (1874) 374 f. — Für eine genauere Kenntnis und bessere Würdi-
gung des Arethas zog die Grundlinien Ad. Harnack, Texte und Untersuchungen zur Ge-
schichte der altchristl. Litt., herausgeg. von 0. von Gebhardt und Ad. Harnack I 1 — 2
(Leipzig 1882) 36—46. - Ueber den Cod. Paris, gr. 451 berichtet 0. von Gebhardt,
Texte und Untersuchungen I 3 (1883) 154—196. - Des Arethas Scholien zu Tatianos ed.
Ed. Schwartz, Tatiani oratio ad Graecos, Leipzig 1888 (= Texte und Untersuchungen
IV 1) S. 44—47. — Vgl. Athenagorae libellus pro christianis, oratio de resurrectione ca-
daverum rec. Ed. Schwartz. Leipzig 1891 Proleg. (= Texte und Untersuchungen IV 2j.
— Ueber die philologische Bedeutung des Arethas handelt mit überschätzender Begeiste-
rung E. Maass, Observationes palaeographicae in den Mälanges Graux, Paris 1884
8. 749—766 — Biographische Notizen und Mitteilungen über Moskauer Handschriften des
6. Altertomawissensohaffc. A. Philol. Polyhiatoren m ScholiaBten. (§§ 217—218) 525
Arethas von Ad. Jülicher, Götting. Gel. Anzeigen 1889 S. 383—387. — Des Arethas Be-
merkungen über Dion Chnrsostomos ed. Cnach Kayser) L. Dindorf in seiner Ausgabe des
Dion Chr. 2 (1857) 361—366. Vgl. Cobet in der Eraperius'schen Dioaosgabe, 1 (Braun-
Bchweig 1844) S. XII § 19 und 2 (1844) 792; und von Arnim, Dion Chrysostomos 1
(1893) Prolegomena S. VIII. -- A. Sonny, Dictvs bei Arethas, B. Z. 1 (1892) 590. — Zu
der interessanten Randnotiz des Arethas im Cod. Vatic. 1298 des Aristides vgl. W. Gurlitt,
Die grosse eherne Athena des Pheidias, Analecta Graeciensia, Graz 1893 S. 101 ff. —
Dass Arethas auch ein Exemplar der ,Selbstbetrachtungen' des M. Aurelius besass, zeigte
A. Sonny, Zur Ueberlieferungsgeschichte von M. Aurelius E^; eavrov, Philologus 54
(1895) 181 f. — Ueber das Verhältnis des Arethas zum Onomastikon des Julios Polydeukes
vgl. £. Bethe, Die Ueberlieferung des Onomastikon des Julius Pollux, Nachrichten der
k. Gesellschaft der Wiss. zu Göttingen, Philol.-hist. Klasse 1895 S. 336 ff. — Verzeichnis
von Hss aus dem Besitze des Arethas bei W. Wattenbach, Anleitung zur griechischen
Paläographie ^ 1895 S. 61 f. — Die Litteratur zu den theologischen Schriften des Arethas
8. S. 131.
218. IsaAk Porphyrogennetos (laaäxiog 6 IloQffVQoykvvijtoq)^ wahr-
scheinlich jener Komnene Isaak, der 1057 — 1059 den byzantinischen Kaiser-
thron inne hatte und sich dann freiwillig ins Kloster zurückzog, verfasste
zwei kleine Schriften zu Homer. Die erste führt den Titel: IIsqI
xdn' xavaleifpO^evTcov vno toi ^O/xr^gov d. h. Über die von Homer weg-
gelassenen Dinge. Nachdem der Verfasser eine ziemlich naive Lobrede
auf Homer und eine Inhaltsangabe der Dias vorausgeschickt hat, bemerkt
er, Homer habe unbegreiflicher Weise viele mit der Eroberung Trojas zu-
sammenhängende Ereignisse übergangen, wie den Tod des Priamos, das
Schicksal der Hekabe u. s. w. Er habe deshalb aus alten Büchern jene
Dinge zusammengestellt, um das Werk des Homer zu ergänzen und
abzurunden; in Anbetracht seines poetischen und sprachlichen Unver-
mögens habe er jedoch hiezu nicht das heroische Metrum, sondern die
prosaische Form gewählt. Ergibt nun in unbeholfener und doch pretiöser
Diktion eine Erzählung der an die homerischen Geschichten anschliessen-
den Ereignisse, wie sie namentlich im Philoktet des Sophokles und in der
Hekabe des Euripides vorkommen. Ob er die Dramen direkt benützte und
welche Quellen er etwa ausserdem noch verwertete, muss noch untersucht
werden. Daran schliesst sich ein zweites Schriftchen, worin ganz im
Geschmack des Zeitalters die homerischen Helden, zuerst die Griechen,
dann die Trojaner, mit einer genauen Personalbeschreibung, wie sie
besonders in Romanen, in apokryphen Apostelgeschichten und in volks-
mässigen Chroniken Sitte geworden war, bedacht werden: JIcqI Idiarfjrog
xal xaQaxzijQiüv t(ov iv Tgoitf 'EXkrjvwv te xai TQaitov, Agamemnon z. B.,
der den Reigen eröffnet, wird bezeichnet als „gross, weiss, schönnasig,
von dichtem Bartwuchs, schwarzem Haar, grossen Augen, furchtlos, edel,
grossmütig**. Die Schrift besitzt mithin Verwandtschaft mit Dar es
Phrygius und Diktys von Kreta, letzteren nennt der Verfasser am
Schlüsse (S. 88) auch wirklich als Gewährsmann seiner Beschreibungen;
trotzdem hat er nicht aus Diktys selbst, sondern aus seinem Ausschreiber
Malalas geschöpft. Die vielfache Übereinstimmung des Werkes mit den
Posthomerica des Tzetzes ist wohl aus der Benützung gleicher Quellen
durch beide zu erklären. Obschon litterarisch und philologisch wertlos,
sind beide Schriften immerhin charakteristisch für jene im Diktys, Dares,
Malalas und sonst bekundete romantische Auffassung der trojanischen
Geschichten, welche im späteren Altertum den Homer teils zu ersetzen,*
526 Bysftntinische litteraturgeBohiohte L Prosaische Litterstnr.
teils zu ergänzen suchte und schliesslich in den phantastischen Troja-
romanen des Mittelalters einen breiten und bleibenden Ausdruck fand.
In solchem Zusammenhange müssen also die zwei Versuche des Exkaisers
Isaak gewürdigt werden.
1. Ausgaben: Die komorische Physiognomik edierte zuerst J. Rutgersins, Varia-
mm lectionum libri sex. Lugd. Batavomm 1618 8. 509—516. — Dann ed. beide Stficke
Leo Allatias, Excerpta varia, Romae 1641 S. 259—320 (mit lateinischer Uebersetzong).
— Wiederholt auf Grund neuen handschriftlichen Materials in: Polemonis declamationes
rec. Hugo Hinck, Leipzig, Bibl. Teubneriana 1873 S. 57—88 (ohne die lateinische Ueber-
Setzung).
2. Hilfsmittel: üeber die Quellen der Trojageschichten bei Isaak vgl. die Litteratnr-
angaben S. 332 f.
3. Im Cod. Ambros. H. 22 sup. fol. 157 ff. steht eine Hypothesis des Homer, deren
ProOmion, der Porphyrogennetos aus alten Gewährsmännern zusammengestellt hat" (bd^ey tovro
ix naXauSy dvdqiäv 6 noQ(pvQoy^yyt]Tog avva&Qolaag ixifidtoxey). Das Proömion beginnt: Tov
noXv^QvXijtov 'OfAi^Qov rovTo (cod. tovtov) fJtiya noiijattvtoq xal a^ioXoyoy xai noXv&QvXrjtoy
CTtovdaofjta xal aymvi^sfjia. Darauf folgt der Inhalt von Kapitel 2 — 47 der Pseudo-Plutarchi-
sehen Schrift De vita et poesie Homeri. Daran schliessen sich die Hypothesis zum ersten
Gesänge der llias, dann dieser selbst mit Scholien, endlich Kapitel 48— 51 der Schrift des
Pseudo-Plutarch. Unter dem JloQfpvQoyivvfjxog ist jedenfall Isaak Porphyrogennetos zu
verstehen. Vgl. C. Wachsmuth, Rhein. Mus. 18 (1863) 136-138; 326 f.
219. Johannes Tzetzes (l(üdvvr^q 6 T^är^rjg) wurde als Sohn eines
gebildeten Mannes um das Jahr 1110 in Konstantinopel geboren und er-
hielt, wie er selbst ausdrücklich bezeugt, eine sorgfältige Erziehung; von
früher Jugend an philologischen Studien ergeben, widmete er sich, nach-
dem er eine Zeit lang als Sekretär und Lehrer der Grammatik thätig ge-
wesen war, alsbald einer ausgedehnten litterarischen Thätigkeit, die ihm
auch seinen Unterhalt verschaffte. Über seine Lebensverhältnisse sind
wir ziemlich genau unterrichtet, da er jede Gelegenheit ergreift, von sich
selbst zu erzählen. Durch alle Notizen, die seine Person betreffen, zieht
sich die endlose Klage über Armut, Missgeschick und über die Yerkennung
seiner grossen Verdienste. In dieser Hinsicht wie auch in manchen an-
deren Zügen ist Tzetzes mit seinem würdigen Zeitgenossen Ptochopro-
dromos eng verwandt. Für das in der ganzen griechischen Litteratur
bemerkbare Elend des Grammatikerstandes ist er der ausgeprägteste Typus.
Einmal geriet Tzetzes in so grosse Not, dass ihm von allen Büchern nur
der Plutarch übrig blieb. Stets erscheint er von der Gnade der vor-
nehmen Gönner abhängig, denen er seine Schriften widmet. Besonders
sind es Mitglieder des kaiserlichen Hauses, an die er sich wendet, Isaak
Komnenos, der Bruder des Kaisers Johannes Komnenos, Kaiser Manuel
Komnenos und seine aus deutschem Geschlechte stammende Gemahhn
Irene; auch die mit den Komnenen verwandte, mächtige Familie Kamateros
und andere Würdenträger bedachten ihn, wie sich aus den Briefen ergibt,
mit reichlichen Geschenken. Sein Hauptgönner war lange Zeit ein ge-
wisser Konstantin Kotertzes, der die Fortsetzung der Allegorien zu
Homer und eine zweite Bearbeitung der Chiliaden verschuldet hat. Das
Todesjahr des Johannes Tzetzes lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen.
Wenn die ihm zugeschriebenen Jamben auf den Tod des Manuel Kom-
nenos ihm wirklich gehören, müsste er das Jahr 1180 überlebt haben.
Eine genauere Bestimmung ergäbe sich vielleicht aus einer im Cod. Paris.
6. AltertiimBwi88en8chaft. A. Philol. PolyhiBioren u. Soholiasten. (§ 219) 527
2644 erhaltenen, angeblich von Tzetzes stammenden Monodie De impera-
tore occiso, die man auf Andronikos Eomnenos (f 1185) bezogen hat;
allein so lange das Gedicht nicht ediert ist, bleibt die Autorschaft des
Tzetzes ebenso unsicher als die Beziehung auf jenen Kaiser.
Das Gesamturteil über die litterarische Thätigkeit des Johannes
Tzetzes kann nicht günstig ausfallen; seine Selbstüberhebung, mit der sich
die derbste Polemik gegen andere Grammatiker verbindet, ist ebenso gross
als seine Sorglosigkeit, in welcher er selbst die zeitgenössischen Pach-
genossen noch weit übertrifft. Man glaubt in der Chronik eines Malalas
zu lesen, wenn Tzetzes z. B. den aus Amorgos stammenden Dichter Simo-
nides einen Sohn des Amorgos nennt, wenn er Naxos für eine Stadt auf
Euboea hält, den Servius Tullius als Konsul und Kaiser der Römer be-
zeichnet, den Euphrat mit dem Nil verwechselt u. s. w. Die meisten
seiner zahllosen Irrtümer und Missverständnisse erklären sich daraus, dass
er in Ermangelung von Büchern seinem Gedächtnisse allzuviel zutraute;
er rühmt von sich selbst in den Allegorien zur Dias 15, 87:
'Efiol ßtflXio&ijxij yoQ ij xBtpaXij xvyxäyBi '
BißXoif (T ijfAiv ov nixQBici deiytog axQtjfAarovaiy,
Ähnlich sagt er in den Chiliaden I 277 von seinem Gedächtnisse:
Ovdi yuQ fxvfjfioviaxBQov rov T^et^ov 9e6g aXXoy
*'AydQa rcJv TtQiv xb xtel xdiy yvy i^i(frjyBy iy ßiü).
Es muss daher ausdrücklich betont werden, dass auffallende, sonst nicht
belegte Namen und Nachrichten, die sich nur bei Tzetzes finden, mit
grösster Vorsicht entgegenzunehmen sind; mancher scheinbare Fund er-
weist sich bei näherer Betrachtung als eitel Katzengold.
Immerhin erhebt sich die Belesenheit des Tzetzes weit über das
Normalmass byzantinischer Bildung; sie umfasst, wie sich namentlich aus
den Chiliaden ergibt, Homer, Hesiod, Pindar, die Tragiker, Aristophanes,
Theokrit, ApoUonius Rhodius, Lykophron, Nikander, Dionysios Periegetes,
Oppian, die Orphica, Quintus Smymaeus, eine Anthologie; von Histo-
rikern den Herodot, Diodor, Joseph, Sueton oder eine abgeleitete Quelle,
Plutarch, Arrian, Dio Cassius, Prokop von Kaesarea, Pseudokallisthenes,
Malalas, Hesychios Milesios, Theophylaktos u. a., von Rednern den Lysias,
Demosthenes, Aeschines, auch verlorene Schriften wie Aristogiton gegen
Hyperides u. s. w., von Philosophen den Piaton, Aristoteles, Psellos u. a.;
von Geographen den Strabon und Stephanos von Byzanz; von Belle-
tristen vor allem den Lükian. Manches bleibt hier freilich recht un-
sicher; denn die Untersuchung der Quellen des Tzetzes wird, von der
üngenauigkeit seiner Gedächtniszitate und der Flüchtigkeit seiner Lektüre
abgesehen, noch besonders dadurch erschwert, dass er nach einer in Byzanz
weit verbreiteten Unsitte zahlreiche Autoren nur aus zweiter Hand an-
fuhrt, manche auch auf Geratewohl zitiert und hiebei Autoren und Schriften
verwechselt. Trotz dieser Mängel verdienen die Werke des Tzetzes eine
eingehende Betrachtung, die sich vor allem darauf richten muss, den Weizen
von der Spreu zu sondern und in die noch wenig gesichteten Massen Licht
und Klarheit zu bringen. Neben der Bedeutung, die Tzetzes für das
Altertum hat, ist er unstreitig für die litterar- und kulturhistorischQ
528 Bysantinisohe Litteratnrgesohiolite. I. ProMdsche Littonitw.
Würdigung seiner eigenen Zeit eine bedeutende Figur, die in einem
samtbilde des zwölften Jahrhunderts so wenig fehlen darf ab Aaift w
Komnena, Ptochoprodromos, Eustathios u. a. Die Schriften des Tj
kann man in drei Oruppen teilen, in antiquarisch-historische Sarnmi
werke (Briefe mit den Chiliaden), in Ergänzungen, Allegorien nij
Scholien zu den alten Dichtem und endlich in allgemeine Traktat
über Poesie, Metrik und Grammatik, wozu einige kleinere Stücke
mischten Inhalts kommen. Wir beschränken uns auf eine kurze Ai
lung sämtlicher Werke:
1. Eine von Tzetzes selbst geordnete und in zwei Bände eingetäb]
Sammlung von 107 Briefen. Als Prinzip der Reihenfolge ist mit
liger Sicherheit die Zeit der Abfassung erkannt. Die frühesten St&di^
beginnen mit dem Jahre 1138; die letzten sind kaum vor 1165 geschriebei,1
der dem Ganzen als Einleitung vorgesetzte Brief an den Diakon Epiphamos]
schwerlich vor 1170. Eine geringe Zahl der Briefe gehört in die seit d»
Sophistenzeit beliebte Gattung der fingierten Episteln; sie sind schon
in der Überschrift als rhetorische Übungsstücke bezeichnet z. B. *Üg coro
Tivog diaxovov nQog emaxoTiov. Die meisten dagegen sind an wirkliche
Personen gerichtet, an Männer und Frauen aus dem Eaiserhause, an geist-^
liehe und weltliche Würdenträger, an Freunde und Schüler. Aus ihnen
erfahren wir manches biographische Detail über den Verfasser und
die Adressaten; doch verschwinden solche Personalnotizen in dem Wüste
mythologischer, litterargeschichtlicher und historischer Weisheit, die den
Hauptinhalt dieser schwergelehrten Korrespondenz bildet. Wenn Photios
in seinen Briefen auch wissenschaftliche Fragen mit Eleganz und Leichtig-
keit zu behandeln weiss, so treffen wir bei Tzetzes nur krausen Notizen-
kram und dazwischen, wie als Erkennungszeichen eingestreut, die Ergüsse
seiner morosen und launenhaften Selbstüberhebung.
Erste Gesamtausgabe von Theod. Pressel, Ttlbingen 1851 (mit einem Index
Graecitatis und einem kritischen Apparate zu den Ghiliaden).
2. DieChiliaden. Das umfassendste Werk des Tzetzes, wahrschein-
lich zwischen 1144 und 1170 abgefasst, ist ein philologisch-historisches
Lehrgedicht von 12674 politischen Versen, das von Tzetzes -ßi'i^Ao^ ictto-
Qiüiv betitelt wurde; die jetzt übliche Bezeichnung Chiliades stammt von
dem ersten Herausgeber Gerbel (1546), welcher das ganze Werk zur Er-
leichterung des Zitierens in 13 Verstausende einteilte. Nach seiner ur-
sprünglichen Anordnung zerfällt das Werk in 600 Kapitel (tato^iai). Den
Inhalt dieser „Geschichten" bilden mythologische, litterargeschichtliche
und historische Miszellen, welche die in den Briefen vorkonmienden ge-
lehrten Abschweifungen in ausführlicher Weise erklären. Die Chiliaden
sind mithin nichts anderes als ein ungeheuerer versifizierter Kom-
mentar zu den eigenen Briefen des Tzetzes, die Stück für Stück teils in
einer, teils in mehreren „Geschichten" erläutert werden. So eng ist die
Beziehung zwischen den Briefen und Chiliaden, dass man die ersteren
geradezu als einen detaillierten Index zu den letzteren betrachten kann.
Die Briefe bilden das Gerippe, die Chiliaden die bauschige Umhüllung des-
selben. Doch die Manie des Kommentierens Hess Tzetzes nicht ruhen.
6. AliertaiiuiwiBaeiiflchaft. A. Philol. Polyhistoren n. Bcholiasten. (§ 219) 529
* dachte: »Doppelt genäht hält besser** und versah die Chiliaden noch
L^ ausführlichen, teils in Prosa, teils in politische und jambische Verse
fassten Randscholien, in welchen er teils historische Irrtümer ver-
^sert, teils Quellen angibt, die Erzählung, Orthographie, Wortbildung und
'osodie rechtfertigt und Einzelheiten hinzufügt. Auch zieht er hier in
x-bster Weise gegen den nachlässigen Abschreiber los, der Koprograph,
cht KaIHgraph zu heissen verdiene;^) in Wirklichkeit scheint jedoch
öser Mistschreiber, ähnlich wie heute zuweilen der „Druckfehlerteufel*,
IX den Sündenbock abzugeben für die Schnitzer, die nachträglich von
Eetzes oder von anderen entdeckt wurden. Diese verbesserte Aus-
abe widmete Tzetzes seinem Gönner Kotertzes, an den auch zwei
riefe gerichtet sind. Genau genommen sind übrigens drei Ausgaben der
hiliaden zu unterscheiden. Als Anhang der Chiliaden finden sich in
wei Handschriften drei kleinere Gedichte, deren Inhalt im wesent-
kchen eine bittere Polemik gegen die Feinde des Tzetzes, besonders gegen
len Eparchen Kamateros bildet.
1. Ausgaben: £d. pr. Nie. Gerbelius, Basileae 1546; wiederholt von Jac. Lectius
m Corpus poetarum Graecorum, Goloniae Allobrog. 1614 v. II 274 ff. — £d. Theophil,
(iessling, Lipeiae 1826 (Joannis l'zetzae historiarum variarum chiliades); eine ganz un-
critische und nachlässige Arbeit Vgl. die gehaltreichen Besprechungen von Struve,
Uue kritische Bibliothek, herausgeg. von G. Seebode 1827 S. 241—306 und 370-436
lach als eigene Schrift unter dem Titel: Ueber den politischen Vers der Mittelgriechen,
lildesheim 1828) und von Hamaker, Bibliotheca nova critica 4 (Lugduni Batavorum 1828)
172—403, endlich die freilich auch sehr ungenaue Kollation von Pariser Handschriften in
ler Ausgabe der Briefe des Tzetzes von Pressel. — Scholia ad Tzetzae Chiliades ed.
I. A. Gramer, An. Oxon. 3 (1836) 350—375. — Eine brauchbare Ausgabe der Chiliaden,
n welcher das Verhältnis der Codices und Rezensionen klargelegt und ein verlässiger Text
regeben werden müsste, fehlt uns noch. Von Handschriften sind bis jetzt 2 Münchener
ind 2 Pariser bekannt.
2. Hilfsmittel: Fr. Dübner, Ueber eine wichtige Hs der Historien des Tzetzes
lebst den Randbemerkungen, die derselbe bei einer späteren Lektdre seinem Buche zu-
;efQgt Rhein. Mus. 4 (1836) 1-26. — Fr. Haase, Miscellaneorum philologicorum liber II.
^rogr., Breslau 1858 (Bemerkungen zu Tzetzes Chil. B. 8). — Fei. Liebrecht, Zu
Pzetzes Chiliaden, Philologus 28 (1869) 355-357; 541—543. — Fragmente des Dio Cassius
werden in den Chiliaden (und anderen Kompilationen des Tzetzes) nachgewiesen von H.
lanpt, Neue Beiträge zu den Fragmenten des Dio Cassius, Hermes 14 (1879) 430—446.
- Die Quellen der mythologischen, historischen, geographischen und litterargeschichtlichen
S^ichrichten der Chiliaden behandelt die gründliche Arbeit von Christian Härder, De
foannis Tzetzae historiarum fontibus quaestiones selectae, Diss., Kiel 1886. — Zu Chiliaden
K 334 vgl. W. Gurlitt, Die grosse eherne Athens des Pheidias, Analecta Graeciensia,
Iraz 1893 S. 105 ff.
3. Allegorien zur Ilias und Odyssee, zwei Lehrgedichte in poli-
ischen Versen, in welchen 'O "OfirjQog 6 ndvco^og^ ij xß^älaaaa rmv Xoymv
V, 51) breit erläutert und insbesondere die homerische Götterwelt nach
len Grundsätzen des Euhemerismus allegorisch umgedeutet wird. Das
Joppelwerk ist betitelt: ^rnoi^eaig rov "^Ofjnjgov aXXrjyoqrjd'eXaa naqd 'l^auwov
oamiatiKOV rov T^ät^ov rij xQuiaioTarrj ßaaiKaarj xai o/i/y^ixwTftVg xvq^
^Qtjrr^ Tj €^ UkaiÄuvm'. Das Werk ist demnach der Kaiserin Irene ge-
vndmet; doch gehören ihr nur die ersten 15 Gesänge der Allegorien zur
lias. Als nämlich der kaiserliche Schatzmeister, der die ersten Gesängo
eichlich belohnt hatte, anfing den unermüdlichen Dichter mit leeren Worten
M Zu Chiliades V 201: (Ovrat /^eoiV xaXcTy yttg ^ xttXXiyQtt<foy).
Toii xo^Qiiäyio^ rot)rf6 xai xo7iQoyQn(pov
Bandbnob der kli«. Altertumswimeufichaft IX. 1. Abtlg. 2. Aufl. 34
530 ByzantiiÜBohe Litteraiiirgesohiohte. L ProMÜsche Littaratar.
abzuspeisen, widmete er aus Rache den Schluss dem Konstantin Ko<
tertzes. Der Anfang des Werkes ist um 1145 abgefasst, der Schluss umj
1158, die Allegorien zur Odyssee erst nach diesem Jahre, da im Proömiam]
der Tod Irenes (f 1158) erwähnt ist. Von den letzteren sind bis jetzt nur
das Proömium und die Allegorien zu den ersten 13 Gesängen aufgefiindeaj
Beide Gedichte umfassen jetzt etwa 10000 Verse.
1. Ausgaben und Hilfsmittel: Die Allegorien zur Ilias und Odyssee edl
P. Matranga, Anecdota Graeca 1 (1850) 1 — 295. — Nur die AU^orien zur Ilias ed.
Fr. Boissonade, Lutetiae 1851 (mit den Allegorien des Psellos). — Scholia ad AUegcniM
lliadis ed. J. A. Gramer, An. Oxon. 3 (1836) 376—384. — Fr. Soll, Studien Aber daadint]
Ptolemaeus, Jahns Jahrb. Supplementb. 21 (1894) 155, erläutert eine Stelle der AllegoriM|
zur Ilias (Matranga, An. gr. I 87).
2. Von älteren byzantinischen Allegorien sind bemerkenswert die natnrpbilo8ophi8cIie&
Spekulationen zur Ilias und Odyssee, als deren Verfasserin eine gewisse Demo bezeugt istj
Wir haben einige ausdrücklich mit ihrem Namen bezeichnete Fragmente in den Homerscholieo, i
bes. bei Eustathios; dazu kommt ausser zahlreichen anonymen Scholien, die man aus Innerei
Gründen der Demo zuteilen muss, ein grösseres anonymes Stück, nämlich die im Cod. Yindok
philol. gr. 49 (Nessel), s. 13, aufbewahrte zusammenhängende Reihe naturwissensohaftlieh«
Erklärungen zu Ilias A 1 — 560, in welchen wie in den unter dem Namen der Demo überlieferUa
Stücken den Worten des Homer in ganz unsinniger Weise durchwegs kosmische Ideen
unterlegt werden. Die Zeit dieser exzentrischen Homerdeuterin ist nicht näher bekannt;
doch ergibt sich — vorausgesetzt, dass die Wiener Allegorien ihr wirklich gehören —
aus der hier offenbaren Benützung der Schrift des Theodoret von Kyrrhos (f um 458 n. Chr.)
'EXkrivixwy Ttadrjf^dttoy &6Qtt7i€vtixij als Frühgrenze etwa die Mitte des 5. Jahrhunderts n. C1ir4
eine Spätgrenze bildet das Vorkommen von Demoscholien im Homerkommentar des Ven. A,
s. 10 — 11; endlich raten Spuren neuplatonischer Einflüsse, mit denen sich übrigens deat-
liche Züge christlicher Weltauffassung verbinden, die Lebenszeit der Frau Demo in der
Nähe der Frühgrenze, etwa in der 2. Hälfte des 5. Jahrhunderts, anzusetzen. Johannes
Tzetzes widmet seiner Rivalin in seinen eigenen Allegorien zur Ilias und Odyssee (ed.
Matranga IS. 166 und 225) eine sehr ungalante Kritik, die sich offenbar gegen die blinde
Einseitigkeit der von Demo angewandten, übrigens im Prinzip durchaus nicht neuen ,mathe-
matischen*^ Allegor isierung richtet. Der Kritiker rühmt sich u. a. (S. 225), er habe zon
ersten male in durchsichtiger und jedermann verständlicher Weise allegorisiert, nicht wie
,Dimo*, die — ein des Tzetzes würdiger Namenwitz — den Klugen als „Mimo* (Aeffin)
erscheine ....
ovyl xa&an£Q rj Jrjfiaif fiiuta di^ roT^ q)Qoyovai,
yvvMOv xofjL-noXäxvbov, %f;evovtptjyoQoyQd(foy,
fAfjdky &i ngog xdy "Ofitjgoy xtay avyreXovyTOfy X^yoy,
Ueber Demo handelte zuerst eingehender H. Usener, Vergessenes, Rhein. Mus. 28(1873)
414—417, der jedoch ihre Persönlichkeit leugnete und ihren Namen für eine Fiktion eines
Unbekannten erklärte. — Hauptschrift: A. Lud wich. Die Homerdeuterin Demo, Fest-
schrift zum 50jährigen Doktoriubiläum L. Friedländers, Leipzig 1895 S. 296—321. — A.
Lud wich edierte auch die Wiener Allegorien: Allegoriae Homericae ex codico Vindo-
bonensi primum editae. Königsberger Ind. lect. f. d. Sommersemester 1895. — Eine all-
gemeine Charakteristik Demos gab F. Sander, Beilage zur <Münchener> Allgem. Zeitung
1896 Nr. 17.
4. Exegesis zur Ilias des Homer, ein aus der Lehrthätigkeit des
Tzetzes hervorgegangener, wie eine moderne Doktordissertation von giftiger
Polemik gegen alle Vorgänger eingeleiteter Kommentar, der um das Jahr
1143 veröffentlicht und später mit den unvermeidlichen Schollen ausge-
stattet wurde.
1. Ed. G. Hermann mit Draco Stratonicensis, Lipsiae 1812. — Ed. L. Bach-
mann, Scholia in Homeri Iliadem, Lipsiae 1835—38 S. 746—845. — Vgl. E. N. Satbas,
Bulletin de correspond. hellän. 1 (1877) 121 ff.
2. Ein anonymer Auszug der Ilias in politischen Versen steht (nach den Alle-
gorien des Tzetzes) im Cod. Bodl. Barocc. 24 fol. 38^—198. Titel und Anfang: 'Vtto'-
^eaig xtjg «' 'OfxrJQov ^atpt^&iag.
Trjg äXq>a 17 vno&eaig 'Ofi'qqov Sailßi^&lag,
'Jya ngdg arjy iotpiXs^tv mthy inayaXttßüt,
6. AltertmiuiwiMeiiflcluift. A. Philol. Polyhistoren u. Soholiaaten. (§ 219) 531
5. Ein weiteres auf Homer bezügliches Werk des Tzetzes ist ein
lexametrisches Gedicht Td nQo^OfxtJQov, Tcc^'OfitJQov, xd ^ed-'^OiiriqoVj
idiert und gewöhnlich zitiert unter dem lateinischen Titel: Antehomerica,
lomeriea, Posthomerica, auch einfach als Garmina Iliaca. Die
lomerica behandeln denselben Stoff wie die Hias; die Antehomerica troja-
lische Oeschichten, die der homerischen Erzählung vorausgehen, wie den
Jaub der Helena, die Rüstungen der Griechen u. s. w.; die Posthomerica
mdlich Ereignisse, die nach den von Homer erzählten eintraten, wie der
3au des hölzernen Pferdes, die Zerstörung Trojas u. s. w. Die Diupersis
itammt grösstenteils aus Tryphiodor, während der vorhergehende Teil
1er Posthomerica in Quintus Smyrnaeus -}~ Malalas fast ohne Rest auf-
geht. Das Ganze bildet ein poetisches Supplement zu Homer. Auch
Luf dieses Werk, das vor der Exegesis abgefasst ist, setzte Tzetzes später
erklärende Scholien.
1. Ausgaben: Tzetzae carmina Iliaca ed. Schirach, Halle 1763 (unvollständig
md schlecht aus Cod. Aug. 456, doch wichtig wegen der Beigabe der Scholien, von denen
acobs nur Exzerpte, Bekker nichts mitteilt). — £d. Fr. Jacobs, Lipsiae 1793. — Dann
nit manchen Verbesserungen ed. I. Bekker, Berolini 1816. — Die Ausgabe von Jacobs
vurde wiederholt in der Bibliotheca Tauchnitiana mit Quintus Smyrnaeus u. a.,
Jpsiae 1829; der Bekker 'sehe Text von Lehrs und DQbner mit Hesiod, Apollonius
Ihodius u. a., Paris 1868.
2. Hilfsmittel: Die Quellen der Posthomerica untersuchte Ferd. Noack, Die
Quellen des Tryphiodoros, Hermes 27 (1892) 452—463. — Bemerkungen zum ' SagenstofF
les Tzetzes enthält auch Noacks ausführliche Besprechung von F. Eehmptzow, De
Jninti Smymaei fontibus ac mythopoeia, Kiel 1891, Göttinger Gel. Anzeigen 1892 8. 769
lis 812. — Ueber die Quellen der Troica vgl. die Litteratur S. 332.
6. Auf Homer und Hesiod bezieht sich endlich die Theogonia:
Joidvvov YQafAiÄaTixoi rov TXhT^ov 7vo(rifia avxhaqov Tvdvzjj xai dfieXivrjTOV
hd cr/'x«*' nokiTtxmv negu'xov naaav d-eoyoviav iv ßQccx^l fJievd rvQoadijxrjg
lai xaxaXoyov %£v ini rijv ^'ihov dqia%(ov 'EkXi]v<av re xal TQoiwv. Das
Gedicht scheint um dieselbe Zeit abgefasst zu sein wie die Exegesis
:ur Hias.
Ed. I. Bekker, Abhandl. Berl. Ak. 1840 S. 147—169. — Ed. Matranga, An. gr.
! (1850) 577—598. Wegen der starken Verschiedenheit der bentltzten Hand-
chriften müssen beide Ausgaben, die sich gegenseitig ergänzen, herangezogen werden.
- Dazu kommt noch der kleine Prosatraktat lle^i rijg yByytjüBotg taiy ^Btav^ ed. von J.
L Gramer, An. Paris. 3 (1841) 101-112, und in anderer Fassung von Matranga, An.
;r. 2 (1850) 364—371.
7. Schollen zu Hesiods Werken und Tagen und zum Schild
les Herakles, abgefasst vor 1138. Im Vorworte entwickelt Tzetzes
mter heftigen Angriffen auf Proklos die Grundsätze, nach welchen ein
)Lommentar anzufertigen sei; man müsse die Dichter nach ihren Eigen-
ümlichkeiten unterscheiden, über die Abkunft, das Leben, die Werke und
iie Zeitgenossen des zu erklärenden Dichters handeln; man müsse den
iweck des betreffenden Werkes darlegen und die mythischen Geschichten
tllegorisieren; das Metrum und was sonst nötig sei, müsse in klarer und
ehrhafter Weise erklärt werden, nicht mit jener labyrinthischen Verworren-
leit, die selbst wiederum nach Erklärung schreie. Abgesehen von dem
eidigen AUegorisieren, das Leute wie Tzetzes nun einmal für den un-
entbehrlichen Bestandteil eines guten Kommentars hielten, ist gegen diese
Grundsätze nichts einzuwenden. Hätte sie nur Tzetzes selbst treuer be-
S4*
532 Byzantinische Litteraturgeaohiphte. L ProMdBohe Liitoraiiir.
folgt. So aber klingt sein Seitenhieb auf die labyrinthische Verworrenheit,
die selbst wiederum eines Kommentars bedürfe, wie ein Hohn auf seine
eigenste Gewohnheit, Kommentar auf Kommentar zu pfropfen. Übrigens
sind diese Schollen wie die leider nur fragmentarisch erhaltenen des
Pro kl OS sehr beachtenswert, weil sie uns wichtige Reste aus dem Kom-
mentar des Plutarch zu Hesiods Werken und Tagen aufbewahren.
1. Ausgabe: Ed. Gaisford, Poetae Graeci minores, vol. III (dentsche Aus-
gabe vol. II).
2. Hilfsmittel: Ueber die Quellen dieser Scholien s. E. Scheer, De Plutardii io
Hesiodi Opera et Dies commentario, Rendsburg 1870. — Vgl. L. Gohn, Pbilol. AbhandL,
Martin Hertz zum 70. Geburtstage dargebr. 1888 S. 130 ff. — Eugen Abel, Zum rdrof
'Htnodov des Jobannes Tzetzes« Wiener Studien 11 (1889) 88-93. — Hesiod ed. K. Sittl
S. 4 ff.; 383; 393 ff. — Eduard Norden, Beiträge zur Geschichte der griechischen Philo-
sophie, Jahus Jahrb. Supplementb. 19 (1893) 411 ff. — Zu der auf die ret»Qyia des
Oq)heus bezüglichen Stelle des Kommentars zu Hesiods Werken und Tagen (S. 18 ed. Gais-
ford) gibt eine ausführliche Interpretation AntonBaumstark, Beiträge zur griechischen
Litteraturgeschichte, Philologus 53 (1894) 688—691.
3. Exzerpte aus den Hesiodscholien des Tzetzes stehen teils unter dem Namen
des Proklos, teils unter dem des Tsaak Tzetzes im Cod. Monac. 287. Vgl. G. Hart,
Jahns Jahrb. Supplementb. 12 (1880—1881) 29—31.
8. Schollen zu Aristophanes. Der Codex Ambrosianus C 222 inf.
und andere Handschriften enthalten Scholien des Tzetzes zum Plutos, den
Wolken und den Fröschen, dazu ein Argument zu den Rittern und Vögeln,
woraus sich vermuten lässt, dass er auch diese Stücke kommentiert habe.
Die selbständige Thätigkeit des Tzetzes scheint bei der Abfassung der
Scholien eine sehr geringe gewesen zu sein; denn sie stinmien vielfach
fast wörtlich mit anderen, von Küster edierten Aristophanesscholien überein.
Ausgaben und Hilfsmittel: Zuerst wurde die Aufmerksamkeit der Gelehrten
auf diese Scholien gelenkt durch ein Fragment derselben, welches Fr. Ritschi in latei-
nischer Uebersetzung in einer Plautushandschrift fand und in der Schrift: Die alexandri-
nischen Bibliotheken, Breslau 1838, verwertete. — Einen verwandten Text Degl xfOfn^diag
ed. J. A. Gramer, An. Paris. 1 (1839) 3—10. — Die Prolegomena der erwähnten Scholien
edierte H. Keil, Rhein. Mus. N. F. 6 (1848) 108 ff.; 243 ff. — Die Abhandlung von Ritschl
und die Ausgabe von Keil sind mit Nachträgen wiederholt in Fr. Ritschis Opuscula
philologica 1 (1866) 1—172; 197—237. — Zu Ritschis Abhandlung vgl. noch G. Bern-
hardy, Berliner Jahrbücher für wissenschaftliche Kntik 1838 II 821—840. — Die Pro-
legomena auch bei A. Nauck, Lezicon Vindobonense, Petersburg 1867 S. 233—252. Dazu
vgl. E. Miller, Journal des savants 1870 S. 169—173. — Eine genauere Kollation mit
bibliographischen und litterarhistorischen Notizen gab W. Studemund, Anecdota varia
Graeca 1 (1886) 250—255. — Weitere Beiträge zu diesen Scholien von Fr. Dtlbner und
M. Schmidt, Philologus 25 (1867) 687—691; Ad. von Velsen, Philologus 35 (1876)
696—703; Max Consbruch in den Gommentat. in honor. G. Studemund, Argentorati
1889 S. 211—236. — Ein grosses Stück der Scholien edierte aus den Godd. Ambros. C
222 inf. und Urbin. 141 zum ersten male K. Zacher, Die Hss und Klassen der Aristo-
?hanesscholien, Jahns Jahrb. Suppl. 16 (1888) 585—601, wo auch das Verhältnis des
'zetzes zu den alten Scholien charcdcterisiert ist. — Karl Dziatzko, Johannes Tzetzes
und das Plautusscholion über die alexandrinischen Bibliotheken, Rhein. Mus. 46 (1891)
349-370.
9. Scholien zu Lykophrons Alexandra. Sie wurden firüher dem
älteren Bruder Isaak Tzetzes zugewiesen oder wenigstens als gemein-
same Arbeit beider Brüder angesehen; doch gehören auch sie dem Johannes,
der diese Jugendarbeit seinem Bruder Isaak als litterarisches Eigentum
abtrat, sie aber nach dem Tode desselben wiederum ausdrücklich für sich
reklamierte.
1. Ausgaben: Ed. Leop. Sebastiani, Romae 1803. — £d. Gottfr. Müller,
3 voll., Lipsiae 1811. Beide Ausgaben sind unhandlich und nach holländischer Art über-
mässig mit Varianten und sonstigen Zugaben belastet.
6. AltertmnswiflBeiiBchaft. A. Philol. Polyhistoren u. Soholiasten. (§ 219) 533
2. Hilfsmittel: Vgl. E. Scheer, Die üeberliefenuig der Alexandra des Lykophron,
Rhein. Mus. 34 (1879) 272 ff.; 442 ff. — Winke für die Benützung dieser Scholien bei U.
V. Wilamowitz-Möllendorff, De tragicorum graecorum fragmentis, Index lect., Göt-
tingen 1893 S. 26 f. — Zur sachlichen Erläuterung vgl. den schönen Kommentar in der
Ausgabe der Alexandra von C. v. Holzinger, Leipzig 1895. — Besser als der Kommentar
des Tzetzes sind die Scholien im Cod. Paris. 345, ed. von L. Bachmann, Anecdota
Graeca 2 (1828) 199—386, und in Lycophronis Alexandra rec. Ed. Scheer, Berolini
1881; vgl. dessen Prolegom. S. 10 ff. über Handschriften des Kommentars von Tzetzes. —
Zu den Quellen dieser Scholien vgl. G. Wentzel, *EnixXtjceis «^fcJr sive de deorum co-
gnominibus etc., Diss., Göttingen 1889, cap. Y.
3. Zu den Hauptquellen des Kommentars zu Lykophron gehört die Bibliothek
des ApoUodor. Vielleicht stammt von Tzetzes auch eme im Codex Vatic. gr. 950
erhaltene, mit dem Apollodorgut im Lykophronkommentar auffallend übereinstimmende
Epitome des Apollodor. Dieselbe ed. Rieh. Wagner, Mythographi Graeci 1 (Leipzig
1894) 173-237. Ebenda S. 174 Verzeichnis der Hilfslitteratur und S. XXV ff. Beschrei-
bung der Hs und Erörterung der Autorfrage.
10. Von Tzetzes stammen auch Scholien zu den Halieutika des
Op piano 8, die in mehreren Handschriften vorkommen, wahrscheinlich
auch solche zu den Theriaka und Alexipharmaka des Nikandros,
auf die in anderen Scholien öfter verwiesen wird. — Zur Scholienlitteratur
kommt noch eine in politischen Versen abgefasste Epitome der Rhetorik
desHermogenes, in welcher Tzetzes den Inhalt des Buches kurz wieder-
gibt, dabei aber in der üblichen Weise gegen den Verfasser und gegen
frühere Erklärer desselben wie gegen Qeorgios und gegen Johannes Doxo-
patres polemisiert.
1. Ausgaben: Scholien zu Oppian: Ed. U. Gats Bussemaker, Scholia et
paraphrases in Nicandrum et Oppianum, Faris, Didot 1849. Wenigstens enthält der Cod.
Monac. gr. 134 (2/d^m TCerCof xai M^toy) so ziemlich dasselbe, was in dieser Ausgabe
steht. — Ueber byzantinische Paraphrasen der Kynegetika des Oppianos vgl. A. Ludwich,
Aristarchs Homerische Textkritik 1 (1885) 597—605. — Epitome des Hermogenes ed.
Walz, Rhei Graec. 3 (1834) 670-686, und vollständiger J. A. Gramer, An. Ozon. 4
(1837) 1-148.
2. Hilfsmittel: Zur Epitome des Hermogenes vgl. Theod. Gerber, Quae in com-
mentariis a Gregorio Gorinthio in Hermogenem scriptis vetustiorum commentariorum vestigia
deprehendi possint, Diss., Kiel 1891 S. 29 ff. — Noch unediert scheint der z. B. im God.
Marc. gr. Xl 10 fol. 38—41 erhaltene metrische Kommentar des Tzetzes zum Kapitel
Jlegi attiaetoy. Inc. TstraQtoy ydg tag BtnofiBv ovnav xdiy Jitjxrjfjidxoiv. Des. *Fjy6g yuQ
oBTTog Ttgdyfitttog elg avfinBüsixM öqog, — Im God. Vatic. Pal. 356 s. 14 (jetzt in Heidel-
berg) fol. 137^—139 steht ein an den Grammatiker Johannes Lachanas gerichtetes Lehr-
gedicht des Tzetzes ,De tribus causarum generibus rhetoricisS beginnend: TMßaqBitaxtt
Aaxarit ' xovtoig ynq <(rt;> aßqvvH. Wie sich dasselbe zur Hermogenesepitome verhält,
steht dahin.
11. Kommentar zu des Porphyrios Einleitung zu den Kate-
gorien des Aristoteles (der £?<raywyij elq tag ^Aqiaxoxäkovq xatrjyoQfag
oder IlcQi ntvre (fwvm^). Dieses Werk, das Tzetzes auf Bitten seines
Bruders Andronikos verfasste, ist im grossen und ganzen nichts als eine
breite Umschreibung der Worte des Porphyrios, untermischt mit allerlei
Weihrauch für Porphyrios wie für Tzetzes selbst. Der Kommentar besteht
aus etwa 1700 byzantinischen Trimetem, denen einige nicht zur Sache
gehörige Prosastücke, vielleicht ebenfalls Antworten auf Fragen seines
Bruders, vorausgehen. Diese Prosastücke handeln über Gegenstände, die
schon in den Chiliaden kurz besprochen sind, mit grösserer Ausführlich-
keit, woraus sich vielleicht schliessen läpsst, dass sie wie der mit ihnen
verbundene Kommentar zu Porphyrios später als die Ghiliaden entstanden
sind. Jedenfalls muss Tzetzes bei der Abfassung des Kommentars schon
534 Byzantinisohe LitteraturgeBchichte. I. Prosaisohe Litteratnr.
ein älterer Mann gewesen sein; denn er wendet sich in der Einleitung
speziell gegen die damaligen ^Modernen*, denen er, wie häufig die « Alten*
den „Jungen**, Ignoranz und Aufgeblasenheit vorwirft. Der Duft der
Polemik ist hier ebenso lieblich wie in den anderen Schriften des Tzetzes
und er würde den Verfasser untrüglich verraten, auch wenn er sich nicht
in der aus sechs Trimetem gebildeten Überschrift ausdrücklich bekannt
hätte. Seine Gegner mögen «grunzen wie ephesische Schweine; denn fftr
mistfressende Schweine schreibe er nicht**:
iäre ygvCeiy oig *Eq>s<fiovg x^^Q^^ '
Xoigoig ydg avxo ov ygafpat xongorgoipoit.
Einige Proben aus Cod. Vindob. phil. 300 (Nessel) fol. 63—81, nebst Analvse
des Inhalts gab Chr. Härder, Johannes Tzetzes' Kommentar zu Porphyrius Flegl n/yre
(fioytjy, B. Z. 4 (1895) 314—318. — üeber andere Kommentare zu Porphyrios vgl. S. 432.
12. Unter die Schriften verschiedenen Inhalts gehören die Alle-
gorien, unter dem Titel: 'Imävvov tov T^ht^ov aXXrjyoqim ix %ijq XQ^^*^^
fistQixfjg ßlßXoVy ein Gedicht, in welchem die Methode rov akkrjyoqetv dar-
gelegt und durch Beispiele erläutert wird. Der Überschrift zufolge bildet
das Stück nur einen Abschnitt einer grösseren, nicht erhaltenen Xqovixi^
ßißkog^ auf die auch in anderen Schriften des Tzetzes Bezug genommen wird.
Johannis Tzetzae allegoriae mythologicae, physicae, morales ed. F. Morellus,
Lutetiae 1616. — Ein Nachtrag dazu bei Guil. Studemund, Anecdota varia graeca musica
metrica grammatica, Berlin 1886 S. 238.
13. Ein aus 57 jambischen Versen bestehendes dramatisches Ge-
dicht, in welchem ein Bauer (Uygoixog), ein Weiser {So^og), ein Chor
{XoQog) und Musen (Movaai) auftreten. Der Bauer, der Chor und die
Musen preisen das Leben des Gelehrten glücklich; der Weise, durch
dessen Mund offenbar Tzetzes selbst spricht, vertritt die entgegengesetzte
Anschauung und bejammert die traurige Lage des Weisen, dem das Glück
seine Gunst versage, während es Unwissende mit Glück überhäufe. Das
Gedicht ist eng verwandt mit dem Dramation des Haplucheir.
Ed. Matranga, An. gr. 2, 622—624.
14. Ilegi xSv iv xotg ari'xoig fiärgcDv änavxdnv^ ein Lehrgedicht,
das in politischen Versen die verschiedenen Versfüsse und Metra be-
handelt. In einem hexametrischen Prolog widmet Johannes das Werkchen
den Manen seines Bruders Isaak; demnach ist es nach 1138 abgefasst.
Ed. J. A. Gramer, An. Oxon. 3 (1836) 302—333. — Vgl. Max Consbruch, De
veterum nsoi noinuatog doctrina, Breslauer philol. Abhandlungen V 3, Breslau, W. KObner
1890 S. 27 f.
15. 2x1X01 nsql diaffoqäg noirjzdvy dazu ^'lafjißoi rexvixoi n€Qi
xdoiifjjidiagj endlich Verse IleQi jQayixrjg noujtrscog. Tzetzes verweist
auf dieses dreiteilige Lehrgedicht schon in seinem Kommentar zu Hesiod.
Ed. Dübner, Rhein. Mus. 4 (1836) 393-409. — Vollständiger ed. J. A. Gramer,
An. Oxon. 3 (1836) 334-349. — Das erste Stftck ed. auch L. Bachmann, Rostock 1851.
— Vgl. K. 0. Müller, Rhein. Mus. 5 (1837) 333—380 = ,K. 0. Müllers Kleine deutsche
Schriften' 1 (Breslau 1847) 488—524, wo die Schrift des Tzetzes über die verschiedenen
Dichtungsgattungen zum Ausgangspunkt einer Untersuchung über das alte Theater und
die alte Poesie genommen wird.
16. 2tCxoi lafißot xXifiaxooToi ngog rov ßaai^Xäa xvqov ilfcr-
vovrjk iniTa^io$. Es sind 91 jambische Verse auf den Tod des Kaisers
Manuel (1180). Kh/iaxanog heisst sonst ein Vers, in welchem jedes fol-
6. Altertumswissenschaft. A. Philol. Polyhistoren n. Soholiasten. (§ 219) 535
gende Wort um eine Silbe länger ist wie !ß fiaxag UtqsiStj noiqr^yeväg^
oXßiodaiiiov; dagegen besteht die Eigentümlichkeit der Leiterverse des
Tzetzes darin, dass das Schlusswort jedes Verses im Anfange des folgen-
den sich wiederholt, gleichsam die Sprosse bildet, auf der man zum fol-
genden Verse emporklimmt. Ein altes Vorbild dieser Sprossenverse ist der
poetische Brief des Polybios an Demetrios von Syrien. Vgl. C. Wunderer,
Philologus 54 (1895) 430—437. Das Leitergedicht des Tzetzes beginnt:
*Ava^ ßaaiXfVy aov netrovrog ov (pägo), Kai firj ifäqo^v %d nd&og avvdg
SaxQvü), Kai SaxgvoDv to ipikxqov slg al Seixvvoo etc. Diese wunderliche
Form ist offenbar darauf berechnet, das tragische Pathos (90 Stufen hoch!)
zu steigern; die komische Wirkung des Bravourstückes scheint dem Ver-
fasser entgangen zu sein. Neuerdings wurde auch dieses Stück dem
Tzetzes abgesprochen; doch wirken die vorgebrachten metrischen Gründe
nicht überzeugend.
Ed. Matranga, Anecdota Graeca 2, 619—622.
1. Allgemeine Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. Gr. ed. Harl. 11, 228-260. —
F. Henrichsen, Ueber die sogen, politischen Verse bei den Griechen. Uebersetzt von
P. Friedrichsen, Leipzig 1839 S. 110—114. — G. Seelmann, De propagatione scho-
liorum Aeschyleorum, Diss., Halle 1875 S. 33—37 („Quo ordine Tzetzarum libri editi sint**). —
R. Förster, Die kunstgeschichtlichen Angaben des Johannes Tzetzes und Suidas, Rhein.
Mus. 38 (1883) 421—441. — Zur Verstechnik des Tzetzes: Herm. Schrader, üeber
die daktylischen Verse des Theodoros Prodromos und des Johannes Tzetzes, Jahns Jahrb.
137 (1888) 601 — 609, und Fr. Kuhn, Symbolae ad doctrinae negi diXQoywy historiam
pertinentes, Breslauer philol. Abhandlungen VI 3, Breslau 1892 S. 82 ff. — Hauptschriften:
G. Hart, De Tzetzarum nomine vitis scriptis, Jahns Jahrb. Suppleraentb. 12 (1880—1881)
1—75. — Henr. Giske, De Joannis Tzetzae scriptis ac vita, Diss., Rostock 1881.
2. Unedierte, verlorene oder verschollene Sachen: Zu den oben aufge-
zählten Schriften kommen noch einige unedierte Stücke, über die sich freilich aus den
dürftigen Angaben in den Katalogen und in der sonstigen Litteratur kein sicheres Urteil
gewinnen Iftsst; manches scheinbar neue Stück mag sich auch bei näherer Untersuchung
als Teil eines schon edierten Werkes herausstellen. Proben eines Lehrgedichtes IleQl
(yti/iarujy ((vdvTtoxaxxüty gab 1. Bekker, An. gr. 3, 1088 — 1090 (^^ge fuxQov rinm^atficy
naXiTixoTq iv axixoig u. s. w.). Andere Inedita sind ein Lexikon und ein Kommentar zu
Aristoteles De Partibus animalium. — Im Cod. Laur. Conv. soppr. 627 foL 20^ sah
ich eine jambische £pistel gegen einen, der aus einem Versbuch des Tzetzes ein Stück
herausgeschnitten hatte: Irixot rov TCit^ov nqog xiva xotpayxa fiiQog xov xofiov ttSy
axixfoy nvxov, — Ein Kommentar des Tzetzes zur Astronomie des Claudius Ptole-
maeus steht im Cod. Paris, gr. 2162 fol. 211— 232^ — Ein Klagegedicht auf den Tod
eines Kaisers und ein Gratulationsgedicht bewahrt der Cod. Paris, gr. 2644 s. 14 fol. 250.
— Wohl nur Teil eines grösseren Werkes sind die z. B. im Cod. Paris, gr. 3058 fol. 37^
erhaltenen zehn jambischen Verse Jlgog roV ^sXXoy cig to JIbqI igfÄt^yeiag. Sie beginnen:
Kni xovxo dety/ia, V^eXXi, aijg 6vg)vitts. — Eine Spielerei sind die heroischen Verse,
von denen jeder alle 24 Buchstaben des Alphabets enthält: '[lüayyov xov T^h^ov axlxot
rJQml'xoi^ eXf>ytcg etg ixaaxog xa xtf axoix^ia, Inc. 'JßQOxltttty d* 6 (fvXa^ drjgoCvys Xttfitf/i-
uftMTioy, Z. B. im Cod. Paris, gr. 3058 fol. 37^. — Wenig passt zum Studienkreise
des Tzetzes eine kurze Lebensbeschreibung der hl. Lukia, welche ihm im Cod.
Laur. 5, 10, s. 14, fol. 6—20, zugeteilt ist. Der Anfang ist abgedruckt bei Bandini,
Catalogus codd. mss bibl. Mediceae Laur. 1 (1764) 23. Wenn aber Bandini auch die
folgenden an einen Rex von Sizilien und Italien gerichteten £xixoi tjgttltxoi (fol. 20) und
das MaQivQioy x^g dylag Aovxiag (fol. 20^ — 25) dem Tzetzes zuschreibt, so ist zu bemerken,
dass die Hs daftir keinen Anhalt gibt und dass das bei Bandini gedruckte Tov
nvxov vor dem MagxvQioy in der Hs fehlt. Uebrigens ist auch die Autorschaft des
Tzetzes für das erste Stück schwer glaublich. Wie sollte er dazu kommen, das Leben
einer sizilischen Lokalheiligen zu beschreiben? Da die Hs grösstenteils Schriften sizilischer
and unteritalischer Griechen enthält, so werden auch das Leben und das Martyrium der
Heiligen von Palermo von einem sizilischen, vielleicht palermitanisohen Griechen ver-
fasst sein. Oder sollte der Ruhm des Tzetzes bis nach Sizilien gedrungen sein und ihm
^on dort einen litterarischen Auftrag verschafft haben?
Manche Schriften, die von l^tzes in den Chiliaden und sonst, freilich meist nur
536 Byzantinische Litteratargesohichte. I. Proaidsolie Lüteratnr.
undeutlich, genannt werden, scheinen verloren zu sein. Verzeichnis derselben bei Fabrieiit,]
Bibl. gr. ed. Harl. 11, 236 if., Hart, a. a. 0. S. 63 ff., Giske, a. a. 0. 8. 78 ff.
3. Name: Die in ganz späten Handschriften vorkommende Form Käxof entakudj
aus der im 15. bis 16. Jahrh. üblichen lateinischen Schreibweise Geces, Getcee, Cecus nd
ist also gänzlich zu verwerfen.
220. Isaak Tzetzes (laaaxiog o TXät^r^g), der ältere Bruder des]
Johannes Tzetzes, nicht lange vor 1110 geboren, beschäftigte sich in Shn-j
lieber Weise wie Johannes mit philologischen Studien, besonders mit Metrik.!
Auch scheint er dem jüngeren Bruder, der stets mit der grOssten Ver-|
ehrung von ihm spricht, mit Rat und That an die Seite gegangen zu seiiL
Doch wurde das brüderliche Verhältnis früh zerstört; Isaak starb schon
im Jahre 1138 auf Rhodos, als er von dem Peldzuge des Johannes Kom-
nenos gegen Chalep zurückkehrte, an dem er sich, wir wissen nicht in
welcher Eigenschaft, beteiligt hatte. Unter dem Namen des Isaak Tzetzes
gehen drei Werke, die Scholien zur Alexandra des Lykophron, ein
astronomisches Lehrgedicht im Codex Monacensis 287 (taaaxtov tm'z^
ntQi äyarolrjg xal dvaetog raiv atxvQon' lafißixoi) und ein versifizierter Traktat
über die pindarische Metrik. Die Scholien zu Lykophron gehören
ohne Zweifel dem Johannes (s. oben); aber auch fUr das astronomische
Gedicht hat die Autorschaft des Isaak wenig Gewähr; denn dieselben
Verse finden sich auch in den Scholien des Johannes zu Hesiods Werken
und Tagen und sind seinen übrigen Schriften in Vortrag und Metrum so
verwandt, dass wir die Zuteilung an Isaak ohne Bedenken auf die Willkür
eines Abschreibers, der den Isaak etwa aus Handschriften des Lykophron-
kommentars kannte, zurückführen dürfen. Als sicheres Eigentum des
Isaak Tzetzes bleibt mithin nur das Stück üsqI rdv UivdaQixciv nhtQwv
übrig; es ist ein umfangreiches Lehrgedicht in politischen Versen, dem
ein kurzes jambisches Proömium vorausgeht. Dass Isaak metrische Stu-
dien mit Liebe und Verständnis betrieb, ist durch seinen Bruder wieder-
holt und ausdrücklich bezeugt. Der Raum, welchen der ältere Tzetzes in
der Litteraturgeschichte beanspruchen darf, ist mithin ein verschwindend
kleiner, und wenn in der philologischen Litteratur gemeinhin von den
„beiden Tzetzes** die Rede ist, so kann das zu unrichtigen Vorstellungen
Anlass geben. Es ist wohl geraten, künftig von dieser Terminologie ab-
zusehen und, wenn es sich nicht um die erwähnte metrische Schrift handelt,
einfach den Johannes Tzetzes anzuführen.
Schrift über die pindar. Metren ed. J. A. Gramer, An. Paris. 1 (1839) 59—162. —
Im übrigen s. die Litteratur zu Johannes Tzetzes, besonders Hart S. 24—32.
221. Eustathios (fiWai^iog) wurde wahrscheinlich in Konstantinopel
geboren; wenigstens erhielt er dort seine Jugendbildung. Anfänglich be-
kleidete er die Stelle eines Diakons an der Sophienkirche und wirkte
ausserdem als öffentlicher Lehrer der Beredsamkeit. Im Jahre 1174
wurde er zum Erzbischof von Myra in Lykien bestimmt, erhielt aber statt
dessen den gleichzeitig verwaisten kleineren Sprengel von Thessalonike.
Mit seiner Ernennung zum Erzbischof im Jahre 1175 beginnt ein neuer
Abschnitt in seinem reichen Leben, sozusagen der praktische Teil, was
sich auch in der zeitlichen Reihenfolge seiner Werke ausspricht; seine
wissenschaftlichen Arbeiten, die Kommentare, entstanden in der Zeit seiner
dieriiiiiunirisseiiflchaft. A. Philol. Polyhistoren n. Soholiaaten. (§§220—221) 537
irthätigkeit in Konstantinopel, die auf die Geschichte seiner eigenen
t bezüglichen, meist aus aktuellen Anlässen hervorgegangenen Schriften
lirend seines Episkopats. Als geistlicher Vorstand von Thessalonike,
nals der zweiten Stadt des Reiches, wirkte er mit aufopfernder Liebe
l blieb seiner Gemeinde auch in der Bedrängnis des Normannenkrieges 1185
u. Vor allem bemühte er sich mit grösster Energie, den Stand der Mönche
stig und moralisch zu heben, ein Streben, das ihm in der Klostergeist-
ikeit zahlreiche Feinde machte und sogar heftige Schmähschriften gegen
le Person hervorrief. Kulturgeschichtlich interessant sind seine ein-
nglichen Mahnungen an die Mönche, die Schätze der Bibliotheken
ht zu vergeuden; er sagt in seiner Schrift über den Mönchsstand mit
dehung darauf: „Ach, Du Unwissender, was machst Du die Kloster-
liotheken Deiner Seele gleich? Und weil Du von allen Kenntnissen
blösst bist, willst Du auch aus diesen alle Bücherbehälter wegräumen?
58 sie das Kostbare behalten; nach Dir wird ein Kenner oder Freund
Litteratur kommen.** Nach einer reichen litterarischen und praktischen
rksamkeit starb Eustathios zwischen 1192 und 1194; sein Freund und
itsgenosse Michael Akom inatos in Athen ehrte ihn durch einen
;eisterten Nekrolog, ebenso sein Freund Euthymios, Metropolit von
upatras in Thessalien.
Eustathios gehört dank seinen Homerkommentaren zu den wenigen
zantinern, für die sich die klassische Philologie zu erwärmen vermochte,
ist aber viel mehr als ein blosser Scholiast, mehr als ein trockener
bengelehrter. Eine selbständige Betrachtung der byzantinischen Kultur
1 Litteratur erblickt in Eustathios eine an sich bedeutende und für die
irdigung der Zustände des zwölften Jahrhunderts massgebende Persön-
ikeit. Von diesem Standpunkte aus sehen wir in ihm den klugen Mann
i politischem Blick, dessen zeitgeschichtliche Schriften uns über einen
ihtigen Abschnitt der byzantinischen Ära aufklären; wir bewundern in
u Theologen Eustathios den kühnen Freimut, mit dem er die Korruption
Klosterlebens bekämpft und ein lebendiges Sittengemälde seiner Zeit
Augen führt; wir schätzen endlich den Gelehrten, der, obschon er
dem politischen, kirchlichen und sozialen Leben der Zeit rege beteiligt
durch sein Wissen die Zeitgenossen überragt und in der Geschichte
griechischen Philologie eine höchst bemerkenswerte Stelle behauptet,
jnn wir den Eustathios in diesem Sinne würdigen, so tritt er aus dem
tistkreis unfruchtbarer Scholiastenweisheit heraus und erscheint uns als
e weniger für die philologische Disziplin als für die Litteratur- und
Iturgeschichte seiner Zeit bedeutende und in vielen Zügen auch dem
demen Gefühle sympathische Individualität. Die litterarische Hinter-
senschaft des Eustathios zerfällt in zwei der Entstehungszeit und dem
lalte nach verschiedene Gruppen, nämlich 1. die während seiner Lehr-
itigkeit in Konstantinopel entstandenen Kommentare zu alten
itoren. 2. Werke von aktuellem Charakter d. h. Abhandlungen,
äden, Briefe, welche, meist während seines Episkopats abgefasst,
ils auf die Zeitgeschichte, teils auf kirchliche Reform und Belehrung
ezüg haben.
538 Byzantinisohe LitteratiirgMchiohte. L Proaaisohe Liitoratiur»
1. An der Spitze der ersten Gruppe stehen nach Umfang und Be-
deutung die Kommentare zur Ilias und Odyssee des Homer: Ei-
cjad-iov aQx^enifSxoTiov OeafSakovtxr^g nuQexßoXcu elg vijv ^OfirjQov 'Oivtfcsmw —
^Ihdda. Der Kommentar zur Hias ist doppelt so umfangreich als der zur
Odyssee, was teils mit der früheren Abfassungszeit, teils mit dem grosseren
Reichtum der alten Quellen für die Hias zusanmienhängt. Beiden Kom-
mentaren gehen Ugooiima voraus, in welchen Eustathios über poetische
Unterschiede zwischen Ilias und Odyssee, über die Schicksale der homm-
schen Poesie, über die Bedeutung des Homer für die gesamte spätere
Geistesbildung u. s. w. handelt: ndv%€g na^' airr^y xaxäXvaaVj oi fiiv mg
xai Siäyeiv nag* uvt^j li^xQi väkovg xat tcSv avTov avatfi%l(ov amnqä^cdta^
ot Si (oaT€ x^^^tt^ änonXr^aai tiva xal avvsiasvsyxeXv i^ avrov Ttp ^YV ^'
xqrjfSiiiov u. s. w. Der Hauptwert dieser zwei Konmientare besteht nicht
in selbständiger Auffassung und Deutung, sondern in der Sammlung alter \
Gelehrsamkeit. Die wichtigsten Quellen sind: Homerscholien, Athenäos,
Strabon und Stephanos von Byzanz: ausserdem Aristophanes von Byzanz,
Heraklides aus Milet und zwei griechische Schriften des Sueton; endlich
Lexikographen wie die Attizisten Aelios Dionysios und Pausanias, viel-
leicht auch rhetorische Lexika, wenn diese nicht etwa mit den genannten
Attizisten identisch sind. Auch Suidas, das Etymologicum Magnum und
ein „anonymes rhetorisches Lexikon'' werden ausdrücklich zitiert. Ob
das Wörterbuch des Eudemos direkt benützt ist, lässt sich noch nicht ent-
scheiden.
Wohl ungefähr gleichzeitig verfasste Eustathios eine Paraphrase
und Scholien zu dem geographischen Epos des Dionysios Periegetes,
die er noch vor den Homerkommentaren (zwischen 1170 — 1175) veröffent-
lichte. Diese ^Vnofivjjfiara, denen ein wortreicher Widmungsbrief über
Dionysios vorhergeht, sind eine freie prosaische Umschreibung mit er-
klärenden Zusätzen, die mit der Paraphrase in ein Ganzes zusanmien-
fliessen. Auch hier liegt die Hauptbedeutung in der Verwertung guter,
zum Teil verlorener Quellen, wie der alten Scholien des Dionysios Perie-
getes, des vollständigen Stephanos von Byzanz und verlorener Schriften
des Arrianos.
Noch früher als die Kommentare zu Homer und Dionysios erscheint
der Kommentar zu Pindar entstanden, von dem bis jetzt nur die treff-
liche Vorrede bekannt geworden ist: Evaxax^Cov inqtqonoXhov Osaaalovixrfi
ixi iv diaxovoig ovtog ngoXoyog tdiv UivdaQtxwv naqsxßoXdv. Er berichtet
hier zuerst über den Charakter der lyrischen und besonders der pinda-
rischen Poesie, dann über das Leben des Pindar, endlich über die Ent-
stehung der olympischen Spiele, das Pentathlon u. s. w. Die ganze Schrift
gehört durch die Fülle guter, sonst nicht bekannter Nachrichten und Be-
merkungen zu den wertvollsten Proben byzantinischer Gelehrsamkeit. Unter
den vier Vitae Pindari, die wir besitzen, nimmt die des Eustathios \m
weitem die erste Stelle ein. Vielleicht könnte es gelingen, über die Be-
schaffenheit der Pindarscholien aus den übrigen Kommentaren des Eusta-
thios nähere Kenntnis zu gewinnen.
Scholien des Eustathios zu den Epigrammen soll ein durch Feuers-
6. Altertnmswiflsenacbaft. A. Philol. Polyhistoren u. Scholiaaten. (§ 221) 53g
brunst verzehrter Codex des Escurial enthalten haben.') Als Erzbischof
von Thessalonike schrieb er endlich einen Kommentar zum Pfingst-
hymnus des Johannes Damaskenos, den er nach der Eroberung der
Stadt durch die Normannen im Jahre 1185 veröffentlichte.
2. Zur zweiten Gruppe gehören: A. Eine Geschichte der Eroberung
der Stadt Thessalonike durch die Normannen und der dieser Kata-
strophe vorausgegangenen Ereignisse. B. Mehrere Preis- und Glückwunsch-
reden an Kaiser Manuel, eine Trauerrede beim Tod dieses Kaisers,
Ansprachen an den Grosshetaeriarchen Johanneis Dukas und an Kaiser
Isaak Angelos, eine Rede über die Notwendigkeit, die Stadt Kon-
stantinopel besser mit Wasser zu versorgen u. a. C. Eine Sammlung
von Briefen an den Kaiser, an sonstige geistliche und weltliche Würden-
träger und an Privatpersonen. Briefe an Eustathios besitzen wir von seinem
Freunde, dem Bischöfe Michael Akominatos. D. Eine Reihe von
Schriften, die aus seinen reformatorischen Bestrebungen und seinen Kämpfen
gegen die ihm feindlichen Klosteräbte hervorgingen, so vor allem die be-
rühmte Abhandlung über die notwendige Reform des Klosterlebens:
'Emaxei^ng ß(ov fiovaxixov inl dioqO^oiasi to)v 71€qI avroVy eine heftige An-
klageschrift, aus welcher wir deutlich erkennen, welchen Widerstand die
Mönche der gewissenhaften Aufsicht ihres erzbischöflichen Vorstandes ent-
gegengesetzt hatten. Eustathios war in diesem Kampfe unterlegen und
hatte, wahrscheinlich bald nach 1185, Thessalonike verlassen; in dieser
zeitweiligen Verbannung schrieb er wohl die genannte Abhandlung und
einen Brief an die Thessalonizenser. In die polemische Litteratur gehört
femer die grosse rhetorisch gefärbte Schrift, worin er sich gegen den
Vorwurf der Unversöhnlichkeit verteidigt: llgog rovg ineyxaXom'rag
Eustathios scheint sie nach seiner Wiedereinsetzung geschrieben zu haben,
als die unterlegene Partei seiner Gegner sich wohl durch den Vorwurf der
Unversöhnlichkeit zu rächen suchte. In dieser Zeit entstand endlich die
Abhandlung über die Heuchelei: üegl vnoxQiaewg^ in welcher die Schrift
gegen die Mönche schon als bekannt vorausgesetzt ist; sie gehört zum
Besten, was in der byzantinischen Zeit geschrieben worden ist. Eustathios
bekämpft das Laster der falschen Frömmigkeit mit einer Frische und
Schärfe, die uns seinen klaren Blick und seinen unabhängigen Charakter
im besten Lichte erscheinen lassen. Höchst interessant ist eine Stelle
über die äussere Erscheinung der Mönche (Kap. 27). E. Auch unter
den rein kirchlichen Schriften findet man Beachtenswertes. Hübsch ist die
in dialogische Form (Personen: Hierokles und Theophilos) gekleidete Be-
trachtung über die geistlichen Attribute: &€0(piXraTog und legci-
latog; sehr merkwürdig der kleine Traktat: /lipc)^ tov ßagätog dxovovtaj
H7i€Q teqwiuvog &v xaXchai nanäg^ in welchem Eustathios mit allerlei
antiquarischer und etymologischer Gelehrsamkeit nachweist, dass die Priester
unrecht thäten, sich des ihnen vom Volke erteilten (noch heute üblichen)
Titels nanag zu schämen; es liege in diesem Worte ebensowenig etwas
■) S. £. Mfller, Gatalogue des mss grecs de labibliothdque de rEscurial, Paris 1848 S. VI,
540 Byzantinische Litteratnrgeschichte. L Prosaische Littoratnr.
Gemeines als in der Bezeichnung nünTtog oder rrdnog (davon russisch Pi ^
oder niinaq. Über asketische und homiletische Schriften s. S. 136
F. Endlich versuchte sich Eustathios auch auf dem Oebiete der Eircli
dichtung; zwei Kanones von ihm stehen in: Eustathii Metropolitae Thi
lonicensis opuscula ed. Tafel S. 36 flf.; 166 fif., wo sie freilieh durch
Missverständnis des Herausgebers wie Prosa gedruckt sind. E^
Ausgaben und Hilfsmittel: 1. Werke der ersten Gruppe: K om mesiMJiF
zur Uias und Odyssee: Ed. pr. Romae 1542 — 1550, 3 voll. (vol. I zur Iliaa, voL 11 wmi^
Odyssee, vol. III Index). — Wiederholt Basel 1559—1560. — Unvollendet blieb die All*
gäbe mit Kommentar und Uebersetzung, Florenz 1730—1735. — Endlich wurde der Iflli
pr. (ohne Beiziehung handschriftlicher Hilfsmittel) zu einem neuen Abdrucke verholfen va]%
Stallbaum, 7 Bände, Leipzig 1825—1830. — Auszüge finden sich in verschiedenen B
ausgaben. — Ueber die Quellen der Homerkommentare: Photii lexicon ed. Nab
1 (1864) 48 ff. — K. Lehrs, De Aristarchi studiis Homericis, Lipsiae 1865 S. 331;
bis 375. -- Aug. Lentz, Herodiani technici reliquiae t. 1, Praef. S. 215. — La Roeb
Die homerische Texteskritik (1866) S. 151 174. — H. Schrader, Ueber die Fmjfkjn^
nischen Uiasscholien, Hamburg 1872 S. 23 f. - Grösstenteils auf Quellen des Eastaäwb
bezieht sich: Aug. Fresenius, Do AESFJIS Aristophanearum et Suetonianamm exetifüh
Byzantinis, Aquis Mattiacis 1875. — Denselben Gegenstand betrifft: L. Cohn, De Ariib>|l
phane Byzantio et Suotonio Tranquillo Eustathii auctoribus, Jahns Jahrb. Supplementb. ttli
(1881) 283-374; vgl. Supplementb. 13 (1884) 858-862. — L. Cohn, De HeracHde MiM|b
grammatico, Berliner Studien 1 (1884)603—718. — Aug. Hotop, De Eustathii proveibia
Jahns Jahrb. Supplementb. 16 (1886) 249 —314, sucht auf Grund einer freilich nicht voili
ständigen Sammlung der in den Kommentaren zur Ilias und Odyssee angeführten Spful'|i
Wörter die Stellung des Eustathios in der parömiographischen Ueberliefemng darziiMgci.|S
— Eine vollständige Uebersicht der Sprichwörter in den Homerkommentaren, im äa-ln
mentar zu Dionysios Periegetes und in den Opuscula gab Ed. Kurtz, Die SprichwiM«|i
des Eustathios, Philologus 50 (1891) 307—321. — Aelii Dionysii et Pausaniae Atticistiiiii
fragmenta coli. Ern. Schwabe, Lipsiae 1890; in den Prolegomena findet man eine Untcf
suchung über die lexikographischen Vorlagen des Eustathios. — Zur Quellenfrage v^
auch : Porphyrii quaestionum Homericarum ad Iliadem pertinentium reliquias coli, dispoe. ä
Herm. Schrader, Leipzig, Teubner 1880- 92. — Max Neumann, Eustathios als kritiscli
Quelle für den Iliastext, Jahns Jahrb. Supplementb. 20 (1893) 145-340.
Prologos zum Pindarkommentar: Ed. pr. L. Fr. Tafel in: Eustathii The«
opuscula, Francofurti 1832 S. 53—61. — Dann bearbeitet mit Erläuterungen von F. tt
Schneidewin: Eustathii prooeraium commentariorum Pindaricorum, Göttingen 1837. -
Vgl. Pindari carmina ed. Dissen- Schneidewin, Gothae 1843 Seite C.
Kommentar zu Dionysios Periegetes: Ediert mit einer anderen (anonymea)
Prosaparaphrase in: Dionysios Periegetes ed. G. Bernhardy, Lipsiae 1828 S. 67 ff., ein
hervorragende Jugendarbeit des grossen Gelehrten, welche die früheren Leistungen weit
tiberholte und den Nachfolgern wenig zu thun übrig Hess. — Auf Bernhardy ruht im
wesentlichen die Ausgabe von C. Müller, Geogr. gr. min. II 201 ff.,* vgl. seine Praefatiu
S. 81 ff.; S. 39 über die früheren Ausgaben. — Neue wichtige Mitteilungen aus Hss der
Paraphrase und den mit ihr verbundenen Scholien gab Arthur Ludwich, Aristarchs
Homerische Textkritik 1 (1885) 553-587. i'
Komm, zu Job. Damaskenos ed. A. Mai, Spicilegium Rom. 5 (1841) 2, 161 ff. *-
Vielleicht hat Eustathios auch Anteil an gewissen Schob'en zu Aristophanes
Wolken; vgl. K. Zacher, Die Hss und Klassen der Aristophanesscholien, Jahns Jahrb.
Supplementb. 16 (1888) 568 ff.
Ueber die Abfassungszeit der Kommentare: Fr. Kuhn, Gommentationes in ho-
norem Guil. Studomund, Argentorati 1889 S. 249—257. — Zu den metrischen Lehrun
des Eustathios: Heinrich Grossmann, De doctrinae metricae reliquiis ab Eustathio ser-
vatis, Diss., Strassburg 1887. — Fr. Kuhn, Symbolae ad doctrinae negi cfit/^oi'aii' historiam
portinentes, Breslauer philol. Abhandlungen VI 3, Breslau 1892 S. 82 ff. — Vgl. P. Egenolff,
Bursian-Müllers Jahresber. 48 (1890) 284 ff. - Kritische Kleinlitteratur bei W. Engcl-
mann, Bibliotheca scriptorum classicorum 1 (1880) 341 f.
2. Die Werke der zweiten Gruppe zumeist in: Eustathii Metropolitae Thessaloni-
censis opuscula. E codd. mss Basilcensi, Parisinis, Veneto nunc primum ed. L. Fr. Tafel,
Francofurti ad Moenum 1832. Ausführlich besprochen von Möhler, Theolog. Qnart^-
schrift 15 (1833) 147— 168. — Das historische Werk De Thessalonica a Latinis capta
wurde mit lat. Uebersetzung wiederholt von 1. Bekker im Bonner Corpus mit Leo Gram-
maticus, Bonn;i842 S. 365—512. — Zum Texte des bist. Werkes: K. S. Kontos, *iA»-
l
6. Altertomswüisenaohaft. A. Philol. Polyhistoren n. Scholiasten. (§ 222) 54 1
d HvfÄfiixra, 'ASrjyit 5 (1893) 172—175 (schreibt S. 294, 58 ed. Tafel xa»(OfAtXrjfÄfyoy
b xa9o/LttXov/A€yoy). — Reden des Eustathios mit einigen anderen auf Eustathios be-
Hlfj^Hchen Stücken edierte Tafel: De Thessalonica eiusque agro dissertatio geographica,
terolini 1889 S. 350—439 (6 Briefe des Michael Akominatos an Eustathios; die 2 Trauer-
nden auf den Tod des Eustathios von Michael Akominatos und Enthymios; Rede des
kiatathios an Kaiser Manuel, als er zum Erzbischof von M^ra bestimmt war; Rede an
Canue], gehalten im Namen der Stadt Konstantinopel, als dieselbe durch ungewöhnliche
Trockenheit litt). — Bezüglich der Briefe ist zu bemerken, dass Tafel in den genannten
kvsgaben mehrere Stücke dem Eustathios zuteilt, die, wie sich schon aus den Namen der
Ldressaten ergibt, in Wahrheit dem Michael Psellos gehören. Aus Tafel ging die Ver-
viming auch in die Patrol. gr. von Migne über. Genaueres hierüber s. bei K. N. Sathas,
lfc<r. Bißk. 4 ÜQoXoyog S. 30; 67; 5 TlgoXoyog S. 75 (o€). — Gesamtausgabe der meisten
VITerke der 2. Gruppe nach Tafel, A. Mai u. s. w. bei Migne, Patrol. gr. 135 und 136,
p^Sastenteils mit lateinischer Uebersetzung. — Fünf neue Reden nebst zwei schon von Tafel
ut^eteilten ed. (aus Cod. Escur. II. Y. 10) W. Regel, Fontes rerum Byzantinarum. Tomus I.
Pasc. 1. Petersburg 1892.
3. Einige Stücke gab L. Fr. Tafel in deutscher Uebersetzung, nämlich die
'EniMne€\tfig ßiov fioyaxtxotf: Betrachtungen über den Mönchsstand. Aus dem Griechischen
des Eustathins von Thessalonich von L. F. Tafel, Berlin 1847. — Dann die Grabrede
auf den Kaiser Manuel Komnenos, das historische Stück (1180 — 1185) und die Rede an
Ifannel, als Eustathios zum Erzbischof von Myra bestimmt war, in dem Werke : Komnenen
Mid Nonnannen. Von L. F. Tafel, Ulm 1852 (2. unveränderte Ausg. 1870). — Weitere
Qebersetzungen und sonstige Eustathiana finden sich im ungedruckten Nachlasse Tafeis.
— Vgl. Neander, Charakteristik des Eustathius von Thessalonike in seiner reformato-
risehen Richtung, Abhandl. Berl. Ak. 1841 S. 67—79. — Eine italienische Uebersetzung
les liistorischen Werkes (De Thessalonica etc.) gab Gius. Spata, I Siciliani in Salonicco,
Palermo 1892. — Briefe des Michael Akominatos an Eustathios und dessen Trauer-
rede auf Eustathios edierte griechisch und deutsch Ad. Ellissen, Michael Akominatos
sron Chonae, Göttingen 1846. — Vgl. die Litteratur zu § 199.
4. Ausser den von Tafel benützten Hss in Basel, Paris und Venedig ist die Haupt-
fundstätte der rhetorischen Schriften des Eustathios der Cod. Escur. Y. II. 10, s. 13,
äus dem Regel einige Stücke hervorgezogen hat. Die Titel der sämtlichen hier aufbewahrten
Reden und Briefe des Eustathios notiert E. Miller, Catalogue des mss grecs de la bibl.
Je l'Escurial S. 200—216. Vgl. § 201. Es wäre zu wünschen, dass mit Hilfe dieser un-
^chfttzbaren Hs und der erwähnten tre£Flichen Vorarbeiten eine mit Kommentar und Indices
langestattete kritische Gesamtausgabe der nichtphilologischen Schriften des Eustathios ver-
instaltet würde.
5. Michael Senacherim {MtxatjX 6 SevaxrjQeifA) lebte um die Mitte des 13. Jahr-
lunderts als Lehrer der Rhetorik und Poesie in Nikäa. Ein an ihn gerichteter Brief des
Kaisers Theodoros Dukas Laskaris ist im Cod. Laur. Conv. soppr. 627 fol. 10^—11^ erhalten:
Tov avrot ^yovy tov üotpwxdjov xvqov Ssoduigov Jovxu rov Auaxagi, hiqti inurioXt)
y^ifBiaa ngog rovg xaja Nixaitty iXXoylfxovg didaaxäXovg tijg ^rogixijg re na^ fJiiQog xiu
wijg Tioirjjix^g x6y leyaxfjQeifi xvQiy MiXitrjX xtn joy xvQiy 'AydQoyixoy xoy ^QayyonovXoy,
ote i^ tivxtäy ngog «vxoy ay^X&oy ol natdeg. Von ihm stammen unedierte Scholien zu
Homer, die in mehreren Handschriften vorkommen. Bemerkungen über Handschriften
nebst litterarischen Nachweisen gibt Amadeus Peyron, Notitia librorum manu t^pisve
descriptorum, qui donante Ab. Thoma Valperga-Calusio v. cl. illati sunt in reg. Taunnensis
Athenaei bibliothecam, Lipsiae 1820 S. 23. — Vgl. Z., Senacherim, Rhein. Mus. 18 (1863) 447.
222. Die Philologen der Paläologenzeit sind nach Charakter, Ver-
mögen und Sinnesrichtung Vorboten einer neuen geistigen Ära. Sie sind
in ihrer Studien weise und Absicht weniger mit einem Photios, Axethas
und Eustathios verbunden als mit den ersten Bahnbrechern der klassischen
Wiedergeburt im Abendlande. Wenn nun Männer wie Planudes, Moscho-
pulos, Thomas Magistros, Triklinios jenen ärmlichen Schulbetrieb
altgriechischer Weisheit darstellen, wie er in den letzten Jahrhunderten
des Reiches unter dem härtesten Drucke der äusseren Verhältnisse fort-
gefristet wurde, so verlangt die geschichtliche Gerechtigkeit, dass ihre Be-
strebungen und Erfolge vom Standpunkte ihrer Zeit aus gewürdigt werden.
Dann können wir nicht umhin, manchen dieser Frühhumanisten unsere
höchste Anerkennung zu zollen. Ein grosser Teil der philologischen Hand-
542 Byzaniinisohe LittentiurgedohiGhte. I. ProMuaohe Llitonitnr.
Schriften dieser Epoche sind freilich nur wertlose Lehr- und Lemke
die häufig anonym oder unter verschiedenen Namen gehen. Sie bildei
ein wohlfeiles Gemeingut für Lehrer und Schüler, worin ursprQngliciM
Vorlagen nach dem zufälligen Bedürfnis ausgezogen, erweitert, umgearbeitet
und miteinander verquickt sind. Ähnliehe Willkür in der Herstellung unl
Verbreitung von rhetorischen, grammatischen, lexikalischen und metri»
sehen Schulbüchern herrschte indessen auch schon in früherer Zeit, nur
dass wir aus ihr weniger Exemplare besitzen. Hierin verfuhren also du
Sehulleute unter den Paläologen nicht anders als ihre Vorfahren. (Janr
scharf und prinzipiell aber unterscheiden sich die Gelehrten der letztei
Jahrhunderte von den Erklärern und Kopisten der makedonischen vmi
komnenisehen Ära in der Behandlung der klassischen Texte. Wäh-
rend die meisten Handschriften des 9. bis 12. Jahrhunderts im grossei
und ganzen die Überlieferung der alexandrinischen und römischen Zeit
darstellen, begannen die Byzantiner der Paläologenzeit die alten Werke nach
vorgefassten Ideen und selbst erfundenen metrischen Schablonen so frisch
und fröhlich zu ändern, wie die noch nicht ganz ausgestorbene moderne
Philologenschule, die sämtliche Texte ins Krankenzimmer verwies und dam
den armen Patienten durch ungezählte Konjekturalpflästerchen aufzuhelfei
wähnte. So schlecht wie manche neuere Doktoren haben nun freilich die
byzantinischen Verbesserer ihre Sache nicht gemacht. Wir Klugen und
Weisen hätten ja sonst nicht so lange gebraucht, um ihnen allmählicli
hinter ihre Kniffe zu kommen und mit ihren kecken Übermalungen auf-
zuräumen. „Sie haben so manchen Vers für immer geheilt und viel öfter
das Auge von Jahrhunderten geblendet" (Wilamowitz a. unten a. O.). Für
die Wissenschaft aber entspringt aus der Erkenntnis dieser Thatsache die
Forderung, auf dem ganzen Umkreise der klassischen Litteratur, wo es
nur immer möglich ist, den vorpaläologischen Stand der Überlieferung
zu ermitteln. Noch viel weiter als die Philologen der Paläologenzeit gingen
in der willkürlichen Behandlung der Texte eine ganze Reihe von Griechen
des 16. Jahrhunderts, Männer wie Georgios Hermonymos aus Sparta,
Konstantinos Palaeokappa, Jakob Diassorinos, Andreas Darma-
rios u. a., welche die Texte nicht nur aufs kühnste änderten, inter-
polierten und aus älteren Werken neue kompilierten, sondern selbst vor
Titelfälschungen nicht zurückscheuten und dadurch der Litteraturgeschichte
mehrere erst in der jüngsten Zeit erkannte „ falsche" Autoren aufnötigten.
Treffende Würdigung der byzantinischen Philologen der Paläologenzeit und ihres
Verhältnisses zu Früheren und Späteren von Ulr. von Wilamowitz-Moellendorff,
Euripides Herakles, Band 1 (Berlin 1889) 193 ff. — Wichtige Beiträge zu den philologi-
schen Biographien der Paläologenzeit gibt Max Treu im Kommentar seiner Ausgabe der
Briefe des Planudes, Breslau 1890. — Ueber Hermonymos s. H. Omont, Georges Hermo-
nyme de Sparte, M^moires de la soci^tä de Thistoire de Paris et de i'Ile de France 12
(1885) 65—98. — Ueber Konstantin Palaeokappa und Diassorinos s. H. Omont, Catalogue
de manuscrits grecs copi^s ä Paris au XVI^* sidcle par C. Palaeocappa, Annuaire de Tassoe.
20 (1886) 241—279, und L. Cohn in: Philologische Abhandlungen, Martin Hertz zun
70. Geburtstage von ehemaligen Schülern dargebracht, Berlin 1888 S. 123— 14B. — A.
Lud wich. Ein neuer Beitrag zur Charakteristik des Jakob Diassorinos, B. Z. 1 (1892)
293 -302 (über Interpolationen und Konjekturen desselben in Hss der Psaltermetaphrase
des Apollinarios). Vgl. auch P. N. Papageorgiu, B. Z. 3 (1894) 320 f. — Ueber Andreas
Darmarios s. Ch. Graux, Essai sur les origines du fonds grec de rEscorial, Paris 1880
a. AltertiuiuiwisseBBohaft. A. Philol. Polyhistoren n. Soholiaaten. (§ 223) 543
8. 287—297, und K. Krumb ach er, Mittelgrieohische Sprichwörter, Sitzungsber. bayer.
Ak. 1898 Bd 2 S. 44.
223. Hazimos Planudes {Md^ifiog 6 nkavovitjg), vor seinem Eintritt
in den Mönchsstand Manuel genannt, wurde um 1260 zu Nikomedia ge-
boren und lebte als Mönch, wissenschaftlichen Studien und der Lehrthätig-
keit ergeben, in Konstantinopel unter den Paläologen Michael VIII und
Andronikos ü. Von dem letzteren wurde er 1296 zusammen mit dem
Waisenhausvorsteher Leon Bardales als Gesandter nach Venedig ge-
schickt. Er starb im 50. Lebensjahr um 1310. Sein Schüler Gregor
widmete ihm eine Grabschrift und ein vierzeiliges Epigranmi.*) Planudes
gehört nach seiner Geistesrichtung und seinen persönlichen Beziehungen
in den Kreis der byzantinischen Vorläufer des westeuropäischen Humanis-
mus. Was ihn aber mit der neu erstehenden Bildung des Abendlandes
noch enger verknüpft als einen Moschopulos, Triklinios u. a., ist seine
Kenntnis der lateinischen Sprache und Litteratur. Seit langer Zeit
war den Griechen alles lateinische Wissen abhanden gekommen, und Kom
war den Rhomäern ein fernes, durch Hass und Vorurteil abgesperrtes Ge-
biet geworden. Indem nun Planudes eine grössere Zahl lateinischer Werke
ins Griechische übertrug, schlug er die Brücke, über welche später byzan-
tinische Flüchtlinge als Apostel des Hellenismus nach Italien wanderten,
um die grossen Werke ihrer Vorfahren mündlich und schriftlich zu er-
klären und so den lange unterbrochenen Wechselverkehr römischer und
griechischer Kultur wiederherzustellen. Die Anregung zu seinen latei-
nischen Studien erhielt Planudes wahrscheinlich durch die dogmatischen
Kämpfe zwischen Rom und Byzanz. Seiner Kenntnis des Lateinischen
verdankte er wohl auch die Wahl zum Gesandten nach Venedig. Die
litterarische Thätigkeit des Planudes war vorzüglich den Bedürfnissen des
Unterrichts gewidmet; doch umfasste er hier ein ziemlich weites Gebiet.
Wir nennen zuerst die Werke von selbständiger Form, dann die Samm-
lungen, endlich die Übersetzungen.
1. Der Schule diente Planudes zunächst durch eine Grammatik
(IleQi yQamiaTixfjg) in der Form eines Dialogs zwischen Palaetimos und
Neophron, also ein ähnliches Werk wie die „Fragen* {^EQ(o%r^iiai;a) des
Moschopulos; am Schlüsse findet sich eine bemerkenswerte Notiz über die
Herkunft des politischen Verses. Daran reiht sich eine syntaktische
Abhandlung (ZT^^i avvTa^sfog), Als Thema einer sophistischen Dekla-
mation wählte er sich die oft behandelte Vergleichung des Winters
und Frühlings: 2vyxQi(rig xBiiim^og xal ioQog. Seine Stilgewandtheit ver-
wertete Planudes reichlich in einer ausgedehnten Korrespondenz; er hinter-
liess eine Sammlung von 121 (meist zwischen 1292 und 1300 abge-
fassten) Briefen an Andronikos H, dessen Bruder Konstantin Porphyro-
gennetos, Nikephoros Chumnos, Johannes Phakrases,^) an seinen Kollegen
auf der Gesandtschaft nach Venedig, den Waisenvater Leon Bardales, und
sonstige geistliche und weltliche Würdenträger. Hier erscheint Planudes
*) Beide ed. Max Treu, Maximi mo-
naefai Planudis epistulae S. 190 f.
') Ueber die Famüie Pbakrases s. die
Ausgabe der Briefe des Planudes von M. Treu
S. 197 f.
5
44 Bysantiniaohe Litterahirgedohiohte. I. Prosaisohe Litieraiar.
als Stilist wie als Mensch von der besten Seite; manche Briefe enthalten
auch interessante Aufschlüsse über sein Leben, seinen wissenschaftlichen
Eifer und seine Studien. Endlich gehören ihm Scholien zu Theokrit und
Hermogenes, eine auf älteren Quellen beruhende Biographie des Aesop
und eine Prosabearbeitung der äsopischen Fabeln, ein metrisches
Enkomion auf Cl. Ptolemaeos und sonstige Gedichte in verschiedenen
Yersmassen. Man findet unter ihnen einen Kanon auf den hl. Demetrios,
mehrere Stichera (or/x»;?«) und im friedlichen Verein mit ihnen einen Kanon
über Urindiagnose. Interessant ist wegen der Seltenheit der Gattung und des
Yersmasses in der byzantinischen Litteratur ein aus 270 Hexametern
bestehendes Idyll; den Inhalt bildet ein Dialog zwischen den zwei Land-
leuten Kleodemos und Thamyras, von denen der erstere seinem Freunde
die unliebsame Yerwandelung eines von einem ägyptischen Zauberer ge-
kauften Ochsen in eine Maus erzählt. Planudes vereinigte — ein seltener
Fall — mit philologisch-grammatischen Kenntnissen auch mathematische.
Wir kennen ihn auf diesem Gebiete durch ein für die Geschichte der
Mathematik nicht unwichtiges Rechenbuch: UhjtpoffOQia xat' 'Ivdovg il
Xsyofu'vi] iisyaki]. Von Planudes stammen auch Scholien zu den zwei
ersten Büchern der Arithmetik des Diophantos. Dazu kommen allerlei
Kleinigkeiten wie die in manchen Handschriften als Lückenbüsser stehen-
den antistoichischen Spielereien u. a. Über die theologischen
Schriften des Planudes s. S. 99.
2. Die rein kompilatorischen Arbeiten des Planudes eröffnet eine
Exzerptensammlung historisch-geographischen Inhalts, Swa/ap]
ixlsysTaa and diaffoQwv ßißlimv^ ein Werk, das in der überlieferten Ge-
stalt wenig Ordnung und Plan verrät. Vielleicht beabsichtigte aber Pla-
nudes auf Grund des hier gesammelten Materials ein ähnliches Miszellen-
werk auszuarbeiten, wie es uns in den ^VTrojuvr^fiaufffiol des Theodoros
Metochites vorliegt. In diesen füi die Textkritik beachtenswerten Aus-
zügen sind vertreten Piaton, Aristoteles, Strabon, Pausanias, Dio Cassius
(bzw. spätere Ausschreiber desselben), Synesios, Dion Chrysostomos, Johannes
Lydos und die Chronik des Manasses. Daran reiht sich seine Sammlung
von Epigrammen: ^Av&oXoyia iia(p6Q(ior iTtiyQafifidrcov, Endlich veran-
staltete er eine Sammlung byzantinischer Sprichwörter: naQOifiim
irjfKjidstg (fvkleyeTffai Ttagd lov ao^(a%cc%ov xvqov Ma^ffiov tov JlXarovSf;-
Vgl. den Paragraphen „Sprichwörter** im Abschnitte „Vulgärgriechische
Litteratur**. Auch gehört hieher ein Verzeichnis oder vielmehr eine Re-
daktion der Schriften des Plutarch.
3. Die Übersetzungen des Planudes können nicht als Muster von
Treue und stilistischer Gewandtheit gelten; aber man darf nicht vergessen,
dass wortgetreue und dem gesamten Kolorit des Originales nachstrebende
Übertragungen im Mittelalter überhaupt unbekannt waren. Auch muss
zur Entschuldigung für manche Versehen beachtet werden, dass Planudes
bei der Vernachlässigung lateinischer Studien in Byzanz hier völlig als
Autodidakt arbeitete. Die Schriften, die er übertrug, gehören zur Lieb-
lingslektüre des Mittelalters und spielen daher auch in der sonstigen Über-
setzungslitteratur eine grosse Rolle. In den ersten Zeiten des Humanismus
6. AlterinmswiflBenBohaft. A. Philol. Polyhiatoren n. Soholiasien. (§ 223) 545
dienten die Übersetzungen des Planudes vielfach als Lehr- und Übungs-
bücher im griechischen Unterrichte; so erklärt sich die fast unübersehbare
Menge der Handschriften. Die wichtigsten Stücke sind: Die Spruch-
sammlung des älteren Cato, Ovids Metamorphosen und Heroiden (in
Prosa); Giceros Somnium Scipionis mit dem Kommentar des Macrobius;
Caesars Bellum Gallicum; des Boethius Werk De consolatione philo-
sophiae, wobei die in das Werk eingestreuten metrischen Stücke in gleichen
Versmassen wiedergegeben sind; die kleine Grammatik (ars minor) des
Donatus; des Augustinus Buch De trinitate. Bei einigen Stücken ist
die Autorschaft zweifelhaft; so streitet sich um die Übersetzung eines
Teiles der Rhetorik Ad Herennium Theodoros Gazes mit Planudes.
1. Ausgaben und Hilfsmittel:
1, Grammatik und Syntax ed. L. Bachmann, Anecdota Graeca 2 (1828) 1—166.
— Ein kleines grammatisches Stack ed. Fr. Boissonade, An. gr. 1 (1829) 408 f. — Vgl.
Fr. Ritschi, Opuscula, vol. 1 (1866) 291—299.
2, Vergleichung des Winters und Frühlings: £d. Fr. Boissonade, An.gr.
2 (1830) 310 — 339. — Ohne Kenntnis dieser Ausgabe ed. Max Treu, Gymnasialprogramm,
Ohlau 1878.
B. Briefe: Teilweise von £. Piccolomini, Estratti inediti dai codici greci, Pisa
1879 S. 49-89; vgl. die Vorrede S. 43 ff. — Sechs Briefe ed. M. J. Gedeon, 'ExxX. 'AI. 4
(1883) 184—187. — Ein Stück ed. aus einem die ganze Sammlung enthaltenden Codex Athous
Sp. Lampros, J^Xiloy 2 (1885—89) 62-64. — Vollständig ed. M. Treu, 5 Programme
dee K. Friedrichsgymnasiums, Breslau 1886 —1890 (auch als selbständiges Buch, Breslau
1890) mit einem trefflichen, für die Kenntnis des Planudes und seiner persönlichen Be-
ziehungen grundlegenden Kommentar.
4, Schollen zu Hermogenes ed. Chr. Walz, Rhetores Graeci 5(1833)212—576.
— Vgl. Th. Gerber, Quae in commentarüs a Gregorio Corinthio in Hermogenem scriptis
vetustiorum commentariorum vestigia deprehendi possint, Diss., Kiel 1891 S. 2 ff., und
Comuti artis rhetoricae epitome ed. Jo. Graeven, Berlin 1891 S. XI Anm. 2. — Zur Bio-
graph i e d es A e s o p un d d e n F a b e 1 n s. den §, Leben des Aesop' im Abschnitte ,Vulgärgr. Litt.'
5. Kanon über Urindiagnose ed. J. L. Ideler, Physici et medici graeci minores
2 (1842) 318—322. Dazu die Kollation des Cod. Paris, suppl. gr. 636 von Robert Fuchs,
Rhein. Mus. 49 (1894) 535 — 538. — Einzelne Gedichte des Planudes bei Jo. Iriarte,
Regiae bibL Matrit. Codices gr. mss, Madrid 1769 8. 263 (Lob des Ptolemaeos); Boisso-
nade, Anecdota graeca 3 (1831) 461—464; Max Treu a. a. 0. S. 204; 220 ff.; 267 ff.
Gedichte über die Erneuerung der Kirche des hl. Andreas ed. Du Gange nach dem Zo-
naras ed. Paris. II 35 f. = 2k>naras ed. Dindorf vol. 6, 41 ff. Emendationen dazu von
Boivin im Kommentar zu Nikephoros Gregoras S. 1184 f. ed. Bonn. — Das Idyll:
Zuerst edierte ein Stück S. Cyrillo, Codd. Graeci mss R. bibL Borbonicae II 148—155.
— Das ganze Gedicht ed. pr. C. R. v. Holzinger, Ein Idyll des Maximus Planudes,
Zeitschr. f. d. Osterr. Gymnasien 44 (1893) 385—419. — Beiti^e zur Erklärung und zum
Texte gaben Ed. Kurtz, Neue philoL Rundschau 1893 S. 338—340, und Max Schneider,
Berl. philol. Wochenschr. 14 (1894) 615—621.
6, Rechenbuch: Ed. C. J. Gerhardt, Halle 1865. Das Rechenbuch des M. PL
deutsch übersetzt von H. Wäschke, Halle 1879. Vgl. C. J. Gerhardt, Ueber das
Rechenbuch des Maximus Planudes, Monatsber. Berl. Ak. 1867 S. 38 — 40. — Moritz
Cantor, Vorlesungen über Geschichte der Mathematik P (1894) 475 ff. — Paul Tannery,
Les chiffres arabes dans les mss grecs, Revue archdolog. III. s^rie 7 (1886) 355—360. —
Scholien zuDiophantos in: Diophanti Alexandrini rerum arithmeticarum libri sex,
qnorum primi duo adiecta habent scholia Maximi Planudis, ed. G. Xylander, Basileae
1575 (nur in lateinischer Uebersetzung). — Den griechischen Text dieser Scholien ed. Paul
Tannery, Diophanti Alexandrini opera omnia 2 (Leipzig 1895) 125—255. Vgl. seine Pro-
legomena S. XIV ff., und M. Treu, Maximi Planudis epistulae S. 227.
7. Gleichklangscherze des Planudes, die öfter gedruckt worden sind, ed. zuletzt
korrekter M. Treu, Antistoichien, B. Z. 5 (1896) 337 f.
8, Sammelausgabe der theologischen Schriften mit der Vergleichung des
Winters und Frühlings, einigen Gedichten und Briefen: Migne, Patrol. gr. 147, 967
bis 1178.
9. Zur historischen Exzerptensammlung: E. Piccolomini, Rivista di filologia
2 (1873) 101-117; 149-163. H. Haupt, Hermes 14(1879) 36 ff.; 291 ff.; 431 ff.. J,
Baadbuch der klaai, Alt«rtiimiwiMenflch«ft IX, 1. Abtlg. 2, Aull, ^^
546 Bjrzantiniaohe Lüteratnrgesohiohte. L iProsaisohe littarator.
Melber, Zu den angeblich aus Dio Cassios stammenden planudeischen Exzerpten, Bl&tter
f. d. bayer. Gymnasialschulwesen 23 (1887) 99—102. Dazu die Litteratur zu den einzelnes
Autoren der Sammlung, besonders zu Strabon, Dio Cassius und Johannes von Antiochia.
Einen Quellennachweis gibt 0. Crusius, De Constantino Manasse Planndae anctore, Phflo-
logus 46 (1888) 631.
10. Zur Anthologie vgl. den § , Anthologie' im Abschnitte ,Profanpoesie'.
11. Sprich Wörtersammlung: S. die Litteratur zum § ^Sprichwörter' am Schlnase
der Abteilung »Yulgärgriechische Litteratur*.
12. Uebersetzungen: Catos Sentenzen, Basileae, 1553; Lugduni Batav. 1598
(mit dem lat. Text); Cygneae 1672 (lat. Text, vier griechische und eine deutsche üeber-
tragung) und öfter. — Ovid: P. Ovidii Nasonis metamorph, libri XV Graece versi a M.
PL ed. Fr. Boissonade, Paris 1822. Heroiden: Nur Epistel XX und XXI 1—12 ed.
von C. Dilthey, De CaUimachi Cydippa, Lipsiae 1863 S. 157—162. VgL W. Stude-
mund, Zu Maximos Planudes und Ovidius, Philologus 34 (1874) 370 f. Alfr. Gudeman»
De Heroidum Ovidii codice Planudeo, Diss., Berlin 1888 (= Berliner Studien VIII 2). —
Gicero-Macrobius in den Varia Graeca ed. Chr. Fr. Matthaei, Mosquae 1811 8.91
bis 221 (mit einem Stück der üebersetzung des Auetor ad Herennium). Dann ed. Ph. C. Hess,
M. T. Ciceronis Cato maior etc. ex graecis interpretationibus, Halle 1833 S. 71 — 98. Ed.
F. Brüggemann, Conitz 1840. Vgl. Teuffei, Geschichte der röm. Lit. I* (1890) S. 841.
— Caesar: Ed. Ant. Baumstark, Freiburg 1834 (in der Vorrede Verzeichnis der alteren
Ausgaben). — Boethius: Zuerst nur die metrischen Stücke von Fr. Weber, Darmstadt
1833. Das ganze Werk De consolatione philosophiae ed. E. A. Bätant, Gendve 1871
(ohne genügende diplomatische Grundlage). — Ein reiches Verzeichnis der Handschrifteo |
und älteren Drucke dieser Uebersetzungen gibt Fr. Weber in der Vorrede seiner Ausgabe.
— Dagegen ist die lateinische üebersetzung der Dialektik (De differentiis topicis) des
Boethius, die von Neueren auch dem Planudes zugeteilt wurde, in den meisten Hss ano^in,
im Cod. Vatic. 207 s. 14 geht sie unter dem Namen des Maximos Holobolos. Hier
bedarf also die Autorfrage noch der näheren Untersuchung. Vgl. M. Treu, Maxim! monacln
Planudis epistulae S. 202.
2. Biographie und Charakteristik: Fabricius, BibL gr. ed. Harl. 11, 682 bis
693. — E. Piccolomini in den Estratti inediti, Pref. S. 43 ff. — Zur metrischen Lehre
des Planudes und zur Verstechnik in seinen eigenen Gedichten: Fr. Kuhn, Symbolae ad
doctrinae tisqI di^Q^^^^ historiam pertinentes. Breslauer philol. Abhandlungen VI 3, Breslau
1892 S. 93 ff. — Job. Dräseke, Boethiana, Zeitschr. f. Wissenschaft!., Theologie 31
(1888) 101—104, und: Zu Maximus Planudes, Zeitschr. f. wissenschaftl. Theologie 33 (1890)
480 — 490 (über die Briefe, Uebersetzungen u. s. w.). — Hauptschriften: Max Treu,
Zur Geschichte der Ueberlieferung von Plutarchs Moralia, Progr. Waidenburg 1877 8. 14
bis 17, wo zum erstenmale die Chronologie des Planudes richtig gestellt wird, und desselben
oben erwähnte Ausgabe der Briefe des Planudes.
3. Ueberlieferung: Anzahlung von Hss bei Fabricius, Bibl. gr. ed. HarL 11,
682-693. — Ueber die Hss der Briefe s. die Ausgabe von M. Treu S. III— VI, 184-186.
— Eine besonders wichtige, noch nicht genügend ausgebeutete Sammelhs, die ausser den
Briefen mehrere Kirchenlieder, Epigramme und die historische Exzerptensammlung ent-
hält, ist der Cod. Vatic. Pal. 141 s. 14—15. Vgl. H. Stevenson, Codices mss Pali^ni
graeci bibl. Vat., Rom 1885 S. 71 f., und M. Treu, a. a. 0. S. 186, 219—223, 267—269.
— Die Hss der Schulbücher, vornehmlich der Uebersetzungen (unter diesen wieder be-
sonders der des Cato) sind zahllos wie der Sand am Meere.
224. Manuel Moschopulos {Mavovtjk 6 Mo<fxo7TovXog), ein Neffe des
aus dem 18. Briefe des Planudes, aus einem Gedichte des Manuel Philes
und sonst bekannten Metropoliten von Kreta Nikephoros Moschopulos,
war Schüler und Freund des Maximos Planudes und lebte demnach unter
Andronikos 11 Palaeologos (1282—1328). Seine Chronologie und seine
persönlichen Verhältnisse werden unter anderm durch seinen Briefwechsel
genauer bestimmt; er stand zwischen 1295 und 1316 im schriftlichen Ver-
kehr mit dem Logotheten Konstantin Akropolites, dem Sohne des
Historikers Georgios Akropolites, mit dem Logotheten Theodoros Meto-
chites, mit seinem Onkel Nikephoros Moschopulos und mit Kaiser
Andronikos 11 Palaeologos. Die Schriften des Manuel Moschopulos
sind wie die seines Lehrers Maximos Planudes für die Erkenntnis der
6. AliertamswiMeiuiohaft A. PhiloL Polyhistoren n, Scholiasten« (§ 224) 547
byzantinischen Studienweise am Schlüsse des 13. und im Beginn des
14. Jahrhunderts von grösster Wichtigkeit. Das bekannteste unter dem
N'amen des Moschopulos überlieferte Werk sind die ^Egiarrniaxa yQccii-
iccTixd. Sie gehen auf eine anonyme, aus zwei Büchern bestehende
EmTOfiTJ rta YQ^f^f^ccTixrjg zurück, welche Moschopulos in die für die Schule
geeignete Form von Frage und Antwort umarbeitete. Manche Abschnitte
les Werkes wie das Kapitel Uegt tqotkov sind in den Handschriften selb-
ständig überliefert und zum Teil auch gesondert herausgegeben; als An-
lang der ^E^iorrjucna erscheint das Buch üsqI axBdävj das auch zu-
sveilen separat gedruckt wurde. Die 'EQcoTi^fAccTa erfreuten sich in der
ersten Zeit des Humanismus grosser Beliebtheit und haben für die Förde-
*ung der klassischen Studien nachhaltig gewirkt. Zu dieser Grammatik
sommt ein ebenfalls dem Zwecke des Unterrichts dienendes Lexikon:
ISvkXoyri ovofidrfov UttixcSv. Dagegen trägt das von Titze dem Moschopulos
sugeschriebene metrische Kompendium den Namen dieses Verfassers
nit Unrecht. Endlich hat sich Moschopulos auch auf dem Gebiete der
Klassikerinterpretation versucht. Wir haben von ihm Scholien zu
len ersten zwei Gesängen der Ilias, genauer gesagt eine Art Schüler-
präparation d. h. eine wörtliche Paraphrase des Textes und eine sprach-
liche Analyse, die (auch heute noch in Griechenland) sogenannte xBxvoXoyia,
Damit verbinden sich ähnliche Erläuterungen zu Hesiod, zu Pindars
Olympioniken, zu Euripides, zu Theokrit, zum Heroikos und den Eikones
des Philostratos, vielleicht auch zu Aristophanes, endlich zu Byzan-
tinern wie Paulos Silentiarios und Niketas David Paphlagon. In
diesen Kommentaren ist Moschopulos im allgemeinen kurz und sachlich.
Den Beschluss bilden ein Traktat über die magischen Quadrate, Briefe
in den Codd. Coisl. 341, Marc. XI 15 u. a., Rätsel (in zahllosen Hand-
schriften) und noch manche unedierte Schriften, die in den Handschriften-
katalogen häufig so undeutlich bezeichnet werden, dass eine Identifizierung
oder nähere Bestimmung ohne Autopsie nicht möglich ist.
1. *EQurfj/Äara: Ed. princeps: Tov aoqxoxdxov ntnl XoyitojaTov xvqov Marov^X rov
MocxwtovXov dioQ&of&iyrtoy iQtotrjfidTioy, JleQi ngoataduoy. S. 1. et a., aber wahrscheinlich
Mailand 1493 gedruckt mit den CE^tonjfiara des Demetrios Chalkondyles). Dann oft wieder-
holt z. B. Grammaticae artis Graecae methodus Manaele Moschopnlo authore, Basileae 1540.
Ex officina Joann. Vualder. — IJegl cx^^f^v: Lutetiae 1545. £x officina R. Stephani. —
Manuelis Moschopuli Cret. opuscula grammatica ed. Fr. Nicol. Titze, Lipsiae 1822,
enth^t den ersten Teil der enitofiij via yqttfÄfiatixijg und einige kleinere StücKe. Einen
Abschnitt dieser 'Enitoufj edierte schon G. H. Schaefer mit Gregorius Corinthius,
Lipsiae 1811 S. 675 — 700. — Vollständig: Anonymi Grammaticae epitoma, L. L ed. P.
Egenolff, Berolini 1877; L. IL pr. ed. P. Egenolff, in den Comment in honorem G.
Studemundi, Argentorati 1889 S. 291—331. Vgl. S. N. J. Bloch, Ueber eine Stelle des
Moschopulus die Aussprache der griechischen Diphthonge betreffend, Jahns Jahrb. 2 (1829j
101— 107. — Dazu: G. U hligs Ausgabe des Dionysius Thrax, Proleg. S. 41, und P. Egenolff,
Die orthoepischen Stücke der byzant. Lit. S. 23 ff. — L. Voltz, Zur Ueberlieferung der
griechischen Grammatik in byzantinischer Zeit, Jahns Jahrb. 139 (1889) 579—599. —
L. Bachmann, An. gr. 2, 351—382, edierte Exzerpte aus Moschopulos, Thomas Magister
u. a.; Boissonade, An. gr. 1 (1829) 404 ff^, eine angeblich von Moschopulos stammende
Schrift JleQi iniQQijfÄdtuy.
Auch ein kleiner Traktat über die 4 Dialekte wird dem Moschopulos zugeteilt z. B.
m Cod. Bonon. Univ. 2638 fol. 27—34: Titel und Anfang: Tov xvqov MayowjX rov
MoayonovXov negi r^g 'ladog diaXixtov, ^ XQV^^^ *^^ ^ *'OurjQog, 'las didXexiog Xeyerai 17
rcJy hayny etc. Derselbe Traktat steht im Cod. VindoD. phil. 127 (Nessel).
2. £vXXoyif oyoiid-iaty 'AtrixtSy ed. Franc. Asulanus, Venei apud Aldum 1524;
548 Bysaniinisohe litieratiirgesohiohte, L Prosaiflohe Litteratnr.
wiederholt Paris 1532 (mit der ^Xoytj des Thomas Magister u. a.). Die genauen Tit
dieser zwei alten Drucke notiert L. Voltz, B. Z. 2 (1893) 232.
3. Scholien zu Homer: Homeri lliadis Über I. II. cum scholiis M, Moschop.
Jo. Scherpezeel, Amstelodami 1702; wiederholt Tr^jecti 1719. — Besser in den Scnolii
in Uomeri Iliadem ed. Lud. Bachmann, Lipsiae 1835— 1838 S. 689— 745 (rff/riOo;^]
xayoyiOfjiaTtay avXXeyiyrtay i» tijg nagaffQuaetog xvqov MayovfjX xov MoaxonovXov xmv im
^atlfta&uiy rov 'OfdiJQov). Vgl. E. Sittl, Sitzungsber. bayer. Akad. 1889 S. 371. — Firn
eigentümliche Ueberarbeitung und Fortsetzung der Paraphrase des Moschopolos steht ■
dem von Theodoros Gazes geschriebenen Cod. Laur. 32, 1. Theodoros Gazes ist viel-
leicht nicht nur der Schreiber, sondern auch der Verfasser. Diese Paraj^hrase ist edieil
in dem Buche: 'O/Atjqov *lXucg fietd naXatdg nagutpQaaeütg i^ i&ioxsiQov rov Seodtaoov Fa^
yvy riQiaxoy rvnoig ixd&euiTjig (so), n nQocxi&Bxai xul BaTQu^ofÄVO/iaxla avy xj iditf na^
(pQdcei ixdidofÄ^yrj ro devregoy nuqd NixoXäov Brie i tag xov ix xijg Kvnqov . 'Ey ^Xm*
QBvxlff ix tijg xvnoyQttfplag NixoXäov KtigXrj^ aatia (1811). Nfthere Mitteilungen über die«
und andere Paraphrasen des Homer und ihr Verhältnis zur Paraphrase des Psellos (s. S. 449)
bei Arthur Ludwich, Aristarchs Homerische Textkritik 2 (1885) 483—552.
Moschopuli in Batrachomyomachiam commentarü pars I. II. Ed. A. Lndwick,
Ind. lect. fttr das Sommersemeeter 1890 und das Wintersemester 1891—92, Königsberg l^Ml
1891 (der Ausgabe liegt ein Cod. Vatic. Ottobonianus und ein Cod. Ambrodanas a
Grunde).
Scholien zu^Hesiod in der Ausgabe von Gaisford; zuPindar in der Ausgabe vet
A. Boeckh, womilf zu vergleichen E. Lehrs, Die Pindarscholien, Leipzig 1873 8. 73 — 78.
Scholien iu Theokrit in den Ausgaben von Gaisford und Duebner; vgl. Bneoüc
Graec. reliquiae ^d. L. Ähren s 2 (1859) Proleg. S. 49 ff. — Ueber den vermutlichen Anteil
des Moschopulo$ an Scholien zu Aristophanes vgl. E. Zacher, Die Hss and ClasBeo
der Aristopnan^cholien, Jahns Jahrb. Suppl. 16 (1888) 568 ff. — Ueber die Schob'»
zu Philostratos vgL Philostratus ed. C. L. Eayser, ed. maior (4^ 1844) Prooemium
ad Imagines p. VI, ann. 11. — Scholien (Technologie) zu des Paulos Silentiarios Ge-
dicht auf die pythischen Thermen und zu Gedichten des Niketas David z. B. im Coi
Vindob. theol. 203 (Nessel) fol. 79^— 105%- 153^-156; vgL den Eatalog von Lambecioi
Liber V S. 520 ff.
4. Traktat über die magischen Quadrate: Ed. S. Günther, Vermischte Unter-
suchungen zur Geschichte der mathematischen Wissenschaften, Leipzig 1876 S. 195 — 203.
Dazu Emendationen von A. Eberhard, Hermes 11 (1876)434—442. — Verbesserter Text
mit französ. Uebersetzung von P. Tannery, Annuaire de Tassoc. 20 (1886) 88—118, wo
jedoch die Beiträge Eberhards übersehen sind. — Vgl. Paul Tannery, Manuel Moscho-
pulos et Nicolas Rhabdas, Bulletin des sciences mathämatiques t. 8, 1 (Paris 1884) 263 — 277,
und desselben Notices sur les deux lettres arithm^tiques de Nicolas Rhabdas, Not. et extr.
t. 32, 1 (1886) 130 ff. ; auch M. Cantor, Vorlesungen über Geschichte der Mathematik
P (1894) 480 f., und S. Günther, Handbuch der klass. Altertumswiss. V 1 2. Aofl. S. 262.
5. Ein kleines jambisches Gedicht des Moschopulos ed. E. Miller, Annoaire
de Tassoc. 8 (1874) 251 f. — Zu den Rätseln s. C. Dilthey, Symbolae criticae ad antho-
logiam graecam ex libris manu scriptis petitae. Ind. lect. für das Sommersemester 1891,
Göttingen 1891 S. 16 f.
6. Am Schlüsse des Cod. Bodl. Barocc. 120 s. 15 und im Cod. Bodl. Miscell.
99 s. 14 fol. 96^—98 steht ein Brief des Manuel Moschopulos an den Eaiaer,
dessen Titel und Anfang lauten: Tor dovXov x^g XQataiag xal dyiag ßaaiXeiag aov MayotnjX
xov MoaxonovXoVy xov ay^xlftov xov /^i/^ariaccKroc Kgijxrjg, *Eyui, aofptSxaxe ßaciXitar xai
avfÄTTcc&iaxaxe xai xagxeQixwxnxc, Xeyü) di xavxa ngay/naxa vniQ xoy ^hoy int cot Xdfi-
noyxa. Eine Veröffentlichung dieser Schrift, von der sonst nichts zu verlauten scheint,
oder wenigstens Mitteilungen über ihren Inhalt und eine Untersuchung ihrer Echtheit
wären erwünscht. Ueber andere Hss von Briefen des Moschopulos s. S. 547.
7. Hilfsmittel: Wenig nützen jetzt die Prolegomena in Titzes Ausgabe des
Moschopulos und Fr. Ritschis Bearbeitung des Thomas Magister S. LH ff. — Ueber die
Wirkung des Moschopulos auf die Humanisten s. Earl Hartfelder, Philipp Melanchthoo,
Berlin 1889 S. 255, und L. Voltz, Jahns Jahrb. 139(1889)579-599 (Verhältnis des Mos-
chopulos zu den Erotemata des Chrysoloras, Chalkondyles u. s. w.). - Ueber eine aus
dem Besitze des Moschopulos stammende und mit seinem Namen versehene lliashandschrift
s. J. Nicole, Les scolies Genevoises de Tlliade, Paris 1891 S. XIK f. — Das Verdienst,
die Biographie des Moschopulos, über dessen Lebenszeit und Person früher die ver-
worrensten Ansichten herrschten, in den Hauptzügen völlig sichergestellt zu haben, ge-
bührt Max Treu, Maximi monachi Planudis epistulae S. 208—212.
225. Thomas Hagistros {Gdofiag 6 iidyiaTQoq)^ in Handschriften und
Ausgaben häufig auch nach seinem Klosternamen Theo du los mouachos
6. Altertamswiaaenaohaft. A. Philol. Polyhistoren a. Soholiaaten. (§ 225) 549
genannt, wirkte unter Andronikos 11 (1282 — 1328) als Schriftsteller und
Berater des Kaisers. Er gehört in den litterarischen Kreis des Moscho-
pulos, Theodoros Metochites und Nikephoros Gregoras; von dem letzteren
besitzen wir auch einen Brief an Thomas. Einer noch unedierten Schrift
zufolge scheint er längere Zeit in Thessalonike gelebt zu haben (Mitteilung
von M. Treu). Den wichtigsten Teil seines Nachlasses bilden philologische
Schulschriften, die sich in lexikalische Arbeiten, Scholien und rheto-
rische Übungsstücke scheiden.
1. Das Hauptwerk, durch welches der Name des Thomas vorzüg-
lich bekannt geblieben ist, führt den Titel: *ExXoyr] (auch ixkoyai) dvo^
fidtcov xal ^rjfidtoyv 'AxxtxSv. Es ist eine nur im ersten Buchstaben
alphabetisch geordnete Sammlung von Wörtern und Ausdrücken, die den
Schülern die Kunst griechisch zu schreiben, erleichtern sollen. Bei aller
Exilität ist die Sammlung durch den Reichtum ihrer Zeugnisse nicht ohne
Wert. Als Quellen benützte Thomas, wie es scheint, den Phrynichos,
Ammonios, Herodianos, Moeris und die von Bachmann edierte Svvaycoyrj
lä^eayv x^^o''/*^*'» ^^^ch Ritschi auch des Moschopulos SvXXoyTj und seine
Schrift ITfQi crx«rf«v. Zu den Exzerpten aus älteren Wörterbüchern fügte
Thomas reichliche Notizen aus seiner eigenen Lektüre; dieselbe umfasste
vornehmlich Herodot, Thukydides, Aristides und die Briefe des Synesios;
weniger gründlich verwertete er für seinen Zweck den Philostrat und den
Homer; einzelnes endlich entnahm er dem Piaton, Demosthenes, Lukian und
Libanios. Die meisten Autoren zitiert natürlich auch er aus zweiter oder
dritter Hand.
2. Scholien zu Aeschylos, Sophokles, Euripides, zu 3 Komödien des
Aristophanes und zu Briefen des Synesios. Dagegen werden Pindarscholien,
welche in zwei Handschriften den Namen des Thomas an der Spitze tragen,
von Lehrs wohl mit Recht dem Triklinios zugesprochen.
3. Reden und Briefe, teils blosse Übungsstücke über fingierte
Themen, teils auf einen wirklichen Anlass der Zeitgeschichte verfasst. Ein
seit Polemon beHebtes Thema behandeln die zwei Meleten X) toi Kwai-
yHQov narrJQ Ev(poQio)v und *0 tov KalXipaxov narij^ UoläfiaQxog: In der
Schlacht bei Marathon fallen die zwei Helden KalUmachos und Kynaigeiros;
nach dem Gesetze müssen die Väter der Gefallenen diesen eine Leichen-
rede halten; nun entsteht zwischen den beiden Vätern Polemarchos und
Euphorien ein Streit, wem zuerst zu reden gebühre: ein recht charak-
teristischer Vorwurf für jene leere Schulberedsamkeit, wie sie bei den Griechen
von der Sophistenzeit bis ins späteste Mittelalter hinein mit zäher Gleich-
förmigkeit gepflegt wurde. Einen freieren Charakter trägt die im Tone
des Isokrates gehaltene Studie über die Pflichten des Königs (Aoyog
:%fQl ßadiXsiaq) mit ihrem Seitenstück über die Pflichten der Unter-
thanen (neQt noXirsiaq). Ein IlQeaßsvTixoq nqoq tov ßaciXäa 'Aväqovixov
tov ilalaiokoyov enthält eine Verteidigung des byzantinischen Feldherm
Chandrenos. Die bei einem Einfall der Katalanen und Türken in Thessa-
lien und Makedonien verübten Greuel, deren auch in der eben erwähnten
Rede gedacht ist, schildert ein Brief an den Philosophen Joseph: T^
icayyiXfff natqi fiov xal tfiXoCoipff) ^Ictxfrjy tcsqX tdv iv t^ ^ItaXäv xai nsQtsäv
550 Bysantiniflohe LitteratnrgeBohichie. I. ProsaiBohe littermior.
igiodfp ysysvrinävoav. Der Adressat ist derselbe, an den auch viele Briefe
des Nikephoros Chumnos gerichtet sind. Endlich finden wir Gratulations-
reden an den Feldherrn Angelos und an den Grosslogotheten Theodoros
Metochites, eine Bede an den Patriarchen Niphon und einen Panegyrikus
auf den König von Gypern. Dazu kommen noch unedierte Stücke wie:
Big Tov ayiov ^IioävvrjV %dv ßamKfvrjv iyxtifiiov, ^Ynkq ^OXvv&mv^ *AvänXovg,
ein Brief 0€(r<faXonx€v<fi negi ofiovoiag, ein IlQotfyxovrjfia x^ fieyal^ io-
H€(fT(x(ji u. a.
1. 'ExXoyij: Ed. pr. Zaoh. Ealliergi, Romae 1517. — Ed. zu Paris 1532 bei
Michael Vascosanus. — Ed. N. ßlancard, Franequerae (Franeker in den Niederlanden)
1690. Wiederholt mit Noten von L. Bos, Franequerae 1698. — Ex dispositione Nio. Blan-
cardi eto. collegit partim digessitque Johannes Steph. Bernard, Lugduni Bat. 1757. —
Ed. J. G. S. Schwabe, Altenburg 1773. — Thomae Magistri sive Theoduli monachi
ecloga vocum Atticarum ex rec. Fr id. Ritschelii, Halis 1832; bedeutendste Jugend-
arbeit Ritschis; ausführliche Prolegomena und Indices; S. XIV ff. kritische Uebersicht der
älteren Ausgaben und Hilfsmittel. — Ed. C. Jacob itz, Leipzig 1833 (mit den Bemer-
kungen der früheren Herausgeber). — Sonstige grammatische Exzerpte bei L. Bach mann,
Anecd. Graec. 2, 351—382; vgl. Ritschis Ausgabe der "ExXoyij S. CXXXIX ff. — üeber
die Quellen der Ekloge vgl. Arthur Kopp, De Ammonii, Eranii, aliorum distinctionibus
synonymicis earumque communi fönte, Diss., Königsberg 1883 S. 105—108.
2. Zu den Scholien: 0. Schneider, De veterum in Aristophanem scholiorum fon-
tibus, Sundiae 1838 S. 122 ff. — K. Lehrs, Die Pindarscholien, Leipzig 1873 8. 97—99.
— W. Dindorf, Philologus 20 (1863) 5 ff. — M. Schmidt, Sitzungsber. Wien. Ak. 21
(1856) 278—286 (unbedeutende Mitteilungen aus Wiener Handschriften). — Ein grosser
Teil der Thomanotriklinianischen Scholien zu Aristophanes wurde zum erstenmal, von den
alten Scholien gesondert, auf Grund der besten Hss herausgegeben von K. Zacher, Die
Hss und Classen der Aristophanesscholien, Jahns Jahrb. Suppl. 16 (1888) 603—644. Z^her
macht auch den Versuch, das Eigentum des Thomas und Tnklinios zu sondern, wobei er
zu anderen Ergebnissen gelangt als Lehrs in seinem oben genannten Buche. Auch die
Scholien zu Pindar und den Tragikern werden von Z. berücksichtigt. — Die rein Thoma-
nischen, von Triklinios noch nicht überarbeiteten Scholien zu Aristophanes Plntus und
Ranae ed. aus einigen italienischen Hss, angeregt durch das Buch von Zacher, C. 0. Zu-
retti, Scolii al Pluto ed alle Rane d'Aristofane, Turin 1890. — Vgl. endlich die kritischen
Ausgaben der betreffenden Klassiker.
3. Reden und Briefe: Griechisch und lateinisch ed. L. Norrmann, üpsala 1693,
folgende Stücke : Rede auf Gregor von Nazianz, Rede an den Grossstratopedarchen Angelos,
Rede an den Grosslogotheten Metochites, Rede an den Patriarchen Niphon, Rede anf den
König von Gypern, Briefe an den Grosslogotheten, an den tov aaxeXXiov Trikanas, an Nike-
phoros Gregoras und einen Brief des Nikephoros Gregoras. — Die zwei Reden über die
Pflichten des Königs und der Unterthanen bei A. Mai, Scriptorum veterum nova collectio
tom. III (Romae 1828) pars III 145—201. — Vergleich dieser zwei Reden mit dem Vor-
bilde Isokrates von G. Kyriakides, Stofjiäg 6 fiayiatQog xai 'laoxQarijgf Diss., Erlangen
1893 (methodisch verfehlte Arbeit; vgL B. Z. 5, 212). — Die übrigen Stücke bei Fr. Bois-
Bonade, An. gr. 2 (1830) 188—268. — Französische Uebersetzung der Deklamation KalU-
machos und Kynägiros von E. Groussard, Annuaire de Tassoc. 18 (1884) 142 — 160. —
Gesamtausgabe der Reden und Briefe: Migne, Patr. gr. 145, 213—548 (nach den
Texten von Norrmann, Mai und Boissonade).
4. Zur Biographie: Fabricius, BibL gr. ed. Harl. 6. 181—190, und die Prolego-
mena von Ritsch 1.
5. Ueberlieferung: Boissonade benützte die Codd. Paris, gr. 2629 und 831.
Ausserdem ist für die rhetorischen Sachen besonders wichtig der Sammelcodex Vatic.
Pal. 374 s. 14 fol. 87—206.
226. Theodoros Metochites {OeoiuiQog 6 Mevoxirrjg), einer der be-
deutendsten Polyhistoren der letzten Jahrhunderte von Byzanz, Sohn des
durch seine lebhafte Teilnahme an den Unionskämpfen bekannten Georgios
Metochites (s. S. 98), lebte unter Andronikos 11 Palaeologos (1282^—1328),
dem er vom Jahre 1290 bis an sein Lebensende als treuer Diener und
Berater zur Seite stand. Nach einer reichen Thätigkeit im staatlichen
Leben zog er sich, nachdem er infolge der Absetzung Andronikos' 11 (1328)
6. AliertamswiflBen8ohaft. A. Philol. Polyhistoren n. Soholiasten. (§ 226) 551
seiner Würde als Grosslogothet enthoben worden war, in das berühmte
Kloster 7V;^ x^Q^^ ssu Konstantinopel zurück und starb im Jahre 1332,
einen Monat nach seinem kaiserlichen Herrn. Das Andenken des ausser-
ge wohnlichen Mannes wurde von seinem hochbegabten Schüler Nikephoros
Gregorasin einer Gedächtnisrede gefeiert, die er uns in seinem Geschichts-
werk M erhalten hat. Auch sonst gedenkt Gregoras des Theodoros mit den
Ausdrücken der höchsten Bewunderung: Bißliod'ijxr] yctQ rjv ^fiipvxog oirog
xal T(ov ^TjTovfiävwv TfQox^iQog evTtOQia * ovtw nävtag fJiaxQ(p t^) fxävQcp na^ä"
igafiev, offoi nozh Xoycov Tjipavto.^) An derselben Stelle gibt Gregoras eine
höchst merkwürdige, ausführliche Charakteristik der Diktion des hoch-
verehrten Lehrers; zu tadeln sei an ihm nur das eine, dass er sich keinen
der Alten zum Vorbilde genommen, sondern ganz seine eigenen Wege ge-
gangen, hiebei aber in stürmischen SchwaU verfallen sei. In ähnlicher
Weise preisen ihn auch andere Byzantiner z. B. Thomas Magister als
Licht der Wissenschaften. In der That überragt die Gelehrsamkeit des
Theodoros Metochites das gewöhnliche Mass seiner Zeit, wenn er auch
hinter den grossen Polyhistoren wie Photios und Psellos zurückstehen
muss. Der Umfang seiner Kenntnisse ist aber um so mehr zu bewundem,
als er, wie Gregoras erzählt, den ganzen Tag über am Hof beschäftigt
war und sich nur des Nachts seinen Studien widmen konnte. Von der
ausgedehnten litterarischen Thätigkeit des Theodoros, die Gregoras
a. a. 0. erwähnt, kennen wir bis jetzt nur wenige Proben; manches mag
verloren oder noch in den Bibliotheken verborgen sein.
1. Als Hauptwerk des Theodoros erscheint nach dem gegenwärtigen
Besitzstande eine grosse Miszellensammlung, herausgegeben und zitiert
unter dem nicht hinlänglich gesicherten (wahrscheinlich von einem Kopisten
henührenden) Titel: ^VnofAvijfAari^fffiol xal (frjfAeiioaeig /vco/iixa^ (latei-
nisch gewöhnlich zitiert als: Miscellanea philosophica et historica). Das
Werk, gewissermassen ein prosaischer Pendant zu den Chiliaden des
Tzetzes, umfasst 120 grössere und kleinere Essays über die verschiedensten
Themen der Philosophie, der Geschichte und der alten Litteratur. Einige
Titelproben mögen den Charakter dieser vermischten Aufsätze deutlich
machen. Aus dem Gebiete der Lebensweisheit und Philosophie
finden wir Artikel über das ironische Element bei den alten Philosophen,
besonders bei Sokrates und Piaton; über das polemische Verhalten aller
Philosophen gegen ihre Vorgänger; über den Satz, dass keines Menschen
Leben leidlos verlaufe; über die auffallende Thatsache, dass manche Men-
schen stets glücklich, andere stets unglücklich sind (eine dvatfxevij des
vorigen Themas) ; über die WechselfaUe des Schicksals mit besonderer Be-
ziehung auf seine eigenen Erlebnisse; über die Gewohnheit der Menschen,
die gute alte Zeit zu preisen; über die Seltenheit völlig zutreffender und
leidenschaftsloser Urteile; über die (natürlich im christlichen Sinne beant-
wortete) Frage, ob es dem Menschen besser sei, geboren zu werden oder
nicht; über den Satz ^aäs ßicotfag; über den praktischen Nutzen der
Mathematik und Geometrie. Auch die christliche Moral wird berück-
») X 2 = I a 474 flf. ed. Bonn. | «) VH 11 = I S. 272, 3 ff. ed. Boxm.
552 Byzantiniaohe Litteraturgesohichte. L ProMuaohe
sichtigt; so bespricht der Verfasser die Frage, ob es besser sei, in der
Welt zu leben oder im Kloster; ob der Ehestand einem tugendhaften
Leben förderlich sei. Dazu kommen philosophische Betrachtungen Qber
politische Fragen, wie über das demokratische, aristokratische und
monarchische Prinzip, über die Notwendigkeit einer guten Finanzverwal-
tung; selbst ästhetische Themen, wie Gedanken über die Schönheit des
Meeres. In das Gebiet der Geschichte gehören die Abhandlungen über
den Staat der Athener und Lakedämonier; über Epaminondas und Pelopidas;
über Eyrene und Karthago; über das allmähliche Wachstum des römischen
Staates. Auch vernehmen wir, wie in so vielen anderen Schriften dieser
Zeit, elegische Klagen über den unaufhaltsamen Niedergang des
Byzantinerreiches. Der Litteraturgeschichte widmet Theodor Artikd
über Aristoteles, gegen den er polemisiert, über Piaton, Xenophon, Joseph,
Philon, Dion Chrysostomos, Plutarch, auch allgemeinere Darlegungen wie
eine Studie über die Gleichgültigkeit der griechischen Philosophen gegen
die Politik. Die Quellen des Metochites sind, was bei einem Byzantiner
dieser Zeit ziemlich selbstverständlich ist, nur griechische Werke. Er
zitiert über 70 Autoren und zwar oft in einer Form, die von der sonst
überlieferten Lesung abweicht; doch ist er für die Textkritik nur mit
grösster Vorsicht zu verwenden, da er seine Vorlagen häufig absichtlich
ändert. Sein Hauptgewährsmann ist Synesios.
2. Von 18 umfangreichen rhetorischen Stücken sind leider nur
der Nixaevg und IlQeaßBvvixoq nebst dem Proömion einer Goldbulle ver-
öffentlicht. Dazu kommen noch Epitaphien und Reden religiösen und
moralischen Inhalts. Zu den besten Arbeiten des Metochites gehört ein
Nekrolog auf den Philosophen Joseph, dessen Veröffentlichung M. Treu
vorbereitet.
3. Die philosophischen und astronomischen Schriften Theo-
dors sind noch nicht genügend bekannt und gewürdigt. Das Hauptwerk
ist wohl die Sammlung paraphrastischer Kommentare zu des Aristoteles
neqi (fvaixffi äxQoaffecog, IIb^I ipvxrJQj IleQi ovQavov, IIsqI ysvtffswg xai ^d^Qaq^
neql livriiirfi xal dvafivtjfrecag, JleQi VTtvov xai iyQ'qyoQC €(og^ Ileql ivvnviwv,
llegl Trjg xad^' vnvov fiavuxrjg^ Ilsqi ^oiwv xivTJffswg, UsqI ßQaxvßiovrjvog xal
fiaxQoßwTrjTogj IlfQl veovrjTog xal yi]Q(ag^ IIsqI ^(ofjg xal d'uvdrov u. s. w.
Diese Sammlung von philosophischen Lehrbüchern, die offenbar hohes An-
sehen genoss, ist uns in einer durch die herrlichen Ornamente auch kunst-
geschichtlich wichtigen, im 15. Jahrhundert für einen Medici angefertigten
Prachthandschrift, den Cod. Laur. 85, 4 erhalten; andere Codd. sind
Marc. gr. 239, Vatic. Regln. Suec. 118. In ähnlicher Weise wirkte
Theodoros für die Verbreitung astronomischer Kenntnisse; hieher gehört
seine ^roixeiwaig inl %f^ dtfTQovofiixf^ iTtiaTijfii], eine Einleitung und ein
Kommentar zu Ptolemaeos.
4. Ein schönes Zeugnis der überlegenen Bildung des Metochites
liefern 20 hexametrische Dichtungen, deren Gesamtumfang (9188 Verse)
einem stattlichen Epos gleichkommt. Sie beziehen sich grösstenteils auf
persönliche und zeitgenössische Verhältnisse. In den zwei ersten Gedichten
der Sammlung verbindet Theodor Lobpreisungen Gottes und der Jungfrau
6. AltertomawüisenBohaft. A. Philol. Polyhiatoren n, Soholiasten, (§ 226) 553
Maria mit Mitteilungen über das Landkloster (fiovrj rfjg x^^Q^^)- Ein
Gedieht^ das an seinen Schüler Nikephoros Gregoras gerichtet ist, er-
regt durch Nachrichten des Verfassers über sein eigenes Leben unsere
Teilnahme. Seine eigene Person betreflfen ferner eine Reihe von Gedichten,
in welchen er über seine schwierige Lage und über die Unbeständigkeit
des menschlichen Glückes klagt. Dazu kommen Gelegenheitspoesien wie
Epitaphien auf die Gemahlin Irene und den Sohn Michael des Kaisers
Andronikos Palaeologos und auf den Eaesar Johannes Palaeo-
logos, Gedichte an Nikephoros Xanthopulos, Theodoros Xantho-
pulos, an seinen Neffen den Protasekretis und auf Gregor, den ehe-
maligen Erzbischof von Bulgarien, wohl denselben, von welchem der Cod.
Paris. Goisl. 192 fol. 2^ Verse auf das Grab eines Eappadokiers Alexios
enthält. In zwei Gedichten feiert Theodor Väter der griechischen Kirche,
den hl. Athanasios und die drei Hierarchen Basilios den Grossen,
Gregor von Nazianz und Johannes Ghrysostomos. Für sich steht
ein Lehrgedicht über die mathematische und besonders die harmonische
Form der Philosophie {ITeQl tov fJLa&rjixauxov eiiovg tijg ^iXo<fo(p{ag xal
fiiiXifTra nsQl rov dginovixov), Dass Metochites statt des in Byzanz fast
alleinherrschenden politischen Verses ausschliesslich den Hexameter an-
wandte, ist ebenso charakteristisch für seinen dem Gewöhnlichen abge-
wandten litterarischen Geschmack als fQr den künstlichen Klassizismus der
Paläologenzeit.
5. Endlich hat Theodor Briefe hinterlassen. Briefe an ihn haben
wir von Nikephoros Gregoras, Thomas Magistros, Nikephoros Chumnos,
Theodoros Hyrtakenos und Leon Bardales. Nicht genügend bezeugt ist
eine angebliche Kirchengeschichte des Metochites in zwei Büchern und
ein Buch Bv^avxig. Die von Meursius dem Metochites zugeteilte Chronik
gehört dem Michael Glykas; s. S. 384.
1. Ausgaben: Miszellensammlung: Zuerst einzelne Stücke: Specimina operum
Theodori Metochitae quae inscribuntur 'Yno/Äyrjfiauajuol xai arj/ieKoceig yytofjiixttl ed, J slumb
Bloch, Hauniae 1790. — Die Kapitel über Kyrene und Karthago sind wiederholt in:
Supplementum editionis Lipsiensis Nicolai Damasceni ed. C. Orelli, Lipsiae 1811 S. 91 bis
96. — Vier Kapitel ed. Chr. G. Müller, Acta seminarii regii et societatis philologicae
Lipsiensis, vol. 2, particnla 2 (1813) 255—276. — Das Kapitel über Karthago mit Kom-
mentar in: Aristotelis de politia Carthaginiensium etc. ed. Fr. G. Kluge, Vratislaviae
1824 S. 195—216. — Das Kapitel über Dion Ghrysostomos auch bei Dion Ghrysostomos ed.
L. Dindorf 2 (1857)367- 372. — Einzige vollständige Ausgabe: Theodori Metochitae mis-
cellanea edd. Chr. G. Müller-Th. Kiessling, Lipsiae 1821. — Litterarhistorische Notiz
und die Schrift: "Ort narveg, öaoi iy Jiyvnrot inttidev^tjctty^ tQttxvtSQoy i(^ Xiyeiy X9^^^^^
auch bei Migne, Patr. gr. 144, 929-954.
Nixaevsy IlQeaßevtixog und Chrysobulle ed. pr. (leider recht unsauber) K. N.
Sathas, Mec. BißX. 1 (1872) 139—195. — Ueber die Chnrsobulle s. K. E. Zachariao
von Lingenthal, Sitzungsber. BerL Ak. 1888 8. 1410. Vgl S. 488.
Philosophische und astronomische Werke: Paraphrase zu Aristoteles nur in
lat«in. Uebersetzung, Basileae 1559; wiederholt 1562; auch Ravenna 1614 (nach Bandini,
Catalogus codicum graec. bibl. Laur. 3, 250). — Die astronom. Schriften sind noch unediert.
Proben der Originaltexte gibt Sathas, a. a. 0. ÜQoXoyog S. 79 ff. {o&').
Einen lateinischen Brief des Theodoros Metochites an Karl den Schönen nebst
zwei lateinischen Briefen des Kaisers Andronikos 11 an den von Karl dem Schönen mit
den Verhandlungen über die Union betrauten Dominikaner Benoit de Cöme ed. H. Omont,
Projet de r^nnion des öglises grecque et latine sous Charles le Bei en 1327, Bibl. de
r^cole des chartes 1892 S. 254—257.
Gedichte: Die zwei erstgenannten ed. pr. (aus dem Cod. Paris. 1776) M. Treu,
554 Bysantiniaohe LitteratnrgeBohiohte. !• ProsaUiolia liitermittr.
Dichtungen des Grosslogotheten Theodoros Metochites, Gyinoasialprogr., Potsdam 1895. —
Den Anfang des an Nikephoros Gregoras gerichteten Gedichtes ed. Boivin im Kommentar
zu Nikephoros Gregoras ed. Bonn. II 1226. — Die übrigen Dichtmigen wird M. Txea ver-
Oifentlicnen, der auch eine Untersuchung über ihre Ueberlieferung, Metrik and Sprache
und ihren Inhalt versprochen hat.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 10,412—426. — Hauptachrift:
K. N. Sathas, a. a. 0. IlQoXoyog S. 19—135 (**'— ^Äc'). — Unter den Hss ragt hervor
der Cod. Vindob. phil. gr. 95 (Nessel), eine vrunderschöne Pergamenths, welche die 18
rhetorischen Stücke überliefert.
3. Von Leon Bardales {BitgdaX^g), einem Neffen des Theodoros Metochites, viel-
leicht demselben, der auch in der Biographie des Maximos Planudes wiederkehrt, besÜBen
wir einen kurzen Brief an Theodoros, ed. von Boissonade,* An. gr. 1 (1829) 402; dort*
selbst S. 399 ff. von demselben Bardales jambische Trimeter auf eine bildliche Dar-
stellung des jüngsten Gerichts, auf einen Silberbecher u. a. Mit Leon Bardales ist nach
der wahrscheinlichen Vermutung von Boissonade, An. gr. 1, 161, identisch der aoijpai rar o(
nQOftaaexQfjrigf von welchem Boissonade a. a. 0. Sentenzen ediert hat; vgL ebenda
8. 399. Unediert ist wohl eine Rede desselben Protasekretis Leon (Bardales) an
Kaiser Andronikos den Jüngern, die der Cod. Vindob. theol. gr. 174 (Nessel) fol. 298^
bis 300 aufbewahrt. Ueber die verschiedenen Trftger des Namens Bardales (Leon,
Johannes, Manuel) vgL Max Treu, Maximi mon. Planudis epistulae S. 200.
227. Demetrios Triklinios {JrjfiiJTQiog 6 TQixXiviog), ein seiner Her-
kunft und äusseren Stellung nach unbekannter Mann, der im Anfang des
14. Jahrhunderts, wahrscheinlich in Konstantinopel, lebte, ist der bedeu-
tendste Philologe der Paläologenzeit. Als Textkritiker ragt er über die
geistesverwandten Zeitgenossen wie Manuel Moschopulos und Thomafi
Magister turmhoch empor und darf manchen modernen Herausgebern an
die Seite gestellt werden. In einem anderen Zeitalter und unter günstigeren
Umständen hätte ein so sprachkundiger, erfinderischer und selbständiger
Kopf Hervorragendes und Bleibendes geleistet. Was den Triklinios nieder-
drückt, ist die dumpfe wissenschaftliche Atmosphäre, in der er arbeitete.
Es ist daher ein grosses Unrecht, wenn neuere Forscher auch diesen
tüchtigen Byzantiner der herkömmlichen Sitte gemäss, von aller Umgebung
losgelöst, nach dem strengsten Massstabe einer weit besser vorbereiteten
und mit ganz anderen Mitteln ausgerüsteten Schule abschätzen. Schon die
Ausdehnung der wissenschaftlichen Thätigkeit des Triklinios erregt unser
Staunen. Pindar, Aeschylos, Sophokles, Euripides und Aristophanes, Hesiod
und Theokrit sind von ihm erklärt und emendiert worden; und zwar be-
schränkte er sich bezüglich der Dramatiker nicht auf die im byzantinischen
Mittelalter übliche Auswahl, sondern veranstaltete von sämtlichen Stücken
des Aeschylos und Sophokles, die er erreichen konnte, und von den drei
ersten Tragödien des Euripides Bearbeitungen, die bis in die neueste Zeit
fortgewirkt haben.
In der Metrik besass Triklinios nicht unerhebliche, durch eigene
Beobachtung erworbene Kenntnisse. Doch war infolge der Wandelungen,
welche sich seit den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeit im Laut-
wesen der griechischen Sprache vollzogen hatten, gerade dieses Gebiet den
Byzantinern recht fremd geworden. Es ist daher nicht zu verwundern,
dass Triklinios schwere Niederlagen erlitt, als er es wagte, die alten Werke
nach ihrem Versmass zu analysieren und sowohl die metrischen Gesetze
des Dialogs als die strophischen Kompositionen zu erklären. Wie er die
Metrik misshandelte, so trug er auch in die alten Texte eine Unmasse
von plumpen Fehlern hinein, freilich nicht plumper, als sie auch in unserem
6. AlterinmawiBBeiiBchaft. A. Philol. Polyhistoren n. Scholiasien. (§ 227) 555
rleuchtoten Zeitalter so oft in Dissertationen, Programmen und Ausgaben
[lit anmasslicher Miene aufgetischt werden. Nicht selten traf er aber auch
las Richtige. Die wichtigsten Arbeiten des Triklinios sind: 1. Scholien
u Pin dar mit zwei metrischen Abhandlungen. Dem Triklinios allein
gehören auch nach Lehrs die von Schneider unter dem Namen des Thomas
dagistros und Demetrios Triklinios herausgegebenen Scholien zu den ersten
mythischen Hymnen. Auch stammt von Triklinios die eine der zwei uns
jrhaltenen Pindarparaphrasen, wie Lehrs ^ niit guten Gründen dargethan
tat. 2. Eine Bearbeitung des Sophokles mit Scholien, besonders für
lie ersten vier Dramen. Die in einem Codex Parisinus überlieferte trikli-
lianische Rezension des Sophokles hat lange Zeit ihre schädliche Wirkung
kusgeübt, bis es endlich der Forschung gelang, einen klaren Einblick in
lie Grundsätze des allzu kühnen Textverbesserers zu gewinnen. 3. Scholien
u fünfStücken desAeschylos; ausgeschlossen blieben die Ghoephoren
md die Schutzflehenden. Diese Scholien, mit welchen sich auch Erklä-
ungen des Thomas Magister verbunden haben, sind wortreiche Paraphrasen
iiit metrischen Erklärungen zum Teil nach unerhörten, von Triklinios
elbst geschaffenen Silbenmassen. Wir besitzen die Scholien zu Aeschylos
n einem von des Triklinios eigener Hand stammenden, jetzt in Neapel
)efindlichen Codex, neben welchem die verwirrten Exzerpte in einigen
üngeren Handschriften nicht mehr in Betracht kommen. 4. Weniger ist
Iber seine Scholien zu Hesiod, Aristophanes und Theokrit bekannt
geworden. Über Hesiod scheint er nicht so eingehende Studien gemacht
;u haben wie über die Tragiker. Wir haben eine von Triklinios selbst
nit fester, deutlicher und wohlgeübter Hand in den Jahren 1316—1320
kommentierte Ausgabe des Hesiod, den Codex Marc. gr. 464, in welcher
)r die Erklärungen des Tzetzes, Proklos Diadochos, Manuel Moschopulos,
lohannes Pediasimos, Johannes Galenos und Johannes Protospatharios sorg-
sam zusammengestellt, selbst aber verhältnismässig wenige in der Hand-
jchrift durch ein f gekennzeichnete Scholien zur Theogonie hinzugefügt
liat. Vgl. Zanetti, Graeca D. Marci Bibliotheca, Venedig 1740 S, XIV f.
jnd 246. Im Cod. Vindob. phil. gr. 25 (Nessel) fol. 115 ff. stehen:
^Xo^^ TiaXaid elq rijv ^Haiodov &€oyov{aVj iv oig eici xai JtjiatjtqCov tov
Tq$xXiviov fi€Qixa.
1. Aasgaben und Hilfsmittel: Ftlr die Scholien ist zunächst auf die Litterator
lu den einzelnen Dichtem zu verweisen. Pindarscholien: Thomae Magistri et Demetrii
Friklinii scholia in Pythia quattuor prima ed. Chr. Schneider, Breslau 1844. — Scholia
-ecentiora Thomano-Tricliniana in Findari Nemea et Isthmia ed. Tyoho Mommsen,
Lipsiae 1865; dazu: Scholia etc. in Findari Fythia V— XII ed. Tycho Mommsen,
Prancofurti 1867. — Vgl. K. Lehrs, Die Findarscholien, Leipzig 1873 8. 78—96. — Einen
Feil der Scholien zu Aeschylos edierte mit einer Abhandlung über den Codex Medi-
;eus W. Dindorf, Philologus 20 (1863) 1 ff.; 385 ff. und 21 (1864) 193 ff. — Vgl Moritz
Schmidt: Aus Wiener Handschriften, Sitzungsber. Wien. Ak. 21 (1856) 278—289, wo
> Wiener Handschriften mit zum Teil Tnklinianischen Scholien zu Aeschylos besprochen
NT erden. — Sophoklesscholien: Jrjfjirjxqiov rov TQixXtyiov eig id jou £oq>onXiovg inrd
f^dfdara, negi fdergtoy, oU ixQV^ftfo l'o^poxA^;, neQi a/f^junrcov xal axoXiay Farisiis 1553.
— Aristophanesscholien: Einen grossen Teil edierte K. Zacher; s. die Litteratur*
LDgabe S. 550. — Treffende Chrakteristik des Triklinios von U. von Wilamowitz-
tloellendorff, Euripides Herakles 1 (1889) 194 f. Vgl. auch desselben: Die Ueberliefe-
*) Pindarscholien S. 78.
556 Byiantiniache Litieratnrgeiohichte. I. ProMdaöhe Litteratiir.
rung der Aeschylosscholien, Hermes 25 (1890) 161—170. — Zur Metrik des Triklinios:
Fr. KuliD, Symbolae ad doctrinae negi öiXQoyiay historiam pertinentes, Breslauer pbilol.
Abhandlungen VI 3, Breslau 1892 S. 98 ff.
2. Epigramme auf diebll. Basilios, Gregorios und Johannes Chrysosto-
mos werden, ich weiss nicht, ob mit Recht, dem Triklinios zugeteilt im Cod. Vatic. 567
fol. 195.
228. Johannes Pediasimos (laawr^g o IFeitafftfiog) war Diakon,
später Chartophylax von Bulgarien unter Andronikos II (1282 — 1328) und
Andronikos III (1328—1341); eine Aufzählung seiner Stellen und Titel
findet sich in der Überschrift der Geometrie: Toif aoiffotatov xa^wpvlaxog
trjg TTQoitijg ^iovtfriviavrjg xal ndffrjg BovXyaqiag^ xov xai vndtov %äv ^ihh
(fogiwVj xvQov 'Itoavvov Jiaxovov tov Ilsiiaaffiov. Da er zu den Korrespon-
denten des Patriarchen Gregor von Cypern gehört (s. S. 477), so muss er
am Ende des 13. Jahrhunderts schon ein erwachsener Mann gewesen sein.
Wir besitzen von Pediasimos mehrere zum Teil noch unedierte philo-
logische und philosophische Schulschriften, wie Scholien zu Hesiods
Schild und Theogonie, desgleichen zur Syrinx des Theokrit, zur Sphära
des Kleomedes, Erklärungen zu Aristoteles, Memorialverse und eine
aus Apollodors Bibliothek geschöpfte Schrift über die zwölf Arbeiten
des Herakles und einen Aufsatz über die neun Musen, deren Zahl alle-
gorisch gedeutet wird. Hiermit verwandt ist ein Traktat IleQi tov n£g
imdfirjvog xal ivveafirjvog 6 roxog ad^erai^ wo für die Lebensfähig-
keit des siebenmonatlichen und des neunmonatlichen Embryo eine mathe-
matisch-mystische Erklärung vorgetragen wird; die letzteren zwei wohl
noch unedierten Stücke z. B. im Cod. Marc. 500 fol. 154^ flf.; das letzte
auch im Cod. Vatic. 671 fol. 237. Dazu kommt eine musikalische Ab-
handlung, voll falscher Anschauungen und schiefer Deutungen, mit dem
Titel: 'Emtrraafai fieQixai, Ausserdem schrieb Pediasimos eine Geo-
metrie: r€0)/ii€TQiay mit dem Nebentitel: 2vvo\pig n€Q\ fX€tQ7J<f€(og xai
fi€Qi<x^ov yrjg. In der Einleitung spricht er als seine Absicht aus, von
dem Werke des Heron über yQajULfiaf, ycaviai und i^ißadd einen Abriss zu
geben und dort Fehlendes in Kürze zu ergänzen. Doch lässt die Verglei-
chung mit dem uns erhaltenen Werke des Heron nicht darüber ins Reine
kommen, ob Pediasimos ein unverfälschtes Exemplar des Heron vor sich
hatte. Jedenfalls ist bei weitem nicht alles, was wir bei Pediasimos finden,
Eigentum des echten Heron; vieles ist geradezu verkehrt und falsch.
Einmal hat der ernste Gelehrte auch den Musen geopfert. Dazu
begeisterte ihn das ewig Weibliche. Als echter Kritiker aber prüfte er
sowohl die guten als die schlimmen Seiten desselben. Das jambische
Doppelgedicht des Pediasimos hat den zusammenfassenden und ver-
söhnenden Titel Ilo&og (Iwdvvov tov n^diccaipiov xov BovXyaqiag X"^^
(pvXaxog Jlo&og, JIsqI yvvaixog xax^g — IIsqI yvvaixog dyaxHjg). Das erste
Stück erscheint mit seinen heftigen Schmähungen als ein byzantinischer
Pendant zum Frauenspiegel des Simon ides aus Amorgos; im zweiten Ge-
dicht wird das schöne Geschlecht durch ebenso überschwengliche Lobes-
erhebungen wieder gerettet. In Wahrheit ist dieses poetische Spiel mit
entgegengesetzten Themen nichts anderes als die rhetorische Form der
KatatfxevTJ und ^AvaaxBvrj. Ähnlich hatte auch Theodoros Metochites
6. AltertnniBwisBexiaohaft. A. Philol. Polyhistoren n. Boholiasten. (§ 22d) 557
diese zur Schulübung ja wohl geeignete Schablone in die praktische
Litteratur übertragen (s. S. 551).
1. Ausgaben und Hilfsmittel: Scholien zu Hesiod und des Galenos Allegorien
zur Theogonie in: iiesiodi Ascraei quae exstaut cum graecis scholiis opera Dan. Heinsii,
Lugduni Batav. 1603 S. 187- 224; 228-233. Dann in den Poetae Minores Graeci ed.
(^aisford, vol. II, Lipsiae 1823. — lieber Adamantios üegl nvifAtav als Quelle der Alle-
gorien des Galenos (8. 479 ed. Gaisford) vgl. Val. Rose, Anecdota graeca et graecolatina
1 (1864) 23 f. — Scholien zur Syrinx des Theokrit in den Scholia ad Theocritum ed. Fr.
Dübner, Paris 1849 S. 110 f.
Ueber die Arbeiten des Herakles: Ed. pr. L. Allatius, £xcerpta varia Graecorum
sophistarum ac rhetorum, Rom 1641 S. 321 ff. -- £d. A. Westermann, Mv9oyQd(po$,
Brunsvigiae 1843 S. 349—354. — Ed. Rieh. Wagner, Mythographi Graeci 1 (Leipzig
1894) 249-259.
Die 'EntaraaiM fAeQixal ed. aus Cod. Par. 2762 H. Vincent, Not. et extr. 16 (1847)
2. partie S. 289—315.
Die Geometrie ed. G. Friedlein, Progr., Ansbach 1866 (S. 4 über das Leben und
die Werke des Pediasimos). — Friedlein, Die Geometrie des Johannes Pediasimos, Jahns
.Tahrb. 92 (1865) 366— 383. — Vgl. M. Cantor, Vorlesungen über Geschichte der Mathe-
matik I« (1894) 475.
Das Gedicht Hof^og: Nach früheren Drucken bei Fabricius, BibL gr. 13(1726)
576 ff. mit latein. Uebersetzung (in der ed. Karl, nicht aufgenommen). Mit der Uebersetzung
wiederholt von C. Orelli, Opuscula Graecorum veterum sententiosa et moralia 1 (1819) 240 ff.
Ohne die Uebersetzung auch in Arsenii Violetum ed. Chr. Walz 1832 S. 515— 517. End-
lich nach einer Handschrift des Escurial von E. Miller, Catalogue des mss de TEscurial
1848 S. 75 — 82 (mit einer im Jahre 1797 verfassten hübschen Uebersetzung in französi-
schen Versen). Deutsche metrische Uebersetzung von Ad. Ellissen, Versuch
einer Polyglotte der europäischen Poesie 1 (1846) 229 f. Ueber litterarische Vorläufer des
Gedichts s. L. Sternbach, Curae Menandreae, Dissert. classis philol. acad. litt. Craco-
viensis t. 17 (1892) 177 f.
Vgl. Fabricius, Bibl. gr. ed. HarL 6, 371 und 11, 648 f., wo reiche, aber wenig
gesichtete Notizen über Pediasimos und Galenos gegeben sind.
2. Ueberlieferung: Dom. Bassi, De Pediasimi libello JIsqI ruiy daidexa «i'^Aoiv
Toi; 'llQttxXiovs qni legitur in codice Vallicelliano C 46, Rivista di fil. e d*istruz. class. 23
(1895) 361—363. — Ueber eine Hs der Geometrie in Upsala vgl Ch. Graux, Archives
des missions scientifiques III. s^rie, t. 15 (1889) 354. — Der Weiberspiegel des Pedia-
simos ist im Cod. Vindob. phil. gr. 162 (Nessel) in eine weiberfeindliche Antho-
logie (fol. 167^ — 179^) eingeschaltet, die aus heiligen und profanen Aussprüchen und Er-
zählungen über die Schlechtigkeit des Weibes, den boshaften Definitionen des Philosophen
Secundus und den zwei Gedichten des Pediasimos besteht. Das erste derselben enthält
hier einen Schlussvers, der in den Ausgaben von Walz und Miller fehlt: StiXnoaa xai nvg
xui yvvfj xttxd rgia. — Die Hss der Scholien sind zahllos. Die Erklärungen zu Hesiod
gehen gew5hnlich zusammen mit Scholien des Johannes Galenos, Manuel Moschopulos,
.Johannes Protospatharios und des Neuplatonikers Proklos, z. B. im Cod. Marc. IX 7. —
Fünf Briefe des Johannes Pediasimos stehen im Cod. Vat. 64 f. 83.
3. Früher wurde Pediasimos für identisch gehalten mit einem Diakon Galenos, unter
dessen Namen Allegorien zur Theogonie des Hesiod gehen : £«V ti^y tov 'Haioöov Seoyoylay
uAXijyoQ'ua jov aogjtorärov xai Xoyi(oi(iTov xvqov 'itoayyov Jtaxovov rov FaXrjyov (Ausgabe
8. o.). Die Annahme der Identität stützte sich vornehmlich auf den Umstand, dass die
Namen Uedidatfiog und FaXrjyog synonym zu sein scheinen (= tranquillus). C. Muetzell,
hat es in seinem Buche: De emendatione Theogoniae Hesiodeae libri tres, Lipsiae 1833
S. 295—301, wahrscheinlich gemacht, dass beide Personen zu trennen seien. Weniger
überzeugend ist, was er vorbringt, um den Galenos ins 11. Jahrb. zu setzen; auch die
Behauptung, Eustathios ad II. S. 989 (und sonst) habe den Galenos im Auge, wird nicht
genügend gestützt. Noch weniger kann die schwergelehrte Auseinandersetzung gewinnen,
mit welcher Muetzell auch unter dem Namen Pediasimos selbst zwei verschiedene Per-
sonen, einen älteren Pediasimos Diakonos und einen jüngeren Pediasimos, den
Chartophylax vonBulgarien, unterscheiden will. Eine wirklich überzeugende Lösung
dieser ganzen Personalfrage, die übrigens von geringer Wichtigkeit, kann schwerlich ge-
geben werden, so lange nicht ein völliger Ueberblick über den handschriftlichen Bestand
der unter den Namen Pediasimos und Galenos gehenden Werke zu erreichen ist. Die
von Fabricius a. a. 0. zusammengestellten und von da in andere Werke übergegangenen
Tit^lverzeichnisse sind zu einem solchen Behufe viel zu ungenau, und Muetzell a. a. O.
trägt ebensoviel zur Verwirrung als zur Aufklärung der Frage bei. Als Beitrag sei hier
558 ByxanÜnisohe Litteratiirgesohiohte. I. ProBaisohe
notiert Cod. Vindob. phil.gr. 25 (Nessel) fol. 108—109^: UXXtjyoQia dyaytoyix^clf ro
nag* 'OfÄiJQ(p ^r^&iy Ol ai deoi nag Zrjyi xaäijfÄeyot, rjyoqöiavxo etc. (llias J 1 — 4) xov avtov
tag ioixe xov aogxotdtov diaxoyov xvqov 'imdyvov xov rttXrjyov. In dersell>en Ha foL
122 ff. stehen: £/i; ttjy rov 'Haiodov Beoyoyiay aXXrjyoglai xov ao<ptoxdtov xal Xoy$mT«xov
xvQov 'iwdyyov d^ax6yov xov FaXtjyov, Da nun dem ersten Stück unmittelbar nur
anonyme Scholien vorangehen, muss man wohl das im ersten Titel stehende xov nvxoo
unter Annahme einer Blattversetzung auf den fol. 122 stehenden Titel beziehen. Dieselbe
^JXXijyogitt dyaytaytxfj steht unter dem Namen des Diakons Johannes Galenos in dem
von des Triklinios eigener Hand geschriebenen Cod. Marc. 464 (s. S. 555) fol. 218^ and da
ebondort die Technologie zu Hesiods Schild ausdrücklich dem Johannes Pediasimos
zugeschrieben ist, wird ersichtlich, dass Triklinios den Pediasimos und den Galenos als
zwei verschiedene Personen betrachtete und dass sie demnach auch zwei verschiedene
Personen waren. Aach von einem doppelten Pediasimos weiss Triklinios nichts; denn in
der Ueberschrift der Technologie zu Hesiods Schild nennt er den Pediasimos Charte-
phylaz von Bulgarien und Diakon: Tov BovXyagiag jjfcr^ro^vAaxo; JIo&ov xov xai
vnaxov xaSy (piXoaötpmy xvqov *ltmyyov diaxoyov xov nsdiaaifiov xej[^oXoyia eig xijy xof
^Haiodov *Aamdtt, Unklar ist der Beiname Pothos, der auch in anderen Hss vorkommt;
z. B. lautet im Cod. Marc. 514 fol. 94 die Ueberschrift des Memorialgedichtes und der
Erklärung der zwölf Arbeiten des Herakles: Tov BovXyaglag x«QXo<pvXttxog IIo&ov, Aehnlieh
in den Codd. Laur. 31, 24 fol. 88, Bodl. Miscell. 215 fol. 189 und sonst Man könnte
vermuten, dass Pediasimos den Beinamen wegen seines Gedichtes JJo&og erhalten habe.
Der Name Pothos kommt aber auch sonst vor; z. B. steht im Cod. Laur. 32, 19 fol. 153^
ein Epigramm: Ilgog xiya 116 &oy Xeyofisyoy. Psellos richtete an einen Vestarchen Pothos
eine Schrift über den Stil des Gregor von Nazianz; s. S. 438. Auch unter den Adressaten
des Joseph Bryennios kommt ein Pothos vor; vgl. J. Pasini, Codices mss bibl. regii
Taurinensis Athenaei, 1 (Tarin 1749) S. 411.
4. Zu den Veranstaltera kommentierter Klassikerausgaben in der Paläologenzeit ge-
hört Johannes der Protospathar, 'lojdyyrjg 6 TtQtaxoana^aQiog (wohl nicht Familien-
name, sondern Bezeichnung seines früheren Berufes). Seiner Zeit und seinem Studiengebiet
nach erscheint er eng verbunden mit Johannes Pediasimos und Johannes Galenos,
mit denen er auch in der Ueberlieferung zusammengeht. Sein Spezialautor war Hesiod.
Wir besitzen von dem Protospathar eine physikalische Erklärung zu den Tagen des Hesiod :
*E^ijytjoig (pvaixij xiöy *HueqvSy 'Hoiodov, Beginn: Ei xal fiij fi^ZQ^ "^^^ ^*^ ^tjxtiSy xiystv
insßaXourjy i^yrjaiy. Ed. in: Hesiodi Ascraei quae exstant cum graecis scholiis opera
Dan. Heinsii, Lugduni Batavorum 1603 S. 181—186. — Ed. Gaisford, Poetae minores
graeci 2 (Lipsiae lo23) 448 — 459. — Dass der Kommentar einst viel benützt wurde, be-
weisen die zahlreichen Codd., z. B. Vindob. phil. gr. 25 (Nessel); Marc. 464; 500; IX 7;
Taur. 112. c. V. 3 (jetzt B. III. 16); Phillipp. 1565.
229. Georgios Lakapenos {rswQyiog o AuKanr^vog) lebte in den ersten
Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts als Mönch in Thessalien und entfaltete
eine ziemlich rege Thätigkeit als Lehrer und Schulschriftsteller. Er ist
weniger bekannt als seine Zeitgenossen und Kollegen Planudes, Moscho-
pulos, Thomas Magister und Triklinios, verdient aber als ein nicht un-
interessanter byzantinischer Vorläufer des Humanismus der Vergessenheit
entrissen zu werden. Dass er übrigens in seiner Zeit und den zwei nächst-
folgenden Jahrhunderten eine ähnliche Wirkung ausübte wie die eben ge-
nannten, beweist die Thatsache, dass die Zahl der uns erhaltenen Exem-
plaren seiner Schulbücher hinter denen des Planudes, Moschopulos u. s. w.
nicht weit zurücksteht. Seine Hauptspezialität bestand in der Sammlung
und sprachlichen Erklärung von Briefen zur Übung in der griechischen
Grammatik und Interpretation. 1. Solchem Zwecke und dem der Imitation
diente zunächst eine Sammlung von 246 Briefen des Libanios, die
in manchen Handschriften vollständig oder stückweise unter seinem Namen
vorkommt. 2. Viel häufiger ist sein eigener Briefwechsel überliefert,
der, mit sprachlichen Erläuterungen (einer sogenannten Ts%voXoy(a) ver-
sehen, eines der beliebtesten Schullesobücher des 14. bis 16. Jahrhunderts
war. Die Sammlung, die stets: 'EmatoXal rov AccxanrjYoi^ xvqov FswQytov
C. AltertuiuiwiBBeiuioliaft. A. PhiloL Polyhistoren n. ScholUiBieii. (§ 229) 559
oti rov ZaQtSov xvqov ^AvSqovixov oder ähnlich betitelt ist, enthält 32 Briefe
nd zwar 8 von Zaridas an Lakapenos, 24 von Lakapenos an Andronikos
aridas, an dessen Bruder Johannes Zaridas, an einen Arzt Zacharias, an
alamas (s. S. 485) und Michael Oabras (s. S. 482). Nichts anderes als
ie Erklärungen (imusQianoi) dieser Briefe in selbständiger Überlieferung
;t die in vielen Handschriften unter dem Namen des Lakapenos erhaltene,
ald rQanfiocTixri, bald IIsqI (S^^naaiaq ^rjfidTcov xal ovofidrcDVj bald noch
nders betitelte Schrift. Endlich wurden diese Epimerismen auch in lexi-
alische Form gebracht und bald mit dem unveränderten Titel FQa^iiatixiq^
ald als rQafi^auxrj xard (fToix^iov u. s. w. verbreitet. Mit der Sylloge
es Moschopulos, mit der Fr. Ritschi die alphabetische Grammatik zu-
immenbrachte, hat sie nicht das mindeste zu schaffen; dagegen diente sie
em Lexikon des Phavorinus (s. § 238 Anm. 5) als Quelle. Eine kritische
.usgabe der Briefsammlung mit den Erklärungen wäre als Beitrag zur
[Kenntnis der byzantinischen Epistolographie und Lexikographie, sowie der
lannigfachen gelehrten Bestrebungen der Byzantiner im 14. Jahrhundert
ünschenswert. 3. Ebenfalls für die Schule berechnet war der Kommentar
um Enchiridion des Epiktet: 'E^riyr^mg ^cqixyj elg ro rov ^Enixti^rov
fXsiQidiov TtaQce FciOQyiov rov Aaxanivov (so). Freilich macht der Um-
band, dass der, wie es scheint, einzige bekannte Codex des Werkes, der
aris. 1961, von Konstantin Pala^okappa geschrieben ist, den Autor-
amen verdächtig.
Weniger bekannt und gesichert sind: 4. Eine Abhandlung „De
iguris Homericis et canonismata in Homerum'' im Cod. Paris. 2938
. Eine „Historia'', die in einem alten Kataloge einer Bibliothek in Kon-
tantinopel erwähnt wird (s. Voltz, a. a. 0. S. 222). 6. Ein „Carmen
ambicum", welches von Leo Allatius, De Georgiis (Fabricius, Bibl. gr.
d. Harl. 12, 61) nach verschiedenen Anspielungen in den Briefen genannt,
ber bisher nicht aufgefunden worden ist. Fälschlich geht in einigen alten
)rucken unter dem Namen des Georgios Lakapenos der dem Michael
ynkellos gehörende Traktat IIsqI avvra^ecog rdv ^rjfAdrcor. S. §246.
1. Ausgaben und Hilfsmittel: Ueber die Sammlung der Briefe des Libanios
gl. R. Förster, De Libanii libris manuscriptis üpsaliensibus et Lincopiensibus, Rostock
877 S. 8—16. — Die alphabetische , Grammatik* ed. aus Cod. Mosq. 316 (früher 303)
hr. Fr. Matthaei, Lectiones Mosquenses 1 (Lipsiae 1779) 55—79. — Einige Zeilen aus
od. Marc. 486 bei Villoison, An. gr. 2 (Venetiis 1781) 79. — Was Fr. Ritschi, Thomae
lagistri ecloga S. LXXI ff., über die von Matthaei edierte alphabetische Grammatik und
ir Verhältnis zu Moschopulos sagt, ist durch die Erkenntnis, dass das alphabetische Ver-
eichniss aus den Epimerismen stammt, hinfällig geworden. — Hauptschrift: L. Voltz,
»ie Schriftstellerei des Georgios Lakapenos, B. Z. 2 (1893) 221—234.
2. Name und Lebenszeit: Der Name erscheint in den Hss bezw. in den gedruckten
.ngaben aus Hss in verschiedenen Formen: neben Georgios kommt auch Gregorios
or, neben Lakapenos — ein seltener Familienname, der den Abschreibern offenbar viel
n schaffen machte — Lakkapenos, Lakapinos, Lakaptinos, Lekapenos, Leuka-
inos, Logaponus. Die ursprüngliche Form ist wohl Aaxantjvog von Aaxantj, Immer-
in wäre eine genauere Untersuchung des handschriftlichen Thatbestandes bezüglich des
amens dieses Grammatikers wie des Kaisers Romanos I Lakapenos (s. S. 459) erwünscht.
- Ueber die Lebenszeit des Georgios Lakapenos s. M. Treu, Maximi monachi Planudis
pistolae, Breslau 1890 S. 224. Zu der aus seinen persönlichen Beziehungen u. s. w. ge-
onnenen Datierung stimmt auch das Zeugnis einer datierten Ha seiner Briefsanunlung,
es i. J. 1318 geschriebenen Cod. Coislin. 341.
3. Andronikos Zaridas, dessen Briefe Lakapenos der Aufnahme in sein kleines
chulcorpus für würdig erachtete, ist ausserdem als Schüler des Maximos Planudes und
560 Byzantinisohe LitterattirgeBohiohte« t. Prodaisolie Litteraiiir.
als Korrespondent des Nikephoros Gregoras und des Michael Gabras (s. S. 482) bekannt
Vielleicht ist er auch der Mann, an den Manuel Philes einige Verse richtete (Ed.
Miller II 217), und der Dichter der unter dem Namen Zandas in einer Wiener Hs «•
haltenen jambischen Epigramme; vgl. Lambecii Commentarii de augustissima bibliotheet
Caesarea Vindobonensi, ed. IL, VII (1781) 495 adnot. A. — Sicherlich auf Irrtum berakt
der Name 'Itadyyov Jovxa rov Zagidov, welchen der Cod. Athous 2404 s. 14 in der
Ueberschrift der erwähnten Briefsammlung des Lakapenos und Zaridas bietet. — Ein gaat
inhaltsleerer Brief eines Rhabdas (wohl des Mathematikers Nikolaos Rhabdas) an dea
, Philosophen Andreas Zarides* steht im Cod. Laur. 59, 35 fol. 204—204''.
4. In demselben Cod. Marc. 486, aus dem Villoison a. a. O. einige Zeilen des Lak**
penos mitteilt, steht eine anonyme Schrift: 'ArnxuTfÄol rtoy Xoyitay, welche er An. gr. I]
79—85 edierte. Vollständiger überliefert dieselbe Schrift der Cod. Ambro 8. E. 81,
woraus Villoisons Text ergänzt ist von Angel o Mai, Classicorum auctomm e Vaticanii
codicibus editorum t. 4 (Romae 1831) 523—528.
230, Neilos Diassorinos {NetXog c* JiatracoQivog, auch JiatrcoQrjVog]
aus Chios, ein eifriger Anhänger des Palamas und Philotheos (s. S. 103 ffi,
107 f.), wurde im Jahre 1357 zum Metropoliten von Rhodos ernannt;
von dort 1369 durch die Johanniter vertrieben und lebte noch unter den
Patriarchen Makarios (1376—1379). Die Vielseitigkeit der Schriftstellera
des Neilos macht es schwer, ihn mit Sicherheit in eine Litteraturgattung
einzuordnen. Zunächst bietet er wie so viele andere Byzantiner dai
Doppelgesicht eines Theologen und eines Profanlitteraten. Da er jedock
im Abschnitte über Theologie (S. 109 und 205) nur kurz erwähnt isl;
fordert die Gerechtigkeit, ihm in einem Kapitel der Profanlitteratur einei
gebührenden Platz anzuweisen, und zwar wird er wohl am besten in der
den weitesten Spielraum gewährenden Gruppe der philologischen Polyhistorei
untergebracht. Wir haben von Neilos ein Lehrbuch der Grammatik,
Metrik, Rhetorik und Philosophie, das denselben Haupttitel hat wie das
berühmte Werk des Johannes von Damaskos: Hijyrj yvciaewg. Daran
reihen sich naturwissenschaftliche Traktate, die im Cod. Escor.
K. in. 22 den Titel führen: NsiXoVj (ir^tQonoKrov ^PoSov, rov Jtaamqi^roi
Uegl Ai'vAwr, flegi xataaxevrjg fivQov MwacÜHOv, JIbqI /«rrryCTfCü^ T€xvui]^
JIsqI xqo^'ov ßiaexTov. Ins Gebiet der Kirchengeschichte gehört eine kurze
Übersicht der ökumenischen Synoden: Jujrjaig avvontixrj ne^i rm
dy{(ß)v xal otxovfiievixwv avvoäcDv. Zu diesen Prosaschriften kommen einige
poetische Versuche wie eine aus 168 politischen Versen bestehende
Ethopoiie 'Sig ix nQoadnov xfjg QeoiiijroQog nqog %6v iavrijg vlov^ ots Tovtor
iciqa TiätfxovTa im Cod. Mosq. Synod. 492 (434 Vladimir), ein jambischer
Kanon Big Tt]v ioQrip' ztjg xoiiiijatüag xtjg navayiag Qeozoxov im Cod
Mosq. Synod. 258 (309 Vladimir) und anakreontische Sachen (in einen
Cod. Paris.; s. Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 10, 30).
1. Ausgaben: Mitteilangen aus dem Kompendium der Grammatik gab F. Egenolff,
Erotemata gramroatica ex arte Dionysiana oriunda, Gymnasialprogr., Mannheim 1880 S. 14 ft
— Die zwei letzten Kapitel auch bei 6. Uhlig, Appendix artis Dionvsii Thracis, Heidel-
berger Gymnasialprogr., Leipzig 1881 S. 2 ff. Vgl. ebenda S. X f., 6. Uhlig's Ausgab«
des Dionysios Thrax S. XLl f., und A. Hilgard, Gramm. Gr. IV 2 (1894) LII ff. -
Die Uebersicht der Synoden ist öfter ediert z. B. bei Harduin, Acta Conciliorum 5 (1714)
1479-1486.
2. Hilfsmittel: lieber das im Cod. Vratisl. Magdal. 1447 erhaltene, noch un-
edierte Lehrbuch der Grammatik, Metrik, Rhetorik und Philosophie gibt eine kurze Mit-
teilung Fr. Passow, Index lectionum, Breslau 1831. — Skizze der gesamten litterarischei
Thätigkeit des Neilos von E. Kurtz, B. Z. 4 (1895) 370—373.
6. AltertämBwiBsenBohaft. B. Wörterbücher. (§§ 230—232) 561
231. Johannes Eanabutzes (Icodrvrjg Karaßovipjg), ein gräzisierter
Italiener aus Chios, verfasste in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts
eine ziemlich umfangreiche Schrift, die betitelt ist: 'Iwdvvov Kavaßovr^t]
rov fiayiffTQov nQog xov avO-hVfrjv tfjg ATvov xat Sa^o&Qtfxrjg, Er verbreitet
sich im Anschlüsse an Dionysios von Halikarnassos über die Wande-
rungen griechischer Stämme nach Italien und spricht dabei in breiten
Exkursen über den Ursprung der Wissenschaften und Künste, über Gesetz-
gebung, über Chemie, die zur Verwandlung des Metalles und zur Ent-
deckung des Steines der Weisen verhelfe, u. a. Für die Kritik des Dio-
nysios lehrt Kanabutzes nichts Neues, und sein weitschweifiges Machwerk
bliebe wohl gänzlich wertlos, wenn sich aus demselben nicht für das
mittelgriechische Wörterbuch, die geographische Nomenklatur
und den griechischen Volksglauben einiges entnehmen liesse.
1. Aasgaben: Das 51. Kapitel ed. aus der Wiener Hs N. Polites, NsoBXXfjvixff
MrSoXoyla 1 (1871) 95 f. — Joannis Canabutzae etc. in Dionysinm Halicam. commentarius,
ed. pr. Max Lebnerdt, Leipzig, Bibl. Teubn. 1890. Vgl. die Besprecbung von S. Reiter,
Zeitscbr. f. d. Osterreicb. Gymnasien 42 (1891) 733—737.
2. Hilfsmittel: Beschreibung des Cod. Taur. 234 (jetzt C. V. 18) nebst Abdruck
des Vorwortes bei Jos. Pasini, Codices mss bibl. regii Taurinensis Athenaei 1 (1749)
316—318. — Eine kurze Inhaltsangabe in Not. et extr. 1 (1787) 538—541. — Analyse
des Werkes mit ausführlicher Besprechung einiger Stellen bei Fr. Eollar, Ad P. Lambecii
Comment. etc. libros VIII Supplementorum 11., Wien 1790 S. 503 — 534. — Handschrift-
liches bei Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 4, 393. — S. Reiter, Zu Eanabutzes Magister,
AViener Studien 13 (1891) 329—332 (Kollation des von Lehnerdt nicht beracksichtigten
Cod. Paris, gr. 1746). — üeber die Familie der Kanabutzes berichtet auf Grund archiva-
liscber Forschungen in Chios 6. J. Zolotas, 'Rx&emg twv jf«ra j6 axoXixoy hog 1888—
1889 TtsnQayfi^yaty iy JoTq xoiyoTg naidevTtjgloirg rijg TioXstog Xiov, ^v Xitp 1889 S. 112 ff.
3. Christophoros Kontoleon, ein wenig bekannter griechischer Humanist, der
seiner eigenen Versicherung gemäss von Papst Paul III (1534—1549) aufgefordert wurde,
i'ya Toy'^EXXijya xai'Pto/ÄaToy Xoyoy ayaxtttyiaijf verfasste allegorische und moralische
Erklärungen zu Homer. Ed. P. Matranga, An. gr. 2 (1850) 479—520.
B. Wörterbücher.
232. Doppelsprachige Glossare. Die lebhaften und andauernden
Kulturbeziehungen, welche seit dem 3. Jahrhundert vor Christus den grie-
chischen Orient mit dem lateinischen Westen verknüpften, haben ausser
den zahllosen Übersetzungen auch verschiedene gelehrte und triviale
Hilfsmittel zur Vermittelung der sprachlichen Kenntnisse hervorgerufen.
Das interessanteste Zeugnis dieser praktischen Studien ist der Konver-
sationsfBhrer und die granmiatisch-lexikalischen Verzeichnisse des Pseudo-
Dositheos, in denen sowohl das Griechische als das Lateinische von
Vulgarismen aller Art wimmelt. Kulturhistorisch interessant sind die für
die verschiedensten Bedürfnisse des alltäglichen Lebens berechneten Ge-
spräche, die ein Buch des Werkes bilden. Ausserdem sind die wert-
vollsten Proben der bilinguen lexikalischen Litteratur das lateinisch-
griechische Glossar des sogenannten Philoxenos und das griechisch-
lateinische des sogenannten Kyrillos. Früher wurde das erste dieser
Wörterbücher dem oströmischen Konsul Flavios Theodoros Philoxenos
(525 n. Chr.) zugeschrieben; es ist aber jetzt völlig sicher erwiesen, dass
nicht nur die Identifizierung des Namens mit dem Konsul Philoxenos,
sondern die Zuteilung an einen Mann dieses Namens überhaupt auf einem
nichtigen Gründe beruht. Wenn nun auch das Wörterbuch künftighin
Baodlnicb der klMi. Altertumswinooflchaft IX. 1. Abtig. 2. Aufl. ^^
5
62 BysaniiniBohe Litteraturgesohiohte. I. FroMdsohe LitUraiiir.
als anonymes Werk gehen muss, so verliert es dadurch nichts von seinoi
Werte. Es gehört zu den besten Glossaren, die wir haben, und ist vq|
seltener, alter Gelehrsamkeit, die allerdings vorzüglich auf das Gebiet daij
Lateinischen fällt Über die Entstehungszeit des ausgezeichneta
Werkes sind wir, nachdem der Name Philoxenos fallen musste, ohne einei
positiven Anhalt; aus inneren Gründen aber ist es wahrscheinlich, dM
der Kern des Werkes auf das zweite oder dritte Jahrhundert der Kaiser
zeit zurückgeht. Ebensowenig als dieses Glossar mit dem Namen da
Philoxenos hat das griechisch-lateinische Glossar, welches H. St^
phanus mit der rätselhaften Überschrift: In calce quorundam Cyrilli scrip*
torum inventum edierte, mit einem Ey rill os zu thun. Es darf auch nidt
mit jenem rein griechischen Wörterbuch verwechselt werden, das in zaht
losen Handschriften unter dem Namen des Kyrillos, Patriarchen voa
Alexandria, überliefert ist. Auch das Glossar dieses Pseudo-Kyrilloi
geht auf alte Zeit zurück, und zwar macht eine Gaiusstelle wahrscheinlich,
dass die uns erhaltene Form des Werkes nach Marc Aurel und vor Justiniaa
entstand; in keinem Falle darf dasselbe unter Justinian herabgerückt werdea
Namentlich ist zu beachten, dass die älteste Handschrift des Werkes dem
7. Jahrhundert angehört und nach dem überzeugenden Nachweist
Thompsons und Gundermanns auf einen opisthographen Papyrus zurückgeht
1. A. Pseudo-Dositheos: Nach früheren Drucken einzelner Stücke erste kri tischi
Gesamtausgabe: Hermeneumata Pseudodositheana ed. G. Goetz, Corpus glossariomm Lati>
norum, vol. III, Lipsiae, Teubner 1892. — Das Gespräch der Hermeneumata Monacensii
ed. mit Kommentar E. Erumbacher in , Abhandlungen aus dem Gebiet der klass. Alter
tumswiss. W. V. Christ dargebracht*, München 1891 S. 307— 364. — B. Philoxenos on^
Kyrillos: Beide Glossare ed. zuerst H. Stephanus, Glossaria duo e situ vetostatis erat%
Paris 1573; darnach ß. Vulcanius, Lugd. Bat. 1600; endlich mit eigentümlicher Ver
Schmelzung beider zu einem grossen doppelsprachigen Wörterbuche Labbaeus, Paris 1679;
des letzteren Bearbeitung wurde noch wiederholt im Anhange der Londoner Ausgabe dei
Thesaurus Henrici Stephani, London 1826. — Die erste kritische, mit einem yoll>
ständigen Apparate versehene und für wissenschaftliche Zwecke allein brauchbare Bearbei-
tung gaben G. Goetz und G. Gundermann im Corpus glossariorum Latinorom yol. II,
Lipsiae 1888. Ueber die Zeit und die Quellen beider Glossare verspricht der erste Buä
des Corpus glossariorum Latinorum nähere Aufschlüsse.
2. Hilfsmittel: Immanuel David, Hermeneumata Vaticana emendavit, illnstravit,
Comment. philol. lenenses 5 (1894) 197—238. Vgl. dazu E. E., B. Z. 3 (1894) 418 f., Jod
L. Traube, B. Z. 3 (1894) 604—606. — Rudorff, Ueber die Glossare des Philozenv
und Cyrillus, Abhandl. BerL Ak. 1865 S. 181—231; 366, wo besonders die jnridischei
Glossen behandelt sind. — Jos. Elein, Zu den Glossen des Philoxenus, Rhein. Mos. 24
(1869) 289—302. — G. Loewe, Prodroraus corporis gloss. Latin., Lipsiae 1886 S. 180 iL;
210 ff. — Alb. Dammann, De Feste Pseudophiloxeni auctore, Comment. philoL lenenses
5 (1894) 1—48 (nur über die Herkunft des lateinischen Teils des Glossars).
3. £in byzantinisches Schulgespräch, in welchem ein Lehrer eine Reib
Fragen über Grammatik, Rhetorik, Philosophie und Rechtswissenschaft stellt und — dt
der Schüler konsequent schweigt — auch selbst beantwortet, steht in den Codd. Ambro &
C. 222 inf. und Vallicellianus F 68. Das seltsame Machwerk, das weniger den k<^
liehen Schulkolloquien des oben erwähnten Pseudo-Dositheos als einem für den Examinator
bestimmten Memorialschema gleich sieht, ist, wie man aus der Betonung der Rechtsknndi
und aus den zitierten Lehrbüchern schliessen kann, wohl in der zweiten Hälfte des 11. Jahr
hunderts entstanden. Notizen über das Stück bei C. Wachsmuth, Rhein. Mos. 34(1879)
156, und W. Studemund, Anecdota graeca, Berlin 1886 S. 247. — Ed. pr. M. Treu,
B. Z. 2 (1893) 96—105 (mit Eomment^ und Untersuchung über die Abfassungszeit).
233. Suidas {SovtSag). Unter diesem Namen besitzen wir ein grosses,
in mehreren Handschriften überliefertes Wort- und Sachlexikon, welches
durch Fülle und Gelehrsamkeit über die sonstige byzantinische Exzerpten-
6. AltertnmswiBBensoliaft. B. Wörterbücher. (§ 233) 563
litteratur hoch emporragt und den grossen Sammelwerken des Konstantin
Porph)rrogennetos würdig zur Seite steht. Über die Person des Verfassers
ist nichts bekannt, selbst sein altthessalischer Name {Sovtiag, auch 2ov3ag)
ißt etwas problematisch; doch ist es wahrscheinlich, dass er ein wissen-
achaftlicher Thätigkeit ergebener Diener der Kirche war. Dagegen ist als
Abfassungszeit des Werkes mit Sicherheit wenigstens annäherungsweise
die Mitte des 10. Jahrhunderts dargethan; im Jahre 976 muss es
schon im Gebrauche gewesen sein. Der älteste Schriftsteller, der sich auf
Suidas beruft, ist Eustathios von Thessalonike. Eine rege Thätigkeit
wandte sich dem Suidas mit dem Beginn des Wiederauflebens der klassi-
schen Studien zu; besonders waren es griechische Gelehrte, die ihn mehr-
fach exzerpierten, so Makarios,^) Michael Apostolios (für seine Sprich-
wörter), Konstantin Laskaris, ein Emmanuel (wahrscheinlich Chryso-
loras). Auch das unter dem Namen der Eudokia gehende Falsifikat ist
ein in der Humanistenzeit entstandener Auszug aus Suidas.
Das Werk des Suidas ist kein eigentliches Universalwörterbuch im
modernen Sinne; es ist vielmehr der fdr die spätgriechische und byzantinische
Zeit charakteristische grammatisch-philologische Grundzug, der auch
hier deutlich vorherrscht: das Werk ist ein grossartiges Rüstzeug für
grammatische, lexikalische, geschichtliche und litterarhistorische Studien.
Es steht demnach in der Mitte zwischen den Büchern, die rein lexikalisch-
grammatisch-etymologisch sind, d. h. nur Wörter, Formen und Ab-
leitungen enthalten, und unseren modernen Enzyklopädien oder Konver-
sationslexika, in denen vornehmlich sachliche Erklärungen gegeben
werden. In den grammatisch-etymologischen Teilen hat Suidas denselben
Charakter wie die ausschliesslich verbalen Werke, d. h. wie Harpokration
u. a., die er auch benützte. Nach dieser Seite hin bietet er also nichts
besonders Bemerkenswertes oder Auffallendes. Von höchster Wichtigkeit
und in der ganzen byzantinischen Litteratur einzig dastehend ist dagegen
die Masse der ausführlichen Sachartikel. Sie beziehen sich auf die
verschiedensten Wissensgebiete, wie Philosophie, Naturwissenschaften, Geo-
graphie, Geschichte u. s. w. Unter allen ragen aber durch ihren unschätz-
baren Wert die litterarhistorischen Artikel hervor; sie sind der
Purpurmantel, welcher gar viele Schwächen und Sünden der übrigen Teile
zudeckt; sie erheben den Suidas zu einem der wichtigsten Denkmäler
der ganzen byzantinischen Zeit, zu einem wenigstens fragmentarischen
Ersätze für zahllose sonst verlorene Nachrichten von Autoren und Werken.
Sie sind es auch, welche die Auftnerksamkeit der Philologen und Litterar-
historiker dem Suidas seit Beginn der Humanistenzeit zugewendet haben
und sein Werk zu einem fast unentbehrlichen Hilfsmittel für jeden selb-
ständig wissenschaftlich arbeitenden Gräzisten machen. Fast sämtliche
neuere Monographien über Suidas beziehen sich demgemäss auf seine bio-
graphischen und litterarhistorischen Notizen.
*) Macarii hieromonachi ecloge e lexico
Saidae; eine Probe Yon H. Tittmann in
seiner Ausgabe des Lexikons des Zonaras
Vol. l S. XGIV. Damit scheint verwandt
das Etymologicam des Suidas, welches Vil-
loison, Anecdota Gr. II 250 beschreibt. VgL
M. Schmidt, Hesychii lexicon IV S. L.
564 Bysantiniflohe Litteratiirg6«olüohtd. L Proiaüiohe' LIttoraliir.
Was die Form des Werkes betrifft, so sind die einzelnen Artikel
nicht nach dem jetzt gewöhnlichen alphabetischen Prinzip, sondern nack
dem damals und schon firüher übUchen System der sogenannten Anti-
stoechie geordnet. Die antistoechische Ordnung unterbricht das gewöhn-
liche Alphabet durch Zusanmienstellung der Buchstaben und BuchstabeiH
verbindungen (Vokale und Diphthonge) gleichen Lautes; so folgt z. K
a» nicht auf a, sondern nach dem cf, weil es mit dem gleichlautenden •
zusammengestellt wird; auf C folgen a, 17, «, weil sie alle Ilauten; ebenao
steht o) nach 0 u. s. w. Dasselbe Prinzip gilt dann auch fär den zweitai
und dritten Buchstaben der Wörter, so dass also die Artikel nach dem
Schema na; nav; na$, ne; nei^ nr], ni zu suchen sind. Die Verdoppelung
der Buchstaben, besonders der Liquida, wird bei diesem Prinzip nicUl
berücksichtigt. Mit dieser uns ungewohnten, aber im Grunde doch sehr
einfachen Anordnung konnten sich selbst Gelehrte nicht recht befreunden,
weshalb Gaisford das Auffinden der Glossen durch einen Glossenindej;
Bekker sogar recht unverständigerweise durch eine vollständige Um-
arbeitung des Lexikons zu erleichtern suchte. Übrigens ist das Systen
der Antistoechie auch in einem deutschen Wörterbuche befolgt, nämlick
in dem bayerischen Wörterbuche von Seh melier.
Bei einem Werke, welches so völlig aus fremdem Material zusammen-
gebaut ist und dessen einziger Wert auf diesem fremden Material beruht,
ist die Frage nach den benützten Quellen wichtiger als jede andere. Die
Erforschung der Quellen des Suidas gehört nun freilich zu den aller-
schwierigsten philologischen Arbeiten, die nur mit gereifter Erfahrung durch-
geführt und zu einem nennenswerten Resultate gebracht werden könnea
Die Schwierigkeit hegt hauptsächlich darin, dass es nicht auf die Ent-
deckung der ältesten, sondern der jüngsten d. h. der direkten Quellen
ankommt. Die strenge Scheidung zwischen den unmittelbaren, von Suidas
selbst benützten Vorlagen und jenen Quellen, aus welchen diese Vorlagen
unmittelbar oder wiederum mittelbar geflossen sind, muss für die gesamte
Untersuchung das leitende Prinzip bilden. Eine erschöpfende und jeden
Ansprüche genügende Darlegung der Fragen, welche sich auf den Stamm-
baum, die ursprünglichste Form und die Glaubwürdigkeit der ein-
zelnen Artikel beziehen, würde zu einem langwierigen Forschungsgange durch
die abgelegensten Gegenden der gesamten altgriechischen Litteratur. Auf
die Erreichung so ferner Ziele muss in einem Abrisse der byzantinischen
Litteratur aus inneren und äusseren Gründen verzichtet werden. Hier
kann vornehmlich nur die eine Frage in Betracht konmien, welche Quellen
Suidas selbst benützt hat, mit anderen Worten, woraus sich seine Privat-
bibliothek zusammensetzte. Zuerst muss noch ausdrücklich betont werden,
dass trotz der eingehenden Untersuchungen Bernhardys und vieler neueren
Gelehrten für eine Reihe von Fragen nicht einmal jener relative Grad
von Sicherheit, bei dem man sich in solchen Dingen zu beruhigen pflegt,
wirklich erreicht worden ist. Ein Hauptresultat aber hat sich aus den
neuesten Forschungen immer deutlicher ergeben, die Thatsache, dass die
Vielheit von Autoren, die man früher als Quellen des Suidas annahm,
immer mehr beschränkt wird, d. h. dass manche Werke^ die man einst
. 6« AlftertninawiMenBoliaft B. Wörterbfloher. (§233) 565
für direkte Quellen des Suidas hielt, jetzt nur mehr als indirekte
gelten können. Die wichtigsten Quellen des Suidas sind im allgemeinen
Lexika, Seholiensamralungen, Historiker (wahrscheinlich meist in
verlorenen Teilen des konstantinischen Exzerptenwerkes) und vor allem
eine Bearbeitung des grossen Werkes des Hesychios Milesios. Des
Näheren erkennen wir folgendes:
1. Von Wörterbüchern benützte Suidas den Harpokration in der
kürzeren Fassung, jedoch in einem besseren Codex, als Photios hatte; das
Lexikon des Hella dies, dem er seine auf Phrynichos zurückgehenden
Artikel verdankt: vielleicht das Lexikon des Eudemos und zwar in einer
besseren Redaktion, als sie uns im CJodex Parisinus vorliegt; endlich Glossen
zu Herodot, juristische und theologische Glossen. Nichts Genaueres
wissen wir über die Benützung sonstiger Wörterbücher, wie syntakti-
scher Lexika, der Werke des Aelios Dionysios und Pausanias u. s. w.
Die starke Übereinstimmung mit dem Lexikon des Photios scheint nicht,
wie Bernhardy, Cobet, Naber u. a. annahmen, auf Benützung des Photios
selbst, sondern grösstenteils auf Verwertung gemeinsamer Quellen
zurückzugehen.
2. Scholiensammlungen und zwar besonders vier: nämlich die
Scholien des Symmachos und Phaeinos zu Aristophanes in einem voll-
ständigeren Exemplare, so dass seine Exzerpte neben dem Ravennas and
Venetus den Wert eines dritten Codex haben; die zu Sophokles (be-
sonders zu OC. OT. Ai.) in einer dem Laurentianus sehr ähnlichen Re-
daktion; die homerischen in einer mehr dem Venetus B als dem Venetus A
gleichenden Fassung; endlich die älteren und besseren Scholien zu Thu-
kydides.
3. Nach den grammatischen Partien kommen in Betracht die welt-
und kirchengeschichtlichen Artikel, bei welchen die Feststellung
der direkten Quellen noch grössere Schwierigkeiten bietet. Sie weisen
zwar auf zahlreiche ältere Autoren zurück, auf Polybios, Josephos, Eutrops
Breviarium in der griechischen Übersetzung des Eapiton, Prokopios, Malalas,
Johannes von Antiochia, Theophylaktos Simokattes, die Osterchronik,
Georgios Synkellos, Nikephoros Patriarches, Georgios Monachos u. a. Allein
bei dem lückenhaften Zustande unserer Überlieferung ist es kaum möglich,
im einzelnen festzustellen, welche Autoren Suidas für seine geschichtlichen
Nachrichten selbst benützt hat. Zur Gewinnung eines sicheren Stand-
punktes müssen wir bedenken, dass die historischen Artikel des Suidas
80 gut wie nichts enthalten, was wir nicht auch anderswoher wüssten, also
meist nur triviale Dinge; wir müssen ferner erwägen, dass Suidas nicht
etwa eine vollständige historische Enzyklopädie abfassen wollte, sondern
nur ein bequemes alphabetisches Namensregister der Personen, an welche
sich die Hauptmomente der Universalgeschichte knüpfen. Nimmt man
dazu noch die allgemeine und fast ausnahmelose Abneigung der Byzantiner
gegen umfassende historische Quellenstudien und erinnert man sich, dass
selbst Geschichtschreiber von Fach ihre Werke, an die man doch höhere
Anforderungen stellen musste als an ein Lexikon, fast durchweg aus den
bequemsten, zunächstliegenden Quellen kompilierten, ein Verfahren, an
566 Bysantiniache LitteratnrgeBchichtd. L ProMdsolie litterator.
dem niemand Anstoss nahm: so werden wir es höchst wahrscheinlu
finden, dass auch Suidas trotz seiner von niemand bezweifelten Beleaenheil
für die historischen Artikel jenen bequemen Weg der Kompilation
schlug, der längst vor ihm sanktioniert war. Nachdem feststeht,
Suidas in sehr vielen Artikeln mit dem „konstantinischen'' Johannei]
Antiochenos (s. S. 335 f.) übereinstimmt, kann die Bestimmung jenetj
Hauptquelle für die historischen Artikel nicht zweifelhaft bleiben:
ist das grosse, kurz vor Suidas entstandene Exzerptenwerk des Kon-
stantin Porphyrogennetos. Hier fand er auch die Exzerpte
Johannes Antiochenos, welchem er namentlich die auf römische Oeschichte
bezüglichen Artikel zu verdanken scheint. Für die christlich-byzaiitimsclie
Zeit, für welche die konstantinischen Exzerpte wohl nicht mehr am»-
reichten, benützte Suidas, wie C. de Boor nachgewiesen hat, vor allem die
Chronik des Qeorgios Monachos, freilich nicht in der von Muralt
edierten Überarbeitung, sondern in ihrer ursprünglichen Gestalt. Gteorgioi
hat dem Suidas mehr Stoff geliefert als irgend ein anderer seiner histo-
rischen Gewährsmänner. Demnach reduzieren sich die Quellen der histo-
rischen Artikel des Suidas auf zwei Hauptstücke, nämlich für die lUtere
Zeit auf die konstantinische Enzyklopädie, für die byzantinische
Epoche auf die landläufigen Chroniken der Byzantiner, vor aUem Georgios
Monachos.
4. Wie im Werke des Suidas die litterarhistorischen NotizeB
als die eigentlichen Goldkörner erkannt werden, so steht natürlich auch
bei der Quellenuntersuchung die Frage über die Herkunft dieser Teile an
Wichtigkeit obenan. Sicher wissen wir jetzt, dass die Hauptquelle in den
grossen und gelehrten Onomatologos des HesychiosMilesios zu suchen
ist; Suidas hat aber dieses Werk nicht im Original, sondern in derselbeo
anonymen, wohl zwischen 829 und 857 entstandenen verkürzenden Be-
arbeitung benützt, aus der auch Photios die meisten biographischen Notizen
in seiner Bibliothek entnommen hat. Doch scheint Suidas besonders die
Notizen über die Komiker aus Athenaeos selbst ergänzt zu haben, wo-
bei er auch die ersten zwei Bücher nicht in der heute allein erhaltenes
Epitome benützte, sondern in der vollständigen Fassung, wie sie für
die übrigen dreizehn Bücher in der venezianischen Handschrift vorUegt
Dagegen hat er das mächtige Werk des Philon von Byblos sicher
nicht selbst in der Hand gehabt. Die Notizen über Heilige und Ketzer
scheint er nicht aus den Kirchenschriftstellem wie Sokrates, Philo-
storgios u. 8. w. selbst, sondern wiederum nur aus der Epitome des
Hesychios und aus Georgios Monachos geschöpft zu haben. Das
einzige Werk der patristischen Litteratur, welches wir aus der von Suidas
benützten Bibliothek nicht auszuscheiden vermögen, ist Theodorets
Psalmenkommentar.
Ausser diesen eigentlichen Quellen, in welchen Suidas seinen Stoff
schon verarbeitet fand, ist seine sonstige selbständige Lektüre zu be-
achten, als deren Frucht vielleicht mehr als die Hälfte seines Glossen-
schatzes angesehen werden muss. Die Belesenheit des Suidas darf für seine
Zeit eine sehr umfangreiche heissen. Sie umfasste (von den oben ge-
6. AltertamswisBenschaft. B. Wörterbücher. (§ 233) 567
nannten Wörterbüchern und Sammelwerken natürlich abgesehen): 1. Von
Dichtern: Homer, Hesiod, Pindar, Sophokles, Aristophanes, Babrios, Geor-
gios Pisides (bezeichnenderweise sein Lieblingsautor) und die Anthologie.
2. Von Profanhistorikern: Herodot, Thukydides (mit dem an sechs
Stellen zitierten Biographen Markellinos), Xenophon (Anabasis), Polybios,
Joseph, Arrian, Prokop, Agathias, Theophylaktos, aber das Meiste wohl
nur in der konstantinischen Enzyklopädie; von Kirchenschriftstellern:
sicher nur Theodoret; vielleicht auch den Basilios, Gregor von Nazianz,
Johannes Chrysostomos, Sokrates u. a., wenn nicht statt derselben einfach
durchaus Georgios Monachos zu setzen ist, worüber man jetzt, da die
ursprüngliche Fassung dieses Werkes noch nicht ediert ist, unmöglich
sicher urteilen kann. 3. Philosophen und Sophisten: Artemidoros, M.
Antoninus, Diogenes Laertios, Philostratos, Alexander von Aphrodisias,
Jamblichos, Marines, Damaskios, Johannes Philoponos. 4. Darsteller ver-
schiedener Stoffe wie Lukian, Aelian, Julian, Synesios. 5. Von Aeschy-
los scheint Suidas kaum die drei in Byzanz vornehmlich gelesenen Stücke
beachtet zu haben; auch die Belegstellen aus Euripides, aus verlorenen
Komikern (Menander) und den alexandrinischen Dichtern (Kallima-
chos, Nikander) verdankt er nicht seiner eigenen Lektüre, sondern sekun-
dären Quellen d. h. Glossaren, rhetorischen Wörterbüchern, Attizisten und
Antiattizisten. Solchen Quellen entnahm er auch die Zitate aus Antiphon,
Isaeos, Lykurgos, Hyperides. Die Anführung des Lysias, Demosthenes
und besonders des Isokrates geht wohl grösstenteils auf syntaktische
Lexika zurück. Die Geographen (Strabon) scheint er ganz vernachlässigt
zu haben.
Zur richtigen Beurteilung des Umfanges dieser Lektüre muss jedoch
noch einmal betont werden, dass er einen grossen Teil der Werke nicht
im Original, sondern durch Vermittelung der verschiedenen Sanmilungen
des Konstantin Porphyrogennetos kennen lernte. Solchen Ursprung
hat wohl das Meiste aus Polybios, Diodor, Dionysios von Halikarnass,
Nikolaos von Damaskos, Eunapios und den kleinen Historikern wie Priskos,
Malchos, Menander Protektor; endlich aus Johannes Antiochenos und wohl
auch aus Joseph, Dio Cassius und Appian. Auch hat er die genannten
Autoren nicht mit gleicher Genauigkeit durchgenommen. Noch weniger
war es seine Absicht, von ihren Eigentümlichkeiten ein vollständiges und
erschöpfendes Verzeichnis zu geben; aber immerhin hat er sie oder
wenigstens Stücke aus ihnen mit der Feder in der Hand durchgegangen.
Warum hat nun Suidas ausser den Wörterbüchern für seine Glossen auch
noch die genannten Autoren selbst beigezogen? Warum hat er sich
für den rein grammatischen, verbalen und etymologischen Teil nicht auf
die grossen schon vorhandenen gelehrten Wörterbücher beschränkt? Die
Antwort auf diese Frage ist leicht zu geben: Die Attizisten und Lexiko-
graphen beschränkten sich, ihrem besonderen Zwecke gemäss, auf einen
kleinen Kreis von Autoren und auf eine massige Zahl von Belegen. Suidas
aber wollte in seinem Werke alle Gattungen der Litteratur und alle
Jahrhunderte umfassen; für diesen Zweck konnten die vorhandenen
Sammlungen und Glossare allein nicht genügen. Daher vermehrte er die
568 ByzantiniBohe Litteratorgeechichte. I. ProsaiBclie I4ttearatiir.
Exzerpte aus diesen vielleicht um mehr als das Doppelte durch die Frfichte
seiner eigenen Lektüre, freilich ohne rechte Methode und namentlich ohne
historischen Sinn. Er scheidet weder die ältere Sprache von der späteren,
noch das Seltene vom Gewöhnlichen, noch Prosa von Poesie; nicht eimnti
die Namen der Gewährsmänner verzeichnet er konsequent, zum grössten
Ärger der neueren Kritiker. Am deutlichsten zeigt sich der unmethodische
Sinn in seinem Verfahren, wo er mehrere Glossen zu einem Lemma
fand; statt dieselben in einen Artikel zu verarbeiten, fuhrt er sie nach
einander auf, ohne auch nur die etwa vorhandenen Widersprüche zu be-
seitigen. Wäre nur wenigstens diese Arbeit sauber geschehen, so hätten
wir uns nicht zu beklagen. Wir könnten dann die verschiedenen Notizen
und Nachrichten selbst kritisch sichten; leider aber sind bei dieser Ver-
einigung verschiedener Glossen die einzehien Stücke unglaublich verwirrt,
durch Zusätze vermehrt und durch Weglassungen verstümmelt worden.
Den Gipfelpunkt erreicht die Eonfusion in den biographischen Notizen über
homonyme Persönlichkeiten. Eslässt sich übrigens schwer entscheiden,
inwieweit an all der Unklarheit und Verwirrung, die dem Werke jefcrt I
anhaftet, Suidas selbst schuld ist und inwieweit spätere Hände geschadet
haben. Als sicher kann gelten, dass das Werk — wie es bei dem Cha^
rakter desselben auch wohl verständlich ist — durch Interpolationen
stark verunstaltet wurde; ein bedenkliches Unternehmen ist es aber, den
Umfang der Interpolation genau bestinmien zu wollen. Selbst Bernhardy
ist hier zu weit gegangen z. B. bezüglich des Athenaeos, obschon
sein kritischer Sinn im allgemeinen die Kennzeichen der Interpolation im
Suidas richtig festgestellt hat. Auf Interpolation gehen z. B. sicher zurück
neue Lemmata, welche fleissige Leser aus wichtigen Stellen des Wörter-
buches selbst schufen, wobei sie denn meist (durch fiyrt«, fonr iv r^ u. s. w.)
auf die Urstelle zurückverwiesen; natürlich auch Zusätze aus Autoren einer
späteren Zeit wie Michael Psellos oder aus solchen, die Suidas nachweis-
lich nicht benützte, wie Pausanias; Glossen, die in den Haupthandschriften
am Rande oder nur in einer derselben stehen; knappere Paraphrasen
längerer Stellen neben dem Originale u. s. w. ; auch Sentenzen und Sprich-
wörter scheinen vielfach interpoliert, obschon hier die Entscheidung im
einzelnen schwerer fallt. Bei allen Mängeln ist das Wörterbuch des Suidas
ein grossartiges Denkmal gelehrten Sammelfleisses aus einer Zeit,
in welcher im ganzen übrigen Europa die gelehrten Studien fast vöUig
darnieder lagen, ein neuer Beweis dafür, in welchem Umfange Byzanz
trotz aller inneren und äusseren Stürme die Überreste der alten Büdung
erhielt und fortpflanzte.
1. Ausgaben: Ed. piinceps von Demetrios Chalkondylos, Mediolani 1499.—
Ueber die folgenden Ausgaben, eine Aldina, die von Portus, Kuesterus u. s. w. s. Bern-
bardys Prolegomena 8. 90 ff. — Jetzt kommt nur in Betracht: Suidae lexicon etc. rec.
Thomas Gaisford, 3 voll., Oxonii 1834. Der dritte Band enthält die Vorrede und drei
schöne Indices. — Auch diese Leistung wurde weit überholt durch : Suidae lexicon etc. rec.
Godofredus Bernhardy, 2 voll, in vier Teilen, Halis et Brunswigae 1834—1858, eine
der grossartigsten Leistungen der neueren Philologie. Der erste Band enthält die grund-
legenden vier Commentationes de Suidae lexico, in welchen Person und 2<eit des
Suidas, die Geschichte seines Werkes, seine Quellen, die handschriftliche Ueberliefemng,
die Ausgaben und Beiträge mit scharfer Kritik besprochen werden. Den kritischen Apparat
6. AltertamswiBBenBchalt. B. Wörterbücher. (§ 233) 569
fords hat Dernhardy in umgearbeiteter Form ganz aufgenommen, die erklärenden Noten
dem alten B^llaste befreit und nur das wirklich Wichtige in knappster Form wieder-
iben; ziemlich überflüssig ist die lateinische Ueberse^ung, welche Bernhardy auf
iRch des Verlegers beifügte. — Neben diesem Riesenwerke hat fast nur ein patho-
}ches Interesse die Ausgabe, welche kurz nach Abschluss von Bemhardys Werk
r dem Titel erschien: Suidae lexicon ex recogn. Imm. Bekkeri, Berolini, G. Reimer
k Durch Weglassung des kritischen Apparates und der lateinischen Uebersetzung,
;hränkung des Kommentars wie der Indices und ähnliche Kunststücke ist hier der
:e Suidas glücklich in einem Bande untergebracht, freilich so, dass für den Gelehrten
: wer benützt sonst den Suidas?) die Ausgabe unbrauchbar ist. Die vereinzelten glück-
en Emendationen Bekkers, die in einem massigen Aufsatze hätten untergebracht werden
len, vermögen an dieser Thatsache nichts zu ändern.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 6, 389—595, gibt eine litterar-
)rische Notiz und nach den älteren Ausgaben Verzeichnisse der bei Suidas zitierten
' benutzten Autoren. — Dieses ganze jetzt entwertete Material ist überfltlssigerweiso
lerholt bei Migne, Patr. gr. 117, 1193—1424. — Die sonstige ältere Litteratur ist
ezählt von Bernhardy, Prolegomena S. 96 ff. — Hauptschrift: Die aus vier Ab-
llungcn bestehende Einleitung in der Ausgabe von Bernhardy, vol. II. — Ausser-
: Moritz Schmidts Rezension der Ausgaben von Bernhardy und Bekker, Jahns
h. 71 (1855) 469—500 und 775—800. — Did. Volkmann, De Suidae biographicis
^stiones selectae, Bonnae 1861; De Suidae biographicis quaestiones alterae in den
bola philologomm Bonnensium in honorem Fr. Ritschelii collecta, Lipsiae 1864—1867
'15—730; De Suidae biographicis quaestiones novae, Progr. Schnlpforta 1873. —
0 Schneider, De Callimachi operum tabula quae exstat apud Suidam, Gotha 1862;
1 wiederholt und erweitert in seinen Callimachea, vol. 2 (Lipsiae 1873) 2 — 33. —
Vachsmuth, De fontibus, ex quibus Suidas in scriptomm Graecorum vitis hauserit,
len Symbola philol. Bonnens. in honorem Fr. Ritschelii collecta, Lipsiae 1864 — 1867
35-152. — A. Naber, Photii lexicon. Proleg. 164—167. - Fr. Nietzsche, De Laertii
!;enis fontibus, Rhein. Mus. 24 (1869) 210 ff. — R. Horcher, Ueber einige Fragmente
Suidas, Monatsber. Berl. Ak. 1875 Jan. S. 1 ff. — E. Hill er, Photios, Suidas. Apostolios,
ologus 34 (1876) 226—234 (über Benützung des Photios und Suidas durch Apostolios
seine Sprich Wörtersammlung). — Ueber eine zum Teil aus älteren Quellen, zum Teil aus
as kompilierte Sprichwörtersammlung in einer Escurialhandschrift handelt Gh. Graux,
ue de Philologie 2 (1878) 219—237. — Ueber die Sprichwörter in einem Auszuge aus
as handelt B. Sehn eck, Quaestiones paroemiographicae de codice Coisliniano 177 et
emi quae feruntur lexicis. Diss., Breslau 1892. — E. Roh de, TiyovB in den Bio-
•hica des Suidas, Rhein. Mus. 33 (1878) 161-220 und 638 f. (beweist, dass yiyouB in
allermeisten Fällen nicht, wie A. Schöne glaubte, die Geburt, sondern die Blütezeit
ichnet). — H. Flach, Untersuchungen über Eudokia und Suidas, Leipzig 1879 (be-
: wesentlich die Echtheitsfrage des Violariums der Eudokia). — A. Daub, De Suidae
raphicorum origine et fide, Jahns Jahrb. Supplementbd. 11 (1880) 401 — 490; Studien
len Biograpbica des Suidas, Freiburg i. Br. und Tübingen 1882. — Guilelm. Kausch,
»ophoclis fabularum apud Suidam reliquiis, Diss., Halle 1883. — Ueber Diogenes Laertios
Quelle des Suidas vgl. H. Kreuttner, Andronici qui fertur libellus I7f^( Tradol»', Diss.,
lelberg 1884. und: Die stoischen definitionen der affekte bei Suidas, Philologus 40
8) 755—757. — G. Fr. Unger, Die troische Aera des Suidas, Abhandl. bayer. Ak.
L. 17. Band, 3. Abteil. (1885) S. 515-605. VgL die Besprechung von L. Cohn,
iner philol. Wochenschrift 1886 S. 838—845. — C. de Boor, Zu Johannes Antiochenus,
mes 20 (1885) 321—330 und: Die Chronik des Georgios Monachos als Quelle des
as, Hermes 21 (1886) 1—26. — P. Roellig, Quae ratio inter Photii et Suidae lexica
'cedat, Diss., Halle 1887 = Dissertationes philologicae Halenses, vol. VIII 1—66.
von Roellig bekämpfte Ansicht, dass Suidas den Photios exzerpiert habe, vertraten
Cobet, Mnemosyne 9 (1860) 399 ff.; 411 ff. und Naber, Photii lexicon. Proleg. 150 ff.;
ff. — G. Kai bei, Athenaeus und Suidas, Hermes 22 (18^7) 323—333. — Ueber die
Ue des Suidas für Kultusbeinamen der Götter: G. Wentzel, 'EmxXi^aBig detuy sive de
um cognominibus etc., Diss., Göttingen 1889 S. 3 ff. — G. Wentzel verfasste auch
von der Berliner Akademie preisgekrönte Arbeit über die Quellen des Suidas, die
1 nicht veröffentlicht ist. Ihre Hauptresultate bezüglich der Verbalartikel fasste er
mmen in der Abhandlung: Beiträge zur Geschichte der griechische Lexikographen,
ingsber. Berl. Ak. 1895 S. 477—487. — Emendationen von G. A. Papabasileiu,
yä 1 (1889) 227-234. - Ew. Bruhn, Suidea. Rhein. Mus. 45 (1890) 273—283. —
er das von Suidas benützt« Babriosexemplar vgl. Jul. Werner, Quaestiones Babrianae,
iner Studien XIV 2, Berlin 1892. — Die weit zerstreuten kleineren Beiträge, bes. die
tndationen einzelner Stellen können hier nicht aufgezählt werden. Man vgl. W. Engel-
570 BysantiiÜBche Litteratargesohichte. L ProBaiBoke Litteralnr.
mann, Bibliotheca scriptorum classicorum 1" (1880) 724 f., und für die neueste Zeit die
Bibliotbeca philologica classica von Calvary. — Vgl. Christ, Griechische Litterahir-
geschichtet § 572.
B. Ueber einen neuen Suidascodex des 13.;14. Jahrb., der übrigens wertlos scheint,
8. G. Tischendorf, Notitia editionis codicis biblion Sinaitici, Lipsiae 1860 S. 59 f. —
Ueber einen im 13. Jahrb. durch den Bischof Robert von Lincoln (f 1253) veranlaaBten,
nur die grösseren historisch -biographischen Artikel umfassenden lateinischen Auszug
des Suidas (Liber Suda) s. Valentin Rose, Hermes 5 (1871) 155—158.
4. Der Name unseres Lexikographen ist höchst selten; doch gibt es einen alten
Historiker Suidas, der bei Strabon, Stephanos von Byzanz u. a. als Verfasser von Stc-
a€(XtX€( zitiert wird. S. G. Bernhardys Prolegom. S. 27 und C. Müller, PBG 2, 464 f.
— Ueber die Quantitierung des Namens (Saidas) spricht J. £. Sandys, The pronounciation
of Suidas, Classical Review 5 (1891) 434.
5. Lexicon Sabbaiticum. Ein durch die Aufbewahrung von Dichterfragmenten
wichtiges, jedoch hinsichtlich seiner Quellen noch nicht näher geprüftes Lezikonfragment,
das mit uv^tjoig beginnt und mit einem Artikel über i^aigeaetog dlxrj schliesst, ist jüngst
aus dem Cod. 137 des Sabbasklosters hervorgezogen worden: Lexicon Sabbaiticnm nimc
primum ed. A. Papadopulos Eerameus, Joum. Min. 1892 Bd 280 Aprilh. S. 39 ff. —
Zur Wertschätzung vgl. Theod.Eock, Komikerfragmente im Lexicon Sabbaiticum, Rhein.
Mus. 48 (1893) 579—591.
234. Eyrillos (KvQdXog). Unter dem Namen eines Kyrillos, Patri-
archen von Alexandria, ist in zahllosen, oft völlig voneinander abweichen- ■
den Handschriften ein alphabetisches Glossar überUefert: KvqUXov toi
äyitoTcitov ccQxisniiSxonov IdXf^avigeiag Xb^soüv cvvayoDyrj xard OToi/cror.
Die Frage, ob dasselbe wirklich auf den Patriarchen Kyrillos aus der
ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts zurückgeht, ist noch ebensowenig ent-
schieden, als überhaupt die Quellen und die Verwandtschaft des Glossars
genügend untersucht sind. Den Hauptbestandteil bildet, wie es scheint
ein altes rhetorisches Lexikon, das der Verfasser durch Einschaltungen
aus verschiedenen Glossaren zu Homer, Euripides, der Bibel und anderen
Schriften erweiterte. Von Wichtigkeit ist die Erkenntnis, dass das Kyrill-
glossar von späteren Redaktoren in das Lexikon des Hesychios hinein-
gearbeitet wurde. Im übrigen bedarf die Stellung des Kyrill noch der
Aufklärung. In der neueren Litteratur ist dieses rein griechische Glossar
zuweilen mit dem griechisch-lateinischen Pseudo-Kyrillos ver-
wechselt worden (s. S. 561 f.). Über das mit Kyrill verwandte Lexikon des
Zonaras s. S. 374.
1. Was bis jetzt von Drucken vorliegt, ist elendes und nutzloses Stückwerk; es sind
nur einzelne Partieen und aucb diese nur nach einzelnen, willkürlich gewählten Hss ediert,
so dass ein gesichertes Urteil über Kyrill aus der Litteratur überhaupt noch nicht zu ge-
winnen ist: Ein Stück aus einer Moskauer Hs ed. Chr. Fr. Matthaei in den Glossaria
Graeca minora, Mosquae 1774, I 11 ff. — Aus einem Cod. Monacensis edierte die Buch-
staben M und AT B. F. Dozen in Aretins Beiträgen zur Geschichte und Litteratur 9 (1807)
1253 ff. — Dann verwertete Tittmann di£ Abschrift von Matthaeis Codex für seine Aus-
gabe des Zonaras I S. XCVIl— CXIV. — Aus Wiener Hss gibt Proben des Buchstaben A
Barth. Kopitar, Hesychii Glossographi discipulus et iniyXtocaiaxijg Russus, Vindobonae
1839 S. V— XXIV. — Aus einem Bodleianus und Baroccianus ed. Proben J. A. Gramer,
An. Paris. 4 (1841) 177—201. — Ueber eine Leidener Hs und ihre Verwandtschaft mit
den Wiener Codices handelt E. Mehler, De Cyrilli archiepiscopi Alezandrini lexico inedita
Mnemosvne 3 (1854) 213— 225 und 353— 302. Die von Mehler geplante Ausgabe des Kyrill
kam nicht zu stände. — Hesychii Alexandrini lexicon ed. Maur. Schmidt, vol. 4 (Jent
1862) 339—368 enthält Exzerpte des Kyrillischen Lexikons aus Wiener, Moskauer, Lei-
dener u. a. Hss. Vgl. in demselben Bande S. XLIII— LX Schmidts Abhandlung: De Cyrillu
Alexandrino, Athanasio, Eudemo personato et lexicis Seguerianis, wo auch die Kyrillischen Hss
beschrieben sind und die ältere Litteratur aufgezählt wird. — Mitteilungen aus Kopenhagener
Handschriften gab Ch. Graux, Archives des missions scientifiqnes III. s^rie t. 6 (1880)
198 ff. — Eine Ausgabe der altern Kyrillglossare wird vorbereitet von R. Reitzenstein;
6. AltertnmawiBsenBchaft. B. Wörlerbüoher. (§§ 234-^236) 57 1
vorerst vgl. seine Bemerkungen im Rhein. Mus. 43 (1888) 458 ff. — Hierher gehört ver-
mutlich auch C. £. Aurivillius, Glossaria mss quae in bibl. R. Upsal. asser van tur 1822
(mir nur aus der Notiz bei Ch. Graux, Archives des missions scientifiques III. s^rie,
t. 15 (1889) 335, bekannt).
2. Eine Redaktion des Kvrill steht in einer Pariser Hs unter dem Titel: Tov ii^
€/yloig nargog r^fÄtoy ^A^avuaiov uftXQirttQxov 'jXB^avdQeiug Xi^etg iqfATivBfAivui (sie!).
Proben bei J. A. CIramer, An. Paris. 4 (1841) 201—215, und im Hesychios ed. M. Schmidt,
vol. 4 S. XLVII ff.
235. Eudemos (Evdrmoq). Eine der Hauptquellen des Suidas war
angeblich ein Lexikon unter dem Namen des Eudemos; dasselbe war
nicht nach dem Prinzip der Antistoechie, sondern nach dem gewöhnlichen
Alphabet geordnet. Der Verfasser des Lexikons schwebt in der Luft,
ähnlich wie Philoxenos und Kyrillos; wir kennen aus Suidas selbst und
aus Doxopatres einen Rhetor Eudemos aus Argos als Verfasser eines
Werkes: üegi Xe^ewv ^yitoqixwv und eines zweiten (vielleicht aber mit dem
ersten identischen?) JIsq} tcSv nagd toTg ^rjTOQtfi ^rjTov/iievwv. Welcher
Zusammenhang aber zwischen jenen alten Werken und unserem Lexikon
besteht, ist nicht bekannt. M. Schmidt (Jahns Jahrb. 71, 496) glaubte,
dass das Werk jenes alten Eudemos, den er um das Jahr 130 n. Chr.
setzt, zwar verloren sei, dass aber ein Auszug daraus (eine Swaycopj
kciecov xQTfiinwv) zeitig mit Nachträgen, namentlich aus Phrynichos und
Pamphilos, versehen und in dieser Gestalt in vielen Exemplaren verbreitet
worden sei. Von diesem vollständigen Eudemos, den Suidas benützt haben
soll, würden dann unsere Eudemoshandschriften (in Paris, Florenz und'
Wien) Auszüge oder Bearbeitungen darstellen. Ein ganz sicheres Urteil
über diese höchst verwickelten Dinge Hesse sich erst gewinnen, wenn die
von Boysen in Aussicht gestellte Ausgabe des Eudemos vorläge. Doch
wird schon jetzt aus den Untersuchungen von Schneck und Wentzel ziem-
lich klar, dass die Pariser und die Florentiner bezw. die aus ihr stammende
Wiener Handschrift des Eudemos, die mit dem Cod. Coisl. 177 eng ver-
wandt sind, auf eine interpolierte Epitome des Suidas zurückgehen.
Beschreibung einer Wiener Handschrift von M. Schmidt, Sitzungsber. Wien. Ak.
21 (1856) 288 f. — Vgl. M. Schmidt, Jahns Jahrb. 71 (1855) 481-500, und seinen
Uesychius, vol. 4 S. XLIX—LX. — Car. Boysen, De Harpocrationis lexici fontibus
quaestiones selectae, Schriften der Univ. Kiel, 28. B. 1876, gibt Proben des Eudemos und
verspricht eine Ausgabe desselben. — B. Schneck, Quaestiones paroemiographicae de
codice Coisliniano 177 et Eudemi quae femntur lexicis. Diss., Breslau 1892. — G. Wentzel
handelt Qber Eudemos in seiner Besprechung von C. Boysens Ausgabe des Buchstaben A
der Svyaytoytj (s. S. 572), Göttinger Gel. Anzeigen 1893 S. 27-46.
236. Die Lexika Segueriana stehen in einer ehemals im Besitze
vonSeguier befindlichen Handschrift des 11. Jahrhunderts, welche jetzt in
der Pariser Bibliothek als Codex Coislinianus 345 registriert ist. Sie
enthält eine Menge lexikalischer und syntaktischer Sammlungen, welche
von dem Umfange der grammatischen Studien in Byzanz im 10. und
11. Jahrhundert ein deutliches Zeugnis ablegen. Den Anfang bildet:
*AnoXXcDv(ov aoq>iatov Xs^ixov xard (fvo^x^Tov rrjg 'Ihdiog xai 'Odvaasiccg,
Darauf folgt ein Exzerpt ^Ex ttav Oqvvi'xov tov ^ÄQQaßCov rrjg aotpufTixtjg
TfQonaQaaxsvrjg, des Timäos Platolexikon, ein Lexikon zu Herodot, Moeris,
zahlreiche Sammlungen von Xä^stg aus den heiligen Schriften, Scholien zur
Alexandra des Lykophron, eine Reihe syntaktischer Exzerpte und endlich
572 Bysantiniiche litteratargeachiobto. L Prosaisolia Xitierainr.
jene fünf anonymen Stücke, die unter dem Namen Lexica Segue-|
riana bekannt sind. Vollständige Inhaltsangabe der Handschrift bei L
Bachmann, Anecd. Gr. 1 (1828) V— X.
An 1. Stelle ediert« Bekker aus dem Goislinianus 345 den Phrynichos;
dann fünf anonyme Stücke, nämlich 2. *'AXXog äXgxißrjTog, von Ruhnken
Uvtiazzixi(TTi]g betitelt und unter diesem Titel von I. Bekker henws-
gegeben, Anecdota gr. vol. I 75 — 116. Es ist eine Sammlung von pole-
mischen Bemerkungen gegen die Regeln der Attizisten, besonders des
Phrynichos. Wie weit dieses Werk mit der aus Suidas bekannten Schrift
des Oros Kavd dfQvvt'xov zusammenhängt, ist nicht festzustellen. 3. n§Ql
(Tvvtd^6(og. JIoTa tcov ^rjfxaTwv y^i'ix^^ xai dotixT] xal ahiauxjj (Tvwda»
(Tovzai, eine alphabetisch geordnete Syntax der Kasusrektion. Sie ist von
Wert durch die Menge der zitierten Belege aus Rednern und Historikern,
deren Reihe bis auf Prokop von Kaesarea und Petros Patrikios herab-
reicht. Ed. von I. Bekker, Anecd. gr. I 117—180. 4. Jixdv ovofiata
xavd dX(fdßi]Tov. Ed. von I. Bekker, Anecd. gr. I 181 — 194. 5. Ah^€ig
^i^TOQixaC^ ein Wort- und Sachlexikon in (allerdings nicht strenge durch-
geführter) alphabetischer Ordnung, wichtig durch zahlreiche Notizen über
griechische Altertümer. Hauptquelle war ein Rednerlexikon. Ed. von L
Bekker, Anecd. gr. I 195—318. 6. ^vvaytüyiq Xä^swv xQj^ai^Kov ix
iia(pcQ(ov aogxav t€ xal ^rjtoQoov nokXwv. Dieses umfangreiche Wörterbuch,
ein Hilfsmittel für griechische Stilistik, scheidet sich deutlich in zwei ver-
schieden gearbeitete Teile, von welchen der eine, sehr reichhaltige den
Buchstaben A, der andere, dürftige die übrigen Buchstaben umfasst. Der
Kern des ganzen Wörterbuches geht vielleicht auf das Lexikon des Kyrill
zurück. Die erwähnte Ungleichheit beruht darauf, dass im Buchstaben A
von einem Gelehrten eine bedeutende Glossenmasse aus Phrynichos, Aelios
Dionysios, Pausanias u. a. eingeschaltet wurde, so dass jetzt in diesem
Buchstaben eine doppelte Glossenreihe zu bemerken ist. Dasselbe Lexikon
steht auch in dem älteren Codex Goislinianus 347, doch ohne die er-
wähnte doppelte Glossenschicht in Littera A, L Bekker, Anecd. gr. I
319—476, edierte nur den Buchstaben A; die ganze JSvvaYoayrj edierte in
seiner dilettantenhaften Weise L. Bachmann, Anecd. Graeca I 1 — 422;
endlich edierte den Buchstaben A aus dem Cod. Coislin. 347 (mit Pariülelen
aus verwandten Wörterbüchern) C. Boysen, Lexici Segueriani Svvaymyr^
lt^€(ov xQt^aii^icov inscripti pars prima (A), Marburg 1891. Von grosster
Wichtigkeit ist natürlich auch bei diesen Wörterbüchern die Untersuchung
ihrer Quellen und ihrer gegenseitigen Verwandtschaft; doch hat die Foi*-
schung hier noch nicht viel gefördert, und aus dem flutenden Chaos von
Behauptungen, Widersprüchen, Möglichkeiten und Vermutungen treten die
wirklich sicheren Ergebnisse nur wenig hervor.
1. Ausgabe von I. Bekker, Anecd. gr. 1 (Berolini 1814) 75—476, dazu annotatio
critica in vol. 3 (Berolini 1821) 1074 ff. — Das 6. Stück vollständig von L. Bachmann
(s. den Text). — Vgl. Photii lexicon ed. Naber, Prolegomena S. 95— 105; 127—164; 173
bis 184. — Hesycbius ed. M. Schmidt, vol. 4 S. XLIII ff. und Jahns Jahrb. 71 (1855)
482 ff. — Fr. Ritschi, Thomae Magistri ecloga, Prolegom. 73; 77 und: De Oro et Orione
43; 58 u. s. w. = Opuscula I 628; 646 u. s. w. (s. den Index). ~ Car. Boysen, De
Harpocrationis lexici fontibus, Schriften der Universität Kiel, 23. B. 1876. — L. Cohn,
Untersuchungen über die Quellen der Platoscholien, Jahns Jahrb. Supplementb. 13 (1884)
6. Altertamawistfenaohaft. B. Wörterbücher. ' (§ 237) 573
813 ff. — C. Z. Boer, De tertio lexico Bekkeri, Diss. Lugd. Bat. (mir uuzugäDglich). -^
J. Sicking, Adnotationes ad Antiatticistam, Amstelodami 1883 (mir unzugänglich) — P.
Roellig, Quae ratio inter Photii et Suidae lexica intercedat, Halle 1887, sowie die übrige
zu Photios und Suidas angeführte Litteratur. — Zu der Ausgabe von C. Boysen (s. o.)
vgl. die Besprechungen von G. Wentzel, Göttinger Gel. Anzeigen 1893 S. 27—46, und
R. Reitzenstein, Berl. philol. Wochenschr. 1893 S. 103 ff., 137 ff. — Eine Nachkollation
der Ivyaytyyrj des Cod. Coisl. 345 (Litt. B—Ü) gab H. Lieberich, Die handschriftliche
Ueberliefemng des Bachmannschen Lexikons, Abhandlungen etc. W. v. Christ dargebracht,
Manchen 1891 S. 264—279. Vgl. die Nachträge von L. Cohn, Berl. philol. Wochenschr.
1893 S. 82 f.
2. Zu dem lexic. Seg. TIbqI avvxa^Btog vgl. das anonyme StQck JIbqI xrjg xuiv ^rjfid^
Twy avyrd^etüs xard tovs TtaXaiovs, ed. von L. Bachmann, An. gr. 2 (1828) 289—316,
nnd die mit Beispielen aus den heiligen Schriften belegten, alphabetisch geordneten syntak-
tischen Regeln bei J. A. Cr am er. An. Oxon. 4 (1837) 275—307, mit dem wunderlichen
Titel : ''^QXtj cvy &€t^ rtüy cvyT€(^€ü}y mag dsi 6<peiXei.y (!) avytäaaeiy Jfig ^f^fianxdg Xi^Btg iv
T€(tg Tov oy6fi€(Tog nxtacBCi. Wie notwendig solche syntaktische Vorschriften für die dem
Leben immer mehr entfremdete byzantinische Kunstgräzität wurden, zeigt die unerhörte
Verwirrung der Kasusrektion, wie sie sich in vielen byzantinischen Schriftwerken, z. B. in
der Vita Euthymii (s. S. 313) breit macht.
3. Weit verbreitet waren im Mittelalter Wörterverzeichnisse zur Erleichterung des
Verständnisses der hl. Schriften und der Kirchenlieder; vielfach wurden diese Glossae
sacrae auch in profane Wörterbücher hineingearbeitet. Ein Verzeichnis von Ai^Big rrjg
oxTarevxov u. s. w. bei L. Bachmann, An. gr. I S. VII f.; ebenda S. 450—459 ein kleines,
wertloses Lexikon zu Kirchenliedern.
4. Eine Art von Kommentar zu Dionysios Thrax und Theodosios von Ale-
xandria bildet das dürftige Ab^kov jtjg yQ€t(A(Aitxix^g in Bachmanns An.gr. 1425-450.
Vgl. Dionysii Thracis ars gramm. ed. G. Uhlig, Proleg. S. 40 f., und A. Hilgard, Gramm,
gr. IV 2 S. CXXIX f.
5. Mitteilungen über den Cod. Marc. gr. 433, s. 13, der Lexika zu Demosthenos,
juristische nnd andere Glossen enthält, gibt Hugo Rabe, Fhacaa^, Rhein. Mus. 49 (1894)
625 ff.
6. Voces animalium. Spezielle Beachtung fanden in der lexikalischen Litteratur
die Ausdrücke für die Stimmen der Tiere, die wiederholt sorgfältig zusammengestellt
wurden. Proben aus Hss und reichliche Nachweise der älteren Litteratur bei Guil.
Studemund, Auccd. varia graeca 1 (1886) 102—105. — Hauptschrift: Fr. Bancalari,
Snl trattato greco De vocibus animalium, Studi italiani di iilol. classica 1 (1893) 75—96;
512. — Einen Nachtrag lieferte: Niecola Festa, Ancora Voces animalium, Studi italiani
di filol. classica 3 (1895) 496.
7. Ein synonymisches Lexikon (Svyaytüyiq tojy ngog diaqiOQuy arjfAttiyofiiytav
X&^Buty xard aroe/frov) ed. aus Cod. Paris. 2552 Fr. Boissonade, Not. et exta*. 13 (1838)
2, 133—161. — Ueber die Hs vgl Boissonade, An. gr. 3 (1831) 229.
237. Die etymologischen Lexika. Eine besondere Gruppe bilden
in der grammatischen Litteratur der Byzantiner einige unter sich ver-
wandte grössere und kleinere Wörterbücher, welche von den anderen lexi-
kalischen Werken wie denen des Photios, Kyrillos, Zonaras sich vor allem
dadurch unterscheiden, dass sie neben der Erklärung der Wörter die Ab-
leitung in hervorragender und charakteristischer Weise berücksichtigen.
Für keinen Teil der Grammatik ist die vergleichende Sprachwissenschaft
so unentbehrlich wie für die Etymologie; daher ist es nicht zu ver-
wundern, dass gerade sie die schwächste Seite der griechischen Grammatik
bildet. Die Byzantiner, die all ihr grammatisches Wissen aus den Alten
schöpften, haben diese Disziplin nicht gehoben, sondern noch vergröbert
und verwässert. Infolgedessen ist die Etymologie, die uns in den ge-
nannten Lexika geboten wird, ein wahres Zerrbild der heutigen Wissen-
schaft dieses Namens. Bezeichnend für die Unsicherheit der byzantinischen
Etymologien ist es namentlich, dass sie sich selten mit einer Ableitung
zufrieden geben, sondern daneben noch eine zweite, dritte, vierte, fünfte,
sechste zur gefillligen Auswahl vorlegen. Als Beispiel diene der erstQ
574 Bysanünische Lütoratargesohichte. L ProMdselie Uiieraiiir.
Artikel des Etymologicum Magnum: "AX(pa %6 atoix^Tov^ nagd %6 aX^M wl
€vq{(Tx(ü • TiQiüTOV yciQ Tcov alXcov axotxeioiv evQtx^r], *H and tov xavd dfimßif]
noXiT€v€a&ai - ak(p€iv yaQ %6 äueißeiv. Eine wahre Musterkarte von Ei
fällen enthält u. a. der Artikel: "Avx^qoinog, Hagd to ävta x^Qstv ^ywt I
ai'Cö ßXhTisiv • ^iovoq yccQ tdSv aXkiov ^(licov 6 üvd-Qoanoq av(o ßkänei, H nütfi
rr dvax^Qeiv a 07i(07t€v, rjyovv dvaXoyi^ea&ai a eJie xal ijxowre Hl
Trauer rd rfpw, to ßkeitco, arSgcoTiog xai avd-Qwnog. "H nagd %6 avta ^4n&9^
dvfüQOTtoq %ig «V u. s. w. Die Ordnung dieser Lexika ist die gewöhnliche
alphabetische, nicht die antistoechische ; doch ist die Reihenfolge mcht
streng eingehalten und bald mehr, bald weniger verwirrt. Bisher sind
folgende Vertreter dieser Gattung bzw. folgende Redaktionen bekannt ge-
worden: 1. Das sogenannte Etymologicum Magnum, ^Etv^ioXoyixov fiiya
xar dkipäßrjTov. 2. Das Etymologicum Gudianum, so genannt, wdl
es in einer ehemals dem Gudius gehörigen Handschrift in Wolfenbüttel
erhalten ist. 3. Das Etymologicum Angelicanum in einer sehr ver-
dorbenen Handschrift der angelikanischen Bibliothek in Rom, nahe ver-
wandt mit dem Gudianum. 4. Das Etymologicum Florentinum in einw
Handschrift der Bibliotheca Laurentiana. 5. Das Etymologicum Flo-
rentinum parvum in derselben Florentiner Handschrift. Es zeigt grosse
Verwandtschaft mit dem Gudianum.
Nachdem dieser handschriftliche Thatbestand in gi-ossen Zwischen-
räumen allmählich ans Licht gezogen war, erhob sich hier wie in der ge-
samten grammatischen Litteratur der Byzantiner die Forderung, das diplo-
matische und genealogische Verhältnis dieser Werke, die alle unter
sich verwandt sind, näher zu bestimmen und die Originalwerke heraus-
zuschälen. Die neueren Untersuchungen ergaben hierüber folgendes: Das
unter dem Namen Etymologicum Magnum gehende Werk trägt
diesen Namen mit Unrecht; er ist ihm willkürlich vom ersten Heraus-
geber Musurus (Kalliergis?) beigelegt, der, um dies zu verbergen, sogar
einige Quellenangaben im Werke änderte. In Wahrheit wird nämlich als
Hauptquelle ein ^Etvfuokoyixov fiäya und ein 'ExvfAoXoyixov aXXoj neben
diesen das ^iV«<^«^>'-Lexikon und eine Sammlung ^Empegiafioi genannt. So-
wohl dieses echte 'ETVfioXoyixov (itya^ als das ^EvvfjLoloyixdv aXXo sind,
wie R, Reitzenstein dargelegt hat, gesondert erhalten; deis^ETVfAoloytxov
fiäya steht in zwei Handschriften, in dem von Reitzenstein gefundenen Vati-
canus Gr. 1818 (saec. 10) und im Florent. S. Marci 304 (saec. 10), aus
welchem E. Miller dasselbe als Etymologicum Florentinum veröflfentlieht
hat; dazu kommen mehrere Auszüge und Überarbeitungen. Das ^EvvfAo-
Xoyixov uXXo ist in sehr vielen Handschriften aufbewahrt, von denen bis
jetzt als die beste der Cod. Paris, suppl. gr. 172 gilt.
Das echte 'EvvfxoXoyixov ixäya entstand in der zweiten Hälfte des
10. Jahrhunderts, also um die Zeit, in welcher solche Sammlungen im
grösseren Stil, zum Teil durch die Anregungen des Konstantin Porphyro-
gennetos, beliebt geworden waren und auch Suidas sein Lexikon abfasste.
Als Quellen des sogenannten Etymologicum Magnum bzw. seiner zwei
Hauptbestandteile, des ^Exvf^iokoyixov fit'ya und des 'Ervfioloyixdv aXko, er-
geben sich das hauptsächlich aus Homerepimerismen gezogene Werk des
6. AltertnniswiMenBchaft. B. Wörterbücher. (§ 2S7)
575
"Methodios, das auch in dem sogenannten AtfitoSsTv-Lexikon {aifiwieiv
^^'bis cfcw/rdc), sowie in den von Gramer, An. Oxon. vol. L, herausgegebenen
=^nifA€Qicfioi fol. 71 'A€i bis fol. 85, 19 'A<y<fäyaQog verarbeitet ist,*) rhe-
■Vtorische Lexika wie Aelios Dionysios und Pausanias,*) Diogenianos,
Orion, Oros, Scholien zu Homer, Hesiod und anderen Dichtern. Ferner
dienten als Vorlagen das Werk des Epiphanios JIcqI fusTQtov xal axaO^ixm^
" des Aristonikos Buch ÜBql 'AQifrvccQxov ürjfxsiwv ^OfxrJQov, die Grammatiker
- Herodianos, Choiroboskos und Theognostos, des Zenobios Kom-
- mentar zum ^FrjfiaTixov des ApoUonios, der das ApoUonianische Gut ver-
"^mittelte; vielleicht sind auch noch andere Kommentare des Zenobios zu
-:: ApoUonios als Quellen anzunehmen. Die grösste Schwierigkeit der Unter-
suchung liegt wie bei Photios und Suidas in der Unterscheidung mittel-
~ barer und unmittelbarer Benützung der erkennbaren Quellen, und durch
weitere Forschung wird die vermeintliche Mannigfaltigkeit direkter Vor-
- lagen wohl auch hier noch bedeutend zusammenschrumpfen.
1. Ausgaben: Das sogenannte Etymologicum Magnum: Ed. pr. M. Musurus
opera Zach. Calliergis, Venetiae 1499. Eine genaue Beschreibung dieser Ausgabe gibt
E. Legrand, Bibliogr. hell. I 55 ff. — Ed. Aldus, Venetiae 1549. — Ed. Fr. Sylburg,
Heidelberg 1594 (tüchtige Leistung). — Ed. H. Schaefer, Leipzig 1816 (nur verbesserter
Abdruck der Ausgabe Sjlburgs). — Jetzt ist nur zu benutzen: Etymologicum Magnum etc.
ad codd. mss recensuit et notis variorum instruxit Thomas Gaisford, Oxonii 1848 (mit
einem Autoren-, Wort- und Sachindex). — Etymologicum Gudianum: Ed. Fr. G. Sturz,
Lipsiae 1818 (blosser Abdruck der verdorbenen Handschrift). Eine neue Ausgabe des Et.
Gud. ist in Aussicht gestellt von 0. Carnuth (s. Berliner phil. Wochenschrift 1890 S. 42f.).
— Etymol. Angelicanum: Kurze Beschreibung von Fr. Ritschi, Opuscula 1 (1866)
674—692. — Etymol. Florentinum und EtymoL parvum ed. E. Miller, Mölanges
de litt^rature grecque, Paris 1868 S. 11—318; 319—340. — Auszüge aus Pariser Hsa
etymologischer Lexika gab J. A. Gramer, An. Paris. 4 (1841) 3 — 176. — üeber ein *Exv(ao^
Xoyixoy Ivfietovog jov (AsyuXov ygafifiatiKov in einem Codex Parmensis gibt eine hand-
schriftliche Notiz mit einer Probe aus Litt. B GuiLStudemund, Anecdota varia Graeca
1 (1886) 113 f. — üeber eine Hs, welche ein mit dem Etym. Gud. verwandtes Werk fragmen-
tarisch enthält, vgl. G. Tischendorf, Notitia edit. cod. biblion Sinaitici, Lipsiae 1860 8. 63.
2. Hilfsmittel: L. Eulenkamp, Specimen emendationum et observationum in
Et. Magnum, Göttingen 1765. — Zu den Handschriften des Etym. Gud. s. Zimmermanns Zeit-
schrift für die Altertumswissenschaft 7 (1840) N. 145 ff. — Besprechung der Ausgabe Gaisfords
von F. W. S. (Schneidewin?) in den Götting. Gel. Anzeigen 1848 S. 1777— 1797. — Fr.
Ritschi, De Oro et Orione in den Opuscula I 596 ff., und: Thomae Magistn Ecloga, Proleg.
8. 16; 64; 70. — A. Naber, Photii lexicon voL I Proleg. 167—173. — 0. Carnuth,
Zum Etymologicum Magnum, Jahns Jahrb. 107 (1873) 240. — 0. Carnuth, De Etym.
Magni fontibus, pars I, Berolini 1873; pars H, Jever 1876. — 0. Carnuth, Quellenstudien
zum Etym. Gudianum, p. I und II, zwei Progr., Danzig 1880 und 1889. — 0. Carnuth,
Quellenstudien zum Etymologicum Gudianum. Jubiläumsschrift f. d. Alberiusuniversitfit
Königsberg 1894. — 0. Carnuth, lieber das Verhältnis des Etymologicum Gudianum zu
dem sogenannten Etymologicum Magnum genuinum. Festschr. zum 50jährigen Doktorjubiläum
L. Friedländers, Leipzig 1895 S. 67 — 104. Dazu die berichtigende Kritik von R. Reitzenstein,
Etymologicum Gudianum und Genuinum in ihrer neuesten Behandlung, Berliner philol. Wochen-
schr. 1895 Nr. 25—27, 8. 793 ff., 825 ff., 856 ff. — Gegen Reitzensteins Kritik richtet sich:
O. Carnuth, Das Etymologicum Florentinum Parvum und das Etymologicum Magnum Genui-
num, Festschr. z. 70. Geburtstage Oskar Schades, Königsberg 1896 S. 1—42. — G. Schoe-
mann, De Etym. Magni fontibus, p. I und II, zwei Progr., Danzig 1881 und 1887, p. III in
den Commentat. in honorem G. Studemund, Argentorati 1889 S. 121—128. — Aug. Brosow,
Quomodo sit Apollonius sophista ex Etym. Magno explendus atque emendandus, Diss.,
Königsberg 1884. — Henr. Heyden, Quaestiones de Aelio Dionysio et Pausania atticistis
Etym. Magni fontibus, Diss., Leipzig 1885 (= 8. Band der Leipziger Studien). — A. Kopp,
^) Nach einer privaten Mitteilung von
R. Reitzenstein.
') Nach Heyden, dem auch BOllig, Quae
ratio inter Photii et Suidae lexica intercedat,
S. 22 beistimmt.
576 Bysantinische LitierainrgeBchiohte. L Proaaiaoha Liiteffttar.
De Ammonii, Eranii, aliorum distinctionibus synonymicis, Dies., Königsberg 1883 S. 72—105,
und: Zur Quellenkunde des Etym. Magnum, Rhein. Mus. 40 (1885) 371—376, und: Herodiao-
fragmente, Jahns Jahrb. 133 (1886) 253-260. — R. Reitzenstein, Zu den Quellen im
sogenannten Etym. Magnum, Philologus 48 (1889) 450—455 und 49 (1890) 400—420. -
R. Reitzenstein, Das echte *EtvfAoXoyix6y fisya, Verhandlungen der 40. deutsclien Philo-
logenvers., Leipzig 1890 S. 403—408. — R. Reitzenstein, Zu den Pausanianfloholien,
Hermes 29 (1894) 231—239 (über ein unter dem Patriarchat des Photios zusammengesAelltM
Etymologicum, das den genannten Scholien als Quelle diente). — Erklärung einer 61<mm
des Etym. Florentinum von C. Cr<usius>, Philologus 54 (1895) 395. — Aeltere Beitrftgt
zu einzelnen Stellen des E. M. verzeichnet W. Engel mann, Bibliotheca scriptomm clani-
corum 1» (1880) 302.
3. Als eine Quelle des Etymologicum Magnum galt frtlher ein Sammelwerk:
Kayoytoy SrjaavQogi das unter dem stolzen Namen des Jüngeren Aristarch* im Cod.
Paris. 2544 (saec. 16) erhalten ist. S. z. B. I. Bekker, Anecdota lll 1400, und S<chneide-
win>, Götting. Gel. Anzeigen 1848 S. 1792. In Wahrheit ist dieser Jfingere AriBtarch'
einer jener Griechen des 16. Jahrhunderts, die sich zu Erwerbszwecken mit der Verferti-
gung angeblicher alter Autoren befassten. Das Machwerk, dem der Fälscher zur Be-
glaubigung den Namen des jüngeren Aristarch und sogar ein iniyQaftfia adtjXoy Torsetcte,
ist eine Komposition aus dem Etym. Magnum und einigen anderen grammatischen Schrifteo.
W. C. Kayser, De Aristarchi aetate minoris canonibus, Philologus 13 (1858) 59—67, und:
Gymnasialprogr., Sagan 1862.
4. Das von Litt. M—£l reichende Bruchstück eines orthographischen Lexikons,
welches mit Theognost und dem Etymologicum Magnum verwandt ist und eine An-
zahl Dichter- und Prosaikerfragmente birgt, ed. aus dem Cod. S. Salvatore 118 in
Messina H. Rabe, Lexicon Messanensc de iota adscripto, Rhein. Mus. 47 (1892) 404—413;
dazu Nachtrag, Rhein. Mus. 50 (1895) 148—152. — Auszüge aus einem in vielen Hss
vorkommenden, bes. aber im Cod. Vatic. gr. 23 vollständig überlieferten orthographischen
'JyTiajoixaQtoy^ das als Hilfsmittel zur Ergänzung und Berichtigung der Glossen des
Hesychios von Wert ist, gibt R. Reitzenstein, Inedita poetarum graecorum fragmenta.
Index lectionum für das Wintersemester 1892,93. Rostock 1892 S. 8 ff. — Ein Bruchstück
eines orthographischen Lexikons ed. Fr. 0 eh 1er, Fragmentum glossarii veteris graeci ex
apographo codicis alicuius Barocciani, Gymnasialprogr., Halle 1849 (Inc. j4 ßga/vretM atcrt
tpiXovTttt). — Ein pneumatologisches Lexikon ed. E. Miller, Annuaire de rassoc. 8 (1874)
222—284. Berichtigungen dazu von 0. Carnuth, Bursians Jahresber. über die Fortschritte
der klass. Altertumswiss. 5 (1878) 139—141.
288. Das Lexicon Vindobonense ist ein Wörterbuch ohne streng
alphabetische Reihenfolge, in welchem zu den einzelnen Wörtern zahlreiche
Belege aus Dichtern und Prosaikern zitiert werden. Als Autor des Werkes
ist durch einen im Jahre 1343 geschriebenen Codex Vaticanus ein gewisser
Andreas Lopadiotes erwiesen worden, der, wie seine Zitate aus Gregor
von Cypern darthun, in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts schrieb.
S. Guil. Studemund, Anecdota varia Graeca 1 (1886) 105. Den Wert
dieser Kompilation bezeichnet Nauck durch den Satz des Athenaeos (XV
p. 666 A.): €1 fii] laTQoi ijcav, ovdh' äv r^v tm' yqaiinatixm* fxtogorsQOV
und bemerkt dazu: Virtutes eins nullae sunt, vitia innumera, Stupor in-
credibilis. Allerdings geht aus den angeführten Beispielen hervor, dass
hier der Gipfelpunkt des Blödsinnes und der Unwissenheit erreicht ist. Der
Autor kennt das Griechische nicht und kompiliert nachlässig und stumpf-
sinnig aus fremden Quellen, wiederholt dieselben Dinge an verschiedenen
Stellen und verwirrt die Angaben seiner Vorlagen. Doch enthält das
sonst so entsetzliche Machwerk Verse aus Sophokles und Pherekrates, die
sonst nicht überliefert sind, und nützt auch zur Emendation einiger Autoren
wie des Maximos Tyrios, Libanios und besonders des Himerios. Haupt-
quelle ist die Epitome des Harpokration.
1. Das Lexicon Vindobonense pr. ed. («vel potius abdidit* wie Naack S. lU
richtig bemerkt) Theod. Bergk in Programmen der Universität Halle 1859-1862 (unter
dem Titel: Etymologicum Vindobonense). — Lexicon Vindobonense rec. et adnotatione
6. AltertamBwiBseiiBchftft. B. Wörterbücher. (§ 238) 577
critica instnixit Aug. Nauck, Petropoli 1867. — Vgl. die Besprechung von A. Hart^
Jahns Jahrb. 99 (1869) 49—56, wo namentlich die Quellen des Lex. Vindob. erörtert sind/
und die ausführliche Anzeige des ganzen Bandes von £. Miller, Journal des Savants
1870 S. 159—177. — Nachtrag von A. Nauck, Bulletin de TAcad. Imp. des Sciences de
St.-P^ter8bourg 17 (1872) 274 f. = Mölanges gr6co-rom. 3, 343 f.
2. Unter den Quellen des Lexicon Vindobonense war ein Attizistenwerk (viel-
leicht eine Epitome des Aelios Dionjsios), das auch vom Antiattizisten und vom Autor
der durch seltene sprachliche Bemerkungen und durch Dichterfragmente ausgezeichneten
Tej^yoXoyiai des Cod. Vatic. gr. 12 benutzt worden ist. Auszüge aus diesen TexyoXoyiai
und QueUennach weise bei R. Reitzenstein, Inedita poetarnm graecornm fragmenta.
Index lectionum für das Wintersemester 1892,93. Rostock 1892 S. 3 ff.
3. Andreas Lopadiotes, der Autor des Lexikon Vindobonense, scheint einmal
auch der kirchlichen Muse geopfert zu haben. Ein ihm zugeschriebenes Epigramm Ei^
7f]y aravQwaiy od. E. Miller, Manuelis Philae carmina 1 (1855) 433.
4. Mit dem Lexikon Vindobonense ed. A. Nauck als Appendix ausser denS. 77
und 532 notierten Schriften des Photios und Tzetzes mehrere nach den Hss, aus denen
sie entnommen sind, benannte grammatische Schriften: Grammaticus Ambrosianus,
Grammaticus codicis Hamburgensis, Grammaticus Romanus de notis veteruiii
criticis, Grammaticus Venetus et Bodleianus, Grammaticus Uarleianus,
Grammaticus Parisinus; ausserdem: Polvbius de barbarismo et soloecismo,
einen Anonymus Über dasselbe Thema, zwei Schriften des Herodian, eine anonyme Schrift
über die lyrischen Dichter, grammatische Exzerpte aus Codd. Barocciant
und das Lexicon Cantabrigiense. Die meisten der genannten Schriften waren schon
früher von Gramer, Boissonade, Keil, Schneidewin, Bergk u. a. ediert worden; s. die
Litteratumachweise bei Nauck. Unter diesen Stücken beansprucht die erste Stelle das
Lexicon Cantabrigiense, ein altes, höchst wertvolles rhetorisches Wörterbuch, das am
Rande der Harpokrationhandschrift von Cambridge erhalten ist. Zu vergleichen ist viel-
leicht die von E. Miller aus dem Orient mitgebrachte Schrift *Fjt rtuy KXavdiov KaaiXtayog
Tteol Tüiy Tiagd roTg 'Jmxoig ^rogoi l^rjzovfjiivtay. Das Lex. Cantabr. veröffentlichte
Dobree, zuerst mit dem Lexikon des Photios, London 1822 (wiederholt Leipzig 1828);.
dann separat unter dem Titel: Lexicon rhetoricum Cantabrigiense etc. exscripsit eo consilio,
ut ederetur P. P. Dobree, Cantabrigiae 1834. — Ed. Ed. Meier. Halle 1843. — Ed.
A. Nauck mit dem Lexicon Vindobonense S. 329— 358; vgl. Prooera. S. 42 f. — Endlich:
Lexicon rhetoricum Cantabrigiense rec. et annot. critica instruxit E. 0. Houtsma, Lug-,
duni Batavorum 1870, mit einer länglichen, aber inhaltsarmen Einleitung.
5. Phavorinus (Favorinus) nicht zu verwechseln mit dem Sophisten Favorinus aus
der Zeit des Hadrian, mit vollem Namen Varinus Phavorinus Camers (d. h. Varinus aus
Favere bei Camerino), ein italienischer Benediktiner, der Schüler des Johannes Laskaris,.
Lehrer Leos X, seit 1512 Vorstand der mediceischen Bibliothek zu Florenz, später Bischof
von Nuceria war und 1537 starb, kompilierte aus Suidas, dem Etymologicum Magnum,
Piustathios, Moschopulos, Thomas Magister u. a. ein grosses Wörterbuch der griechi-
schen Sprache, welches u. a. von dem falschen Philemon ausgebeutet wurde: Miya xal
nüyv oiffiXifAoy Xe^ixoy^ oncQ BaQiyog, 4^aß<oQiyogy KfifitjQg, 6 NovxaiQiag inlaxonog, ix
-noXXwy xal dia<p6Qtoy ßißXlmy xaxd aroixeioy avyeXe^ato, Zuerst gedruckt Romae 1523;
wiedt^rholt Basileae 1538; endlich vermehrt Venetiis 1712. Doch ist für wissenschaftliche
Zwecke nur die ed. Rom an a zu benützen, nicht die ed. Veneta, welche z. B. Ritechl
heranzog. — Vgl. Suidae et Phavorini glossae sacrae em. et ill. J. Chr. Gottlieb Ernesti,
Lip8iael786. — Fr. Osann, Quaestionum Homericarum particula lII, Univ.-Progr. Giessen
1853. — Fr. Ritschi, Thomae magistri ecloga, Prolegom. S. 43 f.; 63 f. — K. Lehre,
Die Pindancholien, Leipzig 1873 S. 165 f. (über die Ausbeutung des Favorinus durch den
falschen Philemon). Von demselben Autor stammt auch das ebenfalls alphabetisch ge-
ordnete grammatische Sammelwerk: *Ex xtiSy Evata&iov xal dXXtjy iydo^toy y^afifia^
itxtäv BttQiyov Kd/irjQTog ixXoyal xatd aroix^Toy, Das Werk, dem ein Verzeichnis der be-
nützten Grammatiker vorausgeht, ist für uns ziemlich nutzlos, und es ist noch nicht einmal
erwiesen, ob es zur Emendation der exzerpierten Grammatiker erhebliche Dienste leistet.
Es ist zuerst ediert in: Thesaurus comucopiae et horti Adonidis, Aldus, Venet. 1496.
Wiederholt von W. Dindorf, Gramm. Graeci 1 (1823) 71—455.
6. Konstantinos Arabites hat wohl im 15. Jahrhundert ein lexikalisches Hilfs-
mittel verfasst, das den Titel führt: üagexßoXaioy xov ^Jgaßitov xvqov Kojyataytiyov ,i/
fjiixQa iü(p4X$ia\ Der Verfasser gibt hier zur leichteren Aneignung des für die gehobene
Darstellung notwendigen Wortschatzes eine Unterweisung in der Form von kurzen, aber
mit seltenen Woltern und Fachausdrucken gespickten Aufsätzen über verschiedene Themen
z. B. das Haar, den Frühling, den Krieg, den Neid u! s. w. {IJaQexßoXatoy ttjg xofifjg u. s. w.).
Das Büchlein ist mithin nichts anderes als eine Weiterführung und Modifikation des alten^ ^
fiMdbach der klui. AltertamswiaKiucluat IX. 1, Abtlg. 2. Aufl^ ^1
578 Bysantiniflche LitieratnrgeBphichto. L ProBaisohe Litterator.
vor allem in den beliebten doppelspracbigen Hermeneumata des Pseudo-Dositheos (s. S. 561 f.)
angewandten Prinzips der Ordnung des Wortschatzes nach Materien und der BelehraH
durch praktische Gespräche über die Dinge des täglichen Lebens. Man scheint mm
übrigens von der ,MixQ(e lafpiXsia* wirklich wenig Nutzen versprochen zu haben; deno m
wurde der Aufnahme unter die üblichen Schulbücher nicht gewürdigt. Mir ist sie wenig-i
stens nur in einem Exemplare, dem Cod. Laur. 55, 7 fol. 346—354, bekannt gewordoL
289. Der falsche Philemon. Unter dem Namen eines 0iXijfiwv ist
in einer Pariser Handschrift des 16. Jahrh. ein As^ixdv tsxvokoyixov über-,
liefert. Der dem Werke vorausgeschickten Bemerkung zufolge bestand
dasselbe ursprünglich aus einem alphabetischen Wörterbuche der 8 Rede-
teile (d. h. ovofAa, ^^M'^i i^^^o^ij, agd^QOVy ävTCDVVfiia, TtQod'Stng, ^Tr/i^^ij/io,
üvriea^iog; s. z. B. Bekker, Anecd. Gr. 11 840); davon ist in unserer Hand-
schrift der Abschnitt Ilsql ovofidtcov und ein Teil des Abschnittes U*^
^TjfAaTcov erhalten. In derselben Vorbemerkung, die an einen gewissen
Antiphanes gerichtet ist, wendet sich der Verfasser polemisch gegen den
Grammatiker Hypereschios (VrrsQtaxiog) aus Alexandria (um 450 n. Chr.)
und verheisst etwas Besseres zu geben. Nach diesen und anderen Indizien
setzte Osann den Philemon ins 5. bis 6. Jahrhundert. Dagegen bewies
K. Lehrs mit scharfsinniger und völlig überzeugender Argumentation, dass
die Schrift des angeblichen Philemon im 16. Jahrh. entstand, also in die
Kategorie der Schwindel werke gehört, wie das Violarium der Eudokia, der
falsche Hesychios Milesios, Pseudo-Drakon u. s. w. Die Hauptquelle de«
Philemon ist nämlich keine andere als das Lexikon des Phavorinus (wahr-
scheinlich in der 2. Ausgabe, Basel 1538). Auch die vielfache Überein-
stimmung mit Eustathios geht nicht direkt auf ihn zurück, sondern eben-
falls auf Phavorinus, der den Eustathios fleissig verwertete. Mit Recht
wird das Werk als eine Fälschung bezeichnet; denn der Verfasser suchte,
wie sich aus verschiedenen Stellen ergibt, zu verheimlichen, dass er den
Phavorinus ausgeschrieben hat, und selbst, dass er Christ war. Nacl
neueren Untersuchungen ist der Pariser Codex des PhUemon von derselben
Hand geschrieben wie der des Pseudo-Drakon, nämlich von dem Griechen
Jakob Diassorinos, der nun wohl auch als Verfasser des Machwerkes
bezeichnet werden darf. Damit erledigen sich die weitschweifigen Ver-
mutungen Osanns und anderer über die alten Quellen des Philemon.
1. Ausgaben: Zuerst edierte den falschen Philemon C. Burney, 4'iX^/Äoyo^ X$(uc6f
TBxyoXoyixoy. Ex bibliotheca Parisiensi, Londoni 1812. — Genauer gab den Text Frid.
Osann, Fhilemonis grammatici quae supersunt, Berolini 1821. Zum Pariser PhilemoB
fügte Osann aus einem Cod. Laurentianus ein 4>tXijfioyog überschriebenes, ebenfalls wert-
loses Glossarfragment, welches mit d(p€iXeto beginnt und mit daiXrjg oiplag abbricht. Dan
Prolegomena und Kommentar, die beide mehr die blinde Voreingenommenheit des H^wia-
gebors als seinen kritischen Sinn bezeugen.
2. Hilfsmittel: Vgl. Photii lexicon ed. A. Naber, I 189—192, wo schon nach-
gewiesen wird, dass Philemon jünger sein muss als £ustathios. — Hauptschrift: K
Lehrs, Des sogenannten Philemon /iESiKON TEXNOAOTIKON und : Favorinus, Jahns Jahrb.
105 (1872) 465—488, wiederholt in dem Buche: Die Pindarscholien, Leipzig 1873 S. 164
bis 190. Einen gelegentlichen Hinweis auf die Unechtheit des Philemon hatte Übrigeos
Lehrs schon in Herodiani scripta tria, Regimontii 1843 S. 439, gegeben. — lieber den
wahrscheinlichen Verfasser des Werkes (Diassorinos) s. L. Cohn, Philologische Abhand-
lungen, Martin Hertz zum 70. Geburtstage von ehemaligen Schülern dargebracht, Berlin
1888 S. 133—143. Vgl. S. 542. Zu dem dort erwähnten Andreas Darmarios ist der Auf
satz von Ludw. Schmidt, Centralbl. f. Bibliothekswesens (1886) 129 — 136, nachzutragen.
240. Die falsche Eudokia. Eudokia Makrembolitissa, Gemahlin
des Konstantin Dukas (1059 — 1067), galt früher als Verfasserin des mytho-
6. AltertnnuiwisBenschaffc. B. Wörterbücher. G. Grammatik. (§§ 289—241) 579
logisch-antiquarischen Sammelwerks 'lioviä (Violarium), das zuerst von
Villoison, Anecd. Gr. vol. I, ediert worden ist und in der auf Hesychios
MilesioSy Photios und Suidas bezüglichen Litteratur lange Zeit eine grosse
Rolle spielte. Nachdem noch K. N. Sathas, üf^cr. BißL 5, UqoX. S. 32;
44 (A/?'; fid") das Werk dem Psellos zugeschrieben hatte, wurde es von
H. Flach neu herausgegeben, und die längst angezweifelte Echtheit in
leidenschaftlicher, aber vergeblicher Polemik verteidigt; selbst die Kon-
zession, dass der echte Kern durch spätere Zusätze überwuchert sei, konnte
nicht befriedigen. Es bleibt jetzt nicht der geringste Zweifel übrig, dass
das Yeilchenbeet um das Jahr 1543 von dem Griechen Konstantin
Palaeokappa aus verschiedenen, meist ziemlich trivialen Quellen kompi-
liert worden ist. Fast die Hälfte des Werkes ist aus dem 1538 in Basel
gedruckten Phavorinus abgeschrieben; ausserdem ist für die biographi-
schen Artikel Hauptquelle Suidas, aber auch dieser wahrscheinlich nicht
in einer Handschrift, sondern in der Ausgabe von 1514; ferner benützte
der Kompilator die Baseler Ausgabe des Palaephatos und Gornutus
von 1543, endlich die Kommentare des Nonnos zu vier Reden des Gregor
von Nazianz.
1. Aasgaben: Ed. pr. Villoison, An. gr. yoI. I, Venedig 1781. — Ed. H. Flach,
Leipzig, Bibl. Teabneriana 1880.
2. Hilfsmittel: 6. C. Harless, Progr. quod complectitur in Eudociae Violarium
observationam spec, Erlangen 1785. — A. C. Meinecke, Observationes in Eudociae Vio-
letum, Bibl. der alten Litt. u. Kunst 5. und 6. St., Göttingen 1789. — £. Fr. H. Spitzner,
Curae criticae in Apollonii Rhodii scholia et Eudociae Violarium etc., Progr., 2 Partes,
Wittenberg 1819. — R. Hercher, Eudocia, Philologus 9 (1854) 591. — R. Nitzsche,
Quaestionum Eudocianarum capita quattuor, Leipziger Diss.', Altenburg 1868. — H.Flach,
Die Kaiserin Eudocia Macrembolitissa. Eine Skizze aus dem byzantinischen Gelehrtenleben
des 11. Jahrhunderts. Vortrag gehalten im Königsbau zu Stuttgart, Tübingen 1876. —
H. Flach, Ueber das Violarium der Kaiserin Eudocia, Verhandl. der 32. Versamml. deut-
scher Philologen in Wiesbaden 1877, Leipzig 1878 S. 162. — H. Flach, Untersuchungen
fiber Endokia und Suidas, Leipzig 1879. — A. Daub, De Eudociae violarii etc. fontibus,
Progr. Freiburg i. Br. 1880. — Hauptschrift: P. Pulch, De Eudociae, quod fertur, .
Violario. Strassburg 1880 (= Dissert. philoL Argentor. IV 313—411). Dazu P. Pulch,
Die Pariser Handschriften des Nonnus Abbas und Eudocia, Philologus 41 (1882) 341 — 346,
und dess. Abb. Konstantin Palaeocappa, der Verfasser des Violariums der Eudokia, Hermes
17 (1882) 177—192. — Vgl. die Besprechung von K. Boysen, Philologischer Anzeiger
(von Leutsch) 12 (1882) 480—488. — Flachs ,Untersuch. über Eudokia und Suidas' und Pulchs
Schrift ,De Eudociae, quod fertur etc.' wurden von U. von Wilamowitz-Möllendorff
in der Deutschen Literaturzeit. 1880 S. 228 ff. und 1881 S. 319 f. besprochen. Darauf ant-
wortete H. Flach mit einem (dem 2. Hefte von Jahns Jahrb. 1881 beigelegten) schwäch-
lichen Pamphlete: Herr von Wilamowitz-Möllendorff und Eudokia. Eine Skizze aus dem
byzantinischen Gelehrtenleben des XIX. Jahrhunderts. — E. Patzig, Die Nonnusquelle
der Eudokia, Rhein. Mus. 37 (1882) 67—82, und: Zur Textur im Violarium der Eudokia,
Philologus 43 (1884) 249-260. — Ohne Belang ist es, dass K. N. Sathas noch in den
Documenta in^dits relatifs ä Thistoire de la Gr^ce 7 (1888) S. XI an der Ansicht festhält,
Psellos habe für Eudokia die lonia verfasst. — Zu Palaeokappa s. die Litteratur S. 542.
— Vgl. P. Egenolff, Bursian-Müllers Jahresbericht 58 (1890) 294—297.
3. Ausser Phavorinus, Philemon und Eudokia sind manche kleinere Wörterbücher
aus der Hnmanistenzeit handschriftlich erhalten, z. B. ein von Philelphusfür seinen Freund
Andreas von Kreta geschriebenes Lexikon, jetzt Cod. Laur. Conv. soppr. 181, und
viele anonyme Verzeichnisse, die aber schwerlich aus unbekannten Quellen stammen.
C. Grammatik.
241. Allgemeine Charakteristik. Wie in Byzanz alle Fächer der
Altertumswissenschaft in der Hauptsache auf Leistungen der hellenischen
580 Byzantinische Litteratnrgescliichte. I. Prosaische Litteratiir.
Vorfahren beruhen, so bestehen auch die grammatischen Studien im
engerenSinne nur in einer teils verkürzenden, teils erweiternden Über-
arbeitung älterer Werke. Vor allem ist es das Büchlein des Dionysios
Thrax, das seine unermesslichen, selbst in armenischen und syrischen
Handbüchern erkennbaren Wirkungen auch auf die byzantinische Zeit er-
streckt; zur Ergänzung und Erläuterung dienten die Konmientatoren des-
selben. Nicht viel geringer war der Einfluss des Theodosios von Ale-
xandria und seiner Erklärer, besonders des Georgios Ghoeroboskos.
Ebenso dauerte das Ansehen der bahnbrechenden Arbeiten des Apol-
lonios Dyskolos und seines Sohnes Herodianos ungeschmälert fort.
Von ihnen ergoss sich ein breiter Strom von Exzerpten und Scholien über
die byzantinischen Jahrhunderte. Apollonios war die unerschöpfliche
Fundgrube für Schriften über die einzelnen Redeteile und über die Syntax,
Herodianos blieb massgebende Autorität für die Formenlehre und ins-
besondere für die Orthographie. Verdünnt und oft mit unechten Bestand-
teilen versetzt wurde das alte grammatische Gut in trivialen Handbüchern,
zuweilen in lexikalischer Anordnung, später in der Form von jambischen
und politischen Versen, endlich seit dem 13. Jahrhundert in der bequemen
Form des Frage- und Antwortspiels dem wechselnden Bedürfnis der Schule
vermittelt. Der Hauptwert dieser zerstreuten und erst in neuester Zeit
von G. Uhlig, P. Egenolff, A. Hilgard, L. Cohn, R. Schneider, F. Bölte u. a.
kritisch gesichteten Litteratur beruht demnach in der Hilfe, welche sie
für die Rekonstruktion der alten Grammatiker gewährt; ausserdem er-
fahren wir durch sie manche keineswegs nutzlose Einzelheiten zur Ge-
schichte des byzantinischen Unterrichts; endlich ist sie von Bedeu-
tung als die Quelle eines gi^ossen TeUs der grammatischen Technik, welche
vom Zeitalter des Humanismus bis in die Gegenwart den griechischen
Unterricht beherrscht hat. Die grösste Betonung erfuhren in Byzanz die
elementaren Teile der Grammatik, Accent und Orthographie; weniger
Gewicht fiel auf die Formenlehre; noch stiefmütterHcher wurde die
eigentliche Syntax behandelt. Wie die Byzantiner in der Praxis dem
Vorbilde der altgriechischen Sprache mehr äusserlich als innerlich nach-
strebten und nachkamen, so geschah es auch in der Theorie. Mit der
Erlernung dos groben Gerüstes der Formen und der Rechtschreibung Hess
man es in der Regel bewenden. In der That hatte der des Altgriechischen
beflissene Byzantiner nirgends grössere Schwierigkeiten zu überwinden
als gerade in der Orthographie, weil die Aussprache sich im Laufe der
Zeit von der Schreibung immer mehr entfernte. So erklärt sich, dass die
Rechtschreibung im grammatischen Unterrichte eine so hervorragende Rolle
spielen durfte. Wie selten aber trotzdem feste Kenntnisse erreicht wurden,
beweisen die zahllosen orthographischen Schnitzer in griechischen Hand-
schriften und Urkunden aller Jahrhunderte.
1. Eine kritische Sammlung auch der byzantinischen Leistungen auf dem Gebiete der
Grammatik verspricht das längst vorbereitete Corpus der griechischen Grammatiker
(Grammatici Graeci recogniti et apparatu critico instructi, 8 Teile in 15 B&nden), über
dessen Plan in den Mitteilungen der Verlagsbuchhandlung B. Q. Teubner ISS8 N. 1
berichtet wird. — Zur Orientierung über die Arbeiten genannter und ungenannter Grammatiker
von Byzanz s. vorerst die zwei Schriften von P. Egenolff: Die orthoepiscben Stücke der
6. AltertnniBwiBfleiiachaft. C. Qrammatik. (§ 242) 581
byzant. Littoratur, Mannlieimer Progr. 1887, und: Die orthographischen Stücke der byzant.
Litterator, Heidelberger Progr. 1888, sowie desselben Verf. Berichte über die griechischen
Grammatiker in Bursian-Müllers Jahresbericht über die Fortschritte der klass. Alter*
tumswissenschaft Bd 88 (1884) 43 ff.; 46 (1888) 109 ff.; 58 (1890) 265 ff., wo auch die
Lexikographen und Metriker berücksichtigt sind. — £inige Beiträge zu Theodosios Alex.,
ChoerobosKos u. a. gab auf Grund eines grammatischen Sammelcodex in Hamburg Preller,
Quaestiones de historia grammaticae byzaniinae adiectis ineditis Hamburgensibus, Index
scholarum, Dorpat 1840.
2. Frag- und Antwortgrammatiken (Erotemata): Während noch Tzetzes (Ad
Hesiodi Opp. v. 287) die alten Werke des Dionysios Thrax und des Theodosios von Ale-
xandria selbst zum Studium der Grammatik empfiehlt, begannen diese ungefähr um
dieselbe Zeit durch Schulkatechismen, in denen das grammatische Material in der
Foiin von Frage und Antwort verarbeitet war, mehr und mehr aus der Praxis ver-
drängt zu werden. Ein solches Werk lag, wie A. Hilgard (Gramm. Gr. IV 2 S. CXXIX) an-
nimmt, schon dem grammatischen Handbuch zu Grunde, welches unter dem Namen des
Theodoros Prodromos geht. Das älteste erhaltene Beispiel dieser grammatischen Gat-
tung sind wohl die Erotemata des Codex Guelferbytanus Gudianus 112, s. 13.
Eine verkürzte und verbesserte Bearbeitung verfasste Manuel Moschopulos; sie hat
sich, wie die unzähligen Hss und die vier gedruckten Ausgaben beweisen, mehrere Jahr-
hunderte hindurch, auch nach dem Aufkommen der Lehrbücher eines Chrysoloras, Theo-
doros Gazes u. a., im Gebrauch erhalten. Etwa ein halbes Jahrhundert nach Moschopulos
schrieb der Metropolit von Rhodos Nilos Diassorinos (s. S. 560) ein ähnliches Werk.
Bemerkenswert durch eine (vielleicht durch das Vorbild der lateinischen Grammatik ver-
anlasste) neue Einteilung der Nomina in fünf Deklinationen ist die im Codex Tu bin gensis
M 6, 24, s. 15, erhaltene Bearbeitung der Erotemata des Moschopulos, die im Codex
übrigens sicher mit Unrecht dem Moschopulos selbst zugeschrieben wird. Die griechischen
Humanisten, welche seit dem Ende des 14. Jahrhunderts auf italischem Boden das Wieder-
aufleben der klassischen Studien vorbereiteten, haben die Erotemata mit Vorliebe für den
Unterricht benützt und in verschiedenen Bearbeitungen verbreitet; das sind die Handbücher
des Manuel Chrysoloras (Ed. princeps wahrscheinlich die rein griechische Ausgabe s.
1. et a., nach E. Legrands Vermutung zu Florenz 1484 gedruckt; eine griechisch-lateinische
Ausgabe erschien zu Venedig 1484), des Theodoros Gazes (Ed. pr. Venedig 1495), des
Konstantinos Laskaris (Ed. pr. Mailand 1476) und des Demetrios Chalkondyles
(Ed. pr. Mailand 1493). Aus den Werken dieser griechischen Humanisten gelangte die
grammatische Technik der Byzantiner in die ersten in lateinischer Sprache abgefassten
Lehrbücher der griechischen Grammatik, die Werke des Urbanus von Belluno (1497)
und des Georg Simler (Tübingen 1512). Aus diesen endlich schöpften Melanch-
thon und Oecolampadius den wichtigsten Stoff für ihre berühmten Lenrbücher. — Am
besten unterrichtet über die Geschichte der grammatischen Erotemata nach Uhligs, Egenolffä
und seinen eigenen Forschungen A. Hilgard, Gramm. Gr. IV 2 (1894) S. XX— LXI. —
Ueber die ältesten Ausgaben der von den griechischen Humanisten verfassten grammati-
schen Kompendien s. E. Legrand, Bibliogr. hell. 1 (1885) 1 ff., 5 f., 15, 17, 26, 41.
343. Johannes Philoponos. Eine lebhafte und noch einigermassen
selbständige Thätigkeit herrschte auf dem Gebiete der Grammatik im
6. Jahrhundert. Im Anfange desselben lebte Johannes mit dem Bei-
namen Philoponos aus Käsarea, der als Bischof von Alexandria auch
* A3i€iavdQ6vg heisst. Als seine Lehrer werden der Grammatiker Romanos und
der Aristoteleserklärer Ammonios genannt. Die litterarische Thätigkeit
des Philoponos umfasste ausser der Grammatik namentlich Philo-
sophie und Theologie; sein Gegner im Dogma war der antiochenische
Patriarch Severus (513—518). Vgl. S. 53. Von grammatischen Schriften
des Philoponos kennen wir die Tovixd nagayYekfiaTa und eine in lexika-
lischer Form gehaltene, im Mittelalter stark verbreitete Schrift llsgl rSv
diaifoQwq rovovfxävcov xal Sia(fOQa (Ti^fxaivovTwv. Der Grundstock beider Werke,
die sich ergänzen, geht auf die xa&ohxrj des Herodianos zurück, und
sie bilden demnach wie der grosse Auszug des Theodosios aus Alexan-
dria ein Hilfsmittel zur Rekonstruktion des Originalwerkes.
1. Toyixd nuQ, ed. mit Herodian Uegi a/i/prraii/ W. Dindorf, Lipsiae 1825. —
582 Byzantinische Litteratargesohichte I. Prosaisohe Litteratnr.
JIbqi xiüp dia^oQfüs roy. etc. am besten ed. vod P. Egenolff, Breslau 1880 (als Fest-
schrift zur Philologenvers, in Trier). — Vgl. P. Egenolff, Die orthoepischen Stücke etc.
S. 37 ß.; Die orthographischen Stücke etc. S. 33, und M. Petschenig, Wiener Stadien
3 (1881) 294—297. — Hauptschrift: A. Lud wich, De Joanne Philopono gnunmatico,
Ind. lect. Königsberg 1888/89. — Ueber die sonstigen Schriften des Philoponos s. W. Christ,
Griechische Litteratiurgesch.^ §§ 567. 614. 617. — £ine monographische Darstellung der ge-
samten litterarischen Thätigkeit des vielseitigen Mannes ist noch ein Bedürftiis.
2. Ein anderer Grammatiker Johannes Philoponos, der von Apollonios Dyskolos
erwähnt wird, lebte unter Tiberius oder Augustus. Gegen die Identifizierung des Johannes
Philoponos mit Johannes von Alexandria haben Gohn, Ludwich u. a. Zweifel erhoben. VgL
P. Egenolff, Bursian-Müllers Jahresbericht Bd 58 (1890) 275.
243. Sonstige Grammatiker des 6. Jahrhunderts. Ein wohl etwas
jüngerer Zeitgenosse des Philoponos, der aber jedenfalls noch dem 6. Jahr-
hundert angehört, ist der Grammatiker Johannes Charax, der den Philo-
ponos zitiert und selbst eine massgebende Quelle für Choiroboskos ist.
Er schrieb einen Auszug der Orthographie des Herodian: 'Iwawov
(fo(p(OTaTov YQafifiartxov Xdqaxog nsQi 6Qx^oyQag)fac, Scholien zu Theo-
dosios u. a. Veröffentlicht ist von ihm ein Fragment JIcqI iyxhvoiitvoav
fioQiwv. Einen mageren Auszug aus Charax veranstaltete ein Patriarch von
Alexandria, Sophronios, jedenfalls derselbe, der im Jahre 844 den Patri-
archenthron bestieg. Ein Zeitgenosse des Charax ist der Grammatiker
Timotheos von Gaza, von dem eine ebenfalls auf Herodian zurück-
gehende syntaktische Abhandlung erhalten ist: Tlfio&äov Fd^rfi xavovfc
xaO-oXtxol TtfQi av%*xd^6wq. In dieselbe Zeit gehört wahrscheinlich auch der
von Choiroboskos in seinen Diktaten zitierte Grammatiker Sergios, der
wohl mit dem in einer Bearbeitung des Kyrillosglossars (Cramer, An. Paris.
4, 195, 25) vorkommenden SäQytog v€cüT€Qog identisch ist. Verschieden
von ihm und einer späteren Zeit (etwa dem 7. — 9. Jahrh.) angehörig ist der
Lektor Sergios von Emesa, der Verfasser des unter dem Titel: JSsqy'ov
dvayvdaxov 'Efiiat^vov €7iiT0fAi] rc5v orofiaitxwv xavovcov AlXiov '^HQcoduxvov
erhaltenen Exzerptes.
1. Charax, UsqI oQd^oyQufpLaq'. Proben bei 1. Bekker, Anecd. Gr. 1127. —
J. A. Cramer, An. Oxon. 4 (1837) 331 f. — Ein Stück bei Ch. Graux, Archives des
missions scientifiques et litt., III. s^rie t. 6 (1880) 195 f. — Charax, HbqI iyxXiro-
fAcytoy fAOQttoy: Ed. pr. aus Cod. Matrit. 83 Jo. Iriarte, Regiae bibl. Matrit. Codices gr.
mss S. 316 — 318. — Ohne Kenntnis von dieser Ausgabe ed. einen erheblich abweichenden
Text I. Bekker, Anecd. Gr. 1149-1155.
Ueber Sophronios vgl. A. Hilgard, Gramm, gr. IV 2 (1894) S. CXXIIIff.; sein
Auszug aus Charax ebenda S. 375—434.
Timotheos ed. J. A. Cramer, An. Paris. 4 (1841) 239—244. — Vgl. P. Egen-
olff, Die orthoepischen Stücke S. 37; Die orthographischen Stücke 4 flf.; 34. — A. Lud-
wich, De Joanne Philopono grammatico S. 9 ff .
Ueber Sergios den Jüngeren und andere Grammatiker dieses Namens vgl. die
scharfsinnige Untersuchung von Ant. Baumstark, Lucubrationes Syro-Graecae, Jahns
Jahrb. Supplementb. 21 (1894) 369—372; dazu die Litteraturnachweise S. 494 Anm. 101.
2. Von Johannes Charax, dem Zeitgenossen des Philoponos, ist zu scheiden
der aus dem Stamme der Morocharzanen entsprossene Abenteurer Johannes Charax.
Nach den ziemlich ausführlichen Notizen der Chronisten, deren Darstellung freilich vom
Hass gegen die Bilderstürmer beeinflusst erscheint, war derselbe ein bösartiger, exzentri-
scher, der Schwarzkunst und dem Intriguenspiel ergebener Grammatiker und Diplomat.
Sicher ist, dass er vom Kaiser Michael II Traulos zum Erzieher seines Sohnes erkoren,
von Kaiser Theophilos (829—842) zum Patriarchen erhoben, aber nach Herstellung des
Bilderdienstes dieser Würde entsetzt wurde. Ueber sein Leben s. Theophanes contin.
ed. Bonn. S. 95 und sonst, Kedrenos (Skylitzes) ed. Bonn. 11 144 ff. Hierauf gründet
sich die Darstellung von J. v. Hammer, Constantinopolis und der Bosporus 2 (1822)
235—240. — Eine kritische Würdigung der auf diesen J. Charax bezüglichen Stellen gibt
6. AltertamswiBBensohaft. C. Grammatik. (§§ 243-244) 583
F. Hirsch, Byzant. Studien S. 17 f. und sonst; s. seinen Index s. v. Johannes (VIT) gram-
maticus. — Vgl. Th. Uspenskij, Der Patriarch Johannes VII Qranunatikos und die
Uos-Dromiten bei Symeon Magister, Joum. Min. 1890 Bd 267 Januar S. 1—34.
244. Georgios Choeroboskos (rswQyioq o XoiQoßwsxog) war nach dem
übereinstimmenden Zeugnis vieler Handschriften Diakon und Professor an
der Hochschule zu Konstantinopel {oixovfievixog iiidaxaXoq), In einer Hand-
schrift heisst er auch xaQxoifvXa^, wobei aber unsicher bleibt, ob damit
das bekannte kirchliche Amt oder, wie man vermutet hat, die Vorstand-
schaft der Universitätsbibliothek gemeint ist. Wie andere Grammatiker
(bes. Herodian) wird auch er zuweilen als Tsxvixog zitiert. Ob sein Bei-
name XoiQoßoaxoq (Schweinehirt) auf seine eigene Jugendbeschäftigung
anspielt oder einfach als ererbter Familienname zu betrachten ist, lässt
sich umsoweniger entscheiden, als das Zeitalter des Mannes, welches für
die Frage der Unterscheidung zwischen persönlichen Beinamen und Familien-
namen erheblich in Betracht kommt, nur sehr annähernd bestinmit werden
kann. Sicher ist, dass Ch. nach dem Beginn des 6. Jahrhunderts
lebte ; denn er benützte die Grammatiker Sergios, Johannes Philoponos und
Johannes Charax. Dagegen sind die Gründe, aus welchen man ihn ftliher
in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts setzte, nicht stichhaltig, und es
lässt sich über die Spätgrenze mit völliger Bestimmtheit nur sagen, dass er
vor dem 10. Jahrhundert lebte, da er im Etymologicum Florentinum
(s. S. 574) zitiert wird. Immerhin sprechen Wahrscheinlichkeitsgründe
dafür, dass seine Lebenszeit näher dem 6. als dem 10. Jahrhundert liegt.
Ch. spielt in der Geschichte der byzantinischen Bildung eine bedeutende
KoUe durch eine Reihe von Vorlesungen, welche er über verschiedene
Zweige der Sprachkunde abhielt. Sie sind von Schülern aufgezeichnet
worden, was in den Handschriften durch den Zusatz äno gxovvjg auch ge-
wöhnlich ausdrücklich vermerkt wird. Ch. schöpfte sein Wissen aus den
besten alten Quellen, bes. aus Apollonios und Herodianos, aber auch aus
späteren Grammatikern wie Gros, Theodosios von Alexandria, Sergios,
Johannes Philoponos und Johannes Charax. Seine Darstellung ist klar
und leichtf asslich, verrät aber durch ihre ermüdende Breite allzu sehr
den umständlichen Schulvortrag. In der philologischen Litteratur der
späteren Byzantiner ist Ch. verhältnismässig wenig benützt worden, da
man nach wie vor lieber auf die älteren Werke zurückging; dagegen
bildete er eine Hauptquelle der Grammatiker in der Humanistenzeit, bes. des
Konstantin Laskaris und des Urbanus von Belluno (s. S. 581).
Seine Schriften bezw. Vorlesungswerke mögen nach ihrer zeitlichen Reihen-
folge, die sich durch die häufigen Verweisungen ziemlich genau bestimmen
lässt, aufgezählt werden. 1. Ein Traktat über Prosodie. 2. Vorlesungen
über die Techne des Dionysios Thrax, nur fragmentarisch erhalten.
:i Vorlesungen über die Nominal- und Verbalregeln des Theo-
dosios von Alexandria. Dieses vollständig auf uns gekommene Haupt-
werk des Ch. enthält umfangreiche und wichtige Reste alter Gelehrsamkeit.
4. Vorlesungen über Orthographie, auf die er in den Erklärungen zu
Theodosios öfter hinweist. Erhalten ist von ihnen nur ein Fragment des
dritten Abschnittes Jlegi noaoxrfiog und wahrscheinlich ein Exzerpt aus
den umfangreichen Prolegomena. Es lässt sich aber beweisen, dass Gh.
584 Bytantinische LitteratnrgeBchichte. I. Prosaische Litteratnr.
auch über die zwei ersten Abschnitte der Orthographie d. h. lisQl avv*
rd^soog (fusgiafiov) und ücqI noiorrjTog gehandelt hat. 5. Vorlesungen über
die Metrik des Hephaestion, die Hoerschelmann aus verschiedenen Be-
arbeitungen von Hephaestionscholien glaubwürdig rekonstruiert hat. 6. Vor-
lesungen über das Onomatikon des Herodianos und über das Rhematikon
des ApoUonios. Aus den ersteren stammt der Traktat IJegi %mv stg tö
-i^Tjlvxciv ovofjLaTcov. Aussordom sind von diesen Vorlesungen nur wenige,
zum Teil unsichere Fragmente erhalten. Von Erklärungen zur Syntax
des ApoUonios, die an einer Stelle der Diktate zu Theodosios erwähnt
werden, ist nichts weiteres bekannt. 7. Grammatischer Kommentar zu den
Psalmen: ^EnmsQianol avv x^ef^} tov ipaXxrjQiov äno (fxovrjg FsfOQyiov tov
imxXrjv Xotgoßoaxov. Zwar ist dieses Werk wegen der schlechten Diktion
und wegen einiger Abweichungen von der Lehre des Ch. von Lehre,
Lentz, Hörschelmann und Uhlig dem Ch. abgesprochen worden; allein
Ch. ist als Autor solcher Epimerismen so ausdrücklich bezeugt, dass da-
gegen einige formale und sachliche Unebenheiten, zumal da es sich um ein
in der schwankenden und von Zufälligkeiten abhängigen Form eines
Kollegienheftes überliefertes Werk handelt, nicht in Betracht kommen
können. 8. Ein in zahllosen Handschriften überlieferter Traktat Jltgi
TQoTtwv noiijTtxwv. Zwar wird in demselben o MexatfQdaTrjg zitiert, aber
schon A. Ludwich hat bemerkt, dass damit nicht der Symeon Metaphrastes
des 10. Jahrhunderts, sondern wahrscheinlich der Thrakier Demosthenes
gemeint ist, der eine iisxdffQaaig der Ilias und Odyssee und der Theogonie
des Hesiod verfasste.
Ausgaben und Hilfsmittel:
1. Traktat über Prosodie: Ed. I. Bekker, An. Gr. S. 703—708. — Vgl. A. Hilgard,
Gramm. Gr. IV 2 (1894) S. LXX f.
2. Zu den Fragmenten über Dionys. Thrax vgl. Hilgard a. a. 0. S. LXXIF f.
3. Kommentar zu Theodosios: Zuerst einzelne Partien ed. I. Bekker, Ao. Gr.
ß. 1180-1296, und Gramer, An. Oxon. 4, 340—398. — Vollständig, aber höchst fehler-
haft zuerst ed. von Th. Gaisford, G. Choerobosci Dictata in Theodosii canones et epi-
merismi in psalmos, 3 voll., Oxford 1842 (die Diktate in Band 1 — 2). — Erste vollständige
kritische Ausgabe von A. Hilgard, Gramm. Gr. IV 1 (1889) 101—417 und IV 2 (1894)
1-371. — Vgl. die Prolegomena S. LXXIV. — G. Uhlig, Rhein. Mus. 25 (1870) 71 ff.
- Ad. Hart, Zu den Scholien des Dionysios Thrax, Jahns Jahrb. 105 (1872) 265—277.
- W. Hoerschelmann, De Dionysii Thracis interpretibus veteribus comment. p. I. Do
Melampode et Choerobosco, Leipzig 1874. — Ueber Auszüge aus dem Kommentar zu
Theodosios vgl. 0. Carnuth, QueUenstudien zum Etymologicum Gudianum. Jubilänms-
schrift f. d. Albertusuniversität, Königsberg 1894 S. 32 ff.
4. Orthographie: Ed. Gramer, An. Oxon. 2, 167—281. — Neue Kollation von Rieh.
Hchneider^ Bodleiana, Leipzig 1887 S. 20 — 33. — Der Traktat Jlqog xovg iv ndm xoig
^ijfiaai- xayoyag Cfjtovyxag xctl ofAoiojrftag^ der für ein Exzerpt aus den Prolegomena der
Orthographie gilt, ist gedruckt im Thesaurus Comucopiae ed. Aldus 1496 fol. 215^ — 216^
- Vgl. Hilgard a. a. 0. S. LXXVIIf ff.
5. Kommentar zu Hephaestion: Ed. Guil. Hoerschelmann in den Anecdota Varia
Graeca et Latina edd. R. Schoell et GuiL Studemund 1 (1886)31—96. — Vgl. Max.
Consbruch, De veterum tibqI nottjfiaros doctrina, Breslauer philol. Abhandlungen V 3,
Breslau 1890 S. 15 ff., und Hilgard, a. a. 0. S. LXXXH f.
6. Zu den Vorlesungen über Herodian und ApoUonios vgl. Hilgard» a. a. 0.
S. LXXXIII ff. und LXV.
7. Kommentar zu den Psalmen: Ed. Gaisford in der oben erwähnten Ausgabe
vol. 3, 1 — 192. — Vgl. Arthur Kopp, De Amonii, Eranii, aliorum distinctionibus syno-
nymicis earumque communi fönte, Diss., Königsberg 1883 S. 47—57, und Hilgard, a. a. 0.
S. LXXXVII f.
8. Hegt rgontoy noifjuxwy: Ed. Chr. Walz, Rhet. Gr. 8, 802-820. — Ed. L. Spengel,
6. AlterinmawisBeiuichaft. G. Grammatik. (§ 245) 585
" Rhet. Gr. 3, 244—256. — Vgl. C. E. Finckh, Zu Cboeroboscus Hegl TQontoy, Philologus
27 (1868) 539-543. — Hilgard, a. a. 0. S. LXXXVIII f.
9. Ueber einen kleinen Kommentar zu Dionysios Thrax, prosodiscbe Erotemata,
einen Traktat IIsqI iyxXiyofiiytay und ein Leben des hl. Märtyrers Georg, die sämtlich
dem Ch. mit Unrecht zugeschrieben werden, vgl. Hilgard, a.a.O. S. LXXXVIl ff.; über
einen Traktat Jlcgi jtyevfAattoy^ orthographische Sachen u. a. ibid. S. XG, und P. Egenolff.
Die orthoepischen Stücke S. 25 ff.; Die orthographischen Stücke S. 17 ff. — Kleinere kri-
tische Beiträge sind verzeichnet bei W. Engel mann, Bibliotheca scnptorum classicorum
- 1« (1880) 346.
~ 246. Theognostos {OeGyroxyrog) , ein Grammatiker, dessen Blüte
— wahrscheinlich in den Anfang des 9. Jahrhunderts zu setzen ist, verfasste
für die praktischen Bedürfnisse der Schule und daher ohne Rücksicht auf
die wissenschaftliche Grammatik ein Rechtschreibebuch in der Gestalt
von 1003 Regeln. Dem Werke geht eine aus 7 Trimetern und einer
prosaischen Epistel bestehende Widmung an einen Kaiser Leon, offenbar
LeonVden Armenier, voraus, deren plumper und fehlerhafter Stil einem
Sprachlehrer von Fach wenig Ehre macht. Unter Beziehung auf die
Kriegsthaten des Kaisers bietet er sich ihm als Kampfgenossen an —
auf dem Schlachtfelde der Grammatik. Schon längst pflege er die Sprach-
kunst und treibe unerbittlich von seinen Schülern eines jeden Wortes Regel
ein. Sein Wissen stamme aus dem inhaltreichen Buche des Herodian;
vielfach aber habe er die ungeschickte Fassung der alten Regeln ver-
bessert: Vv€€ xai avTog zi Toig aoTg d6^(o cvvaywviaaax^ai • näXai yaq ixoi
dianovovfievfp %cc YQOtfifiaiixd xai ixdazrfi Xt^€(og riv ägfiodiov xavova vno
TCöi' ifoi%r^x(av dnaQanrjZoag slanQaxtoiihvtft [loi • ovg d^ ix trjg noXvvXov
ßißXov T/;g xaO^oXov ^HQwdiavov dvake^aiihvog xai Xs^h Xä^iv zrjv nQOürjxovcav
sniavväipag, fq^ov ovrin zdiv tzqo ifiov iis^uXr^fiävov u. s. w. In der That
ist das Riesenwerk des Herodian nsQi xad-oXixijg nQoacpStag eine der
Hauptquellen, aus denen Theognost sein Regelbuch zusammenstellte. Auch
seine Bemerkung, er habe die alten Regeln verbessert, ist in seinem Sinne
richtig; sie bezieht sich nämlich offenbar auf das eigentümliche Verfahren,
das er seiner Vorlage gegenüber beobachtete. Das Werk des Herodian
enthält eine vollständige Lehre vom griechischen Accent, wobei die Ortho-
graphie nur nebenbei berücksichtigt ist. Dem Theognost aber war es um
die Orthographie zu thun; daher schmolz er die prosodischen Regeln
^ des Herodian in orthographische um. Während z. B. Herodian die Wörter
auf 'fjv nach dem Accent in Oxytona und Paroxytona unterschieden hatte
und ebenso die Wörter auf -iv, vereinigte Theognost Oxytona und Par-
oxytona, schied aber die auf -iv von denen auf -r^v. Für die Anordnung
hielt er sich an die Aussprache seiner Zeit, welche ai-e, ein-rj^ oi-v (damals
nicht = i, sondern = ü), o-« nicht mehr unterschied, d. h. er befolgte
das Prinzip der sogenannten Antistoechie, das ausserdem in Byzanz
^ hauptsächlich durch Suidas vertreten wird. Vgl. S. 564. Wie rein äusser-
^ lieh und verständnislos die orthographischen Regeln des Theognost sind,
lehre ein Beispiel: nQo tov n xat' aQx^jv Xh^Boag rj oi iitf&oyyog ovx iauv •
^10 vtra TiQo TOV n iv dqxf^ Xä^etog ^rjftst t6 v, iid tov v ipiXov yQanrsov •
>i wic^i^'yai'o^, vnodixog^ vnbQtaTog, Mit solchen Vorschriften war die Er-
*- lernung der griechischen Orthographie allerdings eine wahre Herkulesarbeit.
^,, Trotz aller Mangelhaftigkeit bewahrt Theognost als Mittel zur Rekonstruk-
586 Byzantinische Litteratargesohichte. L Proaaisohe IdiWraiiir.
tion des Herodian wie als Zeugnis der geistlosen byzantinischen Unter'
richtsmethode seine Bedeutung.
Im höheren Alter verfasste Theognost einen Bericht über de
Aufstand des Euphemios in Sizilien und die Festsetzung der
auf dieser Insel (826 827); die Schrift ist uns nicht erhalten, wird
bezeugt und benützt von dem Fortsetzer des Theophanes (82, 1
ed. Bonn.): di^XoT ki Tavra aaffäaxaxa xai nXauxciveQov tj t6t€ ygatfiii
Qe oyvuyai;(fi xiT} neQl dQx^oyQcc^iccg yeyQatfoxi xal elq xetqag iX^h
TjflTv u. s. w.
1. Ausgaben: Ed. A. Gramer, An. Oxon. 2 (1835) 1—165 aus Cod. Barocciani'
50 (saec. 11). — Neue Kollation des Barocc. von R. Schneider, Bodleiana, Leipzig 1887
S. 4—20. — Eine neue Ausgabe übernahm für das Corpus gramm. Gr. P. Egenolft
2. Hilfsmittel: F. Guil. Schneidewin, Coniectanea critica, Gottingae 1839 S. 166,
gibt Emendationen zum Cramerschen Texte. — G. Beruh ardy, Suidae lezicon 1. 1 Prul
37 f. über die antistöchische Anordnung des Theognost. — M. Schmidt, Hesychii AW-
xandrini lexicon, vol. 4, quaest. Hesych. 99 — 103, gegen Lobecks beiläufig ausgesprodiai
Meinung, Theognost habe aus Hesychios geschöpft. — Aug. Lentz, Herodiani raliqniii
(Lipsiae 1867—70), vol. 1 Praef. 180—184, über das Verhältnis des Theognost zu Herodia
und Arkadios. — F. Hirsch, Byzantinische Studien S. 196 f., setzt den Theognost nnia
Leon VI. — P. Egenolff, Die orthographischen Stücke der byzantinischen Littentn
S. 21 flf.
3. Uebcr die Zeitbestimmung des Theognost herrscht eine Kontroverse, die sick
an die Frage knüpft, ob unter dem Kaiser, dem der Granmiatiker sein Elaborat widmete;
Leon y der Armenier (813—820) oder Leon VI der Weise (886—911) zu Terrtelut
sei. Die Frage wird aber durch die Fortsetzung des Theophanes, in der die erwihnii
historische Schrift als ein „damals verfasstes*^ Werk angeführt wird, zu Gunsten d«
Armeniers entschieden. Das Widmungsepigramm, in dem der Kaiser als weise und ii
Wissenschaften allen überlegen bezeichnet wird, scheint allerdings mehr auf Leon da
Weisen als auf Leon den Annenier zu passen; aber derartige Schmeicheleien waren in
einer Dedikation unerlässlich und haben keine Beweiskraft.
246. Michael Synkellos, Patriarch von Jerusalem, in der ersten
Hälfte des 9. Jahrhunderts, gehört in den Kreis der Bilderverehrer, des
Theodoros Studites, der zwei „gezeichneten" Brüder Theodoros und Theo-
phanes, des Theophanes Confessor u. s. w.: von dem bUderfeindlichen
Kaiser Theophilos (829 — 842) wurde er mit den Brüdern Theophanes und
Theodoros, den yQaTtrof, eingekerkert und misshandelt. Michael verfasst«
ausser theologischen Schriften (s. S. 166) eine viel benützte und in zahl-
reichen Handschriften überlieferte Schrift über die Syntax: Mixatjl nQfC-
ßvTSQov xal avyxäXXov tov änoaTohxov O-qovov twv ^IfQoaoXvfUot* Mid-oio^
neQl rrjg tov Xoyov avvTcc^eiag axsSiaaO^sTaa iv ^Edsaarj Tijg Meamth
tafiiag ahtjcTei Aa^dqov diaxovov xal Xoyod-exov^ (fiXoXoyov ovtog,
1. Ausgaben: Das Werk des Michael Synkellos wurde zuerst öfter gedruckt nntei
dem fälschlich vorgeschobenen Namen des Georgios Lekapenos in: Theodori GazM
grammatices introductionis libri quattuor, Florenz 1515, 1520 u. öfter. Wer das Werk
dem Lekapenos zuteilte, ist nicht klar; wahrscheinlich geschah es durch ein Missverständnis,
weil in Handschriften dorn Werke des Michael zuweilen Werke des Georgios Lekapenos
(Lakapenos; s. S. 559) vorangehen ; das ist z.B. der Fall im Cod. Taurin. 274; s. Pasini,
Catalog. codd. Taurin. 1 (1749) 379. Zweifellos aber hat Lakapenos keinen Ansprach aal
die Autorschaft, da das Werk in zahlreichen Handschriften unter dem richtigen Namen
des Michael Synkellos überliefert ist. — Unt«r dem Namen des wahren Verfassers erschien
das Werk erst: 'EnifAeXeiif xal dtoQf^oiaei'Jke^aydgov KayxeXXaQiov rov latQo<piXoc6ifov,
Venetiis, apud Nie. Glycem 1745 (aus einem Cod. Venetus). — Das Kapitel JleQi vnoxo-
Qiarixiov ovofi,ttXü)v ed. (ohne Kenntnis der früheren Drucke des ganzen Werkes) J. A.
Gramer, An. Oxon. 4, 272 f. — Eine neue Ausgabe erwartet man von Felix Bölte im
8. Teile des Corpus gramm. Graecorum. — Vgl. Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 6, 133;
297; 345; 382; 11, 186-188 (über die kirchlichen Schriften des Michael Synkellos).
*
6. AliertamBwisaenachaft. C. Grammatik. (§§ 246 -247) 587
2. Leben: Eine Biographie des Michael SynkelloB schrieb Nikephoros Gregoras.
^. Nikephoros Gregoras ed. Bonn. I S. XLYIII, wo als Gew&hrsmann Leo Allatius, De Symeo-
libus S. 100, zitiert wird. Der Text scheint aber noch nicht ediert zu sein, lieber eine
monyme Vita des Michael Synkellos s. S. 167. Ueber die Einkerkerung des Michael
Inrch Kaiser Theophilos vgl. Genesios ed. Bonn. 74, 16. Der dortselbst als sein Leidens-
^nosse erwähnte Theophanes kann aber nicht Theophanes Confessor sein, mit dem
ir im Index der Ausgabe S. 195 identifiziert wird; denn Theophanes Confessor starb schon
im das Jahr 817 unter Leon Y. Es ist vielmehr Theophanes o yQanjos, der spätere Erz-
Msehof von Nikaea.
3. Verschieden von dem Werke des Michael Synkellos ist die anonyme Schrift:
fimpl jrjg Ttöy ^tjfidttoy cvvxd^Btag xard rovg naXwovg, Ed. L. Bachmann, An. gr. 2
1828) 288—316. — In lexikalischer Form behandelt die Konstruktion der Verba ein
Fraktat, der von G. Hermann, De emendanda ratione Graecae grammaticae, pars prima,
Ldpsiae 1801 S. 353 — 421, ediert ist: *^QXV ^^'^ ^*P ''^^ ^*?* '^V^ avvru^etog rtar ^rifxdttav
fWQtß^ td ovofAara xai raiv dXXtog [XBid ngod-iaetuy iyaXXaaaofi^ywy ^tjfjidxfay.
247. Niketas von Serrae, ursprünglich Diakon in Konstantinopel,
später Bischof von Serrae in Makedonien, endlich Metropolit im pontischen
Eleraklea, lebte am Ende des 11. Jahrhunderts; einige Briefe bezeugen uns
freundschaftliche Beziehungen zu dem durch seine reiche Thätigkeit in
theologischer Litteratur bekannten Bischof Theophylaktos von Bul-
garien. Niketas verfasste zahlreiche theologische Schriften; s. S. 137 f.,
211 f., 215 f. Hier findet er seine Stelle als Autor von grammatisch-
lexikalischen Lehrgedichten, die sich offenbar grosser Beliebtheit
erfreuten und daher in zahlreichen Handschriften vorkommen. Vereinzelte
Kapitel der Formenlehre und Orthographie behandeln seine Irixoi
ttcqI yQanfxaTixrjg^ 100 langweilige Trimeter mit der charakteristischen
Einleitung: Kaiqog fiiv vnvov xai xaO^svSfiv tjv däov^ 'All' ovv di vfiäg,
TzccTdeg^ dyQvrtvrjThov, ed. von Fr. Boissonade, An. Gr. 3 (1831) 323 — 327.
Dasselbe schläfrige Lehrgedicht steht übrigens im Cod. Bodi. Barocc. 131,
s. 14, Jol. 62^, als ein Werk des Michael Psellos ngog tov ßaailäa
HVQov KiüvatavrXvov tov fiovaxov (jedenfalls Fehler der Hs oder des Katalogs
von Coxe S. 211 für fiovofidxov). Mit Vorliebe hat Niketas, wie später
Ptochoprodromos u. a. schulmässige Stoffe der leichteren Erlernung halber
in die Form von Kirchenliedern gebracht. Solcher Art sind die Verse
Ober die Beinamen der 12 Götter, die Fr. Creuzer, Opuscula mytho-
logica etc. 1, Leipzig 1817, und A. Westermann, MvO^oyqdipoi^ Braun-
schweig 1843, dann W. Studemund in den Anecd. varia Gr. 1 (1886)
270 — 279 mit einem überreichen kritischen Apparate veröffentlichte. Die
zweite von Studemund S. 279 — 283 mitgeteilte Sammlung von Götter-
l)einamen schon bei A. Westermann, Mv&oyQd(poi S. 355 f. Ferner
gehören hieher seine Bearbeitung des orthographischen Regelbuches
des Timotheos von Gaza und seine Verse über die Namen der Meere,
Flüsse, Seen, Berge, Städte, Völker und Edelsteine; für letztere
schöpfte Niketas aus einem (wahrscheinlich auch von Suidas benützten)
geographischen Schulbuche, das selbst wiederum auf die gewöhnliche
poetische Schullektüre, besonders auf Dionysios Periegetes zurückging.
1. Narrationes tres ex cod. Monac. ed. R. ünger, Episiola oritica ad L. Krahner,
Brandenburg 1841 (mir unzugänglich). — Proben der Sohulpoesien edierte ausser den
Genannten noch L. Cohn, Jahns Jahrb. 133 (1886) 649—666. — Vgl. Fr. Ritschi,
Oposcola 1 (1866) 758 f. — ^ P. Egenolff, Die orthographischen Stücke der byz. Lit 1888
S. 27 ff. ; ebenda S. 24 über einen fälschlich dem Niketas zugeschriebenen orthographischen
Traktat. Zu den von Egenolff genannten Handschriften der grammatischen Hymnen i
588 Byzantinische Litteraturgeachiohie. I. Prosaisohe Litteratar.
sind u. a. die Codd. Patmiaci 110 und 322 nachzutragen. — Aehnliohe orthographiaM i
Regeln in Form von Kirchenkanones ohne Automamen im Cod. Vindob. theoL 2H i
(Nessel) fol. 51—76. 1 \
2. Zur Biographie s. Fahricius, Bibl. gr. ed. Harl. 7, 750. — F. HenrickMiJ]
Ueber die sogenannten politischen Verse S. 103. | ]
248. Gregorios, Metropolit von Eorinth, ursprünglich Pardos
nannt, lebte am Schlüsse des 12. oder am Anfang des 13. Jahrhun
denn er zitiert einerseits noch den Theodoros Prodromos unter den jün
Jambographen, andrerseits soll eine Handschrift des Gregorios dem 13. J
hundert angehören. Dieser nicht ungelehrte Theologe ist als Gra
vorzüglich bekannt durch seine Schrift über die Dialekte: IleQi
IdioD^idriüv T(üv SiccXäxvtüv, In der Widmungsepistel beruft er sich
Tryphon und Johannes Philoponos als seine Vorgänger, nennt die
die Kenntnis der alten Dialekte wichtigen Schriftsteller und bittet
Nachsicht, wenn er einzelnes übersehen habe; er sei jedenfalls viel voll-
ständiger als die früheren Dialektologen. Gregor schöpfte aus Johannei
Philoponos, aus Scholien und Glossaren zu Pindar, Thukydides,
Aristophanes und besonders zu Theokrit, vielleicht auch aus unmittel-
baren Quellen, nämlich aus den Dialektschriftstellern selbst, wie Pindar,
Herodot, Theokrit. Doch ist der Stoff nicht durchgearbeitet und Zo-
sammengehöriges an verschiedenen Orten zerstreut, wie es der Verfasser
eben im Laufe seiner Studien fand. Welches Ansehen aber das Werl
'
genoss, beweisen die zahlreichen Handschriften. Zu vergleichen sind einigt
andere anonyme Stücke über Dialekte, wie der Grammaticus Leidensig»
Meermannianus und Augustanus. Als zweite grammatische Schrift
des Gregorios haben wir einen Kommentar zu Hermogenes: 'Atto t^j
€^rjyrj(T€ (og rov firjTQOTioXftov Koq(v&ov dg ro neql fi€&66ov SeivoTrjXog toi
^EQlioyävovg ßißXiov. Als Quelle diente ihm hier unter anderem Johannes
Geometres, der von Tzetzes als Erklärer des Hermogenes genannt wird
Ein drittes (wohl noch unediertes) Schrift chen des Gregor führt den
Titel: negl fsvvxdl^eoog rov Xoyov rjroi TtsQi rov fxij (ToXoixiXhv. Dagegei
scheint die unter dem Namen des Gregor überlieferte und öfter edierte
Schrift IIsqI TQOTKav, in der 27 Redefiguren aufgezählt und erläutert
werden, einem älteren Verfasser anzugehören, da sie von dem Metropoliten
selbst im Kommentar zu Hermogenes als fremdes Werk benützt wird |
Ausgaben und Hilfsmittel: 1. Ueber die Dialekte: Ed. Gisbertus Koen;
accedunt grammatici Leidensis et Meermaniani de dialectis opuscula, Lugduni Batav. 1766;
Praef. S. 36 ff. Verzeichnis der älteren Ausgaben (zuerst Venedig 1496). — Gregorü Co-
rinthii et aliorum grammaticorum libri de dialectis linguae Graecae. Quibus additur nunc
primum editus Manuelis Moschopuli libellus de vocum passionibus. Rec. G. Henr. Schäfer,
Lipsiae 1811; mit der Vorrede und den Beigaben von Koen; dazu der grammaticus Augu-
stanus, ein dickleibiger Kommentar und fünffacher Index. — Vgl. W. Brambach, Zi
Theokrit-Scholien und Gregor von Korinth, Rhein. Mus. 22 (1867) 449—451. — L. Mors-
bach, Gregor von Corinth über den dorischen Dialekt, Rhein. Mus. 31 (1876) 567 — 581. -
0. Zuretti, II trattato di Gregorio Corinzio sull' atticismo, Atti della R. Accademia delle
Scienze di Torino 27 (1891—92) 572—592. — Das von Julius Petzholdt hinter seinem
Aphthonius, Lipsiae 1839 S. 79 ff. veröffentlichte Stück des Gregorios von Korinth Ueql
tfjq lancfovq iiaXixtov ist als eine, wahrscheinlich vom Herausgeber selbst herrührende,
iedenfalls der allerneuesten Zeit angehörende Fälschung nachgewiesen von Ahrens,
Rhein. Mus. 1 (1842) 274—277.
2. Kommentar zu Hermogenes: Unvollständig ed. von Jac. Reiske in den
Rhetor. graec. 8 (Lipsiae 1773} 887-971. — Vollständig erst von Chr. Walz, Rhetor.
graec. 7 (1834) 1088—1352. — Vgl. Herrn. Schrader, Porphyrii. qi^esti^num Homeri
6. AltertomswiaBeiiBchaft. C. Grammatik. (§§ 248—249) 589
eamm ad Odysseam pertinentium rel., Leipzig 1890 S. 207. — Th. Gerber, Quae in
commentariis a Gregorio Corinthio in Hermogenem scriptis vetastioram commentariorum
veatigia deprehendi possint. Diss., Kiel 1891 Tenthält ausser der Quellenuntersachang auch
fimendationen zum Kommentar Gregors). Vgl. die Besprechung von C. Hammer, Berl.
philol. Wochenschr. 1893 8. 456 ff.
3. Die pseudogregorianische Schrift TJeQi xqotkov ed. aus 2 Pariser Hss Fr. Bois-
Bonade, An. gr. 3 (1831) 270—284, unter dem Namen des Grammatikers Tryphon. Auch
in den Codd. Marc. 512 fol. 53^—58^ und Taur. 274 (jetzt G. VIT. 20) fol. 161—166
"Wird sie dem Tryphon zugeschrieben. Zu vergleichen sind andere a. a. 0. edierte anonyme
Stücke. — Unter dem Namen des Gregorios edierte die Schrift Chr. Walz, Rhetor. graec.
8 (1835) 751—778 (mit den erwähnten anonymen Stücken und Kokondrios). — Wiederholt
endlich in den Rhetor. graec. ed. L. Spengel 3 (1856) 215 ff. — Ueber die Unechtheit
dieser Schrift s. C. E. Finckh, Zimmermanns Zeitschr. fQr die Altertumswissensch. Bd 5
(18S8) 1053, und Philologus 24 (1866) 545—549. Für die Unechtheit spricht vielleicht
auch der von Finckh nicht erwähnte Umstand, dass mehrere Hss das Werkchen unter
dem Namen des Tryphon überliefern (s. o.).
4. Aus unbekannter Zeit stammt ein kurzer Traktat über die Dialekte, der unter
dem Namen des Theodosios von Alezandria überliefert ist: '-^QXV ttoy diaXixttoy rtSy
Titxpix rov xvQiov (lies xvqov) Geodoaiov rov 'jXe^aydQ^tag dioqdta&eMüiv. Ezcerptum TlBql
^taXirttav e codicibus Baroccianis LXXII et CHI bibliothecae Bodleianae Oxoniensibua
ed. Rieh. Schneider, Duisburger Progr., Leipzig 1894.
249. Johannes Glykys (Icodwr^g 6 rXvxvg, meist unrichtig Glykas
genannt) aus Byzanz, blühte unter Kaiser Andronikos 11 (1283 — 1328). Er
war ein gelehrter, rhetorisch und grammatisch gebildeter Mann, der, von
seiner eigenen schriftstellerischen Thätigkeit abgesehen, auch als Lehrer
und väterlicher Freund des grossen Polyhistors des 14. Jahrhunderts, des
Historikers und Astronomen Nikephoros Gregoras, zu den litterarischen
Bewegungen seiner Zeit in enger Beziehung stand. Gregoras, ed. Bonn«
I 270, 8 flf., feiert ihn mit den Worten: Hv 6^ 6 dvtjQ aoifoq iv toig ^a-
JUa%a xal atpodqa Trjg evysvovg ixeivrfi twv 'A^vaiwv r^x^vg sinsQ zig ixo-
fi€rog xal %v7tov ixeTvov xai tqonov xad-dneq t* d-elov ttjqwv dqxixvnov •
avvta€(og 6* ifxßQi&sfqi xal yi'Wjug ßovXsvofiät^rj rd däov%a xai tqotiwv Cefi^
voTr^vi. fxaxQfi) %(f fxävQfi} ndvrag vixcov. Glykys besass die Würde eines
yioyoO^srrjg rov Sgofiov und bestieg im Jahre 1319, obschon ursprünglich
Laie und verheiratet, den Patriarchenthron von Eonstantinopel, zog sich
aber schon 1320, von Kränklichkeit geplagt, in das Kloster KvQiwTiisaa
zurück, wo er bald starb. Wir besitzen von ihm ein ziemlich umfang-
reiches syntaktisches Werk unter dem Titel: Tov TiaTQidgxov xvqov
*I(üdrrov rov FXvxtog neQi oQ&oxrjfcog (Tvvrd^soDg, Die mehr durch Klarheit
der Sprache als durch Gelehrsamkeit ausgezeichnete Schrift enthält nicht
ein vollständiges Lehrgebäude, sondern behandelt nur einzelne Haupt-
abschnitte, so die Lehre von der Kasusrektion, von der Konstruktion des
Partizips, vom Solözismus und Barbarismus. In einer philosophierenden
Einleitung erörtert der Verfasser die Entstehung und Entwickelung
der Sprache als eines göttlichen Geschenkes. Von den alten Autoren
zitiert er vornehmlich Homer, Thukydides, Piaton, Demosthenes, auch die
Septuaginta. Ausserdem verfasste Johannes einen Bericht über seine
gemeinschaftlich mit TheodorosMetochites ausgeführte Gesandt-
schaft nach Cypern und Armenien, der, von Nikephoros Gregoras >) als
klar und schön geschrieben bezeichnet, uns verloren zu sein scheint. Das
') Ed. Bonn. 1 194, 21.
590 Bysantinisohe Litteraturgeschichte. L Prosaisohe Uttorator.
Vorwort seines Testaments hat uns derselbe Nikephoros OregottMl
erhalten, *) dem wir auch weitere Nachrichten über sein Leben verdank«.| 1
1. Ein kleines Stück der Syntax edierte I. Bekker, An. gr. 8. 1077 ff., mll
A. Gramer, An. Paris. 1 (1839) 401. — Erste vollständige Ausgabe: Joannis GljMeQ
patriarchae Cpolitani opus de vera S3mtaxeos ratione ed. Albertus Jahn ins,
1849 (1889 vollendet, aber infolge eines Prozesses erst 1849 ausgegeben, so dass die
zensionen vor dem Buche erscheinen konnten); mit ausführlichen ProlegomeDa,
stark holländemden Kommentar und vierfachem Index. — Vgl. die Besprechungen dien
Ausgabe: Heidelberger Jahrbücher 1840 S. 792 f. und Zeitschrift für die Altertamswiaia-
Schaft, herausgegeben von Th. Bergk und Jul. Caesar 1845 N. 59 S. 465 — 472 (von GriLfenhao),
— Eine neue Ausgabe verspricht Felix Bölte im 8. Teil der bei Tenbner erschemend«
Sammlung der griechischen Grammatiker.
2. Wohl noch unediert sind folgende Schriften des Johannes Glykya : Ein Sehreib«
an den Kaiser und eines an den Logotheten — das erste verstümmelt — im Cod. Ltnr.
57, 24 fol. 125''— 129. Vgl. M. A. Bandini, Catalogus codd. graec. bibl. Laon
2 (1768) 869. — Eine Precatio pro Andronico imperatore (den griechischen Titel kenne
ich nicht), die Abdankungsurkunde (des Glykys) und eine Rede an den Kaiser, die woU
mit dem verstümmelten Texte des Laur. identisch ist, im Cod. Paris. 2562 foL 38^-~44.
— 13 Briefe im Cod. Paris. 2022 fol. 181—187. — Sonntagspredigten im Cod. Paria
1210 fol. 1—72^ Vgl. S. 174 f.
3. Das von Du Gange im Index auctorum seines Glossarium roediae et infinuu
Graecitatis col. 51 erwähnte und öfter zitierte Gedicht eines Johannes Gljcas: De vani*
täte vitae hat mit unserem Autor nichts zu thun; es ist nämlich nichts anderes als du
öfter edierte Werk U^yd-og davdxov etc., dessen Verfasser, dem 16. Jahrh. angehOrig, sich
Justus, Sohn des Johannes Glykos {Kvq 'liaawov rov rXvxw), nennt. Vgl. £. Legrand,
Bibliogr. heU. 1 (1885) S. 179 und 238 ff.
250. Schedographie. Schulbücher gehören in der Regel nicht zur
schönen Litteratur, ja nicht einmal zur wissenschaftlichen Fachlitteratur;
sie sind aber für die Kenntnis der wechselnden Voraussetzungen der natio-
nalen Bildung und für die Geschichte des Unterrichtes von Bedeutung.
Daher müssen in diesem der Altertumswissenschaft gewidmeten Kapitel
doch auch einige mit der Wissenschaft sehr lose verknüpfte Hilfsmittel
der untersten Schulstufen beschrieben werden. Das erscheint auch darum
geboten, weil man die Elaborate dieser Art häufig falsch beurteilt. Man
hat harmlose Elementarschulbücher, wohl dadurch irregeleitet, dass sie in
griechischer Sprache abgefasst und in mehr oder weniger vergilbten Hand-
schriften überliefert sind, vom erhabensten Standpunkte der philologischen
Wissenschaft angesehen und dann nach Erkenntnis ihrer Nichtigkeit mit
thränenvoller Entrüstung den hier offenbaren Verfall der alten Gelehr-
samkeit betrauert. Zur untersten Gattung der Schulbücher gehören dio
für den grammatischen Anfangsunterricht bestimmten Sehe den, über
deren Wesen hier einige Aufklärungen gegeben werden sollen.
Alt und wohlgelitten sind die Epimerismen {iniiisqiaiiol) d. h. die
grammatisch-lexikalischen Erklärungen schwieriger Klassikerstellen, wobei
nach der Folge des Textes die auffalligen Formen und seltenen Wörter
erläutert und also nicht selten schmackhafte philologische Ragouts zum
besten gegeben wurden. Aus dieser auch höhere Ansprüche erfüllenden
Formalerklärung entwickelte sich in der byzantinischen Zeit ein der
untersten Schulstufe dienendes Mittel, die sogenannte 2xsdoyqa(f(a. Sie
beruht auf der auch in der neuesten Zeit wiederum vielfach aufgenom-
menen Methode, dio Grammatik rein praktisch durch Analyse und Er-
') Ed. Bonn. I 289, 23 ff.
6. Altartomswisaenaohaffe. C. Grammatik. (§ 250) 591
klärung der einzelnen Formen und Wörter eines zusammenhängenden
Schriftstückes zu lehren und einzuüben. Als Grundlage wurden natürlich
Texte gewählt, die sich durch einfache Darstellung, durch Popularität oder
durch aktuelles Interesse empfahlen, wie alte oder speziell zu diesem Zwecke
abgefasste Briefe (s. § 229), kleine Aufsätze, Schriften oder einzelne Stellen
alter und byzantinischer Profanautoren wie Philostratos, Agapetos (Fürsten-
spiegel) u. a., Stellen der Bibel, Gebete, Kirchenlieder u. a. Diese Lehr-
methode, über deren Anfange nichts Sicheres bekannt ist, gewann in der
späteren byzantinischen Zeit — wenn wir dem Zeugnis der Anna Kom-
nena (s. u.) trauen dürfen, seit dem Ausgange des 11. Jahrhunderts
— neben der selbständigen Grammatik und Lexikographie und neben der
saehUchen Exegese der Schriftsteller eine um so grössere Verbreitung,
je mehr der Volksunterricht mit dem Sinken der nationalen Wohlfahrt
auf ein bescheidenes Mass elementarer Unterweisung zusammenschrumpfte.
Eine gute Vorstellung von der Anlage dieser Lehrmittel gewährt das ge-
druckte Büchlein des Moschopulos Jlsql axsdwv. Eine Bearbeitung des-
selben ist seltsamerweise mit dem Namen des hl. Basilios geschmückt
worden. Aus einer älteren Zeit, wohl dem 11. Jahrhundert, stammt das
Lehrbuch des „weisen Longibardos^, das schon Anna Komnena (s. u.)
erwähnt. Es findet sich handschriftlich in Paris und im Vatican unter
dem Titel: AoyyißaQÖov %ov aotfov naqsxßoXaiov r^g axsdoyqaifiaq. Zu-
weilen wurden die einzelnen Notizen (cx^'^ai), um die bei der Erklärung
eines fortlaufenden Textes lästigen Wiederholungen zu vermeiden, auch
alphabetisch nach dem System der Antistoechie (s. S. 564) geordnet. Ein
derartiges schedographisches Lexikon, welches in 907 politischen
Versen orthographische Regeln vorträgt, ist durch den Druck bekannt
gemacht. Nach einem Prooemion beginnt das eigentliche Vokabular mit
mit den Versen: ^Ava^ vndqxsi ßaaiXevq • avaaaa rj dBanoivrj. \^^'ävtqov ictl
t6 (fnr^Xaiov. Ugagorag ngsnotToog. Die Entstehungszeit des Büchleins ist
unbekannt; die Anführungen avaaaa "Avva V. 55 und "AyyeXoq Kofivrjvog ts
V. 185, die man auf Anna Komnena und einen Angelos Komnenos be-
zogen und zur genaueren Datierung benützt hat, sind wohl fingiert und
können höchstens zur Bestimmung der Frühgrenze (12. Jahrh.) dienen.
Bei der Spärlichkeit der Nachrichten, welche uns die byzantinischen
Schriftsteller über ihre konkreten Schulverhältnisse geben, ist ein byzan-
tinisches Urteil über die schedographische Methode sehr willkommen. Wir
verdanken es der fürstlichen Geschichtschreiberin Anna Komnena, die in
ihrer Alexias gelegentlich der Schilderung eines von ihrem Vater gestifteten
Waisenhauses auch die in demselben eingerichtete Schule berührt (XV 7
= n 349 f. ed. Bonn.). Sie berichtet, dass man unter den Schülergruppen
auch solche bemerke, welche die sogenannten Scheden schreiben (d 6ä
^vyyQa^etg twv Xeyofxävoiv (fx^^^v), meint dann, die Schedenmethode sei
eine moderne Erfindung {tov S^ crx«<^ot;5 ij Täxvrj evqrjfAa twv veoDTägav iavi
Tuzi vf^g €(p' rjfidiv yeveag) und ein Brettspiel (nexxsia dh t6 anovSaCfia)^
über welchem die allgemeine Ausbildung vernachlässigt werde; deshalb sei
sie gegen das verschlungene Netz der Schedographie {xaTeyvav Ttjg noXv-
tkXoxov rrg ffx^^oyQafpiag TiXoxrjg), Bemhardy und andere haben dieser
592 Byzantinisohe Litieratargeschichte. I. Prosaiflche littentor.
Kritik mehr Bedeutung beigemessen, als ihr zukommt, und ihr Gtesamt-
urteil über die Sehedographie durch sie bestimmen lassen. Allein ab-j
gesehen davon, dass Anna keine einzige genauere Angabe über die
der Sehedographie macht, die ihren Unwillen erregte, geht aus ihren vietl
fach unklaren Ausführungen deutlich nur hervor, dass sie die Schedo*]
graphie hasst, weil sie eine neue Erfindung sei und weil sie als mecbi-
nische Übung die höhere Ausbildung beeinträchtige. Der erste Vorwurf,
ein Ausfiuss jener exklusiven Altertümelei, der Anna allenthalben in ihrem
Geschichtswerk huldigt, ist natürlich sinnlos, und der zweite beweist nur
die Unfähigkeit der begabten Prinzessin, die Bedingungen und Ziele einer
Volksschule zu verstehen. Wer sich über den Mechanismus der Sehedo-
graphie nicht beruhigen kann, sei schliesslich noch daran gemahnt, daMj
sie bedenklich nahe verwandt ist mit manchen Schulausgaben, Schü]e>{
präparationen und Übungsbüchern des neuen pädagogischen Kurses ii
Preussen; denn ob nun die fortlaufende Analyse zwischen den Zeilen oder
unter dem Texte steht, berührt das Wesen der Sache nicht, und dieses
besteht bei beiden Methoden darin, dem Schüler alle „Schwierigkeiten*
zu ebnen und eigenes Nachdenken, Suchen und Lernen möglichst zu er-
sparen. Dabei wird nicht geleugnet, dass die byzantinische Lehrmethode
auf die Lehrer selbst lähmend wirkte und sie allzu genügsam machte; sie
konnte aber zum Glück nicht verhindern, dass bessere Köpfe fortfuhren,
die grammatischen Lehrsysteme und die höheren lexikalischen Hilfsmittel
zu studieren, die Klassiker mit den guten alten Erklärungen zu lesen und
sich sogar in eigenen wissenschaftlichen Arbeiten zu versuchen. Natürlich
blieben diese Auserwählten in der Minderzahl.
. Noch kunstloser als die schedographische Methode ist die Beigabe
einer einfachen volkssprachlichen Interlinearparaphrase {^vxocytoyia];
man findet sie in zahllosen griechischen Schulheften der letzten Jahr-
hunderte, die sich nun in den Katalogen stolz als „Codices graeei*
brüsten.
1. Ausgaben: Die meisten dieser Elementarscbolbücher ruben yerdientermassen
im Staube der Bibliotheken. Nur zufällig ist das eine oder andere Exemplar ans Licht
gezogen worden. Moschopulos üegl cxedaiy ist ediert Paris 1545. Ex officina Rob.
Stepbani. Wiederholt in Wien 1773 (nach Henrichsen a. unten a. 0. S. 19). — Pseudo-
ßasilios zuerst mit Apollonios Dyskolos tlegl cvt^ä^etas, Florenz bei Ph. Junta 1515.
Dann in Basel 1553. £x officina Oporini. Auch von F. Morellus, Paris 1585 (nach
Henrichsen, a. a. 0. S. 21). — Ein anonymes, ebenfalls mit Moschopulos verwandtes StQck
ed. Fr. Boissonade, An. gr. 3 (1831) 330—338. — Das erwähnte schedographische
Lexikon ed. Fr. Boissonade, An. gr. 4 (1832) 366—412. — Dazu die Litteratur zu
§§ 224; 229.
2. Hilfsmittel: Wichtige Belegstellen gab schon, ohne das Wesen der Sache zu
erkennen, F. J. G. La Porte-Du Theil, Not. et extr. 7 (an XU de la Räpubliqae) 2,
250—254. — Hauptschrift: R. J. F. Henrichsen, Om Schedographien i den Bjzan-
tinske Skoler, Kopenhagen 1843. — Herodiani scripta tria emendatiora ed. K. Lahrs,
Königsberg 1848 S. 423—427 (über die Bedeutung von fAeglCeiy, (jlbqmuos^ «fia^m'Ceir,
inifiBQiafAoSf ax^dog). — G. Beruh ardy, Grundriss d. griech. Litt. P (1892) 778 f. — Ueber
grammatische Lexika dieser Art vgl. P. Egenolff, Die orthographischen Stdcke d. byz.
Litt. S. 25 fif. — Mehrere Hss, welche ipvxaytayitti enthalten, besenreibt H. Phlorides bei
J. Sakkelion, Uaifjutcxrj Bt.ßXio»^xf], Athen 1890 S. 241—244.
3. Ein interessantes Lehrbuch, an welchem man das Wesen der schedographisohen
Methode gut studieren kann, enthält der Cod. Laur. Conv. Soppr. 2, s. 14. Die Reihe
der Texte, an denen hier Grammatik gelehrt wird, eröffnet ein Schulgebet; dann folgen
Kirchenlieder, Stellen aus der Bibel und aus alten Dichtem, auch Sätze, die sich, ähoSch
6. Altertamswusexuiohaft. C. Grammatik. (§ 251) 593
wie die Schulgespräche des Pseudo-Dositheos, an die Schüler selbst wenden. Jedem Texte
ist zunächst eine Zwischenzeilen erklärung beigegeben, in welcher die Formen und Wörter
erläutert werden, dann kommt noch eine zusammenhängende Technologie, die mit Moscho-
pulos IleQl ax^^ioy verwandt ist. Der Titel lautet: *Aqx^ ^^^ ^^^ • Kovramov toiv elatt"
ytaytxüiy ngiutoy^ ein Beweis, dass, wer nach schedographischen und anderen granmia-
tischen Schriften fahndet, in den Hsskatalogen auch das Schlagwort xorraxior, womit sonst
eine Art von Kirchenliedern bezeichnet wird, nicht übersehen darf Vgl. die Beschreibung
dieser Hs von N. Festa, Studi italiani di filol. class. 1 (1898) 131 f.
4. Auf lateinischem Boden wird die schedographische Schulpraxis dargestellt
durch Priscians Partitiones XII versuum Aeneidos principalium.
251. Anonymes, Inedita u. s. w. Mit den angeführten Werken ist
die grammatische Litteratur der Byzantiner natürlich nicht erschöpft. In-
folge der vielseitigen Sorgfalt, welche den grammatischen Studien selbst
in der Zeit des grössten Verfalls wenigstens für praktische Zwecke zu teil
wurde, finden sich in zahlreichen Handschriften ausser den bekannten und
v^eröflfentlichten Werken noch eine Menge zum Teil anonymer und fragmen-
tarischer Bücher granmiatischen Inhalts. Eine Übersicht der in der spät-
byzantinischen Zeit hauptsächlich benützten grammatischen Hilfsmittel gibt
Pachomios Rhusanos in seiner ÜQo&sooQia eig ttjv yQUfifiauxijv im Codex
Nanianus 305 (jetzt Marc. XI 26). S. AI. Mingarelli, Graeci Codices
ais8 apud Nanios patricios Yenetos asservati, Bononiae 1784 S. 511; vgl.
die dortselbst S. 491 — 517 beschriebenen Codices. Ein anderes Verzeichnis
^on Namen altgriechischer und byzantinischer Grammatiker aus einem
Pariser Codex steht bei Montfaucon, Bibliotheca Coisliniana S. 597. Eine
reiche Fundgrube von kleineren Traktaten und handschriftlichen Notizen
sind ausser den älteren Sammlungen von Bekker, Cramer u. a. jetzt be-
iionders die Anecdota varia Graeca ed. G. Studemund vol. I (1886).
A^usserdem sind natürlich sämtliche Kataloge griechischer Handschriften
beizuziehen. Eine kritische Sonderung und genealogische Gruppierung
dieser Massen machen sich die Bearbeiter des Corpus grammaticorum
Qraecorum zur Aufgabe.
1. Eines Georgios Eurteses Scholarios (VciaQytog KovQticfjg 6 l^oXagiog) Gram-
matik steht im Cod. Matrit. 125 s. 15—16 und in anderen Hss. Vgl. Jo. Iriarte,
Regiae bibl. Matrit. Codices gr. mss S. 502 f. — Die in den Codd. Athen. 1089 s. 13,
Ath en. 1097 s. 15 und wohl auch sonst erhaltene Schrift eines Stephanos Grammatikos
J?e^< yQafjifjiaux^i ist wohl ein Kommentar zu Dionysios Thrax. Vgl. 1. Bekker, An.
gr. 1167.
2. Pachomios Rhusanos (i7a/(J^io; iPovüayog; s. o.), ein fleissiger und gelehrter
M5nch AUS Zante (f 1553), verfasste ausser grammatischen und musikalischen Lehrbüchern
mebrere theologische Schriften, unter denen man sogar eine Streitschrift gegen Martin Luther
[xard rot 9^ fiagri XovtdQi) gefunden hat (Cod. Nan. 127, jetzt Marc. II 104). VgL S. 137.
Ueber sein Leben und seine Werke berichten: Mustoxydes, 'EXXtjyofiyijfitoy N. 10(1847).
— Chr. Phil et as, JleQl *Itaayyixlov Kagrayovj Jafiacxrjyov rov £tov&Itov xai Uaxtofjilov
'^i^v^ayov, Kerkyra 1857 (mir unzugänglich). — K. N. Sathas, Nsob^, wiXoXoyi« S. 150 ff.
— Nik. Katramis, 4>iXoXoyiXtt ayäXexfa Zaxvy&ov, Zante 1880 S. 231 ff. — Eine Predigt
des Rhusanos über den Aberglauben ed. Sp. Lampros, JsXtioy 1 (1883—1885) 101—112;
367 — 369. — Einen Notariatsakt Über den Nachlass des Rhusanos ed. mit Einleitung G.
Caatellani, Atti del R. Istituto Veneto di scienze, lottere e arti s. Vll t. 6 (1894—95)
903 — 910. — Eine ausführliche Analyse der oben erwähnten chronologisch geordneten
Grammatikerliste des Rhusanos gab An t. Baumstark, Lucubrationes Syro-Graecae, Jahns
Jahrb. Supplementb. 21 (1894) 370—372. — Zu den meist in Venedig aufbewahrten Hss
kommt Cod. BeroLPhillipp. 1617 (theologische Schriften). — Wahrscheinlich stammen
von Pachomios Rhusanos auch die Randscholien zu Georgios Phrantzes im Cod. Ambros.
P. 123. Vgl. darüber die S. 309 zitierte Schrift von G. Mercati.
BMkdlroch der klMi. AltertomswiMeiMcbaft IX. 1. Abtlg. 2. Aull, 38
594 Bysanünische Litteratiirgesohiohte. L ProMdsehe Litiaratnr.
D. Metrik und Musik.
252. Metrik. Auf keinem Gebiet der Altertumswissenschaft erwdst
sich das Können der Byzantiner so dürftig und ihre Produktion so unselb-
ständig wie in der Metrik. Der Hauptgrund davon liegt in dem Umstände,
dass die Grundlage des alten Versbaues, das Prinzip der Quantität, in
der lebendigen Sprache verloren gegangen war. Wie in der Grammatik
manche Benennungen und Definitionen infolge der veränderten Lautverhält-
nisse der Sprache den späteren Geschlechtern unverständlich wurden und
nur noch als konventionelle Termini fortlebten, so wurde die Theorie der
alten Metrik durch den Übergang der quantitierenden Rede zur accen-
tuierenden Konversationssprache den Byzantinern um so dunkler, als sie
von dieser im Laufe der Jahrhunderte unmerklich vollzogenen Veränderung
des sprachlichen Klanges und ihrer Tragweite für den Versbau schwerlich
eine deutliche Vorstellung hatten. Die Folgen der sprachlichen Umbildung
waren für die metrische Theorie bedeutender als fttr die Grammatik^
weil dort die gesamte Grundlage, in der Grammatik zunächst nur einzelne
Teile der Lautlehre erschüttert wurden. Von der rein mechanischen Art,
mit welcher die Byzantiner die alten quantitierenden Metren an-
wendeten, legen die zahlreichen Stücke der kunstmässigen Poesie Zeugnis
ab; ihr originelles und selbstverfertigtes Metrum aber, der politische 1
Vers, beruht auf dem Accent. Aus diesen Verhältnissen erklärt sich die
Bedeutungslosigkeit der byzantinischen Elaborate über Metrik. Sie zer-
fallen in zwei Hauptgattungen, in theoretische Abhandlungen über
Füsse und Versarten und in metrische Schollen und Rezensionen
der alten Dichter.
Ausgangspunkt und Grundlage der gesamten byzantinischen
Metrik ist das Handbuch {'EyxeiQidiov) des Hephaestion mit seinen
Scholien. Doch muss bei der Quellenbetrachtung das gesamte Scholien-
konglomerat, das sich an Hephaestion angehängt hat, in seine ursprüng-
lichen Bestandteile geschieden werden. Ein Teil der SchoUen stammt ans
alter Zeit und enthält reiche Schätze der besten Gelehrsamkeit. Das ist
die von Westphal als Scholia A bezeichnete Gruppe und das erste Buch
der Westphalischen Scholia B, die beide auf den Kommentar des Longinos
zurückgehen, wenn sie auch nicht die Originalform desselben darstellen;
des weiteren das vierte Buch der Scholia B, das vielleicht aus dem
Kommentar des Oros stammt; eine andere Gruppe weist auf die tfi^i;}^>/<r(^
des Choeroboskos; einzelne Stücke lassen sich nach ihrer Herkunft nicht
näher bestimmen. Von dieser Masse scheidet sich deutlich das den Scholia B
als fünftes Buch angehängte, in einer etwas verschiedenen Form auch als
Appendix eines rhetorischen Corpus und des Dionysios Thrax über-
lieferte, triviale byzantinische Kompendium, welches eine spätere Stufe
metrischen Wissens darsteUt; dasselbe muss — wenn nicht wieder eine
Interpolation im Spiele ist, was L. Voltz in der unten zitierten Disser-
tation S. 6 annimmt — in seiner Urgestalt jünger sein als das 9, Jahr-
hundert, da Konstantinos der Sizilier darin benützt ist; wahrschein-
lich gehört es dem 10. Jahrhundert an, der Zeit der Enzyklopädien und
Sammelwerke. Wir müssen uns mit dieser allgemeinen Andeutung be-
6. AltertamBwiMenBchaft. D. Xeirik nnd Hnsik. (§ 252) 595
iiügen; eine genauere Scheidung und Definition könnte nur im Zusammen-
ange und auf Orund einer ausführlichen Beschreibung des ganzen hand-
ßhriftlichen Thatbestandes gegeben werden.
A. Ein mit den alten Scholien versehenes Exemplar des Hephaestion
ompilierte etwa im 12. Jahrhundert (doch wahrscheinlich vor Tzetzes)
in sonst unbekannter Granmiatiker Trichas (TQix^g) in seinem Traktate:
^TUfiieQKTfiol ttüv ivväa fxävQODv, Demselben geht ein Hymnus an die
1. Jungfrau voraus, in welchem die neun Hauptmetren praktisch veran-
^haulicht werden: Tov aofpoDzdrov Tqixcc (Xvvoipig rcSv ivväa fiätgcov. Zwei
ndere religiöse Hymnen mit metrischer Erklärung hatte Trichas schon
*üher abgefasst und verweist mehrfach auf sie; sie sind in antiken Metren,
ber nach byzantinischen Prosodieregeln gedichtet. Die Abhandlung selbst
rscheint als eine im byzantinischen Oeiste gehaltene Umarbeitung des
[ephaestion ohne weitere Hilfsmittel als einen schlechten Text der guten
cholien. Nachdem die Scholien A in einer besseren Fassung ans Licht
ezogen sind, als sie dem Trichas zu Gebote stand, ist das Schriftchen
ertlos geworden.
1. Ed. von Franc, de Furia (ehemaligem Bibliothekar der Laorentiana in Florenz)
iter dem Titel: Appendix ad Draconem Stratonicensem complectens Trichae, Eliae Monachi
Herodiani tractatus de metris, Lipsiae 1814. — Dann in den Scriptores metrici Graeci
I. R. Westphal, vol. 1 (1866) 251-302. - Vgl. Aug. Jung, De Trichae metrici vita
scriptis, Diss.y Breslau 1858. — Vielleicht ist Trichas identisch mit jenem Johannes
richas, an welchen Michael Glykas zwei Briefe richtete. Migne, Patrol. gr. 158 Col.
LIX und LI. Vgl. E. Krumb acher, Michael Glykas, Sitzungsber. baver. Ak. 1894
438.
2. Name: Im Cod. Paris. 2881 lautet die Ueberschrift Tov aoaxatdrov Tgi^a, in
nera Florent. dagegen Tq^x^^ (Jung, a. a. 0. S. 4). Ich habe die Ricntigkeit dieser An-
iben nicht kontrollieren und auch keine anderen Uss, welche den Traktat enthalten, ein-
hen können; doch ist sicher die letztere Form, d. h. TQix^g, Gen. Tqix^, die richtige;
?nn sie stimmt mit der besten üeberlieferung der Namensform des oben erwähnten
•hannes Trichas Überein und findet sich auch sonst, z. B. in einer Urkunde vom Jahre
97, die von einem Konstantinos Trichas {dut rov Tqix« Kwyatayriyov) ausgefertigt wurde
cta et diplomata edd. Miklosich et Müller 6, 140) und in einer Urkunde vom Jahre 1337,
y ein 'itoavyijs 6 Tqixdg genannt wird (a. a. 0. 1, 170). Deutsch und lateinisch muss der
ann natürlich Trichas heissen, nicht Tricha, wie er in der ganzen neueren Litteratur
Ischlich genannt wird.
3. Neben Trichas ist zu nennen Johannes Tzetzes, der den Text des Hephaestion
byzantinischen Metren versifizierte; ihm lag ein noch schlechterer Text des Hephaestion
»r als dem (wohl etwas früheren) Trichas. Das Lehrgedicht des Tzetzes ed. J. A. Gramer,
a. Oxon. 3 (1836) 302—333; vgl. die handschriftliche Notiz S. III und Hörschelmann,
bein. Mus. 36 (1881) 285. S. oben S. 534.
B. Einen weit grösseren Einfluss erlangte das oben erwähnte triviale
Kompendium. Aus ihm (und einigen anderen Stücken der Scholia B)
;ammt alles metrische Besitztum der Byzantiner ausser den Werken
BS Trichas und Tzetzes und den alten Dichterscholien. Manche Lehrer der
[etrik, die aus dieser trüben Quelle schöpften, suchten ihre Machwerke
urch erborgte Namen wie Hephaestion, Herodian, Drakon zu empfehlen,
ädere schrieben unter eigener Firma, andere wiederum in löblicher Selbst-
"kenntnis anonym; aber keiner hat sonstige Gewährsmänner benützt und
siner hat etwas Brauchbares selbst hinzugefügt. Ihre Abweichungen ent-
iringen nur aus Umstellungen, aus Änderungen des Wortlautes und aus
»r verschiedenen Auswahl und Ausführlichkeit, die jedem beliebte. Meist
iden sich diese Stücke als Anhang oder Lückenbüsser in Dichterhand-
596 Bysantinisohe Litieratnrgeaohiohte. L ProBauiche Litteraiiir.
Schriften; manche irrlichtern noch unerkannt in den Bibliotheken und
erwecken wohl dann und wann einem Novizen die trügerische Hoffnung,
einen neuen Codex oder ein Fragment des Hephaestion entdeckt zu haben.
Eine vollständige Übersicht über den Thatbestand dieser exilen Schul-
litteratur ist nicht möglich, auch kaum wünschenswert. Ebensowenig
kann auf unserem beschränkten Räume das sehr verwickelte genealogische
Detail, welches in jüngster Zeit namentlich durch Studemund und Hörschel-
mann aufgeklärt worden ist, mit genügender Präzision dargelegt werden.
Die wichtigsten der hierher gehörigen Stücke sind folgende:
1. Jqdxovtog StgaTorixeiog neql fisTQiov Tioirjvixwv xal nQSrov ni^
XQovaVy ein breites, aus Isaak Monachos, Pseudo-Hephaestion u. a. stammen-
des Elaborat, das den stolzen Namen des alten Grammatikers Drakon an
der Stime trägt, in Wirklichkeit aber eine Fälschung des 16. Jahr-
hunderts ist. Der Eompilator Jakob Diassorinos benützte die Editio
princeps der grossen Hephaestionscholien (von 1526). Zuerst teilweise
ediert von Hase, Not. et extr. 8, 2 (1810) 43—75. — Vollständig: Draco
Stratonicensis ed. G. Hermann, Lipsiae 1812. Schon Hermann sah, dass
das Werk in der überlieferten Form unmöglich dem alten Drakon gehören
könne; den näheren Nachweis des jungen Ursprunges führten E. Lehrs,
Herodiani scripta tria etc. S. 402 ff., und L. Yoltz, De HeUa Monacho^
Isaaco Monacho, Pseudo-Dracone, Diss., Strassburg 1886 S. 39 ff., und:
Zur Überlieferung der griechischen Grammatik in byzantinischer Zeit,
Jahns Jahrb. 139 (1889) 579—599. Femer vgl. L. Cohn, Philol. Ab-
handlungen, Martin Hertz . . . dargebracht, 1888 S. 133 — 143. — Über
Diassorinos vgl. S. 542.
2. 'Itxaaxiov tov aoffoardvov fxovaxov nsqi fA€TQ(ov noujtixäv. Ed.
von L. Bachmann, Anecdota graeca 2 (1828) 167 — 196. Isaak Monachos,
der von Maximos Planudes abhängig ist, schrieb am Schlüsse des 14. Jahr-
hunderts. Vgl. L. Voltz in . der oben genannten Diss. S. 17 ff.
3. ^HXCov iXaxiatov fiovaxov XccQaxog ngog ^looavt'rjv tov ädeXq^v
avTov nsgl Siag^dgiov fiäTQwv. Die Zeit dieses Helias Gharax ist gänz-
lich unbestimmt. Ein Kapitel ed. Villoison, An. gr. 2 (1781) 85 f.
— Ed. Franc, de Furia als Appendix des Draco Stratonic. von G.
Hermann, Lipsiae 1814 (mit Trichas). — Dann ed. das Werk W. Stude-
mund, Anecdota varia graeca 1 (1886) 167 — 184. — Vgl. L. Voltz in der
oben genannten Dissertation S. 7 ff.
4. Eine anonyme, entweder von Triklinios selbst stammende oder
von einem späteren Grammatiker aus Triklinios kompilierte Abhandlung
über Metrik im Codex Harleianus 5635, die in einigen Handschriften
auch den Titel ^Hifaia%((avog negt fiätgoDv führt. Ed. von Gaisford in der
zweiten Ausgabe des Hephaestion 1 (1855) 317 — 334. — Erste kritische
Ausgabe des Tractatus Harleianus auf neuer diplomatischer Grundlage von
W. Studemund, Index lectionum, Breslau 1887.
5. Der kurze pseudoherodianische Traktat ^HQwducvov nefi trjg
Xt^efog tSv Cifx^v (in einigen Handschriften *flip. nsql atCxfov Ttjg X^emg),
der die eiirj des heroischen Hexameters behandelt. Eine ähnliche Dar-
stellung der diaffoqaC und bU^i des Hexameters geht sogar unter dem
6. AltertomswisBenaohaft. D. Metrik nnd Xiuiik. (§ 252) 597
Namen des Plutarch. Ed. Villoison, Aneedota graeca 2 (1781) 86. —
Ed. Furia in der oben erwähnten Appendix S. 88. — Ed. W. Stude-
mund, Aneedota varia graeca 1, 185 — 188. — Pseudo-Plutarchus De
metris ed. D. Wyttenbach mit Plutarchs ' Moralia t. 5 (Oxford 1800)
1283 — 1288. — Pseudo-Plutarchus de Metro heroico ed. Guil. Stude-
mund, Philologus 46 (1888) 27—34.
6. Die pseudohephästionische Abhandlung: *H(paiati(ovog ne^l
liitTQwv, im ersten Abschnitt eng verwandt mit Isaak Monachos, in einem
anderen Kapitel identisch mit Pseudoplutarch Uegl rJQwi'xov fiergov. Pseudo-
Hcphaestion de metris ed. Henricus zur Jacobsmuehlen, Dissertationes
philolog. Argentoratenses vol. 10 (1886) 187—294.
7. Ein anonymes Stück Ilegi Trjg rdiv noiäv ovojuao'fa^ („Grammati-
cus Ambrosianus**) im Cod. Ambros. C. 222 (saec. 13). Ed. von H. Keil
im Programm von Halle 1848; dann von A. Nauck mit dem Lexicon
Vindobonense S. 253—267; endlich vollständiger von W. Studemund,
Aneedota varia graeca 1, 211 — 247.
8. Eine kleine Abhandlung Ilegl fxävQwv, welche fälschlich unter
dem Namen des Moschopulos ediert ist. Ed. Nie. Titze in: Manuelis
Moschopuli Cretensis opuscula granmiatica, Lipsiae 1822 S. 43 — 50.
9. Metrische Kompilationen im Codex Chisianus miscell. R IV 11
(Rom). Aneedota Chisiana ed. Guil. Mangelsdorf, Progr. Carlsruhe 1876.
— Der erste Abschnitt vollständig bei W. Studemund, Aneedota varia
graeca 1, 205—209.
10. In mehreren Handschriften (ausser den von Studemund benützten
z. B. auch im Cod. Mutin. 11. A. 2) steht ein jambisches Oedicht in
100 Versen, worin ein Tabularios Johannes Botaniates aus Kreta (aus un-
bekannter Zeit, aber nicht nach dem Anfang des 13. Jahrhunderts) einem Diakon
[sidor das jambische Metrum erklärt. Ed. W. Studemund, Aneedota varia
graeca 1, 201 ff. ; ebendort 1, 198 f. ein Gedicht über das jambische Metrum
v'on Michael Psellos. — Das Gedicht des Botaniates war schon nach dem
Cod. Paris. Gr. 1773 ediert von E. Cougny, Annuaire de Tassoc. 9 (1875)
90 — 96. — Vgl. Fr. Kuhn, Symbolae ad doctrinae negl iixQovav historiam
pertinentes, Breslauer philol. Abhandlungen VI 3, Breslau 1892 S. 57 — 59,
— R. Vari, Joannis Botaniatae Carmen de metro iambico, Egyetemes
philol. Közlöny 14 S. 577—584 (nair unzugänglich).
Zu diesen allgemeinen Abhandlungen über Metrik kommen als zweite
Sruppe die metrischen Scholien und Rezensionen einzelner Dichter,
in welchen die byzantinischen Vorstellungen von Metrik, meist zum grossen
Schaden der alten Texte, praktisch angewendet werden. Die wichtigsten
arbeiten dieser Art stammen von Tzetzes, Manuel Moschopulos,
riiomas Magister und vor allem von Demetrios Triklinios. Näheres
i, §§ 219 f.; 224 f.; 227 und in der griechischen Litteraturgeschichte von
tV. Christ in den Abschnitten über Pindar und die übrigen Dichter.
Hilfsmittel: A. Rossbach und R. Westphal, Metrik der Griechen P (1867)
189—214; ebendort IP (1868)53—58 über die Prinzipien der Accentpoesie bei den Byzan-
inem. — Reiches Detail über die Handschriften nnd eine Untersuchung über das Verhält-
iis des Pseado-Herodian zu Pseudo-Drakon, Pseudo-Moschopulos, Triklinios u. a. gab W. .
itudemund, Der Pseudo-herodianische Traktat über die Mtj des Hexameters, Jahns J
►98
Byzantinisohe LitteratnrgMohichte. I. Prosaisohe Litterator.
Jahrb. 95 (1867) 609—623. — W. Hörschelmann, Scholia Hephaestionea altm (B)
integra primum edita, Index lect. Dorpat 1882. — GarlDenig, Qoaestiones Hephaestioneaa.
Adiecit codicis Darmstadiensis n. 2773 coUationem cum scholiis praestantions claasifl (i)
ineditis, Progr. Bensheim 1886. — LudovicusVoltz, De Heüa Monacho, Tsaaoo Monacho,
Fseudo-Dracone, Diss., Strassburg 1886. Vgl. die Besprechung von P. Egenolff, Wocfaei-
Schrift für klass. Philol. 1889 Nr. 25. — Ludw. Voltz, Die Traktate Hegl na&mif tn
tJQto'Cxov fjLBXQov iTL den Commentationes in hon. Guilelmi Studemund, Strassburg 1889 S. 77
bis 89. — L. Voltz, Die eX6ri des daktylischen Hexameters, Philologus 52 (1898) 385-394
(über die Quellen des Isaak Monachos, Fseudo-Drakon, Pseudo-Moschopulos u. s. w.) -
G. Rauscher, De scholiis Homericis ad rem metr. pertinentibus, Diss., Strassburg 1886.
— Heinrich Grossmann, De doctrinae metricae reliquiis ab Eustathio servatis, Diaa^
Strassburg 1887. — G. Amsel, De vi atque indole rhythmorum quid veterea iadicaveria^
Breslauer philol. Abhandlungen I 3, Breslau 1887. — Max. Consbruch, De vetemm aefi
noii^fjLaxog doctrina. Breslauer philol. Abhandlungen V 3, Breslau 1890. -- Fr. Kuhn,
Symbolae ad doctrinae negl ^ixQoytav historiam pertinentes. Breslauer philologiacfae Ab-
handlungen VI 8, Breslau 1892. — Hauptschriften: W. Hoerschelmann, Unte^
suchungen zur Geschichte der griechischen Metriker. Die Gomposition der Hephaestion-
scholien, Rhein. Mus. 36 (1881) 260-301, Zur Geschichte der antiken Metrik, Fbilologu
47 (1889) 1—12, und besonders die abschliessende Schrift: Ein griechisches Lehrboch
der Metrik, Dorpat 1888, wo alle Nachkommen des erwähnten 5. Buches der Hephaeetioih
scholien B auf drei Haupttypen zurückgeführt sind. — Guil. Studemund, Anecdota
varia graeca, vol. 1, Qerolini 1886, wo eine Reihe metrischer Stücke aus byzantini-
scher Zeit zum erstenmale mit genauem kritischen Apparate und einleitenden Unter-
suchungen ediert sind. Nachträge und Ergänzungen hiezu von W. Hoerschelmann,
Götting. Gel. Anz. 1887 S. 594-613, und P. Egenolff, Jahns Jahrb. 135 (1887) 389
bis 408. — Vgl. das Referat über die einschlägige Litteratur von P. Egenolff, Bursian-
Müllers Jahresber. 58 (1890) 278-293 und 69 (1892) 199- -205. — Die neugriechische
Metrik behandelt Pan. Gritsanes, IiixovQyixtj rrjg xcc&* ij/däs vetoTsgag iXXrjyiM^g tat
uyxiTittQtt&Baig rdjy ajlxtoy ravrrjg TtQog rovg rijg aQxttiag etc., Alexandria, F. Trjyiog 1891^
253. Musik. Für die Geschichte der griechischen Musik und
Musiklitteratur im Mittelalter ist kaum das notwendigste Material zu-
gänglich gemacht. Ehe wir eine diplomatisch gesicherte Sammlung der
byzantinischen Schriftsteller über Musik besitzen, hat eine Untersuchung
über die genealogischen Verhältnisse der verschiedenen Traktate wenig
Aussicht auf Erfolg, und solange diese Untersuchung nicht geschehen ist
kann auch die litterarhistorische Würdigung dieser Gattung nicht über eine
blosse Aufzählung hinausgehen. Die antike Musik war schon zu Beginn
der byzantinischen Zeit in Vergessenheit geraten. Wir haben hierüber
ein interessantes Zeugnis aus dem 6. Jahrhundert. Der Aristoteleserklärer
Olympiodoros sagt in einem Berichte, den uns die Aristo telesschoUen
des David ^) erhalten haben, zu seiner Zeit habe man zwar noch einige
musikalische Bücher gehabt, von der Musik selbst aber sei keine Spur
übrig geblieben: Hegt i^ rrjg [novtfixijg (pi^mv rt^ll*^^^^ ^^? xXäog olov äxovofA€\'
ovis Ti idfisv*^ . ovdhv^) ydq (fo)^€Taij (frjffi\ XeCxpavov rf^g fxovüixrjg . wrwor
dh oTi sixft iiäxQi Tov vvv ßißX(a fiovmxd. Neubelebt wurde die Musik
durch die christliche Kirche. Begründer des griechischen Kirchen-
gosanges ist Johannes Damaskenos durch sein xavonov rf^g fiowri*!;;.
Für das Mittelalter ist von Wichtigkeit der sogenannte 'Ayionoliir^g,
eine verstümmelte, anonyme Abhandlung, welche den theoretischen und
praktischen Teil der griechischen Kirchenmusik enthält. Der Name Hagio-
polites ist nicht der des Verfassers, sondern bezeichnet das Werk als
^) Aristotelis opera ed. Academia regia
Borusica 4 (1836) 16*, 42 ff.
0 Die Ausgabe bietet ovte; ovSkr
schreibt II. Usener, De Stephane Alexan-
drino, Bonn 1880 S. 6.
6. AltertoniBwiBBeiiBchalt. D. Xetrik und XiiBik (§ 25d) 599
3esangbuch der Kirche von Jerusalem. Dazu kommt die Einleitung in
lie Metrik von dem alten Bakchios {Bdxxeiog 6 yäQcav). Im Anfang des
14. Jahrhunderts verfasste Manuel Bryennios drei Bücher UQfiovixd^
ivorin im Widerspruche mit der Praxis der Zeit die alten Musiktheorien
:u Grunde gelegt sind. Durch das doktrinäre Festhalten an der alten
Tenninologie wird der Wert dieser Schrift für unsere Kenntnis der Musik-
jeschichte wesentlich gemindert. Ausserdem kennen wir eine anonyme
PaXrixr] rexvrj, Melodien über die bekanntesten Zeichen von Johannes
jrlykys (wahrscheinlich dem Grammatiker; s. S. 589) und Johannes
<!ukuzelis (15. Jahrb.), von dem wir auch eine ^EQ/xrjV€(a Trjg naQaXr
lay^g tov tqoxov besitzen. Dazu kommen in Betracht die Schrift des
tf anuel Chrysaphes (15./16. Jahrb.) z. B. im Cod. Clark. 36 (Beginn: '^?pj
coy eQiüTTjfidKov Trjg ipaXuxijg TB'xvrjg) und ein anonymer Traktat im Cod.
iarocc. 48: 2vvoifjig d^iatr] twv oxvüi ijxcov. Harmonika schrieb auch
Jeorgios Pachymeres, s. S. 289 f.
1. Ausgaben: UyionoXitrjg ed. mit französ. üebersetzong und Kommentar H.
rincent, Not. et extr. 16 (1847)2,259—281; in demselben Bande noch andere auf Musik
»ezügliche Stücke von Synesios, Pediasimos u. s. w. — Bakchios ed. G. Jan, Musici
icriptores graeci, Leipzig 1895 S. 283—316. Vgl. E. v. Jan, Die Eisagoge des Bacohius,
Vogramm des Lyceums, Strassburg 1891. — Manuel Bryennios ed. von Job. Wallis,
)pera mathematica, vol. 3 (1699) 359 — 508 (mit latein. Uebersetzung). — ^PaXtixtj tix'^
d. Gerbert, De cantu et musica sacra tom. 2 (1774) tab. YIII; besser von W. Christ,
litzungsber. bayer. Ak. 1870, Band II 267 ff. — Anonymi scriptio de Musica ed. Fr.
(eilermann, Berlin 1841. — Musikalische Stücke aus spanischen Handschriften edierte '
um Teil mit franz. Uebersetzung Ch.-£. Ruelle, Arcmves des missions scientifiques
II. s^rie 2 (1875) 530 ff.; 605 ff. und Annuaire de Fassoc. 8 (1874) 123 ff. und 11 (1877)
47 ff. — Ein wichtiger harmonischer Traktat ist aus einem Cod. Laurent, ediert und er-
:Iärt von Ad. Stamm in Studemunds Anecdota varia graeca 1 (1886) 4—80. FranzO-
isch von Ch.-E. Ruelle, Annuaire de Fassoc. 17 (1883) 320^-325. — Gh.-E. Ruelle, Deux
extes concemant le canon musical, veröffentlicht in: Oeuvres de Ch. Graux 2 (1886) 534
is 548. — Dazu die oben erwähnte Sanmielausgabe von C. Jan, Musici scriptores graeci,
/eipzig 1895.
2. Hilfsmittel: Wenig brauchbar für den geschichtlichen Teil sind die fftr
Taktische Bedürfnisse bestimmten neugriechischen Werke : XQvcav^og, SeiaQrjnx6y fifya
fjg fAovoixTJg, Triest 1832. MaQyttqixrig, Seo)^tjuxij xal nqaxtixrj ixxXtjaiaffttxij i40wnxt},
Lonstantinopel 1851. ^iXo^eyogy Ae^txoy und Setogrjttxoy CToix^Kodeg trjg [xovüixrjg, Kon-
tanünopel 1859. — R. Westphal, Metrik der Griechen V 310 ff. — J. B. Pitra,
lymnographie de T^glise grecque, Rome 1867 S. 64 ff. — W. Christ, üeber die Harmonik
es Manuel Bryennios und das System der byzantinischen Musik, Sitzungsber. bayer. Ak.
870, Band II 241—270, wo auch einige musikgeschichtliche Texte ediert sind. — üeber
ie Quellen des Manuel Bryennios vgl. G. v. Jan, Die Harmonik des Aristoxenianers
[leonides, Progr., Landsberg 1870 S. 19 ff. - üeber das Leben des Manuel Bryennios s.
lax Treu, Maximi monachi Planudis epistulae S. 226 f. — üeber das Leben des Kukn-
elis s. P. Syrku, Das , Leben des Joannes KukuzeHs" als Quelle für die bulgarische Ge-
chichte, Joum. Min. 1892 Bd 282 Juli S. 130—141. — Job. Tzetzes, üeber die alt-
riechische Musik in der griechischen Kirche, München 1874, behandelt die musikalische
'heorie der Byzantiner, gibt aber auch Mitteilungen über Handschriften und über die
euere Litteratur. — Einen ergänzenden Beitrag gab Job. Tzetzes, JlBql rrjg xaxd tdy
'eaecuSya Ugüg fjLOVtfix^g x^g iXXfjyixi^g ixxXrjaiag, l7a^>'a<r<roV 6 (1882) 433— 467; 521 — 557.
- Job. Tzetzes, 'H iniyorjüig trjg naqaarifjiayrixfjg xtoy xaid rdy fjLBCanüya XetrovoyMiay
al vfiyoXoyixtjy /««(»o^^'^cuy rtüy ayatoXixay ixxXtjaujy, üagyaiiaog 9 (1885) 413 — 493
3ber die Notenschrift). — Eine allgemeine Gharakteristik gab Eustathios Therianos,
r^^c Ttjg fiovüixijg xtay '^iXXi^ytay Xttl idl(üg rrjg ixxXijffiaimx^gf Triest 1876. Vgl. die Be-
prechung dieser Schrift von Gh.-!^. Ruelle, Revue et Gazette musicale de Paris 1876
fr. 13, 14, 17. — K. N. Sathas, 'laroQixdy &oxlfÄioy negi tov ^edxQov xai trjg [xovüixrjg
üy BvCaynytoy, Venedig 1878, bes. S. q/äC ff. — A. Bourgault-Duooudray, Etudes
ar la musique eccl^siastique Grecque, Paris 1877, und: Souvenirs d'une mission musicale
a Gr^ce et en Orient, Paris 1878. Vgl. den orientierenden Bericht von Oh. L^yd^ue,
600 Byzantinisohe LltteraturgeBobichte. I. Prosaisohe Lüteratar.
Journal des savants 1879 S. 33—40; 82-93; 202-218. — Auf Westphal und SchaiA
stützt sich im wesentlichen das schöne Werk von Aug. Gevaert, Histoire ei throne k
la musique de Tantiquit^, 2 voll., Gand 1875—81. — A. W. Ambros, Geschichte 4m
Musik, 3 Bde, 3. Auflage, besorgt von B. v. Sokolowsky, Heinrich Reimann und Otti
Kade, Leipzig 1887, 1891, 1893. lieber die byzantinische Musik handelt H. BeimiBi
in Band 2 (1891) 22—28. — Heinrich Reimann, Zur Geschichte und Theorie d«
byzantinischen Musik, Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft 5 (1889) 322 — 844; 171
bis 395. — G. J. Papadopulos, IvfAßoXal sig xvjy Uftoqiav rrjg naq' Vf^ty ^«riifti»
OTixrjg fiovcixijg xal ol und xoiv dnotfxoiixioy yqovüjv «ZQ^ ^^^ ijfjteQtoy ijfdcSy axfAttcrnftts
intrtpayiateQot fAeXtodoi, vf4yoyQ€(q)oi, fÄOvaixol xai (uovaucoXoyoi, Athen, K. Beck ISN
(grosse, aber zu wenig gesichtete Materialiensammlung). — M. Paranikas, T6 nalmh
üvattifAtt rrjs ixxXrjaiaanxrjg fjiovaixrjgj ZvXXoyog, to/Aog xa (1892) S. 164 — 176 (beschnAl
eine Hs, welche theoretische Anweisungen von Job. Plusidianos, Gregorios Alytttii,
Job. Kukuzelis und Xenos Koronis, sowie die Werke des betühmten Kirchensiogen
Petros Bereketis enthält). — S. G. Hatherly, A treatise on B3rzantine Mueic, Load«,
AI. Gardner 1892. Vgl. die Besprechung von Hugo Riemann, B. Z. 5 (1896) Heft 34.
— Ein für praktische Zwecke bestimmtes Kompendium gab Nik. Paganas, Ji&aexaS^
xijg xttSoXov fxovaixrjg xexyrjg fjxoi yQafXfxaxixtj x^g fjLovüixvjg yXoiffatjgy Kpel 1893. Der-
selbe verspricht eine grosse Ausgabe der liturgischen Musik, die mit dem 'Ayanmn-
fjLttxtiqioy beginnen soll. — Einige Bemerkungen zur byzantinischen Musiktheorie gibt vaA
0. Cr US ins, Die delphischen Hymnen, Göttingen 1894 S. 106. — Mitteilungen aus Hm
musikalischen und verwandten Inhalte in spanischen Bibliotheken gab Ch.-£. Ruelle,
Rapport sur une mission littöraire et philologique en Espagne, Archives des miflsioBS
scientifiques III. s^rie, tome 2 (1875) 497-627.
E. Sammlungen von Sentenzen und Sprichwörtern.
254. Maximos. Antonios. Die Litteratur der byzantinischen Flori-
legien wird eröflftiet durch Johannes Stobäos; s. W. Christ, Griechische
Litteraturgeschichte^ § 577. Eine viel gelesene Sammlung von Sentenzen
aus profanen und christlichen Schriften sind die KsffaXma ^eoioyixa ijioi
€xXoyai\ welche um 645 Maximos 6 o/noXoyrjvijg zusammenstellte. Daran
schliessen sich die dem Johannes von Damaskos zugeschriebenen V«^
nagdkXijka; s. S. 216 f. Aus Johannes und anderen Quellen schöpfte im
11. Jahrhundert ein Mönch Antonios eine Sammlung, die er Mtliaaa
betitelte. Die Übertragung dieses Titels auf den Namen des Autors,
der seit Combefis von den Neueren schlechtweg Antonius Melissa ge-
nannt wird, ist ohne die mindeste Berechtigung. Viele byzantinische
Florilegien sind anonym überliefert. Die Erforschung ihrer Verwandt-
schafts- und Quellenverhältnisse hat in der jüngsten Zeit mächtige Fort-
schritte gemacht. Von Wichtigkeit hierfür sind u. a. die sogenannten
Kettenkommentare (Catenae), unter denen der des Prokop von Gara
hervorragt. Vgl. S. 216 ff. Manche Förderung brachte auch die Unter^
suchung und Veröffentlichung der zum Teil sehr umfangreichen und alten
slavischen Bearbeitungen.
1. Kollektivausgabe des Maximos (nach älteren Drucken) bei Migne, Patrol. gr.
90 und 91; die KeqjdXata &6oXoytxd dortselbst 91, 719—1018. — Antonios .Melissa'
nach älteren Drucken bei Migne, Patrol. gr. 136. 765—1244. — Eine Ergänzung gab
aus Cod. Athen. 32 J. Sakkelion, JeXxloy 2 (1885—1889) 661-666. - Reinh. Dressler.
Quaestiones criticae ad Maximi et Antonii gnomologias spectantes, Jahns Jahrb. Supple-
mentb. 5 (1864—72) 307-350.
2. Im Cod. Neapel. ITI. B. 34 steht eine Mihaaa xov fieytiXov BauiXBiov, Was es
mit ihr für eine Bewandtnis hat, konnte ich aus Mangel an Zeit nicht feststellen.
3. Die Bezeichnung eines Sammelwerkes durch den Namen der fleissigen Biene
fand in anderen Litteraturen des Mittelalters Nachahmung. Der syrische Bischof Solo-
mon von Basra schrieb im Anfange des 13. Jahrhunderts eine Art Historienbibel, die er
.Buch der Biene*^ betitelte. Lateinisch übersetzt von J. M. Scbönfelder, Bamberg 1866.
6. ▲ItertomswisBenaohaft E. Sentenzen und Sprichwörter. (§ 254) 601
.?Der syrische Text ist mit englischer Uehersetzung ediert von Ernest A. Wallis
-Budge, Anecdota Oxoniensia, Semitic series, vol. I part 2 Oxford 1886. — Eine grosse
^fioUe spielen die „Bienen* in den sla vischen Litteraturen. Ueher sie wird ein Werk von
711. Speranskij vorbereitet.
4. Eine Reihe griechischer Florilegien veröffentlichte Fr. Boissonade, Anecdota
jpraeca 1 (1829) 109 — 164, nämlich ^Anofp&iyfAara ttyltoy (^BotpoQtov nariQtav d. i. eine
Bammlong von Gnomen ans der heil. Schrift und den Kirchenvätern (Basilios, Johannes
-Chrysostomos, Gregor von Nazianz, Gregor von Nyssa, Johannes Damaskenos u. s. w.) : dann
JVotf^aA SidtfOQOi aas heiligen und profanen Schriften ; ^r Ao(T09)aiv Ao;^ot (Jamblichos, Pytha-
■goras, Epicharmos u. s. w.); rytSfuai cotptav\ rytUfjiai, xcSy knxd ifo<pwy; *Eyyi<t ao(pwy ano-
S^iyfiara 7iq6s 'JXi^aydgoy xoy Miyay d. h. apokryphe Antworten der Brahmanen oder
ymnosopbisten an Alexander den Grossen; Gnomen des Menander und Philistion; die
Verse des Menander Jl^ql yvyaixaiy; endlich Iiixoi xard axoix^ioy rov üotptaxdxov ngtaxa-
acxgrjxig, von welchem Boissonade vermatet, dass er mit Leon Bardales identisch sei.
<Ygl. S. 483 Anm. 7). — Eine prosaische Sammlung ryoifuxd xiya edierte Boissonade, An.
KT. 3(1831)465—474. — Aug. Nauck, De florilegio quodam Leidensi, Philologus 9 (1854)
867—370. Dazu: B. ten Brink, Monitum, Philologus 9 (1854) 584 f. — A. Wester-
mann, Florilegii Lipsiensis specimen, Progr., Leipzig 1864. — Otto Bernhardt, Zur
nriechischen Florilegienlitteratur, Gvmnasialpr., Sorau 1865. — Fr. Ritschi, Gnomologium
Vindobonense, Ind. lect., Bonn 1839, wiederholt in Ritschis Opuscula 1 (1866) 561—581;
834-838. — Herm. Diels, Zur Litteratur der griech. Florilegien, Jahns Jahrb. 105 (1872)
189 — 194. — Gnomologium Baroccianum. Sentenb'ae CCLXIII e codice Bodl. descriptae,
Oxonii 1878 (mir unzugänglich). — C. Wachsmuth, De gnomologio Palatino inedito, in
der: Satura philologica Hermanne Sauppio obtulit amicorum conlegarum decas, Berlin 1879
8. 7—42. — Sehr wichtig ist: C. Wachsmuth > Studien zu den griech. Florilegien, Berlin
1882. — Eine wohl der Zeit vor Pisides angehörende metrische Paraphrase der Sprüche
der 7 Weisen ed. aus einem Pariser Codex E. Woelfflin, Sitzungsber. bayer. Akad. 1886
8. 287—298. Vgl. die Besprechungen von W. Studemund, Wochenschr. f. klass. Philol.
1886 S. 1584—1596, und K. Krumb acher, Blätter ffir das bayer. Gymnasialschulwesen
23 (1887) 125—128. Hauptschrift«n : W. Brunco, De dictis VII sapientium. Acta semi-
narii Erlang. 3 (1884) 299—398. W. Meyer aus Speyer, Nachlese zu den Spruchversen des
Menander und Anderer, Sitzungsber. bayer. Ak. 1890 Bd II 355-380 (behandelt eine nach
Beiner Ansicht um das 9. Jahrhundert entstandene Sammlung jambischer Sentenzen, die
in dem Cod. Paris, suppl. gr. 690 enthalten ist, und Woelfflins SprQche der Sieben
Weisen). J. Stanjek, Quaestionum de sententiarum Septem sapientium coUectionibus pars I.
Diss., Breslau 1891 (handelt über das Verhältnis der späteren Bearbeitungen der SprQche
der Sieben Weisen und gibt eine neue Ausgabe der von Woelfflin edierten Sammlung). —
Eine Wiener Apophthegmensammlung ed. C. Wachsmuth in der Festschrift zur Begrüs-
sung der Karlsruher Philologenvers., Freiburg 1882. — Eine kritische Ausgabe der Pytha-
goreersprflche gibt nach einer Wiener Handschrift H. Sehen kl, Wiener Studien 8 (1886)
262 — 281. — Leo Sternbach, Gnomica, Commentationes philologae f. Otto Ribbeok, Leipzig
1888 S. 355—362. — Leo Sternbach, De gnomologio Vaticano inedito, Wiener Studien 9
(1887) 175-206 und 10 (1888) 1-49; 211-260; 11 (1889)43-64; 192-242. — Eine Samm-
lung alphabetischer Gnomen ed. Leo Sternbach, Wiener Studien 13 (1891) 57—62. — Leo
Stern b ach, Curae Menandreae. Dissert. class. philol. acad. litt. Cracoviensis t. 17 (1892)
168 — 245. — Leo Sternbach, Photii Patriarchae opusculum paraeneticum. Appendix
gnomica. Excerpta Parisina. Ibid. 20 (1893) 1—82. — Leo Sternbach, Analecta Pho-
tiana. Ibid. 20 (1893) 83—124. — Leo Sternbach, Gnomologium Parisinum. Appendix
Vaticana. Ibid. 20 (1893) 135—218. — Leo Sternbach, Excerpta Vaticana. Wiener
Stadien 16 (1894) 8— 37. (Ueber den Inhalt dieser und der vorhergenannten Schriften
Stembachs s. K. K.. B. Z. 1. 619; 2, 166, 341; 3, 192; 4, 161). - J. Mähly, Zum Gnomo-
logium Vaticanum, Philologus 51 (1892) 547 f. (schlechte Konjekturen zu der von Stern-
bach in den Wiener Studien veröffentlichten Sammlung). — H. Schenkl, Florilegia duo
Graeca, Progr., Wien 1888. — H. Schenkl, Die epiktetischen Fragmente, Eine Unter-
suchung zur Ueberlieferungsgeschichte der griechischen Florilegien, Sitzungsber. Wien. Ak.
115 (1888) 443—546. — H. Schenkl, Das Florilegium "l^^^tfrov xal ngtSxoy fxn&rjfjta, Wiener
Stadien 11 (1889) 1—42. — A. Elter, Sexti Pythagorici sententiae cum appendicibus.
2 partes, Index scholarum Univ. Bonnensis— Natalicia imper. Guilelmi II, Bonn 1892. -
A. Elter, Epicteti et Moschionis quae feruntur sententiae. Euagrii Pontici sententiae.
Separatabdruk aus den Bonner Indices scholarum für das Sommersemester 1892 und das
Wintersemester 1892—93. Leipzig, Teubner 1892. — Beiträge zu Stobaeos und Euagrios
gab A. Elter auch Rhein. Mus. 47 (1892) 130 ff. und 629 ff. — A. Elter, De Gnomo>
logioram Graecorum historia atque origine. Natalicia imp. Guil. II. Bonn 1893. Hier
führt £. die Sentenzen des Stobaeos auf den Stoiker Chrysippos zurück und erweist über-
602 Byzantinische litteratnrgesohiohte. L ProMdsohe Lüttniur«
haupt Ghr}'sipp8 epochemachenden Einflnss auf die Tradition der Dichteizitate and
Sammlungen in Florilegien. Vgl. die Besprechung von P. Wendland, B. Z. 2, 325fi
Hauptschrift über die ParaUelen des Johannes von Damaskos: Fr. Loofs« StadiM
die dem Johannes von Damaskos zugeschriebenen Parallelen, Halle 1892. — Die ~
zu den christlichen Florilegien s. S. 217 f.
Slavische Bearbeitungen: V. Jagid, Die Menandersentenzen in der all
slavischen üebersetzung, Sitzungsber. Wien. Ak. Bd 126, Wien 1892. — Y. Jagi6,
stand und Philosophie aus alten serbischen Denkmälern, Spomenik der k. aerbiachan
Bd XIII, Belgrad 1892 (serb.). — V. Semenov, Die Weisheit des Menander nack
sehen Quellen. Denkmäler des alten Schrifttums Nr. 88, 1892 (russ.). — Y. Sem et
Sprüche des Hesychios und Bamabas. Denkmäler des alten Schrifttums Nr. 92, 1892 (i
(Altslavische Bearbeitung der Spruchsammlungen des Presbyters Hesychios von Jer
und des Barnabas mit dem Beinamen uyofÄOtog). — V. Semenov, Zwei Worte io
der ,Biene% Journ. Min. 1892 Bd 280 Aprilheft S. 386 f. — V. Semenov, Die
Quelle der Sprüche des Hesychios, Journ. Min. 1893 Bd 288 Juliheft S. 84 ^93 (i
S. gibt hier den Nachweis, aass die in der oben genannten Schrift edierten bUti
Sprüche auf die unter den Werken des hl. Nile s (Migne, Patrol. gr. 79) stehenden
sehen zurückgehen. — A. Michailov, Zur Frage über die griechisch-byzantinischen
slavischen Sammlungen von Gnomen, Journ. Min. 1893 Bd 285 Januarheft S. 15— 59(i
Mich, beschreibt 22 Hss der KeipäXaia des Maximos, klassifiziert dieselben und ennaä
Quelle der slavischen Uebersetzung ein Exemplar der von ihm aufgestellten zweiten
klasse der griechischen Hss. Vgl. E. Kurtz, B. Z. 2, 344 f. — M. Speranskij, Za
slavischen üebersetzungen der griechischen Florilegien, Arch. slav. Phil. 15 (1893)545-
(Ergänzungen zu den zwei oben genannten Abhandlungen von V. Jagiö).
Syrische Bearbeitungen: Ant. Baumstark, Lucubrationes Syro-Graecte, X
Jahrb., Supplementb. 21 (1894) 473 — 490. — V. Ryssel, Die syrische Uebersetzong
Sextussentenzen, Zeitschr. f. wiss. Theol. 38 (1895) 617—630.
5. Eine besondere Stellung behaupten die Sammlungen von sentenziösen Yenen ■
Homer, Sophokles und Euripides, worin die einzelnen Yerse mit moralphilosophisebi
Erklärungen ausgestattet sind. Eine solche Anthologie bewahrt z. B. der Cod. Marc. 501
fol. 112^—141; hier ist des Homer llias und Odyssee, des Sophokles Aias, Elektra in
Oedipus Rex, des Euripides Hekabe, Orestes, Phoenissen, Hippolyt, Medea, Andromach
Alkestis und Rhesos, endlich das Drama Christus patiens exzerpiert. Mitteilungen Ob
die Yerse aus Euripides gab 0. Hense, Acta societatis philologae Lipsiensia 6 (187
333 — 335. — Dann edierte die Sentenzen aus Euripides C. ochenkl, Wiener Studien
(1889) 309-314. — Eine ähnliche Hs auf dem Athos erwähnt E. Miller, Arohives d
missions scientifiques IP särie 2 (1865) 506.
266. Johannes Georgides (Iwarr^-g 6 reonQydrig), ein Mönch, stell
aus zahlreichen profanen und kirchlichen Autoren eine alphabetisch g
ordnete Sentenzensammlung zusammen: Fvwiiai aifXXeyfTaai vTto'Iwdi-r
fiovd^ovTog Tov xal FewQytSov, Als der jüngste der zitierten Autoren e
scheint in der uns überlieferten Fassung des Werkes der Patriarch Photio
wenn die Stelle zum ursprünglichen Bestände gehört, wäre also der Ve
fasser nach dem 9. Jahrhundert zu datieren. Die Handschrift, Cod. Pari
gr. 1166, stammt aus dem 11. Jahrhundert (H. Omont, Inventaii
sommaire I 233). Unter den übrigen Autoren, welche. Georgides h
nützte, treffen wir vor allem die sentenzenreichen Stücke des Isokrab
(bezw. Pseudo-Isokrates; vgl. Christ, Griech. Litteraturgesch. * § 251
wie die auch sonst als Lieblingslektüre der Byzantiner erfundene Re(
IJQog Ji]jj,6vixov, dann Menander bezw. Menandersprüche, Lukian, Gale
Chorikios von Gaza, daneben zahlreiche Kirchenschriftsteller, auch das al
Testament.
Die Sammlung ist nach Cod. Paris. 1166 ediert von Fr. Boissonade, An. gr.
(1829) 1-108; darnach bei Migne, Patrol. gr. 117, 1057—1164. — Eine kurze Prc
aus einem Vaticanus gibt A. Mai, Spicilegium Romanum 6 (1841) 611—615.
256. Makarios (Maxcigiog). Eine Sammlung von Sprichwörtern v(
anstaltete Gregor von Cypern; s. S. 477. Ausser ihm ist hier zu nenne
6. AltertnmswiMensohaft. E. Sentenzen and Sprichwörter. (§ 255-- 257) 603
akarios Chrysokephalos, Metropolit von Philadelphia, in der Mitte
8 14. Jahrhunderts. Seinen Beinamen Chrysokephalos erhielt er angeb-
, weil er aus den Schriften der Kirchenväter xQvaä xetfaXaia exzerpierte,
-sosser zaiüreichen theologischen Traktaten, geistlichen Homilien und
<3inmentaren zur hl. Schrift hinterliess Makarios eine umfangreiche Samm-
xig unter dem Titel ^Pod(ov{a d. h. Rosengarten. Das Werk enthält
(^ mjssprttche. Sentenzen und Exzerpte aus Joseph, Plutarch, Aelian, Synesios,
n Chrysostomos, Chorikios, Prokop von Gaza, den Kirchenhistorikem
sebios und Theodoretos, selbst noch aus Nikephoros Chumnos und vielen
dleren profanen und christlichen Autoren. Einen Abschnitt des Ganzen
det eine alphabetisch geordnete Sammlung von Sprichwörtern (/7a-
jUai xcctd CToix^Tov).
Eine genaue Beschreibung der Venezianer Handschrift gab Villoison, Anecdota
k 2 (1781) 4 — 79. — Dann benfitzte das Werk Chr. Walz im Kommentar seiner Aus-
des Arsenios (s. § 257). — Der die Sprichwörter enthaltende Abschnitt ist ediert im
[^«»spus paroemiograph. Graec. yon Schneidewin-Leutsch 2 (1851) 185—227.
267. Hichael Apostolios {UnoffToXiog^ auch UnoaToXrjg), um 1422
S^l>oren, wurde bei der Eroberung Konstantinopels 1453 von den Türken
C^efangen. Nach Wiedererlangung seiner Freiheit begab er sich nach
Italien, wo er in Bologna mit dem Kardinal Bessarion zusammentraf,
kehrte jedoch bald nach Griechenland zurück und liess sich in Kreta nieder,
^0 er als Lehrer und Handschriftenkopist mit Mühe sein Leben fristete.
Ton seiner Dürftigkeit erfahren wir nicht selten durch die Unterschrift
in den von ihm hergestellten Exemplaren, wo er sich als „König der
Armen" oder als „Genosse der Armut* {ßuaiXavg %Sv Tjjde netnjrwv, nsviif
cv^wv) vorzustellen liebt. Ein Versuch, durch ein injuriöses Pamphlet
gegen Theodoros Gazes (für Piaton und Plethon) sich die Gunst und
EUlfe des Bessarion zu gewinnen, wurde von diesem in würdiger und
feiner Weise zurückgewiesen (1462). Mit der Absicht, zunächst eine
Sammlung von Sprichwörtern zu veranstalten, las Apostolios zahlreiche
alte Autoren, notierte sich aber gleichzeitig auch Sentenzen, Aussprüche
grosser Männer u. s. w. und bereitete so ein grösseres Exzerptenwerk
vor. Von dem Bande, der die Sprichwörter enthielt — freilich hat Apo-
stolios auch Ausdrücke, die nie sprichwörtlich waren, zu Proverbien ge-
stempelt — , sandte er ein Exemplar an Gaspar, Bischof von Osmus in
Spanien, der damals in Rom weilte, ein zweites an den gelehrten Laurus
Quirinus (jetzt Codex Parisinus 3059). Das übrige Material behielt er
zur weiteren Bearbeitung, an deren Vollendung er durch den Tod ver-
hindert wurde.
Sein Sohn Aristo bulos, später als (von den orthodoxen Griechen
nicht anerkannter) Erzbischof von Monembasia Arsenios (Apostolios)
genannt (1465 — 1535), übernahm den gesamten Nachlass, unterzog den-
selben einer Überarbeitung und sandte das bedeutend vermehrte Werk
unter dem Titel 'I(ovid an Papst LeoX. Einen Abschnitt desselben, der
die anoq>&äYiAa%a enthält, veröflentlichte er selbst durch den Druck: Prae-
clara dicta philosophorum etc. s. 1. et a., wahrscheinlich Rom 1519; s.
£. Legrand, BibUogr. heU. 1 (1885) 169 ff.
604 Bysantiiiische Littaratargesohiohte. I. Prosaische Lütoratur.
1. Eine lateinische Uebersetzung der *Itoyid mit Noten von Pantinaa erachiei
Lugduni Batavorum 1619. — Den griechischen Text (Arsenii Violetom) ed. Chr. WalxJ
Stuttgart 1832. — Vgl. Leutsch, De Violarii ab Arsenio compoaiti codice archetypo,'
4 partes, Göttingen 1856—1862. — Die Sprichwörtersammlung des Apostolios aa|
besten ed. im Corpus paroemiograph. Graec. von Schneidewin und Leutsch 2 (1851)
233—744. — J. G. Dölling, De Michaele Apostolio paroemiographo, Gymnasialprogr.,
Plauen 1836. — E. Hiller» Photios, Suidas, ApostoUos, Philologus 34 (1876) 226-2^
wo nachgewiesen wird; dass Apostolios für seine Sprichwörter die Lexika des Suidas joA
des Photios benützte und zwar das letztere in einer besseren Ueberlieferung, als sie der
Cod. Galeanus bietet. — E. Kurtz, Zu Michael ApostolioSi Jahns Jahrb. 143 (1891) 6— S
(gute Emendationen).
2. Ueber die Biographie und sonstige Schriften des Apostolios und Arsenios
handeln Fabricius, Bibl. Gr. ed. Harl. 11, 189—195, und K. N. Sathas, NsoeXXtjrixtj Mo-
Xoyia, Athen 1868 S. 70—74 und 126—130. — Vollstftndiger und korrekter E. Legrand,
Bibliogr. hell. 1 (1885) Introd. 58—70 und 165—174; ebenda 2, 233—259 Briefe de«
Michael Apostolios und 2, 337—346 Briefe des Arsenios Apostolios. — H^peridu, Mi^ojk
'ArtooTokrj noyrjfiaTire rgia^ Smyrna 1876 (mir unzugänglich). — Lettres m^ditas de Michel
Apostolis ed. Hipp. Noiret, Bibl. des ^coles ftran9. d* Äthanes et de Rome, fasc. 54, Paris
1889. — Jambische und heroische Verse des Apostolios auf Kirchenfeste u. s. w. nebst
einer Leichenrede auf den Kardinal Bessarion im Cod. Paris, gr. 1744 s. 15 fol. 87—69.
— Reden und Monodien des Apostolios im Cod. Paris, gr. 1760 foL 238 — 258. Der
Nachlass des Apostolios verdiente noch vollstAndiger, ab es durch Noiret geschehen ist,
ans Licht gezogen zu werden.
3. Neben diesen byzantinischen Sammlungen ist auch das alte aus Zenobios,
Plutarch u. a. zusammengesetzte Sprich wörtercorpus, freilich in überarbeiteter Fonn, auf
uns gekommen. Die neuere Forschung war daher vorzüglich auf die WiederhersteUoiig
der ursprünglichen Form dieser Werke und die Untersuchung ihres Verhältnisses zn den
byzantinischen Sammlungen gerichtet; wesentliche Förderung erwuchs ans der Prflfmig
bzw. Auffindung neuer Handschriften (bes. eines Laurentianus, Athous und Vindobonensis).
Hauptschrift: 0. Crusius, Analecta critica ad paroemiographos Graeoos, Upsiae 1883,
wo auch die sonstige neuere Litteratur verzeichnet ist. Eine noch genauere Darlegung des
Verhältnisses der byzantinischen Sammlungen zu den früheren, sowie der Handschriften-
genealogie ist zu erwarten von dem Corpus paroemiographorum Graec, das 0.
Crusius vorbereitet. — Ch. Graux, Supplement au Corpus paroemiographorum graecorum,
Revue de philologie 1878 S. 219 ff., wiederholt in den ,Oeuvres de Ch. Graux' 2 (1886)
117 ff. (Sammlung aus dem Cod. Escur. ^-1-20). — Zu dem Aufsatz von Ch. Graux vgl.
Otto Crusius, Die Sprichwörtersammlung des Escurialensis, Rhein. Mus. 38 (1883) 307.
— H. Jungblut, Ueber die Sprich Wörtersammlungen des Laurentianus 80, 13. Rhein.
Mus. 38 (1883) 394-420. - 0. Crusius und L. Cohn, Zur handschriftlichen Ueber-
lieferung, Kritik und Quellenkunde der Paroemiographen, Philologus 50 (1891) 203 ff. —
B. Schneck, Quaestiones paroemiographicae de coaice Coisliniano 177 et Eudemi qoae
feruntur lexicis. Diss., Breslau 1892. — Vgl. Christ, Griech. Litteraturgesch. ' § 520.
7. Fachwissenschaften.
258. Bechtswissenscliaft. Die römischen Rechtsbücher waren ur-
sprünglich durchaus lateinisch abgefasst. Noch in den grossen Samm-
lungen, die Kaiser Justinian veranstalten Hess, herrscht ausschliesslich die
lateinische Sprache. Dagegen sind die meisten Novellen des Justinian wie
auch alle neuen Gesetze der Folgezeit griechisch geschrieben. Dazu hat
die Abbröckelung der westlichen Reichsteile und das steigende Übergewicht
der griechischen oder gräzisierten Ostwelt mit innerer Notwendigkeit ge-
führt. Über den Grund der Abschaffung des Lateinischen in den staat-
lichen Rechtsbüchem handelt eine interessante Stelle im ersten Kapitel
der 7. Justinianischen Novelle : ^Exeivrjv yccQ xavd ndwojv xQarsTv xai xvqiav
strm x^eantXofist'j dionsQ avTtjv xal rtQovxhjxafiev xai ov ttj natQ((p tftovf^
TOI' voiiov (fvv€YQceipafi€V, äXld Tavtr] drj tfj xoivrj te xal ^EXXdd$, coate
anaciv avtov ehui yvoiQipLov did %6 nq6x€i,Qov rrjg eQfAtjvetag, Wenn nun
aber auch der starre Konservativismus, der das ganze römische Staats-
wesen durchdringt, in den offiziellen Gesetzbüchern die lateinische Form
länger aufrecht erhielt, als es mit den praktischen Bedürfnissen vereinbar
war, so waren einzelne Teile des alten Rechtes schon seit dem dritten
Jahrhundert ins Griechische übersetzt worden, und unter Kaiser Justinian
wurden umfangreiche Stücke der lateinischen Rechtsbücher in griechischen
Bearbeitungen und Exzerpten verbreitet. Zuerst entstand eine griechische
Paraphrase der Institutionen, die dem Theophilos Antecessor, einem
der Mitarbeiter am Corpus des Justinian (f um 537), — nach C. Ferrini
mit Unrecht — zugeschrieben wird. Von demselben Theophilos wurden
Teile der Digesten griechisch bearbeitet Eine fast wörtliche Über-
setzung der ganzen Digesten hat Dorotheos, Antecessor zu Berytos,
nach 542 verfasst. Gegen das Ende der Regierung Justinians hat Ste-
phane s, ebenfalls Antecessor zu Berytos, Teile des Originaltextes mit
griechischen Anmerkungen versehen und eine Überarbeitung der Digesten des
Theophilos vorgenommen. Reste seiner Arbeit stecken in den Basiliken-
scholien. Auch der Codex Justinianus wurde schon unter Justinian
teilweise ins Griechische übertragen.
Den Anfang einer Neugestaltung im Rechtswesen bezeichnet die
Regierung Leons des Isauriers. Unter ihm und seinem Sohne Kon-
ötantinos als Mitregenten wurden um das Jahr 740 mehrere neue Gesetz-
606 Byzantinische Litteratiirgeechiohte. I. ProMdsohe Lüteratnr.
bücher publiziert: Die ^ExXoyrj tdiv v6fi(av iv cvvx6ii(f y^voiiärrj ano mv»^
eröTtrovro)!', xwv diytaTWVy tov xuidixog, tdv veaQwv toi fieyaXov '/otHmi'iofPtlj
diaxa^Boav xai ejzidicQ&wffig stg to (piXav&Q(07t6T€Q0Vj ein Ackerbaugesetil]
{Nofiog yecoQyixog), das rhodische Schifffahrtgesetz (Nofiog ^Foiimm
vavTixtg xaz' exXoytjv €x tov icT ßißktov t(ov SiytiTTwv), endlich ein Militär«!]
gesetz {N6ij,og (TTQanwTixdg), Besondere Beachtung verdient die n&m
Ackerbaugesetzgebung, auf welche das allmählich zu grosser Bedeutung
gelangte slavische Element im byzantinischen Reiche Einfluss ausgeübt
hat. Mit der makedonischen Dynastie beginnt die Wiederbelebung dei
Justinianischen Rechts. Kaiser Basilios I (867 — 886) suchte das alte
Recht, dessen Kenntnis in den vorausgegangenen dunkeln Jahrhunderten
teils durch den allgemeinen Niedergang der nationalen Bildung, teils auch
wegen der lateinischen Form der Gesetzbücher fast ganz verloren gegangen
war, dem Verständnis der Zeitgenossen wieder näher zu bringen und seine
Anwendung zu erleichtern. Zu diesem Behufe Hess er einen Auszug ans
den Institutionen, den Digesten, dem Codex und den Novellen veranstalten,
der unter dem Namen *0 nQoxsiQog roiiog im Jahre 879 veröffentlicht
wurde. Gleichzeitig wurde ein Entwurf zu einem Handbuche, der *Enajh
ayayr] tov vopLov^ gemacht, aber nicht publiziert. Ausserdem veranlasste!
Basilios Vorarbeiten zu einer Sammlung der alten sowohl der aufgehobenen |
wie der noch geltenden Gesetze. Doch wurde dieses Werk erst unter
seinem Sohne und Nachfolger Leon dem Weisen (886—912) vollendet
Es ist eine grosse Kompilation aus den Indices der Digesten und dea
Codex und aus den Novellen, die gewöhnlich Basiliken (rcr Bacihxd) ge-
nannt wird. Allerlei Erweiterungen erfuhren die Basiliken unter Kon-
stantin Porphyrogennetos (912 — 959). Das alte Corpus Justinianum
wurde durch die Basiliken bald gänzlich verdrängt. Von grösster Bedeu-
tung für die Erhaltung und Förderung der Kenntnis des römisch-byzan-
tinischen Rechtes war die Rechts schule, die im Jahre 1045 von Kaiser
Konstantin Monomachos zu Konstantinopel gegründet wurde. Die Novelle
n€Qi TOV vonoffvXaxog^ durch die diese Stiftung vollzogen wurde, ist unter
den Werken des Johannes von Euchaita aufgefunden worden. Der erste
Schulvorstand (yoyLotfvXa^) war ein Freund des Michael Psellos, der spätere
Patriarch Johannes Xiphilinos (vgl. S. 433 und 444). Der Gedanke,
die Quellen des praktischen Rechts in fachmännischer Weise zu lehren,
ist ein halbes Jahrhundert später auch im Abendlande aufgenommen
worden und hat zur Stiftung der Juristenfakultät in Bologna geführt, bei
deren Einrichtung, wie Zachariae von Lingenthal annimmt, das byzanti-
nische Vorbild nicht ohne Einfluss war. Deutlicher sind die Beziehungen
der Rechtsschule von Konstantinopel zu den juristischen Studien und
Arbeiten in Süditalien und Sizilien. Wie notwendig in dieser Zeit eine
griechisch gefasste Gesetzgebung für Sizilien war, beweist u. a. die Existenz
einer griechischen Übersetzung der Gesetze Friedrichs U.
In Konstantinopel und den östlichen Provinzen hatte die kaiserliche
Stiftung einer Rechtsschule eine rege Thätigkeit zur Folge, deren Früchte
wir noch heute in den zahlreichen aus dem 11. und 12. Jahrhundert
stammenden Handschriften juristischer Werke vor uns sehen. Ein her-
7. FaohwiBsenBoluiften. Reohtawissanaohaft. (§ 258) 607
.forragender Zögling der neuen Rechtsschule war der Historiker Michael
Attaliates, von dem wir ein Rechtskompendium besitzen. Vgl. S. 270 f.
diese Zeit gehört wohl auch wenigstens in der ursprünglichen Fassung
~ -der Tipukeitos {TlTiovxeiTog aus ti nov xehai; vgl. den von Athenaeos
Ile bezeugten Spitznamen des Rhetors Ulpianos KeiTovxenog) , eine
"Tnhaltsangabe sämtlicher Bücher, Titel und Kapitel der Basiliken. In den
letzten Zeiten des byzantinischen Reiches erfreute sich der grössten Be-
"^liebtheit ein Rechtskompendium in sechs Büchern (daher Hexabi blos
' genannt), das Konstantin Harmenopulos {KcovffTavrTvog 6 ^QftevoTtovXog)
j um das Jahr 1345 verfasst hat. Das Werkchen wurde wie auch das
verwandte kirchenrechtliche Handbuch des Matthaeos Blastares um 1490
von Nikolaos Kunalis Kritopulos {Nixokaog KovvdXrjg c KQitonovXog)
- in die Volkssprache übertragen. Eine andere neugriechische tJbersetzung
des Harmenopulos verfasste im 16. Jahrhundert Theodosios Zyg omalas
" {^eodoaiog ZvyofiaXag). Eine dritte, von Alexios Spanes (AXs^iog Snatfag)
revidiert, erschien zu Venedig 1744; wiederholt 1766 und öfter.
Mehr Neues als in der Profangesetzgebung hat die spätere römische
und byzantinische Zeit naturgemäss im Kirchenrecht geschaffen, für dessen
Ctefitaltung verschiedene, dem römischen Recht ursprünglich fremde Faktoren
massgebend waren. Die in mehreren allmählich entstandenen Sanmi-
lungen enthaltenen kirchenrechtlichen Bestimmungen, die sogenannten
Kanone s, sind um das Jahr 535 von einem Unbekannten in 60 Titeln
nach Materien geordnet worden. Eine zweite derartige Arbeit in 50 Titeln
hat der Scholastikos und Presbyter Johannes zu Antiochia, der
später Patriarch wurde, um 550 verfasst. Die rein kirchlichen Rechts-
bestimmungen, die Kanones, wurden später mit den weltlichen Gesetzen,
den Nomoi, verschmolzen. So entstanden die Nomokanones, Samm-
Inngen kirchenrechtlicher Bestimmungen, die im Laufe der Zeit vielfach
durch Zusätze und Erklärungen erweitert wurden. Die wichtigste Be-
arbeitung ist nicht die von 883, welche fälschlich dem Patriarchen Photios
zugeschrieben wurde, sondern eine um 1090 von Theodoros Bestes her-
gestellte Rezension. Eine kanonische Synopsis stanmit von einem Magister
und Logotheten Symeon, der nach Zachariae von Lingenthal mit dem
Magister und Logotheten Symeon, der unter Nikephoros Phokas schrieb,
nicht identisch ist, sondern erst um das Jahr 1000 lebte (?). Unter Kaiser
Johannes Komnenos (1118 — 1143) hat Alexios Aristenos (AXä^iog oUgi^
öTijro'g) die Synopsis mit einem grossen Kommentar versehen, der fälsch-
lich einem Nikolaos Doxopatres zugeschrieben wurde. Um dieselbe
Zeit (nach Zachariae von Lingenthal zwischen 1159 — 1169) verfasste
Johannes Zonaras mit Benützung des Aristenos seinen Kommentar zu
einer Sammlung der Kanones. Vgl. S. 374. Etwas später lebte Theo-
' doros Balsamen {QsodcdQog 6 BaXaafioiv), der in den drei letzten Jahr-
zehnten des 12. Jahrhunderts (bis nach dem Jahre 1193) an einem Kom-
mentar zu dem Nomokanon in 14 Titeln und zu einer Sammlung der
Kanones arbeitete und auch andere kirchenrechtliche Schriften hinterliess.
Eine grosse Sanmilung kanonischer Antworten stammt von Demetrios
Chomatianos (^ijjuj^'r^io^ o XfofnaTiavog), der im Anfang des 13. Jahrhundert9
608 BysantiniBche Litteratnrgesohiolite. L ProMdsohe Litteraitiir.
Chartophylax, später Erzbischof von Bulgarien war, Sie sind beaeb
wert, weil zwischen dem Kirchenrechte in Eonstantinopel und seiner
pretation in Bulgarien und Serbien ein gewisser Unterschied besteht
für die Geschichte der inneren Zustände der slavischen Provinzen
Reiches enthalten die Schriften des Chomatianos reiches Material. Um
Jahr 1335 verfasste Matthaeos Blastares {Mar&aTog 6 BXatrTo^fi)
Thessalonike ein alphabetisches Handbuch des Eirchenrechts. Auch
der Türkenzeit entstanden noch manche kirchenrechtliche Schriften, wk
der Nomokanon des Manuel Malaxos (il/aAa^og) (1561), eine Sammlai
von Schriften über die Verwandtschaftsgrade von dem Priester Zachari«
Skordylios {IxoQÖvXiog) mit dem Beinamen Marapharas (Ma^a^a^
Bearbeitungen des Kirchenrechts in der Volkssprache, verschiedene PM
archensentenzen, Synodaldekrete u. s. w.
Die Geschichte des byzantinischen Rechts ist an sich interessant
weil sie uns zeigt, in welcher Weise sich die einzelnen Teile des römi
sehen Rechts unter den vielfach veränderten Verhältnissen des byzn
tinischen Reiches weiter entwickelt haben, und weil sie uns die Wkogt
des Justinianischen Rechts an seinen späteren Schicksalen klar madt
sie ist lehrreich, wenn man sie mit der gleichzeitigen teils abweichendoD
teils analogen Rechtsentwickelung im Abendlande vergleicht; sie bilde
endlich die Grundlage für das Verständnis der rechtlichen Zustände ii
türkischen Reiche, in der Moldau-Walachei, in Griechenland und in do
ostslavischen Ländern. Für die Erschliessung und Bearbeitung der Quelle
des weltlichen und kirchlichen Rechts der Byzantiner haben Joh. Leun
clavius (Löwenklau), Guil. Beveregius, F. A. Biener, G. E. Heim
bach, W. E. Heimbach, Rhalles und Potles, J. B. Pitra, F. Miklo
sich, J. Müller, A. Theiner, A. Pavlov unschätzbare Dienste geleistet
Dass wir aber heute die Geschichte des byzantinischen Privatrechta
Strafrechts und Prozesses im einzelnen kennen, verdanken wir vornehm
lieh der Lebensarbeit unseres K. E. Zachariae von Lingenthal (gel
24. Dezember 1812, gest. 3. Juni 1894).
1. Ausgaben:
A. Sammelausgaben: Juris Orientalis libri III ab Enim. Bonefidio digasti
Paris 1573. — Juris Graeco-Romani tam canonici quam civilis tomi duo. Johann is Lean
clavii Amelbumi V. Cl. studio etc. eruti latineque redditi: nunc primum editi con
Marquardi Freheri, Frankfurt 1596. — Bibliotheca iuris canonici veteris in duos tomoe
distributa etc. opera Guiielmi Voellii et üenrici Justelii, Paris 1661. — Svrodutii
sive Pandectae canonum etc. recensuit Guil. Beveregius, Oxford 1672. — Einen Ab
druck des griechischen Textes gab Spyr. Melias, Paris 1761. Wiederholt Venedig 1781
— Die wichtigsten neueren Sammlungen sind: ^Apixdotu ed. Gust. Ernst Heimbacli
2 Bde, lioipzig 1838—1840. — 'Jyexdoia ed. E. E. Zachariae von Lingenthal, Leipo]
1843. — E. E. Zachariae von Lingenthal, Collectio librorum iuris Graeco-Romani in
editorum, Leipzig 1852. ~ Zvvxttyfia xtiv S^eltoy xal UqoSv xayoymr etc. ixdoS-^y etc. t^ff«
r. J. 'PdXXt} xal M. noxXrj, 6 Bde, Athen 1852—1859 (wichtigste Sammlung für da
Eirchenrecht). — Jus Graeco-Romanum ed. E. E. Zachariae von Lingenthal, 7 part«
Leipzig 1856—1884 (Hauptsammlung für das weltliche Recht). — Juris ecclesiastici Grac
corum historia et monumenta curante J. B. Pitra, 2 Bde, Rom 1864—1868 (enthält Denl
mäler vom 1.-9. Jahrb.). — Einiges (Typika, Eanones) auch bei J. B. Pitra, Spicilegini
Solesmense, Tomus 4, Paris 1858. — Zahlreiche kanonische Erlasse und kaiserliche Novelle
findet man auch bei Migne, Patrol. gr., bes. Bd 119, 137, 138, 152, 161. — Kayovixi
diant^ei^f imcToXai^ Xtiaeig, 9eanlafjittxa rijy ayitütdrtüy naTQiaQxtJy KtifyoTQyTiyovnoXet
ino Ff^-qyoqiov tov d$oX6yov f^ixQ^ Jioyvalov rov dno 'jld(^ia»'ovn6X€(üg inicxanitf AI.
7. FaohwiBBenBoliafteii. Rechtawiraenachaft. (§ 258) 609
redeojyy 2 Bde, Kpel 1888-1889. — Patriarchalerlasse u. s. w. auch in don Acta et
diplomata Graeca medii aevi edd. Fr. Miklosich et J. Müller» 6 voll.; Wien 1860—1890.
— August Theiner et Fr. Miklosich, Monumenta spectantia ad unionem ecclesiarum,
Wien 1872. — Dazu die meisten der S. 223 f. aufgemhrten Sammlungen und Einzel-
ausgaben.
B. Spezialausgaben: i. JustinianiNovellae ed. E. £. Zachariae vonLingenthal,
.2 Bde, Leipzig 1881. — Zuletzt edierten die Novellen Justinians R. SchöU und W. Kroll im
Corpus iuris edd. Th. Mommsen, P. Krttger et R. SchöU, Berlin 1872—1895. — De Dioecesi
Aegyptiaca lex ab Imp. lustiniano anno 554 lata. Ed. K. E. Zachariae von Lingen-
thal, Leipzig, Bibl. Teubneriana 1891 (mit lat. üebersetzung und Kommentar).
2. Die griechische Paraphrase der Institutionen von TheophUos ed. G. 0. Reitz,
2 voll., Hagae Comitis 1752. — Daraus wiederholt von G. A. Rh<alles>, Athen 1836. —
Neuerdings: Institutionum graeca paraphrasis Theophilo Antecessori vulgo tributa ed. E.
C. Ferrini, 2 Partes, Berlin 1884 — 1888 (nicht zum Abschluss gebracht).
3. Die Ekloge des Leon und Konstantin ed. K. £. Zachariae von Lingen-
thal, Collectio librorum iuris Graeco-Romani ineditorum, Leipzig 1852. — Neue Ausgabe
von Ant. G. Monferratus, Athen 1889.
4. '0 UQox^t^Qos yofiog: Ed. K. E. Zachariae von Lingenthal, Heidelberg 1837.
— Die ^navtcytoytj ed. K. E. Zachariae von Lingenthal, Collectio librorum iuris
Graeco-Romani ineditorum, Leipzig 1852.
5. Basiliken: Zuletzt ed. Wilh. Ernst Heimbach, 6 Bde, Leipzig 1833—1870.
£in Werk unermüdlichen Fleisses, das trotz des Mangels an philologischer Methode für
die Geschichte des byzantinischen Rechts noch immer eine der wichtigsten Grundlagen
bfldet; dem Texte sind eine lateinische üebersetzung und kritische Bemerkungen bei-
gegeben; der 6. Band enthält Prolegomena über die Geschichte des byzantinischen Rechtes
Ton 534—867, Notizen über die Ueberlieferung der Basiliken und aie neuere Litteratur.
Za dieser Ausgabe vgl. das Supplementum von K. E. Zachariae von Lingenthal,
Leipzig 1846.
6. Von grosser Wichtigkeit für die Kenntnis des byzantinischen Zunft- und In-
nnngswesens ist eine ohne genügende Sicherheit dem Kaiser Leon dem Weisen zu-
geschriebene Verordnung, die J. Nicole in einer Genfer Hs aufgefunden hat: A4oyiog xov
Zofpov 10 inaQxixoy ßtßXioy. Le livre du prefet ou T^dit de Tempereur L^on le Sage
Bur les corporations de Constantinople. Texte grec du Genevensis 23 publik pour la
premi^re fois par Jules Nicole, Genf 1893 (= M^moires de Tlnstitut National Genevois,
tome 18). Vgl. die eingehende Besprechung von K. E. Zachariae von Lingenthal,
B. Z. 2 (1893) 132—136, und L. M. Hartmann, Zur Geschichte der Zünfte im frühen
Mittelalter, Zeitschrift für Sozial- und Wirtschaftsgesch. 3 (1894) 109—129. - J. Nicole
gab auch eine französische üebersetzung des Werkchens, Genf 1894. Vgl. die Besprechung
von W. Fischer, B. Z. 4 (1895) 627 f.
7. Im Anfang des 11. Jahrhunderts lebte der Richter Eustathios Romanua
{Evina&iog 6 'Pta/uaios), der eine Schrift über den Gerichtskalender verfasste. Eustathii
Antecessoris De intervallis et praescriptionibus sive de varia temporum in iure civili ob-
servatione libellus ed. L. H. Teucher, Leipzig 1791. Von ihm stammt auch die üetga
rjyovy didaffxaXia {ix rcJv ngd^eioy tot fjieydXov xvqov Evara^iov tov *P(OfÄulov), die K. E.
Zachariae von Lingenthal, Ins Graeco-Romanum vol. 1, Leipzig 1856, ediert hat. Vgl.
Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 9, 150 — 152, und K. E. Zachariae von Lingenthal,
Geschichte des griech. -römischen Rechts ' (1892) S. 27 und 30.
8. Die Novelle des Konstantin Monomachos, durch welche die Rechtsschule in
Kpel 1045 begründet wurde, ed. P. de Lagarde, AbhandL d. Göttinger Gesellsch. d. Wiss.,
hist-phil. Cl. 28 (1881) 195—202. — Dann ed. den griechischen Text noch einmal mit
einer im Nachlasse von A. Mai vorgefundenen lateinischen Üebersetzung 1. Cozza-Luzi,
De legum custode et Athenaeo Cpolitano decretum seu novella imp. Constantini Monomachi
descripta a loanne Euchaitensi et ab Card. A. Mai Latine versa, Studi e documenti di
storia e diritto 5 (1884) 289—316. — Ein Epigramm auf diese Novelle von Johannes von
Euchaita steht in der oben zitierten Ausgabe von Lagarde S. 50 Nr. 94. — Vgl. C. Ferrini,
Novella di Constantino Monomaco, Archivio giuridico 33 (1884) fasc. 5—6 (mir unzu-
gänglich).
9. Zum Rechtskompendium des Michael Attaliates vgl. S. 271. Nachzutragen
ist dort die Ausgabe von Sgutas in der griechischen Zeitschrift 9^(jtis Bd 8, Athen 1861
(mir anzagSnglich).
10. Des Psellos Synopsis legum bei Migne, PatroL gr. 122, 925—974.
11. J. Nicole, üne ordonnance in^dite de Tempereur Alexis Comn^ne I sur les
privil^gea da /a^To^tiAttl, B. Z. 3 (1894) 17—20.
12. A. Pavlov, Die von Theodoros Balsamen redigierte Synodal Verfügung des
BAadlmcb der kUM. Altertnnuwiiteiuichaft IX. 1. Abtlg. 2. Aofl^ ^^
610 BysantiniBohe LittaraturgMohiohte. L ProMÜsohe LKtentor.
Patriarchen von Kpel Chariton (1177—1178) über die dritte Ehe, Viz. Vr. 2 (1895)5«
bis 511.
13. Demetrios Chomatianos: Erste voUstAndige Ausgabe von J. B. Pitra,
Analecta sacra et classica spicilegio Solesmensi parata, Tomas VI, Rom 1891. Besprocha
von J. S. Palmov, Neue Matericdien zur Frage über die Gründung des serbischen Ea-
bistums durch den hl. Sabbas, Christ, dtenije 1891 Mai-Juni S. 421—458, und A. Moi
pherra tos, Viz. Vr. 2 (1895) 426—438. — Neue Ausgabe in Vorbereitung von W. Hensckktl
(für die von B. G. Teubner angekündigte Sammlung von Scriptores sacri et profsni).
14. Jules Nicole, Bref inödit de Germain II, Patriarche de Cple (annöe 1230]t
avec une recension nouvelie du chrysobulle de l'empereur Jean Ducas Vatmc^ Bevne dai
^t. gr. 7 (1894) 68—80 (Bestimmungen über das kirchliche Eigentum).
15. Matthaeos Blastares edd. Rhalles et Potles, Svviayfjia tui^ &eitotf xai U^
xayoytjyy Bd 6, Athen 1859.
16. Konstantin Harmenopulos: Ed. W. E. Heimbach, Leipzig ^1851. — Den
Harmenopulos wird auch ein syntaktisches Wörterbuch zugeteilt: Tov trtßcunov ni
XQiTov OeaaaXoylxtjs tov 'AgfjieyovTtovXov . Ae^ixoy xard aro^x^Toy negtäxoy rd Koirmg y^
(pofABya ^^fiaittf iv ^ deixyvetat, xiva fiky avitov elaiy a/jietdßara, riya dk ueraßarutd xm
rovroty riyi avyräaaeTtti ixaatoy etc. Inc. 'JyäXXo/jttu ro x^^9^' ^^r Anfang des Bock-
staben A steht im Cod. Vindob. theol. gr. 289 (Nessel) fol. 95- 99^
17. Nomokanon des Manuel Malaxos: Proben sind gedruckt in der griechisckM
Zeitschrift Bifjug Bd 7 S. 165 ff.
18. Das Inhaltsverzeichnis und die Vorreden eines späteren kanonistischen Sammel-
werkes, des sogenannten „Stabes der Erzpriester*, ed. A. G. Mompherrmtos, fi^
riJQioy xal nQoXoyoi rtjs BaxrtjQias xtoy *Aqx^^Q^^^> JiXrioy 3 (1890 — 1892) 129 — 218.
2. Hilfsmittel:
A. Allgemeine Darstellung: Ein noch heute sehr brauchbares Buch ist: Fr.
Aug. Biener, Geschichte der Novellen Justinians, Berlin 1824. — Derselbe Gtelebie
skizzierte auch die Geschichte des kanonischen Rechts bei den Griechen: Fr. Aug. Biener,
De coUectionibus canonum ecclesiae graecae, Berlin 1827. — Eine zusammenfassende Ge-
schichte der Quellen des griophisch-römischen Rechta gab zuerst K. E. Zachariae von
Lingenthal, Historiae iuris Graoco-Romani delineatio, Heidelberg 1839. — Auf diesen
Werke beruht die ausführliche Darstellung von J. A. B. Mortreuil, Histoire da droit
Byzantin, 3 voll., Paris 1843—1847. — Eine umfassende Darstellung des griechisch-römi-
schen Rechts im Mittelalter und in der Neuzeit gab W. Ernst Heimbach, Ersch- und
Gruber'sche Enzyklopädie, I. Sektion, Teil 86 S. 191—471. — Eine gute Uebersicht der
byzantinischen Rechtslitteratur gibt Paul Krüger, Geschichte der Quellen und Litterator
des römischen Rechts, Ijeipzig 1888 S. 359—370. — Hauptwerk: E. E. Zachariae von
Lingenthal, Geschichte des griechisch-römischen Rechts, 3. Aufl., Berlin 1892. Hier
S. 3—51 eine chronologische Uebersicht der Quellen des byzantinischen Rechts mit den
nötigen Litter aturangaben.
B. Spezialschriften: 1. Weltliches Recht: Ueber die auch nach der Einfüh-
rung des römischen Rechtes in der mit alter Kultur gesättigton Osthälfte des Reiches
fortdauernden partikularen, besonders griechischen Volksrechte, über die grftsisierende
Tendenz der Gesetzgebung Konstantins u. s. w. handelt das vortreffliche Buch von Ludw.
Mitteis, Reichsrecht und Volksrecht in den östlichen Provinzen des römischen Kaiser-
reiches, Leipzig 1891. — C. Ferrini, La parafrasi di Teofilo ed i Commentarii di Gaio,
Rendiconti del R. Istituto Lombardo del 17 maggio 1883. — C. Ferrini, Frammenti in-
editi della versione greca del ,Codex Justinianus' fatta da Anatolio Antecessore, Rendi-
conti del R. Istituto Lombardo del 17 avrile 1884. — C. Ferrini, Scolii inediti allo
Pseudo-Teofilo contonuti nel ms gr. Paris. 1364, Memorio del R. Istituto Lombardo, Clasee
di lettere e scienze morali e politiche, Vol. 18 (1887) 13—67 (Text der Scholien mit Ein-
leitung). — Henr. Brokate, De Theophilinae quae fertur lustmiani institutionum graecie
paraphraseos coropositione, Strassburger Diss. 1886 = Dissertationes philologicae Argen-
toratonses 11 (1894) 113—172 (über die Quellen der Zusätze des Paraphrasten). — Y.
Vasiljevskij, Ueber einen Synodalcodex der Ekloge der Kaiser Leon und Konstantin und
über zwei Codices des landwirtschaftlichen Gesetzes, Joum. Min. 1879 Bd 201 Jan.-Feb.
S. 161—173. — Eine Restitution des 53. Buches der Basiliken gab K. E. Zachariae von
Lingenthal, Paralipomena ad Basilica, Leipzig 1893. — Ueber den ältesten Codex der
Basiliken, einen leider verstümmelten Palimpsest der Ambrosiana, gibt eine vorläufige Mit-
teilung C. Ferrini, Contributo alla reintegrazione dei Basilici, Rendiconti del R. Istituto
Lombardo di scienze e lettere, serie II, vol. 29 (1896). — Ueber die in den Taktika
des Kaisers Leon (nach Zachariae von Lingenthal des Isauricrs) enthaltenen Strafbestini-
mungen handelt K. E. Zachariae von Lingenthal, Zum Militärgesetz des Leo, B. Z.
2 (1893) 606-608. — K. £. Zachariae von Lingenthal, Wissenschaft und Recht für
7. FaohwüiseiisohAften. Bechtawissensohaft. (§ 258) 611
das Heer vom 6. bis zum Anfang des 10. Jahrhunderts, B. Z. 3 (1894) 437—457. Vgl.
unten S. 636 f.. — Ueber Johannes Xiphilinos imd andere Juristen des 11. Jahrh. handelt
W. Fischer, Studien zur byzantinischen Geschichte des 11. Jahrb., Gymnasialprogr.,
Planen 1893.
Das öffentliche Recht in Griechenland während der Türkenherrschaft ist dargestellt
in der Habilitationsschrift von N. G. Moschobakes, T6 iy 'RXXd&t dijfiöaioy dlxaioy int
TovgxoxQatitt^f Athen 1882. — Die römische Institution des Konkubinats verfolgt bis zu
Jfarer Aufhebung durch Basilios den Makedonier und Leon den Philosophen Paul Meyer,
'Der römische Konkubinat, Leipzig 1895. — Ueber das byzantinische Zuschlagsverfahren
bei der Besteuerung (inißoXij) handelt eingehend Henry Monnier, Etudes de droit bvzantin,
Nouvelle revue historique de droit fran^ais et etranger 16 (1892) 125 — 164; 330 — 352;
497-542; 637-672; 18 (1894) 433-486; 19 (1895) 59-103. — V. Sokoljskii, Ueber
den Charakter und die Bedeutung der Epanagoge, Viz. Yr. 1 (1894) 17—54. Inhaltsangabe
B. Z. 4, 232 f.
Am wenigsten sind die völkerrechtlichen Grundsätze und Gepflogenheiten der
Byzantiner untersucht. Einen auf sekundären Quellen beruhenden Ueberbfick gibt Em est
Nys, Le droit des gens dans les rapports des Arabes et des Byzantins, Revue de droit
international et de l^gislation comparäe 26 (Bruxelles 1894) 461 — 487.
2. Kirchenrecht: Fr. Maassen, Geschichte der Quellen und der Litteratur des
canonischen Rechts im Abendlande bis zum Ausgange des Mittelalters, Graz, Paris, Turin,
Oxford 1870. Ein ähnliches Werk ftlr das morgenländische Kirchenrecht ist noch ein
frommer Wunsch. — K. E. Zachariae von Lingenthal, Die griechischen Nomokanones,
M^moires de TAcadömie Imperiale des sciences de Saint- P^tersbourg VIF s^rie, tome 23
(1877) Nr. 7. — K. E. Zachariae von Lingenthal, Ueber den Verfasser und die
Quellen des (Pseudo-Photianischen) Nomokanon in 14 Titeln, Mömoires de l'Acad. Imp.
des sciences de Saint-P^tersbourg VII^ s^rie, tome 32 (1885) Nr. 16 — K. E. Zachariae
von Lingenthal, Die Synopsis canonum, Monatsber. BerL Ak. 1887 S. 1147 — 1163. —
L. Fr. Tafel, De collectionious quibusdam iuris Graccorum canonici, Tübingen 1827. —
Die Justinianische Gesetzgebung Ober die Gerichtsstandverhältnisse des Klerus behandelt
A. Nissl, Zur Geschichte des Chlotarischen Edikts von 614, Mitteil. d. Instituts f. Österreich.
Geschichtsforsch., Ergänzungsband 3 (1892) 365—384. — Ueber die kanonistischen Arbeiten
des Photios vgl. J. Hergenröther, Photius 3 (1869) 92 ff. — Sp. Lambros, Zwei Be-
richtigungen und Ergänzungen zu Rhallis-Potlis, B. Z. 5 (1896). — M. Kransno2en, Die
Erklärer des kanonischen Codex der morgenländischen Kirche, Aristenos, Zonaras und Bai-
samon. Moskau 1892 (russ.). Vgl. die Besprechung von P. Bezobrazov, Joum. Min.
1893 Bd 288 August S. 517—534. — Einige Briefe des Balsamen ed. E. Miller, Annuaire
de Tassoc. 18 (1884) 8 — 19. — Johannes Dräseke, Johannes Zonaras' Commentar zum
kanonischen Brief des Gregorios von Neocaesarea, Zeitschr. f. wissensch. Theologie 37
(1894) 246—260. — A. Pavlov, Zur Frage über das chronologische Verhältnis zwischen
Aristenos und Zonaras als Verfassern von Kommentaren zu den kirchlichen Regeln, Joum.
Min. 1896 Bd 303 Januar S. 172—199. — A. Pavlov, Die kanonischen Antworten des
Niketas, Metropoliten von Herakleia, in ihrer ursprünglichen Gestalt und in der späteren
Bearbeitung durch Matthaeos Blastares, Viz. Vr. 2 (1895) 160—176. Vgl. B. Z. 5, 248 f.
— A. Pavlov, Die kanonischen Antworten des Niketas, Metropoliten von Thessalonike,
Viz. Vr. 2 (1895) 378- 387. Vgl. B. Z. 5, 249 f. — A. Pavlov, Wem gehören die kano-
nischen Antworten, als deren Verfasser Johannes, Bischof von Kitros, gilt?, Viz. Vr. 1
(1894) 493-502. Vgl. B. Z. 4, 398 f. — A. Pavlov, Eine Synodalverordnuna; des Patri-
archen Sisinnios über die Verweigerung einer Trauung derer, die eine zweite Ehe eingehen.
Vis. Vr. 2 (1895) 152—159. — A. Pavlov, Der Synodalakt des Patriarchen von Kon-
stantinopel Michael Anchialos vom Jahre 1171 über den von allen Bischöfen abzulegenden
Eid, dem Kaiser Manuel Komnenos und seinem neugeborenen Sohne Alexios die Treue
halten zu wollen, nebst der Form des Schwures, Viz. Vr. 2 (1895) 388-393. Vgl. B. Z.
5, 251. — D. Ru2i6, Die Bedeutung des Demetrios Chomatianos für die Gründungs-
geschichte der serbischen Autokephalkirche, Diss., Jena 1893. Vgl. M. Re&etar, B. Z.
8 (1894) 181 f. — P. M. Drinov, Ueber einige Arbeiten des Demetrios Chomatianos als
historiflclies Material, Viz. Vr. 1 (1894) 319-340; 2 (1895) 1-23. Vgl. B. Z. 4, 175; 5,
211 f. — A. Mompherratos, Nofioxdytay tov ly aiaiyog, JeXrioy 4 (1892 — 1894) 309
bis 331 (Beschreibung des Codex Athen. 1377). — N. Iljinskij, Das Syntagma des Mat-
thaeos Blastares, Moskau 1892. Besprochen von N. Zaoserskij, Bogosl. vjestnik 1893
Juli S. 155—161. — Ch. Papaioannu, Die Akten der sogenannten letzten Synode in der
Hagia Sophia (i. J. 1450) und ihr historischer Wert, Viz. Vr. 2 (1895) 394—415. — Konst.
Popoviß Jon., Quellen und Handschriften des orthodoxen Kirchenrechts. Czemowitz 1886
(nnnia.). Mir nur aus der Besprechung von P. Syrku, Viz. Vr. 1 (1894) 214—216, be-
kannt. — Nikodemos <Mila&>, Bischof von Dalmatien, Die Kanones der orthodox-
612 Byzantiniflche Litteratargeschichte. L Prosaisohe Litterator.
orientalischen Kirche mit Erläuterungen. 1. Band, Neusatz 1895 (aerb.) (Erllaterangen
zu den Kanones der Apostel und der allgemeinen Konzilien). — Ueber das heute bestehende
Kirchenrecht der Griechen in der Türkei vgl. Christodulos Melissenos, 11^x^*9^
vofuxoy. Vol. I, Kpel 1889 (mir unzugänglich). ~ Chrys. Antoniades, MeXixfj inl iw
xavovixov dixaiov rrjg oQ&odo^ov ayaroXixrjg ixxXtjalagf Ohalke 1893.
Zhisman, Eherecht der orientalischen Kirche, Wien 1863. — K. N. Rhalles,
Uegi dn{cXXoTQi(offs<i}g jijs ixxXrjaittartxrjg n€Qiovaias xard ro dlxatoy lijs 6^&od6^ov ayato-
Xixi^S ixxXijaiag, Athen 1893 (über das Verbot der Veräusserung kirchlichen Gutes). — Eine
Verordnung über die Wahl eines Erzpriesters ed. M. J. Gedeon, Tvnixoy xiay %fnj<fw
nagd roig BvCacyriyoig, B. Z. 4 (1895) 581 f. — Ueber einige Details bei der Patriarchen-
wail handelt B. A. Mystakides, 'ExXoyij xal nQcßXrjais oUovfiByixov narQUtQx^^t 'ExxX,
'AX. 14 (1894-1895) 379-380; 395—398. — Ueber die Bedeutung der Titel .w^^cfpof*
und ^tonoy inix^^* handeln Anthimos <Aloxudes>, Metropolit von Amasia, K
Auvray und M. Gedeon, NeoXoyov ißdo/uadaia iTn&etoQTjiTig vom 2. Mai und 26. Sept
1893. Auf dasselbe Thema beziehen sich zwei Aufsätze von Anth. Alexudes und Ba-
Bilios, Metropolit von Smyma, 'ExxX. UX, 13 (1893) 236-239; 277 f. Vgl. B. Z. 3,
215 f.; 4, 234.
3. Einfluss des römisch-griechischen Rechts auf die orientalischen
Völker: A. F. de Lagarde, Reliquiae iuris ecclesiastici antiquissimae, 2 Teile, Leipzig
1856 (griechische und syrische Texte). — K. G. Bruns und Ed. Sachau, Syrisch-römisdies
Rechtsbuch aus dem fünften Jahrhundert, herausgegeben, übersetzt und erläutert, Leipzig
1880. — Savvas Pacha, Etüde sur la th^orie du droit musulman. Premiere partie. Paris
1892. Der zweite Teil soll demnächst erscheinen. Vgl. die eingehende Kritik des ersten
Teiles von Ign. Goldziher, B. Z. 2 (1893) 317—325. — Ueber den Einfluss eines byzan-
tinischen Formulars auf die Fassung koptischer, jüdischer und griechisch-sizilischer
Privaturkunden über Rechtsgeschäfte handelt Ad. Merx, Documenta de pal^ographie h^-
braYque et arabe, Leyde 1894, Kapitel V. — Zum vergleichenden Studium des türkischen
Rechtes empfiehlt sich für des Türkischen Unkundige das griechische Handbuch von Milt.
G. M, Karabokyru, KXelg rijg avyij&ovg 'O&tafÄaytxijg yofMO&Balng^ Kpel 1882.
4. Einfluss dos byzantinischen Rechts auf die Slaven: Wieso viele andere
Werke der byzantinischen Litteratur, gingen auch die Gesetzbücher in Auszügen und Kom-
pilationen zu den Slaven über. Insbesondere wurde das Kirchenrecht von den übrigen
Völkern des griechischen Bekenntnisses fast unverändert angenommen. Aus der reichen
Litteratur, durch welche dieses Gebiet aufgehellt worden ist, kann hier nur einiges her-
vorgehoben werden: Slavisch-griechischer Nomokanon mit dem bis jetzt unbekannten Ori-
ginal herausgegeben von A. Pavlov, Odessa 1872 (russ.). — A. Pavlov, Gesetzbücher.
Altrussische Uebersetzung mit griechischem Text u. s. w., Petersburg 1885 (russ). Vgl.
V. Jagiö, Arch. slav. Phil. 9 (1886) 151 f. — A. Pavlov, Unediertes Denkmal des rusd-
sehen Kirchenrechts des 12. Jahrhunderts, Joum. Min. 1890 Bd 271 Oktober S. 275—300.
— A. Pavlov, Scheinbare Spuren kanonistischen Einflusses in den ältesten Denkmälern des
südslavischen und russischen Kirchenrechts, Moskau 1892. — M. Ostroumov, Einleitung in
das orthodoxe Kirchenrecht, Charkov 1893. Besprochen von N. Zaoserskij, Bogoel.
vjestnik 1894 Juni S. 489—496 (mir unzugänglich). — K. Nevolin, Ueber die Sammlungen
und die wissenschaftliche Bearbeitung der kirchlichen Gesetze in Griechenland und Rass-
land, im 6. Bde seiner ,Sämtlichen Werke*, Petersburg 1860.
5. Byzantinisches Recht bei den Rumänen: Ueber die in den Jahren 1816
bis 1818 teils in rumänischer, teils in griechischer Sprache publizierten Gesetzbücher der
Walachei handelt K. E. ZachariaevonLingenthal, Geschichte des griechisch-römischen
Rechts » (1892) S. XVI— XX (Vorrede zur zweiten Auflage). — Nie. Blaremberg, Essai
compare sur les institutions, les lois et les moeurs de la Roumanie depuis les temps les
plus recul^s jusqu'ä nos jours, Bukarest 1886 (mir unzugänglich). — J. Ladislav Pi£,
Les lois Roumaines et leur connexit^ avec le droit Byzantin et Slave, Bukarest 1887. YgL
die Besprechung von Kon st. Grot, Joum. Min. 1887 Bd 254 Nov. S. 111—122.
6. Durch Vermittelung der italischen Griechen wirkte das byzantinische Recht anch
auf die normannische und italische Gesetzgebung: F. Brandileone, Frammenti
di legislazione normanna e di giurisprudenza bizantina neir Italia meridionale, Atti delb
R. Accademia dei Lincei, Serie quarta, vol. 2, Primo Semestre (1886) 260—284. — F.
Brandileone, II diritto bizantino nell' Italia meridionale dal 8. al 12. secolo, Bologna
1886. — V. La Mantia, Cenni storici su li fonti del diritto greco-romano e le assise
e leggi dei re di Sicilia, Rom 1887. — F. Schupf er, Romano Lacapeno e Federico II a
proposito della nQou/urjavgf Atti della R. Accademia dei Lincei, Anno 287 (1890) Serie
quarta. Classe di scienze morali, storiche e filologiche. Vol. 8, parte 1*. Memorie (Roma
1891) 249-279 (handelt über die wahrscheinlich i. J. 922 veröffentlichte Novelle U«^
n^oufÄtjaewg des Romanos, welche in der Friedrich II zugeschriebenen Lex über das ras
7. FachwissenBchaften Medisin. (§ 259) 613
protimeseos fast wörtlich wiederholt worden ist). — Das griechische Gesetzhuch Friedrichs II,
das z. B. die Codd. Paris. 1392 und 3370 aufbewahren, ist mit dem lateinischen Texte
ediert in dem Buche : Constitutiones regum regni utriusque Siciliae mandante Friderico II
Imperatore, per Petrum de Vinea Capuanum praetorio praefectnm et cancellarium concin-
natae etc., Neapel 1786. — Den lateinischen Text allein ed. J.-L.-A. Huillard-Br^hoUes,
liistoria diplomatica Friderici Secundi, Tomus IV pars 1, Paris 1854. — K. E. Zachariae
von Lingenthal, 11 diritto Romano nella bassa Italia e la scuolo giuridica di Bologna,
Rendiconti del R. Istituto Lombarde Serie II t. 18 (1885j fasc. 18 S. 1—6. — Perla,
Del diritto Romano nelle provincie meridionali d'ltalia prima delle assise Normanne 1885
(mir unzugänglich). — Vgl. die Bemerkungen von 0. Hartwig, Centralbl. f. Bibliotheks-
wesen 3 (1886) 166 Anm. — Vgl. Herm. Fitting, Die Rechtsschule zu Bologna, Berlin
und Leipzig 1888 (bes. über die Geschichte der juristischen Studien im Abendlande vor
dem Auftreten der Bologneser Schule). ~ Einige Spezialfragen behandelt Alb. de Gasparis,
Teoretro ed Ipobolo (d. h. ^BtoQrjxQov und vnofiohiv). Considerazioui sopra due frammenti
contenuti nel codice Vaticano 845, Studi e documenti di storia e diritto 7 (1886) 245 — 270.
— Daran schliesst sich F. Brandileone, Nuovi studi sul diritto bizantino neir Italia meri-
dionale, Studi e documenti di storia e diritto 8 (1887) 65—90.
7. Byzantinisches Recht bei den Georgiern: Eine Sammlung byzantinischer
Gesetze aus der Zeit Leons des Philosophen und seiner Söhne Alexander und Konstantin
wurde in den georgischen Codex Wakhtangs VI aufgenommen. Derselbe besteht
aus drei Teilen: der erste enthält eine Auswahl der mosaischen Gesetze, der zweite die
griechische Sammlung, der dritte das armenische Rechtsbuch des Mekhitar Go§. Vgl. M.
Brosset, Joum. As. 3 (1829) 177 ff. — M. Brosset, Notice sur un Nomocanon Georgien,
M Klanges Asiatiques 7, 113 ff. Der Kanon, über den Brosset hier handelt, soll vom hl.
Euthymios aus dem Griechischen übersetzt worden sein. — üeber Wakhtang vgl. M.
Brosset, Notice sur les trois demi^res annöes du r^gne de Wakhtang VI et sur son
arrivc^e en Russie, Bulletin de la classe des sciences historiques, philologiques et politiques
de TAcadömie Imp. de St.-P^tersbourg 3 (1846) 321 ff., 353 ff.
8. Lateinische Wörter in den griechischen Rechtsbüchern: Die lateini-
schen technischen Ausdrücke des römischen Rechts wurden auch in den griechischen
Uebersetzungen und Bearbeitungen grösstenteils beibehalten und konnten selbst in den
Novellen nicht ganz gemisst werden. Hiedurch erwuchsen für die griechischen Teile des
Reiches, in denen die Kenntnis des Lateinischen nach dem 6. Jahrhundert bald auf ein
ganz geringes Mass herabsank, vielfache Schwierigkeiten; falsche und schiefe Deutungen
waren unvermeidlich. Zur Abhilfe wurden Vokabulare der lateinischen Rechts-
ausdrücke abgefasst. Wir besitzen solche juridische Glossen in zahlreichen Hss ; zu einer
Untersuchung ihrer Geschichte und Genealogie ist noch nichts geschehen. Eine aus mehreren
Hss kombinierte Sammlung solcher Glossen ed. Gar. Labbaeus, Cyrilli, Philoxeni alio-
nunque veterum glossaria, Paris 1679 (im Anhang). — Ueber die lateinischen Elemente
bei Theophilos Antecessor und in den Novellen vgl. J. Psichari und C. Triantaphyl-
lides in: titudes de philologie n^o-grecque publikes par Jean Psichari, Paris 1892 (= BibL
de TEcole des Hautes Etudes, 92« fascicule) S. 159—277. — E. Kalu4niacki, Ad^Big
Aariyixai in einer älteren bulgarisch-slovenischen Uebersetzung, Arch. slav. Phil. 14 (1892)
84 — 88 (aus einem Lemberger Codex des Syntagma des Matthaeos Blastares).
9. Zur Bibliographie: Weitere Speziallitteratur, die hier nicht vollständig auf-
geführt werden konnte, findet man in den oben genannten Werken über die Geschichte
des römisch-griechischen Rechts von W. E. Heimbach, K. E. Zachariae vonLingen-
thal und P. Krüger. Ausserdem vgl.: Aug. Engelmann, Üeber die gelehrte Bearbei-
tung des griechisch-römischen Rechts mit einer Uebersicht der neuesten Litteratur. Ver-
such einer Einführung in das Studium der byzantinischen Rechtsgeschichte. Petersburg
1857 (russ.). - Ein vollständiges Verzeichnis der Arbeiten von K. E. Zachariae von
Lingenthal gab W. Fischer, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte,
Rom. Abteil 16 (1895) 320- 330.
259. Medizin. Die Hauptquelle der Erkenntnis blieben in der Medizin
des byzantinischen Zeitalters wie in anderen Wissenschaften die Schriften
der alten Meister, besonders des Hippokrates und Galenos, die teils voll-
ständig, teils in Auszügen und Bearbeitungen fortgepflanzt wurden. Auch
auf diesem Gebiete, das doch mehr als andere im engsten Zusammenhange
mit dem Leben stand und aus stets erneuten Beobachtungen hätte Ge-
winn ziehen können, äusserte die blindgläubige Verehrung der Alten ihre
verderbliche Wirkung auf die Entwickelung einer originellen forschenden
614 BysaniiniBohe Litteratiirgesohichte. I. ProMdsohe Litteratu.
und darstellenden Thätigkeit. Um die Mitte des 4. Jahrhunderts veran-
staltete Oribasios {'OQtßdmog) einen paraphrastischen Auszug aus den
älteren medizinischen Werken und legte dadurch den Grund zu jener kom-
pilatorischen und exzerpierenden Thätigkeit, die in der Folgezeit das
wesentliche Kennzeichen der litterarischen Produktion in der Heilwissen-
schaft bildet. Um die Mitte des 6. Jahrhunderts hat Aätios {'Aänog) ans
Amida in Mesopotamien, der in Alexandria studierte und später kaisei^
lieber Leibarzt in Eonstantinopel wurde, ähnlich wie Oribasios in eklek-
tischer Weise die medizinischen Werke der Alten, besonders des Galen,
nicht ohne eigene Zuthaten in einem uns erhaltenen Handbuche Tereinigi
In derselben Zeit verfasste Alexander von Tralles (525 — 605 n. Chr.)
eine zusammenfassende Darstellung der Pathologie in zwölf Büchern, die
sich durch eine recht erfreuliche Selbständigkeit des Urteils den Lehren
der Alten gegenüber auszeichnet. Zu diesen drei grossen Sammelwerken
kommt im 7. Jahrhundert das medizinische Handbuch des Paulos von
Aegina, das in der Hauptsache auf Oribasios beruht, aber auch sehr
beachtenswerte neue Gedanken, besonders auf dem Gebiete der Chirurgie
enthält. Das Werk des Paulos wurde schon früh ins Arabische und
aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzt. Um dieselbe Zeit kom-
pilierte Theophilos, Protospathar unter Kaiser Heraklios, ein Werk über
den Körperbau des Menschen {IleQi Trjg tov avd-Qtanov xaxacuBvrfi) und
eine Schrift über das Fieber; weniger gesichert sind zwei ihm zugeteilte
Schriften über den Urin und den Puls. Ein Schüler des Theophilos war
Stephanos aus Athen, der Kommentare zu Hippokrates und Galen, eine
Schrift über die Wirkung der Arzneimittel u. a. schrieb. Im 7. Jahr-
hundert verfasste ein Johannes von Alexandria, der von Johannes Philo-
ponos zu unterscheiden ist, Kommentare zu Hippokrates und Galen; er genoss
in der Folgezeit hohes Ansehen bei den Arabern. Auch Stephanos von
Alexandria, der wohl mit dem Mathematiker Stephanos von Alexandi-ia
(s. S. 621) identisch ist, kommentierte den Hippokrates und Galen.
In den nun folgenden dunkeln Jahrhunderten herrschte in der Medizin
wie in den übrigen Profanwissenschaften fast vollständige Unfruchtbarkeit
Unter Kaiser Theophilos verfasste der latrosophist Leon eine Svvop;
IttXQixrj, Vielleicht gehört in diese Zeit auch der Mönch Meletios, von
dem Schriften über den Körperbau des Menschen, über die Seele und die
vier Elemente erhalten sind. Ein regeres Leben beginnt mit dem 10. Jahr-
hundert. Zuerst hat Kaiser Konstantin Porphyr ogennetos wenigstens
zur Erhaltung der alten heilwissenschaftlichen Litteratur beigetragen, in-
dem er durch Theophanes Nonnos eine medizinische Enzyklopädie zn-
sammenstellen Hess, die vornehmlich auf Oribasios beruht. Vielleicht ent-
stand in derselben Zeit auch ein Handbuch der Tierarzneikunde. Vgl.
S. 203 f. Bald darauf machten sich arabische Einflüsse in der griechi-
schen Heilwissenschaft geltend. Gegen das Ende des 10. oder im Anfange
des folgenden Jahrhunderts entstand das in vielen Handschriften über-
lieferte Werk ^E(p6dia tov anodrjiiovvxoq^ das aus einem nicht viel älteren
Buche des Abu Djafar Achmed ben Ibrahim übertragen ist Als Über-
setzer wird gewöhnlich ein Protosekretarios Konstantinos aus Rhegion,
7. FachwisBexiBchaften. Medisin. (§ 259) 615
zuweilen ein gewisser Synesios genannt. Das arabische Original selbst
fusst auf griechischen Theorien, besonders denen des Galen, ist aber in
der Kurmethode echt arabisch. Im 11. Jahrhundert hat der Protovestarch
und Magister Symeon Seth {Svfjieoiv 2i]&), der durch seine Übersetzung
des arabischen Fürstenspiegels (Kaliiah va Dimnah) als tüchtiger Orien-
talist bekannt ist, ein Schriftchen über die Wirkungen der Nahrungs-
mittel {UsqI xQO(f(ov dvvccfiewv) verfasst. Er verzeichnet hier die medi-
zinischen und diätetischen Kräfte der Pflanzen, Früchte u. s. w. nach Galen
und berichtet über einzelne neue, aus dem Orient eingeführte Mittel.
Ausserdem gehen unter dem Namen des Seth einige andere naturwissen-
schaftliche Schriften wie eine 2vroipig tdv (pv(nx(oVj eine 2vvo\f)ig nefi
ovQtov, eine Schrift IliQi XQsiag rwr oiqavlfav (Tcojuarcov u. s. w. Doch be-
dürfen diese Sachen noch strenger Sichtung. Wohl etwas älter als das
Buch des Seth über die Wirkungen der Nahrungsmittel ist eine zweite
demselben Gegenstande gewidmete Schrift, die unter dem Namen des
Michael Psellos überliefert ist.
Demetrios Pepagomenos {Jrj/aiJTQiog c neTtayfofiävog) verfasste im
Auftrage des Kaisers Michael Vin Palaeologos ein recht verständiges Buch
über die Podagra. Um dieselbe Zeit (Ende des 13. Jahrhunderts) schrieb
der Aktuarios Nikolaos mit dem Beinamen Myrepsos {fivQ€ip6g d. h.
Salbenkoch) eine grosse 48 Kapitel umfassende Sanmilung von Rezepten.
Auch bei ihm zeigt sich der arabische Einfluss z. B. in der Benennung
der Arzneimittel. Das Buch des Nikolaos übte grossen Einfluss auf die
abendländische Medizin und behauptete sich bis zum 17. Jahrhundert als
anerkannter Codex pharmaceuticus der medizinischen Fakultät von Paris.
Unter Kaiser Andronikos III (1328 — 1341) schrieb Johannes, des
Zacharias Sohn, gewöhnlich Aktuarios {dxrovdgiog d. h. Hofarzt) genannt,
ein recht gutes Handbuch der Medizin, in dem er das System des Galen
wiedergibt, aber auch auf die Lehren der späteren griechischen und
arabischen Ärzte Rücksicht ninmit und sogar selbständige Beobachtungen
verzeichnet. Das Buch ist dem aus dem Geschichtswerke des Kanta-
kuzenos bekannten Apokaukos, der später Grossherzog wurde (T^'J/rapa-
MOi/Äfa/Xivo} T(p 'Ajzoxavxci) t^y xai vcteqov xqriiicniaavti iiBydX<f dovxi), ge-
widmet. Ganz auf Galen beruht des Johannes Schrift UeQl ivegyemv xai
Tiadwv xov xpvxixov Ttvsvfiaxog xai zJjg xar' avto diairr^g. Durch grosse
Ausführlichkeit ist seine Schrift über den Urin {Jlsgi ovqcov) ausgezeichnet.
Georgios Choniates {rewQY^og 6 Xcoviarr^g), von dessen Person und
Zeit mir nichts bekannt ist, übersetzte ein persisches Werk über Gegen-
gifte ins Griechische: ^Avzidoroi ix IleQaiag xo/itat^ehai xai e^ellr^vKT&etaai
TiaQa Tov XwviaTov tov FswQyiov, Die Übersetzung steht z. B. im Cod.
Escur. T. n. 14 s. 16. Ebendort die Schrift eines Isaak Taxeotes über
den Urin ^cadx Svfov tov Ta^ecoTov 71€qI ovqcov).
Neben dieser zwar wenig selbständigen, aber doch von der alten
medizinischen Wissenschaft befruchteten Litteratur entstanden im Mittel-
alter verschiedene populäre Heil- und Arzneibücher, die sogenannten latro-
sophien {laxQocwfia)^ Rezeptensammlungen u. s. w. Meist ist hier ein
verdünnter und getrübter Aufguss alter Lehren mit allerlei abergläubischen
616 Byzantiniflche litteratargescbiohte. I. ProaaiBoha litteratar.
Ingredienzien, Sympathiemitteln, Beschwörungsformeln u. s. w. untermischL
Eine Sichtung dieser krausen Litteratur, die zum Teil kultur- und sprach-
geschichtlich recht interessant ist, und eine zusammenhängende Darstel-
lung ihrer Eigentümlichkeiten ist zur Zeit nicht möglich, da die meisten
Stücke noch unveröflfentlicht im Staube der Bibliotheken ruhen. Der
stärkste Eindruck, den man aus der Lektüre dieser Büchlein und Trskr
tätchen empfängt, ist der des Mitleides mit den Geschlechtem, deren
Krankheiten nach solchen Grundsätzen und Rezepten behandelt wurden.
Doch mag man zum Trost annehmen, dass es neben den ungebildeten,
in wüstem Aberglauben befangenen Kurpfuschern immer wieder auch ver-
ständige und erfahrene Praktiker gab, die das Studium der alten Theorien
mit Naturbeobachtung verbanden und durch ihre Behandlungsweise weniger
tüchtigen Kollegen und Adepten zum Vorbild dienten.
1. Ausgaben:
A. Sammlungen: Physici et medici graeci minores ed. Jul. Ludw. Ideler, 2toU.,
Berlin 1841 — 42 (reiche Sammlung benannter und anonymer Schriften mediziniBchen imd
verwandten Inhalts grösstenteils aus der byzantinischen Zeit). — Anecdota medica gnwea
e codd. mss exposuit F. Z. Ermerins, Lngduni Batavorum 1840 (mir anzugänglich). ~
Manches byzantinische Gut enthält auch die grosse Scholiensammlung : Apollonii Citiensii,
Stephani, Palladii, Theophili, Meletii, Damascii, loanniS; aliorum scholia in üippocratem §t
Galenum ed. Fr id. Reinh. Dietz, 2 Bde, Königsberg 1834. — Die übrigen 8ammlimg«a,
die z. B. bei W. Engelmann, Bibliotheca scriptorum classicorum V (1880) 61 £. inf-
gezählt sind, enthalten fast nur Werke der vorbyzantinischen Zeit.
B. Spezialausgaben mit den dazu gehörigen Einzelschriften und Uebersetzongeo:
1. lieber die Ausgaben des Oribasios, Aetios und Alexander von Trauet
vgl. W. Christ, Geschichte der griechischen Litteratur' S. 717, und H. Haeser, Lehr-
buch der Geschichte der Medizin P (1875) 458 ff.
2. Ein auch für die Geschichte der griechischen Medizin interessantes Denkmal ist
die lateinisch abgefasste, dem Frankenkönig Theuderich gewidmete diätetische Schrift
des griechischen Arztes Anthimos. Ed. Val. Rose, Anecdota graeca et graecolatuia 2
(Berlin 1870) 41-102.
3. Paulos von Aegina: Der griechische Text des ganzen Werkes nur Venedig
1528 und Basel 1538. — Das 6. Buch griechisch und französisch: Chirorgie de Paul
d'jLigine. Texte grec restitud etc. avec traduction fran^aise etc. par Ren^ Brian, Paria
1855. — Ausserdem mehrere lateinische Uebersetzungen des ganzen Werkes nnd ein-
zelner Bücher. Verzeichnis derselben bei W. Hoff mann. Bibliographisches Lexikon der
gesamten Litteratur der Griechen 2. Aufl. 3 (1845) 44 ff., und bei H. Haeser a. a. 0.
1' (1875) 465. — Eine englische Uebersetzung des ganzen Werkes gab Fr. Adams,
3 voll., London 1845—1847. — Vgl. Rud. Aug. Vogel, De Pauli Aeginetae meritis io
medicinam imprimisque chirurgiam prolusio 1 et 11, Göttingen 1768. — C. G. Kühn, Progr.
de additamentis quibusdam quae in Cod. ms Pauli Aeginetae a Scaligero reperto fnerant,
num ad huius medici secundam editionem ab ipso auctore factam concludi poasit, Leipzig
1828. - Vgl. E. H. F. Meyer, Geschichte der Botanik 2 (1855) 412—421.
4. Theophilos Protospatharios: Mehrere alte Ausgaben und lateinische Ueber-
setzungen nennt W. Ho ff mann. Bibliographisches Lexicon 2. Aufl. 3 (1845) 522. — I7cfc
xaraaxevijg av&Quinov dnocnda/aara und Usgi ötaxüiQtjfidrüjy edd. A. Mustoxydes et.D.
Schinas, IvXXoytj ikXtjyvxwy dyexdoTtoy^ Heft 3 — 4, Venedig 1816. — Jle^i ov^y ed.
Ideler, a. a. 0. 1 (1841) 261-283. — JI^^^ dittxoiQtjfjittKoy ed. Ideler, a. a. O. 1 (1841)
397—408. — TIcqI rtjg tov ay&Qwnov xiaaaxevrjs ßißXia e\ De corporis bunuuii fabrica
libri V. Ed. Guil. Alex. Greenhill, Oxford 1842 (mit lateinischer Uebersetzung, Kom-
mentar und Index verborum). — Theophili Protospatharii et Stephan! Atheniensis de fe-
brium differentia ed. Dem. Sicurus, Florenz 186^ (mir unzugänglich). — Weitere Litte-
ratur bei H. Haeser, a. a. 0. 1» (1875) 461 f.
5. Stephanos von Athen: Kommentar zu Hippokrates und Galen ed. Fr. Reinh.
Dietz, Apollonii Citiensis, Stephani etc. Scholia in Hippocratem et Galenum 1 (1834)
51 ff., 2 (1834) 238 ff. - Ueber den Urin ed. Bussemaker, Revue de philoL 1 (1845) 415
bis 438; 543 — 560. — JSretpdyov (piXoaotpov i^ijyticig eig to ngoyyoHnixoy tov 'InnoxQatovg
ed. A. Mai, Spicilegium Romanum V (1841) 2, 1—160. — De febrium differentia ed Si-
curus mit Theophilos (s. o.) — Ein Stück ed. aus dem Cod. Havn. 225 W. Stndemnnd,
7. FaohwisBensobaften. Medizin. (§ 259) 617
in: Damocratis poetae roedici fragmenta selecta, Index lect. für das Wintersemester 1888
bis 1889 S. 12-14. — Weitere Litteratur bei Haeser, a. a. 0. S. 462.
6. Johannes von Aiexandria: V. Rose, Ions Reisebilder und loannes Alexan-
drinos der Arzt, Hermes 5 (1871) 205—215. ~ Vgl. Haeser, a. a. 0. S. 474.
7. Die Schrift des Meletios UeQi i^g tov nyd^Quinov xaraaxBvrjs erschien zuerst
in einer lateinischen Uebersetzung von Nicolaus Petroius, Venedig 1553. — Den grie-
chischen Text edierte nach drei Oxforder Hss J. A. Gramer, An. Oxon. 3 (1836) 1—157.
— Vgl. L. Bach mann, Quaestio de Meletio Graeco inedito eiusque Latino interprete Nie.
Petreio, Rostock 1833. — üeber die Hss des Meletios handelt Fr. Ritschi, De Meletio
Shysiologo brevis enarratio, in Ritschis Opuscula philologica 1 (1866) 693-701; Nachtrag
. 838- -840. — A. Nauck, Kritische Bemerkungen, Bull, de l'Acad^mie Imp. des sciences
de St.-P^tersbourg 12 (1868) 517 = Mölanges Gröco-Romains 3 S. 60 f. — Vgl. auch
Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 9, 305 f.
8. Die Litteratur zu Theophanes Nonnos, den Hippiatrika und Michael
Paellos s. S. 264 und 442. — Zu den Hippiatrika vgl. jetzt noch £. Oder, De Hippia-
trieonun codice Cantabrigiensi, Rhein. Mus. 51 (1896) 52—69, und: Anecdota Cantabrigiensia,
Gjmnasialprogr., Berlin 1896.
9. Abu Djafar Cikpo^ia tov anodtjfAovyrog): Gedruckt ist nur das Buch, das über
die Fieber handelt. Es ist griechisch und lateinisch unter dem Namen des Sjnesios ediert
von StBernard, Amsterdam 1749. — Eine eingehende Untersuchung über das arabische
Original und die griechische und lateinische Uebersetzung gab Gh. Daremberg, Archives
des missions scientifiques 2 (1851) 490—527 = Notices et extraits des manuscrits m^di-
caox etc., Paris 1853 S. 63—100. — Vgl. Haeser, a. a. 0. S. 486.
10. Symeon Seth: Die Schrift De alimentorum facultatibus ed. griechisch und la-
teinisch Gr. Gyraldus, Paris 1538. — Ed. mit lateinischer Uebersetzung und Kommentar
Mart. Bogdanus, Paris 1658. — Ed. Beruh. Langkavel, Leipzig 1868. Doch ist
die Ausgabe von Bogdanus durch die von Langkavel nicht überflüssig gemacht. — üvfietSy
uityiatQov xat (piXoaotpov £r}& tov *Jyxtox^(üg tpiXoaofpixd xai latQhxd ed.* L. Ideler,
Physici et medici graeci minores 2 (1842) 283—285.
Hilfsmittel: G. Gottlob Kühn, Moschi antiquitates, Progr., Leipzig 1833 (über
den Artikel gioaxog bei Symeon Seth). — Zur Ueberlieferung vgl. Gh. Daremberg,
Archives des missions scientifiques 2 (1851) 160—162 = Notices et extraits des manu-
scrits fn^dicaux etc., Paris 1853 S. 48—50, und: Robert Fuchs, Simeon Seth und der
Cod. Paris, graec. 2324 s. XVI, Philologus 53 (1894) 449-464. — VgL E. H. F. Meyer.
Geschichte der Botanik 3 (1856) 356—365, und H. Haeser, a. a. 0. S. 478 f. - Ueber
die Schrift des P seilos über die Nahrungsmittel vgl. E. H. F. Meyer, Geschichte der
Botanik 3 (1856) 350 f.; 360.
11. Niketas veranstaltete gegen das Ende des 11. Jahrhunderts eine chirurgische
Kompilation aus Schriften des Hippokrates, Soranos, Galenos, Oribasios u. a. Ein Teil der
Sammlung ist nach einer Florentiner Hs griechisch und lateinisch gedruckt: Graecorum
Chirurgie] libri, Sorani unus de fracturarum signis, Oribasii duo de fractis et luxatis, e
collectione Nicetae ab antiquissimo et optimo codice Florentino descripti, conversi et editi
ab Ant. Gocchio, Florenz 1754.
12. Im 11. oder 12. Jahrhundert entstand ein alphabetisch geordnetes Arzneibuch,
das handschriftlich dem Dioskorides und Stephanos von Athen zugeteilt ist, in Wahrheit
aber wohl einem gewissen Stephanos Magnetes (Sr^fpavog 6 Mayytjtrjg) gehört. Es ist
nnr lateinisch ediert: Alphabetum empiricum sive Dioscoridis et Stephani Atheniensis philo-
sophonun et medicorum de remediis expertis liber juxta alphabeti ordinem digestus. Nunc
primnm a Gasparo Vuolphio Tigurino medico in latinam linguam conversus et in lucem
editus, Tiguri 1581. — Vgl. E. H. F. Meyer, Geschichte der Botanik 3 (1856)365-379.
13. Demetrii Pepagomeni liber de podagra graece et latine im 10. Bande der
Ausgabe des Hippokrates von R. Ghartier, Paris 1679. - Graece et latine ed. St. Ber-
nard, Lugd. Batav. 1743. — G. G. Kühn, Opera medicorum graecorum, Additamentum
VI, Leipzig 1826. — Ueber die erste Ausgabe dieses Buches vgl. E. Legrand, Bibliogr.
hell. 1 (1885) a GXIX f. und 2 (1885) 397 f. — Ueber eine Schrift des Johannes Ghumnos
Aber Podagra vgl. S. 482 Anm. 3.
14. Nikolaos Myrepsos: Zuerst wurde eine von Nicolaus Rheginus im 14. Jahr-
hundert verfasste lateinische Uebersetzung zusammengearbeitet mit dem Antidotarium
des Arztes Nicolaus Praepositus von Salemo und ediert von J. Agricola Ammonius,
Ingolstadt 1541. — Eine getreue lateinische Uebersetzung nach dem griechischen Original
ntb erat Leonh. Fuchs, Basel 1549. — Die Uebersetzung von Fuchs ist wiederholt von
H. Stephanus, Medicae artis principes, s. 1. 1567; dann Fra^kfm-t 1625; Nürnberg 1658. —
Der noch unedierte griechische Text steht z. B. in den Godd. Paris. 2149, 2237, 2238,
618 ByzaniiniBohe LitteratargeBchiohte. I. Prosaisohe Lüteratur«
2243, Bodl. Barocc. 171, Atheo. 1478 u. 8. w. — Vgl. E. H. F. Meyer, Geschic
der Botanik 3 (1856) 382—386.
15, Johannes Aktnarios: Die Schrift TIbqI iysQyeuoy xai na&<o$f rov ^p/mr|
Ttyevfiarog erschien zuerst in Paris 1557. — Ed. J. F. Fischer, Leipzig 1774. —
Schrift sowie das Buch Uegl ovgtüy und die ersten zwei Bücher der Mi&odog (unter dcal
Titel nsQt diayyuiaeütg) ed. L. Ideler, Physici et medici graeci minores 1 (1S41) 312—386;
2 (1842) 3—192; 353—463. — Zahlreiche lateinische Uebersetzungen und Erl&uteniBSi.
Schriften s. bei S. F. W. Hoff mann. Bibliographisches Lexicon 2. Aufl. 2 (1889) S96fi,|
und H. Haeser, a. a. 0. S. 483.
16. Einen anonymen medizinischen Traktat nebst einer Kollation zum Kanon dii{
Maximos Planudes über den Urin (s. u.) ed. Robert Fuchs, Anecdota medica Graeca,
Mus. 49(1894) 532—558 ; 50 (1895) 576— 599. — Eines gewissen Magistrianos (Maym^ua^]
Doppelrecept gegen den Aussatz steht im Cod. Vindob. med. gr. 45 fol. 74^. — Hygi»>]
nische Vorschriften für die einzelnen Monate sind in vielen Hss überliefert. Einen soldbttj
Text (IleQi xtäv daidexa f^rjyoiiy rov ivutvtov onoiais det /^^a^at rQog)ats iyl ixäirnp avfmri
xal dno noitoy anix^a^ai) ed. Fr. Boissonade, An. gr. 3 (1831) 409—421.
2. Hilfsmittel:
A. Allgemeine Werke: J. Freind, Histoire de la m^decine depuis Gallen jns-
quau comencement du seizidme siecle. Premiere partie contenant les auteurs grec8.j
Leiden 1727. — Kurt Sprengel, Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arznei-
künde 2 (Halle 1793) 170—248. Von diesem Werke, in dem vornehmlich die litterariadie '
Seite berücksichtigt ist, erschien eine zweite Auflage, Halle 1801; eine dritte, Halle 1821
bis 26; endlich eine nicht zum Abschluss gebrachte vierte, mit Berichtigungen nnd Zu-
sätzen versehen von J. Rosenbaum, 1. Bd: Geschichte der Medizin im Altertum, I.Abi,
Leipzig 1846. — Just. Fr. C. Hecker, Geschichte der Heilkunde, 2 Bde, Berlin 1822—1829.
— Emil Isensee, Die Geschichte der Medizin und ihrer Hilfswissenschaften, 2 Teile,
Berlin 1840-1844. - C. A. Wunderlich, Geschichte der Medizin, Stuttgart 1859 (sim-
marische Darstellung). — Ch. Daremberg, Histoire des sciences m^dicales, Paris 1870. —
Dunglison, History of medicine from the earliest ages to the commencement of Um
19. Century arranged and edited by Richard D., Philadelphia 1872 (mir unzugänglich). —
Die innere Geschichte der Medizin berücksichtigt vornehmlich das ausgezeichnete Werk von
Heinrich Haeser, Lehrbuch der Geschichte der Medizin und der epidemischen Krank-
heiten, Dritte Bearbeitung, 3 Bände, Jena 1875— 1881. — Speziell den hyzantinisch^ Zeit-
raum betrifft das Buch von A. Gor Heu, Les mödecins grecs depuis la mort de GalioD
jusqu'ä la chute de l'Empire d'Orient (210—1453), Paris 1885. — Puschmann, Ge-
schichte des medizinischen Unterrichts von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart,
Leipzig 1889. Englische Uebersetzung (A history of medical education u. s. w.) von £.
M. Hare, London 1891.
Eine Aufzählung alter und byzantinischer Aerzte gab Fabricius, Bibl. gr. 13, 17
bis 456. Nachträge dazu von G. G. Kühn, Additamenta ad elenchum medicomm vete-
rum etc., 30 Specimina, Leipzig 1826—1837. — Ausserdem dienen zur Orientiemng über
die Bibliographie und Biographie der Mediziner vornehmlich zwei Werke: Ludwig Chou-
laut, Handbuch der Bücherkunde für die ältere Medizin, 2. Aufl., Leipzig 1841 (S. 131—158
über die byzantinischen Mediziner). — August Hirsch, Biographisches Lexikon der
hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker, 6 Bde, Wien und Leipzig 1884—1888.
B. Spezialschriften: Edward W. Jenks, Die Gynäkologie des Altertums.
Deutsch bearbeitet von L. Kleinwächter, Deutsches Archiv für Geschichte der Medicin
und medicinische Geographie 6 (1883) 41—55; 251—268. — Die Schriften über Arznei-
kunde bespricht eingehend E. H. F. Meyer, Geschichte der Botanik 2 (1855) 370—421;
3 (1856) 338-390.
C. Zur üeberlieferung: Gh. Daremberg, Notices et extraits des manuscrits
mödicaux grecs et latins des principales biblioth^ques d'Angleterre, Archives des missions
scientifiques 2 (1851) 113-168; 409-434; 470 f.; 484-548; 3(1852-1854)1—76. Diew
Abhandlungen, die auch manche Inedita enthalten, sind, mit verschiedenen Zusätzen nnd
Verbesserungen und zwei Indices ausgestattet, auch als selbständiges Buch erschienen:
Gh. Daremberg, Notices et extraits des manuscrits mädicaux grecs, latins et fran^s
des principales biblioth^ques d'Europe. F^ partie. Manuscrits grecs d'Angleterre. Paris
1853. Die angekündigte Fortsetzung des Berichtes ist meines Wissens nicht erschienen.
— Nach Daremberg hat für die Kenntnis unedierter medizinischer Schriften und für die
Aufhellung der handschriftlichen Üeberlieferung edierter Werke das meiste der griechische
Arzt G. A. Kostomiris gethan. Für alles hier nicht aufgeführte Detail muss auf seine
gehaltreichen Abhandlungen verwiesen werden: G. A. Gostomiris, Etndes sur les öcrits
in^dits des anciens m^decins grecs, Rev. des ^t. gr. 2 (1889) 343-383; 3 (1890) 145—179;
4 (1891) 97-110; 5 (1892) 61-72.
7. FaohwiBBenBcliaften« Medisin. (§ 259) 619
»
3. Medizinische Lehrgedichte waren seit alter Zeit beliebt. Allerlei physio-
logische nnd medizinische Gedichte antiker Verfasser, auch anonyme latrika ed. Büsse-
maker in der Sammlung der »Poetae bucolici et didactici', Paris, Didot 1862 S. 71 ff. —
Ueber ein medizinisches Poem des Psellos vgl. S. 436. — Nachmals wurden medizinische
wie andere lehrhafte Stoffe in die Form von Kirchenliedern gebracht. £in kirchlicher
Kanon über den Urin ist unter den Namen des Nikephoros Blemmydes, Maximos
Plann des u. a., ein Kanon über den Aderlass unter dem Namen des Blemmydes über-
liefert. Ein diätetisches Lehrgedicht unter dem Titel: 'j4axXrjniadtüy vyieiyd nagayyiXfAaxa^
das Lehrgedicht des Psellos, einige naturwissenschaftliche Gedichte des Manuel Philes,
Verse über die in jedem der zwölf Monate zu beachtende Diät, den Kanon des Maxi-
mos Planudes über den Urin u. a. ed. L. I de 1er, Physici et medici graeci minores,
2 Bde, Berlin 1841—1842. — Vgl. Haeser, a. a. 0. S. 485. — Ein von dem Grafen
Oeorg Sanguinatius dem Papste Nicolaus V gewidmetes, in politischen Versen ab-
gefasstes Gedicht über die Körperteile des Menschen (Ovofitt^itth xiav fueXtUy lov ay^quinov)
ed. Ch. Daremberg, Archives des missions scientifiques 3 (1852 — 1854) 1 — 16; wieder-
holt in dem oben zitierten Buche: Notices et extraits des mss mädicaux S. 121 — 136. —
Byzantinische Lehrgedichte medizinischen Inhalts ed. J. Gedeon, ^HfxeQoXoyioy *JyaroX^s
vom Jahre 1879, Kpel 1878 S. 391—401 (mir unzugänglich).
4. Vnlgärgriechische Bearbeitungen und Auszüge der medizinischen Werke
wurden mit dem Sinken der nationalen Bildung und mit der Erweiterung der Kluft zwischen
Schrift nnd Volkssprache unentbehrlich. Der Hauptwert dieser Paraphrasen in eine ein-
fachere, dem Volksidiom mehr oder weniger nahe stehende Sprache besteht in dem sprach-
geschichtlichen, besonders lexikalischen Material, das sie enthalten, und das eine oder
andere Exemplar verdiente aus diesem Grunde wohl veröffentlicht zu werden. Wer einen
Begriff von der Menge und Beschaffenheit dieser Bücher bekommen will, braucht nur die
medizinische Abteilung der griechischen Hss in der Pariser oder Wiener Bibliothek durch-
zumustern. Ein solches 'lajQoaotptov xo^vov steht z. B. im Cod. Vindob. med. gr. 48
(Nessel) fol. 1—82. Einen volksgriechischen Auszug aus Meletios bewahrt der Cod. Vindob.
med. gr. 53 (Nessel) fol. 129 — 189, ein 'latQoaoq^iy (!) aus Hippokrates, Galen u. a. der
Cod. Panorm. XlII. G. 3, ein ganz vulgäres Arzneibuch der Cod. Bonon. Univ. 3634
(Inc. "Oray l/e» ro avrl axaiXrjxag fjiiaa) u. s. w.
5. Hausarzneibücher, Rezeptensammlungen, Sympathiemittel, Beschwö-
rungsformeln, Amulette u. s. w. Von den volksmässigen Bearbeitungen und Auszügen
der alten medizinischen Werke ist nur ein kleiner Schritt zu den völlig freien, mit allerlei
fremden, besonders abergläubischen Bestandteilen untermischten Kompilationen, die als
Hausarzneibücher und als Hilfsmittel unwissender Kurpfuscher dienten. Dem Litterar-
historiker bereiten diese Machwerke viel Aergemis, weil man sie häufig zur Empfehlung
berühmten Namen untergeschoben hat. So findet man im Cod. Vindob. mea. gr. 45
(Nessel) fol. 85 — 74 eine elende Rezeptensammlung unter dem Namen des Blemmydes
(Inc. Hqü^ noyoy ijfAtxQayiov. Kondyiaoy V't/ftc ägrov). Im Cod. Panorm. XlII. C. 3
fol. 290 ff. ist eine Schrift über Arzneimittel, in den Codd. Bodl. Land. 59 und Paris.
2239 ein Traktat über Abführmittel dem Johannes von Damaskos zugeteilt. Eine
grosse Rollo spielt in dieser apokryphen Litteratur natürlich auch der Name des Psellos,
dem alle möglichen latrika, Kezeptensammlungen u. s. w. zugeschrieben werden (eine
Rezeptensammlung z. B. im Cod. Panorm. IV. H. 8 und im Cod. Bonon. univ. 3633).
— Nähere Aufschlüsse über die dem Blemmydes zugeteilten medizinischen Schriften
(s. auch oben Anm. 3) gibt A. Heisenberg in seiner Ausgabe des Blemmydes, Leipzig 1896
S. LXXXV-LXXXIX.
Mit den Hausarzneibüchem verbindet sich die mannigfaltige Kleinlitteratur des medi-
zinischen Aberglaubens, dessen Wurzeln vielfach in die orientalisch-griechische Mystik des
späteren Altertums zurückreichen. Die kabbalistische und sonstige occultistische Litteratur
der byzantinischen Zeit ist noch wenig erforscht. Für das Studium ihrer Anfänge empfehlen
sich das treffliche Buch von A. Dieterich, Abraxas, Leipzig 1891, und der gehaltreiche
Artikel Aberglaube von Riess in Paulys Realenzyklopädie, neu herausgeg. von Wissowa
1 (1894) 29-93.
Eine Mustersammlung geheimwissenschaftlicher Schriften aus den Gebieten der
Medizin, Astrologie u. s. w. enthalten z. B. die Codd. Paris, gr. 2316 s. 15, Bonon.
Univ. 3632 u. a. Kabbalistische und andere Beschwörungsformeln z. B. im Cod. Vindob.
theol. gr. 244 (Nessel) fol. 210. — Medizinische Beschwörungsformeln und Gebete gegen
beetimmte Krankheiten wurden mit Vorliebe berühmten Kirchenvätern zugeschrieben. Man
findet z. B. Exorzismen gegen Krankheiten, gegen den bösen Blick, gegen unreine Geister
und gegen Besessenheit im Cod. BodL Barocc. 8 s. 16 fol. 155-212 unter den Namen
der Ell. Kyprianos, Basilios, Epiphanios, Gregor Thaumaturgos, Christo-
phoroB, Gregor von Nazianz, Johannes Chrysostomos. — Eine Schlangenbeachwö-
620 ByzantiniBohe Litteratargeschiohte. I. Prosaische liiteraiiir.
rung und eine Rechentafel zur Bestimmung der Todesstunde z. B. im Cod. Vindob. tlieol
203 fol. 76 f. Beschwörungen von Insekten, Krankheiten u. s. w. im Cod. Vindob. phiL
gr. 178 (Nessel) fol. 29^—31^. — Allerlei abergläubische medizinische Regeln in Ttügk«-
griechiscber Sprache ed. C. Bursian, Fragmentum medicum Graecum, Index schobm
der Universität Jena für den Winter 1873—1874. Zur Kritik des Textes vgl. A. Eb«.
hard, Bursians Jahresber. über die Fortachritte der class. Altertumswissenschaft Bd l
(1873) 1311 f.
Amulette: Anhängsel zum Schutze gegen Krankheiten, bösen Blick o. s. w. {^Ua-^
trJQitt) waren seit alter Zeit beliebt. Im christlichen Zeitalter tragen diese kleinen Denk*
mäler ausser den griechischen Inschriften meist Darstellungen des Königs Salomon ab d«
Beschützers vor Krankheiten und Behexung und verschiedener Tiere wie Löwen, Schlangm»
Skorpionen. A. Sorlin-Dorigny, Phylactere Alexandrin contre les ^pistaxis, Revue da
^t. gr. 4 (1891) 287-296. — 6. Schlumberger, Amulettes byzantines anciennes destinte
ä combattre les malefices et les maladies, Revue des öt. gr. 5 (1892)73—93, und: Quelqn«
monuments byzantins in^dits, amulettes, möreaux etc., B. Z. 2 (1893) 187 — 191. BeMi
Arbeiten sind jetzt wiederholt in Schlumbergers M^langes d'archöologie byzantine, Premien
sörie, Paris 1895 S. 117—140; 163-170. — Vgl. M. Sokolov, Apokryphes Material nr
Erklärung der Amulette, welche Katzenpfötchen (Engelsblümchen) genannt werden, Joon.
Min. 1889 Bd 263 Juni S. 339—368. Dazu als Ergänzung V. Vasiljevskij, Ueber die
Gillo, Ebenda S. 369-371.
6. Manches Interesse bietet das Studium des Verhältnisses, welches das Christen-
tum zur Heilwissenschaft einnahm. Höchst berühmt sind die zwei christlichen AenU
Kosmas und Damianos, die wegen ihrer Uneigennützigkeit den Beinamen die ,6eld*
losen "^ {ol aydqyvQoi) erhielten. Ueber diese und andere christlichen Aerzte. über de«
Gebrauch der Arzneimittel und der Nahrung in altchristlicher Zeit handelt tre£flich A
Harnack, Medizinisches aus der ältesten Kirchengeschichte, Leipzig 1892 (= Texte und
Untersuchungen herausgegeben von 0. v. Gebhardt und Ad. Hamack Bd 8 Heft 4).
7. Eine erhebliche Rolle spielte in der mittelalterlichen Biologie die allegorische
Deutung. So wurden sowohl bei der Entwickelung des Embryo als bei der Verwesung gewisee
Tage (der dritte, neunte und vierzigste) für besonders bedeutend gehalten und daraus auch die
Gewohnheit erklärt, an diesen Tagen die Totenfeier abzuhalten. Hierauf bezieht sich der
auf Johannes Lydos Do mensibus IV 21 zurückgehende, in zahllosen Hss und mehreren
Rezensionen, häufig unter dem natürlich verdorbenen Namen des Philosophen Splenios
überliefei-te Traktat über die Totenfeiertage, der IIbqI yBviaBias ay^Qianov xal '69iP
XQira xal eyyata xal rsacaQaxoatä oder ähnlich betitelt ist. Einen solchen Text ed. au
Cod. Vatic. 12 E. Rohde, Acta societatis philol. Lips. 1 (1872) 28. — Dann ed. einen
Text aus Cod. Paris, suppl. gr. 607 A M. Treu, Excerpta anonymi Bjrzantini, Progr.,
Ohlau 1880 S. 41. — Endlich ed. drei Bearbeitungen des Traktates auf Grund zahlreicher
Hss K. Krumbacher, Studien zu den Legenden des hl. Theodosios, Sitzungsber. bayer.
Ak. 1892 S. 341—355. — Vgl. die Bemerkungen von E. Rohde, ^nXijyiog, Acta soc.
nhilol. Lips. 5 (1875) 303 ff., und R. Förster, Jahns Jahrb. 113 (1876) 215 ff. — Zur
Ueberlieferung: G. Vi teil i. De gcneratione hominis, Studi ital. di filologia classica 2
(1893) 138.
8. Benennungen des Arztes: Schon Palladios, der wahrscheinlich dem 5. Jahr-
hundert angehört (vgl. H. Haeser, Lehrbuch der Geschichte der Medizin T^ 456), trftgt
den offenbar volksmässigen Titel iuTQoaofpiatrjg^ der ursprünglich wohl den Lehrer
der Medizin, später aber einen gelehrten Ai-zt überhaupt bezeichnete und sich bis in die
neuere Zeit ernalten hat. Eine andere Bezeichnung ist axrova^to;, ein Wort, das in
der b3*zantinischen Zeit den kaiserlichen Hofarzt bezeichnet. Weniger schmeichelhaft,
vielleicht ursprünglich spöttisch gemeint, ist der Beiname ^v^fi/zoc d. h. Salbenkoch.
Man darf also diese Bezeichnungen nicht, wie es oft geschehen ist, als Familiennamen
auffassen !
9. Physiognomik: An diesem der Medizin verwandten Gebiete, das in den ersten
Jahrhunderten der Kaiserzeit reichlich bearbeitet wurde, hat die bvzantinische Litteratur
nur geringen Anteil. Byzantinischen Ursprungs ist vielleicht der Traktat, der in einem
Cod. Riccardianus dem Johannes Mauropus zugeteilt und unter diesem Namen von
A. Mustoxydes, IvXXoyrj kXXriv. (tyexd. Tetgadioy /J*, Venedig 1816, ediert worden ist.
Jetzt findet man diesen Traktat mit den alten physiognomischen Schriften in der vortreff-
lichen Ausgabe von R. Förster, Scriptores physiognomici Graeci et Latini (2 voll., Jjeipzig,
Bibl. Teubner. 1893) vol. 2 S. 225—232. Ebenda S. 233-352 eine reichhaltige Sammlung
von Stellen physiognomischen Inhalts aus der griechischen und lateinischen Litteratur. —
Vgl. H. Usener, De Stephano Alexandrino, Bonn 1880 S. 15 f.
260. Mathematik und Astronomie (nebst Astrologie und Mantik).
In den Fächern der Arithmetik, Geometrie, Geodäsie und Astronomie sind
7. FaohwiBsenBohafteii. Mathematik nnd Aatronomie. (§ 260) 621
die Byzantiner etwa ein halbes Jahrtausend lang fast völlig unfruchtbar
gewesen. Erst in der Paläologenzeit begann teils durch den belehrenden
JEünfiuss persischer und arabischer Wissenschaft, teils im Zusammenhange
mit dem allgemeinen Aufschwung der Wissenschaften und des Studiums
der Alten auch auf diesem Gebiete sich neues Leben zu regen. Nach den
grossen Arbeiten der Alexandriner Pappos (unter Diokletian), Diophantos
(wahrscheinlich um die Mitte des 4. Jahrhunderts) und Theon (um 380)
war es zunächst die neuplatonische Schule zu Athen, wo das Studium der
mathematischen Wissenschaft weiter gepflegt wurde. Der Schulvorstand
Proklos (410 — 485) verfasste ausser zahlreichen philosophischen Schriften
auch Kommentare zu Euklid; Marines (Ende des 5. Jahrh.) schrieb eine
Vorrede zu den Euklidischen Daten; Simplikios (Anfang des 6. Jahrh.)
erklärte neben Aristoteles auch den Euklid; endlich verfasste der Philo-
soph und Grammatiker Johannes Philoponos einen Kommentar zur
Arithmetik des Nikomachos aus Gerasa, eine Schrift über das Astrolabon u. a.
Das 6. Jahrhundert hat auch zwei Männer hervorgebracht, welche die
mathematischen Studien praktisch verwerteten, die berühmten Baumeister
der Sophienkirche Isidoros aus Milet und Anthemios von Tralles;
von dem letzteren haben wir Bruchstücke einer Schrift über die Her-
stellung von Brennspiegeln. Ein Schüler des Isidoros war Eutokios
{EvToxiog) von Askalon, der Kommentare zu verschiedenen Schriften des
Archimedes und zu den Kegelschnitten des ApoUonios verfasste, in denen
er sich als fleissigen Sanmiler von weit ausgedehnter Belesenheit zeigt.
Etwa in diese Zeit gehört wohl auch Domninos von Larissa, von dem
wir ein Handbuch der Arithmetik besitzen. Der lebendige Zusammenhang
der alten Schultradition schliesst mit Stephanos von Alexandria, der
unter Kaiser Heraklios als Lehrer und Schriftsteller thätig war. Er wird
in den Handschriften gewöhnlich als Philosoph und öffentlicher Professor
bezeichnet {ffiXoaoifog^ auch (Xhyag tpiXoaoffog und oixovfisvixog oder xux^oXixcg
SiddaxaXog) und war also wie Choeroboskos, der gleichfalls otxovfisnxog
iiddaxaXog heisst, Professor an der von Theodosios H im Jahre 425 in
Konstantinopel begründeten Universität. Er las über Piaton und Aristoteles
und über die Fächer der Geometrie, Arithmetik, Astronomie und Musik.
Wir besitzen von Stephanos einen Kommentar zu Aristoteles IIsQi iqiiriveiag
und eine astronomische Schrift: Jiaad(prj(fig i^ oixeitov vnoieiyfidTiüv tijg
%mv nQoxfiQcov xavovcov iifodov tov Oäcovog, Später haben sich allerlei
Apokrypha an den berühmten Namen des Stephanos geheftet, wie eine
Schrift über Alchemie und ein Weissagungsbuch (AnoreXsiXfjiauxj] ngay-
fiareia), das Prophezeiungen über Mohamed und die Zukunft des Islams
enthält und wahrscheinlich um das Jahr 775 abgefasst worden ist.
Vom 7. bis zum 13. Jahrhundert ist aus der Geschichte der mathe-
matischen Disziplinen bei den Byzantinern wenig Erfreuliches zu berichten.
Aus dem 7. und 8. Jahrhundert stammt ein interessanter Papyrus, das
Rechenbuch von Achmim, das für die Kenntnis der arithmetischen
Praxis der Griechen von Wichtigkeit ist. Den ersten Anstoss zur Neu-
belebung der mathematischen Studien gab Leon mit dem Beinamen o g»X6^
(Tojpog oder o fAa^yfianxog, der unter Kaiser Theophilos (829 — 842) in
622 ByrantiiiiaolLd LiüeratargMchiolite. L Proaaisoho Idttaraiiir.
Kirche der vierzig Märtyrer öffentliche Vorträge hielt, später Metropo&tj
von Thessalonike, endlich Vorstand der unter Kaiser Michael m di
den Caesar Bardas errichteten Universität wurde und an derselben
Sophie lehrte. Er lebte noch unter Kaiser Basilios I (867 — 886). Eiai|
Vorlesung des Leon über Euklid scheint Arethas (s. S. 524) gehört
haben, wie sich aus einer Bemeckung in dem i. J. 888 für Arethas ge-|
schriebenen Codex Bodleianus des Euklid schliessen lässt.
Zu einer wirklich fruchtbaren Neubegründung der mathematiscl
Studien ist es jedoch damals nicht gekommen, und auch bei Leon sei
scheint die rein wissenschaftliche Thätigkeit nicht frei von astrologiBcl
und magischer Phantastik geblieben zu sein. Und so ist denn aus donj
folgenden Jahrhunderte nichts zu nennen, als die um das Jahr 938 eiit»|
standene geodätische Abhandlung des sogenannten Heron des Jüngern^j
der richtiger als der „ungenannte Feldmesser von Byzanz' bezeichiu
wird. Im 11. Jahrhundert kompilierte Michael Psellos sein herzUdHJ
unbedeutendes Buch über die vier mathematischen Disziplinen. Nodii|
schwächer ist des PseUos astronomische Schrift IleQl Ttjg Mvrjasag rrfl
X^i'ot;, Tcov xvxXiüV tov rjXiov xal trjg (fsXfjvrjg, tr^g ixi^tipemg avtüv wti
Tjjg TOV näaxcc evQijaewg (im Cod. Vindob. phil. gr. 190). Im 12. Jahr-
hundert hat Kaiser Manuel die astronomischen Studien begünstigt; dock
scheint ihn persönlich zumeist die astrologische Seite angezogen zu haben;
s. u. Über astronomische Schriften des Tzetzes vgl. S. 535 f.
Erst unter den Paläologen begann, zunächst durch orientalische
Arbeiten angeregt, eine fruchtbarere Thätigkeit auf den Gebieten der
Mathematik und Astronomie. Wir beobachten hier eines der merkwürdigsten
Beispiele litterarischer Rückwanderung. Die Griechen haben in dieser Zeit
thatsächlich die Weisheit ihrer eigenen Vorfahren erst durch arabisch-
persische Vermittelung wieder kennen gelernt. Die Meyalr^ avvta^ig t^
äavQovoiiiag wirkte in der orientalischen Gestalt des Almagest auf die
Neubildung der astronomischen Studien bei den Griechen. Direkte Quelle
der geistigen Anleihe war jedoch nicht Arabien, sondern Persien. Gegen
Ende des 13. Jahrhunderts wurden die Griechen mit der persischen Astro-
nomie bekannt. Im Jahre 1322 verfasste ein unbekannter Mann eine grie-
chische Bearbeitung eines persischen astronomischen Werkes des Scham-
said !n von Bukhara (griechisch zu 2aix\p Mnovxa^g verballhornt), die
uns in dem wertvollen Codex Laur. 28, 17 aufbewahrt ist. Grosse Ver-
dienste, um die Vermittelung persischer Wissenschaft erwarb sich der aus
Konstantinopel gebürtige Arzt Gregorios Chioniades {rQfjyoQiog 6 Aio-
nairjg), der im 13. Jahrhundert oder im Anfange des 14. Jahrhunderts
am Kaiserhofe von Trapezunt lebte, von dort aus Persien bereiste, persische
Bücher erwarb und sich die persische Sprache aneignete. Über Briefe
des Chioniades s. S. 478 Anm. 4. Mit Hilfe der von Chioniades gesammelten
Bücher hat später Manuel, ein sonst unbekannter Geistlicher aus Trapezunt,
den Arzt Georgios Chrysokokkes {reciQyiog <> XQvaoxoxxrjg) in die
persische Weisheit eingeführt. So entstand im Jahre 1346 das Werk:
Tov aoipdütdxov latQoT xvqov FetoQyiov tov Xgvtfoxoxxf] i^riYrflig etg tijv
Cvvra^iv rdov ITeqawv ixted'eXaa nqog xov avtov aisXipdv xv((6v 7wa>TJyi* rov
7. PaohwiMenBohaften. Mathematik nnd Astronomie, (g 260) 623
XaQcavitr^v. Bald nach Chrysokokkes hat ein Mönch Isaak Argyros
Qiaaax 6 ^ÄQyvQoq) mehrere ebenfalls auf persischen Arbeiten beruhende
astronT>niische Schriften verfasst wie eine Jlaqddoaiq elg xovq üeQaixovg
n^oxsiQOvg xavivag Tijg MTQOvofn'ag, eine Hgayiiaxeia väcov xavovicov avvo^
iixdv T€ xal navaeXrjViaxwr, eine Anleitung zur Herstellung eines Astro-
labon, Scholien zu Ptolemaeos und Euklid u. a. („Varia CoUectanea po^tica,
logica et astronomica" z. B. im Cod. Vindob. phil. 247). Teils auf persischer
Grundlage, teils auf Ptolemaeos beruht das umfangreichste und gelehrteste
astronomische Werk der byzantinischen Zeit, die 'AatQovofuxrj tqißißXog
les Theodoros Meliteniotes (&€6d(üQog 6 Mshxtjviwtrfi). Wie wir aus
ier Überschrift des Werkes erfahren, war Meliteniotes iiäyag aaxeXXaQioc^
iiddtfxaXog tcov iiiaaxdXwv Ttjg äyKOTcarrjg %ov O^eov fieydXrjg ixxXrjtfiag und
iQXidittxovog. Über seine Zeit bemerkt Leo AUatius ohne Angabe einer
Quelle, dass er um 1361 gelebt habe. Die persischen Werke, die Meli-
beniotes benützte, kannte er nur durch Übersetzungen. Den Ptolemaeos
und den Theon benützte er im Original. So waren die Griechen unter
Pührung der Perser wieder zu ihren alten WissensqueUen gelangt und
dadurch erklärt sich auch das überraschend schnelle und plötzliche Auf-
hören der persischen Einflüsse. Die Blüte des Studiums der persischen
Astronomie bei den Byzantinern umfasst nur etwa 20 Jahre (etwa 1340
bis 1360). Der schnelle Niedergang verrät sich auch in der Zahl der
Handschriften. Von Georgios Chrysokokkes haben wir viele Exemplare,
wen Isaak Argyros nur wenige, von Theodoros Meliteniotes nur ein voll-
ständiges (Cod. Vatic. 1059).
Schon vor Meliteniotes hatten einzelne Byzantiner auf die griechischen
Driginalquellen selbst zurückgegriffen. Theodoros Metochites (vgl.
3. 552) studierte den Euklid, Ptolemaeos, Nikomachos, ApoUonios von
Perge u. a. und verfasste ein astronomisches Werk: Sro^x^icoaig im vf^
aaxQovoiiix^ inuyTr^firj, das z. B. die Codd. Marc. 329 und 330 aufbewahren.
Von Metochites wurde der grosse Polyhistor Nikephoros Gregoras in
die Wissenschaft der Astronomie eingeführt; er wirkte mit Eifer für die
Verbreitung astronomischer Kenntnisse und für die Beseitigung des Miss-
trauens, das der Klerus, wenn nicht die Kirche selbst, infolge der astro-
logischen Irrtümer auch den astronomischen Studien entgegenbrachte. Wir
haben von Gregoras Schriften über die Herstellung und Behandlung des
Astrolabon, die noch auf ihr Verhältnis zu der dem gleichen Gegenstande
gewidmeten Abhandlung des Isaak Argyros untersucht werden müssen,
einen Empfehlungsbrief für die Astronomie, der einem astronomischen
Werke des Theodoros Metochites als Vorrede diente {JlQog tov fiäyav XoyiH
■^ätrjv TOV avyyqaifta Ttjg ßißXov, UaQaxXrjrixi] neQi oatQovofiiag), eine Ver-
teidigung gegen die Feinde der Astronomie {UQtg Tiva (ffXov, neql xäv
vß^iontov Tijv MtQovofiiav) und Schriften über die Verbesserung der
Zeitrechnung. Seine praktischen Vorschläge zur Kalenderreform wurden
leider nicht ausgeführt. Vgl. S. 294. Ähnlich wie Gregoras hat auch
N^ikolaos Kabasilas aus Ptolemaeos selbst geschöpft und ihn auch kom-
nentiert
Gleichzeitig hatten auch die rein mathematischen Studien einen neuen
624 BysanüniBohe Litteratorgeaohiohte. L ProMiiaolM IdtUrator.
Aufschwung genommen. Maximos Planudes verfasste (vor 1310)
Kommentar zu den ersten Büchern des Diophantos und ein Rechei
nach indischer Methode {^Yfifoifoqia xaz' ^Ivdovg ij ksYOfjiävt) fisyalfj),
welchem zum ersten male auf byzantinischem Boden das Zahlzeichen Ni
{T^i(fQa) erscheint. Etwas später schrieb Manuel Moschopulos eil
Traktat über die magischen Quadrate, dessen Quellen bisher nicht
funden worden sind. Etwa gleichzeitig verfasste Nikolaos Rhabdai
von Smyrna mit dem Beinamen Ar ta basdos {Nixolaog 'AgraßaaSog
^Pttßiäg) einen Brief über Arithmetik und eine Abhandlung über
Fingerrechnen (ExffQaaig tov daxxvhxov fiätQov). Der calabresische Möi
Barlaam schrieb ein Rechenbuch (AoyiaTixri) in sechs Büchern; über
sonstigen Schriften s. S. 100 ff. Aus dem Ende des 14. und der ei
Hälfte des 15. Jahrhunderts ist von mathematisch-astronomischen Stu<
der Byzantiner nichts Wichtiges mehr zu berichten. Dass diese Sta(
aber lebhaft fortgesetzt wurden, beweisen die zahlreichen Handscl
alter und byzantinischer Mathematiker und Astronomen, die in di<
Zeitraum entstanden sind.
1. Ausgaben:
A. Sammlungen: Einige byzantinische Schriften astronomischen Inhalts wie Theo*
doros Gazes De mensibus, Isaak Argyros Computus u. a. enthftlt die grosse Samoh
lung des Dionysius Petavius, Vranologion sive systema variorum authomm qin it
sphaera ac sideribus eorumque motibus graece commentati sunt, Paris 1630. — M. The-
venot, Mathematicorum veterum etc. opera, Paris 1693 (enthält fast nur vorbjzantimsdM
Werke). — Eine Sammlung der byzantmischen Mathematiker existiert nicht.
ß. Spezialausgaben mit den dazu gehörigen Hilfsmitteln:
1. Schriften des 5.-7. Jahrhunderts: Proklos Kommentar zum 1. Bache der
euklidischen Elemente: Ed. pr. Grynaeus mit Euklid, Basel 1533. — Ed. G. FriedleiD,
Leipzig 1873. — Ueber Scholien des Proklos zu den folgenden Bfichem des Euklid: Cl
Wachsmuth, Handschriftliche Notizen über den Commentar des Proclus zu den B»-
menten des Euklides, Rhein. Mus. 18 (1863) 132—135. — Hultsch, Zu Prokloe, Rhda.
Mus. 19 (1864) 450-455. — J. H. Knoche und F. J. Märker, Ex Procli Successoris io
Euclidis elementa commentariis definitionis quartae expositionem etc., Gymnasialprogr.,
Herford 1856. — J. H. Enoche, Untersuchungen über des Proclus Diadochus Commenttf
zu Euklids Elementen, Gymnasialprogr., Herford 1862. — J. H. Knoche, Untersuchungen
über die neuaufgefundenen Scholien des Proclus Diadochus zu Euclids Elementen, Gym-
nasialprogr., Herford 1865. — Th. H. Martin, Procli Diadochi in primum Euclidis ele-
mentorum librum commentarii, Bulletino di bibliografia e storia delle scienze fisiche §
matem. 7 (1874) 145—151. — B. Buoncompagni, Intorno al commento di Proclo sol
primo libro degli elementi di Euclide, Bulletino di bibliografia e storia delle scienze fiädM
e matem. 7 (1874) 152—165. — C. Wachsmuth, Ueber die handschriftliche Ueberliefe-
rung von Proklos Commentar zu Euklids Elementen, Rhein. Mus. 29 (1874) 317—320;
— L. Major, Proklos über die Petita und Axiomata bei Euklid, Gymnasialprogr., Tft-
bingen 1875.
Johannes Philoponos: Die Schrift über das Astrolabon ed. H. Hase, Rhein.
Mus. 6 (1839) 127—171. Dazu Verbesserungen von P. Tannery, Notes critiques sur 1«
traitö de Tastrolabe de Philopon, Revue de philologie 12 (1888) 60—72. — Den Kommentir
zum ersten und zweiten Buche des Nikomachos von Gerasa ed. Rieh. Hoc he, 2 Hefte,
Leipzig 1864, Berlin 1867. Vgl. die Besprechung des 2. Heftes von Friedlein, Zeitsdff. I
f. Gesch. der Mathematik, Abteilung: Litteraturzeitung 12 (1867) 86—88.
Anthemios von Tralles über die Brennspiegel: Ed. A. Westermann, Uopir-
do^oygdfpoif Braunschweig 1839 S. 149 — 158. ~ Ein neues Fragment gab Ch. Beiger, Ein
neues Fragmentum Mathematicum Bobiense, Hermes 16 (1881) 261 — 284. — C. Wachs-
muth-M. Cantor, Ueber das neue Fragmentum Mathematicum Bobiense, Hermes 16
(1881) 637—642. — J. L. Heiberg, Zum Fragmentum mathematicum Bobiense, Zeitschr.
f. Math. u. Physik, Hist. -litterar. Abteil. 28 (1883) 121-129.
Eutokios: Den Kommentar zu Archimedes ed. J. L. Heiberg, Archimedis opera
omnia cum commentariis Eutocii, 3 Bde, Leipzig, Bibl. Teubn. 1880—1881. — Den Kom-
mentar zu Apollonios ed. J. L. Heiberg, Apoll onii Pergaei quae graece exstant 2 (Leipzig
7. FaohwiflBenBchaften. Mathematik und ABtronomie. (§ 260) 025
Jg98) 168 ff.; ebenda S. IV ff. Mitteilungen über die Hss. — Vgl. J. L. Heiberg, üeber
itokios, Jahns Jahrb. Supplementb. 11 (1880) 357—384. — Paul Tannery, Eutocius et
\ conteniporains, Bulletin des sciences math^matiques, II® s^rie 8 (1884) 315 — 329 (T.
int, Eutokios sei spfttestens gegen 480 geboren, und bezweifelt die Nachricht, er sei
Behlller des Isidoros gewesen).
Domninos: Die Einleitung in die Arithmetik ed. Fr. Boissonade, An. gr. 4 (1832)
^13 — 429. — Paul Tannery, Domninos de Larissa, BuUetin des sciences math^matiques,
SI« s^rie 8 (1884) 288-298.
Stephanos von Alezandria: Hauptschrift: H. Usener, De Stephano Alexan-
o, Bonn 1880.
2. Schriften des 8.— 13. Jahrhunderts: Das Rechenbuch von Achmtm:
Baillet, Le papjrrus math^matique d'Akhmtm, M^moires publik par les membres de la
Ission archöol. fran^aise au Caire sous la direction de M. U. Bouriant, tome IX, faso. 1.
tE^aris 1892. Hier wird ein im 7.-8. Jahrb. n. Ohr. geschriebenes Rechenbuch besprochen,
das ein Glied bildet in der langen Kette der arithmetischen Praxis von dem um 1700 v. Chr.
Abgefassten Rechenbuch des Schreibers Ahmes (Papyrus Rind) bis auf die um 1340 in Epel
geschriebenen, von P. Tannery, Not. et extr. 32, 1 (1886) 130 ff., herausgegebenen Briefe
2es Nikolaos Rhabdas von Smyrna. Vgl. die Besprechungen von Fr. Hultsch, Berl.
-^lol. Wochenschr. 14 (1894) 1327-1331, und M. Cantor, Zeitschr. f. Mathematik und
Jnijsik, Historisch-litterarische Abteilung 38 (1893) 81—87.
,Heron der Jüngere*: Den griechischen Text mit einer französischen Ueber-
^etzung ed. Vincent, Not et extr. 19 (1858) 2 S. 348-415. — Vgl. Th. H. Martin,
Hecherches sur la vie et les ouvrages d'H^ron d'Alexandrie, in: M^moires pr^sentäs par
divers savants ä Tacad^mie des inscriptions et belles lettres, S^rie I, Paris 1854.
Leon Philosophos: J. L. Heiberg, Der byzantinische Mathematiker Leon, Biblio-
"theca Mathematica, Neue Folge 1 (Stockholm 18^7) 33—36. Dasselbe etwas ausführlicher
in dänischer Sprache in: Overs. over d. K. D. Vindensk. Selsk. Forh. 1887 S. 88—92.
Psellos: Ttoy nsQi aQi&farjtut^g avyo^ffis^ erschien zu Paris 1538. — P. Tannery,
Paellos sur Diophante, Zeitschr. f. Mathem. und Physik, Histor.-liter. Abteil. 38 (1893)
-41—45.
3, Schriften des 14. (und 15?) Jahrhunderts: Theodoros Metochites: Das
ProOmion seiner Astronomie, in welchem Metochites über seinen Studiengang berichtet,
ed. K. N. Sathas, Mea. ßtßX. 1 (1872) ne'—gia. Ebenda ^^'—^«17' das Inhaltsverzeichnis
des astronomischen Werkes. — Vgl. J. L. Heiberg, Apollonii Pergaei quae graece ex-
•tant 2 (1893) LX VIII ff. — Fr. Bell, Studien zu Claudius Ptolemaeus, Jahns Jahrb.
Sapplementb. 21 (1894) 54 f.
Theodoros Meliteniotes: Vorrede und Anfane seiner 'JazQoyofnxfj xqlßißXog ed.
IMigne, Patrol. gr. 149, 988—1001. — Ueber seine theologischen Schriften vgl. S. 135
vnd 186 Anm. 2.
Barlaams Rechenbuch ist 1600 mit einer lateinischen Uebersetzung gedruckt
-worden (mir unzugänglich). — P. Tannery, Le scholie du meine N^ophytos sur les
chifires Hindous, Revue arch^ol. III. s^rie 5 (1885) 99—102. — Zu Planudes, Moscho-
pnloB und Johannes Pediasimos s. die Litteraturangaben S. 545, 548, 557.
Nikolaos Rjiabdas: P. Tannery, Manuel Moschopulos et Nicolas Rhabdas,
BsUetin des sciences mathem. \\^ s4rie 8 (1884) 263-277. — Paul Tannery, Notice
wu les denx lettres arithm^tiques de Nicolas Rhabdas, Not. et extr. 32, 1 (1886) 121 — 252
(gibt den griechischen Text mit französischer uebersetzung). Vgl. die Besprechung von
M. Cantor, Zeitschr. f. Mathematik und Physik, Historisch-literarische Abteil. 32 (1887)
59-62.
Zwei byzantinische Traktate über Feldmessung, von denen der eine ohne Autor-
namen im Cod. Vindob. iur. gr. 10, der andere unter dem Namen eines gewissen
Georgios {yitoiiirQfji) im Cod. Paris. 2419 überliefert ist, ed. mit ausführlichem Kom-
mentar und mehreren für die Geschichte der Landwirtschaft wichtigen Beilagen Th.
Uspenskij, Byzantinische Feldmesser. Beobachtungen zur Geschichte der Landwirt-
schaft Odessa 1888 (ruas.). — Hermann Graff, Mitteilung aus einer Pariser Hand-
aehrift, Bulletin de TAcad. Imp. de St.-P^tersbourg 7 (1864) 21—45 (Text eines Anonymus
ans dem Cod. Paris. 2422: Uo^bv ylvopxM xofjifjttti u. s. w.).
unbekannt nach Person und Zeit ist Rhetorios (PtitoQtog), von dem der Cod.
Berol. PhilHpp. 1577 foL 139—147 einen SrjaavQog üvyixfov x6 ndv trjg dajqovofjiiaq
aofbewahrt. Ueber andere Hss dieses Autors vgl. Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 4, 161;
11, 710.
2. Hilfsmittel:
A. Allgemeine Werke: In den allgemeinen Werken über die Geschichte der
matlieniatiBchen Diaziplinen ist der byzantinische Anteil gewöhnlich sehr stiefmütterlich
Ffr***»^ der kla«» ▲ItertviMwineoicluft JZ. 1. Abtlg. 2. Aufl, 4Q
626 BysantiiiiBche LüteratnrgeBohichte. I. ProMdsolie Idttonitiir.
behandelt; doch seien hier zur Erleichterung der Orientierong die wichtigsten Darsidlii
aufgeführt.
1. Eine kurzgefasste Geschichte der Mathematik, der Naturwissensdufto,
Medizin und Geographie gab S. Günther, Handbuch der klassischen Altertamsw'
Bd V Abt. 1, Nördlingen 1888; 2. Aufl. München 1894. — Die mathematisohen
insgesamt behandeln: A. G. Kästner, Geschichte der Mathematik, 4 Bde, OSttö
1796—1800. — J. F. Montucla, Histoire des math^matiques, 4 voll., Paris 179MS
— Ferd. Hoefer, Histoire des mathömatiques depuis leurs origines jusqu'aa oommc
du dix-neuvi^me si^cle, Paris 1874. — Heinrich Suter, Geschichte der mathen
Wissenschaften, 2 Teile, Zürich 1873—1875. (Der erste Teil, der das Altertum und
alter behandelt, ist ganz ungenügend.) — G. H. Zeuthen, Geschichte der Mathemitik
Altertum und Mittelalter, Kopenhagen 1896 (mir unzugänglich). — Das wichtigste Wf
ist: Moritz Cantor, Vorlesungen über Geschichte der Mathematik, 1. Band, 2. Ai
Leipzig 1894. Für die byzantinische Zeit kommt nur der erste Band in Betraeki,
S. 457 — 482 die „griechische Mathematik in ihrer Entartung' behandelt ist
2, Geometrie: Chasles, Aper9U historique sur Torigine et le developpemeni
m^thodes en g^ometrie, 8. ^d., Paris 1890. — Chasles, Geschichte der Geometiie, M
von Sohncke, Halle 1889.
3, Astronomie: Delambre, Histoire de Tastronomie, 5 voll., Paris 1817—1821
J. H. y. Mädler, Geschichte der Himmelskunde yon der ältesten bis anf die im
Zeit, 2 Bde, Braunschweig 1873. — Ferd. HOfer, Histoire de Tastronomie depuis
origines iusqu*ä nos jours, Paris 1873. — R. Wolf, Geschichte der Astronomie, Bsnd II
der Geschichte der Wissenschaften in Deutschland, Mtlnchen 1877. — Die reichsteo, ■
ausgedehnten handschriftlichen Studien beruhenden Aufklärungen über die GeseÜcU
der byzantinischen Astronomie gab H. Usener, Ad historiam astronomiae Symbol
Bonn 1876.
4. Physik: Ferd. Rosenberger, Die Geschichte der Physik in GhnkidzQgen ■
synchronistischen Tabellen der Mathematik, der Chemie und beschreibenden Natorwisse!
Schäften sowie der allgemeinen Geschichte, 1. Teil: Geschichte der Physik im Altertn
und Mittelalter, Braunschweig 1882. — Etwas ausführlicher ist das bald nach Rosenberg
yeröffentlichte Buch yon Poggendorff, Geschichte der Physik, Leipzig 1879. — Augu
Heller, Geschichte der Physik yon Aristoteles bis auf die neueste Zeit. 1. Bn
yon Aristoteles bis Galilei. Stuttgart 1882. — Eine kurzgefasste Darstellung ohne Bele
gab E. Gerland, Geschichte der Physik, Leipzig 1892.
B. Spezialschriften: Herm. Hanke], Zur Geschichte der Mathematik im AHi
tum und Mittelalter, Leipzig 1874.
lieber das Fortleoen der arithmetischen Studien in Byzanz unterrichtet \n
Paul Tanne ry, Diophanti Alexandrini opera omnia 2 (1895) Prolegomena. — Hauptschrift
über das Fortleben des Euklid bei den Byzantinern: J. L. Heiberg, Litterargeschid
liehe Studien über Euklid, Leipzig 1882 (bes. S. 186 ff., 208 ff.), und: J. L. Heiber
Oyerleyeringen af Euklids Optik, Qyersight oyer d. K. Danske Videnskabemes Selski
Forhandlinger 1895 S. 117—131. — Vgl. auch J. L. Heiberg, Apollonii Pergaei qu
graece exstant 2 (1893) Prolegomena. — J. L. Heiberg, Bidrag til Mathematikens Histoi
hos Byzantineme, Oyers. over d. K. D. Vidensk. Selsk. Forh. 1887 8.. 88— 96 (über Im
Philosophos und Theodoros Metochites; Subscription des die Elemente des Euklid entlu
tenden Cod. Mut. 11. E. 9). — J. L. Heiberg, kleine Anecdota zur byzantinischen Matb
matik, Zeitschrift für Mathematik und Physik 33 (1888), Historisch-literarische Abte
S. 161 — 170 (Mitteilungen meist arithmetischen Inhalts aus den Codd. Marc. 301; Lai
28, 7; Mutin. II. A. 10; Vatic. gr. 1550). — J. L. Heiberg, Den graeske Mathemaü
Oyerleyerings historie, Overs. over d. K. D. Vidensk. Selsk. Forh. 1896 S. 77 — 98 (se
reichhaltige Untersuchung). — Einen Ueberblick über die gesamte alte und mittelalterlid
Ueberlieferung der Mathematik gab J. L. Hei borg, Verhandlungen der 43. Versamo
deutscher Philologen und Schulmänner in Köln, Leipzig 1896 S. 27—34. — Paul Tann er
Le calcul des parties proportionelies chez les Byzantins, Reyue des 6t. gr. 7 (1894) 204— 2i
(Erklärungen zu dem yon Baillet edierten Papyrus). — Klinker fu es, Ueber ein
glänzenden Stemschnuppenfali aus dem Jahre 524 p. Chr., Göttinger Nachrichten 18
Nr. 10 (über den yon Theophanes I 286 ed. Bonn, und Michael Glykas S. 500 ed. Boi
berichteten Stemschnuppenfali).
3. Zur Ueberlieferung: Wichtige Sammelhss sind die Codd. Vatic. 1059; Vati
PaL 312; Laur. Plut. 28, 13-14—16—17; Venet. Marc. 336; Vindob. phil. gr. 87 u
108; Paris. 2419; BeroL Phillipp. 1577 u. s. w. — Bibliographische und handschri
liehe Nachweise über unedierte und yerlorene Astronomen und Astrologen bei Fabriciu
Bibl. gr. ed. HarL 4, 147—170.
4. Grosser Beliebtheit erfreuten sich populäre astronomisch-astroiogisc
7. FaohwiBBenBohaften. Mathematik nnd Aatronomie. (§ 260) 627
^.-Ct^^inlui^goii und Abhandlungen, welche die wichtigsten Kenntnisse in leicht ver-
^t^dlicher Form vermittelten. Man • findet hier in buntem Durcheinander Mitteilungen
L -ttb^ die sieben Zonen und die Planeten, über die Qualität der Zodia, den Lauf der Sonne,
^' =^ia vier Elemente, über die Voraussehung eines feuchten oder trockenen Jahres oder eines
■ 'yri^ges, über Wolken, Schnee, Hagel, Regen, Nebel, Blitz und Donner, Kometen, Erd-
beben n. 8. w.
5. Astrologie. Neben der wissenschaftlichen Sternkunde entwickelte sich in der
^ Kiüserzeit die astrologische Geheimwissenschaft, die aus dem Laufe und der Stellung der
^ Sterne die künftigen Geschicke der Menschen und Völker zu erkennen suchte. Wie tief
^ fier Glaube an die Sterne eingewurzelt war, beweisen die zahlreichen Erlasse der christ-
"^ lieben Kaiser im 4. Jahrhundert gegen die Ausübung der Astrologie. Honorius erliess
^ ttogar ein Gesetz: De mathematicis urbe Roma et civitatibus omnibus pellendis et codicibus
^^ eomm cremandis. VgL Codex Theodosianus ed. J. Gothofredus 3 (Ludguni 1665) 114 ff.;
^^ 124; 134 — 136, und flefele, Conciliengeschichte 1 (1855) 744. Trotz solcher Massregeln
.^ brachten selbst christliche Autoren der Greheimwissenschaft unverhohlene Teilnahme ent-
^ fingen, wenn sie auch durch weise Mässigung einem Konflikte mit dem Staate und der
Sircbe auszuweichen verstanden. Das älteste von einem Christen verfasste astrologische
'^ \?erk ist wohl das Kompendium des Hephaestion, den der Herausgeber etwa ein halbes
Jahrhondert spftter als Firmicus Matemus, also um 380 n. Chr., ansetzt. Ausgabe von
ingast Engelbrecht, Hephaestion von Theben und sein astrologisches Kompendium.
Sn Beitrag zur Geschichte der griechischen Astrologie, Wien 1887. Dann wagte man
mlhtit den Versuch, ein Kompromiss zwischen Astrologie und Christentum herzustellen.
Diese Absicht hat der anonyme Dialog Hermippos, der im 5. oder 6. Jahrhundert ent-
standen ist Die Schrift ist zum ersten male ediert worden von Bloch, Kopenhagen 1830;
nenerdings viel korrekter von W. Kroll und P. Viereck: Anonjrmi Christiani Hermippus.
De astrologia dialogus, Leipzig, Bibl. Teubneriana 1895. Vgl. die guten Besprechungen
yon P. Wendland, Berl. philol. Wochenschr. 1896 S. 41 ff., und A. Häbler, Wochen-
schrift f. klass. Philologie 1896 S. 337 ff. — In der späteren byzantinischen Zeit hat
die Astrologie ungestört weitergeblüht. Wesentlich auf astrologischem Grunde ruht
die oben (S. 621) erwähnte fälschlich dem Stephanos von Alexandria zugeteilte
Prophezeiung über Mohamed und seine Nachfolger. Im zwölften Jahrhundert sehen wir
sogar den obersten Vertreter des Staates, KaiserManuel, ganz offen dem astrologischen
Wahne huldigen. Ein Mönch schrieb deshalb gegen die Astrologie ; der Kaiser verteidigte
sich und seine Liebhaberei in einer uns in den Codd. Vatic. 1059 und Marc. 324 erhaltenen
Schrift: nirrax^oy ixdo&iv nagd tov aoidifiov ßaaiXe'fog rov noQ^vQoyeyyijtov xvqov MavoxitjX
xw Ko/j.yrjyov * yrtSf^fi xal eidtjaei xal rtüy iXXoyifitoy aQX^^Q^^'^ ^'^^ avyxXrjuxtSy a^/o»Ta»',
TtolktSy yifioy vifn^XiSy xal dyayxaimy ^etoQtjfiärtüy, dnoXoytjtucoy nQog ygagjijy riyog fiO'
vaxov naXatlyov xtjg fioy^g rov nayroxQtxroQog ree tijs aüxqoyofAixrjg t^/ki;; xaxiCovaay xal
ucißtuiy dnoxaXovaay to lAa^fAa. Gegen diese Apologie schrieb der Chronist Michael
Glykas einen in vielen Handschriften erhaltenen Brief. Dass übrigens der Kaiser that-
aichlich Astrologie, nicht Astronomie trieb, beweisen der Umstand, dass ihm Johannes
Kamateros sein astrologisches Gedicht widmen durfte, und der schriftliche Widerruf,
den Manuel kurz vor seinem Tode dem Patriarchen übergab (Niketas Akominatos ed.
Bonn. 288, 4 ff.).
Wie in der Astronomie erscheinen auch in der Astrologie orientalische Einflüsse
wirksam. Hieher gehört das an den König Nechepso gerichtete Weissagungsbuch des
»Philosophen Petosiris": TlQoyvtoüxixoy ßi(ü(peXkg xal ^QtjatfAoy dytiyqafphv H aiyvnua-
an7C naXautg ßißXov . JJetwatQig iV£/et/;a7 r^ xifjutoraxt^ ßaoiXei /m'^fci', das Jo. Iriarte,
Regiae bibliothecae Matritensis codd. Graeci, Madrid 1769 S. 338 f. ediert hat. Es steht
aneh in den Codd. Vindob. med. 8 und 29 (Nessel); Vindob. phil. 37 und 108 (Nessel);
BodL Barocc. 70 und 166. Vgl. Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 4, 160; 166.
6. Orakelb fleher. Mit der Astrologie nach Absicht und Inhalt eng verwandt ist
die Weissagungslitteratur. Gegen sie scheinen sich aber die offiziellen Kreise duldsamer
verhalten zu haben als gegen die Stemdeuterei. Das verrät sich schon in der Thatsaohe,
dass die Orakel h&ufig unter den Namen berühmter Kaiser und Patriarchen verbreitet
wurden. Hören wir doch, dass Orakelbücher sogar einen Bestandteil der Bofbibliothek
bildeten. Der Fortsetzer des Theophanes (I 22 S. 36 ed. Bonn.) erzählt, zur Zeit Leons
des Armeniers habe die kaiserliche Bibliothek ein Orakelbuch besessen, das nicht bloss
Prophetien, sondern auch farbige Bilder der künftigen Kaiser und allerlei allegorische Dar-
stellungen enthielt: 'Ö di X^V^/^^ V^ IißvXXtaxog, ly xiyi ßißXita Big xijy ßaatXtxtjy ßißXto-
Sipcfjy iranoxeifieyogy ov XQV^h^^ fiovoy dnXoSgy dXXd xal /j.oQ(fdg xal «r/jf/uara l/otHrrr
xmy yBrfjcofi^ytoy ßaaiX^toy did /^of^araii' . i^y ovy X^aty 9fjqloy fiSfiOQtpoifi^yoy^ /r^TTot/eroi/
x«/a^a>^/u/>^o>^ dno xrjg ^cf/fo); fJi^XQ^ "^V^ yaffxgog avxov . xovxov xaxomy dyiJQ xig ini94foy
ffo'^ori icm^ay ididov irXtjyi^y rta dtj^Up dirt rov x^ • Ganz ähnlich wie das hier beschriebene
40*
628 BysantiniBche liüeratiirgeacliiohte. L ProMdsohe Litteratiir.
Buch aus dem 8. Jahrhundert sind manche der uns erhaltenen viel späteren £xemplan
mit phantastischen Bildern ausgestattet • |^
Zunächst tritt in der Wahrsagelitteratur wie in anderen (^eheimwissenBchaften im
Bestrehen hervor, durch Vorschiehung orientalischer Namen und apokrvpher Sohriftatikkt
den Schein alter Weisheit zu erwecken. £in6 Sammlung von orakelnaften Ratachlif«
(XQtjafioi) ist unter dem Namen des Astrampsychos i^AaxQou^vxog) ttberlieferi. Ali
Einleitung, dient ein erdichteter Brief an König Ptoiemaeos; in Wahrheit war der VerfaMv
Christ und lebte sicher nicht vor dem 5. Jahrhundert n. Chr. Ausgabe: Astrampejcli
oraculorum decades CHI ed. Rud. Her eher, Progr. des Joachimsgymn., Berlin IwS. Ii
der späteren Zeit erfreuten sich der grdssten Beliebtheit die unter den Namen dea Daniel,
des Meth odios von Patara (soll heissen: Olympos) und des Kaisers Leon des Weisei
überlieferten Orakel; weniger häufig erscheinen Konstantin der Grosae, der Patri-
arch Tarasios und der Lateiner Theophilus als Verfasser von Orakelbfichem.
i.Von der Apokalypse des Propheten Daniel ed. zuerst einige Stücke 0. TiaeheD-
dorf, Apocalypses apocryphae, Leipzig 1866 S. XXX ff. — Einen anderen Text ed. av
zwei Venezianern und zwei Pariser Hss Erich Klostermann, Analecta zur Septaagiota, If
Hexapla und Patristik, Leipzig 1895 S. 113—123 (im Kommentar erörtert El. das Vw- \\
hältnis der Vision zu den Orakeln Leons des Weisen und den Revelationen dea Methodiot
von Patara, zu Tzetzes Chiliaden, Kodin u. s. w.). — VgL Greg. Kalemkiar, Dil
siebente Vision Daniels, Wiener Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes 6 (1892) 2. -oad
3. Heft (Armenischer Text und deutsche Uebersetzung eines apokryphen StQckea, dM
Prophezeiungen über Kriege u. s. w. unter den römischen Kaisem von Konatantiii bii
Heraklios enthält und demnach wohl von einem Griechen im 7. Jahrh. verfaast wordea
ist), und: Erich Klostermann, Zur Apokalypse Daniels, Zeitschr. f. alttestamentlicht
Wissenschaft 15 (1895) U7— 150 (Mitteilungen aus Cod. Vindob. iur. gr. 6).
2. Der griechische Text des Methodios ist gedruckt in: Monumenta S. Patram
orthodoxographa 1 (Basel 1569) 93—99. Ebenda S. 100—115 lateinische Texte der
Revelationen des Methodios. — Ein anderer griechischer Text mit Zusätzen aua dar
Vision Daniels bei A. Vassiliev, Anecdota graeco-byzantina 1 (1893) 33 — 58. VgL die
Praefatio S. XII — XXV. — Ein lateinischer Text in der Maxima bibliotheca vetemm patram
5 (1677) 727—734. — Ein anderer lateinischer Text in: Orthodoxographa Theologiae, Basel
1555. — Eine freie lateinische Uebersetzung im: Mirabilis liber s. 1. et a. fol. 1^ — Zahl-
reiche Codices z. B. Athen. 1077; NeapoL II. A. 17; Patm. 303; ValliceU. F. 68;
Vindob. theol. gr. 200 (Nessel); dazu die meisten der unter genannten Sammelhaa. —
Tarasios in einigen Sammelhss wie dem Cod. Athen. 1256. — Für die Bestimmung
der Entstehungszeit des Methodiosbuches gewährt einen Anhalt die lateinische Ueber-
setzung, deren Hss bis ins 8. Jahrhundert zurückreichen. — Zur Erläuterung: A. N. Vese-
lo vskij. Die Revelation des Methodios und die byzantinisch -germanische Kaisersage, Joum.
Min. 1875 Bd 178 S. 283—331. — A. Wirth, Aus orientalischen Chroniken, Frankfort a. M.
1894 S. 241—245. — Ueber Methodios von Olympos vgl. Otto Bar denhe wer, Patrologie,
Freiburg i. Br. 1894 S. 170-173.
3. Orakel des Leon: Vaticinium Severi et Leonis imperatorum, in quo videtur
finis Turcarum in praesenti eorum imperatore una cum aliis nonnullis in hac re vaticinüs.
Lat. et itaL Brescia 1596 (mit 16 Kupferstichen). — Ed. P. Lambeciusin: Georgü Codini
et alterius cuiusdam anonym i excerpta de antiquitatibus Cpolitanis, Paris 1655 8. 233 -294
(mit den handschriftlichen Illustrationen und den Kommentaren des Lambecius und eines Ano-
nymus). — Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 107, 1129—1168. — Fragmente der Orakel des
Leon und anderer ed. aus einer Kopenhagener Hs Ch. Graux, Archives des misraona
scientifiques III*^ s^rie 6 (1880) 218 f. — Ueber eine vulgärgriechische Bearbeitung vgl.
den § im Abschnitte «Vulgärgriechische Litteratur". — Die Ueberlieferung ist noch wenig
erforscht. Hier seien notiert die Codd. Panorm. I. E. 8 (mit Illustrationen); BodL Barocc
170 (mit Illustrationen und der lateinischen Uebersetzung der Orakel des Leon von Fr.
Baroccius); Marc. VII 3 (mit Illustrationen). — Ein astrologisches Fragment Leons des
Weisen ed. aus Cod. Marc. 366 Hertlein, Hermes 8 (1874) 173—176.
4. Unbeachtet ist noch die dem Michael Zorianos gewidmete Wahrsagung des
heiligsten Andritzopulos: UQoqQfjcn rov ayioitarov 'Av6qix^onovXov n^Sg xor ZtoQiayow
xvQiv MtxtttjX. Sie handelt über den Untergang des Rhomäerreiches und den Antichrist
Die Anfangsworte lauten : IIbqI rtoy 'Paifialtar ßovXoual ae yivaSoxety, ottbq ovx lari dv^aiop
ix xtüv äXktoy fAa^ciy, Cod. Paris, gr. 2661 a. 1365 fol 208—209.
5. In die Orakellitteratur gehört auch die Geschichte vom Bettlerkünig: Iligl
rov dgvXovfiiyov ntto^ov xal ixXexrov ßaaiXitog, rov yytoarov xal ayyutarov, rov xaroixovyrog
iy rfi nQüirn axQif rrjg BvCayridog u. s. w. Codd. Ambros. R. 115. sup. fol. 13—15^;
Athen. 432; BodL Land. 27 foL 1— 6>^; Marc. VH 3 foL 41-44; Marc. ItaL XI
6 foL 100—104; Vatic. gr. 1188 fol 20 ff.
7. FachwiMenBchaften. Mathematik nnd Aatronomie. (§ 260) 629
6. Theophilus: Die unter diesem Namen überlieferten Orakel sind von dem Notar
Johannes Rhyzanos aus dem Lateinischen übersetzt. Der Titel lautet im Cod. Bodl.
! Barocc. 144 fol. 2Sb^:"Er8Q0i xQV^h^'^ SeotpiXov nQBCßvji^ov ^tofialtov xai xXrjQixov tijg
fMtydXtj^ ixxXtjcias trjg naXntäg 'Pußfirjg fieraßXri^sig (!) dno 'PatfiaCxä Big Tfjy EXXada duiXexroy
nagd yoragiov xvqov 'latdyvov toi» PvCat^ov, Sie stehen auch im Cod. Taur. 168. b. II 22
(jetzt B. V. 27). In der lateinischen Litteratur scheint von diesem Priester Theophilus
nichts zu verlauten; vielleicht ist sein Name fingiert.
7. Ein spätes, aber für eine zusammenfassende Untersuchung der byzantinischen
Orakellitteratur nicht zu übersehendes Exemplar illustrierter Orakel veröffentlichte
O. Destunis, Griechische handschriftliche Orakelsammlung mit Bildern, bezüglich auf
das Ende des 16. Jahrhunderts. Bd 14 der ,DrevnostiS Moskau 1890.
8. Sammelhss: Meist sind die Orakel des Methodios, Leon u. a. vereinigt über-
liefert Solche Sammlungen enthalten z. B. die Codd. Athen. 1256 a. 1790; Athen. 1350
8. 19 (!); Athous 3290; Athous 3293; BodL Barocc. 144; BodL Land. 27; Marc.
VII 3; Patm. 303; Taur. 168. b. II. 22 (jetzt B. V. 27); vgl. Jos. Pasini, Codices mss
bibliothecae regii Taur. Athenaei 1 (1749) 254 f. — Eines der merkwürdigsten Denk-
mAler der von prophetischen Ahnungen erfüllten und mystischer Neigung ergebenen popu-
lAren Geschichtsauffassung der Türkenzeit ist der Cod. Marc. VII. 22 s. 17. Man könnte
seinen Inhalt als eine Orakelwelt chronik bezeichnen. Zuerst wird die biblische Ge-
Bchichte bis auf Augustus erzählt, dann die Geschichte der römischen Kaiser und der
Türken bis zur Belagerung von Kreta. Das Hauptgewicht des Berichtes fällt auf die
Machtentwickelung des Islams und des türkischen Ueiches. Episodenweise werden Stellen
des Daniel und anderer Propheten auf historische Ereignisse gedeutet. Teils im Kontexte
der Erzählung, teils am Schlüsse des Werkes findet man sibyllinische und andere Orakel,
Stellen über den Antichrist und das jüngste Gericht. Die vulgärgriechische Prosa wird
stellenweise durch jambische Trimeter in der Kunstsprache unterbrochen. Die ganze Kom-
pilation wird im Titel keinem Geringeren als dem MetnodiosvonPatara(d. h. dem Metho-
dios von Olympos) zugeschrieben: Tov iy dyioig naxQog ijfÄtSv Med^odlov imaxonov
tlaid^toy Aoyog i^xgißtafi^yog negi Tag ßaaiXeiag xtüv i&vtjy. Der Anfang lautet: *1<niQv^
'6xh d^fX^rteg o xb 'JdttfA xai tj Eva ix xov nagadslcov nag^evot ixvyx^ivov. Ein Unicum
unter allen Orakelhss ist die Hs durch die zahlreichen und mannigfaltigen von geübter
Künstlerhand ausgeführten Illustrationen.
9. Allgemeine Hilfsliiteratur: Igu. Döllinger, Der Weissagungsglaube und
das Prophetentum in der christlichen Zeit, Raumers Histor. Taschenbuch, 5. Folge, Jahrg.
1 (1871) 257—370; wiederholt in: Kleinere Schriften, Stuttgart 1890 S. 451—557. —
Gerh. v. Zezschwitz, Vom römischen Kaisertum deutscher Nation, ein mittelalterliches
Drama. Nebst Untersuchungen über die byzantinischen Quellen der deutschen Kaisersagc.
Leipzig 1877. Vgl. die Besprechung von A. v. Gutschroid, Histor. Zeitschr. herausgeg.
V. Sybel, N. F. 5 (1879) 145- 154 = Kleine Schriften 5 (1894) 495-506 (hier handelt
V. Gutschmid über Methodios von Patara). — Ueber Beziehungen des Methodios zu abend-
ländischen Prophezeiungen vgl. Fr. Gerss, Die Sibylle Gottfrieds von Viterbo in anderer
Gestalt, Forschungen zur deutschen Geschichte 19 (1879) 373 — 396. — Eine lateinische Predigt,
die einen byzantinisch-sibyllinischen Kern hat, ed. C. P. Caspari, Briefe, Abhandlungen und
Predigten, Christiania 1890 S. 208 ff.; vgl. S. 429 ff. — Franz Kampers, Kaiserprophetien
and Raisersagen im Mittelalter, München 1895 S. 29 ff. (die Weiterentwicklung der sibyl-
lischen Tradition in Byzanz), S. 208 ff. (Der byzantinische Kern der mittelalterlichen tibur-
tinischen Sibylle). Dasselbe Buch in 2. Aufl., München 1896 S. 15 ff. Der zweite Exkurs
ist hier nicht wiederholt. — Vgl. auch W. Bousset, Der Antichrist in der Ueberlieferung
des Judentums, des neuen Testaments und der alten Kirche, Göttingen 1895.
7. Traumbücher: i. Das grosse Traumbuch ^OvBiQoxQixixd) des Artemidoros
(aus der Zeit des Hadrian) war für die populären Bedtlrfnisse der späteren Zeit zu umfang-
reich und zu schwer verständlich. Man stellte ihm daher bald knappere, meist in der
Form von jambischen Versen gefasste Regeln zur Seite. Wie in allen Geheimwissen-
schaften machen sich auch hier schon früh orientalische Einflüsse bemerkbar. Orientalisches
Kolorit trägt schon das unter dem Namen des oben (S. 628) genannten Astrampsychos
überlieferte, aus 101 alphabetisch geordneten Trimetem bestehende Lehrgedicht. Es be-
ginnt: 'Av^Qa^k ßaivBiv BX^Q^xrjr drjXoT ßXdßt^y, Die Entstehungszeit des Werkchens, das
von Suidas (s. v.) zitiert und öfter benützt ist, bedarf noch der Untersuchung, wobei
namentlich die Metrik einen Anhaltspunkt gewähren dürfte. Eine Ausgabe mit lateinischer
Uebersetxung besorgte Job. Obs opoeus, Paris 1599. — Wiederholt von Servatius Gal-
laeuB, Amsterdam 1689. — Ed. N. Rigault, Artomidori Daldiani et Achmetis Sereimi
F. Oneirocritica, Astrampsychi et Nicephori versus etiam oneirocritici, Paris 1603. — Dann
ed. Jo. Meursius, De luxu Romanorum liber singularis, Hagae-Comitis 1605 S. 77—88;
wiederholt Amsterdam 1631. — Vgl. Fabricius, Bibl. gr. ed. Bari. 5, 265 f. — Riesa,
Panlys Realenzyklopädie, Neue Bearbeitung 2 (1896) 1796 f.
630 Byzantinisohe LitteratorgeBchichte. L ProBaiaohe Litteratnr.
2. Weit stärker ist die orientalische Herkunft betont im Traumbuche des Achmet,
das in 304 Kapiteln die Traumtheorien der Aegypter, Perser und Inder enthalt. DerYer
fasser bezeichnet sich als Traumdeuter des Mamun, des ersten Ministers des Ehalifen (m
820 n. Chr.): BißXioy 6p6iQoxQ$tixdy, öneg avyij^ey xai ovvhaiey '^Xf*^ ^^^ £rjQ§ift i
oyeiQoxQittjf Tov nqoixov avfißovXov MctfAovy. Das Buch des Achmet wurde ata 1160 ▼«
Leo Thuscus ins Lateinische übersetzt. Eine neue lateinische Uebersetzung gab Le anclsTiis,
Frankfurt 1577 (irrtümlich unter dem Namen des Apomasaris). — Eine franzdsisck«
Uebersetzung erschien zu Paris 1581. — Den griechischen Text ed. N. Big aalt, Ali»-
midori Daldiani et Achmetis Sereimi F. Oneirocritica etc., Paris 1603. — K. Her eh er,
Zu Achmets ^OyBiQoxQiunov, Philologus 10 (1855) 346 f. (Notiz aus Cod. Vindob. phil. 111).
— Nachträge aus dem Cod. Paris, gr. 2419 gab Ch.-E. Kuelle, La def des aongei
d'Achmet Abou-Mazar. Fragment in^dit et bonnes variantes, Revue des ^t. gr. 7 (Ifi^)
305-312. — Vgl. Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 5, 266 flf. — üeber den Verfasser des
Originals Abu Ma'aschar Dja'afar b. Muhammed b. Omar al-Balkhi vgL M. Steia Schneider,
Die hebräischen Uebersetzungen des Mittelalters 2 (Berlin 1893) 566—570.
3. Das metrische Traumbuch des Astramp^chos fand in der spätem bjrzantinischeB
Zeit reichliche Nachahmung. In zahllosen Hss nndet man jambische Traumlehrgedichte
mit alphabetischer Anordnung. Grösstenteils erscheinen sie, obschon sie unter versehie-
denen Namen gehen und im einzelnen abweichen, als Bearbeitungen desselben Textes. Die
beliebteste, in zahllosen Hss vorkommende Redaktion wird dem Patriarchen Nike-
phoros zugeteilt. Sie beginnt: *^Aqx^ ^Qo ndyttay xai nadtßy x<d xotXLag. Sie ist ediert
m der oben angeführten Sammlung von Rigault. — Ergänzungen gab aus dem Cod. Paria
2511 Ch.-E. Ruolle, Vers inödits et bonnes variantes dans rOnirocriticon de Nioöphore
Grögoras, Revue des ^t. gr. 8 (1895) 251—255 (im Titel dieses Beitrages ist natürlich —
trotz der Rektifikation, Revue des ^t. gr. 8 (1895) 480 — Nicöphore Patriarche statt Nio^
phore Grögoras zu schreiben). — Eine andere Redaktion geht unter dem Namen des Patri-
archen Germanos: 'OyeigoxgiuxSy rov 7iftr^m^/ov ^oij/arayrii'ovTrdileai; xv^ov Fegftayoi,
Sie beginnt: 'Jydgi nXaxelg g^iXovyn ev^eroy tode, Z. B. im Cod. Vindob. theoL gr.
235 fol. 311—319. — Eine dritte Ausgabe hat sich gar mit dem Namen des hL Athanasioe
geschmückt. Sie beginnt: ^Ay^Qu^ ßalyeiy ix^Qtxrjy drjXot ßXdßrjy und scheint also mit
dem unter dem Namen des Astrampsychos von Rigault a. a. 0. edierten Werke identiadi
zu sein. Z. B. im Cod. Marc. 608 fol. 335^ ff. Ihr Anfang (Litt. A — l) steht anonjm
im Cod. Es cur. ^. III. 7 und ist daraus ediert worden von E. Miller, Catalogue aes
mss grecs de la bibl. de TEscurial S. 168—170.
4. Ganz abweichend von dieser Gruppe ist ein alphabetisch geordnetes, in Pros»
abgefasstes Traumbuch, das sich unverfroren als Buch des Propheten Daniel, gerichtet
an den König Nabuchodonosor, vorstellig macht: *OyeiQoxQtuxdy ßißXioy tov TiQinpiJTov
JayitjX nqog roy ßaaiXea Nußovxodoyoaog xorrcr dXffdßrjtoy. Beginn: ^Agyvgd ij jf^iWfr
nBtBi,yd idy idrig, axaigoy fJidxrjv arjfiaiyei. Z. B. im Cod. BeroL Phillipp. 1479 foL
4^ — 10^. — Eine Aufzählung griechischer Autoren, die als Traumdeuter zitiert werden,
gibt Fabricius, BibL gr. ed. Harl. 5, 268 f. — Wichtige Nachweise und Erklämngeo,
die auch für das Studium der byzantinischen Traumbücher, Zaubersprüche u. s. w. za be-
achten sind, gibt E. Ricss, Volkstümliches bei Artemidoros, Rhein. Mus. 49 (1894) 177
bis 193. — Vgl. auch die mehrfach mit den griechischen Vorschriften verwandten Sitze
aus indischen Traumbüchern bei R. Pischel, Zeitschr. d. deutschen morgenlftnd. Gesellsch.
40 (1886) 114-119.
8. Donnerbücher, Zuckungsbücher, Zahlenmantik, Buchorakel, Geo-
mantie u. s. w. Die Eleinlitteratur des Aberglaubens, die in die Rubriken dieser Ueber-
schrift fällt, ist noch weniger erforscht und zugänglich gemacht als die Bücher aus den
Gebieten der Astrologie, des Orakelwesens und der Traumdeutung.
i. Donnerbücher {BQoytoXoyia) sind häufig überliefert z. B. indenCodd. Vatic.
1066 fol. 162 tf.; Paris. 2118 fol. 77-81; Ambros. E. 81. sup.; Phillipp. 1577. -
G. J. Kalaisakes. Ilayroieiyoy xaXayrdQioy, ßqoyjoXoyioy xai aiiafioXoytoy, Hagyaoffoi
15 (1893) 315-319; 795-800. — Vgl, C. Wachsmuth in seiner Ausgabe des Liber de
ostentis des Joannes Laurentius Lydus, Leipzig 1863 S. XXXII ff. — Ein Brontologion
aus Cod. Ambros. E. 81. sup. ed. R. Wünsch, Zu Lydus De ostentis, B. Z. 6 (1897).
2. Wenig ist von mittelgriechischen Zuckungsbüchern bekannt üeber die öfter
edierte Schrift eines gewissen Melampus, der angeblich unter Ptolemaeos Philadelphos
lebte (MeXtt'fjinodos Ugoyqnfjifjiajitag Tlegi TiaXgjuay fdayri-xt} ngog UroXeuaToy ßaatXäa) und
andere Sachen dieser Art s. Fabricius, Bibl. gr. ed. HarJ. 1, 116—118. Ein griechisches
Zuckungsbuch ist mit der apoluyphen Litteratur der sogenannten Eyraniden des Hermes
Trismegistos, über die zuletzt H. Haupt, Philologie 48 (1889) 371— 374, gehandelt hat
verbunden: 'Kq/agv Tgta/Atyiciov negi rtuy ^eXtoy rov dy^Qotnov * otay Xayyevovy, yyaigiJ^e
ovttog. Vgl. Wesselofski, a. unten a. 0. — Das Zuckungsbach ging aach za den Slaven
7. FaohwiaBeiiBchaften. Zoologie« Botanik, Mineralogie, Alohemie. (§ 261) 631
ftbcr. Vgl. M. Gast er, Das türkische Zuckungsboch in Rumänien, Zeitschr. f. romanische
Philologie 4 (1880) 65—71 (versucht ein rumänisches Zuckungsbuch, das von Melampus
völlig abweicht, auf ein türkisches Original zurückzuführen). Dazu die Bemerkungen
von A. Wesselofski (d. h. A. Veselovskij), Zum rumänischen Zuckungsbuch, Arch. slav.
Philol. 5 (1881) 469 f. Die dort angeführten slavisohen Zuckungsbücher sind mir unzu-
gänglich.
3. Die Zahlenmantik wird in der Regel auf Pythagoras zurückgeführt. Sie be-
steht in der Kunst, die aus den Buchstaben des Namens eines Menschen sich ergebende
Zahl zu berechnen und diese mit irgend einer anderen Zahl zu kombinieren, um daraus
die Zukunft zu erfahren. Hauptschrift: P. Tannery, Notice sur des fragments d'ono-
matomancie arithm^tique, Not. et extr. 31 (1886) 2, 231—260.
4, Die im Abendlande so beliebte Sitte, durch Stichproben aus berühmten heiligen
and auch aus profanen Büchern wie Vergil und Ovid die Zukunft zu erforschen, war bei
den Byzantinern wenig bekannt. Eine Anweisung, wie man aus dem Evangelium und dem
Psalter die Zukunft erkennen könne, steht unter dem Namen Leons des Weisen im
Cod. Berol. Phillipp. 1479 fol. 1 — 4^: Me&odos nQoyvüHSxixfj xov dyiov evayyekiov i;
jov iffaXrijQiov ' noifjfjia xvgov Aioyxog lov aog)ov, — Eine PsalmenbeschwOrung steht im
Cod. Vindob. bist. gr. 129 fol. 12 {^aX/Äol tiS(p€Xifxoi eis nay nqdyfiav, '0 C ilfaXfÄdg
ta€pdXifjiog eig äy^Qotnoy ^Bfiivov etc.)-
5. Geomantie: Die Geomantie des persischen Philosophen Zanatas wurde von
dem Mönche Arsenios aus dem Persischen in griechische politische Verse übertragen. Sie
stehen z. B. im Cod. Vindob. phil. gr. 108 (Nessel). In einem Pariser Codex (Colbert.
2202) ist als Verfasser Astrampsychos genannt. Vgl. Fabricius, Bibl. gr. ed. HarL
11, 582.
6, Beschwörungsformeln u. s. w.: Ueber die zum Niederschreiben von Zauber-
sprüchen dienlichen Materialien (Papier, Tinte u. s. w.) gibt interessante Mitteilungen ans
mehreren Hss N. Polites, üaXaioyQatptxt} araxvoXoyia ix ttuv fAaytxtov ßißXifoy, B. Z. 1 (1892)
555 — 571. — Dazu die Bemerkungen von M. Grün wald, Zu den Zauberbüchem, B. Z. 2 (1893)
291—293. — Ernst Kuhnert, Feuerzauber, Rhein. Mus. 49 (1894) 37-58 (über den
grossen Pariser Zauberpapyrus und neugriechische Zaubervorschriften). — Manches hierher
Gehörige auch bei Roh. Fuchs, Wundermittel aus der Zeit des Galenos, Jahns Jahrb.
149 (1894) 137—143. — Leo Allatius, De Graecorum hodie quorundam opinationibus
epistola, Appendix des Werkes: De templis Graecorum recentioribus, Coloniae Agrippinae
1645. — Die sehr reiche Litteratur über den neugriechischen Volksglauben kann hier nicht
aufgeführt werden.
261. Zoologie, Botanik, Mineralogie, Alchemie. Von einem in
unserem Sinne wissenschaftlichen Arbeiten auf diesen Gebieten und einer
daraus entspringenden originalen litterarischen Produktion kann in der
byzantinischen Zeit ebensowenig die Rede sein als im abendländischen
Mittelalter. Neben einem mehr oder weniger vereinzelten Studium der
Alten herrscht in den genannten Disziplinen eine phantastische, wesentlich
durch paradoxographische und geheimwissenschaftliche Gesichtspunkte be-
stimmte Thätigkeit.
Die zoologische Litteratur der byzantinischen Zeit wird eröfhet
durch des Timotheos von Gaza, der unter Kaiser Anastasios I lebte,
Bücher über die indischen Tiere, die Suidas s. v. Timotheos erwähnt. Leider
haben sich von denselben nur Exzerpte erhalten. Aus der späteren byzan-
tinischen Zeit ist die erfreuliche Thatsache hervorzuheben, dass die Tier-
geschichte des Aristoteles studiert und bearbeitet wurde. Vgl. S. 263 f.
Ins Gebiet der Tierkunde gehören die in Byzanz viel verbreiteten Büchlein
über Falken- Geflügel- und Hundezucht. Ein Falkenbuch {Jlegi %rjg tßv
iSQaxwv ävaTQOff^g te xal x^eganeiag) verfasste der S. 615 genannte Arzt
Demetrios Pepagomenos. Demselben wird mit geringerer Gewähr auch
ein Hundebuch (xm'cnroyior) zugeschrieben. Beide Schriftchen nebst einem
anonymen Vogelbuch {ogveocotpiov) edierte R. Horcher, Aeliani varia
historia 2 (Leipzig 1866) 333 flf., 517 flf., 585 flf. Vgl. H. Röhl, Zu Demo-
<«
632 Bysantinischd LitteratargOB^hiolite. t Prosaisohd Lütoraiar.
trios Hierakosophion § 233, Jahns Jahrb. 117 (1878) 588. Ein anonymes
Falkenbuch ed. mit deutscher Übersetzung aus einer Wiener Handschrift
Hammer-Purgstall, Falknerklee, bestehend in drey ungedruckten Werken
über die Falknerey, Pesth 1840 S. 81—93. Der Titel des Schriftchens lautet:
^l€Qaxoa6g>iv stg latqeiav oQvewv xai etg xondg xal XQ^lia otov ^aydv^ov^ yal-
xov((üY, nsTQivSvy icQaxiiov, T^ovgaxiwv xai o^vmeQvyiov. Gegen das Ende
des byzantinischen Zeitraumes verfasste der Betteldichter Manuel Philes
ein grosses Lehrgedicht über die Eigenschaften der Tiere und eine poetische
Beschreibung des Elefanten. Vgl. den § Philes im Abschnitte »Profan-
poesie*. Das wichtigste zoologische Werk der byzantinischen Zeit war
der Physiologos. Vgl. den ihm gewidmeten § im Abschnitte .Vulgär^
griechische Litteratur."
Mit Botanik beschäftigten sich die Byzantiner fast nur mit Rück-
sicht auf die praktische Verwendung der Pflanzen und Früchte. Daher
sind die wichtigsten Aufklärungen über die botanischen Kenntnisse der
Mittelgriechen in ihren landwirtschaftlichen, medizinischen und pharma-
kologischen Werken zu suchen. Vgl. S. 261 flf., 613 flf. Ein anonymes
griechisches Gedicht über die Kräfte der Pflanzen, das in dem berühmten
Wiener Codex des Dioskorides aufbewahrt ist, edierte neuerdings M.
Haupt, Berliner Index lectionum 1873/74. Zerstreute Bemerkungen über
Pflanzen findet man auch in geographischen und historischen Werken, be-
sonders bei Kosmas Indikopleustes (s. S. 412 ff.) und Michael Glykas
(s. S. 380 ff.). Nichts Näheres ist bis jetzt bekannt über die z. B. im
Codex Vatic. Palat. 77 überlieferte Schrift des Neophy tos Prodromenos
über die Pflanzen.
In der Mineralogie herrscht noch ausschliesslicher als in der Zoo-
logie der occultistische Charakter, und über das Studium der vermeint-
lichen Geheimkräfte der Mineralien sind die Byzantiner nicht hinaus-
gekommen. Ein Zeugnis dieser Auffassung ist die unter dem Namen des
P seil OS überlieferte Schrift „Über die Kräfte der Steine* (/7*^i H^mv
dvväfA€wv), die bei Ideler, Physici et medici graeci minores 1 (1841) 244 ff.,
gedruckt ist. Nichts Näheres wissen wir von des Neilos Diassorinos
Schrift „Über die Steine ^ Vgl. S. 560.
Mit der Mineralogie eng verwandt ist die Alchemie d. h. die Kunst
Metalle in andere umzuwandeln, die bei den Griechen gewöhnlich als die
heilige oder die göttliche und heilige, auch die grosse und heilige Kunst
{iegd, &€ia xai Uga, fieyäXrj xal legd Te'xvrj) bezeichnet wird. In ihrem
Kerne ägyptischen Ursprungs, zweifellos ausgegangen von der rein prak-
tischen Grundlage der Metallfarbung und Metallfalschung, später mit magi-
schen und astrologischen Dingen verquickt, beginnt die Alchemie bei den
Römern nnd Griechen seit dem 3. Jahrhimdert n. Chr. eine merkbare Rolle
zu spielen. Die ältesten alchemistischen Denkmäler sind der Leidener
Papyrus X aus dem Ende des 3. oder dem Anfange des 4. Jahrhunderts,
des Pseudo-Demokritos Traktat <Pvaixd xai iivaxixd und die sogenannte
Chemie des Moses. Den grössten Einfluss auf die Folgezeit gewann
Zosimos aus Panopolis in Ägypten, der wahrscheinlich im Anfange des
• Jahrhunderts ein aus vielen Büchern bestehendes Werk alchemistischen
7. FachwisBenaohaften. Zoologie, Botanik, Mineralogie, Alohemie. (§ 261) 633
und verwandten Inhalts verfasste. Als Kuriosität sei erwähnt, dass ein
Fragment des Zosimos die älteste griechische Anweisung zur Bereitung
des Bieres enthält. Andere alchemistische Schriftsteller sind Synesios
aus dem Ende des 4. Jahrhunderts (sicher verschieden von dem berühmten
Bischöfe dieses Namens) und Olympiodoros, der vielleicht mit dem
Geschichtschreiber identisch ist. Zwei jetzt nicht mehr vorhandene alche-
mistische Schriften waren mit den Namen der Kaiser Justini an und
Heraklios geschmückt. Ein umfangreiches, aber inhaltlich dürftiges Werk
IIsqI xQvaonoiiaq geht, wahrscheinlich mit Unrecht, unter dem Namen des
Mathematikers Stephanos von Alexandria (s. S. 621). Die Lehren
des Stephanos wurden von den nach ihrer Zeit und Person unbekannten
alchemistischen Dichtern Heliodoros, Theophrastos, Hierotheos und
Archelaos in byzantinischen Trimetern wiedergegeben. Wichtig sind
zwei byzantinische Kommentatoren aus dem 7. Jahrhundert, der „Christ"
und der „Anonymus". Wenn schon die zuletzt genannten Alchemisten
offenbar nicht mehr praktisch thätig waren, so scheint in der späteren
byzantinischen Zeit die Alchemie nur noch in einigen litterarischen Ver-
suchen fortgelebt zu haben. Zwei wichtige Sammlungen alchemistischer
Schriften, über deren Entstehungszeit sich zunächst nur vermuten lässt,
dass sie im Zusammenhange mit den grossen Sammlungen des 10. Jahr-
hunderts stehen, sind uns im Codex Marc. 299 und im Codex Paris.
2327 erhalten. Als Verfasser eines Briefes über das Goldmachen (//«gl
XQvaonoitaq) wird Psellos genannt. Vgl. S. 442. Eine ähnliche Schrift
geht unter dem Namen des Philosophen Nikephoros Blemmydes. Dazu
kommt die ^EQfirjveia rf-g iniaTtjfirjg rrjg xQvaonouag des Mönches Kosmas.
Einiges alchemistische Material enthält eine Schrift des Johannes Kana-
butzes; vgl. § 231. Dass die Alchemie bei den Mittelgriechen etwa seit
dem 6. Jahrhundert keine praktische Förderung mehr erfuhr, ist um so
auffälliger, als sie bei den Orientalen und Westeuropäern noch über ein
Jahrtausend lang rege gepflegt wurde. Im 6. Jahrhundert kam sie von
den Griechen zu den Syrern, von diesen später zu den Arabern und von
diesen, wie schon der arabische Artikel des Wortes verrät, zu den West-
europäern. Sie starb erst in der neueren Zeit, nachdem sie eine lebens-
kräftigere Tochter, die Chemie, erzeugt hatte.
Ausgaben und Hilfsmittel:
1. Zoologie: Har. Ottmar Lenz, Zoologie der alten Griechen und Römer, deutsch
in Auszfigen aus deren Schriften, nebst Anmerkungen, Gotha 1856. — Carus, Geschichte
der Zoologie bis auf J. Müller und Ch. Darwin, München 1872. — Ferd. Hoefer, Histoire
de la Zoologie depuis les temps les plus recul^ jusqu'ä nos jours, Paris 1873 (skizsenhaft
und oberflAchlich). — Ueber die neugriechischen Tiemamen unterrichtet D. Bik^las, Sur
la nomenclature moderne de la faune grecque, Annuaire de Tassoc. 12 (1878) 208—237.
— Reichhaltige Mitteilungen über die Vögel im heutigen Griechenland bei Aug. Mommsen,
Griechische Jahreszeiten, Schleswig 1873—1877 S. 155—330. — Timotheos von Gaza:
Exzerpte seiner Tierbficher ed. zuerst ohne Automamen Chr. Fr. Matthaei, Brevis historia
animalinm scriptoris anonymi, qui seculo XI. sub Constantino Monomaoho imperatore Con-
stantinopoli flomit, in den JlotxiXa 'EXXijyixä seu Varia Graeca, Moskau loll S. 1 — 90.
— Dann ed. Sttücke des Textes mit Zusätzen M. Haupt, Excerpta ex Timotiiai Qaiatti libm
de animalibus, Manridi Hauptii opuscula 3 (1876) 274—302. — Ein Omeoflo^iMm ift^mite
dem Namen des Kaisers Leon des Weisen überliefert z. B. in den Codd. Eacur« & ^
'y. IV. 10; Si. IV. 20. Vgl. Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 1, 211.
2. Botanik: Hauptwerk, in welchem auch die littenrhistoriMh« i
634 Byzaniinisohe LitteratiirgeBoliichte. L Prosaisohe lititraiiir.
sichiigt ist: Ernst H. F. Meyer, Geschichte der Botanik, 4 Bde, Königsberg 1854—1857.
— F. Hoefer, Histoire de la botaniqae, de la min^ralogie et de la göologie, Paria 1882.
• - Th. V. Heldreich, Die Nutzpflanzen Griechenlands. Mit bes. Berücksichtigang der
der neagriech. and pelasg. Vulgamamen. Athen 1862. — Th. v. Heldreich, Pflanzen d«
attischen Ebene bei A. Mommsen, Griech. Jahreszeiten S. 471—597. — Ueber die bot^ j
nische Nomenklatur der alten wie der mittelalterlichen Zeit unterrichtet das yerdieiistli«^ i
Buch von Beruh. Langkavel, Botanik der späteren Griechen vom 8. bis zum 13. Jalir- |
hundert, Berlin 1866; dortselbst S. XXII f. bibliographische Notizen über die botaniBch» i
Litteratur der Byzantiner.
3. Mineralogie: Ueber griechische Quellen mittelalterlicher Schriften 'fiber
magische Steine handelt V. Rose, Damigeron de iapidibus, Hermes 9(1875)471 — 49L
4. Alchemie:
A. Ausgaben: Hauptsammlung griechischer alchemistischer Texte: Collection dci
anciens alchimistes grecs publice par M. Berthelot, avec la collaboration de Ch.-£iiL
Kuelle, 3 Bde, Paris 1888, 1888, 1883. Der erste Band enthält die Einleitung über die Ge-
schichte der Alchemie mit Notizen über Hss, Abbildungen von alchemistischen Utenailiei
u. s. w., der zweite die griechischen Texte, der dritte die französische Uebersetzung der-
selben. Zur Beurteilung der Ausgabe vgl. W. Meyer, Verzeichnis der Hss im preuasi-
sehen Staate I 1 (1893) 5. — Zosimi Panopolitani de zythorum confectione fragmentom nnoe
primum graece et latine editum. Accedit historia zythorum sive cerevisianun etc. scripat
D. Christ. G. Grüner, Solisbaci 1814. — Das Fragment auch in der Sammlung von
Berthelot (s. o.) 2, 372. — Alb. Jahn, Ghemica graeca e codicibus mss Mooacensi 112
et Bemensi 579, Revue de philologie 15 (1891) 101—115 (kurze Auszüge aus alchemistischen
Schriften des Stephanos von Alexandria, Synesios und Heliodoros mit geschwätzigem Kom-
mentar).
B. Hilfsmittel:
1. Aligemeine Darstellungen: E. Chr. Schmieder, Geschichte der Alchemie,
Halle 1832. — Ferd. Hoefer, Histoire de la chimie, 2 tomes, Paris 1842—1843. Dana
in neuer Bearbeitung als: Histoire de la physique et de la chimie depuis les temps les plus
reculös jusqu*ä nos jours, Paris 1872. — Eine gute üebersicht über die ältere Geschichte
und das Wesen der Alchemie gab M. Berthelot, Les origines de Talchimie, Paris 1885
(im Anhang Analyse alchemistischer Papyri, Beschreibung griechischer alchemistischer
Hss u. s. w.). — M. Berthelot, La chimie au moyen-&ge. Tome 1. Essai sur la trans-
mission de la science antique au moyen-äge. Doctrines et pratiques chimiques. Traditions
techniques et traductions arabico-latines. Tome 2. L'alchimie syriaque etc., avec la colla-
boration de Rubens Duval. Tome 3. L'alchimie arabe etc., avec la collaboration de Hondas.
Paris 1893. — Eine knappe Üebersicht gab M. Berthelot, La Chimie dans Tantiquit^ et
au moyen-äge, Revue des deux mondes 119 (1893) 315—336. — Herm. Kopp, Die Al-
chemie in älterer und neuerer Zeit, 2 Teile, Heidelberg 1886. — H. W. Schäfer, Die
Alchemie, ihr ägyptisch-griechischer Ursprung und ihre weitere histor. Entwicklung, Flens-
burg 1887. — Ernst von Meyer, Geschiente der Chemie von den ältesten Skiiten bis
zur Gegenwart, Leipzig 1889 (behandelt das Altertum und Mitteltalter nur ganz kurz). —
Eine treffliche Darstellung der Geschichte der griechischen Alchemie bis zum 7. Jahr-
hundert gibt Riess, Paulys Realenzyklopädie, Neue Bearbeitung 1 (1894) 1338—1355. —
Eine allgemeine üebersicht über die Geschichte der Alchemie, Astrologie, der Wahrsage-
künste u. a. gibt Carl Kiesewetter, Die Geheimwissenschaften, Leipzig 1895.
2, Spezialschriften: Herm. Kopp, Beiträge zur Geschichte der CÜiemie. 3 Stücke,
Braunschweig 1869—1875. — M. Berthelot, La chimie des Egyptiens d'apres les papyms
de Leide, Annales de chimie et de physique, VI. s., tomo 9 (1886) 5—65. — M. Berthelot,
Sur les commentatours des vieux alchimistes grecs, Journal des Savants 1889 S. 106- -114
(im Anschluss an seine Collection). - M. Berthelot, Sur les traces des Berits alchimiques
grecs conserv^es dans les traites latins du moyen-äge et sur Touvrage intitul^ Turba
p,hilosophorum, Journal des Savants 1890 S. 514—523; 573—586. — Paul Tannery,
Etudes sur les alchimistes grecs. Syn^sius ä Dioscore, Revue des ^t. gr. 3 (1890) 282
bis 288.
C. Zur üeb erlief erung: Vor allem kommen in Betracht die Co dd. Marc. 299 und
Paris. 2327. Dazu die Codd. Laur. 86, 16; Neapel. HI. D. 17—19; Escur. *. L 11 und
^. I. 13; Berol. Phillipp. 1540 u. a. Eine Zusammenstellung der Hss gab H. Kopp, Bei-
träge zur Geschichte der Chemie, Stück 2 (1869) 265—315. — Genauere Beschreibungen
und Analysen gab M. Berthelot, Les origines de T Alchimie, Paris 1885 S. 335 — 355,
und: Collection des anciens alchimistes grecs 1 (1888) 173-219 und 2 (1888) 2. — Die^
griechischen und lateinischen alchemistischen Hss in Rom beschreibt Andr^ Berthelo\>
Rapport sur les mss alchimiques de Rome, Archives des missions scientifiques \\V^ seric
tome 13 (1887) 819- 854.
7. FachwisBensohaften. MilitärwisBeiiBohaft. (§ 262) 635
262. Militärwissenschaft. Man pflegt den Byzantinern tote Bücher-
gelehrsamkeit und unfruchtbare Scholastik vorzuwerfen; dass dieser Vor-
wurf bedeutender Einschränkungen bedarf, ist in der letzten Zeit wieder-
holt nachgewiesen worden. Eines der Gebiete, auf die er nicht zutrifft,
ist das Militärwesen; hier wünschten wir im Gegenteil etwas mehr Bücher-
weisheit. Wer mit der byzantinischen Kriegsgeschichte des 10. — 12. Jahr-
hunderts vertraut ist, bewundert die hohe Ausbildung des Landheeres und
der Flotte, durch welche über unermessliche Barbarenheere die schönsten
Erfolge errungen wurden. Aber neben dieser bedeutenden praktischen
Bethätigung der kriegswissenschaftlichen Kenntnisse steht keine ebenbürtige
militärische Litteratur, und man kann sich die Thatsache der hohen tak-
tischen und disziplinaren Ausbildung nur durch die Annahme einer mächtig
wirkenden Tradition erklären. Die litterarische Seite der Kriegskunst
wurde wenig gepflegt. Wie in allen Wissenszweigen, waren es auch hier
zunächst dieWerkederAlten, die studiert, abgeschrieben und exzerpiert
wurden, obschon ihre Lehren für die gänzlich veränderten Verhältnisse
der byzantinischen Zeit unmöglich passen konnten. Sammlimgen, Auszüge
und Paraphrasen der alten Taktiker und Poliorketiker wie Biton, Heron,
Philon, Athenaeos, Aeneas, Aelian, Polyaen, Apollodor, Onosander u. a.
sind in mehreren Handschriften aus byzantinischer Zeit erhalten. Auch
in der grossen historischen Sammlung des Konstantinos Porphyrogennetos
hat ein Kapitel üegii aTQaTijyr^fitxTwv Aufnahme gefunden.
Die selbständige Leistung der Byzantiner auf dem militärwissen-
schaftlichen Gebiete beschränkt sich auf wenige Schriften. Im Anfange
des 6. Jahrhunderts verfasste Orbikios (ÖQßixiog auch OvQßixiog) eine
kleine Schrift (Enitijdevfia), in welcher er dem Kaiser Anastasios vor-
schlug, als Verteidigungswaffe der Infanterie gegen die Kavallerie der
Barbaren transportable Sturmböcke (xavoveg) einzuführen. Ausserdem
schrieb Orbikios einen Auszug der Taktik des Arrian {Taxuxov) und einen
im Etymologicum Magnum erhaltenen Artikel über die Unterabteilungen
des Heeres und deren Führer {^ÖQßixiov tcov negl ro axQcnevfia td^etüv).
Eine durch Selbständigkeit ausgezeichnete Schrift eines Unbekannten
über die Kri egswissenschaft als Teil der Staatswissenschaft entstand
in der Zeit des Kaisers Justinian {IIoXiTixrjg ngaxrixdv i^ägog ijroi negl
ffvQcnrjY^'i^)' In der Einleitung äussert der Verfasser die Absicht, auch
über den Seekrieg zu handeln; davon ist in der edierten Schrift nichts zu
finden, vielleicht aber steckt diese versprochene Arbeit in der leider eben-
falls verstümmelten anonymen Schrift über den Seekrieg, welche
K. K. Müller gefunden und veröffentlicht hat. Etwas später entstand das
militärische Werk (J^T^airr;/ixdi'), das unter dem Namen eines Maurikios
überliefert ist. An den Kaiser Maurikios als Verfasser zu denken, ver^
bieten innere Gründe; vielleicht ist der wahre Autor jener Ruf us, der in
den Leges militares als Verfasser eines strategischen Werkes zitiert wird.
Der sogenannte Maurikios gibt genaue Ausführungen über die Ausbildung
und Einteilung der Heere, über Strategik und Taktik, über das in der
bj^ntinischen Kriegsführung stets stark betonte Mittel der Hinterhalte,
aber die Gefechtsweise der Skythen, Alanen, Afrikaner und ItaUker, Ober
636 Byzantinische LitteratnrgeBohiohie I. Frosaisclie Litterator.
militärische Überraschungen, über Befestigungskunst u. s. w. Das Back
ist eine ziemlich unselbständige Kompilation; völlig neu ist nur die byzan-
tinische Chargenbezeichnung.
Nur mittelbar gehört zur byzantinischen Litteratur die lateinisdi
erhaltene, aber wahrscheinlich aus dem Griechischen übersetzte Schrift dn
Marchus Graecus über die Herstellung des griechischen Feuers (Liber
ignium ad comburendos hostes) ; diese spätestens im Anfange des 9. Jahr^
hunderts entstandene Schrift ist dadurch hochinteressant, dass sie das
älteste Rezept zur Bereitung des Schiesspulvers (ignis volans) ent-
hält und somit für die Geschichte der wissenschaftlichen Pyrotechnik den
Ausgangspunkt bildet.
Das wertvollste kriegswissenschaftliche Buch der byzantinischen Zeit
ist eine Taktik {Tiov iv noläfioig xaxxixwv avvTOfiog naQaSoaig)^ die unter
dem Namen eines Kaisers Leon überliefert ist; neuere Untersuchungen
haben wahrscheinlich gemacht, dass Kaiser Leon der Isaurier gemeut
ist. Der Verfasser schöpft zum Teil aus Maurikios, gibt aber auch viele
originale Vorschriften. Ein eigenes Kapitel widmet er dem Kriegsrecht
Im Kapitel über den Seekrieg findet man eine wichtige Stelle über das
griechische Feuer, die mit Sicherheit beweist, dass dieses gefürchtete
Kampfmittel nicht anderes war als Schiesspulver. Vgl. die Ausgabe
von Meursius-Lamius Kap. 19 § 6 und 56—57 (S. 828 und 844). Unter
dem Namen des Leon ist auch eine Sammlung von Stellen kriegswissen-
schaftlichen Inhalts aus alten Autoren überliefert: SrQaTrjyixal naQatvecfiq
ix nQ(i^€(üV xal atQaTrjyrjfiaTiov naXamv avÖQmv, ^PüOfialoDV T€ xai ^EXXijvwr
xai lomü5v, iv xetpalaioig xr/. Eine oberflächliche Umarbeitung der Taktik
des Leon wurde später unter dem Namen des Kaisers Konstantin Vlil
(1025 — 1028) verbreitet. Eine unbedeutende Kompilation {STQavijy$x6v
7t€Qi idiSv diaifoqoiv ix^vwp) ist unter dem Namen des Konstantin Por-
phyrogennetos überliefert. Den oben erwähnten strategischen Titel
seiner historischen Enzyklopädie scheint der Patrikios Basilios Peteinos
bearbeitet zu haben. Derselbe Mann wird in den Handschriften als Ver-
fasser einer (von Fabricius edierten) Schrift über den Seekrieg {Natf-
fxaxixd) bezeichnet; wahrscheinlich aber beruht diese Zuteilung auf dem
Missverständnis der metrischen Widmung, die sich an einen Basilios
wendet. Aus unsicherer Zeit stammt die aus Athenaeos, ^iton, Heren
von Alexandria, Philon und Apollodoros kompilierte poliorketische Schrift,
die ohne genügende Gewähr einem Heron (dem Jüngern) zugeteilt ist^
Über die mit dem Namen des NikephorosPhokas verbundenen militä-
rischen Schriften vgl. S. 268 f. Ohne Bedeutung ist die dem Psellos zu-
geschriebene Schrift n€Ql noXefjiixrjg ra^ewg, eine fast wörtliche Kompilation
aus Aelian. Zum Schluss sei noch auf das militärische Lexikon hin-
gewiesen, das wohl im 10. Jahrhundert entstanden ist: 'EQfiijveia rwv inl
a%Qax€viidT(üV xai noXeiuxtav naqaxd^ewv gxovfov,
1. Ausgaben:
A. Sammlangen: H. Eöchly und W. Rüstow, Griechische Kriegsschriftsteller,
Griechisch und Deutsch mit kritischen und erklärenden Anmerkungen, 2 Teile in 3 Bden,
Leipzig 1853—1855. Die ersten 2 Bände enthalten alte Autoren wie Aeneas, Heron, Philon
u. 8. w.y der 3. Band bringt die Schrift des byzantinischen Anonymus ttber die praktische
7. FachwiBBeiiBohaften. MilitärwlMenBchaft. (§ 262) 637
Staatekunst mit einem dreifachen Anhange. — Die poliorketischen Schriften des Athenaeos,
Biton, Heron, Apollodoros u. a. ed. C. Wescher, Poliorc^tique des Grecs. Trait^s th^o-
riques, r^cits historiques, Paris 1867. Vgl. die eingehenden Besprechungen von E.Miller,
Journal des Savants 1868 S. 178—189; 243—258; 305-824, und Carl Müller, Göttinger
Gel. Anzeigen 1869 S. 1—33. Emendationen von C. G. Gebet, Epistola critica ad v. c.
Ed. Toumier de fragmentis quibusdam historicorum in codice Athoo repertis et a v. d.
Car. Wescher primum editis, Revue de philologie 2 (1878) 188—194. — Eine kritische
Gesamtausgabe plante einst Fr. Haase. Sein Nachlass ging an K. K. Müller über, von
dem man nun mit Sehnsucht die Ausführung des schönen Planes erwartet.
B. Spezialausgaben mit den dazu gehörigen Einzelschriften und Ueber-
setzungen:
i. Orbikios: Ed. Riganlt mit Onosander, Paris 1599 S. 69—74. >- Ed. Scheffer
mit Maurikios, Upsala 1664 S. 364—370. — Französische üebersetzung von Ch. Guisohardt,
M^moires militaires 2 (La Haye 1758) 104—106. — Das Taxtixoy ed. R. Förster, Kaiser
Hadrian und die Taktik des Urbicius, Hermes 12 (1877) 449—471. — Der lexikalische
Artikel u. a. in der Londoner Ausgabe des Thesaurus des H. Stephanus vol. 9 S. 945 f.
2. Den Anonymus IJegl <ixQ(nfjyixfjg edd. aus Cod. Paris. 2522 Eöchly und
Rüstow, Griechische Eriegsschriftsteller II 2 (1855) 41—209. — Die vielleicht dazu ge-
hörige Schrift über den Seekrieg ed. aus dem Cod. Ambros. B. 119 Sup. K. E. Müller,
Eine griechische Schrift über Seekrieg, Würzburg 1882. Eine italienische Üebersetzung
der Schrift gab F. Corazzini, Scritto sulla tactica navale di anonimo Greco, Livomo 1883.
3. Maurikios: Erste und einzige Ausgabe von Scheffer, Arriani tactica et
Mauricii ars militaris, üpsala 1664 (mit lateinischer Üebersetzung und Kommentar). — Ein
mit Maurikios eng verwandtes Strategikon ed. K. K. Müller, Ein griechisches Fragment
Aber Kriegswesen, Festschrift für Ludwig Urlichs, Würzburg 1880 S. 106—188.
Hilfsmittel: F. Salamon, Zur magyarischen Militllrgeschichte im Zeitalter der
Henöge, Budapest 1877 (verbesserte Ausgabe einer zuerst im Szäzadok erschienenen Dia-
sertation) (ungar.)* Der Verf. der mir unzugänglichen Schrift meint, das Werk des Mau-
rikios sei nicht vor dem 9. Jahrhundert entstanden. — Jahns, a. unten a. 0. S. 152—156.
— K. E. Zachariae von Lingenthal, Wissenschaft und Recht für das Heer vom 6. bis
zum Anfang des 10. Jahrhunderts, B. Z. 8 (1894) 437—457.
4. Marchus Graecus: Ed. Ferd. Höfer, Histoire de la chimie 1 (Paris 1842)
491—497. — VgL Jahns, a. unten a. 0. S. 156—158.
5. Taktik des Leon: Den griechischen Text ed. pr. Meursius, Lugduni Bata-
vorum 1612. Diese Ausgabe ist wiederholt mit Ergänzungen aus einer neuen Hs von
LamiuB in den Opera Meursii 6 (Florenz 1745) 529—920. — Wiederholt bei Migne,
Patrol. gr. 107, 669—1120. — Zusätze von H. Köchly, Selecta quaedam ex ineditis I^onis
tacticifl capita, Zürich 1854.
Zahlreiche Uebersetzungen: Lateinisch von John Cheke, Basel 1554. — Ita-
lienisch von Pigafetta, Venedig 1541. — Französisch von Joly de Maizeroy,
Institations militaires de Tempereur L^on etc., Paris 1758—1778. — Deutsch von J. v.
Bourscheid, Kaiser Leo des Philosophen Strategie und Taktik, 5 Teile, Wien 1777—1781
(beruht auf der vorgenannten französischen üebersetzung, ist aber von Wert durch die
gehaltvollen Exkurse). — Das Kapitel über den Seekrieg übersetzte und erläuterte Aug.
Fr. Gfrörer, Byzantinische Geschichten 2 (1873) 410—425. — Ungarisch sind mehrere
Partien übersetzt von Karl Szabö, Kleinere historische Schriften. I. Die Kriegsorganisation
der Magyaren (ungar.) (mir unzugänglich).
Die Schrift Ivgarrjyixal na^aiys'aeig ed. pr. (aus dem Cod. Laur. 75, 6) J. Melber,
Polyaeni strategematon libri octo, Leipzig, Bibl. Teubneriana 1887 S. 505—540.
Hilfsmittel: M. Jahns, a. unten a. 0. S. 160 — 171. — K. E. Zachariae von
Lingenthal, Wissenschaft und Recht für das Heer vom 6. bis zum Anfang des 10. Jahr-
hunderts (L Die Tactica Leonis), B. Z. 3 (1894) 437—457. — K. Schenk, Leons IH
Urheberschaft der Taktika, B. Z. 5 (1896) 298 f.
6. Konstantin Porphyrogennetos und Konstantin VIII: S. die Litteratur-
angaben S. 258; 260.
7. Die dem Basilios Peteinos gewidmete Schrift über den Seekrieg ed. Fabricius,
BibL gr. 8 (1717) 136-148.
8. Psellos: Ed. Fr. Boissonade, ^aXog, Nürnberg 1888 S. 120—124. — Damach
wiederholt bei Köchly und Rüstow, Griechische Kriegsschriftsteller II 2 (1855) 234
bis 238.
9. Das militärische Lexikon ist öfter mit Suidas ediert z.B. in der Ausgabe
von Bernhardy II 2 (1853) 1735—1744. - Auch mit dem Lexikon des Thomas Ma-
gister, Paris 1532. — Wiederholt von Köchly und Rüstow, Griechische Kriegsschrift-
steiler II 2 (1855) 217-233.
638 ByzanüniBohe LitteratnrgeBohichta. L Prosaisohe Utteratar.
2. Hilfsmittel:
A. Allgemeine Werke: In den älteren Werken über das griechisch-römische
Kriegswesen ist fast ausschliesslich das Altertum berücksichtigt. Hauptschrift: W. Rüstow
und H. Eöchly, Geschichte des griechischen Kriegswesens von der ftltesten Zeit bis vd
PyrrhoSi Aarau 1852. — Ziemlich eingehend ist das Altertum und das Mittelalter behandelt
von Max Jfthns, Geschichte der Kriegswissenschaften vornehmlich in Deutschland. Erste
Abteilung. Altertum, Mittelalter, XV. und XVI. Jahrhundert, München und Leipzig 1889
(= Geschichte der Wissenschaften in Deutschland, 21. Band).
B. Spezial Schriften: Fr. Haase, Ueber die griechischen und römischen Kriegs-
schriftsteller, Jahns Jaiu-b. U (1835) 88—118. — Fr. Haase, De militarium scriptorom
graecorum et latinorum omnium editione instituenda narratio. Berlin 1847. — Th. Com-
perz. Zu den griechischen Kriegsschriftstellem. I. Eusebios bei Wescher ,Poliorcätiqae
des Grecs', Zeitschr. f. die Österreich. Gymnasien 19 (1868) 101—113. — Hauptschrift über
die für das Militär geltenden Strafgesetze: K. E. Zachariae von Lingentnal, Wisseo-
Schaft und Recht für das Heer, B. Z. 3 (1894) 37—57. — Eine populäre Skizze gibt auf
Grund der von K. K. Müller herausgegebenen Schrift über Seekrieg E. Jurien de It
Graviore, La marine des Byzantins, Revue des deux Mondes 65 (1884) 130 — 158.
3. üeberlieferung: Wie in den meisten anderen Teilen der alten Litteratur so
ist auch in dem der Kriegswissenschaft das zehnte Jahrhundert und speziell die Re-
gierung des Konstantinos Porphyrogennetos durch fleissige Sammelthätigkeit aas-
gezeichnet. Wohl der grösste Teil unserer Üeberlieferung der alten Militärlitterator geht
direkt oder indirekt auf diese Zeit zurück. Wir haben Sammlungen von vorwiegend
strategisch-taktischem Inhalt, solche von vorwiegend poliorketischem Inhalt, end-
lich solche von gemischtem Charakter. Für die erste Gruppe kommt vornehmlich in
Betracht der Cod. Laur. 55, 4 s. 10/11. Die Haupthss der poliorketischen Gruppe sind
die Codd. Paris, suppl. gr. 607 s. 10 und Vindob. phil. gr. 120 s. 16 (Nessel). Zar
dritten Gruppe gehören die Codd. Paris. 2442; Barber. II 97; Vatic. gr. 1164; Escor.
Y. 111. 11, sämtlich Pergamenthss des 10.— 12. Jahrb. Für sich steht der Cod. Ämbros.
B. 119. sup., der einige in den übrigen Sammlungen (wenigstens nach unserer Üeber-
lieferung) fehlende Schriften bewahrt. Ueber die Hss der poliorketischen Gruppe handelt
ausführlich C. Wescher, Poliorc^tique des Grecs, Paris 1867 S. IX— XL. — K. K. Malier,
Handschriftliches zu den Poliorketika und der Geodaesie des sogenannten Hero, Rhein.
Mus. 38 (1883) 454—463 (Beschreibung des wichtigen Cod. Vatic. 1605, s. 11, des
Archetypus der von Wescher benützten Hss). — Eine Klassifizierung der gesamten Üeber-
lieferung gibt K. K. Müller, Eine griechische Schrift über Seekrieg, Würzburg 1882
S. 18—39. — Vgl. auch K. K. Müller, Ein griechisches Fragment über Kriegswesen.
Festschrift für Ludwig Uriichs, Würzburg 1880 S. 106—112. — Dazu noch einige Mono-
graphien: Bandini, Epistola de celeberrimo codice tacticorum bibliothecae Laurentianae,
Florenz 1766. — C. Guil. Müller, De codice Bemensi tacticorum graecorum, Jahns Jahrb.
Supplementb. (= Jahns Archiv) 4 (1836) 553—563. - H. Köchly, De scriptomm milit.
graecorum codice Bemensi, Index lectionum, Zürich 1854. — Ueber den Cod. Paris, soppl-
gr. 607 vgl. auch G. Meyncke, Ueber die Hs des Aristodemos, Jahns Jahrb. 97 (1868)
834—839, Carl Müller, Göttinger Gel. Anzeigen 1869 S. 3 ff., und Rud. Prinz, Aristo-
demos, Jahns Jahrb. 101 (1870) 193—210. — Ch. Graux, Notices et extraits d*un ms grec
de la biblioth^que de l'universit^ de Bftle, Annuaire de Tassoc. 9 (1875) 76—89 =
Oeuvres de Ch. Graux 2 (1886) 139-149.
Zweite Abteilung.
Poetische Litteratur.
263. Allgemeine Charakteristik. „Poesie im wahren Sinne des
Wortes kannten die Byzantiner nicht, und sie hat unter ihnen
niemals bestanden.* IMeses ürteiP) ist hart und rücksichtslos. Wenn
wir aber die schlichte Wahrheit sagen wollen, müssen wir zugestehen,
dass das scharfe Wort für die Werke, welche Bernhardy im Auge haben
konnte, mit verschwindenden Ausnahmen, die höchstens die Regel bestä-
tigen, zutriflFt. Die einzigen Gattungen, in welchen auch Byzanz wahr
empfundene und originell ausgeführte Poesie hervorgebracht hat, waren
zur Zeit des grossen Meisters der griechischen Litteraturgeschichte fast
unbekannt und daher auch unbeachtet geblieben. Wie die Prosalitteratur
der Mittelgriechen gemeinhin nur als nützliches Repertorium alter Über-
reste betrachtet wurde, so hatte man auch in der Poesie nur das einiger
Aufmerksamkeit gewürdigt, was mit dem Altgriechischen im Zusammen-
hang stand, vornehmlich die grossen Versromane, poetische Be-
schreibungen von Denkmälern, epigrammatische und didaktische
Gedichte. Die Gattungen dagegen, welche aus dem originellen Leben
des christlich-byzantinischen Volkes hervorsprossten, blieben bei Seite liegen.
Sie wurzeln nicht in der Antike, sie folgen keinem alten Muster, sie werfen
kein unmittelbares Licht auf die Werke der klassischen Vorfahren, und
doch oder vielmehr gerade deshalb sind sie die einzigen Zeugen, welche
den Ausspruch widerlegen, dass die poetische Ader im Geschlechte der
byzantinischen Menschen vertrocknet sei: die kirchliche und die volks-
mässige Dichtung. Die eine entspringt aus dem völlig neuen Prinzipe
der christlichen Religion, aus der leidenschaftlichen Begeisterung für ihre
wunderbaren Siege, ihre heldenmütigen Blutzeugen, ihre erhabenen Ge-
heimnisse; die zweite erwächst als ein originelles Gebilde aus dem eigen-
artig vorbereiteten Boden des byzantinischen Volkslebens. Gemeinsames
Merkmal ist beiden der Bruch mit der hellenischen Tradition in Form
und in Gehalt. Beide verschmähen die Nachahmung der alten Muster,
>) Bernhardy, Grundriss der griech. Litteratur II 2 (1880) 771. M
G40 BysantinUiohe LitteratnrgeBohiGhte. IL Poetische Litieratiur.
beiden giessen neuen Stoff in neue Formen, beide sind mit dem lebendigen
Fühlen des zeitgenössischen Volkes enge verknüpft, Blut und Geist vom
Blut und Geist der christlichen Rhomäer.
Will man den litterarischen Wert beider Gattungen vergleichend ab-
schätzen, so ist zweifellos, dass die Kirchendichtung hoch über der
Volkspoesie steht. Das hat verschiedene Gründe. Die Eirchendichtong
ergriff einen Inhalt, der an Gewaltigkeit und Popularität auch die glück-
lichsten Stoffe der volksmässigen Litteratur weit übertraf. Dazu hatte sie
in der populär temperierten Eirchensprache und in der rythmi-
schen Metrik ein vortreffliches, allen Anforderungen genügendes Aoe-
drucksmittel gefunden, während die Volkspoesie sich mit dem eintönige
Allerweltsverse behelfen musste und das ungeschlachte Werkzeug der
Vulgärsprache infolge der ablehnenden Haltung der gebildeten E^reise
nicht genugsam zu glätten und auszubilden vermochte.
264. Einteilung. Indem wir nun den Versuch machen, die byzan-
tinische Poesie nach ihren Arten zu gliedern, muss von der Volksdich-
tung, deren Betrachtung einem eigenen Abschnitte vorbehalten iat, ab-
gesehen werden. Der schöne Aufbau aus Epos, Lyrik und Drama,
durch welchen die Geschichte der klassischen Poesie so einzig dasteht, ist
selbstverständlich in der byzantinischen Periode nicht durchzuführen. Der
Begriff der rein nationalen Dichtung, die als ein zusanmienhängendes
Ganze sich nach inneren Gesetzen organisch entwickelt, kann auf den
Zeitraum, welchen die Namen Alexanders des Grossen und Mohameds II
begrenzen, keine Anwendung finden. Aus der grossen Masse byzantinischer
Dichtungen lässt sich nur eine Gruppe absondern, die eine vollständige
Entwickelung mit den unverkennbaren Merkmalen des Anwachsens, der
Blüte und des Niederganges durchgemacht hat; das ist die für den litur-
gischen Gebrauch bestinmite rythmische Eirchenpoesie. Sie ist —
natürlich immer abgesehen von der eigentlichen Vulgärdichtung — die
einzige poetische Neuschöpfung der spätgriechisch-byzantinischen Zeit und
sie verdient daher in einem eigenen Abschnitte betrachtet zu werden.
Alle übrige Dichtung wird der zweite Abschnitt umfassen. Gemein-
sames Merkmal dieser aus sehr verschiedenartigen Teilen zusanunenge-
setzten Gruppe ist die formale Anlehnung an das Altertum. Alle
hieher gehörigen Werke setzen in irgend einer Weise eine antike Gattung
fort und sind nach alten Mustern gearbeitet; ausschliesslich herrscht hier
die quantitierende Metrik und der politische Vers. Der Stoff ist
für die Bestimmung der Zugehörigkeit gleichgültig; daher müssen auch
Dichtungen, welche geistliche Vorwürfe behandeln, wie der XQiindg na-
oxdüv^ Epigramme auf Eultusgegenstände u. s. w. zur zweiten Gruppe ge-
rechnet werden, da ihre Form auf hellenischen Vorbildern beruht. Man
könnte die erste Gruppe als kirchlich-byzantinisch, die zweite als
christlich-hellenisch bezeichnen. Da über Herkunft, Geschichte und
Hilfsmittel der Eirchendichtung in den einleitenden Eapiteln des ersten
Abschnittes ausführlich gehandelt ist, wird sich die folgende Erörterung
im wesentlichen auf die Werke der zweiten Gruppe, auf die profane
und nichtliturgische Poesie beschränken. Zuerst möge eine kurze
Allgemeine Charakteristik. Einleitung. Epos. Roman. (§§ 268—265) 641
Übersicht über den Charakter und die Schicksale der einzelnen Dich-
tungsarten bei den Byzantinern gegeben werden.
265. Epos. Boman. Eine epische Volksdichtung im antiken Sinne
' beginnt in Byzanz erst mit der vulgärgriechischen Litteratur; doch besitzt
die Kunstlitteratur mehrere Werke, die mit den Epen der alexandrinischen
'■ und spätrömischen Zeit verglichen werden können. Georgios Pisides
' besingt in mehreren jambischen Gedichten den Kriegsruhm des Heraklios,
in anderen belehrt er über die Eitelkeit des Lebens und über die Er-
schafiFiing der Welt. Der Diakon Theodosios verherrlicht in überschwäng-
lichen Tönen die Siege des tapferen Nikephoros Phokas. Massenhaft er-
scheinen seit dem 12. Jahrhundert grammatische, medizinische, astrologische,
: historische und allegorisch-moralische Lehrgedichte teils im Trimeter,
- teils im bequemen Schlenderton des politischen Verses. Das erzählende
Epos der alten Zeit wird jedoch bei den Mittel griechen weniger durch diese
historischen, panegyrischen und didaktischen Werke vertreten als vielmehr
durch die Litteraturgattung, welche in der neueren Zeit das alte Epos
in der denkbar grossartigsten Weise ersetzt, durch den Roman. Nirgends
aber haben die Byzantiner eine so völlige Niederlage erlitten als gerade
in dieser Gattung. Darüber mag man sich wundem. Wenn das Drama
nicht aufblühen konnte, so war das eine natürliche Folge der schon aus
der hellenischen Zeit herrührenden Umwälzung der Eulturverhältnisse. Der
Roman aber, ein Kind der spätgriechischen Sophistik, ruht in seiner eigen-
tümlichen Form auf Bedingungen, die in der byzantinischen Epoche keines-
wegs verloren gegangen waren; sein Verfall ist nicht ohne weiteres ver-
ständlich. Wahrscheinlich aber ist die letzte und wichtigste Ursache dieses
Misserfolges mehr im inneren Wesen des griechischen Romans als in
äusseren Umständen zu suchen. Schon an der Wiege dieser Gattung stand
die Todfeindin jeder echten Kunst, die Unwahrheit. So erwuchsen kalte,
schematische Werke, die alles eher sind als ein getreuer Ausdruck ihrer
eigenen Zeit. Nach einem leicht erworbenen Rezepte wird das dürre
Gerüste einer herkömmlichen Erzählung mit einem bauschigen Apparate
von Beschreibungen , Deklamationen und Briefen überkleidet. Wie der
geographische, ethnographische und kulturelle Hintergrund, so sind auch
die Intelligenzen und Charaktere nach konventionellen Schulmustem ohne
Rücksicht auf das wirkliche Leben geschildert. Es sind Schattenfiguren,
nebelhafte Gegenden Grau in Grau, ohne bestimmte, der Seele sich ein-
prägende Eigenart in Form und Farbe. Kein griechischer Romanschreiber
hat den Griff ins volle Menschenleben gewagt; keiner kam auf den Ein-
fiel], seine eigene Zeit, ihre familiären, sozialen und politischen Verhält-
nisse, ihre philosophischen und religiösen Stimmungen, den unendlichen
Reichtum ihres Volkslebens zu studieren und künstlerisch zu verwerten.
Keine Litteraturgattung lehrt uns so wenig über die feineren Züge der
hellenistischen Kultur als die, aus welcher man hierüber das Meiste er-
warten sollte. Der Blick auf das lebende Modell wird von diesen Künst-
lern ängstlich gemieden; sie verschliessen sich in den staubigen Antiken-
saal and arbeiten nach toten Gipsabgüssen. Sie haben kaum eine Ader
des modernen Naturalismus. Sie bilden den äussersten Gegensatz zu
BABdbtich dm klMi. AltertnmswinciMchaft IX. 1. Abtlg. 2. Anfl, ^\
642
Byzantinische lattaratnrgdMhiohte. ü. PootiBohe LÜterator.
der Litteraturgattung , in welcher man mit Recht das Bekenntnis der
heutigen Gesellschaft erblickt hat, zu den Werken eines Fiaubert,
Zola, Bourget, Freytag, Keller, Dostojevskij, Tolstoi.
Wenn demnach schon die Originale auf hohlem Scheine beruhten, so
ist es natürlich, dass nun gar die Nachahmer solcher Phrasenwerke jede
Fühlung mit dem Leben und mit dem gesunden Geschmacks verlieren
mussten. Vom lesenden Publikum war in der mittelgriechischen Zeit noch
viel weniger als früher eine Reaktion zu erwarten. Die Stufe der all-
gemeinen Bildung war im Laufe der Zeit bedeutend gesunken, damit auch
das feinere Gefühl für die Harmonie von Inhalt und Form. Manches hatte
zur Veränderung des Geschmackes auch die Überschwänglichkeit morgen-
ländischer Erzählungen beigetragen, welche zuerst in die untersten
Kreise des Volkes eindrangen und bald zu einem bedeutsamen Faktor im
rhomäischen Kulturleben wurden, wie sich ja orientalische Einflüsse auch
in der byzantinischen Kunst deutlich bemerkbar machen. Einige Knnst-
mittel des Romans wie die genauen Personalbeschreibungen und der
Wunderapparat von Träumen und Visionen u. s. w. sind übrigens auch in
anderen populären Litteraturgattungen, wie in den apokryphen Apostel-
geschichten*) und in Chroniken*) reichlich verwertet und entsprechen offen-
bar einer stark ausgeprägten Geschmacksrichtung der Zeit. Trotz dieser
„mildernden Umstände^ bleibt uns der kunstsprachliche Roman der Mittel-
griechen in seiner grenzenlosen Abgeschmacktheit ein Rätsel, und schwer-
lich lässt sich ein Standpunkt entdecken, von welchem sich dieser Miss-
geburt eine gefallige Seite abgewinnen Hesse. Dass die byzantinischen
Romane dessen ungeachtet ein eifriges Publikum fanden, wird durch die
grosse Zahl der Handschriften zur Genüge bezeugt. Wenn wir in der
neueren Litteratur nach Werken verwandten Geistes suchen, müssen wir
auf die wüsten Erzeugnisse der zweiten schlesischen Schule zurück-
gehen, welche von den seit dem 16. Jahrhundert in zahlreichen Über-
setzungen verbreiteten Sophistenromanen sicher auch einen direkten Ein-
fluss erfahren haben. Es ist sehr bezeichnend, dass hier wie in Byzanz
die Vereinigung von kannibalischer Roheit mit süsslicher Tändelei und
äusserstem Schwulst für den Gipfelpunkt des Schönen gehalten wird.
Die Verbindungsbrücken, welche vom hellenischen Roman zum
byzantinischen hinüberführen, sind nicht mit genügender Deutlichkeit zu
erkennen. Zwar ist es sicher, dass die Romane der Sophistenzeit noch in
den folgenden Jahrhunderten gelesen und sogar exzerpiert und kommentiert
wurden. Hielt ja doch selbst der Patriarch Photios diese erotischen
Werke seiner Beachtung für würdig (Ood. 94). Aber es bleibt bemerkens-
wert, dass nach Chariten, dem letzten Vertreter des Romans auf heid-
nischem Boden, eine selbständige Produktion viele Jahrhunderte hindurch
gänzlich zu fehlen scheint. Wir sehen in dieser Thatsache eine der Wir-
kungen des exklusiv christlichen Geistes der Litteratur, die vom 7.
bis zum 11. Jahrhundert fast ausschliesslich von Angehörigen des Kleriker-
') Vgl. R. A. Lipsius, Die apokryphen
Apostelgesohichten und Apostellegenden I
(1883) 7 f.; II 2 (1884) 229; 335 und öfter.
') Vgl. oben S. 220,
Die lyrische und dramatieohe Poesie. (§ 266) 643
Standes gepflegt wurde. So verstehen wir auch, dass das Wiederaufleben
des Romans in die Epoche fallt, in welcher man dem hellenischen Altertum
wieder ganz unbefangen gegenüberzutreten begann: Die uns bekannten
byzantinischoA Romanschreiber, Prodromos, Manasses, Niketas Eu-
genianos und Eustathios, lebten im Zeitalter der humanistischen Re-
naissance unter den Komnenen. Übrigens liegt wohl auch in dieser
langen Unterbrechung der technischen Tradition eine weitere Ursache der
plumpen Ungeschicklichkeit, mit welcher unsere Romanschriftsteller an ihr
Werk gingen. Ein günstigeres Urteil verdienen die vulgärgriechischen
Versromane, welche, teils vom Orient, teils vom Occident beeinflusst,
teils auf nationalem Boden erwachsen, in Form und Auffassung vom
Altertum losgelöst sind. Vgl. den Abschnitt ,Vulgärgriechische Litteratur\
1. Hauptschrift bleibt aucb für den byzantinischen Roman: E. Rohde, Der
griechische Roman, Leipzig 1876 S. 521 — 542. Vgl. die guten und einige selbständige Bei-
träge enthaltenden Besprechangen von E. Egg er, Journal des Savants 1879 S. 41 — 52,
and A. N. Veselovskij, Journ. Min. 1876 Bd 188 Nov.-Dez. S. 99—151. — Veraltet ist
K. Struve, Ueber die Romanen- und Novellenlitteratur der Mittelgriechen, Historische und
literarische Abhandl. d. k. deutschen Gesellschaft zu Königsberg, herausgegeb. von Schubert,
3. Sammlung (1834) 47—110. — Ganz nutzlos war schon für seine Zeit: Härtung, Die
byzantinische Novelle, Herrigs Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Littera-
taren 50 (1872) 1—38. — Auch R. Nicolai, Ueber Entstehung und Wesen des griechi-
schen Romans, Progr., Bemburg 1854, und A. Chassang, Histoire du roman etc., Paris
1862, sind durch Rhodos Buch völlig überflüssig geworden. — Ueber das Fortwirken des
griechisch-byzantinischen Romans handelt A. Kirpi6nikov, Griechische Romane in der
neueren Litteratur, Charkov 1876 (russ.); über den byzantinischen Roman s. bes. I 95 ff.
— Ueber die christlichen Metamorphosen des griechischen Romans u. a. handelt A. N. Vese-
lovskij, Aus der Geschichte des Romans und der Erzählung 1 (Petersburg 1886)29—128
(russ.). Vgl. den Bericht von Jagiö, Archiv slav. Philol. 10 (1887) 233-243. — Die
Nachahmung alter Dichter in byzantinischen Romanen untersucht J. G. Brambs, Ueber
Citate und Reminiszenzen aus Dichtem bei Lucian und einigen späteren Schriftstellern,
Progr., Eichstätt 1888 S. 57 ff. — Marcus Landau, Die Verlobten, Zeitschrift f. vergl.
Litteraturgesch. 5 (1892) 257—275; 417—437, handelt über das den meisten spätgriechi-
sehen und byzantinischen Romanen sowie mehreren romantischen Erzählungen zu Grunde
liegende Motiv der Trennung, gegenseitigen Wiederaufsuchung und Wiederauffindung zweier
liebenden, das alte Thema der «Promessi Sposi*. Aus der byzantinischen Litteratur be-
spricht er die Romane des Eustathios, Niketas Eugenianos, Theodoros Prodro-
mos und Konstantin M anasses, sowie die vulgärgriechischen Gedichte Lybistros
und Rhodamne und Imberios und Margarona. — Zur Frage über den Begriff des
Romans vgl. Fried. Spielhagen, Beiträge zur Theorie und Technik des Romans, Leipzig
1883, und das oben zitierte Werk von A. N. Veselovskij S. 1 — 27.
2. Einen Ersatz für den profanen Roman bildeten die häufig im volksmässigen Tone
gehaltenen Heiligenleben. Vgl. S. 176 ff. und den § «Barlaam und Joasaph* im Ab-
schnitte , Vulgärgriechische Litteratur*. Eine Reihe volksmässiger Erzählungen und Heiligen-
legenden aus Aegypten sind aus dem Arabischen und Koptischen übersetzt mit ausAhr-
licher Einleitung von E. Am^lineau, Contes et Romans de ll^gypte chr^tienne, 2 tomes,
Paris 1888 = Collection de contes et ehansons populaires t. 13 et 14 (Die Geschichte, wie
sich die Stadt Athen bekehrte; die Vision des hl. Johannes des Evangelisten, erzählt vom
Patriarchen Timotheos; die Legende der hl. Euphemia; die zehn Wunder des Erzengels
Michael; die Bekehrung des Schreibers Matthaeus und seiner Familie; die Geschichte des
Aur; die Geschichte, wie das Königreich des David in die Hände des Königs von Abyssinien
überging, u. s. w.).
266. Die lyrische und dramatische Poesie sind bei den Byzan-
tinern am besten durch die Kirchendichtung vertreten, in welcher Elemente
beider (Gattungen zu grossartigen Kunstwerken verschmolzen sind. Da-
gegen hat der objektive Grundton, der das ganze byzantinische Zeitalter
beherrscht, eine weltliche Lyrik nicht auÄcommen lassen. Man kann
einige StUcke des Johannes Geometres, des Ghristophoros von Mytilene, des
6 44 Byzantinische LitieralnrgeBohichte. IL Foeiisolio littoratiir.
Johannes Euchaites u. a., in welchen persönliche Erlebnisse nicht ohne
Geschmack vorgetragen werden, hieher rechnen; die herrschende Form
aber bleibt auch für diese subjektive Dichtung das in allen Variationeo
spielende Epigramm. Manche wie Konstantin der Sizilier versuchten
sich in anakreontischen Tändeleien. Besser kamen lyrische Stim-
mungen später in der vulgärgriechischen Poesie zum Ausdruck. Drama-
tische Poesie im strengen Sinne des Wortes fehlte den Mittelgriechen
ebenso vollständig als die Voraussetzung derselben, die öffentliche Auf-
führung von Dramen. E. N. Sathas hat ein dickes und schwergelehrtes
Buch geschrieben, um das Oegenteil zu beweisen; aber so sehr er sich
auch bemüht, jede gut oder schlecht bezeugte Thatsache zu seinen Gunsten
zu wenden und jedes Hindernis beiseite zu schieben, erreicht er doch nur
das Ziel, den objektiv gestimmten Leser unzähligemal zu ärgern und ihn
schliesslich erst recht im Glauben an die Dramenlosigkeit der byzantini-
schen Zeit zu bestärken. Der Geschmack an der ernsten Gattung des
Dramas war schon in der spätrömischen Zeit durch den Mimus und die
leichtfertige Pantomime verdrängt worden; die Stelle des Theaters hatten
die banalen Lustbarkeiten des Zirkus und des Tingeltangels eingenommen.
Dem rücksichtslosen Kampfe, welchen das erstarkende Christentum gegen
aUes Theaterwesen eröffnete, fielen die noch übrigen, von der Volksgunst
verlassenen Bühnen ernsteren Charakters leichter zum Opfer als die
galanten Obszönitäten der pantomimischen Posse, an welche ein starker
Bruchteil der höchsten und niedrigsten Gesellschaftskreise sich mit krank-
hafter Gier anklammerte. Die dramatische Litteratur blieb dem schul-
mässigen Studium und der Lektüre überlassen. Einen Ersatz für die
alte Bühne schuf das Christentum durch seine reich und sinnvoll aus-
gebildete Liturgie, durch die Vorlesung heiliger und profaner Gedichte bei
öffentlichen Gastmählern, durch dramatische Behandlung christlicher Stoffe
und endlich durch geistliche Aufführungen, aus denen später das abend-
ländische Mysterienspiel hervorwuchs.
Von christlichen Dramen oder vielmehr dramatischen Dia-
logen, zu denen die 'JEJaywyiJ des Juden Ezechiel (um 150 v. Chr.) einen
Vorläufer bildet, hören ,wir seit dem Anfang des 4. Jahrhunderts. Der
hl. Methodios (f 311) wird als Verfasser von Dialogen genannt, in
welchen er die Gnostiker bekämpfte. In einem derselben streiten Valen-
tianer und Orthodoxe IleQl avts^ovaiov; in einem Prolog wird wie in
einem euripideischen Drama der Inhalt des Stückes angedeutet und dabei
ausdrücklich darauf hingewiesen, dass das Drama nicht hellenisch, sondern
christlich sein werde, was den Verfasser jedoch keineswegs hindert,
homerische Verse einzuflechten. >) Das zweite dramaähnliche Gedicht des
hl. Methodios ist sein berühmtes Symposion der zehn Jungfrauen,
das ebenfalls aus einem Prolog und einem Dialog besteht (s. S. 653). In
ähnlicher Weise scheint Arios durch sein bis auf einige Trümmer ver-
lorenes Gedicht &dX€ia^ das wohl eine Art liturgisches Drama war, sich
') E. N. Sathas, ^Imoq, i^oxifiioy nei^l tov ^eaTQov xai t^g fiovaut^c ttoy BvCayT^ytSy
Die lyriBohe und dramatiBche Poesie. .. (§ 266)
645
j bemüht zu haben, ein Gegengewicht gegen die heidnische Schaubühne zu
7 schaffen.^) Die Popularität der Thalia des grossen Häretikers blieb bei
: der orthodoxen Partei nicht unbeachtet; sie schuf daher, um die Arianer
: mit ihren eigenen Waffen zu bekämpfen, eine ^Avzi&dleia, von der leider
nichts Näheres bekannt ist.^) Dramatische Zwiegespräche, wie sie z. B.
. in des Patriarchen Proklos (434 — 447) Lobrede auf die hl. Jungfrau
: (Migne, Patrol. gr. 65, 736 flf.) eingeflochten sind, beweisen nur, dass der
) Sinn für die Wirkung der dramatischen Form nicht verloren gegangen
. ist. Unter Kaiser Maurikios (591) wird von einem wohl pantomimi-
schen Mysterienspiel berichtet, das Theophylaktos Simokattes^) als x^sav-
iQixov fivCTtJQiov und als x^eavdQixij naviaiaia bezeichnet. Im 8. Jahr-
hundert sollen die Bilderstürmer theatralische Vorstellungen begünstigt
haben; angeblich als homöopathisches Mittel dagegen verfasste Johannes
von Damaskos ein nicht erhaltenes Drama Susanna, das Eustathios
euripideisch nennt. ^) Recht schwach bezeugt ist ein Drama Y> d-avaaog
%ov Xqictov, das um 790 Stephanos der Sabbaite geschrieben haben
soll.*) Wenn man sich einen Begri£f von diesen „Dramen* machen will,
muss man wohl eher an den kleinen Dialog des Ignatios als an den
X^avog naaxwv denken. Das sind die in nahezu völliges Dunkel gehüllten
Anfänge der geistlichen Dramatik, die auch in der späteren byzantinischen
Zeit nicht völlig zu Grunde ging. Wenn Bischof Li utpr and unter vielen
anderen Anstössigkeiten, die er bei den Griechen sah, auch die Verwande-
lung der HagiaSophia in ein Theater bemerkt, so kann er nichts anderes
meinen als eine Art von Mysterienspiel. Daran schliessen sich endlich
die dramaähnlichen Stücke aus der Zeit der Komnenen und Paläologen, der
XQia%6g ndaxfüv und die moralisch-allegorischen Dialoge des Ignatios»
Haplucheir, Ptochoprodromos und Philes. Aber keines derselben
war zur Aufführung bestimmt; es sind Lesedramen in der Art der
TQceytfidonoddQya und des ^üxvnovg Lukians. Heutigentags scheint von
geistlichen Spielen in der orthodoxen Kirche wenig mehr übrig zu sein.
Das einzige mir bekannte Beispiel ist der sogenannte NmriJQ d. h. die
Fusswaschung, welche in Patmos und Jerusalem alljährlich, zuweilen
auch in Eonstantinopel, am grünen Donnerstag dargestellt wird. Es ist
eine von Mönchen veranstaltete Aufführung, die jedoch kein Mysterienspiel
genannt werden kann, da ihrem spärlichen DiaJoge nicht ein origineller
und volksmässiger Text, sondern einfach die Worte der hl. Schrift zu
Grunde gelegt werden.*)
Die Reste des weltlichen Theaterwesens fristeten seit dem Aus-
gange des Altertums im Hippodrom und an ähnlichen Orten ein nicht
immer sehr ehrenvolles Dasein. Welche Freiheiten sich die entarteten
Nachkommen der Dionysoskünstler noch mitten in der christlichen Ära
') K. N. Sathas, a. a. 0. Qfia xi.
3) K. N. Sathaa, a. a. 0. Qfid".
») Ed. Bonn. S. 201 ; 237 = Ed. C. de
Boor S. 187 ; 219.
«) K. N. Satlias, a. a. 0. to&'.
>) E. N.'Sathas» a. a. 0. tn\
*) Vgl. E. Erumbaoher, Griechische
Reise, Berlin 1886 S. 376. Eine ausführ-
liche Beschreibung des Nmt^Q in Patmos
gibt £p. Alezakisin der griechischen Zeit-
schrift 'Etnia 1889 S. 836 ff. (N. 698).
646 Byzantiniflohd Litteratnrgesohioliie. IL Poetisohe Lüieratnr.
vor der genusssüchtigen Bevölkerung der Grossstädte erlauben durften oder
mussten, zeigen die Erzählungen des Prokop über das Vorleben der Theo»
dora. Die Nachrichten von der Aufführung eigentlicher Theaterst&cke
unter Anastasios V) und Justinian I,^) womit sich die Bede dei
Chorikios auf die Schauspieler, 3) ein Epigramm des Agathias auf««
Schauspielerin und die Notiz in der Selbstbiographie des Men ander
Protektor^) verbinden, lauten ziemlich unbestimmt und beweisen jed^
falls nur für das 6. Jahrhundert. Die Bestimmungen der zweiten
trullanischen Synode 691 richten sich offenbar nicht gegen Theate^
auffuhrungen im antiken Sinne, sondern gegen pantomimische and ve^
wandte Darstellungen: Den Anwälten wird verboten, sich ins Theatern
mischen und Theaterkostüme zu tragen; Theatermelodien sollen aus der
Kirche verbannt sein; ebenso wird der Hippodrom verdammt und den
Priestern befohlen, nicht bloss den Anblick von Schaustellungen zu meiden,
sondern auch von jeder Hochzeit sich zu entfernen, bei der Schaaspider
(axTjvixoi) auftreten. Die Zirkusparteien beeilten sich natürlich gegen so
strenge Massnahmen Protest einzulegen.^) Auch späterhin vernehmen wir
noch öfter von Verordnungen der Kirche gegen die öffentlichen Schaa-
stellungen und das leichtfertige Volk der Mimen. Was Sathas sonst noch
zur Unterstützung seiner Theorie von der Unsterblichkeit der antiken
Bühne anführt, sind die bekannten Akklamationen der Zirkusparteien
und des Heeres an den Kaiser, die öffentlichen Verspottungen (cfio-
nofinevaeig), das von Konstantin Porphyrogennetos beschriebene gotisclie
WeihnachtspieP) und Ähnliches. Wenn man auch diesen Veranstaltungen
einen gewissen dramatischen Charakter nicht absprechen kann, so siebt
doch jeder, der sehen will, dass all diese Dinge nicht das Fortleben
eines wahren Theaters in der byzantinischen Zeit beweisen
können. Es mögen noch im 6. Jahrhundert da und dort einzelne Stücke
der neueren Komödie aufgeführt worden sein; diesen Bemühungen machte
aber die einbrechende Barbarei bald ein Ende, und als einige Jahrhunderte
später die Lust an der alten Litteratur wieder zu erwachen begann, hatten
sich die kulturellen Bedingungen so sehr verändert, dass an eine prak-
tische Wiederbelebung des alten Theaters nicht mehr zu denken war. Wie
in der Litteratur und im gesamten Geistesleben, so schneidet auch im
Theaterwesen die dunkle Kluft vom 7. — 9. Jahrhundert tief ein zwischen
Altertum und Mittelalter.
Eine lehrreiche Illustration zur späteren Geschichte des alten Theaters
bildet die Thatsache, dass die Ausdrücke TQayfpdia, dQafia und wohl auch
xcofiifiSia im Laufe der Zeit ihren ursprünglichen Sinn ähnlich ver-
änderten, wie auf lateinischem Boden das Wort comoedia, dessen mittel-
alterliche Bedeutung durch Dantes Divina Gomedia zu weltgeschichtlicher
') K. N. Sathas, a. a. 0. xXy. ; bekehrte und daher von seinen fanatischen
') K. N. Sathas, a. a. 0. ry\ i Landslenten gekreuzigt wnrde. S. Sathas,
*) K. N. Sathas, a. a. 0. tfi xi, i a. a. 0. rl^.
*) S. S. 248. Menander schrieb angeb- ^) K. N. Sathas, a. a. 0. roß' xi,
lieh selbst eine Tragödie über einen persi- '} Vgl. S. 255 f.
sehen Magier, der sich zum Christentum
Die lyrische und dramatisohe Poesie, (g 266)
647
Berühmtheit gelangt ist. Wie sich der Begriff von xQayffiia erweiterte,
zeigen die »Tragödien** der Kyniker Diogenes, Krates und Oenomaos.*)
Daneben erscheinen aber die Wörter TQay((id(a^ TgayipioS und TQay(pd6g schon
bei Diodor, Dionysios Thrax, in Theokritscholien und bei Kirchenvätern
geradezu in der Bedeutung: Gesang, ich singe, Sänger. Ebenso be-
deutet im Neugriechischen xQayovdm einfach: ich singe, und xd xQayovii
ist der technische Ausdruck für das Volkslied. Bemerkenswert ist, dass
TQayovidi {tQayovdi) nur vom weltlichen Gesänge gebraucht wird; vom
Kirchengesange kann auch in der Volkssprache nur xpalha^ tpaXfKpiüx^
ipalTTfi gesagt werden.*) Ähnliche Schicksale erlitt das Wort SgafAa.
Als seine ursprüngliche Bedeutung sich verdunkelte, wurde mit dem Worte
ein pathetisches Ereignis, später, wahrscheinlich schon seit dem 5. Jahr-
hundert n. Chr., geradezu der Roman bezeichnet. So nennt Photios den
Roman des Antonios Diogenes iQanauxov (Cod. 166) und bei den byzantini-
schen Romanschreibern heisst dga^a regelmässig , Roman ^.^) Endlich wurde,
wie es scheint, auch xwfiftjdia in der nachchristlichen Zeit von prosaischen
Erzählungen frei erfundener Stoffe,*) endlich sogar von Sprichwörtern*)
gebraucht.
1. Haaptschrift über das byzantinische Theater: K. N. SathaSi 'laxoQucoy doxlfuoy
neQi rov ^eargov xal xrjg fAovatxrjs riäy Bv^avt^ytav^ Venedig 1878. In dem Buche ist eine
erhebliche Menge von Materialien zur Geschichte des üeberganges vom heidnischen zum
christlichen Kulturleben, zur griechischen Dogmatik, zur kirchlichen Poesiei Liturgie und
Musik, selbst zur Etymologie, Numismatik u. a. ausgeschüttet. Die Verwertung dieser
Schätze wird aber durch den Mangel an chronologischer oder sonstiger Disposition, an
Klarheit und Kritik, sowie durch das Fehlen einer Inhaltsangabe und eines Index zu einer
so unerquicklichen Aufgabe, dass das Buch thatsächlich, soweit ich sehe, fast gänzlich
unbenutzt geblieben ist. Es wäre im Interesse der Wissenschaft sehr zu wünschen, dass
der Verfasser sich dazu entschliessen könnte, durch strengere Methode und durch grössere
Genauigkeit sein eminentes Wissen wahrhaft fruchtbar zu machen. Dass übrigens der
Hauptzweck des Buches, die Existenz eines wirklichen Theaters in Byzanz zu erweisen,
meines Erachtens nicht erreicht ist, habe ich schon oben bemerkt. — Nach Sathas ver-
suchte das byzantinische Theater wenigstens teilweise zu retten G. Mistriotes, 'EXkrjyutrl
yQa^fAaroXoyia 1 (Athen 1894) 697 ff. Er entwickelt aber selbst mit lobenswerter Klar-
heit die Gründe, welche den Untergang des Theaters herbeiführen mussten, und was er
gegen uns zu Gunsten der Hypothese von Sathas Yorbringt, läuft auf einen unfruchtbaren
Streit um Worte hinaus.
2. Die Armut der byzantinischen Zeit an dramatischen Spielen — oder wenigstens die
Armut der Ueberlieferung über dieselben — wird einem völlig bewusst, wenn man die
reiche Produktion des Abendlandes mit seinen mannigfachen Weihnachts- und Osterspielen,
seinen Legenden- und Mirakeldramen, seinen Narrenfesten und Fastnachtsscherzen, seinen
Moralitäten und endlich seinen aus der Wiederbelebung des klassischen Altertums ent*
standenen Tragödion und Komödien betrachtet. Ueber diese Litteratur handeln am besten :
Wilh. Cloetta, Beiträge zur Litteraturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance.
1. Komödie und Tragödie im Mittelalter, IL Die Anfänge der Renaissancetragödie, Halle
1890 — 1892, und: Wilh. Greizenach, Geschichte des neueren Dramas, Erster Band:
Mittelalter und Frührenaissance, Halle 1893. — Zur Geschichte der Begriffe Komödie
0 E. Rohde^ Der griechische Roman
S. 352.
*) K. N. Sathas, a. a. 0. a$'. — Sp. Zam-
pelios, üo&ey ij xatytj Xä^ig xgayoviftu;
fcK *A&9JyMc 1859, ein oft zitiertes Schrift-
chen, das jedoch keineswegs, wie nach dem
Titel zu erwarten wäre, eine brauchbare
historische Untersuchung über die Bedeutungs-
verschiebung von tgayi^dto f sondern fast
nur allgemeine Betrachtimgen über die Ver-
drängung der heidnischen Kultur durch die
christliche und über neugriechische Poesie
enthält.
>) E. Rohde, a. a. 0. S. 850 ff.; 450;
545 und J. Perles, B. Z. 2 (1893) 571.
*) E. Rohde, a. a. 0. S. 352.
') In den , weltlichen Komoedien" des
Aesop, die V. Jernstedt, Joum. Min. 1893
Bd 286 und 287 April- und Maiheft S. 23—82
und 33—48 ediert hat.
648
Bysantinisohe I4tteri^turgMohiohte. IL Poetisohe (i^Urmtiir.
und Tragödie im abendländisohen Mittelalter vgl. Gloetta, a. a. 0. 1, 14 ff. und 1, 166 C;
Creizeoach, a. a. 0. S. 9 ff.
267. Die metrischen Formen der bjrzantiniachen Poesie. Ib
byzantinischen Zeitalter gibt es drei metrische Hauptgattungen:
1. Die aus dem Altertum überkommene quantitierende MetriL
Von den mannigfaltigen antiken Yersarten gebrauchten die MittelgriechflA
vornehmlich den jambischen Trimeter, selten den daktylischen Hexa-
meter, das elegische Distichon und anakreontische Dimeter uni
Trimeter. Die Schicksale der letzteren Yersarten während der byzaft-
tinischen Zeit sind noch nicht näher untersucht; nur dem jambischen Tri-
meter, der in der Mehrzahl aller nach dem Prinzipe der Quantität gedidh
teten Werke herrscht, hat sich in der letzten Zeit die Aufinerksamkät
einiger Gelehrten zugewendet. Der byzantinische Trimeter besteht in der
Regel aus 12 Silben, eine Neuerung, die man keineswegs aus poetischer
Impotenz erklären darf; es hat vielmehr, wie W. Meyer^) richtig erklärt^
eine griechische Dichterschule im 6. Jahrhundert mit vollem BevnisstBeiB
den dramatischen Trimeter mit seinen Auflösungen und Anapästen ve^
werfen und den sogenannten lyrischen Trimeter, von welchem der viel-
gelesene Lykophron ein gutes Beispiel bot, mit vollem Bewusstsein gewählt
GeorgiosPisides wendet seinen neugeregelten Trimeter mit nicht geringerem
Stolze und Eifer an als Nonnos seinen Hexameter. Eine zweite Eigentüm-
lichkeit des byzantinischen Trimeters besteht darin, dass die vorletzte
(11.) Silbe regelmässig den Accent hat. „Bei Agathias und Johannes
von Gaza sind Trimeter mit accentuierter Endsilbe ziemlich gemieden, bei
Georgios Pisides fast gänzlich; auf der drittletzten Silbe betont Agathias
viele Trimeter, Johannes von Gaza keine, Georgios Pisides in zwei Schriften
viele, in den übrigen nur wenige. Die gänzliche Vermeidung des Pro-
paroxytonon im Trimeterschluss ist erst im 10. Jahrhundert fertig.**) Eine
geschichtliche Entwickelung lässt die Prosodie des byzantinischen Tri-
meters wie der übrigen Versmasse namentlich in der allmählich zunehmenden
Freiheit im Gebrauche kurzer, langer und mittelzeitiger Silben wahrnehmen.
Mit Rücksicht hierauf wie auf die erwähnte Beschränkung der Silbenzahl
und den paroxytonen Schluss sondert Is. Hilberg^) die Gesamtmasse der
byzantinischen Jambographen in drei Gruppen: A. Die Klassiker.
Sie zeichnen sich durch absolute Korrektheit der Versifikation aus, so-
weit Quantität und Zäsuren in Frage kommen. Die Längungsfahigkeit
vokalisch auslautender kurzer Endsilben durch folgende Doppelkonsonanz,
welche im Altertum in enge Schranken gebannt war, beginnt jedoch bereite
allgemach diese Fesseln abzustreifen. B. Die Epigonen. Sie teilen die
Korrektheit bezüglich der Zäsuren mit den Klassikern. Die Quantität
jedoch wird nur in jenen Fällen rein bewahrt, wo sie für das Auge kennt-
lich ist. Somit sind die Diphthonge, rj und (o stets lang und die längende
Wirkung der Doppelkonsonanz wird nie vernachlässigt. Auch das durch
*) Zur Geschichte des griech. und lat.
Hexameters S. 1020 (s. die Litteraturangabe
am Schlnss des g).
^) Wüh. Meyer, a. a. 0. S. 1020.
^) Wiener Stadien 8 (1886) 291 ff., wo
eine nähere Ausf&hrong und BegrQndang
dieser Gruppierung gegeben wird.
Die metriBohen Formeu der bysantiniBchen Poesie. (§ 267) 649
Kontraktion oder Krasis entstandene, sowie das mit iota subscriptum ver-
sehene a bleiben in der Regel lang, und Verkürzung ist nur in streng
fixierten Fällen gestattet (vgl. das Nähere darüber bei Hercher, Erot. Script.
Or. 2 S. LI f.). Die Vokale e und o können nur in Eigennamen und
Kunstausdrücken lang gemessen werden, bei den letzteren nur, bei den
ersteren fast nur, wenn sonst die Verwendung im zwölfsilbigen Trimeter
unmöglich wäre. Langes a (abgesehen von den oben hervorgehobenen
Arten desselben), t und v können nach Belieben auch als Kürzen ver-
wendet werden, wobei verräterische Cirkumflexe über den betreffenden
Vokalen dem Acutus weichen müssen. Kurzes a, i und v werden im An-
und Inlaut ohne jede Beschränkung auch als Längen gebraucht,
im Auslaut jedoch nur in freien Wörtern (über den Begriff der freien
Wörter vgl. Hilberg, Prinzip der Silbenwägung S. 2). Die Längungsfähigkeit
vokalisch auslautender kurzer Endsilben durch folgende Doppelkonsonanz
ist gänzlich unbeschränkt (vgl. a. a. 0. S. 218 und 234 f.). Ein Vertreter
dieser Gruppe ist Theodoros Prodromos. C. Die Stümper. Die Verse-
macher, welche dieser Gruppe angehören, sind nicht alle von einem Schlage.
Ihr gemeinsames Unterscheidungszeichen aber gegenüber der Epigonen-
gruppe ist der unbeschränkte Gebrauch von auslautendem kurzem
<ir, « und V als Längen. Im übrigen zeigt sich zwar das Bestreben, die
Gesetze der Epigonengruppe zu befolgen, aber die Unbeholfenheit, bisweilen
auch Eilfertigkeit dieser Dichterlinge verursacht zahlreiche Verstösse. Bei
alledem aber haben nur die Unfähigsten in dieser Gruppe der Unfähigen
sich gestattet, die Diphthonge, das rj und o) zu verkürzen und die längende
l^irkung der starken Doppelkonsonanz zu vernachlässigen. Einer der
Stümper leichteren Grades ist der Verfasser des Christus patiens.
[Bezüglich der Chronologie ist zu bemerken, dass, soweit die erhaltenen
jambographischen Erzeugnisse einen Schluss gestatten, auf die Periode der
Klassiker die Periode der Epigonen folgte, während die Stümper zum
Teile Zeitgenossen der Epigonen waren, zum Teile über die Epigonen
hinausreichten.
Dass neben diesen Hauptgruppen noch allerlei Mittelparteien stehen,
liess sich im voraus annehmen und ist durch die Untersuchungen von E.
Kuhn (s. unten) völlig sicher geworden. Inwieweit Hilbergs Gesetze auf
die daktylische und anakreontische Poesie zutreffen, kann ich nicht be-
urteilen, da es mir nicht möglich war, über die Metrik der Profanpoesie
selbständige Untersuchungen anzustellen. Auf keinem Gebiete bedarf es
so sehr der genauen und umfassenden Vorarbeiten als hier, wo zufällige
und isolierte Beobachtungen stets mehr verwirren als aufhellen. Zuletzt
muss noch ausdrücklich betont werden, dass die gesamte quantitierende
Poesie in der byzantinischen Zeit des festen Fundamentes der leben-
digen Sprache entbehrt und als eine mechanische, mühsam auf dem
Papier aufgebaute Spielerei erscheint, der eine wahrhaft künstlerische Be-
rechtigung in weit geringerem Masse zukommt als den oft als barbarisch
gebrandmarkten auf dem Accent beruhenden Versarten.
2. Das rythmische System. Dasselbe wurde durch die Kirchen-
poesie geschf^en und wird fast ausschliesslich durch sie vertreten. An
}
650 Bysantinisohe Litteraturgesohichte. IL Poetiumdio Littenitiir.
Stelle der Quantität tritt hier als Hauptprinzip die Silbenzählung und da]
Schlussaccent. Unter sich ungleiche Verse werden zu Perioden und dieia
zu Strophen vereinigt. Über die Entstehung, die Formen und die Haup^
eigentümlichkeiten der rythmischen Poesie ist §§ 282 — 291 ausführlicher
gehandelt.
3. Das politische System. Mit der rythmischen Poesie ist d«
politischen die grundsätzliche Vernachlässigung der in der lebendigen
Sprache längst geschwundenen antiken Quantitätsgesetze gemeinsam;
was sie von der rythmischen Poesie unterscheidet, ist die ununterbro-
chene Wiederholung des gleichen Verses (Trori^jua xara cririxor), wa
rend dort innerhalb der Periode ein Wechsel der Versmasse eintritt (noiijfu
xaid ncQiodov). Unter politischen Versen im weiteren Sinne verstehen wir
demnach alle zwar nach dem Accent gebauten, aber Zeile für Zeile (xtrfc
av(xov) wiederkehrenden Verse. Solche gleichzeilige rythmische Oedichto
sind bei den Griechen vor dem 10. Jahrhundert ziemlich selten. Der be-
kannteste Vers dieser Gattung ist der 15silbige, nach der achten Silbe
mit einer Zäsur versehene jambische Vers:
Kai n(og ^gaavg 6 rijy aidtu || nQoßeßXtjfiiyfjy I/o»»'.
Dieses Schema erleidet verschiedene Schwankungen, besonders kann
im Anfange der beiden Halbzeilen ebensogut ^' - als - ^ stehen. Manch-
mal geht die Freiheit so weit, dass abgesehen vom Schlüsse alle Rück-
sichten auf bestimmte Füsse beiseite gelassen und nur Silben gezählt
werden.^) Ausser dem Fünfzehnsilber wurden auch andere gleichzeilige
Verse nach dem Accent gebaut, zwölfsilbige jambische Trimeter, jambische
und trochäische Dimeter u. a. Doch haben sich diese Variationen nicht
zu grösserer Bedeutung zu erheben vermocht, und wenn vom politischen
Verse*) schlechthin die Rede ist, wird bei den Byzantinern stets
und bei den Neueren meistens der jambische Fünfzehnsilber
verstanden. Er beherrscht die für das gemeine Bedürfnis berechneten
Litteraturgattungen wie die gesamte Volkspoesie bis herab auf die Gesänge
der heutigen Griechen; seine mehr als tausendjährige und noch kaum et-
schütterte Lebenskraft gehört zu den merkwürdigsten Thatsachen in der
allgemeinen Geschichte der volksmässigen poetischen Formen.
Aus welcher alten Form der politische Vers stamme, ist eine oft
besprochene Frage. Eustathios^) will ihn aus trochäischen Versen e^
klären, wobei er wohl an alte Verse denkt, die sich wie politische lesen
lassen z. B. des Aeschylos ^Q ßa&v^oivcov avaaaa IleQaidiov vneQTarrj. Ahn-
lich sagt Maximos Planudes,^) der den Gedanken des Eustathios weiter
verfolgt, schon bei den Tragikern und Aristophanes seien unter den tro-
chäischen und jambischen katalektischen Tetrametern zuweilen politische
*) W. Meyer, Anfang und Ursprung ' fundene und in unserer Litteratur ziemlich
S. 325 f. (s. die Litteraturangabe). ' eingebürgerte Uebersetzung: Allerwelts-
*) Itlxos nohnxog d. h. bürgerlicher, | vers ist mehr geistreich als zutreffend,
gemeiner, von allen verstandener und ge- | ') Kommentar zu Ilias a S. 11.
brauchter Vers, im Gegensatze zu der nur *) Tm JtaXoyog negl ygafAfAaTixijg, Bacb-
den Gelehrten zugänglichen Quantitäts- | mann, Anecd. Graeca 2, 99.
poesie. Die ich weiss nicht von wem er- j
Die meiriBohen Formen der bysantiniflohen Poesie. (§ 267) 651
'^erse zu finden: Tori; ilg to noXivixov äQti (xstavaatäciv ovofia atixoig
tri TQaytxoi ndvvsq xal o Ktoiuxoq icrtv ov XQ^fi^f*^'^'^^ (paivovtatj ovx
fjietQcog fiävTOij aXX' oi (xkv vQoxa(oi.q noirjaavregj 6 Kfofuxog ü xai
djmßoig * €xd%€QOi (JLävrot %€TQdfXB%Qov xcctaXr]xTu6v aivoig oqov iüTijaavTo.
>azu nennt er dann mehrere Beispiele wie den oben angeführten Vers
es Aeschylos. Von einem absichtlichen Bau politischer Verse, woran
uch Planudes nicht zu denken scheint, kann bei den Alten natürlich keine
^ede sein. Dagegen mag man die von Planudes erwähnten Versarten als
Lusgangspunkte im Auge behalten. Nun wird aber die sichere Lösung
er ganzen Frage deshalb schwierig, weil die Stufen und Mittelglieder,
ie zwischen der quantitierenden Verskunst und dem politischen Masse
iegen, nicht überliefert scheinen. Zwar sind beide Dichtungsformen durch
euere Beobachtungen chronologisch bedeutend näher gerückt worden. Wäh-
end Henrichsen und Bemhardy *) glaubten, dass politische Verse sich vor
em 12. Jahrhundert in der Litteratur nicht nachweisen lassen, haben
chon W. Wagner*) und W. Meyer ') den Psellos als politischen Dichter
lamhaft gemacht und W. Meyer hat die Vermutung ausgesprochen, dass
edenfalls zuerst ein Gelehrter auf diesen Vers, den er für eine Nach-
bildung des jambischen Tetrameters der Alten hält, verfallen sei. Allein
veit älter als Psellos sind die politischen Verse, welche Konstantin
Porphyrogennetos^) in einer volksmässigen Akklamation überliefert.
^och bedeutend über die hiemit gegebene Frühgrenze ist das Alter des
K>liti8chen Verses durch die Beobachtung gerückt worden, dass mehrere
>prichwörter, die Johannes Klimax (c. 525 — c. 600) und Johannes
Aoschos (t619) anführen, als politische Verse gelesen werden müssen.
Luch in der Akklamation, die um das Jahr 600 gegen Kaiser Maurikios
D Umlauf gesetzt wurde, stecken zweifellos politische Verse. ^) Hiedurch,
eie durch die Thatsache, dass der politische Fünfzehnsilber sich bis auf
len heutigen Tag in allen griechischen Gegenden als das fast einzige
fersmass des Volksliedes behauptet hat, scheint doch der populäre
Jrsprung des Masses wahrscheinlicher zu werden. Man wird mitBem-
lardy*) an Tetrameter wie den in Plutarchs Sulla überlieferten Vers Sv-
tdfuvov €C&' 6 2vXXag dkqiiTtp nenacfiärov anknüpfen, vielleicht aber zur
Vergleichung auch die aus 14 Silben bestehende Zeilenart beiziehen dürfen,
die sich bei Methodios und Gregor von Nazianz findet. ^) Der Streit dreht
sich zuletzt eigentlich nur um die Frage, ob der jambische oder der
trochäische Tetrameter für die Entstehung des Verses verantwortlich
sei. Wahrscheinlich aber haben sich beide in die Ehre der Vaterschaft
zu teilen d. h. der politische Vers ist wohl aus einer Kontamination
dieser zwei alten populären Masse hervorgegangen.
0 Gnindrifis der griecL Litterat. I^ 10. Jahrh., in welcher der Kaiser schrieb. Den
(1876) 696. Text der Verse s. S. 255.
*) Medieval Greek Texts, London 1870 ^) Vgl. die Litteratnrangaben in der
S. VII. ' Einleitung des Abschnittes, Vnlgftrgriechische
*) Anfang nnd Ursprung u. s. w. S. 325. { Litteratur" , wo diese Akkliunation abge-
^) De cerim. S. 867 ed. Bonn. Da Kon- , druckt ist.
>^tiii die Verse als eine der Ablieben Ak- | *) Grundriss der griech. Litterat. 1^(1876)
'^amationen anf&brt, werden sie wohl noch i 696; 276.
beutend ftlter sein als die erste Hälfte des | ') W. Meyer, a. a. 0. S. 310.
652
BysftniiniBche litteratnrgesohiobte. IL Poeiiaolie I4tter«tiir*
1. Quantitierende Poesie: Die Gesetze des byzantinischen Trimeters entwic
Is. Hilberg, Wiener Studien 8 (1886) 282—314. Weitere Beiträge gab er ebenda It]
(1888) 50-92. Vgl. auch desselben: Prinzip der Silbenwftgung, Wien 1879 S. 3 f.; 217 IL-
Ueber den Hexameter und Pentameter und die anakreontisdhen Verse bei den ByzanÜna I
hat namentlich Fr. Haussen Aufklärungen gegeben: Fr. Haussen, Elin mosikalisckil
Accentgesetz in der auantitierenden Poesie der Griechen, Rhein. Mus. 38 (1883) 222— 3U.
Fr. Haussen, Die Gliederung der im Codex Palatinus erhaltenen Sammlimg der A»
kreontea, Verhandlungen der 36. deutschen Philologenversammlung zu Karlsruhe 1882,
Leipzig 1883 S. 284—293. Fr. Haussen, Accentus grammatici in metris Anacreootiei
et Hemiambico quae sit vis et ratio explicatur, Philologus, Supplementb. 5 (1889) 197—233
(Hauptscbrift über die anakreontische Poesie der Byzantiner). — Zu den anakreonüseiMi
Formen vgl. auch 0. Crusius, Stesichoros und die epodische Gomposition in der grieeki-
scheu Lyrik, Gommentationes philologae fQr Otto Ribbeck, Leipzig 1888 S. 14—16. -
Wilh. Meyer, Zur Geschichte des griech. und des latein. Hexameters, Sitzungsber. bajro.
Akad. 1884 S. 1013—1023 (über die vermeintlichen Vorläufer der griechischen Acceoi-
poesie). Derselbe: Ueber die Beobachtung des Wortaccentes in der altlat. Poesie, AbhandL
bayer. Akad. 17. Bd 1. Abteil (1884) S. 66 ff.; 110 ff. (über den lyrischen Trimeter). -
Fr. Kuhn, Symbolae ad doctrinae ne^l di^goytoy historiam pertinentes, Breslaaer philolj
Abhandlungen VI 3, Breslau 1892. Kuhn untersucht vier byzantinische Dichter hinsick»
lieh ihrer Praxis in der Anwendung der mittelzeitigen Vokale, den Ignatios Diakonoi,]
den Theodosios Diakonos, den Christophoros von Mytilene und den Johanaitj
Mauropus, und zeigt, dass dieselben von strengerer Observanz sind als die von HiUwfj
der zweiten Gruppe, den , Epigonen", zugewiesenen Versmacher (s. oben S. 648),
sie also eine eigene zwischen Hilbergs erster und zweiter Gruppe in der Mitte steheaiij
Klasse bilden. In einem Anhange behandelt er dieselben Dichter nach ihren 8on8tign|
metrischen Grundsätzen. Endlich erOrtert er die Verstechnik des Johannes Tzeiztt»
führt die Lehren des Eustathios über die dichronen Vokale auf ihre Quellen zurfick vail
bespricht die Lehre des Maxim os Planudes und Demetrios Triklinios, sowie &{
Technik des Planudes in seinen eigenen Gedichten.
2. Politische Verse: K. L. Struve, Der politische Vers der Mittelgriechen, Hildwl
heim 1828. — Demetrius Zenus, Batrachomyomacnia, mit Erläuterungen und Bemerkung« {
über den poltitischen Vers der Neugriechen, herausgeg. von F. Lechner, Ingolstadt 1^.
— F. Henrichsen« üeber die sogenannten politischen Verse bei den Griechen. Aus de*
Dänischen übersetzt von P. Friedrichsen, Leipzig 1839; gilt noch immer als Hauptschril^
ist aber durch die Veröffentlichung zahlreicher neuer Texte so entwertet, dass eine v9Uig
neue Bearbeitung des Gegenstandes dringendes Bedürfnis ist. — Fr. Ritschi, Acoentoierli
Verse, Opuscula 1 (1866) 289—299. — W. Wagner, Medieval Greek texts, London 1870
S. VI — X. — Ueber den Ursprung des politischen Verses und sein Verhältnis zur rythmi-
sehen Poesie handeln: W. Meyer, Anfang und Ursprung der lat. und griech. rrthmiscliflii
Dichtung, Abhandl. bayer. Akad. 17. Bd, 2. AbteU. (1885) S. 308; 325; 386, £. Bouvj,:
Etüde sur les origines du rythme tonique, Nimes 1886 S. 159; 322 ff. und Fr. H aussen, {
Philologus, Supplementb. 5 (1889) 219 Anm. — Nachweis politischer Verse bei Johann«
Klimax und Johannes Moschos bei K. Krumbacher, Mittelgriechische Sprichwörter,
Sitzungsber. bayer. Akad. 1893 Bd II 233 f. - - Ueber sonstige accentuierte Verse (trochäiseli
Fünfzehnsilber u. a.) s. K. Krumb ach er. Eine Sammlung byzantinischer SprichwOrttf,
Sitzungsber. bayer. Akad. 1887 Bd II 53 ff. — Ueber akrostichische Gedichte, Krebsvene,
{xaQxiyoi) und andere metrische Spielereien der Byzantiner handelt N. Polites, Sri^ov^
naiyyia, Itkitia 19 (1885)249-^252; 264-266; 283—285; 291—294.
1. Kirchenpoesie.
268. Werke in der antiken Form. Wie die übrigen Gattungen der
pätgriechisch-byzantinischen Litteratur, so steht auch die Kirchendichtung
anfänglich unter dem mächtigen, für die Entwickelung einer freien Origi-
lalität verhängnisvollen Einfluss der altgriechischen Formen. Die
neisten poetischen Versuche der christlichen Griechen, welche bisher in
weiteren Kreisen bekannt geworden sind, schliessen sich in Sprache, Metrum
tnd Darstellung an die alten Vorbilder an. Es sind gelehrte Imitationen
'^on ähnlicher Art wie die meisten Werke der Profanpoesie dieser
Cpoche. Hieher gehört der in anapästischen Monometern und Dimetem
tbgefasste, wahrscheinlich mit Um-echt dem Clemens von Alexandria
i* um 215) zugeschriebene Hymnus, der in den Handschriften von dessen
üatiaymyog steht, i) Das zweite Stück dieser Art ist das berühmte Jung-
rauenlied im , Gastmahl* des hl. Methodios (f um 311). Das Werk,
offenbar eine Nachahmung des platonischen Symposion, ist in Prosa ab-
;efasst und schildert durch den Mund von zehn Jungfrauen das Lob der
ikeuschheit; zum Schluss folgt ein Gesang: eine Jungfrau singt, die
ibrigen, zur Rechten und Linken stehend, antworten nach jeder Strophe
mit einem fröhlichen Refrain (vnaxovovai). Das Gedicht steht in seinem
Motiv vielleicht unter dem Einflüsse der naqd-ävia des Alkman und
Pindar; doch bietet die Form schon recht viel Auffallendes. Das Versmass
ist zwar jambisch, aber im ganzen Gedichte finden sich so unbegreifliche
Verstösse gegen die Gesetze der Quantität, dass von zufälligen Versehen
keine Rede sein kann. Der Gegensatz zur altheidnischen Dichtung, viel-
leicht auch, wie W. Meyer bemerkt, das Bewusstsein, dass neben dem ein-
heimischen Prinzip der quantitierenden Dichtung die fremdsprachlichen
Christen ein ganz anderes, kräftiges Dichtungsprinzip besassen, führte zu-
nächst zur Geringschätzung und zum teilweisen Aufgeben der Gtesetze der
quantitierenden Poesie.*) Viel treuer blieb der antiken Schultradition
Gregor von Nazianz (f 389). Er verwendet in seinen zahlreichen Dich*.
tungen mit zwei Ausnahmen (s. § 270) nur alte Versmasse wie Hezftp
') Vgl. E. Bouvy, a. oben a. 0. S. 25 f.,
Wo auch einige Litteratur zu Clemens ver-
zeichnet ist — W. Christ, Geschichte der
griech. UUerat.' § 607.
*) W. Meyer, a. oben a. 0. 809
Bouvy, a.a.O.80ff., der raeh m "
tur zu Methodios angibt
654 BysantiniBohe LüteratnrgMohichie. IL Poeiisöhe Littenilor.
meter, trochäische Septenare, jambische Trimeter u. s. w. Da er von eil
wannen religiösen Gefühle beseelt ist, wurde er in der späteren Zeit
bewundert und wie die Profandichter mit regelrechten, gelehrten EomnM»'|
taren versehen. Unter den christlichen Griechen, die in den antiken Fonnail
dichteten, verdient er die erste Stelle ; aber trotzdem blieben seine Wem
dem Volke, der Gemeinde, der kirchlichen Praxis fem. Man ver-
stand das mächtig eindringende Wort des Gregor, wenn er von der Eaud
sprach, aber niemals hat die Kirche in ihrem öffentlichen Kultus eim
seiner kunstvollen Gedichte wiederholt. Die starren Formen der vo^
alteten Metrik Hessen das Feuer seiner Empfindung nicht frei genug an^
flackern. Ein wahrer, aus dem Innern gewaltig hervorbrechender Enthu-
siasmus, wie er manche Hymnographen auszeichnet, wird bei ihm Ye^
geblich gesucht; seine Poesie ist edel und gross, voll Kunst und Überlegung,
aber sie reisst den Menschen nicht mit sich fort, sie hat nie so von Hm
zu Herz gesprochen wie etwa das unvergleichliche Weihnachtalied deil
Romanos.^) Noch mehr als Gregor stand sein Zeitgenosse ApoUinarioi
der Jüngere (f 390) auf dem Boden der antiken Überlieferung. Bei
ihm war strenge Schulung in den alten Formen Erbteil der Familie. Der
Vater des Apollinarios, von dessen Werken nichts erhalten ist, schrieb
Tragödien nach dem Muster des Euripides, Komödien nach Menander;
Oden nach Pindar, jüdische Altertümer nach Homer. Von dem Jungem
besitzen wir eine Paraphrase der Psalmen in Hexametern, deren Technik
für Nonnos vorbildlich wurde. Das Geschick, mit welchem er zahlloee
Reminiszenzen aus alten Dichtern, ihre berühmten Bilder, ihre glänzenden
Beiwörter, ihre dialektischen Formen verwendet, kann den Antiquar zu-
frieden stellen. Die Psalmen verloren aber durch solche Umbildung ihr
eigentümliches Gepräge und ihre erhabene Einfachheit: sie wurden zo
homerisch, um noch Psalmen sein zu können. Solche philologische Spie-
lereien konnten unmöglich populär werden, und wir verstehen die Nach-
richt des Kirchenhistorikers Sokrates, dass die Werke der beiden Apol-
linarios schon zu seiner Zeit so unbekannt waren, als hätten sie nie
existiert.*) Noch weniger Erfolg hatte die nach dem Vorbild des Apol-
linarios gearbeitete Psalmenparaphrase des Ammianos.^) Ebenso gelehrt
sind die berühmten Gedichte des Synesios (ca. 370 bis ca. 413). Für
das Überwiegen des hellenischen Elementes ist es hier besonders charak-
teristisch, dass die Hymnen, welche Synesios als Christ dichtete, mit denen
aus seiner heidnischen Zeit brüderlich zusammengehen. Der Neuplato-
niker verrät sich in den ersteren fast ebenso deutlich als in den letzteren.
Selbst der dorische Dialekt, dessen sich Synesios bedient, beruht sicher
*) Vgl. E. Bouvy, a. a. 0. 51 ff. ! Kritisches bei Leo Sternbach, Anthologiae
') A. Lndwich, ApoUiDarii metaphrasis Planadeae appendix Barberino-VaticaiUL ,
Leipzig 1890 S. 67 und sonst.
^) Eine Probe derselben ed. ans Co(^
Laur. 5, 37 Bandini, Catalogos codicur~
psalmomm I~1II (als Probe einer kritischen
Ausgabe), Progr. Königsberg 1880; dazu des
selben Verf. Abbandlungen im Hermes 13
(1878) 335 — 350 und Königsberger Studien 1 | mss bibl. Mediceae Laurentianae 1 (1764) 6-1
(1887) 80-82. — E. Bouv v, a. a. 0. S. 43 ff.
— Job. Dräseke, Zeitschrift für wissen-
schaftliche TheoL 81 (1888) 477—487. —
Sie steht auch im Cod. BodL Barocc. 21
8. 14 fol. 3^.
!• Xirohenpoesie. A. GeBohiohte der rythmiBohen Eirohendiohtiing. (§ 269) 655
nicht auf der damaligen Mundart seiner Heimat Eyrene, sondern auf rein
gelehrter Imitation. Überhaupt ist er viel mehr Philosoph als Dichter;
Beine metaphysischen Darlegungen sind eine passende Lektüre für die
Gelehrtenstube, sie sind aber nicht geeignet, von der tausendstinmiigen
Menge gesungen und begriffen zu werden. i) Selbst Nonnos (im Anfange
des 5. Jahrhunderts), dessen Metrik für die Profanpoesie in einem ge-
^ssen Sinne bahnbrechend wurde und zahlreiche Nachahmer fand, wie
Tryphiodoros, KoUuthos und Musaeos, hatte mit der metrischen Paraphrase
des EvangeUums Johannis, die er als Christ und wohl im hohen Alter
verfasste, keinen Erfolg; ein Unternehmen, das von Anbeginn so gänzlich
•verfehlt war, wäre auch einem grösseren Dichtergenie nicht gelungen.')
}fonnos ist nicht der letzte Grieche, der das Gerüste altgriechischer
Tormen zur Ausstellung christlicher Ideen verwertete; die Sitte gelehrter
Imitation der antiken Metrik ist auch nach dem Auftreten der rythmischen
Dichtung und des politischen Verses nicht ausgestorben. Das beweisen
die trockenen Dichtungen des hl. Sophronios, die drei jambischen
Sanones des Johannes vonDamaskos und die zahlreichen in anakreon-
tischen und anderen Massen verfassten Poesien geistlichen Inhalts eines
Ignatios Diakonos, Leon des Weisen, Prodromos, Manuel Philesu. a.
IHe für wahre Kunst immer verhängnisvolle Wirkung des Nachleiems
toter und nicht mehr verständlicher Formen hat sich auch hier im vollen
Masse bewährt. Nur ganz wenige dieser Eunstgedichte verdienen den
Namen Poesie. Mit Klängen, die in der lebendigen Sprache keinen Widern
hall mehr fanden, konnte niemand zum Herzen des Volkes reden. Die
Gefahr, welche hierin lag, ¥ärd von dem Historiker nicht unterschätzt
"werden; hätte sich nicht zur rechten Stunde eine andere Kunstform
gefunden und eingebürgert, so wäre dem griechischen Volke der Segen
einer wahren religiösen Poesie für inmier versagt geblieben. Nur dieser
neuen Form ist es zu verdanken, dass nun eine Litteraturgattung erstand,
die an poetischem Gehalt, an Mannigfaltigkeit und Tiefe den vorzüg-
lichsten Erzeugnissen der alten Dichtung zur Seite gestellt werden darf.
IMese wirkungsreiche Kunstform, welche mit einem Zauberschlage das
poetische Vermögen der Hellenen von neuem wachrief und der verstum-
menden Zunge wiederum Laute von alter Kraft verlieh, ist die ryth-
mische Dichtung.
A. Oeschichte der rythmisclien Ejrchendiclitimg.
269. Begriff und allgemeine Oeschichte. Der lebendigen Sprache
war die feine Differenz der kurzen und langen Silben in der römischen
Zeit, wie die Buchstabenverwechselungen auf Inschriften und andere That-
sachen beweisen, abhanden gekommen. Der neue Vokalismus besass
weder lange noch kurze, sondern nur isochrone Vokale d. h. Vokale, die
alle mit derselben Zeitdauer gesprochen wurden.^) Aus der alten musi-
') Vgl. E. Bouvy, a. a. 0. 63 ff.
^) Vgl. E. Bouvy, a. a. 0. 60 ff.
*) Vgl G. Hatzidakis, Kuhns Zeitsohr. |
für vergleich. Sprachforsch. 30 (1889) 357 ff.;
auch E. Bouvy, a. a. 0. 127 ff.
656
BysantiidBohe LitteratiirgeBohiohte. iL PoeÜMha Utimrator.
kaiischen Quantitätsprache war ein modernes Eonversationsidiom
worden, in welchem ein Wort wie avd^qwnog als einfacher Daktylus ]diq[^{
Wer jetzt also nach der Quantität dichtete, gebrauchte eine toteFon,]
die auf dem Papiere künstlich zugerichtet werden konnte, von dem Ohi]
aber nicht mehr verstanden wurde. Erst als die christliche Poesie
von diesem unerträglichen Zwange losmachte imd zum rythmiscliMl
Versbau ihre Zuflucht nahm, begann sie wahrhaft zu leben. Das
der neuen Form ist nicht Länge oder Kürze, sondern die Zahl der Silbn]
und der Accent d. h. die Dinge, welche damals allein hörbar
und welche auch die Poesie der modernen Völker beherrschen. Kai
wegs aber trat der Wortaccent einfach an die Stelle des früheren V«
accentes; die alten Versformen wurden vielmehr gänzlich beiseite
schoben und dafür neue, ganz verschiedenartige Zeilen und St
erfunden.
Nur in den Werken der rythmischen Form besitzt die cl
Poesie bei den Griechen eine wahrhafte, von schwachen Versuchen
zur Vollendung aufsteigende und endlich wieder sinkende innere Eil
Wickelung. Leider ist die Geschichte derselben noch wenig erfoi
Wir erkennen zwar mit genügender Deutlichkeit, dass der ungehi
uns erhaltene Vorrat an Kirchenliedern eine nach und nach entstände
Schöpfung ist; wir bemerken bedeutende Unterschiede in den Formen, ii
poetischen Gehalte, in der Darstellung und Auffassung; wir sehen,
aus unscheinbaren Quellen allmählich ein mächtiger, reichverzweigter S1
anwächst, aber es ist gegenwärtig nicht möglich, den Lauf desselben
seinen Verästelungen und Zuflüssen klar nachzuweisen. An einer genaue
Feststellung der Geschichte dieser Litteraturgattung hindert vomel
ihre Anonymität. Wenige Dichter sind nach ihrer Person, ihrer
und ihren Lebensverhältnissen näher bekannt; von vielen hören wir
als die blossen Namen ; eine grosse Zahl und darunter manche der all
Stücke sind völlig herrenlos überliefert. Wir können daher die Eni
wickelungsgeschichte der griechischen Kirchendichtung vorerst nur
allgemeinen Umrissen beschreiben. Mit genügender Sicherheit lassen
in derselben drei Hauptepochen unterscheiden, nämlich 1. die Zeitdi
Vorbereitung, welche hauptsächlich durch kleine, zwischen die P«
und andere Teile der hl. Schrift eingeschobene Stücke, durch Akklamatioi
des Volkes und einige isolierte Gedichte von bekannten Verfassern
zeichnet wird, 2. die Blüteperiode, in welcher die umfangreichen,
20 — 30 und mehr Strophen bestehenden Hymnen zur Ausbildung und W
sten Vollendung gelangen, 3. eine Periode, welche mit der Entsteh!
einer neuen architektonischen Form von Gedichten, den sogenannt
Kanones, anhebt. Diese Abteilung ist jedoch nicht so zu verstehen,
ob die für jede Periode charakteristische Gattung in derselben ausschli«
lieh geherrscht hätte. Die Akklamationen und die kleinen Stück(
welche die Signatur der ersten Periode bilden, dauerten auch in der zweit
und dritten fort; die Hymnen, das Kennzeichen der zweiten Peric
wurden auch in der dritten weitergepflegt.
1. SammelauBgaben: Die ältesten Drucke griechisober Kirchenlieder befind
2irchenpo6flie. A. QMohiohte der rythmiaohen Eirohendiohtong. (§ 269) 657
l3 in den für den praktischen Gebrauch bestimmten liturgischen Werken. Darnach gab
9 kleine Auswahl Vormbaum in Daniels Thesaurus hymnologicus, vol. III (Lipsiae 1846)
- 1S8 (die übrigen Bfinde enthalten nur lateinische und syrische Lieder). - Für selb-
cftdige Studien kann man die alten Drucke nicht ganz entbehren; sie enthalten aber
Bfit unzuverlässige und stark verstümmelte Texte» die für eine litterarische, philologische
% geschichtliche Betrachtung des Kirchenliedes nicht ausreichen. Diesem Behufe dienen
r folgende vier Werke: J. B. Pitra, Hymnographie de T^glise grecque, Rome 1867;
rmnen auf den hl. Petrus. — W. Christ und M. Paranikas, Anthologia Graeca car-
xiiro Christianorum, Lipsiae 1871; reiche Auswahl christlicher Poesien in chronologischer
i jiung mit einer ausführlichen Einleitung über Geschichte und Form der Eircbendichtung.
•J. B. Pitra, Analecta sacra spicilegio Solesmensi parata, tom. I, Parisiis 1876; enthält
^ überraschend grosse Zahl früher gänzlich oder teilweise unbekannter Hymnen des
manos, Anastasios, Sergios, Kyriakos, Theodoros Studites u. a. — Archimandrit Am-
i lochius (jetzt Bischof von Rostov), KoydaxuQioy nach der griechischen Originalhand-
iMift der Moskauer Synodalbibliothek N. 437, zusammengestellt mit der ältesten slavischen
l^ersetzung, 2 voll., Moskau 1879 (Titel, Einleitung u. a. w. russ.). Der erste Band
ssgt im grossen und ganzen dieselben Texte wie Pitra, dessen Ausgabe nur noch im
olltrage verwertet ist; der zweite Band (in kleinerem Formate) enthält Facsimileproben
xnangelhafter Ausführung. Der Textband dürfte durch den völligen Mangel an
»nauigkeit, Kritik und Methode in der ganzen philologischen Litteratur als
ci Unikum dastehen. Damit der skeptische Leser nicht glaube, mein Urteil sei vom
vBsen Neide der Rivalität angekränkelt, bemerke ich nur, dass auf den 208 Seiten, welche
r Text (ohne den Anhang) umfasst, bei oberflächlichster Durchsicht 15000—20000
liiler ieder Art aufstossen — was denn doch selbst bei der weitesten Ausdehnung der
Lchsiclit, die man gegen eine editio princeps walten zu lassen geneigt ist, des
hlechten etwas zu viel sein dürfte. Merkwürdigerweise ist die famose Leistung im
icbhandel schon vergriffen und so schwer aufzutreiben wie ein Inkunabeldruck. — Dazu
»mmt noch die kleine Publikation von J. Pomjalovskij, Zwei liturgische Koyxnxia auf
trgament, Petersburg 1884.
2. Hilfsmittel: Ein Spezialthema behandeln Theod. Toscani et Jos. Cozza,
9 liymnologia Graecorum in Deiparae conceptionom, Rom 1862 (mir unzugänglich). —
ie ersten und wichtigsten Schritte in der Erkenntnis der Form der griechischen Kirchen-
(der that F. J. Mono, Lateinische Hymnen des Mittelalters, 3 Bde, Freiburg i. Br. 1853
3 1855 (passim). — Dann haben, ohne die Vorarbeit von Mone zu beachten, Pitra und
brist in den Prolegomena der oben genannten Werke für die Erforschung der Form
id Geschichte des Kirchenliedes einen festen Grund gelegt. — Ausserdem: W. Christ,
»ber die Bedeutung von Hirmos, Troparion und Kanon in der griechischen Poesie des
ittelalters, Sitzungsber. bayer. Akad. 1870, Band II 75-108. — Th. Borret, De Tech-
ek der Byzantijnsche Hymnographen , Yerslagen en Mededeelingen der K. Akad. van
^etenschappen, Afdeeling Letterkunde, Tweede reeks, tweede deel, Amsterdam 1872
159 — 191 (eingehender Bericht über Pitras Hymnographie und Ghrists Anthologia). —
we\ ausführliche Referate über den ganzen von Pitra und Christ gebotenen Stoff gaben
. Stevenson, L*bymnographie de T^glise grecque, Revue des questions historiques 11
876) 482—543, und L. Jacobi, Zur Geschichte des griechischen Kirchenliedes, Zeitschrift
IT Kirchengeschichte herausgeg. von Th. Brieger 5 (1882) 177—250. — Ein Referat über
IS Referat von Stevenson ist der Aufsatz von D. Kupitoris, Bulletin de correspond.
ell^n. 2 (1878) 372—391, wo ohne Beweis die alte Idee verteidigt wird, dass die rythmische
Drm aus der altgriechischen Poesie abzuleiten sei. — Ueber den Entwickelungsgang der
adien Pitras über die griechische Kirchenpoesie vgl. Dom Fernand Cabrol, Histoire
K Cardinal Pitra, Paris 1893 S. 263—276, wo auch einige hier nicht genannte kleinere
nfsätze und Besprechungen angeführt sind. — Auf Pitra und den neueren Forschungen
Hiiht auch die mir unzugängliche Antrittsvorlesung von Dom Fernand Cabrol, L'hymno-
raphie de l'^glise grecque, Angers, Lacliese 1893 (s. B. Z. 2, 642). — Mehrere Fragen
ebandelt auch K. N. Sathas, IctoQixoy doxifiioy ncQi rov ^erirgov xai xrjg fiovctxrjg tuSy
ttCayriytur, Venedig 1878. — Hauptschrift: Wilh. Meyer (aus Speyer), Anfang und Ur-
irung der lateinischen und griechischen rythmischen Dichtung. Abhandl. bayer. Akad.
1, Bd, 2. Abteilung, München 1885 S. 270—450. Vgl. die ziemlich ungerechte Rezension
on Dreves, Götting. GeL Anzeigen 1886, 1,284—293. — Zur Geschichte der Eutdeckung
K8 Prinzips der rythmischen Poesie: W. Meyer, Pitra, Mone und die byzantinische
fcrophik, Sitzungsber. bayer. Ak. 1896 S. 49—66. — Nützlich, besonders für die allgemeine
ieschichie und Würdigung der griechischen Kirchenpoesie, weniger für die Erkenntnis
er metrischen Formen ist: Edm. Bouvy, Etüde sur les origines du rythme tonique dans
hymoographie de T^glise grecque, Nimes 1886. — Gegen einen Teil der Ansichten von
^. Meyer richten sich Karl Deutsch mann. De po^sis Graecorum rhythmicae usu et
tUndbaeh der klaas. AKertumswiweuiicliafl. IX. 1. Abtlg. 2. Aofl^ 42
658 Byzantinisohe LüteratargoBchiohte. n. PoefcUiolie LittenKter«
origine, Progr., Coblenz 1889, und Maximilien Kawczynski, Essai compontif m
rorigine et l'histoire des rythmes, Paris 1889 S. 188 ff. — Fttr W. Meyer entscheidet wi
in der Hauptsache Hubert Grimme, Der Strophenbau in den Gedichten Ephrftma im
Syrers. Mit einem Anhange über den Zusammenhang zwischen syrischer and byzantiii
scher Hymnenform. Collectanea Friburgensia, vol. IT, Freiburg (Schweiz) 1893. Y^
B. Z. 3, 208 f. — Eine unselbständige und kritisch wenig durchgearbeitete Uebermcht fkn
die griechischen Kirchendichter und Meloden gibt G. J. Papadopulos, £vfÄßoXal iis tä
IctoQiay xrjg nag* ijfiTy ixxXtjaiaauxtjg fiovcixijg etc., Athen, K. Beck 1890 S. 123 ff., 231 C,
291 ff. — Ueber die Quellen der Kirchenlieder, die vornehmlich in Heiligenleben ■
suchen sind, vgl. K. Krumbacher, Studien zu den Legenden des hl. Theodosios» Sitzanakc
bayer. Akad. 1892 S. 822 ff. — Eust. Bulismas, Uegi ixxXrjauccttxtüy ueX^Mr, ^tj^
'JX, 12 (1892) 858—861. — Ul. Chevalier, Poesie liturgique du moyen-äge, Parii il
Lyon 1892 (Uebersicht über die rythmische Poesie bei den Orientalen, Griechen und AbeiA
ländem). — Unzugänglich blieben mir einige russische Arbeiten wie: V. Philaret (?■
Cemigov), Historische Uebersicht der Hymnographen und der Hymnographie der griecli>
sehen Kirche, Petersburg 1860. — Porphyr ij (Bischof), Sticherariendichter, Tmdy Kievdq
duch. ak. 1878. — J. Mansvetov, Ueber Liedersequenz, in den „Beilagen zu den Werka
der hll. Väter" Buch 4, 1880. — Für die musikalische Seite vgl. S. 599 f.
8. Uebersetzungen: Lateinische Uebersetzung in den Analecta von Pitra (s. n)
— Proben deutscher Uebersetzung bei Job. Kayser, Beiträge zur Geschichte nnd ErUft
rung der ältesten Kirchenhymnen, 2. Aufl., Paderborn 1881, und bei Jacob i, a. s. 0. -
Eine englische Uebersetzung der H3rmnen des Synesios, Gregor von Nazianz, Metkodiii
und Clemens von Alexandria, sowie einiger anonymen Hymnen gab nach der Anthoki|ii
Graeca carminum Christianorum von Christ und Paranikas A. W. Chatfield, Songs nl
hymns of earliest greek Christian poets, bishops and others, London 1876.
4. Zur griechischen Liturgie: Bei dem engen Zusammenhange, der die Kirdn»
dichtung mit dem praktischen Gottesdienste verbindet, erscheint es passend, hier wenigatoi
die wichtigste Litteratur zur griechischen Liturgie anzuführen, während eine Darstelhni
der Liturgie selbst natürlich ausserhalb des Rahmens unserer Aufgabe liegt.
A. Ausgaben: Die liturgischen Bücher der Griechen werden wie die im Volglp
idiom verfassten Volksbücher seit alter Zeit in Venedig gedruckt. Hier erschienen u
zahlreichen Ausgaben, die nicht einzeln aufgezählt werden können, die Menäen (Mfjrtaiij^
z. B. 1586 — 1596; der Oktoechos (Oxiaitjxog), das Triodion {TQi<6di.oy), das Typikoi
(Tvnixoy; vgL S. 314), dasPentekostarion {neyrtjxocrdQioy), dasHorologion CU^oXoyutf]
das Euchologion {EvxoXoyioy)^ das Psalterion {^aXrrJQioy\ das Hirmologion (B^^»-
Xoyioy) und AI &eTai Xei^TovQylat xvjy iy ayloig naregtüy fjfiaiy *I(odyyov rov XQvaomofkn
BaaiXBiov xov MeydXov xai rtoy Ttgotjyiaafi^ytoy. In den vierziger Jahren nnserea Jalrr
hunderts hat Barth. Kutlumusianos {KovtXovfÄovmayog) mit Approbation des PatriardM
Neubearbeitungen der liturgischen Bücher veranstaltet, die abermals in Venedig, znmTd
auch in Konstantinopel gedruckt wurden. Ueber die ältesten Drucke dieser Bücher vgl
die genauen bibliographischen Nachweise bei E. Legrand, Bibliogr. hell, 2tomes, Paris 1885|
und Bibliogr. bell, du XVII'' si^cle, 8 tomes, Paris 1894—1895. Dazu Nachträge von Pk
Meyer, B. Z. 2 (1893)857 f. — In neuerer Zeit sind auch einzelne Ausgaben in Athei,
Konstantinopel und Jerusalem erschienen. — Neben diesen offiziellen griechischen Aw-
gaben sind natürlich die von katholischer oder protestantischer Seite veranstalteten Druckt
nur mit Vorsicht zu benützen. Das gilt selbst von der bedeutendsten abendlandisclMi
Leistung, dem EvxoXoyioy sive Rituale Graecorum etc. opera Jacobi Goar, Paris 1647.
Editio II. expurgata et accuratior, Venedig 1780. — Eus. Renaudot, Liturgiamm orieoti-
lium collectio, 2 voll., Paris 1716; Neuausgabe, Frankfurt 1847 (teils Texte, teils Abhüii-
lungen zur griechischen, koptischen und S}Tischen Liturgie). — Nixodtjfiov Na^iov Sriffwm
rijg deiTiaQ&it'ov ^roi ^Boxoxaqtoy^ ixd. F, Movaaiov, 'Ey KnoXet 1849 (mir anzugäng])ek|l
— Einen sehr nützlichen kommentierten Auszug der wichtigsten Teile der gnechisoba
Liturgie im Urtexte gab Herm. Adalb. Daniel, Codex liturgicus ecclesiae orieDtib
in epitomen redactus. Leipzig 1858. Das erste Buch enthält eine kurzgefasste GeschicJiift
der ältesten Liturgie mit reichlichen Quellenstellen; das zweite eine allgemeine Besclirta^
bung der heutigen griechischen Liturgie, das dritte die Liturgie des hl. Chrysostomos, ^
hl. Basilios, der Praesanctificati und der Armenier; das vierte die wichtigsten Texte
Zeremonien bei der Erteilung der Sakramente, u. a. auch die Vorschriften über die
und Ordination der Bischöfe, Erzbischöfe und des Patriarchen von Kpel und die
über die Kaiserkrönung aus dem Geschichtswerk des Kantakuzenos I S. 196 ff. ed.
(vgl. oben S. 800 Anm. 2); den Beschluss bildet ein Verzeichnis der in der griechi _
Liturgie vorkommenden technischen Ausdrücke mit Erklärungen. — Neuerdings sin» .^
liturgischen Bücher der Griechen auch von der Propaganda in Rom veröffentlicht W(
Paracletice sive Octoechus magnus 1866; Octoechus s. patris nostri Joannis Dam
1. KirehenpoeBie. A. GeBohiohte der rythmischen Kirohendiohinng. (§ 269) 659
1886: Triodion 1879; Pentecostarion 1884; Menaea 1888 ff.; Psalterium 1873 ff.; Horo-
o^um 1875. In welchem Verhältnis die römischen Ausgaben hinsichtlich der Texte zn
ien Venezianer Drucken stehen, vermag ich nicht zu sagen, da sie mir nicht zugänglich
geworden sind. — C. E. Hammond, Liturgies eastem and western being a reprint of the
»xts, either original or translated, of the most representative liturgies of the church,
Dxford 1878. — C. E. Hammond, The ancient liturgy of Antioch and other liturgical
rragments being an appendix to »Liturgies eastem and western', Oxford 1879. — G.
[)racau, Die Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus, Gütersloh 1890 (griech. Text
nit deutscher üebersetzung). — A. Dmitrijevski, Ein Euchologion aus dem 4. Jahr-
landert, verfasst von Serapion, Bischof von Thmuis (in Unterägypten), Trudy Kievskoj
lach. ak. 1894 Nr. 2 (mir unzugänglich). — Ein Liturgiebuch der Auferstehungskirohe von
lemsalem (mit alten Troparien u. s. w.) ed. A. Papadopulos Kerameus, ^JyäXeKta leQoao-
iv/Äiri»ijf araxvoXoyiag 2 (1894) 1—254; ebenda 1 (1891) 124—143 einige Stichera, Kanones
1. 8. w. der Kirche von Jerusalem. — Einen späten Auszug des eben erwähnten Liturgiebuches
ron Jerusalem ed. A. Dmitrijevskij, Pravosl. sobesjednik 1889—1890; 1894. Vgl. B. Z. 2
[1893) 350; 4 (1895) 199. — A. E. Lauriotes, SvXXoy^ rtßy diafpoQioy ixxXrjataauxdSy
KxoXov9uüy, *ExxX. 'JX. 15 (1895-1896) 164 - 166 (eine Akoluthia des Hesperinos).
B. Hilfsmittel: 1. Allgemeine Darstellungen: Das Hauptwerk bleibt noch immer
Leo Allatins, De libris ecclesiasticis Graecorum dissertationes duae, Paris 1645. Einiges
bieher Gehörige (De narthece veteris ecclesiae, De recentiorum Graecorum templis) bietet
aach die Fortsetzung der genannten Schrift: Leo Allati us, De libris et rebus ecclesiasticis
Graecorum dissertationes et observationes variae, Paris 1646. Die erste Schrift wurde mit
Zusätzen wiederholt von Fabricius, Bibl. gr. 5, Hamburg 1712. — Ueber Menologien
Q. 8. w. vgl. auch Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 10, 138 ff. — Zach. Grapius, De
Menaeis et Menologiis Graecorum, Rostock 1697 (wertlose Dissertation). — Manches zur
Liturgie auch bei John MasonNeale, A history of the holy eastem church, 2 P.,
London 1847—1850. — Gute, auf handschriftlichen Studien beruhende Mitteilungen über
liturgische BOcher der Griechen gab F. J. Mono, Lateinische Hymnen des Mittelalters 2
(1854) IX— XVI; vgl. 3 (1855) 377. ~ D. W. Gass, Symbolik der griechischen Kirche.
Berlin 1872. — Swainson, The greek liturgies chiefly from original authorities, Cambridge
1884 (mit den Texten der alten Liturgien des Johannes Chrysostomos und Basilios u. s. w.). —
Zu den Lectionarien vgl. C. R. Gregorv in ,Novum Testamentum graece ed. G. Tischendorf,
Editio octava critica maior 3 (1884) 687-791. - G. Bickel 1, Das älteste liturgische Schrift-
itflck, Mitteilungen aus der Sammlung der Papyrus Erzherzog Rainer, 2. u 3. Bd (1887) 83—86.
— Heinr. Ad. KGstlin, Geschichte des christlichen Gottesdienstes, Freiburg i. B. 1887
3. 63—90 (Aber den Gottesdienst der griechischen Kirche mit reichlichen Litteraturangaben).
— L. Duchesne, Origines du culte chr^tien, Paris 1889 (enthält auch für die griechische
Liturgie vom 4. — 9. Jahrhundert viel Beachtenswertes). — N. Nilles S. f., Kalendarium
Manuale utriusque ecclesiae orientalis et occidentalis, 3 Bde, Innsbruck 1879, 1881, 1885. Zweite
Auflage, Bd 1, Innsbruck 1896 (ungemein reichhaltiges und zuverlässiges Werk). -- Manche
Eieitrftge zur Kenntnis der griechischen und syrischen Liturgie enthalten die: Etudes pr^pa-
ratoires au pelerinhge eucharistique en terre sainte et ä Jerusalem en avril et en mai 1893,
Paris 1893 (SuppltSment aux «Questions actuelles" du 18 fevrier— 8 avril 1893). — ün-
KugäDglich ist mir das rumänische Werk: T. Tarnavschi, Ueber die wichtigsten Litur-
^en der orientalischen Kirche, bes. diejenigen, welche zur Zeit in der orthodoxen Kirche
gebraucht werden. Czemowitz 1893 (Separatabdruck aus dem rumän. Journal Candela).
Besprechung von P. Syrku, Viz. Vr. 1 (1894) 216-218. - Ferd. Probst, Liturgie der
drei ersten christlichen Jahrhunderie. Töbingen 1870. — Ferd. Probst, Liturgie des
vierten Jahrhunderts und deren Reform, Münster 1893. — Summarische Uebersicht der
griechischen Liturgiebticher bei Ferd. Kattenbusch, Lehrbuch der vergleichenden Con-
fessionskunde 1 (1892) 478-487. Dazu Nachträge von Ph. Meyer, Theolog. Literatur-
feitang 18 (1893) 12. — Nur ganz knappe Notizen bei V. Thalhofer, Handbuch der
katholischen Liturgik, 2. Aufl. bearbeitet von Ad. Ebner 1 1 (Freiburg i. Br. 1894) 64-66.
' 2. Spezialschriften: Archimandrit Sergius, Vollständiges Menologium des
' Ostens, 2 voll., Moskau 1875—1876 (russ.); Bd 1 S. 111 fl. ein reiches Verzeichnis hagio-
" graphischer und martyrologischer Druckwerke und Hss. — V. Bolotov, Spuren der alten
'' Kynologien einzelner Kirchen, Christ, dtenije 1893 Jan.— Febr. 177 -210 (konstatiert einen
If^flologientTpus der Kirche von Kpel und einen solchen der Kirche von Antiochia, den
€!• «yrophönikisch nennt). — A. PapadopulosKerameus, ^x^^^^^f*^ ^^9^ ^^^ XenovQ-
P7M^^ ßifpmitay, Viz. Vr. 1 (1894) 341—388 (über die allmählichen Veränderungen der
kfejiiton vom 10.— 16. Jahrb.). — <Hipp. Delehaye>, Le Synaxaire de Sirmond, Analectn
Ibil^iidiana 14 (1895) 396—434 (Definition der oft verwechselten und in der That sehr
'^wanlcenden Begriffe Menaion, Menologion und Synaxarion). — Einiges über Menologien,
8, dcafl Menologion von Kpel berichtet M. J. Gedeon, Bv(ayTiy6y io^toXoyioy, ZvXXoyo^
<2*
660 ByzantinlBohe IdtteratorgMcliiolite. IL Poetiaohe Utteratnr.
24 (1895) 121—160. — AI. Lauriotes, 'E^rjyrjaig xov anoXvxixiov xrjg dyiag na^aouv^
*ExxX. 'JX, 12 (1892) 214-216. — A. Dniitrijevskij, Öin pe§6nago djejstva (Usolov^'c
j^g xafiivov), Viz. Vr. 1 (1894) 553—600. Vgl. B. Z. 4, 888. — Interessante AufschlflsM
über die im 4. Jabrbundert in Jerusalem herrschende Liturgie geben Suitbert, Biamer,
Geschichte des Breviers, Freibnrg 1895 S. 105—119, und F. Gabrol, Etudes m
la Peregrinatio Silviae, Paris 1895. Vgl. den ausfOhrlichen Bericht von J. B. Chabot,
Revue de TOrient latin 3 (1895) 481—498. — N. Nilles, Mitte Pfingsten, 'fl (XBctmtnii^
xwnij, Zeitschr. f. kathol. Theologie 19 (1895) 169-177.
3, Zu der speziell slavischen Liturgie, die übrigens im grossen und ganzen mit
der griechischen identisch ist, zum slavischen Kirchenjahr u. s. w.: Jos. Sim. Asaemanoi,
Kalendaria ecclesiae universae, 6 Tomi, Rom 1755 (handelt über die «Ealendaria eodesiae
Slavicae sive Graeco-Moschae"). — Johann Glen King, Die Gebräuche und Ceremoniei
der griechischen Kirche in Ruseland. Aus dem Englischen übersetzt, Riga 1773 (mit 12
Kupfertafeln). — A. N. Muraviev, Briefe über den Gottesdienst der morgenlAndisdiei
Kirche. Aus dem Russischen übersetzt und erläutert von E. v. Muralt, Leipzig 1838. —
E. v. Muralt, Lexidion der morgenländischen Kirche, Leipzig 1838. — Rajevskij, Encbo-
logion der orthodox-katholischen Kirche, 3 Bde, Wien 1861—62 (Deutsche UebeirBetnmg
der wichtigsten Teile der Liturgie der russischen Kirche). — Philaret, Geschichte der
Kirche Russlands, ins Deutsche übersetzt von D. Blumenthal, 2 Bde, Frankfurt 1872. -
Ausserdem sind zur Einführung in die slavische Liturgie zu empfehlen die doppelspraehig
(deutsch und russisch) abgef aasten Werke des gelehrten Propstes der k. russischen ßo(-
Bchaft zu Berlin, Alexis von Maltzev: 1, Die göttlichen Liturgien unserer heiligen Väter
Johannes Chrysostomos, Basilios des Grossen und Gregorios Dialogos. Deutsch und slavisek
unter Berücksichtigung der griechischen Urtexte. Berlin 1890. — 2. Die Nachtwache oder
Abend- und Morgengottesdienst der orthodox- katholischen Kirche des Morgenlandes. Dentadi
und slavisch u. s. w. Berlin 1892. — 3. Die Liturgien der orthodox-katholischen Kirche
des Morgenlandes unter Berücksichtigung des bischöflichen Ritus nebst einer vergleichendeo
Betrachtung der hauptsächlichsten übrigen Liturgien des Orients und Occidents. Berlin
1894 (dieses Werk nur deutsch; am Schlüsse ein Verzeichnis liturgischer Litteratur). — 4. D«
grosse Busskanon des hl. Andreas von Kreta. Deutsch und slavisch u. s. w. Berlin 1891
— 5. Andachtsbuch (Kanonik) der orthodox-katholischen Kirche des Morgenlandes, deuttdi
und slavisch unter Berücksichtigung des griechischen Urtextes. Berlin 1895. Vgl. die
Besprechung von N. Nilles, Zeitschr. f. kathol. Theol. 1896 S. 353-359. — Auf den
zwei zuerst genannten Büchern beruht die Skizze von N. Nilles S. L, Ueber die griechisch-
russische Liturgie, Zeitschr. für kathol. Theologie 18 (1894) 260—292. — Sokolov, Da^
Stellung des Gottesdienstes der orthodox-katholischen Kirche des Morgenlandes, Dentsdi
von Morosow. Berlin 1893. — Weitere Litteratur bei H. A. Köstlin, Geschichte des
christlichen Gottesdienstes, Freiburg 1887 S. 63 f. — Trotz all der erwähnten, zum Teil
trefiflichen Vorarbeiten bleibt eine zusammenfassende Erforschung und Darstellung der Ge-
schichte der liturgischen Bücher der griechischen Kirche ein Bedürfnis. Von Wichtigkeit
sind u. a. die Verzeichnisse in den ältesten Klostertypiken z. B. in der Jtära^ig des
Michael Attaliates bei K. N. Sathas, Mea, BißX, l, 49. Vgl. § 137.
Erste Periode.
270. Älteste Ejrchengesänge. Die Gewohnheit, bei religiösen Zu-
sammenkünften Gott durch Gesang zu verherrlichen, übernahmen die Christen
von der Synagoge. Daher sind in den ersten Jahrhunderten ihre Kirchen-
gesänge mit denen der Juden fast identisch. Den wichtigsten Teil bildeten
die Psalmen ; dazu kommen noch einige andere Stücke des alten und neuen
Testaments, die Dankesworte Marias nach der Botschaft des Engels Oabriel,
die Weissagung des Zacharias und der Jubelhymnus des greisen Symeon.
Den sichersten Beweis für diese Thatsache gibt uns der dem 5. Jahrhundert
angehörige Codex Alexandrinus; derselbe enthält nämlich nach der
gnechischen Übersetzung des alten Testaments ein kirchliches Gesang-
buch, in welchem wir den erwähnten uralten Bestand der griechischen
Liturgie vorfinden. >) Das Volk beteiligte sich damals am Kirchengesange
>j S. Christ, Anthol. Prolegom. S. 20 f.; 63 f.
1. KirohenpoeBie. A. Qeiohichie der rythmischen Eirchendiohtimg. (§ 270) ggl
wohl nur durch die Schlussakklamationen, das Alleluija, Amen, Hosanna,
Adonai, das oft wiederholte Kyrie eleison. In diesen Akklamationen
liegt der Keim eines wichtigen Bestandteiles des späteren Kirchen-
liedes: aus ihnen entstand der Nachgesang oder das Ephymnion
(s. § 286).
Bald hören wir auch schon von neuen Liedern der Christen; frei-
lich sind diese Nachrichten zum Teil so unbestimmt, dass wir nur schwer
ein deutliches Bild gewinnen können. Schon Plinius der Jüngere be-
richtet in einem Briefe (10, 96), dass die Christen vor Tagesanbruch sich
zu versammeln und Christo ein Lied zu singen (ante lucem convenire
carmenque Christo dicere) pflegten. Doch lässt sich bei der Unbestimmt-
heit des Ausdrucks und der mangelhaften Bekanntschaft des Plinius mit
christlichen Dingen nicht sicher genug ersehen, ob er damit ¥drkliche
Kirchengesänge meinte. Dafür haben wir aber von Origenes und Euse-
bios völlig klare Zeugnisse, dass die Christen Gott und seinen einge-
borenen Sohn in Hymnen besangen. >) Besonders übten die Häretiker kirch-
lichen Gesang und kirchliche Dichtung, so Nepos in Ägypten, der syrische
Gnostiker Bardesanes und vor allem Arios. Ein Beweis hiefür ist auch
der merkwürdige alte Psalm der Naassener.*) Von der Vorliebe, mit
welcher das Volk solche Gesänge aufnahm, wird mehrfach berichtet, und
es ist nur natürlich, dass auch die Orthodoxen sich bemühten, dem reli-
giösen Bedürfnisse in dieser Weise entgegenzukommen. Die ältesten Ge-
sänge, von welchen wir genauere Kunde haben, sind Lieder am Morgen
und Abend, bei der Lichtanzündung und beim Frühstücke: vfjivog Sca&ivogf
ianeQivogy imXvxvioq^ svxr) en' äQiOTfp.^) Der berühmte Morgenhymnus:
//c-fa iv v^tiaToig x^efp xai im yrjg etQfjvrj u. s. w. wurde auch in der abend-
ländischen Kirche bis ins Mittelalter hinein im griechischen Urtexte ge-
sungen.^) Diese Stücke unterscheiden sich aber von den späteren Kirchen-
gesängen dadurch, dass sie fast noch ganz aus Worten der hl. Schrift
zusammengesetzt sind. Die ältesten selbständigen rythmischen Ge-
dichte stanmien von Gregor von Nazianz; es ist sein Jungfrauenlied
und sein Abendhymnus. ^) Wie Gregor, der Hauptvertretor der christlichen
Quantitätspoesie, dazu kam, sich auch in der neuen Form zu versuchen,
ist schwer zu erklären; doch scheint seine Autorschaft für diese zwei
Gedichte völlig gesichert. Sie bestehen aus Langzeilen von 14 — 16 Silben,
welche in zwei Halbzeilen von verschiedener Silbenzahl zerfallen; Quan-
tität und Tonfall ist durchaus freigegeben, nur muss die vorletzte Silbe
der zweiten Halbzeile betont sein. Zweifellos gehören also beide Stücke
') S. Christ, Aothol. Prolegom. S. 21.
') Ueber gnostische Gesänge handelt R.
A. Lipsius, Die apokryphen Apostel-
geschichten und Apostellegenden 1 (1883)
7-9; 239; 292 ff.; 330; 520. Vgl. Sathas,
%.. a. O. aeX. Qf/ xkn, W. Meyer 375.
the use of the Greek langaage, vrritten pho-
netically, in the early service-books of the
church in England etc., Archaeologia v. 46
(London 1880-81) 389-402, und K. Krum-
b acher, Rhein. Mus. 39 (1884) 357 f.
*) Ed. von Christ, Anthol. 29 ff. Kri-
B o n vy 364 ff. tische Ausgabe von W. M ey e r , a. a. 0. 400 ff.
») Ed. von Christ, Anthol. 38 ff. Vgl. | Vgl. Haussen, PhUolog. 44 (1885) 228— 235;
Foh. Kayser, Beiträge zur Geschichte und , Meyer, a. a. 0. 313 ff.; Bouvy 133 ff.;
Erklärung der ältesten Kirchenhymnen S. 30 f. , Grimme, a. a. 0. S. 81 f.
^) Nachweise von W. Chappel, On
662 Bysantiniflche Lüteraturgesohlohie. II. Poetisohe Littomter.
zur rjrthmischen Dichtung. Eine höchst altertümliche Form zeigt aodi
der anonyme Gesang auf das hl. Kreuz. ^)
Ueber die erste Periode des Kirchengesangs s. ausser den oben genannten Wvktt
von Pitra, Christ, Bouvy, Grimme u. s. w. auch Alb. Thierfelder, De Christianom
psalmis et hymnis ueque ad Ambrosii tempora, Diss., lioipzig 1868, und Job. KajMr,
Beiträge zur Geschichte und Erklärung der ältesten Kirchenhymnen, Paderborn 1881 8. 15-41
(wo S. 48 statt Theophanes Damascenus Johannes D. zu schreiben ist). — L. Daehesic,
Origines du culte chrötien, Paris 1889 S. 107 ff. — Ad. Ebert, Allgemeine Geschichte im
Litteratur des Mittelalters im Abeudlande I* (1889) 172—184; 553—556, bespricht dwtak-
wickelungsgeschichte der lateinischen Kirchendichtung und die Hymnen des Amhroni
und Gregorius des Grossen. — Unzugänglich sind mir die Arbeiten von J. Maly&evskij,
Der hl. Johannes Chrysostomos in seiner Stellung als Anagnost, Diakon und Priestir.
und: Eine Bemerkung über Flavianus, Erzbischof von Antiochia u. s. w., Tmdy KieTibj
duch. ak., Oktober 1890- November 1892, wo nach dem Berichte von M. S., B. Z. 2, 3471
auch über die älteste Geschichte des griechischen Kirchengesanges gehandelt ist
Zweite Periode.
271. Anfänge der Hymnendichtnng. Die eigentliche Hymnendidh
tung beginnt wahrscheinlich im 5. Jahrhundert; sie blühte besonders im
6. und 7. Jahrhundert. Ihre Anfange sind ebenso in Dunkel gehüllt wie
die Anfänge des Kirchenliedes überhaupt. Wenn wir die kunstvoll aus-
geführten, grossartigen Gesänge eines Romanos und Sergios betrachten,
so drängt uns das historische Gefühl, die Vorstufen solcher Vollendung
aufzusuchen. Wir vermuten, dass eine Epoche tastender Versuche und
kleinerer Proben des dichterischen Vermögens vorausging. Hieven ist aber
wenig Sicheres bekannt. Vielleicht sind die Anfänge der reicheren Hymnen-
dichtung in den fast völlig verlorenen häretischen Dichtungen des
3. — 6. Jahrhunderts, in den Werken eines Valentinus, Basilides, Bar-
desanes, Severus (512 — 518 Patriarch von Antiochia) u. a. zu suchen;')
auch die rasch populär gewordene Thalia des Arios und die gegen die-
selbe von den Orthodoxen verfassten Gedichte^) mögen namentlich wegen
ihres dramatischen Charakters mit der Hymnographie, die ja auch in ihren
frühesten und besten Vertretern durch dramatische Bewegung ausgezeichnet
ist, in Zusammenhang gebracht werden.
Sehr bemerkenswert sind einige Nachrichten, welche uns zeigen, dass
im 5. und 6. Jahrhundert bezüglich des Kirchengesanges eine konser-
vative und eine fortschrittliche Partei gegen einander standen. Wie
sich schon auf dem Konzil von Laodikea (um 370 n. Chr.) die Kirche
selbst gegen die Lieder ausgesprochen hatte, so verpönten noch später
die Klöster der strengsten Observanz in Ägypten das Singen der neuen
Lieder als einen dem Seelenheil gefährlichen Luxus; dagegen wurde
in Kappadokien der Kirchengesang auch in Klöstern geübt, von den Welt-
priestern wohl allenthalben; insbesondere wird die Sitte von Alexandria
bezeugt.*) Von hier und anderen grossen Zentren des Hellenismus ver-
breitete sich die Sitte des Kirchengesanges und wurde überall freudig auf-
genommen. Er bot dem Volke einen erbaulichen Ersatz für das Theater
») Ed. von Pitra, Anal. Sacra I 481 und
von W. Meyer, a. a. 0. 410 f.
*) S. Pitra, Hvmnographie S. 41.
Grimme, a. a. 0. S. o3.
3) Vgl. S. 644 f.,
*) Die hierauf bezfiglichen Erzählungen
bei Christ, Antholog. Proleg. 29 f.
1. Kirohenpoesie. A. GeBGhiohie der rythm. Kirohendiobtang. (§§ 271—272) 663
'und den Mimus, und als sich die Menge in den nunmehr staatlich unter-
stützten Kirchen mehrte, nahm die Ausbildung des liturgischen Dramas
' einen schnellen Verlauf. Als die ältesten Hymnendichter gelten Anthimos
'und Timokles, die nach dem glaubwürdigen, auch bei Theophanes wieder-
' holten Zeugnisse des Theodoros Anagnostes um 457 blühten.^)
Andere Meloden, die im 5. Jahrhundert genannt werden, sind Mar-
■ kianos, Johannes Monachos, Seta und besonders Auxentios. Einen
Hymnus des letzteren besitzen wir in seiner von seinem jüngeren Zeit-
genossen Georgios verfassten Biographie. 2) Dass wir sonst keine Hymnen
aus dem fünften Jahrhundert kennen, hat seinen Grund wohl in der Ano-
nymität der Überlieferung. Das meiste mag verloren gegangen sein; aber
manche dieser Inkunabeln der Kirchendichtung gehen wohl unerkannt
unter den zahlreichen grösseren und kleineren Stücken, die herrenlos über-
liefert sind. Zur vollen Blüte gelangte der Hymnus im 6. Jahrhundert.
Durch gute und alte Zeugnisse wird Kaiser Justinian (527 — 565) als
Verfasser des Hymnus: *0 fÄovoyeiiijg viog xai Xoyog tov S'sov erwiesen.')
Um dieselbe Zeit blühten wohl auch die Meloden Anastasios, Kyriakos^)
und vor allem der grösste Vertreter dieser Gattung, Romanos.
272. Bomanos fPwjuaro^), mit dem Beinamen 6 (leXffdog^ ist der
grösste Dichter des byzantinischen Zeitalters; er hat dem reli-
giösen Hymnus den feierlichsten und erhabensten Charakter aufgedrückt.
Von den Lebensumständen des „Pindar der rythmischen Poesie", wie ihn
Bouvy nennt, erfahren wir fast nur durch eine alte Legende, welche in
den Menäen an seinem Festtage, dem 1. Oktober, eingereiht ist. In dem
berühmten Menologion des Kaisers Basilios H (Cod. Vatic. 1613)
lautet der Text: *0 oaiog ^Pwfiavdg vnr^Qx^ M^^ ^^^ 2vq(ag^ öiaxovog rryx«-
^(ov tfjg iv Br^Qvxff äyiag exxXrjatag . KaraXaßdv dl Tijv KwvatavtivovTiokiv
inl Twr yi^qfiviüv ^AvaaraaCov xov ßaaiXb'wg, anf^Xd'S xal xcctäfievev iv %^
1-0(7} rijg vnsQayiug Geotoxov eig ra Kvqov, onov xai t6 x^Q^^f^^ ^*Sv xavta^
xicov idä^mo . ^Ev evXaßsfif y^Q d^dytov xai 6iavvxT€Q6V(ov xai htavevtav iv
%^ Tiavvvxdt ^wr BkaxsQVWVy v7xäatQ€(f€ Ttdhv etg td Kvqov . 'Ev fii^ il
ZMv vvxtSvj xoi^oa^ivtfi avx(T} ifpärrj xad-' vnvovg rj vnsqayia ' &eox6xog, xai
inädwxe to/xov x'^Q'^^^ ^^^ ^^^^ ' Aaßs xov X^Q'^^J^ ^^^ xazdipays avvov .
*Ev6fii<T€v ovv o ayiog dvoT^ai rr ato^a xai xaxanieXv tov /a^rijv . Hv 31
ij ioqxr] twv äyiwv XQiCtovyivvtav • xai sv&bwg iycQvßeig ix tov vnvov
ir^av^a^e xai i66^a^€ tov d^eov . EJta dvaßdg etg tov afißwva, rJQ^ato tov
ifjdXXfiv ' *H naqd'hvog aijfiSQov tov vnsQovaiov tixtei . Jloiijaag dl xai
it€Q(ov ioQtwv xovtdxiaj oJg negi td X''^*^j ngog Kvgiov i^sdrj^riaev. Eine
abweichende Fassung mit mehreren neuen Nachrichten hat Papadopulos
Kerameus aus dem Codex 40 der Patriarchalbibliothek zu Jeru-
salem (s. 10/11) hervorgezogen: T/; avtfi r]iihQ(^ tov oaiov ^Pw/xavov tov
nou/tov xai fiehp^ov tcSv xovt axiwv . "Qq^ii/to dl ix 2vQiag tijg MiarjaviSv
^) *ExXoyai dno t^s ixxXtj<fiaaux^s toxo-
Qias ed. J. A. Gramer, An. gr. Paris. 2
(1839) 104. — Theophanes ed. Bonn. I
177 ^ ed. De Boor I 114.
>) Migne, Patrol. graeca 114, 1416. Vgl.
Pitra, Anal. Sacra I Proleg. S. 23; Bouvy,
a. a. 0. 230—234.
8) Christ, Anthol. Proleg. S. 32.
*) S. Pitra, Anal. Sacra I Prolegom.
S. 32 f. und Jacobi, a. a. 0. 202.
664
Byeaniiiufiohe Litteratargeaohiohie. II. Poetische Littenittr.
{Miafftjvwr coniec. Papad.) ndXewq . Jiaxovog ysvofievog ri;^ iv Btjfitf
ayiaq xov d-eov eKxXrfiCaq trjg XeyofAävrjg *Avaatdü€tog * * xccraXaßth tk
xr\v KfavarctvTivovnoXiv iv loTq XQovoiq 'Avacta<ffov tov ßaCiXemg ixa^^it^
iv Tfi) va(p T/;g vnegaytaq Oeoroxov iv toTq Kvqov, Mv&a »al %6 xd^utim f^j
cvv%d^€(üq Twv xovtaxicov MXaßsv imipavsitftjq avttp rfjq ayiaq SearoMOV <ju^>
ovaq xai TOfAov x^^^^^ov inidoviSrfi amtf xcci xeXsvtxaarjq tovvov xcc^a^ayHf .
"Avavtjipaq ovv aTTtJQ^aro • 'H naqd-ävoq crjiisQov tov vnsqovfSiov Tixtu^ «^*-
fxcvoq ifft^rfi xal roh' Xoincov ioQrdiv <ofxovq xai xovxdxta suppl. Papad.> ««
diaifoQovq äyiovq dvvfivrjaaq^ wq elvai tov dgid-fiov tdv no&¥j&ävTwv m'
avtov xovtaxfcov nsQinov rd %iXia^ wv td noXXd iv toXq Kvqov iii%*
%€(Q(üq vn' avTov vsS'ivra dnoxsivxai . TeXcttai d^ rj avTov flvtjfk^
iv t(^ avTfp TTJq dyiaq dsinaqd-ivov &€ot6xov va^ iv %o7g KvQ9t,
Zu den Texten des Menologium des Basilios, der Menaeen und des
Jerusalemer Codex kommt noch eine Vita, die im sogenannten Synaxarium
Claromontanum oder Sirmondianum, jetzt Cod. Phill. 1622 in Berlin, s. 11,
aufbewahrt ist. Die Yergleichung der 4 Texte zeigt, dass sie sich in zwd
Gruppen (Monolog. Basil. und Menaeen, Synax. Sirmond, und HieroeoL)
scheiden, aber insgesamt auf eine ausführlichere Vita des Romanos zu-
rückgehen, die vielleicht noch heute erhalten ist. Aus den zwei oben
mitgeteilten Texten ergeben sich folgende Thatsachen: Romanos wurde in
der Stadt Mtxrrjavwv (MiaatiViSv?) in Syrien geboren, diente in der Auf-
erstehungskirche zu Berytus als Diakon, kam unter Kaiser Anastasios
nach Konstantinopel, war dort, jedenfalls als Priester, mit der Theotokos-
kirche iv roiq Kvqov verbunden, erhielt durch einen wunderbaren Traum
die Gabe der Hymnendichtung und verfasste gegen 1000 Kontakia. Das
eigenhändige Manuskript seiner Lieder wurde in der Theotokoskirche auf-
bewahrt, und in derselben Kirche wurde sein Jahrestag besonders gefeiert;
beides war wenigstens noch in der Zeit der Fall, in welcher das Jerusa-
lemer Synaxar vorgelesen wurde, d. h. im lO./ll. Jahrhundert. Aus der
letzten Nachricht ist ferner zu schliessen, dass in der Theotokoskirche
seine Reliquien aufbewahrt wurden und dass Kanones oder andere Kirchen-
lieder auf ihn vorhanden waren. Den einzigen positiven Anhaltspunkt für
die Zeitbestimmung gewährt somit der Name des Kaisers Anastasios.
Leider wird nicht angegeben, ob darunter Anastasios I (491 — 518) oder
Anastasios II (713—716) zu verstehen ist. Pitra, Stevenson und Grimme
entscheiden sich für den ersten, Christ, Funk*) und mit einer Modi-
fikation auch Jacobi*) für den jüngeren Anastasios; Bouvy spricht sich
nicht entschieden aus und meint, nach der allgemeinen Geschichte der
Hymnendichtung möchte man den Romanos am Hebsten etwa in der Mitte
des Zeitraumes zwischen beiden Kaisem ansetzen. Neuerdings hat
Deutschmann zur Lösung der Schwierigkeit auf einen wahrscheinlich
dem 6. Jahrhundert angehörigen lateinischen Hymnus hingewiesen, in
0 Tübinger Theologische Qaartalschrift
61 (1879) 493 f. Funk stützte sich nament-
lich auf die Thatsache> dass Romanos einen
Hymnus auf die Geburt der hl. Jungfrau
(bei Pitra S. 198 ff.) verfasste, ein Fest, das
erst im 7. Jahrhundert aufgetaucht sein soll.
^) A. a. 0. 206 f. Jacobi meint, dass
Romanos vielleicht noch unter Anastasios 1 1
Geistlicher an der Blachemenkirche gewesen,
jedoch schon viel früher nach Konstantinopel
gekommen sei.
1. Kirohenpoesie. A. GeBohichte der rythmiachen Eirohendlohtnng. (§ 272) 665
_ welchem ein Gedicht des Romanos nachgeahmt sei;^) darnach käme man
**niit Sicherheit auf den älteren Anastasios. Doch scheint weder die Chrono-
^iogie des lateinischen Hymnus noch die direkte Nachahmung des Romanos
'SO fest zu stehen, dass sich auf dieser Grundlage allein die Frage ent-
^ scheiden liesse.
Es finden sich aber noch andere Argumente. Dass der jüngere
Anastasios nicht genug bekannt ist und zu kurz (eigentlich nur 1 ^ji Jahre)
- regierte, um zur Bezeichnung der Lebenszeit eines Autors verwendet zu
werden, will wenig besagen; aber vielleicht spricht gerade der Umstand,
dass Anastasios schlechthin genannt ist, dafür, dass in der Zeit, als
das Original unserer Legende abgefasst wurde, ein zweiter Anastasios noch
' gar nicht existierte. Wichtiger noch ist die Thatsache, dass Anastasios 11
von Theophanes und Georgios, die hierin gewiss der populären Ge-
wohnheit folgten, regelmässig mit seinem früheren Namen Artemios ge-
nannt wird. *) Von dem Verfasser der Legende, der sicher ein Mönch war
und die in den Klöstern beliebten Chroniken des Theophanes und Georgios
wohl kennen musste, liesse sich dann Gleiches oder wenigstens eine Be-
zeichnung durch beide Namen erwarten. Ferner darf nicht übersehen
werden, dass die Legende, an deren Glaubwürdigkeit wir festhalten müssen,
wenn wir nicht allen Boden verlieren wollen, die Regierung des Anastasios
nicht etwa als die Blüte- oder Sterbezeit des Romanos erwähnt, sondern
ausdrücklich sagt, dass er damals nach Konstantinopel kam und die Gabe
der Hymnendichtung empfing. Romanos war also unter Anastasios noch
jung und begann erst seine dichterische Thätigkeit. Wenn wir nun seine
Ankunft in Konstantinopel ans Ende der Regierung Anastasios I setzen
und für den Dichter eine so lange Lebensdauer annehmen, wie sie bei der
Menge seiner Werke wahrscheinlich ist,^) so füllt seine Blütezeit leicht
die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts, ja er kann den Justinian noch über-
lebt haben. In dieser Zeit aber war die Form des Hymnus, wie das oben
erwähnte Werk des Kaisers Justinian selbst beweist, schon völlig ausge-
bildet. Halten wir dagegen am zweiten Anastasios fest, so müsste sich
die Blüte des Romanos tief ins 8. Jahrhundert hinein, in die Zeit eines
Kosmas und Johannes von Damaskos, erstrecken, was aus verschie-
denen inneren Gründen unwahrscheinlich ist.
Es wurde bemerkt, dass der Mangel an Nachrichten über einen so
grossen Dichter aus einer Zeit, über die wir sonst genau unterrichtet sind,
befremden müsse; aber dieser Mangel ist auffallend an sich und wäre es
noch mehr, wenn man den Romanos zum Zeitgenossen des Johannes von
Damaskos machen wollte. Denn über die kirchlichen Persönlichkeiten des
*) De poesis Graecorum rhythmicae usu
et origiDe S. 22.
*) Theophanes ed. Bonn. I 588, 4 (ed.
De Boor 1 383): icxitp^ 'Aqxifuog 6 n Quito-
a^x^ijug, fjtetoyofiac^sis '^yaoTäaios, Im
Folgenden heisst er aher stets Artemios. —
Georgios Monachos ed. Muralt S. 626: Baai-
Xeia *AqiB(aiov, Mbtu di ^tXinnixdy ißa-
all€vcey 'AqtifAiog 6 xai 'Ayactäoiog hrj ß'
u. 8. w.; im weiteren Text ehenfalla stets
Artemios.
') Die 1000 xoytdxia, welche der Legen-
där angibt, mögen eine sehr runde Summe
sein; wenn wir aber trotz der grossen Ver-
luste noch gegen 80 Hymnen besitzen, so
ergibt sich schon daraus eine litterarische
Thätigkeit, für welche eine lange Lebens-
dauer notwendig vorauszusetzen ist.
666
Bysaniiniflohe LitteratnrgeBoliichte. IL PoeüsolM Litteimior.
8. und 9. Jahrhunderts haben wir infolge der grossen Umständlichkä^j
mit welcher die ganze Zeit des Bildersturmes von späteren Chronistoi^l
Biographen und Historikern geschildert wird, genauere Nachrichten abj
über manche bedeutende Kleriker der zwei vorhergehenden Jahrhundoli^'
in welchen das Leben der Kirche ein friedlicheres war. Sicher hätte Bt>
manos, wie sich aus seiner gesamten Geistesart und seinem Fortleben abl
Heiliger der orthodoxen Kirche schliessen lässt, sich der Partei der
Bilderverehrer angeschlossen, i) und dann wäre das Schweigen der Chro-
nisten über ihn undenkbar. Übrigens hängt der Mangel an biographiscbea
Nachrichten wohl auch damit zusammen, dass Romanos wie fast die
ganze Hymnenlitteratur des 6. und 7. Jahrhunderts später teils doni
Johannes von Damaskos und Kosmas, teils durch die Hymnographen des
9. Jahrhunderts stark in den Hintergrund gedrängt wurde.
Des weiteren ist folgende Thatsache zu erwägen. Der schöne Hym-
nus des Romanos auf Joseph von Ägypten trägt den Hirmusvermerk
Ilqoq %6 ^AyyeXoq TiQcoToaTarrjg. So beginnt (nach dem Proömion) der Aka-
thistos des Sergios. Liesse sich beweisen, dass Romanos dieses Werk
wirklich vor sich hatte, so könnte er nicht in das 6. Jahrhundert gesetzt
werden. Allein das Verhältnis beider Hymnen ist sehr dunkel; die Über-
einstimmung ist eine so schwankende, dass wohl vielmehr an eine gemein-
same ältere Vorlage zu denken ist. Besonders muss es auffallen, dass
das charakteristische XaTge imAkathistos, mit welchem in den übrigen
Gedichten dieses Tones die letzten Zeilen der Strophe anfangen, bei Ro-
manos durch beliebige Wörter ersetzt ist, so dass die erste Silbe dieser
Zeilen oft tonlos ist. „Es scheint undenkbar, dass Romanos das Gedicht
des Sergios mit dem alle architektonischen Glieder so scharf kennzeichnen-
den und deshalb von den übrigen Dichtem festgehaltenen Worte XatQi
gekannt und dennoch in seiner Nachbildung diese signifikante Versstelle
so gänzlich beiseite geschoben habe.''^) Ebenso undenkbar aber ist ea,
dass dem Romanos, wenn er im 8. Jahrhundert gelebt hätte, gerade das
berühmteste aller Kirchenlieder unbekannt geblieben wäre.
Ein theologisches Moment möge nicht unerwähnt bleiben. Die
Marienverehrung spielt in den Hymnen der späteren Jahrhunderte eine
stets zunehmende Rolle. Orestes z. B. erbittet von Maria Vergebung der
Sünden, Kraft der Heiligung u. s. w. Wenn wir nun in dieser Hinsicht
den Romanos mit Sergios vergleichen, so bemerken wir bei dem letzteren
eine Steigerung, die sich mit der späteren Datierung des Romanos schwer
vereinbaren liesse. „Romanos besingt Maria nicht mit der Überschwäng-
lichkeit und der verschwenderischen Fülle von Prädikaten, wie Sergios,
welcher durch Bezeichnungen wie: Herstellerin der Versöhnung, Vergebung
der Sünden, sie bereits nahe an die Würde Christi heranrückt.*^)
Für die frühere Datierung spricht auch die Legendenhaftigkeit
des oben erwähnten Berichtes über Romanos, die sich schwer erklären
liesse, wenn er dem 8. Jahrhundert, d. h. einer der Abfassung der bio-
') S. Jacobi, a. a. 0. 205.
«) W. Meyer, a. a. 0. 344. Vgl. Pitra,
Anal. Sacra 1 S. 68 Anm.
') Jacobi, a. a. 0. 247. — Vgl. auch
F. A. Lehner, Die Marien Verehrung in den
ersten Jahrhunderten, 2. Aufl., Stuttgart 1886.
1. Eirohenpoeflie. A. QeBchiohte der rythmiBchen Eirohendiobtong. (§ 272) 667
^graphischen Notiz naheliegenden Zeit angehörte. Die Tradition, dass
-'Bomanos die Gabe des Hymnengesanges durch ein Wunder erhielt, zeigt,
^daes man seine dichterische Thätigkeit als etwas besonders Merkwürdiges
^betrachtete ; das ist wohl verständlich für die erste Periode der Hymnen-
^poesie, nicht aber für das 8. Jahrhundert, in welchem zahlreiche Kirchen-
^dichter blühten.
^ Als Argument für die ältere Datierung dient endlich eine Stelle, in
^ welcher Romanos augenscheinlich imitiert ist. Andreas vonKrota, der
— ungefähr von 650 — 720 lebte, ^ hat in zwei Strophen seines „grossen
'Kanon'' das Proömion eines Hymnus des Romanos vor Augen gehabt.
Die Worte des Andreas lauten:
iyyvg ini ^'octk 6 xgttijs ioxiv •
tag ovaQy tog ay&og 6 /^Vo^ { xov ßiov r^6/£» *
ri fAaifjy raQaTt6f46&a;
*Avdvrj%ltov^ J tffvjc^ f^oVj \ tag ngd^eig ffovy ag eigydaüi,
dyaXoylCov,
xal Tavtaig in' o^lfsoi, ngoffayttys etc.')
Zorn Vorbild diente offenbar das schöne Proömion des Romanos:^)
^v^ij (JLoVy \pvxfj fioVf I ttvaam, rl xa&evdeig;
TO tdXog iyyl^ei \ xal fÄ^XXeig &0Qvß6ta&at *
ttydyrjtpoy ovy, \ l'ya tpeiarjrttl ffov XQnnog 6 ^edgy
6 Ttaytaxov nagtoy \ xal td ndyta nXriqdiy.
Der Nachahmer hat den Gedanken seiner Vorlage in zwei wortreiche
Strophen auseinander gezogen, aber das Gold seines Musters schimmert
noch so deutlich durch, dass diese zwei Strophen zum Besten des ganzen
, grossen Kanon" gehören, weshalb sie auch von Jacobi a. a. 0. besonders
hervorgehoben worden sind.
Den Ausschlag gibt wohl ein Zeugnis, das V. Vasilevskij entdeckt
hat.*) In einem Berichte über die Wunderthaten des hl. Artemios,
dessen slavische Übersetzung jüngst in den Menäen gedruckt wurde, wäh-
rend das griechische Original noch unediert ist, heisst es: „Ein Jüngling
sang Verse des hl. weisen Romanos." Daraus ergibt sich, dass am
Ende des 7. Jahrhunderts, in welchem der Bericht geschrieben ist, Ro-
manos schon als Heiliger galt, und dass zur Zeit des Heraklios (610 bis
641), in welche das geschilderte Wunder verlegt wird, seine Hymnen schon
bekannt waren. Zur Erreichung völliger Sicherheit müsste freilich der
griechische Text beigezogen werden, doch ist an einen Anachronismus des
Verfassers der Erzählung oder an eine spätere Interpolation gerade dieser
Stelle kaum zu denken.
Wenn nun, wie Jacobi*) mit Recht bemerkt, zwischen den unsicheren
Leistungen des 4. und 5. Jahrhunderts, von welchen wir Kenntnis haben,
und der sicheren Technik zur Zeit des Sergios ein ausserordentlich grosser
Abstand bemerkt wird und es unzweifelhaft scheint, dass in dieser Zwischen-
>) S. Jacobi, a. a. 0. 208 f. und 223.
*) Christ, Anthol. S. 150.
») Cod. Patm. 213 fol. 42^ und Christ,
AnthoL S. 90.
^) 8. die Litteraturangabe am Sohluss
des §.
*) A. a. 0. 202.
668
BysaniiniBohe Litteratnrgesohiobte. II. Poetiaelie UUanitar,
zeit die Ausbildung der kirchlichen Poesie bis zur BlQte gelangte, and
Jahrhundert des Justinian einen Hauptanteil daran hat, soistes
Romanos, der diese Lücke in der historischen Entwickelung desH;
in völlig genügender Weise auszufüllen vermag. Dass ein so gr<
Dichter fast im Anfange der Hjrmnenlitteratur auftritt, wird nicht «1»
fallen, wenn man sich erinnert, dass an der Spitze der griechischen Lülh'
ratur ein Homer, im Eingange der italienischen ein Dante steht. Antk
ist schon erwähnt, dass Romanos viel weniger isoliert erschiene, wenn im
die Werke aller seiner Vorgänger bekannt wären.
Ausser in der genannten Legende wird Romanos noch in einem d«
hl. Germanos (8. Jahrhundert) zugeschriebenen Idiomeion *) erwähnt ml
als Begründer der Hymnographie gefeiert:
JlQtatti xaXtav dnaPXf}
(üfp&fjg, acjTtjglas afpoQfifj,
'Ptüfjiayit näxBQ ijfmv '
dyyehxijy yuQ vfjiytodiay av4XTtj<f€ffAeyog,
^€07iQt7n6g inideUa} xijy noUtelay aov.
In einem anderen Hymnus hat er das ehrende Beiwort &€o^^i]t(0Q, Da
vortreffliche Johannes Geometres (10. Jahrhundert) widmete dem Ro-
manos ein hübsches Epigramm:
"Ö avyxoQBvXTJg ovgayov xtoy äyyiXtay
xal yij&ey ^dei xdf ixsc fieXt^aitig.
Suidas erwähnt den Romanos s. v. äraxkci/xevov: to änrjxoviievov. 'ß$ im
zov xvQov ^Poü^arov rov fAskmSov' 2v yccQ vTtdqx^^^ "^^ 9^Q ^o djiQOCitov.^
Von andern Profanschriftstellern nennt den Romanos nur noch Gregor
von Korinth in seinem Kommentar zu Hermogenes lleQt iieO^dov deiri^
zrjTog: ^ÖTvoTa r^aav xä xov äytov ^Pwfiavov, a iXäyovxo oixoi xal xovßovxlna^
01X01 iilv wq n€Qi€XTixä otxrjfidvcov, xovßovxXeia 6^ tag e^äxovra %Sv aiJimvJ]
Für die Kommentatoren der religiösen Poesie Zonaras, Prodromos u. a.
scheint Romanos nicht existiert zu haben. Die Männer nach ihrem Herzen
waren Gregor von Nazianz, Johannes von Damaskos und Kosmas; bei
ihnen bot sich mehr Stoff für die Ausbreitung schulmässiger Gelehrsamkeit
als in der grossartigen und doch volkstümlich einfachen Poesie des Ro-
manos. Erst in einer der Erklärung von Kirchenliedern gewidmeten
Schrift dos 14. Jahrhunderts treffen wir eine ausführliche, aber leider ziem-
lich wertlose Erwähnung des Romanos. Der Kirchenhistoriker Nike-
phoros Kallistos Xanthopulos (vgl. S. 291 ff.) hat seiner ^Egfjifjvtia ti;
Toi'g dvaßaO^fAovg r^g oxiod/^x^v auch ein Kapitel JlQog %6v eQwvfjaavta n€(^
xijg vTtaxotjg, tov xovzaxiov, rov otxov xai xov i^anocreihxQiov, noO-ev oSitvg
ixXrjO^rjaav einverleibt.^) Hier wiederholt er einige der aus der Legende
1
D
^^
-4 <
') Nor im Cod. Mosquensis 437. Tm
Corsinianus und Taurinensis fehlen diese
Stücke, and leider sind auch in den patmi-
schen Handschriften die auf den 1. Oktober,
den Festtag des Romanos, bezüglichen Blätter
ausgefallen. S. Pitra, Anal. Sacra I Proleg.
S. 26 und 29 ff.
«) Ed. Bemhardy 1 1, 334. In Bem-
hardys Text st«ht ini tov xvQlov'Vmfiavov.
Die einzig richtige Lesart xvqov ist aber,
wie Bemhardys Apparat zeigt, auch hand-
schriftlich put bezeugt. Ueber die Bedeu-
tung von ayaxhüfAByoy s. § 286.
"") Rhetores Graeci ed. Walz VII 2 (1834)
1122.
*) "EgfÄtjyeitc eis rovs dyaß(t9uovg xifi
oxroM^/ov nagd NixtjfpoQov KaXXicrov toi
Say&onovXoVf ^&i] nQwroy rvnois ixdo^Bioa.
Hg nQojeraxxat xal TtQoXByo/ieya ifvyxttX'
&6yxa xmo xov iy Ugodiaxoyoig KvgiXXov
^J&ayaffid&ov tov 'Jytotatpitov. *Ey leQo-
aoXvfioig 1862 S. 126—129.
XiroheapoeBie. A. QeBohiohte der rythmisohen KirohendiGhtang. (§ 272) 669
9 Romanos bekannten Thatsachen. Von Interesse ist die Bemerkung,
manos sei zuerst wegen seiner schlechten Melodie verlacht und erst
erkannt worden, nachdem er durch ein Wunder die Gabe der Dichtung
I. alten habe; denn hier ist vielleicht der Nachklang einer Erzählung von
^r anfanglich ablehnenden Haltung des Volkes und der Kirche oder der
zieren allein gegen die grossartigen, aber neuen und kühnen Schöpfungen
s Dichters zu suchen. Ausserdem verzeichnet X. die Thatsache, dass
Kirche die meisten Hymnen des Romanos aufgegeben habe, leider ohne
er die Gründe dieses Verfahrens eine Andeutung zu machen. Im übrigen
»t X. nur eine breitere Ausführung des Legendenstofifes und einige zum
?il sehr bedenkliche Erklärungen hymnologischer Termini; zweifellos
seh ist z. 6. seine Deutung des Ausdruckes oixog: ,,ori sv t^7 aeßatr/iftp
to) aiiTiq^ x^i iv roTg Kvqov Xhyoiihv<(i^ rovxo Srj t6 vnsq^pvhg inqdx&ii xega^
lov, Iva astfirrjCTOv xal xaTg i^^g ysveatg eirj did läv xXr^tfeoiv zo trjg
roa tjtoQog ^ävov regdcrtov^^
So spärlich nun auch die Nachrichten über die Person des Romanos
3iben, so sicher ist es, dass er an poetischer Begabung, an Feuer der
^geisterung, an Tiefe der Empfindung und Erhabenheit der Sprache alle
deren Meloden weit übertrifiFfc. Die Litteraturgeschichte der Zukunft wird
^lleicht den Romanos als den grössten Kirchendichter aller Zeiten
em. Ohne Zweifel bezeichnet er die interessanteste Phase in der Ge-
liebte der griechischen Hymnenpoesie, und in ihm erscheint diese
ttung in ihrer höchsten Vollendung. Romanos hat sich so gut wie aus-
iliesslich der Hymnenform bedient. Auf ein Gedicht in einer anderen
rm hat Papadopulos Kerameus (B. Z. 1, 605) hingewiesen. Die Frucht-
rkeit des Dichters war geradezu unerschöpflich; er hat nicht nur die
weglichen Feste des Kirchenjahres, sondern auch die meisten Heiligen
sungen und den oft sehr eng verwandten Stoffen immer wieder neue
iten abzugewinnen verstanden. Nicht überall freilich erhält sich Romanos
f gleicher Höhe; eine objektive Betrachtung wird zugeben, dass er zu-
eilen trocken und breit wird. Doch hängt das wesentlich zusammen
t der Sprödigkeit der Stoffe, an die er gebunden war; es ist schwer,
f jeden Heiligen und jedes Fest des langen Kirchenjahres einen schönen,
den Gedanken originalen, in der Komposition und Ausführung vollendeten
sang zu dichten. Immerhin weiss sich Romanos auch in seinen schwä-
eren Werken von dem pomphaften Schwulste, den bauschigen, oft un-
nen Metaphern, der gespreizten und frostigen Reflexion der Hymno-
aphen des 8. — 11, Jahrhunderts fernzuhalten. Auch die rhetorische
•eite, die unvermeidliche Krankheit aller byzantinischen Geistesäusse-
Qgen, wird uns bei Romanos nicht erspart; zum Teil entspringt sie aus
r Form seiner Hymnen selbst, welche die Ausfüllung von 24 oder mehr
rophen erheischte. Wenn wir diese aus der Zeit und der litterarischen
ngebung des Dichters verständlichen Schattenseiten anerkennen, dürfen
r seinen grossen Vorzügen um so rückhaltloser gerecht werden. Was
s inmier aufs neue zu Romanos zurückkehren lässt, was selbst seinen
igwierigsten Hymnen einen unzerstörbaren Reiz verleiht und auch mit
n undankbarsten seiner Stoffe aussöhnt, ist die glänzende dramatische
670 BysantixiiBche IdtteratargeBohiohte. IL PoetiMhe UfetonitBr.
Steigerung, die kein Melode so meisterhaft wie er begriffen und di
geführt hat. Dazu kommen andere Vorzüge, die bei keinem
Dichter der byzantinischen Zeit in gleichem Grade wiederkehren, ein
versiegender Reichtum an Ideen, eine oft unübertreffliche Plastik des
drucks, eine volle und kernige Sprache, die sich meist ebenso glflc
vom geschraubten Pompe als von populärer Trivialität fernhält, alles
edelt und in die feinste Beleuchtung gehoben durch das mannigfaltige
kunstvolle rythmische Gefüge. Der Reichtum der Vorwürfe, we
Romanos umfasst, ist unerschöpflich ; wir finden bei ihm auch seltene
sonst nicht vorkommende Themen wie ein Gedicht voll lebendiger Ldc
Schaft gegen den Verräter Judas. Nicht minder behandelt Romanos
üblichsten Vorwürfe, wie das Weihnachtsfest, die hl. Jungfrau beim
das letzte Gericht u. s. w. mit unverkennbarer Originalität. Leider ist
unmöglich, hier auch nur einen Teil der Gedichte im einzelnen zu
trachten und ihren Charakter durch Proben zu veranschaulichen. Da
sich jedoch um die gerechte Würdigung eines der grössten, aber ve
borgensten Dichter, ja geradezu um die erste Einführung desselbeiP«
in die griechische Litteraturgeschichte handelt, mag wenigstens nc
ein zusammenfassendes Urteil folgen, das ein feinsinniger Kritiker^)
Romanos widmet: „S. Romanus est le premier des Mölodes par le gii
poötique. Ses oeuvres reprösentent rhjrmne liturgique, ou plutöt le dranHl
religieux, dans sa perfection. Qu'on imagine le chr^tien en pri^re, k
meine en oraison, le Saint en extase: sous ses regards passent tour ä toQr|
les grandes figures des deux Testaments; il voit les patriarches et
prophötes, il les entend et mödite leurs paroles; il contemple le Sauv«iil
des hommes et sa M^re, les apötres et les martyrs: il assiste en t^moiBJ
attentif et enthousiaste ä tous ces ^vönements du pass4, dont Dieu to
m^me est le höros. Cette contemplation du monde sumaturel surexdtll
ses puissances, et son esprit aussi bien que son coeur. II s'äpanche eil
adorations, en louanges, en actions de gräces. Si vous donnez ä ce covA
templatif, pour interpröter ce q'il a vu et entendu, des rythmes souplei,!
harmonieux, populaires, et, pour nourrir le feu sacrö de son g^nie, Tinconhi
parable auditoire des basiliques orientales; si votre Imagination peut si
representer un tel home, non point dans Athfenes, ni mdme ä Constaa-
tinople au temps de S. Grögoire et de S. Chrysostome, mais k Byzance,
dans la vraie Byzance des Byzantins, si vous le voyez monter ä rambofl
de Sainte-Sophie dans la nuit de Noel, aprös un sommeil miraculeux, ä
si vous entendez le prölude de son grand cantique:
'H TtttQ&^yos crjfiBQov
xov vnegovaioy rlxtei
xal jj yij ro ffn^Xaioy
TW {(nQocitifi ngoaayet
n'admirez pas encore, attendez la fin, laissez se d^rouler la majestueuse
Serie des vingt-cinq tropaires. Ne jugez pas mdme d'aprfes un seul can-
tique, suivez le Melode dans toutes les phases du cyclo sacre, depuis la
feto d'Etienne le premier martyr jusqu'aux solennites de Päques, d^
>) E. Bouvy, a. a. 0. S. 867.
ürohenpoesie. A. Qesohichte der rythmisohen Sirohendiohtimg. (§ 278) 671
5cension et de la Pentecöte, et vous concluerez peut-ötre que le Christia-
ne ne doit envier ä Tantiquite aucun de ses pofetes lyriques.* Ebenso
nt Pitra den Romanos „veterum melodorum princeps**, womit auch
Urteile von Christ, Stevenson und W. Meyer übereinstimmen. Nur
1 Geschmacke der späteren Byzantiner wollte die ernste Grossartigkeit
Romanos nicht zusagen; wenigstens wurden seine Werke in den litur-
3hen Büchern durch die Hymnographen des 8. und 9. Jahrhunderts ver-
ngt; von den meisten blieben nur wenige Strophen übrig. Dauerndes
sehen behauptete der berühmte Weihnachtshymnus; bis ins 12. Jahr-
idert wurde er alljährlich zu Weihnachten von einem doppelten Chore
Hagia Sophia und der Kirche der hl. Apostel (den ayiotsoffhai und
oatoktrai) bei der feierlichen Hoftafel aufgeführt.^) Noch länger er-
It sich in der kirchlichen Praxis das Lied beim Tode eines Mönches
ayanrftd %d axrjroifiard aov), das in unzähligen Handschriften auf-
bahrt ist.
1. Ausgaben: 29 Gedichte ed. J. B. Pitra, Analecta Sacra 1 (1876) 1-241. —
eitere Stücke in: Sanctus Romanus veterum melodorum princeps. Cantica Sacra ex
1 mss monasterii S. Joannis in insula Patmo primam in lucem ed. J. B. Pitra, Anno
ilaei Pontificii (1888). Hier auch Facsimile der Vita des Romanos mit dem dazu ge-
igen Miniaturbilde aus Cod. Yatic. 1613. — Ein Qebet des Romanos in elfsilbigen Versen
yj xaru ari^ov) ed. aus Cod. Sabb. 434 A. Papadopulos Kerameus, ^JyttXexra Isgo-
}fnuittfjq ajttxvoXoyiag 1 (1891) 390—392. — Vollständige Ausgabe des Romanos
Grund des ganzen Handschriftenmaterials, besonders der patmischen Codices, in Vor-
Mtung von K. Krumbacher.
2. Hilfsmittel: Pitra, Hymnographie S. 47 ff. und: Analecta Sacra 1 Proleg.
15 ff. — Jacobi, a. a. 0. S. 220 ff. — Bouvy, a. a. 0. S. 367—375. — A. Papa-
>ulos Kerameus, Mitteilungen über Romanos, B. Z. 2 (1893) 599—605 (Legende aus
I Cod. Hierosol., Notizen aus Xanthopulos und Gregor von Korinth, Athoshss). — Hubert
mme in der S. 658 zitierten Schrift S. 87 — 95 (zur metrischen Analyse und zur Lebens-
dcs Romanos). — Eine kurze Skizze über den Dichter nebst Analyse der Strophe
ag^t'yog atjfieQov u. s. w. gibt M. Paranikas, Ilsgi ytofiayov rov MeXtodov, 'ExxX, JX,
1892) 141—143. — AI. Lauriotes, Hegt 'Pcjfiayov tov MeXtodovy ebenda 12 (1892)
f.; 262—264 (weist auf mehrere Hss des Romanos im Laurakloster auf dem Athos hin
veröffentlicht einen Hymnus). — Eine metrische Analyse dieses Hymnus gibt M.
anikas. Ebenda 12 (1892) 287 f. — AI. Lauriotes, 'P(afiayov tov MeXtodov xoyddxioy
r« fiyut *aiTa, Ebenda 12 (1892) 385 f.; 404 (Abdruck des schon von Pitra, An. Sacra
6—23 veröffentlichten Hymnus). — V. Vasiljevskij, Wann lebte der Melode Romanos?
Vr. 1 (1894) 256—258. Vgl. den Bericht von E. Kurtz, B. Z. 4 (1895) 238. — *♦*,
Romanos le melode, Analecta BoUandiana 13 (1894) 440—442 (Mitteilung der Vita
Romanos aus dem Synazarium Sirmondianum mit den Varianten des Menolog. Basilii,
Menäen und des Synaxarium Hierosol. ; Scheidung der 4 Texte in 2 Gruppen).
3. Von anderen Hymnographen des 6. Jahrhunderts ist bemerkenswert Symeon
lites der Jüngere (521—596), der ein Lied aus Anlass eines Erdbebens (cxixrjQoy
ifXoy tov aeiafjiov) verfasst hat. Andere Stichera über dasselbe Thema wurden ihm
er untergeschoben. A. Papadopulos Kerameus, Svfieaty 6 SavfAaaTooQeitrjs (6g
jyQatfog xcd ueXtadog, Viz. Vr. 1 (1894) 141-150. Vgl. E. K., B. Z. 4 (1895) 195. —
er andere Schnften des Symeon s. oben S. 144 f.
273. Sergios und Sophronios. Aus dem Ende des 6. und aus dem
Jahrhundert haben wir nur wenige chronologisch sicher bestimmbare
innen. Zu diesen gehört vielleicht das gefeiertste Lied der griechischen
rclie, der Akathistos des Patriarchen Sergios; er wurde angeblich
Jahre 626 verfasst, als die Hauptstadt von den Avaren bedroht war.
r Name ^Axdx^ifXrog, der durch den Gegensatz der sogenannten xaO^ic-
') Pitra, Anal. Sacra Proleg. S. 21.
674
ByzantiniBohe LiUeratargeachielite. IL PoeüflolM Litterätar.
wii-d, ermüdet den gutwilligsten Hörer. Die häufige und fast zu<
liehe Definition dogmatischer Lehrsätze wirkt kalt und schulmässig.
der mühsamen Sorgfalt, mit welcher Andreas Antithesen, Wortspiele
Gleichnisse auszuführen liebt, steht er der gekünstelten Poesie
Johannes Damaskos und des Eosmas schon weit näher als der vi-j
gezwungenen Erhabenheit der früheren Meloden; dagegen besitzt er
Johannes und Kosmas den Vorzug einer einfachen und verständlidMi]
Darstellung.
1. Ausgaben: Mehrere Kanones, darunter .der ^Grosse Kanon*, und Idiomeb
Migne, Patr. gr. 97, 1305—1444. — Ein TeU des «Grossen Kanon' nnd der Kanon
die Kette des hl. Apostels Petros auch bei W. Christ, Anthol. S. 147—161. — ücb«]
das Leben und die sonstigen Schriften des Andreas s. S. 165 f.
2. Ein aus 128 Trimetem bestehendes Gedicht des Andreas von Kreta an
Archidiakon und Chartophylax Agathen steht z. B. im Cod. Vatic. Reginae Saec
fol. 260^-261.
275. Johannes von Damaskos und Eosmas von Jerusalem
die bedeutendsten Vertreter der dritten Periode der Eirchendichtung.
das Leben und die Prosaschriften des Johannes s. S. 68 ff. Kosmiij
erscheint mit ihm brüderlich verbunden. Beide wurden gemeinschaftüd
von einem älteren Eosmas aus Sizilien, den der Vater des Johannes au
der arabischen Gefangenschaft losgekauft hatte, unterrichtet. Mit Johannei
begab sich auch Eosmas von Damaskos nach Jerusalem und liess sick
mit ihm in das altberühmte Eloster des hl. Sabbas aufnehmen. Nadh
dem er viele Jahre hindurch der Wissenschaft und der Eirchenpoesie ge*
lebt hatte, wurde er 743 Bischof von Maiuma in Phönizien.') Die Zeil
seines Todes scheint nicht ermittelt.
Johannes wird allgemein als Urheber des Oktoechos betrachtet;
doch ist neuerdings diese Ansicht bestritten und wahrscheinlich gemacht
worden, dass dieses berühmte liturgische Buch bedeutend älter ist unl
Johannes nicht als sein Erfinder, sondern nur als sein Reformator geltet
darf.^) Dagegen ist die litterargeschichtliche Stellung des Johannes und
Eosmas als der bedeutendsten Vertreter derEanones gesichert. Ab
Dichter steht Johannes wohl höher als Eosmas; beide sind sich aber im
Grundtone sehr ähnlich. Vorbildlich ist ihnen die gewählte Poesie eines
Gregor von Nazianz, dessen Gedichte Eosmas auch durch Eommentare
erläuterte. Zur Einfachheit des Romanos und seiner Schule stehen sie
in einem noch deutlicheren Gegensatze als ihr Vorgänger Andreas von
Ereta. Möglichst grosse Feinheit, Mannigfaltigkeit und Eünstlichkeit dei
Aufbaues ist ihnen wichtiger als Wärme der Empfindung und Elarhdt
des Ausdrucks. Johannes gefallt sich geradezu in den allerschwierigsteo
und mühevollsten Spielereien. Statt sich mit der einfachen Strophen-
akrostichis der alten Meloden zu begnügen, ordnet er die Anfangs-
buchstaben der einzelnen Verse nach einem Akrostichon, das selbst ans ,
heroischen Distichen besteht. Durch diese und ähnliche Eunststücke
^) Deshalb wird er zuweilen auch Koafjiccs
6 MaXovfjiüg genannt. Sein gewöhnlicher Bei-
name leQoaoXvfAixrjg oder 'JyionoXirrjs bezieht
sich auf seinen langjährigen Aufenthalt im
Kloster des hl. Sabbas.
*) K. N. Sathas, laroQixoy ^oxifdioynB^
Tov ^edrgov xai rijg fiovai-TC^g raSy BvC. <^€3L|
1 Kirohenpoeflie. A. Geachicht« der rythmisphen Kirohendiohiiixig. (§ 275) 675
leidet natürlich auch die Verständlichkeit der Darstellung; manche Stücke
rfnd so dunkel wie altgriechische Chorlieder. Johannes ist der einzige
Ifelode, der das Prinzip der Quantität für die Kirchenpoesie wieder
Bafnahm. Er verfasste seine drei Eanones auf Weihnachten, Epiphanie
nnd Pfingsten in jambischen Tri metern; doch sind dieselben mit einem
für Johannes ganz bezeichnenden Aufwand von silbenstechender Mühe so
gebaut, dass auch die neue Technik ihr Recht erhält, indem an bestimmten
Versstellen regelmässig betonte Silben wiederkehren.') Ähnlich überwiegt
bei Kosmas gelehrte Sorgfalt und mystische Theologie die dichterische
Empfindung.
Dass trotzdem Kosmas und Johannes von den späteren Byzantinern
mehr als alle anderen Kirchendichter bewundert wurden, erklärt sich aus
der wachsenden Vorliebe dieses rätselhaften Geschlechtes für unnatürliche
Künstelei und grammatische Raritäten Den besten Beweis für diese That-
sache gibt Suidas; die einzigen Meloden, die in seinem Lexikon vor-
kommen, sind Romanos, Johannes und Kosmas. Während er aber
den Romanos nur bei der Erklärung eines technischen Ausdruckes ganz
beiläufig erwähnt (s. S. 668), spricht er (bzw. sein Gewährsmann) von
Johannes und Kosmas mit wahrer Begeisterung. Nach einer Aufzählung
der Werke des Johannes lesen wir:*) aw/^xfia^s d' avv^ xai Ktxrfiag 6 i^
*l€QOCoXvfA(ov, dvijQ evifvtctaxoq xai nvätav fiiovffixfjv oXcog zrjv ivaQfioviot*'
oi yoin' ^Cfiatixot xavovsg ^Icadvvov t€ xai Kocfiä avyxqitfiv ovx iiä^avxo
avii dh^aivTo ar, fuexQig o xaO^' ^jl^dg ßi'og nsQaiooO^i^tfsTai. »Die Lieder-
kanones des Johannes und Kosmas waren über jeden Vergleich erhaben
und werden es bleiben bis ans Ende aller Tage* — ein volles und rück-
haltloses Urteil, das an die bekannte briefliche Äusserung Goethes über
Wielands Oberen erinnert. Bei der Vergleichung beider Meloden gehen
übrigens die Urteile der Byzantiner auseinander; während Suidas und
ähnlich Kedrenos beide ziemlich gleichstellen, betrachtet der Patriarch
Johannes in seiner Biographie des Johannes Damaskenos den Kosmas
als weniger originell. Andere wiederum wie Prodromos haben nicht
genug Worte, um die Vorzüge des Kosmas, xo noXvfAaO-äg, %6 fieyako^veg,
t6 ^eongeTTäg, to TtavaQfAonov zu preisen. In der Praxis fand Johannes
mehr Anklang; denn die späteren Dichter haben seine Strophen sehr häufig,
die des Kosmas nur selten als Vorbild benützt.
1. Ausgaben: Hymnen und Kanones des Johannes ed. Migne, Patrol. gr. 96,
818-856 und 1363—1408. — Kosmas ed. Migne, Patrol. gr. 98, 456-524. — Proben
Ton beiden bei Christ, Anthol. 117 f.; 161 ff. — Einige Kanones ed. recht ungen&gend
•US einer Handschrift der herzoglichen Bibliothek zu Gotha L. Portsch, Blätter für
Hymnologie 1889 N. 2 --4. — Einen Kanon des Kosmas in einer vollständigeren lieber-
lieferung als der gewöhnlichen ed. A. Papadopulos Kerameus, 'JvdXexra 'leQoaoXvfAi-
ivnjg <rTaj|ft;oAo/m( 2 (1894) 164 f.; vgl. ÜQoXoyos aeX, C'. — Eine neue Ausgabe der drei
itmbischen Kanones mit einem gelehrten sprachlichen Kommentar wurde von Aug. Nauck
im 23. Febr. 1893 der k. russ. Akademie vorgelegt und nach seinem bald darauf ein-
getretenen Tode von P. Nikitin herausgegeben: Johannis Damasceni eanones iambici cum
commentario et indice verborum ex schedis Augusti Nauck editi, Mölanges Gr^co-Romains
tires du Bulletin de Tacad^mie imperiale des sciences de St.-P^tersbourg, tome 6 (1894)
199—224. Aus dem Kommentar wird ersichtlich, in welchem erstaunlichen Umfange diese
') Christ, Anthol. Proleg. 46.
«) S. V. *I<odyyTj(; ed. Bemhardy I 2 S. 1028,
676
Bysanimiaohe LitteratiirgeMhichte« IL PeotLiclie Litiontar.
Eanones von den Autoren der byzantinischen Wörterbücher berOcksichtigt wnrdeo. }
die Besprechung von E. Kurtz, Viz. Vr. 2 (1895) 220-222.
2. Hilfsmittel: Christ und Sathas, a. a. 0. — G. J. I^padopuloa, Ivgifthj
rtljy Ustogiav rij^ mtQ' ijfiTv ixxXfjaiaffnx^g fjiovffixrjg, Athen 1890 S. 154 — 230. — Zar
vgl. A. Heisenberg in seiner Ausgabe des Nikephoros Blemmydes, Leipzig 1896,
legomena S. XCVIII ff. (zeigt, dass Blemmydes in einem Kanon nicht die Trimetar
Johannes, sondern die in denselben verborgene rythmische Form imitiert hat). — üebcr
dem Johannes fälschlich zugeschriebenes Gebet in byzantinischen Anakreonteen vgl
Haussen, Philologus, Supplementb. 5 (1889) 210. — £dm. Bonvy, Anacr^oat
toniques dans la vie de S. Jean Damascäne, B. Z. 2 (1898) 110 f. — Deutsche U(
Setzung der Evxv ^^ Johannes von Damaskos 'j4no ^tma^y ^^etHny, sowie
dem Symeon Metaphrastes zugeschriebenen Liedes MiXXwy tpayety, ay&Qwnej irtSfMt hni\
von G. M. Dreves, Blüten hellenischer Hynmodie. Griechische Gonununionlieder,
aus Maria Laach 46 (1894) 529-587.
3. Ausser dem Johannes Damaskenos wird auch dem Joseph Melodoa einOki»-!
echos zugeschrieben im Cod. Escur. ^. II. 5 s. 15.
276. Nachblute und Verfall. Noch zu Lebzeiten des Johannes mil
Kosmas brach über die griechische Kirche das verheerende üngewitter
Bildersturmes herein ^) und wirkte durch die Zerstörung von
Schulen und Bibliotheken, durch die Verfolgung von Altgläubigen und
Unterbrechung der Tradition nachteilig auf die Erhaltung der alten Kirchei»!
lieder. Andererseits hatte diese heftige Bewegung auch eine heibane
Reaktion und vor allem eine nachhaltige Steigerung des religiösei
Lebens zur Folge, welche auf die kirchliche Dichtung nicht minderbe*
fruchtend wirkte als auf das zunächst bedrohte Gebiet der bildenden Eiroflt
Wie die Miniaturmalerei gerade in dieser Zeit der wütenden Verfol:
emporblühte, so erstand auf der blutigen Walstatt aus den grausam aDte^'
drückten, heldenmütigen Freunden der Bilder eine begeisterte Schar neuer
Meloden. Ihre Werke sind es hauptsächlich, welche in der griechischei
Liturgie bleibende Aufnahme fanden und die alten Lieder verdrängt«.
Wahrscheinlich sind die grossen Hymnen des Romanos und seiner Schdl
vornehmlich schon in dieser Zeit der Vergessenheit anheimgefallen.
Die neue Bewegung ging von Syrien und Italien aus und vereinigb
sich in Konstantinopel mit den dort heimischen Elementen. Dass ii
Syrien der Geist des Johannes und Kosmas kräftig weiter wirkte, ist leicM
verständlich; merkwürdigerweise sind aber um dieselbe Zeit auch in
äussersten Westwinkel der byzantinischen Kulturwelt, in Sizilien und ünt»*
italien, mehrere bedeutende Meloden erstanden. Gregor und Theodosiot
von Syrakus eröflfinen hier die Reihe. Aus Syrakus war auch Methodiol
gebürtig, der später nach Konstantinopel kam; er ist der letzte Melode,
der nach dem Muster des Johannes Damaskenos einen zwölfsilbigen jam-
bischen Vers in den Kanones verwendete. Aus Sizilien stammt endlid
Joseph derHymnograph; durch die Araber vertrieben, flüchtete ernacl
dem Peloponnes, dann nach Thessalonike, wo er Mönch und Priester wurdö^
endlich nach Konstantinopel. Hier schloss er innige Freundschaft mit den
hl. Gregor Dekapolites. Infolge des Bildersturmes unter Leon dem
Armenier (813—820) musste er aus Konstantinopel flüchten, fiel aber auf
der Fahrt nach Rom in die Hände von Piraten, die ihn nach Kreta
^) Die Litteratnr zum Bildersturm s. in
der aUgemeiDen Bibliographie am Schluss
des Baches, Rubrik „Kirchengeschichte'.
Kirohenpoeaie. A. Geschichte der rythmiflchen Sirohendichtiiiig. (§ 276) 677
achten; endlich kehrte der vom Unheil seltsam verfolgte Mann nach
Dnstantinopel zurück, wo er in hohem Alter (um 883) starb.
Der eigentliche Mittelpunkt der Kirchenpoesie wurde seit dem Anfang
8 9. Jahrhunderts das Kloster Studien^) in Konstantinopel. Hier dichtete
heodoros Studites (759—826), von dem zahlreiche Hymnen vorhanden
id. Hier weilten die heldenmütigen Brüder Theodoros und Theo-
lanes ol ygamoi',^) von denen der letztere nach der Beendigung des
Iderstreites durch die Synode von Konstantinopel im Jahre 843 den erz-
schöflichen Thron von Nikaea bestieg. Aus diesem Kreise ging Joseph,
r Bruder des Theodoros Studites, hervor, der später Bischof von Thes-
lonike wurde und unter Theophilos den Martertod starb. ^) Hier trafen
3h auch Georg von Nikomedien, Metrophanes und Theodoros
)n Smyrna, die Studiten Antonios, Arsenios, Basilios, Gabriel,
Ikolaos u. a. Eine gemeinsame Eigenschaft dieser Dichter ist schwülstige
-eite, die, namentlich durch massenhafte neugebildete Beiwörter be-
ichnet,-*) häufig in leeres Wortgepränge ausartet. In dieser Zeit werden
ich gänzlich wertlose, poesieverlassene Machwerke häufiger; wir finden
ymnen, die nichts anderes sind als trockene Paraphrasen geschwätziger
*osalegenden. Di© tiefste Stufe erreicht der geradezu läppische Hymnus
if den hl. Euthymios, dessen Verfasser sich vorsichtigerweise in den
antel der Anonymität hüllt (Cod. Patm. 212 f. 166 flf.). Eine merkwürdige
•scheinung in diesem allgemeinen poetischen Wettkampfe ist die Dichterin
asia (vgl. § 296), die in einem sehr originellen Gedichte eine Parallele
risehen dem Reiche Christi und dem römischen Reiche zieht; Augustus
,be der Vielherrschaft auf Erden ein Ende gemacht, Christi Mensch-
3rdung habe die Vielgötterei gebrochen.*) Auch in ihren übrigen
iomela zeigt sie grosse Selbständigkeit und Tiefe der Empfindung. Die
reinzelten poetischen Versuche des Patriarchen P ho tios, der Kaiser Leon
js Weisen und Konstantin Porphyrogennetos sind schwach und
)hl nur infolge der hohen Stellung ihrer Verfasser der Nachwelt er-
Iten worden.
Im 11. Jahrhundert ging die Blüte der Hymnendichtung zu Ende,
e Frische des religiösen Sinnes war geschwunden, und die Pflege dog-
itischer Kontroversen, die jetzt durch den Gegensatz zur römischen
rohe überreiche Nahrung erhielt und auch am kaiserlichen Hofe mit
kchsendem Eifer betrieben wurde, konnte die Unmittelbarkeit der Be-
ist^rung nicht ersetzen. Das bedeutendste Hindernis für eine weitere
itwickelung der Kirchenpoesie lag aber in dem nun vollzogenen Ab-
0 Dasselbe wurde i. J. 463 von einem
inne namens Studios gegründet und spielt
der Geschichte der byzantinischen Kirche
le wichtige Rolle. Vgl. M. J. Gedeon,
itQiaQXixot nivaxBg, Kpel 1890 S. 196 f.;
B. Eine Monographie über Studien wird
in E. Marin vorbereitet.
') D. h. die ^Gezeichn eten*; sie
arden so benannt, weil ihnen Kaiser Theo-
bilos zur Strafe für ihre freimütige Haltung
D Bilderstreit zwölf Trimeter auf die Stime
brennen Hess. Vgl. § 292.
^) Dieser Joseph darf nicht, wie öfter
geschehen ist, mit dem bedeutend jüngeren
Sizilier Joseph, dem Hymnographen xaf*
i^oxtjy (s. 0.), verwechselt werden.
*) In einem Kanon des Theodoros
Studites findet man nicht weniger als 104
mit (fxog, (ptioe und verwandten Wörtern
zusammengesetzte Epitheta.
*) Christ, Anthol. S. 103 f. Vgl. Ja-
cobi, a. a. 0. S. 238.
678 Bysantinisolie Litteratargeaohiohte« IL PoeUMhe Idtterator.
scliluss der Liturgie. Hiemit war dem Dichter die fruchtbarste Aaj
regung, die Hoffnung auf praktische Verwertung, d. h. auf EinftOmm
seiner Lieder in das kirchliche Repertoir fast vollständig geraubt. Daki
erscheinen seit dem Anfange des 11. Jahrhunderts nur noch vereinzeHi
Kirchendichter, unter denen Johannes Mauropus, Johannes Zonaru
und Nikephoros Blemmydes hervorragen. Etwas länger als im bjrzanti»
sehen Reiche selbst erhielt sich die Kirchendichtung in Italien. Hki
war das von Nilos dem Jüngeren im Jahre 1004 gegründete Basiliui»
kloster Grotta-Ferrata bei Rom») eine Pflanzstätte zahlreicher Hymne»
dichter, die noch im 12. Jahrhundert thätig waren. An der Spitze stell
der hl. Bartholomaeos, um den sich ein Arsenios, ßermanos, Joseph
Paulos, Prokopios u. a. scharen. Doch bUeben diese Nachzügler oliM
Einfluss auf die byzantinische Liturgie.
Gleichsam zum Ersatz für den Niedergang der dichterischen Thäiif
keit wurde im 13. und 14. Jahrhundert wenigstens die musikaliscki
Seite weiter ausgebildet und das einfache Rezitativ zu einem reicheni
Koloraturgesang gesteigert. Die musikalischen Techniker erfanden dafii
auch eigene Namen, indem sie den einfachen Vortrag %v(ia oder avvxofm
fihXog nannten und davon den gedehnten, koloraturreichen Gesang, bei den
auf eine Silbe nur selten bloss eine, meistens zwei bis zehn Noten kamen,
als ccQyov /xtXog unterschieden.^) Unter den Komponisten des ausgehendei
Mittelalters ragen hervor Johannes Glykys, Manuel Ghrysaphei;]
Theodulos Hieromonachos, Johannes Kukuzelis, Johannes Lai
padarios u. a. Man findet ihre Namen in zahlreichen musikalichen Hss
in den Codd. Vindob. theol. gr. 185, Messin. 154, Taur. 353. b. I.
Üetzt B. VII. 10), Athen. 884, 885, 886, 893 u. s. w. Eine Reihe all
Komponisten enthält z. B. der Cod. Athen. 883. Aber nur ausnahi
weise fanden noch späterhin neue Lieder Aufnahme in den stereol
Bestand der liturgischen Werke, in den Oktoechos, das Triodion und
Menäen. Im 14. Jahrhundert verfasste Nikephoros Kallistos Xanthi
pulos (s. § 127), eine Uxokov&ia ei^ rijr Osotoxov, die nachträglich i
das Pentekostarion eingefügt wurde. Etwas später widerfuhr diese!
Ehre einem Kanon, durch welchen der Patriarch Philo theos (s. §
den Verteidiger der Orthodoxie Palamas (s. § 32) verherrlichte,
einen Kanon des Markos Eugenikos (um 1416) s. § 212. Eine Ki
sität ist der Kanon auf den hl. Thomas von Aquino, Kavoiv ak
äyiov Gfofnär rov 'Ayxirovv (dies die ständige Übersetzung von Aquino!),
Cod. Neapel. 11. c. 23. Im 15. Jahrhundert treffen wir Matthaec
Kamariotes (s. S. 498) als Verfasser von Kanones auf die göttlic
Menschwerdung (z. B. im Cod. Athen. 732). Im 16. Jahrhundert sei
Nikolaos Malaxos (s. S. 401) Kirchenlieder, von welchen einige Stüc
in das Pentekostarion und die Menäen eingereiht wurden. Selbst in ui
Jahrhundert hat die liturgische Poesie noch einen Zuwachs erhalten.
^) Eine anziehende Schilderung des heu- I Ferrata, Roma 1884. Die Litteratur über dk
tigen Zustandes der Abtei mit einer geschieht- I Bibliothek des Klosters s. S. 512.
1*^1 TT1_ *11 % * T^V 1* •!! n\V7*l ^^ % • a A i « *■ 'V« •
liehen Uebersicht und einer Planskizze gibt
A. Rocchi, La badia di S. Maria di Grotta
^) Vgl. Christ, Anthol. Proleg. S. lU
1 Kirchenpoeaie. A. Qeachichte der rythmisohen Kirchendlohtimg. (§ 277) 679
^jiamlich die orthodoxe Kirche im Jahre 1869 den Patriarchen Photios
Sind den heftigen Verteidiger des Schisma Markos Eugenikos (s. § 212)
"kanonisierte, wurden zu ihrer Ehre zwei neue Troparien verfasst und in
^das Horologion aufgenommen.^)
1. Ausgaben: Kanones des Joseph Hymnographos bei Migne, Patr. gr. 105,
- 92o— 1426 (mit der Vita des Joseph). — Kanones der Studiten bei Pitra, Analecta Sacra
vol. 1, Paris 1876. — Eines nicht näher zu bestimmenden Patriarchen Nikolaos Kttywy
, ^Qijyrjnxog r^g vnegaylag Seoroxov inl i^ UTavQüiaei rov xvqIov tjfiiüy *Itjaov XQtatov xttl
*^BOv ed. J. B. Pitra, Spicilegium Solosmense 4 (1858) 491—495.
2. Das der Dichterin Kasia (Ikasia) gewöhnlich zugeschriebene ItirXijQoy i^g nogytjg
.wird in dem Liturgiebuch der Auferstehungskirche von Jerusalem, sicher mit Unrecht,
dem Patriarchen Photios zugeteilt. Vgl. A. Papadopulos Kerameus, ^AydXexra
'UgoöoXvfAiTixijs ataxvoXoyittg 2 (1894) ceX. f. — Ueber die Sentenzensammlungen der Kasia
. vgl. § 296.
3. Eine wichtige Quelle für die Kenntnis der Kirchendichtung der letzten byzantinischen
Jahrhunderte ist z. B. der Cod. Vindob. theol. gr. 187 (Nessel). Er enthält fast nur Kanones
und Officien aus der zweiten Hälfte des 14. und der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts,
Werke des Patriarchen Philotheos und des Markos Eugenikos — Für die
-Kenntnis der Poesien des Nikolaos Malaxos kommt bes. der Cod. Paris, gr. 369 in
- Betracht.
4. Die Liste der griechischen Hymnondichter ist in unserem kurzen Abriss nicht an-
^Bibemd erschöpft. Reichere Verzeichnisse der Meloden und Melurgen finden sich bei
^ Pitra, Hymnographie S. CLIII ff., Christ, AnthoL S. 264 f., Papadopulos, a. a. 0.
S. 231 ff., 291 ff
277. Eommentatoren der Eorchenpoesie. EosmasvonJerusalem
und Niketas David, Bischof von Dadybra in Paphlagonien (f um 880)
versahen die schwierigen Gedichte des Gregor von Nazianz mit ausführ-
lichen Erklärungen. Johannes von Damaskos gilt als Verfasser einer
in die Form eines Briefes an den Archimandriten Jordanes gekleideten
Schrift über den Hymnos Trisagios {'EntatoXr] ngog 'loQ^avrjv äQxifJUxvdQhtjV
j^sgi Tov TQixTayiov vfivov). In geschlossener Reihe erscheinen die Kom-
onentatoren, diese unvermeidlichen Begleiter des Verfalls der poetischen
3Craft, im 11. und 12. Jahrhundert. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich
:fsLßt ausschliesslich auf die Dichtungen des Johannes von Damaskos und
des Kosmas von Jerusalem. An der Erläuterung dieser schon den Zeit-
genossen und noch mehr den Späteren wegen ihrer künstlichen Sprache
schwer verständlichen Werke beteiligten sich der Historiker Johannes
Zonaras, der Homerkommentator Eustathios von Thessalonike, der
I>icht«r Theodoros Prodromos, die Grammatiker Gregorios von
Korinth und Theodosios Monachos, der Philosoph Nikephoros Blem-
mydes, der Historiker Nikephoros Kallistos Xanthopulos u. a. Ins-
besondere hinterliess Eustathios einen grossen Kommentar zum Pfingst-
liymnus des Johannes, Zonaras Erklärungen zu dessen ^Avatrt Mi fxot xavovsg
und Theodosios Monachos Scholien zum Weihnachtshymnus. Die Ver-
treter der eigentlichen Hymnendichtung wie Romanos, Elias, Orestes,
Joseph u. 8. w. , deren einfache Darstellung dem Verständnis keine
Schwierigkeiten bot, blieben von dem Eifer der Scholiasten verschont.
Dagegen wurde Gregor von Nazianz auch noch im späteren Mittelalter
fleissig interpretiert. So schrieb Nikolaos Doxopatres, Notar des
') Eine von Konstantinos Typaldos | Patriarchen Anthimos gedruckt und offiziell
Verfasste Sequenz auf den Patriarchen Photios verbreitet. Vgl. M. I. G e d e o n , /lar^ta^/txoi
Wurde schon im Jahre 1848 auf Kosten des
niyaxes, Kpel 1890 S. 293.
680 Byzantinische Litieratiirgesohiohte. IL Poetisolie liitoniar.
Patriarchen, Protosynkellos und Nomophylax, einen Kommentar zu ig^
Tetrasticha Gregors und zu dem unter seinem Namen gehenden parbiefr
sehen Alphabet (Aqx^^ dndvtfov xai xäXoq noioi d-eov etc.). Er steht z. K
in den Codd. Mutin. IL A. 2 und Vindob. bist. gr. 64 (Nessd) U
125 — 153. Von Johannes Zonaras haben wir Erklärungen zu den Tete
sticha, z. B. in den Codd. Athen. 476, Paris, gr. 992 fol. 366— 4(B
von Nikolaos Diakonos ebensolche im Cod. Paris. 993 fol. 168—281
1. Ausgaben: Kommentare des Kosmas ed. A. Mai, Spicileg. Romanom 2 (18^
2, 1-373. — Wiederholt bei Migne, Patrol. gr. 38, 340-680. Ebenda 8. 681—842*
Niketas David Paraphrase der dnoQQtjta htrj des Gregor von Nazianz; S. 842— 846aHi
zwei anonyme Paraphrasen. — Der Brief des Johannes von Damaskos über den HyoM
Trisagios bei Migne, Patr. gr. 92, 21-62. — Eustathios: £d. A. Mai, Spicileg. li
manum 5 (1841) 2, 161-383; ebenda S. 384-396 kleinere Erklftrungen von Zontn
und Prodrome s. — Das Material für eine neue Ausgabe des Kommentars des Eustiikii
findet sich im Nachlasse Tafeis. Vgl. S. 374 f.; 539 f. — Prodromos: Ed. Migne, Pafaä
gr. 133, 1229 ff. Vollständiger: Theod. Prodromi commentarios in carmina sacra mcdodoni
Gosmae Hierosol. et Joannis Dam. etc. ed. H. M. Stevenson, praefatos est J. B. Piin
Romae 1888 (noch nicht abgeschlossen). — Ueber andere Kommentatoren s. Pitra in 4
Ausgabe Stevensons S. VI ff. — Das Pro5mion der Psaltererklärung des Nikephora
Blemmydes, das auch Ausführungen über den Kirchengesang und über den Urronm
des Werkes avitßa&fiog enthält, ed. Migne. Patrol. gr. 142, 1821—1326. -- Des Nikt
phoros Kallistos Xanthopulos 'EqfjirjyBla eig lovg dvaßa&fjiovg irjg oxtto^x^^ ^* Kjl
Athanasiades, Jerusalem 1862 (vgl. oben S. 668 f.). — ytxodtjf^ov 'Ayiogeirov ioqtokipm
tjfoi igfirjyeia Big tovg (fafittnxovg xttyoyag rtuy deanoructuy xai &eofjtijioQuct5y i^w,
avyeQuyirü&^y ix 6ittq>6Qioy trjg ixxXrjaiag natiQtoy, nXovna&^y ^k noXXag atjfi€ua<re$g xai mf
re&iy eig xrjy xoiyrjy yXioaaay^ Venedig 1836 (mir unzugänglich).
2. Ueberlieferung: Kommentar des Gregor von Korinth z. B. im Cod. Vindok
theol. 128 (Nessel) fol. 1—134. Der Titel lautet hier: TgrjyoQiov aQj^ieTitcxono» ff
firjtQonoXBtog Kogiy&ov TjQfjiTjvBltt Big tovg xayoyag ttuy deanoTixtSy koqxtov xov öXov /^Vh^
x(oy XQuoditoy xai xayoytoy x^g fABydXrjg ißdofmdog xai xviy ioQXtiy xijg Sboxoxov, Vgl
Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 12, 122—127. — Scholien des Theodosios MontehH
im Cod. Laur. 57, 42 fol. 169^—201. — Im Cod. Paris, gr. 271 fol. 1—47 steht eil
Kommentar zu zwei Kanones des Kosmas und zum 41. Psalm. Das Vorwort hat die UelNr
Schrift: n^ooif^toy Big xoy oggjayoxQoffioy. Ob nun Orphanotrophios der Name da
Verfassers ist oder ob der Kommentar metaphorisch Waisen vater ('üQtpayoxQoiptog im
oQtpayoxQoffiog) benannt wurde, steht dahin. Das Pro5mion selbst, in welchem die Ui*
wissenden mit Armen und Hungrigen verglichen werden, spricht für die letztere Au^assm^
— Eines Theodulos Monachos ziemlich windige Mijyrjaig tibqI xviy vfiytoy steht in <)■
Codd. Marc. Cl. II 148; Mosq. Synod. 301 (307 bei Vladimir) fol. 234 ff.; Paris. SM
fol. 256 ff., 351 fol. 266 ff. u. a.
3. Anonyme Erklärungen liegen noch allenthalben in Hss. — Aus einem Codex
des 16. Jahrhunderts der Nationalbibliothck zu Athen stammt die 'JyBxdoxog igf^ijyeia tk
xrjy (odijy xijg Magiafi (so) xcti xi^y nQooBvxrjy xov Za/aglov, StoxrJQ 15 (1892) 289—291
— Eine anonyme 'E^rjyrjaig utgala zu den Kanones des Kosmas und Johannes auf Chnü
Geburt (Christ, Anthologia, S. 165 und 205) steht im Cod. Vindob. theol. gr. 2SI
(Nessel) fol. 33-48^.
4. Eine der wichtigsten Quellen der Kommentare des Kosmas sind die ausftk'
liehen mythologischen Erklärungen zu vier Reden des Gregor von Nazianz, weldl
einem gewissen AbteNonnos zugeschrieben werden und wahrscheinlich im 6. Jalirhundd
abgefasst sind. Später wurde derselbe Mythograph von Suidas, Tzetzes und noch ▼«
Konstantin Palaeokappa für sein Violahum benützt. Nonnos ist zum Teil ed. va
Rieh. Montacutius, Eton 1610; anderes von Fr. Creuzer, Meletemata e discipliu
antiquitatis 1 (1817) 59 ff., und A. Mai, Spicilegium Roman. 2 (1839) 2, 374 ff. Das Meisb
wiederholt bei Migne, Patrol. gr. 36, 985—1072. — Eine neue Ausgabe des Nonnos bi
absichtigt Edwin Patzig in Leipzig bei Teubner erscheinen zu lassen. - Vgl. E. Patzig
Die Nonnusquelle der Eudokia, Rhein. Mus. 37 (1882) 67—82, und desselben Abhandlung
De Nonnianis in IV orationes Gregorii Nazianzeni commentariis, Progr. der Thomasscholi
Leipzig 1890, wo über die Handschriften, Redaktionen und die späteren Ausschreiber de
Nonnos erschöpfend gehandelt ist. Vgl. § 240. — Ueber die von E. Norden gegebene
Nachträge vgl. S. 138.
KirchenpoMie. A. Geschlohte der rythmischen Kirchendiohtang. (§ 278) ggl
278. Spielereien in der Form des Eorchenliedes. Eine begleitende
rscheinung des Verfalles der Kirchendichtung ist die Parodie derselben.
er erste Autor, den wir mit völliger Sicherheit als Verfasser solcher
;ücke kennen, ist kein geringerer als der berühmte Premierminister und
ofphilosoph Michael Psollos. Im Jahre 1054 hatte er, wohl weniger
IS innerer Neigung, als weil damals seine Stellung am Hofe erschüttert
ar, den Entschluss gefasst, der Welt zu entsagen; zu diesem Behufe
ählte er das auf dem Berge Olympos in Bithynien gelegene Kloster.
Bild aber war der turbulente Mann des eintönigen Lebens unter den
ommen Weltüberwindern überdrüssig und verliess seine Zelle, um sich
>n neuem in die dumpfe Atmosphäre der politischen Kämpfe und Intriguen
i stürzen. Die Klostergenossen waren über den Flüchtling nicht wenig
igehalten, und ein Mönch namens Jakob, der sich zum Sprecher der
>rigen machte, dichtete ein witziges Epigramm in vier Trimetem, worin
• den Psellos als Zeus anspricht und sagt, er sei dem Olymp nur ent-
>hen, weil er auf demselben seine Göttinnen nicht wiedergefunden habe.
^llos antwortete in einer für den Exmönch wenig passenden Weise durch
n derbes Schmähgedicht, worin der gute Jakob mit wenig Witz und viel
ehagen in den grellsten Farben als wüster Trunkenbold geschildert wird.
3ott der Herr, der die Abgründe verstopfte und die weite Höhlung des
zeans mit Wasser füllte, vermochte es nicht. Deinen Bauch zu sättigen,
er wie ein Kanal alles aufnimmt und alles leert. * In der dritten Strophe
ergleicht Psellos den Klosterbruder mit einem Weinstocke. „Man sah
►icli auf der Erde liegen, o Vater, als fruchtbeladenen Weinstock; dicker
P^ein sickerte Dir aus allen Poren, aus Deinem Halse, aus Deinen Augen,
US der Unterthüre und aus Deinem ganzen Körper. Schwere Trunkenheit
:5hwitztest Du aus wie ein rissiger Schlauch." Das ganze Gedicht, dessen
rrobheit man nach diesen Proben beurteilen mag, hat die regelrechte Form
ines Kirchenliedes; die Akrostichis lautet: Mäd^vaov Idxwßov evQv&fJKog
€>ai, Kwvtrrag; dazu der übliche Vermerk des Tones und der Melodie:
Sehr weite Verbreitung fanden in der byzantinischen Zeit Lehr-
:edichte, welche die äussere Form von Kirchenhymnen für Zwecke
ler wissenschaftlichen Mitteilung und des Unterrichtes vorwenden. Der
bedanke, den Lehrstoff durch metrische Formulierung leichter dem Ge-
dächtnisse einzuprägen, ist bekanntlich fast ebenso alt als der schulmässige
Betrieb selbst; eigentümlich scheint aber den Byzantinern, dass sie zu
diesem Behufe ganz allgemein die ehrwürdige Form des Kirchenliedes ver-
wendeten. Stichera über Lufterscheinungen, wie Wolken, Regen und über
die zwischen der Erde und dem Himmel befindlichen Elemente, und ein
Kanon über die Benennung der verschiedenen Lebensalter sind unter dem
Namen des Photios überliefert. 2) Der bekannteste Autor solcher Hymnen
über grammatische und andere Schulgegenstände ist Niketas von Serrae
') Ediert ist das Stfick von K. N. S a t h a s ,
^««r. ßißX, 5 (1876) 177 ff. Vgl. S. 439 ff.
«) Pitra, Anal. S. I S. 441 ff. Vgl.
Pitra, Hymnographie S. 61.
682
Bysaatinische Idtteraturgeschichte. IL PoetlsdiM LÜtaralnr..
um 1100 (s. § 247). Auch Theodoros Prodromos,») Hierothei
Monachos u. a. haben derartige Schulgedichte verfasst. Von Johann
Zonaras besitzen wir einen Kanon auf die hl. Maria, in welchem
verschiedenen Häresien, zuletzt die der Bogomilen und Lateiner, gesel
sind (z. B. im Cod. Vindob. theol. gr. 289 fol. 31—33). Wie wenig
Byzantiner das Unpassende solcher Profanation heiliger Rythmen f&Ut^l
beweist die Thatsache, dass diese Schulmuse selbst vor ekelhaften
ständen nicht zurückscheute. So finden wir die Form des Kirchei
in einem Traktate über den Urin {IleQi ovQtov), um dessen Autoi
sich sogar mehrere Namen wie Matthaeos Blastares, Planudes, Niki
phoros Blemmydes, ja selbst Photios zu streiten scheinen.')
der schlimmsten Beispiele ist die wohl dem 15. Jahrhundert angehe
„Messe des Bartlosen'', wo eine liturgische Handlung mit ihrem
Apparate von Hymnen, Kanones, Legenden u. s, w. derb parodiert
(s. den Abschnitt „Vulgärgriech. Litteratur*). Zuletzt wurde sogar
matische Polemik in die friedliche Form des Kirchenliedes gepressL
Titularbischof von Myra Matthaeos (c. 1550 — 1625) verfasste ein Pai-I
phlet gegen die Lateiner, das folgendermassen beginnt: 'Qtdrj Uj ^x^ ^^
yiog 6', <IlQ6g t6> ^^VyQccv diodevaaq (otrsi ^rjgdv: Td axiciAa yicnivwß
aQ^^fV II ix xBvodo^iag trjg cvvj^O^ovg naXai avToTg u. s. w. Ed. M. L Gedeoi,|
naqvaaaog 1 (1877) 753—756. Manche derartige Werke gehen
anonym in den Handschriften.
279. Übersetzungen und Imitationen. Die griechische Kircl
poesie hat nach verschiedenen Seiten hin eine mächtige Anregung
geübt. Wie einst das heidnische Rom von Griechenland aus seine Kult
und Litteratur empfing, so nahmen die Lateiner in der christlichen
abermals ihre Zuflucht zu dem glückHcher begabten Volke des Oste9i|
Zu den ältesten Beweisen dieses litterarischen Verhältnisses gehört
kurze Akklamation, die seit den Zeiten des hl. Benedikt allmorgenc
im Klosterchore ertönt; der griechische Text darf nach Pitra') nicht
das 3. Jahrhundert herabgerückt werden:
Zol nqinBii atyog
aoi 71 gen €1 vfAvog
aol do^a nginei xto nargt
X((l xio YUp xai xto nylto IJyevtutTV
eig tovs aüoyag juty aimyiav. Afjii^v.
Dem berühmten Dies irae, dies illa, das gewöhnlich dem Thomas voi
Celano (13. Jahrh.) zugeschrieben wird, in seinen Hauptbestandteilen al
sicher viel älter isV) scheint als Vorbild der Hymnus des Romanos ül
das letzte Gericht gedient zu haben. ^) Bei der Betrachtung dieser
sehen Anleihen darf auch die Thatsache nicht vergessen werden, dafll
sich in der abendländischen Liturgie mehrere griechische Texte bis Im]
Te decet laus
te docet hymnus
tibi gloria Deo Patri
et filio cum Sancto Spirita
in saecula saeculorum. Amen.
0 Seinen Kanon IIbqI avxi4noix(ov mit
alphabetischer Akrostichis ed. £. Miller,
Annuaire de l'assoc. 10 (1876) 131—134.
*) Pitra, Anal. S. I S. 441. Zum Kanon
über den Urin vgl. S. 544 f.
*) Hymnographie S. 36 f.
^) Vgl. Mone, Lat. Hymnen 1 (1853)
354 und 408. — Henry Thode. Franz t«
Assisi und die Anfange der Kunst der Bi'
naissance in Italien, Berlin 1885 S. 400. -
L. Traube, Karolingische Dichtungen, Be^
lin 1888 S. 152.
^) Deutschmann a. a. 0., (s. S. 657) S. H.
(irohenpoeftie. A. Geschichte der rythmiachen Kirohendichtung. (§ 279) 683
telalter hinein, ja bis auf den heutigen Tag erhielten. Dazu gehören
ser dem S. 661 erwähnten Beispiele eine kurze Akklamation, die am
erfeste bis ins 9. Jahrhundert und vielleicht noch länger im Lateran
ich war,i) und die am Charfreitag in den katholischen Kirchen üblichen
3chischen Responsorien nach der Kreuzenthüllung. ^) Umgekehrt blieben
h Reformen im lateinischen Ritus nicht ohne Einfluss auf den griechi-
en Osten.') Eine genauere Erforschung dieser Beziehungen würde auf
christliche Kultur- und Litteraturgeschichte manches neue Licht werfen.
les wird uns freilich immer verborgen bleiben, weil die griechischen
;änge der älteren Zeit nur trümmerhaft überliefert sind. Unter Papst
drian LI (867 — 872), also in einer Zeit, in welcher der litterarische
1 kulturelle Zusammenhang zwischen dem Osten und Westen sich schon
r gelockert hatte, wurden die Formen der griechischen Hymnenpoesie
h einer glaubwürdigen Nachricht in der römischen Kirche eingeführt,
erklärt sich der griechische Ursprung der lateinischen Bezeichnungen
»pus und Sequentia {tQonccQioVy äxoXov&ia).*)
Rückhaltloser ergaben sich die barbarischen und halbbarbarischen
ierschaften des Ostens und Nordens dem griechischen Einfluss. Die
rbreitung der griechischen Kirchendichtung und Musik wurde in hohem
ide dadurch erleichtert und befördert, dass in grossen Klöstern häufig
gehörige verschiedener Nationen zusammenwohnten. Im Kloster des
Könobiarchen Theodosios (f 529) waren, wie uns sein Biograph Theo-
os von Petrae erzählt, 5) vier Kirchen erbaut, drei für die im Kloster
tretenen Nationalitäten, die Griechen, die Bossen und die Armenier,
vierte für die Geisteskranken. In diesen Kirchen wurde der Herr
g und Nacht durch englische Psalmodien in verschiedenen Sprachen
'herrlicht. Es ist zweifellos, dass die Bossen und Armenier ihre Lieder
1 Weisen den griechischen Mitbrüdem entlehnten. Bald begann der
echische Kirchengesang einen siegreichen Eroberungszug über neue, bis
lin der Kultur des oströmischen Reiches verschlossene Gebiete. Bul-
ren, Serben, Russen und Walachen erhielten von Byzanz mit der
ristlichen Religion auch den griechischen Ritus und die griechische Hymno-
^e. Die unbändigen Völkerschaften des kaukasischen Berglandes, wie
} Iberer (Georgier) beugten sich unter die Macht des Christentums,
d der hl. Euthymios übersetzte nicht bloss die Bibel und die Kirchen-
ter, sondern auch die griechischen Hymnen ins Iberische.*) So erfüllte
3 byzantinische Kirchenpoesie eine hohe kulturhistorische Aufgabe.
ö erhielt in ihrer eigentlichen Heimat das religiöse Gefühl wach und
irkte zuletzt das von furchtbaren Stürmen niedergeworfene Volk im
Igen und schweren Widerstände gegen die andersgläubigen Bedrücker;
') Pitra, Hymnographie S. 37. Vgl.
rist, Anthol. Proleg. S. 25 f. — Du-
esne, Origines du cnlie chrötien, Paris
(9 S. 156-159.
^) Ueber die Geschichte derselben vgl.
Güother, Collectio Avellana, Pars 1
ien 1895) 181.
•) Pitra, Hymnographie S. 50 f. —
Bouvy, a. a. 0. S. 376 ff.
*) Vgl. Christ, Anthol. Proleg. S. 25 f. —
M. Eawczynski, Essai comparatif sor
Torigine et 1 histoire
S. 149 ff.
des rythmes, Paris 1889
') H. Usener, Der heilige Theodosios,
Leipzig 1890 S. 44, 16 ff.; 45, 4 f.
«) Pitra, Hymnographie S. 67 ff.
684 ByzaniiniBche Litteraturgesohiohie. IL Poetisohe UHerator«
sie befi'uchtete das lateinische Abendland; sie erzeugte im ausser-^
Osten und Norden bei barbarischen Völkerschaften eine religiöse Kiw
die bis auf den heutigen Tag die Spuren ihres Ursprungs treu bewahr^^
1. Manche MitteiluDgen über den Gebrauch des Griechischen in der rtmi^sc
Kirche bei Paul Fahre, Le polyptyque du chanoine Bänolt, Travaux et mämoinara
facultas de Lille, Tome I, m^m. 3, LiUe 1889. — Eine gute Untersuchung über S
und Geschieht« der abendländischen Tropen gab L^on Gautier, Histoire de la ;
liturgique au moyen-äge, vol. 1, Les Tropes, Paris 1886. — Dazu das zu S. 658 ang«fc^^
Buch von M. Kawczynski. — Zur Beurteilung des Verhältnisses der griechiselMK^j
lateinischen Rythmenpoesie dient Ad. Ebert, Allgemeine Geschichte der Liteniticsxj
Mittelalters im AbencTlande P (1889) 554 ff.; 11 (1880) 86 ff.; 311 ff.; 826 £ und att«
— Ein sehr nützliches Material über griechische Einflüsse in der lateinischen GeseUaXX.
und Kirche vom 6. bis 8. Jahrhundert gibt, ohne auf die Kirchenpoesie selbst einzn^xi
Gh. Diehl, Etudes sur Tadministration Byzantine dans Texarchat de Ravenne, Paria
S. 240—288. — Die wichtigsten Sammlungen lateinischer Hymnentezte sind: ü. A. Dt
Thesaurus hymnologicus, 5 Bde, Halle, später Leipzig 1841—1856. — F. J. M
Lateinische Hymnen des Mittelalters, 3 Bde, Freiburg i. B. 1853—1855. — Guido 1
Droves, S. I., Analecta h^mnica medii aevi, 22 Bde, Leipzig 1886—1894. — Tbe»
hymnologicis hactenus editis supplementum amplissimum e libris tarn mss quam im|
eruerunt notulisque illustraverunt E. Misset et W. H. J. Weale, in den Analectt
gica, London 1888 ff. — Zur Erklärung vgL P. Alezander Lipp, Die Hymne _
Gistercienser Bre vieres. Wien 1890. — Manches zur Vergleichung nützliche Mater^;^
Aug. R Osler, Der katholische Dichter Aurelius Prudentius Clemens, Freiburg 1886^ ^
S. 40 ff. — John Julian, A Dictionary of Hymnology, London 1892. — ü. Chev^/;^
Poesie liturgique du moyen-äge, Paris et Lyon 1893. — A. Dechevrens, Durythm«^'
rhymnographie latine, Paris et Lyon 1895 (mir unzugänglich).
2. Eine lebhafte Kontroverse hat sich in der jüngsten Zeit über die byzantiaiael«
Elemente und den Ursprung des gregorianischen Kirchengesanges erhoben, f. 1
Gevaert stellte in einem Vortrage der Brüsseler Akademie: Le chant liturgique del'^
latine, Bulletins de Tacad^mie royale de Belgique Hl. särie, tome 18 (1889) 453— 477, all
dann in einer eigenen Schrift: Les origines du chant liturgique de T^glise latine, W
1890, die Behauptung auf, dass das Verdienst, den Kirchengesang reformiert zu haben, mett
Gregor dem Grossen (590—604), sondern dem Byzantiner Gregor II (715— 731) o4«
noch wahrscheinlicher seinem Nachfolger Gregor III (f 741) zuzuschreiben sei. Dageg«
richtete sich vor allem der Benediktiner Germain Morin in der Revue Benödictine \^
Febr. S. 62 ff., Juli— August S. 289 ff., und in einer selbständigen Schrift: Les v^ritabl«
origines du chant Grägorien, ä propos du livre de M. Gevaert etc., Maredsous 1890. Dil
Schrift von Gevaert erschien in deutscher Uebersetzung von H. Riemann, Der Urspnoi
des römischen Kirchengesangs, Leipzig 1891. Bald darauf wurde auch die Schrift seioM
Gegners deutsch übersetzt: P. Germanus Morin, Der Ursprung des Gregorianischen Gesango^
deutsch von P. Thomas Elsässer, Paderborn 1892. Weitere Litteratur verzeichnet H. Hii-
mann, Deutsche Litteraturzeitung 14 (1893) 305 ff. Vgl. auch A. W. Ambros, Gesduditi
der Musik, 2. Band, 3. Aufl. besorgt von H. Reimann, Leipzig 1892 S. 22—28. Auf dieSeHi
Morins stellten sich <Cagin>, Un mot sur TAntiphonale missarum, Solesmes 1890; AdtU
bert Ebner, Gregor der Grosse und das römische Antiphonar, KirchenmusikaliadMi
Jahrbuch 1892 S. 97—104; Peter Wagner, Einführung iu die gregorianischen Melodii^
Freiburg i. d. Schweiz 1895 S. 45—63; endlich mit gewichtigen, der Geschichte der litv*
gischen Bücher entnommenen Argumenten Wilh. Brambach, Gregorianisch. BiUii=
graphische Lösung der Streitfrage über den Ursprung des gregorianischen Gesangfi^
Leipzig 1895. Dagegen hält Gevaert in der Einleitung zu seinem neuen Buche: Ii
melopöe antique dans le chant de l'öglise latine, Gand 1895, an seiner Aufstellung fad
— Vgl. auch Wagner, La formation des mölodies Grägoriennes, Compte Rendu du troisiaü
congrcs seien tifique international des catholiques, Bruxelles 1895, Deuxidme Section S. 31fl
bis 335.
3. Zahlreiche Mitteilungen über die rituellen Beziehungen der byzantinischen Kircb
zu ihren slavischen, georgischen und äthiopischen Dependenzen gibt John Mason Neali.
A history of the holy eastem church, 2 P., London 1847-1850. — Mehrere Proben ilt
slavischer Texte ed. der Archimandrit Amphilochius, Paläographische Boschreibang
f;riechischer Handschriften etc. von bestimmten Jahren, 4 voll., Moskau 1879 1880 (Ruas.).
Desselben Verfassers: Altslavischer Psalter des Symeon vom Jahre 1280, 4 voll., Moskai
1880—1881 (russ.). Der Wert dieser wie aller übrigen Publikationen des emsigen Ge-
lehrten wird durch den Mangel an philologischer Methode und Genauigkeit sUrk
beeinträchtigt. — Einige kleinere Schriften von Amphilochius, die im Arch. slav. Philol.
lenpoeaie. A. OeBchichte der rythmischen Kirohendiohtnng. (§ 280) 685
402 f. angefahrt werden, sind mir unzugänglich. — V. Jagi6, Die Menften für
imber, Oktober und November in der kirchenslavischen Uebersetznng nach russi-
andschriften der J. 1095 — 1097, Petersburg 1886 (russ.). Die Einleitung des
ften Werkes enthält eine gründliche Untersuchung über die Geschichte der slavi-
mnologie. Damach entstand die älteste slavische Uebersetzung der griechischen
in Bulgarien oder auf dem Athos spätestens in der ersten Hälfte des 11. Jahr-
8 und sie fand gerade in Russland grosse Verbreitung; gegen Ende des 14. Jahr-
begann eine neue serbische Version die alte bulgarische zuerst bei den Süd-
ann auch bei den Russen zu verdrängen und wurde auch in die gedruckten Menäen
men. — Eine slavische Uebersetzung des Oktoechos vergleicht mit der griechi-
rlage V. Jagi<i, Der erste Cetinjer Kirchendruck vom Jahre 1494. Eine biblio-
-lexikalische Studie. Denkschriften Wiener Akad. Bd 43, Wien 1894. — Vgl. die
angaben S. 659 f.
Wie die Kirchenpoesie, ging auch die byzantinische Musik und Notenschrift
laven über. Hierüber vgl. V. Jagi^, Arch. slav. Philol. 8 (1885) 659 f. und
3lbst angeführten (mir unzugänglichen) russischen Werke; mit Recht weist Jagid,
, dass hier noch ein weites Feld der Forschung brach liegt. Vielleicht lassen
r dunkle Punkte in der byzantinischen Musik und Rythmik durch Vergleichung
tischen Formen aufklären.
iO. Die Überlieferung der griechischen Elirchenpoesie. Die
che Kirchenpoesie entsprang nicht einem blossen ästhetischen oder
m Vergnügen wie etwa die Werke eines Synesios und Gregor von
: ; sie ging aus dem praktischen Bedürfnis der Liturgie selbst her-
>ie vornehmste Absicht aller Dichter dieser Gattung war und blieb
nführung ihrer Werke in den Gebrauch der Kirche. Was
mach von denselben heute wirklich besitzen, haben wir ausschliess-
ien verschiedenen Gesangbüchern der griechischen Kirche zu suchen,
hriften, in welchen Hymnen und Kanones zu rein litterarischem
gesammelt sind, gehören zu den seltenen Ausnahmen ; ein sicheres
I ist der Cod. Marc. XI 31 (geschrieben zwischen 1282 und 1328).
'enn man die eingestreuten Stücke aus dem alten und neuen Testa-
lie Legenden, die Gebete des Priesters und einiges andere ausnimmt,
*ast alles, was die 24 Ritusbücher der orientalischen Kirche enthalten,
3ebiet der Kirchendichtung. Die Menäen, das Triodion, Pentekosta-
irakletikon, Horologion, Anthologien, Hirmologion u. s. w., wie sie seit
. und 11. Jahrhundert von den kirchlichen Obrigkeiten festgestellt,
reichen Handschriften und später in verschiedenen Drucken ver-
wurden, sind die schwer übersehbaren Fundstätten griechischer
npoesien. Wenn man hört, dass in Europa über 400 liturgische
hriften der griechischen Kirche sind,*) wozu noch die ungezählten
are der orientalischen Bibliotheken kommen, so ahnt man die grosse
nung dieses Gebietes und erkennt, dass an eine erschöpfende philo-
j Sichtung und Würdigung des Stoffes gegenwärtig noch nicht zu
ist. Wer sich einen Begriff von der Fülle des ungesichteten Ma-
verschaflfen will, möge nur z. B. Omonts Inventaire Sommaire der
Nationalbibliothek I 27 ff. und einige Kataloge anderer grosser
eken durchsehen. Für die ältesten Hymnen liegt die Sache je-
was einfacher, als man bei einem oberflächlichen Blicke auf das
^on Handschriften und Drucken glauben sollte. Das hat folgende
Die liturgischen Bücher der Griechen erfuhren etwa seit dem
Pitra, Hymnographie S. 24.
686 Byzantinische LitteratorgMohiohte. IL PoetiaolM Idtt^raiar.
9. Jahrhundert eine völlige Neugestaltung, indem an Stelle der alten H3
im weitesten Umfange die neue Liedergattung der Kanones gesetzt wnrlal
Am klarsten liegt die Sache beim Triodion d.h. der Sammlung von Cfe^j
sängen für die beweglichen Feste. Wir haben einige Handschriftaij
dieses Buches, die ausschliesslich Hymnen enthalten; daneben steht eine
gleich grössere Zahl von Exemplaren, in denen die Hymnen völlig ausgemedtl
und durch Kanones ersetzt sind. Es gibt sogar eine Redaktion des
dions, die nur aus Kanones der zwei Brüder Theodoros uud Joseph Staditn
besteht: TgitiiSiov avv &€([) äqxoixevov ano Trjg xvQiaxrjg zov rsXcivav xm ui
ifaQKSaiov xaX xaraXijyov r?] naQatTxev^^ vov Aa^aqov, noirjfia *Ieofrijg> »cä Sm
idqov TOI 2Tov6iTov %Sv avzaiäX^iov (Cod. Vaticanus gr. 786 s. lS)i
Ebenso wurden aus den Menäen die alten Hymnen unbarmherzig ven
ein lehrreiches Beispiel ist der Cod. Parisinus 259, ein herrlicher Qm*
band, Pergament, s. 12, in der äusseren Erscheinung den unten genannte
patmischen Handschriften sehr ähnlich; er enthält auf 305 Blättern
Menaeon für den Monat November; alle die alten Hymnen aber, donfc
die früher die Heiligen dieses Monats gefeiert wurden, sind hier dmtk
grosse Kanones des Joseph u. a. verdrängt. Eine Mittelstufe bezeidmei
Handschriften wie der Codex Cryptoferratensis J. a. /, s. 11; er ent-
hält ein Menaeon für den Monat September (nur 1. — 11. Sept.), in da
neben den Kanones noch einige vollständige Hymnen stehen. Vor all«"
sind es Kanones der Studiten, die an die Stelle der alten Hymnen träte;]
darnach ist zu vermuten, dass der Hauptanstoss zu der durchgreifeDdeil
Neuordnung vom Kloster Studien ausging, wenn auch manche Studitalj
wenigstens im Anfange des 9. Jahrhunderts neben den Kanones auch nodii
die alte Liedergattung pflegten. Durch eine umfassende Untersachnngf
der zahllosen älteren liturgischen Handschriften dürfte es vielleicht gelingai,
über den Ausgangspunkt und den Verlauf der Abschaffung der altei
Hymnen Genaueres zu ermitteln. Zweifellos liegt der Hauptgrund in einer]
tief einschneidenden Geschmacksveränderung, der in der Gesamtgeschichte der |
griechischen Litteratur nur wenig Analoges zur Seite gestellt werden kaiuLi
Es war die im 9. Jahrhundert durch Photios und andere Gelehrte vorbereitet» j
Wiederbelebung des klassischen Altertums, die auf dieses der heidnisctel
Litteratur doch so fernliegende Gebiet eine ungünstige Wirkung äusserte.
Sobald das schulmeisterliche Geschlecht der Byzantiner von den Rarititsj
der alten Sprache und den Schätzen der alten Litteratur wieder etm
mehr zu schmecken bekam, erschienen ihm die alten Hymnen mit ihwi'
einfachen, volkstümlichen Sprache und ihrem verhältnismässig einfache!'
Strophenaufbau der Erhabenheit des Inhalts unangemessen; man begani
auf die verkünstelten Lieder des Johannes von Damaskos zu schwören
und bewunderte die in ihrem Aufbau kompliziertere und in ihrer Sprad»
häufig antikisierende Liedergattung der Kanones. Zum Glück gewann die
neue Geschmacksrichtung nicht vollständig die Oberhand. Einzelne alte
Werke retteten sich unversehrt in die neuen Redaktionen der liturgischen
Bücher hinüber. Von den übrigen wurden viele wenigstens fragmentarisch
aufgenommen. Aus den verstümmelten Akrosticha erkennen wir
Blatt für Blatt die ungeheueren Verluste, welche der alte Bestand in den
• SirchenpooBie. A. OeBohiohie der rythmiBcben Eirohendichtmig. (§ 280) 687
!iurgischen Büchern erlitten hat. Die schönsten Hymnen des Romanos
urden bis auf zwei Strophen beiseite geworfen. Wenn wir also aus-
^hliesslich auf diese späteren Redaktionen angewiesen wären, so stünde
i mit unserer Kenntnis der Hymnenpoesie immerhin sehr schlimm. Wir
isässen nur sehr wenige Hymnen vollständig und bei den fragmentarisch
haltenen blieben uns wegen der Verstümmelung der Akrostichis die
erfasser unbekannt. Dass wir alte Hymnen in grösserer Zahl vollständig
^sitzen und häufig auch die Namen ihrer Verfasser kennen, verdanken
VC dem glücklichen Umstände, dass es Orte gab, wo man die Allein-
^rrschaft des Kanons nicht sofort anerkannte und zwei alte liturgische
lieber, die ausschliesslich Hymnen enthielten, auch in späteren
ihrhunderten noch abschrieb und im Gottesdienste gebrauchte. Diese
iicher sind das Triodion, das die Lieder für die beweglichen Feste
ithält, und das Tropologion, eine Sammlung von Gesängen für die
ibeweglichen Feste des ganzen Jahres. Das Hymnentriodion wurde,
ie schon oben angedeutet ist, an den meisten Orten früh durch ein
anonentriodion ersetzt. Das Tropologion wurde später ganz auf-
3geben und sein Inhalt ging, stark verstümmelt, in die Typika, Menäen,
is Horologion und andere liturgische Bücher über. Wir besitzen aus
esem älteren Stadium der Liturgie und des Kirchengesanges noch folgende
andschriften, welche teils das Tropologion und Triodion zusammen, teils
> eines dieser Bücher gesondert enthalten:
1. Codex Corsinianus 366, aus 163 Blättern bestehend, um 1050
eschrieben. Er enthält ein verkürztes Tropologion mit dem Triodion;
as letztere ist durch Blätterausfall stark verstümmelt.*)
2. Codex Taurinensis B. IV. 34, noch 196 Blätter umfassend,
n 11. Jahrhundert geschrieben. Verkürztes Tropologion mit einem Teile
es Triodions.*)
3. Codex der Synodalbibliothek zu Moskau 437 (bei Vladimir
€2), 328 Blätter umfassend, gegen das Ende des 12. Jahrhunderts auf
€m Athos geschrieben und aus dem Kloster Batopedion nach Moskau
cbracht. Tropologion mit Triodion, beide in stark verkürzender Be-
rbeitung.3)
4. und 5. Codices Patmiaci 212 und 213, zusammen, obschon eben-
alls stark verstümmelt, noch 441 Blätter umfassend, beide von der gleichen
land im 11. Jahrhundert geschrieben, die reichhaltigsten der bis jetzt
«kannten Handschriften; die erste enthält das Tropologion, die zweite
as Triodion.*)
6. Codex Vindobonensis suppl. gr. 96 (= KoUar. Suppl. 39;
gl. Kollar S. 286—289), eine kleine Quarthandschrift, 173 Blätter, im 12.
is 13. Jahrhundert wahrscheinlich in Grotta-Ferrata geschrieben. Er
') Beschreibung von Pitra, Analecta
icra 1 8. 663 ff. Facsimile ebenda nach
662.
*) Facsimile einer Seite bei Pitra, a. a. 0.
ach S. 662.
•) Kurze Notiz von Pitra a. a. 0, Pro-
legomena S. XIII f. Ediert von Amphi-
loohius; s. S. 657.
*) Kurze Beschreibung von Sakkelion
bei Pitra, a. a. 0. S. 676 f., und: TlatfAiaxjj
ßißXto&ijxri, Athen 1890 S. 117 f.
G88 Byzantinische Lüteratargesohiobte. IL Po«tiMlM Uttorator. Hi.!
enthält ein verkürztes Tropologion mit Teilen des Triodions und ist eiA«l
verwandt mit dem Corsinianus; seine Bedeutung beruht namentlich daäSlgi
dass er eine grosse durch Blätterausfall entstandene Lücke des Corauiinnlk
ergänzt. ftid
7. Codex Messinensis 157, ein winziges Pergamentbändchen, ISu
Blätter umfassend, wahrscheinlich am Ende des 12. Jahrhunderts tffWi
schrieben; er enthält ein stark verkürztes Tropologion. I#
8. Zwei (oder mehrere) nicht näher bekannte Handschriften im Lann-It
kloster auf dem Athos, über die der Mönch Alexander Lauriotttb
einige leider ganz unbestimmte Mitteilungen gemacht hat. V^. obeiH
S. 671 und bes. Papadopulos Kerameus, B. Z. 2 (1893) 604 f. If
9. Vermutlich gehören hieher auch die Codices Sinaitici 925iM
10; 926 s. 11; 927 s. 14; 928 s. 14; die nach V. Oardthausen, CatalogBli
codicum graecorum Sinaiticorum, Oxford 1886 S. 197, Eondakarienf tdiil|i
wohl alte Tropologion, bezw. Triodien enthalten. Zur sicheren Besti»l|
mung sind die Angaben Gardthausens nicht ausreichend, und meine B^li
mühungen, auf andere Weise Gewissheit zu erlangen, sind bis jetzt Te^lI
geblich gewesen. |]
Ausser diesen Sammlungen, welche nur Hymnen enthalten, und einon
Einzelblatt im Codex Vaticanus 2008 kommen zahlreiche Handschrifta
in Betracht, die einzelne Hymnen, losgelöst aus dem Zusammenhange dfli
alten Tropologions oder Triodions, bewahren. Am häufigsten sind in dieser
Weise überliefert der Akathistos des Sergios und das von Romanos
verfasste Lied beim Tode eines Mönches, das sich im Totenamtbud
{'E^o6ia(TTixdv zMv fiovaxfov) behauptete. Einige andere Dichtungen detL
Romanos sind besonders in Grotta-Ferrata in den Menäen fortgef&hit Ig
worden. Auf eine genauere Beschreibung dieser sozusagen sekundireall
Überlieferung muss verzichtet werden.
Wenn nun auch diese Handschriften im wesentlichen dieselben Werke lli
d. h. das Tropologion mit dem Triodion enthalten, so weichen sie dock le
in der Auswahl und Vollständigkeit der Hymnen wie auch im Texte dtf f
allen oder mehreren gemeinsamen Stücke erheblich von einander ab. Ihn
Vorlagen stammen offenbar aus einer Zeit, in welcher für die liturgische
Bücher noch keine stereotype Liste geschaffen war und daher die AuswaU
der Hymnen durch persönlichen Geschmack oder Zufall sich verschieden
gestaltete. So enthält der Corsinianus vorzüglich Hymnen des Romanos
und Theodoros Studites, ausserdem des Eyriakos, Domitios, Elias, Gregor,
Orestes. Im Taurinensis ist am besten vertreten Joseph, der Bruder
des Theodoros Studites, dazu Georg, Gabriel, Stephanos, Arsenios, Tarasios
(der Patriarch). Der Doppelcodex des Klosters zu Patmos enthält vo^
nehmlich Romanos; ausserdem sind durch einzelne Lieder vertreten
Theodoros Studites, Gabriel, Joseph, Stephanos, Abbas, Johannes, Leon, ]
Paulos, Joannikios, Symeon, Georg. Dazu kommen in allen Handschiiften '
sehr zahlreiche Adespota, unter denen sich manche Fragmente aus der
frühesten Zeit der Hymnographie bergen mögen. Sehr auffallend und
störend sind die zahllosen starken Abweichungen der Handschriften in
der Textgestaltung. Es scheint, dass die meisten Sänger oder Ab-
Kirohenpoesie. A. Oesohichte der lyihiiiiBohen Sirchendicbtitiig. (§ 281) 6g9
Johreiber an den alten Liedern nach ihrem privaten Geschmack oder mit
^"«eatinmiten Absichten herumänderten. Besonders handgreiflich wird diese
Thatsache, wenn man einige aus dem 12. Jahrhundert stanmiende Hand-
-=- chriften von Grotta-Ferrata, die einzelne Hymnen des Romanos bewahren,
;;;^nit der sonstigen Überlieferung vergleicht. Die Abweichungen kommen
^lier oft einer förmlichen Umarbeitung gleich und sind offenbar das Werk
ler emsigen Klosterdichter von Grotta.-Ferrata, die nicht bloss wie Bar-
~ iholomaeos u. a. selbständige Lieder verfassten, sondern auch an die ihnen
Ins dem Osten zugekonmienen Hymnen ihre „bessernde^ Hand anlegten,
Innkle oder wenigstens ihnen unklare Stellen aufhellten und die alten
JWerke überhaupt in ihrer Weise modernisierten. Die Textkritik hat dieser
Sachlage gegenüber einen schweren Stand. In manchen Fällen hilft aller-
dings das Metrum zur Auswahl des Richtigen; wenn aber, wie es oft vor-
:o]iunt, mehrere oder alle Lesarten in gleicher Weise dem Versmass ent-
sprechen oder widersprechen, ist es unmöglich, mit objektiver Sicherheit
^en ursprünglichen Wortlaut herzustellen. Übrigens ist eine ähnliche
3*reiheit der Redaktion allerdings in späterer Zeit auch in der lateinischen
3B[yinnographie beobachtet worden, i)
Hieraus ergibt sich auch, dass eine neue Ausgabe der Hymno-
fraphen, besonders des Romanos, ein dringendes Bedürfnis ist. Pitra hat
^von den genannten Handschriften nur zwei der ärmsten, den Gorsinianus
-sind Taurinensis, vollständig verwertet; aber selbst seine Angaben über
^ie Lesung des Taurinensis sind von einer unglaublichen Unzuverlässigkeit.
"^on der Moskauer Handschrift hatte er nur Proben; die zwei patmi-
0chen blieben ihm für seine Analecta ganz unzugänglich; erst seine Gabe
SEum Papstjubiläum (s. S. 671) brachte drei Hymnen aus Patmos nach der
Abschrift eines dortigen Mönches. Die Veröffentlichung der Moskauer
"Handschrift von Amphilochius ist im vollsten Sinne des Wortes un-
1>raiichbar (vgl. S. 657). Für eine Ausgabe des Romanos, die zum
S^rösseren Teil editio princeps sein wird, mussten demnach die Hand-
schriften, die uns aus dem ungeheuren Schiffbruch der alten Hymnen-
litteratur so wertvolle Reste gerettet haben, soweit als möglich teils ab-
geschrieben, teils vollständig neu verglichen werden.
1. Welche Bedeutung das Tropologion im 9. Jahrhundert hatte, geht aus einem Briefe
^es Theodoros Studites hervor, in welchem sich derselbe beklagt, dass man ihm in
seinem Gefängnisse alle Bücher und auch das Tropologion weggenommen habe. Pitra,
Anal. Sacra 1 Proleg. S. 8. Die Abschaffung des Tropologion hatte auch die verderbliche
Folge, dass bei der Reduktion der alten Hymnen die Akrostichis zerstört wurde und
damit der Name vieler Verfasser verloren ging. — Eine Reihe von syrischen Tropo-
lo^en beschreibt W. Wright, Catalogue of Syriac Manuscripts in the British Museum
1 (1870) 280-289.
2. Fragmente eines sehr alten Gesangbuches, die aber leider nur Kanones enthalten,
bewahrt British Mus. Addit. Ms. 26118 s. 9. Vgl. Catalogue of ancient mss in the
British Museum, Part I, Greek, London 1881 S. 23 ff.
281. Bückblick. Für die Erkenntnis des wahren Geistes, welcher
in der griechischen Kirche nach dem Ablauf ihres Heroenzeitalters herrschte,
sind uns die Gesänge und Gebete des Volkes ein treueres Zeugnis, als
0 Vgl. G. Monod in seinem Berichte | historique 57 (1895) 118 f.
— aber die Werke von Ul. Chevalier, Revue |
Handbuch der klass. Aliertomawiaseuachan IX. 1. Abtlg. 2. Aufl. W
}
690 ByzantinLiche Lüteratargasohiolite. IL Po^ÜMlit ZiÜMmiiif.
die mit allen Mitteln der alten Philosophie ausgerüsteten Strei
und die rhetorisch abgerundeten, innerlich aber oft sehr trockenen
der gelehrten Wortführer der Orthodoxie. Die innere Geschichte
orientalischen Kirche, die uns jetzt viel zu sehr im Lichte do
Kämpfe und hohler Schönrederei erscheint, erhält daher durch die reHgih
Poesie eine wichtige und notwendige Ergänzung. Zur Würdigung dersehi
ist es freilich unerlässlich, dass der Leser sich voll und ganz in die geistigei
Zustände jener Zeit hineinversetze. Wer an die griechischen Hjmmen
einem modernen, sei es nun vom romantischen oder vom realistiadai
Standpunkt herantritt, wird ihnen niemals gerecht werden. Wie die tie&te
Wurzeln jeder Kunst in ihrer eigenen Zeit ruhen, so geschieht es nd
hier. Wer eine solche Konzession ablehnt, mag bedenken, dass anch di
älteste Profandichtung, die homerische, zu einem sehr grossen TA
nur bei einem gründlichen Eingehen in ihre kulturellen und reliptai
Grundlagen verständlich wird. Wer den Dichter will verstehei,
muss in Dichters Lande gehen, nicht bloss geographisch, sondern and
chronologisch und mit seinem ganzen Denken und Fühlen. Als den aUg^
meinen Charakter der griechischen Kirchenpoesie bezeichnet Jacobi') gut
richtig die dem Objektiven zugewandte Richtung, welche das Erbe da
antiken Standpunktes ist und auch der abendländischen Dichtung des Mittit
alters eignet. Es ist dieselbe Objektivität, die auch in der bildend«
Kunst des Altertums und des Mittelalters bis kurz vor dem Beginne der
Reformationszeit herrscht. Auf eine hervorragende Eigentümlichkeit der
älteren Hymnenpoesie, das dramatische Element, ist schon oben (S. 669 t)
hingewiesen worden. Doch ist mit dieser allgemeinen Einsicht noch wmiig
gewonnen. Für eine feinere Charakteristik, für die Darlegung der innoreo
Entwickelung, für die Unterscheidung der Individuen und Zeiten ist hier
noch alles zu thun. Diese Aufgabe wird nicht mit Erfolg gelöst werdM
können, ehe die wichtigsten Vertreter, besonders Romanos, voUständigtf
ediert sind.
1. Zur Charakteristik s. bes. Jacobi, a. a. 0., 219 ff. und Boavy, Stades snr k
origines etc. — Ueber die Stellung des Eirchenhymnus in der Poesie überhaupt handd
Job. Kayser, Beiträge zur Geschichte und Erklärung der ältesten Eirchenhymnen, 2. Ani,
Paderborn 1881 S. 1—14.
2. Früher war allgemein die Ansicht verbreitet, dass die griechischen Eirchti-
dichter an Reichtum der Erzeugnisse wie an poetischem Talente den Lateinern wA
nachstehen; s. z. B. F. Bahr, Geschichte der römischen Liter. 4', Carlsmhe 1872 S. 101
und noch Alzog, Grundriss der Patrologie^, Freiburg i. Br. 1888 8. 542. Das moditi
man gelten lassen, solange die griechischen Lieder nur aus den verstümmelten und schledita
Drucken der rituellen Bücher und aus Daniels Thesaurus bekannt waren. Sind iber
einmal die grossartigen Vorräte alter Werke vollständig und in lesbarer Gestalt ansLiek
gezogen, so wird man die griechische Produktion der lateinischen an Unfang wie an innerer
Kraft und Mannigfaltigkeit zum wenigsten an die Seite stellen dürfen. Dann wird man viel-
leicht auch untersuchen können, welcher von beiden Litteraturen eine grössere Gesamt-
summe von Originalität und poetischem Werte zukommt.
B. Die Form der rythmischen Eorchendichtung. ^
282. Oeschichtliche Vorbemerkung. Eino kurze Darlegung der in
der Kirchenpoesie angewandten Formen ist um so notwendiger, als dieselbeB
>) A. a. 0. S. 219.
1. Sirobenpoeue. B. Die Form der rytlimiMlieii Xirchendiohtiuig. (§ 282) 691
[er in dem metrischen Abriss des Handbuchs der klassischen Altertums-
wißsenschaft, noch auch in den grösseren Lehrbüchern der Metrik erörtert
lind. Zum Verständnis ist es nicht unwichtig, zuerst die verschiedenen
TÄwiiffassungen der rythmischen Form geschichtlich zu überblicken. Die
^Brkenntnis der den griechischen Eirchenpoesien zu Grunde liegenden
-^metrischen Gesetze blieb merkwürdigerweise den abendländischen Gelehrten
^mehrere Jahrhunderte lang verschlossen, obschon sie bei den Griechen
^m der Praxis nie verloren gegangen war. Wie der bayerische Jesuit
^^imon Wangn er eck 9 ausdrücklich versicherte, dass die unzähligen Oden
-der Menäen aus purer Prosa beständen, wie sein Ordensgenosse Gretser
Schlüsse kam, das einzige hier herrschende Gesetz sei die Willkür,
entdeckten auch noch spätere wie Hippel. Maracci, der sich mit
"=" Joseph dem Hymnographen eingehend beschäftigte, und der Kardinal
Qnerini, der zahlreiche Hymnen übersetzte, nicht die Spur eines Verses
in dieser rätselhaften Litteraturgattung. Die Deutungsversuehe des fran-
» sOBischen Benediktiners Dom Toustain wie auch anderer Gelehrten schei-
'terten vornehmlich an der vorgefassten Überzeugung, dass in der Kirchen-
poesie klassische Metren zu suchen seien. ^) Aber auch nach diesen tasten-
- den Versuchen, in den griechischen Kirchenliedern etwas wie Versmass
* so entdecken, erhielt sich die Ansicht, dass die Form derselben Prosa sei.
So edierten noch der gelehrte L. Fr. Tafel zwei Kanones des Eustathios
- und Joh. Classen einen Kanon auf den Theophanes Confessor wie einen
* Prosatext. ^) Selbst nach dem Erscheinen der Hymnographie von Pitra
* meinte P. Gagarin noch, Verse wie die der Hymnographen könne man
im offiziellen Teile desMoniteur finden, und versicheiiie sehr entschieden:
«Nous croyons que les hymnographes grecs ont öcrit en prose.**) Das
mag als Schrulle eines Ignoranten gelten; aber noch im Jahre 1879, nach-
- dem auch das Werk von Ghrist-Paranikas und die Analecta von Pitra
vorlagen, hält kein Geringerer als Sathas die Form der Hymnen für ein
unlösbares Rätsel.-'^) Selbst noch in den letzten Jahren sind mehrfach,
z. B. von L. Pertsch,«) E. Legrand,') Chr. Loparev®) Kanones ohne
SQcksicht auf den Versbau wie Prosatexte veröffentlicht worden. Die eben-
falls verfehlte alte Ansicht, dass in der griechischen Kirchenpoesie alkäische,
sapphische, pherekrateische und andere antike Metren verborgen seien,
suchen manche Griechen, in patriotischem Klassizismus befangen, noch
lieute zu verteidigen.®) In Wahrheit war die Antwort auf das vermeint-
>) Pietas Mariana, Monachii 1647, Praef.
8. 82.
>) PHra, Hymnographie S. 8 ff.
>) Enstathu ^nsoula, Francof. 1832
S. 36 f. ; 166 f. — Theophanis chronographia
ex rec. lo. Classeni I 8. XLIII ff.
*) S. Stevenson, a. a. 0. S. 489.
*) laxoftutSy doxlfiioy negl rov ^satgov
xai t^g fiovcui^s ttßy BvCayt, ceX, gv' ^ Ta
hatXtjaiaffjMa ravta ^Cfiota ^aav iv agxfi
XQ^^ öfjtatg anaQxaitt^äytog tov fihgov (!),
lyQatporto iv mCf aw^xBiff, xal tos roiavta
nsQifjX&oy i^fily, ot'&syos fJtixQ^ rov&s
dvytjd-^yros ya fiayrevan ro fjtitqoy t}
rSy naXai6y ^vd^fidy avttay,^
«) Blätter fOr Hymnologie 1889 Nr. 2—4.
7) Revne des ^t. gr. 5 (1892) 420—426.
Vgl. B. Z. 2, 343.
^) Blo^ rov ayiov xal dixaiov Evdoxifiov^
Denkmäler des alten Scbrifttoms, Heft 90,
Petersburg 1893 S. 24 ff. Vgl. B. Z. 3, 425.
•) Z. B. Pan. Gritsanes, Inxovgrixij
rijg xa&* i^fiäg yetorigas iXXtjyixijs noiijcetjg
xai ayunaqd^BOig tuiy <rri/«y tavxrjg ngSg
rovs t^g cr^/a/a; /wer« ax^nx^g ngoa^xfjg
44.*
;
692 Bysantinische Litteratiirgesohichte. IL Poettsoh« Utt«imtar.
liehe Rätsel längst gefunden worden. Schon im Jahre 1830 hatte derl^
gelehrte Grieche Konstantin Oekonomos mit Hilfe der Melodie daj
Strophenbau erkannt. ^) Allein seine Stimme blieb unbeachtet. Dann ut, u
unabhängig von Oekonomos, F. J. Mono durch seine ausgebreitete Eeniit]iii|
der mittelalterliehen lateinischen Poesie und durch gründliches Stadiml
der griechischen Liturgiebücher zuerst zur klaren Einsicht in die F(ffmali
der griechischen Kirchenpoesie vorgedrungen. Endlich hat, unabhängig ?ob
Oekonomos und Mone, der Kardinal Pitra energisch auf den metriacha
Charakter der Hymnen hingewiesen, ohne übrigens in der Erkenntnis des
Einzelnen so weit zu kommen wie Mone. Zuletzt haben vor allem W.
Christ und W. Meyer die Erkenntnis der Melodien und des stückwdm
Aufbaues der Strophen gefördert.
Besonders merkwürdig erscliien den Forschem der Umstand, das
die Byzantiner selbst die Hymnen für Prosa zu halten schienen. Snidi»
und die Kommentatoren der Kirchenpoesie sagen mit trockenen Wortea,
diese Werke seien xaTaXoyddrjv^ ne^rp X6y((i geschrieben.*) Es wäre aba
völlig verfehlt, daraus zu sehliessen, dass den Byzantinern die Kenntnis
des metrischen Baues der Hymnen verloren gegangen sei. Dagegen spridt
schon die einfache Thatsache, dass zu allen Zeiten und noch in unserao
Jahrhundert (s. S. 679) neue Hymnen ohne einen Verstoss gegen die Technik
gedichtet wurden. Was den Byzantinern hier mangelte, ist nicht die
Kenntnis der Sache, sondern nur der treffende Ausdruck für dieselbe.
Der Grund davon liegt in den allgemeinen Zuständen von Schule und
Litteratur. Wie in Geschichte, Grammatik, Philosophie, Rhetorik und an-
deren Wissenszweigen, so waren die Byzantiner auch in der Metrik und
Prosodie vollständig in der alten Schultradition befangen; infolgedessei
betrachteten sie als wirklich metrische Rede nur das, was auch bei
den Alten als solche galt, d. h. quantitierende Dichtung. Der Begriff
Poesie war bei ihnen infolge der gänzlich auf dem Altertum beruhenden
Schulerziehung so enge mit dem Prinzipe der alten Quantität verwachsen,
dass sie gar nicht auf den Gedanken kamen, ihn auch auf rythmisch ge-
baute Werke zu übertragen. Wenn sie daher die Hymnen als Prosa
bezeichnen, so thun sie es nur im Gegensatze zur alten Metrik; denn
gleichzeitig verraten sie durch zahlreiche Andeutungen, dass diese „Prosa'
durch Silbenzahl, Aceent und Reim bestimmt ist und dass sie dieselbe wohl
von der gewöhnlichen Prosa zu scheiden wissen.'^) Hätten sie die Hymn^
wirklieh für Prosa angesehen, so konnten sie ihre Verfasser nicht als
Meloden, Sänger und Dichter bezeichnen, wie sie es wirklich thaten.
Für die ästhetische Theorie des Byzantiners war die rythmische Dichtung
weder Poesie noch Prosa; sie war ihm eine zwischen beiden in der Mitte
stellende neue Erscheinung, die in dem altüberlieferten Codex der Eunstformen
nBQi rov ^vßf^ov jijg i^fietfQttg iXXfjy. ixxXrj- 1 Vgl. W. Meyer, a. a. 0. S. 364.
a(«c, Ey JXe^aydQHff, f, Ttjyiog 1891 S. 152, I ») Vgl. Stevenson, a, a. 0. S. 491 ff.
und 6. Mistriotes, 'EXXrjyixtj ygauiiato-
Xoyia 1 (Athen 1894) 728 ff.
^) TJbqI Ttjg yytjautg ngotpogag tijg 'EAAiy-
^'ix^ff yXtuaat^g, Peteraburg 1830 S. 667—669.
^) Man denke an ihre Definitionen des
Hirmos (s. § 284). Vgl. Pitra, Anal. S.
Proleg. 47 ff.; Stevenson, a. a. 0. 495 ff.
■i^ L Kirchenpoesie. B. Die Form der rythmischen Kirohendiohtimg. (§ 282) 693
-^— and litterarischon Gattungen nicht vorgesehen war; daher sind ihm die
JUWerke xarctXoyddijV geschrieben, ihre Verfasser aber nichtsdestoweniger
fwoir^rai. Warum haben aber die byzantinischen Metriker und Kommen-
=^tatoren es vorsäumt, die rythmische Form genauer und ausdrücklicher
-«u erklären? Auch das ist nicht schwer zu beantworten. Wie ihre Gram-
Tjmatiker nur in der Sprache des Altertums wühlten, das zeitgenössische
Idiom aber einer wissenschaftlichen Behandlung für unwürdig hielten, so
-geschah es auch auf dem Gebiete der Metrik. Kommentiert und erklärt
. "Wurde nur die quantitierende Poesie; was über den Rahmen des He-
phaestion hinausging, also namentlich die gesamte rythmische Formen-
- lehre galt als selbstverständlich und trivial. Es vollzog sich also hier im
Grunde genommen dieselbe Entwickelung, die in der Litteratur und Kunst
allenthalben bemerkt wird. Die anatomische Zergliederung der Werke,
die Formulierung ihrer Gesetze, die historische Einschachtelung und das
Aufkleben der richtigen Etiketten, kürz die sogenannte wissenschaft-
liche Erkenntnis folgt — glücklicherweise — meist erst geraume Zeit
nach den Proben der genialen Erfindung und lebensvollen Blüte. Wäre
in Byzanz nicht durch den politischen Untergang alles litterarische und
^wissenschaftliche Leben plötzlich abgebrochen worden, so hätte die gelehrte
Behandlung der Rythmenpoesie wahrscheinlich dortselbst ihre ersten
Triumphe gefeiert.
In der That banden sich die Meloden in der Dichtung von Kirchen-
gesängen nicht bloss ganz streng an bestinmite Normen, schrieben also in
gebundener, nicht in freier Rede (vincta, non soluta oratione), sie kehrten
auch zur Kunst der altgriechischen Ljrriker in der Art zurück, dass sie
noii^xai in ^doppeltem Sinne wurden, das heisst nicht bloss Texte
i^Ttr^) nach bestimmten metrischen Schemen dichteten, sondern dazu auch
die Melodien (ii^^i) erfanden. Ja das letztere war bei manchen von
ihnen sogar die Hauptsache, wovon sie auch den Namen Meloden {fxeXipdof),
d. i. Sänger und Erfinder von Melodien, erhielten. Wir selbst aber sind
beim Studium der byzantinischen Lieder und Kirchengesänge weit besser
daran, als bei dem der altgriechischen Meliker und Chordichter. Wir wissen
zwar, dass Alkman und Pindar ihre Gedichte auch mit Noten, nach denen
dieselben gesungen werden sollten, versahen; auf uns sind aber nur die
Worte, nicht die Melodien gekommen, und für diesen Mangel vermögen
auch die jüngst in Delphi gefundenen musikalischen Inschriften keinen
genügenden Ersatz zu gewähren. In den Handschriften der byzantinischen
Kirchenlieder hingegen sind uns im weitesten Umfange auch noch die
Noten {vsvfAOTa) der Melodien erhalten. Dieselben weichen zwar von
dem altgriechischen wie dem modernen Notensystem ab, indem sie immer
nur andeuten, ' um wie viel der folgende Ton gegenüber dem voraus-
gehenden hinauf- oder herabging ; sie sind aber in ihrer Anlage vermittelst
der theoretischen Sätze der musikalischen Techniker der mittelalterlichen
und der neuen Zeit derart erkannt, dass sie ohne grosse Schwierigkeit in
unsere Noten umgesetzt werden können.
Zur Geschichte der auf die Form der Kirchenpoesie gerichteten Stadien vgl. vor
allem W. Meyer, Pitra, Mone und die hyzantinische Strophik, Sitzungsher. hayer. Akad.
1896 8. 49—66. Dazu die übrige S. 657 f. angeführte Litteratur.
694
Idtteratargesoldohie. IL PovtiMlia Lütoimtnr.
283. Allgemeine Erklärung. Das Prinzip der rythmischen Poeaill
ist die Silbenzahl und der Accent. Die Silben werden einfach gesEilft|l
ohne Rücksicht auf die Kürze oder Länge. Der Hiatus wird ohne SAm
zugelassen, und die Elision bleibt fast völlig vemachläsBigt, eine EigenUti
die mit der gedehnten, die einzelnen Wörter trennenden Vortragswon
zusammenhängt. Der unterschied zwischen Acut und Circumflex, den
lebendige Sprache nicht mehr kannte, bleibt folgerichtig unbeachtet
Gleichheit des Accentes ist vor allem unverletzlich am Schlüsse der Vena
Das Verhältnis zur antiken Poesie ist jedoch keineswegs so zu denbi,
dass man nun einfach die alten Verse oder Strophen nach dem accentoierai-
den Prinzipe wiederholt hätte. Die rythmische Dichtung geht viehnekr
auch in dieser Beziehung ihre eigenen, von der klassischen Tradition un-
abhängigen Wege. In ihr sind keine bestinmiten Füsse festgehalten
Durch den Mangel der Gleichzeiligkeit unterscheidet sie sich auch sehr
wesentlich von den ebenfalls nach dem Accent gebauten poli tischet
Versen, die erst später auftreten. Auch mit den gleichzeiUgen lateini-
schen und mit den neueren protestantischen Kirchenliedern hat sie wenig
Ähnlichkeit. „Während diese in sehr einfachen Formen sich bewegen
und an bestimmte überlieferte Versfüsse und Zeilenarten sich binden, cdnd
bei den Griechen alle Schranken gefallen. Selten sind einfache Strophen,
häufiger umfangreiche, die bis zu 20 und mehr Eurzzeilen steigen, von
denen wieder jede wechselnden Tonfall haben kann, so dass man diese
Formen mit den freien Strophen der lyrischen Dichter des 12. und 13. JaIl^
hunderts, manchen Opernarien oder auch Goethes dithyrambenartigen Dich-
tungen, wie jQränzen der Menschheit' oder ,Der Strom* vergleichen möchte.
Der Schöpfer der Melodie wollte nicht bestimmte Füsse und Zeilen wiede^
geben, sondern er folgte frei dem musikalischen Gefühle; dies allein be-
stimmte den Tonfall und die Länge der Eurzzeilen und die Oruppierong
dieser Eurzzeilen zu Langzeilen oder Absätzen und zum ganzen Oebäude
(oixog) der Strophe.***) Zur Veranschaulichung diene das Prooemion des
berühmten Weihnachtshymnus des Romanos, wobei die Eurzzeilen durch
einen * abgeteilt sind:
'H nag&iyog :f: ai^fXBQov :f; toi^ vnsQovaioy tIxtsi,
Kai i} yiy :f: ro am^Xaioy :f: t^ angoaUt^ nqoadyH
^'AyysXoi :f: f46rd noifjiiviav :): &o^o\oyovaiv
Mdyoi 6i :f: fiexd dazeQog :f; odomogovaiy
JC ijfAtts yotQ :j: iysyyij&fj :^ naidioy yioy :): 6 tiqo aüoytay dBog.
<J KJ J. ^ KJ Zv>'_l3i5-l_lW J. ^ KJ ± \J
± W-L^jC-r-lV-» J. ^ ^ ^ ^ \J ± KJ
Dem neuen Metrum fehlt weder Weichheit noch Abwechselung und
Präzision. Die Strophen schreiten bald gemessen vorwärts, bald stürzt
eine Flut kleiner Versglieder eilends dahin, meist ist beides geschickt ver-
*) W. Meyer, a. a. 0. 328 f., dem auch
das Schema des Tones 'H nag&iyog entnom-
men ist Bezüglich der Richtigkeit der
Meyerschen ^hteilnng der Kurzzeilen hleiben
mir wie anderen noch Zweifel übrig. Vgl.
H. Grimme, a. a. 0. S. 88.
1. Kirohenpoesie. B. Die Form der rythm. KiroheBdiohtiuig. (§§ 288—285) 595
Runden. Die Abteilung der Verse ist übrigens nicht ganz willkürlich. Die
""Qichter verstehen es sehr wohl, wie man schon aus der mitgeteilten Probe
sehen kann, mit jedem Verse eine kleine Ruhepause des Sinnes eintreten
''ea lassen. Eine müssige Frage ist es, ob die quantitierende oder die
'rythmische Form den Vorzug verdiene. Es geht hier wie mit den
'sprachlichen Epochen; das Bestehende hat recht, das Wirkliche ist ver-
^nOnftig, schön und gut. Nachdem die sprachlichen Voraussetzungen für
die alte Quantitätspoesie geschwunden waren, war sie zu einem stumpfen,
-untauglichen Instrumente geworden; in der neuen Lautatmosphäre konnte
nur noch accentuierende Dichtung gedeihen.
284. Hirmos. In der ersten Zeit der rythmischen Dichtung schuf die
frische Erfindsamkeit der Meloden eine unglaubliche Zahl neuer Strophen-
gebäude und entsprechender Melodien. Das war gut vom litterarischen
und ästhetischen Standpunkte; die Praxis vermochte aber zu grosse Mengen
verschiedenartiger Melodien nicht zu bewältigen; das beste Gedächtnis
musste endlich irre werden. Man fing daher bald an, neue Gesänge
nach einem schon vorhandenen populären Muster zu bauen. Diese Muster-
strophe heisst Hirmos (sigfiog). Daher erteilt der seiner Zeit nach unbe-
kannte Grammatiker Theodosios^) folgende Anleitung: Olov idv %tq d'äXjß
noifjaai xavova^ ngStov Set nsXiaai tov eiQfiov^ eha inccyayeXv %d xqO"
naQia^ iaoavXXaßovvta xal ofioTovovvta %^ eiQfKp xai %6v axonov
dnaaci^ovra. Die einzelnen Troparien müssen also in Silbenzahl und Accent
das Schema der Musterstrophe einhalten. In den liturgischen Büchern
wird daher wie in unseren Kirchen- und Studentengesangbüchem, wo eine
neue Strophenart beginnt, mit dem Vermerk n^og t6 die Melodie ange-
geben z. B. JlQog t6 'En€(pdvrjg, Die wichtigsten Hirmi wurden in einem
eigenen Buche, dem Hirmologion, gesammelt, das öfter gedruckt ist; ein
handschriftliches Hirmologion enthalten u. a. die Codd. Patm. 54 und 55,
Vindob. theol. gr. 285 fol. 264— 304^ Vindob. suppl. gr. 100.
Vgl. die S. 374 genannte Schrift des Zooaras über die Namen xayoJy, elQf^og,
t^onÜQioy, taöij und die S. 375 zitierte Jjitteratur.
285. Hauptformen. Von den verschiedenen Lieder formen der
rythmischen Poesie sind besonders zwei wichtig. Die eine besteht aus 20,
30 und mehr gleichgebauten Strophen, denen als Einleitung eine, seltener
zwei, sehr selten drei kleinere Strophen von verschiedenartigem Bau als
Prooemion vorangeschickt werden. Alle Strophen haben den gleichen,
regelmässig 1 — 2 Kurzzeilen umfassenden Refrain. Die gewöhnliche Be-
zeichnung dieser Art von Liedern ist xovtoxiv oder xoiTcmor; wir nennen
sie nach dem Vorgang von W. Meyer Hymnen. Die einzelnen Strophen
heissen rgondgia^) oder auch 01x01. Zu dieser Art gehören fast alle erhaltenen
Werke des Romanos. Die Gesänge der anderen Hauptart, die xavoveg^
sind aus 8 oder 9 verschiedenen Liedern zusammengesetzt, von denen jedes
>) Vgl. oben S. 679. Zur Erklärung vgl.
Pitra, Anal. Sacra 1 Proleg. S. 47. —
Christ, Sitzungsber. baver. Akad. 1870,
II 100 ff. und Antbol. Froleg. S. 60. —
Stevenson, a. a. 0. S. 504. — W. Meyer,
a. a. 0. S. 828. — Bouvy, a. a. 0. S. 219 ff.;
258 ff.; 270 ff. — Eawczynski, a. a. 0.,
S. 147 f.
*) Vgl. Bonvy, a. a. 0. S. 221 fL
696 Bysantinische Litteratnrgesohiohie. IL Poetisoli« Littantar. I j.fi
seinen besonderen Bau hatte und ursprünglich aus mehr, später möstoiliii/r^
aus 3 oder 4 Strophen bestand.') Die Neunzahl der Lieder entspridmgc
offenbar den 9 Liedern des alten Testaments, welche von den Chnubn^
seit den ältesten Zeiten gesungen zu werden pflegten. Die HauptverMcnfta
dieser Ai*t sind Andreas von Kreta, Johannes von Damaskos oikae
Eosmas. m^'^
1. Koytnxioy bedeutet «St&bchen''. Der Name bezeichnete ursprünglich die d«Ui|l|i£^
enthaltende, auf ein Stäbchen d. h. einen rotulus gewickelte Pergamentrolle. EiiittiUii|^
uns erhaltener liturgischer Rollen werden von V. Gardthausen, Griechische PaUognfbF^
(1879) S. 59 aufgezählt. Die dortselbst geäussert« Ansicht, es sei erst seit dem 12.11^.^
hundert üblich geworden, die Liturgie zur Erhöbung der Feierlichkeit von einer BoU« dk- Ijn
zulesen, scheint jedoch unrichtig zu sein. Schon der alte volkstfimliche Name «orrianr I.
macht es wahrscheinlich, dass die Sitte früher bestand, und in der That haben wir litv- 1*
giscbe Hss in Rollenform {eiXtjtaQitc) aus viel älterer Zeit Z. B. besitzt das LaaraUoitir I
auf dem Athos gegen 50 solcher Hss, von denen *die jüngste aus dem 10. Jahrb. ttanai I
Vgl. A. E. Lauriotes, ^jcxX. 'aX. 13 (1893) 170-172 (B. Z. 3, 198). Zur Erklftrang te li
Wortes vgl. Th. Birt, Das antike Buchwesen S. 24 f., und J. Perles, B. Z. 2 (1893j57l |j
Später wurde das Wort auch in weiterem Sinne gebraucht: Im Cod. Paris, gr. 1143, S.U, I
fol. 1—210, steht eine moralisch-asketische Anthologie, deren Abschnitte als «orrcfnc Vi- ■■
zeichnet sind; die xovxaxta zerfallen in xsquxXaia. Aehnlich wurde der Ausdruck in eiscA l|
grammatischen Werke angewendet; vgl. S. 593. 1]
2. olxog erklärt sich wahrscheinlich aus dem Hebräischen, wo „Haus* für Lied |^ I
braucht wird. Damit ist das italienische Stanza (Aufenthalt, Zimmer, Strophe) znvcrl'
gleichen, wo derselbe Bedeutungsübergang vorliegt. Vgl. F. Diez, Wörterbuch der nm*|i
nischen Sprachen^ S. 307. — F. G. A. Mull ach, Coniectaneorum Byzantinorom libri dst,!,
Berlin 1852 S. 16—29 (über oixog und xovxovXkoy), — 0. Crusius, Stesichoros und die I
epodische Composition in der griechischen Lyrik, Commentationes philologae ftkr Otto RiV 1'
heck, Leipzig 1888 S. 14— 16 (über oixoq, xoyxäxioy, xovxovXXtoy), — Fr. Haussen, ^Philt- 1
logus, Supplementb. 5 (1889) 218 Anm. — Ueber eine falsche Erklärung von oum 1 1
S. 669. I
286. Refrain. Am Schlüsse der Strophen wiederholt sich gewöhnlidi
ein Refrain oder Nachgesang. Dieser Teil, der vom ganzen Volke
gesungen wurde, ist von besonderer Bedeutung, weil in ihm wahrscheinlich
der erste Keim des Kirchenliedes zu erkennen ist. Eine bemerkenswerte
Nachricht hierüber findet sich in dem Buche des Philon Vom beschau-
lichen Leben: Er schildert in demselben das Leben einer jüdischen Sekte,
der Therapeuten, deren Lehre vornehmlich auf asketische Erhebung
über die Sinnlichkeit und reine Anschauung Gottes abzielte,*) und be-
schreibt u. a. auch eine religiöse Versammlung der Therapeuten. Zuerst
singt ein einzelner einen Hymnus auf Gott, jitf vf' ov xal oi iikXoi xaid
tti^eig iv xvtfiiKj) nQoai]xovTi^ ntivrcov xatd TroXkfjv ijavxiccv axQotafitvwVy 7iX^]x
inoxe rd äxQoreXsviia xai eipvfuvia ^ieiv de'oi' tote yccQ i^t^xovtn
nävteg te xal näaai. Aus solchen Akklamationen entwickelte sich der
christliche Kirchengesang (s. § 270). Durch dieses geschichtliche Ver-
hältnis erklärt es sich auch, dass die Nachgesänge in der älteren Gattung
der Kirchenlieder, in den Hymnen, regelmässig erscheinen, während sie
in den späteren Kanone s seltener werden.
Der technische Ausdruck für den Refrain ist i(pvfiviov oder ax^o-
0 Vgl. Christ, SitzuDgsber. bayer. richtet jetzt am besten P. Wen dl and, Die
Akad. 1870 II 94 ff. Therapeuten und die phüonisohe Schrift vom
*) Vgl. W. Meyer, a. a. 0. S. 374 f. beschaulichen Leben, Jahns Jahrb. Supple-
— Ueber die Therapeuten, die Eusebios und mentb. 22 (1896) 693—772.
viele Neuere für Christen hielten, unter- ;
Kirchenpoesie. B. Die Form der rythm. Kirohendlohtang. (§§ 286—287) 697
'viior; auch äxQoatixov, d. h. Spitzvers, Schlussvers kommt in diesem
vor. Eine sehr treflfende, von Suidas und sonst bezeugte Benennung
cfc araxXüi^svoVj d. h. Reflex- oder Gegengesang. Nichts anderes als der
~^ofrain ist auch die viiaxoi], d. h. die Kesponsion des Volkes (schon im Jung-
rftuenliede des Methodios: vnaxovovai). Zu vergleichen sind die in der
yzantinischen Geschichte oft erwähnten Prosphoneme, womit das Volk den
. Iliser bei öffentlichen Gelegenheiten im Zirkus, Hippodrom und sonst zu
^ npfangen pflegte. In der alten Profanpoesie entspricht dem Refrain der
(irchendichtung ganz deutlich das stfvfiviov, das auch iTviiieXtfidinia oder
^Tjfiycöi'ryjua heisst, z. B. in den Eumeniden des Aeschylos V. 1036 und
.040: eiftpaixeTxs ih navia^C^ V. 1044 und 1048: oXoXv^atc viv im fAoXnaTg,
j 287. Akrostichis. Eine wichtige Eigentümlichkeit der Eirchenpoesie
■^at die Akrostichis, d. h. die Einrichtung, dass die Anfangsbuchstaben
1er Strophen oder auch der Verse nach einer bestimmten Absicht ver-
bunden sind. Das verknüpfende Band besteht teils im Alphabete {A — U
—Tider auch Si—A), teils in Angaben über den Verfasser oder über den In-
-:^halt des Gedichtes, zuweilen auch in selbständigen Versen. Am frühesten
-«cheint in der Eirchenpoesie die äxQotrnxh ^a^' aX(fdßrjtov nachweisbar ;
Bie findet sich schon im Jungfrauenliede des Methodios, das aus 24 Stro-
phen mit den Initialen A — Q besteht, in einem jambischen Gedichte des
Gregor von Nazianz und sonst. Das berühmteste Beispiel der alpha-
betischen Akrostichis ist der Akathistos des Patriarchen Sergios. Auch
in den Eanones findet sie sich. Sie hatte ohne Zweifel einen bemerkens-
^rerten Einfluss auf den Umfang der Hymnen; da nämlich durch sie die
Strophenzahl (24) fest bestimmt war, gewöhnte man sich, auch ohne den
Zwang der alphabetischen Akrostichis eine ähnliche Strophenzahl (20 — 30)
einzuhalten. Im übrigen ist zwischen den Hymnen und Kanones ein be-
deutender Unterschied bemerkbar. Auch hier zeigen nämlich die Hymnen
grössere Einfachheit; in ihnen wird nur der Anfangsbuchstabe der Strophen
ausgezeichnet und die Akrostichis enthält meist nur einen kurzen Prosa-
vermerk über den Verfasser oder den Gegenstand des Gedichtes z. B. Totf
'^ajwen'ov ^Pwfiavov vfxvog^ Älvoq 'P(>)jj.avov slq td yBväd-Xw^ ITfAVog eig rov
'^eoXoyov '^Pcofiarov, Tov raßgtjjX, Tov xansivov 2T€(pdvov u. s. w. In den
K^anones dagegen besteht die Akrostichis häufig aus einem oder mehreren
fersen; den Gipfelpunkt erreicht die Künstelei bei Johannes Damaskenos,
der die einzelnen Verse durch ein ausgedehntes metrisches Akrostichon
verbindet. Die durch 130 Verse hergestellte Akrostichis seines Weihnachts-
liyinnus lautet:
Evenitjg (uMeaaiy itpvfAyia xavta Xiyaiyei
via d^Bov, uBQonaty ciWxa xwxofisvov
iv x^oyl xai Avoyja noXvaxova mj/iaxa xoüfjiov '
dXX\ aya, ^tjxiJQag ^veo xtovde novtoy.
Die Veranlassung der Sitte, den Namen durch die Akrostichis zu ver-
raten, ist nicht bekannt. Vielleicht gehorchten die Meloden hiemit an-
fänglich einer kirchlichen Vorschrift. Durch zwei Bestimmungen des
Konzils von Laodikea war es verboten, unbekannte Lieder zu singen; die
l^amensangabe verlieh den Hymnen also gewissermassen die Signatur ihrer
1
698 Bysaniinisohe Litteratiirgesoliiolite. IL PotfeLMiM Uttantar. I i
Legitimität, sie beugte dem Verdacht häretischen ürspningB vor. Ffir m^
Litteraturgeschichte ist die Sache von grosser Bedeutimg; denn m^^
300 Meloden ist etwa der dritte Teil nur durch die AnfangsbüchstaWn^'"
der Strophen bekannt. Freilich hilft der blosse Name nicht immer n*'^''
genaueren Bestimmung, weil viele Homonyma vorkommen. BesoiiiailP'^
herrscht unter den zahkeichen Trägem der Namen Theodoros, Oeorgiot,!^
Johannes eine schwer zu lichtende Verwirrung. Leider ging dieMf^
scheidenheit der Dichter später oft so weit, dass sie ihre Person mdi ^^
31
m ^
im
Üt
»I- i
irgend einem Beiworte verbargen. Theodoros Studites z. B. verrU siA
häufig nur durch das demütige Akrostichon Tov mwxov, Tov äamovy Ti
TV(pk6vov. In einem Briefe berichtet er uns, dass 24 Meloden des Kloelai
Studion während des Bildersturmes ihre Namen unter bestimmten find-
staben des Alphabets verhüllten. Da sind wir freilich ratloser ab &
Kunsthistoriker bei manchem Monogramm alter Maler. Ganz vereiiial
stehen Akrosticha mit polemischem Charakter z. B. ToTg fixovimUmn
oval (Cod. Patm. 218, fol. 15). i) Zuweilen beginnt die Akrostichis sdia
beim Prooemion bzw. beim Hirmos, so öfter bei Romanos und Anastask»:
in diesem Falle ist der Hirmos mit grosser Wahrscheinlichkeit dem Vtf-
fasser des Gedichtes selbst zuzuschreiben, was für die Zeitbestimmui |^
der Meloden und Gedichte von Wichtigkeit ist. Im Cod. Patm. 212, fol. 1(1
findet sich vor einem kurzen Liede mit der Akrostichis Acfuiy in wddi
das Prooemion miteingeschlossen ist, der interessante Vermerk: ^^1*^
äxQoaxix(6a avv tov xovTaxiov (!) '^Aa/xa, d. h. das Gedicht hat mit deal*^'
Prooemion die Akrostichis Acfia.^) 1^'
Die ästhetische Beurteilung kann der Akrostichis nur eine schrr
untergeordnete Bedeutung zuerkennen. Während der Tonfall, der Rem
und sonstige poetische Mittel zum Ohre dringen, bemerkt man die Akro-^J^
stichis nur auf dem Papier^) und muss sie mühsam zusammenstellen. Mu
könnte zur Verteidigung höchstens anführen, dass durch sie die Strophei
oder Verse deutlich auseinandergehalten werden; aber hiefür boten «df
andere graphische Mittel. Auch der angebliche Vorteil, dass durch die
Akrostichis der unbemerkte Ausfall einer Strophe oder eines Verses ve^
hindert werde, vermag den künstlerischen Wert derselben nicht zu erhöhen
Über den Ursprung der Akrostichis ist es schwer, etwas gam
Sicheres zu ermitteln. Wie es scheint, war sie bei den Orientalen firSk
und allgemein verbreitet. Aber auch in der quantitierenden Poesie der
Griechen und Lateiner finden sich schon in alter Zeit Akrosticha.
Vielleicht ist diese Künstelei, in der man ein Mittel besass, poetische Texte
einigermassen vor Interpolationen und Verkürzungen zu schützen, zuerst
in der Orakellitteratur zur Anwendung gekommen. Wenigstens scheint
') Ueber andere Spielarten der Akro- I ') Dagegen spricht nicht, dass in der
stichis B. Pitra, Hymnographie gr. S. 18 ff.; Akrostichis zuweilen ähnliche Laote wie m,
Anal. Sacra 1 Proleg. S. 77 f.; Bouvy, t», bi, «, 17, «/, e verwechselt werden, diu
a. a. 0. 332 ff. also z. B. Xdof^sy statt stifofisy steht D«
^) Zur Bezeichnung einer einzelnen Strophe sind orthographische Willkfirliohkeiten, die
oder des Prodmions scheint xoyrdxioy sonst mit dem lexikalischen Prinzip der Antistoechk
nicht üblich zu sein. (s. S. 564) zu vergleichen sind.
. B. Die Form der ryihmUiolien Kirohendichiiuig, (§ 287) 699
B älteste Beispiel einer erhaltenen Akrostichis in den um dasJahr200
Chr. abgefassten sibyllinischen Orakeln vorzuliegen, welche uns in dem
■inderbuche des Phlegon von Tralles erhalten sind.^) Nun verstehen
r, was Cicero, De Divin. 11 54, 111, von einem Orakel der Sibylla sagt:
Ton esse autem illud carmen furentis cum ipsum poema declarat (est
un magis artis et diligentiae quam incitationis et motus), tum vero ea
ee acrostichis dicitur, cum deinceps ex primis <cuiusque> versus
>eris aliquid conectitur, ut in quibusdam Ennianis: Q. ENNIYS FECIT,
certe magis est attenti animi quam furentis. Atque in Sibyllinis ex
xno versu cuiusque sententiae primis litteris illius sententiae carmen
ine praetexitur. '^ ') Ein anderes altes Beispiel ist die wohl in Ägypten
S/190 V. Chr. verfasste EvSo^ov rexvr]. Zwei interessante Akrosticha
3 nachchristlicher Zeit haben zur Bestimmung der Autorschaft ano-
mer Werke verhelfen; ein in Jamben abgefasstes geographisches Ge-
:Tit beginnt mit dem Akrostichon Jwvvclov tov KaXXi(pcivTog, ein in Hexa-
i-tern geschriebenes hat von Vers 109 an das Akrostichon 'EfAtj Jiovvaiov
w^ h'tog (DaQov (sc. iajiv i^ ßiß^og) und von Vers 518 an Qeog ^EQfArjg inl
^lavov,^) Eine in Syghyrlik bei Eara Baulo gefundene Orakelinschrift
steht aus Trimetern mit alphabetischer Akrostichis (A — Q).^) Mit Vor-
be wurde die Akrostichis seit alter Zeit in der Epigrammenlitteratur
pflegt.^) Bei den Römern hat Ennius die akrostichische Kunst aus der
>3andrinischen Poesie entlehnt (Q. ENNIVS FECIT; s. o.). Ähnlich
.Tinte sich Aurelius Opilius etwa um 100 v. Chr. nach Sueton (Gram-
at. 6) „in parastichide libelli qui inscribitur Pinax.^ Eine Reihe von
Tgumenten plautinischer Komödien, die vielleicht noch aus vor-
bjistlicher Zeit stammen, enthalten im Akrostichon den Namen des Stückes.
Ke Ilias Latina (im 1. Jahrhundert n. Chr.) beginnt mit dem Akrostichon
talicus und schliesst mit Scripsit. Zur vollen Herrschaft gelangte die
Jcrostichis bei den christlichen Dichtern der Lateiner und Griechen,
lerst bei Commodianus und Methodios. Dass die Anwendung akro-
ichischer Künste auch in der Prosa nicht verschmäht wurde, beweisen
hilostorgios, der die Anfänge seiner 12 Bücher Kirchengeschichte mit
m 12 Buchstaben seines Namens verziert hat,^) der Fürstenspiegel des
gapetos (s. § 190), die Paränese des Kaisers Basilios (s. § 191) und
ikephoros Kallistos Xanthopulos; die 18 Bücher seiner Kirchen-
»schichte haben die Akrostichis Nixr^^poQov Kakkiütov, und Nikephoros
klärt selbst, dass er die Akrostichis angewandt habe, um sein Werk
►r Vermischung mit fremden Schriften zu bewahren.') Auch in der nicht-
iurgischen Poesie der byzantinischen Zeit trifft man die Akrostichis. Sie
^) H. Diels, Sibyllinische Blätter, Berlin
90, wo S. 111 ff. auch der Text der Orakel
itisch ediert ist.
*) Es ist hier nicht der Ort auf die Er-
ILruDg und Emendation dieser angenschein-
h verdorbenen Stelle näher einzugehen. Vgl.
. Meyer, a. a. 0. S. 370 und H. Diels,
a. O. S. 25 ff.
») Vgl. Christ, Griech. Litt.« § 380; 448
d H. Diels, a. a. 0. S. 34.
«) Ediert im GIG 4379 (o); dann bei
Kai bei, Epigrammata Graeoa Nr. 1040; end-
lich nach neuer besserer Lesung bei J. R.
Sitlington Sterrett, The Wolfe expedition
to Asia Minor, Boston 1888 S. 312 ff.
^) Belege bei H. Di eis, a. a. 0. S. 35.
*) S. den Bericht des Photios, Cod. 40.
') Vgl. den Artikel Nicephorus von A.
Ehrhard im Freiburger Kirchenleiukon 9«
S. 260.
i
700 BysantiniBohe litieratiirgesoliioliie. IL Poetiiolie Uitarttte«.
erscheint z. B. in den zahlreichen Spielarten des erbaulichen Alphal
über welche im nächsten Abschnitt (§ 297 Anm. 3) gehandelt
Eine Steigerung der Künstelei besteht darin, dass man bei Stro]
gedichten nicht bloss den ersten, sondern auch den zweiten, ja auch
den dritten Vers mit dem treffenden Buchstaben beginnen Üess (Do
und Tripelaki'ostichis). Endlich hat die Akrostichis in die vulgärg
chische Litteratur Eingang gefunden; wir treffen sie in der Diät
Hermoniakos und in den 'Ai.ffdßr]toi xaxavvxxtxoC und iQw%ixo( (g. den
schnitt ^ Vulgärgriechische Litteratur**). Selbst heute noch schdil
dem Volksmunde nicht fremd zu sein. Ein in Andres während der 0
Woche gesungenes angebliches Volkslied mit alphabetischer AkroaÜ
veröffentlichte Karystinakis; *) es beginnt: 'Aqx'Q rov»6a(iov, BaaiXsrgifjgi
rsvvarai 6 Ägiifrog. Vgl. S. 256 f.
Hauptschriften zur Geschichte der Akrostichis: W. Meyer, Anfuig ud
Sprung der latein. und griech. rythmischen Dichtung (s. S. 657 unten) S. 370 f. — H. Di
8ibyllinische Blätter, Berlin 1890 S. 25—37, wo S. 36 Anm. 1 noch weitere Litterttv
einige von Tobler mitgeteilte romanische Beispiele verzeichnet sind.
288. Reim. Zu den Kunstmitteln der rythmischen Poesie gel
auch der Reim. In den Hymnen des Romanos, im Akathistos des Seil
und in dem des Anonymus, sowie in vielen der späteren Hymnen s|
er eine unbestrittene Rolle. Als Beispiel folge eine Strophe des
manos:*)
Tig axovaas :jc ovx iyagxtjae
fj rig &B(üQfjcag :): ovx ixQofxaüB
roy 'itjaovy :f; cfoA^ tpiXovfABVoy,
tov XgicrSy :f: q>&6ytp ntoXovßsyoyj
Toy d-eoy :): yytJf^n xQarovfisyoy u. s. w.
Zuweilen bindet der Reim nicht bloss die entsprechenden Langzeilen,
dorn auch die Kurzzeilen. Er ist demnach nur ein rhetorisches Ki
mittel und mit dem modernen Reim in gleichzeiligen Vc
nicht auf gleiche Stufe zu stellen. In den gleichzeiligen \
der griechischen Accentpoesie, also vor allem in den politischen Püni
silbern fehlt er; hier wird er erst im 15. Jahrhundert aus der ;
nischen Poesie eingeführt.*) Das Vorbild dieses rhetorischen Reim
in der altgriechischen Poesie und Prosa zu suchen. Schon bei H
und den Tragikern, bei Piaton, Isokrates u. a. finden sich unver
bare Beispiele beabsichtigter Assonanzen. Zur vollen Ausbildung g(
diese Eigentümlichkeit in der Kirchenprosa. Im Epilog des Brief
Diognetos, der wahrscheinlich im 2. Jahrhundert entstanden ist,
man z. B.:*)
ily oq>ig ovx ^^f^f^^
ovdi nXayij avyxQ(OTiC$ta$
ovdi Eva (p&scQStaty
aXXd nag&iyog marevetai
xai a(OT9JQioy deixyvtai
Xttl anofftoXoi avyerlCoytai,
xttl rd xvqIov ndax« nqoiQX^tai, u. s. w.
•) yxixltt 1889 N. 693 S. 335. Doch kann ») W. Meyer, a. a. 0. 355 ff. V
das Lied wenigstens in der mitgeteilten Fas- cobi, a. a. 0. 190 ff. und Bouvy, j
sung unmöglich wirklich volksmftssig sein. , 325 ff.
») Pitra, Anal. Sacra I S. 92. 1 *) W. Meyer, a. a. 0. 878.
1. Kirchenpoesie. 6. Die Form der rythm. Kirohendichtung. (§§ 288—290) 701
L einer Homilie des Sophronios erreicht die Assonanz und Isokolie einen
rad, dass man einen regelrechten Hymnus zu lesen glaubt z. B.:
XaiQOt^f (S xffQteg xrjg inovQuylov yBvvijtQia,
X^iQoiSt tS X"9"^ ^^^ vnsQXciTTjg fiaievzQia,
XaiQoiq, ia x^Q^^ ^VS <t(axf}Qlov fxrjXQonoXig,
XaiQoigy ü} /of^af xijg aSayäxov naguixiog u. 8. w.*)
on solchen Assonanzen in der Prosa war kein grosser Schritt zur An-
^ndung des rhetorischen Reimes in der Poesie. Für die rythmische
Lcjhtung war derselbe sehr wichtig; denn bei ungleichen Versen, die nach
»jn Prinzip der Silbenzählung gebaut sind, werden gewisse Marksteine der
^ilen erforderlich, damit die Gliederung des Gedichtes dem Gefühle des
!>rers fassbar wird und nicht alles ineinander verfliesst wie in der
-osa. *)
Vgl. vornehmlich die ohen zitierten Schriften von W. Meyer und E. Bouvy. —
ilser Assonanzreime heim Patriarchen Proklos handelt A. Eirpiönikov, Reimprosa im
^Jahrhundert, B. Z. 1 (1892) 527 — 530. — Ueher ebensolche im Fürstenspiegel des Aga-
boB s. K. Prächter, B. Z. 2 (1893) 451—460. — Ueher Assonanzen, Reimver-
lalingung u. s. w. in der altgriechischen Poesie und Prosa: J. Gustaffson, De vocum
poematis Graecis consonantia, Acta societ. scientiarum Fennicae 11 (1880) 295 — 327. —
: ±0 Dingeid ein, Gleichklang und Reim in antiker Poesie, Progr., Büdingen 1888 S. 10 ff.
Otto Dingeldein, Der Reim bei den Griechen und ROmem, Leipzig 1892. — J. La
>che, Reim und Alliteration in der griechischen Poesie, Zeitschr. f. d. Österreich. Gym-
.aien 35 (1895) 321 — 327. — Zur Geschichte des Reims in der lateinischen Poesie s. Ad.
k> ert, Allgemeine Geschichte der Litteratur des Mittelalters im Abendlande P (1889) 250 f.
ad sonst (s. den Index s. v.). — Vgl. auch Fr. Blass, Hermeneutik und Kritik, Hand-
ach d. klass. Altertumswiss. 1^ (1892) 231—234, und die dortselbst angeführte Litteratur.
289. Qleichzeilige rythmische Gedichte kommen nur selten und
Jrst in später Zeit vor. Hieher gehören das 'QidaQiov xaTavvxrixov des
Kaisers Leon/) der "Vf^vog ex nQoaionov BaaiXeiov deanotov des Patriarchen
Photios*) u. a. In dem Gedichte des Leon, das aus 189 (bei Christ 150)
teilen zu je 8 Silben besteht, ist eine bestinmite Zeilenart der quanti-
ierenden Poesie nachgeahmt. Auch in dem Gedichte des Photios scheint
ine anakreontische Zeile die Grundlage zu bilden. Wenn diese kleinen
JeichzeiUgen Gedichte als private Versuche ohne litterarhistorische Be-
eutung erscheinen, so hat eine andere gleichzeilige Versart der accen-
liierenden Poesie im späteren Mittelalter fast die ganze Litteratur erobert,
er sogenannte politische Vers. Über diesen s. S. 650 flf.
Im Gegensatz zu W. Meyer erblickt U. Grimme (in der S. 658 zitierten Schrift
. 90 f.) im Odarion des Leon, dem Basilioshymnus des Photios und dem Gebete des
ohannes von Damaskos Nachbildungen häufig vorkommender syrischer Muster. Mir
;heint das aus inneren Gründen unwahrscheinlich. — Interessant sind die rythmische n
nacreontica von 8 Silben mit dem Accent auf der 4. und 7. Silbe in einem Gebete in
er Vita des hl. Johannes von Damaskos. E. Bouvy, Anacr^ontiques toniques dans la vie
e S. Jean Damascene, B. Z. 2 (1893) 110 f.
290. Sprache. Die Stabilität, welche die byzantinische Schriftsprache
i\ allgemeinen charakterisiert, ist auch in der Sprache der Kirchen-
ichter bemerkbar. Doch konnten bei einer Gattung, die sich auf einen
o langen Zeitraum und so zahlreiche Autoren verteilt, sprachliche und
') Bouvy S. 199; ebenda S. 184 ff. son-
tige Beispiele rythmischer Prosa. Beson-
ers deutlich sind die Assonanzen u. a. bei
lulogios. Migne. PatroL gr. 86, 2913 ff.
>) Ed. Matranga, Anecd. 2, 683 und
Christ, Anthologia S. 48.
<) Ed. Christ, Anthologia S. 50. Vgl.
seine Proleg. S. 28; 89. Zu beiden Gedichten
) W. Meyer, a. a. 0. S. 385. ; vgl. W. Meyer S. 316 ff.
702
Bysantiniflohe LiUeraiarg6«oliiohto. IL PcMÜsoh« liiUniiiir.
Li
5eii
t
e
Tag
likTt
di
namentlich stilistische Differenzen nicht ausbleiben. Wie in der h
tinischen Prosa so vollzog sich auch hier bei aller Gleichfftrinigkeit
die Zeit und durch individuelles Bemühen eine wenn auch nicht selir
fallende innere Entwickelung. Bis jetzt sind freilich nur die allgemri
Thatsachen erkennbar. Die allen Dichtern gemeinsame sprachliche
läge, die durch die Stoffe selbst bedingt war, bilden die Schriften des
und neuen Bundes sowie die Kirchenväter. Im übrigen macht dd
Dualismus, der die Prosa beherrscht, auch hier fühlbar; wir
scheiden nämlich eine strengere, schulmässige, sogar mit alten
formen aufgeputzte und eine einfachere, dem volksmässigen V«
näher stehende Stilgattung. Vertreter der ersteren sind vor allen
ältesten christlichen Dichter, welche auch in ihrer Metrik mit wai
Ausnahmen der klassischen Tradition folgen, wie Clemens von Ate*]
xandria, Gregor von Nazianz, Synesios u. s. w. Von den Splten'
gehören hieher Sophronios, Johannes von Damaskos, EosmasiL
Haupttypus für die zweite Gattung ist Romanos, der sich nicU
durch die grösste Einfachheit des Satzbaues auszeichnet, sondern aadiiill^^'
der Formenlehre und im Wörterbuche eine Annäherung an das Vbll»||* ^
massige nicht scheut. Bei ihm treffen wir schon Analogiebildungen
x}ccv{jv£(i für i>av€Tv, Spuren des vulgärgriechischen absoluten Partiripfl ii|J*^
der häufigen Konstruktion des Neutrum Singularis mit einem Partizip
"Oi'va^ z. B. craJjita — ovra. Manche Lizenzen gestatteten sich die Utr ^
loden wegen des Metrums; daher findet man orav und eav bald mit detl^^
Konjunktiv, bald mit dem Indikativ verbunden, den Vokativ amtBQ netal"^^
(ftorrJQj O^vyareQ neben ^ryar?;^, narsQ neben nartJQ u. s. w. Weniger aatl^
fällig ist die häufige Verbindung eines Superlativs in der Masknlinfonlr ^
mit einem Substantiv weiblichen Geschlechtes z. B. dvawdäarcnov ^^ofk
u. s. w. ; denn Ähnliches haben schon Homer, Thukydides und andere ah
Autoren. ^} Im grossen und ganzen bewahren auch die Meloden des freienif^
Stils eine richtige Mitte; sie bleiben dem Volke verständlich, ohne etwn
von der dem erhabenen Gegenstande angemessenen Würde preiszugebai
Die nicht unbedeutenden Differenzen innerhalb dieser Gruppe, insbesondere
das sprachliche Verhältnis der Studiten zu Romanos und den übrign
älteren Meloden, bedürfen noch der Untersuchung.
291. Ursprung der rythmischen Poesie. Über die Herkunft der
rythmischen Form gab es früher zwei Hypothesen. Nach der einen be-
stand ry thmische oder vielmehr durch den Accent bestimmte Dichtung schon
in alter Zeit bei dem ungebildeten griechischen Volke neben der gelehrteren,
auf der Quantität beruhenden Poesie. Da es jedoch an sicheren Beweisei
für diese Hypothese mangelt,^) hat sie wenig Anhänger gefunden') nnl
0 Belege bei Bouvy, a. a. 0. S. 801.
S. z. B. Thukyd. ed. Classen TU 89. üeber
eine ähnliche Erscheinung (das Schema Jtoy
TtoXetjy aneyytüxoTüjy) s. Lob eck, Aglao-
phamus, Königsberg 1829 S. 216 ff.
*) Vgl. Fr. Ritschi. Opuscula 1 (1886)
288—299, und W. Wagner, Medieval Greek
tcxts, London 1870 S. I ff. Metrische Er-
klärung des lesbischen Mühlenliedes, auf du
sich Ritschi stützte, von U. v. Wilam owiti*
Möllendorff, Hermes 25 (1890) 227.
') Zu ihnen gehOrt z. B. StevensoB,
a. a. 0. S. 520: «L'accent qni seul agisBtit
sur les masses et provoqnait lea acclana-
tions ou les sifflets des amphith^fttres, a ^t^
de tout temps T&me de la po^ie populaire.
irolmpoMle. B. Dia Ponn dar rrthmkohan Erdwndiobtnng. ($ 201) 703
wie die ihr verwandte Behauptung, das Neugriechische habe schon
griechischer Zeit im Volksmunde bestanden, ohne weitere Erörterung
2ite geschoben werden. Verlockender schien die zweite Erklärungs-
: Als die Unterscheidung der kurzen und langen Silben, d. h. der
jtät, allmählich verloren ging und in der lebendigen Sprache nur noch
-ccent herrschte, sei an Stelle der alten Quantitätspoesie die Accent-
! getreten, Dasa die genannte Veränderung der Aussprache viel
ist als die ersten Spuren der rythmischen Poesie, wiSrde diese Er-
ig nicht hindern; denn von der langsamen Veränderung der Aus-
iie bis zu einer auf sie gestützten Neuschaffung einer poetischen Form
n sehr weiter Schritt, der keineswegs sofort gemacht werden musste.
grössere Schwierigkeiten bereitet eine andere Erwägung. Wäre die
lische Poesie geraden Weges aus der quantitierenden hervorgegangen,
ire zu erwarten, dass man einfach an Stelle der langen und kurzen
I die stark betonten und die schwach betonten gesetzt, d. h. dass
die alten jambischen, trochäischen und anderen Zeilen nach dem neuen
ip des Accents nachgebildet hätte. Statt des alten, nach der Quan-
gebauten Trimeters erwarteten wir also einen nach dem Accent ge-
n; so lesen wir z. B. auf lateinischen Grabinschriften nach dem
accent betonte Nachbildungen des quantitierenden Hexameters wie:
Iritis iacentum piis laus datur sepulchri. Allein merkwürdigerweise
eses scheinbar so nahe liegende Verfahren, welches Opitz fUr die
che Nachbildung antiker Strophen eingeführt hat, nicht eingeschlagen
in. Von einer Nachbildung bestimmter Verszeilen, ja auch
gestimmter VersfUsse der quantitierenden Metrik ist in der
mischen Dichtung keine Spur. Die zuletzt noch von Deutsch-
I') und einigen Griechen*) verteidigte Anschauung, die Rythmen-
]ng sei aus einer Nachahmung altgriechischer Formen entstanden,
spricht den Thatsachen und ist völlig ausgeschlossen. Eine wirk-
Nachbildung einer alten Zeilenart ist, von unbedeutenden einzelnen
Lchen wie den Gedichten des Leon und Photios abgesehen, nur der
ische Vers, der aber erst auftritt, als die rythmische Poesie schon
Blüte erreicht hat. Mithin wird auch die zweite Hypothese vom
ninge der rythmischen Poesie durch die Thatsachen widerlegt.*)
Nachdem sich so die zwei Erklärungen, welche die rythmische Poesie
n einheimisches Erzeugnis aufiFassten, als verfehlt erwiesen hatten,
3 der Versuch gemacht, sie aus semitischen Vorbildern abzuleiten.
1, Stevenson und Bouvy äusserten diese Idee nur ganz allgemein
nit vorsichtiger Zurilckhaitung; Wilhelm Meyer hat sie mit grosser
rsamkeit methodisch durchgeführt und zu begründen versucht: Von
emitischen Christen, welche der Quelle des Christentums näher standen
oque de Is däcsdence litt^raire de la
et de Rame, ce n'«at paB qd 6\emeat
lU qui Borgit ; loin de Ih, c'est un prin-
tseDtiellemeDt populaire, tDUJoure vital,
-e foule laugt ein ps par t'ariatocratie de
«die clasBique, qai revient ä la Burface
read sa revaache.*
>) A. a. 0. (b. 8. 657) 29: KbjtliiDiu
carmiaa et politica et byinaica eodam mo^
ex imitatione vetemm Grflecoram aata 4
') Vgl. 8. 691.
>) W. H ev«!- S. 315 ; 31S; 8Mi|
Bonvy S. 822 B.
704 Bysantinisohe Litteratargesoldoliie. IL PoetiMho UtUral«*.
als die Griechen und Lateiner, sei mit dem Christentum die rythm
Dichtungsform zu den lateinischen und griechischen Christen gewai
Sicher erwiesen sind bei den Semiten die alphabetische Akrosti
und der Reim; allein die Keime dieser zwei Eigentümlichkeiten der
mischen Poesie finden sich, wie in §§ 287 f. dargelegt wurde, aod
den Griechen und Lateinern so deutlich vorgebildet, dass för d
Annahme einer Entlehnung aus der Fremde durchaus nicht notwendi
scheint. Auch wenn die eine oder andere dieser Eigentümlichkeit^
völliger Sicherheit auf ein semitisches Vorbild zurückgeführt werden U
so wäre damit noch keineswegs die Entlehnung des ganzen Oebi
der rythmischen Dichtung erwiesen. Wenn wir aber von Reim
Akrostichis absehen, so herrscht über die Grundgesetze der hebriif
und syrischen Poesie unter den Orientalisten der heftigste Streit; sdl
prinzipiellen Punkten gehen die Meinungen noch weit auseinander. *)
stehen wir mithin auf einer sehr schwankenden Grundlage; selbst
umfassenden Gelehrsamkeit W. Meyers ist es nicht gelungen, diei
ausreichend zu befestigen, und die Ausführungen des Orientalistei
Grimme, der W. Meyer beistimmt und im einzelnen in der Anna
semitischer Vorbilder noch über Meyer hinausgeht, scheinen bei bemfi
Forschem auf Widerspruch zu stossen. Solange die Orientalisten
über die Grundfragen der hebräisch-syrischen Metrik nicht geeinigt hal
kann eine Beweisführung, die doch wesentlich von der richtigen Entsc!
düng dieser Grundfragen abhängt, nicht überzeugen. Die Frage ist ds
wohl noch als eine offene zu betrachten.
Wenig günstig für die Hypothese einer einfachen Entlehnung
der Fremde ist die kaum zu leugnende Thatsache, dass in der grie
sehen Rythmenpoesie eine langsame Entwickelung von kleinen
schwachen Anfängen zu grösster Kunstfertigkeit vorliegt. Wäre das Q
ein importiertes Werk, so hätten wir wohl das plötzliche Auftreten fen
Schöpfungen zu erwarten, ähnlich wie in der römischen Litteratur die
griechischen Boden verpflanzten Gattungen sofort im wesentlichen s
schlössen erscheinen. Gegen die Entlehnung spricht ferner der sehi
deutende Unterschied zwischen der griechischen und lat<
sehen Kirchendichtung. Wäre sie aus dem Orient eingeführt, so I
sich wohl gerade in den frühesten Proben derselben auf lateinischen]
griechischem Boden eine grosse Gleichmässigkeit erwarten-). Man
3war die Wirkung orientalischer Einflüsse auf die griechische Kir
dichtung nicht ableugnen dürfen, unsicher bleibt aber, in welcher W
in welcher Ausdehnung, ob auf direktem oder indirektem 'V
wir uns dieselben wirksam denken müssen. Manche Eigentümliehkei
hebräischen Poesie wie der Parallelismus, die kurzen Satzglieder kl
auch in der Septuaginta nach und wirkten von hier auf die Kir
dichtung der Griechen; die ältesten Akklamationen wie das Jo^a ev ri/i
u. s. w. stammen aus der Psalmenübersetzung. Wenn ferner die Ex
') Bouvy, a. a. 0. S. 10 ff.
«) Dreves, Götting. Gel. Anz. 1886, 1, 291.
1. Kirohenpoeaie. B. Die Form der rythmischen Kirohendiohtimg. (§ 291) 705
.jiner stark rythmischen Prosa voll Assonanzen und kurzer, gleich-
näßsiger Satzteile schon bei heidnischen Profanautoren und noch mehr in
jer Septuaginta und bei christlichen Schriftstellern zweifellos ist, so muss
loch sehr erwogen werden, ob nicht hier der erste und wahre Aus-
Sangspunkt zu suchen ist; die einzige, durch die Bekanntschaft mit der
intiken Lyrik sehr nahe gerückte Idee der öfteren, strophenmässigen
Wiederholung des rythmischen Prosasatzes genügte, um den Übergang zur
.rythmischen Poesie zu vollziehen, die ja von den Griechen selbst noch
m Mittelalter nur als eine Abart von Prosa betrachtet wurde. Daneben
cann immerhin die Bekanntschaft mit dem syrisch-hebräischen Kirchen-
Gesang mitgewirkt, kann die Bewegung beschleunigt oder in ihrer Richtung
)eeinflusst haben. Als in der lebendigen Sprache die Unterscheidung der
Quantität verloren gegangen war, musste die Dichtung ganz von selbst
3ine neue Form aufsuchen, wie die Pflanze, der auf einer Seite Boden
jnd Licht entzogen wird, sich instinktiv nach der andern Seite hinwendet
and dort ihren Lebensbedingungen nachstrebt. Für lebendigen, herz-
rrhebenden Gesang war die quantitierende Poesie völlig unbrauchbar ge-
worden; als natürlicher Ersatz bot sich zunächst eine rythmisch ausge-
ildete Prosa, die durch Verfeinerung der Assonanzen und durch die
T'iederholung gleicher Komplexe sich zur rythmischen Poesie erhob.')
CLSS die rythmische Poesie mit dem Christentum auftrat und auch
»S.ter auf die Kirche beschränkt blieb, kann für den Ursprung schwer-
3I1 etwas beweisen; denn es ist natürlich, dass der konsequente und
koksichtslose Bruch mit der heidnischen Tradition zuerst von den Christen
ollzogen wurde, die auch in anderen Beziehungen ohne Scheu das helle-
Ische Herkommen überschritten. In den Dichtungen der heidnischen
kriechen und auch in den christlichen Profanpoesien, die nur auf gelehrte
^ung und ästhetisches Vergnügen abzielten, behauptete sich die alte
Ichultradition der quantitierenden Metrik.
flauptschrift: W. Meyer, Anfang und Ursprung der lateinischen und griechischen
^^rthmischen Dichtung ; dagegen Dreves, Deutschmann und Kawczynski, a. a. 0. (s. S. 657 f.).
'^~ Hubert Grimme, Der 2Strophenbau in den Gedichten Ephräms des Syrers. Mit einem
^hange ttber den Zusammenhang zwischen syrischer und byzantinischer Hymnenform.
Collectanea Friburgensia, vol. II, Freiburg (Schweiz) 1893 (kommt zu dem Schlüsse, dasa
^e griechische Rythmik sowohl im Vers- als im Strophenbau aus der syrischen her-
vorging).
') Bouvy, a. a. 0. S. 19 f.; 273.
Handbuch der klaas. AttertumswiMenachaft IX. 1. Abtlg. 2. Anfl, 4^
2. Profanpoesie. pSiuSQ-
292. Vorbemerkung. Die Überschrift dieser Abteilung ist iiIfQen und
weitesten Sinne zu verstehen. Wir fassen hier, wie schon oben (S. fitWifige Tel
angedeutet ist, alle nichtliturgische Poesie zusammen, die zum Teil wiiU \\'^^
liehe Profanpoesie ist, zum Teil aber auch religiöse Gegenstände besn^liQ Profan
Das unterscheidende Merkmal ist also weniger der Stoff als die AbsiclLt. hiohte
und Form. Während die Kirchenpoesie dem praktischen Bedürfiusse dih^z eefun
Erbauung und Erhebung dient und in ihrer Form ganz neue Bahnen ebh^i^rr des
schlägt, verfolgen die Werke der zweiten Abteilung rein litterarische ZweehL letzte J
und erscheinen als mehr oder weniger getreue Fortbildungen antikat vtrbuE
Gattungen. Die wichtigste Konzession, welche die byzantinische Pro{Bl|i3.-t b^wu]
poesie dem Geiste ihres Zeitalters machte, ist der politische Vers, dllN<ii.-ijte ,
nun mit den antiken Metren um die Herrschaft streitet. Bei der AnoriK^^ xuli;
Ordnung des ganzen Abschnittes erhob sich die Frage, ob die poetischilteic das q
Gattungen, deren Charakter und Geschichte oben (S. 641 ff.) in allgem^BaL J-iiianne
Zügen geschildert worden ist, nun auch in der speziellen Darstellang ikl;^^^^^^
gesondert werden sollen. So sehr die systematische Betrachtung oickBäurische]
Epos, Lyiik, Drama, lehrhafter Poesie, Satire u. s. w. sich namentlich llrftt fa^t au;
ein Handbuch zu empfehlen scheint, so sprechen doch bei der byzantinisclMiL' fTit-derh
Poesie innere und äussere Gründe, namentlich der eklektische Charaktelroi Stud
der Dichter und der Mangel einer grossen, deutlichen Entwickelung imo-Wi «jem 1
halb der einzelnen Arten, gegen die strenge Durchführung der Eidolos^t^ai.ser
Während in der altgriechischen Litteratur die schöne Gliederung tvw^V^ epigi
Gattungen auf der Thatsache eines organischen Wachstums be^^V^^^.** ^
müsste sie hier künstlich erzwungen werden. Dadurch entstünde im ^^^?3L ^*x^
eine geschichtlich unrichtige Vorstellung von dem Wesen und Entn^^^
lungsgange der byzantinischen Poesie. Die Einsicht in ihren verschn^^^'.jjÄ'
menen Grundcharakter würde durch das willkürlich erzeugte Tru^^l^^^Vs^
eines selbständigen Eigenlebens der Arten gestört. Nicht weniger sc^ ^ö^* V
sind die praktischen Bedenken gegen die Anwendung des eidologisO^^ tf^\
Systems. Einerseits müssten die meisten Poeten in mehrere StQcke t .-^^rii^^
rissen werden, was dem tektonischen Prinzipe des ganzen Buches wicr-^^ei^^^*
spricht, andererseits könnten die einzelnen Fächer doch nur sehr nngleS^^^^iÜ^
massig ausgefüllt und abgerundet werden. Was für einen Sinn hJ^^^^deT
z. B. eine Abteilung für dramatische Dichtung, die nahezu mit
2. Profanpoesie. (§ 292) 707
onymen Passion beginnen und mit derselben wieder aufhören müsste?
lenso fehlt es auf dem Gebiete des Romans an einer dauernden und
eif baren Entwickelung; nachdem die Gattung über ein halbes Jahr-
jsend brach gelegen war, erscheinen auf einmal vier Werke, fast isoliert
td durch keine Mittelglieder mit ihren Vorbildern verbunden. Am dank-
Tsten wäre eine selbständige Betrachtung des spätgriechischen und
2antinischen Epigrammes; doch konnte um dieser einen Art willen
SS allgemeine Prinzip nicht durchbrochen werden.
An einer zusammenhängenden Untersuchung der gesamten byzan-
Jschen Profanpoesie fehlt es noch. Daher konnten die Entwickelungs-
afen, die inneren Zusammenhänge, die wechselseitigen Beziehungen und
^ Einflüsse der poetischen Arten unter sich und der ProsaUtteratur nur
i.ckweise angedeutet werden. Wir vermochten auch hier beim besten
Sllen und den höchsten Ansprüchen an Zeit und Kraft nur eine vor-
ige Uebersicht zu geben, die zu weiteren Forschungen anregen mag.
Was aus dem 6. Jahrhundert, mit dem unsere Darstellung beginnt,
» Profanpoesien zu berichten ist, hat teils schon in der Litteratur-
schichte von Christ, teils in der Besprechung der Anthologien (§ 304)
sKtz gefunden. Georgios Pisides, der einzige hervorragende Profan-
^liter des 7. Jahrhunderts, hat ein Doppelgesicht: einerseits ist er, als
wr letzte Ausläufer der Schule des Nonnos, mit dem ausgehenden Alter-
m verbunden, andrerseits bildet er für die Dichter der Folgezeit das
^ist bewunderte, eifrigst nachgeahmte Vorbild und spielt dadurch in der
tfichichte der byzantinischen Profanpoesie eine bedeutende Rolle. Nach
Bides folgt in der hellenisierenden Dichtung eine grosse Lücke, die durch
aige das quantitierende und das rythmische System verbindende Gedichte
& Johannes von Damaskos nur notdürftig ausgefüllt wird. Erst mit dem
Jahrhundert beginnt in der Profanpoesie wie in den meisten übrigen
t^rarischen Fächern wieder eine regere Thätigkeit, die sich jedoch längere
rit fast ausschliesslich auf die Epigranmiatik beschränkt. Das Verdienst
I- Wiederbelebung dieser poetischen Gattung gebührt dem Abte Theo-
jTOS Studites (f 826), der sich den Pisides zum Muster nahm. Bald
c?h dem Tode dieses heldenmütigen Verteidigers der Bilder beteiligte
tM Kaiser Theophilos, allerdings auf eine sehr merkwürdige Weise,
^er epigrammatischen Poesie, indem er den Brüdern Theophanes und
^ophilos zwölf von ihm selbst verfasste Trimeter auf die Stirne brennen
i^. Die Erzählung der näheren Umstände dieser Bestrafung zeigt, wenn
auf Wahrheit beruht, dass man zur Zeit des Theophilos, obschon da-
[is die litterarische Renaissance kaum begonnen hatte, auf metrische
rrektheit grosses Gewicht legte. Der Kaiser begleitete seinen Befehl
c3eii Beamten mit den Worten: „Und wenn die Verse nicht gut sind,
tiS^Ümmere Dich das nicht l*^ Er wusste nämlich, dass die zwei Brüder
^ gelehrt und in der poetischen Formenlehre genau bewandert waren.
Höfling erlaubte sich den schlechten Witz: „Sie verdienen nicht ein-
, dass die Verse gut seien. ''i) Unter Kaiser Theophilos und seinem
^) SkylitzesEedrenoa ed. Bonn. 2, 114—117. Zonarai od. Büidofff 1^ 40B. Goor-
708
BysanünuMshe Litteratnrgesohichie. IL Poetisch« Idttecmtar.
Nachfolger Michael hat eine Dichterin, die originelle Kasia, sie
Glück im epigrammatischen und gnomologischen Spiele versucht
im Anfange, teils um die Mitte und gegen das Ende des 9. oder di
fang des 10. Jahrhunderts schrieben Ignatios der Diakon, Iga&tk
Grammatiker, Eometas, Konstantin der Sizilier, Konstantin der Bl
Kaiser Leon und Leon der Philosoph epigrammatische und verwandl
dichte. Unter Kaiser Nikephoros Phokas (963—969) veröffenÜicW
Diakon Theodosios sein Preisgedicht auf die Einnahme von Er^
trat damit zwar aus dem Kreise der Kleindichtung heraus, braucht!
kein anderes Vorbild zu suchen als den Dichter, dem auch die Epi
matiker folgten, Georgios Pisides, unter dessen Werken sich ähnliche
gyrische Gedichte befinden. Weit höher steht ein anderer Dichte
der zweiten Hälfte des 10. Jahrhimderts, Johannes Geometres, de
vornehmlich dem Epigramm und der poetischen Beschreibung du
Zählung widmete. Im 11. Jahrhundert haben Christophoros von]
lene und Johannes Mauropus das Sinn- und Gelegenheitsgedid
die Höhe seiner Blüte gebracht. Vom Ausgange des 11. Jahrhunder
zum Ende der byzantinischen Periode wird die Produktion in der P
poesie mannigfaltiger und reichhaltiger. Zu den Epigranmien und Oe
heitspoesien, die unvermindert fortbestehen, treten nun zahllose,
tödlich langweilige Lehrgedichte,*) an denen namentlich Michael F
Johannes Tzetzes, Johannes Kamateros und Manuel Philes teil habe
grossen Romane des Prodromos, Manasses, Niketas Eugenianos
Eustathios Makrembolites, dieVerschroniken des Manasses und Ef
die erbaulichen und moralischen Gedichte des Philippos Sol
und des Georgios Lapithes, allegorische Dichtungen wie das se
Werk des Meliteniotes, endlich sogar dramatische Versuche ir
Christus patiens und die Scheindramen des Manuel Philes. Weit
aber, als die Poesie in der Komnenen- und Palaeologenzeit an H
faltigkeit und Umfang gewann, verlor sie an innerer Kraft und
Individualität. Agathias, Georgios Pisides, Theodoros Stu
Johannes Geometres, Christophoros von Mytilen
Johannes Mauropus bleiben die Hauptvertreter der Profanpoei
griechischen Mittelalters. Bei den übrigen weltlichen Dichtern
selbst eine nachsichtige Beurteilung nur wenig nach Form und
Erfreuliches zu entdecken. Mehr als auf anderen Gebieten der
tinischen Litteratur muss man hier von einer absoluten ästhetischei
gios Monachos ed. Muralt 714 f. Theophanes
Continuatus ed. Bonn. 104—106. Leon Gram-
matikos ed. Bonn. 226. Diese Chronisten
(ausser Leon Grammatikos) geben auch den
Text der Verse. Skylitzes fügt dazu noch
zwei weitere epigrammatische Zeugnisse:
einen Brief der zwei „Gezeichneten*^ an den
hl. Methodios und die Antwort des Methodios
(auch bei Glykas ed. Bonn. 538). Die zwölf
Trimeter des Theophilos sind auch separat
überliefert z. B. im Cod. Vindob. theol.
gr. 325 (Nessel) fol. 54.
0 Ausser bei den Griechen isi
wohnheit, wissenschaftliche Stoffe i
teren Erlernung in Verse zu kle
sonders bei den Indern seit alter !
verbreitet. Sie existiert dort bis
heutigen Tag, nicht bloss in Sanskri
sondern auch in den Sanskritschi
Kollegion, die noch nach der alt
geleitet werden. VgL £. Clive-
The Journal of the royal Asiatic
New Series 14 (1882) 868 f.
3. ProfaopoeBie. (§ 293) 709
:ung absehen und sich bemühen, von einem relativen, rein wissen-
tiaftlichen Standpunkt aus die Flucht der Erscheinungen mit dem resig-
3rten, aber liebevoll begierigen Blicke des Philologen, des Kulturhisto-
cers, des Völkerpsychologen zu begleiten.
1. Sammelausgaben: Die Sammlangen der Epigramme sind zu § 304 notiert.
Byzantinische Romane mit den alten Romanen edd. Ph. Le Bas und Boissonade in
s Erotici Scriptores, Paris, Didot 1856; wiederholt 1885. — Ed. R. Horcher, Erotici
-iptores, 2 Bde, Leipzig, Bibl. Teubner. 1858—1859. — Andere Sammelausgaben existieren
St. — Wünschenswert ist zunächst eine Sammlung der Gelegenheitsdichtungen
ttorischen Inhalts, die eine gute Ergänzung zu den übrigen Geschieh tsquellen bilden
^le, und eine Sammlung der in die Ausgaben der Anthologie nicht aufgenommenen
. igramme.
2. Zur Ueberlieferung: Eine Zusammenstellung der ziemlich seltenen Uss, die
sAntinische Profanpoesien in grösserer Zahl überliefern, wäre in mancher Beziehung
erreich. Vornehmlich kommen gewisse meist aus dem 13. und 14. Jahrhundert stammende
»fananthologien mit vorwiegend rhetorischem Charakter in Betracht, die änsserlich durch
» Grossoktavformat, das eigentümliche filzige Papier und die schnörkelhafte Schrift
^ht erkennbar sind. Zur Erleichterung der Aufgabe seien hier einige Sammelhss
^antini scher Profanpoesien verzeichnet, die ich mir gelegentlich notiert habe,
s, die nur Werke eines Dichters enthalten, z. B. die zahlreichen Hss des Manuel Philes,
mben ausgeschlossen: Athen. 1040 s. 14; Athous. 8814 s. 16; Barber. 246 s. 11
Akreontische Sammlung); Barber. 1 74 (eine von Leo AUatius veranstaltete Samm-
i^ von Epigrammen); Barber. II 61 s. 13; Barber. III 29; Barber. IV 72;
. 41. Barocc. 29 s. 11; Bodl. Barocc. 50 s. 11; Bodl. Canon. 126 s. 15—16; Bodl.
jBcell. 186 s. 12; Laur. 81, 2; Laur. 32, 52; Laur. Conv. Soppr. 627 s. 18; Marc.
=C s 14 und XI 22 s. 14; Neapel. III. A. 6 s. 14; Paris. 1630 s. 14; Paris. 1720
1.5; Paris, suppl. gr. 384 s. 10; Paris, suppl. gr. 690 s. 12; Vatic. Pal. 856 s. 14
tzt wieder in Heidelberg); Vatic. Pal. 367 s. 13. — Für die ueberlieferung der Epi-
ammatik kommen auch zahlreiche Hss von Heiligenleben und Homilien in Betracht,
denen sich häutig Epigramme auf Apostel, Heilige und Kirchenväter zerstreut finden,
Erdings meist nur bekannte Stücke. Einige Proben und Notizen aus solchen Hss gab z. B.
Sakkelion, JeXrioy 2 (1885—1889) 584—586, und naTfÄiaxij ßißXio&^xtj, Athen 1890
56, 59 f.. 79, 93, 121 f., 128, 156 f., 159 (Verse des Niketas Paphlagon), 169 f., 190.
3. Von den Dichtern des 6. Jahrhunderts werden die Epigrammatiker im § 304
«rähnt. Ausserdem sei hier auf den Anakreontiker Georgios Grammatikos
ngewiesen, der im Anfang des 6. Jahrhunderts lebte. Er verfasste in achtsilbigen
Dakreonteen Epithalamien und poetische Meleten [fjiBXittti). Sein Lieblingsthema
Aden die verscniedenen Rollen, welche die Rose in der alten Mytiiologie spielt, z. B.
Vas sagte wohl Ares, als Aphrodite durch einen Rosendom verletzt wurde? Was
agte wohl Apollo, als er bei der Verfolgung der Daphne durch Rosendomen aufgehalten
mrde? Was sagte Phaedra, als sie den Hippolytos mit Rosen bekränzt sah? VieUeicht
lehört ihm auch das mvthologische Anakreontikon E/c rd BgovfidXia, das im Cod. Barb.
A6 dem Grammatiker JxoXov&og (von H. Weil in KoXov&og d. h. in den Namen des
ekannten epischen Dichters emendiert) zugeschrieben wird. Die Gedichte des Georg
1 P. Matranga, An. gr. 2 (1850) 573 ff., 648 ff. — Zum Teil wiederholt von Th. Bergk,
oetae lyrici graeci 3 (1867) 1098-1108. — Das Gedicht des Georgios (Koluthos?)
if die Brumalien ed. Matranga, a. a. 0. 2, 571 f. Wiederholt von Bergk, a. a. 0. 3, 1097.
- Vgl. Fr. Haussen, Philologus, Supplementb. 5 (1889) 205 f. ~ Des Georgios Melete
»er Apollos Verfolgung der Daphne steht im Cod. Laur. 82, 52 fol. 124 unter dem
amen Konstantin des Siziliers, der hier aber nicht Philosoph, sondern Grammatikos
»isst (vgl. § 302). Gegen diese Zuteilung spricht schon der Umstand, dass in derselben
8 fol. 124^ dem Konstantin auch Verse an den Kaiser Isaak Komnenos zugeschrieben
arden, die ihm aus chronologischen Gründen nicht gehören können.
293. Qeorgios Pisides (Aw^^/o^ o IliaiStjg), nach seiner Heimat
isidien benannt, unter Kaiser Heraklios (610 — 641) Diakon der Sophien-
rehe und Chartophylax in Konstantinopel, ist der beste Profandichter
)r byzantinischen Zeit. Seine Darstellung ist einfach und verständlich,
dne Verse fliessend und von grosser Korrektheit. Auffallend ist, dass
- auch für die rein historischen Gegenstände ausschliesslich den jam-
: sehen Trimeter verwendet. Nur in dem Gedichte über das mensch-
710 BysaniiniBohe Litter aturgeaohichte. II. Poetiaoha Idtteratwr.
liehe Leben hat er den Hexameter und zwar in der von NonnoB
brauchten Form gewählt. Die formalen Vorzüge des Pisidiers blieben i
den späteren Byzantinern nicht verborgen, und Psellos beantwortet
einem ausführlichen Briefe die an ihn gerichtete Frage: TT; au
xQshtoVy 6 Eiqimdifi rj o Uiaiärfi; Dem Chronisten Theophanes di
er als historische Quelle; ausserdem verwerteten ihn vor allem Sui
und Tzetzes. Die Oedichte des Pisides behandeln teils politische B
nisse seiner Zeit, teils philosophisch-theologische und rein dogmatj
Gegenstände; dazu kommen Epigramme und sonstige kleinere Stücke.
nennen zuerst die drei historischen Oedichte: 1. Über den F
zug des Kaisers Heraklios gegen die Perser: Eig tijv xa%d n§f
sxCTQateiav "^HqaxXsiov zov ßaa^Xtioq^ in drei Abschnitten {ßaiQodaeiq)^ i
Pisides die glücklichen Kämpfe des Heraklios gegen die Perser schi
(1093 Trimeter). 2. Ein Gedicht über den Angriff der Avaren
Konstantinopel im Jahre 626 und die Abwehrung desselben durch
Hilfe der hl. Jungfrau: Eig trjv yevoiiävriv itfoSov twv ßaQßaQoav mo
%iqv avTwv äcToxiav rjroi ixd'eaig rov yevofievov noXäfiov slq ro tsixi^
KoDvatavTivovnoXeoDg fisra^v UßaQwv xai zm» noXivcov (541 Verse). 3.
raklias: ^HQaxXiäg tjtoi elg rrjv zeXefav nt&aiv Xocqoov ßaaiJiäwg i7c(
ein Panegyrikus auf des Kaisers Heraklios endgültigen Sieg über Choc
(471 Verse in zwei Akroasen). 4. Das umfangreichste Werk des Pii
ist sein Hexaemeron: 'E^aijfieQov 17 xotrinovQyia, ein philosophisch-t
logisches Lehrgedicht über die Erschaffung der Welt mit zahlrei
Beziehungen auf die Zeitgeschichte. Der schon von den Alten behan
Vorwurf (Ovids Metamorphosen, Philon JI^qI xocfxoTtouag u. s. w.) l
ein Lieblingsthema der christlichen Autoren; Kommentare zum Hexa
ron gaben Basilios der Grosse, Gregor von Nyssa, Epiphanios, Bii
von Constantia auf Cypcrn (4. Jahrhundert), Kosmas Indikopieustc
seinem geographischen Werke (s. § 171) und viele andere. Pi
schliesst sich in seinen naturwissenschaftlichen Erklärungen vorzü
an Aristoteles an. Zu beachten ist auch sein Verhältnis
Aelians Varia Historia. Von dem Hexaemeron existiert auch eine
menische und eine i. J. 1385 von Dimitri Zograf nach einem süds
sehen Exemplar abgefasste slavisch-russische Übersetzung. 1
stimmen mehr unter sich als mit unserem griechischen Texte üb<
(1910, bei Horcher 1894 Trimeter). 5. Auf die Eitelkeit des Leb
Etg Tov (xccTaiov ß(ov (262 Verse), eine elegische Betrachtung nach
Muster des Ecclesiasten ; das Gedicht ist dem Patriarchen Sergios
widmet, auf dessen Veranlassung es auch entstanden zu sein sei
6. Gegen den gottlosen Severus von Antiochia: Kazd dvaas
levTjQov 'AvrioxsCag (726 Trimeter), ein dogmatisches Lehrgedicht g
den Häretiker Severus, der, anfanglich Advokat in Berytos, 513
Bischof erhoben, 536 wegen seiner frrlehre verdanmit wurde. 7.
Hymnus auf Christi Auferstehung: Elg zrjv äyiav tov Xqicxov
dvdazaaiVy um 628 abgefasst. 8. Ein im Anfang verstünmieltes Qe
über einen hässlichen Menschen namens Alypios, das mit den S
gedichten des Psellos (s. S. 439 flf.) zu vergleichen ist; ein Gtedicht
8. ProfanpoeBie. (§ 293) 711
Itolich der Wiedererobening des von den Persern geraubten hl. Kreuz-
iolzes durch Kaiser Heraklios im Jahre 628 (116 Trimeter); eine Be-
*.;rüB8ung an Heraklios, als er im Jahre 610 den Tyrannen Phokas
UQrzte und selbst den Thron bestieg (89 Trimeter); ein Preisgedicht
*'in den Patrikios und Statthalter Bonos (168 Trimeter). Diese
^'janze Gruppe von Gedichten überliefert nur der herrliche Cod. Paris,
"luppl. gr. 690. 9. Ein durch Schwung der Darstellung und Wohlklang der
Verse ausgezeichnetes Gedicht Auf das menschliche Leben: Eig tov
'^x^Qoijiivov ßiov (90 Hexameter). 10. Zahlreiche jambische Epigramme über
geistliche und profane Vorwürfe z. B. Johannes den Vorläufer, die Heiligen
'Kosmas und Damianos (£eg tovg dyt'ovg draQyvQovg), Gregor von Nazianz, Gregor
'Ton Nyssa, Basilios, Panteleemon u.s. w., Moses, ein Christusbild, ein Kirchen-
' ihor, die von dem Patriarchen Sergios gestiftete Bibliothek, ein vom Kaiser
'Heraklios wiederhergestelltes Bad, den Kaiser Konstantin (den Sohn des
-^Heraklios), die Podagra (ein Lieblingsthema der byzantinischen Epigram-
matiker!) u. s. w. Das Epigramm „An sich selbsf* {Elg iavtov) behandelt
ein Thema, das seit den grossen Dichtungen des Gregor von Nazianz
HsQi Twv xaip^* iavTov in der byzantinischen Epigrammatik häufig wieder-
kehrt. Dagegen gehört der von Querci auf Grund einer unzulänglichen
Kombination dem Pisides zugeschriebene "Vfxrog äxdxhiaTog nach dem Zeug-
nis der Handschriften dem Patriarchen Sergios (s. S. 671 f.).
1. Aasgaben: Ed. Querci in der von Fr. Foggini herausgegebenen Sammlung:
Opera Georgii Pisidae, Tbeodosii Diaconi et Corippi Africani Grammatici, Romae 1777 (als
Corporis historiae Byzantinae nova appendix). — Die drei historischen Gedichte auch im
Bonner Corpus ed. von I. Bekker, Bonn 1836. — Sftmtliche Werke nach Querci und
Bekker wiederholt bei Migne, Patrol. gr. 92, 1162—1756. — Hexaemeron: Ed. pr. Fr.
Morel, Paris 1584. Damach öfter wiederholt. — Zuletzt mit zahlreichen Verbesserungen
ed. von R. Hercher in: Claudii Aeliani varia historia, Lipsiae 1866, vol. 2, 603 — 662. —
Eine Reihe neuer Gedichte (bes. die unter Nr. 8 und 10 aufgezählten) ed. aus dem Cod.
Paris, suppl. gr. 690 L. Stern bach, Georgii Pisidae carmina inedita, Wiener Studien 13
(1891) 1 — 63; 14 (1892) 51—68. — Recht wünschenswert wäre nun eine Gesamtausgabe,
in welcher die frfiher bekannten Sachen und die bedeutenden neuen Funde in gereinigter
Form mit Kommentar und guten Indices zusammengefasst würden.
2. Uebersetzungen: Li tteratumach weise zur armenischen Uebersetzung und
Vergleichung derselben mit dem griechischen und slavischen Texte von Emilio Teza,
DeirEssaeroero di Giorgio Piside socondo la antica versione armena. Rendiconti della R.
accademia dei Lincei, classe di scienze morali, stör, e filol., Serie V., vol. II., parte I.
(1893) 277—297 (für den griechischen Text wird hier ausser den Drucken auch der Cod.
V
Marc. 620 beigezogen). — Die slavische Uebersetzung od. J. Sljapkin, Das Hexae-
meron des Georgios Pisides in einer slavisch -russischen Uebersetzung vom J. 1385, in den
»Denkmälern des alten russischen Schrifttums* Nr. 32, Petersburg 1882 (mir unzugänglich).
Vgl. J. Sljapkin, Georgios Pisides und sein Gedicht über die Erschaffung der Welt in
der slavisch-russischen Uebersetzung, Joum. Min. 1890 Bd 269 Juni S. 264-294, und die
Bemerkung von V. Jagiö, Arch. slav. Philol. 11 (1888) 637. — Lateinische Ueber-
setzung in der Ausgabe von Migne.
3. Hilfsmittel: Is. Hilberg, Epistola critica ad 1. Vahlenum, Wien 1877 S. 15
(Zorn Hexaemeron V. 158). — Th. Birt, Das antike Buchwesen, Berlin 1882 S. 304 f.
(Ober den abnormen Buchumfang des Hexaemeron). — Zur Beurteilung: E. Bouvy, Etüde
sor les origines du rythme tonique, Nimes 1886 S. 164—169. — Zur Metrik und Kritik:
W. Meyer, Zur Geschichte des griechischen und lateinischen Hexameters, Sitzungsber.
bayer. Akad. 1884 S. 1019 ff. — Is. Hilberg, Wiener Studien 8 (1886) 292-304 und 9
ilcBl) 207—222. — P. Nikitin, Bemerkungen zum Texte des Hexaemeron des G. Pis.,
Joum. Min. 1888 Bd 255 Januar- Februar S. 1—29, verwertet für die Textkritik die slavische
Uebersetzung des Hexaemeron. — Leo Sternbach, De Georgio Pisida Nonni seotatore,
Analeeta graeco-latina philologis Yindobonae congregatis obtulerunt coUegae CracovitniW
712 Bysaniinisohe LitteratiirgeBohiohte. IL Poettsdie Llti«imiar. I
et Leopolitani, Krakau 1893 S. 38-54. St. beweist hier, dass das Gedicht Eig lor tp||A^} ..
myoy ßioy, das £. Miller unter den Werken des Manuel Phiies (TI 384—888) W^■^\
gegeben halt«, in der That dem Georgios Pisides gehOrt^ zeigt, daaa Pisidea aeuM Hm|I^
nietor ganz in der Art des Nonnos gebaut bat, und gibt zum Schluss den kritisch geaiaW^pifc^l^
Text des Gedichtes. — Uebor eine frfther irrtOmlich dem Pisides zugeschriebene BeAiiBg|^^
den Märtyrer Anastasios s. S. 190. jlt
4. In manchen Hss z. B. den Godd. Paris. 2893 s. 16 und Paris. Bibl. MaiariiiH^^^"'
s. 16 geht das Hexaemeron des Pisides fälschlich unter dem Namen des Kyrillat TiMBüSa
Alexandrien, und unter diesem Namen ist das Werk zu Rom 1590 auch henuagepliil j|^ s^
worden (nach Ign. Hardt, Gatalogus codd. mss bibl. regiae Bavar. 2, 252; mir ist d| i..
Ausgabe unzugänglich). |(^^
294. Theodosios der Qrammatiker, ein gänzlich unbekannter Hunl
der sicher weder mit dem alten Grammatiker dieses Namens noch vär
Theodosios Diakonos, dem Autor der Akroasen über die Einnahme Kreliu^
etwas zu thun hat, vielleicht aber mit dem § 277 und 284 erwähnten ErUtel^
der Kirchenpoesie identisch ist, verfasste ein Gedicht (in 80 Trimetem) ÖWf^
eine ihm offenbar zeitgenössische Belagerung Konstantinopels darct|^
die Araber. Überschrift und Anfang lauten in der einzigen bis jetzt b»|^
kannten Handschrift, dem Cod. Bodl. Miscell. 142 (fol. 79'— Sl'^), m*U
Verbesserung der offenkundigen Fehler: OeoSoaiov toi yqafifiatixov cm|ii_
SC iafiß(ov €ig rd dqaßixd nkola^ otav eiXov avta ol XQiaTittvoi it* t§ KmtM^
atavxivoxmoXsi ßaaiXevorrog 'HQaxleiov rov v}'€oa€ßovg. Ol rdv /M*yan«il^
^avfititoDv toi isanoTov etc. Allein der Name des Heraklios berakt,!*'
wie Lampros dargethan hat, höchst wahrscheinlich auf einem Irrtum; dMl^
Oedicht bezieht sich vielmehr auf die zweite Belagerung Konstanti-I^'
nopels durch die Araber im Jahre 717 unter Kaiser Leon deil ^:
Isaurier. Dazu stimmt auch der Bau der Trimeter, die schon dordhlt^j
wegs auf der vorletzten Silbe betont sind. ■c:^"
1. Ed. pr. Sp. P. Lampros, 'latoQixd McXettjfÄttTttf Athen 1884 S. 129— HL - Ms j^.
Ebenda S. 141—144 ed. Lampros aus dem Cod. Vindob. hist. gr. 45 (Nessel) MI^.'
214—215, eine Prosaerzählune, die sich auf dieselbe Belagerung Kpels bezieht. Titei ^M^
Anfang derselben lauten: IUqi rrjg iXcvaetag xai dnoaigoff^g rcSy a&itay 'j4ya^^ytiy ÖJi^f -^7 ,
Tijjy xatd xiji ^eotpvXdxrov KnoXetog. !bV agxB ^V^ ßaaiXeiag Aioytog tov 'laav^ov rcpitl?,^:
Koymog. Vgl. § 273 Anm. 1 B. h^r.*
2. Helias Synkellos aus Jerusalem, der nach der ansprechenden Vermutim^i«V4^\^^
W. Stndemund im 8. Jahrh. lebte, verfasste ein erbauliches Anakreontikon ('^vcex^vuivV^
xatayvxTixoy) und ein Klagegedicht an sich selbst (9Qt^yt]xix6y etg kavioy), beide in vierxcSBi^V^^ '
Strophen mit alphabetischer Akrosticbis. Ed. P. Matranga, An. gr. 2 (1850) 641 -^^^if*^
- Vgl. Fr. Haussen, Philologus, Supplementb. 5 (1889) 203. >
295. Theodoros Studites, der strenge Asket, der mutige Verte — ^^ ^
der Bilder und der kirchlichen Freiheit, der unermüdliche Ermahnet ^^ ^
Belehrer seiner Mitbrüder, ist nach seiner persönlichen, litterarischeiC* ■
kirchenpolitischen Bedeutung schon von Ehrhard im Abschnitte über
logie S. 147 — 151 ausführlich gewürdigt worden. Er verdient aber ^ ^
in der Geschichte der byzantinischen Poesie eine aufmerksame BetriT^^T!
tung. Die Lücke, die in der byzantinischen Epigrammatik zwiscf^^
Georgios Pisides und den Dichtern des 10. Jahrhunderts klafft, wird l ^^^
nur durch Theodoros Studites ausgefüllt. Er bildet aber nicht bloss eiit^^
Lückenbüsser; ihm gebührt vornehmlich das Verdienst, die in der dunk^^
Zeit von der Mitte des 7. bis zum Ende des 8. Jahrhunderts in Vergess»^^
heit geratene Kunst der Epigrammatik wieder ins Leben gerufen ^^^
durch geschickte Anwendung auf aktuelle Gegenstände wieder lebensfiLl^
^^*
2. ProfanpoeBie. (§§ 294—295)
acht zu haben. Die Sinngedichte des Studites, von deren Beliebt
jetzt die grosse Zahl alter Handschriften ein klares Zeugnis ab'
lien zweifellos das Verständnis för diese der griechischen Geistesart
lüde, aber immerhin etwas aristokratische Litteraturgattung in weit
isen verbreitet und die hohe Blüte der Epigrammatik im 10. — 12. J
,^^imdert wirksamst vorbereitet. Wie in den Briefen des Studites so 2
}eh auch in seinen Epigrammen Energie und Erfindsamkeit des Oeii
iehte Humanität und innige Oottesliebe.
Theodor hatte den glücklichen Oedanken das Klosterleben in ei
;e von Sinngedichten zu beschreiben und zu verherrlichen. \^
die Wahl dieses Vorwurfes verstehen will, so muss man sich
heuere kulturhistorische und soziale Bedeutung vergegenwärti
iBMlche im byzantinischen Reiche und besonders im 9. Jahrhundert
lapOBter besass. Theodoros berücksichtigt sowohl die allgemeinen Vor
'"'^ ingen des Lebens der Weltüberwindung und Abgeschiedenheit als 1
einzelnen Amter, Einrichtungen und Wirkungsgebiete des Klos
ir finden in der Sammlung einen freundlichen Willkommgruss an
"Hlio der Welt entsagen wollen; dann gedankenreiche Sinngedichte auf
lAbt, die Untergebenen, den Chorregenten, den Kirchenordner, den
t|ralter, den Proviantmeister, den Zubereiter des Frühstückes und den K
^jffie Schneider und Schuhmacher, die Krankenwäi-ter und die Kranken,
^s^Aufwecker, den Thorwächter, den Bruder, der zur Seelsorge fortgeht,
^den, der von ihr zurückkehrt, endlich auf die, so am Kloster vorü
gehen, auf den Wanderer, der im Kloster einkehrt, auf das Schlafgem
tnf die Fremdenherberge des Klosters u. s. w. Bei der übermässigen B
ichaft, welche in der byzantinischen Litteratur die leere klingende 1
4orik und die ängstliche Imitation fremder Geisteserzeugnisse besitzt,
\^\at die Gediegenheit des Inhaltes und die kühne Selbständigkeit
J Jorm in dieser Sammlung doppelt erfreulich. Was Theodoros über
^nannten Vorwürfe sagt, beruht einfach auf seiner eigenen reifli<
£r&hrung, seiner feinen sittlichen Individualität und seiner warmen
^^^,,_ .Meisterung für die innerliche und äusserliche Hebung des Klosterweg
, ,.'-_--- /^^ mahnt die Brüder mit heiligem Ernste zur Gottesfurcht und Bei
^^ r;^ 6*^iie, er warnt sie mit väterlicher Fürsorge vor den Gefahren der \
^<£5 ^^' scheut aber auch vor der Erteilung praktischer Regeln und h
/v^j. ^^c;l^ ener Vorschriften nicht zurück. So erinnert er die Schuhmacher
daran, dass sie das Handwerk des hl. Paulus betreiben und sei
nacheifernd echte Arbeiter Christi werden sollen; dann aber m;
:i«, nicht aus Bequemlichkeit noch brauchbares Material wegzuw€
unvorteilhaft zuzuschneiden.
Zu diesen Klosterepigrammen, in denen Theodoros völlig neu
Kiell ist, kommen einige Gruppen von Gedichten, für die er scho
Slteren Litteratur, besonders bei Georgios Pisides, Vorbilder und
finden konnte. In einer Reihe von Epigrammen feiert er
l^igen Bilder, öfter mit polemischer Beziehung auf den Bilderst
dem er selbst mit seinem Kloster so viel zu leiden hatte. Übrij
hier durch das Bemühen, dogmatische Lehren der Form des £
^«i^
714 Byzantinische LitteratargoBohichte. IL Poatiiohe Litioniiar.
gedichtes anzupassen, gezwungen und trocken. Zu dieser Oruppe gel
auch das Epigramm auf ein mit einer bildlichen Darstellung geschmüd
Gewebe {Eig Qaxog ItnoQr^fnlvov),^) Mit den Bilderpoesien verbinden i
Epigramme auf Teile einer Kirche wie den Altar, das Thor des Nartl
das Heiligtum u. s. w., auf verschiedene Kirchen wie die der hL QoJ
mutter, des hl. Petros, des hl. Chrysostomos u. s. w., auf das von ei
gewissen Leon gestiftete Männer- und Frauenkloster und mehrere T
desselben wie das Fremdengemach und den Friedhof, auf das Oefänj
Toif XaXxhov, Dazu kommen mehrere Grabschriften, Epigran
auf verschiedene Heilige wie Paulos, Dionysios, Basilios, Gregor
Nazianz, Chrysostomos, Athanasios u. s. w. Endlich finden wir bei Tl
doros wie früher bei Georgios Pisides und später bei Johannes Geome
und anderen ein Epigramm an sich selbst {Ei^ iautov). Völlig neu ach
ein Sinngedicht auf die Laternen {Eig xdg ifdvag) und eine Mahni
fleissig die Wandinschriften im Kloster zu lesen.*) Profane Vorwürfe
Theodoros im Gegensatz zu seinem Vorgänger Georgios Pisides und sei
Nachfolger Johannes Geometres von seiner Dichtung ausgeschlossen.
Schluss der Sammlung bildet in den Handschriften ein von einem Ui
kannten verfasstes hexametrisches Epigramm auf Theodoros Studites sei
Das Versmass der Epigranmie ist der byzantinische Trimeter; nur in ei
Epigramme (auf die Mönche) hat er elegische Distichen gewahlL
Umfang der einzelnen Stücke schwankt zwischen 2 und 18 Versen;
meisten zählen 9 — 12 Verse. Ausser den Epigrammen bat Theod
Kirchenlieder gedichtet. Wir haben von ihm Hymnen auf den Pi
archen Paulos (4. Jahrhundert), die Heiligen Euthymios, Ephräm, T]
doros Sykeotes, Aemilianos, Basilios, Athanasios, Gregor von Nazi
Epiphanios, Nikolaos, Johannes Chrysostomos, Theodoros Stratelates i
und Kanones auf die Verehrung des hl. Kreuzes und auf die Wie
herstellung der heiligen Bilder.
1. Aasgaben: A. Die Epigramme ed. Jac. Sirmond, Opera varia 5 (Paria ]
753—776. — Wiederholt bei Migne, Patrol. gr. 99, 1780—1812.
B. Die Hymnen ed. J. B. Pitra, Analecta Sacra 1 (1876) 336- 380. — Die Kau
(nach Ausgaben von Greiser und Baronius) bei Migne, Patrol. gr. 99, 1757 — 1780.
2. Hilfsmittel: Vgl. die S. 150 angeführte Litteratur. - Ueber einen dem 1
doros von Pitra wahrscheinlich mit Unrecht zugeteilten Hymnus s. K. Krumb ac
Studien zu den Legenden des hl. Theodosios, Sitzungsber. bayer. Ak. 1892 S. 322—
Ebenda S. 358 ff. zur Erklärung eines Epigrammes.
3. Ueberlieferung: Die Hss der Epigramme sind zahlreich. Wichtig sind
die Codd. Paris. 893 s 13 und 1018 s. 10; Vatic. 700; Neapel. II. B. 20 s. 12
Im Cod. Paris. 1018, einer schönen, wahrscheinlich aus dem Kloster Stadion a
stammenden Sammelhs von Werken des Theodoros Studites, stehen einige anonyme
gramme auf Theodoros, auf seinen Schüler und Nachfolger Naukratios u. s. w., ein Be
dass der von Theodoros ausgestreute Same im Kloster kräftig Wurzel schlug und
seinem Tode dichterische Blüten hervorbrachte.
4. Ein wohl noch unediert«s jambisches Gedicht (etwa 160 Verse) an Theo<
Studites schrieb ein Mönch Meletios: 2'rt/ofc rov MeXeiiov ngoi roV äyioy ticctb^
ouoXoyriirjy SeodoDQoy tjyot'tfAevoy roy J^zovdirrjy. Inc. '0 ficy ^eoc retgaai xai^oii
XQoyov. Die Verse stehen im Cod. Bodl. Barocc. 27 s. 14 fol. 322— 324\ Ebendort
') Bei Migne 99, 1802 missverständlich j wurden an den Wänden verewigt. V^
übersetzt: In fragmentum historicum! ! G. Zesiu, ^A^rjv« 3 (1891) 461 ff., wi
*) Wandinschriften waren in Klöstern
sehr beliebt. Sogar kaiserliche Goldbullen
holt in seinen IvfA^ixut^ Athen 1892 S.
2. Profanpoesie. (§ 296) 715
anderes, aber verstümmeltes jambisches Gedicht des Meletios. Proben von beiden bei
-^fl. O. Goxe, Catalogi codd. mss bibliothecae Bodleianae pars 1 (1853) 45.
^» 5. Michael Synkellos von Jerusalem, ein Freund des Theodoros Studites, ver-
liBste ein anakreontisches Gedicht auf die Wiederherstellung der Bilder: Eis rijy ttytt-
'tnijXtaaty xtav aenttüy xai ayltav Blxoviov. Ed. LeoAllatius, De ecclesiae occidentalis
_fet Orientalis perpetua consensione, Köln 1648 S. 1433 ff. — Ueber die theologischen Prosa-
tchriften des Michael Synkellos s. S. 166 f.
296. Kasia {Kaaia^ auch Kaaaia, Kaaaiarrj, Etxacia, Ixaaia; s. u.),
_^ die einzige nennenswerte Dichterin der byzantinischen Zeit, ist eine per-
-."sönlich und litterarisch gleich interessante Erscheinung. Ihre Lebens-
geschichte gleicht einem lieblichen Märchen. Um das Jahr 830 n. Chr.
^ liess die Kaiserin Mutter Euphrosyne aus allen Landschaften des Reiches
3 die schönsten Jungfrauen zusammenkommen, auf dass ihr Sohn Theophilos
. aus ihnen sich eine Braut erlese. Als die Mädchen im Kaiserpalaste ver-
*^ sammelt waren, übergab die Kaiserin ihrem Sohne einen goldenen Apfel
'^und gebot ihm, denselben der Jungfrau zu reichen, die ihm vor allem
_ gefalle. Ein wunderschönes Mädchen aus edlem Geschlechte, Kasia (Ikasia)
^mit Namen, erregte mehr als alle übrigen die Bewunderung des Kaisers.
]^Br trat zu ihr mit dem bitteren Scherzworte: »Wie ist doch durch das
■*^Weib das Böse entstanden** (Sig aqa Sid ywocixog e^^vrj t« ^avXa). Die
" Jungfi'au aber erwiderte unerschrocken: „Aber aus dem Weibe entspriesst
auch das Gute** {'AkXd xai Sid yvvmxog nrjyd^si rd xQstrTova). Über dieses
"■ freimütige Wort verdrossen gab Theophilos nicht ihr den Apfel, sondern
? der Theodora aus Paphlagonien. Kasia aber, die durch ihre mutige Ant-
- wort den Kaiserthron verscherzt hatte, stiftete ein Kloster, um fortan
~ Gott allein zu dienen. Dazu fügt der Chronist die Bemerkung, dass Kasia
~ eine Menge Schriften hinterlassen habe wie das Gedicht ^KvQtCyrj sv noX-
' laTg diAaQumg'^, das Tetraodion des Charsamstags ^'A^qwv yriqaXhs'' u. a.*)
Z Aus dieser Erzählung ergibt sich, dass Kasia um das Jahr 810 geboren
"^ wurde; die Zeit ihres Todes ist nicht bekannt; aus ihren Werken, die
eine gründliche Bildung und einen gereiften Verstand verraten, lässt sich
^ schliessen, dass sie erst in vorgerücktem Alter gestorben ist. Zu dieser
. Annahme stimmt auch die Notiz der lldzQia (s. unten Anm. 4), dass
Kasia unter Theophilos (829—842) und Michael (842—867) gedichtet habe.
Die Schlussnotiz des Chronisten hat nicht gelogen. Wir besitzen von
Kasia eine Reihe von Dichtungen, die sich durch Originalität der Ge-
danken und kräftiges Selbstbewusstsein auszeichnen und völlig zu dem
Charakterbilde stimmen, das uns in der angeführten Erzählung von der
Brautschau des Theophilos entgegentritt. Die Thätigkeit der Kasia auf
dem Gebiete der Kirchenpoesie ist schon S. 677 erwähnt worden. Ausser
Kirchenliedern hat sie einige sentenzenhafte und epigranmiatische Sachen
im jambischen Masse verfasst. In einer Gruppe von Sentenzen, die der
Codex des British Museum Addit. 10072 überliefert, behandelt sie
das Thema der Freundschaft (32 Verse). In einer Sammlung von Epi-
grammen, die im Codex Laurentianus 87, 16 stehen (zusammen 97
*) SymeonMagistros ed. Bonn. 624f. ' Georgios Monacbosed. Muralt S. 700 and
Leon Grammatikos ed. Bonn. 213, 8 ff. die kürzere Fassung bei Michael Glykas
Zonaras ed. Dindorf 3, 401 f. Auf der-
selben Quelle beruht die Erzählung bei
ed. Bonn. 535, 21 ff. Vgl. Kodinos, De
Aedificiis ed. Bonn. 123, 13 ff.
716 Bysaniinische LitteraturgeachSohte. n. Poetisoha LiiUfmtnr.
Verse), äussert sich Kasia über einen von Natur schlechten Chan
über die Dummköpfe, über die schlechten Eigenschaften der Ann
über das Weib, das Olück, die Anmut, die Schönheit, die RuhmsacU
den Reichtum ; den Schluss dieser Sammlung bildet eine Reihe von 7a
die alle mit „Mönch** {Moraxog) oder „Mönchsleben'' {Biog juoraorrov)
ginnen und die Erhabenheit des Klosterlebens schildern. Eine äfad
anaphorische Spielerei bewahrt der Codex Marcianus 408: Es iai
Trimeter, die alle mit dem Worte „Ich hasse" (Micrw) anheben; hieri
wickelt Kasia mit Eleganz und Klarheit ihre recht gesunden Anschaoof
über Sitte und Lebensart. Zuweilen verwertet die Dichterin in ik
Sentenzen und Epigrammen alte Motive; im grossen und ganzen aber igt
originell und erscheint als eine eigenartige, kluge Frau, die Zartheit
Empfindung und tiefe Religiosität mit energischer Offenheit und da
Neigung zu weiblicher Medisance verbindet.
1. Ausgaben: Mehrere Idiomela sind in den Menäen zerstreut — Die Ifin
auf Christi Geburt und auf den Charmittwoch edd. Christ et Paranikas, Anftö
graeca carminum christianorum Leipzig 1871 S. 103 f. — Die Sentenzen tlber die Fn
Schaft (32 Verse) ed. Sp. Lampros, rytUfiai Kaaias, JeXtlöy 4 (1894) 533 f . — G«
ausgäbe der Sentenzen und eines Kirchenliedes mit einer Einleitung über das Lebei
die Werke der Kasia u. s. w. von K. Krumbacher, Kasia, Sitzungsber. bayer. AL
(wird demnächst erscheinen).
2. Hilfsmittel: Leo Allatius, De libris ecclesiasticis Graecorum, Pira
S. 74 ff. — Chrysanthos, Getogtjnxoy fjiiya rtjg ixxXtjoiacTixtjs (Aoinnx^g, Triest
S. 37. — Christ und Paranikas, a. a. 0. S. XLVIIl f. — G. J. Papadopulos, I»,
Big xrjy latoglay xrjs nag' ij/^Ty ixxXijaiaauxijg fiovaixijs, Athen 1890 S. 150; 251 f.
Papadopulos Kerameus, 'AydXexta 'leQoooXvfAinx^g axnxvoXoylag 2 (1894) C — K. I
bacher, a. a. 0.
3. Name: Unsere Dichterin leidet an Polyonymie. In den Hss der Chronisti
Kirchengesänge und der Profandichtungen findet man folgende Varianten ihres Ni
Kaala^ Kaaaia^ Kaaocnyij, Eixualtty 'Ixaala. Sie reduzieren sich offenbar auf die zwei
typen: Kasia und I kasia. Kaaaiaytj ist wohl nur eine analogische Weiterbildui
Kaaain^ vielleicht hervorgerufen durch die Ansicht, die Dichterin stamme aus
Schwerer zu erklären ist die Form Eixttcin {'Ixaaia) neben Kacia; es ist zu vei
dass der vokalische Vorschlag durch Verwachsung des Artikels ij mit dem Name
eigentlich 'flxaaia wie tjffxia aus 97 cxtii) entstanden sei; vgl. die zahlreichen B
dieses Vorganges bei G. Meyer, Zur neugriechischen Grammatik, Analecta Grae
Graz 1893 S. 6—23. Die Entscheidung gibt der Cod. Cryptoferratensis J
8. 11, wo eine allerdings im Anfang etwas verdorbene Akrosticbis eines Gedicht
Kasia mit dem Namen Kuttalttg schliesst. Vgl. Ant. Rocchi, Codices Cryptenses, Ro
5. 255. Sie trug also wohl den Namen der Tochter des Job, der allerdings gew
mit einem <r geschrieben wird. Bei Glykas ed Bonn. 277, 7 und 536, 1 ist 8ow<
Name der Tochter Job als der unserer Dichterin Kaala geschrieben.
4. Zur Biographie: Dass Kasia ein Kloster stiftete, bezeugen nicht bloss
Magistros, Leon Grammatikos, Zonaras u. s. w., sondern auch die tldxqia von fi
denen unter anderen Klöstern auch das der Kasia ausdrücklich erwähnt wird:
xijg Eixaaias ixxla^tj 7i€(Qd Eixaaiag fioya^ijs svae߀axttXT]g xai nag&^yov (uQttlag xm eP
ao(pü)Tdxtj ovaa xai xayoyas noXXovg xai axtxriQu xai dXXa xiyd d^to&avf^aaxa inw
ifAeXuidr^aey iv xoiq xQ^''^^^ 9£o<piXov xov ßaavXiws. Kodinos, De aediiiciis ed. Boi
13 ff. Im Cod. Paris. 1788, der die topographische Redaktion der JluTQia (s. 8. 423
hält, lautet der Schluss dieser Stelle nach einer freundlichen Mitteilung von Dr. Th
folgendermassen : ijxig xm xayoyas xai axixt]Qd Jioiijcaaa iy xoTg /poVotf 0eo{fi
3/i/«iJA xov vlov aviov onola xd eis xijy nogyt^y xai eis x6 fAVQoy * avtijs yt
dnayxa xavxa,
5. Alexandra Papadopulu, BvCayxiyd ditjyijfAaxa. T6 firjXo x^s dydntjs, 'Ec
6. Juni 1893 S. 358 f., hat die oben erzählte Episode aus dem Leben der Kasia 2
hübschen Skizze verarbeitet.
297. IgnatioSy Diakon in Konstantinopel und später Metropo!
Nikaea im Anfang des 9. Jahrhunderts, verfasste die uns erhaltenen
2. ProfuLpoMle. (§ 297) 717
h nicht unwichtigen Biographien seiner älteren, ihm persönlich be-
ndeten ZeitgenosBen, der Patriarchen Tarasios und Nikephoros.
ser diesen Prosawerken besitzen wir von ihm mehrere Poesien. Durch
dramatische Form ist bemerkenswert das Gedicht über den Sündeii-
z 2iix<it «i's töv 'Adäfi (143 Trimeter), ,le premier essai d'un Paradis
lu", worin Gott, Adam, Eva und die Schlange redend auftreten. Vom
mng und Schluss abgesehen herrscht in der Verteilung der Rollen (je
3rse auf eine Person) eine ähnliche Symmetrie wie in den dialogischen
chten des Philos. Schwerlich darf man das Werkchen mit den
::.erienartigen Aufführungen in der Hagia Sophia (s. S. 645) in Ver-
•jng bringen; es ist vielmehr ein Lesedrama wie der X^iatiq näexmv,
Stück des Haplucheir u. a. Bekannter ist des Ignatios Paraphrase
äsopischen Fabeln: 'lyvaiiov Siaxüvov TexqnOTtxa fig ftv&ovg Aiato-
t.'>g (in einem Wiener Codex: Baßqiov tv mno^fj fiftay^a^iv viiö 'ly-
E*i' (layiatffov). Endlich haben wir von Ignatios eine Sammlung von
I phabetisch geordneten jambischen Sentenzen religiösen Inhalts.
1. Ausgaben: A. Gedicht Aber deo SUndenFAlI: Ed. pr. F. BoJBaonade,
d. gr. 1 (1829) 436-444. - Ed. Fr. DObner nach den Fragmenta Euripidia ed. 6.
aer, Paria, Didot 1846. Tgl. Magniu, Journal des Savauta 1849 S. 461 ff. — Wieder-
bei Migne, Patr. gr. 117, 1164 -1174. - Zu den Uss des Gedichts Ober den SOnden-
kommt jetzt der wichtige Cod. Paris, auppl. gr. 690 fol. 107.
B. Paraphrase Aeaopa: Bd. pr. Aldos Manutiua, Venedig 1505. — Mehrere Aos-
D im 16. Jahrhundert. — Eine Aneahl neuer Tetrasticha ed. A. Eberhard in der
oen Gratulationsacbrift an Dr. Suffrian, Magdeburg 1875. — • Beide Werke in: Ignatii
oni l«trasticha iambica 53, versus in Adamum 143 rec. et brevi adnotatione instnixit
. Frid. Maller, Progr, Kiel 1886. S. 19 und 28 Verzeichnia der früheren Drucke
er Stücke; vorausgeht eine Abhandlung tiber die Metrik und Zeit das Ignatioa. —
wn der Tetrasticha aus dem Cod. Patm. 428 gab J. Sakkelion, natfuax^ ßißho-
1, Athen 1890 ^. 191 ff. — Neue Anagabe der Tetrasticha auf Grnnd eines sehr reichen
materiala von C. Fr. MDUer als Appendix von: Babrii fabulae Aeaopeae ed. 0. CrnsiuB,
aig, Teubner (soll demnächst erscheinea).
C. Das jambische Alphabet ed. zuerst ana den Codd. Laurent. 9, 18 und 11, 9
idini, Üatalogns codicmn mss bibl. Laurentianae 1 (1764) 516. - Ed. aua Cod. Monac.
C. Fr. Müller, Ignatii Diaconi acrostichun alphabeticum, Rhein. Mus. 46 (1891) 320
322. — Das Alphabet steht auch im Cod. Vatic. Pii II 47 s. 12 fol. 2.
D. Ueber die Ausgaben der Vitae und die dazu gehSrigen Hilfsmittel s. 3. 73
313.
2. Hilfsmittel: Carl de Boor, Der Epigrammendichter Ignatius, Hermes 23 (1888)
-152, - P. Wolters, Rhein. Mus. 38 (18Ö3) 117. — Fr. Hanasen, Philologischer
nger 17 (1887) 141 f. — Eine umfassende Untersuchung fiber die Hsa der Verse auf
m und Ober die Uas, die alten Drucke und den uraprlln glichen Bestand der Tetra-
a gab Carl Friedr. Müller, B. Z. I (1892) 415-437; 3 (1894) 516 -527; 5 (1896)
-318. — Ueber eine Ha der Tetrasticha im Theotokoskloster auf der Tnael Chalki be-
et A. Papadapuloa Kerameus, Handachriftlichea zu Ignatios Diakonos, Ü. Z. 2
3) 126-131. — Zur Metrik, Kritik und Ueberliefernng vgl. auch die 8. 598
rte Arbeit von Fr. Kuhn S. 59ff, 116 ff.
3. Erbanliche Alphabete, ahnlich dem oben erwähnten des Ignatios Diakonos,
!uten sich in der bj'zantin lachen Zeit der grQsat«D Beliebtheit. Sie sind nach Form,
ang und Inhalt ziemlich verachieden; die Lebfdichter konnten sich in der Erfindnog
^r Varianten nicht genug thnn. Der einfachste und wohl ftlteste Tjfpns heat«bt aas 24
h die alphabetische Akroatichia (atets y4—ii, nicht Sl^ji) verbundenen jambiaehui
letem; apfit«r setzte man an die Stelle des Trimeters vielfach den politisclien Ysn,
lilen auch Anakreonteen, an Stelle dea akrosticb lachen £Ün>elv<;i»<.-.'!i i-iuen D>>i>|ielvers
eine Strophe; in den Strophen wurden entweder nur die erttoii Verao uiler mohrere
e z. B. bei aecbszeiligen Strophen jedesmal die eistsn drei Verse durch die Akru-
is ausgezeichnet. Auch Alphabete in rythmischen Hassen und ttlphabetiaclia DialoM
iösen Inhalts kommen vor. Unbekannt ist mir, ans welehan Gründen das aus 18$~ **
loaen politischen Versen bestehende theo logische Lehrgediolit iIh Mel«tiot (18. jl
7 18 Byzanüniflohe Litteraturgesohiohte. IL PoettsolM LIitorfttvr.
das in den Codd. Äthous 720 s. 19 und Ä.tben. 474 s. 18 steht, den seltBamfls
'jX<paßrjTftX(f>aßtjTog führt. — Der Ursprnng der erbaulichen Alphabete ist in deo alj
geordneten profanen Gnomensammlungen zu suchen; vgl. das Beispiel, welches Leo St
bach, Wiener Studien 13 (1891) 57-62, ediert hat Auch in der Kiroheopoeiit
die alphabetische Akrostichis eine bedeutende Rolle ; vel. S. 697 ff. Ueber
erbauliche Alphabete vgl. den Abschnitt «Vulgftrgriechische Litteratur*. Als Veiteari
baulicher Alphabete nennen die Hss den Gregor von Nazianz, den Neilos, deoHilfli
Synkellos (s. § 294 Anm. 2), den Ignatios Diakonos, einen anderen, wohl
Ignatios, Leon den Weisen, Konstantin den Sizilier (s. § 802), den I
Metaphrastes, den Nikephoros Uranos, den Theodoros Prodromos, denKTriAii
Metropoliten von Ghonae, denNikephorosKallistosXanthopulos, denÜikirii
Kalorites u. a. Doch bedarf jede einzelne Angabe der genauesten Prüfung;
gehen dieselben Texte unter verschiedenen Namen; häufig werden anonyme
ohne ersichtliche Gewähr berühmten Kirchenschriftstellem zugeteilt. Ebenso
Entstehungszeit mehrerer * Texte wie die gesamte (Schichte dieser kleinen
gattung noch eingehend untersucht werden. Bei der Sichtung der Hss ist grosMVf
notwendig; da zuweilen die Alphabete mit demselben Verse (z. B. "^xovtfoy, ita^
i/Ätjg avf4ßovXlttg) beginnen, im folgenden aber abweichen, genügt die Kenntnis des
nicht zur Identifizierung eines Stückes. Auch bezüglich der Automamen ist auf die '
und sonstige litterarische Notizen kein genügender Verlass. Aus diesen GrQodeniki
mir gegenwärtig nicht möglich, eine irgendwie erschöpfende Darstellung dieser
gruppe zu bieten. Doch seien zur Erleichterung künftiger Forschung die wi(
Drucke und einige Hss aufgezählt. Bezüglich der Hss bemerke ich noch ai
dass ich sie nicht von Anfang an konsequent gesammelt, sondern nur geh
notiert habe.
A. Ausgaben metrischer Alphabete paränetischen Inhalts: Das Alphabet
Gregor von Nazianz ed. Migne, Patr. gr. 37, 908—910. Inc. ^AQXfjf^ anarrm
teXog noiov &e6y. — Ein prosaisches Alphabet des Nilos ed. Migne, Patrol. gr. 79,1!
bis 1252. Inc. ""Jgxij ourijQtas 17 iavrov xatdyyüHfig, — Das Alphabet des Symeon Met
phrastes ed. Migne, Patr. gr. 114, 131—133. Inc. \4Ti6 ßXetpdgtay ddxQvtty dito
Tiovovg (politische Distichen mit einfacher Akrostichis). Ebenda 133 ein zweites AlphikLl
Inc. 'JyaXoylCov, xanBtvrj ^vx^ f^ov, nava^Xia. — Das Alphabet des Prodromos ed. MiguJ
Patrol. gr. 133, 1221 f. Inc. "AyaQx^s dQXV> Tiaytog airla, ^eog. — Das aus 24 Triniital
bestehende Alphabet eines gewissen Ignatios, der von dem oben genannten Ignatioe lm\
konos zweifellos verschieden ist, ed. Fr. Boissonade, An. gr. 4 (1832) 436 f.; duiiA
(irrtümlich unter dem Namen des Ignatios Diakonos) Migne, PatroL gr. 117, 1176 f.; radU'
C. Fr. Müller, Rhein. Mus. 46 (1891) 322 f., und in einer besseren Redaktion einer B»
liner Hs, in der das Alphabet dem Gregor von Nazianz zugeteilt ist, B. Z. 3 (1894) 52L
— Mehrere andere Akrosticha ed. Fr. Boissonade, An. gr. 1 (1829) 161—164 vaAi
(1832) 438—445 (das erste tov ao^ftoidtov ngiarnaBXQijxigy vielleicht des Leon Bardaki
vgL S. 483 Anm. 7). — Eines Christophoros UQtaraaexQijrig Alphabet ed. Matrans«, Ai
gr. 2 (1850) 667. Wiederholt bei Migne, Patrol. gr. 117, 1179-1182. Inc. Jnihß
ßXaatprifjiiay (Strophen von 4 Zeilen, von denen die ersten zwei akrostichisch verhmrfi
sind). — Zum Alphabet des Gregor von Nazianz vgl. Leo Stern bach, Gurae Mensndnii
Dissert. class. philol. acad. litt. Cracoviensis 17 (1892) 190 f.
B. Codices erbaulicher Alphabete:
1. Athen. 444 s. 19: Jt-dttOxaXia xara dXcpdßtitoy und ^rt/o» xcrr* dXtpdßfixov.
2. Athen. 778 s. 17: \4X<pdßr]tog xatayvxuxog rregi ^vx'^g {duc crixioy TroJUruMi^
3. Athen. 1197 s. 16: ^tixoi xarayvxTixol xax* dXfpdßtjroy tov xvgov IvfAttovU
Aoyod-BTov xai MayLatQov; darnach MiXog xaxd axoix^^oy tov aotpiatdrov KvqiuM
TOV MayiaxQov,
4. Athens 149 s. 17: *j4X<pdßfjrog xaxayvxxixrj dw art/aii'. Inc. ^Ay9^Qtan$ na€j^
xal t^ttQQCig xoy xoüfioy yd xegdalyug. Darauf: ^^xegoi arlxoi xaxayvxxtxoi, Inc. "Jydfktü
rtfy xXlyrjy aov tag xdtpoy ßX^jte.
5. Athens 335 s. 18 fol. 46^: JidXoyoc, iy to eürdysxai 6 dfÄUQxtjXog xj Stow
diaXeyofÄsyog xax^ dXtpdßrjxoy, Inc. '0 ufiaQxtoXog ' 'JyvfÄtpevxe &e6yvfAipe.
6. Athens 1583 s. 18 Nr. 10: Tot; oalov NelXov xax' dXtpdßtjxoy, Inc. '-^^/ly tf«r»
glag rj iavxov xnxdyywaig (mit neugriechischem Kommentar).
7. Athens 2144 s. 16: Ixlxoi» xax^ dXtpdßrjxoy. Inc. *'Avta nxiQtaaoy jiQog dtoy tt
xdg (pQivag, Vielleicht ist auch Nr. 23 desselben Codex ein Alphabet.
8. Athens 2589 s. 18: 'AX(pdßijxoy avfA ßovXevuxoy yon KtLeoai Da^nte, lnc.'Ayä^
TiQiüxoy xoy &s6y, devxegoy xoy ix^^oy aot», BißXia dwßaCe noXXd, öxi noXv xaXoy aov.
9. Athens 2798 s. 18: Tov dßßd NeiXov axtxot xax* dXtpdßtjxoy Big ce^/cv^oi' (H
raxoy. Dann: ryaifiat fioyocxix^ xaxd cxoixMy ix dwtfoqiay noitjxdiy xai cofpiay, Dan
2. ProfanpoeBie. (§ 297) 719
einmal die Verse des Nilos. Dann: Zn/o» xard aXtptißtjjoy did axixov ndvv tagaioi
/XvxvTaroi nottj&eyreg nu^d tirog svaeßovg eig trjv ßteciXevovaay tov ovQttvor xai r^g ytjq,
"Avoi^ov diofjLai dyvtj. Dann: "ExBQoi arixot eig tijy dyagxoy yivyrjciy rov X^ytrov
9^yreg xai xnXXamiadiyteg naqd xvq FeQfiayov tov yiov nargog. Inc. ^AyaQ^og ^eog
Scßfjxsy, Dann: "Etsqoi axixoi xard dX<pdßtjroy A« cxixov ndyv togaioi xarayvxTixoi,
"jty^QtanB xd/Äysig xai &aQQetg, ^^^e'Xeig rö yd TtXovuaijg.
10. Athous 3250 s. 17 fol. 178^: 'Aßßd NbLXov Irixoi xai' dXtpdßrjxoy ngog «p/a-
fjioyaxdy, Inc. 'AqxV^ dya&iqy Ti^y ^eyirelay noiov. Dann : JlqooBvxal iy axixoig noXi-
r- Inc. 'Aqxv ^0^ xocfÄOv yiyoysy xBXcvCBi aov, oixtigutay.
11. Berol. Phillipp. 1566 s. 16 fol. 57^ — 59: AqxV'^ dndyttjy roy rov ^eov
X* (1. xx^fftti) tpoßoy. Schloss: ^ rig Ixayog latoQeTy rtjy ^tjfjiiay,
12. Bodl. Barocc. 131 s. 14 fol. 70^: Al{>habet des Symeon Magistros und
othetes. Inc. 'Ano /c^Afwi' Xoyovg aoi noiovg itQocolat) Xiyeiy, Ebenda fol. 70^:
Kweites Alphabet des Symeon (Inc. 'Ano ßXBtfdqtay 6dxQva, dn6 xagdiag noyovg), ge-
ct bei Leo Allatius, De Symeonibus, Paris 1664 S. 132 f. (= Migne, Patrol. gr.
132).
13. Bodl. Miscell. 79 s. 14 fol. 279"": Alphabet nnter dem Namen des Nike-
-os Eallistos Xanthopulos. Inc. 'AqxV^ andyitoy xoy &eov xrrjaat tpoßoy,
14. Escnr. X. IV. 25 s. 15 fol. 23: .Deux alphabcts en acrostiches, sur la per-
:>n de la vie.*
15. Escur. ^. II. 20 8. 13 fol. 81: «Alphabetarium de Sim^on Logoth^te. Antre
[icephore (Magister Organi?).* Vgl. £. Miller, Catalogue des mss grecs de rEscurial
30. Der Verfasser des zweiten Alphabets ist wohl der Ovgayog^ von dem Miller,
0. S. 311 Nr. 110 2"Tt/ot rot» Ovgayov ngog SvfABuiya xoy Mexaip^aaxijy erwähnt,
identisch mit dem Magister und Rhetor von Antiochia Nikephoros Uranos. Vgl.
ricius, Bibl. gr. ed. Harl. 7, 678, und oben S. 145 Anm. 3 und S. 523 Anm. 4.
16. Escur. V^. IV. 1 s. 15 und 16 fol. 387: , Alphabet sous forme d'acrostiche*. Inc.
rjy yofAi^B xtoy oXtoy ewai, &e6y.
17. Mosq. Synod. 331 (Vladimir) s. 15 fol. 12: rytofiixd xai' dXtpdßtjxoy. Inc.
» nx^Qtoüoy rrgog &e6y aov. Dann ein zweites Alphabet: 'Aqxv^ dndyxtoy xai xiXog
»V &e6y.
18. Paris. 396 s. 13 fol. 463—466: Ixixv^d xard dXfpdßtjxoy tov fiBxatpQdcxov.
'Jyuf x6 ofÄfÄtt xrjg diayolag dxBviaai, oXiog^ ndxBQ, ov dvyafxai. (Rythmische Verse
Strophenakrostichis; identisch mit Nr. 29).
i.V. Paris. 426 a. 1488 fol. 164— 166^. Politische Distichen mit alphabetischer
'ostichis. Inc. *Aqxv ''^ xoc/äov yiyoyBy 6 xxicxrjg xtuy dndyxtoy. Vgl. S. 257.
20. Paris. 925 s. 18 fol. 110-112'': Erbauliches Alphabet in Strophen von je
imbischen Versen, von denen je die ersten drei an der Akrostichis teilhaoen, so dass
I das Schema ergibt: AAA XXX, BIfß XXX u. s. w. Inc. 'Ayaßorjaoy, (3 ^vxv* ^9^
xsXovg.
21. Paris. 998 s. 16 fol. 139—141: Nach Epigrammen des Gregor von Nazianz
;en: Ixlxoi tov avtov xaid dXtpdßrjxoy, ixaatov cxixov XBXBiay nagalyBOiy l/oyroc,
Uxoi. Inc. "Axovaoy, tS naiy xijg ifjirjg cvfißovXiag || 'Aqxv*^ ^<*'*' Jtdyxwy noiov ^Boy xai
g. II BißXovg xai xiqdog \pvxix6y<, w > f^BXexa. \\ Beßaioy ovdiy iy ßit^ doxBi nXioy. Also
bische Doppelverse mit Doppelakrostichis. Der Name des Gregor ist wie in dem oben
ahnten von C. Fr. Müller herausgegebenen Alphabete fälschlich vorgesetzt.
22. Paris. 3058 s. 16: Sammlung von Alphabeten, die bei Boissonade An. gr. 4
2) 436—445, teilweise auch bei Migne, Patrol. gr. 37, 908-910; 117, 1175-1180;
1221 f. ediert sind.
23. Paris, suppl. gr. 690 s. 12 fol. 65^: Alphabet des Symeon Metaphrastes
tfigne, Patrol. gr. 114, 131-133. Ebenda fol. 106'' f.: Erbauliches Alphabet in poli-
len Doppelversen von Kyriakos, Metropoliten von Chonae.
24. Patm. 33 a. 941 fol. 2: Jambisches Alphabet. Inc. 'Aqxv*' ^ofju^B ttay oXtüy Btyai
Für die Autorfrage ist es von Wichtigkeit, dass schon in dieser berühmten alten
les Gregor von Nazianz das ihm zugeteilte Alphabet steht. Es ist nach dem Pat-
;hen Codex abgedruckt bei J. Sakkelion, Üax/Äiaxij ßißXiodijxfj, Athen 1890 S. 18 f.
25. Vatic. 742 fol. 24: Alphabetische naQaivBCig.
26. Vatic. Pal. gr. 364 s. 14 fol. 217''— 218J: Alphabet in politischen Doppel-
ien. Titel und Anfang: '-^QXV ^V^ dXtpaßijxov Ttsgi 'A&djbi <xai> xov naQa&siaov. aqxV
xoüfiov yiyoyBy 6 xtlctt^g ttoy andytay. Also wohl identisch mit Nr. 19 (Paris. 426).
27. Vatic. Pal. gr. 367 s. 13 fol. 135: „Symeonis logotbetae rov &q6/äov (im
. Vatic. 1277 fol. 33: Iv/iBtuy tov MBtatpQaatov) Alphabetum*. Inc. *An6 ßXB<pdQtay
ivoy dno xagdiag noyovg \\ Uno tpvxvi fiBtdyoiay ngoatpegtoK-ytt^ xilaxj). Ebenda fol.
^: Ein anderes Alphabet im gleichen Masse. Inc. 'AyaXoylfovj ranBiyij ^vx^ /uof*|
720 Bysantiniache litterainrgeMkiolite. IL Po«tUM)he Uitaralsr«
rraya&Xla. Ebenda fol. lZ6^:"Er€Qoi «rrZ/o» xax* dXipäßtjToy nBQi rov fittraiov ßin n
noirjfAa xov f^oya^ov MaxttQiov xov KaXogirov, \nc/And ^v^^g axeydl^m§Aew, xltM
ix xag^lag,
28. Vatic. Pii II 47 s. 12 fol. 1---1'': Zwei Alphabete des Qregor von Nu
Das erste beginnt: *AqxV*^ dndvttov xal xiXog noiov ^Bor, Das zweite: '^^QZ^y f
xojy oXtay eiyai B-ioy.
29, Vindob. tbeol. gr. 231 (Nessel) s 15 fol. 6^—8^: -Tw/iy^V «arrf «If^
xov Aoyo&ixov xai Mexa<pQaaxot xv^ov Ivfieuiy, Uxog d», Tr^d; ro "fl^elftr Ab
*'Ay(i} x6 ofAfAtt xrjg diayoittg. Schluss: ^ii xtay dxontov yorjxevftdxtay, Alao wohl Um
mit Nr. 18 (Paris. 396).
SO. Vindob. theol. gr. 244 (Nessel) s. 15: Itfehrere erbauliche Alphabete; i
fol. 103^ — 104: 'AXq:dßijxoy xaxayvxxtxoy xal \f;vxo}<ffX^S Tte^l xov fiaxaiov «oo/iov n
Inc, "JydQtone Tidaxcig. Ed. W. Wagner, Carmina 8. 242-247. Vgl. den | J
liebes ABC* im Abschnitte «Vnlgärgriechische Litt.*. Ebenda fol. 104: 'Titfiw i
ßfjToy, noirjfÄtt xvqov Aioyxog xov £o<pov, Inc. 'Addfi xoy nQtSxoy dr&gmnoy ^ S
inotxB. Die Zuteilung an Leon den Weisen beruht sicher auf WillkQr. Ueber en i
Alphabet dieser Hs vgl. S. 257.
298. Ignaidos mit dem Beinamen iiapaxwQ tm* yQafifiomxäv igt
dem Diakon und Metropoliten Ignatios (§ 297) verschieden, der Zeit i
etwa ein Menschenalter später. Wir haben von ihm mehrere Epigrai
und eine Elegie an seinen Schüler Paulos, denselben, an welche i
das Epigramm Anthol. Palat. XY 30 gerichtet ist. Sein Epigramm aoj
Wiedererbauung der Marienkirche in der Vorstadt Fege (Anthol. W
109) ist zwischen 870 und 880 verfasst, woraus sich mit fast abao
Sicherheit ergibt, dass er mit dem Diakon Ignatios nicht identisch
kann. In einem anderen Epigramme (Anthol. Palat. XV 39) nennt er
Wiederhersteller der Grammatik:
'lyydxiog Xit&e xsv^cy, og ig tpdog rjyayB lixyv^
FQafjifjittfixrjy Xij&tjg xev&ofiiytjy TteXdyBt.
Wir wissen von seinen grammatischen Arbeiten nichts Näheres; doch sti
zu seiner Prahlerei wenigstens sein Titel, den er vielleicht als Profi
der vom Caesar Bardas wiederhergestellten Hochschule in Konstantii
geführt hat.
1. Die Elegie an Paulos ed. P. Matranga, Anecdota gr. 2 (1850) 664 ff.; w
holt bei Migne, Patr. gr. 117, 1174—1176. — Epigramme in der Antholog. Palati
XV 29—31; 39. — In dem von Leo AUatius geschriebenen Cod. Barber. gr. 1741
ist das Epigramm des Ignatios Magistros, Antholog. Pal. XV 29, fälschlich dem Ig
Diakonos zugeteilt. — Vgl. die zu § 297 angefahrt« Litteratur, bes. Malier und De
— Fr. Hanssen, Philologus, Suppiementb. 5 (1889) 204.
2. Von einem Erzbischof Arsenios, vielleicht dem Erzbischof von Ee
(9. Jahrb.), über dessen Enkomien S. 167 und 200 berichtet ist, haben wir ein anal
tisches Gedicht Elg xtjy XafinQay xvQiaxijy. Ed. Matranga, An. gr. 2 (1850) 670-
299. Eometas (Kofir^rag), im Besitze der Würde eines Xa^ovl
und des Titels SxoXaanxog^ wohl identisch mit jenem Kometas, der
dem Jahre 863 Lehrer der Grammatik in Konstantinopel war, beschäl
sich mit einer Diorthose des Homer, von welcher er uns selbst ziei
ruhmredig in zwei Epigrammen Kenntnis gibt: Anthol. Palat. XV 3i
38. Andere Epigramme von ihm in der Anthol. Palat. V 265; IX 586,
XV 36, 40; das letzte, umfangreichste, behandelt die Erweckung
Lazarus. Die Person des Mannes ist nicht näher bekannt; nur be
uns eine boshafte Randbemerkung der Anthologie, dass er durch <
hässlichen Buckel verunstaltet war: Anthol. Palat. ed. Dtibner II S
(= ed. Jacobs HI S. 834). Vgl. Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 6, 361
f!. de Muralt, Essai de Chronographie Byzantine 1 (1855) 438«
2. Profanpoesie. (§§ 298—300) 721
800. Leon der Weise {yit'oav o aoifog^ auch (piXoaotpog), als Nachfolger
^ Makedoniers Basilios 886 — 911 Kaiser des römischen Reiches, ein
aurakterschwacher, aber emsig mit der Feder beschäftigter Mann, er-
■leint in der Litteratur ebenso unbedeutend wie in der politischen Oe-
■ichte des Reiches. Wo er überhaupt Selbständiges leistet, zeigt er sich
einen schwachen Dilettanten, unbehilflich in der Form und voll mysti-
■ler Sucht. 1. Die unter Leons Namen überlieferten Versifikationen
.41 nicht ohne kulturhistorisches und sprachliches Interesse. Es sind
mbische Verse über die traurige Lage des Reiches; ein Erbauungs-
d {tpSccQiov xatavvxTixov) in sechszeiligen, akrostichisch geordneten
*x>phen (s. § 289 und 297 Anm. 3); Morgenlieder {qjSccQia itax^iva) und
jmliches. Dazu kommen Epigramme z. B. auf ein Lehrbuch der
r<hanik, auf die Monate der Römer, auf die Tierkämpfe im Zirkus u. s. w.
ne wertlose Spielerei sind seine Krebse {xaqxXvoi) d. h. Verse, welche
Charts und rückwärts gelesen gleich lauten, z. B. 'i2 yävog ifiov, iv rp
arov eyo). Grosses Ansehen genossen in der byzantinischen Welt seine
akelsprüche {xQ'i<ff^oi) über künftige Kaiser, Patriarchen und die Ge-
nicke des Reiches. Vgl. S. 628. Durch die Existenz gleichzeitiger
Enonymer Dichter wird für manche der poetischen Kleinigkeiten die
.'torschaft des Kaisers zweifelhaft; eine genügende Grenzscheidung
jtechen den verschiedenen Trägern des Namens Leon wäre nur auf
Kind einer kritischen Untersuchung des weit zerstreuten Handschriften-
kterials und einer genauen metrisch-sprachlichen Prüfung der einzelnen
ücke möglich. Endlich wird der Kaiser in dem Lehrgedichte des Tzetzes
0fi UirSttQixMv fibTQODv als Verfasser einer (uns nicht erhaltenen) ana-
ctischen Inschrift an der Sophienkirche erwähnt. J. A. Gramer,
^cd. gr. Paris. 1 (1839) 78.
2. Mit dem Namen des Kaisers sind ferner eine taktische Schrift
ese mit Unrecht; s. S. 636), die Basiliken (s. S. 606), Novellen
d ein Verzeichnis der Patriarchensitze (s. S. 415) verbunden.
3. Über die umfangreiche Thätigkeit Leons auf dem Gebiete der Theo-
rie vgl. S. 168 f. Dass er sich auch der Kirchenpoesie widmete, be-
tifien einige unedierte Sachen wie ein Kanon auf den Palmsonntag,
eder auf den hl. Clemens von Alexandria u. s. w. Seiner theologischen
biriftstellerei wie den Orakelsprüchen, die schnell zur Popularität ge-
igten, verdankt Leon wohl auch den Beinamen des Weisen.
1. Bequeme Gesamtausgabe der Schriften Leons nach den sehr zerstreuten älteren
icken von Migne, Patrol. gr. 107. — Die Litteratur zu den Orakeln s. S. 628; zur
Ictik S. 637; zu den Basiliken S. 609; zum Verzeichnis der Patriarchen-
Ke S. 416; zu den theologischen Schriften S. 168 f. — Zur Bibliographie und
xidschriftenkunde : Fabricius, Biblioth. gr. ed. HarL 7, 693—713.
2. Krebse {xa^xtyoi)^ wie sie dem Leon zugeschrieben werden, stehen, meist anonym,
vielen Hss z. B. den Godd. Athen. 1093; Athous 3814 fol. 97; BodL Barocc. 68
. IM); Vatic. 114 foL 98; 459 fol. 274; 1014 fol. 143; 1357 foL 43. — Krobsverse
les unbekannten Rhetors Leon bewahrt der Cod. Paris, gr. 1720 fol. 73^: £tixoi ol
f6fJUyoi xa^xiyoi dt« to ayayipojaxea&ai kxaxiqta&sv and xrjg ^QXV^ *^^ ^^^ tiXot^s,
(•rroc xal ^xoqog, Inc. Noatoavog rj Xafjia (so). Darauf folgen ohne Autorangabe Irlxoi
S rdy tpwriyya&oy. Inc. ^ rgavXoQQrjfiüiy, tQavXenirgavXe yyd&e, Ebendort fol. 99 lenden-
kme Fünfzehnsilber des Kopisten der Hs, der sich Dimoires {Jifioigrjg) nennt, über die
OD ihm abgeschriebenen Kanones des Kosmas und des Johannes von Damaskos.
Bandbnoh der klaii. Aliertiinifwi«eiiflcbaft IX. 1. Abtlg. 2. Aufl. Al^ ^
722
BysanüniBohe litieratiirgeaohiolite. IL Poetiseh« Ltttorainr.
301. Leon der Philosoph, nayiaxQogj avi^vnatog und ncttqln9;^
in Philosophie, Astrologie und Medizin erfahrener Gelehrter zur Zeit
des Weisen, Schüler des älteren Psellos, später öffentlicher Lehrer
mathematischen Wissenschaften in Eonstantinopel und öfter als
verwendet, ist wie sein kaiserlicher Namens- und Zeitgenosse dardi
tische Versuche und prosaische Schriften bekannt; der Grenzstreil
zwischen ihm und dem Kaiser ist schon oben gedacht worden,
gehören ihm mehrere epigrammatische Gedichte auf Lukian, aof
Batrachomyomachie, auf die drei Philosophen Archytas, Piaton und
teles, auf Porphyrios, auf aristotelische Definitionen u. s. w. Ed. von
Boissonade, Anecd. Graeca 2 (1830) 469—478. Zwei Verse von
auf ein Werk des Mathematikers Theon stehen bei Gramer, Anecd.
1 (1839) 399. Ein längeres Gedicht, in welchem er sich gegen
Vorwurf der Gottlosigkeit verteidigt und die Verehrer der helleim
Götter verflucht ^AnoXoy(a Aäovxoq zov qiXoaofpov^ xox^* fjv Xquixif
(fäßsi^ Tcc '^Ellijvwv S^ (pavXiXei), ist wahrscheinlich gegen die unten n
wähnenden Schmähverse seines Schülers Konstantin gerichtet. In
vierzeiligen Epigramme gedenkt er seines Lehrers Photios, der
mit der Milch göttlicher Weisheit genährt habe. Auf die erwähnten
ihn erhobenen Vorwürfe bezieht sich wohl auch das kleine jambiscl
Stück, in dem er klagt, dass Bildung, Ehre und Gottesfurcht verschi
den sei und nur noch Schurkerei, Lüge und rohe Gewalt herrsche,
näheren Umstände der gegen Leon geschmiedeten Intriguen kennen
nicht; doch ist zu vermuten, dass dieselben mit dem Konflikte
Photios und dem Kaiser Leon in Zusammenhang stehen. Diese 3
sind ed. von Matranga, Anecd. gr. 2 (1850) 557 — 560, wo sie
dem Kaiser Leon zugeschrieben werden. Wahrscheinlich gehören
selben Leon auch die anakreontischen Gedichte auf die Hochzeit
Kaisers Leon, auf ein von diesem Kaiser erbautes Bad und auf Hc
die Gemahlin des jungen Konstantin, die Matranga a. a. 0. 561-
ediert und Th. Bergk, Poetae lyr. Gr. 3, 1091—97 wiederholt hat;
lieh wohl auch einige TQOTtccQiUy die in den Menäen unter dem
Abovtog fiayicTQOv oder fiatffzoQog gehen. Verloren scheint ein aus 1(
Versen bestehendes theologisches Lehrgedicht, welches Leon in
Jugend unter Kaiser Michael (also noch vor 867) verfasste. Ein kidi
Fragment desselben bewahrt der Cod. Bodl. Barocc. 76 fol. 381 rat
dem Titel: Aäovxoq fiayitrTQOV äv&vndxov natQixiov ix Ttjg naq avrov
(p€i(frig xiXirOax(%ov d'€oXoy(aq^ iv %oTq xqovoiq tov ßatfiXicog Mixatjl xal Ba(
KaiffaQoq, Beginn: Oeog zo Sizzov ovx ix(av z(ov nvsviiaztav.
Von prosaischen Schriften Leons, die noch unediert sind, ne
Du Gange ein Werk über Königtum und Fürsten; dazu kommen Brie!
und eine astrologische Schrift. Ein Bruchstück derselben scheint
Traktat über die Bedeutung von Sonnen- und Mondsfinstemissen (i
rjXiaxijq ixXeCipsonq zr^q iv z^ ßatriXixcp ZQiycivtf zov (foqxozäzov Asqy%9
welchen C. Hertlein, Hermes 8 (1874) 173—176, veröffentlicht hat
sich hieraus ergibt, dass sich auch der „Philosoph* Leon der geheii
Kunst hingab, mag man ihm auch die unter dem Namen Leons
2. Profanpoesie. (§§ 801—803) 723
ferte Anleitung zur Wahrsagekunst zuteilen, die S. 631 Anm. 4
wähnt ist.
1. Za den Epigrammen vgl. P. Wolters, Rhein. Mns. 88 (1883) 115 ff. und Leo
ernbach, Anihologiae Planudeae appendix Barbarino-Vaticana, Leipzig 1890 S. 84 ff. —
'iefe Leons an den gefürchteten Bulgarenfürsten Symeon, dem der pedantische Byzan-
ter Vorschriften über den richtigen Gebrauch der Yemeinungswörter erteilt, an Kaiser
)on und an den dvdvnaxoq und naxqixiog Genesios nebst einigen an Leon gerichteten
hreiben eines Symeon, eines Anastasios xoiaicttaQ, eines Thomas najQlx^og, Prokopios
a&dQiog n. a. edierte aus Cod. Patm. 178 J. Sakkelion, JsXxLov 1 (1883—84) 377—410,
t Einleitung und Kommentar. Dazu vgl. N. Polites, BovXyaqog ijyeutoy xal BvCärtwg
tXtofjLdxTig, 'Fdfxia 20 (1885) 803—807.
2. Verschieden von dem Philosophen Leon ist Leon Magistros, mit dem Bei-
.men KaxaxvXag, der ebenfalls Zeitgenosse und Vertrauter Leons des Weisen war und
I MSnch im Kloster Sigriane (fJ^ovif Ziygutt^g) starb. Wir kennen ihn durch eine aus-
hrliche Erwähnung bei Konstantin Porphyrogennetos, De cerim. S. 456 f. ed.
»nn.; er wird dort als ein sehr frommer, aber wenig gebildeter Mann — fiovaixrjg 'EXXrj-
t^g dfihoxog — geschildert, der im Auftrag des Kaisers Leon ein Work über das Zere-
tniell und Gefolge bei kaiserlichen Reisen geschrieben habe. Konstantin, der diese Schrift
nützte, rügt, dass sie rtoXXd ßnQßaQa xb xal aoXoixa xal dcvvxa^lag enthalte.
302. Konstantin der Sizilier {Koavaravtivog 6 Sixslog oder Sixs-
oitr^g), Schüler des „Philosophen" Leon, gehört in den Kreis der um Leon
in Weisen versammelten Gelehrten, welche nach dem Vorbilde ihres Herr-
liers und ihm zu Gefallen sich gelegentlich in poetischen Leistungen er-
ngen. Er bedient sich mit Vorliebe anakreontischer Masse und einer
phabetischen Akrostichis. Die wenigen uns erhaltenen Proben
tichnen sich durch lebendige Natürlichkeit aus und sind frei von dem
uiegyrischen Schwulste der in Byzanz üblichen Hofpoesie. Ein weh-
lltiges Klagelied schildert seinen Schmerz über den Untergang seiner
Ltem und Geschwister auf einer stürmischen Seereise: Stix^i 'AvaTCQsovteioi
t%d dXfpdßrjTov Ka)V(fTavTCvov xfikodoxfov %ov JSixelov xivdwBvd'ävrcDV %£v
vi'iov auTov xal ddeX^civ iv &akaTtr], Ein hübscher Versuch ist sein
3 akreontisches Liebeslied: 'SiiSagiov iQcorixov Si avaxQäovzog xal xov^
'^IXiov XaßovTog (?) ttjv vno&eaiv ix fieXipiov tivog. Dazu kommt sein
v*axQ€6v%€iov XOüQig draxXcofiävcov • TtQcg riva igm^ra naqd-ävöv. Drei Ge-
chte richten sich in scharfer, uns nicht verständlicher Polemik gegen
inen Lehrer Leon: Srixoi t^qcoixoI xal iXsysiaxol elg Aäovra g>iX6coq)ov,
Das 'SUdd^ior igtoxMoy ed. J. A. Gramer, An. Paris. 4 (1841) 380—383. — Die
deren Sachen ed. Matranga, Anecd. Gr. 2 (1850) 555 f. und 689-698. — Zum Teil
herholt von Th. Bergk, Poetae lyr. Gr. 3 (1867) 1085—1090. — Die Gedichte gegen
on auch hei Migne, Patrol. gr. 107, Praef. LXI ff.
303. Konstantin der Bhodier (K(avarav%tvog 6 ^P6Siog)j seines Zeichens
otar, später Hofgeistlicher, lehte im Anfange des 10. Jahrhunderts. Dass
'^ wie Reiske vermutete, mit Konstantin Kephalas identisch sei, lässt
ch nicht beweisen und ist aus verschiedenen Gründen sogar sehr unwahr-
tlieinlich. Das Hauptwerk des Rhodiers ist eine aus 981 Trimetern be-
ehende Beschreibung der Apostelkirche in Konstantinopel, die er
"i Auftrage des Kaisers Konstantinos VH Porphyrogennetos und zwar,
ie sich aus einigen Anspielungen mit Sicherheit ergibt, zwischen 931 und
14 verfasst hat. Die Überschrift lautet in dem einzigen bis jetzt be-
annten Codex (Athous Laur. 170): Stfxoi KtavaravtCrov äarjxQivi] zov
of/av. Nach einer Widmung an den Kaiser (V. 1 — 18) gibt der Dichter
nächst als Prooemion eine Schilderung der sieben Wunder von Kon-
724 BysantiniBohe litteratiirgesohiohte IL Poettoolie Liit«nitiir.
stantinopel (V. 19—254); dann handelt er, um den Übergang zum
thema zu gewinnen, ausführlich von seinen dichterischen Talenten,
Tugenden des Kaisers und der unendlichen Schönheit der Hi
(V. 255—422); endlich wendet er sich zur Beschreibung der A]
selbst (V. 423—981). Aus mehreren Äusserungen des Dichters (V. 2(81
282) geht hervor, dass er auch die Hagia Sophia geschildert hat
wenigstens schildern wollte. In der That ist das Gedicht am Ende
bar verstümmelt; doch wird nicht klar, ob nur der Schluss der Beschrefl
der Apostelkirche, wie die Überschrift vor V. 19 anzudeuten scheint^
noch ein weiterer Abschnitt, der die Sophienkirche behandelte, vc
gegangen ist. Konstantin kannte die geschilderten Bauwerke
aus eigener Anschauung; er hat sogar die Theodosiossäule bestiegen
von derselben das Panorama der Hauptstadt bewundert (V. 216 f.).
zweifellos hat er auch — er wäre sonst kein echter Byzantiner —
liehe Quellen benützt, wahrscheinlich eine Beschreibung der Stadt in
Art der Patria (s. S. 423 flf.). Dasselbe Werk hat später auch der
nist Kedrenos für seinen Exkurs über die Bau>^erke und Statuen
Konstantinopel (I 563 ff. ed. Bonn.) verwertet, und seine Darstellung K
daher in erster Linie zur Yergleichung beizuziehen. Stofflich bietet
Gedicht wie alle poetischen und prosaischen Ekphrasen der Byzantii
weniger, als man erwartet; immerhin aber wird durch die Beschr^
der Mosaikbilder der Apostelkirche eine Lücke in der byzantinischen Ei
geschichte ausgefüllt, und die Schilderung der angeblich vom Artei
in Ephesos stammenden Broncethüren des Senats enthält Details, die
Kedrenos fehlen. An litterarischer Bedeutung steht das Gedieht tief
den verwandten Werken des Paulos Silentiarios. Das erträgiic
Stück ist die allgemeine Schilderung der unvergleichbaren Pracht von
stantinopel, ein in der byzantinischen Litteratur unzähligemal behanj
Vorwurf (V. 321 ff.); hier erfreuen mehrere hübsche Gedanken dl
passende Vergleiche. Im übrigen aber verrät Konstantin nur zu sehr seitt
mangelhafte Kenntnis des Stoffes und seine Unfähigkeit klar und ansdi»
lieh zu schildern; seine Darstellung leidet an selbstgefälliger Breite d{
dilettantenhafter Plumpheit. Dem hellenischen Altertum steht derBhodkrj
noch mit unversöhnlicher Schärfe gegenüber. Antike Bildwerke enrtW
er nicht, ohne sich durch scharfe Hiebe auf den blinden Wahn der ab»|
scheulichen Hellenen, auf das Thorengeschlecht von Hellas u. s. w.
sal vieren. Nach ihm hätte Konstantin der Grosse die antiken Kunstweibj
nur deshalb nach Konstantinopel geschafft, damit sie der Stadt zum Sehens,
den Kindern zum Spielzeug und den Männern zum Gelächter dient«
(V. 151 f.). Den Kaiser Konstantin Porphyrogennetos vergleicht ernÄ'
einem fruchtbaren Baume der Musen d. h. der göttlichen Tugenden, viäk
jener Musen, „die der freche Homer beschreibt" {ovx Sg^'Ofjti^gog o^Q^^
dvaYQd(p€i) , sondern derer, die der gewaltige Salomon mit goldeT^«
Kränzen schmückt. Sein eigenes Gedicht nennt er das helle Lied i^
Nachtigall und meint, seine Trimeter übertreffen an Schönheit die ^^^
klingende Leier des Orpheus, der nur böses Dämonengezücht besungen ^^
Ausser dieser poetischen Ekphrase haben wir von Konstantin ©*-^
2. Profanpoesie. (§ 304) 725
ramme im 15. Buche der Anthologie und mehrere recht geschmack-
Spottgedichte in byzantinischen Trimetern. Ein Stück An Leon
irosphaktes {IlQog tov XoiQoatfdxtriv A6o\*Ta) besteht fast ganz aus
ophanischen Wortungeheuern, von denen jedes einen Vers fUUt; so
Leon angesprochen:
schale Witz dreht sich meist um den verhängnisvollen Namen Leons
weinemetzger". Im gleichen Tone ist ein Gedicht gegen den Eunuchen
odor aus Paphlagonien gehalten, in welchem abermals Vergleiche
dem Schweineleben und lange Komposita humoristisch wirken sollen.
Paphlagonier war, wie es scheint, ein Kind gleichen Geistes; denn
Beschluss der Sammlung bilden wechselseitige Spottepigramme,
reichen Theodor und Konstantin sich in rohen Beschimpfiingen zu
trumpfen suchen. Es sind wüste Verse, neben welchen unsere bäue-
len Trutzschnaderhüpfeln als Muster von Feinheit und Witz bestehen
len. Wir vermögen dieser ungeschlachten Derbheit kein Verständnis
gewinnen ; sie gehört aber zu den echtesten Seiten des byzantinischen
cns und kehrt auch später in manchen Anekdoten und bei Poeten wie
hoprodromos unverfälscht wieder.
Die Beschreibung der Apostelkirche ed. pr. nach einer Photographie der Athoshs
)grand, Revue des ^t. gr. 9 (1896)32-65. Ebenda S. 66— 103 eingehender archaeo-
her Kommentar von Th. Reinach. — Unabhängig von dieser Ausgabe erschien
) Wochen später eine' zweite Ausgabe von G. F. Begleri, Der Tempel der hll. Apostel
andere Denkmäler von Konstantinopel nach der Beschreibung des Konstantin von
>s, Odessa 1896 (Titel und Einleitung russ.). Doch beruht diese Ausgabe auf der
haften Abschrift des LauramOnches Alexander und ist daher weniger korrekt als die
•sische. — Endlich wird (vgl. die Ausgabe von Begleri S. 2 Anm.) eine dritte Aus-
zu Athen gedruckt, welcher ein Versuch einer Geschichte der jambischen Dichtung
^n Byzantinern und ein Plan der Apostelkirche beigegeben werden soll. — Die
;edichte ed. P. Matranga, Anecd. gr. 2 (1850)624-632. Vgl. seine Praefatio S. 33.
Wolters, Rhein. Mus. 38 (1883) 117 ff.
304. Die griechischen Anthologien. In keiner Litteraturgattung
lio Überliefeiningsgeschichte mit der inneren Entwickelung so enge
unden wie in der Epigrammatik. Denn ihre Erzeugnisse, die teils
Srabsteinen, Weihgeschenken, Statuen und anderen Denkmälern Zer-
it waren, teils als Begleitschreiben fiir Oeschenke, auf einzelnen Flug-
ern oder in knappen Beständen umherirrten, mussten, ähnlich wie die
inittenen Steine, mit denen man sie verglichen hat, ohne systematische
lung und Aufbewahrung bald verloren gehen oder im günstigsten
i der bequemen Lektüre entrückt bleiben. In der That werden die
ankenden Schicksale der epigrammatischen Dichtung in der nach-
iisehen Zeit am besten verständlich, wenn man die Geschichte ihrer Über-
rung studiert. Ihre wichtigsten Blüteperioden werden durch eine
ige Sammelthätigkeit bezeichnet, die in der Regel teils eine be-
ende Folge schon bestehender Blüte war, teils eine Blütezeit vorbe-
te und einleitete. Die erste Sammlung von buchmässig tiberlieferten
rammen, in der Meleagros von Oadara um 60 v. Chr. die schönsten
n des Archilochos, des Anakreon, der Sappho, des Simonides und der
mdrinischen Dichter unter dem Titel 2tt(favog vereinigte, entstand
726
ByzantiniBohe LitteraturgMohiolita. II. Poetisdie Liitonitar.
sicherlich unter dem Einflüsse des im 1. Jahrhundert v. Chr. neu emwi
Interesses an der klassischen und alexandrinischen Eleinpoesie. Ik
stehen die Sammlungen der ersten Eaiserzeit, die des Philippoi
Thessalonike (um 40 n. Chr.), des Straten von Sardes (höchst i
scheinlich im 2. Jahrhundert n. Chr.) und des Diogenianos aus H<
klea (im 2. Jahrhundert n. Chr.), im Zusanmienhange mit dem das L
2. Jahrhundert n. Chr. beherrschenden litterarischen und künstleiia
Klassizismus und der erneuten praktischen Pflege des gelehrten und g
reichen Spieles der Epigrammatik. Dann folgte in der epigrammai»
Produktion wie in der Sammlung und Sichtung des vorhandenen Hifai
eine lange Ebbe.
Erst im 6. und 7. Jahrhundert n. Chr. nahm die Epigranunatik e
neuen Aufschwung, und das Sinngedicht mit der verwandten Spielait
poetischen Schilderung wurde sogar zur vorherrschenden Dichtongi
Unter Kaiser Anastasios verfasste Christodoros aus Koptosinlgf
seine berühmte Schilderung der Statuen des Gymnasiums des Zeuxippo
Konstantinopel, Johannes von Gaza seine poetische Ekphrase einer?
karte, >) Marianos Epigramme. Unter Justinian schrieb Paulos Silf
arios zahlreiche Epigramme und eine Schilderung der Sophienkirche
ihrer Kanzel.^) Andere Epigrammendichter aus der Zeit des Jmti
sind Makedonios, Julianos aus Ägypten, Leontios Scholasti
(d. h. Anwalt) und der geistvolle Agathias. Den Abschluss dieser Pei
bildet Georgios Pisides, der in der ersten Hälfte des 7. Jahrhuiu
neben der historischen und beschreibenden Dichtung auch das Epigri
pflegte. Die Leistungen dieses Kreises von Dichtem werden freilich d
die allgemeinen kultureUen und litterarischen Verhältnisse und den
torischen und scholastischen Geschmack der Zeit niedergedrückt, und
einzelne ihrer Epigramme lassen sich an Feinheit der Gedanken und
endung der Form mit denen der Alton vergleichen. Den Höhepunkt
zeitlich betrachtet, den Mittelpunkt dieser etwa anderthalb Jahrhuw
dauernden Blüte der epigrammatischen Dichtung bildet Agathias. 1
es auch, der durch eine Sammlung von Epigrammen zeitgenössu
Dichter, denen er seine eigenen beimischte, das lebhafte Interesse 8
Zeit für diese Gattung zum Ausdrucke brachte und dadurch sowohl
die Erhaltung der vorhandenen Werkchen als für die Anregung i
wirkte. 3) Während die früheren Sammler den Stoff alphabetisch geo
hatten, hat Agathias seine Sammlung nach den Gegenständen (Widm
inschriften, Beschreibungen von Kunstwerken, Grabgedichte, Sei
gedichte u. s. w.) eingeteilt. Ein Teil der Sammlung des Agathiai
der umfangreichen teils in Trimetern teils in Hexametern abgefasstei
leitung ist später in die Anthologia Palatina (s. u.) übergegangen ui
auf solche Weise erhalten worden.
In der zweiten Hälfte des 7. und im Verlauf des 8. Jahrhu
hören wir so gut wie nichts von Sinngedichten und auch die Übe
*) Vgl. W. Christ, Geschieht« der grie-
chischen Litteratur^ (1890) S. 663.
2) Vgl. W. Christ, a. a. 0. S.
») Vgl. S. 241.
2. Profanpoesie. (§ 304) 727
^sgeschichte der alten Epigramme während dieser Zeit ist in Dunkel
lllt. Erst mit dem Anfange des 9. Jahrhunderts beginnt eine neue
>ezeit der Epigrammendiehtung, die bis gegen das Ende des 12. Jahr-
derts andauert. Ihre Hauptvertreter sind im 9. Jahrhundert Theodoros
Utes, im 10. Johannes Geometres, im 11. Christophoros von Mytilene
Johannes Mauropus, im 12. Theodoros Prodromos. Auch in dieser
iode geht mit dem dichterischen Schaffen das Sammeln und Sichten
id in Hand. Gerade in der Mitte des Zeitraumes, der zwischen Theo-
>8 Studites und Johannes Geometres liegt, etwa um das Jahr 900 hat
Thessalier, der im Dienste Leons des Weisen stand, eine kleine
mlung von Epigranmien veranstaltet und einem gewissen Euphemios
idmet (daher als „Sylloge Euphemiana*" bezeichnet). Eine ähnliche
:ie Sammlung veranstaltete viel später ein Unbekannter, indem er die
^ramme und Gelegenheitsdichtungen des Johannes Geometres mit älteren
^rammen vereinigte. Sie steht im Codex Paris, suppl. gr. 352;
§ 306 Anm. 3. Weit reichhaltiger ist eine Sammlung, die ungefähr um
3lbe Zeit wie die Sylloge Euphemiana, im Anfange des 10. Jahrhunderts,
tanden ist, die des Eonstantinos Eephalas {KavcfTavTTvog 6 K€(pakag).
ist uns in einem einzigen Exemplar, dem berühmten Codex der
liotheca Palatina in Heidelberg, erhalten, nach welchem sie ge-
nlich Anthologia Palatina benannt wird. Eephalas hat die Epi-
nme nach den Gegenständen in Eapitel eingeteilt; doch lassen sich
^Eigentümlichkeiten der ursprünglichen Anordnung der Hauptquellen,
denen er geschöpft hat, noch da und dort deutlich erkennen. Ausser
eren Sammlungen wie denen des Meleagros, Philippos und Agathias
itzte Eephalas eine Sammlung von Aufschriften auf Grabsteinen und
werken, die ihm ein gewisser Magistros Gregorios überlassen hatte.
h Epigi-amme einiger Zeitgenossen wie des Ignatios, Eometas und Eon-
tin von Rhodos nahm er auf. Übrigens ist nachgewiesen, dass nicht
im Codex Palatinus enthaltenen Eapitel von Eephalas herrühren. Seine
eit beginnt offenbar erst mit dem nach Jacobs' Zählung vierten Eapitel
Handschrift, das durch die Prooemien des Meleagros, Philippos und
thias eingeleitet wird, und schliesst wahrscheinlich mit den Enaben-
rammen des Straten. Die Sammlung des Eephalas ist ein herrliches
^nis für das Wiederaufleben des Geschmackes am Sinngedichte und
lat sicherlich in den folgenden Jahrhunderten mannigfache Anregungen
^ben. Der erste und fleissigste Leser der Anthologie des Eephalas,
\v^ir kennen, war Suidas, der in seinem Lexikon häufig Epigramme
iner mit dem Codex Palatinus genau übereinstimmenden Form zitiert.
Endlich hat am Ende des 13. oder im Anfang des 14. Jahrhunderts
limos Planudes eine neue Sammlung von Epigrammen veranstaltet,
3r unter dem Titel ^Avx^oXoyia diaffoQcov iTnYQccfifidrcov veröffentlichte.
1^ er ordnete die Epigramme nach den Gegenständen, ging aber hierin
weiter als Eephalas, indem er die ganze Sammlung in 7 Bücher
diese wiederum nach den Materien in zahlreiche Eapitel einteilte,
cier Auswahl Hess er sich weniger durch den poetischen Wert als
t& die Rücksicht auf die sittliche Reinheit und auf den Geschmack
i
728 Byzantinische Litteratargesohiohte. IL Poetisohe Lütamtar.
seiner Zeit bestimmen. Daher schloss er die erotischen Epigramn
und bevorzugte sichtlich die Erzeugnisse der byzantinischen Zeit
Hauptquelle war die Anthologie des Kephalas; daneben hat er aber
die eine oder andere grössere Sammlung, die dem Eephalas voiiag;
ständig benützt; daraus erklärt sich, dass er (namentlich im 4. B
eine ansehnliche Zahl von Epigrammen bietet, die bei Eephalas I
Er bildet mithin eine nützliche Ergänzung zur Anthologia Palatina.
die früheren Sammlungen, hat auch die des Planudes auf die 6|ij
matische Produktion befruchtend gewirkt. Einige Jahrzehnte laA
Veröffentlichung erstand in Manuel Phil es ein Poet, der sich u
Spielarten der alten Epigrammatik, freilich meist mit wenig Glüd
suchte. Weitere Anregungen hat die Sammlung in Byzanz, wo £
aussetzungen für das Gedeihen einer von dem sozialen Wohlbefin
sehr abhängigen Dichtungsart verloren gegangen waren, nicht md
vorbringen können; dagegen hat sie auf die italienische und t
abendländische Epigrammatik einen nachhaltigen Einfluss ausgeübt
während die Sammlung des Eephalas durch die des Planudes ve
wurde und bis in die neuere Zeit fast vergessen blieb, ist die Anl
Planudea seit dem Ausgange des 15. Jahrhunderts wiederholt
gegeben, fleissig erklärt, übersetzt und gelesen worden.
1. Ausgaben: Die älteren Ausgaben enthalten nur die Anthologia PI
£d. pr. Janos Laskar is, Florenz 1494. Beschreibung dieser Ausgabe bei E. L
Bibliogr. hell. 1 (1885) 29—38. — Wiederholt mit einem kritischen Anhang
Aldus 1503, 1521, 1550 und öfter nachgedruckt. — Florilegium diversomm epigri
veterum excud. H. Stephanus, Paris 1566. — Die wichtigsten neueren Leistoi
dankt man Brunck und Jacobs: R. Fr. Phil. Brunck ed. die Anthologie in seil
lecta veterum poetarum graecorum, 3 Bde, Strassburg 1772—1776. — Diese
wiederholte in neuer Redaktion mit Indices und eingehenden Kommentaren Fr.
Anthologia graeca, 13 Bde, Leipzig 1794—1814. — Die Anthologia Palatii
erst viel später als die Planudea in ihrer Bedeutung erkannt und verwertet. Den
Nachtrag gab aus dem Codex Palatinus zuerst J. Reiske, Anthologiae graeca«
stantino Cephala conditae libri III, Leipzig 1754. — Auch Brunck und Jacobs a.
nützten schon die palatinische Anthologie. Zu seinem vollen Rechte kam der C
latinus erst in: Anthologia graeca ad fidem codicis Palatini nunc Parisini ex f
(iothano edita. Curavit et adnotationem criticam adiecit Fr. Jacobs, 3 Bde
1813 — 1817. — Ohne selbständige Bedeutung ist die Editio Tauchnitiana
Leipzig 1819; wiederholt 1872. — Eine neue Ausgabe der palatinischen und plani
Anthologie nebst sonstigen Supplementen mit Kommentaren und Indices erschien
in drei Bänden. Die ersten zwei besorgte Fr. Dübner, den dritten, weniger
Cougny, Paris 1864, 1872, 1890. — Eine Ergänzung zur Anthologie des Pia
aus Cod. Barber. I 123 und Cod. Vatic. gr. 240 Leo Sternbach, Ajithologiae 1
appendix Barberino-Vaticana, Leipzig 1890 (mit reichlichem Kommentar). — Ei
scheint jetzt eine handliche Ausgabe der Anthologien in der Bibliotheca Teu
Anthologia graeca epigrammatum Palatina cum Planudea ed. H. Stadtmüller,
vol. I, Leipzig 1894.
2. Uebersetzungen: Berühmt ist die lateinische Uebersetzung v<
Grotius, gedruckt in Anthologia graeca cum versione Latina Hugonis Grotii
Hieronymo de Bosch, 5 Bde, Utrecht 1795—1822. — Auch in der Editio Did
eine lateinische Uebersetzung beigegeben. — Deutsche Uebersetzung von W. l
und G. Thudichum, 9 Bdchen, Stuttgart 1838-1870. — Französische üeb
2 Bde, Paris 1863 (mir unzugänglich). — Englisch: Idylls and epigramms chi
the greek anthology translated by Garnett, London 1871. — Dazu zablreicl
Setzungen einzelner Stücke und kleiner Auslesen; unter ihnen ragen hervor:
Herder, Blumen ans der griechischen Anthologie gesanmielt, in den zerstreuten
Sammlung I. II. Gotha 1785—1786, und die von Fr. Jacobs in seinem: Leben i
der Alten 1, Gotha 1824.
2. Profanpoesie. (§ 304) 729
3. Hilfsmittel: In den wichtigsten Punkten abschliessende Hauptschriften sind
Prolegomena und Kommentare in den genannten Ausgaben von Jacobs. — F. Gu.
faneidewin, Progymnasmata in anthologiam graecam, Progr., Göttingen 1855. — G.
imsler, Kritische Untersuchungen zur Geschichte der griechischen Anthologie, Diss.,
-mch 1876. — P. Wolters, De opigrammatum graecorum anthologiis, Halle 1882. —
0 Sternbach, Meletemata critica, P. 1, Wien 1886. — C. Dilthe^, De epigramma-
rm syllogis quibusdam minoribus, Index lect, Göttingen 1887. — C. Dilthey, Symbolae
kicae ad anthologiam graecam, Index lect., Göttingen 1891. — C. Dilthey, Coniectanea
k.ica in anthologiam graecam, Index lect., Göttingen 1891. — H. van Herwerden,
&<lia critica in epigrammata graeca, Leiden 1891 (zum 3. Bde der Editio Didotiana). —
Sakolowski, De Anthologia Palatina quaestiones, Diss., Leipzig 1893 (handelt über
B Anthologien des Diogenianos von Heraklea, die Daphniaka des Agathias, die Quellen
ts 11. Buches der Anthologia Palatina u. s. w.). — H. Stadtmtlller, Zur griechisohen
nthologie, in ,Fest8chrift zur Einweihung des neuen Gebäudes f. d. Grossherz. Gymnasium
1 Heidelberg', Leipzig 1894 S. 35—45. — Carl Radinger, Meleagros von Gadara, Inns-
wck 1895. — üeber die wichtigsten Fragen orientiert vortrefflich der Artikel Antho-
ogia von L. Schmidt und R. Reitzenstein in Paulys Realenzyklopädie, Neue Bearbei-
iiDg 1 (1894) 2380—2391. — Die übrige fast unübersehbare Hilfslitteratur, die übrigens
[rösstenteils ausserhalb des byzantinischen Litteraturkroises liegende Fragen betrifiPt, s. bei
V. Engelmann, Bibliotheca scriptorum classicorum 1" (1880) 138—144, in Galvarys
tibliotheca philologica classica und den sonstigen neueren bibliographischen Hilfsmitteln.
gL auch W. Christ, Geschichte der griech. Litt.' (1890) 444 f.
4. Ueberlieferung: Der Codex Palatinus 23 s. 11 ist nicht bloss durch seinen
ihalt, sondern auch durch seine Schicksale berühmt geworden. Er kam 1623 durch die
ßhenkung des Herzogs Maximilian von Bayern aus Heidelberg in die vatikanische Biblio-
lek, dann während der französischen Revolution im Jahre 1797 nach Paris; nach dem
ariser Frieden 1815 kam der erste Teil (Buch 1--13) wieder nach Heidelberg, der Schluas-
)il (Buch 14 und 15) blieb in Paris; von ihm besitzt Heidelberg nur ein Facsimile. Eine
snaue Beschreibung gaben zuletzt P. Wolters, a. a. 0. und H. Stadtmüller in den
rolegomena der oben genannten Ausgabe S. III— X; ebenda S. X— XIV Beschreibung des
)n des Planudes eigener Hand geschriebenen Cod. Marcianus 481, der die Anthologia
lanudea enthält, und der Hss der kleineren Sammlungen (Euphemiana u. s. w.). Nähere
litteilungen verspricht Stadtmüller im 2., bzw. 3. Bande zu geben.
5. Von den Urhebern der drei wichtigsten Anthologien der byzantinischen iZeit sind
ar Agathias und Planudes nach ihrem Leben und ihrer sonstigen litterarischen Thätig-
Bit genauer bekannt; vgl. S. 240 ff. und 543 ff. Von Konstantinos Kephalas er-
liren wir nur aus einigen Randnotizen des Codex Palatinus, dass er Schüler des erwähnten
regorios Magistros und mit der Erklärung der epigrammatischen Poesie beschäftigt war.
öchst wahrscheinlich ist er identisch mit dem Protopapas Konstantinos Kephalas,
er in der Fortsetzung des Theophanes S. 388, 23 ff. ed. Bonn, in Verbindung mit einem
reignisse des Jahres 917 folgendermassen erwähnt wird: i^ayayoyttoy ovy ja a^ßtinfiia
xi ^laonoid ^vXa KtoyffTayrlyov TigtoTonand tov naXailov, rot' K6q)aX(< Xeyo/i^yov u. S. w.
benso lautet die Stelle in der Fortsetzung des Georgios Monachos S. 881, 5 ff. ed. Bonn.
ber auch wenn diese Gleichsetzung nicht zuträfe, könnte man den Kephalas mit Sicher-
et in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts setzen. Ueber Kephalas vgl. bes. P.
iTollers, a. a. 0. S. 9 ff.
6. Eine beliebte Spielerei bildeten die arithmetischen Epigramme. Vgl. Zirkel,
ie arithmetischen Epigramme der griechischen Anthologie übersetzt und erklärt. Gymnasial-
rogr., Bonn 1853. — P. Tannery, Sur les epigrammes aritbmötiques de Tanthologie
^alatine, Revue des ^t. gr. 7 (1894) 59-62. — Hieher gehören auch die sogenannten
sopsepha, die darin bestehen, dass einzelne Wörter, Sätze oder Verse, nach dem Zahl-
rert der Buchstaben berechnet, gleiche Summen ergeben. Einen darauf bezüglichen Text
lit einigen Beispielen von isopsephen Wörtern und Versen ed. aus Cod. Paris. 1630
*r. Boissonade, An. gr. 2(1830)459-451. — Vgl. E. Piccolomini, Di Leonida Ales-
andrino de' suoi epigrammi e della isopsefia, Rendiconti della R. Accademia dei Lincei,
Ilasse di scienze morali, storiche e filologiche vol. III (1894) 357—381. — Ein Beispiel
rwähnt auch Fr. Bancalari, Studi ital. di filologia classica 2 (1894) 201 (Cod. 1908).
7. Zur Ergänzung der Anthologien dienen die als Inschriften auf Stein, Metall
. 8. w. erhaltenen Epigramme und die litterarisch überlieferten Weihinschriften,
Ipitaphien u. s. w. Ein interessantes Beispiel hexametrischer Poesie aus dem 9. Jahr-
undert ist eine in der Klosterkirche zu Skripu (Böotien) erhaltene Inschrift, die zuletzt
08. Strzygowski, B. Z. 3 (1894) 8 f., veröffentlicht hat. — Theod. Preger, Inscrip-
iones graecae metricae ex scriptoribus praeter Anthologiam collectae, Leipzig 1891 (ent-
ält manches Byzantinische wie das berühmte Grabepigramm auf Kaiser Maurikios (s. § 100
730 Bysantinische LitteraturgMohichte. IL PoetiadlM Liiieratar«
Anm. 5), Kircheninschriften aus Kpel u. s. w.). — Die von W. Christ, GesoliMbi^]
griech. Litt.' (1890) 444 f. angeführten Werke von Eaibel, Allen und Pachstem Mnu^jy.
so gut wie ausschliesslich die alte Litteratur. — Einige Inschriften aus Eirchen niUK''^
stehen im Cod. Vindoh. med. gr. 43 (Nessel) fol. 142''— 144^ ^to^i
8. Litterarhistorisch interessant sind die 3 etwa um die Mitte des 10. JskrfaodMdE d«
ahgefassten jambischen Lobgedichte auf Niketas, den Veranstalter einer illoitiiin^ a
Sammlung cnirurgischer Schriften, die uns im Archetypus dieser Sammlung, dem CodLiHr|.
74, 7, aufbewahrt sind. £d. H. Schöne, Apollonius von Kitium, Leipzig 1896 8. Xu n^''"^
XIV. — Beachtenswert ist auch das wohl dem aus Ende des 10. oder dem Ai^ft^ Wllier.
11. Jahrhunderts stammende Widmungsgodicht in der herrlichen, fQr Kaiser BidiaHi^l
hergestellten Psalterhs, die jetzt in der Marcusbibliothek zu Venedig (als Cod. 17) tfl^^
bewahrt ist. Anfang: T6 9av[ia xaiyoy (ade xtav oQutfiiymy, liSbOr
305. Theodosios. um die Mitte des 10. Jahrhunderts Diakon inKohl^f
stantinopel, verfasste ein panegyrisches Gedicht: Akanng tr^ V*f 1^''
(1039 Trimeter in 5 Akroasen), in welchem er die Vertreibung der Ante Ifil
aus Kreta (961) und den darauffolgenden Sieg über die Sarazenen inSjTMilv?.
(besonders die Eroberung von Chalep) besingt. Das Werk ist kun »ili^j
diesen Ereignissen abgefasst, wurde jedoch, wie sich aus dem in PmliJiY
ahgefassten Widmungsbriefe ergibt, von Theodosios erst nach dem Tohlit.
des jugendlichen Romanos II (959 — 963) veröflfentlicht und seinem NiA-l.^
folger Nikophoros Phokas (963—969) gewidmet, dessen Kriegsthatail^
den Hauptgegenstand desselben bilden. Der Verfasser sucht sich qb1|
seinen Vorwurf durch eine krause Polemik gegen Homer zu empfehle«; 1.
derselbe habe einen winzigen Feldzug in bombastischer Weise besongal
und kleine Dinge zu grossen Thaten aufgebauscht; sein Lügengewebe sä
lächerlich; unbedeutend erscheine das griechische Heer, schwach seine
Führer wie Achilles und Aias; wenn Homer den Pfad der Wahrheil
wandeln wolle, so möge er die Kämpfe vor Uion aufgeben und statt desaei
die Ströme von Blut besingen, die auf Kreta geflossen seien. Ähnlidie
Seitenblicke auf Homer erheitern auch im weitern Verlaufe des Gedichtes
nicht minder als die hyperbolischen Vergleiche seines Helden mit allefl
Berühmtheiten des Altertums. Trotzdem besitzt die Darstellung des Theo-
dosios manchen poetischen Ueiz und erhebt sich zuweilen sogar zu wahrer
Begeisterung, öfter freilich ermüdet sie durch breiten Schwulst (eine
wunderbare Probe z. B. III 157 f.) und chronikenartige Aufzählung. Wenn
so der dichterische Wert der Halosis starken Bedenken unterliegt, so
gewinnt sie doch einige Bedeutung durch die Nachrichten über eines der
wichtigsten Ereignisse der byzantinischen Geschichte, die schon von Kon-
stantin Porphyrogennetos gründlich vorbereitete und von dem gewaltigen
Feldherrn und nachmaligen Kaiser Nikephoros Phokas ausgeführte Wieder-
eroborung der seit 826 von den Arabern besetzten, strategisch und kom- ]
merziell hochwichtigen Insel Kreta.
1. Ausgaben: Ed. pr. Fl. CorneliuB in seinem Werke Greta sacra, Venetiis 17S5
vol. I 269—327. — Darnach ed. F. Foggini, Nova appendix corp. bist. Byzantinae, Roma«
1777 S. 351 — 390. — Ed. Fr. Jacobs im Bonner Corpus mit Leo Diaconus, Bonn 18&
Vgl. Praef. S. 32-36. — Wiederholt bei Migno, Patrol. gr. 113, 987-1060.
2. Hilfsmittel: Uebcr die Kriegsthaten des Nikepboros Phokas s. 6. Hertzberg.
Geschichte der Byzantiner, Berlin 1883 (Onkens allgemeine Geschichte in Einzeldarstel-
lungen II 7) S. 168 f.; K. Leonhardt, Kaiser Nikephoros II Phokas und die Uamdanidea
960—969, Diss., Halle 1877, und bes. das glänzende Werk von G. Schlumberger.
Nic^phore Phocas, Paris 1890 (über Theodosios S. 84). — Zur Metrik und Kritik des Ge-
dichtes vgl. die S. 598 zitierte Abhandlung von Fr. Kuhn S. 59 ff.
2. Profanpoesie. (§§ 305—306)
731
306. Johannes Eyriotes, gewöhnlich nach seinem Beinamen Geo-
"ftres bezeichnet {^IcDavvtjg 6 KvQicoTijgy 6 recofiätQrjg), eine der interessan-
ben PersönUchkeiten in der byzantinischen Litteraturgeschichte, wurde
der zweite Sohn eines hochstehenden Beamten namens Theodoros in
ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts geboren. Seine Ausbildung ver-
it er dem Lehrer Nikephoros, dessen er in einer Grabschrift und in
^rammen wiederholt gedenkt. Vielleicht ist derselbe identisch mit dem
:srikios Nikephoros, der unter Eolnstantinos Porphyrogennetos als Pro-
wer der Geometrie thätig war, und vielleicht hat auch der Beiname des
^nnes selbst eine Beziehung zu seinen mathematischen Studien. Ein
3iter Gelehrter, den Jobannes durch eine Grabschrift feiert, ist der
gistros Theodoros Dekapolitos,^ offenbar der unter Konstantin
rphyrogennetos und Romanos II berühmte Jurist dieses Namens. Andere
äbepigramme widmet Johannes dem Mönche Maleinos, dem später
nonisierten Oheim des Kaisers Nikephoros Phokas,') und dem Patriarchen
alyeuktos (956 — 970). Aus mehreren Überschriften geht hervor, dass
hannes das Amt eines Protospathars bekleidete. In vorgerücktem
Iter, als er schon ergraut war, wurde Johannes zum Priester geweiht;
rauf bezieht sich die im Codex Vatic. Pal. 402 fol. 360^—363 erhal-
le Rede: Eig iavtovy ijvixa nqeaßvveqog ix^iQOToinljx^tj. Aus dem Titel des
if Satzes 'IcDavvov ngcDxod'Qovov tov reoaiietqov Hegt %ov fAtjkov ergibt
h, dass er später Bischof wurde. Vasiljevskij vermutete, dass er den
ron von Melitene (in Kappadokien) einnahm; er stützt sich dabei auf
L bei Skylitzes^) erhaltenes Grabepigramm auf den Kaiser Nikephoros
okas, das in Ton und Sprache mit den Dichtungen des Johannes Geo-
tres und speziell mit den Epigrammen auf Nikephoros Phokas so innig
rwandt ist, dass man es unbedenklich demselben zuschreiben darf. Der
rfasser heisst aber bei Skylitzes „Johannes Metropolit von Melitene**.
ann Johannes Metropolit wurde und wann er starb, ist nicht genauer
^annt. Mehrere seiner Gedichte beziehen sich auf Ereignisse aus der
gierungszeit des Johannes Tzimiskes und Basilios II, z. B. auf den im
hre 975 sichtbaren Kometen, den er zu einem Wortspiel mit Kometopulos
u.) verwendet, auf die Niederlage der Rhomaeer im bulgarischen Eng-
äse des Rhodopegebirges im Jahre 986 (S. 296 ed. Gramer), auf die
rch die Bulgarenkriege und die Dürre des Jahres 989 verursachte
iurige Lage des Ackerbaues. Ob er während dieser Zeit noch in Kon-
intinopel oder schon in Melitene war, lässt sich nicht mit Sicherheit
smachen. Jedenfalls war er schon viel früher Metropolit von Melitene
worden; denn die Abfassung der Grabschrift auf Nikephoros Phokas,
3 er als Metropolit vornahm, fällt doch wohl bald nach dem Tode dieses
äisers (969). Vielleicht zog sich Johannes im hohen Alter als Mönch
,ch Konstantinopel zurück; damit würde seine in den Gedichten öfter
sgesprochene Weltverachtung und Neigung zur Abgeschiedenheit stimmen.
') Statt des bei Gramer S. 297, 28 ge-
teoen Jexa-nottjy ist, wie VasUjevskij be-
^rkt hat, JexanoXittjy zu lesen.
') Vgl. Leon Diakonos ed. Bonn. S. 83, 13.
*) Kedrenos ed. Bonn. 2, 878. Auch im
Kommentar zu Leon Diakonos |ed. Bonn.
S. 453. Vgl. oben S. 368 Anm. 8.
732 BysanüniBche Litteratnrgesoliiolite. II. Poettsohe Littanlir.
Sein spezielles Interesse für das berühmte Kloster Studien beweist ek
Kirche desselben gewidmetes Gedicht (S. 306 ed. Gramer). Die fii(
des Johannes fäUt mithin unter die Regierung der drei grossen
Nikephoros Phokas, Johannes Tzimiskes und Basilios II. In seinen Pc
finden sich mannigfache Beziehungen auf diese drei Herrscher; doch
sich der Dichter zu ihnen nicht in gleichem Orade hingezogen. Sein
ling und Held ist offenbar Nikephoros Phokas, den er obsein^Ti
keit und edlen Gesinnung mit Ausdrücken der höchsten Begeisterung
und wiederholt als Retter aus den Drangsalen der Zeit aus seinem
aufruft. Diese Parteistellung ist bei einem so tief religiösen Manne,
Geometres war, um so mehr bemerkenswert, als Nikephoros Phokas
kanntlich wegen seiner Massnahmen gegen das Anwachsen des
gutes beim Klerus nicht beliebt war. Den Johannes Tzimiskes irari
der Dichter zwar auch zu schätzen; doch kann er ihm die blutige TU
durch welche er den Thron gewann, nicht verzeihen, und in einer ftr I
gedichteten Grabschrift lässt er ihn sein Verbrechen freimütig bekenn
(S. 268, 22 ff.). Noch weniger scheint er sich mit Basilios U befreud
zu haben. Die Eigenschaften, welche in der ersten Zeit seiner Regien
besonders hervortraten, waren allerdings nicht geeignet, ihm die Zuneigt
eines Freundes der Wissenschaft und Litteratur zu gewinnen. Wir wia
aus Psellos und anderen Quellen, dass Basilios ein rauher Kriegsmann \
Energie und Kraft, aber ohne feinere Bildung und den Wissenschaf
wenig hold war. So verstehen wir die wiederholten Klagen des Joham
dass die Männer der Jetztzeit wissenschaftliche Bildung verachten i
ihn selbst wegen seiner Studien verspotten (vgl. S. 341 ff. ed. Cnun^
Johannes hat poetische und prosaische Schriften hinterlassen; doch ber
seine litterarische Bedeutung vornehmlich auf seinen Dichtungen.
lassen sich folgendermassen einteilen:
1. Eine Sammlung von Epigrammen und Gelegenheits)
dichten. Sie verdient unter allen bekannten Werken des Johannes ni
ihrer litterarischen Bedeutung die erste Stelle. Die Gedichte der San
lung sind nach Form, Inhalt und Umfang äusserst verschieden: Die Ve
masse sind der Trimoter, der Hexameter und das elegische Distich
den Inhalt bilden weltliche und geistliche Vorwürfe mannigfaltigster i
der Umfang der einzelnen Stücke schwankt zwischen 1 und mehr
100 Versen. Uijter den Gelegenheitsgedichten des Johannes finden wir a
Teile sehr umfangreiche Grabepigramme auf die Kaiser Nikephc
Phokas und Johannes Tzimiskes, auf seinen Vater, auf seinen Lehrer Ni
phoros, auf einen gewissen Konstantinos und auf den Patriarchen P
euktos. Von hohem Interesse sind einige Gedichte über zeitgeschic
liehe Vorwürfe z. B. über den Kampf der Rhomäer (wohl auf
Kampf zwischen Bardas Skieros und Bardas Phokas bezüglich), über
räuberischen Angriff der Iberer, über die Bulgaren, über den Kometop
y
d. h. Samuel den Sohn der bulgarischen Komes Sisman (s. o.), über
Niederlage der Rhomäer im bulgarischen Engpass (s. o.); hierher geh(
auch die Gedichte auf den Magistros Theodoros Dekapolites (s. o.),
2. Profanpoeaie. (§ 306) 733
Mönch Michael Maleinos, auf die rechte Hand des Nikephoros Phokas,
er mit dem goldspendenden Paktolos vergleicht, über eine von ihm in
©gsgefahr unternommene Reise von Konstantinopel nach Selybria (in-
sssant durch die ergreifende Schilderung der Not des Landvolkes) und
^e grössere Stücke ohne Überschrift, von denen besonders das jambische
Licht S. 342 flf. (ed. Gramer) Beachtung verdient. Eine recht lesens-
'te Gruppe bilden die Epigramme litterarhistorischen und ge-
Lichtlichen Inhalts. Johannes berücksichtigt in derselben sowohl
heidnische wie die christliche Vergangenheit; neben Epigrammen auf
b Dichter, Philosophen, Rhetoren und Historiker wie Sophokles, Archy-
, Piaton, Aristoteles, Simplikios, Porphyrios, Jamblichos, Philostratos,
»anios, Xenophon u. a. stehen friedlich Sinngedichte auf berühmte
•chenväter, Kirchendichter und Heilige wie Gregor von Nazianz, Johannes
rysostomos, Basilios den Grossen, den Meloden Romanos (s. o. S. 668),
Heiligen Blasios, Demetrios, Theodoros Tyron, Stephanos, Eustratios
1 seine Genossen u. a. Weitere Epigramme behandeln Vorwürfe
3 der Mythologie, Geographie, Kunstgeschichte u. s. w. z. B.
Musen Kalliope und Urania; den Berg Olympos, den Fluss Maeander,
Städte Athen und Konstantin opel, das gegenwärtige Athen im Gegen-
z zur Vergangenheit, die Stadt Nikaea, die drei durch den Ölbaum
-öhmten Städte Nikaea, Praenestos und Athen; das zum Schutze des
dnberges aufgestellte Bild des hl. Kerykos; die Kirche des hl. Kyros
1 die des Klosters Studien; einen Prunkdegen; einen Musikanten; den
)in von Praeneste; einen schönen Menschen; einen Knirps; einen
nnlichen Eunuchen; die rote Unterschrift des Kaisers; das Weib; die
nliche Liebe; eine Anrede des Mondes an einige Nachtschwärmer u. s. w.
en schon von Apollonios von Tyana ausgesprochenen Gedanken, den
tcr Michael Akominatos (s. S. 469) wiederholt hat, kleidete Johannes
das Epigramm »Auf einen, der nach Griechenland ging und ver-
lerte":
Ov ßagßuQOjy yijy, äXk^ idciy tijy 'EXXada
ißaQßaQüi&fjg xal Xoyoy xai roy tQonoy,
In mehreren Gedichten „An sich selbst** (-ß*^ kavtcv)^ ein Titel,
i Johannes dem Georgios Pisides entlehnte, bekundet er seine tief reli-
öo Lebensanschauung. Verwandt im Tone sind die Epigramme auf die
gen und Mühsal en des Lebens. Am wenigsten gefallen die Stücke, in
Ichen Johannes die abgedroschenen Themen der Rhetorenschule in
rsen behandelt, wie die Gedichte über den Frühling, den Sommer, die
rzüge eines edlen Pferdes u. a. Übrigens weiss der Dichter auch
chen Sophistenschnurren eine christliche Nutzanwendung zu geben: Ein
ines Gedicht über einen Mann, der ein Mädchen um Wasser bat und
h in dasselbe verliebte, schliesst mit den Worten: «An Dich, mein
ristus, an Dich halte ich mich, Du spende Dein lebendiges Wasser; das
*d meinen Durst stillen. ** Einer rhetorischen Übung gleicht die Monodifii
- einen Richter von Seiten seines Weibes. Seinem Liebl
)ros Phokas widmete Johannes die Melete: Was wlIrdB
iser Nikephoros sagen, wenn seine Bilder y<
734 Bjrsaniiiiifldlie LitieratargMoliidhte. IL Poetisolie üitoimter.
die Gattung des Rätsels ist wenigstens durch eine Nummer {Mnfpn
alag) vertreten. §*
Weniger originell sind die Epigramme und Gedichte geistlu
Inhalts, deren Vorwürfe zum Teil schon von Giorgios Pisides ood
doros Studites behandelt worden waren. Johannes feiert hier die
Taufe und Himmelfahrt Christi, das Kreuz Christi, den reumütigen
am Kreuze, Christus, als er auf dem Schiffe schlief, den Erzengdf
Apostel, den englischen Gruss, den Tod der Gottesmutter (ein in der
liehen Epigrammatik ungemein beliebtes Thema) u. s. w. Daza
die später so eifrig gepflegte Gattung von Epigrammen auf Heiligi
bilder, Kulturgegenstände und dergleichen z. B. das Büd des
den Gürtel und das Gewand der hl. Jungfrau, den Sarg des hl. Pantd»]
mon u. s. w. Den Beschluss bilden eim'ge umfangreichere Gtediclite:
Gebet {^vxjj), ein Bekenntnis {s^ofAokoyrjtfig) und eine jambische Pi
der neun Oden des alten Testaments.
2. Eine Sammlung von 99 Tetrastichen im elegischen Masse
dem Titel Paradies, in welchen die Askese empfohlen und Ai
berühmter alter Asketen wie Karinon, Antonios, Achillas, Pior, Ldn
Besarion u. a. gefeiert werden. Ebenso reichlich benützt der YerfayM
Aussprüche und Erzählungen aus der alten Litteratur und Mythologie.
3. Vier grosse Hymnen zu Ehren der hl. Gottesmutter (sog
nannte XaiQsxiaiiol) im elegischen Masse mit einem jambischen Nachwor
in welchem der Dichter bemerkt, den Hexameter habe er als der gö
liehen, den weniger gewichtigen Pentameter als der menschlichen Na)
Christi entsprechend gewählt. Damit verbindet sich ein alphabetiscb
Hymnus auf die hl. Gottesmutter, in Hexametern, aus lauter zi
Teil sehr kühnen Epitheton derselben gebildet, von denen die in ein
Verse stehenden alle mit demselben Buchstaben anfangen z. B. ^'Aano^
äyvorätrjv, axQccvtov, ävaxroToxeiov, \\ BatfiXlda, ßatSiXrffeväa^ ßaciXrffi
reiQav u. s. w. Als Dichter der Hymnen auf die hl. Maria wird Johaiu
in einem aus drei elegischen Distichen bestehenden anonymen Epigram
gerühmt.
4. Ein Lobgedicht auf den hl. Panteleemon {'Eyxtofiiov ek ■
ayiov iisyaXoiidqxvQa navTeXeijfiova dtd (SxixiüV tafißixcSv). In 1042 jl
bischen Trimetern erzählt Johannes das Martyrium des berühmten
Arztes. Beachtenswert ist der eingeschobene Dialog, der mit den Le
dramen des Ignatios u. a. verglichen werden kann.
Johannes Geometres gehört als Dichter ohne Zweifel zu den erfr
liebsten Gestalten der byzantinischen Litteratur. Das Beste erreicht
wo er selbsterlebte geschichtliche Vorgänge und Zustände und seelis
Stimmungen schildert. Auch in poetischen Beschreibungen und im Point
Stil ist er oft recht glücklich; nicht selten aber wird er durch allzu rei
liehe Anwendung rhetorischer Kunstmittel konventionell und frostig. '.
sonders charakteristisch sind für ihn die Spiele mit Worten, besonders
Eigennamen, und die asyndetische Häufung von Beiwörtern. Die Welt
schauung des Johannes beherrscht inniges Gottvertrauen und warr
Patriotismus. Dem heidnischen Altertum steht er unbefangen gegenul
3. ProfanpooBie. (§ 306) 735
o
ar wahrt er zuweilen ausdrücklich den christlichen Standpunkt, z. B.
\n er die Athener auffordert die hl. Gottesmutter zu ehren, die mehr
riocht habe als alle Weisen und Helden Athens. Aber seine kirchliche
-Beugung hindert ihn nicht, die alte Litteratur, besonders die Philo-
i€), mit Worten aufrichtiger Begeisterung zu feiern. So steht Johannes
^m Jahrhundert der emsigen, aber individualitätslosen und meist
i^inischen gelehrten Sammelthätigkeit als eine liebenswürdige, lebens-
Persönlichkeit, die man gerne mit einem um etwa zwei Menschen-
älteren Freunde und Bewahrer alter Litteratur, dem gelehrten Erz-
ofe Arethas, vergleichen mag, wenn er auch in anderer Weise als
.X- thätig war. Für die im folgenden Jahrhundert beginnende littera-
.© Renaissance erscheint Geometres als ein beachtenswerter Vorläufer.
Wenig Bemerkenswertes scheinen die erst zum Teil veröffentlichten
»saschriften des Johannes Geometres zu bieten. Sie entfallen in die
)iete der Profanrhetorik, der Exegese und der geistlichen Be-
Isamkeit. Unter den weltlichen Sachen finden wir ein Enkomion auf
I Eiche, zwei Schilderungen eines Gartens und drei Enkomien auf den
fei. von denen eines ediert ist. Auch mit der Theorie der Rhetorik
; sich Johannes beschäftigt; Johannes Doxopatres und Johannes Tzetzes
eren unter dem Namen eines Johannes Geometres, der mit unserem
lannes zweifellos identisch ist, Erklärungen zu Aphthonios und Hermo-
les, die auch dem Gregor von Korinth als Quelle gedient haben. Über
geistlichen Reden und Scholien des Johannes vgl. oben S. 169
m. 4.
1. Ausgaben und Spozialschriften:
A. Sammlung von Epigrammen: Ed. pr. J. A. Gramer, An« Paris. 4 (1841)
—366, 3. Am Schlüsse der Sammlung (366, 3 — 388) findet sich eine Gruppe von
;rammen anderer Verfasser, die zum grössten Teile auch in der Anihologia Palatina
en. Eine reinliche Absonderung dieses fremden Gutes von dem des Johannes
Gramer unterlassen. Auch im tlbrigen ist die Ausgabe ungenügend infolge der mangel-
en paläographischen und sprachlichen Kenntnisse und der grossen Flüchtigkeit des
Ausgebers, der sich weder um die Erfassung des Inhalts noch um die Hebung der
reichen Textverderbnisse kümmerte und den geduldigen Leser am Schlüsse mit der
iz tröstet: „Plorima in omnibus depravata sunt, quorum nonnulla quisque facile corrigere
rit.* — Die Ausgabe von Gramer wiederholte Migne, Patrol. gr. 106, 901 — 1002.
nahmsweise hat Migne hier im Texte einiges gebessert; der erwähnte fremdartige
lussteil, leider aber auch manches zweifellos echte Gedicht ist hier weggelassen. —
^n Teil der Epigramme ed. mit einigen Verbesserungen und Erläuterungen £. Gougny,
^rammatum Anthologia Palatina, vol. III, Paris, Didot 1890. — Einen Nachtrag (Epi-
nm gegen Stylianos) lieferte Gh. Graux, Archives des missions scientifiques III. s^rie
(1880) 185 f. — Die Paraphrase der neun Oden des alten Testaments hatte schon
M. Band in i, Gatalogus codicum mss bibl. Medicae-Laurentianae 1 (1764) 65 — 68, ediert.
Zur Erklärung: Die unten angeführten Schriften von Vasiljevskij und P. Tacchi
aturi. — A. Lipovskij, aus der Geschichte des griechisch-bulgarischen Kampfes im
und 11. Jahrb., Joum. Min. 1891 Bd 278 Novemberheft S. 120—141. — Garl Dilthey.
epigrammatum Graecorum syllogis quibusdam minoribus, Index lect., Göttingen
7 S. 22, und: Symbolae criticae ad anthologiam Graecam, Index lect., Göttingen 1891
15; 21.
B. Paradies: Erschien zuerst griechisch zu Venedig 1563 (hinter Nicetae Philosophi
imentarius in Tetrasticha magni patris Gregorii Nazianz.). — Ed. F. Morellus, Paris
5. — Ed. De la Bigne, Bibliotheca veterum patrum 8 (Paris 1624) 446 ff. - Zuletzt
Migne, Patrol. gr. 106, 867—890. — In manchen Hss ist der naQddei<rog fälschlich
OS dem Aelteren zugeteilt, und einmal ist das Werk auch unter diesem Namen ver-
ntlicht worden : Nili ascetae Paraenetica e codicibus Darmstadiensi et Bemensi ed. F r.
v. V^erfer, Acta philologorum Monacensium 3 (1820) 61—118 (mit kritischen Be-
736 Bysantiniache LitteraturgeBohiohte. II. Poetische Iditmrmtar.
merkungen). — Eine lateinische Cebersetzung des Paradeisos gab F. Morellas, Fä
1593; wiederholt 1597. — Vgl. F. Lauchert, Der unter Nilos des Aelteren Namen IW
lieferte nagtideiaog, B. Z. 4 (1895) 125—127. — L. Voltz, Zu dem nagadeurog des J
Geometres, B. Z. 5 (1896) 481—483.
C. Hymnen zu Ehren der Gottesmutter: Ed. F. Morellus, Paris 1591.-
Wiederholt bei Migne, Patrol. gr. 106, 855-868. — Vergleich des Xatgi uoi, m ßmtOm
mit des Hermannus Contractus: Salve Regina bei Remy deGourmont, Le Latin myitiK
Deuxi^me Edition, Paris 1892 S. 124. — Das Epigramm, das den JobaDnea als Dictto
dieser Hymnen feiert, ed. zuerst aus dem Cod. Vindob. theol. gr. 289 (Neasel) fei St'
P. Tacchi Venturi, Studi e documenti di storia e diritto 14 (1893) 160. Dann bc«r
aus zwei Moskauer Hss ed. von E. Kurtz, Das Epigramm auf Johannes Geometres, B.Z1I
(1895) 559 f.
D. Lobgedicht auf den hl. Panteleemon: Zuerst ed. das Gedicht ans da
unvollständigen Cod. Paris. 854 F. Morellus, Paris 1605. — Wiederholt bei Migae,
Patrol. gr. 106, 889—902. — Den vollständigen Text ed. aus dem berQhmten Cod. Parifc
suppl. gr. 690 L. Sternbach, Dissertationes classis philologicae academiae litt Om»>
viensis 16 (1892) 218—303 (mit kritischem Apparat, Kommentar und einem guten Wat^
index). — Den Namen des Autors, der in den zwei erwähnten Pariser Hss fehlt, bewahrt 4a
Cod. Laur. 5, 10 s. 14; hier lautet die Ueberschrift: Iri/o» üxfAßtxol *iwayyov toi !>»-
fAitqov eif t6 fÄagrvQioy rov dyiov fjteyaXofAaQTVQog xov Kgiatov ilayreXctjfAoyog. — Zo4a
Hss kommen noch der Cod. Marc. gr. 512 fol. 267 ff., der das Gedicht ohne Aatomaaa
enthält, und der Cod. Escur. Y. 11. 6 fol. 55 ff. Vgl. E. Miller, Catalogne des aa
grecs de la bibl. de l'Escurial, Paris 1848 S. 196.
E. Prosaschriften: Das Enkomion auf den Apfel ed. Jo. Iriarte, Reg. biL
Matritensis codd. graeci mss 1 (Madrid 1769) 301—303. — Wiederholt bei Migne, PttnL
gr. 106, 847-854. — Dasselbe Enkomion nebst zwei anderen Enkomien auf den Apbl,
zwei Schilderungen eines Gartens und dem Enkomion der Eiche steht noch unediert Ja
Cod. Bodl. Barocc. 25 s. 14 fol. 287—295. — lieber die Kommentare des Johannes a
Hermogenes und Aphthonios vgl. Chr. Schubart, Wiener Jahrbücher der Litterator 8i
(1838) 35. — Comuti artis rhetoricae epitome ed. Jo. Graeven, Berlin 1891 S. 21 C,
49 ff. — The od. Gerber, Quae in commentariis a Gregorio Corinthio in HennogeiMB
scriptifl vetustiorum commentariorum vestigia deprehendi possint, Diss., Kiel 1891 S. 29 — (L
Ueber die Ausgaben der theologischen Schriften vgl. S. 169 Anm. 4.
F. Sammelaus^abe: Migne, Patrol. gr. 106, 805—1002 (Enthält die Rede £^
toy evayyeXiü/doy rijg vnegnylag SeozoxoVf den Aufsatz über den Apfel, die Hjmnen uf
die hl. Gottesmutter, das Paradies, das Enkomion auf den hl. Panteleemon und die Samm-
lung der Epigramme). — Eine auf möglichst vollständige Verwertung des handschrift-
lichen Materials gestützte und mit einem Kommentar ausgestattete Gesamtausgabe w-
wohl der poetischen und profanrhetorischen als der theologischen Schriften des Geometrci,
durch die das persönliche und littorarische Bild des interessanten Mannes wahrscheinlich
noch um wesentliche Züge vervollständigt und ein bisher ziemlich dunkler Abschnitt der
byzantinischen Litteraturgeschichte aufgehellt würde, ist um so mehr erwünscht, als d«
wichtigste Werk, die Epigrammensammlung, herzlich schlecht, die meisten Prosaschrift«
noch gar nicht veröffentlicht sind.
2. Allgemeine Hilfsmittel: Hauptschriften: V. Vasiljevskij, Rusaisch-bytiB*
tinische Fragmente If, Zur Geschichte der Jahre 976-986, Joum. Min. 1876 Bd 184 Min
S. 162 — 178. — P. Tacchi Venturi, De loanne Georaetra eiusque in S. Gregorinm
Nazianzenum inedita laudatione in codice Vaticano-Palatino 402 adservata, Stadi e doco-
menti di storia e diritto 14 (1893) 133—162. — Zur Metrik: Fr. Haussen, Rhein. Mu.
38 (1883) 232. — Zur Sprache: Tycho Mommsen: Beiträge zu der I^ehre von den
griechischen Präpositionen, Frankfurt- Berlin 1886—1895 S. 321 ff.
3. Ueber lieferung: Die Epigrammensammlung bewahrt vollständig, wie es scheinl,
nur der von Cramer benützte Cod. Paris, suppl. gr. 352. — Einzelne Stücke findet maa
da und dort zerstreut z. B. in den Codd. Athous 3798 s. 17 (Nr. 31); Barber. II 100:
Copenhag. 1899 s. 13; Escur. R. III. 17; Vatic. Pal. 367. — Die Epigramme auf
Heilige stehen vielfach in den verkürzten Prosamenäen vor den Heiligenlegenden. — Die
Paraphrase der 9 Oden steht in zahlreichen Codices z. B. Laur. 5, 37; Mutin. III. B. 13:
Paris. 2743. Vgl. A. Ludwich, B. Z. 1 (1892) 295 ff. — Das Paradies in zahlreichen Hss,
häufig unter dem Namen Nilos des Aelteren ; s. 0. — Die Hymnen auf die Gottesmutter sind
ebenfalls reichlich überliefert z. B. in den Codd. Berol. Phillipp. 1566; Paris. 2408,
2633; Vindob. theol. gr. 289 u. s. w. — Ueber die Hss des Lobgedichtes auf den hl.
Panteleemon und der Prosaschriften s. o. — Verloren scheint ein jambisches Gedicht
auf Weihnachten, welches Eustathios in seinem Kommentar zum Pfingsthymnus des
Johannes von Damaskos (Spicilegium Romanum ed. A. Mai 5 (1841) 2, 165) erwähnt. — Im
\
1
3. Profanpoesie. (§ 307) 737
Dd. Athous 3594 s. 13, Pergament, sieht unter dem Namen des Geometres ein Epi-
»mm auf den Psalter: 2'rt/o& sig ro tl^aXtijgioy, Es beginnt mit dem Verse: llyriaoy,
f€p€v ' ^Ixffoy, 'EgfÄ^t Ttjy Xvgay und ist also offenbar dasselbe Gedichtchen, welches A.
idwich, B. Z. 1 (1892) 297, aus einem von Jakob Diassorinos geschriebenen Codex
gedruckt und (S. 298) für ein Machwerk des Diassorinos selbst erkl&rt hat. Diese Hypo-
ist somit durch das Alter des Athoscodex widerlegt.
307. Christophoros aus Mytilene gehört zu den besten byzantini-
lien Dichtem. Seine Lebenszeit erstreckt sich von ungefähr 1000 bis
igef&hr 1050. Die sicheren Daten in seinen Gedichten reichen von 1028
B 1043. Von seiner Biographie ist wenig mehr bekannt, als dass er
>n Titel eines Prokonsuls und später eines Patrikios, sowie die Würde
Qes kaiserlichen Sekretärs (vnoyQacpevg) und, wohl später, eines Statt-
kiters (xQiTijg) von Paphlagonien besass. Weitere Nachrichten, die sich
IS seinen Gedichten ergeben, betreffen meist unwesentliche Dinge; wir
fahren die Namen seiner zahlreichen Freunde und hören, dass er ein
aus in der Nähe des Stadtteiles Protasion bewohnte ; auch wird deutlich,
i«s er den grössten Teil seines Lebens in Konstantinopel verbrachte; von
aer anderen Gegend oder Stadt ist bei ihm nie die Rede. Die Profan-
>dichte des Christophoros, teils Gelegenheitspoesien, teils Epigramme,
id erst jüngst bekannt geworden. Die Themen, welche er behandelt,
id zum grossen Teil identisch mit denen des Johannes Euchaites, Pro-
omos und Philes, als deren Vorläufer und Vorbild er betrachtet werden
iiss. Das Versmass des Christophoros ist meist der jambische Trimeter,
Itener der Hexameter (nur in 14 Stücken unter 145).
Unter den Adressaten der Gelegenheitsgedichte finden wir die
er Kaiser Romanos UI, Michael IV Paphlagon, Michael V Kalaphates und
>nstantin IX Monomachos, den aus der Geschichte des Schismas bekannten
ttriarchen Michael Kerularios, dem er zu seiner Erwählung (1043) gra-
liert, und verschiedene andere geistliche und weltliche Würdenträger,
idlich ihm befreundete Privatpersonen. Stets beweist Christophoros Ge-
hmaek, nicht selten auch die in Byzanz nicht eben häufige Eigenschaft
i& Humors. An den trunksüchtigen Rhetor Monas richtet er vertrauliche
rmahnungen, dem Metropoliten Demetrios von Kyzikos schickt er ein
rostgedicht wegen der ihn quälenden Podagra, auch für den geblendeten
ad entthronten Kaiser Michael Kalaphates findet er Worte der Teilnahme
ad Ermutigung. In den Epigrammen treffen wir die aus der alten
ophistenzeit bekannten Themen wieder, me das Lob der Ameise, der
pinne, ein Gedicht auf die Sperlinge u. a. Dazu kommen Stücke ver-
lischten und religiösen Inhalts, z. B. ein Gedicht auf die Ungleich-
leit des menschlichen Lebens, auf die vier Jahreszeiten, auf die Taufe
les Herrn, auf verschiedene Heilige, auf Kunstgegenstände wie auf ein
hernes Pferd im Hippodrom und ein Gemälde der 40 hl. Märtyrer, end-
ich Grabschriften und Rätsel. Manche dieser niedlichen Sachen erinnern
^n die besten Erzeugnisse des Altertums, z. B. das hübsche Rätsel auf
[en Schnee: ,Du packtest mich und doch floh ich; Du siehst mich fliehen
md kannst mich nicht festhalten; Du drückst mich in die Hand, aber ich
entrinne und Deine Faust bleibt leer!'' Nicht übel ist eine jambische
Anklageschrift gegen die Mäuse, welche sein Haus beunruhigen; ihre
Hudbiich d«r Uam. Altertimwwiwenachaft. IX. 1. Abtlg. 2. Aufl, 4T
738 ByzaniiniBche Litteratnrgesohiohie. IL Poetische Lüteratiir.
Grösse — sie kommen ihm wie Schweine vor — , ihre Menge uod
unglaubliche Keckheit werden in launiger Weise geschildert; selM
Wissenschaft bringen sie Verderben:
Oi nny q)ay6yteg ßQtSatuoy rijg olniag
zd /«^r/ a XQiayovüh xai r« ßißXia,
Die Nachkommen des bösen Geschlechtes haben an dem Armen fiirc]
Ilache genommen; denn die einzige Handschrift, welche uns
Profanpoesien in Form einer Sammlung überliefert, ist von ihnen
aufgefressen.
Von Christophoros stammt auch eine, wie es scheint, noch unediert^j
Sammlung jambischer Distichen auf die Heiligen des gaox
Jahres {2vva^dQ^ov dicftix^v tafißixov und ähnlich betitelt), also ein
tischer Kalender, wie wir ähnliche von Theodoros Prodromos, J
Euchaites und Nikephoros Kallistos Xanthopulos besitzen.
1. Ausgaben: Versi di Gristoforo Patrizio ed. Antonio Rocchi, Romi,
grafia poliglotta 1887, mit sorgfältiger Einleitung, Kommentar und einem FacanO^ ^^^'
Hs von Grotta Ferrata. '^
2. Hilfsmittel: Prolegomena und Kommentar der Ausgabe yon RocehL
sprecbung dieser Ausgabe von P. Batiffol, Römische Quartalscbrift 1 (1887)
— C. Dilthoy, Symbolae criticae ad anthologiam graecam ex libris manu aoriptis
Ind. lect. f. d. Sommersemester 1891 S. 14. — Zur Metrik und Kritik vgl. die
zitierte Abhandlung von Fr. Kuhn S. 59 ff.
3. Ueberlieferung: Die Hs von Grotta Ferrata ist die einzige bis jetst beP
welche eine Sammlung der Gedichte des Christophoros enthält. Dagegen finden sich ^*^^
Stücke in zahlreichen Hss zerstreut, zum Teil auch unter anderen Namen wie ^^^^^^^ ^
Philosophen Leon, des Psellos und des Basilios Megalomites. Da nun in der von i^^^i|
benützten Hs viele Epigramme ganz oder teilweise zerstört sind, ist eine mOgliebrt
ständige Verwertung der übrigen Hss doppelt geboten; dabei wird sich auch ein
an völlig neuen Stücken ergeben. Hier ist eine der lohnendsten Aufgaben der b^
sehen Philologie zu lösen. Es wäre übrigens wünschenswert, dass in einer neuen A
nicht bloss die Epigramme und Gelegenheitspoesien, sondern auch die übrigen mit
Namen des Christophoros verbundenen Kleinigkeiten wie der Heiligenkalender mitg...^.^^
würden. Was die Auffindung der Hss betrifft, so ist zu beachten, dass der Autor nwcfli^^
nur als Patrikios und Anthypatos von Mytilene oder einfach als Patrikioa Christoi
und ähnlich bezeichnet wird. Beachtet man diesen Umstand, so kann eine
Stellung des in den Katalogen angeführten Materials leicht vorgenommen werden.
Epigramme z. B. stehen vollständiger als bei Rocchi im Cod. philol. 29 fol. 1S7
Göttinger Universitätsbibliothek. Vgl. W. Meyer, Verzeichnis der Hss im prenann
Staate 1 1 (1893) 9. Auch der Cod. Copenhag. 1899 s. 18 kommt in Betracht Vgl.
Ch. Graux, Archives des missions scientifiques 111. sörie 6 (1880) 187. Im Cod. Ptrii
925 s. 18 fol. 103^—106 stehen „Versus patricii et proconsulis Mitylenaei de indictioM*.
Im übrigen sei hier nur noch auf einige Hss hingewiesen, deren Beziehung eu Chriili> i
phoros aus den gedruckten Katalogen (z. B. H. Omont, Inventaire sommaire 3, 98 oii i
301) nicht ersichtlich wird, und auf solche, die in gedruckten Katalogen noch nicht th- I
zeichnet sind. Im Cod. Paris, gr. 3041 s. 15—16 fol. 105 — 127 stehen dem Katalog» 1
zufolge „[Georgii (?)] Mitylenaei synaxarium totius anni, versibus*, und ebenso im Codi I
Paris, gr. 3044 s. 15 fol. 9-12 ,[Georgii(?)] Mitylenaei versus CXXXH*. Es ist wahr
Rcheinlich, dass es sich an beiden Orten um Christophoros von Mytilene handelt
Ebenso beruht der Name Georg nur auf Vermutung bei E. Feron und F. Battaglini,
Codd. mss graeci Ottoboniani bibl. Vaticanae, Rom 1893 S. 171, wo ans Cod. Vatic
Ottob. 324 s. 15 fol. 193 ein ^AXt^iyfia rov AhtvXiyaiov (sie) (FESlPriOY) eis BaciXmw
riya roy iniXeyofAByoy Xotgiyoy* angeführt wird, und bei Ch. Graux, a. a..O. Die £■■-
Setzung des Namens Georg geht auf Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 12, 22 zorflck, ötr
einen Georg von Mytilene als Verfasser von Homilien, Kanones und Epigrammen e^
wähnt. Bezüglich der Epigramme beruft sich Fabricius auf Martin Delrio, Vindictac
Areopagiticae, Antverpiae 1607, wo man S. 79 die Bemerkung findet: «Denique typis pro-
dierunt epigrammata varia Georgii Patricii, cui Mitylene patria, in landem libromm B.
Dionysii, de caelesti hierarchia, de ecclesiastica hierarchia, de divinis nominibus et dt
mystica theologia.*^ Diesen Druck aber vermochte ich nicht aofnifinden, and solange er
2. Profanpoesie. (§ 307) 739
it gefunden ist, lässt sich über die dichterische Thätigkeit des Georgios von Mytilene
it zur Gewiss heit gelangen, und jedenfalls ist es mehr als bedenklich, auf eine so un-
immte Angabe hin, Poesien, als deren Autor in Uss ein MitvXfjyaios bezeichnet wird,
B weiteres dem Georg von Mytilene zuzuteilen. Zu den erwähnten Hss kommt der
von Minoides Mynas nach Paris gebrachte berühmte Cod. Paris, suppl. gr. 690
68 ff. Hier stehen zwei nekrologische Gedichte auf einen Christophoros, der
i wegen eines Blattausf alles nicht sicher bestimmen lässt, aber höchst wahrscheinlich
unserem Christophoros identisch ist. Das Versmass des ersten sind anakreontische
tsilber, von denen je ein Paar durch die Akrostichis verbunden ist; Titel und Anfang
en (fol. 68):
'EniTvfißia ek TSy avtoy XQurrotpoQoy xard aXtpaßtjxoy
*An6 negntüiy fiov devrs \ &Qtjyovg ol nX^xeiy sidoreg
ffüitmey&ifdoig /o^s/a^; | deanotov xiXog &Qtjy^aM,
BeXog dqxv^^^ i^ttyatov \ imdfieyoy in* dy&^oSnovg u. s. w.
zweite, ''Eregoy aXtpaßTjtdQiy eig roy avtoy, besteht aus politischen Versen und hat
^falls eine alphabetische Akrostichis. Es folgen Epigramme Tov avtov sig tor fjtvQ-
€* u. s. w., die, wenn die Voraussetzung bezüglich der Person des in den zwei Epita-
isa Gefeierten zutrifft, auch unserem Christophoros gehören. — Im Cod. Escur. Y. 111.
1.1—6 stehen Nixrjq>6Qov natQixiov xai dy&vndrov tov MixvXrjyalov axij^tay xaraßaaiai
•dg Ti^y nocotfjta rdiy iß' fATjytiiy, Da sowohl die Angabe des Ranges, Standes und
iMrtsortea als, wie es scheint, der Inhalt der Schrift auf unseren Dichter passen, ist
X^wjotfoQov statt NixTjffOQov ZU schreiben. Ob die in derselben Hs fol. 6 folgenden,
£. Miller, Catalogue des mss grecs de la bibl. de TEscur. S. 282 f., edierten Verse
- den Tod der zwölf Apostel (Zrixot sig rovg iß' dnoaroXovg dia'Aafdßdyoyreg, noi<^
mß xai iy livi x6n(^ irsXeiüi&tj ixaaxog avitay) auch dem Christophoros gehören, steht
In einer Hs des Kardinals Sirlet befand sich nach einer Notiz des alten Katalogs,
Filier, a. a. 0. S. 311 Nr. 110 wiedergibt, ein Rätsel tov MirvXrjyaiov eig BaalXfioy
r€9 9^ dniXeyofdsyoy XoiQiyoy. Diese üs ist wahrscheinlich noch erhalten (wohl = Cod.
o. Ottob. 324; s. o.) — Im Cod. Vatic. gr. 1357, auf den schon I. Bekker, An. gr.
21) 1089, hingewiesen hatte, stehen verschiedene Epigramme des Christophoros, u.a.
:3 r Eig ZoXofjuayra roy ^agrovXdQioy ari^oi XQMTOtpoQov tov MitvXfjyaiov, die bei
fti fehlen. — Im Cod. Mutin. 111. B. 17 folsen auf die Synopsis des Psellos: Ixixoi
i-gy^aiov XqiatotfoQov 'jyaxQeoyreioi ini TJ adeXfpj avxov ^ayovof^ xai nQOXBifiiyjß,
F^odoeix^Xfjy yvyatxa \\ ^dyatog fiiXag xareTx^- Es ist offenbar dasselbe anakreontische
^Yktj welches Rocchi S. 42 ohne den in seiner Hs fehlenden Titel und Anfang mitgeteilt
Genauere Untersuchung auf Zugehörigkeit zu Christophoros Patrikios verdienen die
»v^amme in dem alten und wertvollen Cod. Vatic. Pal. 367 s. 13 fol. 143^ — 145, die
l^Ande durch das Monogramm ^ (nar^ixiov^) bezeichnet sind, sowie einige darauf fol-
ide Epigramme wie die Grabschriften auf Joseph, den Bruder des Symeon, und den
neral Katakalon, der unter Konstantin Monomachos, also zur Zeit des Christophoros lebte.
Zu beachten ist auch der Codex Paris, gr. 1310 s. 15, der fol. 30—34 dem Kataloge
ifolge: Joannis Zonarae etNicephorii Patricii cantica enthält. Denn diese Cantica
od nichts anderes als ein Memorialgedicht auf die Heiligen des ganzen Jahres. (Beginn:
iftetay dyvfdyein^to fioi ovneq axvXog xo yytoQiafia; s. Anm. 4) und Verse über die Todesart
r zwölf Apostel. Es ist also im Titel, wo der Verfasser durch: NtxtjfpoQov naxQixiov xai
^vndxov xov MixvXtjyaiov bezeichnet ist, XQiirxo(f)6Qov etc. zu schreiben. Auch an der
irgischen Dichtung (oder musikalischen Komposition) scheint Christophoros Anteil zu
ben; wenigstens findet sich im Cod. Vindob. theol. gr. 185 (Nessel), der ein Sticheron
:bftlt, öfter der Autorvermerk: xvqov XgiaxofpoQov xov fiv.
4. Heiligenkalender: In manchen Hss wird dem Christophoros eine Sammlung
Q jambischen Distichen auf die Heiligen des Jahres zugeschrieben; s. o. Die Codd.
irc. 614, fol. 441—444, Mosq. Syn. 279 (Vladimir) fol. 140—146 u. a. enthalten unter
n Namen des Christophoros ein ähnliches Memorialgedicht in rythmischen Versen;
r werden die Heiligen jedes Monats in der Form eines Kirchenliedes mit eigenem Tone
J eigener Melodie aufgezählt. Titel und Anfang lauten: XqiaxotpoQov naxQixlov xai
^vnaxov xov MvxiXtjyaiov cxixrjQa xtoy iß: fit^ytuy etc. £vfiS(oy dyvfiyeia&o} fjLot, oimeg
vXog xo yywQUJ/ia, Ein metrisches Synaxar unter des Christophoros Namen enthält auch
r Cod. Paris, gr. 1578. Eine zusammenfassende Untersuchung über die Hss, das
jenseitige Verhältnis und die Autoren dieser metrischen Menologien wäre sehr erwünscht.
;1. Migne, Patr. gr. 120, 1119 ff.; 133, 1078.
5. Anonyme Moyoaxix«, eig iya ixaaxoy dyioy, beginnend: Toy £vfistoy ix artXov
log tpigsi, stehen im Cod. Marc. 512 fol. 256''-259''. — Eines Michael (Psellos?)
rostichiscfaer Kanon auf die Heiligen im Cod. Paris, gr. 478 fol. 209—275.
. 1
Beil
ÜUS
■ Eri
740 Byzantinisohe Littaraturgesohichte. ü. Poetiaeha LitterAtar.
6. Im Cod. Paris, gr. 925, s. 18, fol. 103^-104, stobt eine fragmentariscfceJ*'
auch im erhaltenen Texte bös mitgenommene Redaktion der Verse auf die iw9lfl|j0^'
nate mit der offenbar auf Christophoros von Mytilene zielenden Oberschrift: £riz^ '"fmU^
xlov xtd ttvi^vnatov /iiriXtjyaiov, Sie beginnt nach zwei Einleitungsveraen mit ^%I|.m
tember: *Eya) roTg noai fxov ßorgvag avyzQißtoy und bricht mitten im Dezember ab. DtM ' J
Christophoros sonst nirgends als Verfasser solcher Monatsverse genannt ist, wird 4iik fln
teilung einfach darauf beruhen, dass er als Autor eines jambischen Heiligenkaleodon hh ~
kannt war. Ueber die Monatverse vgl. § 313, 9.
7. Von einem Christophoros a Secretis ed. P. Matranga, An. gr. 2(]fi|
667—670 zwei an akreon tische Spielereien, deren Inhalt eine Mahnung an die Isnefti
bildet. Wiederholt bei Migne, Patr. gr. 117, 1179—1184. Der Verfasser ist mit 0**
phoros aus Mytilene sicher nicht identisch.
308. Johannes Manropus {'[(odwrjg d Mavqonovg) als Metropolit dv
eine Tagreise von Amasia zwischen den Flüssen Iris und Halys gelegoai
Stadt Euchania oder Euchaita (rd Evx^ira) Euchaites zabenannt, Mti
unter Kaiser Konstantin Monomachos (1042 — 1055). Michael Pselloi
widmete ihm ein Enkomion. Wir erfahren aus demselben, dass JolaiuKi
von zwei Onkeln in der Rhetorik, Logik, Metaphysik und Ethik rato-
richtet wurde. Auch mit Naturwissenschaften, Mathematik und Ji»
prudenz und sogar mit der lateinischen Sprache beschäftigte er odLlruc
Kaiser Konstantin Monomachos ernannte den Johannes zum ProfeßsortalP**
Philosophie an der Hochschule zu Konstantinopel; doch hatte er tollte*
Stelle nur kurze Zeit inne; denn schon im Jahre 1047 oder noch fciWlfeB«
wurde er Metropolit von Euchaita. Hier entfaltete er eine segensröctal^^
praktische Wirksamkeit; u. a. wird von Psellos hervorgehoben, im «
auf die Hebung des Kirchengesanges bedacht war. Auch in der QescluAtol**^
der Liturgie spielt Johannes eine bemerkenswerte Rolle; denn er giltdiV^
Begründer des von der orthodoxen Kirche alljährlich gefeierten Featoi
der Heiligen Chrysostomos, Basilios und Gregor. Im höheren Alter wgV'
sich Johannes in das Kloster des Johannes Prodromos zu Konstantinopel f '
zurück. Ausser 77 Briefen, mehreren Homilien auf verschiedene Heilige
des Kirchenjahres und einer historisch nicht unwichtigen Dankrede, &
er nach der Befreiung Konstantinopels von der Belagerung durch Leoi
Tornikios hielt, haben wir von ihm eine ansehnliche Zahl jambischer
Kunstpoesien. Es sind teils kürzere Stücke im Tone der alten Epi-
grammatik, teils umfangreichere Gelegenheitsgedichte. Li seiner Auf-
fassung wie in der Wahl seiner Themen hat Johannes grosse Ähnlichkeit
mit Christophoros aus Mytilene und Prodromos. Auch bei ihm treffen wir
Epigramme auf Kunstwerke und Kultgegenstände z. B. auf bildliche
Darstellungen der Kreuzigung, des Lazarus, verschiedener Heiligen und
Kirchenväter, auf ein illustriertes Evangelium, auf ein Bild des Eaisen
in Euchaita; damit verbinden sich Grabinschriften, worunter mehrere
Eig tov iavTov Taifor, Spottverse auf die Zunft der Poetaster {llQog top;
iixafQwg cxixiXovxag)^ ein Gedicht über ein gegen den Kaiser und den
Patriarchen gerichtetes Pamphlet, ein durch edle Toleranz ausgezeichnete
Epigramm auf Piaton und Plutarch, Rätsel und zahlreiche sonstige Stücke
kirchlichen und profanen Inhalts. Den Beschluss bilden einige Poesien, in
welchen der Euchaite Ereignisse aus seinem Privatleben feiert. Hier
finden wir ein Abschiedsgedicht an sein Haus, das er verkauft hatte ; eine
Begrüssung desselben, als er es, wohl nach seiner Rückkehr nach Kon*
2. Profanpoeaie. (§ 808) 741
_ -t^ntinopel, zurückbekam; eine poetische Epistel über seine erste Bekannt-
,^»liaft mit der kaiserlichen Familie u.a. Auch ein etymologisches
-^^^^xikon in jambischen Versen geht unt^r dem Namen des Johannes,
^py thmische Kirchengedichte des Johannes, die in zahlreichen Hand-
^^•Irmriften vorkommen, harren noch der Veröffentlichung. Eine Chronik,
g^2^ er im 96. Gedichte erwähnt, ist verloren oder vorschollen. Über
iligenbiographien des Mauropus s. S. 171 f.
1. Ausgabeu: Ed. pr. M. Bastus, Eton 1610. — Wiederholt bei Migne, Patrol.
CÄ-- 120, 1039—1200. — Weit vollständiger aus Cod. Vatic. gr. 676 nach einer von W.
- ' ^emund revidierten Abschrift J. Bolligs zum Abdruck vermittelt von PauldeLagarde,
audlungen d. Göttinger Gesellschaft d. Wiseonsch.» hist.-phil. Cl. 28 (1881) 1—228.
lieber eine Neuausgabe der von Johannes verfasstcn Novelle des Konstantin Mono-
^yij^Ci^faos vgl. S. 609 Anm. 8. — Das Enkomion des Psellos auf Johannes bei Sathas,
ßißX, 5 (1876) 142—167. — Litteratur zu den Heiligenbiographien s. 8. 172.
2. Uebersetzungen: Eine Auswahl von Gedichten ist metrisch ins Deutsche über-
von Arthur Berndt, Gymnasialprogr., Plauen 1887.
3. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 8, 627—633. — Wichtige Beiträge
sar* Erklärung und Würdigung in den Besprechungen der Ausgabe Lagardes von V. Va-
silji evskij, Joum. Min. 1882 Bd 222 August S. 388—400, von 8p. Lambros, Deutsche
I^b'^^^mturzeitung 4 (1883) 737—739, und von Karl Johannes Nenmann, Theol. Literatur-
sei«.«3Dg 1886 S. 565-569; 594-599. — Zu den Briefen vgl. N. Skabalanovi6, Byzan-
Uü mische Wissenschaft und Schulen im 11. Jahrb., Christ, ötenije 1884 März-Mai. — Zur
Re«l« nach dem Abzüge dos Leon Tomikios von Kpel vgl. R. Schütte, Der Aufstand des
lieon Tomikios, Progr., Plauen 1896 S. 5 ff. — Biographie und Charakteristik von G. Dreves,
Bilpnmen aus Maria-Laach 26 (1884) 159-179. — Zur Metrik und Kritik vgl. die S. 598
- ^ ntrierte Abhandlung von Fr. Kuhn 8. 59 ff. — Zum Etymologicum des Johannes vgl. £.
Nestle, Zeitschr. d. deutschen morgenländ. Ges. 37 (1883) 126 f.
^ 4. Oberlieferung: Haupths ist der Cod. Vatic. gr. 676. — Ein Yerzoichnia
^' anderer Hss bei Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 8, 628 ff., wiederholt bei Migne, Patrol.
^ Sr. 120, 1047. — Mitteilungen über Wiener Hss gibt nach dem Kataloge von Lambecius
"^ . ^d. Kollar P. Lagarde, a. a. 0. S. 218—224. — Dazu kommen die Oodd. Athen. 217,
609, 1040, 1053; Escur. Z 1.7; Laur. 5, 17; Lesb. Limon. 24, 43, 86, 87, 180; Lesb.
- l'Äxiarch. 26; Marc. 11 157 und XI 22; Patm. 179 (Nr. *f); Vatic. Pal. 138 und 214;
''^ Vatic. Kegin. Suec. 92 u. a.
5. Im Cod. Riccardianus 76 fol. 89^ 92 wird dem Johannes Mauropus ein
toliysiognomiscbor Traktat zugeschrieben. Er wurde als anonymes Stück ediert von Fr.
^oissonade, Marini vita Prodi, Leipzig 1814 S. 130—134; dann unter dem Namen des
Jlauropus von Andr. Mustoxydes, SvXXoyiij iXXrjy. dyexdottav, jBXQti^iov ß\ *Ey Deyeriif
1816 b. 1 8. Es lässt sich aber beweisen, dass der Name des Mauropus der Schrift
mschlich vorgesetzt ist. Vgl. R. Förster, Ueber eine fälschlich dem Aristoteles oder
dem Joannes Mauropus zugeschriebene Piiysiognomik. Philologus 36 (1877) 172 - 174, und
f*5r8ters Ausgabe der Scriptores physiognomici 1 (1893) CLXXXlf — CLXXXV.
6. Im Cod. Athen. 1040 a. 1381 steht das Epigramm des Johannes Mauropus
«af sein Haus ohne Autorname zwischen zwei anonymen Gedichten, die vielleicht ebenfalls
dem Johannes gehören, jedenfalls in seiner Zeit und Umgebung entstanden sind: einem
Cjedicht in 31 Trimetern auf die von Kaiser Konstantin Monomachos erbaute Kirche des
lil. Georgios im Manganakloster und einem Gedicht auf den genannten Kaiser selbst. Auf diese
drei Stücke folgt ein Grabgedicht auf den Vestarchen, Hypatos und Krites Anastasios roy
^'ifj . . ixa, der sich als Mönch Athanasios nannte, verfasst von dem Protospathar, Proto-
Btfkretar und xftirrjg ^ni rov Innodgafzlov Basilios Kekaumenos. — Das Gedicht auf
die Kirche des hl. Georg ed. A. I. Sakkelion, KmäXoyog ttßy x^fQ^yQ^^^*^ ^V^ i9ynt^^
ßi^ßUoB^xri^ lijg TAXadog, Athen 1892 S. 184 f.
7. Ein Zeitgenosse des Johannes Mauropus war der Unbekannte, der das Andenken
des unglücklichen Usurpators Georgios Maniakes in hundert Hexametern feierte: Kig
ro9^ Mayiaxrjy Tiegi rov fiovXtov iJQüf'Cxä. Maniakes, einer der tapfersten byzantinischen Feld-
herm, der um 1030 gegen die Araber in Syrien, später in Sizilien, wo noch heute das
C-aatel Maniaci in Syrakus an ihn erinnert, und in Unteritalien gegen die Araber und
Nomiannen siegreich gekämpft hatte, Hess sich durch die ungerechte Behandlung des Hofes
Eur Empörung gegen Kaiser Konstantin Monomachos hinreissen und zog mit seinem Heere
gegen aie Hauptstadt, wurdo aber in der Entscheidungsschlacht (i. J. 1043) getötet. Die
Schilderung dieses letzten Kampfes bildet das Thema des Gedichtes, das wie ein Cento
742 Bysantinisohe Litteratnrgeschiclite. U. FoeUsoli« Lütentar.
aus homerischen Lappen zusammengehaut ist Auch ein Grabepigramm anf GMqJtb^J
Maniakes (sechs Hexameter) ist uns erhalten. Zuerst ed. den Anfang des Gedicht« i|l i^n
Cod. Vatic. gr. 1357 I. Bekker, An. gr. 8 (1821) 1089. - Dann ed. das gm» 0«f^*^"
nebst dem Grabepigramm aus den Codd. Vindob. phil. gr. 216 (Nesael) und ^^^■^•«■i.j^
Sp. Lampros, 'faio^ixu. MeXeiijfKtTa, Athen 1884 S. 152-- 166 (mit historischer Eüldtadjl^^
— Ueber Maniakes vgl. C. Neumann, Die Weltstellung des byzantinischen Reidw^*''^'
den Kreuzzügen, Leipzig 1894 S. 42 — 44. »l^i
309. Philippos mit dem Beinamen o Movotqonog (Solitarius), M^r
als Mönch unter Alexios I Eomnenos lebte, verfasste ein vielgdeaenK^
dialogisches Erbauungsgedicht, das nach einem zu Höhenmessongen p\^
brauchten Werkzeuge, dem Vorläufer unseres Nivellierinstrumeflh^l-^
Dioptra {JioTiTQa, etwa „Tugendspiegel*) betitelt ist. Das aus 4 B&dunl^
von je etwa 1700 Versen bestehende Werk ist in die im Mittelalter b^l^
liebte Form eines Streites zwischen Seele und Leib gekleidet, wasFUfinlB!
selbst in seinem Widmungsbriefe an den Mönch Kallinikos mit den Wortai^
ausdrückt: Kuid nsvan* xal änoxQiaiv • rj nevaig toivvv drjtß-ev zijg Vtfjfcl
/; di dnoxQiaig avx^iq tijg 2aQx6g. In den meisten Handschriften ist ii|Ti
Dioptra durch eine Vorrede dos Michael Psellos und einen Widmungdiikl
des Philippos an Kallinikos eingeleitet; häufig sind noch andere St8dtt
vorausgeschickt wie ein Brief des Kallinikos an Philippos, apologetiadil;
Verse des Philippos und ein Mahngedicht des Konstantinos Bestes (s. Anm.!).
Nach chronologischen Notizen, die der Verfasser in seinem Werke und ii
einem metrischen Epilog gibt, wurde das Gedicht am 12. Mai 1095 ab-
geschlossen. Inhaltlich verwandt ist ein kleines, 371 politische Verse um-
fassendes Lehrgedicht des Philippos, die „Klagen" (KXav&fAoi); die Foni
des Dialogs ist hier aufgegeben, das Ganze ist eine vom Verfasser u
seine eigene Seele gerichtete Paränese. In zahlreichen Handschriften ut
dieses Werkchen selbständig überliefert, in anderen dagegen bildet es du
erste, hi manchen das fünfte Buch der Dioptra. Da nun Philippos ii
seinem Briefe an KalUnikos in der That fünf Bücher erwähnt, so scheint
er die „Klagen** als eine Art Einleitung oder Ausleitung des Hauptwerken
gedichtet zu haben. Dagegen spricht weder die Ungleichheit des üm-
fanges (371 Verse gegen je etwa 1700 der übrigen Bücher) noch der Um-
stand, dass der Inhalt der „Klagen** zum Teil in der Dioptra wiederkehrt;
denn dass ein Prolog oder Epilog kürzer gehalten wird als das Hauptwerk
und dass er sich mit demselben inhaltlich berührt, ist ganz natürlich, und
ebenso leicht erklärt sich das Fehlen der in der Dioptra selbst angewandten
dialogischen Form.») Da der erbauliche Inhalt der Klagen ohne weitere«
verständlich war, so wurden sie von dem Hauptwerke, dessen umfang
Abschreibern und Lesern unbequem war, losgetrennt und selbständig über-
liefert, ein Vorgang, der in der antiken wie in der byzantinischen Litteratur
zahllose Analoga hat. Übrigens wurden auch andere Teile der Dioptra
selbständig überliefert. S. Anm. 5. Wahrscheinlich um die Mitte des
13. Jahrhunderts veranlasste Dionysios Euzoitos, Erzbischof von Myti-
lene, eine verbesserte Redaktion der zwei Gedichte, welche von einem
gewissen Phialites besorgt wurde. Von beiden existieren auch slavische
^) Durch die hier angedeuteten Bedenken i bestimmen, die »Klagen* von der «Dioptn*
Hess eich £. Auvray, a. unten a. 0. S. 13 f. | völlig zu trennen.
2. ProfanpoeBie. (§ 309) 743
ersetzungen. Über eide dem Philippos zugeteilte Prosaschrift s. S. 81
1.
1. Ausgaben: Die Dioptra ed. nur in lateinischer Uebersetzung J. Pontanus,
idt 1604. — Darnach wiederholt bei Migne, Patr. gr. 127, 701—902. — Die
tv^^ftoi (mit der Ueberarbeitung des Pbialites) ed. Emm. Auvray, Bibl. de l'öcole des
lies ^tudes, fasc. 22, Paris 1875 (mit einem Bericht über die Hss und einem ausführ-
len Kommentar). — Ohne Kenntnis von Auvrays Ausgabe ed. die KXav&fdoi aus einer
^^<%mbridger Hs £. S. Shuckburgh, The soul and the body. A medieval greek poem printed
^"^V Ute first time from a MS in the Emmanuel College library. Emmanuel College Magazine
^ "tlL V nr. 2—3. Cambridge 1894 (mit englischer Frosaübersetzung). Eine Eigentümlich-
-^eit der Cambridger Hs ist, dass sie das Gedicht einem Mönche Johannes zuschreibt.
** Die Hss der Dioptra weichen im einzelnen wie in der Zahl und Anordnung der Kapitel
od Bücher bedeutend von einander ab; für eine kritische Ausgabe des griechischen Textes,
der sich eine Neuausgabe der KXav^fxoL passend verbinden wird, sind daher umfassende
^laliohe Vorstudien unerlässlich. Notiert seien hier die Codd. Athous938s. 14; Athous
^12S 8. 14 und bes. Vatic. Pal. 124 s. 14 fol. 104 ff., weil im Katalog von Stevenson
-3» 58 hier die Dioptra nicht erkannt und daher auch im Index nicht genannt ist. Dazu
/.gL die Notizen in Anm. 4.
2. Hilfsmittel: Im grossen litterarhistorischen Zusammenhang betrachtet die KXavS/ioi
I. Batjnfikov, Die Erzählungen über den Streit zwischen der Seele und dem Körper
der mittelalterlichen Litteratur. Ein Versuch einer historisch- komparativen Unter-
Lohans. Zuerst im Journ. Min. Bd 271—276 (September 1890— August 1891), dann
ich 9M selbständiges Buch, Petersburg 1891 (russ.); über die KXav&fiol s. S. 84 ff. Zum
'* " Kiuueii Werke vgl. die Besprechung von A. Veselovskij, Journ. Min. 1892 Bd 280
. llAnbeft S. 149—169. — M. Bezobrazov, Bemerkungen über die Dioptra, Journ. Min.
1893 Bd 290 Novemberheft S. 27—47 (russ.). Bez. handelt über die russischen Bearbei-
~ tnngen der Dioptra, deren älteste aus dem Jahre 1305 stammt, über die Abfassungszeit
das griechischen Originals und über die Quellen der philosophischen, theologischen und
- naturwissenschaftlichen Lehren des Werkes. Hier wird auch ältere mir unzugängliche
russische Litteratur über die Dioptra und Verwandtes notiert. — A. Sonny, Das Todes-
jahr des Psellos und die Abfassungszeit der Dioptra, B. Z. 3 (1894) 602 f. — Artikel von
. A. Ehrbar d im Freiburger Kirchenlexikon 9' S. 2023 f.
3. Die Abfassung der Dioptra ist von Sonny, a. a. 0., nach den chronologischen
Notizen im 8. Kapitel des 3. Buches zwischen Weihnachten 1096 und Ostern 1097 angesetzt
"worden. Eine abweichende Angabe enthält ein metrischer Epilog, der im Cod. Vindob.
tfaeol. gr. 193 (Nessel), fol. 174, in einem aus mehreren Stücken bestehenden Anhang zur
Dioptra steht. Ihm zufolge wurde das Werk vollendet:
MtjA Mfttia düi&exa, iy&txTuSyog XQirtjSi
KvxXog aeXrjvfjs dexatog, ijXiov sixdg rglrrj,
'^rovg k^axiax^Xia xai Haxats nQog tovtoig,
IJQog di xttl tgia itBQa inl rovrois tvyxccvei.
IMese ganz bestimmte Datierung auf den 12. Mai 1095 widerspricht allerdings den von
Sonny ans der lateinischen Uebersetzung des Pontanus angeführten Notizen im 8. Kapitel
des 8. Buches; allein in der Wiener Hs lautet die betreffende Stelle (foL 100^) ganz anders
als in der Vorlage des Pontanus, und ihre chronologischen Angaben stimmen hier voll-
ständig zu denen des Epilogs; an beiden Stellen wird der 10. Mond- und der 23. Sonnen-
syklufl genannt. Zur völligen Klarlegung der Sache wäre natürlich Vergleichung sämmt-
licber Hss der Dioptra erforderlich. Beschreibung der Wiener Hs, Abdruck des Epilogs
and Richtigstellung der falschen Datierung des Pontanus schon bei P. Lambecius, Com-
mentar. de Augusta bibl. Caes. Vindob. ed. altera, Wien 1778, 1. V 76—84.
4. Im manchen Hss z. B. in den Codd. Athen. 550; Mutin. II. B. 5 (Perg. s. 14);
Paris. 2748 und 2874; Paris. CoisL 341; Vatic. Ottob. 441 foL 48; Vindob. theoL
gr. 193 (Nessel) fol. 174^ ist der Dioptra ein Prooemion in jambischen Trimetem bei-
gegeben, als dessen Verfasser sich ein Grammatiker Konstantinos Bestes bekennt,
Titel in der Wiener Hs: £tixoi xvqov Ktavaxaytivov xttl Biaxov rov ygafifiatutov (dafür
im Cod. Paris. 2874 fol. 2 rov ygavatov, in den Codd. Athen. 550 und Vatic. Ottob.
441 fol. 48 rov xal ygayarov, worin vielleicht das Richtige steckt). Inc. '0 ijyVtT aya-
yyovf evngrgdextoy xtjy ßißXoy, Daraus erklärt sich wohl, dass im Cod. Vatic. 1129
Konstantinos Bestes als Verfasser der Dioptra selbst bezeichnet ist. Das Werk führt dort
die Ueberschrift: Katy^rayrirov Bearov tov KQtjtdg rov xai /^ly^crriaa^ro; a^/teTriaxoTfot;
f^eccakoyixtjg diontga wg iy etdei iQuinjaetag auifiatog xai ^v^^jg. Dieses vereinzelte Zeugnis
kann gegenüber den zahlreichen anderen Hss schwerlich in Betracht kommen; doch deutet
die sonst fehlende nähere Bezeichnung des Bestes als Kreters und späteren Erz-
j
744 ByzantiniBche Litteratargesohichte. IL Poetisohe LIiier»i«r.
biscbofs von Thcssalonike auf eine sehr absichtliche tind bewosste Oppontioa gipAlOcl
die landläufige Zuteilung. TK&^
5. Auch ausser den KXavSh/ioi wurden einzelne Abschnitte der Dioptra sellv^
überliefert. So siebt im Cod. Marc. VlI 18 fol. 222 ff. ein Migog larogiag ne^ ni
ix To ßißXioy (so) XeyofAßyoy diontga, ix tov devrsQov Xoyov. — Der Cod. Bodl. fiar
197, a. 1344, fol. 229^—251 enthält das erste Buch der Dioptra, die hier einen Mi
Pbilippos Charsenites {ngdg fAOPaxov xb ^tUnnoy to yirog Xa^erirtjr) gewidMti
Andere Stücke der Dioptra stehen in den Codd. Athoua 8816 fol. 186 and Moiq. 8
416 s. 13 fol. 270-281^; 314-316.
6. Eine neugriechische Uebersetzung der Dioptra bewahrt der Cod. Atk
8712 s. 17. Das erste Buch (= Migne, l'atr. gr. 127, 709) beginnt:
KaiQog noXdg inignaey, <iq>* ov d^eoe i itXaütfjq
'Hfiäq idrjfiiovQyrjaey, tog xal itrit aBßdtnijgf Itici <
Kai find aäqxa xai ^v/ijy toy ay&qtonoy inoucs, ^^
Mi^iy xai xgaciy d^avfAaattjy^ iy ^moy inatpijxB.
310. Nikolaos Eallikles (NixöXaoq o EaXkixXijg) lebte als Arcliiilmr
und Professor der Medizin (diödaxaXoq xcwv laxQwv) gegen das Ende ^^ ^i.
11. und in den ersten Dezennien, vielleicht bis gegen die Mitte deiHl^ in i^
Jahrhunderts in Konstantinopel. Bei einer schweren Krankheit, ^w^^l^lrta
Kaiser Alexios I einige Monate vor seinem Tode (1118) überfiel, ^^\ ' ■
Kallikles beigezogen, blieb jedoch, wie Anna Komnena 0 ausführlich ^^^^Vi^'
mit seinen heilsamen Ratschlägen gegen die übrigen Ärzte in der ^^^2
heit. Wie lange er den Kaiser überlebte, ist nicht bekannt. KaP^^^
stand, wie es scheint, in nahen Beziehungen zur Familie des Seb^ ^
Georgios Palaeologos, auf die zwei seiner Gedichte sich beziehen, v^
ist zweifellos identisch mit dem Archiatros Nikolaos Kallikles, an welCx^ «
Theophjrlaktes von Bulgarien (vgl. S. 463 f.) vier Briefe richtet^'
aus den Überschriften und dem Inhalte derselben geht unzweideutig h^^
vor, dass der Adressat ein hochangesehener Arzt war und eine schö^
medizinische Bibliothek besass. In der Geschichte der byzantinischen Epp
grammatik bildet Kallikles das Verbindungsglied zwischen Johannes Matt-
ropus und Theodoros Prodromos. Freilich lässt sich sein litterarisches
Bild noch nicht scharf genug zeichnen ; denn sein Nachlass harrt noch der
Sichtung und vollständigen VeröfFentHchung. Sicher gehört ihm folgendes:
Ein in die beliebte Form eines Zwiegespräches zwischen Grab und Fremd-
ling gekleidetes Gedicht auf das gemeinsame Grab des Sebastos Georgios
Palaeologos, seiner Gemahlin der Sebaste Anna Dukaina und ihres Sohnes
des Sebastos Andronikos Dukas; ein Epitaph auf den Sebastos Andronikos
und Epigramme auf mehrere Heiligenbilder, auf ein von Anna Porphyro-
genneta, der Tochter des Kaisers Alexios, kostbar eingefasstes Kreuz, auf
ein von der Kaiserin Irene, der Gemahlin des Alexios, eingefasstes Stück
vom hl. Kreuze, auf ein Christusbild und auf eine aus weissem Stein ge-
fertigte Darstellung des hl. Georg. Das letzte Gedicht steht im Cod. Laor.
32, 19 fol. 43 unter Gedichten des Manuel Philes und ist mit diesen ve^
öfFentlicht worden.^) Ob sich hier Philes das Gut eines älteren, zu seiner
Zeit wenig bekannten Autors aneignete oder ob das Gedicht irrtümlich
dem Kallikles zugeteilt ist, bedarf der Untersuchung. Dazu kommen noch
') XV 11 = II 367, 2 ff. ed. Bonn. <) ManuelisPhilae carmina ed. E. Miller
^) Nr. 38, 39, 56, 57. Migne, Patr. 1, 210.
gr. 126, 439 ff. ; 473 ff. j
2. Profanpoesie. (§§ 310—311)
745
tiche unedierte Sachen z. B. ein Gedicht auf eine Darstellung des
gsten Gerichtes im Eaiserpalaste, ein Grabepigramm auf den Logotheten
Igor Kamateros, denselben, dem Theodoros Prodromos eine Monodie
Lmete (vgl. Migne, Patr. gr. 133, 1059) u. a. Später fand Kallikles,
die Seltenheit der Handschriften beweist, wenig Beachtung; doch
videt ihm Gregor von Korinth in seiner Schrift UcqI awra^etog hohe
Erkennung, ^) und der Rhetor Joseph Rhakendytes nennt ihn neben
Ldes und Ptochoprodromos als Muster der Jambendichtung.')
1. Ausgaben: Einige Epigramme zuerst in dem Bändchen: Cyri Theodori Pro-
rii epigrammata etc., Basel 1536. — Zwei Epigramme wiederholte Du Gange im Eom-
tAte zu Anna Komnena, jetzt ed. Bonn. 2, 701 f. — Die zwei zuerst genannten Grab-
^hie und drei Epigramme auf Heiligenbilder ed. A. M. Bandini, Catalogus codd.
fcpibliothecae Laur. 2 (1768) 192- 194.
2. Hilfsmittel: Du Gange, a. a. 0. - A. M. Bandini, Gatal. codd. gr. bibl.
r- 2 (1768) 172 (über das Epigramm auf das Bild des hl. Georg). — Ueber die Per-
.X3 des dialogischen Grabgedichtes vgl. Du Gange, Familiae Byzantinae S. 138; 188.
^er letzteren Stelle ist aber als Gattin des Georgios Palaeologos irrtümlich Irene statt
^ Dukaina genannt. — Br. Keil, Die Monatscyclen der byzant. Kunst, Wiener Studien
1889) 105—107.
3. Ueberlieferung: Den God. Laur. 32, 33 hat Bandini, a. a. 0., ausgenützt.
[Jnedierte Gedichte enthalten die Godd. Marc. 498 s. 14 fol. 380—382 und Marc.
8. 14. Vgl. Zanetti, Graeca D. Marci bibliotheca, Venedig 1740 S. 262 f.; 283. —
schon von Bandini, a. a. 0. 2, 193, veröffentlichtes Epigramm {UixQoy rätpog nag) steht
im Cod. philol. 29 fol. 137 der Göttinger Universitätsbibliothek. — Das Epigramm
das Kreuz der Anna Komnena bewahrt auch der God. Athous 136 s. 18 (Nr. 14). —
Jod. Marc. XI 31, geschrieben zwischen 1282 und 1328, fol. 80, werden dem Kallikles
sonst unter dem Namen des Prodromos überlieferten Verse auf die zwölf Monate zu-
cVirieben.
311. Nikolaos, Metropolit von Kerkyra im Anfang des 12. Jahrhunderts,
5r als Teilnehmer an der von Alexios I Komnenos im Jahre 1117 berufenen
ftioAe und als Korrespondent des Theophylaktos von Bulgarien bekannt
t, verfasste einen grossen Kommentar zu den asketischen Kapiteln
18 Maximos mit einem Widmungsgedicht in 43 politischen Versen
;1. § 12 Anm. 4) und ein aus 310 Trimetern bestehendes Gedicht anläss-
h seiner Abdankung {'Eni rfj naQanijaei avrov). Wie es bei der poeti-
len Behandlung eines solchen Vorwurfes natürlich ist, macht Nikolaos
ne näheren Angaben über die Oründe seiner Abdankung, sondern handelt
r allgemein über die eigene Nichtigkeit, über die Vergänglichkeit des
Ischen, über die Charaktereigenschaften wie Offenheit und Festigkeit, die
nen Rücktritt verursachten, endlich über seine Sehnsucht, den Schlechtig-
ten der Welt, die er mit düsteren Farben und mit den Übertreibungen
er gekränkten Seele schildert, zu entgehen und mit Gott allein zu sein.
schliesst mit dem Wunsche, Kerkyra möge einen andern guten Bräu-
am finden, und einem Abschiedsgrusse an seine Diözesankinder. Die
rstellung zeugt von dem üblichen Masse klassischer Bildung; auffällig
die Vorliebe für alte Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten.
Ausgaben: Das Abdankungsgedicht ed. pr. aus Cod. Laur. 5, 10 Mustox^des,
olai metropolitae Corcyrae Carmen inorale, MaUand 1815; dann besser mit Beiziehung
Cod. Vatic. 107 in seinen: Illustrazioni Corciresi, Append. p. XX; endlich zum dritten
!e nach beiden Hss aber ohne Angabe der Varianten in seinem Werke: Delle cose
*) Vgl. Du Cange, Kommentar zu Anna
nnena ed. Bonn. 2, 701.
*) Rhetores Graeci ed. Walz 3, 562, 11.
746 BysantiniBohe Lüteratargesohiclita. IL FoeÜMho Idtientiir.
Corciresi, Corfu 1848, Append. S. XXXV ff. — Dann wurde dieses Gedicht nach den nB JL
Cod. Monac. 201 (nicht 212, wie Lampros selbst angibt) and die Widmung dcil^^^^
mentars zu Maximos nach dem (den ganzen Kommentar enthaltenden) Cod. Atbouf^^
s. 13—14 ed. von Sp. Lampros, KeQxvQai'xd crWxdoTa, Athen 1882 S. 28—41. -
Abdankungsgedicht bewahrt auch der noch unbenutzte Cod. Athous 3086 s. 11
Sp. Lampros, Catalogue of tbe greek mss on Mount Athos 1 (1895) 275.
312. Passionsspiel. Das einzige uns erhaltene Drama der
tinischen Zeit ist der gewöhnlich ÄQiatog ndcxtov (Christus pati
betitelte Cento. Nachdem die Meinung, das Werk gehöre dem Gr
von Nazianz, allgemein aufgegeben ist, bleibt der Verfasser vorent
ermittelt; sicher ist nur, dass er in einer ganz späten Zeit, wahrschei
im 11. oder 12. Jahrhundert lebte. Er dichtete im verwegensten
des Wortes nach berühmten Mustern, indem er eine ganze Reilie
Werke mit der Schere bearbeitete. Ein volles Drittel der 2640
(ausser den vereinzelten Anapästen Y. 1461 ff. nur Trimeter), aus wekki^ ai
das Drama besteht, ist fi*emdes Eigentum. Den grössten Teil dieses
gutes lieferten sieben Dramen des Euripides, nämlich Hekabe, Meidiiikii
Orestes, Hippolytos, Troades, Rhesos und Bacchen; dazu kommen riJipn
Dutzend Verse aus dem Prometheus und Agamemnon des Aeschylosolhki
aus der Kassandra des Lykophron. Vielleicht hat der Verfasser ttdk«=z:
verlorene Stücke der Tragiker verwertet.*) Ausserdem benützte er fcihru
die Erzählung wie für die Phraseologie die heiligen Schriften, besoninliar
die vier Evangelien, die Apokalypse, die Paulusbriefe, die Psalmen, Ä,
Oenesis und Exodus. Selbst apokryphe Stücke wie das Evangeün
Nicodemi, das Protoevangelium Jacobi, das Evangelium über die 6eb«l
Marias und die Apostelakten wurden nicht verschmäht. SelbstverstandUf^ l'
konnten die Verse aus den alten Dramen nicht immer wörtlich verwenü
worden; sie wurden zugeschnitten und umgeändert, wie es der Zusanun»
hang erforderte. Zur Veranschaulichung des hiebei beobachteten Verfahr«!**^'
diene der Anfang des von der Jungfrau Maria gesprochenen Prologs:
Ktli* (S(peX* iy Xeifdoiyi fiijd* ignety otptg, 1>
fdtjif* iy yd-natai tovd* vffedQCveiy d^axioy etc.;
ZU Grunde liegen Vers 1 und 3 der Medea:
Eifh* (ij(peX* ^AQyovg utj Sianraa^ai axdtfog
fitjS^ iy ydnaiai TltjXiov neaeiy noxB,
Zur richtigen Würdigung dieser künstlichen Mosaikarbeit müssen wir ans
auf den Standpunkt der Byzantiner begeben, die vom litterarischen Eigen-
tum eine unklare Vorstellung hatten und auch auf anderen Grebieten die
Schätze ihrer Vorfahren erbarmungslos zu Ilate zogen. Das Stück ist nicht
ein Plagiat im modernen Sinne, sondern nur ein eigenartiges Beispiel jene
Imitation, welche die ganze Kunstlitteratur der Byzantiner beherrscht
Daher berichtet uns der Dichter auch ganz offen im Proömion, dass er
das Leiden Christi xut* Ergmidi^v besingen werde. Weit unbegreiflicher
und störender als die Entlehnung an sich ist für unser Gefühl die Ver-
quickung von zwei so verschiedenen Ideenkreisen. Wir empfinden
*) Es finden sich ausser den nachweis- auf byzantinischem Boden gewachsen zu seia
bar entlehnten Partien verschiedene form- scheinen. N. Weck lein, Berliner phiioL
vollendete Verse und Gedanken, die nicht | Wochenschrift 1886 S. 426.
2. Profanpoesie. (§ 312) 747
Ausstattung der heiligen Personen mit den übel zugerichteten Lappen
attischen Bühne als eine wüste Profanierung. Das mumienhaft er-
rrte Gewand der alten Tragödie passt den auf einem ganz anderen
len erwachsenen Gestalten nicht; ihre Bewegungen erscheinen darin
gereimt, und wir haben beim Anblick der so bunt aufgeputzten Figuren
br mit der Heiterkeit als mit den Thränen zu kämpfen. Ungebildeten
i1> das Stück wegen seiner altertümlichen Sprache überhaupt unzugäng-
L ; auf den Gebildeten aber musste es ähnlich wirken wie jene musika-
lien Potpouris, in welchen Fragmente verschiedener Texte und Melodien
lc Vermittelung aneinander gereiht sind. Mit dem bekannten EjlxP^
tX tritt die Gottesmutter als Maria Medea auf die Bühne; in schnellster
ge wechselt sie ihr Kostüm, sie wird zur Hekabe, Kassandra, Elytä-
stra, Andromache, sogar zum Hermes; dieselbe Chamäleonnatur haben
anderen Personen. Selbst die in der lebendigen Sprache längst ver-
i3llenen Exklamationen orrororoi', m fioi, m erzeugen hier eine komische
irkung. Wie sehr gerade die Mischung heterogener Elemente den
^nstigen Gesamteindruck verschuldet, wird recht klar, wenn man neben
. klassischen Versen die aus den heiligen Schriften entnommenen
Lanzen und Vergleiche studiert; sie passen zur Stimmung des gesamten
r^urfes und wirken daher nicht nur nicht störend, sondern erhöhen
;Är den Eindruck des Wahren, wie man Ähnliches ja auch im Ober-
naergauer Passionsspiel beobachten kann.
Das Drama beginnt mit dem Gang auf Golgatha und endet mit der
ferstehung Christi und seiner Ankunft im Hause der Mutter des Marcus.
B Personen sind Christus, Maria, Johannes, Joseph von Arimathea,
icodemus, Maria Magdalena, Boten, ein Engel, die Wache; dazu kommen
ivei Halbchöre gaUläischer Weiber, die aber nicht singen, sondern im
3quemen Trimeter konversieren wie die übrigen Personen. Die Haupt-
)Ile trägt nicht Christus, sondern Maria. Damit hängt der Mangel einer
andlung und einer dramatischen Steigerung zusammen; der grösste Teil
s Stückes besteht aus langen Botenerzählungen und ebenso ausge-
hnten Klagereden; Christus selbst steht im Hintergrunde, und wir
ren von ihm meist nur durch Berichte anderer Personen. Dass die ari-
»telische Einheit von Ort und Zeit überschritten wird, darf nicht
rfallen; das Drama leidet aber auch an starken Verstössen gegen die
mentarsten Regeln der Technik. Trotzdem hat man versucht, durch
rschiedene Kunstgriffe das Werk mit den Anforderungen der Dramatik
Einklang zu bringen — gewiss mit Unrecht. In der Zeit, als dieses
leindrama entstand, fehlte die wichtigste Voraussetzung dieser Litteratur-
btung, die Aufführung; und auch das Studium der alten Stücke wurde
;ht derart betrieben, dass aus demselben eine Einsicht in die Technik
bte erwachsen können. Es wäre ein wahres Wunder, wenn unter solchen
rhältnissen ein Dichter die inneren und äusseren Gesetze der Dra-
ktik erfasst und in einem wirklichen Kunstwerke zum Ausdrucke ge-
icht hätte. Der Xqiaiog ndaxtov^ um es kurz zu sagen, ist ein Lese-
ick wie die dialogischen Gedichte des Ignatios, des Haplucheiri dw
3dromos imd Philes. Bei alledem kann die isolierte Stellung diem.
748 ByzantiniBohe Litteratnrgesohichte. IL Podtiaohe LitterAtar.
Nachzüglers der dramatischen Litteratur Bedenken erregen. Die
erwähnten dialogischen Stücke sind doch wiederum zu sehr versc'
um als Vorläufer bezw. Fortsetzer gelten zu können ; vielleicht läge es
die S. 644 f. erwähnten Dinge, wie die Dramen des Synesios, des Arios i^V
seiner Gegner mit unserem Werke in Verbindung zu bringen; dock
ein thatsächlicher Zusammenhang auch hier nicht nachgewiesen und
überhaupt schwer nachweisbar.
Die Sprache des Werkes hat wenig Individuelles; Präsensfi
wie fioXo}^ €QWj O^iyo), die Konstruktion von eav, orav mit dem Ini
von H mit dem Konjunktiv und Ähnliches sind Vulgarismen, die in i^^^
kirchlichen Litteratur schon früh vorkommen und sich durch die
byzantinische Zeit verfolgen lassen. Bezüglich der Metrik gehört iJf^
Verfasser nach der von Hilberg getroffenen Einteilung (s. S. 648 f.) zu
„Stümpern**, welche der unbeschränkte Gebrauch von auslautendeaiJ^^
I, t^ als Länge kennzeichnet, und steht also unter Prodromos, der a, i,
nur im An- und Inlaute ohne Beschränkung auch als Länge gebnttrit|*|^'^^
Wenig byzantinische Schriftwerke sind so viel gelesen, bearbeitet nri »l.^^ir
T
AI
örtert worden wie der XQixftog ndaxfov. Den Theologen war er wii
als das einzige christliche Drama auf griechischem Boden; seine iog-l ^\
matischen Vorstellungen und seine kirchlichen Quellen boten der Fondrail^*'
reichen Stoff und sein Inhalt diente der Erbauung. Nicht minder äbi||ifx'i
wurde er in philologischen Kreisen studiert; hier war es namentlich seiii
Wichtigkeit für die Textkritik der benützten Vorbilder, welche taKL*
Freunde erwarb und die unaussprechliche Zeit seiner Entstehung vergeaeei"
Hess; als wertvollste Ausbeute ergaben sich einige Verse aus den ver-
lorenen Partien der Bacchen. Von der Bedeutung des Dramas tii
die Kultur- und Litteraturgeschichte der dunkeln Jahrhunderte und v«
seiner Stellung als Vorläufer der mittelalterlichen Mysterien war bis jeüi
weniger die Rede.
1. Ausgaben und Uobersetzungen: Kd. Migne, Patrol. gr. 38, 131— ddSMtL
doppelter laieiniscber Uebersetzung ; der Text beruht noch auf der mangelhaften Aoagikl.
von Caillau. — Purste kritische Ausgabe von Fr. Dübner nach den Fragmenta Eiihpifii|'^
ed. G. Wagner, Paris, Didot 1846. Ausführlich besprochen von Mag n in, Journal da
Savants 1849 S. 12 ff.; 275 ff. — Nach dem Dübner sehen Texte mit deutscher UebersetM |^
ed. von A. Ellissen in seinen Analekten der mittel- und neugriechischen Litteratur, 1. Tel
Leipzig 1855; die Einleitung belehrt weniger über die Kritik und litterargeschichtüebe
Stellung des Dramas selbst als über die Geschichte der demselben gewidmeten Kontra
Versen. — Ed. .1. G Brarabs, Leipzig, bibl. Teubneriana 1885; er erweitert den kritisdui
Apparat durch 3 von Dübner nicht benützte Hss und gibt das erste vollständige Ver*
zeichnis der Lehnverse nebst einer Untersuchung über Zeit und Autor des Werkes. -
Eine zweite deutsche Uebersetzung gab E. A. Pull ig, X{tiat6g ndaxo^y. Der leideadt
Christus. Progr. d. Oborrealschule zu Bonn 1893. — Französisch von J. A. Lalanae,
La passion du Christ. Paris, E. Belin 1852 (mir unzugänglich).
2. Hilfsmittel: Eichstädt, Druma christianum, quod XQiajdg naax^v inscribitv,
num Gregorio Nazianzeno sit tribuendum. Progr., Jena 1816. — J. L. Klein, Geschick
des Dramas 3 (1866) 599—634 (verfehlter Panegyrikus). — Aug. Döring, De tragoedii I
Christiana quae inscr. Xgiatog TrtrV/wr, Progr. Barmen 1864. - Joh. Dräseke, Jakr*
bücher für protest. Theologie 10 (1884) 689-704, hält wie einst Baronius den Apollinarioi
von Laodikea für den Verfasser des Werkes, das vor 363 entstanden sei. — J. G. ürambs,
De auctoritate tragoediae Christianae quae inscribi solet XQicxog niicxfav, Progr., Eichstldt
1884 (zum Teil wiederholt in der Vorrede seiner Ausgabe). — Is. Hilberg, Kann Theo-
dorus Prodromus der Verf. des XQiaiog naax^*' sein?, Wiener Studien 8 (1886) 282—314;
Nachtrag 9 (1887) 150. — Verwertung des Stückes für die Kritik des Eoripides: A. Kirch-
Bi
2. Pfofanpoetfie. (§ 313) 749
_jff, Pbilologus 8 (1853) 78 ff. - A. Döring. Philologus 21 (1864) 539 ff; 23 (1866)
^T?ff.; 25 (1867) 221 ff. — F. L. van Cleef, The Pseudo-Gregorian drama Xgcardg ndaxtoy
i ÜB relation to the text of Euripides, Transactions of the Wisconsin academy of sciences,
and letters vol. 8 (Wisconsin 1892) 363-378 (handelt über die Bedeutung des Dramas
die Kritik der Bacchen dos Euripides und kommt zu dem Ergebnis, dass die von dem
tiner benutzte Hs der Bacchen weit schlechter war als die Hss von Kirchhoffs zweiter
). — Zur Sprache: Tycho Mommsen, Beiträge zur Lehre von den griechischen
itionen, Frankfurt- Berlin 1886-1895 S. 627 ff. -- In der Kontroverse über Zeit und
tor des Werkes herrscht jetzt wenigstens Einstimmigkeit in der üeberzeugung, dass
Werk unmöglich dem Gregor von Nazianz gehören kann. Des weiteren haben die
itersachungen einige sichere Anhaltspunkte über die Zeit des Werkes ergeben ; während
lB«r die Meinungen zwischen dem 4. und 13. Jahrhundert schwankten, ist es jetzt
^fellos, dass das Drama nicht über das 11. Jahrb. hinaufgerückt werden darf. Ver-
aber waren die Bemühungen, den Namen des Verfassers selbst aus dem wirren
Dge mittelgriechischer Litteraten herauszufinden. Dörings Wahl fiel auf Tzetzes
in Programm und noch neuerdings in der Philol. Rundschan 1885 S. 424), Brambs ent-
B^d sich für Ptochoprodromos, eine Hypothese, deren Unrichtigkeit Hilberg a. a. 0.
^ly^Bxraeagend nachgewiesen hat. Die Wahrheit bleibt also, dass wir uns vorerst mit der
1.1 gemeinen Bestimmung der Zeit (11.— 12. Jalirh.) begnügen müssen.
3. Ueberlieferung und Titel: Hauptcodex ist der Parisinus 2875 (13. Jahrb.).
ie Handschriften haben verschiedene wortreiche Titel, die aber in der Benennung des
cor von Nazianz als Autor übereinstimmen z. B. rgrjyoQtov tov &6oX6yov rgayiodia eig
ttijfJQioy 7iu9o^ rov xvQiov rjfjLtav *lrjaov Xqiotov. Der jetzt übliche Titel XQiatog
|r»y stammt von dem ersten Herausgeber Ant. Bladus (Rom 1542).
4. Vielleicht hängt die Entstehung des Christus patiens genetisch zusammen mit
Sentenzen florilegien aus Homer, Sophokles und Euripides, von denen uns mehrere
plare erhalten sind. Im Cod. Marc. 507 ist ausser den genannten drei Dichtem
der Christus patiens selbst mitaufgenommen. Vgl. § 254 Anm. 5.
5. Ans der ersten Uälfte des 12. Jahrb. stammt ein Gedicht der Irene, der Ge-
likblin des Sebastokrator: Eiqtjyriq JSeßaatoxQatOQiafffjg liyixdoToy noirjfxa (1143),
• X^*9pY9^^^^ ^^s i^ UaxfAM ßißXioSijxfjg ix&. M. T. reifetuy, Athen 1879. Etwas Näheres
^^T dieses Werk vermag icn nicht mitzuteilen, da es mir unzugänglich geblieben ist.
313. Theodoros Prodromos {&€6i{OQog d nqoSQo^ioq)^ der sich selbst
"egen seiner Dürftigkeit Ptochoprodromos (d. h. der arme Prodromos)
- jMinnte, lebte unter den Kaisern Alexios, Johannes und Manuel Komnenos
^ Konstantinopel. In einem an Johannes Komnenos (f 1143) gerichteten
Qedichte (s. den Abschnitt ^ Vulgärgriechische Litteratur*") nennt er sich
^to zwölften Jahre verheiratet und einen Greis (yi^wr), woraus zu schliessen
^at, dass er schon vor 1143 die Blüte des Alters überschritten hatte; dazu
;^ ^ommt, dass keines seiner datierbaren Gedichte über das Jahr 1159 hinaus-
"Weist. Der grössere Teil seines Lebens und seiner Thätigkeit fallt dem-
nach zweifellos noch in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts, und
c»r ist somit ein jüngerer Zeitgenosse des Nikolaos Kallikles. Von dem
liebensgange des Prodromos wissen wir sehr wenig. Als der wichtigste
Und stets wiederkehrende Zug erscheint seine unheilbare Armut, der er
durch zahllose Preisgedichte, Lobreden und Episteln abzuhelfen suchte. Zu
Beinen Gönnern gehörten die zwei Kaiser Johannes und Manuel, ver-
schiedene Prinzen und Prinzessinnen des kaiserlichen Hauses, endlich hohe
Würdenträger, besonders Alexios Aristenos, ein einflussreicher Gelehrter
und Beamter (vono(fvXa^, nqoaxtxöixog und oqffccvovqoqoq)^ der auch als Er-
Id&rer der kirchlichen Gesetze in der Litteratur eine bedeutende Stelle
einnimmt (s. S. 607). Die Unterstützungen, die sich der vielgeplagte
Litterat auf solche Weise erbettelte, scheinen jedoch weder bedeutend
noch regelmässig gewesen zu sein ; denn seine Klagen begannen stets aufs
neue, und in einem längeren Gedichte von fünfzig Hexametern drohte er
/
750 Byzantinische Liüeratnrgeschiohie. IL Poetiaohe Idtterfttar.
sogar den Byzantinern, die seine Verdienste nicht zuwtirdigen verst8ii
den Rücken zu kehren und sich zum Erzbischof von Trapezunt zu 11
ten ; doch liess er es bei der Drohung bewenden. Endlich erhielt or
Manuel Eomnenos eine Pfründe im manganischen Stift, die ihm j«
später wieder entzogen wurde. Er beschloss sein Leben in einem Bi
zu Eonstantinopel unter dem Mönchsnamen Hilarion.
Die litterarische Thätigkeit des Prodromos ist ebenso reid
mannigfaltig. Wir finden ihn als Romanschreiber, Gelegenheitsdichta
Epigrammatiker, als Verfasser von astrologischen, grammatischen, pl
sophischen und theologischen Werken, von rhetorischen Schnlübtu
Satiren, Reden und Briefen. Ein Schriftsteller von solcher Fruchtb«
verlangt eine vorsichtige Beurteilung. Die Litteraturgeschichte
dem Prodromos Unrecht gethan, indem sie zu ausschliesslich den hc
Schwulst und die Charakterlosigkeit des Betteldichters hervorkehrte,
ist allerdings richtig, dass er vielfach als ein typischer Vertreter der \
sten Seiten des byzantinischen Wesens, der kriechenden Schmeicheid.
prahlerischen Halbbildung und der barbarischen Geschmacklosigk^
scheint; aber sein Wesen wird mit diesen Schlagwörtern, die nachgi
für Byzantiner stereotyp und daher zur Individualisierung wertlos gewc
sind, keineswegs erschöpft. Am besten gefällt uns Prodromos in prc
sehen Versuchen, wo er mit Geschick und Grazie den besten Vorbi
des Altertums, besonders Lukian folgt; auch seine Briefe verraten
unverächtliche Gewandtheit in der Form und lassen sich den b
Leistungen der byzantinischen Epistolographie beigesellen. Nicht
schwächer sind seine kleinen Spottgedichte; sein Witz ist zwar (
derb und ostentativ und der Gedanke meist zu breit ausgesponnen;
das Gleiche lässt sich auch von alten Spottgedichten z. B. von dem W<
Spiegel des Simonides Amorginus behaupten, mit dem des Prodromos i
auf das lüsterne Weib verglichen werden mag. Auch die Epigra
enthalten manchen guten Einfall und berechtigen nicht zu der radi
Verdammung, die für Prodromos üblich geworden ist. Zu dieser 1
vielmehr seine grössten und leider auch bekanntesten Werke Anlas
geben, der geschmacklose Versroman und die langatmigen, in schwüh
Metaphern sich überstürzenden Lob- und Bittgedichte. Beachtei
neben diesen auch die oben genannten Werke, so wird das Gesamt
wohl günstiger ausfallen. Sicher gehört Prodromos bei allen seinen MS
zu den merkwürdigsten Erscheinungen der byzantinischen Litteratur.
schulmässigen Werken eines Suidas, Tzetzes, Eustathios gegenüber er«
in Prodromos die emsige Geschäftigkeit des von den zünftigen K
zurückgestossenen Dilettanten. An Stelle der zeremoniellen Gemesse
die sonst bei den Byzantinern so sehr ermüdet, finden wir bei ihn
derbe, aber immerhin witzige Polemik und eine freilich etwas hol]
Urwüchsigkeit. Der steifleinenen Würde der byzantinischen Kunstspi
wie sie gerade in der Komnenenzeit wieder mehr als je betont un
pflegt wurde, wagt Prodromos mit Scherzgedichten in der Vulgärsp
entgegenzutreten. So machen uns gerade die Teile seines Wesei
welchen er von den gleichgearteten Durchschnittslitteraten seinei
2. Profanpoesie. (§ 313) 751
iweicht, den Mann interessant. Er ist wie wenige Byzantiner eine deut-
t\i ausgesprochene kulturhistorische Figur.
Der litterarische Nachlass des Prodromos ist so reichhaltig, dass
hon eine blosse Aufzählung der genauen Titel mit dem dazu gehörigen
bliographischen Material viele Seiten füllen würde. Trotzdem wäre selbst
jnit strengeren Anforderungen nicht genügt, da wir uns beim Mangel
:Äkter und erschöpfender Vorarbeiten zum Teil auf die Wiedergabe
barer Zusammenstellungen von schwankender Zuverlässigkeit beschränken
Qssten. Wir begnügen uns daher mit einer Aufzählung der wichtigsten
id bekanntesten Werke und notieren für das übrige die bibliographische
iteratur.
1. Das umfangreichste Werk des Prodromos ist sein Versroman
«danthe undDosikles {Td xcczd '^Poidvt^rjv xal JoaixXta), Er erzählt
4614 Trimetern, die in 9 Bücher eingeteilt sind, folgendes: Dosikles
18 Abydos entführt mit Hilfe einiger Freunde die schöne Rodanthe, aber
if Rhodos wild das Paar von Räubern überfallen und nach mancherlei
benteuem getrennt; Rodanthe wird nach Cyporn als Sklavin verkauft,
Dsikles soll den Göttern geopfert werden. Glücklich befreit gelangt er
ich Cypem, wo er mit seiner Geliebten wieder zusammentrifiFt ; bald reisen
6 beiden Väter auf Anraten des delphischen Orakels von Abydos nach
fpern und fahren mit den Kindern nach Hause zurück, wo frohe Hoch-
dt gefeiert wu-d. Zum Vorbilde dienten dem Prodromos vornehnüich die
ethiopica des Heliodor, welchen die künstliche Disposition der ersten
»i Bücher, d. h. das Motiv, dass wir erst nachträglich durch eine Er-
Ihlung des Dosikles die früheren Schicksale des Liebespaares erfahren,
mie eine Reihe einzelner Züge entnommen sind. Die Anklänge an des
Qstathios Erzählung von Hysmine und Hysminias sind wohl aus der
BDützung gemeinsamer Vorbilder zu erklären. Einzelne früher nicht vor-
Mnmende Motive gehen vielleicht auf die populäre Überlieferung orien-
llischer Märchen zurück. Die unmässige Breite, die schwülstige, bar-
trisch ungeschlachte und doch anspruchsvolle Darstellung beweisen den
Hligen Mangel an Befähigung zu einer solchen Aufgabe und machen die
rt^türe des nur durch seine Länge imponierenden Gedichtes zu einer
ahren Qual. Trotzdem diente dasselbe einem Späteren als Vorbild, dem
Sketas Eugenianos, von dem auch eine Monodie auf Prodromos erhalten
L Vgl. § 318 Anm. 3.
Ed. pr. G. Gaulminus, Paris 1625 (griechisch und lateinisch). — Ed. R. Hercher
den Scriptores erotici Graeci, vol. 2 (Lipsiae 1859) 287—434. — Vgl. Ph. Le Bas,
jblioiböque de Täcole des chartes, mai-juin 1841. — Härtung, Die byzant. Novelle,
^iv fEtr das Studium d. neueren Sprachen und Literaturen 50 (1872) 4 ff. (nutzlos). —
Hilberg, Epistola critica ad J. Vahlen, Wien 1877. — Zur Sprache: Tycho Mommsen,
Ürige zu der Lehre von den griechischen Präpositionen, Frankfurt-Berlin 1886 — 1895
333 ff. — Hauptschrift: £. Rhode, Der griechische Roman, Leipzig 1876 S. 527—530.
2. Der Eatzenmäusekrieg (in der Handschrift ohne Titel; vom
fiten Herausgeber raXsofivofxaxicc, von Hercher richtiger Katofivofiaxfa
^rschrieben), eine dramatische Parodie in 384 Trimetern, in welcher
e auch der Sx^irj fivog (s. u. S. 757) zu Grunde liegende Idee eines
ampfes zwischen Katze und Maus weiter ausgeführt wird. Personen
752 Bysantinuiohe Litiaratiirgeflehiehte. IL Poeiisoh« Llitenitar.
dieses dramatischen Gegenstückes zur homerischen Batrachomyo]
sind der Mäusekönig Kreillos und seine Gattin, die Maus Tyrol
(Käsedieb), ein Herold und ein Bote, dazu der aus Dienerinnen
Chor. Ungehalten über die ewigen Nachstellungen der Katze
Kreillos, alle Mäuse zum Kampfe gegen die unholde Widersacherin
bieten; die Katze richtet ein fürchterliches Blutbad unter den Mäusen
schliesslich aber erscheint als deus ex machina ein von der
fallender Balken, der die Katze erschlägt und so den Mäusen den
verschaift.
Zahlreiche ältere Ausgahen. Zuletzt Theodor! Prodromi Catomyomachia ed. R.Hj
eher, Lipsiae, bibl. Teubneriana 1873.
3. Die Freundschaft in der Verbannung, 'Ajioirjfiog fii/«,
Dialog in jambischen Trimetem zwischen einem Fremdling (Stro;)
der Freundschaft (<l>ii/a). Das Argument des Gedichtes lautet:
Freundschaft wird von ihrem Manne Kosmos, d. h. dem mensc:
Leben, Verstössen; er verbindet sich auf Anraten seiner Magd
mit der Buhlerin Feindschaft. Der Nutzen der Freundschaft
Nachteile der Feindschaft werden nun in schulmässiger Weise an
spielen aus der alten Mythologie wie an Eteokles und Polyneikes, an
und Pylades dargethan.
Oft ediert, zuletzt von Fr. Dübner in Euripidis fragmenta ed. 6. Wagn«, Pnli
1846 S. 83-90. - Wiederholt bei Migne, Patrol. gr. 133, 1321 ff. — Vgl. MiginJ.
Journal des Savants 1849 S. 469 ff. - Em. Passamonti, DelF "AnodrifjioQ ipiXk ^ Twj'
doro Prodromo, Rendicouti della R. Accademia dei Lincei, classe di scienze morali, uliiiMk
e filologiche, Serie quinta, vol. 1 (1891) 361—370 (charakterisiert das Gedicht >li «"Vll
späten Versuch empedokleische Gedanken ins Christliche zu übertragen). — AlU^
zösische Uebersetzung : Amitiä bannie dumonde: par Cyre Theodore, po^te grecet'
en vers fran9ois per Jean Figeon de Monteilimar en Dauphin^, ä Tholose 1558.
4. Satire gegen eine lüsterne Alte, Katd ifiXonoqvov jfk\\
(102 Trimeter). In der Form einer entrüsteten Anrede werden dieScUtl*!!
lichkeiten einer bejahrten Buhlerin aufgezählt. Charakteristisch furP»
dromos ist der Gedanke: „Zwei mächtige Hauzähne hat ihr die Zeit
weiser Erwägung gelassen, damit man sie nicht für ein neugeborenes
halte.** Zum Schluss fordert der Dichter die Richter der Unterwelt
sie dem Rachen des Kerberos zu übergeben ; freilich, meint er, an so »
altem Scherbenfleisch könnten selbst die Zähne des Höllenhundes ermaÜA'
Ed. unter dem Namen des Manuel Philes in den Prolusiones et opuscula
scr. M. Birgerus Thorlacius, vol. 3 (Havniae 1815)51 ff. — Wiederholt von E. MiU*|
Manuelis Philae carmina 2 (1857) 306 ff. — Im Cod. Monac. gr. 281 fol 163*-lVI
steht das Gedicht unter dem Namen des Manasses.
5. Satire gegen einen alten Langbart, Kcctd fiaxQoyevHov "^
QovTogy mit der vorigen in Ton und Absicht eng verwandt (ebenbl
102 Trimeter). Das Gedicht ist nicht ohne Witz, wenn auch die Gedanb
zu aufdringlich und breit ausgesponnen sind. Nach seiner langen Philipp!
erteilt Prodromos dem Alten den Rat, sich seinen Riesenbart abzuschneidi
damit die Symmetrie seiner äusseren Erscheinung wiederhergestellt wer
£d. Fr. Boissonade, Anecdota graeca 4 (1832) 430—435.
6. Klageverse über die Beschimpfung der Vernunft, 2%^^!
atixoi ini zfj drififi^ xov koyov. Der Dichter macht seinem Unmute Q
die mangelhafte Anerkennung seiner gelehrten Verdienste Luft und nin
2. Profanpoesie. (§ 313) 753
)tzt scherzhaft von aller Wissenschaft Abschied: ^'EQQst" ifiov ßi6%oio
TTQOx^eVy iQQ€V€ ß(ßXoi\
£d. La Porte du Theil, Not et exir. 8(1810)2, 195. — Wiederholt bei Migne,
Ol. gr. 133, 1419 f.
7. Ein astrologisches Gedicht in 593 politischen Fünfzehnsilbern,
lohtet an Irene, die Gemahlin des Sebastokrator Andronikos Eomnenos,
zweiten Sohnes des Kaisers Johannes Eomnenos, an deren mildthätiges
*z die Muse des Prodromos sich auch in anderen, zum Teil unedierten
ichten wendet. Das Werk handelt über die Kraft und Bedeutung
Planeten und ist ein Muster von geziertem Schwulst, voll seltsamer
theta.
Aus einem Athoscodex und einer Wiener Handschrift ed. von E. Miller, Not. et
. 23 (1872) 2, 1-39.
8. Auf ein Bild des Lebens (Eig etxovi^ffiävov tov ßiov), ein kleines
licht auf eine allegorische Darstellung des menschlichen Lebens. Das-
^e erscheint als eine Flügelfigur mit Bädern und Flügeln an den Füssen
: einer Wage in der Hand; nach diesen seltsamen Attributen bleibt es
»ifelhaft, ob Prodromos hier ein wirkliches Bildwerk vor Augen hatte.
£d. La Porte du Theil, Not et extr. 8, 2, 191. — Wiederholt bei Migne, Patrol.
L33, 1419.
9. Wichtiger für die byzantinische Kunstgeschichte sind die Verse
die zwölf Monate {StCxoi siq xovg ioiisxa fi^vag), worin nach einer
Mittelalter weit verbreiteten und noch in unsem Bauemkalendern fort-
aden Sitte allegorische Darstellungen der 12 Monate beschrieben und
L diätetische Vorschriften, Jagd- und Wetterregeln für die einzelnen
ate erteilt werden; häufig sind die Verse durch bildliche Darstei-
gen illustriert worden. Eine ähnliche Schilderung hat Eustathios in
en Roman Hysmine und Hysminias (Buch 4, 5 flF.; S. 49 flF. ed. Hil-
5) verwoben und dadurch dem Verfasser der Geschichte von Lybistros
L Rhodamne für seine Beschreibung der auf den Zinnen von Argjrro-
tron prangenden Statuen der zwölf Monate (V. 882 ff. ed. Wagner)
Vorbild geliefert.
1. Ausgaben: Ed. Fr. Boissonade, Not. et extr. 11 (1827) 2, 181 ff.; darnach
1er, Phjsici et medici graeci minores 1 (1841) 418 ff. — Kritische Ausgabe von
mo Keil in der Abhandlung: Die Monatscyclen der byzantinischen Kunst in spät-
»chischer Literatur, Wiener Studien 11 (1889) 94—142, wo auch Nachweise über die
idschriften und Angaben über die einschlägige Litteratur zu finden sind. — Einen im
i. Paris, gr. 2991 A, s. 15, erhaltenen Text edierte und verglich mit den etwas ab-
chenden Fassungen des Lybistros und des von Keil benützten Cod. Barber. I 172 C. Fr.
11er, Zu den Monatscyklen der byzantinischen Kunst in spätgriechischer Literatur, Rhein.
8. 50 (1895) 301—304 (Da der Text nicht lesbar gemacht ist, bleibt auch das Ergebnis
Vergleichung zweifelhaft). — Noch unbenutzt sind die Codd. Athens 3701 s. 15
. 54); Athens 3758 s. 16 (Nr. 35); Athens 3808 s. 16 (Nr. 134); Athens 3891 s. 17
. 1); Vatic. Pal 365 s. 14 (jetzt wieder in Heidelberg) foL 139—143.
2. Hilfsmittel: Zu den bildlichen Darstellungen der 12 Monate: James
i^ler, On mediaeval representations of the months and seasons, Archaeologia 44 (Lon-
1873) 137—224. — Ch. Beutel 1, Symbols of the seasons and months represented in
[y art, Art Jonmal 1877 S. 113 ff.; 177 ff.; 237 ff. — Mit spezieller Beziehung auf die
antinischen Darstellungen: J. Strzygowski, Repertorium für Kunstwissenschaft 11
iS) 23—46 und 13 (1890) 241—263 (im zweiten Aufsatz beschreibt Strz. eine jetzt im
oskloster Vatopedi aufbewahrte trapezun tische Bilderhs vom Jahre 1346, die Abbildungen
12 Monate enthält). — Eine zusammenfassende historische Untersuchung über die
rkreiszeichen und Monatsbilder in der alten und mittelalterlichen Kunst und Litteratur
H*M**i*^^ der klau. AlterttmMWlnensohftft IX. 1. Abtlg. 2. Aufl. 48
754 ByzantiniBche Litteratnrgesohiehte. IL PoeÜMhe Litt«ratiir.
mit weiteren Litteraturnachweisen, Nachträgen zu Strzygowskis erster Abliiindlang (a
einer vatikanischen Handschrift des Jahres 814) und einigen Abbildungen gab Alois Ried,
Mitteilungen des Instituts für Österreich. Geschichtsforschung 10 (1889) 1 —74. — Zv fr
läuterung der Monataregeln vgl. Aug. Mommsen, Griechische Jahreaseiten, 8Hi1mi|
1873—1877 S. 1—95 (Neugriechische Bauernregeln, geordnet nach Monaten altso SA^
3. Eine Ekphrase der Monatsbilder (^gtgaaig firjvtuy vno iatyQatpov Motajtff^
(liyiav avfißo'Aixwg)f die auf die oben erwähnte Schilderung im Romane des Eastatkiii
zurückgeht, steht im Cod. Miscell. gr. 2773 der Grossherz. Bibliothek m Damitai^
s. 14; sie unterscheidet sich aber von Eustathios und den sonstigen Bescbreilnmm iv
Monatsbilder dadurch, dass die lateinisch -christlichen Monatsnamen nach vm
seit dem 14. Jahrhundert um sich greifenden antiquarischen Sitte (s. § 126 Anm. 3) Innk
die attischen ersetzt sind. Diesen Text ed. mit gutem Kommentar Lndwig Volti,
Bemerkungen zu byzantinischen Monatslisten, B. Z. 4 (1895) 547—558. — Eine geaaoe Bi-
Schreibung der interessanten Sammelhs, die diesen Text überliefert, geben L. Volts nni W.
Croenert, Der Codex 2773 miscellaneus graecus der Grossh. Hofbibliothek an DaiBuN^
Centralbl. f. Bibliothekswesen 14 (1897).
4. Als Vorbilder der allegorischen Erklärungen und Schilderangen der Mail
bilder erscheinen ältere epigrammatische Dichtungen, in welchen die EigentfimiidUufta
der Monate kurz aufgezählt sind. Hieher gehören i. Die zwölf heroischen DisticheD td
die Monate der Römer in der Anthologia Palatina IX 384 (ed. Didot). Diese ITintirhn,
die E. Legrand, Bibliogr. hell. 1 (1885) 319 f. ohne Kenntnis ihrer Quelle ans aiMi
Horologion des Jahres 1563 abgedruckt hat, sind in manchen Hss nach der (mit Septaoki
beginnenden) byzantinischen Reihenfolge der Monate geordnet z. B. in den Codd. Athou
3891 Nr. 17 (im Katalog von Lampros S. 418 mit Unrecht dem Prodromos zngeteÜt) ni
Vatic. 573 fol. 45^—46. 2. Die neun Hexameter auf die Monate der Römer, welche teili
anonym, teils unter dem Namen Leons des Weisen überliefert sind. Anonym in der AatlNL
Pal. IX 580; unter dem Namen Leons des Weisen bei Migne, Patr. gr. 107, 664 f. 3. Zwölf
Hexameter auf die Monate der Aegypter in der Anth. Pal. IX 383, ancb separat flb€^
liefert z. B. in den Codd. Bodl. Barocc. 68 fol. 84 und Marc. XI 15 foL 92^ — Ueba
Hss, in denen die Monatsverse dem Christophoros von Mytilene und dem NikoUoi
Kall i kies zugeschrieben sind, vgl. § 307 Anm. 6 und § 310 Anm. 3.
10. Unter den kleineren Poesien beanspruchen den breitesten Raum
die zahllosen Gelegenheitsgedichte an Kaiser und Kaiserinnen, Prinzen
und Prinzessinnen, weltliche und geistliche Würdenträger, überhaupt u
alle, die im stände waren, dem Dichter des Lebens Not zu erleichtem
Für diese unerquickliche Litteraturgattung ist Prodromos typisch geworda,
und Sammlungen dieser abgeschmackten Nichtigkeiten wurden wohl bei
ähnlichen Anlässen als willkommene Bettelbriefsteller verwertet; daran
erklärt sich die grosse Zahl der Handschriften. Sie möchte uns fast leid
thun, wenn nicht manche dieser schalen Erzeugnisse wenigstens einiges
historischen Wert besässen. Den Reigen eröfl&ien Preisgediehte an Kaiser
Johannes bei verschiedenen Gelegenheiten, so anlässlich seiner Triumpb-
züge über die Perser, der Eroberung von Kastamon, des zehnten Fdd-
zuges gegen die Perser u. s. w. ; demselben Kaiser ist auch ein jambischer
Epitaph gewidmet. Es folgen Gedichte auf die Vermählung wie auf des
Tod der Kaiserin Irene, der Gemahlin des Johannes Komnenos, auf dei
Tod des Sebastokrator Andronikos, eines Sohnes des Kaisers Johannes
Komnenos, auf die Vermählung des Johannes Komnenos, des erstgeboren«!
Sohnes des ebengenannten Sebastokrator Andronikos, mit einer Jungfnu
aus der Familie Taronites, auf die Hochzeit des Prinzen Alexis, an die
Kaiserin Irene Dukaena, an den Grammatiker Theodoros Stypiotes, an den
Waisenvater Alexios Aristenos (s. o. S. 749), Bittschreiben an Kaiser
Manuel, Gedichte auf eine von Manuel in Abydos gebaute Brücke u. a.
Besonderes Interesse erregen die Gedichte auf die Hochzeit des Kaisers
Manuel mit der Schwägerin des deutschen Königs Konrad EI, Bertha von
2. Profanpoeaie. (§ 313) 755
Sulzbach (1146), und auf die Vermählung einer Nichte Kaiser Manuels
mit dem Halbbruder König Konrads. Mitten unter so viel Lob und Hul-
ligung findet sich wenigstens ein Stück polemischer Natur; es richtet sich
l^gen einen Mann, der den Dichter der Häresie beschuldigt hatte: Eig
^ov Baqäa xov xatafpXvaQijaavta avrov rö tot atgerixoS ovofia. Endlich
erwähnen wir hier ein Gedicht in 50 Hexametern, worin Prodromos droht,
BLonstantinopel zu verlassen und bei seinem Gönner, dem Erzbischofe von
Frapezunt, Zuflucht zu suchen.
üeber Handschriften und Aasgaben dieser noch wenig gesichteten St&cke s. die
im Schlosse angeführte Litteratar, bes. La Porte du Theil, A. Mai, E. Miller,
Iftigne und C Neumann S. 44 ff. — £tixoi ittfißtxol fioyi^dixol ix ngoatinov tijg Seßa"
rwfutQizto^laarjg hil tt^ rattrrjs ofio^vyi (auf den Tod des Sebastokrator Andronikos) ed.
?*r. Boissonade, Anecdota Nova (1844) 371—388. — Ein Preisgedicht auf einen Einzel-
Icampf des Kaisers Manuel mit einem Serben ed. aus Cod. Nan. poet. 281 G. M. Thomas,
[Jeber Ptochodromos. Eine Miscelle zur griech. Litt. d. XII. Jahrb., Gelehrte Anzeigen
i. k. bayer. Ak. d. Wiss. 36 (1853) 535—544 (mit einer kleinen, nichts Neues enhaltenden
Binleitung über Prodromos). — Epitalamio di Teodoro Prodrome per le nozze di Teodora
>oiiuiena e Giovanni Contostefano ed. C. Castellani, Venedig 1888 (mit Uebersetzung in
talienischen Versen). — Epitalamio di Teodoro Prodrome per le nozze di Giovanni Comneno
S . . . . Taronita ed. C. Castellani, Venedig 1890 (Verbesserte Ausgabe des schon von
5. Miller, Recueil des historiens grecs des croisades II 288 ff. edierten Gedichtes mit
tmlienischer Uebersetzung). — Ueber die hieher gehörigen vulgftrgriechischen Ge-
lichte s. den Anhang.
11. Religiöse Gedichte und Epigramme. Hier sind zu nennen:
Elymnen an Kaiser Johannes an den Festen der Geburt und Taufe Christi,
Sedichte auf die Heiligen des ganzen Jahres, auf die Kirchenväter, auf die
iil. Dreieinigkeit, auf die Kreuzigung des hl. Petrus, auf die 12 Feste Jesu
[Thristi, auf das Hexaemeron, endlich ein jambisches Gedicht mit alpha-
betischer Akrostichis auf die Eigenschaften Gottes, eine Art orthodoxes
Glaubensbekenntnis (Boissonade, Anecd. gr. 4, 440 f. = Migne, Patr.
gr. 133, 1221) und die Sxerhatruxol slq tijv jtQovoiav, eine Aufzählung von
Beispielen unverdienten Missgeschickes, die aber mit der Ergebung in
Gl^ottes unerf erschlichen Ratschluss endet. Auch die Epigramme sind
grösstenteils kirchlichen Inhalts; es sind nämlich meist vierzeilige In-
haltsangaben zur Genesis, zu den Büchern der Könige, den vier Evange-
listen u. s. w. Nur wenige behandeln profane Gegenstände; hieher
gehören 16 Gedichte verschiedenen Umfangs auf einen gewissen Machaon,
der in vorgerücktem Alter ein junges Mädchen geheiratet hatte; die selbst
bei Prodromos auffallende Derbheit und Obszönität, mit welcher das wider-
liehe Thema behandelt ist, erinnert an das im § 344 besprochene vulgär-
griechische Gedicht über denselben Vorwurf. Besser gefallen kleinere
Sachen, wie das Epigramm auf einen Siegelring, auf dem ein Liebespaar
dargestellt ist, auf einen vom Meere ausgeworfenen, der Hände beraubten
Leichnam, auf einen Mönch Joannikios. Dazu kommen noch metrische
Rätsel und Grabschriften auf einen geizigen Mönch und auf Konstantin
Kamytzes, den Gemahl der Maria Komnena, letztere in der alten Form
sines Dialogs zwischen dem Grabmal und einem Fremden (7Y tovg rvnovg
VfTTTjxag laxoqSv ^ävs u. s. w.).
1. Die Epigramme erschienen zuerst in dem Bändohen: Gyn Theodwi
ipigrammata ut uetustissima ita piiasima etc., Basel 1586. Vgl. Not et efztr. 8, Jb;
— Wiederholt mit den religiösen Qedichten von Migne, Patrol. gr. 188, 1101 ^
16 Epigramme gegen Machaon ed. E. Miller, Annnaire de raasoo. 17 (1'
756 Byzantinifliohe Litieraturgeaehiohte. IL Po«tiMlie Utieratnr.
2. Noch unediert ist wohl ein Gedicht des Prodromos auf die Bekehrang «ii«l||
gewissen Nabbatos, das in der Form einer Art von Leiter- oder EchoTeruilg
(8. S. 534 Nr. 16) gebaut ist. Titel und Anfang des seltsamen Machwerkes, das iek«|*
Cod. Paris. 3058 fol. 38 gelesen habe, lauten: Tov Uxtaxonqoe^fjunt rex^onoua ^ifjM^||
xai dyttixtixirXfj ngog ro intaTQ^tpat Naßßaioy eig &Boai(iBWv,
£toäs o^tö To ufjxog tag fifya, fifya I
xal yd^ x6 ^et&^oy aqxoyoy fiel, ^et, |i
Olücklicher als in der Poesie erweist sich die Befähigung des ftü-l|
dromos in seinen Prosawerken. An der Spitze stehen hier Dialoge nad
dem Vorbilde Lukians; dazu kommen rhetorische Aufsätze, philosophiad^
grammatische und theologische Kleinigkeiten, Gelegenheitsreden und Brieb:
12. Amarantes oder des Greises Liebe {'AfiaQawog ^ Y^^9n%
igforeg), ein Dialog zwischen Anhängern verschiedener Philosophenscbnlei,
einem alten Mediziner, einem Grammatiker, einem Eomödiendichter joi
einem gewissen Aristobulos. Das Thema bildet die alte und ewig m«
Geschichte von der armen Jungfrau, die einen reichen Greis heiraten soL
Nach älteren Drucken ed. den Text auf Grund einer neuen EoUation der Hi
La Porte du Theil, Not. et extr. 8, 2, 105-127. — Vgl. Fr. Hanssen, Phüdogii,
Supplementb. 5 (1889) 209.
13. Versteigerung von poetischen und staatlichen Lebens-
stellungen {Biiav ngSaig noir/iixäv xat noXitixdiv). Verschiedene Zelebri-
täten wie Homer, Aristophanes, Hippokrates u. s. w. werden von Zeos
unter Assistenz des Hermes öffentlich verkauft; so entspinnt sich zwiscben
Zeus und Hermes einerseits und den Käufern andrerseits ein Gespräch,
an dem sich auch die dem Verkaufe unterstellten Personen beteiligen. Du
Stück, eine Imitation von Lukians Dialog Bimv ngaaig, neben dem aud
desselben Zevg rgayciySog reichlich verwertet ist, beweist, wie der eben ge-
nannte Amarantes und die teils einer früheren, teils einer späteren Zeit
angehörenden Dialoge Phil opatris, Timarion, Mazaris, das sorgfältige
Studium, welches dem Lukian in der ganzen byzantinischen Zeit zu tel
geworden ist.
Ed. la Porte du Theil, Not. et extr. 8, 2, 129—150.
14. An den Eaesar oder für das Orüne {Eig rot» KafttaQa Ij vn^
nQaa(vov) (in einigen Hss falsch nQaaivmv\ eine an den Eäsar (Nikephwos
Bryennios) gerichtete Apologie der grünen Farbe. Es ist ein geschraubtes
Sophistenkunststück, in welchem nachgewiesen wird, dass die rote und
grüne Farbe edler und würdevoller ist als die weisse und die blaue. Auf-
fällig ist der Mangel einer Anspielung auf die Farben der Rennbahnpa^
teien und das hierüber in der älteren Litteratur z. B. bei Johannes Lydus
De mensibus ed. Bonn. 43, 9 ff.; 65, 18 ff. und Malalas ed. Bonn. 175, 16 ffi
gebotene Material.
1. Ausgahen: Ed. pr. Jo. Iriarte, Regiae hihi. Matritensis Codices gr. masS. 429
his 431 (unter dem von Konstantin Laskaris herrührenden Titel: rsfiivov otfiM nftog m
KttlattQa rj vnkq nqaalytay). — Ohne Kenntnis von dieser Ausgahe aus den Codd. Barocc.
167 und 187 noch einmal ediert von J. A. Gramer, An. Oxon. 3 (1836) 216-221.
2. Hilfsmittel: Migne, Patrol. gr. 133, 1007 f.; 1016 A; 1047 f.; 1091 f. - P.
Tannery, Annuaire de Tassoc. 21 (1887) 107 (spricht das Stück dem Prodromos ohne
genügende Gründe ab). — M. Treu, Michael Italikos. B. Z. 4 (1895) 1 f.
15. Ignorant oder Privatgrammatiker {^A{ia&i]g i] na^d iavtif
2. Profanpoesie. (§ 818) 757
}\fafA^aTix6g), Eine bissige Epistel an einen Mann, der sich ohne Berech-
^ig^iiig ^^^ ^^^^ eines Grammatikers anmasste. Dieser Usurpator muss
"^'rich nun in überlegenem und grobem Tone nachweisen lassen, dass er
^eder von Grammatik noch von Litteratur etwas versteht. Hat er doch
2^1ehrt, der Name Xenophon komme von ^evog und ^ov€V(o und besage,
dass Xenophon in der Fremde getötet worden sei — eine Etymologie, die
^Prodromos natürlich nicht mit lautlichen, sondern nur mit logischen
Gründen widerlegt. Des Ignoranten Vorliebe für Homer wird durch Hin-
weis auf die poesiefeindliche Gesinnung des Piaton zurückgewiesen. Schliess-
lich erteilt Prodromos dem Afterphilologen, der schon von einer wohl-
besnchten Schule und einem glänzenden Lehrstuhl träumt, den bitteren
Rat, eine Schultafel in die Hand zu nehmen und sich zuerst im A B C
unterrichten zu lassen. Die ganze Philippica ist schwach an Witz und
erhält nur dadurch einiges Interesse, dass sie allem Anscheine nach nicht
fingiert, sondern gegen einen wirklichen Eonkurrenten gerichtet ist und
hiemit auf die damaligen Schulverhältnisse einiges Licht wirft.
1. Ed. J. A. Gramer, An. Oxon. 3 (1836) 222—227. — Vgl. Migne, Patrol. gr.
183, 1007 f.; 1016 A; 1053, 1091 f., und M. Treu, B. Z. 4 (1895) 2.
2. Unediert sind die verwandten Stücke: Platoverehrer oder Gerber (#Uo*
nhittty ^ axvioditfnjg), ebenfalls gegen einen Scheinweisen gerichtet, der sich für einen
Kenner des Piaton ausgab; Henker oder Arzt (Jijfiiog ij iatgog), eine launige Satire auf
einen Sohn des Aeskulap, der dem Dichter gegen Kopfweh das Ausreissen eines Zahnes
verordnet hatte; um das Unglück voll zu machen, extrahierte der Zahnkünstler statt eines
Zfthnes mehrere, das Kopfweh aber blieb.
16. Maushumoreske {^xedrj fivog), eine mit Antithesen und Schnör-
kehi beladene Schulrede über ein fingiertes Thema, wie sie von der alten
Sophistenzeit bis ins tiefe Mittelalter hinein üblich waren. Eine Maus
schleicht sich in ein Speisezimmer und lässt sich durch die hier zerstreuten
Überreste eines Gastmahles zu üppigen Monologen begeistern, bis sie der
lauernden Katze zum Opfer fällt. Die Katze fragt sie um Name, Abkunft
und Heimat; nach einem vergeblichen Versuche, durch List zu entrinnen,
antwortet die Maus, sie heisse *EXmo7i6trjg, ihr Vater AuQdo^ayog und ihre
Mutter JlacfToXsixog. Weiter forscht die Katze: Habt auch Ihr Mönche
voll Gebet und Thränen und bist auch Du einer von ihnen? Wo ist Deine
Kutte? Wo Deine Sandalen? Die Maus erklärt sich nun für den Abt
unter den Klausnern ihres Geschlechts und bittet schlagfertig mit den
Worten des Psalmisten: Mrj tfl) &vfA^ aov eXäy^rjg ju« fxrjd^ 'ffj ogyfj cov
naiSevcrjg fie u. s. w. Die Katze widerlegt sie, nicht minder bibelfest,
mit Worten der hl. Schrift. So endet die traurige Geschichte damit, dass
der kleine Mäuseabt im Rachen der grausamen Feindin ein vorzeitiges
Grab findet. Das Stück, ein merkwürdiges Beispiel der bei den Byzantinern
nicht seltenen Parodie heiliger Schriften, ist mit der Katomyomachie
desselben Verfassers und mit den späteren vulgärgriechischen Tierepen
zu vergleichen, für deren Urgeschichte hiemit vielleicht ein brauchbarer
Anhaltspunkt gewonnen ist. Vgl. §§ 385—390.
Ed. Fr. ßoissonade, Anecd. Graeca 1 (1829) 429—435.
17. Zwei Essays behandeln das bei Prodromos stets wiederkehrende
Thema der Armut: 'AvatQonrj tov 2o(pfrjv nevirj llaxev^ d. h. Widerlegung
758 ByzantiiÜBohe Litieratnrgesohiolite. IL Poetisehe Utt«imtar.
des (dem Euripides zugeschriebenen) Ausspruches: Der Armut ist Weishät
verliehen; Jlgog Tovg Sid nsviav ßkacfiprjfiovvrag ri^v Tj^govoiav, d. h. g€gB
diejenigen, so wegen ihrer Armut die Vorsehung schelten.
£d. Migne, Patrol. gr. 133, 1313 and 1291 ff.
18. Philosophie, Theologie, Grammatik. Ein gegen PorphTiioi 1 j
polemisierender Dialog ^AnoQ(ai äno räv näv%€ (ptov&v * Bsväitj^ioq tj fmtt^m]
der als Anleitung zur Lektüre der Kategorien des Aristoteles dienen goD;
eine Schrift über das Grosse und Kleine, über das Viel und Wenig; eiii
Paraphrase zur zweiten Analytik des Aristoteles. S. Not. et extr. 8,2,1]
215 fif. Die Theologie ist unter den Prosawerken gut vertreten; wir|l
finden hier ausser den S. 87 f. und 203 erwähnten Sachen einen eingehenda
Konmientar zu den Kirchengedichten des Kosmas und des Johannes tob
Damaskos (s. § 277). Von den grammatischen Arbeiten, die den
Prodromos zugeschrieben werden, scheint am besten gesichert ein ziemlidi
dürftiger Traktat über die Nominal- und Yerbalflexion, derma
Theodosios von Alexandria ediert worden ist, in Wahrheit aber nicht doi
Theodosios gehört, ja nicht einmal auf Theodosios selbst, sondern wali>
scheinlich auf ein den Erotemeta Guelferbytana (s. S. 581) ähnliches Werk
zurückgeht.
1. Den Dialog Xenedemos ed. J. A. Gramer. An. Oxon. 3 (1836) 204—214.
Vgl. M. Treu, B. Z. 4 (1895) 1. — Schrift über das Grosse u. Kleine u. a. ed. P. Tannerj,
Annuaire de Tassoc. 21 (1887) 104 — 119 (mit einer Einleitung über die Hsa u. 8. w.).
2. Der in vielen Hss überlieferte, offenbar einst ziemlich beliebte Traktat übtr
die Nominal- und Yerbalflexion (Titel verschieden, z. B. im Cod. Marc. 491: '^/f
ai)y &ea tfuv iQioxrjfjLdxiov avtrre^sytioy nagd tov aoqxozdtov Ugo^QOfiov xvgov Seodd^,
im Cod. Vindob. phil. gr. 105 (Nessel) fol. 129: Tov| Xoyi(otdtov xvqov Beodtigov lei
JlQodQOfÄOv fjii^o^og, im Cod. Paris, gr. 2561 fol. 1: Tov dyitozdiov (so, statt XoytänetM]
xvgov ScodwQov tov inlxXrjy JlgodgofÄOv avytofjiog i^ijytjaig eig rd iqtoxrjfAata tß Jeßtmo-
xgaTOQiaaii, Inc. Ka^dneg rd ny&g<antvoy awfjiaf (piXoXoywzdz^ ^o» ßaaikldttr, dno <%«-
(poQtoy fÄSQUjy xal usXaiy avvaQfjtoXoyBlxai) ist ediert von E. Goettling, Theodoaü Alexan-
drini grammatica, Lipsiae 1822 S. 80 — 197. Vgl. 1. Bekker, Anecd. gr. S. 1137 Anm.;
Uhligs Ausgabe des Dionysius Thrax (Lipsiae 1884) S. XXXVII; A. Hilgard, Chwnn.
Gr. IV 2 S. CXXVII ff., der den Traktat auch, soweit nötig, für seine Ausgabe des Theo-
dosios verwertete.
3. Proben eines zum Teil in politischen Versen abgefassten pneumatologischen and
orthographischen Lexikons, um dessen Autorschaft sich Prodromos mit Greorgios Zigabenos
(unter dem Namen des letzteren z. B. in den Codd. Athens 3815 und Vindob. phil
gr. 166 (Nessel) fol. 48^—63, unter dem Namen des Zigabenos mit dem Vermerk: rwf(
XByovüiy^ oxi xov JIxtoxonQoiQOfjLov xvqov Seodtugov imdg^ovaiy etc. in den Codd. Atheo.
1080, Athous 3225 u. a.) streitet, ed. E. Miller, Annuaire de Fassoc. 8(1874)222-248
und 10 (1876) 121—136; dabei auch Regeln Jlegl dyxiaxoixtay in der Form eines Kircheo-
kanon. Genaueres bei Egenolff, Die orthoepischen Stücke der byzantinischen Litterator,
Mannheim 1887 S. 22. Dazu die Beschreibung des Cod. Athous 3225 s. 16 bei Sp.
Lambros, Catalogue of the greek mss on Mount Athos 1 (1895) 287 f. — Auf einer
leren Hypothese beruhte es, dass dem Prodromos die zwei rhetorischen Traktate Degi Aa-
tpogäg axdaetog und JlgoßXtjfjiaxa ^rjxogixd Big axdaeig zugeteilt wurden; s. Rhetorea Graed
ed, Chr. Walz 8 (1835) 386—413.
19. Gelegenheitsreden, Monodien, Briefe. Die Persönlichkeiten,
welchen der Dichter diese Prosastücke widmet, sind zum Teil dieselben,
an welche er auch in Versen Worte des Dankes und Lobes, der Bitte und
Ergebenheit gerichtet hat. Am reichlichsten wird der oben genannt«
Waisenvater Alexios Aristenos bedacht. Als er zum zweiten Male die
Würde eines Waisenvorstandes erlangte, beglückwünschte ihn Prodromos
nicht nur mit einem jambischen Gedichte, sondern auch mit einem Vor-
2. Profanpoeaie. (§ 313) 759
^arage in Prosa; dazu widmete er ihm eine begeisterte Dankrede und feierte
)n einer überschwänglichen Deklamation seine Beredsamkeit. Daran reihen
sich Reden an Isaak Eomnenos den Purpurgeborenen und an den Patriarchen
^7on Eonstantinopel Johannes; ein Epithalamios zur Hochzeit zweier Söhne
"des Nikephoros Bryennios und der Anna Komnena; Trauerreden auf den
Tod des Kaisers Johannes und der Kaiserin Irene, des Andronikos Kom-
.tienos (eines Sohnes des Kaisers Johannes), des Logotheten Gregor Kama-
"teros, des Metropoliten von Trapezunt Stephanos Skylitzes u. a. Den
Besehluss bilden die zahlreichen Briefe an Alexios Aristenos, an den
Metropoliten von Trapezunt, den Patriarchen Michael Oxites (1146) und
'verschiedene nicht näher bekannte Privatpersonen.
Die meisten dieser Stücke nach früheren Drucken bei Migne, Patrol. gr. 133;
ausserdem s. die nnten genannte bibliographische Litteratur.
20. Die Zahl der dem Prodromos zugeteilten Schriften scheint noch
immer anzuwachsen. Fr. Blass führt im Hermes 23 (1888) 224 aus einer
Serailhandschrift an: Theodoros Prodromos Beschreibung der vier-
füssigen Tiere mit einer Vorrede an Manuel Eomnenos, gibt aber leider
keine Probe des Werkes; vielleicht ist in demselben die Vorlage des vulgär-
griechischen Gedichtes: Jt^yrj(T$g nmdiotfQactog %ävi:BXQan6d(av f^Jwv (s. §387)
zu erkennen, wenn es nicht gar mit demselben identisch und dem Prodromos
nur fälschlich zugeschrieben ist. Für seine Autorschaft liesse sich die
erwähnte Verwandtschaft der 2'x«rfi; iivog mit den vulgärgriechischen Tier-
epen anführen. — Zu allem Überfluss ist Prodromos von J. 6. Brambs
noch für das Drama Ägtatog ndcxwv verantwortlich gemacht worden
(8. S. 749).
1. Sammelausgaben und Hilfsmittel: Den Anfang einer bibliographischen
Uebersicht machte Leo Allatius: De Theodoris, jetzt wiederholt von Migne. — Die erste
grossere, noch lieute nicht ersetzte litterarhistorische Arbeit verdanken wir La Porte du
Theil, Notices et extraits 6 (1801) 496—566; 7 (1804) 2, 235—260; 8 (1810) 2, 78-220;
doch gibt er meist nur Proben und kurze Inhaltsangaben. — Einiges Neue edierte A. M a i ,
Nova patrum bibliotheca 6 (1853) 2, 398—416, und E. Miller, Catalogue des mss grecs de
la bibl. de l'Escurial S. 40—49, Annuaire de Tassoc. 17 (1883) 18-64, Revue arch^o-
logiqne, nouv. 8<Srie 25 (1873) 251 ff.; 344 ff.; 415 ff. und 26 (1873) 23 f.; 153 ff. und RecueU
des historiens des croisades, EUstoriens grecs t. 2 (1881). — Diese Arbeiten sind grössten-
teils wiederholt von Migne, Patrol. gr. 133, 1003—1424, wo auch manche profane Stücke
wie Gelegenheitsgedichte, Briefe und Reden aufgenommen sind. — Zur Metrik vgL die
S. 748 erwähnte Abhandlung vor Hilberg; ausserdem H. Schrader, Ueber die daktyl.
Verse des Theodorus Prodromus und des Johannes Tzetzes, Jahns Jahrb. 137 (1886) 601
bis 609. — Vgl. auch W. Engelmann, Bibliotheca scriptorum classicorum P (1880) 738.
— Die Litteratur zu den vulgärgr. Gedichten s. im § 333.
Hauptschriften: C. Neumann, Griechische Geschichtschreiber und Geschiohts-
quellen im zwölften Jahrhundert, Leipzig 1888 S. 37—77 (treffende Charakteristik; histo-
rische Untersuchungen über Gelegenheitsgedichte und einen Brief; Verzeichnis der neueren
Litteratur). — J. B. Pitra, Vorrede zur Ausgabe der Kommentare des Prodromos zu Job.
Dam. und Kosraas von Stevenson, Romae 1888 (s. § 277 Anm. 4), wo aber manches recht
willkürlich ist und z. B. der Roman mit ganz ungenügenden Gründen (eigentlich nur per
decenza) dem Prodromos abgesprochen wird. — Ach. Beltrami, Teodoro Prodrome filosofo,
poeta bisantino. Ricerche filol.-crit.. Com. d. ateneo di Brescia 1893 (mir unzugänglich).
2. üeberlieferung: Das handschriftliche Material ist noch wenig gesichtet. Wert-
volle Sammelhss sind die Codd. Athous 136 s. 18 (Poesien u. a.); Bodl. Barocc. 131
fol. 172—176^ (Briefe); Bodl. Thoraae Roe 18 a. 1349 foL 454^— 460 (Poesien); Marc.
XT 22 foL 1—87^ (Gedichte); Neapel. II. D. 4; Vatic. 305, 306, 307; Vatio. Ottob.
324 s. 15 foL 175—193 (Poesien); Vatic. Ottob. 466 s. 17 (Rhetorische Sachen); Vatic.
Falat 43 s. 15 (jetzt wieder in Heidelberg; Roman und kleinere Poesien). — Ein un-
760 Byzantinische Litteratnrgeaehiohte. IL PoetiBohe Uttoratiir.
edierter Brief an Stephan os Meles (Inc. Ei xo <prjfiii6fABt^oy) steht im Cod. phiL 91*1
fol. 137 der Universitätsbibliothek zu Göttingen. |lg
3. Annahme von zwei Prodromos. Nachdem schon Iken und Petennial
Ptochoprodromos für einen von Theodor Prodromos verschiedenen Aator erklärt liatta,lil0
C. Neu mann: a. a. 0. S. 46 ff. dieser Hypothese durch ein neues Argument erfaShte 8»^ |g
dentung verschafft, ohne jedoch selbst die Frage abschliessen zu können. Gegen S»
manns Aufstellung s. die Bemerkungen von Bruno Keil, Wiener Stadien 11 (188^
106 f. Zur Entscheidung wäre eine vollständigere Publikation des handschrifÜidieB V^
terials und eine eingehende litterarhistorische, sprachliche und mefaische üntemielnii
notwendig. Wir müssen uns daher vorerst bescheiden, den bestehenden Zweifel eiaU
zu registrieren, möchten aber dabei nachdrücklich auf die Notwendigkeit einer Gesant-
ausgäbe und einer monographischen Bearbeitung des oder der Prodromos 1»
gewiesen haben.
4. Einige angeblich auf Theodoros Prodromos bezügliche Grabepigramme mi
seinen Tetrasticha auf die Feste des Herrn angehängt im Cod. Laur. 58, 25 foL 3-1
Vgl. A. M. Bandini, Catalogus codicum graecorum bibl. Laurentianae 2 (1768) 467 £ -.
Da aber der Tote Seo^togog ttSy fjLovctatiav %d xXiog genannt wird, während doch m—w ||
Theodoros Mönchsname angeblich Hilarion war, wird die Beziehung zweifelhaft. Die LBaB| '
der Schwierigkeit hängt mit der Frage zusammen, ob es zwei Theodoros Prodro—
gegeben hat.
5. Einige anonyme jambische Gedichte auf die hl. Jungfrau, den Enengel
Michael, den Patriarchen Methodios (843—847) u. a., die etwa der Zeit des Prodronoi
angehören mögen, sind aus einem Cod. Athen, ed. von J. Sakkelion, JeXtioy 2 (1881
bis 1889) 584-586.
314. Johannes Eamateros {^Icodwvtfi 6 KafxatrjQog)^ ein jüngerar
Zeitgenosse des Prodromos, mit der Würde eines 'Em tov xctvixleiav be-
kleidet, später Erzbischof von Bulgarien, verfasste ein astrologisches
Lehrgedicht in 1351 jambischen Trimetern: 1I€qI ^codiaxov xvxXov nti
%iüv aXX(üv andvTiüv tcov iv Ttp ovQavrp, Wie Prodromos sein astrologisches
Gedicht einer Prinzessin widmete, so richtete Kamateros sein Werk an
Kaiser Manuel (1143 — 1180). Auch hier fehlt in der Vorrede nicht die
übliche Devotion, die in Byzanz so selbstverständlich war, dass sich ihr
niemand entziehen konnte. Der Dichter spendet dem Kaiser seine Verse,
nicht um seine Kenntnisse zu mehren — denn was vermöge ein Fluss,
der sich ins Meer ergiesst — , sondern um der Nachwelt kund zu thun,
dass Manuel die Weisheit höher achtete als Gold und Edelsteine, als
Königswürde und Herrschergewalt. In Wirklichkeit ist das Poem auf die
dilettantische Liebhaberei berechnet, welche Orakel und astrologische
Weistümer zu unentbehrlichen Inventarstücken des byzantinischen Hof-
haltes machte. Speziell von Kaiser Manuel sind astrologische Neigungen
ausdrücklich bezeugt. Vgl. S. 627, 5.
Das Gedicht des Kamateros unterscheidet sich von dem des Prodromos
durch engeren Anschluss an die Thatsachen der wissenschaftlichen Astro-
nomie, durch grössere Systematik und Vollständigkeit. Nach einer Be-
schreibung der Planeten und des Tierkreises folgt das übliche Detail astro-
logischer Belehrung über Kraft und Temperament der Sterne, ihren Ein-
iluss auf die menschliche Lebensdauer, über Konjunktion und Opposition,
über die Bedeutung der zwölf Stellen des Tierkreises, über die zwei Hemi-
sphären und endlich in grosser Ausführlichkeit über die speziellen Kräfte
eines jeden Planeten. Uns interessiert an diesem poesieverlassenen Mach-
werke vorzüglich die Frage, aus welchen Quellen Kamateros seine Weis-
heit geschöpft hat. Er nennt selbst als Gewährsmänner die babyloni-
schen Astronomen Selech und Meslas. Doch hat er diese Namen,
2. Profanpoesie. (§§ 314—316) 761
renn sie nicht gar auf Trug beruhen, jedenfalls aus zweiter Hand, und
«eine wahre Vorlage wird ohne Zweifel in griechischen Werken zu suchen
icdn. Eine Untersuchung hierüber mangelt; der Herausgeber begnügt sich
nit der bequeralichen Bemerkung, die astrologische Weisheit der Chaldäer
ind Ägyptier habe in den Gedichten des Prodromos und Kamateros ihren
eizten Nachklang gefunden.
Ein zweites astrologisches Gedicht des Kamateros, das mehr auf
las populäre Bedürfnis berechnet und daher in politischen Fünfzehnsilbern
ibgefasst ist, steckt noch unediert im Cod. Paris. 2419.
Das Proömion des astrologischen Gedichtes ed. pr. Jos. Pasini, CJodices mss biblio-
hecae regii Taur. Athenaei 1 (1749) 315. — Das ganze Gedicht ed. pr. ans mehreren
^ariBer Handschriften E. Miller, Not et extr. 23 (1872) 2, 40—112. — üeber Inedita
les Kamateros und die zahlreichen anderen Träger dieses Namens s. Millers Einlei-
niiS- — Ueber einen Brief des Michael Italikos (s. S. 465), der wahrscheinlich an
Johannes Kamateros gerichtet ist, vgl. M. Treu, B. Z. 4 (1895) 11 f. — Verschieden
'^on dem Astrologen ist der Patriarch Johannes Kamateros; s. S. 92 Anm. 4.
315. Lukas Ghrysoberges {AovxSg 6 XQvtroßeQyrjg), Patriarch von
fonstantinopel (1156 — 1169) verfasste, als er den Patriarchenthron bestieg,
luf Bitten einer Frau in politischen Versen ein Lehrgedicht über die
rastendiät d. h. über die für die einzelnen Feste und heiligen Zeiten
les ganzen Jahres geltenden Fastenvorschriften: Toi iiaxaQtfoxdtov xai
HxoviA€vixov TtatQittQxov xvQov Aovxä Tov XqvaoßäQyov JIcqI Siantjg. Be-
{ixiii: JevQo tpvxv ßcccihaaa^ V^^XV <fi^oao(povaa. Ausser den bekannten
strengen Vorschriften der griechischen Kirche enthält das Gedicht auch
>olemische Ausführungen über die Fastenlehre der Armenier und Jakobiten.
§Lu8serdem haben wir von Lukas Ghrysoberges kleinere geistliche Poesien
ind kanonische Schriften.
1. Ausgaben: Die Poesien sind noch unediert. Das Gedicht über die Fastendiät
i, B. im Cod. Vindob. bist. gr. 70 (Nessel) fol. 129—131^. — Kleinere Poesien im Cod.
I^indob. theol. 203 (Nessel) fol. 38^—39. Ebenda anonyme geistliche Poesien z. B. ein
ambisches Gedicht aber das Leiden Christi fol. 77^—79 (Inc. 0eoc ßQorta&eis öixa afpaX-
uätwy oKTco^). - Zwölf chiastische Verse (ort/o* ;(f(«aTO() des Chrysoberges im Cod.
Bodl. Canon. 51 s. 14 fol. 248. Beginn: ^et twy na^oyjtoy {]) avfÄq>o^wv tag d^Xitog, —
Kanonische Schriften des Chrysoberges bei Migne, Patr. gr. 119, 769; 884 ff.
2. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. ed. Harl. 11, 338. — Ueber Lukas Chryso-
berges als Patriarchen vgl. M. J. Gedeon, natQiaQxixoi nlyaxeSf Kpel 1890 S. 360—365.
316. NikephoroB Prosuch {Nixrjq^oQog 6 TlQoaovxog), wahrscheinlich
ein Sohn des Generals Prosuch, der sich in der ersten Zeit des Kaisers
Manuel wiederholt auszeichnete, und ein Enkel des von der Anna Komnena
[1, 305, 7 — 313, 17 ed. Bonn.) im Zusammenhange mit Ereignissen des
Jahres 1085 erwähnten türkischen Befehlshabers Prosuch, wurde im Jahre
1182 oder 1183 zum Praetor von Griechenland und Peloponnes ernannt
und von Michael Akominatos in Athen mit einer feierlichen Rede empfangen
[Michael Akominatos ed. Lampros 1, 142 — 149). Er wurde aber schon
im Jahre 1183 oder 1184 durch einen anderen Praetor ersetzt und scheint
also kurz nach seiner Ernennung gestorben zu sein. Dieser Mann mit
lern ungriechischen Namen nimmt an der mittelgriechischen Litteratur durch
3inige poetische Versuche bescheidenen Anteil. Wir haben von ihm
>i8che Lösungen zu Rätseln des Aulikalamos und einige
ambische Gedichte wie einen umfangreichen Hymnus
762 Byzanüniflche Litteratnrgeaohiohte. H. PoeÜMhe IdiUraiar.
gramme auf die hl. Maria von Ägypten, ein Epigramm auf den M
Michael Basiotes und ein Epigramm über die Ungerechtigkeit.
Prosuch wurde entdeckt von M. Treu, der uns auch mit seinem ganzen
bekannt machte. M. Treu, Eustathii Macrembolitae quae femntor aenigmata, G
progr., Breslau 1893 S. 10—14; 33—47.
317. Eonstantinos Stilbes {Kwvatav%Xvog 6 SuXßJjg), Lehrer
Waisenhause in Konstantinopel (wohl an dem von Kaiser Alexios
nenos gestifteten; s. S. 591), auch als Korrespondent des Metropoliten
Kerkyra Basilios Pediadites bekannt (s. S. 466 f.), verfasste ein jaml
Gedicht über die grosse Feuersbrunst in Kpel im Jahre 1198:
TfjT) <TV[xßdvri iv KmvatavvtvovnoXft Ö'erjXdxtfi (leyaXffi igxnQrjCfJup, das im C
Marc. 524 steht. Identisch hiemit ist wohl das grosse jambische
welches im Cod. Barb. 11 61 fol. 71—74^ mit der von einer späteren
stammenden Überschrift 2t{xoi tibqI efinQrjfffxov erhalten ist. Ferner
hört ihm ein im Auftrage verfasstes, in den Codd. Heidelberg. Witt«:
berg. 2 fol. 8; Vatic. 672 fol. 288; Vatic. 1363 fol. 864^; Vatic. R
356 (jetzt wieder in Heidelberg) fol. 143 u. a. erhaltenes Gedicht auf
Tod eines begabten Jünglings (55 Trimeter): 2tixot fwvfi^Sucoi ini
svifvsX väfi) teXsvTtjaavTt xax' iQoixrfiiv. Es beginnt: ^ESvg q>aHviv l\
TOiv v€(üv iSvg II *'E6vg xakvffx^elg Ty fiedifAvti) rov xciipov. Es scheinen
Leiterverse zu sein (vgl. S. 534 f.). Im Cod. Heidelberg. Wittenberg,
ist das Gedicht einem Schüler Stephanos Hexapterygos gewi
Endlich haben wir eine Probe seiner Lehrthätigkeit am Waisenhause
Konstantinopel; der Cod. Vatic. 672 fol. 288 bewahrt einen Vortrag vi
Stilbes unter dem Titel: Kfovaravtivov tov 2ttrXßij diddcxovxog iu iv
7r€Qi(avv/^i(p va(7} t<av dyiwv fxeydXcov dnoctoXwv t(^ (Cod. tfSv) €v tfi 0\
voTQüipeio) didaaxaXia xQntj, Beginn: lldXiv ot ifiot xQiavoxriQvxsg. Ahnß
Lehrvorträge hielt Stilbes im Pfründnerhause des hl. Paulus. Eine
derselben bewahrt der berühmte Cod. Escur. Y. IL 10 fol. 277—
unter dem Titel: Tov XoyiwxdTov SidaaxdXov xvqov Katvctaitivov
2viXßrj diduaxaXia exfptovijO-sTaa sv t(p eig xo yriQoxopi,eXov xov dyiov Dm
<va6)?>, €v Tj xai xov dymxaxov xai olxov/iisvixov naxQidQxr^v xvqov J
€YX(ofiid^6i ijSi^ Sig xd xax' avxov Sis^iciv. Beginn: IldXiv i^'
^ednxvjg. In demselben Codex fol. 274 stehen zwei Briefe des S
an Theodoros Aulikalamas (Aulikalamos?) und an seinen Bruder,
ganze Nachlass und die Person des Stilbes verdienten genauer untersui
zu werden. — Vgl. M. Treu, Eustathii Macrembolitae quae ferunW
aenigmata, Progr., Breslau 1893 S. 33.
1. Ein durch seine Herkunft und durch seine Form merkwürdiges poetischefl 1)«^
mal aus dem letzten Drittel des zwölften Jahrhunderts ist ein Epitaph auf EtisO
Manuel Komnenos (f 1180), den sein unglücklicher Sohn Alexios II und seine Witn
die schöne Maria von Antiochia, gemeinschaftlich verfassten. Das Gedicht besteht«
jambischen Distichen, deren Form als eine Verbindung von Leiter- und Echoven (fjl
S. 534 f.) bezeichnet werden kann. Der Tote bestätigt jedesmal den ersten Yen daral
eine echoartige Wiederholung des schliessenden Verbums und seine Antwort bildet wiedem
den Schluss des zweiten Verses z. ß. Jldreg ßaaiXev ^aydtov neigay iyytogl — ty^'
— 'y4d rl jovro ngoaXaket fjioi ydg eyv(ov\ Wie diese etwa fOr einen Htterarischen SchÄ
passende Form zu einem tragischen Zwecke gewählt werden konnte, bliebe eines derv
gelösten Rätsel der byzantinischen Geistesgesohichte, wenn nicht die Annahme zu H^
käme, dass der beim Tode seines Vaters etwa dreizehnjährige Alexios das Poem wirklki|
selbst, unberaten von gelehrten VerskOnstlern, verbrochen habe; die Beihilfe seiner Matter,
t •
2. Profanpoeaie. (§§ 317-318) 763
als geborene Französin im Griechischen wahrscheinlich schwach war, beschränkte sich
leicht auf eine allgemeine Anregung. Dieses einzige litterarische Erzeugnis des Kaisers
Kios 11 bewahrt ein auch andere Rajritäten enthaltendes Sammelbändchen aus dem Ende
13. oder dem Anfang des 14. Jahrhunderts, der Cod. NeapoL III. A. 6 fol. 108. Die
rerschrift des Epitaphs lautet: ^tixoi rov aoidifiov ßaaiXitog xvqov 'Ake^lov xal trjg firjtgog
ov iniTafpioi ngog xdv xvqov MavovijX toy natiga avxov,
2. Hephaestos, Erzbischof von Bulgarien, der wahrscheinlich um die Mitte oder
en das Ende des 12. Jahrhunderts lebte, verfasste ein anakreontisches Gedicht auf
Tod seines Bruders Demetrios: Itixoi ayaxQcoytBioi rov 'HtpaloTov rov ysyoyoxos kqx^'
rxoTiov BovXynqiag inl rta avta^iXtpf^ avxov JrjfiTjtgü^ xsXevxijaayti. Ed. (aus Cod.
L«. 1277 fol. 261^) Fr. Hknssen, Philologus, Supplementb. 5 (1889) 221—225. Vgl.
Bda S. 209.
318. Niketas Eugenianos {Nixrjtag 6 Evyeviavog) verfasste bald
:li dem Tode des Prodromos, also in der zweiten Hälfte des 12. Jahr-
i.derts, einen Versroman in 3641 Trimetern: Neun Bücher von der
l)e der Drosilla und des Charikles (7l5v xatd jQoaiXkav xal Xagt-
cc ßißXia &y In der Pariser Handschrift ist das Werk betitelt: Uoirfiiq
€fv Nixijtov Tov Evy€V€iavov xazd fiifirjaiv rov fiaxagiTov ipiXocotpov
j ügoigofiov. Diese Überschrift ist lautere Wahrheit; Niketas wusste
der ganzen älteren Litteratur kein besseres Vorbild zu finden als des
odromos Geschichte von Rhodanthe und Dosikles; daraus er-
rt sich auch, dass in der Handschrift der Markusbibliothek (Cod.
rc. 412) das Werk geradezu dem Prodromos zugeteilt ist. Doch ent-
nte Niketas seiner Vorlage nur das Gerippe und die allgemeine Dis-
dtion der Erzählung; in der Ausschmückung der einzelnen Teile behielt
sich vor, älteren Dichtern und seinem eigenen Geschmacke zu folgen.
Stelle der martialischen Roheit des Prodromos tritt bei ihm weichliche
>tik in Liebesbriefen, Geföhlsergüssen und ausführlichen Schilderungen
Sophistenstil. Freilich wenn ihn der Humor anwandelt, verfallt auch
in eine mehr als aristophanische Ungezogenheit; übrigens scheint gerade
; stärkste Stück dieser Art, ein ausgelassenes Gastmahl, das durch dän
ican einer betrunkenen alten Vettel verherrlicht wird, dem Leben ab-
auscht (7, 271 flf.). Charakteristisch ist auch hier die vollständige
icht aus den Verhältnissen der eigenen Zeit in eine ziemlich ver-
iwommene heidnisch-hellenische Vergangenheit. „Ein origineller Zug
Regnet auch hier nirgends; vielmehr stiehlt Niketas seine Redeblumen
1 galanten Wendungen sich sehr unbefangen überallher zusammen, aus
I Anakreonteen, den bukolischen Poeten, dem Musäos, den Epigrammen
Anthologie, auch aus Heliodor und Longos, zumal aber aus Achilles
rios" (Rohde). Im Versbau folgt Niketas seinem Vorgänger Prodromos,
;chon er in einigen Details hinter der strengeren Technik desselben
ückbleibt.
1. Ausgaben: Ed. Fr. Boissonade, 2 voll. Paris. 1819 (mit den Fragmenten des
lasses). — Boissonade wiederholte seine Ausgabe in den Scriptores erotici, Paris,
ot 1856. — Ed. R. Horcher, Scriptores erotici gr., vol. 2, Lipsiae, bibl. Teubn. 1859.
2. Hilfsmittel: Eine kritische Analyse des Romans (Vergleichung mit Prodromos)
st Auszügen von J. L^vesque, Not. et extr. 6 (1801) 223 ff.; 489 ff. — Neue Frag-
ite gab Ph. Le Bas, Bibl. de l'^cole des chartes, mai-juin 1841. — A. Nauok, Zeit-
rift für Altertnroswiss., herausgeg. von J. Caesar, 13 (1855) 276 f. (Emendationen). —
* Charakteristik: E. Rohde, Der griechische Roman S. 530 ff. — Zur Metrik: J. Hilberg,
ener Studien 8 (1886) 313. — Zur Sprache: Tycho Mommsen, Beiträge zur Ldurejfon
1 griechischen Präpositionen, Frankfurt-Berlin 1886-1895 S. 335 ff. — U«
764 Bysantinische litteratiirgeacliiohte. IL Poaiisolie littonliir.
lehnungen aus Paulos Silentiarios und Prodromos: Leo Sterobaeh, AntM
Planudeae appendix Barberino-VaticaDa, Leipzig 1890 8. 8; 42; 44 f.; 62 f.; 72.
3. Leben und sonstige Schriften des Eugenianos: Von der Persn
sonstigen litterariscben Thätigkeit des Niketas ist wenig bekannt. Ans d«
stand, dass Prodromos in der oben angeführten Ueberschrift als fiaxttQiTfjc becetebfl
folgt, dass Niketas den Roman erst nach dem Tode seines Meisters verOffentlidil
Seiner Verehrung und Bewunderung des Prodromos verlieh Niketas in einer ooek
gedruckten Monodie Ausdruck, die im Cod. Escur. Y. U. 10 foL 296^ — 300 eck
wt. Ueberschrift und Anfang lauten: Tov EvyByeucyov xvgov Nunjta fior^^SUt tk
fiaxagnotaroy tpiXoaotfoy nvQov SsoSiagoy roy il^dgofioy, "Aqxi ngtoxtag /afcr«»r. —
weiteres litterarisches Zeugnis von Niketas ist ein Brief an eine junge Dame, v
ihn um erotische Poesien ersucht hatte: TmuftoXi^ tiqos i^iofiiyfjy yQafifiarunJK D
Brief ed. aus dem einzigen Cod. Laur. 31, 2 foL 80^ Fr. Boissonade in seiner t
Ausgabe des Romans 2 (1819) 6—12. — Endlich bewahrt der Cod. Paris. 2556
fol. 79 unedierte Verse des Niketas: De Jona et Ninivitarum poenitentia. Vgl. H.Oi
Inventaire sommaire 3, 4. — Eines Eugenianos Leichenrede auf den Grossdrn
Stephanos Komnenos, die mit den Worten 'Va/u^Wrcv g>cecr(V beginnt, steht in dem i
seine merkwürdigen Schicksale') berühmt gewordenen Cod. Palat. Heidelberg. Wii
borg. 2 s. 14 fol. 4^— 8, aus dem der Cod. Vatic. Pal. 18 s. 17 abgeschrieben iit
H. Stevenson, Codices mss Palatini graeci bibl. Vatic, Rom 1885 S. 9 f. Dan
Rede in der Hs zwischen zwei Werken des 12. Jahrhunderts, der Monodie des Bui
auf seinen Bruder Konstantin (s. S. 473) und einem Gedichte des StUbes (s. S. 768)
und in den Anfangsworten der Hold eines ebenfalb um diese Zeit (d. h. in der zweiten 1
des 12. Jahrhunderts) abgefassten Romans genannt wird, so gehört der gefeierte Tote
auch dieser Zeit an und ist identisch mit dem Grossdrungar Stephan Komnenos, dem
des Isaak Komnenos, des ältesten Bruders des Kaisers Alexios I Komnenos, dem Qattc
Eudokia, einer Tochter des berühmten Grossdomestikos Johannes Axuchoe. Vg
Cange, Familiae Byzantinae S. 147. Nun bleibt auch kein Zweifel mehr übrig, d«
Verfasser der Leichenrede unser Niketas Eugenianos ist. Es wftre wünschen
dass mit einer etwaigen neuen Ausgabe des Romans auch alle die erwähnten Kleinig
zusammengefasst und so das litterarische und biographische Bild des Niketas t<
ständigt würde.
319. Eustathios (Eumathios?) Hakrembolites {EitrrdO^iog — i
&iog — 0 MaxQ€pi,ßoXitrfi)^ durch den Titel und Rang eines nQmxovwßsh
und angeblich eines Mäyag x^Q'f^otfvla^ ausgezeichnet, im übrigen 8
Person nach unbekannt, schrieb in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhun
einen Prosaroman: Tcov xa^ ^Vafiivrjv xai "^Vagxivtav Xoyoi la'y d. l
Bücher von Hysmine und Hysminias.^) Der Inhalt der Erzählung
selbst in der knappsten Form angedeutet, das bekannte Schema
griechischen Sophistenromane wiedererkennen. Hysminias schliess^
Festherold einen Liebesbund mit Hysmine, der Tochter eines Gastfreu
und entflieht mit ihr. Bei einem Sturme wird die Jungfrau als Sühn
in die See gestürzt, ihr Geliebter von Räubern gefangen und ver
Später findet er die durch ein Wunder gerettete Hysmine als Sklavin w
Nach verschiedenen glücklich bestandenen Keuschheitsproben der l
Liebenden erfolgt Freilassung und Hochzeit. Das Ganze ist eine
gröberte und geschmacklose Imitation der nicht sehr geschmackvolle
Zählung des Achilles Tatios von Leukippe und Kli tophon. Die Dt
lung des Eustathios gehört zu dem Wunderlichsten, was Byzanz i
weisen hat; das ist kein style precieux und kein englischer eup
') £r wurde mit 2 anderen Hss vor i ^) So die besten Handschriften ; a
1622 von Heidelberg nach Wittenberg aus- ' Schlüsse des Werkes sagt Hysminias:
geliehen, entging dadurch der Verschickung ' «T Itfrae zjj ßißXio To xa&* iTcfjiiyrjy •
nach Rom und wurde 1881 spät, aber treu- | xai roy 'YafAiyiay ifie. Ueber diese
lieh der Heidelberger Bibliothek zurttck- tung von dQtlfia s. S. 647.
gestellt. I
8. ProfuipoMi«. (§ 819) 76S
ir, sondern ein in nervösen Windungen aufgeführter sÜlistisclier £ier-
z, bei dem uns vor Augen und Ohren schwindelt; dabei verrät sich
Armseligkeit dieses Wortjongleurs in der steten Wiederkehr der gleichen
sdrücke und der gleichen KunststUckchen, von denen das wichtigste in
Häufung kurzer, um jeden Preis antithetisch gedrehter Satz^ieder be-
it z. B. .Kummer ergriJf mich, ich verlor den Mut, ein unbekannter
recken durchzitterte mich, mir schwindelte vor den Augen, meine Seele
schmolz, meine Stärke erlahmte, mein Körper erecblafFte, mein Atem
:kte, mein Herz klopfte heftig und süsses Weh lief mir wie ein Kitzel
ch die Cilieder und unsagbare, unnennbare, unaussprechliche Liebe er-
ite mich' (S. 41 ed. Hilberg) oder ,Die Jungfrau schenkt nun wie üblich
: ich aber trinke wie nicht üblich und trinkend trinke ich nicht und
it trinkend trinke ich Liebe, es trinkt Bosthenes und endlich ich, da
auch Panthia zutrank und trinkend drücke ich mit dem Fusse den
18 der Jungirau; sie aber mit der Zunge schweigend spricht mit Ge-
den und sprechend schweigt sie u. s. w. (S- 46). Es ist ein Stil, wie
Philipp von Zesen lieht, der deutsche Übersetzungen des Werkes
til kennen mochte. Zu dem krampfhaften Bemühen, witzig elegant und
:hattisch zu schreiben, passt auch, dass Eustathios den Hiatus vermeidet.
Glanzlichter sind Verse und Ausdrücke aus Homer, Hesiod und
ripides eingesprengt; noch ausgedehnter benützte er für die Phraseo-
ie den Sophisten Chorikios aus Gaza. Von demselben Eustathios
mmt eine Sammlung von elf Rätseln, welche in den Handschriften
lammen mit Rätseln anderer Autoren, wie des Michael Psellos, des Auli-
amos u. s. w. überliefert sind. Nach der metrischen Technik der
tfiel gehört Eustathios zu den „Stümpern leichteren Grades' (s. S. 64d)
> der Verfasser des X^tatög näfj%(iiv.
1. Auag&ben: Ed. pr. G. GkulioinuB, Paris löIT (griech. und Int). ~ Ed. Ph.
Bas in den Scriptorea erotici, Paria. Didot 1856. ~ Ed. K. Hercher, Scriptorea erotici
>«!, vol. 2, Lipsiae, bibl. Teubn. 1859. — Roman und Ratoel mit den LOaungen ed.
Hilberg, Viodobonae, Hoelder 1876; mit einem Varianten veneichnis der früheren Ana-
9«, einem voIUtfindigon kritischen Apparate aus 22 Handschriften und reichlichen
cita; in der Vorrede Untersuchang Qber Name, Zeit und Sprache dea Euatstlitos und
lumdschriftlicfae Ueberlieferung. — Die Rtttael allein: Enstathii Hacrembolitaa que
Klur aenigmata edtdit Haximilianua Treu. Gymnasialprogi., Brealau 1893. Trea
i«hU durch Beiziebung vier neuer Hss eine erhebliche Förderung dea Textes. Vgl. die
Lltvolle Besprechung von Ib. Hilberg, B. Z. 3, 172 — 175.
2. Hilfsmittel: Aeltere Litteratur verzeichnet Fabiiciua, Bibl. gr. ed. Harl. S,
f. — Tb. Grftaae, Ueber den griechischen Erotiker Eustatbiue und deaaen auf nna
»mmenen Roman, Jahns Jahrb. Supplementb. (= Jahns Archiv) 4 (1836) 267— S83, nur
= li die bibliographischen Notizen von einigem Nutzen. — Znr Kritik: C. Uercher,
>s Jahrb. Supplementb. (^ Jahns Archiv) 17 (1851) 620. - Fr. Oaann, Jahns Jahrb.
iklementb. (= Jahns Archiv) 18 (1852J 449 f. — Fr. Osann, Prolegomena ad Euatath.
K^mbolitae De amoribus H. et H. drama ab ee edendum, Oiesaen 1855 (dilettanteuhafte
faxt nutzloae Arbeit]. — R. Hercher, Philologua 13 (185B) 456; 507. — R. Hercher,
:u Jahrb. 77 (1868) 365-367. - Th. WexBelowsky, Die Hoakauer Ha dea Enatathina
irembolites, Fhilologne 21 (1864) 343 f. — E. Rohde, Der griechiache Roman, Leipzig
3 S. 522 ff — A. Kirpi£nikov, Qriech. Romane in der neueren Litteratur, Charkov
B (ruBB.) I 80 ff.; II 59 flf. — J. C. Dunlop, Hiatory of Proae Fiction 1 (1888) 77-88.
Das Verhältnis dea Enatathioa zur alten Litteratur untersucht J. G. U r a m b s ,
aer Citate und Reminiscenzen aus Dichtern bei Lucian und einigen Bp&teren Schrift-
Ilem, Progr., EichstAtt 1833 S. 69 ff. - Is. Hilberg, Wiener Studien 10 (1838) 77. •
der Schilderung einer allegorischen Daratellung der 12 Monate im 4. Buche (ä 4~
Hilberg) s. die Utteratur g SIS Nr. 9. L. Voltx hat in aeinsr d '
I ' I t w
766 Byzantinische Litteratnrgesoliiohta« IL Poetisehe LIiteraiar.
Arbeit auch zur Chronologie des Romans ein neues Moment beigebracht (s. o.). — Zi
Rätselsammlung: A. Eberhard, Bursians Jahresber. Ober die Fortschritte der
Altertumswiss. Bd 5 (1878) 185 f.; Leo Sternbach, Meletemata Oraeca, VindobooM
S. 25 ff.; 86 f. und C. Dilthey, Symbolae criticae ad anthologiam graecam ex UM
scriptis petitae. Ind. lect f&r d. ISommersemester 1891, Göttingen 1^1 8. 13 C
3. Uebersetzungen: Vom Romane gibt es zahlreiche Ueberse tzao gen in
Sprachen: Eine deutsche erschien anonym Strassburg 1573. — Von J. Chr. Artop
genandt Wolkenstem in Teutsch gefertigt, 1594. — Von G. Schirm er, Leipog Ittl
Von Emestine Christiane Reisko in »Hellas* I 101--206, Mitau 1778. — Hienos
sich der Einfluss auf die deutsche Litteratur, der sich bes. in der zweiten schlesise
Schule erkennen lässt. — Französisch von dem Herausgeber (s. o.) Ph. Le Bas, ii
Collection des romans grecs, vol. 15, Paris 1828 (mit Kommentar).
4. Zeit, Name und Titel: In der Zeitbestimmung des Eustathios schwankkoi
Meinungen früher vom 7. bis zum 12. Jahrhundert. Gegenwärtig kann als völlig
gelten, dass Eustathios in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts lebte. Ausser m
und sonstigen Argumenten, welche den Verfasser der Rätsel etwa ins 12. Jahrinnidiit
weisen, kommt für die Frage vor allem ein Dokument in Betracht, durch weichet
liehe Beziehungen des Eustj&thios zu einem bekannten Manne aus der zweiten
12. Jahrhunderts erwiesen werden. Unter den Briefen des Rechtsgelehrten Thetd«
Balsamen findet sich ein wahrscheinlich noch vor 1186 abgefasstes Schreiben: Tlfil^^
xvoi^ B^vfia^lti) r^ MaxQBfjißoXitn. Da die Form Et'fiu^iog für Evatä&iog anch ia "
Schriften des Romans vorkommt, kann kaum ein Zweifel übrig bleiben, dass der Ai
mit unserem Romanschreiber identisch ist. Dass seine Stellung als Eparch im TStil
Romans nicht aufgeführt wird, hat nichts zu bedeuten. Den erwähnten Brief des fi
samon edierte E. Miller, Annuairo de l'assoc. 18 (1884) 18. Endlich hat L. Voltx (l
durch eine Untersuchung der in den Roman eingeschalteten Monatsschilderangen
stens wahrscheinlich gemacht, dass das Werk in der Zeit der achtmonatigen N(
spätung zwischen 1131 und 1282 und zwar schon in der ersten Hälfte dieses
vollendet und bekannt gewesen sein muss. Dazu stimmt auch die Erwähnung des Ni
Hysminias in der Leichenrede des Niketas Eugenianos auf Stephanos Eomnenoe (s. 8.
Die von Le Bas vorgezogene Namensform Eumathios wird durch eiae
besseren Handschriften und durch die Adresse des genannten Briefes bezeugt. Eine
zeugende Entscheidung der Frage, welche von beiden Formen die richtige sei, ist bei
Stande der Ueberlieferung kaum möglich. Vielleicht liegt, wie Hilberg vermutete,
ähnlicher Fall von Doppelnamigkeit vor, wie er von M. Treu für zahlreiche byzani
Autoren nachgewiesen worden ist, d. h. der eine beider Namen, jedenfalls Enstttlii
ist der später angenommene mit dem gleichen Buchstaben beginnende Mönehsmift
Statt des Beinamens Makrembolites bieten vier Handschriften der schlechteren Dfli!
Parembolites, was zweifellos unrichtig ist. Makrembolites mit dem FemiuMai
Makrembolitissa (z. B. Eudokia M.), als Beiname öfter bezeugt (z. B. auf mehnni
Bleibullen bei Schlumberger, Sigillographie de Tempire ßyzantin S. 674), bedeutet wiikl
ursprünglich einen ,am langen Bazar wohnenden;' cfjißoXoi sind in Byzanz Siol«-
gänge, Verkaufshallen, aus denen sich jedenfalls die türkische Einrichtung derBiiM]^
entwickelte. Der Titel IlQmtoyütßeXiaifÄog (Tr^oiro-nobilissimus) ist gut bezeugt; ^^fP^
führt E. den Titel eines Mtyag /cr^rotjpti'Aai, womit eine hohe Würde der byzantiniieki
Geistlichkeit bezeichnet wird, nur in den schlechteren Handschriften ; zu diesem Verdiflll*
gründe kommt noch, dass der Zusatz fifyag dem /ft^ro^vAa^ nach Job. KantaknteMl
erst von Andronikos II verliehen wurde (Rohde S. 523).
5. 25 anonyme Rätsel in jambischen Versen, deren Bau auf späthyzantinisehe Ul
weist, ed. aus einem Codex Athous Sp. Lampros, JeXxiov 2 (1885 — 89) 152—166, te
auch eine Untersuchung über die byzantinischen Rätsel und ihr Verhältnis zu den iH*
griechischen in Aussicht stellt. — Vgl. G. Destunis, Skizzen über das griechische Bitnl
von den ältesten Zeiten bis zu den neuen, Journ. Min. 1890 Bd 270 Juli S. 66—98, km^
262—290. — Unter dem Namen des Kaisers Michael VIII Palaeologos (1261-1289
steht in mehreren Hss z. B. im Cod. Viudob. theol. gr. 203 fol. 306 ein Rätsel in poläj-
sehen Versen: Tov vtptjXotatov ßa<nXi(og xvq Afe/aiJA rov JlaXaioXoyov aXriyfia, 10 n^tk
fiS Twy uQi^fÄwy xa&* iavtov taifiyei etc.
320. Michael Haplucheir {Mixat]l 6 UttXovx^iq)^ seiner Person nacli
gänzlich unbekannt, schrieb, schwerlich vor dem Ende des 12. Jahrhunderte,
ein als jQafidttov bezeichnetes Werkchen in 122 Trimetem. In ^e
Rollen dieses Schauspielchens teilen sich ein Bauer (aypoixo^), ein Weiser,
die Tyche, die Musen und ein Chor. Der Bauer begrüsst freudig die
2. Profanpoesie. (§ 320) 767
he; darüber macht ihm der Weise Vorwürfe, und es entspinnt sich
3chen beiden ein Streit, in welchem die Tyche von dem Bauern ge-
)sen, von dem Weisen geschmäht und eine mürrische Alte {näfineXog
vg) genannt wird; sie, die alte Hinkerin, sei einmal nachts gestolpert,
e sich am Fusse verletzt und nun ihre Zuflucht im Hause gesucht.
Tyche, die man sich wohl aus dem Nebenzimmer tretend vorstellen
js, gibt ihrer Entrüstung Ausdruck und verteidigt sich mit lebhaften
rten; die Musen solle er anklagen, nicht das Glück. Wie der Wolf in
Fabel sind die Musen sofort zur Stelle. Der Weise gebietet Ruhe, er
e ein Geräusch, es sei ihm, als ob jemand anklopfe; der Chor — der
mach aus Hausmägden zu bestehen scheint — möge nachsehen, wer
ussen sei. Es sind die Musen! Wider Erwarten befiehlt der Weise,
hinauszusperren. Auf die Vorstellungen des Chores, wie sehr er den
sen zum Danke verpflichtet sei, entgegnet er, was nütze ihm alles
ssen, das kaufe niemand auf dem Markte, und der Ruhm fülle seinen
-en Magen nicht; er wünsche sich den Reichtum des Bauern und wolle
er Gerber, Steinklopfer oder etwas Ähnliches werden; der Schuster
r Krämer wandle bei aller Dummheit mit ehrenvollem Geleite wie ein
TBt durch die Strassen, während der Weise elend, arm und verlassen
be. Die Musen sind inzwischen trotz des Verbotes eingetreten und
gen ihr Leid, dass sie, die Hüterinnen aller Weisheit, von dem Weisen
«achtet werden. Als er auch ihnen sein Hungerlied vorträgt, bedeuten
ihm boshaft, die Erde erzeuge Gras und Kräuter in Fülle. Über
;he Zumutung empörte, macht der Weise vom Hausrecht Gebrauch und
l die Musen hinauspeitschen lassen; er sei ein Mensch und kein gras-
»sendes Grautier. Nachdem sich noch die Tyche durch eine schnippische
nerkung einen erneuten Injurienhagel zugezogen hat, erbarmen sich
lieh die Musen ihres geplagten Schützlings und versprechen ihm Gbld
l ein üppiges Leben. Mit dem Zweifel des Weisen, ob dieses Glück
li beständig sein werde, schliesst die seltsame Comedietta.
Das Werkchen ist eng verwandt mit dem kleinen dramatischen Ge-
ilte des Tzetzes (s. S. 534 Nr. 13) und mit dem Ideenkreise des Fro-
mmes: Dieselben Klagen über die Unbeständigkeit des Glückes, derselbe
i^eis auf die glänzende materielle Lage der rohen Handwerker, dasselbe
hnen über die Geld- und Brotlosigkeit der Wissenschaft; dazu dieselbe
tUheit des Ausdrucks mit der Beigabe eines gewissen derben Humors.
' oben erwähnte Zumutung^ Gras und Kräuter zu essen, findet sich
nso im zweiten Vulgärgedichte des Prodromos (Legrand, Bibl. gr. vulg.
5. 51 V. 102 f.); auch die dialogische Form des Stückes finden wir bei
^dromos ganz ähnlich angewendet; dazu kommt endlich, dass V. 33
5€res Stückes mit V. 1 des dem Prodromos zugeschriebenen Gedichtes
egen eine lüsterne Alte'' identisch ist. Haplucheir gehört dem-
ch wie Niketas Eugenianos und Philes zu jenen Spätlingen der
zantinischen Dichtkunst, welche selbst der welke Ruhm eines Ptocho-
odromos nicht schlafen liess. Hiemit ist auch für die Zeitbestimmung
le Frühgrenze gegeben; wir werden das Werk zwischen Prodromos und
liles, d. h. ins Ende des 12. oder ins 13. Jahrhundert zu setzen habm^^^
768 Byzaniiiiisohe LiUersiiirgeaohiolite. IL PotÜMh« tÄUmnAm,
1. Ausgaben: Ed. pr. F. Morellus, Paris 1593. — Wiederholt Paris Ui
Wiederholt von M. MatiairOf Miscellanea graecomm aliquot scriptorom camuni, Li
1722 S. 118 ff. — Ed. Fr. Dübner nach den Fragmenta Enripidis ed. G. Wagner, J
Didot 1846; da Dübner keine Hs des Werkes zu finden vennochie, so mnaBtt «
schlimmen Text der Editio princeps zu Grunde Jegen. — £d. M. Trea> Gymiiifld||
Waidenburg (Schlesien) 1874 (nach dem Cod. Neapel. 11. C. 37).
2. Hilfsmittel: Magnin, Journal des Savants 1849 S. 463 ff. — M. Tren, Mi
Haplucheir, B. Z. 1 (1892) 338 f. (aber den Namen des Autors und die Has). - Dm(
Uebersetzung von Ad. Ellissen, Versuch einer Polyglotte der europäischen PoetJe, Li
1846 S. 230—237. — Zur Textkritik vgl. A. Eberhard, Bursians Jahresber. flki
Fortschritte der klass. Altertumswiss. Bd 1 (1873) 1330 f. — Zur Sprache: Tyclio Mt
sen, Beitrilge zur Lehre von den griechischen Präpositionen, Frankfurt — Berlin 1888~
S. 630 f. •
3. Handschriften und Name: Ausser in dem erwähnten Neapol. IL C.S7
das Stock auch im Cod. Vindob. Suppl. KolL 14 (= Num. nov. 73) und im Cod.?
Pal. 122. — In der Ausgabe von Morelli und darnach in der von Dflbner hmast te
fasser JIXwxeiQog und demgemäss steht das Gedicht in den litterarischen und bibÜMi
sehen Hilfsmitteln unter Plochiros. Im Cod. Neapol. IL C. 37 aber heisst deru
MixttV^ 0 'AftXovx^^ und der Name 'AtiXovxbiq ist von Treu, B. Z. 1 (1892) ^ i
(1895) 3, noch öfter ans dem 12. Jahrh. nachgewiesen worden, während ein Ploel
sonst nicht belegt ist. Es scheint also, dass JIXtoxeiQos aus 'AttXovx^^ oder wohl ni
für einen Nominativ genommenen Genetiv 'AnXovxf^Qog entstanden ist. Der WegM *
erklärt sich vielleicht daraus, dass in der Hs des Morelli oder in ihrer Vorlage die h
nachträglich mit roter Tinte eingefügt werden sollte und dann vergessen wurde, «n
der bekanntlich sehr häufig beobachtet wird.
4. Eines unbekannten Grosslogariasten Grabgedicht auf Irene Koranen«,
Tochter des Kaisers Theodoros I Laskaris, steht im Cod. Laur. Conv. soppr. 627 fd
£tixoi tov [iBydXov XoyoQiaaxov iniTVfißioi eig rrjv öianoivay Kofjiytivfjy xvfjdv fij
Die Verse haben durch Anspielungen auf die Fremdherrschaft in Kpel (aVdi^o
'haXtur xal C*i^Q*fx) einiges zeitgeschichtliche Interesse.
5. Eine merkwürdige Rarität in der langen und einförmigen Reihe byzantii
Gelegenheitm>oesien sind des Chartophylax Nikolaos Irenikos Gedichte auf di
lobung des Kaisers Johannes III Dukas Batatzes mit Anna, einer illegitimen Tochter
Friedrichs II (um 1244), die ebenfalls in dem offenbar aus Nikaea stammenden Cod.
Conv. soppr. 627 fol. 20 erhalten sind. Die aus je 4 politischen Doppelversen bestel
Gedichte werden in der Ueberschrift TsxQaaxix« genannt; man hat also die polii
Verse schon früh als Disticha gezählt und gedichtet, ein Umstand, der nachher di
führung des Paarreimes ungemein begünstigen musste. Das Auffällige an den Ge(
ist jedoch nicht das Metrum, sondern der durchaus an die Braut- und Hoch
tragudien der neugriechischen Volkspoesie anklingende Ton der Darstellui
ist mir zweifellos, dass frenikos seine Anregung direkt aus der damaligen Volkspoe
holt hat, obschon er sich der üblichen Schriftsprache bedient. Diese Tetrastichc
dienten daher am ersten aus der grossen Masse unedierter Gelegenheitsgedichte
Oeffentlichkeit gezogen zu werden.
321. Griechische Dichter in Italien. Zu den Zeugnissen der geii
Blüte und materiellen Wohlfahrt, deren sich die byzantinischen Kol
in Italien bis tief ins Mittelalter hinein erfreuten, gehört die Ex
einer griechisch-italischen Dichtergruppe. Der Anteil des byzantini
Italiens an der Kirchendichtung ist oben (S. 676 fif.) kurz gewi
worden. Völlig unbeachtet sind einige Profandichter aus Unten
und Sizilien geblieben. Wir lernen sie namentlich aus einer ofifenl
Italien entstandenen griechischen Anthologie kennen, welche nebei
byzantinischen Werken vornehmlich poetische und prosaische Set
italischer Herkunft enthält. Diese für die Kenntnis der italo-byzi
sehen Kultur unschätzbare Sammlung bewahrt der Cod. Laur. 5, 1
kleiner, teils aus Papier, teils (fol. 167—176) aus Palimpsestperg
bestehender Quartband des 14. Jahrhunderts. Hier finden sich po<
Versuche eines hochedlen Archen Eugenios aus Palermo z. \
2. Profanpoesie. (§ 321) 769
licht, als er im Gefängnis war, also ein Seitenstück zu den Kerker-
sien des Glykas und Sachlikis, Epigramme auf die Habsucht, die
lemmerei, die Jungfrauschaft, die Liebe, die Geschwätzigkeit, den Neid,
Spottsucht u. s. w., Verse an einen Priester in Brindisi, eine poetische
derlegung des alten Sophistenthemas „Lob der Mücke '^y endlich die aus-
rliche Schilderung einer in Palermo {Ttag' rjuXv iv llavoQfi^ Ttj noXei)
3hsenden Pflanze, die bei den dortigen Griechen vvfifpsQov hiess; eine
Stimmung des sehr genau beschriebenen blumenartigen Gewächses, das
nds den Kelch vollständig schliesst, könnte von einem Botaniker sicher-
. leicht gegeben werden. Daran reihen sich Verse eines Roger von
ranto an den eben genannten Eugenios von Palermo: 2tixoi tov xvqov
"SQiov Tov ^YSQOvvtog nqoq rov navsvyeväfXtatov aQxovra xvqov Edyäriov;
litungen eines Nikolaos von Otranto, Sohnes des Maistros Johannes
im T(ov Ssrj(r۟)v, auf Christus, auf die hl. Barbara, den hl. Nikolaos,
i hl. Petrus, den Berg Thabor, den hl. Stephanos, den hl. Basilios und
jgorios u. s. w.; ein Gedicht des kaiserlichen Sekretärs Johannes von
ranto über die von Kaiser Friedrich 11 unterworfene Stadt Parma,
tgeschichtlich hochinteressant ist auch das poetische Zwiegespräch der
dt Rom mit Kaiser Friedrich 11 von dem Chartophylax Georgios
3 Kallipolis, worunter jedenfalls die kalabrische Stadt dieses Namens
ute Gallipoli) zu verstehen ist: Tov xvqov rsvnQyiov rov xaQzotpvXaxoq
XhnoXswq <STl%ot lafißixoi nsQi '^Poifirjg wg 6fiiXov(rrjg UQog tov avToxQoroQa
sSsQixov. Der Dichter feiert in begeisterten Tönen die Macht und
pferkeit Friedrichs, dessen Name er durch die kühne Gräzisierung
vxTioQixog^ 0Qvx%(6vv/Aog als „Leuchtturm* deutet. Ein zweites Gedicht
3es Chartophylax Georgios richtet sich an Kaiser Johannes m Batatzes,
derselbe nach Kallipolis gekommen war, ein drittes verspottet die er-
rte Stadt Parma (i. J. 1247) ; dazu kommen Epigramme auf die Gottes-
tter, auf die heiligen Bekenner, den hl. Amphilochios, ein Thor der
che von Kallipolis, auf den jugendlich gestorbenen Sohn des Domestikos
I Kallipolis u. s. w. Mit den erwähnten Stücken zeitgeschichtlichen
alts verbindet sich ein Huldigungsgedicht an den glorreichen König
Lhelm, als dessen Verfasser sich der Philosoph Eugenios, Neffe des
irs Basilios (des Basilios Amiras?) bekennt: 2tixoi Evyeviov tfiXoaofpov^
^iov BadiXslov TOV ^ÄpLoiQu (^AfirjQce^ dfATjQce?) nQog tov ivdo^oraTov tqo~
ovxov ^fjya rvhei.fiot\ Das Gedicht bezieht sich zweifellos auf einen
sizilischen Könige dieses Namens, ob aber auf Wilhelm I (f 1166)
r Wilhelm U (f 1189) oder WUhelm TU (f 1194), lässt sich vorerst
lit entscheiden; manches spricht für Wilhelm 11. Wahrscheinlich gehört
diesen griechisch-italischen Kreis auch der kaiserliche Notar Johannes
assos (rQoaaog), der wohl mit dem als Schüler des Abtes Nektarios von
30 le erwähnten Grassos ^) identisch ist. Von ihm enthält die Handschrift
igramme auf den hl. Eustathios und den hl. Antonios, aTixoi nertXafXfiävoi
l eine jambische Ethopoiie über das Thema, was wohl Hekabe angesichts
\ damiederliegenden Troja gesagt habe. Vielleicht kommen dazu noch
*) FabriciuB, Bibl. gr. ed. Harl. 11, 79.
flMuttnioh der kliH. AltertamiwiawiwclMft IX. 1. Abtlg. a. Anfl. 4A
i
770 Bysantiniflche LiiteratargeBohioliie. IL Poeüsohe littentor. I
einige Kleinigkeiten, welche dieselbe Handschrift enthält, wie die ftA»^
Schrift auf einen jungen Philosophen von Nikephoros Uranos, iHi'i^
dieser nicht mit dem viel älteren Magister von Antiochia (s. S. 145 AmBt^
und 523 Anm. 4) identisch ist, das Epigramm des Philosophen NikeUi A <L
Daphnis und einige anon3ane Epigramme wie die an einen Rex von SdM* ^
und Italien gerichteten, von Bandini ohne Grund dem Tzetzes zugetdMi^
arCxoi' tjQmxoi fol. 20. Die Form der angeführten Poesien ist dlirdnMii ^
der byzantinische Trimeter. Ziemlich unbedeutend sind die ans ItaEv ^
stammenden Prosastücke der Sammlung: ein Martyrium der hl. LuciajfAJ'S
Palermo), das Bandini durch ein in der Handschrift fehlendes Toi amA C
falschlich dem Johannes Tzetzes zuschreibt (vgl. S. 535 Anm. 2), oAviti
Empfehlungsbriefe eines Erzbischofs von Otranto. Ik^iri
1. Einzelne Proben der erwähnten Gedichte und eine genaue Beschreibmig ^CiV^^
Laur. 5, 10 bei A. M. Bandini, Gatalogus codicum mss bibliothecae Mediceae LaiinitiiiH|pei
1 (1764) 23-30. — Eine Veröffentlichung und Erläuterung des ganzen italobyzantiaiidf ^
Inhdts der Sammlung ergäbe einen schätzenswerten Beitrag zur Kenntnis der byzanÜncbCi v
Kultur in Italien und der byzantinischen Litteratur. Bei der Untersnchimg der Utta^P ^
geschichtlichen Stellung der Poesien wird sich wahrscheinlich eine starke Abhingi^hr ji-
von der älteren und gleichzeitigen ostbyzantinischen Dichtung, von der die Sammlmig hAI' ^
einige Stücke (von Pisides, Prodromos u. s. w.) enthält, herausstellen. I
2. Auch der oben genannte Nektarios, Abt von Gasole (Anfang des 13. Jikku* ^
versuchte sich im Trimeter. Wir haben von ihm jambische Epigramme ttber seiD« YHlkrtr
ganger in der Abtswürde, die mit den jambischen Patriarchen- und Kaiserkatalogen ^[^^^
vergleichen sind. Aus Cod. Taur. C. III. 17 ed. von H. Omont, Revue des tt. P-HtT ,
(1890) 387—389. Besser, aber am Schlüsse verstümmelt ist der Text in dem noek ndtticFt
benfitzten Cod. Paris. 1371 fol. 157^, einer hübschen wahrscheinlich aus dem griecluidMl[i^
Unteritalien stammenden Pergamenths des 13. Jahrh. Zu vergleichen ist das Ven^t^r'
der Gedächtnistage der Aebte von Casole, welches Jos. Pasini, Codices mss bibliotheoif^
regii Taur. Athenai 1 (1749) 308 f., aus dem Cod. Taur. 216. b. III 27, s. 12, ediert kih •
Epigrammatische Sachen des genannten Nektarios birgt der Cod. Vatic. gr. 1276. W>
3. Der oben als Dichter genannte Nikolaos von Otranto ist vielleicht ideotiMklw
mit dem Nikolaos von Otranto, von dem uns theologische Schriften erhalten sind, l&I^
ein theologischer Brief im Cod. Paris. 1371 fol. 151— 157^ Dialoge gegen die Juden k|B*
Cod. Paris. 1255 fol. 1—102, Traktate gegen die Lateiner im Cod. Vatic. PaL 2Si1«
und Mosq. Synod. 240 (Vladimir) fol. 30^-60. Vgl. Fabrioius, Bibl. gr. 11. 288 t,r
und oben § 27. V
4. Von einem Nektarios haben wir ein Epigramm auf den Tod einer Mutter nd 11
auf Christi Geburt, von einem Mönche Nikolaos Epigramme auf die Parabeln von <ki L
Arbeitern und von den zehn Jungfrauen, auf ein Buch und auf ein Grab. Da dieselben |
in der die Dichtungen des Christophoros von M3rtilene enthaltenden, wohl sicher ans der
Abtei von Casole stammenden Hs von Grotta Ferrata Z. a. XXIX aufbewahrt sind, m
ergibt sich mit Wahrscheinlichkeit, dass diese zwei Epigrammatiker Italogriechon sind; ob
man sie aber mit den zwei oben genannten Männern namens Nektarios und Nikolaos
identifizieren darf, steht dahin. Ausser ihnen birgt die erwähnte Hs noch eines Metro-
politen Georgios von Korfu Epigramme auf ein Christusbild, eine von ihm gestiftet
Kirche, die heiligen Apostel Petrus und Paulus, das Grab des hl. Arsenios in Korfu u. s. w.
Ein Georg war Bischof von Korfu um 1180 (vgl. S. 91 Anm. 3), ein zweiter um die Mute
des 13. Jahrhunderts; mit welchem von beiden unser Epigrammatiker identisch ist^ wissea
wir nicht. Jedenfalls aber ist der Verfasser identisch mit dem ungenannten Bischöfe
von Kerkyra, von dem der Cod. Copenhag. 1899 s. 13 Epigramme bewahrt. YgL
Ch. Graux, Archives des missions scientifiqnes III. s^rie 6(1880) 187. — Die Epigramme
des Nektarios, Nikolaos und Georgios ed. A. Rocchi, Versi di Cristoforo Patrizio, Roma 1887
S. 64—68. — Briefe des genannten Metropoliten Georgios ed. V. Vasiljevskij, Die
Erneuerung des bulgar. Patriarchats unter dem Fürsten Assan II i. J. 1235, Joom. Min.
1885 Bd 238 S. 1—56 und 206—238 (dabei auch ein Brief des Manuel, Despoten von
Epirus).
322. Manuel Holobolos {MavovijX 6 "OXoßoXog, auch 'OXoßioXog) ist
eine sowohl in persönlicher als in litterarischer Hinsicht recht interessante
2.. Profanpoesie. (§ 322) 771
icheinung. Seine Biographie, die wir namentlich durch den Historiker
>rgios Pachymeres genauer kennen, ist ein lehrreiches Beispiel der Un-
aerheit des Glücks, das einem byzantinischen Höfling verliehen war;
dient aber auch als Zeugnis gegen die weitverbreitete Anschauung
B, der Individualitätslosigkeit der byzantinischen Menschen. In Manuels
■st wohnten zwei Seelen, die des offiziell geschmeidigen Hofbeamten
■ die eines aufbrausenden, rücksichtslosen Naturkindes. Holobolos muss
fünften Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts geboren worden sein; denn
Jahre 1261 diente er als ganz junger Mensch {naiiiov) im Zivilkabinette
Kaisers als Geheimsekretär. Eben damals hatte Kaiser Michael den
ftitmässigen Thronerben Johannes durch Blendung unschädlich gemacht;
nun der jugendliche Sekretär seinem Mitgefühl und seiner Entrüstung
unkundig Ausdruck gab, Hess ihm der Kaiser zur Strafe Nase und
»j)en abschneiden. Doch scheint man die Strafe an dem Delinquenten
milder Form ausgeführt und ihn wenigstens seiner Lippen nicht wirk-
■M beraubt zu haben; sonst wäre seine spätere Laufbahn als Lehrer und
rchenredner undenkbar. Nach diesem Missgeschick zog sich Holobolos
das BHoster des Johannes Prodromos in Konstantinopel zurück. Hier
b er sich wohl eifrig mit gelehrten Studien beschäftigt; denn als im
nre 1267 der Historiker Georgios Akropolites die Leitung der vom
kiser Michael Palaeologos errichteten Hochschule niederlegte, wurde
ilobolos zum Lehrer der Logik an dieser Anstalt und zum Rhetor der
rohe ernannt. Diese hervorragende Doppelstellung hat er nur etwa
chs Jahre inne gehabt. Sein allzu lebhaftes Temperament, das sich mit
m Jahren nicht milderte, stürzte ihn noch einmal ins Verderben. Unter
m hohen Geistlichen, welche Kaiser Michael bewog, die von ihm geplante
rchliche Union mit wissenschaftlichen Gründen zu befürworten, war
olobolos; doch trat er nur lau und widerwillig für die Lateiner ein und
einer grossen Versammlung im kaiserlichen Palaste (i. J. 1273} ant-
>rtete er, vom Kaiser um seine Ansicht befragt, mit Stillschweigen,
s ihm der Kaiser darüber heftige Vorwürfe machte, verlor Holobolos
3 Selbstbeherrschung und Hess sich zu einer bitteren Anspielung auf
n Thronraub Michaels hinreissen. Hierauf wurde er zunächst zur Strafe
ein Kloster nach Nikaea verbannt, später, als er in der Opposition
rharrte, nach der Hauptstadt geschafft, unmenschlich gezüchtigt und
einem schimpflichen Aufzuge (einer sogenannten noßmj) durch die
nassen geschleppt. Nach dieser Demütigung zog sich Holobolos in das
oster Tov fisydXov UyQoi (s. S. 342) zurück. Unter Kaiser Andronikos H
it er offen gegen die Lateiner auf; auf der i. J. 1284 abgehaltenen
node eröffnete er als Rhetor der Kirche die Debatte. Über sein späteres
ben und sein Todesjahr ist nichts bekannt. Seinen Namen Manuel
tte er als Mönch in Maxim os geändert. Er besass den Titel eines
'ossprotosynkellos ((idyccg nQ(aToavyx€XXog)\ doch wissen wir nicht,
inn er denselben erhielt. Holobolos war, wie die ihm übertragenen
rantwortungsvollen Stellungen und seine Schriften beweisen, ein
h bedeutender und wissenschaftlich gebildeter Mann. Vor allem
;h eingehend mit der alten Philosophie beschäftigt; auch
772 Byzantinische Litteraturgesohichie. IL Foetisohe LIttermtar.
zu den wenigen Byzantinern, die Latein verstanden. Sein litterariri^^^^-
Nachlass verteilt sich auf die Gebiete der Poesie und der Prosa. wt^
Die umfangreichsten Dichtungen des Holobolos gehören leider ^?^^
unerquicklichen Gattung der höfischen Devotionspoesie. Es sind 2t
politischen Versen abgefasste Hymnen, von denen die meisten an Kai
Michael, einige an seinen Sohn Andronikos als Thronfolger, einer (
leicht zwei?) an Andronikos als Kaiser gerichtet sind. Doch wird u^ ^
in den an Kaiser Michael gerichteten Hymnen sein Sohn meist ala
herrscher gefeiert. Den Inhalt der Gedichte bildet die Verherriii
und Erklärung kirchlicher Feste ; auf dieser Folie werden aber die
wärtigsten Schmeicheleien gegen die beiden Kaiser aufgetragen. HoloUKT^
hat diese Hymnen in seiner Stellung als Rhetor der Kirche, die um wÄ^*>
pflichtete, den Kaiser durch kunstvolle Ansprachen (vgl. S. 471) oder
Verse zu begrüssen, abgefasst, und darin mag wohl auch eine En
digung für den schwülstigen Ton dieser abstossenden Erzeugnisse ge:
werden. Auffällig ist, dass zwei Hymnen, die sich datieren lassen,
den Jahren 1279 (oder 1280) und 1281 stammen d. h. aus einer Zäk^i
welcher Holobolos sich im Kloster Tov fieyalov ^ÄyQov aufhielt. Weit
freulicher als diese devoten Ergüsse sind einige kleinere jambiscli
Poesien, ein Hymnus auf ein Bild der hl. Maria von Ägypten (emer i
Byzanz viel gefeierten Heiligen), Monosticha auf das Leiden Christi xai
auf eine Reliquie des hl. Johannes Chrysostomos , zwei in Form
Dialogs abgefasste Grabschriften auf den Komnenen Konstantinos Mali^l
senos und auf den Komnenen Andronikos Tornikes, endlich Lösungen
den Rätseln des Eustathios Makrembolites (s. S. 765) und ein Sehen-
gedicht über das volksmässige Sprichwort: Aätov Xäwv xori eig %6 ymfäm
dqaxoaw
Die Prosaschriften des Holobolos sind fast durchwegs aus sei]i6r|i
Thätigkeit als Lehrer und Kirchenredner hervorgegangen. Es sind Scholiei
zu kleineren Gedichten z. B. zum Altar des Dosiadas, zur Syrinx da
Theokrit, zum Beil des Simmias, zu den „Flügeln'* u. s. w., Erläute«
rungen zum ersten Buche der ersten Analytik des Aristoteles
und eine kommentierte Übersetzung der Schriften des Boetini
De differentiis topicis (De dialectica) und De syllogismo hypothetico. Die«
Übersetzungen erwähnt Holobolos in einem Briefe, der im Cod. Riccar- f
dianus 50 erhalten, aber dort fälschlich dem Planudes zugeschrieben ist
Dazu kommt noch ein Trostbrief an die Nichte des Kaisers IGchael,
die Theodora Palaeologina Rhaulaena, und eine am Weihnaehts-
feste vor dem Kaiser Michael Palaeologos gehaltene Rede (im Cod. BodL
Barocc. 131 s. 14 fol. 244—250^).
1. Ausgaben: A. Poesien. 19 Hymnen ed. Fr. Boissonade, Ad. gr. 5 (1833)
159—182. — Den 20. Hymnus ed. M. Treu, Manuel Holobolos, B. Z. 5 (1896) 546 f. -
Den Hymnus auf das Bild der hl. Maria von Aegypten ed. £. Miller, Manuelis Phibie
carmina 2 (1857) 373—375. — Die Lösungen zu den Rätseln edd. Hilberg und Trea in
den S. 765 angeführten Ausgaben. — Das Scherzgedicht, die Monosticha und die Grab-
schrift auf den Komnenen Konstantinos Maliasenos ed. M. Treu, B. Z. 5 (1896) 549 i
— Die zweite Grabschrift steht unediert im Cod. Escur. #. I. 10. Vgl. E. Miller,
Catalogue des mss grecs de la bibl. de TEscurial, Paris 1848 S. 146.
B. Prosa: Die Scholien zum Altar des Dosiadas und zur Syriiiz des Theokrit ed.
2. ProfanpoMde. (§ 823) 773
Bergk, Opascula pbilologica 2 (Halle 1886) 769-772. — Die Scbolien zur Syrinx
bei Fr. Dübner, Scbolia in Theocritum, Paris 1849 S. 111 flf. — Zu den Schollen
len Flügeln vgl. C. H ab erlin, Carmina figurata graeca, Hannover 1887 S. 4 ff. —
philosophischen und rhetorischen Schriften sind noch unediert. Ueber die Hss der
n vgl. M. Treu, a. a. 0.
2. Hilfsmittel: Fabricius, ßibl. gr. ed. Harl. 11, 669. — B. Hase, Not. et
9 (1813) 2, 139. — Max. Treu, Maximi monachi Planudis epistulae S. 192 f. und
ff. (ttber die oben erwähnte Theodora Palaeologina Rhaulaena). — Max. Treu,
i Macrembolitae quae feruntur aenigmata, Progr., Breslau 1893 S. 23—31. —
ptschrift: Max Treu, Manuel Holobolos, B. Z. 5 (1896) 538—559.
3. Ueber die Byzantiner namens Holobolos herrschte früher manche Verwirrung, die
durch Max Treu, a. a. 0. gelichtet worden ist Der Rätsellöser Protosynkellos
imos Holobolos wurde für einen Zeitgenossen des Eustathios Makrembolites ge-
d; er ist aber zweifellos identisch mit unserem Dichter und Rhetor Manael
lobolos (s. 0.). Ein zweiter Mann dieses Namens ist der Rhetor und Arzt Manuel
lobe los, der im Dialog Mazaris (s. S. 492 ff.) die Hauptrolle spielt; er ist nicht eine
Person, sondern hat um das Jahr 1400 wirklich gelebt. Ueber einige spätere
ael und Maximos, denen in der neueren Litteratur zuweilen fälschlich der Familien-
e Holobolos beigelegt worden ist vgl. M. Treu, a. a. 0.
4. Ein gewisser Thomas Gorianites (^(OjUcrc o roQiayirtjg) richtete im Jahre 1273
Gedicht an Manuel Holobolos zum Danke für den Unterricht im aristotelischen
anon, den er bei diesem genossen hatte. Cod. Neapel. III. A. 6 s. 14 fol. 106. Ueber-
und Beginn lauten (nach Verbesserung der Schreibfehler): Tov XoyttüTaTov roQutyitov
StBfitt CTixoi y$yov6xBg iy rfi änoxQeM etovg ,gt/^cr', ore nag« tov 'OXoßwXov xvqov
'mromjX to oqyayoy if^velto. Jlyvnxioy tQvfprj/ia rj f^yijf^u g>iQOiy,
323. Eonstantinos Anagnostes {K(ovarm'%tvoq 6 UvayvdiTTrjg) ist ein
er von niemand beachteter Dichter, über dessen Biographie und littera-
e Thätigkeit leider wenig Sicheres bekannt ist. Zunächst steht fest,
Konstantin nicht jünger sein kann als das 13. Jahrhundert; denn
Werkchen, das seinen Namen trägt, steht in einer Handschrift, die
hwerlich unter das 13. Jahrhundert herabgerückt werden kann, dem
genartigen und wertvollen Cod. Vatic. Pal. 367 fol. 136^—137. Es
ein aus 92 politischen Versen bestehendes Dankpoem an den hoch-
^l>erühmten Sekretär Konstantin. Titel und Anfang lauten: ^HfiidfAßia
^JnevxceQKTTMd ZTJg TtQog avrov (piXixrjg Sia&ä(r€(og tov ivSo^ordrov tssxqS'
•^^agiov xvqov KaiV(ti:avTivov. ^Eyroaxa^ navvno&rp^e xal navvTreQ&avfiaaTS.
2u bemerken ist hier die Bezeichnung der politischen Verse als Halb-
jamben. Vielleicht gehört demselben Anagnostes noch ein zweites in
der Handschrift unmittelbar, jedoch ohne Autorname und Titel, folgendes
JPoem, das durch seine volkssprachliche Form besonderes Interesse
erweckt. Den Inhalt dieses 46 politische Verse umfassenden Gedichtes
l:>ilden Worte des Trostes und der Ermunterung an einen Sohn (oder
Schüler), dessen Herz der Verfasser früher durch Strafen gekränkt hatte.
T)er Anfang lautet: Uaiiiv fiov xi av as iXvnrjaa^ naidCv fiov xi av i&Xißr]gy\\
HaiSh fiov XI av (ts inaidevfSa xi av (Ts id-hipa ngog wQav, Wenn die
Zuteilung dieser Verse an Konstantinos Anagnostes sich als richtig
1>ewährt, so ist er künftig neben Prodromos und Olykas als einer der
ersten Byzantiner zu nennen, welche die Volkssprache neben der Kunst-
sprache litterarisch verwerteten. Ob auch die folgenden Epigramme, wie
H. Stevenson im Katalog der Codices Palatini graeci S. 232 vermutet,
mit Anagnostes zu verbinden sind, lässt sich ohne sorgfältiges Studium
der Handschrift, die ich leider nur flüchtig einsehen konnte, und ohne
Yergleichung dieser Epigramme mit verwandten Erzeugnissen nicht
774
ByzantiniBche Litteratargesohiolite. ü. Poeiisolis Utleimtnr.
Sei
H
^
scheiden. Dagegen kann über die Person des Eonstaniinos
Näheres festgestellt werden. Nach der Subskription auf fol. 169 U
palatijiischen Codex geschrieben: nQißiAixTJQiog %&v xcczd Kvnqov %aß[
KfüVftravttvog svtsXTJg 'AvayvoifXTTjg 6 xal xov vq>ovg YQag>€vg Mti
fiuQTVQdv xat YQÜipag. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass dieser
mann der Notare in Cypem Eonstantinos Anagnostes mit dem
unbekannten und m. W. in keiner zweiten Handschrift überlieferten
dieses Namens identisch ist. Er hat in die offenbar allmählich en
Sammlung, deren reizende Schnörkelschrift den geübten Eanzlei
verrät, unter das bunte Allerlei fremder Werke auch Erzeugnisse
Hausmuse aufgenommen. Wie die Handschrift selbst durch ihre
stehung in Cypem paläographisch und litterarisch interessant ist, so
dient Eonstantinos Anagnostes als einer der wenigen byzantinischen
steller, die nachweislich in der Provinz arbeiteten, lebhafte Te
und sein Nachlass sollte gesichtet und veröffentlicht werden.
1. BeschreibuDg des Cod. Vatic. Pal. 367 bei H. Stevenson, Codices
graeci bibl. Vatic, Rom 1885 S. 229—235. — Eine Schriftprobe aus dem Codex gA
Schmitt, B. Z. 1 (1892) 329.
2. Von einem Mönche Jakob, der später Metropolit von Balgarien
haben wir ein Gedicht über einen Feldzug des .Kaisers Theodoros Komnenos*
Theodor II Laskaris?), auf welchem ein Teil seines Heeres die Klöster dee hL M
plünderte. Leider enthält das Gedicht nur allgemeine Klagen über die graasame
Wüstung der Häuser, Kirchen und heiligen Bücher. Noch unediert im Cod. Vindob. h
gr. 106 fol. 184—185. Vgl. A. Fr. Kollar, Ad P. Lambecii comment. etc. sa
Wien 1790 c. 698 f. — Derselbe Codex birgt noch andere unbedeutende Versifika
wie ein inhaltsarmes Poem eines Priesters Michael Luludis ausEphesos an den Ko[
der Hs, ein kleines Memorialgedicht über die Feste des Herrn, Krebsverse («n'
xuQxtyoi; vgl. § 300 Anm. 2) beginnend: *A&Xijaas ^drj ntakto mj^^cag ^l&a o. s. w. Y|jl
Kollar, a. a. 0. c. 694 ff.
324. Manuel Philes {Mavovrji. ^dijg) aus Ephesos lebte unter
Kaiser Michael Paläologos und den beiden Andronikos, vielleicht auch nock
unter Johannes Kantakuzenos (ungefähr 1275 — 1345) in KonstantinopeL
Genaueres über den äusseren Verlauf seines Lebens ist uns nicht bekannt
was offenbar damit zusammenhängt, dass er keine erheblichen Ämter be-
kleidete und keine politische Rolle spielte. In seiner Jugend erfreute er
sich der Unterweisung des Historikers Georgios Pachymeres, zu dessen
Tod er eine jambische Monodie verfasste. Zu seinen Freunden zahlte
Maximos Planudes, von dem wir einen Brief an Philes besitzen, und
viele andere Byzantiner, die zum Teil nur durch seine Gelegenheitsgedichte
bekannt sind. Einmal wurde Philes vom Kaiser nach Russland geschickt,
um über die Heirat einer byzantinischen Prinzessin zu unterhandeki. Auch
erwähnt er Reisen nach Persien, Arabien und Indien; wir wissen
aber nicht, in welcher Eigenschaft er dieselben unternahm. Dunkel bleiben
auch die näheren Umstände eines Konfliktes mit dem Kaiser; er wurde
wegen Majestätsbeleidigung, die er sich angeblich in einer (uns nicht be-
kannten) Chronographie zu schulden kommen Hess, ins Gefängnis geworfen
und erst freigelassen, als er beschwor, nie etwas Böses gegen den Herrscher
geschrieben zu haben ;^} es steht aber nicht einmal fest, unter welchem
•8
0 Das hierauf bezügliche Gedicht in der
Ausg. von Miller 2, 397. Deutsch übersetzt
von Ad. Ellissen, Versuch einer Polyglotte
der europäischen Poesie, Leipiig 1846 8. 215 f.
2. Profanpoesie. (§ 324) 775
iser dem Philes dieses Unglück begegnete. Um so genauer werden wir
^^T die drückenden Vermögensverhältnisse unterrichtet, unter welchen
zeitlebens zu leiden hatte. Weinerliche Klagen über Hunger, Durst und
Site ziehen sich durch seine zahllosen Werke. Wenn Nicolardot sich
^ Mühe nahm, den Einnahmen und Ausgaben Voltaires ein dickes Buch
widmen, so ergäbe sich wenigstens Stoff für eine massige Abhandlung
^«r die Quellen, aus welchen Philes seinen jeweiligen Bedarf an Geld,
SÄbensmitteln, Winterkleidern und Pferdefiitter bestritt. Er verkehrt mit
^ n hervorragendsten Persönlichkeiten seiner Zeit, aber seine Beziehungen
nd stets die eines Unterwürfigen, Bittenden, Lobpreisenden, eines Mannes,
s>r sich dankbar erweisen, die Aufmerksamkeit auf sich lenken und Unter-
setzung gewinnen will.
Philes gehört zu den fruchtbarsten Autoren der byzantinichen Zeit
nd zwar zu den wenigen, die sich so gut wie ausschliesslich (s.
knm. 5) der poetischen Form bedienten. Sein Lieblingsmass ist der
swölfsilbige jambische Trimeter, in welchem der Hiatus sorgfältig
vermieden und die vorletzte, zuweilen die drittletzte, niemals die letzte
Jilbe betont ist. Das Hauptversmass der spätbyzantinischen Zeit, den
lolitischen Fünfzehnsilber, verwendet er nur in wenigen Stücken.
Wir teilen die schwer übersehbaren, vom Herausgeber zur grösseren
Jnbequemlichkeit des Lesers in wüstem Durcheinander aus den Hand-
chriften abgedruckten Massen (im ganzen über 20000 Verse) in einige
lauptgruppen.
1. Naturwissenschaftliche Gedichte. An der Spitze steht das
lern Kaiser Michael Paläologos gewidmete Lehrgedicht Über die Eigen-
chaften der Tiere [IIsQi Cvwv iSioTrjtog), In 2015 Trimetern und
19 Abschnitten werden die wichtigsten Vögel, Vierfüssler und Fische,
latürlich auch die Phäntasietiere wie das Einhorn und der Onokentaur mit
lern üblichen Zusatz von Wundergeschichten kurz beschrieben. Als Quelle
liente vornehmlich das Tiergeschichtenbuch des Aelian; doch mangelt hierüber
ine Untersuchung. — Ein kurze Beschreibung des Elephanten
JSvrrofiog ixifQUifig €i.€(pavTog) in 381 Trimetern, mit einer Widmung an
len Kaiser, deren Gedankengang für unseren Dichter sehr bezeichnend ist:
trosser Kaiser, Du tapferer Löwe, einen Elephanten habe ich, der treue
agdhund, im Fangnetz der Sprache erbeutet und bringe ihn Dir als
chuldigen Tribut! — Das gewöhnlich De plantis zitierte Werk besteht
US mehreren selbständigen, ohne einen zusammenfassenden Titel über-
ieferten Gedichten: Die Ähre, die Traube, die Rose, der Granatapfel.
2. Dialogische Stücke. Philes lässt in einigen seiner Gelegenheits-
;edichte zwei oder mehrere Personen auftreten, eine Eigentümlichkeit,
i^elche ihm die unverdiente Ehre verschafft hat, den griechischen Drama-
ikern beigesellt zu werden. In Wirklichkeit fehlen diesen Gedichten
lle wesentlichen Erfordernisse eines Dramas. Hieher gehört .das nekro-
ogische Gedicht in 602 Trimetern, welches B. Stark unter dem trüge-
ischen und von ihm selbst in der Vorbemerkung eigentlich widerrufenen
'itel Tragödie veröffentlicht hat. Dieser „ Tragödie' fehlt jede Handlang
nd sogar der Dialog ; sie besteht nämlich aus monologischen ErgHsaen der
776 Byzantinische litteratnrgeBoliiohie. IL Poettsohe litiermior.
nach einander auftretenden Personen, die wir uns am Grabe eines Ti
versammelt zu denken haben. Zuerst erscheint ein Diener und fragt
dem Orte, an dem der Tote sich jetzt befinde. Dann preist der V
den Sohn glücklich und erinnert an den Gärtner und den jongen
u. 8. w., die Mutter ruft dreimal den Sohn und vergleicht sich mit
der Bruder erklärt sich bereit, sein Leben für das des Toten
und schildert dessen ritterliche Eigenschaften, die Witwe gibt
Schmerze bewegten Ausdruck. Der Vater endigt die Totenfeier mitWi
des Trostes und spricht zum Schlüsse die Grabschrift. ^) Wahrschei
bezieht sich das Werk auf den um 1321 erfolgten Tod eines Sohn«
Andronikos Paläologos (1282—1328); die auftretenden Personen
also der Kaiser und die Kaiserin, die Witwe und der Bruder des
und Philes selbst (als Diener!). — Zu dieser Gattung gehört femer
dramatische Ethopoeie (H&onoua ÖQafiatixri) ein in dialogischer Fonltje^
gehaltener Panegyrikus auf den Grossdomestikos Johannes EantapW^
kuzenos; Personen des Dialogs sind Philes und der personifizierte 6ei4
(Novg). Der erstere forscht in ausführlicher Weise nach den Tugendnli^
des Gefeierten, der Novq weiss jede Frage mit steigender BegeistenniU
zu beantworten; er ist eben bei einem Vergleiche mit Achilles angetangthli
als er das Geräusch eines Gefährtes vernimmt; es ist der Wagen derll
Tugenden. Sie treten, als eine Art Chor, einzeln auf und eine jede erkttrtll
den Helden Kantakuzenos für ihren Freund, ihren Bräutigam, ihren Schüti-|ii
ling u. s. w.^) Nach dieser Ruhepause hebt Philes aufs neue an zu frag«i|(
und der Novq erhält Gelegenheit, seine rühmenden Schilderungen zu voll-
enden. Zum Schlüsse erscheint der in allen Tönen gepriesene Domestikoi
selbst und gibt seiner Befriedigung Ausdruck. In der symmetrischea
Anordnung der Reden dürften selbst die feurigsten Verehrer des diA-
logischen Parallelismus des Guten zu viel finden; jede Person spricht näm*
lieh stets sieben Verse, so dass sich also die 966 Trimeter des ganxen
Werkes in 138 siebenzeilige Strophen zerlegen. — Das dritte St&ck
dieser Gattung ist ein Dialog des Menschen mit einer Seele: 'llr^^
noq SiaXeyufievog fierd ipvxfjg. Gegen den Schluss nimmt die verstorbene
Gemahlin des Menschen an dem philosophierenden Gespräche teil und
tadelt ihn, dass er sie aus dem ewigen Lichte in die Finsternis der Leiden-
schaften, aus der Freiheit in das Gefängnis zurückgerufen habe; daraof
fasst sich der Gatte und schliesst, das Andenken an sein Weib werde ihm
für sein noch übriges Leben als Richtschnur und Leitstern dienen. Das
Ganze ist demnach wie die „Tragödie"" ein nekrologisches Trost-
gedicht. Es umfasst 240 politische Fünfzehnsilber, die sich auf24zehn-
zeilige, durch eine alphabetische Akrostichis verbundene Strophen
verteilen.
*) Zu vergleichen ist u. a. der von Zin- I griech. rythmischen Dichtung S. 367.
gerle, Ausgewählte Schriften des Ephrem \ ^) Aehnlich werden in der Monodie des
4, 61, ühersetzte syrische Hymnus auf den ; Theodoros Hyrtakenos auf Kaiser Mi-
Tod einer Hausmutter, wo auch verschiedene ' chael IX die einzelnen Tugenden klagend ein-
Personen redend eingeführt werden. S. W. | geführt. Boissonade, Anecdota graeca 1
Meyer, Anfang und Ursprung der lat. und i (1892) 262. Vgl. § 204.
2. ProfanpoeBie. (§ 324) 777
3. Gedichte auf kirchliche Stoffe, d. h. Distichen, Tetrastichen
■d grössere Stücke auf die Eirchenfeste, auf einzelne Teile der hl. Schrift
te die Briefe des hl. Paulus, auf Reden des hl. Basilios, des hl. Gregor
a., auf die einzelnen Kapitel der Klimax des Johannes, auf christliche
.juibenssätze, auf Heilige und Kirchenväter u. s. w. Für das poetische
arständnis des Philes ist es bezeichnend, dass er eines der grossartigsten
ben Kirchenlieder, den berühmten Akathistos (s. S. 671 f.), in jambische
"imeter verwässerte, gleich als wollte er den weiten Abstand seiner steif-
Luenen Versifikation von wahrer Poesie dem Leser ad oculos demon-
cieren (Ausg. von Miller 2, 317 ff.).
4. Gedichte auf Kunstwerke, teils kurze, teils ausführlichere Epi-
'«mme auf religiöse Bilder, Skulpturen, Votivgegenstände, liturgische
ücher und Gefässe, Gotteshäuser, Medaillen, Gemmen, auch auf profane
bjekte wie auf eine Reiterstatue des Justinian, auf einen Becher, einen
legelring u. a. Selbst so unscheinbaren Dingen wie einer zersprungenen
nd durch Eisenklammern zusammengehaltenen Marmorschwelle weiss Philes
ine epigrammatische Spitze abzugewinnen. Manche Stücke beziehen sich
nf bestimmte, näher bezeichnete Werke wie auf die Marmorstatue
)eB hl. Georg im Kloster Manganon, auf eine Reliefdarstellung des Opfers
ibrahams im Blachernenpalaste. Hiezu kommt die Beschreibung eines im
[aiserpalaste befindlichen Bildes (oder Mosaiks?) der Erde, die jedoch
n Cod. Yaticanus einem Manuel Melissenos zugeschrieben wird. Das
Gedieht auf eine Darstellung der Hochzeit Alexanders des Grossen
jt, wie im Titel selbst verraten wird, eine Paraphrase des kleinen lukiani-
chen Stückes Herodot oder Aeti on. Eine besondere Erwähnung verdienen
och sechs Gedichte auf bildliche Darstellungen der aus dem Barlaamroman
3. § 392) bekannten indischen Parabel vom Lebensbaum, den Mäusen
nd dem Drachen. Endlich gehören hieher die Verse auf eine allegorische
)arstellung der zwölf Monate (s. § 313, 9). So gewährt uns Philes eine
3rmliche Bilder- und Skulpturengallerie seiner Zeit. Da er — ganz
n Gegensatze zu den Phantasiegebilden des Meliteniotes — allem An-
cheine nach meist wirkliche Werke vor sich hatte, so sind aus einer
Jntersuchung dieser Gedichte brauchbare Aufschlüsse für die byzantinische
konographie zu erwarten. Auch rein litterarisch betrachtet sind sie
loht ohne Wert, und jedenfalls gehören sie zu den besten Leistungen des
^hiles.
5. Gelegenheitsgedichte und Vermischtes. Den breitesten Raum
eanspruchen in dieser Gattung die von knechtischer Devotion überfliessen-
len Lob-, Bitt- und Dankgedichte an die Mitglieder des Kaiserhauses
ind hohe Würdenträger in Staat und Kirche. Manche besitzen histori-
chen Wert, so die Schilderung seiner Gesandtschaftsreise zu den Russen,
erschiedene Gedichte an den Protostrator Michael Glabas (bes. das
mfangreiche Stück 2, 240 ff.), an seinen Gönner Patrikiotes, ein Trost-
:edicht an den Kaiser, als die „Sikelioten^ Thrazien verwüsteten, u. a.
Veitere Anlässe, welche Philes zu poetischen Versuchen begeistern, sind
ie Rückkehr des Michael Palaeologos aus dem Abendlande, ein an-
eblicher Sieg des Kaisers über die „ Barbaren ', eine Feuersbrunst im
778 BysantiniBche LiiteratargMoliiohte. IL Poethrahe Idtteimtor. I
Eynegesion, Todesfälle in der kaiserliehen Familie und versclueJMfbrT-
Kirchenfeste. An einen Bardales^} sendet er ein Gedicht als Bcff^k^ri.
sehreiben eines Theophrastexemplares, das ihm jener geliehen hatten H^
bittet ihn um den Alexander von Aphrodisias. Litterarhistorisch widfl^r^
ist ein grosses Gedicht auf eine von Andronikos Komnenos Dilnlia
Palaeologos, einem Sohne des Sebastokrator Konstantin und Vetter Mii^^
Kaisers Andronikos II, verfasste Liebesgeschichte; denn nach derddMi^'
dings ziemlich allgemein gehaltenen Inhaltsangabe scheint es rid mn^
den anonym überlieferten Roman Kallimachos und Chrysorrhoe (v|l«r£
§ 377) zu handeln. Damit verbindet sich ein Epigramm auf ein, lilki«
es scheint, uns nicht erhaltenes strategisches Werk des oben tllor
wähnten Protostrator Michael Qlabas. Die meisten dieser Stucke iUItic:
voll der widerlichsten Schmeicheleien. Den Gipfelpunkt erreicht die lakiiMf)
hafte Unterwürfigkeit aber in den eigentlichen Bettelgedichten. Mi
allen Thüren streckt Philes seine leere Hand herein. Einen Neffen dtnilc
Kaisers mahnt er an sein Versprechen, ihm Wein und ein Pferd ■»
schenken: „Ich bin Dein, Dein, der beste Kalligraph Deiner VerdieaBte;|i
aber lass Deine Missgunst fallen und zögere nicht länger, mir das V«p-|^
sprochene zu spenden!* Den Domestikos der orientalischen Themeil
bittet er um Hasen und Rebhühner, denn er habe das ewige Schweinefieisdl
endlich satt; oder aber er möge ihm goldene Schlingen senden, damit «r
die in der Stadt allenthalben aufgehängten Gänse und Enten erhasdiei
könne. Der kaiserliche Jagdmeister soll ihm Gerste für seine Pfwde.
der Patriarch ein versprochenes Rind liefern. Die Muse wird hier lur
wahren Hochstaplerin, die ihrem Herrn sogar die nötige Garderobe be
sorgen muss. Den Patriarchen Theodor Xanthopulos bittet Philei
in einem langen Gedichte um einen warmen, wohlgefütterten russischca
Pelzmantel, ausserdem um Wein, Pferdefutter und das unentbehrlidw
Kleingeld. Wenn er sich gar dem Kaiser selbst naht, verliert er aDe
Besinnung und seufzt wie ein liobestoUer Seladon: „0 Kaiser, Dein hin
ich. Dich allein atme ich; o Kaiser, Dein bin ich. Dich allein schaue ich;
und lebe durch Dich, den Hauch der Ausonen; und lebe durch Dich, den
mächtigen Lichthort, der das Dunkel der Seele verscheucht, wenn der
Sturm des Kummers über mich hereinbricht!* (2, 131). Dazu kommen
Stücke vermischten Inhalts, so eine Apologie gegen einen, der ihn
verspottete, weil er angeblich behauptet hatte, er habe in Persien eie^
gebärende Weiber gesehen; Epigramme auf die Rose, auf Sonne, Mond,
Erde und Meer; ein grosses paränetisches Gedicht (1, 359) u. s. w. Manche
Stücke sind wohl als vorrätige Ware für plötzliche Bestellungen ru
denken z. B. Klageverse eines Mannes, dessen Kinder gestorben sind, eine
Grabsclirift auf eine tugendhafte Frau u. a.
Philes besitzt ohne Zweifel eine bedeutende Gewandtheit in der
Form und erfreut uns namentlich in den kleineren Stücken nicht selten
durch glückliche Gedanken; die meisten seiner Machwerke ermüden
aber durch den übermässigen Schwulst, durch die Überhäufung mit Me-
*) Vgl. Max Treu, Maximi monachi Planudis epistulae S. 200.
2. Profanpoesie. (§ 824) 779
3phern, Wortspielen und Allegorien, auch durch sonstige Geschmacklosig-
diten. Als Mensch stösst uns Philes ab durch den selbst bei Byzan-
nem seltenen Grad gemeiner Speichelleckerei. Darnach ergibt sich seine
Biarakteristik von selbst. Ganz verfehlt ist es, wenn man ihm einen
■atz unter den Dramatikern anweist; dazu berechtigt nichts, auch nicht
Le erwähnten dialogischen Stücke, die zudem für seine litterarische Ge-
»nterscheinung ganz unwesentlich sind. Philes ist nach der Mannigfaltig-
st seiner Produktion vorzüglich mit zwei byzantinischen Dichtem zu
•rgleichen, mit Georgios Pisides und mit Theodoros Prodromos, mit
enen er auch in den Handschriften zusammengeht. Sein eigentlicher
^orläufer und Doppelgänger aber ist Prodromos, Philes ist ein
"tochoprodromos in stark vermehrter und verschlechterter Auflage. Beide
ind die byzantinischen Hofdichter xar' s^oxrjv und beide sind hierin für
ie spätere Zeit typisch geworden; wie Prodromos von Philes und manchen
nderen, so wurde auch noch Philes von späteren Dichterlingen nachge-
hmt, ein Verhältnis, das sich schon äusserlich dadurch ausspricht, dass
n den Handschriften die Gedichte des Prodromos, Philes und verwandter
leisteskinder so durcheinander gemischt sind, dass ihr Eigentum sich oft
ichwer absondern lässt. Wie bei Prodromos treffen wir auch bei Philes
sahireiche epigrammatische Gedichte auf Eirchenfeste, Stücke der hl. Schrift
ind ähnliche Stoffe; wie Prodromos, so besang auch Philes eine allegorische
Darstellung der zwölf Monate; bei beiden finden wir Spuren Lukians; bei
beiden auch das dialogische Element. Dieselbe Verwandtschaft zeigen sie
in ihrem Charakter und in ihrer äusseren Lebensstellung; Philes ist wie
sein Vorgänger ein Stiefkind des Schicksals, ein Hunger- und Betteldichter,
5in Ptochophiles wie jener ein Ptochoprodromos. Wie Prodromos für die
K^omnenenepoche so ist Philes für die Paläologenzeit der Typus des
irielgeschäftigen, dürftigen, aber anspruchsvollen litterarischen Dilettanten,
ier die Leiter der staatlichen Ämter nicht zu erklimmen vermag und froh
ist, in den Vorhöfen wohlhabender Gönner sein Fortkommen zu sichern.
1. Ausgaben: Ein Teil der Gedichte wurde ediert von Wernsdorf, Ideler, Pauw
isd anderen. Die Tragödie ed. B. Stark, Jahns Jahrb. Supplementb. (= Jahns Archiv)
14 (1848) 444—461. — Jetzt sind sämtliche Gedichte in drei Ausgaben vereinigt: Die
laturwissenscbaftlichen Stücke in den Po^tae bucolici et didactici edd. Fr. Dübner et
^. S. Lehrs, Paris, Didot 1862; die zwei litterarhistorischen Gedichte (über die Liebes-
beschichte und das strategische Werk) ed. £. Martini, Rendiconti del R. Ist. Lomb. di
»cienze e lettere, Serie 11, vol. 29 (1896); alles Uebrige in: Manuelis Philae carmina ed.
E. Miller, 2 voll., Paris 1855—57 (unmethodische und oberflächliche Arbeit). — Ein bei
Hiller fehlendes Epigramm auf den Erzbischof Dionysios von Mytilene ed. pr. J. Sak-
celion, JeXrloy 3 (1890—92) 315 f. — Eine Anzahl von Epigrammen auf Kirchenfeste
und Heilige ed. noch einmal aus Cod. Patm. 37 J. Sakkelion, n(tTf4iaxtj ßißX,t Athen
1890 S. 27 — 29. — Den Dialog zwischen Mensch und Seele ed. nach Miller noch einmal,
iber unvollständig (nur 114 statt 240 Verse!) und fehlerhaft aus Cod. Monac. gr. 281
A. Jahn, Anecd. graeca theologica, Leipzig, A. Deichert 1893 8. 91—96. Vgl. B. Z.
3, 643.
2. Hilfsmittel: Kritische Beiträge zum Gedicht über die Eigenschaften der
Piere: G. Patakis, Philologus 8 (1853) 524 ff. (einige gute Verbesserungen neben manchen
(iVillkürlichkeiten) und C. Ludw. Struve, Opuscula selecta, vol. 1 (Lipsiae 1854) 158 ff.
fast wertlos). — Zur Ikonographie: B. Stark, De Tellure dea deque eins imagine a
kTan. Phile descripta, Jenae 1848 (das Gedicht bei Miller 2, 267 f.). — Den Deckel eines
byzantinischen Reliquiars des hl. Stephanos vergleicht mit Gedichten des Philes, in denen
solche Reliquiarien besobrieben werden, G. Seh lumb erger, Comptes rendus de Tacadömie
les inscriptions et helles lettres IV. sörie 13 (1886) 351 f. — Das Gedicht über diQ
780 BysaatiniBche Litterainrgeschichte. IL PoetiBohe littaratiir. I
12 Monate ediert und bespricht Bruno Keil, Wiener Stadien 11 (1889) 115 ff. —Uk^^ \y^
dialogischen Stücken 8. K. N. Sathas, 'ItrroQtxoy doxi/uoy nsgl tov ^edr^ov xui ^V^f^tm^F *
ttoy Bv^apjiyaiy S. 390 ff. — MaxTreu, Maximi monachi Planudis epistolae, Bmlai qV^F^^
S. 254. — Chr. Loparev, Der byzantinische Dichter Manuel Philes. Zur GMeliifljdi g
Bulgariens im 13. und 14. Jahrhundert, Petersburg 1891 (russ.). Lop. betont die fii^^y_
tung des Philes als Geschichtsquelle und kommentiert den grossen Panegyrikus aafMi^V^ '
Glabas (bei Miller 2, 240—255). — Zur Sprache: Tycho Mommsen, Beiträge nrLi||M^<^^
von den griechischen Präpositionen, Frankfurt-Berlin 1886—1895 S. 346 f., 631 f. |^
3. Ueberlieferung: Miller benützte für seine Ausgabe vier grosse SaDnM
Codices, einen Escurialensis, Parisinus, Florentinus, Vaticanus; dazu verwertete er itd
den Monacensis 281. — Dazu kommen die Godd. Cremon. Bibl. Gov. 160 and Tiu
C. VII. 7 (214. c. IL 16 bei Pasini), die £. Martini, Catalogo di manoscritti greci esbin
nelle biblioteche Italiane I 2 (1896) 302 ff., 426 ff. genau beschrieben hat Auf demTiitl i
beruht die oben erwähnte Ausgabe von Martini. — Unbeachtet blieb der Cod. VioMl
bist. gr. 112, der eine ziemlich reiche Sammlung von Gedichten des Philes enthili Dnil.
eine von späterer Hand stammende Ueberschrift (fol. 38) verleitet, hat A. Fr. KollSilL 1^4
Ad P. Lambecii comment. etc. suppl., Wien 1790 col. 704 ff., diese ganze Sammlimg kJP .;.
Johannes Tzetzes zugeteilt, was wohl der Grund ist, dass die Hs von BCiller u. i. tt»l^ ^
sehen wurde. — Eine grössere Anzahl von Gedichten des Philes enthält auch Cod. BtiLV^ .
Thomae Roe 18, a. 1349 fol. 436-451. — Ein bei Miller (1, 380—388) fehlendes DidäibV^
auf Johannes Klimax notiert aus Cod. Athous 2101 s. 18 Sp. Lambros, CatalogmllP^
the greek mss on Mount Athos 1 (1895) 180. IfV
4. Ausser den Gedichten des Philes edierte Miller auch die in seinen Batl^^
Schriften unter dieselben gemischten Stücke des Prodromos, Christophoroa thI^^
Mytilene, Maximos Holobolos, eines Athanasios Monachos, Alexioa Makrei-l
bolites u. a. I
5. Die einzige von Manuel Philes bekannte Prosaschrift ist eine ganz allgemailk -
gehaltene Aufforderung einer Zuhörerschaft zu reger Aufmerksamkeit Sil
steht unodiert z. ß. im Cod. Mon. gr. 225, s. 14, fol. 204—205^, wo sie dem Enkonial
des Nikephoros Blemmydes auf den Evangelisten Johannes als Einleitung yorgeMttlvr
ist. Der Titel lautet: Setagia MayovfjX tov 4»irX^ ngoayayiyoHixofjiByy tov fyxatfiiov niltr^
(txQoaa&tti roy avXXoyoy dyanei^ovaa. Vgl. Nicephorus Blemmydes ed. Heisenbert,!',
Proleg. S. LVII ff. I^^
6. lieber die Familie des S. 777 erwähnten Melissenos hat Georgios Scholarioi,!^
der jedenfalls mit dem späteren Patriarchen identisch ist (vgl. die Ausf&hrangen v« 1^
Dräseke, B. Z. 4, 561 ff.), im Auftrage des Kaisers Johannes VIII Palaeologoa (1425 — 1448) w
eine Schrift verfasst, die der Cod. Berol. Phillipp. 1456 a. 1618 aufbewahrt: Tov ctpm* w
jdtov FetoQyiov tov 2^;|roAff^tot; eig ro dyXttonfjioy yiyog tov MeXiaaijyov di' iyttiXfittt§i I
TOV XQaTcaoidrov ßatnXewg 'Jcjdyyoi» rov UaXtttoXoyov ixXoyij ix diatpogtoy ßtßXitay, I
7. Ohne Autornamen stehen im Cod. Marc. 464, der zwischen 1316 iind 1320 vm I
der Hand des Demetrios Triklinios geschrieben ist (vgl. S. 555), Epitaphien in politisdiei |
Versen, zwei für den Kaiser Michael Palaeologos (f 1282): Eig x6y ^dyaioy rot* pttc*-
X^tog xvQov Mi-xttrjX rov TlaXaioXoyov, drei für Manuel Phakrases: Tov aviov eig roy iurm-
roy XVQOV MavovtjX rov 4»axqaarj, endlich zwei für Unbekannte : Tov avrov eig tov nXo6€iw
Xtti eydo^oy äy^Qtonoy und: Elg roy fidratoy ßioy rov dy^gtonov. Der erwähnte Manoel
Phakrases ist identisch mit dem Manne dieses Namens, dem auch Manuel Philes eio
Grabgedicht gewidmet hat: Manuelis Philae carmina ed. E. Miller 1 (1855) 376 ff. (vgl.
ebenda S. 291 Anm. 6 und M. Treu, Maximi monachi Planudis epistulae, Breslao 1890
S. 198) imd wahrscheinlich auch mit dem oben S. 105 Anm. 4, 3 genannten Phakrases. M.
Treu wird diese Gedichte demnächst in der B. Z. veröffentlichen.
8. Andronikos Palaeologos Komnenos, Sohn des seligen Sebastokrator, wird
im Cod. Vindob. phil. gr. 149 (Nessel) s. 15 genannt als Verfasser eines moralischeo
Lehrgedichtes ,Hauptstücke über Tugend und Laster* (fol. 346^—350^). Das Werkchen,
das sich stofflich mit dem Moralgedicht des Manasses (s. S. 378 f.) eng berührt und anch
sonst in der byzantinischen Litteratur zahlreiche Verwandte besitzt, besteht aus 53 jambi-
schen Tetrastichen Über Treue, Hoffnung, Langmut, Mitleid, Jungfrauschaft Gerechtigkeit
u. s. w. Titel und Anfang lauten: K6<pdXttia negi dgerrfg xai xaxiag rov tlaXaioXoyw
XVQOV 'AvÖQoylxov Kofiyrjyov, rov vlov rov rgia/iaxagiffrov doidifjiov oeßaaroxQdrogog. Ili^l
Tiiaretog. Iliartg d-ndyrtoy rtoy xaXüiy nguirtj ßdaig u. s. w. Der Verfasser ist offenbar
identisch mit dem Andronikos Komnenos Dukas Palaeologos, der oben (S. 778)
als Verfasser einer Liebesgeschichte (wahrscheinlich des Romans Kallimachos und Chrysor-
rhoe) erwähnt worden ist
325. Johannes Eatrares {loDdwrjg 0 KatQdgrfi), ein sonst nur als
Kopist bekannter Mann, der im 14. Jahrhundert lebte, verfasste ein für
2. Frofknpoesie. (§§ 325—326) 781
byzantinische Ethnographie beachtenswertes Spottgedicht. Das aus
prosodielosen, achtsilbigen Anakreonteen bestehende Pamphlet richtet
gegen den „Philosophen** und »Rhetor** Neophytos, dem neben
>ren Lastern auch unreine Abstanmiung und barbarische Sprache vor-
orfen wird.
BovXet xal fioQtptjv axavcai)
Trjy fAkf y^yyrjy iarl BXäxos,
^jXßayiTfjs d^ Tfjy o%piy,
Tov (f(? aüifiatog xrjy &iaiy
BovXyaQaXßaynoßXdxog.
1. Ed. Matranga, Änecdota graeca 2 (1850) 675—682.
2. Eines gewissen Markos Angelos Anakreonteen aaf den Eros (Inc/'EQcjg 6 ßagvg
iattjgWäQ* i^ ovQnyov xarijX^eg;) stehen im Cod. Vindob. phil. gr. 219 (Nessel) fol.
r— 142.
3. Ein gewisser Johannes Komnenos aus Sozopolis, der wohl im 14. Jahrh.
hatte den unverzeihlichen Einfall, das nach dem feuchtfröhlichsten Griechen benannte
zur Abfassung eines reuevollen Sündenbekenntnisses zu verwenden. Dieses
le Anacreonticum, das die Codd. Athous 3881 s. 16 foL 200^—201'' und Paris.
^^^t*. 3025 8. 16 fol. 16^ — 19 bewahren, führt den Titel: -^rt/oi 'jyaxQeoyreiM iy axij/*au
^^^oXoy^aeiog rov Osiorarov xal aotptoxtitov 'Jfoayyov Kofjiyrjyov rov ^toConoXirov, und
nnt:
Ei nXsunäxig dfAagitjaag
Toaavtdxig vneax^^y.
Fr. BoisBonade, An. gr. 3 (1831) 456—460.
326. Georgios Lapethis (Lapithes? reoiQY^og 6 Aanrid^iq oder Aa-*
~^7ri&fjg? s. Anm. 2) lebte in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in
"Cjrpern. In angesehener Lebensstellung und mit der griechischen wie
Abendländischen Wissenschaft vertraut, genoss er die Freundschaft der
^^-HeiTscher aus dem Hause Lu sign an und verkehrte brieflich mit den
"^gelehrtesten Griechen seiner Zeit. Wir finden unter seinen Korrespondenten
'den Historiker Nikephoros Gregoras, den Georgios Akindynos (ein
bewundernder Brief von ihm z. B. im Cod. Marc. 155 fol. 67^) und den
^ berühmten Kalabreser Mönch Barlaam; der letztere schrieb auch Lösungen
i xa wissenschaftlichen Fragen, die ihm Lapithes aufgegeben hatte: BagXadfA
/iovaxov Xv<y€ig elg Tag in€V€%d'€l<sag airttp änoQ(ag naqd tov aotpourdrov
'. rsto^yiov TOV Aani&ov, Weitere biographische Nachrichten verdanken wir
1 wir seinem Zeitgenossen Agathangelos, einem theologischen Gegner des
^ Nikephoros Gregoras.
Lapithes hinterliess uns ausser einer kurzen theologischen Schrift
(vgl. S. 102 Anm. 4) ein moralisches Lehrgedicht in 1491 ziem-
lich nachlässig gebauten politischen Fünfzehnsilbern: 2Tixoi avto^
ax^i^oi eig xoivrjv dxoijv d. h. Stegreifverse zu allgemeiner Kunde. Die
gute Meinung, die wir uns aus dem erwähnten Briefwechsel über Lapithes
zu bilden geneigt sind, wird durch dieses Werk sehr herabgedrückt. Neben
philosophischen und moralischen Grundsätzen werden hier praktische Regeln
für das Verhalten im Staate, in der Gesellschaft, in den verschiedenen
Lebensstellungen und besonders in der Familie mit langweiliger Breite vo]>-
getragen. Statt des derben, aber doch urwüchsigen Tones, welcher den
verwandten Erzeugnissen der vulgär griechischen Litteratur wie dem Spa-
neas und den späten Gedichten eines Sachlikis und Depharanas eine
gewisse Teilnahme sichert, herrscht hier nur seichte Trivialität. Die Kom-
782 Bysaniinische Litteratnrgesohioliie. n. Poetische Litteraiiir. ■
Position des Werkes scheint original, im einzelnen sind Sentenzen derdkreit^
Schrift, des Isokrates u. a. verwertet. Der Herausgeber hatte den niriftt^i
würdigen Einfall, diese lendenlahme Yersprosa als Lektüre für Grieehii&e»
lernende Studenten zu empfehlen. IH^'
1. Ed. aus Cod. Paris. 2877 von Fr. Boissonade: Not. et extr. 12 (1831) 2, l-^&L <
in der Einleitung die biographische Notiz des Agathangelos und drei Briefe des Lif4j^^^
an Nikephoros Gregoras. — Wiederholt von Migne, Patrol. gr. 149, 1002 — 1046. j^
2. Name: Der Herausgeber und die Hs bieten Atml^s. Die richtige Schreibw^B^
ist aber wohl Aanij&tg. Denn der Name ist von der Stadt Aanrj&og auf Gypern gebüMner
Vgl. A. Sakellarios, Td Kvnqiaxd 1 (1890) 791. ^fc
3. Ein gewisser Rhakendytes hat ein in (30) schauderhaften Hexameten lÄJ^
holprigem Griechisch abgefasstes Gedicht auf die hl. Jungfrau Maria hinterlassen. Ob^Hs
mit dem Rhetor und Jambendichter Joseph Pinaros Rhakendytes (Wfüz, Bbt u^
3, 467) oder mit dem Hymnographen Pachomios Rhakendytes (J. B. Pitra, Hjn^vT
grapbie S. CLVT) oder mit keinem von beiden identisch ist, lässt sich zunähst nidit ^V '
scheiden. Ed. A. Lud wich, De codicibus Batrachomacbiae. Ind. lect., Kdoigsbefg UÜHI
S. 21 f. Wiederholt in: Die homerische Batrachomachie des Karers Pigres cnL A. L^mi^
wich, Leipzig 1896 S. 43 f. 1?^.
4. Der Patriarch Philotheos (vgl. S. 107 ff.) schrieb ein durch seine Fon k»-l* ^
merkenswertes erbauliches Gedicht, das aus einem längeren Dialog zwischen Christeallin]
Maria und einem kürzeren zwischen Maria und einem Diener besteht. Beide Dialoge all^
in rythmischen, durch eine Akrostichis verbundenen Strophen abgefassi lliil,
Akrostichis des ersten bildet das umgekehrte Alphabet: Sl-J, die des zweiten nennt uAlCt
der Weise der Kirchenlieder den Namen des Verfassers: ^tXo&eov. Im ersten Dialog will g^
der akrostichische Buchstabe im Innern der Strophe noch einmal wiederholt (l^pffi^lfK,
akrostichis; vgl. § 297 Anm. 3). Den Inhalt des Werkchens, das mit den dialogii(«i|
Gedichten des Ignatios, Manuel Philes n. a. zu vergleichen ist, von diesen sich aber dankl^in
die Wahl des rythmischen Masses unterscheidet, bilden Fürbitten Marias bei ihrem Sahl|g^.
und Danksagungen des Dieners an Maria. Aus Cod. Paris. 12, a. 1419, fol. ^^^'^l^lc^
zum Zwecke der Publikation abgeschrieben von K. Krumbacher. 1^^
5. Durch die von der Regel der byzantinischen didaktischen Poesie abweicheiii|S!:i
metrische Form des Hexameters und durch den litterarhistorischen Inhalt ist Wl^^
merkenswert ein im Cod. Vindob. phil. gr. 178 (Nessel) fol. 37^ — 42 anonym *^lt^
liefertes Lehrgedicht, das Anweisungen zur richtigen Auswahl der Lektüre enthili hV^
beginnt: Ei fjky ytjnoyiag i&eXeig /nay&dyeiy TioXvxdgnovs, 'Hcloöoy fieii^i xXeiyoy u. 8. f> V:
Eine Ausgabe dieses litterarischen Handweisers ist mir nicht bekannt. V ,
6. Stephanos Sguropulos (Ixi(payog 6 ^yovQonovXog), Protonotar in Trapenik,|;j
verfasste mehrere Gelegenheitsgedichte, u. a. ein aus 300 achtsilbigen Anakreonteen bt- 1^
stehendes Enkomion auf einen Kaiser Alexios von Trapezunt, wahrscheinlich Alexiotlll V
(1350 — 1390). Das Enkomion nebst zwei titellosen Gedichten in politischen Versen ed. 1
A. Papadopulos Kerameus, 'JydXexra legoaoXvf^, ZxaxvoXoyiag 1 (1891) 431—487. I
Vgl. seinen ÜQoXoyog aeX. iC-~x'. 1
327. Meliteniotes {MsXitrjVKOTrjg). Unter diesem Namen geht ein
grosses allegorisches Gedicht in 3060 politischen Fünfzehnsilbem : Eig rfj
(rü)(pQO(rvvrjv^ mit dem metrischen Nebentitel: 'EQoouxtj öiijyr^tng, aUa
<Ta)(f>Qov£aTdTrj \\ Metqov ti xaO-VjSvvovfXa rovg igaardg rov Xoyov, Aus der
Familie der Melitenioten, die am Ende des 13. und im Anfange des
14. Jahrhunderts in Konstantinopel blühte, kennen wir vier zum Teil in
theologischer und medizinischer Litteratur thätige Glieder, einen Johannes,
einen Eallistos, einen Konstantin, und einen Theodoros; ob einer,
bzw. welcher von ihnen der Verfasser unseres Gedichtes ist, bleibt dahin-
gestellt. Jedenfalls gehört es zu den spätesten Produkten der byzantini-
schen Poesie.
Der Dichter beginnt mit scharfen Hieben auf die lügenhaften Er-
zählungen des Aesop, die Truggeschichten des Stephanites und Ichne-
lates und ähnliche Fabeleien des Altertums, denen er sein Werk als
launqd dnjyijaig xai navaXrj^iatccTr] gegenüberstellt. Diese herrliche und
2. Profanpoesie. (§ 827) 783
^haus wahre Erzählung hat folgenden Inhalt: Der Dichter ergeht sich
freier Qottesnatur, um die Schönheit des ersten Maitages zu gemessen;
erscheint ihm eine wunderbare Jungfrau, Sophrosyne; vor Schrecken
it er beinahe in Ohnmacht und kann sich erst fassen, als ihm die Jung-
den Zweck ihrer Sendung, ihre Heimat und Abkunft verrät und ihm
cklich versichert, dass er es nicht mit einem bösen Geiste zu thun
Nachdem der Dichter weitere Anfälle von Zähneklappern siegreich
mden hat, ermannt er sich endlich und bittet die Sophrosyne um
lehrung. Sie erzählt ihm, als er so ganz verlassen und ohne Kenntnis
drohenden Todes umherirrte, habe sie sich seiner erbarmt und wolle
nun in der Wahrheit unterrichten. Zu diesem Zwecke führt sie ihn
den wundervollen Wohnsitz, welchen Gott ihr verliehen hat. Es ist
herrlicher Lustgarten mit einem zauberhaft ausgeschmückten Schlosse.
m Eingang zum Parke versperren sieben Hindernisse {(pQovQia), so
sind ein Strom, ein Brücke, das Thor der Brücke, wilde Tiere, ein
kben, ein dorniger Hain, endlich eine Mauer. Bei jedem Hindernis gerät
►x Dichter in neue Furcht, aber die stets wiederholte Ermunterung der
ngfrau lässt ihn alle Schwierigkeiten überwinden. Die Schilderung der
ndemisse gibt Gelegenheit zur Ausbreitung mythologischer und natur-
pvrusenschaftlicher Kenntnisse; bei den wilden Tieren z. B. wird der ganze
drrat alter und mittelalterlicher Fabelwesen, wie Drache, Pegasos, Ker-
rTOs, Vogel Greif, Onokentauros, Chimära, sogar der „Satyr", mit ihren
Sf enschaften ausführlichst beschrieben. Endlich betritt der Dichter das
hloss. Auch hier wird dem Leser nichts erlassen; Wände, Decke,
.ulenhallen, Kuppeln werden mit unverwüstlicher Redseligkeit geschildert,
in Gipfel und Mittelpunkt des Ganzen bildet das Kuhelager der Sophro-
yne. Zwar sind Zeichen des Todes angebracht, damit sie nicht in irdische
^ledanken verfalle; im übrigen finden wir eine Verschwendung von Gold,
Silber und Edelsteinen, wie sie kaum in einem anderen Werke der phan-
tastischen Märchenlitteratur wiederkehrt; die Aufzählung der zum Schmucke
des Bettgestelles dienenden Edelsteine füllt allein mehrere Seiten; es ist
ein förmliches Wörterbuch der Mineralogie in politischen Versen.
Neuen Anlass zur Ausschüttung mythologischer, historischer und litterari-
scher Erudition bietet die Schilderung der Umfassungsmauern des
Parkes; ihren Schmuck bilden nämlich Standbilder aller berühmten
Männer des alten und neuen Bundes, des heidnischen Altertums und der
christlichen Ära. Die phantastische Afterweisheit, die bei der Beschrei-
bung dieser Werke entfaltet wird, überbietet alles, was sich einMalalas
in dieser Hinsicht geleistet hat. In wunderlicher, nur durch den Zufall
bedingter Zusammenstellung wird eine endlose Gallerie anerkannter und
dunkler Zelebritäten vorgeführt, Prometheus, der „Erfinder der Grammatik*,
neben dem falschen Propheten Barlaam, Euripides neben Nachor, Julius
Africanus neben Lykurgos, Heraklitos neben Sophokles, Enoch, der „Er-
finder der Buchstaben", neben dem Periegeten Dionysios; der ganze Suidas
scheint ausgeschöpft, um die überschwellende Fülle von Namen zu liefern.
Auf einer zweiten Mauer finden wir alle Götter der Griechen, überladen
mit echten und unechten Attributen; selbst Venus stellt sich ein, freilich
784 Bysanünisohe LitieratiirgeBohiohte. IL Poetisohe litiaintiir. ■
als xaxiarog ^sd xal ^sQvnaQODfitvrj. Die dritte Mauer bringt änejAvi*
Nachlese zu den Standbildern der ersten, besonders Helden des alten BaWjJJl'
und des heroischen Zeitalters der Griechen, Moses, David, Herakles, iXCin
mos u. a. Endlich wird der Park selbst mit allem Zubehör, wie öM^
Weinpilanzung, einem Teiche und einem Bade geschildert; den BeadtBBjf«
bildet ein wortreicher Panegyrikus auf die Schönheit der SchlosAgJ^
selbst. Wir fragen uns noch immer, was bezweckt diese nebdbiVf,
Sammlung von Raritäten mit dem hochaufgetürmten Flitterstaat eUF
langer Beiwörter! Die Antwort erteilt uns der Dichter in den letrij^*
hundert Versen, in der Erklärung der sieben Hindemisse (^^M))raff oH?^
imd (pQovQt(ov). Die sieben Hindernisse bedeuten die FaUstrietafe^'
die den Weg zur Tugend versperren, die gefährliche Wanderung dnA.
die sieben Weltalter und Ähnliches; der Park ist das Paradies. lläR^
der Dichter den sinnlichen Baumgarten in seiner Herrlichkeit erUkkd^ ]
so möge ihm dereinst verliehen werden, das geistige Paradies zu scIuuhcV^ ^
So erscheint das Werk poetisch als ein Monstrum; aber auckfay^
vermeintliche antiquarische Nutzen schwindet bei genauerer Bebac^lN^
tung auf ein sehr bescheidenes Mass zusammen. Von einer Benfitan^
guter, uns verlorener Quellen kann kaum die Rede sein; was in dMftk:
Wüste von Raritäten und Attributen neu zu sein scheint, ist meist nur Vw-Ij^
unstaltung bekannter Namen und willkürliche Erfindung. Vielleicht di«ili|^
als Quelle eines jener in manchen Sammelhandschriften (z. B. im Coibsc
Marc. 608 fol. 320^—322) vorkommenden Verzeichnisse der ErfiiidMrf|
der Künste. Auch das anonyme in politischen Versen abgefasste 6e-l^
dicht über alte Helden und Zelebritäten, das, m. W. noch ^w^
ediert, im Cod. Vatic. Pal. 426 s. 16 fol. 94 — 97 ruht, wäre zu y9'V^\
gleichen. Immerhin mag das groteske Werk des Meliteniotes in eiMtlr
Geschichte der allegorisch-moralisierenden Poesien als eines derl*^
wundersamsten Beispiele der ganzen Gattung seine Stelle finden. VöiV
byzantinischen Werken ist in der Gesamtanlage besonders der Mj^ |
TtaQTjYOQrjTixog neql eirvxiccg (s. § 340) zu vergleichen; die phantastischen I
Schilderungen des Parkes und Schlosses erinnern an die byzantinischen Vers- |
romane, besonders an die vulgären und halbvulgären Rittergeschichten
(s. § 376—384). Mit diesen Erzeugnissen, auf die schon der erwähnte
Nebentitel hinweist, hat unser Werk auch die zahllosen zum Teil will-
kürlichen, zum Teil aber auf wohlbezeugten Thatsachen der Vulgärsprache
beruhenden Komposita gemeinsam wie noQq>vQoX€vxoxixxivog^ jf^tHro;r^-
aiv{^(o, XiyvQOffOoyybtii^ ßsvsxoifoqäw^ nctvsvnqsnifl u. s. w.
1. Das Werk ist aus Cod. Paris. 1720, einer sehr interessanten Sammelha, keine»-
wegs mustergültig ediert von E. Miller, Not. et extr. 19 (1858) 2, 1—138. — üeb«
Johannes, Kallistos, Konstantinosund Theodoros Meliteniotes vgl. S. 135; 158;
96 ff.; 135 f., 204, 623. Zn Theodoros Meliteniotes vgl. noch Jules Nicole, Lea scoliet
Genevoises de l'lliade, Paris 1891 S. XIX ff. (über einen von Theodoros Melitenioies ge-
schriebenen Codex der Ilias).
2. Eine noch unedierte metrische Schilderung (Ekphrase) der Kirche des von
der Kaiserin Irene, der Gemahlin des Johannes Komnenos, gestifteten Pantokrator-
klosters ist von D. G. Kampuroglus in einem Menaeon des 14. Jahrfa. aufgefimdeo
worden. S. 'A»rjvd 4 (1892) 644.
3. Ein aus 48 Trimetern bestehendes, an die Gottesmutter des Choraklosters ge-
richtetes Bittgedicht der dritten Gemiüilin (1427) des Kaisers Johannes VIII PaUedogoa,
2. ProüMipoesie. (§ 327) 785
ria Komnene: Jri/ot Ixer^gioi ngog rijy Jdanoiray JlaQ&^yoy xal SsofitJToga rijy
nnjy tig ix nQOötonov r^g BvaBßBtsxdxrjg decnoiyrjg xvQdg MetQias Kofiytjy^g rijg UalMO-
Ln^c ed. mit Kommentar aus einem Codex des Johannesklostere bei Serres P. N. Papa-
urgiti, B. Z. 3 (1894) 326-329.
4. Ein sonst nicht bekannter Johannes Diakonos aus Adrianopel verfasste ein
fangreiches Lobgedicht in politischen Versen auf den Kaiser Johannes VIII
laeologos (1425—1448). Er feiert namentlich die fUr das Wohl des Reiches nnter-
Hunenen Reisen und Kriege des Kaisers, den er mit Moses, Salomon und Titus vergleicht.
. pr. A. M. Banduri, Florenz 1763. — Wiederholt bei Migne, Patrol. gr. 158, 959
970.
5. Ein gewisser Michael Meli tz es, dessen Person und Zeit nicht bekannt sind,
; den ,Uierarohen' d. h. wohl Erzbischof Alezander von Lesbos in jambischen Versen
angen, die der Cod. Laur. S. Marco 307 s. 14 ex. fol. 229^ aufbewahrt. Das Preis-
licht nennt in der Art der Kirch enh3rmnen den Namen des Verfassers in der Akrostichis :
tm xdyti roy fiiyay UqoqxV^ Afe/cn^A MtjXixCfjg'
6. Ein offenbar als Proömion oder als Epilog eines Bnches gedichtetes jambisches
igramm, das £. Miller, Manuelis Philae carmina 2 (1857) 380 (Nr. XX) als anonymes
•rk ediert hat, trägt die Akrostichis: l/oAa^tov niqtvxs näy x^^QtSy noyog und stammt
0 höchst wahrscheinlich von dem Berühmten Georgios Soholarios (vgl. S. 119 ff.).
I. Rein ach, Un po^me mäconnu du patriarche Gennadius, B. Z. 6 (1897).
7. Ein Rätsel bleibt vorerst das im Cod. Matrit. 42, s. 14, aufbewahrte Gedicht,
er das Jo. Iriarte, Regiae bibliothecae Matrit. Codices gr. mss, Madrid 1769 S. 149 f.,
iige Mitteilungen macht. Das Werk, welches in der am Anfang und am Schluss ver-
Immelten Hs noch 4106 jambische Trimeter umfasst, handelt ttber das alte und neue
■tament, über heilige und profane Geschichte z. B. über Alezander den (Crossen und
liamed, über Sagen und naturwissenschaftliche Dinge. Einen besseren Anhalt gewähren
ige Stellen, wo der Verfasser den Despoten von Dyrrachium Janos, einen hochweisen
chael, einen Symeon als Vorstand xtoy cBxqixtay und die Einnahme einer mir un-
kannten Stadt G er bia (ilf^t x^g dhucetog rcQßiag) erwähnt. Bezeichnend ist femer der
nstand, dass mitten im Gedicht eine platonische Sentenz in lateinischer Sprache
gefQhrt wird. Aus diesen Angaben Iriartes geht hervor, dass das Werk mit keinem
druckten Texte identisch sein kann; aber eine genauere Vorstellung über seinen Inhalt
d Charakter lässt sich nicht gewinnen. Es scheint sich um ein historisch-theologisches
brgedicht, eine Art von Verschronik zu handeln ; das lateinische Zitat deutet auf fränkisch •
iechische Kreise, die eingehende Beschäftigung mit dem Despoten Janos auf Epirus
Entstehungsort. Da das Gedicht auch historische Nachrichten entnält und in jedem Falle
6 eigenartige Stellung in der byzantinischen Litteratnr einnimmt, wären genauere Mit-
lungen und eventuell eine Veröffentlichung des ganzen Teztes erwünscht.
8. Als Kuriosität sei genannt der in sehr prosaische Fünfzehnsilber mit der Akro-
rJiis FvQaQdog xt^ neQino^ijxta (noi tideXg)*^ xvgto Ixauaxiio roi CBßaax^ x^^Q^^*^ gefasste
ief eines gewissen Gyrardosan seinen gelehrten Bruder den Herrn Sebastos Stamatios
Korone, den der Cod. Paris. 2644 fol. 5^— 6 im Original bewahrt. Die auf der Rück-
te des Bogens geschriebene Adresse lautet: Td neQi7fod<ijx(f}> xal ix fiicrig ^vxrjg nuptXtj-
f<(o (fiXyto xal ddeX<p^ xvgt^ Ixafdaxit^ <rai ce>ßaax(^ iy xfi Koqviyjf^,
9. Georgios Amirutzes (VBtaqyiog o'AfAiqovxl^tjg, auch V^/uoi^ovrCi/f, in der Geschichte
1 Kritobulos 'AfjirjQovxrjg)^ ein Mann von zweifelhaftem Charakter, der als Protovestiarios dem
iser David von Trapezunt diente, nach dem Falle von Trapezunt aber zum Islam über-
t, verfasste ausser einigen theologischen und philosophischen Schriften und einem Briefe
den Kardinal Bessarion drei Lobgedichte auf Sultan Mohamed, eines in sieben-
bigen trochäischen Versen, die zwei anderen in Trimetem, und zwei Liebesgedichte
politischen Masse. Das erste Gedicht auf Mohamed, das wie die zwei anderen Enko-
en zwischen 1461 und 1475 abgefasst sein muss, ist beachtenswert als das älteste
ispiel der konsequejnten Anwendung des Reimes in der griechischen Poesie,
r Anfang lautet: Movca XdXii /noi CBuydy \\ Movaa XdXsi (aoi xBQnyd . || MiXne ^eiay
^y, 11 TiQTiB Xiyvgdy i^dijy. Die Gediente ed. aus Cod. Athens 3797 s. 17 mit einer
ileitang über das Leben und die Werke des Amirutzes Sp. Lampros, JBXxioy 2 (1885
1889) 275—282. — Den Brief an Bessarion ed. Fr. Boissonade, An. gr. 5 (1833)
9—401. Wiederholt bei Migne, Patrol. gr. 161, 723-728. Vgl. S. 122 Anm. 4.
10. Von manchen Stegreifpoeten, deren Person und Zeit sich meist gar nicht oder
nigstens nicht sicher feststellen lässt, sind einzelne Epigramme oder sonstige Kleinig-
iten in den Hss zerstreut. Im Cod. Barb. gr. I 74 finden wir z. B. fol. 1 eines Manuel
süssen OS Epigramm auf Pythagoras (über die Familie Melissenos vgl. oben S. 780 Anm. 6),
! Symeon fidyunQog xal Xoyo^exrjg rov öqouov Epigramm auf den Protoasekretis Sty-
inoB, fol. 5^ ein auf Bitten eines Priesters Nikolaos Tzakon verfasstes Gedicht eines
HMWnmrti dv klau. AUertanMWteMOioUft IX. 1. AMlg. 8. Aufl. 50
786 Bysantinische Liiteratiirgecohiohte. IL Povtiflolie Idttontv.
Athenodoros Eig trjy TtSQinXoxijp xai <piX^fittra ttSy ayitoy anoaroXtay IJetgov »mU
fol. 9-9^ eines Konstantinos Enigramm auf den Chronisten Johannes Zonans (8.8
— Georgios Kabasilas, vielleicht ein Verwandter des Nilos und Nikolaos £j|
(s. S. 109 f.; 158 f.), ist im Cod. Laur. S. Marco 318 fol. 1^ als Verfasser eines jaoki
Gedichtes genannt, in welchem die Reden des hl. Athanasios mit der V^underqnei
Stadt Amastris verglichen und empfohlen werden: Sri/oi xov KaßdaiXa xvqov Fm
^Axove XafiTfQti xtti aofpij ycQovaia u. s. w. — Eines Michael Hieromonacbot 1
iuxta alphabetum, also wohl eines der zahllosen erbaulichen Alphabete, stehen ia
Barb. V 47; von demselben bewahrt der Cod. Vatic. 578 fol. 204 politische \m
beginnen: "^ ntog ayvoi/ntoy yiyoya xai dohog oixixtiq, — Anonyme Verse auf Mi
Ealaphates stehen im Cod. Vatic. 1357 fol. 81. — Eines Michael Gramm
Verse auf den Bischof von Ephesos, als er kam und den Lykoleon tot fand : ^rt/oi J
ygafifiattxov Eig xoy *E(piaov iX&oyza xai evQoyttt loy AvxoXioyta yexQoy, nebst Epign
die vielleicht auch diesem Michael gehören, im Cod. Vatic. Pal. gr. 367 fol 1^
142^ Vgl. H. Stevenson, Codd. mss Pal. gr. bibl. Vatic, Rom 1885 S. 233. - 2
tische Verse erbaulichen Inhalts, beginnend: Maiaioitjttüy iinayxa tvyxäyn fita
stehen unter dem Namen eines fiiyag ^tjnag Manuel im Cod. Bodl. Barocc. 12
fol. 237. — Das Urteil des Paris besingen 35 politische Verse im Cod. Bodl. M
241 fol. 207"" — Die Hezabiblos des Harmenopülos (s. S. 607) ist im Cod. Laur.
85 durch ein Epigramm auf den Richter von dem Chartophylaz Andreas Libadi
eingeleitet. Ed. A. M. Bandini, Catalogus codd. graecorum bibl. Laurentianae 3
417. — Zwei in politischen Versen abgefasste Moralgedichte eines nicht näher bei
Johannes Dukas stehen im Cod. Paris, suppl. gr. 675 s. 14 fol. 267 f.
Dritte Abteilung.
Yulgärgriechische Litteratur.
«nian ahnt wohl dan das leben dea früheren
mlttelaltera eine andre fkrbe trug and eine andre
spräche redete als seine dironiken nnd Urkunden,
aber erst die gescbichte der yolksdichtung neben der
der Volkssprache offenbart die geachichte des natio-
nalen geistes/
K. Müllen hoff, Dentsehe Altertnmskiinde 1
(1870) 8. V.
Einleitung.
t28. Begriffliche Erklärung. Wie sich in den lateinischen und
erten Ländern neben der relativ einheitlichen Schriftsprache volks-
gc Idiome ausbildeten, so entfernte sich auch im griechischen Osten
bendige Sprache von der im grossen und ganzen stabilen Schrift-
it im Laufe der Zeit in einem solchen Grade, dass man sie als etwas
leres fühlte und bezeichnete. Die Griechen nannten ihre einfache,
lässige Umgangsprache yhaaaa StjfioiSrjg, dnXijy ctTtXoeXXrjVixijj xad-i]-
cti7y, xad-üJiiuXrjiiitvrj, 'Pwfiaüxrj im Gegensatz zum Attischen, Helle-
n und zur xoivi] SiäXexTog. Während jedoch im Abendlande das eine
sich in verschiedene Landessprachen auflöste, blieb im Osten
nheit gewahrt. Zwar entstanden auch hier einige neue, von den
Mundarten nach ihrer inneren Beschaffenheit und ihrer geographischen
ntung völlig verschiedene Lokaldialekte; ihre Differenzen waren
licht bedeutend genug, um eine Sprach Spaltung hervorzubringen;
hätte die stets zentralistische Tendenz des byzantinischen B.eiche8,
^s in den kritischen Jahrhunderten der Sprachenneubildung noch die
n griechischen Provinzen in sich vereinigte, jedem Sondergelüste
ge Schranken entgegengesetzt. Weit folgenreicher wurde ein anderer
;chied in der sprachlichen Entwickelung der Griechen und Lateiner,
osse Sprachenhäutung vollzog sich im Osten wie im Westen ziemlich
nässig und gleichzeitig; während jedoch die lateinischen Nationen
jchen, kräftigen Neubildungen dankbar annahmen und sorgsam pflegten,
50*
788 BysantmiBohe LüteratnrgM^liiohte. IIL Vnlgirgriaeldsdhe LIttantir.
zogen die Griechen es vor, die im Spiritus der Schulbildung
aufbewahrte, erstarrte, verblasste und leblose alte Haut als lij
Sonntagsstaat auch fernerhin zu tragen oder wenigstens die neue Hnti
Fetzen der alten zu verkleistern und zu verdecken. Das Latein
von den Landessprachen in einem langsam fortschreitenden, aber
haltsamen Prozesse zuerst aus den populären, dann aus den
Litteraturgattungen verdrängt und konnte zuletzt naturgemäss nur
die Stellung einer schriftlich aufbewahrten toten Sprache behaupteo;
griechischen Osten ist es zu einer so konsequenten Trennung
dem Alten und Neuen, dem Toten und Lebendigen niemals gel
Die schulmässige Tradition besass hier eine solche Widerstanc
keit, dass die Volkssprache ihr gegenüber eine schwache Rivalin
und auf keinem Gebiete des schriftlichen Ausdrucks einen nacl
Sieg errang. Die im wesentlichen auf der Formenlehre und dem WJ
buche des Altgriechischen beruhende byzantinische Schriftspri
behauptete in den wichtigsten Litteraturgattungen, in der Geschichl
bung, in der Philosophie, Theologie, Rhetorik, Altertumswissenschaft
selbst in der Poesie die Oberhand; ihre Herrschaft überdauerte die
waltigen politischen Umwälzungen, welche die erste und zweite Erol
von Konstantinopel mit sich brachten, und sie besteht mit einigen
kationen noch heute. Bei den Griechen fand sich kein Dante, der
verachtete Volkssprache in Denkmälern von unbestrittener Schönheit
Wahrheit schriftlich fixiert, ihre Ausdrucksfahigkeit bewiesen und ihr
aller Welt zum gesetzlichen Rechte verhelfen hätte. Vielmehr bemächüi
sich gerade in der Zeit, welche zur Ausbildung einer neuen Lil
spräche die günstigsten Bedingungen geboten hätte, nämlich im 11.
15. Jahrhundert, durch das Wiederaufleben der klassischen Studien
Litteratur ein sprachlicher Purismus, der dieselbe von der lebeni
Sprache mehr als je entfernte. Obschon sich die Volkssprache seit
11. Jahrhundert einige Plätze in der Litteratur eroberte, wurde sie
den Wortführern der Nation und den meisten Gebildeten wie ehedem
ein niedriges, gemeines, zum Ausdruck feinerer Gedanken und zu kü!
lerischer Gestaltung unbrauchbares Werkzeug bei Seite geschoben,
verachtete Stellung spricht sich deutlich genug in der litterarhistori
Thatsache aus, dass die Schriftsteller mit verschwindenden Ausnahmeik^
(Prodromos, ^) Glykas) entweder ausschliesslich die Schriftsprache oder an»>|«-
schliesslich die Volkssprache anwenden, eine Scheidung, die um so m^u
in die Wagschale fallt, als bei den Byzantinern im übrigen die schranken-
loseste Vermischung der Litteraturgattungen und Stilarten herrscht Auf
solche Weise hat die litterarische Entwickelung bei den Griechen 8eit|-
dem Mittelalter einen anderen Verlauf genommen als bei den Romanen.
Während die italienische, französische und spanische Litteratur seit dem
10., bzw. 11. oder 12. Jahrhundert als eine einheitliche Schöpfung e^ ,
scheint, trat bei den Griechen ein Dualismus ein, der bis jetzt nicht
*) Ob Prodromos zu ihnen gehört, hängt
von der noch nicht entschiedenen Frage ab,
ob es e i n e n oder zwei Autoren dieses Nament
gegeben bat Vgl. S. 760.
- Einleitimg. (§ 329) 789
^rwunden ist und vielleicht niemals überwunden werden wird. Eine
inere Folge dieser in der Geschichte der europäischen Sprachen und
^teraturen einzig dastehenden Thatsache ist der Mangel eines allgemein
srkannten und eingeführten Namens für die mittel- und neugriechische
3k8sprache. Neugriechisch deckt den Begriff nicht, weil hiemit einer-
Mb das mittelalterliche Yolksgriechisch ausgeschlossen, andererseits die
j3tige Kunstsprache miteingeschlossen bleibt. Passender wäre der aus
r" einstigen politischen Zugehörigkeit der Griechen zum römischen Reiche
bsprungene, beim Volke noch heute übliche Ausdruck Rhomäisch; doch
B er wenig Anklang gefunden, weil er eine fremde Nationalität bezeichnet
^ leicht zu irrigen Vorstellungen Anlass geben könnte. Wir sind daher
■wungen in Ermangelung eines genügenden Ersatzes den keineswegs
inr treffenden Terminus Vulgärgriechisch oder Volksgriechisch bei-
behalten, und wir verwenden ihn, ohne chronologische Eingrenzung für
» Volkssprache des Altertums, des Mittelalters und der neueren Zeit,
»m vulgärgriechischen Begriffe gegenüber steht die altgriechische, mittel-
Eechische und neugriechische Kunst- oder Schriftsprache. In unserer
Erstellung bezieht sich der Ausdruck Vulgärgriechisch, wenn er ohne
leren Zusatz gebraucht wird, natürlich auf die mittelalterliche Volks-
rache.
Aus dem Gesagten ergibt sich auch, dass der Begriff Vulgär-
•iechisch sich mit Vulgärlateinisch nicht völlig deckt. Vom Vul-
Lrlatein kann nur die Rede sein bis zu dem Zeitpunkte, in welchem
3 Landessprachen als erkennbare und nachweisbare Existenzen hervor-
Bten; das Vulgärgriechische dagegen erhält gerade von der Zeit an,
welcher der vulgärlateinische Begriff sich in den Landessprachen
.flöst, eine erhöhte Bedeutung. Was man Vulgär- und Provinzial-
tein nennt, geht (in runder Summe gesprochen) im 9. bis 10. Jahrhun-
»rt zu Ende; was wir unter Vulgärgriechisch verstehen, reicht über
ese Zeit hinaus bis auf den heutigen Tag. Zuletzt möge noch ausdrück-
jh vor der in manchen Büchern und Köpfen spukenden Anschauung
^warnt werden, welche das Vulgärgriechische mit der xoivrj iiaks^nog
entifiziert oder vermischt. Die xoivij ist eine vom Attischen durch man-
lerlei Konzessionen an die Sprache des Volkes, des Militärs, der Kanzlei,
elleicht auch des makedonisch-alexandrinischen Dialekts abweichende, in
3r alexandrinischen Zeit ausgebildete und dann ziemlich stereotyp ver-
iebene Schriftsprache: ihre Abweichungen vom Attischen erstrecken
ch viel weniger auf die Formenlehre als auf das Wörterbuch und die
irntax. Der lebendigen Sprache der alexandrinischen und römischen Zeit
eht sie zwar näher als der von den Klassikern gebrauchte attische Dialekt,
e ist aber etwas anderes als die einem ewigen Wechsel in den Lauten,
3rmen, Wörtern und in der Konstruktion unterworfene Redeweise der
^meinen Leute. Sie steht auf einer Mittelstufe zwischen der attischen
einspräche und dem schwankenden Idiom des Volkes.*)
329. Oeschichtliche Übersicht. Die Existenz einer volksmässigen
0 Vgl. K. Erurabacher, Ein irrationaler Spirant im Griechischen S. 434 ff.
790 Byiantiiiisohe Litteratargeaobiehte. IIL VnlgirgrieöhlMlie Uitofi
Ausdrucksweise, die sich namentlich in der Y ernachlässigung der Ai
und der Satzbildung, in der Auflösung grammatischer Formen
Anwendung von Analogiebildungen und in der Verwirrung und
fachung des Wörterbuches kundgab, trat bei den Oriechen wie
Lateinern hervor, sobald durch eine reichhaltige und wertvolle L
eine sprachliche Norm festgestellt worden war. Bei den Grieclic
diese Folie, ohne welche die Eigenheiten der niederen Redeweise i
kennbar wären, von den Autoren der attischen Glanzzeit geschafle
nach dem Ablauf dieser Periode erscheinen die ersten nachweisbare
eines von den Schriftdialekten abweichenden volksmässigen 1
Wir finden sie seit dem zweiten Jahrhundert y. Chr. auf ägyptisc
pyrusurkunden, auf Inschriften und in Litteraturwerken, bald in
liehen Massen, bald vereinzelt, bald dicht hintereinander, bald in gi
Zwischenräumen, wie es die zufälligen Umstände der Überliefe
sich bringen. Dieses gemeine Idiom blieb nicht unverändert stehen,
bildete sich im Laufe der Zeit naturgemäss weiter.^) Einen ge'
Stoss erhielt die attische und hellenische Alleinherrschaft durch ii
stentum, dessen Schriftsteller, da ihnen die Sprache als ein pn
Verständigungsmittel gelten musste, sich nicht selten über die Vor
der Schule kühn hinwegsetzten. Wie schon das neue Testai
Wahrheit mehr ein Denkmal der Vulgärsprache als der xoivr
dringen manche Eigentümlichkeiten der Volkssprache in die füi
Kreise bestimmten Legenden, Kirchengesänge und erbs
Schriften. Doch entsprangen diese Freiheiten mehr einem stiUsc
den Kompromiss mit den Bedürfnissen der Menge als einer zielb
Reform. Zu einer offenen Auflehnung gegen die Tyrannei der Kun
ist es auch bei den christlichen Griechen nicht gekommen. Im
und ganzen folgte die offizielle Kirchensprache bis zum Ausg
byzantinischen Zeit ziemlich ängstlich den Vorschriften der Schule.
Gregor der Grosse unerschrocken den wahrhaft grossartigen I
wagte, er halte es für unwürdig, die Worte der göttlichen Ofl
unter die Regeln des Donatus zu beugen,^) haben bei den Grieche
die hervorragendsten Kirchenlehrer und die höchsten geistUchen
*) Die im Grunde doch so ungeheuer
natürliche und einfache Thatsache, dass auch
die griechische Sprache wie jede andere ihre
Geschichte durchgemacht d. h. sich un-
aufhaltsam verändert hat, ist oft und von
bewährten Forschem verkannt worden. Wie
einerseits K. N. Sathas {Mea, BißX.ßUgok.aeX.
rf — fitj') u. a. mehr oder weniger unverblümt
behaupteten, die heutige Volkssprache
habe schon zur Zeit der Ptolemäer exi-
stiert, glaubten andere wie Skarl. Byzan-
tios (in der Vorrede seines Wörterbuches)
und Rang ab ö (in der Vorrede seiner neugr.
Grammatik) der patriotischen Sache einen
Dienst zu erweisen, indem sie uns weiszu-
machen suchten, das Hochgriechische (die
xa^agevovaa) habe als feinere Umgangs-
sprache im Munde der Gebildeten immer
I
fortgelebt. Selbst B. G. N i e b u h r
A egyptisch - Griechische, Kleine
und philologische Schriften, 2.
Bonn 1843 S. 197-208, ist ii
Vorstellungen befangen und meii
Neugriechische verhalte sich zum
sehen wie die Kreolensprache zum
und Französischen.
*) Nam sicut huius quoqu
tenor enuntiat, non metacismi
colb'sionem fugio, non barbarisr
nom devito, situs motusque et pra
casus servare contemno, quia
vehementer existimo, ut vei
stis oraculi resiringam su
Donati. Gregorius Magnus, f
Librum S. lob, Migne, Patrol. 1
Einleitmig. (§ 329) 791
^^'Iger sorgfältig auf Reinheit und Korrektheit der Sprache geachtet. Merk-
würdigerweise hat selbst der immer deutlicher werdende Übelstand, dass
^ Masse des Volkes die kunstvollen Homilien nicht mehr verstehen
^jüiTitr den gelehrten Theologen über das Verfehlte und Verderbliche ihrer
^<I&ntischen Bemühungen nicht die Augen geöffnet. Die drohende Gefahr
allmählichen Entfremdung des Volkes von der kirchlichen Dogmen-
Sittenlehre wurde geringer geachtet als ein Verstoss gegen die her-
rZ^:arachte grammatische und rhetorische Schablone. Sehr bezeichnend für
^ Anschauungen des hohen Klerus, wie sie namentlich seit der littera-
len Renaissance des 10. und 11. Jahrhunderts wieder mächtiger denn
ervortraten, ist eine Geschichte, die uns der Kanonist Balsamen von
Patriarchen Nikolaos Muzalon (1147 — 1151) erzählt. Unter den
4odalentscheidungen dieses Kirchenfürsten richtete sich eine gegen eine
«nsbeschreibung der hl. Paraskeue von Kallikrateia, die „von einem
ern in ungebildeter und des engelgleichen Wandels der Heiligen un-
-diger Weise** abgefasst worden war; der Patriarch Hess diese offenbar
Tolksidiom gehaltene Schrift ins Feuer werfen und beauftragte den
^lalcon Basilikos eine andere Biographie zu schreiben.') Eine klare Illu-
»toration zu den Wirkungen dieses thörichten Klassizismus liegt in den
KAagen des gelehrten Metropoliten von Athen, Michael Akom inatos,
ihn seine bäuerischen Diözesanen nicht verstanden, und ähnliche
agen hätten wir tausendfach, wenn das Volk selbst seine Gefühle beim
-^Jihören der rhetorisch aufgeputzten Predigten verewigt hätte.
In der Profanlitteratur der Kaiserzeit sind zur Beurteilung des
Einflusses der vulgären Redeweise auf die schriftliche Darstellung vor-
nehmlich die Warnungen der Attizisten zu verwerten. Ein bemerkens-
"Vertes Denkmal, das uns in seiner ältesten Form ein Bild von der Umgangs-
sprache des dritten Jahrhunderts n. Chr. gewährt, ist der doppelsprachige
JKonversationsführer und das Wörterbüchlein des Pseudo-Dositheos.
^Einzelne morphologische und lexikalische Spuren der Vulgärsprache finden
eich in der fachwissenschaftlichen Litteratur, besonders bei den
Mediziner n. Schon aus dieser Skizze wird hoffentlich klar, dass das
Vulgärgriechische nicht, wie man früher häufig meinte, als ein Ergebnis
der ,,Entartung in Barbarei**, der „Zersetzung des Hellenismus mit fremden
Nationen**, der „Völkerwirren und Länderverluste in byzantinischer Zeit**,
sondern als eine in der vorchi'istlichen Ära beginnende, von äusseren
Einflüssen wenig berührte, natürliche Weiterbildung der griechischen
Sprache selbst zu betrachten ist.
Das erste umfangreichere Werk, in welchem das Volksidiom über
die traditionelle Schriftsprache gesiegt hat, ist die Chronik des Malalas.
Doch kann sie noch nicht zur mittelgriechischen Vulgärlitteratur
gerechnet werden — aus demselben Grunde, der es verbietet den Gregor
von Tours, den Fredegar und andere gallische Autoren des 6. bis 9.
Jahrhunderts der französischen Litteratur beizugesellen. Die Sprache des
Malalas ist vulgärgriechisch noch im alten Sinne d. h. so, wie es etwa
') Vgl. M. I. Gedeon, nargKtQx^xol niyaxeg, Epel 1890 S. 356.
tfl
792 Byiantiniflohe Lltteratiirgeaoliiobte. IIL Vnlgirgrleeliiseli« lültnlir.
die Sprache gewisser Papyrusurkunden und die Silkoinschrift ist: siei
aber nicht mittelalterliches Yulgärgriechisch oder Rhomäisch, weD
die lebendige Sprache selbst noch nicht auf der Stufe angelangt
die wir als Mittelvulgärgriechisch oder Rhomäisch bezeichnen. Etwa
Jahrhundert nach Malalas erscheinen als bedeutsame Vorboten der
griechischen Litteratur im engeren Sinne die volksbuchartigen Lebe
beschreibungen des Erzbischofs Johannes des Mitleidigen von Ale:
und des Mönches Symeon, des „Narren um Christi wiUen*, welche
Bischof Leontios von Neapolis auf Gypern unter Kaiser Gonstoni
(642—668) verfasste. Vgl. S. 190 f. Ein grossartiges Denkmal der
perierten Vulgärsprache aus dem Anfang des 9. Jahrhunderts igt
Chronik des Theophanes, deren Wert auch in dieser Hinsicht erst dari
die ausgezeichnete Bearbeitung von C. de Boor ins volle Licht gefltdl
worden ist. Im folgenden Jahrhundert sind vor allem die Schriften im
Konstantin Porphyrogennetos fiir das Studium der Geschichte in
Vulgärgriechischen von Bedeutung.
Ausser diesen und anderen Werken, in denen das Vulgärgriechiakfli
durch die Kunstsprache noch vielfach gemässigt und getrübt zu Tage tritt,
kommen für die Entstehungsgeschichte der vulgärgriechischen Litteratar
eine Reihe kleinerer Zeugnisse in Betracht, die seit dem 7. Jahrhundert
in mehreren Geschichtswerken überliefert sind, wie die von den Zirkus-
parteien gesungenen politischen Oassenhauer, Spottverse, Bei-
fallsbezeugungen, sprichwörtliche Redensarten, geflügelte Worte
und die berühmten Akklamationen des Volkes und Heeres. Einige^
Beispiele mögen den Charakter dieser Stücke veranschaulichen: Im Jahre
600 wurde ein Mann, der an Gestalt dem Kaiser Maurikios glich, mit
einem schwarzen Mantel angethan, mit Knoblauch bekränzt und auf einen
Esel durch die Stadt geführt, wobei das Volk ein Spottlied sang, dtt
offenbar die damalige Form der Vulgärsprache darstellt:
FjVQtjxe Ttjy dafiaXida anaXtjy xal XQV(p6Qdy
Kccl oig x6 xat-yov aXexxoQiy ovtatg avrtjy TtsnTJörjxBy»
Kai inoitjaB naidia vig td ^vXoxovxovd«.
Kai X}vdeig roXfi^ XaX^aai * aAA' öXovg igtifianny,
"Ayii fjioVf äyi€, (poßsgi xal Svyaxi,
Jog €(vr(o xtttd XQayiov^ l'ya firj vnegaiQtjttti *
Kdy<6 coi xoy ßovy xoy fjiiyay TtQoaaydyat eig ew/ijv.*)
V. 1, 3, 4 und 6 — 7 sind trochäische politische Fünfzehnsilber; das-
selbe Mass lässt sich mit einer geringfügigen Änderung (etwa tijv statt
avTfjv?) in Vers 2 herstellen; die Anrufung in V. 5, durch welche der
zweite Teil des Liedes eingeleitet wird, besteht aus zwei katalektischen
trochäischen Tetrapodien. Eine deutsche Übersetzung im Versmass des
Originals möge den Ton des kulturhistorisch hochinteressanten Spottliedes
deutlicher veranschaulichen:
*) Der griechische Text ist hergestellt i phylaktos, erwähnt den VorfaU nur kon
durch Kombination von J ohannes Antioch. ; und ohne die Verse selbst anzufahren (S. 331,
fragm. 218S C. Müller, FHG V 36, mit 19 ed. Bonn. = S. 301, 4 ed. de Boor). -
Theophanes ed. de Boor 1 283 (= ed. ' Eine Rekonstruktion der ursprOnglichen Form
Bonn. 1 437); ganz verdorben ist das Lied \ des Spottgesanges versuchte Sp. Laropros,
bei Kedrenos ed. Bonn. I 703. — Der Ori- | nagyaaaog 3 (1879) 400—407.
ginalgeschichtschreiber des Maurikios, Theo- I
Einleitnng. (§ 329) 793
Eine Kuh hat er gefunden, appetitlich, zart gebaut
Und wie's junge Hähnchen hat er über sie sich hergemacht;
Kinder machte er nun zahllos wie der Tischler Hobelspäne.
Niemand aber darf sich mucksen; allen hat er's Maul gestopft.
Heirger Vater, HeiFger Vater! Furchtbarer und Mächtiger!
Gib ihm eine auf den Schädel, dass er nicht zu üppig wird!
Dann will ich den grossen Ochsen bringen dir zum Opfer dar.
Bald darauf (i. J. 602) begrüsste die Partei der Blauen den Usurpator
okas im Hippodrom mit den Worten: MavQixiog ovx äne&ave, Md&e
aXr]d^€iav (w_w_|^y_v^_||-w_w-w_)^ wodurch Phokas be-
;en wurde, den Exkaiser Maurikios mit seinen Kindern töten zu lassen. ')
^en denselben Phokas sang im Jahre 608 die Partei der Grünen die
)i jambischen Dimeter:
JlttXiy *g toy xavxoy hiieSt
näXiy toy yovy aneiXecagj*)
Und wieder trankst Du aus dem Krug
Und wieder ist Dein Sinn dahin.
Michael II (820—829) liess bei der Belagerung von Saniana dem
nmandanten der Stadt durch einen Unterhändler folgendes berichten:
^JxovöB, xvQ Oixoyofie,
Toy FvßiQty, u aov Xiyei '
*'Ay fiov cfwf rijy Sayuxyay^
MrjxQonoXiifjy <re noiata,
NeoxautttQBidy öov dtSaia^)
Höre, o Herr Oekonomos,
Was Gyberis Dir verkündet;
Uebergibst Du Saniana,
So sollst Du Metropolit sein,
Neukäsarea sollst Du haben!
Seinen Nachfolger Theophilos (829—842) begrüsste das Volk als
ger im Kampfspiel mit den Worten: KaXoog ijXv^eg, aavyxQns ^axtovoQrj.^)
Zahl dieser Beispiele Hesse sich leicht um das Dreifache vermehren.*)
mit dem oberbayerischen Haberfeldtreiben vergleichbare Sitte des
antinischen Volkes, dem Kaiser und anderen hohen Würdenträgern
Akklamationen Beifall oder Missfallen zu bezeugen, dauerte auch
ter fort; doch sind die seit dem 11. Jahrhundert von den Historikern
;eführten Beispiele ohne erhebliche Bedeutung, weil um diese Zeit die
gärsprache schon in grösseren litterarischen Denkmälern selbständig
tritt.
Die ältesten grösseren Poesien, in welchen die rhomäische Volks-
*) Johannes Antioch. fragm.218<^, i Paris. 2 (1839) 333.
tfiiller. FHG V37. — Theophylaktos «)Theophane8contin. ed. Bonn. S. 72,
335. 17 ed. Bonn. = S. 304, 17 ed. de 18 ff., wo der Text verdorben ist.
>r)überliefert den Doppel vers in der Form: ' ^) Georgios Mon. ed. Bonn. S. 799, 8.
ty6f fia&6 irjy xaxdataaiy * o Mavgixiog
dne9ayey, und macht dazu die inter-
inte Bemerkung : KaXoy ydg xai r^g idiaj-
Leo Gramm, ed. Bonn. 221, 9.
^) Vgl. die Zusammenstellung bei Sp.
Lambros, Coli, de rom. gr. Indroduction
•^ {pwy^g fAytj/Ätjy 7ioirjaaa&ai, Aus ihm • S. 8 ff., und J. Psichari, £s8ais de gramm.
5pfte wohl Theophanes (1 448, 1 ed. bist, n^o-grecque 1 (1886) 23 f. — DieBei-
n. = I 289, 29 ed. de Boor). spiele, welche 8p. Zampelios, "Amfiattt
0 Johannes Antioc h. fragm. 21 8^ , ötj^oiixd, KegxvQtf 1852 8. 353 ff., anfahrt,
tfttller, FHG V 37. Theophanes ed. sind unzuverlässig, weil er nach seiner üblfm
Boor I 296, 26 (= ed. Bonn. I 457, 20). Gewohnheit durchwegs die Quellen zu nennen
. den Anonymus bei Gramer, Anecd. ; vergisst.
.'1
794 Bysantinisohe Litteraturgeaohiohte. IIL Vnlgärgrieohiadia Lillent«
spräche angewendet wurde, waren höchst wahrscheinlich jene natio
Heldengesänge, die später von halbgelehrten Litteraten zu den
Digenis Akritas vereinigt wurden; von den ursprünglichen f
dieser Lieder scheint nichts erhalten zu sein. Als die frühesten F
denkmäler des Rhomäisehen darf man wohl einige aus dem 10.
hundert stammende, in Unteritalien abgefasste Urkunden bezei
welche in der Sammlung von Trinchera (s. S. 223) veröflFentlich
In den litterarischen Kreisen der Hauptstadt wurde die Volkssprad
dem Ausgang des 11. Jahrhunderts in Mahn-, Lob- und Bittgedi
verwendet. Einen breiteren Raum erobert das Vulgärgriechische
byzantinischen Litteratur erst im 13. und 14. Jahrhundert. An der
stehen nach Umfang und Bedeutung einige romanhafte Dicht«
in welchen teils antike, teils mittelalterliche StoflFe behandelt
Teil auch fränkische Vorbilder nachgeahmt sind. Eine Gruj
sich bilden poetische Tier- und Pflanzengeschichten, als deren
und vielleicht Ausgangspunkt der Physiologus zu betrachten is
dem nationalen Heldenepos Digenis Akritas verbinden sich einige
Werke, welche historische Ereignisse in mehr oder weniger
hafter Umbildung besingen. Ziemlich vereinzelt steht nach Aufl
und Inhalt die grosse Verschronik von Morea. Dazu kommen
Poesien vermischten Inhalts, Liebeslieder, lehrhafte, erba
und allegorische Gedichte. Besonders reichlich fliesst der Str
poetischen Kleinlitteratur seit der Mitte des 15. Jahrhunderts auf
Die vulgärgriechische Prosa ist durch die erwähnten gräko-italiscb
künden, einige Volksbücher, Gesetzessammlungen und Chro
endlich durch zahlreiche, grösstenteils im Staube der Bibliotheken i
Paraphrasen geschichtlicher, religiöser und medizinischer Werl
treten.
Für eine wissenschaftliche Darstellung der vulgärgriecl
Litteraturgeschichte mangelt es noch allenthalben an den nötigste
arbeiten. Nicht einmal das äussere Gerüste, die Abteilung na<
Zeiten und Orten der Entstehung, kann gegenwärtig auf eine
lässigen Grundlage aufgerichtet werden; die wenigsten Werke sii
datiert und lokalisiert. Doch scheint sich wenigstens die allgemei
kenntnis Bahn zu brechen, dass die Hauptproduktion auf wenige
vornehmlich auf Konstantinopel, Cypern und Kreta beschränkl
Noch weniger als der Entstehungsort ist die Chronologie der n
Werke gesichert; leider ist für sie selbst von exakten und umfas
Untersuchungen der Sprache nicht genügende Aufklärung zu er\
Fast alles ist noch zu thun für die Erforschung des inneren Ve
nisses der einzelnen Werke und Gattungen, sowie für die Klarlegu
Beziehungen, welche die vulgärgriechischen Schriften einerseits b
altgriechischen und byzantinischen Kunstlitteratur, mit christlichen Lei
und mit der neugriechischen Volkspoesie ^) und Mythologie, andei
0 Die volkspoetischen Reflexe,
welche die mittelvulgärgriechische Litteratur
in grosser Anzahl enthält, verdienten vor
allem andern eine genaue Unten
Vgl. vorerst Sp. Lambros, Coli.
gr. Introduction S. 20 £f., und J. Ps
Einleitung. (§ 330) 795
~*
^-j!'dt den Litteraturen und Volkstiberlieferungen der orientalischen, slavischen
. ad abendländischen Völker verknüpfen. *) Was ich zunächst geben konnte,
it nicht viel mehr als eine zur Erweckung der Teilnahme und zur Er-
iichterung künftiger Detailstudien bestimmte Aufzeichnung der Hauptthat-
_ Bchen und des bibliographischen Materials.
"^. 330. Sprache und Metrik. Die sprachliche Form der vulgärgriechi-
chen Werke zeigt erhebliche Verschiedenheiten, die sowohl die Laut- und
__ f ormenlehre als das Wörterbuch und die Syntax betreffen. Diese Ab-
Teichungen erklären sich teils aus der Verschiedenheit der Entstehungs-
~ ^eit und des Entstehungsortos, teils aus der verschiedenen Stel-
lung, welche die einzelnen Autoren der Volkssprache und der Schriftsprache
gegenüber einnahmen. Die Differenzen der ersten Art bedürfen keiner
^-Erklärung; denn es ist natürlich, dass volkssprachliche Aufzeichnungen im
12. Jahrhundert anders aussahen als im 16. Jahrhundert und dass ein
Cyprier zu seinen Landsleuten anders sprach als ein Kreter. Eine wirk-
' liehe, bis jetzt noch nicht völlig gehobene Schwierigkeit enthält nur die
-Frage, wie sich die Schriftsteller zur Volks- und Kunstsprache verhielten,
- d. h. inwieweit die vulgärgriechischen Litteraturwerke über-
haupt den wirklichen Sprachzustand ihrer Zeit und ihrer Hei-
mat darstellen. Von einer genaueren Darlegung der Geschichte und
des Inhaltes der hierauf bezüglichen Kontroversen sehe ich ab; doch ist
zur formalen Würdigung der vulgärgriechischen Litteratur eine An-
- deutung des Sachverhaltes notwendig. Wie es in der Wissenschaft zu
geschehen pflegt, so standen sich auch hier bald nach Eröffnung der Dis-
kussion zwei extreme Ansichten scharf und scheinbar unversöhnlich
gegenüber. Die einen behaupteten, die Sprache der mittelgriechischen
Vulgärwerke sei ein willkürliches und daher für sprachgeschichtHche Unter-
suchungen fast nutzloses Mischmasch schriftsprachlicher, selbstverfertigter
und lebendiger Bestandteile; die anderen erklärten dieses angeblich un-
- entwirrbare und unbrauchbare Durcheinander für den reinsten Ausdruck
der nach Zeiten und Orten wechselnden lebendigen Gräzität. Die Wahr-
- heit liegt in der Mitte. Zuerst darf man nicht übersehen, dass die Frage
nicht allgemein, sondern für jeden Autor, ja für jedes Werk besonders
geprüft und beantwortet werden muss. Es ist z. B. ganz zweifellos, dass
- manche kretische Werke des 16. Jahrhunderts ungemein treue Ab-
bilder der in den kretischen Städten üblichen, durch fremde Einflüsse ab-
getönten Volkssprache sind; man darf aber diese Thatsache nicht ohne
weiteres auf die gesamte übrige Litteratur übertragen. Die Existenz
eines starken Makaronismus in der vulgärgriechischen Litteratur lässt
sich nicht ableugnen. Es gibt Werke, deren Verfasser thatsächlich wie
Buridans Esel zwischen den Heubündeln der Schriftsprache und des Volks-
idioms hin- und herschwankten. Man findet bei ihnen eine Inkonsequenz
des Stiles, die auch dem Verständnis manche Schwierigkeiten bereitet;
La bailade de Lönore en Gräce, Revue de | ') Vgl. die bibliographiflohen
rhistoire des religions 1884 S. 39. Dazu von £. Kuhn, Zur vergleiehendl«
S§ 338; 341; 345-347; 349-350; 364; 373 geschichte, WiMeaMhaffL Ji ~ ~
onaerea Abrisses. | die morgexilAad. Stodka
I
796 Bysantinische Litteratargeaohiehte. m. VnlgArgrieoliiflehe Litl«ratir.
oft entsteht Zweifel, ob ein Wort in der alten oder in der heutigen o4ffl s
in einer spezifisch mittelalterlichen Bedeutung aufzufassen ist. Im AMh
gemeinen lässt sich sagen, dass die naive Treue in der Wiedergabe da B |
gesprochenen Lautes und Wortes mit der fortschreitenden EntwicU«|v|,
der vulgärgriechischen Litteratur zunimmt. Völlig befreit von den kmi^la
sprachlichen Flecken und selbständig durchgebildet erscheint die VaIgi^lK
spräche in der kretischen Poesie des 16. und 17. Jahrhunderts. DmIb
dieser geläuterte Zustand nicht sofort erreicht werden konnte, ist guil|i
natürlich. Sobald ein Autor Lesen und Schreiben gelernt und die Kiidil|
öfter besucht hatte, befand er sich, ohne sich dessen hinlänglich bewuitlf
zu sein, unter dem mächtigen Banne der Kunstgräzität. Denn dv |d
byzantinische Unterricht, auch der allerelementarste, wurde ausschliesdki
auf Grund der alten Grammatik und Litteratur erteilt, und in keiner
byzantinischen Kirche hat man je ein in der Volkssprache abgefasskef
Lied oder Gebet vernommen. Unter diesen Umständen wäre es ein Wonder,
wenn die kühnen Neuerer, welche zuerst vulgärgriechische Texte ik-
fassten, zwischen der zeitgenössischen Volkssprache und der schulmfissigei
Kunstgräzität sofort in lautlicher, morphologischer, lexikalicher und spr
taktischer Hinsicht mit konsequenter Sicherheit hätten unterscheiden könnei.
Zu diesem Ziele gelangte man erst durch lange Gewohnheit und Übang.
Schwer ist es nun, im einzelnen Falle zwischen schriftsprachlichen Ein-
flüssen und allgemein volkstümlichen oder dialektischen Eigenheiten die I
Grenzen zu ziehen. Hiezu ist die feinste Methode, ein wohl ausgebildetes |
Sprachgefühl, eine reiche litterarische Erfahrung und vor allem die ein-
mütige Arbeit vereinter Kräfte notwendig; dann werden manche
Fragen, über denen jetzt ein undurchdringliches Dunkel zu lasten scheint
aufgehellt und der Lösung näher gebracht werden.
Die metrische Form der vulgärgriechischen Poesie ist fast durch-
aus der politische Vers, über dessen Bau und Geschichte S. 650 ff. ge-
handelt worden ist. Neben ihm erscheint in mehreren Werken wie in der
Ilias des Hermoniakos, in den Orakeln Leons des Weisen, in der Geschichte
vom weisen Greise, in Gedichten des Phortios, Trivolis u. a. der trochäische
Achtsilber, der auch in der schriftsprachlichen Litteratur der Byzantiner
vorkommt (vgl. die S. 652 angeführte Schrift von Fr. Haussen, Accenbis
grammatici u. s. w.). Sonstige accentuierte Verse sind höchst selten uDd
in grösseren Gedichten bis zum 16. Jahrhundert wohl niemals zu finden.
331. Die Überlieferung der vulgärgriechischen Werke zeigt ähn-
liche Eigentümlichkeiten wie die der lateinischen und landessprachlichen
Volkslitteratur des abendländischen Mittelalters. Die vulgärgriechischen
Texte galten nicht wie die klassischen und heiligen Bücher als unantast-
bare, formal und inhaltlich vollkommene Schöpfungen, sondern sie wurden
als echte Volksbücher nach dem wechselnden Geschmack und Bedürfnis
der Zeit bald mehr, bald weniger durchgreifenden Umarbeitungen unter-
zogen, die teils in der Modernisierung der Sprache und in der Glättung
der Verse, teils in der Erweiterung, Abrundung oder auch in der Ver-
kürzung des Inhaltes bestanden. Durch diese neuen Auflagen wurden die
ursprünglichen Formen fast regelmässig verdeckt oder verdrängt. Von
Einleitimg. (§ 331) 797
« Daneben Werken sind zwei oder mehrere Redaktionen erhalten, so
-lass man die allmählichen Veränderungen beobachten und die ältesten
Bestandteile bis zu einem gewissen Grade aus dem Wüste der Zusätze
lerausscbälen kann; aber auch bei Schriften, die nur in einer Form auf
ans gekommen sind, lassen sich aus der Beobachtung der in mehreren
Redaktionen überlieferten Werke auf ebensolche Überarbeitungen Schlüsse
'riehen. Das vergleichende Studium dieser Abstufungen und Ab-
zweigungen eines Grundwerkes, für das die schärfste diplomatische
Methode der klassischen Philologie sich schnell als ein stumpfes Werkzeug
erwiesen hat, ist die wichtigste, bisher noch unerfüllte Vorbedingung eines
chronologischen und genetischen Aufbaues der vulgärgriechischen Litteratur-
geschichte. Als ein äusseres Kennzeichen der Reihenfolge der Bearbeitungen
gilt die mit der Zeit anwachsende Zahl der Verse; doch besitzt diese Regel,
wie die Überlieferung der Geschichte vom weisen Greise zeigt, nicht aus-
schliessliche Geltung. Die Zahl der uns erhaltenen vulgärgriechischen
Handschriften ist geringer, als man bei Büchern, <lie zur Lektüre weiterer
Kreise dienten und sicher in vielen Exemplaren kursierten, erwarten sollte.
Der Grund des Unterganges der meisten Handschriften liegt offenbar in
der Gleichgültigkeit oder Verachtung, welche die gelehrten und kirchlichen
Kreise den Erzeugnissen der Volkslitteratur entgegenbrachten. In grös-
sere Privatbibliotheken fanden sie wegen ihrer äusseren und inneren ün-
ansehnlichkeit selten Eingang, von Klosterbüchereien waren sie schon
durch den häufig erotischen oder allzu derben Charakter ihres Inhalts in
der Regel ausgeschlossen, und so blieb ihre Erhaltung lediglich dem Spiele
des Zufalls überlassen. Unter allen bis jetzt bekannten vulgärgriechischen
Handschriften behauptet nach Reichtum und Mannigfaltigkeit des Inhalts
die erste Stelle der berühmte zwischen 1508 und 1560 geschriebene Sam-
melband, den der Gesandte des Kaisers Ferdinands I A. Busbeck mit
vielen anderen Handschriften in Konstantinopel erwarb und nach Wien
brachte, jetzt Cod. Vindob. theol. gr. 244 (Nessel, 297 bei Lambecius).
Eine Beschreibung desselben von K. Sathas und W. Wagner in den Car-
mina graeca medii aevi ed. W. Wagner, S. IX— XIV. Andere Fund-
stätten vulgärgriechischer Werke sind die Codd. Ambros. Y. 89. sup. ;
Bodl. Mise. 287; Constantinopel im alten Serail Nr. 35 a. 1461 (vgl.
Fr. Blass, Hermes 23, 224); Gry ptof errat. Z. «. 44; Escur. ^. IV.
22 s. 16 (?) (Lybistros und Rhodamne, Pulologos, Psarologos; eine Be-
schreibung von R. Wünsch erscheint demnächst in der B. Z.); Leidens.
Scalig. 55; Leidens. Vulc. 93; Marc. 408; IX 32; XI 19; XI 24;
Neapel. HI. A. a. 9 s. 16; Neapel. III. B. 27 s. 16; Oxon. Aedis
Christi 49 s. 15; Paris, gr. 396; 929; 2027; 2909; Paris, suppl. gr.
444; Paris. Coisl. 316; Vatic. 1139.
Allgemeine Hilfsmittel zur volgärgriechischen Litteratur.
1. Sammelausgaben: Ad. Ellissen, Analekten der mittel- und neugriechischen
Litteratur, 5 Bde, Leipzig 1855 — 1862. — D. J. Maurophrydes, *Exkoyij fÄyfjfÄsltov trjq
reiutigag 'EXXijyix^g yAuSaarig^ Athen 1866 (mit einem Glossar). — K. N. Sathas, 'EXktivixa
ay^xdota, 2 Bde, Athen 1867. — K. N. Sathas, MMmtowixrj ßißXioaijxtj, 7 Bde, Venedig
1872—1894. — K. N. Sathas, KQtfrixoy »iatgoy, 2 Bde, Venedig 1878. — E. Legrand,
Celle ction de monument« pour servir ä T^tude de la langue n^o-hellönique, I. s^rie, 19 Bde;
^ouvelle s^rie, 7 Bde, Paris 1869—1875. — E. Legrand, Recueil de poGmes historique«
798 Bysantinische Litteraturgeschichte. IIL ValgArgrieoliiBohe Idtteralv.
en Grec vulgaire relatifs a la Turquie et aux principaut^ Dannbiennes, Paris 18i7i
Publications de Föcole des laDgues orientales Vivantes, vol. 5 (Texte des 17. and 18. k
hunderts). — E. Legrand, Biblioth^que grecque vulgaire, 7 Bde, Paris 1880—1885.
W. Wagner, Medieval greek texts: being a collection of ihe earliest comiHWtiw
vulgär Ijrreek, prior to the year 1500, London 1870. Aosf&hrlich besprochen von A.
n »
lissen, Göttingische Gelehrte Anzeigen 1871 S. 1521—1557, und A. Eberhard. I
Jahresbericht Bd 5 (1878) 246—253. — W.Wagner, Carmina Graeca medii aevi,
1874 (enthält meist Texte aus dem reichhaltigen Cod. Vindobon. 244). — W. Wtgi
Trois poömes grecs du moyen-&ge, Berlin 1881 (aus Wagners Nachlass ed. von D.
— Spyr. Lambros, Collection de romans grecs en langue vulgaire et en ven
pour la premiere fois d^apres les mss de Leyde et Oxford, Paris 1880.
2. Bibliographie: Eine Bibliographie der gesamten vulgärgriechischen litlnhi
gibt es nicht; doch kommen fUr die ältesten Drucke, besonders f&r die schwer pigjagHAi
venezianischen Volksbücher, einige bibliographische Werke in Betracht, in wikka
die von Griechen seit dem 15. Jahrhundert im Drucke herausgegebenen Bficher i»_
zeichnet sind. Den ersten Versuch einer solchen Zusammenstellung machte A. Pa^ti^^l!^
pulos Vretos, NeoeXXtjyiXff (piXoXoyia rjxoi xaraXoyog ttüy and ntta<r€iag xtjg Bv^nttw^w^'
avToxgarogiag fJiexQt iyxa^i&Qvaeiüg Ttjg iv 'EXXdSi ßttffiXeias rvnto&iyjwy ßtßXimy, ^Bkl.
Athen 1854—1857. — Aehnlich angelegt ist das biographisch-bibliographische Weiki««"
K. N. Sathas, NeoeXXtjvixi^ (piXoXoyia. Bcoygaaiiai ttay iy roTg yQtif4fiain diaXtifi^wtm »^
yJiXijytüy €cn6 rijg xttraXvaewg xrjg Hv^ayxiyrjg avxoxQaxoQiag fiixQ^ ^V^ 'EXXwjrtx^g ^>t|if ■!
aiag (1453—1821), Athen 1868. Dazu Demetrakopulos, nqoa^xai xai dto^tfaeKt^
xrjy yeoe^rjyixijy (fiXoXoyiay K, N. £ä&a, Leipzig 1871. — Diese Arbeiten sind im bAI» |^
graphischen Teile weit überholt durch die grossartig angelegten und nach den Fordennpi
der heutigen bibliographischen Wissenschaft gearbeiteten Werke von £. Legrai4,
Bibliographie hellönique ou description raisonnöe des ouvrages publik en Grec par fo
Grecs aux XV^ et XVl*" siecles, 2 Bde, Paris 1885, und: Bibliographie hell^niqae oa 4e-
scription raisonnäe des ouvrages publiös par des Grecs au XVll*' siecle, 3 Bde, Pam
18Ö4-1895.
3. Litterarhistorische und kritische Beiträge: Eine zusammenfassende Dir-
Stellung fehlt. In den der neugriechischen Litteraturgeschichte gewidmeten Bftcheni vot
J. Risos Nerulos (Genf 1828), Rangabe (Berlin 1877) und Rang abä- Sanders (Leipog
s. a.) ist das Mittelalter gar nicht, in der Geschichte der neugriechischen Litteratur toi
R. Nicolai (Leipzig 1876) nur oberflächlich und ohne die mindeste Sachkenntnis berfibl
— Die aus fränkischen Vorlagen abgeleiteten oder wenigstens von fränkischen Eoltv-
einflUssen berührten vulgärgriechischen Poesien untersucht mit wenig Kritik und vid
Phantasie Ch. Gidel, Etudes sur la littörature grecque moderne, Paris 1866. Vgl. die Be-
sprechung in der Revue critique 1866 II 392—400. — Vermischte Themen der mittel- lu^
neugriechischen Litteratur betrifft Ch. Gidel, Nouvelles etudes sur la littöratnre grecque
moderne, Paris 1878. Vgl. die ausführliche Besprechung dieses Bandes von E. Miller,
Journal des Savants 1878 S. 208— 219; 351-361. ~ Wertlos ist: Härtung, Die bjxaii-
tinische Novelle, Uerrigs Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Litteratnrei
50 (1872) 1—38. — J. P. Sozonoviö, Die byzantinische romantische Dichtung, Wir
schauer Üniversitätsnachrichten (Varäavskija univers. izvjestija) 1891 Nr. 6 S. 1—14 (mir
unzugänglich). — Manche litterarhistorische Beiträge enthalten die Einleitungen in deo
Ausgaben von Legrand, Sathas und Lampros. — Gute Emendationen zu einer Reihe
vulgärgriechischer Texte gab S. D. Papadimitriu, Kritische Studien zu raittelalterlichei
griechischen Texten I-III, Odessaer Jahrb. 4 (1894) 150—177; IV— VIT, Viz. Vr. 1 (1894)
614-656.
4. Zur byzantinischen Sagen- und Legendenlitteratur: V. Istrin, Die
Sage vom indischen Kaisertum, Arbeiten der slavischen Kommission bei der k. archiolog.
Gesellschaft in Moskau, Bd I, Moskau 1893 (handelt im Anschluss an die Arbeiten Fr.
Zarnckes über die Sage vom , Priester Johannes"). — A.N. Veselovskij, Die Sage vom
babylonischen Reiche, Arch. slav. Phil 2 (1877) 129—143; 308-333. — A. N. Vese-
lovskij, Versuche zur Entwickelungsgeschichte der christlichen Legende (u. a. über die
Apokalypse des Methodios und die byzantinisch-germanische Kaisersage), Joum. Min. 1875
bis 1876. — Ueber die Kaisersage vgl auch V. Jagi6, Arch. slav. PhiL 2 (1877) 20 und
11 (1888) 630 f.; A. N. Veselovskij, Arch. slav. Phil. 3 (1878) 84—86. — Dazu die
S. 627—629 angeführte Litteratur. — A. N. Veselovskij, Beiträge zur Erklärung des
russischen Heldenepos, Arch. slav. PhiL 3 (1878) 549—593. — Eduard Hejdenreich.
Constantin der Grosse in den Sagen des Mittelalters, Deutsche Zeitschrift für Geschichts-
wissenschaft 9 (1893) 1—27 (über das griechische Eusignius-martyrium, über die Sage vom
Schädel, der, obgleich tot, noch schaden kann, u. s. w.). — Ueber die mittelalterlichen
Sagen von Phidias, Praxiteles und der Tochter des Hippokrates handelt K. N. Sathas,
Einleitung. (§ 331) 799
rmaire de Vassoc. 16 (1882) 122—149. — Dasselbe Thema untersucht N. Politis,
L-Mioy 1 (1883—1884) 77—101. - Arthur Amiaud, La lägende syriaque de Saint
ikxifl, rhomme de dieu, Paris 1889 (= Bibl. de Täcole des hautes ^tudes, 79 fasc);
Original dieser Legende wird eine byzantinische Erzählung nachgewiesen. — Albert
vmb, Eine Klostergründungssage aus Amorgos, B. Z. 2 (1893) 294—296. — Vgl. die
OL Christ, Griechische Litteraturgeschichte ' § 623 angefahrten Schriften von Usener
d Harnack. — Auf eine vollständigere Aufzählung der mächtig angewachsenen Littera-
r, die sich unmittelbar oder mittelbar auf die byzantinischen Sagen und Legenden
fldeht, muss ich verzichten. — Zur Erklärung der in der vulgärgriechischen Litteratur
rwfthnten Volksanschauungen und Gebräuche nützen vor allem N. Polites, MeXittj
il jov ßlov jiiiy yetüT^Qtoy 'EXXtjytoyj Megog a xai ß", Athen 1871 — 1874, und Beruh,
ehmidt, Das Volksleben der Neugriechen und das hellenische Alterthum, Leipzig 1871
huEu Nachträge in der ausführlichen Besprechung von C. Wachsmutb, GOtting. Grel.
Bseigen 1872 S. 241—264), und: Griechische Märchen, Sagen und Volkslieder, Leipzig
177, wo man auch die sonstige auf neugriechische Mythologie und Folkloristik bezügliche
Üeratur verzeichnet findet. — Eine grosse Bibliographie des griechischen Folklore steht
Aussicht von seinem besten Kenner N. Polites.
5. Sprachliche Hilfsmittel: A. Wörterbücher: Meursius, Glossarium Graeco-
rbamm, Lugd. Batav. 1610; 2. Ausgabe 1614. — Meursius wurde weit überholt von Du
Lüge, Glossarium mediae et infimae Graecitatis, Lugduni 1688. Ein unveränderter ana-
itischer Neudruck erschien zu Breslau 1892. Das Werk wimmelt zwar von Fehlem und
ssverständnissen, ist aber noch heute das vollständigste Repertorium des mittel vulgär-
lecbischen Wortschatzes. — Eine Ergänzung zu Du Gange bildet AI. da Somavera,
Boro della lingua Greca-volgare ed Ttaliana, Parigi 1709, wo ausschliesslich die lebende
räche der Zeit des Verf. berücksichtigt ist. — Das brauchbarste Wörterbuch der heutigen
»Iksaprache schrieb Skarlatos Byzantios, Ae^ixoy trjq xa&' ijfiag^EXXijyixijg diaXixtov^
Aufl., Athen 1874. — Nur anhangsweise berücksichtigt das Vulgärgriechische E. A.
phocles, Greek lexicon of the Roman and Byzantine periods, 3. Aufl., New- York 1888.
Kleine Glossare in den oben (Anm. 1) erwähnten Sammelausgaben von Mauro-
irydes und Lampros.
B. Grammatiken: Die bis jetzt vorhandenen Lehrbücher betreffen fast ausschliess-
;h die neuere Sprache. Die älteste vulgärgriecbische Grammatik verfasste Nikolaos
»phianos in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sie wurde aus einer Pariser Hand-
hrift ediert von E. Legrand, ColL de mon. N. S. vol. 2. VgL E. Legrand, Bibliogr.
11. 1 (1885) Introduct. S. 187—194. — Die erste vom Verfasser selbst im Drucke ver-
fentlichte vulgärgriecli. Grammatik ist das Werk des italienischen Jesuiten Girolamo
ermano, Romae 1622. — Dann folgte das vortreffliche Buch von Simon Portius,
iris 1632. Eine neue Ausgabe desselben mit reichhaltigem Kommentar und einer wert-
»llen Einleitung von J. Psichari veranstaltete W. Meyer-Lübke, Paris 1889 (= BibL
( r^cole des hautes ^tudes, 78 fasc). Ueber die Person des Simon Portius vgl. Gabriel
sdos, Simon Portius, BibL de T^cole des chartes 50 (1889) 678— 681, E. Legrand, Con-
ibution ä la biographie de Simon Portius, Revue des ^t. gr. 4 (1891) 74—81, und Amen-
ini, Di alcuni particolari della vita letteraria di Simone Porzio incerti o ignoti flnora,
sapel 1890 (mir unzugänglich). Noch unbeachtetes Material zu Simon Portius (Brief an
ipst Urban VIII und Epigramme auf den Tod des Kardinals Carlo Barberini) bewahrt der
od. Barber. II 100 fol. 250—253. — Jetzt veraltet und auch im historischen Teile un-
»nfigend ist das Buch von Mull ach, Grammatik der griechischen Vulgarsprache, Berlin
^6. — E. Legrand, Grammaire grecque moderne, Paris 1878. — Manche nützliche Hin-
eise auf die älteren Sprachstufen gibt A. Thumb, Handbuch der neugriechischen Volks-
rache, .Strassburg 1895. — Die rein praktischen Lehrbücher des Neugriechischen von
Vlachos (Leipzig 1876), Jannarakis (Hannover 1877), Vincent und Dickson
•ondon 1879; in deutscher Verballhomung von D. Sanders, Leipzig 1881; 2. Aufl. 1890)
8. w. kommen für das Studium des Mittelvulgärgriechischen nicht in Betracht. — Nur
ir Warnung sei genannt das durch seinen Titel bestechende, in Wahrheit völlig wertlose
ach von H. C. Muller, Historische Grammatik der hellenischen Sprache oder Uebersicht
»8 Entwickelungsganges der altgriechischen zu den neugriechischen Formen u. s. w.,
Bde, Leiden 1891—1892. — Eine wissenschaftliche historische Grammatik des
nlgärgriechischen ist noch ein Bedürfnis, dessen Erfüllung vor sechzehn Jahren Karl Foy
Aussicht gestellt hat.
0. Beiträge zur Geschichte, Lautlehre, Morphologie, Etymologie und
yntax des Vulgär griechischen: Eine vollständige Aufzählung der Monographien ge-
>rt nicht hieher; ich nenne nur das Wichtigste und verweise für die übrige Litteratur
if die Angaben in den unten genannten Schriften und auf die Zusammenstellung bei
. Meyer, Griechische Grammatik' (1886) S. XXXV f. und: Neugriechische Studien I,
800 Byiantinisohe Litteraturgesohiolite. IIL VulgArgrieohiMlie LiiUnte;
Versuch einer Bibliographie der neugriechischen Mundarienforachung, Siteangsbcr. fB>^ ^
Ak. Bd 130 (1894), sowie auf die bibliographischen Berichte von A. Thamb im Ao^^^^ ^
für indogermanische Sprach- und Altertumskunde. — G. G. Co bei, Cknsaaeääk
emendanda ratione grammaticae graecae discernendo orationem artifieialta
oratione populari, Amstelodami 1853. — E. Beul^, An yalgaria lingoa ayidf<L^^^
graecos exstiterit? Paris 1853. — M. F. Talbert, De lingoa graeca vnlgan qprfiMrf'^
quoad declinationes, cum rustica Romana conveniat. Paris, £. Thorin 1874. — D. J.^B^ *^
rophrydes, Joxiuioy laxoQiaq r^g 'EXXijy, yhoaatjif Smyma 1871 (erat nach demM^V^'
Verfassers gedruckt und daher nicht genügend geordnet und abgerundet). — G. E ■■'*"^'-
Studi sui dialetti Greci della terra d'Otranto, Lecce 1870. Dialetti Romaici del
di Bova in Calabria, Archivio glottologico 4 (1878) 1—116. L*elemento greco nai -~^^.,_
deir Italia moridionale. Parte prima: Provincia di Beggio, Archivio glottologico 1) QV'l'^
bis 1891) 76—96. Dazu Nachträge von G. Meyer, Arch. gottolog. 12 (1890—91)117-
— M. Deffner, Neograeca, in Curtius Studien 4 (1871) 231—322. Von demaelbei:
Abhandlung über das Zakonische, Sitzungsber. Berl. Ak. 1875 S. 15—30; 176-19&,
über die Infinitive in den pontischen Dialekten, ebenda 1877 S. 191 — 230.
Grammatik, Berlin 1881 (unvollendet). Archiv für mittel- und neugriechische PI
Athen 1880 (nur ein Doppelheft). — G. Meyer, Analogiebildungen der nengrieck
nation, Bezzenbergers Beiträge 1 (1877) 227 ff. Neugriechisches, Bezzenbergers Beitti^i
(1893) 150-158. Neugriechisch afxia, agtäva, Indogerm. Forschungen 2 (1893) 370. K
Etymologien, Indogerm. Forsch. 3 (1894) 63—73. Zur neugriechischen Grammatik,
den «Analecta Graeciensia*, Graz 1893 S. 1-23. Etymologisches, B. Z. 3 (1894)156-1(1'
Neugriechische Studien I-IV, Sitzungsber. Wien. Ak. Bd 130 und 132, Wien 1894-lW.'
Manche Beiträge zur Etymologie des Mittel- und Neugriechischen enthalten auch desefta
, Etymologisches Wörterbuch der albanesischen Sprache*. Strassburg 1891, und die »Ttati'
sehen Studien T, Sitzungsber. Wien. Ak. Bd lz8, Wien 1893. — Nikolaos Dosiiti,
Beispiele der Volksetymologie im Neugriechischen, Bezzenbergers Beiträge 2(1878)3381;
dazu 3 (1879) 87. Beiträge zur neugriechischen Wortbildungslehre, Zürich 1879. /7e^ rw
iy rj avytj^eitf nagataxTixtuy avy^ertoy xtoy naga roig lydotg yQafAfAawixoli Dviadn
xaXovfjte'ytoy, V/^V«eov 9 (1880) 327 ff. Alt- und neugriechische Volksetymologien. Beoei-
bergers Beiträge 6 (1881) 230 ff. — Karl Foy, Lautsystem der griechischen Vulgärsprack,
Leipzig 1879. Beiträge zur Kenntnis des Vulgärgriechischen, Bezzenbergers Beitrftge ^ T
(1881) 220-230. Griechische Vokalstudien, Bezzenbergers Beiträge 12 (1887) 38-75. Ti
Ctjrrjfia rcJv dnnQSfAffaxixioy tvTHoy iy xß NeoeXXijyixß yhaattf^j 'HfASQoXoytoy Tfjg 'Ayta^^i
1886 S. 207 - 216 und 1887 S. 148-169. Vulgärgriechisches, Bezzenbergers Beiträge 14(18$
bis 1889) 33 ff. — G. N. Hatzi dakis, MeX^ttj ini rijg yiag 'EXXtjyixijg, *Ey '^»^yaig im
liegt xiay anaQefji(paxix(oy Xeitf/dytoy ey xß ystoxigif 'EXXfjyixß, 'HfABQoXoyioy r jjc 'Ayarol^g 1S87
S. 132 — 148. Zur Präsensbildung des Neugriechischen, Kuhns Zeitschrift fiQr vergleick
Sprachf. 27 (1882-85) 69-84. Zum Vocalismus des Neugriechischen, Kuhns Zeitschrift
30 (1890) 357—398. Zur Geschichte des Mittel- und Neugriechischen, Kuhns Zeitechrifl
31 (1890) 103—156. Neugriechische Miscellen, Kuhns Zeitschrift 33 (1893) 105-124. Zur
Wortbildungslehre des xMittel- und Neugriechischen, B. Z. 2 (1893) 235 -286. Dazu zahl-
reiche durch eindringenden Scharfsinn und Gründlichkeit ausgezeichnete UntersnchaDgei
im 10. Bande des 'A&ijyaioy, im nXdxtoy^ im JeXtioyf in der 'Jd^rjyd, in der JubilAomssclinft
der Universität Athen (Athen 1888) und anderswo. Zusammenfassende Hauptschrift:
Einleitung in die neugriechische Grammatik, Leipzig, Breitkopf und Härtel 1892. Vgl. die
Besprechung von W. Meyer, B. Z. 2, 142 ff. — K. Krumbacher, Beiträge zu einer
Geschichte der griechischen Sprache, Kuhns Zeitschrift für vergleich. Sprachf. 27 (1882— i<o)
481—545 (in der Einleitung eine Skizze der Geschichte der vulgärgriechischen Studienl
Nachtrag dazu, Kuhns Zeitschr. 29 (1888) 188- 192. Ein irrationaler Spirant im Griechi-
schen, Sitzungsber. bayer. Ak. 1886 S. 359—444. — Jean Psichari, Essai de phonetiqoe
n^o-grecque, Möm. de la sociät^ de linguistique 5 (1884) 349—393. Essais de grammaire
historique nöo-grecque, 2 voll., Paris 1886—1889. Questions d'histoire et de linguistiqoe.
£vXXoyog, ElxociTieyraexr^gig {JlagdQX. xov itj' xofiov, 1886) 441 — 497. T6 xa^idi fAov, Athen
1888 (gibt in Form einer Reiseschilderung eine praktische Darstellung der nenvulgir-
griechischen Phonetik, Morphologie, Svntax und des Wörterbuches). Etudes de philologie
n^o-grecque, recherches sur le developpement historique du grec. Paris, Bouillon 1S92.
Ein Verzeichnis der sonstigen Beiträge von Psichari zur vulgärgriechischen Sprache, latto-
ratur und Folklore findet man im letztgenannten Werke S. CLX f. — Zur Geschichte der
neugriechischen Sprachfrage gibt reiche Aufschlüsse D. Therianos, 'Ada/iayttog A'o^(,
3 Bde, Trier 1889—1890, bes. im 2. Bd. — K. Buresch, Feyoyay und anderes Vulgär-
griechisch, Rhein. Mus. 46 (1891) 193-232. Kritischer Brief über die falschen Sibyllineo,
Philologus 51 (1892) 84—112; 422-464 (in der Einleitung dankenswerter, wenn auch
picht gelungener Versuch, die frühen Erscheinungen der Volkssprache landschaftlich zu
Einleitung. (§ 331) 801
U besonders das aegyptische und kleinasiatische Griecbiscli auseinanderzuhalten). —
Uesseling, Essai historique sur Tinfinitiv grec, in Psicharis Ktudes de philologie
^ pecque (s. o.) S. 1 — 44. Das Personalpronomen der ersten und zweiten Person im
fcelgriechischen, B. Z. 1 (1892) 379—391. — Prinzipiell wichtig ist der Nachweis, dass
B. manche in den heutigen Volksdialekt«n fortlebenden Ausdrücke zur Erklärung seltener
dunkler byzantinischer Termini verwerten lassen: G. Destunis, Lebendige Ueberreste
byzantinischen Terminologie, Jahrbuch der Odessaer histor.-philol. Gesellschaft II (1892)
t- Abteil. 1 S. 1—24 (russ.); vgl. E. Kurtz, B. Z. 2, 137. — Alb. Thumb, MeX^rrj ne^i
afjfifQ^yiji iy Aiyivf^ XaXovfjiivrjq di.(tXixrov, 'jiSijya 3 (1891) 95 ff. Beiträge zur neu-
a^^hischen Dialektkunde, Indogerm. Forschungen 2 (1892) 65 ff. und 7 (1896) 1—37.
» neugriechische Sprachforschung in den Jahren 1890—1891 und 1892 — 1895, Anzeiger
kSidogerm. Sprach- und Altertumskunde 1 (1892) 38 ff., 146 ff. und 6 (1896) 210 ff. Die
o^riechische Sprache, Freiburg i. B. 1892. — Wilh. Schultz, Alt- und Neugriechisches,
iKna Zeitschrift 33 (1893) 224-233 (Uebergang von A in e und /i in v^; Schema t/^oi^cfc*
t^ftov; Verbindung <fvy xai^ /ucr« x«t u. s. w.).
Baadbueh dm kUn. AltertimwwiMMiaoluift IX. 1. AlUlf. % Aai. 51
Erster Abschnitt.
i
Poetische Litteratur. Ij^
1. Lehr- und Gelegenheitsgedichte. Darstellung K
vermischter Stoffe. U
332. Spaneas {2navtag). Unter diesem Namen geht ein V1llg|^lg
griechisches Lehrgedicht, welchem die in der byzantinischen ZeitTidl.
gelesene Rede des Pseudo-Isokrates Ilgog Jrjjuiovixav als OnuidIigi|
diente. Der Spaneas existiert in mehreren stark von einander abweidut*!/
den Versionen, die verschiedenen Bearbeitern und verschiedenen Zeitn i
angehören. Die älteste Form enthält wohl das von Legrand henuu-
gegebene Oedicht; es zeichnet sich vor allen anderen durch Objektivitit,
vornehmen Ton und gute Komposition aus. Ihm gegenüber stehen mek-
rere inhaltlich vergröberte und sprachlich weniger ursprQng-
liehe Versionen, in welchen der enge Anschluss an Pseudo-Isokrata
aufgegeben ist. Zu dieser Gruppe gehören die Version der alten Vene-
zianer Ausgabe, die des Maurophrydes, die zwei von Wagner xa
einem Gedichte kontaminierten Stücke, die des Cod. NeapoL m. A.a.9,
die der Handschrift von Grotta Ferrata u. a. Auch das von Legrand
unter dem Titel JiSa^iq 2olo/uim*tog nsQl tov avrov vtov ^Poßodfi heraus-
gegebene Gedicht ist ein Spaneasfragment der zweiten Gruppe. Gemein-
sam ist diesen Bearbeitungen ausser einer kleinen Einleitung die Anspie-
lung auf bestimmte Privatverhältnisse, die geschwätzige Fassung und die
bedenkliche Moralität der väterlichen Ratschläge. Ganz für sich steht die
Version des Oxforder Codex, die zwar im Titel den Namen Spaneu
enthält und die Form einer väterlichen Mahnrede bewahrt, im übrigen
aber wenig Ähnlichkeit mit den Spaneasgedichten besitzt. Eine andere
selbständige Bearbeitung, in der wie in dem von Legrand edierten Frag-
ment Salomon als Ratgeber erscheint, enthalten die Godd. Barber. 1199,
Athen. 712 und Athous 3816, vieDeicht auch Cod. Athen. 720. Als
Verfasser des Werkchens ergibt sich aus den Eüileitungsversen der besten
Handschriften Alexios, der Sohn des Kaisers Johannes Komnenos, der
mit seinem Vater die Königswürde teilte, jedoch noch vor demselben
Xi«lir- und Gelegenheitsgedichte. DarsteUnng Tenniachter Stoffe. (§ 832) 803
mjrh. Der Jüngling, an den die Lehren gerichtet werden, ist der Neffe
»^ Alexios, der Sohn seiner mit dem Caesar Johannes Roger verhei-
mtieten Zwillingsschwester Maria. Da Alexios um 1142 im Alter von etwa
3 Jahren starb, wird das Oedicht einige Zeit vor 1142 entstanden sein,
od da er in den Einleitungsversen fiaxä^iog genannt wird, kann es erst
ach seinem Tode in die Öffentlichkeit gelangt sein. Später ist der Spaneas
ielfach ganz frei umgearbeitet worden, wobei man die ursprünglichen
Snleitungsverse teils modifizierte, teils ganz wegliess; in einigen Hand-
chriften wird Spaneas selbst als Verfasser bezeichnet, und dieser Name
cheint dann geradezu für paränetische Gedichte überhaupt typisch ge-
rorden zu sein; so finden wir ihn Versparänesen vorgesetzt, welche im
Ibrigen mit dem Spaneas wenig mehr zu thun haben (so im Oxoniensis,
3arb., Athen, und Athous). So schwach die ästhetische Beurteilung
lieses väterliche Mahngedicht finden mag, so bedeutend ist sein Wert für
lie Geschichte der mittelgriechischen Sprache und Kultur. Wie die ritter-
ichen Lehren des Theognis und die kategorischen Vorschriften des
Jten Gate den Geist ihres Zeitalters ausdrücken, so spiegelt sich im
(paneas das byzantinische Wesen mit seiner Ränkesucht, seiner Scheu
'or offenem Handeln, seinem Misstrauen und seiner mit Frömmigkeit
ibertünchten Frivolität. Wie sehr das Werk dem rhomäischen Geschmacke'
^hagte, beweisen die zahlreichen Bearbeitungen und Handschriften. Noch
pät vernimmt man einen Nachklang desselben Tones in den derben
jebensregeln des Sachlikis (s. §343) und in den väterlichen Mahnworten
les Markos Depharanas (s. § 352); als eine Weiterbildung des Stoffes
Tscheint auch ein Gedicht des Marino Falieri (s. §350). Neuerdings
ind sogar zwei slavische Bearbeitungen bekannt geworden. In der
lunstsprachlichen Litteratur erscheint als Gegenstück zum Spaneas das
albungsvolle Moralgedicht des Georgios Lapithes (s. § 326).
1. Ausgaben: Zuerst erschien ein Spaneas in der Reibe jener volksgriecbiscben Bücb-
ein, welche seit dem Anfang des 16. Jahrb. in Venedig gedruckt wurden: JidaaxttXltt naQ«^
erixf] xv^ov 'jXe^iov Ko/Aytjyov tov Xeyofniyov, £nayea, *Eyerirj<ii naga XgiüTOtpoQi^ rcJ
.uydria s. a. (ungefähr 1550). Vgl. E. Legrand, Bibliogr. heU. 1 (1885) 285 f. — Ed.
«Äurophrydes, 'ExXoyij S. 1—16 (480 Verse). — Ed. W. Wagner, Carmina S. 1—27
647 V., eine Zahl, die laber nur durch Zusammenschweissung des Cod. Vindob. theol. gr.
144 mit Cod. Marc. XI 24 zu stände gekommen ist). — Ed. E. Legrand, ßibl. gr. vulg.
., 1 — 10 (285 V.); ebenda S. 11— Iß die J^daxij ^oXoucSytog, — Die zweite oben erwähnte
Version, in der ebenfalls Salomon als Ratgeber erscneint, ed. M. L Gedeon, Hagyatrcos
(1877) 526. Inc. ^ ßMiXevg 6 SoXoutay etgfjxe ndXai Xoyoy, Vgl. J. Schmitt, B. Z. 1
18d2) 328. — Die Version des Cod. Vindob. theol. gr. 193 (Nessel) ed. Fr. Hanna,
fahresber. des k. k. Akademischen Gymnasiums in Wien, Wien 1896. Hanna beabsichtigt
kneh die Version des Cod. Vindob. Suppl. 77 und des Bodl. Miscell. 284 der Oeffent-
ichkeit zu übergeben. — Eine Version aus dem Cod. 114 des Athosklosters Jo^st*
tQiov (= Athous 2788) und ein kleines Fragment aus dem Cod. 126 desAthos-
LloBters ttüy 'Iß^Qtjy ed. Sp. P. Lampros, JeXrioy 5 (1896) 103—122. — Eine Ge-
«mtausgabe der Spaneasbearbeitungen wird von John Schmitt vorbereitet.
2. Hilfsmittel: Ueber das Verhältnis des Spaneas zu Isokrates einige Bemerkungen
»ei B. Keil, Epikritische Isokratesstudien, Hermes 23 (1888) 381 f. — Zum Texte: G. N.
üatzidakis, Kritische Bemerkungen zu einigen mittelgriechischen Autoren, B. Z. 1 (1892)
101 f. — 8. D. Papadimitriu, Kritische Studien zu mittelalterlichen griechischen Texten,
3dessaerJahrb.IV(1894)Byz. Abt.2S. 158—172 (russ.). — Fr. Hanna, Textkri tBeraerkungen
EU Spaneas, Serta Harteliana, Wien 1896 S. 93—96. — Hauptschriften: J. Psichari, Le poöme
a Spaneas, M^langes Renier = Biblioth^ue de l'äcole des hantes ^tudes, 78. fascicnle, Paria
1887 S. 261-283. Vgl. desselben Essais de gramm. bist, nöo-grecque 1 (1886) 22; 817 t
öl*
804 Byzantiniache LittoratargMMshiolite. IIL Valg&rgrUplu Utienimr. tPiMM^
- John Schmitt, Ueher den Verfasser des Spaneas, B. Z. 1 (1892) 316— 332. DeT^
untersucht vor allem die Autorfrage, streift aber auch das Verhältnis der TnmrhiniwJ
Bearbeitungen. Er zählt 16 Hss auf, wozu noch die Codd. Athen. 712 und 7tt(A>
Athous 2788 und 3816 und Petropol. 202 kommen; s. J. A. Sakkelion, A^ralo;^ iM ^
xeiQoygagxoy tijg i^yixijg ßißX, r^g 'EXXädog S. 180 und 132, Sp. LamproB, CatalomMn
the Greek mss on Mount Athos 1 (1895) 250 und 401 und Hesseling, Moseom f(G»l''
ningen 1894) S. 89. Schmitt gibt auch Facsimileabbildungen einer Texiaeita des MSv
Vatic. Pal. gr. 367 und einer schOnen Miniatur des Cod. Vatic. Urb. 2, anf frakhtlg
der Verfasser des Spaneas, Alexios, zusammen mit seinem Vater Johannes abgthilbl
ist — V. Jagi6, Das byzantinische Jjehrgedicht Spaneas in der kirchenslavischen Uak»!'
Setzung, Sitzungsber. Wien. Akad. 127 (1892) (bis jetzt sind nur zwei freie Prosabttiftali
tungon, eine serbobulgarische und eine serbische, bekannt; Jagi^ analysiert beide wll«
gibt den serbobulgarischen Text in extenso). — P. Brakenheimer, Des Alexios Komma I
noifjfitt TiaQaivuixoy, verglichen mit dem russischen Domostroi (d. h. Buch Ton derHi»l>
haltung), Odessa 1893 (russ.) (ein umfangreiches, aber ganz unmögliches Buch). I
333. Theodoros Prodromos, der sieh wegen seiner Armut in aeimi I d
Bettelgedichten Ptochoprodromos nennt, ist einer der wenigen Autoren I r
welche sowohl in der schriftsprachlichen als in der volksmässigen Litth|i
ratur der byzantinischen Zeit eine Stelle beanspruchen. Über sein Lebs
und seine zahlreichen Werke in der Kunstsprache ist § 313 gehandelt
Der Vulgärsprache und des politischen Verses bediente sich P^li
dromos in einigen Bettelgodichten, die nach Form und Inhalt zudci||
merkwürdigsten Denkmälern des griechischen Mittelalters gehören. 6e>|i
'meinsam ist diesen Erzeugnissen, die an unvergesslicher Originalität die 1 1
Verse des Spaneas und Glykas weit übertreffen, demütige Vertraulichk^ I i
galgenhumoristische Selbstbetrachtung und realistische Derbheit. Ii
Im ersten Gedicht (274 politische Verse) schildert Prodromos den V
Kaiser Johannes Komnenos (1118 — 1143) die unerträglichen Qualen seinei
ehelichen Lebens. Alltäglich habe er von seinem Weibe die bittenki
Vorwürfe zu hören; niemals, so zanke sie, habe er ihr ein seiden Tudi
um den Nacken gelegt, nie ein hübsches Ringlein oder ein Armband ge-
schenkt; man verlache sie ob ihrer altfränkischen Tracht, da Herr Pro-
dromos kein modisches Gewand zur Stelle schaffe, nie komme sie in eis
Bad; habe sie einen Tag gegessen, so müsse sie zwei Tage hungern.
Alle Mittel, die der Arme versucht, um die Widerspenstige zu zähmen
bleiben vergeblich; zum Beweise schildert Prodromos dem Kaiser eines
der Gewitter, die so oft den Himmel seines ehelichen Glückes verfinstern:
Er ergreift den Besen, um die Gattin zur Vernunft zu bringen, sie ent-
weicht und verriegelt sich in eine Kammer; als er nun den Besen dnrdi
die Thürspalte zwängt, entreisst sie ihm den Stiel, schmettert ihn xa
Boden und verhöhnt ihn triumphierend. EndHch wird das Mahl zuge-
richtet; als nach langem Warten auch er, der Nährvater des Hauses, et-
was von den Speisen zu erhaschen sucht, ergreifen seine hoffhungsvolleB
Sprösslinge Stöcke und Steine und werfen ihn die Treppe hinunter. Das
Endziel, welchem diese Satire auf das Elend eines Pantoffelhelden zu-
steuert, ist eine unverblümte Bitte um Unterstützung: „Wenn Du also.
Gebieter, Dich meiner nicht erbarmst und die Unersättliche mit Gaben
und Geschenken sättigst, so zittere, bebe, fürchte ich, ich möchte vor der
Zeit ins Grab sinken, und Du möchtest Deinen Prodromos, Deinen besten
Höfling, verlieren." Im gleichen Tone sind nun auch die übrigen Stücke
gehalten.
Lehr- und Gelegenheitsgedichte. Darstellung Termischier Stoffe. (§ 333) g05
•'• Im zweiten Gedichte (117 Verse) wendet sich Prodromos hilfe-
Tl' ochend an einen Sebastokrator, wahrscheinlich an Andronikos Eom-
=: enos, den zweiten Sohn des Kaisers Johannes. Zur Einleitung seiner
=^ititte benützt er diesmal eine Aufzählung der mannigfaltigen Bedürfnisse
.'^einer Familie und schHesst dann, ähnlich wie im ersten Gedichte, schleunig
~;aOge ihm der Fürst beispringen, ehe er noch die Immobilien verzehre,
Boden stürze und sterbe. Das kurze Stück ist durch das wörterbuch-
h
1 otige Verzeichnis der für ein byzantinisches Hauswesen nötigen Gebrauchs-
ind Verbrauchsartikel für die Geschichte der Sprache und Kultur von er-
-^leblicher Bedeutung.
'[ Das dritte Gedicht (655 Verse) ist an Kaiser Manuel gerichtet und
~^thalt eine gramerfüllte Anklageschrift gegen zwei Äbte {xard
'lyyow/itrcör). Prodromos hat sich, um sein geplagtes Dasein in Ruhe zu
"%eBchliessen, unter dem Namen Hilarion in ein Kloster zurückgezogen;
doch ist er hiebei vom Regen in die Traufe geraten. Mehr als ftüher
~ durch sein Eheweib wird er jetzt von zwei Äbten geplagt; in dem Asyl,
das sich Prodromos erwählt, herrschen nämlich gegen alles Recht und Her-
— kommen zwei Vorstände, „Vater und Sohn, ein scheusslich Paar, o gött-
- fiche Gerechtigkeit!' Dieses entmenschte Paar quält den armen Hilarion
^ durch Nörgeleien aller Art; sie drücken ihn durch lästige Aufträge, schmä-
lern ihm die Kost, verbieten ihm den Wein und sogar das erfrischende
Bad; sobald er sich muckst, fallen sie über ihn her. Daher bittet der
Dichter den Kaiser, ihn gegen die Anmassung der Äbte zu schützen und
sein Pönitentenleben zu erleichtern. Wenn Pi'odromos auch nach seiner
Gewohnheit die Farben etwas kräftig aufträgt, so schildert er doch treu
und lebenswahr, und einzelne Züge des von ihm entworfenen Bildes sind
noch im heutigen Basilianerkloster deutlich wiederzuerkennen.
Das vierte Gedicht (167 Verse), das dem dritten wohl chrono-
logisch vorangeht, ist wiederum eine an Kaiser Manuel gerichtete Bitt-
schrift. Als Folie dient dem Dichter, der seinem Thema stets neue Seiten
abzugewinnen weiss, eine melancholische Schilderung der materiellen
Unfruchtbarkeit des wissenschaftlichen Studiums. Oft habe ihm
sein Vater ans Herz gelegt: „Studiere, mein Sohn; dann kommst Du zu
Reichtum und Ehren.'' Er habe den Rat befolgt und sei ein regelrechter
Grammaticus geworden; die Weissagung des Vaters aber bleibe unerfüllt,
die Wissenschaft bringe ihm keinen Gewinn, und er verfluche den Tag,
da er zum erstenmale der Schule überliefert worden sei. Schuster und
Schneider, Bäcker und Metzgergesellen seien besser daran als er. Indem
nun Prodromos in launiger Breite eine Reihe von Gewerben mit dem Ge-
lehrtenberufe vergleicht, zeichnet er köstliche Bilder aus dem Geschäfts-
und Strassenleben im mittelalterlichen Byzanz. Inhaltlich verwandt mit
diesem traurigsten Klageliede, das die stets zur Armut verdammte Zunft
der Grammatiker je angestimmt hat, ist die Dramation des Haplucheir
(s. § 320).
Das dritte und vierte Gedicht sind in zwei Redaktionen er-
halten, die so stark von einander abweichen, dass Legrand mit Recht
beide in extenso mitgeteilt hat. Beim dritten Gedichte beBchr&nkt sich
806 Byzanünuiohe Litteratargaflohioht«. in. Volgirgrtooli« LttUnlor. L hM^Ie]
I
die Verschiedenheit auf redaktionelle Änderungen der einzelnen Vauji h
während Inhalt und Umfang gleich bleiben; beim vierten dagegen ittfiDch
neben einer kurzen, wohl ursprünglichen Version eine stark erweihw^ <
(397 Verse gegen 167). Beide Bearbeitungen der zwei Gedichte 8di€M^r
von Prodromos selbst herzustammen; doch bedarf ihr gegenseitiges Th^
hältnis noch der Aufklärung. Merkwürdig ist, dass Prodromos audin^l
seinen Vulgärgedichten die Schriftsprache nicht ganz vermissen konon)^
doch verfuhr er hiebei anders als sein Zeitgenosse Glykas. Wahrallf '
dieser zwischen die vulgärgriechischen Verse da und dort altgrieclüaklfj
einschiebt, so dass ein sprachliches Mosaik entsteht, dient dem Prodroniil*^
die herkömmliche Form der Kunstsprache zur Einrahmung seiner vdk^l^
massigen Erzählung; indem er sie in der Einleitung und im Epilog ofal^
wenigstens in einem dieser Teile anwendet. Ig
Ohne hinlängliche Gewähr werden dem Prodromos sieben kleinenll
Gedichte erotischen Inhalts zugeschrieben, die neulich E. Legnalli
(s. u.) veröffentlicht hat. I{
1. AusgabeD: Zuerst edierte zwei Gedichte (je eine Redaktion des 3. und 4. 8tftcbi|ll
Ad. Korais, ^tajcra^ xofA. T, Paris 1828, mit einem wichtigen Kommentar. — ScfaleekAvIl
Abdruck dieser Ausgabe (ohne den Kommentar) von Maurophrydes, *ExXoy^ S. 17—711
— E. Miller, Mölanges de philologie et d*dpigraphie. Paris 1876 S. 129—171, edierte ^ I
erste, zweite und vierte Gedicht (in der von Korais nicht mitgeteilten Redaktion) mit am I
französischen Uebersetzung von Legrand. Ein Abdruck dieser Ausgabe auch bei K Le- 1
grand. Coli, de monum. N. S. vol. 7, Paris 1875. — Gesamtausgabe der 4 bzw. 6Gedidto 1
von E. Legrand, Bibl. gr. vulg. 1, 38—124 (ohne Uebersetzung). — Die sieben kleiMi 1
Gedichte ed. aus einem im Nachlasse E. Millers gefundenen Blatte £. Leg ran d, Foüm 1
inödites de Theodore Prodrome, Revue des öt. gr. 4 (1891) 70—73.
2. Hilfsmittel: Hauptschrift zur sprachlichen Erklärung ist noch immer derKcs-
mentar von Korais (s. o.). — Einige Bemerkungen und Proben deutscher Uebersetn^
von K. 0. Müller in einer Besprechung der Ausgabe von Korais, GOtting. GeL Anzeign
1830 St. 140, wiederholt in ,K. 0. Müllers Kleine deutsche Schriften' 1 (BreaUn 1847)
266—273. - E. Miller, Un po6te de la cour des Comnänes, lu dans la s^ance ptkL
annuelle des cinq acadömies le 28 octobre 1874 (nur eine Analyse der von Miller heran*
gegebenen Gedichte). — J. Psichari, Essais de gramm. bist, neo-grecque 1 (1886) 9; 66;
120 ff. (zur Sprache und handschriftlichen Ueberlieferung des Prodromos). — Kritische und
exegetische Bemerkungen von G. N. Hatzidakis, B. Z. 1 (1892) 99 ff. — Ein von U
Porte duTheil verfasstes Glossar zu Vulgärgedichten des Prodromos liegt handachrifUick
in der Pariser National bibliothek als Cod. Paris, suppl. gr. 845.
3. Zur Ueberlieferung: Die erweiterte Redaktion des dritten and vierten Gt-
dichtes (bei Legrand Nr. 4 und 6) steht in einer von den edierten Texten etwas ab-
weichenden Fassung in dem noch nicht benützten Cod. Paris, suppl. gr. 1034 (v^
H. Omont, Inventaire sommaire 3, 332). Von demselben hat H. Per not eine noch mäü
veröffentlichte Abschrift genommen.
334. Michael Olykas {Mixarjk d rkvxag) hat ein aus 581 politdscha
Versen bestehendes Gedieht hinterlassen, das zu den ältesten Denkmalen
des Vulgärgriechischen gehört. Der handschriftliche Titel lautet: Äi';p»
yqaniiazixov Mixccrjl tov FXvxa^ ovg tyqaips xuxf ov xcrteax^'&i] xaiQov it
nqoaayysXiag xaiQfxuxov uvog d. h. ^ Verse des Orammatikers Michad
Glykas, welche er abfasste, als er auf die Anzeige eines schadenfrohen
Menschen hin gefangen gehalten wurde.** Nach weiteren Angaben im
Gedichte selbst ist Glykas durch die Verleumdung eines Nachbarn in den
Kerker geraten. Der Gefangene bittet den Kaiser um Befreiung; es habe
ein leidiges Missverständnis stattgefunden, das der schleunigsten Auf-
klärung bedürfe. In klagenden Tönen schildert Glykas das Elend, das er
dehr- n. Gelegenheitsgedichte. Darstellung Termisohier Steife. (§§ 3^4—335) 807
. Kerker zu erdulden habe. Doch findet er trotz seiner schlimmen Lage
<5h die Stinmiung zu scherzhaften Vergleichen. »Das Weib des Pfaffen
»t einen Fehltritt begangen und das Ehelager geschändet; den Pfaffen
>«r zieht man zur Verantwortung! Welch ein Missgeschick! Jene hat
18 Gesetz übertreten, diesen aber straft man. Ist das nicht traurig,
icht zum Verzweifeln? Der Esel schlägt aus und den Sack prügelt man,
amit er artig werde** u. s. w. (V. 270 ff.). Warum sich Olykas in einer
0 wichtigen Sache des volksmässigen Idioms bediente, wissen wir
icht ; doch lässt sich vermuten, dass Kaiser Manuel fUr die Volkssprache,
1 welcher er ja auch von Ptochoprodromos Bitten und Dankesworte
itgegennahm, eine scherzhafte oder herablassende Vorliebe verraten
atte. Auch das Bedürfnis, möglichst eindringlich von Herz zu Herz
1 reden, mag bei der Wahl dieser seltenen Form mitgewirkt haben. ^)
rie dem sei, Glykas vermochte den Ernst seiner Angelegenheit nicht
i Heiterkeit aufzulösen. Wenn man der Subscriptio des Gedichtes
lauben darf, schickte der Kaiser, der damals gerade in Kilikien weilte,
i.ch Konstantinopel den Befehl, den Gefangenen unverzüglich zu blenden.
Törin nun das so grausam bestrafte Verbrechen des Glykas bestand,
eibt in ein ebenso undurchdringliches Dunkel gehüllt als die Schuld des
ichters der Tristia. Die Abfassung des Gedichtes fällt in das Jahr
L 58 oder 1159; denn die Bemerkung der Subscriptio über den Aufenthalt
)s Kaisers in Kilikien bezieht sich höchst wahrscheinlich auf die Ex-
)dition, welche Manuel im Jahre 1158 persönlich geleitet hat.
1. Ausgabe: Ed. pr. E. Legrand, Bibl. gr. vulg. 1, 18—87 (ans dem schSneii
>d. Paris. 228 s. 13, der auch die Sprichwörter und Briefe des Glykas enthftlt). Vgl.
igrands Introduction S. 14 ff.
2. Hilfsmittel: Zur Kritik und Erklärung: G. N. Hatzidakis, Kritische Bemer-
ingen zu einigen mittelgriechischen Autoren, B. Z. 1 (1892) 98—106. — K. Krumbacher,
ichael Glykas, Sitzungsber. bayer. Ak. 1894 S. 405 ff. — lieber das Leben und die
nstigen Schriften des Glykas s. S. 380 ff. ; 88.
335. Die Oeschichte von Ftocholeon oder von dem weisen, beohr-
dgten und geschorenen (d. h. unglücklichen) Greise, nsQi %ov yäQovtog
fv q^Qovifiov iuiov%^oxovQ€fiävovJ) Der reiche Leon verliert durch Einfälle
er Araber seine Habe und bittet daher seine Verwandten, ihn als Sklaven
1 verkaufen; seine Söhne bringen ihn zum Schatzmeister des Fürsten
i Eonstantinopel und verkünden ihm, dass der Sklave kostbare Weisheit
Bsitze, die Menschen, das Oeld, die Edelsteine und die Pferde kenne.
>er Kauf wird abgeschlossen. Der Greis, anfänglich nicht beachtet, legt
ald Proben seiner Weisheit ab. Von einem Edelsteine, den der Fürst
pworben hat, erklärt er, dass er nichts wert sei und einen Wurm in sich
Brge ; die Aussage bestätigt sich. Nun wird er besser gehalten und be-
ommt täglich statt eines Brotes zwei. Als der Fürst sich vermählen
ill, offenbart ihm der Sklave, dass seine Braut schlechter Abkunft, die
0 Die vulgärgriechische Litteratur he- I die Qualen seiner Kerkerhaft. S. § 343.
tzt noch ein zweites Werk, das einem ') Zur Erklimng dieses seltsamen At-
iniichen Anlasse seine Entstehung verdankt.
er Kreter Sachlikis (15. Jahrh.) beschreibt
der Einleitung seines ersten Gedichtes
tributs vgL PtooholMi (1. V«mm) V. 96 f.:
$tal m
808 Bysaniinisohe Litteratnrgesohiohte. UI. TulgArgri«^ Litt«ffftter. L ]
Tochter eines Muselmannes sei; wiederum wird seine Rede als wal
fünden. Endlich bittet der König den weisen Ptocholeon, ihm non
das Geheimnis seiner eigenen Abstammung zu enthüllen. Nach yt
lieber Weigerung eröffnet der Sklave dem König, dass er nicht von a
legitimen Vater Peter, sondern von einem elenden Knechte erz^
Der König verhört seine Mutter und erfährt, dass Ptocholeon die \
heit gesprochen ; er bittet ihn, das Geheimnis zu bewahren und ob«
ihn mit Glücksgütern. So ehrt Gott die weisen Menschen.
Der Charakter der ganzen Erzählung weist auf orientalischen, ^
scheinlich indischen Ursprung. Aus einer älteren, wohl verlorenen b
tinischen Bearbeitung desselben Stoffes schöpfte im 12. Jahrhundert
tier von Arras die Anregung zu seinem epischen Gedicht Eracles
dem auch eine deutsche Version existiert; dieser Eracles ist, ob
Gautier die Erzählung nach abendländischer Sitte in Rom lokalisiei
(s. § 393), kein anderer als der byzantinische Kaiser Heraklios
dessen Geschichte auch einige Züge verwertet sind, die in der 0
Chronik wiederkehren. Aus einer ähnlichen Quelle stammt das
sische Lied von Iwan, den Kaufmannssohne, und die türkische!
lung, 9 Der weise Reisende und der Bastardsultan''. Ebenso schdi
vulgärgriechische Geschichte des Ptocholeon eine spätere Abzwc
jener von Gautier benützten byzantinischen Quelle zu sein. Das 1
eben ist in drei sehr stark von einander abweichenden Bea
tun gen erhalten, von welchen die älteste 384, die zweite 939, die
wohl erst dem 17. Jahrhundert angehörige, 409 Verse umfasst; das
mass ist in allen drei derselbe trochäische Achtsilber, der ai
Ilias des Hermoniakos (s. § 371) und anderen byzantinischen Y^
bekannt ist. Die Vergleichung der drei Redaktionen ergab
Fülle nützlicher Beobachtungen, weil sich in ihnen die fortschreitend
änderung der sprachlichen und kulturellen Basis und die Methode,
der solche Überarbeitungen älterer Werke vorgenommen wurden,
lieber als sonst widerspiegelt. Leider gebricht es hier an Raun
auf diese Erörterung wie auch auf andere Untersuchungen, zu dem
merkwürdige Denkmal dringend auffordert, näher einzugehen.
1. Aasgabon: Die erste Version ed. aus Cod. Paris, gr. 390 E. Legran
nuaire de Tassoc. 6 (1872) 53—102 = Coli, de mon. vol. 19, Paris 1872, mit erkli
Anmerkungen von E. Legrand und 6. Wjndham und mit einer litterarhisU
Skizze von Ch. Gidel, die auch in seinen Nouvelles etudes S. 385—400 abgedrv
—- Die zweite Version ed. aus Cod. Vindobon. 244 W. Wagner, Carmina S. 27
— Die dritte ed. aus einer Handschrift der griechischen Schule in Bvuyfj E. Le
Coli, de mon. N. S. vol. 1, Paris 1874 S. 257-285. -- Die zweite Version steht ai
bedeutenden Abweichungen von der Wiener Handschrift) im Cod. Neapel. III. A.
25^— 33^.
2. Ursprung und abendländische Bearbeitungen des Stoffes: £
Geschichte der Prosadichtungen, übers, v. Liebrecht, Berlin 1851 S. 212. — N. F
laxogia xov IlxmxoXioytoqy JJagSeytjy 1872 S. 1125—1130. — Alessandro d*A
Romania 3 (1874) 164 f. — J. Perles, Frankeis Monatsschrift für die Geschic
Wissenschaft des Judentums 22 (1873) 68 f. — A. N. Veselovskij, Arcb. slav.
(1878) 576 fr. — A. Schiefner, Mömoires de l'acad^mie de St.-Pötersbourg, VI
t. 22, no. 7 (1875) S. IV f. und 7. — Felix Liebrecht, Zur Volkskunde, Heilbrc
S. 203. — Georg Huth, Die Reisen der drei Söhne des Königs von Serendippo, !
f. vergl. Litteraturgesch. N. F. 2 (1889) 406—414. — Zu der deutschen Bear
Karl Goedeke, Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung I* (1884) S
IT- n. GelegenheiUgediohte. Daratellong rennisohter Stoffe. (S§ 336—887) 809
ranzüsischen : Gaston Paris, La litt, fran^ise au moyeii-ftgey Paris 1888 S. 251 f.
Junker, Grundriss der Geschichte der französischen Litteratur, Münster 1889 S. 89 f.
336. Orakel Leons des Weisen. Von den in der byzantinischen
»tsprache und im jambischen Trimeter abgefassten Orakeln, die unter
Namen des Kaisers Leon gehen (s. S. 628 Anm. 3), haben sich im
3rn Mittelalter vulgärgriechische Redaktionen in reimlosen tro-
}chen Achtsilbern abgezweigt, die in der wachsenden Bedrängnis der
m ein begieriges Publikum fanden und einen lehrreichen Einblick in
vron trüben Ahnungen erfüllte Stimmung der letzten Jahrhunderte von
mz gewähren. Natürlich wurden die schriftsprachlichen Originale
b einfach übersetzt, sondern durch Zusätze bereichert und nach dem
iselnden Eindruck der politischen Lage umgearbeitet. Einige Ge-
be, die zu dieser Litteratur gehören, stehen im Codex Parisinus 929
r dem Titel: Aiviyfia lä^ewv Aäovtog tov croycoTarov. Die wichtig-
Ereignisse, die mehr oder weniger dunkel angedeutet werden, sind
Eroberung von Konstantinopel durch die Lateiner, die Restauration
Paläologen und die Einnahme des „neuen Babylon'' durch die Türken.
Chronologie und das genealogische Verhältnis dieser Poesien,
luch im Zusammenhange mit der Orakelweisheit des Altertums studiert
werden verdienten, sind noch nicht genügend aufgeklärt. Das Ver-
idnis der Texte wird durch die geheimnisvolle Sprache und die alle-
3che Einkleidung ungemein erschwert.
Ed. K. Legrand, Annuairo de l'assoc. 8 (1874) 150—192, mit einer Einleitung von
lidel (auch in seinen Nouvelles ötudes S. 303—812). — Wiederholt Coli, de mon.
vol. 5, Paris 1875. — Vgl. die Litteratur S. 628 Anm. 3.
337. Die Hesse des Bartlosen. Der Titel dieses seltsamen Erzeug-
}s lautet in der Wiener Handschrift: *Axolovi>ia voif avoaiov TQayoyevij
vov tov ovQiov xal e^ovgtoVj fir^vl tf^ a^TfjJ, nbQVCi iv Irei etftTo d. h.
lenz des unheiligen, vom Bock erzeugten Olattgesichtes, des Ver-
ten und ganz Verrückten (?), in demselben Monate, voriges Jahr im
0 heuer. Die unflätige Satire enthält eine breite und ziemlich witz-
Verspottung der Bartlosen, denen der griechische Volksglaube gerne
recherische Gesinnungen und Thaten zuschreibt.*) Das ganze Stück,
em die denkbar roheste Indezenz herrscht, ist in die Formen einer
^sdienstlichen Handlung gekleidet und gehört demnach in die Gattung
§ 278 besprochenen Parodien. Die Messe beginnt mit 2tixi]Qa nach
, vierten Querton**; es folgen ein 'AnoXmixiv^ verschiedene *Qidai\ ein
laiAa, ein Kovxdxi^'^) endlich ein 2vva^dQiov d. h. eine Legende in
) Damit hängt es wohl zusammen, dass ^ovxnaov, Arahantinos, Ua^oifÄittintJQioy,
tegel des hl. Sabbas den Bartlosen Janina 1863 S. 127. Vgl. die Sprüche bei
len Eunuchen vom Klosterleben aus- l. Benizelos, Hapoi^ca* cfiy/iöicfeif , 2. IxcfoiWir,
'sst: Jet (fvXarrety rn negi tov oaiov Rermupolis 1867 S. 22, 283 und 8. 26, 338,
axagiov 7tttTQ6^ijftwy£a8ßa&Bania9eyT€( und bei K. N. Kanellakis, Xiaxd 'Jyd-
.rj&a^(ag rj Bvyovxov rj uyeyBioy iy rf» 1 Aexr», Athen 1890 S. 283, 537 und 286, 560.
r cf/j^ftf^a». Typikon des hl. Sabbas ed. ■ *) Ueber die Bedeutung dieser Ausdrucke
mitrijevskij, Trudy Kievskoj duch. I s. §285 und W. Christ et M. Paranikas.
890 Jan. S. 170. — Noch gegenwärtig i Anthologia Graeca carm. christ., Prolego-
e Gefährlichkeit des Bartlosen sprich- ' mena.
ich: *j4n6 anayoy äy&Q^noy fAttXQvd td ,
810 ByzantinUiche Litter atargMohichte. IIL Tnlgirgrlaeh. Liitenter. 1|
Prosa. Den Schluss bildet ein IlQoixwsvnq.mQv d. h. ein Aussteno]
koU, durch welches der Pfarrer seine Tochter dem Bartlosen zor
gibt. Die Entstehungszeit des rohen Pamphlets darf ans spradi
und andern Gründen ins 14., vielleicht noch ins 13. Jahrh»
gesetzt werden; doch sind die Spuren einer späteren Überarbdtii
kennbar. Bei aller Grobheit gehört die Messe des Bartlosen a
interessantesten Werken der mittelgriechischen Litteratur; sie enftfl
beachtenswertes Sprachmaterial und zahlreiche Anspielungen auf i
massige Vorstellungen und Gebräuche. Vieles bedarf hier freüick
der Aufhellung. Selbst die eigentliche Absicht des Machwerkes hat
niemand auf befriedigende Weise zu erklären vermocht. Obsdui
Bartlose bei den Griechen eine besondere Rolle spielt, versteht mu
nicht, warum eine Verspottung dieses Unglücklichen gerade in die
einer gottesdienstlichen Handlung gekleidet werden musste, und man
den tieferen Sinn und Zweck des widerlichen Machwerkes wohl ii
sammenhange mit jenen im Mittelalter wie in der neueren Zeit ye
teten sakrilegischen Verirrungen aufsuchen dürfen, die in das unhen
Gebiet des Satanismus und Sadismus gehören. Wenn auch oie
Gotteslästerungen und schmutzige Parodien des kirchlichen Ritus, i
in der „schwarzen Messe ^ üblich sein sollen, im Spanes nicht vorkoi
bezw. nicht angedeutet werden, so erklärt sich das aus der Furcht n
geistlichen und weltlichen Obrigkeit, und man kann vermuten, di
neben dem veröffentlichten Texte noch einen weit schlimmeren esoter
gab. Ganz in der Luft schwebt die in Griechenland verbreitete Am
der Spanes bezwecke die Verspottung des hl. Johannes Chrysost
der in der kirchlichen Kunst als jugendlicher, fast bartloser Mann
stellt wird. Das Epigramm, welches Legrand*) aus dem Veni
Druck von 1817 anführt, macht ganz den Eindruck, als suche <
wahren Sinn der Messe durch den Schein harmlosen Spottes zu mas
Dass aber das widerliche Machwerk bei Leuten beliebt war, die de
bolismus ergeben waren, besagen unzweideutig V. 3 — 4 des Epigi
tog bIx^i tjX^eq tavrag imCiyr^tfcf*.
1. Ausgaben: Zuerst öfter als venezianisches Volksbuch z. B. Venedig 16S
1700 und 1817, jedoch in einer von dem Wiener Texte stark abweichenden Form,
vielleicht älterer Druck s. a. liegt in der Biblioteca Barberina mit der
G. G. G. VI. 49. — Nach Cod. Vindobon. 244 ed. E. Legrand, Bibl. gr. vulg.
28—47. Uebrigens hätte der Herausgeber das Stück (bis zur Legende) nicht a
drucken sollen; der metrische Charakter ist trotz mancher Verunstidtang dei
noch völlig deutlich erkennbar. Vgl. §§ 282 ff.
2. Eine ähnliche Profanierung heiliger Einrichtungen wie die Messe des £
enthält auch die Philosophie des Weinvaters (^vXoaotpla xQaaonaxiqa), ein
politischen Versen bestehendes Gedicht. In seiner durstigen Rede richtet der Trui
an Christus den Wunsch, könnte er nur wenigstens das hl. Abendmahl erhalte
weiteren meint er, viele Heilige seien dyiofjiVQoßQtnai (Myroblyten d. h. Heilig«
Reliquien einen heiligen Saft ausschwitzen z. B. Demetrios Myroblytes); möchte i
ihm die Gnade verleihen, ein xQaaoßgvttjs (d. h. Weinausschwitzer) zu werden. D
laune erinnert an die Satire des Psellos auf den Mönch Jakob (s. S. 681). Ed.
grand, Coli, de mon. N. S. 1 (1874) 2-11 (mit französischer Uebersetzung).
») Vgl. Legrand, Bibl. gr. vulg. 2 ») Legrand-, a. a. 0. S. 27.
( 1887) Introduct. S. 25 f.
IT- o. Gelegenheitsgedichte. Daretellnng Termieohter Stoffe« (g§ 338—840) 811
338. Religiöse Gedichte. Zur Erbauung des ungebildeten Volkes,
selbst die temperierte Schriftsprache der kirchlichen Gebete und
er allmählich unverständlich geworden war, wurden religiöse Gedichte
'ulgäridiom abgefasst, obschon die Kirche selbst an der Schriftsprache
ielt. Zu den ältesten dieser Texte gehört das Gebet des Sünders,
jTwkov TragccxkrjCig (16 reimlose politische Verse), das vielleicht noch
12. Jahrhundert gesetzt werden darf. Die ersten drei Verse klingen
Lwürdigerweise wie ein modernes Volkslied (vgl. z. B. Passow,
ilaria carm. N. 157). Inhaltlich verwandt, in der Form aber der
stsprache näher stehend, ist das Klagegedicht über Adam und
Paradies, JStixot d^QTjvriTixol 'Addfi xai nagaSeftrov (118 reimlose
ische Verse), in welchem ein Sünder ob seiner Missethaten mit sich
\t zu Gerichte geht. Beide Stücke erscheinen wie das erbauliche
y als vulgärgriechische Reflexe der griechischen Hymnendichtung, von
sie im Ausdruck und im Gedanken deutlich beeinflusst sind.
Ed. E. Legrand, Bibl. gr. vulg. I 17 und XI ff. — Vgl. § 342.
839. Die süfischen Sentenzen. In einigen Handschriften des per-
len Lehrgedichtes Rabäbnäma des Sultans Valad sind vulgärgrie-
;he, mit arabischen Buchstaben geschriebene Sentenzen eingeschaltet,
Q Inhalt der süfischen Mystik angehörende Gedanken über das Ver-
lis der Seele zu Gott, die Vergänglichkeit des Menschen u. s. w. bilden,
ind 22 Distichen, von welchen jedes aus zwei durch Assonanz verbun-
n trochäischen Elfsilbem besteht z. B. :
Tig idtüxey rtjy tffvxijy rot», HCv^^y '
tig idüi rauxta^y, oXovg yUijcey,
Wer seine Seele hingab, hat (wahrhaft) gelebt;
wer hier vernichtet wurde, hat alle besiegt.
Dieses auf so merkwürdige Weise erhaltene Denkmal der mittel-
chischen Volkssprache stammt aus dem Ende des 13. oder dem An-
l des 14. Jahrhunderts; man hat es für ein Zeugnis des griechischen
ektes von Ikonium erklärt, doch lässt die bis jetzt festgestellte Text-
1 einen bestimmten Dialekt nicht mit Sicherheit erkennen. Die Lesung
Erklärung der Verse, die in einem für das Griechische ganz unge-
leten Alphabet niedergeschrieben und dazu noch von den Abschreibern
verunstaltet sind, bereitet grosse, noch nicht völlig gehobene Schwie-
:eiten.
1. Ausgaben: Zuerst ed. die Verse nach einer Wiener Hs in der Urschrift mit
n wenig gelungenen Erklärungsversuche J. v. Hammer, (Wiener) Jahrbücher der
atur 48 (1829) Anzeige-Blatt S. 108. — Bedeutend weiter kam in der Herstellung
\ zusammenhängenden Textes auf Grund einer Budapester Hs, von den zwei Griechen
anes und Pelagides unterstützt, C. Säle mann. Noch einmal die seldschukischen Verse,
)tin de Tacademie imperiale des sciences de St.-P^tersbourg 34 (1892) 859—365
tf Klanges asiatiaues 10, 239—245). — Endlich ed. die Verse nach einer Oxforder Hs
ausführlichem Kommentar und scharfsinniger Erklärung mancher früher falsch oder
nicht verstandener Wörter Gustav Meyer, Die griechischen Verse im Rabftbnftma,
. 4 (1895) 401-411.
2. Stilistisch und im Ausdruck erinnern an die süfischen Sentenzen die ungelenken
verse im Cod. Athous 3309 s. 16 fol. 207^, von denen Sp. Lampros, Catalogue of
;reek mss on Mount Athos 1 (1895) 304, eine Probe mitteilt.
340. Trostgedicht. Aoyoq naqrjyoQYftixoq Tregl evtvxCaq xai dvtrtvx^ocg
i reimlose politische Verse). Das mit dem aUegoriachrmoralisierendea
812 Bysantinische Litteratlirgesohioht«. HL Yvlgirgrieeli. Ltttanfar. LI
Epos des Meliteniot 68 verwandte, anonym überlieferte Werkchesii
sieh an alle Glücklichen und Unglücklichen. Der Dichter erzttl
Schicksal eines unglücklichen Jünglings. Vom Unheil verfolgt, veiil
die Heimat, um im Kastron der Dystychia zu erfahren^ von n
Art sie sei und wie sie die Menschen quäle. Nach sechsmooii
Wanderung trifft er einen jungen, rotgewandeten Mann, den Chn
der in seiner Hand das Buch der Glücklichen und ünglücklicbei
Von ihm wird er ermuntert, die Eutychia aufzusuchen. Er gehi
das Schloss des Chronos, das ähnlich geschildert wird wie die ym
denen Kastra in den Märchen- und Ritterromanen (s. §§ 377 — 379), {
ein Empfehlungsschreiben an die Dystychia, die seinen Namen aoii
Verzeichnis auslöscht, und wird endlich von ihrer Schwester Eutjd
Gnaden aufgenommen. Eine direkte Quelle der Erzählung ist nicht
gewiesen ; die Grundlage bildet aber offenbar, wie E. Kuhn bemcride
ältere griechische Form des in orientalischen, slavischen und sheoi
sehen Fassungen verbreiteten Märchens von der „Reise zum Schic
Ed. pr. Sp. Lambros, Coli, de rom. gr. S. 289—321 (ans Cod. Bodleian«'
Zur Quellenfrage vgl. £. Kuhn, Zur byzantinischen Erzflhlangslitteratar, B. 2«. 4 (ISK
341. Die ^^rhodischen^' Liebeslieder. Unter dem Titel ^njc
^(OTog xal aydnrfi ist in einer Handschrift des 15. Jahrhunderts I
mss des British museum Nr. 8241) eine Sammlung von erotisch*
dichten erhalten, welche von dem Herausgeber willkürlich ABC dei
{UXq}dßrjtog TTJg dydnr^g) betitelt und jetzt auch unter dem konventi
Namen „rhodische Liebeslieder ^ bekannt ist. Leider ist das kleine
(707 reimlose politische Verse) in der einzigen Handschrift sehr ü
gerichtet: der Schreiber, der wohl mit dem Veranstalter des Corpu
tisch ist, hatte offenbar lückenhafte Originale vor sich. Trotzdem
sich in der ganzen Sammlung noch deutlich mehrere Liederzykl
kennen: 1. Den Anfang bilden 11 nach den Buchstaben A bis Ü
stichisch geordnete, abwechselnd von einem Jüngling und einem M
gesungene Lieder verschiedenen ümfangs, offenbar Trümmer eines
mit vollständiger alphabetischer Akrostichis. 2. Darauf folgt eine •
von 15 Distichen (nur zuletzt 1 Tristichon), in denen trotz m<
Lücken die alphabetische Akrostichis A bis 12 erkennbar ist ; sie en
keine Wechselrede, sondern durchaus Liebesk]agen eines Mannes,
dem 27. Gedichte beginnt das dritte Hauptstück der Sammlung,
steht aus einer Erzählung und neunzehn eingestreuten Liebeslieder
Jüngling liebt seit 2 Jahren ein Mädchen und schickt ihr eine Erkl
sie erwidert ihm, er sei noch zu jung; der Jüngling meint jedoch
die Kleinen verstünden zu heben. Nun sagt das Mädchen, 100 1
werte wolle sie von ihm erforschen und, wenn er sie beantworte, i
Küssen sättigen. Der Jüngling „löst sich die Verse aus dem H
und reiht sie „wie eine Kette** aneinander. Die Glieder dieser Ket^
die Zahlen von 1 bis 100, die er alle in seinen Versen akrostichis
wenden will; nach dem zehnten Gedichte fühlt sich das Mädch<
zwungen und gibt dem Jüngling einen Kuss; dann schenkt sie ihm
Teil seiner Aufgabe, d. h. sie gestattet ihm, nun mit den Zehnci
nnd Gelegenheitsgediolite. Darstellimg vermisohter Stoffe. (§ 841) 813
8. w.) fortzufahren. Als schliesslich das Mädchen dem Jungen nichts
versagt, fangt er an zu spotten. Das ganze Werkchen ist also eine
e Liebesnovelle, in welche eine nach Zahlen akrostichisch
dnete Liedersammlung eingefügt ist. Leider ist auch dieser
■plex unvollständig überliefert. Der Gedanke der arithmetischen Akro-
scheint völlig originell zu sein; wenigstens ist mir aus keiner Lit-
ern zweites Beispiel bekannt. Auch in den auf diese drei deutlich ge-
enen Komplexe folgenden Liedern lassen sich gewisse Gruppen und
ppenreste erkennen z. B. mehrere zusammenstehende Liedchen, welche
»«eBklagen eines Mädchens enthalten, dann zwei Gruppen von Minneliedern
10 Jünglings und ein alphabetischer Wechselgesang zweier Liebenden. Es
oithin völlig sicher, dass das von Wagner als ein zusammengehöriges, nur
^Ii die ÜberUeferung in Unordnung geratenes Ganze betrachtete Corpus in
ksrheit aus mehreren (7 — 8) ursprünglich völlig selbständigen kleinen
mmlungen besteht, die anfänglich wohl in einzelnen Heftchen von Hand.
Band gingen und dann von einem Freunde der Volkspoesie in eine
adschrift vereinigt wurden. Mit der Erkenntnis dieser Thatsache ver-
»n natürlich auch die bestimmten 'Erklärungen, die Wagner über Zeit
d Ort der Entstehung des ganzen Corpus abgegeben hat, den Boden.
9 Frage muss für jede Gruppe besonders gestellt werden ; denn wenn
-dl die Entstehungszeit oder richtiger gesagt die Zeit der uns erhal-
raen sprachlichen Redaktion dieser Volkslieder ungefähr dieselbe sein
Hg, 80 ist es doch durchaus nicht notwendig, dass auch der Entstehungs-
k der gleiche sei ; abgesehen von der schrankenlosen Freizügigkeit, die
r Volkspoesie stets eigen war, kann der Sammler auf Reisen oder durch
Hrmittelung von Freunden Lieder aus verschiedenen Gegenden zusammen-
(bracht haben. Was nun die Entstehungszeit betrifft, so lässt sich mit
pherheit sagen, dass einzelne Gruppen und demnach wohl die ganze
iomlung, nicht später als in das 14. oder in die erste Hälfte
\B 15. Jahrhunderts gesetzt werden dürfen; ausser dem Alter der
pipdschrift, auf das wegen der Unsicherheit der Bestimmung weniger
iwicht zu legen ist, verbieten triftige innere Gründe, namentlich die Er-
Ihnung der TovQxoTiovkoi, des Kaisers und des Logotheten in Byzanz,
ich die hohe Vorstellung von der Macht und Unverletzbarkeit eines
iserlichen Chrysobulls, an die Zeit nach dem Falle des Reiches zu
liken. Völlig unsicher bleibt aber der Entstehungsort der meisten
nippen; aus der Anspielung auf Rhodos (32, 11 bei Wagner) lässt sich
in Schluss ziehen, jedenfalls nicht der, welchen Wagner gezogen hat,
BS das Gedicht und mithin die ganze Sammlung in Rhodos entstanden
L Dagegen weist allerdings ein Tragudi (3 bei W.) auf einen Liebes-
ind zwischen einer Griechin und einem Johanniterritter hin, und dieses
ed muss man sich in Rhodos entstanden denken. Der unbekannte
immler war ein Mann von Empfindung und Geschmack. Der poetische
ert der „rhodischen'^ Lieder ist über alle Zweifel erhaben; sie gehören
den besten und merkwürdigsten Erzeugnissen der gesamten vulgär-
iechischen Poesie.
1. Ausgabe: *AX^ßtjtos r^s nyanrjq. Das ABC der Liebe. Eine Sammlung rho*
814 Byunüniftohe latteratiirgeschiehte. m. Yolgirgitodb. lÄifmwMmt. L
discher Liebeslieder zum eratenmale heraoBgegeben , metrisch Qbersetzt vmi oft
Wörterbache versehen von W. Wagner, Leipzig 1879. Da der Heranageber, d«
sammenbang der einzelnen Gruppen nicht erkannte, die ganze Sammlung alpha!
ordnete und dabei die Reihenfolge der Komplexe und der Lieder vOllig Tenrinti
der Text nur durch eine neue Ausgabe verst&ndlich und leebar gemacht werdi^
tüchtige Neogräzist E. Emerson bat mir zu diesem Zwecke eine genaue Kc
Handschrift zur Verfügung gestellt.
2. Uebersetzungen: Deutsche Uebersetzung in Wagners Ausgabe. — Eai|
deutsche Uebersetzung der Zahlennovelle gab H. Lübke, Neugriechische Volks- snir
lieder, Berlin 1895 8. 209—222. — Italienische Uebersetzung von Vito Pili
Leipzig (mir nur durch die Erwähnung in der Zeitschrift Le Mns^on 1 (139|
bekannt).
3. Hilfsmittel: Vgl. die Besprechungen der Ausgabe Wagners von C. Bini|
Literar. Centralbl. 1880 S. 237 f., Gust. Meyer, Beilage zur allgemeinen Zeitmg
S. 2123, H. F. Tozer, The Journal of HeUenic studies 1 (1880) 308—313, ondN.Ptlü
KXeitJ vom 1. und 8. März 1880 (Nr. 976—977). — Sprachliche und textkritiacbe fts,
kungen von C. Foj, Bezzenbergers Beitrftge 6 (1881) 220—230. — Die glOckli^A
deckung der Komposition des ganzen Corpus ist das Verdienst von E. C. Holzer, BoA
philol. Wochenschrift 1885 S. 514 ff.; 545 ff. — Weitere AusfOhrongen, namwtUi
Komposition des letzten Teiles, gab Aug. Heisenberg, B. Z. 2 (1893) 549— 5({1
4. Die dritte Gruppe der ,rhodischen* Lieder, die Zahlennovelle, hat sidi iiii
verwitterter, aber unverkennbarer Form bis auf den heutigen Tag im Monde des li
erhalten — eine Thatsache, welche für die Erkenntnis des volksm&ssigen Ghanktaii
Sammlung wie für die Entstehungsgeschichte mancher Teile der neugriechisdiei Ü
poesie gleich wichtig ist. Ein chiotisches Volkslied, das K. N. Kanellakis, JUtgi*A
Xexra, Athen 1890 S. 82 unter dem Titel ^Ol "jQ^afiol" veröffentlichte, eothilt fa
Liebesgeschichte wie die Novelle im Alphabetes. Es besteht aus 88 politiacheB T«
bezw. aus 19 Distichen, von denen die ersten 10 durch die Zahlen 1—10, die kidi
durch die Zehner 20—100 akrostichisch verbunden sind. Mehrere Verse (8, 5, 6, 19,15^
stimmen dem Sinne und zum Teil auch dem Wortlaute nach mit Versen des AlpU
überein. Weniger ähnlich im Wortlaut, aber mit derselben Akrostichis versehen, irfi
von A. CoDze (leider ohne Angabe der Provenienz) mitgeteilte Variante bei A. Patt*
Popularia carmina Graeciae recentioris, Leipzig 1860 8. 478 f. Ein ähnliches Foitk
von Liedern und Erzählungen, die schon längst litterarisch fixiert waren, beobachtet]
auch beim Akritenzyklus (s. § 358), beim Apollonios von Tjros (s. §375),l
Erotokritos (s. § 383) und — um ein Beispiel aus der neueren Zeit zu nennen — M
schonen Schäferin des Nikolaos Drimjtikos; vgl. G. Meyer, Essais und Stiiii
(Strassburg 1893) 156 f., und K. N. Kanellakis, Xtaxa 'AyäUxta S. 118 ff. — ZnrZik
akrostichis vgl. auch die poetische Zahlenspielerei, die Konst. Barzokas, £rlk
Z(oyQa(peiog ayaiy 1 (1891) 8, aus Epirus beibringt: *'As to novfte iya, "Et^a i* aij^wim
"As TO novue ovo, Jv'o n^gdt^xss ygtefÄ/iiyss etc.
5. Eine andere Sammlung vulgärgriechischer Liebeslieder ^Egomxa rgaywM
welcher ebenfalls ein Liebesalphabet vorkommt, ed. aus Cod. Vindobon. 244 E.
grand. Coli, de mon. N. S. 1 (1874) 11—71. Auch hier finden sich manche wtlir
tief empfundene, echt volksmässige Stücke.
6. In einem Cod. Marcianus des 16. Jahrhunderts steht eine Sammlung von Liel
liodern im neucyprischen Dialekt. Die meisten derselben sind nichts andern
Uebersetzungen aus Petrarca, wobei sogar die Versmasse der Originale beibehalteoi
Das kleine Corpus ist sprachgeschichtlich von Wert, indem es die von den Aa
Machäras und Bustrone eröffnete Reihe mittel- und neucyprischer Denkmäler i
setzt. Ed. E. Legrand, Bibl. gr. vulg. 2, 58—93 (nur eine Auswahl;. Vgl. seine!
leitung S. 64 ff.
7. Ein kleines Liebesklagelied, das man nach seiner Sprache und den Umitii
seiner Ueberlieferung wohl noch ins 15. Jahrb. setzen darf, edierte aus der Veoen
Hs des Prokop (Cod. Marc. 398) Sp. P. Lambros, Ein byzantinisches Volkslied, f
3 (1894) 165 f.
8. Noch unediert ist die Liebesklage eines Mädchens im Cod. Bodl. Bar
216 fol. 179; sie beginnt: *AXk4(ioyoy rj taXaiya ntag ag^tofiat tov Uyeiy, Wenn H. 0. C<
Catal. codicnm mss bibl. Bodl. 1 (1853) 380, den Inhalt des Stückes als «Querimonit o
dam puellae de amatore suo Alemono* bezeichnet, so hat er offenbar die Klageinteijc)
'AXkifAoyoy (= aXoifioyoy) als Name aufgefasst, ähnlich wie Lambecius aus der Leg
des ehrsamen Esels ein Synaxar vom hl. Gadaros machte (s. § 389).
343. Erbauliches ABC, Uk(f>dßrjTog xaTawxrtxdg xai ^tvxfO^Xi];
tov fAuvaiov xocfiov Tovtov^ betitelt sich ein im Cod. Vindob. 244 und
llir- a. Gelegenheitsgedichte. Daratellnag TemiiBohter Stoffe. (§§ 342—848) 815
eutenden Abweichungen im Cod. Montepessul. 405 anonym überliefer-
Gedicht, das aus 24 fQnfzeiligen Strophen mit alphabetischer Akro-
chis besteht (120 politische Verse mit sporadischer Anwendung des
mes). Den Inhalt bilden religiöse Unterweisungen über die ünbestän-
keit des Irdischen, die Notwendigkeit der Busse und das jüngste Ge-
lt. Um die alphabetische Strophenreihe glücklich zum Ende zu führen,
derholt der Verfasser unablässig dieselben Gedanken in neuer Form.
Dche Wendung (z. B. V. 41) verdankt er der Kirchendichtung, von
eher er im übrigen herzlich wenig gelernt hat. Doch hat auch er
len Nachtreter gefunden; V. 6 bis 8 des Alphabets sind von dem Ver-
aer des Lebens in der Fremde (V. 431 ff.) mit einigen Modifikationen
pptiert worden.
1. A^usgabe: Ed. pr. W. Wagner, Carmina S. 242—247.
2. Hilfsmittel: Von Werken der Eunstlitterator ist namentlich dti&'JXtpaßijtaQior
V tutpiUfAov zu vergleichen, das Chr. Walz, Arsenii Violetum S. 515, ediert hat. —
, § 297 Anm. 3.
8. Ueberlieferung: Eine eigenartige Stellang behauptet der noch nicht beachtete
L Yindob. phil. gr. 178 (Nessel) fol. 26—27. Hier hat das Gedicht eine andere
erschrift als in Wagners Hss und wird, zweifellos fälschlich, dem Massendichter Phil es
»schrieben, der gewiss nie die Volkssprache litterarisch gebraucht hat. Die üeber-
■ift lautet: Ztixoi noUxixol tibqI xQiaetog tfwx^s rov ctixonhixov (piX^, Auch sonst hat
Hs viele Eigenheiten; die Strophen zählen meist nur 4 Verse statt 5; der Text stimmt
1 mit dem Cod. Vindob. 244, bald mit dem Montepess. 405 überein und ist mithin
keinem dieser beiden Codices, sondern aus einer älteren Redaktion geflossen, ein Beweis,
i das erbauliche Alphabet vielfach umgearbeitet wurde. — Ebenfalls noch unbenutzt
die Codd. Paris, gr. 2315 fol. 29n— 293^, wo das Gedicht die wunderliche Ueber-
ift hat: Teroaürixa neQCtxa xard dX(paßijiov^ Athous 149 und Athous 2798 (Nr. 8).
4. Noch unediert ist das erbauliche Alphabet, das der Cod. Paris, suppl. gr.
B. 17 fol. 66—68 aufbewahrt. Der Beginn lautet (mit Verbesserung der Schreiofehler
Codex): "^a'^^oitic, mag anoxoj^g tov xocfAoy xal adixdeig; || *ldig toy <poß6g6y xqufjy
eig xtti av yd nd^g. — In derselben Hs stehen fol. 68 alphabetische Distichen im poli-
hen Masse auf die hl. Maria {"Ayoi^oy, d^ofjtai, dyyrj, x6 xaneiyoy fiov x^^Xog [Cod.
<m]) und fol. 69—73 zwei ebenfalls in politischen Versen abgefasste Alphabete über den
I, von denen das erste aus vierzeiligen Strophen, das zweite aus Distichen besteht.
erste ist von Interesse durch die Verwertung der volkstümlichen Idee des Charos
^ 347; 349). Ueberschrift und Anfang lauten nach Verbesserung der Schreibfehler:
dittXiyBxai 6 XttQog fAk roy äy&Qtonoy, "Jgx^^^^f dyQo^xtjaare dulXe^iy rov XdQov, || '0
og fÄ^ toy dy&Q(o7toy cxixovy xal xoyjQaardQovy. Das zweite Alphabet, das auch der
. Athous 3820 (Nr. 22) überliefert, beginnt ohne ueberschrift: "jQXoyrsg xal fieyimdyM
» Tfjy Tittaxijy Xoyue, || Sdyarog fidg nayjvxalyci^ viovg^ yiqovg xal naiduc, — Zwei er-
iche Alphabete (ein Gebet zur Gottesmutter und ein Gespräch zwischen Teufel und
der) und andere religiöse Dichtungen in der Volkssprache enthält der Cod. Athous
L 8. 18. Das Gespräch zwischen Teufel und Sünder auch im Athens 8820 s. 19
21) und Athous 4053 s. 18 (Nr. 5j. — Ein erbauliches Alphabet, alphabetische Trauer-
M über die Verbannung des Adam (verschieden von dem in § 338 genannten Gedichte)
eine alphabetische Disputation zwischen Mensch und Charon (verschieden von den
3 erwähnten Alphabeten) stehen im Cod. Athous 2430 s. 17.
343. Stephanos Sachlikis {2Tä(pavog 6 2axXixr]g) aus Kreta verfasste
der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in seiner heimatlichen
ndart mehrere durch die grobe Realistik der Sprache und der An-
auung merkwürdige Gedichte. Sie sind zuletzt in zwei Komplexe zu-
amengeschweisst worden; aber die Spuren wiederholten Überarbeitung
d noch in den starken Abweichungen der Handschriften deutlich er-
mbar. 1. Das erste Gedicht enthält die wenig erbauliche Selbstbio -
aphie des Dichters. Sachlikis erzählt uns, dass er in seiner Jugend
s Schule und die Bücher tödlich hasste, dafür sich einem ausschweifenden
816 Byianiinisohe latteraturgesohiohte. m. VvlffirgtMk^ üttaninr. j
Leben hingab, infolge dessen völlig verarmte, zuletzt die Stadt
Xävia^) verlassen musste und sich auf dem Lande unter den
deren Roheit er mit dem Hochmut des städtischen Patrizi
geisselt, mit Jagd und Hundezucht beschäftigte. In die Stadt
gekehrt, wurde er vom Gouverneur zum Advokaten bestellt, b
wegen eines Weibes, der von ihm mit Ingrimm verfolgten
Kutajotaena, ins Gefängnis geworfen. In einem weiteren Abacli
im Gefängnis selbst verfasst ist, schildert er die Drangsalen m
und die Rücksichtslosigkeit der Wächter, die ihm zum Hohne li
(d. h. italienische) Lieder singen und ihm spöttisch zutrinke
^mäßqe ovv tQcaov*" (veni bevre un tratto). Endlich beschert i
likis, „der Totengott der Buhldirnen" (Xdqog twv noXttixwv), wi
selbst nennt, aus Ärger über das Unheil, das Weiberbosheit übei
bracht, eine langwierige Satire auf das Leben der öffentlichen ]
Kreta, die an plumper Derbheit mit den gröbsten Erzeugnissen •
sehen und französischen Schwank- und FastnachtsspielUtteratiu
und 16. Jahrhunderts wetteifern kann. In der Ausgabe von Wa
auf den Codd. Paris. 2909 und Montepess. 409 beruht, umj
Gedicht 712 politische Verse, in denen von V. 378 an der R
wendet ist; eine stark abweichende, um einen grossen Anfang- und
teil erweiterte Bearbeitung (857 Verse) bewahrt der Cod. Nea
A. a. 9, den Papadimitriu bekannt gemacht hat (s. u.). 2. In den
offenbar später abgefassten Gedichte (365 politische Verse, in i
Reim schon vollständig durchgeführt ist) tritt Sachlikis als Sitte
auf. Der seltsame Heilige richtet ernste Ermahnungen an einen
Franciscus, den Sohn eines hochgestellten Freundes. Namentli
er ihn vor den gefährlichen Lastern der Nachtschwärmerei
Würfelspiels. Den grössten Raum beansprucht auch in diesem
die rohe Schilderung des listigen und habsüchtigen Treibens c
dirnen. Das sittliche Moment mangelt vollständig; die Gründe, i
der kretische Sokrates seinen Alkibiades auf die Bahn der T
leiten sucht, sind rein praktischer Natur. Auf die bedenkhch(
zustände, die unter den Venezianern in den Städten Kretas h
werfen beide Machwerke ein grelles Licht.
1. Ausgaben: Das zweite Gedicht ed. mit sprachlichen Erklärangen E
Coli, de mon. vol. 15, Paris 1871 = Annuaire de I'assoc 5 (1871) 201—242.
Gedichte ed. W. Wagner, Carmina S. 62—105. — Das erste Gedicht ed. nac
abweichenden Version des Cod. Neapol. III. A. a. 9 S. D. Papadimitriu,
Sachlikis und sein Gedicht ^'A(pijyi]aig naQd^eyog'^, Odessa 1896 (russ.) (mit einer sc)
Untersuchung über das Leben und die Werke des Sachlikis, gehaltreichem
und Glossar).
2. Hilfsmittel: E. Legrand, Bibliogr. hell. 2 (1885) 262. — Emend
S. D. Papadimitriu, Viz. Vr. 1 (1894) 649—656. Wiederholt und vermehrt
genannten Ausgabe S. 193—226.
3. Name: Der Familienname laxXlxtjg findet sich schon in einer aus 1
menden Urkunde des Jahres 1206. Acta et diplomata graeca medii aevi edd. .
et Müller 6 (1890) 151.
344. Mahngedicht an einen alten Bräutigam, HcqI yt'Qor^
ndqri ^oQtzai, ein anonymes, im Cod. Vindob. 244 überliefertes,
gereimten politischen Versen bestehendes Machwerk, schildert
n. Oelegenheitsgediohte. Daratalliing ▼ermiaohier Stoffe. (§§ 344—346) 817
Belehrung, die vor drastischer und ekelhafter Ausmalung des De-
nicht zurückschreckt, die schlimmen Folgen der Vermählung eines
mit einem jungen Mädchen. Auch hier (V. 74—79) spielt der
»tümliche Charos eine RoUe (vgl. §§ 345—347; 349). Das Gedicht
stand am Ende des 15. oder im Anfang des 16. Jahrhunderts und
IT wahrscheinlich in Kreta.
1. Ed. pr. W. Wagner, Carmina S. 106-111. — Vgl. § 313, 11.
2. Zq der dem Gedichte zu Grande liegenden alten, oft aoBgesprochenen Idee
den Menanderspruch r^Qtay yeyofieyog (Aiij ydfiei vecur^^cry (Menandri et Philemonis
ed. A. Meineke, Berlin 1823 S. 316 V. 110), die lange AnsftÜirang bei Georgillas,
ft von Rhodos V. 396 — 445, and das neugriechische Sprichwort: *'AvxQag yiqog yvymxeg
' Mttyovy Ttayja xttxiig dovitig, I. Benizelos, IlaQMfÄlat dtjutodsiSy 2. Ixcf., Hermapolis
7 8. 20, 261.
846. Die Verführung, ^Pr^ficna xoQtji; xai väov d. h. Reimerei vom
idchen und Jüngling. Dieses im Cod. Ambros. Y 89 sup. und weniger
Ifitändig im Cod. Vindobon. 244 erhaltene, aus 198 politischen Reim-
rsen bestehende Gedicht ist ohne Zweifel als eine echte Probe der
ilkspoesie des 16. Jahrhunderts zu bezeichnen. DafQr sprechen die
ilreichen Anklänge an heutige Volkslieder, auch einzelne Züge wie die
wähnung des Charos (V. 74; 184). Das Gedicht schildert einen Vor-
xf, für welchen man anderswo nicht die Muse, sondern das Strafgesetz-
3h zu Hilfe ruft, nämlich die Geschichte einer nächtlichen Vergewal-
ung. Nachdem der JüngUng das Mädchen mit dem Rechte des Stär-
ken erobert hat, verspottet er sie, eine Herzlosigkeit, die ganz ähnlich
den „rhodischen Liebesliedern^ wiederkehrt und wohl aus der
üüstischen Auffassung der Liebe bei den Südländern erklärt werden
SS. Die Sprache des Werkchens (z. B. elg fihv V. 154) scheint auf
eta hinzuweisen.
Ed. pr. E. Legrand, Coli, de mon. N. S. 1 (1874) 21—35 mit französischer Ueber-
ang. — Volbt&ndiger nach der Mailänder Handschrift ed. E. Legrand, Bibl. gr. vulg.
1881) 51-57.
346. Das Leben in der Fremde, llfQi Trjg ^eviTsiag. In 548 reim-
en politischen Versen, die der Cod. Vindobon. 244 aufbewahrt, schil-
■te ein poesieverlassener Anonymus, der Sprache nach (s. z. B. V. 19,
, 346) wohl ein Kreter, im 15./16. Jahrhundert die Mühsale und Trtib-
e, so ein Mensch in der Fremde erdulden muss. Der Verfasser
88te den Vorwurf, der in neugriechischen Volksliedern häufig so glück-
1 behandelt ist, nicht poetisch zu gestalten; sein Elagegesang gleicht
em poetischen Karrussel, in welchem dieselben Gestalten immer aufs
ae an uns vorüberschweben. Nachdem er sich in endlosen Wieder-
ungen, pathetischen Ausrufen und überschwänglichen Gemeinplätzen er-
löpft hat, verrät er uns, dass er nicht theoretisch gesprochen, sondern
n eigenes, in der Fremde schmerzlich verwundetes Herz ausgeleert hat.
weiteren Verlauf der Schilderung wird die Stimmung des Dichters
mer trüber, bis er sich zuletzt in ganz unverständlichen Klagen über
t Nichtigkeit der Welt und in bitteren Verwünschungen seines eigenen
seins verliert. Trotz aller Gedankenarmut und Formlosigkeit fehlt es
ch in diesem Gedicht nicht an Spuren volkspoetischer Impulse;
359 und 372 ff. spielen die Vögel als Boten eine ähnliche Bolle wie
HMdlmch der Ua«. AltertnmswlMeiunhaft IX. 1. AMlg. 2. Anfl, 52
1
818 Byzantinisohe Litieratnrgesohiohta. HL Ynlsirgrieoli. Littermtor. 1
in der neugriechischen Volksdichtung; V. 481 wird Charos als Toi
erwähnt; auch der Gesamtton wird von V. 300 an frischer und
massiger. So bewahrt dieser Elagegesang als privater Reflex derili
Anschauung von der Bitterkeit des Lebens in der Fremde»)
Bedeutung für die griechische Folkloristik; er verhält sich zu AenTjBp!^^
gudia, die das Leben in der Fremde und die Rückkehr in die Hdnuitl|l«|fr
singen, ähnlich wie das Gedicht auf den unersättlichen Hadeidf^n
§ 349) zu den heutigen Charosliedern. IpfKi
Ed. pr. K. N. Sathas, Uay^taga vol. 22 S. 472—478. — Ed. W. Wagner, CoJfS^
S. 203-220. — Noch unverwertet ist der Cod. Athen. 701. lnna^J
347. Der Apokopos {^Anoxonoq d. h. Zeit nach der Arleup<^'
Abendruhe), das Werk eines seiner Person und Herkunft nach DicUk|iMi^
kannten Dichters Bergades (MnBQyad^iq)^ schildert in 558 gei
politischen Versen eine im Traume unternommene Hadesfahri
eigentlichen Vorwurf bildet eine Satire auf die üble Gewohnheit
Lebenden, die Verstorbenen zu vergessen. In der allegorischen Einlei
ist die aus dem Barlaamromane entlehnte indische Parabel von
Manne, dem Drachen, dem Baume mit dem Bienenstocke und den nA^
Mäusen mit einer Modifikation verwertet ; der Baum bricht und der Houmik
nascher, d. h. der Dichter, stürzt in den Schlund des Drachen, der, wf ^
bei Pikatoros, mit dem Hades identisch ist. Der neue Ankönunfiag
wird von den Schatten befragt, wie die Welt aussehe, ob noch die QaeDa
rauschen und die Vögelein singen, ob noch Angehörige um die Ver-
storbenen trauern. Diese Frage, das Hauptthema des Gedichtes, will
nun in ausführlichem Zwiegespräch erörtert. Einen merkwürdigen Zi^
bildet die scharfe Polemik gegen die unersättliche Habsucht der Mdnck.
Das Gedicht zeigt neben manchen Anklängen an neugriechische Charos-
lieder eine unverkennbare Verwandtschaft mit italienischen Poeäei,
namentlich mit Dantes Inferno. Doch ist eine abendländische Qoeb
nicht nachgewiesen. Die Darstellung ist fliessend, malerisch und Unfig
echt poetisch; doch dürfte die Lektüre gerade wegen der urwQchsigei
Kraft der Diktion dem Anfänger im Vulgärgriechischen ungewGhnlick
Schwierigkeiten bereiten.
1. Ausgaben: Zacrst als venezianisches Volksbuch, Venedig 1534, 1543, 1551
(Exemplar io der Bibl. Barb. G. G. G. VI. 49), 1627, 1667, 1683, 1721 und öfter. -
Ed. E. Legrand, Coli, de mon. 9 (1870) (nach dem Venez. Drucke von 1667) und: BiU.
gr. vulg. 2 (1881) 94—122 (nach der Ausgabe von 1584 mit den Varianten des Coi
Vindobon. 244). Vgl die Einleitung S. 66 ff.
2. Hilfsmittel: Zu der indischen Parabel: E. Kuhn, Der Mann im Brunnen, F«t*
gross an Otto von Böhtlingk, Stuttgart 1888 S. 68—76. — Vgl. die Litteratnr ra § SÄ
3. Name: Die Ausgaben von 1534 und 1543 nennen den Autor Mn€Qym&^(, At
von 1667 und 1721 MTiegyatjg, Wahrscheinlich aber ist beides falsch und MntQya^ ■»
durch die Aehnlichkeit des y und y veranlasster Drockfehler fOr Mneqva&ij^, Der Noe
iMnegyadijgy MneyecQdfjg mit Ableitungen wie BsQytcQdaxrjg (statt MnBqytt^Saxvig) ist ii
Griechenland nicht . selten.
348. Georgios Chiunnos (rsdqyioq Xov/xvog) aus Chandax in Kreta
verfasste wohl am Ende des 15. oder im Anfang des 16. Jahrhunderts
einen Auszug des alten Testaments mit starker Betonung der
*) Ein mittelalterliches Zeugnis dieser Anschaunng enthält z. B. BelthandroB V. 15U
I«hr- n. GelegenheiUgediohto. Daratellnng Termitohter Stoffe. (§§847—849) 819
^Doralischen Lehren. Diese gegen 2800 gereimte politische Verse umfas-
jide noch unedierte Versbibel ist in den Codd. Vindob. theol. gr. 244
essel) fol. 2—19 und Marcian. gr. Gl. IX 17 fol. 1—70 erhalten. Die
rschrift lautet in der Wiener Handschrift: IlaXaiov did atfx'^v
rf&^v naqd xvqov (?) rtwqyiov Xovfxvov rov ex %i]g neQißorjrov rdov VTflfüV
X €vdai/x(ov (so) KgiJTTjg ex noXecog Xavddxov ^ in der Venezianer da-
gen einfach : 'H xoaixoYhvrjCiq (so) fx€%aßak(x^vr] nqog ^ij/xa (1. ^/juer) naQa
^v XVQOV retoQyhv Xoviivov, Nach der ersten Titelfassung könnte man
i-:]«nen Zusammenhang des Werkes mit der sogenannten Palaea (s. S. 398)
irmuten. Von der Sprache des Chumnos, die den Zeit- und Heimats-
inossen eines Sachlikis deutlich verrät, mögen die ersten vier Verse
ach der Venezianer Handschrift) eine Vorstellung gewähren:
JiofiM XQicvnocxate xtigte xal natiga,
Ttjy X^Q^^ ^^^ anoCTBiXe irovttjy t^y ijfiiQa
Kai ffoSricoy (aov irjy xaQduty, xoy yovy xal tijy xoiXlay (II),
Na ^tjytj^ia rov Mwvatj ttjy &Biay ofiiXlay,
1. Eine anonyme Paraphrase des alten and neuen Testaments in der Form
Dialogs zwischen dem Menschen, dem Charos und Helena bewahrt der im Jahre 1635
;^e8ciiriebene, offenbar aus venezianisch-kretischen Kreisen stammende Cod. Marc. XI 19
.fol. 244—338^. Das seltsame Machwerk, das wie der grösste übrige Teil des Codex mit
^hiteiiiischen Buchstaben geschrieben ist, umfasst nicht weniger als 5136 Verse. Der Titel
■ lautet: Palea kie nea Dhiathiki Pyma omorfotato kie poli ofelimon istus Christianus camo-
— ^ meni (so) is modho dhialogo opu cani o Gharos me ton Anthropo. Nun folgt die szenische
[" Iffotiz: Anthropos kie Gharos. Anthropos idbe ton Gharo kie xipase. Der Dialog beginnt:
~ -Anthropos: Pios in to ulepo kie erghese mauros scotijnasmenos, assussumos (d. h. dcov-
•9ovfios = unähnlich) kie anegnoros kie xecocalismenos u. s. w. Wie sich das Gedicht
^ nur Paraphrase des Chumnos verhält, vermag ich mit den dürftigen Proben, die ich von
^ beiden notiert habe, nicht zu bestimmen.
m: 2. Im Cod. Marc. CL IX 17 stehen ausserdem Werke des Chumnos mehrere durch-
-.- ans in politischen Reimversen abgefasste Gedichte und Gebete religiösen Inhalts:
saerst ein Gedicht an Jesus (etwa 222 Verse), dann ein Gebet, für welches Papst
-'- Johannes XXII (1316—1334) einen 300tägigen Ablass gewährte, dann Gebete zum hl. Geist,
^: sor hl. Gottesmutter, zum hl. Franciscus, ein Gebet des hl. Thomas von Aquino zur hl.
; Kommunion, ein vulgärgriechischer Akathistos (beginnend : XuTqs xoqtaya xrjs xvQMg, axififitt
' Ttjg naQSeyioxrjg \\ XaTge xayxrjXa xa* ofjtoQtpidg, X"^^ deyxQoy xrjg yioxrjg), Verse an die
^i bl. Maria, eine 'P^fia (1. ^Plfia) negi xov ^ayäxov (beginnend: Tgofiaccto xoy xoy &ayaxoy,
-. oiay tftvxt] x^Q^^nh ®in Ablassgebet des Papstes Sixtus IV (1471 — 1484), eines gewissen
' Pere Andreas Skletzas Lobgedicht auf die Muttergottes als Gnadenquelle (Atyoi ngog
— r^y Cioodoxoy nrjyijy nenoytjfiiyoi nagd xot neg ayd^iov cxXix^a), endlich Prosaunter-
weisungen über den Nutzen der Mnemosjna und Aehnliches. Aus der Vereinigung der
Paraphrase des Georgios Chumnos mit diesen aus griechisch-katholischen (wohl venezia-
. Diseben) Kreisen stammenden Erbauungsschriften lässt sich vermuten, dass Chumnos
- Katholik war.
13 849. Johannes Pikatoros (Icodvvrig nixarogog) aus Rhethymne auf
Kreta beschrieb, wahrscheinlich im Anfange des 16. Jahrhunderts, in
seiner heimatlichen Mundart das Traumgesicht einer Hadesfahrt: 'iY/ca
. ^^i^TyTixiJ etg rov nixQov xal dxoQeaxov "JiStjv (563 gereimte politische
Verse). Der Dichter wird von einem schwarzen Manne in den Schlund
eines furchtbaren Drachen geschleudert; im Innern des Untieres ange-
kommen sieht er, dass er sich im Hades befindet; vor dem Thore kauert
eine dreiköpfige Schlange; Gharos reitet auf ihn zu und fragt, warum er
in den Hades gefahren sei, ob er etwa den Weg verfehlt habe und noch
hoffe, in die Welt zurückzukehren. Der Unglückliche antwortet, er sei
gekommen, um den Thron, die Schlösser, die Länder und die Gefangenen
des Charos kennen zu lernen. Charos nimmt ihn auf sein Boss, und iitfl
62»
820 ByzMitiniBohe latteratargeschiohte. m. Vulgftrgrieoh. LiUentor. tiMV
reiten gemeinsam durch die schauerlichen Räume der Unterwelt «J*""
einer Disputation über die Ursachen des Todes und die GeheinmiaMMp^
Schöpfung bricht das am Schlüsse verstümmelte Gedicht ab. Die bm^^
würdige Yerquickung des antiken Hadesbegriffes mit dem volksnMpl^'^
Charos und mit gelehrter Theologie macht dieses poetische SeiteuHtl^Y
zu den Dialogen Timarion (s. § 198) und Mazaris (s. § 211) ftr U -^
Studium des neugriechischen Volksglaubens höchst beachtenswert 1'^
Ed. pr. W. Wagner, Cannina S. 224—241 (aus Cod. Vindobon. 244). ■•'^
350. Marino Falieri {MaQivog fPakiäQr^g) leiht seinen Namen Wl .
Versifikationen, die teils im Cod. Ambros. Y. 89. sup. (16. Jahrb.), tekl*^
im Cod. Neapel. lü. B. 27 fol. 101—118, 121^—124 und 168— 173'wl|f
im Cod. Vallicell. C. 46 fol. 411—424 erhalten sind. 1. Das erst^ al!:
der Handschrift ohne Titel überlieferte Stück ist ein an einen Freund j^l*
richtetes religiöses Mahn gedieht (283 politische Reimverse), in wii^l
chem Betrachtungen über die Vergänglichkeit des Irdischen, über dieV«»!*
werflichkeit des weltlichen Lebens, über Tod, Sünde und Busse in breäsP
Weise vorgetragen werden. Von den Derbheiten, welche sich die leb-l'
hafte Muse eines Sachlikis und Depharanas gestattet, ist das Ge£dtl'
völlig frei ; es ermüdet aber durch die flache Allgemeinheit der Gedanbi r
und den Mangel eines lokalen oder zeitlichen Kolorits. In den letihiV
zwei Versen nennt der Verfasser seinen Namen: ^g iiena tcXsm&r/ut l
rj ^ifia Tov 0aXu'QOV \ Taffbvzt] tov fiia^Q Maqfj^ %ov naXaiov %ov Y^f99, 1
2. Eine in dialogische Form gefasste allegorische Traumgeschichte. |
^ICTOQia xal oveiQO tov evysvsCTcczov ccQXOVtog xvqiov (so) MaQivov 0aUi'
Qov. Der Verfasser erzählt wie Pikatoros und Bergades ein von ihm
selbst erlebtes Traumgespräch. Die Personen des Dialogs sind Falieri.
die Moira, Pothula (Sehnsucht) und Athusa (Unschuld). Nachdem
Falieri mit der Moira ein längeres, ziemlich inhaltsarmes Zwiegesprädi
gepflogen hat, erscheinen Pothula und Athusa. Der Dichter entbrennt in
begehrhchcr Liebe zu Athusa und bestürmt sie mit heissen Werbungen,
wobei ihm Pothula getreulich beisteht. Athusa weist seine verführerischöi
Worte standhaft zurück. Endlich schwört er ihr bei Christus und Marii
ewige Treue, verlangt aber eine Gegenleistung. Nun gesteht sie ihm ihre
Liebe; er fordert einen Kuss; mitten in seinem Glück aber weckt ihn der
Biss eines Flohs aus dem Traume. Mit diesem grotesken Motiv schliesst
der Dialog. Auch dieses sonst ziemlich trockene Moralgedicht, ein später
Nachzügler der allegorischen Dialoge des Tzetzes, Haplucheir, Philes,
erhebt sich an einer Stelle, in der Schilderung der Liebeswerbung des
Falieri, unter dem Einfluss volkspoetischer Anregungen zu warmer
Empfindung und lebensvoller Darstellung. 3. Das dritte Stück ist mit
dem zweiten inhaltlich eng verwandt ; es ist ebenfalls eine Traumliebes-
geschichte, die in der Handschrift ohne Titel überliefert ist. Der Dichter
sieht im Schlafe eine Frauengestalt und einen mit Pfeil und Bogen aus-
gerüsteten Eros, der ihm mitteilt, dass er von der Moira für die Dame
bestimmt sei. Schon will der Dichter die ihm zugedachte Holde küssen:
da klopft die Moira an die Thüre; der Dichter läuft »im Hemd", ihr zu
öffnen^ und bietet ihr einen Stuhl an. Plötzlich aber kräht der Hahn ; der
»hr- n. Gelegenheitsgediohta. Daraiellaiig TermiBchier Stoffe. ($§ 350->352) g21
pmim verfliegt und mit ihm Moira, Eros und die Braut. Den Schluss
et eine ziemlich unvermittelte Mahnung an die Jünglinge, den furcht-
in König Eros zu ehren. Eine in die Erzählung eingeschaltete Er-
ng über die Erotokratia berührt sich vielfach mit der Geschichte
m. Erotokastro (Chateau d'amour) in Belthandros und Chrysantza.
hier wie dort sich lebhaft aufdrängende Frage, ob der Vorstellungs-
der Liebesburg, des Eros u. s. w. direkt aus dem Altgriechischen stamme,
ler ob Amor nach all seinen Wandlungen von Vergil bis Petrarca von
:3Rlischem Boden nach Griechenland zurückgekehrt sei, muss gegenwärtig
- och als eine offene betrachtet werden. Wenn auch der Begriff Eros in
byzantinischen und neugriechischen Volkspoesie nicht ganz unbekannt
80 besitzt er in keinem Falle auch nur annähernd die Popularität des
•08, der Moiren und anderer mythologischer Figuren.
Über die Person des Verfassers ist nichts bekannt; vielleicht ist
berühmte venezianische Name nur Aushängeschild eines Anonymus.
^Tedenfalls aber gehören alle drei Gedichte demselben Autor; das beweist
.nicht nur die Unterschrift des ersten und die Überschrift des zweiten
/ StQckes, sondern auch die unverkennbare Ähnlichkeit der Auffassung und
; vOalnstellung, die sich bis auf die Wiederholung einzelner Wendungen (z. B.
'^fXvxtittnä fjiov taiQi) erstreckt. Die Sprache der Werkchen ist das
_il reinste Volksgriechisch, das man sich denken kann; zu einer dialektischen
ne Bestimmung fehlt ein sicherer Anhalt; doch scheinen äafxdxi und SovfiÜM
=-;.(Cod. Ambros. Y. 89. sup. fol. 96^; 99) auf Kreta hinzuweisen. Die Über-
eile fern ng zeigt dieselbe Verwahrlosung der Orthographie, welche die
-^-meisten Handschriften und auch die Venezianer Drucke der griechischen
,: Volksbücher des 16. Jahrhunderts für den Anfänger fast unzugänglich
^ macht.
^7; 1. Ausgaben: Proben der zwei ersten Stücke ed. E. Legrand, Bibl. gr. vulg. 2
' (1881) Einleitung S. 62 ff. — Für die von mir mitgeteilte Analyse ihres Inhalts habe ich
- die Mailänder Handschrift selbst durchgearbeitet. — Das dntte Gedicht ed. aus dem
F Cod. Neapel. John Schmitt, Iloitjfia ayäxdoto tov Magivov ^ahi^rj^ JeXzioy 4 (1893)
_^ 291— 308 (mit dem im Cod. Ambros. fehlenden Schluss des zweiten Gedichtes). — Noch
^ völlig unbenutzt ist der oben erwähnte Cod. Vallicell., der das erste Gedicht unter dem
2 Tüel: Uoirjfjta tov evyeveataiov ff^/oyro^ /iici^ (auqI tpaXiigov enthält.
- 2. In dem oben erwähnten Cod. Neapol. III. B. 27 fol. 118-^121 und 124^ stehen
einige sehr unbeholfene, nur als Sprachdenkmäler beachtenswerte Liebesgedichte.
351. Auf Venedig, Elg Beveziav (84 reimlose politische Verse). Der
^ Verfasser dieses Lobgesanges auf die Lagunenstadt ist ein völlig unge-
bildeter Mensch, der in naiver Weise sein Erstaunen über die Wasser-
- Strassen, die Marcuskirche und den Dogenpalast in verständliche Worte
zu kleiden sucht; dabei verrät er aber eine Unbeholfenheit, die in der
Geschichte des vulgärgriechischen Stils fast einzig dasteht.
Ed. pr. aus Cod. Vindobon. 244 W. Wagner, Carmina S. 221—223. -- Das Gedicht
scheint auch im Cod. 35 des alten Serails zu stehen, der nach Fr. Blass, Hermes 23
(1888) 224, Sroixol JtoXoi (so) rtjg Beystiag enthält.
352. Markos Depharanas {MaQxog Jeg)aQavag) aus Zante schrieb
^m Anfang des 16. Jahrhunderts zwei Gedichte, die sich an Derbheit
der Auffassung und des Ausdruckes am besten mit den Werken des Sach-
likis vergleichen lassen. 1. Lehrgedicht eines Vaters an seinen Sohn,
822 BysantiniBche LitteratnrgMchiohte. m. Yulglriiteeh. Uttorater. t taMt^
y^oyoi 6t6axti)col tov natqdg nqoq %dv vtov (788 gereimte politische VcoM
Zum Vorbilde diente dem Verfasser die Paränese des Sachlikis (8.§3l»du
mit der sein Werkchen nicht nur die Gemeinheit der Darstellung, 8oiri3(HM
sogar mehrere Verse gemeinsam hat. Manche Züge scheinen auf an 11^
italienische Quelle hinzudeuten. 2. Die Geschichte der Susiu^lBeä
^IfXTOQia ix j(ov tov JavifiX negi trjg 2(oadvvr]g (376 gereimte politische Vend^lli^
Es ist wahrscheinlich eine dem Bedürfnis des Zeitalters angepasste B»»!
arbeitung eines älteren Originals. Dass dieser Stoff schon früher poetMil|fi;
behandelt wurde, beweist ein aus 80 reimlosen politischen Versen bestek»! i\'
des schriftsprachliches Gedicht, das im Cod. Marcianus 408 fol. 153*— litl^*
erhalten ist. Ii»
1. Ausgaben: A. Das Lehrgedicht ist nur in einem wegen seiner abeolita kl &tk
korrektheit fast anlesbaren Venezianer Druck des Jahres 1543 erhalten, Yon wilchi|fr
bis jetzt 2 Exemplare bekannt geworden sind. Ich habe vor vielen Jahren eiiieiNi|(v
Ausgabe des sprachgeschichtlich und kulturhistorisch interessanten Werkes voHbmiil
für die sich leider noch kein Verleger gefunden hat. Iv
B. Geschichte der Susanna: Zuerst Venedig 1638, 1671 nnd öfter. — Eillli
Legrand, Bibl. gr. vulg. I 269—282. — Das erwähnte Susannagedicht des Cod. MaraHi|
ed. E. Legrand, Bibl. gr. vulg. II 48 ff. Vgl. seine Einleitung S. 28 ff. |[i
2. Hilfsmittel: üeber das Verhältnis zu Sachlikis vgl. S. D. Papadiiiiitrii.|i
Stenhanos Sachlikis, Odessa 1896 S. 227—234. — Die Vermutung von E. LegraBd.!
Bibliogr. hell. 1 (1885) 289, dass dem Depharanas auch die gereimte Bearbeitung derGe-l
schichte Alexanders des Grossen gehöre, ist nicht stichhaltig. Vgl. Pa pa d im itriu, a.a.O. I
S. 230 f. I
353. Leonardos Phortios {Movägäog (PoQTiog) verfasste im Anfange
des 16. Jahrhunderts ein Gedicht über das Militärwesen, H^^ üx^
ticozixrjg ngayfiazeiag (912 gereimte trochäische Achtsilber). Der Verfasser,
der sich auf dem Titel ^PwixaTog und xourjg naXaxXvog nennt, ist seiner
Person nach unbekannt. Die Sprache seines Werkes erhält durch die
starke Mischung einerseits mit Wörtern der Kunstgräzität, andrerseits mit
italienischen Ausdrücken ein merkwürdig buntes Kolorit.
£d. pr. Venedig 1531. — Orthographisch verbesserter Neudruck von £. Legrtnj,
Coli, de mon. vol. 17, Paris 1871.
354. Das Opfer Abrahams, 'H d^vaia tov UßQadfi^ ist eine Art
Mysterienspiel (1154 politische Reimvorse). Religiöse Dialoge und geist-
liche Aufführungen sind aus der älteren byzantinischen Zeit sicher nach-
gewiesen (s. § 266); doch scheint das Opfer Abrahams mehr auf eine
italienische Quelle als auf ein byzantinisches Original hinzuweisen. Der
uns erhaltene Text, der von einem gewandten Stilisten herrührt, darf
jedenfalls nicht über das 16. Jahrhundert hinaufgerückt werden.
1. Ed. pr. ist wahrscheinlich der Venezianer Druck von 1535. £r wurde wiederhoh
Venedig 1668, 1694, 1709 und öfter. — Neudruck nach der Ausgabe von 1535 von L
Legrand y Bibl. gr. vulg. I 226—268. — Nur unwesentliche Varianten bietet nach £, Le-
grand, a. a. 0. S. XXVI, der Cod. Marc. XI 19, anno 1635 scr., der fol. 210—231 den Text
in lateinischer Transcription enthält. Hier lauten die zwei ersten Verse: Xipna AnruiSr
xipna auraam, giru chiapano stassu || madato apö tüs uranüs su femu chiafucrassn.
2. Aus dem Ende des 15. oder dem Anfange des 16. Jahrhunderts stammt das Ge-
dicht JJiy&os d^ttvatovy das Betrachtungen über die Vergänglichkeit des Irdischen osd
den Tod enthält. Es wurde zum erstenmale gedruckt zu Venedig 1524. Dann Venedig
1543. Vgl. E. Legrand, Bibliogr. hell. 1 (1885) 179; 238 ff. — HandscbrifÜich steht djfi
Gedicht z. B. im Cod. Neapel. III. B. 27 f. 1-12.
3. Vulgärgriechische Gedichte über das Leiden Christi, die Geschichte des
Joseph u. s. w. bewahrt der Cod. Oxon. Aedis Christi 49 s. 15 foL 166—229 (zum
Teil zum Zwecke der Publikation abgeschrieben von Dr. N. Dossios in Jassy). — Ein
vulgärgriechisches Gedicht über David steht im Cod. A rund. (British Museum) 528 s. lö.
lehr- n. Gelegenheitsgedichte. Daratelliing vermiaohter Stoffe. (§§ 353—355) 823
355. Theologetos Moscholeos {Oeokoyr/rog MoaxoXiog) aus Kreta
[rieb im Anfange des 17. Jahrhunderts ein Leben des hl. Nikolaos
'oq jov dyfov xal [ueyaXov NixoXdov) in 268 politischen Reimversen.
8 Werk ist wahrscheinlich wie die Susanna des Depharanas nur
ax beitung einer älteren Dichtung über dasselbe Thema, das auch in der
einischen Poesie des Mittelalters eine erhebliche Rolle spielt.
1. Ed. pr. Venedig 1626. — Neudruck von E. Legrand, Bibl. gr. vulg. I 821-329.
2. In das 17. Jahrh. gehört wohl auch der seiner Person nach unbekannte Leonardos
la i^orta (AeovdqSog JeXkanoqxtt, auch TeXafjinfaQja), von dem der Cod. Athous 1174,
7, mehrere volkssprachliche Erbauungsgedichte in politischen Versen enthält. Näheres
Sp. P. Lampros, Catalogue of the greek mss on Mount Athos 1 (1895) 107.
3. Ein anonymes Gedicht über Schicksal und Tod (108 politische Verse), das
der Apokopos (s. § 847) mit der Schilderung der Nachtruhe anhebt, bewahrt der Cod.
ous 8293 s. 17 fol. 320 — 322. Beginn: *Aydyvto^i,, J äv^qwis^ xatäXaße toy nXovToy,\\
XQovoy TS xai toy XQOj^oy^ toy TtXdyoy xoa/Äoy tovroy, \\ 'Slg dno xdnov yvata^a xt
9^ /US Tiegexv^fjt || *ExovfÄnt]aa V tiJi' xXiyrjy /äov, oXlyoy ixoifiij&tj,
4. Einige teils noch spätmittelalterliche, teils aus dem 15. — 18. Jahrb. stammende,
ii didaktische und religiöse Dichtungen ed. M. L Gedeon, UuQyaaao^ 1 (1877) 525
537; 746-766; dazu biographische Notizen S. 856—869.
5. Ein vulgärgriechisches Weiberlob in politischen Versen -steht noch unediert im
ex 4 der wenig bekannten Sammlung griechischer Hss des Collegio Greco in Rom
272). Der Titel lautet: £vya^i^ evyeytxuiy yvytuxiSy xai oQ^oytioy»
2. Sagenhafte und historische Dichtungen auf natiou
Grundlage.
356. Allgemeine Erklärung. Wie im Abendlande so entsta
auch bei den Byzantinern während des Mittelalters epische Volks
tungen, in welchen die Thaten berühmter Helden, wichtige Epiaoda
heimatlichen Geschichte und häufig wiederkehrende, durch die Ki
Verhältnisse des Landes bedingte Familienereignisse in heroischen
elegischen Tönen besungen werden. Die epische Grundform (
Werke ist meistens mit dramatischen Elementen versetzt; der 6an
Erzählung wird durch kürzere und längere Dialoge unterbrochen, in wc
die handelnden Personen ihre Gefühle, ihre Entschlüsse, ihre Erlel
vortragen. Es ist dieselbe dramatische Beweglichkeit, deren älteste
bester Vertreter Homer selbst ist und deren Spuren sich im griechi
Volke trotz des völligen Unterganges der kunstmässigen Drar
niemals verloren haben. Diese byzantinischen chansons de geste,
alter Weise von wandernden Rhapsoden gesungen, verlieren ihren 1(
Charakter und werden zum Gemeingut der Nation; nach und nach b<
man sie aufzuzeichnen ; verschiedene Stücke werden zu einem Ganzei
bunden. Leider wird hiebei die Frische des ursprünglichen Kolori
trübt, der echte Bestand durch Interpolationen erweitert und seil
sprachliche Form von den Regeln der Schule und von der kunstmä
Litteratur über Gebühr beeinflusst. Fast alle Handschriften mittelg
scher Volkspoesie zeigen die Spuren solcher Umarbeitungen.
Die Entstehungszeit der nationalen Gedichte ist wahrsch
gleich der Lebensdauer des byzantinischen Volkes, die Orte, wo sie t
und wo sie verbreitet werden, sind so weit zerstreut als die Grenze
oströmischen Reiches, die Anlässe so mannigfaltig als die Geschichte
grossen Organismus. Mit ihrer Überlieferung ist es leider schlim
stellt; einerseits sind die wenigen handschriftlich erhaltenen Stücki
bemerkt, stark überarbeitet, andererseits haben die endlosen Drai
welche der griechischsprechende Orient namentlich seit dem 13.
hundert zu erdulden hatte, und zuletzt die blutige Unterjochung
eine in Sprache, Sitte und Religion grundverschiedene Nation mi
poetischen Volksstimmen des griechischen Mittelalters furchtbar aufgei
Nur der einsichtigsten Prüfung der litterarischen Überreste und dei
Us^nhafte n. hiatoriBohe Diohtongen auf nationaler Onindlage. (§§ 356—357) 825
*kungen des mittelalterlichen Dichtens bei den heutigen Griechen wie
den Völkern, die byzantinische Einflüsse erfahren haben, wird es ge-
;en können, von dem Bestände und dem Wesen der byzantinischen
Ikspoesie eine genügende Vorstellung zu gewinnen.
Wie man die mittelalterlichen Poesien des Abendlandes nach Sagen-
eisen geordnet hat, so lassen sich auch in der populären Dichtung der
zantiner und ihrer Nachkommen wenigstens einige Hauptgruppen er-
inen. Am deutlichsten tritt diese Thatsache in der neueren Volksdich-
ig hervor, die mit der byzantinischen in Form und Gehalt enge ver-
jidt ist. Hier findet man einen Zyklus von Liedern, die sich auf den
.11 von Eonstantinopel und den Tod des letzten oströmischen Kaisers
riehen; eine andere Gruppe betrifft die Eroberung von Trapezunt;
le dritte den geheimnisvollen Bau der Brücke von Arta. Weit ver-
3itet ist ein Liederkreis, der die Einnahme des „Schlosses der schönen
au* erzählt, eine Sage, unter der sich zweifellos ein historischer Kern ver-
-gt. Eine tragische Episode aus dem Leben Peters I von Lusignan
k in Cypern die noch heute im Volksmunde lebenden Lieder vom Tode
r Arodaphnusa hervorgerufen. In zahllosen Liedern wird die Wieder-
kennung lange getrennter Ehegatten geschildert, auch die Heimkehr
m Mannes zu der Stunde, da sich die Frau eben wieder verheiraten
n. An der Spitze all dieser Liederkreise steht durch sein hohes Alter,
Jie ungewöhnliche Verbreitung und seine hervorragende kulturhistorische
ichtigkeit der Akritenzyklus. Im folgenden werden ausser den eigent-
hen Volksepen auch die historischen und chronikenartigen Dichtungen
FgefÜhrt.
1. Ausgaben: Eine Reihe kleinerer hiBtorischer Lieder ed. £. Legrand, Coli, de
B. N. S. 1 (1873) 74—93; 182—197 (Tod des Kaisers Eonsiantinos Dragazes, Einnahme
. Trapezunt, Einnahme von Palaeokastro, Einnahme von Kordyle, Akritenzyklus u. s. w.).
Yolksgeaftnge, denen mittelalterliche Stoffe zu Grunde liegen, wie die Lieder vom Andro-
D8, vom Theophylaktos, vom Digenis, von den drei Brüdern Diaphylaktos, Aliantris und
Doiis ed. A. A. Sakellarios, Ta KvTjQiaxa^ tofiog ß\ Athen 1891 S. 9 ff. — Dazu die
:i0nitur in den folgenden §§.
2. Hilfsmittel: Ch. Gidel, La Chanson d* Arodaphnusa, Nouvelles ^tudes sur la
. gr. mod., Paris 1878 S. 445—475. — Zur Charakteristik der mittelgriechischen Volks-
ai: Sp. Lamhros, Coli, de rom. gr. Intruduction S. 7 ff. — G. Destunis, Unter-
liongen über die griechischen Heldensagen der mittelalterlichen Periode. Versuch einer
Tseizenden und erklärenden Sammlung. Petersburg 1883 (russ.) (mir nur aus der Be-
Bchung im Joum. Min. 1884 Bd 234 Juli S. 142—145 bekannt). — üeber neugriechische
Jwlieder, in welchen das Andenken an Kaiser Nikephoros Phokas fortleben soll, vgl.
Byrku, Die byzantinische Erzählung von der Ermordung des Kaisers Nikephoros Phokas
li einer alten bulgarischen Version. Petersburg 1883 (russ.) (mir unzugänglich). —
»er die weite Verbreitung des Liederkreises von der Artabrücke bei den Griechen, Aro-
Den (Kutzovlachen), Albanesen, Bulgaren, Serben u. s. w. handelt Kurt Schladebach,
aromunische Ballade von der Artabrücke, Erster Jahresbericht des Instituts für rumä-
sbe Sprache zu Leipzig, herausgeg. von Gust Weigand, Leipzig 1894 S. 79—121. —
' tiefergehende Studien sind natürlich auch alle Sammlungen neugriechischer Volkslieder
mziehen.
357. Der Belisarroman. Kein griechischer Feldherr nach Alexander
n Grossen war mehr geeignet eine volkstümliche Person zu werden
Belisar. Wie er durch einen kühnen Handstreich den blutigen Auf-
nd der Parteien erstickte, wie er im raschen Sturmlauf das Vandalen-
ch zertrümmerte, wie er Sizilien und Italien eroberte, wie er den ge-
826 Bysantinisohe Littaratnrgeaohiohte. IIL Yulgärgriooh. littarrtM, i
fürchteten Perserkönig überwältigte und wie er zuletzt den Verleoni
der Höflinge unterlag und bei Justinian in Ungnade fiel, all das
sich den Zeitgenossen gewaltig ins Gedächtnis prägen und bei dei
kommen in ausschmückender und übertreibender Erzählung fortlebe
konnte Belisars Geschichte nicht mehr wie die der homerischen Held
Alexanders zum Gemeingut des ganzen Mittelalters werden, i
anfing, den Belisar als nationalen Helden zu feiern, hatte sich di
chische Ostwelt vom romanischen und germanischen Westen in S
Sitte und Lebensart schon weit abgesondert; so blieb diesem Sfa
Latinisierung und damit die Verpflanzung auf den abendlin
Kulturboden versagt. Um welche Zeit sich die volksmässige Sfl
Heldengestalt des oströmischen Heerführers bemächtigte, ist nicht b
Die Erzählung, dass Belisar von Justinian geblendet worden sei oo
sein Brot gebettelt habe, findet sich zuerst in den ndzQia tr^q n^
welche gegen das Ende des 10. Jahrhunderts verfasst wurden, ds
einer Modifikation bei Tzetzes,^) der jedoch ausdrücklich bemeii
„andere Chronisten** von der Blendung des Belisar nichts wisse:
uns erhaltenen Belisargeschichten gehören jedenfalls erst dem 1
16. Jahrhundert an, und auch ihre Vorlage kann nicht vor der
logenzeit entstanden sein; das beweisen die V. 296 ff. der ältesten
angeführten Namen byzantinischer Edelleute, die ganz ähnlich
zweiten und dritten Version wiederkehren, und die ebenfalls all
gemeinsame moralische Schlussbetrachtung über die verdei
Wirkungen der unter den Rhom.äem herrschenden Zwietracht, welc
ungestümen Volke der Türken zu gute komme. Immerhin bleibt
nähme offen, dass es ältere Formen der Belisargeschichte gegebe
die dann durch die uns erhaltenen Neubearbeitungen völlig Qberde
verdrängt worden wären.
Das abwechselnde Obsiegen und Unterliegen des verleumde
Neides der Höflinge, die Undankbarkeit und spätere Reue des j
der jähe Sturz menschlichen Glückes waren offenbar höchst ei
Motive, die von einem geschickten Darsteller, wie der einst so
Roman Marmontels^) beweist, zu einem wirksamen Ganzen ver
werden konnten. In der vulgärgriechischen Erzählung sind die
des Stoffes nicht genugsam ausgebeutet. Es folge eine Skizze des 1
der ältesten Version: Die Höflinge verleumden den tapferen Belis
wird drei Jahre in einen dunklen Turm gesperrt. Um diese Zeii
der Kaiser eine Flotte gegen einen fernen Feind. Die Grossen des
streiten sich um den Oberbefehl, das Volk aber rottet sich zusamn
verlangt, dass Belisar zum Heerführer gewählt werde. Der Kai
horcht. Belisar segelt gegen England (EyyXrjtäga), lässt die Schiffe
^) Georgios Eodinos, De Signis, ed.
Bonn. S. 29. Vgl. S. 423 unseres Abrisses.
2) Chiliaden III 339 flf. Weniger kri-
tisch als Tzetzes hält Lord Mahon in
seinem weitschweifigen Buche: The life of tung des Stoiffes durch Dramatik
Belisarius, London 1829, die Blendung und Schenk), Komponisten (DonizettiJ, Ä
das Bettlertum des Belisar für historische
Wahrheit.
^) Auf Marmontels Bölisain
seinem Erscheinen (1767) das grd
sehen erregte, beruht die spätere
vid) und Bildhauer.
kgenhafte und histomche Dichtungen anf nationaler Qmndlage. (§ 358) 827
i verbrennen, erobert das Eastron von England, nimmt den König ge-
gen und kehrt mit Beute beladen nach Eonstantinopel zurück. Von
em beschuldigen ihn seine Feinde des Hochverrats. Der Kaiser glaubt
en und lässt Belisar blenden. Bald kommt das Reich durch die Perser
[ Sarazenen in grosse Gefahr. Da gibt der Kaiser dem Sohne des
isar, Alexis, den Oberbefehl, und dieser tiberwindet die Feinde.
Bis jetzt sind dreiVersionen dieser Geschichte bekanntgeworden:
älteste (556 reimlose politische Fünfzehnsilber) steht im Cod. Vindob.
ol. 244; die zweite (840 mit Ausnahme der Schlusspartie reimlose
ifzehnsilber) stammt von dem rhodischen Dichter Emmanuel Geor-
las (s. § 366); die dritte (997 gereimte Fünfzehnsilber) überliefern
lirere Venezianer Drucke und eine im Besitze von E. Legrand befind-
;e Handschrift. Alle drei Bearbeitungen stimmen im Gange der Er-
lung und in der gesamten Auffassung überein und hängen offenbar
lealogisch aufs engste zusammen, obschon eine genauere Bestimmung
38 gegenseitigen Verhältnisses noch fehlt.
1. Ausgaben: Die ftlteste Version ed. W. Wagner, Progr., Hamburg 1873. —
des Georgillas ed. Allen Qiles, Oxford 1843 (fast unzugänglich, weil nur in 60 Exem-
BD abgezogen). Dann W. Wagner, Medieval gr. texts S. 110— 140. — Die gereimte
rion erschien als venezianisches Volksbuch, Venedig 1525 (?), 1548, 1554, 1562, 1577
EIxemplar dieser Ausgabe befindet sich, nach einer freundlichen Mitteilung des Herrn
J. Seger, in Breslau) und wohl öfter. S. E. Legrand, Bibliogr. hell. 1 (1885) 281;
: 2 (1885) 190. — Sammelausgabe der drei Versionen von W. Wagner, Garmina
04-378.
Als erste Ausgabe der gereimten Version bezeichnet E. Leg ran d, Bibliogr. hell. 1
5) 281, den Venezianer Druck von 1548, von dem die Münchener Staatsbibliothek das
ige bekannte Exemplar (A. gr. b. 47. 4^) besitzt. Es muss aber eine Venezianer Ausgabe
1525 existieren oder existiert haben. Denn der bisher nicht beachtete Cod. Mutin. III.
A enthält die gereimte Version mit einer metrischen Subskription, welche besagt, dass
Buch im Januar 1525 zu Venedig in die Druckerei gegeben wurde. Ob der Codex
Abschrift dieses Druckes oder das Exemplar der Druckerei selbst darstellt, konnte
Dicht feststellen.
2. Hilfsmittel: Zur Belisarsage vgl. G. Finlay, A history of Greece vol. 1 (Ox-
1877) 429—431. — Weitere Beweise der Popularität der tragischen Figur des Belisar
ler späteren byzantinischen Zeit sind die separate Ueberlieferung des von Prokop,
. arc. 4 (= III 33, 13 ff. ed. Bonn.) mitgeteilten Briefes der Theodora an Belisar,
z. B. in den Codd. Paris, gr. 3023 fol. 24 und BodL Canon. 41 foL 137"" steht,
der Verse des Tzetzes über ihn, wie sie z. B. in den Codd. Paris, gr. 3025 s. 16
19 und Athous 3881 s. 16 fol. 198 vorliegt.
3. Ueberlieferung: Eine schlechte Rezension der ältesten Version (Wagner,
nina S. 304—321) enthält der Cod. Neapel. III. B. 27 fol. 59^-74\ Der Bearbeiter
den Text nach der Normalgrammatik verbessert, ohne zu beachten, dass er dabei
Verse ruinierte.
358. Basilios Digenis Akritas {Baai'Xetog Jiysvrfi 'AxQkac) ist der
Id einer nach ihm benannten volksmässigen Dichtung, welche als das
ire Nationalepos der Byzantiner bezeichnet werden kann. Den Namen
{enis, der ^Zwiegeborene** erhielt er, weil sein Vater ein Heide, seine
;ter eine Griechin war; so nennt auch Pachymeres (I 309, 14 ed. Bonn.)
Gasmulen, d. h. die Kinder einer griechischen Mutter und eines latei-
;hen Vaters, SiysveTg, Akritas {dxgizag oder äxQhrfi von ixxqa die
nze) ist der byzantinische Ausdruck für die Verteidiger der äussersten
Dzen des Reiches. Die Akriten genossen eine vom Hofe halb unab-
gige Stellung, welche von Sathas treffend mit der eines Markgrafen
glichen worden ist. Vornehmlich entfalteten sie ihre Thätigkeit an den
g28 Byiantmiflohe IdtieratargMohioliie IIL YnlgftrgriaclL UHiCftte. t]
weit vorgeschobenen Süd- und Ostgrenzen des Reiches, vom zerkU
Bergland des Kaukasus bis an die lachenden Ufer des Euphrat m
sandigen Gestade des roten Meeres. Hier wurden Friede und StA
unablässig gestört teils durch die Einfälle der Mo harne daner,
durch die sogenannten Apelaten. Dieses Wort bedeutet ursprQngiM
Viehwegtreiber, dann überhaupt den Wegelagerer, den Räuber im gi
Stil, den mit einem romantischen Schimmer umkleideten Yerichb
staatlichen Ordnung und Ruhe. Die Apelaten sind für Byzanz in äh
Weise kulturhistorische Signatur, wie etwa die Raubritter ftr
Mittelalter, wie die Klephten für die Zeit der Türkenherrschaft in Gik
land. Die langwierigen, selten unterbrochenen Kämpfe, wcM
byzantinischen Grenzsoldaten im fernen Osten des Reiches mit Un^
und Apelaten führten, bilden die kulturhistorische Grundlagi
Akritensagen. Die Geschichte des Digenis selbst spielt, wie äc
verschiedenen Andeutungen des Gedichtes mit Sicherheit ergibt, n
Mitte des 10. Jahrhunderts in Kappadokien und in der 6(
des Euphrat; doch wäre es verfehlt, alle im Epos vorkonmiend«
sonen und Ereignisse näher zu bestimmen und mit historischen
lieferungen zu verknüpfen. So zweifellos das Akritenepos einen gesc
liehen Untergrund besitzt, so schwankend wird der Boden, wenn i
Gedicht im einzelnen als ein historisches Denkmal verwerten woDei
historische Ausdeutung des Details wird hier ebensowenig geling
etwa im Rolandsliede oder in den Romanzen des Cid, jene]
abendländischen Werken, welche mit dem Akritenepos in Stoff, Anla
Geschichte am nächsten verwandt sind.
Basilios Digenis ist der Sohn des syrischen Emirs Muso
einer Tochter des Andronikos Dukas, welche jener bei einem
falle geraubt hat. Ihre fünf Brüder fordorten sie vom Emir zurüd
selbe trat jedoch zum Christentum über und vermählte sich mit c
raubton Tochter aus fürstlichem Geblüte. Der Sohn, den sie ihm »
entwickelt sich körperlich und geistig mit wunderbarer Schnelligkei
Alter von zwölf Jahren besteht Digenis schon gefährliche Jagdabei
alsbald sucht er die Apelaten auf und erschlägt eine Menge von ihi
seiner Keule. Auf einem seiner Züge gewinnt er die Liebe der s
Eudokia aus dem Geschlechte der Dukas; als ihm der stolze Yafa
Hand verweigert, gebraucht er dasselbe Mittel, wie einst sein Er
er entfuhrt die Geliebte und spielt den Verfolgern übel mit. Schi
erfolgt Versöhnung und fröhliche Hochzeit. Auf allen seinen Uni
mungen begleitet nun den Digenis die jugendliche Gattin. In Kapps
trifft er mit Kaiser Romanos (womit wohl Romanos Lakapeno
bis 944] gemeint ist) zusammen, der ihn mit Ehren überhäuft. Merk
und echt volkstümlich byzantinisch sind zwei Episoden, in welcl
schildert wird, wie Held Digenis trotz seiner treuen Gattenliebe d(
suchung anderer weiblichen Reize unterliegt, jedoch der schönen i
mit grosser Schlauheit seine Fehltritte zu verheimlichen weiss. Nac
fachen Abenteuern zieht sich der Akrite mit Eudokia an den E
zurück, wo er sich einen fürstlichen Wohnsitz gründet. Im Alt
wgeiihafte und historisphe Diohtangen auf nationaler Qrnndlage. (§ 858)
829
Jahren verfallt er in eine schwere Krankheit und stirbt; nach einer
■sion presst er seine Gattin beim letzten Lebewohl so heftig an sich,
B sie erstickt. Das ist der durch mancherlei Episoden ausgeschmückte
rn des Epos vom Digenis Akritas.
Wie die älteren Lieder aus dem Kreise des Roland und Cid, so sind
"h die ursprünglichen Formen des Digenisgedichtes verloren. Da-
jdn besitzen wir nicht weniger als vier Epopöen, in welchen Digenis-
";er von verschiedenen Bearbeitern zu einem Ganzen verschmolzen sind,
srst wurde dieses vor kurzem noch gänzlich unbekannte Denkmal der
lantinischen Volksdichtung in einer am Anfang und Schluss verstüm-
Iten Handschrift des 16. Jahrhunderts im fernen Trapezunt aufge-
den (3182 politische Verse). Nachdem durch die Veröffentlichung dieses
-lichtes die Aufmerksamkeit der Gelehrten auf den Gegenstand gelenkt
r, wurden bald noch mehrere Handschriften bekannt, eine des 14. Jahr-
iderts in Grotta-Ferrata (3749 Verse), eine des 17. Jahrhunderts
' der Insel Andres (4778 Verse; jetzt = Cod. Athen. 1074), endlich
« des 17. Jahrhunderts in Oxford (3094 Verse). Als Bearbeiter der
der Handschrift von Andres erhaltenen Version nennt sich ein ge-
iBer Eustathios; die der Oxforder Handschrift, die sich von den
igen durch die Anwendung des Reimes unterscheidet, ist von dem
nche Ignatios Petritzis in Chios im Jahre 1670 vollendet worden.
t zwei übrigen Bearbeitungen sind anonym überliefert; aber auch in
' von Trapezunt erkennt man deutlich die Hand eines Dichters, der
I in einzelnen Liedern umlaufenden Stoff zu einer fortlaufenden Erzäh-
g verband und dabei leider den frischen Ton der Originale, der noch
manchen der heutigen Akritenlieder vernehmlich nachklingt, durch das
rtreben, den Anforderungen der Schule, der Kirche und — seines eigenen
dn Geschmackes gerecht zu werden, sehr wesentlich getrübt hat. Sein
jchisch-orthodoxer Standpunkt tritt in theologischen Exkursen und Bibel-
iten mehr als erwünscht hervor; daneben bekundet er einige populäre
mtnis der alten Litteratur, verwendet mythologische Vergleiche und
ant sich sogar den Homer zum Vorbild.*) Ebenso hat die Version von
)tta-Ferrata durch die Verwässerung eines poesieverlassenen Pedanten,
dem Werke sogar ein Proömion in schlechten byzantinischen Trimetern
ausschickte, schweren Schaden genommen.
Noch muss ausdrücklich betont werden, dass die Echtheit dieser
telalterlichen Epen über allen Zweifel erhaben ist. Solange nur eine
ddschrift bekannt war, mochte man sich im Hinblicke auf die berüch-
»n Fälschungen eines Simonides und anderer etwas skeptisch ver-
tan — obschon ein Fälscher schwerlich auf die Herstellung eines so
ten und so wenig gewinn versprechenden Werkes verfallen wäre; nach-
1 sich aber Versionen des Digenis auch in anderen Handschriften ge-
den haben, und zwar zum Teil in solchen, die längst zum anerkannten
itze alter Bibliotheken gehören, darf auch der letzte Zweifel als be-
igt gelten. Um so merkwürdiger ist nun folgende Thatsache: Schon
*) Vgl. A. Eberhard, a. unten a. 0. S. 5.
830 Bysantinisohe LitteratnrgMohiehte. IIL Tnlstogritoh. litUntae, t ]
lange vor der Entdeckung der mittelalterlichen Epen kannt
moderne Volkslieder aus der Gegend von Trapezunt, aus Kappt
und selbst aus Cypem, in welchen einzelne Episoden desselben I
Stoffes erzählt werden. Mehrere derselben waren längst in den 8
lungen neugriechischer Yolkspoesien von Passow vl a. heransge
andere sind nach der Veröffentlichung der Handschrift von Trapen
druckt worden, und ihre von Tag zu Tag wachsende Zahl lärät i
geheuere Verbreitung dieses volkstümlichen Stoffes immer deotlid
kennen. Ein Sagenkreis, dessen erste Wurzehi in eine längst entschwi
Kulturepoche zurückgehen, hat sich also mit jener wunderbaren Zii
mit der die Griechen auch ihre Sprache, ihre Sprichwörter, ihre Stb
Gebräuche erhalten haben, bis auf den heutigen Tag fortgepflanxk
auf litterarischem Wege, sondern im lebendigen Munde des T
selbst. Endlich erfuhr man durch russische Gelehrte, dass der A
stoff auch in die Volkspoesie der sarmatischen Steppen ged
und dort in mehreren Übertragungen oder Nachahmungen verbre
— eine Thatsache, die bei dem unbezweifelten Einflüsse der byzantn
Religion, Kultur und Litteratur auf das barbarische Reich der ,9k
nicht mehr auffallen darf als das Vorkommen byzantinischer Hin
in altslavischen Handschriften oder die Existenz byzantinischer
Wörter bei den heutigen Russen. Der Übergang der Erzählung
russische Litteratur erfolgte wahrscheinlich durch Vermittelung 8ü(
scher Übersetzungen, deren Spuren noch in einzelnen Wörtern ui
drücken des russischen Textes „Die Thaten und das Leben des 1
nius Akritas' zu bemerken sind. So ist ein Sagenkreis aufgedeckt
der für den Orient nicht weniger Bedeutung hat als die längst bd
grossen Sagenkreise des Mittelalters für das Abendland. Cid, dei
Held des europäischen Westens, „el mas famoso Castellano*,
äussersten Ostwinkel der mittelalterlichen Kulturwelt ein merk^
Gegenstück erhalten. Durch das Studium des Akritenepos, aus i
nach all der staubigen Schulweisheit endlich einmal der frische I
Waldes entgegenweht, eröffnen sich auch neue Gesichtspunkte
Verständnis der byzantinischen Kultur, die bisher viel zu aussch
nach den unerfreulichen Erzeugnissen trockener Gelehrsamkeit ui
matischer Polemik beurteilt worden ist.
An die wissenschaftliche Forschung richtet der Digenis
noch eine Reihe wichtiger Fragen. Nicht einmal die Entstehui
der uns erhaltenen Versionen (mit Ausnahme der des Petritzis) i
gestellt. Die Handschriften bieten wenig Anhalt, da sie einer späten Zi
14., bzw. 16. und 17. Jahrh.) angehören. Mit Sicherheit lässt si(
schon jetzt sagen, dass keine Version in die Zeit hinaufreicht, in weh
Ausbildung der Akritensage selbst stattfand. Als weitere Aufgabe
Grundlinien von Sathas, Legrand, Lampros, Veselovskij,
band u. a. schon gezogen worden sind, ergibt sich dann eine ersch
Darstellung der Geschichte und Verbreitung des gesamten AI
Zyklus, wobei ausser den litterarisch überlieferten Gedichten d
heute im Munde des Volkes erhaltenen Lieder nebst den slaviscl
"^•gtnliafte and historiaohe Diohtangen aaf nationaler Gnindlage. (§ 358) 831
"en zu verwerten und selbst so weit abgelegene Dinge wie dieLenoren-
;e, deren Zusammenhang mit dem Akritenkreise übrigens noch nicht
ler erwiesen ist, zu vergleichen sein werden.
1. Ausgaben: Version von Trapezunt: Edd. K. Sathas et £. Legrand, Coli.
_non. N. S. vol. 6, Paris 1875, verbesserungsbedürftiger Text mit französischer Ueber-
img, einem Glossar und einer ausführlichen Einleitung, in welcher die Bedeutung des
i sum erstenmale nachgewiesen ist. — Zweite Ausgabe derselben Version von Sabbas
nnides, Konstantinopel 1887, mit einer Einleitung über die Geschichte des Epos und
ireren modernen Akritenliedem. — Version des Petritzis: Ed. Sp. Lambros, Coli.
_roin. gr. 111—237 mit Glossar; vgl. Indroduct. S. 88 ff. — Version von Andres: Ed.
L Miliarakis, Athen 1881, mit kurzer Einleitung, Glossar und Facsimile der Hand-
alt. — Version von Grotta-Ferrata: Einige Proben ed. Sp. Lambros, a.a.O. In-
foct. S. 90 ff.; eine vollständige Ausgabe versprach Jos. Müller; statt seiner lieferte
-kelbe £. Legrand, Bibl. gr. vulg. VI (1892). — Moderne Akritenlieder: £. Le-
.nd. Coli, de mon. N. S. vol. 1, 182 ff., s. auch seine Chansons populaires grecques,
k 1876 8. 18. — Manche modeiiie Lieder auch in den zahlreichen Sammlungen neu-
iehischer Volkslieder, in den Einleitungen der Ausgaben des Digenis Akritas und in den
•^n angeführten Hilfsmitteln.
2. Hilfsmittel zu den griechischen Texten: Die Ausgabe von Sathas-Legrand
* sahireiche ausführliche Besprechungen und kritische Referate hervor; die wichtigsten
'Sieben: K. Paparregopulos, Aiaiy vom 21. Aug. 1875. — Sp. Lampros, 'A&ijvaiov
1875) 173-189 (mit vielen Emendationen). — E. Miller, Journal des Savants 1876
38—32. — A. Rambaud, Revue des deux mondes v. 15. Aug. 1875 (gute Charakteristik).
W. Wagner, Literar. Centralbl. 1876 S. 16. ff. — K. Bursian, Jenaer Literatur-
soDg 1876 S. 695. — A. Eberhard, Bursians Jahresbericht Bd 5(1878)233-246 (mit
len Emendationen). — Ausserdem beziehen sich auf das Akritenopos und den Akriten-
dos: A. Sakellarios, Tu KvnQutxa 2 (Athen 1891) 14 ff. — K. N. Sathas, Meaiatay,
JUo&. 2 (1873) S. f4e'- t^' (cyprische Akritenlieder). — Beruh. Schmidt, Griechische
i«hen. Sagen und Volkslieder, Leipzig 1877 S. 37 -40. — Ch. Gidel, Nouvelles ^tndes
' la litt gr. moderne, Paris 1878 S. 291—302. — Alfr. Eberhard. Ueber ein mittel-
»chischos Epos, Verhandlungen der 34. Philologen Versammlung zu Trier, Leipzig 1879;
gehende Analyse der Version von Trapezunt und Untersuchung der historischen Grund-
e des Gedichtes. -- A. Luber, Digenis Akritas, Progr., Salzburg 1885; kurze Nach-
fthlung mit einzelnen Proben einer Uebersetzung ins Deutsche. — Zur geschichtlichen
indlage des Epos, den langwierigen Kämpfen zwischen Sarazenen und Byzantinern, vgl.
Schlumberger» Nicöphore Phocas S. 115 ff.; 177 ff.; 353 ff. >- A. Turgntis handelt
>r drei neugriechische Lieder aus dem Digeniskreise, NeoXoyov ^Eßdof^adaia *Eni9ewQij(fis vom
April 1893. — Einige Lieder aus dem Sagenkreise des Akritas übersetzte ins Deutsche
LObke, Neugriechische Volks- und Liebeslieder, Berlin 1895 S. 273 ff.
3. Beziehungen des Digenis zur slavischen Volkspoesie und zur Lenorensage:
.uptschrift: A. N. Veselovskij, Röttgers Russ. Revue, Band 6 (Petersburg 1875)
^ — 570. Desselben Verfassers Abhandlung im Vjestnik Evropy, Petersburg, April 1875
18.) ist mir unzugänglich. — A. Rambaud, La Russie dpique, Paris 1876 S. 421—428. —
Wollner, Der Lenorenstoff in der slavischen Volkspoesie, Arch. slav. Phil. 6 (1882)
I — 269. — J. Psichari, La ballade de Lönore en Grece, Revue de Thistoire des reli-
ns 9 (1884) 27—64. — Gegen Wollner und Psichari wendet sich N. Polites, To
€Ojix6v aa/Aa ncQi rov yexQov ddeXtpovy JsXtIov 2 (1885 — 1889) 193—261; Nachtrag
552—557. — Gegen Polites endlich sprachen J. Girard, Joum. des Savants 1886
143—152, und W. Meyer-Lübke, Deutsche Litteraturzeitung 1886 S. 1197 ff. — V.
gi6, Arch. slav. Phil. 7 (1884) 89 f. — A. N. Veselovskij, Joum. Min. 1885 Bd 242
w. 71—79. — G. Destunis, Joum. Min. 1886 Bd 244 März S. 76—100. — M. Gaster,
seko-Slavonic, London 1887 S. 105 ff. — K. Krumbacher, Ein Problem der verglei-
enden Sagenkunde und Litteraturgeschichte, Zeitschrift f. vergl. Litteraturgesch. 1 (1887)
t — 220, wo auch die sonstige neuere Litteratur zusammengestellt ist. — J. Sozonovi6,
rgers Lenore und die ihr verwandten Stoffe in der europäischen und rassischen Volks-
Kflie, Warschau 1893 (rasa). VgL die Besprechung von W. Wollner, B. Z. 8 (1894)
» — 181. — J. D. Schischmdnov, Der Lenorenstoff in der bulgarischen Volkspoesie,
ogonnan. Forschungen 4 (1894) 412—448. — Eine umfassende Bibliographie aller
eichbaren albanesischen, bulgarischen, serbischen, griechischen und ramänischen Ver-
Den des Liedes und Märchens vom toten Brader (im ganzen über 140) wird demninJMt
k J. D. Schischmänov in einer grösseren Arbeit über das Lenorenthema, die
>mik des bulgarischen Unterrichtsministeriums erscheinen soll, mitgeteilt werden.
4. Selbst zurTellsage scheint unser Digenis Bexiehuogen in haben.
832 Bysantiniflohe LiiteratargMcliiohte. HL YolgirgrlMli. LIfcUnInr. 1 1
nicht der NameDigenis überhaupt im Orient fQr einen tapferen Helden typisdi m
ist. lieber eine siebenbürgisch-bulgarische Sage, in welcher ein Held Di
unter ähnlichen Umständen wie Teil als ApfelschQtze auftritt, berichtet 6. y. Witt
Zeitschrift fttr deutsche Philologie 22 (1889) 103—106.
5. Akriten und Apelaten: Die Akriten sind die Nachkommca der ili
milites limitanei; verwandt mit ihnen sind die milites claustrini, die Pii
leidiger, die im byzantinischen Zeitalter als xXcmfovqoqx^^ {MXeiaovQa Klamm, EhA
eine wichtige Rolle spielten. Konstantin Porphyrogennetos beschreibt ■
Werke De cerimoniis (I 489, 6 ff. ed. Bonn.) eine der wichtigsten Funktionen der AI
Wenn der Kaiser sich in die unwirtlichen Gegenden der äussersten Grenzgebieb
so wurde das gewöhnliche üofgefolge durch mehrere Abteilungen von je 500 Akri
setzt: "Ote di dnoßdXjj 6 ßaaiXevg eig ras iqr^fjLovg^ ovte 17 xo^ttj n^olufifimpn, 1
ßaaiXtxtt nQdyfAaxa, ovre dXXov rivog oloydijnore nQayf^a, nXrjv ovs Ijifec offisa» •
yaQiog x^q ßlyXrjg dno nqoctdl^Btoq tov ßaaiXätag ix rtSr &efidroty, nQOfpvXdiiotmi m
natovai, efjLnqoahsv tov ßaaiXioig tag dno fit-Xltay dvo dx^Ltat (p', dr^^eg i^mjÜMmk
k'xsQoy ^if^a, oloy o^iaei, l'ya tSai nXayio<pvXax€g tag dno &t4xax^fntrog tov ßtenlms
dvOy xal ix€Qa dvo ^i/^axa, ola oQiaei 6 dgovyyd^tog Xfjg ßiyXrjg ix ngoaxd^tmg r«
Xitog, i'y^ tüaiy 6nuf&o(pvXaxeg. Schon im 12. Jahrhundert war ein durch Stärke und
keit besonders ausgezeichneter Akrite, der mit dem Helden unseres Gedichtei
falls identisch ist, eine populäre Figur geworden, und das Wort *JxQixtjg wurde
Eigenname zur Bezeichnung eines bekannten Helden angewendet Das bewein
Stellen in den Gedichten des Ptochoprodromos (s. § 333); in dem Gedichte gei
Aebte V. 180 (S. 58 ed. Legrand) äussert Prodromos den kommen Wunsch, eia 1
Akrites möchte die bösen Aebte seines Klosters ztlchtigen: xal xig ^Jxgixijg ixe^
ßQ€^fj TOT«, und in der zweiten Redaktion desselben Gedichtes Y. 546 a (S. 96 ed. L
nennt der Dichter den Manuel Komnenos einen neuen Akrites: Tdy noXifid^i
axsQQoy, toy vioy xoy 'JxQlxrjy. — Auch als Ortsbezeichnung kommt Akritai •
früher Zeit vor: Der hl. Theodoros Studites starb iy xß yrjai^ xov dyiov fAeyalBfi
TQvffwyog nXrjaloy xov ifxnoqlov xov inoyo/Äa^ofiiyov 'Jx^ixa x^g Bt^vytuy h
Migne, Patrol. gr. 99, 105 C. Vgl. ebenda 105 A; 221 C; 320 A. Dasselbe i
TOV 'AxQixa erwlüint Symeon Magister ed. Bonn. 679, 7 in einer Erzählung 1
letzten Zeit Michaels III (842-867).
Das Wort dnBXdxrjg ist bisher in der ganzen Akritaslitteratur unrichtig
Sathas, Mea. ßißX, 2 S. (jlb und noch 6 (1894) S. tg'\ fJLa\ Sathas-Legrand in ihi
gäbe S. 286, Lampros in seiner Ausgabe S. 328, Eberhard, a. a. O. S. 2, Lnber,
S. 9, Schlumberger, Nicöphore Phocas S. 356, J. B. Bury, A historjr of the later
empire II 312, Sakellarios Td Kvngiaxd 1 (1890) 397 msen übereinstimmend d
passivisch = dnoßXrjxog, banni, verbannte, vertriebene Leute, outlaws. Das ¥
aber, wie schon seine Bildung zeigt, aktiven Sinn; es bedeutet ursprAnglich de
wegtreiber, den Viehdieb, dann überhaupt den Räuber, Freibeuter und entspricht ah
dem abigeus, abigeator, abactor der römischen Rechtsbücher; vgl. WOlfflin'sAr
latein. Lexikographie I 428. Auch in anderen vulgärgriechischen Gedichten wei
Apelaten erwähnt, z. B. mit einem etymologischen Wortspiel im Belth andres V.
diwxn X* dneXdan üb ug (Jiiyag dneXdxrjg. Von dneXdxijg ist das häufig vorko
Wort dneXaxixi(y) gebildet, womit die Räuberkeule bezeichnet wird, z. B. B<
dros V. 207 Kai avyxofia 6 BiX&aydgog avget x6 dneXaxlxt, Uebrigens hatte anc
Wort das Schicksal miss verstanden zu werden. Jakob Grimm, Sendschreiben
Lachmann über Reinhart Fuchs, Leipzig 1840, erklärt im Glossar dneXaxixt an
wegen des französischen pel^ (geschält) vorausgesetzten italienischen pelato, so •
Wort anfänglich den geschälten Stock bedeutet hätte! Auch A. Ellissen, Ana
(1862) 231, und H. F. Tozer, Journal of Hellenic studies 4 (1883) 199, geben ni
Erklärungen. — Als Familienname kommt 'AneXdxig (sehr. 'AneXdxrjg) auf einer J
vor. G. Schlumberger, Sigillographie de l'Empire Byzantin S. 618, wo das ^
richtig als persischen Ursprungs bezeichnet ist. — Einige nützliche Belegstellen
Xdxtjg und aneXaxlxL gab K. N. Sathas, Documents inödits relatifs ä Thistoire de
au moyen-ftge 4 (1883) Prdface 77 f. — Vgl. auch N. Polites im Aeitxoy iyxvxXoi
Athen 1889 flF. s. v. *Axglxag und ^AneXdxijg, — lieber die Apelaten auf Cypem v
Sakellarios, Td Kvnguixd 1 (1890) 397 f.
369. Der Sohn des Andronikos. So hat man ein zum A
Zyklus gehörendes Gedicht (64 Verse) betitelt, das längst vor den {
Digenisepen bekannt war. Schon M. Büdinger hatte die Veri
ausgesprochen, dass diesem Andronikos eine historische Person!
*B«geiihaft6 a. hUtorisohe Diohtangen auf nationaler Grundlage. (§§ 359—360) 833
"Grunde liege, und zwar glaubte er, der Andronikos des Gedichtes sei
'iitisch mit dem Kaiser Andronikos Komnenos (1183 — 1185), in dessen
_)graphie allerdings zahlreiche zur Sagenbildung geeignete Züge begegnen,
"3 seine riesige Körperkraft, seine Liebeshändel und seine abenteuerlichen
IJahrten unter den Türken. Neues Licht brachte die Auffindung der
"^nishandschrift von Trapezunt. Nach dem dort erhaltenen Epos ist
"j Mutter des Digenis eine Tochter des Stratarchen Andronikos
ikas; von demselben Andronikos scheint nun auch in unserem kleinen
dichte die Rede zu sein. Seinen Inhalt bildet ohne Zweifel eine Episode
.8 Akritenzyklus. Sarazenen und Räuber überfallen den Andronikos
d nehmen seine Gattin gefangen, die sich in gesegneten Umständen be-
det. Sie gebiert einen Sohn, der, ganz ähnlich wie Digenis, ungewöhn-
h schnell heranwächst, nach einem Jahre schon das Schwert führt,
eh zwei Jahren die Lanze schwingt:
XQoy^os irnaas x6 ana&l xal dihrjg x6 xovtaQi,
Kl oray inatrjaa xovg tQeig, xQaieihai naXXrjxaQi,
^ Sarazenen fesseln ihn mit dreifachen Ketten; er aber zerbricht seine
moAe und entweicht zu seinem Vater, wo die freudige Wiedererken-
4ng statt hat. Das kulturhistorische Kolorit des Andronikosliedes ist
urtümlich und dem des Digenisepos sehr ähnlich; doch gehört die uns
Hialtene Redaktion in späte Zeit, wahrscheinlich in das 17. Jahrhundert.
Ein zweites mit dem Akritenkreise zusammenhängendes Werk ist
iJB mittelgriechische Lied vom Armuris. Der tapfere Sohn des alten
rmuris vermählt sich nach mancherlei Abenteuern mit der Tochter des
3her von ihm bekämpften sarazenischen Emirs. Auch das trapezuntische
«d vom Xanthinos gehört hieher.
1. Sohn des Andronikos: Zuerst veröfFenÜichte Sp. Zampelios in seinem Werke
"^^y ij xoivfj Xi^iq xqayovdta'y Athen 1859 einen von ihm gefälschten und interpolierten
Bti. — Denselben Text wiederholten nach ihm (unter dem Titel *H aVa^i^oi^Mre;) Th.
^ad, Anthologie neugriechischer Volkslieder, Leipzig 1861 S. 2 ff., M. Btldinger, Mittel-
wuehisches Volksepos, Leipzig 1866, und W. Wagner, Medieval gr. texts, Proleg. S. 22 £f.
Erst £. Legrand gelang es, die Fälschung zu entdecken; er edierte den authentischen
st ColL de mon. 12 (1870) 18—25; dann noch einmal Coli, de mon. N. S. 1 (1874) 186
K 190. — Ein mit dem Sohne des Andronikos verwandtes Volkslied aus Eephallenia
» Bernh. Schmidt, Qriechische Märchen, Sagen und Volkslieder, Leipzig 1877 S. 198 £f.;
■L Beine Bemerkungen S. 274 f. — Eine Variante des von Schmidt mitgeteilten Liedes, von
sicher bei Arn. Passow, Popularia carmina Graeciae recentioris, Leipzig 1860 S. 402 f.
■ Fragment gedruckt ist, wurde vollständig mitgeteilt von N. Polites in den HBoeXkrjvMd
^Tiexia 1 (1870) 342—349. — Einen cyprischen Text ed. A. A. Sakellarios, T«
miQuatd 2 (1891) 9 ff. — Gegen die historische Deutung Büdingers äusserte sich A.
lissen, Göttingische Gel. Anzeigen 1871 S. 1525—1529. — VgL N. Polites, NBOBXktjpix^
^QXayia 2 (1874) 523—527.
2. Das Armurislied ed. Gabr. Destunis, Petersburg 1877, mit gründlicher Ein-
■nng, russischer Uebersetzung, Kommentar und einem Facsimile der Handschrift. — Dar-
«ih wiederholt im 'A^vmov 8 (1879) 385—394. — Analyse des Gedichts mit einer litterar-
■lorischen Untersuchung von A. Veselovskij, Arch. slav. Phil. 3 (1878) 549 ff. — Das
jftnthinoslied ed. G. Destunis mit russischer Uebersetzung und Kommentar, Peters-
■tg 1881 (= Beilage des 39. Bandes der Denkschriften der kaiserlichen Akad. d. Wiss.
• 6).
360. Die Chronik von Morea. Mit diesem konventionellen Titel
fexeichnet man eine umfangreiche Verschronik, in welcher die Ent-
ehung und Fortbildung der nach dem vierten Ereuzzuge von französi-
lien Adelsgeschlechtem imPeloponnes gegründeten Feudalherrschaften
Euklboch der kla«. Altertnmiwlaeoioluift IX. 1. Abtlg. 8. Aufl. h%
834 Byzantinisohe Litteratargeachiohte. HE. Viilg&rgrieclft« Uttonfar. t1
erzählt wird. Der handschriftliche Titel der einen griechischen Vi
(in der zweiten fehlt der Anfang) lautet: Xqov^xov twv iv ^Fa^fimi
ndJuata iv t^ MoQttf TtoXsfioDV täv (Pqdyxwv, Die zweite gried
Version betitelte Buchen ohne hinreichenden Grund: BißUovx^,
xtatag tijg '^Poifiavfag xai tov MoDQaiodg, was -bemerkt werden mw^
das Werk zuweilen auch unter dieser Bezeichnung zitiert wird Z
ist eine kurze Darlegung der ziemlich verwickelten Überliefern
geschichte nötig. Die Chronik von Morea ist in zwei versifizie
griechischen Versionen, einer französischen, einer aragoniii
und einer italienischen Bearbeitung erhalten:
1. Die griechischen Versionen. Die ältere und treuere 1
lieferung des Originaltextes enthält die Eopenhagener Handsei
(Abteil. Fabricius Nr. 57), in welcher das Gedicht 9219 politiBchel
umfasst; eng verwandt mit ihr ist der Cod. Taurin. c. IIL 9 (nac
neuen Bezeichnung B. ü. 1). Der Kopenhagener Text wurde von i
Griechen einer freien t5l)erarbeitung unterzogen, wobei das Ori
sprachlich und metrisch geglättet und allzu heftige Ausfälle gegei
griechische Volk teils gemildert, teils ausgemerzt wurden. Diese !
beitung überliefern drei Handschriften, der Cod. Paris, gr. 28M
zwei jüngere Abschriften desselben, der von Fehlem wimmelnde
Paris, gr. 2753 und der Cod. Bern. 509; das Gedicht zählt hier
Verse. Zu diesen Handschriften kommt noch ein im Anfange des 17.
hunderts verfasster Auszug, welchen Dorotheos, Bischof von Moi
basia, seiner von der Schöpfung bis auf das Jahr 1629 reichenden V
Chronik, die in Venedig 1631 zum erstenmalo gedruckt wurde
S. 401), einverleibt hat.
2. Die französische Version. In einer Brüsseler Hand«
des 15. Jahrhunderts (Nr. 15702) steht ein französisches Prosawer
der Überschrift: C'est le livre de la conqueste de Constantino
de Tempire de Romanie, et dou pays de la princ^e de la Mor^,
trovöe en un livre qui fu jadis del noble baron messire Bartholomee Qi
grant conestable, lequel livre il avoit en son chastel d'Estives (d. h. in
Burg zu Theben). Dieser Livre de la conqueste ist im grossen und (
inhaltlich mit der griechischen Chronik von Morea identisch. E
der Verfasser der griechischen Chronik als Quelle für den ersten Kp
ein BißXtov Trjg xovyxäatag ei*wähnt, schloss Buchen, dem es dar
thun war, die Priorität und Originalität des französischen Textes
weisen, der griechische Autor verstehe unter dem „Buche der E
rung" eben das in der Brüsseler Handschrift erhaltene Werk.
Annahme ist aber aus verschiedenen Gründen bedenklich. Wahrsch
meint der Verfasser der griechischen Chronik mit seinem „Buche d
oberung**, das er ja nur als Quelle für den ersten Kreuzzug, nicht l
Geschichte der Franken in Morea anführt, das Werk des Wilheli
Tyrus. Somit hat auch der Titel BißKov Trjg Kovyxäatag^ welchen Bi
dem Kopenhagener Texte vorgesetzt hat, keine Berechtigung. Der
zösische Livre de la conqueste ist also wohl eine freie Überti
einer mit dem Kopenhagener Texte eng verwandten, wenn nicht ident
Bärenhafte und historische Dichtungen anf nationaler Qmndlage. (§ 860) 835
echischen Chronik, wobei die Erzählung über den Endpunkt des Ori-
cds (1292) bis zum Jahre 1304 weitergeführt und am Schlüsse durch
4B bis 1333 reichende chronologische Tabelle ergänzt wurde. Die Ab-
asung des französischen Werkes geschah, wie sich aus einer chrono-
i sehen Andeutung mit Sicherheit ergibt, zwischen 1333 und 1341. Ein
amplar gelangte aus dem Besitze des Venezianers Ghisi von der Burg
nt Omer bei Theben nach Flandern und diente dem Kopisten des
l.88eler Codex als Vorlage.
3. Die aragonische Version gehört zu den Werken, welche aus
Anregung des für Litteratur und Wissenschaft begeisterten Johanniter-
jBsmeisters Juan Fernandez de Heredia (ca. 1310 bis ca. 1396) her-
gegangen sind. Sie wurde i. J. 1393 vollendet und bildet einen Teil
zweibändigen Werkes „Grand cronica de los conquiridores*;
Ausgeschickt ist der Chronik eine aus Zonaras geschöpfte Geschichte
byzantinischen Kaiser von Konstantin VI bis Alexios Komnenos (780
1118). Die Erzählung ist noch weiter fortgeführt als in der französi-
sn Version, nämlich bis zum Jahre 1377 ; neben der Chronik von Morea
der aragonische Bearbeiter noch andere, uns unbekannte Quellen
.iitzt.
4. Eine italienische Übertragung der Chronik von Morea steht
einer venezianischen Handschrift (Cod. Marcian. append. Ital. cl. VII 712)
^r dem Titel: Istoria della Morea. Der italienische Bearbeiter be-
ate den griechischen Text und zwar in der Kopenhagener Version; wie
nig er aber seine Vorlage verstand, beweisen manche lächerliche Miss-
-ständnisse.
Die Chronik von Morea zerfällt in zwei Hauptteile; der erste,
* als Prolog bezeichnet werden kann, behandelt sunmiarisch die Geschichte
I ersten Kreuzzuges und, nach Überspringung eines Zeitraumes von
0 Jahren, die Eroberung Konstantinopels durch die Franken (1204) mit
D unmittelbar darauf folgenden Ereignissen; der weit umfangreichere
^eite Teil, die eigentliche Chronik, erzählt die Geschichte des Pelo-
)nnes von der Eroberung desselben durch Guillaume de Champ-Litte und
Boffroy de Ville-Hardouin, einen Neffen des berühmten Chronisten (s. S. 283),
J. 1205 bis zum Jahre 1292. Episodisch werden noch einige spätere
reignisse gestreift, von 'denen die letzten in das dritte Jahrzehnt des
L Jahrhunderts fallen; eine Partie, in welcher der Tod eines im
ihre 1388 verstorbenen Ritters erwähnt wird, ist als spätere Zuthat er-
lesen. Wir haben in der griechischen Chronik von Morea das Werk
168 den erzählten Begebenheiten zeitlich nahestehenden und mit den
loponnesischen Zuständen wohl vertrauten Gasmulen (s. S. 838 Anm. 4)
er gräzisierten Franken zu erblicken. Der Verfasser berichtet ausser
n auch sonst bekannten Hauptereignissen eine Menge von Einzelheiten
er die Einrichtung der fränkischen Herrschaften in Morea, über die un-
fhörlichen gegenseitigen Fehden der fränkischen Barone, über die festen
Bltze, über die Thätigkeit der Kirche, über die EünfÜhrong des Feudal-
dex u. 8. w. Litterarisch betrachtet ist die Chronik ein völliges Uni
lg: öde, unbeholfene und zuweilen schwülstige Prosa ia.
836 BysantiiÜBohe LitterAtiirgMehiohte. IIL YulgirgriaelL LüUmtor. L
Dichterische Begeisterung ist dem Chronisten, den wir uns wohl ab
Mann des rauhen Kriegshandwerkes zu denken haben, völlig unl
und es bleibt wenigstens die Besorgnis erspart, dass er sich vom Schi
der Phantasie zur Entstellung der Thatsachen habe hinreissen laaeea;!
erzählt schlicht und grob, so gut er es vermag und so gut er die
kennt. Seine Objektivität wird nur durch seinen ausgesprochenen Griecl
ha SS etwas beeinträchtigt; tief durchdrungen vom fränkischen Ni
gefilhl weiss er von den Rhomäem nur Schlimmes zu berichten.
Werk war offenbar nicht auf orthodoxe Griechen, sondern auf die
sprechenden Franzosen und Qasmulen berechnet. Dass eine Chronft,
sich ausschliesslich an fränkische und fränkisch gesinnte
wandte, in der griechischen Volkssprache abgefasst werden konnte, isii
neuer Beweis für die vielfach bezeugte Thatsache, dass auch im
alter die im Orient angesiedelten Abendländer in kurzer Zeit der
liehen Gräzisierung unterlagen. Die Abfassungszeit der griechii
Chronik lässt sich nicht genau bestimmen, weil einige chronoli
Indizien in den erhaltenen Texten aus einer späteren Überarbeitung
zurühren scheinen; eine Spätgrenze bezeichnet jedenfalls das Jahr II
weil in beiden griechischen Versionen (in der Kopenhagener V. 59oS,j
der Pariser S. 169, 16) bemerkt wird, die katalanische Kompanie
noch in Athen, was nach 1326 nicht mehr zutraf. Zur sachlichen
und Ergänzung des Werkes dienen die katalanische Chronik des Rai
Muntaner, die des Bernard d'Esclot und vor allem das (zwischen
und 1333) abgefasste Werk des Venezianers Marino Sanudo Tora«
Istoria del regno di Romania sive di Morea. Wenn nun die Chronik
Morea durch die Existenz dieser und sonstiger abendländischen
an rein historischem Werte verliert, so bleibt sie doch eines der
tendsten Denkmäler der aus der Verquickung des abendländischen
tums mit der byzantinischen Bevölkerung erwachsenen Mischkultun
der durch lokale Verhältnisse besonders stark von fränkischen Elei
beeinflussten mittelgriechischen Volkssprache.
1. Ausgaben: Nachdem schon im 17. Jahrhundert Du Gange und BoiTiii
Ausgabe der Chronik geplant hatten, setzte es sich ihr Landsmann J. A. Bucboij
Lebensaufgabe, die Chronik und das auf sie bezügliche Quellenmaterial zu erforBchaj
zu veröffentlichen. Seine Arbeiten sind leider etwas unpraküsch und breit angelegt,!
die Konstitution der griechischen Texte lässt infolge der mangelhaften Sprach kenntnij
Herausgebers fast alles zu wünschen übrig: J. A. Bnchon, Chroniques ötrangäres reu
aux exp^ditions fran9aises pendant le XIII. siäcle, Paris 1840 (manche Exemplaifi
1841 datiert); der Band enthält die Pariser Version der griechischen Chronü;]
französischer Uebersetzung, den Auszug des Dorotheos und die katalanischen Chi
des Muntaner und des B. d'Esclot. — J. A. Buchen, Recherches historiques
principautö fran^aise de Morde et ses hautes baronnies, 2 voll. Paris 1845; der erste 1
enthält die französische Chronik (den Livre de la conqueste), der zweite die Ko|
hagener Version der griechischen Chronik u. a. — Aragonische Chronik: Chrol
de Moröe aux 13. et 14. siäcles, publice et traduite pour la premi^re fois par All
Morel-Fatio, Gen^ve 1885 (= Publications de la Socidte de l'Chient latin, s^ne histoi
vol. IV); mit französischer Uebersetzung und einem historischen Index. — Italienii
Chronik: Chroniques grdco-romanes etc. par Charles Hopf, Berlin 1873 S. 414 — 46!
Einen Teil der griechischen Chronik ed. mit einer historisch-kritischen Einleitung <
deutscher Uebersetzung Ad. Ellissen, Analekten der mittel- und neugriechischen Utten
2. Teil, Leipzig 1856. — Der grösste Teil des Prologs der griechischen Chronik isk{
lateinischer Uebersetzung und kritischem Apparat ediert von E. Miller im Recuefli
liistoriens grecs des croisades 1 (Paris 1875) 2, 581—623. — Ein Teil des Livre 4l
Sagenhafte a. historiacbe Dichtungen anf nationaler Grundlage, (§ 360) 337
queste ist wiederholt von Tafel und Thomas, Oesterreichische Geschichtsquellen,
bteilung, 12. Bd (Wien 1856) 315 ff. — Eine kritische Ausgabe der griechischen
mik wird vorbereitet von John Schmitt.
2. Hilfsmittel: Zur sachlichen Erläuterung und Ergänzung der Chronik dienen
nischo, französische und italienische Chroniken, Urkunden, Siegel, Münzen, Medaillen,
lalogische und topographische Monographien u. s. w., die namentlich in folgenden
ken veröffentlicht sind: J. A. Buchen, Recherches et mat^riaux pour servir ä une
nre de la domination fran^aise aux 13., 14. et 15. sidcles dans les provinces dömom-
8 de Tempire grec, 2 voll., Paris 1841. — J. A. Bnchon, Nonvelles recherches histo-
is sur la principautö fran^aise de Mor^e et ses hautes baronnies, 2 voll., Paris 1843. —
. Buchen, I^a Grece continentale et la Morde, Paris 1843 (Reisewerk). — J. A. Bn-
D, Voyage dans les lies de TArchipel et de la mer Jonienne, Paris 1845 (mir nicht
nglich, aber von dem Verf. in den Recherches bist. I S. X als unter der Presse befind-
erwähnt). — J. A. Buchen, Histoire des conqudtes et de Tötablissement des Franfais
les dtats de Fancienne Gr^ce etc., I. vol. Paris 1846 (reicht bis 1290; an der Voll-
ng dieses zusammenfassenden Werkes wurde der Verf. durch den Tod verhmdert). —
i Buchen kommen vor allen die bahnbrechenden Arbeiten von Karl Hopf in Betracht:
bistoriae ducatus Atheniensis fontibus, Bonn 1852. Veneto-byzantinische Analekten,
ingsber. Wien. Ak. 32 (1859) 365 ff. Geschichte Griechenlands, Ersch- und Gruber'sche
klopädie, 1. Sekt. Bd 85 und 86 (1867—68). Chroniqnes gröco-romanes, Berlin 1873
wichtig durch die beigefügten genealogischen Tafeln). — Ein unentbehrliches Hilfs-
)1 ist das auf einer staunenswerten Beherrschung des riesigen Materials beruhende
k von G. Schlumberger, Numismatique de Torient latin, Paris 1878. — Dazu G.
lumberger, Les principaut^ franques du Levant d'aprds les plus räcentes d^couvertes
I numismatique, Paris 1877. — Ch. A. Bovin g, La principautö d'Achale et de Moröe
— 1430, Brüssel 1879. — Jules Gauthier, Othon de la Roche, conqu^rant d*Ath^nes
i famille, Acadömie des sciences, belles-lettres et arts de Besan9on 1880 S. 139 — 155
;el, Wappen, Grabdenkmäler u. s. w. aus der Familie La Roche). — Marquis Terrier
joray, Le parlament de dames au XIII^ siecle, Acadömie des sciences, belles-lettres
rts de Besannen 1880 S. 205-221; hier S. 217—221 eine kritische Note Aber den
i de la conqu6te, in welcher der Verf. die Originalität der griechischen Chronik be-
tet. — Eine wesentlich auf Buchen und Hopf gestützte Uebersicht gibt De Mas Latrie,
princes de Mor^e ou d'Achale 1203 - 1461, Venedig 1882 (= Monumenti storici pub-
ti della R. deputazione Veneta di storia patria, vol. 8). — H. F. Tozer, The Franks
e Peloponnese, Journal of Uellenic studies 4 (1883) 165—236 (besonders von Wert
b topographische Beiträge). — J. B. Bury, The Lombards and Venetians in Euboea,
aal of Hellonic studies 7 (1886) 309-352 u. 8 (1887) 194—213. — R. Bisson de
te-Marie, Histoire du dnch^ d' Äthanes et de la baronie d'Argos, Paris 1883 (mir un-
3glich).( — Nur einzelne Punkte, die mit der Chronik zusammenhängen, berührt
iville le Roulx, La France en Orient au XIV® siöcle, 2 voll. Paris 1886 (= BibL
^coles fran^. d'Athcnes et de Rome, fasc. 44—45). — Baronne Diane de Gnlden-
8, I/AchaYe f^odale (1205-1456), Paris 1866 (populäre Zusammenfassung). — A.
stomanos, Abendländische Geschlechter im Orient, im Anschluss an Du Cange's Familles
re mer, 1. Lieferung Wien 1889 (wird, wie es scheint, nicht fortgesetzt). — F. Gregoro-
, Geschichte der Stadt Athen im Mittelalter, 2 Bde, Stuttgart 1889, besonders I 380 ff.;
r. ; ir 324 ff. — Den Anteil der Katalanen an der Latinisierung des Orients behandeln :
tamatiades, Ol KaraXävoi iv r^ *AvaxoX§, Athen 1869. — D. Antonio Rubiö y
h, La cxpedicion y dominacion de los Catalanes en Oriente juzgadas per los Griegos,
^rias de la real academia de buenas letras de Barcelona, t. IV 1, 1883. Desselben:
^avarros en Grecia y el ducado Catalan de Atenas en la öpoca de su invasion,
»lona 1886 (berücksichtigt bes. die aragonische Chronik). — RubiöyLluch, £v/ÄßoXal
jy ioxoglav twV KaxaXiavU)^ ir "EXXu'dt, JeXrioy 2 (1885-89) 458—466. -- Rubiö y
h, IJeQi trji inoj^rjg xa&* rjy ol KaraXdyoi antSXsaay rag 'Ädfjyagf JeXrioy 4 (1894)
-546. — lieber den Grossmeister Heredia, der die Abfassung der aragonischen
lik veranlasste, vgl. Karl Herquet, Juan Femandez de Heredia, Mtthlhausen in Th.
und desselben Verf. Abhandlung in Cottas Zeitschrift für aUgemeine Geschichte 4
) 769—792. — Hauptschrift über das Verhältnis der Versionen und Handschriften
/hronik: John Schmitt, Die Chronik von Morea, Diss., München 1889. — lieber
openhagener Handschrift handelt JohnSchmitt, Romanische Forschungen herausgeg .
fC. Vollmöller 5 (1890) 519—538.
Endlich sind die einschlägigen allgemeinen geschichtlichen und geographischen
:e beizuziehen, namentlich: J. Ph. Fallmerayer, Geschichte der Halbinsel Morea
3nd des Mittelalters, 2 Bde, Stuttgart und Tübingen 1830. — Expedition scientifione d«
3 ordonn^e par le gouvemement fran^ais etc., 3 voll., Paris 1831 -38. — Leake, PmpoiH
838 Bysantinisohe Liiteratnrgeaehiohte, IIL Tnlgftrgrtodli. Uttantar. L
nesiaca, London 1846 (S. 136—160 über die Chronik Yon Morea). — E. Curttii,
ponnesos, 2 Bde, Gotha 1851—52. — G. Finlay, A history of Greeca, yoL i,
1877. — Eine venezianische Karte von Morea ed. K. Sathas, DoeamentB kiMk
a Fhistoire de la Gräce, 1. s^rie, vol. 1, Paris 1880. — Vgl die Litteratar bei H. 6. L«l
Hellenische Landeskunde, Handbuch d. klass. Altertumswissenschaft in 159 £
8. lieber die Herkunft des Namens Morea s. S. 411 f.
4. Gasmule {ra<ff*ovXog, auch BaofjiovXog) heisst der SprOssling fränkisch-
Mischehen, insbesondere der Sohn eines fränkischen Vaters und einer griechii
Frühere etymologische Versuche waren vergeblich; vgl. z. B. J. A. Buchen,
S. XVII Anm.; je^ ist das Wort wohl richtig aus franz. gas (= gar^on) mid
(Maulesel) abgeleitet worden. <D. Therianos>, 'OXiya negi r^g XaXovfurtfg m
fjLiyrig yXaiaarjg, Neu 'Huiqa v. 3./15. April 1893 (Nr. 957).
5. Der historische Stoff der (Chronik von Morea ist novellistisch behanddt
von A. R. Rangab^ in seiner Erzählung ,Der Fürst von Morea" (^ av&iyttjg toi
Deutsch übersetzt von Ad. Ellissen, Analekten der mittel- und neugriedL ULt\
111-285.
361. Elagegesang über Timur Lenk {O^vog negl Tufg\
ein anonymes Gedicht in 96 reimlosen politischen Versen, welches ii
1403 geschriebenen Cod. Paris. 2914 überliefert und somit noch wil
des grossen Verheerungzuges Timurs abgefasst ist. Der Vc
beginnt seine Erzählung mit der Belagerung Eonstantinopeb durch
welche durch das plötzliche Auftreten des mongolischen Weltei
abgebrochen wurde, erwähnt kurz die Niederlage des türkischen
(bei Angora 1402) und schildert dann mit drastischen Worten die
hörten Greuel, welche die Horden Timurs über die Bevölkerung Kid]
verhängten.
Ed. pr. W. Wagner, Medieval gr. texte S. 105—109. — Wiederiiolt
S. 28—31. — Diese zwei Auagaben wimmeln von groben Lesefehlem und Miasyersti
Das Ergebnis einer neaen von J. Psichari nnd E. Legrand veranstalteten KolläMij
Pariser Hs bei J. Psichari, Essais de graramaire bist, n^o-grecque 2 (1889)
vgl. ebenda 1 (1886) 26. - - Mit Hilfe dieser Kollation lieferte eine lesbare neue
8. D. Papadimitriu, Odessaer Jahrb. IV Byz. Abt. 2 (1894) 172—177.
362. Paraspondylos Zotikos {iraQaanovdvXog ZconxoV), ein
unbekannter Mann, verfasste in 465 reimlosen politischen Versen
Beschreibung der folgenreichen Schlacht bei Varna i. J. 1444,j
welcher Sultan Murad II die vereinigten Heere der Ungarn und
überwältigte. Der Verfasser behauptet, er berichte als Augenzeuge;]
einem Walde habe er sich versteckt gehalten, und sein Herz 'habe
beim Anblicke des ungeheueren Menschenmeeres versteinert. Wie es
immer mit der Wahrheit dieser Notiz verhalten mag, die Erzählung
poetischen Kriegskorrespondenten erhebt sich nicht über eine zi(
phantastische, in den Zahlenangaben stark übertreibende Schilde
Immerhin gibt er die Situation im allgemeinen richtig wieder und berk
sogar einige sonst nicht bekannte oder nicht genügend gesicherte
heiten. Seine Darstellung verrät ein massiges Studium schrii
lieber Werke, denen er wohl auch die Einstreuung langer Reden
Briefe abgelernt hat.
1. Ausgaben: Ed. pr. £. Legrand, Coli, de raon. N. S. vol. 5 (1875) 51-
— Neue Ausgabe mit spracblicben Erklärungen und Verbalindex von Wilh. PecxJ
Paraspondylos Zotikos Gedicbt über die Schlacht bei Varna, Budapest, Verlag der
d. Wies. 1894 (ung.).
2. Hilfsmittel: Ueber die Scblacht bei Varna vgl. G. Hertzberg, Greschiclito|
Byzantiner und des osmanischen Reiches, Berlin 1883 S. 564 £f. — W. Peoz, ZotikosI
Hierax Aber die Schlacht bei Varna, Zeitschrift ,Szäzadok' 1894 (ungaridche Uel
kigenhafte a. histörisohe Diohtangen auf nationaler Gtrondlage. (§§ 36 1 —363) 839
Zotikos und des auf die Schlaclit von Varna bezüglichen Teiles des Gedichtes des
*ax nebst geschichtlichen Erläuterungen). — Einen kurzen deutschen Auszug dieser
Andl. gab W. Pecz, Ungarische Revue 14 (1894) 85-88.
8. Im Cod. 35 des alten Serails steht ein Gedicht über die Schlacht von Varna
L«^o; rijg BaQyrjg) unter dem Namen des Georg ios Argyropulos. Vgl. Fr. Blass,
sies 23 (1888) 224. Wie sich dieses Gedicht zu dem des Zotikos verhält, steht dahin.
363. Die Eroberung von Eonstantinopel, "AXcaa^g KnoXeog (104^
tische Verse mit sporadischer Anwendung des Reimes). Das unter
^em Titel in dem einzigen Codex Parisinus 2909 überlieferte Gedicht
-de früher mit Unrecht dem Rhodier Emmanuel Qeorgillas (s. § 366)
^schrieben. Auch die in der neueren Litteratur öfter vorkommende
;eichnung des Gedichtes als Og^vog KnoXsoag ist ohne handschriftliche
vähr und ohne innere Berechtigung. Denn das Hauptthema des Werkes
^et offenbar nicht die Klage über den Fall Eonstantinopels, obschon
Dichter reichliche Thränen vergiesst, sondern die sehr praktisch ge-
llte und wohl motivierte Aufforderung an die europäischen Mächte,
nstantinopel zurückzuerobern und die morgenländische Christenheit von
3 osmanischen Joche zu befreien. Wie ernst es der Verfasser mit seiner
te meint, ergibt sich aus den genauen Angaben über die Streitmacht
Sultans (V. 748 flf.) und über die Zahl der unter der türkischen Herr-
aift lebenden Griechen (V. 943 ff.), auch aus der wiederholten Aufforde-
^, sein Werk genau abzuschreiben und für die Verbreitung desselben
Abendlande Sorge zu tragen (V. 837 flf.; 1008 flf.). In der Einleitung
"teht der Dichter, dass die Rhomäer an dem niederschmetteiiiden Er-
nis selbst schuld seien durch ihre unverbesserliche Zwietracht, ihre
Inliche Habsucht und ihre eitlen Hoflfnungen: Tqla ngayfiara i%dXaaav
^^Pwfiavtav oXtjv, \\ 'O (px^ovogj rj (piXaQyvQid xai rj xsvij iXniia (V. 834 f.).
. Geständnis, das sicherlich ernst gemeint, wenn auch nebenbei darauf
echnet ist, die Mächte milder zu stimmen. Völlig ernst ist es dem
hter auch mit seiner Mahnung zur kirchlichen Einigung. Er war
sifellos ein gut orthodoxer Grieche, gehörte aber zu der gemässigten
-tei, welche in jenen Tagen der schwersten Bedrängnis die Rettung der
rwelt von den katholischen Mächten erwartete und die Befreiung von den
"barischen Vernichtern jeder Bildung und Gesittung selbst mit dem Opfer
er kirchlichen Konzession zu bezahlen bereit war. Der litterarische Wert
Gedichtes ist äusserst gering; in dem Bestreben möglichst eindringlich
I überzeugend zu reden, fallt der Verfasser von einer Wiederholung in die
lere und vielfach gleicht das Schriftstück mehr einem schlechten Zeitungs-
ikel oder einer plumpen diplomatischen Geheinmote als einem Gedichte;
einigen Stellen zwar erhebt sich der Vortrag zum edlen Ausdruck der Be-
sterung, aber der weinerliche Ton und die unmässige Breite lassen keine
istlerischo Gesamtwirkung aufkommen. Die volksmässige Realistik der
liioii hat der Verfasser mit anderen Versmachem jener Zeit gemein;
r drastisch wünscht er z. B. V. 562 dem Eroberer Mohamed; Nd xian
cvxciTiv %ov xtti oXrjv zrjv ovaidv tov. Dass der grimmige Hasser der
rken nicht allzu weit von ihrem Machtbereiche lebte, lässt sich woU
I der seltsamen Art schliessen, wie er sich zwar für die intimsten
mnde durch einige Körpermale zu erkennen gibt, weiteren Kreiaen aber
g40 Bysantinisohe Litieratargeschiobte. m. Yvlgargrieoli. Ultonlar. t;
seinen Namen verbirgt (V. 1019 — 1026). Er bemerkt übrigens ans
lieh (Y. 940), dass er die Schrift im fremden Auftrage verfasst hab
daran geknüpfte Vermutung von E. Paparregopulos , der Dichta
einem grossen Komitee gedient, das auch die Fürstenkonferenz in 1
beschickte, lässt sich nicht erweisen. Aus mehrfachen Bemerkungen
sich mit Sicherheit, dass das Gedicht noch im Jahre 1453 ksn
der Eroberung abgefasst wurde.
1. Ausgaben: Ed. pr. A. Ellissen, Analekten der mittel- und neogiiec
Litteratur, 3. Teil, Leipzig 1857 (mit Einleitung und deutscher Uebenetzoog). —
Wagner, Medieval gr. texts S. 141 — 170 (mit einigen Textverbessemngen, hc
neue Kollation der Hs). — Ed. £. Legrand, Bibl. gr. yulg. 1 (1880) 169—2(fö (vi
verbesserter Text auf Grund einer Neuvergleichung der Hs).
2. Hilfsmittel: A. Korais, "Ataxta 11 HgoX. 8. 2 f. — Ch. Gidel, Ete
la litt, grecque moderne, Paris 1866 S. 66. — Die Grundlosigkeit der ZoteOing'
dichtes an Georgillas erkannte zuerst A. Ellissen, Analekten, 3. Teil S. 121
fQhrlicher begründete er seine Ansicht in einer Besprechung von W. Wagnen J
Göttingische Gelehrte Anzeigen 1871 S. 1538—1566 und (in einer Besprechung om
der NeoeXXrjyiXit 'Jyäkexra) ebenda 1874 S. 475—478. — Einen Zweifel an der Ali
des Georgillas äusserten nach Ellissen nur noch E. Egg er, L'Hell^nisme en I
(1869) 439 Anm., und Sp. Lampros, 'EaWa 22 (1886) 822. — Zu demselben Eml
Ellissen kam ohne Kenntnis seiner Arbeiten in den Gott. Gel. Anz. teils mit densolbf
menten, teils auf Grund einer scharfsinnigen sprachlichen Untersuchung G. N.
dakis, Ist Georgillas der Verfasser des Gedichtes von der Eroberung KonstaoÜ
B. Z. 3 (1894) 581-598 (mit guten Emendationen).
3. Den gleichen Zweck wie der naive Verfasser des Berichtes über den Fall ^
suchte später ein griechischer Humanist mit ganz anderen Mitteln zu erreichen. Der
AntoniosEparchos aus Kerkyra Hess i. J. 1544 einen in heroischen Distichen und im
Dialekt abgefassten Bqtjvoq eis r V 'EXXados xaraatQotpijy drucken, in welchem die (
des alten Olymps aufgeboten werden, um die Machthaber Europas zur Befreiung (
lands vom Barbarenioche anzufeuern. Das Gedicht ist abgedruckt bei K. N.
yeoeXXrjyixij tpiXoXoyia, Athen 1868 S. 163—168. — lieber die erste Ausgabe vg
grand, Bibliogr. hell. 1 (1885) 259-262.
364. Ein Elagegesang auf den Fall von Eonstantinopel
{'ArdxXijfia rtjg KaivarmfxivonoXr^g) in 118 reimlosen politischen Ven
einem unbekannten Verfasser steht im Cod. Paris. 2873. Dai
Zwiegespräch zweier sich bei Tenedos begegnenden Schiffe, vor
das eine aus der „vom Blitze verbrannten* Stadt kommt, e
wir das traurige Ereignis; in einfachen, ergreifenden Tönen wen
bei der Eroberung verübten Greuel, die Profanation alles Heiligen
schmähliche Knechtung des christlichen Volkes geschildert. Die
tische Einkleidung, für welche sich in der neugriechischen VoD
zahlreiche Seitenstücke finden, die Abwesenheit des Reimes wie a
gesamte Ton der Erzählung lassen vermuten, dass dem GFedic
Volkslied zu Grunde liege; wir hätten somit im Kerne unseres
eine der ältesten Formen der noch heute fortlebenden Gesänge )
Fall von Konstantinopel und den Tod des letzten Paläologen. Merl
ist, dass einige Stellen des Gedichtes an die aus demselben Anh
standene Bittschrift (§ 363) anklingen. Da die letztere schon im Jah
geschrieben ist, muss wohl der im übrigen mehr urspiüngliche unc
massige Dichter des Klagegesanges als der Nachahmer gelten, e
nähme, die für den Kenner der neugriechischen Volkspoesie d
nichts Auffallendes hat. Die starke Hervorhebung Kretas und der
(V. 38 ff.) berechtigt wohl zu dem Schlüsse, dass das Gedicht au
oder wenigstens von einem Kreter verfasst worden ist.
enhalte n. historisohe Dichtungen auf nationaler Grundlage. (§§ 364—866) 84 1
1. Ed. pr. E. Legrand, Coli, de mon. N. S. vol. 5 (1875) 86—100 (mit einem GIob-
- Die einzige Handschrift, die den Text überliefert, ist ein solches Masterstück von
iiter Fehlerhaftigkeit, dass man sie für textkritische Seminarübnngen empfehlen
'. Ausser airden Fehlem, die sich aas dem Jotazismus and der Aehnlichkeit ge-
Laute erklären, findet man hier namentlich jene Verwirrung in der Trennung
''erbindung der Wörter, durch die auch manche Venezianer Drucke der Lektüre
le Hindernisse bereiten, in einem ganz ungewöhnlichen Masse vertreten; man liest
a^ xaißv statt tc? axBvrj, yatpayraad Jixaf40v statt yd (pap xd atauxd fjtov, na^&alvBUi,
Vc^ statt nuQ&eyaig^ ^yovfAivaig u. s. w. — Zum Texte vergleiche A. Eberhard,
Qs Jahresbericht Bd 3 (1877) 554.
2. Im Cod. Athous 3226 s. 17 fol. 8—14 steht ein BQrjvoi inl rfi aXiaCH trjg Ktav-
yovnoXeiog in 160 politischen Versen. Der Verfasser des Gedichtes ist wahrschein-
»r Priester Synadinos {Ivva^iv6g\ von dem derselbe Codex noch einige andere
»n enthält. Ed. pr. Sp. Lampros, 'Rffitir 22 (1886) 821— 825. Beginn: 'AXkoifAOPOP,
ovov ^q t6 yivog Kay 'PfOfiaiaty,
3. Noch unbeachtet ist ein poetisches Zwiegespräch zwischen Eonstantinopel,
alem, Alexandria, Antiochia und einem Fremdling, dessen Inhalt ebenfalls
itige Klagen über den Fall von Kpel bilden. Es steht als Epilog einer vulgär-
schen, von Christi Geburt bis auf Konstantinos IX Paläologos reichenden Chronik
d. Marc. VH 43 fol. 127 ff.
866. Ein Klagelied auf die Eroberung von Athen durch die
dn (1458) von einem ungenannten Verfasser steht in einer Peters-
r Handschrift unter dem Titel: Ufq! trjg ävaXoitreojg xal tr^g ai%na^
g ij yäyovsv vno zwv üsQawv slg Utuxrjv 'Ad'tjva (69 reimlose politische
). Nach einem geschichtlichen Rückblik auf den Ruhm der Stadt,
e den Gregor von Nazianz, den Basilios und Chrysostomos
richtet habe, verleiht der Verfasser der personifizierten Udijva selbst
Tort; sie beklagt in unsäglich plumpen und ihres erlauchten Namens
: würdigen Versen die Erniedrigung, Schande und Sklaverei ihrer
r und ruft zuletzt die Schutzpatronin Maria um Rache und Ret-
an.
Ed. Gabriel Destunis, Petersburg 1881 mit Einleitung, Kommentar und Ueber-
5 (russ). — Vgl. Gregorovias, Geschichte der Stadt Athen 2, 382 f. — D, Gr.
uroglus, 'latoQia rtöy Udfjyaitoy 1 (1889) 117 £f.
366. Emmanuel Georgillas Limenites (EfifAavovrjk refüQyiXXag i
^'fffi) aus Rhodos, ein eifriger Freund der kirchlichen Union, lebte
T zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Eine nähere Bestim-
seiner Zeit ergibt sich aus dem Gedicht auf die Pest in Rhodos,
r unter dem frischen Eindrucke des furchtbaren Ereignisses, also
im Jahre 1500 und zwar allem Anschein nach als ein Mann im
i Alter verfasste. GeorgiUas hat ein geringes Formtalent und ist in
Darstellung breit, plump, weinerlich, zuweilen auch unerlaubt derb;
ibcr mit diesen Mängeln aussöhnt, ist die erschütternde Wahrheit
• Schilderung, der aufrichtige Patriotismus und die Innigkeit der
anschauung (z. B. Belisar V. 474 f. ; Pest V. 90 flf.). Wir haben von
wei Gedichte, die in formaler Hinsicht dadurch merkwürdig sind,
sich in ihnen der Übergang vom reimlosen zum gereimten
e darstellt:
1. Die Geschichte Belisars, ^latoQixi} i^r^yrfiig neqi BehaaQhv
politische Verse, in welchen zuletzt V. 810 ff. plötzlich der Reim
tt). Georgillas hat hier nur ein älteres Gedicht umgearbeitet und
bert (s. § 357). In der Einleitung (V. 17 flf.) und am Schlüsse (V. 803 flf.)
der Verfasser auf die Eroberung von Konstantinopel an und fordert
842 Byiantinische LitieratargeBohiohte. TSL VnlgArgrioeh. Liffanihtf. i|
zuletzt die ganze Christenheit auf, das Kreuz zu erheben und die J
den Türken zu entreissen.
2. Die Pest von Rhodos, To d^avauxov Ttjg ^P6iöv (644 gei
politische Verse). Das Gedicht bezieht sich auf die furchtbare Pest, i
in den Jahren 1498 und 1499 auf Rhodos wütete. Georgillas eM
der Krankheit eine göttliche Strafe und begleitet daher seine wehn
Klagen mit eindringlichen Mahnungen, zu einer einfacheren und rc
Lebensart zurückzukehren. Für seine moralischen Lehren führt ei
geringeren Autoren als Piaton, Aristoteles, Cato und Oribasi
Feld (V. 513; 536 flf,). Das Gedicht ist litterarhistorisch mit den pi
tischen Werken des Spaneas, Lapithes, Sachlikis und Dephan
vergleichen.
1. Ausgaben: A.Beli8ar:S. §357. — B. Pest in Rhodos: Ed. pr. W.W
Medieval gr. texts S. 171—190; wiederholt Carmina S. 32—52. — Ed. E. Legrti
gr. vulg. 1 (1880) 203—225 (wesentlich verbesserter Text).
2. Hilfsmittel: Ueber Georgillas vgl. Korais, "Ataxia II Ugok, S. 3 ff.
Sprache und Kritik: J. Psichari, Essais de gramm. historique nöo-grecque 1 (188
114 (und allenthalben); 2 (1889) 247 ff. - G. N. Hatzidakis, B. Z. 3 (1894) 5C
Emendationen zur Pest von Rhodos gab S. D. Papadimitria, Viz. Vr. 1 (18
bis 647.
8. Ueberlieferung: Beide Stücke nebst dem Gedicht auf die "^Aoi^k (S 38!
liefert der einzige Cod. Paris. 2909.
367. Manuel Sklavos {MavovrjX 2xXdßog), ein biographiscli
bekannter Kreter, beschrieb in 284 politischen Versen, die er 2vfif€
KQijtrjg betitelte, das furchtbare Erdbeben, welches im Jahre
seine Heimatinsel verwüstete. Das Gedicht ist litterarhistorisch n
Klägegesängen auf den Fall von Eonstantinopel, auf die Pest von!
u. s. w. zu vergleichen. Der Verfasser erzählt in unbeholfener
einzelne Episoden des Ereignisses; erst von V. 175 an gewinnt di
Stellung durch das offenbar der Volkspoesie abgelauschte Motiv ein
sprächs zwischen einem Fremden und der personifizierten
einige Lebendigkeit.
Ed. pr. W. Wagner (aus Cod. Vindobon. 244), Carmina S. 53—61. — Emen
von S. D. Papadimitriu, Viz. Vr. 1 (1894) 647-649.
368. Johannes Eoronaeos (KogwvaTog) schrieb i. J. 1519 ein
weitschweifiges als poesieloses Heldenepos über die Thaten des Merl
Bua, 'AviQayadrjixaxa Msqxovqiov Mnova (gegen 5000 gereimte Füi
Silber). Der Held des Gedichtes, ein tapferer Albanese aus Naupli
1495 in venezianische Dienste und erwarb sich später unter Kaiser
milian als Anführer griechischer Soldtruppen, der sogenannten Stn
reiche Lorbeeren. Er starb nach 1527 in Treviso, wo in der
S. Maria Maggiore sein Grabmal errichtet ist. Koronäos erfasste
Aufgabe mit der Gewissenhaftigkeit eines Historikers; er erholte si(
er selbst erzählt, nicht nur mündlichen Aufschluss bei Bua, sondei
dierte auch dessen Familiondokumente und ging sogar nach Griech
um über das Geschlecht der Bua Näheres zu erfahren. Das pracl
von Koronäos selbst geschriebene Widmungsexemplar ist in der Ti
Bibliothek aufbewahrt.
* Ed. pr. K. N. Sathas, yJkXriyixd äyixdota 1 (1867) 4—153 (mit einer ausfi
historischen Einleitung). — Vgl. Ch. Gidel, Nouvelles Stades sor la litt. gr. mo
^•nhafte n. huitoriaohe Diohtiingeii auf nationaler Grundlage. (g§ 867—369) 843
37. — lieber die sogenannten Stratioti {ttTgatnurai, französ. Estradiots), griechische
erscharen, die im 15. und 16. Jahrhundert an den in Italien ausgefochtenen Kriegen
bedeutenden Anteil nahmen und nach ihrer kulturhistorischen Stellung mit unseren
Isknechten zu vergleichen sind, hat ein reiches Material von lateinischen und ita-
chen Dokumenten nebst einer historischen Untersuchung veröffentlicht E. N. Sathas»
oaents inddits relatifs ä l'histoire de la Gr^ce, vol. 7 und 8, Paris 1888.
S69. Jakob Trivolis ( TQißdXrfi)^ ein vornehmer Grieche aus Korfu,
Btsste in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein panegyrisches
icht (in 313 achtsilbigen trochäischen Reimversen) über die Thaten
Grafen Tajapiera, ^larogia tov Tayianuqa, Derselbe hatte sich als
>zianischer Kapitän durch Bestrafung der Piraten Verdienste um die
1 Korfu erworben und wird nun von dem dankbaren Dichter über die
len der Uias erhoben. Eine zweite Reimerei des Trivolis, die
pm %ov ^ tr^g 2x(oxtag fii trjv ^riyiisaa x^g ^EyyXrjtäQag (376 gereimte
Tzehnsilber) ist eine freie Imitation der 7. Novelle des 7. Tages in
caccios Decamerone. In seiner Darstellungsweise ist Trivohs
g ungeschlacht und wie die meisten Heptanesioten seiner Zeit in einem
^imlichen Grade italienischen Einflüssen ergeben.
1. Die Geschichte des Tajapiera ist gedruckt Venedig 1528 und öfter. — Neu
t von E. Legrand, Coli, de mon. vol. 3 (1869) und zum zweitenmale Coli, de mon.
vol. 4 (1875) mit litterarhistorischer Einleitung, Kommentar und französischer Ueber-
9g. — Zum Texte vgl. A. Eberhard, Bursians Jahresber. über die Fortschritte der
Altertumswiss. Bd 3 (1877) 551 f.
2. Geschichte des Königs von Schottland: Oft in Venedig gedruckt, zuerst
soheinlich 1540, dann 1577, 1779, 1795. — Neudruck von E. Legrand, CoU. de mon.
13 (1871). — VgL E. Legrand, Bibliogr. helL 1 (1885) 202 ff.
3. Romantische Dichtungen über antike Stoffe.
370. Vorbemerkung. Die romantische Auffassung antiker
geschichten hat in Byzanz keinen so günstigen Boden gefunden
Abendlande. Zwar sind die wichtigsten Elemente einer sagenhafte!
gröberung der alten Stofife schon in griechischen Schriften wie im
buche des Sisyphos von Kos, das den Spätem vomehmlidi
Malalas vermittelt wurde, im Pseudo-Kallisthenes und in
Machwerken enthalten; aber die Byzantiner blieben durch ihre
Studien und durch den Schulunterricht mit den Originalwerken so
verbunden, dass die Übertragung der alten Erzählung in die vol
und zeitgenössische Anschauungsweise lange zurückgedrängt wurde,
ist hiefür bezeichnend, dass die Bücher des Diktys und Dares, von
die sagenhafte und romantische Verarbeitung der homerischei
schichten vornehmlich ausgegangen ist, bei den Griechen keine
ständige Weiterentwickelung erfahren haben. Zur Einkleidung
Helden in höfische Kostüme kam es bei den Byzantinern, wenn nicht
täuscht, erst unter dem Einflüsse abendländischer Vorbilder,
die auf griechischem Boden erwachsene Alexandersage ist in
weniger eifrig weitergebildet und poetisch ausgeschmückt worden ibj
Abendlande. Ich bespreche zuerst zwei vulgärgriechische Bei
der homerischen Geschichten, dann eine romantische AchilleiSfi
letzt den Alexanderroman und schliesse daran die Geschichte des
lonios von Tyros.
1. Allgemeine Hilfsmittel: Die bekanntesten trojanischen SchwindelbftdMil
des Diktys und Dares, gehören vorwiegend in die lateinische Litterator; Anagabfil
Hilfsmittel verzeichnet W. S. Teuf fei, Geschichte der römischen Litteratur ^ (1890) ['
471. — Zu den französischen, englischen und deutschen Trojaromanen vgl. GastoB
La litt. fran9aise au moyen-äge, Paris 1888 S. 76 f.; 139. — H. P. Junker, Gr
der Geschichte der französ. Litteratur, Münster 1889 S. 86 f.; 150. — Gust Kli
Grundriss der Geschichte der englischen Litteratur, Münster 1887 S. 113 f. — Karl^
deke, Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung P (1884) S. 87 f.; 126;
Von Spezialschriften vgl. besonders: H. Dung er. Die Sage vom trojanischen Ki ,
den Bearbeitungen des Mittelalters und ihre antiken Quellen, Progr., Dresden 1869.
selben: Dictys-Septimius, Progr., Dresden 1878. Desselben: De Dictye-Septimio Vi
imitatore, Progr., Dresden 1886. — Wilh. Greif, Die mittelalterlichen Bearbeitnnfei i
Trojanersage. Ein neuer Beitrag zur Dares- und Dictysfrage. Marburg 1886 (= kvn^
und Abhandlungen aus dem Gebiete der romanischen Philologie, veröffentl. von E. Skei|
Nr. 61) (Der Verf. handelt auch ausführlich über die byzantinische Ueberliefenngl
Sisyphos, Malalas, Johannes von Antiochia, Isaak Porphyrogennetos, Kedrenos, Tz6tMBtt.U
8. Bomantische Dichtungen über antike Stoffe. (§§ 370—371)
845
de Queux de Saint-Hilaire, Homere dans le moyen-äge occidental, Annuaire de
90C. 14 (1880) 80-98. — E. Collilieux, Etüde sur Dictys de CrMe et Dards de
ygie, Grenoble 1886 (mir unzugänglich).
2. Der griechische Diktys: Die Versicherung des L. Septimius, dass er die Er-
ding des Diktys Cretensis nach einem griechischen Original lateinisch bearbeitet
e, ist in der neueren Zeit starken Zweifeln unterworfen worden, und H. Dung er hat
allgemeinen Beifall gefunden, als er in seiner Abhandlung ,Dictys-SeptimiusS Dresden
6, die letzte ausfahrliche Verteidigung des griechischen Dictys, die von G. Körting,
^8 und Dares (1874), mit , schwerem Geschütz*, wie ein Rezensent sich beifällig äusserte,
Ickwies. Zwar hielten einzelne wie Th. Mommsen, U. v. Wilamowitz, A. Ebert
Teuffel-Schwabe (Geschichte der römischen Litteratur ' (1890) § 423 Anra. 2) in
»gentlichen Aeusserungen an einem griechischen Onginal fest; für die grosse Majorität
Forscher aber galt der griechische Diktys fortan als ein überwundener Standpunkt;
z. B. noch aus der jüngsten Zeit H. Dessau, Hermes 28 (1892) 573. Nun haben
r zwei Gelehrte ungefähr gleichzeitig und völlig unabhängig von einander den unan-
^tbaren Nachweis geliefert, dass Septimius die Wahrheit spricht, dass es wirklich einen
iführli oberen griechischen Diktys gegeben hat und dass auf diesen, nicht auf
TerkQrzte lateinische Bearbeitung des Septimius, der Diktysstoff bei den Byzantinern,
-^ bei Malalas und Johannes Antiochenus, die ihn wiederum den Späteren vermittelten,
"ickgeht: E. Patzig, Dictys Cretensis, B. Z. 1 (1892) 131—152. — Perd. Noack,
-griechische Dictys, Philologus, Supplementband VI 2. Hälfte (1892) 403—500. — üeber
j Verhältnis beider Arbeiten s. £.£., B. Z. 2 (1893) 162 ff. — Ueber die Quellenverhältnisse
.Byzantiner, welche Diktysstoff übermitteln, handelte dann noch einmal E. Patzig, Die
^oOiesis in Dindorfs Ausgabe der Odysseescholien, B. Z. 2 (1893) 413—440. — Vgl.
-|| A. Sonny, Dictys bei Arethas, B. Z. 1 (1892) 590. — Mit dem Nachweis des griechi-
-m Originals erhält der Diktyssagenkreis auch f&r die mythographische Forschung
lemm erhöhte Bedeutung; denn dieses Original war älter als das 4. Jahrb., in das
-t ziemlich übereinstimmend die lateinische Ephemeris setzt. Ja auch die Gesamt-
^rteilung solcher Schriften, über die man sich mit dem Schlagwort , Seh windellitt eratur*^
_d allzu leichten Herzens hinwegsetzte, wird eine Revision erfahren müssen.
3. Aus byzantinischen Quellen stammen verschiedene slavischeTro Jageschichten:
". V. Jagiö, Arch. slav. Philol. 7 (1884) 79 f. — A. Veselovskij, Die altslavische
Iblung vom trojanischen Kriege, Arch. slav. Philo]. 10 (1887) 27—42, wo noch weitere
aratur zu den sl avischen Reflexen der Sage verzeichnet ist. — M. Gast er, Greeko-
-fonic, London 1887 S. 101 ff. — Eine wahrscheinlich von einem Bulgaren verfasste
ilihlung von der Einnahme Trojas, in welche Motive aus dem Digenis Akritas,
. Oeschichte von der Gilo oder Giluda und den Saloraonsagen eingeschaltet sind, wurde
kt von P. Syrku, Arch. slav. Phil. 7 (1884) 81—87, und besprochen von W. Mo-
-Sskij, Zur mittelalterlichen Erzählungslitteratur bei den Südslaven, Arch. slav. Phil.
(1893) 371-380.
4. Ein rumänische Bearbeitung der Trojasage steckt in einer rumänischen
'liehronik, von der zwei Redaktionen, eine ausführlichere und eine kürzere, erhalten sind.
"^ Abschnitt über Troja geht offenbar auf griechische Quellen zurttck, aber vielleicht
it direkt oder nicht ausschliesslich; denn Namensformen wie Parisch deuten auf slavischen
Inss. Den ausführlicheren Text edierte aus einer Hb seiner Privatbibliothek in deutscher
wsetzung M. Gaster, Die rumänische Version der trojanischen Sage, B. Z. 3 (1894)
^552. — Vgl. E. Prächter, Das griechische Original der rumänischen Troika, B. Z.
1895) 519—546. — V. Jstrin, Beiträge zur grieclusch-slavischen Chronographie, Arch.
\ Phil. 17 (1895) 416—429.
~ 871. Die nias des Hermoniakos. Im Anfang des 14. Jahrhunderts
«elt ein sonst nicht bekannter Mann namens Konstantin Hermoniakos
^oviaxog) von dem epirotischen Despoten Johannes II Eomnenos
-jgelodukas (1323 — 1335)*) den Auftrag, die homerischen Gedichte von
«wierigen Wörtern frei zu machen und in eine klare, verständliche
'Gliche zu übertragen: snQoa%dxd'riv xov ne^evaai \ ix rag dvcxoXovaaq
3ff^ I %ov ^OiiT^qov ^a\f)(fdiag \ elg nav%oiav aa(prp^B(av, \ im to aatpkg im-
^. Die volksgriechische Bearbeitung der homerischen Geschichten, welche
.. ') Ueber diesen Herrscher vgl. E. Hopf,
.eb- nnd Gruber'sche Enzyklopädie, I. Sekt.
:a5 8. 421; 429, und G. Schlumberger,
Numismatiqne de Forient latin, Paria 1878*
S. 369.
846 Bysantiiiisohe Litteratargeiiohiohte. m. Viilgftrgrieeli. LitteiftDr. 1
der epirotische Hofpoetaster seinem Gebieter überreichte, besteht i
achtsilbigen, reimlosen, trochäischen Versen, die sich aaf2^
sodien verteilen. Die Anfänge der Gesänge sind durch eine alphal
Akrostichis {A—Q) verziert. Die erste Rhapsodie erzählt von
stammung und den Lebensschicksalen des Homer und vom üri
Paris, die zweite von der Sühnefahrt des Paris zum Heiligtum da
und seiner Begegnung mit Helena, die dritte von dem Raube der
und den Rüstungen der Griechen, die vierte vornehmlich von derl
Erscheinung der griechischen Helden, die fünfte von dem ersten
zwischen Griechen und Trojanern, von der Herstellung einer Wurfioi
u. s. w. Das letzte Ereignis, von welchem Hermoniakos berid
die Rache der Hekabe, die Blendung des Königs Polymestor und
mordung seiner acht Söhne. Den Epilog bildet eine seltsame Er(
über das Werden und Wesen des Menschen, über die vier Tempe
und über die Gefahren, Mühsale und Janmiemisse des Lebens,
nach dieser fragmentarischen Inhaltsangabe lässt sich erwarten,
Quellen dieser mittelgriechischen Dias zu suchen sind. Vor der
reichen Sprache des echten, alten Homeros hatte der gute Hern
wohl ebenso viel Angst als sein bildungsbedürftiger Häuptling; er
daher für sein Epos nicht die Dias selbst, sondern die Allegor
die Carmina Iliaca des Tzetzes, den er auch zitiert, 9 dani
Verschronik des Konstantin Manasses. Dass aber Hermoniak
die politischen Verse eines Tzetzes nicht immer begriff, beweisei
Missverständnisse. Litterarisch und ästhetisch betrachtet steht sei
in welchem nach älteren byzantinischen Mustern heroische, b:
und mittelalterliche Elemente mit einander vermischt sind,') t
allem, was je ein Byzantiner an wüster Geschmacklosigkeit gelei
Die Geburt eines solchen Monstrums ist kultur- und litterargesc
ein Rätsel, das sich nur durch die Annahme eines seltenen Vere
geistiger Armut und Roheit sowohl beim Bearbeiter als beim BesI
klären lässt. Das ganze Unternehmen musste schon an dem
scheitern, welches sich der Dichter ausgewählt hat; während die B]
sonst didaktische und epische Steife ganz passend im zwölf t
Trimeter oder in dem volkstümlichen politischen Verse be
verfiel Hermoniakos auf die Idee, die trojanischen Heldentbaten
Masse zu besingen, das sich für anakreontische Lieder und ffi
gedichtet) eignen mag, nicht aber für ein langes Epos. Da nun d
tonie weder durch Reim und Strophenabteilung, noch durch den
zwischen katalektischen und akatalektischen Versen gemildert w
steht ein Tonfall, der den Leser quält wie das nächtliche Pick
>) S. 61 Vers 59 ed. Legrand. (aus Manasses V. 1357—1868; I
') Achüles zieht mit einem Heere von Johannes Antiochenus, Fra
Bulgaren, Ungarn und Myrmidonen
vorTroja (aus Tzetzes, Prooem. in Iliadem
V. 426). Die Trojaner hewerhen sich durch
eine Qesandtachaft um die Hilfe des Pro-
pheten David; er weist sie zurück, weil sie
ihm wegen ihres Heidentums verdächtig sind
24, 3, der sich auf Diktys beruft
>) Vgl. § 325. Die beste hm
Verwendung fanden die achtsill
chäen (doch mit dem Wechsel iwi
talektischen und katalektiaehen
den reizenden Werken von Mori
8. Romantische Diohtangen über anUke Stoffe.
371-372)
847
;varz Wälderuhr. Wären die Verse wenigstens noch gut gebaut! Hermo-
:os aber erlaubt sich, um seine Trochäen zu regulieren, die unerhörtesten
ante und schüttet in die zahllosen Lücken ganze Säcke voll sinnloser
kwörter wie y«^, ovv, t€\ rfifJ) Wie der Epirote auf sein Metrum
Lei, wissen die Götter; doch ist zu vermuten, dass ihm der französische
aroman des Benoit de Sainte-More, der in achtsilbigen jambischen
[ eauxversen abgefasst ist, als Vorbild diente. Bekanntschaft mit frän-
her Poesie wäre im 14. Jahrhundert selbst bei einem sonst sehr un-
;^nden Griechen nicht im mindesten auffallend. Von der krausen
Ache des Werkes kann man sich aus den mitgeteilten Proben eine
Stellung bilden; für die geschichtliche Erforschung des Vulgärgriechi-
m mag das Werk immerhin seinen Nutzen behaupten, nur darf man
i; vergessen, dass bei der Ausbeutung dieses Sprachmaterials die grösste
sieht nötig ist, weil viele Seltsamkeiten zweifellos nur der schruUen-
en Gewaltthätigkeit des Verfassers und seiner missglückten Nachahmung
älteren griechischen Vorbilder ihr Dasein verdanken. Das Schlimmste
lern Werke ist der völlige Mangel alles dessen, was man poetische
pfindung und Gestaltungskraft nennt; das ungeheuere Gedicht ist
Anfang bis zum Ende eine Poesie im StUe des Pyramus im Sommer-
itstraum: ,0 Nacht, so schwarz von Färb', o rabenschwarze Nacht!
acht, die du immer bist, sobald der Tag vorbei.' Dass es dieser Jammer-
trotz alledem nicht an Lesern gefehlt hat, beweisen die drei uns
ütenen Handschriften (zwei Pariser und eine Leidener); noch im
alter des Humanismus fand das Werk einen Bewunderer inNikolaos
:anis, der für seine 1526 zu Venedig gedruckte Bias kein besseres
bild zu finden wusste als den Konstantin Hermoniakos.
1. Ausgaben: Zuerst edierte umfangreiche Proben (3044 Verse) nach einer von
^mpelios angefertigten, fehlerhaften Abschrift des Cod. Paris, snppl. gr. 444 Mauro-
rdes, 'ExXoytj S. 73—182. — Der undankbaren Mühe einer vollständigen kritischen
;abe unterzog sich E. Legrand, La guerre de Troie par Const. Hermoniacos, Bibl. gr.
, V, Paris 1890 (mit einem genauen Variantenverzeichnis der drei Hss und einem gram-
»chen Index). — Zur Quellenfrage: J. Psiohari, Revue critique v. 12. Jan. 1891 S. 29.
L Patzig, B. Z. 1 (1892) 139.
2. Die erste Ausgabe der llias des Nikolaos Lukanis (Venedig 1526) ist mit
- Einleitung von K. N. Sathas wiederholt von £. Legrand, Coli, de mon. vol. 5 (1870).
i ist das Bändchen leider nur unvollständig im Buchhandel (XII, 112 Seiten), weil die
aplare des zweiten Heftes im Mai 1871 durch eine Feuersbrunst zu Grunde gingen.
r Lnkanis und sein Verhältnis zu Hermoniakos s. E. Legrand, Bibliogr. nefi. 1
>) 188-192.
372. Der trojanische Krieg {IloXefiog rijq T^rpäSog), Während Her-
iakos seine llias wenigstens noch aus griechischen Quellen, wenn auch
• trüb fliessenden, geschöpft hat, fand es der anonyme Dichter des
Buiischen Krieges nicht unter seiner Würde, sich die Kenntnis von den
lerischen Geschichten bei einem fränkischen „Barbaren* zu holen. Sein
rk ist nichts anderes als eine fast wörtliche Übersetzung des be-
onten altfranzösichen Trojaromans von Benoit de Sainte-More. Die
^) Sein Lieblingswort ist yaQ. Man ver-
me ein Beispiel (S. 7 Vers 14 ff. ed. Le-
Ovftag ßovXofiM xiyoi yäq
IIqos trjv aijy yaQ ßaffiXeiay
Kai jovg vno aov ydg dovXovg
Tag re axorsivag ya^ X^^eig
Tf/f 'OfiiJQov ^a%lfipdiat u. s. w.
848 Bysanünisohe Lüteratargenohiohte. IIL ViilgirgriMli« litieral». t
fränkische Quelle verrät sich schon in den seltsam verunstalteten
namen z. B. "E^xovXeg^ Mdqoq (Mars), Kovßd (Heeuba), /JaiT^vxiU;,!)
in zahlreichen fränkischen Appellativen wie T^dfinQa (chambre) o. v
Das Gedicht ist in reimlosen politischen Fünfzehnsilbem abgefaat
gehört wahrscheinlich dem 14. Jahrhundert an.
1. Ausgaben: Bis jetzt sind nur einige Proben aus Cod. Paris. 2878(14
hundert) ediert von Maurophrydes, ^Xoy^ S. 183—211.
2. Hilfsmittel: Vergleichung des Cod. Paris, gr. 2878 s. 16 (Inc. 'OßmUi^i
tnoixey fxBydXrjv /a^^offvi^;) mit Benott de Sainte-More von Ch. Gidel, iHxAbkm
litt. gr. mod. S. 197—229.
3. Ueberlieferung: Eine Haupths ist der Cod. Bonon. Univ. 3567, !■ \
das Gedicht 11074 Verse zählt. Titel und Anfang: ^-Aqxv ^V^ TQwddo^, lEtiPttif'
ßaaiXevg evyeyixog, ayd^stog || JlXov'aiog di nayevtvxijg, jjfoi^ac da Mv^fiidSrmr,
riyoye SXi^ig (poßeQu xal ^tj/ula fABydXrj \\ 'Onov noXXovg rrjy hcXauty j|f^*^t*c a{ '
Vgl. Olivieri, Indice de* Codici Greci Bolognesi, Studi ital. di filol. claas. 3 (189f)<
— Weitere Hss: Der berühmte Cod. Vindob. theol. 244 (Nessel) fol. 260~3Si
am Anfang und Schluss verstammelte Cod. Paris, gr. 1732 A s. 15, wo nur etvi
Verse erhalten sind; er beginnt: 'Onov Bidev uh xd fifidtta tov XQurxiXiovg cr«i' '
Cod. Paris. Coisl. 344 s. 16 fol. 7—192. Nur einen verwahrlosten Auszog
enthalten der Cod. Paris, suppl. gr. 926 s. 17.
373. Achilleis. Diese romantisch umkleidete LebensgeschicUe
homerischen Helden ist in zwei stark von einander abweickenj
Bearbeitungen überliefert; die kürzere umfasst 761, die
1820 reimlose politische Verse. Trotz des verschiedenen Umfanges ist
Gang der Handlung derselbe; es finden sich in beiden dieselben
und sogar viele identische Verse. Das längere Gedicht ist offenbar
ausschmückende Überarbeitung des kürzeren. Ich skizziere den
nach der ausführlicheren Redaktion: Dem mächtigen König des Mi
donenlandes wird, nachdem er mit seiner Gattin 12 Jahre in kind(
Ehe^) verlebt hatte, ein Sohn geboren, der den Namen Achilles
er wird wohl erzogen und in allen Wissenschaften unterrichtet. Im
von 8 Jahren vollendet er seine Studien und widmet sich von nm
ritterlichen Künsten; in einem Turnier besiegt er mit vorgescUi
Visier seine Gegner. Eines Tages wird gemeldet, dass ein fremder
das Land bedroht. Achilles zieht mit 12 auserlesenen Rittern in
Kampf, erblickt Polyxene, die schöne Tochter des feindlichen Königs,
gewinnt ihr Herz durch Liebesbillete {niTTcexia); es folgt Versöhnung
fröhliche Hochzeit. Beim Vermählungsfeste überwindet ein
Edelmann alle Ritter des Achilles, auch den Patroklos, wird aber
von Achilles aus dem Sattel geworfen. Nach 6 Jahren glücklicher
stirbt Polyxene. Ein Jahr nach diesem Unglück zieht Achilles mit
Myrmidonen in den Krieg gegen Troja. Paris verspricht ihm
Schwester zur Frau zu geben, damit zwischen den Trojanern und Gri^
Friede werde; Achilles glaubt seinen Worten, wird aber in der Kirche
Troja, wo er mit der versprochenen Maid getraut zu werden hoffte, ij
Paris und Deiphobos überfallen und meuchlings ermordet. Der DicUl
nennt noch Homer, Aristoteles und Piaton als seine Quellen a
*) Diese Form findet sich jedoch auch
in der Achilleis, weshalb vielleicht an
Yolksetymologischen Einfluss zu denken ist.
') Ein beliebtes Romanmotiv, das l
auch in der Erzählung von Flore H
Blancheflore vorkommt.
8. Bomantiaohe Dichtungen über antike Stoffe. ((§ 373—374) 849
I iesst mit einer wehmütigen Betrachtung der Unbeständigkeit des
sehen Qlückes.
Das antike Kolorit ist in der Achilleis noch mehr verwischt als in
oben genannten Trojageschichten. Wenn man die griechischen Namen
piimmt, so bleibt ein höfisches Romangedicht übrig mit der üb-
«n Schilderung von Turnieren, sittsamen Jungfrauen, Palästen und
*ten, dazu das echt byzantinische Beiwerk einer goldenen Platane mit
omatischen Vögeln; ein mittelalterliches Motiv ist auch die Zwölf zahl
auserlesenen Ritter des Achilles, die seine Geheimnisse teilen und in
Not sich um ihn scharen (König Artus). Übrigens ist die Beschrei-
,g der Orte und Personen ziemlich nebelhaft; nur durch die häufige
irähnung der Franken, fränkischer Ritter und fränkischer Sitten ent-
mt ein verschwommenes Lokalkolorit. Eine unmittelbare Vorlage
Werkes scheint nicht bekannt zu sein; einige Züge weisen auf Malalas
Quelle zurück, so der Name Polyxene und die Erzählung von der be-
Lchtigten Vermählung des Achilles mit der Schwester des Paris. >) Doch
jiicht sicher, ob der Verfasser den Malalas selbst benützt hat. An
<3hniack und poetischer Kraft steht die Achilleis hoch über den zwei
n genannten Trojageschichten; namentlich sind manche der eingestreuten
besbillete wahr empfunden und gut ausgeführt. Der volksmässige Ton
:imt in der Einführung des Totengottes Gharon (V. 1624) und in der
ilderung vom Mitleide der Nachtigall (V. 1063 ff.)') glücklich zum
idrucke. Für die Erkenntnis des Grundcharakters des Gedichtes ist
aentlich die unverkennbare Ähnlichkeit des Achilles mit dem rho-
ischen Nationalhelden Digenis Akritas zu beachten; die wichtigsten
;e sind beiden gemeinsam, das wundersam schnelle Wachstum, die
[endlichen Heldenthaten, der frühe Tod der Gemahlin und des Helden
bst. Nach seinem inneren Gehalte ist das Werk trotz der homerischen
imen mit dem Akritenzyklus und den Märchenromanen enger verwandt
I mit den Trojageschichten. Die Abfassungszeit der Achilleis ist un-
kannt; doch stammen wahrscheinlich beide Bearbeitungen aus dem 14.
khrhundert.
Ausgaben: Die kürzere Version (des Cod. Bodleianus) ed. K. N. Sathas, Annuaire
Tassoc. 13 (1879) 126—175. — Die umfangreichere edierte nach dem Cod. Neapol.
. 6. 27 fol. 13-59, doch ohne Benützung einer dasselbe Werk enthaltenden Handschrift
British Museum W. Wagner, Trois po6mes gr. S. 1 — 55.
374. Der Alexanderroman. Die Entstehungs- und Entwickelungs-
schichte der Alexandersage ist etwas genauer bekannt als die der troja-
ichen Sagenlitteratur. Unter dem Namen des gelehrten Kallisthenes,
r eine berühmte, uns leider fast vollständig verlorene Geschichte der
riegszüge Alexanders des Grossen verfasst hat, wurde eine apokryphe
[exandergeschichte in Umlauf gebracht, deren Kern wahrscheinlich
der Ptolemäerzeit zu Alexandria entstanden ist; später, besonders im
ifang des 3. Jahrhunderts n. Chr., erfuhr die Geschichte des Pseudo-
') Malalas ed. Bonn. S. 130 f. Rolle. Vgl. A. Luber, Die Vögel in den
^) Die Teilnahme der Vögel an den historischen Liedern der Neugriechen, Progr.,
schicken der Menschen spielt noch in der Salzburg 1882.
igriechischen Volkspoesie eine erhebliche
Bandtraoh d«r kbm, AltertumawlMeBsclMn IX. 1. Abtlg. 8. Aufl« 54
850 BysanüniBohe LütemtargesohiolLte. HL VnlgirgrlaQh. Uttanftv. 1
Kallisthenes weitere Umarbeitungen und alsbald auch verschiedene
Setzungen. Die griechische Fassung des Werkes ist in drei Vc
überliefert, einer alten, welche der Urform am nächsten konmit, nnj:
jüngeren, durch Zusätze und Interpolationen entstellten. Daran reihai
die lateinische Übertragung des Julius Yalerius, die vor 340,
scheinlich im Anfang des 4. Jahrhunderts abgefasst ist, eine armei
Übersetzung aus dem 5., spätestens 6. Jahrhundert, die dem
liehen Pseudo-Kallisthenes wohl am nächsten steht und schon von
von Choren benützt ist, endlich eine syrische Bearbeitung, die
ebenfalls dem 5. Jahrhundert angehört. Die lateinische Übertragung i
Julius Yalerius wurde später fast völlig verdrängt durch eine v
lateinische Bearbeitung, die sogenannte Historia de preliis,
in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts der Archipresbyter Leo,i
abhängig von Julius Yalerius, aus einem griechischen Texte geschl^l
Sein Werk, in welchem sich der occidentalische Geist des 10. Jahrl
treu widerspiegelt, wurde mit Beifall aufgenommen und in
Übersetzungen über das ganze Abendland verbreitet
Wie bei den Romanen und Germanen, so wurde auch bei i
Griechen der ursprüngliche Text des Pseudo-Kallisthenes modenuM
d. h. dem veränderten Geschmack und Bedürfnis des Mittelalters angep«
Eine mittelgriechische Bearbeitung der Alexandersage in 6117 ra
losen politischen Yersen ist in dem schönen, aus der Bibliothek des E
dinals Bessarion stammenden Codex Marcianus 408 aufbewahrt
Handschrift ist, wie in drei Yersen am Schlüsse vermerkt wird, im Ji
1388 geschrieben; die Abfassung des Gedichtes selbst dürfte nicht
früher, jedenfalls nicht vor dem 14. Jahrhundert erfolgt sein,
unbekannte Yerfasser beweist Geschmack und ein erhebliches Talent
anschauliche Darstellung. Seine Sprache ist fliessend, wird aber di
die verunglückte Nachahmung altgriechischer Konstruktionen und Fon
zuweilen fehlerhaft. Leider ist die einzige Ausgabe unzuverlässig
namentlich für sprachliche Detailforschung nur mit grösster Yorsidii
verwerten. Eine zweite vulgärgriechische metrische Bearbeiti
ist als venezianisches Yolksbuch öfter gedruckt worden. Neben di(
versifiziorten Werken verdient die höchste Beachtung eine durch «
Yolkstümlichkeit in Sprache und Auffassung ausgezeichnete Prosabe
beitung, die im Cod. Yindob. theol. 244 (Nessel) erhalten ist i
umständliche Titel beginnt: Ju^yr^fTig xai yävvrjtng xal rj fa»; for *Al^
3qov • x6 Ttmg €y€vv7]v^r] xai äv€TQd(pr]v u. s. w. Eine andere Prosabearbeit
steht im Cod. Athous 3309 s. 16 fol. 159^— 207\
1. Ausgaben: Das Alexanderlied des Cod. Marc. ed. W. Wagner, Troia pot
gr. S. 56—241. — Die ersten 800 Verse ed. gleichzeitig E. Legrand, Bibl. gr. vnl
(1881) S. XXXV— LIX. — Die zweite Bearbeitung erschien zuerst Venedig 1529; <
ebenda 1553. Vgl. Legrand, Bibliogr. hell. 1 (1885) 205; 286 ff. — Vom Codex!
cianus und vom [Wiener Prosatext gab zuerst Proben St. Kapp, Mitteilungen ansgri<
sehen Handschriften als Beitrag zur Geschichte der Alexandersage im Mittelalter, Pr<
Wien 1872. — Vollständige Ausgabe des Wiener Prosatextes bei A. N. Veselovs
Aus der Geschichte des Romans und der Erzählung 1 (Petersburg 1886) Anhang S. 1-
— Weitere Mitteilungen aus griechischen Hss verspricht V. Istrin zu geben.
2. Hilfsmittel: Zum altgriechischen Pseudo-Kallisthenes: W. Christ: 6r
Litteraturgesch. « g 555. - Zu Julius Valerius: W. S. Teuffei, Geschichte der r
8. Romantisohe Diohtnngen über antike Stoffe. (§ 374) 851
i Litteratur » (1890) § 399. — Zur Historia de prelüs vgl. bes. 0. Hartwig, Dio
■rsetzungslitteratar Unteritaliens in der normannisch-staufischen £poche, Centralbl. f.
3tiiekswesen 3 (1886) 161—190; 223—225; 505 f. - Zu den orientaliscben Be-
langen: Im allgemeinen s. Fr. Spiegel, Die Alexandersage bei den Orientalen,
Jg 1851. - Die syrische Bearbeitung ed. £. A. Wallis Budge, The history of
ander the Great, being the Syriac Version of the Pseudo-Callisthenes, Cambridge 1889.
4mn untersuchte Th. Nöldeke, Beiträge zur Geschichte des Alexanderromans, Denk-
ten der Wiener Akad., phil.-hist. Cl. 38 (1890) die Abfassungszeit dieser syrischen
rsetzung und ihr Verhältnis zu den griechischen und sonstigen Texten; er fand, dass
^rrische Uebersetzung von einem Ostsyrer stammt, der im 8. Jahrhundert eine etwa
. Jahrhundert angefertigte mit Cod. A verwandte Pehlewt-Uebersetzung des Pseudo-
Btfaenes ins Syrische übertrug. — Auf den syrischen Text bezieht sich auch £. A.
lis Budge, Alexander the Great and Gog and Magog, Zeitschr. f. Assyriologie
591) 357—404. — Eine deutsche Uebersetzung des S3rrischen Textes gab V, nyssel,
eyiische Uebersetzung des Pseudo-Callisthenes, Archiv f. d. Studium der neueren
^en und Litteraturen 90 (1893) 83—134; 269-288; 353-402. — Zur armeni-
^n Bearbeitung: J. Gildemeister, Pseudokallisthenes bei Moses von Ehoren, Zeit
ft der deutschen morgenländ. Gesellschaft 40 (1886) 88 f. — .Aethiopische Be-
Inngen des Alexanderromans ed. mit englischer Uebersetzung und Kommentar E. A.
IIb Budge. The life and exploits of Alexander the Great, being a series ofEthiopic
etc., 2 voll., London 1896. — Georgische Bearbeitung: A. Chachanov, Die gru-
she Erzählung von Alexander dem Makedonier und die serbische Alexandrias, Journ.
1893 Bd 289 Septemberheft S. 241-252. — Zu den französischen, englischen
jeutschen Bearbeitungen: Th. Grässe, Lehrbuch einer allgemeinen Literärgeschichte
(1842) 435—456. — Gaston Paris, La litt, fran^aise au moyen-ftg^, Paris 1888
Ir ff.; 251. — H. P. Junker, Grundriss der Geschichte der französischen Litteratur,
ster 1889 S. 85f. — Gust. Körting, Grundriss der Geschichte der englischen Litteratur,
Bter 1887 S. 112 f. — Karl Goedeke, Grundriss zur Geschichte der deutschen Dieb-
in (1884) S. 59 f. — Auch Boccaccio scheint eine Version des Alexanderromans
ktzt zu haben; s. Marcus Landau, Die Quellen des Dekameron, Stuttgart 1884 S. 293 ff.
Ch. Gidel, La lögende d'Aristote au moyen-äge, Nouvelles ötudes sur la litt. gr. mod.,
is 1878 S. 331—384. — W. Hertz, Aristoteles in den Alexanderdichtungen des Mittel-
re, Abhandl. bayer. Akad. 19. Bd 1. Abt. (1890). — Dario Carraroli, La leggenda
Messandro Magno, Mondovi 1892. — Adolf Aus feld. Zur Kritik des griechischen
zanderromans, Progr. des Gymnasiums zu Bruchsal, Karlsruhe 1894 (über die ursprüng-
e Komposition und die Quellen). — H. Christensen, Die Sprache des byzantinischen
landergedichtes, B. Z. 6 (1897). — Auch über das Verhältnis des mittelgriechischen
[icbts zu den verschiedenen Versionen des Pseudo-Kallisthenes hat Christensen eine
landlung geschrieben, für die sich noch kein Verleger gefunden hat. — Hauptschrift:
ins Zacher, Pseudokallisthenes, Halle 1867.
3. Eine besondere Beachtung verdienen hier die zum grössten Teil von Byzanz ans-
angenen slavischen und rumänischen Bearbeitungen: A. Veselovskij, Zur bul-
schen Alexandersage, Arch. slav. Phil. 1 (1876) 608—611. Desselben Bemerkungen,
li. slav. Phil. 3 (1879) 572. Desselben: Zur Frage Ober die Quellen der serbischen
landreis, Journ. Min. 1884 Bd 233 Mai S. 149—197; Bd 235 Sept. S. 16-85. Des-
sen : Zwei Bemerkungen zur Frage über die Quellen der serbischen Alexandreis, Journ.
. 1885 Bd 241 Sept.— Okt. 169—209. Desselben: Die Wunderepisode der mittelgriechi-
m Alexandreis, Arch. slav. Phil. 11 (1888) 327-343 (über eine altserbische Be-
ttung mit Proben einer mittelgriechischen Prosaversion). — A. Veselovskij«
Gaster, J. Garkovi, Neue Daten zur Geschichte des Alexanderromans, Sbomik
el. russk. jaz. imp. akad. nauk T. 53 Nr. 7, Petersburg 1892 (russ.) (mir unzugänglich).
Einen altserbischen Text des Alexanderromans ed. St. Novakoviö, Belgrad 1878.
. den Bericht von V. Jagiö, Arch. slav. Phil. 3 (1879) 734. — Ueber eine Ausgabe
böhmischer Alexanderfragmente vgl. V. Jagiö, Arch. slav. PhiL 5 (1881) 669 ff. —
I bulgarisch-slovenischen Texte: P. Syrku und V. Jagiö, Arch. slav. Phil. 7
14) 78—88. — Einen russischen Alexanderroman ed. die russische Gesellschaft der
.liophilen, Petersburg 1880—1886, Nr. 67; 87. — Ueber die Sage vom .Priester
umes* bei den Slaven und ihre Beziehungen zu Pseudo-Kallisthenes handelt V. Jstrin,
Sage vom indischen Kaisertum, Arbeiten der slavischen Kommission bei der k. archäo-
Ges. in Moskau, Bd 1, 1893 (russ). — Zwei Hauptwerke über die slavischen Be-
litungen: A. N. Veselovskij, Aus der Geschichte des Romans und der Erzählung 1
ersburg 1886) 131— 511 (russ.). Hier wird u. a. eine ausführliche Analyse und Quellen-
»rsuchung der serbischen Version gegeben. Als unmittelbare Vorlage des serbischen
lans diente wahrscheinlich nicht eine byzantinische Version; vielmehr weisen manche
64*
852 Bysaniinisolie litteratiirgeMliiolLte. IIL YvlglrgriMlu Ltttaifar. 1 1
Spuren aof Vertrautheit des Verfassers mit der litterator der westlichen Boiial
dass wohl an Vermitteln ng oder Beeinflussung irgend einer abendllndiadien ?«
der Art der Historia de preliis zu denken ist Vgl. V. Jagi^. Arch. slar. |
(1887) 233—243. — V. Istrin, Die Alexandreis der mssischen ChrooograplHi.
suchung und Text. Moskau 1893 (russ.). Vgl. V. Jagiö, Arch. slaT. PliiL II
224—229. — Ueber eine rumänische Bearbeitimg handelt M. Gaater, Litentnrif
romana, Bukarest 1883 S. 7—81. Vgl. desselben: Greeko-Slavonic, London 1887!
375. Apollonios von Tyros ist der Held eines griechii
Romans, der höchst wahrscheinlich im 3. Jahrhundert n. Chr. enU
ist. Das Werk zeigt in Anlage und Inhalt grosse Verwandtschaft m
Sophistenromanen, besonders mit dem des Xenophon Ephesios
es vielleicht sogar als Vorbild gedient hat. Statt des zweifellos veA
griechisch-heidnischen Originals haben wir eine mit christlichen um
römischen Elementen versetzte lateinische Bearbeitung, diespi
im Anfang des 6. Jahrhunderts entstanden ist. Im Mittelalter wai
lateinische Apolloniosroman zu einem beliebten Volksbuch, di
fast alle Nationen aneigneten. Damals kehrte die Erzählunj
Abendlande nach dem griechischen Osten zurück, wo I
jede Spur des alten Originalwerkes verloren gegangen wa
vulgärgrieckische Apolloniosroman ist in zwei metrischen Bearbei
erhalten:' 1. Die ältere, wohl dem Ende des 14. oder dem Anfa
15. Jahrhunderts angehörige Version (857 reimlose politische Verse
im Cod. Paris. 390 und ist betitelt: MerayXciTTKTfxa ano Aaxiviji
'^Pfo/Jtai'xov. JiriYrfliq noXvnad-ovg *ÄnoXX(üviov rov Tvqov. In der T
das Qedicht nach dem lateinischen Texte gearbeitet und zwar na
Rezension (Ä") der Historia Apoll onii regis Tyrii (ed. A. Riese, 1
1871), welche am besten durch die Tegernseer Fragmente vertreten
2. Die zweite Bearbeitung, die gegen das Ende des 15. Jahrhi
entstanden ist, unterscheidet sich von der ersten durch eine breitei
Stellung und durch die Anwendung des Reimes (1894 politische '
Sie wird in der neueren Litteratur bald einem gewissen Gabriel
tianos, bald einem Konstantin Temenos zugeschrieben; in dei
sind aber beide höchst wahrscheinlich nur Kopisten des Werkes. =^).
nun die Apolloniosgeschichte noch heutigestags an der kleinasiai
Küste im Munde des Volkes lebt, 3) so ist darin nicht etwa ein d
Reflex des altgriechischen Romans, sondern einfach eine Reminisz
das beliebte, seit dem 16. Jahrhundert in venezianischen Drucke
breitete vulgärgriechische Volksbuch zu erblicken.*)
1. Ausgaben: Die ältere Version edierte zuerst W. Wagner, Medieval {
S. 57—104 (nach einer fehlerhaften Abschrift des Codex Paris. 390). — Besser na
genauen Kollation von E. Legrand ed. W. Wagner, Carmina S. 248—276. —
reimte Version erschien in der gewöhnlichen Ausstattung der venezianischen Volk
Venedig 1534, 1553 und öfter.
2. Hilfsmittel: Ueber die Venezianer Ausgaben vgl. E. Legrand, Biblic
*) Vgl. L. Traube, Neues Archiv d.
Gesellschaft f. ältere deutsche Geschichts-
kunde 10 (1884) 382.
«) Vgl. E. Legrand, Bibliogr. hell 1
(1885) 290, wo zu berichtigen ist, dass im
Cod. Ambros. Y. 89. sup. der Name nicht
'Jxoyritt'yog, sondern Uxonayof {yavgi^k axo-
Tiayui) lautet.
') J. G. V. Hahn, Griechische n
nesische Märchen I 273 ff. und II
*) Dieser Sachverhalt ist richtig
von B. Schmidt, Griechische Märe
gen und Volkslieder, Leipzig 1877
8. Romantisohe Dichtungen über antike StoiTe. (§ 375) 853
^S5) 219; 289 ff. — Die reiche Litteratur zum lateinisclieii Apollonius und den
igen abendländischen BearbeituDgen verzeichnen: Tb. Grftsse, Lehrbach einer
meinen Literärgeschichte II 3 (1842) 457—460, W. S. Tenffel, Geschichte der römi-
a Litteratur ^ (1890) § 489 und Karl Goedeke, Gmndriss zur Geschichte der deutschen
bnng P (1884) 367 f. — ^ Bes. vgl. M. Haupt, Ueber die Erzähluns von Apollonius
3*3rrus, Opuscula 3 (1876) 4—29 (wo jedoch irrtümlich der lateinische Apollonius als
na! betrachtet wird). — J. C. Dunlop, History of Prose Fiction 1 (1888) 82—85. —
m» Mitteilungen über die raitt-elalterlichen Bearbeitungen des lateinischen Apollonius,
die griechischen Quellen u. s. w. enthält auch die Vorrede zur neuen Ausgabe des
aiachen Romans von AI. Riese, Leipzig, Bibl. Teubner. 1893. — Das Fortleben des
loniosstoffes in den verschiedenen Litteraturen des Mittelalters bis zur Neuzeit (Shake-
re etc.) schildert S. Singer, Apollonius von Tjrus. Halle 1895. — Uebersicht der auf
böhmischen, polnischen und russischen Bearbeitungen bezüglichen Litteratur von M.
rko, Arch. slav. Phil. 13(1890)308—311. — M. Murko, Die russische Uebersetzung
Apollonius von Tyrus und der Gesta Romanorum, Arch. slav. Phil. 14 (1892) 405—421.
^alyse des Romans bei £. Rohde, Der griechische Roman S. 408 ff. — • Th. Kor 6,
•erknngen zum Texte des Gedichts über Apollonios von Tyros, Odessaer Jahrb. II Byz.
eil. 1 (1892) 107 — 155 (sehr kühne Aenderungen des von Wagner herausgegebenen
ichischen Textes).
3. W. Wagner bemerkt im Liter. Gentralbl. 1876 S. 18, er habe in der Academy
147 nachgewiesen, dass der vgr. Apollonios in Cypern entstanden sei. Da sich
gner selbst falsch zitiert, weiss ich nicht, worauf er seine Annahme stütet. Mit sprach-
lon Momenten dürfte sich beim gegenwärtigen Stand der Dialektforschung ein solcher
liweis schwerlich überzeugend durchführen lassen.
4. Ueberlieferung: Zu den von E. Legrand, Bibliogr. hell. 1 (1885) 290, notierten
.kommt noch Cod. Neapel. III. B. 27, der fol. 125 — 167 eine gereimte Bearbeitung ent-
;. Ob sie mit der oben genannten identisch ist, konnte idh in Ermangelung eines
tezianer Druckes nicht feststellen.
4. Romantische Dichtungen über mittelalterlichep
zum Teil abendländische Stoffe.
376. Vorbemerkung, In diesem Abschnitte werden einige
hafte Dichtungen zusammengefasst, die teils auf einheimische Märch
zurückgehen, teils aus fränkischen Vorbildern stammen, teils von
hafter Herkunft sind. Ihr gemeinsames Merkmal ist der rein
alterliche, romantische Charakter des Stoffes und der Behandlooi
Der kulturelle Untergrund, der diese ritterlichen und märchei
Erzählungen bei den Griechen erzeugte oder wenigstens ihre Verbi
beförderte, ist in den lateinischen Herrschaften zu suchen, die
dem vierten Kreuzzuge in den Waldgebirgen von Livadien und Monif
auf den liebreizenden Inseln des Archipelagus und in den üppigen Knk
rungen der kleinasiatischen Küste allenthalben emporwuchsen; hier n
ein reiches Lebonsgebiet, voll von kühnen Abenteuern, wundersamen Glfldi
fällen und tragischen Geschicken, ein Märchenland, wo fahrende Bittl
wie Lybistros auszogen und sich schöne Fürstentöchter, stolze Burgen d
Kronen eroberten. Dass die Byzantiner im späteren Mittelalter sich einjp
abendländische Erzählungsstoffe angeeignet haben, ist zweiÜBhi
(s. §§ 380 — 382). Viel schwieriger ist die umgekehrte Frage, inwieiJ
mittelalterliche Erzählungen des Abendlandes auf spätgriechische odtf
byzantinische Quellen zurückgehen. E. Rohde*) hat die Vermutn(
ausgesprochen, dass der Geschichte des Boccaccio von Galeso undKfr
genia (Novelle 5, 1) ein griechisches Original Kvirgiaxä zu Grunde liege
Gautier von Arras hat für sein Gedicht Eraclius ein uns verlorene!
byzantinisches Original benützt (s. § 335). Für manche Stoffe, wie fi
französischen Erzählungen vom Kaiser Constant, von Ipomedon und n
Florence de Rome, sind spätgriechisch-byzantinische Vorbilder wemgslei
wahrscheinlich. Selbst die scheinbar echt germanische Tierfabel stemi
vielleicht aus dem Osten (s. § 385).
1. Die Hauptschriften für diesen Abschnitt sind die S. 798 Anm. 3 angeführten Bfic
von Ch. Gidel , der jedoch in einer Art von wissenschaftlichem Patriotismus bei seiner 1!d
suchung für die Landsleute möglichst viel herauszuschlagen sucht und selbst offenbar i
chischo oder ganz allgemein verbreitete Dinge als französisches Urbesitztum reklan
Eine objektive Erforschung der gesamten abendländisch-byzantinischen Taus ch-
*) Der griechische Roman S. 538 ff.
HMnanÜBohe Diohtmigen üb. knittelalterL, z. T. abendländ. Stoffe. (§§ 376—377) 855
nlitteraiur, bei der man sich jetzt auf weit zahlreichere und bessere Texte stützen
cite, als sie Gidel zugänglich waren, ist eines der dringendsten Bedürfnisse der vulgär-
phischen Litteraturgeschichte. — Einiges Ober griechisch-byzantinische Vorbilder abend-
dscher Erzählungen bemerkt Cholevius, Geschichte der deutschen Poesie nach ihren
icen Elementen, 2 Teile, Leipzig 1854. — Wenig Brauchbares bei Härtung, Die byzan-
^ihe Novelle, Herrigs Archiv f. das Studium der neueren Sprachen und Litteraturen 50
22) 1—38. — Ueber die griechischen Wörter im altfranzösischen ,Romane Florimont
seine vermutliche griechische Quelle handelt J. Psichari, in ,£tudes Romanes d^-
B ä Gaston Paris', Paris 1891 S. 507—550. — Dasselbe Thema untersucht Alfr. Risop,,
»löste Fragen zum Florimont, in , Abhandlungen Herrn Prof. Dr. Adolf Tobler etc. dar-
mcht', Halle 1895 S. 430 -463 (erklärt die griechischen Verse zum Teil abweichend
Psichari und weist die Annahme einer direkten lateinischen oder griechischen Vorlage
«k; das Gedicht sei vielmehr, wenn auch ein griechischer Urkem vorhanden sei, em
tugnis echt mittelalterlich -französischer Sinnesweise und Gesittung). — Die sicher vor-
■isetzende christlich-griechische Vorlage der französischen Erz^lungen vom Kaiser
■stant hat in einer arabischen und äthiopischen Bearbeitung nachgewiesen E.Kuhn,
byzantinischen Erzählunglitteratur, B. Z. 4 (1895) 241 — 249. Hier auch reichliche
3 weise sonstiger Litteratur zu dieser Erzählung wie zum ganzen Kapitel der Entlob -
$ byzantinischer Stoffe. — Zur ganzen Frage vgl. den Litteraturbericht von £. Frey-
ftd über das altfranzösische Kunstepos, bes. die Abschnitte ,Antike Stoffe' und ,Byzan-
«he und orientalische Stoffe', Kritischer Jahresbericht über die Fortschritte der Roma-
hen Philologie herausgeg. von K. Vollmöller und R. Otto 1 (1892—1895) 382—388.
2. Dass byzantinische Romane oder Erzählungen verloren gegangen sind, beweist
• eine Stelle im Digenis Akritas (V. 2817 f. ed. Sathas und Legrand), wo eine sonst
skannte Leidensgeschichte des Paares Aldelagas und Olope erwähnt wird. — Ueber
verlorenen Roman des Konstantin M anasses vgl. S. 377.
377. Eallimachos und Cbrysorrhoe, Td xard KaXXifiaxov xal Xqv-
$6rjv. 'Eq(ütix6v iii^yrjixa (2607 reimlose politische Verse). Ein König
drei Söhne, Nikokles, Xanthippos und Kallimachos, die sich in gleicher
ise durch Schönheit und Tüchtigkeit auszeichnen. Der Vater, im Zweifel
Dber, welcher des Thrones am würdigsten sei, bestimmt den zu seinem
jhfolger, der sich durch eine Heldenthat am meisten hervorthue. Alle
l ziehen daher auf Abenteuer aus; nach mühseliger Wanderung durch
5n wilden Bergwald gelangen sie zu einer Drachenburg (jQaxov%6-
-mqov), Kallimachos beschliesst trotz der Warnungen seiner Brüder ins
ere der Burg einzudringen; er ersteigt die Mauer und gelangt durch
^n herrlichen Park und menschenleere Säle, die mit reichbesetzten Tafeln
gestattet sind, in ein prächtiges Qemach, wo er eine an den Haaren
gehängte Jungfrau erblickt. Bald verkünden rauhe Laute und Donner-
Lage das Nahen des Drachen; Kallimachos versteckt sich auf den Rat
Jungfrau in einem silbernen Fasse. Nachdem der Drache die Jung-
a nach seiner Gewohnheit gequält und ihr zur Nahrung Brot und Wasser
eicht hat, nimmt er selbst ein reichliches Mahl zu sich und versinkt
auf in tiefen Schlaf. Kallimachos schlägt dem schnarchenden Untier
Haupt ab und befreit die Jungfrau, die ihm nun ihre Leidensgeschichte
ählt: Sie heisse Chrysorrhoe und stamme aus einer königlichen Familie;
Drache, in heftiger Liebe zu ihr entbrannt, habe ihre Eltern getötet
1 sie selbst entführt; sie aber habe standhaft alle Qualen erduldet, ohne
e jungfräuliche Reinheit zu opfern. Nach diesen Mitteilungen verbindet
h Chrysorrhoe in zärtlicher Neigung mit Kallimachos, und das glück-
le Paar verlebt im Drachenschloss Tage der Liebe und Wonne. Doch
imen die Honigwochen ein grauses Ende: ein junger Prinz, der mit
lem Heere am Drachenschloss vorüberzieht, erblickt Chrysorrhoe und
chliesst, die Burg und ihre schöne Lisassin für sich zu erobern. Da
g56 Bysanüniaclie litterainrgeaoldchie. HL Vnlgargrieeh. liiianilii. 1
iE
if^
rl
i
1
seine Feldherrn ihre Macht für zu gering halten, um eine so
Festung zu nehmen, kehrt der Prinz in seine Heimat zurück, «b
grösseres Heer auszurüsten. Hier wird er vor Liebeskummer krank;
alte Zauberin verspricht ihn zu heilen und gibt ihm einen gold
Apfel mit einer magischen Inschrift, der, an die Brust eines Mi
gelegt, tötet, an die Nase gebracht, ins Leben zurückruft; dann Mai
den Prinzen mit hundert Begleitern zur Drachenburg, lockt den
machos durch List an sich und gibt ihm den Apfel, der sofort seine
liehe Wirkung ausübt. Nun wird Chrysorrhoe mit leichter Mühe gei
genommen und in die königliche Residenz verbracht. Unterdessen
die zwei älteren Brüder durch einen Traum, dass sich Kallimachoe ii
fahr befinde; sie ziehen nach der Drachenburg zurück und belebn
toten Bruder dadurch, dass sie ihn an dem Apfel, den sie an seinem
finden, riechen lassen. Kallimachos erfährt das Schicksal der
und verdingt sich im Palaste ihres Entführers als Gärtnergehilfe,
eine Gelegenheit zu finden, seine Geliebte wiederzusehen. Durch
Ring verrät sie ihm ihre Anwesenheit, die Liebenden treffen sich
halten in einem Gartenpavillon nächtliche Zusammenkünfte, die im
dicht mit romantischer Freiheit geschildert sind. Endlich wird d« g^|l6
heime Liebesbund entdeckt, und der König lässt Chrysorrhoe und den yv-
meintlichen Gärtner vor ein Yolksgericht führen; hier rechtfertigt sichii
junge Frau durch eine allegorische Erzählung, Kallimachos offenbart mm
fürstliche Abstammung, der König erkennt sein Unrecht, befiehlt die Z»|j|^
berin in einem glühenden Ofen zu verbrennen und entlässt KalfimMteliB?
und Chrysorrhoe mit reichen Geschenken in ihre Heimat. |^" ^
Die Herkunft dieser phantastischen Erzählung scheint bis jü
nicht ermittelt zu sein; doch wird sofort klar, dass wir es hier mit eiM
Zaubermärchen zu thun haben. Wenn man die von J. G. v. Haht^|iit
herausgegebenen neugriechischen Märchen vergleicht, so findet manfit
meisten Ereignisse des mittelalterlichen Gedichtes wieder; zwar entlÄ-^
nicht ein Märchen den gesamten Gang der Handlung, aber die einzeheil
Motive und charakteristischen Züge lassen sich aus verschiedenen Märdm
zusammenstellen. Und so ist auch der Verfasser des mittelalterlichn
Gedichtes verfahren; denn dass seine Erzählung aus verschiedene!
Märchentypen zusammengesetzt ist, beweist schon die Wiederholung
derselben Motive, z. B. die ausführliche Doppelschilderung der Liebee-
frouden des Paares zuerst im Drachenschlosse und später im OartenpaviOoB.
Die Sprache des Werkes ist von der volksmässigen Naivität weiter ent-
fernt als die des Prodromos und Glykas; sie erscheint durch Lektüre
stark temperiert und nähert sich zuweilen der byzantinischen Kunstgräzitä
Auch sonst prunkt der Verfasser mit schulmässigen Kenntnissen; im
Drachenschlosse überraschen den Kallimachos bildliche Darstellungen
der Liebeständelei des Ares und der Aphrodite, Bilder der Athene, der
Chariten und des Eros. Li den sehr äusserlich in die Erzählung einge-
VisB
*) Griechische und alhanesische Märchen,
2 Bände, Leipzig 1864. Vgl. besonders Bd
II N. 64 und die Variante S. 259 ff.
Bomaniisohe Diohtmigen Ober nüttelalterl.« s. T. abendländ. Stoffe. (§ 378) 857
engten „ixifQuanq*^ der Herrlichkeiten des Parkes und Schlosses,^) in
• übermässigen Verwendung des BegriiFes der Tr'xij, in den Schwüren
Eros und Aphrodite und in vielen anderen Zügen verrät sich deutlich
KUg der Einfluss der Technik des griechisch-byzantinischen
phistenromanes. Wahrscheinlich hat der Verfasser auch schon die
^ssen Romane der Eomnenenzeit (s. §§ 155; 313; 318; 319) vor Augen
labt; zwischen diesen und den rein romantischen Gedichten wie Bel-
j[idros, Florios u. s. w. steht sein Werk in der Mitte — vielleicht auch
'onologisch. Die Abfassungszeit lässt sich zwar noch nicht mit Sicher-
t» bestimmen; doch scheinen litterarhistorische Gründe wie auch einzelne
tren eines älteren Stadiums der Vulgärsprache ^) dieses mit klassischen
ppen aufgeputzte orientalisch-byzantinische Märchengedicht in das 13.
brhundert zu verweisen. Zu einer endgültigen Entscheidung bedarf
liier wie bei den meisten vulgärgriechischen Romanen der feinsten
^tchlichen, metrischen und litterarhistorischen Untersuchungen.
1. Ausgabe: Das Gedicht ist in einer einzigen, schon von Menrsius für die
ite Auflage seines Glossarium Graecoharbamm (Lngd. Bat. 1614) benützten, seitdem
r fast völlig verschollenen Leydener Handschrift des 16. Jahrhunderts (Cod. Scalig. 55)
rliefert. Daraus ed. von Sp. Lambros, Coli, de roui. gr. 1 — 109; vgl. Indrodnct.
2. Hil fsmi ttel: Auf die Leydener Handschrift hatte schon E. Rohde, Der griechische
caan S. 535 f. aufmerksam gemacht. — Zur Chronologie vgl. J. Psichari, Essais de
aamaire historique nöo-gr. I 6; 70.
3. Verfasser: Einen leider nicht völlig sicheren Anhaltspunkt zur Ermittelung des
-fassers des Kallimachos bildet das Epigramm des Manuel Philes .Auf ein erotisches
^li des Vetters des Kaisers* (vgl. S. 778). Dieses erotische Werk muss nach den Mit*
ungen, die Philes von ihm macht, inhaltlich mit dem Kallimachos identisch oder wenig-
ns nahe verwandt gewesen sein. Trifft die erstere Annahme zu, so ist der Verfasser
kdronikos Komnenos Dukas Palaeologos, der Sohn des Sebastokrators Konstan-
lOs, ein Vetter des Kaisers Andronikos des Aelteren. Die Abfassungszeit des Werkes
kre dann in das Ende des 13. oder in den Anfang des 14. Jahrhunderts zu setzen. E.
artin i, A proposito d'una poesia inedita di Manuele File, Rendiconti del R. Istituto
)mbardo di scienze e lettere, serie M vol. 29 (1896).
378. Belthandros und Chrysantza, /1^rjyr^a^g i^cciqetoq Bel^dvdQOV
V ^Pm^aiov (1348 politische Verse). Rhodophilos, König des Rhomäer-
ades, hat zwei Söhne, Philarmos und Belthandros. Der jüngere, der
n seinem Vater in unverdienter Weise zurückgesetzt wird, entschliesst
;h, sein Glück in der Fremde zu suchen und zieht mit drei Knappen
n dannen. Nach seiner Abreise gelingt es dem Philarmos, der seinen
uder aufrichtig liebt, den Vater milder zu stimmen; dieser sendet 24
tter aus, um den verstossenen Sohn zurückzurufen; doch lässt sich der-
be nicht zur Umkehr bewegen. Auf seiner Wanderfahrt kommt Bel-
indros durch Anatolien und die Türkei, die noch im Orient und zwar
der Nähe von Armenien gedacht ist; er besteht ähnliche Abenteuer wie
genis Akritas. Bei Tarsos bemerkt er in einem Flusse einen wunder-
') Von V. 274 an folgen in ununter-
chener Reihe die üppigsten Schilderungen
\ Gartens, des Bades, seiner Pforten, seiner
rtiere und seines Ofens, der reichbesetzten
el, eines Ruhelagers u. s. w., alles mit
er Verschwendung von Gold, Perlen und
elsieinen, wie sie selbst in Märchen selten
vorkommt.
') Vielleicht darf man n. a. die durch
den Vers empfohlene altertümliche Betonung
axofitj V. 2000 beiziehen, die sich ebenso im
Kerkergedicht des Glykas V. 178 und in
Lybistros V. 1424 und 3779 findet.
858 BysantiniBohe Litteratargenohiclite. IIL Viilgärgrieoh. liiierftiv, IfJNHi^
baren Foucrstern ; er zieht flussaufwärts, um seine Quelle und den VnfnMlfi i
des Feuers zu entdecken. Nach zehn Tagen gelangt er zu einem \Jm F
liehen, aus Sardonyx gebauten Schlosse, aus welchem der Feuerstrom ewl ^ o
quillt; von den Zinnen blicken goldene Löwen- und Drachenköpfe; aoaMlhl^u:
Thore aus Demant entdeckt er eine Inschrift, die ihm verkündet, duiilfi^i
das Erotokastron vor sich habe. Er befiehlt seinen Knappen inf Minilii
zu warten und betritt das Liebesschloss, dessen kunstvolle EinriclitQqgHfDk'ri
sorgfaltig beschrieben wird. Unter anderem erblickt Belthandros ebjvt ^
wunderbaren Vogel Greif, einen kostbaren Pfau, aus dessen Augen ■Bi^ii^
Schnabel jener Feuerquell entströmt, bildliche Darstellungen der GenKMfcÄh^^
Eros, Inschriften von Liebenden, die hier ihr Geschick verewigt liab^liiri <^i
endlich eine Inschrift, die sein eigenes Schicksal verkündet: Betttundn^llT. '^
der Sohn des Rhomäerkönigs Khodophilos, ist in Liebe entbrannt zu Ch|»bai^?
santza, der Tochter des Königs von Antiochia, und durch das Schicksdnlii^lF
sie bestimmt. Nach dieser tröstlichen Lesung erscheint dem Belthaainli^^^^
in einem von Gold und Edelsteinen blitzenden Gemache ein geflügdtaiwfir**
Eros und bescheidet ihn zum König der Liebe; dieser gibt ihm eöal«*^
wundervollen Stab aus Gold und Topas und befiehlt ihm, denselben is V- ^
schönsten unter 40 edlen Jungfrauen zu überreichen, die er ihm ym\^
Augen führt. Belthandros mustert die Mädchen und nennt ziemlich u-li^
höflich die körperlichen Mängel, die den meisten anhaften; zuletzt bläbeali'
3 Jungfrauen übrig, von welchen er mit Bedacht die allerschdnste aufrli*
wählt. Jetzt gedenkt Belthandros der glückverheissenden Inschrift nnlp
verlässt das Liebesschloss, um nach Antiochia zu ziehen. Vom Herrscher U
des Landes als Lehensmann angenommen, erkennt er in Chrysantza, derl
Tochter des Königs, jenes Mädchen wieder, dem er im Liebesschloss dnlj
Preis der Schönheit zuerkannt hatte. Nach einer nächtlichen Zusanuneft-r
kunft, die ihm Chrysantza im Parke gewährt-, wird er von den Wächten |i
entdeckt und gefesselt. Phädrokaza, die treue Kammerzofe der Königs- r
tochter, nimmt die Schuld auf sich und Belthandros erklärt vor dem Richte I
stuhle des Königs, dass er sich um Phädrokazas willen in den Garten I
geschlichen habe. Man verzeiht ihm unter der Bedingung, dass er die 1
Kammerzofe heirate. Nachdem Belthandros unter dem Schutzmantel der I
ehelichen Verbindung, die er scheinbar mit Phädrokaza eingeht, den Ver- 1
kehr mit der Königstochter einige Zeit fortgesetzt hat, fürchtet er Ent- I
deckung und entführt die Geliebte, Auf der Flucht ertrinken die Knappen
des Belthandros und die treue Phädrokaza in einem reissenden Strome,
Belthandros selbst und Chrysantza gelangen ans Meer und werden von
einem Schüfe, das der Rhomäerkönig nach dem verlorenen Sohne ausge-
sandt hat, glücklich aufgenommen; Philarmos ist nämlich gestorben und
Belthandros Erbe des Thrones geworden. Nach fünftägiger Fahrt gelangt
das gerettete Paar an den Hof (nach Byzanz!) und der Patriarch voll-
zieht die kirchliche Trauung.
Ein Vorbild dieser romantischen Erzählung ist bis jetzt nicht auf-
gefunden; doch hat Gidel a. unten a. 0. nachzuweisen versucht, dass ein
verlorener oder verschollener französischer Ritterroman zum Muster
gedient habe. Er stützt sich namentlich auf folgende Punkte: 1. Der Sohn
Xomantisohe Dichtungen über mittelalterL, e. T. abendländ. Stoffe. (§ 378) 859
Rhomäerkönigs wird von dem König von Antiochia, der doch wohl
Franke gedacht ist, als Lehensmann {Xi^iog V. 789) angenommen.^)
'Vorbild des Erotokastron scheint das aus der pro venzalischen Poesie
»XKannte Chäteau d'amour zu sein. 3. Die Einkleidung der Erzählung
^ Khnlich wie in manchen altfranzösischen Gedichten; der Verfasser richtet
lieh im Anfang (V. 1 — 5) die Aufforderung an seine Hörer, wohl auf-
erken, und teilt ihnen dann zur Aufklärung den Plan des Gedichtes
« Ebenso bitten die französischen Troubadours ihre Hörer, andächtig
lauschen,^) und ebenso wird in den Chansons de geste der Plan der
ählung im voraus angegeben.^) 4. Am Hofe des Königs von Antiochia
^ eine Falkenjagd erwähnt und dabei das romanische Wort g>aXxoiviv
791 flf.). gebraucht. 5. Drei Personennamen sind fränkischen Ur-
nings, nämlich Rhodophilos, eine volksetymologische Gräzisierung von
olphe, Philarmos (= Willerm) und Belthandros (= Bertrand). Im
^^»dichte wird ausdrücklich betont, dass der König in griechischer
rl&Tache Rhodophilos, der Sohn Belthandros heisse: ^Pod6(ftXog oxarigj t6
^"^o/M« *Pb)fiaix6v (V. 25 f.), BtXO^avÖQoq dk 6 devtSQog Tt^v ToSr ^P(o^aio)V Xä^iv
^^. 31); diese Bemerkungen bleiben dunkel, wenn man nicht annimmt, dass
'^urch sie auf eine Übertragung fremder Namen ins Griechische hinge-
deutet werden soll. 6. Ganz bedeutungslos sind die übrigen Punkte, welche
^idel für sich anführt, wie der Umstand, dass das Eintreten der Hof-
dame für ihre Gebieterin auch in französischen Romanen vorkommt, dass
Ifielthandros blond ist und nach Art fränkischer Ritter langes Haar trägt,
^as8 er ein guter Jäger ist u. s. w.
Gidel hat die Beweiskraft seiner Gründe ohne Zweifel überschätzt.
Die Erwähnung des Feudalismus an sich beweist nicht die Existenz eines
fränkischen Originals, sondern nur die Vertrautheit mit fränkischen Ver-
liältnissen; die Aufforderung an die Hörer aufzumerken lässt sich
ebensogut aus der Nachahmung des lebendigen Vortrages orientalischer
und griechischer Märchen erklären, und für die Idee einer orientierenden
Inhaltsangabe brauchte ein Grieche, auch wenn er die alten inoO^taeiq
nur vom Hörensagen kannte, erst recht kein fremdes Vorbild; ebensowenig
ist die Sitte der Falkenjagd eine fränkische Erfindung. Den romani-
schen Personennamen des Gedichtes stehen die echt griechischen
(PaiSgoxaCa und XgvfrdvT^a gegenüber, und zwar ist es merkwürdig, dass
die Tochter und die Zofe des fränkischen Fürsten griechisch, der rho-
. maische König und seine Söhne fränkisch benannt sind;^) übrigens ist
') Der abendländ. Begriff der Lehens- ! du Möril, Paris 1856 S. 125):
herrschaft wurde den Byzantinern durch I Seignor baron, or entendeiz
die Kreuzzfige bekannt; schon Anna Kom- Faites pais et si escoutez
nena gebraucht das Wort XlCiog (lat. ligius Bone estoire, par tel senblant,
fnuz. lige); Kinnamos erklärt es S. 228, 5 ' Que Diox vos seit a toz garant.
ed. Bonn, nicht übel durch dovXog i&eXoöovXog. • *) Vgl. die von Benediktinern begonnene,
Während die Historiker das fremde Wort '•. von Mitgliedern des Instituts for^esetzte
öfter mit entschuldigenden und erklärenden Histoire littöraire de la France t. 22
Bemerkungen begleiten, scheint unser Dichter j (Paris 1852) 259 ff.
die Kenntnis dieser fränkischen Einrichtung
ohne weiteres vorauszusetzen.
*) So beginnt z. B. das Gedicht Floire
et Blancheflor (Ausgabe von JCjdölestand
*) Oder ist etwa als «König des Rho-
mäerlandes* einer der lateinischen Kai-
ser (1204-1261) gedacht?
860 BysaniixLiaohe Litteratargeflohiohie. HL YalgftrgriMk. Uttante. i
selbst der fränkische Ursprung von *PöS6q>$Xog nicht ganz sicher; i
Johannes Kameniates S. 569, 7 ed. Bonn, wird unter den bei
oberung von Thessalonike i. J. 904 Gefangenen auch ein Em
Kaisers namens *PoSoqivi.rjg erwähnt. Bei anderen Chronisten 1
'Poio^vkXiog, ^PodoffvXXog, ^PodoifvXig; vgl. Symeon Magister e
707, 22; Georgios Monachos ed. Bonn. 863, 7 und 14; Leon
matikos ed. Bonn. 277, 9. Am schwersten scheint das Liebet
in die Wagschale zu fallen; doch ist auch hier die Annahme eine(
sehen Originals nicht zwingend, da zwar nicht ein Erotokastn
doch sonstige allegorische Schlösser auch in originalen mitte
sehen Gedichten häufig vorkommen, i) Wenn ferner einzelne 2
Erzählung sich auch in französischen Romanen wiederfinden, so i
gegen betont werden, dass umgekehrt eine Reihe von Motiven
griechischen Sophistenromane anklingen; die Beschreibung d€
Greif und das Erscheinen des Eros ist mit ähnlichen Dingen he
thios") zu vergleichen; das märchenhafte Beiwerk, die Sei
der kostbaren Gemächer u. s. w. findet sich ebenso in Sophistem
in Kallimachos und Chrysorrhoe und sonst; automatische Vögel b
liehe Kunstwerke sind als echt byzantinische Liebhabereien bekai
erwähnen ist endlich, dass der Kaiser des rhomäischen Land
altbyzantinischer Sitte ganz korrekt als ßaailsvg (V. 25) oder als am
(V. 1333), der fränkische Fürst von Antiochia dagegen als ^ijyac
und öfter) bezeichnet wird. Mit Gewissheit ergibt sich mithin
einoThatsache, dass dieses Gedicht zwar von einem Griechen c
ist, aber in einer Gegend, die mit der fränkischen Kultur schor
Zeit bekannt geworden war. Wie von den zwei Hauptpersonen
einen griechischen, die andere einen fränkischen Namen träj
auch das Gedicht selbst eines jener Mischprodukte, wie sie
Verpflanzung abendländischer Romantik auf den alten Kulturb
Byzanz öfter entstanden sind. Eine schärfere Abgrenzung der
und der einheimischen Bestandteile lässt sich vorerst nicht dur
und namentlich muss die Hauptfrage, ob der Kern der Erzähli
kischer oder griechisch-orientalischer Abkunft sei, so lange uneii
bleiben, bis ein deutlich erkennbares Vorbild wirklich aufgefiind<
Woher nun auch der Stoff des Werkes stamme, jedenfalls
Geschick behandelt. Der Dichter besitzt frische Empfindung unc
hebliche Gestaltungsgabe; die schöne Apostrophe ah die Natur
mahnt an die berühmte Prometheusklage des Aeschylos und an
liebsten Klänge der neugriechischen Volkspoesie. ^) Der sittliche
ist ernst und nichts findet sich hier, was mit der lasziven Prü
der unverblümten Üppigkeit mittelalterlicher Romane des Frau
*) Z. B. to TtdatQov Ttjg Jvotv^ittg im
Aoyog naqrjyoQtjxinog ed. Sp. Lambros,
Coli, de rom. gr. S. 288 ff. ; to xdaxQov xrjg
£<o(pQocvyrjs bei Meliteniotes (s. § 327); to
dQaxoyroxaaxQov im Kallimachos (s. § 377).
2) Buch 2, 10 f.; 3, 1 ff.; 6, 18 (S. 25 f.;
30 ff.; 106 f. ed. Hilberg).
*) Eines der besten Beispiel
turempfindung ist das Distichon
myla auf Chios:
XaQtt *s xrj TvxV ^^^t ßovyd, Tic
q)oßdax€,
MovB navt* Ijjfet* ayoi^i xal ngdai
mantisohe Diohtimgeii über mittelalterL, £• T. abendlftnd. Stoffe. (§ 379) 861
*" vergleichen wäre. Nur vereinzelt stören Ungeschicklichkeiten wie
587, wo Belthandros infolge der Mühe, welche ihm die Auswahl der
.^nsten Jungfrau verursacht, ganz von Schweiss trieft: xi ix tov
'Z^kog TOV noXkov xaxdßqoxoq iyivri. Mit Prodromos und Niketas
^^genianos verglichen ist der Dichter des Belthandros ein Muster von
mack und Feinheit. Die Entstehungszeit des Qedichtes lässt sich
nach inneren Gründen annähernd bestimmen. Von Wichtigkeit ist
ders die Thatsache, dass die Türkei noch als ein auf das innere
lien beschränktes Reich gedacht ist (V. 218; 220; 234) und dass
ioehia, das 1269 durch den Sultan von Ikonion erobert wurde, noch
ein christliches Reich erscheint. Wahrscheinlich ist die erste Form
Gedichtes im 13. Jahrhundert entstanden; doch zeigt der uns er-
ne Text Spuren einer späteren Überarbeitung, die vielleicht dem
Jahrhundert angehört.
1. Ausgaben: Das Werk ist aus der einzigen bis jetzt bekannten Handschrift,
Cod. Paris. 2909, zum erstenmale ediert von Ad. £llissen, Analekten der mittel-
neugriechischen Litteratur, 5. Bd, Leipzig 1862; mangelhafter Text mit deutscher
tzung und einem Kommentar, der nur mit Vorsicht zu benützen ist — £d. Mauro-
jdes, RxXoyfj S. 212-256 (sehr ungenau in der Wiedergabe der handschriftlichen
ehen). — Am besten ed. E. Legrand, BibL gr. vulg. I 125—168.
2. Hilfsmittel: lieber die Beziehungen zur fränkischen Poesie: Ch. Gide], ^tudes
1a litt gr. mod., Paris 1866 S. 105—150. — A. Korais, ^^Axaxxa 11 Prolegom. S. 7.
379. Lybistros und Bhodamne (3841 reimlose politische Verse).
' handschriftliche Titel des Gedichtes wird durch ein Distichon gebildet:
Ixixoi noXv igtonxolf atpijytjiiig AvßiatQOv,
Uiüg 6 tpiXos 6 KXeiToßog dir^yBirai ti^g MvQTaytjs,
(T eigentliche Kern des Werkes ist in seiner jetzigen, vielleicht nicht
kprünglichen Fassung in eine doppelte Hülle eingekleidet. Der ge-
lte Roman wird, wie der Titel und die Schlussverse verraten, von Kli-
<ibo8 {KXenoßogj KXsnoßwvy) nach seiner Rückkehr in die Heimat seiner
als Witwe wiedergefundenen Jugendgeliebten Myrtane erzählt. Den
in Hauptteil der Ereignisse aber berichtet Lybistros dem Klitobos,
er auf dem Wege nach Ägypten antrifft. Klitobos, der Erzähler des
^mans, zieht auf einem engen Pfade hinter einem jungen Krieger ein-
; da er bemerkt, dass derselbe häufig aufseufzt und reichliche Thränen
L ^ergiesst, fasst er sich das Herz, ihn anzureden und den Grund seines
!.. Schmerzes zu erforschen. Nach einiger Weigerung macht ihn der Fremde,
:^ 4er sich später als Fürst Lybistros aus dem Lateinerlande, Beherr-
- scher von Libandros, zu erkennen gibt, zum Vertrauten seiner Schick-
. sale: Er wusste nicht, was Liebe bedeutet; da tötete er einst auf der
^ JsLgd eine Turteltaube und sah auch die Gefährtin, die der Liebesschmerz
^_. Ilber den Verlust ihrer Genossin getötet hatte, zu seinen Füssen nieder-
^ fallen.^) So erfuhr Lybistros die Gewalt der Liebe. Weitere Belehrung
empfängt er durch ein Traumbild; Agape und Pothos führen ihn in das
L^ Heiligtum des Eros, wo ihn zwei Frauengestalten, die Gerechtigkeit und
s "Wahrheit, über die Liebe unterrichten; zuletzt erhält er, wie Belthandros
*) Beide Formen, die sich verhalten wie
^ 4^xog zu ^(ianmy, gehen im Gedichte neben
einander. Vorbüd des Namens ist wohl
KXBitotp^v im Romane des Achilles Tati 08.
') Dieselbe Idee auch im Physiologns.
£. Legrand, Coli, de mon. vol. 16 V. 726 ff.
862 Bysanünisohe LitteratnrgeMhiohie. m. Ynlgftrgrlaoli. Lifttoraiv. II
in der Minneburg, eine Weissagung, dass er die indische Prinzesan
damne, die Tochter des Königs Chrysos, zur Gattin gewinnen i
er werde sie dann durch eine böse Zauberin verlieren und noch €ii
umherirren, um sie wiederzufinden; endlich werde er König von Ar|
kastron.9 Lybistros, dessen Herz durch einen zweiten Traum vöD^i
flammt wird, fährt mit hundert tapferen Rittern in die weite WeM
Rhodamne aufzusuchen. Nach mühseliger Wanderung gelangt er tc
Stadt Argyrokastron, die Residenz des Königs Chrysos. Ihre!
lichkeiten, namentlich ihre zwölf Türme, allegorische Statuen der
Tugenden, der zwölf Monate und der zwölf Liebesgenien werden $m
lieh beschrieben. Lybistros sendet durch Pfeile acht Liebesbriefe o
Schloss, lernt dann Rhodamne auf einer Jagd kennen und gewinit
Liebe. Da Berderichos {BeQieQTx^)^ König von Ägypten, der äd
die Hand Rhodamnes bewirbt, von Lybistros im Zweikampf überm
wird, erwählt König Chrysos den Sieger zum Schwiegersohn und en
ihn, da er keine Söhne hat, zu seinem Nachfolger. Nach zwei Ji
glücklicher Ehe erfüllt sich der zweite Teil der Weissagung, die Lyb
im Traume erhalten hat. Auf der Jagd treffen Lybistros und Rhod
einen reisenden Handelsmann aus Babylon mit einem alten Weibe, dt
einem Kamele reitet; der Babylonier bietet dem Fürstenpaar ein
und einen Ring an. Durch die geheime Zauberkraft des Ringes t
Lybistros tot zu Boden; als ihm die Freunde den Ring vom Finger zi
kommt er wieder zu sich, erfährt aber, dass Rhodamne und der h
Kaufmann verschwunden sind. Um die geraubte Gattin wieder au&uf
begibt er sich von neuem auf die Wanderung. Hier schliesst die I
lung des Lybistros und damit der erste Hauptteil des Romana
Entgelt muss nun auch Klitobos, der dem Leser bisher unbekaiu
blieben ist, seine Geschichte berichten. Er stammt, wie er dem s
gewonnenen Freunde mitteilt, aus Litauen {Anaßla)^ einem Teil«
Armenien, und ist der Neffe des dortigen Königs; dessen Tochtc
schöne Myrtane, schwur ihm Liebe, obschon sie mit dem König von P
verlobt war. Darüber ergrimmte der König; der Neffe wurde ins Gh
nis geworfen und von dem inzwischen aus einem Biiege zurückgek<
Perserkönig mit dem Tode bedroht. Hiemit bricht die Erzählung de
tobos, die ebenso kurz und dürftig ist als die des Lybistros lang unt
führlich, unvermittelt ab, und es muss wohl, wenn keine Lücke i
Überlieferung ist, vorausgesetzt werden, dass er sich den von s
Onkel und seinem Nebenbuhler drohenden Gefahren durch Flucht ent
habe. Nach der Erzählung des Klitobos, die wie ein Verbindung
eingeschoben ist, beginnt der zweite Hauptteil des Romanos,
dem sich nämlich Lybistros und Klitobos ihre Lebensgeschicke anve
haben, beschliessen sie gemeinsam den Weg fortzusetzen, um die gei
Gattin wiederzufinden. Durch einen Traum erfahren sie, dass sich
damne in der Gewalt des Königs von Ägypten befindet. Auf dem
*) Der poetische Name Argyrokastron
(Silberveste) ist im Orient noch heute zu
finden; das bekannteste Argyrokastron liegt
in Epirus, ein zweites (tflrk. Gflmisch
bei Trapezunt.
Dichtnngen über mittelalterL, e. T. abendländ. Stoffe. (§ 879) 863
in treflfen sie die babylonische Zauberin, die dem König Berderichos
Ausführung seines Frauenraubes geholfen hatte, später aber von ihm
ankbar Verstössen worden war. Nach gegenseitiger Wiedererkennung
,hren sie von der Hexe das Schicksal der Rhodamne; sie ist von Ber-
chos noch unberührt, denn sie hat sich vier Jahre Wartezeit ausbe-
gen und lebt während dieser Zeit als Gastwirtin am Meere, um etwa
Lybistros Kunde zu erspähen. Die Alte führt beide Wanderer durch
bermittel trockenen Fusses über das Meer nach Ägypten. Klitobos,
überhaupt im zweiten Teile des Romanes die geistige Führerrolle über-
ocit, sucht Khodamne auf, um sie auf das plötzliche Glück vorzubereiten;
olgt eine ausführliche Schilderung der bewegten Szenen des Wieder-
ms der liebenden Gatten. Sie fliehen mit dem Freunde nach Argyro-
ron. Klitobos vermählt sich mit Rhodamnes schöner Schwester Me-
sliia, kehrt aber nach dem frühen Tode derselben in seine Heimat
ick; hier findet er seine Jugendgeliebte Myrtane als Witwe wieder,
lilt ihr seine und des Lybistros Abenteuer und schliesst mit einer er-
;en Liebeserklärung und der Aufforderung, sich gemeinsam ihres väter-
3n Gutes zu erfreuen.
Einzelne Motive dieses romantischen Gedichtes, wie die Entführung
Gattin durch die Beihilfe einer alten Zauberin, finden sich in dem
chenroman Kalliraachos und Chrysorrhoe wieder. Weit inniger
aber das ganze Werk mit Belthandros und Chrysantza verwandt.
t)eiden Romanen wird der Held durch geheimnisvolle Weissagungen zur
suchung der Geliebten angespornt; zwar ist die Art der Mitteilung des
kels nicht dieselbe, aber der Traum des Lybistros mit seinen allego-
:hen Figuren und langen Reden ist dem Liebesschloss des Belthandros
gemein ähnlich. In beiden Romanen herrscht als Hauptidee die Forde-
g, dass der Besitz der Geliebten durch Ausdauer und Tapferkeit er-
gen werde; in beiden treffen wir dieselben ausführlichen Schilderungen
aderbarer Paläste und Kunstwerke ; gemeinsam ist beiden Werken auch
feine sittliche Grundton und die dezente Darstellung der erotischen
'hältnisse. Die wichtigste Eigentümlichkeit aber, in der Belthandros
Lybistros übereinstimmen, ist die Vermischung fränkischer Kultur
: griechisch-orientalischer Lebensart. Der kulturelle Dualismus
schon in der Abstammung der zwei Hauptpersonen angedeutet; wie
Belthandros ein rhomäischer Königssohn eine fränkische Prinzessin
•atet, so erobert im Lybistros ein lateinischer Prinz eine orientalische
stentochter. Das wichtige Erkennungszeichen abendländischer Sitte,
Lehensbegriff, findet sich in beiden Romanen, doch mit einem
lerkenswerten Unterschiede ; während im Belthandros (V. 789) ki^iog im
3rünglichen Sinne gebraucht wird, ist das Wort im Lybistros in über-
jener Bedeutung angewendet: Ai^iog rov -d'eXijfiatog xai rov nqoatdf
6g aov (V. 327 ed. Wagner); Jovkcivofiai elg tov '!E^a>Ta, Xi^icivofiai
Tov Jlo^ov (V. 295 ed. Maurophrydes) ; wahrscheinlich muss auch in
149 ed. Wagner JovXcivofÄai elg tov Mqvna^ iriXioq tov vd jrAw»
•ieben werden: Xi^iog tov vd yhvto. Auch in anderen Zügen
äue Vertrautheit mit der fränkischen Kultur allenl
864 BysanÜnische LitteratnrgMohiohie. IIL Ynlgirfri^olL lattanl». tl
lieh zu Tage; V. 3768 wendet sich Lybistros an seine Freunde, Verwi
Toparchen und Herzöge {xonaqxai fiov, SovxdSeg); V. 1890 wird I
gehoben, dass Rhodamne nach fränkischer Mode gekleidet war {At
xd ^ov%a TTjg ijaafn xffi (OQa{ag); V. 1966 gesteht Rhodamne ihrem
ihre Neigung zum tapferen Geschlechte der Franken: lIo3ü y«^ u
vixo, ro /£vog tdov dvdQ€t(ov.^) Auf abendländische Sitten deutet c
der ritterliche Zweikampf zwischen den beiden Nebenbuhlern. Vc
Personennamen des Gedichtes ist nur einer fränkischen Urspnmi
zwar seltsamer Weise der des Königs von Ägypten; denn BtQdffi]
offenbar ein gräzisierter Friedrich. In einer Version soll sich sog
deutsches Wort gefunden haben; in dem Auszuge, welchen H. Ci
aus seiner Handschrift mitteilt, ruft Lybistros dem aus dem SaU
stürzten Berderichos zu: Ttaga anod^*i](rx€i^, axt'Xnel Dieses rät»
axäXn€ hat man für identisch erklärt mit Schelme und daraus sog
deutschen Ursprung des ganzen Gedichtes geschlossen. Das geht nai
nicht an ; denn da Schimpfwörter bekanntlich der internationalen Vc
tung im hohen Grade ausgesetzt sind, könnte das Wort, auch w<
wirklich deutsch ist, im besten Falle nicht mehr beweisen als die fi
abendländischen Ausdrücke und Begriffe, nämlich eine innige Verbra
mit fränkischen Sitten. Übrigens ist in den erhaltenen Versione
Wort axäXnB nicht aufzufinden. Neben diesen deutlichen Spuren
fremden Kultur steht im Kallimachos wie im Belthandros der unr
hafte Einfluss des griechischen Romans. Für die allegorische]
Stellungen der 12 Tugenden und der 12 Monate findet sich das ^
im Romane des Eustathios;^) besondere Beachtung verdient die
Sache, dass die ganz verschiedene Darstellungsweise der Monatsz;
die im Occident üblich war, dem Verfasser völlig unbekannt ist;*)
thios ist auch das Muster für die Schilderung des Liebesgottes und
Attribute.*) Ausser Eustathios scheint dem Dichter auch Achilles 1
bekannt gewesen zu sein.^) Selbst für die eigentümliche Einkle:
des Kernes der Handlung (s. o.) sind vielleicht griechische Werke v
wortlich zu machen; denn ähnlich sind auch die Romane des Hei
und seines Nachahmers Prodromos disponiert, wo man erst durcl
nachträgliche Erzählung die früheren Schicksale des Liebespaares ei
Beide Romane sind mithin Mischprodukte fränkischer und
talischer Kultur ; beide sind in Teilen des byzantinischen Reiches entsb
welche durch die fränkische Eroberung mit abendländischer Sitte
bekannt geworden waren; doch ruhen sie nicht ganz auf denselben
aussetzungen. Während im Belthandros fränkische und griec
Kultur noch nicht völlig verquickt erscheinen, gehört Lybistros
Zeit an, in welcher die fränkische Lebensart feiner ausgebildet und
in den byzantinischen Boden eingedrungen war, aber auch schon
^) Dass die Lesart der Ausgabe von Wagner
(Sathas) : JIo&etydQ to /iatiyutoy t6 yiyog rtjy
dydQclayfalBch ist, zeigt der folgende Vers. Das
Richtige hat schon Maurophrydes (V. 896).
«) Buch 2, 2 ff.; 4, 5 ff. (S. 15 ff.; 49 ff.
ed. Hüberg). Vgl. g 813, 9 Anm. 3.
^) Vgl. Bruno Keil, a. ante
S. 140.
*) Buch 2, 10 f.; 3, 1 ff. (S. 25
ed. Hilberg).
^) Vgl. Gidel, a. unten a. 0.
\omaatisolie Diohtiingen über mittelalterl., z. T. abendländ. Stoffe. (§ 379) 865
griechische Umgebung assimiliert und aufgesogen zu werden begann. *)
-. das Gesagte vollständig zu erklären und nachzuweisen, müssten beide
lichte weit ausführlicher analysiert und nach ihren Anschauungen,
iem und sprachlichen Eigentümlichkeiten mit einander verglichen
ntien, als der Raum es hier gestattet; es sollen daher nur einige
■rakteristische Punkte herausgegriflfen werden, welche das Ergebnis der
-tersuchung zu illustrieren geeignet sind. Im Lybistros herrscht eine
ifisere Mannigfaltigkeit in den Abenteuern, Empfindungen und Ent-
■iQssen der handelnden Personen. Namentlich ist alles, was die Lieb es-
tnst betrifft, sorgfältig ausgearbeitet. Der Erosdienst ist wie in der
Dttbadour- und Minnesängerpoesie zu einem förmlichen Sport geworden,
31 der €Q(oTonatd€Vfji6'vog zu obliegen hat;*) die Macht und die Satzungen
i Eros sind mit dogmatischer Genauigkeit festgestellt. Die schmach-
kden Pfeiibillete, mit denen Lybistros das Herz der Prinzessin zu treffen
sht, lassen die Mühe erkennen, welche der Dichter aufwandte, um dem
ema der Liebe neue Seiten abzuzwingen. Übrigens bricht durch den
38t von Schnörkeln und stereotypen Allegorien nicht selten das Feuer
•hrer Empfindung durch, und manche Verse atmen dieselbe ürsprüng-
3keit, welche die »rhodischen* Liebeslieder (s. § 341) vor den meisten
fctelgriechischen Gedichten auszeichnet. Wie die Anlage und Auffassung
ist auch die Sprache im Lybistros weniger einfach als im Belthandros;
wimmelt von verkünstelten Redensarten, subtilen Vergleichen und
fieren Mitteln eines raffinierten Barockstils. Von Einzelheiten sei be-
xkt, dass das romanische fpaXxdviv (Belth. V. 791 flf) im Lybistros
rch das griechische yeQäxtv (V. 38; 95; 123; 126 u. ö.) ersetzt ist;
•n hatte sich besonnen, dass die Sitte der Falkenjagd, die zuerst wohl
eine besondere Eigentümlichkeit der fränkischen Ritter erschien, auch
Orient nicht unbekannt war und dass für den Jagdvogel auch ein
«chisches Wort existierte. Unter den Personennamen ist nur noch
einziger fränkisch; das Wort Xi^iog wird als völlig bekannt voraus-
setzt und schon im übertragenen Sinne gebraucht. Alles deutet
rauf hin, dass das Gedicht aus einem Kulturboden erwuchs, dem das
nkische Wesen so lange eingefurcht war, dass es von der griechi-
Len Umgebung schon wieder überwuchert wurde. Genauer lässt sich
t:iürlich weder der Ort noch die Zeit der Entstehung des Werkes fest-
llen. Am besten geeignet zur Hervorbringung solcher Mischpoesien
xen wohl die grossen, von den Franken mit nachhaltiger Kraft besetzten
t«ln an der kleinasiatischen Küste, und von diesen wiederum weniger
8 vom nüchternen Geiste italienischer Kaufherrn verwalteten nördlichen
Bsbos, Chios) als vielmehr die Sonneninsel Rhodos und das üppige
"pern, wo das fränkische Rittertum und die Romantik zur vollkom-
ti]sten Blüte gelangten. Die Wahl zwischen diesen beiden Inseln fällt
iwer; für Cypern sprechen dialektische Eigentümlichkeiten — soweit
L der mangelhaften lokalen Differenzierung der mittelgriechischen Vul-
*) Ein Prozess, der sich bekanntlich auf erstaunlicher Schnelligkeit und Gründlichkeit
pem wie in allen fibrigen fränkischen vollzogen hat.
rrschaften auf griechischem Boden mit ^) Vers 1; 5; 19.
Ban41moli der Uim. AltertnnMwiMenachaft IX. 1. Abttg. 2. Aufl. 55
866 Bysanünische Litteratnrgeschiohte. m. Ynlgirgrieolu IdiUnitor. 1
gärsprache auf sie gebaut werden kann — und der umstand, im
eine unserer Handschriften (der Cod. Sealig. 55) auf Cypern
zu sein scheint.^) Die erste Fassung des Gedichtes ist wohl noch
14. Jahrhundert zu setzen; dass aber das Werk eine durc
Umarbeitung erfahren hat, wird schon aus der Vergleichung d»
Versionen klar; namentlich dürfte sich die ganze Geschichte des Klito
der zur Belohnung fQr seine kluge Führung die Schwester Rhodamnei
Frau erhält, dann aber gerade noch zeitig genug von ihr erlöst wird,
seine inzwischen verwitwete Jugendliebe heimzuführen, als eine dem
nalen Kern äusserlich aufgepfropfte Zuthat erweisen.
1. Ausgaben: Ed. pr. Maurophrydes, 'ExXoy^ S. 324—428 (2853 Venei
lieh unlesbarer Gestalt nach dem Cod. Paris. 2910). — Ed. W. Wagner, Trois
S. 242—349 (3841 Verse nach den Codd. Neapel, und Scalig.); die Ausgabe ist
Nachlasse Wagners von Sathas und Bikelas besorgt und leidet im höchsten Grade n
Mängeln, die gewöhnlich postumen Werken anhaften. — Eine kritische Ausgibt
somit noch ein Bedürfnis.
2. Hilfsmittel: Martin Crusius, Turco-Graecia« Basel 1584 S. 489 f., gut
kurze Analyse nach einer nicht wiedergefundenen Handschrift. Wiederholt bei Fabriei
Bibl. gr. ed. Harl. 8, 154 ff. — Vgl. F. G. A. Mullach, Coniectaneorum b
libri du6, Berlin 1852 S. 33 f. — Analyse und litterarhistorische Untersuchung von Ch.6ii
I^tudes Bur la litt. gr. mod. S. 151-196. — Beschreibung des Cod. Scalig. bei Lim
Coli, de rem. gr. Introd. S. 83 ff. — Beurteilung der in dem Romane geechildertn
Stellung der 12 Monate und Vergleichung derselben mit den Monatszyklen der
sehen und abendländischen Kunst von Bruno Keil, Wiener Studien 11 (1889)
wo die Partie über die 12 Monate mit Apparat und Kommentar mitgeteilt und nA §
Analyse und Kritik des Gedichtes gegeben sind. Vgl. § 313, 9.
3. Ueberlieferung: In der Litteratur sind bis jetzt drei Hss genannt: derC
Paris. 2910; der Cod. Neapel. HI A a 9 (fol. 44-116) und der Cod. Scalig. 55
auch Kallimachos und Chrysorrhoe enthält). Ausserdem besass Martin Crnsias
Handschrift, aus welcher er Auszüge mitteilt; sie muss von den uns bekannten drei
verschieden gewesen sein, da sich der oben erwähnte Vers mit dem Worte cxiXni in h
derselben findet. Das Verhältnis der drei Hss wird auch aus der Ausgabe von Wi^|
nicht klar; nur so viel ergibt sich aus einer Vergleichung derselben mit der von ¥n»
phrydes, dass zwei bedeutend verschiedene Versionen vorliegen. Eine vierte (Vok
fünfte) Hs hat R. Wünsch im Escurial gefunden (Cod. Escur. Vf. IV. 22) nnd wi
über sie demnächst in der B. Z. Näheres berichten. — Die Partie über die 12 Mouli
steht auch im Cod. Barber. gr. 1 172.
380. Der alte Bitter, 'O nqäüßvq Innorrfi (306 reimlose politisch
Verse), ein griechisches Gedicht aus dem Kreise der Ritter von der
Tafelrunde, das zwar in der konventionellen Schriftsprache abgefasst irf,
aber wegen seines Stoffes hieher gehört^), ist eine freie, abkürzende xaA
ziemlich trockene Bearbeitung des gegen das Ende des 12. Jahrhundeiii
abgefassten französischen Prosaromans Gyron le Courtois. D«r
Held des Gedichtes ist ein alter Ritter, der alle jungen Ritter vom Höh
des Königs Artus überwindet. Die Begriffe und Namen der Artusnp
sind zum Teil wörtlich ins Griechische übersetzt; aus der TafelruBde
wird eine etwas prosaische axQoyyvXi^ xQtins^a, aus dem berüchtigteB
Franzosen Lancelot du Lac ein AavasXöhog ix Ai^ivrfi, Solche Treue ii
der Übertragung hindert den Verfasser aber nicht, auch dem Vorbilde d»
Homer zu folgen; ihm entlehnt er Vergleiche und nach ihm richtet er
IQ
4.'
^\
') Sp. Lambros, Coli, de rom. gr.
Introd. S. 87.
') Der Titel stammt von dem ersten
Herausgeber; doch hat Brunei de Presle
mit Recht bemerkt, dass die Anfschrifteigflot'
lieh lauten mttsste 'OTr^ea^vri;^ {7r9Torf;c.
da im Gedichte selbst nur diese Form ge
braucht wird. S. Gidel, a. unten a. O. S. 100,
■oBUuiüsohe Dioliteigeii üb. mittelalterl., z. T. abendländ. Stoffe. (§§ 380—381) 867
b sogar in seiner Erzählung, ohne sich um die Verschiedenheit der
ben des trojanischen und des bretonischen Hofes zu kümmern.
m Hektor der Andromache, so gebietet König Artus seiner Oattin
auövre {Nr^erißQa), die ihn vom Kampfe mit dem alten Ritter abhalten
■: »Oeh und sprich nicht weiter; du gehörst sittsam ins Frauengemach
■ zu den Mägden; ich aber wafiFhe mich um der Tafelrunde wiUen'^
139 ff)>). Die Handschrift des „alten Ritters'' soll dem Ende des
oder dem Anfange des 14. Jahrhunderts angehören, und um
eelbe Zeit ist wohl auch das Gedicht selbst abgefasst. An Bedeutung
die Geschichte der byzantinischen Litteratur und Kultur steht das
^rk tief unter den von abendländischem Geiste durchwehten vulgär-
cchischen Romangedichten; die Sage von der Tafelrunde ist im Osten
in weitere Kreise gedrungen, und das Gedicht vom alten Ritter erhebt
Ea deshalb nicht über die Bedeutung eines vereinzelten und privaten
■rsuches, einen höfischen Stoff dem griechischen Verständnis zu vermitteln.
1. Ausgaben: Zuerst aus der einzigen vatikanischen Handschrift ed. von F. H.
m der Hagen, Berlin 1821. — Abdruck dieser Ausgabe bei Fr. Michel, Tristan, re-
il de ce qui reste des po€mes relatifs ä ses aventures etc. (3 voll., Londres et Paris
^—39) vol. 2, 267—297. — Ed. Ad. Ellissen im: Nachtrag zum ersten Teil des Ver-
bs einer Polyglotte der europäischen Poesie, Leipzig 1846 (mit einer Einleitung, worin
Identität des Gedichtes mit dem französischen Roman im einzelnen dargethan ist, und
"ftscher Uebersetzung).
2. Hilfsmittel: Von der Hagen, Ueber ein mittelgriechisches Gedicht von Artus
I den Rittern der Tafelrunde, Philol. und histor. Abhandl. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1848
243—260 (weist mit Ignorierung der Arbeit von Ellissen noch einmal die französische
slle des Gedichtes nach). — Litterarhistorische Untersuchung von Gh. Gidel, ^tndes
la litt. gr. mod. S. 75-103. — A. Ellissen, Gdtting. Gel. Anzeigen 1871 S. 1533 f.
XJeber die französischen und deutschen Werke aus dem Artuskreise vgl. Gaston
K-is, La litt, fran^aise au moyen-äge, Paris 1888 S. 86 ff. — H. F. Junker, Gmndriss
Geschichte der französischen Litteratur, Münster 1889 S. 76 ff. — Karl Goedeke,
xndriss zur Geschichte der deutschen Dichtung P (1884) S. 77 f.
381. Phlorios und Platziaphlora (1874 reimlose politische Verse);
r handschriftliche Titel lautet:
Jtijyrjaig i^algeros, iQtotixrj xal ^ivrj
^XwQiov tov navBvxvxovg xal »oQtjg nXat^iatpXwQTjf.
iese Liebesgeschichte des sarazenischen Prinzen Phlorios und der in der
efangenschaft geborenen Christin Platziaphlora ist eine freie Bearbeitung
3r schon im 12. Jahrhundert in der Provence bekannten und alsbald bei
»n meisten Völkern des Mittelalters verbreiteten Sage von Flore und
lanchefleur. Die erste dichterische Bearbeitung derselben ist wohl
iv im 13. Jahrhundert entstandene französische Roman Floire et Blance-
or. Doch hat der griechische Dichter weder aus einer französischen
3daktion geschöpft noch, wie Gidel annahm, direkt oder indirekt aus
fin von Boccaccio um das Jahr 1340 abgefassten Filocolo, sondern aus
im Cantare di Fiorio e Biancifiore, der schon vor dem Filocolo exi-
ierte und, wie Crescini nachzuweisen suchte, ausser für das griechische
^dicht auch fQr den Filocolo und ein spanisches Gedieht als Vorlage
ente. Natürlich hat der griechische Dichter den Cantare nicht wörtlich
»ertragen, sondern frei umgearbeitet, manche Züge geändert, hinzugefügt
') Im französischen Roman wird nur ge- dist qu*il nes'en tiendroit pour rien au monde'
B^: ,Le roy lafist oster de devant luy, et Gidel, a. unten a. 0. S. 90.
55
«
868 Bysantinisohe litteratargesohiohte. HI. Viügftrgrieoli. Iditonlv. L
oder weggelassen. Der Verfasser des Qedlchts, der wohl der zwei
Hälfte des 14. oder dem Beginn des 15. Jahrhunderts
war übrigens nicht ein Nationalgrieche, sondern ein Gasmule oder ein
lenisierter Franke; darauf deutet der Umstand, dass bei aller
Freiheit der Umarbeitung gerade mehrere Züge, die sich auf das relig
Bekenntnis der Hauptpersonen beziehen, beibehalten sind; der
Platziaphloras ist ein edler Ritter in Rom; er wallfahrtet nach Si J
di Compostela in Spanien; die Eltern des Phlorios bekehren sich
mit ihrem ganzen Volke zum orthodoxen katholischen Glauben.
Anhänger der orientalischen Kirche, die sich im 14. Jahrhundert
schärfsten Gegensatze zur römischen befand, hätte solche Motive schw<
unangetastet gelassen.
1. Ausgaben: Ed. pr. aus Cod. Vindobon. theol. 244 I. Bekker, AbhandL
Ak. 1845 S. 127-180. — Ed. Maurophrydes, 'RxXoytj S. 257— 323 (sehr fehlerinll).
Ed. W. Wagner, Medieval gr. texts S. 1—56; der Text bleibt auch hier noch ti
rungsbedürftig.
2. Hilfsmittel: Emendationen zur Ausgabe von Bekker gab A. Mullteb,
iectaneorum Byzantinorum libri duo, Berlin 1852 S. 37—60. — Litterarhistorische
suchung von Ch. Gidel, Etudes sur la litt. gr. mod. S. 231—255. — Ed^lestullj
Möril, Floire et Blanceflor, poämes du XIII" siede, Paris 1856, gibt zwei franzMi
Gedichte und eine Episode aus einer dritten französischen Version; über das grieeUiii
Gedicht vgl. Introd. S. 21 ff., 84 ff.; über den Filocolo 8. 67 ff., 179 ff. — FiJocoI«:«
gedruckt, z. B. in den Opere volgari di Giovanni Boccaccio, vol. 7, Florenz 1829. — Dfe
Cantare di Fiorio e Biancifiore edierte E. Hausknecht, Herrigs Archiv f. iSh
dium der neueren Sprachen und Litt. 71 (1884) 1—48. — Auf den Cantare als Qdl
des Phlorios wies zuerst kurz hin Crescini, Due studi riguardanti opere minori delBM
caccio, Padua 1882 S. 16; eine ausführlichere Begründung gab Crescini in seinem Baoh
II Cantare di Fiorio e Biancifiore, Bologna 1889, vol. I S. 81-467. Vgl. desselben Oh
tributo agli studi sul Boccaccio 1887 S. 70 f. — G. Körting, Boccaccios Leben und WcA
Leipzig 1880 8. 463. — H. Köstlin, Zu Phlorios und Platziaphlora, B. Z. 1 (1892)392-S
(Hinweis auf mehrere in den Text eingedrungene metrische Inhaltsangaben: Eonjektani
— John Schmitt, Zu Phlorios und Platziaphlora, B. Z. 2 (1893) 212—220 (handelt i«
Crescini über die (Quelle des Gedichts und verteidigt gegen Eöstlins Aendenmgen aal
fach mit Glück die Ueberlieferung). — E. Teza, Del nome Mne^TjX nella Jl1JyfjC^i *hi^
xal TlXurCttt 4>XtüQrjs, Rendiconti della R. Accademia dei Lincei, classe di scienxe man
storiche e filologiche, 8erie quinta, vol. 4 (1895) 511 — 520 (erklärt den Namen Mnq
oder MnsxrjXdd^ der V. 1617, 1631, 1635 ed. Wagner vorkommt, aus germanisch Ben
hild oder Peraht-hild). — Ueber die englischen, französischen und deutschen Bearbeüu)
des Stoffes: Gust. Körting, Grundriss der Geschichte der englischen Ijtteratur, Mfin
1887 8. 115 f. — Gaston Paris, La litt. fran9aise au moyen-&ge, Paris 1888 8.82;*
— H. P. Junker, Grundriss der Geschichte der französischen Litterator, Münster 1
8. 90 f. — G. Gervinus, Geschichte der deutschen Dichtung I' 8. 635 ff". — Karl
deke, Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung V (1884) 103 f.; 353 f.; A^
Die erste deutsche Bearbeitung wurde im Anfang des 13. Jahrhunderts vondemschi
sehen oder schweizerischen Dichter Konrad Fleck abgefasst.
3. Die Frage, wo der Urkern der Erzählung von Flore und Blanchefleor zu ss
sei, liegt unserem Plane ferne. Edölestand du Möril, a. a. 0. 8. 182 ff., Gervi
a. a. 0. 8. 638 und Gas ton Paris, a. a. 0. 8. 82 glauben, dass der Stoff von 6;
ausgegangen ist, so dass in dem vulgärgriechischen Gedichte der Endpunkt eines litl
geschichtlichen Kreislaufes vorläge. Möchte sich doch A. N. Veselovskij ode
anderer Pfadfinder im ürwalde der westöstlichen Sagenwelt der Sache annehmen!
382. Imberios und Margarona. In mehreren Versionen ist
vulgärgriechisches Gedicht überliefert, das die Überschrift trägt:
Jiijytjatg i^aigetog, iQmuxij xal ^ivrj
Tov ^Hfinegiov &avf4a<nov xal xogrjg MaqyaQütyag,
Von einer Inhaltsangabe kann auch hier abgesehen werden; denn
schon der Titel erraten lässt, ist das Werk nichts anderes als eine
Komantüiche Diohtnngen über mittelalterl., b. T. abendländ. Stoffe. (§ 382) ggg
•eitung der allbekannten, im deutschen Volksbuch bis auf den heutigen
; verbreiteten und viel gelesenen französischen Geschichte: Pierre
Provence et la belle Maguelonne. Aus Pierre hat der griechische
irbeiter nicht einen JltTgog, sondern im engsten Anschluss an En
are einen 'Hfinegiog gemacht; aus Maguelonne wurde durch volks-
mologische Anlehnung an ixciQyaQita (Qoldblume) und (laQyaqixaQiv
ürle) eine MaQyaQviva, Die erste Bearbeitung der in Südfrankreich
filisierten Sage von der schönen Maguelonne wird einem Kanonikus der
"che von Maguelonne, Bernard Triviez, zugeschrieben, der um 1178
te; die älteste uns erhaltene Bearbeitung ist der französische Prosa-
aan, der 1453 zum ersten Male im Drucke erschien. Doch scheint die
rlage des griechischen Qedichtes nicht dieses Prosawerk gewesen zu
D, sondern ein älterer provenzalischer Versroman, auf welchen
iil auch die französische Prosabearbeitung zurückgeht. Wie sehr die
ganz Europa verbreitete Erzählung auch bei den Griechen Gefallen
^, beweist die Thatsache, dass das Gedicht in verschiedenen Bearbei-
igen dem veränderten Bedürfnis der Zeit angepasst und zuletzt in zahl-
3hen Drucken verbreitet wurde. Die zwei älteren Versionen (die
e in 814, die andere in 862 Versen) sind noch in reimlosen Fünf-
msilbern abgefasst; eine verflachte gereimte Bearbeitung (1046 Verse)
rde in die venezianische Sammlung griechischer Volksbücher aufge-
■mien. Die zwei reimlosen Versionen entstanden wahrscheinlich in der
sten Hälfte des 15., die gereimte nicht vor dem Anfang des
Jahrhunderts.
1. Ausgaben: Von der gereimten Version existieren zahlreiche Venezianer
acke. Der älteste ist wohl der aus dem Jahre 1553 (Bibl. Barb. G. G. G. VI. 49).
anderer, von dem jedoch kein Exemplar wieder aufgefunden ist, soll dem Jahre 1562
ehören. Vgl. E. Legrand, Bibliogr. hell. 1 (1885) 313 f. Weitere Nachdrucke *von
8, 1666, 1770, 1779, 1806. Da diese Volksbücher jetzt sehr selten sind und nur die
beste Version enthalten, sind wir auf die neuen kritischen Ausgaben angewiesen. —
W. Wagner in Legrands Coli, de mon. N. S. vol. 3 (reimlose Version nach Cod.
idob. theol. 244 mit einem grammatischen und kritischen Kommentar). — Ed. Sp. Lam-
»8, Coli, de rom. gr. S. 239—288 (reimlose Version nach Cod. Bodl. misc. 287 mit Ver-
rtnng des erwähnten Cod. Vindob. und des Cod. Neapol, III. B. 27). — Ed. Gust.
»ver, Gymnasialprogr., Prag 1876 (gereimte Version nach dem Venez. Druck von 1666).
Ed. E. Legrand, Bibl. gr. vulg. 1, 283—320 (gereimte Version nachdem Venez. Druck
\ 1638).
2. Hilfsmittel: Litterarhistorische Untersuchung von Ch. Gidel, Etudes sur la
. gr. mod. S. 269—288. — Textkritische Beiträge zu den Ausgaben von Wagner und
yer gab A. Eberhard, Bursians Jahresbericht Bd 5 (1878)253—255. — Merkwürdiger
»ise schreibt die griechische Volkssage der schönen Margarona die Gründung des Klosters
phni bei Athen zu. VgL D. Gr. Eampuroglus, Jlo&ey to ovofia loi Jatpviov, iSaxla
n 31. Jan. 1893 S. 65. - Ueber die deutschen Bearbeitungen (zuerst von Magister
it Warbeck, Augsburg 1536) vgl. Karl Goedeke, Grundriss zur Geschichte der
itschen Dichtung IP (1886) 20. Zuletzt hat Baumbach den ImberiosstofF bearbeitet,
l. Aug. Wünsche, Baumbachs Abenteuer und Schwanke und ihre Quellen, Beilage zur
6nchener> Allgem. Zeitung vom 12. Mai 1894, Nr. 130.
3. Hier sei noch erwähnt, dass die in dem französischen Romane La Manekine
. Jahrb.) behandelte Legende von der Jungfrau, der eine Hand abgehauen und durch
n'as HUfe wieder angeheilt wird, auch auf griechischem Boden bekannt ist. Sie steckt
dem Buche 'H roiV auagrütXcjy atoxtjQin des Mönches Agapios, welches zu Venedig
1 als 3. Teil seines Legendenwerkes Niog JJaQadeiüog erschien. Doch hat niemand auf-
gärt, wie sich die beiden Text« genealogisch zu einander verhalten. Vgl. Ch. Gide],
ides sur la litt. gr. mod. S. 289--301. — Tb. de Puymaigre, La fille aux mains
p^es, Revue de Thistoire des religions 10 (1884) 193 ff. — Löon Sichler, La fille
.IM
870 Bysaniinuiob« LüteraturgeadiioliU. HL Yvlgirgri^olu IM&nIbu,
auz bras coupäs, Revue de Thistoire des religioiiB 13 (1886) 83 ff.; 215 ff. -]
Basset, H. Gaidoz und F. Liebrecht, Melusine 2 (Paris 1884—85) Sp. 309f.;l
446 ff. — H. P. Junker, Gnindriss der Geschichte der franzOsischeD lattentiir, 1
1889 S. 129 ff.
4. Eine yulgärgriechische Uebersetzung der Theseide des Boccaccio ii
zeiligen Stanzen erschien zu Venedig 1529 unter dem Titel: 9ijceog xai ydfMi tfgl
(sie!). Die Abfassung der Uebersetzung erfolgte wohl bald nach der ersten YertflM
des italienischen Textes (Ferrara 1475). Das Werk ist bis jetzt der Forsdnmg 6ri
gänglich, da von dem Venezianer Druck nur wenige Exemplare (in Kopenhagen, ■
Museum, in der Hofbibliothek zu Dresden, in der Bibliothek des Fflrsten 6. Mam^
und in der Gymnasialbibiiothek zu Korfu) bekannt sind. Ausserdem ist die U«ka
im Cod. Paris, gr. 2898 und im Cod. Vatican. Pal. gr. 426 (H. Stevenson, Codllb
tini graeci bibl. Vaticanae, Romae 1885 S. 276) aufbewahrt, woraus sie John 8c
zu veröffentlichen beabsichtigt. — Einzelne Proben sind mitgeteilt von £. 6. 8«
Etudes sur Chaucer, Paris 1859 S. 286 (nach Cod. Paris. 2898), und von K. Sttk»
'Avix6ota 1 DqoX. aeX. tt/T xin, ^ Vgl. E. Legrand, Bibliogr. helL 1 (1885) M
John Schmitt, La Thös^ide de Boccace et la Th^öide grecque, Etudes de |1
nöo-grecque publikes par Jean Psichari, Paris 1892 8. 279—845 (Untersuchang I
Verhältnis des Originals und der Uebersetzung mit reichlichen Proben des gm
Textes).
5. Aus dem Kreis abendländischer Kultureinflüsse stammt auch die noch ai
öffenÜichte Schilderung eines Turniers {r^daroa) zwischen einem Deutschen u
Griechen, das vor Margaretha Porphyrogenneta abgehalten wurde. Der Anfan;
reimlosen politischen Versen abgefassten Gedichtes, das der Cod. Vati c. Pal. gr. ^
fol. 65—94 bewahrt, lautet: Kai mXaXovaiy td tpagid xal dtiirovy xoffdägh^.
wird sich aus dem Inhalt auch Zeit und Ort der Entstehung des Werkes näher b
lassen. Die als Vorsitzerin des Turniers erwähnte , purpurgeborene* Margaret!
schwerlich die nach ihrer Vermählung mit Kaiser Isaak Angelos (um 1185) 1
benannte Margaretha, Tochter des Königs Bela von Ungarn, sein, sondern viel
zweite Gemahlin des Markgrafen von Montf errat Theodoros li Palaeologos (1403)
Gange, Familiae Byz. 204) oder, weniger wahrscheinlich, Margaretha Palaeol
Tochter des Markgrafen von Montf errat Wilhelm Palaeologos (Anfang des 16. Js
Gange, a. a. 0. 205), oder endlich eine der verschiedenen in den rein fränkische]
häusem des Orients vorkommenden Prinzessinnen dieses Namens.
388. Der Erotokritos (EQwroxQirog) ist ein grosses, aus etwi
gereimten politischen Versen bestehendes romantisches Epos, dess
fasser, Vinzent Cornaro {Bn^evt^og 6 Kogragog)^ aus Sitia au
gebürtig, jedenfalls venezianischer Abkunft, höchst wahrscheinlich
Mitte des 16. Jahrhunderts lebte. Den Inhalt seines Gedichtes bi
Abenteuer, die Erotokritos („Liebesprüfling"), der Sohn des Pez4
eines Ministers des Königs Herakles von Athen, wegen seiner Liebe
tusa, der Tochter dieses Königs, zu bestehen hatte. Trotz der zal
antiken Namen und der klassischen Orte ist der Charakter des G
echt mittelalterlich-romantisch. König Herakles veranstaltet ein gll
Turnierfest und verheisst dem Sieger im Kampfe die Hand seiner
Von allen Seiten strömen edle Fürsten zusammen, der König von
ponte, die Fürsten von Modone, Korone, von Makedonien, von Kan
vom Slavenlande, der Sohn des Kaisers von Byzanz u. a. Nach
Kämpfen geht Erotokritos als Sieger über alle hervor. Aretusa, di
seine Liebe erwidert, gewährt ihm ein nächtliches Stelldichein, j
der Vater des Erotokritos den Mut fasst, für seinen Sohn offen
Hand der Königstochter anzuhalten, wird er zurückgewiesen unc
kritos muss Athen verlassen. Ein Krieg, den der Vlachenkönij
Athen eröffnet, gibt Erotokritos Gelegenheit im Einzelkampfe r
Neffen des Viachenkönigs die Ehre seiner . Vaterstadt zu rette
wird er des Athenerkönigs Eidam und Thronerbe. Den moderne
LtlAche Diohtiingeii üb. mittelalterl., b. T. ab«ndländ. Stoff«. (§§ 883—884) §7 1
iesst in dieser romantischen Geschichte die Breite der Erzählung und
Länge der Reden und Klagen; aber das litterarisch ungebildete naive
nimmt an diesen Eigenschaften keinen Anstoss, und die unleugbare
rhe der Schilderung, die edle Verherrlichung der ritterlichen Kraft,
'Liebe, Freundschaft und Unterthanentreue haben den Erotokritos zum
»btesten Volksbuch der Neugriechen gemacht. Seine Popularität ist
europäischen Reisenden namentlich im Anfang unseres Jahrhun-
häufig aufgefallen ; noch heute werden, wie Tozer bemerkte, im öst-
Kreta Stücke aus dem Erotokritos von den Bauern gesungen.
it hatte Korais nicht ganz unrecht, wenn er dem Cornaro den Ehrentitel
Homer der Volkslitteratur {"OfitjQog rijg x^^cü^fj^ (fiXoXoyiac) verlieh
E. Legrand, Bibliogr. hell. 1 (1885) CXCIÜ). Die Vorbilder des
»tokritos sind ohne Zweifel in der italienischen Litteratur zu suchen
zwar wahrscheinlich in der poetischen Bearbeitung der Reali di
irancia, die 1534 zu Florenz von Cristoforo Fiorentino veranstaltet
Cornaro hat also, obschon er griechisch schrieb und offenbar ganz
ffftsisiert war, seinen italienischen Ursprung nicht vergessen. Andrer^
scheinen auch Anregungen eines persischen Heldengedichtes,
^B Shah-Nameh, direkt oder indirekt auf den Dichter gewirkt zu
::^::::.; 1* Ausgaben: Wann die erste Ausgabe erschien^ ist mir nicht bekannt. — Vene-
^ ilanische Drucke von 1756 und 1772 erwähnt K. N. Sathas, NBOBXktjyixrj tptXoXoyia,
y-jLJÖa&n 1868 S. 603. — Ich habe in der Münchener Staatsbibliothek die Ausgabe von 1804
^fcoBÜtzt: sie trägt den Titel: Jlolrjfia igtonnor Xsyofieyoy ^tatoxQtroc, avyre&iy dno toy
^it0wä tvyeyiararoy BiCeytCoy roy Ko^ytigoy^ and tfjy x^^ay tijg £itiag tov yr]<nov ti^g
Kfftjtfjg, ^eriijaiy 1804. — Ein Neudruck erschien Venedig 1817.
2. Hilfsmittel: Ausführliche Analyse und litterarhistorische Untersuchung von
~Ch. Gidel, Nouvelles ötudes sur la littörature grecque moderne, Paris 1878 S. 477 — 532. —
Ueber eine rumänische Nachahmung des Erotokritos vgl. M. Gaster, Literatura populara
romana, Bukarest 1883 S. 129—131. — Zur Sprache: J. Psichari, Essais de grammaire
historiaue nöo-grecque 2 (1889) 57—61; 273—277, und: G. N. Hatzidakis, Kuhns Zeitschr.
f. vergleich. Sprachf. 31 (1890) 147. — Hauptschrift: A. Jannaris, UsqI 'EgtoToxQiTov
Mai tov noitjiov avxov, Athen 1889 (mir unzugänglich).
3. Zur lieber] ief er ung: Eine angeblich aus dem 16. Jahrhundert stammende Hs
des Erotokritos ist der Cod. Harl. 5644 (im Katalog: ,Komari Rhotocritus").
884. Erophile (EQto^iXrj), ein Werk des Georgios Chortatzes
{^Xogidt^t^g, daneben die wohl gelehrte Form XoQToxiog) aus Rhethymne
auf Kreta, ist das berühmteste Erzeugnis der fruchtbaren kretischen
' Dramatik. Die Abfassungszeit, die sich nur annähernd bestimmen lässt,
liegt zwischen den Jahren 1581 und 1637. Den Inhalt des Dramas bilden
j die Liebesschicksale und der traurige Untergang der Erophile, der Tochter
" des Königs Philogonos von Ägypten. Wie im Erotokritos wird auch hier
der romantische Charakter am schärfsten durch ein Turnier bezeichnet,
in welchem Panaretos, der Geliebte der Erophile, siegt. Er vermählt sich
heimlich mit der Königstochter. Als der König hieven erfahrt, lässt er
den Panaretos mit ausgesuchter Grausamkeit töten; Erophile nimmt sich
selbst das Leben. Zwischen die einzelnen Akte sind vier Zwischenspiele
(h*T€Qfisdto TiQono u. s. w.) eingeschoben, die ohne jeden Zusammenhang
mit der Handlung der Tragödie die Geschichte von Rinaldo und Armida
und der Eroberung Jerusalems durch Gottfried von Bouillon behandeln.
872 BysantiniBche LitteraturgMohiohie. XU. Vnlgftrgrieoh. Liitenior. t
Wie der Erotokritos ist auch die Erophile in politischen ReimverBei
gefasst; nur der Chor spricht im jambischen Trimeter, einem Hasse,
in der Vulgärlitteratur äusserst selten ist. Beispiele aus der neueren !
sind die Lieder bei A. Passow, Popularia carmina Graeciae recent
Leipzig 1860 Nr. 520 — 523, und das Lied aus Eappadokien, das L Ale
torides, JeXtiov 1 (1883—1885) 727, ediert hat.
Chortatzes hat den Stoff seiner Tragödie aus dem Italienischen
lehnt, vornehmlich aus der Orbecche des Giovanni Battista Gin
genannt Cinthio (geboren zu Ferrara im Jahre 1504, gestorben el
i. J. 1573), die zuerst 1547 und dann wieder 1561 zu Venedig im
erschien. Doch hat Chortatzes die dramatische Wirkung des Origu
durch die allzu breite Ausführung der gnomologischen und erotit
Dialoge entschieden abgeschwächt. Die vier Zwischenspiele stammen ai
der Gerusalemme liberata des Torquato Tasso, die zuerst im Jahre ISS
vollständig (zu Parma) im Drucke erschien.
1. Ausgaben: Die editio princeps erschien zu Venedig 1637. Der Heraia|ri
MatthaeosCigala übertrug das mit lateinischen Buchstaben geschriebeDe Msdes Chortät
in griechische Schrift, nahm aber dabei vielfach willkürliche Aenderungen des Textet \
— Nachdruck dieser Ausgabe Venedig 1648. — Eine bessere Ausgabe veranstaltete A
brogio Gradenigo, Venedig 1676 (mit einer litterarhistorisch sehr interessanten Von
des Druckers Nikolas Gljkys). — Weitere Ausgaben erschienen zu Venedig 1772, 11
1820. — Ueber die älteren Ausgaben vgl. E. Legrand, Bibliogr. hell, da XVII* a
1 (1894) 358 ff.; 2 (1894) 38 f.; 335 f. — Die Ausgabe von 1772 wiederholte K. N.
thas, KQTjuxoy (^iaxQov, Venedig 1879 S. 283—467. — Nach einer am Anfang und 8d
verstümmelten Hs, welche den Text wie das oben erwähnte Autographon des Chorti
mit lateinischen Buchstaben geschrieben enthält, ed. die Erophile E. Legrand, Bibl. gr. i
2 (1881) 335—399. Vgl. seine Einleitung S. LXXXVI-CVIL — Zu wünschen wäre
neue Ausgabe, für die sowohl die Hs Legrands und der Cod. Monac. 590 als die li
äusserst seltene Ausgabe von 1676 beigezogen werden müssten.
2. Hilfsmittel: M. Leake, Researches in Greece, London 1814 S. 117— 122(
lyse und Textproben). — Conr. Bursian, Erophile. Vulgärgriechische Tragödie
(leorgios Chortatzes aus Kreta. Ein Beitrag zur Geschichte der neugriechischen and
italiänischen Litteratur, Abhandl. d. philol.-histor. Cl. d. k. sächs. (^esellsch. d. Wiss. 5 (1
549—635 (genaue Analyse auf Grund der Münchener Hs und Untersachung des Ver
nisses zur italienischen Dramatik). — E. Teza, Besprechung der Ausgabe von Sa
L*Ateneo Veneto, serie VIII, vol. 1 (1884) 589-593. — E. Teza, Dalla Erofile i
Chortatzes, saggi di vecchie e nuove edizioni, Rendiconti della R. Accademia dei Li
classe di scienze morali, storiche o filol., Serie quinta, vol. 4 (1895) 561—571 (Vergleicl
der Ausgaben und Hss). — Zur Sprache: J. Psichari, Essais de grammaire histoi
n^o-grecque 2 (1889) 52—57; 259-286. - G. N. Hatzidakis, Einleitung in die
griech. Grammatik, Leipzig 1892 S. 274.
3. Weniger bedeutend sind die kretischen Tragödien Zenon, Stathes und Gjpi
die Sathas mit der Erophile (KQtjxtxov »iaxqoy 1879 S. 2—282) veröffentlicht hat.
5. Tiergeschichten.
385. Vorbemerkung. Die volksmässige Kehrseite der naturwissen-
shaftlichen Studien zeigt sich bei den Griechen schon früh in der Samm-
mg von seltsamen und wunderbaren Thatsachen aus dem Naturleben.
I den breiteren Schichten des Volkes fanden nur diejenigen Teile der
Wissenschaft Aufnahme, welche der Kuriositätensucht Nahrung boten,
ieser Popularisierung konnte sich kein Gebiet der Naturkunde entziehen,
eben die gelehrte Mathematik und Astronomie tritt die mystische Astro-
gie; mit der ernsthaften Erforschung des Wesens der Stoffe verbindet
3h der alchemistische Aberwitz; die wissenschaftliche Zoologie unter-
igt ihrem volkstümlichen Nebenbuhler, dem Physiologus. Durch seine
iristlich-dogmatische Tendenz hat er auf die Kultur und Litteratur einen
*Osseren Einfluss erlangt als irgend eine andere populäre Abzweigung
ir Naturwissenschaft. Mit dem Physiologus sind die mittelalterlichen
ierepen verwandt: auch bei ihnen bildet den Grundton das poetische
rblicken menschlicher Eigenschaften in der Tierwelt. Wir fassen daher
ese ganze Tierlitteratur in einen Abschnitt zusammen und fügen dazu
ich ein Stück aus der Pflanzenwelt, den Porikologos, obgleich derselbe
Prosa abgefasst ist und daher eigentlich in der zweiten Abteilung Platz
iden müsste.
Obschon die wichtigsten Züge des Physiologus und der Tiersage auf
-iechisch-orientalischem Boden entstanden sind, spielt die populäre und
iristliche Naturgeschichte bei den Byzantinern eine ziemlich bescheidene
olle; von jener unermesslichen Wirkung auf Poesie, Kunst und Volks-
ischauung, welche dem Physiologus und den übrigen Tiergeschichten im
bendlande beschieden war, ist in Ostrom wenig aufzufinden. Die
runde dieser unzweifelhaften Thatsache liegen in dem verschiedenen
ange der allgemeinen Kulturentwickelung. Im Westen wuchsen neue,
ische Geschlechter heran, die unbeirrt von der alten Schulüberlieferung
ire eigenen Wege gingen und ohne Scheu die Volkssprachen zum Aus-
rucke des geistigen und gemütlichen Inhaltes ihrer Zeit verwandten; hier
md die naive Betrachtung der Natur und die symbolische oder künst-
rische Verwertung derselben durch Dichter, Spielleute, Steinmetze, Pre-
[ger und Magister einen weit günstigeren Boden als bei den Mittelgriechen,
ie allzusehr im Banne der gelehrten Tradition befangen blieben und nur
874 Byzantinische Litteratnrgeschichte. HL Valg&rgrieGh. Litteniiir. L
langsam dazu kamen, der lebendigen Sprache und der volksmässigei
schauung ihr litterarisches Recht zu verschaffen. Bis jetzt kenmi^
folgende vulgärgriechische Werke aus der fabelhaften NaturgescUH* ^ ^
1. Den Physiologos, 2. Die Geschichte von den Vierfüsslern, lÄ^"^
Pulologus, 4. Zwei Gedichte aus dem Kreise des Reinhart twtf^^^
5. Den Porikologos, 6. Einen noch unedierten Psarologos.
1. Als allgemeine Hilfsmittel dienen die zu § 386 zitierten Werke, h — «^■***-
das Buch von Lauchert. — C. Prantl, Einige Reste des Thierepos bei den
Schriftstellern und Naturhistorikern des späteren Altertums, Philologiis 7 (1852) 61-1 ^^^^
Bei der Untersuchung der Frage über den Ursprung der Tiergeschichten und ^*>*^F\
der flandrisch- französischen Reinhartgeschichte ist zu beachten die jüdische Erxihlm^^"^ '
der Rabbi Melfr, ein berühmter Talmudlehrer des 2. Jahrhunderts n. Chr., eine Smä
von 300 Fuchs fabeln besessen habe; doch sind diese Fabeln nicht erhalten ond d^b\ Y
zur Zeit der Abfassung des Talmud, also etwa im 4.-5. Jahrh. n. Chr., warai ■ij^F'
auf drei der Vergessenheit anheimgefallen. Vgl. Landsberger, Die Fabeln ^^^^■^V'* ^
Zeitschr. d. deutschen morgenländ. Gesellsch. 12 (1858) 151 ff. — Haaptscbrift: O.K«I^^ ii*
Untersuchungen über die Geschichte der griechischen Fabel, Jahns Jahrb., SnppUa
(1861-1867) 309-418. — Eine treffliche Orientierung gibt: Carl Voretxsch,
Grimms Deutsche Tiersage und die moderne Forschung, Preussische Jahrbücher 80 (1
417 — 484. — Eine gründliche Untersuchung über die Entstehung des Tierepos ii
Lud wich, Die homerische Batrachomachia, Jjeipzig 1896, Einleitung. J. , ^
2. Neben den mit christlicher Symbolik versetzten Physiologosveraionen oi ^^
poetisch verarbeiteten Tiergeschichten liefen im byzantinischen wie im abendliafti
Mittelalter zoologische und sonstige naturwissenschaftliche Sammlnngei,
von der Beimischung christlicher oder poetischer Elemente frei sind. Hieher gehörei l I
die Exzerpte aus Timotheos von Gaza (s. § 261) und die naturwissenschaftlichea "^
des Theophylaktos Simokattos (s. § 105). — Vereinzelte Spuren der im Phyi^
oder sonst verbreiteten fabelhaften Naturgeschichten finden sich auch in mittelgriediJ«^
schon Romanen z. B. im Lybistros V. 128 ff.; 166 ff. Sonst scheint sich die bj»i*^
tinische Litteratur gegen die Anregungen, die im Physiologos enthalten sind, ziemÜdi iV*!]^^
lehnend verhalten zu haben. Vii.
386. Der Physiologos, das naturwissenschaftliche Haus- undHüM^
buch des Mittelalters, die Quelle all der wundersamen Geschichten votF^
dem sich selbst aufopfernden Vogel Pelikan, von dem aus der AsAV^'
wiedererstehenden Phönix, von dem merkwürdigen Tiere Einhorn miy'
anderen seltsamen Wesen ist — ich folge zum Teil der von M. Goldstiak
gegebenen Definition — eine Beschreibung von wirklichen und fabelhaften
Tieren, Pflanzen und Steinen, die nach ihren wahren oder angeblichoi
Eigenschaften religiös-symbolisch gedeutet d. h. als Typen für Christus,
den Teufel, die Kirche oder den Menschen aufgestellt werden. Der Ge-
danke, auf Vorgänge in der Natur, besonders in der Tierwelt, zu exem-
plifizieren, findet sich schon häufig im alten und neuen Testament ver-
wendet; die Kirchenväter folgten den heiHgen Schriften, und für die Re-
ligiosität des Mittelalters ist nichts so bezeichnend, als das Bestreben, für
alle Heilswahrhoiten und Einrichtungen der christlichen Kirche in der
Natur geheimnisvolle Vordeutungen und Seitenstücke aufeusuchen. Die
christliche Kunst fand in dieser reich ausgebildeten Symbolik die dank-
barsten Vorwürfe, und die Spuren des Physiologos blicken uns an Por-
talen und Kanzeln romanischer und frühgotischer Dome, in Kandzeich-
nungen und Initialen alter Handschriften allenthalben wohl erkennbar
entgegen. Nicht geringeren Einfluss übte der Physiologos auf die Schule
und die Wissenschaft; ja man kann behaupten, dass fast alle mittel-
alterliche Naturforschung im Sinne des Physiologos gehalten ist Wie
6. Tiergesohichten. (§§ 385-386) • 875
Lche Pbysiologosideen endlich noch im modernen Sprachgebrauch in
- ""i^^^nso beliebten als abgenützten Bildern fortleben, ist zur genüge bekannt.
fr zuerst auf den Gedanken kam, aus den heiligen Schriften und aus
— r zoologischen Profanlitteratur eine christliche Natursymbolik zu-
-Tiunenzustellen, ist nicht überliefert. Man hat die ansprechende Ver-
- -^tung aufgestellt, dass das erste Buch dieser Art im zweiten Jahr-
^.ndert n. Chr. in Ägypten, dem fruchtbaren Sammelpunkte helle-
ler, jüdischer und orientalischer Ideen, entstanden sei. Jedenfalls
sich Spuren des Physiologos schon bei griechischen Kirchenvätern
3. und 4. Jahrhunderts wie Clemens von Alexandrien, Origenes,
les Chrysostomos u. a. nachweisen; selbst Justinus Martyr (t um
i) hat schon Pbysiologosideen verwertet. In den besten Handschriften
griechischen Physiologos wird das Werk dem Bischof Epiphanios
403) zugeteilt; doch ist seine Autorschaft nicht genügend gesichert
Spuren des lateinischen Physiologos reichen bis an die Grenzscheide
4. und 5. Jahrhunderts. Im Mittelalter wurde der Physiologos in
iopischen, armenischen, syrischen, arabischen, althochdeutschen, angel-
^hsischen, isländischen, französischen, vulgärgriechischen, rumänischen,
tischen, nssischen und anderen Bearbeitungen massenhaft verbreitet.
Der vulgärgriechische Physiologos besteht aus 1131 reimlosen
»litischen Versen; mitten unter den versifizierten Partien stehen, viel-
iScht infolge mangelhafter Überlieferung, zwei kleine Prosastücke. Das
Werk ist in 48 (bezw. 49) Abschnitte eingeteilt; zuerst werden
*^>rzug8weise Landtiere behandelt wie der Elefant, der Hirsch, der Basi-
u. s. w., dann zwei Doppelwesen, der Satyr und der Kentaur, end-
^Üch die Vögel, wie der Pfau, der Geier, die Turteltaube, der Phönix, der
Pelikan u. s. w. Wie dieser metrische Physiologos inhaltlich als eine
«päte und ziemlich roh interpolierte Rezension erscheint, so gehört der-
.. :telbe auch in formaler Hinsicht zu den schlechtesten Erzeugnissen der
^ vidgärgriechischen Litteratur; der Versbau ist holperig und fehlerhaft;
^ "ffie Sprache unbeholfen, trocken und leblos; der Verfasser schwelgt wie
Hermoniakos in Makaronismen, halbgelehrten Missbildungen und sinn-
-^ loeen Füllwörtern {loivvv, yaQ u. s. w.). Bezeichnend für die unausrottbare
grammatische Sucht der Byzantiner ist es, dass sie selbst dieses populäre
Tierbuch nicht mit den Pröbchen ihrer etymologischen Weisheit ver-
:^ schont haben; im 32. Kapitel wird erklärt, der yvip habe seinen Namen
- OTi and yr^q vipovtai; ebenso verständnisvoll ist V. 826 das Wort x^^^^^^*
gedeutet: xal fii %d xtiXi] xrih^dst xal xsihöiov dxovei. Aus welcher Vor-
lage nun der vulgärgriechische Physiologos stammt und wie er sich zum
üovXoXöyog und den anderen Tierepen verhält, bedarf noch der Unter-
suchung. Auch die Chronologie des Werkes schwebt vorerst ziemlich
in der Luft; die zwei einzigen, bis jetzt bekannt gewordenen (Pariser)
Handschriften stammen aus dem 16. Jahrhundert; die in ihnen überlieferte
Redaktion des Physiologos dürfte demselben oder dem vorhergehen-
den Jahrhundert angehören.
1. Ausgaben: Ed. £. Legrand, Annuaire de Tassoc. 7 (1873) 225-286 = Coli.
de mon. vol. 16 (1878), mit einer oberflächlichen litterarhistorischen Einleitung von Ch.
Gidel und einem kleinen Glossar. Die Abhandlung von Gidel ist wiederholt in seineQ
876 Byzantinisohe Litteratarges^biolite. IIL Tnlgärgrieoh« Lttterater. j
Nouvelles ^tudes sur la litt. gr. mod.« Paris 1878 S. 401—443. — Kritische An
dorn Epiphanios zugeschriebenen Prosaphysiologos bei Fr. Laachert, C
des Physiologns S. 229—279. — Auszüge aus einer griechischen ProsavenioB
Venezianer Handschrift sind mitgeteilt von Mustozydes, £vXXo)nj dnoima^fim
(foretiv, 2. Heft, Venedig 1817. — Eine sehr wichtige unter dem Namen des Fe
Alezandria überlieferte griechische Redaktion, auf welche der armenische nad
lateinischer Physiologus zurückgehen, edierte aus dem Cod. Mo sq. Synod.
bei Vladimir), s. 11, mit einer Einleitung über die verwandtschaftlichen VeiiiaitDisMi
Kommentar A. Karnejev, Der Physiologus der Moskauer Synodalbibliothek,
(1894) 26—63. — Eine fragmentarische, in schlechter Vulgärsprache abgefasste Be
zog aus dem Cod. der Universitätsbibl. Bologna Nr. 2702, s. 16, V. I
Frammenti di una recensione greca in prosa del Physiologus, Studi italiani di filc^
sica 3 (1894) 169—191. Bemerkungen zur Textgestaltung B. Z. 4 (1895) 179 l
letzte Ausläufer der Physiologosweisheit auf griechischem Gebiete ist die Bearbc
Damaskenos Studites, welche zwischen 1566 und 1570 dem Michael Kan
gewidmet und zum erstenmale in Venedig 1643 gedruckt wurde. Beschreibs
Editio princeps bei E. Legrand, Bibliogr. hell, du XVII® siecle 1 (1894)442-4^
das Leben und die Schriften des Damaskenos Studites vgl. K. N. Sathas, Sio
Xoyia S. 152 f., und E. Legrand. Bibliogr. hell. 2 (1885) 12-15.
2. Allgemeine Hilfsmittel und Ausgaben anderer Physiolo)
Pitra, Spicilegium Solesmense tom. 3 (Paris 1855); Hauptwerk über christlid
Symbolik mit einer Sammlung verschiedener Physiologusversionen ; S. 338 ff. ein
sehe Prosabearbeitung, S. 374 ff. ein armenischer Physiologus. — A. Mai, Cl
auctorum tom. 7 (Romae 1835) 588 — 596, gibt Exzerpte aus einem durch seine i
Haltung merkwürdigen lateinischen Physiologus, der auf eine griechische Vorlag
weist. — Den berühmten Bestiaire divin des Guillaume aus der Norman die (I
edierte zum erstenmale vollständig mit einer kritischen Einleitung und einen
Robert Reinsch, Leipzig 1890. — Die Ausgabe von Charles Cahier, M^langes
logie 2 (Paris 1851) 85-232; 3 (1853) 203-288; 4 (1856) 55-87, bleibt von TS
die Veröffentlichung zahlreicher Physiologosbilder aus alten Handschriftei
Cahier, Nouveaux m^langes d'arch^ologie, Paris 1874 S. 106 — 164 (franzdsisc
Setzung eines armenischen Physiologus n. a.). — N. Land, Anecdota Syriaca vo
duni Batavorum 1875) 115 ff. (Abhandlung über den Physiologus mit reichen ]
nachweisen). — Fr. Hommel, Die äthiopische Uebersetzung des Physiologus, Lei
im Anhange eine Uebersetzung des isländischen Physiologus. — Angelsächsisch
bei Mätzner, Altenglische Sprachproben I 1 (Berlin 1867) 55 ff. — Vgl. Gust i
Grundriss der Geschichte der englischen Litteratur, Münster 1887 S. 51 f. —
deutsche bei K. Müllen hoff und W. Seh er er, Denkmäler deutscher Poesie i
aus dem 8.— 12. Jahrb., N. 81; vgl. S. 498. — Ed. Kolloff, Die sagenhafte ue
tische Tiergeschichte des Mittelalters, Raumers histor. Taschenbuch 1867 S. 177-
Orientierung über den allegorischen Inhalt des Physiologus sehr empfehlenswe
Carus, Geschichte der Zoologie, München 1872 S. 109—145 (wichtig!). — 0.
Geschieht« der Beziehungen zwischen Tlieologie und Naturwissenschaft 1 (1877)
Eine öechisch geschriebene Abhandlung über den Physiologus von J. Gebauei
V. Jagiö, Arch. slav. Phil. 2 (1877) 752. — Karl Ahrens, Zur Geschichte d
Physiologus, Progr., Ploen 1885, handelt über einen syrischen Physiologus und
eine Klassifizierung sämtlicher Pbysiologi. — Neueste Hauptschriften: Fr. L
Geschichte des Physiologus, Strassburg 1889; v. Mo^uljskij, Ursprung des PI
und seine anfänglichen Schicksale in der Litteratur des Ostens und Westens,
1889 (russ.). Beide Werke sind ausführlich besprochen von A. Karnejev, Jo
1890 Bd 276 Januarheft S. 172—208; Laudiert auch von Roethe, Deutsche Litt<
1892 S. 190 ff. — Bei Lauchert und bei Reinsch, a. a. 0. findet man aucl
Litteratur zum Physiologus verzeichnet. — Eine kurze Darlegung des Standes der J
lateinischen Physiologus i. J. 1890 gibt L. Traube, Wochenschrift für klass.
1890 S. 322 ff. — A. Karnejev, Materialien und Bemerkungen zur Litteratur^
des Physiologus, als Nr. 92 der Publikationen der k. russ. Gesellschaft der Fn
alten Schrifttums, Petersburg 1890 (russ.). Dazu desselben Verf. oben genannte
— Fr. Lauchert, Zum Physiologus, Romanische Forschungen herausgeg. vor
möller 5 (1890) 3-36. — Max Goldstaub, Die Entwickelung des latein. Ph
Verhandlungen der 41. deutschen Philologen Versammlung zu München, Leipzig
1892 S. 212—221. — Max Goldstaub und Richard Wendriner, Ein tosco-
scher Bestiarius herausgegeben und erläutert, Halle, M. Niemeyer 1892 (in dei
Untersuchung werden auch Pseudo-Epiphanios, sowie die mittelgriechischen, slavli
rumänischen Bearbeitungen zum Vergleiche beigezogen). — M. Gold staub,
echwörungsartikel der Physiologuslitteratur, in ^Romanische Abhandlongen zu £1
=> 5. Tiargwohiobtwi. (9 367) 877
lera', Halle 1895 8. 355—380 (über die Aepis und Gorgo). — M. Goldstaab arbeitet
ISngerer Zeit auch an einer zusammenfaasendeQ Uotereucliuiig dar mittelgriechiacben
•siologiiBDberlieferung. ~ Hinweis auf Spuren dea PbyaiologoB in einer Chronik und in
lehwßrterBsmmlungan bei K. Krumbacher, Michael Gljkae, Sitzuitgaber. bajer. Ak.
4 S. 393; 4Ü3 f. — ü. Polivka, Zur Geschichte dea Pbysiologus in den elavischen
jeratnren, Arch. slav. Phil. U (1891) 374-404 und 15 (1S92) 246-273. - G. Polivka,
Nachtrag znm Physiologue, Arch. elav. Phil. 17 (1895) 635. — Ä. Äloxandrov,
rfaiologQH. Denkschriften der UnivereitSt Kazan 1693 (Aasgabs eines slav. Physiologue).
Zum Einfiuss des Physialogus anf die mittelalterliche Sonst vgl, das Werk des geiat-
3iin Amerikaners E. P. Evans, Animal Symbolism in Ecclesiastical Architecture.
■don and New-York 1895. — Znr Erforschung der Urgeschichte der Pbysiologusideen
Ig man beiziehen Ang, de Gubernatia, Zoologicol mythology, 2 voll., London 1872,
freilich der Phjaiologua selbst nicht berück aiohtigt iet (aach deutsch Überaetzt von H.
rtmann nnt«r dem l'itel; Die Tiere in der indogenn. Mythologie, 2 Teile, Leipzig 1874),
■ Sylvio EQhler, Das Tierleben im Sprichwort der Griechen und Römer, Leipzig 1881.
Weitere Litteratur zum abend ländiscfaen , bes. franzOaischen Physiologua Terzeicfanet
.X Fr. Mann, Kritischer Jahresbericht über die Fortschritte der Roman. Philologie her-
.«•g. von K. VoUmölIer nnd B. Otto 1 (1892-1895) 432 f.
3. Titel und Verfasser: Unter dem Nameo Physiologos wird ursprOnglich
■it ein Buch verstanden, sondern ein Mann, der eich mit der Natur beschütigt, ein
tnrforacher. Wer zuerst xut' ^{o/ijv als der Physiologos bezeichnet wnrde, wissen
- Dicht; man hat mit gutem Gnmde an Aristoteles gedacht. Vgl. Ahrens, a. a. 0. S. 18
3 Laachert, Geschichte des Physiologue S. 44. Dem entsprechend wird im Tit«I der
achischen Versionen meist ein Werk sngekflndigt Über oder aus dem Physiologos
g i6y •f'vaioiöyoy, Tji roi^ 4'vatolöyov). Ja den französischen, englischen und sonstigen
clelalterlichen Bearbeitungen ist die alte Ueberschrift gew&hnlich durch ein in der Volks-
■che verstAndlicheres Wort ersetzt (Beatiaire, Beatiary u. a. w.). Als Verfasser eines
paiologus galten im Mittelalter alle müglichen Berühmtheiten der beidDiachen, jüdischen
■ christlichen Litteratur, wie Salomon. Aristoteles, Demokritos, Petroe von Alexandria,
Lphanios, Johannes Chrysostomos, Hieronymus, Ambrosius u. a. Vgl. Pitra, a. a. O.
301 und Lauohert, Geschichte des Pbysiologus S. 65 f. In Wahrheit mnss er als eine
•xjme Schrift bezeichnet werden.
4. Wie so vielo andere volksmäaaige Stoffe kam auch der Physiologue von den
■antinem zu den Übrigen Osteuropäern. Ueber die rum&nischen und die elavischen
^iologus Versionen e. R. Reinsch, a. a. O. S. 156—183; Fr. Lauchert, Geschichte
k Physiologue, und bes. G. Polivka, a. a. 0.
387. Die EindergeBchichte von den Vierftlsslem, Jii]yifli^ nmiw-
AtTro; zäv TfTQaTiödatv föiwt'. In diesem Gedichte, das su8 1082 reim-
i«n politischen Versen besteht, wird eine VerBamnilung der vier-
Bsigen Tiere geschildert. König Löwe sitzt mit dem Elefanten auf
■n Throne; Panther und Leopard stehen als Minister zur Seite; den
sigen Hofstaat bilden der Wolf, der Hund und der Fuchs. König Lüwe
Bchliesst, in seinem Reiche ewigen Frieden herzustellen. Zu diesem
liufe werden durch die Abgesandten Katze und Maus, die der Affe be-
lltet, alle Unterthanen zu einer grossen Versammlung einberufen. Nun
fien langwierige Wortgefechte zwischen den feindseligen Tieren, von
»lohen jedes dem Gegner seine Sünden vorwirft und seine eigenen Tu-
ziden preist; zuerst spricht die Katze, dann die Maus, der Hund, der
Ichs, der Hase, der Hirsch, das Schwein, das Schaf, die Ziege u. s. w.
im Schlüsse erhebt sich König Löwe und erklärt, der Worte seien nun
nug gesprochen, der Waffenstillstand sei aufgehoben, die Fleischfresser
Uen die Übrigen Tiere wieder verschlingen, wie es von jeher Brauch
'"Wesen sei. Es entsteht eine blutige Schlacht, bis endlich beide Par-
ten ermatten und die einbrechende Nacht dem Qemetzel ein Endo setxt _
er Verfasser achliesst mit der Bemerkung, damals habe ^icb das Wm
im Hymnographen erfUllt: .Den König rettet nicht aeioo 1
878 BysuitiiiiHibe LltteTfttnrguobioht«. OL Tt
der Riese wird sich nicht retten inmitten b(
leben die vierfQssigen Tiere in ewiger Teinc
Über den Zweck des Gediclites sagt
dcnten und junge Leute sollen diese Verse
Art; sie seien nämlich geschrieben, um das
zu verbinden. Darauf wird in recht dunk
Absicht des Werkes angedeutet: , Diese D
tiefere Bedeutung; erkenne nur genau ihrei
uns falsche Freundschaft schliessen, indem c
uns gänzlich zu verderben, so rettet uns da:
denn Gott als Richter der Welt verteilt den
wie man diese Vorbemerkung mit dem Ge(
soll. Wenn Gidel meint, das Werk verfo
über die verschiedenen Arten der Tiere und
richten, so spricht dagegen die Form und c
im byzantinischen Reiche Kinder unterrichte
heiligen Schriften und die landläufigen Schul
Johannes Chrysostomos u. a. in die Hand,
Sprache der ganzen festeingowurzelten Lehrtr
lief. Noch mehr niusste der Inhalt des Oedi
inid obszönen Stellen wimmelt, seine Einfäh
Ebensowenig als die Versicherung, das Gedi
versteht man den „tiefen Sinn', welchei
geschichte unterlegt, da der Vergleichungsf
Feindschaft liegt, die unter den Menschen
Die Verwandtschaft des Werkes mit dem Phj
in der symbolischen Ausdeutung als in der
z. B. des geicuk- und knüchcllosen Elefant«
gleiehung dienen die abendländischen Ep
lungcn geschildert werden; doch ist für die ,1
fränkisches Vorbild nicht bekannt; sie ist viel
eine selbständige griechische Arbeit. 1
Naturwüchsigkeit und ein burlesker, häufig
gegen leiden die Wecliselredcn der Tiere b
Einftihrung der sprechenden Personen heiT
(wenn nicht dem alten Epos) abgelauschte, hi
der landschaftliche Hintergrund ist vemachlät
haft. Die satirische Tendenz kommt i
römische Kirche und auf die Juden zum A
Schwein, dass die fränkischen Geistlichen
Horsten zum Spenden des Weihwassers geb
einer sprichwörtlichen Redensart auf den Ül
gespielt. Die Sprache ist namentlich durch
des Prodromos ausdrucksvoll und häufig orig
hier die leidige Mischung gelehrter und volki
Physiologos verrät sich auch in der »Kinder;
Schulmeister durch eine gelehrte Etymolog
5. Tiergeschichten. (§ B88) 879
.en Mund gelegt wird (ttt«? yqaifixSq 6 Xaywoq^ wg nxrfifSoa %6 yoßov-
<. Zur chronologischen Bestimmung des Gedichtes ist die Bemerkung
11 f. zu beachten, dass die Tierversammlung im Jahre 1365 statt-
uiden habe; denn es ist wahrscheinlich, dass in dieser Angabe das
um der Abfassung zu suchen ist. Jedenfalls darf das Werk nicht ins
Jahrhundert herabgerückt werden.
1. Ausgabe: Ed. aus Cod. Paris. 2911 und Cod. Vindob. theol. 244 von W. Wagner,
nina 8. 141-178.
2. Hilfsmittel: Litterarhistoriscbe Bemerkungen von Ch. Oidel, Etudes sur la
gr. mod. S. 303—331. — Ueber die Zuteilung des Werkes an Prodromos s. unseren
■8 S. 759 Nr. 20. — Zum Text: G. Meyer, Neugriechisches, Bezjsenbergers Beiträge 19
S) 154 (bessert V. 672 xlaaXa in ßlaaXa d. h. ßtjaaaXa , Ziegelsteine* von lat. besaalis).
3. Im alten Kataloge der Bibliothek des Kardinals Sirlet, den E. Miller, Catalogue
mss grecs de la bibl. de l'Escurial S. 305 ff. veröffentlicht hat, wird eine (jetzt wohl
4>m befindliche) Es erwähnt, welche naidiofpqdaxov dtijytjcts ftSy jBTQanoSmy, ne^j
m enthält (Miller, a. a. 0. S. 327 Nr. 29). Das ist sicher das oben besprochene Qe-
i; denn es ist natürlich JltudUtpQaarog zu schreiben und die Bemerkung nsCfi (pQaaei
nicht beirren: denn vulgärgriechische Ffinfzehnsilber, die in den Hss oft fortlaufend
brieben sind, werden selbst in neueren gedruckten Katalogen zuweilen fflr Prosa
Iten.
388. Der Pulologos {IlovXoXoyoq) (650 politische Verse) ist nach
(iposition und Inhalt mit der „Geschichte der Vierfüssler** eng ver-
idt: König Adler veranstaltet zur Hochzeit seines Sohnes ein grosses
adenfest, zu welchem sämtliche Vögel eingeladen werden. Sie essen
trinken, bringen aber alsbald einen Streit aufs Tapet {fifftQuv xal
ici^ov andvoa etg id tQam'^iv). Der Zwist, dessen Anlass verschwiegen
bt, wird von jedesmal zwei Vögeln ausgefochten. Der Storch schmäht
Schwan, der Schwan den Storch; die Möve streitet mit der Gans,
Strandläufer mit dem Fasan, die Krähe mit der Turteltaube, die Eule
der Wachtel, der Uhu mit der Drossel u. s. w. Endlich ruft der
dg dem zankenden Geflügel sein Quos ego zu und droht, den Habicht
den Falken auf sie loszulassen; alle Vögel hören auf seine Worte,
en ab von ihrem Hader und bringen die Hochzeit fröhlich und friedlich
Ende.
Die Annahme eines lehrhaften Zweckes liegt bei diesem Gedichte
er als bei der Kindergeschichte von den Vierflisslern; obschon auch
• Derbheiten vorkommen (z. B. V. 216 flf.)» fehlen wenigstens gröbere
zönitäten, und durch die massenhafte Aufzählung von Vogelnamen
cht das Werk einem Kompendium der Ornithologie. Ganz zweifellos
die satirische Tendenz. Indem die Vögel in ihren Schmähreden
ische und menschliche Verhältnisse fortwährend mit einander ver-
chen, ergeben sich zahlreiche Anspielungen auf allgemein mensch-
be Schwächen und auf die kirchlichen, politischen und ethno-
iphischen Verhältnisse des byzantinischen Reiches. Der
stndläufer z. B. wirft dem Fasan vor, er trage sich nur so auffallend,
für einen Junker aus adeligem Geschlechte {oqxo'^^^otiovXov dno rovg
aatadeg) zu gelten; der Fasan beschuldigt den Strandläufer, er habe
d entlehnt, könne seine Schulden nicht bezahlen und halte die Gläubiger
1 besten. Die Henne rühmt sich, sie bringe Junge zur Welt, die.
chöfe, Exarchen und Priester werden. Den reichsten
;en liefert das bunte Gewimmel der den
880 Bysantinisohe lätieratnrgesohiohie. IIL Vnlgirgrioeli. littantv, t]
Völker; die heftigen Hiebe auf die Franken, Ylachen, Bulgaren, Ti
und Chazaren versetzen den Leser schon ganz in die Atmosphlii
modernen Nationalitätenkonflikte. Die Henne wirft dem xa^xanci;
er stamme aus Rom, sei 6 Jahre als Bruder {(pQSQr^s) im Spital
und habe sich dort mit dem Weibe eines fränkischen Ritters v(
Die Drossel schilt den Uhu Tartarenschädel, Bulgarensprössling; der
nennt seine Gegnerin naaidova eine Sklavin der Franken und rAhmt^^l
selbst seiner rhomäischen Abkunft; der Pfau wird als Franke nä
Kapuze bezeichnet u. s. w. Besondere Beachtung verdient der Puloh
wegen der Reinheit und Rundung der volksmässigen Sprache. FniH|r 1
wird das Verständnis durch seltene Wörter wie auch durch manche Ti^t I
Verderbnisse bedeutend erschwert; ein gründlicher Kommentar wäre
wie bei so vielen vulgärgriechischen Texten das dringendste
Zeit und Ort der Entstehung des Gedichtes lassen sich trotz
häufigen ethnographischen und geographischen Anspielungen zunächit
annähernd bestimmen. Eine Frühgrenze ergibt sich aus der Erwi
der Bussole (V. 531), deren Gebrauch sich schwerlich vor den ersten Ji
zehnten des 14. Jahrhunderts nachweisen lässt; andererseits v(
sprachliche Gründe und die Art, wie das Verhältnis der Rhomäer za
Nachbarvölkern gedacht ist, in die letzten Jahrzehnte des byzantii
Reiches herabzugehen. Darnach ist die Abfassung in das 14. Jahrhundei
und zwar eher in die erste als in die zweite Hälfte desselben zu a
Bezüglich des Ortes der Entstehung lässt sich nur sagen, dass
reiche Anspielungen auf eine Gegend hindeuten, in welcher die 6ri<
mit den fränkischen Gebräuchen genau vertraut geworden waren,
der Erwähnung von Glarentza V. 629 auf den Peloponnes zu scUii
geht nicht an, da auch andere, weit von einander abliegende Oertlicl
wie Zagora und Nikaea genannt sind.
1. Ausgabe: Ed. W. Wagner, Carmina S. 179-198 (nach Cod. Vindi
theol. 244).
2. Hilfsmittel: Phantastischer Versuch einer allegorischen Deutung tod K.1I
Sathas, Mea, ßißk. 7 (1894) ceX. Xe xin, fe^
3. Zur Ueberlieferung: Noch unbenutzt sind eine von Du Gange im Glomna]
mediae et infimae Graecitatis, Index Auctorum Col. 38 s. v. Pulologus erwfthnte Ptmiil
Hs, der Cod. Escur. V^. IV. 22 und der Cod. 35 des alten Serails, in welchem W
Werk wie die Geschichte der Vierfüssler dem Theodor os Prodromos zogeschnih«]
und durch eine Vorrede an Kaiser Manuel Komnonos eingeleitet ist. — Ein Pukkogi]
(wenn nicht eine metrische Bearbeitung der Geschichte Stephanites und Ichnelates; s. | M^
ist vielleicht auch das 18 Blätter umfassende, mit Abbildungen der Vögel ansgefltatMi'
Gedicht im Cod. Athen. 701 s. 16: Aoyoq rov ixyrjXdjov negl ttJy novXitay,
4. Titel und Fortleben des P.: IlovXoioyos d. h. Vogelgelehrter ist wie Pwyw-
Xoyog und ^agoXoyog nach Analogie von 4»vaioX6yog gebildet, ähnlich wie Volnerairt
nach Bestiaire. Das Wort bezeichnet aber auch den Vogelsteller. Vgl. die elfte isopiM^
Fabel in der vulgärgriechischen Bearbeitung, Venedig 1543: UovXoXoyog xai o/ckt^ dI
den neugriechischen Spruch: IlovXoXoyog xai %paQag iQrjfio x6 aniri tov d, h. Vogebtrikr
und Fischer kommen auf keinen grünen Zweig. Benizelos, na^otfiiai thjfimdetfj f hL,
Hermupolis 1867 S. 260, 194. — Dem Pulologos verwandte Verstellungen herrschen neck
heute im Volke. Vgl. den Spruch : ^EfjLal^svttjxav rnr oQyia xi ixa/iitv ro finovfpo ngtSro (▼«
einem Gemeinwesen mit schlechter Obrigkeit). Benizelos, a. a. 0. S. 76, 161.
389. Die Legende vom ehrsamen Esel^ Swa^dgiov tov ri^/tiij/ifVor
yadccQov (393 reimlose politische Verse). Die schöne (beschichte vom
Esel, Wolf und Fuchs, raiagov^ Xvxoif xi äXovrrovg rfiijyiycri^ cSgafa (540
gereimte politische Verse). Diese zwei Gedichte sind Versionen eines und
5. Tiergesohiohien. (§ 389) 881
_ lelben Werkes und verlangen daher eine gemeinsame Betrachtung. Der
-.alt der Erzählung möge nach der gereimten Bearbeitung angegeben
■den, weil diese vollständiger ist und manche Züge enthält, die in der
biliösen Redaktion fehlen: Der unglückliche Esel entrinnt einmal seinem
ten Gebieter und geht zur Weide auf eine benachbarte Wiese; hier
-dien sich der Wolf und der Fuchs zu ihm mit der Absicht, ihn durch
e Hinterlist zu bewältigen und gemeinsam zu verzehren. Vergeblich
;ht der Esel durch die lügnerische Drohung, sein Herr weile mit furcht-
■en Jagdhunden in der Nähe, die gefährlichen Freunde los zu werden.
r Fuchs fordert ihn vielmehr auf, sich ihrer Oesellschaft anzuschliessen ;
' Plan sei, über das Meer in das Morgenland zu fahren, Qelder einzu-
nmeln und unter sich zu verteilen. So wandern denn alle drei dem
etade zu und besteigen ein Segelschiff; der Wolf wird Kapitän, der
ichs Steuermann, der Esel Ruderknecht. Da erzählt der Fuchs, ihm
be von einem entsetzlichen Sturme geträumt; es sei daher geraten, zu
ichten und Busse zu thun. Der Wolf beichtet, er habe Schafe, Ziegen,
irsche, Kälber, Ochsen und Schweine gefressen; jetzt aber wolle er Busse
an, auf den Berg wandern und Mönch werden. Der Fuchs spricht das
nchtkind von allen Missethaten los. Darauf beichtet der Fuchs, er
bleiche sich in die Dörfer, erwürge Enten, Hühner und Gänse; „das
>ben der Hühner ist mein Tod.' Besonders drücke sein Gewissen, dass
einst eine arme Witwe um ihren einzigen Trost gebracht habe, um eine
3nne, die zweidottrige Eier legte; ausser dieser Henne hatte die Alte
•ch einen grossen, rothaarigen Kater; beide hielt sie wie Sohn und
ichter. Nun schlich er sich einmal in ihre Hütte, setzte sich neben die
Jbblinde Alte und liess sich von ihr als vermeintlicher Kater streicheln;
im erspähte er die Gelegenheit und packte die harmlose Henne. Über
380 Missethat fühle er jetzt Reue, er wolle sich die Haare scheren lassen,
f den Berg gehen und Nonne ^) werden. Auch der Fuchs erhält die
Dsolution. Endlich kommt der Esel an die Reihe; der Wolf bringt den
Dmokanon^) herbei und ergreift Feder und Papier, um die Sünden des
Initenten aufzuschreiben. Der Arme weiss keine andere Frevelthat zu
irichten, als dass er einmal ein Lattichblatt sich widerrechtlich angeeignet
id dafür von seinem Herrn furchtbare Prügel empfangen habe. Fuchs
id Wolf erklären, dieses Verbrechen verdiene nach den Regeln des Ge-
izes die schwerste Strafe ; die Hand solle ihm abgehauen, das Auge aus-
)rissen werden, ja nach dem zwölften Kapitel des Gesetzbuches sei ihm
)r Galgen bestimmt. In dieser Not erfindet der Esel eine List: Ehe er
erbe, wolle er ein Geheimnis offenbaren; sein Hinterfuss sei mit einer
underbaren Kraft begabt; wer sie zu Gesichte bekomme, vermöge 40
igereisen weit zu gehen und zu hören und alle Widersacher in die Flucht
1 schlagen. Fuchs und Wolf versprechen dem Esel Verzeihung und
-eundschaft, wenn er ihnen seine kostbare Gabe mittefle; inageheim aber
3gen sie den Plan, sobald sie die Zauberkraft klangt hStten, den Esel
*) Der Fuchs (dXovnov) ist im Griechi- *) Vgl 8L 607.
ben Femininam.
lUndlmeh du klMi. AltertumtwitftnMliall IX. t AMIg. 1 Utk .
882 Bysantiiiisohe litteratiirgMehiohie. IIL Tnlgirgrieeli. Litt«nter. L R
zu zerreissen und aufzuzehren. „So dachten sie; der Esel aWi
anders und verrichtete grosse Thaten.** „^ExeTvoi ikäyaaiv avrant
^xaixev aXXa Ki ixafie TXQayiiaxa noXXä^ xajiwfiorfa fnsyaXa,* Er gi
dem Wolfe auf dem Hinterteile des Schiffes drei Stunden lang md«
lieh zu knien und das Paternoster zu beten. Nachdem der Wolf a
den Empfang der Zauberkraft vorbereitet ist, versetzt ihm d^ Sri
seinem Hufe plötzlich einige so gewaltige Schläge, dass er üb« I
stürzt. Da der Fuchs sieht, wie bedenklich sich der Esel gebärdet, h
ihn Zittern und er springt aus freien Stücken ins Meer. Wolf und F
werden von den Wellen ans Ufer getragen und erholen sich von i
Niederlage. Die Erzählung schliesst mit dem Lobe des Eseb au
Munde des Fuchses; man müsse ihn künftig nicht mehr Esel, soi
Nikos^) nennen.
Diese Pilgerfahrt der drei Tiere ist offenbar ein Ableger de
rühmten Geschichte vom Reinhart Fuchs. Die wichtigsten Züge
Erzählung finden sich in abendländischen Reinhartgeschichten wieder;
sind sie im griechischen Gedichte zu einem Ganzen vereinigt, f&r wc
ein unmittelbares Vorbild nicht bekannt ist. Jedenfalls aber stamm
Idee des Werkes aus abendländischen Tiergeschichten, so dass hier
eine Sage, deren Kern vielleicht ursprünglich von Griechenland ausgega
war, am Schlüsse des Mittelalters in reich ausgebildeter Form wied(
den Griechen zurückgekehrt ist. Der Charakter der Tiere ist in
griechischen Gedichten derselbe wie in den abendländischen Versionen
Mönchtum und Kirche wird so lebhaft angespielt wie in den besten A
teuern der westlichen Reinhartsage. Die satirische Absicht verrät s
der Titel des älteren Gedichtes: JSvva^ccQiov d. h. Legende, der in
gereimten Bearbeitung vielleicht aus Rücksicht auf fromme Leser geli
worden ist.^) Mit den sonstigen Tierfabeln stimmt auch, dass sich
und Fuchs als Gevatter {avvrexvog^ (Xv%*Ttxnaaa) anreden. Daneben fi
sich manche Abweichungen von der gewöhnlichen Überlieferung.
Abhören der Beichte ist durch das Traumgesicht des Fuchses besoi
motiviert; die Pilgerfahrt der Tiere, die sonst als Landreise gedachi
erfolgt hier — für eine griechische Bearbeitung sehr bezeichnend -
See, und zwar wollen sie auf den Berg d. h. nach Hagion Oros
fahren. Eine besondere Differenz entsteht dadurch, dass im Griechi:
der Fuchs als weibliches Wesen gedacht ist und so dem Mönche
eine Nonne Fuchs zur Seite tritt. Auch die Geschichte von der
Witwe, die der Fuchs durch seine Katerähnlichkeit betrügt, scheint
*) Volkstümliche Form von Nikolaos,
in der hier natürlich die Ableitung von yixttto
betont ist. Man erinnert sich bei diesem
Namen an den Eseltreiber Eutyches und
den Esel Nikon, die Kaiser Augostus nach
der Schlacht von Nikopolis in zwei Erz-
statuen verewigte. Michael Glykas ed.
Bonn. S. 380, 9—15. Statt Eutyches bietet
Niketas Akominatos ed. Bonn. S. 860,
18 Nikandros.
*) Dem neckischen Titel der älteren Re-
daktion hat es der ehrsame yäda
danken, dass er richtig unter die He
aufgenommen wurde. In der Beack
des Cod. Vindobon. 244 (297) liest vom
lieh: , Anonymi cuiusdam auctoris i
rium sive narratio succincta de qi
Qadaro, sanctitatevitae claro,
Graecobarbara". P. Lambecii com
riorum de Augustissima bibliotheca Ci
Vindobonensi liber Y (1778) 551.
5. Tiergeflohichien. (§ 390) 883
i't vorzukommen. Echt griechisch ist auch, dass der Fuchs bezw. die
f^nov sich Schülerin des weisen Leon nennt, i) worunter natürlich
it, wie Grimm 2) meinte, der Tierkönig Löwe, sondern der durch seine
Icel zu einer populären Figur gewordene Kaiser Leon der Weise
^$ 300 und 336) zu verstehen ist. Die bekannten Eigennamen des
3bartkreises, die bei den Germanen und Romanen typisch geworden
Ly blieben für den Griechen unverständlich und wurden deshalb weg-
iiSsen.
Das Verhältnis der zwei griechischen Reinhartgedichte ist nicht
ifigend klar; wahrscheinlich aber stammt nicht die jüngere Version aus
r älteren, sondern beide aus einer gemeinsamen griechischen Vorlage.
) Entstehungsort der Gedichte, von denen namentlich das zweite von
lienischen Wörtern wimmelt, kann wohl nur eine jonische Insel oder
«ta in Betracht kommen. Dass beide Bearbeitungen einer sehr späten
rit angehören, beweisen nicht nur die Sprache und bei der zweiten die
Twendung des Reimes, sondern auch sachliche Gründe, wie die Erwäh-
jig von Feuerwaffen (Bombardon u. s. w.) ; in der zweiten Version findet
4 (V. 483) schon das türkische Wort für Flinte {rovtptxi). Eine Spät-
^enze ergibt sich für die erste Version aus dem Alter der Handschrift,
e zwischen 1508 und 1560 geschrieben ist, für die zweite aus dem Da-
m der ältesten Ausgabe 1539. Damach dürfte die kürzere Bearbeitung
n die Mitte des 15. Jahrhunderts, die ausführlichere am Ende
988elben oder erst im 16. Jahrhundert entstanden sein.
1. Ausgaben: Die erste (reimlose) VersioD ed. aus Cod. Vindob. theol. 244 W.
agner, Carmina S. 112 — 123. — Die zweite (gereimte) Version erschien zuerst als
nezianisches Volksbuch, Venedig 1539. Den Venezianer Druck von 1832 wiederholte
t einer trefflichen litterarhistorischen Einleitung und einem an Missverständnissen reichen
Bflsar Jac. Griram, Sendschreiben an Karl Lachmann über Reinhart Fuchs, Leipzig 1840.
Darnach ebenfalls wiederholt von W. Wagner, Carmina S. 124—140.
2. Hilfsmittel: Analyse und litterarhistorische Untersuchung von Ch. Gidel,
ndes sur la litt. gr. mod. S. 331—351. — N. Polites, Jr]fiü»6tj ß^fiXla, "Earia 1877
659—664. — Litteraturnachweise zu deutschen, französischen und anderen Reinhart-
schichten: E. Goedeke, Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung P (1884) 15;
f.; 70 f.; 481 ff. — Gaston Paris, La litt, fran^aise au moyen-äge, Paris 1888
117 ff.; 256. — H. P. Junker, Grundriss der Geschichte der französischen Litteratur,
Inster 1889 S. 101 ff. — Höchst bedenkliche allegorische Deutung von E. N. Sathas,
F<r. ßißX, 7 (1894) ceX, X« xin.
3. Zu vergleichen sind manche neugriechische Sprichwörter, in denen der Fuchs
d der Wolf vorkommen. S. z. B. Benizelos, na^otfiiat örjfÄuideis, ß' lx<f., Hermu-
lifl 1867 S. 92, 5—12; 196, 272-284.
390. Der Porikologos, Jiijyrjaig xov UooQtxoXoyov d. h. das Obst-
ich, ist eine kleine Prosaerzählung, in der eine Versammlung von Baum-
ichten geschildert wird. Unter dem Könige Quitte versammeln sich der
iichsess Granatapfel, der Protonotar Birne, der Logothet Apfel, der Proto-
stiar Pomeranze, der Protostator (so!) Pfirsich, der Grossdrungar Zitrone
id andere Würdenträger. Vor sie tritt die Traube und erhebt gegen
obrere Beamte des Obstreiches die Anklage auf Verschwörung und Hoch-
rrat. Zeugenschaft leisten die Äbtissin Olive, die Hausverwalterin Linse,
*) Gereimte Bearbeitung V. 104: xai tov
2 Aiov xov üoipov iyia fiovye fia&evtQa.
Aehnlich Y. 508.
>) A. imtiB •. 0^ a 70; 105.
884 Bysantiniaohe Idtteratargesohiolite. HL Vnlgirgrieoh. Litt«nter. L
die Nonne Korinthe, die Eulennase Erbse, der schwarzäugige Baucbs
ling Bohne u. a. Gegen sie erhebt sich Herr Zwiebling mit äof
und dreifachem rotem Überwurf, seinen Bart auf dem Boden sohle
und schwört bei allen seinen Verwandten, seinem Bruder Knoblauch, i
Vetter Senf, seinem Neffen B.ettig u. a., die Anklage der Traube j
logen. Zur Entscheidung des Prozesses werden die Archonten und
monen berufen und mit ihnen die kaiserliche Leibgarde, die Wan
es erscheint der fröhliche, alte Kriegsrichter Melone, der Sakellarios i
u. a. Die Traube wird der Lüge überführt und der König verkünde
Urteil: sie solle an ein krummes Holz gehängt, mit Messern geschi
und von Männern getreten werden; ihr Blut sollen die Menschen \n
um sich zu berauschen und den Sinn zu verlieren. Die Archonten kkt
Beifall und begrüssen den König mit der byzantinischen Akklamatioi
noXXd irrjl
Den Kern dieser Obstgeschichte bildet die Schilderung der g(
liehen Eigenschaften des Weines; gleichzeitig aber enthält sie eine»
hafte und gutmütige Parodie des verwickelten Apparates der bya
sehen Ämter und Titel. Welcher Zeit der uns vorliegende Text
hört, ist unbekannt; doch dürfte der Kern des Werkes, wie namentlu
Erwähnung der Warangen zeigt, vielleicht noch ins zwölfte Jahi
dert zurückgehen. Aus einer nicht erhaltenen griechischen Versio
Porikologos, die einige eigenartige Züge enthielt, floss eine serb
slovenische Übertragung, von der bis jetzt drei Handschriften be
sind. Auch eine türkische Bearbeitung des weinfeindlichen StQcl
überliefert.
1. Handschriften und Ausgaben: Den griechischen Text enthalten d
Vindob. theol. 244 und in einer etwas abgekürzten Form der Ck>d. Paris. 2316. -
wurde eine jüngere und verkürzte Bearbeitung gedruckt in: Biog Aiatinov rov i
Venedig 1788 S. 93 — 96. — Aus dem Wiener Codex ed. den Por. zuerst K. St
der Zeitung KXbkü 1871 Nr. 516. — Aus demselben Codex ed. W. Wagner, '
S. 199—202; S. 380 ff. die Varianten des Venezianer Druckes. — Die serbisch
nische Bearbeitung ed. V. Jagiö, Arch. slav. Phil. 1 (1876) 611—617, wo auch V
aus Cod. Paris. 2316 mitgeteilt sind. — Den türkischen Text ed. O. Blau, Zei
deutschen morgenl&nd. Gesellschaft 28 (1874) 569 f. — Deutsche Uebersetzi
türkischen Textes von R. Köhler, Arch. slav. Phil. 2 (1877) 192 ff. — Vgl. AI.
lofsky (d. h. Veselovskij), Altslavische Kreuz- und Rebensagen, Rosa. Revue ]
130—152; hes. 150-152.
2. Titel: JltoQtxoXoyog ist nach Analogie von 4»wnoX6yof, TlovXoXoyog gebi
ntaqixd = ontoQtxa ,Obst*.
3. Abfassungszeit: Einigen Anhalt zur Bestimmung der Frühgrenze {
vielleicht die angeführten Früchte. Von der Limone, die als Qrossdmngar aaftril
y. Hehn, Kulturpflanzen und Haustiere 3. Aufl. S. 390 (6. Aufl. S. 436), dass sie
in Europa noch nicht bekannt gewesen sei; doch hat das von ihm angef&hrte
offenbar nur für Westeuropa Beweiskraft.
4. Psarologos: Zu den hier aufgezählten Tier- und Pflanzengeschichtei
noch ein ^agoXoyoq (Fischbuch), von dem bis jetzt eine einzige Hs, der Cod. E
IV. 22, bekannt ist. Vgl. R. Wünsch, Zur Escurial-Handschrift *P. IV. 22, B. Z.
Eine baldige Veröffentlichung dieser Rarität wäre sehr erwünscht.
5. Ein vulgärgriechisches Gedicht über den Kater und die Maas
Cod. Vatic. 1139 fol. 45 ff. Inc. '0 xdtig xai 6 noyuxog exafiay xakacvtrij.
Zweiter Abschnitt.
Prosaische Litteratur.
391. Vorbemerkiing. Wie die Volkssprache im Abendlande zuerst
sugsweise in die Poesie und Prosadichtung eindrang, so geschah es
h bei den Byzantinern. In den ernsteren und gelehrteren Prosagattungen
Lclt sich fast ausschliesslich die traditionelle Kunstsprache. Wo man
Vulgärgriechische für Prosawerke verwendete, geschah es in der vor-
kJschen Zeit wohl nur bei völligem Unvermögen die Schriftsprache zu
^rauchen oder bei der Unmöglichkeit ihr Verständnis vorauszusetzen.
erklärt sich die Zulassung der niederen Redeweise in den italischen
künden und in den cyprischen Assisen und Chroniken. In den
osadichtungen wie im Syntipas kann die Anwendung der Volkssprache
$ht mehr auffallen als in den versifizierten Romanen. Die Erzählung
D Barlaam und Joasaph und der Fürstenspiegel, die ich in diesen
schnitt aufgenommen habe, gehören ihrer Form nach in die kunstsprach-
le Abteilung; doch hängen sie nach ihrem Inhalt und ihrer litterarhisto-
3hen Stellung so eng mit den Volksbüchern zusammen, dass sie nicht
hl von ihnen getrennt werden konnten. Mehr Anklang hatte eine dem
Ikstüm liehen genäherte Prosadarstellung in der vorkomnenischen Zeit
ünden. Malalas, Theophanes und Konstantin Porphyrogennetos
leichnen hier drei höchst bemerkenswerte und charakteristische Versuche
• Ausbildung eines vulgärgriechischen Prosastils. Doch wurde die von
len betretene Bahn infolge der litterarischen Reaktion unter den Kom-
nen verlassen. Es fehlt zwar auch in der nun folgenden Periode des
•achlichen Purismus nicht an Vertretern einer vulgären oder halbvul-
•en Ausdrucksweise; vor allem kommt das Volksidiom in Paraphrasen
istsprachlicher Werke zur Geltung. Die allgemeine Thatsache bleibt
3r bestehen, dass die lebendige Sprache in der Prosalitteratur nur
e dürftige und gleichsam zufällige Rolle spielt. Um so mehr muss
n sich bemühen, in den schriftsprachlichen Texten die Spuren des
gären Einflusses aufzudecken, und an ihnen ist kein Mangel. Die
Ikssprache hat sich für ihre offizielle Zurfickweisiiiig ans der Prosa ge-
;ht, indem sie heimlich in die Texte ^™^''^»!mia|i|^|JBMtffJip»^''™^"
886 Bysaniiiiisohe Litteratiirgesohiohte. IIL Vnlgirgrieoli. LlUanter. 2.
lassen sich vom 6. bis zum 15. Jahrhundert durch die ganze Prosaütfa
verfolgen.
392. Barlaam und Joasaph (Josaphat), der berühmteste und
geistliche Roman des Mittelalters, gehört zu den intemationaleo 1
büchern, die vom fernen Osten her über Asien, Nordafrika und E
verbreitet wurden. Sein Inhalt sei kurz angedeutet: Ein heidm
König in Indien, namens Abenner, erfährt durch Sterndeuter, daa
durch Schönheit und Klugheit ausgezeichneter Sohn Joasaph aid
christlichen Religion zuwenden werde. Um die Erfüllung dieser fti
zeiung zu verhindern, lässt der König für seinen Sohn einen heiri
Palast bauen, damit er fern von allen Übeln des Lebens in immerwihn
Lust und Freude erzogen werde; in seine Umgebung kommen nur Di
die in Jugend und Schönheit prangen; kein Fremder wird zugelasseo
mit Joasaph von der Vergänglichkeit des Irdischen nichts erfahre,
der strengen Bewachung erblickt der Königssohn durch ZufaD i
Kranken und einen Blinden, ein anderes Mal einen Greis, endlich
einen Toten. Er forscht bei seinen Begleitern über die Gründe d
ihm früher unbekannten Erscheinungen und beginnt, was er gesehen
gehört, unaufhörlich zu erwägen. Entscheidend für seine innere 1
delung wird die Begegnung mit dem strengen Asketen und Eins
Barlaam, von welchem er in den christlichen Glauben eingeführt
Vergeblich versucht König Abenner seinen Sohn von der neuen 1
abwendig zu machen; zuletzt entschliesst er sich, sein Reich in zwei Hl
zu teilen und dem Sohne eine derselben zu überlassen. Joasaph übern
die Regierung, leistet aber bald auf die Krone öffentlich Verzicht, um
in die Einsamkeit zurückzuziehen. Er bekehrt die von seinem Vate
geordneten Boten, endlich den Abenner selbst mit seinen UnterÜi
Nachdem er so seine heilige Sendung vollendet hat, begibt er sich i
Wüste und beschliesst sein Leben als frommer Einsiedler. Sein Leic
wird in einer herrlichen Kirche beigesetzt und verrichtet viele Vf
und Heilungen.
Der ästhetische Wert dieser feurigen Apologie des christlichen I
in welcher der Kampf gegen die Weltlust mit überzeugender Kr
schildert wird, ist über allen Zweifel erhaben. Die Komposition i
trefflich; die Gegensätze der Gesinnungen, Personen und Zustän
ausgezeichnet verwertet. So musste das Buch auf die gläubigen
Europas den tiefsten Eindruck machen. Und doch ist die Herku
Werkes nichts weniger als christlich. Wie die Sindibadgesch
und Kalilah va Dimnah ist auch der Barlaamroman von Indien
gangen ; er ist eine im christlichen Sinne vorgenommene Verarbeiti
Lebensgeschichte des Siddhärtha, der später unter dem Namen E
Stifter des Buddhismus wurde (f 543 v. Chr.). Die historische Gr
der Erzählung ist also nicht ein Joasaph und ein König Abenn
thatsächlich nie existiert haben, sondern Buddha und sein Vat
König von Kapilavastu. Diese merkwürdige Thatsache ist du
genaue Übereinstimmung der Barlaamgeschichte mit den in in
Quellen erhaltenen Nachrichten über das Leben Buddhas völlig er
Barlaam and Joasaph. (§§ 391—392) 887
'^ Verfasser hat den erzählenden Teil mit geringen Abweichungen
^_ der Biographie Buddhas entnommen und nur den christlich-dog-
^'Ai sehen Inhalt selbst hinzugefügt. Ausser der Lebensgeschichte des
a, welche den Kern des Werkes bildet, haben auch andere bud-
tische Überlieferungen Aufnahme gefunden. Dahin gehört vor
die berühmte Parabel von dem Manne, der sich vor dem wütenden
om flüchtet: Er stürzt in einen Abgrund, hält sich glückUch an einem
mchen fest, bemerkt aber, dass eine weisse und eine schwarze Maus
örlich die Wurzeln des rettenden Baumes benagen, während in der
ein furchtbarer Drache den Schlund gegen ihn aufsperrt; mitten in
er Not sieht er von den Zweigen des Baumes Honig träufeln und
tet, aller Qefahr vergessend, seinen Sinn auf den süssen Honig. Diese
ichte soll lehren, wie der vom Tode (dem Einhome) verfolgte Mensch,
dessen Leben Tag und Nacht (die weisse und schwarze Maus) unauf-
nagen, in kurzsichtiger Verblendung sich um die eitle Weltlust
Honig) bemüht, obschon ihn die Hölle (der Drache) bedroht. Die-
Erzählung, die in Deutschland durch das Oedicht von Rückert popu-
^eworden ist, findet sich auch inKalilahvaDimnah und in anderen
stalischen Büchern; sie ging in die mittelalterlichen Gesta Roma-
rum über und ist auch in einem vulgär griechischen Werke, dem
okopos (s. § 379), selbständig verwertet; von ihrem Ansehen zeugen
SL'fct^alterliche Bildwerke wie das berühmte Relief am Baptisterium zu
a; byzantinische Darstellungen der Parabel schildern mehrere Ge-
bte des Manuel Philes (s. S. 777,4). Unter den christlichen Quellen
Werkes ist die wichtigste die Apologie des Aristides (aus dem
Jahrh. n. Chr.), deren sonst verlorener griechischer Text geradezu aus
Barlaam hergestellt worden ist. An den zwei Stellen, wo der Roman
sführlicher über die Pflichten des Fürsten handelt (S. 308 ff. und 331 ff.
Boissonade), findet man eine weitgehende Übereinstimmung mit dem
iter Justinian I verfassten Königsspiegel des Agapetos (s. § 190); doch
rieht der Umstand, dass im Roman die Gedanken ganz anders und an-
-^■bcheinend ursprüngUcher geordnet sind als bei Agapetos, mehr für die
~ Annahme einer (unbekannten) gemeinsamen Vorlage als für direkte Be-
"^^Hfltzung des Agapetos.
^^^ Über den Verfasser und die Entstehungszeit des griechischen
^ ^'fiarlaam schweben noch manche Kontroversen. Die Ansicht, dass Jo-
^iannes von Damaskos der Autor des Werkes sei, ist jetzt allgemein
^lafgegeben; er ist nur in einer Gruppe jüngerer Handschriften als Ver-
'. fosser genannt; dagegen wird in allen älteren Handschriften des Barlaam
^ einstimmig berichtet, dass diese erbauliche Geschichte von Johannes, einem
^ Mönche des Sabbasklosters, aus Indien nach Jerusalem gebracht worden
Bei: '^lütoQia xjjvxonifsXriq ix rrjg ivdoräQaq räv Ald-ionwv %(6qaq^ trjg ^IvSßv
^^ XeyofAävtfij TiQog vrjv äy(av noXiv /xetsvsxx^eTaa iid ^Icodvvov fiovaxov^ ävÖQog
5^1 Tifuov xai evagätov /lot'rjg tov ayiov 2aßßa, Nur zwei Handschriften ver-
f merken im Titel, das Werk sei von Euthymios, dem Iberer (f 1026),
; ins Griechische übersetzt worden. Dass diese Angabe nicht richtig sein
^ kann, hat Zotenberg nachgewiesen; sie stammt offenbar von einem
SS8 Byiantiiüaeh« LittoratvrgSHhiehte. ID. Tali
iberischen Möncho , der im Schwünge patr
Ituhmesk ranze seines Landsmannes noch eil
wollte. Mit einiger Sicherheit läset sich jetzt
chische Barlaamroman ist in Palästina,
des hl. Sabba», von einem griechischen Uönch<
Die Abfassung geschah, wie sich namentlicl
ergibt, in der ersten Hälfto des 7. Jahr
in welcher der Geschmack an der christlic
auch sonst hervortritt; damals las man vol
des Kyrillos von Skythopolis {a. § 83) un
wie den L«imon dos Johannes Moschoa (.
die auf die weitesten Krpise berechneten Erzi
Neapolis (s. g 86); damals begann auch der
kreis wie das Adambuch sich zu verbreiten
Wenn nun auch der Barlaamroman i
Tendenz und Verbreitung zu den wahren V
sehen Zeit gorechnet werden muss, so steh
Vulgärgriecliischcn fern. Sein Verfasser ist i
die Darstellung der Kirchenväter zum Musti
korrekt und fliessend, sein Stil lebhaft und l
unvermeidlichen Zugabe rhetorischer Färbut
stoben so isoliert, das» man sie wohl einem
Die Überlieferung des griechischen Textes
Schriften, von denen die ältesten dem 11. J
leidigen Umarbeitungen, Zusätze und Weglassi
konstitution der meisten mitt<?lalterlichen Voll
keiten bereiten, sind beim Barlaamroman ni<
als ein ehrwürdiges und formal abgenindetej
welches die Abschreiber eino ähnliche Zuri
gegen die klassischen Texte und die Kirch
dass sich das Buch anfänglich wenig verbi
seit dem 11. Jahrhundert wissen wir von Ven
Zeit an zahlreich erhalten sind; auch geschii
Erwähnung, weder in Legenden, noch in geist
die Sanktion der Kirche erst später erfolgte
Übersetzung des Barlaam von Petros Kas
nus 16a (Venedig) und im Cod. Canonicianu»
breitung des Barlaam datiert mithin aus de
die Sindibadgcschichtcn und Kaliluh v
Dass die Wanderung dieser orientalischen Büel
beginnt, hängt wohl mit der grossen, von
Osten nacli Westen flutenden Kulturbewegung
Züge einleitete und begleitete. Die meisten i
tungon des Barlaam flössen aus einer latei
') Vgl. H. Geiler, SeituB Julius Afri- | ■) i
oanns II 1, '2M-273. {
Barlaam und JoMaph. (§ 392) 889
und Deutschland stark verbreiteten Übersetzung des griechischen
deren älteste Handschriften ins 12. Jahrhundert zurückreichen,
eutschland wurde er vornehmlich durch das schöne Werk des
olf vonEms (ca. 1220 bis ca. 1254) bekannt; zwei andere deutsche
ionen gehören ebenfalls noch dem 13. Jahrhundert an. Aus derselben
stammt eine christlich-arabische Übersetzung des griechischen
und eine französische Bearbeitung des lateinischen. Der christ-
kbische Barlaam wurde im 16. Jahrhundert ins Äthiopische über-
Auch zu den Slaven und anderen Ostvölkem wie den Georgiern
Armeniern ist der Barlaam übergegangen. Neben der christlich-
»ischen Übersetzung ist eine ältere nichtchristliche arabische
ion vorhanden, die nicht aus dem griechischen Texte, sondern aus
»mPehlevioriginal abgeleitet ist. Aus einem solchen arabischen Texte
die hebräische Bearbeitung des Ibn-Chisdai (im 13. Jahrb.). End-
muss ein alter syrischer Text vorausgesetzt werden, aus dem wahr-
linlich die armenische Erzählung stammt. Der syiische Text selbst
& -vielleicht die Übersetzung eines älteren verlorenen griechischen Originals,
^-xm welchem der edierte griechische Text eine erweiterte Umarbeitung
ksrstellt.
1. Ausgaben: Erste Ausgabe des griechischen Textes von Fr. Boissonade,
»«sdota gr. 4 (1832). Boissonade hat, um einer von Schmidt und Kopitar geplanten Aus-
zuvorzukommen, mit grosser Eilfertigkeit gearbeitet und selbst von den 20 Pariser
nur zwei benützt. — Seine Ausgabe wurde wiederholt (unter den Werken des Johannes
Damaskos) bei Migne, Patrol. gr. 96, 857—1250. — Eine neue Ausgabe des griechischen
K^«6 veranstaltete ohne Kenntnis der Ausgabe von Boissonade auf Grund von Athoshss
plironios Kechajoglus: 'laiogia avyyqaffBlffa nagd tov iy ayloig 'Itadfvov rov JafAa"
ya^w SkaXafAßdvovtftt toy ßioy rtßyoaifoy naregiuy tifiüiy Ba^XadfA xal 'itodaatp dyix^oxog
9«rcc (!) indidorai ^Stj iXXtjyurii vno liatpqoyiov fAoya^ov *JyiOQ6ijov ix 'Paidsatov Ke^^'
^o^Äov ^;i( jß ßdaei fiefißgatytoy x^iqoygdqitoy trjg 4y j(^ dyiütyvfitp ogei legdg axijretos
^« ^iongofxfJTOQog "JyyfjSj Athen 1884. — Eine lateinische Uebersetzung des griechi-
*B£^en Textes wurde oft gedruckt, z. B. in den Opera Joannis Damasc, Basileae 1575
^^ 815-904.
2. Hilfsmittel (Herkunft, Abfassungszeit, griechischer Text): Kritische Hemer-
Igen und Varianten zum griechischen Text aus 6 Wiener Hss gab A. Schubert,
wner Jahrbücher der Litteratur 63 (1833) 44—83; 72 (1835) 274-288; 73 (1836) 176
^j 203. — Litterarhistorische Abhandlung von Val. Schmidt, Wiener Jahrbücher der
^«iteratur 26 (1824) 25—45. — Th. Grässe, Lehrbuch einer allgemeinen Literärgeschichte
2^1t351; 113,460. — John Dunlop, Geschichte der Prosadichtungen, aus dem Eng-
. Visehen übertragen von Felix Uebrecht, Berlin 1851 S. 27 ff.; 462 f. = History of prose fiction
1 (1888) 64 ff.; 90. — Karl Goedeke, Every-Man, Hannover 1865 S. 7 ff. — Nachweis
^BT indischen Herkunft des Barlaam: Felix Liebrecht, Die Quellen des Barlaam und
' Josaphat, Eberts Jahrbuch für romanische und englische Litteratur 2 (1862) 314—334. Mit
einigen Veränderungen wiederholt in: F. Lieb recht. Zur Volkskunde, Heilbronn 1879
8. 441—460. Italienisch mit Zusätzen des Uebersetzers Emilio Teza, Fonti del Barlaam
^- • Giosafatte in den: Sacre rappresentazioni dei secoli 14, 15 e 16, raccolte e illustrate per
•. ears di Alessandro d'Ancona vol. 2 (Florenz 1872) 146—162. VgL noch Liebrecht,
r literaturblatt für german. u. rom. Philologie 1884 8. 118. — E. Gosquin, La legende
^' des saints Barlaam et Josaphat, Revue des questions historiques 28 (1880) 579—600.
-.1 Wiederholt in desselben Verfassers: Contes populaires de Lorraine 1 (Paris 1887) Introd.
^ 8. 47—56. — Max Müller, Selected essays 1 (1881) 533 ff. - M. Landau, Die Quellen
' des Dekameron, 2. Aufl., Stuttgart 1884 S. 221 — 224. — üeber eine bei Zotenberg und
y- Kuhn noch nicht genannte Hs des Ibererklosters auf dem Athos vgl. Sp. P. Lampros,
. 'EXXfjyued /ci^oV^a^a, 'Eaiia v. 21. November 1893 (Nr. 47). — Benützung des Barlaam
durch einen Bearbeiter der Legende des hl. Martinian nachgewiesen von P. Rabbow,
Die Legende des hl. Martinian, Wiener Studien 17 (1895) 271—277. — Die zwei
neuesten Hauptschriften verdanken wir Zotenberg und Kuhn: H. Zotenberg, Notice snr
le livre de Barlaam et Josaphat, Paris 1886 (= Not. et extr. 26, 1). Er handelt nament-
e-1.
890 BysantinlBche LitteratnrgeBchiclite. IIL Ynlgärgrieoh. litterater. Ij
lieh über die Abfassungszeit und den Autor des Barlaam und gibt han«
terial zum griechischen Texte, sowie Auszfige aus der christlich-arabischen und
Version. Vgl. die Besprechungen von Gaston Paris, Revue critiqne 1886, Ji
bis 447, und J. Halövy, Revue de Fhistoire des rebgions 15 (1887) 94—107. — Rl
Barlaam und Joasaph, Abhandl. bayer. Akad. 20. Bd, 1. Abt. (1894) 1—88. -
Punkte der Darlegungen Kuhns werden weiter verfolgt in zwei engl lachen
Jacobs, Barlaam and Josaphat, London 1896. — F. G. Conybeare, The Btriaii
Josaphat Legend, Folk-Lore 7 (1896) 101-142.
3. Griechische Quellen: Dass der für verloren gehaltene griechiiek»'
der Apologie des Aristides, von welcher bis dahin nur eine syrische und
Uebersotzung bekannt war, in der Predigt Nachors (Barlaam ed. Boissonade S.
dazu ein kleines Stück S. 49) vorliegt, hat J. Armitage Robinson entdeckt: The
of Aristides on behalf of the Christians from a Syriac ms preserved on
edited with an introduction and translation by J. Rendel Harris etc. With an apj
containing the roain portion of the original Greek text by J. Armitaii
binson etc., Cambridge, University press 1891 (= Texts and Studiea, edited br J.j
tage Robinson I 1). — Wenig Neues bringt M. Picard, L'apologie d^Aristide, Pni
— Eine Rekonstruktion der ursprünglichen Gestalt der Apologie des Aristides anfGnriB'f
armenischen Fragments, der syrischen Uebersetzung und der im Barlaamromaa i^Ble
wahrten griechischen Fassung, für welche vier neue Hss beigezogen werden,
Edgar Hennecke, Die Apologie des Aristides, I^eipzig, Hinrichs 1893 (= Texli
Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Litteratur herausgeg. von 0.
hardt und Ad. Harnack IV 3). — Ebenfalls eine Rekonstruktion gab: R. Seebarg,
Apologie des Aristides untersucht und wiederhergestellt, Forschungen zur Gesdudtti
neutestamentl. Kanons und der altkirchl. Litt, herausgegeben von Th. v. Zahn 5 (
1893) 159-414. — Zur Quelle der Erörterungen über die Pflichten des Fürsten: K.P
ter. Der Roman Barlaam und Joasaph in seinem Verhältnis zu Agapeta Königs^icgil
Z. 2 (1893) 444-460.
4. Verbreitung des Werkes: Litteratur zu den deutschen Bearbeiti
bei Karl Goedeke, Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung P (1884)8. 12f
373. — lieber die ältesten deutschen Drucke s. R. Muther, Die deutsche B(U!bHii&^^'
stration, München 1884 S. 11. — Deutsche Uebersetzung des griechischen Tezt« ilF .
Felix Liebrecht, Münster 1847. ^^^l
Französische Bearbeitungen: Besonders interessant sind Fragmente einer
zösischen Uebersetzung, die nicht, wie die übrigen französischen Uebersetzungen nack
lateinischen Texte, sondern nach dem griechischen Original gemacht ist: P. Meyer, ^^"^ijv
ments d'une ancienne traduction fran^aise de Barlaam et Joasaph, faite aur le texte pMli^
au commencement du treiziäme si^cle, Bibl. de T^cole des chartes VI® sörie 2 (1866) Vlli^^
bis 334 (der französische Text steht im Athoscodex Iberon Nr. 69 am Rande des griedb-l^^
sehen Textes). 1 ''^
Arabische Bearbeitungen: Zotenberg, a. a. 0. Dazu: Fr. Hommel, Dielhdbl]|e^
arabische Barlaam Version, Verhandlungen des 7. internationalen OrientaliatenkongreMikl^
semit. Sektion (Wien 1887) S. 115 fr. Von Hommel wird auch eine Auagabe dwvolklii>|
digen arabischen Version und des aus dieser übersetzten persischen Textes vorbereÜiLl^
Hebräische Redaktion: Nathan Weisslovits, Prinz und Derwisch, ein i
scher Roman, enthaltend die Jugendgeschichte Buddhas, in hebräischer Darstellong
dem Mittelalter, nebst einer Vergleichung der arabischen und griechischen Paralleheilk \i^'
Mit einem Anbang (S. 129—178) von Fr. Hommel, München 1890. — Aaf diesen Ai- ll
hang bezieht sich der Artikel von R. 0., Alexius, Josaphat, Buddha, Beilage«!^
<Müncbener> allgemeinen Zeitung 1890 Nr. 207; 215; 217. Die von Homrael aufge^eOU
und von R. 0. angenommene Behauptung, dass die Legende von Alexius, dem MtBit
Gottes, ein Reflex der Buddha- Barlaamgeschichte sei, schwebt in der Luft.
Slavische und sonstige östliche Bearbeitungen: A. Kirpi6nikov, Grieduscht
Romane in der neueren Litteratur, 2. Teil, Charkov 1876 (ruas.). Vgl. die eingehende Be*
sprechung von A. Veselovskij, Joum. Min. 1877 Bd 192 Juli— Auguat S. 122 -15i
— St. Novakoviö, Barlaam und Joasaph, Belgrad 1881 (— Glasnik Srpskog U^enog
Dru§tva, Bd 50) (serbisch). — M. Gaster, Literatura populara romana, Bukarest \^
S. 32-— 53. VgL desselben Greeko-Slavonic, London 1887 S. 111 ff. — Einen russischeD
Auszug des Barlaam veröffentlichte die Gesellschaft der Freunde des alten Schrifttniiis.
Nr. 88, Petersburg 1887. ~Iv. Franko, Barlaam und Joasaph. Altchristlicher geistlicher
Roman und seine litterarische Geschichte. Beigabe: Zeichnungen und Textproben ans
einer Hs des 16. Jahrb., Zapiski der wiss. Gesellsch. Sev6enko, vol. 7, Lemberg 1895 (klein-
russ.) (mir unzugänglich).
Georgische Bearbeitung: Textproben mit eingehender Erörterung gabN. Marr.
ByntipM. (§ 893) 891
des Balavar. Grusinische Version der erbaulichen Geschichte von Barlaam und
Zapiski der Orient. Abteilung der k. russ. arcfaaeolog. Gesellschaft III 223—260.
Kuhn, a. a. 0. S. 9 ff.
Ueber zwei armenische Redaktionen berichtet M. Brosset, Bull, de Facad^mie
dences de St-P^tersbourg 24 (1878) 561-567.
5. Bibliographie: Eine vollständige bibliographische Uebersicht sämtlicher orien-
er und occidentalischer Versionen des Barlaam findet man in der oben erwähnten
«^mdlnng von £. Kuhn.
898. Syntipas. Das berühmte Volksbuch, welches in den orientali-
Yersionen als Geschichte des Philosophen Sindbad, Sindibad,
dabad, Sendebad, Sandabar oder Sendabar, im Abendlande als
ichichte der sieben weisen Meister, Dolopathos oder Erasto
iefert ist, führt in der griechischen Bearbeitung den Titel: AI 1er-
Onste Geschichte des Philosophen Syntipas (laTOQMov 2vv%(na
^Xoa6(pov ü}Qai6%a%ov ndvv). Das Grundschema des Buches, welches
ien meisten Versionen wiederkehrt, ist folgende Erzählung: Ein König
einen klugen Sohn, der von einem weisen Lehrer erzogen wird. Nach
kuf der Studienjahre erkennt der Lehrer aus den Sternen, dass seinem
Gefahr droht, und befiehlt ihm, der Konjunktur zufolge, 7 (in
eren Versionen 10, auch 40) Tage lang zu schweigen. Um dieselbe
.& macht die Stiefmutter dem Sohne unkeusche Anträge, für deren
ickweisung sie sich durch Verleumdung desselben rächt. Er wird vom
^nige zum Tode verurteilt. Um ihn zu retten, erzählen die am Hofe
^Mreammelten 7 Weisen (10, bzw. 40 Veziere) jeder an einem Tage eine
fc i^Michichte über die Arglist der Frauen und die Bedenklichkeit einer ohne
^weise angeordneten Verurteilung; das rachsüchtige Weib erzählt jedes-
eine Gegengeschichte, um die Hinrichtung zu bewirken. Nachdem so
Schweigezeit verbracht ist, entdeckt der Sohn den Sachverhalt und
als unschuldig erfunden. Das ganze Werk besteht demnach aus einer
^i^nrahmenden Erzählung und einer je nach der Zahl der weisen Meister
STTeziere) kleineren oder grösseren Anzahl eingeschobener Geschichten.
^ÜMe Abweichungen der verschiedenen Bearbeitungen erstrecken sich sowohl
die Rahmenerzählung als auf den Inhalt und die Anordnung der Ein-
iebgeschichten.
Die grösste Teilnahme erregt bei der Betrachtung dieses internatio-
%alen Volksbuches, das, wie Görres') bemerkte, in Rücksicht auf die
Zelebrität und die Grösse seines Wirkungskreises die heiligen Bücher erreicht
^nd alle klassischen übertrifft, die Frage nach seiner Herkunft und nach
dem verwandtschaftlichen Verhältnisse der zahllosen Abzweigungen.
Als ausgemachte Thatsache darf gelten, dass die Heimat des Werkes in
Indien zu suchen ist. Den wahrscheinlichen Verlust des indischen Ori-
:^ ginals erklärt Benfey^) sehr überzeugend daraus, dass die meisten ein-
1^ seinen Sindbadgeschichten schon früh in andere indische Werke, besonders
* in das Panöatantra, übergegangen sind. Die Namensform Sindbad
s ist, wie es scheint, eine in muhamedanischen Bearbeitungen erfolgte üm-
' bildung eines indischen Siddhapati d. h. Herr der Siddhas, der Weisen,
*) Die tentschen Volksbücher, Heidel- | ') M^langes asiatiques (s. die Litteratnr-
berg 1807 S. 155. | angäbe) HI 2 S. 190.
892 Bysantinüiohe Litteratargesohiehte. IIL ynlgftrgrieoh. Idtteratar. t
OD
in
ri
te
P
s
der Vollkommenen. Von Indien kam das Buch nach Persien und
dort ins Pehlevi übersetzt; vom Pehlevl übertrug es Musa im 8.
hundert ins Arabische, vom Arabischen wurde es ins Syrische,
spanische (i. J. 1253) und Hebräische übersetzt;^) vom Syrischei
Griechische. Da jedoch die persische, arabische und sonstige Vi
meist noch spätere Überarbeitungen erfahren haben, gestaltet mA
Verhältnis der Texte keineswegs so einfach, als man nach dem
wähnen könnte. Jedenfalls aber bildet die arabische Überse
den Hauptausgangspunkt für die Verbreitung des Stoffes nach den
schiedenen Himmelsgegenden. Auch die griechische Version bttq
grosse litterarhistorische Bedeutung; denn sie scheint trotz ihrei
Stellung im Stammbaume die älteste und dem Original am nächsten
zu sein. Vom Orient verbreitete sich der Syntipas, ungefähr glei<
mit dem Barlaamroman und dem Fürstenspiegel, in zahllosen
abweichenden Bearbeitungen einem stetig anwachsenden Strome vi
bar über das ganze Abendland. Wir besitzen lateinische, altfra:
italienische, englische, holländische, skandinavische, deutsche und slai
Syntipasabkömmlinge. Den meisten europäischen Bearbeitung^
der altfranzösische Roman des sept sages de Rome unmittelbar
mittelbar zu Grunde. Eine zweite französische Version, die von
Dichter Herbert nach einem lateinischen Texte in Verse umj
wurde, ist nach dem Namen des Helden Dolopathos (Dolopatos)
Neben den Bearbeitungen des gesamten Syntipas sind auch die
minder zahlreichen Reflexe einzelner Erzählungen zu beachten,
in orientalischen Büchern und besonders in der ganzen mittelal
Novellenlitteratur aufleuchten. Zwei Hauptwerke, in welchen Gesc!
von den sieben weisen Meistern verarbeitet wurden, sind die mitielalti^|^i :
liehen Gesta Romanorum und der Dekamerone des Boccaccio. Iiir
Alle Volksbücher, welche auf den Sindbadgeschichten beruhen, ^etou^
sich in zwei Hauptgruppen, eine orientalische und eine occidentafiskl^'
Zur ersten gehören die meisten Texte in orientalischen Sprachen nii^^-
einige europäische, welche unmittelbar aus jenen übersetzt sind, wie iKL\^
griechische und altspanische; die zweite umfasst vorzugsweise dieB»*
arbeitungen des europäischen Mittelalters, die Historia Septem sapientini,
den Dolopathos, Erasto (Erastus) u. s. w., auffallenderweise aber auch äaei
armenischen Text. Alle orientalischen Versionen haben gemeinsame He*
mente, unter welchen ein Buch als Grundlage erkennbar ist, ebenso &
occidentalischen, wobei aber die Berührungspunkte der orientalischen v«^
schwinden. Diese zwei Gruppen bilden die zwei wichtigsten Phasen
in der Gesamtgeschichte des indischen Buches. Unter den mannigfachei
Veränderungen, die der Syntipas auf seinen Kreuz- und Querfahita
erlitt, ist die Thatsache beachtenswert, dass der Schauplatz der Rahmen-
erzählung und die Personennamen mit den Bearbeitungen selbst von
Osten nach Westen vorrücken: in den orientalischen Versionen spielt die
') Der Ausdruck «Übersetzen*^ ist hier
natürlich immer im mittelalterlichen
Sinne einer freien Uebertragung oder Um
arbeitung zu nehmen.
ByntipMu (§ 393) 893
shichte in China, Indien, Persien; in der einen altfranzösischen zuerst
Lonstantinopel, später in Rom, in den übrigen abendländischen durch-
in Rom, und der Fürst erscheint als ein römischer Kaiser (Diocletian) ;
lat auch der griechische Bearbeiter mit Rücksicht darauf, dass für
Bn Leserkreis der indische Kuru ein unbekannter Name war, den
ig seiner Erzählung zu einem Perser Kyros gemacht. Auf das genea-
iche Detail der einzelnen Bearbeitungen kann hier nicht eingegangen
ien.
Der griechische Syntipas gehört, wie bemerkt, zur orientali-
an Gruppe. In einem jambischen Gedichte, welches dem Prosatexte
ausgeht, berichtet ein gewisser Michael Andreopulos, dass er das
jrrischer Sprache verfasste Buch im Auftrage des erhabenen Herzogs
•riel ^noXecog fxeliovv/jiov'' ins Griechische übertragen habe; unter diesem
iten ist nach der scharfsinnigen und zweifellos richtigen Vermutung
iparettis der historisch wohl bezeugte, nominell vom byzantinischen
3 abhängige Fürst Gabriel von Melitene (in Armenien) zu verstehen,
am Ende des 11. Jahrhunderts herrschte. Der griechische Bearbeiter
natürlich, wie er auch selbst verrät, XQtaxov Xdvqiq, und in der That
en sich in dieser Version zum ersten Male Spuren christlicher Welt-
ihauung, obschon die orientalische Färbung noch vorherrscht; sie bildet
ein Mittelglied zwischen den rein orientalischen Versionen und den
ndländischen , welche vom Geiste des christlichen Rittertums erfüllt
1. Der griechische Syntipas ist in drei stark von einander abweichenden
aktionen erhalten. Die erste steht in dem von Matthaei benützten,
dem aber nicht mehr eingesehenen Cod. Mosq. Synod. 298 (436 bei
dimir), der allein das erwähnte Gedicht des Andreopulos enthält, im
I. Strassburg gr. 5 und im Cod. Monac. gr. 525. Diese Bearbeitung
in der byzantinischen Kunstgräzität abgefasst. Eine zweite Redak-
, die der ursprünglichen Übertragung vielleicht näher steht als die
ber genannte, ist in den Codd. Vindob. bist. gr. 120, Paris, gr.
2 und Paris, suppl. gr. 105 und in dem noch nicht benützten mit
i Vindob. eng verwandten Cod. Marc. 605 fol. 264—312, überliefert;
ist in einer einfachen, fliessenden, lexikalisch und syntaktisch auf dem
Lsmässigen Idiome beruhenden, jedoch durch gelehrten Einfluss nament-
in der Formenlehre wesentlich temperierten Sprache geschrieben.
B dritte Redaktion ist die aus dem Jahre 1626 stammende neugrie-
che Übersetzung im Cod. Dresdensis D. 33. Wie sich zu ihr die
as ältere neugriechische Übersetzung im Cod. Athous 3886 a. 1624
lält, steht dahin. Die Entstehungszeit der Moskauer Redaktion muss
erwähnten Gedichte zufolge ins 11. Jahrhundert gesetzt werden;
Bgen lässt sich der Pariser-Wiener Text, auf dessen Chronologie es
allem ankommt, vorerst nicht genauer datieren. Noch nicht näher
innt sind die Codd. Vatic. gr. 335 fol. 58 und Harl. 5560.
1. Auggaben griechischer Texte: Ed. pr. Fr. Boissonade, Paris 1828 (nach
Codd. Paris, mit Kommentar). — £d. Alfr. Eberhard, Fabolae Romanenses, vol. I
;ig, bibl. Teabner. 1872 (die zwei älteren Redaktionen vollständig, die neugriechische
nzelnen Proben). — Eline von dem Dresdener Codex (ob auch von dem Athous 8886?)
894 Bysantiniiohe Litteratnrgeiohichte. in. Vvlgirgrieoh« LiiUiraiBr. tlJ
abweichende neugriechische Uebersetzong erschien Venedig 1805 imter (kiH
Mv&oXoyixoy Zvytina xov (pi>Xoa6<pov tu nXetaitt nBQUQyov, ^
2. Hilfsmittel: Emendationen zur Ausgabe Eberhards von C. Bursiai. ■
Gentralbl. 1873 S. 1103 f. — Zur Sprache: Gust. Meyer, Die sprachlichen EigwIM
keiten im Syntipas, Zeitschrift f. d. Österreich. Gymnasien 1875 8. 331 — 345. — Zv(d
logie: J. Psichari, Essais de grammaire historique n^o-grecque 1 (Paris 1886] &9
N. Polites, Jrifjuuefj ßißXia, Taxia 1877 S. 433—438. |
3. Die Siebenzahl der Philosophen im griechischen Sj^otipas hat verachietefl
Vorbilder wie die 7 ältesten Weisen Griechenlands, die 7 Weisen am Hofe des Etim
7 athenischen Philosophen, die nach der Sage die Tochter des Leontios, die tplteil
roablin Theodosios* II, Eudokia, nach Epel begleiteten, endlich die 7 Philosophen, iiJ
der Aufhebung der Hochschule in Athen nach Persien flüchteten. Vgl. F. Uregortd
Athenais, Leipzig 1882 S. 65 f. — U. v. Wilamowitz-Möllendorff, HenMl
(1890) 198 f. J
4. Ausgaben sonstiger Bearbeitungen des Syntipas und allgemeiae Hil
mittel: Eine syrische Version ed. Fr. Baethgen, Sindban oder die 7 weis« Im
Diss., Leipzig 1879. Nöldeke, Zeitschr. d. deutschen morgenländ. Gesellseh. SSfl
513—536, hält diese syrische Version für das Original, welches dem Andreopoloa m
und will die vorhandenen Abweichungen im wesentlichen auf die weitachweiflge und mM
stige Ausmalung des griechischen Uebersetzers zurückf&hren (?). — A. Glonston.l
book of Sindibäd from the Persian and Arabic with introduction, notes and appen& ■
vately printed 1884 (s. 1.; Vorrede gezeichnet in Glasgow). Das Werk enthält annerj
Texten eine treffliche Einleitung über die Komposition des Sindib&d und Ober diei]^
und das Verhältnis der orientalischen Versionen ; über die griechische Bearbeitnag l M
S. 37 ff. — Ueber eine der westlichen Gruppe angehOrige armenische BearbeitaKi
P. Lorch in der Zeitschrift: Orient und Occident 2 (1864) 369-374. — Fr. Müller, Wi
die armenische Bearbeitung der „Sieben weisen Meister*, Wiener Zeitschrift f&r dieU
des Morgenlandes 4 (1890) 213—216. — Eine russische Version ed. Th. Bolgak«
Petersburg 1878. Vgl. W. Nehring, Arch. slav. Phil. 4 (1880) 335 ff. - M. Mirl
Die Geschichte von den sieben Weisen bei den Slaven, Sitzungsbcr. Wien. Ak. 122(11
1 — 138. Behandelt vornehmlich die aus der lateinischen Historia Septem Sipiölil
geflossenen Redaktionen der Böhmen, Polen und Russen, nur nebenbei die übrigens s
im Anfang unseres Jahrhunderts verf aasten bulgarischen und serbischen Uebcrti
gungeu des griechischen Svntipas. — Das Buch von den Sieben weisen Meistern uu k
Hebräischen und Griechischen zum erstenmale übersetzt von Heinr. Sengelmu
Halle 1842. -- Mischle Sindbad, Secundus-Syntipas. Ediert, emendiert und erkliit t
Paulus Cassol, Berlin 1888 (hebräischer Text mit Uebersetzung).
Ueber die orientalischen Versionen, besonders über das vorauszusetzende indisd
Original: Th. Benfey, M^langes asiatiques tir^s du bulletin historico-philologiq«
Tacad^mie imperiale de St.-P^tersbourg, tome III 2 (P^tersbourg 1858) 188-203. - 1
Benfoy, Pantschatantra, I. Teil, Leipzig 1859. — Karl Goedeke, Liber de »ffe
sapientibus, in der Zeitschrift: Orient und Occident 3 (1864—66) 385-423.
Die zwei neuesten Hauptschriften sind: Dom. Gomparetti, Ricerebe iiita
al libro di Sindibäd, Memorie del R. istituto Lombarde di scienze e lottere, claM
lettere, vol. 11, Milano 1870, und Marcus Landau, Die Quellen des Dekameron', Sti
gart 1884 S. 28—89. — Vgl. noch M. Gast er, Literatura populara romana, Bubi
1883 S. 54—72, und desselben: Greeko-Slavonic, London 1887 S. 115 ff. — Ein Venei^
von Ausgaben und Hilfsmitteln (bes. für die abendländischen Versionen) gibt Karl 6<
deke, Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung V (1884) 348 ff.; 466 f. -
den französischen Bearbeitungen: Gaston Paris, La litt, fran^aise au moyen-ftge, Pi
1888 S. 82: 255 f., und H. P. Junker, Grundriss der Geschichte der französischen Litten^
Münster 1889 S. 99 f. — Zu den englischen: Gusi Körting, Grundriss der Ge8cbt(
der engl. Litteratur S. 117 f.
5. Dem Philosophen Syntipas schreibt Matthaei auch eine Sammlung ftso
scher Fabeln zu, die m demselben Moskauer Codex, der auch die Geschichte von
Sieben weisen Meistern enthält, unter dem Titel: Ivvxlna tov q:iXoa6(foif ix rtor na^i
/x(crix(ay avrov Xoyuiv überliefert ist. Diese Ueberschrift stammt vielleicht von ei
Kopiston, der sich durch die äussere Aehnlichkeit beider Werke und ihre Vereinigm
einer Handschrift zu der Annahme verleiten liess, dass sie von demselben Autor stami
(regen diese Annahme spricht nicht, dass im Cod. Athens 1025 s. 15 die Fabeln
Syntipas mit demselben Titel wie im Mosq. nicht mit der Geschichte von den Si
weisen Meistern, sondern mit den Fabeln des Aesop und den Tetrasticha des Ign
vereinigt sind. In der neueren bibliographischen Litteratur ist die mit dem Namer
Syntipas geschmückte Fabelsammlung öfter mit dem wahren Syntipasbuche
Stephanitei und Ichnelatei. (§ 394) 895
)]t worden. Eine aramäische Bearbeitung derselben Sammlung geht unter dem
ifalls aus Aesopos verunstalteten) Namen Sophos, eine Thatsache, die übrigens
» Frage nach dem Ursprünge der äsopischen Fabeln ohne Bedeutung bleibt. Ed. pr.
0m Pseudo-Syntipas von Chr. Fr. Matthaei, Syntipae philosophi Persae fabulae
Graece et Latine, Lipsiae 1781. — Varianten zum Texte gab Chr. Fr. Matthaei,
CJUc *EXXi]yixd seu Varia Graeca, Mosquae 1811 S. 276 ff. — Die aramäische Bearbei-
ed. Jul. Landsberger, Mathle desuphus, die Fabeln des Sophos. Syrisches Ori-
(! ?) der griechischen Fabeln des Syntipas, Posen 1859. — Vgl. Landsberger,
cahr. d. deutschen morgenländ. Gesellsch. 12 (1858) 149—159. — Besprechungen des
fc<8 von Landsberger gaben Th. Benfey, Orient und Occident 1 (1862) 354—365,
^er, Zeitschr. d. deutschen morgenländ. Gesellschaft 14 (1860) 586—593, und L. Roth,
0lberger Jahrbücher 53 (1860) 1. Hälfte S. 49—58. Sämtliche drei Gelehrte verbalten
^egen die kritiklose Behauptung Landsbergers, die syrische Fabelsammlung sei
Original, gänzlich ablehnend und beweisen zur Evidenz, dass es sich um eine üeber-
■Ji^ aus dem Griechischen handelt. — Vgl. auch H. Grauert, De Aesopo et fabulis
9Ü8, Bonnae 1825 S. 95 ff. — Ausser in der Moskauer Hs stehen die Fabeln z. B.
. im Cod. Vindob. phiL gr. 166 (Nessel) foL 152 ff.
394. Stephanites und Ichnelates. Die berühmte Geschichte von
. ilah und Dimnah (Kalilah va Dimnah), die in der griechischen Be-
^itung 2t6(pavi%rfi xal ^IxvrjlaTrfi betitelt ist und wegen ihres Inhaltes
fem Fürstenspiegel genannt wird, hat nach ihrem Stoffe, ihrer 6e-
«hte und Verbreitung grosse Ähnlichkeit mit dem Syntipasbuche. um
Jahr 500 n. Chr. befand sich in Indien — wir wissen nicht, seit welcher
i, vielleicht schon seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. — ein von Buddhisten
efasstes Sanskritwerk, in welchem unter der Hülle von Tierfabeln
r genauer von Erzählungen, in welchen Tiere die Rolle von Menschen
den, gelehrt wurde, wie Fürsten über ihre Völker herrschen
Len. Dieses didaktische Buch, das später in Indien selbst noch mannig-
ä€ Wandelungen erlitten hat und zum Teil, mit Verwischung des ur-
inglichen Zweckes und der buddhistischen Färbung, in das Pan<l^atantra
arbeitet worden ist, wurde im 6. Jahrhundert n. Chr. von einem persischen
te Barzöe indiePehlevlsprache übersetzt. Der uns verlorene Pehlevl-
b wurde, etwa 100 Jahre nach der Eroberung Persiens durch die Muha-
laner, im 8. Jahrhundert ins Arabische übertragen, wobei, ähnlich
beim Sjmtipasbuche, eine im Werke selbst vorkommende Person, der
losoph Bidpai, zum Verfasser gestempelt wurde. Alsbald verbreitete
i das Werk über alle Völker, die mit den Arabern in Berührung
aen. Durch eine hebräische Übersetzung wurde der Fürstenspiegel
lie europäischen Litteraturen eingebürgert; aus ihr stammt die schlechte
;einische Übertragung des Johannes von Capua, die zwischen 1263
1 1278 abgefasst wurde. Dagegen floss eine altspanische, um 1251
schriebene Bearbeitung wahrscheinlich aus einem unmittelbar aus dem
abischen übersetzten lateinischen Texte. Neben diesen aus dem Arabi-
aen abgeleiteten Übertragungen existiert eine syrische Übersetzung,
3 unmittelbar nach dem Pehlevltexte angefertigt ist und jetzt, von den
blenden Teilen abgesehen, als der treueste Repräsentant des verlorenen
üschen Originals erscheint. Endlich wurde der Fürstenspiegel im 14.
d 15. Jahrhundert in italienischen, deutschen, englischen, hol-
odischen, dänischen und anderen Bearbeitungen verbreitet. Die Ur-
in des Werkes zersplitterte sich durch die willkürlichen Änderungen,
Sätze und Weglassungen der Übersetzer in zahllose Redaktionen.
898 Bysantiiiisöhe ütteratiirgesehiohie. IIL Vnlgirgriooli. Lütontor. 1]
2. üebersetzungfln: Eine vulgftrgriechische üebersetsang derFabdi^^^Q^
des Planudes, die wahrscheinlich Andronikos Nukios {Novxio^, auch Novxxt^, .Um
verfasst hat, ist gedruckt zu Venedig 1543. Vgl. £. Legrand, Bibfa'ogr. hcHlj
241 — 243. — Eine vulgärgriechische Uebersetzung der Biographie ut wviU
nicht zugängliche Büchlein: Biog Jiatunov tw ^Qvy'iov, Venedig 1783. — Einelatti
Uebersetzung verfasste nach 1448 Rimicio, richtiger Rinuccio d'Arezzo. Si
gedruckt und in mehrere abendländische Sprachen übersetzt worden. Näheres bei Gj
Lehrbuch einer allgemeinen Litterärgesch. II 2 S. 1113—1116; Goedeke, Gnatt^AlU
Gesch. d. deutschen Dichtung V 369 f.; vgl. auch Grässe, Tresor des lirr« i
pr^cieux I, und Brunet, Manuel du libraire I s. v. Aesopus. — Eine bulgarisck-
nische Version ed. P. Syrkn, Arch. slav. Phil 7 (1884) 88—98 (mit latein. Ueka^|t ^
von Jagi6). — Ueber eine türkische Bearbeitung vgl. 0. Blau, Zeüschr. d. MJ
morgenländ. Gesellsch. 28 (1874) 572—575. — Ueber rumänische Bearbcitmii|
M. Gast er, Literatura populara romana, Bukarest 1883 S. 104 — 113. '
3. Hilfsmittel: Fabricius, Bibl. gr. 1, 635 (über einen früher [jetzt liili^
mehr!] in Grotta Ferrata befindlichen Codex s. 11 der Vita des Aesop). — J.
Aesop in Aegjpten, Rhein. Mus. 5 (1847) 422—456 (bes. 446 ff.). — O. Keller,
suchungen über die Geschichte der griechischen Fabel, Jahns Jahrb., Sapplenienft.4|
bis 1867) 361 ff. — M. Gaster, Litteratura populara romana, Bukarest 1883 S. \W
— M. Gaster, Greeko-Slavonik, London 1887 8. 112—115. — Einen verwandtv
sehen Text erwähnt G. Hoffmann, Auszüge aus syrischen Akten persischer
(= Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes VII 3) Leipzig 1880 S. 182 £
mit Sicherheit vorauszusetzende griechische Text der orientalischen GreschieUe
weisen Akir ist bis jetzt leider nicht aufgefunden worden. Das HaupthilfiBmitt«! fkj
Rekonstruktion desselben bieten die erhaltenen slavischen Texte. Hauptsdiif
Jagiö, Der weise Akyrios, B. Z. 1 (1892) 107—126 (mit deutscher Uebersetnag
kirchenslavischen Textes). — Dazu reiche litterarhistorische und bibliographische fii
von E. Kuhn, Zum weisen Akyrios, B. Z. 1 (1892) 127—130. — Bruno Meli
Quellenuntersuchungen zur Haikärgeschichte, Zeitsch. d. Deutschen Morgenländ.
48 (1894) 171—197. — Chr. lioparev, Wort (Slovo) vom hl. Theosteriktos. 1
des alten Schrifttums Nr. 94. In diese Vita, die mir leider unzugänglich ist, soll
und Akir eingeilochten sein. Vgl. Arch. slav. Phil. 16 (1894) 555. — Weitere lattentv
in den angefahrten Arbeiten von Jagiö, Kuhn und Meissner, auch bei W. Engeli
Bibliotlieca scriptorum classicorum 1^ (1880) 114 ff.
4. Eine vulgärgriechische Uebersetzung der Fabeln des Aesop und Babiii
in gereimten politischen Versen verfasste Georgios aus Aetolien (f 1580). An'
Athens Iboron 152 ed. von Sp. P. Lampros, JBXtlov 5 (1896) 1—102.
396. Die Assisen der Königreiche Jerusalem und CSypem.
Gesetzgebung, welche die Kreuzfahrer in den von ihnen begründeten oriea-!
talischen Herrschaften einführten, gliederte sich von Anfang an in zwei
Hauptstücke, in einen Codex, der das Verhältnis zwischen den itis&
sehen Fürsten und Lehensleuten regelte, und in einen zweiten*, der das
Civil- und Strafrecht enthielt: die Assisen^ der Haute court und die
Assisen der Basse court oder Court des bourgeois. Der uns erhaltesB
französische Text der Assisen des Oberhofes wurde in der Mitte dee
13. Jahrhunderts (um 1255) von den zwei französisch-cyprischen Rechtep
lehrern Philipp de Navarre und Jean d'Ibelin abgefasst; der franzö-
sische Text der Assisen des Unterhofes ist anonym; er entstand walur-
scheinlich zwischen 1173 und 1188. Über die Zeit und die Umstände
der Einfiilirung dieser Gesetzbücher in Cypern, in Morea und in anderen
lateinischen Herrschaften sind wir mangelhaft unterrichtet. In beiden
Chroniken von Morea, sowohl der griechischen wie der französischen, wird
erzählt, dass der lateinische Kaiser Robert von Courtenay (1217—1228)
*) Assise, Partizip vom altfranz. assire ; Sitzung, Gericht als Gresetzbuch. Vgl. Diez.
setzen, sich setzen, bedeutet sowohl Gerichts- j Wörterbuch der roman. Spr. * S. 510.
Die AMisen der EOnifrreiohe Jeraealeni und Cypem« (§ 396) 899
^Beoffiroy n Yillehardouin das Recht erteilt habe, in Achaja nach den
^ zu richten. Anderen Nachrichten zufolge soll schon Kaiser Hein -
lun 1210 dem Fürsten von Achaja die Assisen übergeben haben.
fr steht, dass um 1275 die Assisen des Oberhofes in Morea geltendes
% waren. Nach Euböa kamen die Assisen wahrscheinlich von Morea;
g der Assisen des Oberhofes wurde i. J. 1443 fBr Euböa von der
chen Republik geordnet und bestätigt. Dass übrigens die Assisen
in allen Teilen des lateinischen Orients dieselben waren, vielmehr
Büdgfache Modifikationen erlitten und auch mit älteren Lokalrechten
t wurden, beweist u. a. eine armenische Übersetzung der Assisen
Antioehia aus dem Jahre 1265, in welcher die Assisen beider Höfe in
von der sonstigen Überlieferung vielfach abweichenden Form zu
Codex von 39 Kapiteln vereinigt sind. Der hohe Wert dieser
h-orientalischen Rechtsbücher für die Geschichte des lateinischen
ts und des griechisch-byzantinischen, ja selbst für manche Teile des
anischen Rechtes ist längst anerkannt.
Die griechische Übersetzung der Assisen, die zunächst für das
^ «ich Cypem bestimmt war, umfasst nur die Gesetze des Unter-
es; eine Übertragung der wesentlich die internen Verhältnisse der
B und Lehensleute betreffenden Assisen des Ob er hof es in die Landes-
;he wurde als überflüssig und vielleicht sogar als wenig wünschens-
betrachtet. Die Entstehungszeit der griechischen Übersetzung
sich nicht genauer bestimmen. Die Annahme, dass sie schon unter
ig Hugo I (1205 — 1218), dessen Regierung für die Ordnung der Assisen
.erdings von Bedeutung zu sein scheint, abgefasst worden sei, ist nicht
eislich; jedenfalls gehören die uns erhaltenen Texte einer späteren Zeit,
ihl erst dem 14. Jahrhundert an. Ihr Wert beruht hauptsächlich auf
ir sprachlichen Form; den Assisen und den Chroniken des Machaeras
Bustrone ist es zu danken, dass der neucyprische Dialekt in
em geschichtlichen Werden mit grösserer Vollständigkeit studiert werden
als irgend eine andere neugriechische Mundart. Bezeichnend für
längst erkannte Thatsache, dass die westliche Kultur dem griechischen
en nirgends tiefere, bleibende Spuren einzuprägen vermochte, ist die
bachtung, dass die meisten fränkischen Ausdrücke, von denen die
iechischen Assisen wimmeln, heutigestags in Cypem wie im übrigen
iechischen Orient völlig unbekannt und unverständlich sind. Den griechi-
schen Text überliefern drei verwandte Handschriften, der Cod. Paris,
^r. 1390, der 1512 geschriebene Cod. Paris, suppl. gr. 465, der von
Kynas Mynoides vom Athos nach Paris gebracht wurde, und ein von
Zachariä von Lingenthal benutzter zweiter Athoscodex des Laura-
klosters, der ebenfalls i. J. 1512 geschrieben ist, jedoch nach Lingenthals
Beschreibung mit dem jetzt in Paris befindlichen Athoscodex nicht identisch
sein kann. Eine vierte Handschrift der griechischen Assisen lag dem
Florio Bustrone (t 1570) vor, der dieselben für die venezianische Re-
publik ins Italienische übersetzte. Die uns erhaltenen drei Handschriften
weichen von dem Original des Bustrone, das verloren zu sein scheint,
57*
900 Bysantiniiche litteratargescbiolite. IIL Yiügftrgriaelt. üttarator. 1|
erheblich ab und stimmen mehr mit dem ältesten der französische
überein.
1. Ausgaben: Die griechischen Assisen ed. E. N. Sathas, Mt9.
Venedig 1877. Ausser den Assisen enthält der Band byzantinische Notariatsi
Formeln kaiserlicher Entscheidungen und eine Sammlung von kretischen No
Urkunden. In der Einleitung handelt Sathaa Qber die Geschichte der griech
und über die Entstehung der Assisen. — Französische Assisen: Les livr« du
et des usages dou reaume de Jerusalem pr. ed. E. H. Eausler, Stattgart 1839.-
de la court des bourgeois ed. V. Foucher» Rennes 1841. — Beide Arbeiten siad
in dem zusammenfassenden Werke des Grafen Beugnot, Assises de J^nisalem •
des ouvrages de jurisprudence compos^ pendant le 13^ si^cle dans lea rojanmei
salem et de Chypre, 2 voll. Paris 1841—43 (= Recueil des historiens des croisad^
t. 1—2). — Die italienische Uebersetzung des Florio Bustrone wurde nach der
von Venedig 1535 wiederholt von Ganciani, Leges barbarorum, tom. 5 (Veaefii
109—309. — Armenische Uebersetzung: Assises d'Antiochie reprodnites en
publikes par la soci^t^ Mekhitariste (le päre L^on Alishan), Venedig 1876.
2. Hilfsmittel: Zachariae von Lingenthal, Historiae iuris Graeco-:
lineatio, Heidelberg 1839 S. 137—190 (Mitteilungen Aber die Athoshandschrift der
Laura). — Paulin Paris, Journal des Savants 1841 S. 291— 309. — Francis M
Godefroi de Bouillon et les assises de Jerusalem, Paris 1874. — Sonstige Litti
zeichnen Beugnot und Sathas.
397. Die Chroniken des Leontios Machaeras und des
Bustrone sind neben den Assisen die wichtigsten griechischen
für die Erkenntnis der mittelalterlichen Geschichte, Geographie,
und Sprache der Insel Cypern. Leontios Machaeras war ein Soki
Stavrinos Machaeras, der 1382 an den Beratungen über die WaU
Nachfolgers Peters II Anteil nahm und für Jakob I Lusignan
Auch Leontios stand zum fränkischen Hof in nahen Beziehtinga;
folgte dem König Janus 1426 auf seinem unglücklichen Zuge gegen &
Cypern eingefallenen Araber und unternahm 1434 eine Gesandtscht
reise zum Sultan von Ikonion; auf dieser Reise traf er in Laranda
dem französischen Reisenden Bertrandon de la Brocquiöre za
der sein gutes Französisch rühmt. >) Über die Nationalität des Mac!
kann mithin kein Zweifel bestehen; er gehörte zu jenen Griechen,
sich mit den fränkischen Herrschern befreundeten, ihre Sprache erl
und ihnen als Dolmetscher, Sekretäre, Diplomaten u. s. w. dienlich want'
Die Chronik des Machaeras beginnt nach einem Überblicke über fii
ältere Geschichte der Insel Cypern und einem Verzeichnis ihrer bedeuteni^
sten Heiligen, Bischöfe und Klöster in ausführlicher Darstellung mit doi
Jahre 1359 d. h. mit König Peter I Lusignan (1359—1369) und r«Ak
bis zum Jahre 1432 d. h. bis zum Tode des Königs Janus (1398—1432).
Am Schlüsse folgen noch einige kurze chronologische Notizen bis zum Jahit
1458, die offenbar von einem späteren Kopisten oder Besitzer der Chrodk
stammen. Als Quellen benützte Machaeras ältere Chroniken und siehe
auch offizielle Archive; einmal zitiert er das uns verlorene Buch da
TXovdv th MifxccQg (Juan de Mimars); ebenso verweist er für die Geschichte
Hugos IV (1324—1359) auf ein älteres, uns unbekanntes Werk. Für den
grössten Teil seiner Erzählung konnte er sich von seinem Vater und
: 1
1
11
rl^
^) »Item trouvay en ceate dicte ville
de Larande ung gentil bomme de Cypre que
Ten nomme Lyachin Castrico et ung aaltre
que Ten nomnie Lyon Mapchere, qui par-
loient assds bon fran^ois.* M. L. De Mas
Latrie, Histoire de Hie de Chypre lll
(1855J 3.
%,
Chroniken dei Leontioi Maohaeraa und des Georg Bnatrone. (§ 397) 901
ren Verwandten, die am cyprischen Eönigshofe eine Rolle spielten,
gende Informationen erholen; die spätere Zeit kannte er durch eigene
mchtung in einer dem regierenden Hause eng verbundenen Stellung.
tfiaeras verstand es jedoch nicht, das Wichtige vom Bedeutungslosen
interscheiden und den Stoff übersichtlich zu verarbeiten; er gibt mehr
wüste Materialiensammlung als eine historische Erzählung. Durch-
lobenswert ist seine Haltung; er steht zwar im Dienste der fremden
rscher und spricht mit Achtung von ihnen und ihrer Kirche; er ver-
biet aber keineswegs seine griechische Nationalität und seine Ortho-
e; in freimütigem Tone beklagt er den Verfall der griechischen Sprache
iT der lateinischen Herrschaft und verurteilt gelegentlich einen griechi-
>n Apostaten mit scharfen Worten. Die Sprache des Machaeras ist
8 seltsame franko-griechische Mischidiom, das sich an den lateini-
tn Höfen des Orients ausbildete. Die Grundlage bleibt für die Laut-
Formenlehre wie für das Wörterbuch der cyprische Volksdialekt;
i kommt aber eine massenhafte Beigabe französischer und italienischer
•ter, die nach Gutdünken und mit willkürlicher Verwechselung von
118, Genus und Numerus gräzisiert sind. Mehr noch als durch die bunte
shung des Sprachmaterials wird die Darstellung des Machaeras nieder-
ückt durch den völligen Mangel an Stilgefühl; er hat keine Vorstellung
Satzbau und von einer logischen Anfügung der Gedanken. Der gute
>iiist muss selbst gefühlt haben, wie übel es mit seiner Diktion bestellt
; er macht einmal die sprachgeschichtlich höchst interessante Bemerkung,
die Lateiner auf Cypern herrschen, habe man angefangen, französisch
emen und man verderbe das Rhomäische und „wir schreiben fränkisch
rhomäisch, so dass niemand mehr weiss, was wir für eine Sprache
jn.**') Das Werk des Machaeras wurde von Späteren reichlichst ans-
itzt. Diomedes Strambaldi veranstaltete eine unvollständige und
list fehlerhafte Übersetzung desselben in venezianisches Italienisch;
incisco Amadi (f 1566) verwertete es für seine italienisch abgefasste
rische Chronik, ohne jedoch auch nur anzudeuten, dass er wörtlich
einem fremden Werke schöpfe; endlich hat Florio Bustrone
1570) für seine italienische Geschichte der Insel Cypern den Machae-
wie auch dessen Fortsetzer Georg Bustrone ausgiebig zu Rate
3gen.
Georg Bustrone oder, wie er sich selbst schreibt, TtoQz^^g HoV"
ovg {MnovarQovg), ein gräzisierter cyprischer Pranke aus dem alten
izösischen Geschlechte Bustrone, war ein treuer Gefahrte und Freund
letzten Königs von Cypern, Jakobs H. Sein Leben ist nicht genauer
annt; doch wissen wir, dass er im Jahre 1458 als Gesandter verwendet
einige Zeit von der Königin Charlotta im Kastell von Nikosia gefangen
alten wurde; er scheint das Jahr 1501, mit welchem sein Werk schliesst,
it lange überlebt zu haben. Georg Bustrone schrieb in seinem heimat-
') Kai tino lores ttQKi\pav v« fia&ayovy
vyxixn xal ßaQßaQtaay ra ^wfiaTxa oig
y xai arjfJtSQoy^ xal yqaffOfASy tpQayykixa
xal ^(üfiaixa, oti eis toy xofffioy diy ^Mgovy^
tyta avyjvx^yofABy, S. 124 der ersten An-
gabe (= S. 85 der zweiten).
902 BjsaniinUiolie UtterainrgMoliiohie. m. YnlgiKisiaoli. Ultanter.
liehen Dialekte eine Chronik der cyprischen Ereignisse von 1
1501, die er zum grössten Teil als Augenzeuge beobachtet hatfa
Darstellung ist ebenso unbeholfen wie die des Machaeras; immerhn
er fliessender und ist leichter verständlich als sein Vorgänger. Sei
wurde später ausgeschrieben von Antonio Colbertaldo in seiner
di D. D. Catterina Corner Regina di Cipro, von seinem Verwandten
Bustrone, der im Auftrage der venezianischen Republik auch di
sehen Assisen ins Italienische übersetzte (s. S. 899), endlich von S
Lusignan in seiner Histoire g^n^rale des royaumes de Hierusaku
(Paris 1579).
1. Ausgaben der griechischen Chroniken: Beide Chroniken ed. w
Sathas, Msa, ßißXto&^xtj 2, Venedig 1873. Der Band enthält noch eine ReÜM
auf die Geschichte Cypems bezüglicher Texte, Aber welche die aosf&hrliche Eii
vergleichen ist, und unedierte cyprische MOnzen mit einer Abhandlang von P.
— Eine neue Ausgabe des Machaeras (ohne Bustrone) veranstalteten E. Hill
N. Sathas, 2 voll., Paris 1881—82 (= Publications de T^oole des langues oriental
II" särie, vol. 2—3). Der erste Band enthält den durch BenQtarang der Oxfoi
Schrift verbesserten griechischen Text, dazu einen Brief des Nikephoros Gr«
König Hugo IV, zwei auf eine romantische Episode aus dem Leben Peters I
bezügliche Volkslieder (s.S. 825), ein Glossar der cyprischen Idiotismen und
mile einer um die Mitte des 16. Jahrhunderts von dem Venezianer Baptist Agi
Palnese genannt) gezeichneten Karte von Cypem. Im zweiten Bande folgt eij
sische Uebersetzung der Chronik und ein Sachindex.
2. Quellen und Ausschreiber der cyprischen Chroniken: Les
Chiprois, recueil de chroniques francaises ^crites en Orient aux 13® et 14^ siech
de Novaire et G^rard de Monr^al) public etc. par Gaston Raynaud, Gt
{— Publications de la soci^t^ de TOrient latin, särie historique, vol. 5). — Di<
Chronik des Fr. Amadi und die italienische Uebersetzung des Machaeras von Dio
baldi ed. Renö de Mas Latrie, Collection de documents in^dits sur l'histoire
Premiere sörie. Histoire politique. 2 voll., Paris 1891—1893. ■— Die italienische
Cypems des Florio Bustrone ed. mit guten chronologischen und sachlichen In
de Mas Latrie, Collection de documents in^dits sur Thistoire de France. Möl
riques, tome 5, Paris 1886 S. 1—533.
3. Geschichtliche und geographische Hilfsmittel: Sehr verdiei
für seine Zeit das Werk des Erlanger Professors!. P. Reinhard, Vollständige
des Königreichs Cypem, 2 Teile, Erlangen und Leipzig 1766-68. — Hauptwc
de Mas Latrie, Histoire de l'tle de Chypre sous le regne des princes de 1<
Lusignan, 3 voll., Paris 1852-— 55— 61. — Von demselben (ausser vielen kl«
trägen) : Nouvelles preuves de Thistoire de Ch vpre sous le r^gne des princes d
de Lusignan, 2 voll., Paris 1873—74 (Extrait de la biblioth^ue de Töcole
t. 33 — 35) und: L'tle de Chypre, sa Situation presente et ses Souvenirs etc.,
(topographische Notizen, inschriftlicbes Material u. s. w.). — Einzelne Regieninge
Karl Herquet, Cyprische Königsgestalten des Hauses Lusignan, Halle 1881 (t
Janus, Charlotta, Caterina). — Sonstige ältere Litteratur ist zusammengestc
naturwissenschaftlichen Werke von F. Unger und Tb. Kotschy, Die Insel Cj
1865 S. 595 ff., und bei Mas Latrie, Histoire de l'lle de Chypre 11 Preface
Hans Malier, Der Longobardenkrieg auf Cypem 1229—1233, Dissert., Hai
A. A. Sakellarios, Ter KvnQiaxa, Bd 1, Athen 1890 S. 411 ff. — Eine umfass
graphie über die Geschichte und Geographie von Cypern erwartet man voi
hummcr; vgl. vorerst desselben: Aus Cypem, Zeitschrift d. Gesellschaft f&r £
Berlin 25 (1890) 183—240; 27 (1892) 420-486. Der Berg des hl. Kreuzes i
Ausland 1892 Nr. 23—26. Jahresbericht über die seit der englischen Okkupatioi
angewachsene Litteratur Qber Cypem, Jahresber. über die Fortschritte der klass
wissensch. 77 (1893) 29-96. — Die mittelalterlichen Münzen von Cvpera b<
besten G. Schlumberger, Numismatique de TOrient latin, Paris 1878.
4. Zur Sprache: Die älteste Monographie über den neucyprischen Dia]
seltene Buch des Peter Mercado, Nova encyclopaedia missionis apostolicae in
seu institutiones linguae Graecae vulgaris, Romas 1732 (cyprische Grammatik u
für Missionszwecke bestimmt). — Gust. Meyer, Zu den kyprischen Inschri
Jahrb. 111 (1875) 756 f. (nur einige Bemerkungen). - Gust. Meyer, II di
Hanaanneibaoher. BpriohwOrter. (9§ 398-899) 908
"^
^2lie di Cipro, Rivista di filol. 4 (1875) 255—286, und desselben Monographie über die
Mschen Wörter in den cypriscben Chroniken, Jahrbuch fQr romanische und englische
^he und Literatur 15 (= Neue Folge 3) (1876) 33—56. — Mondry Beaudouin,
^:%i du dialecte cbypriote moderne et medi^val, Paris 1884 (Bibl. des ^coles fran^.
_^teeB et de Rome, 36. fasc). — Hauptwerk für den mittelalterlichen und modernen
— achen Dialekt: A. A. Sakellarios, Ta KvnQtttxä, Bd 2, Athen 1891 (enthalt u. a. ein
4ohe8 Lexikon, in welchem nicht weniger als 9300 WOrter erklärt werden). — Weitere
_ rshir notiert Gi. Meyer, Neugnechische Studien 1, Sitzungsber. Wien. Ak. Bd 180
^i 1894 S. 77 flf.
5. üeberlieferung: Das Werk des Machaeras enthält Cod. Marcian. class. VII
ler kurz nach 1571 geschrieben ist, und ein 1555 in Paphos geschriebener Cod. Bod*
der einige Lücken des Marcianus ergänzt. Den Bustrone überliefert der er-
Cod. Marcian. class. VII 16, ausserdem Cod. Marcian. VII 17 und Cod. Arundel. 518
Museum), der die Venezianer Handschriften am Schlüsse ergänzt.
898. Hausarzneibttcher^ ^laxQoaotfia, waren im Mittelalter bei den
ttchen ebenso stark verbreitet als verwandte lateinische Werke im Abend-
de. Wie die medizinischen Schriftsteller schon im Altertum auf die
utlichkeit mehr Wert legten als auf grammatische und lexikalische Rein-
ft, so sind auch die populären Arzneibücher des Mittelalters stets dem
4u;hlichen Bedürfnis ihrer Zeit und ihres Leserkreises angepasst worden,
i älteren Vorlagen wurden teils durch vulgärgriechische Randglossen
äutert, teils einer durchgreifenden sprachlichen Umarbeitung unterzogen.
3durch werden die verschiedenen Redaktionen nützliche Fundgruben der
Igären naturwissenschaftlichen Terminologie; durch die Hand-
besen erhalten auch manche altgriechische Namen von Pflanzen, Tieren
ä Steinen erwünschte Aufklärung. Häufig sind mit den Arzneibüchern,
welchen die tierische Sympathie eine Hauptrolle spielt, auch Beschwö-
ngsformeln (gegen Hexen, Vampyre u. s. w.), Zaubersprüche und
nliche, für das geschichtliche Studium der Volksanschauungen wertvolle
ixte verbunden. Eine Sammlung von 'lazQixd didipoQa äXri&äaTaTa elg
itsav äax^€V€iav enthält neben vielen anderen Dingen das Qeoponikon
s kretischen Mönches Agapios Landes, das sich bis auf die neuere
it grosser Beliebtheit erfreut hat (erster Druck Venedig 1647). An eine
schöpfende Darstellung dieser zerstreuten Euriositätenlitteratur kann nicht
dacht werden, solange die meisten Texte noch unediert sind.
Ein vulgärgriechisches VaT^oadqptov, das in dem aus einer Handschrift dea Jahres
H abgeschriebenen Cod. Paris, gr. 2315 aufbewahrt ist, ed. E. Legrand, Bibl. gr.
g. 2 (1881) 1—27. Vgl. die Einleitung S. 9 ff. Die handschriftliche Bemerknng Jui
^6^ 'Itüäfyov Tov Irafpidoy die Legrand auf den Verfasser bezieht, ist doch wohl
• die Unterschrift des Kopisten. — Vgl. S. 619 f.
399. Sprichwörter. Die für die Volks- und Sprachkunde wichtige
.ttung des Sprichwortes ist in der vulgärgriechischen Litteratur nicht
)ss durch einzelne in theologischen, historischen und anderen Werken
legentlich angeführte Stücke, sondern durch ganze Sammlungen ver-
3ten. Wir verdanken dieselben nicht etwa einem frühzeitig erwachten
lehrten Interesse an volksmässigen Äusserungen oder etwa dem Einfall
les Philologen, die antiken Sprichwörtersammlungen zu ergänzen, son-
m der merkwürdigen Sitte, volkstümliche Sprichwörter in der Katechese
r Erläuterung dogmatischer und sittlicher Lehren zu verwenden« Ur-
dinglich geschah das in der Weise, dass man zur Erklärung oder Diu-
-ation eines schon vorher entwickelten Gedankens ein Sprichwort an-
904 Byzantiniiohe LitteratiirgeBcliichte« EI. Vnlgärgrieoli« Littaritar. S.
führte. Wie früh die Katechese sich dieses populären Hilfsndttdi^ie'Ii
mächtigte, zeigen die Worte des Paulinus von Nola (353—431),
XVI 7: et quia licet quaedam plerumque de inanibus fabulis utdei0n J
garibus aliqua proverbiis in usum^ veri ac serii sermonis
u. s. w. So gebraucht Makarios der Ägypter (c. 300 — c. 390) zur iHten
anschaulichung der Thatsache, dass der Mensch nur ganz allmäUid ^| sc
zum vollkommenen Manne entwickle, die sprichwörtliche WendoDg
cSaneQ zirlg Xeyovaiv 'Evdvfsai^ Ixdvaai^^ nicht wie einige sagen ,!
dich an, Zieh dich aus/^) Reichlicher hat im 6. Jahrhundert der
bauungsschriftsteller Johannes Sprichwörter und sprichwörtliche BtiSiiD
arten in seine Klimax eingeflochten. Auch bei seinem jüngeren I^P
genossen Johannes Mo sc hos finden sich einige populäre Sprüche.
Sitte, in die religiöse Belehrung und Ermahnung als Pfefierkömer,
auch auf den groben Qaumen der ungebildeten Menge wirken mi
an geeigneter Stelle ein kräftig Sprüchlein aus dem Alltagsleben
streuen, musste sich in der praktischen Homiletik steigender Belii
erfreuen, wenn auch in den litterarisch überlieferten Homilien solche
Zessionen an die volkstümliche Auffassung möglichst vermieden sini I^CI
der Zeit kam es so weit, dass das Verhältnis umgekehrt und dasSpi
wort aus einer Nebensache zur Hauptsache wurde, d. h. man begnigll{
sich nicht mehr, die Sprichwörter als blosse Hilfsmittel in den Text
zustreuen, sondern legte sie wie Stellen der hl. Schrift der religiösen
lehrung zu Grunde. Für die Katechese war diese Neuerung verl
voll; denn da nur wenige Sprichwörter eine wirklich brauchbare Grandbii^
für die Erläuterung einer religiösen Wahrheit abgaben, nahmen die B*-^
ligionslehrer zu allerlei willkürlichen Interpretationen und namentlicii
ganz phantastischen Allegorien ihre Zuflucht. Der tiefere Grund der sMi
gezwungenen, oft bei den Haaren herbeigezogenen und für unser GeflU
anstössigen allegorisch-theologischen Deutungen («^/u^mai, Xvasig^ i^rjiflH^
ist in der mittelalterlichen Anschauung zu suchen, dass den Erzeugnissen
und Vorgängen der Natur irgend eine geheimnisvolle Beziehung zu HeÜB-
wahrheiten und religiösen Begebenheiten innewohne. Dieser Anschaunng
entsprang die gesamte Physiologusweisheit und manche andere Parallelen
zwischen natürlichen und übernatürlichen Dingen wie die höchst populire
Lehre, dass zwischen den angeblich für die Entwicklung des Embiyo
und für die Auflösung des Leichnams besonders wichtigen Tagen, dem
3., 9. und 40., und den kirchlichen Totenfeiertagen eine innere Beziehung
bestehe (vgl. S. 620 Anm. 7). In ähnlicher Weise betrachtete man die Volk»-
Sprüche als eine Art Naturprodukt, in welchem ein geheimnisvoller Snn
verborgen sei. Wie die Physiologusweisheit so war auch die katechetische
Verwendung des Sprichwortes nicht nur bei den Griechen, sondern auck
bei den Franzosen, Deutschen, Böhmen, Polen und wohl auch bei den
übrigen Abendländern verbreitet.
Wann die Byzantiner anfingen, auf volksmässigen Sprichwörtern theo-
logische Erklärungen aufzubauen, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich ent-
0 Migne, Patrol. gr. 34, 604 C.
Sprichwörter. (§ 399) 905
leite sich diese Sitte in der dunkeln Zeit vom 7. — 9. Jahrhundert, in
iher in Folge des schnellen und allgemeinen Niederganges der natio-
jü Bildung einerseits Konzessionen an das populäre Verständnis erfor-
sch schienen und andrerseits die Pflanze phantastischer Allegorie den
sen Nährboden fand. Doch ist es bis jetzt nicht gelungen, aus dieser
m schriftliche Zeugnisse von Sprichwörterhermenien aufzufinden. Die
flBten bekannten Denkmäler, die hieher gehören, sind die allegorischen
^tungen volksmässiger Ausdrücke und Redensarten, z. B. 2tj/ji€Qov %d
m x6i*T0VQay Ka&ov ßXäne ttjv avXr]v xa\ jurj Tiyi' ^aXaa<fav u. s. w.,
im 11. Jahrhundert Michael Psellos verfasst hat. Dass im Kreise
Psellos Interesse für das volksmässige Sprichwort herrschte, bezeugt
■i ein unedierter Brief des Philosophen: UQog %6v dveipidv tov navQiaQxov
35 MixatjX %6v 0€o^vXaxTov, oxi, (piXovvra riijv /xovaixijvy ttjv TQaytpdfaVj
: ir-fioSixdg (so!) nagotfiiag vnhq rijv rijg (piXoao(p(aq räxvrpf xal
mf^v emfxäXfiav (im Cod. Athous 3808 fol. 10 — 12). Der zweite
santiner, der mit völliger Sicherheit als Verfasser von Sprichwörter-
Bmlungen mit theologischen Erklärungen bezeichnet werden kann, ist
Chronist Michael Glykas.
Wir haben von ihm eine Sammlung mit Erklärungen in politischen
rsen und eine zweite mit kurzen Prosaerklärungen. Glykas hat seine
Idärungen mit einem poetischen Prolog und Epilog dem Kaiser Manuel
mnenos zugeeignet. Die Autorschaft des Glykas ist diplomatisch vor-
»fflich bezeugt; sie wird aber auch durch innere Gründe wirksam unter-
Itzt. Denn die Vorliebe für volkstümliche Sprichwörter, Redensarten
id Vergleiche und überhaupt für Äusserungen des Volkslebens ist auch
den übrigen Schriften des Glykas, in seiner Chronik, seinem Kerker-
dicht und seinen theologischen Briefen zu beobachten. Die von Glykas
gewandte metrische Form der Erklärung fand auffallender Weise
»tz der wachsenden Beliebtheit des Lehrgedichtes keine Nachahmung,
e Sprichwörterhermenien aus der Folgezeit sind durchweg prosaisch,
nige dieser späteren Sammlungen sind falschlich dem Psellos zugeteilt;
cjh Theodoros Prodromos wird in einer Handschrift als Verfasser
nannt. Die Sitte dieser seltsamen Art religiöser Belehrung erhielt sich,
3 die Handschriften beweisen, bis an die Schwelle der neueren Zeit.
Nachdem die mit Erklärungen ausgestatteten Sammlungen volks-
Lssiger Sprichwörter lange Zeit als Hilfsmittel für die Katechese im
brauch gewesen waren, bemerkte Maximos Planudes, der, wie seine
arbeitung der Äsopbiographie zeigt, auch sonst für volkstümliche Weis-
it ein offenes Auge hatte, dass das Wertvollste an diesen Sammlungen
) Sprichwörterlemmen waren, und veranstaltete eine Sammlung der-
Iben, indem er die Hermenien wegliess und die Sprichwörter, wenigstens
•eckenweise, nach Schlagwörtern ordnete. Zweifellos beschränkte er
;h dabei nicht auf die theologischen Sammlungen, sondern schöpfte auch
8 anderen Quellen wie aus der Schwanklitteratur und aus dem Munde
s Volkes selbst. Leider hat er nach der leidigen Sitte seiner Zeit die
ilgäre Form der Sprüche in die herrschende Schulsprache umgegossen
id dadurch nicht nur das originelle Kolorit des volkstümlichen Ausdrucks,
d
906 BysantinLiolie LitteratiirgeBohiohte. HL Yiilgftrgrieoli. UttanfaiAl
sondern auch die metrische Fassung mancher Sprichworts
Ähnlich wie Planudes haben einige unbekannte aus den th(
Sammlungen die blossen Sprichwörter exzerpiert und gesammelt; A
gäre Sprachform ist in diesen anonjrmen Sammlungen zum GHück gA
teils erhalten. Wie schon Planudes neben den theologischen Samri
auch andere Quellen verwertet hatte, so entstanden etwa um dieid
Sammlungen volksmässiger Sprüche, die von den Sprichwörtokated
ganz unabhängig zu sein scheinen. Dieser Art ist vor allem ein»
Sammlung, die unter dem seltsamen Titel „Weltliche Eomödi«
Äsop'' (Aladnov xocfiixal x(üiiu;ti(ai) überliefert ist. Wahrschemb
hört hieher auch eine zweite ebenfalls dem Äsop zugeteilte San
von welcher der Anfang in einem Codex Mediceus erhalten und ii
tinger Corpus Paroemiographorum graecorum 2, 228 — 230 mitg^
Dass der Name des Äsop mit diesen Sammlungen verbunden war
klärt sich aus den bekannten Beziehungen des Sprichwortes zur
und aus der bedeutenden Rolle, welche die Lebensbeschreibongi
Äsop in der mittelalterlichen Schwanklitteratur spielten. Endlich
im 15. Jahrhundert Apostolios und Arsenios (s. S. 603 f.) ihren
lungen alter Sprichwörter auch manche mittelalterliche VolkssprQd
verleibt, die sie jedenfalls aus älteren Sammlungen in der Art i
Planudes entnahmen.
Die in der byzantinischen Litteratur von Johannes Klimax 1
die letzten der genannten Sammlungen herab erhaltenen Sprichwort
sich nach Ton und Charakter sehr ähnlich. Das Urteil H. Usenei
die Sammlung des Planudes „Nichts von antiker Tradition, wenig<
des Aberglaubens, aber kernige und charakteristische Lebensweishc
für die byzantinischen Sprichwörter überhaupt. In den uns erh
Sammlungen altgriechischer Sprichwörter findet man auffallend
Parallelen zu den mittelgriechischen Sprüchen. Der Grund davo
in dem ungeheueren chronologischen und kulturgeschichtlichen h
der die christlichen Byzantiner vom antiken Hellenentum trennt, z
freilich auch darin, dass die alten Sammlungen wenig wirklicli
tümliche Sprichwörter enthalten. Um so enger verwandt zeigen
byzantinischen Sprichwörter mit denen der Neugriechen. Wenn i
Sprichwörter anderer Völker zur Vergleichung beizieht, so beobacli
die Thatsache, dass das mittel- und neugriechische Sprichwort c
lienischen, spanischen, französischen und übrigen abendländischen
wort ganz ferne steht, dagegen nahe verwandt ist mit den Sprich
der Völker der Balkanhalbinsel und des Orients, der Albanesen, B
Serben, Türken, Araber u. s. w. Gemeinsam sind den Sprichwörl
Mittel- und Neugriechen und der mit ihnen zu einer Kulturein]
sammengeschlossenen Nachbarvölker einige allgemeine Eigenschaf
Reichtum an originellen, dem Westeuropäer fremdartigen Bilder
mentlich die Vorliebe für die anekdotenhafte, epilogische, k
erzählende, fragende oder befehlende Form der Einkh
die Vorliebe für ein Schema, in welchem der persönliche und par
Fall noch nicht zur abstrakten, allgemeinen Regel verdichtet ist.
Sprichwörter. (§ 399) 907
^h ist, um ein Beispiel zu gebrauchen, die Form: „Einem schenkte
-H . einen Esel und er schaute ihm auf die Zähne,* occiden talisch
=t J'orm: , Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.* Durch
^Ji ISgentümlichkeit scheidet sich das byzantinisch-neugriechisch-süd-
_^^Bch-orientalische Sprichwort prinzipiell von dem abendländischen, und
kann darnach in der ganzen Sprichwörterweisheit eine griechisch-
__Z^;! italische und eine abendländische Gruppe unterscheiden. Eine weitere
Irauchung dieser Differenz und namentlich eine schärfere Abgrenzung
-i« Qruppen auf dem slavischen Kulturgebiete wäre höchst erwünscht.
Die Erklärung der mittelgriechischen Sprichwörter gehört zu den
jrierigsten Aufgaben der byzantinischen Philologie; die beigegebenen
[ischen »Lösungen**, die in ziemlich einförmiger Weise alles auf
^istus, die Apostel, den Satan, den Leib und die Seele deuten, helfen
^gat wie nichts zur Erleichterung des Verständnisses. Dagegen sind
j Hilfe der Sprichwörter der Neugriechen und der Nachbarvölker durch
■ vereinten Bemühungen zahlreicher Gelehrten, deren sehr zerstreute
unten aufgezählt sind, die meisten Dunkelheiten gehoben werden,
es bleiben nur noch wenige Stücke übrig, die allen Anstrengungen
Scharfsinns Trotz bieten. Beachtenswert ist die Thatsache, dass ein
)r Teil der mittelgriechischen Sprichwörter metrische Form zeigen;
häufigste Mass ist der jambisch gebaute Fünfzehnsilber; daneben findet
trochäische Fünfzehnsilber, jambische Trimeter und verschiedene
»ppelverse wie zwei akatalektische jambische oder trochäische Tetra-
dUen und zwei katalektische jambische oder trochäische Tetrapodien.
le auf den ersten Blick so unscheinbaren Reste mittelgriechischer
wruchweisheit liefern einen beachtenswerten Beitrag zur Kultur- und
^3k«stesgeschichte des griechischen Mittelalters; sie gehören zu den ältesten
ignissen der griechischen Volkssprache; im Zusammenhange mit den
ichwörtern der Alt- und Neugriechen und anderer Völker des südöst-
ten Europas und des Orients betrachtet, füllen sie eine Lücke aus und
)n Anlass zu Betrachtungen, die sich für ein weites Forschungsgebiet
fruchtbar erweisen dürften.
1. Aasgaben: A. Zuerst ed. die Erklärungen des Michael Psellos und des Michael
Olykas K. N. Sathas, Mea, ßißX. b (1876) 525-569. Vgl. auch die ebenda S. 569— 578
BitgeteUten volksmässigen Rfitsel und Erklärungen abergläubischer Vorstellungen z. B.
Ti &r* Baßovt^Maqioq u. s. w. — Die Sammlung des Planudes edierte zuerst E. Picco-
lomini, Estratti inediti dai codici greci, Pisa 1879 (= Annali delle universitä Toscane,
tomu 16). — Eine Neuausgabe dieser Sammlung mit deutscher Uebersetzung und reich-
hmltigem Konmientar veranstaltete E. Kurtz, Die Sprich wdrt«rsammlnng des Maximus
Planudes, Leipzig 1886. — Eine Sammlung von 80 Sprichwörtern ed. ohne die in der Hs
beigegebenen Prosaerklärungen N. Polites, *Atxix6y 'HfiegoXoyioy tov hovg 1882, Athen
1881 S. 361—368. — Die Sammlung des Cod. Paris. 1409 ed. mit litterarhistorischer Ein-
leitong, deutscher Uebersetzung und Kommentar K. Krumbacher, Eine Sammlung byzan-
tillischer Sprichwörter, Sitzungsber. bayer. Ak. 1887 Bd II S. 43—96. — Zusammenfassende
Ausgabe aller Sammlungen ausser der des Planudes, die nach den Ausgaben von Picco-
lomini und Kurtz einer Wiederholung nicht bedurfte, auf Grund der früher bekannten und
sieben neuer Hss von K. Krumbacher, Mittelgriechische Sprichwörter, Sitzungsber. bayer.
Ak. 1893 Bd II 8. 1—272 (mit einer Einleitung Aber den Cnarakter des mittelgriechischen
Sprichwortes, Mitteilungen über die Ausgaben und Hss, über das Verhältnis, den Ursprung
und die Verfasser der Sammlungen, Kommentar und einigen Miszellen: Sprichwörter in
der byz. Litteratur; Nachträge zu Planudes; Zu den weltlichen KomOdien des Aesop; Zu
Apofitolios; Eine allegorische Deutung des Psellos).
908 Bysaiitinische Litteraturgeschiohte. Hl. Yalg&rgrieoh. Uti«nt«r. 1
B. Die weltlichen Komödien des Aesop ed. pr. Clossias, Rheio.
(1837) 331 ff. — Ed. V. Jernstedt, Vergessene griechische Sprichwörter, Jevi.
1893 Bd 286 und 287, April- und Maiheft, Abteil, f. klass. Philo!. 8. 23-32 uad
Vgl. K. Krumbacher, Mittelgriechische SprichwOrter (s.o.) S. 257 ff. und den
von V. Jernstedt, Joum. Min. 1894 Bd 292 Mftrzheft, Abieil. f. klass. PhiloL & U6-|
2. Hilfsmittel: A. Besprechung der Ausgabe von Piccolomini von H. Um
Deutsche Litteraturzeitung 1881 S. 121 ff.
B. Beiträge zur Ausgabe von E. Kurtz: Besprechungen, die sämtlich
Beiträge enthalten, gaben 0. Crusius, Lit. Centralbi. 1886 Nr. 37; G. Knaack,
philol. Wochenschr. 1886 Nr. 48; H. Usener, Deutsche Literatarzeitang 1886 Nr.
K. Krumbacher, Blätter f. d. bayer. Gymnasialschulwesen 23 (1887) 122—125;
nymus, Berliner Wochenschrift ffir klass. Philol. 1887 Nr. 9; U. Schenkl, Zeiti^.j
Österreich. Gymnasien 1887 S. 178—182; J. Sitzler, Neue philol. Rundschau 1887 &
— Die reichsten Beiträge zur Erklärung der Sprflche des Planudes gab 0. Cniii
lieber die Sprichwörtersammlung des Mazimus Planudes, Rhein. Mus. 42 (1887)
— Endlich lieferte E. Kurtz selbst noch eine ganze Reibe wichtiger Nachtrtee a
Ausgabe, Zu den nagoifiiai dtjfÄuideig, Philologus 49 (1890) 457—468. — Zw«
Wörter des Planudes als Reste alter Rätsel erklärt von K. Ohlert, Zur antikes
dichtung, Philologus 53 (1894) 753 f. — Eine neue Hs der Planadessammlung (GoiTi
878) beschrieb 0. Crusius, Rhein. Mus. 42 (1887) 390 ff. — Eine dritte Bs di««rl
lung, den Cod. Barocc. 68, notierte A. Kopp, Beiträge zur griech. Excerpi
Berlin 1887 S. 64. Nähere Mitteilungen über diesen Baroccianus gab M. Treu, PhÜdonl
(1890) 185-187.
C. Beiträge zur ersten Ausgabe von Krumbacher (1887): Besprechungen, die al'
ständige Beiträge enthalten, gaben G. N. Soteriades, 'AxQonoXi^ tptXoXoyunj 1888 Nr.H
bis 15; E. Kurtz, Blätter f. d. bayer. Gymnasialschulwesen 24 (1888) 205 ff.; C. Weysu
Zeitschr. f. vergleich. Litteraturgeschichte, Neue Folge 1 (1887-1888) 382 ff.; J. Paicliic
Revue critique 1888 Nr. 25 S. 505 ff; vgl. seine Essais de grammaire historique nöihpi
que 2 (1889) XXXVI-XXXIX; H. Schenkl, Zeitechr. f. d. Österreich. Gymnasi« !
(1888) 217 f. — Die reichsten Nachträge lieferte in Form eines selbständigen Axtik)
G. Foy, Vulgärgriechisches, Bezzenbergers Beiträge 14 (1888—1889) 33-49.
D. Beiträge zur zweiten Ausgabe von Krumbacher: Besprechungen mit selbständi(
Beiträgen gab D. Therianos, AV« 'Hfi^Qa vom 11. Nov. 1893 Nr. 987; C. Weyman,
storischos Jahrbuch d. Görresges. 15 (1894) 225 f.; E. Kurtz, Blätter f. d. bayer. Gymau
Schulwesen 30 (1894) 128—137; D. C. Hesseling, Museum 2 (Groningen 1894) Nr
J. Sitzler, Neue philol. Rundschau 1894 Nr. 18 und 19, S. 274—279; 290-295;
Meyer, Theolog. Litteraturzeitung 1894 Nr. 22 S. 568 f.; 0. Crusius, Lit Centralbi. 1
Nr. 50; A. Karnejev, Drevnosti, Trudy Slavjanskoj Kommissii Imp. Moskovsk. Arci
Obg^estva 1 (1895) 241—248 (mir unzugänglich). — Zahlreiche wertvolle Beiträge entha
einige selbständige Arbeiten, die sich an Krumbachers Ausgabe anschliessen : Gust. Me}
Zu den mittelgriechischen Sprichwörtern, B. Z. 3 (1894) 396—408. — PN. Papageori
Zuden mittelgriechiscben Sprichwörtern B. Z. 3 (1894) 553—580. — J. Tim o senke, By
tiniscbe Sprichwörter und slavische Parallelen zu ihnen, (Warschauer) Filologi^eskij iges
32 (1894) 126-139; 295-304; 33 (1895) 205-218; 34 (1895) 74-86 (russ) (slavi
Parallelen zu den Ausgaben von E. Kurtz und K. Krumbacher). — Eine grosse Sammi
der mittel- und neugriechischen Sprichwörter mit Kommentar u. s. w. wird seit langer
vorbereitet von dem vorzüglichen Kenner des neugriechischen Folklore N. Politea
Litteratumach weise zum slavischen Sprichwort bei Gr. Krek, Einleitung in die alarii
Litteraturgeschichte, 2. Aufl., Graz 1887 S. 788 ff.
3. Uoberlieferung: Für die mittelgriechischen Sprichwörter, ihre theologisc
Uermenien und für die P>klärungen volksmässiger Sprüche und Ausdrücke sind bis j
folgende Codices in Betracht gezogen, deren Aufzählung die Entdeckung neuer Häs
leichtern dürfte:
1. Barber. II 61 s. 13 — 14. Metrische Sanmilung des Glykas.
2. Bodl. Barocc. 68 s. 15. Sammlung des Planudes.
3. Laur. 59, 30 s. 14—15. Sammlung des Planudes.
4. Laur. acquisto 42 s. 16. Wertlose Kopie der zwei Sammlungen der O
Paris. 1409 und 2316.
5. Marc. 412 s. 13 — 14 (Pergament). Prosasammlung des Glykas.
6. Marc. III 4 s. 14. Sammlung von 55 Sprichwörtern mit Prosaerklärungen.
7. Monac. 525 s. 14. Weltliche Komödien des Aesop.
8. Mosqu. Synod. 298 (bei Vladimir 436). Weltliche Komödien des Aesop.
9. Paris. 228 s. 13. Die zwei Sammlungen des Glykas.
10. Paris. 395 s. 16. Sammlung von 17 Sprichwörtern mit ProBaerklämng.
Paraphrasen und üebersetsimgeii. (§ 400) 909
11, Paris. 1182 s. 13. ErklftruDg volkstümlicher Redensarien des Psellos (ediert
Sathas).
12, Paris. 1409 s. 14. Sammlung von 70 Sprichwörtern ohne Erklärung.
13, Paris. 2316 s. 15. Sammlung von 34 SprichwOrtem mit Prosaerklärung.
14. Paris. 3058 s. 16 (von Arsenios, dem Eizbischofe von Monembasia geschrieben),
rische Sammlung des Glykas.
15. Tau r in. B. V. 39, s. 16 (von Andreas Darmarios geschrieben). Sammlung von
59) Sprichwörtern mit Prosaerklärung.
16. Vatic. 695 s. 16. Sammlung von 75 Sprichwörtern mit Prosaerklärung.
17. Vatic. 878 s. 14—15. Sammlung des Planudes.
18, Mir unbekannter Herkunft ist der Codex, nachdem N. Polites im 'HfieQoXdyioy
•.) eine Sammlung von 80 Sprichwörtern ohne die in der Hs beigegebenen Erklärungen
rt hat. Eine genauere Beschreibung dieser Hs soll das 'Jruxoy 'HfieQoXoy^oy fürs Jahr
7 S. 324 enthalten (mir unzugänglich).
4. Sprichwörterpredigten im Abendlande: Wir haben lateinische Sermones
tempore, in denen das Thema zuerst durch einen lateinischen Satz und dann durch ein
verwandtes alt französisches Sprichwort angegeben wird. Eine Hs solcher Sermones,
Cod. Paris, lat. 14952, bespricht B. Hauröau, Not. et extr. 32, 2 (1888) 275-838.
. 6. Gröber, Uebersicht über die lateinische Litteratur von der Mitte des 6. Jahr-
ierts bis 1350 (Grundriss der roman. Philol. Bd II) S. 197. Zwei andere Hss solcher
Frankreich stammenden Sprichwörtersermone hat mir W. Meyer nachgewiesen, die Codd.
nac. lat. 2672 s. 14 und 23372 s. 13. — Deutsche Sprichwörter aus lateinischen
ligten ed. K. Hofmann, Sitzungsber. bayer. Akad. 1870 Bd II 25—38. — Ueber pol-
i^he und böhmische Sprichwörter in lateinischen Predigten des Mittelalters vgl.
Brückner, Arch. slav. Phil. 15 (1893) 475.
400. Paraphrasen und Übersetzungen. Die umfangreichsten mittel-
»rlichen Prosa denk mal er der Volkssprache sind die S. 221 erwähnten
aphrasen von Geschichtswerken und Chroniken. Eines der schönsten
spiele dieser Gattung ist die Übersetzung der jüdischen Archaeologie
1 des jüdischen Krieges des Flavius Josephus, die der Doppel-
ex Barber. II 49 — 50 aufbewahrt. Der Verfasser, der Priester Ma-
3l Chartopliylax (wenn nicht etwa C!h. seinen Beruf bezeichnet) aus
donia auf Kreta nennt sich selbst in der Überschrift: OXaßiov ^laxrijnov
M eixoci ncQi lovSai'xrjg aQxccioXoylaq: — ^loviaixov noXäfiov Xoyot imdi
Ol navTsq and rrjv ävTixr^v yXioccav elg rjyi' txTrXtjv xal Tie^tjv tiav FquixcSv
ayXoDTXianävoi naqd Mavovj^X tegetog tov x^Q'^'O^vXaxog tov xQrjTog
' xvdoavtdxov, Person und Zeit des Verfassers sind nicht bekannt;
irscheinlich lebte er im 16. Jahrhundert. — Über sonstige vulgäre Para-
asen historischer und anderer Werke s. §§ 121 Anm. 4; 123 Anm. 1 C;
Anm. 1; 147 Anm. 3; 154 Anm. 1 B; 155 (S. 377); 167; 186,4 (S.
t). — Sprachgeschichtlich wichtig sind einige mit h-ebräischen Buch-
ben geschriebene vulgärgriechische Übersetzungen heiliger
eher, die von Juden griechischer Zunge in der Synagoge gebraucht
•den.
1. Ausgaben und Hss: Eine vulgärgriechische Uebersetzung des Pentateuch
hebräischer Schrift) ist zu Kpel 1547, eine ebensolche Uebersetzung des Job zu Kpel
3 im Drucke erschienen. — £ine Uebersetzung des Buches Jon ah liegt handschrift-
in Oxford und Bologna.
2. Hilfsmittel: Jo. Christoph. Wolf, Bibliotheca Hebraica 2 (1721) 447 f.; 3
7) Appendix; 4 (1733) 1219 ff. (Proben der Uebersetzung des Pentateuch und des Job),
ip. Papageorgiu, Merkwürdige in den Synagogen von Gorfu im Gebrauch befindliche
inen, Verhandlungen des 5. internationalen Orientalistenkongresses, 11. Teil 1. Hälfte,
in 1882 S. 226-232. — E. Legrand, Bibliogr. hell. 2(188) 159. — L. Bellöli. Une Version
que du Pentateuch du seizi^me sidcle, Rev. des ät. gr. 3 (1890) 289— 808. — L. Bell^li,
X versions peu connues du Pentateuque faites ä Gple au seizi^me si^cle, Revue des
es juives 22 (1891) 250—263. — A. Neubauer, On Non-Hebrew languages used by
910 Bysantinisohe LitieraiiirgMehiohte. HL Vnlgirgrieolu Littanftn; 1
JewB» The Jewish qnarterly review 4 (1892) 9-19 (mit reichen Lüteratmiia^vMlj
J. Perles, B. Z. 2 (1893) 575 Anm.
8. "Ay&og ttSy x^Q^^^'^ betitelt sich ein viilgftrgriechisches Prosawerkek^j
in 85 Kapiteln aentenzenhafte Sitae Aber Liebe, Eifersacht, Freude, Schroen,
keit, Unbarmherzigkeit, Freiheit, Bildung n. s. w. enthJÜt and also mit den FlorilegMil
Maximos, Pseudo- Johannes und Antonios, auch mit dem moralischen Lehrgedicht 4m\
nasses (? s. S. 878 f.) verwandt ist Die Namen der angefahrten Autoren sind oft
verunstaltet z. B. 6 aäyaxag, 6 ßldiog (= 6 'Oßid^og), Eine üntersachung der
fasser benfltzten Quellen fehlt. Das Werk erschien zuerst Venedig 1546. Wii
Venedig 1624. — Vgl.E. Legrand, Bibliogr. hell. 1 (1885) 274 ff.; Bibliogr. hell di
si^cle 1 (1894) 188.
-i
Anhang.
Abriss der byzantinischen Kaisergeschichte.
Bearbeitet von H. Geiz er.
Alle Periodisierungen und Begrenzungen im Verlaufe der Welt-
fchichte sind lediglich konventionell und darum völlig willkürlich. Die
schichte selbst, in der jedes Ereignis mit den vorangehenden und den
genden in einem ursächlichen Zusammenhang steht, macht keinen Ab-
mitt; sie ist ein fortlaufendes Continuum. Darum gibt es kein keckeres
ternehmen, als nach Art unserer landesüblichen Universalhistorien das
de des römischen Reichs und die Grenze von Altertum und Mittelalter
tstellen zu wollen. In unseren Schulen wird oder wurde dieser welt-
schichtlich so bedeutsame Wendepunkt mit haarscharfer Genauigkeit
ronologisch aufs Jahr festgenagelt. Nach der gewohnheitsmässigen
schichtswidrigen Überschätzung des Abendlandes und seiner historischen
itwicklung wurde dabei lediglich der Westen in Betracht gezogen und
mnach das Ende des Römerreichs und des Altertums frischweg in das
br 476 gesetzt, weil in diesem Jahre der letzte legitime Kaiser in der
esthälfte des Imperium Romanum, Romulus Augustulus, pensioniert ward,
in universalhistorischen Standpunkt aus beurteilt, ein genau so wichtiges
'eignis, als etwa 1892 die Abdankung des Königs Milan von Serbien. Die
ntgenossen haben diesen angeblich universalhistorischen Abschnitt so
enig erkannt, dass sie — und die siegreichen Germanen in erster Linie
- nach wie vor das Territorium Odovakars wie später Theoderichs als
inen Teil des römischen Staates, die dortigen Unterthanen als Unterthanen
es Kaisers betrachteten und die kaiserlichen Ordnungen von Reichs wegen
}rtdauern Hessen. Darum trug die Goldmünze auch in den sogenannten
ermanischen Staaten des Kaisers Bild, und die Goten vermochten Justinian
egenüber zu erklären, dass sie die Prärogative des Kaisers stets geachtet
ätten. Der Osten des Reiches, welcher die altererbte Kultur mit mehr
nergie und Glück, als der Occident zu bewahren vermochte, kann
)llends nicht in eine dem Altertum und eine dem Mittelalter angehörende
älfte gespalten werden, wenigstens nicht vor tej^Afiftr^ten des Islam;
912 AbrlBs der bysantinischen SaisergMeUolito»
denn erst nach Herakleios' Regierung tritt in dem fdrchtbaren 1
kämpf, den Byzanz gegen den Ansturm der semitischen Basse dm
eine anderthalb Jahrhundert andauernde geistige Verfinsterung ein,
deutlich das Anbrechen eines neuen Weltentages bezeichnet i
z. B. erst mit der Thronbesteigung des Isauriers Leon anhebenda
der byzantinischen Geschichte würde den Leser der Kenntnis ger
allerwichtigsten und weltgeschichtlich bedeutsamsten Jahrhunde
rauben, der Epoche, in welcher die ersten Ansätze und die Vorbedii
für die spätere geschichtliche Entwicklung des spezifisch byzant
Zeitalters gegeben sind.
Ebenso selbstverständlich ist nun aber auch, dass wir der ?e
rungen und Abgrenzungen des geschichtlichen Stoffes in keiner
entraten können. Aber wir müssen dabei das lebendige Bewuss
uns tragen, dass wir es lediglich mit notwendigen Krücken zu thui
die dazu dienen, uns eine Übersicht über die Materie gewinnen zu
Gerade darum empfiehlt es sich auch, von der üblichen Professor
Schulmeisterpedanterei zu lassen, welche kein Geschichtswerk ode
buch auf den Markt bringen kann, ohne dass sie dasselbe mit hi
besser begründeten Abschnitten versehen oder nach einem logisch ricl
Einteilungsprinzip gegliedert hat. Vielmehr ist es das Gegebei
einfach den traditionellen Common-sense walten zu lassen. Wir ha
seit langem daran gewöhnt, die Kaisergeschichte von Arkadios
195— UösKonstantinos I^ (395 — 1453) als die oströmische oder byzai
Geschichte zusammenzufasssen. Den praktischen Gesichtspunkt hier
lieh als massgebend betrachtend, werden wir diese altfränkische Dis
festhalten, obgleich es bekannt genug ist, dass dieselbe vielfach d
fallen der begeisterten Freunde mehr prinzipieller Einteilungsgrenz<
den Gelehrten erregt hat. Man hat mit einem gewissen Rechte gel
macht, dass trotz der Reichsteilung nach Theodosios' Tode die Zeitj
noch Jahrhunderte lang nur die Vorstellung von dem einen rc
Reich kannten, der Res publica oder der Manus publica, wie
Spanien und im Frankenreiche noch im VII. und VIII. Jahrhui
sagen pflegte. Man könne deshalb von einem weströmischen Reich
folgerichtig auch von einem oströmischen Reiche — erst seit der
800 herstellung des weströmischen Kaisertums durch Karl den Grossen
Das ist gerade so richtig und treffend, aber auch genau so doktri
der Sprachgebrauch der Juristen, welche die Zeit von Augustus
cletian als Dyarchie und erst die nachfolgende Epoche als Monai
zeichnen. Gewiss ist es konstitutionell richtig, für diese Periode \
Teilung der Gewalt zwischen Princeps und Senat zu sprechen. Tha
sind die staatsrechtlich so unwissenden Chronisten doch im Recht<
mit Cäsar und Augustus die römische Monarchie beginnen, und so
faktisch trotz aller anderweitigen Vorstellungen der Zeitgenossen
Gelehrten das von Theodosios' Tode bis zu Konstantinopels Fall be
Reich ein oströmisches und seit dem VI. und vollends dem VU. Jah
ein griechisches.
Nur um dem praktischen Bedürfnis zu genügen, nicht etwa un
L Die TOijnstiiiianeUohe Epoohe (395^518). 913
are »geschichts-philosophische^ Betrachtungsweise eine Unterlage zu
iflfen, teilen wir den Stoff in folgende altherkömmliche Unterabteilungen:
!. Die vorjustinianeische Epoche 395 — 518
.'• Das Zeitalter Justinians und seiner Nachfolger . . 518 — 610
(. Das Haus des Herakleios und der Kampf mit dem Islam 610 — 717
\ Die Regeneration unter den syrischen (isaurischen)
Kaisern und der Bildersturm 717 — 867
^ Der Höhepunkt oströmischer Machtfülle unter der ar-
menischen Dynastie 867 — 1025
L Der Verfall des Reiches 1026—1081
I. Die Konmenen und die Angeli 1081 — 1204
I. Das Kaisertum von Nikaea 1204 — 1261
I. Die Restauration der Paläologen und der Untergang 1261 — 1453.
I. Die vorjustinianeische Epoche (395—518).
Theodosios der Grosse (379 — 395), eines grossen Vaters genialer 379— 391
in, der letzte aus der langen Reihe der Generale und Reichsretter,
che von Claudius Gothicus bis auf Valentinian das aus den Fugen ge-
igene Weltreich mit eiserner Faust wieder zusammengeschmiedet hatten,
nach der furchtbaren Katastrophe des Valens, dem ,lacrimabile bellum'
.Adrianopel, sich als Schützer des Reichs und Erretter aus der Germanen-
gJir aufs Glänzendste bewährt. Noch einmal war die gotische Völker-
le vom Reichsboden zurückgedrängt worden. Im Innern ]hat seine
{ierung Epoche gemacht durch den Sieg, welchen, getragen von dem
werwiegenden kaiserlichen Einfluss, die orthodoxe Kirche über den
anismus errungen hat, und durch den energischen Zwang, mit dem
i Resten des alten Glaubens unter der römischen Aristokratie ein Ende
eitet ward. Bei seinem Tode, 17. Januar 395, hinterliess er das Reich ^^oiL"**
len beiden Söhnen Arkadios und Honorius zu gemeinsamer Ver-
Itung. Der letztere erhielt die Westhälfte: die Präfekturen Italien
ilien und Afrika) und Gallien (Gallien-Spanien-Britannien), während
tt älterer Bruder über den Osten regierte: die Präfekturen Ulyricum
icien und Macedonien) und Oriens (Asien, Pontus, Oriens, Thracien und
ypten).
Theodosios' Kampf mit dem Gegenkaiser Eugenius hatte den gesamten
ent von Streitkräften entblösst. Während nun die durch die kaspischen
sre eingebrochenen Hunnen den Osten des Reiches heimsuchten, ver-
steten die in Mösien und Thrakien stationierten gotischen Föderati
;er ihrem königlichen Heerführer Alarich den Norden Illyricums und
Irohten die Hauptstadt. Erst als Stilicho aus dem Westen herankam,
rde der Gote gezwungen, sich in Thessalien zu verschanzen. Da aber
iser Arkadios auf Antrieb des Rufinos vielleicht nicht ohne Grund
[ichos Entfernung und die Rücksendung der Osttruppen aus Italien nach
nstantinopel verlangte, zogen letztere unter Gainas' Kommando nach
Hauptstadt. Rufinos fiel ihnen zum Opfer, und seine Stelle als leiten-
flandbuch der kliM. AltertimiiiwiMeiMohart IX. 1. Abüf . 2. Aofl, 58
914 Abriss der byzantinlBohen Kaisersesehidhie.
395 der Minister nahm der Eunuche Eutropios ein; Alarich onternik
seinen furchtbaren Zug durch die Thermopylen nach Griechenland. 1
der Peiraieus, Megara, Korinth, Argos und Sparta eriagen den g[
Scharen, deren christlich barbarischen Eifer fanatische Mönche a
Wut gegen diese Hauptsitze und letzten Burgen des Heidentums aufgei
hatten. Allein auf dem Marsch nach Elis fiel ihnen der zarüekg
Stilicho in den Rücken und schloss das Gotenheer auf der aifa
Hochebene von Pholoe ein. Wider Erwarten kam es zu einem frie
Abschluss, und die oströmische Regierung ernannte den gefürchteta
zum magister militum per Dlyricum.
Noch gefährlicher wurde die Erhebung der in Phrygien anged
399 Ostgoten und Gruthunger unter Comes Tribigild. Am ostrüi
Hofe hatte die römische Nationalpartei das Übergewicht; die Fük
Germanen, der mächtige Gainas und seine Anhänger waren aii&
verletzt. Zwar Tribigild erlitt einen schweren Verlust durch den fc
pisidischen Landsturm. Aber Gainas, gegen ihn ausgesandt, war li
sein Verbündeter, und der römische Feldherr Leon erlag den Qot
der Verräterei seines Kollegen. Gainas und Tribigild waren nun
der Situation und zwangen den Kaiser zur Entlassung seines Mi
399/400 Gainas erschien in Chalkedon, und der zitternde Arkadios
dem Gotenheere Quartier in seiner Hauptstadt anweisen. Fast
es, als sollte der Osten einer ähnlichen Zerstückelung anheimfaDi
in der Folgezeit der Westen. Ein germanisches Königtum war a
Punkte, die Dynastie des Theodosios hier zu ersetzen. Allein die
terung der durch die arianischen Goten misshandelten und in ih
ligiösen Gefühlen verletzten Einwohner der Hauptstadt führte zi
Erhebung. Die Goten mussten die Stadt räumen; wer zurückbliel
der Volkswut. Nach der Verwüstung Thrakiens wollte Gainas bei
nach Asien übersetzen. Aber der getreue Gote Fravitta vemichl
der römischen Flotte sein Heer. Das Haupt des nach Thrakien
neuen Rebellen wurde von Uldes, dem Hunnenkönig, an den kais
Hof gesandt. Fravitta, der Reichsretter, obwohl Heide, wurde
401 Konsulwürde belohnt. Das Reich und das Römertum waren n<
mal gerettet worden.
Unter demselben Arkadios entbrannte auch in Byzanz dei
Kampf zwischen Imperium und Sacerdotium, dessen Ausgang für (
hältnis von Staat und Kirche in Ostrom typisch wurde.
Der Antiochener Johannes, von der Kirche später Chrysosto
benannt, ebenso gewaltig durch Macht der Rede als durch Gu
Volkes, schonte gleich einem schottischen Puritaner weder die Ü
des kaiserlichen Hofes, noch die Sittenverderbnis der Reichen. Pe
der strengsten Askese ergeben, war er gleichzeitig Hierarch vor
liebem Herrscherbewusstsein. Asien, dessen Metropole Ephesos i
apostolischen Gründung durch den Lieblingsjünger rühmte, hat
400 seiner Visitationsreise mit schonungsloser Gewalt unter die Herrscl
381 Alt-Rom gleichgestellten Prälaten von Neu-Rom gebeugt. Seine
erhoben sich. Zwar des hohlen und geistlosen Konkurrenzpredi
L Die Toxjnsüniaiieisohe Epoche (395—518). 915
Hauptstadt, des syrischen Bischofs Severianos, entledigte er sich mit
shtigkeit. Um so ernster wurde die Sachlage, als die Regierung gegen
•einen Todfeind, den ehrgeizigen und grundsatzlosen Papst von Alexan-
, Theophilos, ausspielte. Der Alexandriner prangte seit der Vernich-
l des Serapeions 391 im frischen Glänze des Götzensturmes; durch den 391
Athanasios und seinen Nachfolger Petros, den Leiter des sog. ökume-
lien Konzils von 381, war der Osten daran gewöhnt worden, das Ent-
udungsvotum in geistlichen Dingen dem Inhaber von Marcus' aposto-
lem Stuhle zu überlassen. Theophilos wusste seinen Machinationen
Anstrich der Heiligkeit zu geben, indem er den fast hundertjährigen
Eerbekämpfer, den gelehrten, aber äusserst beschränkten Epiphanios
Konstantia als Bundesgenossen gewann. Auf der Synode „bei
Eiche" wurde der Prälat von Neu-Rom seines Amtes entsetzt; allein
ESrbitterung des gläubigen Volkes der Hauptstadt verschaffte ihm einen
tzenden Sieg. Theophilos floh, und die Regierung gab kleinmütig nach,
Johannes, kühn gemacht durch seine Erfolge, die Kaiserin persönlich
\ heftigste angriff. Eine neue Synode 404 besiegelte seinen endgültigen 404
rz, obschon die weströmische Regierung und der Papst des Abend-
ies, Innocenz I, mit aller Energie für ihn eintraten. Mächtig durch
en Briefwechsel auch in der Verbannung zu Kukusos, sollte der un-
Uiche Greis nach dem Kaukasus verschleppt werden, erlag aber
Anstrengungen der Reise, bevor er den neuen Bestinmiungsort ^*\^®P
118 erreicht hatte. Die gesamte Kirche hat das Andenken des
umenischen Lehrers" hochgehalten; der Patriarch Proklos hat 438 seine 438
eine feierlich nach der Reichshauptstadt zurückgeholt, und Theodosios H
fussfällig vor dem Schrein des Heiligen um Gnade für seine sündigen
m. Aber trotz dieser verbindlichen und grossmütigen Formen hatte
Staatsgewalt dennoch einen prinzipiell hochwichtigen Sieg erfochten.
hat zum ersten Male kraft ihrer Souveränetät das Verhältnis zur
^he geordnet, und dabei hatte es in Byzanz sein Bewenden.
Als Arkadios 408 starb, hinterliess er einen unmündigen Sohn, Theo- 408
ios II den Kleinen, welcher als echter Purpurgeborener während
er langen Regierung 408 — 450 niemals mündig geworden ist. Bis 408—46
führte die Regierungsgeschäfte der praefectus praetorio Anthemios, 414
!hmückt mit den höchsten Ehrentiteln des Konsuls und Patricius, ein
*aus verständiger Staatsmann. Nachher leitete das Staatswesen im
rerständnisse mit dem Senat des Kaisers staatskluge Schwester Pul-
ia; sie vermählte ihren Bruder 421 mit der hochgebildeten Philosophen- 421
ter Athenais, als Christin Eudokia, welche bald grossen Einfluss auf
Staatsleitung gemeinsam mit dem Eunuchen Chrysaphios gewann.
h ihrem Sturz beherrschte dieser den Kaiser vollständig während des
;en Teils seiner Regierung. Pulcheria hatte sich verstimmt in ihr
atpalais zurückgezogen.
V^ährend das Westreich in Trümmer ging, Goten, Sueben und Van-
n sich in Gallien, Spanien und Afrika selbständig einrichteten, und
Schattenkaiser des Westens thatsächlich auf die Apenninenhalbinsel
hränkt war, hat die Osthälfte des Reichs diese kritische Periode glück-
68*
916 Abris« der bysantüüsohen Kaisergesoliioiite.
lieh und verhältnismässig ruhig überstanden. Die lange Regieron
dosios' n ist im ganzen arm an äusseren Ereignissen. Nach H
425 Tode intervenierten die Generale Ardaburios und sein Sohn Aspai
lieh in Italien; die dureh den Usurpator Johannes beseitigte legit
gierung ward wieder eingesetzt und kam so unter den Einfli
Ostens.
Den grössten politisehen Fehler des grossen Theodosios hat c
gesehmähte Regierung des kleinen nach Kräften gut zu machen v<
In dem so wichtigen, seit Tiridates und Gregor dem Erleuchter
mischen Allianz gewonnenen armenischen Puiferstaate war seit
365 Schmaehfrieden 365 der römische Einfluss gebrochen; zwar Valens hat
367 einmal zielbewusst König Pap eingesetzt und unterstützt ; nach desse
loser Ermordung durch die Römer tobte der Kampf zwischen der cl
klerikalen und der mazdaistiseh gesinnten Adelsfraktion. Das «
standene Interesse des Reichs hätte die römische Politik veranlassei
um jeden Preis, wie die verständigen Herrscher aus Konstantins I
gethan hatten, die Mamikonier als Führer der Priesterpartei zu unten
Statt dessen hat in unbegreiflicher Verblendung — darin nur dem (
387 Friedrich vergleichbar — Theodosios 387 mit der orientalischen 0«
einen Teilungstraktat des armenischen Reiches verabredet, eine Teila
der den Orientalen der Löwenanteil zufiel. Nur etwa ein Fünftel d
maligen grossarmenischen Reiches mit der Hauptstadt Theodo:
(Karin) kam in die römische Gewalt. Der Rest, in dem noch 4(
ein von Persien belehnter Sehattenkönig dem Namen nach gebo
unter persische Hoheit. Als Kirchen- und gelehrte Sprache dulde
Perser systematisch nur das Syrische; dem Griechischen wurde d(
tilgungskrieg erklärt. Die beiden grossen Genies Armeniens, Mesi
Sahak, welche nach Erfindung der Schrift durch den erstem die hl. Sc
die Landessprache übersetzten, mussten vor den Vexationen der per
Behörden auf römischen Boden flüchten. Das römische Kabinet der dai
Zeit, hierin ungleich weitsichtiger als der AhnheiT der Dynastie, fo
von Regierungs wegen das Unternehmen nach Kräften und unterstütz
Staatsmitteln die Übersetzungsschule der beiden grossen Armeniei
den Arbeiten dieses geistlichen Seminars ist die ganz vom Griec
abhängige grosse Übersetzungslitteratur der Armenier (des sg. g<
Zeitalters) hervorgegangen und das bis dahin litteraturlose Volk
Reihe der Kulturnationen eingeführt worden. Dadurch ist Armeni<
barbarischen Orientalismus endgültig entrissen und mit der abendiä
hellenischen Gesittung auf alle Zeiten verknüpft worden. Das i
das Verdienst des verachteten Theodosios des Kleinen.
Doch wenden wir uns nun zur Betrachtung der äusseren poli
Ereignisse zurück. Wahrhaft gefahrlich wurde dem Reiche in
412 Epoche die hunnische Grossmaeht. Anthemios zwar hatte 412 de
fall dieser Barbaren glücklich zurückgeworfen, und eine Donauflott
424 wachte die Reichsgrenze. Doch bereits 424 zahlte der Kaiser de
madenkönig Tribut. Schlimmere Verhältnisse kamen, als der kr
441 waltige Attila in Pannonien sein Heerlager aufschlug, und 441 auss
I. Die vorjastinianeisohe Epoche (895—518). 917
'imen auch die Perser die Reichsgrenzen bedrohten und die Yandalen
l mit ihnen verbündete Piratenflotten die Küsten des Reichs verheerten.
-1 Donaufestungen Viminacium und Singidunum, Margus und des apostel-
-Ichen Konstantinos Geburtsstadt Naissus, Philippupolis und andere der
ditigsten Reichsstädte erlagen dem Ansturm des Hunnenkönigs. Be-
.28 zitterte die Hauptstadt; aber die tapfere Besatzung des festen Asemos
"Heidigte sich erfolgreich und hob den gesunkenen Mut der Römer.
3 wurde durch Anatolios der Friede um 6000 Pfund Goldes und einen 443
Brüchen Tribut von 700 Pfund erkauft. Neue Feindseligkeiten im J. 447 447
srden durch die Gesandtschaft des Maximinos beigelegt; der als Sekretär
bleibe begleitende Rhetor Priskos hat uns die berühmte, überaus packende
3 realistische Schilderung der hunnischen Lagerresidenz hinterlassen.
m Friede wurde hergestellt; aber die Tributzahlung dauerte fast bis zu
■Bodosios' Tode.
Viel wichtiger und geradezu entscheidend ist diese Regierung durch
gleichzeitigen kirchlichen Ereignisse. Der christliche Staat hatte den
bh Gtötterdienst offiziell und gewaltsam unterdrückt; aber die Kirche
.achte ihre Thore weit auf' und erleichterte durch kluge Ökonomie den
^gläubigen den Eintritt in die neue Glaubensgemeinschaft. Ihre alten
.^nischen Gottheiten erkannten diese in den christUchen Heiligen oft
ber nur leichter Verhüllung wieder. Dem Bedürfnis der Menge und
c- Frauen, die grosse vielnamige Naturgöttin anzurufen, wurde die Kirche
rch Steigerung des Dienstes der Gottesmutter gerecht, und bereits spot-
.^n die Heiden über den eifrigen Marienkult und sprachen von der
euen Kybele" und »neuen Isis".
Die alexandrinischen Gottesgelehrten, der allegorischen Exegese des
igenes folgend, waren zugleich die eifrigsten Förderer der neuen Mode-
»ologie, während die Schule von Antiochien in ihren grossen Häuptern
odoros von Tarsos und Theodoros von Mopsuhestia gegen die allgewaltige
itströmung vergeblich eine nüchterne wissenschaftliche Auslegungskunst
r heiligen Schriften aufrecht zu erhalten suchte. Nestorios, der neue
triarch der Hauptstadt, aus Germanikeia stammend und den Tradi- 428— 4S
nen seiner Heimat getreu, eiferte in Rede und Schrift gegen den nach
.xier Meinung abgöttischen Ausdruck x^eoxoxog und beunruhigte da-
i*ch aufs äusserste die Frömmigkeit der hauptstädtischen Bevölkerung.
IT heilige Kyrillos, des Theophilos NeflFe und Nachfolger auf dem aposto-
chen Stuhle von Alexandria, gefeiert als geistlicher Redner und Schrift-
»11er und vielerfahren in den Künsten hierarchischer Regierungspolitik,
»Ute sich an die Spitze seiner Gegner. Vergeblich suchte Nestorios,
wichen die kaiserliche Regierung vorläufig hielt, einzulenken. Der In-
l>er des alexandrinischen Stuhles wollte die erwünschte Gelegenheit
:^ht vorübergehen lassen, den aufstrebenden Rivalen der Hauptstadt zu
inütigen. Ein ökumenisches Konzil wurde 431 nach Ephesos berufen. 431
>r beschränkte und über die wahren Gründe des Kirchenstreits nicht
terrichtete Patriarch des Abendlandes, Papst Goelestinus, legte die ge-
chtige Autorität des ersten Stuhles der Christenheit für Kyriilos in die
agschale. Das Konzil begann seine Verhandlungen, ohne die Ankunft
918 Abrias der bysaniüüsoheii Kaisergesdiiolite»
der dem Nestorios günstigen orientalischen Prälaten abzuwarten tu»
auf die Einsprache des kaiserlichen Kommissars zu achten. Nestorio
entsetzt. Allein Johannes von Antiochien kaum angekommen, ami
im Einverständnis mit der kaiserlichen Regierung ein Gegenkonzil; E
und Memnon von Ephesos wiirden von diesem entsetzt. Indessen j
über der Stimmung der Ungeheuern Mehrheit von Elerus und Volk i
die Regierung und der Prälat von Antiochien die grösste Schwäche. E
zu Gefallen, welcher die Geldspenden an einflussreiche Hofleute nie
spart hatte, wurde Nestorios preisgegeben; er starb im Exil. Dieq
Geistlichkeit schloss ihre Union mit dem ägyptischen Patriarchen auf]
gungen hin, welche auch der abgesetzte und verfluchte neorOi
Kirchenfdrst ohne Gewissensbedenken hätte unterschreiben könn^
zahlreichen Äusserungen Kyrills, mit denen er diese Union zu vertc
suchte, zeigen nur seine eigene dogmatische Unklarheit und liefei
vollgültigen Beweis, dass es dem grossen alexandrinischen Hien
weniger um den Glauben als um die Herrschaft zu thun war. ]
That war der geistliche Pharao jetzt der mächtigste Mann im Rei(
der Residenz walteten als kirchliche Oberhäupter seine Kreaturen.
Regierung hatte — das sah jeder — eine schwere Niederlage er
wie dies jedesmal geschieht, wenn die religiös indifferente Bureau
gegen die Trägerin einer Idee, wie die Kirche sie ist, anzukämpfen
Es schien, als wenn die geistliche Universalherrschaft auf die Nacl
des hl. Marcus übergehen wollte. Als 449 ein kleinasiatischer l
den Prälaten von Alexandria als ökumenischen Bischof ausrief, b
lediglich den thatsächlichen Verhältnissen Rechnung.
Den völligen Umschwung hat der neue Papst von Alt-Rom, L
442-454 Grosse (442 — 454), hervorgerufen, auch er kein grosser Theologe
ein Kirchenpolitiker ersten Ranges. Er verstand es, den unglaul
Fehler seines Vorgängers wett zu machen. Ein eifriger Anhänger dera
drinischen Theologie, der Archimandrit Eutyches zu Konstantinope
in der beschaulichen Stille seiner Mönchsklause beim reinen Doke
angelangt und gab dem des alexandrinischen Joches überdrüssigen Rei
Patriarchen Flavian die erwünschte Gelegenheit, gegen ihn mit kircl
Strafen vorzugehen. Papst Leo approbierte durch seine epistola dog
an Flavian die Massnahmen des neurömischen Kollegen. Kyrills
444—451 folger Dioskoros nahm den Schlag nicht ruhig hin; der allmi
kaiserliche Minister Chrysaphios war sein Werkzeug. So wurd(
nach der ägyptischen Siegesstätte Ephesos ein neues ökumenisches
449 (die Räubersynode von 449) berufen; es ging in dieser heiligei
Sammlung etwas gewaltsam zu, indessen kaum viel schlimmer, als i
kirchlich anerkanten Synoden. Ägypten triumphierte trotz Roms
noch einmal auf der ganzen Linie, und die Lehre, welche man
Monophysitismus nannte, schien der anerkannte Glaube aller Morge
28. Jul. zu werden, als den 28. Juli 450 Theodosios plötzHch starb. Die staa
450 Nonne Pulcheria reichte dem alten Senator Markianos ihre Hand,
nun den Kaiserthron bestieg. Er ist der erste Kaiser, welcher siel
den Patriarchen der Hauptstadt krönen liess. Der Regierungswech
I. Die TorjoBtinianeisohe Epoche (395—518). 919
i Signal zu einer vollständigen Reaktion. Durch die beiden grossen
lesinischen Siege war der Patriarch von Alexandria auf dem besten
9g6, die erste Macht im Reiche zu werden und Ostrom in einen Kirchen-
At umzuwandeln. Der Sturz des ägyptischen Hierarchen war daher
* die byzantinische Regierung eine Lebensfrage. Sehr klug verstand
es, in der weströmischen Regierung und vor allem in dem Eirchen-
-sten von Alt-Rom wertvolle Bundesgenossen zu gewinnen. Auf der
node von Chalkedon 451 wurde den äusserst widerwilligen Prälaten des 451
liens ein im voraus mit Rom abgeredetes Glaubensbekenntnis ziemlich
Toristisch aufgezwungen; die leitenden kaiserlichen Kommissare han-
i;en durchaus im Einverständnis mit den päpstlichen Legaten. Dios-
ros ward entsetzt und wanderte ins Exil, wie einst Nestorios. Des
stern treueste Anhänger, Theodoretos von Kyros und Ibas von Edessa,
jden rehabilitiert. Der oströmische Staat hatte siegreich seine Sou-
ränetät auch in kirchlichen Dingen aufs neue errungen.
Was die äusseren Verhältnisse betrifft, so hat Markianos die Tribut-
slungen an die Hunnen abgeschafft; Attila wurde durch seine Ver-
Dkelungen mit dem Westen verhindert, thatkräftig gegenüber Byzanz
Zutreten. Sein baldiger Untergang beseitigte definitiv diese Gefahr
s Ostreichs.
Es schien, als hätten die Morgenländer die Entscheidungen von
alkedon willenlos in stummem Sklavensinn entgegengenommen. Aber
schien nur so. Die alexandrinische Lehre, welche einseitig die Gott-
it Christi betonte und die Menschheit daneben fast verschwinden
BS, war der Glaube des frommen Volkes im Osten. In Eleinasien, in
rien und namentlich in Ägypten regten sich die nur erschreckten, nicht
tmutigten Anhänger der Lehre des Eyrillos und des Dioskoros. Für
3 oströmische Reich ist vom politischen Standpunkt aus betrachtet die
.tscheidung von Chalkedon vielleicht das schwerste Unglück gewesen,
ui hatte den Sturz des alexandrinischen Universalpapstes um den Preis
r inneren geistigen Zerklüftung des Gesamtstaates erkauft. In einer
riode, wo jeder politische Gedanke im kirchlichen Bewusstsein aufging,
wnmerte sich das griechenfeindliche syrische und ägyptische National-
inisstsein an die antichalkedonensische Priesterlehre. Das sollte bereits
irkians Nachfolger Leon I (457 — 474) in nicht misszuverstehender Weise 457—4'
rahren. —
Leon, zubenannt der Grosse, ein orthodoxer Grieche thrakischer Ber-
uft, verdankte den Thron dem allmächtigen magister militum per orien-
n, dem Alanen Aspar; diesen hinderte sein arianischer Glaube, selbst
n Thron zu besteigen; aber während der ganzen ersten Hälfte von
ons Regierung konzentrierte sich die Staatsgewalt in seinen Händen,
ich Leon Hess sich, wie Markian, durch Anatolios, den Patriarchen der
luptstadt, 7. Februar 457 krönen. Aspar, wie Gainas, stützte sich auf 7. Febr
3 germanische Element im Heere, und es schien, dass er, wie gleich- 457
tig Ricimer in Italien, die Rolle des Königmachers spielen wolle. lo-
tsen zu diesem Zwecke hatte er sich in der Wahl Leons vergriffen.
3ser war kein Schattenkaiser wie Anthemius oder Olybrius. Gegen die
920 AbriM der byiantinlaohen Kaiaerg Mohioh^to.
Präponderanz der Germanen spielte er die neugeworbene ei
Leibwache der Isaurier aus. Ihr General, ein verschlagener and
gesinnter Barbar, Tarasikodissa, wurde unter dem wohlklingendeo
Zenon hellenisiert und mit der Eaisertochter Areadne vermählt K«
Mühe erzwang Aspar die endliche Erfüllung eines kaiserlichen Ye
wodurch sein Sohn Patrikios Cäsar wurde. Die grossartige Flotte
468 des Kaisers gegen den niederträchtigen afrikanischen Seeräubentatf
Vandalen scheiterte an der gänzlichen Unfähigkeit des Admindi,
kaiserlichen Schwagers Basiliskos. Aspar soll die Emennong des
tärischen geizigen Kommandanten aus Eifersucht begünstigt haben,
471 er dem Kaiser Kriegsruhm missgönnte. Erst 471 wurden Aspar anl
Sohn Ardaburios auf Befehl des Kaisers getötet. Die Katastrophe,
den Regenten von einem lästigen Majordomat und das Reich Yoa
Germanenherrschaft befreite, machte auf die Zeitgenossen einen
tigen Eindruck und lebte noch lange im Sprichwort weiter.
Im Kirchenregiment setzte Leon die Politik seines Vorgängen
sequent fort. Gleich nach Markians Tode hatten die Alexandriner
ihnen aufgedrungenen Patriarchen Proterios ermordet. Der Elende
dies Schicksal reichlich verdient, da er, ursprünglich eine Kreator
Dioskoros, sich als gefügiges Werkzeug der Gegner hatte missbi
lassen. Ein eifriger Anhänger des Dioskoros, Timotheos, wurde in
bulenter Weise auf Marcus' Stuhl erhoben. Leon nahm die Sache
ernst; ein neues Konzil zu berufen, ging nicht an; das wäre ein
Misstrauensvotum gegen Chalkedon gewesen. Wohl aber erbat eidi
Kaiser geistliche Gutachten von den Metropoliten und Bischöfen
lieber Kirchenprovinzen und von einigen hervorragenden Theologen
Reichs. Dieselben fielen weit überwiegend zu Gunsten Chalkedons
Der Usurpator wurde exiliert, und Timotheos mit dem Beinamen
likos — das erste Mal, dass die orthodoxe Partei als Königspartei
chiten) bezeichnet wird — nahm den alexandrinischen Thron ein. Eii
dies einer der seltenen Falle, wo die byzantinische Regierung eine
liehe Hand in den so zart anzufassenden Kirchensachen zeigte. Tim<
bewies sich — für die damalige Zeit unerhört — als einen milden
toleranten Prälaten. Er gewann die Liebe und Hochachtung selbst
kirchlichen Gegner; die Kommunion verweigerten sie freilich auch iha
3. Febr. Bei seinem Tode, 3. Februar 474, hatte Leon das Reich seinem i
^^^ mündigen gleichnamigen Enkel, dem Sohne Zenons und der AreiM
474 hinterlassen. Leon der jüngere erhob 474 seinen Vater durch feieriidi
Krönung zum Mitkaiser und starb so plötzlich, dass dieser, jetzt alleinig*
Throninhaber, sich ganz natürlich dem verruchtesten Verdachte aosBeUi
Zenon der neue Kaiser, welcher sich auf seine Landsleute, dieroha
und verhassten Isaurier, stützte, war in hohem Grade unpopulär. Dil
ehrgeizige Kaiserin-Mutter Verina suchte darum ihren Bruder, den »
fähigen Basiliskos, auf den Thron zu erheben. Einer der bedeutende«
475 isaurischen Generale, Illus, nahm an dem Komplotte teil. Ende tli
musste Zenon mit seiner Gattin in sein Heimatland fliehen. In KonstO'
tinopel machte sich die Volkswut in einer isaurischen Vesper Luft. Bw-
L Die TorjaBiinianeisohe Epoche (395—518). 921
,08 stützte sich auf die während eines Menschenalters unterdrückte
^lophysitische Partei. Der exilierte Timotheos kehrte unter dem Jauchzen
]j^ Volkes nach Alexandria zurück. Die asiatischen Bischöfe beeilten
\ ihre Zustimmung zu dem neuen Reichsglauben auszusprechen. Allein
.iUskos machte einen unverzeihlichen Fehler. Auf den Rat des be-
rknkten Ägypters suchte er die von Johannes Ghrysostomos gegründete,
'Chalkedon feierlich bestätigte Patriarchalgewalt des hauptstädtischen
iaten wieder aufzuheben und Ephesos, der Stadt Johannes des Theo-
«n, ihren alten Primat zurückzugeben. Dadurch beleidigte er den
■mnen, vom Volke schwärmerisch verehrten und überaus staatsklugen
sriarchen Akakios. Auf die Volksgunst bauend, hielt dieser an der
ilkedonensischen Orthodoxie fest, und am Bosporus redete von seiner
de herunter der Stylit Daniel für die gefährdete Rechtgläubigkeit,
rgebens widerrief jetzt Basiliskos den Glauben seines eigenen Rund-
j^ibens. lilus und sein Bruder Trokundos traten nun zu Zenon über,
■iliskos und seine Familie wurden in einem isaurischen Kastelle dem
aigertode preisgegeben.
Zenon verdankte seine Wiederherstellung (477) in erster Linie dem 477
wBsen Patriarchen. Es war daher eine verständige Regierungsmassregel,
■B er diesem politisch eminent begabten Prälaten die Ordnung der religiösen
Gelegenheiten überliess. Akakios entledigte sich dieser dornenvollen
^gabe in mustergiltiger Weise. Das von ihm verfasste, von Zenon
■klamierte Henotikon (482) hat für zwei Generationen den Kirchenfrieden ^^^
Hl>ürgt. Es hielt fest an dem alten, allgemein anerkannten Glauben
3 Nikaea und Ephesos; die unglückliche Entscheidung von Ghalkedon
xde thatsächlich beseitigt. Durch die Wiederherstellung des alten
Mibens des hl. Kyrillos wurde jetzt den monophysitischen Patriarchen
El Alexandrien und Antiochien die Möglichkeit geboten, wieder mit der
ichskirche zu kommunizieren. Ihre Gemeinden mit alleiniger Ausnahme
iger unbedeutender Eiferer folgten ihnen nach. Dadurch wird uns
l^ifiich, dass die monophysitischen Kirchen Zenon wie seinen gleich-
«nnten Nachfolger Anastasios noch heute zu den Kalenderheiligen
alen. Gegenüber dem unermesslichen Vorteil des wiederhergestellten
chUchen Friedens innerhalb des ganzen Reichs verschlug es wenig, dass
r Papst von Alt-Rom, Felix III, sich feierlich lostrennte. Politisch und
tional war man von den Lateinern doch geschieden ; also war die Kirchen-
tnnung nur die notwendige Konsequenz. Akakios der Friedensstifter
t als vornehmster Prälat der neu geeinten Kirche wahrscheinlich zuerst
n später viel umstrittenen Titel eines ökumenischen Patriarchen an-
Donmien.
Bezüglich der staatlichen Verhältnisse blieb Zenons Regierung auch
merhin unruhig genug. Zwar die Empörung des Prinzen Markianos 479
irde rasch unterdrückt. Viel gefährlicher wurde eine andere Persön-
hkeit. Der Magister officiorum Illus hatte allmählich eine so allgewal-
:e Stellung am Hofe sich erobert, dass er in den nächsten Jahren als
r eigentliche Beherrscher des Ostreichs betrachtet werden kann. Die
*mee, vorab seine Landsleute, die Isaurier, waren ihm unbedingt ergeben.
922 AbriBB der bysanÜnisohmL Kaiserg— chichta*
Daneben machte er den Gönner der Gelehrten und Litteraten, ans
Reihen sich vielfach noch die höheren Beamten rekrutierten nnd
welchen zahlreiche oflfene oder heimliche Anhänger des Heidentums '
80 Leontios, der General des thrakischen Heeres, Pamprepios, Profen
in Athen, dann in der Hauptstadt, eine hervorragende staatsmiii
Kapazität, Marsos und andere. Das Pochen des Illus auf seine I
behrlichkeit führte zu Reibungen mit der äusserst selbstbewussten Ei
Areadne und endlich zum völligen Bruch. Um so eigentümlicher isf
der Kaiser diesem gewissenlosen Frevler das Militärkommando des <
anvertraute. Offenbar konnte er nicht anders. Illus legte nun die
ab. Er verband sich mit der rasend ehrgeizigen Kaiserin-Mutter \
welche ganz auf seine Pläne einging. Auf seine Veranlassung kröi
zu Tarsos den Leontios als Kaiser und empfahl ihn in einer Sakr
^^'484 °* Unterthanen. 27. Juni 484 hielt dieser seinen feierlichen Einzag i
tiochien. Dass der neue Kaiser und seine Genossen, reine Werloei
Illus' Händen, an eine Repristination des Heidentums gedacht
sollen, ist thörichte Schlussfolgerung aus den nachherigen blutigen
tyrien von Philosophen und Grammatikern, welche Zenons hei^
Regierung betrieb. Vielmehr hat die Gegenregierung die Verteic
der chalkedonensischen Rechtgläubigkeit in ihr Programm aufgenoi
Damit gewann sie die Sympathien des hohen orientalischen Klerus, w
in seinen hervorragendsten Mitgliedern das Henotikon verwarf. Ai
Lande selbst bildete diese Richtung nur eine kleine Minderheit. Dft
war in den Händen der Mönche und Styliten, deren Mehrzahl mono
tisch dachte. Die neue Regierung hatte keinen Halt im Volke, u
besiegte der von Zenon abgesandte General, der Gote Johannes, de
ohne Mühe und schioss ihn in demselben isaurischen Kastell Pa{
ein, welches einst die verbannte Kaiserin Verina und den Markiana
488 genommen hatte. 488 wurden die Köpfe der Rebellen nach Konstant
gesandt. Eine natürliche Folge war die Absetzung zahlreicher Pr
des Ostens, vorab des Patriarchen von Antiochien, Kaiandion. Di
bänger des Chalcedonense hatten ihre Parteinahme für Illus zu h
Nach Antiochien kam ein alter Günstling Zenons, der schon einmal y
seines starr monophysitischen Standpunktes abgesetzte Petros, der
jetzt Akakios' Unionsformel annahm. Mit dem politischen Umschvru
Osten hängt auch die SchUessung der persischen Schule von Edes:
489 sammen, des letzten Horts der nestorianischen Richtung, 489. Di
günstigung der Monophysiten in den Ostprovinzen war, vom polit
Standpunkte aus beurteilt, eine sehr verständige Massregel. E
Nestorianer im persischen Reich die offiziell anerkannte christliche
fession wurden, begünstigte Rom mit Recht ihre Todfeinde, welche
durch ihre Glaubensrichtung die beste Garantie für patriotisch röi
Gesinnung boten.
Viel bedenklicher waren die Verhältnisse in der europäischen 1
hälfte unter Zenon. Noch einmal wurden die aus ihren pannoi
Sitzen unaufhaltsam nach Süden vordringenden Goten eine stehende 1
gefahr. Ein Glück war es für Zenon, dass neben dem Königsges
L Die ▼orjoBtinianeisohe Epoche (395—518). 923
m
. Amaler, (erst den drei Brüdern und dann dem genialen Sohne Theo-
rdrs, Theoderich dem Grossen), ein fähiger Militär geringerer Herkunft
. oderich o 2tQaß6g oder der Sohn des Triarius von den Griechen genannt,
m starken Anhang unter seinem Volke sich errang. Die Rivalität der
len Heerführer war des Reiches Rettung. Die Regierung, welche das Gold
it sparte, konnte sicher sein, dass, wenn einer der beiden Theoderiche
bekämpfte, der andere sich auf ihre Seite schlug. Freilich der je-
lige Bundesgenosse pflegte in Thrakien und Makedonien kaum minder
recklich zu hausen, als der offene Feind. 478 und 481 griff der |Sohn 478. 481
Triarius, 487 Theoderich der Grosse die Reichshauptstadt an. Beide 487
rden mit Erfolg zurückgewiesen. Ein ebenso tapferer als glücklicher 479
gner erstand dem letzteren in dem römischen Feldherrn Sabinianus.
Bsen baldiger Tod brachte aber das Reich in neue Bedrängnis, zumal 481
-ch den gewöhnlichen Landsknechtstod des Sohnes des Triarius der 481
tenkönig, den Rom vergebens mit den Ehren des Patricius und
nsuls ausgezeichnet hatte, freie Hand bekam. Man wies den un-
■digen „Föderativ in den Donaulandschaften neue Wohnsitze an,
die Gesandtschaft des flüchtigen Rugierprinzen die Aufmerksamkeit
I grossen Goten auf Italien lenkte. Wie schon Odovakar begehrt hatte,
1 Byzanz aus als kaiserlicher Feldherr und Statthalter des Westens an-
zannt zu werden, so wurde jetzt, da man noch immer von der staats-
litlichen Auffassung geleitet wurde, dass das römische Reich ungeteilt sei,
eoderich thatsächlich durch Vertrag mit Kaiser Zenon zum Nachfolger
3 zweiten Inhaber dieses Amtes eingesetzt, und seine föderierten Ger-
iien waren kaiserUche Soldaten. Vom Kaiser erbat er den Purpur, und
erhielt ihn von seinem Nachfolger Anastasios. Stets betonte Theoderich
■I Verhältnis der Abhängigkeit zum Kaiser. Dieser freilich, kein staats-
litlicher Doktrinär, sondern ein sehr kühl abwägender Realpolitiker, atmete
eichtert erst auf, als dieser „loyale Unterthan^ durch den Sieg über
ovakar bei Verona definitiv in Italien festgehalten wurde. So hatte das
ich endgültig die Gefahr, eine germanische Herrscherrasse zu erhalten,
erstanden.
Bei Zenons Tod 11. April 491 zeigte sich die Stärke des dynastischen ^^\q4p''
ff&hls. Die Kaiserwahl hing von der Kaiserin- Witwe Areadne, der Tochter
on I ab, und sie wählte zum Kaiser und Gatten zugleich einen altbewährten
^Ibeamten, den Silentiarier Anastasios (491 — 518), der — charakteri- 491—51
Bch für diese Zeit — nicht lange vorher beinahe Patriarch von Antiochien
ororden wäre. Seine Regierung war im Vergleich zu der Zenons eine ver-
Itnismässig ruhige. Gleich zu Anfang kam es freilich zu Auseinander-
rvzungen mit den Isauriern. Ihr Landsmann Zenon hatte diesem raub- und
uf lustigen Gesindel des gebirgigen Südkleinasiens eine Art Prätorianerstel-
ig in der Hauptstadt gewährt. Die Verwandten und der Anhang Zenons
kleideten die wichtigsten Militärbefehlshaberstellen. Der Kaiser suchte sie
erst aus der Hauptstadt zu entfernen, ohne ihren Rang und ihre Stellung
verletzen. Allein die turbulenten Massen, von ihren Führern verhetzt,
gannen den Bürgerkrieg. Nun zeigte sich auch der Kaiser energisch.
' entzog den Isauriern die Kornrationen. In blutigem Kampf wurden
924 AbrisB der bysantinuielien Kaisergesohichi«.
sie aus der Hauptstadt geworfen. Aber Zenons Bruder, Longu
selbst nach dem Diadem getrachtet, stellte sich an die Spitze der I
Der Krieg dauerte im südlichen Eleinasien sechs Jahre. An de
des Aufstands, der immer mehr einen nationalen Charakter i
standen beliebte Führer. Unter ihnen befand sich der ehemali
bischof von Apameia, Konon, welcher das Gebetbuch mit dem 8
493 vertauscht hatte. Indessen nach dem grossen Siege von Eotyae
nahm der Aufstand den üblichen Charakter des Guerillaskampl
Festungskrieges von nur lokaler Bedeutung an. Die oströmischc
rung war die isaurische Geissei los.
Die entvölkerten Nordprovim^en der europäischen Reichshalft
seit dem Abzüge der Goten unaufhörlichen Einfallen der jenseitig
493. 505. baren preisgegeben. 493, 505 und 517 werden uns Einbrüche de
unter denen man die damals einwandernden slavischen Stämme
stehen pflegt, gemeldet. Sie besiegen die römischen Feldherm und
499 verwüstend in Thrakien, Makedonien und Thessalien ein. 499
die finnischen Bulgaren den Römern eine schwere Niederlage an
502 flusse bei und 502 verwüsten sie Thrakien. Durch den Bau der
Mauer schützte der Kaiser die Residenz. So ist diese Epoche als A
507 punkt für die Slavisierung der Balkanhalbinsel von weltgeschic
Bedeutung.
Weitaus der wichtigste aller Kriege unter Anastasios war
den Persern, über den wir durch die gleichzeitige Chronik des s}
Styliten Josua, des Mönches des Klosters Zuknin, vorzüglich unU
sind. Die alten Verträge hatten beide Mächte verletzt; begründe
lass gab aber Rom, indem es die christlichen Fürsten von Persi
menien in seine Klientel nahm. Die monophysitischen Armenier
griechenfreundlich, bis Justinians verkehrte Politik Ostrom um ali
pathien bei diesem Nachbarst-aate brachte. Kavädh eröffnete den
502 im Sommer 502 und eroberte Theodosiupolis (Karin, Erserum) die
503 Stadt des römischen Armeniens. Im Beginn 503 fiel Amida, das
bell werk der mesopotamischen Reichsgrenze, nach dreimonatlicl
lagerung durch Verrat. Die unglückliche Stadt hatte die ganze ^
504 entmenschten Sieger zu fühlen und wurde erst 504 den Römern
überlassen, unter den römischen Führern zeichnete sich namentJ
magister officiorum Celer aus. Sowohl das römische, als das p<
Mesopotamien litten furchtbar unter den Plünderungs- und Verwü
Zügen von Freund und Feind. Endlich nachdem beide Partei«
506 äusserste erschöpft waren, kam 506 der Friede zu Stande, welcl
bisherigen status quo herstellte. Die Bedrängnis der Perser du
Nordvölker benutzte der Kaiser sehr klug, freilich vertragswidi
Ausbau der wichtigen Festung Dara, welche Nisibis im Schach halte
Im Innern war die Regierung eifrig auf Reformen bedacht,
wird dem Kaiser von den Zeitgenossen wie den Spätem die Absc
der alle Stände hart drückenden Steuer des Chrysargyrons angei
Auch dem Ämterkauf versuchte er entgegenzutreten. Charakt<
für die asketisch-mönchische Anschauung der Zeit ist, dass mi
I. Die TorjaBtinianeische Epoche (395—518). 925
^,:e sogar die unschuldigen Kamevalsvergnügungen raubte, in denen man
E rreste des Heidentums sah. Wie Anastasios' Zeitgenosse Papst Gelasius
om das Luperkalienfest definitiv untersagte, so verbot der Kaiser die
le der in Mädchen verkleideten Knaben und hob das Maifest der Bryta
seinen volkstümlichen Festtänzen auf, weil der Übermut der trunkenen
jge zu wiederholten Malen blutige Schlägereien und Mordthaten ver-
iBst hatte. Als ein Zeichen wahrhaft christlichen Mutes muss aber
'^ Regierung die Abschaffung der höchst populären Yenationes ange-
inet werden, der blutigen Gladiatorenkämpfe gegen Bestien im Circus.
Wichtiger als in politischer ist Anastasios' Regierung in kirchlicher
iehung. Der Kaiser war nicht, wie sein Vorgänger, ein Freund der
Qophysiten aus Politik, sondern er folgte dieser kirchlichen Richtung
innerster Herzensüberzeugung. Sein Hauptberater, der Syrier Marines,
■T gleichfalls entschiedener Monophysit. Indessen schlug der Kaiser in
" kirchlichen Politik einen Mittelweg ein. Da Europa und namentlich
- Hauptstadt dem Chalcedonense geneigt waren, duldete er zuerst als
Iriarchen den ebenso gesinnten Euphemios, und nach dessen Absetzung
B unterzeichnete zwar sein Nachfolger Makedonios das Henotikon, zeigte 496
b aber sonst als einen entschlossenen Gegner der kaiserlichen Kirchen-
itik. Von den Ostprovinzen war Ägypten ebenso entschieden mono-
fsitisch, als Palästina mit seinen zahlreichen Mönchskolonien orthodox.
Syrien herrschte die milde Mittelpartei Fla^dans. Das Henotikon als
ichssymbol war allgemein anerkannt; nur in seiner Interpretation zeigten
h die tiefgreifenden Parteispaltungen. Die Ägypter und extremen Mo-
physiten erklärten, durch dasselbe werde das Chalcedonense verworfen,
lirend man umgekehrt in der Hauptstadt die Annahme der Konzils-
ichlüsse hinein interpretierte. Die Mittelpartei schwieg klüglich über
3 diffizile Thema, sprach aber, von den strengen Monophysiten gedrängt,
rchaus folgerichtig das Anathem ausser über Nestorios auch über die
deren Häupter der antiochenischen Schule, namentlich über Diodoros
Q Tarsos und Theodoros von Mopsuhestia aus. Anastasios benahm sich
sserordentlich verständig. In den durch Abstammung, Sprache und
schichte so völlig getrennten Provinzen liess er einfach die bisherigen
Buche und geltenden Anschauungen gewähren. Die Regierung gab sich
» redlichste Mühe den Frieden zu erhalten und eine Einigung zu erzielen.
ibst mit Rom, dem Hort der Orthodoxen, suchten der Kaiser und seine
triarchen wiederholt sich zu versöhnen. Unter dem milden Papste
lastasius II schienen die Unterhandlungen von Erfolg begleitet. Allein
31 baldiger Tod verkümmerte alle Friedenshoffhungen. Denn die von 498
m hartnäckig festgehaltene Bedingung der Streichung des Akakios
3 den Kirchenbüchern war für Ostroms Ehre unannehmbar. Anderer-
ts sandten die starren Monophysiten unaufhörlich Mönchsdeputationen
ch der Hauptstadt. Ihre Häupter, der geniale Severos und der ener-
(che Xenal'as von HierapoUs, hatten des Kaisers Ohr. Synoden über
noden wurden gehalten und verliefen gleichmässig resultatlos. In den
ifkapellen sang man das Trishagion mit dem monophysitischen Zusatz:
Ott) der für uns gekreuzigt ward. Die turbulente Stadtbevölkerung von .
926 AbriM der byianünisohen Kaisergeaeblelite.
Eonstantinopel, welche sich sonst nur für Gircusreiter und Trapeikl
begeisterte und erhitzte, warf sich mit derselben Inbrunst jetzt zum
der Orthodoxie auf und meuterte in gefahrdrohender Weise fl
512 Glauben. Der erzürnte Kaiser schrieb eine Synode nach Sidon an
welche eine unmissverständliche Antwort geben sollte. Allein die
und massvollen Leiter derselben, Flavian von Antiochien und EKi
Jerusalem, hinderten zum Arger der von der Kamarilla begfin
Exaltierten jede extreme Massregel. Der Kaiser war allmählich i
genutzt und verdriesslich geworden. Er hatte das langweilige Verii
mit den ewig unbelehrbaren Theologen satt und warf sich kurz ented
den entschiedenen Monophysiten in die Arme. So brach er bemu
seiner bisherigen massvolien Kirchenpolitik. Er war eben, meii
milde Stylit Josua, thöricht wie der alte Salomo, geworden.
Makedonios wurde durch den streng monophysitischen Tin
ersetzt, der sogleich mit den Kirchen des Ostens in Gtemeinschil
Flavian von Antiochien, bald auch Elias von Jerusalem wanderb
Exil, und das geistige Haupt der Monophysiten Severos bestie
513 apostolischen Stuhl von Antiochien. Auf der Synode von Tyro
wurde das Henotikon unter Verdammung des Ghalcedonense feierlid
piert. Indessen auch hier zeigte sich die Milde des Kaisers. Er
dem Statthalter von Phönicia Libanensis ausdrücklich jede Anw(
von Qewalt gegen die widerspenstigen Bischöfe von Epiphaneia nn
thusa: „er wolle auch in bedenklichen und wichtigen FÜlen keine
eintreten lassen, wenn dabei auch nur ein Tropfen Blutes sollte ver
werden.*
Allein es fehlte viel, dass der Umschwung der Regierungspol
512 den europäischen Provinzen widerstandslos hingenommen wurde,
kam es in der Hauptstadt zu einer färchterlichen, die Krone seil
fährdenden Revolution; natürlich rebellierte man nur zur Vertei«
der gefährdeten Orthodoxie. Die Häuser des Marinos und des
fekten Piaton wurden geplündert und verbrannt. Einige unglQ(
monophysitische Mönche fielen, ein Opfer der Volkswut. Abwec
mit diesen Greueln sang dann die Menge tagelang Hymnen mit
doxem Texte im Circus. Man rief bereits den Areobindos als neuen
aus, als plötzlich ohne Diadem und kaiserlichen Schmuck Anastas
Circus erschien und durch den Herold seine Bereitwilligkeit abzuc
erklärte; aber eine Herrschaft der vielköpfigen Menge sei eine D
lichkeit. Einem Einzigen müsse die Leitung des Staates über
werden. Die furchtlose Sprache des greisen Monarchen wirkte w
Zauberbann auf die Menge. Sie jubelte ihm von neuem als Kai
und zerstreute sich. Die Regierung stellte sogleich mit grosser £
völlige Ruhe wieder her.
Diese Stimmung der Westprovinzen machte sich ein General zu
514 514 erhob in den Donauprovinzen Vitalian, ein geborener Mösie
ebenso roher als ehrgeiziger Mann die Fahne des Aufruhrs. Die
gläubige Lehre war ihm genau so gleichgültig wie einst dem Illus.
er war, wenn er die Verteidigung des Ghalcedonense in sein Pro{
I. Di« Torjnatinfauwiaoli« Epo«h« (896-518). 927
. islim, äer Sympathien von Klerus und Volk in Europa gewiss. Mit
m gewaltigen Heere, angeblich 50000 „Hunnen", rückte er 514 gegen 514
Reichehauptstadt und erschreckte den Kaiser dermassen, dass er sich
' Friedensunterhandlungen einliesB und ein Konzil zur Union mit den
ndl&ndern zu berufen versprach. Kaum war Vitalian zurückgezogen,
■de der Feldherr Kyrillos gegen ihn gesandt, aber geschlagen. Des
'•ers eigener Neffe Hypatios erlitt eine fürchterliche Niederlage. Sein
ir ward groBsenteils vernichtet, er selbst gefangen. Wie schon Mher
1B80B und Anchialos, so fiel jetzt Sozopolis in die Gewalt des Rebellen.
■A zur See bedrohte er die Residenz. Der Kaiser musete seinen Neffen
saufen, 5000 Pfund Goldes zahlen, und Vitalian erhielt eine offizielle
Brkennung als magister militum per Thraciam. Die Synode von Hera-
ia, obschon mit Erlaubnis Theoderichs auch Papst Hormisdas seine Le-
»«ia geschickt hatte, kam nicht zu Stande, woran wohl weniger, wie
BOphanes meldet, die ZweizUngigkeit des Kaisers die Schuld trug, als
' kirchenpolitische und dogmatische Standpunkt Homs, mit dem jede
kigung fUr das damalige Byzanz unmöglich war. Das Jahr 515 sah 515
u Kämpfe zwischen dem unbotmässigen Scythen und dem Kaiser.
Bin der entscheidende Seesieg des Marines unweit Sykae (bei Bytharia)
schaffte endlich der Hauptstadt Ruhe. Vitalian zog sich nach dem
rden zurllck; seine Bewegung war definitiv gescheitert.
Dem alternden Kaiser machte der Klerus unaufhörlich zu schaffen. Die
*alfiatina hochmäclitigen Mönche und Eremiten unt«r Führung des hl. Sabas
I seiner Freunde veranstalteten grosse Protestmeetings gegen die in
ostantinopel rezipierte Hoftheologio, und in Älexandria kam es zu einer
inen Emeute, weil 517 der griechische Stadtadel ohne Befragen von
inis und Volk den neuen Patriarchen Dioskoros eingesetzt hatte. In-
«en der gewandte PrBlat verstand es, seine Gegner zu gewinnen und
*<;b eine persönliche Reise nach Konstantinopei auch die Regierung
»der zu versöhnen. Bereits 515 war Areadne gestorben. 9. April 518 515
gte endlich der hochbetagte Gatte ihr nach. Der schwachsinnige 51^'
»is hatte schliesslich jede Initiative und Entschlussfähigkeit verloren,
Mas er über die Reichsnachfolge — er besass eine einäussreiche
I nicht talentlose Verwandtschaft — thörichter Weise gar nichts fest-
;«tzt hat.
Mit Anastasios' Tode geht die erste Periode der oströmischen Ge-
Jchte zu Ende. Die zweimal drohende' Gefahr, einer germanischen
.egerkaste, gleich dem Westen, zum Opfer zu fallen, war glücklich und
initiv abgewandt worden. In einer Periode, welche an religiöser und
chllcher Aufgeregtheit vielleicht nur dem XVI. Jahrhundert vergleichbar
hatte die kaiserliche Regierung im ganzen ausserordentlich viel Takt
1 Gewandtheit bewiesen. Sieht man von den Missgriffen aus AnastasioB'
djahren ab, schien sich alles aufs beste anzulassen; die erregten Geister
nen allmählich wieder zur Vernunft. Dass der Westen schmollte, war
bensache. Indessen diese guten Aussichten zerstörte der brennende
rgeiz eines beschränkten, aber an Grössenwahn leidenden Fürsten.
g2g AbrisB der byiantiniaohen üaisergeaehiolitA.
IL Das Zeitalter Justinians und seiner Nachfolg
(518—610).
Mit der Reichssuccession beschäftigte sich bei der Thronvaki
allgewaltige Kämmerling Amantios. Er beabsichtigte, seinen Neiei
ktistos als Kaiser ausrufen zu lassen. Zu diesem Zwecke Qbei^ab
ülyrier Justin, welcher als Befehlshaber der Palastgarde, als 000
cubitorum, eine der angesehensten Hofstellen bekleidete, die nötigeo
Mittel, welche diese mächtigen Prätorianer für die Pläne des Yerschi
gewinnen sollten. Allein der verschmitzte ülyrier verwandte diesell
echter Barbarenschlauheit zur eigenen Proklamation. Senat im
stimmten wie immer bei. Kriegserfahren und roh, galt Justin ak
Anhänger der Orthodoxie. Dass Amantios gleich beseitigt ward, t
sich unter den damaligen Verhältnissen von selbst. Der voUständij
Schwung kam in der neuen glanzvollen Stellung Vitalians zum An
520 Er erhielt ein hohes Militärkommando und 520 die Ehre des Eo
18—527 Die Regierung Justins (518 — 527) ist arm an äusseren Ereignissei
mehr als das Interregnum und die Vorbereitung für das langjähri
so bedeutungsvolle Regiment seines Neflfen. Nur wegen der
sischen Klientelfürsten kam es zu unbedeutenden, bald beigelegte
flikten mit Persien. Das wichtigste Ereignis von Justins Regier
519 die Wiederherstellung der Glaubenseinheit mit Alt-Rom 519, eii
grössten Triumphe des Papsttums, das Werk des Kampaners mit per
Namen, des Papstes Hormisdas. Vitalian stand hier als bewährt
der Orthodoxie in der vordersten Reihe. Auf seine Veranlassung
das geistige Haupt der Monophysiten, der geniale Severos von An
geächtet. Es ist keine Frage: die Regierung sah mit steigender B<
dem Treiben des gewaltthätigen und grundsatzlosen, aber bei den i
höchst beliebten Mannes zu. Gewann er noch die Sympathien des
so wurde er thatsächlich eine politische Gefahr für die Dynast
einst der Gardepräfekt Plautian für das Haus des Severus. H;
steht daher, dass die Regierung bereits das folgende Jahr vor d<
wendigen Verbrechen nicht zurückschreckte, den faktischen Mitr
aus dem Wege zu räumen, und die öffentliche Meinung wird kaun
Irre gegangen sein, wenn sie den kaiserlichen Neffen als intelle
Urheber bezeichnete. Momentan musste aber die Regierung, ob si
oder nicht, die von Vitalian bezeichnete Bahn der Kirchenpoli
schreiten. Die Union wurde geschlossen um den Preis einer um
Demütigung für Ostrom. Das Andenken des nationalsten Kirchei
wurde geächtet, der Name des grossen Akakios und seiner Na
aus den Diptychen gestrichen. Als Erklärung kann man nur an
dass dem Kronprinzen Justinian, um dessen gewichtvolle Zustimm
Kurie in richtiger Erkenntnis von deren Bedeutung ganz besondei
warb, schon damals seine Reunionspläne des Westreichs vorschwebten
man die Sympathien der lateinisch redenden Westprovinzen ui
einflussreichen streng orthodoxen Klerus gewinnen, war die Ver
mit Rom unerlässliche Vorbedingung, und dafür konnte ein hob
IL Das Zeitalter Jastmiane und aeiner Nachfolger (518—610). 929
Jilt werden. Mit der grössten Härte wurde der neue Staatsglaube in .
naden und im Orient durchgeführt; über fünfzig Bischöfe, meist fromme,
hrte und hochbetagte Männer, wurden entsetzt und wanderten in
^TBß Exil. Nur Ägypten wagte man nicht s^nzutasten; hier fand der
^lOphysitismus noch weitere fünfzehn Jahre ein Asyl, und die dahin
'Schteten geistigen Spitzen Syriens und Eleinasiens stritten über die
weslichkeit oder Unverweslichkeit von Christi Leib. Für Ostrom war
' Restauration des Chalcedonense ein nicht wieder gut zu machender
tischer Fehler. Überall bemerkt man im sechsten Jahrhundert ein Er-
dien des nationalen Bewusstseins, das sich aber nach der Art dieser
t nur kirchlich äussern konnte. Die ägyptische und die syrische
äoiialkirche, welche unter Justinian entstanden, wandten sich mit Hass
a Beiche ab; die gesamte Bevölkerung der wichtigsten Provinzen wurde
I einer partikularistischen, antidynastischen Gesinnung ergriffen. Ein
ekgang des Kömerbewusstseins ist im damaligen Osten überall zu ver-
iren. Derselbe instinktive Volkshass beseelte auch die Griechen gegen
Lateiner. Mit Justinian beginnt die Wendung, wo man die lästige.
iBel der offiziellen lateinischen Hof- und Kanzleisprache immer mehr
nschütteln begann. Im Interesse des Reichs kann man daher die Union
; Alt-Rom nur beklagen. Allein Vitalian und Justinian setzten ihren
llen durch. Und Ostern 525 erlebte Konstantinopel das Schauspiel, 525
18 Papst Johannes, von Theoderich mit der höchst fatalen Mission be-
ut, Toleranz für die Arianer Ostroms zu erwirken, in der Patriarchal-
che der Residenz den Ehrenplatz vor dem ökumenischen Patriarchen
nahm und lateinisch das Hochamt zelebrierte. Justinian führte bereits
isächlich das Regiment, als ihn Justin am 1. April 527 zum Mitkaiser 1. Apr
4>b und krönte. Gleichzeitig empfing seine Gemahlin Theodora, die ^^^
imalige Zirkustänzerin, die Krone aus der Hand des kaiserlichen Oheims.
3 Vorleben der von Justinian so hoch gehaltenen Augusta ist, wie sich
on nach ihrer bürgerlichen Stellung denken lässt, sicher nicht einwands-
i gewesen; allein man vergesse nicht, dass die durch die Jahrhunderte
iderholten Lästerungen einem der bedenklichsten Musterexemplare der
moirenlitteratur entstammen. ^) Dass ein der Hofluft entrückter Kammer-
T im grämlichen Alter unerhört und giftig gelogen hat, lässt sich vielfach
reisen und mahnt auch seinen sonstigen Angaben gegenüber zur Vor-
it. Jedenfalls ist das Leben Theodoras als Regentin durchaus tadellos,
jnenten Verstand und Klugheit in politischen wie kirchlichen Dingen
men ihr auch die Feinde nicht absprechen. Hätte Justinian mehr auf
Batschläge seiner aussergewöhnlichen Frau gehört, es wäre nicht zum
sagen des Reiches gewesen.
Am 1. August 527 starb Justin, und Justinian (527 — 565) war nun 1. Aug.
isächlich Alleinherrscher. Justinians Regierung bezeichnet einen be- tiQn^\c
itsamen Wendepunkt in der byzantinischen Geschichte. Der Herrscher
roms versucht noch einmal, das den Germanen verfallene Westreich
^) Die ins Feld geführten Gründe gegen sind seit F. Dahna mnsteriiafter Untenrachnng
AutorBcbaffc Prokops für die Anecdota als antiquiert sa beftnehteD.
Banrthnrh der klMk AltortniMwi— Mchan IX. 1. AMIff. S. Aui. 99
930 AbriM der byzantinisohen KaisergMohiohi«.
wiederzugewinnen und die alte Universalmonarchie herzustellen. Die
Konsequenz, mit welcher er während seiner ganzen Regierung diese
Schaftspläne verfolgte, wurde endlich mit Erfolg gekrönt und hat
Namen bei den nachfolgenden Geschlechtern gross gemacht. Allein
kühne Eroberungspolitik überstieg bei weitem die militärischen und
ziellen Kräfte des Reichs und hat recht eigentlich den Grund zum N
gang im folgenden Jahrhundert gelegt. Die äussere wie die
politik dieses gefeiertsten Kaisers Ostroms sind darum dem Reiche
verderblich geworden.
Die grossenteils durch geworbene ausländische Söldner ge:
Kriege des Kaisers erforderten ungeheure Mittel. Der wohlgefüllte
des Anastasios war unter Justins keineswegs sparsamer Staatsleitang,
durch die Verschwendung des um die Volksgunst sich bewerbenden S
rasch dahingeschwunden. Für die steigenden Bedürfnisse der kos
Regierung hatte als Leiter der Finanzen der praefectus praetorio Jo!
der Kappadokier aufzukommen, ein roher und gewaltthätiger, in derWi
ßeiner Mittel durchaus unbedenklicher Mann, aber ein ganz ausserge
liches Finanzgenie von rücksichtsloser Energie. Das düstere Bild, wi
die Zeitgenossen von seiner Gewinnsucht und Korruption entwerfen,
sicherlich grossenteils begründet. Aber man darf nicht vergessen, dnss
Orientale den Staat, welcher die finanziellen Kräfte der Cntei
anspannt, als seinen geschworenen Feind und den Finanzminister ik
verruchteste Werkzeug dieser den Geldbeutel der Privatleute plöndei
Macht ansieht. Justinian erkannte die Unentbehrlichkeit seines Ministen
hat ihn während der ganzen ersten Hälfte seiner Regierung im Amteei
Im Innern entfaltete die kaiserliche Regierung die grösste
in erster Linie gegen die übermächtig gewordenen Faktionen des Bat
platzes. Man thut unrecht, in den Parteien des Zirkus lediglich wUi
Pöbelrotten einer durch Sultanswillkür regierten Hauptstadt oder eine k
neapolitanischen Maffia vergleichbare Freimaurerei zu erkennen. Dil
Parteien heissen ,Demoi* und haben ihre regelrecht ernannten Vorstiiift
Der urhcllenische Polisgedanke hatte in ihnen seine letzte Zuflucht ni
Verkörperung gefunden. Man kann sie am ehesten mit der makedomseki
Ekklesia Alexandrias unter den älteren Ptolemäem vergleichen. Dioi
Faktionen des Zirkus hatten bei der eminenten Bedeutung der Hop^
Stadt eine Stellung errungen, mit der die Regierung zu rechnen hitti
Hof und Beamte mussten Farbe bekennen. Hatten unter AnastasJosii
Grünen dominiert, so waren unter Justinian die Blauen am Ruder. B
anerkennenswerter Unparteilichkeit suchte die Regierung im Beginn in
»32 Jahres 532 durchzugreifen und durch Bestrafung der Übelthäter aus bete
Faktionen sich endlich von der unwürdigen Parteibevormundung zu em»-
zipieren. Allein dadurch entfachte sie den furchtbaren Nikaaufetani Da
entsetzliche Stadtbrand vermehrte die Wut der Revolutionäre. Vergebe«
waren des Kaisers Konzessionen, die Entlassung der verhasstesten Stute-
beamten und die persönliche Demütigung, der sich der Kaiser im Ziitai
wie einst Anastasios, unterzog. Die politischen Absichten der Fübtr
enthüllten sich; am 19. Januar wurde Hypatios, Anastasios' Neflfe, ili
n. Das Zeitalter JnstinianB nnd seiner Nachfolger (518—610). 931
Bnkaiser proklamiert. Die Situation war äusserst kritisch. Der Kaiser
sein Kabinett, selbst Belisar, der bewährte General, waren zur Flucht
chlossen. In diesem Moment hat Theodora durch ihre Entschieden-
die Dynastie gerettet. Dem Gegenkaiser fehlte im kritischen
lent die nötige Energie. Durch Versprechungen und Geldspenden
len die Blauen zurückgewonnen, während Belisar und Mundus den
stand im Blut erstickten. Die abgesetzten Beamten rückten wieder
hre Stellungen ein; die siegreiche Unterdrückung des Nikaaufstandes
)ichnet einen Markstein in der oströmischen Entwicklung. Volk und
it hören auf ein Faktor des politischen Lebens zu sein. Der voU-
mene Absolutismus ist zur schrankenlosen Herrschaft gelangt.
Nun endlich konnte Justinian an die Realisierung seiner langgehegten
^erungspläne denken. Es ist charakteristisch, dass bereits im nachst-
anden Jahre mit den Vandalen abgerechnet wurde. Der September 532 532
Persien abgeschlossene „ewige Friede" ermöglichte den Oflfensivstoss
1 Westen. Das afrikanische Reich der germanischen Piraten war
ist von seiner Machthöhe herabgesunken. Die kleine vandalische
renschicht blickte mit Argwohn auf die zahlreiche Menge der durch
iben und Abstammung von ihnen getrennten Unterthanen. Gegen die
>n Mauren kämpfte man unglücklich. Hildirix (523 — 530) hatte des 523— 58<
hes Rettung im Anschluss an Byzanz und in der Duldung der katholi-
D Unterthanen gesehen. Geilamir (530—533) vertrat aufs neue die 530— 53J
ionale" Politik. Die diplomatische Intervention Justinians zu Gunsten
gestürzten Monarchen blieb, wie das oströmische Kabinett wohl hoffte,
glos. Aber mit Recht machten die kaiserlichen Räte die schwersten Be-
:en militärischer und finanzieller Natur geltend. Namentlich durch das ge-
tige Votum des Finanzministers Johannes soll der Kaiser selbst wankend
Drden sein, als der „gottgesendete** Traum eines orientalischen Bischofs
am ursprünglichen Entschluss festhalten Hess. Entscheidender waren
fellos die römerfreundlichen Erhebungen in Tripolis und Sardinien.
533 lief die Flotte, welche 10000 Fusssoldaten und 5000 Reiter unter Jun. 588
unumschränkten Kommando Belisars trug, aus dem Hafen von Byzanz aus.
ichtert wurde die Überfahrt durch das kurzsichtige Entgegenkonmrien
ostgotischen Regierung, deren Beamte auf Sicilien der oströmischen
fce jeden Vorschub zu leisten hatten. Belisar war über Erwarten vom
\ begünstigt. September 533 landete er in Afrika und gewann die Sept. 53:
jathien der Provinzialen, während die vollkommen überraschten Van-
n erst an Gegenwehr dachten, als der Feind auf ihrem Boden stand.
zehnten Meilenstein (ad Decimum) rückte Geilamir mit einem weit
'legenen Heere den Feinden entgegen. Belisars Sieg entschied auch
• das Schicksal der Hauptstadt, welche den Befreier mit Jubel be-
«te. Der geschlagene König war nach Bulla Regia geflohen. Ver-
kt durch die Streitkräfte seines Bruders Tzazon, der das aufständische
linien wieder unterworfen hatte, zog er Belisar aufs neue entgegen.
Trikamaron Dezember 533 unterlagen die Vandalen zum zweitenmale. Dez. 533
König floh ins numidische Gebirge. Bald ergab er sich und Frühling
nückte des Eroberers verdienten Triumphaleinzug in der Hauptstadt. ^^*
932 AbriM der bysaniiniMhen Kaiserg— ohlehte.
Die mauretanischen und insularen Dependenzen des Vandalenreicb
tulierten ohne Qegenwehr. Ein viermonatlicher Feldzug hatte
den Römern zurückgewonnen. Der von Belisar mit dem obersten
mando betraute General, der tapfere Domesticus Solomon, drang s
tief ins aurasische Gebirgsland ein, welches unter der schlaffen Vau
herrschaft sich losgerissen hatte. Festungswerke sicherten den
gewonnenen römischen Besitz. Wiewohl die Römer in den nachfolg
Jahrzehnten oft genug sowohl mit den Mauren, als mit den eigene
botmässig gewordenen Truppen und deren ehrgeizigen Führern zu kfc
hatten, im ganzen konsolidierte sich die Römerherrschaft in i
Karthago wurde der Mittelpunkt einer nahezu anderthalb Jahriim
dem Ostreich gehorchenden Diözese.
Fast unmittelbar an den Sturz des Yandalenreichs schliesst sie
Krieg gegen die Ostgoten Italiens an. Seine fast zwanzigjährige]
erklärt sich aus dem Charakter von Justinians Regiment. Mit gm
zulänglichen Mitteln wurde der Kampf begonnen und grossenteils gel
Eine begehrliche und verwegene Eroberungspolitik geht mit kügl
militärischer Schwäche Hand in Hand. Ermuntert wurde freilidi
Begehrlichkeit durch die völlig verkehrte Politik der letzten An
welche sie zu ihrem Volke in den schärfsten Gegensatz gebracht um
Reich geschwächt hat. Amalasvinta, die Tochter des grossen Tbeod^
und ebenso Theodahat, ihr späterer Mitregent und Mörder, waren
gleichmässig durch ihre römische Bildung und Gelehrsamkeit dem ei
Stamm entfremdet. Amalasvinta begünstigte und schützte die K
römische Männer waren mit der Leitung des Staatswesens betraut !
Regenten haben sich tief in hochverräterische Unterhandlungen mit
534 rom eingelassen. Allein die Ermordung der mit Justinian verbün
Königin gab dem Kaiser den erwünschten Anlass zur Kriegserkli
535 Mit 7500 Mann landete Belisar Sommer 535 in Sicilien ; fast die ganze
fiel ihm zu, während Mundus in Dalmatien eindrang. Bereits war der e
Amaler im Begriff seinen Thron an Justinian abzutreten, als der Sie]
ostgotischen Waffen in Dalmatien seinen Entschluss umwarf und die nati
Kriegspartei obenauf brachte. Ungesäumt drang nun Belisar in dem &£
von Römern bewohnten Unten talien vor. Nur Neapel widerstand kurz«
Unterdessen weilte der König unthätig in der Hauptstadt. Da kai
Erbitterung des Volkes zum offenen Ausbruch. Die Amaler wurdei
Throns verlustig erklärt. Theodahat auf der Flucht getötet und Wi
ein Mann unköniglicher Herkunft, auf den Schild erhoben, Allei
Riesenaufgabe, das aus den Fugen gehende Reich zu retten, übe
bei weitem die Kräfte des wackeren, aber untergeordneten und den
hältnissen in keiner Weise gewachsenen Mannes. Statt Rom zu h
eilte er nach Ravenna; seine Vermählung mit Matasvinta, Amalas^
Tochter, sollte sein Königtum legitimieren. Gleichzeitig konnte im K
die zweideutige Haltung der von beiden Parteien umworbenen Fr
9. Dez. leichter beobachtet werden. Da besetzte 9. Dezember 536 Belisar au
^3ö ladung von Klerus, Senat und Volk das schwach verteidigte Rom.
Sympathien der romanischen Bevölkerung ermöglichten ihm mit Lei
JI. Das Zeitalter Justiniaiie and seiner Nachfolger (518—610). 933
it die Einnahme der wichtigsten Plätze Mittelitaliens. Witiges suchte
ch Kräften seinen Fehler gut zu machen. Mit der gesamten gotischen
»eresmacht rückte er vor Rom, und nun begann die denkwürdige
er ein Jahr andauernde Belagerung, welche durch Belisars geniale
iitung der Verteidigung trotz der völlig ungenügenden Unterstützung,
m ihm die kaiserliche Regierung zukommen lassen konnte, mit einem
■Digen Misserfolg der Goten endigte. Die Besetzung des wichtigen
riminum durch Johannes, Belisars Unterfeldherm, und seine Isaurier
iigten Witiges im März 538 zum Abzüge. Gleichzeitig kamen neue Ver- März 53
[rkungen aus Byzanz. Mit 7000 Mann auserlesener Truppen erschien der
nuch Narses in Picenum. Allein seine vom kaiserlichen Kabinett absichtlich
ikel abgefasste Instruktion stellte ihn nahezu unabhängig neben Belisar.
e sehr der Kredit der Goten gesunken war, zeigt Mailands Versuch, zu
isar überzutreten. Von Ligurien aus besetzte Mundilas die wichtige 588
dt und die benachbarten Plätze. Aber jetzt endlich brachte durch
^iretung der Provence an die Franken der Gotenkönig eine Allianz mit
f«n zu stände. Die Goten und die von Theudibert gesandten Burgundionen
k>erten Mailand. Bald darauf erschien der austrasische König selbst 539
>"beritalien, ein Gegenstand des Schreckens nicht minder für die Goten,
für die Griechen. Nach dem Abzug der Franken eroberte Belisar Faesulae
L Auximum und belagerte 539 die gotische Hauptstadt Ravenna. Als 539
»lomat ebenso gewandt wie als Feldherr, verstand er es, den von den
.nken den Goten vorgeschlagenen Teilungsplan Italiens zu hintertreiben,
plötzlich die Intervention des kaiserlichen Kabinetts seine Erfolge teil-
se in Frage zu stellen schien. Ghosrau, den die Siege der Römer
:nruhigten, war auf dem Punkte, in Syrien einzufallen. So lag Justinian
rs an der Beilegung des Westkriegs. Er bot dem Gotenkönig die
rrschaft über die Landschaften jenseits des Po an, während der Rest
Halbinsel römisch sein sollte. Belisars unbotmässiger Ehrgeiz ver-
derte zum Unheil des Reichs die Ausführung dieses äusserst verstau-
en Planes. Ein Angebot der Goten, selbst die Königswürde von Italien
übernehmen, acceptierte er zum Schein. Ravenna ergab sich: der König Winter
rde in Haft gehalten. Die gotischen Befehlshaber in Oberitalien er- ^^^^
rten nahezu ausnahmslos ihre Ergebenheit und Unterwerfung. Ganz
lien schien dem Römerreich wiedergewonnen. Da wurde Belisar zur
Irrung des Perserkriegs abgerufen. Ohne Zögern leistete er dem Befehl
ge und brachte den Gotenkönig und die Schätze des Königspalastes März 54
^h Konstantinopel.
Rom hatte zu früh triumphiert. Die kurzsichtige Teilung des Ober-
*ehls zwischen verschiedene Generale und das drückende Finanzsystem
i neuen Regiments waren ebenso viele Fehler, welche die Patrioten-
•tei sich zu Nutze machte. Die Nationalen erhoben sich. Nach zwei
•zen Zwischenregierungen, unter denen die Verwirrung den Gipfel er-
cht hatte, wurde Baduila oder Totila 541 auf den KönigsschUd er- Herbst
>en. Innerhalb eines Jahres ward ein vollständiger Umschwung be- ^^
•kt. Die Römer wurden in mehreren Schlachten geschlagen. Ohne mit
* Belagerung der Hauptplätze sich aufzuhalten, durchzog der Giotenkönig .
934 AbriM der bysanUnisohen Kaiaergegohiclita,
siegreich Mittelitalien. 542 gehorchte ihm auch der Süden. 543
Neapel. Vergebens wurde Belisar nach Italien zurückgerufen. In
geordneter Stellung, mit ganz ungenügenden Truppen und ohne
vermochte er nicht zu hindern, dass Totila 546 auch Borns sich bei
Die Stadt wurde ihrer Bewohner beraubt, durch Feuer verwüstet und
Mauern wurden teilweise geschleift; nur Belisars diplomatische Inteirc
verhinderte die Zerstörung. Aber während der König nach Lucanien
drang Belisar in Rom ein, die Bewohner kehrten zurück und mit Hast
die Befestigungen hergestellt. Totilas Versuch die Stadt wied<
misslang. Allein Belisars Stellung blieb auch so eine unhaltbare. Das
liehe Kabinett liess ihn ohne Unterstützung. Man braucht nicht anJi
nians bösen Willen zu denken. Die Einfalle der Nordvölker in die
halbinsel und die völlige Erschöpfung der Reichsfinanzen erkläreo
Unvermögen der Regierung zur Genüge. Belisar kehrte nach Koi
549 nopel zurück. Rom fiel wieder den Goten in die Hände. Totilt
nun nahezu unbestritten Herr von Italien. Seine Flotte besetste
verwüstete Sicilien, brandschatzte Sardinien und die epirotische EQstei
550 Das Jahr 550 ist bemerkenswert durch eine neue Wendung
Justinians italienischer Politik. Germanus, der Neffe des Kais^
Gemahl der ostgotischen Prinzessin Matasvinta, sollte als Gei
das Kommando in Italien übernehmen. Es galt durch Schaffimg em fc
römisch-gotischen Sekundogenitur die widerstreitenden Interessen der g» k
manischen und romanischen Bevölkerungselemente zu versöhnen. Aber
Germanus starb in Serdica mitten in den Vorbereitungen zum Kri^ Ii
zurückgehalten durch die Illyricum überschwemmenden Slaven und Hodba Ii
Endlich zeigte Justinian wirkliche Energie in der Kriegsfähnui i
In Narses fand er den richtigen Führer, dessen überlegenem Feldheni' k
genie sich alle willig beugten, und der finanziell aufs ausgiebigste unlih
stützt, zum erstenmale mit einer imponierenden grossenteils aus barbiih
sehen Hilfsvölkern bestehenden Kriegsmacht auftreten konnte. Die enh
Stelle nahmen in derselben die vertragsmässig vom Langobardenkönig gl* I
stellten Söldner ein. Trotzdem dass Franken und Goten Narses den DwA-
zug zu verwehren suchten, gelangte er auf dem Landweg nach Bavem
(Lug. 552 Im mittelitalischen Apennin bei Tagina (Hochsommer 552) kam es m
Entscheidungsschlacht, welche als die Nationalkatastrophe des edelnStamM
betrachtet werden kann und der Gotenherrschaft in Italien thatsächUl
März 553 ein Ende machte. Der Verzweiflungskampf unter Teia endigte 553 il
Kampanien mit der Niederlage am Sarnus. Um so gefahrlicher wurde flrl
die Römer die freilich jetzt viel zu spät kommende Intervention k
Franken. Die bisherige unthätige Neutralität ist der vollgültigste Behl
für die politische Unreife der Merovingerdynastie. Auch jetzt macht«
die Franken ihre Sache hervorragend schlecht. Der alemanisch-frankisch
Volksaufbruch unter den Herzögen Leutharis und Butilinos erlag teils 1»
554 Seuchen, teils dem Schwerte des Narses bei Capua. Nachdem man, vt»
den Resten der Goten wesentUch unterstützt, mit diesem niedrigen GeanÜ
aufgeräumt hatte, war ganz Italien definitiv dem Römerreiche wied«-
gewonnen, und die so wichtige Neuordnung der mit dem Reiche
n. Das Zeitalter JoBtiniana and aeiner Nachfolger (518—610) 935
.6 vereinigten Halbinsel blieb den Händen des Patricius Narses an-
traut.
Zeitlich unmittelbar an die Niederwerfung der Ostgotenherrschaft
liesst sich die Einmischung in die Verhältnisse der pyrenäischen Halb-
dl. Zur Unterstützung des Kronprätendenten Agila gegen den West-
enkönig Athanagild wurde 554 der Patricius Liberius nach Spanien 554
chickt. Corduba wurde der Mittelpunkt einer südspanischen griechischen
vinz; aber ihr prekärer Besitz, den Dahn und andere sich viel zu
angreich vorstellen, blieb in der Hauptsache auf einige wichtige See-
angen, wie Karthago Spartaria, Malaca und Assidonia beschränkt.
je Eroberungskriege, wie sie bei weitem die Kräfte Ostroms über-
jen, verhinderten die viel notwendigere Verteidigung der Nordgrenze
Reichs. Wir erfahren unaufhörlich von Einfallen der Hunnen, Sla-
n und Anten in die Landschaften südlich von der Donau. Illyricum und
aikien sind der stehende Schauplatz ihrer Verheerungen. Besonders
hterlich war der Einbruch des Jahres 540, der sich bis nach Hellas er- 540
skte und erst an den Verschanzungen des Isthmos Hall machte. 559 be- 559
iten die Hunnen (Bulgaren) und Slaven selbst die Hauptstadt; der greise
sar warf sie zurück. Das Festungssystem der Regierung, durch keine
eichende Truppenmacht geschirmt, erwies sich als völlig nutzlos; die
Lzahlungen und Geschenke, statt die begehrlichen Barbaren fernzuhalten,
ten sie immer aufs neue über die Donau.
Der Mangel an verfügbaren Truppen infolge der occidentalischen
)ge kam auch in der schwächlichen Politik gegenüber Persien zum
druck. Unmittelbar vor Justins Tod hatte der alte Kavädh unter
tigen Vorwänden den Krieg begonnen, in welchem Belisar zuerst als Feld-
* eine Rolle spielte. Bemerkenswert ist in demselben die hervorragende
lung und das Hervortreten der Araber, welche in den Grenzländern
beiden Grossreiche als Klientelfürsten schalteten und den beiden Gross-
liten gerade so lang und so weit gehorchten, als es ihnen passte.
idhir, der Vasallenfürst von Hira, führte den Krieg für Persien. 531 531
»rwarf Justinian die Phylarchen sämtlicher Rom unterthänigen Sarazenen
Härith, Sohn des Gabala, und verlieh diesem den Königstitel. Er
i^e vor allem seine persischen Landsleute abwehren. In demselben
t*e zog auch der Perserkönig selbst zu Felde und schlug bei Kallinikos
Belisar aufs Haupt, ohne dass der Sieg weitere Folgen hatte. Des
ligs Tod und Chosraus Thronbesteigung führten 532 zum ewigen Frieden, 532
in Rom demütigende Bedingungen einging, vor allem jährliche Zahlungen
Instandhaltung der Kaukasusfestungen; Rom wollte lediglich völlig freie
id nach Westen bekommen. Schon nach acht Jahren kam es zum Herbst
iten Kriege. Es bedurfte nicht erst der Gesandten des Königs Witiges ^^^
der bedrückten Grossen des römischen Armeniens. Chosrau wollte
Krieg, weil ihn die siegreiche Machtausdehnung des römischen Rivalen
Qgstigte. Mit ungewohnter Energie betrieb er ihn. Bereits 540 fiel 540
n Syrien ein. Mit grossen Summen mussten die befestigten Sttdte
en Abzug erkaufen. Die sich verteidigenden fielen eine nach def^
ern, vor allem die Hauptstadt Antiocheia. Ihre Einwohner ve^
nach wt^t
936 AbriM dei bygantiniBchen KaiMrgaMhiohi«.
er nach alter Orientalensitte in die Nähe seiner Residenz, wo er eii
Chosrau-Antiochia mit griechisch-christlichen Einrichtungen gründe
den folgenden Jahren wurde auf dem mesopotamischen Kriegssch
mit wechselndem Erfolge gekämpft. Das denkwürdigste Ereignis i
544 erfolglose Belagerung Edessas durch die Perser 544. Die sy
Christen glaubten fest an den wunderbaren Schutz ihres Palladium
545 nicht von Händen gemachten Bildnisses '^ unseres Herrn. 545 kam
einem Waffenstillstand. Zwischen Härith und Mundhir dauerte jede
Krieg fort, auch Läzistän (Lazike) war nicht in denselben einbe
Diese Landschaft, dem alten Kolchis entsprechend, stand zu Ro:
seinen König ernannte, im Yasallenverhältnis. Die Anlegung d(
festung Petra und die monopolistische Ausbeutung der Lazen dm
römischen Beamten erbitterte das Volk aufs höchste. König Goba
zu den Persern ab. Chosrau, bereits Oberherr von Iberien, ergriff l
die Gelegenheit, sich die Verbindung mit dem schwarzen Meer zu
549 Das wichtige Petra fiel in persische Hände. Allein 549, als die
mit Energie den Krieg wieder aufnahmen, wandten sich die Lazi
wohnt, wie alle diese Raubstaaten, sich dem Stärkeren zu fügen, wiedc
551 zu. 551 wurde Petra von den Römern aufs neue erobert, und
Kämpfen der nachfolgenden Jahre gewannen sie immer entschiede
Oberhand. So wurde der Waffenstillstand auch auf Läzistän ausg
562 und endlich 562 der fünfzigjährige Friede geschlossen. Die Rom
pflichteten sich in demselben zu bedeutenden jährlichen Geldzah
dagegen Läzistän wurde ihnen definitiv zuerkannt; es ist dies der
wirkliche Erfolg, den sie im Osten errungen haben.
Wie Justinians Regierung nach aussen einen bedeutsamen Mi
in der Entwickelung des byzantinischen Reiches bezeichnet, so ist s
in der innern Verwaltung durch eine Reihe grossartiger Massreg
kennzeichnet. In erster Linie stehen hier die Bauten. Vielleich
Periode des byzantinischen Reichs zeigt eine so gewaltige Bautha
wie die Regierung Justinians. Neue Städte wurden angelegt; dii
mit Bädern, Cisternen und Palästen geschmückt; Brücken wurden i
Systematisch wurden alle Reichsgrenzen mit Festungswerken vei
welche freilich an der am meisten bedrohten Nordgrenze ihren
fast gar nicht erfüllten. Vor allem aber, dem Charakter des Zei
entsprechend, ist die Fülle der religiösen Bauten staunenswert i
und Klosteranlagen hat Justinian mit besonderem Eifer betrieben. E
in Jerusalem und vor allem die Sophienkirche der Residenz lege
heute von dem Hochsinn des Regenten Zeugnis ab, der sich wohl i
durfte, Salomon übertroflfen zu haben. Was gleichgesinnte und bei
Unterthanen noch damals zu leisten vermochten, zeigt des frommen B
Julianus Werk, der wunderbare Bau von San Vitale in Ravenna, «
Kosten dieses Privatmanns nicht nur errichtet, sondern auch mit
farbenprächtigen Musivschmuck geziert ward.
Bei allem äusseren Glänze war die Zeit Justinians keine glü<
sie wurde durch ungewöhnliche Katastrophen heimgesucht. Die für
542 Pest des Jahres 542, welche vier Jahre lang wütete, erschien d(
n. Das Zeitalter JnBtinians nnd seiner Nadifolger (518—610). 937
Doseen als ein Beweis des göttlichen Zorns. Zahlreiche Erdbeben zer-
(rten die glänzendsten Städte. Am schrecklichsten litt Antiochien, das
ch einer furchtbaren Zerstörung unter Justin 526 zwei Jahre darauf 526
n einem ähnlichen Missgeschick betroffen ward. Zu den Kosten des
iederaufbaues leistete der kaiserliche Fiskus regelmässig einen starken
»itrag. Es ist kaum begreiflich, wie er diesen gewaltigen Anforderungen
ben den kostspieligen Kriegen auch nur einigermassen genügen konnte;
3 ünterthanen klagten über den unerträglichen Steuerdruck; aber es
irde auch Grosses geleistet.
Vor allem aber haftet Justinians Name bei der Nachwelt durch die ab-
hliessende Form, welche er dem Rechte gegeben hat. Es galt alle
ichtsquellen, Jus und Leges, in Ein Buch zusammenzufassen, wodurch das
raltete Recht abgeschnitten, die Kontroversen in der Litteratur beseitigt
d eine nicht unerhebliche Anzahl von Rechtsinstituten einer Neuordnung
terzogen werden sollten. Eine Kommission von Rechtsgelehrten unter
ibonians Leitung wurde mit dieser wichtigen Aufgabe betraut 529 ^^
schien der Codex Justinianeus, die Sammlung aller Konstitutionen von
gemeiner Gültigkeit. 533 wurde das schwierigste Unternehmen, das 538
8 den juristischen Schriften hergestellte Gesetzbuch, die Digesten,
omulgiert. Daneben war in den Institutionen ein Lehrbuch für den
Kjhtsunterricht gesch9,ffen, dessen Gesetzeskraft gleichzeitig mit den Di-
fiten 30. Dez. 533 beginnen sollte. Die sechsjährige Arbeit der Kom- 30. Dei
ission hatte manche Mängel ihrer ersten Publikation, des Codex, klar- ^^^
ilegt. Darum erschien 534 der Codex repetitae praelectionis. Justinian 534
klärte feierlich, dass damit endlich die Gesetzgebung abgeschlossen sei.
ür künftige Konstitutionen wurde ein besonderer Nachtrag, die Novellae
»nstitutiones, vorgesehen. Seit dieses neue Gesetzeswerk in Kraft ge-
3ten war, wurde dieses allein bei den Gerichtshöfen zugelassen; nur
ch ihm durfte an den anerkannten Rechtsschulen des Reichs zu Kon-
tntinopel, Rom und Berytos gelehrt werden.
Endlich muss auch der Thätigkeit Justinians in kirchlichen Dingen ge-
eilt werden. Kein Kaiser hat die Aufsicht in kirchlichen Dingen energischer
-chgeführt, keiner auch seine Suprematie von Seiten der Kirche rückhalt-
3r anerkannt gesehen, als Justinian. Er war faktisch Basileus und Hiereus
gleich. ^ Wider den Willen und Befehl des Kaisers darf überhaupt nichts
cier Kirche geschehen** erklärt die Synode von 536. Justinian hat auch 536
-t/sächlich durch umfangreiche Traktate auf die dogmatische Entwickelung
:Knas6gebender Weise eingewirkt, Zeugnis sein Brief an Menas über die
Senistischen L*rlehren und sein Edikt vom Jahre 543 über die drei 543
X>itel. Man kann nicht leugnen, dass seine Kirchenpolitik nach Kräften
ciach strebte, den schweren Fehler von 519 wieder gut zu machen und
^ Monophysiten zurückzugewinnen. In Ägypten herrschten die Abge-
junten; in Syrien und Mesopotamien hatten sie das Volk für sich, ein
nstand, mit dem jede Regierung ernsthaft rechnen musste. Offen be-
nstigt wurden sie, wie durch die Kaiserin Theodora, die auch hierin ihren
litischen Scharfblick bewährte, so durch zahlreiche Mitglieder des kaiser- ^
938
der byiantlnmohen Kaisergeecliieht»,
liehen Hauses und des Hofes. ^) Der Stein des Anstosses blieb das (
donense. Vergebens haben Leontios und die skythischen Mond
Formeln Leos im kyrillschen Sinne umgedeutet, sodass bei etwas gutem
mit Severos, dem bedeutendsten Lehrer der Monophysiten, eine £u
wohl möglich gewesen wäre; vergeblich umging der Kaiser in seiiu
lassen die chalcedonensischen Formeln. Das grösste Entgegenkomin
533 Religionsgespräch von 533 blieb auf die Monophysiten ohne Wirkon^
,, gottselige Augusta"", unablässig für ihre Freunde thätig, hoffte d
melles Preisgeben des Chalcedonense durchzusetzen. Bereits w
Anthimos ein Gesinnungsgenosse auf den Thron der Hauptstadt gc
Aber der römische Papst Agapet, durch Ephraim von Antiochien gei
intervenierte rechtzeitig. Das Abendland, das man politisch wiede
Wonnen hatte, durfte kirchlich nicht in eine neue Trennung geb
536 werden. Die Synode von 536 sprach das Anathem über Anthimoc
537 Severos aus. 537 gab der Tod des Erzbischofs Timotheos in Alexfl
und der daselbst ausgebrochene Zwiespalt zwischen Adel und Volk
die Wahl des Nachfolgers der kaiserlichen Regierung den willkomi
Anlass, unter namenlosen Oewaltthaten auch in diesem letzten As}
Monophysitismus der Staatskirche zu einer freilich nur rein aussei
Anerkennung zu verhelfen. Die mit den Pfründen der ins Elend g
benen Monophysiten reich dotierte Prälatur, die höheren Beamtei
ein Teil des griechischen Stadtadels hielten allein zur Kirche des Ki
Aber alle bisherigen Misserfolge brachten diesen von seinen ünions]
und seiner krankhaften Sucht, in Dogmatik zu arbeiten, nicht zi
Eine übrigens ausserordentlich fein ersonnene kirchenpolitische Mas
war die Verurteilung der drei Kapitel. Der grosse Lehrer der antiocheni
Schule, Theodoros von Mopsuhestia, über welchen das Chalcedonem
schwiegen, verschiedene Schriften des Theodoret von Kyros und de
von Edessa, Männer, deren Rechtgläubigkeit das vierte Konzil ausi
lieh anerkannt hatte, wurden jetzt — nach hundert Jahren — nachtr
mit dem Banne belegt. Es war das nicht nur ganz gegen den
des Chalcedonense und eine stillschweigende Verurteilung von L(
Grossen Theologie, sondern auch eine thatsächliche Korrektur ui
direkte Ausserkurssetzung jenes Konzils, wenn auch ohne formeU
tastung desselben. Man hat einfach das Programm der alten
tiker restituiert. Der von Rom verdammte Akakios und der hl. I
von Antiochien schienen glänzend gerechtfertigt. Weiter konnte
wahrlich nicht in den auf Einigung abzielenden Konzessionen gehen,
dies alles kam viel zu spät. Zwar die Patriarchen und Bischö
Ostens, gewohnt zu glauben, was das kaiserliche Kabinett ihnen vor»
unterwarfen sich, wenn auch schweren Herzens. Der schwache ^
mutige Vigilius, der auf Petri Stuhle sass, hat in traurigster
das Ansehen der römischen Kirche dem Kaiser gegenüber, der thatsi
die Kirche regierte, preisgegeben. Das ökumenische fünfte Kon:
') Justin II und Sophia hielten vor der
Thronbesteigung zu den Monophysiten. In
der Anachauung des Volkes galten ,die Ab-
getrennten* als die Frommen, und di
mit Unrecht.
IL Das Zeitalter JuBtiniaua nnd aeiner Nachfolger (518—610). 939
)88 durchaus gehorsam, ganz nach kaiserlicher Vorschrift. Desungeachtet
ibarte sich dieses ganze das Reich gewaltig aufregende unternehmen
Bin vollkommener Misserfolg. Die Monophysiten verharrten in ihrer
ennung. Umgekehrt sahen Italien und Afrika in den Beschlüssen
Verletzung des im ganzen Westen hochverehrten Chalcedonense. Die
italischen und istrischen Bischöfe trieben es bis zum Schisma, das
Generationen hindurch bestehen blieb. Und der afrikanische Bischof
ndus von Hermiane warf dem Kaiser in kühnen Worten und unter
hrung alttestamentlicher Beispiele (Ozias, Dathan, Abiron u. s. f.)
dass er die Grenzen des Imperiums überschreite. Nur Christus besitzt
3ich das Königtum und das Priestertum und hat den Fürsten unter-
was den Priestern eigentümlich ist. Das sind Töne, welche einst
1 Donatus der Grosse angeschlagen hatte und welche daher zu den
alters her berechtigten Eigentümlichkeiten des Occidents gehörten,
in Loyalität ersterbende Orient wird sie mit höchster Verwunderung,
it sittlicher Entrüstung vernommen haben; allein in den nachfolgenden
hunderten sollten sie auch in Byzanz einen Wiederhall finden.
Durch all diese Misserfolge Hess sich Justinian in seinem Liebes-
)en gegenüber den Monophysiten nicht irre machen. Noch in seinem
en Regierungsjahre erliess der unaufhörlich Dogmen produzierende
sterkaiser ein für fromme Ohren sehr beleidigendes Edikt, welches
Aphthartodoketismus, die selbst von den meisten Monophysiten ver-
'ene Lehre von der Unverweslichkeit des Herrenleibs, zum Reichs-
na proklamieren sollte. Nur des Kaisers bald eintretender Tod (Nov. Nov. 56
rettete den orthodoxen Klerus vor grosser Gewissensbedrängnis
Absetzung und Exil.
Während man so die Monophysiten noch immer als wenn auch „ab-
ennte" Glieder der allgemeinen Kirche betrachtete und sie mit jener
isichtsvollen Zartheit behandelte, welche die Bureaukratie gegen wohl-
»nisierte, über treu ergebene Massen gebietende Kirchengemeinschaften
i zu beobachten pflegt, wurde gegen die übrigen, meist numerisch
irachen Dissidentengruppen äusserst summarisch verfahren.
Eine Reihe Erlasse seines Regierungsbeginns zeigen, mit welcher
rgie Justinian den kaiserlichen Glauben zu dem aller Unterthanen machen
te. Die Reste der alten Häretiker, unter denen die Arianer durch
Reichtümer ihrer Stiftungen das fiskalische Interesse erregt hatten,
elten eine dreimonatliche Frist zur Annahme der offiziellen Glaubens-
8 ; sonst drohte das Exil. Auch auf die Samariter wurde diese Zwangs-
jhrung ausgedehnt; aber das ganze Volk erhob sich und proklamierte
n Gegenkaiser. In Strömen Blutes musste der Aufstand unterdrückt
den. Das Land war ruiniert. Im Zusammenhang damit steht das
ihzeitige förmliche Inquisitionsverfahren gegen alle öffentlichen und
aimen Anhänger des alten Hellenenglaubens. Gerade unter den Vor-
nen und hohen Beamten zählte dieser noch zahlreiche Bekenner.
cnögenskonfiskation und Unfähigkeit ein Staatsamt zu bekleiden wurden
längt. Eine Reihe angesehener Magistrate endigten durch Selbstmord.
Zentrum des alten Glaubens war Athen und eeiiift
940 AbriM der bysantinisohen Kaiaergoscliiolit«.
Lehrer der Philosophie. Justinian, dem es vor allem auf den grottei
529 sitz der altgläubigen Korporationen ankam, zog 529 das Stiftongsvi
der Platonischen Akademie ein und verbot an der dortigen Univeisitit
Unterricht in Philosophie und Rechtswissenschaft. Die sieben letzten
wanderten nach Persien aus. Eine wohlorganisierte heidnische Hi<
hatte in Kleinasien noch zahlreiche Anhänger, namentlich unter dem
Volke. Johannes von Ephesos, der syrische Geschichtsschreiber, wi
sich selbst den Heidenvorsteher und Götzenstürmer nennt und in
Grade Justinians Vertrauen genoss, hat während der folgenden J
hier das Bekehrungswerk im grossen Stil getrieben. Er rühmt aich, 70
Menschen getauft zu haben.
Ein ungleich erfreulicheres Bild zeigt die Entwicklung der
nach aussen. Justinian betrachtete es als ein Hauptziel seines
religiösen Regierungsprogramms, wie er im Reiche die Glaube:
herstellte, auch den heidnischen Nationen den christlichen Glauben
übermitteln. Selbst seine diplomatischen Verbindungen mussten
Zwecke dienen und den Glaubensboten die Protektion mächtiger Nackl
fürsten erwerben. So erweist denn die Zeit Justinians, wie schon dii
seiner unmittelbaren Vorgänger, einen gewaltigen Aufschwung der M»
sionsthätigkeit.
Die christliche Propaganda wirkte gleich erfolgreich unter den &
rulem um Singidunum, den Hunnenstämmen nördlich vom schwarzen Keoi
und unter den Kaukasusvölkern. Die Fürsten erscheinen zur Taofe i
der Residenz, und das Volk folgt ihrem Bekenntnisse. In Afrika worda
die Oasen der Sahara dem Christentum gewonnen. Die blutige Chnst»]
Verfolgung in Jemen durch den jüdischen König Dhü Nuwäs erregte
gesamte Christenheit des Orients. Die siegreiche Eroberung Jemens dord
526 den abessinischen Äthiopenkönig 526 wurde aufs freudigste begrüsst td
auf kaiserlichen Befehl ein ägyptischer Kleriker als Bischof nach SSl-
arabien geschickt. Besonders thätig im Missionswesen zeigten sich &
Monophysiten. Ein syrischer Mönch missionierte unter den Ortäern, eisei
wahrscheinlich kurdischen Stamme Südarmeniens, unter Justinian begiu
Julian, ein alexandrinischer Kleriker, die Bekehrung der Nubier, weld»
unter seinen Nachfolgern der Bischof Longinos vollendete. König ui
Volk der Nobaten empfingen die Taufe. Auch der König ,des gros«
Volkes der Alodäer"* liess sich taufen. Von da an bestand die nubisAi
Kirche Jahrhunderte lang im engsten Anschluss an den monophysitisdiei
Patriarchat von Alexandria.
Indessen bei allem äusseren Glänze, bei aller nicht zu leugnenda
Grossartigkeit der Bestrebungen seiner Regierung, hinterliess Justiniii
14. Nov. dennoch bei seinem Tode (14. Nov. 565) ein vollkommen zerrüttetes ReiA
Die Eroberungen des Westens festzuhalten, überstieg bei weitem die Kiifc
desselben; es fehlten dazu auch die Mittel. Was half auch die not-
dürftig hergestellte kirchliche Union bei dem tiefgehenden, auf nationaler
Entfremdung beruhenden Hass zwischen Griechen und Lateinern. Die
kirchenpolitischen Massregeln des Kaisers sind daher eine Kette von
Fehlern ; sie haben die nationalen Sonderbestrebungen der Syrer und Ägypter
n. Das Zeitalter Jostinians nnd seiner Naolifolger (518—610). 941
ht eigentlich grossgezogen. Die damalige Zeit hüllte ihre treibenden
ianken in kirchliches Gewand. Die monophysitische Lehre diente den
ientalen zum sprechenden Ausdruck ihres nationalen Empfindens, dem
? römische Reichsgedanke immer fremder ward. Die Losreissung der
üandschaften der Monarchie, welche im VII. Jahrhundert eintrat, ist
ich die Kirchenpolitik Justinians recht eigentlich befördert worden, wie
Ae Eroberungspolitik, die Reichskräfte für die Westprovinzen bean-
rachend, die Aktion im Osten lähmte.
Justinos II (565 — 578) der Neflfe JustinianÄ und von ihm zum 565—57
ironfolger bestimmt, hat sich durch rasche Energie vor allem seiner
tttin, der ehrgeizigen Sophia, und des Obersten der Palastgarde Tiberios
B Thrones bemächtigt und ihn teilweise gewaltsam gegen die missver-
Bgten Prinzen des kaiserlichen Hauses behauptet. Des Kaisers perio-
ich wiederkehrender, schliesslich vollständiger Wahnsinn bewirkte 574 574
I Adoption des Tiberios als Cäsars, welcher von da an mit der Kaiserin
phia thatsächlich die Regierung führte und später sein Nachfolger (578 578—58
I 582) wurde.
Diese Regierungen bezeichnen einen wichtigen Wendepunkt. Bereits
iter Justinian hatte die offizielle Fiktion des Lateins als Reichssprache
schwinden begonnen; von jetzt an wird es immer entschiedener durch
8 Griechische verdrängt. Diesen Umschwung deuten auch die lango-
rdischen und syrischen Chronisten an, wenn sie mit Maurikios die Reihe
r „griechischen* Kaiser beginnen.
Im Innern kam die Sparsamkeit Justins den Reichsfinanzen vortrefF-
h zu statten, vermehrte freilich auch die Missliebigkeit des Regiments,
gegen hat die ebenso populäre als verkehrte Verschwendung des Tibe-
s recht eigentlich den Grund zu den Schwierigkeiten der nachfolgenden
gierung gelegt. In kirchlicher Beziehung waren beide Fürsten korrekt
hodox. Ihre verhängnisvolle Nachgiebigkeit gegen die Hofyatriarchen,
Iche sie in der Bedrängung der Monophysiten gewähren Hessen oder
^rstützten, hat die Entfremdung der Ostprovinzen zu einer definitiven
nacht.
Nach aussen bezeichnet der Thronwechsel nach Justinians Tode einen
Iständigen Bruch mit der bisherigen Regierungspolitik. Die Lage des
ichs verlangte dringend, dass das kaiserliche Kabinett sein Hauptaugen-
rk der Sicherung der Nord- und Ostgrenze zuwende. So nehmen denn
Beziehungen zu den Völkern nördlich der Donau und den Persem
•chaus die erste Stelle ein; dagegen tritt der Westen mehr in den
itergrund. In den Steppengebieten des Ostens war das mächtige Tür-
ireich erstanden, mit dessen Chäkän die Römer bald in freundschaft-
xe diplomatische Beziehung traten. Viel wichtiger war, dass gegen
de von Justinians Regierung ein neues Volkselement in den Gebieten
"dlich von der Donau auftrat, die Avaren. Im Osten der ungarischen
^febene kamen die slavischen Stämme unter ihre Botmässigkeit. Eben-
griffen sie bald erfolgreich in die Geschicke der germanischen, unter
h tief verfeindeten Reiche der Langobarden und Gepiden in Pannonien
942 AbriM der byxantiiiiseheB gaüwrg— ehlekto,
ein. Diese veränderten Verhältnisse erforderten Roms ernsteste
samkeit.
Die neue Regierung zeigte diesen ge&hrlichen Feinden
eine entschlossene Politik. Die Jahrgelder, an welche Justinian die
gewöhnt hatte, verweigerte sein Nachfolger, und diese waren
durch den erbitterten Krieg zwischen Langobarden und Gepiden ii
Spruch genommen. Ihre Intervention zu Gunsten der Langobarden
567 die Katastrophe der Gepiden 567 vollenden, während Rom im
der letztern keine Thatkraft zeigte. Die Avaren, nach dem Abzage
Langobarden das herrschende Volk in der ungarischen Tiefebene,
ebenso die zahlreichen Slavenstämme bedrohten jetzt in steigendem
die Provinzen südlich der Donau. Rom hat hier grosse Energie enl
und im ganzen ehrenvoll gekämpft; allein trotz Tiberios' Führung
das römische Heer eine schwere Niederlage. Der Friede wurde nur
581 Tributzahlung erkauft. Unter der Regierung des Tiberios ging 581
wichtige Grenzfestung Sirmium verloren. Das Schicksal der Nordpron
war damit besiegelt.
Jetzt erwies sich klar, wie Justinians Eroberungspolitik die
568 des Reiches überstiegen hatte. Als die Langobarden 568 in Italien ä
brachen — ihre Berufung durch Narses ist späte Fabel — , war
Reichsregierung nicht im Stande, durch eine starke Machtentfaltang
wichtige Provinz zu halten. Im Laufe weniger Jahre hatten die
reichen Eroberer Norditalien und Tuscien unterworfen; in Spoletium
571 Beneventum (571) geboten langobardische Herzöge. Auch die fi
Städte, welche dem ersten Ansturm widerstanden hatten, kapitoli
572 eine nach der anderen gegenüber den Langobarden, 572 Ticinum, in
folgenden Generation Patavium und Cremona. Der römische Besitzstnl
wurde, abgesehen von Süditalicn und Sicilien, bald auf Ravenna und fr
benachbarten Städte der Aemilia und der Pentapolis, femer auf das 6eM
von Rom und Neapel beschränkt. Hiezu kamen die ligurischen und veoe-
tianischen Küstenstädte; der durch Belisar vereitelte Teilungsplan Utti
den Römern mehr gelassen, und sie hätten statt des „nicht zu nennendes*,
„stinkenden'' Volkes der Langobarden die ritterliche und noble oströmisdi
Rasse zu Nachbarn gehabt. So hatte die Folgezeit unaufhörlich zu büMi
für die begangenen wie die zugelassenen Fehler, aus denen sich die viel-
bewunderte Grossmachtspolitik dieses Louis XIV des VI. Jahrhunderts tt
sammensetzt.
Gelähmt wurde Roms Thatkraft vor allem durch den gleichzeitigen Peno^
krieg. Den Anlass gaben die Armenier, welche, durch die mutwillige Erbaoiutg
eines Feuertempels in ihrer geistlichen Hauptstadt Duin aufs äusserste ge*
571 reizt, sich 571 gegen Persien erhoben hatten und in Byzanz Schutz sucht»
und fanden. Ihnen schlössen sich auch die Iberer an. Damit war iß
Krieg erklärt, der nun von fortwährenden Friedensunterhandlungen unt^
brechen zwanzig Jahre andauerte. Während die Römer Niaibis erfolgl«
573 belagerten, eroberten die Perser 573 das wichtige Dara; ganz Syrien
wurde von ihnen verwüstet. Tiberios, zur Regentschaft gelangt, erwirkte
575 einen Waffenstillstand, von dem aber Armenien ausgenommen war. 575
n. Das Zeitalter JaetinianB and seiner Nachfolger (518—610). 943
Dg von dort Chosrau bis nach Kappadokien vor und verbrannte Sebasteia
> Melitene. Aber von der überlegenen römischen Kriegsmacht zweimal
' hdrücklich geschlagen, rettete sich der Perserkönig mit Mühe über den
~;^lirat. Armenien war im Besitz der Römer. Indessen schon 576 wurden 576
wieder vertrieben, und der Krieg dauerte fort. Maurikios der comes
-tubitorum wurde vom Kaiser mit dem Kommando im Osten betraut und
"iegte den Kriegsschauplatz mit Glück auf den Boden des Perserreichs.
len günstigen Abschluss der mehrfach angeknüpften Friedensunterhand-
=gen verhinderte 579 Chosraus Tod. Gegen seinen kriegslustigen 579
Im und Nachfolger Hormizd, setzte Tiberios den Krieg mit aller
lergie fort. 581 erfochten die Römer bei Konstantina einen glän- 681
nden Sieg.
Das Jahr darauf bestieg Maurikios (582—602) selbst den Thron; im 582—60
Bern hat er vor allem durch eine sparsame Finanzpolitik den vielfachen
idürfnissen des Reiches zu genügen versucht, durch dieselbe freilich
er auch den Grund zu der Unbeliebtheit gelegt, welche ihn schliesslich
n Thron kostete. In kirchlicher Beziehung befolgte er im ganzen die
Aük seiner Vorgänger. Die Verfolgung der Monophysiten jedoch wurde
i Veranlassung dos hauptstädtischen Patriarchen Johannes des Fasters
igeschränkt. Dieser, ein heiliger Asket von tadellosestem Leben und
inster Orthodoxie, zeigte für die in der Lehre abweichenden Frommen
le den Hierarchen aller Konfessionen sonst vielfach abgehende Duldung,
n so erbarmungsloser führte die Regierung die Prozesse gegen an-
llicho Heiden in Syrien. Zu ihnen rechnete die fanatische monophysi-
che Menge auch den staatskirchlichen Patriarchen von Antiochien. In-
Bsen dieser kannte seine Leute und rechtfertigte seine Glaubensreinheit
rch Erbauung eines grossen Zirkus, „einer Kirche des Satans", wie
I frommen Dissidenten seufzend klagten. Viel bedeutender war der Streit
t Alt-Rom. Papst Gregor I (590 — 604) bekämpfte als Neuerung den 590— 60
1 seinem neurömischen Kollegen geführten Titel eines ökumenischen
triarchen; thatsächlich mit Unrecht; denn der Titel war schon seit
;efahr einem Jahrhundert im Gebrauch und war von Rom nie bean-
ndct worden. Die Regierung und die orientalischen Patriarchen stellten
b denn auch völlig auf Seiten des hauptstädtischen Kirchenfürsten, der
ne Titulatur siegreich behauptete. Auf die beweglichen Klagen des
pstes antworteten der Kaiser und der hochangesehene Anastasios von
tiochien ziemlich geringschätzig; offenbar betrachteten sie die ganze
;lie als ein nichtiges Wortgezänk. In der Folgezeit hat denn auch Rom
le Geräusch diese Position wieder aufgegeben.
Der Perserkrieg dauerte noch mehrere Jahre mit wechselndem Er^
5e fort. Auf eine Reihe römischer Siege folgte 589 die Wegnahme des
'htigen Martyropolis. Allein nun trat eine ganz unerwartete Wendung
, welche das Schicksal des Nachbarreichs in die Hände des römischen
<5hthaber8 legte. Die Empörung des Feldherm Bahräm Tschöbln kostete
ici Perserkönig Thron und Leben ; sein Sohn Chosrau H ParwSz kam als
kchtling zu den Römern. Maurikios intervenierte zu seinen Ghinsten,
i der Feldzug des Jahres 591 setzte ihn wieder auf den angestammten 591
944
Abrias der bysantiniachen Katoigesehiehta.
Thron. Maurikios war aber ein ebenso glücklicher Feldherr, als scIi
Diplomat; er hat durchaus nicht verstanden, die beispiellose Gin
Umstände auszubeuten. In dem Frieden wurden nur Dara und M
polis zurückgegeben; femer trat der Perserkönig den grössten T
persischen Armeniens an die Römer ab. Dagegen das wichtige
blieb persisch.
Im Westen zeigte die neue Regierung gleichfalls eine kn
Politik. Es ist nicht bedeutungslos, dass zuerst unter Maurikios de
Exarch in Ravenna und Karthago auftritt. Italien und Afrika,
Langobarden und Mauren gleichmässig bedroht, erhielten in den Ei
Militärgouvemeure mit ausgedehnten Vollmachten, welche allmählie!
die Civilverwaltung sich unterordneten. Die Gründung der beide
archate ist das Vorspiel der im VII. Jahrhundert ins Leben tre
Organisation der Themenverfassung. Zur VP'iedergewinnung Oberi
schloss Maurikios eine Allianz mit den Franken. Der untemel
Exarch Smaragdus erwies sich besonders thätig. Indessen irge;
bleibender Erfolg wurde nicht erzielt; immerhin ward dadurch
weiteren Vordringen der Langobarden Halt geboten.
Fortdauernd war die Nordgrenze des Reiches gefährdet. Wur
Friede mit den Avaren durch erhöhte Tributzahlungen erkauft, so dr
von diesen gehetzt, die slavischen, den Avaren unterthänigen Stämn
Nach dem Zeugnisse gleichzeitiger syrischer Schriftsteller sind A\
581 und Slaven weit nach Süden vorgedrungen. 581 suchen die letzterer
nur Thrakien heim, sondern sie lassen sich scharenweise in der üm|
von Thessalonike nieder und wandern, um dort zu bleiben, bis i
Peloponnes. Damals sollen nach einer freilich späten und schlecl
bürgten Sage die Einwohner des lakedämonischen Epidauros Lime
den eindringenden Slaven auf die nahe Klippeninsel geflohen sein \
den Qrund zu dem später so bedeutenden Emporium Monembasia
haben. In der That nennen die Seefahrer anderthalb Jahrhunderte
Kynuria ,die slavinische Landschaft*. Wie mächtig das slavische E!
in den hellenischen Distrikten war, erweist der Umstand, dass i
623 folgenden Generation (623) eine slavische Piratenflotte Kreta angri
plünderte. Dagegen muss, wie dies längst anerkannt ist, Fallme
ausschweifende und abenteuerliche Hypothese von einer greulicher
mordung des gesamten unglücklichen Hellenenvolkes (mit Ausnahme w
Seeburgen) und der völligen Slavisierung von Hellas und Pelopon
Maurikios' Tagen ins Reich der Fabeln verwiesen werden. Ihre 1
legung ist allerdings nicht durch die heutigen Hellenen besorgt w
die sich mehr durch patriotische als wissenschaftliche Gründe leiten 1
Das Hauptverdienst, den wilden Phantasien des genialen Fallme
durch besonnene Forschung den Boden entzogen zu haben, gebühr
') Die Avaren bilden den Slaven gegen-
über nur eine wenig zahlreiche Adelskaste.
Ks ist übrigens bemerkenswert, dass in diesem
Jahrh. meist numerisch schwache ural-altaische
Stftmme Germanen und Slaven unterjochen;
sie müssen also eine militärische, p«
und geistige Superioritftt besessen hab
denke an die Hunnen (als Oberher
Goten und anderer GennanenstAmi
Avaren, die Bulgaren.
n. Das Zeitalter Jnstiniaiui und seiner Nachfolger (518—610). 945
flachen C. Hopf. Freilich ist gerade er, indem er jede bleibende Spur
Jr alavischen Raubzüge unter Maurikios leugnete, nach der andern Seite
:W6it gegangen und hat nicht immer methodisch gearbeitet. Dass ein
- A ganz unerheblicher Bestandteil der heutigen Hellenen aus gräzisierten
ren besteht, ist eine ausgemachte Sache. Für Griechenland war diese
_ massigem Umfange vollzogene Yölkermischung ein Glück, da alte in
..mger Isolierung lebende Völkerschaften abstehen und verkümmern,
Iq denke z. B. an die Isländer. Davor bewahrte Hellas das im Y.
"l VI. Jahrhundert eingedrungene slavische Blut. Völlig slavisiert
'rden in dieser und der folgenden Generation der Norden der Balkan-
liiiiBel, die heutigen Gebiete der serbisch-kroatischen und der bulga-
dien Sprache. 583 fielen Singidunum, Viminacium und andere Donau- 583
kmgen in die Hände der Avaren und ihrer Slavenknechte. 587 erlagen 587
jen die mösischen Städte: Ratiaria, Dorostolon und andere bis Marki-
Jpolis. Das Land südlich vom Haemus bis Adrianopel wurde abwechselnd
tk Avaren und Slaven überzogen. Eine Wendung trat erst mit dem
hre 591 ein, als Maurikios durch den mit Persien abgeschlossenen 591
ieden in den Stand gesetzt wurde, seine Streitkräfte in ungleich stärkerem
■Bse zur Verteidigung der europäischen Provinzen zu verwenden. Der
aeg entbrannte infolgedessen mit verdoppelter Wut. Die Avaren be-
werten Thessalonike und bedrohten selbst die Reichshauptstadt. Aber
B drang der ausgezeichnete römische Feldherr Priskos über die Donau, 593
d 601 erfocht er grosse Siege über sie erst bei Viminacium, und dann 601
■ das Nordufer vordringend, an der Theiss im ehemaligen Gebiete der
^iden. Auch das folgende Jahr wurde mit entschiedenem Glücke ge-
■npft; doch die Truppen, durch des Kaisers unzeitgemässe Sparsamkeit
^ttert, brachen in offene Empörung aus, als sie 602 jenseits der Donau 602
nrwintem sollten. Charakteristisch für die Soldatenmeuterei ist, dass
■ Militär niedrigen Ranges, der Centurio Phokas, an die Spitze trat.
Mirikios versuchte durch Bewaffnung der Zirkusparteien, der Blauen und
m Grünen, die Hauptstadt zu halten. Aber als das Heer gegen die Residenz
itfschierte, brach auch hier die Revolution aus. Der Kaiser gab kopflos
BS verloren und floh mit seiner Familie aufs asiatische Ufer. Im No-
nber 602 wurde Phokas zum Kaiser gekrönt (602—610), und un- 602
Btelbar nach seinem Einzüge Hess er den gestürzten Kaiser mit seinen 602—61
■men hinrichten. Zahlreiche Bluturteile sollten die Herrschaft des Usur-
ftors befestigen. Die Geschichtschreibung, ganz unter den Einfluss des
■teren Gegners des Kaisers gestellt, hat diesen mit den schwärzesten
^arben geschildert. Sie scheint aber damit nur die Wahrheit getroffen zu
1>en. Ein roheres und unfähigeres Regiment hat niemals in Ostrom
"waltet.
Chosrau benützte sogleich den Thronwechsel, um als angeblicher
Lcher seines „Vaters* Maurikios die Feindseligkeiten wieder zu eröffnen,
ftrses, der tüchtigste General des Ostens, der Schrecken der Perser,
Qpörte sich in Edessa und suchte Verbindung mit Chosrau. Um seine
mze Kraft dem Osten widmen zu können, schloss Phokas, die Jahrgelder
liöhend, Frieden mit den Avaren. Narses, dem Worte d^E VL«L\Ä«t\\OcÄW
HHidt>iK!b d» JkJMK, AltertnBmwImeuBcbMtt O, 1. Aliil^ 8. Aqfl, ^^
946 AbriM der bysantiniachen KaiaergMohielit«.
Neffen und Feldherrn Domentiolos vertrauend, ergab sich, wurdi
von Phokas treulos hingerichtet. Die Perser erfochten eine Reihe
606 606 fiel das wichtige Grenzbollwerk Dara; Syrien und Mesopotamien i
608 von ihren Reiterscharen überschwemmt. 608 drangen sie durch
asien bereits bis Chalkedon vor. In der Hauptstadt war die Stio
der Beamten und des Adels eine dem Regenten höchst feindselige,
durch blutigen Terrorismus konnte Phokas seine Herrschaft aufrecl
halten. Aber der höchst fähige General Priskos, von Phokas zu s
Schwiegersohne und zum comes excubitorum erhoben, setzte sich m
Exarchen Afrikas Herakleios und dessen Bruder Gregorios in YerU]
Diese hatten schon seit einiger Zeit gerüstet. Niketas, der Soli
Gregorios, rückte auf dem Landwege nach Ägypten vor und besetEt
hartem Kampfe Alexandria, während Herakleios, der Sohn de
archen, mit der afrikanischen Flotte direkt nach der Hauptstadt s
Dieselbe fuhr, ohne ernstlichen Widerstand zu finden, anfangs 0
610 610 in den Hafen von Byzanz ein. Phokas fiel in greuelvoller
der Volkswut zum Opfer; mit ihm fanden die leitenden Männ^
5. Okt. Regierung, Domentiolos, Bonosos und Leontios, den Untergang. 1
ßlö Oktober wurde Herakleios durch Senat und Volk feierlich zum Ad
proklamiert und vom Patriarchen Sergios gekrönt.
Mit Herakleios können wir wieder einen historischen Abschnit
kieren. Seine Regierung ist gleichzeitig der Schlussstein eines abster)
Zeitalters und der Anfang einer völlig neuen Epoche. Die klassisch
nische Kultur, welche namentlich in der Geschichtschreibung ihre L
kraft noch erwies (Priskos-Malchos-Prokopios-Agathias-Menandra«
ihren letzten Schoss in Theophylaktos Simokattes, dem Klienten de.«
alen, die Wissenschaft begünstigenden Patriarchen Sergios, getriebc
tritt nun bald die anderthalbhundertjährige Periode völliger Barbar
Der furchtbare Existenzkampf mit dem Osten, der während dieses |
Zeitraums andauert, liess Gesetze wie Musen schweigen. Vera
denken und reden von einem solchen litteraturlosen Zeitalter könne
lieh nur Pedanten; aber mit der altgriechischen Herrlichkeit wur
mals gründlich ein Ende gemacht. In diesen Zeitpunkt können ^
besten die Äonswende verlegen; wir verlassen das klassische AI
und betreten die Schwelle der mittleren Zeit.
III. Die Dynastie des Herakleios und der Kampf i
dem Islam (610—717).
Seit der Resignation von Justinians Neffen waren ausschü
Generale und Soldaten zum Purpur befördert worden. Herakleic
gleichfalls Militär; aber er entstammte einer Familie, welche berei
zwei Generationen hohe Civil- und Militärposten bekleidet hatte. ]
zum Herrscher prädestiniert und hatte auch das Glück, wieder ein
durch fünf Generationen blühende Dynastie zu gründen. Ein g
Feldherr und ein tüchtiger Organisator und Politiker stand je
der Spitze des Reichs. Aber die Lage war eine nahezu verzw
i
CL Die DynaBtie des HeraUeioa und der Kampf mit dem lalam (610—717) 947
ETopa wurde durch die Avaren und Slaven verwüstet; in Asien streiften
i Perser; alle festen Städte zitterten vor ihnen. Sie überschritten den
'iphrat. Nach einem grossen Siege über die Römer fielen 611 Antiocheia, eil
lameia, Emesa und das kappadokische Kaisareia in ihre Gewalt. Die
)hrfachen Friedensunterhandlungen des Kaisers scheiterten, da Chosrau
"f eine vollständige Bezwingung des Römerreichs hoflfte. Und die Er-
^isse der folgenden Jahre schienen ihm recht zu geben. 613 eroberte 613
r persische Feldherr Sahrbaräz Damaskos, 614 überschritt er den Jor- 614
Mk und nahm Jerusalem ein. Die heilige Stadt wurde eingeäschert, ihre
swohner niedergehauen oder nach Persien verpflanzt. Auch der Patriarch
■charias und das „lebenspendende Holz" ,das heilige Kreuz, wanderten
leh Ktesiphon. Dies Ereignis bewirkte eine ungeheure Aufregung. Der
erlust des Glaubenspalladiums wurde weit über die Grenzen des Römer-
gches hinaus von der gesamten Christenheit, vorab von dem frommen
vankenvolke als ein unermessliches Unglück empfunden. Nur den hl.
diwamm und die hl. Lanze rettete wenigstens der Patricius Niketas nach
ar Reichshauptstadt. Sähin, der zweite persische Feldherr, marschierte 615 615
m vor Chalkedon. Zwar zwang ihn die Diversion des römischen Feldherrn
hilippikos nach Armenien zum vorläufigen Rückzuge. Allein 619 eroberten 619
^ Perser Ankyra und beherrschten damit die Kommunikationslinien, welche
^ Hauptstadt mit Syrien und Asien verbanden. In demselben Jahre fiel
18 für die Verproviantierung der Residenz unentbehrliche Ägypten mit
riner Hauptstadt Alexandria in die Gewalt der Perser.
Es ist begreiflich, dass der Kaiser in einer Anwandlung von Ver-
veiflung sich nach Afrika retten wollte. Aber die Grossen des Reichs-
its, vor allem der ebenso patriotische als staatskluge Patriarch Sergios,
adelten ihn zurück. Das Übermass des politischen Unglücks hat, wie 1806
» Deutschland, einen nachhaltigen, sittlichen und politischen Aufschwung
arvorgerufen. Herakleios benutzte die nächsten Jahre die unter Phokas
Inzlich zerrüttete und nahezu vernichtete Armee herzustellen und neu
mzuüben.
Nachdem er in der Hauptstadt eine Regentschaft bestellt hatte, be-
«hend aus seinem unmündigen Sohne und Mitkaiser Konstantinos unter
Bitung des Patriarchen und des Patriziers Bonos, zog er im Frühjahr
22 gegen die Perser. Des Kaisers Expeditionen haben einen durchaus 622
:reuzzugähnlichen Charakter. Sie galten dem Zerstörer der hl. Stadt und
3m Räuber des hl. Kreuzes. Wie schon die Schiffe seiner Konstantinopel
"obemden Flotte mit dem Bilde der Gnadenmutter geschmückt gewesen
aren, so glaubten auch jetzt die Truppen und ihre Führer unter dem sicht-
ttren Schutze der Panagia zu kämpfen. Herakleios war bereits bis an die
^rsischen Grenzen gelangt, als ihn der Avareneinfall zum Rückzug zwang,
iel bedeutender war die zweite 624 beginnende Expedition. Der Kaiser
rang siegreich durch Armenien bis nach Adharbäigän vor, wo er den
drsischen König selbst schlug und den vielgefeierten Feuertempel von
andzak — der Krieg wird dadurch deutlich als Religionskrieg gekenn-
»chnet — zerstörte. Den Versuch, durch die medischexv Yää%^ \w ^^ä
948
JUitlu dw bTiuttiaisahan Ka
eigeiitliclic Persien vorzudringen, musste er
aus Kleinasien und Sühin mit einem neuge
rockten. Er wandte sich nach den nördli
den Iberern, Lazen und Abasgen wichtigt
pünktliche Soldzahlung für jede denkbare S
15 tanten gewann. 625 operierte noch ein <
Sahraplakan gegen ihn. Herakleios mussb
der Hunnen zurückziehen. Von hier dranf
menien vor und erfocht im Beginn des Vt
über Sahrbaniz, den er aber nicht ausnut:
sich mit seinen erschöpften Truppen, ohne
vormochten, über den Taurus und durch S
;6 Im Sommer 626 treffen wir den Eaise
pedition begriffen, in Lazika an. Es war i
in der russisch-kirgisischen Tiefebene hauee
Allianz gegen die Perser zu gewinnen. Ii
gcrung von Tiflis führte zu keinem Hesult
E. CS endlich nach mühsamen Märschen mitt
zu der grossen Entscheidungsschlacht bei
Heer zerschmetterte. Unmittelbar darauf v
Schlösser, unter ihnen Chosraus Residenz E
stört und zahlreiche Cliristen befreit. Der
sich als unthunlich, da die Perser alle Brücl
und sich jenseits desselben aufgestellt hf
einen gefahrvollen Rückzug durch die m
Glücklich erreichte er die Reichsgreiize, dur«
dem unennesslichen Jubel der Bevölkei-ung
seine Hauptstadt ein. Schon auf dem Mai
"■■ von der Katastrophe des Porserkönigs (2i
Sohn Si^röC bat um Frieden und erhielt ein
sischcn Truppen räumten die römischen Pro"
9 dürftig wieder ordnete; 629 zog als letzter
ab. In demselben Jahre war das hl. Kreu:
schickt worden. Der Kaiser selbst hat m
[. und unter dem Jubel des Volkes das Krei
gerichtet, und von da an hat die Kirche c
alljährlich am Gedenktage feierlich begangei
weit hat diese That des Kaisers Hcraklei
Jahrhunderte fortlebenden Eindruck gemach
lieh scheint auch der formelle Friede mit
zu sein.
Herakleios stand auf dem Gipfel sei
Reich wurde durch fortwährende Tlironrevi
schwächt, und so schien die Gefahr im Ostt
Während so die ganze Kraft dos Iteichi
L Die Dynastie des Herakleios and der Kampf mit dem Lüam (610—717). 949
iten konzentriert war, traten im Westen nachhaltige Verluste ein. 616 616
Iren die in Spanien noch behaupteten Seestädte dem Westgotenkönig
sebut erlegen, und sein Nachfolger Svinthila (621—631) räumte mit 621-63
n wenigen Resten oströmischer Herrschaft auf der Pyrenäenhalbinsel
finitiv auf. Ebenso musste die von Maurikios mühsam gehaltene Donau-
ie unter Herakleios endgültig aufgegeben werden. Das Gebiet zwischen
nau und Hämus war längst von slavischen Ansiedlem überschwemmt.
> spätere Überlieferung berichtet, dass die Serben und Kroaten in den
fen des Herakleios ihre historischen Wohnsitze bezogen hätten, und
itete sich damit, dass diese Stänmie angeblich im Einverständnis mit
% Kaiser gegen die Avaren ins Land gekommen seien. Thatsächlich
natürlich das vollkommene Gegenteil der Fall gewesen. Mit Mühe
öupteten die Römer die dalmatinischen Seestädte. Viel furchtbarer
• die Gefahr von Seite der Avaren. 623 drangen sie bis in die Nähe 623
Hauptstadt, und nur durch eine gewaltige Steigerung des Tributs er-
^e die Regierung den Frieden. Gleichzeitig brachen die Siaven immer
Lreicher in die europäischen Provinzen ein. Ihre leichten Kähne zogen
plündernd bis nach Kreta. Noch fürchterlicher war der Angriflf vom 623
Juli 626. Avaren und Siaven bedrängten die Hauptstadt zu Land 29. Jali
. zu Wasser, während gleichzeitig Sahrbaiilz mit seinen Persern auf
1 asiatischen Ufer bei Chalkedon stand. Allein die heldenmütige Be-
eung schlug alle Angrifife zurück. Im August mussten Siaven und
;u*en wieder abziehen.
Nach dieser letzten gewaltigen Anstrengung hören die Avaren auf,
^ Gefahr für das Reich zu sein. Die Slavenstämme haben die unter
[irikios begonnene Besiedlung der Hämushalbinsel in den folgenden
LTzehnten fortgesetzt; dichte Massen derselben haben sich in Mösien,
kedonien, Hellas und dem Peloponnes angesiedelt. Die ural-altaischen
garen, längst unter den Donauvölkem erwähnt, treten nun zum ersten
le bedeutsam hervor. Herakleios schloss nämlich nach Ordnung der
liehen Angelegenheiten 635 mit ihrem Fürsten Kuvrat einen Bund, um 635
gegen Avaren und Siaven auszuspielen. Kuvrat entsprach leidlich den
legten Erwartungen, und der dankbare Kaiser erhob ihn zum Patricius.
i Avaren wurden jetzt auf ihre pannonischen Wohnsitze beschränkt.
Die siegreiche Beendigung des Perserkrieges hatte politisch die Wieder-
vinnung der weit über ein Jahrzehnt dem Reich entrissenen monophy-
Ischen Provinzen Syrien und Ägypten zur Folge gehabt. Ganz natür-
1 war es eine der eifrigsten Obsorgen der Regierung, diese national
d religiös dem Römerstaate entfremdeten Ostlandschaften moralisch *
öder zu erobern, und sie hoffte, dieselben durch eine Glaubensunion dem
>ichsgedanken wieder zugänglich zu machen. Der Kaiser selbst beriet
:h mit den vornehmsten Prälaten der Jakobiten. Die Union gelang über
e Erwartung. Die auf den Rat des hauptstädtischen Patriarchen Ser-
}s, eines ganz vorzüglichen Administrators und sehr verständigen Kirchen-
litikers, vorgeschlagene Formel: „Der Gottmensch, aus zwei Naturen
stehend, habe alles mit einer gottmenschlichen Energie gewirkt* ent-
•ach völlig der alten Kircheniehref und fand den vollen Beifall der
950
Abriaa d«r byimUiil»Bhim K»i
Ägypter wie der Syrer. Der Bischof Kyi
Kaiser auf seinen kaukasischen Feldzügen
auf den Thron von Älexandrien befördert,
und fähiges Werkzeug der kaiserlichen P<
wieder in römische Klientel gekommen war,
Ezr versammelte Synode ihr volles Einversi
des .gottgeliebten' Kaisers. Und was das
Bischof Honorius, ein ebenso milder als
Sergios Hand in Hand. Alles schien sich au
lieh der neuerwählte Patriarch von Jerusale
neter Gelehrter und ein frommer Asket aue
Johannes von Älexandrien (610 — 619), zu
lieber und taktloser Eiferer , in der 1
milhsam zu stände gebrachte Unionslehre
des durch Gelehrsamkeit und Frönunigki
PriesterfUrsten machte einen Ungeheuern Eii
und erklärten die Reinheit der Lehre fUr ]
die grundverständigen Bischöfe von Neurom
Heiligen" zu beschwichtigen. Wie üblich, mus
als den Menschen und blieb somit taub geg
638 lungen. Herakleios suchte beschwichtigend (
von Sergios verfaastes Edikt, die Ekthesis,
drückliche Proklamierung der Lehre von eine
war, den Sturm zu beschwören. Namentlich
Italiens und Afrikas, bemächtigte sich ein
eine von der Prieaterschaft geschürte gen
Der ehemalige Geheimsekretär des Kaisers,
stotelischer Philosophie gründlich geschultet
in geradezu illoyaler Weise die Gereizthe:
gesteigert und durch seinen wenig frommer
Kabinetts nach Kräften vermehrt. So sah
sie von neuen Kriegsgefahren aufs äussere
durch den Glaubenszwiat im Innern geschw
Seit der Niederwerfung der persische)
sehen Verhältnisse wohlgeordnet. Wie k<
dass ein geschichtloses Land wie Arabien
aufleuchten und Träger einer gewaltiger
werden sollte! Wie konnten die Römer v(
freudige Kriegsenthusiasmus des Islams dei
sollte. Die ersten EinMle der Muslimen, \
folge begleitet, nahm man in der Hauptst
634 aber 634 das feste Bostra, die Hauptstadt i
in die Hände der Gläubigen gefallen war,
der syrischen Hauptstadt Antiochien. All
635 unglücklich. 635 fiel Damaskoa; die wichti
636 Herten, und 636 entschied die grosse Sehla
das Schicksal Syriens. Die heilige Stadt,
Die Dynastie des Herakleios und der Kampf mit dem Uam (610- 717). 95I
den, wurde nach zweijähriger Belagerung 637 durch den Patriarchen 637
ironios vertragsmässig an Omar übergehen. Mit der Eroherung von
>potamien und Edessa war der ganze Osten in die Hände der Araher
Qgt. Die Sympathien der monophysitischen Christen standen vielfach
3eiten der Eroberer und erklären wenigstens zum Teil diese beispiel-
1 Erfolge.
Unter 'Amrus Führung hatten sich die Araber auch in Ägypten fest-
tzt. Unweit Lykopolis und dann bei Heliopolis wurden die Griechen
hlagen, Babylon, Nikiu und andere Städte wurden mit stürmender
d genommen. Als Herakleios am 11. Februar 641 starb, war fast 11. Fei
ganze Land mit Ausnahme der Hauptstadt Alexandrien in ihren ^^^
den. Von der neuen Regierung autorisiert, unterhandelte der Patriarch
^8 mit 'Amru und brachte einen Vertrag zu stände. Allein infolge
abermaligen Thronwechsels wurde diesem Abkommen in der Haupt-
t die Anerkennung versagt, obschon man dort völlig ausser stände
das hartbedrängte Alexandrien durch eine Flotte nachhaltig zu unter-
sen. 29. September 643 hielt der siegreiche 'Amru seinen Einzug in 29. Sep
Nilstadt. Auch in Ägypten hatte der Hass der Kopten gegen die
eben den Eroberern mächtigen Vorschub geleistet. Herakleios' ganzes
k war vernichtet und das Reich auf Eleinasien, die Haemushalbinsel
die zerstreuten Besitzungen im lateinischen Westen beschränkt.
Herakleios' zweite Gemahlin, seine ehrgeizige Nichte Martina, mit
er sich zum grössten Anstosse der Kirche verbunden hatte, wollte
L nach ihres Gatten Tod die Herrschaft behaupten. Allein das Heer
trug die Regierung auf die beiden Söhne: Konstantinos II, den lang-
igen Mitregenten des verstorbenen Kaisers, und auf seinen jüngeren
1er Herakleios (Herakleonas), den Sohn der Martina. Konstantin,
eigentliche Regent, schon lange kränklich, starb bereits 24. Mai 641. 24. Ma
Anklage seiner Vergiftung durch die Stiefmutter verbreitete sich so- ^^^
)h und wurde nach dem Thronwechsel offiziell ausgesprochen, ohne
sie deshalb Glauben verdiente. Herakleonas wurde jetzt in der
ptstadt als Kaiser anerkannt. Thatsächlich regierten Martina und der
iarch Pyrros. Allein das Heer und seine Führer hielten zu den Kindern
verstorbenen Kaisers. Bereits im Herbst 641 wurden der Kaiser und 641
e Mutter gestürzt, und der unmündige Sohn Konstantins Konstans,
ziell Konstantinos) wurde zum Kaiser erhoben (641 — 668). 641— 6C
Die grossen Territorialverluste des Reichs unter Herakleios haben
selben mittelbar Gewinn gebracht. Ausgeschieden waren die national-
iden widerspenstigen Bevölkerungselemente. Die Bewohner Kleinasiens
der Haemushalbinsel, soweit sie den Kaisern gehorchten, bildeten
nach Glaube und Sprache vollkonmien einheitliche Masse von zuver-
ger Loyalität. Hiezu kommt die Organisation der Themenverfassung,
^its Justinian und seine Nachfolger hatten die einleitenden Schritte
an, um die alte Diocietianische Trennung von Militär- und Civil-
inistration durch eine Konzentration der Gesamtverwaltung in den
den der Militärchefs zu ersetzen. Die militärischen Bedrängnisse unter
ikleios und seinen Nachfolgern veranlassten die Regierung Kleinaden
952
Abriss der bysantinisoheii KaisexgeBcliicbio.
und allmählich das ganze Reich in eine Reihe Militärkommandos — T
— zu zerlegen. Die in diesen Bezirken befehligenden Generale — d
tegen — haben neben dem Oberbefehl über die Truppen auch die
liehe Verwaltung in ihren Händen vereinigt. Ausgebaut und ven
digt wurde dies System durch die genialen Kaiser der syrischen D
Es hat das Reich gerettet.^)
Konstans, zur wirklichen Regierung gelangt, erwies sich als ei
beugsamen und selbständigen, seiner schweren Aufgabe durchaus g
senen Fürsten. Unter unerhörten Anstrengungen gelang es ihm, dei
sehen Invasion Halt zu gebieten. Bereits war durch Moäwija, den
648 nehmenden Statthalter von Syrien, eine Flotte organisiert wordei
überfiel dieser Eypros und eroberte die Hauptstadt Eonstantia. D
654 darauf wurde Arados zerstört. 654 plünderten die Araber Rhodos;
verloren die Römer Armenien durch Verrat des einheimischen 1
Eine gewaltige Flotte, gegen die Reichshauptstadt selbst ausgesan
655 siegte die kaiserliche an der lykischen Küste 655. Aber der T
656 Chalifen Othmän (656) und die nachfolgenden inneren Wirren z
659 659 Moäwija nicht nur zum Frieden, sondern sogar zur Tribut
663 an das Reich. 663 wurden die Feindseligkeiten erneuert. Jahr fi
668 überzogen die Araber Eleinasien. 668 drangen sie bis Ghalkedon; J
wurde erobert und gleich wieder verloren. Etwas Bleibendes ward
erreicht. Die militärische Kräftigung des Reichs hat es vor nenneiü
Verlusten bewahrt.
Die Friedenszeit hat der Kaiser benutzt zu einem Zuge gegen
vinia'', wohl die makedonischen Thessalonike bedrohenden Stämme
derselben wurden dem Reiche tributpflichtig gemacht. Im Innern
Ostrom noch immer durch die monotheletische Streitigkeit in At
halten. Das Abendland hatte sich zum energischen Protest gei
kaiserliche Lehre erhoben. Der ehrgeizige Exarch von Afrika, Gr
ein Freund der Mönche, machte seine Provinz, wohin zahlreiche
linge aus den eroberten Ostprovinzen sich begeben hatten, zum
quartier der Orthodoxie; er erhob sich selbst zum Gegenkaiser.
seine ephemere, auf den „wahren Glauben** gegründete Herrscha
647 schon 647 den siegreich einbrechenden Arabern. Afrika fiel fa
ständig in ihre Gewalt. Der Kaiser, um den Kirchenfrieden herzi
648 erliess 648 den Typos, welcher allen Streit über die Zahl der Wi
') Ueber die Organisation der Themen
vgl. namentlich die ausgezeichnete (im ein-
zelnen freilich weder einwands- noch irrtums-
freie) Untersuchung von J. B. Bury (in: a
history of the later Roman Empire II S. 399 fif.) :
„origin of the System of Themes**. Danach
sind fßr das VIL Jahrhundert folgende der
Provinzialverwaltung vorgesetzte Militär-
gouvernements nachweisbar:
A. in Asien: 1) Opsikion (Bithynien),
2) Anatolikon (Armenia I und Pontus), 3) Ar-
meniakon (Cappadocia I u. FI, Armenia III),
4) Thrakesion (die alte Provinz Asia), 5) Das
Drungariat (Admiralität) von I
(Pamphylien und Pisidien).
B. in Europa: 1) Thrake,
(mit dem Peloponnes), 3) der I
von Italien oaerRavenna mit <
Provinzen a) Urbicaria, b) Campai
nonaria, d) Aemilia, e) Apulia, f)
g) Sicilia, h) Venetia; 4) der 1
von Karthago oder Afrika
(grossenteils verlorenen) Unte
a) Proconsularis, b) Byzakia, c)
d) Mauritania I, e) Mauritania II =
f) Sardinia.
r IHe Dyiuuitie de« Herakleios und der Kampf mit dem Islam (610—717). 953
»rgien verbot. Aber der geistig hervorragendste Führer der Mönche,
lil. Maximos, bestritt dem Kaiser das Recht der Einmischung in Olaubens-
jen, und auf dem Laterankonzil 649 Hess Papst Martin I feierlich die ^^^
Botheletische Lehre samt Ekthesis und Typos verdammen. Doch der
iBer, der neuen Lehre von der Freiheit der Kirche gegenüber an der
m Tradition des Ostens festhaltend, zeigte ungewohnte Energie.
i wurde Papst Martin durch den Exarchen von Ravenna verhaftet und ^^^
ih der Reichshauptstadt deportiert, wo ihm der Prozess gemacht wurde,
starb im Exil zu Cherson; der Eindruck war der gewünschte; denn
le Nachfolger, so Eugenius und Yitalian, zeigten sich der Regierung
^enüber ausserordentlich gefügig. Auch den hl. Maximos, der in die
panische Revolution tief verwickelt und des Hochverrats dringend ver-
litig war, traf ein gleiches Schicksal. Die Herstellung der Kirchen-
cmeinschaft mit Alt-Rom brachte den kaiserlichen Sieg zum deutlichen
»druck.
Nicht nur die kirchlichen Wirren, auch die politischen Verhältnisse lenk-
die Aufmerksamkeit des Kaisers auf den Westen. Durch den massenhaften
mg von Flüchtlingen aus den verlorenen Ostprovinzen begann Sicilien
B griechische Provinz zu werden, eine wertvolle Stärkung der byzanti-
c^hen Oberherrschaft im Occident. Fast alle Päpste der Folgezeit ent-
mmten diesen syrischen und griechischen Emigrantenfamilien. Man hat
k diesem Umstände sehr verkehrt auf eine bestimmte politische Tendenz der
:antinischen Regierung geschlossen, während er nur das Vorwiegen dieses
ruents im altrömischen Patriarchalklerus beweist. Bereits 652 hatten 652
Araber eine Invasion nach der Insel gemacht, nichts als eine Razzia
»ssen Stils; immerhin empfahl es sich, hier ihnen ernsthaft entgegenzutreten,
dnbar trug sich der Kaiser mit weit ausschauenden Plänen, als er 662 662
; einer starken Flotte über Athen nach Tarent segelte. Es galt, den
ge vernachlässigten Aussenposten des Reichs, die Westprovinzen, wieder
> in der Vorzeit, zum Schwerpunkt des Reichs zu machen. Alt-Rom
Lte aufs neue die Kapitale werden. Aber der Kaiser, welcher dieser
nantischen Repristinationspolitik mit grosser Zähigkeit seine späteren
bensjahre widmete, hat nicht einmal die erste Bedingung derselben, die
iedereroberung Italiens von den Langobarden, zu erfüllen vermocht.
ine Versuche, das Herzogtum Benevent den Römern wieder zu unter-
erfen, verliefen resultatlos. Nach einem kurzen Besuche von Rom schlug
)r Kaiser seine bleibende Residenz in Syrakus auf, das Auge auf Afrika
mchtet. Hier gelang es Karthago und einige andere Seeburgen zurück-
lerobem. Aber von den römischen Flotten, welche der Kaiser aussandte,
urde die eine von den Arabern besiegt, die andere durch Sturm zer-
Qmmert. Die Zeitgenossen erhoben laute Klagen über die schweren
ksten und die Bedrückungen, welche diese ausserordentlichen Anstren-
ngen den Westprovinzen auferlegten. Alles atmete auf, als der ge-
Jtige Fürst 668 in den Bädern von Syrakus unter den Streichen der 668
^rder sein Leben aushauchte.
Ein Armenier Mizizios (Meü^z), der sich den Soldaten, wie einst Helio-
balus, durch nichts als seine Körperschönheit empfahl, wurde in Sicilien zum
951 Abrina der bycuitiiiiwibeii K&iaerff
Kaiser proklamiert. Doch Konatans' Sohn, Eoni
668—685 (668— 1)85), welcher bis dahin in Byzanz die Rt
hatte, landete mit einer grossen Flotte und be
schnelles Ende. Zurückgekehrt zwangen ihn die
Themas, seine BrUder Herakleios und Tiberios 2
Die Soldaten wollten — charakteristisch fiir die
weise des Zeitalters — ein Abbild der himmliscj
680 sitzen. Erst 680 konnte Konstantin die AUeinh
die er dann mit seinem jugendlichen Sohne Ji
Jüngling war Konstantin auf den Thron gekomi
schweren Aufgabe völlig gewachsen. Die Bekf
die gewaltigsten Anstrengungen. Fast jährli(
669 ihnen überzogen. Eine Landung der ägyptisch
Sicilien statt. Der Hauptschlag aber galt dei
672 Der rastlose und kriegsgowaltige Moüwija hatte
673 expedjtion vorbereitet. Vom April bis Septeml
vor Konstantinopel; aber all ihre Angriffe wun
Vcrteidigungsanstalten des Kaisers zurückgeschli
die dürftigen Clu'onistenberichte des griechisch
Kallinikos; die Brander der römischen Flotte v-
Schiffe.
674 Während die Araber das ägäische Meer b
Übergehend Kreta okkupierten, erneuerten sie
Kyzikos aus mit beispielloser Hartnäckigkeit Ja
ß'' die Angriffe auf die Hauptstadt, immer mit d
wurde die Blokade aufgehoben; Stürme an der
die Angriffe der kibyraiotischen Flotte vernichte!
vollständig, (iloichzeitig hatten sich die Mai'daVtc
des Taurusgebirges, im Libanon festgesetzt um
bis Jerusalem ausgedehnten StreifzUge die U
den di'cissigjälirigen Frieden mit einem jährUche
hatte sich gegenüber dem Angi'iff des Orients ali
Civilisation erwiesen; die Zeitgenossen erkannte
oströmischen Grossthat an, und zahlreiche Gei
der Avaren und der abendländischen Könige
wünschten den Kaiser zu seinem Triumphe.
Während dieser Vorgänge im Zentrum des
67.5-681 gtrtdi; dej. Hämushalbinsel, Thessalonike, von
durch die Angriffe der in Makedonien und The
^'^^ Stämme bedroht. Besonders fürchterlich war dt
6" wo die Stadt zu Wasser und zu Lande eingeschl
auch die Avaren vor ihren Mauern. Aber die
terung der Ölaven und der heldenmütige Widen
bischof Johann geleiteten Bürgerschaft rettete
der Hauptstadt das Siegerglüek der gnadenreiche
man in Thessalonike dasselbe der Hilfe des hl.
Von \'iel grosserer Bedeutung war das Ere
Die Dynastie des Herakleios und der Kampf mit dem Islam (610—717) 955
;chem Boden. Die ältesten Wohnsitze dieses Volkes finnisch-ugrischer
^mmung finden sich im Osten der sarmatischen Tiefebene. Längst
hatten sich zahlreiche Horden abgetrennt und westwärts gewandt.
le derselben sass in dem Winkel zwischen Dnjestr, Donau und dem
iwarzen Meere. Unter ihrem unternehmenden Fürsten Isperich (Aspa-
der Griechen) dehnten sich ihre Züge nach Mösien aus. Konstantin,
Gefahr wohl erkennend, trat ihnen mit dem grössten Nachdruck ent-
;en. 679 erschien er mit seiner Land- und Seemacht an der unteren 679
►nau. Allein die Expedition verlief — angeblich infolge einer plötzlichen
'lurankung des Kaisers — vollkommen unglücklich. Die Griechen mussten
Land zwischen Donau und Hämus räumen. Hier gründete Isperich
\ia neues Reich, dessen Mittelpunkte Yama, bald PrSslav und Drster
_^fflistria) wurden. Die Bulgaren erwiesen sich als ein Herrschervolk von
.^^^ninentem politischem Geschick und grossem Organisationstalent. Die
^venstämme der Donaulandschaft mussten sich ihrer Herrschaft unter-
Verfen. Die finnische Herrenkaste scheint sich mit diesen Unterthanen
«ald zu einem Volke verschmolzen zu haben, und da dieselbe, ähnlich wie
ie germanischen Eroberer Spaniens und Italiens, die Sprache der Besiegten
■^mnahm, war nun zum ersten Male ein grösseres slavisches Reich ent-
-itanden. Die zahlreichen Slavengaue, welche sich längst in den Nord-
provinzen des Reiches ansässig gemacht hatten, waren durch ihre Isolie-
Tang und Zersplitterung und den Mangel an politischem Sinne keine
^^^^mste Gefahr für das Reich; das neugegründete Bulgarenreich da-
^^-^egen sollte in fürchterlicher Weise in die Schicksale von Ostrom ein-
zugreifen.
- Die Nachwelt hat Konstantin, dem harten und unbeugsamen Kriegs-
:^inann, ein ungewöhnlich dankbares Andenken bewahrt nicht wegen seiner
- politisch-militärischen Grossthaten, sondern weil er dem Reich den kirch-
- liehen Frieden zurückgegeben hat. Er hat durch das sechste ökumenische
'- Konzil 680 — 681 den Monotheletismus gestürzt und die Herrschaft der 680-
- Orthodoxie hergestellt.*) Bei dieser kalten Verstandesnatur waren poli-
- tische Gründe massgebend. Die monophysitischen Provinzen waren de-
^ finitiv verloren; also wozu, da es doch gegenstandslos geworden war, das
verhasste Unionsedikt aufrecht halten?
Dazu kam ein zweites Moment. Im Kampf gegen italische Usur-
patoren hatte Papst Vitalian die kaiserliche Regierung loyal unterstützt.
M So berichtet wenigstens die konven-
tionelle Kirchengeschichte. De facto ist die
alte, von den Vätern überlieferte und noch
von Justinians Zeitgenossen Menas feierlich
proklamierte Lehre — die paläographischen
Untersachungen der hl. Väter über Monas'
Brief sind etwas bedenklicher Natur — durch
die völlig neuen dogmatischen Konstruk-
tionen des hl. Maximos ersetzt worden, welche
Papst Martin akzeptierte. Papst Agatho ent-
schuldigt sich selbst wegen der Unwissen-
heit seiner geistlichen Berater. Allein die
griechischen Theologen beugten sich trotz-
dem vor ihnen. Kaiserlicher Zwang scheint
hier, wie in Chalkedon mitgewirkt zu haben.
Der mutige Makarios von Antiochien war
übrigens bereit, sich für die altkirchlicbe
Wahrheit in Stücke hauen zu lassen. Es
gereicht auch dem Konzil nicht gerade zur
Ehre, zwei so hervorragende und wahrhaft
heilige Männer, wie Honorius von Alt- Rom
und Sergios von Neu-Rom, verdammt zu
haben.
i
956 Abriss der bygantlalechwi KaisargMMiliielil«.
Der Einfluss der römischen Kurie war im Westen unbedingt
Um Italien und Rom dem Reiche eng zu verknüpfen, musste die
tinische Hoftheologie sich der römischen unterwerfen. Das Andenket
grossen Sergios, wie einst das des Akakios, wurde geächtet, ebenao
der anderen Häupter der Union. Wenig verschlug, dass unter da
brandmarkten sich auch der Name des Honorius von Rom befand Nidjj
destoweniger bleibt das VI. Konzil vielleicht der entscheidendste S|
welchen Rom über den Osten errungen hat.
Auf Konstantinos folgte sein erst 16jähriger Sohn JustiniaiHil
S— 695 (685—695; 705—711), auch ein echter Sohn der reichbegabten Herakhii
5—711 Dynastie; aber die harten Züge im Charakterbilde des Vaters uadi
Grossvaters haben sich bei ihm zum Zerrbilde verunstaltet; im AndeA
der Spätem lebte der kraftvolle und hochbegabte Fürst nur als graosai
scheusslicher Tyrann fort. Dem jungen und unerfahrenen Regenten MI
jede Besonnenheit. Auch hier galt, was Salomo von Ramschwag, i
kluge Bischof von Konstanz, an den Abt der Augia dives schrieb: ,W^
Dir Land, dessen König ein Kind ist.** Durchdrungen in einer fagtp
tesken Weise von der Erhabenheit seines Herrscherberufes und von m
krankhaften Thatendurst erfüllt, hat er mit echt fürstlicher ündankbub
die bewährten väterlichen Minister entlassen und sich mit charakteiiei
Intriguanten umgeben, deren Schlauheit er trotz alles Herrscherspiek
zum Spielball diente. Schon sein Grossvater Konstans — wie die sicilk
Sezession beweist — war entschieden nicht normal; und so kann man!
Justinians notorischen Cäsarenwahnsinn als Entschuldigungsgrund erbliche]
lastung geltend machen. Mit den Arabern wurde ein scheinbar sehr günsti
Friede geschlossen; sie verpflichteten sich zu erhöhten Tributgeldem. B
Grossmächte soUten Kypros, Armenien und Iberien als eine Art ,gein
Herrschaften" gemeinsam verwalten. Aber die von römischer Seite alsQe
leistung vollzogene Verpflanzung der Mardai'ten nach Kleinasien und Thn
wurde mit Recht als ein schwerer Missgriff angesehen. Diese Yorkämpfe
Christuslehre mochten eine ziemlich wüste Räuberrotte sein, vergleichba
neapolitanischen Briganten, deren Waffen Kardinal Ruffo segnete, j
ihre Verwüstungen und Grausamkeiten stachen wenig von dem ab, wa^
damals als bellum iustum betrachtete, und trafen nur die ,gottverdan
ungläubigen Agarener". So besass das christliche Volk grosse Vere
für sie und tadelte den Kaiser, der selbst „die eiserne Mauer* des R
reichs zerstörte. Dagegen schien des Kaisers Expedition gegen die Bul
und die Slaven anfänglich von Glück gekrönt zu sein. Er wai
Bulgaren zurück, unterjochte die Slaven des Hebros- und Strymonge
und drang siegreich bis Thessalonike vor. Die Slaven wurden mi
weise nach Asien, in die Hellespontoslandschaften, das Thema Op
verpflanzt und eine besondere Heeresabteilung von 30 000 Mann aus
formiert. Allein wie er schon auf dem Rückmarsche schwere Vc
durch die Bulgaren erlitten hatte, so erwiesen sich auch die neue
691 vischen Krieger als durchaus unzuverlässig. Als Justinian 691 aus
tigen Gründen den Frieden mit den Arabern gebrochen hatte, erl
692 692 bei Sebastopolis in Kilikien eine schwere Niederlage hauptsä
r Die Dynaatie des Herakleios und der Kampf mit dem lalam (610—717). 957
ch den Verrat des slavischen Hilfskorps. Die Folge war, dass Armenien
der ganz in die Hände der Araber fiel.
Die ungeheuren Summen, welche die kostspieligen Kriege und die
.i^ut des Regenten verschlangen und zu deren Beibringung sich die
aster Theodotos und Stephanos die ärgsten Willkürlichkeiten und Er-
SBungen erlaubten, machten die Regierung aufs äusserste verhasst. Als
Leontios, ein in den asiatischen Feldzügen erprobter Krieger, ver- 695
send auf die Orakel mönchischer Freunde, sich empörte, schlössen sich
. sogleich die Bürgerschaft und die Geistlichkeit an. Leontios wurde
Kaiser begrüsst, Justinian mit abgeschnittener Nase nach Cherson
iert.
So war durch die Schuld des letzten Herrschers selbst das legitime
rrscherhaus nach 85jähriger Regierung entthront worden; die Folgen
••en für das Reich grundverderbliche; die Armee, ihrer Allgewalt be-
tst, führte eine wahre Mamelukenwirtschaft ein. Während 22 Jahren
^n sich in rascher Folge sechs Herrscher abgelöst, welche meist das
^em der Gnade der Soldaten verdankten.
Leontios' kurze Regierung (695—698) ist denkwürdig durch den 695—69
xiitiven Verlust von Afrika. Mit grösster Zähigkeit hatten hier die
mer, in stetem Kampfe mit den Arabern, ihre Seeburgen behauptet.
» siegreiche Vordringen der Araber, welche 697 selbst Karthago ein- 697
Linen, veranlasste Rom zu einer letzten Anstrengung. Der Patricius
.annes eroberte die Stadt, schlug den Feind und gewann die „Kastra
i Afrika '^ zurück. Allein schon im folgenden Jahre musste er vor einer
Len Flotte der Araber zurückweichen. Karthago fiel und die römische
rrschaft war auf Septum beschränkt, wo sich mit Unterstützung
r Westgoten ein römischer Gouverneur noch kurze Zeit behauptete.
Iiannes war zurückgesegelt, um Verstärkungen zu holen; allein auf der
ickfahrt brach in Kreta eine Revolte aus. Apsimaros, der Admiral
er Drungarios der Kibyraioten, wurde unter dem Namen Tiberios
)8 — 705) zum Kaiser erhoben und bemächtigte sich rasch der Haupt- 698— 70J
kdt. Leontios wanderte verstünmielt ins Kloster. Tiberios' Regierung
T keineswegs unglücklich. Sein fähiger Bruder Herakleios, an der Spitze
r asiatischen Truppen, schlug die Araber mehrfach nachdrücklich, ohne
ilich ihre Festsetzung in Kilikien hindern zu können. Eine Erhebung der
menier zu Gunsten Roms wurde rasch und blutig durch den arabischen
neral unterdrückt.
Eine ernste Bedrohung der Regierung wurde der rastlose Justinian.
war zu den Chazaren geflohen und hatte die Tochter des ChäkSns,
Christin Theodora, zum Weibe genonmien. Nur durch seine bewundems-
Lrdige Energie entgieng er den Emissären des Barbarenfürsten, welchen
echisches Gold gewonnen hatte. Mit wenigen Getreuen entfloh er nach
fahrvoUer Meerfahrt auf gebrechlichem Kahne nach den Donaumündungen
d trat mit Isperichs Nachfolger Tervel (Terbelis) in Verbindung, den er
nz für sich gewann. Ein Heer von Bulgaren und Slaven brachte ihn
5 nach Byzanz. Durch List gelang es ihm sich der Stadt zu bemäch- 705
en. Tervel wurde zum Cäsar erhoben und reichbeschenkt entlassen.
958 Abrias der byiuiUiiisehvB KiisM
Die Hauptstadt traf durch den vor Wut hal
Strafgericht ohne Gleichen. Seine beiden Gegi
entehrenden Schaustellung in den Strassen de
hauptet; der Patriarch Kallinikos, welcher de
throiiiing als den Tag des Herrn bezeichnet
krönt hatte, wurde geblendet und nach Rom ei
Militärs der Gegenpartei wurden in grausam
Schicksal traf zahlreiche Bürger und Soldate
Heeres in den asiatischen Kriegen durch krie
werden mussten. Alles zitterte während die
vor dem halb geisteskranken Despoten,
Nach aussen war die z^veitc Regierung Ji
70ä Eine grosse Expedition gegen die Bulgaren, '
Stadt Anchialos bemächtigte, misslang völlig; n
und ein Teil seines Heeres auf dem Seeweg,
709 lagerte Tyana suchte er vergebens zu entsetze
Kapitulation in die Hände der Ungläubigen.
Kaisers galt den Städten Ravenna und Chers
TIO den Gegnern gebalten hatten. Nach Ravenna
die Notahein der Stadt wurden ven-äterischen
nach Konstantinopel zur Hinrichtung gesandt;
in Flammen auf. Verhängnisvoll sollte dem
gegen (Iherson werden. Eine dahin gesandte
obert, ging aber auf der Röckfahrt grossenteils
zurückgelassene Besatzung, den Grimm des Kt
Blutbefehle nur teilweise ausgeführt waren, r
den Einwohnern. Die Empörer riefen die Hi
angesehener Offizier armenischer Abkunft, Philip
verbannt und von Justinian H zurückgerufen.
Ein Versuch mit unzureichenden Mitteln Chersoi
zurückzugewinnen misslaug. Eine zweite stärk
cius Mauros belagerte die Stadt; schon wäre
Stössen der römischen Belagerungsmaschinen cii
zur Hilfe kamen, üio Flotte scbloss einen Wa
das charakteristisch für die Unsumme von Hai
Frevlm- auf sich geladen — sie verband sich i
pikos wurdo zum Kaiser proklamiert. Justinia
die Operationen der Flotte gelassen, setzte mit
tische Ufer über und eilte bis Sinope, um Ni
empfangen. Unterdessen hatte Philippikos ber
und sandte seinen Genossen, den von Justini
Oherson bestimmten Spatharioa Elias, ihm ent;
Damatrys wurde der Tyrann von allen verlasse
es verdiente, getötet. Sein unmündiger Sohn '
in der Hauptstadt mit schnödester Verletzung
getötet worden. Das Haus des Herakleios, w«
Persern und den Arabern gerettet hatte, wai- :
C« Die Dynastie des Herakleios und der Kampf mit dem Islam (610-717). 959
Philippikos (711 — 713), der neue Kaiser, erwies sich als völlig 711-
iCShig. Die Bulgaren, angeblich als Rächer Justinians, unternahmen einen
flieerenden Zug bis an die Thore der Hauptstadt. 712 fielen Amaseia und 712
gstheia, 713 das pisidische Antiochien in die Hände der Muslimen. Aus Aber- 713
;«3ben, vielleicht um seine armenischen Landsleute zu gewinnen — er hat
Armeniern seines Reichs in dem verödeten Melitene und in Armenien FV*
e Sitze angewiesen — verhalf der Kaiser unter Zustimmung seiner
mtalischen Geistlichkeit, aber unter dem entschiedenen Widerspruche
Roms dem Monotheletismus noch einmal zu einem flüchtigen Siege,
essen eine Erhebung, welche von den Offizieren des in Thrakien stehenden
Opsikion ausging, bereitete seiner Herrschaft ein schnelles Ende.
Pfingstsonntag 713 wurde ein angesehener Civilbeamter, der Geheim- 713
tär Artemios als Anastasios II (713 — 715) zum Kaiser gekrönt. 713-
aer beruhigte sofort die Gemüter durch Herstellung der Orthodoxie. Vor
m aber wandte er seine Sorgfalt der planmässigen Reorganisation des
ch die langandauemden anarchischen Zustände völlig zerrütteten und
tmässig gewordenen Heeres zu. Die Urheber der letzten Thronrevo-
on traf strenge Strafe. In der Neubesetzung der wichtigsten General-
ndos zeigte er mehrfach eine äusserst glückliche Hand. Auf die
de von den gewaltigen Rüstungen der Muslimen, welche der römischen
ptstadt galten, setzte er diese in Verteidigungszustand, und die Flotte
ielt Befehl, sich in Rhodos zu sammeln, um den Arabern durch einen
'ensivstoss zuvorzukommen. Aber die Truppen des Themas Opsikion,
Kaisermachens gewohnt und über die Bestrafung ihrer Offiziere er-
ittert, meuterten aufs neue, töteten den Admiral und segelten gegen die
uptstadt. Ein gänzlich unbedeutender Provinzialbeamter, Theodosios
^715 — 717), wurde zu seinem eigenen grossen Entsetzen zum Kaiser er- 715-
Tboben. Die Hauptstadt kam durch Verrat in die Hände der Empörer.
.Allein die wichtigsten Heerführer, Leon, der Stratege des anatolischen, und
Artavasdos, der Stratege des armenischen Themas, erkannten den neuen
Herrscher nicht an. unterdessen hatte der Chalif Suleiman seine Rüstungen
vollendet; seine in Kleinasien einrückenden Feldherrn boten Leon die Krone
an. Dieser, zum Schein mit ihnen unterhandelnd, entsetzte das wichtige,
von ihnen belagerte Amorion. Die grosse arabische Armee musste sich,
ohne nennenswertes geleistet zu haben, aus dem erschöpften Lande zurück-
ziehen. Leon marschierte jetzt ungehindert gegen die Hauptstadt. Im
Einverständnis mit Patriarch und Senat verzichtete Theodosios auf den
Thron. 25. März 717 wurde Leon III (717—741) als Kaiser anerkannt. 25. 1
Die furchtbare Gefahr, welche dem Reich von seiten der Muslimen drohte, ^^l\
hatte diesen Entschluss bewirkt.
Das Haus des Herakleios hat den Kampf gegen den Islam sieghaft
durchgeführt Die konventionellen Weltgeschichten sind voll Bewunderung
für Karl Martell, der Abd-er-Rahman bei Poitiers schlug, und nicht mit Un-
recht. Aber völlig vermissen wir in denselben die rechte Würdigung der viel
gewaltigeren Grossthat Ostroms. Dieses hat in einhundertjährigem Ringen
nicht einen letzten Ausläufer der Welteroberer zurückgewiesen, sondern den
Verstoss der Hauptmacht selbst ausgehalten. Der Brennpunkt und
ggO Abrias d«r byiantlniiebvB Eftiaarg
abendländischen Gesittung ist das damalige Kleii
welche auf den zahh-eichen Keichskonzilien de
Lehre verkündigt wurden, sind von groBsenteila
ausgedacht worden. Kleinasiaten bildeten die T
welche den orientalischen Erbfeind zurückschlu]
überschwemmte europäische Reichshälfte komi
folgenden Jahrhunderten nur wenig in Betrac
erst ein durch die Erfolge des Bulgarentöter
üdung des Ostens infolge des Einbruchs der sehe
montan freilich hatte eine furchtbare Erschöpl
Generationen andauernde Kriegszustand hatte eir
Heeres hervorgerufen. Seiner eminenten Bedeuti
es unumschränkt. Es war hohe Zeit, dass eir
nung und Zucht zur Geltung brachte. Es kam
mit Blut und Eisen die liegeneration des Beicli
IV. Die Regeneration durch die syr
Kaiser und der Bildersturm
Des Isauriers') Leon Thronbesteigung ist eit
punkte in der Bcichsgcschiehte, ein Moment vo
lieber Bedeutung. Die zum letztenmal« , abe
drohende Ärabergefahr hat dieser grosse Feld
schworen. In der Neuordnung des Heerwesenj
Finanzen und in der Justizverwaltung hat
liehe iiegenerator des Keiches erwiesen. Mit
bricht das Morgenrot einer besseren Zukunft fii
thanen des liliomäcrkaisers an. Seine Achill«
grosse Herrscher. Mit andern im Felde und in
Glück begünstigten Kraftmenschen teilte er d
Macht wie die Kirche künne durch äussere (
graphcn unter das Staatsjoch gebeugt werden.
Schreibung hat diesen schweren Fehler einseitig
Bild des gi-oasen Militärs und Politikers uns vei
In das erste Jahr von Leons Regierung fäl
rung von Konstantinopet. Mnslama, der Pei'ganK
717 überwintert hatte, setzte im Sommer 717 bei Ab
Mitte August hatte er sein Lager vor der Haup
fang September erschien die Flotte unter Sul.
wurde jedoch von Leon mit ebensoviel Umsicht
griechische Feuer vernichtete dio Schiffe. Obschon
Zähigkeit auch den Unbilden eines ungewöhnlicl
und ein ganzes Jahr vor der Hauptstadt aushic
') Ich wende den durcli den Irrtum 1
ilor Jahrbundarta geheili^en Beinamen An,
obschou Leon ana Crenniuiikeis stammt, also j
]>ie Regeneration dnroh die syrisohen (ieanrisohen) Kaiser eto. (717—867). 961
■^■^*i
718, nachdem sie ungeheure Verluste erlitten hatten, sich nach Aug
zurückziehen. Die weltgeschichtliche Bedeutung dieses Ereignisses
nicht hoch genug angeschlagen werden. Der arabische Ansturm hat
Höhepunkt erreicht. Byzanz und sein Kaiser, indem sie ihn zurück-
'en, haben das Christentum und die abendländische Oesittung gerettet,
heute dankt im Akathistoshymnus die orthodoxe Kirche den drei
Helden Herakleios, Konstantinos IV und Leon IH für die Rettung
der Avaren-, Perser- und Arabergefahr. Noch oft während Leons Re-
wiederholten sich die muslimischen Invasionen Kleinasiens; be-
eniserregend für das Reich waren sie nicht mehr, und 740 wurde über 740
Araber bei Akromos ein grosser und entscheidender Sieg davongetragen,
gute Verhältnis zu dem mächtigen Nordreiche besiegelte die Verbin-
des Thronfolgers Konstantinos mit der chazarischen Prinzessin Eirene.
~^=::^[ifi3tände im Innern unterdrückte der Kaiser mit rascher Energie. Sicilien,
^^us sich während der Belagerung der Hauptstadt erhoben und einen
^egenkaiser proklamiert hatte, wurde mühelos zum Gehorsam zurück-
*^^^liracht.
So nach innen und aussen gesichert, konnte der grosse Herrscher
tfÜos an der Wiedergeburt des Reiches arbeiten. Von seiner eifrigen
^^^^"^«gislatorischen Thätigkeit legt die von ihm gemeinsam mit seinem Sohne
^^s^nd Mitregenten Konstantinos veröffentlichte „Ekloge der Oesetze*' Zeugnis
^^^:::3d>, ein kurzes Handbuch des gültigen Rechtes, welches die mittelalterliche
^ -r&atwickelung desselben unter dem christlichen Einflüsse darstellt. Die
:::_ Vorordnungen über den Ackerbau {vofiog y^f^QY^^og), welche die Verhältnisse
der Pächter gegenüber den Orundbesitzern und der freien grundbesitzenden
Dorfgemeinschaften regeln, sind nach einer wahrscheinlichen Vermutung
::^ durch die im Reiche neu angesiedelten Bevölkerungselemente (Mardaiten
und Armenier in Kleinasien — Slaven auf der Hämushalbinsel) veranlasst
worden. Charakteristisch ist, dass diese neuen Pächter und Bauern im
Gegensatz zu den alten, an die Scholle gebundenen Colonen persönlich
frei sind.
Vor allem hat er aber seine Sorgfalt dem Heerwesen gewidmet. Die
gelockerte Disziplin wurde hergestellt, und wie nachhaltig seine Heer-
reform wirkte, zeigen seine eigenen und seines Sohnes militärische Erfolge.
Damit im Zusammenhang steht seine Reorganisation der Provinzialverwal-
tang. Die Themenverfassung, wie sie sich unter der Dynastie des Hera-
kleios allmählich durch die Not der Zeit im Kampf mit den Reichsfeinden
ausgebildet hatte, erhielt durch Leon ihre endgültige Gestaltung. >) Die
*) Die damaligen Themen sind in
Asien: 1. Opeikion, 2. Anatolikon, 3. Tbra-
kesion, 4. Armeniakon, 5. Kibyraiotikon,
6. Bokellarion, 7. Koloneia (?).
In Europa sind es: 1. Thrake, 2. Hellas
mit dem Peloponnes, 3. Makedonia?, 4. Si-
kelia mit Ealabria.
Konstantinos Porphyrogennetos endlich
sftblt im Beginn des X. Jahrhunderts auf:
A. in Asien: 1. Anatolikon, 2. Arme-
niakon, 3. Thrakesion, 4. Opsikion, 5. Opti-
maton, 6. Bukellarion, 7. Paphlagonia, 8. Chal-
dia, 9. Mesopotamia, 10. Koloneia, 11. Se-
basteia, 12. Lykandos, 13. Seleukeia, 14. Ki-
byraiotikon, 15. Kypros, IG.Samos, 17. Aegäi-
sches Meer, 18. Kappadokia.
B. in Europa: 1. Thrake, 2. Make-
donia, 3. Strymon, 4. Thessalonike, 5. Helias,
6. Peloponnes, 7. Kephalienia, 8. Nikopolia,
9. Dyrraohion, 10. Sikelia, 11. Lon^l
12. Cherson.
HMMihiMtfi der kliM. Altertnnuwlweaacbaft IX. 1. Abtlg. 2. Aofl«
962 AbriM der bysantiiiisolien gaiirgeaclilehte.
Finanzen waren durch die Verschwendung des Philippikos und diel
spieligen Araberkriege arg zerrüttet worden; nur durch harte fiabii
Massregeln konnte hier Ordnung geschaffen werden. Steuerdruck iil
einzige Staatseinrichtung, welche auch dem geduldigen und sklavisek
sinnten Orientalen höchst empfindlich wird. Das Volk pries die i
arabischer Herrschaft stehenden Christen glücklich, und der Kaiser 1
ein neuer Pharao. Allein das Gleichgewicht im Staatshaushalt wurde
gestellt.
Indessen nicht diese Orossthaten der Reichsemeuerung, senden
kirchlichen Kämpfe sind es, welche das Andenken des Kaisers bd
freilich höchst feindselig gesinnten späteren Oeschlechtem erhalten bi
Der Bilderstreit ist aus kleinasiatischer Wurzel entsprungen. Die
der Reichskirche abgetrennten Gemeinschaften im Innern und im (
der Halbinsel (Montanisten, Paulikianer) verwarfen die herrschende Bi
Verehrung als Abgötterei. Ein phrygischer Bischof Konstantuu»
Nakoleia bekannte sich zu derselben Lehre und fand Anhänger {
unter dem hohen Klerus. Der auf den Bilder-, Reliquien- und Hdl
kultus begründete Vorwurf des Islams, dass der Christenglaube Polythe
sei, machte auf die Gebildeten Eindruck und gab zu denken. So ha
726 Kaiser, als er durch seinen ersten Erlass 726 gegen den Bilderdienst
schritt, einer in den asiatischen Provinzen weit verbreiteten geii
Strömung Rechnung getragen. Um so stärker war der Widerstai
gesamten übrigen Reiche. Vor allem das Mönchstum trat überall fi
Bilderverehrung und damit die Eigenart der griechischen Kirche ein. F
Mönche war das Bildermalen ein Hauptbroterwerb, der Streit für die ;
also eine Existenzfrage. Die Erregung der hauptstädtischen Bevölk
konnte nur mit Gewalt unterdrückt werden. Besonders hingen di
wohner Griechenlands und der Inseln an der bildlichen Verehrunj
Heiligen, die vielfach an die Stelle der alten Stammgötter und B
getreten waren. Eine von ihnen ausgerüstete Flotte mit einem G
727 kaiser fuhr 727 nach der Hauptstadt; aber diese gleich den Sal
kämpfern für die heimischen Götter streitenden Hellenen erlagen
griechischen Feuer.
Als in demselben Jahre das Edikt über die Bilder nach Italien
erklärte sich Papst Gregor H dagegen und bannte den kaiserlichen Exai
Die ganze Provinz erhob sich in offenem Aufruhr und verband sie
den Langobarden. Indessen die Ergebenheit der Venetianer, nicht wc
die staatskluge Haltung des Papstes, welcher seinen ganzen Einfluse
auf verwandte, den Bruch mit der oströmischen Regierung zu verhii
rettete noch einmal die byzantinische Herrschaft in Italien.
Über die Grenzen des Reiches hinaus wogte der Streit. Die i
gläubigen Unterthanen des Chalifen traten energisch für die Bilderfr<
ein, vor allem Johannes von Damaskos als glänzender litterarischer
kämpfer ihrer Sache. Um so entschiedener trat Leon auf. Der öt
729 nische Patriarch Germanos musste als eifriger Bilderfreund 729 dem
stasios, einem Gesinnungsgenossen des Kaisers, weichen. Der Ve
731 freilich, Rom und Italien wieder zu unterwerfen, misslang; 731 schei
ie Begeneration durch die Byrischen (isanrisohen) Kaiser eio. (717—867). 963
» oströmische Flotte im adriatischen Meer. Aber in ünteritalien und
dOien, wo die Griechen ihre Herrschaft behaupteten, wurden die Güter
ai hl. Petrus konfisziert. Diese Landschaften und ganz Dlyricum, welches
JSier zur Obedienz von Altrom gehört hatte, wurden Eonstantinopel
berstellt. Der Streit um die Bilder war immer klarer ein Prinzipien-
KXipf geworden. Auf der einen Seite standen die hohen Beamten und
csh die Bischöfe, welche dem Kaiser das Recht zusprachen, die Kirche
überwachen und zu regieren, auf der anderen die von der Volksgunst
stützten Mönche, welche der weltlichen Gewalt jede Einmischung in das
istliche Gebiet versagten.
Als Leon am 18. Juni 741*) starb und seinem hochbegabten und ener^ 18. Ju
Bchen Sohne Konstantin V (Kopronymos 741 — 775) die Herrschaft hinter- rj^i^i^
B8S, war der Kampf noch völlig unausgetragen. Des Kaisers Schwager,
JBT Armenier Artavasdos, benützte die Erbitterung der Bilderfreunde und
le ihm günstige Stimmung der im Heere zahlreichen Armenier zu einer
Hebung. Die Hauptstadt und der Patriarch erklärten sich für ihn. Erst
ach zweijährigem Kampfe vermochte Konstantin die Hauptstadt wieder
D nehmen und die Macht des Gegenkaisers zu brechen.
Nunmehr in seiner Herrschaft völlig befestigt, hat der Kaiser mit
jprossem Glücke die äussere Politik des Reiches geleitet. Gegenüber den
Irabem kämpfte er entschieden erfolgreich. Eine grosse Flotte, welche
len Griechen Kypros wieder entreissen sollte, wurde 746 vollständig ver- 746
dichtet. Germanikeia, Melitene (Malatia) und sogar Theodosiupolis in
Lnnenien (752) wurden zurückgewonnen. Die mit dem Sturze der Omai- 752
Aden und dem Aufkommen der Abbäsiden verbundenen inneren Wirren
es Chalifenreichs kamen den Römern zu gute; freilich seit 756 trat 756
ier wieder eine Wendung ein.
Mit grösster Energie führte aber der Kaiser den Kampf gegen die
tulgaren. Nicht weniger als achtmal zog er gegen sie zu Felde. Schwere
fiederlagen entmutigten ihn nicht, und der glänzende Sieg des Jahres 763 763
latte eine Reihe von Thronrevolutionen im Feindesland und eine gründ-
iche Schwächung der Bulgaren zur Folge; erst gegen Ende von Konstantins
tegierung wurde Cerig (Telerigos) wieder gefahrlich.
Die Slavisierung von ganz Hellas und dem Peloponnes wird von der
tinzigen, dieses Ereignisses gedenkenden Quelle unter Konstantins Regie-
ung angesetzt und mit der furchtbaren Pest vom Jahre 746 in Verbin- 746
lang gebracht, welche für das Reich eine ähnliche Katastrophe wie die
Cpidemie unter Justinian, bedeutete. Allein durch ein unverwerfliches
Zeugnis steht fest, dass die Slaven schon unter Leon im Peloponnes alt-
knsässig waren. Wir haben gesehen, dass die Slavisierung der helle-
') Für die Zeitreclinang des VII. and
rill. Jahrhunderts sind in der Hauptsache
lie vielfach nur approximativ richtigen Zahlen
les Theophanes wiedergegeben. Diese ganze
Gpoche bedarf in chronologischer Beziehung
loch einer eindringenden, das syrische, ara-
bische und armenische Material systemstiseh
heranziehenden Untersuchung, da die Aus*
fuhrungen Pagis, v. Gutschmids and Bujf
bis jetzt keine abschliessenden "^ '* '^ ^"
zielt haben.
()Q4 AbriM dn byntnUaiMhen E^mi]
nischen Landäclmften, welche sich Übrigens ii
einige Teile des Landes beachränkte, bedeuten
In dem Kampfe mit der Kirche trat de
und härter als sein Vater auf. Den Widers
Mönchtums suchte er durch systematische, sii
rungsjahren steigernde Verfolgungen, durch bk
des Kloöterguts und Säkularisierung der Gottgt
frivole Verhöhnung des kirchlichen Glaubens
fögigen Hofpatriarchen. Aber der Episkopat hi<
754 politih und sanktionierte dieselbe feierlich durcl
dessen Beschlüsse freilich weder die Patriarf
Papst anerkannten. Während seiner ganzen
mit der giössten Entschiedenheit und Härte ai
den München und den Bildern festgehalten.
775--780 Sein Sohn Leon IV (775—780) hat währe
die Grundsätze der bisherigen Kirchenpolitik i
halten. Die unaufhörlichen Grenzkriege mit
778 durch den Sieg bei Germanikeia eine für die G
a. Sopt. Bei seinem Tode (8. September 780) üb
'^^ digen Sohn Konstantinos VI die kluge und
Eirene die Uegierung im Verein mit einer Re
der bedeutendste und einflussreiehste der Pat
den Abbilsiden dauerte der Grenzkrieg fort, d
nahmslos das griechische Kleinasien war. Di
783 Griechen unglücklich, und die Kaiserin sah a
dreijährige Waffenruhe mit einem Jahrestribut
786 erkaufen. HürQn ar-Haschid hat dann 786 dur(
lieh sich bewährenden, von Malatia bis Tarao
Systems seine militärische Überlegenheit dem
fühlbar gemacht. Glücklicher kämpfte Staurak
783 Die slavischen Häuptlinge in Makedonien und
Zahlung gezwungen und der Feloponnes siegre
Viel wichtiger war aber, dass es der P
Widerstands der Militärpartei und eines grossi
gelang, den kircldichen Frieden wiederherzu
Synode, ursprünglich in der Hauptstadt geplan
787 den Haltung der kaiserlichen Leibgarde erst
eröffnet, hat unter Verwerfung der Beschlüsse
die Orthodoxie hergestellt und die Verehrung
zur Pflicht gemacht. Dementsprechend wurde
mit Rom und dem Osten aufs neue geschloa
Sieg der Münchspartei ein vollständiger; aber i
rocht in kirchlichen Dingen hat die Regierung
Die entscliiedenen Vertreter der Kirchcnfreihei
Neffe, der grosse Tbeodoros von Studion, 81
mit der Regierung und den kaiserlich gesinnte
und Nikephoros im gespanntesten Verhältnis.'
^ Die Begeneration durch die ByriBohen (isaiiri8oheB)Kaiser eto. (717— 8G7) 965
Mit der grössten Entschiedenheit behielt Eirene auch dem erwachsen-
Sohne gegenüber die Zügel der Herrschaft in Händen. Die politisch
wichtige Verlobung mit der fränkischen Prinzessin löste sie eigen-
itig 788 auf und zwang den Sohn zu einer anderen Ehe. Aber eine 788
lebung der Truppen übertrug 790 Konstantin die Alleinherrschaft. 790
)U den Überlieferungen seines Hauses, hat er mit Tapferkeit, wenn
ih im ganzen ohne Glück, gegen Bulgaren und Araber gekämpft. Allein
.on 792 beging er den grossen Fehler, seine ehrgeizige und gewissen- 792
tf Mutter wieder zur Mitregentin anzunehmen. Die Scheidung von der
lerigen Gattin und seine Neuvermählung mit dem Hoffräulein Theodote
war ihr heimliches Werk. Weil der Hofklerus, der Patriarch voran, 795
stillschweigend geschehen Hessen, hoben die von Eirene begünstigten
imer der strengen Richtung, Piaton und Theodoros, und die ihnen an-
igende Mönchspartei die Kirchengemeinschaft mit Konstantin und
L:xiem Patriarchen auf. Die vom Kaiser verhängten Strafen, Gefängnis
^ Exil, machten die Mönche zu Märtyrern der Kirchenfreiheit und
igerten nach dem heimlichen Wunsch der intriguanten Eirene die Un-
'"S^^töt des Sohnes. Als dieser durch thörichte Massregeln auch die
ä^^amüter der Truppen sich entfremdet hatte, verstand Eirene diese für
h zu gewinnen; Konstantin wurde verraten, festgenommen und auf
ifehl der unnatürlichen Mutter geblendet 15. August 797. 15. A
Für die wieder zur Alleinherrschaft gelangte Kaiserin führten die '^^'
Ab zum Hochverrat gewaltthätigen Eunuchen, erst Staurakios (f 800), 800
^^dann Aetios die Geschäfte. Den Frieden mit den Arabern erkaufte Eirene
"nochmals durch Geldzahlungen.
Die Kaiserkrönung Karls des Grossen 25. Dezember 800 war für 25. I
den Osten ein Ereignis von weittragendster Bedeutung. Die römische ^^
Kurie hat damit offiziell ihren Anschluss an das Frankenreich vollzogen,
und die zweite Hauptstadt Altrom war dem Reiche definitiv entrissen.
Von jetzt an kann mit vollem Recht von einem oströmischen Reiche ge-
sprochen werden. Indessen Byzanz verstand es nicht, sich mit der neuen
Orossmacht zu stellen. Die Streitigkeiten mit den Franken wegen der
italienischen Besitzungen Ostroms hörten während Eirenes Regierung
nicht auf.
Durch eine Verschwörung der mächtigsten Beamten und Grossen
wurde Eirene Oktober 802 entthront, und an ihre Stelle trat der bisherige okt.
Generalschatzmeister Nikephoros (802—811). Schon das Jahr darauf 802-
starb die ehemalige Kaiserin, wie sie es verdiente, in Dürftigkeit auf der
Insel Lesbos. Nach 85jähriger Herrschaft wurde die syrische Dynastie
gestürzt; es ist das erstemal, dass eine solche Umwälzung von den Spitzen
der Civilverwaltung, nicht von dem Heere und seinen Anführern ausgeht.
Nikephoros bewährte sich als durchaus tüchtigen Regenten. Seine
scharfen finanziellen Massregeln machten ihn unbeliebt, waren aber nach
der verschwenderischen Herrschaft Eirenes durchaus nötig. Auch das
Kirchengut entging der Besteuerung nicht, und er verstand es, sein
geistliches Oberaufsichtsrecht in energischer Weise geltend zu machen.
Der neue Patriarch Nikephoros (seit 806) ging durchaus mit ihm Hand fl
966 AbriM der bysantiniBchen Kaiaergeschioliteb
in Hand, und die widerstrebenden Häupter der Mönchspartei wurd
803 liert. 803 sehloss er Frieden mit Karl dem Grossen; den Ost
wurden dadurch ihre Herrschaftsrechte über ünteritalien, Venedig,
805 und die dalmatinische Küste gewährleistet. Aber schon 805 fiel V
812 ab, und erst unter Kaiser Michael 812 wurde definitiver Friede gesdi
Um so unglücklicher waren seine Kämpfe mit den Axabem. Seine ^
804 rung, den Tribut weiter zu zahlen, führte zu schweren Niederlag
kaiserlichen Heeres; Tyana, wo der Chalif ein „Haus der Lästemo
richtete, und eine Reibe wichtiger Grenzburgen fielen in die HäiM
Gegner. Kypros und Rhodos wurden systematisch verwüstet; der
806 sah sich 806 zu einem demütigenden Friedensschlüsse gezwungen.
Epochemachend für die Reichsgeschichte ist die damals begii
Zurückdrängung des slavischen Elements. Die heldenmütige Bürg«
von Patrae erfocht über die anstürmenden peloponnesischen Slaven,
dem sie zur See afrikanische Muslimen unterstützten, einen glän
^07 810 Sieg 807. Seit 810 hat dann die Regierung sich mit Eifer der g
Aufgabe gewidmet, durch systematische hellenische Kolonisation d
den Slaven besetzten Gaue dem Griechentum zurückzugewinnen,
aus folgerichtig richtete der Kaiser seine Hauptanstrengung gegi
unter dem fürchterlichen Kriegsfürsten Krum zu neuer Macht
Ö09 gediehene Bulgarenreich. Serdika war 809 gefallen. Nach zweiji
ausgedehnten Rüstungen holte Nikephoros zu einem Hauptschlagc
das Nordreich aus. Allein anfangs vom Glück begünstigt, vei
26. Juli Kaiser in einer gewaltigen Schlacht 26. Juli 811 Thron und Leben,
donien und Thrakien waren den Siegern preisgegeben.
Staurakios, sein Sohn, schwer verwundet der Schlacht eni
2. Okt. musste schon 2. Oktober 811 die Herrschaft seinem frommen &
Michael I Rh angäbe übergeben, der ganz in den Händen der
kirchlichen Partei sich seinen Kriegsplan vom Studitenabt mach
und den Bulgaren gegenüber die äusserste Unfähigkeit bewies. I
Volk baten nun stürmisch den tüchtigsten General, den Armenier
13—820 (813 — 820) „des Gemeinwesens sich anzunehmen und die christli
publik zu retten.** Im Gefühl der schweren Verantwortung, die
aufladen sollte, zauderte Leon; er gab dann nach, lediglich aus Pflicl
Die Bulgaren lagerten vor der Hauptstadt. Ein heimtückiscl
fall des Kaisers auf Krum bei Anlass der Friedensunterhai
hatte die furchtbarste Verwüstung der umliegenden Landschal
Folge. Adrianopel fiel in die Gewalt der Bulgaren. Der plötzli
815 des Bulgarenfürsten (815) war daher für Ostrom ein grosses Glü
817 dann Leon 817 bei Mesembria einen blutigen Sieg davontrug unc
in Bulgarien einmarschierte, sehloss der neue Bulgarenfürst Omorfa
dreissigjährigen Frieden mit den Römern. Im Osten schützte I
Grenze mit Glück gegen die Abbäsiden; und ebenso erhielt Sicilien l
den spanischen Korsaren durch seine Verbindung mit den afrikanisch
biden. Um so verhängnisvoller griff der Kaiser in die kirchlichen An
heiten ein. Persönlich aufrichtig fromm und eigentlich duldsam, \
durch die Stimmung des Heeres und eines Teiles der Geistlichkeit d
^ Die Regeneration durch die syrischen (isaurischen) Kaiser etc. (717—867). 967
, die verständige Eirehenpolitik des Kaisers Nikephoros zu verlassen und
bilderfeindlich aufzutreten. Dadurch erreichte er nur, dass die staats-
hliche Partei des Patriarchen und die freikirchliche des Theodoros
Studien, ^politichi'' und „zelanti'', gemeinsam gegen die Regierung Front
shten. Die Absetzung des hochgeachteten und beliebten Patriarchen
ephoros und seine keineswegs glückliche Ersetzung durch den ge-
xidten Hofmann Theodoros Melissenos (815), die Einberufung einer 815
ode, welche die bilderfeindlichen Beschlüsse von 754 wiederherstellte,
die Bilderfreunde verdammte, waren nun Schritte von politischer Not-
andigkeit geworden. Indessen ist der Kaiser mit grosser Langmut
vieler Mässigung gegen seine kirchlichen Gegner vorgegangen. Als
am Weihnachtstage 820 einer von seinem ehemaligen Freunde, dem 820
eizigen Generale Michael, geleiteten Verschwörung erlag, erklärte selbst
r- abgesetzte Patriarch, dass der ermordete Kaiser ein um das Staats-
*%] hochverdienter Ilegent gewesen sei.
Michael II (820 — 829) aus Amorion, der Begründer der neuen phry- 820-
i<;hen Dynastie, war religiös völlig gleichgültig; die Kirchenpolitik seines
Tgängers im Wesentlichen festhaltend, kam er doch den Orthodoxen
x-ch weitgehende Duldung entgegen. Im übrigen stand seine Herrschaft
»"Lneswogs fest. Das Beispiel zweier glücklicher Thronusurpationen wirkte
^v&steckend. Der alte, bei den Soldaten sehr beliebte General Thomas,
ehemaliger Waifengcföhrte Leons und Michaels, erhob sich 822 in Klein- 822
Jen ; fast die ganze Landschaft fiel ihm zu. Der Aufstand erhielt einen sehr
^^föhrlichen, sozial-revolutionären Anstrich, da gerade die untern Schichten
.er Bevölkerung dem Prätendenten massenhaft zuströmten. Dieser setzte
weh in Verbindung mit den Arabern, und mit deren Erlaubnis krönte ihn
der Patriarch von Antiochien zum Kaiser. Aber sein zweimaliger Ver-
such, (822 und Frühjahr 823) mittelst der Flotte die Hauptstadt zu nehmen, 822 :
scheiterte an der umsichtigen Leitung der Verteidigung durch den Kaiser und
seinen Sohn Theophilos. Thomas, in Thrakien von den Bulgaren geschlagen,
warf sich nach Arkadiupolis. Als die ausgehungerte Stadt Oktober 824 Okt.
sich ergab, wurde der Kebell unter den üblichen Martern hingerichtet.
Die Hauptgefahr drohte aber dem Reiche von der wachsenden See-
macht der afrikanischen und spanischen Araber. Die aus Cordova ver-
jagten Rebellen hatten sich erst in Ägypten (815) festgesetzt und von 815
dort aus seit 823 Kreta bedroht. Das Gesindel, aus Ägypten gleichfalls 823
verjagt, warf sich unter Führung des Abu Hafs 'Omar auf die Insel und
unterjochte sie 826 völlig. Bis 961 regierten hier 'Omars Nachkommen als 826-
unabhängige Fürsten. Der elende Korsarenstaat wurde die Geissei des
ägäischen Meeres, eine stehende Bedrohung der Inseln und Küstenstädte.
Auch im Westen hatte Michael Unglück. Die fätimidischen Araber, ver-
lockt durch verräterische Grosse, begannen sich auf Sicilien festzusetzen,
das Spiel, welches 1200 Jahre früher Karthago mit den Sikelioten ge-
trieben hatte, wiederholte sich hier mit wesentlich traurigerem Ausgange.
Als Michael 829 starb, hinterliess er das Reich seinem Sohne Theo- ggg
philos (829 — 842), keiner der erfreulichsten Erscheinungen auf dem Ofltr m
römischen Kaiserthron. Ein Grössenwahn nach dem Vorbilde ori6iili|ljfl
t
J
il
an
9gg Abrias der bysantixüschen Kaisergesehiolite. m.^"^
scher Sultane, ein Allwissenheitsdünkel, der selbständig militärische, kiMf«^
liehe wie Yerwaltungsfragen allein entscheidet, und eine vollendete Tfv^i
ständnislosigkeit fQr die Zeichen der Zeit sind die Eigentümlichkeiten 6bM ^
stark überschätzten, im Grunde keineswegs bedeutenden Regenten. ^b.r
In Sicilien dauerte der unter Michael begonnene Krieg fort.
Patricius Theodotos fiel 831 bei der Erstürmung von Menaion (Iß
832 eroberten die Sarazenen Panormos. Mit den übrigen Fürsten
Westens, dem Chalifen von Cordova und dem fränkischen Kaise
unterhielt Ostrom durch Gesandtschaften freundliche Beziehungen,
für den pontischen Handel hochwichtigen Chazaren standen den Byzan
besonders nah; gegen die furchtbaren Patzinaken (Petschenegen)
auf Bitten des Chäkäns der Bruder der Kaiserin Theodora, der Spa
kandidatos Petronas Kamateros am Don die Festung Sarkel (,Wei88hailg. ^
833 an. Auf dessen Antrag wurde auch die republikanische Freiheit
Cherson, dessen Proteuon mit den Archontes, den sogenannten ,VUeni
Stadt ^, ganz unabhängig gewaltet hatte, insoweit beschränkt, da»
Strategos als kaiserlicher Statthalter zur Beaufsichtigung des wichtiigi'
Koloniallandes eingesetzt ward.
13—833 Um so heftiger wütete der Krieg mit den Chalifen Mämün (8U
33—842 bis 833) und Mu tasim (833—842). Die furchtbare sozialistische Revolutioni
Chalifenreiche der unter Babek geeinten Kommunisten (Chumarriten) leisMi
dem Reich die erspriesslichsten Dienste. Ein persischer Fürst aus Choräaiii
als Christ Theophobos, trat mit seinen Scharen zu den Griechen über; Um
persischen Söldner stiegen bis zur Zahl von 30 000. Im wohlverstanden»
Interesse des Reichs Hess es Theophilos lieber auf einen Krieg ankommo,
als dass er diese Überläufer ihrem rechtmässigen Herrn ausgeliefert hitte.
Theophobos ward hochgeehrt und erhielt die kaiserliche Schweeter
Helena zur Gattin. Mu'tasim machte die grössten Anstrengungen; syste-
matisch wurde das Heer aus türkischen und berberischen Söldnern nett
formiert. Allein die römischen Generale Manuel und Theophobos drangei
837 glücklich ins arabische Reich vor, eroberten 837 Samosata und zerstörtei
Zapetra (Sozopetra), die Geburtsstätte des Herrschers der Gläubigen. Die
Wut desselben kannte keine Grenzen. Mit Aufbietung aller Kräfte mtH'
838 schierte er 838 nach Kleinasien, um dem Reichsbollwerk Amorion, der
Wiege der phrygischen Dynastie, dasselbe Schicksal zu bereiten. Die
Türken erfochten einen furchtbar blutigen Sieg. 55 Tage verteidigte der
heldenmütige Aetios die Stadt. Die von dem Erzbischof und den Primaten
angebotene Kapitulation wurde zurückgewiesen. Rache, nicht Sieg wollte
3. Sept, der Chalif. Das Schicksal der glänzenden Stadt war ein fürchterlichem
838 Vergebens zog der Kaiser selbst in den Krieg. Das militärische Talent
seiner Generale besass er nicht, und die Kämpfe endeten unglücklich ftr
die Byzantiner. Sie mussten den Frieden durch Zahlung der Kriegskosten
erkaufen. Trotz dieser unheilvollen Kriege blühten im Reiche Handel
und Industrie mächtig; die Finanzwirtschaft war eine ganz vorzügliche,
und die Mittel versagten nie zu den kostspieligen Regierungsbedürfnissen.
Das Verdienst gebührt nicht dem Kaiser, der durch seine schrankenlofie
IHe Begeneration durch die syrischen (isanrischen) Kaiser etc. (717—867). 969
^wut die Herstellung des finanziellen Gleichgewichts nur erschwerte,
^em dem ausgezeichnet funktionierenden Beamtenapparat.
In kirchlichen Dingen zeigt der Kaiser die ganze Erbärmlichkeit eines
c^hränkten Aufklärungsfanatikers, welcher die Zeichen einer neuen Zeit
cat versteht. Die verständige Toleranz seines Vaters artete in eine ebenso
Luliche als grausame Priosterquälerei aus ganz im Stil eines Pombal
-M Juarez. 832 schärfte ein Edikt von neuem das Bilderverbot ein und ver- ^^^
Site den Heiligen der orthodoxen Kirche ihr Ehrenprädikat in kindischer
k jse zu entreissen. Der Kaiser Hess sich selbst in Glaubensdisputationen
^ ihre geistige Überlegenheit und dialektische Superiorität büssten Laza-
und die beiden Theodore mit blutigen Martyrien. Vergebens suchte
- verständige Patriarch Johannes Grammatikos die kaiserliche Willkür
zügeln ; Theophilos' Förderung der Wissenschaften war die der Despoten,
sie echt fürstliche Undankbarkeit zeigte er noch auf dem Todbette,
er den edeln Theophobos tückisch ermorden liess und sein blutumlau-
.es Haupt mit Freuden betrachtete.
Für seinen unmündigen Sohn Michael III (den Trunkenbold 842 842—86
( 867) übernahm die kluge und energische, aber beschränkt fromme
atter Theodora die Regentschaft, beraten durch den Logotheten Theo-
tbtos, ihren Oheim Manuel und ihren Bruder Bardas. Dieser war
ie Seele der Regierung, dem es auch gelang allmählich seine Rivalen
ri Seite zu schieben. Bardas war ein „Übermensch' , erhaben über
le Bedenken, durch welche Religion und Moral andere Sterbliche be-
nflussen. Ein nützliches Verbrechen verrichtete er kaltblütig ohne die
mngsten Gewissensskrupel. Die kirchlichen Dinge hat er lediglich vom
^chtspunkte der Zweckmässigkeit aus beurteilt.
Nach diesen Grundsätzen haben die Minister im Einverständnis mit
ir Kaiserin den widerlichen Krieg der kleinen Geister gegen die religiösen
[>erzeugungen aufgegeben; ein mehr als lOOjähriger Kampf hatte eine
igeheure Ermüdung und eine gewisse Gleichgültigkeit in der öffentlichen
einung hervorgerufen. Die lange gehetzten Mönche triumphierten.
jr gelehrte Patriarch musste resignieren und ward von den Siegern
it Roheit und Herzlosigkeit misshandelt; der Bokenner Methodios,
a geborener Sicilianer, der als Exulant beim hl. Petrus in Rom die la-
inischen Heiligenleben ins Griechische übersetzt hatte und dadurch für
e Kulturbeziehungen von Ost und West von unendlicher Bedeutung ist,
«tieg den Thron des Apostels Andreas. Die Absolution gewährte er
>m verstorbenen Kaiser nur, nachdem er die Kaiserinwitwe zu einer
fiziellen Lüge veranlasst hatte. Auch die übrigen Bistümer wurden
Ibstverständlich ausschliesslich mit Mönchen und Bilderfreunden besetzt.
if einer höchst tumultuarischen Synode 848 wurde dann der wahre 843
aube feierlich hergestellt, und noch begeht die orthodoxe Kirche die
jQtaxfj Tfjg oQ&odo^iag alljährlich mit grossem Oepränge. Dogmatisch
str ihr Sieg vollständig; in kirchenpolitischer Beaehang haben TheodoroB
>n Studien und die anderen Freunde der «Kircheiifiraüieit* ghniwq toQ-
»mmenen Schiffbruch erlitten. Die Gedanken disr
3 im Abendlande des Xu. Jahrhunderts
970 AbriBS der bysantmisohen Kaisergeseliichte.
römischen Kaiser in der Wurzel vernichtet und über die Kirc
Autorität behauptet, welche, wie für Ostrom, so für die übrigei
gläubigen Reiche (Bulgarien, Serbien, Russland) charakteristisch i
die Kirche war das unendlich heilsam; ein Vergleich der Patriarc
Neurom während des IX. und X. Jahrhunderts mit den gleicli
Päpsten fällt entschieden zu Gunsten der ersteren aus.
In Sicilien hat die oströmische Regierung trotz zähen Widei
nur Verluste zu verzeichnen. Unter dem grossen Aglabiden Ab&
842 845 Mohammed I (841—856) nahmen die Afrikaner 842 Messina, 8
846 Reihe Kastelle. 846 fielen in einer unglücklichen Schlacht 9000 (
847 854 847 ward Leontinoi erstürmt, 854 Bother (Butera), und trotz des
858 859 Seesiegs der Christen (858) rückten die Araber unaufhaltsam vc
864 866 eroberten sie Enna, 864 Netos, und nachdem es zurückgewonn
zum zweiten Male. Wie einst im VII. Jahrhundert Sicilien das i
aus Afrika und Syrien flüchtenden Rechtgläubigen gewesen war, so
in diesen und den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Christen (
glücklichen Eilands in Kalabrien und dem Peloponnes eine 2
Die höchst tüchtige Regentschaft entfaltete gegen diese sh
Landschaft ihre ganze Energie. Theoktistos Bryennios, zum Strate,
B49 Peloponneses eingesetzt, hat 849 mit starker Heeresmacht die
massigen Slavenvölker gründlich gebändigt. Die wildesten und kriej
sten Stämme, die Milenger (Milenzer) und Ezeriten (Jeserzer), wel
Pentadaktylosgebirge (Taygetos) hausten, bequemten sich zui
massigen Tributzahlung. Gegen das Chalifenreich, dem seine tür
Garden ähnlich verhängnisvoll wurden wie die germanischen einst W
kämpfte die Regierung mit grossem Glück. Leider verdarb auch
blinde Fanatismus der zelotischen Kaiserin alles. In den griec
Grenzlandschaften, westlich vom Taurus und Euphrat, sassen di(
kianer, welche der verweltlichten Reichsorthodoxie ein echt apost
Bibolchristentum entgegenstellten. Unter den Kaisern des VII. J
derts verfolgt, hatten sie sich in Folge der klugen Reichspolitik c
noklasten weitgehender Duldung erfreut. Die tapferen Scharen
christlichen Makkabäer bildeten einen überaus nützlichen lebendiger
kordon gegen den Islam. Viel zu ihrer Befestigung hatte ihr aus^
800 netes geistliches Oberhaupt Sergios (um 800) gethan. Die Verfo
unter den Kaisern Michael I und Leon V trieben einen Teil dersel
arabisches Gebiet. Allgemeine Verzweiflung ergriff aber die tücW
völkerung, als Theodora eine äusserst blutige Verfolgung begai
Glaubenskommissäre, welche an Blutgier den Präfekten der spj
Inquisition nichts nachgaben, wurden ermordet und Raubzüge ge
Reich unternommen. Die Sekte erhielt in dem ehemaligen rö
Offizier Karbeas ein politisch-militärisches Haupt, und von der Gi
Tephrike aus führten sie einen höchst glücklichen Guerillakrieg
Reichstruppen, wie die Waldenser mit den Piemontesen.
Die Seele der Regierung war der grundsatzlose, aber politisc
begabte Bardas. Sein brennender Ehrgeiz machte sich kein (
daraus, das wüste Leben und die grobsinnlichen Ausschweifunge
Regeneration dnroh die syrisoheniisanriBohen) Kaiser eto. (717—867). 971
Ten Michael in jeder Weise zu begünstigen. Theodora wurde 856 zum 856
ktritt gezwungen, und nun herrschte Michael (856 — 867). dem Namen 856— 867
\i allein; thatsächlich wurde Ostrom von dem allmächtigen Minister
ert. Von dem jungen Kaiser nahm die Hauptstadt nur wegen seiner
iiscben Ausgelassenheit Notiz. Seinen maitre de plaisir Gryllos er-
nte er ähnlich, wie Peter der Grosse, zu seinem Saufpatriarchen und mit
ten zu der frechen Kirchenschändung widerwillig gepressten Genossen,
er zu Faschingsmetropoliten ernannte, parodierte er öffentlich die hei-
II Gebräuche und verhöhnte auf offener Strasse den ökumenischen
riarchen, den hl. Ignatios (846—858 und 867-878), den durch Leon V 846-856
nannten und zum Mönch geschorenen Niketas, den Sohn des Kaisers 867—878
hael I Rhangabe.
Bereits in der ersten Hälfte des I^. Jahrhunderts hatten die skan-
ivischen Rös, kühne nordische Recken, welche die gutmütigen und
pgielosen Slavenstämme der Drego witschen, Krivitschen und Radimitschen
ti unter ihre Herrschaft gebeugt hatten, den Dnjester befahrend, mit
in Korsarenkähnen die griechische Nordküste von Kleinasien (Amastris)
ngesucht. Den 18. Juni 860 in Michaels 5. Jahre erschienen 200 Segel der ^^«g^^
irchteten Rös vor der Reichshauptstadt. Einen lebendigen Eindruck von
I furchtbaren, lähmenden Schreck, welchen „dieser nordische fürchterliche
jBstrahl" auf die Bewohner machte, gewähren uns die beiden Homilien
Photios. Der grosse Patriarch sah darin ein schweres Gottesgericht
die Sünden der römischen Christenheit. Der Hülfe der Gottes-
uter, welche schon Chosrau's Perserflotte und Moäwija's Armada ver-
itet hatte, schrieben die Christen Sieg und Rettung aus der Russen-
zu.
Das wichtigste Ereignis dieser Epoche ist die Aufrollung der bulgarischen
ge und damit im Zusammenhang der Bruch mit Altrom. Die beiden
Bsen Slavenapostel, Methodios und Konstantinos (später als Mönch Ky-
is), haben durch die Erfindung des sog. glagolitischen Alphabets und
Übersetzung der hl. Schriften in die Sprache der Slaven sich um diese
iionen ein ebenso unsterbliches Verdienst erworben, wie Mesröb und
hl. Sahak durch die parallele Leistung um Armenien. Diese heiligen
nner eröffinen hier wie dort die Kulturära für die bisher im höheren
ne kulturlosen, weil analfabeten Völker. Im grossmährischen Reiche,
bereits durch deutsche Sendboten dem Christentume erschlossen war,
m auch im damals slavischen Pannonien begannen die beiden Brüder
B höchst erfolgreiche Thätigkeit; sie gewannen die Herzen des Volkes,
em sie in der gottesdienstlichen Liturgie nicht die lateinische Sprache,
t die deutschen Missionsbischöfe, sondern die slovenische gebrauchten.
Jen den heftigen Widerspruch der Deutschen entschied Rom in einem
lauf grossartiger Weitherzigkeit zu Gunsten der nationalen Sache,
ein gegenüber den Anfeindungen der vom weltlichen Arm unter-
Izten, sehr gewaltthätig auftretenden lateinischen Bischöfe vermochte
th Kyrillos' Tod Methodios sich nicht zu halten; Rom liess ihn fallen,
lann VTH war kein ebenbürtiger Nachfolger seiner grossen Vorgänger
^laus I und Hadrian H. Das mährische Reich zerfiel \iwd ^^ ^^^s&r
972 AbriM der bysantiniBohen KaiMrgesoldclite.
nonischen Slaven erlagen den einwandernden Magyaren. Bn
Heidentum der finnisch-ugrischen Rasse schien die hofibongsreich
zertreten zu haben. Doch ein flüchtiger Schüler des Methodio
hl. Clemens, wurde von Boris dem Bulgarencaren zum ehm
Bischof von einem Drittel seines damals weit ausgedehnten Reichi
>2— 888 gesetzt. Boris (852 — 888) sah wohl ein, dass zwischen die Oroea
der Franken und Römer und das mährische Reich eingekeilt, seil
auf die Dauer dem christlichen Einflüsse nicht widerstehen könne.
M; 865 Friedensschlüsse nach einem der üblichen Grenzkriege (864 ode
Hess er sich daher feierlich taufen; der Kaiser selbst war seinPail
von ihm nahm er den christlichen Namen Michael an. Die Gn
traten ein Grenzgebiet, die sog. Zagora, zur Besiegelung des B&d
ab. Während dieser folgenschweren Ereignisse regierte der Pa
Ignatios nicht mehr. Er hatte den Mut gehabt, den allmächtig!
genialen Staatslenker Bardas wegen seines blutschänderischen üi
mit der eigenen Schwiegertochter feierlich von der Eirchengemeii
auszuschliessen. Er ward abgesetzt, und an seine Stelle kam der
ez. 858 gelehrte Staatsmann Photios, der in wenigen Tagen (20. — 24. Des
alle kirchlichen Weihen durchlaufen und, nachdem er in hässlich
seliger Leidenschaftlichkeit die Verwandten und Anhänger des gesi
Patriarchen misshandelt hatte, in wahrhaft würdiger und ^on
Weise sein Pontifikat geführt hat. Photios war der geborene Ve
der griechischen Nation gegen Roms Ansprüche, welche diese
mehr Hartnäckigkeit als Geschick vertrat. Rom zögerte, wie begr
mit der Anerkennung des in so illegitimer Weise inthronisierten Ki
863 fürsten. Ja eine römische Synode (863) erklärte ihn för abg
War schon dadurch das Verhältnis des Reichs zur Kurie ein äi
gespanntes, so wurde der Bruch unvermeidlich durch Roms Einmi
in die bulgarischen Angelegenheiten. Mit echter Slavenschlauheit
der neue christliche Bulgarencar mit Alt-Rom Unterhandlungei
geleitet, um der drückenden Suprematie des ökumenischen Patrit
58-867 ein Paroli zu biegen. Bereitwillig kam Nicolaus I (858 — 867)
Wünschen entgegen. Römische Bischöfe führten den lateinischen
in der bulgarischen Kirchenprovinz ein. Mit zäher Beharrlichkeit
Rom seit dem VII. ökumenischen Konzil nicht aufgehört, seine
liehen Ansprüche auf die illyrische Obedienz geltend zu machei
erster Erfolg schien errungen. Aber gerade jetzt erhob sich di
chische Nation wie ein Mann gegen diese verjährten Forderung«
der Festhaltung der durch den Bilderstreit gewonnenen Kirchenpii
gingen die Ignatianer, die geschworenen Feinde der Photianer, mit
Hand in Hand. Als später nach der Wiedereinsetzung des Ignat
869 dem Versöhnungskonzil (869) die Vertreter der Kurie wieder mii
illyrischen Ansprüchen hervortraten, erklärten die Griechen mit
Worten: ^Es ist höchst unanständig, dass ihr, die ihr die grie
Oberherrschaft abgeschüttelt und den Franken euch in die Arme gc
habt, innerhalb des Reiches unseres Herrn Ordinationsrechte b
wollt.* Die Byzantiner haben mit klarer Konsequenz innerhall
M« Regeneration dnroh die syrieohen (ieanrisohen) Kaiser etc. (717—867). 973
^{hsgrenzen ganz wie Joseph 11 Obedienzrechte eines auswärtigen geist-
_Mi' Obern weder anerkennen noch dulden wollen.
Hätte das damalige Rom wirklich die staatsmännische Klugheit be-
en, die man ihm häufig kritiklos nachsagt, hätte es jetzt einlenken
aen. Das griechische Nationalgefilhl war seit den Tagen der Eirene stark
ifindlich geworden. Die Männer der strengen Richtung, wie der hl. Theo-
98 von Studien, haben durch ihre unbedingte Hinneigung zu Alt^Rom
) Popularität gerade so eingebüsst, wie im IV. Jahrhundert in Armenien
hl. Nerses und die hierarchische Partei durch ihre Anlehnung an die
nen Eappadokier und ihre Griechenfreundlichkeit. Photios trat nun
Vorkämpfer der griechischen Nation und ihrer geistigen Selbständig-
# Rom gegenüber mit grösster Entschiedenheit in die Schranken. Das
die weltgeschichtliche Bedeutung der iyxvxidog iniavokrj des Jahres
. Photios' theologische Gründe sind schwach ; sie beziehen sich auf 867
jüiche Differenzen im Ritus und der Disziplin, die man zu allen Zeiten
Eschweigend in den einzelnen Kirchen nebeneinander geduldet hatte.
dl der einzige dogmatische Streitpunkt, der über den Ausgang des
kigen Geistes, mit der aus ihm entwickelten ebenso voluminösen, als
aig bedeutenden Streitlitteratur wirft kein sehr glänzendes Licht
das geistige Niveau der griechischen wie der lateinischen Gottes-
ehrten sowohl in diesem, als den folgenden Jahrhunderten. Hätte man
^chtig die Vereinigung der beiden Kirchen gewünscht, wäre die Formel
hl. Johannes des Goldstroms von Damaskos eine sehr geeignete Grund-
e zur Verständigung gewesen.^) Allein Dogmatik und Disziplin waren
' der Vorwand; um die Nationalität handelte es sich in That und
khrheit. Die griechische Nation, längst politisch von Rom emanzipiert,
^h kirchlich befreit zu haben, das ist das unvergängliche Verdienst des
»ssen Photios.
Am Hofe waren unterdessen starke Veränderungen vorgegangen,
rdas, das grundsatzlose Genie, für den alle Mitmenschen nur Steine in
nem Brettspiel waren, hatte wenigstens einen ehrlichen Enthusiasmus,
i für die Wissenschaft. Er errichtete eine Art Hochschule für Philo-
^hie, Philologie und Naturwissenschaften, an welcher die Schüler des
^maligen Patriarchen, des gelehrten Johannes Grammatikos, Philosophie,
unmatik, Rhetorik, Geometrie und Astronomie lehrten. Auch das Rechts-
dium suchte er zu heben. Aber er erlitt, was seine Thaten wert waren.
Lem er den Kaiser den gröbsten Ausschweifungen überlieferte, hoffte er
bst unbeschränkt herrschen zu können ; allein unter den Genossen der kaiser-
*) Stellt man sich einmal auf den Stand-
iM jener theologischen Kontroversisten, so
38 man ja allerdings zageben, dass die
«oben im Rechte waren. Die spanische
l die fränkische Kirche hatten durch den
«tz zum Symbol (filioque) wirklich eine
serong gegenüber der altgeheiligten Tra-
OD gemacht, und die römische Kurie hat,
tlidem sie noch unter Leo III (795—816)
»Tgisch widerstanden hatte, erst ihr ,tole-
i posse' ausgesprochen und dann die
veränderte Formel rezipiert; allein die la-
teinischen Akten der vier ersten ökume-
nischen Synoden zeigen klärlich, dass die
damalige Kirche noch das unverfälschte
Symbol gelesen hat. Also philologisch
oder paläographisch waren die Griechen in
vollstem Rechte. Eine andere Frage ist die,
ob es sich lohnte, um — gelinde gesagt —
einer theologischen Finesse willen eine acht-
halbhundertjährige Kircheneinheit zu zer-
brechen.
974
der
Kaiaergesohiolit».
liehen Orgien befand sich ein schöngewachsener Stallknecht, Basilc
Mann armenischer Abkunft aus dem seit dem VII. Jahrhundert st
Kleinasiaten besiedelten Makedonien. Basileios, bald der erklärte ]
des Kaisers wie der Frauen, war ein genial veranlagter Mensch vc
nendem Ehrgeiz. Mit seinem Landsmann Symbatios, einem hochsb
866 Beamten, verband er sich unter Zustimmung des Kaisers 866 zur
>6. Mai düng des allmächtigen Cäsars. 26. Mai desselben Jahres ward
^^^ Cäsar und Mitregenten ernannt und führte die Herrschaft in aosf
neter Weise. Als Michael, von seiner bedeutenden Mutter bee
i. Sept. Emanzipationsgelüste zeigte, liess er ihn 23. Sept. 867 durch seine
^ Söldner niederhauen. Der Frevel, welchen Michael Balbus an
Freunde und Herrn begangen, war in furchtbarer Weise durch di
liehe Strafgericht am Enkel gerächt worden.
5. Der Höhepunkt oströmischer Machtfülle unter
armenischen Dynastie (867 — 1025).
Basileios I (867 — 886) ist der Begründer der glorreichen d
nischen Dynastie, welche während nahezu zwei Jahrhunderten als
restitutores orbis die letzte vollkommene Weltherrschaftsepoche des
tums darstellen. Die Art, wie er den Thron gewann, hat Basileio
den leisesten Skrupel bereitet. Er gehört zu jenen gemalischei
furchtbaren Kraftnaturen, wie Sulla, Theoderich, Chlodovech, Najx
welche kein unnützes Verbrechen begehen, aber nützliche Blutthai
grösster Seelenruhe als fatalistische Notwendigkeit vollziehen od(
ziehen lassen. An der armenischen Herkunft der neuen Dynastie i
zu zweifeln.^) Bereits der exilierte Photios, um wieder personi
am Hofe zu werden, verfertigte einen Stammbaum, welcher di
Majestät von Arsakes und Tiridates herleitete. Die armenischen
und Soldknechte, welche in diesen Jahrhunderten mit ihrer Tapferl
römische Reich noch zusammenhielten, leiten sich alle von den al
sakiden und Pahlaviden her mit gerade so viel Recht, als zahlreich
Ken unseres „Uradels** sich von den alten Kreuzfahrern oder 1
beiden herleiten.
Die neue Regierung beeilte sich, mit Rom ein Verhältnis
stellen. Photios wurde exiliert und Ignatios (wieder 867 — 877) w«
neue Patriarch. Die von den Römern sog. achte ökumenische Syr
war ein grossartiger Triumph für Nicolaus* I Nachfolger Hadrian
der härtesten Weise mussten die Photianer, falls sie in der Kirchen
Schaft bleiben wollten, widerrufen. Auch hier hat die römische Kur
unvorsichtige Politik sich selbst am meisten geschadet. Durch il
mutiges Gebahren wurde das nationale Selbstgefühl der Griechen ue
des gut römisch gesinnten alten Ignatios aufs empfindlichste gekrän
') Vgl. die zutreffenden Bemerkungen
von de Boor: vita Euthymii S. 130. Nur
irrt er, wenn er die Ableitung von den ar-
menischen Arsakiden für ,arg bescheiden"
ansieht. Auch Hamzas Notiz (S. V/>
waldt) hätte er einfach verwerfen,
der entgegengesetzten der Griecb«
minieren sollen.
ler HOheponkt ostrOm. MaohtfOlle nnier d. armen. Dynastie (867-1025). 975
zu neuem Zwist kam bald. In unbegreiflicher Kurzsichtigkeit hatte
Irian n den späteren Papst Formosus, damaligen römischen Legaten in
garien, trotz dem dringenden Wunsche des Garen als Erzbischof von
garien nicht bestätigt. Der ergrimmte Michael trat nun definitiv zu den
3chen über, und so sind denn auch von da an die Bulgaren stets der ortho-
en Kirche, zu der sie Natur und geschichtliche Entwicklung wiesen, treu
lieben. Der wiedereingesetzte Photios (877 — 886) war aufs neue sieg-
^h; er überlistete sogar den sehr schlauen Papst Johann YIII; im
ikeln Intriguenspiele, das die thatsächliche Wahrheit etwas souverän
andelt, sind die Griechen den Lateinern allemal überlegen. Das Re-
pEt war Bruch mit Rom und Befreiung der griechischen Nation von
lem Primat d. h. Photios hat sein kirchenpolitisches Programm in
izendster Weise verwirklicht.
Nach aussen entwickelte Basileios unter den schwierigsten Umständen
3 überaus zielbewusste und kraftvolle Politik. Vor allem wurde Byzanz
der die Beherrscherin der Meere. In der exponiertesten und schon
aahe verlorenen Westprovinz Sicilien stritten die Oströmer zwar nicht
cklich, aber mit bewundernswerter Zähigkeit, nur Schritt für Schritt
ligebend. 868 'war Malta gefallen. Verbündet mit dem kraftvollen 868
aikenkaiser Ludwig 11 erfochten die Römer 872 bei Salemo einen glän- 872
den Seesieg über die Sarazenen. Aber 21. Mai 878 fiel endlich nach 21. Mai
ferster Gegenwehr auch die Hauptstadt Syrakus. Um so energischer ^'^^
stand es Basileios, in der Adria Ordnung zu schaffen. Das alte Bundes-
liältnis mit Venedig ward hergestellt, die mit den Sarazenen verbün-
en serbischen Piraten an der dalmatinischen Küste derb gezüchtigt,
L ohne Rücksicht auf die Proteste der schwächlichen Karolinger zwang
die Grosszupane der dalmatinischen Kroaten, die Oberhoheit der Kaiser-
dt am goldnen Hom anzuerkennen. An dem islamitischen Raubgesindel,
Iches von Afrika, Kreta und Kilikien her die Küsten Griechenlands und der
ria unaufhörlich heimsuchte, wurde nach den glänzenden Seesiegen der
u*e 880 und 881 nach Verdienst ein furchtbar blutiges Exempel statuiert. 880 881
Ltur und Christentum rotteten hier mit eiserner Faust die maritime
rbarei der Koranleute aus. Der Rückgang der fränkischen Macht in
teritalien kam den Oströmern zu gute. 875 ergab sich ihnen das wich- 875
e Bari, von jetzt an der Hauptwaifenplatz der Romäer im Westen; die
htigen Heerführer des Kaisers verjagten die Araber aus Kalabrien und
mierten das neue Thema Longibardia, ein wichtiger Ersatz für das
•lorene Sicilien.
Eine schwere Aufgabe hatte ihm das frühere Regime in dem Re-
ionskriege mit den Paulikianem hinterlassen, welche während Michaels
giening unter Karbeas grosse Erfolge davongetragen hatten. Sein be-
itender Nachfolger Chrysocheir wurde im ersten Feldzug 871 besiegt, 871
d der Kaiser gewann unermessliche Beute; allein das feste Tepbrike
rmochte er nicht zu nehmen. Im folgenden Jahre dehnte er seine
Inderungszüge über den Euphrat aus bis nach Samosata und in
emalige IV. Armenien. Das feste Melitene zu nehmen, gelang
b nicht. Der wichtigste Erfolg war, dass 874 Chrysocheir
976
Abrisa der bysanünisohen gaMergaachichte.
früher von ihm mit Gunst behandelten Griechen ziemlich nied^lzU
erschlagen ward. Die fromme Räuberrepublik hatte ihr geistigei
politisches Haupt verloren; mit den Paulildanem war es jetzt aa&
Auf Basileios folgten seine Söhne und bisherigen Mitregenten,!
;— 912 (886—912) und Alexandres; da letzterer ganz den Genüssen hingegeben
904 regierte thatsächlich der Philosoph, welcher 904 auch der nominellen
herrschaft seines Bruders ein Ende machte. Er galt allgemein ak
Sohn Michaels. Vater und Sohn standen sich ohne Liebe gegenübo,
schon früh hatte Leon gegen den Vater komplettiert. Leon war das dii
Gegenteil seines genialen Vaters, ein gelehrter Pedant und k5rperii
Schwächling, gerade darum ähnlich wie Jakob I von England von der I
ähnlichkeit seines Kaisertums überzeugt. Dabei bleibt es aber dod
etwas naive Geschichtsauffassung, wenn man von ihm die Steigenmg
römischen Absolutismus zum Despotismus datiert und den Verhut
Munizipalfreiheit der griechischen Städte unter Leon sentimental bek
Thatsächlich hat sich vielmehr unter der makedonischen Dynastie der f!
gang zum Feudalismus vollzogen; in den einzelnen Provinzen sind n
begüterte Familien zu steigender Macht gelangt. Ihre Sonderbestrebiu
haben eine dauernde Schwächung des Reiches erzeugt, welche es allmil
auf eine ähnliche Linie mit den gleichzeitigen noch ziemlich barbari»
und kläglichen occidentalischen Staatengebilden hinabdrückte.
Leon entehrte sich selbst durch eine seiner ersten Regierungsfa
lungen, indem er den grossen Photios zwang, eine Abdankungsork
zu unterzeichnen. Die Leitung der orthodoxen Kirche vertraute der K
seinem erst achtzehnjährigen Bruder Stephanos an. Li ähnhcher \
3—956 ist auch späterhin ein kaiserlicher Prinz Theophylaktos (933— 95f
dieser Würde befördert worden, etwas ganz Ungewöhnliches im oet
sehen Reiche.^) Es erinnert das an armenische Zustände, wo das K
likoshaus sich mit der Königsfamilie verschwägerte. Photios zog
begleitet von der allgemeinen Achtung, in ein Kloster zurück, «wahr»
lieh glücklicher, als wenn er auf dem Patriarchalthron gesessen hätt
obgleich ihn neun Päpste exkommuniziert hatten**.^) Unter Leon
auch die neue Kirchenordnung, die vielberühmte Diatyposis, feierlicl
klamiert, welche den ehemals Rom unterworfenen Prälaten der H
halbinsel ihren festen Platz in den Synoden des Reichsklerus anw
dass dadurch den bisherigen unwürdigen, oft bis zur Schlägerei ausar
Zuständen unter den geistlichen Hirten ein Ende gemacht ward.
Die unter Stylianos von Neokaisereia zur Herrschaft komn
Ignatianer knüpften sogleich mit Alt-Rom wieder an, und nach sehi
wierigen Verhandlungen kam endlich um 900 die Union wirklich zu s
Allein es war nur eine rein äusserliche Einigung der römischen Ki
regierung und der byzantinischen Staatsleitung; sie hatte so wenig
^) Die geschorenen Sprösslinge gestürz-
ter Familien, wie Theodosios von Ephesos,
Apsimaros' Sohn, und der Patriarch Ignatios
kommen natürlich nicht in Betracht. Einen
byzantinischen Prinzen finde ich sonst nur
auf dem Thron von Aohrida, Adriano
üißaatoq aeßaaxos, ab Mönch '/oi
») Finlay, hist. of the B. Empi
S. 311.
Höhepunkt oström. KaohiflÜle nnter d. armem Dynastie (867—1025). 977
alle die zahlreichen in den folgenden sechsthalb Jahrhunderten ge-
3o88enen Vereinigungen. Die Völker blieben nach wie vor ethnisch
■ religiös völlig getrennt.
Noch wichtiger ist Leons legislatorische Thätigkeit. Bereits Basileios
rte die Gesetzgebung Justinians neu bearbeiten und 879 als Frucht 879
Bier Thätigkeit den Procheiros Kanon edieren lassen, wozu 884 — 886 884—886
zweites Handbuch des gültigen Rechts, die Epanagoge, kam. Unter
3ein Sohne wurde nun das eigentliche Hauptwerk, die Sammlung Basilika,
^ — 893 in 60 Büchern als allgemein gültiges Gesetzbuch für das ganze 887—893
1 ch publiziert.
Äusserlich ist seine Regierung arm an Ereignissen und recht un-
4cklich. Mit den Sarazenen führten die Christen wechselvolle Kriege.
m Byzantiner plünderten bis weit nach Syrien hinein. Die islamitischen
»piraten waren nach wie vor die Geissei des ägäischen Meeres. 888 888
kndschatzten sie Samos, 902 zerstörten sie Demetrias in Thessalien. 902
KT eigentliche Leiter dieser Unternehmungen und grimmigste Feind aller
tristen war wie üblich ein Renegat von der kleinasiatischen Südküste,
3n von Tripolis. Ihm gelang es, mit nur 54 Schiffen, deren Besatzung
Sst aus „Aethiopen' bestand, nachdem er 29. Juli 904 plötzlich vor dem
azlich unvorbereiteten Thessalonike, der zweiten Stadt des Reichs, er-
iJenen war, schon nach zwei Tagen dieselbe von der Seeseite zu erstürmen 904
3 mit unermesslicher Beute und zahllosen Gefangenen (22 000 Mann) wieder
Buziehen. Es war das seit langem die schwerste Schmach, welche dem Reiche
Sethan ward. Auch in Sicilien und Unteritalien verzeichnen die Annalen
ber dem Philosophen nur Unglücksfälle. 889 erlitten die Griechen zur 889
B bei Mylae (Melazzo) eine schwere Niederlage durch die Afrikaner. 901 ^01
sg Rhegion und 902 war der letzte Stützpunkt der griechischen Herr- 902
m.aft Tauromenion gefallen. Ebenso ging Bari in Unteritalien wenigstens
Kiporär an die Langobarden von Benevent verloren. Schwäche und
iiiähigkeit drücken Leons Regiment überall ihren charakteristischen
dmpel auf.
Auch mit den Bulgaren verstand man sich nicht zu stellen. Der
Bftige Car Symeon (893—927), der Begründer der kirchlichen Autonomie 893-927
ilgariens durch die Einsetzung eines sechsten Patriarchen, wollte sich
f monopolistische Ausbeutung seines Reiches durch wenige byzantinische
OBskaufleute nicht länger gefallen lassen; aber Byzanz bediente sich
B altbewährten diplomatischen Kampfmittels; es bot gegen die Bulgaren
3 Magyaren auf; mit Hilfe der byzantinischen Flotte brachen sie in
ilgarien ein; Symeon erwehrte sich ihrer mühsam von seinen Burgen 893
8; allein den Abzug des beutebeladenen Raubgesindels verfolgten die
ilgaren und schlugen sie gründlich in ihren bessarabischen Steppen.
:innnehr konnte Abrechnung mit den Griechen gehalten werden. Nach-
in Symeon dieselben bei Bulgarophygos glänzend besiegt hatte, traf die
ucht seines Armes auch die Magyaren. Im Bunde mit den Patzinaken
etschenegen) am Dniepr überfiel er während eines Krie|
'aren deren Familien in Bessarabien. Sie wurden niedi
Gefangenschaft geschleppt und die Magyaren gex\
Baodbucli der kU«. AliertnmswlaBeuacbaft IX. 1. AbUf. 2. Aufl.
978 Abriss der byEantinisoheii Kaisergesohiehte. Ap^
Donau und Theiss ihr Barbarenreich definitiv zu konstituieren. MHlv 1
Griechen hielten die Bulgaren jetzt Friede; die christlich-by:
Kultur und Litteratur drangen mit Macht ein und übten ihren segi^d
reichen Einfluss auf das rohe Volk aus. Die Epoche Symeons gilt ab
goldene Zeitalter von Bulgariens Litteratur. ^V~
An diesen welthistorischen Vorgängen beteiligte sich die
römische Regierung nur als völlig unthätiger Zuschauer. Um so
war der Hof erfüllt von den allerhöchsten Eheangelegenheiten.
Schwächling Leon hatte drei Frauen gehabt; dass die berühmteste
selben, die hl. Theophano, den elenden Gatten nicht liebte, ist ei
selbstverständlich. Er lebte daneben mit seiner Favoritin Zoe, voo
er auch zu seiner namenlosen Freude einen Sohn erhielt. Nach demMk^ti
der dritten Gattin wollte er die geliebte Maitresse zur Kaiserin ei
um den Sohn zu legitimieren. Allein die Geistlichkeit, an der
Nikolaos Mystikos, der Patriarch, widersetzte sich der Tetragamie mit
Energie, hierin unendlich mehr Mut beweisend als ihre gei
Brüder in dem Russland des XVI. Jahrhunderts. Nikolaos wurde
setzt, upd ein gefälliger Prälat, Euthymios, übrigens eine durchaus
Persönlichkeit, auf den ersten Stuhl des Reichs erhoben. Die ZuntimmiJr "
der orientalischen Patriarchen erhielt man leicht; die Legaten derseÜMj
arme Mönche, waren längst gewohnt, gegen ein Geldgeschenk
photianisch, das anderemal ignatianisch zu stinmien. Schlimmer war,
Rom, bereits in schwerem Niedergange begriffen, durch seine
6. Jan. gleichfalls zustimmte. 6. Januar 906 hatte auch die feierliche Taufe
Kronprinzen Konstantinos stattgefunden.
Nach Leons Tode (11. Mai 912) folgte sein Bruder Alexandm^-^
(912 — 913) zugleich als Vormund des unmündigen Kronprinzen Konstifr|f
tinos. Der ganz elende Fürst hat kaum regiert, sondern liess nur &
Gegner seines Bruders gewähren. Zwischen den Anhängern des neoei
Patriarchen und des Nikolaos bestand die bitterste Feindschaft, so da»
selbst die unsinnigen Gerüchte von hochverräterischen Umtrieben des ab-
gesetzten Prälaten gegen Kaiser Leon ihre Gläubigen fanden. Die in Byzau
übliche Reaktion trat auch jetzt ein. Unter beifälliger Aufimuntmiiig
seines Gegners wurde der unglückliche Euthymios seiner Würde entsetzt;
„wie wilde Bestien stürmten sie auf ihn ein, schlugen ihn mit Fäustoi
12—925 und rissen ihm den Bart aus." Nikolaos ward aufs neue (912—925)
feierlich inthronisiert. Nach aussen verstand Alexandres nur die guten
Beziehungen zum mächtigen Bulgarencaren durch unzeitigen Übermut
zu trüben; indessen zum Segen des Reichs starb er schon nach ein-
^"q/^ jähriger Missregierung 6. Juni 913, nachdem er eine Regentschaft mit
dem Patriarchen Nikolaos an der Spitze für seinen unmündigen Neffen
eingesetzt hatte.
Neben dem Patriarchen sass im Regentschaftsrat nur ein bedeuten-
der Mann Johannes Eladas; die anderen waren ehemalige Lieblinge des
Alexandres, Männer slavischer Abkunft. Konstantinos der Purpur-
13—959 geborne (913 -9r>9) ist das personifizierte Prinzip: Le roi rögne, mais
il ne gouverne pas. Unmündig wie mündig, hat er niemals regiert, und
Der Höhepunkt oatrOm. MachifAUe unter d. armen. Dynastie (867—1025). 979
1 kann nicht leugnen, dass dies für das Reich ein Glück war; denn
Schicksale desselben ruhten fast ausnahmslos in fähigeren Händen, als
des wissenschaftsfreundlichen Porphyrogennetos waren. Trotzdem hat
1 völlig verkehrt die erste Hälfte des X. Jahrhunderts als eine Epoche
Verfalls darzustellen gesucht im Gegensatz zu den stark überschätzten
Sern der Ikonoklastenperiode. Die makedonische Dynastie hat mit
>i Ausnahmen allerdings meist nur dem Namen nach regiert; aber
hat ähnlich, wie die illyrische Periode der alten Kaiserzeit von Claudius
liicus bis Constantin, die ausserordentlich fähigen und energischen Offiziere
Generalstabs, meist Männer armenischer Abkunft, ans Ruder gebracht.
istantinos Dukas, ein sehr begabter Militär, versuchte die Regentschaft
stürzen, wie es scheint, nicht ohne Mitwissen des Patriarchen, der
er mit diesem Kraftmenschen als den Kammerherrn der bisherigen
jentschaft regieren wollte. Allein als er sich zum Kaiser ausrufen
B, fand er in dem umsichtigen Regenten Johannes Eladas einen ihm
7achsenen Gegner. Dukas und sein Geschlecht wurden ausgerottet.
annes Eladas berief auf Wunsch des Kaisers die Kaiserinmutter Zoä,
che Alexandres vom Palaste ausgeschlossen hatte, zurück, und sie trat
die Regentschaft ein.
Nach aussen erntete man die Früchte von Alexandres' kopfloser
itik. Symeon mit seinen Bulgaren zog verheerend bis vor die Haupt-
dt 913; im folgenden Jahre nahmen die Bulgaren durch Verrat sogar 913
rianopel, konnten es aber den Griechen gegenüber nicht behaupten.
5 Regierung bereitete eine ernstliche Aktion vor. Die sämtlichen
iippen, auch die asiatischen, wurden zu einem Hauptschlag gegen die
Igaren in Europa konzentriert, und die Führung einem der tüchtigsten
nerale des Reichs, Leon Phokas, anvertraut. Gleichzeitig hatte das
jantinische Gold auf die Gemüter der Patzinaken gewirkt; ihre Operation
Ite durch die römische Flotte unter dem Admiral Romanos unterstützt
rden. Allein Romanos benahm sich höchst zweideutig. Die erwartete
2inakische Hilfe blieb durch seine Schuld aus, und so erlitten die Römer
;er Leon die furchtbare Niederlage bei Acheloos 20. August 917. Der 20. Aug.
riguenkampf zwischen den beiden- Rivalen Leon und Romanos endigte ^^'^
', der völligen Niederlage Leons. Kaiser Konstantin wurde für nominell
ndig erklärt; die Regierung übernahm 25. März 919 Romanos Leka- 25. Man
aos zum Grosshetaireiarches proklamiert (General der ausländischen ^^9
rdetruppe). Seine Tochter Helena wurde mit dem Kaiser vermählt;
eits im April desselben Jahres erhielt er die neugeschaffene Würde des
sileopator und mit seinem hohen Militärkommando wurde sein Sohn
nstophoros betraut. Der schwache Konstantin ernannte seinen energi-
en Schwiegervater bald zum Cäsar, und 17. Dezember 919 ward er 17. Dez.
n Patriarchen Nikolaos feierlich als Mitkaiser (919 — 944) gekrönt. ^^^qaa
Die Hauptgefahr für das Reich waren die Bulgaren und die kreti- ~
en Korsaren. Das Bulgarenreich erreichte unter Symeon (893 — 927) 893-927
i Gipfel seiner Machtfülle. Der von ihm angenommene Titel „Gar der
garen und Autokrator der Romäer" dokumentiert die deutliche Absicht,
alternde Reich von Ostrom politisch zu ersetzen, wie der zum Patri-
62*
9go Abrisa der bygantiniachen KaisergeBohielite.
iJif
LT £
archen erhobene Metropolit von Pr^slav offenbar die Stelle des
nischen Patriarchen einnehmen sollte. Immer weiter über A<
Mesembria und Yodena hinaus wurden auf Kosten des römischen
die Grenzen der Bulgaren vorgeschoben; im Westen erreichte sie nachUi
werfung der altillyrischen Landschaften die Adria. Byzanz griff zu
bewährten Politik; Serben und Kroaten wurden gegen ihre ostb
927 Brüder ausgespielt. Die schwere Niederlage Alogoboturs (927) durA
Kroaten und der im gleichen Jahre eingetretene Tod des grossen Cara
zeichnen den Anfang des Niedergangs für Bulgarien. Symeons Sohl,
J7— 968 fromme, friedliebende und schwache Car Peter (927 — 968), schlo»
kurzen Kämpfen in Makedonien Frieden mit Rom, und die entente cordule
beiden Grossmächte wurde definitiv besiegelt durch die Heirat des Carei
Kaiser Romanos' Enkelin Maria, der ersten byzantinischen Carica auf
bulgarischen Thron. Ein politischer Meisterzug des oströmischen E
war die feierliche Anerkennung des bulgarischen Patriarchats;
blieb die bulgarische Nationalkirche endgültig in der orthodoxen
Schaft, und jedes Band mit Alt-Rom war zerschnitten.
In Unteritalien hat Romanos den griechischen Besitzstand mit
behauptet. Die Geissei des ägäischen Meeres, der fürchterliche
924 Leon von Tripolis, wurde 924 durch den tapferen Drungarios Jol
Radinos in der gewaltigen Seeschlacht von Lemnos so gründlich gezQ
dass die maritime Gefahr als in der Hauptsache beseitigt angesehen wi
konnte.
Den Beweis des machtvollen Aufstrebens gewähren aber vor
die orientalischen Verhältnisse, der Kampf im Osten mit dem in
ster Zerrüttung begriffenen und in seine Bestandteile sich auflös^ite
Chalifat von Bagdad. Der ausgezeichnete armenische General Johaoui
20—942 Kurkuas hat während zweiundzwanzig Jahren harter Kämpfe (920— StfjKC
die Grenzen vom Halys bis an den Euphrat und Tigris vorgeschoben. Dci|f
Emir Apochaps (Abü-Hafs) von Malatia (Melitene) schloss mit Rom
928 Bündnis 928. Dadurch wurde dieser Brückenkopf ^r die Angriffe der Ui*
gläubigen ein Hauptbollwerk des Römerreichs. Die Truppen des EmSn
kämpften mit den Römern gegen ihre Glaubensgenossen. ^Nach erfochten»
Siege zogen sie gemeinsam mit den Römern triumphierend in die Hauptstadt
ein, die Agarener gefangen mit sich führend. Das war ein wonderbara
und unerwartetes Zeichen des Unglücks der gottlosen Agarener* sagt voll
Hochgefühl der Chronist.^) Apochaps' Nachfolger büssten ihren Qeain-
nungswechsel mit der Eroberung und Zerstörung des blühenden Melitene
und seiner Nachbarstädte. Ein römischer Kurator gebot nun auf dies»
vom Islam so lange behaupteten Stätte. Kurkuas aber „der grosse Kriegs-
mann, hat überall Siegeszeichen aufgerichtet, die Grenzen der Römer aus-
gedehnt und zahlreiche Städte der Agarsöhne zerstört."
Von grösster Wichtigkeit war die damit verbundene Regeneration
der orientalischen Christen, der Armenier und der Iberer, welche das Joch
des Islams abschüttelten. Die Bagratunier hatten bereits in Basileios' Zeit
') Georgius Hamart. S. 834 Muralt.
»•r HOhepimkt oatröm. MaohtfOlle unter d. armen. Dynastie (867—1025). 9g 1
selbständiges armenisches Reich wieder gegründet, und der Kaiser
» auch „dem Fürsten der Fürsten** («^x®*' ^^^^ dQxoi*T(ov — i^chanac
an) A^*ot die Eönigskrone übersandt und einen Allianzvertrag mit ihm
Bschlossen, nachdem auch der Chalif ihn 885 feierlich zum König hatte 885
damieren lassen. Nach Ai'ots (f 889) und seines heldenkühnen Sohnes 889
mt (t 914) Tode erlangten die Araber wieder das Übergewicht; in 914
lenien herrschte Anarchie. Allein Smbats würdiger Sohn Aiot „der
jrne" (915—928) säuberte mit Hilfe der Könige der Iberer und Ap'- 915-928
cen das Land von den Arabern und erstieg im Bunde mit den Griechen
Gipfel bagratunischer Machtfillle. Der Chalif verlieh ihm 922 den 922
ennamen Sähän-säh König der Könige; kein leerer Titel; dadurch wurde
.e Suzeränetät über die christlichen Teilfürsten von Yaspurakan, Alba-
ly Iberien und Ap*chazien in offizieller feierlicher Form anerkannt.
Armenien war von jetzt an der Machtsphäre des Chalifats völlig ent-
it, und stand in innigster Allianz mit Ostrom, den Vorposten der
istenheit bildend. Der den Orient repräsentierende Islam war, wie in
Partherzeit, hinter die gebirgigen Grenzwälle von Adrbeidschan zurück-
rorfen. Die Armenier und allerdings sehr in zweiter Linie die Iberer
errschten damals die weltgeschichtliche Situation. Die tapferen und
;en Söhne dieser Nationen haben wie in der Generalität, so auch im
rinett des oströmischen Reichs die leitende Stellung erlangt und in
•digster Weise behauptet. Auch der Segen des Himmels schien die
perung des „gottgeleiteten christusliebenden** Kaisers Romanos aus-
Bichnen. Nach der Erstürmung von Nisibis durch den genialen Kur-
s 942 zwang dieser die Einwohner des nun aufs äusserste bedrohten 942
»ssa ihm das hl. Palladium ihrer Stadt auszuliefern, das „nicht von
isehenhänden geschaffene, göttliche Bild dessen, der das unveränderliche
)ild seines Vaters ist*. Das ganze Reich geriet in begeisterte Erregung,
feierlichem Triumphzug, in allen Städten von jubelnden Deputationen
Klerus, der Primaten und des Volkes begrüsst, gelangte die hochheilige
iquie nach der Reichshauptstadt und wurde dort mit jenem gewaltigen
npe empfangen, welchen der Klerus des ökumenischen Stuhles bei solchen
egenheiten zu entfalten pflegt.
Die Russen, welche unter ihrem Grossfürsten Igor 941 auf mehr als 941
send Schiffen und mit 40 000 Mann unter namenlosen Greueln gegen
Hauptstadt zogen, wurden zu Lande von Kurkuas, zur See bei Hierion
ch den Patricius Theophanes so gründlich geschlagen, dass sie sich
geraume Zeit ruhig verhielten und bald mit Ostrom einen wichtigen 945
idelsvertrag abschlössen.
Während so nach aussen die Regierung des Kaisers Romanos überaU
machtvollen Aufschwung offenbarte, welchen Ostrom im X. Jahrhundert
m, entfaltete sie auch im Innern eine äusserst nützlich^ Thätigkeit.
' allem wandte Romanos, wie seine Novelle zeigt, der agrarischen Frage
i Hauptaugenmerk zu. Er nahm geradezu Gott zum Vorbild in seiner
ge für die wirtschaftlich Schwachen gegenüber den Bedrückungen der
^htigen. Die Zunahme des Grossgrundbesitzes ruinierte die Reichs-
nzen. Darum, sagt der Kaiser, müsse das Schwert der Gesetzgebung
9g2 Abrias der byzantinischen Kaisergoschiolite.
gegen die inneren Feinde gezückt werden; denn der Schutz der Uni
gegen tyrannische Bedrückung sei nicht mindere Pflicht als die Hc
uud Festigung der Reichsgrenzen. Bauerngüter werden dem freien iB™
927 und Verkauf entzogen. Von dem Jahr der grossen Hungersnot aa '^^ ^
welche zuerst die Aufmerksamkeit der Regierung auf die sozialen Fi
gelenkt hatte, sollten alle Neuerwerhungen solcher Güter nichtig sein
diese an die alten Eigentümer zurückfallen seihst ohne Entschädigung fori
machte Meliorationen. Nicht nur die Finanzen wurden durch die Latil
Wirtschaft tangiert; ehenso verderhlich wirkte sie auf das Mihi
Der Militärdienst ruhte, wie in der altrömischpn Eaiserzeit, viel&di
unveräusserlichen Soldatengütem. Wurden diese von Weidwij
treihenden Magnaten aufgekauft, war es mit der Rekrutierung der
vorbei. Hat auch die Regierung mit ihrem Ankämpfen gegen eme
tige Zeitströmung wenig Erfolg gehabt, so ist doch die grundtüc
Tendenz, welche wenigstens den ärgsten Auswüchsen ein Ziel setzte,
Lobes wert.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass das nach aussen wie
innen so stark in Anspruch genommene Gouvernement noch mit
hörlichen Verschwörungen der gegnerischen Hofparteien und Granden
kämpfen hatte. Mit Strenge verstand aber Romanos jede Op]
niederzuhalten; als Symptom der steigenden Adelsmacht sind jedoch Um]
Vorgänge immerhin bemerkenswert. Sie erinnern in unliebsamer W«
an die parallelen Vorgänge in den kulturell minderwertigen Staaten
Abendlandes.
Erbarmungslos alles niedertretend, sorgte Romanos in rücksiclito'l
losester Weise nur für seine Familie. Seine Söhne wurden alle zu Mitkaisen^
921 924 ernannt: Christophoros (921), Stephanos und Eonstantinos (924); sogir
seinen Enkel Romanos, den Sohn des Christophoros, krönte er mit der
kaiserlichen Stirnbinde. Christophoros' Frau wurde zur Angusta erhöbet
923 927 (923) ; dessen Tochter Maria dem bulgarischen Car (927) vermählt End-
lich Romanos' vierter Sohn, der gründliche Kenntnisse in der Reitkunsl
besass und dessen geistiges Niveau ungefähr das eines hochadlichen Sport»-
manns oder eines Jockeys war, wurde ausersehen , den Thron des Apostels
Andreas und des hl. Stachys zu zieren, die einzige ganz unwürdige Gestalt,
welche diesen Stuhl befleckt hat. Der legitime Spross des makedonischeo
Kaiserhauses, der gelehrte Schattenkaiser Konstantinos, wurde mit der
922 bei den damaligen Griechen nicht seltenen Eidbrüchigkeit 922 in die
zweite Stelle gedrängt, später erhielten auch die übrigen Lekapener des
Vortritt vor ihm „und der, welcher der erste hätte sein sollen, wurde dö*
fünfte. "
Auch den kirchlichen Streit hatte Romanos begraben. Nach seiner
912 Wiedereinsetzung durch Alexandres 912 hatte der leidenschaftliche Niko-
laos den Namen des römischen Bischofs aus den Diptychen gestrichen
920 und die kirchliche Kommemoration unterlassen. 920 wurde eine neue feier-
liche (natürlich ganz wertlose) Union geschlossen, welche den griechischen
Grundsatz von der Verwerflichkeit der vierten Ehe anerkannte. Nikolaos
bemerkte in seinem blinden Eifer nicht, dass er ahnungslos die Gteschäftt?
>«r HOhepiinkt ostrOm. MachifftUe unter d. armen. Dynastie (867—1025). 983
schlauen Regenten besorgte. Der einzige Legitime wurde durch die
3Uiche Verwerfung von seines Vaters Ehe in den Augen der Frommen
Bastard gebrandmarkt, während das Haus der Usurpatoren ,,that, was
n Herrn wohlgefällig war.** Mönche und Arme priesen um die Wette
B herrlichen Werke und unzähligen Wohlthaten des allergläubigsten
1 orthodoxesten Kaisers Romanos.''
So hat dieser fürchterliche Gewaltmensch mit eiserner Rute die
atntinische Welt regiert. Die völlige Ersetzung des makedonischen
nses durch die Dynastie der Lekapener schien nur noch eine Frage der
t, als gleich einem Blitz aus heiterm Himmel auch ihn jählings die
lastrophe erreichte und von einer Seite, woher es niemand erwartete
ii erwarten konnte.
Mit bewusster, prinzipieller Erbarmungslosigkeit hatte Romanos jeden
lanken an Usurpation niedergehalten und alle fremden Rechte missachtet,
r auf den Hochverrat der eigenen Söhne hatte er nicht gerechnet. Es
r eine furchtbare Nemesis, dass dieser geniale, aber grundsatzlose
)vler durch den schwärzesten Undank derjenigen gestürzt ward, in deren
eresse er alles göttliche und menschliche Recht mit Füssen getreten
te. Vergebens hatte ihm sein strenger Freund, der Mönch Sergios, das
dcksal des Hohenpriesters Eli geweissagt. Sein Ältester starb vor dem
ter. Stephanos und Konstantinos verhafteten 16. Dezember 944 den 16. Dez.
944
enen Vater*) und schafften ihn nach dem Inselkloster Prote, „damit er
i den Mönchen philosophiere." Dort starb er auch 948, „vom Throne 948
türzt, wie der alte Kronos von Zeus."
Doch schon 27. Januar 945 mussten auch die beiden Empörer ins 27 Jan.
«ter zu ihrem Vater, der sie mit herbem Spotte empfing.*) Der Jubel
i Volkes über die Wiedereinsetzung des rechtmässigen Fürstensprosses
gte, welch mächtige Fortschritte die Legitimitätsidee in dem bisher an
\ reine Militärregiment gewöhnten Byzanz gemacht hatte. Vor hundert
jr zweihundert Jahren wäre so etwas rein undenkbar gewesen. Wo
;te sich 797 ein Mitgefühl des Volkes für den unglücklichen Konstan-
os VI? Die hochmächtige Dynastie der Lekapener war plötzlich in den
kub gesunken, und alle Intriguen, die vom Patriarchalpalast des un-
leutenden Theophylaktos ausgingen, vermochten nicht sie wieder zu
^) Theoph. cont 53 p. 435 bezeichnet
intellektuellen Urheber der That den
ser Konstantin. Dann ist dieser doch
it ein so elender Schwächling, als man
leinhin annimmt; an ihm hatte eine solche
hethat der Schwiegervater reichlich ver-
it.
*) , Welche Festzeit, die Ew. Majestäten
anlaset hat Unsre Demut zu besuchen.
I Erbarmen, denke ich, welches mich aus
1 Palaste vertrieb, hat Ew. Liebden nicht
lubt länger daselbst zu verweilen. Wie
il habt Ihr daran gethan, mich so lange
aus zu senden. Denn meine lieben Brüder
Mitstreiter in Gott, ganz hingegeben
1 Stadium der himmlischen Weisheit,
hätten nicht gewusst, wie man Kaiser em-
pfange, wenn sie nicht Mich, den in der
Kaiserlichen Hofetikette so wohlerfahrenen,
gehabt hätten. Wohlan denn! Wasser ist
für Euch bereit, frischer als wenn es durch
Alpeneis gekühlt wäre; zarte Bohnen, Ge-
müse nnd frische Birnen stehen zur Ver-
fügung. Delikatessen des Meeres verderben
uns hier den Magen nicht, viel eher häufige
Fasten. Das zahlreiche und prachtvolle Ge-
folge kann unsere Armut nicht empfangen;
Sie nimmt nur Ew. Majestäten auf, die her-
gekommen sind, um das väterliche Greisen-
alter nicht der Verlassenheit preiszugeben.*
Liudprandi antapod. V. 23.
9g4 Abrifls der bysantinisohen Kaisergesohiohie. K^sx
erheben. Gegen den Anhang der Lekapener stützte sich Eonstantii
das kriegstüchtige Phokashaus. Bardas Phokas, der Bruder des
Kronprätendenten Leon, wurde Domestikos täv axoiM%\ seine drei
risch äusserst föhigen Söhne Nikephoros, Leon und Konstantin
die bedeutendsten Militärkommandos in Asien. Die thatsächliche
führten für den gelehrten Büchermann seine ehrgeizige Gattin HthSBU
und ihr Günstling Basileios o nsTsivoq. ■&'
Den Krieg in Asien gegen die Hamdaniden führte der sc
geizige Bardas Phokas anfangs mit wenig Glück; allein seinem t&chti|fl|ä
Sohne Nikephoros gelang es, die Disziplin im Heere und die Ordnung ^-F
der Civilverwaltung herzustellen.
Einen letzten Glanz über Konstantins Regierung verbreitete der 1^11
such der russischen Regentin Olga, welche sich mit zahlreichen B^
^7 957 in der Reichshauptstadt taufen liess. Die Christianisierung
für Byzanz so wichtigen Volkes sollte freilich erst einer späteren
►V. ration aufbehalten bleiben. Als Konstantin VII 9. November 959
hinterliess er das Reich seinem ausschweifenden und gänzlich hal
63 noch sehr jugendlichen Sohne Romanos II (959 — 963). Der Vater
ihn erst mit Bertha, einer unehelichen Tochter des Königs Hugo von Provi
verheiratet; später verliebte sich der Kronprinz sterblich in eine schltai
ehrgeizige und grundsatzlose Schenkwirtstochter Anastasia, welche iv
57 schwache Vater unter dem Namen Theophano 957 dem erst 19jihrigei
Kronprinzen zur Gattin gab. Sie wurde der böse Genius des Kai
hauses. Die Regierung führte unter Romanos der höchst fähige Paüidn
Joseph Bringas. Er übertrug dem besten Feldherrn des Reichs Nikephor«
Phokas, dem Domestikos roiv axoXm\ die Leitung der grossartigen See-
expedition gegen das kretische Piratennest. Seit langem war keine so
glänzende Armada aus den römischen Häfen ausgelaufen. Der vorzüg-
lichen Leitung entsprach ein beispielloser Erfolg. Unter fürchterlichem
61 Blutvergiessen wurde im März 961 die kretische Hauptstadt Chandax
erstürmt und dem Erdboden gleich gemacht. Die muselmännische Be*
völkerung wurde verjagt oder durch römische Missionare, an ihrer Spitze
der hl. Nikon, christianisiert. Die Römer waren durch diesen Hauptschlag
endlich wieder Herren im eigenen Meere geworden.
62 Auch in Asien war Nikephoros glücklich. 962 fielen Doliche, Hiera-
polis und das kilikische Anazarbos in seine Hände. Den Hamdaniten Seif
Addavlä schlug er bei seiner Hauptstadt Aleppo, nahm die Vorstädte und
die Stadt selbst ein ; nur die Burg hielt sich. Beim Nahen einer arabischen
Armee von Damaskos her zog er mit reicher Beute ab.
irz Während dieser grossen Erfolge starb 15. März 963 Romanos ü,
seine Witwe Theophano mit zwei unmündigen Söhnen Basileios (957) und
Konstantinos VIH (961) hinterlassend. Nikephoros, der im Beginn der
von Bringas geführten vormundschaftlichen Regierung der Kaiserinwitwe
Treue geschworen, erschien auf die Kunde gegen ihn geplanter Intriguen
mit dem asiatischen Heere vor der Hauptstadt, erzwang Bringas' R4ick-
g. tritt und wurde am 16. August 963 vom Patriarchen zum Kaiser gekrönt
und bald darauf mit der kaiserlichen Witwe Theophano vermählt. Die
Der Höhepunkt ostrOm. MaohtfAlle unter d. armen. Dynastie (867—1025). gS5
sierang Nikephoros' II (963—969) und dieseiner Nachfolger Johannes 963—96
Imiskes (969—976) und Basileios Bulgaroktonos (976—1025) be- 969-97
dmen den eigentlichen Höhepunkt byzantinischer Machtfiille. „Damals ^"^^Z^^^*
Dhien Phokas wie ein Blitz und stürmte gegen die Feinde der Römer. . .
zerstörte, verbrannte, führte in Gefangenschaft die Städte und Länder
Barbaren. Myriaden der Fremdländer erschlug er und breitete aus
Herrschaft und die Macht der Römer. Es zitterten die Araber; die
lienier und Syrer bebten; es zagten die Sarazenen und die Türken flohen,
I die Römeu eroberten ihre Plätze und Landschaften und Phokas' Name
r furchtbar bei allen.*')
Nikephoros hatte eine vorzügliche Armee herangebildet; Armenier
L Iberer, Slaven und Russen, geworbene fremde Söldner bildeten den
m derselben. Das Militärbudget verschlang ungeheure Summen, und
Volk war erbittert über den schweren Steuerdruck, welchen der nichts
3iger als liberale Fürst über die Civilbevölkerung verhängte. Auch die
sUichkeit mit ihren reichen Besitzungen wurde sehr energisch zu den
4$hsla8ten herangezogen. Der üble Wille des Klerus machte daher dem
Lßer überall Opposition. Um den Patriotismus seiner Krieger anzu-
em, verlangte er, dass alle im Kampfe gegen die Muslimen gefallenen
-ißten für Märtyrer sollten erklärt werden. Es war lediglich priester-
ae Verstocktheit, als der hl. Polyeuktos, der damalige ökumenische
aiarch, unter Berufung auf die Kanones des hl. Basileios dies rundweg
ichlug, obschon ihm die Kirchengeschichte bei etwas mehr gutem Willen
1 bei grösserer Vaterlandsliebe Präzedenzfalle an die Hand gegeben
tte. Aber freilich der sehr verständige Nikephoros hatte auch dem
vernünftigen und übermässigen Kloster- und Spitälergründen Einhalt
tthan, und das verzieh ihm die Geistlichkeit nicht.
Die Geistlichkeit verdarb auch des Kaisers Kirchenpolitik gegenüber
n Dissidenten. Auf seine Einladung hatte der jakobitische Patriarch
n Antiochien einen Aufruf an seine Glaubensgenossen erlassen zur
iederbevölkerung des verödeten Melitene. Auf die feierliche Versiche-
ig des Kaisers, die traurigen Chalkedonquälereien nicht wieder zu be-
inen, strömten die Syrer massenhaft herbei. 28 syrische Kirchen
imückten die Stadt, zahlreiche Klöster erhoben sich in derselben und
der Umgegend. Im Cönobium von Band nahm der Patriarch Mar Johannan,
aannt Srigta (965 — 985) seine Residenz. Es war politisch von höchster 965-98
ichtigkeit, dass das Römerreich auch als Schutzmacht der orientalischen
risten gelte. Allein der griechische Erzbischof von Melitene brachte
aus kleinlicher Eifersucht, unterstützt vom Patriarchen, dahin, dass
,n mit offenem Wortbruche die syrischen Bischöfe durch Gefängnis
1 Zitationen nach Konstantinopel und ähnliche Massregeln zur Union
ingen wollte. Alle die kleinlichen Vexationen, über welche die Griechen
}er der lateinischen Herrschaft klagten, übten sie selbst als Herrscher
;en ihre syrischen Glaubensgenossen aus und zeigten damit genau dieselbe
itische Kurzsichtigkeit wie die Lateiner.
') Georg Hamartol. ed. Maralt pg. 861.
ggg Abriss der bTsantinisoheii KalMrgesoliieliio. ^^ D,
Der Versuch Ottos des Grossen, durch eine Heirat das aben
Kaisertum mit dem oströmischen zu verbinden, scheiterte teils io
Ungeschick des heissblütigen Diplomaten, des Bischofs Liutprand tob
mona, teils an den hochgemessenen Ansprüchen Ottos, der naiv
war, von den Griechen eine Abtretung ihrer unteritaUschen Beei
als Morgengabe für Theophanu zu verlangen.
964 Grossartig waren Nikephoros' Erfolge in Asien. 964 eroberte er
965 zaibos, Rosos, Adana und Mopsuhestia, 965 fiel das schon im Jahre
belagerte Tarsos mit unermesslicher Beute in seine Hände. Gleichzeitig
wann die Flotte unter dem Patricius Niketas Kypros zurück. Nach
968 jähriger Pause nahm der Kaiser 968 den asiatischen Krieg mit einer
von 80 000 Soldaten wieder auf. Diesmal galt es der syrischen Hau
Antiochien. Laodikeia, Hierapolis, Aleppo, Arka und Emesa wurden yr«,^;^
nommen; Tripolis und Damaskos zahlten Tribut. Während des Wiiliil^
gelang es dem kühnen und talentvollen Burtzes, welcher das bei AntiodMn{^
stationierte Beobachtungskorps kommandierte, mit Hilfe des aus den Vtmy^
kischen Winterquartieren herbeigeeilten Petros die wichtige HauptaU^I^
nachdem sie 328 Jahre den Ungläubigen gehorcht hatte, wieder tel||n
Christenreiche zurückzugewinnen. Der missvergnügte Kaiser, der tj^y^
messenen Befehl hinterlassen hatte, diesen Siegeslorbeer ihm zu reservi€fcii,L
entsetzte beide Generale ihres Kommandos.
Edelmütiger war er gegen den siegreichen Eroberer von KyproB.
Niketas, der bei dem missglückten Versuche Sicilien wieder zu gewinnen,
in die Gefangenschaft der Fätimiden von Kaiman geraten war. Er löste
ihn aus gegen das in Syrien erbeutete Schwert Muhammads.
Den Stolz der Zeitgenossen über den Wiedergewinn von Syrien und
Mesopotamien diesseits des Euphrats drückt die Neuausgabe von Hierokl»'
Reichsbeschreibung aus, welche dieser Zeit angehört und den unter Nike-
phoros wiedergewonnenen Reichsumfang darstellt. Es sind absichtlich —
weil den Ungläubigen botmässig — der grösste Teil von Mesopotamien
jenseits des Euphrats, Phönikien, Palästina, Ägypten und Kyrenaika weg-
gelassen.
Ebenso kraftvoll war Nikephoros' Politik auf europäischem Boden.
Um des Garen Symeon Siege zu rächen, plante er eine völlige Unter-
werfung des Bulgarenstaates. Nach der Eroberung von Tarsos rückte er
965 965 gegen Bulgarien vor und verband sich mit dem wilden Russen Svja-
toslav zu einer gemeinsamen grossen Operation. Dieser erschien August
967 967 mit einer starken Korsarenflotte an der, Sulinamündung. Drster
und andere Donaustädte fielen dem gewaltigen Kriegshelden zu, der in
Preslavec sein Winterquartier bezog. Aber den Byzantinern ging es, wie
einst den Athenern mit ihrem Freunde SitaJkes, dem Odrysen. Die nieder-
schmetternden Erfolge der Russen erschreckten die Griechen ebenso sehr
wie die Bulgaren. Schnell schloss der Kaiser mit Peter dem Heiligen, dem
Bulgarencaren, eine durch Wechselheiraten und Gteisselstellung bulgarischer
Prinzen befestigte Allianz, und ein Einfall der Patzinaken rief die Russen
969 969 nach Kyjev zurück. Doch bereits im Frühling desselben Jahres kehrtt
Svjatoslav nach Bulgarien und „nahm Preslavec mit der Lanze*. Car Boris II
I>«r Höhepunkt oström« Maohtfülle unter d. armen. Dynastie (867-1025). 987
r^irde sein Gefangener. Sein Angriff auf das Romäerreich fällt bereits
[xiT die nachfolgende Regierung.
- Nikephoros' Unbeliebtheit beschränkte sich auf die Hauptstadt; in
^1 Provinzen war alles ruhig, und die Soldaten vergötterten ihn. Er fiel
roh eine Verschwörung missvergnügter Offiziere, zu denen der zurück-
.^Betzte Burtzes und vor allem sein Neffe, der fähigste aller römischen
oierale, Johannes Tzimiskes, gehörten. Die eigene Gattin Theophano war
m Anschlag nicht fremd. 10. Dezember 969 fiel der grosse Herrscher, ^0- ^
id unmittelbar darauf wurde Johannes Tzimiskes zum Kaiser aus-
arufen. Er war ohne Frage nächst Nikephoros der föhigste General des
eiches, ein nationaler Armenier; mit Begeisterung redeten seine Lands-
nte von Kiur Zan {iarvig) dem Römerkaiser. Diese Abkunft schadete
iiner Popularität bei den Griechen nichts; waren doch die hohen Militar-
isten damals fast regelmässig mit Armeniern und Iberern besetzt. Die
anst des Volkes gewann er rasch durch seine noble, nahezu verschwen-
irische Art, welche von dem sparsamen Haushalt des Nikephoros stark
>6tach und sich auf die Dauer auch nicht halten liess. Polyeuktos der
itriarch wollte Johannes wegen seiner blutbefleckten Hände nicht krönen ;
dessen der hl. Mann liess mit sich handeln, und um den Preis der Eas-
Brung von Nikephoros' nützlichen Kirchengesetzen ward Johannes ge-
Ibt und gekrönt. Er hat übrigens nach Polyeuktos' Tode (970) sich ^'^^
inem unbotmässigen hierarchischen Nachfolger gegenüber durchaus ge-
achsen gezeigt. Ein Priesterknecht war der armenische Kaiser nicht.
Theophano, die von einer neuen Heirat geträumt, sperrte er nach
erdienst ins Kloster; dagegen die beiden kleinen Kaiser wurden von ihm
dt derselben Ehrenhaftigkeit als Amtskollegen respektiert wie von Nike-
horos, „er begnügte sich mit dem Posten eines Premierministers und
em kaiserlichen Rang."')
Einen gefahrlichen Aufruhr, welchen Nikephoros' Bruder Leon und
3ine beiden, gleich ihm in leichtem Gewahrsam gehaltenen Söhne, alles
rprobte Militärs, erregten, wurde 970 nicht ohne Mühe gedämpft; die
Bbellischen Prinzen traf sämtlich die Strafe der Blendung. In der äusseren
'olitik unterliess er Nikephoros' kleinliche Tracasserien und Etiketten-
treitigkeiten ; die Schwester der kleinen Kaiser Theophanu wurde 972 ^^^
ach Italien geschickt und mit Ottos Sohn vermählt.
Zahlreiche „Manichäer* und Paulikianer sind durch Tzimiskes um
•hilippupolis angesiedelt worden. Er ahmte damit das Beispiel des über-
us tüchtigen Konstantinos V nach. Schon durch seine Nationalität stand
r diesen Gemeinschaften nicht mit dem finsteren Fanatismus der ortho-
oxen Eiferer gegenüber. Er mochte auch richtig berechnen, dass diese
apferen Scharen als Schutz der Hämusgrenze unendlich wichtiger seien
Is in Asien, wo Hamdaniden, Baiden, Saflfariden u. s. f. sich um die
uoste des völlig entkräfteten Chalifenreichs herumschlugen, und von wo-
er keine ernstliche Gefahr drohte. Diese thrakischen Paulikianer haben
uch auf die neubekehrten Slaven durch ihr reineres und innigeres Christen-
>) So charakterisiert Finlay I 397 treffend das Verhältnis.
ggg Abriss der bTsantinischen Kaisorgeaoliiohie. B 1^
127—968 tum eingewirkt. Unter Car Peter (927 — 968) verbreitete Bogomil ^MUid
Jeremias diese Lehre unter seinen Landsleuten; die reissende PropagiiBts i^
welche sie unter Bulgaren und Oriechen machte, ist ein trauriger BnBtdi«^
von der geringen Anziehungskraft, welche die orthodoxe Kirche daXtlu
auf die Gemüter ausübte. 1 ^
Eines tüchtigen Kriegers an seiner Spitze bedurfte das Römemv*'^'^
mehr denn je. Der fürchterliche Svjatoslav hatte nach der NiederwerllMi^ ^
des Bulgarenreichs gegen Ende von Nikephoros' Regierung sich ge|V^^
970 Thrake gewandt; 970 überschritt er den Hämus, nahm PhilippnpobM^ *
stürmender Hand unter unmenschlichen Greueln. Tzimiskes, der vergehv^^
970 Jahrgelder angeboten, eilte herbei; es kam 970 zu der unentschieterilP?
971 Schlacht von Adrianopel. Frühling 971 überschritt der Kaiser die nmf^
den sorglosen Barbaren unbesetzt gelassenen Balkanpässe und enäiaV^
vor Gros8-Pr5slav. Trotz tapferster Gegenwehr erstürmten und verbraxakiH^^
die Griechen Stadt und Burg; der gefangene Car Boris 11 wurde beUlIp'
und von Tzimiskes hochgeehrt. Nur durch Terrorismus konnte Syjattfiirlr
in Drster (Dorostolum-Silistria) sich halten; massenhaft liefen die BulgimV
dem Kaiser-Befreier zu. Eine gewaltige Schlacht vor den Thoren da U
Stadt wurde durch die römische Reiterei zu Ungunsten der Russen eik- V
schieden. Nach dreimonatlicher Belagerung, welche von der Flossseike ]
die römische Flotte unterstützte, und nach einem letzten verzweifelten Am-
22. Juli fall 22. Juli 971, musste der stolze Russe kapitulieren auf die Bedingung |
^^^ freien Abzugs hin. Gemäss dem Wunsche des skandinavischen Barbaroi '
bewilligte ihm Tzimiskes auf der Donauinsel eine Zusammenkunft. Un-
mittelbar darauf fuhr die Korsarenflotte nach den Gestaden des schwarzen
972 Meeres. Frühling 972 fiel Svjatoslav im Kampfe mit den Patzinaken
und deren Fürst Kur benutzte seinen Schädel als Trinkbecher.
Tzimiskes* Erfolge überstrahlten die des Nikephoros, und wir be-
greifen, dass die Zeitgenossen einer solchen Heldengestalt den blutigen
Aufstieg zum Throne verziehen haben. Das Bulgarenreich, seit 300 Jahren
der Schrecken Ostroms, lag zerschmettert und gebändigt zu den Füssen
des Romäerbasileus. Allerdings war diese Vernichtung der mächtigen
Nation das Werk der Russen gewesen; aber diese vielgefürchteten, un-
besiegbaren Nordländer hatten sich der überlegenen Kriegskunst des
Römers nicht gewachsen gezeigt, und so fiel nach heissestem, blutigstem
Kampfe der herrliche Siegespreis in seine Hände.
Die naiven Bulgaren meinten, Tzimiskes werde ihr Reich herstellen.
Der tüchtige Realpolitiker hat, wie er nicht anders konnte, Ostbulgarien
einfach annektiert und so dem Reiche die hochwichtige Donaugrenze
zurückgewonnen. Die Carenkrone weihte er der himmlischen Weisheit
der Hauptstadt; Boris musste den Purpur und die Abzeichen der Caren-
würde ablegen und erhielt als magere Apanage den Magistrostitel. Auch
der Patriarch Damian von Drster wurde abgesetzt und die neuen ost-
bulgarischen Kirchenfürsten — selbstverständlich Griechen — gehörten
wie vor Alters, zur Obedienz des ökumenischen Thrones. Nur in West-
963 bulgarien (Makedonien und Albanien), das „Car'* Si^inan 963 vom Stamm-
land losgerissen, behauptete sich ein national und kirchlich unabhängiges,
Der Höhepunkt ostrOm. MachtfUlle unter d. annen. Dynastie (867—1025). 9g9
IiflDich ziemlich kümmerliches Bulgarem^eich unter den vier „Orafensöhnen*.
ist die Grossthat des Johannes Tzimiskes. Sein siegreiches Schwert
die Slavengefahr für das Romäerreich beseitigt und die zwei weiteren
hunderte seiner Existenz ermöglicht.
Nach dieser glorreichen Vollendung seiner europäischen Aufgabe
dte sich der Kaiser nach Asien, wo er 972—976 mit seltenem Glücke 972
t und die Macht des Griechenreiches noch einmal auf einen Höhe-
^Dikt erhob, den in den schweren Tagen des Pogonatos und der Isaurier
der kühnste Enthusiast nicht zu prophezeien gewagt hätte. Die
n Erfolge der Christen hatten eine Allianz der Muslimen zur Wieder-
^i^^Rrinnung von Antiochien herbeigeführt. Die Leiter waren die höchst
^«rgischen Fätimiden Ägyptens, welche ihre Suprematie auf Syrien geltend
machen begannen. Aber der tapfere Eunuch Niketas rettete Antiochien.
ein die Einnahme von Nisibis durch die Byzantiner erschreckte die
bigen dermassen, dass 973 der Glaubenskrieg von Bagdad aus ge- 973
Htedigt und eine allgemeine Erhebung der Muslimen organisiert ward.
Oa« byzantinische Heer erlitt bei Amida eine schwere Niederlage. 974 974
'Ibemahm Tzimiskes selbst das Kommando und leitete die glanzvolle Ex-
-^fedition nach dem oberen Tigris und nach Syrien. Amida und Martyropolis
ergaben sich; die dortigen Emire zahlten Tribut. Hierapolis, Apameia,
esa und Heliopolis wurden ohne nennenswerten Widerstand genommen.
'Er überschritt den Libanon und eroberte Berytos, von wo er das Stadt-
=^palladium, das Bild des Gekreuzigten, nach Konstantinopel sandte. Syste-
^matisch wurden damals die östlichen Städte von den Byzantinern im Interesse
des Tempels der hinmilischen Weisheit ihrer Reliquien beraubt, wie die
Baubscharen des Direktoriums in Italien ihre gierigen Hände nach den
Kunstschätzen der italienischen Fürsten ausstreckten. Aber vor dem festen
TripoUs scheiterte des Kaisers Kriegskunst. »Und die Völker waren in
grosser Furcht vor Tzimiskes' Grimm. Und er dehnte das Reich der
Römer aus; es flohen Sarazenen und Armenier; es bebten die Perser, und
von allen Seiten brachten sie ihm Geschenke dar; sie baten ihn um Gnade
und Frieden; er zog aus bis gen Edessa und an den Euphratstrom; und
die Erde war erfiiUt von den Heerlagern der Römer. Syrien und Phönike
wurden zerstampft von den römischen Rossen. Er erfocht gewaltige
Siege, und das Schwert der Christen mähte gleich der Sichel.**^)
Freilich fehlte viel, dass diese ephemeren Eroberungen zu dauernden
wurden. Die grossenteils islamitische Bevölkerung der eroberten Städte
hatte nur der erste Schreck unterworfen; sie gewährte keinerlei Garantie
für treues Festhalten am Reich. Sogar das befreite Antiochien schloss
dem Kaiser seine Thore und konnte erst nach Tzimiskes' Tode wieder unter-
worfen werden.
Tzimiskes scheint das Krebsübel des Reichs, die Ausdehnung des
Feudalismus und des Grossgrundbesitzes, welcher die freien Bauern aus-
rottete und Weidewirtschaft einführte, wohl erkannt zu haben. Die
mächtigen Militärfamilien wie die Phokas, die Skieros u. s. f. gewannen
<) Georg Hamart. ed. Moralt S. 865.
990 Abrifls der bysaniinischen Kaisergesohiehie. ^. 1
durch ihre Ungeheuern Latifundien in den Provinzen und die Schar
ergebenen Anhänger eine fürstenähnliche Stellung. Immer mehr
der altrömische Militär- und Beamtenstaat eine mittelalterlich hocl
Physiognomie an. Tzimiskes' bitterer Ausspruch über den unersäi
Eunuchen, *) dem die Kaiser wie Söldner dienen, für dessen Nutzen
das Land sich erschöpft und die braven Krieger bluten, erregte
den Schrecken der Beteiligten, wenn auch die Erzählung von dem
welches ihm angeblich der zunächst dem kaiserlichen Zorn aa8ge»biii|^^
allmächtige Reichskanzler Basileios beibringen Hess, naive Yolkssage ii
Auf dem Rückmarsch nach der Hauptstadt in der Blüte seiner Jahre,
10. Jan. einundfünfzigjährig, starb der grosse Heldenkaiser 10. Januar 976 pldtMl
^^^ dahin. Solch ein unerwartetes Ereignis konnte in der Anschauung hi^
Volkes natürlich nur das Werk schwarzer Intriguen sein. V
Das Übel, das Tzimiskes andeutete, wucherte fort. Immer mm^
wird in der Folgezeit der Staat ein Spielball der grossen Familien. Tii-I
leicht hätte ein eiserner Militär und fürchterlicher Kraftmensch, wie Sah,
mit planmässigen Blutsentenzen hier noch einmal durchgreifen kOniNL
Er kam nicht, und als es Andronikos der Komnene zweihundert Jakn
später versuchte, war es zu spät. Eine eigentümliche Erscheinung dies«
Periode ist auch, dass mit der unter den Makedoniern Wurzel fassendei
Legitimität auch eine Art Hausmeiertum sich einstellt. Die frOhoa
rein militärischen, meist durch die Armee oder die militärische Konspi-
ration mit dem Purpur bekleideten Kaiser sind gleichzeitig eine in der
Weltgeschichte nicht wiederkehrende Serie geradezu auserlesener Fürsten
von phänomenaler kriegerischer, wie staatsmännischer Tüchtigkeit. Der
dynastische Gedanke schliesst die Wahl des Besten eo ipso aus; die Mehrbeit
der Regenten ist mit Naturnotwendigkeit massig oder schwach begabt
Das Altertum kennt nicht die ausgebildete SteUvertretung des Regent^
durch die Minister, wie sie in den konstitutionellen Staaten b^teht
Etwas Annäherndes hat aber das X. Jahrhundert in Byzanz geschaffen.
Die schwachen Hände der legitimen Purpurträger vermochten nicht die
faktische Regierung zu führen, und so sehen wir in ziemlich regelmässiger
Folge hochbegabte Militärs die wirkliche Leitung des Staatswesens führen.
Diese Reichsregenten de facto werden mit der Kaiserkrone geschmückt,
und so dem legitimen Kaiser, der wie Konstantinos VH ein Mann der
Studierstube oder wie Basileios H ein Kind ist, völlig gleichgestellt Bs
lässt sich nun nicht leugnen, dass zwar weniger die Lekapener, wohl
aber Nikephoros und Tzimiskes dies Nebenkaiseramt zum höchsten
Segen des Reiches verwaltet haben. Nur diese durch die Umstände er-
zwungene Konzession hat das Reich gerettet. Seit dem Sturze der Leka-
pener macht sich neben dem Militarismus eine civile Kabinettsregierung
geltend. Basileios der Eunuch, des alten Romanos' unechter Sohn, von
Konstantinos VH bei dem Sturz seines Hauses allein verschont, hat sich
durch sein eminentes Administrationstalent allmählich als Senatspräsident
') Der Senatspräsident Basileios, der höchst fähige, aber auch sehr habgierige BasUrd
des Kaisers Romanos I.
Bsr aaiMponkt oatzSm. ICMhtfnU« nittar d. ftrmsD. I»TButi« (867-1025). 991
^id Reichskanzler eine ganz imponierende Stellung errungen; er ist gleich-
.311 der T&lleyrand der damaligen Soldatenkaiser. Bei der Erhebung des
Säephoros wie des Tzimiskes, hatte er seine Hand im Spiele gehabt,
»trt wurde durch ihn der zwanzigjährige Basileios (976—1025) zum »'»/«K'
-3bBtändigen Herrscher proklamiert. Die Leitung dor Geschäfte blieb
^ttr in den Händen des allmächtigen Eunuchen. Wenn er freilich er-
wartete, seinen fürstlichen Schützling die Schattenrolle seines gelehrten
.^ters spielen zu lassen, so täuschte er sich gründlich. Der hochbegabte
Lad kriegstüchtige Fürst beobachtete ihn mit Argwohn, um — allerdings
Tvt nach dreizehn Jahren — mit ganzer Energie zum vernichtenden
obläge auszuholen.
Erst 20 Jahre zählte Basileios, als er die Herrschaft antrat, sein
truder und Mitkaiser Konstantinos sogar nur siebzehn. Aber während
fieser nach dem Wunsch des allgebietenden Reichskanzlers ganz den Qe-
nDssen lebte, hat Basileios mit einem fUr seine Jugend ungewöhnlichen
Ernste und einem seltenen PöichtgefUhl sogleich alle höfischen Vergnü-
'gungen aufgegeben, um sich ganz militärischen Studien und den Yerwal-
tnngsgeschäften zu widmen. Unter argwßhniechen, stets auf Erniedrigung
der kaiseriichen Macht ausgehenden Grossen hat sich früh ein harter,
misBtrauischer und grausamer Zug in seinen Charakter eingefügt; ein
Bolcher Mann konnte kein populärer Fürst sein; ein Erhalter des Reichs
ist er gewesen.
Es war natürlich, dass die Generale und die OroBsen zunächst den
Platz des Tzimiskes anstrebten. Kach dem bisherigen Verlauf der Dinge
hatten sie auch alle Aussicht das Ziel ihres Ehrgeizes zu erreichen. Allein
ihre Rechnung hatte einen falschen Posten. Ihnen stand als Legitimer kein
Porphyrogennetos gegenüber. Die erste Stelle unter diesen nahm der in Asien
kommandierende General Bardas Skieros ein; durch den Reichskanzler
Basileios von seinem Posten verdrängt, erhob er die Fahne des Aufruhrs
an der Ostgrenze, und, unterstützt von den neuen Unterthanen, den isla-
mitischen Feudalfürsten, schlug er die römischen Armeen zweimal aufs
Haupt, überschwemmte ganz Kleinasien und bedrohte omstlich die Reichs-
hauptstadt. Skieros schien ein zweiter NikephoroB zu werden. Allein die
Zentralregierung holte in ihrer Bedrängnis den längst in kaiserlicher Un-
gnade nach einem chiischen Kloster exilierten Rivalen des Skieros, den
Bardas Phokas, wie einst Herakleios den Philippikos, aus seiner beschau-
lichen Mönchsklause heraus und übertrug Ihm das Kommando über die
loyalen Truppenkörper. Aber Skieros war als Taktiker dem Phokas über-
legen. Zwei Schlachten bei Amorion und Basilika Therma (Thema Char-
sianon-Kappadokien) gingen für den Reichsgeneral verloren. Er musste
nach Iberien, um hei dem treuen Verbündeten des Reichs, dem Kuropalaten
David, neue Söldner zu werben. Eine dritte Schlacht am Halys, bei Paa-
kaleia, begann gleichfalls unglücklich; doch im Zweikampf warf E*hokas den
Skieros vom Pferde; als dieses ohne Reiter durch die Reihen der Uebellcn
raste, hielten dieselben den Feldherm für gefallen and tosten sich in
wilder Flucht auf. Ende Hochsommer 979 musste Skleroa auf i
Gebiet fliehen, wo er vorläufig in Haft gehalten wurde.
992 Abriss der bysaniinischen Kaiaerg— ohiohte. pll^
Die acht folgenden Jahre behielt Phokas sein hohes Eommando
Generalissimus der asiatischen Armee; er kämpfte glücklich geg^l^ £
Sarazenen und zwang den Emirat Aleppo zur Tributzahlung. Aber
Energie des überaus willensstarken Basileios, welcher durchaus
Schattenkaiser sein wollte, sondern wie sein gleichnamiger Ahnherr
Zügel des Regiments selbst stramm anzog, erregte das lebhafteste
vergnügen der in die höchsten Civil- und Militärchargen sich
Magnaten. Der Eaisermacher Basileios intriguierte wie üblich,
S* 15. August 987 liess sich Bardas Phokas in dem Palaste des E
Maleinos (Thema Charsianon) zum Kaiser ausrufen. Gegen ihn Uesaen
Araber als zweiten Gegenkaiser mit einer Armee christlicher Überliib
den Bardas Skieros los. Allein Phokas bemächtigte sich seiner und w
^8 nun seine ganze Energie gegen den rechtmässigen Kaiser. 988 untennd
er den grössten Teil des Kemlandes Kleinasien; der Legitime wurde
die Hauptstadt und die von den Bulgaren überschwemmte HämushaUoiA
beschränkt. Da zum erstenmale wurden die russischen Hilfsvölker, ii
Varanger, die Retter des Reichs.
Bis in die Zeiten des Basileios hat Cherson, die uralte Griechenstaft
des taurischen Chersonesos, welche so todesmutig Justinians ü Wütei |9
widerstanden hatte, ihr Griechentum und ihre altrepublikanisch-aristokr»-
tische Autonomie bewahrt. Seit Kaiser Theophilos ward allerdings ak
Aufsichtsbeamter ein römischer Strategos hingesandt; indessen viel zb
38 bedeuten hatte diese Spitze der Civil- und Militärbureaukratie nicht 988
rückte Vladimir, Svjatoslavs Sohn, mit einer starken russischen Armee
vor die Hellenenstadt. Wie einst Amida, das Bollwerk gegen die Perser
im Kavädh-kriege, so fiel auch Cherson durch den Verrat eines Priesters.
Aber die damaligen Russen waren nicht mehr „das scheussliche, gottlose,
ungläubige Volk" des Photios; Vladimir begehrte und erhielt die hl. Taufe
in der Panagiakirche zu Cherson; mit dem römischen Reich, dem schon
seine Vorgänger zahlreiche Söldner gestellt hatten, trat er in engste
Freundschaftsbeziehungen, als des Kaisers jüngere Schwester, die purpur-
geborene Prinzessin Anna, sich mit dem russischen Grossfürsten ver-
heiratete. Die eroberte Stadt gab er wieder den Römern zurück. Ge-
horsam tauchte auf des Grossfürsten Gebot sein treues Volk sich in die
Fluten des Dniepr, um durch griechische Priester und Mönche „die heilige
Erleuchtung" zu empfangen. Die Taufe des hl. Vladimir ist eines der
wichtigsten Daten in den Annalen der orthodoxen Kirche; es ist die Ge-
burtsstunde der geistigen und kirchlichen Erbin der anatolischen, der
russischen Kirche.
Auch die politischen Beziehungen zwischen den Herrschern von
,Carigrad* und von Kyjev blieben ungetrübt die besten. Mit den frisch
angekommenen russischen Hilfsscharen und der kaiserlichen Armee zogen
die regierenden Brüder Basileios und Konstantinos gegen die von Phokas
belagerte Seeburg Abydos, den hochwichtigen Schlüssel des Hellesponts,
Beide Heere standen sich kampfbereit gegenüber. Nach seiner Gewohn-
heit war Phokas eben im Begriff, sich im Zweikampf mit Basileios zu
messen, als er nach einem Trünke kalten Wassers plötzlich tot vom Pferde
Dor Höhepunkt oatrOm. Maohtflille unter d. armen. Dynastie (867—1025). 993
In wilder Panik liefen die RebeUenscharen auseinander. So fand
' Bürgerkrieg April 989 sein plötzliches Ende. Der gefangene Bardas 989
ieros ward vor den Kaiser geführt. „Vor solch einem Manne haben
r noch gestern gezittert**, rief Basileios aus, als der unbehilfliche kor-
inte Greis noch in den roten Kaiserschuhen vor seinem rechtmässigen
»Tm erschien. Er ward begnadigt und starb bald darauf.
Nun traf endlich auch sein reichlich verdientes Schicksal den alten
.-^ikeschmied, den Reichskanzler Basileios. Er ward mit summarischer
ftJbinettsjustiz all seiner Ämter und Würden beraubt, sein fabelhaftes Yer-
&f;en, mit dem er eine ganze Armee unterhalten konnte, konfisziert, sein
Llast der Plünderung des hauptstädtischen Mob preisgegeben und er
KTbst ins Exil gesandt 989. Sechs Jahre später wurde auch der uner- 989
^^»slich begüterte, von einer Unzahl bewafheter Klienten umgebene Grenz-
■baron Eustathios Maleinos nach der Hauptstadt entboten. Er sah seine
aappadokische Pfalz nicht wieder, und nach seinem Tode zog der Fiskus
«ine Reichtümer ein. Den angeblichen Rat, wie er am besten des rebel-
iBchen Provinzialadels Herr werde, nämlich den Reichen zu Ader zu lassen,
-jamit sie nicht kräftig und gefahrlich blieben, hat Basileios wörtlich und
systematisch befolgt. Einem zu Amt und Würden gelangten Parvenü, der
dein ganzes Heimatsdorf ausgekauft und in eine Villa verwandelt hatte,
Hess Basileios den Palast einreissen und den Boden wieder an die Bauern
verteilen. Orientalische Sultanswillkür nennt man das, als ob der moderne
p Rechtsstaat** mit seinen Säkularisationen der Güter der toten Hand viel
mders verfahren wäre. Fühlten die deutschen Kirchenfürsten, welchen
1er Reichsdeputationsrezess in aller Form Rechtens zur apostolischen Armut
^erhalf, sich etwa weniger vergewaltigt als die von Basileios sequestrierten
Landlords?
Sobald Basileios der Kaiser die hochadeligen Rebellen bezwungen
tiatte, lenkte er auch legislatorisch in die Bahnen seines Urgrossvaters
Komanos zurück. Die Sprache seiner Gesetzesnovelle von 996 ist von 996
unerhörter Heftigkeit. Natürlich waren die Verordnungen über die Un-
veräusserlichkeit der Bauerngüter auf dem Papier geblieben. Jetzt wurden
mit der grössten Härte die Eigentumsersitzungen der. Magnaten rück-
gängig gemacht und der Umweg, welchen die Grossgrundbesitzer früher
ersonnen hatten, indem sie das Bauerngut zuerst zu geistlichem Gut gemacht
und dadurch vor Anfechtung geschützt hatten, durch gesetzliche Verordnung
gesperrt. Mit dürren Worten spricht der Kaiser es aus, dass das Staats-
interesse erfordere, die Ansammlung der grossen Vermögen in Grundbesitz
und namentlich ihre Dauer durch Vererbung zu zerstören. Mit solcher
Energie hat der gewaltige Monarch es verstanden, dem Latifundien- und
Plantagensystem entgegenzutreten. Schutz der mittleren und unteren ^
Klasse war das ernsthafte Ziel seiner Gesetzgebung, und das allein stellt
diesen rohen und ungebildeten Militär turmhoch über viele der ausgezeich-
netsten unter seinen Standesgenossen.
Treffend sagt Finlay: „Die Regierung Basileios H bezeichnet den
Gipfelpunkt byzantinischer Machtfülle. Die Adler von Konstantinopel flogen
während seines Lebens in einer langen Siegesbahn von den Ufern der
IfauidbQch der Umh. AltariumswiBseDacbaft IX 1. AbUg. 2, Aufl, 63
994 Abriss der bysantüüsohen KaiMTgaschiobie. Wtlki
Donau zu denen des Euphrats und von den armenischen Gebirgen a Mm "
Küste Italiens. Basileios' unbezwinglicher Mut, seine schreckiidie i^fitr
samkeit, seine Gleichgültigkeit gegen Kunst und Litteratur nnd
ligiöser Aberglaube, alles vereinigt sich, um aus ihm einen Typosi
Reichs und seiner Zeit zu schaffen. Das Ziel seiner Regieningq»
war die Einheit der Staatsverwaltung in Europa zu starken doreli
ständige Niederwerfung der Bulgaren und Slaven, welche sprachliche Tip^-
wandtschaft zu einer Nation vereinigt hatte, ebenso waren sieeiofib^
unversöhnlichem Hass gegen die kaiserliche Regierung/ |lf)^"
Die Söhne Si^mans I, das aus Trnovo an der Jantra stammende Qjf^^^
schlecht der „Grafensöhne"^), hat noch einen letzten Glanz übcrjJI^^
Bulgarenvolk vor seinem Untergang verbreitet. Si^man I und David wmK :
976/1016 mit dem Carentitel geschmückt, ebenso Samuel (976—1016), der W»^^
gewaltige, aber unglückliche Beherrscher des Volkes. Mit ihnen hat idTv
der Schwerpunkt bulgarischer Macht nach dem noch freien Westg^JT^
Albanien und Makedonien, verschoben. Residenz des Garen und Ur^
Patriarchen war Prespa, eine waldige Felsinsel des Prespasees, die u&lL
heute die Ruinen der ehemaligen Burgmauer und von vier Kirchen MiJLv'
Bald aber siedelte er nach Ochrida über, am Lychnitissee der Alten gb>l.'
legen, einem reichen und glanzvollen Herrensitze. Als die Griechen spBetV
die Hauptstadt eroberten, fanden sie im Kronschatze eine mit Perlen ge-\
zierte Krone, goldgestickte Gewänder und hundert Zentner Goldes. Diel
Hauptstütze des ganz feudal eingerichteten Reiches war der mSchtigeJ
kriegsgewohnte Boljarenstand. Die Krone hat Samuel aus Born bezogen:
auch den Bogomilen war er ein gnädiger Herr. Darum lebt er nicht, wie
die andern Garen, im glorreichen Andenken der orthodoxen Kirche fort
Der Tod des Tzimiskes und der Aufstand des Skieros waren für die
Donaubulgaren das Signal zum allgemeinen Aufstand. Binnen kurzem
hatte Samuel das alte Grossreich hergestellt. Thrakien, die Umgegend
von Thessalonike und selbst Hellas wurden von ihm überzogen; aus Li-
rissa schleppte er die Gebeine des hl. Konfessors Achilleus nach Prespa.
Aber in Basileios fand Samuel einen ebenbürtigen Gegner. Von Philippu-
polis, Mosynopolis und Thessalonike her operierte der Kaiser mit Landheer
und Flotte nicht immer mit Glück, aber stets mit gleicher Ausdauer gegen
981 den Garen. Allein als er 981 gegen SrSdec (Serdica, Sofia) zog, wurde
sein byzantinisches Heer vollständig zersprengt. Fünfzehn Jahre ruhte
der Krieg. Samuel benutzte diese Frist, Dyrrachion und die adria-
tischen Küstengebiete zu inkorporieren und die Serben seiner Oberlehns-
hoheit zu unterwerfen. Damals stand das Reich von Ochrida auf dem
Gipfelpunkt seines Glanzes.
996 996 entbrannte der zweite Krieg. Samuel besiegte den griechischen Feld-
horrn Gregorios aus dem armenischen Fürstengeschlecht von Tarön und zog
plündernd südwärts bis in den Peloponnes. Allein bei seiner Rückkehr
hatte sich am Spercheios Nikephoros Uranos gelagert. In der Nacht
setzten die Griechen über den Strom und richteten ein furchtbares Blut-
^) David, Moses, Aron und Samuel.
Der Höhepunkt oetrOm. MaohtfAlle unter d. armen. Dynastie (867—^1025). 995
unter den Bulgaren an. Samuel rettete sich mit genauer Not nach
:jExier Inselburg. Sein eigener Schwiegersohn, der Armenier Asot, verriet
ihm anverb'aute Dyrrachion an die Griechen. Nach einem erfolglosen
ÄU des Kaisers in das Gebiet von Sr6dec unterwarfen seine Feldherrn
C>O0) bleibend Donaubulgarien; das Jahr darauf setzten sich die Griechen 1000
It^iedermakedonien fest; Berroea, Servia, Vodena fielen in ihre Gewalt.
nahm Basileios das wichtige Bdyn, während Samuels Plünderung 1002
Adrianopel nur ein vorübergehender Erfolg war. Auch das wichtige
eroberte der Kaiser. Aber das feste Pemik in der Strymonschlucht
sich als uneinnehmbar. Nur die Verwicklungen im Osten verhin-
orten den Kaiser, dem Carenreich den Gnadenstoss zu geben. 1014 kam ^^^^
^ zum letzten Kriege. Ein wechselvoller Kampf konzentrierte sich um
^^d festen Schlösser des Gebirges. Eines nach dem andern musste ge-
^^Munen und mit Garnisonen belegt werden. Die bulgarischen Umwohner
en nach altassyrischer Weise bis nach Armenien hin transplantiert.
nders glänzend war die WaflFenthat des Nikephoros Xiphias (1014); 1014
umging den Berg Belasica (Balathista) und fiel den Bulgaren in den
JElttcken. Das ganze Bulgarenheer wurde nach verzweifelter Gegenwehr
Vernichtet. Mit Not entrann der Car nach Pril^p. Die 15000 Gefangenen
-liess Basileios blenden, so dass je hundert Blinde einen Einäugigen als
: "Führer erhielten. Als die Masse der Unglücklichen vor Samuel erschien,
=£ sank er gleich Eli besinnungslos zu Boden. Unter fürchterlichen Herz-
krämpfen verschied der unglückliche Monarch schon nach zwei Tagen 15. ^\q^\
^; Sept. 1014. Samuels Sohn Gabriel Roman (Radomir), ein tapferer Krieger,
unter dem Bitol, Prilep, Stip, Vodena und Moglena in die Hände der
^ Griechen fielen, bot vergeblich Frieden an; er fiel 1015 durch den heim- 1015
. tückischen Meuchelmord seines Vetters Joannes Vladislav, , des Sohnes
:- Arons. Der Usurpator, griechisch gesinnt, von den Boljaren zur Fort-
. Setzung des Nationalkrieges gezwungen, kämpfte 1016 und 1017 mit 10161
, Glück. Aber seine geplante Allianz mit den Patzinaken hinderte die
Wachsamkeit der griechischen Kommandanten in den Donauburgen. Vor
Dyrrachion, das die Bulgaren belagerten, fiel 1018 Joannes Vladislav, der ^018
letzte Car von Ochrida. Eine mächtige Partei unter den Boljaren,
der Patriarch David, die Carin Maria und der Krongrossfeldherr Bogdan
an der Spitze baten um Frieden gegen Bestätigung ihrer Privilegien.
Basileios brach aus der Hauptstadt auf. In Adrianopel erreichten ihn
bulgarische Boten mit der Meldung der Unterwerfung von Pernik und 35
umliegenden Burgen. In Strumica überbrachte ihm der Patriarch einen
Brief der Carin. Als er vor Ochrida erschien, kamen ihm diese und alle
, Grafensöhne* entgegen. In den Gebirgen Albaniens hielten sich noch
kurze Zeit die Häupter der Kriegspartei, Prinz Fruzin und der tapfere
Ivac. Das römische Schwert und byzantinische Tücke brachen auch diesen
letzten Widerstand.
Nach vierzigjährigem Kampfe lag das mächtige Slavenreich, welches
80 lange als ebenbürtige Grossmacht dem Römerstaate gegenübergetreten
war, vollkommen gedemütigt und unterworfen im Staube. Im Hoch-
gefühl seiner gewaltigen Siege zog Basileios nach Athen, um in dem
63*
996 AbriBB dex bysantiniaohen Kaiaergesohichte.
längst dem wahren Glauben geweihten Parthenon der Gottesmutter
Dank und seine Weihgeschenke darzubringen, ünermesslich war
Jubel, als der „Bulgarentöter'' die Reichshauptstadt betrat. IGt
goldenen, von Federn überragten Krone geschmückt, ritt der 64jährige
zum goldenen Thor als Triumphator ein; vor ihm schritten die Carin
die Töchter Samuels und die gefangenen Boljaren einher. Der bulj
Staat war aus den Reihen der selbständigen Gemeinwesen ausgeK^I
Seit Justinian hatte kein Kaiser mit solcher Machtfülle auf der Haemaft^L .
halbinsel geboten. , 1,
Basileios behandelte das unterworfene Land mit Milde und groat
Weisheit. Er liess seine politische und kirchliche Verfassung unangetasUL
Das Carenreich von Ochrida war gleichsam durch Personalunion mit im
römischen Grossreich vereinigt. Die bisherige Militär- und Steuerordnof
liess er fortbestehen; der bulgarische Hochadel bewahrte seine PrivAegia;
1019 die autokephale Kirche von Ochrida erhielt 1019 in Johannes ein mdiH
nales Oberhaupt. Drei Goldbullen des Kaisers verbürgten ihm die Abi>
dehnung seiner Obedienz nicht nur über die nationalbulgarischen und &
serbischen Eparchien, sondern auch über die griechischen Erobenmga,
welche „unter den Garen Symeon und Petros glorreichen Andenkens^ den
Bulgarenreiche waren einverleibt worden. Nur in Drystra (Drster-Dwo-
stolum) gebot nach wie vor ein dem ökumenischen Throne unterstdlter
Metropolit. Die Mitglieder des Carenhauses und der höchsten Boljar^h
familien wurden nach Konstantinopel versetzt und unter den Reichsadd
aufgenommen. Zahlreiche griechische vornehme Familien der Folgezwt
traten mit ihnen in Blutsfreundschaft; die adelsstolzen Dukas und die
Komnenen rühmten sich ihrer Abkunft von den Si^maniden.
Während des furchtbaren Bulgarenkrieges hatte das aufmerksame
Auge des Kaisers die orientalischen Angelegenheiten niemals ausser acht
995 gelassen. 995 erschien er im Osten, wo das Jahr zuvor der tüchtige Nike-
phoros Uranos von den Arabern war geschlagen worden. Siegreich waren
die kaiserlichen Waffen. Er nahm Aleppo, Hems und Saizar; nur die
Mauern des festen Tripolis widerstanden auch seinem AngriflF. Nach seiner
Rückkehr nach Konstantinopel ward Aleppo wieder eine Beute der Füti-
miden.
Viel nachhaltiger war sein Eingreifen auf armenischem Boden.
977-989 Smbat II 977—989 der „Sahimah Armen** und „TSrak'al* machte durch
seine glanzvollen Bauten Ani zu einer der herrlichsten Städte des
1020 Orients. Er und sein Bruder Gagik (f 1020) herrschten mit Kraft und
Glück, freilich unter unaufhörlichen Kämpfen mit den christlichen Teil-
fiirsten, welche die unverständige Hauspolitik der Bagratunier geschaffen,
wie mit den muslimischen Emiren Ostarmeniens. David, der tapf^«
Fürst von Taik' und eines Teils von Iberien hatte mit Hilfe seiner Nach-
993 bam 998 den Emir Mamlün und sein weit überlegenes Heer bei DzempoT
glänzend gosclilagen. Er erhielt von Basileios den Kuropalatestitel. Bei
999 seinem Tode 999 setzte er Basileios zum Erben ein, der von Tarsos her-
anrückte, froh eine so günstige Gelegenheit gefunden zu haben, sich in
Der Höhepunkt oairöm. Kachifttlle unter d. armen. Dynastie (867—1025). 997
■«e armenischen Angelegenheiten einzumischen. Aber Gagiks Klugheit
- irhinderte des Kaisers Pläne. Nach seinem Tode brach Thronstreit
-irischen dem Thronerben, dem gelehrten und unkriegerischen Johannes,
dd seinem fähigem Bruder A^ot aus. Die Verwirrung erreichte durch
me Intervention des Ibererkönigs ihren Gipfel, bis Aäiot mit Hilfe einer
^^santinischen Armee seine Autorität herstellte.
Damals zuerst 1021 erscheinen die scheusslichen Seldschukenhorden 102I
if armenischem Boden, jene Horden, welche das Schicksal bestimmt hatte,
ie vergleichsweise noch sehr bedeutende Kultur Armeniens und Ostklein-
dens vom Erdboden zu vertilgen, um nur Trümmer, gleich ihren spätem
lienso grauenvollen Vettern, den Mongolen, zu hinterlassen. Der letzte
^rcrunier von Vaspurakan, Senek*erim, erschreckt durch die wilde Ver-
wüstung seines Landes von Seiten der Türken, übergab seine gesamte
Herrschaft an Basileios, der ihn dafür zum Lehensfiirsten des halbarme-
mischen Sebasteia (Siw&s) machte (f 1027). Auch die Muslimenemire
ier Städte um den Vansee (Berkri, Manckert, Chlat*, Ar^es) wurden
gleichfalls Vasallen des byzantinischen Reichs, sodass die Besitzungen
der Bagratunier rings von römischen Reichsangehörigen umschlossen waren.
Georg der Ibererkönig, welcher sich gegen die griechische Suzeränetät
empörte und seine Raubzüge bis Trapezunt ausdehnte, wurde von dem
unemnüdlichen Romäerkaiser derb gezüchtigt, und sein Verbündeter, König
Johannes der Bagratunier, gezwungen die Stadt Ani von Basileios zu
Lehen zu nehmen. Nach seinem Tode sollte auch sein Staat dem Kaiser-
reiche einverleibt werden. Es versteht sich von selbst, dass unter dem
'Metropoliten von Keltzene eine starke griechische Hierarchie eingesetzt
ward, welche nach Kräften den grimmigen Hass zwischen Griechen und
: Armeniern schürte und durch ihre schroffe Unduldsamkeit in erster Linie
-: den Sturz der oströmischen Macht in Asien verschuldet hat. Doch das
. waren Fehler der Zeit und nicht des Basileios. Persönlich that er alles,
:^ um die neugewonnene Ostmark wehrhaft zu machen. Als unter Konstan-
tinos IX die Seldschuken einbrachen, fanden sie alle Festungen und Schlösser
gutbefestigt und mit Garnisonen wohlverwahrt. Das war das Werk dieses
rastlosen militärischen Organisationstalents.
Sein unermüdlicher Geist begnügte sich nicht mit diesen Erfolgen.
Mit seiner nimmer rastenden Energie rüstete er eine gewaltige Armada
aus, welche das von seinen beiden Ahnherrn Basileios und Leon verlorne
SieUien den Ungläubigen entreissen sollte. Da raffte der Tod den 66jäh-
rigen Greis Dezember 1025 mitten in seinen Plänen dahin. Dez. 1
Durch die Unterwerfung der Slaven und die Annexion Armeniens
hatte das byzantinische Reich einen Umfang erreicht, wie er seit Justinians
Tagen unerhört war. Die mit Kraft gepaarte Milde des Kaisers Basileios
hatte den Millionen slavischer Unterthanen ihre heimischen Institute und
Freiheiten gelassen. Gefährlich und kein Beweis einer wohldurchdachten
Regiemngspolitik war im Osten die Einverleibung nicht nur nationalfremder,
sondern auch kirchlich getrennter Staatswesen, der armemadban FfinteiH
tümer. Militärische Gründe zwingendster Art komiteD
entschuldigen. Aber ein schweres Yerhängnis war
998 AbrisB der byzantinLiohen Kaiaergeaohiohte.
war das monophysitische Glaubensbekenntnis noch eine reelle Macht,
der man zu rechnen hatte. Der ganze Jammer, welchen der justinianeii
und der vorjustinianeischen Periode die Provinzen Syrien und
bereitet hatten, lebte hier wieder auf. Nur unerbittliche Hilitto
Basileios, welche den disputationssüchtigen und unionslüstemen
mit eiserner Rute regierten, hätten hier seine Politik in glQcklicher Wdi^* /
fortsetzen, teilweise auch bessern können.
Doch das Gegenteil trat ein. Der adlige Grossgrundbesitz
sich immer weiter aus. Die Kaiser wurden ein SpielbaU in den
dieser Grossen. Im östlichen Kleinasien verschwand der freie 6au<
fast vollständig. In Europa nahm man den Slaven ihre nationalen Pmi-j
legien und stattete die Griechen damit aus. Die fähigsten Generale
in ihren glänzendsten Unternehmungen durch die Missgunst des Qoiii^
und das Misstrauen der erstarkenden zivilen Beamtenoligarchie, die wk^
im Senat konzentrierte, gehemmt und zur Verzweiflung und zum Aufatni
getrieben. Dazu kam der unerträgliche Steuerdruck, welcher verbimlfli^
mit dem harten Übergang von der Naturalwirtschaft zur Geldwirtadnft
die Slaven und die Asiaten teils zur Revolution, teils zur Auswandenmg
trieb. Dabei gab man sich am Hofe zeitenweise, als herrschte völHge
Ruhe, einer geschmacklosen Schöngeisterei und einer höchst unzeitgemiaBeB
Litteraturbegeisterung hin. Dass solche Regenten und ein solcher Add
weder den Seldschuken noch den Normannen gewachsen waren, ist eigent-
lich selbstverständlich.
VI. Der Verfall des Reiches (1026-1081).
Gleich die kurze Regierung des überlebenden Bruders Konstan-
I028tinos Vin (1026—1028) kontrastierte in übler Weise von dem Regimente
seines Vorgängers. Einen grossem Gegensatz als zwischen Basileios und
Konstantin gab es nicht, sodass die Byzantiner auf sie das Sprichwort an-
wandten : Kreuz und Spucknapf aus einem Holze. Selbst völlig unkriege-
risch zeigte Konstantinos stilles Misstrauen gegen die Armee und ihre
Führer. Die höchsten Stellen der Militär- und Civilverwaltung vertraute
er seinen ihm ergebenen Kammerherrn an; so wurde der Eunuch Spon-
dyles als Statthalter nach Antiochien, ein zweiter an den hochwichtigen,
aber auch verantwortungsvollen Posten nach Iberien gesandt. Rücksichts-
los wurden dabei die Steuern eingetrieben. Aber der unvergleichUche
Organismus, den die grossen Genies der beiden vorangegangenen Gene-
rationen geschaffen, funktionierte vorläufig noch mit aller wünschenswerten
027 Pünktlichkeit. Konstantinos Diogenes warf 1027 die einbrechenden Pafc-
zinaken über die Donau zurück, und ebenso wurden die Angriffe der
afrikanischen Muslimen, welche das ägäische Meer bedrohten, siegreich ab-
gewiesen. Der Kaiser hinterliess bei seinem Tode nur drei Töchte.
Eudoxia war Nonne, Theodora wollte nicht heiraten, und so blieb nur die
„purpurgeborne Zoe'' übrig, eine bereits etwas älÜiche,^) aber äusserst
') Sie zählte 48 Jahre.
VI. Der VerfUl des BeioliM (1026—1081). 999
ktslustige und bei dem Volke der Hauptstadt ausserordentlich beliebte
le. Von den Verbindungen, welche diese legitime Erbtochter des
irones einging, hing das Schicksal des Reiches ab. Nach der letzt-
;en Verfügung des Vaters wurde ihr der angesehene Senator Romanos
'opulos angetraut, welcher bereits sechzigjährig sich zu diesem Zwecke
seiner Gattin scheiden musste. Es wird nicht berichtet, dass der
iarch und die regierende Synode, welche gerade damals unzählige Er-
in Matrimonialangelegenheiten erliessen, diese schwere Übertretung
it nur der Priestersatzungen, sondern auch des göttlichen Gebotes irgend
igt hätten.
Seit 52 Jahren hatten nur Purpurgeborne auf dem Throne gesessen,
ist begreiflich, dass Romanos, ein Emporkömmling, ein alter und ängst-
Mann, vor allem um die Gunst der verschiedenen Bevölkerungsklassen
'b. Das Volk gewann er durch Loskauf der Gefangenen aus dem Patzi-
:enkriege; die Schuldgefangenen empfingen Generalamnestie, und zu
"^ Shmsten der Privatgläubiger beglich der Fiskus ihre Guthaben. Der hohe
"^-Adel und der vornehme Klerus wurden durch Aufhebung des Allelengyon
->jg8Wonnen, der Verpflichtung der Reichen, mit ihrem Vermögen fttr die
^^^^^^^iJUlckstände der Ärmeren in ihrem Steuerdistrikte zu haften. Vor allem
=:.?iber war Romanos ein Monarch ganz nach dem Herzen der Priesterschaft.
• Dem Klerus der Sophienkirche erhöhte er seine ohnehin schon unermess-
^- liehen Einkünfte. Die schismatischen syrischen Bischöfe und hervorragen-
den Theologen, vorab ihr in Melitene residierender Patriarch, wurden nach
Konstantinopel geschleppt. Eine Disputation mit den redegewandten
Orientalen wurde nicht erlaubt, sondern ein förmliches Inquisitionsverfahren
über die zwei Naturen gegen sie eröffnet. Exil und Gefängnis war das
3. Los der fast ausnahmslos Standhaften. Ohne Zweifel war hier der gut-
-X mutige Kaiser vielmehr der geschobene, als der schiebende. Vornehme
=: Hofbeamte sollen bei den teilweise geradezu scheusslichen Vorgängen in
- bittere Thränen ausgebrochen sein; nur die rechtgläubigen Hierarchen
r blieben kalt wie Erz. Aber eine schwere Verantwortung lud auch die
Regierung auf sich. Massenweise flohen die unglücklichen Syrer auf das
islamitische Gebiet. Das Reich hatte sich glücklich um alle Sympathien
bei den Dissidenten gebracht, ein Fehler, der sich schwer rächen sollte.
Würdiger war eine andere Massregel. Die Regierung gab mit Ein-
willigung der in Palästina regierenden Fätimiden grosse Summen zum
Wiederaufbau der hl. Anastasis, welche 1010 auf Befehl des irrsinnigen 1010
Chalifen und Drusengottes Häkim (967—1021) war zerstört worden. Bei ^^^'^^
dem üblen Willen der immer noch fanatisch schiitischen Regierung von
Kairo wurde der Bau erst unter Konstantinos IX 1048 vollendet.
Die Kaiserin Zoe war von Eifersucht gegen ihre kluge und charakter-
volle Schwester Theodora erfüllt. Diese wurde beschuldigt, die intellek-
tuelle Urheberin der Verschwörungen des Prusianos (Fruzin) und des
Konstantinos Diogenes gewesen zu sein, ob mit Recht, ist bei der Ver-
Jl Jflgenheit byzantinischer Hofintriguen schwer zu entscheiden, indessen
j^jjhiawi wahrscheinlich. Prusianos ward beschuldigt nach dem Throne ge-
^■JUllll^ Konstantin eine Erhebung der Slaven und Bulgaren heimlich
^)QQ AbriM der byzantiniaoheii Kaisergeschichie.
gefordert zu haben. In beiden Beschuldigungen spricht sich nurda>l
(Gewissen der Regierung über die Misswirtschaft gegenüber den sla\i
bulgarischen Untorthanen aus. Theodora und Prinz Fru^in mus-sten Kl«
gelübde ablegen, Konstantin sollte geblendet werden, kam dem aber du
Selbstmord zuvor. Zahlreiche Mitglieder des Hochadels als angebli
Mitverschworne wurden exiliert. Durch die Schuld des Statthalterg
1029 Antiochien Spondyles 1020 hatten die Byzantiner eine schwere Xiederl
lüi^O erlitten. WM) erschien der Kaiser selbst auf dem syrischen Kriegseti
platze, um sich von den Emiren von Aleppo und Tripolis so grüni
schlagen zu lassen, dass er und sein Heer mit Mühe Antiochien erreicli
Reiche Beute wurde den Siegern zu teil.
Hier tritt zum ersten Male der gewaltige Kriegsheld Georgios
niakes^) auf den geschichtlichen Schauplatz. Glücklich im Kleinkrieg
hielt er bald das Kommando von „Untermedien" mit der Hauptstad
mosata. Ein kühner Handstreich setzte ihn in den Besitz von £
1032 1032, und zu dem Schweisstuch wanderte auch Christi Brief ai
Toparchen Abgaros als zweite hochheilige lieliquie nacli der Reside
Die zwei letzten Jahre kränkelte der alte Kaiser, und rlie Far
Hauptstadt gab unter anderm als Grund Vergiftung durch die eigene
an. Der Mönch Johannes, einst Haushofmeister des Romanos, damals M
der milden Stiftungen, hatte einen auffallend schönen, freilich epilept
Bruder, in welchen sich die Kaiserin mit der ganzen Vehemenz gi
hafter Leidenschaft verliebt hatte. Anstössig war es jedenfalls, da
11. Apr. mittelbar nach dem Tode des Kaisers 11. April 1034 die Kaiser)
1034 Hofstaat versammelte und ihm ihren bisherigen 6eliebt<>n Michael 1
1034,1041 Paphlagonier (10:^4— 1041) als Kaiser vorstellte. „Dem Sieger die]
war der Grundsatz, nach dem die Familie dieser aus dor Tiefe t
gestiegenen Koturiers nun die Regierungsgewalt unter sieh teilten
hannes, der eigentliche Kingsmaker, wurde Reichskanzler mit ge
unumschränkter Machtbefugnis; ein anderer Bruder Konstantinos
Generalissimus oder Gross-Domestikos, Stephanos, ein ehemaliger i:
ingenieur Admiral der kaiserlichen Flotte und sein Sohn Michael de
faterer mit dem Kange des Cäsars bekleidet. Fast ausnahmslos
diese Abenteurer höchst fähige Leute, vor allem das Verwaltung
Johannes, der aber durch seine tyrannische Kücksichtslosigkoit und
echt gi-iechische Fiskalität an den berüchtigten gleichnamigen F
minister Justinians erinnerte.
Bereits unter Romanos hatten afrikanische und sicilische Korsar
Küsten der Adria heimgesucht. Allein diesmal begegnete ihnen t1
mische Regierung mit gewaltigem Nachdruck. Je melir der freie Bi
stand, welcher einst die Kadres der gegen Bulgaren und Muslimen
reichen Themata geliefert hatte, der rücksichtslosen Hofschlächter
Granden erlag, um so entschiedener sah sich die Regierung auf Sr
^) Vanibüiy und nach ihm Neiimann die i sehe Phnntasio; denn weder Pertwl
Woltstellung dcH hyz. Ileiclies S. 43 erklären ; Vamberys eigenes türkisches Wör
den Namen als türkisch in der Bedeutung ■ kennen das Wort.
, adelig"*. Die Ktymologie scheint Vamböry'- ,
VI. Der Verfall des ReioheB (1026—1081). 1001
bung angewiesen. Unter diesen nehmen an Zahl und Bedeutung die
irangen** und „Russen** (Röso-Warjager) bald die erste Stelle ein. Skandi-
ier aus Russland, dann Norweger, Isländer, seit Wilhelm des Eroberers
; 1066 zahlreiche Dänen und Angelsachsen füllten ihre Reihen; keiner 1066
: aber berühmter als Harald Hardraade, Sigurds Sohn, der Bruder des
Olaf (König von Norwegen 1047—1066), welcher 1033—1043 unter dem 1033/104
m de guerre' Nordbrikt mit dem asiatischen Helden Georgios Maniakes
gewaltigsten Waffenthaten für das Romäerreich ausführte.
1032 waren durch die vereinigten Flotten der hier zum ersten Male 1032
^tretenden seetüchtigen Republikaner von Ragusa und des kaiserlichen
iwagers Konstantinos Karantenos, des Statthalters von Nauplia, die
'azenen so gründlich gezüchtigt worden, dass sie mit aller Energie sich
rächen beschlossen. 1034 und 1035 suchten sie die Inseln des ägäischen 1034/103
eres und Lykien heim; aber die Statthalter der Küstenlandschaften
rakesion und Kibyraiotikon) vernichteten die Seeräuberflotten. Die
?kution war die übliche. Längs der ganzen West- und Südküste Klein-
ms sah man Galgen und Pfähle. Der siegreiche Harald mit seinen
'angen wurde der Schrecken des afrikanischen Littorale. Ein Haupt-
lag galt Sicilien, das, seit es sich von den Fätimiden losgesagt, der
iratsanarchie verfallen war. Der Patrizius Maniakes, der in Italien
ot, erhielt den Auftrag, gegen SiciUen zu operieren, Langobarden aus
)rno, italische Normannen und Varangen unter Harald bildeten den
'n des Landheers; seine Unternehmungen unterstützte die Flotte des
verliehen Bruders Stephanos. 1038 wurde Messina erstürmt, und die 1038
iber erlagen Maniakes' Kriegskunst bei Rametta. Ein neues übers
3r gesandtes Afrikanerheer wurde 1040 bei Dragina geschlagen. Doch 1040
persönlicher, allerdings sehr heftiger Zwist zwischen dem Oberbefehls-
»er und dem Admiral veranlasste die Intervention des kaiserlichen
binetts. Maniakes wurde verhaftet und nach der Hauptstadt entsandt.
1 da an verliess das Glück die kaiserlichen Waffen.
Viel gefährlicher war unter Michael die Erhebung der slavischen Unter-
nen auf der Hämushalbinsel. Der Grund war ein wirtschaftlicher. Die
^erung begann entsprechend den hochgesteigerten Ansprüchen einer
leren Kultur von der Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft überzugehen,
erall und zu allen Zeiten haben das die Völker als Härte und Tyrannei
Regierenden empfunden, man denke nur an den schweizerischen Bauern-
stand von 1653. War schon in den alten Provinzen die Erbitterung
e hochgradige, in den serbisch-bulgarischen Statthaltereien kam es zur
den Revolution. Mit Recht konnten die dortigen Unterthanen geltend
eben, dass das durch Basileios verbriefte Recht durch die neue Finanz-
'tschaft gebrochen sei.
Petros Deleanos (üeljan), nach dem offiziellen Griechenberichte ein
^eblicher, thatsächlich wohl ein echter Enkel des Car Samuel, entfaltete
Sommer 1040 die Fahne des Aufruhrs; wie ein Mann erhob sich das 1040
garenvolk. Die Wut traf in erster Linie einige Blutsauger unter den
kalbeamten. Dann breitete sich die Revolution lawinenartig aus. Thes-
Duike ward bedroht ; Dyrrachion fiel ; das Thema Nikopolis mit Ausnahme
1002
Abriaa der bysaniinlMdiAa EftUarg
der Hauptstadt NaupaktoB, schloBS sich an. I
Dignitär aus dem Geschlcchte des GrafeiiBohns l
Okt. 1040 über. Ein Heer von 40000 Mann beetUrmte
das feste Tbessalonike. Allein die heroische B
mal den Namen der hellenischen Polis gross j
zu der schwachherzigen Regierung das Reich
Väter, vertrauend auf die väterlichen Götter ur
dischen Erbfeind gezogen waren, so hat den Th
gewaltiger Schutzpatron, der hl. Demetrios, M
zum glorreichen Siege verliehen. Durch diese
der Aufstand gehrochen. Zwist unter den Fl
Blendung des „Car" Deljan und zu nochmaligen]
endete die Auflösung. Mit leichter Mühe triuti
lokalisierten Ouerillasbanden; aber die Serben
haupteten ihre Freiheit und bereiteten einem
unter Konstantinos IX dasselbe Schicksal, das i
Armeen des Halbmonds bereiten sollten. In
politische Verwaltung ganz auf griechischem Fu
kephale Kirche von Ochrida und alle Bischof«
in der traurigen Phanariotenzeit, eine Beute d
lieben Streber, vorab des Klerus der Sophienkir
hellenischen KirchenfUrsten, welche ihre reich
als eine Goldquelle betrachteten, noch laute Kla
ins Barbarenland geführt, wie uns TheophyIakt(
Die damaligen Griechen zeigten dieselbe polit
die Lateiner, d. h. sie legten teils mutwillig, te
an, über kurz oder lang eine furchtbare nat
beschwören.
10. Dez. Nach Michaels IV Tode 10. Dezember 1041
18 Apr ^^^^^ ^^ Michael V Kalaphates zum Kaisei
1042 schlose der Übermütige Emporkömmling seine
Kloster der Insel Prinkipos ein. Das war das S
Aufstand der hauptstädtischen Bevölkerung,
auf den Thron gelangte Abenteurergesellschaft
achtete, stellte sich an die Spitze. Die beide
sinnen Theodora und Zoe wurden feierlich
21. Apr. 21. April 1042, und der Versuch des Widersta
1042 Kalfaterer wurde in die Mönchskutte gesteck
bisherigen Regenton in ilbhcher Weise durch
mögens gestraft. Zwischen den beiden Schwestc
11. Jan. kurze Zeit. U.Juni 1042 heiratete die 62jährige
**^g|g Monomachos, einen kaiserlichen Verwandten,
1054 "i"i allein bis 1054 regierte. Unter den vielen
diese lediglich politische Heirat die grösste;
KriegsfQrsten, und Maniakes war der gegebene
Unheil wurde der gichtische Wüstling auf den T
Regierung bezeichnet die letzte glückliche Perioc
YI* Der Yerflül de« Bttiohea (1026--1081J. 1003
ä wenigsten am Kaiser lag. Er war durchaus antimilitäriscb gesinnt,
_^«rte am Soldatensold und verausgabte Unsummen für Bauten und auch
— ^r Hebung der Wissenschaft, wofür diese ernsten Zeiten am wenigsten
_ wgnet waren.
^ In ItaUen waren die Normannen, einst Maniakes' Söldner, zur grössten
■Cahr der griechischen Herrschaft herangewachsen. 1041 brachen sie 1041
_ , Apulien ein, eroberten Melfi und schlugen den Katapan Dokeanos zwei-
^ aufs Haupt. Sein Nachfolger wai* nicht glücklicher. Der einfiuss-
_ aiche Primat von Bari, Argyros, verband sich mit ihnen. Maniakes, von
^Schael V nach Italien gesandt, wo fast nur Taranton, Brentesion und
^ydrus noch den Griechen gehorchten, rief noch einmal einen Umschwung
"^ttvor. 1042 erfocht er den grossen Sieg bei Monopoli. Aber die Er- 1042
~^.^bung des Eonstantinos zum Kaiser, mit dessen Favoritin Skleraina und
f *9rein Geschlechtsanhang er tief zerfallen war, erbitterte den Helden aufs
^ MÜBte. Er liess sich zum Kaiser proklamieren; vergebens erkaufte der Hof
-jm Verräter Argyros gegen ihn. In Hydrus eingeschiflFt, landete er Februar pebr. 1
^.043 in Dyrrachion. Alles erwartete, dass sein Marsch auf der alten via
^ I^B^atia dem Reich einen neuen Monarchen geben werde. Sein Ende war
mie das des Cesare Borgia; der Zufall eines Pfeilschusses tötete den (}e-
^^^«ralügen und vernichtete seine Sache. Konstantin sass wieder fest auf
'■lem morschen Herrscherstuhl.
-'^' Mit der italischen Herrschaft der Grieche ging es nun rasch zu
-' finde. Weder der abendländische Kaiser, noch der Papst vermochten die
■^»^^ortechritte der Normannen zu hindern. 1055 fiel Hydrus (Otranto), 1055
-^' 1060 das feste Troja. Mit der Einnahme von Rhegion und Skylakion war 1060
-T.-die Eroberung von Kalabrien vollendet. Der letzte Rest von Justinians
— »Segespreisen war Ostrom entrissen. Der Sieg der Normannen, die bald
auch Sicilien gewannen, war gleichzeitig ein Erfolg Alt-Roms, das seine
:=i80 lange eingeschränkte Obedienz wieder über ganz Italien ausdehnen
i: konnte. Im Zusammenhang mit diesen Ereignissen kam es zum völligen
^ kirchlichen Bruch zwischen Alt- und Neu-Rom. Der Papst Leo IX war
i sielbewusst und hochfahrend. Sein neurömischer Kollege Michael Keru-
— := larios gab ihm darin nichts nach. Aber es gehört die ganze occidenta-
: lische Befangenheit dazu, in dem Briefe des Patriarchen Michael Kerularios
• eine Provokation zu sehen, da er umgekehrt der Provozierte war. Ein
^L aufrichtiger Orthodoxer musste den nun sich vollziehenden Anschluss der
~ Metropolitanbezirke von Hydrus, Hagia Seberine, Rossanon und Rhegion
an den in den Augen der Griechen halbschismatischen Stuhl von Alt-Rom
als eine Gefilhrdung des Heils vieler Seelen ansehen, und so hat Michael
einfach seine oberhirtliche Pflicht erfüllt, als er im Verein mit Leon, dem
aotokephalen Prälaten der Kirche von Ochrida, die italischen Orthodoxen
vor den Ketzereien der Svuxoi warnte. Ein ebenso milder als angesehener
Theologe der anatolischen Kirche, der Patriarch Petros von Antiochien,
hat in seinem Briefe an Dominicus, den (Pseudo-) Patriarchen von Grado,
nur die leidenschaftliche Form der Erlasse und Massregeln Michaels ge;^
tadelt; sachlich stand er ganz auf seiner Seite.
Der Regierung war der Zank höchst ungelegen; sollte etwi
1004
Abriai d«r bfwUniaohau.K
Italien nocli gerettet werden, konnte sie d(
sie war schwach, und das patriotische t
erwies sich als eine Macht, der sie sich
freilich sein Möglichstes gethan , um c
; j liegaten alle irenischen Absichten der Rei
': < rohe und herausfordernde Auftreten des K
1 1 ehrlichen Griechen aufs tiefste empören.
\ sehr feierlich, und das war schliesslich c
; Verkleisterung von Photios' Schisma eing
: Buchführung hörte auf; man bekannte sie
• liehen Feindschaft.
; Sehr ernst war für das Reich die Fat
1 Ihr Chan Tyrak (Tirach), erbittert über d
lung der Horde unter dem Häuptling Eege
u liess die Fahnen wehen ; allein er wurde '
bewährtem Kegierungssystem siedelten di
den Ödländereien um Nis und Sr^^dec an
aus. Die ,christianos' der neuen Kolonie
der Donau zu Hilfe. Die Heiden sengter
die Thore von Adrianopel. Sie schlugen
1051 Heere. Erst 1051 warf man das Rauhg
donien heraus; Tyrak, in seinem Hauptlag
echter Barbarenfeigheit um Frieden.
Im Osten setzte Konstantin Basileioi
dem Tode ASot IV, des Bagratuniers vo
Üblichen Thronstreitigkeiten ausgebrochei
endlich Armenien mediatisieren. Eine by
1041 armenische Kapitale; aber die Katastrop
anlasste deren Abzug. Die Grossen eini
Gagik auf den Thron der Bagratunier s
Gregorios Magistros kämpften mit Glück
aber Konstantin fest auf dem Throne sass
1045 armenische Kleinfilrsten, 1045 wurde Qf
und das Jahr darauf besetzten die Griechi
der Täuschung lebte, dasa die Römerhert
Armeniens christlichen Glauben bedeute, w
habgierige Schar griechischer Kleriker set:
Bistümer und Abteien. Die religiösen Quäl
1056 physiten waren endlos. Der Katholikos I
Hauptstadt gerufen; nach dem Tode seim
Katholikoswahl. AJie die schweren Erfah
den Jahrhunderte waren an den nichts lei
griechischen Hierarchen spurlos voröberf
dass noch der Unglückskaiser Romanos ]
schwur bei seiner Rückkehr den armenisc
armenischen Mönche schrien zu Gott, er m
wie den vom hl. BasÜeios verfluchten got
VI. Der Verfall des ReloheB (1026—1081). 1005
inwitz des griechischen Eirchenregiments provozierte Stimmung der
enier liefert auch einen Schlüssel für die seldschukischen Erfolge.
Zunächst hatte nun nach der Annexion der kleinen Gebirgsstaaten
römische Reich direkt den Verstoss der unter Togrilbey zur Obmacht
fiien gelangten Seldschuken auszuhalten. Die echt griechische Erämer-
ik hatte, wie üblich, am falschen Orte gespart, den armen neu inkor-
3rten Bergkantonen hohe Steuern auferlegt und 50000 Mann armeni-
r und iberischer Milizen entlassen. Allein der grosse Basileios hat
li sein unübertreffliches Fortifikationssystem der Ostgrenze die Rettung
thörichten Nachgebornen bewirkt. Die in Vaspurakan einbrechenden
cenbanden wurden 1048 bei Stragna geschlagen. Aber das unbefestigte 1048
>n der Römer (Earin-Theodosiupolis), die reiche Handelstadt, legten die
3en in Asche. Der Schaden wurde einigermassen wett gemacht durch
mit Hilfe eines iberischen Volksaufbruchs errungenen Sieg von Ea-
on. Togrilbey s persönlicher Angriff 1080 scheiterte an der Festigkeit 1080
Burg Mantzikert.
Eonstantin hatte unverdientes Glück. Auch 1047 war der sehr ge- 1047
rliche Aufstand des armenischen Generals Leon Tornikios vor den
aem der Hauptstadt gescheitert, und ruhig regierte er nach Zoes Ab-
dn bis zum eigenen Hinschied 1054. Gerne hätte er dem in Make- ^^^
den kommandierenden General Nikephoros Bryennios die Herrschaft
:ewandt; aber der Legitimismus erwachte. Volk, Senat und Garde
Blten der energischen alten Theodora zu, als sie „die letzte der Purpur-
orenen* das Szepter ergriff (1054 — 1056) und mit ungewohnter Energie 1054/1(
dhabte. Dass die Ereaturen ihres Vorgängers durch Exil und Ver-
^enskonfiskation büssten, gehört zum legitimen Ritus eines byzanti-
ihen Thronwechsels. Aber darauf beschränkte sich die Thätigkeit der
isin nicht, welche die volle Eraft ihres Oheims geerbt zu haben schien,
zeigte das den damaligen Eabinetten förmlich angeborene Misstrauen
en den Generalstab, wenn man gerecht sein will, nicht mit Unrecht;
n unter dessen hochadlichen Mitgliedern war das Eaisermachen
Prätendententum geradezu zur Erb- und Modekrankheit geworden,
rief den hochbegabten Chef der gegen die Seldschuken operierenden
nee, Isaak Eomnenos, ab und ersetzte ihn durch einen gefügigen Hof-
in. Vor ihrem Tode (30. August 1056) übertrug sie die Eaiserwürde 30. At
den alten General und Senator Michael Stratiotikos (30. August 1056 .A^^?.
31. August 1057). ^^^^'^^
Das war zuviel für das Selbstgefühl der Armee. Die Loyalität und
be für das angestammte Herrscherhaus, von der Zoe und Theodora
rührende Beweise erhalten hatten, war mit dem Aussterben der make-
ischen Dynastie erloschen. Eine gewaltige militärische Revolution
ch aus. Die Generale, meist kleinasiatische Landlords, traten zusammen,
in den Tagen des Severus oder Aurelian. Unter jubelnder Zustim-
3g der einzelnen Truppenkörper proklamierten sie erst in Eastamona,
n auf der Ebene von Gunavia 8. Juni 1057 den Isaak Eomnenos 8- Jm
i Eaiser. Der eigentliche Eönigsmacher Eatakalon, der abgesetzte
iteg von Antiochien, bewog die Truppen von Nikopolis zum Anschluss, j
2006 Abrisa der bycantmüicheii Kai— rgoaolilchta.
Isaak marschierte gegen Nikaea, besiegte die kaiserlichen Truppen; 1
>t. abdizierte, und 2. September 1057 wurde Isaak in der Sophien
^ gekrönt.
Es war ein Sieg des Militärs über die Senatsaristokratie n
Civilbureaukratie. Der erste Empfang des Kaisers machte daroi
Teilnehmern einen unauslöschlichen Eindruck. Die Senatoren gl
zusammen und sahen auf den Boden. Der Kaiser sprach nur das nd
fast mehr durch Kopf- und Handbewegungen seinen Willen zu erl
gebend, und überliess das Reden seinen Sekretären. Diesem An&i^
sprach der Verlauf der Regierung. Isaak zeigte ungewöhnliche fi
Als langjähriger Armeechef hatte er das Übel der seit Basfleios' To
gerissenen finanziellen Verlotterung mit seinen Soldaten nur zu hart
müssen. Gleich Vespasian scheute er im Interesse der Samerun
Finanzplans auch die Unbeliebtheit nicht. Die Sinekuren Ar Hö
Gelehrte und das viel zu grosse Priesterheer wurden abgeschafft
Finanzreform wurde gründlich gefördert. Wie wenig er die frondii
Opposition des Reichsrats fürchtete, zeigt seine Absetzung des li
Kerularios, dessen hierarchische Anmassung unerträglich geworden.
Kirchenfürst mit seinen päpstlichen Allüren hat in der orthodoxen
nur ein Gegenbild, den moskowitischen Patriarchen Nikon. Isaa
Alexej haben in Byzanz wie in Russland das werdende Papsttum
Geburt erstickt.
Isaaks Alter, nach einem glücklichen Feldzug gegen patzini
)59 und magyarische Raubscharen 1059 durch Krankheit geschwächt, ^
Kaiserbürde nicht mehr gewachsen. Mehr noch hat ihn die stille und
Opposition der Bureaukratie lahmgelegt. „Gott'', pflegte man zu
„hat sich sechs Tage Zeit gelassen, um die Welt zu erschaffen:
Mann aber will alles an einem Tage zu Wege bringen.* Es ^
Vergnügen mehr, sondern ein verhängniss volles Amt, Kaiser von
zu sein. Wie im Rom des dritten Jahrhunderts, erkannten die I
in der Kaiserkrone Pflicht und Schicksal. Der müde Greis abdizie
ging ins Kloster Studien. Er übergab die Herrschaft seinem Freu
067 Minister Konstantinos X Dukas (1059 — 1067), einem ausgeze
Finanzgenie, der sich in sekundärer Stellung glänzend bewährt hatte
bar hat Isaak aus sittlichen Gründen, weil er meinte, so am besten
Reich zu sorgen, ihn gewählt und seinen hochbegabten Bruder J
und dessen noch fähigere Söhne damit vom Throne ausgeschlosser
die Wahl sollte sich als ein schlimmer Fehler erweisen.
Konstantin X eröffiiet die Dukasära, die unglückliche Epc
herrschenden Bureaukraten, Rhetoren und Gelehrten, i) Schon ei
unter Marc Aurel — war die Verwirklichung des platonischen
ideals, die Herrschaft der Philosophen, dem Reiche Verhängnis^
worden. Dukas hat die Senatsaristokratie durch massenhafte A
plebejischer Elemente, Handwerker und Barbaren, stark erweitc
') üeber diese Epoche vgl. die trefflichen 1 stellang des byz. Reiches vor d
Ausfübrangen von C. Neumann: Die Welt- I zOgen. Leipzig 1894.
YL Der Verfall des Reiohes (1026-1081). 1007
n Senatoren, deren Adel übrigens auch sehr fadenscheinig und von
yem her war, sahen das mit Ingrimm; aber man konnte sich damit
ten, dass die demokratische Senatspartei jetzt das Staatssteuer voll-
idig in die Hände bekam. Die Bureaukraten regierten; die Finanz-
3iten führten das grosse Wort. Es ist die Reaktion der Civilverwal-
; gegen den Militarismus, der Hauptstadt gegen die provinziale Oentry,
3he die hohen Militärposten bekleidete und bei der Erhebung Kaiser
.ks einen argen Prätorianergeist wieder gezeigt hatte. Diesem militä-
hen Prätendententum sollte definitiv der Boden abgegraben werden.
geschah durch Beschneidung des Militärbudgets und Auflösung der
lee. Kaiser und Minister haben um die Wette geeifert, dies anti-
tärische Ideal der neuen Senatspartei zu verwirklichen. Die Kadres
Armee wiu'den überall reduziert, der Sold gekürzt, die Vorräte an
Sfen und Kriegsmaterial nicht ergänzt, die Reparaturen der Werke in den
nzfestungen unterlassen. Kurz, es fehlte dem damaligen Konstantinopel
noch ein vom Volke gewählter Reichsrat, sonst wäre die ganze
^re des heutigen konstitutionellen Staates in optima forma verwirklicht
esen.
Der Verfassung entsprach die Regierung. Der orientalischen Krisis
i;e sie sich nicht gewachsen. Und gerade im Osten war die starke
id eines Militärs dringendes Erfordernis. Denn dort war neues kraft-
es Leben unter die Seldschuken gekommen, seit nach dem Tode des
3sen Togril-bey 1065 sein Sohn, der bisherige Statthalter von Choräsän,
-Arslan die Zügel der Regierung ergriflf. Ein Vorkämpfer der recht-
ibigen Sunna, zugleich bei aller echt türkischen Roheit ein helden-
iner, ritterlicher Mann, war er der Abgott seiner Reiterscharen, ein
nmer Feind für das von schwächlichen Bureaukraten und Schönrednern
^leitete Reich. Sein Einbruch in Armenien bezeichnet den Tod der
tigen hohen Kultur. Nur grausige planmässige Verwüstung und Ver-
Dg charakterisierten den Kriegspfad des Seldschukensultans. Man spricht
t gemäss der herrschenden Turkophilie „von den herrlichen Resten
reichentwickelten Kultur der Seldschuken", weil der Sultan von Rum,
eddin Keikobad I (1220— 1236) in der That glänzend gebaut hat. Man 1220/123
^sst dabei nur die Kleinigkeit, dass diese ganze Seldschukenherrlichkeit
it original, sondern persisches und byzantinisches Lehngut ist. Mit
au demselben Rechte könnten wir dann die Hyksoskönige mit ihren
Nationen und Annexionen ägyptischer Kunstleistungen in Tanis als die
iren Kulturbringer im Nillande ansehen.
Gleich nach seinem Regierungsantritt veranstaltete Alp-Arslan unge-
öre Aushebungen und rückte gegen Armenien vor. Als er von Osten her
inzog, unterwarfen sich voll Todesschrecken die Könige von Albanien
Iberien. Dann wandte er sich gegen die gewaltige Königsfestung Ani.
itebelagerung ist sonst niemals die Sache der asiatischen Steppenreiter
esen; aber mit beispielloser Energie hielten die Türkenhorden vor ihren
llen aus. Die Zentralregierung, an Geld und Soldaten knapp, sandte
le Ersatzarmee, und so wurde die herrliche Stadt 6. Juli 1064 eine 6. Juli
te der Barbaren. Gleichzeitig streiften plündernd, sengend und raubend ^^^
1008 AbriBB der byzantixusohen Kaisergeaoliicliie. ■
ihre Reiterscharen bis in die Euphratprovinzen. Der kleine Füret ml öo*
Kars, im Gefühl seiner Ohnmacht gegenüber dieser furchtbaren Vött»! kr*
welle, cedierte sein Reich an die Griechen und erhielt als £nt8chädigQ|l t^^
die Stadt Camendav in der kilikischen Tauruslandschaft, welche baMflhif^r
das armenische Volk eine zweite Heimat werden sollte. Sein Tausch i»l ^it
gut ; denn Kars fiel kurz darauf in die Gewalt der Türken. I ^
Wie in Asien war auch in Europa die PoUtik der Regierung kenil ^^
1064 kraftvolle. 1064 wurde die wichtige Donaufestung Belgrad von dal 5^''
Magyaren besetzt. Das folgende Jahr sah die Patzinakengefahr dnitk I ^
die Kumanennot ersetzt. Die üzi (Oghusi, von den Russen Polovci, ?« • »^
den Griechen Kumanoi genannt), abermals eine schmutzstarrende pferde-|&
reiche Türkenhorde, in Filzjurten lebend, von Stutenmilch und PferdefloMii 1 ^^
sich nährend, in Schafsfelle gehüllt, in üblicher Weise mit Bogen lail^'^
Pfeil bewaffnet, waren nach dem Beispiele unzähliger Brüder «dem ZogBi^^
nach dem Westen" gefolgt. Die Patzinaken wurden durch sie ausdflrl'l'^
1065 Dnjestergegend in die Walachei gedrängt. 1065 überschritten ihrer 60000 JW
die Donau. Vergeblich suchten Basileios Apokapes und Nikephoros Bo- 1 Bo
taniates, die römischen Generale, dies zu wehren. Dank der trefflich«
Civilverwaltung hatten sie nicht genug Soldaten. Eine Horde drang Im
gegen Thessalonike. Seuchen und die Gegenwehr des erbitterten Land-
volks vernichteten sie. Die Hauptmacht, in den Hämus gedrängt, geiiet
bald in grosse Not. Ihre Ausrotümg verdankte man nicht der kläglichen
Regierung, die ganz an das heilige römische Jammerreich zur Armagnaken-
zeit erinnert, sondern den tüchtigen bulgarischen Milizen und den rache-
schnaubenden Patzinaken, welche erbarmungslos mordeten. Ein Rest bat
um Gnade und ward in Makedonien angesiedelt.
Entsprechend der antimilitärischen Schöngeisterei und Oelehrsamkeito-
pflege hatte der alternde Kaiser auch seine zweite Ehe geschlossen. Eudokia
Makrembolitissa, eine ebenso schöne als litterarische Dame, wurde durch
ihn Mutter von sechs Kindern. Dazu kamen die drei aus Vorsicht berrits
gekrönten üukassöhne erster Ehe. Der sterbende Kaiser, lediglich von
dem Gedanken beherrscht, seinem Hause die Elrone zu erhalten, suchte
die Kaiserin und den Senat durch schriftliche Versprechen und Eidschwüre
zu binden — bei Byzantinern ein hoffnungsloses Unternehmen. — Eudokia,
obschon ganz in der Atmosphäre der gelehrten Pedanten lebend, wo der
widerliche Schwatzphilosoph und Redekünstler Psellos den Ton angab,
bewies, dass auch die gründlichste rhetorische Vorbildung den Verstand
einer klugen Frau nicht völlig zu missleiten vermag. Sie erkannte den
Schaden, welchen der neue Kurs dem Reiche beigebracht. Nur der tra-
ditionelle Militarismus konnte Rettung in der Seldschukennot gewähren. Sie
hörte auf die Volksstimme, welche ihre Wiederverheiratung mit einem
strammen Militär wünschte; nur so konnte dem gemeinschädlichen Über-
wuchern des Bureaukratismus gesteuert werden. Bei der Gattenwahl
freilich hat sie sich vergriffen; Romanos Diogenes, Stratege von Triaditza
(Sredec), war der Sohn jenes Konstantinos Diogenes, der einst ein sla-
visches Pronunciamento gegen Kaiser Romanos sollte gewagt haben. Den
erst dreissigjährigen Sohn, einen hünenhaften Recken von heissem Blute
it
VI. Der VerfaU des Beiches (1026->1081). 1009
.Ad fast tollkühnem Ehrgeiz, traf von Seiten der misstrauischen Bureau-
urateu dieselbe Beschuldigung, wohl mit demselben Rechte. Eudokia, be-
^its starke Vierzigerin, aber noch inmier stattlich und lebhaften Tem-
peraments, hatte den hervorragend schönen Elomanos kaum gesehen, als sie
nit der ganzen Glut der Südländerin nach seinem Besitze strebte. Doch ihr
icliriftliches Versprechen, keine zweite Ehe einzugehen, war in den Händen
iesaUerheiligsten Johannes Xiphilinos. Weibliche Arglist kannte die schwache
Seite des Patriarchen. Unter der Vorspiegelung, einen seiner Verwandten
KU heiraten, erhielt sie die kompromittierende Urkunde zurück und über-
raschte die Residenz durch die Vermählung mit Romanos Dezember 1067. Do«. lOi
Eis war ein Sieg der Militärpartei; die Wut der überlisteten Bureaukratie
offenbarte die teils stille, teils offene Opposition ihrer Häupter, des kaiser-
lichen Bruders, des Cäsars Johannes Dukas, der mit zwei Söhnen im
Senat eine mächtige Partei besass, des grollenden Patriarchen und vor
allem des giftigen Rhetors Michael Psellos. Dazu kam, dass die von den
Dukas verhätschelten Prätorianer, die Varangen, zur Partei des alten
Hofes hielten, schon weil Romanos bei der Nationalarmee beliebt war.
Nur ein glänzender Erfolg nach aussen konnte dem Soldatenkaiser das
nötige Prestige verleihen.
Es galt den Seldschuken, der ständigen Geissei der kleinasiatischen
und syrischen Ostprovinzen, mit machtvoller Energie entgegenzutreten.
Tapferkeit und Feldherrngeschick des Romanos konnte die Hoffnung er-
"wecken, dass dem Reich ein neuer isaurischer Leon oder Eonstantinos er-
standen sei. Leider rissen ihn sein Ungestüm und seine Unterschätzung
der Feinde ins Verderben. Die lange Missregierung der Bureaukraten
hatte die Armee verlottert; die Sparsamkeit am unrechten Ort hatte
: den Staatsschatz auch nicht gefüllt. Die Buntscheckigkeit der vielfach
: von nationalen Offizieren kommandierten Landsknechte erschwerte die
• Sicherheit des Oberkommandos und die Einheitlichkeit der Operationen.
: Trotzdem verlief der Feldzug des Jahres 1068, welcher einerseits der 1068
; Züchtigung der Muslimen von Aleppo galt und andererseits die seld-
schukischen, die Pontoslandschaften heimsuchenden Raubscharen derb zu-
rückwarf, völlig glücklich.
1069 brachen die wüsten Räuber von neuem in Kappadokien ein, 1069
das alle Drangsale vandalischer Verwüstung und Ausmordung erlitt. Den
leichten Türkenreitern war die schwerfällige Taktik der Byzantiner so
wenig gewachsen, als einst Crassus' Legionäre den parthischen Eisenreitern
und Pfeilschützen. Aber der Kaiser jagte die Räuberbanden zuletzt doch
über den Euphrat zurück; allein während er durch das ehemalige vierte
Armenien einen kühnen Zug unternahm, um Chlat\ die Festung des Van-
sees, zu überrumpeln, liess sich sein Feldherr Philaretos in Kappadokien
schlagen. Bis Ikonion plünderten die Seldschuken. Dem Kaiser, der ihnen
den Rückweg zu verlegen suchte, entrannen sie nur durch Preisgabe der
Beute.
Die Übeln italischen Verhältnisse zwangen den Kaiser 1070 zur io70
Rückkehr nach der Hauptstadt. 1068 war Hydrus (Otranto) gefallen, und io6f
das feste Bari, der Hauptwaffenplatz der Griechen auf apulischem Boden,
Saadbucb der Uaai, AltertnmiwlMeziiohftft IX. 1. Abtlg. 2. Aofl« 64
\Q\Q AbrisB der bycanünisohen Kaisergesohlohte.
ward eingeschlossen. Nach heldenmütiger Gegenwehr kapitulierte k
^' tapfere Besatzung 16. April 1071. Mit den Griechen in Italien war ci
^3 aus, und so traten auch die Amalfitaner 1073 unter Robert Guiskni
Herrschaft. Hier war das Verhängnis nicht mehr hintanzuhalten; aki
im Osten wurde die Krisis akut. Manuel Eomnenos, Kaiser Isaaks Kei^|
der in Romanos' Abwesenheit das Kommando geführt hatte, war von da]
Türken aufs Haupt geschlagen und selbst gefangen genommen worden
Chonae, dem so oft der hl. Michael seinen wunderbaren Schutz verlieW
erlag diesmal den Türken. Des Erzengels Heiligtum ward geschändet loi
ausgeraubt. Alp-Arslan erstürmte ferner im armenischen Osten die h<x^
wichtige Grenzburg Mantzikert (Manazkert). Da machte der Kaiser eiie
unerhörte Kraftanstrengung. Mit einem Heere von 100000 Mann zog er
persönlich gegen die türkischen Christusfeinde. Eine Division, meist uzLsdit
und abendländische, wenig zuverlässige Söldner unter Führung des Fno*
zosen Oursel Bailleul, sollten Chlat^ erobern; die Hauptarmee mit da
Kaiser an der Spitze gewann Mantzikert zurück. Aber in einigen Rate^
gefechten zeigten Alp-Arslans erprobte Scharen siegreiche Überlegenlidl
Der Kaiser rief die gegen Chlat' detachierten Corps vergebens zurück;
sie wurden durch die Türken nach Mesopotamien abgedrängt. Alp-Arslaii,
im Gefühl einen ebenbürtigen Gegner vor sich zu haben, bot den Frieden
an; Romanos' Stolz wies ihn thöricht zurück. So kam es zur furchtbaren
Entscheidung. Üble Vorbedeutungen schreckten das eilig zusammengeraffte,
auch durch des Kaisers eiserne Disziplin nicht in so kurzer Zeit zu einer
Musterarmee umgeformte Heer. Intrigue und Verrat der Offiziere und
Söldner lähmte die Energie im eigenen Lager. Nichtsdestoweniger kämpften
den ersten Tag beide Parteien heldenmütig ohne Entscheidung. Allein ak
den zweiten Tag Prinz Andronikos Dukas verräterischer Weise mit seber
Abteilung den Rückzug antrat, ergriff Panik das Heer. Andre Chefs mit
den ihnen anvertrauten Divisionen folgten Andronikos' Beispiel. Vergebens
focht Romanos mit wahrhaft heroischem Mut. Die türkische Reiterei
drang mit wildem Ungestüm siegreich, unaufhaltsam vorwärts. Dem Kaiser
ward sein Pferd unter dem Leibe verwundet. Er stürzte und geriet in
türkische Gefangenschaft.
Das ist der furchtbare Entscheidungstag von Mantzikert des Jahres
^1 1071, die Todesstunde des byzantinischen Grossreichs. Mochten auch
die Folgen in ihrer ganzen Entsetzlichkeit sich nicht gleich fühlbar machen,
der Osten Kleinasiens, Armenien und Kappadokien, die Landschaften, denen
so viele Kaiser und Generale entstammten, und welche die eigentliche
Kraft des Reiches repräsentierten, waren auf immer verloren, und der
Türke pflanzte auf den Trümmern altrömischer Herrlichkeit sein Nomaden-
zelt auf. Die Wiege der Gesittung verfiel islamitischer Barbarei und
völliger Verrohung. Nicht den unglücklichen Kaiser, sondern die Bureaa-
kratie und die Hofpartei, welche in kurzsichtiger Verblendung gegen das
militärische Prestige sich gestemmt, das Reich planmässig wehrlos gemacht
und in einem ihrer Hauptvertreter offenen Verrat geübt hatten, trifft die
schwere moralische Verantwortung für die Katastrophe, von der das
Griechentum sich niemals erholt hat, noch erholen konnte.
VI. Der YerfaU des Reiche« (1026-1081). 1011
^\ Von allen späteren Geschlechtern ist mit Recht der geradezu bei-
- ipiellose Edelmut gefeiert worden, mit dem der rauhe Türke den gede-
ih nütigten und gefangenen Gegner behandelte. Er gab ihm die Freiheit
.^surück gegen die Herausgabe der seldschukischen Gefangenen und gegen
-1- Zahlung einer Million Byzantiner. Nur ein verzweifelter Fatalismus konnte
. -den unglücklichen Kaiser bewegen nach seiner Hauptstadt zurückzukehren.
-Auch dem politisch Naivsten musste es doch völlig klar sein, dass der
-^ICsserfolg des Kaisers dessen Sturz und den seines Anhangs, der Militär-
^.j>artei, zur Folge haben müsse. So nahmen denn auch die Bureaukraten mit
_, völligster Zuversicht das Heft in die Hände. Auf Antrag des Psellos wurden
Sudokia und ihr ältester Stiefsohn, Michael Dukas, als Regenten einge-
7 setzt. Die eigentliche Regierung führte Romanos' Todfeind, der alte Cäsar
Johannes Dukas. Von der Psellospartei unterstützt, stellte er an Eudokia
^ das Ultimatum, ihren Gatten des Throns für verlustig zu erklären. Als
die heldenmütige Frau die schandbare Zumutung entrüstet zurückwies,
~ ward sie aus dem Palaste trotz ihrer Thränen und Bitten Verstössen, zur
Kalogräa geschoren und ins Kloster gesteckt. Michael YII Parapi-
nakes (1071 — 1078) wurde als Kaiser ausgerufen. Der unglückliche Ro- 1071/1
xnanos, der sich gegen ihn in Asien zu halten suchte und dem nur ein
kleiner Teil der Truppen die Treue bewahrte, ward durch Andronikos in
Adana eingeschlossen und musste sich ergeben. Er dankte feierlich ab
und versprach ins Kloster zu gehen; Andronikos Hess sein Versprechen
persönlicher Sicherheit durch die Metropoliten von Chalkedon, Herakleia
und Koloneia garantieren. Aber umsonst hatte Romanos getraut. Der
Regent Cäsar Dukas war über die Vorschriften der christlichen Moral
oder auch nur des allgemeinen Völkerrechtes hoch erhaben. Trotz des
Protestes der ehrlichen Bischöfe, mit denen man ein heUloses Spiel getrieben,
ward Romanos in der scheusslichsten und grausamsten Weise geblendet.
Den furchtbaren, auf Befehl des Cäsars absichtlich ungepflegt gelassenen
Verwundungen erlag der unglückliche Monarch, nachdem er vergebens den
'- Heldentod auf dem Felde der Ehre gesucht hatte.
Ob, wie man behauptet hat, das damalige Reich noch zu retten war
— die grosse strategische Position in Hocharmenien war noch nicht ver-
= loren; Antiochien, Edessa und die Küstenplätze waren noch römisch —
■ lässt sich doch billig bezweifeln. Der kleinasiatische Besitz der Römer
~- glich dem italienischen der Nachfolger Justinians, und auch dort hatte
= „ein Mann von eiserner Faust ^, Kaiser Konstans, mit Aufbietung aller
= Kräfte gegen die Langobarden nichts Nennenswertes auszurichten ver-
~ standen. Eine Gleichstellung vollends der Seldschuken mit den syrischen
^ Hamdaniden verrät doch einen entschiedenen Missgriff in der Wertschätzung
militärischer Machtverhältnisse. Jedenfalls zeigte die nun zu üppigster
- Blüte gedeihende Misswirtschaft der den Ton angebenden Civilmandarinen
ein wahrhaft bewundernswertes Geschick, in allen politisch wichtigen
Momenten die verkehrteste Entscheidung zu treffen. Eine Politik der
Rhetorik und der Phrase war nun an der Tagesordnung, kräftig sekundiert
durch die Epistolographie, welche auch in ihrer grundschlechten Tendenz
ganz unserer Presse entspricht. Die Regierung führten der Cäsar und
10X2 AbriM d«r bysuitlnlMilLMi EftlawgMohl'
der Eunuch NikephoritzeB, beide niclit anfähig und i
graut; aber die ganze bureaukratische Routine zeigte e
Situation nicht gewachsen. Während die Reichsvei
erhörtesten Weise vemachl&ssigt ward, während a
Marinebudget knauserte , Festungen und Stras
wurden die Grossbeamten und Kreaturen der leitentj
ausbezahlt, und für die Vergnügungen des Hofes,
waren stets die nötigen Summen disponibel. Selten
lassenere und gedankenarmere Regierung in Byzan
aus den Spitzen der Beamtenaristokratie gebildete.
Der Kaiser selbst war Psellos' würdiger SchQlei
sagt von ihm, dass er die Dinge gehen liess. Wi
im Westen die Verhältnisse sich immer gefährlic
Michael mit Psellos Rhetorik und versuchte sich in
In Bulgarien hatten die Erpressungen der Beamten
zum Aufstand reif gemacht. Die bulgarische Matiom
Georg VojtSch (Boitachos), suchte Anschluss bei di
1050,1084 Serben, deren Fürst Michail (1050—1084) vom Pa
erhalten hatte; die Boljaren baten sich seinen Sohn
Er wurde unter dem Namen Petros feierlich als sol
erfocht Über Damianos Dalassenos einen glänzenden I
chische General selbst gefangen ward. Bodin mai
Niö, sein Unterfeldherr, der serbische Vojvode P(
Allein die Griechen boten nun eine starke Heeresi
männische Söldner, auf. Bodin wurde geschlagen
Antiochien geschleppt, von wo er mit Hilfe der ^
Vater nach Skodra entfloh. Der Aufstand wurde i
das Nachspiel bildeten die gewohnten Grausamkeitei;
Den Vertrag, welchen Romanos mit Alp-Arsle
die neue Regierung sogleich kassiert, aber keine Ai
gung des Reichs getroffen, sodass der Osten wehrlos
1072 Räubereien preisgegeben war. Alp-Arsiane Tod 107i
1072,1092 tigen Melik-Sah (1072—1092) zur Herrschaft, der si
Suleiman die Führung des Krieges mit Rnm Dben
männisch hochbeanlagte Kopf verstand es, gegen das (
den tödlichen Schlag zu führen. Vergeblich hatte Ro
Gesetzgebung gegen die Plantagenwirtschaft angekän
sie mehr als im Osten. Hörige und Sklaven bebaut
dien der Granden. Da griff Suleimans soziale Ref
Landbauem wurden gegen Erlegung einer Kopfsteuer
so durch ihr eigenes vitalstes Interesse an die tUrk
kettet. Vielfach muslimische Sklaven oder beteroC
sie fUr den Retchsgedanken ohnehin so gut wie kein
Die Regierung musste endlich aus ihrer Inal
Allein der neue Oberfeldherr Isaak Komnenos wari
Haupt geschlagen. Der Cäsar Dukas, welcher jetzt i
nahm, zog zunächst den unter Oursel meuternden ]
VI. Der TerfaU des Beiohes (1026-1081). 1013
rde aber am Sangarios von Oursel geschlagen und gefangen, und
geschah das Unerhörte. Der bisherige Reichsverderber verstän-
e sich rasch mit dem normannischen Abenteurer; er trat als Eron-
tendent auf und rückte gegen den eignen Neffen und die Hauptstadt
In ihrer Not warf sich die Zentralregierung den Türken in die
1074 schloss Suleiman unter Melik-ääh's Zustimmung einen Vertrag 1074
i^ den Römern, der ihn zum rechtmässigen Herrn der okkupierten Ost-
rovinzen machte. Dafür versprachen die Seldschuken die Stellung einer
HArken Hilfsmacht und hielten Wort. Ihre Reiter zersprengten die Re-
^llenscharen und nahmen die beiden Rädelsführer gefangen. Dukas
■wanderte ins Kloster; Oursel entwischte und sammelte im Thema Arme-
aiakon neue Truppen. Gegen ihn ward 1074 Alexios Komnenos, Johannes
Komnenos' Sohn, der Neffe des Kaisers Isaak, ausgesandt. Er tritt damit
raerst und glücklich auf den weltgeschichtlichen Schauplatz. Denn er er-
ebte den Triumph, den unruhigen Kondottiere gefesselt nach Konstan-
inopel zu schleppen. Die Türkennot dauerte freilich durch Übergriffe
ind Verwüstungen Kleinasiens ungehindert fort.
Das Bureaukratenregiment war zum Untergänge reif. Das war die
lerrschende Überzeugung. Rettung war nur noch bei der Armee. So
Anden denn 1078 gleichzeitig in Europa und Asien zwei Pronunziamentos 1078
tatt. Nikephoros Bryennios, der Stratege von Dyrrachion, zog vor die
lauptstadt, während in Kleinasien unter der mit neuen schmachvoUen
Konzessionen erkauften Zustimmung der Seldschuken Nikephoros Botaniates
um Autokrator ausgerufen ward. Eine Revolution von Adel und Volk
^irang Michael zur Abdankung; er wurde Erzbischof von Ephesos, Nike-
phoros III Botaniates (1078—1081) dagegen allgemein als Kaiser an-1078/l(
erkannt. Den Gegenkaiser besiegte Alexios Komnenos bei Kalabrya in
ilirakien vollständig; und ebenso schlug er mehrere rasch sich folgende
^onunziamentos mit Energie nieder, bis 1079 sein eigener Schwager 1079
4^ikephoros Melissenos, unermesslich begütert und einflussreich unter dem
ailitärischen Landadel, sich zum Gegenkaiser aufwarf. Diesen Leuten
varen alle patriotischen Gefühle abhanden gekommen. Der neue Kron-
>rätendent schloss mit Suleiman einen Vertrag auf Teilung der gegen
Jotaniates zu machenden Eroberungen. Wohl weniger, wie er vorgab,
lus zarter verwandtschaftlicher Rücksicht, als weil er nicht gesonnen war,
ediglich für den unfähigen Kaiser seine Haut zu Markte zu tragen,
weigerte sich Alexios gegen Melissenos zu Felde zu ziehen. Der an seiner
Statt ausgesandte Protovestiarios ward bei Nikaea geschlagen.
Bei der Übeln Lage des Reichs war es nicht der ungeschickteste
Schachzug des Friedenskaisers Michael IX gewesen, sich den mächtigen
Robert Guiskard von Apulien durch Verschwägerung zu verbinden. Dessen
inmündige Tochter Helena war mit einer Schwester nach Konstantinopel zur
feineren Erziehung gesandt und mit dem damaligen Kronprinzen Konstantinps
[jetzt Mönch in Studion) verlobt worden. Der verblendete Thor Nike-
phoros sperrte die normannischen Prinzessinnen in ein Kloster und reizte
iadurch den heissblütigen Kriegshelden zu wilder Wut. Sobald dieser 1080 i080
üe Hände frei erhielt, sandte er nach Byzanz ein Ultimatum, welches die
\QH AbrUa d«r bjxftntiniaobvn KkUargoMohiolito.
WiedereiBsetzung der Dukas forderte. Vergebens wurde di
dea echten Michael sein falscher Prätendent entlarvt. ]
vollzogen.
Alexioe KomnenoB, der föhigate unter den Generale
die Sache des Kaisers Nikephoros unterstützt, weil er die
hegte, von ihm als Caesar adoptiert zu werden. Als aber
Alte vielmehr die ßeichsnachfolge seinem Neffen Synadei
gedachte, schlug die längst bestehende Spannung in offi
um. Alexios entwich nach Tzurulon; die Anhänger dea
wie der Militärpartei, vor allem der kampfesmutige Qeorj
scharten sich um ihn. l&r marschierte gegen die Hauptert
war höchst kritisch; denn der kaiserliche Greis und seine 1
bereits mit Meltssenos und den Türken paktieren. Allein d
1. Apr. deutschen Söldners öffnete Alexios 1. April 1081 das Chai
^"81 Furchtbar litt die Hauptstadt durch die Wildheit der eindrinj
scharen. Noch hielten die Yarangen und einige andere
treu zum Kaiser. Allein dieser gab seine Sache selbst ve
ward Alexios in der Sophienkirche gekrönt.
Einer militärischen Revolution verdankte der Eomnei
imd ihr bezeichnender Abschluss ist, wie vor 900 Jahren
des Septimius Sevenis, die Behandlung der Residenz als
Stadt. Mit brutaler Deutlichkeit ward damit der hauptstäd
kratie klar gelegt, doss ihr Regiment, welches das Reich
richtet, zu existieren aufgehört habe. Die Militärs nahmen,
wieder die leitende Stellung ein, und man kann wohl sagei
Segen des Reichs. Restitutores orbis konnten die Komoe
werden. Der Westen verblieb den Normannen, der viel w
wo das Reich Rom (Ikonion) entstand, den Seldschuken. I
leuchtendes Abendrot hat diese Heldendynastie dem vielge|:
Volke noch verschafft, und in der furchtbaren Nacht der
Reichszertrümmerung haben die späteren Geschlechter mi
tiefer Dankbarkeit dieser kraftvollen Dynastie von Rei
Reichserhaltern gedacht.
VII. Die Komnenen und die Angeli (I08i
1081/111? Eine furchtbar schwere Aufgabe harrta des grossen B
bis 1118). Er regierte sozusagen nur noch über Ruinen,
fast allein die Küstenstädte noch im wirklichen Besitz d<
europäischen Provinzen des Nordens waren durch immerw
verwüstet, ihre Steuerkraft erschöpft. Dabei drohte die di
unverantwortliche Thorheit herauibeschworene Normannen,
hörte wahrlich Heldenmut dazu hier nicht zu verzagen, uni
der grosse Alexios. Vor allem aber hatte er die Haupti
deren Mauerring schon in manch drangvoller Not die M
Romäerkaisers beschränkt gewesen war, und deren unverg
der glänzendste Beweis von Konstantinos' des apostelgleichen
VII. Dia Komnenen nnd die Angeli (1081->1204). 1015
diarfsinne, immer wieder die Möglichkeit gewährt hatte, aus seinen
Mhnmern das Reich neu wieder aufzubauen. Alexios war der Mann, der
lieser schwierigen Aufgabe ein langes, arbeits- und entsagungsreiches
leben mit jenem echt römischen Pflichtgefühl widmete, das die besseren
..^tnter den romäischen Selbstherrschern so wohlthuend auszeichnet.
Seinen Thron verdankte Alexios der Militäraristokratie und den
^3iikas. Beide mussten dauernd an das Komnenenhaus gefesselt werden.
^':?eii8ionen konnte wenigstens vorläufig die erschöpfte Staatskasse nicht
uUen; Alexios bezeigte seine Dankbarkeit und Anerkennung mit reich
_Jid>ge8tuften Rangklassen von Titeln, ganz wie die heutigen Fürsten mit
^*Opden. Man wurde zum Sebastos, Protosebastos, Panhypersebastos, Se-
""Hbaetokrator u. s. f. kreiert. Noch ist ein Schriftstück der Patriarchal-
"^kanzlei erhalten, welches einem äfjLvrjrog dieser erhabenen Geheimnisse
•wie ein richtiger Briefsteller vorschreibt, welche Anreden und Titulaturen
:_- er anzuwenden hat, wenn er an einen hohen geistlichen oder weltlichen
— Würdenträger ein Schreiben richtet. Was wir gewöhnlich als byzantinisches
-'Titel- und Zeremonienwesen bezeichnen, verdankt wenn nicht seinen Ur-
sprung, doch seine Ausbildung erst der Eomnenenzeit und der nach-
- folgenden Epoche des Verfalls.
Melissenos der Prätendent fand es nun geraten mit seinem energi-
schen Schwager sich zu stellen; er ward mit dem Caesarsrang entschädigt.
Nun aber galt es der grossen Aktion, welche der Normannenherzog und
sein kriegstüchtiger Sohn Boemund vorbereiteten, mit Aufwendung aller
Kräfte des Reichs die Spitze zu bieten. Eine grosse Rolle in den Kriegen
des Alexios spielt als Getreuester der Getreuen und darum mit Landgütern
und Lehen wahrhaft überschüttet der iberische Prinz Gregorios Pakurianos,
der Grossdomestikos des Westens. Seine Stiftung ist das reiche Kloster
Stenimachi, noch heute das Zentrum des Hellenentums um Philippupolis.
Mai 1081 landete erst Boemund, dann Robert Guiskard mit einer Mai ]
Armee von 30 000 Mann in Orikos (Epeiros); wie einst Caesar, belagerte
er zu Lande und zu Wasser Dyrrachion, die seebeherrschende hellenische
Festung an der Adria, zugleich als Anfangsstation der via Egnatia der
Schlüssel zum Innern des Reichs. Unterdessen hatte Alexios mit den
schwersten Opfern die Hilfe Venedigs erkauft. Keineswegs aus alter
Anhänglichkeit an das Reich, dem die klugen Kaufleute nur nachfragten,
wenn es ihnen Gewinn brachte, sondern im eigenen wohlverstandenen
Interesse unterstützten sie das Griechenreich gegen die Normannen mit
ihrer mächtigen Flotte. Der hohe Preis waren die für Venedig so über-
aus günstigen Handelsverträge, welche das Ostreich kommerziell und wirt-
schaftlich genau so abhängig von Venedig machten, als heute die Türkei
von England. Man darf deshalb mit Alexios nicht rechten, seine Lage war
eine verzweifelte; er musste die Hilfe nehmen, wo er sie bekam, und jeden
Preis zahlen. Die Venetianer thaten denn auch ihr Möglichstes. Die
venetianische Flotte unter dem Dogen Domenico Selvo mit der griechischen
vereint vernichtete die normannische; Robert Guiskard wich, wie Caesar,
nach Pharsalos; und stolz auf sein starkes Heer von 70 000 Mann, dar* j
unter zahlreiche „Varangen^ (Angelsachsen und Dänen), bot Alexios ilttr^
1016
AbriM der briuitiniachen K«i«erg
18. Okt. trotz Palaeologos' Widerraten die Schlacht ai
^"^^ Schicksal war das des Pompeius.
1082 Anfang 1082 erstürmte Guiakard Dyrrachio
Italien genötigt, Uberliess er die Führung des Ei
Alexios an den deutschen Kaiser gezahlte Subsid
herzog möglichst in Italien festhalten. BoSmunc
1083 in Epeiros ein; 1083 schlug er Älexios' neue A
Kastoria, Moglena, Skopje und alle makedon
Vardar. Aber griechische Bestechung bewirk
geringen Beute im armen Lande unzufriede:
Meuterei. Boemund wandte sich nach Tbessalit
trotzte sechs Monate allen seinen Angriffen. AI
Erfolge belehrt, beschränkte sich auf den Kli
Suleiman zu Hilfe gesandten 7000 SeldschukenrE
in einer den normannischen Rittern verdi
Nicht einmal die Sympathien der unzufriedener
zu erwerben gewusst. Der Schatten des gros
tung des Reichs bei, weil die in ihrer Mehrheit g
Bauern die normannischen Eindringlinge als
1084 Sommer 1084 war Boemund auf die epirotischc
und eilte nach Salerno, um dem Vater sein ¥\i
1064 1084 erschien der alte Herzog mit seine
banien; aber über den ärmlichen Gewinn von
kam er nicht hinaus. In den Seeschlachten s<
1085 bis 1085 zwischen Korypho und Buthroton Ve
Normännerflotte gründlich schlugen. Seuchen
17. Jul. furchtbar dezimiert; 17. Juli 1085 erlag der
1085 Der Hader seiner Söhne Boemund und Roger i
sitz erleichterte dem Eomnenen die Wiedererol
platze. Das Römerreich war för anderthalb J
Raubritter los.
Kaum war Alexioß von den Normannen l
gefahr nach dem Norden. In Thrakien und Bul(
Verfolgung die Lehren der Paulikianer und Bog
Landleuten und Hirten, wie unter den Städtel
Adel immer mehr Anhang gefunden, musste do
Patriarch wegen angeblichen Bogomilismus e
1078 im Jahr 1078 beim Kumaneneinbruch hatte t
Triaditza (Srcdec, Sofia) und der Bogomile Di
Glaubenskrieg gegen „die Götzendiener der I
Es erinnert ganz an die Schwarmgeisterei eil
diese .Vollkomnenen" 80 000 Bauern um sich
niertes byzantinisches Armeekorps zersprengte b
'] KosrnafiÄUikos. Erecheint ein Hysti- I des Athos
ker gewesen zu sein, in welchen orthodoie getreten, ei
Rationalisten littretiscfae Lehren erst hinein- Scheiterhau
inquirierton. Wären die OmphsJopsycliiten I
Vn. Die Konmenen nnd die Angeli (1081—1204). 1017
Tiühelos; aber als 1086 die Boljaren um Drystra (Drster) mit den Rumänen 1086
a^emeine Sache machten, schlössen sich ihnen gleich die Bogomilen unter
äem vornehmen Paulikianer Traulos an, besetzten das Bergschloss Beljatovo
und brandschatzten Thrakien. Pakurianos und Branas wurden 1086 ge- 1086
schlagen, so dass Drystra und ganz Donaubulgarien sich vom Reiche los-
machten. 1087 erschien Tzelgu-Chan mit 80000 Patzinaken und Kumanen; 1087
N'ikolaos Mauro-Katakalon vermochte ihre Fortschritte nur notdürftig zu
hemmen, so dass 1088 Alexios selbst den Hämus tiberstieg; aber in der 1088
furchtbaren Schlacht bei Drystra (Drster) ¥nirde er so gründlich geschlagen,
die Griechen das offene Feld nicht mehr halten konnten. Thrakien
jetzt widerstandslos der Plünderung durch die wüsten Horden preis-
gegeben. Bis in die Umgegend der Hauptstadt dehnte sich ihr Sengen
und Morden aus. Aber wie einst gegen die Normannen und später die
Kreuzritter, erwiesen sich die byzantinische Diplomatie und das byzan-
Ünische Gold erfolgreich. 40 000 Kumanen traten in Alexios' Dienst und
29. April 1091 wurden durch die vereinigten Griechen und Kumanen die 29. Ap:
Patzinaken in der blutigen Schlacht von Lebunion dermassen zusammen- ^^^^
gehauen, dass das scheussliche Volk für lange Zeit völlig lahm gemacht
inrar. Armselige Reste kolonisierte der Kaiser in Obermakedonien um
Moglena.
Das letzte Mal drohte eine Gefahr von den Nordvölkem, als 1094 1094
der Kronprätendent Pseudo-Konstantin Diogenes die Kumanen über die
Donau führte. 48 Tage belagerten sie Adrianopel; allein die Schlacht bei
Taurokomon machte der Bewegung ein Ende.
Um so schlimmer sah es im Osten aus. Kleinasien war fast völlig
ftürkisch. Mehr durch List, als durch Waffengewalt gewann Alexios Nike-
medeia und Sinope zurück. Statt Suleiman herrschte jetzt als Sultan von
Etoin Kilig-Arslan (1092 — 1106) in Ikonion, und sein Schwiegervater Tzachas, 1092/11
einst griechischer Offizier, nistete sich seit 1090 auf der kleinasiatischen io90
^^Yestküste und den Sporaden ein. 1092 wurde Smyrna die Hauptstadt i092
^des Kaisers der Komäer^, wie er sich nannte. Indessen griechisches
Oold wirkte auch hier, und der eigene Schwiegersohn machte 1093 den 1093
Straten unschädlich.
Die römische Kurie hatte die Kirchentrennung immer mit bitterem
Schmerz empfunden. Ihr treibender Gedanke durch alle Jahrhunderte
vrar die Hofihung auf eine Wiedervereinigung. Jedesmal, wenn sie in
politischer Bedrängnis waren, machten daher die schlauen Griechen ünions-
pläne. Es ist unglaublich, mit welchem Raffinement sie dieses Manöver
Lmmer wieder gegen die gutmütigen Abendländer versuchten und immer
^^irieder Gläubige fanden, obschon es ihnen mit der Union vor dem Floren-
Ainerkonzils fast niemals Ernst war. Es war meist nur betrügerische Yor-
Bpiegelung aus politischen Zweckmässigkeitsgründen. So hatte schon
Kaiser Michael IX den grossen Papst Gregor VH 1074 angelockt. Allein 1074
^diesmal fand das Hilfegesuch des Kaisers Alexios einen besonders gün-
stigen Boden. Die Fortschritte der Christen in Spanien, die Eroberung
Siciliens von den Ungläubigen hatten den christlichen Glaubensmut ge-
^waltig gehoben. Man weiss aus Herakleios' Tagen, mit welch' rührender
1018 Abriu dar bysuttinlioh«]! Kai«
Inbrunst der naive Glaube der Völker an den
der Herr gewandelt. Dass in Jerusalem sei
1076 gleichsweise toleranten Fätimiden 1076 die i
kiden geboten, wurde in dem ganzen so aul
Occident als eine bittere dem Herrn und 1
empfunden.
So hat Papst Urbans TL Kreuzpredigt d
maligen Menschheit berührt und in der öffei
für die sieggewohnte Kurie geradezu phänome
Aber während die italienischen Republikanei
Pisa in echtem Erämersinn die gewaltige re
männisch zu eskomptieren verstanden, ist i
Männern der französischen und flandrischen
Überzeugungssache gewesen, und mit Recht hi
WafFenthaten gesta Dei per Francos. Nieman
Triumphzug aufrichtiger zu, als die von den
handelten und von den Griechen gequälten all
Syrer und Armenier. Dass die Armenier wäl
Kilikien einen halb abendländischen Feudalst
konnten, verdankten sie in erster Linie der
Occident. Ihre Schriftsteller, vorab Mat'Eos \
sind voll enthusiastischen Lobes für die abendl
Jerusalembefreier und voll der bittersten Vorwü
perfiden Griechen Alexios und Manuel.
Wenn man nicht ungerecht sein will, ^
dass der Romäerkaiser mit grosser Besorgnis
sah. Die von ihren kriegsgewohnten stolzen
waren keine Kondottiere, die man für byzant
Europa beliebig verwenden konnte. In ihrt
Herzog von Tarent, des Kaisers Todfeind. Jed
Stück Arbeit, mit diesen höchst eigenmächtige
sich in Gute auseinanderzusetzen. Aber des
verrufenen Künste eines Diplomaten der alter
heblich zur Verschärfung des Hasses zwischen
getragen und den Ruf von der Perfidie und !
— die Franken litten auch nicht an einem t3
zur öffentlichen Meinung Europas weit Aber i
bis in unsere Tage gemacht.
Hier haben wir nur der Einwirkung der K
Reich zu gedenken. Die Unterhandlungen dei
läufiges Resultat, dass die französischen Füi
zukünftigen palästinensisch-syrischen Eroberui
kaisers zu empfangen. Vor allem wertvoll
1097 Unterstützung zur Wiedergewinnung von Kle
Arslan bei Nikaea von den Kreuzfahrern grüi
') Die damaligen Nonnatmen sind Prunoaen.
TU. Di« EomneneB and dl« Aiig«li (1081— 1204). 1019
irfider Streich des AJexios war es, dass er die Türken der ihm unent-
»hrlichen Stadt Kikaea veranlasste, sich ihm zu Übergeben. Die Erbttte-
ing der um die FrQchte ihrer Anstrengungen gebrachten Belagerer war eine
illig gerechte, und alle Geschenke und Freundlichkeiten konnten niemals
e gute Stimmung herstellen. Dabei hatte Alexios imi so mehr Ursache
tr Dankbarkeit, als der gewaltige Sieg bei Dorylaion 1. Juli 1097 das 1- Jol.
Bstliche Kleioasien den Byzantinern zurückgewann. Für Ostrom war ^*^'
IS ein ganz unerhörtes Glück; denn aus eigenen Kräften wäre es wohl
e im Stande gewesen, in Asien etwas Bedeutendes zu leisten.
Westkleinasien verdankt die noch über zwei Jahrhunderte andauernde
rhaltung seiner Kultur und die Rettung vor der Barbarei lediglich dem '
iegerischen Heldensinn der Kreuzritter. Laodikeia, Philadelpheia, Sardes,
nyma, Ephesos, die glänzendsten Kamen der griechischen Geschichte,
urden der Knechtschaft der Ungläubigen entrissen. Aber das Verhältnis
!8 Kaisers zu den Franken wurde immer schlechter. Während diese
ntiochien und Jerusalem erstürmten, hatte der Kaiser nur im östlichen
leinasien sich ausgedehnt; mit Recht klagten die Kreuzfahrer, die so Grosses
r ihn geleistet, dass er nichts von Bedeutung zu ihren Gunsten gethan
ibe. Dem Kaiser erschienen freilich seine christlichen Bundesgenossen fast
lenso geföhrlich, als die Türken von Rüm, und wenn man sich die Pläne
obert Guiskards und die Ereignisse von 1204 vor Augen hält, kann man
n deshalb nicht tadeln.
Ernsthaft wurden Alexios' Verwickelungen mit Boemund, der sich
)98 in Antiochien festsetzte. Durch den Verrat des armenischen Stra- i098
gen Philaret hatten die Griechen erst 1085 diese durch die kolossalen logs
''affenthaten des Kikephoros Phokas einst wiedergewonnene Kapitale des
rients an die Türken verioren; es ist begreiflich, dass ihnen alles daran
g, dieselbe wieder zu erwerben. Es kam seit 1099 zu einem Kriege I09fl
1 Wasser und zu Lande mit BoSmund, der von diesem in Kilikien ge-
ihrt wurde, während seine Verbündeten, die Pisaner, die Inseln Leukas
ad Kephallenia ausplünderten, 1104 ging er nach Italien und brachte 1104
it Unterstützung des Papstes Paschalis 11 ein ausserordentlich stattliches
«er zusammen. Aber statt dasselbe nach dem Orient zu dirigieren,
ahm er die Pläne seines Vaters wieder auf und landete, die griechischen
jieger Überlistend, in VaJona in Epeiros. Seine Belagerung von Dyr-
achion scheiterte jedoch völlig, Alexios, durch die Erfahrungen des ersten
Tormannenkrieges gewitzigt, liess sich auf keine grössere Schlacht ein,
ondern verstand es meisterhaft, durch Guerillaskämpfe den ohnehin not^
aidenden Gegner mürbe zu machen und durch Bestechung in dessen
Ceiheo zu wirken. 1108 musste Boemund zu Devol (Deabolis) einen ii08
fichst demütigenden Frieden scbliessen, auf Laodikeia und die kiUkischen
Lnsprüche verzichten und sein Fürstentum Antioobien von Byzanz zu
■eben nehmen. 1111 starb Boemund ruhmlos in Äpulien. Seine Bundes- im
enossen, die Pisaner, schlössen einen Handelsvertrag mit dem römischen
eich, der auch für dieses von gro8ei>m Werte war nicht nur, weil da-
irch das bisherige Korsarenunweaen dJeflfiJLJfafttoÜy*' ~"^*«mj
1020
Abrioa der byiaBtinlBohwi Kki
aufhörte, sondern weil dadurch auch dem üb«
der Venetianer ein die Preise drückender K
1110/1117 1110—1117 hatte Alexios wieder einen f
Bchuken zu besteben, welche ihre Raubzüge bi
Allein nach der Eroberung von Philomelion i
1116/1117 Polybotos 1116 entschloss sich Sultan Melik-
zu schliessen. Die gesamte Eüstenlandscbaft
von Paphlagonien durch Phrygien nach Pisi«
de&nitiv dem Reiche gerettet.
Im Innern musste der Kaiser mehr,
' träglich war, den hohen Adel berilckBichtigei
gegangen, und der das Beste zu seiner Erl
hatte. Der alte Absolutismus näherte siel
westeuropäischen Feudalstaaten, deren Sta
kihkische Königreich der armenischen Rübe
bei all seinem rastlosen Lagerleben fand AI
satton von Justiz und Polizei zu sorgen i
der arg zerrütteten Finanzen in glänzender
tUmlich ist auch sein nahes Verhältnis zu
religiös höchst eifriger Fürst; er disputierte
den Bogomilen und Paulikianem, und wen i
dem Feuer. Die teilweise veraltete Kircheno
hat er zeitgemäss umgeformt. Allein bei i
politisches Ziel. Der einflussreiche und bej
geleitet — und an einer strammen, der Gei
Aufsicht Hess es der Kaiser nicht fehle
gewicht gegen den unbotmässigen und stets
Militäradel.
Mit Befriedigung konnte der Greis auf
losen Lebens zurückblicken. Aus tiefster A
hatte er das Reich wieder auf eine Stufe ei
stammte Grossmacbtatellung, wenn auch ni
aber immerhin mit Ehren noch durch drei Gk
Jedoch Ruhe sollte er nicht einmal auf dem
Gattin, die fromme Eirene, und sein Liebling I
bestürmten ihn mit Bitten, der letztem Gatte
ennios, statt des längst bestimmten Throner
thron zu erheben, Aber der zähe Alte, oba
15. Äug. genommen, blieb unbeugsam, und als er 1
^'^^ Johannes ohne die üblichen Grausamkeiten c
ruhige Entschlossenheit sich den ihm gebUhi
1118/1143 Johannes II Komnenos (1118—114
züghchen Fürsten. Durch seine Tapferkeit
nicht nur die Herzen der ünterthanen, die il
Kaloioannes nannten , sondern auch die ai
voll Lobes über den Regenten, der nicht mi
üblichen verschmitzten Verlogenheit, sondej
Vn. Die Eonmeneii und die Angeli (1081—1204). 1021
tischen Ziele zu erreichen suchte. Er schlug damit ganz aus seiner
nilienart, wie das Auftreten seiner Verwandten zeigte. Die intriguante
Berin-Mutter nahm zwar sogleich den Schleier, das Beste, was sie
a konnte. Aber die Schwester Anna, eine thatendurstige und etwas
Lüzipierte Dame, die es bitter beklagte, nicht als Mann geboren zu sein,
spirierte weiter, obschon ihr Gatte, ein verständiger und bequemer
T, nichts davon wissen wollte. Sein Oheim Isaak, der allzeit geschla-
e General, lebte mit seinen Söhnen am Hofe von Ikonion. So nach
n Seiten gerade von den Nächsten aufs gröblichste provoziert, hielt
noch Johannes seinen Hof von Grausamkeiten frei; dazu wurde er
[it am wenigsten durch seinen Jugendfreund und Minister Axuchos,
an geraden und ehrlichen, äusserst klugen und in den Geschäften
uchbaren Türken, veranlasst.
Eines hat die Komnenendynastie arg vernachlässigt, das Marinewesen,
lirend in den frühern Jahrhunderten die oströmischen Flotten die
&re beherrscht und seit der Renaissance unter den Makedoniem eine
hst achtunggebietende Stellung eingenommen hatten. Allerdings das
3ma Kibyraiotikon, welches die Seehelden und das Matrosenmaterial der
iiern Jahrhunderte geliefert, war teils seldschukisch, teils streitiges
ödetes Grenzland. Aber die Inseln und Küsten des ägäischen Meeres
ihrer so überaus seetüchtigen Bevölkerung boten das herrlichste
terial zur Schaffung einer Marine ersten Ranges. Dass die Regierung
r nichts that, sollte sich schwer rächen.
Johannes gab dem durch den Übermut der Venetianer tief verletzten
ßchischen Nationalgefühl einen in den Herzen aller Yaterlandsfreunde
iidigsten WiederhaU findenden Ausdruck, als er den stolzen Eaufherm
dem Vater in den Tagen der furchtbaren Normannenkrisis abgenötigten
ndelsprivilegien zu bestätigen rundweg sich weigerte. Es erinnert
iz an die britische Seepolitik gegenüber Dänemark, wenn nun die Vene-
ier erst mit ihrer Flotte trotzig demonstrieren, dann die Küsten und
3ln des jonischen und ägäischen Meeres ausplündern. Die Ausweisung
venetianischen Kaufleute aus dem Reich hatte die Situation sehr ver-
ärft. Leider besass Ostrom keine achtunggebietende Marine mehr. Als
er der Doge Domenico Michiele 1126 mit einer neuen Flotte Kephal- 1126
a besetzte, rief Johannes die Intervention des Papstes an; das Lockmittel
^r kirchlichen Union verfehlte trotz aller Täuschungen auch diesmal
le Wirkung auf die Kurie nicht, und so kam ein leidlicher Friede zu
ode; die Privilegien der Venetianer freilich musste der unglückliche
eer zum Verderben des Reichs feierlich bestätigen.
Um so glücklicher war Johannes' Kontinentalpolitik. Gegen die
Ischuken gewann er 1120 und 1121 das Land zwischen Mäandros und 1120112
aleia zurück. Das phrygische Laodikeia und Sozopolis, femer eine
he pisidischer und pamphylischer Städte wurden erobert. Die in Syrien
Palästina ansässigen Pdlanen, welche den Heldengeist ihrer Väter
echt orientalischer Tücke vertauscht hatten, begingen den Fehler die
•tochter von Antiochien dem Kronprinzen Manuel erst anzutragen und
n sie mit einem fränkischen Granden zu vermählen. Als dann noch die mit
1022 AbriM dar bysaatlnisobni I
Äntiochien verbündeten kilikischen Armen
1137 eröffneten, griff dieser 1137 energisch zu,
den Grafen Raimund von Äntiochien ihm
Antiochener und das Bündnis, welches
Danismend von Siwäs (Sebasteia) einging«
1139 kleinasiatischen Schauplatz zuzuwenden.
Niksar (Neokaisareia) vor und trieb in di
vollkommen zu Paaren.
Mit den Magyaren, welche seit ihrer
den patzinakischen und kumanischen Brui
Fortschritte gemacht hatten, bestanden i
schaftlichsten Beziehungen; war doch Jo
Prinzessin. Allein die Usurpation des Pi
rom befreundeten KSnig Koloman vom '
B61a blendete, um dem eignen Sprössling
1124 bewirkte im Interesse des unglQcklichen '.
oströmischen Kaisers. Die Magyaren, a
vom Kaiser bei Chram an der Donau aufi
1126 tige Brückenkopf Braniäova blieb in den
den Händen der RjJmer.
Vorher schon hatte der Kaiser mit
1122 gründlich aufgeräumt. 1122 hatten sie d
1123 Hämuspässe wohlverwahrt gefunden. I
massen zusammen, dass der Name dieser <
an aus der Geschichte ausgelöscht ist.
Des Kaisers letzte Thaten galten de
Unternehmungen des Nikephoros und des Tzi
1142 Helden. Nachdem die Erfolge des Jahres
wegs entsprochen hatten, bereitete er ei
vor. Da wollte es ein unglücklicher Zufa
des kilikischen Tauros sich auf der Sauhi
Der getreue Asuchos eilte sogleich nacl
prinzen Manuel die Thronfolge zu sichern.
8. Apr. in der BlQte seiner Mannskraft erst 55jäli
]}j3,jjgglaufbahn schloss, folgte ihm sein Sohn Mg
Spruch zu finden. In dem edeln, geisti
ebenso schOnen als riesenstarken Komne:
andrer Weise als beim Vater ein echt
druck. Manuel war das Ideal eines Rittei
Echt ritterlieh war auch der phantastisch
der kühl verstandesmässigen, realistische
vater hochfliegende Pläne ausdachte, unen
so bei allem äussern Olanze zur spätem,
am wenigsten beitrug. Vom Grossvater
geerbt. Mit Rom und den Armeniern ver
einer Kircheavereinigung; das einzige R
Vn. Die Sonmeneii und die Angeli (1081—1204). X023
troverslitteratur in den verschiedenen Sprachen der getrennten Oläu-
sn.
Charakteristisch für Kaiser Manuel ist die mit seiner occidentali-
Bnden Qeistesrichtung zusammenhängende Verhebe für die Lateiner.
le beiden Gattinnen waren abendländische Prinzessinnen, und auch für
c Kinder suchte er Verschwägerung mit den Höfen des Westens,
.e Gardesoldaten wurden in immer steigendem Masse unter den tapfern
gstüchtigen Völkern der germanischen, romanischen und slavischen
ionen angeworben. Auch in der Administration wurden zuverlässige
üdländer, bei denen Durchstecherei und Unterschlagung nicht so üblich
bei den Romäem war, vielfach angestellt. Die enorme Blüte der
aligen Reichsfinanzen mag der romäische Kaiser diesen integren
ländern vielleicht in ähnlichem Masse verdankt haben wie der Herrscher
himmlischen Reichs den englischen Zöllnern von Shanghai. Zu den
iprivilegierten italienischen Handelsleuten von Venedig und Pisa kamen
eifrige und bald erfolgreiche Konkurrenten durch den Vertrag von
5 noch die Genuesen. Das alles macht es uns verständlich, dass sich 1155
griechischen Volke gegen die Lateiner ein grosser Hass festsetzte.
So lange sich Manuels Politik in den bewährten Bahnen seines Vaters
t, war er durchaus vom Glück begünstigt. Den Provokationen des
sen und heissblütigen Fürsten Raimund von Antiochien setzte er ein
idliches, für den abendländischen Fürsten äusserst demütigendes Ziel,
dem Mausoleum des Kaloioannes musste er sich aufs neue als unter-
liger Vasall des Romäerkaisers bekennen. Die Seldschuken von Rüm
> er bis Dconion zurück. Auch in der gefahrlichen Krise des zweiten
iizzugs (1147 — 1149) zeigte er hohen politischen Verstand. Es warii47/114S
*eiflich, dass der Romäerkaiser mit sehr gemischten Gefühlen dem
anbrausen dieser Völkerlawine zusah, welche die furchtbare Erregung
abendländischen öffentlichen Meinung nach dem Falle von Edessa 1144 1144
Bewegung gesetzt hatte. Ihr Durchzug durch die von Patzinaken,
lanen und ähnlichen Rassevölkern in pünktlicher Ablösung ausgesogenen
;teparchien des Römerreichs war eine öffentliche Kalamität, und sehr
Unrecht beklagten sich die erst im Herbst 1147 einziehenden Fran- 1147
n über die Kargheit und die Betrügerei der griechischen Regierung
der griechischen Landesbewohner; die im Hochsommer desselben
res durchziehenden Deutschen hatten das Land aufs äusserste erschöpft.
König Konrad HI ging die Sache leidlich; waren doch die beiden
rscher mit einander verschwägert, was sie freilich nicht verhinderte, bei
rads Durchzug durch die Hauptstadt, um ihrem Range und ihrer Ma-
lt keine Ombrage zu geben, einen gegenseitigen Besuch lieber zu
neiden. An Reibungen zwischen dem rauhen deutschen Kriegsvolk und
keineswegs sanftmütigen Eingebomen fehlte es natürlich nicht. Im
sen aber lief die Überfahrt nach Asien ohne ernsthafte Misshellig-
en ab. Viel schlimmer wurde die Sache mit den Franzosen. Waren
schon mit der griechischen Verpflegung während des Durchmarsches
;h Thrakien höchst unzufrieden, so kam es vor den Mauern der Re-
nz beinahe zum offenen Bruch. Schon erwog man im französischen
1124
AbrÜB dar bysasUiiiBoliBii E
Hauptquartier den Plan einer Erstürmung
chiBche Diplomatie und der Emat des ai
wig Vn, welcher das wahre Ziel des G
verlor, verhinderte einen so unwürdigen
Strophe des geteilt marschierenden und s(
Seldschuken von Ikonion erliegenden Kren
Expedition gegen Damaskos liegen aussei
1149 Kaiser Manuel konnte als Gewinn die 114
Allianz mit dem deutsehen König gegen c
Die armseligen FrankenfUraten in Syi
wurden veranlasst sich mit Manuel, sobald (
haft auseinanderzusetzen. Zwar mit Balduii
Hohes Einvernehmen. Aber dem allzeit
1153 Antiochien, wo seit 1153 der rohe und vi
1169 gebot, musste er durch die Expedition vo;
Ernst zeigen. Dieser und ebenso seine a
aufs neue unter die Lehenshoheit der Oric
1161 der Kaiserin Eirene (Bertha von Sulzbac
wegen ihrer Schönheit gefeierte Prinzest
Nor ed-d!n, dem gewaltigsten Monarchen V
den palästinensischen Christen vorteilhafte!
Nachfolger, König Amalrich von Jerusal
1169 1169 unterstützte eine griechische Flotte
glückte Expedition gegen Damiette.
Die Verhältnisse des Nordens wäre
wüsten Barbarenhorden teils vernichtet, t
den Magyaren kam es zum Konflikt, weil
als wirklichen Eeichsunterthanen in Serbi<
zipationsbestrebungen unterstützten. Die
U&2ill54Zeugmin weg und führten den Krieg 111
1162 1162 mischte sich Manuel im Interesse det
1165 Prinzen in die unaufhörlichen Thronstrei
ward Zeugmin und Sirmion erobert und el
kleios dem Reich verlorene Dalmatien filr \
18. Jot. glänzende Sieg des Andronikos Kontostep
^ nea Ungarn den für Ostrom ruhmreichen Fried
1173/1196 voll Byzanz patroniaierte Kronprätendent
darauf wirklich zur Regierung, und Unga
tische wie kulturelle Dependcnz des Romt
II51 1151 mussten auch die freien Serb<
romäiachen Erbfeinde, den Normannen, sii
Expedition des Kaisers machte König Pi
sallen. Mit dem schlauen und geschmeidig!
1159 (seit 1159) dem Stifter des machtvollen g
kam es wenigstens nicht zu ernsthaften
allem äusseren Glänze hatten diese Eri
Vn. Die Sonmeneii und die Angeli (1081—1204). 1025
jgkeit, wie die grosse slavische Erhebung kaum ein Menschenalter
ter erwies.
Die Hauptgefahr drohte dem Reiche wie unter dem Grossvater von
en der Normannen, und es ist nicht zu leugnen, dass die Hauptschuld
• den Kaiser Manuel selbst traf. König Roger hatte eine Heirats- I
3indung für seinen Sohn Wilhelm mit dem römischen Kaiserhause
jcht. Allein den von seinem Gesandten in Palermo abgeschlossenen
trag kassierte Manuel in dünkelhaftem damals längst nicht mehr
gemässem byzantinischen Stolze, liess den unglücklichen Diplomaten
angeblich von Roger bestochen hinrichten und provozierte so dessen
slosen Grimm, der dem Reiche eine unheilbare Wunde schlug,
nell schloss Roger mit den afrikanischen Muslimen Friede, und
Admiral Christodulos sammelte 1147 in Brindisi eine Flotte, von 1147
man nicht wusste, ob sie die Kreuzfahrer nach Palästina transpor-
en oder das byzantinische Reich angreifen sollte. Bald segelte sie
h Korypho, wo die übliche Klage über harten Steuerdruck eine Insur-
:ion eingeleitet hatte und wo man die Normannen mit offenen Armen
»fing. Ein Versuch auf das reiche Handelsemporium Monembasia miss-
; dagegen. Nach der Verwüstung von Euböa und Attika wandte sich
siciÜsche Flotte wieder westwärts, um nach Plünderung der aker-
isch-ätolischen Küste in Krisa zu landen und direkt auf Theben zu
schieren. Das damalige Theben war durch seine Seidenwebereien und
purwirkereien eine der reichsten Industriestädte des Kaisertums. Die
mannen räumten hier gründUch auf. Nicht nur Gold, Silber und
jhenkostbarkeiten, auch die reich aufgestapelten Warenvorräte der
jazinräume wurden fortgeschleppt. Seidenballen und gefärbtes Leder
derte in Masse zu den Schiffen. Eidlich mussten die unglücklichen
svohner bekennen, nichts von ihrem Eigentum verheimlicht zu haben,
bzdem wurden viele Primaten zur Erpressung eines Lösegelds abge-
bt; unter den Seidenarbeitem wurde eine Auswahl getroffen und die
shicktesten nach Sicilien verpflanzt.
Von Böotien marschierten die Normannen nach Korinth. Nikephoros
iiphes übergab das uneinnehmbare Akrokorinth auf die erste Auffor-
ing hin, sodass selbst der sicilische Admiral ausrief, er fechte unter
Himmels Schutz, der den Kommandanten ängstlich, wie ein junges
Ichen gemacht habe. Auch diese reiche Industriestadt wurde gründlich
geplündert ; selbst die Reliquien der Kirchen nahm man mit, und unter
fortgeführten Gefangenen befanden sich wiederum zahlreiche Kunst-
eiter. Auf eine bleibende Okkupation war es nicht abgesehen, sondern
glich auf eine systematische Ausplünderung. Der blühende Handel
die reiche Industrie von Hellas und vom Peloponnes erhielten dadurch
m tödlichen Stoss, von dem sie sich nie mehr erholten. Bei der Rück-
r nach Sicilien wxirden die Manufakturisten aus Korinth und Theben
ihren Familien in Palermo angesiedelt und äusserst liberal gehalten,
iss der neue Industriezweig bald einen ungeahnten Aufschwung nahm.
1 bisher von Staatswegen mit Eifersucht und in der grössten
keit behüteten Monopol des römischen Reichs, der Fabrikation
Aodbucb der klan. AltertuniaviaMiiscbaft IX. 1. Abtig. 2. Aufl.
1026
Abrin dar bTzutiiilaabeii Ei
Prachtgewänder and Brokatstoffe, wurde ,
bald sehr geßLlirlich werdende Konkurrenz
Der Kaiser wurde durch die Verwicke
sich an Roger zu rächen. Aber die Vene
freien Handels nach Kreta und Kypros
ihrer Flotte den Kaiser bei der Belagerui
1U9 nackiger Gegenwehr der Normannen fiel d
Manuel verpflanzte nun den Krieg na
Art, die normannischen Korsaren, die bis i
1151 ihre Freibeuterzüge ausdehnten, loszuwerd
gehend Ancona, was auch seine alten Frei
1154 regte. 1154 von den Normannen aufa n
Manuel mit Papst und Kaiser; aber beide I
Interesse seine Pläne der Festsetzung in l
einem griechischen Italien wollte das AI
Auch die Versuche, in Apulien festen Fuss
die griechische Flotte erlitt nur Niederlag
derten wieder ungehindert in den gnecl
1154 heim I, der 1154 seines Vaters Thron bes
1158 und so kam es endlich 1158 zu einem tür
liehen Frieden.
1170 Des Vaters Schicksal hat den Sohn i
oEteem Bruche mit dem hochmächtigen Ven
venetianischen Waren und die Gefangennal
1171 des Reichs 1171 erregten einen Sturm de
1171 Stadt. 1171 zerstörte die vom Dogen Vitale
venetianische Flotte Trau und unterwarf E
publik. Dann wandte sie sich nach dem ä
aus begann der Doge Unterhandlungen mi
heerende Seuche zwang die Venetianer zi
1173 Versuch, 1173 gemeinsam mit dem deut
Christian von Mainz, Ancona den Griechei
der Hilfe, welche die Lombarden der hai
1175 Aber als auf Anstiften des griechenfeir
Venedig eine Allianz mit Wilhelm 11 von
nach. Die Venetianer wurden feierlich ii
eingesetzt und erhielten anderthalb Millionen
Am meisten hat Manuel das Reich ge
Zukunftsprogramm, mit welchem der un\
immer justinianeischen Universalherrschafts
seiner Diplomaten musste vor altem in Iti
Reih um bei allen Feinden des römischen ]
machen und Beziehungen anknüpfen. Indei
1169 wenig Gegenliebe. Dagegen mit den Lomb
II67 in nahe Beziehungen, Venedig erhielt grit
erhielt Ancona eine griechische Besatzung,
den klugen und unternehmungslastigen Alext
Vn. Die Komnenen nnd die Angeli (1081—1204). 1027
sa aufs tiefste verfeindet war, durch das Versprechen einer Union der
rgenländischen und der abendländischen Kirche zu gewinnen unter der
Jingung, dass er ihn auch zum Kaiser des Abendlandes kröne. Dies-
I nahm es der Kaiser ungewöhnlich ernst; eine griechische Synode
te über den Ausgang des hl. Geistes eine der abendländischen Lehre
sprechende Formel ausdenken; aber in diesem Punkte war der ortho-
16 Klerus, der Patriarch an der Spitze, unbeugsam. Auch der Papst
e sich auf die Kaiserkrönung nicht ein; ein unheilbarer Bruch mit dem
i»chen Reich war nicht in seinem Interesse; ja er durfte ihn gar nicht
5en. Praktisch wurde nichts erreicht; der Kaiser erlebte Enttäuschung
X Enttäuschung. Das Unglücklichste war, dass diese utopischen Träume
3n sehr realen Nachteil mit sich brachten; sie verdarben die von der
:^r gewieseneu politischen Beziehungen. Manuels phantastische Welt-
3erpolitik brachte ihn mit den alten Verbündeten seiner Vorfahren,
Kaisern des Abendlandes, auseinander. Während die gemeinsame
ndschaft gegen die Normannen sozusagen mit Naturnotwendigkeit das
«erreich des Ostens mit dem des Westens hätte zusammenführen
^n, mussten Manuels Diplomaten ihr fruchtloses Liebeswerben bei
■.tschlands Feinden mit der grössten Konsequenz fortsetzen. Diese
ft antischen Lieblingsideen haben das Reich um seine alten bewährten
-lindungen gebracht und ihm keine neuen zuverlässigen Allianzen ein-
jagen. Je mehr des Reiches Schwäche zunahm, um so entschiedener
r es auf das Wohlwollen der bedeutendsten Nachbarn angewiesen,
fct dessen hat des Kaisers Politik es immer mehr isoliert. Seit der
öde von Venedig 1177 den deutschen Kaiser mit Rom und den Lom- 1177
cLen ausgesöhnt hatte, bekam Manuel die veränderte Gesinnung Deutsch-
cls stark zu fühlen. Barbarossa trat in diplomatische freundliche Be-
im ungen zu seinen islamitischen Erbfeinden, zu Kilig-Arslan von Rum
l zu dem grossen Kurden Saläh-ed-din. Mit Rom waren die Verhältnisse
ade während des letzten Teils von Manuels Regierung äusserst ge-
¥inte. KiUg-Arslan II (1156—1193) hatte anfangs dem Kaiser gehul- 1156/119:
t und Hilfsvölker gestellt, war aber allmählich durch Zweideutigkeit
l offenen Vertragsbruch zu einem den Oströmem höchst lästigen Nach-
herangewachsen. 1176 rückte Manuel in das Reich ein. Im süd- 1176
L©n Phrygien unweit des sagenberühmten Kelänä bei dem Schlosse
riokephalon erlitt aber des Kaisers Hauptarmee eine blutige Nieder-
B ; mit Mühe konnte sich der Kaiser zu der Vorhut durchschlagen,
die unversehrt geblieben war, wie auch die Nachhut unter der treff-
len Führung des Andronikos Kontostephanos sich glücklich durchkämpfte.
Lg-Arslan bot trotzdem einen billigen Frieden an, welchen Manuel an-
ixn, aber nicht ausführte. So erneuerten die Seldschuken 1177 den 1177
eg. Allein ihre Nordarmee, welche Klaudiupolis in Bithynien be-
erte, wurde von Manuel selbst geschlagen, während der Südarmee,
lohe durch das Mäandrosthal nach dem ägäischen Meer gezogen war,
lannes Vatatzes eine völlige Niederlage beibrachte. So kam bald
für Ostrom nicht ungünstiger Friede zu Stande. Es war das die
zte Waffenthat des ratlosen Monarchen gewesen, welcher gleich
X028 AbriM der bysantinisehen Saisergesehiehte.
I. 8ept seinem Vater vor der Zeit abberufen wurde 24. September 1131
^^^* 58 Jahre alt.
Für den unmündigen Sohn Manuels Alexios 11 übernähme
Kaiserinmutter Maria und der Protosebastos Alexios, ein Vette
Kaisers, die Regierung. Diese bewegte sich in den bisherigen Ut
freundlichen Geleisen, obgleich im Volke und im Klerus längst der d
Groll wütenden Lateinerhasses gährte, und nur Manuels starke Hai
dahin diese nationalhellenischen Velleitaten hatte niederhalten köon
Da trat an die Spitze der nationalen Exaltados der ingeniosi
nequam Andronikos Komnenos. Hätte dieser durch und durch genia
Mensch sittliche Zucht und innem Halt besessen, er hätte der Rette
Regenerator des Romäervolkes auf politischem wie auf geistigem (
werden können. Andronikos, eine gebome Herrschematur, gleich
als Feldherr wie als Politiker, ein Redner von Gottes Gnaden, vere
in sich auch alle die Tugenden, welche die tonangebenden Kreise de
maligen Aristokratie in Ost und West, die Turnier- und Sportsmi
als die erhabenstei) und bewundernswertesten ansahen. Gleich 8<
Vetter Manuel ein Mann von seltener Schönheit und herkulischer 1
war er ein Ritter ohne Furcht und Tadel, mit dem Verstandnii
Kenners dem Waidwerk obliegend, in allen gymnastischen Übungen
erfahren und mit einem von Jugend auf an alle Strapazen gew5l
Körper ausgerüstet. Ein solcher Mann musste der Abgott der Soli
und der Edelleute werden. Für die Prinzen der türkischen, nordi
und syrischen Höfe, welche er auf seinem wechselreichen Abenteurer
besuchte, war er das vielbewunderte Vorbild echt fürstlicher Elegans
vornehmer Haltung. Aber aus einer faulen Wurzel kann kein gesi
Baum erwachsen. Sein Vater Isaak war jener national gesinnon^
Bruder Kaloioanns gewesen, welcher als halber Hochverräter sein I
meist am Hofe von Rum zubrachte, und wenn auch nicht Muhanmiec
doch kirchlich indifferent und damit wie natürlich auch moralisch b
geworden ist. Die versteinerte Orthodoxie der damaligen Epoche
weder im Osten noch im Westen mehr die Kraft, die Bekenner des c
liehen Glaubens auch zu sittlichen Menschen zu erziehen. Die ei
und wahrhaft frommen Laien wandten sich im Osten dem Bogomil
im Westen dem Patarener- und Albigensertum zu. Unter den Vom<
und gesellschaftlich Hochstehenden war eine völlige religiöse Gleich^
keit eingerissen, welche alle positive Glaubenslehre, sei es Thora,
Evangelium oder Koran, als gleichwertig oder auch geradezu als Men
betrug hinstellte, eine Anschauung, welche mit Naturnotwendigke
Niederreissung aller sittlichen Schranken und zu frivolstem Genus
bei den geistig Hochstehenden führte. Belege sind die Templer
teinischen und die Komnenenprinzen im griechischen Lager. Es
besser mit dem neuen Jahrhundert. Eine geistige Wiedergebuj
katholischer Seite hat der in Wahrheit grosse und in Wahrheit 1
Franziskus mit seiner weltbewegenden Predigt von der christlichen .
hervorgerufen, und auch das Griechenvolk hat im XIII. Jahrhundert
unleugbaren sittlichen Genesungsprozess durchgemacht. Das furcl
I YIL Die Komnenen und die Angeli (1081-1204). 1029
tionale Unglück des Reichszusammenbruchs bat für die edle bellenische
tüon einen äbnlichen Läuterungsprozess zur Folge gebabt, wie für das
iBsenvolk des beginnenden XVII. Jahrhunderts die polnische Ob-
icht. Allein von diesem geistigen Umschwünge sind wir noch zeit-
li weit entfernt. Zur Zeit von Manuels Tode stand die höhere
iechische Gesellschaft noch in der Blüte ihrer Sünde, und ihr voUkom-
nster Typus ist Andronikos der Komnene. Seine glänzenden (}aben
irden von seinem Vetter Manuel im vollen Umfange geschätzt, und mit
iwnndemswerter Nachsicht hat er ihn nach den schlimmsten Erfahrungen
ets wieder zu Gnaden angenommen und aufs neue im Reichsdienste ver-
ladt. Aber der brennende Ehrgeiz dieses Feuergeistes kannte keine
Bcksicht und war skrupellos bis zur Infamie in der Wahl der Mittel,
h Statthalter der serbischen Grenze band er hochverräterisch mit den
sgyaren an; als Feldherr in Eilikien verletzte er aus persönlicher Ran-
Ine seine Pflicht so gröblich, dass er nach Syrien fliehen musste. An
m Höfen von Bagdad und Damaskos verriet er die griechischen Staats-
ftheimnisse; von dem Sultan von Ikonion Hess er sich brauchen, wie
tovid vom Philisterfürsten. Von seinem Freibeuterschlosse aus bekriegte
r die römischen Grenzlande und überliess die christlichen Gefangenen
ainem Schutzherm als Sklaven. Und dennoch verzieh ihm der edle
lanaeL Nachdem Andronikos, der über Schwüre wie einst Lysandros
nken mochte, ihm feierlich gelobt hatte, stets sein und seines Sohnes
lexios Interesse zu wahren, ward ihm die reiche Stadt Oinäon in Paphla-
imien mit ihren Einkünften überwiesen. Sittlich völlig zu Grunde ge-
iehtet hat aber den Andronikos seine unbezähmbare sinnliche Leiden-
sbaft, der er alle anderen Rücksichten aufopferte, und welche alle bessern
iQgungen in ihm vergiftete.
Dabei besass er eine bestrickende Liebenswürdigkeit und einen ganz
Imonischen Zauber, welchem jeder rettungslos verfiel, den er in seine
etze lockte. Darin ist er nur den beiden genialen Verbrechern des
VI. Jahrhunderts, Papst Alexander VI und seinem Sohne Cesare Borgia,
vergleichen. Namentlich die Frauen waren ihm auf Tod und Leben
geben. Die schönen Prinzessinnen seines Hauses, die Frauen des grie-
ischen Adels wie der französischen Fürstenhöfe Syro-Palästinas schenkten
n alle wechselsweise ihre Gunst. Wahre Treue und schwärmerische
Bbe empfand er selbst nur für eine, für Theodora, die Königin- Witwe
D Jerusalem, eine Eomnenin, seine nahe Verwandte. Beide haben sich
brende Treue bewahrt, mit einander das Brot des Exils gegessen und
Q Bannflüchen der Geistlichkeit (wegen der Verwandtschaftsehe) getrotzt,
^r beide standen damals, wie einst Antonius und Kleopatra, in einem
ter, wo derartige Liebesabenteuer nur lächerlich wirken. So beschaffen
kr dieser wundersame Mensch, den wir mit unseren gewöhnlichen
issstäben nicht ausrechnen können. Doch eines bleibt. Seine sittliche
undsatzlosigkeit hat ihn, der des Reiches Segen sein konnte, zu dessen
lieh gemacht.
2. Mai 1182 kam es zu einem Aufstand gegen die fränkische Re- 1132
ntin Maria. Der national gesinnte Teil des Volkes und des Adels und
J030 Abriss 4or bysanimisohen KaisergaMhiclite.
ebenso der orthodoxe Klerus erklärten den bereits im 67. Ältei
stehenden Andronikos für den Retter des Reichs. Er erschien vor
kedon, um den jungen Kaiser von seinen schlechten Ratgebern a
freien. Dass die Lateiner sich der Regierung zur Verfügung sb
hatte den Übertritt des siegreichen Helden Andronikos Kontostepl
und seiner Flotte zu den Rebellen zur Folge. Es kam zu einer enl
liehen Explosion nationalen Hasses. Man fiel über die Quartiere der
teiner her. Mit der den Griechen eignen Mordlust wurden an Man
und Frauen, an Geistlichen wie Laien, selbst an Kindern und Km
die furchtbarsten Greuel verübt. Die konventionelle üniversalhistorie
sich mehr als billig durch den Erfolg beeinflussen und giebt danach
ganz parallele Aktionen diametral entgegenstehende Werturteile ab.
sicilianische Vesper wird als edle Befreiungsthat gefeiert Für die i
liehen Thaten der Kleinasiaten unter Mithridates dem Grossen, der Se|
1186 in Indien und der Griechen des Jahres 1186 hat man nur AusdrQcke
härtesten Verurteilung. So gerecht dieselbe ist, muss man doch
durch Generationen genährten Wut eines von gewissenlosen Kaafb
und Kapitalisten ausgesogenen und misshandelten Volkes einige S
nung tragen. Dieser wilde Nationalhass, dem die Griechen eina
scheusslichen Ausdruck verliehen, war ihnen nicht von ungefähr a
flogen, sondern durch das rücksichtslose Benehmen der Lateiner hei
gerufen worden. Letztere litten, was ihre Thaten wert waren. Die
achteten ,Natifs' lockten noch einmal, wiewohl vergeblich, gegen
Stachel.
kt 1183 Andronikos „der Befreier" war nun der allmächtige Regent.
3pt. 1184 tober 1183 wurde er zum Mitkaiser gekrönt, September 1184 wur^
unglückliche Alexios erdrosselt. Andronikos' ganze Regierung ist
fürchterliche Kette von Verhaftungen, Blendungen, Hinrichtungei
Konfiskationen. Die uns so widerliche Seite des Byzantinismus ^
sich in dem Alten, der dabei noch den Frommen spielte, auf den
Blick förmlich verkörpert zu haben, aber freilich nur auf den ersten
Die richtige Beurteilung des Mannes hat zuerst Fallmerayer g€
Der damalige Romäerstaat war so sehr bis in sein innerstes Mai
fressen und unterhöhlt, dass er nur durch Anwendung heroischer
noch geheilt werden konnte. Das Krebsübel war der seit den Make<
immer weiter um sich greifende Feudalismus. Der adeliche Gross
besitz war auf dem besten Wege, die freie Bauernschaft au&zurott
damit den eigentlichen Grundpfeiler, auf dem das Staatswesen ml
untergraben. Andronikos ist darin dem Kaiser Tiberius zu vergl
Sein Wüten und seine Blutsentenzen galten fast ausschliesslich dem
liehen Hause, dem hohen Militär- und Beamtenadel. Dass mau
dieser faulen Korporation aufräumte, hatte dieselbe gründlich vc
Wäre ihm ein längeres Wirken beschieden gewesen, er hätte dei
aufgeklärten Despotismus der Kaiser des VIII. Jahrhunderts heri
und dem Feudalismus Ostroms wie Cesare Borgia der Baronialherrsch
Kirchenstaates ein Ende bereitet. Unter anderen Umständen u
ernsterem monarchischen Pflichtgefühl hätte Andronikos den Si
yn. Die Komnenen nnd die Angeli (1081—1204). 1031
i gehabt ein zweiter Basileios Bulgaroktonos zu werden. Andronikos'
chichte haben seine tödlich verletzten aristokratischen Feinde ge-
rieben, und doch können sie nicht leugnen, dass sein Regiment
Innern geradezu musterhaft war. Die Steuerlasten des Volkes
*den erleichtert, der Ämterkauf abgeschaflft. Dip üppigen und kost-
)ligen Hoffeste hörten auf. Zu Richtern wählte er gewissenhafte
unbestechliche Männer. Den Beamten des Steuer- und Zollwesens
5hte er die Gehälter, um sie der Bestechung weniger zugänglich zu
shen. Dabei war er äusserst leutselig. Der Geringste hatte freien
ritt zu ihm. Es scheint beinahe, als hätte der alte Kaiser die furcht-
en Verbrechen seiner Jugend und seiner Thronbesteigung durch ein
jterhaftes Regiment in Vergessenheit begraben wollen; er war auf
1 besten Wege auch in den Provinzen populär zu werden, als der von
1 asiatischen Adel geschürte und von der hocheinflussreichen Familie
Angeli geleitete Aufstand ausbrach. Der Feudaladel kämpfte um
le Existenz ; das neue Regiment bedeutete seine Vernichtung. Lopadion,
:äa, Prusa fielen ab. Allein das erstere gewann Alexios Branas Winter
•5, die anderen Städte der persönlich ins Feld gezogene Kaiser im 1185
hjahr zurück. Die aufständischen Rebellen traf harte Strafe nach
'dienst; nur den Isaak Angelos schonte Andronikos zu seinem Ver-
ben. Isaak Komnenos, aus einer Seitenlinie des Kaiserhauses, brachte
pros zum Abfall und warf sich 1184 zum selbständigen Autokrator auf. 1184
essen solche Pronunziamentos gehörten nun einmal in Byzanz zur
^esordnung. Sie hätten ihn nicht gestürzt. Die Gefahr kam von
sten.
Bereits nach dem Blutbade von Konstantinopel 1182 hatten die auf 1182
m Schiffen entronnenen Italiener einen Korsarenkrieg begonnen, die
}ten bis Thessalonike geplündert und Kirchen und Klöster verbrannt.
iT die Kaufleute von Venedig und Pisa blieben thatenlos. Um so
rgischer rüstete Wilhelm 11 (1166—1189) von Sicilien. Juni 1185 Juni 11
elte eine Armada von 200 Schiffen unter dem Admiral Margaritone und
1 Grafen Tankred von Lecce, dem nachherigen letzten Normannenkönig,
h Dyrrachion. Der starken kriegsgeübten Armee der Normannen wagte
griechische General Johannes Branas nicht die Spitze zu bieten. Dyr-
[lion ward mit Sturm genommen. Dann teilte sich das Invasionsheer.
\ Landheer drang unaufhaltsam bis Thessalonike vor. 15. August er-
ien auch • die Flotte vor dem Hafen der zweiten Stadt des Reichs. Die
Ireichen Nichtgriechen unter der Bevölkerung waren unzuverlässig.
August nahm Graf Aldoino die Unterstadt mit stürmender Hand, und
Lateiner, eingedenk der Vesper von 1182, übten nun an den Griechen
fürchterlichste Rache. Diese Ströme Blutes, welche der damalige
ionalhass vergoss, haben den Riss zwischen beiden Völkern für alle
gezeit unheilbar gemacht.
In Konstantinopel trat unter dem niederschmetternden Eindruck, den
ie Nachrichten hervorbrachten, ein Umschwung in der Stimmung ein.
Adel und die Privilegierten, in ihrem Raubsystem vom Kaiser ge-
elt, sannen längst auf Rache. Aber auch das Volk, dessen Liebling
j()32 Abriss der byzaniiiUBcheii EalBergeachieiiie.
er gewesen, solange er den entfesselten Leidenschaften demagogiscli
schmeichelt hatte, murrte, als er auch den Aufwand fQr die Öffentlieheni
beschränkte und dieselben nicht, wie üblich, durch seine Oegenwart
ehrte. In seiner Menschenverachtung unterschätzte Andronikos die drolieiifcj
Gefahr. Die Luft war gewitterschwül; und um ein kleines braci
entfesselte Orkan los. Der Kaiser hatte das Haupt der Angelii
den feigen und charakterlosen Isaak, als völlig ungefährlich
Aus eigener Machtvollkommenheit wollte ihn jetzt sein Polizeii
Hagiochristophorites arretieren lassen. Allein Isaak entrann mit
Todesmut der Verzweiflung ins Asyl der Sophienkirche. Alle Sd
der Bevölkerung strömten zusanmien; es fanden — ein unerhörter?«»]
gang — tumultuarische Eaiserkomitien statt.
Sept. Isaak Angelos ward 12. September 1185 als Kaiser proklamiarll
Andronikos eilte jetzt erst aus seiner Villeggiatur in Melodien nach
Hauptstadt. Mit seinem nicht zu täuschenden Scharfblick gab er liekj
keinen Illusionen hin; er erkannte, dass alles verloren sei, und wollte ftl
Schiff nach Russland fliehen. Aber durch widrige Winde zurückgelutaf
fiel er Isaaks Häschern in die Hände. Isaak zeigte seine ganze Bin
losigkeit, indem er zuerst bei Hofe den gestürzten und gefesselten Geg&et
den schnöden Misshandlungen seiner hochadelichen Todfeinde preist
Im Kerker wurde ihm dann die Rechte abgehauen und das eine Angi'
ausgestochen. Hierauf fand die übliche Pompeusis durch die Strassen to
Residenz statt, und der entmenschte Pöbel, unter dem die fVauen wie k
der französischen Revolution das Scheusslichste verübten, durfte mut
bestialische Grausamkeit bis zur Sättigung an dem elenden Opfer ansr
lassen. Zuletzt hing man den greulich verstümmelten, noch atmende!
Greis im Hippodrom an beiden Beinen auf. Kein Schmerzenslaut wnrd
ihm abgepresst. Unaufhörlich wiederholte er nur die Worte: »Herr, ei
barme Dich meiner; warum zerbrecht ihr ein zerknicktes Rohr.* JI
Andronikos' Tod war das Griechentum dem Schicksal verfallen, welcb
es verdiente.
5/1195 Isaak Angelos (1185—1195), das verkörperte böse Gewissen, sa
nun auf dem morschen Cäsarenthron. Vor allem musste er jetzt der dur
die griechische Nationalerhebung hervorgerufenen Normannengefahr 1
gegnen. Aber diese Gefahr sollte sich als geringer herausstellen,
man angenommen hatte. Liederliches Leben und massenhafter Gen
von Weintrauben riefen bösartige Krankheiten unter den Normani
hervor, ihre Reihen dezimierend. Dazu kam ein Übermut und eine So
losigkeit, welche den bisherigen Siegern zum Verderben gereichen sollt
Isaak war so verständig den besten General der Griechen, Alexios Brai
an die Spitze der Defensivarmee zu stellen. Nach einem glücklichen (
Nov. focht bei Mosynopolis errang er 7. November 1185 den blutigen Sieg ^
^^^ Demetritza (Demetrica), welcher die normannischen Führer und 4000 Mt
in seine Hände lieferte. Der Rest rettete sich in panischer Flucht m
Thessalonike, von da nach Dyrrachion oder auf die Flotte. 1186 wa
186 die Normannen auf Dyrrachion und die jonischen Inseln beschränkt. A
191 auch Dyrrachion und 1191 selbst Korypho gewannen die Griechen zurü
yn. Die Komnenen nnd die Angeli (1081—1204). 1033
Kephallenia und Zakynthos blieben als sicilisches Lehen in den Händen
Admirals Margaritone. Das war der armselige Ertrag der mit so
tigespannten Erwartungen begonnenen Unternehmung.
Eine natürliche Folge, die Kaiser Isaak nicht zur Last gelegt werden
', ist die nun einbrechende vollkommene Reaktion in der Reichs- und
inzverwaltung. Mit Andronikos' so heilsamen Reformen war es grttnd-
vorbei. Die Goldströme flössen wieder in die Taschen des Adels und
hohen Beamten. Isaak liebte einen glänzenden Hof und rauschende
[ichkeiten. Auch das verschlang ungeheure Summen. Mit den Ungarn,
inter Andronikos 1183 griechisch Dalmatien weggenommen hatten, 1183
SS Isaak Friede und vermählte sich mit der erst zehnjährigen Eönigs-
,er Margaretha. Zur Feier dieses erhabenen, völkerbegltickenden Er-
sses wurde in allen Provinzen eine ausserordentliche Steuer aus-
irieben. Besonders hart verfuhren die kaiserlichen Fiskalbeamten um
tialos und am Hämus unter den Bulgaren und Wlachen. Das Volk
b sich in wilder Wut. Zwei edle Boljaren, die sich, wie üblich bei
^lutionshelden , der Abkunft von den alten Nationalcaren rühmten,
ir und Joannes As^n stellten sich an die Spitze. Mit ihren Forderungen
lyzanz schnöde behandelt, versammelten sie das Volk in der Kirche
hl. Demetrios zu Trnovo. Prophetische Mönche verkündeten, dass
Heilige das von den Normannen geschändete Thessalonike verlassen
B und nun den Bulgaren Erlösung bringe. Voll Begeisterung wurde
Dpetros als Car der Bulgaren und Griechen gekrönt und Vasil zum
»kephalen Erzbischof von Trnovo ernannt. Isaak rückte sofort gegen
ins Feld und zersprengte 1186 die Rebellenscharen. Allein nun verband 1186
As^n mit den Rumänen. Aber der Sebastokrator Joannes war aufs
) siegreich gegen die Bulgaren. Natürlich rief ihn die misstrauische
ierung ab, und sein Nachfolger Joannes Kantakuzenos liess sich in
ser Sorglosigkeit von den Bulgaren schlagen ; sein Heer ward zersprengt,
las, der nun ausgesandt ward, proklamierte sich zum Gegenkaiser in
ianopel und ward enthauptet.
In den Kämpfen der nachfolgenden Jahre behaupteten sich die Bul-
jn. Mit den Rumänen vereint, streiften sie bis Adrianopel und Make-
en. Die Erbitterung des lange unterdrückten Volkes machte sich in
htbaren Grausamkeiten Luft; dieselbe Mordlust zeigten die verbündeten
lanen. Durch die As^niden ist das Griechentum dieser Landschaften
Erdboden vertilgt und auf die Rüste und einige Sprachinseln be-
änkt worden, wie noch heute. Nicht die Rreuzfahrer, sondern die Sel-
luken in Asien, die Bulgaren und Wlachen in Europa haben die Wieder-
ehung eines nationalgriechischen Grossreichs auf ewig zur Unmöglich-
gemacht. Ein unabhängiges Bulgarien existierte nun zwischen Donau
Hämus. Das Werk des Tzimiskes und des Basileios war vernichtet.
Auflösungsprozess des Reiches begann.
Ein wahres Glück für die Griechen war, dass es ihnen gelang, die
n gefangen zu nehmen. Dadurch wurde der mörderische Rleinkrieg
den Bulgaren wenigsten momentan 1188 durch einen Waffenstillstand 1188
rbrochen.
1034 Abriss der bysantiiilschdii KaUiergeseliielite.
Ein so elender Fürst Isaak war, er hat unverdient, wie im ü
mannenkrieg, so auch im dritten Ereuzzug, für die Sünden seiner Fffbj
ganger gebüsst. Kaiser Manuels Grossmannssucht hatte, indem sie
nachjagte, das politisch so wichtige Freundschaftsverhältnis zum alei^l
ländischen Kaiser gründlich ruiniert. Man begreift daher, dass^ ab
ili 1187 Schreckenskunde von Jerusalems Fall (Juli 1187) in ganz Europa
einmal den Enthusiasmus für das Kreuz entzündete, der römische
mit banger Besorgnis den Heranmarsch seines deutschen Bruders Fri<
Barbarossa erwartete. Indessen der deutsche Kaiser hatte mit den gri
1188 sehen Gesandten zu Nürnberg 1188 in loyalster Weise wegen i
zuges verhandelt und eine sehr stattliche Gesandtschaft vorausgi
Aber des byzantinischen Kaisers grenzenlose Feigheit bestimmte iiis
der thörichtsten Handlungsweise. Als die 80 000 Mann deutscher Ki
truppen dem Reiche sich näherten, schloss Isaak mit Salah-ed-din,
Todfeinde des Kreuzes, ein förmliches Bündnis mit der Spitze gegen
Kreuzheer und erniedrigte sich so weit, dass er den Muslimen eine Moediei!
in der Reichshauptstadt einräumte.^) Dazu verletzte die Kanzlei inok^
mächtiger Überhebung den stolzen Kriegshelden durch ^ die IsMak
1189 Titulatur: ,GrossfÜrst von Deutschland*. 26. August 1189 langte Friedwfct:
in Philippupolis an; über den ganz verkommenen Zustand des Beichs^ir
fuhr er eingehenden Bericht durch daselbst ansässige armenische Kaofleukl
Die Griechen benahmen sich höchst feindseHg und überfielen die einzdM
Abteilungen des Kreuzheeres in Wäldern und Bergen. Dagegen Steplia
Nemanja von Serbien begrüsste Friedrich gastfreundlich in Nis, und ii
BulgarenfÜrsten boten ihre Allianz an, um mit 40 000 Bulgaren und Eih
manen ihm bei der Eroberung von ,Carigrad* zu helfen. Aber der Kaia«,
seinem Gelübde treu, wollte nicht durch den Umsturz eines Christenreid«
seine eigentliche Aufgabe aus dem Auge verlieren. Seine energische Hil-
tung imponierte dem byzantinischen Schwächling dermassen, dasB «r
larz 1190 März 1190 das Kreuzheer vertragsmässig und ungehindert nach Aaea'
übersetzen Hess. Auch auf asiatischem Boden benahmen sich die Griechn
fortgesetzt heimtückisch. Und doch leisteten die Deutschen wieder d»
Beste für sie. Die Seldschuken, die stehende Geissei des Thema Thnr
lai 1190 kesion, wurden 18. Mai 1190 vor Ikonion aufs Haupt geschlagen, ml
ihre Hauptstadt ward mit Sturm genommen. Die Lähmung der SeM
schukenmacht kam den Griechen zu Gute. Doch Isaak war kein Alexio
der die günstige Konstellation sofort nach Kräften ausgenutzt hätte.
Gegenüber den italienischen SeerepubUken hat dagegen der Kais
eine der üblen Lage des Reiches entsprechende, verständige Polil
1186 eingeschlagen. Da die Normannen sich mit Kypros verbanden und 11
eine griechische Flotte schlugen, suchte das kaiserliche Kabinett das i
1187 denken von 1182 auszulöschen und schloss 1187 unter Herstellung i
') Man führe hier nicht thörichte Redens- ' Das Faktum ist nur zu verzeichnen als er
arten von wohlthaender Toleranz der Griechen
u. 8. f. Nach dem allgemeinen Urteil von
Griechen wie Occidentalen der damaligen
Zeit war das ein Verrat an der Sache Gottes.
Symptom jenes wahnsinnigen Hasses, der
Griechen der Folgezeit sagen liess, lieber
Türkenglaaben als den Lateinerglauben a
nehmen und das alles um des filioqae wü
yn. Die Komnenen nnd die Angeli (1081—1204). 1035
ung der alten Privilegien mit Venedig ein förmliches Bündnis,
nso bestätigte Isaak 1192 den Pisanern und 1193 den Genuesen 1192 HS
>n Vorrechte.
genüber den Bulgaren erlitt Isaak 1190 bei Berroea eine schwere
ge. Varna, Anchialos, Ni» und Triaditza waren ihnen preisgegeben.
i gelang es ihm den stolzen Serben Nemanja an der Morava 1193 1193
Igen. Aber die vereinigten Bulgaren, Rumänen und Wlachen
i ihm 1194 bei Arkadiupolis eine empfindliche Niederlage bei. 1194
zu kam die Bedrohung des Reiches durch den deutschen Kaiser
VI, der seiner berechtigten Erbitterung über die byzantinische
;eit Manuel scharfen Ausdruck gab und als Erbe der Normannen-
Dyrrachion und Thessalonike für sich forderte. Eben im Begriff
le Expedition gegen die Bulgaren zu organisieren ward Isaak
1 1195 von seinem eigenen Bruder Alexios III (1195—1203) ge- ^^- ^P**
tid geblendet. Der Tausch war keine Besserung,
ar wurde das Reich 1193 durch Saläh-ed-dins Tod von einem 1193
ren Feinde befreit; aber der deutsche Kaiser Heinrich VI nahm
so drohendere Haltung ein. Alexios hatte thöricht genug auch die
ler vor den Kopf gestossen, indem er 1196 mit der Bestätigung 1196
ivilegien zögerte. Es war das um so unpolitischer, als er nur
r Hilfe sich der deutsch-normannischen Obmacht erwehren konnte;
ir seit 1193 der alte Enrico Dandolo mit dem Dukat bekleidet, 1193
iker ersten Ranges, aber Byzanz keineswegs wohlwollend gesinnt,
Q nicht reizen durfte. So war das oströmische Kabinett wieder
oliert, als Herbst 1196 die Gesandten Kaiser Heinrichs erschienen 119fi
m erschreckten Kaiser die demütigendsten Forderungen ab-
Er musste, um grossen Landabtretungen zu entgehen, sich zur
hlung bequemen, nur dass die ursprüngliche Forderung von
und Goldes auf 1500 herabgesetzt ward. Allein Heinrichs Tod
(freite das Romäervolk zu dessen grossem Jubel von der »Ale- 1197
Steuer*.
B Regierung des Alexios, der sich stolz Komnenos benannte, war
3 nicht besser, als die seines Bruders Isaak. Dass der Admiral
os alte Schiffe und abgängiges Material verauktionierte, war an
sich nicht so schlimm, als Niketas uns will glauben machen,
zantinisch war nur, dass der Erlös, statt zu Neuanschaffungen
t zu werden, in die Tasche dieses Grossbeamten floss. An der
) auf dem schwarzen Meer beteiligten sich Kaiser und Hof als
schäftsteilhaber. Freilich auf Reklamation des Sultans von Rüm
wenigstens dessen Unterthanen entschädigt werden,
t den Bulgaren konnte der Kaiser wegen der unverschämten Be-
9n derselben keinen Frieden schliessen. Bei Serrae erlag ihnen
ßhisches Heer. Indessen der furchtbare Joannes Asßn I fiel 1196 1196
3t zu Trnovo durch die Hand Ivankos eines seiner Vertrauten,
habers der Schwester der Carin Helena. Er entkam zu den Byzan-
und nach Kalopetros' (f 1197) kurzer Herrschaft folgte der un- 1197
iche Griechenfeind Kalojan (1197 — 1207), der durch seine Heim-1197/12(
J036 AbriM der bysantinisohen Kaisergesohiohto.
tücke, Grausamkeit und erbarmungslose Härte verbunden mit grottei
politischen Verstände den Griechen so furchtbar wurde, wie Basileios ü ei«
den Bulgaren. Auch in Makedonien erhoben sich die Bulgaren. Der Boljni
Dobromir Strez konnte von Alexios nicht bezwungen werden; er gab Ai
eine Verwandte zur Ehe. Jvanko, als Grieche Alexios genannt, sdkf
zwar die Bulgaren bei Philippupolis, verriet aber bald die Griechen lii
einst seine Landsleute und konnte, nachdem er bis ans ägäische Mes
1201 gebrandschatzt hatte, erst 1200 dingfest gemacht werden. Endlich 1201,
nachdem auch des Kaisers Neffe Eamytzes sich empört hatte, schloagei
die Griechen mit den Bulgaren einen fUr diese höchst vorteilhaften Friedig
in welchem sie ihre sämtlichen Eroberungen von Belgrad bis ans Schwm
Meer und an den Vardar behaupteten. Ein wichtiger Schachzug Kakqni
war die nach langwierigen Verhandlungen abgeschlossene, natüriid pt
nicht ernst gemeinte Union mit Rom. Der von Innocenz III entBuii
Kardinallegat Leo weihte Vasil zum Primas von Bulgarien, teacUi
den Metropoliten Pallien und den Bischöfen — alles nationalbulgariidi
lov. Priester — Mitren mit. 8. November 1204 wurde Kalojan vom EardU
feierlich gekrönt.
Während so in Europa die Dinge einen für die Romäer höchst n-
günstigen Verlauf nahmen, hatte man auch in Asien unaufhörlich mit dflii
Seldschuken und meuterischen Prinzen zu kämpfen. Die griechiBclMi|
Unterthanen, angelockt durch die günstigen Bedingungen des Sultans E»
ko>ü, siedelten massenhaft auf sein Gebiet über. Natürlich sahen aek;
diese Elenden bald bitter getäuscht und erhielten in ungleich härterei
Druck den verdienten Lohn für ihren Reichsverrat.
Der Übermut der italienischen Kaufleute wurde unerträglich.
Genuese Gaffore, vom Grossadmiral in eine Geldstrafe genommen, that a
als Pirat auf und plünderte die wehrlosen Inseln und Küsten. Der e
anrüchige Kalabrese Giovanni Stirione ward als Viceadmiral in kaiseriii
1198 Dienst genommen und konnte schliesslich mit Hilfe der Pisaner 1198
Gaffore unschädlich machen. Allein dessen Schwager Vetrano setzte
Piratenkrieg fort, und die von der griechischen Regierung infolgedessen g^
die Genuesen verübten Repressalien führten nur zu langwierigen Vi
handlungen, und schliesslich musste das Reich wieder für den Schadaj
aufkommen. Die Bevorzugung der Pisaner durch den Kaiser erbi
die mächtigen Venetianer. Es war ein Verhängniss, dass der Kaiser
dem gewaltigen Dandolo sich nicht zu stellen vermochte. Die Zersei
des Reichs machte immer grössere Fortschritte. Die ehrgeizigen Primata
der einzelnen Provinzen suchten sich als selbständige Tyrannen einzuriclit«?
der bekanteste unter ihnen ist Leon Sguros, der Archont von Nanplkn
1203 welcher 1202 Argos, bald Korinth gewann. 1203 zog er gegen Atli«
allein der heldenmütige Widerstand des Metropoliten Michael Akominrin
rettete die Akropolis. Dagegen Theben kapitulierte sogleich. Aberl»
den Thermopylen erlag er den kampfgeübten Rittern des neuen Könip
von Thessalonike, Bonifacio von Montferrat. Eine ähnliche halb unab-
hängige Stellung behauptete in Trapezunt »als Herzöge von Chaldia* &
armenische Familie der Gaberas, Abkömmlinge der alten Fürsten von Tarfi
k
t
h
Vit Die Komnenen und die Angeli (1081—1204). 1037
eitläufige Lehen und Latifundien besassen in Epeiros und Aetolien die
kntakuzenos, die Branas, die Melissenos u. s. f. Kurz das Reich nahm
lon von selbst immer mehr die feudale Oestalt an, deren Stempel ihm
3t die fränkische Eroberung endgültig aufdrücken sollte.
Das Verhängnis rückte für das Reich immer näher. Philipp von
hwaben, dem Gemahl Eirenes der Tochter des gestürzten Isaak, waren
rläufig durch den deutschen Gegenkönig die Hände gebunden. Allein
3 Dinge kamen in Fluss, als der grosse Innocenz HI (1198 — 1216) durch 1 1^8;:
3 neuorganisierte Kreuzpredigt namentlich den ebenso frommen als
fermutigen und kriegslustigen französischen Adel für die Wiedergewin-
ng des hl. Landes zu begeistern wusste. Echt staatsmännisch war des
ossen Papstes Gedanke, durch einen kraftvollen Yorstoss gegen Alexandria
d Ägypten das Jerusalem beherrschende Ejjübidenreich in seinem Kern-
nd tödlich zu treffen. In Venedig sammelten sich die fränkischen und
d flandrischen Kreuzfahrer, um mit dem Dogen der seebeherrschenden
»publik wegen der Überfahrt zu verhandeln. Allein Enrico Dandolo
egte zu Ägypten die besten Beziehungen, welche die auf dem Seeweg
eh. dem Nilland kommenden kostbaren Waren Ostasiens nach der La-
inenstadt dirigierten. Die religiösen Ziele, welche dem Papste vor-
hwebten, und welche die edeln Franken begeisterten, waren diesem
nialen Herrschergeist, der aber eine echte Kaufmannsseele in sich trug,
•llig fremd und gleichgültig. Es kam dazu, dass der von der Kreuzidee
geisterte Führer der Ritter, Graf Thibaut von Champagne, 24. Mai 1201 24. l
irb, und der Marschall Villehardouin die Wahl des griechenfeindlichen ^^^
id lediglich politische Pläne verfolgenden Markgrafen Bonifacio H von
Dntferrat durchsetzte. Schon im März 1201 hatte Enrico Dandolo durch 1201
inen Vertrag mit den Kreuzfahrern, ein wahres Meisterstück diplomati-
her Gewandtheit, es verstanden, die finanziell ohnehin vollständig von
»r Republik abhängigen Ritter völlig seinen Interessen und Plänen dienst-
ir zu machen. Der grosse Papst durchschaute seinen Gegner und wollte
m Vertrag nur unter der Bedingung genehmigen, dass das Unternehmen
cht gegen Christen gerichtet sein solle; aber Venedig weigerte sich
ndweg, diese Verpflichtung einzugehen. So wurde die religiöse Begeiste-
ng der Kreuzfahrer für Venedigs politische Ziele in ähnlicher schmach-
Jler Weise ausgenutzt, wie die Opfer der Völker für die nationale Idee
►n 1813 und 1815 von den Diplomaten des Wiener Kongresses. Der
ifall half den Venetianem. Isaaks Sohn Alexios entrann mit Hilfe der
saner nach dem Abendlande. Innocenz war korrekt genug ihn abzuweisen ;
ein des Prinzen Schwager Philipp von Schwaben nahm diesen mit offenen
men auf. In dem Kreuzheer befanden sich zahlreiche Rheinländer;
irkgraf Bonifacio stand in guten Beziehungen zu Philipp. So wurde
3sen Wunsch, Isaak und dessen Sohn zu restituieren, der so trefflich
Dandolos Plänen stimmte, im Kreuzfahrerlager günstig aufgenommen,
locenz' IH Widerspruch verhallte, und seinem Legaten trat Dandolo mit
icher Energie entgegen, dass es allmählich jedem klar wurde, nur der
)ge beherrsche die Situation. Er nutzte sie denn auch nach Kräften
IS. Anfang Oktober 1202 stach die Kreuzzugsflotte in die See und or-fl
J038 Abriaa der faysantinüichen Saisergesehiöhtd.
oberte schon im November das dalmatinische Zara, das dem froi
Emerich von Ungarn gehörte. Dass dieser selbst das Kreuz genoi
hinderte die Venetianer in der rücksichtslosen Verfolgung ihrer
politischen Interessen nicht.
Der ganze von Venedig gegen Byzanz gerichtete Feldzug findet äj
der Geschichte nur eine Parallele: in Englands Seeexpedition, welche 6]
Annexion Ägyptens zur Folge hatte. Die ünwahrhaftigkeit in der T«w
hüllung der wahren politischen Endziele war beide Male gleich groa]
Interessant ist auch, dass die politische Leitung beider Affairen einem ii{
Staatsgeschäften vielgewandten starrsinnigen Greise anvertraut war. Bm^
sprach über die Venetianer den Bann aus und verdeutete den Ereuz&hrai^
dass es nicht ihre Sache sei, die Griechen und ihren Kaiser for flsi^
Sünden zu strafen. Allein Prinz Alexios versprach 200000 Maii SObaci
10000 Mann Hilfstruppen für den Krieg gegen die Ungläubigen auf«
Jahr und Union mit der römischen Kirche, äusserst massige und ▼»►
ständige Bedingungen. Noch schlug vielen Kreuzfahrern das Qewissei,
Aber die Überredungskünste des Dogen und des Markgrafen, vor aS»
die Aussicht auf unermessliche Beute machten die finanziell meist üM
situierten Ritter mit verschwindenden Ausnahmen mürbe. Die Sache
Gottes war dem Mammon zum Opfer gefallen.
Dandolo und Bonifacio leiteten nun das Unternehmen mit wahrhaft
bewundernswürdiger Umsicht. Die Vorhut der venetianischen Flotte nahi
103 April 1203 Dyrrachion. Schon am 27. Juni ankerte die Flotte, yfd(k
40000 Kämpfer trug, bei Skutarion, dem antiken Chrysopolis, der Kai8e^
residenz gegenüber.
Der Kaiser hatte eine Armee von angebUch 60000 Mann gegen dea
Feind in der Hauptstadt zusammengezogen; Verlass war aber nur auffie
Varangen. Im letzten Moment erst hatte man an Ausbesserung der
Mauern und Instandsetzung der schwachen und verfallenen Flotte gedacht.
Der Sturm ward gegen die Vorstadt Pera eröffnet. 6. Juli fiel der feste
Turm von Galata. Des Kaisers tapferer Schwiegersohn, Theodoros Las-
karis, die Varangen und die Venedig feindlichen Pisaner verteidigten sich
heldenmütig, als der Sturm gegen die Hauptstadt selbst organisiert ward
17. Juli wagte der Kaiser, fast gezwungen, einen Ausfall. Er scheiterte
an der Tapferkeit der Franken. Der elende Fürst entwich in der Nach
mit den Kronjuwelen und mit dem Kronschatz nach Debelton. Da holt
der Reichsschatzmeister Konstantinos den blinden Isaak aus dem Kerke
und proklamierte ihn aufs neue mit seinem Sohne Alexios IV (18. Jul
J041203— 28. Januar 1204) zum Kaiser. Der Prinz, von den Baronen be
gleitet, hielt seinen feierlichen Einzug in die Stadt. Die Führer stiegei
im Kaiserpalast der Blachernen ab, die Pilger besetzten die Stadt. Ao
des Kaisers Isaak Bitten wurde indessen das Pilgerlager nach der Eben
bei Galata verlegt und die Flotte ankerte bei Pera, nachdem Dandol
einen Teil der Stadtmauer hatte schleifen lassen. Alexios IV erhielt ein
fränkische Leibwache. Vorläufig zahlten die Griechen 100000 Mark; in
dessen die Venetianer nahmen gleich die Hälfte für sich vorweg un
zogen von der andern 35000 Mark für Schulden der Pilger ab. AUgi
VIL Die Eomnenen und die Angeli (1081—1204). 1039
►ine Entrüstung herrschte bei den kurzsichtigen Kreuzfahrern. Sie be-
iden die Zeichen der Zeit nicht, obgleich schon jetzt der Zustand ein-
treten war, der zweiundeinhalb Jahrhunderte andauern sollte. Das
ich und dessen Kaiser, ob Franken oder Griechen, waren trotz des
taen Tones, den letztere bisweilen annahmen, völlig von der Gnade des
.lienischen Krämervolkes abhängig. Sie fielen, sobald Venedig die Hand
o ihnen abzog oder vielmehr handelspolitischer Konjunkturen halber sie
CJ ihnen abziehen musste. Das alte Verhältnis kehrte sich um; die
3iem Diener waren die Herren geworden.*) Den beiden Kaisem ge-
r-te nur die Hauptstadt; die Provinzen gehorchten noch dem nach Adria-
pel gezogenen Alexios HI. Bald brach ein griechischer Volksaufstand
3i, dem die Warenlager der Pisaner und der Amalfitaner und ebenso
t türkische Moschee zum Opfer fielen. Dazu kam ein fürchterlicher
fcdtbrand. Während Alexios IV mit Hilfe der Franken Thrakien unter-
.xf, sannen die Primaten der Hauptstadt auf Widerstand und stellten
h Stadtmauern her. Isaak und Alexios IV waren allmählich der frän-
tchen Unverschämtheit müde; Dandolos rohe Worte gegen den jungen
b.i8er: „Schändlicher Bube! wir haben dich aus dem Kote gezogen und
den Kot hinein werden wir dich Verstössen!** gössen Öl ins Feuer.
» warf sich der kühne und tapfere Alexios Dukas Murzuphlos, ein Ver-
Lndter des kaiserlichen Hauses, zum Reichsverweser auf. Die Griechen
iahten mehrere, wenn auch unglückliche Ausfälle aus der Hauptstadt,
►er im Frankenlager wütete Hungersnot. 25. Januar kam es zur Re-
lution. Adel, Klerus und Volk sammelten sich zu den allmählich Ge*
>hnheit werdenden Kaiserkomitien. Nachdem man am 28. Januar ohne
istimmung des Patriarchen den Nikolaos Kanabos zum Kaiser gesalbt,
Ewd am 5. Februar 1204 Murzuphlos als Alexios V feierlich vom Patri-
chen als rechtmässiger Kaiser der Römer gekrönt.
Alexios IV ward erwürgt; sein jämmerlicher Vater starb vor Schreck,
ie faulen Kompromisse hörten auf. Griechen und Lateiner standen sich
s Todfeinde gegenüber. Der neue Kaiser verweigerte sogleich weitere
ihlungen und forderte den Abzug des Kreuzheeres. Krieg war nun die
3sung. Ein Ausfall des Kaisers auf die rückkehrenden Franken, welche
der reichen Stadt Philea am schwarzen Meer ungeheure Beute gemacht
ktten, verlief so unglücklich, dass das Palladium des Reichs, das vom
itriarchen getragene Gnadenbild der Panagia Hodegetria, das Werk des
(rangelisten Lukas, dem Pierre de Bracheuil in die Hände fiel. Unter
'cssartigen Rüstungen der Franken verstrich der März. Gewaltige Be-
gerungsmaschinen und Sturmleitern wurden gebaut. Allein Alexios V
itete mit Umsicht und Unerschrockenheit die Verteidigung. Der erste
urm misslang. Der Hauptsturm geschah am 12. April. Mit Löwenmut
irteidigten sich die Varangen. Aber zwei Türme fielen; Pierre d'Amiens
rengte ein Stadtthor. Vergebens sucht der heldenhafte Kaiser der allge-
einen Panik Herr zu werden. Wie stets Völker im tiefen Verfall ihren po-
ischen Leitern alle Schuld des Unglücks aufbürden, oder dieses nur dem Ver-
') C. Hopf: Griecliittche Geschichte I 151.
1040
AbriM der bysantuÜBchen Kaisergetoliiolite.
rate der Militärchefs zuschreiben, so geschieht es auch mit Alexios. Hansoil
bereits auf Absetzung; gebrochnen Herzens erkennt auch der Stolze, du
des Vaterlands Sache verloren sei. Er entflieht durchs goldne Thor, ^m
nicht ein Frass für der racheschnaubenden Lateiner Kinnbacken zu werden*
Ein Rest von Patrioten will in der Sophienkirche den Theodoros Dnkas oder
den Theodoros Laskaris zum Kaiser wählen. Aber jeder Appell an nochmaEgn
Widerstand prallt an der kleinmütigen Verzweiflung des Volkes und dff
Indifferenz der Söldner ab. Laskaris entflieht nach Kleinasien. Vergeboi
wurde von dem elenden Reste der Bewohner Bonifacio um Gnade ange-
fleht. Das stolze Byzanz muss den Kelch des Jammers bis auf die Neigt
leeren. Die Erbitterung des zügellosen Kriegsvolks, das nun in seine
Strassen einbrach, war unbezähmbar. „Plündern und Geld machen wir
der Venetianer, höhnen und schänden der Franzosen, schlemmen und de-
molieren der Deutschen Stichwort.'' Am ärgsten hausten die abendlia*
dischen Kolonisten, die bis dahin des Kaisers Unterthanen ausgebeutet
hatten und jetzt unter den Mördern am grausamsten verfuhren.
1204 Bereits im März 1204 war der Teilungsvertrag geschlossen worden,
wonach ein Viertel des Reichs dem neuen Kaiser zufallen sollte, und die
Nation, welcher die Krone entging, für ihren Klerus den Patriarchat und
den unermesslichen Grundbesitz der Sophienkirche erhalten sollte. Diej
anderen drei Viertel sollten unter die Venetianer und die Ritter geteit
werden. Die Seele der ganzen Neuordnung war der vielgepriesene Dis-
dolo. Er hat in nacktestem, aber höchst kurzsichtigem Venetianermeriun-
tilismus nur für die Geldinteressen der Republik gesorgt und, in thöricUer
Besorgnis vor einem starken lateinischen Kaisertum, ein Pfuscherwoi
geschaffen, welches nicht wert war, das Licht der Sonne zu schaneo.
Das lateinische Kaisertum ist denn auch von Anfang an eine todschwack,
lebensmüde Maschine gewesen, deren ganze Existenz nur ein langes Sieck^;
tum, ein immerwährendes Sterben war.
Dandolo verhinderte die Kaiserwahl des tüchtigen und energiscliei
Bonifacio. Den geschmeidigen und talentvollen BaJduin von Flanden
machte er durch seinen Vorschlag zur Güte, welcher Bonifacio das gan»
Land jenseits des Bosporus und ,rille de Griesse* zusprach, von vomhereii
zu einem Schattenkaiser. So war alles von Anfang an zum Untergang!
reif. Nur die Venetianer verstanden es mit der ganzen Rücksichtslosigkeü
einer Kaufmannsoligarchie überall ihre selbstischen Sonderinteressen dordh-
zusetzen. Trotz des Widerspruchs des französischen Klerus ward Thomai
Morosini Patriarch, und ebenso wurden an der Sophienkirche dreizehn veoe-
tianische Kleriker zu Kanonikern ernannt. Äusserlich war die Union €^
reicht. Der stolze ökumenische Patriarchat beugte sich unter Alt-Rom.
Thatsächlich herrschten Zustände ungefähr wie in Irland zur Zeit dff
anglikanischen Kirchenherrschaft. Ein zahlreicher lateinischer Klerus mit
kleiner oder gar keiner Herde nährte sich aus dem Ertrag der reicheo
Pfründen; aber die verarmte Hierarchie der Orthodoxen hatte das Vdk
für sich, tröstete dasselbe unter dem Fremdenjoch und hielt den Gtedanken
an eine zukünftige Wiedergeburt wach.
Es ist hier nicht der Ort, die Umwandlung der einzelnen Provinza
fj
Vm. Daa Kaisertum von Nikäa (1204—1261). 1041
les alten absoluten Kaisertums in die Form der occidentalischen Lehens-
iierrschaft, wie dies Hopf in mustergültiger Weise gethan hat, irgendwie
inch nur zu skizzieren. Für eine Geschichte der Kultur des Xm. und
'XIV. Jahrhunderts oder für eine Wirtschaftsgeschichte der Levante sind
das wichtige Kapitel. Hier haben wir lediglich die politische Geschichte
.des Byzantinervolkes zu behandeln; und da hinein gehört so wenig die
Geschichte der lateinischen Kaiser oder der Könige von Thessalonike oder
der Herzöge von Athen und Achaia, als die der Seldschuken von Rüm
^oder der Mameluken von Ägypten, die ja gleichfalls Stücke des ehemaligen
^jrzantinerreichs der Barbarei überantworteten.
VIII. Das Kaisertum von Nik&a (1204—1261).
Die mit der Organisierung der fränkischen Lehensstaaten notwendig
verbundene Vielherrschaft und Zersplitterung aller militärischen Kräfte
: hinderte zum Segen der Griechen jede einheitliche Aktion und Konzen-
.tration der lateinischen Zwingherrn. Den letzten Patrioten Alexios V
Horzuphlos, der sich zu gemeinsamem Widerstände mit Alexios HI ver-
bunden wollte, Hess dieser blenden, und die Kreuzfahrer, die des helden-
haften Gegners habhaft wurden, waren roh genug, denselben als eid-
-hrüchigen Mörder des Alexios IV von der Theodosiossäule hinabzustürzen.
-.Der schändliche Alexios HI wurde mit seiner würdigen Gattin Euphro-
^flyne durch die Gnade König Bonifacios in die angenehme Villeggiatur
von Halmyros exiliert. Doch andere griechischen Granden waren ener-
- gischer und glücklicher. Michael Angelos Komnenos, ein illegitimer Vetter
> der Angeli, bemächtigte sich 1204 des Themas Nikopolis und regierte mit 1204
, starker Hand das von den Lateinern völlig unabhängige Despotat Epeiros,
das sich von Naupaktos bis Dyrrachion erstreckte. Grösser sollte in der
Geschichte der Name des Theodoros Laskaris werden. Er hatte sich
.nach Bithynien gewandt und suchte Asien den Romäern zu retten. Aber
von Philadelpheia aus erhob sich Theodor Mankaphas als Gegenkaiser.
Leon Gabalas machte sich auf Rhodos und Manuel Maurozomes im Mäandro-
~thal unabhängig. Nikäa schloss ihm die Thore aus Hass gegen seinen
-Schwiegervater Alexios HL Im Herbst 1204 trafen die Kreuzfahrer, ver- Herbst
! stärkt durch zehntausend aus Palästina zurückkehrende Pilger, alle An- ^^04
. stalten zur Eroberung Kleinasiens. Vergebens verband sich Laskaris mit
- den Seldschuken von Rüm und dem Kaiser von Philadelpheia. Peter von
Bracheuil besiegte ihn 6. Dezember 1204 bei Poimanenon, nahm Lopadion, Dez. 12(
'Apolloneia und Nikomedeia. Nur das feste Prusa widerstand. Unter-
dessen hatte Graf Heinrich von Abydos her operiert und 12. März 1205 März 12(
- den Mankaphas überwunden. Alles schien verloren, als plötzlich die Nach-
richt von Kaiser Balduins Gefangennahme durch die Bulgaren dem be-
drängten Despoten Theodor Luft verschaffte.
Kalojan „der Romäerschlächter** war aufs eifrigste bemüht gewesen,
sich mit den Lateinern zu stellen. Allein hohnvoll und aufs schnödeste
zurückgewiesen sann er auf Rache, die bald genug den entsetzlichsten
, Ausdruck fand. Die Griechen in Romanien in ihrem fanatischen Lateiner-
BinObufth der klMk AlftartmoiwlMMBkifl IZ. I. AMig. 8. Aufl. 66
\
J042 AbriBB der byiantixiiBohen EaisergMohiohte.
hass verschwuren sich mit dem Todfeinde ihrer Nation. Ealojan vtt-
sprach Hilfe mit seinem gesamten Heerbann und 10000 Kumanen. In das \ ,
ganzen eben erst unterworfenen Romanien erhoben sich die Grieda.
Sogleich brachen der Kaiser und Dandolo mit ungenügenden StreiÜciifice
auf und belagerten Adrianopel. Da erschien Ealojan mit einem numeiiadi
weit überlegenen Heer und brachte den Franken eine vernichtende Nieder-
lage bei. Wer dem fürchterlichen Gemetzel entrann, floh nach der Pro-
pontis. Der Kaiser Balduin starb in bulgarischer Gefangenschaft. IGt j
der Frankenherrschaft in Romanien war es seit diesem furchtbaren Tige
vorbei. Kalojan, erbittert über die bald wieder zu den Lateinern über- |
tretenden Griechen, mordete das unglückliche Volk in den folgenden Jakrei
aus. Niketas der Geschichtschreiber jammert über die Ruinen der eiut
so blühenden Städte, über die heillose Verwüstung der ehemals so an-
mutigen Felder und Gärten, wo nun Raubtiere die Stelle der Menschen an-
zunehmen begannen. Ganz Makedonien erlag der Wut des BulgarenfOrsten.
Philippupolis, Herakleia, Panion, Rhädestos, Chariupolis, Traianupoüs,
Makro, Klaudiupolis, Mosynupolis, Peritheorion und zahlreiche andere Städte i
wurden von ihm erobert und ausgemordet oder der Rest der unglücklichen I
Einwohner nach Donaubulgarien verschleppt. Er sagte, dass er Kaiser 1
Basileios seine Unthaten an den Bulgaren vergelten wolle. Hatte man dieeeo 1
Bulgaroktonos genannt, so Hess er sich als Romäoktonos bezeichnen.*}
207 1207 starb er vor Thessalonike. Die fromme Legende der Griechen schrieb
seinen Tod der Lanze des nationalen Schutzpatrons, des hL Demetrioi.
zu. Aber das Bulgarenvolk hielt das Andenken des „grossen, frömmsten*
Garen allezeit hoch.
Während der neue Lateinerkaiser Heinrich dergestalt alle Hände
voll zu thun hatte, wurde Theodoris Laskaris in Nikäa, das der Sammd-
platz der griechischen Aristokratie und des hohen Klerus ward, feierlidi
1206 zum Kaiser gewählt und 1206 durch den neuen Patriarchen Michael ge>
krönt. Gegen den Komnenen David verband er sich mit den Seldschuken:
[205 diese schlugen jenes Bruder Alexios 1205 vor den Mauern von Amisoi,
während Theodoros selbst Davids General Synadenos am Sangarios be*
siegte. David verband sich mit den Franken. Allein Andronikos Gidos
206 rieb deren Hilfskorps 1206 bei Nikomedeia auf. Als im Spätjahr 1206
jedoch der energische Kaiser Heinrich eine grossartige Expedition nick
Asien in Szene setzte, Kyzikos, Nikomedeia, Charax und Kibotos einnabn,
rief Laskaris den Bulgaren Kalojan zu Hilfe und zwang dadurch die Li-
teiner zur Teilung ihrer Streitkräfte. Theodoros' niederträchtiger Schwiege^
vater, Alexios XU, war unterdessen zu den Seldschuken entwischt, and
diese forderten Theodoros auf, den Alten als legitimen Kaiser anzuerkennfiii
Rasch verständigte sich Theodoros mit den Lateinern und schloss mt
1209 Kaiser Heinrich 1207 einen zweijährigen Waffenstillstand. 1209 bemegb
er den gewaltigen Pierre de Bracheuil, den die erbitterten Griechei
schändlich ermordeten. Durch fränkische Söldner verstärkt, schlug ar
0 Georg. Acrop. S. 26 ed. Bonn. Hundeioannes nannten ihn die Griechen I. cättj
und 237.
Vm. Da« EaUiertam von Nikäa (1204—1261). 1043
1211 den Antiocheia belagernden Kaiko^xQ aufs Haupt, nahm ihn und l^n
den alten Alexios HI gefangen, der — für diesen Sünder viel zu mild —
hinter Elostermauern seine zahllosen Übelthaten beweinen durfte. Die
Türken mussten einen grossen Teil der asiatischen Küste an die Griechen
abtreten. Das war den Franken zu viel. Kaiser Heinrich zog gegen
Theodoros, schlug ihn bei Luparkos, drang 1212 tief in Kleinasien vor; 1212
aber im Norden drängte der Fürst von Nikäa den fränkischen VasaUen
David Komnenos weit nach Osten und liess ihm nur das Fürstentum
Sinope. Die Kaiser von Byzanz und Nikäa schlössen bald einen billigen
Frieden. Eine kräftige Hilfe fand Kaiser Theodor in dem zum Oberst-
k&mmerer erkorenen, 1212 mit seiner Tochter Eirene vermählten Johannes 1212
Dukas Vatatzes. Ein hohes Glück für die Griechen war der Tod des
hochbegabten und rastlosen Lateinerkaisers Heinrich in Thessalonike
11. Juni 1216. Von jetzt an hatte gegenüber der schwachen Regent- 1216
Schaft in Konstantinopel Theodoros freie Hand. Als er 1222 starb, hatte 1222
er mit Ausnahme des kleinen fränkischen Stücks von Bithynien das ganze
westliche Kleinasien unter sein Scepter vereinigt. Erst am oberen Laufe
des Sangarios und des Mäandros begann die seldschukische Herrschaft.
Für seinen minderjährigen Sohn Konstantinos bestieg unter -allgemeiner
Zustimmung Johannes Dukas Vatatzes (1222 — 1254) den Kaiserthron, 1222/121
ein ebenso ausgezeichneter General als tüchtiger Verwalter, unter dem
flieh das griechische Kleinasien von der Misswirtschaft der Angeli aufs
kräftigste erholte.
Die nationale Erniedrigung und die Schmach des fremden lateinischen
Joches hatte eine Menge gebundener Kräfte im Hellenenvolk entfesselt.
Es offenbarte sich, welch tüchtige Talente es noch in sich enthielt. Wie
die Laskaris in Asien, haben auch die Angeli in Europa die machtvolle
Reaktion des wieder emporstrebenden Griechentums gegen die fränkische
Herrschaft mit Glück eingeleitet.
In Epeiros war auf Michael dessen gewaltthätiger und roher, aber
hochbegabter Bruder Theodoros Dukas Angelos gefolgt. Er hatte nach
aUen Seiten gegen Bulgaren und Lateiner seine griechische Herrschaft
ausgedehnt. Die patriotischen Männer des Westens, wie der hochwichtige
Briefwechsel des Demetrios Chomatianos erweist, schauten auf ihn als
ihren Erlöser und Befreier vom Franken- und Slavenjoche. 1221 griff 1221
er das Königreich Thessalonike an, wo der schwache Demetrios regierte.
1222 fiel zum unendlichen Jubel der Griechen die Hauptstadt Thessalonike ^222
in ihre Hände, und als der Metropolit der Stadt zögerte, den Reservat-
rechten des ökumenischen Patriarchats zu nahe zu treten, krönte ihn der
autokephale Erzbischof von Achrida, Demetrios Chomatianos, feierlich zum
Kaiser des Westens. Auf Kosten der Bulgaren wurden die Grenzen des
Reichs bis in die Nähe von Adrianopel, Philippupolis und Christupolis vor-
geschoben, der national-bulgarische Episkopat überall durch einen griechi-
schen verdrängt. Mit Mühe setzte auf einer von Demetrios präsidierten
Provinzialsynode der milde und verständige Bischof von Moglena wenigstens
die Anerkennung der von den genuin-orthodoxen alaviintoiBiscihO&n voll-
zogenen Weihen durch; eine knrisicIitMBi Ju|||Ug|ijgj||||g||||, PlMtoi,
]^044 Abriss der bysantinisohen Kaisergesohiolita.
deren Haupt der Protothronos von Kastoria war, wollte — allerdings rer-
gebens — selbst dies nicht zulassen. Diese Mässigung beweist, daas &
damalige erzbischöfliche Kurie von Achrida in einem so schwierigei
Falle unendlich mehr kirchenpolitische Weisheit besass, als der Phuar
unserer Tage.
Der Patriarch Germanos von Nikaea scheint dem Demetrioa trotz
dessen heftiger Proteste nicht mit Unrecht den Vorwurf zu machen, im
er nach Errichtung eines westlichen Patriarchats strebe. Denn kirchhch wie
politisch gingen die Griechen von Thessalonike wie die von Nikaea in ihrai
Zielen und Aktionen auseinander. Bei zwei so gewaltigen Herrschematnren,
wie Theodoros und Johannes lH, konnte keiner dem andern sich unterordneiL
1224 Beide waren übrigens 1224 gleichermassen siegreich gegen das todesmdde
lateinische Kaisertum. Robert der Kaiser und seine Barone selbst würden
bei Serrae von Kaiser Theodoros, die Franzosen unter Macaire von St
M^n^hould bei Poimanenon von Yatatzes geschlagen. Dieser eroberte die
festen Plätze der Franken in Kleinasien, nahm Kos, Ikaria, Samos, Chios and
Lesbos, machte Rhodos tributär und plünderte die Küstenbesitzungen der
Venetianer. Ein Heer unter Führung des Protostrator Ises und des Joannes
Kamytzes setzte über den Hellespont und nahm infolge eines Rufs der
Einwohner das wichtige Adrianupolis weg. Allein hier trafen sich dir^
die Interessensphären der beiden ehrgeizigen Romäerkaiser. Theodoros
verjagte die nikänischen Truppen aus Adrianupolis, und Yatatzes, in Aaea
beschäftigt, schloss mit den Lateinern Frieden, während sich Theodoros
mit den Bulgaren verband.
Eine grosse Gefahr für die Griechen wurde der neue Bulgarenfünt
1241 Joannes As^n (1218 — 1241); „der grosse und fromme Car, der Sohn des
alten Garen Äsen, verherrlichte in starker Liebe zu Gott das bulgarische
Carenreich mehr, als alle bulgarischen Garen vor ihm.**') Das Lob des
bulgarischen Mönches bestätigt der Bericht des griechischen Grosslogo-
theten:^) „Alle betrachteten ihn als einen bewundernswerten und glück-
seligen Mann. Denn nicht zog er das Schwert gegen seine Landsleate,
noch befleckte er sich mit Blutthaten an den Römern, wie seine Vorgangs
unter den Bulgarenfürsten. Deshalb ward er nicht allein von den Bal-
garen, sondern auch von den Romäern und anderen Völkern geUebt*
Dieser wahrhaft fromme Fürst bewies auch mit echter Staatsklugheit den
Bogomilen gegenüber völlige Toleranz. Die physisch und moralisch ban-
228 kerotte lateinische Regierung von Byzanz wollte ihm 1228 nach Kaiser
Roberts Abgang die Vormundschaft für den unmündigen Baldnin 11 übe^
tragen, ein überaus kluger Schachzug, der auch höchstes Unbehagen an den
Höfen von Nikäa und Thessalonike hervorrief. As6n war auch völlig daa
bereit und versprach Thrakien den Lateinern von Vatatzes zurückzuerobern.
Allein glücklicherweise für die Griechen vereitelte die Opposition des
lateinischen Klerus die Einsetzung eines orthodoxen Reichsverwesers. Der
tapfere, aber politisch unfähige Jean de Brienne war für Nikaea keine
Gefahr mehr. Theodoros Dukas, der Kaiser von Thessalonike, mit dem
V Jireiek, Gesch. d. Bulgaren S. 248 ff. | «) Georg. Acrop, S. 69, 5 ff. ed. Bona.
Vm. Das Kaiaertnm von Nikäa (1204-1261). 1045
^ AsSn einen Bund geschlossen, kündigte dem grossen Garen in eitler Selbst-
fiberhebung die Freundschaft und brach mit einem starken Heere von
Griechen und fränkischen Söldnern in Thrakien ein. April 1230 wurde der April 12:
eidbrüchige Grieche — AsSn liess die Urkunde des gebrochenen Vertrags
auf einer Lanze vorantragen — bei Klokotnica vollständig besiegt und
gefangen. Die gemeinen Krieger behandelte der Gar mit Milde; der
grösste Teil des Reichs der Angeli kam in die Gewalt der Bulgaren, und
Car AsSn gewann durch seine Güte und Menschenfreundlichkeit rasch die
Herzen der neuen Unterthanen. Thessalonike und ein Rest des Despotats
Epeiros wurde Theodoros' Bruder, dem gleichfalls hochbegabten ,Eaiser'
Manuel, durch Maria, As^ns uneheliche Tochter, dessen Schwiegersohn,
aus Gnaden überlassen. Eine Inschrift der Kathedrale von Trnovo ver-
herrlicht des grossen Garen Thaten.^
Vatatzes war unterdessen unermüdlich gegen die Venetianer und
Franken thätig. Er suchte Leon Gabalas von Rhodos zu unterwerfen und
mit seiner Flotte den über die venetianische Misswirtschaft erbitterten
Kretern zu Hilfe zu kommen. Allein Gabalas unterwarf sich der Republik
und 1235 erlag seine auf Kreta gelandete Armee den Yenetianem. Gegen 1285
Konstantinopel verband er sich 1234 mit Gar As5n und eroberte und zer- 1284
störte 1235 das venetianische Kallipolis. In Lampsakos ward die Allianz 1285
durch gegenseitige Heiratsverlöbnisse der beiden Kaiserfamilien besiegelt,
und mit Zustimmung der übrigen Patriarchen erhob Germanos II den Erz-
bischof Joakim von Trnovo feierlich zum autokephalen Patriarchen von
Bulgarien. Beide Fürsten wandten sich nun gegen die Lateiner; zwischen
Propontis und Hebros machten die Nikaener reissendo Fortschritte. Die
furchtbare Not brachte noch einmal 1236 eine Erhebung der Lateiner zu 1286
Stande. Die engherzigen Kaufleute von Genua und Pisa und vor allem die
Venetianer sahen ein, dass es neben dem lateinischen Kaisertum auch die
Existenz ihres Handels galt. Auch der Herzog von Achaia schickte Hilfe. So
besiegte Brienne die Bulgaren zu Lande und die Venetianer die Griechen
zur See. Konstantinopel war gerettet, zumal die griechisch-bulgarische
Allianz sich bald auflöste. Dergestalt konnte denn der armselige Balduin H
noch 25 Jahre seine Bettlerexistenz fristen. Hausierend mit den Reliquien
seiner Kathedralen und Klosterkirchen zog er im Abendlande umher und
fand namentlich am heiligen Ludwig einen eifrigen Abnehmer seiner ge-
weihten Kunstschätze. Dieser bezahlte auch die Pfandsumme für die an
') Im Jahre 6738 (= 1230) III Indiktion.
Ich Joannes AsSn, der in Christo dem Gott
getreue Car und Selbstherrscher der Bul-
faren, der Sohn des alten AsSn, habe diesen
ochehrwördigen Tempel von Grund aus er-
baut und mit Malereien vollständig ausge-
schmückt zu £bren der hl. vierzig Märtyrer,
mit deren Hilfe ich im 12. Jahre meiner
Regierung, als der Tempel eben gemalt wurde,
in den Krieg gegen Romania auszog und
das griechische Ueer schlug und den Car
Kyr Thodor Komnin selbst mit all seinen
Boljaren gefangen nahm. Und alle Länder
habe ich erobert von Odrin (Adrianopel) bis
Draö (Dyrrachion), das griechische, dann das
albanesische und das serbische Land. Nur
die Städte um Carigrad und diese Stadt selbst
hielten die Frazi (Franken), aber auch diese
unterwarfen sich unter die Hand meines
Carentums, da sie keinen andern Caren ausser
mir hatten und nach meinem Willen ihre
Tage fristeten, da Gott es so befohlen. Denn
ohne ihn wird weder ein Werk noch ein
Wort vollführt, ihm sei Ehre in Ewigkeit.
Amen. Jire6ek, a. a. 0. S. 252.
]^046 AbriM der bysaniinisoheii Kaiaergeaoliicliie«
Venedig verpfändete Dornenkrone. Das alles hinderte Yatatzes' Fortschritte
nicht. Er entriss den Franken ihre letzten Besitzungen auf asiatisch«
^0 Boden. 1240 hatte der arme Balduin seine letzten Familiengüter m
Anwerbung eines Ereuzheeres verkauft und den Oriechen wirklich du
41 wichtige Tzurulon wieder entrissen. Ebenso erfochten 1241 die YenetUttr
einen glänzenden Seesieg über die Griechen. Aber in demselben Jahre
verband sich Vatatzes mit Friedrich 11, indem er dessen Tochter Anst
zum Weibe nahm. Die Lateiner schlössen sich dafür an Eaiko^rfi 11 ?«
Rom an, der ihnen versprach Christ zu werden. Indessen die furchtbart
Angst vor den Mongolenhorden, welche den islamitischen Osten, Armeoia
und Iberien überschwemmten, Russland zerschmetterten und Ungarn medfl^
warfen, machte die kleinasiatischen Fürsten ihre politischen Zwiste oii
allen Glaubenshader plötzlich vergessen. Der Grosskomnene von Trapeamt
4^ suchte Anschluss beim Sultan von Rum, und 1244 schloss auch Vatatitt
mit diesem zu Tripolis ein Bündnis, welches zugleich den Lateinern die
Seldschukenhilfe entzog. Allein die Seldschuken erlagen bei Arzngä (Erstii-
jan) den Mongolen. Diese drangen bis Ankyra vor; nur durch harten
Tribut konnte Rüm seine Schonung erkaufen. Die Früchte des Ver£Jk
des Sultanats von Ikonion ernteten die Griechen von Trapezunt und Nikaea.
Vatatzes unterhielt zu den Mongolen gute Beziehungen und wandte sich
nach Europa gegen die Angeli. Dort war alles in Verwirrung. Michael IL
ein natürlicher Sohn Michaels I, machte sich in Eorypho und dem Westoi
unabhängig; der geblendete Theodoros, seiner bulgarischen Haft entlassen,
suchte mit Hilfe seines Sohnes Johannes Manuel sein Reich zu entreissen.
Manuel lehnte sich an Nikaea an, starb aber bald, und nun griff Vatatzes
242 zu. Der alte Theodoros wurde 1242 nach Nikaea gelockt; dann setzte
Vatatzes nach Europa über und belagerte mit einem starken Heere Thessa»
lonike. Allein ohne Flotte konnte er die feste Stadt nicht nehmen. So
wurde ein Kompromiss geschlossen. Joannes Angelos gab den Kaisertitd
auf und bekannte sich als „Despotes"* zum Vasallen des Nikaeners. Er
starb übrigens schon 1244. Die Missregierung seines Bruders und Nack-
folgers Demetrios gab Vatatzes den erwünschten Vorwand zur Intervention.
1246 überschritt er den Hellespont. Der Tod des jugendlichen Bulgaren-
caren gab ihm Gelegenheit, den Bulgaren Serrae, Melenikos, StenimachcM
und das ganze nördliche Makedonien zu entreissen. Als dann Vatatze«
zum zweitenmale vor Thessalonike erschien, ergab sich Demetrios sofort
546 Als Triumphator kehrte Johannes TU Dezember 1246 nach Nikaea zurfid
547 und entriss 1247 den Lateinern Bizye und Tzurulon. Die Restauration ie$
Romäerreichs war in der Hauptsache vollendet. Dabei war dieser Krieg&-
held unermüdlich auch für die innere Hebung seines Reiches thätig. Kr
forderte den Landbau, den er selbst mit Liebe und Kenntnis betrieb. Er
regelte die Finanzen, schützte und begünstigte den Handel und die grie-
chische Seidenindustrie. Übel war nur sein Verhältnis zu den verhassten
italienischen Kaufleuten; ihrer entraten konnten aber die Griechen nicht
mehr. Auch der letzte unabhängige Qriechendespot Michael von Epeiros
!54 musste 1254 die Oberhoheit des gewaltigen Kaisers von Nikaea anerkennen.
53 Aufgehetzt vom alten Theodoros Dukas Angelos hatte er sich 1253 gegen
YHL Das Eaiaertam von NikAa (1204—1261). 1047
^/atatzes erklärt. Trotz tapfern Widerstandes in Thessalien und Süd-
:fiiakedonien drang der Kaiser unaufhaltsam vor. 1254 fiel das wichtige 1254
> fastoria, bald das die Pässe nach Albanien beherrschende Deabolis (Devol).
^ >ie Albanesen meuterten. Da unterwarf sich Michael, und der alte Ränke-
ichinied Theodoros wanderte ins Kloster.
Auf der Rückkehr vom epeirotischen Krieg ereilte 30. Oktober 1254 80. Ol
ler Tod zu Nymphäon bei Ephesos den gewaltigen Kaiser. Es folgte sein ^^^
Achtiger Sohn Theodoros Laskaris 11 (1254— 1258), der die trefflichen 1254/12
^Fraditionen des Vaters in der Staatsverwaltung durchaus festhielt, na-
mentlich ohne harten Steuerdruck blühende Finanzen schuf und dabei ein
Freund gelehrter Bildung war. Trotz seiner Kränklichkeit war er ein aus-
gezeichneter Soldat. Der Bulgarencar Michael As^n, der Revanche für Ya-
tatzes' Eroberungen nehmen wollte, hatte die Schlösser des Rhodopegebirges
und Obermakedoniens wiedergewonnen. 1255 zog Theodoros gegen ihn. 1255
lue Niederlage seines Generals Alexios bei Serrä machte er durch den
grossen Sieg am Passe von Rupelion wett. Er gewann die verlorenen
Landschaften zurück und zwang ihn nach einem zweiten Siege 1256 unter 1256
Yermittelung des Serbenkönigs Stephan Urod I zum Frieden. Michaels
Tod 1257 und seine baldige Ersetzung durch den Serben Konstantin, der 1257
des Kaisers Tochter Eirene heiratete, schufen hier gute Verhältnisse.
Um so unbotmässiger erwies sich der Epeirote Michael, dem freilich
der Kaiser als Preis für die Vermählung von Michaels Sohn Nikephoros
mit der Kaiserstochter Maria in echter Byzantinerschlauheit die wichtigen
Städte Serbia und Dyrrachion abgenommen hatte. Michael verband sich
mit den Albanesen und Serben; der europäische Statthalter, der Gross-
logothet Qeorgios Akropolites, mehr ein Mann der Feder als des Schwertes,
ward geschlagen und gefangen. Auch Theodoros' ausgezeichnetster General
Michael Paläologos vermochte in dem überaus schwierigen Gebirgskampf
nichts auszurichten. Da starb 1258 Theodoros II Laskaris zu Magnesia 1258
am Bennos. Thörichter Weise hatte er seinen unmündigen Sohn Jo-
hannes IV Laskaris zum Kaiser bestimmt unter der Vormundschaft des
Ptotovestiarios Muzalon und des Patriarchen Arsenios. Eine so wilde
Zeit ertrug kein Kinderregiment. Der Regent hatte die fremden Söldner
durch einen echten Byzantinerstreich aufs höchste erbittert. Er versagte
ihnen ein von Theodoros noch verheissenes Geldgeschenk. Muzalon und
sein Haus wurden das Opfer einer blutigen Militärrevolte. Adel, KJerus
und Armee setzten Michael Paläologos unter dem Titel Despotes als Re-
genten an die Spitze der Reichsverwaltung. Das Geschlecht der Paläologi
hatte seit Alexios' I Tagen dem Reiche wichtige Dienste geleistet. Va-
tatzes hatte Michaels grosse militärische Tüchtigkeit voll anerkannt und
ihn mit seiner Nichte Theodora Dukäna vermählt. Theodoros U Laskaris
war stets und nicht ohne Grund voll Argwohn gegen den ehrgeizigen und
skrupellosen General. Aber er vertraute ihm doch wichtige Gouvernements
an, und Michaels grosse Gewandtheit wusste in sehr kritischen Momenten
drohenden Gefahren zu entgehen. Dadurch ward Michaels LoyalitätsgefÜhl
für die Dynastie bedenklich gelockert, und der Kaiser hätte wissen sollen,
dass Eide für einen Byzantiner keine verbindliche Kraft besitzen. So war
jQ4g AbriM d«r b^Buttimisohen E»i«a
es auch umsonst, dass jetzt in derselben W
den Regenten durch Eide zu bestimmen sucb
Krone zu erhalten. Die damalige stürmisch
Militärs auf dem Thron. Die Garantie des '.
1. Jan. war eine arge Schädigung des Eeichs. Bereits
1259 in feierlichster Form zum Mitkaiser gekrönt.
Schattenkaiser Joannes IV geblendet und eil
wie notwendig ein starker Arm für das Rom
Michael von Epeiros hatte eine Allianz mi
Wilhelm Villehardouin von Achaia geschlosser
Michael Palaeologos, dadurch förmlich zum
1259 einen raschen Verstoss. Sommer 1259 erobe
und warfen die Epeiroten hinter Kastoria um
donion war nikänisch, selbst Deabolis und
Mittlerweite waren die Hilfsscharen aus Apul:
Oktober 1259 erlagen die gepanzerten Ritter
slavischen und kumanischen Reitern und den
des Griechenkaisers. Johannes der Despot von
von Epeiros unechter Sohn, verriet die eigi
erlitten namentlich die Franken von Morea.
chiache Gefangenschaft. Der Sieg von Pelag
1262 weitgehendsten Folgen. Im Frieden von \{
sein Stammland beschränkt. Wilhelm musste
Besitzungen Monembasia, Mysithra und Mai
Frieden den Romäern geloben.
Unterdessen war auch die Sehnsucht
1260 die Hauptstadt niedergeworfen worden. 1260
pont gesetzt und hatte den Lateinern ihre I«
Für ein Jahr gewährte er Waffenruhe. Di]
scbicktcste thätig. Mit Bulgarien trat er in
gewann die aufstrebenden Rivalen der Veneti
sich. Erstere hatten in mattherziger Kaufmani
essen arg vernachlässigt. Jetzt rüsteten sie, <
hafter Aufregung und riefen die Hilfe des A
12fil von Nymphaeon (Januar 1261) zeigt Michael
fortgesetzte Misserfolge hatten gelehrt, dass
Stellung der Griechen vorbei sei. ffotgedrun^
den Genuesen alle die Rechte und Privilegie
Herrschaft der Venetianer im ägäischen M
schwarzen Meere begründet hatten. Nur den
die Märkte des Reiches und das schwarze M
sollten von dem gewinnreichen Levantehande
Mit nur 800 Mann stand Alexios Stri
erfuhr er, dass der venetianische Podestä
gegen Daphnusion gesegelt sei. Rasch ste
!*5- Jnl. mit den Einwohnern der Hauptstadt ein Einvers
wurde die Stadtmauer überstiegen. Kaiser
1261
Vm. Das KaiBertom von Nikfta (1204—1261). 1049
npf auf einer venetianischen Galere nach Euböa. Als die Franken und
letianer in ihren Quartieren Widerstand leisteten, steckte Strategopulos
selben in Brand. Die Rückkehr der Flotte kam zu spät. Die Lateiner,
Klerus und den „ketzerischen'' Patriarchen an der Spitze, wanderten
ihrer Habe nach Euböa und den venetianischen Insehi aus. So hatten
Griechen mühelos endlich auch die Hauptstadt zurückgewonnen. Das
Romäerreich war definitiv hergestellt, und unter unermesslichem Jubel
t 15. August 1261 Michael seinen Einzug in Konstantinopel, um sich ^^* ^J*^'
lern Tempel der himmlischen Weisheit zum zweitenmale feierlich krönen
lassen. Die lateinische Schmach gehörte der Vergangenheit an.
Anhangsweise mag hier eine kurze Skizze der Geschichte des
iserreichs Trapezunt folgen. Bei der grauenhaften Katastrophe
Kaisers Andronikos I Komnenos, in welche sein gesamtes Haus ver-
kelt wurde, gelang es einigen Loyalisten, die im zartesten Knabenalter
lenden Söhnlein des edeln Prinzen Manuel nach Iberien in Sicherheit
bringen. Dort regierte 1184—1212 die Mutterschwester der beiden 1184/121
izen, die grosse Königin Thamar, welche mit Hilfe der angeworbenen
ppenstämme das ephemere iberische Grossreich gründete. Mit Alexios HI
«rorfen, gewährte sie ihren Neffen die Mittel, im römischen Osten sich
Sonderreich zu gründen. Von seinen Kriegern ward Alexios zum Kaiser
Romäer proklamiert und zog 1204 in Trapezunt ein, wo er seinen 1204
Tschersitz aufschlug und sich den Namen eines „Gross-Komnenen' gab.
tierdessen drang sein Bruder siegreich bis nach Paphlagonien vor.
3rall gewannen die Brüder die Sympathien der Römer. Nur Sabbas,
Fürst von Amisos, widerstand, dessen Stadt Alexios blokierte. Der
ammenbruch des Römerreichs 1204 und die Gründung des Kaisertums 1204
Nikäa führte zu keiner Annäherung zwischen Theodoros Laskaris und
Komnenen. Im Gegenteil suchte David die momentane Schwäche des klein-
■ischen Griechenreichs zu benutzen, um seine Herrschaft auszubreiten.
n Theodoros* Allianz mit den Seldschuken, welche den Alexios vor
K)s schlugen, und Theodoros' Sieg über David am Sangarios hemmten
k Fortschritt der Komnenen. Vergebens wurde David, um Herakleia zu
lizen, Vasall der Lateiner; ihr Hilfskorps ward durch Theodoros auf-
Iben. 1212 entriss der energische Laskaris dem David den ganzen 1212
i^en und beschränkte ihn auf das Fürstentum Sinope vom Vorgebirge
iMnbis bis zum Halys. Noch gefährlicher wurden ihm die Angriflfe der
^;huken, welche durchaus nach dem Meere strebten und 1214 seine 1214
»tstadt Sinope mit Sturm nahmen, wobei David, tapfer kämpfend,
^m Tod fand. Die Landschaft, aus der einst die Komnenen hervor-
■ngen, kam bleibend in türkische Botmässigkeit. Um so glücklicher
■jptete sich sein Bruder Alexios in Trapezunt mit Hilfe der Iberer
Kl die türkischen Angriffe. Freilich Tribut musste auch er nach Rom
> n, um den Binnenhandel des wichtigen Exportplatzes Trapezunt nicht
ij^hädigen. Das neue Kaisertum umfasste ungef&hr den alten Pontos
moniakos und dehnte sich nach Osten bis Phaais ans.
.ios' I, eines trefflichen Regenten und eines Maima^.
3r Erscheinung, bezeichnet den Glanzpunkt dar
X050 AbriM der bysantinisohen KaLiergesohioliie.
keit von Trapezunt. Bereits mit seinem Tode begann ein gewisses Sbbil*^^
Der Feudalismus und sein Fehdewesen Hessen kein geordnetes Stii^!ii^\^
wesen aufkommen. Die Kämpfe der beiden Adelsfaktionen, der Schohovli^]
und der Mesochaldier, des mit den Komnenen zugewanderten Hotiddiflf^
und der im Osten von altersher ansässigen Landjunker, zerrütteten
Reich. Zunächst folgte auf Alexios sein Schwiegersohn Andronikos
der bis 1235 regierte und tapfer gegen die Seldschuken kämpfte.
1238 der kurzen Regierung von Alexios' ältestem Sohne Johannes (f 12i||
folgte der tapfere Manuel, der sich wegen der Mongolengefahr eng«
1282 Rum anschloss. Von seinen Söhnen schloss Johannes 1282 mit den Pi
logen Frieden und nannte sich den Titel , Kaiser der Romäer* ablegoii:
Kaiser des Orients, Iberiens und der überseeischen Lande. Nach auaei
war das eine verhältnismässig ruhige Epoche. Alexios 11, einer der w.
197/1330 züglichsten unter den Komnenen (1297—1330), behauptete selbst mk
Waffengewalt seine Würde gegen die Genuesen, die sich im Osten geraden
anmassend als am Bosporos benahmen. Nach seinem Tode traten bald
arge Zerwürfnisse ein. Statt des unmündigen Manuel herrschte erst m
1340 Oheim Basileios, dann seit 1340 dessen Witwe, die byzantinische Prii-
zessin Eirene. Ein Teil des Adels erklärte sich gegen die Fremde, andn
unterstützten sie. Es kam zu wilden Strassenkämpfen, in denen d«
Kloster des Schutzpatrons von Trapezunt, des hl. Eugenios, zerstört wart. /^
Die Türken von Diarbekir schweiften bis vor die Stadt und verbranntet
die Vorstädte und Comptoirs der fremden Kaufleute. Eine zweite WeiTw«
herrschaft, erbitterte Kämpfe der Adelsfaktionen und Zwist mit den fe
1348 nuesen, welche zur Rache für erlittene Qewaltthaten 1348 Kerasus v«^
wüsteten, schwächten das Reich. Dabei herrschten in der FürstenfamiSi
1349 geradezu schmähliche sittliche Zustände. 1349 setzte eine Revolution d«f^^
Scholarier den zwölfjährigen Alexios III auf den Thron, der herangewachs«
eine im ganzen gute Regierung führte, durch den Handelsvertrag nA
1367 Venedig 1367 das Monopol der Genuesen brach und die Stadt mit Kirch»
1390 und Klöstern schmückte. 1390 hinterliess er seinem Sohne Manuel DI
ein blühendes Reich. Nachdem dieser Timur gehuldigt, regierte er nach
1417 dessen Tode bis 1417 so gut wie unabhängig. Von da an ist die Ge-
schichte der Gross-Komnenen eine Kette von Niederträchtigkeiten nnd
Schandthaten allerärgster Art, wie unnatürliche Laster und Vatermord; diese
sittliche Verwilderung ist ein erschreckender Beleg für den völligen geistige»
und physischen Niedergang des altfürstlichen, seit Generationen erblidi
belasteten Komnenenhauses. Der Vatermörder Joannes FV ward nacl
dem Falle von Konstantinopel gezwungen Tribut an die Pforte zu ent-
richten. Seine Verbindung mit den Turkomanen vom weissen Widder
besiegelte er durch Vermählung seiner Tochter Katharina (Despina Katon)
1458 mit dem Grosskhan Usun-Hassan. Bei seinem Tode 1458 übernahm sein
Bruder David, den rechtmässigen Thronerben verdrängend, die Regierung.
Feig und charakterlos konnte er doch das politische Intriguieren nicht
lassen und suchte Allianzen ; aber der einzige in Betracht kommende Ver-
bündete, der Turkomanenkhan schloss seinen Frieden mit den Türken.
Die türkische Flotte blokierte bereits Trapezunt. Als das Landheer an-
IX. Die Beatanraüon der Paläologen and der Untergang (1261—1453). 1051
te, kapitulierte David und ward nach Mauronoros bei Serrae exiliert.
^n der Verdacht geheimer Unterhandlungen mit seiner Nichte, der
des Grosskhans, erbitterte den Sultan. Als David sich mit edler
.6 weigerte, den Islam anzunehmen, ward er mit seinem Neffen und
n Söhnen hingerichtet. Trapezunt war schon vorher in eine türkische
t verwandelt worden. Den Adel und die besser situierten Einwohner
hleppte der Eroberer nach Stambul ; ihre Häuser und ihr Grundbesitz
e an türkische Militärs als Lehen ausgethan. So endete acht Jahre
Eonstantinopels Fall die Herrschaft der Gross-Eomnenen, nachdem
während nahezu drei Jahrhunderten Christentum und griechische Kultur
fernen Ostwinkel des alten Reiches aufrecht erhalten hatte.
Die Restauration der Paläologen und der Untergang
(1261—1453).
Nicht die schlechtesten Freunde der Griechen haben die Wieder-
innung von Konstantinopel als den wahren Anfang des nationalen
p^XEflücks angesehen. Damit lebte das Unglücksgespenst wieder auf,
^■^jüches noch heute die Neuhellenen für praktische Politik fast unbrauch-
macht, indem es sie dem Wolkengebilde der iisydlrj Idäa nachjagen
;t. Die schonungslose Ausmordung und Vernichtung des Griechentums
27orden und Osten durch Bulgaren und Seldschuken hatten die Nation
Ksmxiierisch derart geschwächt, dass eine Behauptung der alten Grossmacht-
[ung ein Ding der Unmöglichkeit war. Immerhin hätte das Hellenen-
im Bund mit den so überaus tüchtigen, durch das Band der Ortho-
»xie ihm in den damaligen glaubensstarken Zeiten aufs innigste ver-
ipften beiden Slavenreichen eine höchst achtungswerte sekundäre Macht-
lung bei weiser Zuratehaltung seiner keineswegs mehr unerschöpflichen
ittel und Kräfte wohl behaupten können. Statt dessen jagte schon Michael
--^L^waantischen Phantomen nach, und je kläglicher die Ohnmacht seiner
' -^fTachfolger wurde, um so mehr bildete sich jener Grössenwahn aus, welcher
~ ^ias sinkende Byzantinertum zu einem Gegenstand des Mitleids und des
^ IS^ttes für das kulturell Neurom allmählich überflügelnde, vor kurzem
:r -soch so barbarische germanisch-romanische Abendland machte.
. - • Michael war ein ausgezeichneter Diplomat und General ; das organi-
r ^^Mtorische Talent des Vatatzes ging ihm aber ab. Seit den Angeli war
x::^ lialber Staatsbankrott eingetreten. Anleihen in grösserem Umfange kannte
■-3;- die primitive Finanzwirtschaft jener Tage nicht. Man half sich durch
Verschlechterung der Münze. Während bis zum Sturze des Komnenen-
hauses der alte vollwichtige byzantinische Solidus den Weltmarkt be-
:^ herrscht und dadurch nicht zum wenigsten die imponierende Stellung des
^ Bomäerkaisers bei allen Nationen des Ostens wie des Westens befestigt
^^ hatte, hatte selbst Vatatzes die Goldmünzen zu einem Drittel legiert.
- Dieses dem Kredit des Reiches so schädliche System setzten die Paläo-
logen mit solchem Eifer fort, dass sie bereits in der zweiten Generation
^ auf halb wertige Goldstücke herabgekommen waren.
Die Schwierigkeiten, welche sich dem neuen Kaiser entgegentürmten,
^052 AlnrisB der byianiinischen KaLiergesohlebi«.
waren aber auch sehr gross. Wilhelm von Achaia liess sich vom
seines Eides entbinden, und nun begann im Peloponnes eine dasL
Grunde richtende Grenzfehde zwischen Franzosen und Romäern. B
1265 ruhigen Epeiroten dagegen zwang Michael 1265 zur Abtretung von Ja
Mittlerweile hatte der flüchtige Balduin 11 einen Bundesgenossen
1264 energischen Manfred von Sicilien 1264 gewonnen, und der genu
Podesta in Konstantinopel wollte durch schnödesten Verrat die
Stadt wieder den Lateinern in die Hände spielen, was zn
ersten Annäherung zwischen Michael und den noch immer seel
sehenden, aber jetzt sehr unpolitisch zaudernden Yenetianem fuhrt
Genuesen wurden zur Strafe nach Herakleia verwiesen. Überall
Michael Feinde. Die Carin Maria, die Schwester des unglüc
Joannes IV, hetzte ihren Gatten Konstantin gegen ihn. Die B\
drangen erobernd in Makedonien vor. Allein Michael nahm ihnen PI
polis und Stenimachos, ferner die hochwichtigen Seestädte Anchial
1265 Mesembria ab. In wilder Wut verwüstete 1265 der Car nun Tl
mit Hilfe der südrussischen Tataren dermassen, dass man lange Zeil
einen Ackersmann auf den Feldern erblickte.
Aber die Hauptgefahr drohte Michael von Seite der Angi
1266 Graf Karl von Provence hatte 1266 dem Reiche Manfreds ein Ei
macht, und das neue französische Königreich beider Sicilien dehnt
Mitwirkung des dem französischen Fürsten blind ergebenen Papel
mens lY und des almosengenössigen Kaisers Balduin H seine 01h
hoheit über Achaia aus und erneute alle Ansprüche der Normani
griechische Reichsteile.
Um dieser Gefahr zu begegnen, liess sich Michael mit de
1267 ein. Durch ihre Vermittlung wurden 1267 die Genuesen restitutio
Handel nach dem schwarzen Meer nahm bald einen ungeahnten, <
1275 netianern höchst bedrohlichen Aufschwung. 1275 verlieh der Kai
Zaccaria die Stadt Phokaea; die Ausbeutung der dortigen Alai
verschaffte diesem Hause ungeheure Reichtümer.
Jetzt, da es zu spät war, kamen auch die Venetianer; «
1268 aber 1268 einen weit ungünstigem Vertrag auf fünf Jahre, als ihr
vorgeschlagen worden war. Auch stipulierte der Kaiser, dass di
Rivalen ihre Spezialfehden nicht in den Gewässern des Reichs au
durften. Noch einmal hat das Reich den Kaufleuten imponiert.
1267 Der gefährlichste Gegner blieb Karl von Anjou. 1267 nahm <
1271 Seit Michael II Angelos* Tode (1271) gewann er die illyrischen
1272 länder; die katholischen Albanesen schlössen sich ihm an, 127
sich Dyrrachion. Ein Glück war nur, dass der römisch-katholi}
kehrungseifer das orthodoxe Volk immer wieder abschreckte, i
energische Proven9ale verstand es, auch die Sympathien der Slavei
1272 winnen, bis Car Konstantin 1272 nach Eirenes Tod die Paläolog:
1273 heiratete, die als Mitgift Mesembria und Anchialos zurückbraeht«
1272 erhob sich neue Not. Die Serben waren seit 1272 im obern V^
erobernd vorgerückt. Johannes IV Laskaris entkam nach Foggii
von Karl ganz als Kaiser behandelt ward, und die Venetianer Ij
DC Di« BMUoration d«r Paliologoii and der üntarguig (I241-145S). 1053
ih Ablauf des Vertrags einen argen Piratenkrieg. Da spielte der nie
neue Auswege verlegene Diplomat die Sache auf kirchliches Gebiet,
9gor X erlebte den Triumph, dass 1274 auf dem Konzil von Lyon 1274
iliaels Gesandter Georgios Akropolites das römische Glaubensbekenntnis
t dem filioque ablegte und den Primat des Papstes anerkannte. Um
1 Patriarchen von Trnovo und den autokephalen Metropoliten von Pe<! im
lach zu halten, bestätigte er 1272 durch das im Sinaikloster noch erhaltene 13T2
ryaobull alle Privilegien Basileios' II fUr die autokephale Kirche von Ochrida.
durch wurden alle Eparchien beider Patriarchate dem in Ochrida residieren-
t Griechen zugesprochen und der gesamte Klerus des Nordens und mit
1 die Völker durch diese Zänkereien über die Grenzen der Diözesen wie
' Nationalität in wohlthuendster Weise dauernd beschäftigt. Die katbo-
erende Kirchenpolitik des Kaisers wird durch seine politische Zwangs-
e verständlich; nichtsdestoweniger war sie ein schwerer Fehler. In
ihen des Glaubens gehorchte der orthodoxe Klerus Gott mehr als den
aschen und war absolut unzugänglich fUr die Lehre von .einer nütz-
leD Ökonomie zur Rettung vieler Seelen". Bereits vorher hatte der
rrsinnige Arsenios in edler, aber unpraktischer Anhänglichkeit an das
US Laskaris den kaiserlichen Thronräuber gebannt. Jetzt wurden, wie
der Zeit des Bildersturms, die Ausaenposten des Römervolkes, Trape-
it, N^eopatrae, Ambrakia (Arta) und die Bulgarencarin Beschützer der
bodozen Flüchtlinge. Aber Michael blieb unbeugsam und ersetzte den
lerspenstigen Patriarchen Joseph durch den aufrichtig latinisierenden
unes Bekkos. Durch sittliche Haltung, spätem Bekenuermut, Scharf-
[) und Gelehrsamkeit überragte dieser bedeutende Mann turmhoch die
st — was das geistige Niveau betrifft — erschreckend armselige Schar
I geistlichen Kontroverspredigem und polemischen Schriftstellern seiner
der Folgezeit. Aber gegen seinen eignen Klerus, der die Sache Gottes
1 der Nation verfocht, vermochte er nichts auszurichten. Der Kirchen-
lit erbitterte überall das orthodoxe Volk gegen die Regierung seines
reiers und Herstellers.
Auf der Hämushalbinsel machten ihm die Angeli und die von Neapel
ftig unterstützten Franken arg zu schaffen. Als vollends Karl von
ou selbst in Aktion zu treten sich anschickte, schien die furchtbare
Ttiannennot sich zu erneuern. Bereits hatte Karl den kriegserfahrenen
;o le Rousseau de Sully 1278 zum Generalkapitän und Vikar seiner i278
irotischen Besitzungen ernannt, der auch mit aller Energie den Krieg
anisierte. Ende 1280 hoffte er das wichtige Berat zu nehmen. Aber i280
hael trat ihm mit Aufbietung seiner besten Kräfte entgegen. Februar
1 erfocht sein Grossdomestikos Michael Tarchaniotes bei Berat einen igsi
uzenden Sieg. Sully selbst ward gefangen. Aber der durch Papst
Ttin IV (3. Juli 1281) abgeschlossenen Liga zwischen Rom, Neapel und i28i
ledig konnte Michael nur durch seine oftbewährte diplomatische Konat
egnen. Der getreue Benedetto Zaccaria und Giovanni de Proiida ver-
leben dem König Peter von Aragon griechische Subsidien zum Krtogo i
en Neapel, und die sicilianische Vesper (10. März 1282), legt«, d^jJ
tl den Spaniern in die Hände spielend, Karl von Neapel völlig JhHH
1054 AbriM der bysantiiiiaoheii Saiaergeaehiehta.
Die realistischen Venetianer entzogen sich der Allianz mit dem Obn
1285 tigen und schlössen mit den Romäem 1285 einen zehnjährigen Fi
Schon vorher hatte auf einem neuen Kriegszug gegen die Auge
^\f^9^ Neopaträ den rastlosen Monarchen der Tod ereilt 11. Dezember 12
Das letzte Viertel des XIII. Jahrhunderts erhält seine Signator
1288 das Aufkommen der osmanischen und der serbischen Macht. 1288
Osman, der auf den Trümmern des Reiches Rom seine neue Macb
richtete, nach einem glänzenden Sieg den Griechen Melangina (Kara
hissar) weggenommen. Im Westen war es den Serbenkönigen Stephai
(t 1272) und Milutin (f 1321) gelungen, die Suprematie auf der B
halbinsel zu erringen. Es ist ein weltgeschichtlicher Jammer, da
Unglückstag von Kosovo Polje diesem herrlichen Volke, dem w
aller Slavenstämme, die Herrschaft auf der Hämushalbinsel eDtris
so der türkischen Barbarei, gegen welche Griechen und Venetianer
ohnmächtig waren, freien Raum Hess.
1282;i328 Michaels Sohn Andronikos II (1282-1328) beeilte sich sei
ständig seinen Frieden mit dem orthodoxen Klerus zu machen. I>
ward unter den nun einmal in solchen Fällen zu Byzanz unvermei
Gehässigkeiten hergestellt. Dass Bekkos seinem Vorgänger Josepl
war selbstverständlich. Aber der trotzdem Jahrzehnte andauernde K
streit offenbart die ganze geistige und sittliche Verkümmerung (
maligen orthodoxen Klerus. Das widerliche Mönchsgezänk meist
deutender und sittlich wenig achtbarer Prälaten drehte sich fast i
die Besetzung des ökumenischen Stuhles. Der geistige Nimbus, ^
der Thron des hl. Chrysostomos noch immer bei den orthodoxen ^
genossen hatte, sank durch seine meist sehr beschränkten Inhal
in demselben Masse, wie der des romäischen Kaisers. Der einz
das Wohl der Kirche wirklich ernsthaft besorgte Mann war der
selbst, welcher durch seine neue Ekthesis dem Reiche eine seiner
zierten Umfange thatsächlich entsprechende neue Kirchenordnui
Dieselbe dauert, soweit nicht äussere Ereignisse eingegriffen ha^
Grunde bis heute fort.
Die Finanzen gerieten mit dem wachsenden Verfall des R
immer stärkere Unordnung. Michael hatte Anstrengungen gema
dem trefflichen Matrosenmaterial der griechischen Küsten und In
Flotte herzustellen. Sein Sohn Hess sie verfallen. So wurde ii
im letzten Jahrzehnt des XIII. Jahrhunderts ein hilfloser Spielbai
erbitterten Handelskriegen der beiden seemächtigen italienischen Re]
1303 1303 zwangen die Venetianer dem Andronikos einen für sie höc
teilhaften Frieden ab. Das trieb den Kaiser ganz in die Arme der
Genuesen.
Während die kaiserliche Regierung auf europäischem Boden
losen Streitigkeiten mit den Angeli resultatlos fortführte, wuc
Kleinasien die Osmanen zu einer ernsten Reichsgefahr heran und l
1301 1301 ^Qj^ Kronprinzen Michael bei Baphäon. Michaels Freundscl
hältnis zu Peter von Aragon hatte den Kaufleuten von Barce
Häfen der Levante geöfftiet. Die bettelarmen aber kriegstücht
IZ. Die RestaaratioB der Paläologen und der Untergang (1261—1453). 1055
■g08 des spanischen Ostens, bisher im Kriege gegen die Anjous ver-
»ndt, sahen sich seit dem Frieden von 1302 nach einer neuen Thätigkeit 1302
V. Der heldenkühne Roger de Flor bot 1302 Andronikos seine Hilfe — 1302
Schiffe und 6000 Spanier — an. Diese wilden Gesellen waren nun
idlieh schwer zu behandeln. Jedenfalls war die byzantinische Regierung
tt ihren altfränkischen Mittelchen der bekannten griechischen Yerschmitzt-
St durchaus ungeeignet dazu und musste ratlos zusehen, wie die wilden
■.dner zu Byzanz 3000 Italiener in einem Raufhandel erschlugen. 1303 1308
LTden sie glücklich- nach Asien übergesetzt und bewährten glänzend
-«n Ruf der Tapferkeit. 1304 belagerten die Türken bereits Phila- 1304
Ijpheia, die reichste und mächtigste Stadt des griechischen Kleinasiens,
K. Roger de Flor mit seinen Katalanen erschien und die Stadt entsetzte.
:Ät;htbar wütete das spanische Schwert unter den Türken. Aber die
Uig unbotmässigen Hidalgos wurden bald eine fast schlimmere Geissei
T" das Reich als für dessen Feinde. Die tückische Ermordung Rogers
^rch den Kronprinzen Michael 1305 führte zu dem zweijährigen greuel- 1305
■Jen Rachekrieg der wandernden Soldatenrepublik gegen die Romäer.
«9 unbotmässige Soldateska wurde schliesslich nach Süden abgewälzt, wo
w nach mannigfachen Peripetien dem blühenden Herzogtum Athen-Theben
11 durch die Schlacht bei Skripu ein furchtbares Ende bereitete. Die 1311
.^ücklichen dortigen Griechen vertauschten die vergleichsweise milde
-«cmdherrschaft der Franzosen mit der harten spanischen Knechtschaft.
Mit löblicher Energie, unterstützt von bulgarischen und serbischen
tlfsscharen, bekämpften die Griechen das Vordringen der Türken; aber
re wichtigsten Plätze, wie Nikäa und Prusa, wurden durch osmanische
EMrjTT^Qta vollständig im Schach gehalten und lahm gelegt. 1320 starb 1320
ronprinz Michael. Sein liederlicher, aber persönlich höchst beliebter und
cht unbegabter Sohn Andronikos verschaffte sich eine mächtige Partei
t'ter den Grossen. Dies führte zu unerquicklichen Reibungen und zum
kxgerkrieg zwischen dem wegen seines Geizes höchst unpopulären Gross-
tter und dem Enkel, bis letzterer, immer mächtiger geworden, 1. Februar 1. Febr
125 die Krönung zum Kaiser und die Ernennung zum Mitkaiser erzwingen ^^^^
kirnte.
Der innere Kampf hatte die Kraft des Reichs völlig lahm gelegt.
326 fiel durch Sultan Urchan endlich Prusa (Brussa), das nun die Hauptstadt 1326
1er Osmanen ward. 1328 kapitulierte Nikomedeia. Unterdessen haderten 1828
lie beiden Kaiser fort; der alte rief die Hilfe der Serben, der junge die
kr Bulgaren an. Allein Car Michael trat 1328 plötzlich auf die Seite 1328
les Alten. Da griff der Enkel energisch zu. Der Protostrator Synadenos
iberrumpelte die Hauptstadt; der Alte musste abdanken und 1330 ins 1330
Zoster gehen, wo er 13. Februar 1332 starb. 18. Pel
Mit den bis Didymoteichos vorgedrungenen Bulgaren schloss Andre- ^^^
ikos HI nach einigen Gefechten Frieden, sodass diese gegen die Serben
ire Kraft wenden konnten. Bei Velbuzd erfocht der serbische König
•tephan üros 28. Juli 1330, unterstützt durch 300 eisengepanzerte deutsche
öldner, einen blutigen und entscheidenden Sieg über die Bulgaren.
Dchael fiel im Kampfe. Die Macht des Bulgarenstaats, den übrigens
1056 AbriBB der bysantinischen Kaisergeschiehte.
Serbenkönig bestehen liess, war vernichtet. Das Jahr darauf eriif^K
alte Serbenkönig einer Verschwörung des Adels, und den Thron b^l^:
1331/1355 sein jugendlicher Sohn Stephan Dusan (1331—1355) der gewaltige Gri^
des serbischen Grosskönigtums. Es ist zu bedauern, dass es üqq gjjjjl
gelungen ist, gemäss seinem Plane mit Griechen und Franken volkqjA
aufzuräumen und so einen lebenskräftigen christlichen Einheibstaat li
der Hämushalbinsel zu gründen, der den türkischen Eulturzeiü^mBiflii
sich als festes Bollwerk entgegengestellt hätte. Immerhin gelangt« ae«
Macht zu ungeahnter Ausdehnung. Mit dem neuen Bulgarencar Joiim
1331/1365 A^lexander Äsen (1331—1365) verband er sich durch Verschiigenai
In Makedonien und Illyrien drang er mächtig vor. Ochrida, Prihi^
1331 Kastoria fielen 1331 in seine Gewalt. h^
1334 Andronikos m hatte seit 1334 in Thessalien und Epeiros an! Koshil^
des Erben der Angeli, des Grafen Giovanni, die Herrschaft der Bonte I^
1.S35 mächtig ausgedehnt und zog nach dessen Tod 1335 das ganze Landaal^
1340 Allein die Intervention der Serben rief einen Umschwung hervor. \my
eroberten sie alles Land bis Joannina und erzwangen dessen formelle Al^ r
tretung von den Romäem. In Asien gehörte zum Reich fast nnrnoekr
Philadelpheia. Die griechischen Eüstenstädte zahlten den Osmanen Tthf
1337 but. Aber ürchans Versuch 1337 auf europäischem Boden festen \m
zu fassen, ward von den Griechen glanzvoll zurückgewiesen. Ebew
verstand es Andronikos noch einmal, den Genuesen zu imponieren. D«
von den Seldschuken der kleinasiatischen Südküste organisierte Seeruk
imd Menschenfang, die Geissei des in ohnmächtige Duodezstaaten zerbt
lenden Archipelagus, zwang die Byzantiner, die lang vernachlässigte Marin
1329 wieder zu heben. Apokaukos nahm 1329 den Genuesen Chics ab, dii|
die Hauptstation gegen die Seetürken ward. Die Erben der Zaccaria ?«
Phokäa, die Cattaneo, mussten sich zur Huldigung bequemen. Dafir
nahm Domenico von Phokäa im Bund mit den Naxiem und Rhodisen
1333 1333 Lesbos dem Reiche weg. Allein Andronikos, der an Skrupellosigkd
den Italienern durchaus gleichstand, schloss mit den seldschnkisclNi
Emiren von Ssarukhan und Aidin eine Allianz gegen die Osmanen, welch
1336 eben das Emirat Karasi unterworfen hatten. 1336 eroberte der Kais«
1340 Lesbos und 1340 ging den Genuesen durch einen Aufstand der griechisclK
Einwohner Phokäa verloren.
^%ii"' Andronikos' Tod (15. Juni 1341) brachte seinen unmündigen So
1341^1391 Joannes V (1341—1391) auf den Thron. Die Regentschaft war i
schwachen Händen der Kaiserin- Witwe Anna von Savoyen anvertra
Allein der hochmächtige Grossdomestikos Joannes Kantakuzenos riss
Vormundschaft an sich, Apokaukos trat dafür auf Seite der Regent
1341 Während Kantakuzenos 1341 bei Didymoteichos kräftig rüstete, um du
einen Feldzug das ganz anarchische Morea dem Reiche zurückzugewinc
trat in Konstantinopel eine Gegenrevolution ein, welche den Apokau
an die Spitze stellte. Da hielt Kantakuzenos nicht länger an sich und li
26. Okt. sich 26. Oktober 1341 als Joannes VI zum Kaiser krönen. Der Hof dage;
1341 liess nun den jungen Joannes V feierlich durch den rechtmässigen Pa
X. Die Bestanration der Paläologen und der Untergang (1261—1458). 1057
^) krönen, und Apokaukos waid Megas Dux. Die Archonten hielten
zu Eantakuzenos, während das Volk und die Lokalbehörden auf
der legitimen Regierung standen. So vermochte Apokaukos seinem
- den grössten Teil Thrakiens zu entreissen. Adrianopel schloss
3 Thore. Joannes Angelos, der Statthalter von Epeiros, und Omarbeg,
Dir von Al'din, unterstützten dagegen den Eantakuzenos, während
^erung die Kronjuwelen an die Venetianer verpfändete. Eanta-
*s rief die Serben, seine in Didymoteichos belagerte Gattin die Bul-
herbei. Diese verjagten zwar die Griechen, verlangten nun aber
ergäbe der Burg. Erst die Türken von Aidin befreiten die Kaiserin.
Joannes' VI Bruch mit Stephan DuSan schien rasch sein Verderben
zubeschwören; doch ein siegreicher Feldzug des Joannes Angelos
n ihm das südliche Makedonien wieder, während die vom Papst
gestiftete Union der Venetianer mit Kypros und den Inselfranken
rchipelagus 1343 Smyma eroberte. Thessalonike rettete Apokaukos 1343
seine Flotte. Vergebens rief die Regentin Bulgaren und Serben zu
Car Alexander nahm rasch die ihm als Preis dargebotene Stadt
pupolis und eine Reihe Schlösser des Rhodopegebirges. Sonst rich-
ir nichts aus. 1344 gewann Kantakuzenos den bulgarischen Banden- 1344
fomdilo für sich, der mit 5000 serbischen und bulgarischen Söldnei*n
nfänglich unterstützte, bald aber abfiel und den Kantakuzenos in
a Lager bei den Ruinen von Mesene überfiel. Der Kaiser rettete
mit genauer Not. Mom^ilo setzte sich nun in Xantheia fest und
)rte die Chalkidike. Da half Kantakuzenos sein treuer Omarbeg.
itte Januar 1345 die Franken bei Smyrna aufs Haupt geschlagen
atte doppelten Grund Momöilo zu zürnen, da dieser bei Abdera seine
3 verbrannt hatte. Vom Kaiser und seinem türkischen Freund bei
leorion eng umzingelt, fiel Momöilo mit dem grössten Teil seiner
3r. Seine Stadt Xantheia kapitulierte. Dazu kam 11. Juni 1345 1345
rmordung des rauhen, aber tapferen Apokaukos, sodass die gänzlich
-te Regentin die Osmanen um Hilfe anflehte. Allein der gewandte
nat Kantakuzenos gewann auch diese. Seine Freunde öfiFheten ihm
bruar 1347 die Thore der Residenz. Die Regentin musste sich in 1347
fügen. Joannes VI ward feierlich aufs neue gekrönt; zehn Jahre
er allein regieren, dann den Paläologen zum Mitregenten annehmen.
r mit aller Grausamkeit und unter furchtbarer Verwüstung der Nord-
izen geführte dynastische Krieg hatte die Macht des Reiches dauernd
wacht. Der wahre Kaiser war Stephan Dusan, welcher Serrä und
lipolis (1345) eroberte und die makedonischen Besitzungen der Romäer 1345
hessalonike und die Chalkidike beschränkte. Die autokephale Metro-
Ipek (Pe<5) ward unter Billigung des Patriarchen von Tmovo und des
ephalen Erzbischofs von Ochrida zum serbischen Patriarchat erhoben
Foannikij mit dieser Würde bekleidet. Der neue Patriarch im Ver- 1346
fiit dem Patriarchen Symeon von Tmovo krönte 1346 den Dusan in
1) Joannes VI war von dem Bischof von Didymoteichos gesalbt und gekrönt
1.
dboch der Uaoi. AltertmnfWiflMiuchan IX. 1 Abtlg. 2. Aufl. 67
1^058 AbriH der hyMattniBohan Kai
der Kathedrale von Skopje zum Caren der E
Axta bis nach Belgrad, von den dalmatiiiii
Mesta reichte seine Macht."
Keben diesem lebensvollen Grossstaati
Macht dritten Hanges herabgesunkenen Griecl
fort. Joannes VI überlieas seinem nach dei
Sohne Matthaeos die alte Eparchie Rhodope
genitur. Ebenso sandte er zu weiterm star
logenpartei seinen ßlhigen Sohn Manuel nach
trefflich regierte. Des Kaisertums Ohnmacht
mut der Genuesen, welche in Handels- und Zo
herrn der Romäer aufspielten. In dem wildi
und Genua, der sich fast ganz in den grie
1352 stand darum der Kaiser auf Seiten der Veneüi
zu einem neuen Vertrage zwangen. Bald br
den beiden Kaisem wieder aus. Joannes V g
1S53 und Serben, Joannes VT auf die Osmanen. 1
bei Didymoteichos, und Kantakuzenos nahn
Mitkaiser an. Sein pflichtvergessener wahn
manen herbeirief, hat recht eigentlich dei
1354 1354 besetzten die Türken Kallipolis, der ^
geöffnet. Der allgemeine Haes, der den altf
DeK. 1354 machte es dem Paläologen leicht, Dezemh
streich sich der Hauptstadt zu bemächtigen
zur Abdankung zu zwingen. Er ging als
Bchneb seine Geschichte und ergab sich
1353 seinem späten Tode 1383. Sein Sohn Manu
1357 setzte, ward als Despotes von Mysithra anerl
gleichfalls abdanken. So war denn endlic
und die legitime Dynastie hergestellt.
Während dieser ideenlose, nur dem pe
zelnen seinen Ursprung verdankende BUrgei
senilen Romäerstaates aufzehrte, war gleichzt
kirchlicher Kampf ausgebrochen, der zu den
historisch interessantesten Phänomenen alle
konventionelle Fabel , welche unter dem ',
Universitäten und Seminarien tradiert wird,
Spotte zu übergiessen pflegt, Sie offenbart t
Verständnislosigkeit iilr die wichtigsten Pr
Seit den Tagen der makedonischen Ke
kidike, in Perikles' und Demosthenes' Tagei
Städten bedeckt, eine heilige Stätte gewordf
drei fingerartig nach Süden sich vorstrecker
IX. Die ReBtanration der Palftologen und der Untergang (1261—1453). 1059
(ebirge, wurde durch die Zellen und Einsiedeleien seiner heiligen Asketen
n Wahrheit ein "Ayiov ^'Ogog, „ein heiliger Berg**.
Der Gründer der berühmten Laura ist der hl. Athanasios, ein Zeit-
genosse des Nikephoros Phokas, von diesem hochverehrt; er nahm ihn
lIs Feldprediger auf die Expedition nach Kreta mit. 962 begann er mit
lern Bau des Klosters, welches die Regel von Studien auf dem hl. Berg
licht ohne Widerstand zu finden einführte. Das Typikon des Joannes
rzimiskes ordnete die Regierung der heiligen aus Eremiten und Könobiten
ich bildenden Berggemeinde, welche aus der Synaxis der Hegumene
tnd dem vom Kaiser bestimmten Protos bestand. Kein weibUches Wesen
tört die heilige Ruhe dieser gens aeterna in qua nemo nascitur. Kaiser-
iche Gunst und Schenkungen der Gläubigen bis in den fernen Westen
das Kloster der Amalfitaner) haben die Zahl der Klöster bis zu Konstantin
iffonomachos' Zeit, der 1045 ein zweites Typikon erliess, gewaltig gesteigert.
klle späteren Kaiser, Komnenen wie Paläologen, wetteiferten, letztere
v^eit über ihre schwachen Kräfte hinaus, in dem Erlass von Chrysobullen
ind in reichen Vergabungen an diesen Herd griechischer Frömmigkeit.
!)ie Hesychasten und Asketen aller orthodoxen Völker fanden hier ihre
leimat. Zu den zahlreichen Könobien hellenischer Zunge kamen serbische,
>ulgarische, russische und iberische Lauren. Der hl. Sava, der grosse
Gründer von Serbiens nationaler Hierarchie, legte hier das für die slavische
Slulturgeschichte so hochbedeutsame Kloster Chilandari an. Hier hatte sich
n der Beschaulichkeit der Mönchszellen eine Theosophie ausgebildet, welche
yBi dem interkonfessionellen Charakter aller Mystik lebhaft an den persischen
Sofismus oder an die indische Jogiverzückung erinnert. Gleich den Gymno-
iopliisten in ekstatischer Hypnose verharrend, den Blick unbeweglich auf
len Nabel gerichtet, schauten die Eingeweihten das unerschaffene gött-
liche Licht, welches Christus bei der Verklärung auf dem Tabor umstrahlt
hatte. Die rationalisierende Orthodoxie der verschiedenen Bekenntnisse
pflegt sonst in instinktivem Widerwillen gegen alle Mystik deren Adepten
als Ketzer zu brandmarken, so die alte Kirche die Audianer und Euchiten,
die römische die Fraticellen und die Molinisten; endlich das Luthertum „der
reinen Lehre" die ihm an wahrer Frömmigkeit so überlegene „Schwarm-
geisterei " eines Schwenkfeld, V. Weigel, J. Arndt oder J. Böhme. In Griechen-
land nahm die Orthodoxie für die mystische Geheimlehre Partei, weil die
beiden Denunzianten derselben, Barlaam und Akindynos, welche die schwär-
merischen Mönche litterarisch verhöhnten, XaTivög^goreg waren; stammte
doch Barlaam aus dem zwar griechischen, aber ,schismatischen' Kalabrien.
Das genügte, um bei Klerus und Volk die Sache der Bergheiligen zur
griechischen Nationalsache zu machen. Während des wildtobenden Bürger-
kriegs wurden 1341 bis 1351 Synoden über Synoden gehalten, Patriarchen 1341/13
ein- und abgesetzt; allein die „Omphalopsychiten*, vorzüglich vertreten
durch die späteren Erzbischöfe von Thessalonike, Gregorios Palamas und
Nikephoros Kabasilas, zwei wirklich bedeutende Repräsentanten griechi-
scher Bildung und Mystik, trugen einen glänzenden Sieg davon,
heilige Berg hatte sich als das Zion des wahren Glaubens erwieseiL
In jener furchtbaren Krisis des Sterbens eines ganzen Volkfli
]^060 AbrisB der byzantinischen Kaisergeschiobie.
Romäervolk erbarmungslos von den Osmanen zertreten wurde, ward is
Athos ein Asyl, dessen Stille die gebrochenen Gemüter aufsuchten, wihreri
zugleich viele starke Herzen, irre geworden an dem ganzen Erdeiiiebei,
ihren Kampf mit Oott in derselben Weltabgeschiedenheit durchznkSmpfa
vorzogen. Das Mönchtum hat der unglücklichen Nation in diesen schwem
Zeiten den einzigen nachhaltigen und wahrhaftigen Trost gewährt
Für die übrige griechische Menschheit, soweit sie noch nicht .dai
Wandel der Engel "^ für ihre irdische Laufbahn erwählt hatte, gestaltete
sich die politischen Dinge immer beängstigender. Stephan Dusans Toi
1355 1355 war eine weltgeschichtliche Kalamität für die Christenheit des Osteai
Die heillosen zentrifugalen Kräfte des Feudalismus imd Stammpartiknitf»
mus zerbröckelten den majestätischen Bau des serbischen CarentuM,
serbische und albanische Häuptlinge rissen sich los; Bosnien machte foA
unabhängig. So zerfleischten und schwächten die Christen in wahnainiiiger
Verblendung sich selbst, als schon das Verhängnis herannahte.
1360 Das elende Bomäerreich traf zuerst der osmanische Verstoss. 1360
setzte Sultan Murat I über den Hellespont. Schon das Jahr darauf nahn
er die wichtigen Festungen Tzurulon und Didymoteichos, und trotz tapferer
Gegenwehr wurde er Herr von Adrianopel, der zweiten Stadt des Reich,
1365/1363 welches er 1365 zu seiner Residenz erhob. 1363 eroberte er Philippapolis,
1365 dann Serrae und schloss 1365 einen Vertrag mit der den Eontinentil-
handel der Balkanhalbinsel beherrschenden Republik Ragusa, deren Priri-
legien er bestätigte.
Diesen Fortschritten der Osmanen gegenüber konnten die klein«
Christenstaaten zu keiner Einigung sich zusammenthun. Kaiser JoaiuMi
1365 lebte in Hader mit seinem Sohne Andronikos und wurde, als er 1365 ii
Trnovo ein Bündnis gegen die Türken betrieb, von dessen Freund Gar
Siäman gefangen gesetzt. Da kam ihm sein Vetter Graf Amadeo toi
1366 Savoyen 1366 zu Hilfe, entriss erst den Osmanen Kallipolis und zwai^
dann durch seinen Eroborungszug längs der bulgarischen Pontosküste Sa-
1369 man den Kaiser loszulassen. 1369 entschloss sich der Kaiser zur Betae
nach Avignon, um die Kurie zur Organisation eines Hilfszuges für dis
bedrängte Reich zu gewinnen. Doch vergebens unterschrieb er nad
Griechenart unbesehen das vorgelegte Unionssymbol. Papst Urban V konnte
oder wollte keine militärische Hilfe gewähren. Wie tief das Ansehen de«
einst allmächtigen Bomäerkaisers gesunken war, zeigt das Benehmen der
Venetianer. Die dortigen Bankiers, welche ihm das Geld zur Reise nadi
dem päpstlichen Sitze vorgeschossen hatten, hielten ihn in Venedig fest,
und sein in Konstantinopel als Regent eingesetzter Sohn Andronikos weigerte
sich für ihn zu zahlen. Nur sein jüngerer Sohn Manuel, der in Thessa-
1370 lonike gebot, machte unter grossen Opfern dem Vater 1370 die Heimkdir
möglich. Das klägliche Schauspiel dieser armen Prinzen erregte die Ve^
achtung des Abendlandes, dessen vornehme Fürstenhäuser sich längst
weigerten, mit den in ihren Augen unebenbürtigen Paläologen Heirats-
verbindungen einzugehen. Aus Rache hatte Joannes V seinen Sohn Andro-
1371 nikos 1371 von der Thronfolge ausgeschlossen und diese auf Manuel über-
IZ. Die BeBtanration der Palftologen und der Untergang (1261—1458). 1061
ragen. Für seinen Kleinstaat trat er in türkische Klientel. Als nun der
pefQgige Kaiser an der Spitze der griechischen Truppen in Asien erschien,
Importen sich Andronikos und der ihm befreundete Sohn Murads Sandschi.
ülein mit gewohnter ßaschheit unterdrückte Murad die Bewegung. Der
Hlrkenprinz ward enthauptet, Andronikos geblendet. Die Hinneigung des
Kaisers zu den Yenetianem gewann dem Rebellen die Hilfe der Genuesen;
r -wurde aus seinem Gefängnis befreit, erzwang den Einmarsch in die
Cauptstadt August 1376, entthronte den Vater und liess sich als Andre- 1376
ikos IV 18. Oktober krönen. Diese oströmischen Vorgänge bilden nur ein
ebensächliches Intermezzo in dem gewaltigen, die sämtlichen Seestaaten
es Mittelmeers in Mitleidenschaft ziehenden Kriege zwischen den beiden
Republiken Genua und Venedig, dem erst 1381 der Turiner Friede ein 1381
lüde machte.
Der alte Johann, aus seinem Geftngnis entwischt, wurde durch den
Hirkensultan gehalten und betrat 1379 die Hauptstadt wieder. Zwei Jahre 1379
päter söhnte er sich mit seinem Ältesten aus, schob aber 1385 nach 1385
essen Tod den Enkel Joannes einfach bei Seite. Die Reichsnachfolge
erblieb dem Manuel.
Wie in Asien, wurden auch in Europa die Osmanen bald die unum-
chränkten Gebieter, nachdem sie 1389 auf dem Kosovo Polje die Macht des 1389
inst so glorreichen Serbenreichs in heissem Kampf zerschmettert hatten.
lultan Murad bezahlte diesen weltgeschichtlichen Erfolg mit seinem Leben;
ber sein Sohn Bajezid I war ganz der Mann, die günstige Situation rück-*
ichtslos auszunutzen. Die Paläologen behandelte er mit Hohn. Phila-
lelpheia, das allein in Kleinasien sein Griechentum und seine Unabhängig-
:eit bisher behauptet hatte, musste sich ihm unter günstigen Bedingungen
ergeben. Bei dem Kriegszuge wurde der Thronfolger Manuel beordert
hn zu begleiten. Diesen Moment benutzte Andronikos' Sohn, der mit
rhessalonike und Selymbria abgefundene Joannes VII, um den Gross-
rater zu stürzen und im April 1390 den Kaiserthron zu besteigen. Schon 1390
im September desselben Jahres stellte Manuel seinen Vater her. Bajezid
iwang den alten Kaiser die Restaurationsarbeiten, die er an den haupt-
städtischen Befestigungen vornahm, selbst wieder abzubrechen. Im Kummer
ob dieser Schmach starb Joannes 16. Februar 1391 nach einer ebenso 16. Febr.
langen, als ruhmlosen Regierung. *^^^
Sein trefflicher Sohn Manuel (1391—1423), der sich an Bajezids 1391/142:
Hof in Brussa befand, eilte sogleich nach der Hauptstadt, um die Regie-
rang zu ergreifen. Diesen Akt selbstherrlicher Machtvollkommenheit be-
strafte der Osmane mit der Verheerung des kleinen Gebiets um die Reichs-
hauptstadt und der temporären Wegnahme von Thessalonike. Allein sein
Augenmerk lenkte der wilde Herrscher bald auf die Südslaven. Durch
die Eroberung der glänzenden Carenstadt Trnovo verwandelte er 1393 1393
Bulgarieii in ein türkisches Paschalik. Gleichzeitig wurde Konstantinopel,
wie einst Nikaea nnd Prusa, nach der altbewährten strategischen Praxis
der Osmanen in einem förmlichen Blokadezustande gehalten. Man sah,
es galt Ernst. Bajezid wollte mit dem Schatten der Romäerreichs auf-
räumen. In seiner Bedrängnis rief Manuel das Abendland zu Hilfe,
XQQ2 AbrisB der bysantinischeii KaifiergeBchichie.
dieses, erregt durch die unaufhaltsamen Fortschritte der Türken, eiM
sich noch einmal zu gemeinsamem Kampfe gegen die Ungläubigen. König
Sigismund von Ungarn, unterstützt durch eine bunte Kreuzarmee, dera
Kern die französischen Ritter bildeten, zog durch das eiserne Thor md
1394 Süden. In der Walachei stiess deren Fürst Miröa zu ihm, welcher 1394
Bajezid glänzend besiegt und über die Donau zurückgeworfen haue,
12. Sept. 12. September 1396 erreichten die christlichen Truppen NikopoUs. li
Eilmärschen zog ihnen Bajezid, unter Aufhebung der Blokade von Koo-
stantinopel, entgegen. Bajezids Feldherrntalent erfocht über die Ghmteii,
bei denen der Übermut und die Disziplinlosigkeit der französischen Rithr
jeden vernünftigen Schlachtplan hinderte, einen blutigen aber glänzendei
Sieg. Die Folgen hatten die Christen zu spüren. Ewrenosbeg marschieite
gegen den Peloponnes, wo im romäischen Anteil, dem Despotat Mysithra.
an Stelle des 1384 gestürzten Hauses Eantakuzenos Theodoros Palaeologoa,
des Kaisers Bruders, gebot; bei Leontarion geschlagen, musste er ach
zur Tributzahlung an die Türken bequemen. Aber der wackere Ffint
verband sich mit Venedig und den Rhodisem, denen er Korinth und andm
Festungen überliess.
Gegen Manuel wurde aufs neue die Blokade der Hauptstadt ins
Werk gesetzt und der Prinz Johannes VII wieder als Prätendent gegen |
ihn aufgestellt. Sein Hilfeschroi verhallte im Abendlande nicht ungehdrt
Frankreich schickte den trefflichen Marschall Boucicaut, der mit seiner
kleinen, aber auserlesenen Truppe die Umgebung Konstantinopels von dei
Türken säuberte und den Kaiser mit seinem Neffen versöhnte. Letzterer
ward als Regent eingesetzt, während Manuel das Abendland bereisti,
überall glänzend empfangen und von Frankreich sogar mit einem Jah^
gehalt versehen wurde.
Ähnlich lebte der einst so stolze ökumenische Patriarchat von rassi-
schen Almosen. Wahrhaftige Rettung brachte ihm aber Asien. DorA
20. Jul. die Riesenschlacht von Angora 20. Juli 1402 zertrümmerte Timur momentai
1402 das Osmanenreich. Der stolze Sultan starb als sein Gefangener. So wurie
den Römern noch eine halbhundertjährige Frist gewährt. Mit dem ii
1403 Europa gebietenden Sohne Bajezids Suleiman schloss 1403 Manuel nebst
Venedig, Genua und den Rhodisern einen günstigen Vertrag. Der Kaiser
erhielt Thessalonike zurück und die bisherigen Tributzahlungen an die Pforte !
1413 hörten auf. Den Streit der Söhne Bajezids beendigte 1413 der Sieg Mo-
hammeds, auf der Ebene Tschamorlu unweit Sofia. Mohammed, der mit
Manuel eine feste Allianz geschlossen hatte und mit ihm im besten Ein-
vernehmen stand, gab ihm eine Anzahl makedonischer und thessaUscher
Plätze zurück, welche ihm sein eben besiegter und hingerichteter Bruder
entrissen hatte. Noch ein letztes Mal schienen etwas glücklichere Vä^
hältnisse für die Romäer sich anzubahnen. Der unruhige Mitkaiser
Joannes VII hatte sich ins Kloster zurückgezogen und war b^d daraof
gestorben. An seiner Stelle setzte Manuel seinen Sohn Andronikos al^
1415 Statthalter in Thessalonike ein. März 1415 zog er nach Mysithra« wo
1407 nach dem Tode des Despoten Theodoros I (f 1407) alles drunter ndj
drüber ging. Mit kräftiger Hand ordnete er die dortigen yerhält]ustt,{
IZ. Die Beatanration der Paläologen und der Untergang (1261—1453). 1063
befestigte aufs neue den Isthmospass durch Restauration des Hexamilion
and zwang den Fürsten Genturione von Achaia seine Oberhoheit anzu-
erkennen. Der Kronprinz Joannes erschien 1417 in Mysithra, um den 1417
rebellischen Genturione zu bändigen. Aber, indem er seine Albanesen auf
die venetianischen Besitzungen losliess, verdarb er es mit der Republik,
welche sich des Genturione annahm und 1419 den Romäem das wichtige 1419
Monembasia (Napoli di Malvasia) entriss.
Mohammed, der in unermüdlicher Thätigkeit die Emire Kleinasiens
rieh aufs neue unterworfen hatte, war stets ein loyaler Alliierter der
Bomäer gewesen. Es war daher sehr kurzsichtig, dass in dem grossen
rumelischen Aufstande des sogenannten falschen Mustapha Manuel halb
und halb Partei ergriff und die nach Thessalonike geflüchteten Empörer
Hustapha und Dschuneid nach Lemnos gegen Jahrgeld in Haft legte.
Hatte dies schon den Sultan erheblich verstimmt, so Hess sich nach dessen
Tode Manuel durch seinen Sohn Joannes verführen, Mustapha gegen den
fogendlichen Thronfolger Murad II auszuspielen. Allein nach anfänglichen
Erfolgen ward Mustapha von Murad völlig geschlagen. Dieser rückte in
Ldrianopel ein und liess den auf der Flucht eingeholten Gegner 1422 auf- 1422
:nQpfen. Rache an dem Romäerkaiser war nun der treibende Gedanke
tes Türkensultans. Gegen 80,000 Krieger sammelte er Anfang Juni 1422 Jon. 1
or den Mauern der Hauptstadt. Aber der Sturmangriff, welchen die
Wirken im Vertrauen auf ein Orakel und unter Führung des Schechs
(uchari unternahmen, schlug infolge der tapferen Gegenwehr der Byzantiner
linzlich fehl. Die Türken verloren sogar ihre Belagerungswerkzeuge.
tte Griechen verbanden sich mit dem erst dreizehnjährigen Bruder des
ultans Mustapha, welcher sich gegen seinen Bruder erhob und ersteren
adurch zwang, die Belagerung von Konstantinopel aufzuheben. Allein
422 ward Mustapha verraten und erdrosselt. Turachan wurde nun mit
inem starken Heere gegen Thessalonike abgesandt; indessen venetianische
[ilfe vereitelte den Anschlag. 1423 zog Turachan nach dem Peloponnes, 1423
urchbrach und zerstörte die Isthmosschanzen und verheerte dann die
Besitzungen der Griechen wie der Venetianer.
Durch einen Schlaganfall gelähmt, trat Manuel 1423 von der Regie- 1423
nng zurück und nahm das Engelskleid. Sein Sohn Joannes VI II
1423 — 1448) brachte einen Frieden zu stände, welcher ihn zur Zahlung 1423/1^
on 30,000 Dukaten für die peloponnesischen Landschaften verpflichtete
nd ihm die meisten Besitzungen in Makedonien und am schwarzen Meere
[itriss. Das Reich war auf die Bosporoshalbinsel bis Selymbria und
Werken beschränkt, ausserdem gehörten ihm Anchialos, Mesembria, der
.thos, Thessalonike und Zeitun. Zusammenhängenden Besitz hatte es nur
och im Peloponnes. Joannes musste diese jämmerlichen Reste noch mit
^inen Brüdern teilen. Theodoros und Thomas erhielten Mysithra und
lonstantinos Anchialos und Mesembria.
Thessalonike hatten die Venetianer 1423 dem todkranken Prinzen 1423
.ndronikos abgekauft. Das führte zum Krieg mit Murad. 1426 wurde 1426
inen zwar in einem Waffenstillstand der Besitz der Stadt gegen Jahres-
ribut zugestanden. Aber sobald Murad seine Rüstungen vollendet hatte.
X064 AbrisB der byzaniiniBchen KaiBergeschiohte«
1430 begann er den Sturm gegen die Stadt, welche 29. März 1430 unter na-
menschlichen Greueln endgültig dem Osmanenreich einverleibt ward.
Um so erfolgreicher waren die Paläologen im Peloponnes. Die out»
nehmenden Brüder Thomas und Konstantin vernichteten in einem glfick-
428/1430 liehen Krieg 1428 — 1430 die letzten Reste der Frankenherrschaft , &
Fürstentümer Patrae und Achaia, und vereinigten den gesamten Peloponnei
mit Ausnahme der venetianischen Besitzungen in ihren Händen.
Je mehr die Türken die gesamte Balkanhalbinsel ihrer Herrschaft
unterwarfen, Serbien und Bosnien inkorporierten und von Ungarn mr
durch den Helden Johannes Hunyad zurückgehalten wurden, um so j«^
kärer gestaltete sich die Lage des Schattenkaisers am Bosporos. Za
Murads grossem Zorne wandte er noch einmal seine hilfeflehenden Blicfa
nach dem Abendlande. Eine durch ein halbes Jahrtausend sich hinziehende
Kette von teilweise recht frivolen Täuschungen der Griechen konnte die Kurie
in ihren stets erneuten Bemühungen nicht irre machen. Mit Eifer fSrdeite
Papst Eugen lY die neuen Unionspläne. Dem bankrotten Kaiser schickte er
Reisegeld und Unterhalt für das Gefolge. Diesmal, da ihnen das Wasser in
die Seele ging, war es dem Kaiser und den meisten Prälaten, so dem öku-
menischen Patriarchen Joseph und den spätem Kardinälen Bessarion und
Isidoros, mit der Union bitterer Ernst. Und das Florentinum, das feierlidi
6. Jul. 6. Juli 1439 in der Kathedrale von Florenz verlesene Unionsdekret, ist inao-
1439 fern von eminenter realer Bedeutung, als es die dogmatische Grundlage fBr
die thatsächlichen Unionen der Ruthenen, Rumänen u. s. f. geworden isL
Aber in Konstantinopel ging es anders. Mönche und Volk ratifizierten dei
Vertrag nicht, welchen die kaiserliche Regierung und der hohe Klerv
abgeschlossen hatten. Dogmatische Zänkereien verbitterten den Byzan-
tinern selbst die Todesstunde.
Vom Abendland erhielt Joannes VIQ zunächst so gut wie keine Hilfe.
Dafür unterstützte Murad seinen nichtsnutzigen Sohn Demetrios, der ak
Patron der Rechtgläubigen mit türkischen Nomaden das Gebiet von Kon-
stantinopel verwüstete, bis sein Bruder Konstantinos ihn zu Paaren trieb
und selbst gefangen nahm.
1443 Aber Eugen IV liess nun überall das Kreuz predigen. 1443 mar-
schierte ein hauptsächlich aus Ungarn, Polen und Rumänen bestehendes
Heer unter Führung des Königs Wladislaw und Hunyads gegen die Türke»,
24. Dez. und diese errangen bei Kunowija 24. Dezember 1443 einen glänzenden
1^4 ^^^8- Murad lenkte ein, und Juni 1444 ward zu Szegedin ein für Ungarn
und Serbien recht günstiger Friede auf zehn Jahre abgeschlossen. Allein
während Murad in Asien beschäftigt war, riss der heissblütige Kardinal-
legat Giulio Cesarini durch seine flammende Beredsamkeit den ungarischen
Reichstag zum offenen Wortbruch fort. Anfang August rückte die Qlauben»-
armoe aus und drang in schlechter Zucht bis Bulgarien vor. Eben war
Varna genommen, als die Nachricht von Murads Übergang nach Europa
das Kreuzheer erschreckte. Der schmähliche Verrat der Genuesen an der
10. Nov. christlichen Sache hatte ihm das ermöglicht. 10. November 1444 kam es
1444 zu der Schlacht von Varna, welche die Christen beinahe gewonnen hätten.
wenn nicht gegen die Verabredung in toller Kampfeslust und eifersüchtig
c.
IZ. Die Bestanration der Palftologen und der Untergang (1261—1458). 1065
»uf Hunyads Erfolge König Wladislaw und seine polnischen Ritter den
S^ngriff auf die allein noch standhaltenden Janitscharen eröffnet hätten,
i^ladislaw fiel. Sein Tod lähmte die Kraft der Christen. Aber Hunyad
eitete den geordneten Rückzug der Armee über die Donau, ihre Verluste
^aren geringer als die der Türken. Der Misserfolg dieser letzten ge-
^v'altigen Anstrengung liess im Abendland eine tiefe Entmutigung zurück.
Eis ist thatsächliches unrecht, ihm den Vorwurf der Teilnahmlosigkeit
B^egenüber dem Schicksale der Oströmer zu machen. Vielmehr hatte es
Aurch die Züge von Nikopolis und Vama für die orientalischen Christen
gethan, was in seinen Kräften stand. Nunmehr waren sie unwiederbring-
Ucli ihrem Schicksal verfallen.
Johann VIII suchte dann durch Geschenke Murads Groll zu versöhnen.
Die Venetianer, deren Flotte die Aktion des Kreuzheers sekundiert hatte,
^schlössen 1446 mit den Türken ihren Frieden. Konstantin von Mysithra 1446
^hatte sich 1444 ebenfalls der antitürkischen Allianz angeschlossen. Er 1444
7 hatte das Herzogtum Athen seiner Herrschaft unterworfen; auch nach
Varaa setzte er den Kampf fort und drang siegreich in Mittelgriechenland
'.vor. Er hoffte auf des grossen Skanderbeg Hilfe; allein diesen nahm ein
"^'Krieg mit Venedig völlig in Anspruch. Murad rückte nun persönlich gegen
*^'den Peloponnes mit einer Armee von 60,000 Mann ins Feld. Trotz Kon-
''^fltantins energischem und gut geleitetem Widerstand fielen alle Burgen
^^ICttelgriechenlands den Türken in die Hände. Die beiden Despoten ver-
''teidigten aufs tapferste das Hexamilion. Auch diese Linie ward 4. De-
^lember 1446 durchbrochen und Korinth gewonnen. Thomas imd Konstantin 1446
^- flohen nach Mysithra, während die Türken durch zwei gewaltige Razzias
-aus dem Peloponnes 60,000 Menschen fortschleppten. 1447 ward den Paläo- 1447
logen der Friede gegen Erlegung einer Kopfsteuer für ihr Land gewährt.
'^^Die Verwicklungen mit Hunyad und Skanderbeg hatten diesen leidlichen
''-Abschluss zu stände gebracht.
■' Kaiser Joannes VIH war den 3. Oktober 1448 gestorben. Der un- ^-^
(fiUiige Demetrios trachtete nach der Nachfolge. Allein die bisherigen
Minister und der getreue Phrantzes widersetzten sich dessen Versuch die
Hauptstadt zu nehmen. Murad entschied für Konstantin. 6. Januar 1449 6. Jan
'-erhielt er im Schlosse zu Mysithra das kaiserliche Diadem und segelte ^^^
i: sofort nach der Hauptstadt; mit grossem Jubel wurde der Kaiser in
:: seinem neuen Staate begrüsst, der sich wieder, wie in altgriechischer
t Zeit, auf die Polis beschränkte. Die beiden übrigen Brüder, Thomas und
-H I)emetrios, teilten sich in den Peloponnes. Gegen Thomas, der sich auf
-L Kosten seines Bruders auszubreiten suchte, rief dieser die Türken zu
-:: Hilfe; diese stellten denn auch die Ruhe wieder her.
Mittlerweile war am 5. Februar 1451 Mohammed H auf seinen Vater 5. Febi
> gefolgt. Wie mit den anderen Kleinfürsten erneuerte er auch mit den ^^^
i. Bomäem feierlich Friede und Freundschaft. Während nun Mohammed
=i in Asien mit der Niederwerfung des unbotmässigen Emirs von Karaman
L, beschäftigt war, kam Konstantin auf den unseligen Einfall, für den in
=? Konstantinopel inhaftierten Prinzen ürchan Verdoppelung der von den
;^ Türken gezahlten Pension zu fordern. Der griechenfreundliche Grossvezier
1066
Abria« der bjrxuitiiiuchen Esia
dalil-Pascha erschrak über die thörichte '.
cbischen Gesandten ins Lager von Alcacbehr
med II ergriff mit Freuden den günstigen Ai
ein definitives Ende zu bereiten.
Mit der grössten Umsicht leitete Mohi
Griechen erkannten bald, dass fUr sie dei
Leben angebrochen sei. Allen Verkehr oacl
schmälsten Stelle des Sundes errichtetes Käst
lungen gegen den Festungsbau wies der Si
1452 1452 sandte Mohammed den Turachan ge^
eine furchtbare Razzia durchzumachen hatte:
zu Gunsten ihres bedrängten Bruders wurde
verproviantierte seine Hauptstadt nach Kraft
U53 Winters 1453 das Mauerwerk aus. Von d
erhielt Konstantin keine Hilfe. Das Abendli
seine Kräfte für die Rettung der ßomäer
1452 welcher den „russischen" Kardinal laidoroe
neuen Union sandte, entfremdete dem unglQi
pathien der Mönche und der Massen. Aber
durchweg unionsfeindlich. Wirkliche Unten
fast nur durch die kriegerischen Mannschaft
tinopel ansässigen Kolonien. Indessen ein gr
seinen Frieden mit Mohammed. Dagegen d
Giovanni Giustiniani kam mit zwei Schiffen
Kaiser seine Dienste anzubieten. Zur Dis]
wenig über 9000 Mann. Mit diesen erwarte
heuren osmanischen Übermacht und der g(
durch den Ingenieur Orban gegossenen Riese
ward durch eine Kette abgesperrt.
5. Apr. Mohammed H erschien 5. April 1453 vc
**°^ sönlich den Angriff von der Landseite, wie
11. Apr. 11. April 1453 begann der Angriff, aHein v
1453 Bjfoig Orbans Riesenmörser zersprang, und
mittelst dos griechischen Feuers gegen die
reiches Gefecht. Die Breschen wurden aus$
18. April abgewehrt. Mohammed begann m
Seeseite und zwar von der Innern Seite des
den Venetianem abgelernten Methode, worin
Diolkos nachahmten, wurden die Schiffe auf (
enge geschafft und bedrängten die Griechen
Die seit dem 7. Mai sich wiederholend«
wurden unter schweren Verlusten der Feindi
Auch der gegen die Blachemen gerichtete M
erfolgreichen Gegenanstalten des deutschen
Aber das unablässige Geschützfeuer der 1
Mauern derartige Breschen geschlagen, dass
IX Die Bestanration der Palftologen und dar Untergang (1261—1453). 1067
Jauptsturm angesetzt werden konnte. Einen letzten Vorschlag, die Stadt
:u übergeben, wies Konstantin heldenmütig zurück.
Um 2 Uhr in der Nacht Dienstag, den 29. Mai 1453, begann der 2^- ^*
Örchterliche Ringkampf. Zwei Sturmläufe wurden siegreich abgeschlagen.
>a liess der Sultan die Janitscharen vorrücken. Wiederum erlitten
ie grosse Verluste, als ein Pfeilschuss den umsichtig die Verteidigung
Bitenden Giustiniani schwer verwundete. In der ersten Betäubung eilte
r nach dem Hafen, um sich auf einem Schiffe verbinden zu lassen. Die
intretende Verwirrung bemerkte und benutzte Saganos-Pascha. Unter
Hütendem Kampfe mit den Verteidigern setzte ein Haufe Janitscharen
ich auf der Mauer fest, während ein anderer Haufe das kleine PfiSrtchen
Lyloporta unverschlossen fand und auf der Mauer nach dem Thore von
Ldrianopel vordrang. Durch nachströmende Kameraden verstärkt, fielen
ie dem Kaiser in den Rücken. Die türkischen Kanonen öffneten jetzt
»ine riesige Bresche. Konstantin fand tapfer kämpfend den Heldentod.
Mo Sieger verübten unter der schwachen Besatzung ein fürchterliches
lemetzel und wandten sich dann zur Plünderung. 60000 Einwohner
»iirden zu Gefangenen gemacht. Eine Masse Unglücklicher waren, auf
»in altes Orakel vertrauend, in die Sophienkirche geflohen; hier sollte
line plötzliche und wunderbare Wendung des Schicksals der Christen ein-
reten. Die Thüren wurden mit Äxten eingeschlagen, an den unglücklichen
nsassen alle Greuel des Kriegsrechts verübt, der Dom selbst besudelt
md entweiht.
8 Uhr Morgens den 30. Mai zog Mohammed in die eroberte Stadt 30. Ma
lin und nahm die Sophienkirche für den Islam in Besitz. ^^^^
Das ganze Abendland brach in laute Wehklagen aus über den
»chweren Verlust, den durch den Fall der alten Römerstadt die Christen-
leit erlitten hatte. Die spärliche Hilfe, welche der Papst und Venedig
landten, kam zu spät. Die peloponnesischen Despotate teilten sieben
fahre später das Schicksal der Hauptstadt. Das römische Griechenreich
«rar aus den Annalen der Geschichte ausgestrichen.
Der Maimonat 1453 hat das byzantinische Kaisertum definitiv zu Grabe
jetragen. Mit der weltbeherrschenden Stellung der Griechen war es längst
&U8 ; auch der falsche Schein derselben ging jetzt verloren. Aber Byzanz hat
)inen gewaltigen Erben gefunden. Der russische Car nahm die paläologische
Prinzessin zur Ehe; die Krone Konstantin Monomachs wurde dem Selbst-
lerrscher Aller Reussen auf dem Kreml aufgesetzt. Das russische Reich
st die thatsächliche Fortsetzung des byzantinischen Kaisertums. Und wann
3inst die Hagia Sophia dem wahren Glauben zurückgegeben, wann einst
Oeinasien der scheusslichen türkischen Misswirtschaft entrissen werden
soll, so kann das nur durch den russischen Garen geschehen. Englands
Widerstand streitet gegen Natur und Geschichte und wird darum mit
Sicherheit, wenn auch vielleicht erst recht spät unterliegen. Kaiser von
Eonstantinopel kann nur der Beschützer des orthodoxen Glaubens, der
russische Car, werden, sofern er sich der grossen mit dieser Aufgabe
irerbundenen Verpflichtungen ernsthaft bewosat wird.
Allgemeine Bibliographie.
1. Politische Geschichte.
1. ZuMunmenfaBBende DarBtellimgen.
Den bedeutendsten Grund legte einer der grOssten Grelehrten aller Zeiten, Charles
du Fresue (Du Gange), durch folgende Werke: 1. Hiatoire de Fempire de Cple m
les empereurs Fran^ois, Paria 1668. 2, Historia byzantina duplici commentario ilhnM^
Paris 1680. Dieses noch heute absolut unentbehrliche Werk besteht aus zwei sepd
paginierten und häufig auch unter ihren Spezialtiteln zitierten Werken : a. Familiae aogiilM
bjzantinae seu stemmata imperatorum Cpolitanorum (Genealogie der byzantinischen aowitte
mit der byzantinischen Geschichte eng verbundenen südslavischen und türkischen FBnl»
familien nebst Abbildungen von Münzen, Miniaturen u. s. w.). b. Constantinopolis chriitiai
seu descriptio urbis Cpolitanae qualis extitit sub imperatoribus christianis (Gesehidite ■!
Topographie von Kpel mit reichhaltigen Nachweisen der Kirchen, Klöster, Xenododiia,
Paläste u. s. w.). Auch dieser Teil bleibt noch immer unentbehrlich, obschon auf d«
Gebiete der Topographie von Kpel in der neueren Zeit weit mehr als auf dem der byai-
tinischen Familiengeschichte gearbeitet worden ist. 3, Die Kommentare zu mehnm
byzantinischen Historikern (Osterchronik, Zonaras, Nikephoros Bryennios, Anna Kooumhl
Kinnamos, Nikephoros Gregoras). Zur ersten Einführung sind diese gelehrten Woh
freilich nicht geeignet. — Nichts als eine Übersetzung der chronologisch an einander n*
schliessenden byzantinischen Historiker und Chronisten ist das Werk von V. Consii,
Histoire de Cple depuis Justin jusqu*ä la fin de Tempire, 8 voll., Paris 1671 — 1674; wiedc^
holt Paris 1685. — Ch. Le Beau, Histoire du Bas Empire, 30 voll., Paris 1757-im
mit Fortsetzung — 1817. Nouvelle Edition par Saint-M artin, 21 voll., Paris 1824— 183&
Die ersten Teile auch in deutscher Übersetzung, Leipzig 1765—1783. Es ist eine wtoi^
verarbeitete und daher ziemlich unverdauliche Kompilation aus den Originalquellea. -
K. Gibbon, History of the decline and fall of the Roman empire, 6 voll., London 1771
bis 1788 und oft wiederholt. Eine neue Ausgabe, die durch einen knappen Komioeais
dem gegenwärtigen Stande der Forschung angepasst ist, veranstaltet J. li. Bary. Ki
jetzt Vol. 1, London 1896. Deutsche Übersetzung von Sporschil, Leipzig 1837 (aeae
Auflage 1843, 1854, 1862). Dieses klassische Werk ist durch seine markige Darstellaag
und durch sein geistvolles Raisonnement für die Verbreitung des Interesses an der hjmt
tinischen Welt bahnbrechend geworden, obschon sich gerade seine leitenden Ideen,
ders die Anschauung von einem unaufhaltsamen, wesentlich durch das Christentum W-
wirkten Verfall als irrtümlich erwiesen haben. — Auf Gibbon folgte in diesem Jtkt^
hundert George Finlay, der, durch lebendige Auffassung der politischen YeriiiltiMi
und durch intimste Kenntnis der Geographie und Ethnographie des Orients
fi
iü
i
i
k
t
i
Ii
Ii
t
le
|t
1
r
Ü
1. Politiaohe GeBohiohte. 1069
ie weiten Perioden der römisch- byzantinisch-neugriechischen Geschichte in vier grossen
fTerken darstellte. Nach seinem Tode besorgte H. F. Tozer eine von dem Verfasser selbst
In^t vorbereitete und bedeutend vermehrte Gesamtausgabe derselben unter dem Titel:
•. history of Greece from its conquest by the Romans to the present time (B. G. 146 to
>• D. 1864), 7 voll., Oxford 1877. — In deutscher Übersetzung erschien: G. Finlay,
■riechenland unter den Römern (146 v. Ohr.— 716 n. Ohr.), Leipzig 1861. Eine ausfRhr-
iche Besprechung von G. Finlay, Medieval Greece and Trebizond 1851, gab J. Fall-
lerayer, Gesammelte Werke 3 (1861) 298—330. — Wlad. de Brunet de Presle et
k^lex. Blanchet, La Grece depuis la conqudte romaine jusqu'ä nos jours, Paris 1860. —
Baptistin Poujoulat, Histoire de Ople comprenant le Bas-Empire et TEmpiro Otto-
aan, 2 Bde, Paris 1853 (populäre Zusammenfassung ohne wissenschaftlichen Wert). —
Siue völlig kindische Kompilation aus Gibbon ist das Buch von Fr. v. And law, Die
»yzantinischen Kaiser, Mainz 1865. — Der beste und gründlichste deutsche Forscher auf
lern Gebiete der byzantinischen Geschichte ist Karl Hopf. Ausser verschiedenen Mono-
;r&phien (s. u.) schrieb er eine zusammenfassende und namentlich fQr die Geschichte der
ir&nkischen Herrschaften grundlegende , Geschichte Griechenlands vom Beginn des Mittel-
ilters bis auf unsere Zeit* (395 — 1821); sie ist leider vergraben in der ebenso grossartig
Ja unzweckmässig angelegten Ersch- und Gruber'schen Enzyklopädie I. Sekt, Bd 85 und
(6, Leipzig 1867—1868. Vgl. die Besprechung von A. v. Gutschmid, Lit. OentralbL 1808
S. 638 ff. = Kleine Schriften 5 (1894) 426—434. — Zur Einfahrung dienen für deutsche
L«eaer am besten die wenig selbständigen, aber durch schwungvolle Darstellung und gute
Gruppierung des Stoffes ausgezeichneten Werke von G. Fr. Hertzberg, Geschichte
ä^riechenlands seit dem Absterben des antiken Lebens bis zur Gegenwart, 3 Teile und
iasiaterband, Gotha 1876—1878, und: Geschichte der Byzantiner und des osmanischen
Reiches bis gegen Ende des 16. Jahrhunderts, Berlin 1883 (in der von Oncken heraus-
^Sebenen allgemeinen Geschichte in Einzeldarstellungen II 7. Teil). Eine Obersicht gab
lerizberg auch in Pauly's Realenzyklopädie 1. Bd 2. Aufl. (1866) S. 2562 ff. — Eine les-
Hure populäre Zusammenfassung, die keinen Anspruch auf wissenschaftlichen Wert erhebt,
sab 0. W. 0. Oman, The Byzantine empire, London 1892. — Kurzgefasste Darstellung
ron Oh. Bayet (395-1095) und A. Rambaud (1095— 1481) in: E. Lavisse etA. Ram-
t»aad, Histoire gönärale du IV« siecle ä nos jours, 3 voll., Paris 1893-1894 (Vol. 1,
161-203; 625-687; 2, 798—883; 3, 789-868). — Eine Skizze der byzantinischen Ge-
lehichie von H. Gelzerals Anhang dieses Buchs 8. 911 — 1067. — Endlich sind zwei griechische
B^Terke zu nennen: K. Paparrhegopulos, 'lüxoQia xov 'EXXrjyixov e&yovg, 2. Aufl., 5 Bde
mit Atlas), Athen 1887- 1888, ein auf selbständigen Studien begründetes Werk, das von
len ältesten Zeiten bis auf 1832 reicht. Ein Auszug aus dem Werke erschien französisch
ila: Histoire de la civilisation hellönique, Paris 1878. — Sp. Lampros, 'Icxogla rrjg TA-
Uidog, Athen 1888—1892 (bis jetzt drei Bände, die von den ältesten Zeiten bis auf die
Ulserin Irene reichen; das Werk soll bis auf König Otto geführt werden). — Ausserdem
dnd natürlich die auf Byzanz bezüglichen Abschnitte in den universalhistorischen Werken,
L B. Ranke, Weltgeschichte Bd 4—6, Leipzig 1883—1885, sowie die Darstellungen der
talienischen, slavischen, persischen, arabischen und türkischen Geschichte beizuziehen.
2. Speiialwerke, d. h. Darstellniigeii einzelner grOaserer Zeitabschnitte und
einzelner Gebieteteile.
A. Einzelne Zeitabschnitte: 1, Ältere Zeit: Seb. Lenain de Tillemont,
ilstoire des emperenrs et des autres princes qui ont regnä durant les six premiers si^cles
le r^glise etc., 6 voll., Brüssel 1692 ff. Oft wiederholt (reicht bis auf Anastasios I
nduB.). — Montesquieu, Oonsidärations sur les canaes de la grandeor des Romains et
le leur d^cadence. Eine neue Ausgabe mit einem Kommentar, in dem anoh anf die neue
Sntwickelnng der byzant. Stadien Rücksicht genomman M, TenastiUeta C. Jnllian,
i^aris 1896. — Wenig nützt jetzt W. Zinkeiien, GaaoUflhlt QrifdMiMi^^ 1. Tdl (Im xam
1070 Byzanünische LÜteratnrgeBohiohie. Allgemeine Bibliograpliie.
Heereszuge KGnig Rogers), Leipzig 1832. — Am^d^e Thierry, Tableaa de TempiR»
main depuis la fondation de Rome jusqa'ä la fin da gouvemement imperial ea Otak^
Paris 1862. — Amöd^e Thierry, R^cits de Thistoire romaine aa V® aiede. L%km,
Demiers temps de Tempire d'Occident. 2. S^rie: Trois ministres des fils de l^Mm.
Rufin, Eutrope, Stilicon. 4. S^rie: St. Jean Ghrysostome et rimp^ratnoe Endoxk U
sociötö cbrötienne en Orient. 6. Sörie : Nestorios et Entycbäs. Lee grandes b^raMi k
V« siäcle. Paris 1860. 1865. 1872. 1879. — Thom. Hodgkin, Italy and her irnkm,
376—476. 4 voll., Oxford 1880—85. — V. Duruy, Histoire des RomainB, Tome VH,
Paris 1885 (von Diocletian bis auf den Tod Theodosios' des Grossen). — Otto Steck,
Geschichte des Untergangs der antiken Welt. Erster Band. Berlin 1895 (der voriit^a^
Band behandelt die Zeit Konstantins des Grossen bis 325). — 2. Spätere Zeit: li
Bury, A history of the later Roman empire from Arcadios to Irene (395 A. D.— dOfti
D.), 2 voll., London 1889. Da sich die Spezialstudien des Verfassers auch auf ik Filp-
zeit erstrecken, steht wohl eine Fortsetzung dieser Darstellung in Aussiebt. — Ckt
Schlosser, Geschichte der bilderstürmenden Kaiser, Frankfurt 1812. — Aug. Fr. Gfrl-
rer. Byzantinische Geschichten, 3 Bde, Graz 1872—1877. Der erste Band bebuiddtii
Geschichte Venedigs bis 1084, der zweite die Völker s&dlich der Donau (Serben, KmAa
und Bulgaren) und ihre Beziehungen zu Byzanz, der dritte die byzantinische Gesdodli
von 976—1071 mit besonderer Rücksicht auf die kirchlichen und sozialen VobÜtnaiL
Leider lässt die Objektivität des anregenden Werkes zu wünschen übrig. — W. Fiseker,
Studien zur byzantinischen Geschichte des 11. Jahrhunderts, Progr., Plauen 1888. — Eh
sehr lehrreiche Skizze der vorkomnenischen Zust&nde enth< der Vortrag von H. Geliir,
Die politische und kirchliche Stellung von Byzanz, Verhandl. der 33. PhilologeiiTen.ii
Gera, Leipzig 1879 S. 32—55. — Carl Neumann, Die Weltstellung des byzantbuMki
Reiches vor den Kreuzzügen, Leipzig 1894 (wichtiges, glänzend geschriebenes Werk). -
S. N. Palauzov, Der Südosten Europas im 14. Jahrb., Joum. Min. 1857 Bd 94 AMdLO
60—108 und Bd 96 Abteil. II 26—56 (allgemeiner Oberblick der politischen Lage) (rm)
— T. Florinskij, Politischer und kultureller Kampf im griechischen Osten in der ente
Hälfte des 14. Jahrb., Kiev 1883 (russ.). — Hauptwerk für die letzten Jahrhunderte fa
Reiches ist das schöne Buch des Juristen Paulos Kalligas, Melitai Bv^ayut^i Intfim
dno Tfjg TtQutTijg f^^XQ'- ^V^ reXevTalag dhoüBm (1204—1453), Athen 1894. — K. N. Satkai,
TovQxoxgarovfiiyt] 'EXlcig, Athen 1869 (mir unzugänglich). — Karl Mendelssohn Bar-
th oldy, Geschichte Griechenlands von der Eroberung Konstantinopels durch die Tbkn
im Jahre 1453 bis auf unsere Tage, 2 Bde, Leipzig 1870—1874. — Einige venaixkii
Beiträge zur byzantinischen Geschichte auch bei P. Kalligas, MMxai xai hiyüt, A<ka
1882, Sp. P. Lampros, 'fatogixd fieXtfijfiara, Athen 1884, und K. PaparrhegopnlM,
IffjoQtxal nqayfjiaxBTM^ Athen 1890.
B. Einzelne Gebietsteile: Athen: Sp. Lampros, AI *ji9ijyai m^ is id^
Tov du)d6xciTov ttitßyog xard ntjyds dyBx&oxovg^ Athen 1878. — F. Gregoroviufl, Gt-
schichte der Stadt Athen im Mittelalter, 2 Bde, Stuttgart 1889. Beruht zum grüsstesTdi
auf den Forschungen von K. Hopf, ist aber durch die geist- und poesievolle DarsteUaii
von bleibendem Werte. Die auf lange Strecken sehr dürftige Überlieferang über die spi-
ziell athenische Geschichte weiss Gr. durch geschickte Beiziehung der byzantinischen Geauit-
geschichte zu ergänzen. — G. Konstantinides, 'furogia taiy 'A&tjyoSy arto XQi4nov yirri^
asiog fjiixQf' ^ov hovg 1821. 2. Aufl., Athen 1894. — Manches auch fOr die byzantiniscka
Studien Wichtige enthalten die nach ihrem Hauptplane jenseits der byzantinischen Periode
liegenden Werke von Comte Läon de Laborde, Athönes aux XV«, XVP et XVII»«-
cles d'apres des documents inädits, 2 voll., Paris 1855, und Dim. Gr. Kampuroglu8,'^oe<i
TcJy U»rjyal<üy inl TovQxoxgatiag, 2 Bde, Athen 1889—1892 (noch nicht vollendet), imd:
Afyfjf46itt xijg laxoQlag xtay 'jarjyaiüiy, 3 Bde, Athen 1889—1892 (Volkslieder, Chronik«
Briefe, Verträge, Firmane u. s. w.)
1. Politische Oesohichte. 1071
Peloponnes: Ph. Fallmerayer, Geschichte der Halhinsel Morea, 2 Bde, Stutt-
imd Tübingen 1830 — 1836 (geistreich, aber ungerecht gegen die neugriechische Nationa-
0* — Dazu die S. 837 angeführten Werke von Buchen u. a. — Patras: St. Thomo-
^>alo8, Ifftogia tijg noXeotg TlaxQtovy Athen 1888 (mir unzugänglich).
Thessalien: L. Fr. Tafel, De Thessalonica eiusqne agro dissertatio geographica,
3flrlm 1839 (vortreffliche Monographie, in der ausser der Geographie auch die Geschichte
{•blllirend berücksichtigt ist).
Epirus: P. Arabantinos, XQoyoygatpia xijg ^Hneigov, 2 Bde, Athen 1856—1857.
— Jo. A. Romanos, IJegi xov Jeanotdrov r^g 'HneiQov, Eorfu 1895 (wertvolle Ge-
lohichte des Despotats von Epirus 1204—1449).
Eerkyra: Andr. Mustozydes, Delle cose Corciresi, Band 1 (nicht mehr erschienen)
Corla 1848. — And. M. Hidromenos, Svyonxixrj laxogia x^g Ksoxvgag, Eorfu 1895. —
Hehrere Texte zur Geschichte von Eorfu ed. Sp. P. Lampros, KcQxvgaXxd 'Avixdoxa,
lAÜMn 1882.
Eephallenia: Urkunden u. s. w. zur Geschichte von Eephallenia geben Marino e
Nie Pignatorre, Memorie storiche e critiohe dell' isola di Cefalonia, 2 Bde, Eorfu
1887—1889.
Eythnos: A. N. Ballend as, 'Jaxogia xijg y^aov Kv&yov dno raV a^;|fa(orara»»'
^X^*- ^^^ ^'^^^ Vf^^^i Athen 1896.
Ereta: G. Papadopetrakis, 'laxoqia xtöy I(faxi(üy rjxoi fjiigog xrjg KQtftixijg
iag, Athen 1888 (beginnt mit der Eroberung Eretas durch die Araber um 825, wird
erst für die letzten Jahrhunderte ausführlicher).
Rhodos: Die Geschichte der Insel Rhodos in der byzantinischen und neueren Zeit
auf 1523 behandelt Cecil Torr, Rhodos in modern times, Cambridge 1887. Ein Ex-
aus diesem Buche ist die nur als privater Separatdruck veröffentlichte Abhandlung
"nron Cecil Torr, Rhodes under the Byzantines, Cambridge 1886. Vgl. die Besprechung
-Ton S. Reinach, Revue Critique, tome 22 (1886) 188.
Cypern: G. S. Phrankudes, Kvnqlg ijxov ol Kvngioi xijg ctjfjiBQoy, Athen 1890
^unselbständig). — Hauptwerke sind die S. 902 zitierten Schriften von Mas Latrie und
Sakellarios.
Trapezunt: Ph. Fallmerayer, Geschichte des Eaisertums Trapezunt, München
1827 (grundlegende Darstellung). — Neue Materialien zur Geschichte von Trapezunt ver-
öffentlichte Ph. Fallmerayer, Abhandl. bayer. Ak. 3. Cl., 3. Bd, 3. Abt. 1843. — W.
7iacher, Trapezunt und seine Bedeutung in der Geschichte, Zeitschr. für allgem. Ge-
■diichte 3 (Stuttgart 1886) 13—39. — W. Fischer, Trapezus im 11. und 12. Jahrb.,
Mitteilungen des Instituts f. Österreich. Geschichtsforsch. 10 (1889) 177—207.
Palästina: Alphonse Couret, La Palestine sous les empereurs grecs (323—636),
Grenoble 1869 (von R. Röhricht, Raumers Histor. Taschenbuch 1875 S. 368, als Muster-
"werk bezeichnet Mir unzugänglich). — Gr. Palamas, 'legoaoXvfiidg ijxoi Mxofjiog Unogla
T^g dylag -noXstag 'legowraXijfA dno x^g d-efAeXicSaeatg avxijg iatg xvSy vetaxdxtay x^oytay. Je-
msalem 1864.
Afrika: Ch. Diehl, Rapport sur deux missions arch^ologiques dans TAfrique du
Kord. Extrait des «Nouvelles Archives des Missions scientifiques et litt^raires*. Paris
1894. Vgl. B. Z. 4 (1895) 139 ff. — Ch. Diehl, I^tudes sur Thistoire de la domination
byzantine en Afrique. Le gouvernement byzantin et les populations indig^nes, B. Z. 4
(1895)67—91. — Ein grösseres Werk von Ch. Diehl über die byzantinische Herrschaft
in Afrika, das von der französischen Akademie mit einem Preise gekrönt worden ist, be-
findet sich unter der Presse.
ünteritalien und Sizilien: Ein umfassendes Werk über die Griechen in ünter-
Halien, in welchem neben der alten und neueren Zeit auch die byzantinische Periode ein-
gehend berücksichtigt ist, gab Fran9ois Lenormant, La Grande Gr^ce, 3 voll., Paris
1881—1884. Vgl. auch Fr. Lenormant, Ä travers l'Apulie et la Lucanie, Paris 1888
1072 Byeuitiiiiaohe LitterKtnrgsaoliioht«. All{
(niir unzug&nglicli). — Eune Daratellang der GeschicL
E. Lavisee, Hiatoir» gändrale du IV" aifecle h dos
Italy ander the Lombarde, Scottieb Beview, Januar 1896
BeBitzDogen in Italien von c. 600-640). — M. Bmn,
und 10. Jahrb., OdeBsa 1888 (nwa.)- — T. D. Nernta.
To> fiiaoy aiära, UaQyaaaät 10 (1886) 157—174 (mit '
Marienbildes aus Mesaina). — F. Hiracb, Da Italiaa
Berlin 1864 (mir uuxng&nglioh). — F. Hirsch, Das B
gang des langobardisohen Reiches, Leipzig 1871. — G
e greci per la ataria dell' Italia meridionate nel modio
rani, Due reliqnie del Bizantinismo in Poglia, Aich.
(1882) 608—620. — Fr. d'Ovidio, Di alcnni documen
neridionale dei secoli XI, Sil e XIII, Aroh. ator. per le
bia 607. — FQr die Quellen der Geschichte des byzantinie
Le fonti della atoria delle provincia Napoletane dal 56
provincie Napoletane 1 (1876), 2 (1877), 5 (1880). — E
d'Otranto, Firenze 1888 (mir unwiBänglich) — A. R.
nagyaaaöt 13 (1890) 126-134. — Eine plastische Seh
alterlicben SQditalien und Sizilien gibt Ä. Teaelovakij
Zur Kloster- und Heiligenge schichte des b^rzantin:
di Calabria monaco basiliano nel deoimo aecolo, Napol
ateno Baailiano di 8. Pancrazio sullo scoglio di Seil]
Speleota ovvero S. Elia di Reggio di Calabria, monaco
1893 (bandelt S. 175-198 auch über das Leben des j
des Hohlen bewobnera Elias, des Eliaa von Enna).
Crfptoferratenai eiusque bibliotfaeca et codicibua pro»
1893 (Geacbicbte der vom hl. Nilos ans Rossano am
Abtei Grotla Ferrata). — Manche Beitrüge cur Geacb
Kalabrien (bea. Santa-Uaria di Terreti) und znr Eennti
renzo, Le quattro motte eatinte presao Reggio di Ca
menti, Sien na 1892. Vgl. die Anzeige von P. Batiffol
Batiffol, L'abbaye de Rossano, contribntion k l'histoi
einer Einleitung Über die Byzantiner in Unleritalien
S. XXXIX angeführte Litteratui). Vgl. die Besprechn
598-601.
Zur Sprache der Griechen in Italien: II
greci deir Italia meridionale, Pisa 1866. — Q. Horoai
d'Otranto, Lecce 1870. — G. Morasi, Dialetti romaici
brift, Arcbivio glottologico italiano 4 (1874) 1-116; 0
Bova s. bes. S. Tt ff. - Vgl. auch G. Morosi, Tele:
meridionale. Part« prima: Provincia di Reggio, Archiv
76 -96, und G. Meyer, AIcune aggiunte all' articolo <
dialetti dell' Italia meridionale. Ebenda 12 (1890—189
11 dialetto grecDcalabro di Bova, vol. I, Torino 1880. ■
F. Tozer, The greek speaking population of aonthen
(1889) 11-42. — Einige Bilder und MOrchea aus Kai
mon. vol. 14, Paria 1870. — V. D. Palnmbo, Laa t
griechisch- aale ntiniacbe Volkaerzäblung), Le Miis4on 3
pialbi e Luigi Bruzzano, Racconti greci di Roccafa
dene Beitrage enth< auch die von Palurobo heransg
lentina, I^cce 1887 ff. - Weitere Litteratur bei Gu
1. Politisohe Gesohiohte. 1073
pn^hie der neugriechischen Mundarten = Neugriech. Studien l, Sitzungsber. Wiener Ak.
SO (1894) 93—97.
Über die byzantinischen Urkunden aus Sizilien und Unteritalien vgl. S. 223 ff.
— • Über byzantinisches Recht in Italien s. die S. 612 f. angeführte Litteratur.
8. Monographien.
A. Viertes Jahrhundert: J. Burckhardt, Die Zeit Konstantins des Grossen,
L Aufl., Leipzig 1880 (Hauptschrift). — V. Schnitze, Untersuchungen zur Geschichte
^natantins des Grossen, Zeitschr. f. Kirch engeschiebte 7 (1885) 343-371; 8 (1886) 517
»18 542. — J. M. Flasch, Constantin der Grosse als erster christlicher Kaiser, Würzburg
189 1 (unkritischer Panegyrikus). — Lothar Seuffert, Constantins Gesetze und das
ISliristentum, Wfirzburg 1891. — Funk, Konstantin d. Gr. und. d. Christentum, Theolog.
)iiartalschr. 78 (1896) 429—462. — Eine Skizze der Biographie Konstantins des Grossen gab
B. Cushing Richardson, Eusebius (=- A Select library of Nicene and Post-Nicene
faifaera of the Christian church, Second Series, vol. 1), New-York 1890 S. 411—465. Hier
[8 ^5—465) auch eine höchst reichhaltige Bibliographie Konstantins. — J. B. Bury,
Date of the Battle of Singara, B. Z. 5 (1896) 302—305 (344 n. Chr.). — Aug. Neander,
Dber Kaiser Julian und sein Zeitalter, Heidelberg 1812. Auch in englischer Übersetzung
ron Cox, London 1850. — Ren d all, The emperor Julian. Paganism and christianity.
Cambridge 1879. — Y- Duruy, L' empereur Julien, Annuaire de Tassoc. 17 (1883)
161 — 178. — Chetail, Yie de l'empereur Julien surnommd TApostat, Saint— !^tienne
1884. — Herrn. Hecker, Zur Geschichte des Kaisers Julianus, Progr., Kreuznach 1886.
— GuiL Schwarz, De vita et scriptis Juliani imperatoris, Diss., Bonn 1888. — G. Th.
Koch, De Juliane imperatore scriptorum qui res in Gallia ab eo gestas enarrarunt auctore
duputatio, Leyden 1890 (mir unzugänglich). — Gust. Reinhard, Der Perserkrieg des
Kaisera Julian, Progr., Dessau 1892. — Judeich, Die Schlacht bei Adrianopel am 9. Aug.
B78, Deutschd Zeitschr. f. Geschicbtswiss. 6 (1891) 1—21. — Esprit Flächier, Histoire
de Th^odose le Grand, Paris 1679 und Öfter wiederholt, zuletzt 1826. Deutsche Über-
■etzang, Breslau 1765; englische London 1693. — Nie. Olivier, Dissertatio historica de
^heodosii M. constitutionibus, Lugduni Bat. 1835. — Jul. Ifland, Die Kämpfe Theodosius'
des Grossen mit den Gotlien, Diss., Halle 1878. — A. Güldenpenning, Die Quellen zur
deschichte des Kaisers Theodosius des Grossen, Diss., Halle 1878. — Gust. Hassebrauk,
SZor Geschichte des Kaisers Theodosius I. Gymnasialprogr., Blankenburg a. H. 1894 (han-
delt über den römischen Feldherm Arbogastes). — Heinrich Richter, Das west-
vOmische Reich bes. unter den Kaisem Gratian, Valentinian II und Maximus, Berlin 1865.
— Romuald Gompoltsberger, Kaiser Gratian (375—383 n. Chr.), Bericht des k. k.
Obergymnasiums zu Melk, Wien 1879 (mir unzugänglich).
B. Fünftes Jahrhundert: A. Güldenpenning, Geschichte des oströmischen
Seiches unter den Kaisem Arcadius und Theodosius II, Halle 1885. — Wilhelm Wie«
^and, Eudoxia, Gemahlin des oströmischen Kaisers Theodosius II. Ein culturhistorisches
.BUd zur Vermittelung des Humanismus und Christentums, Worms 1871. ~ F. Grego-
re vius, Athenais, Geschichte einer byzantinischen Kaiserin, 3. Aufl., Leipzig 1892. —
£. W. Brooks, The emperor Zenon and the Isaurians, The Englisch Histor. Review 8
<1893) 209—238. — Wilh. Barth, Kaiser Zeno. Diss., Basel 1894 (mir unzugänglich).
C. Sechstes Jahrhundert: A. Rose, Anastasius I, Diss., Halle 1882. — A. Rosoi
Die byz. Kirchenpolitik unter Kaiser Anastasius I, Progr., Wohlau 1888. — W. H. Wad-
ding ton, Edit de Tempereur Anastase sur Tadministration militaire de la Libye, Revue
arcb^log, Nouv. S^rie 18 (1868) 417 — 430 (aus Waddingtons Inscriptions de la Syrie).
— F. A. Isambert, Histoire de Justinien, 2 Bde, Paris 1856 (unkritisch). — Ad. Schmidt,
Der Aufstand in Kpel unter Justinian, Zürich 1854. — P. Kall i gas, Jlegl rrjg irraaemf
rav Nina, MeXhat xal Xoyoi, Athen 1882 S. 327-355. — Val. Seibel, Die grosse
Zeit Justinians I u. s. w., Progr., Dilüngen 1857. — J. von Pflugk-Hartung,
Biodbacli der kla«. Altertnnwwiweaachaft IX. 1, Abtlg. 8, Aufl. 08
1074 Byzantinische Litteratorgesoldohte. Allgemeine Bibliographie.
Vandalenkriege, £vXXoyog, EixwfmBvtatxrjqig {HagtiQ, tov irj' tofAov, 1886) 258 — 293. — J. t.
Pflugk-Hartung, Belisare Vandalenkrieg, Histor. Zeitschrift 61 (1889) 69-96. -P. j
JOrs, Die Reichspolitik Kaiser Jostinians. Akad. Festrede, Giessen 1893. Vgl. die Beepradni
von L. M. Hartmann, B. Z. 4 (1895) 154 f. — J. B. Bnry, Jostinians heresy, The Gw> '
dian vom 4. März 1896 S. 362 f. — D. Largajolli, Teodora un' augasta bizantina iil
VI secolo, Nuova Antologia 80 (1885) 210-244. — H. Houssaye, L'imp^ratrice Theodci,
Revue des Deux Mondes III® pöriode 67 (1. Febr. 1885) 568-597. — A. Debidoir^
L'imp^ratrice Thöodora, Paris 1885 (eingehende Studie). — Mallet, The empress Tbeodgo,
The English Eist. Review 2 (1887) 1-21. — H. Houssaye, Aspasie, Cl^op&tre, Tb^odai,
Paris 1890 (schöngeistige Skizzen ohne wissenschaftlichen Wert). — KnrtGroh, (»
schichte des oströmischen Kaisers Justin II, Leipzig 1889 (ebenso unzuverliBBig nl
flüchtig in dem über die Quellenverhältnisse handelnden Teil als in der historischen ÜBfe»
suchung und Darstellung). Vgl. die sehr berechtigte Kritik von Ch. Die hl, Revue cri-
tique 1890 Dez. S. 447 ff. — Mordtmann, Jtofiijdijgj htagxog ftjg rtoXstag (566—674),
SvXXoyog, JlaQttQXfjfjitt xov ly xofiov (1881) S. 23 f. — Otto Adamek, Beiträge nr Ge-
schichte des byzantinischen Kaisers Maurikios. Zwei Gymnasialprogramme, Graz 1390*
1891 (handelt über die griechischen Quellen; die historische Darstellung steht in Aii9siel4
D. Siebentes Jahrhundert: L. Drapeyron, L'empereur H^raclios et TeiiifiR
byzantin au VII^ si^cle, Paris 1869. Ein dickes, aber ziemlich luftiges Buch. Vgl mA
Drapeyrons Artikel Heraclius in der Grande Encyclop^die t. 19 (1894) 1133— 1136. -Ij.^
G. Laskin, Heraklios. Das byzant. Reich in der ersten Hälfte des VII. Jahrhondarl^f £
Charkov 1889 (russ.). Betont bes. die geographischen Verhältnisse; in den rein UrtK
rischen Teilen fehlt eine genügende Quellenkritik. — H. Geizer, Chalkedon oderl»
chedon, Beiträge zur Geschichte des Kaisers Herakleios, Rhein. Mus. 48 (1893) 161-1814
(über die Eroberung Jerusalems durch die Perser im Jahre 614 und den Zug gegen CU>Mii|
kedon im Jahre 615). — Kretschmann, Die Kämpfe zwischen Heraclius I und Choaroflilf ^
Zwei Programme, Güstrow 1875—1876. Vgl. B. Z. 3 (1894) 373 Anm. — E. Gerltit
Die persischen Feldzüge des Kaisers Herakleios, B. Z. 3 (1894) 330-373 (auch als
Leipzig 1894). Gründliche, durch ausgiebige Benützung der orientalischen Qaeün
scharfe Prüfung der chronologischen Fragen ausgezeichnete Arbeit aus der Scholl I^La
Geizers. — A. Mordtmann, Ol "JßaQsg xal ol Uigcav tiqo rijg KnoXetig, IvXXoyoi, *J^
XaioXoycxij incTQonijf TlaqaQX. xov x'— x/?' rofiov (1892) S. 54—60 (durch topogrqMl;
Bestimmungen wertvolle Studie über die Belagerung Kpels durch die Avaren und PeofpkSi
i. J. 626; vgl. oben §273 Anm. 1 B). — E. W. Brooks, On the chronology of the 0»;
quest of Egypt by the Saracens, B. Z. 4 (1895) 435—444.
E. Achtes und neuntes Jahrhundert: Karl Schenk, Kaiser Leon III, DiaJfÄ
Halle 1880. — Karl Schenk, Kaiser Leons III Walten im Innern, B. Z. 5 (1896) SIMti^c
bis 301. — J. D. Phoropulos, Eigijy^ »7 'J&ijyala avtox^xsiQa 'Poi^moiy. Miftit^n
(769 — 788). Metd Biaayotyrjg nnql xdjy nohnxtdy avyeneuav x^g eUoyofAaxlag (726— TlJjltent
Diss., Leipzig 1887. — J. B. Bury, The identity of Thomas the Slavonian, B. Z. 1 (18ML 1
55—60 (es handelt sich um den Gegner Michaels II). li)T,k
Über das erste Auftreten der Russen in Byzanz existiert eine reiche Litteratoi, iH(^>l
der hier nur einiges angeführt werden kann: Kruse, Die zwei ersten Einfälle derRiiMi|(G^
in Byzanz, Joum. Min. 1840 Bd 28 Abteil. II 149—170 (russ.) (über die Einfälle in
Jahren 774 und 839). — E. Kunik, Die Berufung der schwedischen Rodsen 2 (Fetatiliue
bürg 1845) 332—336. — E. Kunik, Bulletin de la classe hist-phil. de racad^mie Uftz^ :
Sciences de St. Pötersbourg 6 (1849) 373 -379; 7 (1850) 72-74; 8 (1851) 185 ft; »ll«^;
(1881) 338-362. — A. Ja. Garkavi, Ein unediertes Zeugnis des Masudi über daH^L
der Russen nach Kpel, Joum. Min. 1872 Bd 160 Abteil. Wissenschaft S. 220—239 (nai|^
~ V. Vasiljevskij, Viz. Vr. 1 (1894) 258 f. — C. de Boor, Der Angriff der Rbfis
Byzanz, B. Z. 4 (1895) 445-466. - Ch. Loparev, Ein altes Zeugnis über die Nif*p|Lt:
legung des Gewandes der Gottesmutter in Blachemai, in neuer Auslegung bezogeD ifljiL:
t PolitiBOhe Ctosohiohte. 1075
sn Angriff der Russen auf Byzanz im J. 860, Viz. Vr. 2 (1895) 581- 628. — Dagegen
ehtet sich: Y. Yasiljevskij, Avaren, und nicht Russen — Theodoros, und nicht Geor-
ioB, Viz. Vr. 3 (1896) 83-95.
J. B. Bury, The relationship of the Patriarch Photius to the empress Theodors,
he English Bist. Review 5 (1890) 255—258. — Vornehmlich mit Basilios I beschäftigt
ch Karl Morgenstern, Über das Studium der byzantinischen Geschichtschreiber,
i^moires prtoent^s ä Tacaddmie imp. des sciences de St.-P^tersbourg 4 (1845) 169—202.
ach russisch im Joum. Min. 1841 Bd 29 Abteil II 137—176. — J. G. G. Anderson,
he campaign of Basil I against the Paulicians in 872 a. d., The Classical Review 10
896) 136—140. — Abicht, Der Angriff der Bulgaren auf Gpel im Jahre 896 n. Chr.,
reh. slav. Phil. 17 (1895) 477—482. — Th. Uspenskij, Byzantinische Besitzungen am
Irdlichen Ufer des schwarzen Meeres im 9. und 10. Jahrb., Eievskaja Starina 1889 (russ.).
' Gegen diesen Artikel von Uspenskij spricht V. Vasiljevskij, Über die Eroberung
»r Festung Sarkel Joum. Min. 1889 Bd 265 S. 273-289 (russ.). — Dazu die Replik von
h. Uspenskij, Über die von Vasiljevskij aufgedeckten Trugbilder, Journ. Min. 1889
d 266 S. 550—555, und die Duplik von V. Vasiljevskij, Joum. Min. 1889 Bd 266
. 556—557 (rass.). — N. Popov, Der Kaiser Leon VI der Weise und seine Regierang
I kirchengeschichtlicher Hinsicht, Moskau 1892 (russ.). Vgl. die Besprechungen von Th.
fftpen skij , B. Z. 2 (1893) 632-^634, und Joum. Min. 1893 Bd 288 Augustheft S. 534—542. —
pyr. P. Lambros (Lampros), Leo und Alexander als Mitkaiser von Byzanz. B. Z. 4
1895) 92—98. — Will. Fischer, Zu Leo und Alexander als Mitkaiser von Byzanz, B. Z.
(1896) 137—139.
F. Zehntes Jahrhundert: N. Popov, Zur byzantinischen Geschichte des zehnten
^lirhunderts. Odessaer Jahrbuch IV Byz. Abteil. 2 (1894) 302—308 (rass.). — Alf. Ram-
end, L'empire grec au dixi^me si^cle. Constantin Porphyrogenn^te, Paris 1870. Reich-
^tige und gründliche Monographie. — J. Gherghel, Über den Angriff der Ungarn auf
^lel im Jahre 934, Revista pentra istorie, archeologie si filologie, Bukarest 1893, V. VII.
oun.) (mir unzugänglich). — N. Lambin, Ist die Reise der Olga nach Epel wirklich ein
Brchen, Joum. Min. 1873 Bd 168 (russ.). — W. Fischer, Die russische GrossfÜrstin
»Iga am Hofe von Byzantion, Ztschr. f. Geschichte und Politik 5 (Stuttgart, Cotta 1888)
^ — 880 (das Ereignis fällt ins Jahr 957; vgl. Deutsche Ztschr. f. Geschichtswiss. 8 (1892)
9 Anm. 6). — E. Leonhardt, Kaiser Nicephorus II Phocas und die Hamdaniden 960
» 969. Diss., Halle 1887. — G. Schlumberger, Nic^phore Phocas, Paris 1890 (glän-
ades, mit vortrefflichen Chromolithographien und Zinkographien ausgestattetes, auch für
3 Geschichte der byzantinischen Kultur und Kunst des 10. Jahrhunderts hochwichtiges
«rk). Vgl. die eingehenden Besprechungen von A. Ram bau d, Empereurs et imp^ratrices
Z>rient, Revue des Deux Mondes, tome 103 (1891) 145—166, und Melch. de Vogü^ in
Enen Regards historiques et litt^raires, Paris <1893> 8. 186—199. •- P. Syrku, Die
rzantinische Erzählung von der Ermordung des Kaisers Nikephoros Phokas nach einer
ben bulgarischen Version. Petersburg 1883 (russ.). Vgl. die Besprechung von A. Vese-
^skij, Journ. Min. 1884 Bd 231 S. 76—90 (rass.), und die Auszüge bei G. Schlumberger,
<s^phore Phocas S. 314 ff., 760 ff. - K. Uhlirz, Über die Herkunft der Theophanu,
ahlin Kaisers Otto II, B. Z. 4 (1895) 467—477. Derselbe gab auch eine gute Bio-
phie der Theophanu, Allgemeine deutsche Biographie 37 (1895) 717—722. — Über die
e, ob Tzimiskes , Jüngling' bedeute, handelt N. 0. Emin, Untersuchungen und Auf-
zur armenischen Mythologie, Archaeologie, Geschichte und Litteraturgeschichte, Moskau
(96 S. 165—172 (rass.). — V. Vasiljevskij, Russisch-byzantinische Fragmente. II. Zur
aeehichte der Jahre 976—986, Joum. Min. 1876 Bd 184 Märzheft S. 117—162 (russ.). Vgl.
»«n §§ 151 Anm. 5 und 306, 1 und Anm. 2. — V. R. Rosen, Kaiser Basilios Bulgaro-
lonos, Auszüge aus der Chronik Jahjfts von Antiochien, Petersburg 1883 (= Zapiski d.
rnss. Ak. d. Wiss. Bd 44, Beilage Nr. 1) (rass.). Dazu die Besprechung von Th. Us-
Bnskij, Joum. Min. 1884 Bd 232 April S. 282— 315 (rass.). — A. Lipovskij, Aus der
68*
1076 Byzanünisohe LltteratargeBohiohte. AUgemeine Bibliogr^hi«.
Geschichte des griechisch-bnlgarischen Kampfes im 10. und 11. Jahrhundert, Joim
1891 Bd 278 Novemberheft S. 120—141 (bes. über die Kämpfe zwischen Basilios
dem BulgarenfUrsten Samuel) (russ.).
G. Elftes Jahrhundert: J. B. Bury, Roman emperors from Basil II t
Komnenos, The English Hist. Review 4 (1889) 41-64; 251-285. — Robert Sc
Der Aufstand des Leon Tomikes im J. 1047, Gymnasialprogr., Plauen 1896. — P.
brazov, Die Kaiserin Zoe, in seinem Buche: Historische Aufsätze I. Moekan 189
222—251 (russ.). — Heinr. Mädler, Theodors, Michael Stratiotikoa, Isaak Koc
Ein Stück byzantinischer Kaisergeschichte. Gymnasialprogr., Plauen 1894. — G. S<
borg er, Deux chefs normands des armäes byzantines au XI® siecle, Revue hU
(Juli 1881) 289—803. — V. Vasiljevskij, Byzanz und die Petschenegen (1048-
Joum. Min. 1872 Bd 164 Nov. und Dez. (russ.).
H. Zwölftes Jahrhundert: Fr. Wilken, Remm ab Alexio T, Joanne et &
Comnenis gestarum libri IV, Heidelberg 1811 (ein gründliches Buch von daaemdem
— B. Kugler, Kaiser Alexius und Albrecht von Aachen, Forschungen zur deutscl
schichte 28 (1882) 481—500 (auch über den falschen Brief Alexios' I an den Grai
bert von Flandern; s. u.). — Alexii I Comneni Romanorum imperatoris ad Ro
I Flandriae comitem epistola spuria. Ed. P. Riant, Genf 1879. Vgl. die Besprecliaj
V. Vasiljevskij, Joum. Min. 1880 Bd 207 S. 223-260 (russ.). — Paparrigo]
Lettre d* Alexios Comn^ne ä Robert I, comte de Flandre, Bull, de corresp. l
(1880) 24 ff. Auch griechisch im nagyaaaos 4 (1880) 89 ff. — H. Hagenmeyer
Brief des Kaisers Alexios I Komnenos an den Grafen Robert I von Flandern, B
(1897) 1 — 32. — V. Vasiljevskij, Aus der Geschichte von Byzanz im 12. Jahrb.
Bündnis zweier Kaiserreiche (1148—1155), Slavjanskij Sbomik 2 (1875) 210—291
die Beziehungen zwischen den Komnenen und Hohenstaufen) (russ.) (mir nnznglDglid
Y. Vasiljevskij, Aus der Geschichte von Byzanz im 12. Jahrb. Der süditalische J
1156—1157, Slavjanskij Sbomik 3 (1876) 372—400 (russ.) (mir unzugänglich). - E
von Kap -Herr, Die abendländische Politik Kaiser Manuels, Diss., Strassbnrg 18$]
A. Hodinka, Aus der byz. Geschichte des 12. Jahrb., TOrt^nelmi Tar 12 (1889) 201
229 (ung.) (über den Krieg des Manuel Komnenos mit Ungarn) (mir unzugänglich). -
Wilken, Andronicus Comnenus, Raumers histor. Taschenbuch 2 (1831) 431 — 545. -
Uspenskij, Alexios II und Andronikos Komnenos, Joum. Min. 1880 Bd 212 S. 95-
1881 Bd 214 S. 52—85 (russ.).
J. Dreizehntes bis fünfzehntes Jahrhundert: E. J. Stamatiades, hi
tijg aXttiffe<as tov Bv^at^iov vno ttSy ^gdyxtay xai r^g avto^i i^ovalag avxuiv 1204—1
Athen 1865 — J. H. Krause, Die Eroberungen von Konstantinopel im 13. und 15. J
hundert, Halle 1870. — Dazu die S. 1081 angeführte Litteratur. — Ant Meliaral
T6 voatjfjia fiiag ßaaiXlccrjg naQtt/ioQ(pov/iByoy iy rß UnoQifff Tüatia eixoyoy^affQVi
vom 1. und 8. Januar 1895 (eine Rettung der Eudokia, einer Tochter des Et
Alexios III und späteren Gemahlin des serbischen Fürsten Stephan II). — T. 1
rinskij, Andronikos der Jüngere und Johannes Kantakuzenos, Joum. Min. 1879 Bd
Juli— Augusts. 87— 143; 219-251; Bd 205 Sept.— Okt. S. 1—48; 1880 Bd 208 Min
Aprils. 327— 334 (russ.). — Val. Parisot, Cantacuzöne, komme d'^tat ethistorien, Paria]
(Johannes VI Kantakuzenos). — Nerutsos, *0 ßaaiXcvg (lovaxog 'itaaaäg), Sea 'lifiig«
13./25. Juli 1891 Nr. 867 (Johannes VI Kantakuzenos). — Dazu vgl. § 129. -
Brauner, Die Schlacht bei Nicopolis (1396), Breslau 1876. — G. Koehler, Die Schli
ten von Nicopoli und Wama, Breslau 1882. — Historische Erläuterangen zu neugrie
sehen Volksliedem, die sich angeblich auf den Fall von Thessalonike 1430 beziehen (1
sow, Popul. carmina Graeciae recentioris Nr. 94—96), gibt Fl. Mac Pherson, Hist«
notes on certain modem greek folk-songs, The Joum. of Hell, studies 10 (1889) 86-
— Nikephoros Kalogeras, Ta eff^ara tov iy BvZaytitp iXXijyucov xQarovg xal to n
jaioy dinXtüfiaxixoy avtov dnoQQtjxoy ^xoi 'Jwffjip xov B^veyyiov 6 neQUfdofieyog ur
1. Politüiohe Geschichte. 1077
^df/C ivtuTixog Xoyog yvy nqioxov did xrjq laroQiag k^fjirjvBvofA^vog, 'Eraigeitt 6 'EXkr^yic-
oc. Ter iy avxM ytyo/deya dyayvtaafAaxa. Tofiog a. Athen 1894. 23 S. Deutscher Aus-
ig dieser Abhandl. in der Revue intemat. de thäologie 2 (1894) 505 — 511. — M. Bar-
»tins, De vita, moribus ac rebus gestis adversus Turcas Georgii Castrioti, Strassburg
S37. Ins Französische übertragen von J. de Lavardin, Histoire de Georges Castriot.
aris 1576. — Cam. Paganel, Histoire de Scanderbeg, Paris 1855. -- Jul. Pisco,
Bui^iog KaaTQuSrrjg, AV« 'Hfiega vom 3./15. und 10. '22. Febr.; 17./1. und 17./29.
ätz; * 24./5., 31./12. und 7./19. April 1895 (Nr. 1053-1055; 1059-1062) (Bio-
raphie des Skanderbeg). — Über Skanderbeg vgl. auch C. Paparrigopulos, Bulletin
d corresp. hell. 1 (1877) 19 f. — M. Stasjuleviö, Die Belagerung und Einnahme von
yzanz durch die Türken, Gelehrte Anzeigen der 2. Abteil, der k. AJcad. d. Wiss. Bd 1,
B54. Auch separat, Petersburg 1854 (russ.) (ein in Russland sehr populäres Werk). —
ic. Barbaro, Giornale dell' assedio di Costantinopoli 1458, corredato di note e docu-
lenti p. E. Cornet, Wien 1856. — A. D. Mordtmann, Belagerung und Eroberung
pels durch die Türken im Jahre 1453, Stuttgart und Augsburg 1858. Mordtmanns
ach ist ausfuhrlich besprochen von Georg Voigt, Historische Zeitschrift 3 (1860) 16
La 41. - P.A. Dethier, Matäriaux pour Thistoire de l'artillerie ä Täpoque de la prise de
ple, KpeL Imprimerie Centrale 1865. — Henri Vast, Le siäge et la prise de Gple par
» Turcs, Revue bist. 13 (1880) 1—40. — E. A. Vlasto, La prise de Cple par les Turcs
in 1453, Annuaire de Tassoc. 15 (1881) 104—129. — E. A. Vlasto, Les demiers jours
le Constantinople, Paris 1883. — L. Fincati, La presa di C. P., Rivista maritima, Mai
.886, Rom (mir unzugänglich). — A. G. Paspates, UoXioQxla xai SXwrtg tijg KnoXeoig
ht6 Xiuy 'O&tafAaytSy iy hei 1453, Athen 1890. Nur durch die Erörterung der topographi-
0hen Fragen von Wert. Vgl. die Besprechung von F. Hirsch, B. Z. 2 (1893) 331 f. —
'liedomil Mijatovitch, Constantin, the last emperor of the Greeks. The conquest of
ple, A. D. 1453, London 1892. Auch in russischer Übersetzung, Petersburg 1895. —
. Mordtmann, Die letzten Tage von Byzanz, Mitteilungen d. deutschen Exkursionsklubs
Kpel, Heft 1 S. 34-47, Heft 2 S. 1-21, Kpel 1893-1895 (Skizze der topographischen
agen). — Pogodin, Übersicht der Quellen zur Geschichte der Belagerung und Einnahme
D Byzanz durch die Türken i. J. 1453, Joum. Min. 1889 Bd 264 8. 205—258 (russ.). —
rohimandrit Leonid, Die Erzählung von Kpel (seiner Gründung und seiner Einnahme
rch die Türken i. J. 1453) des Nestor Iskander aus dem 15. Jahrb., Petersburg 1886
ISS.). Besprochen von G. Destunis, Joum. Min. 1887 Bd 249 S. 366—383 (russ.). —
liiletid, Die Erzählung vom Falle Kpels im Jahre 1453, Sbornik blgarsk. 12 (1895)
9 — 462 (bulg.) (über die bulgarischen und russischen Erzählungen vom Falle Epels). —
jxi Falle von Kpel 1453 vgl. auch die S. 311 f. zitierte Litteratur.
R. NisbetBain, The siege of Belgrad by Muhammed II, July 1—23, 1456, The
islish Hist. Review 7 (1892) 235-252. — P. Pierling, Le mariage d'un Tsar au Va-
Wku (Ivan II! et Zoö Pal^ologue), Revue des questions historiques 42 (1887) 353 — 396;
(1888) 580-583. Auch selbständig unter dem Titel: La Russie et FOrient, Paris 1891.
'Sprechen von Aug. Arndt, Stimmen aus Maria Laach 45 (1893) 58 — 71; 130 — 148. —
. Regel, Ein Chrysobull des Kaisers Andreas Palaeologos vom 13. April 1483, Viz. Vr.
C1894) 151—158 (Andreas Pal. f 1502 war ein Neffe des beim Fall von Kpel 1453
t^crgegangenen Konstantinos).
K. Bibliographie und Schriften vermischten Inhalts: Ältere Litteratur zu
n einzelnen Kaisern z. B. bei Edouard-Marie Oettingen, Bibliographie biographique
iTerselle, Brüssel 1854. — Job. A. Romanos, 'WEßgaixij xoiyorijs tijg KsQxvQag, 'Eaxia
81, tofxog n, dg. 24 — 25. Schildert die Schicksale, bes. die Rechtsstellung der Juden-
vneinde in Korfu vom 12. Jahrb. bis zur Gegenwart. — Populäre Skizzen ohne genügende
tteraturkenntnis gab Fr. Harri soti, Constantinople as an historic city, The Fortnightly
iview 1894 April S. 438—458, und: The problem of Constantinople, Ebenda Mai S. 614
d 633. — Das vorbyzantinische Byzanz behandeln: Alex. Falk, De origine Byiantiit
1078 Byzantinische LiiteratargeBchiohte. Allgemeine Bibliographieu
Diss., Breslau 1829. — G. de la Berge, De rebus Byzantinomm ante CoDsUnti
Paris, F. Vieweg 1877.
4. Die Naohbarataaten nnd ihre Besiehnngen sa Byianx.
A. Italien (als Ganzes): A. Gaudenzi, Sui rapporti tra Tltalia e Fimpero d'O
476—554, Bologna 1888 (mir unzugänglich). — Dazu die S. 1084 zitierteD Schriftei
Diehl, Harhnann, Cohn u. s. w.
B. Venedig: Herrn. Luntzis, Ilegi xrjg noXixixtjg xarairtaöetas tijg 'Enrarr^t
'Eyertoy, Athen 1856. Auch italienisch unter dem Titel: Della condizione poÜtica
isole lonie sotto il dominio Veneto preceduta da un compendio della storia delle isole
dalla divisione dell* imperio bizantino, Venedig 1858. — Karl Hopf, Veneto-byzanti
Analekten, Sitzungsber. Wiener Ak. 1859. — M. J. Armingaad, Venise et le E
pire, Histoire des relations de Venise avec l'empire d^Orient, Archives des missions
tifiques et litt^raires II» s^rie, tome 4 (Paris 1867) 299-443 (unkritiach). — G. M.
mas, Diplomatarium Veneto-Levantinum sive acta et diplomata rea Venetaa G
atque Levantis illustrantia a. 1300—1350, Venedig 1880 (= Monumenti storici pabi
dalla R. Deputazione Veneta di storia patria vol. V) (lateinische Urkunden). — £. Ma
Venezia e le sue conquiste nel medio evo, Verona 1881. — Papadopoli, Sülle (
della veneta zecca e aulle antiche relazioni dei Veneziani cogli imperatori conaiderate
Tesame delle primitive monete, Venedig 1883 (mir unzugänglich). - Ch. Dieb
colonie vönitienne ä Cple ä la fin du XIV® si^cle, M^langes d'arch^ologie et dliu
r^cole fran^. de Rome 3 (1883)90-131. — E. Lentz, Das Verhältnis Venedigs zu B
nach dem Falle des Exarchats bis zum Ausgang des neunten Jahrhunderts. I. Venedi
byzantinische Provinz. Diss., Berb'n 1891. Teil II der Arbeit erschien unter dem '
Der allmähliche Obergang Venedigs von faktischer zu nomineller Abhängigkeit von By
B. Z. 3 (1894) 64 — 115. — H. Noiret, Documents inädits pour servir ä Thistoire •
domination vänitienne en Cr^te de 1380—1485. Avec une carte de Tile de Grete.
1892 (= Bibl. des ^coles fran^aises d'Athenes et de Rome, 61. fasc). Vgl. die Besprec
von A. Thumb, B. Z. 2 (1893) 328 - 331. — Carl Neumann (Mannheim), Ober di
kundlichen Quellen zur Geschichte der byzantinisch -venetianischen Beziehungen vorn
lieh im Zeitalter der Konmenen, B. Z. 1 (1892) 366—378. — Zu den Beziehungen zwi:
Byzanz und Venedig vgl. auch die ungeheuere Litteratur über die venetianische Gesch
(meist im ,Archivio Veneto"), bes. das grosse Werk von S. Romanin, Storia docume
di Venezia, 10 ßde, Venedig 1853- 1861.
C. Genua: C. Pagano, Delle imprese e del dominio dei Genovesi nella Gi
Genua 1846. — Desimoni, Quartieri dei Genovesi a Costantinopoli nel sec. XII, Gt
1874 (mir unzugänglich).
D. Frankenreich: A. Gasquet, L'empire byzantin et la monarchie franque,
1888 (Hauptschrift). — Otto Harnack, Die Beziehungen des fränkisch-italischf
dem byzantinischen Reiche unter der Regierung Karls des Grossen und der spl
Kaiser karolingischen Stammes, Diss., Göttingen 1880 (auch unter dem Titel: Das
lingische und das byzantinische Reich in ihren wechselseitigen pohtischen Beziehunge;
G. Tiede, Quellenmässige Darstellung der Beziehungen Carls des Grossen zu Ost
Diss., Rostock 1892 (bringt nichts Neues). — Alf. Ostermann, Karl der Groase nn
byzantinische Reich, Progr., Lukau 1895.
E. Deutschland: B. A. Mystakides, Byzantinisch-deutsche Beziehungen zc
der Ottonen, Stuttgart 1891. Vgl. die Besprechung von F. Hirsch, B. Z. 1 (1892) 1
— Dazu bes. die S. 1076 zitierte Schrift von Hans von Kap-Herr. — Wolfg. Mic
Die Formen des unmittelbaren Verkehrs zwischen den deutschen Kaisern und aouve
Fürsten, vornehmlich im 10.-12. Jahrb., Hamburg und Leipzig 1888. Behandelt aoc
Beziehungen zu Byzanz, freilich nicht genügend. Vgl. W. Fischer, Deutsche Zeit»
Geschichtswiss. 4 (1890) 214.
L PoliÜBohe Gesohichte. 1079
F. Frankreich: J. Delaville le Roulx, La France en Orient au XlV^si^de, 2 voll.,
Paria 1886 (über die Schlacht von Nikopolis 1396, den türkischen Feldzag des Jahres 1397,
=^die Expedition des Marschalls Boncicaat nach Kpol, die Schlacht bei Angora 1402 und die
diplomatischen Verhandlungen von 1403—1408; 2, 227—240 ein reichhaltiges Yerzeich-
: nis der auf diese Periode bezüglichen Hilfsmittel). — Dazu die reiche auf den latei-
nischen Orient bezügliche Litteratur; vgl. S. 1081 f.
6. Normannen: L. Fr. Tafel, Eomnenen und Normannen. Beiträge zur Erfor-
schung ihrer Geschichte in verdeuschten und erläuterten Urkunden des 12. und 13. Jahr-
liimderts. Ulm 1852. Zweite (Titel-) Auflage 1870. — Karl Schwartz, Die Feldzüge
~ BU>bert Guiscards gegen das byzantinische Reich, Progr. Fulda 1854. — Franc. Brandi-
\ leone, I primi Normanni dltalia in Oriente, Rivista storica italiana 1 (1884) 227—251. —
,F. Holzach, Die auswärtige Politik des Königreichs Sizilien vom Tode Rogers 11 bis zum
FHeden von Venedig 1154—1177, Diss., Basel 1892. — - Lothar v. Heinemann, Ge-
schichte der Normannen in Unteritalien und Sizilien bis zum Aussterben des normannischen
Königshauses. 1. Bd, Leipzig, C. E. M. Pfeffer 1894. (Der erste Band handelt u. a. über
die Ausbreitung der griechischen Herrschaft in Unteritalien seit dem Jahre 876, die
Kftmpfe gegen die EuriO; das abendländische Kaisertum und lokale Erhebungen, über die
Unternehmungen des Maniakes, endlich über Robert Guiscards Feldzug gegen Alezios
Komnenos und schliesst mit Guiscards Tode 1085). — Ältere Literatur über die Beziehungen
BwiBchen den Byzantinern und Normannen findet man bei Holzach und Heinemann.
H. Orientalen: G. Weil, Geschichte der Ghalifen, 5 Bde, Mannheim — Stuttgart
1846—1862. — G. Weil, Geschichte der islamitischen Volker von Mohammed bis zur Zeit
des Sultans Selim, Stuttgart 1866. — Amari, Storia dei Musulmani di Sicilia, 3 voll.,
Florenz 1854—1872. — Ernest Nys, Le droit des gens dans les rapports des Arabes et
^08 Byzantins, Revue de droit international et de lögislation compar^e 26 (Bruxelles 1894)
-461 — 487. — Dill mann, Zur Geschichte des axumitischen Reiches, Abhandl. Berl. Ak«
1878 S. 177—238 und 1880 S. 1—51. — H. Daghbaschean, Gründung des Bagratiden-
-^viehes durch Aschot Bagratuni, Berlin 1893 (verfolgt die mit den byzantinischen Dingen
-^ng verbundene Geschichte des Bagratidenhauses seit der Mitte des 8. Jahrhunderts. Vgl.
^ie Besprechung von C. Neumann, Deutsche Litteraturzeit. 1894 Nr. 34 S. 1069 f.). —
JL Gren, Die Bagratidendynastie in Armenien, Joum. Min. 1893 Bd 290 Nov. S. 51 — 139
^roas.). — Obersicht der polit., kircbl. u. litterar. Geschichte der Armenier von H. Geizer,
^. J. Herzogs Real-Encyklopädie f. Theologie, 3. Aufl., Leipzig 1896 s. v. Armenien. —
Vgl. den Abriss der türkischen und mongolischen Geschichte von L. Gabun, bei
TE. Lavisse et A. Rambaud, Histoire g^nörale II 884—973; III 919—970.
J. Slaven (verschiedene): A. Hilfording, Geschichte der Serben und Bulgaren,
miletzt in seinen Gesammelten Schriften (Sobranie soiinenijj 1 (Petersburg 1868) 1—296
188.). Deutsche Übersetzung unter dem Titel: Geschichte der Serben und Bulgaren von
-A. H. Aus dem Russischen von J. £. Schmaler, 2 Bde, Bautzen 1856—1864. —
VI. Ka6anovskij, Die Balkanslaven in der Epoche ihrer Unterwerfung unter die Türken,
Joum. Min. 1877 Bd 189 Jan. S. 83—114 (russ.). — C. R. von Höfler, Abhandlungen
[8 dem Gebiete der slavischen Geschichte. IV. Die Epochen der slavischen Geschichte
-bis zum Jahre 1526, Sitzungsber. Wien. Ak. 97 (1881) 797 ff. — Tim. Florinskij, Die
-'^Bndslaven und Byzanz im zweiten Viertel des 14. Jahrb., 2 voll., Petersburg 1882 (russ.).
— Rypl» Beziehungen der Slaven und Avaren zum ostrümischen Reiche unter der Regie-
=:.=rang des Kaisers Heraklios, Progr., Budweis 1888. — Kurze Geschichte der Slaven an der
- -.Donau und am Adriatischen Meere von St. Novakoviö und A. Malet bei £. Lavisse
^ :et A. Ramband, Histoire gönörale lU 895--918.
K. Bulgaren: K. J. Jireiek, Geschichte der Bnlgaraiiy Fng 1876 (HmptedliriftX
i±fr Auch 6echisch, Prag 1876, und russisch, OdesM 1878. liiie
;k Übersetzung erschien Warschau 1877. Die letsten M
MakuSev, Joum. Min. 1878 Bd 196 Man— April &
1080 BjrBantiniBche Litteraiarge«ohiohte. AUgemeine Bibliographie.
Eine neue Quelle der bulgariscben Geschichte zur AufhelloDg der Chronologie und OtBct. i
logie der bulgarischen Kaiser (gosudarej) des 9. Jahrhonderts, Joam. Min. 1844 Bd ii '
Abteil. II 152—172 (russ.). — C. von HOfler, Abhandlangen aus dem Gebiete d« sh-
viseben Geschiebte. I. Die Walacben als Begründer des zweiten bulgarischen Räcki^
der Asaniden 1186-1257, Sitzungsber. Wien. Ak. 95 (1879) 229 ff. — Überholt dsitk:
Tb. Uspenskij, Die Bildung des zweiten bulgarischen Reiches, Odessa 1879 (mm.). -
Die Schrift von Uspenskij wurde besprochen von: V. J. Vasiljevskij, Joom. Min. 1879
Bd 204 S. 144-217; 318—348 (russ.). Eine von V. Jagiö besorgte deutsche Cbeneta^ |
dieser Besprechung erschien unter dem Titel: Wer hat das zweite bulgarische Reich W-
gründet? Arch. slav. Phil. 4 (1880) 627—637. — M. Sokolov, Aus der alten Gescbicte
der Bulgaren, Petersburg 1879 (russ.). Vgl. die Besprechung von K. Grot, Jonm. Mk
1879 Bd 205 S. 286—302 (russ.). — A. Xänopol, L'empire Valacho- Bulgare, Revue bist»
rique 47 (1891) 277—308 (über die Erhebung der Vlachen unter Kaiser Isaak Angeb
1185 und das vlachisch-bulgarische Reich, welches durch die Schlacht bei Kossovo l^f
sein Ende fand). — Tb. Uspenskij, Eine unedierte kirchliche Bede über die bnlgm- 1
byzantinischen Beziehungen in der ersten Hälfte des zehnten Jahrhunderts, Odeancr
Jahrbuch IV Byz. Abt. 2 (1894) 48-123. Vgl. den Bericht von E. Kurtz, B. I
(1895) 615 f.
L. Serben: Benj. von Eallay, Geschichte der Serben von den ältesten Zcäa
bis 1815. Aus dem Ungarischen ins Deutsche übertragen von J. H. Schwicker, Bodipeit
Wien, Leipzig 1878 (nur Bd 1 und Heft 1 von Bd 2 erschienen). — V. Grigorovic, CW»
Serbien in seinen Beziehungen zu den Nachbarstaaten, besonders im 14. und 15. Jiliii, |
Kazan 1859 (russ.). — G. R. v. HOfler, Streiflichter auf die serb. Geschichte, Sitznossbai
Wien. Ak. 99 (1881) 109—212. — A. Hodinka, Das Verhältnis des serb. Ffirstentonu n
Ungarn und Byzanz während des 12. Jahrhunderts, Tört^nelmi Tar 12 (1889) 142-ldd.
208—229 (ung.) (mir unzugänglich). — St. Novakoviö, Die Sixuma-Provinz und Car^epka
Dugan, Glas 36 der k. serb. Akad., Belgrad 1893 (serb.). Vgl., die Besprechungen vm IL
Reäetar, B. Z. 2 (1893) 634 f., und C. Jireöek, Arch. slav. Phil. 17 (1895) 265-2»
— St. Novakoviö, Serben und Türken im 14. und 15. Jahrb., Belgrad 1893 (serb.). Ygl
die Besprechungen von M. Reöetar, B. Z. 4 (1895) 155 f., und C. Jireöek, ArcL ahr.
Phil. 17 (1895) 254-265. — Interessante Mitteilungen über die Beziehungen der Seiki
zu den Byzantinern und Türken am Ende des 14. und im Anfange des 15. Jahrb. brimt
St. Stanojevi6, Die Biographie Stefan Lazareviös von Konstantin dem Philosophen ik
Geschichtsqoelle, Arch. slav. Phil. 18 (1896) 409-472.
M. Russen: A. C. Lehrberg, Untersuchungen zur Erläuterung der älteres Ge-
schichte Russlands. Herausgegeben von der k. Akademie der Wiss. durch Ph. Ki%
Petersburg 1816 (S. 317 ff. über die Dnjeprfälle; S. 383 ff. über die chazarische Feituf
Sarkel). — K. v. Schlözer, Russlands älteste Beziehungen zu Skandinavien und Kpd,
Berlin 1847. — Tb. Uspenskij, Die ältesten slavischen Monarchien im NW. (tobI
bis 11. Jahrh), Petersburg 1872 (russ.). — Ph. Brun, Vermutungen bezüglich der M
nabme der Russen an den Angelegenheiten Bulgariens im 13. und 14. Jahrhundert, Jon.
Min. 1878 Bd 200 S. 227—238 (russ.). - A. Rambaud, Histoire de la Rossie depula
origines jusqu^ä Fannie 1877, Paris 1878. 4. Edition, Paris 1893 (mit reichhaltiger Biblii-
graphie). Englisch von L. B. Lang, 2 Bde, London 1879. — V. Sergjejeviß, Das griecUMhi
und russische Recht in den Verträgen mit den Griechen des 10. Jahrhunderts« Joonu Ma
1882 Bd 219 S. 82—115 (russ.). — Vertrag der Russen mit den Griechen unter te
Fürsten Oleg 911, und: Vertrag der Russen mit den Griechen unter dem Forsten Igorlft
bei: M. Vladimirskij-Budanov, Chrestomathie zur Geschichte des russ. Rechtes 1(10}
1—21 (russ.). — A. Dimitriu, Zur Frage über die Verträge der Russen mit den
Viz. Vr. 2(1895)531—550. — Reiche Litteratumachweise über die Geschichte der
und Südslaven bei Gr. Krek, Einleitung in die slavische Litteraturgesch., 2. Aii£t
1887 S. 347 ff. — Vgl. auch die auf die alte russische Geschichte besOglicha
1. Politische OMohiohte. 1081
in den Berichten von A. Braudo und A. von Gernet, Berliner Jahresberichte f. Geschichte-
wl68. 12 (1889) III 167 ff und in den folgenden Bänden.
N. Ungarn nnd Rumänen: J. A. Fessler, Geschichte der Ungarn, Leipzig
1812—1825. Neue Bearbeitung von E. Klein, 5 Bde, Leipzig 1867—1883. — Joh. Nep.
MaiUth, Geschichte der Magyaren, 5 Bde, Wien 1828—1831; 2. Aufl., Regensburg 1852
bis 1853. — Hasdeu, La Valachie jusqu'ä 1400. I. L'extension territoriale. Bukarest 1878
(mir unzugänglich). — Hasdeu, Istoria critica Romanilor, 2 Bde, Bukarest 1880 (mirun-
zugänglich). — A. D. Xenopol, Istoria Ronünilor diu Dacia traiana, 6 voll., Jassy 1888 — 1893,
iro man auch sonstige Litteratur über die rumänische Geschichte findet. Vgl. den Bericht
von Nie. Jorga, Revue bist. 53 (1893) 153 — 159. — Abriss der rumänischen Geschichte
von A. D. Xenopol bei E. Lavisse et A. Rambaud, Histoire g^n^rale III 869—893. —
A. D. Xenopol, Histoire des Roumains de la Dacie Trajane depuis les origines jusqu'ä
rnnion des principautäs en 1859, 2 Bde, Paris 1896.
6. Der lateinische Orient
(d. h. die auf byzantinischem Boden begründeten fränkischen Herrschaften, deren politische
nnd kulturelle Geschichte mit der byzantinischen eng verknüpft ist). Hierher gehört fast
die ganze auf die Kreuzzüge bezügliche Litteratur und zahlreiche Schriften über die mittel-
alterliche Geschichte von Italien, Frankreich u. s. w. Aus dieser Masse werden hier nur
die mit dem byzantinischen Studienkreis am engsten verbundenen Schriften angeführt.
A. Zusammenfassende Darstellungen: J. Bongars, Gesta dei per Francos
Bive orientalium expeditionum et rogni Francorum Hierosolimitani historia, 2 Bde, Hano-
▼iae 1611. — Du Gange, Histoire de Tempire de Cple sous les empereurs fran9ois, Paris
1668. Wiederholt Venedig 1729 (im 2. Teil des 19. Bds der Venez. Ausgabe der byz.
Historiker). Eine neue Ausgabe des Werkes besorgte Buchen, 2 voll., Paris 1826. — Sehr
wichtig für die Kenntnis des 4. Kreuzzugs sind die darstellenden und kritischen Beigaben
in der Ausgabe des Geoffroi de Yillehardouin von E. Beuchet, 2 Bde, Paris 1891. —
Hauptwerk über die von den Kreuzfahrern im 13. Jahrb. aus dem byzantinischen Reiche
nach dem Abendlande gebrachten Reliquien: Comes de Riant, Exuviae Sacrae Constan-
tinopolitanae, 2 voll., Genf 1877—1878. — Einiges zur früheren Geschichte der byzan-
tinischen Reliquien enthält G. Rauscher, Neue Untersuchungen über die Descriptio
nnd ihre Bedeutung für die grossen Reliquien zu Aachen und zu St. Denis, Histor. Jahrb.
der Görresgesellsch. 15 (1894) 257—278. — Ausserdem vgl. sämtliche Darstellungen der
Kreuzzüge. Eine Übersicht gibt zuletzt Ch. Seignobos bei E. Lavisse et A. Rambaud,
Histoire g^nörale du IV® si^cle ä nos jours II 294—351.
B. Einzelne lateinische Herrschaften und Unternehmungen: Edwin
Paars, The fall of Cple, being the story of the fourth Crusade, London 1885. — Tb. Us-
penskij, Byzanz und die Kreuzfahrer (Eroberung Kpels durch die Lateiner). Südliche
Sammlung (Ju§nyj sbornik) zu gunsten der von der Hungersnot Betroffenen, herausgegeben
Ton d. Odessaer Unterstützungsgesellschaft der Litteraten und Gelehrten, Odessa 1892
8. 195—222 (russ.). Populäre Darstellung, in der jedoch früher unbenutzte Quellen, wie
die Novgorodschen Chroniken, beigezogen sind. — A. Papadopulos-Kerameus, Docu-
ments grecs pour servir ä Thistoire de la 4'"*' croisade, Revue de l'Orient latin 1 (1893)
540 — 555 (Probe einer zum Gebrauche der Griechen in Kpel während der lat. Herrschaft
bestimmten griechischen Übersetzung der lateinischen Messe; Erzählung über
die Entführung einer kostbaren Reliquie). — Gaston Dodu, Histoire des institutions mo-
narchiques dans le royaume latin de Jerusalem 1099 — 1291, Paris 1894. — Gaston Dodu,
De Fulconis Hierosoljrmitani regne, Paris 1894. — Ad. Sohaube, Eine bisher unbekannte
Regentin des lateinischen Kaiserreiches, Mitteil. d. Inotitats f. Österreich. Geschichtsforsch.
8 (1887) 587—594. — H. Moranville, Les piojete de Oliarlss de Yalois sur l'empire
de Cple, Bull, de r^cole des Chaites 51 (UMIAa^UMjH|ÜEpBwehe fallen in die Jahre
1805—1310). — A. G. Paspates, IhMtejiMH^^^^HK^jaaa^ nmQaQX. tov
§r tofiov (1881) 8. 88. ~ IL A. BsU^HII^^H^^^HBIL Ssuftme Mition
1082 ByzaiitiniBche LitteratiirgeBoliichte. Allgemeine Bibliographie.
etc. par le R. P. Areöne de Chatel. Paris 1894. Das Buch bebandelt die Gescliiclite ie
katholischen Kirche in Epel bis auf die Qegenwart, lässt aber gerade in den auf die kj-
zantinische Zeit bezüglichen Teilen sehr viel zu wünschen übrig. Vgl. Histor. Jihri i
GOrresges. 15 (1894) 910 f. — L. de Mas Latrie, Patriarches latins de Cple, ReToa^e
rOrient latin 3 (1895) 433—456. — Miltenberger, Zur Geschichte der lat Kircbcia
Orient im 15. Jahrb., Römische Quartalschr. 8 (1894) 275—281. — F. de Moncadi,
Espedicion de los Catalanes y Aragoneses contra Turcos y Griegos, Barcelona IGH;
wiederholt Madrid 1805. — Fr. de Moncada, Zug der 6500 Catalonier und AragoBw
gegen die Türken und Griechen. Aus dem Span, von R. 0. Spazier, Braunachwäi
1828. — J. B. Bury, The Lombards and Venetians in Euboea, Journal of Hell Stodia
7 (1886) 309 ff., 8 (1887) 194 ff. — L. de Mas Latrie, Les seigneurs Tierciers de U
grepont, Revue de FOrient latin 1 (1893) 413—432. — Ch. A. Beving, La prindpoie
d'Achaife et de Morde (1204—1430), Brüssel 1879. — Karl Hopf, Walther von Brieoae.
Herzog von Atben, Raumers bist. Taschenbuch 1854 S. 301—400. — Auf die Geschiebe
der florentinisühen Familie Acciajoli, von der ein Zweig in Athen herrschte, bezieka
sich 8 Briefe aus den Jahren 1360—1394. Ed. Ferd. Gregorovins, Briefe ans k
Corrispondenza Acciajoli, Sitzungsber. bayer. Ak. 1890 Bd 11 285 — 311. — Ein vortreff-
liches Werk über die Frankenherrschaft in Griechenland und besonders über die 6ii-
kischen Herrscher von Kephallenia und Zante verdanken wir dem Griechen J. A fi«-
man OS. Er liess es aber — was dem Bekanntwerden des Buches starken Eintrag gelbi
hat — in allzu grosser Bescheidenheit nicht unter einem selbständigen Titel, sonden ab
Einleitung zu seiner Übersetzung des Artikels von Karl Hopf über Gratiano Giorgi, £n^
und Grubersche Encyklopädie I. Section, 67. Teil (1858) 382—384, erscheinen: r^inif
Z4oqCv^, t(v&Byrr]g ABvxadog. larogixij ngayfiaiela xov xa&tjytjtov K, Xonq^, fietev^x^^*^^ f^'
ix tijg rsQfiayvxijg vno'l.'j.'Ptofiayovt ngotä^ayrog tatogtxfjy fABXixrjv nsQi trjg h*Eiläii
^gayxoxQatiag xai xtSy UaXatiytüy xofiijttoy OvQaiytoyy avBByxwy Ke{paXXtjyiag xai Zaxrr^w,
ixdo&eica di ayahofAaai rov q>tXoyeyovg xvgiov IlavXov AdfAngov^ Eorfn 1870. — Karl Hopf,
Geschichtlicher Überblick über die Schicksale von Earystos auf Eub5a in dem ZeiimiBe
von 1205—1470, Sitzungsber. Wien. Ak. Bd 11 (1853)555-606. Dasselbe in italieniacker
Übersetzung von G. B. de Sardagna mit Zusätzen des Verfassers, Venedig 1856. -
Karl Hopf, Geschichte der Insel Andres und ihrer Beherrscher in dem Zeiträume r«
1207-1566, Sitzungsber. Wien. Ak. Bd 16 (1855) 23-131. Dazu Urkunden und Zoste
ebenda Bd 21 (1856) 221-262. — Der Artikel von K. Hopf über die Giustiniani inChM
(in der Ersch- und Gruberschen Encyklopädie) erschien auch in französischer Übersetznng:
Les Giustiniani, dynastes de Chios, ^tude bistorique traduite de TAllemand par Etienie
A. Vlasto, Paris 1888. - Tb. Beut, The lords of Chios, The English Bist. Reriew 4
(1889) 467—480. — Manches Material zur neueren Geschichte von Chios bietet KoDst
N. Kanellakes, Xiaxd (lydXexra, Athen 1890. -- Ch. E. Kanellopulos, Jl iy T^n
dvtixtti fxoyai, Jlaqvaaüog 15 (1893) 711—719. — Zur Geschichte Cerigos unter ▼«!»•
zianischer Herrschaft: N. S. Kalutses, Mixgd avfißoXtj sig rtjy UsxoQtay xtJy KvSi^^
JeXxioy 2 (1885-1889) 635-639. - Dazu die sonstige zu §§ 360, 396 und 397 n^t
führte Litteratur über die fränkischen Herrschaften in Morea, Athen, Euboeaat^
Cypern und bes. die oben (S. 1069) genannte Geschichte Griechenlands von KarlHofi
6. Genealogie nnd Familiengeachiohte«
A. Zusammenfassende Schriften: Hauptwerk ist noch immer Du Gange, Fi-
miliae augustae byzantinae, Paris 1680 (s. o. S. 1068). — Die fränkischen Familien betrifl:
Du Gange, Les familles d'outre-mer, publikes par E. Rey, Paris 1869. Dazu gab B«>
Nachträge, Chartres 1881 (mir unzugänglich). - Reinh. Röhricht, Zusätze und Veri»
serungen zu Du Gange, Les familles d*outre-mer (ed. E. Rey, Paris 1869). Progr.i
Humboldtsgymnasiums, Berlin, R. Gaertner 1886. — Die reichsten Aufschlüsse über ü
Familien der fränkischen Herrscher im Orient gibt K. Hopf, Chroniques Gr^co-Romis«
2. Innere Geechlohie. 1083
iiiMites ou peu connues, Berlin 1878, in den am Schlüsse des Werkes beigefQgten genea-
lo^schen Tafeln. Dazn die übrigen oben S. 1082 angefahrten Arbeiten von Hopf. — E. A.
Christomanos, Abendländische Geschlechter im Orient. 1. Lieferung, Wien 1889 (wird,
es scheint, nicht fortgesetzt). — Li vre d'or de la noblesse Phanariote en Gr^ce, en
en Russie et en Turquie par un Phanariote, Athen 1892 (verfolgt die Stamm-
bflnme der phanariotischen und angeblich phanariotischen Gesohlechter, von denen
sioli allerdings nur wenige mit Sicherheit in die byzantinische Zeit zurQckfQhren lassen).
B. Schriften über einzelne Familien: Eine Schrift über die Familie Me.
liseenos ist S. 780 Anm. 6 erwähnt. Ober eine im Cod. Neapel. II. c. 35 erhaltene
Sammlung von Briefen, die sich auf Zweige der Familie Melissenos beziehen, vgl. Salv.
CyriUo, Codices graeci mss regiae bibliothecae Borbonicae 2 (Neapel 1832) 25—32. —
K. A. Chrestomanos, FeyeaXoytxd fieXetijfiaTa, T6 yivog Alfjmova (Aifjmiüvä), Jlaqyaaaog
10 (1886) 349—371. — E. Legrand, G^nöalogie des Maurocordato de Cple et autres do-
enments concemant cette famille, Paris 1886. — AI. Lauriotes, TIbqI xrjg Xiax^g oixo-
ymt^Hag KaXo&iiovy NBoXoyov "EßdofÄadttia 'Eni^etiiQijcig vom 14. März 1893 (auf Grund
einer in der Athoslaura erhaltenen Goldbulle Andronikos' II vom Jahre 1314). — £p. Me-
tnzas, 'Unoqla rijg oixoyeyelag Mentha ano rov 1081 fiixQ^ ^^'^ 1864 hovg, Athen 1893
(mir unzugänglich). — Einige Bemerkungen über das Geschlecht Rangkabes gibt ein
Anonymus, Nea *E(prjfieQls vom 8. Mai 1893. — Auf Fälschung und Schwindel beruht der
Stammbaum der angeblich uralten byzantinischen Familie des „Fürsten* Rbodocanakis.
Das hat mit überreichen Gründen nachgewiesen £. Legrand, Dossier Rbodocanakis.
£iade critique de bibliographie et d'histoire litt^raire. Paris 1895. Vgl. B. Z. 5 (1896)
877—379.
2. Innere Geschichte.
1. Allgemeine Schriften.
Sp. Zampelios, "Jurfiara drjfAonxd r^g ^Xddog /Aerd fieX^ttjg Ictogix^g negl fie-
0«iwyucov iXXrjvmfAov, Eorfu 1852. — H. Krause, Die Byzantiner des Silittelalters, Halle
1869. Ein oberflächliches, häufig geradezu kindisch leichtgläubiges und naives Machwerk,
in welchem die Möglichkeit eines geschichtlichen Überblickes durch die willkürliche Be-
schränkung auf den Zeitraum vom 10. — 14. Jahrb. benommen und weder die Byzantiner
noch die neueren Arbeiten genügend verwertet sind. Vgl. die einsichtige Besprechung von
F. Hirsch, Götting. Gel. Anzeigen 1869 S. 1681—1694. — Augustin Marrast, Esquis-
See byzantines, Paris 1874 (Kleine Skizzen aus dem Hof- und Stadtleben von Byzanz
s. B. La ville. Chez le Patrice. L'empereur et le stylite. Un Spartiate u. s. w.). — Au-
gustin Marrast, La vie byzantine au VI® siecle, Paris 1881 (Belletristische Skizzen mit
einem ziemlich leeren Kommentar). — V. Vasiljevskij, Materialien zur inneren Ge-
schichte des byzantinischen Reiches, Joum. Min. 1879 Bd 202 S. 160—232; 386—438;
1880 Bd 210 S. 98-170; 355—440 (russ.). — Th. üspenskij, Ztjtijfiaia ngde fAeXiif^y
•g^f ictüiegixijg UnoQiag xov Bv^uvtivov xqdxovg, JbXxLov 2 (1885 — 1889) 533 — 552. —
£inen ganz neuen Weg zur Erforschung der inneren Geschichte von Byzanz eröffnete Gust.
Schlumberger, indem er die Tausende uns erhaltener Bleibullen (auch einige Gold- und
Silberbullen) untersuchte und aus ihnen für die Ikonographie, das Verwaltungswesen, die
politische und private Geschichte, die Geographie und Topographie der Byzantiner ein
ebenso zuverlässiges als reichhaltiges Material gewann. Die Ergebnisse seiner Forschungen
bat er zuletzt zusammengefasst in seiner: Sigillographie de Tempire byzantin,
Paris 1884. Die ganze reichgegliederte byzantinische Gesellschaft, der Hof, der Adel, die
Zivil- und Militärverwaltung mit ihrer verwickelten Beamtenhierarchie passieren in den
kleinen Denkmälern, die hier veröffentlicht und erklärt sind, vor unseren Augen. Vgl.
8p. Lambros, B. Z. 1 (1892) 192. Vgl. auch die in Rubrik 11 angeführten Schriften
▼on Schlumberger. — Hauptwerk für die rechtliche Seite der inneren Geschichte von By-
1084 Bysantinische LitteraiargeBohiohte. Allgemeine Bibliographie.
zanz (Grundeigentnmsverhältnisse a. b. w.): E. E. Zachariae von Lingenthal. Gi-
schichte des griechisch-rOmischen Rechts, 3. Aufl., Berlin 1892. — Daza die zu § 258 u-
geführte Litterator. -- W. Fischer, Ein Wort über den Byzantinismus, Zeitschr. f . iB-
gemeine Geschichte 5 (Stattgart 1888) 989—997. - - Einige ziemlich TerrOckte Beur
kungen über die Bedeutung des Wortes .Byzantinismus' gaben Jac. Anspachmi
Th. J. I. Arnold in der holländischen Zeitschnft De Navorscher 49 (1890) 658 kä
660. — Manche Teile der inneren Geschichte, wie die Themen, die Provinzen, die etkn-
graphischen Verhältnisse, das Hof leben u. s. w. sind natürlich auch in den oben (1 B il
C) angeführten Werken, bes. bei Rambaud, Gfrörer, C. Neumann und Schlomberger, behu-
delt. — Einiges Material auch zur byzantinischen Kulturgeschicbte bieten Alfred t«i
Kremer, Culturgeschichte des Orients unter den Chalifen, 2 Bde, Wien 1875—1877 (W
Nachweise von byzantinischen Kulturelementen bei den Arabern), und Hans Prutz, Kd-
turgeschichte der Kreuzzüge, Berlin 1883.
2. SpeEialachriften.
A. Verfassung, Verwaltung, Steuer-, Post- und VerpflegnngsweBco:
Über die diokletianisch-konstantinische Staatsform im allgemeinen vgl. die kurze, iker
klare Darstellung von Th. Mommsen, Abriss des römischen Staatsrechts, in: Bindiig.
Handbuch der deutschen Rechtswissenschaft 1 3, Leipzig 1893. — S. Uvarov, De proriBc
imperii orientis administrandi forma mutata inde a Gonstantino M. usqne ad Justinianno I,
Dorpat 1858 (mir unzugänglich). — 0. A. Ellissen, Der Senat im ostrOm. Reiche, Di&
Göttingen 1881. — Gh. L^crivain, Le S^nat romain depuis Diocl^tien ä Rome et a Coa-
stantinople, Biblioth. des Ec^les fran^. d'Athönes et de Rome, Nr. 52, Paris 1884. — P.
Vinogradov, Die Entstehung der Feudalverhältnisse im longobardischen Italien, Pet«»-
bürg 1880 (russ.). — G. Galisse, II govemo dei Bisantini in Italia, Rivista storica ItaL2
(1885) 265—335. — Gharles Diehl, Etudes sur Tadministration Byzantine dans Textf-
Chat de Ravenne (568—751), Paris 1888. — Dazu die von Diehl S. XIII ff. veizeichMte
Litteratur. — Moriz Hartmann, Untersuchungen zur Geschichte der byzant. Verwaitng
in Italien (540-750), Leipzig 1889. — H. Gohn, Die Stellung der byzantinischen SUA-
halter in Ober- und MitteUtalien (540—751), Diss., Berlin 1889. — Felix Lampe, Qa
fuerint Gregorii Magni papae temporibus in imperii byzantini parte occidentali ezarcki «t
qualia eorom iura atque officia, Berlin 1892. Vgl. die Besprechung von L. M. Hartman,
B. Z. 3 (1894) 170 ff. — A. Gaudenzi, Sui rapporti tra Htalia e Pimpero d'Orieote fii
gli anni 476 e 554 d. G., Bologna 1888. — Zur Givil- und Militärverwaltang im hywt
tinischen Exarchat vgl. auch Th. Mommsen, Ostgothische Studien, Neues Archtr d«
Gesellschaft f. ältere deutsche Geschichtskunde 14 (1889) 453-544, und: Nachtrige b
den ostgothischen Studien, ebenda 15 (1890) 181—186. — Gius. Rivera, Le istitozkii
sociali italiane nella dominazione barbarica ed Orientale, Lanciano 1892. — K. E. Za-
chariae von Lingenthal, Principj di un debito pubblico nell* impero bizantino, R«s£>
conti del R. Istituto Lombarde, Serie II, vol. 16 fasc. 18 p. 1—6. — V. Vasiljevskij.
Materialien zur inneren Geschichte des byzantinischen Reiches. IL Machthaber (Vlastdi),
Klöster und Steuereinnehmer im 11. und 12. Jahrb., Journ. Min. 1879 Bd 202 S. 386-438
(russ.). — E. Hudemann, Geschichte des römischen Postwesens während der Kaisencü
2. Aufl., Berlin 1878. — Aug. Audollent, Les Veredarii, ämissairea imp^rianx souk
Bas-Empire, Melanges d'archöologie et d'histoire de TEcole fran^aise de Rome 9 (\^\
249—278. — Ed. Gebhard, Studien über das Verpflegungswesen von Rom und Kpel
Dorpat 1881.
B. Staats- und Gemeinde-Ämter, Titel- und Rangwesen: Von gHVsitar
AVichtigkeit auch für die byzantinische Zeit ist das ein Verzeichnis der Hof-, Civil- ea^
Militär- Amter enthaltende, am Ende des 4. Jahrhunderts verfasste römische Staatsbandbock:
Notitia dignitatum (so gewöhnlich zitiert) et administrationum omninm tarn civiliamquc
miJitarium in partibus orientis et occidentis. Hauptausgabe von E. Bock in g. 2 Tomi und Inda
2. Innere Geschichte. 1085
in 6 voll., Bonn 1839— 1853. — Ch. Ldori vain , De quelques institutions du Bas Empire. I. Les
principales dans le regime municipal romain. II. Les tribuni des milices municipales.
III. La joridiotion du pr^teur sous TEmpire. IV. Origine de quelques institutions du
Bas-Empire. Mölanges d'arch^ologie et d'histoire de TEcole fran^. de Roma 9 (1889) 363
bia 388. — Cli. L^crivain, Etudes sur le Bas Empire. I. Explication d'une loi du Code
Th^odosien (XVI, 2, 38). II. Textes de saint Ambroise, de saint Jean Chrysostöme, du
pape einläse sur la servitude pour dettes, le dölit d'adultöre et la composition. III. Lee
■oldats priv^s au Bas Empire. Mdlanges d'arch^ologie et d'hist. de TEcole fran^. de Rome
10 (1890) 253—283. -- Über ein angebliches byzantinisches Meereskonsulat und seinen
angeblichen Einfluss auf italienische Institutionen vgl. die Artikel von Hans von Kap-
Herr und Adolf Schaube, Deutsche Zeitschr. f. Geschichtswiss. 5 (1891) 21—69; 9
(1893) 223-258; 288 f.; 10 (1893) 127 f. — E. Beurlier, Le Chartophylax de la grande
^glise de Cple, Compte rendu du 3. congr^s scientifique international des catholiques,
Brüssel 1895, V. section S. 252—266. — E. A. Stückelberg, Der Konstantinische Pa-
triciat, Basel und Genf 1891 (ungentlgend). — Zur offiziellen Anrede mit einem Abstraktum
(dementia, pietas, maiestas, 17 ^eoa^ßnä <rov, ij aij xQ^^^^oxrjg u. s. w.) vgl. Chr. Schöner,
Über die Titulaturen der römischen Kaiser, Acta Seminarii Erlangensis 2 (1881) 449 ff.,
und Aug. Engelbrecht, Patristische Analekten, Wien 1892 S. 48 ff. und: Ober das
T^telwesen der spätlateinischen Epistolographen, in .Aus dem Theresianum*, Festgabe der
k. k. Theresianischen Akad. zur 42. Versamml. deutscher Philologen, Wien 1893. — Zum
Titel- und Rangwesen, dessen historische Darstellung ein dringendes Bedtlrfnis ist,
▼gl. im übrigen Du Gange, Glossarium mediae et infimae graecitatis und die Korn
mentare von Du Gange und anderen zu den byzantinischen Historikern. Manches ist in
der neueren Litteratur weit zerstreut; vgl. z. B. E. Kurtz, B. Z. 3 (1894) 634 f.
G. Kaiserkult, Hofzeremoniell, Gircusparteien: A. Gasquet, L'empire
d'Orient et Tempire d'Occident. De Temploi du mot BaatXev's dans les actes de la chan-
eellerie byzantine, Revue bist. 26 (1884) 281—302. — 0. Hirschfeld, Zur Geschichte
dee römischen Kaisercultus, Sitzungsber. Berl. Ak. 1888 S. 833—862. — E. Beurlier,
Le culte imperial, Paris 1891. — E. Beurlier, Sur les vestiges du culte imperial ä By-
lance, Gompte rendu du congres scientifique international des catholiques tenu ä Paris
du V au 6 avril 1891, Paris 1891. — E. Beurlier, Le culte rendu aux souverains dans
Tantiquit^ grecque et romaine, Revue des questions historiques 51 (1892) 5 — 56. — Vgl.
O. Treubner, Götting. Gel Anzeigen 1892 S. 398 ff. — VgL auch M. Krascheninnikoff,
Ober die EinfOhrung des provinzialen Kaisercultus im römischen Westen, Phiiologus 53
1894) 147 — 189. — P. Kalligas, Hegt rov xvnixov tijs ßv^, avX^s, AleXirM xai Xoyoi,
Athen 1882 S. 305-326. — W. Fischer, Eine Kaiserkrönung in Byzantion, Zeitschr. f.
•llgemeine Gesch. 4 (1887) 81 - 102. — Über die byz. Kaiserkrönung handelt auch X. J. JI,,
^jiyayoQ^vcig xai cr^tlftg rtav ßvCaynytüy avtoxQatogüty, Nia ^Hfiiga vom 5./17. und 12./24.
Juli 1896 (Nr. 1127—1128). — D. Beljajev, Byzantina. II. Die täglichen und sonntäglichen
Audienzen der byzantinischen Kaiser und ihre feierlichen Prozessionen in die Kirche der
kL Sophia im 9.— 10. Jahrhundert, Petersburg 1893 (russ.). Vgl. die Besprechung von
Tb. Uspenskij, B. Z. 3 (1894) 184 ff. — Über die Frage, wie die byzantinischen Kaiser
und Patriarchen bestattet wurden, handelt H. Grauert, Zu den Nachrichten über die Be-
stattung Karls des Grossen, Histor. Jahrbuch 14 (1893) 302—319. — Zum Zeremonien-
wesen des byzantinischen Hofes vgl. ausserdem § 108 und die dort genannte Hilfslitteratnr.
— Fr. Wilken, Über die Parthey en der Rennbahn, vornehmlich im byzantinischen Kaiser-
thmn, AbhandL BerL Ak. 1827 (Berlin 1830) S. 217—243. Ohne die Noten auch in
Räumers Histor. Taschenbuch 1830 (grundlegende Arbeit). — A. Rambaud, De byzantino
hippodromo et circensibus factionibus, Paris 1870. — A. Rambaud, Le Sport et Thippo-
drome ä Gonstantinople, Revue des Deux Mondes vom 1. August 1871. — Th.
Uspenskij, Die Parteien des Zirkus und die Demen in Konstantin opel , Vis. Yr. 1
(1894; 1—16 (russ.). Vgl. B. Z. 4 (1895) 208 f. — Sp. P. Lampros, Ol
1086 Bysantinisobe litteratargesohichie. Allgemeine Bibliographie.
aymvBq naqä toig BvCayriroTg, in der Festschrift: 'OXvfsnMxoi dyoßyeg iv *J^r<as, Afttt
1896 S. 58-68.
D. Heer und Flotte: H. Kirchner, Bemerkongen üher die Heere Jnstamm,
Festschr. zur Feier des 50jährigen Diensijuhiläums des Herrn Gjmnasialdirektoni Dr. Nil-
ting, Wismar 1886 S. 115—138. — Th. Mommsen, Das römische Militärwesen seitDb-
cletian, Hermes 24 (1889) 195—279. — Charles Löcrivain, Efcodes sur le Bas Empu«.
II 1. Les soldats privös au Bas Empire. M^langes d'arch^ologie et d'hiatoire 10 (1890)
267—283. — Conr. Beniamin, De Justiniani imperatoris aetate quaestiones mäitini,
Berlin 1892. Vgl. die Besprechung von F. Hirsch, B. Z. 2 (1893) 157 f. — K. E. Zaeki-
riae von Lingenthal, Zum Militärgesetz des Leo, B. Z. 2 (1893) 606—608. — K. £.
Zachariae von Lingenthal, Wissenschaft und Recht fOr das Heer vom 6. bis zun As-
fang des 10. Jahrhunderts, B. Z. 3 (1894) 437—457. — Zum iWegswesen vgl. anch St
Novakovi6, Das altserbische Heer, Belgrad 1893. Vgl. B. Z. 4 (1895) 156. — Zn
Militärwesen des 10. und 11. Jahrhunderts vgl. § 117 Anm. 3 A und § 118 mit den M
zitierten Hilfsmitteln. Das § 118 besprochene Strategikon des Kekauinenos ist inzwisck«
von V. Vasiljevskij und V. Jernstedt in den Zapiski der histor.-philoL Fakultät der
k. Universität Petersburg, Teil 38, Petersburg 1896, mit litterarhistorischer Einleitung m
ediert worden. — Zur militärwissenschaftlichen Litteratnr der Byzantiner vgl. §288.
War an gen (normannische Leibgarde des Kaisers): A. J. Penzel, Dise. de Bamiii
in aula Byzantina militantibus, Balis 1771. — S. Gedeonov, Bruchstficke ans einer Ab-
handlung über die Warägerfrage, Zapiski der k. russ. Akad. Tom. I Beilage 3, Petan-
burg 1862 (russ.). — V. Vasiljevskij, Waijago-russische und waijago-englische Müll
(druiina) in Kpel im 11. und 12. Jahrb., Joum. Min. 1874 Bd 176 Nov. S. 105—144; 1875
Bd 177 Februar S. 394-451; Bd 178 März S. 76— 152 (russ.). - Dazu der Nachfrag: V.
Vasiljevskij, Russisch-byzantinische Fragmente. III. Bemerkung über Fossgäoger md
Reiterei, Joum. Min. 1876 Bd 184 März S. 178—187 (russ.). — Zur Geschichte des HinU:
P.A. Munch , Kritiske Undersogelser om vore Kongesagaers Fremstilling af Harald Signrtb-
sons (Haardraades) Bedrifter i den graeske Kejsers Tjeneste, in seinen ,Sanilede Aflias^
linger' 1 (Christiania 1873)505—554. — Gustav Storm, Harald Haardraade og Va«ni>
gerne i de Graeske Keiseres Tjeneste, Historisk Tidsskrift, Anden Raekke 4 (Kristiaii
1884) 354—386 (verwertet für die Geschichte Haralds und der Warangen die Schrift im
Kekaumenos; vgl. § 118). - VgL auch A. Rambaud, L*empire grec au dixi^me mkfk,
Paris 1870 S. 388 ff., und G. Scblumberger, Nic^phore Phocas, Paris 1890 S. 48 ff.
Marine: Aug. Fr. Gfrörer, Das byzantinische Seewesen in seinen Byz. Ge-
schichten 2 (1873) 401—436. — E. Jurien de la Graviore, La marine des Byzaoti^
Revue des Deux Mondes 65 (1884) 130—158. — Einiges über byzantinische Kriegssdüfii
bietet Oecil Torr, Ancient sbips, Cambridge 1894 S. 16 ff. — VgL auch G. SchUm-
berger, Nicäphore Phocas S. 51 ff. — Dazu die S. 637 f. angeführte Litteratur.
E. Landwirtschaft, Handel und Gewerbe, Luxus: V. Makuäev, Ueb«
die Pronoia im alten Serbien, Joum. Min. 1874 Bd 175 Sept.— Okt S. 1—20 (nus.) -
V. Vasiljevskij, Materialien zur inneren Geschichte des byzantinischen Reichea. I. Ma»
regeln zum Schutze des Bauemgrundbesitzes, Joum. Min. 1879 Bd 202 S. 160—232 (nw.).
— P. Kalligas, Dsgi dottXonaQoixlag nag« 'Pat/naioig xai BvZayriyoig xal 7t€^l ^po^loyvm
diatii^eujy, in seinen: MeXhai xal Xoyot, Athen 1882 S. 183—804. — Th. Uspenskij.
Materialien zur Geschichte des Bauemgrandbesitzes im 14. Jahrhundert, Odessa 1883 (nm).
(mir unzugänglich; vielleicht identisch mit dem folgenden). — Th. Uspenskij, ZorGt-
schichte des Bauemgrundbesitzes in Byzanz, Joum. Min. 1883 Bd 225 S. 30—87; 101
bis 360 (russ.). — Th. Uspenskij, Die Bedeutung der byzantinischen and sfidaUri-
sehen n(f6yoia (eine Art von Benefiz), in , Sammlung von Aufsätzen zur Slavenkundf
zu Ehren von V. P. Lamanskij", Petersburg 1883 (russ.). Vgl. den Bericht in der Rcvae
des questions bist. 35 (1884) 270. — Th. Uspenskij, Spuren der KatasterbQcb<r
in Byzanz, Joum. Min. 1884 Bd 231 S. 1-48; 289-835; 1885 Bd 240 S. 1—52 (ni«;.
8. Eirohengesohiohie. 1087
— Th. üspenskij, Beobachtungen zur Geschichte der Landwirtschaft in Byzanz,
Joum. Min. 1888 Bd 259 S. 229-259 (ruas.). — Th. üspenskij, Byzantinische Land-
meeeer, Odessa 1888 (russ.). Besprochen von P. Bezobrazov, Joum. Min. 1888 Bd 260
B. 272—280 (russ.). — Über das für die Geschichte der Landwirtschaft wichtige System
des Zuschlags {inißokij) handelt sehr ausführlich Henry Monnier, Jl^tudes de droit by-
sanün. 1. Nouvelle revue historique de droit fran^ais et ^tranger 16 (1892) 125—164;
880—352; 497—542; 637-672; 18 (1894) 433-486; 19 (1895) 59-103. — D. Arsla-
nian. Ober das System des ländlichen Grundeigentums im osmanischen Reiche, Diss.,
Ijeipzig 1888. — Zum byzantinischen Handel vgl. die S. 410 angeführten Schriften von
W. Heyd. — E. E. Zachariae von Lingenthal, Eine Verordnung Justinians über den
Seidenhandel ans den Jahren 540 -547, M^m. de TAcad. Imp. des sciences de St. P^ters-
boorg, Tome 9 (1865) Nr. 6. — L. M. Hartmann, Zur Geschichte der Zünfte im frühen
Mittelalter, Zeitschrift f. Sozial- und Wirtschaftsgesch. 3 (1894) 109—129 (handelt u. a.
anf Grund des von J. Nicole ans Licht gezogenen Liber praefecti über die wirtschaftliche
Organisation der byzantinischen Zeit, dann über das Zunftleben in Ravenna im 10. Jahrb.)
— Ober den Luxus im byzantinischen Reiche handelt H. Baudrillart, Histoire du luxe
priv^ et public depuis Tantiquit^ jusqu'ä nos jours. Tome 2, Paris 1878 S. 331 ff. — Ge-
nauere Einzeluntersuchungen über die agrarischen, kommerziellen, gewerblichen und son-
stigen wirtschaftlichen Zustände des byzantinischen Reiches gehören zu den dringendsten
Forderungen der Byzantinologie.
F. Kultur- und Geistesbildung: Arsenius Mentschikow, De eruditione et re
litteraria Graecorum aetatis byzantinae, Universitätsschrift, Moskau 1849 (allgemeine Ueber-
sieht der byzantinischen Litteratur und ihrer Einflüsse auf die russische Kultur). — M.
X. Paranikas, Ix^^^^^f^'^ ^^Q^ ^^7^ ^'^ ^^ 'EXXrjy. e&yei xaraaTdaeütg tay yqafjifMxtioy
ano dXtuastüg KcnyatayriyovnoXetog (1453) fJ^^XQ^ "^^^ uQXfoy x^g iyearoiatjg ixavoytaetrjQidog,
Kpel 1867. — C. Paparrigopulos, Histoire de la civilisation hellönique, Paris 1878.
Behandelt ausführlich auch die byzantinische Zeit, bes. die Periode des Bildersturmes. —
O. Chassiotis, L*instruction publique chez les Grecs depuis la prise de Cple par les
Tores jusqu'ä nos jours, Paris 1881. Vgl. die Besprechung von P. Syrku, Joum. Min.
1882 Bd 220 S. 279— 305 (russ.). — M. J. Gedeon, Xqoytxd trjg naxqiaqx^^s ^^^n^W^t^^f
Kpel 1883 (über die Patriarchatsschule von 1454—1830). — S. Aristarches, KaxdXoyog
TtSy nagd xtay yetaxigtay 'EXkijyfay dno dX(6(Te(og /^^XQ*' ^ovde avyyqafpiyxoiy ßtßXiaty (pwsixo^
taroQixüiyj tpvatxtöyf yBtayQUfpixtoyj iaxQixtoy, fia^fjfAaxixcSy xal yo/ivxüiiy, £vXXoyog 14 (1884)
103 — 153. — Dazu die S. 798, 2 angeführten Werke von Vretos, Sathas, Demetra-
kopnlos und Legrand. — N. Skabalanoviö, Byzantinische Wissenschaft und Schulen
im 11. Jahrb., Christ, ötenie 1884 März— Mai (russ.). — F. Gregorovius, Die Legende
Tom Studium der Wissenschaften in Athen im 12. Jahrb., Zeitschr. für Geschichte und
Politik 5 (1888) 805—817. — Th. Üspenskij, Skizzen zur Geschichte der byzantinischen
Kultur, Petersburg 1892 (russ.). Über den Inhalt vgl. B. Z. 1 (1892) 176 ff., 635. Vgl die Be-
Bprecbung von P. Bezobrazov, Viz. Vr. 3 (1896) 125 ff. — P. Bezobrazov, Züge der
byzantinischen Sitten und Kultur, in seinem Buche: Historische Aufsätze. I. Moskau 1893
8. 45 — 143 (russ.). — Einen kurzen Überblick über die sozialen Verhältnisse der Lehrer im
byzantinischen Reiche gibt M. J. Gedeon, Uai^sia xal nxfaxeia naq' ifjfuy xaxd xovg rt-
levraiovg aidtyag, Kpel, Keil 1893. — M. K. Paranikas, Jlcgl xijg iy KnoXei naxqiaqx^^V^
TxoXtjg, SvXXoyog^ xogiog xe (1895) 49—56; 61—66. — Dazu die Bemerkungen von M. J.
j^edeon, Ebenda S. 56-61. — Zur Geistes- und Kulturgeschichte der Byzantiner im 14. und
15. Jahrhundert vgl. die S. 502 f. angeführte Litteratur.
3. Kirchengeschichte.
1. Allgemeine Daratelliingexi. Verhältnifl der Kirohe snm Staat.
J. M. Neale, A History of the holy east«rn church, 2 Parts, London 1847—50. -•
L. P. Stanley, Lectures on the history of the eastem church, 2. edition, London 1862.
1088 Bysaniiniflohe Litteratnrgesohiohte. Allgemeina Bibliographie.
— J. Hasemann, Griechische Kirche, Ersch- und 6raher*8che Enzyklopaedie, L
Teil 84 (1866) 1—290. — Jos. Hergenröther, Handbach der allgemeineD Kirchcaf».
schichte, 3. Aufl., 3 Bde, Freibarg 1884—1886. — Ph. Bapheides, loexAi^icffT^
UnoQia ano %ov xvqIov rj/juiSy 'Irjaov Xgtciov fJtiXQ^ f^*' xa^* Vf^^^ jlf^Va»*', 2 Bde, Kq&-
stantinopel 1884—1886 (reicht bis 1453; der Schluss ist nicht erschienen) (mir oniosio^-
lieh). — H. F. Tozer, The charch and the eastem empire, London 1888 (kone Dantd-
long der Geschichte der orientalischen Kirche, ihres Verhältniases zum Staate and Volk
und ihrer Einrichtungen). — C. J. ▼. He feie, Gonciliengeschichte, 2. verb. Anfligi
Freiburg i. B. 1889 ff. — Eine historische Gesamtdarstellung der griechischen Kirche gik:
Ferd. Kattenbusch, Lehrbuch der vergleichenden Konfessionskunde. I. Bd: Die ortW-
doxe anatolische Kirche. Freiburg 1892. — D. Karl Müller, Kirchengeechichte, Enttr
Band, Freiburg 1892 (= Grundriss der theologischen Wissenschaften, L Reihe IV. Tci
1. Bd) (behandelt in mehreren Kapiteln auch die bjz. Kirche und gibt^ namentlich f&r ik
frühbyzantinische 2^it, reichliche Litteratumachweise, auf die hier verwiesen aei). — ILSl
Paritses, BioyQaq>ixtj ixxXijüiaafixij IctoQia^ Kpel 1894 (kleines Handbach in Fona m
Biographien ohne wissenschaftliche Ansprüche). — K. Müller, Die Grenze zwischen AJtr
tum und Mittelalter in der Kirche, Preussische Jahrbücher 60 (1887) 257—278 (setzt ^
Grenze in die 2^it vom Ende des sechsten bis zur Mitte des siebenten Jahrhonderts). -
P. Wolff , Zur Zeiteinteilung der Kirchengescbichte, 2<eitschr. f. kirchL Wisaenach. a. kircU.
Leben 8 (1887) 381—390 (verschiebt die Grenze zwischen Altertum und Mittelalter ba
tief ins 9. Jahrhundert, bis zum Beginn des Pontifikats Nicolans 1, d. h. 858!).
Hauptwerk für die äussere Geschichte der griechischen Kirche ist noch imncr:
Mich. Le Q nie n, Oriens Christianus, 3 tomi, Paris 1740. (Inhalt des 1. Bandes: DioecMi
Ponti, Asiae et Thraciae Patriarchatui Cpolitano subjectae; des 2. Bandes: lUyrieni
Orientale ad Patriarchatum Cpol. pertinens, Patriarchatus Alexandrinas et Antiocheaa
magnaeque Chaldaeorum et Jacobitarum dioeceses; des 3. Bandes: Ecclesia Maronitam
Patriarchatus Hierosolymitanus et quotquot fuerunt ritus Latini tarn Patriarchae qoam m.
feriores praesules in quattuor Patriarcbatibus et in Oriente universo). — Hauptwerk fikr
die Geschichte des Patriarchats von Kpel: M. J. Gedeon, Hax^ux^x^^ niraxt^ (S$—
1884), Kpel 1890. Vgl. die Besprechung von H. Geizer, B. Z. 2 (1893) 152—154. - Tm
Ergänzung dienen das Verzeichnis der Patriarchen nach 1453, welches J. Sakkelioi.
Tlaxfjuaxrj BißXioihjxtj^ Athen 1890 S. 313—315, aus einer patmischen Hs ediert hat, ni
J. Andrej ev, Die Patriarchen von Kpel von der 2^it des Konzils von Chalkedoo la
Photios. Chronologie dieser Patriarchen und Skizzen des Lebens und der Thfttigkettte
wichtigsten von ihnen. 1. Teil. Sergiev Posad 1895 (russ.). Vgl. die Besprechung von Lebed«r
und Zaozerskij, Bogosl. vjestnik 1896 Januarheft, Beilage S. 98—106 (russ.) (mir onzogiig-
lieh). — Berichtigungen zu den Patriarch enlisten gab: £. W. Brooks, On the listsof thePk-
triarchs of Cple from 638 to 715, B. Z. 6 (1897) 33 ff. — Mystakides, ntt^ati^^iim
inl xtüv /^oi'oAo;/ixcüi' xaraXoytay tov fitjjqonoXixov Uy&lfiov Ule^ovdtj, SsoXoyov ^Idli^
^m&6üiQfjaig 1894 S. 645—649, und Ktjyaxayxiyovnohg 1894 Nr. 221. — M. J. Gedeon.
XQoyixd xov naxQiaqx^^ov otxov xal xov yaov, Kpel 1884 (über den Palast des Patnarcbei ii
Kpel in mittelalterlicher und neuerer Zeit). — Zu den byzantinischen Verzeichnisseo dff
Patriarchen und Bischöfe, vgl. § 161 Anm. 3.
über das Verhältnis des Staates zur Kirche in Byzanz: *•*, Obersicht der griechisek-
römischen Gesetze in ihrem Verhältnis zur Kirche, Joum. Min. 1850 Bd 65 Abteil 11
21— ö9; 161 — 202 (russ.). — A. Gasquet, De Tautorit^ imperiale en matiöre religiemei
Byzance, Paris 1879. — K. J. Neumann, Der römische Staat und die allgemeine Kinb
bis auf Diokletian. 1. Bd, Leipzig 1890 (grundlegendes Werk). — E. G. Hardy, Ckri-
stianity and the Roman Government. A Study in imperial administration. London 18W.
Jos. Zhishman, Die Synoden und die Episkopal- Aemter in der morgenlindisckei
Kirche, Wien 1867. — Jos. Zhishman, Das Stifterrecht (x6 xxtjxoQixdy dixmar) in de
8. Kirchengesohichte. 1089
DAorgenlandischen Kirche, Wien 1888. — Zur Geschichte des kirchlichen Rechtes vgl.
S 258 und die dort (bes. S. 611 f.) angefahrte Litteratar.
2. SpezialWerke.
A. Einzelne Zeitabschnitte: 1, Untergang des Heidentums und erste
Zeit der Kirche: A. Beugnot, Histoire de la destruction du Paganisme en Oocident,
2 voll., Paris 1835. — £. Ghastel, Histoire de la destruction du Paganisme dans Fem-
pire de l'Orient, Paris 1850. — £. v. La sau Ix, Der Untergang des Hellenismus, Mfln-
ohen 1854. — Alb. de Broglie, L'^glise et Tempire romain au lY® si^cle, 3 parties
(6 ßde) Paris 1856—1859. — 6. Boissier, La fin du paganisme. Etudes sur les demi^res
lüttes religieuses en Occident au quatri^me si^cle. 2 voll., Paris 1891, 2. Aufl. Paris 1894
(SrOestenteils auf den Westen des Reiches bezüglich). — Victor Schnitze, Geschichte
dee Untergangs des griechisch-römischen Heidentums, 2 Bde, Jena 1887 — 1892. Vgl. die
Besprechung von Koedderitz, B. Z. 2(1893) 622 ff. — Paul Allard, l^e paganisme au
milien du IV. sieole, Revue des questions historiques 51 (1892) 345—372 (über den Mithras-
kult). — Paul Allard, La Situation legale et materielle du Paganisme au milieu du IV.
■itele, Gompte rendu du 3. congr^s scientifique international des catholiques, Brüssel 1895,
Y. section 8. 109—150. — Für das Verständnis des Übergangs vom Heidentum zum
Christentum sind namentlich folgende Schriften zu beachten : Edwin Hatch, Griechentum
vnd Christentum. Deutsch von Erwin Preuschen. Mit Beilagen von Ad. Harnack
und dem Übersetzer. Freiburg i. B. 1892. — Qust. Anrieh, Das antike Mysterienwesen
hl seinem Einfluss auf das Christentum, Göttingen 1894. Hier auch Verzeichnis der älteren
auf dieses Thema bezüglichen Litteratur. — Georg Wobbermin, Religionsgeschicht-
liehe Studien zur Frage der Beeinflussung des Urchristentums durch das antike Mysterien-
Wesen, Berlin 1896. — W. M. Ramsay, The church in the Roman Empire before A. D.
170. London 1893.
2, Eirchengeschichte vom Konzil von Nikäa bis zum Beginn des Bilder-
streits: W. Koelling, Geschichte der Arianischen Haeresie, 2 Bde, Gütersloh 1874—1883.
— C. A. Bernoulli, Das Konzil von Nicaea, Freiburg i. B. und Leipzig 1896. — 0. Seeck,
Untersuchungen zur Geschichte des Nicänischen Konzils, Zeitschr. f. Kirchengesch. 17 (1896)
1 — 71. — J. R. Asmus, Julian und Dion Chrysostomos, Gymnasialprogr., Tauberbischofsheim
1895. — J. R. Asmus, Eine Encyklika Julians des Abtrünnigen und ihre Vorläufer, 2^itschr.
f. Kirchengesch. 16 (1895) 220—252. — J. J. MalySevskij, Die grossen Thaten der antio-
ehenischen Priester in der Zeit der arianischen Kämpfe unter der Regierung des Valens,
Trudy Kievsk. duch. ak. 1893 Juli S. 355— 378(russ.). — Ternovskij , Die griechische Kirche
in der Periode der allgemeinen Kirchenversammlungen, Kiev 1883 (russ.). — v. Funk,
Die Berufung der ökumenischen Synoden des Altertums, Histor. Jahrbuch d. Görresges.
13 (1892) 689—723. Dazu v. Funk, Kritische Bemerkungen zu dogmatischen Reflexionen
in einer historischen Frage, Histor. Jahrbuch d. Görresges. 15 (1894) 505—516. — v.
Fank, Die päpstliche Bestätigung der acht ersten allgemeinen Synoden, Histor. Jahrbuch
14 (1893) 485—516. •— F. Ludwig, Der hl. Johannes Chrysostomos in seinem Verhält-
nis zum byzantinischen Hof, Braunsberg 1883. — A. Puech, Un reformateur de la so-
ei^i^ chr^tienne au 4® si^cle. St. Jean Chrysostome et les moeurs de son temps, Paris
1891. — E. Thouvenot, Vie de St. Jean Chrysostome, Toulouse 1891. — T. J. Lamy,
Le concile tenu ä S^leueie-Ct^siphon en 410, Compte rendu du 3. congr^s scientifique
internationale des catholiques, Brüssel 1895, II. section S. 250—276. — L. Duchesne,
Yigile et Pelage, Revue des questions historiques 36 (1884) 369—440. — Gust. Krüger,
Monophysitische Streitigkeiten im Zusammenhange mit der Reichspolitik, Diss., Jena 1884.
— Land, De gedenkschriften van een Monophysiet uit de zesde eeuw, Verslagen en Me-
dedeel. d. Ak. Afd. Letterkunde 3. Reeks (Amsterdam 1888) 5 S. 237-274. — A. Rose,
Die byzantinische Kirchenpolitik unter Kaiser Anastasius I, Progr., Wohlau 1888. — H.
Geiz er, Josua Stylites und die damaligen kirchlichen Parteien des Ostens, B. Z. 1 (1892}
BAQdbncli der klMH. AUertiiouiwiaseDschaft IX. 1. Abtlg. 2. Aufl, 69
1090 ByzantmiBche LitteratnrgeBohichte. Allgemeine Bibliograpliia.
34-49. - Dazu Th. Nöldeke, Die Synoden von Sidon und Tynis, B. Z. 1 (1892) 3Ö "j <i
bis 335. — G. Schnürer, Die politische Stellung des Papsttunis zur Zeit Theodflhdi I ^i
des Grossen, Histor. Jahrbuch d. Görresges. 9 (1888) 251—283 und 10 (1889) 253-301 j i
— Manches über die kirchenpolitischen Beziehungen Theoderichs zu Rom und Byunz 1
bringt auch G. Pfeilschifter, Der OstgotenkGnig Theoderich der Grosse und die kitko- 1;
lische Kirche, Münster 1896. — Dazu vgl. S. 51 ff. und die dort angeführte Litterator. I:
3. Periode des Bilderstreites: L. Maimbourg, Histoire de l'h^r^e des leoa»- \
clastes, 2 voll., Paris 1679. — Fr. Chr. Schlosser, Geschichte der bilderstürmendca '
Kaiser des ostrOmischen Reiches, Frankfurt 1812. — J. Marx, Der Bilderstreit, Trier 183d
(unbedeutend). — Aug. Fr. Gfrörer, Der Bildersturm, in: Byzantinische Geschichten 2 (1873)
460—478. — C. J. vonHefele, Conciliengeschichte 3 (1877) 366 ff. — G. Vasiljevskij.
Die Gesetzgebung der Ikonoklasten, Joum. Min. 1878 Bd 199 S. 258—309; Bd 200 8. 95
bis 129; Bd 201 S. 161—173 (russ.). — Karl Schwarzlose, Der Bilderstreit Eii
Kampf der griechischen Kirche um ihre Eigenart und ihre Freiheit. Gotha 1890. YergL
die eingehenden Besprechungen von Jos. Langen, Beilage zur (Münchener) Allgemeine
Zeitung 1891 Nr. 164 ff., und F. X. Kraus, Götting. Gel. Anzeigen 1893 S. 422-424. -
y. Preobrai^enskij, Der Kampf um die Bilderverehrung im byzantinischen Reiche,
Moskau 1890 (russ.) (mir unzugänglich). — A. Tougard, La pers^cution iconoelaate
d'apr^ la correspondance de saint Theodore Studite, Revue des questions historiques 50
(1891) 80—118. Auch separat erschienen. — L. Duchesne, Les premiers temps de l'ttat
pontifical, Revue d*histoire et de litt^rature religieuses 1 (1896) 105 — 146; 238—287;
297—334 (u. a. über das Verhftltuis der Päpste Stephan 11, Paul I, Stephan TU, Hadriaa 1
und Leo TU zu den Byzantinern). — Th. üspenskij. Die Synode zu Kpel im Jahre 842
und die Bestätigung der Orthodoxie, Joum. Min. 1891 Bd 273 Januarheft S. 73—158.
Wiederholt in den: Skizzen zur Geschichte der byzantinischen Kultur, Petersburg 1892
S. 3—88 (russ.). — Th. üspenskij. Das Synodikon für die Woche der Rechtglftabigkdt,
Joum. Min. 1891 Bd 274 Aprilheft S. 267—323. Wiederholt in den: Skizzen zur Geechicfatt
der byzantinischen Kultur, Petersburg 1892 S. 89—145 (rass.). — Als Ergänzung n
dieser Schrift dient Th. Üspenskij, Das Synodikon für die Woche der RechtglAubigkeit,
Odessa 1893 (rass.). Vgl. die Besprechungen von £. Kurtz, B. Z. 4 (1895) 143—145.
und P. Bezobrazov, Viz. Vr. 3 (1896) 125 ff. — A. P. Lebedev, Geschichte der kpoli-
tanischen Synoden des 9. Jahrb., Moskau 1888 (russ.) (mir unzugänglich).
4. Von der Wiederherstellung der Bilder bis zur KirchentrennaDg
(843—1054): C. de Boor, Der Angriff der Rhös auf Byzanz, B. Z. 4 (1895) 452 f., maebt
es sehr wahrscheinlich, dass das Fest der Rechtgläubigkeit nicht, wie bisher allgemein in-
genommen wurde, im Frühjahr 842, sondem am 11. März 843 stattfand. — Hugo
Laemmer, Papst Nikolaus der Erste und die byzantinische Staats-Kirche seiner Zeit,
Berlin 1857. — Ausserdem vgl. zum Zeitalter des Photius die Litteraturangaben S. 77 f.
— Karapet Ter-Mkrttschian, Die Paulikianer im byzantinischen Kaiserreiche und
verwandte ketzerische Erscheinungen in Armenien, Leipzig 1893. — J. Sokolov, Di«
äussere Lage des Mönchtums in der byzantinischen Kirche von der Mitte des 9. Jahrii.
bis zum 13. Jahrh. (842—1204), Pravosl. sobesjednik 1892 Okt.— Nov. S. 205—216; 1893
Juni S. 98—150, Juli S. 230—275 (russ.). J. Sokolov, Die innere Lage des Mönchtoms
in der byzantinischen Kirche von der Mitte des 9. bis zum 13. Jahrh. (842 — 1204). Ebenda
1893 Sept. S. 113-124, Okt. S. 195—344, Nov. S. 457—502, Dez. 8. 606-642 (msa).
J. Sokolov, Das byzantinische Mönchtum im 9. — 12. Jahrb., Pravosl. sobesjednik 1894
Juni S. 205—275 (hier allgemeine Charakteristik) (mss.). Diese Schriften auch selb-
ständig unter dem Titel: Der Zustand des Mönchtums in der byzantinischen Kirche von
der Mitte des 9. bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts, Kazan 1894 (russ.). — V. Grigorovif,
Wie äusserten sich im Anfange des 10. Jahrh. die Beziehungen der kpolitaniachen Kirche
zu den benachbarten nördlichen Völkem und hauptsächlich zu den Bulgaren? Bede, ge-
balten beim jährlichen Festakt der neuruss. Universität am 30. Aug. 1866 (also wahr
8. Kirchengesohiohte. 1091
Bcbeinlich in den Zapiski der Universität Odessa gedruckt; mir nnzngfinglich) (mss.). —
8kabalanoYi6» Byzantinischer Staat und (byz.) Kirche im 11. Jahrhundert, Peters-
bui^ 1884 (russ.).
5. Von der Eirchentrennung bis zum Falle des Reiches (1054—1453):
Diesen ganzen Zeitraum umfasst: A. Lebedev, Gmndzfige einer Geschichte der byzan-
tinisch-östlichen Kirche vom Ende des 11. bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts, Moskau
1892 (russ.) (mir unzugänglich). — L. Maimbourg, Histoire du schisme des Grecs, 2 voll.,
Paris 1677. In deutscher Übersetzung von F. X. Meuser, Aachen 1841. — J. G.
Pitzipios, L'^glise Orientale. Expose historique de sa Separation et de sa röunion avec
oeUe de Rome etc. Rome 1855 (Behandelt vom römischen Standpunkte aus die Ge-
schichte der Kirchentren nung, sowie die Hauptdifferenzen beider Kirchen und macht Vor-
schläge zur Vereinigung). — A. Pichler, Geschichte der kirchlichen Trennung zwischen
Orient und Occident, 2 Bände, München 1864—1865. — K. Demetrakopulos, latogla
TOP axi^fJunog trjg Aatiyixrjs ixxXrjalag and rijg og&odo^ov 'EXXfjyixijg, Leipzig 1867. —
J. Hergenröther, Photius, 3 Bde, Regensburg 1867—1869, ist auch fOr die ersten Jahr-
hunderte der schismatischen Zeit von Wichtigkeit. — Wenig Brauchbares bietet die Abhand-
Inng von Dion. Kyriakos, ^A&rjvaiov 3 (1874) 135—163. — A. Pavlov, Kritische Versuche
rar ältesten griechisch-russischen Polemik gegen die Lateiner, Petersburg 1878 (russ.)
(mir nur durch die Erwähnung in Röttgers Russ. Revue 12 [1878] 496 bekannt). —
SkabalanoviÖ, Die Kirchentrennung unter dem Patriarchen Michael Kerularios, Christ,
ötenije 1884—1885 (russ.) (mir unzugänglich). — K. Kalozymes, '0 naniafios xai i; o^-
96^o^og ayaroXixij ixxXtjaia, Leipzig 1887. — G. B. Howard, The schism between the
oriental and westem churches with special reference to the addition of the filioque to the
ereed, London 1893 (mir unzugänglich). — Gelehrte und scharfsinnige Studien zur Ent-
stehungsgeschichte der Kirchentrennung gibt L. Duchesne, Autonomies ecciesiastiques.
Elises s^paröes, Paris 1896. — Igumen Arsenij, Über die Beriehungen der lateinischen
and griechischen Kirche in der Periode der Kreuzzfige, Journ. Min. 1867 Bd 133 Abteil.
Pädagogik und Wissenschaft S. 499—534 (russ.). — J. Sakkelion, Documenta inödits tirös
de la biblioth^ue de Patmos. T. Decret d'Alexis Comnäne portant d^position de L^on, Metro-
politain de Chalc^doine, Bull, de corresp. hell. 2 (1878) 102— 128. — Auf die Unionsverhand-
longen in den J. 1268—1278 bezieht sich die Publikation von L. Delisle, Notice sur cinq mss
de la bibliothdque nationale et sur un ms de la biblioth^ue de Bordeaux contenant des recueils
äpistolaires de B^rard de Naples, Not. et ext. 27 (1879) 2, 87-167. — Job. Dräseke, Der
Kircheneinigungsversuch des Kaisers Michael VIII Palaeologos, 2^itschr. f. wiss. Theologie
34 (1891) 325-355. — Ober die angeblich vom Kaiser Michael VIII i. J. 1284 nach seiner
RQckkehr aus dem Abendlande an den der Union feindlichen Athosklöstern verübten Ge-
waltthätigkeiten berichtet ein griechisches Schriftstück, das J. Sakkelion, naqyaaaoq 10
(1886) 49—55, ediert hat. — H. Omont, Projet de r^union des ^glises grecque et latine
80U8 Charles le Bei en 1327, Bibl. de Föcole des chartes 1892 S. 254-257. — V. Gri-
^orovid, Die Protokolle des Patriarchats von Kpel im 14. Jahrb., Journ. Min. 1847 Bd
54 Abteil. II 131 — 164 (russ.). — Zu der mächtigen Bewegung der Hesychasten (14. Jahrb.)
▼gl. S. 100 ff. — AI. Lombard, Pauliciens, Bulgares et Bons-Hommes en Orient et en Occident,
Genf und Basel 1879. — T. D. Florinskij, Zur Frage über die Bogomilen, in , Sammlung von
Aufsätzen zur Slavenkunde zu Ehren von V. P. Lamanskij", Petersburg 1883 (russ.). —
Zar Geschichte der Bogomilen vgl. auch Ludw. von Thallöczy, Bruchstücke aus der
Geschichte der nordwestlichen Balkanländer, Wissenschaftliche Mitteilungen aus Bosnien
und der Hercegovina 3 (1895) 298—371 (mit zwei griechischen Texten). — B. Melio-
ranskij. Zur Geschichte der antikirchlichen Bewegung in Makedonien im 14. Jahrb.,
£täg>ayogf Sammlung von Aufsätzen zu Ehren Theod. Sokolovs, Petersburg 1895 S. 62 bis
72. — Ober den aus Kreta stammenden Papst Alexander V (1409—1410) und über Byzanz
und das Baseler Konzil handelt M. Ren i eres, latoQixal (uXita^ Athen 1881. — Nike*
phoros Kalogeras, Die Verhandlungen zwischen der orthodox-kaÜholifoliMi KirelM und
1092 BysanüniBohe LitteratnrgeBchichte. Allgemeine Bibliogrmphia.
\
dem Konzil von Basel über die Wiedervereinigung der Kirchen (1433—1437), Bevue iit»- ]
nationale de thöologie 1 (1893) 39—57. — Mugnier, L'exp^dition du concile de Bik i '
Cple pour Tunion de T^glise grecque ä T^glise latine 1437—1438, Paris, £. Leronx 18tt
(mir unzugänglich; vielleicht nur Separatabdruck aus einer Zeitschr.). — J- Haller, C^-
cilium Basiliense. Studien und Quellen zur Geschichte des Konzils von Basel. Basel lädS
(auch für die [Jnionsverhandlungen mit den Griechen von Wichtigkeit). — Hefele, Die
temporäre Wiedervereinigung der griechischen und lateinischen Kirche, Theolog. Qnaitil-
sehr. 29 (1847) 50—97; 183-259; 30 (1848) 179-229. — J. Zhishman, Die ünioB-
verhandlungen zwischen der orientalischen und römischen Kirche seit dem Anfange des
XV. Jahrhunderts bis zum Concil von Ferrara, Wien 1858. Vgl. die Besprechung t«
Georg Voigt, Histor. Zeitschr. 3 (1860) 16—41. — Die Geschichte des Florentb«
Konzils von dem Griechen Sylv. Syropulos (Sguropulos) ed. Bob. Creyghton, Eupit
Comit. 1660. - S. Sevyrev, Neue Nachrichten über das Florentiner Konzil (ans vatikani-
schen Hss), Journ. Min. 1841 Bd 29 Abteil. II 60-78 (russ.). — <GorBki>, The history of
the Council of Florence translated by B. Popoff, edited by Neale, London 1861 (mir an-
gänglich). — Cecconi, Studj storici del Concilio di Firenze, 1. parte, Florenz 1868 (nick
mehr erschienen). — Th. Fromm an n, Kritische Beiträge zur Geschichte der FlorentiiMr
Kircheneinigung, Halle 1872. — P. Kalligas, 'H iy ^^Xto^eyriif £vyo^i>gy MfXhm m
Xoyoi, Athen 1882 S. 3 — 181. — P. Pierling, Les Busses an concile de Florence, Bevoe 4ei
questions historiques 52 (1892) 58—106. Diese Studie mit mehreren anderen ist wied«-
holt in dem Bande: P. Pierling, La Bussie et le Saint-Siäge. Etades diplomatiqiM&
Tom. I. Paris 1896. — A. Gottlob, Aus den Bechnungsbftcheni Eugens IV zur ö^
schichte des Florentinums, Histor. Jahrbuch 14 (1893) 39—66. — J. Drftseke, Zan
Kircheneinigungsversuch des Jahres 1439, B. Z. 5 (1896) 572-586. — Watterich, Der
Streit um die Konsekrationsform auf dem Konzil von Florenz, Bevue internationale d»
th^ologie 4 (1896) 538—547. — Max. Wolfg. von Goethe (Enkel des Dichters), Stodia
und Forschungen über das Leben und die Zeit des Kardinals Bessarion, 1871 (leider dqt
als Ms gedruckt. Mir unzugänglich). — J. Dräseke, Zu Marcus Eugenicus von Ephasm
Zeitschr. f. Kirchengeschichte 12 (1891) 91—116. — Nikephoros Kalogeras, MaQMoqi I
EvyBy^xog xai BrjaauQliay 6 Ka^SiytiXtg ev^yag tag noXmicoi tov *EXXijyucov i^yovg i^yHm
tß htoQiff dMyreg. Athen 1893. Auch in deutscher Übersetzung (von F. Lauc-hert) in der
Bevue internationale de thöologie 1 (1893) 565—589. Vgl. den Bericht von J. Dräseke.
B. Z. 4 (1895) 145-153. — Dazu vgl. §§ 41—42 und die weitere dort angeführte Litterate.
Zu Bessarion vgl. auch S. 503 oben. — Ch. PapaYoannu, Die Akten der sogenanoteo
letzten Synode in der Sophienkirche und ihr historischer Wert, Viz. Vr. 2 (1895) 394—415
(russ.). Auch griechisch in der 'ExxX, *JX. 15 (1895-1896). — Zur Unionsfrage vgl. aodi
J. V. Döllinger, Über die Wiedervereinigung der christlichen Kirchen, N5rdlingen 1888;
A. Ehrhard, Über die orientalische Kirchenfrage, Verhandlungen der 40. Generalveni
der Katholiken Deutschlands, Würzburg 1893 S. 178—190; die anonymen SchriAdMi:
Khalifat, Patriarcat et Papautö, Paris — Athen 1892 (bes. über Markos Engenikos,
Bessarion und Joseph Bryennios) und: Un Orthodoxe, L*^glise romaine et T^lise ortlio-
doxe, Marseille 1894; endlich die Streitschrift von Salv. M. Brandi, S. L, Dell' nniooe
delle chiese, Bom 1896. — Dazu die S. 50 und 84 ff. angeführte Litterator.
6. Die griechische Kirche unter der türkischen Herrschaft von 14o3
bis zum Ende des 16. Jahrhunderts: W. Gass, Gennadius und Pletho. Ariatotelianui
und Piatonismus in der griechischen Kirche. Breslau 1844. — J. Dräseke, Zn GeorgioeSck-
larios, B. Z. 4 (1895)561—580. — Try phon E. Euangelides, Feyyadiog /T 6 .Sjoair'eio; «^'rK
f4etd trjy aXtociy oixovfxeyixog naTQingxrjg, Athen 1896. — Zu Georgios Scholarios vgl tedi
§ 45 und die dortselbst Anm. 2 angefahrte Litteratur. — Über die Patriarchen nach 145$
handelt A. Lebedev. Das Patriarchat von Kpel von seiner intellektuellen Seite, BogoaL
Vjestnik 1894 Dezemberheft Abteil. II 456—486, und: Die sittliche Physiognomie, die
kirchlich soziale Thätigkeit, die Missklänge und ünglacksfälle des Patriarchats von Kpei
I
8. Eirchengeachiohte. 1093
(in der zweiten Hälfte des 15. und im 16. Jahrh.), Bogosl. Vjestnik 1895 Januarheft,
Abteil. II 81—54 und Märzheft S. 374—403 (russ.). — A. Lebedev, Die griechisch-
orientalische Kirche unter der osmanischen Herrschaft nach der Eroberung von Epel,
Bogosl. Vjestnik 1894 Januar— September (russ.). — Anthimos, Bischof von Amaseia, '0
*^XQ^^^*' raßQiijX, 'ExxX. UX, 14 (1894) 172 f. (über einen bei Le Quien nicht erwähnten
Biachof des 15. Jahrb.). — A. Papadopulos-Eerameus, Theophanes Earykes, Patriarch
von Kpel, Joum. Min. 1894 Bd 293 Maiheft 8. 1—20 (Karykes f 1597 als Patriarch). —
B. A. Mystakides, '0 Uqos xX^qos xard vov ig' aitova, Ma^ifiog 6 MaQyovyiog, Separat-
ftbzug aus der Festschr. f. E. S. Eontos, Athen 1892 (Margunios lebte von 1549-1602).
— Über Maximos Margunios vgl. die Biographie von £. Legrand, Bibliographie hell.
2 (1885) XXIII — LXXVII. — Das zweite Testament des Margunios ed. A. Papadopulos-
Korameus, Viz. Vr. 1 (1894) 218-220.
B. Einzelne Gebietsteile: 1. Athen: A. Mommsen, Athenae christianae, Leipzig
1868 (vornehmlich topographische Beschreibung der Eirchen und Eapellen mit einem
Plane von Athen). - D. Nerutsos, XQiauayixal "J&^yai, JeXxioy 3 (1890-1892) 5—107;
i (1892—1895) 51 — 204 (ausführliche Geschichte der kirchlichen Zustände von Athen unter
byzantinischer und fränkischer Herrschaft bis gegen das Ende der byzantinischen Periode.
Der Schluss der Abhandlung ist noch nicht erschienen). — M. J. Gedeon, IvfjtßoXai ek
rff»' laxoglay j-fjq äyaroXtxijg ixxXrjalag ttuy 'J&ijytSy, Athen 1891 (Separatabdruck aus D.
jr. Kampuroglus, MyrjfAeTa x^s hxo^iag xoSyU&ijyaitjy; s. o. S. 1070) (betrifft nur das 17.
ind 18. Jahrb.). — Panaretos Eonstantinides, KaxaXoyog UrxoQixog xtüy ngtoxaty hu-
ntonioy xal xuty i<p$^i^s ce^/^TrurxoTroir xal fitjxQonoXtxtSy 'A&rjytay, ZiaxiJQ 1878 S. 123 ff.,
138 ff., 157 ff., 173 ff., 187 ff; 1879 S. 9 ff., 29 ff, 37 ff.. 58 ff., 77 ff., 87 ff., 134 ff. —
Taut Geschichte des Elosters Daphni bei Athen: D. Gr. Eampuroglus, TLo&ey x6 oyofia
rov Jatpy'iov, 'Earia vom 31. Jan. 1893 S. 65—67 (über den Inhalt vgl. B. Z. 2, 345). —
Derselbe handelt über das Theseion als christliche Eirche, 'j4&ijyd 5 (1893) 322—324.
2. Das übrige osteuropäische Festland: Mega Spilaeon: KxixoQixoy ij rtgoa-
Mvyfjxd^my xijg Ugds xal ßaaiXixrjg fxoyrjg xov MeydXov £ntjXaiov, Athen 1840 (mir unzu-
gänglich). — H. Papandreu, IIbqI X'^g iy KaXaßQvxoig UrxoQiX'^g fAoyijg xijg dyiag AavQug,
JeXrioy 3 (1890—1892) 428—445. — J. Sakkelion, ^Aqyovg xal NavnXlov naXaioi U^'q-
Z^h JeXxioy 2 (1885—1889)32—38. — G. Eremos, ^laxixa. 'IcxoQia xijg iy 4»o}xlifi> fioyijg
Tof dylov Aovxd xovnixXrjy 2x$iquoxov, 2 Bde, Athen 1874 — 1880 (mir unzugänglich). —
J. van den Gheyn S. I., Le siöge episcopal de Diaulia en Phocide, B. Z. 6 (1897) 1 Heft.
Joannina: Mystakides, *Enioxonixol xaxdXoyoi, NeoXdyov lEßdo/Ä. *Eni9et6Qfjaig 1893
S. 864—866 (Metropoliten von Joannina von 879 — 1889). Dazu Nachtrag von A. Papa-
dopulos Eerameus, Viz. Vr. 1 (1894) 742. — D. A. Panagiotides, X^oyoXoytxo^
xaxdXoyog xtüy iniaxontoy TlttQafxv&lctg fXBxd xtSy aQXf^ioxiQtoy x^g Ev^oiag, ^vjxixijg xal
Bov&^tDxoVj Wochenbeilage der Zeitung NeoXoyog vom 7. Febr. 1893. — Verzeichnis der
Metropoliten von Serres bei P. N. Papageorgiu, M liQQaiy B. Z. 3 (1894) 260 ff. —
Melenikos: El. Tapeinos, *ExxXtjaiaaxutj UrxoQia X'^g inaQx^ff^ MeXsylxov, 'ExxA. 'AX,
12 (1894) 143 f.; 151 f. — Über die Geschichte der AthosklGster s. die S. 513 ff. ango-
f&hrte Litteratur.
3. Inseln: Zur Geschichte des Elosters Nia Moyij auf Cbios: Td Neafioyijaia. 'Ey
Xuo 1865. Über den gegenwärtigen Zustand des Elosters vgl. die S. 1114 angeführte Ar-
beit von J. Strzygowski. — Patmos: Ed. Le Barbier, Saint Christodoule et la r^forme
des couvents grecs au XI® si^cle, Paris 1863. — J. Sakk.elion, IIbqI xtay dg^f'^toy ix-
xXijifiaiTxtxtjy ngoyo^iltoy xijg yijaov ndtfAov, EvayyeXixog xif^t'l vom 1. Juli 1863 und
1. März 1865 (mir unzugänglich). — A. Dmitrijevskij, Das Eloster des Johannes Theo-
logos auf der Insel Patmos, Trudy Eievskoj duch. ak. 1892 Nov. S. 326—492 (russ.).
Diese Arbeit wurde mit mehreren anderen wiederholt in dem Buche von A. Dmitri-
jevskij, Patmische Skizzen, Eiev 1894 (russ.) — Dazu die S. 199 angeführte Litteratur
Aber Patmos.
1094 ByzantiniBohe Litteratargeschiohte. Allgemeine Bibliograpliia. I
4, Asien: Sabbas-Eloster in Palästina: **^, Erinnerung an Pal&stina (Laura des |
bl. Sabbas), Journ. Min. 1853 Bd 77 Abteil. II 18—50. — Dazu die S. 511 und 1122 genaom« '
Schriften von A. Ehrhard und J. Strzygowski. — Bruno Meissner, Eine syrische Liste
antiocbenischer Patriarchen, Wiener Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes 8 (1894)
259—317. — über die Geschichte der Latrosklöster handelt Hipp. Delehaye 8. I. ii
der Einleitung seiner Ausgabe der Vita S. Pauli Junioris, Anal. BoUandiana 11 (1892) IC
— T. £. Euangelides, liegt uywy fitjtQonohtüiy Unaf^elag {Bi&vyiag), JeXtioy 3 (1^0-
1892) 219—225. — Bischöfe von Kerasunt: K. Paulides, 'OXiya x^rd ne^ nfj n6Xf(
Kegaaovvtos, NeoXoyov 'EßSofi, ^m^BtoQtjaig 1893 S. 221—224. Dazu die BemerkungeB
von Mystakides, ebenda S. 266—269; 290—292. — Max Trepp ner, Das Patriarcbt
von Antiochien von seinem Entstehen bis zum Ephesinum 431, WtLtzborg 1891 (waüca).
5, Afrika: E. Am^lineau, ^tude historique sur St. Pachöme et le c^obitiaiBe
primitif dans la Haute-Egypte, d'apr^s les monuments coptes, Bulletin de rinstitnt Egyp-
tien, Särie 2, Nr. 7 (1886) 8. 306-399 (mir unzugänglich). ~ E. Am^lineau, Mono-
ments pour servir ä Thistoire de TEgypte cbr^tienne. Histoire des monaat^ree de U
Basse Egypte etc. Texte copte et traduction fran^aise. Paris 1894 (= Annalea dt
Mus^e Guimet tome XXV). — E. Am^lineau, Monuments pour servir k rhiatoire de l*£gjpte
chrätienne au IV*', V®, VP et VII® siäcles. Mömoires publi^s par les membrea de la misM
archöologique fran^aise au Caire, tome IV fasc. 2, Paris 1895 S. 483 — 840. — The diardM
and monasteries of Egypt attributed to Abu Sftlih, the Armenian, edited and tranalated hj
B. T. A. Evetts with notes by AI fr. J. Butler, Anecdota Oxoniensia, Semitic Seriei,
part. VII, Oxford 1895. — Alexandria: Eine hervorragende Arbeit ist: A. v. G ät-
sch mid, Verzeichnis der Patriarchen von Alexandrien. Kleine Schriften von A. v. G. 2
(1890) 395-525. — 0. von Lemm, Koptische Fragmente zur Patriarchengeschichte AI»-
xandriens, Möm. de TAcad. Imp. des sciences de St. Pätersbourg, Tome 36, Nr. 11, Peten-
burg 1888. — Paul Rohrbach, Die Patriarchen von Alexandria, Preoaaiaohe JahrbQdwr
69 (1892) 50—83; 207—233 (behandelt nur die Zeit bis zum Konzil von Chalkedoa
i. J. 451).
6, Italien: Rodotä, Dell' origine, progresso e stato präsente del rito greco ii
Italia, 2 Bde, Rom 1758—1763. — J. Gay, Notes sur la conservation du rite grec du»
la Calabre et dans la terre d'Otrante au XIV® siäcle; listes de monasterea basüiens (d'afn«
les archives du Vatican), B. Z. 4 (1895) 59—66. — G. Minasi, Le chieae di Calabm
dal quinto al duodecimo secolo, Napoli 1896. — Albert Mayer, Zar Geachichte der
älteren christlichen Kirche von Malta, Historisches Jahrbuch d. Görresgesellsch. 17 (1896)
475—496 (wo man auch die ältere Litteratur über den Gegenstand verzeichnet findet). - I
G. Veludo, 'EXkijytoy oQ&oSo^tay dnotxla iy Bey$iUf, Venedig 1872. — S. Pisani, Les
chrätiens de rite oriental ä Venire et dans les possessions Vönitiennes, Revue d'histoire et
de litt, religieuses 1 (1896) 201—224. — Dazu die S. 1071 ff. angeführte LiUeratur Ober dai
byzantinische Italien. — Ausserdem vgl. zur Geschichte einzelner Klteter § 137 und die
dort angeführte Hilfslitteratur.
3. Sonatige orientaliache Kirchen.
A. Bulgarische Kirche: Hauptschrift: E. Golubinskij, Geschichte der balga-
rischen, serbischen und rumänischen Kirche, Moskau 1871 (ruas.). Vgl. die auaführiiche
Besprechung von A. Budilovie, Journ. Min. 1872 Bd 159 Abteil. Kritik und Bibliogn
phie S. 107—134. — K. E. Zachariae von Lingenthal, Beiträge zur Geschichte der
bulgarischen Kirche, Mömoires de Tacad^mie imperiale des sciences de St P^tersbourg
VII. särie, 8 (1864) Nr. 3. — V. Lab, De unione Bulgarorum cum ecclesia Romana ab
anno 1204-1234, Archiv für kathol. Kirchenrecht 44 (1880) 193—256. — Archimandrit
Anton ij. Der bulgarische Bischof Konstantin und sein Lehrevangelium, Kazan 1885 (nuekl
— V. Vasiljevskij, Die Erneuerung des bulgarischen Patriarchate unter dem FOntca
Johann Assan II i. J. 1235, Journ. Min. 1885 Bd 238 S. 1—56 und 206—238 (russ.). -
8. Kirchengesohichte. 1095
Siniges zur älteren Geschichte der griechiscben Kirche in Bulgarien enthalten auch fol-
gende in der Hauptsache auf eine aktuelle Frage bezügliche russische Schriften, die
?. Syrku, Joum. Min. 1890 Bd 270 August S. 380—402, ausf&hrlich besprochen hat:
F. £. Troickij, Die kirchliche Seite der bulgarischen Frage, Petersburg 1888. Y. Teplov,
3ie griechisch-bulgarische kirchliche Frage nach unedierten Quellen, Petersburg 1889.
V. Sopov, Die griechisch* bulgarische kirchliche Frage, Petersburg 1889. — D. £. Takela,
ehemalige Paulikianer und jetzige Katholiken in der Gegend von Philippopel, Sbomik
»Igarsk. 11 (1894) 103—134 (bulg.). — D. Cuchlev, Das religiöse und litterarische Leben
les bulgarischen Volkes zur Zeit des Gzaren Simeon, Sbomik blgarsk. 12 (1895) 561 —
»14 (bulg.) (Auszug aus dem noch nicht gedruckten Werke des Verfassers: Kurze Ge-
lofaichte der bulgarischen Kirche).
B. Serbische Kirche: Archimandrit Arsenij, Das kirchliche und politische
lieben der orthodoxen Serben und Valachen in den österreichischen Ländern vom 9. Jahr-
lundert bis auf die Gegenwart, Joum. Min. 1870 Bd 151 Abteil. Wissenschaft S. 197—
^1 (ross.) (behandelt yomehmlich die neuere Zeit). — P. Robinskij, Material zur Geschichte
ler Bogomilen in den serbischen Ländem, Joum. Min. 1882 Bd 220 S. 82—51 (russ.). —
L Palmov, Historischer Rückblick auf den Anfang der serbischen Autokephalkirche,
Christ, ötenije 1891 Heft 3—4 (mss.) (mir unzugänglich). — J. Palmov, Neue Mate-
ialien zur Frage über die Gründung des serbischen Erzbistums durch den hl. Sabbas
Christ. 6tenije 1892 Heft 5-6 S. 421—458 (russ.) (mir unzugänglich). - D. Ru2i6, Die
3edeutung des Demetrios Chomatianos für die Gründungsgeschichte der serbischen Auto-
cephalkirche, Diss., Jena 1893. — Nikanor Ruzitschitsch, Kurze Übersicht der histo-
ischen Entwickelung des kirchlich-religiösen Lebens bei den Serben, Revue internationale
le theologie 3 (1895) 645—672; 4 (1896) 29—45; 235-247. — Dazu das obengenannte
Buch von Golubinskij.
C. Russische und rumänische Kirche: Eine, wie es scheint, anonyme ^Ge-
schichte der russischen Kirche* erschien zu Petersburg 1838. Ausführlich be-
sprochen im Joum. Min. 1839 Bd 21 Abteil. VI 1—29 (mss.). — H. Jos. Schmitt, Kri-
tische Geschichte der neugriechischen und der rassischen Kirche, Mainz 1840. — Job.
Priedr. Heinr. Schlosser, Die morgenländisch-orthodoxe Kirche Russlands und das
»uropäische Abendland, Heidelberg 1845. — A. Th einer, L'öglise schismatique russe,
Paris 1846. — Archimandrit Makarij, Geschichte des Christentums in Russland bis
SU dem apostelgleichen Fürsten Vladimir, Petersburg 1846 (?) (russ.). Besprochen von A.
L, Joum. Min. 1847 Bd 53 Abteil. VI 1—12. - Derselbe: Skizze der Geschichte der
russischen Kirche in der vortartarischen Periode, Petersburg 1847 (russ.). Besprochen von
\. Lakier, Joum. Min. 1848 Bd 57 Abteil. VI 87-96 (russ.). — Eines Anonymus , Ge-
schichte der rassischen Kirche. Periode des Patriarchats", Riga 1847 (mss.). Besprochen
Fon A. Lakier, Joum. Min. 1848 Bd 57 Abteil. VI 96—110. — H. Wimmer, Die grie-
i^hische Kirche in Russland, Dresden und Leipzig 1848. — J. Bjeljaev, Ober die soziale
Bedeutung der christlichen Kirche und ihre Einrichtung in Russland von Vladimir dem
Heiligen bis auf die Mongolenherrschaft, Journ. Min. 1856 Bd 91 Abteil. II 1—34 (mss.).
— A. N. Murawijew, Geschichte der russischen Kirche. Deutsch von König, Karlsmhe
L857. — ***y Die Beziehungen Russlands zum Orient in kirchlichen Dingen (Sno§enija Rossii
i Vostokom po djelam cerkovnym), Petersburg 1858 (russ.). Vgl. die Besprechung von J.
Berezin, Joum. Min. 1859 Bd 103 Abteil. VI 87—94. — Sp. Zampelios, Ka&ld^mis
latQiaQx^lov iy 'PüHfcitf. 'ExM. N. JgayovfAtj, Athen 1859 (enthält ein neugriech. Gedicht
les Erzbischofs Arsenios über die Stiftung des Patriarchats in Russland). — L. Bois-
iard, L'öglise de Russie, 2 Bde, Paris 1867. — Philaret, Geschichte der Kirche Russ-
lands. Deutsch von Blumenthal, 2 Teile, Frankfurt 1872. — v. Basar off. Die russische
>rthodoxe Kirche. Ein Umriss ihrer Entstehung und ihres Lebens. Stuttgart 1873. —
B. Golubinskij, Das Christentum in Russland bis auf den hl. Vladimir, Joum. Min. 1876
Bd 187 Sept.- Okt. S. 46—84; 133 -169 (mss.). - N. Kapterev, Charakter der Beziehungen
1096 Bygantiniache LitieraturgeBcbichte. Allgemeine
\
Russlands zum orthodoxen Osten im 16. und 17. Jahrhundert, Moskau 1885 (roaa.). ~ K4 I ^
die Geschichte des Christentums in Bussland (1328-1341) besieht sieh auch: Y. Vatü. '-
jevskij, Urkunden über die Aufstellung russischer Bischöfe beim Metix>politen Tbeogaoa
(aus einer griechischen Hs des Vatikans), Joum. Min. 1888 Bd 255 8. 445—463 (mas.). ~
Über den Zusammenhang der russischen Strigolniki mit den dualiatiachen Haereaieo der
Byzantiner und Südslaven (Bogomilen, Palamiten) handelt Th. Uspenakij, Skizzen zu
Geschichte der byzantinischen Kultur, Petersburg 1892 8. 365^-388 (maa.). -- H. Geizer.
Beiträge zur russischen Eirchengeschichte aus griechischen QueUen, Zeitachr. f. KirckeB-
geschichte 13 (1892) 246—281. — Dazu das oben angefahrte Buch von Golnbinakij iib4
die Litteratur S. 660; 684 f.; 1101 f. — Rumänien: Erbiceann, latoQucai fLsUtai m^
Tijff vTidg^etog r^f UgaQXitts r^g 'PfafAayixrjg ixxXrjalag xatd tovg 9 — 14 aloivag, *Enel. 'A.
14 (1894) 162 bis 166; 187—189; 196—199; 205—207 (über die Existenz einer mmäniMsiMi
Hierarchie vom 9.— 14. Jahrb.). Dazu die S. 1081 angeführte Litteratur über rnmäniseki
Geschichte.
D. Armenische Kirche: Ar§ak Ter-Mikelian. Die armen. Kirche in ihren Be-
ziehungen zur byzantinischen vom 4. bis zum 13. Jahrb., Leipzig, G. Fock 1891. Bietet
reiches Quellenmaterial, nimmt aber in der Darstellung zu einseitig Partei für die Armenier.
— Jos. Gatergian, De fidei symbolo quo Armenii utuntur observationes, Wien 1893.—
H. Geizer, Der gegenwärtige Bestand der armenischen Kirche, 2<eit8chrift für wiasea-
schaftliche Theologie 36 (1893) 1, 163—171. — H. Geizer, Die Anfänge der armenisdieB
Kirche, Berichte d. k. sächs. Gesellsch. d. Wiss. 1895 S. 109-174.
E. Georgische Kirche: Piaton Josselian, Kurze Geschichte der grosiniflcbeB
Kirche, Petersburg 1843 (russ.). Ausführlich besprochen von F. M., Joum. Min. 1844 Bd
41 Abteil. VI 82—94. — A. S. Chachanov, Die Quellen zur EinfÜhmng des Christai-
tums in Grusien. Drevnosti vostodnyja. Trudy vosto^oj kommissii imp. Moak. arch. ob-
&6estva 13 (Moskau 1893) 299—345 (russ.). — A. Gzelijev, Skizzen aas der Geschichte
der grusinischen Kirche im 11. und 12. Jahrb., Duchovnyj Vjestnik des gmainiachen Exir-
chats 1893 Nr. 18 (russ.) (mir unzugänglich). — G. Sadzagelov-lverijeli, Der 12 Jahr
hunderte dauernde Religionskampf des orthodoxen Grusiens mit dem Islam, Duchovnjj
Vjestnik des grusinischen Ezarchats 1893 Nr. 10—23 (russ.) (mir unzugänglich).
F. Nubien. Syrien. Bibliographie: A. Rosov, Die Quellen des ChristentmiM
in Nubien, Kiev 1890 (russ.). Ausführlich besprochen von J. Troickij, Christ. öteDlje
1893 Mai — Juni S. 561 — 573 (russ.) (mir unzugänglich). — ***, Die syrische Kirche, Jouni
Min. 1850 Bd 67 Abteil. II 117—144 (russ.). — Ed. Bratke. Wegweiser zur Quellen-
und Litteraturkunde der Kirchengeschichte, Gotha 1890. — Dazu die in Rubrik 17 aDg^
führten bibliographischen Hilfsmittel. — Reichliche Mitteilungen über die KirchengeschicfaU
enthält das von A. Ehrhard bearbeitete Kapitel «Theologie* in diesem Handbnche.
4. Chronologie.
1. Znaammenfaaaende Werke.
Henry F. Clinton, Fasti Romani. The civil and literary chronology of Borne
and Cple, 2 voll., Oxford 1845—1850, ein bedeutendes Werk, das leider nur einen kleines
Teil der byzantinischen 2^it (bis 641; umfasst. — Th. Mommsen, Römische Chronologie.
2. Aufl., Berlin 1859. — Ph. Krug, Kritischer Versuch zur Aufklärung der byzantiniacheo
Chronologie, Petersburg 1810. — Das wichtigste chronologische Hilfsmittel für das ganze
byzantinische Zeitalter ist das von der k. russ. Akademie der Wissenschaften angeregte
Werk des Schweizers Ed. de Muralt, Essai de Chronographie Byzantine, 2 voll., St Petere^
bürg 1855--1871 (auf dem Umschlag 1873). Das Werk, das die Zeit von 395-1453 um-
fasst, war für seine 2^it eine bedeutende Leistung, bedarf jedoch in unzähligen einzeloea
Fällen der Berichtigung und Ergänzung und ist daher nur mit grosser Vorsicht zu b«-
nützen. Eine gründliche Neubearbeitung der byzantinischen Chronologie würde einea
4. Chronologie. 5. Internationale Knltorbesiehnngen. 1097
zeitig gefühlten Bedürfnis entgegenkommen. — Reiche Aufklärung erbalten die chrono-
ischen Teile der byzantinisoben Litteratur durch das grundlegende Werk von H. Geizer,
Ltus Julius Africanos, 2 Teile, Leipzig 1880—1885.
2. SpezialSchriften.
A. A. Kunik, Beweise, dass die laufende 14. grosse Indiktion am 1. März 6917
les März- und Septemberjabres) seit der Erschaffung der Welt (= 1. März 1409
Julianischen Stils) an einem Freitag beginnt, Joum. Min. 1857 Bd 96 Abteil. II 888
396 (russ.). — Fr. Rühl, Die Constantiniscben Indictionen, Jahns Jabrb. 137 (1888)
-792. — 0. Seeck, Die Entstehung des Indiktionencyclus, Deutsche Zeitschr. f. Ge-
ichtswiss. 12 (1896) 279—296. — G. M. Tbomas, Dato storico-chronologiche bizantine,
lata di filologia 2 (1874) 495—497. — E. E. Za'chariae von Lingenthal, Aus
1 zu den Quellen des römischen Recbts. Kritisches zu Nov. LXVI (47) als Grundlage
Chronologie von Justinian bis auf Leo den Weisen. Zeitscbr. der Savigny-
tung f. Rechtsgeschichte 12 (1892) 86—94. — G. Karabangeles, ^EmaxrjfAoyiitrj
^Qixfj iiaxQißrj rtegi xrjg koqtrjg xov Jldax«, Kpel 1894. — A. Anscombe, The Paschal
lon attributed to Anatolius of Laodicea, The English Histor. Review 10 (1895) 515—535.
N. T. Bulgaris, 17 fAexaQQv&fjuaig xov'lovXiayov i^fAegoXoyiot^ Näa Hfiega vom 17./29. Mai,
5. Juni, 31./12. Juni 1896 (Nr. 1120—1122) (über die Ealenderreform speziell im Zu-
unenhang mit der Geschichte der orthodoxen Kirche auf den jonischen Inseln, so lange
»elben unter katholischer Herrschaft standen). — Ueber die Anwendung der attischen
natsnamen statt der christlichen (römischen) bei den späteren Byzantinern vgl.
al Tannery, Revue arch^olog, III. s^rie 9 (1887) 23—36, und Ludwig Voltz, Be-
rkungen zu byzantinischen Monatslisten, B. Z. 4 (1895) 547—558. Vgl. oben S. 290 f.
Hier sei auch auf den noch immer häufig vorkommenden Fehler hingewiesen, dass
Q bei der Berechnung eines Datums von den byzantinischen Weltjahren einfach die
il 5508 subtrahiert, ohne darauf zu achten, ob man es mit den acht letzten (Januar bis
a^ust) oder den vier ersten (September — Dezember) Monaten des Indiktionsjahres zu
n hat. Vgl. Sp. P. Lambros, B. Z. 1 (1892) 196 f. Ein Beispiel des Fehlers notiert
Treu, B. Z. 1 (1892) 89. Als Hilfsmittel zur Umrechnung der Indiktionen dienen V.
rdthausen, Griechische Paläographie, Leipzig 1879 S. 450 ff., und H. Geizer, Sextus
ins Africanus II 1 S. 150.
3. AUgemeine chronologische Hilfsmittel.
J. L. Ideler, Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie, 2 Bde,
rlin 1825-1826, und: Lehrbuch der Chronologie, Berlin 1831. — Ed. Brinckmeier,
iktisches Handbuch der historischen Chronologie aller Zeiten und Völker, 2. Aufl., Berlin
12. — Oskar Fleischhauer, Kalender- Com pendium der christlichen Zeitrechnimgs-
ise auf die Jahre 1 — 2000 vor und nach Christi Geburt, Gotha 1884 (brauchbares Hilfs-
ihlein). — Comte de Mas Latrie, Tresor de Chronologie, d*histoire et de göographie
ir r^tude et Temploi des documents du moyen äge, Paris 1889. — H. Grotefend,
trechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, 2 Bde, Hannover 1891 ff. --
älter F. Wislicenus, Astronomische Chronologie. Ein Hilfsbuch fQr Historiker,
^häologen und Astronomen, Leipzig 1895.
5. Internationale Kulturbeziehungen.
1. Einflnss auf das lateinische nnd germanische Abendland.
Manche Mitteilungen über speziell byzantinische Einflüsse enthalten mehrere Schriften.
im allgemeinen die griechischen Studien des mittelalterlichen Abendlandes behandeln:
Gramer, De graecis medii aevi studiis, 2 partes, Stralsund 1849—1853. — E. Egger,
lell^nisme en France, 2 voll., Paris 1869. — Ch. Gidel, Les ^tudes greoqnes en B»-
>e depnia le IV® si^cle apr^s J.— C. jusqn'ä la chnte de ConatantiMfl«^.
1098 Byzantinisohe Litteratargesohichte. Allgemeine Bibliographie«
dtudes sur la litt. gr. mod., Paris 1878 S. 1—289. — G. Voigt, Die Wiederbckk^ | p
des klassischen Altertums, 2. Aufl. 2 (1881) 102 ff. (3. Auflage 1893). — H. Jacobj. D«
klassische Bildung im Mittelalter, Allgemeine Zeitung 1881 S. 2122; 2139. — K. Bu*
sian, Geschichte der klassischen Philologie in Deutschland, Manchen 1883 8. 28 ff. -
H. Usener, Legendenaustausch der griechischen und römischen Kirche, Jahrbficber tl<^
prot. Theologie 13 (1887) 240—259. — Ignaz v. Döllinger, Einfluss der griechi8ck«|i«
Litteratur und Kultur auf die abendländische Welt im Mittelalter, Akademische Yoftrigi,
1. Bd, München 1890 (nur ziemlich allgemeine Betrachtungen). — über die Kenntnis im
Griechischen im abendländischen Mittelalter handelt am besten L. Traube, O EU>ma bo-
bilis, Abhandl. bayer. Ak. 19. Bd, 2. Abt. (1891) 353—356; dortselbst S. 361 Vemidni 1«
der einschlägigen Litteratur. — Eine allgemein gehaltene Darstellung gibt D. Bik^lti, |<
Die Griechen des Mittelalters und ihr Einfluss auf die europäische Kultur. Deutsch aber*
setzt von W. Wagner, Gütersloh 1878. Französisch von E. Legrand, Paris 1878. Wieder-
holt im Sammelbande: D. Bik^las, La Gröce b3rzantine et moderne, Paris 1893. Eng-
lisch von John Bute in: D. Bik^las, Seven essays on Christian Greece, London 1890. —
Viel zu weit geht in der Leugnung geistiger Beziehungen zwischen Byzanz und dem Abend*
lande H. Prutz, Kulturgeschichte der Kreuzzüge, Berlin 1883 S. 476 f. — Eberh. 6o-
thein, Die Kulturentwicklung Süditaliens in Einzeldarstellungen, Breslau 1886. — Ein
höchst wertvolle Untersuchung über die litterarischen Beziehungen der Byzantiner, Araber
und Italiener gab 0. Hartwig, Die Obersetzungslitteratur ünteritaliens in der normannisdi* l*
staufischen Epoche, Centralbl. f. Bibliothekswesen 3 (1886) 161—190; 223—225; 505 f.- f
R. V. Scala, Die wichtigsten Beziehungen des Orients zum Occidente in Mittelalter mA 1
Neuzeit, Wien 1887. — Hauptschrift über den byzantinischen Einfluss in Italien vom C
bis 8. Jahrhundert: Gh. Diehl, Etüde sur l'administration bjrzantine dans rezarchat de
Ravenne, Paris 1888 S. 241—288. — Byzantinische Spuren im mittelalterlichen Rom: f.
Gregorovius, Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter, bes. 2. und 3. Bd. — Pierr«
Batiffol, Inscriptions byzantines de Saint-Georges au V^labre, M^langes d'arch^ologie et
d'histoire de Töcole fran^aise de Rome 7 (1887) 419—431. — Pierre Batiffol, Ubm-
ries byzantines k Rome, Ebenda 8 (1888) 297—308. — Zur Kenntnis der byzantinischei /
Elemente in Sardinien findet man einiges im Bulletino archeologico Sardo und bei
G. Manne, Storia di Sardegna, Torino 1825-1827; 3. Ausg. Milano 1835. — Sehr inter-
essant ist eine mit griechischen Buchstaben geschriebene lateinische Urkunde au
Sardinien: Blancard, Charte Sarde de Tabbaye Saint- Victor de Marseille ^crite en etnc-
täres grecs, Bibl. de TEcole des chartes 35 (1874) 255—265. — Sardinlsch-byzantiniscbe
Inschriften enthält das Museum zu Cagliari. — Ober die Beziehungen der Byzantiner zo
den Germanen s. bes. F. Dahn, Die Könige der Germanen, 7 Bde, München 1861 bii
1895. — Über die ältesten Beziehungen zwischen Byzanz und Skandinavien hielt P.
Karolides einen Vortrag, von dem die *A^riyä 2 (1890) 148 leider nur ein kurzes Ex-
zerpt mitteilt. — Über Beziehungen der Byzantiner zu Ungarn handelt kurz J. B. Tel fj,
^vvafpsitt 'EXXfjycjy xal Ovyygcjy, IvXXoyos, EixoaiTteyrasTtjQlg (nagägt. tov itf tofiov, 1886)
S. 92—95. — Ausserdem vgl. die S. 1078 f. angeführten Schriften. — Über den Einflnas
der byzantinischen Kunst auf die des Abendlandes vgL S. 1124 f. — Über abendlän-
dischen Einfluss auf Byzanz vgl. bes. § 376—384.
2, Beziehangen zum Orient.
A. Allgemeines: Über den griechisch byzantinischen Einfluss auf die Syrer, Araber
und Juden orientiert, was die Philosophie und verwandte Fächer anlangt, yortreffUch Fr.
Überweg, Grundriss der Geschichte der Philosophie 6. Aufl. 2 (Berlin 1881) 176-209,
wo auch reiche Speziallitteratur verzeichnet ist. — G. Wen rieh, De anotomm graeoonm
versionibus et common tariis Syriacis, Arabicis, Armenicis Persicisque, Leipzig 1842 (mit
einem Index der Autoren, die als Übersetzer thätig waren).
ß. Syrer: E. Renan, De philosophis peripateticis apud Syros, Paris 1852. — P.
6. IntenuttioBKle KnlturbeBiehiingeii. 1099
le liBgarde, Analectft Syriaca, Leipzig 1858. — Ed. Sacliau, Inedita Sjriaca, Wien
1870. ~ Gast. BiokeU, ConcipectuB rei Syrornm litterarias, Münater 1871. — T. Rya-
Bei, Ober den textkritiacben Wert der BynacIiBii Ubersetmngen grieehiacher Elaaaiker,
S GjiDDasialprograiDine, Leipzig 1880—1881. ~ Aut, Baamatark, Lucubratiooes Syro-
Qrm«cae, Jaboe Jahrb. Sapplementb. 21 (1894) 357—524 (daa auch separat erachienene Werk
bjtndelt o.a. fiber den Archietroa and Presbyter Sergios von Reaaioa (f 536), der die
Saopontka, dann Schriften des Aristoteles, Isokrates, Lukian, Themistioa, Plataroh u. a. ina
S^riBchfl llbertnig). — Doa Beste über ayriache Litterafurgeschichte ist Will. Wrigbt,
&. Bhort history ef Syriac literatnte, London 1894. (Nach dem Tode des Verfassere ans
1er £ncyclopaedJB Britsnnica, Artikel .Syriac Literatare' mit Zusätzen und einem Index
abgedruckt, leider ohne genflgende Berückaichtigong der neu hinzugewachaenen Litteratur).
— V. Ryssel, Der Einflusa der ayriacben Litteratur auf daa Abendland, Tbeolog. Zeit-
•ohrift ans der Schweiz 13 (1896) 43-66.
C. Araber: Einige Übersetzungen aus dem Arabischen und Persischen ins Grie-
sbische notiert H. Steinschneider, Serapeum 31 (1870) 306 f. — Moritz Stein-
schneider, Orientaliache Übersetzungen grieohiacher Autoren. Gin bibliographtacher
ätrei&Qg. Litterarhistoriechea Beiblatt zum .Archiv* (bibliogr. Wochenschr. red. v. Jul.
Steinachneider, Leipzig) 1 (1888) Nr. 5 S. 17-20. — M. Steinschneider, Die arahiachen
Übersetzungen aua dem Griectiiachen, Centralbl. f. Bibliothekswesen, Beiheft 5 (1889) und
12 (1893), and Zeitachr. d. deutschen morgenlftnd. Gea. 50 (1896) 161-219 (Schluss folgt).
— Julius Lippert, Studien auf dem Gebiete der griechisch- arabischen Übersetzungs-
Utterator. Heft l. Brannachweig 1894 (über arabiache Aristotelesbiograpbien und Theon in
der orientaliachen Lilt«ratnr).
D. Juden: Über das Verhältnis der Juden in Qriechecland zur Landessprache
-vgl. H. Steinschneider, Hebr&ischo Bibliographie 15 (Berlin 1875) 38 41. — Über
Griechisches bei Jehnda Hadassi (1148) vgl. P. F. Frank], Honatsacbrift f. Geschichte
und Wissenschaft d. Judentums 33 (1884) 448 ff.; 513 ff. — Hauptwerk: Moritz
Stainachneider, Die hebräischen Übersetznngen des Hittelalters und die Juden ab Dol-
metscher. Ein Beitrag zur Litteratuigeschichte des Hittelaltera meist nach handschrift-
lichen Quellen. 2 Bde, Berlin 1893.
E. Armenien: Zarbhalanian, Bibliothek der alten annenischen Übersetzungen,
"Venedig 1889 (neuarmeniachj. — Kollation arnieniacher überaetzungen philosophischer
Werke dee Aristoteles nnd der Eianywyij des Porphyrios mit den griechiachen Texten von
Fr. C. Conybeare, Anecdota Oioniensia, Classical Seriea, Vol, I part. 6, Oxford 1892.
— Zum Eiufluss der Byzantiner auf die armenische Eunat vgl. Jos. Strzygowaki, Daa
Ktscbmiadzin-Evaageliar, Wien 1891 (= Byzantinische Denkm&ier I). — Eine Preiaanf-
gabe über das Thema .Die Armenier in üyzanz bia zur Epoche der Kreuzztlge* hat der
Konseil der Spezi slklaaeon des Lazarevacben Inatituta für orientalische Sprachen in Moskau
am 10./22. Okt 1895 gestellt Vgl. B. Z. 5 (1896) 255.
F. Georgier: Einiges Ober die Eulturbeziehnugen tu den Georgiern bringt A.
S. Chachanov, Ueber den gegenw&itigen Stand der grusinischen Philologie, Wiener
Zeitschr. f. d. Kunde des Morgenlandes 7 (1893) 311-337. ~ Ueber den byzantiniachen
£inflns8 anf die georgische Kunstthfitigkeit vgl. die Stelle aua einer georgiachen Ha
bei Jos. Strzygowaki , Daa Etscbmiadzin-E van gelier, Wien 1891 S. 78. — A. S. Paviov,
Bemerkungen Ober den gmainiaohen Nomokanon, Zapiski der k. mia. Ak. d. Wistk Bd 85
(1874—1875) 29-42 (niss.). — Dazu die 8. 613 Anm. 7 ntierta Uttentar.
G. Beziehnngen zu China: F. Hirth, Chinn and the Itumuii uriuitt, Itcseardica
into their aucieut and mediaevsl relstiona, Leipzig und MUncIien 1885. Vgl. die geball-
reiche Besprechung von K. Himly, QOtting. Uel. Anzeigen 18H6 B. ~09~740. — Weniger
bietet für onaere Zwecke: E. Bretschneider, On tbe knowledge ponsoiiaiul bj tin Uieient
Chinese of Üie Arabe and Arabian oolonies and other weatom
Chinese books, London 1871 (S. 28 ober den chinesischen
ball- i
liger 1
1100 Byzantinische Litteratnrgesohiohte. Allgemeine Bibliographie. ■
selben: Mediaeval researches from eastem Asiatic sources, 2 vol]., London 1888 (2. ISl
und 332 über Kpel). 1 ' *
8. EinflnsB anf die Slaven und Bnmftnen. 1 ''
A. Kultur und Litteratur. Handel: Dombrovskij, Ueber den Kinfluas GrieA»»! f*
lands auf die Entwickelung der bürgerlichen Bildung des alten Rosalands, Jount Mklf
1841 Bd 29 Abt. II 1—20 (russ.) (kurze Übersicht des byzantinischen Knltoreinfiaasesl. — 1 '
y. Ikonnikov, Versuch einer Untersuchung über die civilisatorische Bedeutung v«|^
Byzanz in der russischen Geschichte, Eiev 1869 (russ.). — Die allgemein koltnrfaistonKki
Frage über die Stellung der griechisch-slavischen Welt dem europäischen Westen geget-
über behandelt mit grosser Belesenheit der Philobyzantiner VI. Lamanskij, Ueber da |
historische Studium der gräkoslavischen Welt in Europa, Petersburg 1871 (russ.). — R.
Pavlov, Ueber die Bedeutung des germanischen und byzantinischen Einflusses auf da
russische historische Leben in den ersten zwei Jahrhunderten seiner Entwickelung, Mos-
kauer Universitfttsnachrichten 1871 (russ.) (mir unzugänglich). — M. S. Drinov, Die SU-
slaven und Byzanz im 10. Jahrb., Moskau 1872 (russ.). — Ph. Ternovskij, Stsdie
der byzantinischen Geschichte und ihrer tendenziösen Anwendung im alten Russland, Eier
1875 (Separatabdruck aus den Kiever Universitfttsberichten Nr. 6—12) (russ.). — Arcki-
m a n d r i t (jetzt Bischof) Amphilochius, Ueber den Einfluss des griechischen Schrifttna
auf das slavische vom 9. bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts, Moskau 1876 (niae.). -
V. Kaöanovskij, Die byzantinischen Annalisten als Quelle zur Geschichte der Südslaveo, \
Journ. Min. 1878 Bd 198 S. 63—112 (russ.). — Nur das Allgemeinste enthält A. N. Pypii
und V. D. SpasoviÖ, Geschichte der slavischen Litteraturen, Deutsche üebersetamg,
2 Bde, Leipzig 1880 — 1884. — A. N. Veselovskij hat in der neuen Bearbeitung der
russischen Litteraturgeschichte von A. Galachov I 1, 394—517 die in der älteren nua-
schen Litteratur bekannten und beliebten Erzählungsstoffe nach ihrem Inhalt und ihm
Abhängigkeit von den byzantinisch-südslavischen oder westeuropfiischen, polnischen und dest-
sehen Vorlagen analysiert (russ.). Vgl. Arch. slav. Phil. 5 (1881) 482. — Eine karo,
nicht ganz verlässige Skizze über die Ursprünge der sfldslavisch-russischen Litteratur gibt
vom radikal antibyzantinischen Standpunkt aus: AI. von Reinholdt, Geechichte der
russischen Litteratur, Leipzig 1886 S. 102—128. — Ueber die Wanderungen der voUu-
mässigen Litteratur handelt besonders A 1 fr. R am band, LaRussie ^pique, Paris 1876 S. 421 £,
und M. Gaster, Greeko-Slavonic, London 1887. — Reiches Material liefert auch für OBflff
Thema Gregor Krek, Einleitung in die slavische Litteraturgeschichte, 2. Aufl., Graz 1887.
— Vgl. auch die Publikation: A. Pavlov, Gesetzbücher, altrussische Uebersetznng byiiB-
t inischer Landwirtschaftsgesetze, Petersburg 1885 (russ.). Besprochen von V. Vasiljevskij
und von A. Sobolevskij, Journ. Min. 1886 Bd 243 S. 317—351; 352— 358 (russ.), und tob .
Th. Uspenskij, Juridic. vjestnik 1886 S. 700-713 (russ.). - Dazu: A. Pavlov. Zar '
Frage über die Zeit, den Ort und den Charakter der ursprünglichen üebersetznng it»
byzantinischen Landwirtschaftsgesetzes in die slavische Sprache, Journ. Min. 1886 Bd 247
S. 98 -125 (russ.). — Zur Uebersetzungsthätigkeit der Süd- und Ostslaven im 9.~ 14. Jahii
vgl.: A. Archangelsk ij, Zum Studium der altruss. Litteratur. Die Werke der Kirchen- i
Väter in der altruss. Schriftsprache, mit Belegen und Hinweisen auf die betreffenden sla-
vischen Texte. Petersburg 1888 (russ.). — Zur Ergänzung dieses Buches dient: A. Arck- |
angelskij, Werke der Kirchenväter in der altruss. Schriftsprache. Auszüge aus fiw nit
historisch- litterarischen Studien. 4 Teile, Kazan 1889 — 1890 (russ.) (mir unzugänglidi).
— Th. Uspenskij, Russland und Byzanz im 10. Jahrb., Odessa 1888 (mss.). — Ueb«
die Geschichte der griechischen Sprache und des Christentums im alten Rnasland, üb«
Kofxiyxoy (bei Leon Diakonos ed. Bonn. 150, 22), über die unzähligemal besprocheneo ud
noch immer nicht zur allgemeinen Zufriedenheit erklärten Namen der Dnjeprfälle beiKflS*
stantinos Porpbyrogennetos, De adroin. imp. ed. Bonn. 74 ff., endlich über den Nmm
Russe (Rhos) handelt W. v. Gutzeit, Untersuchungen über Gegenstände der iltaate Ge-
schichte Russlands, Riga 1890.
5. Internationale Ealturbeziehimgen. 1101
Von besonderer Wichtigkeit für die Geschichte der ältesten Beziehungen der Russen
so den Byzantinern sind die Lebensbeschreibungen des hl. Georg von Amastris (in
Paphlagonien) und des hl. Stephan von Suro2 (in der Krim; griechisch : ^Tov^cfam), die
lieide im 9. Jahrhundert lebten. Ausgabe dieser Texte mit eingehender .Untersuchung
ibree historischen Inhalts bei V. Vasiljevskij, Russisch-byzantinische Forschungen, II. Heft,
Petersburg 1893. Vgl. die Besprechung von V. Jagi6, Arch. slav. Phil. 16 (1894) 216
Bia 224, und W. v. Gutzeit, Die Legenden von Amastris und Ssuros'h, Riga 1893. Dazu
anoh die filteren Schriften: W. Gutzeit, Ueber die Lebensgeschichte des hl. Georgios
▼on Amastris und die Zeit ihrer Abfassung, Bull, de TAcad. de St.-Pätersbourg T. 27
Nr. 3 S. 333—338 = M61. russes T. 5 livre 1 p. 1—7. — E. Kunik, Ergänzende Be-
merkungen zu den Untersuchungen über die Zeit der Abfassung des Lebens d. h. Georg
▼en Amastris. Ein Beitrag zur Aufklärung der russisch -byzantinischen Chronologie des
9. Jahrh. BulL de TAcad. de St.-Pötersbourg T. 27 Nr. 3 p. 338-362 = M^l. russes
T. 5 livre 1 p. 8— 42. — Femer gehört hieher: V. Vasiljevskij, Russisch-byzantinische
Fragmente. VII. Das Leben Johannes' des Goten, Joum. Min. 1878 Bd 195 Jan.— Febr.
S. 86—154; 277-306 (russ.). — Vgl. oben S. 199.
Eine grosse Zahl von Beiträgen zur Kenntnis der byzantinisch-slavischen Beziehungen
enthfilt das Archiv f. slavische Philologie (bis jetzt 18 Bände, Berlin 1876-1896). Von
den selbständigen Artikeln ist hervorzuheben: V. Jagiö, Ein Beitrag zur serbischen An-
nalistik mit litterargeschichtlicher Einleitung, Arch. slav. Phil. 2 (1877) 1—27, wo die
Ueberlieferung und Chronologie der slavischen Bearbeitungen byzantinischer Geschichts-
werke und Sagen behandelt ist. Dazu vgl. die S. 408 angeführte Litteratur. — Vgl. auch
die Litteratur zu §§ 140, 147, 171, 279.
Handel: M. Pogodin, Der alte russische Handel, Journ. Min. 1845 Bd 48 Abteil. II
81—132 (aus des Verfassers Werk: Untersuchungen über die normannische Periode der
masischen Geschichte) (russ.). — Ergänzung dazu: Pavel Saveljev, Ueber den Handel
der Wolga-Bulgaren im 9. und 10. Jahrb., Joum. Min. 1846 Bd 49 Abteil. II 31-50 (russ.).
— Ueber den Verkehr zwischen Byzantinern und Russen enthält reichliches Material auch
das S. 1105 zitierte Werk von B. Dorn, Caspia.
B. Einführung des Christentums: Im höchsten Masse äusserte sich der byzan-
tinische Einfluss auf die Slaven in der Einführung des Christentums durch byzan-
tinische Priester. Hierüber existiert eine ungeheure Litteratur, aus der hier nur einige
Hauptschriften herausgegriffen werden können. Ausserden oben S. 1095 f. genannten Arbeiten
TgL folgende: J. A. Ginzel, Geschichte der Slavenapostel Cyrill und Method und der
slavischen Liturgie, Leitmeritz 1857. — J. A. Ginzel, Zur Geschichte der Slavenapostel
Cyrill und Method, in: Eirchenhistor. Schriften, Band 2, Wien 1872. — Louis Leger,
Cyrille und Methode. Etudes historiques sur la conversion des Slaves au christianisme.
Paris 1868. Vgl. die Besprechung von P. Lavrovskij, Joum. Min. 1869 Bd 141 Abteil.
Pädagogik und Wiss. S. 203—233 (russ.). — M. Voronov, Die Hauptquellen der Geschichte
der Hll. Kyrillos und Methodios, Kiev 1877 (russ.) (mir unzug.). — J. Martinov S. I., Saint
Methode, apötre des Slaves, et les lettres des souverains pontifes conserv^es au British
Museum, Revue des questions historiques 28 (1880) 369—397. — J. Martinov S. L, La
legende italique des SS. Cyrille et Methode, Revue des questions historiques 36 (1884)
110—166 (mit Angaben über die ältere Litteratur). — P. Lavrovskij, War der hL Kyrill
von Saloniki Bischof?, Joum. Min. 1885 Bd 238 S. 161-175 (russ.). — Mehrere hieher
gehörige Beiträge enthält die .Sanmilung zum Jubiläum des Methodios, herausgegeben von
der k. Universität Warschau unter der Redaktion von A. Budiloviö*, Warschau 1885
(russ.). Vgl. den Bericht von T. Florinskij, Joum. Min. 1885 Bd 240 S. 325-343
(msB.). — P. Lavrovskij, Die italienische Legende (bez. der Hll. Kyrillos und Methodios),
Joom. Min. 1886 Bd 246 S. 17-59; 234-275 (russ.). — V. Jagiö, Die Frage über KyriUos
and Methodios in der slavischen Philologie, Zapiaki d. k. russ. Ak. d. Wiss. Bd 51 (1886)
BeOage Nr. 1 S. 1-60 (maa.). — !▼. MtJgiM|kü, Die HU. Kyrillos und Methodios,
1102 Byzantiniache Litteraturgesohiohte. Allgemeine Bibliograpliie.
die ersten slavischen Lehrer, Eiev 1886 (russ.). Besprochen von A. Badilovi6, Jooii 1;^
Min. 1887 Bd 251 S. 373—385 (russ.). — Zur italienischen Legende in der Geeddckii 1 '
der berühmten Slavenapostel vgl. J. Friedrich, Ein Brief des Anastasins bibliotheesi« 1 ^^
an den Bischof Gaudericus von Yelletri Über die Abfassung der Vita cnm translatioM S I "
Clementis Papae, Sitzungsber. bayer. Ak. 1892 S. 393—442. VgL die Besprechungen ml ^'
A. Petrov, Journ. Min. 1893 Bd 285 Januarheft 8. 186—193. und F. Syrku. Vix. TtT^
2 (1895) 234—243. — Den Brief des Änastasius wiederholte J. Friedrich mit einigeiiBt-l
richtigungen unter dem Titel: Die noch erhaltenen Schriften des Siavenapostels CoastiB.
tinus oder Cyrillus, Revue internationale de tb^ologie 4 (1896) 411—419. — A. PetroT,
Strittige Fragen der Missionsthätigkeit des hl. Eyrillos des Philosophen, im OiUd,
Odessaer Jahrbuch IV Byz. Abteil. 2 (1894) Chronik S. 53—64 (russ.). VgL B. Z. 4
(1895) 620 f. — S. Nedjeljskij, Die Chazarenmission des hL Kyrillos und des U. Me
thodios, Russkaja Besjeda 1895 Augustheft S. 1—22 (russ.) (mir unzugänglich). — Zv
Eyrillos- Methodiosfrage vgl. auch A. Lapötre, L^Europe et le Sainte-Siäge ä T^poqoe
Carolingienne. Premiere partie, Paris 1895. Vgl. die Besprechung im Journ. Min. 1896
Bd 305 Maiheft S. 163-195 (russ.). — Ausserdem vgl. zu der unübei sehbaren, m
ihrem Werte sehr ungleichen neueren Litteratur über die Slavenapostel Kyrillos mi
Methodios: Arch. slav. Phü. 1 (1876) 529 ff.; 4 (1880) 97 ff., 297 ff.; 10 (1887) 296 t;
12 (1889) 216 ff.; auch die Berichte von Pastreck, Neuere Schriften fiber die Slaveo-
apostel Eyrillos und Methodios, Casopis matice moravskä (Zeitschr. d. mährischen Vereim |
f. Litteratur) 15 (1891) 129—138; 207-215 (öechisch), und von M. G. Popruienko. Odesaaer
Jahrb. II Byz. Abteil. 1 (1892) 2 S. 43-64 (russ.).
Der byzantinische Einfluss auf die Rumänen äussert sich in der Erzählungslitieratnr
(vgl. z. B. 8. 377 und 379 Anm. 1 C) und in griechischen Elementen der Sprache. VgL
B. Petricelcu-Hasdeu, Etymologicum Magnum Romaniae, Bukarest 1885 ff. (indenEii*
leitungcn zu den einzelnen Bänden wertvolle Mitteilungen über byzantinisch-mmäniadie
Eultnrbeziehungen). — S. Eretikos, 2^/^<ytff roiT ßvCayuyov xQtirovs Ttgog rag (faxo^
fAovtnxdg I6ia (pvXttg xal inl^Qaoig tov iXXijyurfAov in* avtiöy, lEan^qo^ 1884 Heft 77—78
(mir unzugänglich).
6. Ethnographie.
Die Hauptschwierigkeit ethnographischer Forschungen in der byzantinischen G^
schichte liegt in der fast allen Autoren eigentümlichen Pedanterie, die neuen Volker mit
klassischen Namen zu bezeichnen. So heissen z. B. die Tflrken im höheren Stil Perser,
die Russen und andere Slaven Skythen, die Serben Triballer u. s. w. Oft ständen wir
diesen ungenauen Angaben ganz ratlos gegenüber, wenn nicht wenigstens einzelne Qnell«o
die Einder beim rechten Namen nennten und nicht die Vergleichung verschiedener Quelleo,
die Beifügung von Orts- oder Personennamen und anderer Umstände uns zur ethnographi-
schen Bestimmung dienlich wären. Im folgenden kann aus der unübersehbaren Lttterainr,
die sich direkt oder indirekt auf die Ethnographie der ehemals zum byzantinischen Rdd»
gehörigen Gebietsteile und der zu den Byzantinern in nähere Beziehungen getreteoeo
Völker beziehen, nur eine knappe Auswahl gegeben werden.
1. Allgemeine Schriften. I
Von Wichtigkeit ist noch heute das reichhaltige, vornehmlich auf byzantinisciMO
Quellen beruhende Werk: J. 6. Stritter, Memoriae populorum olim ad Danubium, Pontmii
Euxinum, Paludem Maeotidem, Caucasum, Mare Caspium et inde magis ad Septentrioa«
incolentium e scriptoribus historiae Byzantinae erutae et digestae. 4 voll., Pet^tshsig
1771—1779. — Earl Friedrich Neumann, Die Völker des südlichen Rusalands, LeipBg
1^7. — Ad. Ficker, Über die ethnographischen Verhältnisse der europftiachen TOikei
Aus Anlass der Voriage von Lejean's Earte. Mitteil. d. k. u. k. geographiadiea GeaeDsdi.
(in Wien) 5 (1861) 123-131. — Über die Ethnographie der europäischen und aaiatiachei
6. Ethnographie. 1103
Themen des byzantinischen Reiches sowie über die Nachbarvölker (Franken, Bulgaren,
Ongam, Rossen, Petsohenegen, Chazaren und Araber) handelt mit Sachkenntnis mid Elar-
beit A. Rambaud, L'eropire grec au dixi^me si^cle, Constantin Porphyrogänäte, Paris
1870 S. 209—253; 308—436. — Über die Avaren, Serben, Kroaten und Bulgaren handelt
Aug. Fr. Gfrörer, Byzantinische Geschichten, Bd 2, Graz 1873. — Edson L. Clark,
The races of European Turkey, their history, condition and prospects, Edinburg 1879. —
Neueres Hauptwerk: L. Diefenbach, Völkerkunde Osteuropas. 1. Band: Türkisches
Reich. Albanesen. lllyrier. Thraker. Griechen. Rumänen. 2. Band: Die Lituslavische
Volkergruppe, nebst den Bulgaren. Die türkische Familie. Die finnische Familie. Zi-
geuner. Armenier oder Hajer. Kaukasier. Darmstadt 1880. — Vgl. auch. L. Diefen-
bachy Die Volksstamme der Europäischen l'ürkei, Frankfurt 1877. — J. van den
Qheyn, Les populations danubiennes. Etudes d 'Ethnographie compar^e, Gent 1886. —
Dppel, Zur Ethnographie der Balkanhalbinsel, Globus 57 (1890) 76-79. — Eine Über-
■ioht des ethnographischen Zustandes der Balkanhalbinsel im 10. Jahrh. mit besonderer
Berficksichtigung der slavischen Elemente in Epirus gibt St. Novakoviö, Die Anfänge
der slavischen Litteratur bei den Balkan-Slaven : Die Legende vom hl. Vladimir und der
Kosara, Belgrad 1893 S. 13- -49 (serb.). — Zur Ethnographie des heutigen Kleinasiens:
Luschan, Reisen in Eleinasien, Verhandl. d. Gesellsch. f. Erdkunde zu Berlin 15 (1888)
47- 60.
2. Spezialachriften.
A. Griechenland im engeren Sinne: Sp. Zampelios, BvCayuyal fAeXhat.
üe^l ntjytoy veoeXXrjyix^g i&yortjrog dno jtjg t] /u^/^t r^; C ixaroyt., Athen 1857 (handelt
über die Abkunft der Neugriechen, daneben aber auch über die verschiedensten Gegen-
stlnde der inneren Geschichte von Byzanz). - Philippson, Besiedelung im Peloponnes,
Verhandl. d. Gesellsch. f. Erdkunde zu Berlin 15 (1888) 442—455. — Ausführlicher
handelt über dasselbe Thema Philippson, Zur Ethnographie des Peloponnes, Peter-
manns Mitteilungen 1890 S. 1~11; 33—41. — Dühmig, Über die Chalkidike, Vor-
trag in der geogr. Gesellsch. zu München. Vgl. Verb. d. Gesellsch. f. Erdkunde zu Berlin
18 (1891) 102.
Zakonen: Die älteren Arbeiten bespricht M. Deffner, Archiv f. mittel- und neu-
griech. Philologie 1 (1880) 2--6, und: Zakonische Grammatik, Berlin 1881 S. 3—6. —
Alb. Thumb, Die ethnographische Stellung der Zakonen, Indogerm. Forschungen 4 (1894)
195 — 213 (mit einer Sparte). Der Verfasser beweist gegen die von vielen bis in die neueste
Zeit festgehaltene Ansicht Eopitars, dass die Zakonen Slaven seien, und gegen die
Albanesentheorie von E. Sathas, die Kontinuität der griechischen Bevöl-
kerung im Zakonengebiet.
Slavenfrage (Frage über die slavischen Elemente unter den heutigen
Griechen): Die Slavisierung der Griechen behauptete vor allem Jac. Ph. Fallmerayer in
semer oben S. 1071 angeführten Geschichte der Halbinsel Mores, dann in: Welchen Einfluss
hatte die Besetzung Griechenlands durch die Slaven auf das Schicksal der Stadt Athen und der
Landschaft Attika? Stuttgart 1835. Hauptschrift: Jac. Ph. Fallmerayer, Das slavische
Element in Griechenland, in: Fragmente aus dem Orient 2 (1845) 367—458 (auch in der
neuen Auflage der Fragmente wiederholt). — R. Orbinskij, Über Spuren des Slaventums
in der Sprache der Neugriechen, Joum. Min. 1854 Bd 83 Abteil. II 94—112 (russ.) (ganz
misslungener, wenn auch für seine Zeit bemerkenswerter Versuch, in der Phonetik, Gram-
matik, Phraseologie und im Wortschatz des Neugriechischen starke slavische Einflüsse
nachzuweisen und dadurch Fallmerayers Slaventheorie zu unterstützen; zum Kapitel über
die slavischen Wörter im Neugriechischen vgl. die in Rubrik 18 angeführten neueren
Schriften). — Gegen Fallmerayer richtete sich u. a. E. Paparregopulos» iXavucal iy
raiis lESiXtjyixaig x^9^^ inouetjüeiSf in seinen lato^uctil n^yfimt$imp M^og m\ Athen 1858.
— Gründlicher wurden die übertriebenen und unVritinfhfrn AiiMillnilMi¥JhliliTW Mf
ihr richtiges Mass zurückgeführt von Karl Hopf|
1104 Byzantiniache Litteratnrgeschichte. Allgemeine Bibliogimphie.
Gniber'sche Encyklopädie Sektion I Teil 85 (1867) 100—119. — Ober die skviacbe b
vasion Kretas und der flbrigen Inseln sowie Namen slaviscben ürspnings auf Krett y^
B. Schmidt, Das Volksleben der Nengriechen, Leipzig 1871 S. 13. — Ganx TerfeUt iil It
die von E. N. Sathas, Documenta inödits relatifs k Tbistoire de la Gr^ce au meyen-ige^nL I«
1 (1880) Introduction, entwickelte Hypothese, dass im Mittelalter nicht Slaven, aeB-|tf
dem Albanesen in den Peloponnes vorgedrungen seien, und dass die Byzantiner diae
irrtümlich oder aus Missachtung als Slaven bezeichnet haben. Vgl. G. Meyer, Cfm-
stantin Sathas und die Slavenfirage in Griechenland, Essays und Studien zur Spradigt-
schichte und Volkskunde 1 (Strassburg 1885) 117—142. — S. G. Panagiotopalot,
Tiyes fjXBoy xatd rdy fdenop aiwya iy (so!) 'EXXddi; 'Eßdofiäs 1884 Nr. 13—22; 24;»
bis 31. — A. Petrides, Jla^artjQijceig Jiy^g ini xov Cv^^f^ierog xLyeg ijXSoy xard low ftitm
altof tt iy 'EXXdfft, 'AnoXXwy 1885 Nr. 21 f. (mir unzugänglich). — Eine gute Gbwsicht hx
Geschichte der Slavenfrage in Griechenland gibt D. Matov, Griechisch-bulgariacbe Stodi«,
Sbomik blgarsk. 9, Sofia 1893 (bulg.).
B. Albanesen: J. G. v. Hahn, Albanesische Studien, 2 Hefte, Wien 1853.-
J. Ph. Fallmerayer, Das albanesische Element in Griechenland, Abhandl. bajer. Ak.
3. Gl. Vm. Bd 2. und 3. Abt., München 1857—1860. — Zur albanesischen Sprache t^L
auch die Bemerkungen von W. Tomaschek, Bezzenbergers Beiträge 9 (1884) 95 ff. ~
Philippson, Reise durch Mittel- und Nordgriechenland, Zeitschr. d. Gesellsch. f. Er^
künde zu Berlin 25 (1890) 331—406 (bes. über die Albanesen in Mitt«lgriechenluid). —
Die reichsten bibliographischen Nachweise über das albanesische Volk gibt G. Mejer,
\
Albanesische Studien f. II. lll. IV. V, Sitzungsber. Wien. Ak. Bd 104, 107, 125, 132, 194 [
(1883, 1884, 1891, 1895, 1896). — Auszugsweise sind diese bibliographischen Angab«
wiederholt bei G. Meyer, Etymologisches Wörterbuch der albanesischen Sprache, Stra»
bürg 1891 S. 516 flf.
C. Slaven (überhaupt): P. J. Schafarik, Slavische Altertümer. Deutsch von E
V. Aehrenfeld, herausgegeb. von Heinr. Wuttke, 2 Bde, Leipzig 1848 — 1844 (gnni^
legendes Werk). ~ Ober iXdßog, l&Xdßog vgl. L. Fr. Tafel, Symbolamm crit geogr.
byz. spectantium p. 11, Abhandl. bayer. Ak. 3. Gl. 5. Bd (1849) 3. Abteil. S. 123 £ -
Über das älteste Zeugnis für den eigenen Namen der Slaven vgl. E. Müllen hoff, ArcL
slav. Phil. 1 (1876) 294 ff. — Über das erste Auftreten der Slaven im byzant Reiche
am Ende des 5. und in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts s. Karl Müllen hoff,
Deutsche Altertumskunde 2 (1887) 375-394. — V. Savitneviö, Existierte ein slavisckr
Stamm Suli6i oder nicht?, Arbeiten des 8. archaeolog. Kongresses zu Moskau (mss.) (mir
unzugänglich).
D. Südslaven: Gonst. J. Grot, Nachrichten des Konstantin Porph3rrogennetot fibar .
die Serben und Kroaten, Petersburg 1880 (russ.) Einen Auszug aus diesem Buche gak |
der Verf.: Zur Kritik einer Stelle des Gonstantin Porphyrogenitus, Arch. slav. Phil. 5 (1881)
390—397. Vgl. die Besprechung des Grot'schen Buches von T. Florinskij, Joom. Mia.
1881 Bd 214 S. 139—170 (russ.). — J. L. Pi6 und A. Amlacher, Die dacischen Slaven oad
Gsergeder Bulgaren, Sitzungsber. d. k. böhmischen Ges. d. Wiss., philo8.-hi8tor. philoL ü.
1888 S. 227—280. — Zur Ethnographie der Südslaven vgl. auch die wichtige Abhandlmig
von V. Jagi6, Ein Kapitel aus der Geschichte der südsla vischen Sprachen, Arch. ab?.
Phil. 17 (1895) 47—87. — Dazu V. Oblak, Eine Bemerkung zur ältesten südslaviadiei
Geschichte, Arch. slav. Phil. 18 (1896) 228-234.
E. Bulgaren: Serg. Uwarov, De Bulgarorum utrorumque origine et sedibus aiiti-
quissimis, Dorpat 1853. — M. Drinov, Der Ursprung der bulgarischen Nation und im
Anfänge der bulgarischen Geschichte, Philippopel 1869 (bulg.) (mir nnzaganglick). -
R. Rösler, Romanische Studien, Leipzig 1871 S. 231—260 (Die Völkerstellung der Bul-
garen). — D. Ilovajskij, Bulgaren und Russen im asowischen Küstenlande, Joom. Min.
1875 Bd 177 Jan.— Febr. S. 93—147; 328—393 (russ.). — Franz Miklosich, Ober dk
Nationalität der Bulgaren, In Memoria di Napoleone Caize Ugo Angelo Canello, Miscrl-
6. Ethnographie. 1105
mea di filologia e linguistica, Florenz 1886 S. 1-76. — C. M. Frähn, Die ältesten
'molirichten der Araber Aber die Wolga-Bulgaren, Möm. de Tacad. imp. des sciences de
L-Pötersbourg VI. Sörie, i 1 (mir nnzngänglicb). — Ausserdem vgl. die Litteratumach-
eiae und kritischen Bemerkungen bei 6r. Krek, Einleitung in die slavischen Litteratnrge-
sliichte, 2. Aufl., Graz 1887 S. 307 ff. — Dazu die S. 1079 f. angeführten Schriften Aber die
eschichte der Bulgaren.
F. Russen: N. Saveljev-Rostislaviö, Die Varjago-Russen nach Nestor und
«mden Autoren, Joum. Min. 1845 Bd 48 Abt. II 1—64 (russ.). — M. Pogodin, Die
ierkunft der Varjago-Russen, in Bd II seiner , Untersuchungen, Bemerkungen und Vor-
tsungen*, Moskau 1846 (russ.). Das ganze dreibändige Werk ist ausführlich besprochen
a Jonrn. Min. 1847 Bd 53 Abteil. VI 22—48. — Von grösster Wichtigkeit ist: B. Dorn,
S8|Ha. Ober die Einfälle der alten Russen in Tabaristan u. s. w., Petersburg 1875
= M^moires de Tacadömie imp. des sciences de St.-P^tersbourg, VIP särie, tome 23 Nr. 1)*
[it zahlreichen Beiträgen von Eunik und Brosset z. B. über einen Kriegszug der alten
aasen gegen Epel i. J. 1043. Auch russisch in den Zapiski d. k. russ. Akad. der Wiss.
id 26 (1875—1876). — PL Buraökov, Die griechisch-skythische Welt an den Ufern
BB Pontus, Joum. Min. 1876 Bd 188 Nov.— Dez. S. 237—261 (handelt u. a. auch über die
iBsische Frage) (russ.). — 8. Gedeonov, Varjäger und Russen. 2 Teile, Petersburg
B76. Vgl. A. Brückner, Arch. slav. Philol. 4 (1880) 455—464. - Iv. Zabjelin, Ge-
shichte des russischen Lebens, Bd 1, Moskau 1876. — Die Werke von Gedeonov und
abjelin sind ausführlich besprochen von J. Pervolf« Vaijago-Russen und baltische Sla-
en, Jonrn. Min. 1877 Bd 192 Juli -Aug. S. 37-97 (russ.). — J. Lambin, Die Slaven
m nördlichen schwarzen Meere, Joum. Min. 1877 Bd 191 Mai— Juni S. 48—75; 234—
59 (über das erste Auftreten der Russen am schwarzen Meere u. s. w.) (russ.). — A*
Lunik und Baron V. Rosen, Nachrichten des Al-Bekri und anderer Autoren über
Lossland und die Slaven, Beilage zum 32. Bde der Zapiski d. k. russ. Akad. d. Wiss. I
ir. 2, Petersburg 1878. — Wilh. Thomson, Der Ursprung des russischen Staates. Vom
7erf. durchgesehene deutsche Bearb. von Dr. L. Borne mann, Gotha 1879. — D. Ilovajskij,
Jntersuchungen über den Ursprung Russlands, Moskau 1882 (russ.) — Paul Cassel, Russen
und Waräger. Ein Sendschreiben an Prof. Thomson in Kopenhagen, in: Aus Litteratur und
Symbolik, Leipzig 1884 S. 348 367. — Th. Uspenskij, Patriarch Johannes VII Gram-
natikos und die Rus-Dromiten bei Symeon Magistros, Journ. Min. 1890 Bd 267 S. 1—34
rose.). — Samokvasov, Über den Urspnmg der russischen Slaven etc., Arbeiten des
). archaeolog. Kongresses zu Moskau (russ.) (mir unzugänglich). — A. Budiloviö, Zur
P*rage über den Ursprung des Wortes Rus, Arbeiten des 8. archaeolog. Kongresses zu
If oskau (russ.) (mir unzugänglich). — Chvoljson, Über die Russen des arabischen Schrift-
itellera der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts Ibn-Chordadbeg, Arbeiten des 8. archaeolog.
Kongresses zu Moskau (russ.) (mir unzugänglich). — S. Ljazkij, Die Bedeutung der
itauischen Sprache in der Frage über den Ursprung Russlands, Wilna 1893 (russ.) (mir
unzugänglich).
G. Petschenegen und Kumanen: Artikel Petschenegen von W. Schott in der
Brach- und Gruber*schen Encyklopaedie III. Section, 19. Teil (1844) 419—421. — V. Va-
iiljevskij, Byzanz und die Petschenegen, Journ. Min. 1872 Bd 164 Nov. und Dez. —
[>. Blau, Über Volkstum und Sprache der Kumanen, Zeitschr. d. Deutschen morgenländ.
Qesellsch. 29 (1876) 556 ff. — Aug. Fr. Gfrörer, Byzantinische Geschichten 3 (1877)
474 — 507. — Das berühmte kumanische Wörterbuch, das aus dem Nachlasse Petrarcas in
üe Marcusbibliothek kam, ed. G^za Kunn, Codex Cumanicus, Pest 1880. — P. Golu-
bovskij, Petschenegen und Kumanen, Kiev 1884 (russ.) (mir unzugänglich). — C. Jire-
&ek. Einige Bemerkungen über die Überreste der Petschenegen und Kumanen, sowie über
die Völkerschaften der sogenannten Gagauzi und Sarguöi im heutigen Bulgarien, Prag 1889
(mir unzugänglich). — Ilie Ghergel, Zur Geschichte Siebenbürgens, Wien, Selbstverlag
1891. Behandelt vornehmlich Geschichte und Ethnographie der Kumanen. — C. Neu-
B»ndbncli der Umb. AltertiuuswiMeDtcbaft IX. 1. Abtlg. 2. Aufl, 7Q
1108 Byzantinische Litteratorgeachiohte. Allgemeine Bibliographie«
Letterkande. 2. Recks. V. Deel. Amsterdam 1875. Vgl. die Besprechung von A. t. Gut-
schmid, Kleine Schriften 8 (1892) 612-615.
0. Interessant sind die in der byzantinischen Litterator vorkommenden Verhöhonofa
der im Rhomäerreich oder in der Nähe deseelben wohnenden fremden Völker. Vgl x.B.
§§ 184 (8. 440), 325, 388.
1. Geographie.
1. Schriften TermiBchten Inhaltes,
A. Bandnri, Imperium Orientale sive antiquitates Cpolitanae, 2 yoU., Paris ITll.
— Lelewel, Geographie du moyen-ftge, 4 Tomes, ^ilogue, Breslau 1852 — 1857. — ZiU-
reiche Beiträge zur geographischen Kenntnis der ehemals byzantinischen Grebiete enthahn
bes. die Mitteilungen der geographischen Gesellsch. in Wien (Wien 1857 £1
— Manches zur Geographie und Geschichte des byzantinischen Ländergebietes enthalten di«
Gesammelten Werke von J. Ph. Fallmerayer, herausgegeben von 6. M. Thomaa, 3 Bde,
Leipzig 1861. — C. Bursian, Geographie von Griechenland, 2 Bde, Leipzig 1862—1872.
— Carl Neumann und J. Part seh. Physikalische Geographie von Griechenland, Bres-
lau 1885. — A. Meliarakes, Jlo&ey tj Xi^ig JaaxaXeio <uf yBiayQa(fixCy ovo/ia, *Eaiia 189Ö
I 43. — A. Meliarakes, Ilo&ey xo xoiyoy yetayQatpixop oyofia NeifAnovgyio^ Nei-finov^og.
'EfinoQyiog, 'EfiTtogstoy; 'Earia 1891 I 409 ff. — Reiche Beiträge zur Geographie, Ethno-
graphie und Geschichte der Balkanhalbinsel gibt F. Eanitz, Donau-Bulgarien und der
Balkan, 3 Bde, Leipzig 1875 — 1879. — Wichtige zusammenfassende Hilfsmittel sind die ]
neueren Reisehandbücher, bes. Baedeker, Griechenland, 3. Aufl., Leipzig 1893; Meyer, i
Türkei und Griechenland, 2. Aufl., Leipzig 1888; Murray, Handbook for travellen io
Greece etc., 6. Ausg., London 1896. — Eine Zusanmienstellung der auf die Geographie
Griechenlands bezüglichen neugriechischen Litteratur, in der die byzantinische Zeit allerdiots
bis jetzt eine kleine Rolle spielt, gab Ant. Meliarakes, NeoeXXrjyixfj yEiaygatftxrj tfü»-
Xoyia iJTOi, xardXoyos rtay dno xov 1800 — 1889 ye<oyQtt<pr]&^»riay vno 'EXXijytay, Athen 1889.
Nachträge dazu von B. A. Mystakides, im NeoXoyog 1890 (auch separat gedruckt
Kpel 1890).
Karten: H. Kiepert, Jllya^ rot* fAenaitayvxov *EXXijyur^ov xarti rrjy ^exdrijy ixatong-
erijQida 1883, vom Syllogos Parnasses in Athen herausgegeben (mir unzugänglich). — H.
Ki epert, Carte g^n^rale des provinces Europ^ennes et Asiatiques de TEmpire Ottoman, Beriin
Reimer 1892. — Dazu vgl. die S. 410—427 ; 448 angeführte geographische Litteratur nad
Lolling, Geographie Griechenlands, Handbuch der klass. Altertumswiss. Bd HI.
I
2. Das europäische Festland.
<Girol. Albrizzi>, Esatta notitia del Peloponneso volgarm. penisola della Morea etc.
Venedig 1687. — W. M. Leake, Travels in the Morea, 3 Bde, London 1830. — Dazu die
Ergänzung: Peloponnesiaca, London 1846. — E. Gurt ins, Peloponnesos, 2 Bde, €k>tha 18öL
— Sp. P. Lampros, *J7toyQaq)t] tov yofiov MeSatytjs iitl BeyettSy, JeXxloy 2 (1885 — 1889)
686 — 710. — A. Meliarakes, rswyQtxtpia noXixixij yia xai a^/crta tov yofAOv *A^oli^
jfai KoQiv&laq, Athen 1886 (mir unzugänglich). — Ath. Petrides, IlBQi xtJy iy Mio^rfti«; \
fAsaanoycxüjy noXecay 'Jydgovatjg xal Ntjclov^ Ua^yaaüog 10 (1886) 7 — 18. — Ath. Petrides.
Uegl Tnivdqov Aaxtayixijg xal xov fÄsaaiioyixov (pQovgiov MdXytjg i^ ov x6 oyofjia Mdytjy Be^
yaaaog 10(1886) 504—512. — Alf. Philippson, Der Peloponnes. Versuch einer Landeskuide
auf geologischer Grundlage. Berlm 1891. — J. B. Bury, The Helladikoi, The English Histor
Review 7 (1892) 80 f. (konstatiert, dass 'EkXa^ixoi nicht, wie Finlay meinte, eine verich- .
liehe Bezeichnung der Bewohner des eigentlichen Griechenlands war, sondern dass so eil- (
fach die Bewohner des Themas Hellas im östlichen Mittelgriechenland hiessen). — SpjL
P. Lambros, Die erste Erwähnung von Astros, Leonidion und Areia, B. Z. 2 (1893) H
bis 75. — L. Duchesne, Les anciens ^v§ch^s de la Gröce, M^langes dWch^ologie «
d'histoire 15 (1895) 375—385 (über die von de Boor, Zeitschr. f, Kirchengeach. 12, 520 1
•
7. Geographie. 1109
veröffentlichte Notitia; vgl. die S. 417 angefahrte Litterator). — W. M. Leake, Travels
in northem Greece, 4 Bde, London 1835. — H. F. Tozer, Researches in the Higblands of
Tnrkey, London 1869. — Eine vortreffliche Monographie aber die wichtige Stadt Thessa-
lonike: L. Fr. Tafel, De Thessalonica eiusque agro dissertatio geographica, Berlin 1889.
— L. Fr. Tafel, De via Romanorum Egnatia, qua Illyricum, Macedonia et Thracia iunge-
bantur, dissertatio geographica, Tübingen 1842. — L. Duchesne, L'ülyricum eccl^siastique,
B. Z. 1 (1892) 531—550. Vertritt gegen J. Friedrich und Th. Mommsen die Ansicht, dass
die kirchlichen Provinzen des östlichen Illyricum bis in die Mitte des 8. Jahrhunderts zum
Patriarchat Rom gerechnet wurden. Dazu die Erwiderung von Th. Mommsen, Neues
Arch. d. Gesellscb. f. ältere deutsche Gesch. 19 (1894) 433 — 435, und die Replik von
Duchesne, ^glises s^paröes, Paris 1896 S. 229 — 279, wo die obengenannte Arbeit wiederholt
ist. — A. Lauriotes, JIbqI xrjg rofii^s rov ia&fiov JlaXXijyr^s, xrjg vvv KaccäydQag, NeoXoyov
*Epif, *Eni9e(jiQ73<ng 1893 S. 341—343 (Chrysobull des Joannes Palaeologos aus dem J. 1407). —
Jos. Ad. Bruch, Des Aristoteles Heimat oder die Halbinsel Chalcidice, Mitteil. d. k. k.
geogr. Gesellscb. in Wien 36 (1893) 1 — 22. — Zur mittelalterlichen Geographie von Make-
donien vgl. auch die unten (Rubrik 8, 3) angefahrte Abhandlung von Papageorgiu aber
Serres. — Über den Athos, vgl. die S. 513 ff. angefahrte Litteratur. — J. A. Romanos,
n€Qi Bov»QtJTov, JbXxIow 3 (1890—1892) 548—559. — EL Dassaretos, Hsgl ri^q Kogiraas,
MXxioy 5 (1896) 123 — 156. — Ferd. v. Hochstetter, Reise durch Rumelien im Sommer
1869, Mitteil. d. k. k. geograph. GeseUsch. in Wien 13 (1870) 193 ff., 350 ff., 545 ff.,
585 ff.; 14 (1871) 65 ff., 161 ff. — J. A. Knapp, Reisen durch die Balkanhalbinsel während
des Mittelalters. Nach der kroatischen Originalabh. des Dr. P. Matkovid, Mitteil, der
geogr. (JeseUsch. in Wien 23 (= Neue Folge 13) (1880) 65 ff., 113 ff., 161 ff., 353 ff., 433 ff.,
481 ff., 568 ff. — Arcbimandrit Antoninin, Reise in Rumelien, Petersburg 1879. VgL
die eingehenden Besprechungen von P. Syrku, Joum. Min. 1880 Bd 209 S. 382 — 429 und
Bd 210 S. 171—215 (russ.), und G. Destunis, Joum. Min. 1880 Bd 210 S. 412—431 (russ.).
— Arcbimandrit Antoninin, Aus Rumelien, Petersburg 1886 (russ.) (mir unzugänglicb).
V
— Gebr. Skorpil, Das Schwarzmeergestade und die benachbarten am Balkan gelegenen
örtlichkeiten des sttdl. Bulgariens, Sbomik blgarsk. Bd 3 und 4 (bulg.). — J. Sidmanov,
Alte Reisen durch Bulgarien in der Richtung der Römerstrasse von Belgrad nach Kpel,
Sbomik blgarsk. Bd 4 (bulg.). — E. Drakos, Td ßgaxtxd ijxoi ötdXeHs TtcQl rtSy ixxXrjai-
aarixüiy inaQ/^toy IijXvßQiag, rdyov xai Xcagag etc., Smyma (auf dem Titel falsch U&ijytjat)
1892 (mir unzugänglich). — W. Regel, Über die Stadt Anastasiupolis, £tiq)ayogj Samm-
lung von Aufsätzen zu Ehren Theod. Sokolovs, Petersburg 1895 S. 147 — 152 (rass.) (iden-
tifiziert die genannte Stadt mit dem heutigen Bum-Ealessi in Thrakien). — B. Köne,
Untersuchungen aber die Geschichte und die Altertamer des taurischen Chersones, 1849
(deutsch und nissisch) (mir unzugänglich). Der auf Sebastopol bezagliche Abschnitt aus
der zweiten Ausgabe dieses Buches steht auch im Joum. Min. 1855 Bd 88 Abteil. II 110
bis 132; 170—220 (rass.). — Arcbimandrit Antonin, Auf die Stadt Sogdaia in der
Krim bezagliche Notizen aus dem 12. — 14. Jahrb., die in einem griechischen Synaxar an
den Rand geschrieben sind, Zapiski der Odessaer Gesellscb. f. Geschichte und Altertamer
5 (Odessa 1863) 599—628 (russ.). — Ph. K. Bruun, Das Grestade des schwarzen Meeres
(Cemomorje). Sammlung von Untersuchungen zur histor. Geographie des sadl. Russlands,
Teil I, Odessa 1879 (russ.).
8. Die Inseln.
A. Meliarakes, KvxXadixd^ tjioi yeü>yQaq)ia xal Urrogla ttay KvxXddtoy yrjaiay dno
ttay t}QXMotdxb}y XQoytay fJtdxQi fiJ9 xataXtjiffSwg avxtay vTto rwy 4'Qdyxü}y, Athen 1876. —
A. Meliarakes, MeX^rrj nsql xrjg ^eaeiog tov 'loylov JleXdyovg iy rj «^/«t^ xal iy rfi
ritf y€(oyQtt(pi(f, Athen 1888. — H. F. Tozer, The islands of the Aegean, Oxford 1890
(mit liebevoller Berücksichtigung des Mittelalters). — G. J. Ealaisakes, IJe^l r^s iy
KQtJTn Adnnag ij 'jQyvQOTtoXeagf üaQyaaaog 15 (1893) 615 — 621. — Über Cypern s. die
Litteratur S. 902. — A. Meliarakes, "Ayd^og, Kitag, Athen 1880. — A. Meliarakes,
1110 Bjrzaniiniache LiiteraiiirgeBoliiolite. Allgemeine Bibliographie. >
'JfAoqyog, JeXrioy 1 (1883^1885) 569—656 (berücksichtigt aoch die byzantinischen Recu.
— V. Gu^rin, Description de Tlle de Patmos et de TÜe de Samoa, Paris 1856. — £p.
Stamatiades, 'Ixagiaxd ^toi iaxoQia xai njBQiy^tpij t^s vrfiov 'Ixagücc, Samos 189S. B^
sprochen von 6. Meyer, B. Z. 4 (1895) 153 f., and J. N. Pulianos, 'A^trd 6 (1894)
442 — 446. — Dion. J. Oikonomopulos» AsQUtxd ^rot )[(o^oy^<fia t^g yijaav Ai^ov, AthcB
1888 (sehr eingehend). — FusteldeCoulanges, L*lle de Ohio, Archives des miaaicHis scienti-
fiques 5 (1856) 481—642. Wiederholt mit Nachträgen m der Sammlung: Fostel de Conlaiigei.
Questions historiques revnes et compl^t^es d'apr^s les notes de rantenr par Cam. Jallin.
Paris 1893 S. 215—399 (herttcksichtigt auch das Mittelalter). — G. Schlumberger, U
lies des Princes, Paris 1884 (landschaftliche Schilderangen mit steter Berflckaichtigang <kr
byzantinischen Geschichte) — Man. Jo. Gedeon, IlQOixörrijaogy ^ExxXijata^tixij TtoQouli. |
vttoi xai fioyalf fÄtjjQonoXhai xtci Müxonoi, Epel 1895. — A. Meliarakes, rtmy^c^iu
-noXiJtXYJ via xai dQ)[altt rov yofiov KetpaXXrjyiag^ Athen 1890. — Jos. Partach, Die Iowl
Korfu. Die Insel Leakas. Eephallenia and Ithaka, Petermanns Mitteil., Eigftiiziuigshefte 19,
95 and 98, Gotha 1887, 1889 und 1890.
4. Aalen und Afrika.
W. M. Ramsay, The historical geography of Asia Minor, London 1890 (Haapt-
werk). — W. M. Ramsay, The cities and bishoprics of Phrygia, being an essay oft!»
local history of Phrygia from the earliest times to the Tarkish conquest. VoL 1. Oxford
1895 (Hauptwerk). — A. Papadopalos Kerameas, Mayyr^ia tj thto Ztrxrvhp xtd «
fdtjTQonoXe^ iPkpeaov xai SfAvgrtjg, JeXiioy 2 (1885—1889) 650—660. — Zuweilen berück
sichtigt die byzantinischen Überreste auch W. v. Diest, Von Pergamon ttber den Diodymo»
zum Pontus, Petermanns Mitteilungen Ergänzongsheft 94, Gotha 1889. — B. A. Mysta-
kides, Kannadoxixd. UBQiyQaq>fj yBtayqatpixrj, axaxiajixrj, i/anoQixij^ ixxXrjcueatuttj tijg fir^xf^^
noXeotg Kaiüagelag, Uagya^og 15 (1893) 368—379; 445—458; 600—615. — Aug.
Brinkmann, Der römische Limes im Orient, Bonner Jahrbücher (Jahrbücher des Vereins vok
Altertumsfreunden im Rheinlande), Heft 99 (1896) 252 — 257. — Für die ongeheaere Litteralor
über die Geographie und Topographie von Palästina, die za den byzantinischem
Studien häufig nur in loser Beziehung steht, sei auf R. Röhricht, Bibliotheca geographia
Palaestinae, Berlin 1890, und die verschiedenen, der Palästinaforschung gewidmeten Speziii-
Organe verwiesen (vgl. 8. 421 f.). — Arch. Porfirij, Die Halbinsel Sinai. Das Sinaikloster.
Joum. Min. 1848 Bd 60 Abteil. H 137—210 (russ.). — Ch. P. Andrutsopulos, 'toro^z^
TteQiygctfpfj rov Ugov xai d^soßadlaiov ogovg 2tyd, Patras 1887 (sehr mager). — AB.
Elisjejev, Reise auf den Sinai im Jahre 1881 (russ.). Besprochen von J. Pomjalovskij.
Joum. Min. 1884 Bd 234 S. 122—131 (russ.). — Vgl. auch die S. 1114 (u.) angeführte Schrift
von Eondakov. — Zur Geographie des byzantinischen Afrika vgl. die S. 1071 angefühita
Schriften von Ch. Die hl.
8. Topographie.
1. Schriften yermisohten Inhalts.
Topographische Studien über die bithynische Küste n'irdlich vom Samanly Da^
über die Inseln Leros und Kalymnos, über Vorstftdte von Epel, Über den Phanar and Ober
die rd IleiQuty netgloy und Herga genannten Teile der Stadt Epel bringt M. J. Gedeon, 1E/-
ygag)oi Xidoi xai xegdfdia, Epel, Otto Keil 1892. — Die auch für die byzantinische Archi.
tektur und Topographie wichtige Frage, inwieweit sich die Gnadenbrannen {dyui^fiatai
eine im Orient ungemein häufige Denkmälergruppe, als Spuren und Überreste antiker
Tempel betrachten lassen,^ wurde von mehreren griechischen Gelehrten in der mittelalt^r
liehen Gesellschaft zu Epel einer ausgedehnten Diskussion unterzogen; Bericht darüber ü
der Wochenbeilage der Zeitung Neologos (NeoXoyov 'Eßöof^adaia 'Em&eufgtja&g) vom 13., Ä».
27. Dez. 1892, 10. Jan., 28. Febr., 7., 21. März, 2., 9., 23. Mai 1893. — Manche auch m d.f j
Topographie einschlägige Litterator s. in den Abschnitten »Geographie' ond «Kunstgeadiichl»'.
8. Topographie. Uli
8. Konstaniinopel und ümgebimg.
P. Gyllius, De topographia Constantinopoleos llbri lY, Lagdani 1561. Wieder-
holt Lugduni Batavomm 1682. — P. Gyllius, De Bosporo Thracio libri III, Logduni
1561. — Du Gange, Gonstantinopolis christiana sen descriptio urbis Opolitanae quaLia ex-
titit 8ob imperatoribos GbrisüaniB, Teil 11 der Historia byzantina Paris 1680 (s. o. S. 1068).
— Ans. Banduri, Imperium Orientale, 2 Bde, Paris 1711. — J. Dallaway, Gonstanti-
nople ancient and modern, London 1794. Auch in französischer Übersetzung, Paris an
YII. — Ohr. G. Heyne, Antiquitates byzantinae, Gommentationes soc. reg. seien t. Göttin-
gensis vol. 1 (1808—1811). — Jos. v. Hammer, Gonstantinopolis und der Bosporos, 2 Bde,
Pesth 1822. — Gb. Texier, Pbial^ ou fontaine de Thippodrome ä Gple, Revue arcb^olog.
2 (1845) 142—148. — Skarlatos Byzantios, 7f KtayaiayriyovnoXig, 3 Bde, Athen 1851
hiB 1869. — D^thier, Das Angusteon, Pesth 1867, Publik, d. k. ung. Akad. (ung.) (mir
nnragänglich). — Über die im 16. Jahrhundert noch erhaltenen Denkmäler von Kpel be-
richtet kurz ein zwischen 1565 — 1575 abgefasstes Schriftchen, das R. Förster, De anti-
quitatibus et libris mss Gpolitanis, Rostock 1877, ediert hat. — A. G. Paspates, Bv^ay-
x^yal fieXetttt lonoyQatpixai xal latoQixai, Mit 38 Tafeln. Konstantinopel 1877 (mir un-
zugänglich). — S. Aristarches, *^(»/a(oAoytxo; X^Q'^V^ ^^^ /c^aiofi' reix^y KjioXetog
(Karte der Landmauem von Kpel mit erklftrendem Text und zahlreichen Abbildungen ein-
zelner Türme und Thore), IvXXoyog, '^p/atoAo/. iniTQonij, JlaQaQrtjfda tov cd' tofAov
(Kpel 1884). — A. G. Paspates, Ta ßv^uynyu ayaxtOQa xal td nigi^ avrtoy idqvfjLaxa,
Athen 1885. Auch in englischer Übersetzung: A. G. Paspates, The great palace of
Cple. Translated from the Greek by Will. Metcalfe, London 1893. -- X. A. Sidero-
pulos, littog Tor UQOfiäQJVQOs JvToyofAov, IvXXoyog 17 (1886) 122 — 125. — X. A. Side-
ropulos, Tlegi xov JafAaxqvog rtay Bv^ayiiytay, £vXXoyog 17 (1886) 126 — 134. — Euge-
nios, *H Ctt>o(fo/o5 Ttrjytj xal xd legd avxrjg na^agxtjfdaxa^ Athen 1886 (Beschreibung des
Klosters der Panagia von Balukli bei Kpel und seiner Dependenzen mit Beigabe von Ur-
kunden u. 8. w.). — B. A. Mystakides, 'laxoQixai eidi^eig negl KovQOvxosüfdey Uag-
yaaaog 11 (1887) 93 ff., 187 flf., 295 ff., 472 ff., 514 ff. — Caedicius, Ancien plan de Cple
imprim^ entre 1566 et 1574 avec notes explicatives, Constantinople 1889 (mir unzugäng-
lich). — Edwin A. Grosvenor, The hippodrome of Cple and its still existing monu-
ments, London 1889. — Wenig bieten ältere nichtgriechische Berichte z. B. die um das
Jahr 1300 von einem russischen Pilger verfasste Beschreibung von Byzanz, die in ein ano-
nymes Denkmal der altrussischen Litteratur aus der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts aufge-
nommen wurde, nämlich in die ,Gespräche über die Heiligtümer und andere Sehenswürdig-
keiten von Byzanz* ed. L. Maikov 1890. Vgl. L. Maikov, Wann besuchte der russ. Pilger,
dessen Erzählungen in dem ,Gespräch über die Heiligtümer von Byzanz' enthalten sind, Kpel?
Viz. Vr. 1 (1894) 167—172. — D. Beljajev, Byzantina. L Übersicht über die Hauptteile
des grossen Palasts der byzantinischen Kaiser, Petersburg 1891 (Separatabdruck aus dem
5. Bande der Abhandlungen d. k. russ. archäolog. Gesellschaft in Petersburg) (russ.). Vgl. die
Besprechungen von G. Destunis, Joum. Min. 1891 Bd 277 Oktoberheft S. 532—547 und
B. Z. 1 (1892) 344 — 347. — Mordtmann, Esquisse topographique de Cple avec un grand plan
et plusieurs planches, Revue de Fart chr^tien 9 (1891) 22 ff.; 207 ff.; 363 ff.; 463 ff. Auch separat
Lille 1892. Vgl. die Besprechungen von Gh. Diehl, B. Z. 2 (1893) 145 ff., und D. Beljajev,
Viz. Vr. 1 (1894) 389 — 402. — X. A. Sideropulos, Usq! xov Jafiax^vog xtSy BvCayxiyioy
(rayvy 'JXafÄ-xayij), IvXXoyog, 'jQxnioXoyixrj inixQortfj, HaQdQxijfia xov i&' xofiov (1891)
15—24 (über die Geschichte des bei Kpel gelegenen Alem-tagi d. h. Fahnenberges). —
A. Mordtmann, BoySdy iB^d'i ijxoi i^ Moyrj xov iydo^ov ngo^xov U^od^fiov xal Ban-
xiaxov Itoayyov ij huxBxXrjfAiytj xijg DaXaidg JlhQag. Derselbe, Tonoy^qdu KmlffüC,
£vXXoyog, 'jQx^ioXoyixtj iniXQOTitjf JlaQd^xrjfia xov »^' x6(AOV (1891) 8 — I4b ^v
derides, UbqI xrjg iy KjioXbi fAoyrjg xijg nafAfAttxa^iüxov xal %iSp
Xoyog, *^^/rr»oAo/Mf^ inigonfj, JlaQdgxijfAa xov x — xff t6fA09 (II
zwischen 1292 -1294 von Michael Glabas TarchanioteB
1112 Byzantinische Liiteratnrgescbichie. Allgemeine Bibliogimphie.
jetzt das Fetcliiö-Djami einnimm t\ — Th. Uepenskij, Das Typikon de« Kloster» des K.
Mamas in Kpel, Odessaer Jalirb. II Byz. Abteil. I (1892) 78 ff. (aber die Lage des Mamasklcntmi.
— D. Beljajev, Die Kirche der Gottesmatter von Chalkoprateia in Kpel, Odessaer Jalub
II Byz. Abteil. 1 (1892) 85—106. — Manches topographische Material gibt auch N. Kr»»
noseljcev, Das Typikon der Sophienkirche in Kpel, Odessaer Jahrb. II Byzant. Abteü. 1
(1892) 156—254. — A. van Millingen, 'H dXrj&tjs »^tn^ toi 'Eßdofiov, üvXkoyo^, Vlf/mo-
Xoyixfj initQOTifj, naQccQirjfÄa lov x' — xß' rofdov (1892) 33 — 37 (kommt zum Ergebnis, dau
das Hebdomon nicht in Tekfor-Serai, sondern in der Nähe des Dorfes Makri-Kioi lag). —
M. J. Gedeon, Jvo BvCcit^uyal roTio&Balai (Aber die Lage von ^ayd^ioy und U^x^iw)
NBoXoyov 'Eßdofiaöaia *Eni9$üiQrjaig vom 1., 8. Nov. 1892. — G. Begleri, Hegi tov vaw
t^g Oeoroxov xmv XaXxonQaraiüty, Ebenda 6. Dez. 1892. — S. J. Butyras, Tonoy^^
{Tu JjQOfÄtoTov, ÜQooxf^oi tj Bqox^oi, Td BoffQadiov, Td 'Jy^efilov, BaclXeta iy Bpo/9oi<,
Aletdyo(,a SeodiOQag, Ai lofpiayaiy 'H XgvcoxiQafAog), Ebenda 9., 16. Mai 1893. — M. I.
Gedeon, IIsQiXrjnuxfj atjfielüMns negi xtüy iy KjioXh xnrd roV if aldiya ßv^ayfiytiy yumr,
SvXXoyoSy jofAos xy (1893) 39-41; 57. - D. Beljajev, Das Eukterion des hl. KonaUn-
tinos bei der Porphyrsäule auf dem Forum des Konstantinos und die dort vollzogenen Ze-
remonien, Odessaer Jahrbuch IV Byz. Abt 2 (1894) 1 — 22. Vgl. den Bericht von E. Kartz.
B. Z. 4 (1895) 614 f. — N. Krasnoseljcev, Eine Bemerkung zur Frage über die Lage der
Kirche von Chalkoprateia in Kpel, Odessaer Jahrbuch IV Byz. Abt 2 (1894) 309—316.
Zur Bibliographie: G. Destunis, Topographie des mittelalterlichen Konstantinopel,
Joum. Min. 1882 Bd 219 Jan. S. 1—32; 1883 Bd 225 Jan. S. 1—29, Febr. S. 229—263 (Be-
richt über zahlreiche der Topographie von Kpel gewidmete Werke von der Mitte des 16. Jahr-
hunderts bis auf die Gegenwart). — Die ältere Litteratur über Topographie and Denkmäler
von Kpel ist zusammengestellt von 0. Frick in Paulys Realenzyklopädie, Artikel Byzantioin.
Weitere Nachweise wird vermutlich E. Oberhummer bringen, der denselben Artikel f&r
die neue Ausgabe der Realenzyklopädie übernommen hat. — Über die der Topographie tod
Kpel gewidmeten Schriften, die unter dem Namen des Kodinos zusammengefasst werden,
vgl. § 180.
8. Das übrige enropäische Festland.
Ath. Fe tri des, Uegl xov iy r^ dt^fAt^ 'jXayatylas ayßvQedeyioc fieacutayucov ff^v-
Qiov MeXs (in Messenien), JlaQvaacog 10 (1886) 235—241. — L. deLaborde, Les ehre-
tiens et les musulmans dans Facropole d' Äthanes, Revue arch^olog. 4 (1847) 49—62. —
J. Btrzygowski, Die Akropolis in altbyzantinischer 2^it, Mitteil. d. kaiserlich deutschen
archäolog. Instituts, Athen. Abteilung 14 (1889) 271—296 (über die Umwandlung des
Parthenon in eine christliche Kirche und Über die aus byzantinischen Kapitellen und Archi-
travstücken zu vermutende Bauthätigkeit auf der Akropolis in christlicher Zeit) —
J. Strzygowski, 7f fxoyi^ xov xvytjyov iwy (fiXoa6q>vay (in Attika), JeXxioy 3 (1890 — 189*2'
116—128. — Eine musterhafte topographisch-historische Monographie hat die Stadt Serres
in Makedonien erhalten: F. N. Papageorgiu, M liggat xal xd ngodaxua xd negi T«i
2:iQQag xal tj fjioytj ^Iwuyyov xov IlgodQOfiov, B. Z. 3 (1894) 225 — 329 (mit sieben Tafeb).
Dazu Nachträge von A. Papadopulos Kerameus, Viz. Vr. 1 (1894) 673—683. — W.
Tomaschck, Die vorslawische Topographie der Bosna, Herzegowina, Cma-gora und der
angrenzenden Gebiete, Mitteil, der geogr. Gesellsch. in Wien 23 (-- Neue Folge 13) (1880)
497—528; 545—567. — W. Tomaschek, Zur Kunde der Hämus-Halbinsel, Sitzungsber.
Wien. Ak. 99 (1881) 437—507.
4. Die Inseln.
Ch. Bayet, La nöcropole clu^tienne de Milo, Bull, de corresp. helL 2 (1878) 347
bis 359. — N. Petres, Bga;^ela Ttegiygatptj xuiy xvQioidaaxigmy iy A$v*dih ^orwr,
Ilagyauaog 8 (1884) 310—315.
5. Asien nnd Afrika.
P. Chakhathounof, Descripüon de la r^dence patriarcale d'EdehmuidiiB» Ed-
chmiadzin 1842 (mir unzugänglich). — Dazu die Nachträge von Brosseit
9. KuDatgeachichte. 1113
*EIdchiniadziD, rösidence du patriarche des Armeniens, Revue archöolog. 15 (1859) 427 bis
37. — P. D. Kuppas, \4QxaioXoyixai aijfABtoJaeigy SvXXoyogt 'yl^/wtoAo/txiy iniiQonrj, Ila^-
'grtjfAa rov i&' xofAov (1891) 35 — 40 (Topographisches und Epigraphisches aus Chalkedon,
larikioi u. s. w.). — W. Tomaschek, Zur historischen Topographie von Kleinasien im
littelalter I. Sitzungsber. Wiener Ak. 1891 Bd 124. — M. A. Fontrier, Le monastöre
,e Lembos prto de Smyme et ses possessions au XTIP siöcle, Bull, de correspondance
ell^n. 6 (1892) 379—410 (über die Lage, die Grenzen und den Besitzstand dieses von dem
Caiser von Nikaea Johannes Dukas Batatzes gegrOndeten Klosters). — P. Grego-
iades, 'H Uqd fAovrj rov Sivä xata xijy Tonoy^a(piKijy, U/roQiXfjy xal dioixrjnxrjy avt^s
no^iy, Jerusalem 1875.
9. Kunstgeschichte.
^ Zasammeiifasaende Daratellimgen. Begriff der byzantinischen Kunat. Quellen.
F. W. Unger, Christlich-griechische oder byzantinische Kunst, Erschund Grubersche
Cncyklopädie I. Sektion, 84. — 85. Bd (1866 — 67) (erster Versuch einer Gesamtdarstellung,
ler jetzt freilich als misslungen erscheint). — NikodimKondakov, Geschichte der
»yxanünischen Kunst und Ikonographie, Odessa 1876 (russ.). Dasselbe Werk erschien in
ranzdsischer Bearbeitung als: Histoire de l'art byzantin consid^r^ principalement dans les
niniatures etc., Edition fran9aise originale, publice par Tauteur, sur la traduction de M.
Trawinskij et pr^öd^e d'une pr^face de M. A. Springer, professeur & Tuniversit^ de
>ipzig. 2 Tomes, Paris 1886—1891. Vgl. die Besprechung von Ch. Bayet, B. Z. 5 (1896)
l91 — 195. — Ch. Bayet, L'art byzantin, Paris (ohne Jahreszahl, aber wohl 1883 erschie-
len). — Kurze Übersicht der byzantinischen Kunstgeschichte von J. Strzygowski im
4ehx6y iyxvxXortaidixoy 3 (Athen 1892—1893) 119—122. — G. E. Maurogiannes,
HvCayriy^ xixyri xal BvCayttyoi xalUi^X'^'^h Athen 1893 (kurze Übersicht, in der aber die Monu-
nente zu wenig berttcksichtigt sind). Vgl. die Besprechung von J. Strzygowski, B. Z. 3
1894) 409 f., und J. S., Viz. Vr. 1 (1894) 701-721. — Skizze der byzantinischen Kunst
Ton Karl Sittl, Archäologie der Kunst, Mttnchen 1895 (Handbuch d. klass. Altertums wiss.
$. Bd) S. 773 — 801 (grösstenteils nur unverarbeitete und unzuverlässige Notizen). — Fr.
S[. Kraus, Geschichte der christlichen Kunst. Erster Band: Die hellenistisch-römische
Sunst bei den alten Christen. Die byzantinische Kunst. Anfänge der Kunst bei den Völ-
kern des Nordens. Freiburg i. Br. 1896. — J. Strzygowski, Die byzantinische Kunst,
B. Z. 1 (1892) 61—73. Handelt über prinzipielle Fragen, bes. über den Begriff der byzan-
inischen Kunst und ihr Verhältnis zur antiken, altchristlichen und orientalischen Kunst.
— Jul. V. Schlosser, Heidnische Elemente in der christlichen Kunst des Altertums, Bei-
lage zur <Münchener> Allgemeinen Zeitung vom 26., 27., 30. Okt. 1894 (Nr. 248, 249, 251).
— F. W. Unger, Quellen der byzantinischen Kunstgeschichte, 1. Bd, Wien 1878; an der
VTollendung des Werkes wurde der Verfasser durch den Tod verhindert. — Dazu die zu-
sammenfassenden kunstgeschichtlichen Werke, bes. Carl Schnaase, Geschichte der bil-
ienden Künste 3 (1844) 93—235 = 2. Aufl. 3 (1869) 105—301, und Anton Springer, Hand-
bach der Kunstgeschichte, Illustrierte Ausgabe 2 (Leipzig 1895) 1 — 79.
2. Spesialschriften d. h. Daratellangen der Kunst einzelner Zeitabschnitte nnd
einzelner Gebietsteile.
A. Einzelne Zeitabschnitte: P. Allard, L'art paien sous le« empereurs chrötiens,
Paris 1879. — Ch. Bayet, Recherches pour servir ä Thistoire de la peinture et de la
sculpture chretiennes en Orient avant la querelle des Iconoclostes, Paris 1879 (= BibHoth^uo
des ^coles fran^aises d*Ath^nes et de Rome, fasc. 10). — Skizze der christlich-griechischen
Kunst im 6. Jahrb. von Frau J. B. Bury, in ihres Gatten History of the later Roman
»mpire 2 (London 1889) 40 — 54. — ***, El arte en la edad-media: origenes del arte cristiano,
J arte byzantino etc. en los siglos XIU y XIV, Madrid 1894 (mir unzugänglich). — N. Pisa-
e vskij, Die Bedeutung des Bildersturmes in der Geschichte der kirchlichen Kunst, Ötenija
1.
1114 Bysantiniache Litter atnrgMohioht«. Allgemein« Bibliographia. t|
I
in der Gesellschaft der Freunde religiöser Bildung 1894 Angnstheft S. 157 — 178 (ni9a.)(ü
imzugAnglich). — Ober die Bedeutung des Bilderstreites für die Kunst des Abendiudei
handelt Franz Friedr. Leitschuh, Greschichte der karolingischen Malerei, Berlin 18d4
S. 9 — 31: Die Libri Carolini und der Bilderstreit — Ausserdem sind natfirlich für die An-
fänge der byz. Kunst die der frühmittelalterlichen Kunst gewidmeten Werke beizozieheB
wie R. Garruci, Storia dell' arte cristiana nei primi otto secoli della chieaa, 6 Bde mit
550 Tafeln, Prato 1873—1881.
B. Einzelne Gebietsteile (einzelne Städte, Klöster, Kirchen): 1. Kon-
stantin opel: Ch. G. Heyne, Prisca artis opera quae Constantinopoli extiüase meiiio>
rantur, Commentationes Soc. regiae scient. Gotüngensis 11 (1793) Comment. histor. et
philol. 1 —38. Derselbe : Serioris artis opera quae sub imperatoribus byzantinis facta meao-
rantur, ebenda S. 89 — 62. Derselbe: De interitu operum cum antiquae tum serioris arüs
quae Cpoli fuisse memorantur eiusque caussis ac temporibus, ebenda 12 (1796) 273 --3(E
Derselbe: Artes ex Cpoli nunquam prorsus exulantes usque ad instauratas in occidentc
artium officinas, ebenda 13 (1799) 5 — 22. — J. Sreznevskij, Die hl. Sophienkirche ii
Byzanz nach der Beschreibung eines russ. Pilgers aus dem Ende des 12. Jahrhimderts,
Trudy des 3. archäolog. Kongresses in Russland, der im August 1874 in Kiev stattgefoBd»
hat, 1 (Kiev 1878) 95 — 109. — A. Leval, Les principales mosalques, peintnres et scalp-
tures existant ä Kahri^-Djami ä Constantinople. Texte (catalogue expUcatif) avec 42 photo-
graphies, Konstantinopel 1886. — Nikodim Kondakov, Die byzantinischen Kirchen and
Denkmäler Kpels, Odessa 1886 (Schriften des 6. archäolog. Kongresses, T. IQ) (mss.). Vgl
die Besprechung von G. Destunis, Joum. Min. 1887 Bd 250 8. 803—324 (russ.). — G.
Laskin, Bemerkungen über die Altertümer Kpels, Viz. Vr. 3 (1896) 337—340. — Über
die antiken Kunstwerke im mittelalterlichen Kpel vgl. § 123, 2 (S. 283) und Anm. 2.
2. Das übrige europäische Festland: A., Christliche Altertümer Griechenlaadi,
Journ. Min. 1854 Bd 81 Abteil. U 31—68; 148-230 (mit Planskioen) (russ.). Handelt
über die byzantinischen Kirchen in Athen, über EQöster im Peloponnes u. s. w. — Charle«
Diehl, L'öglise et les mosalques du couvent de Saint-Luc en Phocide, Paris 1889 (= BibL
des ^coles fran9. d' Äthanes et de Rome, fasc. 55). — G. Lampakes, Igiaxiayuc^ ^9Z^^
Xoyia rtjg fjiovtjg Jafpyiov, Athen 1889. — Jos. Strzygowski, Reste altchristlicher Kunst
in Griechenland, I. Architektur, IT. Skulptur, Rom. Quartalschr. 4 (1890) 1 — 11; 97—109.
— G. Millet, L'^glise de St. Andr^ et le monastäre de S^« Philoth^e ä Äthanes, B. Z. 1
(1892) 646 — 648 (kurze Beschreibung). — Spyr. Paganeles, BvCayriKij »^J»77. ö Mufr^i.
lEaritt (Tagesausgabe) vom 20. Sept. 1894 (Rettungaruf für die byzantinischen Denkmils
der Stadt Mystras bei Sparta). — G. Millet, Rapport sur une mission ä Mistra, Bull, d*
corresp. hell. 19 (1895) 268—272. — Heinrich Brockhaus, Die Kunst in den Athoe-
klöstem, Leipzig, Brockhaus 1891, ein trefiElich ausgestattetes Werk, welches über alle
Hauptpunkte des Themas gut unterrichtet. Nachträge lieferte J. Strzygowski, B. Z. 1
(1892) 347—351. — F. Kanitz, Serbiens byz. Monumente, Wien 1862. — Gebr. SkorpiL
Die mittelalterl. Kirchen und Kirchhöfe in Sofia, Sbomik blgarsk. Bd 2 (bulg.). — D. Mac
pherson, Antiquities ofKertsch and researches in the Cimmerian Bosphorua, London 1857.
3. Die Inseln: A. A. Dmitrijevskij, Patmische Skizzen, Trudy Kievskoj duck
ak. 1893 März S. 316—371 (über die Kirchen von Patmos, ihre Ornamente und die Schlt»
des Skeuophylakion des Johannes-Klosters). — Jos. Strzygowski, Nea Moni auf Chioi
B. Z. 5 (1896) 140 — 157 (mit drei Lichtdrucktafeln). — Vgl. auch die Abteilung Inseln m
den Rubriken , Geographie* und «Topographie*.
4. Kleinasien und Afrika: Melchior de Vogfl^, Les ^glises de la Terre Sainte.
Mit 30 Tafeln und vielen Textbildem, Paris 1860. — ***, Kuixer Abriss des Wachstums der
Jerusalemer Bauten von der Zeit des Titus bis zu den Kreuzfahrern, Mitteilungen (Soob^eniJA
der k. orthodoxen Palästinagesellsch. 1895 Februarheft S. 5— 21 (russ.). — N. Kondakov.
Reise nach dem Sinai im Jahre 1881, Odessa 1882 = Bd 33 der Zapiski der neumssischfD
Universität in Odessa (russ.) (Altertümer des Klosters, Miniatoren vu 8. w.). Vgl. die Bc
9. Knnatgeflcbiohta. 1115
sprechung von V. Stasov, Joum. Min. 1883 Bd 226 S. 325—346 (niss.) — G. Millet, Les
monasieres et les Elises de Trebizonde, Bull, de corresp. hell. 19 (1895) 419—459. —
Daza die Erg&nznng von Jos. Strzygowski, Les chapiteaox de Saint-Sophie ä Trebizonde,
BuU. de corresp. hell. 19 (1895) 515—522.
5. Italien: C. Fr. v. Rumohr, Italienische Forschungen 1 (1827) 291 flf., 3 (1831)
186 ff. — ***, Erzeugnisse der byzantinischen Kunst in Italien, Joum. Min. 1855 Bd 89
Abteil. VII 118 — 121 (kurze Aufz&hlung byzantinischer Gemälde, Mosaiken und Fresken
in Italien). — Dom. B. Gravina, H Duomo di Monreale illustrato etc. Mit 90 Tafeln.
Palermo 1859—69. — H. W. Schulz, Denkmäler der Kunst des Mittelalters in ünter-
italien, 4 Bde mit Atlas, Dresden 1860. — Dem. Salazaro, Studi sui monumenti dcUa
Italia meridionale dal IV« al Xm<> secolo, 3 Bde in Gross-Folio, Neapel 1871—1877—1881
(sahireiche kolorierte Abbildungen von Mosaiken, Fresken u. s. w.). — G. Clausse, Basili-
qiies et mosalques chr^tiennes. Italie-Sicile. 2 voll., Paris 1893. Vgl. die Besprechung
von Ch. Diehl, B. Z. 4 (1895) 136—138, und von J. P. Kirsch, Historisches Jahrbuch
16 (1895) 916. — Ed. Jordan, Monuments byzantins de Calabre, M^langes d*archöologie
et dliistoire9 (1889) 321—335. — Charles Diehl, Le monastdre de S.Nicolas di Gasöle
prte d* Otranto, Mölanges de T^cole fran^. de Rome 6 (1886) 178—189. — Ch. Diehl,
Notes sur quelques monuments byzantins de Tltalie meridionale, M^langes d^arch^ologie
et dliistoire publik par T^cole fran^aise de Rome 10 (1890) 284—302; 11 (1891) 1—52;
12 (1892) 379—405. Der erste Teil handelt fiber die religiösen Zentren des byzantinischen
Kalabriens, nämlich Rossano, die Abtei de Santa Maria del Patir, Santa Severina, Catan-
saro und Reggio; der zweite über die Eremitengrotten und die unterirdischen Kapellen der
Gegend von Tarent; der dritte über eine unterirdische und mehrere oberirdische Kapellen
bei Otranto. — Die genannten und andere Arbeiten hat Ch. Diehl zusammengefasst in
seinem schönen Buche: L*art byzantin et son influence sur les arts en Occident, Paris
(1894). Vgl. die Besprechungen von A. Kirpiönikov, Viz. Vr. 2 (1895) 666—673, von
N. Pokrovskij, Christ, ötenie 1895 Sept. -Okt. S. 377—388, E. Dobbert, Repertorium
f. Kunstwiss. 19 (1896) 49—60, J. Strzygowski, B. Z. 5 (1896) 600 f. — 0. S., Ravenna
und seine Altertümer, Joum. Min. 1877 Bd 191 Juni S. 130 ff.; Bd 192 Juli S. 1—36 (russ.).
— Charles Diehl, Ravenne, ^tudes d'arch^ologie byzantine, Paris 1885. — Hauptwerk
fiber die Marcuskirche in Venedig: La Basilica di San Marco in Venezia, illustrata nella
Btoria e neir arte da scrittori Veneziani, 13 Teile, Venedig, Ferd. Ongania 1878 — 1893.
Auch in französischer Übersetzung von A. Cruvelle. — Carl Neumann (Mannheim),
Die Marcuskirche in Venedig, Preussische Jahrbücher 69 (1892) 612—657 und 737—760.
Besprochen B. Z. 1, 359 f.
8. Schriften Tennischten Inhalts.
Manches Byzantinische enthält das grosse Abbildungswerk von D'Agincourt, Hi-
stoire de Tart par les monuments depuis sa döcadence au IV^' siöcle jusqu* ä son renou-
▼ellement au XVI". 6 Bde mit 325 Tafeln. Paris 1823. Auch in deutscher Bearbeitung
▼on A. F. V. Quast. 3 Bde. Frankfurt a. M. ohne Jahrzahl. In englischer Übersetzung,
8 Bde, London 1847. — P. A. Dethier, Nouvelles d^couvertes arch^ologiques faites ä
Cple, Epel, Imprimerie Centrale 1867 (Grab einer Enkelin Justins II, Basrelief, Medaillen,
ein Monument Theodosios' II). — Joh. Wilh. Appell, Monuments of early Christian art,
sculptures and catacomb paintings. London 1872. — G. Lampakes, MeXitai, igyaalui
xai negiijytjireig itup htSy 1892 — 1893. — Jos. Strzygowski, Drei Miszellen, Ehrengabe
zum 70. Geburtstage De Rossis, herausgegeben von A. de Waal, Rom 1892 8. 394—403
(= Rom. Quartalschr. 7 [1893] 1—10). Handelt über die Weihinschrift Theodosios* des
Grossen am goldenen Thore in Epel, ein koptisches Grabrelief aus Kairo, die Maria Orans
in der byzantinischen Kunst.
4. Ikonographie und Symbolik.
A. Zusammenfassende Werke: Ferd. Piper, Mythologie und Symi
christlichen Kunst von der ältesten Zeit bis ins 16. Jahrhundert^ 2 Bde, Wen
1116 B^KUttiniacbe LitUratorgeBohlohte. AI
lg51. ^ F. Piper, Einleitnng in die montunentale T
BerUckBichtigung der byzantinischen Kunst), — Mar
chrttiennea, Paris 1865. — Sergias Gregor Stri
(Ikonopianyj licevoi podlinnik), Hoskau ^869 (enÜifilt D
Hbs) (mir uiuugänglich). — W. Smith and Ä. Chei
quitdea, 2 voll., London 1875—1880. — Fr. X. Kran
Altertümer, 2 Bde, Freiburg 1882—1886. — Ch. Be
York 1888 (mir nnzngftnglicb). — Andrö Pöratö, L
— N. V. Pokrovskij, Denkm&ler der orthodoxen Iko
liehen Periode. Denkmäler der byzantinischen Ikone
Ctenie 1893 nnd 1894 (Hilfamittel für AnfKoger). —
altcbristlichen Kunst, Manchen 1895. Vgl. die Bespr
5 (1896) 347-350. — Einige altera Litteratw zur
Koostlin, Oeschichte des christlichen GottesdieDates,
B. SpeEialschriften: 1. Schriften veri
Über die Einwirkung der Apokryphen auf den Ritas 1
1885 Bd 242 S. 97— 115 (mss.). — E. Mönti, 6tud
sor le moyen-ftge, premiöre aärie, Paris 1887. — A.
der Heiligenmalerei und der volkstOmUchen and geleb
8. archfiolog. Eongressea in Moskau II 213—229 (russ.
Materialien lur byzantinischen nnd aKrussischen Ikon<
und Notizen herausgeg. von d. Moskauer Archaolog. Gi
Auf den zweiten Artikel von Rjedin bezieht aicb ein
Legende Ober den Tod des Kain, ebenda Nr. 12 (i
Weber, Geistliches Schauspiel und kirchliche Eunet i
Ikonographie der Kirche und Synagoge. Mit 10 Abbil
bildem. Stuttgart 1894. Hier S. 133-136: Kirche i
Kunst. — Priestermönch Joann, Das Zeremoniei
caerimonÜB aulae byzantinae) als kirchlich-arch&ologiB«
unzugänglich). Vgl. die Kritik von D. Bjeljaev, Viz.
berger. Die Gräberfunde von Achroim-Panopolis um
Leben der alten Kirche, Historisch-politiache Blatter 1
2. Schriften zur spexiellen Ikonographi
in der Kunst des frltheu Mittelalters, mit besonderer '.
tateuch, Abhandl. der phil.-hist. Cl. d. k. sBchs. Gese
J. J. Tikkanen, Die Genesismosatken von S.Marco i
Miniaturen der Cottonbihel nebst einer Untersuchung
liehen Gene8i8durst«llnngen bes. in der byzantinische
Lichtdruck tafeln. Acta societatis scientianun Fennicae
N. Pokrovskij, Das Evangelium in den ikonograph
tiniachon und russischen, Petersburg 1892 (russ.). V|
tajev, Joum. Hin. 1892 Bd 279 Febmarheft S. 494—
(1894) 186-188, Th. J. Buslajev. Christ, (tenie
J. Pomjalovskij, Viz. Vr. 1 (1894) 407—412, A. J.
archäolüg, Gesellsch. VH 3—4 Beilage 8. LXXXTIII-(
Les apocalypses iliumin^a manuscritea et xylographii
laev, 82 russische Bilderapokalypsen. Sammlung voi
kalypseu in russischen Handschriften des 16.-19. Jah
1884 (niss.). — Fr. Wiegand, Der Erzengel Michae
tinischen, altitalischen und romanischen Kunst, Statt;
Ikonographie der Taufe Christi, Manchen 1885. — Ma
hurt Christi in der bildenden Kunat, StuH«art 1890. — A.
9. Eanstgeaohiohta. 1117
ie der Geburt Christi. I. Die Reise nach Bethlehem. Zapiski d. k. mss. archäolog.
Geaellsch. VII 1. 2 S. 95— 104 (mir unzugänglich). — Ferd. Noack, Die Geburt Christi
in der bildenden Kunst bis zur Renaissance, Darmstadt 1894. Vgl. die Besprechung von
J. Strzygowski, B. Z. 4 (1895) 601—605. — £. Dobbert, Die Darstellung des Abend-
maldes durch die byzantinische Kunst, Zahns Jahresber. für Kunstwiss. 4 (1871) 281 — 346;
ansf&hrlicher im «Repertorium f. Kunstwissenschaft* 15 (1892) 357—384. — A. J. Kirpii-
nikov, Die Deesis im Orient und Occident und ihre litterarischen Parallelen, Joum. Min.
1893 Bd 290 Nov. S. 1—26 (russ.). — F. A. Lehner, Die Marienverehrung in den ersten
Jahrhunderten. Mit 8 Doppeltafeln in Steindruck. 2. Aufl., Stuttgart 1886. — ♦**, Eixot^es
Tiyc »eoroxov xttXovfdsrai t^g XcQCoyijaovy ^xX/JX. 15 (1895—1896) 231 f. — G. Millet,
Qaelques repr^sentations byzantines de la Salutation ang^lique, Bull, de corresp. hell. 18
(1895) 453—483. — L. J. Guenebault, Essai sur Ticonographie des apötres, leurs attri-
bnts, leurs costumes etc., Revue archäolog. 7 (1850) 294 — 310. — Joh. Ficker, Die Dar-
stellung der Apostel in der altchristlichen Kunst, Leipzig 1887. — A. A. Pavlovskij,
Zur Frage Über die Darstellungen der Evangelisten, Denkschriften der k. russ. archäolog.
Geaellsch. Bd 7 (1894) (über Evangelienbilder in den Codd. Athen. 57, 87, 151, 163). ~
D. Ainalov, Die Details der palftstinensischen Architektur und Topographie auf den Denk-
nüüem der christl. Kunst, Mitteilungen (Soob§6enija) der k. orthodoxen Palftstinagesellsch.
1895 Juniheft S. 335—361 (russ.) (über Darstellung verschiedener Bauten in Palästina auf
Denkmälern des 5. — 8. Jahrb.). — Jos. Strzygowski, Die Tyche von Kpel, Analecta Grae-
ciensia, Graz 1893 S. 141—153 (über die zwei antiken Tychetypen von Kpel, die später durch
die Panagia ersetzt wurden). — A. J. Kirpi(nikov, Wunderbare Statuen in Kpel, Odessaer
Jahrbuch IV Byz. Abteil. 2 (1894) 23—47 (russ.) (handelt im Anschluss an Strzygowskis
Arbeit .Die Tyche von Kpol*^ über einige an byzantinische Statuen sich anknüpfende volks-
tSmliche Anschauungen). — E. v. Barsov, Altrussische Denkmäler die Krönung der Caren
von Russland betreffend, Vorträge der Moskauer Gesellschaft für Geschichte und Altertümer,
Moskau 1883 Bd I 1-160 (russ.).
5. Theorie, Technik und Ästhetik der byzantinischen Kunst.
Die wichtigste Originalquelle über die traditionellen Vorschriften der byzantim'schen
Maltechnik und Ikonographie ist das berühmte im Jahre 1468 von dem Mönche Dionysios
aus Phuma rtoy *AyQa(fiav verfasste Malbuch des Athos: 'Egfirjyeia xvSy ^tayQaqxov^ Athen
1853; 2. Ausgabe von A. Konstantinides, Athen 1885. Französisch übersetzt von Didron,
Manuel d*iconographie chr^tienne grecque et latine, Paris 1845. Deutsch von G. Schäfer,
Das Handbuch der Malerei vom Berge Athos, Trier 1855. Russisch von Bischof Por-
phyr ins, Kiev 1868. Vgl. Buslaev, 82 russische Bilderapokalypsen (s. o. Nr. 4 B 2), Text-
band S. 140—161, und C. Schnaase, Geschichte der bildenden Künste« 3 (1869) 286 ff.
— Sp. P. Lampros, navaymiov Jo^agü negl ^wyQaffLag^ /fi^dypaqpov rot; ,a\ffxg' vvv
t6 TtQWfoy fiextt ngoXoyov ixMofÄBvov, *Ev 'JdijyairS 1871. — Dazu auch die unten (Nr. 8 C)
zitierte Schrift von Ch. Bayet, Notes sur le peintre byzantin Manuel Panselinos etc. —
Jak. Ch. Dragatses, ^Idiot^onia trjg tix^V^ ^^ ^fl ^**^^ BvCayrivtoy ayioygarplif, UaQyuaaog 6
(1882) 383—396, erklärt das eigentümliche schwärzliche Kolorit, welches in der
byzantinischen Kunst bei den Bildern Christi und der hl. Jungfrau beliebt ist und nun
vom Volke gewöhnlich auf eine Beschädigung durch eine Feuersbrunst zurückgeführt wird,
aus der uralten Neigung, Gegenstände der Sakralkunst möglichst altertümlich erscheinen
zu lassen und aus der damit zusammenhängenden Gewohnheit dei Maler, die nachgedunkelten
Farben ihrer Vorbilder bei der Herstellung neuer Bilder getreu nachzuahmen, wodurch die
Bilder im Laufe der Generationen natürlich inuner dunkler werden mussten. — Speziell die
russische Heiligenmalerei betrifft die anonyme Schrift: Über Bildermalerei (0 Ikonopisanij),
Moskau 1845. Vgl. die Besprechung von B. F., Joum. Min. 1847 Bd 56 Abteil. VI
201-215. — A. Muravjev, Über kircliliche Malerei, Joum. Min. 1854 Bd 81 Abteil.
1^7— 107 ^niss.). — G. Typaldos Kozakes, Tu atoirX^iu tr]<: fiviuyii^vijg ttx^fiS, Ua^yucoui
1118
BTiKutiniBoh« UtterfttnrgaMbiobt«. A]
1
15 (1892) 74—78. — Über das byzanüniflclie Pflinr
ZnaammenhaDge AI. Riegl, Grandlegungen zn eine:
1803 S. 272—302. — Zar byuntimscbei) KnnstMiffaua
hSfiBcbe Kunst des ÄbeDdlandeB in byiiintiiiücher Bc
f. !(st«rreicb. Geechichtoforach. 17 (1806) 441-456
rungen abeodlandiBcber Bilderteppiche).
6. Arohitaktnr.
A. ZDSammeitf&Bflende Werke: Eine Sa
Kirchen im Kbnigreich GriecheDland gibt: A. ConcI
Grfece, Paris 1842. -- Vgl. auch J. B. Eaura, BaaeD
ProjekUu doriecbeu Styles. Hit 70 Tafeln. Leipag
christlicheD Kirchen nach den Baudeukmalen and Slti
des altchristlicben Banatyla auf den Eirchenbau alle
Karlsruhe 1862—1863. — Ch. Teiier et R. P. I
recueil de monoments des premiers tempa da cbriat
vielen Tafeln). — Edw. Fresbfield, Oo byzantine
(London 1873) S88— 392. — Gnt aosgefDhrte PIftne d
eicbtignng des plastischen, malerischen and dekorat
Kachrie-Djami) von D. Pulgher, Les anciennM 6\
Vienne 1880. — Hauptwerk Ober byzantinische Are]
chei les Byiantins, Paria 1884. — Dehio und Bezol
altere. Bis jet^t 4 Lieferungen Text ond 2 Bde Ta
zinger, Die altcbriHtliche Architektur in eystemati
P. D, KnppaS, Utgi oixodefi^i ßviavtinör vaär, Ii
Jl/XKioi. inijQonij, llagägi. lov x — aß' töfiav (189!
der byzantinischen Kircbeuarchitektnr in drei Periode
Üon einiger Zisternen). — Ein groBses Werk Ober die
land wu^ vorbereitet von den Engländern Schnitz t
folge des hohen Preises (263 Fra.) die Zahl von 8n
des Druckes abbftngig gemacht ist, noch immer nicht
B. Spezialscbriften: L Konstantinopel: '
bau der Sophienkirche in Kpel, Joom. Min. 1844 Bd 41
berg, Attchristliche Baudenkmale von Kpel vom 3.
Sabcenberg wnrde ansfobrlich besprochen von Frhr.
Wien. Ak. 15 (1855) 348—360. Gegen einige Pud
Paulus Cassel. Aus der Hagis Sophia, Erfurt 1856 (
in der Inschrift der Sergiashirche; Narthex; Ambo;
palais imperial de Cple et sea abords, Paris 186
orientierende Artikel von G. Hertzberg, Byzantinifl«
sehr. 51 (1883) 451-462. — Jos. Striygowski,
bncb d. k. deutschen arcbSologischen Instituts 8 (l
Bsrold Swainson, The cbnrch of Sancta Sophia,
ding. London & Kew-York 1894 (Hauptwerk). Vgl.
B. Z. 4 (1895) 607—614. — D. Beljajev, Die Kirc
in Kpel am 28. Juni 1894, Viz. Vr. 1 (1894) 769-79
innere Ansicht der Kirchs der hl. Eirene in Kpel,
Abbildungen). — Benj. Paluka, Ruinen eines byzantin
Mitteil. d. deutschen Exkutsions-Klabs in Kpel 2 (18!
Paluka, Die Sflule Konstantins VII Porphyrogennetos
(1896) 158 f. (Über die Bauart des SteinpfeUars).
2. Das übrige Europa: Jos. Strzygowsl
9. KunBigesolii«^''^^. mg
XttXxidi, JsXtioy 2 (lSSb—lS82) 711-728. — J. StrZjrgowski, Reste altchrisÜiclier Kunst
in Griecbenland. I. Architektur. Rom. Quartalschr. 4 (1890) 1—11. — Jos. Strzygowski,
Inedita der Architektur und Plastik aus der Zeit Basilios I (867-886), B. Z. 3 (1894)
1 — 16 (tther die Klosterkirche von Skripu in Böotien und die byzantinischen Substruktionen
der £cole des Beaux Arts in Kpel). — K. F. Kinch, L*arc de triomphe de Salonique,
Copenhague 1890. — I. Laurent, Sur la date des öglises S^ Döm^trius et S^^ Sophie k
Thessalonique, B. Z. 4 (1895) 420—434. — A. L. Bertier-De-La-Garde, Ausgrabungen
in der (taurischen) Chersones. Materialien zur Arcbftologie Russlands. N. 12. Petersburg
1893 (russ.) (über Reste eines alten Baptisteriums u. s. w.). — G. W. Schmidt,
Römische, Byzantinische und Germanische Baudenkmale in Trier und seiner Umgebung.
5 Lieferungen mit 44 Kupfertafeln und Stahlstichen, Trier 1836 — 1845. — F. y. Reh er,
Der karolingische Palastbau. I. Die Vorbilder. IL Der Palast zu Aachen. Abhandl. bayer.
Akad. IIL Cl. 19 (1891) 715-803 und 20 (1892) 189-249. Besprochen B. Z. 1, 641 f.
3. Asien und Afrika: Melchior de Vogüö, Les ^glises de la Terre Sainte,
Paris 1860 (auch über Denkmäler in Cypem und Rhodos). — M. de Vogttö, Syrie cen-
trale. Architecture civile et religieuse du I. au VII. sidcle, 2 tomes, Paris 1865 — 1877
(vorzügliches Werk). — Fr. W. Unger, Die Bauten Constantins des Grossen am hl. Grabe
zn Jerusalem, in Benfeys „Orient und Occident* Bd 2, Göttingen 1863. — Job. N. und
Bernh. Sepp, Die Felsenkuppel, eine Justinianische Sophienkirche und die übrigen Tempel
Jerusalems, München 1882. — Job. N. und Bernh. Sepp, Neue Forschungen über die
Felsenkuppel in Jerusalem, München 1890. -- B. Mansuroy, Die Basilika des hl. Kon-
stantin in der hl. Stadt Jerusalem, Moskau 1885 (russ.) (mir unzugänglich). ^- J. R. Mac-
pherson, The church of the Resurrection or of the Holy Sepulchre, The English Histor.
Beview 7 (1892) 417—436; 669—684 (gibt eine Geschichte der Kirche des hL Grabes,
indem er die Bauthfttigkeit des Kaisers Konstantin, dann die Gebftude des Modestus unter
• Kaiser Heraküos, die des Kaisers Konstantin Monomachos und endlich die der Kreuzfahrer
Bebildert). — Über eine byzantinische Kapelle bei Hadjilar in Karien berichten W. Kubit-
■ ■chek und W. Reichel, Anzeiger d. phil.-hist. Cl. d. Wiener Ak. d. Wiss. vom 16. Nov.
- 1893. — D. Grimm, Monuments d'architecture byzantine en G^orgie et en Arm^nie,
Lieferung 1—5, Petersburg 1860 (mir unzugänglich).
4. Unterirdische Bauten: Julian Kulakowsky, Eine altchristliche Grabkammer
in Kertsch aus dem Jahre 491, Rom. Quartalschrift 8(1894) 49—87. Auch russisch in:
' Materialien zur Archäologie Russlands, Nr. 6, Petersburg 1891. Besprochen von V. Latyfiev,
; Jonm. Min. 1891 Bd 278 S. 393—405 (russ). — A. G. Paspates, negl uyog tmoyeiov xai
: myatigytjg nagd to aQX'"^^^ ^^^ BvCavtlay nQaufoQiop, IvXXoyog, JlaQaqxrj^a xov ly tofiov
(1881) S. 33f. — Benjamin Paluka, Byzantinische Cistemen, Mitteilungen d. deutschen Ex-
knrsions-Klubs in Kpel 1 (1893) 48 — 56 (über eine Gisteme bei der Moschee Mahmud
Pascha). — PhiL Forchheimer und Jos. Strzygowski, Die byzantinischen Wasser-
behälter von Kpel. Beiträge zur Geschichte der byzantinischen Baukunst und zur Topo-
graphie von Kpel, Wien 1893 (= Strzygowski, Byzantinische Denkmäler IT) (Hauptwerk).
Vgl. die Besprechung von Fr. v. Reh er, B. Z. 4 (1895) 128—136, und die Gegenbemerkung
von J. Strzygowski, B. Z. 4 (1895) 593 Anm. — Jos. Strzygowski, Die Zisternen
von Alexandria, B. Z. 4 (1895) 592 f. — B. Paluka, Eine unbekannte byzantinische
Zisterne, B. Z. 4 (1895) 594-600. — Dazu auch die oben in der Rubrik A ritierte
Schrift von Kuppas.
7. Skulptur.
Cl. Fr. Menestrier, Description de la belle et grande colonne histori^e dress^ en
l'honnenr de Fempereur Thöodose, dessin^e par Gentile Bellini, Paris 1702. — E. Müntz,
Xja colonne Th^odosienne ä Cple d*apr^s les pr^tendus dessins de Gentile Bellini conserv^s
au Louvre et ä Föcole des beaux-arts, Revue des et. gr. 1 (1888) 318—325 (mit einer
Tafel). — P. A. Dethier, L*Agoust^e ou la statue de Justinien I, reconstruite d*apr^s un
Hessin conserv^ dans le Serail (war nach dem Schriftenveraeichnis bei Dethier, Nouvellea
1120 Bysantinisohe litteratorgesohiohte. Allgemeine Bibliographie.
d^couvertes etc. (s. o. Nr. 3) 1867 „boub presse a Tacad^mie de PesÜi*) (mir anziig&iiglicH ~
Fr. W. Unger, Über die vier Kolossals&ulen in Cpel, Repertoriam f. KunstwiasiMMchift 2
(1879) 105—137. - J. Strzygowski, Reste altchristlicher Kunst in GriechenkDi
IL Skulptur. Rom. Quartalschr. 4 (1890) 97—109. — J. Strzygowski. Die altbyxaaü.
nische Plastik der Blütezeit, B. Z. 1 (1892) 575—590 (handelt über Skulpturen im K. otl».
manischen Museum im Tchinili-Eiosk zu Epel). — Jos. Strzygowski, Die Siale dei
Arkadius in Kpel, Jahrbuch d. k. deutschen archäologischen Instituts 8 (1893) 230—249. —
Jos. Strzygowski, Das Berliner Moses-Relief und die Thüren von Sta. Sabina, JahriiQck
d. k. preuss. Kunstsammlungen 14 (1893) 65—81. — H. Grisar S. J., Kreuz und Kreos-
gung auf der altchristlichen Thflre von S. Sabina in Rom, Rom. Quartalschr. 8 (1894) 1—48
(hält die Thftre im Gegensatz zu Strzygowski für ein römisches Werk). — G. SchlnB-
berger, Bas-relief du campo Angaran ä Venise repr^entant un empereur byiantio ^
X® siäcle, B. Z. 2 (1893) 192—194. — Thomas Hayter Lewis, Byzantine sculptoni
found at Almas, Memoirs of the Egypt Exploration Fund, Nr. 11 (I). London 1894 (miru-
zugänglich). — D. Ainalov, Szenen aus dem Leben der Gottesmutter an dem Sarkophag
„Adelfia*, Archäolog. Nachrichten und Notizen (Izvjestija i zamjetki) herausg^. von dm
Moskauer archäolog. Ges. 1895 Nr. 5 S. 141—148 (russ.) (mir unzugänglich). — A. Geffroy.
La colonne d'Arcadius ä Cple d*apr^ un dessin in^dit, Monuments et M^moires pobli^ par
TAcadömie des Inscriptions et Belles-Lettres (Fondation Eugene Piot) 1895 S. 99-130.
8. MalereL
A. Zusammenfassende Schriften: K. Görtz, Ober den Zustand der Malm
im nördlichen Europa von Karl dem Grossen bis zum Beginne der romanischen Epoche
(9. und 10. Jahrb.), Joum. Min. 1859 Bd 103 Abt. U 91-138 (russ.). — Wohl nur eis»
erweiterte Buchausgabe dieses Artikels ist: K. Goertz, Ober den Zustand der Malerei in
nördlichen Europa von Karl dem Grossen bis zum Beginne der romanischen Epoche, Moskii
1873 (russ.). Ausführlicher Bericht darüber von E. Dobbert, Repertoriam f&r Konsk-
wissenschaft 5 (1882) 288^302. — A. Weltmann, Die Geschichte der byzantiniachci
Malerei in den Miniaturen, Im Neuen Reich, Jahrgang 7 (1877) 2. Bd S. 761—778. -
E. Müntz, ätudes sur Thistoire de la peinture et de Ticonographie chr^tienne, Paiii
1882. — Georgios Lampakes, XQtariayixtj dyi^oy^atfla jtoy iyyia n^tmr aiaiimr
(1 — 842), Athen 1896. — G. Maurogiannes, *H xoafÄixij rivy BvCayriytSy y^atpixij, 'Eftf-
fiegk ttQX'i^oXoyixrj 1893 Sp. 22—30 (Litteratumach weise über byzantinische Profanmalerei).
B. Miniaturen und Ornamentik: Die Miniaturen des berühmten fUr Baailio« 0 L
geschriebenen Menologiums (= Cod. Vatic. gr. 1613) ed. ziemlich ungenügend Card. Albtai. |i
Menologium Graecorum, 3 Bde, ürbino 1727. Proben auch in den o. und u. erwähnten Werk«
von D'Agincourt und Labarte; ein Blatt in der S. 671 angeführten Ausgabe von drei Hymiiei
des Romanos von J. B. Pitra (Roma 1888). — J. 0. Westwood, Palaeographia aaen
pictoria, London 1845. — J. Labarte, Histoire des arts industriels 8 (1865) 1 ff. -
Archimandrit Amphilochius, Miniaturen und Ornamente in den griechischen Hia^
Schriften der kaiserlichen öffentlichen Bibliothek etc. etc., Moskau 1870 (russ.) (leider i» !»•
alle Publikationen von Amphilochius höchst mangelhaft ausgeführt) — N. Kondikor. lU
Miniaturen einer griechischen Psalterhs aus d. IX. Jahrb. in der Sammlung J. A. Chluiir Jk.
in Moskau, Moskau 1878 (russ.) (mir unzugängUch). - 0. v. Gebhardt und A. Harntck, l^i
Evangeliorum codex graecus purpureus Rossanensis £ literis argenteis picturisque oniata |ifci>
Mit 2 Facsimiles und 17 ümrisszeichnungen. Leipzig 1880. — F. X. v. Funk, DieWlk^
des Codex Rossanensis, Historisches Jahrbuch 17 (1896) 831-342 (setzt den Codex ■Jif.
8. oder 9. Jahrb.). — Ch. Diehl, Notice sur deux mss ä miniatures de la bibliotiiique ii 1^:^
l'universitö de Messine, Mölanges d'arch^ologie et d'histoire de T^cole fran^. de RonnSli
(1888) 309—322. Wiederholt in Diehls L'art byzantin, Paris <1894> S. 249 ff. - JhP
Strzygowski, Die Calenderbilder des Chronographen vom Jahre 354, Berlin 188a -1^ -
Jos. Strzygowski, Eine trapezuntische Bilderhandschrift, Repertorium f. Kunstwissensa tt"
9. KunstgeBohioP^. 1121
390) 241—263 (Abbildungen der 12 Monate). Weitere Litterator zu den Monatebildem
§ 313 Nr. 9 (S. 753 f.). — Graf A. S. üvarov, Byzantiniscbes Album. Bd I (nach
inem Tode herausgegeben), Moskau 1890 (russ.). — £. K. Rjedin, Hss mit byzantini-
hen Miniaturen in den Bibliotheken von Venedig, Mailand und Florenz, Joum. Min. 1891
1 278 Dezemberheft S. 299 — 317 (russ.). — Einen kurzen Oberblick über byzantinische
migraphie und Miniaturmalerei gibt Auguste Molinier, Les manuscrits et les
iniatnres (ein Band der: «Biblioth^ue des merveilles*), Paris 1892 S. 42 — 76 (mir un-
^anglich). — J. J. Tikkanen, Eine illustrierte Klimax-Handschrift der Yaticanischen
bliothek. Acta soc. scientiarum Fennicae 19 (Helsingfors 1893) Nr. 2. Vgl. B. Z. 4 (1895)
!5. — Steph. B eissei S. J., Vaticanische Miniaturen (Miniatures choisies de la biblio-
^ue du Vatican), Freiburg 1893 (Text deutsch und französisch). Über den Inhalt s. B. Z. 4
895) 224 f. — A. Eirpiönikov, Zur byzantinischen Miniaturmalerei, B. Z. 4 (1895)
)9 — 124 (über die Miniaturen zu den Marienfesthomilien des Mönches Jakob in den Codd.
üis. gr. 1208 und Yatic. gr. 1162. Mit 6 Abbildungen). — W. Ritter von Hartel und
r. Wickhoff, Die Wiener Genesis. Beilage zum XV. und XVI. Bde des Jahrbuches der
Biisthistorischen Sammlungen des A. H. Kaiserhauses, Wien, Prag und Leipzig 1895. Die
teren Ausgaben der Wiener Genesis (von Lambecius, Kollar und Garucci) sind durch diese
»rrliche Publikation wertlos geworden. Vgl. die Besprechung von K. K., B. Z. 4 (1895)
)9— 643. — Sechs grosse russisch-byzantinische Miniaturbilder enthält die Facsimileausgabe
ir Offenbarung Abrahams nach dem berühmten Sylvestercodex in Nr. 99 der Publi-
ütionen der k. russischen Gesellschaft der Bibliophilen (mir unzugänglich). Einzelne Heiligen-
ilder u. s. w. sind in den zahlreichen russischen Veröffentlichungen hagiographischen Inhalts
1 finden. — Über Miniaturen in Hss des Kosmas Indikopleustes vgl. § 171 Anm. 2. —
yzantinische Miniaturen u. s. w. auch in den zwei monumentalen Werken: S. G. Seroux
'Agincourt, Histoire de Tart par les monuments, depuis la döcadence au IV® sidcle
isqu*au XVI^ 6 Tomes, Paris 1823. Vgl. o. Nr. 3. — Jules Labarte, Histoire des arts
iduBtriels au moyen-ftge et ä Töpoque de la renaissance, 6 voll., Paris 1864 — 1866; 2. 4d.,
voll.. Paris 1872—1875.
Über das byzantinische Ornament vgl. H. Bordier, Description des peintures et
tres omements contenus dans les mss grecs de la biblioth. nationale, Paris 1883. —
'. Sias 80 ff (VI. Stasovj, Tableaux et compositions cach^s dans les initiales des anciens
inuscrits russes, Petersburg 1884. — Zur Buchillustration und Initialomamentik : Franz
ickhoff, Die Ornamente eines altchristlichen Codex der HofbibUothek, Jahrbuch der
instsammlungen des A. H. Kaiserhauses 14 (Wien 1892) 196 — 213. — Vgl. auch Sophus
aller. Die Tieromamentik im Norden. Aus dem Dänischen übersetzt von J. Mestorf,
unburg 1881 S. 157—166.
C. Tafel- und Wandmalerei: Julien Durand, Note sur un triptyque grec du
nvent de Ghelatt, Bulletin monumental 43 (1877) 113—122 (über ein aus dem 11. Jahrb.
ammendes Triptychonbild im georgischen Kloster Ghelatt im Kaukasus). — Julien
urand, Note sur deux tableaux byzantins, Bulletin monumental 45 (1879) 357 — 379
;,l>er ein Bild im Dreieinigkeitskloster bei Moskau und ein Altarbild in Freising bei
[uneben). — Charles Diehl, Peintures byzantines de l'Italie meridionale, Bull, de corresp.
pll^n. 8 (1884) 264 ff., 9 (1885) 207 ff., 12 (1888) 441 ff. Wiederholt in Diehls L'art
^^Eantin, Paris <1894>. — N. Pokrovskij, Die Wandmalereien in den alten griechischen und
iiEuischen Kirchen, Moskau 1890 (russ.). Vgl. die Besprechungen von A. P., Odessaer Jahrb. II
yz, Abt 1 (1892) Chronika S. 126—133, und von A. Pavlovskij, B.Z. 3 (1894) 186—188. —
.. Pavlovskij, Die Malerei der palatinischen Kapelle in Palermo, Petersburg 1890 (russ.).
eile des Buches erschienen auch in französischer Bearbeitung: D^coration des plafonds de
. Chapelle Palatino, B. Z. 2 (1893) 361—412, und: Iconographie de la Chapelle Palatine,
evue Arch6ol. HI« s^rie, t. 25 (1894) 305—344. — J. Strzygowski, Zwei enkaustische
eiligenbilder vom SinaY im Museum der geistlichen Akademie zu Kiew, in: Byzantinische
'«nkmäler. I. Wien 1891 S. 115-124. — Franz Wickhoff, Das Speisezimmer des
BandlmGli der kla«. AltertuinawtoBenacbafl IX. 1. Abtlg. 2. 1\ÜU ^\
1122 Bysantinische Litteratargeschichte. Allgemeine Bibliographie.
Bischofs Neon von Ravenna, Reperfcorium f. Eunstwissensch. 17 (1894) 10 — 17 (tiber <üe
Herkunft der Kompositionen der uns dorcli die Beschreibung des Agnellus bekannten Wtai
gemälde des gen. Speisezimmers). — Auf dasselbe Thema bezieht sich: EL Rjedin, Da
Triclinium der Basilica des ürsus in Ravenna, Viz. Vr. 2 (1895) 512 — 520. — Jos. Strxj-
gowski, Das griechische Kloster Mar-Saba in Palästina, Repertorium f. Kanstwiseensdu 19
(1896) 1—6 (aber die Bilder des Klosters). — Über ein Katakombengem&lde handelt Joi
Fahrer, Eine wichtige Grabstätte der Katakombe von S. Giovanni bei Syrakns, Blätter f&r dai
<bay.> Gymnasialschulwesen 82 (1896) 574—584; 699-702. — A. Porphyrij üspenskij.
Briefe über den berühmten Maler Panselenos (XVI. Jahrb.), Tmdy Kievskoj duch. ak. 1^7
IV Nr. 10 S. 120-164; Nr. 11 S. 266—292 (russ.) (mir unzugängUch). — Sp. P. Lamproj.
'0 'Irjtfovg jov JlavaBXrjvov, JJagyaccof 5 (1881) 445 — 452 (mit einer Chromolithogra{^e). —
Gh. Bayet, Notes sur le peintre byzantin Manuel Pans^linos et sur le goide de la peintai«
du meine Denys, Revue archöol., Troisidme sörie 3 (1884) 325 — 334.
D. Mosaikbilder: Reinaud, Nouvelles observations sur Tart de la mosalque cka
les Byzantins et les Arabes, Revue arch^olog., Nouv. S4rie 6 (1862) 43 — 45. — J. La-
barte, Histoire des arts industriels 4 (1866) 155 ff. — Ph. Demetriades, 'H i^i^ft^»-
ygatpla (Mosaikmalerei) iv tjj uQxniotrjTi xai xatd toy ^eaaitaya, Jlagyacoof 16 (1894)
535—541; 588 — 595. — E. Müntz, Les mosaKques byzantines portatifs, Bulletin moia-
mental 52 (1886) 223 — 240 (mit einer Heliogravüre). — D. Ainalov, Die Mosaiken de*
4. und 5. Jahrhunderts. Untersuchungen auf dem Gebiete der Ikonographie und des Stikt
der altchristlichen Kunst. Joum. Min. 1895 Bd 299 Aprilheft S. 241-309; Maih^
5. 94-155; Bd 800 Juliheft S. 21—71. — G. Millet, ^Tjq>iSafjd ror iy Ja<pyim r««t,
*E(pTjfieglg dgxf^oXoyixij 1894 Sp. 112—122; 149—162 (über Mosaikbilder der Kloaterkirtke
von Daphni). — G. Millet, Mosatques de Daphni. Adoration des Mages. Anastaais. Mom-
ments et M^moires publi^s par TAcademie des Inscriptions et Belles-Lettres, Premier fasc
de 1896. — Nikodim Kondakov, Die Mosaiken der Kachrie-Djami {fJtoytj tijg z^9^f) i>
Kpel, Odessa 1881 (mit 12 Tafeln) (russ.). — !^mile Caron, Les mosaYques et les peis-
tures de la Mosqu^e de Kahriö-Djami ä Cple, Bulletin monumental 52 (1886) 384- 392. ~
A. Leval, Les principales mosaYques, peintures et sculptures existant ä Kahri^Djami i
Cple. Texte avec 42 photographies, Kpel 1886 (mir unzugänglich). — Charles Diehl.
MosaYques byzantines de Nic^e, B. Z. 1 (1892) 74-85; 525 f. — Dazu die Nachträge tob
Jos. Strzygowski, MosaYques byzantines de Nicöe, B. Z. 1 (1892) 340 ff. — L. Frothiag-
ham, Les mosaYques de Grotta-Ferrata, Gazette archöologique 8 (1883) 348 — 356. —
♦**, Mosaüques de l'öglise Saint-Vital de Ravenne, Revue archöolog. 7 (1850) 351—353. -
Jean Paul Richter, Die Mosaiken von Ravenna, Wien 1878. — Steph. Beissel 8.J^
Die Mosaiken von Ravenna, Stimmen aus Maria-Laach 47 (1894) 422 — 441 und 497— 5U
(hält die spätere Ravennatische Kunst für eine Fortsetzung der altchristlichen und römisclta
Kunst). — £. Rjedin, Der Mosaikboden der Kirche des hl. Evangelisten Johiumes ii
Ravenna, Viz. Vr. 2 (1895) 327—339. — Jos. Strzygowski, Nea Moni anf Chios, B.L^ ^
(1896) 140—157. — Manches Einschlägige auch bei E. Müntz, Notes sur les mosalqiKt 1
de ritalie, Paris 1874. |
9. Kleinknnst nnd Kunstgewerbe.
A. Sammlungen. Schriften vermischten Inhalts: Zahlreiche Beiträge nr
byzantinischen Kleinkunst enthalten die von Ch. Cahier und A.Martin herausgegebeMi
Mölanges d'archäologie, vol. 1—4, Paris 1848—56 und die Nouveaux m^langes, voL 5— äl
Paris 1874—77. — Manches zur Kleinkunst enthält auch Ch. Diehl, Le tr^sor et k
bibliothdque de Patmos au commencement du 13« siöcle, B. Z. 1 (1892) 488—526. — A.df
Waal, Die antiken Reliquiare der Peterskirche, Römische Quartalschr. 7 (1893) 245-20 .jj
(beschreibt unter anderem ein byz. Enkolpion aus dem 9.— 10. Jahrb.). — Eine SamnüiD« I
seiner zerstreuten Artikel über Elfenbein- und Goldarbeiten, Bas-reliefs, Ringe, Amulel^|^
Gewichte, Siegel, Münzen u. s. w. veranstaltete G. Schlumberger unter dem "Htel: Me-
langes d'archdologie byzantine, Premiere S^rie, Paris 1895.
9. KnxiBtgeBclii^**«. 1123
B. Elfenbeinarbeiten: Ed. Dobbert, Zar Geschichte der Elfenbeinsculptor, Re*
pertorinm für Eunstwiss. 8 (1885) 162—184, wo S. 163—178 speziell die Frage des byzan-
tinischen Einflusses auf dem Gebiet der Elfenbeinskulptnr behandelt wird. — Über Elfenbein-
deckel des 6. Jahrb. handelt J. Strzygowski, Byz. Denkmäler I. Wien 1891 S. 25 ff. — G.
Schlamb erger, Un triptyque byzantin en ivoire, Gazette des beaux arts 1891 S. 294—306
(tlber das firüher unter dem Namen seines letzten Besitzers Harbayille bekannte, schon von
Lineas in der Revue de Fart chr^tien 1885, Januarheft, behandelte Elfenbeintriptychon).
— G. Schlnmberger, Un ivoire byzantin du IX® si^le, reprösentant le couronnement de
Tempereur d'Orient L^on VI, Gazette des beaux arts 1892 S. 118—222. — P. N. Papa-
georgin, *Jqx"^^ sixtoBf Tov fisyaXofÄttQTVQog ayiov Jrj^rjrgiov rov noXiovxov SsatraXoB'ixrjg
inl iXBtfttvxoatiov, B. Z. 1 (1892) 479—487 (mit einer Abbildung der besprochenen Elfen-
beintafel). — H. Barbier de Montault, Avorio bizantino, della fine delF XI secolo nel
Kuseo cristiano del Vaticano, Archivio storico deir arte 6 (1893) 304 — 307 (eine die Ge-
bart Christi darstellende Elfenbeintafel). — G. Schlnmberger, Un ivoire chrätien inädit,
Iffonuments et M^moires publiös par l'Acadömie des Inscriptions et Belles-lettres, Deuxidme
fascicule de 1894, Paris 1894 (Darstellung einer um einen Prediger versammelten Volks-
menge). — G. Schlnmberger, Deux volets d'un triptyque byzantin en ivoire du XI®
ai^le, Gazette des Beaux-Arts 3. p^r., 13. tome (1894) 379—381.
G. Gegenstände aus Metall, Glas, Thon u. s. w.: V. Langlois, Notice sur
le sabre de Constantin XFV, demier empereur de Cple, conserv^ ä TArmeria Reale de
rarin, Revue arch^log. 14 (1857) 292 — 294 (die Zuteilung des mit einer griechischen In-
schrift versehenen Säbels an Konstantin Dragases scheint mir unsicher). — E. Miller,
Cnre-oreille d^or byzantin portant une inscription grecque, Revue arch^ol., Nouv. Sörie 38
r^l879) 39 — 45. — Vincent Ambrosiani, L'ostensoir byzantin d'Agnone (Italie), Revue
ie Fart chr^tien 30 (1887) 330—332. — Giov. Veludo, La palla dWo di San Marco,
tnonmnento bizantino, Venedig 1887. Auch englisch und französisch. — Dazu das
)ben S. 1115 angeführte monumentale Werk über S. Marco, wo der Schatz von S. Marco
ron A. Pasini behandelt ist (II tesoro di S. Marco, Venedig 1888). — A. Pasini, La
*^3alla d'oro di Caorle, in der Zeitung „La Difesa* 20 (1887) Nr. 91 — 93 (mir unzugänglich).
.— D. W. Ajnalov, Drei altchristliche Gefässe aus Eertsch, Petersburg 1891 (S.A. aus
len Denkschriften d. k. russ. archäologischen Gesellschaft) (russ.). — AI. Sorlin Dorigny,
~ Phylact^re Alexandrin contre les ^pistaxis, Revue des ^t. gr. 4 (1891) 287 — 296. — G.
'Schlnmberger, Une relique byzantine, Revue des öt. gr. 4 (1891) 385 — 387 (über das
nit einer beschriebenen Silberplatte versehene Schädelfragment des hl. Akindynos). — G.
Schlumberger, Amulettes byzantins anciens destinös ä combattre les malefices et les
'naladies, Revue des ^t. gr. 5 (1892) 73 — 93 (über byzantinische Zaubergeschenke, die
'^l^wöhnlich Darstellungen des Königs Salomon als des Beschützers vor Krankheit und Be-
~ lexnng und verschiedener Tiere wie LOwen, Schlangen, Skorpionen tragen). — Zur Lit-
heratur über die byzantinischen Amulette vgl. auch G. B. de Rossi, Capsella pensile
'ifricana rappresentante un cavaliere armato di lunga asta crociforme, Bulletino di
ircheologia Cristiana, serie V., anno 2 (1891) 133—138. — J. Strzygowski, Zwei Golden-
colpien aus Adana im kais. ottomanischen Museum zu Opel, Byz. Denkmäler I. Wien 1891
3. 97 ff. — Etienne Michon, La collection d'ampoules ä eulogies du mus^e du Louvre, M^-
=^ges G. B. Rossi (= Suppl. aux m^langes d'arch^ologie et d'histoire publi^s par T^cole fran-
■^>i8e de Rome, t. XÜ), Paris 1892 S. 183—200 (über ÖlampuUen mit Darstellungen und griechi-
'^ichen Inschriften, die sich auf den hl. Menas, den Schutzpatron Ägyptens, beziehen). — Jos.
-Strzygowski und N. V. Pokrovskij, Altertümer Südrusslands. Byzantinisches Denkmal ge-
'-\inden in Kertsch im Jahre 1891, Materialien zur russ. Archäologie herausgegeben von der k.
^irchftologischen Kommission, Nr. 8, Petersburg 1892. Den Gegenstand dieser teils russisch,
-ieils deutsch abgefassten Arbeit bildet ein in Kertsch gefundener Silberschild, auf welchem
>lii Kaiser, nach Ansicht der Verfasser Justinian I, dargestellt ist. Diese Ansicht bekämpft
oit guten Gründen D. Beljajev, Der Ornat des Kaisers auf dem Bilde vou. Kar^^cfeL^
1124 BysantislMbe LitUrKtnrgMohiohU.
Jonm. Mk. 1893 Bd 289 Oktoberheft S. 821—373.
byzantin, B. Z. 2 (1893) 441-U3. — Ein bei S
Millet. Ball, de corragp. beU. 17 (1893) 638. — C
bjzantiiiB in^ta (Amulettes, mereanz et«.), B. S
roches, Le Laborom, ^tode critiqae et arcb^old
G. Schlamberger, Lk croix bjzuitine dite de Zc
Monumenta et M^moires pabli^s por l'Acad. dea
Eugtoe Piot) 1895 S. 181—136. — P. Orai, 1
(1898) 567—569.
D. Erasilt J. Labarte, Becherches bot 1j
mojeit &ge, Puis 1856. — J. Labarte, Hielti
{Paria 1864) 391 ff.; 2 (1864) 1 ff.; 8 (1865) 377
Tille, ObaerraUoiiii bot räiaaiUerie et bot qnei
ainai qoe du mojen ftge, ßevne archiolog. 14 (
Das Siegeskreoz dea byzantiniscbeD Kaisers Codi
BOB Tl und der Hirtenstab des Apostels Petrus, Bo
von N. Eondakov, QeBchichte und DenkmAler
Job. Schnlz, Der bjiantinische Zellenaehmelz, F
der ZeUenemailsaiamliuig A. W. Swenigorodakoi, d
graphie widmete; s. n.). — Hauptwerk: Nikodim
des byzantiniacheD Eraaila (Sammlnng A. W. Sn
gleicheeitig auch in fratuOsischer ond mBeischer A
Vgl. die BesprechuDg von K. S., B. Z. 4 (1695]
tahleaa reliqnaire byiantii) infdit du X* sücle, H
diwi« dea InscriplioDeB et BelleB-Lettres, Premiei
mit Zellenemail platfAD ansgeetattetea Reliquienbild
m Rom).
E. Qewebe: J. Labarte, Hiatoire des i
eine mit bildlicher Daratellimg und Inschrift aosgei
der bfULDtiniscben Armee handelt G. Cozsa-L
doli' Accademia PondScia di Archeologia, Rom 18S
Di alcUDi lavori ed acquisti della biblioteca Yatii
1892 S. 109—117. — Bob. Forrer, Die Gr«ber
StraaabuTg 1891. — Rob. Forrer, ROmische u
Graberfelde von Achmim-Panopolis, Straasburg 18
Altertümer sna dem Grüberfelde von Panopolis, E
Publikationen). — H. Swoboda, Ein altchriatli
Quartalachr. 6 (18921 95—113. — Heinr. Pranb
Gewerbemuseom zn Dflsaeldorf, Jahrbücher d. Tei
Heft 98 (1892) 224-232 (über einen unter Kons
Purpnrstoff, dessen Muster gegendber- und Qbereini
ByzantiniBche Purpurstoffe mit eingewebten nengi
Inschriften. 1. .Pallium litteratum' mit Elephanl
Grossen des Aachener HOnsters, Zeitechr. d. baj
(über das berühmte Pmpurgewebe, das schon i
Cahier et A. Martin' vol. 2 (Paris 1851) pl. K—
nach bei Q. Scblumberger, Nic^phore Phocaa S, 43
10. EinSan dar bysuitiniaobmi Ennat anf dai
Die froher herrschende Anachaunng, dase di
Inndes bysantiniach sei, ist in der neueren Z«
rufene Forscher haben lu zeigen veraucht, daaa von
9. KunBtgescblc^^. Ij25
•
bange der abendländisclieii Völker mit den Byzantinern und von einer rückhaltlosen Aner-
kennimg ihrer Superiorit&t nicht die Rede sein kann. Carl Schnaase kam zu dem Schlüsse,
daaa der byzantinische Einfluss nirgends in einer völligen Unterwerfung, nirgends in der
Anerkennung einer höheren, bleibend zu erstrebenden Schönheit besteht, sondern sich nur
«uf einzelne Zweige der Kunst erstreckt; vgl. den Exkurs: Die byzantinische Frage, in
Beiner: Geschichte der bildenden Künste, 2. Aufl., 4 (1871) 718—735. — Noch radikaler
ist in der Bestreitung des byzantinischen Einflusses A. Springer, Die byzantinische Kunst
und ihr Einfluss im Abendlande in seinen: Bildern aus der neueren Kunstgeschichte P
(Bonn 1886) 79—112. — Ausserdem vgl. folgende ältere Schriften: M. F^lix de Ver-
neilh, L'architecture byzantine en France, Paris 1851 (auf dem Umschlag 1852) (mit vielen
Tafeln). — Gegen eine ablehnende Besprechung dieses Werkes richtete F. de Verneilh
die Schrift: Des influences byzantines. Lettre ä M. Vitet, de l'Acadömie Fran^aise. Paris
1855. — Einzelne Reflexe der byzantinischen Kunst in Spanien bespricht D. Josö Amador
de Los Rios, El arte Latino-Bizantino en Espana, Madrid 1861. — Carl Friedrich, Die
Elfenbeinreliefs an der Kanzel des Doms zu Aachen. Eine Nachbildung der Theodorich-
statue in Ravenna und Aachen, Nürnberg 1883 (bestreitet, dass die byzantinische Plastik,
bes. im 5. Jahrhundert, einen nennenswerten Einfluss auf die abendländische gehabt habe).
Gegen seine Ausführungen richtet sich Ed. Dobbert in der oben (Nr. 9B) angeführten
Arbeit „Zur Geschichte der Elfenbeinskulptur *. — H. Janitschek, Zwei Studien zur Ge-
schichte der carolingischen Malerei (1. Das orientalische Element in der Miniaturmalerei,
2. Bilderstreit und Bilderproduktion), Strassburger Festgruss an A. Springer, Berlin und
Stuttgart 1885. — Einiges über die Beziehimgen der ältesten italienischen Kunst zu
Byzanz bietet auch Jos. Strzygowski, Cimabne und Rom, Wien 1888. — Zur weiteren
Aufhellung der byzantinischen Frage war es vor aUem nötig, von ihrer aUgemeinen
Fassung zunächst möglichst abzusehen und vielmehr, auf Grund einer erweiterten
: Kenntnis der byzantinischen Originale, einzelne Werke, Kunstschulen und Produktions-
gebiete unter sorgfältiger Beachtung der chronologischen Seite einer scharfen Detail-
ontersnchung zu unterziehen. In dieser Weise beschäftigen sich mit der byzantinischen
Frage einige neuere Schriften wie: C. Frey, Ursprung und Entwicklung staufischer
Knnst in Süditalien, Deutsche Rundschau 68 (1891) 271 — 297 (über die byzantinische Kunst
als Eauptvoraussetzung des süditalienischen Kunstbetriebs). — C. Frey, Ursprung und
Wesen westeuropäischer Kunst im Mittelalter, Deutsches Wochenblatt vom 12. und 19.
Dktober 1893 (Nr. 41 und 42) (handelt aus Anlass der Abhandlung von Fr. X. Kraus über
iie Wandmalereien von S. Angelo in Formis bei Capua, Jahrb. f. k. preuss. Kunstsamml.
3d 14, Heft 1 — 3, über die «byzantinische Frage*). — L. Magno, L'art byzantin et son
Kifluence sur les arts en Occident, Revue encyclop^dique 3 (1893) coL 896 — 910 (mir unzu-
gänglich). — Über eine in der Sociötö nationale des antiquaires de France ab-
i^ehaltene Diskussion über die byzantinische Frage vgl. B. Z. 2 (1893) 360; 3 (1894) 224. —
ITber den byzantinischen Einfluss auf die süditalische Kunst handelt Ch. Diehl in mehreren
»einer oben angeführten Schriften, zuletzt zusammenfassend in seinem Buche: L'art byzan-
an, Paris <1894> S. 9—21. — Eug. Müntz, Les artistes byzantins dans TEurope latine
lu V*' au XV« si^cle, Revue de l'art chrötien 36 (1893) 181—190 (reichliche Litteratur-
nachweise zur byzantinischen Frage). — An diese Arbeit schliesst sich: A. L. Frothing-
bam, Jr., Byzantine artists in Italy from the sizth to the fefteenth Century, American
ioumal of archaeology 1894 S. 32 — 52. — A. L. Frothingham, Jr., Notes on byzantine
art and culture in Italy and especially in Rome, American joum. of arch. 1895 S. 152 bis
208. — Mehrfach berührt wird die byzantinische Frage auch von Franz Fried r. Leit-
Bchuh, Geschichte der karolingischen Malerei, Berlin 1894 (will byzantinischen Einfluss
nur in ganz vereinzelten Fällen gelten lassen). Vgl. die Besprechung von C. Frey, Deutsche
Utteraturzeit. 1894 Nr. 1. — E. Dobbert, Zur byzantinischen Frage, Jahrbuch d. k. preuss.
Kunstsammlungen 15 (1894) 125 — 159; 211 — 229 (erörtert die Frage im Zusammenhange
mit den auch von C. Frey besprochenen Wandmalereien von S. Angelo in Formis, deren
1126 BjBuitlniMhe UtUratnrgcBoliioht«.
Grundcharakter er för byzantinisch halt). — M
Böhmen and M&hrsD und der byiantinische Eiaflu
und Notizen (Izvjestija i zamjetki) 1895 Nr. 12 8.
lienisch-altchmtliche Gesinnung' seigt Edm. Brai
Buchmalerei im früheren Mittelalter, ErgSnznngehi
1895. Gegen ihn ftuaserte sich VSge, Repertor.
byzantinische Stileinflflsse handelt nneh Strstimir<
tektur in der Bocca di Cattaro, DenkBchrifton der
11. BjBMitiiiUohe Eanat bei dan OiientKlsn oi
A. ZnaammeDfasaende Werke: Haaptn
der byzant. Kunst znr Miniatur und Ornamentik b
Syrern, Eopten, Armeniern, Georgiern und Araber
35 Jahren beruhende, durch kaiaerliche Hunifizeuj
Wladimir Stassoff, L'omement slave et orien
2 voll., Piterabourg 1887 (Test rassisch und frai
Buslajev, Joum. Min. 1884 Bd 233 8. 54-104
B. Syrer, Araber, Kopten, Armenier,
des apokryphen arabischen Evangeliums von der
rentiana in Florenz, Zapiaki d. k. russ. arch&ol
unzugänglich). — E. Rjedin, Die syrischen Mas
biblioüiek und im Britischen Museum, Archäolo
zamjetki) herauBgeg. von d. Moskauer Archäolo^
{mir unzugänglich). — Den Einflusa der spStrömiw
und persische TeppichomKmentik hat nachgewiesi
Leipzig 1891. — Vgl. auch: AI. Riegl, Spanische
gewerbevereins, Mtlnchen 1892 Heft 11 und 12 S
Arbeiten mit byzantinischen and sarazenischen '.
BpStr&misch-byzantini sehen Kunstgebietes ist aucl
sehen: AI. Gayet, Les monamente coptes du mu
par les membrca de la miaaion arch^logique fn
1889. — G. Ebera, Sinnbildliches: Die koptisch
liehen Skulptur und ihre Symbole, Leipzig, Engelm
B. Z. 2 (1893) 112-121. - A. Eiegl, Zur Frage
in der spaten Antike, Eranoa Vindobouensis, Wie
eine schon im Aufsatz .Koptische Kunst* berOfar
nähme altägypü scher, statt hellenisch-rOmischer
mittelalterlichen Kunst Ägjrptena mrUck). — Vg
coptic churches of Egypt, 2 Bde, Oxford 1884. -
maierei gibt Graf Älei. Sergei Uvarov im E
Schriften des 5. arcliäolog. Kongresses in Tiflis, M
Übersetzung von J. Monrier, La biblioth^ue d'l
1885 (mir unzaganglich). Vgl. die Besprechus|!
S. 133-154 (ruaa.). - Jos. Strzygowaki, Das
Geschichte der armenischen, ravonnatischen und a
zantinische Denkmäler I). Handelt Ober die Archi
die alten Elfenbcindcckel und die Miniaturen d
vom J. 989, über die Geschichte der armenisch
kaustische Heiligenbilder, Vgl. die Besprechung
d. Kunde dea Morgenlandea 5 (1891) 169—174,
Bd 280 Aprilheft S. 388—405. — E. K. Rjedin
rajadzin, Petersburg 1891 (S. A. aus den Denks
9. Kanstgescliic-^^. J127
'nis8.). — N. Kondakov, Beschreibung von Denkmäiern dea Altertums in einigen Kirchen
and Klöstern Grusiniens, Petersburg 1890 (russ.). — Gräfin üv^rov, Christliche Denk-
mAler. Materialien zur Archäologie des Kaukasus. Lief. lY. Moskau 1894 (russ.) (Hauptwerk).
C. Slaven: AI fr. Maury, Coup d'oeil sur Thistoire de l'architecture religieuse en
Knssie jusqu'au r^gne de Pierre le Grand, Revue arch^olog. 2 (1846) 773 — 798. — J. Sa-
batier, Notions sur Ticonographie sacr^e en Russie, Petersburg 1849 (mir unzugänglich;
rielleicht identisch mit dem folgenden). — Sabatier, Notions sur Ticonographie sacröe en
anssie, Revue arch^olog. 7 (1850) 174—177; 234-240; 321—339 (bespricht russische
Schriften von Debolskij und Snegirev und publiziert zwei auf das Thema bezügliche Briefe
les letzteren). — L. J. Gif^nebault, Notice sur une peinture gr^co-russe reprösentant
»Ute la hi^rarchio Celeste, Revue arch^olog. 14 (1857) 221 — 226 (über ein von einem fran-
zösischen Soldaten in Sebastopol gefundenes Gemälde). — V. de Boutovsky, Histoire de
'omement russe du X® au XVP si^cle d'apräs les manuscrits (grecs et slaves), Paris 1870.
— M. Waltrowits, 0 JIPOJPOMOI, Mitteilungen über neue Forschungen auf dem Gebiete
lerbischer Kirchenbaukunst, Wien 1878. Besprochen von Ka6anovskij, Joum. Min. 1880
3d 211 S. 462—465. — E. v. Barsov, Altrussische Denkmäler, die Krönung der Caren
ron Russland betreffend, Vorträge der Moskauer Gesellschaft f. Geschichte und Altertümer,
Moskau 1883 Bd I 1—160 (russ.) (mir unzugänglich). — £. K. Rjedin und D. V. Aj-
nalov, Über die Fresken der Sophienkirche in Kiev, Petersburg 1889 (russ.). — Graf
Ivan Tolstoi und Nikodim Kondakov, Russische Altertümer in den Denkmälern der
Kunst. 4 Lieferungen, Petersburg 1889 — 1891. Für uns ist bes. die vierte Lieferung
irichtig, welche christliche Altertümer in der Krim, im Kaukasus und in Kiev behandelt.
— M. Weigel, Bildwerke aus altslavischer 2^it, Archiv f. Anthropologie 21 (1892—1893)
41—72 (leugnet den byzantinischen Einfluss auf die älteste slavische Kunst; für die von
3im mitgeteilten scheusslichen ,| Kunstwerke' mag das auch zutreffen).
D. Völkerwanderungskunst: Manche Beziehungen zur spätgriechisch-byzan-
mischen Kunst hat die sogen. Völkerwanderungskunst. Vgl. Jos. Hampel, Der Goldfund
on Nagy-Szent-Miklös, sog. Schatz des Attila, Budapest 1886. Vgl. die Besprechimg von
'h. Frimmel, Repertorium f. Kunstwiss. 11 (1888) 173—179. — Franz von Pulsky,
»«nkmäler der Völkerwanderung, Ungarische Re^^le 1890 S. 81 — 91; 335—354. — Zum
'Slkerwanderungsstil vgl. auch Paul Giemen, Merowingische und karolingische Plastik,
»hrbüchcr des Vereins von Altertumsfreunden im Rheinlande, Heft 92 (Bonn 1892) 6 ff.
— Jos. Strzygowski, Der Völkerwanderungsstil, Preuss. Jahrbücher 73 (1893) 448— 459.
— Die Entlarvung einer der kühnsten modernen Fälschungen auf einem Grenzgebiete der
yzantinischen Kunst verdankt man H. Grisar S. J., Un prötendu tr^sor sacr^ des pre-
iJers sidcles (le „Tesoro sacro** du chev. Giancarlo Rossi ä Rome), Rome 1895. Dazu
9in Nachtrag: Ancora del preteso tesoro Cristiano, Roma 1896. Vgl. B. Z. 4 (1895) 643 f.,
rad 5 (1896) 644.
12. Museen, Zeitschriften, Bibliographie.
A. Museen: Alb. Dumont, Le mus^e Saint-Irdne ä Cple. Antiquit^s grecqucs,
r^co-romaines et byzantines, Revue arch^olog., Nouv. Sörie 18 (1868) 237—263. — Ferd,
iper, Das christlich-archäologische Museum der Universität zu Berlin 1849—1874, Gotha
B74. — G. Millet, Le mus^e d'antiquites byzantines ä Äthanes, B. Z. 1 (1892) 648 (kurze
otiz). — Ausführliche Beschreibung des christlich-archäologischen Museums in Athen
L : XgiCTiayixij a^/oioAo^^txi; etaigia. JeXtioy TiQiütoy, Athen 1892. — Das russische histor.
ruseum. Verzeichnis der Denkmäler. Zweite, vervollständigte Ausgabe, Moskau 1893
CI88.) (mir unzugänglich). — Einiges Byzantinische enthält auch das k. Museum zu
pel. Eine summarische Aufzählung vonA. Joubin: Mus4e imperial Ottoman, Catalogue
^s sculptures grecques, romaines, byzantines et franques, Cple 1893. — Jos. Strzy-
owski. Die Gemäldesammlung des giiechischen Patriarchats in Kairo, B. Z. 4 (1895)
M f. — Jos. Strzygowski, Die christliche Abteilung des Zentralmuseums in Athen,
►. Z. 5 (1896) 252 f.
I
1128
BycuitliifBcha litteratnrgeBchichte,
B. ZeitacbrifteD, Bibliographie: Ein
g^Bchichte exiBtiert nicbt DafOi wird die bjrzan
ächiigt in der Bys. Zeitschr. und im Vi«. Vt
ist der Inhalt der Zeitschrift {JeXtior) der Xpw
Bis jetzt zwei B&ndchen 1892-1894. Vgl. B. Z. '
natOrlich die der christlichen and mittelalte
Publikationen ia Betracht wie die von Ch. Cahier i
d'archäologie; b. o. Nr. 9 A ; Organ für christliche Eni
ArchBotogie und Kunst, Leipzig 1856—1868; Revue i
Kunstblatt, Stuttgart i 858 ff.; Rosais Bulletino
Zeitacbrift f. rhiistlicbe Kunst, heraosgeg. von J
torinm für Kuostwissenschaft, Stuttgart, später I
der Revue arch^ologiqne, im Bulletin de corres]
lo^Bchen Zeitschriften finden sich manche einsch
verdienen endlich die zahlreichen historisch-philf
garen, Serben, Sloveneu und Kroaten (vgl. unt«n R
christliche Kunst gibt Fr. X. Kraus im Bepertori
mittel verzeichnet G. Bernhardy, Gmndriss d(
(1892) 727 f.
10. Numisi]
1. AUgcmaino Dantellnngen der braantinlM
meine HiUkn;
Du Gange, De imperatorum Cpolitanorum
Nuinieraatibus, zuerst am Schlosse des .Glossarium i
dann selbständig, Romae 1755. — Banduri, Nmn
Decio ad Palaeologos Augustos, 2 Bde, Paris 17!
2 Bde. Leipzig 1801. — F. de Sanlcj, Essai de
tines, 2 voll., Meti 1836. — J. et L. Sabatier. '.
chez les anciens et hstols mondtaires romains et )
werk: J. Sabatier, Description gän^rale des raor
reurs d'Orient depuis Arcadius jnsqu'i 1a prise d
Paris 1862. Vgl. die Besprechung von Anatc
Nouv. Sirie 8 (1863) 454-461. - Litteratumach
timschen Kaiser auch bei W. Koner, Repertoriui
1850 auf dem Gebiete der Geschichte etc. erschic
— J. J. Leitzmann, Verzeichnis sftrotlicber i
matischeu Werke, Weissensee 1841. Zweite Aufl.
Weissensee 1867. — Eine gute Übereicht der byi.
Greece 1 (Oxford 1877) 432—453. — H. Cohen
JMSee S0U8 l'empire romain. Continus par F. Feuan
(Hauptwerk). — Vicomte de Colleville, Hisl
GrecB et des personnages pour lesquels ou a fra
la prise de Cple par les Turcs, Tom. 1, Paris
Serrare, Trait^ de nnmismatique du moyen-ige
byiantjnische Numismatik I 1—16; ,133-339; H i
II 904 — 923; Über armenische, georgische und s(
ir 924-928). — Die bis zum Jahr« 1864 veröff
von Konstantin dem Grossen bis 1453 mit Ein
Thessalonike, Trapezunt und der KreuzfahrermOnz
Repertorium zur antiken Numismatik, aus seinem
Berlin 188.5 S. 420—438. — Catalogue indicatif di
10. Numisnial^tt. j229
üon de M. Soleirol, Metz 1855. — Colleciion de M. le Vicomto de Ponton d*Amö-
coort, Monnaies d*or romaines et byzantines, Paris, Rollin & Feuardcnt 1887 (mit 37 gut
muBgef&hrten Tafeln). — W. Fröhner, Gollection Photiadös Pacha. Monnaiea byzantines.
Paris 1890. — Gollection de feu M. H. Montagn, Monnaies d'or romaines et byzantines.
Paris 1896 (byzantiniscbe MOnzen enthalten die Tafeln 36—41). — Dazu natürlich alle
übrigen Kataloge von Münzsammlungen, die hier nicht einzeln aufgezählt werden können.
— Die wichtigsten für die byzantinische Numismatik in Betracht kommenden Zeitschriften
aind: Numismatische Zeitschr. (Wien 1869 ff.); Zeitschr. f. Numismatik (Berlin 1874 ff.);
Revue numismatiqne (Blois. dann Paris 1836 ff.); Annuaire de la socidt^ fran^aise de numis-
matique et d'arch^ologie (Paris 1877 ff.); The numismatic chronicle (London 1839 ff.);
Rivista italiana di nnmismatica (Milano 1888 ff.).
2. Spesialaohriften vermisohten Inhalts.
Die ältere Litteratur (vollständig bis 1864) s. bei J. Friedländer, a. a. 0. — F.
de Pfaffe nh offen, Essais ur les aspres comn^nats ou blancs d*argent de Tr^bizonde, Paris
1847. — Über römische und byzantinische Münzen und Gewichte handelt J. Sabatier, Lettre
anx directeurs de la Revue numismatique, Revue numismatique, Nouv. S^rie 8 (1863) 6 — 18;
dazu die Berichtigung von Blacas d* Aulps S.213 f. — Jul. Friedländer, Einige unedierte
und einige seltene byzantinische Münzen, Berliner Blätter für Münz-, Siegel- und Wappenkunde
2 (1865) 173—180, — F. de Pf affenh offen, Sur quelques monnaies byzantines, Revue
numismatique, Nouv. S^rie 10 (1865)285—293. — Julius Friedländer, Encore quelques
mots sur les lettres 0 B ^sur les monnaies byzantines), Revue numismatique, Nouv. Sörie
11 (1866) 61—63. — Fr. Lenormant, Poids de mödaillons d'or imp^riaux, Revue numis-
matique, Nouv. S^rie 12(1867) 127—134. — Alb. Dumont, Mödaille in^ite reprösentant
Timage de J^sus Sauveur Chalc^n, Revue numismatique, Nouv. S^rie 12 (1867) 195 — 200.
— J. de Witte, Observations sur les pieces d'argent et d'or fourröes aux temps de la
R^publique romaine et de TEmpire, Revue numismatique, Nouv. 8^rie 13 (1868) 177—187.
— J. Friedländer, S3rracus als byzantinische Prägestätte. Numismatische Zeitschrift 1
(1869) 431 — 433. — J. Friedländer, Byzantinische Marken, Numismatische Zeitschr. 2
(1870) 453 f. — J. Friodländer, CONOB, die endlose Frage, Numismat. Zeitschr. 3 (1871)
479—484 (mit Angabe der älteren Litteratur über die Legende CONOB auf Goldmünzen
der späteren Kaiserzeit). — M. Pinder et J. Friedländer, De la signification des lettres
O B sur les monnaies d'or byzantines. Seconde edition, Berlin 1873 (mir unzugänglich).
Vgl. dazu The numismatic chronicle N. S. 13 (1878) 172 f. — C. Sathas, Sur les
quatre B. Lettin ä M. Schlumberger, Revue archöolog., Nouv. S^rie 33 (1877) 92—101
(über die vier B auf byz. Münzen). — G. Schlumberger, Monuments numismatiques et
sphragistiques du moyen-ftgc byzantin, Revue arch<^olog., Nouv. 8<^'rie 40 (1880) 193—212.
— G. Schlumberger, Monnaies, bulle et bague byzantines inödites, Revue numism. III*
särie 7 (1889) 261—266. — W. Froehner, Le gant dans la numismatique byzantine,
Annuaire de la socidt^ fran^aise de numismatique II. s^rie tome 14 (1890) 175—178. —
O. Hey, Zum Verfall der römischen Münztypik in der späteren Kaiserzeit, Abhandl W.
v. Christ dargebracht, München 1891 S. 42—52. — Über die Bedeutung der Münzen für
die byzantinische Geschichte und Ikonographie vgl. Sp. P. Lambros B. Z. 1 (1892) 193 ff.
— E. A. Stückelberg. NobilissimaUmünzen, Zeitschr. f. Numismatik 19 (189.3) 106—112.
— J. A. Blanchet, Monnaies romaines et byzantines in^ites ou peu connues, Revue
numism., III® serie 11 (1893) 40—50. — Eine schöne Sammlung byzantinischer MOnzen
hat das k. Museum des Tschinili-Kiosk in Kpel aus dem Ik^sitze des GeneraU Mak-
ridi Pascha erworben. S. Revue de TOrient latin 2 (1894) 171. ~ G. de Petra, Di un
tesoretto di monete d'oro bizantine, Notizie degli Scavi, Marzo 1895 S. 83 f. — G. Schlum-
berger, Poids de verre etalons mondtiformes d'originc byzantine, Revue des ^ gr. 8
(1895) 59—76. — G. Schlumberger, Mereaux, tesseres et jeton« byzantins, Revae
numism, III« s^rie 13 (1895) 91 96.
n
1130
Byiantiniscbe LitteratnrgMobioht«. All
3. HflnEfln einsebiBr Ealasr, Fürsten n. ■. w. (
A. Kaiser: Adr. de LoDgp«rier, Recherchi
cl^tien et U t^trerctue, Beyna numiBtnstiqDe, Nirav. I
grDaster Wichtigkeit fOr die Geschieht« der rOmischeD
iat die Abhandlnitg von 0. Seeck, Die MDnzpolitik
Zeitschr. f. NumismaÜk 17 (1887) 86—89; 113—166. -
or Mnulet of Helena, Uie mother of Constantine, The
bis 48. — Adr. de LoDgp^rier, Snr un in^ullon d
matique, Nouv. S^rie 9 (1864) 112—117. — B. Garne
Be trouvent bot lea monnaies de Caiiat«ntiD et de aec
cioiuB, Revue nnmiBmatiqne, Nouv. S*rie II (1866) 7g
UDO l^(;ende moaetaire da Constantin le Grand, Revne
337—344. — Dancoiane. MädaiUon in^t de Constat
S4rie 14 (1869-1870) 316-318. - J. FriedUnder,
tinopel geprägte DenkmDnze, Sallets Zeitschr. f. Nnmiei
let, Der Equis Roraanua auf GoldmedailloniS Conetam
HumiBm. 3 (1875) 129—181. — Fred. W. Madden,
Constantine I übe Great, bis family and bis saccessora
(1877) 11—56; 242—307; 18 (1878) 1—48; 169—215.
ConataDtin dem Grossen, Numiamat Zeitachr. 11 (187'
aufwftrtasehenden Bildniaae Coostantin des Grossen lu
12 (1880) 74—107. — Comte de Westphalen, I
Constantin le Grand suivant Eusibe et les m^aillec
26 — 42. — Zn den HDoEen Konstantins des Grossen i
Augustus vgl. A. de Beifort, Annaaire de la soci£t4
logie 13 (1889) 281—293; 14 (1890) 70—90; 105—121
dailles de Constantin et d'HäracIina acquiaea par Jei
nomism. lU" s^rie 8 (1890) 87—116 (mit drei Lichtdn
W. Froehner, Ännuaire de la sociät4 ft^n^aise de ni
Fr. Gnecchi, Constantinopolis Roma, Rivista italian
(tlber dio Zelt d^r kleinen anonymen Broncemflnien
oder der Borna). — Fred. W, Madden, On an unpublb
Tbe numieraatic chronicle N. S. 5 (1865) -347—850. -
Julians des Apostaten mit der Isis and dem Siriusbun
treffende Denkmäler, Zeitschr. f. Numismatik 13 (1865)
de numismatique. 1. Trouvaille de monnaies d'or da Bi
l" et de Valens), Revue uumismatiqne, Nouv. S^rie 11
Card, Les deux follea des ädits impäriaux du 1V° ai^
de numismatique et d'arcbdologie 12 (1888) 293—303.
of the two Eudoziaa, Eadocia, Placidia and Honoria
Leo I, Struck in Italy, Tlie numismatic cbronicle N. 8.
Card, Un miliares d'Arcadiua. fltude sur le miliar^
nnmism. in« aerie 6 (1888) 417—433. — Fred. W. 1
bearing tlie name of Theodosiae (Tbeodosios U), The
161 — 1C4. — A. L., Le ntnaveufAioi' bjiantin, Revui
1870) 268 {. {Maurice-TibSre. Constantine et leur fils
Priedlnnder, Die MOiizen Justinians, Berlin 1843.—
grecque des monnaies byzantinea, dat^e de Justin IL
gänglich). — Alf. Tauber, Ein Silbormedaillon des 1
(1872) 31-34. - L. FriedlÄnder, TSSeSSOH. Sal
1877) 150 f. (aber die Legende TSSESSOD auf Goldi
bia 780J). — C. Paparrigopuloa, Snr quelques moni
10. HumiBm^'^. jjgj
de corresp. hell. 2 (1878) 622—625 (wohl identisch mit desselben Verfassers Artikel: JIsqI
Tiytjy Bv^aytivtSv yo/ÄiafÄurtoy rijf &' ixtet oyjaerijQidofj Itortjg 1879 S. 35 — 37). — G.
Schlumberger, üne monnaie byzantine in^dite portant les effigies de Tempereur incono-
claste Th^phile, de sa femme Th^odora, de ses trois premieres filles, Thöcla, Anna, Ana-
stasie, Acad^mie des Inscriptions et Belles-Lettres 1891 R. 374 — 378 = Revue numism. III®
8^6 10 (1892) 1—6 (Goldmünze aus dem Jahre 832 oder 833). Wiederholt in Schlum-
bergers Mdanges d'arch^ologie byzantine 1 (1895) 141 ff. — G. Schlumberger, Une
monnaie inödite de Timp^ratrice Thöodora, fille de Gonstantin VIII, soeur de Zoö, Revue
numism., IIP s^rie 13 (1895) 88—90. — £. Miller, Fragment in^dit de Nicötas Choniate
relatifäun fait numismatique, Revue numismatique, Nouvelle Sörie 11 (1866) 33 — 42 (über
die im Srjaavgog oQdodo^iag des Niketas Akominatos enthaltene Nachricht, dass Kaiser Alexios I
Komnenos den goldenen und silbernen Thorschmuck der Kirche der hl. Jungfrau von Ghalko-
pratia f&r Kriegszwecke in die Münze schickte). — A. vanVleuten, Über eine seltene byzan-
tinische Münze, Sallets Zeitschr. f. Numism. 6 (1878—1879) 67 f. (Johannes Komnenos [1118
bis 1143]). — PaulLambros, Unedierte Münze Michaels Palaeologos, des Kaisers von
Nicaea (1260—1261), Sallets Zeitschr. f. Numism. 9 (1882) 44—46. — G. Schlumberger,
Deux exagia de Töpoque des Palöologues, Revue numism. UI^ s^rie 2 (1884) 427 — 429
(Andronikos 11).
B. Prätendenten, Despoten u. s. w.: W. H. Waddington, Nicöphore M^liss^e,
pr^tendant au tröne de Byzance (1080—1081), Revue numismatique, Nouv. S^rie 8 (1863)
398 — 400 (mit Abbildung einer Münze des Melissenos). — P. Lambros, Unedierte Münzen
und Bleibullen der Despoten von Epirus, Numismat. Zeitschr. 3 (1871) 485 — 500. — Adr.
de Longp^rier, Numismatique byzantine. Les deux Gabalas, L4on et Jean, seigneurs de
Rhodes au XO^' sidcle, Revue numismatique, Nouv. S^rie 13 (1868) 446 — 452.
4. Naohbargebiete (fremde MAncen unter bysantinisohem EinfliuMe).
M. Deloche, Le monnayage en Gaule au nom de Tempereur Maurice Tib^ro, M^-
moires de TAcad. des Inscr. et Belles-Lettres Tome 30 (1883) 2. partie S. 379—395. — Da-
gegen richtet sich: P. Ch. Robert, Sur la pr^tendue restauration du pouvoir de Maurice
Tibdre dans la Province et sur les monnaies qui en seraient la preuve. Ebenda Tome 30
2. partie (1883) S. 397—438. — A. A. Kunik, Über die russisch-byzantinischen Münzen
des Jaroslav, Petersburg 1860 (russ.) (mir unzugfinglich). — Al. Oreschnikov, Sceau
de plomb du XIII® sidcle au nom du m^tropolitain Cyrille, Annuaire de la sociöt^ fran^.
de numism. et d'arch^ologie 17 (1893) 446 f. (Bleisiegel des russischen Metropoliten Kyrill
mit griechischen Legenden, 13. Jahrb.). — G. Schlumberger, Monnaies d'or d'un chef
bnlgare du XI - si^cle, Sermon, gouvemeur de Sirmium, Revue archöolog., Nouv. s^rie 33
(1877) 173 — 176 (Münze mit griechischer Legende). — B. von Koehne, Byzantinische
Nachahmungen, Berliner Blfttter für Münz-, Siegel- und Wappenkunde 2 (1865) 8 — 16
(über mittelalterliche z. B. arabische und dänische Münzen nach byzantinischen Mustern). —
J. Karabacek, Die angeblichen A€0-Münzen arabischer Prägung, Numismatische Zeitschr.
2 (1870) 52—59 (über byzantinisch-arabische Prägungen). — Mordtmann, Die Dynastie
der Dam'schmende, Zeitschr. d. deutschen morgenländ. Gesellsch. 30 (1876) 467—486 (tür-
kische Münzen mit griechischer Legende). — A. v. Sallet, Die griechischen Münzen der
türkischen Dynastie der Danischmende, Zeitschrift für Numism. 6 (1878) 45—54. — G.
Schlumberger, Les monnaies ä legendes grecques de la dynastie turque des fils du
Danichmend, Revue arch^olog., Nouv. S^rie 39 (1880) 273—284. — Endlich die zusammen-
fassende Arbeit von P. Casanova, Numismatique des Danichmendites, Revue numism. III.
s^rie 12 (1894) 307—321; 433-460; 13 (1895) 389—402; 14 (1896) 210-230 (ä suivre)
(mit weiteren Litteraturangaben). — V. Langlois, Numismatique de l'Abyssinie, Revue
arch^olog. 16 (1860) 432-438. — W. F. Prideaux, The coins of tho Axumite dynasty,
The numismatic chronicle, III. s^rie 4 (1884) 205—219; 5 (1885) 66,
1134 ByianUniBohe Utteratnrgesohiahta. All
und A. B. Hordtmann, Epigraphik von ByzantiDD ni
Zeiten bis lum Jahre Cbristi 1453, Denkschriften der Wi
Zweite Abteil. 3, 1—94, — Eine wichtige Sanuntnng von Ins
C. ö. Curtis nnd S. Aristsrches, 'ArixiatM imyeaif
intTgantj, nnQÖQTrifitt lov n' xiftav (Kpel 1885) (mit
BvZartivai Intyqaifiai, £v)XoyiK, 'AQX''^'>^°y ■ ^(rponij,
bis 27. — Einige Inschriften am goldenen Thore bes
'^e^oioio^. ijinpajiij, IlaQtfQi. tov X — xß' lOfiov (1892
axtipit iti 'Aipomiay, Kiolöyov "EßJoftad. "EfniSeBiniaif
Inschriften). — 1%. Reinach, bwcription juive des envi
(1893) 167—171. — H. Swainson, Monograms on i
Bt&ntinople. B. Z. 4 (1895) 106—108.
B. Athen (mit Umgebnng): Archimandrit
Schriften in Athen, Peterebnrg 1874 (ross.) (mir unzagftngl,
liehe Inschriften in Athen, Zapiski der k. rnss. Ak. c
a. 1—84 (ruBs.). — Ch. Bayet, Inscriptiona chrätiennes
(1878) 31-35; 162-170. - Ch. Bayet, De Ütnlis Ätt
1878. — Panaretos Eonstantinides, UStj^iuV äi>ii
»aaiit 6 (1882) 80—85. ~ K. G. Zesin, X^miiayu
Xgtaiwvixttl d'p/ainiijKf Knvaliov, JtXxior 1 (1888-
Xagäyfiitta intyignifiXB ini o^jforin»' finj/itiai)' xai j
qitQÖ/ieva t/c iDi' JHimruära xai loi't ytaii^ovt jfpiivofi
J. Sakkelion, 'Entygatfij 'A9tjriör gQuitiavixij, JtXii
die oben Rubrik 3, 2 A angeführten Werke Ober die (
C. Dbb »brige Europa: Steph. M. Thomop
yeatfal, Jchtoy 1 (1883—1885) 523—536. — Einige bya
pnloa, Tri ir 9taatiXiif Mtiimfit, Neolöyov "EßJo/i. ■&]
A. Papadopulos Keraraeus, Viz. Vr. 1 (1894) 746. ■
dotot Bviavrinxai iitiyQaqmi jQiifuis (J^aß^nxav), Bnll
A. Hordtmann Jr., Dne iuscriptioD hyzanline de Thest
Thessalonique, Revue archfolog., Nout. S4rie 36 (1878
A. PapadopaloH-Kerameus, "Entygaqj^ 8caaaXov(xi}i
1889) 630—632, — A. Mordtmann, "EniygKtp^ ix (ti
iniTgoni}, nngagT. tov i*' lö/io« (I89I) S. 28 (Orabschi
Johanna des Generals Beliaar). — P. N. Papageorgi
iovixf) T^tTf ttvi*3otoi tfitjipiftoiei inty^atpai, "Eatia i
und 46). Berichtigung duu von Sp. P. Lampros, 1
Ch. H. Loparev, Zwei Bemerknngen mr altbnlgarisc
archSol. Ges. 3, KI- IV, Peterabnrg 1888 (Ober die grj
Bulgarenfnraten um 820) (raas.) (mir unzogänglieh). —
fixttl, Aaufuiel xai Sipßixai iije inaQxiitf Beley^Vw
84—102 (mit zwei Tafeln). — Jos. Brnnämid, Eine
mium, Eranos Vinbobonensia. Wien 1893 S. 331— 333.
Hatranga, Monografia enlla gründe iscrisione groca
Maria deil' Ammiraglio detta della Hartorsna, Palenno
bestehende byzantinische Weihinschrift). — Gins. Coi
Giorgio Ammiraglio della madre e detla cousorte, Arch
unzugänglich). — A. Leval, Tfcit iaiy^aipal 7pMT(n>
räv SvQaxovnmy, £üXXoyof,'jgx'"'>^<>)'- irmeontj, naecig
Sprachlich interesaante griechische Grabinschriften aus
Helle catacombe di S. Giovanni ed in (^oelle della vigna
18. Sprache-' jj35
scavi del mese di Luglio 1893. — Manche hyzantinische Inschriften bringt J. Pomjalovskij,
Bammlang griechischer und lateinischer Inschriften des Kaukasus, Petersburg 1881 (russ.). —
A. Berthier-Delagarde, Die Inschrift aus der Zeit des Kaisers Zenon, in Verbindung
mit Bruchstücken aus der Geschichte des Chersones, Zapiski der k. GeseUsch. f. Geschichte
und Altertümer zu Odessa XVI 1 S. 45—88 (russ.) (mir unzugänglich). — V. Laty^ev,
Studien zur byzantinischen Epigraphik, Viz.Vr. 1 (1894) 657—672; 2 (1895) 184—188. —
Zur ersten Abhandlung von Latyöev vgl. J. Kulakovskij, Zur Erklärung der auf der
Halbinsel Taman gefundenen Inschrift mit dem Namen des Kaisers Justinianus, Viz. Vr. 2
(1895) 189 — 198, und: Zur Geschichte des kimmerischen Bosporos am Ende des 6. Jahrb.,
Viz. Vr. 3 (1896) 1 — 17, endlich: A. Semenov, Eine Inschrift mit dem Namen Kaiser
Justinians von der Halbinsel Taman, B. Z. 6 (1897). — Weitere byzantinische Inschriften
ans Rassland findet man bei V. Laty§ev, Materialien zur Archäologie Russlands, Nr. 9,
Petersburg 1892 (russ.) (mir unzugänglich).
D. Asien und Afrika: Ch. Duchesne, Inscription chrötienne de Bithynie, Bull.
de corresp. hell. 2 (1878) 289—299. — X. A. Sideropulos, BvCaynya iniivfißia iv Xqvüo-
noAei, £vXXoyos 17 (1886) 125 f. — Ch. Diehl, Rescrit des empercurs Justin et Justinien
en date du V^ juin 527, Bull, de corresp. hell. 17 (1893) 501—520. — H. Geizer, Byzan-
tinische Inschriften, B. Z. 3 (1894) 21—25 (eine Inschrift Justinians aus Milet und eine In-
schrift des 8. Jahrb. aus Thasos). — Franz Cumont, Note sur une inscription d'Iconium,
B. Z. 4 (1895) 99 — 105 (Grabschrift eines im Jahre 1297 in Ikonium gestorbenen Prinzen
Michael Konmenos). — C. Clermont-Ganneau, Inscriptions grecques et ^glises latines
de Gaza, Acad. des Inscr. et Belles-Lettres, Comptes rendus des söances, 4. s4rie, t. 21
8. 71—73 (23 et 28 avril 1893). — A. Papadopulos-Kerameus, T^bis iinyga^al Bv
layrivai, Viz. Vr. 1 (1894) 133—141. — H. Geizer, Griechische Inschrift vom ölberg,
Mitteilungen und Nachrichten des deutschen Palästina Vereins 1895 S. 17—21. — l^tienne
Mi c hon, L'inscription cn mosatque de la basilique de Medeba et la mosaYque de Kabr-
Hiram, Revue bibhque 5 (1896) 263—267. — J. B. Chabot, Inscription byzantine de C6-
aar^ de Palestine. B.Z. 5 (1896) 160—162. — Inschriften aus Palästina bringt jetzt be-
sonders die Revue biblique trimestrielle (1892 ff.). Vgl. die Berichte von Batiffol, B.Z. 1
1892) 614-617; 4 (1895) 141-143; 345. — Im übrigen vgl. zu den byzantinischen In-
ichriften Kleinasiens die Nachweise von Fr. Cumont in der oben (Rubrik A) angeführten
Schrift. — Ch. Diehl, Une charte lapidaire du VI® sidcle, S. A. aus den Comptes Rendus
le TAcad^mie des Inscriptions et Belles-Lettres 1894 (lateinische Steinurkunde aus Afrika
xiit zwei Kanzleiformeln in Kursivschrift).
E. Zur Epigraphik des lateinischen Orients: Tankervllle J. Chamber-
. ayne, Lacrimae Nicossienses. Recueil d'inscriptions fnnöraires, la plupart fran^aises,
szistant encore dans Tile de Chypre, suivi d*un armorial chypriote et d'une description
ropographique et archöologique de la ville de Nicosie. T. 1. Paris 1894 (mir unzugänglich).
13. Sprache.
1. LexikaliBohea.
Das wichtigste Hilfsmittel ist natürlich auch für die Byzantiner der Thesaurus Hen-
ri ci Stephani in der neuen Pariser Bearbeitung von B. Hase, W. und L. Dindorf. —
Zur Ergänzung dient E. A. Sophocles (f Professor der Universität Cambridge, Massa-
chussets), Greek lexicon of the Roman and Byzantine periods, 2. Aufl., Boston 1870; 3. Aufl.
(nur wenig vermehrt) New- York 1888. — Manche Nachträge liefert auch für die byzan-
tinische Zeit St. A. Kumanudes, Xvvaytoyrj Xi^Btov a&rjffttVQiffrtay iy toTg 'EXXrjyixoTg
Xe(&xoTf, Athen 1883. — Dazu die S. 799 Nr. 5 angeführten vnlgärgriechischen Wörter-
bücher. — Ein grosses Bedürfnis ist ein Lexikon der byzantinischen Familien-
Damen. Bedeutende Vorarbeiten für ein solches hat seit mehreren Jahren H. Moritz
[Landshut) gemacht. Eine Hauptfundgrube sind die Acta et diplomata edd, MikLoaicbi ^t
1136 BysuttlniMha Litter»targe«chiobt«. M
Möller. — Eiaen hübscben Beitrag Eur Eeantnis der
uamen gibt Alex. EumorphopaloB, 'Eaia^fia ßvZat
(1895) 161—168.
Wichtige Beitrage zur mittelgriechischen Lexil
auch zur Frage über die kulturellen Wechaelwirk
der griechischen Element« in den Sprachen der Lateinei
Perser, Türken, Armenier, Georgier, Slaven, Albanesei
Elemente im Mittel- und Neugriechischen. Ich notier
man die filtere nnmittelbar oder mittelbu- hierher g
Lateinisch: Nor die vorbyiantioiache Zeit berü<
langue latine chez lee Grecs dons l'antiquit^, in seinei
Philologie. Paris 1863 S. 259—276. — Wenig bietel
Bndinazkf, Die Ausbreitung der lateinischen Spra<
Viereck, Senno graecus quo eenatus populusque Romu
usi sunt exanunatnr, Göttingen 1888. — Ebenfalls
Eckinger, Die Orthographie lateinischer WOrter in
Dias., München 1892. -- In Form eines in der Volkss
Ober die Unterscheidung lateinischer und italieni
Mikrojannis, 'Eaiia vom 28. Juli und 4. Augnst I8S
Bearbeitung erfuhr der Gegenstand durch Psicbari und «
da Latin sur le Grec; J. G. Triantaphyllidee, Lej
et les Qovelles de Justinien; dazu eine ansfohrliche E
Arbeiten in den £tudes de philologie n^grecque publ
bis 277. — Hanptschhften: Gust Me jer, Neugriecbisc
wDrle im Neagriechiechen. IV; Die romanischen Lehnwt
Wien. Ak. Bd 132, Wien 1895. Zu III vgl. die vie
sprechung von J. Fsichari, Revue critique 1895 N:
Vorarbeiten liesse sich nun wohl die Geschichte des
nischen Sprache im oetrömischen Reiche im grossen
von der k. d&mschen Gesellschaft der Wissenschaf
(Stellung des Lateinischen als Sprache der Regiemi
Reiche seit Konstantin dem Grossen bis zur Epochi
ständig durch die griechische ersetzt wurde, und üb
diesem Gebrauche des Lateinischen und der Litteratt
sigt over det K. Danske videnskabemes selskabs forhai
keinen Bearbeiter gefunden zu haben- — Von WichÜt
Lateinischen bezüglichen Bestimmungen und Andeutu
Jahrhunderts verfassten Strateglka dos sogenannte:
Lingenthal, B. Z. 3 (1894) 441.
Semitische Sprachen; Zahlreiche Litteratni
Non-Hebrew languages used by Jews, The Jewish (
Samuel Krause, Zur griechischen und lateinischen
B. Z. 2 (1893) 491-548. Von Krauss wird ein gros
selben Gegenstand vorbereitet. — Joseph Perles, J
Z 2 (1893) 569-584. Vgl. dasselben .Beitfjlge lur
künde', Monatsschrift für die Geschichte und Wis
Heft 1 ff. — S. Fraenkel, Orientaliaches im Byzan
Psicbari, Etudes de philologie u^o-grecqne, Paris 18!
Lexikons der griechischen Wörter im Osmanli). — O.
griechischen und romanischen Beatandteile im Worl
Sitzungsber. Wien. Akad. Bd 128, Wien 1893. —
Bohen Elementen im Arabischen und TUrkischeii, B.
18. Sprache. II37
Bemerkungen tlber griechische Lehnwörter im Aramäischen gibt Th. Nöldeke, Mandäische
Grammatik, Halle 1875 S. XXIX f. — Jul. Füret, ßiossariom Graeco-Hebraeum oder der
griechische Wörterschatz der jüdischen Midraschwerke , Strassburg 1890. Vgl. die Be-
sprechung von A. Thumb, Indogerm. Forschungen, Anzeiger 6 (1896) 56—60. — S.
Fraenkel, Beitrftge zum aramäischen Wörterbuch, Zeitschr. f. Assyriologie 9 (1894) 1 — 10.
— J. Fürst, Zur Erklftrung griechischer Lehnwörter in Talmud und Midrasch, Monatsschr.
f. Geschichte und Wiss. d. Judentums, N. F. 2 (1894) 305-311. - Einiges auch bei Fr.
Miklosich, Die türkischen Elemente in den südosteuropäischen Sprachen. I. IL Nachträge
I. U. Denkschriften Wien. Ak. Bd 34, 35, 38, Wien 1884-90.
Slavisch, Albanesisch und Rumänisch: Über die lautliche Behandlung griechi-
acber Namen im Slavischen vgl. A. Sobolevskij, Griechisch-slavische Studien, Russkij
filol. vjestnik Bd 9 und 10 (1883). — Jan Krystjniacki, Über die griechische Sprache
der byzantinischen Schriftsteller im allgemeinen und im besondem über die ^rt sla-
Tische Namen auszudrücken, Progr. d. k. k. IV. G3rmnasinms in Lemberg 1890 (poln.).
— Manches über griechische Elemente im Bulgarischen berichtet Jv. D. Si§manov,
Beitrftge zur bulgarischen Volksetymologie, Sbomik blgarsk. 9 (1893) (bulg.). — Über die
griechischen Elemente im Albanesischen s. G. Meyer, Etymologisches Wörterbuch der alba-
neaischen Sprache, Strassburg 1891. — Über die griechischen Wörter im Rumänischen vgl.
B. P. Hasdeu, Etymologicum Magnum Romaniae, Bukarest 1885 ff. — Slavische, alba-
neaische und rumänische Elemente im Mittel- und Neugriechischen: Fr. Miklosich, Die
slavischen Elemente im Neugriechischen, Sitzungsber. Wien. Akad. Bd 63 (1870) 529 ff.
— Reichhaltigei; ist D. Matov, Griechisch-bulgarische Studien, Sbomik blgarsk. 9 (1893)
21 fL (bulg.). — Noch reicher G. Meyer, Neugriechische Studien. Ü. Die slavischen, alba-
^nesischen und rumänischen Lehnworte im Neugriechischen, Sitzungsber Wien. Akad.
Bd 130, Wien 1894 (S. 3 ff. Verzeichnis der älteren Litteratur).
2. Grammatik und Stil.
Von grösster Wichtigkeit für die Kritik und Beurteilung der byzantinischen Eunst-
-ifrache ist: W. Schmid, Der Atticismus in seinen Hauptvertretem von Dionysius von
^Halikamass bis auf den zweiten Philostratus, 4 Bde, Stuttgart 1887—1896. — Ebenso
*«Bentbehrlich ist wegen des in der ganzen byzantinischen Litteratur bemerkbaren Einflusses
'der Sprache der heiligen Schriften: G. B. Winer, Grammatik des neutestamentUchen
'^ Sprachidioms, 8. Aufl, neu bearbeitet von P. W. Schmiedel, bis jetzt I. Teil, Göttingen
'^1894. VgL die Nachträge von W. Schmid, Götting. Gel. Anzeigen 1895 S. 26-47. —
-•IVequenz und Anwendung der Präpositionen bei den byzantinischen Dichtem untersucht
"^^(im Zusammenhange mit der alten Litteratur) Tycho Mommsen, Beiträge zu der Lehre
•*Ton den griechischen Präpositionen, 4 Hefte; Heft 1-3, Frankfurt a. M. 1886-1887,
>Heft 4, Berlin 1895. — C. Paparrigopulo, De Putilit^ des ouvrages byzantins pour
lliistoire de la langue grecque actuelle, Bull, de corresp. hell. 1 (1877) 274—278. — Üher
He innere Berechtigung der byzantinischen Gräzität dem Attischen und Hellenischen gegen-
ftber handelt Edw. A. Freeman, Some points in the later history of the Greek language,
Jonmal of Hellenic studies 3 (1882) 361—392. — Einige prinzipielle Fragen bei der Her-
Btellung spätgriechischer und byzantinischer Texte und einige Eigentümlichkeiten der byzan-
tillischen Gräzität erörtert E. Krumbacher, Studien zu den Legenden des hl. Theodosios,
SitEungsber. bayer. Ak. 1892 S. 264-277; 362—377. — Die noch sehr spärlichen sprach-
lichen Untersuchungen zu einzelnen Autoren sind in den betreffenden §§ angeführt.
Satz Schlussgesetz: Die höchste Beachtung verdient für die stilistische Beur-
teilung und die Textkritik der byzantinischen Prosaiker die Entdeckung eines mit grosser
EtegelmäSHJgkeit beobachteten rytimiischen Gesetzes im Satzschlusse, das auch bei den
Lateinern vorkommt und hier Cursus genannt wird: W. Meyer, Der accentuierte Satz-
ftchliisB in der griechischen Prosa vom IV. bis XVI. Jahrhundert, Göttingen 1891. V^l. die
Besprechungen von L. Havet, Revue critique 32 (1891) 207 ff., \md (j, ^^^^x, ^«iVoäv
Mßodbaeb der kJäta, AlteHunuwineDtcbntt IX, 1. AbUg . 2. A.ufU *VL
1140 BysanüniBche LitteratnrgMchichte. Allgemeine Bibliographie.
der Berichte der Universit&t Odessa) (niss.). — N. Popov, Über das Studium der byzanti
nischen Geschichte, Bogosl. Yjestnik 1893, HI, Septemberheft S. 338—350. — Kane Über-
sicht der neuesten Entwickelung der byzantinischen Studien bei A. A. Spasskij, Der
neueste Byzantinismus und seine Bedeutung. Eine Probevorlesung in der Moskauer geiaü.
Akademie, Bogosl. Vjestnik 1894, April S. 34—62. — Eine Skizze der Geschichte der byian.
tinischen Studien seit Gibbon bis auf die Gegenwart gab J. B. Bury in seiner NeuausgaW
von Gibbons History of the decline and fall of the Ronum empire 1 (1896) XLV ff.
2. Lehrsttthle fOr die byzantinieohe Philologie. Institiite.
Der erste Lehrstuhl f&r die byzantinische Philologie wurde im Jahre 1892 von der
k. bayerischen Staatsregierung in München errichtet. Dagegen wurde ein von derselbe!
Regierung dem bayerischen Landtage vorgelegtes Postulat zur Errichtung eines byzantinisdieo
Semmars in München am 5. Mftrz 1896 abgelehnt. Vgl. B. Z. 5 (1896) 379—381. — An
20. Jan. 1893 habilitierte sich A. Papadopulos Eerameus als Privatdozent fttr mittel-
und neugriechische Philologie an der Universitftt Petersburg. — Am 27. April 189C^
habilitierte sich für dasselbe Fach D. C. Hesseling an der üniversit&t Leiden. — Im
Jahre 1895 erhielt W. Pecz einen Ruf als o. Professor der klass. Philologie an die um-
versit&t Budapest mit der Verpflichtung auch über mittel- und neugriechische Philolo^
Vorlesungen zu halten. — Femer wird der sprachliche Teil der mittel- und neugriechischen
Philologie berücksichtigt von Prof. A. Thumb in Freiburg i. B. — Rein praktischen Zwecken
dienen die Lehrstellen für Neugriechisch am orientalischen Seminare zu Berlin und ander
£cole des langues orientales Vivantes zu Paris. — Eine mächtige Förderung erhielten du
byzantinischen Studien durch die Gründung eines kais. russischen archäologisches
Instituts in Kpel. Die Statuten des Instituts, das am 15. Januar 1895 unter der Leitong
des Prof. Th. Uspenskij seine Thätigkeit eröfbet hat, sind im Viz. Vr. 1 (1894) 456 bis
460 mitgeteilt. — Auch die französische Schule in Rom und Athen hat seit lingerer
Zeit ihre Aufmerksamkeit dem byzantinischen Mittelalter zugewendet, und ein Mitglied der
Schule in Athen (G. Mi 11 et) darf seine ganze Thätigkeit auf dieses Gebiet konzentrieren
— Weniger Sympathie haben sich die byzantinischen Studien bis jetzt beim deutsch ea
archäologischen Institute zu erwerben vermocht
8. Zur Biographie einselner Forscher auf dem bysantinischen Gebiete.
Leo Allatius (1586—1669): Stephan. Gradius, Allatii vita, bei A. Mai, Noti
patrum bibl. VI 2 (1853) V-XXVIH. — Kurze Skizze der Biographie und Thätigkeit des
Allatius bei K. N. Sathas, NeoeXXtjyix^ (piXokoyia, Athen 1868 S. 268— 274. — Eine Bio-
graphie des Allatius enthält auch das Buch des bekannten Pseudo-Fürsten und littoi-
rischen Fälschers Demetrios Rhodokanakis: Leonis Allatii Hellas cum veraione latisa
a Guidone de Souvigny edidit Demetrius Rhodocanakis princeps, Athenis 1872. Sie ver-
dient aber infolge der bekannten Fälschungsmanie des Verfassers nicht die mindeete Be-
achtung. .La biographie allatienne qui se trouve dans ce volume et les notes qui le te^
minent sont, comme tous les öcrits de Rhodocanakis, un salmigondis de d^tails apociyphes
et ne möritent aucune creance". E. Legrand, Dossier Rhodocanakis, Paris 1895 S. l(Wf.
Vgl. B. Z. 5 (1896) 377-379.
Du Cange (Charles du Fresne, Sieur) (1610—1688): Jean Charles Dufresn«
d'Aubigny, Memoire historique pour servir ä Töloge de Ch. du Fresne Sieur du Can^.
Paris 1766. — Henri Hardouln, Essai sur la vie et sur les ouvrages de Charles Du-
fresne Du Cange, Paris 1849. — Läon Feugerö, Ötude sur la vie et les ouvrages de Jh
Cange, Paris 1852. - Interessante Aufschlüsse über die Entstehungsgeschichte des mittel-
griechischen Glossars von Du Cange enthalten die Briefe, welche der Verleger Anisson tm
Lyon aus an Du Cange richtete: H. Omont, Lettres d'Anisson ä Du Cange relativ« 4
rimpression du glossaire grec (1682-1688), Revue des 6t. gr. 5 (1892) 212—249. U
diesem Glossar vgl. auch H. Omont, Abbr^viations grecques copi^s par Ange Politien «t
publiöes dans le glossaire grec de Du Gwv^<a, Rä^« dea ^t ^, 7 (1894) 81—88,
15. Ge»chichte der byeaU** ^Hen Philologie. 1141
Mich. Lequien (1661-1733): Kurze Biographie in der Nouvelle biographio gönö-
rale 30 (1859) 860 (mit Litteraturangaben). — Den Vertrag, welchen Le Quien am 27. Febr.
1722 mit dem Pariser Buchhftndler Nie. Simart über die Heraasgabe des Oriens christianus
abschloss, ed. H. 0<mont>, Traitö pour l'^dition de TOriens christianos da P. Le Qaien,
Revue de FOrient latin 2 (1894) 190 f.
Edward Gibbon (1737 — 1794): Seine Autobiographie, ^perhaps the best specimen
of Autobiographj in the English language'^ (Whitaker), wurde nach seinem Tode von Lord
Sheffield 1795 herausgegeben. Wiederholt in der Ausgabe seiner History of the decline
and fall of the Roman Empire von William Smith, Bd 1 (London 1854) 1—136. —
Eine deutsche Übersetzung von <J. W. H. Ziegenbein> erschien unter dem Titel ,, Gibbons
Leben*, 2 Teile, Braunschweig 1796 — 1797. — Biographie und Charakteristik von M. Gui-
zot in seinen .M^langes biographiques', Deuxiöme Edition, Paris 1868 S. 1—48. — James
Cotter Morison, Gibbon, London 1878, in der Sammlung: English Men of Letters edited
by John Morley (ausführliche Biographie). — Biographie in der Encyclopaedia Britannica
10 (1879) 572—582. — Entwurf einer ausführlichen Biographie und Charakteristik von Jac.
Bernays, Gesammelte Abhandlungen 2 (1885) 206—254. — Charakteristik von J. B. Bury
in seiner Neuausgabe von Gibbons History of the decline and fall of the Roman Empire 1
(1896) XXXI ff.
Fr. Wilken (der Verfasser des oben S. 1076 zitierten Werkes: Rerum ab Alexio I
etc.) (1777—1840): Ausführliche Biographie und Charakteristik von Adolf Stell, Der Ge-
schieh tschreiber Friedrich Wilken, Cassel 1896.
Gottlob Lukas Friedrich Tafel (1787—1860): E. Kunik, Über die Schriften
des Byzantinisten Tafel, Gelehrte Anzeigen d. k. Akad. d. Wiss. 1. und 3. Abteil. Bd 2,
Petersburg 1853 (mir unzugftnglich). — Artikel von C. Neumann, Allgemeine deutsche
Biographie 37 (1894) 342—346.
Jacob Philipp Fallmerayer (1790—1861): Biographische Skizzen von Steub,
AUgemeine Deutsche Biographie 6 (1877) 558—566, und von G. M. Thomas in: Gesammelte
Werke von J. Ph. Fallmerayer herausgegeben von G. M. Thomas 1 (1861) Xm-XLVHI. —
Joh. Chrys. Mitterrutzner, Fragmente aus dem Leben des Fragmentisten, Brixen 1887
(namentlich Exzerpte aus Schriften und Briefen Fallmerayers). — C. R. v. Höfler, Er-
innerungen an Phil. Jacob Fallmerayer. Ein Licht- und Schattenbild, Mitteilungen des Ver-
eins für Geschichte der Deutschen in Böhmen 26 (1888) 395—416 (sehr interessante, auch
für die Beurteilung der Slaventheorie Fallmerayers wichtige Mitteilungen).
George Finlay (1799—1876): Autobiographie in der nach seinem Tode von H. F.
Tozer besorgten Gesamtausgabe: A history of Greece 1 (1877) XXXIX— XLIX.
Karl Hopf (1832 — 1873): Kurze Biographie von L. Streit in der „Allgemeinen
deutschen Biographie** 13 (1881) 102—104. Der litterarische Nachlass von K. Hopf be-
findet sich bei Prof. Dr. R. Röhricht, Berlin N, Weissenburgerstr. 76, und wird von ihm
den Fachgenossen in liberalster Weise zur Benützung dargeboten.
Bischof Porph. Uspenskij (1804—?): Das Buch meines Lebens. Tagebücher
und autobiographische Aufzeichnungen. I. Petersburg 1894 (russ.). Beigegeben ist eine
von Syrku verfasste Biographie des Bischofs und das Bild desselben.
Graf Riant (1836—1888): Eine kurze Biographie des Begründers der Sociötö de
rOrient latin gab M. de Vogüö, Le comte Riant, Revue de TOrient latin 1 (1893) 1—15.
G. Morosi (1844 — 1890): Eine biographische Skizze dieses um die Kenntnis des
griechischen Unteritaliens (s. S. 1072) hochverdienten Gelehrten gab G. N. Chatzidakis,
'A^fjt^a 2 (1890) 697-701.
J. Sakkelion (1815—1891): Sp. P. Lampros, 'Itoayytjg £axxeXltoy, JeXtioy 3 (1890
bis 1892) 579-582.
AI. Paspates (1814—1891): Nekrolog3 von A. Mordtmann, IvXXoyog, tofAos «y*
(1893) 13—18, und Sp. P. Lampros, JeXtioy 4 (1892) 205—207.
1142 Byzantinische Litter aturgesohichte. Allgemeine Bibliographie.
Joh. Romanos (1836—1892): Nekrologe von Gast. Meyer, B. Z. 1 (1^2) IH.
und Sp. P. Lampros, JBXtlov 4 (1892) 207 f.
Tassos Dem. Nerufcsos (1826—1892): Nekrolog von Sp. P. Lambros, JtXnwi
(1892) 209 f.
K. E. Zachariae von Lingentbal (1812—1894): BiograpbiBche Skizze von W. |
Fischer, B. Z. 3 (1894) 645—648. - Ein Verzeichnis seiner Schriften gab W. Fischer,
Zeitschrift der Savigny-Stiffcung ftir Rechtsgeschichte, Rom. Abt 16 (1895) 320—332. -
Fischer arbeitet auch an einer grösseren Biographie Zachariaes. YgL seine Bemerkungen
B. Z. 5 (1896) 382 f. — Nekrolog von A. Pavlov, Viz. Vr. 1 (1894) 464-468.
Archimandrit Antonin (1817-1894): Kurzer Nekit)log im Viz. Vr. 1 (1894) 260 f.
J. M. Martynov (Martinov)S.J. (1821-1894): NekrologimViz. Vr. 1(1894)462-464.
E. V. Muralt (1808-1895): Nekrolog im Viz. Vr. 2 (1895) 725—728. Auszug m
demselben in der B. Z. 5 (1896) 383 f. i
Gabriel Destunis (1818-1895): Nekrolog von E. Kurtz, B. Z. 4 (1895) 646 bis I
648 — Ein chronologisch geordnetes Verzeichnis seiner Werke und Abhandlungen brachte |
der Viz. Vr. 2 (1895) 317-326.
Eustathios Bulismas (1819—1895): Kurzer Nekrolog von Sp. Lambros, B. Z.4
(1895) 648.
Jos. Müller (1825-1895): Nekrolog von C. 0. Zuretti, B. Z. 5 (1896) 256.
V. G. Vasiljevskij: Ein Verzeichnis seiner Schriften bis 1889 gab A. A. Kunik, I
Referat (Zapiska) über die gelehrten Arbeiten des korresp. Mitgliedes d. k. Akad. d. Wissen-
schaften V. Gr. Vasiljevskij. Vorgetragen in der Sitzung der histor.-philolog. Abteilung m
12. Dez. 1889. Petersburg 1890.
16. Byzanz in der schönen Litteratur.
Zu der Geschichte der byzantinischen Studien steht die Popularisierung byzantinischa
Stoffe in engster wechselseitiger Beziehung. Bei dem geringen Interesse, welches das oii>
europäische Mittelalter bis auf die neueste Zeit selbst in den gelehrten Kreisen gefimdcs
hat, ist es nicht zu verwundem, dass byzantinische Stoffe in Romanen, Erzählungen, Sdhas-
spielen, Opern und in den bildenden Künsten nur selten behandelt worden sind. Es folge
eine Aufzählung der wenigen hieher gehörigen Werke: Reichliche Bewunderung fanden die
blutigen und intriguenvollen Staatsaktionen der byzantinischen Geschichte bei den Dichten
der zweiten schlesischen Schule. So schrieb Andreas Gryphius ein Drama ,Leo Ar-
menius*. Vgl. A. Heisenberg, Die byzantinischen Quellen von Gryphius ,Leo Armenios',
Zeitschr. f. vergleichende Litteraturgeschichte, Neue Folge 8 (1895) 439 — 448. — SpÜer
wurden in Jesuitenschulen byzantinische Stoffe zu dramatischen SchulauffÜhmngen verar-
beitet. Eine Bühnenanweisung für ein solches Stück besitzt die Münchener Staatsbibliothek.
Der Titel lautet: Mauritius orientis imperator. Datus ludls Autunmalibus a Caesano
Archiducali gymnasio S. J. Oeniponti 4. & 5. Sept. 1725. Mauritius Kayser im
Orient zu End des Jahrs vorgesteUt von dem Kayserlichen Erz-Hertzoglichen Gynmaoo
Soc. Jesu zu Ynsprugg, den 4. und 5. Herbstmonat 1725. — Mehrfach ist der Belisar-
stoff bearbeitet worden: in einem einst viel gelesenen Romane von Jean Fran^ois M ar-
men tel (1766); in einem Trauerspiel von Ed. v. Schenk (zuerst 1826 in München aof-
geführt; zuerst gedruckt in Schenk's , Schauspielen* 1. Teil, Stuttgart und Tübingen 182)
S. 1 — 190; dann mit Einleitung herausgegeben von Felix Bob er tag, .Deutsche Nationii-
litteratur' Bd 161, Berlin und Stuttgart 1890); in einer Oper von G. Donizetti (1836).- '
Walter Scott, Count Robert of Paris (Stoff aus der Alezias der Anna Komnena). -
Dem, Bernardakis, Magla Jo^anaxqrj, München 1858. — J. M. Neale, Theodon
Phranza or the fall of Constantinople. 2. ed. London 1879 (Roman) (mir nnzugänglicii<.
— J. Pervanoglu, Historische Bilder, 2 Bde, Leipzig 1879-1880 (Novellistische Lebe»
bilder der Kaiser Andronikos Komnenos und Alexios III). — J. Pervanoglus, if»/fflfi»
^ 16. BysMis in d. sohOnon Lüteratnr. 17.Zeit^ ^teu^ Bibüogr. HUfsmittel. II43
IMaioJtoVo^. 'Imo^op dl^ytiiAa, Leipzig 1888. — ^^1*01. Linf^f^^ Byzantinische Novellen,
Leipzig 188L Daraas erschien .Der Bildersturm* Hl griechischer Übersetzung im llnq-
pomcog 3 (1879) 486 ff., 599 ff., 704 ff. — AI. RizoS Rangabes, "0 av»iyrtjg tov Mtoqitoi.
Deutsch übersetzt («Der Fürst yonMorea**) von Ad. EUissen, Analekten der mittel- und
: neugriechischen Litteratnr 2 (1856) 111-285. Auch Breslau 1884 und 1888 (letztere 2
Ausgaben mir unzugänglich). — AI. Rizos Rangabes, Jovxag (Drama); in deutscher
^ Obersetzung von dem Autor selbst 1881 (mir unzugänglich). — Vi ct. Sardou, Th^odora,
— Paris 1884. — Eleon Rangabes, 'lovXutvoq 6 'Anoattitrjg 1877 (mir unzugänglich). —
Kleon Rangabes, ^eodo/^a. Ilolfjfia cf^rt^crrixoV. Leipzig 1884. — Kleon Rangabes,
'HgaMletog . jQdfia eig (jLiqrj nivte, Leipzig 1885. — Lombard, Byzance (Roman). Vgl.
seine Beurteilung in sprachlicher Hinsicht, Zeitschrift f. französ. Sprache und Litteratur 13
(1891) 243 ff . — Alexandra Papadopulu, Bv^aytird ötfjyijfÄttTa . T6 lAtjXo tijg dyanijg,
*Eajia vom 6. Juni 1893. — J. D. Craig Houston, The daughter of Leontius, or Phases
of byzantine life, social and religious in the fifth Century after Christ, London 1893 (?)
(mir nur aus dem ungünstigen Referat im Athenaenm v. 23. Juni 1894 bekannt). — G.
Strateges, BaallBiog 6 BovXya^oxxoyog, Ein neugriechisches Drama, das nach der E^oro-
ygttip, 'Eaxia vom 17. Juli 1894 S. 304 im Juli 1894 im Tsochatheater zu Athen über die
Bretter ging.
17. Zeitschriften. Bibliographisclie Hilfsmittel.
Die erste Zeitschrift, die speziell unseren Studien diente, ist das von Michael
Deffner begründete Archiv für mittel- und neugriechische Philologie, Band I,
Heft 1 — 2, Athen 1880. Doch ist dieses Organ nach dem Erscheinen des ersten Doppel-
heftes wieder selig entschlafen. — Gegenwärtig widmen sich speziell der Byzantinistik die
Byzantinische Zeitschrift, herausgegeben von K. Erumbacher, Leipzig 1892 ff. (bis
jetzt 5 Bde), und der Vizantijskij Yremennik, herausgegeben von der k. russischen
Akademie der Wissenschaften unter der Redaktion von V. G. Vasiljevskij und Y. E.
Regel, Petersburg 1894 ff. (bis jetzt 2Vt Bde). — Nur die Aufklärung und Förderung der
Unionafrage bezweckt die neue italienische Zeitschrift: Bessarione, Rom— Siena 1896 (bis
jetzt 5 Hefte). — Mehr den Charakter einer periodischen Sammelpublikation als einer Zeit-
schrift im eigentlichen Sinne hat die Byzantinische Abteilung des Jahrbuches
(Ljetopis) der historisch-philologischen Gesellschaft bei der k. neurussischen
Universität (Odessa), bis jetzt 2 Bde, Odessa 1892 und 1894 (russ.). — Der Erforschung
des lateinischen Orients dienten vor allem die Publikationen der vom Grafen Riant be-
gründeten Soci^t^ de rOrient latin. An ihre Stelle ist jetzt getreten die Revue de TOrient
latin, bis jetzt 3 Bde, Paris 1893—1895. — Ausserdem kommen für die byzantinische
Ges hichte, Kunst, Epigraphik, Numismatik, Sprache u. s. w. namentlich einige griechische,
russische und sonstige slavische Zeitschriften in Betracht, auf die hier zur Ergänzung der
obigen bibliographischen Angaben noch besonders hingewiesen werden soll: Uav^oiqa
22 Bde, Athen 1850-1872. — UaQyaaaog, Athen 1877 ff. — 'J9tjyatoy, Athen 1872 ff.
— JeXiloy trjg latOQixtjg xal i&yoXoyixrjg irtti^ias trjg 'EXXddog^ Athen 1883 ff. — *J^yd,
Athen 1889 ff. — Die Publikationen des 'EXXrjyixog (piXoXoyixog cvXXoyog in Kpel (bis
jetzt 25 Bde mit vielen Beilagen). — Journal des k. russ. Ministeriums der Volksauf.
klftrung (2umal ministerstva narodnago prosvjeSöenija) , Petersburg 1803 ff. (bis jetzt
306 Bde) (russ). Ein Generahregister der Bde von 1803—1864 erschien in 2 Teilen,
Petersburg 1864—1865. — Sbomik des bulgarischen Ministeriums der Volksaufklärung
(Sbomik za narodni umotvorenija, naukai kniinina) (bis jetzt 12 Bde, Sofia 1885—1896). —
Die Schriften der k. serbischen Akademie der Wissenschaften (Glas Srpske Akademije;
Spomenik Srpske Akademije). — Dazu noch manch andere, leider in den meisten nicht-
alavischen Bibliotheken Europas fehlenden periodischen Publikationen der Russen, Bulgaren,
Serben, Slovenen und Kroaten, in erster Linie die Organe der russischen geistlichen Aka-
1144 ByzAntinische LitteratnrgeBohichte. Allgemeine Bibliographie.
demien und der russischen archäologischen Gesellschaften, Journale wie die Altkroatififb»
Aufklärung (Starohrvatskaja Prosvjeta) u. s. w. — Von sonstigen philologischen und histo-
rischen Zeitschriften sind namentlich zu beachten das Annuaire de Tassociation pour IW
couragement des Stades grecques, die Revue des ätudes grecques, das Journal of Hellenic i
studieSy die Publikationen des französischen Instituts in Rom und Athen, die Revue bibliqo« |
trimestrielle und die zahlreichen deutschen philologischen, historischen und theolo^sch^n
Zeitschriften, in denen byzantinische Sachen allerdings ziemlich selten vorkommen.
Reichhaltige Nachweise über die neuere direkt oder indirekt auf Byzanz bezfl^hchc
historische, geographische, kunstgeschichtliche Litteratur u. s. w. findet nun
in den bibliographischen Berichten von Ferd. Hirsch (Byzantinisches Reich), Sp. LambroA.
(Neugriechenland seit 1458) und E. Jireßek (S&dslaven), die in den , Berliner Jahres-
berichten für Geschichtswissenschaft' (1878 ff.) veröffentlicht sind ; ausserdem bei W. F i 8 c h er. <
Neuere Litteratur zur byzantinischen Geschichte, Deutsche Zeitschrift für GeschichtswiasHi- |
Schaft 8 (1892) 311—344; bei Job. Dräseke, Griechisdie bezw. byzantinische Kirchen-
und Litteraturgeschichte, Zeitschrift für Kirchengeschichte 1894 ff. — Dazu der ,Theo-
logische Jahresbericht*^, begründet von B. Pünjer, Leipzig- Braunschweig 1882 ff. und die
Berichte über Kirchengeschichte von 0. Zöckler in den .Berliner Jahresberichten fGr
Geschichtswissenschaft'^. — Hauptsächlich die vorbyzantinische Zeit berücksichtigt A. Ehr- 1
hard, Die altchristliche Litteratur und ihre Erforschung seit 1880, Strassburger theolog.
Studien Bd 1 Heft 4 -5, Strassburg — Freiburg i. B. 1894. — Für Studien auf den slavisches I
und rumänischen Grenzgebieten dient, besonders in den Kapiteln über Litteratur, Geschichte
und Geographie, Alterttlmer und Kunst, als unentbehrliches Hilfsmittel Fr. Paatrnek,
Bibliographische Übersicht über die slavische Philologie 1876—1891 (Zugleich Gencfal-
register zum Arch. slav. Phil. Bd 1 — 13), Berlin 1892. — Für die byzantinische Litte-
ratur, zum Teil auch für Geschichte, Geographie u. s. w., kommen als bibliographiKke 1
Hilfsmittel vor allem in Betracht: Bibliotheca Graeca von J. A. Fabricias in der neaei
Ausgabe von G. Chr. Harles, 12 Bde, Hamburg 1790—1809 (dazu Index Leipzig 1838):
Wilh. Engelmann, Bibliotheca scriptorum classicorum. Erste Abteil., 8. Aufl., Leipdx
1880; Calvarys Bibliotheca Philologica Classica (Beiblatt zu Bursian-Müllers Jahresbericfa
über die Fortschritte der classischen Altertumswissensch.) ; die von Aug. Blau bearbeitrte
Vierteljährige systematische Bibliographie der classischen Philologie, AltertumswissenschAfi
und Neuphilologie (Beiblatt zu Jahns Jahrbüchern, Leipzig, Teubner); die bibliographiacheo
Übersichten in der Revue des ^tudes grecques. - FtUr historische Studien vgl. aack i
Aug. Potthast, Bibliotheca historica medii aevi. Wegweiser durch die Geschichtswerke des
europäischen Mittelalters v. 375—1500. Mit Supplement Berlin 1862—1868. 2. verbesserte
und vermehrte Auflage. Berlin 1896 ff.
Regentenverzeichnisse.
I. Weltliche Regenten.
Die oströmischen Kaiser.
[Constantinus I der Grosse (Alleinherrscher)
324—337
Constaniius I (Alleinherrscher) 353—361
Jalianns Apostata 361—363
Flavius Jovianus 363-364
(Valeniinianas 364—375)
Valens 364-378
Theodosios I der Grosse 379
Arkadios 395-408
Theodosios II 408-450
Markianos 450—457
395]
Leon I Makellos 457—474 (Mitkaiser Leon II
473-474)
Zenon 474-491
Anastasios I Dikoros 491—518
Justinos I 518-527
Jastinianos I 527 — 565
Justinos II 565—578
Tiberios II 578-582
Manrikios 582—602
Phokas 602-610
Herakleios 610-641
Herakleios Konstantinos III 641
Herakleonas 641
Konstans II 642—668
Konstantinos IV Pogonatos 668—685
JostinianoB II Rhinotmetos 685—695
Leontios 695—698
Tiberios III Apsimaros 698—705
Jastinianos II nochmals 705 --71 1
Philippikos (Bardanes) 711-713
Anastasios II (Artemios) 713—716
Theodosios III Atramytenos 716—717
Haus des Leon.
Leon III der Isaurier (Syrer) 717—741
Eonstantinos V Kopronymos (Kabalinos) 741
bis 775
Leon IV 775-780
Konstantinos VI 780—797
Irene von Athen 797—802
Nikephoros 1 802-811
Staurakios 811
Michael I Rhangabes 811- -813
Leon V der Armenier 813-820
Michael II der Stammler 820-829
Theophilos 829 - 842
Michael III 842-867
Makedonische Dynastie.
Basileios I 867-886
Leon VI der Weise 886-911
Alexander 886-912
Konstantinos VII Porphyrogennetos 912—959
Romanos I Lakapenos 920—944
Romanos II 959—963
Nikephoros H Phokas 963-969
Joannes I Tzimiskes 969—976
Basileios II Bulgaroktonos 976-1025
Konstantinos VIII 1025—1028
Romanos III Argyros 1028-1034
Michael IV Paphlagon 1084—1041
Michael V Kalaphates 1041-1042
Konstantinos IX Monomachos 1042-1054
Theodora 1054-1056
Michael VI Stratiotikos 1056—1057
Dukas und Komnenen.
Isaak I Komnenos 1057 — 1059
Konstantin X Dukas 1059-1067
Romanos IV Diogenes 1067—1071
Michael VII Dukas (Parapinakes) 1071—1078
Nikephoros III Botaneiates 1078—1081
Alexios I Komnenos 1081—1118
Joannes II Komnenos 1118—1143
1146
BegentenverseiolmiBse.
Manuel 1 Eomnenos 1143—1180
Alexios II Komnenos 1180-1183
Andronikos I Komnenos 1183 — 1185
Hans Angelos.
Isaak II Angelos 11R5-1195
Alexios IFI Angelos 1195-1203
Isaak IF nochmals 1203-1204 (Alexios IV,
sein Sohn, Mitkaiser)
Alexios V Dukas (Murtzuphlos) 1204
Kaiser in Nikaea.
Theodoros I Laskaris 1204—1222
Joannes III Dukas BaUtzes 1222-1254
Theodoros II Laskaris 1254-1258
Joannes IV Laskaris 1258—1259
Michael VIII Palaiologos 1259—1260
Wiedereroberung von Konstantinopel 1261
Haus der Palaiologen.
Michael VIII Palaiologos 1261-1282
Andronikos II 1282—1328
Michael IX 1295—1320
Andronikos III 1328—1:341
Joannes V 1341—1376
Joannes VI Kantakuzenos Gegeakaiser uad
Mitkaiser 1341—1355
Andronikos IV 1376—1379
Joannes V nochmals 1379—1391
(Joannes VII Gegenkaiser 1390}
Manuel II 1391-1425
Joannes VIII 1425—1448
Konstantinos XI (IX) Dragases 1448-14^
Eroberung von Konstantinopel durcli dii
Türken 29. Mai 1453
I
)
Lateinische Kaiser von Konstantinopel.
Balduin I von Flandern 1204-1205
Heinrich von Flandern (Angre) 1206—1216
Peter von Courtenay 1217
Jolanta 1217-1219
Robert II von Gourtenay-Auxerre 1221 bis
1228
Balduin II 1228 (1240)— 1261 (1273)
Johann von Brienne 1229—1237 Regent
und Titularkaiser
Anseau de Cayeux 1237— 1238 \ ^ «^„x^„
Narjot de Toucy 1238-1240 ( ««g«"*^"
Titularkaiser.
Balduin II 1261—1273
Phiüpp I von Courtenay 1273—1283
Katharina I von Courtenay 1283-1308
Katharina II von Valois 1308—1346, vermihlt
m. Philipp II V. Anjou-Tarent 1313-1331
Robert II von Anjou-Tarent 1346-1364
PhUipp III von Anjou-Tarent 1364-1373
Jakob von Beaux 1373-1383
Ludwig I von Anjou 1383 — 1384
Ludwig II von Anjou 1384
i
Kaiser von Trapezunt.
Alexios I Komnenos 1204-1222
Andronikos I Gidon 1222—1235
Joannes I Axuchos 1235—1238
Manuel I ,der Streitbare* 1238- 1263
Andronikos II 1263—1266
Georgios I 1266—1280
Joannes U 1280-1297
Alexios II 1297-1330
Andronikos III 1330-1332
Manuel II 1832
Basileios I 1333-1340
Irene 1340-1341
Anna 1341
Michael 1341 (1344)^1349
Joannes III 1342—1344
Joannes Alexios III 1350—1390
Manuel III 1390—1412
Basileios Alexios IV 1412— 1447 (?)
Kaloioannes 1 447 (?)— 1458
David 1458-1462
Säsaniden.
Ardeschtr (Artaxerxes) I 226-242
Schapnr (Sapores) I 242-273
Hormizd I 273
Bahräm (Varan) I 274-277
Bahräm II 277—294
Bahräm III 294
Narses 294—303
Hormizd II 303—310
Schapur II 310—379
Ardeschlr II 379—384
Schapur III 385—388
Bahräm IV 389—399
Jesdegerd I 399—420
Bahräm V 420-439
Jesdegerd II 439—457
Hormizd III 457-458
P6r6z (Peroses) 458-484
Baläsch (Balaakes, Vologeaes) 484-488
Kabädb (Kabades) 1 488—531
Khosrev I Andscharwftn (Eosro^s) 531— ^<S
Hormizd IV 579-590
Kosroös II Parvöz 590—628
Bahräm VI 590
Kavädh II Schdroe 628
Ardeschlr III 629-630
Jesdegerd III 632—642 (651)
I. WeltUohe
JLeg^%ti.
1147
lische oder Bagdad'sche Dynastie der Seldschuken.
Beg, Enkel des Seldschnk ? - 1063
ilan 1063-1072
Schah I 1072-1092
d I 1092
.rok 1092--1104
Schah II 1104
MohAmmed-Schah 1105—1117
Mahmud II 1118—1130
Sindschar 1118-1157
Suleiman-Schah 1157—1160
Arslan-Schoh 1160-1175
Togril III Schah 1175-1194
ische oder kleinasiatische Dynastie der Seldschuken,
in beu-Kutulmisch, Urenkel des Seld-
luk 1075-1086
h-Ärslan I 1092-1107
Schah (SäXsan) 1107—1116
1 1116-1156
Q Kilidsch-Arslan II 1156 -1193
äeddin Kaichosrew I Jathathine 1193
i 1211
idin Suleiman 1193-1202
Aseddin Eilidsch-Arslan III 1202
Aseddin KaikaOs I 1211-1220
Alaeddin Kaikobad 1220-1237
Ghajasseddin Kaichosrew II 1237-1247
Aseddin Kaikaüs II 1247-1266
Rukneddin Kilidsch-Arslan IV 1247-1267
Ghajasseddin Kaichosrew III 1267—1283
Masud 11 1282-1297
Alaeddin 1297-1307
nanisqhe (türkische) Sultane in Brussa, Adrianopel
und Konstantinopel von 1231-1520.
rul 1231-1288
I 1288-1326
1326—1359
I 1359-1389
t I (Ildrim) 1389-1403
an I 1403—1411
Musa 1411-1413
Mohammed 1 1413-1421
Murad II 1421-1451
Mohammed II 1451- 1481
Bajazet II 1481—1512
Solim I 1512-1520
Serben.
lir 836-843
r 843-890
IV 890
m-9\l
rankoviö 917-920
927 949
gnum 949—1040
1 Vojslav 1040-1050
1 1051-1081
av 1081- 1082
ntin Bodin 1082-1106
lav 1106
ir 1106-1115
115-1122
Dynastie der Nemanja.
Q 1089-1122)
a Uro§ Neman I 1122-1136
lil 1136-1151?
Q (Symeon) Neman II 1151—1195
n der .Erstgekrönte* 1195—1228
av 1228—1234
av 1234—1240
Stephan UroS I 1240—1272
Stephau Dragutin 1272—1281
Stephan Uro§ II Milutin 1281—1320
Stephan UroS III DecJanskij 1321-1331
Stephan Duäan üroä IV l;r21 (1331) -1355
Stephan Uro§ V 1355-1365
Symeon 1365—1371
(VulkaSin 1366-1371)
Dynastie der Lazarevi6.
Lazar I Gerbillanoviö 1372 -1389
Stephan Lazareviö (Lazar II) 1389—1427
Dynastie der Brankoviö.
(Vuk I Brankoviö 1389-1398?)
Georg I Brankov. (1398) 1427—1456
Lazar III Brankov. 1456-1458
Stephan Brankov. 1457—1471?
Serbien durch Murad II erobert 1459
Vuk II Brankov. 1471?-1485
Georg II Brankov. 1485-1496
Johann Brankov. 1496—1502
Bulgaren.
I 634-641
ch 641—702
702-720
KormisoS 753—760
Teletz 760—763
Sabin
1148
RegentenverzeichniBse.
Bajan
Toktu
Telerig (Cerig) ?-777
Kardam 777—802?
Krum 802—815
Cok (Duknm)
Diceng
Omortag (Mortagon) 819?~829
Malomir (Presiam?) 829V--850?
Boris I (Michael) (843) 852 - 888 (t 907)
Vladimir 888-893
Symeon 893—927
Peter 927-969
Boris II 969-976
Samuel 976-1014
Gabriel Romanos 1014
Jobann Vladislav 1015-1018
(Peter Deleanos 1040-1041
Tichomir 1040
Alusianos 1040—1041
Konstantin Bodin 1073—1082)
Peter und Asan 1186—1196
Joanisa (Ealoioannes) 1197 -1207
^ Boris III (Borü) 1207-1218
Johann Asan II 1218-1241
Kaioman I 1241—1246
Michael I Asan 1246—1257
Kaioman II 1257-1258
Mytzes 1258 -?
Konstentin Asan Tech 1258-1277
Michael II 1277—1279
Lachanas (Kordokubas) 1277-1279
Johannn Asan III 1277-1280
Georg I Terter 1280—1292
Smiltzes 1292-1293
Tzachas 1293-1295
Theodor Svetslav 1295— 1322
Georg II Terter 1322—1323
Boesilav 1322-1324
Michael (§i§man 1) 1323—1330
Stephan (§i§raan II) 1330-1331
Johann Alexander 1331 — 1365
Strasoimir 1365—?
Johann (§igman III) 1365-1393
n. Geistliche Regenten.
Die orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel
von 315-1520.
[Stachys Apostolos 38—54
Onesimos 54 — 68
Polykarpos I 71—89
Plutarchos 89—105
Sedekion 105-114
Diogenes 114 -129
Eleutherios 129-130
Felix 136-141
Polykarpos II 141—144
Athenodoros (Athenogenes) 144 - 148
EuzoHos 148—154
Laurentios 154—166
Alypios (Olympios) 166— 169
Pertinax 169—187
Olympianos 187-198
Markos 198-211
Philadelphos 211-214
Kyriakos (Kyrillianos) 214-230
Kastinos (Konstantinos) 230—237
Eugenios I 237-242
Titos 242?— 272
Dometios (Dometianos) \ otoo oaq
Ruphinos / ^l^f-6{)6
Probos 303—315]
Metrophanes 315—327?
Alexandres 327? -340
Paulos I 340-341
Ensebios 341—342
Paulos I nochmals 342—344
Makedonios I 342—348
Paulos 1 noc\ima\a ^\^— ^^Q
Makedonios I nochmals 350— 360
Eudoxios 360—369
Demophilos 369-379
Euagrios 369—370
Gregorios I 379-381
Maximos 381
Nektarios 381—397
Joannes I Chrysostoraos (ChrysorrhenM
26. Febr. 398-20. Juni? 404
Arsakios 26. Juni 404-11. Nov. 406
Attikos 405 (406?)-10. Okt. 425
Sisinnios I 27. Febr. 426?-? Jan. 427
Nestorios 10. April 428—22. Juni 431
Maximianos 25. Okt 431—12. April 434
Proklos 434—447
Phlabianos 447-449
Anatolios Aug. (Sept.?) 449-3. Juli 4o8
Gennadios l 458-Sept 471
Akakios 471 489
Phrabitas (Phraüitas, Phlaüitas) 489 -4iM
Euphemios 490-496
Makedonios II 496-511
Tiraotheos I 511 -518
Joannes II Kappadokes (Kappadox) Eo
April 518 -Ende Febr. 520
Epiphanios 25. Febr. 520—5. Juni 536
Anthimos I 536
Monas Nov. 536— Aug. 552
Eutychios 552-12. April 565
Joannes III Antiocheus 15. April 56o
31. Aug. 577
n. GeuiÜiohe
^0%
^n.
1149
V Nesteutes 12. April 582-2. Sept.
595—29. Okt. 606
23. Jan. 607-20. März 610
. AprU 610-28. Nov. 638
20. Dez. 638-29 (22?) Sept. 641*)
1. Okt. 641-27. Dez. 654
nochmals 4. Jan. 655—17. Mai 655
. Mai 655 666
1 17. April 667-669
V 25. Nov. 669—18. Aug. 675
nos I 2. Sept. 675—9. Aug. 677
s 1 23. Aug. 677-Nov. 679
I Nov.Dez. 679 - Febr./März 686
äInochnialsFebr./März686— 27.Dez.
I (5.?) Jan. 688-(21.?) Aug. 694
j 1 30. Aug. 694-? Sept. 705
5ept. 705— Jan. 712 (?)
VI Jan. 712 (?)- Juli Aug. 715*)
i I 11. Aug. 715-18. Jan. 780
s 22. Jan. 730-754
nos 11 8. Aug. 754—766
16. Nov. 766-6. Febr. 780
^ 20. Febr. 780-31. Aug. 784
25. Dez. 784—25. Febr. 806
3s 12. April 806—815
3 (Melissenos Kassiteras) 1. April
■ 821
I (Kassimatas) 821-834
^11 Morocharzanios (Grammatikos)
26.?) April 834-12. Febr. 843
3 I März 843-14. Juni 847
Niketas) Juni 847-23. Nov. 858
4. Dez. 8.S8— 25. Sept. 867
ochmals 23. Nov. 867-23. Okt. 878
ochmals 878- Dez. 886
\ I Weihnachten 886-17. Mai 893
II Ka(u)lea8 893-12. Febr. 901
[ Mystikos 1. März 901—1. Febr. 907
s Febr. 907— Mitte Mai 912
I nochmals 911-15. Mai 925
i II Aug. 925—928
Mitte Dez. 928 -Aug. 931
aktos Febr. 933-27. Febr. 956
»s 3. April 956—16. Jan. 970
[ Skamandrenos 13. Febr. 970—974
in Studites 974-980
II Chrysoberges 984—995
II 995-998 (?)
: Manuelites 999—? Juli 1019
3 Juli 1019 -Nov. (Dez.?) 1025
tudites 1025 -März 1043
Kerullarios 25. März 1043--8. Nov.
nos 111 Leichudes Febr. 1059 bis
1063
VIII Xiphilinos 1. Jan. 1064 bis
lg. 1075
Hierosolymites 2. Aug. 1075 bis
%i 1081
Chronologie der Patriarchen von Pyrrhoe I
M I nach einer noch nicht veröffentlichten
E. W. Brook, die in der Bysant. Zeitachr.
chei2i9D wird.
Eustratios Garidas 1081-Aug.? 1084
Nikolaos in Kvrdiniates Grammatikos 1084
bis Frühjahr 1111.
Joannes IK Agapetos (oder tov XaXxtjöoyog)
1111-1134
Leon Styppes 1134-1143
Michael II Eurkuas (Oxel'tes) 1143—1146
Kosmas II Attikos April 1146—26. Febr. 1147
Nikolaos IV Muzalon Ende 1147—1151
Theodotos (Theodosios?) Frühjahr 1151 bis
1153
Neophytos I 1153
Konstantinos IV Chliarenosll54— ? Aug. 1156
Lukas Chrysoberges 1156 -Mitte 1169
Michael III {tov^JyxiäXov) 1169—1177
Chariten Eugeneiotes 1177-1178
Theodosios Boradiotes 1178—1183
Basileios II Eamateros (Phylakopulos) 1183
bis 1187
Niketas II Muntanes 1187—1190
Leontios Theotokites 1190-1191
Dositheos (Theodosios?) 1191— Aug. 1192
Georgios II Xiphilinos 1192-? Juni 1199
Joannes X Kamateros 5. Aug. 1199 — 15.(?)
Febr. 1206
Michael IV Autoreianos 20. März 1206 bis
26. Aug. 1212
Theodoros II Eirenikos (Kopas) 20. (28.?) Sept.
1212— Febr. 1215
Maximos II 3. Juni 1215—?
Manuel I Sarantenos (Charitopolos) ? Dez.
1215-Sept. 1222 (Juni 1221?)
Germanos II 1222 (?)- 1240
Methodios 1240
Manuel II 1244— Aug. (Sept.) 1255
Arsenios (Autoreianos) 1255 — Frühjahr 1260
NikephorosII 1260 -Anfang 1261 (Nov. 1260?)
Arsenios nochmals Ende August 1261 bis
Ende Mai 1267
Germanos III (Lazos Markutzas) 5. Juni 1267
bis 14. Sept. 1267
Joseph I 1. Jan. 1268 -Mai 1275
Joannes XI Bekkos 2. Juni 1275-26. Dez.
1282
Joseph I nochmals 31. Dez. 1282—? März 1283
Gregorios II (Georgios) Kyprios 11. April
1283-Juni 1289
Athanasios I 14. Okt. 1289—16. Okt. 1293
Joannes XII (Kosmas) Jan. 1294—23. Aug.
1303
Athanasios nochmals 1303—1311
Nephon I 1311—1315
Joannes XIII Glykys Frühjahr 1316-1320
Gerasimos I 1320-19. Aprü 1321
Jesaias Okt. 1323—1334
Joannes XIV Aprenos 1334—8. Jan. 1347
Isidoros I 17. Mai 1347—2. Dez. 1349
Kallistos I 10. Juni 1350-1354
Philotheos 1354-1355
Kallistos I nochmals 1355-Aug. 1363
Philotheos nochmals 12. Febr. 1364—1376
Makarios 1376-1379
Neilos Juni 1380-Ende 1388
Antonios IV Jan. 1389-1390
Makarioa nocVauÄia ^^, ^n^^v \^^-\^^\
1150
BegenienveneiohniBBe.
Antonios IV nochmals vor Ang. 1391 bis |
Mai 1397
Kallistos II nochmals Ende Mai 1397
Matthaios I 1397-1410
Euthymios II Okt. (Nov.?) 1410-März 1416
Joseph II 21. Mai 1416-10. Juni 1439
Metrophanes II 4. Mai 1440-1. Aug. 1443
Gregorios III (Mammas) Melissenos Straiego-
pulos 1443-1450
Athanasios 1450
Gennadios II (Georgios Eurtesios) Scholarios
1453—1459
Isidoros II Xanthopnlos 1459 — 1463
Sophronios Syropulos 1463 — 1464
Joasaph 1 Kokkas 1464—1466
Markos Xylokarabes 1466— 1467 (?)
Dionysios I 1467-1472
Symeon l 1472-1475
Rapfaael I 1475—1476
Maximos III 1476-1482
Symeon I nochmals 1482-1486
Nephon II 1486-1489
Dionysios I nochmals 1489 — 1491
Maximos IV Manasses 1491 — 1497
Nephon II nochmals 1497 - 1498
Joachim I 1498-1502
Nephon II nochmals 1502
Pachomios I 1503-1504
Joachim I nochmals 1504—1505
Pachomios I nochmals 1505—1514
Theoleptos I 1514(?)— 1520
Die lateinischen Patriarchen von Konstantinopel
von 1204-1524.
Thomas Morosini Mai 1204- Juni 1211
Gervasius Nov. 1215—8. Nov. 1219 (1220?)
Matthaeus(Mathias?)31.Jan.l22l— Endel226
Johann Halgrin (Alegrin) 23. Dez. 1226 bis
Sept. 1227
Simon 1227-1232
Nicolaus I von Castro arquato (Nicolaus von
Piacenza) 1235—1251
Pantaleon Giustiniani 1253—1261
Peter 1 Correr oder Corrario (Petrus Corra-
rius) 1286- -1302
Leonhard Faliero 31. März 1302 - 1305?
Hugolin I 1305—1807
Nicolaus II 31. Juli 1308— 1330(?)
Peter II 1324 (sie)
Cardinalis 1330-1335
Gozio oder Gotio Battaglia oder Battaglini
(Goctiusde Ariminis) 14. Juni 1335— 1338
Rohert 1338? -1341
Heinrich 1341-17. Jan. 1345
Wilhelm 1 von Castello 1345-1346
Stephan 17. Nov. 1346
Wilhelm II Pustrella (oder Pusteria) 1346
bis 1361
Peter III (oder B. Peter Thomas) 1362 bis
6. Jan. 1366
Paul 1366 1372
Hugolin II Malabranca 1372—1374
Jakob von Jtri (Jacobus Campanus) 13. Jan.
1376-1378
Wilhelm III 21. Jan. 1379-?
Matthaeus II ?-? (t 1404)
Angelus Correr oder Corrario 1390— 14(KI
(Papst Gregor XII 1406—1415)
Anton Correr 1405— Juli 1408
? 1408
Franz Lande 1409—1411
[Alphons d'£x^a 1409]
Johann 1 von La Rochetaillt^e 1411 od«
1412—1417
Johann II Contarini 18. April I418-?
Franz von Conzi^ 1430—31. Dez. 1432
Franz II Condolmer(o) 31. Okt 1438—5. Seft
1453
Gregorios Melissenos (Mammas) 1454 oder
1455-1459
Isidor von Kiev 20. April 1459—27. Äprfl
1463
Bessarion 1463-18. Nov. 1472
Peter Riario 1472—5. Jan. 1474
Hieronymus Lande 1480?— 4. Jan. 1497
(neuen Stils)
Johann Michiel (oder Michele) 1497—1(1.
(11.) April 1503
Johann Borgia (der Aeltere) April 1503 Im
1. Aug. 1503
Franz von Lorris 1503-1506
Thomas Baekas von Krdoed 1509—1517
Marcus Comaro 9. März 1517-20. Juli 1524
Römische Päpste von 307-1521.
Marcellus 307—309
Eusebius 309
Miltiades 310 -314
Sylvester 314—335
Marcus 336
Julius I 337-352
Liberius 352—366
(Felix II 355—358)
Damasus I 336—384
Siricius 384-39S
Anastasius I 398—402
Innocenz I 402—417
Zosimus 417-418
Bonifacius I 418—422
Cölestin I 422 -432
Sixtus III 432>440
Leo I der Grosse 440—461
HUarius 461—468
Simplicius 468-483
n. GeiatUche *^ ^te
1151
s T 492-496
3iu8 II 496-498
chu8 498-514
das 514—523'
I 523-526
V 526-530
:iu8 II 530-532
1[ 532-535
US I 535—536
IS 536—538
ä 537—555
s 555-560
III 560-573
it l 574—578
s II 578-590
I der Grosse 590-- 604
n 604-606
iius III 607
:iu8 IV 608—615
US I 615-618
!iu8 V 619-625
13 I 625-638
i l 640
IV 640-642
r I 642-649
I 649-655
US I 654-657
a 657-672
US II 672-676
s I 676-678
678—681
682-683
et 684-685
V 685-686
686- 687
I ()87-701
VI 701-705
VII 705—707
IS 708
ntin I 708-715
II 715—731
III 731—741
as 741-752
1 II 752
1 II (III) 752-757
757-767
ntin II 767-768
1 III (IV) 768-772
1 I 772-795
795—816
I IV (V) 816-817
lis I 817—824
II 824-827
nus 827
IV 827-844
II 844-847
847 -855
3t III 855-858
IS I 858—867
I II 867-872
VIII 872-882
II 882-884
1 III 884-885
1 V (VI) 885-891
US 891—896
Stephan VI (VII) 896-897
Bonifacias VI 896
Romanos 897
Theodor II 897
Johann IX 898—900
Benedict IV 900-903
Leo V 903
Christoph I 903-904
Sergius III 904—911
Anastasius III 911—913
Lande 913—914
Johann X 914—929
Leo VI 928-929
Stephan VII (VIII) 929-931
Johann XI 931—936
Leo VII 936—939
Stephan VIII (IX) 939-942
Martin III 942-946
Agapetus 11 946 - 955
Johann XII 955—964
Leo VIII 963-965
Benedict V 964-965
Johann XIII 965-972
Benedict VI 973-974
Benedict VII 974-983
Johann XIV 983-984
Bonifacius VII 984—985
Johann XV 985-996
Gregor V 996-999
(Johann XVI 997-998)
Sylvester II 999—1003
Johann XVII 1003
Johann XVIII 1003-1009
Sergius IV 1009-1012
Benedict VIII 1012-1024
Johann XIX 1024-1033
Benedict IX 1033—1045
(Sylvester UI 1044-1046)
Gregor VI 1045—1046
Clemens D 1046 - 1047
(Benedict IX 1046-1048)
Damasus n 1048
Leo IX 1049—1054
Victor II 1055-1057
Stephan IX (X) 1057—1058
Benedict X 1058—1059
NicoIauB II 1059-1061
Alexander II 1061—1073
(Honorius II 1061-1064)
Gregor VU 1073-1085
(Clemens Ul 1080-1100)
Victor m 1086-1087
ürban ü 1088—1099
Paschalis ü 1099-1118
Gelasius II 1118-1119
Calixtus II 1119—1124
Honorius II 1124—1130
Innocenz II 1130-1143
Cölestin II 1143—1144
Lucius II 1144—1145
Eugen m 1145—1153
Anastasius IV 1153—1154
Hadrian FV 1154—1159
Alexander III 1159-1181
Luciua UI 1181 - 1185
1152
Regenten V enseiohnisse.
Urban TU 1185-1187
Gregor VIII 1188
Clemens III 1187—1191
Cölestin lU 1191—1198
Innocenz lU 1198— 121G
Honorius III 1216—1227
Gregor IX 1227—1241
Cölestin IV 1241
Innocenz IV 1243—1254
Alexander IV 1254—1261
Urban IV 1261—1264
Clemens IV 1265—1268
Gregor X 1271-1276
Innocenz V 1276
Hadrian V 1270
Jobann XXI (XX) 1276-1277
Nicolaus III 1277-1280
Martin IV 1281—1285
Honorius IV 1285—1287
Nicolaus IV 1288-1292
Cölestin V 1294
lionifacius VIII 1294—1303
Benedict XI 1303-1304
Clemens V 1305—1314
Johann XXII 1316-1384
Benedict' XII 1334-1342
Clemens VI 1342—1352
Innocenz VI 1352—1362
Urban V 1362—1370
Gregor XI 1370-1378
Urban VI 1378-1:^89
(Clemens VII 1378-1394)
Bonifacius IX 1389—1404
Benedict XIII 1394—1417
Innocenz VII 1404—1406
Gregor XII 1406—1415
Alexander V 1409—1410
Johann XXUI 1410—1415
Martin V 1417—1431
Eugen IV 1431 — 1447
(Felix V 1439—1449)
Nicolaus V 1447—1455
Calixtus III 1455—1458
Pius II 1458—1464
Paul II 1464-1471
Sixtus IV 1471—1484
Innocenz VIU 1484—1492
Alexander VI Borgia 1492— 15U3
Pius III Piccolomini 1503
Julius II della Rovere 1503—1513
Leo X Medici 1513—1521
Register der Personen und Sachen.
Die Ziffern beziehen sich anf die Seiten; die mit * bezeichneten Seiten enthalten die Hauptstellen. Alle
Penonen, mit Ausnahme der regierenden Fürsten, sind unter ihrem Familiennamen, soweit derselbe fest-
steht, zu suchen. Die Fürsten (Kaiser, Könige u. s. w.) sind unter ihrem Taufnamen und zwar, der Ueber-
•Ichtlichkeit halber, ohne Rücksicht auf den Namen der Dynastie oder des Landes, an der Spitze ihrer
Kamengruppe auligeführt. Bei den übrigen Personennamen mit Zusätzen ist für die Beihenfolge nicht der
Stand (Bischof, Metropolit u. s. w.)> sondern der Ort (Alexandria u. s. w.) maasgebend. Zur Erleichterung
des AufOndens ist die Stelle der Seite zuweilen durch o. (oben), M. (Mitte), u. (unten) bezeichnet.
ABC 8. Alphabet.
Abaelard 53.
Abas Katina Mar 406.
Abbas, Kirchendichter 688.
Abbasiden 963.
Abendmahl, in der byz. Kunst
1117.
Abendmahlstreit 86, 87.
Abenner, König 886.
Aberglauben 593 , Predigt
über den 619 f.
Aberkios, Inschrift des 202.
Abgarlegende 407 (o.).
Abibo, Märtyrer in Edessa 130.
Abraham , apokryphe Ge-
schichte 35; vulgärgriech.
Gedicht 822.
Abraham^armenischer Priester
312.
Abram, Vater des Nonnosos
240.
Abramios, Bischof von Ephesos
164.
Abramios, Bischof von Krateia
186.
Abramios, Mönch des Sabbas-
klosters 145.
Abu 1 Abbas Mohammed 1 970.
Abu Djafar Achmed ben Ibra-
him 614, 617.
Abu Hafs 'Omar 967.
Abydos 992.
Accentpoesie s. Metrik und
rythmische Poesie.
Accentprinzip s. Satzschluss-
gesetz.
Acheloos, Schlacht bei 979.
Achikar 897.
Achillas. Asket 734.
Achilleis 848 f., 864.
Achilles Tatios 505, 763, 764.
Achmet, Traumdeuter 630.
Achmlm , Rechenbuch von
621, 625.
Achmlm Panopolis, Funde von
1116, 1124.
Ächrida 994 f., 1002, 1053.
Ackerbaugesetze 36, 606,901,
1086 f.*
Acta S. Andreae 185; S. Jo-
annis 90; S. Thomae 90,
183, 185, 352.
Acta Sanctorum 183.
Adam und Eva, apokryphe
Geschichte 35, 888.
Adam, Gedicht über 717.
Adam und das Paradies 811.
Adelos = Delos 417 (u.).
Adelphios, Bogomile 84.
Adharbaigan 947.
Adressenbttchers.Titulaturen-
bttcher.
Adrianopel 305.
Adrianos 123.
Adrianos, Sebastos 473.
Adulis 413 f.
Aegypten 247, 404, 413, 422,
875, 947, 951*, 1074, 1094.
Aegyptiorum monachorum
historia 188.
Aelianos 248, 263, 382, 567,
603, 710, 775.
Aelianos, Taktiker 635.
Aelios Dionysios 519 f., 538,
565, 572, 575, 577.
Aemter im byz. Reiche 1084 f.
Aeneas 477.
Aeneas von Gaza 432.
Aeneas, Taktiker 635.
Aera, alexandr., byz. u. s. w.
s. Chronologie.
Aeschines 527.
^MDdhnrb ä<»r klam. AtUirtnmßwlMUiDRcbaA IX. 1. AbtlK. 2. Axift.
Aeschylos231 , 505, 549, 554 f.,
567. 746.
Aeskulap 467.
Aesopos 477, 544, 717, 782,
894 f , 897 f.», 906, 908.
Afrika, das byz. 957*, 1071.
Aethiopien 404, 413, 889.
Aötios 614.
Aetios, General (9. Jahrb.) 968.
Agallianos Alexios, Diakon 97.
Agallianos Theodoros, Pole-
miker 121.
Agapetos, Diakon 456 f.*, 591,
699, 887.
Agapetos, Korrespondent des
Prokopios von Gaza 457.
Agapetos I, Papst 58, 938.
Agapios s. Landes.
Agathangelos 406.
Agathangelos . Gegner des
Gregoras 781.
Agatharchides 518, 523 (o.).
Agathias 11, 227, 228, 240 ff.*,
243, 259, 267, 343, 567,
646, 726*.
Agatho, Papst 955.
Agathen, Archidiakon 674.
Agathonikos, Bischof 205.
Agathonikos der hl., Märtyrer
167.
Agila 935.
Agnese, Baptist 902.
Agrargesetze s. Ackerbau-
gesetze.
Akakios von Kaesarea 132,
206.
Akakios, Patriarch von Kpel
921, 928, 956.
Akathistos , Kirchenhymnus
292, 617 ff.*, 819, 961.
Akindynos Dionysios 102.
1^
1154
Register der Personen und Sachen.
Akindynos Gregorios, Pole-
miker 44, 48, 100 ff.*, 104,
105, 106, 108, 109, 175,
212, 781.
Akindynos der hl., Märtyrer
263, 1123.
Akir, der weise 897 f.
Akklamationen 254, 256, 346,
651,656. 661, 696 f., 792 f.*
Akoluthos 709.
Akominatos Michael 17, 173,
212, 281, 284, 455, 468 ff.*,
472,476,537,539,761,791.
Akominatos Niketas, Histo-
riker und Dogmatiker 16,
43, 47, 51, 54, 57, 58, 87,
91 f.*, 93, 124, 209, 221,
228, 281 ff*, 291, 297, 389,
392, 393, 424, 445, 476,
1118, 1131.
Akominatos Niketas, Erz-
bischof von Chonae 92.
Akonitis, Insel 238.
Akritas s. Digenis Akritas.
Akritas, Ort 832.
Akriten 827 f., 832*.
AkroYnos 961.
Akropolites 483.
Akropolites Georgios 93, 137,
138, 204, 286 ff.*, 291, 388,
389, 392, 393, 476, 477,
478, 771, 1047.
Akropolites Eonstantinos, Ha-
giograph, 204*, 205, 388,
468, 477, 481, 546.
Akrostichis 456, 457. 674,
681, 689, 697 ff.*, 717 ff.*,
723, 739, 782, 785, 812 ff.,
846; s. auch Alphabete.
Aksakov 34.
Aktuarios 620 ; s. auch Johan-
nes Akt.
Akylas, Märtyrer 171 ; s. auch
Aquiias.
Alanen 157.
Alarich 913 f.
Albanesen 1104.
Albertos s. Marines.
Albertus Magnus 100, 485.
Alchemie 248, 632 ff.*
Alcuin 500.
Alcyonius Peter 505.
Aldelagas und Olope, Ge-
schichte von 855.
Aldus Manutius 503 (M.).
Alexander, Kaiser 976, 978.
Alexander von Aphrodisias
431, 567, 778.
Alexander, Erzbiscbof von
Lesbos 785.
Alexander, Mönch 164*, 363.
Alexander Numenin s. Nu-
menin. I
Alexander III, Papst 1026 f.
Alexander, Polyhistor 241. 1
Alexander von Tralles 614.
Alexanderroman 35, 822, 844,
849 ff.*
Alexandra s. Lykophron.
Alexandria 2, 416 (u.), 1094*.
Alexandre Girolamo 503 (M.).
Alexias s. Eomnena Anna.
Alexios l Komneno8,Eai8er42,
48, 77, 82, 85*, 90, 92, 140,
156, 272, 274, 425, 464,
609, 1013 ff.*, 1076.
-Alexios n Eomnenos, Eaiser
284, 474, 762 f.*, 1028 ff.*
Alexios m Angelos, Eaiser
92,469,470, 1035 ff.*, 1042.
Alexios IV 470. 1038 f.
Alexios V .Murzuphlus*, Eai-
ser 282, 1039 ff.*
Alexios I Eaiser von Trape-
sEunt 1049.
Alexios II Eaiser von Trape-
zunt 1050.
Alexios III Eaiser von Trape-
zunt 782, 1050.
Alexios 8. Agallianos.
Alexios s. Aristenos.
Alexios s. Ealochetos.
Alexios der Eappadokier 553.
Alexios, Patriarch von Epel
152.
Alexios s. Makrembolites.
Alexios, der Mann Gottes 799.
Alexios, Philosophos 153.
Alexios s. Rharturos.
Alexis, Sohn Belisars 827.
Alexis, Eomiker 505.
Alkaeos 505.
Alkman 505, 653.
AUatius Leo 510, 1140*.
Allegorien 529 f., 531, 534,
556, 620, 782 ff., 820, 904 ff.
Almagest 622.
Al-Mekin 368.
Almus 1022.
Alodäer 940.
Alogobotur 980.
Alopos Theodoros 434.
Alp-Arslan 1007, 1010.
Alphabetalphabetos 718.
Alphabete 254, 256 f., 507,
717 ff.*, 734, 739, 755, 786,
814 f.*
Alphabet der Liebe 812 ff.
Alpheos der hl., Märtyrer 157.
Alusianos 1002.
Alyattis Gregorios 600.
Alypios 710.
Amadeo von Savoyen 1060.
Amadi Francisco 901.
Amalasuntha 237 f., 932.
Amaler 923, 932.
Amalrich, Eönig von Jeru-
salem 1024.
Amantios 928.
Am&r&utos 756.
Ambrosius CamalduleDsis \ 1 1
144.
Ambrosius der hl., Kirchs-
lehrer 76, 79, 91^, 100. 87:
Ameise, Lob der 737.
Amerutzes (Amirutzea) Geor-
gios. Polemiker and Dicbt«r
121, 122, 785.
Amida 614, 924, 989.
Anmiianos 654.
Ammianos Marcellinus 335.
Ammonios von Alexandrieo
46, 206.
Ammonios, Aristoteliker 69
430, 432. 516, 549, 581.
Ammonios, Lexikograph 549.
Amorgos 799.
Amorion 348, 959, 967, 9^i^,
991.
Amphilochioa, Metropolit ?od
Eyzikos 75.
'Amru 951.
Amulette 620, 1123 f
Amyntianos 518.
Anadam 897.
Anagnostes Johannes 259.
301*.
Anagnostes Konstantinos
773 f.
Anakreon 505.
Anakreontika 644, 652. 673,
723, 739, 740, 781, 782.
Anastasios I, Kaiser 4. 125,
664 f., 923 ff.*, 1073.
Anastasios II, Kaiser 664 L,
959*.
Anastasios , Patriarch too
Antiochia 59 f.*, 143. 1$3.
Anastasios II, Patriarch tob
Antiochia 144.
Anastasios Apokrisianoe 62,
64.
Anastasios der hl., Märtjrer
190, 192. 203.
Anastasios von Herakleia4öd.
Anastasios, Bischof von Ku-
sarea, Asketiker 156.
Anastasios , Eirchendiditer
673.
Anastasios, Patriarch von Kpel
962.
Anastasios Le . . . ., Vestarch.
Uypatos und Krites 741.
Anastasios s. Makedon
Anastasios, Melode 663.
Anastasios, Mönch 62, 64.
Anastasios, Erzbischof vod
Nikäa 65, 66.
Anastasios, Bischof von Niko-
polis 192.
Anastasios, Quaestor 723.
Anastasios Sinaites, Theolefe
49, 51, 52, 53, 54. 56. hl
64 ff.*. 75, 83, 113. 121
124, 127, 383.
1
I
Register der Personen und Sachen.
1155
Anastasios, Abt vom Berge
Sinai 317.
Anastasiotes Theophanes, Ha-
giograph 197.
Anastasinpolis 1109.
Anastasias, Bibliothekar 32,
179, 189, 340, 344 f.*, 346
(a.), 350 f.
AnatoHos Antecessor 610.
Anatolios, Gesandter 917.
Anatolios, Mönch 57.
Acatolios , Erzbischof von
Thessalonike, Honu'letiker
176.
Anatomie 436 ; s. auch Medizin.
Anatolios s. Vindanios.
Anchialos 958.
Anchialos Michael, Patriarch
von Kpel 91, 474, 476, 611.
Andreas Palaeologos, Titular-
kaiser 224.
Andreas, Apostel 167, 185,
192, 391, 1138.
Andreas Chios, Märtyrer 122,
205.
Andreas Enkleistos 51, 56.
Andreas Hamartolos 211.
Andreas der hl. iy KqioB^ 193.
Andreas der JUngere 72, 136.
Andreas, Bischof von Käsarea
in Eappadokien , Exeget
123, 129 ff.*, 132, 165.
Andreas von Eolossos, Pole-
miker 110, 115, 117.
Andreas Salos, Mönch 194,
197.
Andreas von Kreta 13, 165 f.*,
193, 660, 667, 673 f.*. 1138.
Andreas von Kreta, Freund
des Philelphos 579 (u.).
Andreas, Presbyter, Katenen-
schreiber 211, 215.
Andreas, Scholiast 137, 138,
211.
Andreopulos Michael 893.
Andrias, rhetor. Schrift 447 f.
Andritzopulos 628.
Andronikos I Komnenos, Kai-
ser 91, 282, 466, 470, 833,
1028 ff.*, 1076.
Andronikos U Palaeologos,
Kaiser 94, 98, 99, 157, 224,
293, 415, 471, 476, 480,
483, 543, 546, 553, 772,
776, 1054 ff.*
Andronikos III Pal., Kaiser
100, 293, 483, 1055 f.*,
1076.
Andronikos IV Palaeologos
1061.
Andronikos Gidos, Kaiser von
Trapezunt 1050.
Andronikos Dukas s. Sguros.
Andronikos, Sohn des 832 f.
Andres 700, 1082, 1109.
Anecdotas.Geheimgeschichte.
Angeles, General 550.
Angelos, Haus der 1032 ff.
Angelos Gregorios, Polemiker
114.
Angelos Markos 781.
Ani 1004, 1007.
Aninas, der hl. 483.
Anna, die hl. 167, 169, 172,
483.
Anna, Kaiserin 159, 175.
Anna, Tochter Kaiser Fried-
richs II 768.
Annianos 338, 340, 341, 405.
Anonyme Alchemisten 632 f.
Anonyme Briefsammlung 483,
498.
Anonyme Chronisten 297, 307,
329, 346 f., 361, 363, 373,
377, 388 f., 395 ff.*, 424,
425 f., 785.
Anonyme Grammatiker 560,
577, 587, 592, 593 f.
Anonyme Gedichte über Hof-
ämter 427.
Anonyme Geographica 414
(§ 171 Anm. 3), 419, 448
(u.).
Anonyme Mathematiker 622,
625.
Anonyme Mediziner 618 ff.
Anonyme Metriker 596 f.
Anonyme Musikschriftsteller
599.
Anonyme Rhetoren 472, 475,
476.
Anonyme Scholien zu Kirchen-
vätern 138, 139.
Anonyme Scholien zur hl.
Schrift 136, 137.
Anonyme theologische Schrif-
ten, s. Armenier, Asketen,
Bilderstürmer, Islam, Ju-
den, Lateiner u. s. w.
Anonyme Wallfahrbttcher 421.
Anonymer Auszug der Ilias
530 f.
Anonymus Bandnri 424, 426.
Anonymus nBQi ßaaiXelag 458.
Anonymus , geographischer
448.
Anonymus über Jerusalem 421.
Anonymus über Kaisergräber
424, 426.
Anonymus über Kpel 424.
Anonymus über die Belage-
rung von Kpel unter Hera-
klios 251, 672 f.*
Anonymus über die Eroberung
von Kpel durch die Lateiner
393.
Anonymus über Kriegswiss.
635, 637.
Anonymus über Leo den Ar-
menier 361.
Anonymus de politica sapien-
tia 458.
Anonymus über Seekrieg 635,
637.
Anonymus, der sizilianische
358.
Anonymus Thyselii 311.
Anselm von Canterbury 100,
103, 500.
Anselm von Havelberg 88.
Anthelios 312.
Anthemios, praefectus prae-
torio 915 I.
Anthemios von Tralles 621,
624.
Antbimos , Erzbischof von
Athen 175.
Antbimos , Erzbischof von
Bulgarien, Polemiker 110.
Antbimos, Kirchendichter 663.
Antbimos, Patriarch von Kpel
51, 54.
Antbimos, Mediziner 616.
Antbimos, Mönch 497.
Anthologia Palatina 567 ,
727 ff.*
Anthologien 527, 725 ff.*,
763; s. auch Spruchsamm-
lungen.
*'Avdog t(oy x^ginoyf vgr.
Prosawerk 910.
Antiattizist 572 f.
Antigonites Gregor 498.
Antiochia 245, 321, 325, 327,
334, 404, 405, 416, 937,
947, 986, 1094.
Antiochos Gregorios 472, 475.
Antiochos, Martyrium des hl.
185.
Antiochos, Mönch des Sabbas-
klosters 40, 146 f.*, 155.
Antipbanes 578.
Antiphon 567.
Antisthenes,Dialogperson 248.
Antistoechie 564*, 585, 591.
AntistoechischeSpielerei 544 f.
'Jyriatoi^dQVoy 576.
Antithalia 645.
Antonin, Archimandrit 1142.
Antoninus Marcus 567.
Antonio von Ascoli 110.
Antonios, der Eremit 115,
153, 158, 180, 192, 734.
Antonios, Hagiograph 191.
Antonios, der Jüngere, Mönch
195.
Antonios s. Kauleas.
Antonios „Melissa* 36, 217,
218, 464 f.*, 600*.
Antonios Monachos 374.
Antonios Studites 176, 677.
Antonios, Bischof von Syläon
67, 68.
Anysia die hl., Märtyrin 204.
Baglater dar P»rBon«a n
Apfel, Enkomien auf den
735 f.
Apfathartodaketismua 57, 58,
90 939
Aphthonioa 450, 452, 462,
735 f.
Apimpithino (?) KonaUDtin
472.
Apion 520.
Apocbaps, Emir 980.
Apokalypse 524, 1116 (in der
hjz. Kunst).
Apokapes Baeileios 1008.
Apokaukos Alezios 4SI.
Apokaukos, Kämmerer u, s. w.
483, 615, 1056 f.
ApokopoB 818.
Apokryphe Litteratar 746,
1116 (ia der bildenden
KuDst); B. auch Legvnden,
I. 211. 654.
Apollinariaten 54.
Apollo und Daphne, Gemälde,
Thema einer Ethopoiie2Sl.
ApolIoDioa Dyakolos 12, 575,
580, 583, 584.
Apollodor, Bibliothek dea
533, 556.
Apollodor, Komiker 505.
Apollodor, Taktiker 635, 636.
ApoUonioa, Iiexikograph 520,
a,Mathematiker621.
571.
Apollon
ApolloDJOB Hhodioa 527.
ApoUonioa von Tyana 469,
733.
ApoUonioa von Tyroa 852 f.
Apologeten codex 524.
Apologetik, byz. 48 ff.; vgl.
Polemik.
Apomaaaria 630 (o.).
Apopbthegmata 18S, 218,
600 ff.
Aposchiaten 69.
Apostel, Epigramm auf die
444, 739; Ikonographie der
1117,
ApoBtelgeBcbichten , apokry-
phe 168, 172. 175, 177, 182,
184. 193; s. auch Acta.
ApOHfelkirche in Kpel, Be-
ecbreibung der 723 f.
Apoatolios Ariatobuloa (Ar-
senios) 503. 603 f.', 906
Apoatolios Michael 121, 122,
498, ,'-.02 (u ), 563, 603 f.',
906.
'Jn6 ipiov^i = Kollegienheft
583 f.
Appianoa 10. 259, 373. 518.
567.
Apsimaros 957.
Apsyrtos 263.
Apuleius 258.
Aquilss, BibelQbetBetzi
123, 127.
Araber 33, 343, 431
712, 950 ff.*. 1099',
Aiabien 412.
Arabit«B Eonatantinos
Arcadios, Kaiser 913
ArcbelaoB 633.
Archilocbos 504.
Arcbimedee 621.
ArcbippoB ProamonHTi'
Architektur, bys. IUI
Arohytaa 722, 783.
Ardzruni Thomaa 407.
Areadne 920 ff.
AreobindoB 926.
Arethas, der hl., Leger
(§ 99 Aura. 2|.
Arethaa von Kttaarea
42, 124, 129 ff.'. Vi
313. 500, 524 f.*, 6
Aretuaa 870 f.
Ai^yrokastroD 862.
ArgyropuloB Georgioa
Argyropulos Johaiiae
maniat 121, 122, 5(
Argyroa laaak 101, 1(
628», 624.
Argyroa Leon 497.
Arianiamaa 38, 103, 1;
Ärios'eU, 661.
Ariatander und Kallitb
man 377 f.
Ariatarchoa, Kritiker
AriatarcboB, der ,JG
576.
AriatenoB Alexioa 131
473. 607», 611. 74
758, 759.
Aristides, Apol(^et88^
AriBtides. Rhetor 48(
549.
AriatobuloB s. Apoatoli
AriatobuloB, Dialogpeta
ArlBtogiton gegen Hy
527.
Ariaton von Pella 49.
ArietonikoB, Grammatik
AHstophanea von Bytai
538.
Aristophanes, Komike
505, 527, 532, 540 (n
549. 554 f., 565, 56'
Aristoteles 19, 65, 6E
231, 241, 263, 289
300, 429. 430 ff.'
436, 437', 442, 44f
479, 505, 515 f., 52!
533, 535 (M.), 544
556, 621, 631, 710
las, 758, 772 U 84i
Register der Per80fi9
^^m
Sachen.
1157
Asot 981.
Aspar 919 f.
ABprophrydes Makarios 498.
Assisen von Jerusalem und
Cypern 898 ff.
Asterios von Amasia 206, 474.
AsirampsychoSy Orakelautor
and Traumdeuter 628, 629,
631.
Astrologie 384, 621 f.. 627*,
722 f., 753.
Astronomische Schriften 136,
289, 296, 380, 412, 414,
429, 536, 552, 620 ff.*
Athanagild 935.
Athanasia, Klostervorsteherin
196, 198 f.
Aihanasios, Patriarch von
Alexandria 40, 67, 70, 83,
88. 93, 94, 96, 107, 113,
130, 155, 180, 193, 206,
215, 553 (Gedicht auf A.),
630, 786 (Gedicht).
Aihanasios der Jüngere, Pa-
triarch von Alexandria (13.
Jahrh.) 94*, 98, 289.
Aihanasios , Patriarch von
Antiochia, Hagiograph 199.
Aihanasios, Erzbischof von
Korinth 54, 79, 81.
Aihanasios s. Kydonios.
Aihanasios, Mönch auf dem
Berge Latros 194.
Athanasios (?) Lexikograph
571.
Athanasios, Bischof von Me-
thone 167, 196.
AthanasiosMonachos, Gründer
der Athoslaura 143, 183,
195, 196, 198, 315, 1059.
Athanasios Monachos 780.
Athen 302, 403, 469 f., 733,
841 (Klagelied auf die Er-
oberung von), 995 f.; Auf-
hebung der athenischen
Universität 5 f., 939 f.; seine
mittelalterliche Geschichte
1070, 1082, 1093; sein
Anteil an der byz. Littera-
tur 302, 469 f.; seine Be-
kehrung 643; seine Topo-
graphie 437, 1112; seme
byz. Inschriften 1134; seine
Bibliothek 511.
Athenaeos 538, 566, 568.
Athenaeos. Taktiker 635, 636.
AthenaYs 915.
Athener, Staat der 552.
Athenodoros 786.
Athenokles 241.
Athos 107, 140, 157, 158, 180,
507,508,510,513ff.*,1058ff.
Athusa, Dialogperson 820.
Atman, armenischer Kloster-
vorstand 88.
Attalia 269.
Attaliates Michael 269 ff.*,
273, 276, 367, 508, 607,
609.
AttUa 916 f.
Attizismus 18; s. auch Hu-
manismus u. Schriftsprache.
Attizisten 791.
Auffindung des hl. Kreuzes
244, 1138 f.
Augaros, Hagiograph 203.
Angusteon, Schilderung des
289.
Augustinus der hl. 40, 70,
76, 91, 97, 99, 100, 102,
103, 111, 209, 545.
Augusti^s, Titel 4.
Aulikalamas (?) Theodoros
762.
Aulikalamos 442, 761, 765.
Aur 643.
Aurelius Marcus 525 (o.).
Aurelius Opilius 699.
Autonomes, Bischof und Mär-
tyrer 187.
Auxentios, Berg des hl 193.
Auxentios, Märtyrer 82.
Auxentios, Melode 663.
Avaren 710, 941 f.*, 944 ff.,
1075.
Axuchos Johannes, Grossdo-
mestikos 86, 465, 764,
1021 f.
Axumiten 240 ($ 99 Anm. 2),
413, 1131.
Babek 968.
Babrios 567, 717, 898.
Babutzikarios 439, 1138.
Babylonisches Reich, Sage 35,
798.
Bacon Roger 429, 435.
Baduila 933.
Bagratunier 980 f., 1079.
Bahräm Tschabln 943.
Bajazet s. Bajesid.
Bajesid I 305 f., 490, 491,
1061 f.
Bakchios, der alte 599.
Bakteria ttäy dQ^^eg^tay 610.
Baldnin I, Kaiser von Kpel
282, 1040.
Balduin II, Kaiser von Kpel
1044 ff.
Balduin lü von Jerusalem
1024.
Balianites Leon 474.
Balsamen, Protekdikos 491.
Balsamen Theodoros, Jurist
91, 135, 138, 139, 156, 203,
204, 607*, 609 f.*, 611,766.
Banner, Epigramm auf ein 439.
Baphäon 1054.
Baras, Gründer des Petra-
klosters 172.
Barbara die hl. 167, 184, 185,
199.
Barbarismen, in der byz. Grä-
zität 30 f.
Barbaro Nicolo 312.
Barbaros aus Bulgarien, Mär-
tyrer 204, 205.
Barbarus Scaligeri 396.
Bardales 778.
Bardales Leon 481, 543, 553,
554, 601.
Bardanes Georgios, Metro-
polit von Kerkyra 476.
Bardas Caesar 16, 969 ff.*
Bardesanes 661, 662.
Bareus 755.
Bar-Hebraeus 328, 405*.
Barlaam, der falsche Prophet
783.
Barlaam und Joasaph 35, 383,
456 f., 777, 818, 886 ff.*
Barlaam, Polemiker 43, 48,
100*, 102, 103, 104, 105,
106, 108, 109, 110, 160,
175, 212, 294, 487, 488,
503, 624, 625, 781.
Barlaamiten 102 f.*, 105, 108,
115, 120, 122, 153, 175;
anonyme Schriften gegen
die 105.
Bamabas der hl. 164.
Bamabas, Sprüche des 602.
Barnabaskirche in Salamis
164.
Barockstil s. Marinismus.
Barsanuphios, Mönch 58, 145.
Barsymes Petros 240.
Barsymianos, der Syrer 240.
Bartholomaeos, Apostel 167,
193.
Bartholomaeos von Edessa,
Polemiker 78.
Bartholomaeos, Abt von Grotta
Ferrata, Hagiograph 195,
678.
Bartholomaeos, Mönch in Ka-
labrien 172.
Bartholomaeos, Kirchendich-
ter 678.
Bartholomaeos, Gründer des
Patirklosters 196, 198.
Bartlose, der, s. Messe des B.
Barzöe 895 f.
Basilakes Konstantin 473.
Basilakes Nikephoros 124,
451, 465, 473 f.*, 475, 477.
BaaiXevi, Titel 4, 1085.
Basilianermönche 118, 140,
195*.
Basilides, Häretiker 207, 662.
Basilika Therma 991.
Basiliken 171, 257 f.*, 606*,
607, 609, 610, 977.
Basilikos Diakon 791.
1158
Begister der Personen und Sachen.
253, 257, 264, 457 f.*, 464,
480, 517 f., 522, 606, 699,
974 ff.*, 1075.
BasilioB II, Kaiser 23, 145,
185, 730, 732, 991 ff.*,
1075 f.*, 1143.
Basilios von Achrida, Erz-
bischof von Thessalonike
88, 466*.
Basilios, Bischof von Amasea
205.
Basilios Amiras (Emir) 769.
Basilios, Anachoret 194, 197.
Basilios, Presbyter in Ankyra
197.
Basilios, Bischof von Emesa,
Biograph 151, 152*, 196.
Basilios, Armenier 418.
Basilios der Grosse 35, 40,
57, 65, 66. 67, 79, 80, 83,
88, 93, 96, 113, 118, 130,
139 (Schollen zu), 141, 146,
149, 155, 160, 171, 202.
203, 214, 215, 216, 217,
314, 341. 383, 438, 457,
505, 553, 556, 567, 591 f.
(Pseudo), 600, 619. 733.
Basilios, Hagiograph 195, 198.
Basilios, Patriarch von Jeru-
salem 166.
Basilios der Jüngere, Metro-
polit von Käsarea, Scholiast
137, 138.
Basilios, Metropolit von Eer-
kyra s. Pediadites Basilios.
Basilios Kilix 51, 53, 56.
Basilios, Patriarch von Kpel
173, 474.
Basilios, Bischof von Neo-
patrae, Exeget 124, 131.
Basilios Protoasekretis, Klo-
stergründer 153.
Basilios, Bischof von Seleukia
72.
Basilios,Senatspräsident 990ff.
Basilios Studites, Kirchen-
dichter 677.
Basilios Studites, Polemiker
114.
Basiliskos, Admiral 920 f.
Basiotes Michael 762.
Bassns Cassianus 262.
Bastardsultan 808.
Batatzes Basilios 422 (u.).
Batrachomyomacbie 752.
Bauemgrundbesitz in Bvzanz
1086 f.
Beamtenwesen 255, 1084 f.
Beda Venerabilis 209.
Bekkos Johannes, Patriarch
von Kpel, Polemiker 64,
74, 89, 93, 96 f.*, 99, 104,
117, 119, 134, 1053.
Bela, Ungar. Prinz 1022.
Belgien, Hss-Kataloge 513.
Belgrad 1077.
Belisar 230 ff., 931 ff.*, 1142.
Belisarroman 347, 825 ff.*,
841 f.
Belos, assyr. König 323.
Beltb andres und Chrysantza
821, 857 ff.*, 863.
Benedikt, Canonicus (Chanoin
Benott) 256 f.
Benedikt, der hl. 6, 193.
Benedikt XU, Papst 100, 102.
Benott de Cöme 553 (u.).
Benott de Sainte-More 847.
Berat (Epirus) 511.
Berderichos 862 ff.
Beredsamkeit, geistliche 41;
Charakter der 160 ff.*
Bereketis Petros 600.
Bergades 818.
Berosos 242.
Berroea 1035.
Bertha, Braut Romanos' II
459, 984.
Bertha von Sulzbach, Ge-
mahlin des Manuel Kom-
nenos 466, 755.
Besarion, Asket 734.
Beschwörungsformeln s. Zau-
bersprüche.
Besonnenheit, über die, rhetor.
Qebung 288.
Bessarion 19, 96, 99, 104,
114, 115, 116, 117 f.*,
122, 309. 497 f., 503, 510,
603, 604, 785, 1092.
Bessen 683, 1106*.
Bestattung der Kaiser und
Patriarchen 1085.
Bestes Konstantin 742 ff.
Bestes Theodoros 607.
Bestiaire s. Physiologos.
Bettlerkönig, Geschichte vom
628.
Bibel s. Testament.
Bibelübersetzung 123.
Bibelwissenschaften in Byzanz
122 ff.
Bibliotheken s. Handschriften-
sammlungen.
Bidpai 895.
Bienen (Sammelwerke) 36,
600 f.*
Bier, Schrift über das 633 f.
Bilderapokalypsen 1116.
Bildersturm 13, 38, 352, 713 f.,
962 ff.*, 1090*, 11 13 f. ,1143;
Schriften gegen die Bilder-
stürmer 67, 68 f.*, 71,
149 f., 165, 167, 197; lit-
terarische Vertreter des
Bildersturmes 67 f.
Bion, Bukoliker 505.
Bion, Historiker 242.
Bischofslisten s. Kataloge.
Bithynien, rd ndtQia von 130.
Biton 635, 636.
Blachemenpalast 777.
Blasios, der hl. 169.
Blastares Maithaeos, Poleiai-
ker und Kaoonist 49. llu.
124. 144. 203, 451, 6u7,
608*. 610. 611, 682.
Bleiballen s. Bollen.
Blemroydea (so. nicht Blea-
raides, durchaoa zu schrei-
ben) Nikephoros 89, 93, H
95, 96. 135, 136, 286. 289.
380 (u.). 414. 429, 445 ff.*.
458, 476, 478, 619. 6$3,
676, 678, 679 f., 682, 780.
Boccaccio 843. 851, 854. 867 L,
870, 892.
Boemund. Sohn Robert Gois-
Cards 1015 f., 1019.
Boethius 9. seine griech. Stu-
dien 32; Uebersetzongen
seiner Schriften 99. 111,
545. 772.
Boethos 520.
Bogdan. Feldherr 995.
Bogomilen 48. 83. 84, 92.
988, 1016 f., 1044, 1091.
1095.
Bogomilus, Presbyter 237.
Bohemund von Tarent 272.
Bollandisten s. Acta Sancto-
rum.
Bologna 606, 613.
Bonacursius von Bologna.
Dominikaner 98.
Bondelmonte 411.
Bonifacius consiliarius 189.
Bonifaz von Montf errat. Kan^
von Thessalonike 1036 i
Bonner Corpus 222.
Bonos, Patrikios 711. 947.
Boris I (Michael) 972.
Boris 11 986 ff.
Bostra 950.
Botaneiates Johannes, 11«-
triker 597.
Botaneiates s. Nikephoros.
Botanik, byz. 632 ff.
Boucicaut 1062.
Bracheuil, Peter von 1041,
1042.
Brahmanen. Antworten der
601.
Branas 1017.
Branas Alexios 1031 f.
Branas Johannes 1031.
Bgißioy (Inventar) 314.
Briefe, byzant. 248. 289. 296,
378, 380. 383, 438 f . 413.
449, 458, 463 f. 465 £.
469, 470, 476. 477. 47^.
481, 482, 483, 486, ^
489 (u.), 491 f.. 497 f., 521.
523. 528, 539, 543. 547.
548, 549 f., 553, ^54,5581
I
Register der Personen und Sachen.
1159
587, 590, 604, 611 (M.),
722 f., 740, 759, 762, 770,
772.
Briefsteller 452 ff.
Brief Bammlong, Florentiner
485.
Bringas Joseph 984.
Brocquiäre, Bertrandon de la
900.
Brontologien s. Donnerbttcher.
B^ennios Joseph, Polemiker
113, 114. 488, 493, 1138.
B^ennios Manuel 599.
Bryennios Michael, Polemiker
110.
Bryennios Nikephoros, Histo-
riker 16, 228. 271 ff.*,
274 f., 437, 468, 465, 756,
759, 1020.
Bryennios Nikephoros, Stra-
tege 271 (u.), 1013.
Bryennios Tlieoktistos 970.
Boa Merkorios 842.
Buchan Schech 1063.
Bnchorakel 631.
Baddha 886 f.
Buhlerin, Satire gegen eine
752.
Balgaren 133, 196, 267, 350,
403, 404, 417(0.), 608,683,
732, 780 (o.), 924, 935, 949,
954ff.*, 963,966ff., 971ff.,
979 f., 994 ff., 1033 ff., 1075,
1079f., 1094f., 1104, 1109,
1134; s. auch Slaven und
Sfidslaven.
Bulgarophygos 977.
Bolisnias 1142.
Ballen 224, 388, 438, 452,
453*, 480, 488, 552,
1 132 f.*
Bureaokratie 36.
Burgnndio von Pisa 76.
Bur^es, General 986.
Burtzes Georgios, Metropolit
von Athen 173, 470.
Bustrone Florio 899 f., 901 f.
Bustrone Georg 900 ff.
Butilinos 934.
Batumites Mannel 270.
Byzantinische Frage in der
Kunstgeschichte 1124 ff.
ByzantinischeGeschichte, Dar-
stellungen der 1068 ff.
Byzantinische Periode, Be-
griff derselben 1 ff., 911 ff.
Byzantinische Philologie, ihre
Geschichte 1139 ff.
Byzantinismus, Begriff des
11, 13, 20 ff.*, 1084.
Byzantios, Kirchendichter 672.
Byzanz, das vorbyzantinische
1077 f.
Byzanz s. Konstantinopel.
C vgl. K.
Caesar 545.
Candidus 10, 373.
Casaubonus s. Eclogarius C.
Gasöle 769 f.
Cassianus Bassus s. Bassus.
Cassiodor 9, 237.
Catena Lipsiensis 126, 127,
210, 213.
Catenen s. Katenen.
Cato, der Aeltere 545, 842.
Cattaneo 1056.
Centurione, Fürst von Achaja
1063.
Cerigo s. Kythera.
Cesarini Giulio 1064.
Chaeremon 442.
Chaldia, Herzöge von 1036.
Chalep 730.
Chalil-Pascha 1066.
Chalke 509.
Cbalkedon 237.
Ghalkitu, rov, Gefängnis 714.
Chalkokondyles s. Chalkon-
dyles.
Chalkondyles Demetrios 303f.,
305*, 502 (u.), 503*, 505,
581.
Chalkondyles Laonikos 3, 219,
228, 229, 302 ff.*, 306.
Chalkoprateia, Kirche von
1112.
Chama6tos s. Kabasilas Niko-
laos.
Champ-Litte, Guillaume de
835.
Chandax 816, 818, 984.
Chandrenos 549.
Chansons de geste 824, 859.
Charax Johannes 12, 582*,
583.
Charax Johannes, der Jüngere,
Patriarch 582 f., 969, 1105.
Charax Helias 596.
Charikles s. Drosilla.
Charistikarier 140, 142, 156,
315*, 319 (0.).
Chariton, Patriarch von Kpel
610.
Chariton, Romanautor 642.
Charo8 815, 817, 818 ff, 849.
Charsenites Philippos 744.
Chartopbylax 556, 583, 608,
609 (u.)*, 709 (u.), 766,
1085.
Chateau d'amour 859 f.; s.
auch Erotokastron.
Chazaren 948, 957, 958, 961,
968, 1106*.
Cherson 958, 968*, 992.
Chiastische Verse 761.
Chilandari 1059.
Chilas Johannes, Metropolit
von Ephesos 98, 99*.
Chilas, Mönch 402.
Chiliaden (des Tzetzes) 528 f.
China, Beziehungen zu Byzanz
251, 413 f., 1099 f.
Chinesen 219.
Chioniades Gregorios, Astro-
nom 478, 622*.
Chios 560, 561, 1082, 1110,
1132.
Chlodwig 9.
Choirinos Basileios 739.
Choiroboskos Georgios 12, 128,
297, 575, 580, 582, 583 ff.*,
594.
Choirosphaktes 725.
Chomatianos Demetrios, Ka-
nonist 134, 607 f.*. 610,
611, 1043.
Chomjakov 34.
Chonae in Phrygien 170, 281
(u.), 469, 1010.
Choniates s. Akominatos.
Choniates Georgios 615.
Chorikios 12, 125, 126, 475,
602, 603, 646, 765.
Chortasmenos Ignatios 452.
Chortatzes Georgios 871 f.
Chosrau s. Chosroes.
Chosroes 1 237, 239, 933,
935 f., 943.
Chosroes II 244 f., 943 f.*,
945 ff.*
Chram 1022.
Christentum 5, 7, 34 f., 459 ff.,
468, 620, 642 f., 790,
1101 f.
Christi Geburt, in der byz.
Kunst 1116 f.
Christi Leiden, Gedicht über
das 822 (u.).
Christi Taufe, in der byz.
Kunst 1116.
Christodoros aus Koptos 726.
Christodulos s. Johannes Kan-
takuzenos.
Christodulos, Gründer des
Johannesklosters auf Pat-
mos 196. 199, 508; Typi-
kon des 199, 315, 317.
Christodulos , Dialogperson
und Schriftstellerpseudo-
nym des Job. Kantakuzenos
298, 300.
Christophoros, Patriarch von
Alexandria , Homiletiker
166.
Christophoros, der hl. 619 (u.).
Christophoros von Mytilene
16, 399, 440 f., 708, 737 ff.*.
780.
Christophoros Patrikios s. Chr.
von Mytilene.
Christophoros Protasekretis
718.
Christophoros. Sohn Boma-
nos' I 979, 982. M
1160
Bflgiatar der Personell o
CbrietophoroB. Rhetor 463.
ChriBtophoroR, Vater Sabbas
des JOngeren 195, 19S.
Christophoros a Secretin 740.
Christas patiens {Sgiaröf
ndaxuiy) 602, 645, 649,
746 ff.'
ChristUBbitd tod Edessa 169.
Chronica minora, Sammelaus-
gabe der bjz. 898.
Chronicum Alexandriaum ,
CpolitAnnm, Paxchale sieh
Osterchronik.
Chronicum Palatinum 329,
Chro
ArgyrokastroD
Chronik, bulgariacbe 304.
ChroDJk von Edeasa 404.
Cbronik des Job. Mauropas
Chronik, Byriache (ad. Guidi)
404.
Chroniken , die cyprischen
900 ff.
XponxoV inixo^ov 386, 388,
" ^*P"«
341.
Xaopi:
Curonisten (Cbarakteristik)
219 ff-, 319 ff.»
XQoyoyQuepttoy avvto^oy 363,
364, 396'.
XQOfoy^ipiK fiiyat 322, 323,
396 (u.).
Chronologie, byzantinische 2,
337 ff., 343 ff„ 623, 1096 f.*
Xqöviuv ägiSurflK *"' "("'S
396.
ChryBanthos s. Notaraa.
Cbryaantza 854 ff.
Cbrysaphes Manuel 599, 678.
Chryaapbios, Eunuch 915.
Chrysippos, Stoiker 601 f.
CbryaobergeaLukaa, Patriarch
466, 472, 761.»
Chrysoberges Maximoa, Iro-
niker 113.
Chrysoberges NikephorOB470.
Chrysobullen s. Bullen.
Chryaocheir, Paulikiauer 975.
ChrysokephaloB h. Makarioa.
ChrysokepbaloB MatthaeoB
492.
Chryaokokkes Georgioa 622 f.
Chrysoloras DemetrioB 109,
110', 492, 503 (.M.).
Chryaolorna Konntantin 485.
Chrysoloraa Manuel 113, 426
(o.), 492, 501, 502 (u.), 503
(u.), 563, 581.
Chrysomalas Konstsntinos, I
H&ietiker 93.
Chrysorrhoe 8. Kalllmi
Chryaoa. E»nig 862.
Chrysoatomoa b. Dion t
Chumarritcn 968.
Chumnos Qeorgioe 81
Cbumacis Johannee 29
482*.
Cbamnos Irene 478, Ai
Chumnos Micbael 482
Chumnos Nikephoroc
204, 427, 476. 478 ff
553, 603.
Cicero 827, 545.
Cid 828, 830.
Cinthio 872.
CircUB B. ZirkoB.
CiBtemen 1119.
Clary. Robert de 283.
Clandias, Kaiser 238.
CIsadiuB, Märtyrer 13
Cleraena von Alexsud
130, 131, 132, 13-
155, 192, 207, 21(
6.53, 875; Martyrii
185; paeudo-clemenl
Briefe 140.
Clemens, Erzbischof t
garieu 134, 196, IS
Clemens III, Papat 8!
Clemens IV, Papst 1(
Clemens, Abt von Stud.
Coelestinus, Papst 91'
Colbertaldo Antonio S
Commodianas 699.
Comoedia, epStere Bec
von 646.
Constaut, Erz&hlung v<
ser 854 f.
Comaro Vinzent 870 :
Cornutne, Stoiker 57S
Cristaforo Fiorentino
Cnreus (in der Ist. Pn
11 37 f.*
Cypera 28«, 419 (Karl
476, 550, 773 f., 78
865, 898 ff.', 1071.
Cjprian, der hl., K
lefarer 100.
Dämon englauben 436.
Dänemark (Has-Katalt
DalasaenoB Damianos
Damaskioa 431, 567.
Damatrya 958. Uli.
Damian, Patriarch von
988.
Damian, der hl. 95. 16
620.
Damilaa Neüos von Kn
510.
Damylaa Neilos, Pol
110.
Register der Persoue^ ^Hd Sachen.
1161
Demetrios, Mönch auf dem
Latros 194.
Denietrios, Magister 492.
Demetrios »Myroblytes*, Pa-
tron von Thessalonike 110,
114, 157, 159, 165, 176,
192, 204, 205, 266, 448,
464 (Epigramm auf ein Bild
des). 467, 496, 544 (Kanon).
Demetrios von Phaleron 452.
Demetrios s. Tomikios.
Demetrios s. Triklinios.
Demetritza 1032.
Demo 530.
Demokritos aus Abdera 166,
327.
Demokritos, Pseudo- 632, 877.
Demosthenes, Redner 139,497,
505, 527, 549, 567, 573,
589.
Demosthenes, der Thrakier
584.
Depharanas Markos 803,
821 f.*
Jsanotfjg, Titel 4.
Destonis 1142.
Deugenius Akritas 830.
Deutschland 303, 422, 512
(Hss-Eataloge), 1078.
Devaris Matthaeos 503.
Dexippos, Historiker 10, 238,
259, 340 f., 504, 518.
Dhil Nuwas 940.
Diadochos, Asketiker 141.
Diadochos, Scholiast 144.
Diakrinomenos s. Johannes.
Dialoge 247 f., 296 f., 459 ff.,
467 f., 492 ff., 562, 644 f.,
752, 775 f., 820 f.
Diassorinos Jakob 542*, 578,
596, 737.
Diassorinos Neilos 398, 560*,
581, 632.
Maartj/AaTa = Abschnitte
eines Werkes 323.
Diaulia 1093.
Dictys s. Diktys.
Mda)[ij Tiöy ötodexa ATro-
(TroXtoy 507.
Didymos der Blinde 206.
Didymos, Geoponiker 262.
Didymotoichon 305.
Digenis Akritas 36, 827 ff.*,
845, 849.
Digesten 605 f.
Diktys 327, 335, 525, 844 f.*
Dimoires. Kopist* 721.
Diocletian 7*, 9.
Diodoros Sikeliotes 242, 259,
261. 341, 507, 518, 527,
567.
Diodoros von Tarsos 123, 206,
917.
Diogenes Antonios 647.
Diogenes Johannes 474.
Diogenes, Kyniker 647.
Diogenes aus Kyzikos 325.
Diogenes Laertios 324, 464.
567.
Diogenes aus Sinope 467.
Diogenianos von Herakleia
726.
Diogenianos, Lexikograph 520.
575.
Diognetos, Brief an 700.
Diomedesderhl., Märtyrer 99.
Dion Cassius 10, 238, 259,
335, 370. 371 f.*, 504, 518,
527, 529, 544, 567.
Dion Chrysostomos 464, 524,
544, 552, 603.
Dionysios s. Akindynos.
Dionysios von Alexandria 138,
207.
Dionysios Areopagites s. Dio-
nysios Pseudo-Areopagites.
Dionysios, Athosmönch 195,
198
Dionysios Bar-Salibi 213, 216.
Dionysios, Geograph 699.
Dionysios von Halikamass 259,
376, 518, 561, 567.
Dionysios, Sohn des Kalliphon
699.
Dionysios, Mönch 138.
Dionysios, Mönch, Asketiker
160.
Dionysios, Erzbischof von
Mytilene 779 (u.).
Dionysios Periegetes 446, 505,
527, 538*, 587, 783.
Dionysios aus Phuma 1117.
Dionysios Pseudo- Areopagites
37, 40, 56, 63, 65, 67, 70,
83, 107, 125, 137 f. (Scho-
lien zu), 129, 131, 134, 141,
149, 154, 155, 159, 160,
166, 167, 193, 211, 289.
Dionysios von TellmahrS
404 f.
Dionysios Thrax 12, 573,
580*, 583, 585, 594.
Diophantos 544, 621, 624.
Dioptra 742 ff.
Dioskorides 617.
Dioskoros, Patriarch von Ale-
xandria 918 f.
Dipbilos 505.
Diplomatische Korresponden-
zen der Sultane 19.
Distanzentabellen 418 f.
Ditheisten 103.
Dnieprfälle 1100 (u.).
Dobromir 1016.
Dobromir Strez 1036.
Doctrina Patrum de Verbi
incamatione 208 f.
Dodoas, Bogomile 84.
Dogmatik, byz. 46 ff.
Dokeanos, Katapan 1003. i
Dokianos Johannes 497.
Dolopathos s. Syntipas.
Domenico Michiele, Doge
1021.
Domenico Selvo, Doge 1015.
Domentiolos 946.
Dominicus, Patriarch von Ve-
nedig 81.
Domitian, Kaiser 238.
Domitios, Kirchendichter 688.
Domninos, Chronist 321, 327.
Domninos von Larissa 621,
625.
Domostroi 804 (o.).
Donatus 545.
Donnerbttcher 630.
Dorotheos Antecessor 605.
Dorotheos der Jüngere 171,
203.
Dorotheos von Monembasia
322, 401*, 834.
Dorotheos, Erzbischof von
Mytilene 122.
Dorotheos, Archimandrit in
Palästina, Asketiker 145 f.
Dorotheos , Verfasser von
Apostel Verzeichnissen 391 f.
Dorylaion 1019.
Dosiadas 772 f.
Dosikles s. Rhodanthe.
Dositheos , Biographie des
Mönches 187.
Dositheos (Pseudo-) 561 f.*,
578, 791.
Dostojevskij 34, 642.
Doto Andreas, Dominikaner
98.
Doxaras Panagiotes 1117.
Doxopatres Georgios 533.
Doxopatres Gregorios 463.
Doxopatres Johannes 387,
461 ff.*, 533.
Doxopatres (Johannes?) 209,
210.
Doxopatres Nikolaos 463, 607,
679 f.
Doxopatres Nilos 415*, 463.
Dragases Konstantin, Despot
302.
Drakon (Pseudo-) 596.
Drama 17, 534, 644 ff.*. 717,
746ff.*,751f., 766ff.,775f.,
779, 822.
jQdfÄttj spätere Bedeutung von
646 f.
Dreikapitelstreit 58.
Drimytikos Nikolaos 814.
Drosilla und Charikles, Roman
763 f.
Drster 955, 988, 996, 1017*.
Drungarios 365, 370.
Drystra s. Drster.
Dschuneid 1063.
Dualismus im römischen
Bsgister der Fanoni
päiBchen Kultur 34 ; in der (
hyz. Sprache 221, 2T7.
Du Gange 1140.
Dukaina Anoa 744.
Dnkaras Lukas, Dax 122.
Dukas AadionikoB 744, 1010.
Dokaa ADdronikoa, im DigeniB
828, 833.
Dukaa, Chronist 805 ff.*, 304,
506 Anm. 2.
Duka8JobaiiDes,CaMil011ff.
Dukaa Johaanea, Dichter 786.
Dukas JofaHDUBB, GroBshetBri-
arch 884, 474, 539.
Dukaa, Hans der 1006 ff.
Dnkas Konstantin, Prfitendent
nnter Koostautin TU 979.
Dukas Michael (OroeaTater
dBs Chronisten Dokaa} 305,
Dulas, Aht 160.
Duna ScotuB 120.
Duian B. Stephan.
Ecclesiaat 710.
Ecbaverse a. Jisiterverse.
Eclogarius Casauboni 395 f.
EdeasB 936, 981, 1000.
EdachmJatain 1112 f., 1126 f.
Eiche, EnkomioD anf die 735 f.
Eidologie 2b.
Einhorn 413, 874.
'Exloy^ ImaQuöy 329, 841,
342, 395'.
'Exaiortäf, s. Zeutorie.
"Exloy^ loir röftaiy 606, 609,
610.
Ekphraaen 414, 455, 467, 483,
491, 495 r., 857.
Eladas Johannes 978 f.
Eiephant, Gedicht 775.
EleutherioB, Uartyriam dea hl.
185.
Elfenbeinarheiten 1123.
Elias TOD Jerusalem 926.
Elias der JUngers, MOnch in
KalsbriBD 195, 198.
Elias. Kirchen dichter 688.
Elias, Ekdikos aus Kreta 218.
Elias, Hetropolit von Kreta,
Scfaoliast 137, 138, 144.
Elias Monachos, Homiletiker
176.
Elias, Philosoph 482.
Elias, der hl., Prophet 176.
Elia« Spatharios 958,
Elias Spelaiotes, MSuch in
Kalabrien 195. 198.
Elias, Synkelloa s. Heüaa S.
Elisseus, Vartabed 407.
Elision 694.
Elisaaeos, Jude 125.
Email 1124.
Embryo, allegorieche Deutans
des 556. 620, 904.
Empedokl« 1b^ I.U.').
r der Penonen
'^d
Sachen.
1163
los, Biographie des hl.
s von Kpel 206.
1 699.
lyoy s. Paterikon.
V, Papst 115, 117,
DOS Niketas 377, 648,
f63 f.*
OS Jobannes 1 16, 117*,
195 f.*, 503.
OS Markos, Metropolit
Ephesos, Polemiker
13, 114, 115 f.*, 117,
19. 120, 495 ff.*, 679.
s, Archon aus Palermo
s, Gegner des Jo-
s Philoponos 53.
8 der hl., Märtyrer
s Nomophylax 175,
8, Philosoph 769.
s, Gegenkaiser 913.
los d. hl., Märtyrer
rismus 529.
3 476, 524, 621, 622,
3, Patriarch von Ale-
•ia 60.
ios 766.
3S s. Philes.
•s 10, 238, 259, 261
35,504,509,518,567.
, Hagiograph 197.
lia, die hl. 114, 168,
474, 643.
liana Sylloge 727.
lios 586.
on 549.
i 527.
syne, die Jüngere 186.
3 250.
BS 1 39, 327, 505, 547,
554, 567, 602. 746,
., 765, 783.
8, Bischof von Emesa
211.
s , Kirchenhistoriker
23, 129, 130, 132, 161,
182, 193, 206, 211,
245, 247, 259, 291,
334, 338, 340 f., 348,
372, 373, 404, 405,
524, 603.
8, Presbyter und
h, Asketiker 160.
s , Erzbischof von
ialonike, Polemiker 56.
ios, Abt des Klosters
ine 146, 147.
ios von Antiochien 206.
ios, Chronist 246.
Eustathios, Dichter Ö29.
Eustathios, Patriarch von Kpel
152.
Eustathios, Märtyrer 168.
Eustathios s. Makrembolites.
Eustathios, Mönch 51, 52, 56*.
Eustathios, Rhetor 463.
Eustathios Romanus, Jurist
609.
Eustathios, Erzbischof von
Thessalonike 17, 43, 140,
156 f., 173, 204, 212, 283,
414, 455, 469, 472, 476,
504 f., 508, 536 ff.*, 563,
577, 578, 650, 679 f.*, 691,
751.
Eustratios, Hegumenos auf
dem Athos 195.
Eustratios, Presbyter in Kpel
57, 59*, 187.
Eustratios, Metropolit von
Nikäal7,85,86,90,430f.*,
445.
Euthymios, Bruder des Theo-
doros Studites 148.
Euthymios, der Georgier 613,
887 f.
Euthymios, der hl. 95, 153,
185, 677.
Euthymios I, Patriarch von
Kpel (Vita Euthymii) 130,
131, 812 f., 524, 978.
Euthymios IT, Patr. von Kpel
492, 496.
Euthymios, Bischof von Ma-
dyta 98, 99, 139, 196.
Euthymios, Mönch 195, 198.
Euthymios von Neupatras 537.
Euthymios, Erzbischof von
Sardes 194, 197.
Euthymios s. Zigabenos.
Eutokios 621, 624.
Eutropius 335.
Eutropius, Eunuche 914.
Eutyches 882 Anm. 1.
Eutyches 918.
Euiychianos, Biograph 187.
Eutychios, Patriarch von Ale-
xandria 368.
Eutychios, Patriarch von Kpel,
Polemiker 59, 187.
Euzoitos Dionysios 742.
Evangelium, in der byz. Kunst
1116.
Exarchat 944, 1084.
Ezcerpta Barbara 220.
Excerpta de legationibus etc.
s. Konst. Exzerpte.
Excerpte, konstantinische s.
Konst. Exzerpte.
Exegese, der hl. Schrift 40 f.,
Charakter der byz. 122 ff.*
Ezechiel, Tragiker 644.
Ezeriten (Jeserzer) 970.
Fabeln s. Aesop und Babrios.
Factionen s. Parteien.
Facundus von Hermiane 939.
Fälschung (einer Bulle) 224.
Falieri Marino 803, 820 f.*
Falkenbuch 631 f.
Falkenjagd 859 f., 865.
Fallmerayer 1141.
Familiengeschichte s. Genea-
logie.
Familiennamen, byz. 1135 f.
Fang von Distelfinken und
Zeisigen, Ekphrase 378.
Fantinos, Mönch 195.
Fastendiät, Gedicht ttber die
761.
Fasti Siculi s. Osterchronik.
Faustos von Byzanz 231,
236 (c), 406*.
Favorinus s. Phavorinus.
Felix III, Papst 921.
Ferrara s. Synode von F.
Feudalismus s. Lehensbegriff
und Grossgrundbesitz.
Feuer, griechisches 636.
Filelfus 8. Philelphus.
Filocolo 867 f.
Finlay 1141.
Fiorio s. Phlorios.
Fischbuch s. Psarologos.
Flavianus von Antiochia 662,
926.
Flavianus, Patriarch von Kpel
918.
Fleck Konrad 868.
Floh, Lobrede auf den 489.
Flore und Blanchefleur s.
Phlorios.
Florence de Rome 854.
Florenz s. Synode von Fl.
Florilegien s. Spruchsamm-
lungen.
Florilegien, christliche s. Ka-
tenen.
Florimont 855.
Flotte s. Marine.
Franciscus, Dominikaner 122.
Franken (= Abendländer) 31.
Frankenreich 1078.
Frankreich 303, 512 (Hss-
Kataloge), 1079.
Frauenspiegel 556 f., 823.
Fravitta 914.
Fredegar 791.
Freigebigkeit, Vortrag ttber
474.
Fremde, Leben in der (Ge-
dicht) 815, 817 f.*
Fremdwörter in der byz.
Gräcität 30 f., 1136 f.
Freundschaft in der Verban-
nung 752.
Friedrich I, Kaiser 1027, 1034.
Friedrich II, Kaiser 478, 606,
612 (a.^, 613, 7^9, IQ4<S.
1164
Register der Personen und Sachen.
Frübbyzantinisch, Begriff 20,
88.
FrübÜDg, Enkomion auf den
478 ; Ekphrase 491 ; Gedicht
733.
Frühlingslied 255, 257.
Fruiin 995, 999 f.
Fürstenspiegel 456 f., 457 f.,
463 f., 491 f., 549; s. auch
Stephanites und Icbnelates
Fulgentius v. Ruspe 103.
Gabalas Leon 1041, 1045,
1131.
Gaberas, armen. Familie 1036.
Gabras 497.
Gabras Johannes 102, 176,
483, 485.
Gabras Michael 481, 482*,
559, 560.
Gabriel Roman, Balgaren car
995
Gabriel, Erzengel 79, 92, 166.
Gabriel, Kirchendichter 688.
Gabriel von Melitene 893.
Gabriel, Bischof von Penta-
polis 113.
Gabriel Studites 677.
Gadaros, „der hl.* 882 Anm.2.
Gaffore 1036.
Gagik 996.
Gaianiten 54, 60, 64.
Gainas 913 f.
Galenos Johannes, Diakon 555,
557 f.
Galenos, Mediziner 431, 602,
613, 614, 615, 617.
Galeomyomachie s. Katzen-
mäusekrieg.
Galesiotes 485.
Galesiotes Georgios 448, 449.
Gandzak 947.
Garten, Schilderung 735 f.
Gasmulen 827, 835, 838*.
Gaspar, Bischof von Osmus
603.
Gateluzzi 305.
Gattilusio Georg 492.
Gautier von Arras 808, 854.
Gaza, Rhetorenschule von 12,
125, 186, 432, 454, 456*.
Gazes Theodoros 121, 122,
290, 365, 429*, 475, 501,
502 (u.), 503, 510, 545, 548,
581, 603, 624.
Gebet, Gedicht über das 441.
Gebet des Sünders, Gedicht
811.
Gebührenverzeichnis 417 (u.).
Geheimgeschichte des Prokop
231 f. ^
Geheimwissenschaften 619 f.,
627 ff., 681 ff.
Geilamir 931. \
Geld ist nötig u. s. w., rhe-
torische Übung 288.
Gemftlde, Beschreibungen von
496.
Gemistos s. Plethon.
Genealogie 1082 f.
Genesios Joseph, Historiker
253, 264 f.*, 276, 312, 348,
361, 866 f., 410.
Genesios, Patrikios 723.
Genesis, in der Kunst 1116.
Gennadios, Erzbischof von
Bulgarien, Polemiker 76, 94.
Gennadios von Kpel 206.
Gennadios, Patriarch v. Kpel
8. Georgios Scholarios.
Genuesen 1036 ff., 1048, 1052,
1056, 1064, 1078.
Geoffi-oy H Villehardouin 899.
Geof^oy de Ville-Hardonin
8. Villehardouin.
Geographie 253 f., 409 ff.*,
446 f., 448, 561, 1108 ff.*
Geomantie 631.
Geometres Johannes s. Kyri-
otes.
Geometrie 436, 556 f.
Geoponiker 261 ff.*
Georg, Ibererkönig 997.
Georgides Johannes 217, 218,
602*.
Georgier (und Georgien) 403,
613, 683, 942, 980 f., 1096,
1099. 1119, 1126 f.
GeorgiUas Emmanuel 817,
839 f., 841 f.*
Georgios s. Akropolites.
Georgios, Patriarch von Ale-
xandria, Hagiograph 191.
Georgios aus Aetolien 898.
Georgios, Bischof von Amas-
tris 196, 197, 199, 1101.
Georgios s. Amerutzes.
Georgios s. Arsilaites.
Georgios s. Burtzes.
Georgios, Chartophylax 61.
Georgios s. Choeroboskos.
Georgios, Mönch von Choziba
191.
Georgios von Cypem, Geo-
graph 418 .
Georgios von Cypem s. Gre-
gorios von Cypem.
Georgios Geomebres 625 (u.).
Georgios Grammatikos 709.
Georgios Hagiopolites 176.
Georgios Hamartolos s. G.
Monachos.
Georgios, der hl. (Märtyrer)
98, 99, 170, 176, 191, 287,
585, 744, 777.
Georgios, Erklärer des Her-
mogenes 533.
Georgios Hieromnemon, Scho-
Georgios, Presbyter in Kae-
sarea s. Gregorios Pres-
byter.
Georgios aus Kallipolis 76^.
Georgios s. Kedrenoe.
Georgios, Metropolit von Ker*
kyra (um 1180) 91, 770.
Georgios, Metropolit von Ker-
kyra (um 1285) 770.
Georgios, Kirebendichter 6öS.
Georgios s. Kodinoe.
Georgios, Patriarch von Kpel
(1192-1199) 478.
Georgios s. Lakapenoa.
Georgios s. LapeÜua.
Georgios Monachoe 35, 73,
76,221, 259.265,312,322,
329, 336, 343, 345. m
350, 352 ff.*, 361, 362. 3fö.
373, 377, 385, 386. 408,
566 f. ; Fortsetzung des Ge-
orgios M. 354 f.
Georgios s. Moschampar.
Georgios von Mytilene 738 L
Georgios, Bischof von Ntzais
Hagiograph 192.
Georgios von NikooMdiei,
Panegyriker und Kirckai-
dichter 166*, 167, 172, Ȁ
677.
Georgios Nomophylaz, Ab-
ketiker 160.
Georgios s. Pachymerea
Georgios Paneomorpbos, Kl»>
ster des 174.
Georgios der „Philoeopli* 48&.
Georgios s. Phrastaces.
Georgios s. Pisides.
Georgios Presbyter 115, 111
Georgios Scholarioe 49. 4
100, 114, 115, 116, m
119ff*, 429. 497,50:}.T8t
785*.
Georgios Synkelloa 123,381
339 ff.*, 342. 366 L. 391
400.
Georgios von Trapezont, Bi-
manist 119, 121, 122, 2K.
503.
Gepiden 941 f.
Gerard de Monr^ 902.
Gerasimos von Kerajnnt42i
Gerbia, Stadt (?) 785.
Gerichtsprotokoll (v. J. KT^
443 (u.).
Gerlach Stephan 506.
Germ anikeia, Schlacht bciSH
Germanos HieromonadiotUi
Germanos 1, Patriarch m
Kpel 13, 47, 54, 66 f.*. S
86, 87, 137, 174, 190, Ä
214, 312 f., 630, 668.111
Germanos II, Patriarch w
Kpel 67, 93. 138.174'.»
d^naanos^Kirchendic
Register der Personen Und Saohen.
1165
anos , Grflnder des
sters Kosinitzes 196,
anos , Patriarch von
:äa 1044.
anos, Sentenzen dichter
' (0.).
anus, Neffe Jostinians
i'tika 146, 188.
igbuch, altchristliches
•
idtschaftswesen 259.
lichtschreiber, byz. 219,
ff.*
ichtswerke über Byzanz
8 ff.
zbücher, byzant. sieh
htswissenscbaft.
Romanorum 887, 892.
924.
bo 1124.
rbe 1087.
md 407.
Venezianer 835.
n 1141.
Andronikos 1042.
439, 620, 1138.
^45.
li Giovanni Battista 872.
niani Giovanni 1066 f.
3 Isidor 488, 492 (u.).
s Michael Dukas, Ka-
snschreiber 212.
3 Protostrator 777, 778,
•
3 Tarcbaniotes Michael
1 (u.).
itza 880.
ire s. Lexica.
8 Johannes s. Glykos J.
s Michael 65, 88, 135,
, 313, 322, 366, 371,
, 377, 380 ff.*, 627, 632,
f.*, 905.
ria, Hagia, Prinzeninsel
8 Johannes und Justus
8 Johannes, Patriarch
Kpel, Homiletiker und
mmatiker 174, 175,293, 1
, 481,483,484,589 f.*,
, 678.
»nbrunnen 1110.
ologien s. Spruchsamm-
'en.
iker 644, 661 Anm. 2.
08 Stephanos, Tritheist
53.
es 036.
in,Schilderung eines491 .
•beinamen569(u.), 587*,
f.
iuch, die hl. 187. j
Goldbullen s. Bullen.
Gorianites Thomas 773.
Gorinn, armen. Chronist 407.
Go§, Mekhitar 613.
Goten 230 f., 922 ff.*, 1106
(Krimgoten).
Gottfried von Bouillon 272.
Gradenigo, Podesta 1048.
FqMxoL 3.
Grammaticus Ambrosianus,
Augustanus , Bodleianus,
Hamburgensis, Harleianus,
Parisinus, Romanus de notis
veterum criticis, Venetus
577 ; Gr. Ambros. auch 597 ;
Grammaticus Augustanus,
Leidensis, Meermannianns
588
Grammatik 296, 437, 442 f.,
543, 579 ff.*, 720, 758.
Grammatiker, ins Slavische
übertragen 36.
Grammatikos = Sekretär 279
Anm. 1, 381.
Granates 743 (u.).
Grant Johannes 1066.
Grassos Johannes 769.
Gratian, Kaiser 81, 1073.
Gregentios, Bischof v. Taphar
59.
Gregor, der Erleuchter 89,
406, 407.
Gregor, Priester, Fortsetzer
des Matthäus von Edessa
407 (u.).
Gregoras Nikephoros 19, 48,
101 ff.*, 135, 138, 204 f.*,
104, 105, 106, 108. 121,
159, 175, 199, 203, 205,
293 ff.», 429, 446, 482, 487,
488, 549, 550, 551, 553,
560, 587, 589 f., 623, 781,
902.
Gregorij, Presbyter 829.
Gregorios, Exarch von Afrika
952.
Gregorios , Bischof von
Agrigentnm, Exeget 124,
128 f.*
Gregorios von Antiochia,
Patriarch 163 f.*, 168, 245 f.
Gregorios s. Antiochos.
Gregorios, Erzbischof von Bul-
garien 553.
Gregorios, Abt des Bulgaros-
klosters 498.
Gregorios von Cypern, Pole-
miker, Hagiograph u. s. w.
94, 96, 97, 98 f.*, 204, 447,
455, 476 ff.*, 479 f., 576.
Gregorios Dekapolites 73*,
193, 676.
Gregorios, Diakonos und Ro-
f erendarios , Panegy riker
176.
Gregorios, General Basilios' II
994.
Gregorios, Hagiograph 191.
Gregorios, Presbyter in Kae-
sarea 169, 199.
Gregorios von Kappadokien
265.
Gregorios, Kirchendichter 688.
Gregorios von Korinth 1 7, 451,
598 f.*, 668, 679 f.*, 735,
745.
Gregorios Magistros 727.
Gregorios s. Mammas.
Gregorios s. Mokenos.
Gregorios o iv fjiovoxQontng
s. Greg. Solitarius.
Gregorios von Nazianz 35, 40,
63, 72, 79, 80. 83, 86, 88,
93, 94, 129, 133, 139, 146,
153. 155, 168, 169, 171,
204, 211, 216, 217, 341,
438, 448, 452, 556, 567,
619, 718 ff., 746; Scholien
zu Greg. v. Naz. 125, 137*,
138, 287, 292, 374, 457,
505, 550, 553, 653 f.*, 661 f.*,
679 f., 697, 733.
Gregorios von Nyssa 40, 57,
66, 67, 80. 130, 214, 438,
456 ; Scholien zu Gr. v. N.
139.
Gregorios, Onkel des Kaisers
Heraklios 946.
Gregorios s. Pakurianos.
Gregorios, Presbyter 137.
Gregorios, Schüler des Basi-
lies, Hagiograph 194. 197.
Gregorios, Schüler des Pia-
nudes 543.
Gregorios Sinaites, Asketiker
157 f.*, 175.
Gregorios Solitarius 437.
Gregorios Spatharios, der hl.,
Märtyrer 193, 197.
Gregorios s. Strongulos.
Gregorios von Syrakus 676.
Gregorios Tbaumaturgos 91,
207, 213. 619.
Gregorios der Theologe s.
Gregor von Nazianz.
Gregorius der Grosse (o Jid'
Xoyog), Papst 40, 57, 59, 60,
97, 100, 111, 128, 129, 143,
144, 164, 193, 518, 684,
790, 943.
Gregor II, Papst 684. 962.
Gregor III, Papst 684.
Gregor VN, Papst 1017.
Gregorius IX, Papst 174.
Gregorius X, Papst 111, 1058.
Gregorius von Tours 791.
Greis, der weise, s. Ptocho-
leon.
Griechisch im abendländischen
lUgiatar der Peraonen i
I^teiuern, Oriental«ii nnd
SUven 1136 f.
QroeBgrundbeaitz 981 f., 98»f.,
993. 99S, 1030 f., 1086.
Grosskomneoen 1046 S.
UroBS-preslav 988.
QrotU-Ferrata 512, 678.
GrOne, fOr das 7ö6.
Guarini 492.
Gueotfaer de Paria 283.
Guillaume aua der Normandie
876.
Guillennas Apulienaia 275.
Guisoard a. Robert.
Guria, Märtyrer inEdessa 130.
UylliuB, Keisendet 411, 424.
Gjparia, Drama 872.
Qyrardoa 785.
GyroQ, bei Konstantin Porph.
255 lu.).
GyroR le Coartois 866.
HadeBfabrt 819 f.
Hadea und LazaroB, Kthopoiie
443 (u.), 473.
Badriau II, Papet 683, 974 f.
Hadrian IV, l'apet 88.
Hadrianos.ErabischofvonBnl-
gniien, Polemiker 114.
Hs^ia Sophia a. Sopbien-
kirche.
Hagiocbrietopborites 1032.
üagloelitea Johannes, Hagio-
grapb 197.
Hagiographie 18; Bedeutung.
allgemeiner Gntwickelungs-
gang und CharaJcter der
byi. H. 41, 162, 176 ff.',
179, 181 f., 184. 185, 643;
nrian lache Uagiographie
180, 184; Heiligenleben
als Gescbichtaquellen 221,
312 f.-
KagioD Oroa B. AtboB.
fiagiopolitea b. Oeorgios.
Hagiopolites, muBik. Werk
599 f.
Eagiotbeodoretes Eonatanti-
nos 466, 470*.
Eagiotbeodoretes Michael, Lo-
gotbetes roJ doöuov 474.
475.
Eagiotbeodoretes , Logothet
(wobl identisch mit dem
vorigen) 472, 475.
Haikftr 898.
Eakim, Chalife 999.
Halep s. Chalep.
Naiicx 417 (o).
Uamartoloa als Beiname 358.
Hamia von lapaban 220.
Handel und Hnndelsgeogra'
phie 410, 1087, 1101.
Handacbriften Sammlungen u.
-Kataloge 5Ö1— &1&,
Haplncfaoir Uiehael
766 ff.', 805.
Barald Hardraade KM
B&ritb 935.
Harmenopnloe Koneb
Jurist 103, 607», 61
üarpokration 520, 5£
576.
Harnn-ar-RaBchid 964
HauaaTzneibScber s.
Hebdomon I1I2.
HebrAer a. Juden.
Hebrftiacbe Sprache 1
Heerwesen, byi. 108(
Heidentum, in der by
Beben Zeit 7, 48, 3
' Heiligen. Verse anf (
738, 739, 755.
E eilige nleben s. Hagioj
Beinrieb. Kaiser voi
1042.
Heinrioh VI Kaiaw 1
Heinrich, Enbiscbof
nevent 88.
Heirat, Schrift Ober ^
Hekabe vor Troja, E
769.
Eelena 819.
Helene, Tocbtet' des
JohsnnesKantakuzc
Eelene, Mutter Kon
des GroBBen 205.
Helene, Gemahlin I
tjnB VII 984.
Eelene, Tochter desDt
PataeologoB 497.
Belias b. auch Elias.
Eelias Synkellos,' Diel
718.
HeliodoroB, Alchemial
HeliodoroB, Graoirnnti:
fieliodoroB von Pmaa
HeliodoroB, Romansi
496, 505, 751. 763
Helladikos Paaloa, Pi
ker 186.
Belladioa 565.
Hellenen {— Heidet
1139; Panegyrikas
H. 304.
Henker oder Arzt 75'
Hephaestion. Astrolo;
Hephaestion (und Psei
Metriker 584, 594
Hephaestos, Erzbiacli
Bulgarien 763.
Eeraklea, dae pontiac
587.
Eerakleon 215.
Herakleonaa. Kaiser S
Heraklen 556 (Arbeits
784.
Eeraklea, EOnig 870.
Register der Penone^ Had Saehen.
1167
598, 648, 652, 710, 711,
714, 729 (u.), 732, 734,
737, 741 (u.), 782.
Hexamilion 1063, 1065.
Hexapterygos Stephanos 762.
Hexapterygos Theodoros 286.
Hiatus 694.
Hierakosophion s. Falkenbach.
Hieraz, Grosslogothet 311.
Hierokles, christliche Bear-
beituDg eines Kommentars
des 143.
Hierokles, Dialogperson 539.
Hierokles, Geograph 254,
417 f.*, 986.
Hierokles, Hippiatriker 263.
Hierokratie 36.
Hieronymos, der griechische
66, 214.
Hieronymus, Kirchenvater 76,
97, 111, 824, 877.
Hierotheos, Alchemist 633.
Hierotheos von Athen 84.
Hierotheos, Klostervorstand
152. 153.
Hierotheos Monachos 93, 94,
144, 682.
Hierotheos Sakellarios 105.
Hilarion 398.
Hilarion Mönchsname des
Prodromos 750.
Hilarion, Abt von Stadion 151.
Hiiarias, der hl., Kirchenlehrer
100, 111.
Hildirix 931.
Himerios, Admiral 200.
Himerios, Sophist 12, 576.
Hippiatrika 263 f.*, 617.
Hippodrom 1085, 1111; s.
auch Zirkusparteien.
Hippokrates, Arzt 467, 613 f.,
617; Tochter des Hippo-
krates (Sage von der) 798 f.
. Hippokrates, Tierarzt 263.
f Hippolytos, Autor von Apo-
X Stelverzeichnissen 392.
Hippolytos von Rom 129,
207, 213, 215.
Hippolytos Thebanus 193.
. Hirmologion 655 f., 695*.
. Hirmos 695.
Historia de preliis 850 f.
. Hof- und Kirchenämter 424 f.,
426 f., 1084 f.
Hofgeschichtschreiber 229 f.
. Holland, Hss-Kataloge 513.
!. Holobolos Manuel, Dialogper-
'' son 493.
Holobolos Manuel, Dichter
546, 770 ff.*, 780.
^ Holobolos Maximos siehe H.
' Manuel.
^ Homer 130, 139, 167, 250,
265, 266, 267, 274, 296,
301, 437, 443, 483, 497,
504, 505, 525 f., 527, 529 ff.,
538, 541 (u.), 547 f., 549.
559, 565, 567, 575, 584,
589, 602, 722, 730, 742,
757, 765, 829, 846, 848,
866 f.
Homeriten, Gesetze der 59,
240 (§ 99 Anm. 2).
Homiletik s. Beredsamkeit,
geistliche.
Homiliensammlungen, ano-
nyme 176.
Homologes, Diakon 414.
Honorius, Kaiser 913.
Honorius, Papst 950, 956.
Hopf Karl 1141.
Hormisdas, Papst 58, 928.
Hormizd, Perserkönig 943.
Horologion 658 f.
Hugo I von Cypem 899.
Hugo Etberianus 89.
Hugo von St. Viktor 137.
Humanismus 18, 21, 118,
276, 304, 454, 482, 501,
502 f.*, 543.
Humbert, Kardinal 81, 100,
155, 1004.
Hundebuch 631.
Hund, Enkomion auf den 475.
Hunnen 131. 916 f., 935.
Hunyad 1064 f.
Hylilas Johannes 67, 68.
Hydatius s. Idatius.
Hymnen, kirchliche 108, 112,
136, 145, 656, 662 ff.*,
695 f.*, 697.
Hymnus qpcJ; iXaqot^ 176.
Hypatia 504.
Hypatios, Neffe Anastasios' I
930 f.
Hypatos ttßp g)iXoc6<pü)y 434,
445, 447, 474, 481.
Hypereschios, Grammatiker
578.
Hyperides 567.
Hypothesis zur Odyssee 335,
845.
Hypselantes Athanasios Kom-
nenos 311.
Hyrtakenos Theodoros 479,
483 ff.*, 553, 776 Anm. 2.
Hyrtakos, Stadt 485.
Hysmine und Hysminias 764.
Jagd auf Kraniche, Schilde-
rung 378.
Jagd auf Rebhühner und
Hasen, Schilderung 474.
Jahjft von Antiochia, Chro-
nist 200, 368*.
Jahreszeiten, Gedicht auf die
737.
Jakob, der Apostel 199; apo-
kryphes Marienleben des
192, 198.
Jakob. Metropolit von Bul-
farien 774.
ob, Diakonos 263.
Jakob, Bischof von Edessa 52.
Jakob der Jfingere 194, 197.
Jakob, Mönch 192.
Jakob, Mönch des Klosters
Kokkinobaphos, Panegy-
riker 172.
Jakob, Mönch, Gegner des
Psellos 681.
Jakobiten 52, 69, 71, 81,
405, 761, 985.
Jamblichos, Erotiker 259.
Jamblichos, Neuplatoniker
436. 442, 567, 601. 733.
Janos, Despot von Dyrra-
chium 785.
Janus, König von Cypem 900.
Jarmuk 950.
Jaroslaviö Vsevolod 443.
Jasites Job, Polemiker 93,
Jatros Matthaeos, Mönch 427.
Jatrosophia 615 f., 619*,
903*.
Jatrosophist 620.
Ibankos 492 (o. und u.).
Ibankos, Vertrauter des Jo-
hannes I Äsen 1085.
Ibas von Edessa 919, 938.
Iberer s. Georgier.
Ibn-Chisdai 889.
Ichnelates s. Stephanites.
Idatius 338.
Idrtst, Geograph 411.
IdyU 544.
Jean de Brienne 1044.
Jean d'Ibelin 898.
Jerusalem 510 (Bibliothek),
947, 948, 1071, 1081.
Ignatios, Bischof von Antio-
chia 91, 146, 155, 207,
213.
Ignatios, Patriarch von An-
tiochien 101, 104.
Ignatios, Diakonos und Skeuo-
phylax 73, 265, 312, 324,
351, 354, 716 f.*, 894.
Ignatios, Dichter 718.
Ignatios, Grammatiker 720,
727.
Ignatios Hieromonachos 184.
Ignatios, Ikonokiast 68.
Ignatios, Patriarch von Kpel
166. 168, 196, 312, 516,
971.
Ignatios, Gründer des Limon-
klosters 318.
Ignatios von Melitene 368.
Ignatios, Bischof von Selym-
bria, Hagiograph 205.
Ignorant oder Pnvatgramma-
tiker 756.
Igor 35. 981*.
IgotUed 36.
B«gister der Peraonen nnd Bachen.
Ikaria 1110.
Ikaeia s. Easia.
IkoBion 272, 284, 1034.
Ikonographie 777, 779, lllöf.*
IkoDoklaateo e. Bildersturm.
Ilias Latina 699.
llluB 920 S.
Illuatrationea in Chroniken
220 375
lUuetnos (iUng) 230. 323.
Imberioa und Margarona 643,
868 f.*
Imbroe 309, 496.
IndieD 413 f.
IndiktioD 1097.
Indisches Reich, Sage 35, 798,
851.
Innoceoz 1. Papat 915.
Inooceoi III, Papst 93, 1086 f.
Innokentios, Bischof von Ma'
ronaea 56.
Inacbriften 729 f., 1133 ff.*
Institutionen 605 f.
Inventio 8. Cnicia a. Auffin-
loBchim, der hl. 169, 172.
loachim. Metropolit von Zieh'
nae 316.
loakim, Patriarch von Bnl-
gnrieD 1045.
loaDDikioB, M9nch auf dem
Oljmpos 194, 198.
JoBsaph s. Barlaam.
JoBsaph Hieromonacboa 176.
Joaaaph , MSnohsnaine des
Kaisers Johannes Kantakn-
zenoB 298.
Job von Antiochien 166.
Job HamartoloB, Exeget 136.
Job s. Ja Sites .
Job, Prophet 909.
JobioB, Mönch, Polemiker 56.
JocB monachomm 143.
Joel 865.
Johannan Mar 985.
JohaaDes 1 Tzimiskes, Kaiser
23. 267, 495, 782, 987 ff.*,
1075.
Jobannes II Komnenos, Kaiser
23,274.279,315,317,465,
4f!e, 473, 759, 804, ]020ff,'
Johannes 111 Dnkas BaUtzea.
Kaiser von Nikaea 287, 316.
448. 478, 610. 768. 769,
10(3 ff.', 1113.
Johannes IV Laakaris, Kaiser
von Niknea 1047 f.*. 1052,
Johannes V, Kaiser 158, 224, ,
489, 1056 ff,', 1076. I
Johannes VI Kanta knien oa,
Kaiser 49, 50, 101, 102. '
103. 105 f,*, 108.112, 158
159, 175. 294, 297 ff.', 481,
487, 488, IWiC f.*
Johannes VII , OeKenkaieer
(1390) 1061 f.
JohanasB Till, Kaiser 113,
114, 115, 116, 117, 119,
209, 224, 308, 426 (o.), 488,
496. 784 f., 1063 ff.»
Johannes 1, Kaiser von Trape-
zont 1050.
Johannes II, Kaiser vonTrape-
zunt 286, 1050.
Johannea IV, Kaiser Ton
Trapeiunt 1050.
Johaonea II Komnenos Ange-
lodnkas, Despot von Epims
845.
JobannaB Alexander Äsen,
Car von Bulgarien 1056.
Johannes Aaen I, Car von
Bulgarien 1035.
Johannes Äsen It, Car von
Bulgarien 1044 f.
Johannes Vladislav, Uulgaren-
car 995.
Jobannes, ArmenierkQnig 997.
Johannes Angeles, Despot von
Epirus 1046.
Johann ea Diakonos ansAdria-
Dopel 785.
Johannes Aegeal«B 51.
Jobannes, Natianalb eiliger von
Aegypten 189.
Johannes Aktoarios 263, 615,
618.
Johannes von Alezandria,
Mediziner 614, B17.
Johannes von Alezandria, der
Mitleidige 187, 188, 190,
191.
Jobannes s. AnagnoBtes.
Johannes von Antiochia. Chro-
nist 259, 322, 328, 334 ff.*,
338, 371, 876, 386, 504,
566 f., 845.
Johannes, Patriarch von An
tiochia , Asketiker 140,
156 f *
Jobannos, Patriarch von An-
tiochia, Monophysit 334,
607.
Johannes s. Argyropulos.
Johannes von Asien 405.
Johannes Baptistea s. Joban-
nes der Taufer.
Johannes von Bari 275.
Johannes, Exarch von Bul-
garien 70.
JohanneB von Capua 895,
Johannea von Chalkedon,
Patriarch von Kpel, Exeget
135.
Johannes s, Charax.
Johannes s. Chilas.
Johannea Chrysostomos 40,69,
70, 80, 83, 84, 90, 96, 107,
132, 133, 134, 136, 139
,.J
(Scholien), 146. 153, lu
161. 168, 169, 170, in, I
191, 192, 202, 204, »7 .
214, 216. 217. 341. 38», 1
43ä, 486. 496 {BUi im\ ,
553 (Gedicht auf J.). 5K
567, 619. 668 f., 662. 733,
810.875, 877. 914f.MO70.
1089*. !
Johannes von Dsmwkoa 13, |
35, 36, 37, 38, 39, 47, M
57, 59, 63, 65, 67, 68 ff',
74. 83, 87, 90, 9«, 107. ,
123. 124, 137, 145. ISO, |
166, 169, 189, 191. IM. '
S04, 205, 209, 216. 31T, \
328, 383, 428, 430. 516. i
539, 5t>0, 598, 600. 619.
645, 674 ff.*, 679', 697^87.
Johannea, Diakon ia KpcL
Dognatiker 80, 82. 20S.
Job an Des Diakonos. Hsgio-
graph 197. |
Johannes DiakrinomeDO* 347. ,
424. I
Johannes a. Dokianoa.
Johannes. Drongarioe. Etlc-
nenschreiber 211, 215. '
Johannes EleemtM s. Johanan |
der Mitleidige.
Johannes von Ephesoa 52. 57. 1
328, 331. 404*, 940.
Johannes von Epi^uiü 1
244 f.', 246, 249, 277, 343.
Johannes Epiroles, Hirtjnt 1
205. I
Jobannes ö iatafifiaiu/un; •
896. )
Johannes Enchaitaa a Mm .
ropns. '
Johannea s. Engeuikos. |
Johannes Eukratas s. HoMk« I
Johannes. I
Johannes, Evangelist 446. |
Johannes der Faater.Patiiarti •
von Kpel 144*, 187. Ml
Johannes der Fester, Miwi ' .
175. j .
Johannes. Bischof von G^th ,
Johannes, General anterZcDM |
922. '
Johannes Geometrea s. Kjii- t
otes. !
Johannes a. Georgides. |
Johannea s. Qlykja.
Johannes, Bisehof von Gottti J
193, 197,
Johannes Grammatiko« i
Kaeaarea, Polemiker 51. S(
Johannes , Grossdei
473.
vonGotOi J
latiko« n I
iiker5I.S( I
idemMfal
BegiBter der Persoaen Qnd Saehm.
1169
Johannes s. Hagioelites.
Johannes, Erzbischof von
Heraklea 204, 293.
Johannes Hesychastes 185,
186.
Johannes Hieromnemon s.
Johannes v. Cbalkedon.
Johannes, Patriarch von Je-
rusalem 68, 71, 194, 675.
Johannes, Patriarch von Je-
rusalem (12. Jahrh.) 91.
Johannes, Ikonoklast 68.
Johannes Italos 42, 80, 85,
90, 429, 430, 444 f.*, 467 f.
Johannes von Kaesarea s.
Johannes Grammati kos.
Johannes s. Kalekas.
Johannes s. Kamateros.
Johannes s. Kameniates.
Johannes s. Kanabutzes.
Johannes s. Eananos.
Johannes s. Kapos.
Johannes der Kappadokier
930 flf.
Johannes, Bischof von Kar-
pathos, Asketiker 142, 147.
Johannes, Katholikos 407.
Johannes s. Kinnamos.
Johannes, Bischof von Kitros
93, 011.
Johannes , Metropolit von
Klaudiopolis 91.
Johannes Klimax, Asketiker
80, 138, 143 f.*, 146, 158,
213, 217, 651.
Johannes, Patriarch von Kpel
(t 717) 67.
Johannes XII, Patriarch von
Kpel 892.
Johannes s. Kostometros.
Johannes s. Kubuklesios.
Johannes s. Kuknzelis.
Johannes s. Kyparissiotes.
Johannes von Kyzikos 63, 73.
Johannes Lydos 237, 376, 388,
424, 426, 507, 544, 620.
Johannes Lydos, Mönch 367.
Johannes s. Malalas.
Johann der Maraikonier 407.
Jobannes von Santa Maora
503 (u.).
Johannes Mauropus s. Mau-
ropus.
Johannes s. Maxentios.
Johannes, Metropolit von Meli-
tene 368.
Johannes, Mönch 160.
Johannes, Mönch, Verf. des
Barlaam 888.
Johannes, Mönch, angeblicher
Verfasser der Dioptra 743.
Johannes Monachos, Melode
663.
Johannes Monachos , Pane-
gyriker 176.
Johannes s. Moschos.
Johannes, Metropolit von
Naupaktos, Polemiker 93,
476.
Johannes, Bischof von Negran
59.
Johannes Nesteutes s. Job. d.
Faster.
Johannes , Erzbischof von
Nikaea 78.
Johannes s. Nikiotes.
Johannes von Nikiu 52, 321,
328, 403 f.*
Johannes von Nikomedien,
Hagiograph 205.
Johannes von Otranto 769.
Johannes I, Papst 58, 929.
Johannes YIII, Papst 971,
975.
Johannes XXI, Papst 97.
Johannes XXII, Papst 819.
Johannes Patrikios, Schfller
des Psellos 443.
Johannes s. Pediasimos.
Johannes s Petrinos.
Johannes s. Philoponos.
Johannes s. Phumes.
Johannes, «Presbyterkönig'
35.
Johannes Protospatharios 555,
557, 558*.
Johannes s. Psicbaites.
Johannes , Vorsteher des
Klosters Raithu 143, 144.
Johannes lihetor (= Malalas)
328, 333.
Johannes , Metropolit von
Rhodos 196.
Johannes, Mönch von Rhodos
71, 199, 523.
Johannes , Metropolit von
Russland 81, 82.
Johannes, Mönch des Sabbas-
klosters s. Johannes Hesy-
chastes.
Johannes, Bischof von Sardes
199.
Johannes Scholastikos, Patri-
arch von Kpel 53.
Johannes Scholastikos von
Skythopolis 56.
Johannes, Schüler des Bar-
sanuphios 58, 145.
Johannes Scotus Erigena 37,
63, 137, 500.
Johannes Sikeliotes 335 f.,
357, 386 ff.*; s. auch Doxo-
patres Johannes.
Jobannes, Abt auf dem Sinai,
Asketiker 160.
Jobannes Silentiarius s. Job.
Hesychastes.
Johannes s. Skylitzes.
Johannes von Skythopolis 53.
56*. 137.
UMßdbncb d»r klmm. Alturi^^joBWimmMihait. IX. 1. AbtlR. 2. KxttV.
Johannes s. Staurakios.
Johannes s. Stobaeos.
Johannes der Täufer 139,
149, 151, 165, 166, 170,
185, 472, 550.
Johannes, Patriarch der Theo-
dosianer 52, 54.
Johannes , Erzbischof von
Thessalonike , Hagiograph
192.
Johannes, Bischof von Trani
81.
Johannes Urosh, Fürst Ser-
biens 300.
Johannes s. Xiphilinos.
Johannes s. Zonaras.
Jonah 909.
Jonas, Verse über 764.
Jonia, Buchtitel 603.
Josaphat Presbyter, Hagio-
graph 198.
Josaphat s. Barlaam und
Joasaph.
Josephos von Aegypten, Ge-
dicht über 822.
Josephos s. Bryennios.
Josephos de la Bella 497.
Josephos Flavius 35, 221,
259, 292, 372, 527, 552.
567, 603, 909.*
Josephos von Grotta Ferrata
678.
Josephos Hierodiakonos, Ho-
miletiker 176.
Josephos, der Hymnograph
148, 194, 197, 486, 676 f.*,
679.
Josephos s. Kalothetes.
Josephos, Patriarch von Kpel
93, 117, 209.
Josephos, Bischof von Me-
thone, Polemiker 1 14, 115,
116, 118 f.*
Josephos s. Philagres.
Josephos, der Philosoph 481,
482, 497 (u.), 549, 552.
Josephos Studites 677*, 686,
688.
Josephos, Erzbischof von Thes-
salonike 167.
Josephos, Mönch in Thessalo-
nike 120.
Josua Stylites 236*. 404, 924.
Iphigenie 477.
Ipomedon 854.
Iren, ihre griechischen Stu-
dien 32.
Irenaeos, Chronist 400.
Irenaeos, Bischof von Lyon
129, 146, 207, 213.
Irene, Kaiserin 99, 964 f.*,
1074.
Irene, Gemahlin des Kaisers
Alexios I Komnenos 272,
315, 317, 465, 476 (?), 744.
1170
Register der Personen nnd Bachen.
Irene, Gemablin Andronikos*
II 483, 553.
Irene, Gemablin des Sebasto-
krator Andronikos 376, 753.
Irene s. Cbumnos.
Irene, die U. 184.
Irene, Gemablin des Jobannes
Konmenos 754, 784 (u.).
Irene, Kircbe der bl. 1118.
Irene, Klostervorsteberin 194,
197.
Irene Laskarissa Palaeologina,
Kaiserin 318.
Irene, Gemablin des Manuel
Eomnenos 526, 529.
Irene, Tocbter der Ejiiserin
Tbeodora (9. Jabrb.) 516.
Irenikos Georgios 485.
Irenikos Nikolaos, Cbarto-
pbylax 768.
Isaak I Eomnenos, Kaiser 434,
439, 1005 f.*, 1076.
Isaak II Angelos, Kaiser 93,
284, 285 (u.), 469, 472 f..
474, 539, 1032 ff.*
Isaak s. Argyros.
Isaak aus Grossarmenien 81,
89.
Isaak Komnenos s. Komnenos.
Isaak Konstantinos, Asketiker
160.
Isaak, Metriker 596 f.
Isaak Porpbyrogennetos 525 f.
Isaak der Syrer, Asketiker
100, 145.
Isaak, Möncb in Tbessalonike
105.
Isaeos 567.
Isaurier 13 f., 960 ff.
Ises, Protostrator 1044.
Isidoros, Patriarcb von Antio-
cbien 101.
Isidoros, Diakon 597.
Isidoros Hieromonachos 115,
117.
Isidoros, Patriarcb von Kpel
101, 103, 106.
Isidoros, MRrtyrer 176.
Isidoros aus Milet 621.
Isidoros von Pelusion 141.
Isidoros, Erzbiscbof von Tbes-
salonike 175, 176.
Isidorus von Sevilla 144.
Isidorus Tbessalon. Cardinal.
Rbut. 311 f., 1066.
Islam, Polemik gegen den
49 f.*, 51, 69, 71, 78, 79,
81, 83, 92, 106, 111 f,
120.
Island 422.
Isokrates 455, 457, 458, 480,
491, 523 (u.), 567, 602,
803.
Isopsepha 342 (o.), 729.*
Ispericb 955.
Italiens 699.
Italikos Micbael 465 f.
Italien, Begebungen zu By-
zanz 4, 31 f.*, 512 f. (Hss-
Kataloge), 612 f.*, 676 f.,
768 ff., 1071 ff.*, 1078,
1094, 1115; Urkunden aus
Italien 123 f.
Itinerarien 410, 418 f.*
Juden 33, 1077, 1099, 1134;
Apologetik gegen die 49,
50 f.; Scbriften gegen die
65, 66, 71, 72, 91, 96. 106,
110,120.131,168,191,210.
Juliana, die bl., 199.
Julianos, Kaiser 12, 76, 238,
464, 470 (Gegenstand einer
Etbopoiie), 522, 567, 1073*,
1089.
Julianos aus Aegypten 726.
Julianos, Biscbof von Hali-
kamassos 51, 52 f.*, 56, 64.
Julianos, Martyrium des 185.
Julitta, die bl., Mftrtyrin 170,
187.
Julius I, Papst 91.
Julius Sextus Africanus s.
Sextus Julius Afric.
Jungfrau, die bl., s. Maria.
Junilius 123.
Jurisprudenz s. Recbtswissen-
scbaft.
Justin I, Kaiser 125, 928 f.*
Justin II, Kaiser 145, 163,
941 f.*, 1074.
Justinian, Kaiser 1, 5 f., 11,
38, 47, 51, 57 f.*, 59, 123,
125, 145, 230 ff, 237, 415,
501, 605, 633, 663, 929 ff.*,
1073 f.*
Justinian II 954, 956 ff.*
Justinos, Cbronist 400.
Jusiinus Martyr 40, 88, 91,
107, 129, 207, 209, 213,
383, 875.
Justus von Tiberias 518.
Ivac 995.
Ivan kos s. Ibankos.
Iwan, der Kaufmannssobn
808.
Kabalaropulos 485.
Kabasilas Demetrios, Kalli-
grapb 481.
Kabasilas Georgios 786.
Kabasilas, fJiiyag dioixtjrtjs
482.
Kabasilas Neilos, Metropolit
von Tbessalonike, Pole-
miker 101, 103, 107, 109 f.*,
116, 158, 159.
Kabasilas Nikolaos, Mystiker
101,105,109, 110,114,142,
152, 158 f.*, 204, 486, 488,
491, 623.
Kabbalistik a. AbergUobo.
Kachrie Djami 1114, im.
s. aucb Kloster Tfj^ /»^.
Kadmos 784.
Kaesarea in Kappadokieo S41.
524, 581.
Kaesarea in Palästina 230.
KaikoSni, Sultan 1036. 1043
Kairo 511.
Kaiserkrönung , die Andro-
nikos' 111 300; Zennooi«!
bei der 1085; in Kunst-
denkmfilem 1117.
Kaiserkult 1085.
Kaisersage, byz.-germaniaclie
629, 798.
Kaisertum, indiscbes, a. In-
discbes Reich.
Kaisertum, kircbliche and
theologische Bedeutung d«
byz. 38.
Kalabrien 140, 180, 195 f.*,
1094, 1115.
Kalabrya 1013.
Kaiandion, Patriarcb von Ao-
tiocbia 922.
Kalekas Johannes, Patriarch
von Kpel, Homiletiker 101.
104, 106. 110, 158, 174 £•
Kalekas Manuel, Mdncb. Dog-
matiker 39, 44, 47, 101,
110 f.*
Kalekas Theophilos. Hcnnüet
176.
Kalenderverbesserung 294.
Kalilab va Dimnah s. ^te-
pbanites.
Kalliergis Zacharias 503 (o.}.
Kallikles Nikolaos 463, 744 f.*
Kallimacbos, Deklamatioa
549 f.
Kallimacbos, Dichter .567.
Kallimacbos und Chrysm^
778, 855 ff.*, 863.
Kallinikos, Ingenieur unter
Konstantin IV 954.
Kallinikos. Patriarch voo
Kpel 958.
Kallmikos, Mönch 742.
Kallinikos, Schlacht bei 935.
Kalliopos, Exarch von H»-
venna 62.
Kallipolis 488.
Kallipolis in Kalabrien 769. 1
Kallisthenes, Psendo- 338, '
527, 844. 849 ff.* |
Kallistos Andronikos 502 {üX
503. j
Kallistos s. Kataphygiotes. I
Kallistos, Patr. von Kp^ 1
Homiletiker u. Hagiograil I
101, 157, 158, 174, n.5, I
205. I
Kallistos s. Meliteniotes. I
Kallistos s Telikudes. F
Register der Personen und Bsohen.
1171
Kallistos 8. Xanthopulos.
Kalliibea 8. Aristander.
Kalocheio8 Al6xio8 102.
Kaloe am Tmolos 266.
Kalojan, Car der Bulgaren
1035 f., 1041 f.
Kalop6tro8, Gar der Bulgaren
loaa.
Kalorites Makarios 718, 720.
Kalosynas Antonio8 305.
Kalothefces, Familie 1083.
Kalothetes Joseph, Hesjchast
105.
Kalapbes Nikephoroe 1025.
Kamariotes Matthaeos, Pole-
miker und Rhetor 121, 122,
451 f., 498, 503, 678.
Kamateropulos 463.
KamateroB Andronikos, Pole-
miker 76, 90*, 97, 472.
Kamateros Basilios, Patriarch
von Kpel 472, 474.
Kamateros, Eparch 529.
Kamateros, Familie der 526.
Kamateros Gregor 745, 759.
Kamateros Johannes, Astro-
nom 627, 760 f.*
Kamateros Johannes, Patri-
arch von Kpel, Polemiker
92 f., 387, 470, 474.
Kamateros Petronas 968.
Kameniates Johannes 252 ,
265f,*, 301.415, 458, 495.
Kamytzes 1036.
Kamytzes Johannes, General
1044.
Kamytzes Konstantin 755.
Kanabutzes Johannes 561*,
633.
Kananos Johannes 300 f.
Kananos Laskaris 422.
Kandaales und Gyges 477.
Kanidios, der hl., Märtyrer 171.
KarixXeioVf ini rov 478.
Kanon der hl. Schrift 123 f.,
125.
KaDones(in der Kirchen poesie)
95, 172, 656, 673 ff.*,
695 f.*, 697; im Kirchen-
recht 607, 611 f.
Kanonistische Schriften 87,
149, 216, 607 f., 611 f.
KantakuzenosJohannes.Gross-
domestikos 481, 483, 776.
Kantakuzenos Johannes VI
8. Johannes.
Kantakuzenos Johannes, Ge-
neral unter Isaak 11 1033.
Kantakuzenos Matthaeos s.
Matthaeos.
Kantakuzenos Michael 506.
Kapilavastu 886.
Kapiton 335.
Kapos Johannes, Dogmatiker
111.
Kappadokes Georgios und
Theocharistos 316.
Kappadokien 828.
Kappadokier, die 83, 96, 107,
134, 173.
Karantenos Konstantin 1001.
Karbeas, Offizier 970.
Karien 327.
Karinen, Asket 734.
KaQXiPoi 8. Krebsverse.
Karin 916.
Karl von Anjou 1052 f.
Karl der Grosse 5, 9, 24,
965 f., 1078, 1139.
Karl der Schöne 553, 1091.
Karpathios s. Johannes, Bi-
schof von Karpathos.
Karten, geographische 411,
419 f.*, 1108*.
Karthago 552.
Karykes Demetrios 447.
Karykes Theophanes 1093.
Kar^ophylles Matthaeos, Erz-
bischof von Ikonion 110.
Karystos 1082.
Kasandrenos Alexios 488.
Kasia, Dichterin 677, 679,
708, 715 f.*
Kasilon Klaudios 577.
Kasimatis Petros 888.
Kassia s. Kasia.
Kassian 100, 143, 144.
Kassiane s. Kasia.
Kastamon 754.
Kastamonites Johannes 474.
Kastor, Pseudo- von Rhodos
451.
Kastoria 472 (u.).
Kastra, allegorische 857 ff.
Kastrenos Demetrios 503.
Kastron 411 (u.).
Katakolon, General 739, 1005.
Katakylas Leon , Magistros
723
Katalanen 1055, 1082.
Kataloge von Kaisern, Patri-
archen u. s. w. 292, 391 ff*.
Kataphrygier 72.
Kataphygiotes Kallistos, My-
stiker 142, 160*.
Katasterbüc!ier,byzant. 1086 f.
Katechesen 92, 148.
Katechumenat 163.
Katenen 41*, 63, 124, 125 f.,
127, 128, 130, 132, 135,
164, 188, 206 ff.*
Kater und Maus, Gedicht 884.
Katiphoros Antonios 522.
Katomyomachie 8. Katzen-
mäusekrieg.
Katotikos Paulos 476.
Katranes Johannes* 780 f.
Katzenmäusekrieg 751 f.
Katzenpfötchen (Amulette)
620.
Kaukadenos Theodor 491.
Kauleas Antonios, Patriarch
vonKpell96, 197, 199,204.
Kavadh, Perserkönig 924,935.
Kedrenos Georgios 221, 249,
297, 322, 329, 336, 349,
354, 363, 367, 368 f.*, 373,
377, 383, 388, 724.
Keitukeitos 607.
Kekaumenos 269, 1086.
Kekaumenos Basilios 741 (u.).
Kekochlemenos 485.
Kixog 536 (o.).
Kelfinä 1027.
Kenturipinos Leon , Hagio-
graph 196, 199.
Keos 469.
Kephalas Konstantinos 16,
264, 723, 727 f.*. 729.
Kephallenia 1071, 1082, 1110.
Kerameus Gregorios, Johan-
nes, Nikephoros, Philippos
172.
Kerameus Theophanes, Erz-
bischof von Rossano, Homi-
letiker 172 f.*, 203.
Kerinthos, Häretiker 207.
Kerkyra s. Korfu.
Kertsch 1119, 1123.
Kerularios Michael, Patriarch
von Kpel 68, 80, 81*, 82,
434, 438, 443, 444*, 737,
1003 f., 1006.
Kerykos der hl., M&rtyrer
170, 187, 733.
KetpdXaia yy(üfnxti 203.
KBtfiiXaia nQnxjixUy (pvöixitf
yytoauxdy ^eoXoyixu 63, 81,
104, 141, 147, 152, 153,
155, 157, 160.
Kibyraioten 957.
Kilig-Arslan 1017 f.
Kilig-Arslan 11 1027.
Kinnamos Johannes 3, 16,
228, 279 ff.*, 282, 283, 297,
•455
Kirakos von Gantzac 407.
Kirche, in der byz. Kunst 1116.
Kirchenämter s. Hofämter.
Kirchengesang, gregoriani-
scher 684.
Kirchengeschichte 14, 245 ff.*,
291 ff.*, 389, 401. 402, 553,
1081 f., 1087 ff.*
Kirchenjahr in der griechi-
schen Kirche 163.
Kirchenpoesie 292, 374. 540,
560, 653 ff.*, 714, 721, 741.
Kirchenrecht 374, 607 ff*,
1088 f.
Kirchensprache s. Schrift-
sprache.
Kirchentrennung s. Schisma.
Kirchenverzeichnisse s. No
titiae episcopatuum.
1172
Eagisier dar Paraonan «nd Saehaa.
Klaagiaamiiss. Attizisten, Ha-
manismiis, Schriftsprache.
Kleiner M ensch, Ekphrase 378.
KleiDkunst 1122 ff.
Klemens 8. Clemens.
Kleodemos, Dislogperson 544.
Kleolaos 459.
Kleomedee 556.
Klimax s. Johannes.
Klimaxyerse s. Leüenrerse.
Klisthenes 167.
Klitobos, Kliiophon 861 ff.
Klöster, kleinasiatische 139,
180.
Klöster auf dem Berge Labt»
1094.
Klöster des hl. Meletios 774.
Kloster anf Andros 511.
— aof der Insel des Anti-
gonos 472.
— m Area 316, 317.
— des Attaliates 315.
— Attaline in Ankjra 146.
- Batonedlov (Athos) 514.
t^g Barov 108, 147.
- Toi> BovXyagov, anf der
Insel Oxeia 498.
— ttoy Bv^aytitoy 163, 167.
— in Bylize (bei Arta) 511.
— Dapbni bei Athen 869,
1114, 1122.
— des hl. Demetrios in Kpel
316, 318.
— des hl. Demetrios in Thes-
salien 511.
— des hl. Dionysios (Athos)
514.
— t^g Eveoyindog 153, 188.
318.
— des hl. Enthymioe in Palä-
stina 185.
— auf dem Berge Ganos 485,
498.
— Grotta Ferrata s. Grotta F.
— Tfuy 'Ißijgwy 316.
— des Johannes Prodromos in
Kpel 740, 771, 1111.
— des hl. Johannes auf Pat-
mos 315, 317, 420, 510
(Bibliothek), 514, 1093.
— des hl. Johannes bei Serrai
120, 316, 318, 511.
— Tuiy KakXtatgattüy 192.
— ^^S KBxagitoDfiiyrjg 274,
315, 317.
— Jtoy KXfjfiäätay 381.
-- Kosmidion 212.
— KvQiuiiicaa 589.
— Laura (Athos) 315, 514 f.
— Tov Mi^üiyoi(LeahoB) ^18.
— Lembos bei Smyma 1113.
— des hl. Lukas in Phokis
1093, 1114.
— Ttoy Mayyäyaty 158, 298.
741, 777.
' Kloster des hl. Mamas in
Kpel 152, 316, 317, 1112.
! — der hl. Marina 152.
316, 318.
— xov M$yäXov 'Jygoi (bei
Sigriane) 342, 723, 771.
I — TovMeyäXovZnrjXiäavlOdZ.
— j^g M$TafÄ0{Hfm9et»g in
Meteora 300.
, — des Erzengels Michael (auf
der Insel Oxeia) 316, 318.
, ~ Nea Moni auf Chios 1093.
I — Neu-Zion (Cypem) 316.
i — des hl. Nikolaos von Ga-
söle 316, 318, 509, 1115.
— r^g IJafÄ/jucxagietov 1111.
; — Panagia von Balnkli 1111.
- - des hl. Panteleemon (Athos)
; 515.
— tov JlaytoxgaTogog 113,
[ 120, 315, 317, 784.
- Ts/c UeQißXintov 82.
— rijg UtXQii^oytticcfig 315.
: 317, 511.
I — xfjg Ilfiyrjg 153.
— des hl. Philotheoe bei
Athen 1114.
— Raithu anf der Sinaihalb-
insel 143, 155.
— des hl. Sabbas bei Jeru-
salem 139, 145, 154, 157,
, 194, 198, 314, 316, 674.
; — Sabbaskloster in Rom 128,
! 129.
I
I — Sigriane s. xov fieyaXov
'Aygov.
— auf dem Sinai 143, 157,
168, 510 (Bibliothek).
— Studien (in Kpel) s. Stu-
dien.
— rcüv loHfay^Qtiy 448.
— TOV ffiXay&Qtinov lutx^Qog
318.
— des hl. Theudoros auf Ky-
thera 402.
— des hl. Theodosios 187.
— des hl. Theognios 186.
- TOV XaQütayitov 498.
— irjg /ft/^a; (heute Kachrie
Djami) 295,551 ,553; 784 (u.).
— X eropotamu (Atho8)5 14(u.).
Klosterregeln 141; des hl.
Sabbas 142, 317; des Stu-
dionklosters 143; des Atta-
liates 270 f. ; des Neophytos
286; des Kaisers Johannes
PalaeoIogos319; des Blem-
mydes 446; verschiedene
314 ff.; siehe auch die ein-
zelnen Klöster.
Kodinos Georgios 422 ff.
Kodratos der hl., von Korinth
204, 205.
König von Schottland
Koiyfj dtäXfxTog 7^7.
Koinj, Rezensionen d<
tnaginU 123. 129.
Kokondiioe 451 f.
Kolbjager s. Knlpinge
Kollnthos, Dichter &•>
Kolluthos, Monophysit
Koloman, König von I
1022 .
Kolybas Sergioa 474.
Kometas 720*, 727,
Kometopiilos 732.
Komnena Anna 16, >
221, 227, 22B, 245, 2
297, 389. 437, 591 i
Komnene Irene, Tech'
Theodoroe I Laakai
Komnene Maria, Ge
des Johannes VUl i
l<^os 785.
Komnenen 1076.
Komnenos Alexioe 1 s. ^
Komnenos Alexios, So
Johannes Komnenoe
Komnenos Alexioe, So
Nikephoroe Bryenni<
Komnenos Andronikos
dronikos.
Komnenos Androniko
bastokrator. Sohn d
sers Johannes Koi
476, 754, 759. 805.
Komnenos Androniko;
nikes 772.
Komnenos, Chronist 3
Komnenos Dokas Pala«
Andronikoe 778. 78
Komnenos Johannes, &
Sebastokrator Andi
754.
Komnenos Jobannes
hannes.
Komnenos Jobannes,
letzte Komnene *" 30
Komnenoe Johannes aa
polis 781.
Komnenos Isaak, C
1012.
Komnenos Isaak s.
Komnenos, Kaiser.
Komnenos Isaak, Sebai
tor, Bruder des Ale
Komnenos 473.
Komnenoe Isaak, Soh
Alexioe I Komnenos
Komnenos Konstantino
liasenos 772.
Komnenos Manuel s. \
K., Kaiser.
Komnenos Manuel, Nef
Kaisers Isaak Kon
1010.
Komnenos Manuel, Se
krator 384.
Regisier der Personen und Baohen«
1173
Komnenos Michael, Prinz
1135.
Komnenos Stephanos, Gross*
dmngar 764.
KompoSy Asekretis 497.
Konkubinat 611.
Konon, Enbiscbof von Apa-
mea 924.
Konon, Gegner des Jobannes
PhiloponoB 53.
Konon, Mytbograph 523 (o.).
Konstans, Kaiser 951 ff.
Konetantina, Scblacbt bei 943.
Konstantinische Exzerpte 238,
242, 249, 258 ff.*, 329, 330,
885, 356, 506, 566 f.
Konstantinopel 2 f., 8, 302,
788, 913 ff.; Akademie in
18, 16, 42, 973; Schriften
über die Eroberungen von
311 f., 1076, 1077, 1081;
Gedichte, Monodien u. s. w.
flher den Fall von (1453)
811, 885 f., 893, 496, 498,
889 ff.*; Kunstwerke in
1 1 14 ; Topographie von
423 ff.*, 1111 f.*; Biblio-
theken in 511.
Konstantinos der Grosse 2,
5 f.. 161, 180, 205, 628,
724, 1070, 1073*, 1139.
Konstantinos II 951.
Konstantinos IV Pogonatos,
Kaiser 954 ff.
Konstantinos V Kopronymos
66, 67, 71, 72, 963 f.*
Konstantinos VI 148, 964.
Konstantinos VII Porphyro-
gennetos 7, 16, 18, 35, 188,
169, 200, 239, 252 ff.*, 264f.,
842, 344, 347, 410, 415,
419, 425, 476, 614, 636,
638, 651, 677, 723 f., 792,
885, 978 ff*
Konstantinos VIII, Kaiser 258«
686, 991 ff., 998*.
Konstantinos IX Monomachos,
Kaiser 100, 297, 438, 606,
609, 737, 741, 1002 ff.*
Konstantinos X Dakas, Kaiser
155, 434, 1006 ff.*
Konstantinos XI (IX) Dra-
gases, Kaiser 120, 122, 808,
497, 825, 1065 ff.*, 1123.
Konstantinos s. Akropolites.
Konstantinos s. Chrysomalas
Konstantinos Diogenes 999 f.
Konstantinos Diogenes,
Pseudo- 1017.
Konstantinos, Epigramma-
tiker 376 (o.).
Konstantinos, Vater des Ge-
nesios 264.
Konstantinos s. Harmeno-
pulos.
Konstantinos Hieromonachos
105.
Konstantinos der Jude, Mönch
196.
Konstantinos s. Kephalas.
Konstantinos s. Manasses.
Konstantinos s. Meliteniotes.
Konstantinos, Sohn des Kai-
sers Michael Dukas 133.
Konstantinos , Bischof von
Nakolia 67, 962.
Konstantinos von Nikaea,
Philosoph 474.
Konstantinos s. Palaeokappa.
Konstantinos Palaeologos,
Despot 1068 ff.
Konstantinos I, Papst 67.
Konstantinos aus Rhegion 614.
Konstantinos, der Rhodier
723 ff*, 727.
Konstantinos, Sebastokrator,
Bruder des Kaisers Isaak
Angelos 472.
Konstantinos, der Sizilier 489,
594, 718, 723*.
Konstantinos, Sohn Romanos' I
982 f.
Konstantinos s. Tarsites.
Konsularfasten 338.
Kontakion 598, 695 f.*
Kontianos Gabriel 852.
Kontoleon Christophoros 561.
Kontostephanos Alexios 384.
Kontostephanos Andronikos
1024, 1027, 1030.
Kontostephanos Johannes 755.
Konzil s. Synode.
Kopten 951, 1126.
Korais Adamantios 477.
Koran 18.
Kordyle 825
Korfu 224, 307, 381, 843,
1071, 1110.
Korinth 496, 1025.
Koronaeos Johannes 842 f.
Koronis Xenos 600.
Korrespondenzen, der Sultane
19.
Korydalleus Theophilos 482,
458.
Kosmas, Alchemist 633.
Kosmas Attikos, Patriarch
von Kpel 86, 1016 Anm.
Kosmas von Jerusalem 18,
68, 87, 292, 674 ff.*, 679 f.*
Kosmas Indikopleustes 85, 51,
58, 123, 124, 128*, 206,
213, 392, 412 ff.*, 632.
Kosmas, der hl., Märtyrer 95,
167, 168. 620, 711.
Kosmas, Bischof von Majuma
s. Kosmas von Jerusalem.
Kosmas Scholastikos, Mönch
in Alexandrien 191.
Kosmas, sizilian. Mönch 68.
Kosmas s. Tzintzilukios.
Kosmas Vestitor, Panegyriker
169.
Kosmos 809.
Kosovo, Schlacht bei 304 f.,
1061.
Kosta ihn Luka 262.
Kostometros Johannes, Metro-
polit von Chalkedon, As*
ketiker 160.
Kotertzes Konstantin 526, 529,
530.
Kotyaeion 924.
Krätze, Gedicht an die 489.
Krates, Kyniker 647.
Krebsverse 721, 774.
Kreta 420, 460, 730, 794,
817. 821, 840, 842, 870 ff.,
909, 967*, 984*, 1071.
Kreuz, Reden auf das hl.
164, 175.
KreuzzOge 31, 1018 ff.*,
1081 f.
Kriegswissenschaft 258*, 268,
269, 439, 635 ff.*, 822; s.
auch Heerwesen.
Kritias 459.
Kritobulos aus Imbros, Histo-
riker 228, 809 ff.*
Kritobulos Michael 311.
Kritobulos Nikolaos Kunalis
607.
Kroaten s. Sttdslaven.
Krum 966.
Ktesias 242, 518.
Kubuklesios Johannes, Pole-
miker 114.
Kukuzelis Johannes, Athos-
mönch 195, 198, 599 f.,
678.
Kulpinger 1106.
Kultur, byzantinische 7, 1087
orientalische 83, 1126 f.
romanische 31 f., 1125 f.
slavische 33 ff., 1126 f.
s. auch Orientalen, Slaven
u. s. w.
Kulturbeziehungen, interna-
tionale 31 ff*, 1097 ff.*.
1124 ff.*, 1131 f., 1186 f.
Kumanen' 1008, 1017, 1033,
1105 f.*
Kunowija 1064.
Kunst, byzantinische 8, 32,
423 f , 734. 737, 740, 753.
777, 779. 876, 1113 ff.*;
griechische in Kpel 283 f.,
285, 1114; germanisch-ro-
manische 32, 1124 ff.; sla-
vische 36, 1126 f.
Kunstgewerbe 1122 ff.
Kunstsprache sieh Schrift-
sprache.
Kur 988.
Kurkuas Johannes 399, 980.
1174
Register der Personen und Bachen.
Kuropalat 365, 424.
KurtesesGeorgios 6 Z/oXcr^iog
593.
Kuru 893.
Kuvrat, Bulgarenfttrst 949.
Kydion 467.
Kvdones Demetrios 43, 99,
100, 101, 102 f.*, 106,
109, 110, 114, 153, 158,
159, 295 Anm., 487 flf.*,
489, 491 f.
Eydones Prochoros, Barlaa-
mit 101, 102*, 106, 110.
Kjdones, Sohn des 486.
Kydonia, Stadt 489.
KydoDios Athanasios, Pole-
miker 114.
Kykliker 504.
Kyklope und Odysseus, Mo-
saikbild 378.
Kynaigeiros, Deklamation
549 f.
Kynegesion 778.
Kynosophion s. Uundebuch.
Kyparissiotes Johannes 44,
47, 65, 73, 101, 106 f.*,
109, 111.
KvnQiaxti 854.
Kyprianos, der hl. 619.
Kyprianos, Eirchendichter
672.
Kyprianos, Philosoph 481.
Kyraniden 630 (u.).
Kyrene 552.
Eyriakos, Metropolit von
Chona« 718 f.
Eyriakos, Kirchendichter 663,
688.
Eyriakos Magistros 718.
Eyriakos, der hl., Mönch in
Palästina 185, 186.
Eyrillos von Alexandria 38,
40, 48, 54, 57, 60, 62, 65,
67, 69, 70, 75, 79, 83, 88,
93, 96, 107, 113, 122, 129,
131, 132, 134, 147, 161,
173, 206, 208, 211, 214,
712 (o.), 917.
Eyrillos von Alexandria, der
falsche 364 f.
Eyrillos, Feldherr 927.
Eyrillos von Epel 67, 190.
Eyrillos von Kyzikos, Homi-
letiker 174, 175.
Eyrillos (Pseudo-?), Lexiko-
graph 12. 570 f.*, 572.
Eyrillos, der sogen., Lexiko-
graph 561 f.*, 570.
Eyrillos, Mönch 365.
Eyrillos s. Petrinos.
Eyrillos aus Skythopolis 139,
180, 185* f. 888.
^rilloA Slavenapostel 35,
STTTllOl f.*
Eyriotes Johannes Geometres,
Dichter und Panegyriker
169*, 214, 588, 708, 727,
731 ff.*
Eyros 893.
Eyros, Nationalheiliger von
Aegypten 189, 733.
Eyros, Patriarch von Alexan-
dria, Monothelet 60 f.,
950 f.
Eythera 402, 1082.
Eythnos 1071.
K(üfHf}dia^ spätere Bedeutung
von 478, 646 f.
Kwfioy 309.
Labarum 1124.
Lachanas Johannes 533.
Lachares 451.
Lakapenos Georgios 482,
558 ff.*, 586.
Lakapenos Laomedon 385.
Lakapenos Romanos s. Ro-
manos I L.
Lampadarios Johannes 678.
Landes Agapios 184, 199,
202, 903.
Landwirtschaft s. Ackerbau-
gesetze , Geoponiker und
Grossgrundbesitz.
Langbart, Satire gegen einen
752.
Langobarden 941 f.
Laonikos s. Chalkondyles.
Lapethis (Lapithes) Georgios
101, 102, 295, 379, 781 f.*,
803.
Laskaris Alexios Philanthro-
pinos 117, 118.
Laskaris Janos 503, 509, 577.
Laskaris Johannes s. L. Janos.
Laskaris Eananos s. Eananos.
Laskaris Eonstantin 498, 501,
502(u.), 503, 563,581, 583.
Laskaris s. Theodoros.
Lateiner, Polemik gegen die
41, 42 f., 43, 47 f.*, 76, 79,
81*, 90, 92, 93 ff.*, 95,
108, 109, 110, 113 f.*,
120 ff.. 133, 134, 139, 154,
156, 159, 168, 174, 175, 682,
878; anonyme Abhandlun-
gen gegen die 50; Schriften
für die 89, 93 f., 96 ff.,
102 f., 110 f., 113, 118 f.,
121 f., 167; Beurteilung
durch Niketas Akominatos
283, durch Phrantzes 308.
Lateinische Orient, der 833 ff.,
1081 f.*, 1132, 1133, 1135.
Lateinische Liiteratur des
Mittelalters 24 f.
Lateinische Sprache, bei den
Byzantinern 3 f., 487, 543 ff.,
605, 613. 740, 772, 785,
941, 1136.
Lateinische Theologie s. Theo-
logie.
Latifundien s. Groesgnmd-
besitz.
Latmos s. Latros.
Latros, asketisches ZeDtnun
inEleinasien 194, 198,1094.
Laura s. Kloster.
Laurentios Rntiends, Kopot
205.
Lauriotes Kyrillos 402.
Laus, Lobrede auf die 439.
Lazaros, Diakon 586.
Lazaros, der hL 165, 167.
Lazaros, Mönch, Polemiker,
113, 114.
Lazarus von Pharb 407.
Lazistan 936.
Leander von Sevilla 144.
Lebunion 1017.
Legenden s. Uagiographie.
Legend enmenäen s. Synaxa-
rien.
Lehensbegriff in Byzanz 859 if.
863.
Lehrgedichte 292, 317, 376.
378 f., 390 ff., 398. 427.
436, 437, 438, 442. 44i
528 ff.. 583 f.. 535, 536,
553, 556. 587, 595, 619,
631, 632, 633 f., 641. 7öS,
722, 758, 760 f., 774, 77.5,
780, 781, 782, 784, 785.
802 f , 811, 821 f.
Leidener Papyrus X 632.
Leiterverse 534 f.. 756, 762.
Lekapenos s. Lakapenos.
Lekas, Paulikianer 1016.
Lemnos, Schlacht bei 980.
Lenorensage 831.
Leo, Archipresbyter ShO f.
Leo I, Papst 59, 60, 70, 79.
111. 193. 918.
Leo III, Papst 72.
Leo IX, Papst 81. 1003 f.
Leo X, Papst 505. 577. 603.
Leon I, Eaiser 919 f.
Leon II, Mitkaiser 920.
Leon III der Isaarier, Kais«r
13, 66, 67, 165, 258, 417.
605. 636 f., 712, 959 ff.*,
1074.
Leon IV, Eaiser 964.
Leon y der Armenier. Kaiser
67, 71, 72, 264. 342, 349.
585, 966 f.*
Leon VI der Weise, Kaiser
168 f.*, 257. 415, 609. 62>^.
631, 633 (u.), 677. 701. 71i*.
720,721*,809*,883,9761P
1075.
Leon, Metropolit von Achridi
81, 82.
Leon, Bisohof von Argos n^
Nauplia 315, 317.
I
Register der Personen und Sachen.
1175
Leon der Asiate 266, 367.
Leon 8. Balianites.
Leon der Byzantiner 15.
Leon von Centorbi 8. Kentu-
ripinoa.
Leon, Erzbiachof von Chalke-
don, Häretiker 85, 445.
Leon aus Cypern 485.
Leon Diakonos, Uiatoriker
228, 266 ff.*, 276, 366, 367.
Leon, Diakonoa in Kpel 169.
Leon Diakonos, Freund des
Theodosios von Syrakus 252.
Leon, Gesandter des Basilios
Bulgaroktonos 461 (u.).
Leon Grammatikos 322, 336,
Leon, latrosophist 614.
354, 359, 361 ff.*
Leon der Karier 266.
Leon 8. Kenturipinos.
Leon, Patriarch von Kpel 173.
Leon Magistros, Antnypatos
und Patrikios, Exeget, 124,
131.
Leon Magistros s. Katakylas.
Leon der Mathematiker 621 ff.,
625, 626.
Leon Nomophylax, Polemiker
121.
Leon PhUosophos 441, 722 f.*,
738.
Leon, Presbyter (in Kpel) 169.
Leon , Metropolit von Pres-
laba 114.
Leon Protasekretis 483, 554.
Leon, Rhetor 721 (u.).
Leon, Metropolit von Russ-
land 81, 82.
Leon Siculus s. Kenturipinos.
Leon s. Stypiotes.
Leon Thaumaturgos, Bischof
von Katania 196, 199.
Leon von Tripolis 265, 977,
980.
Leonardus China 311 f.
Leonidas von Alexandria
729 (u.).
Leontarion 1062.
Leontios, Kaiser 957.
Leontios von Antiochien, Hä-
retiker 76, 522.
Leontios, Mönch auf dem
Athos, Hagiograph 198.
Leontios von Byzanz 39, 47,
51, 54 ff.*, 57, 58, 65, 69,
70, 74, 83, 123, 191, 217.
Leontios, General unter Zenon
922.
Leontios, Geschichtschreiber
des Athos 198.
Leontios, Patriarch von Jeru-
salem, Polemiker 91, 204,
205.
Leontios, Presbyter in Kpel
55, 191.
Leontios von Neapolis 49, 83,
180, 181, 190 f.*, 792, 888.
Leontios, der Origenist der
Vita Sabbae 186.
Leontios Presbyter 217.
Leontios, Mönch des Sabbas-
klosters, Hagiograph 128,
129*, 194, 198.
Leontios Scholastikos 726.
Leoouelle 322 f., 345.
Le Quien 1141.
Leros 511, 1110.
Lerubna von Edessa 406 f.
Lesbos 305 f., 511.
Leukas 1112.
Leutharis 93 i.
Levond s. Ghevond.
Lexica 501 f., 519 ff., 547,
559, 561 ff.*
Lexica Bekkeriana und Cois-
liniana s. L. Segneriana.
Lexica, etymologische 502,
573 ff.*, 741; s. auchEty-
mologicum Magnum.
Lexica, juridische 573, 613.
— kirchliche 502, 571, 573.
— militärische 636 f.
— orthographische 502, 576.
— pneumatologische 576, 758.
— rhetorische 538, 567, 572.
— Segueriana520,521,571ff.*
— synonymische 573.
— syntaktische 502, 565, 57 1 ,
572, 573, 587, 610 (o.).
— technologische 578.
— der Tierstimmen 573.
Lexicon Jl/jKadeiy 575.
— Bachmannianum s. Lexica
Segueriana.
— Cantabrigiense 577.
— Messanense 576.
— des Photios 519 ff.*, 523.
— Sabbaiticum 570.
— schedographisches 591 f.
— Vindobonense 576 f.
— des Zonaras 374 ff.
Lexikographie s. Lexica.
Libadenos Andreas 105, 422*.
Libadinarios Andreas 786.
Libandros 861.
Libanios 12, 452, 455, 491,
505, 549, 558, 576, 733.
Liber censuum (des Canonicus
Benedict) 256 f.
Liber generationis 396.
Liberatus Diaconus 57, 58.
Liberius Patricius 935.
Lichudes Konstantin 434, 488.
Liebeslieder, rhodische s. Al-
phabet der Liebe.
Lilly John 250.
Limenites s. Georgillas.
Lingua Franca 419, 901.
LiUnen 862.
Litauen, Erzdiözese 417.
Liturgie u. liturgische Bücher
der griechischen Kirche
658 ff.*, 740.
Liturgische Schriften 63, 67,
108, 112 f., 115, 136, 149,
157, 159, 189, 190.
Liutprand von Cremdna 267 f.,
645, 966,
Livre de la conqoeste 884 ff.
Lizix 465.
«Logothet*, Chronist 348, 353,
355.
Lokalchroniken sieh Stadt-
annalen.
Lollino, Bischof von Belluno
510.
Lombardes Petros 497.
Longibardos, der weise 591.
Longinos, der hL 185.
Longinos, Metriker 594.
Longinos, Bruder des Kaisers
Zenon 924.
Longos 763.
Lopadion 472.
liOpadiotes Andreas 485, 576,
577.
Lorenzi Johannes 305.
Losco Antonio von Vincenza
31L
Lucia, die hl. s. Lukia.
Ludwig der Fromme 224.
Ludwig II 975.
Luft, Aufsatz ttber die 479.
Lukanis Nikolaos 847.
Lukas von Armento, Mönch
195, 198.
Lukas, episc. Bosiensis, Pan-
egyriker 176.
Lukas von Corleone, Mönch
195, 198.
Lukas der hl., Evangelist 176;
B. auch Kloster des hl.
Lukas.
Lukas, Abt von Grotta Fer-
rata, Hagiograph 195, 198.
Lukas der Jfingere, Mönch
196, 199.
Lukas, Mönch und Presbyter,
Asketiker 160.
Lukia, die hl. 535 (u), 770.
Lukianos von Antiochia 123.
Lukianos, Rhetor 17, 101, 126.
459 f.*, 407, 474, 492 ff.,
495*, 505, 524. 527, 549,
567, 602, 645, 722, 756 f.,
777.
Lukillianos der hl., Märtyrer,*
176.
Lukios, Asket 734.
Luludis Michael 774.
Luparkos 1043.
Lusignan 791, 900 ff.
Lusignan s. Petras I L.
Lusignan s. Stephan L.
Luther Martin 593.
1176
Begister der PerBonen and Bachen«
Luxus, im byz. Reiche 1087.
Lybisiros und Rhodamne 643,
758, 861 ff.*, 874.
Lydos 8. Johannes.
Lykites Eonsiantinos 478.
Lykoleon 786.
Lykophron 505, 527, 532 f.*,
536, 571 (u.), 648, 746.
Lykurgos, Gesetzgeber 167,
783.
Lykurgos, Redner 567.
LyngeuB Michael 497.
Lyrik 643 f.
Lysias 527, 567.
Machaeras Leontios 900 ff.
Machaeras Stavrinos 900.
Machaon 755.
Machetes 476.
Macrobius 545.
Mädchen, das von einem Qoten
betrogene in Edessa 473.
Märchen 36, 856.
Märtyrer, 60 von Jerusalem
194, 197; 20 Märtyrer des
Sabbasklosters 194, 197;
42 Märtyrer in Syrien 194,
197.
Märtyrerakten 168, 177 ff.*,
185, 338; häretische 187;
8. auch Hagiographie und
die Namen der Märtyrer.
Mäuse, Anklage gegen die
737 f.
Magen tinos Leon 431, 432.
Magister, Titel 270.
Magister officiorum 237.
Magistrianos 618.
Magnat, byz. des 11. Jahrh.
8. Eekaumenos.
Magnes Makarios 72.
Magnete8Stepbanos263,617*.
Maguelonne s. Imberios.
Magyaren s. Ungarn.
Mahngedicht an einen alten
Bräutigam 816 f.
Mailand 487.
MaCartoQ rtoy ^tjtoQoty 472 f.
Maiuma, Bischofsitz 674.
Makarios 129.
Makarios aus Aegypten 202,
203,904.
Makarios Metropolit von An-
kyra, Polemiker 113, 114.
Makarios, Patriarch von Antio-
chia, Monothelet 61, 208,
955 Anm.
Makarios, Archimandrit 198.
Makarios, Asketiker 141.
Makarios Chrysokephalos, Ho-
miletiker, Eatenenscbreiber
U.S.W. 174, 175, 205, 212 f.*,
216, 377, 602 f.*
Makarios Hieromonachos ,
Lexikograph 563.
Makarios Hieromonachos, Po-
lemiker 114.
Makarios, Mönch von Epel 205.
Makarios s, Makros.
Makarios, Mönch 195, 198.
Makarios von Nikomedia ,
Polemiker 121, 122.
Makaronismus 795.
Makedon Anastasios,Patriarch
von Epel 99.
Makedonios 726.
Makedonisches Eaiserhaus
974 ff.
Makrembolites Alexios, Aske-
tiker 160, 780.
Makrembolites Eustathios ,
Romanschreiber 643, 753,
754, 764 ff.*, 772, 864.
Makrembolitissa Eudokia434,
1008 ff.*
Makros Makarios, Polemiker
113, 114.
Malakes, Arzt 493.
Malakes Euthymios 472.
Malalas Johannes 10, 18, 35,
240, 259, 321, 325 ff.*, 335,
338, 343, 344, 354, 361,
371, 377, 388, 404, 406,
525, 527, 531, 783, 791,
844 f., 849, 885.
Malaxos Manuel 400 f.*, 427,
608*, 610.
Malaxos Nikolaos 822, 401,
678, 679.
Malbuch des Athos 1117.
Malerei 1120 ff.*
Malchos 10, 259, 378, 404,
567.
MaleYnos Basilios, Asketiker
157.
Malelnos Eustathios 993.
MaleYnos Michael, Hegumenos
196, 199, 731, 733.
MaliasenosEonstantin s. Eom-
nenos E.
Malta 1094.
Mamikonier 916.
Mammas Gregorios, Patriarch
V. Epel, Polemiker 114,
116, 117, 119*.
Mamun, Ehaüf 968.
Mamun, Minister des Ehalifen
630.
Manasses Eonstantin 35, 221,
322, 336, 373, 376 ff.*, 383,
388, 389, 476, 544, 643,
846, 910.
Mandra 411 (u.).
Manekinelegende 507, 869 f.
Manetho 340, 341.
Manfred von Sizilien 1052.
Maniakes Georgios 741 f. (Ge-
dicht über ihn), 1000 ff.*
Manichaeer 69, 72, 138, 272,
8. auch Panlikianer.
Mankaphas Theodor lOil.
Mansur Johannes s. Johaiuo
von Damaakos.
Mansur Petros s. Petroe ?od
Damaskus.
Mantzikert 1010.
Manuel I Komnenos, Kaiaer
23, 48, 85, 88, 89, 90, %,
93, 135, 279, 378, 466, 467.
472, 473, 474, 476. 526,
534, 539, 541, 622, 627»,
750, 754, 7^, 760, 7621
(Epitaph auf M.), 805,806 t
1022 f.*, 1076.
Manuel II Palaeologoe, Kaisar
50, 110, 111 f.*, 808, 487,
488,489ff.*, 493f.. 1061iL'
Manuel I. II. III, Kaiser voa
Trapezunt 1050.
Manuel s. Bryennios.
Manuel von Byzanz, Chronist
367, 399.
Manuel Chartophylax 909.
Manuel Cbristonymos 176.
Manuel s. Holobolos.
Manuel s. Kalekas.
Manuel Eantakuzenos, Despot
1058.
Manuel Peloponnesioe, PoIe<
miker 116, 122.
Manuel s. Philes.
Manuel, fiiyn^ ^rw^ 786.
Manuel aua Trapezunt 622.
Maphrian, kirchliche Wfirde
405.
Mar Abas s. Abas Katina.
Marapharaa s. Skordylios.
Marchus Graecus 636 f.
Mardaiten 954, 956, 961.
Margaretha, Gemahlin des
Isaak Angelos 284, 1033.
Margaretha Porphyrogenoett
870.
Margaritone 1031.
Margarona s. Imberios.
Margunios Maximos 144.
Maria Aegyptiaca 189, 190,
772.
Maria von Antiochia, Gemak-
lin des Manuel 1 Komnen«
762 f., 1024, 1028 ff.
Maria, die hl. 67, 69. 76, 78,
84, 95, 96, 112, 134, 186,
149, 156, 159, 162, 165.
166, 169, 171, 172. 175,
176. 191. 192, 292. 73i
747, 782, 815, 1117 (in der
byzant. Eunst).
Maria tijq ^taipfo^ov n^i,;
292 f.
Maria ij yia TtB^ißkento^ 4dü
Maria, Eaiserin (um 800) 1%
Maria, Eaiserin (um 107;=!
138, 274.
Maria Magdalena 136.
t
Bagiitor der Pononen und Buhan,
Himmelfahrt 481.
is, Epigrammatiker
erehrang 666.
MartyriamderbLieT.
byi. 1021, 1086.
mus 250, 454.
I Albertos 16S.
1, Berater AnaaUaiDs' 1
F.
<, Philosoph 567, 621.
linoe 567.
Ina, Htttreue dea Jo-
;s Batatzes 449.
noB, Kaiser 918 f.
DüB, Melode «6S.
Doa. PriM 921.
0. U&retiker 207.
, AskeUker 141, 142.
. Abt auf dem Äthos
I MakreTnoa, Aaketiker
I Honacbos, B&retiker
I Honachos, Polemiker
I, Abt dee Sabbas-
ers in FalSstina 154.
I, Mönch des Sabbas-
«ra io Rom 129.
von Edessa, Palemiker
,, die hl. 187.
i, KloetervoTSteheHo in
smbaaia 19ß, 199.
I, Papst 60, 62, 953,
IV, Papst 1053.
V, Papst 114.
B. GemahlindesHeTak-
951.
ianoB. der Eremit 203.
lov (Hartinov) 1142.
rios, UOnch des Sinai-
Ure 143.
olosien 184.
•opoKB 943 r, 989.
na 960.
inkos 482.
rinta 932.
matik 442, 544, 545,
620 «.*
IS, König von Ungarn
la, die hl., von Cbios
205.
leos Kantakuzenos,
ler 1 10, 136, 489*, 1058.
teos Angeloa a. Pann-
Matthaeoa b. Blastares.
Hatthaeos. Enbiachof von
Bulgarien, Polemiker 114.
Mattbaeos von Edeam 407.
Matthaeoa Ilieroraonachos,
Polemiker 110.
MatthaeoB s. latroB M.
Hathaeos. Bischof von Jonien
497.
Matthaeoa, AnbBnger des Fa-
lamaa 105.
MatthaeoB, der Schreiber 643.
Mauias, Khalif von Bagdad
152.
Maurikios, Kaiser 243, 245,
249, 365, 792, 943 ff.*. 1074,
1142. I
Manrikios , Hilitftrschrift-
steller 635 f., 637.
Maurokordatos 1083.
Manromates Neophytos 401.
Hanropulos Samael 474,
Maaropas Enchaites s. Man-
ropns Johannes.
Msuropus Johannes 16, 171 f.*,
203. 441, 606, 678, 708,
740 f.*
MauToe, Patiikios 958.
BfauroEomes Manuel 1041.
Haoshumoreske 757.
HaxentioB Johannes, skythi-
acher Mönch 55, 56.
Maximinos, Gesandter 917.
Maximos, Anhbiger des Gre-
gorios Akindynos 102.
Maximos s. Ch^soberges,
Uaiimoa Confessor 36, 37,
40. 47. 59. 61 ff.', 65, 67,
70, 74. 75, 83, 96, 113,
124, 137, 138, 141. 147,
158, 160, 173, 189, 206.
208. 211. 213, 217, 218,
383, 600*, 672, 953.
MazimoBiGeheimaekretär des
Kaisers Beraklios 950.
Maximos Hieromonacbos 184.
Maximos s. HoloholoB.
Maximos Homologetes a, M,
Confessor,
Maximos, Patriarch von Kpel
93.
Maximos s Margunios.
M&iimoe s. Mazaris,
Maximos, MBnch, Polemiker
114.
Maximos s. Planudes.
Maximos Tvrios 576.
Mazaria' Fahrt in die Unter-
I weit 489, 492 if.', 820.
I Mazaris Manuel 495.
Maxaris Maximos, Homilet
und Kirohendicht«r 176,
494 f.
Medizin 263 f.*, 436. 442, 449,
613 ff.*
Meer, Enkomion aaf das 477.
Megalo. Gemahlin des Theo-
phanes Confessor 167.
Megalomites 6a8ilios442.738,
Melampna 630.
Melanchthon 581.
Melanthia 863.
Meleagros von Gadara 725.
Helenikos 1093.
Heles StephanoB 465, 760.
Meleten (jtil(Tai) 288.
Heletios Bomologetee, Pole-
miker 94.
Meletioe, der JOngere 86, 87.
MeletioB, Lehrdicbter 717 f.
Melettos, Höncb, Dichtor7I4 f.
Meletios, Mönch, Mediziner
614, 617, 619.
MeletioB Manachoa 95.
Melik-äab 1012 f., 1020.
Melissa s. Antonios Melissa.
Melissenos, Familie 780, 1083.
Melissenos Manuel 777, 785.
Melissenos Nikephoroe
1013 ff., 1131.
Melissenos Theodoros, Patri-
arch von Kpel 967.
Melitene 405, 731, 980.
Meliteniotes , Dichter 777,
782 ff.». 812,
Meliteniotes Johannes 135,
782.
Meliteniotes Kallistoe, Aske-
tiker 158, 782.
Meliteniotes Ko natanti noB ,
MOnch in Kpel, Polemiker
89, 96, 97 f.*, 782.
Meliteniotes Manuel 465.
Melileniotes Theodoros 1'4.
135 f.. 204, 623', 625, 782,
784.
MeliteuoB Theodosios 322,
359, 3C1 ff.*
Meliton von Sardes 91. Sf07,
Melitzes Michael 785.
Memnon von EpheBOB 918.
Memnonios, Vater des Agathias
2-10.
Memorialgedichte s. Lehrge-
dichte.
Menaeeo 181, 185, 658 f.
Menandereprache 36, S04.
601 f.*
Menandros Komiker 437, 443.
.'>04, 505. 509. 567,
Menandros Protektor 11. 227,
228, 237, 242, 243 f.*, 246.
249. 259, 504, 567. 646.
1178
Register der Personen und Bachen.
Menas, Patriarch von Kpel
57, 187.
Menas, der hl., Märtyrer 167,
1123.
Menas, Rhetor 737.
Mendoza, Diego de 506.
Menologien 183, 185, 658 ff.
Mesaria 411.
Meslas, Astronom 760.
Mesopotaraites Eonstantinos
470.
Mesrob 407 fo.), 916.
Messalianer 83, 85, 133.
Messe des Bartlosen |809 f.*
Messen, lateinische, übersetzt
103.
Metaxas 1083.
Metliodios, Grammatiker 575.
Methodios, der hl. 644, 653,
697, 699.
Methodios, Patriarch von Kpel
72, 93, 167*, 178, 182, 194,
197, 312 f., 347, 522 (Sti-
cheron auf den M.), 676,
760, 969.
Methodios, Bischof von Olym-
pos 69, 130, 132, 134, 207,
215.
Methodios «von Patara* 628,
629.
Methodios, Slavenapostel 35,
971, 1101 f.»
Methodios von Syrakus, Kir-
cbendichter s. Methodios,
Patriarch von Kpel.
Metocbi 411 (u.j.
Metochites Georgios, Archi-
diakonos in Kpel, Pole-
miker 95, 96, 98*, 296, 550.
Metochites Nikephoros 483.
Metochites Theodoros 204,
293, 384, 427, 429, 478,
483, 485, 500, 546, 550 ff.*,
556 f , 589, 623, 625, 626.
Metrik 534, 535, 536, 540 (u.),
546, 554 f., 594 ff.*, 648 ff.*,
690 ff.*, 748, 796, 1132;
volksmAssige 8.
Metrophanes 171.
Metrophanes, Kircheudichter
677.
Metrophanes, Mönch, Hagio-
graph 197.
Metrophanes, £rzbischof von
Smyrna 78, 132.
Michael [ Rangabe, Kaiser
72, 966 f.*
Michael 11, Kaiser 148, 167,
224, 264, 582, 793, 967*.
Michael IJJ, Kaiser 16, 79,
264, 969 ff.*
Michael IV, Kaiser 737.
1000 ff.*
Michael V Kalaphates, Kaiser
737, 786, 1002*.
Michael VI Stratiotikos, Kaiser
. 1005, 1076.
Michael VII Parapinakes, Kai-
ser 80, 133, 272, 370, 434,
437, 443, 445, 1011 ff.*
Michael VIII Palaeologos,
Kaiser 93 f.*, 96, 99, 286,
316, 318, 477, 766, 771 f.,
780, 1047 ff.*, 1091.
Michael IX, Kaiser 483, 1055.
Michael Balgarencar s. Boris I.
Michael Äsen, Car von Bul-
garien 1047.
Michael, Fürst von Serbien
1012.
Michael Angelos Komnenos,
Despot von Epirus 1041 ff.
Michael, Despot von Epirus <
224, 286, 1046 f.
Michael II, Despot von Epirus
1052.
Michael s. Akominatos.
Michael s. Anchialos.
Michael s. Apostolios.
Michael s. Attaüates.
Michael s. Bryennios.
Michael von Byzanz, Pole-
miker 50.
Michael Dukas s. Glabas.
Michael, Enkel des Dukas 394.
Michael von Ephesos 430 f.
Michael, Erzengel 79, 92, 166,
170, 1116 (in der byzant
Kunst).
Michael, Metropolit von Eu-
chaita, Asketiker 160.
Michael Grammatikos 786.
Michael s. Haplucheir.
Michael s. Glykas.
Michael Hieromonachos 786.
Michael s. Italikos.
Michael s. Kerularios.
Michael, Patriarch von Kpel,
Homiletiker 176.
Michael s. Maleinos.
Michael, Mönch, Hagiograph
148, 151.
Michael, Mönch, Panegyriker
176.
Michael aus Nikomedia 434.
Michael s. Psellos.
Michael s. Senacherim.
Michael s. Sikidites.
Michael Synkellos von Jeru-
salem 71, 166 f.*, 193, 204,
559, 586 f.*, 715.
Michael, Erzbischof von Syn-
nada 194, 197.
Michael der Syrer, Chronist
405.
Michael von Thessalonike,
Häretiker 93, 124,473,475.
Michaelskirche in Chonae 170.
Midrasch (mit byz Elementen)
33, 1137. I
Müenger 970.
Militftrgesetz 606. 61ü.
Militärlitteratnr sieh Khegv
Wissenschaft.
Milo 1112.
Milutin, König der Serbeo
1054.
Biimars, Juan de 900.
Mimnermos 505.
Mimus 644.
Mineralogie 632 ff.*, 783.
Miniaturen 414, 552, dt>i
1120 f.
Mirabilien 233.
Mirca, FOrst der Waiackd
1062.
Miatjayviy, Stadt 664.
Misithra s. Mysithraa.
Mitato {/Afjrdto) 411 (a.>
Mittelalter, Grenzen des S L
911 f., 1088.
Mizizios 953 f.
Mkhitar von Atrivank 407.
Moäwija 952, 954.
Modenos Theodoros 487.
Modestos, Patriarch von Jen-
salem 164 f.*. 188, 214.
Moechianer 149.
Moechianischer Streit 148.
Mönch des Sabbaaklostera,
Verse gegen einen 439
Mönche = Philosophen 2bb
Anm. 1.
Mönchsbiographien 180, lN5.
186, 194 ff.*; hiatonscker
Wert der 180, 182; 8. aodi
Hagiographie.
Mönchtum, das byz. 139 i.
537, 539, 713, 716, 805,
1090*.
Moeris 549, 571.
Moglena 1107.
Mofaamed, der Prophet 343,
621.
Mohamed I 490, 1062.*
Mohamed II 306, 309, 785,
1065 ff.*
Mohamedaner s. lalam.
Moira, Dialogperson 820.
Mokenos oder Mokioe Otn-
gorios, Scholiast 137, 138.
Momdilo 1057.
Monasteriologie s. Kloater
und Mönchtum.
Monatsnamen, attische 290 f..
754.
Monatsnamen, römische 7ö4.
Monatszyklen 740,*74d, 753 1'
777, 864.
Mondsucht, Jamben über ik
439.
Monembasia 402, 944.
Monergismus 47.
Monophysiten 38, 47, lÜ,
331, 918 ff.*, 998, m
i
BegiBter der Peraonea and Sachen.
1179
monophysii Schrift-
r 51 ff.*; Schriften
I die 54 ff., 69, 71, 90.
bieten 38, 83, 952 f.,
959 ; moDotheletiBobe
ftsteller 60 f.*, Schrif-
egen die 61, 65, 69,
sletisnius 61, 65, 208.
lo, Adam von 311.
sten 962.
IS, Häretiker 207.
Casino, ApoIIotempel
K
Etymologie von 411 f.;
von 419; Geschichte
Geographie 1108 f.
Gius. 1141.
i Thomas, latein. Pa-
h von Epel 1040.
•n, byz. 1122.
oipar Georgios, Pole-
• 94*, 97,
n 601 (u.).
eos Tbeologetos 823.
3uloB Manuel 94, 98,
300, 501, 546 ff.*, 549,
557, 581, 591, 593,
524.
pnlos Nikephoros 546.
) Demetnos 502 (u.).
) Johannes , Hagio-
60, 144, 163, 164,
186, 187 f.*, 190, 191,
B88.
} Johannes, Polemiker
122.
3 (wohl identisch mit
vorhergehenden) 497.
'84.
3ar-Kepha 53.
Chemie des 632.
von Khoren 235 (u.),
411*, 850.
, Name 868.
Lob der 769.
Jos. 1142.
isen s. Numismatik,
r 935.
s 933.
, FeldheiT 931 f.
3r Ramon 836.
es Niketas, Patriarch
[ 488, 1060.
I 301, 302, 489, 490,
1063 ff.*
1142.
otes Niketas, Pole-
' 114.
)2,
I, Epiker 10, 504, 655,
f. byz. Kunst 1127.
Aufsatz über die 556.
Musik, byz. 289, 556, 598 ff.*,
685.
Mustapha, der falsche 1063.
Mustapha, Bruder Murads II
1063.
Musur 828.
Musuros Markos 502 (u.).
Mu tasim 968.
Muzalon Georgios 478.
Muzalon, Grosslogothet 98, 99,
1047.
Muzalon Nikolaos, Patriarch
von Kpel 86, 88, 212*, 216,
474, 791.
Muzalon, Rhetor 474.
Muzalon Theodoros, Polemi-
ker 94, 477, 481.
Mylae, Schlacht bei 977.
Myra, Stadt 536.
My repsos 620 ; s. auch Niko-
laos M.
Myrina, Stadt 240.
Myrtane 861 ff.
Mysithras, Stadt 224, 298
Anm. 1, 1058, 1062 f.,
1114.
Mysterienspiel s. Drama.
Mysterienwesen, das antike
1089.
Mystik, abendländische 142,
153 f.; byzantinische 40,
42, 141 f.*, 1059 {•
Mysb-as s. Mysithras.
Mythen, Umarbeitung heid-
nischer 177 f., 184; ihre
Behandlung in Chroniken
220, 326; rhetorische Ver-
wertung 483.
Mythologie, populäre s. Volks-
glauben.
Naassener 661.
Nabbatos 756.
Nachgesang s. Refrain.
Nachor 783.
NaUos 293.
Narses 241, 933 ff.*
Narses, General unter Phokas
945 f.
Nathanael Mönchsname des
Nikephoros Chumnos 479.
Nathanael, Mönch, Asketiker
160.
Nationalität der Kaiser 4 f.
Natursymbolik s. Physiologos.
Naturwissenschaftliche Litte-
ratur 247 f., 436, 442, 560,
631 ff, 775, 874 ff.
Naukratios, Abt von Studien
151, 714.
Nazos 527.
Neilos, Häretiker 85.
Neilos s. Kabasilas.
Neilos, Patr. von Kpel, Homi-
letiker 105, 174, 175.
Neilos, Erzbischof von Rho-
dos 109, 205.
Neilos s. auch Nilos.
Nektarios von Gasöle 769 f.
Nektarios von Jerusalem 94.
Nektarios von Kpel 199.
Nemanja s. Stephan.
Neophron, Dialogperson 543.
Neophytos «Enkleistos* 173,
212, 216, 286*, 316.
Neophytos, Mönch 625.
Neophytos s. Prodromenos.
Neophytos, Rhetor 781.
Nephon, Führer der Bogo-
milen 86, 87.
Nepos, Häretiker 661.
Nerses Klajeii, armenischer
Katholikos 88, 89.
Nerutsos Tassos Dem. 1142.
Nestor, Chronist 35, 356 f.*,
408.
Nestorianer, Schriften gegen
die 49, 54, 69,71,133,145.
Nestorianos, Chronist 32 1 , 327.
Nestorios, Häretiker 65, 208,
917 f.
Neuplatonismus 6, 1 1 f., 428,
432 f.*, 445, 479, 939 f.
Neurom s. Konstantinopel.
Nicolaus di Gasöle s. Nikolaos.
Nicolaus I, Papst 78, 122, 972.
Nicolaus V, Papst 122, 312.
Nikaaufstand 930 f., 1073.
Nikaea 282, 286 f., 288, 476,
478 (Enkomion auf), 541,
733, 880, 1041 ff.*, 1122.
Nixaevg 552.
Nikandros 527, 533, 567.
Nikephoritzes 1012.
Nikephoros I Kaiser 148,
965 f.*
Nikephoros II Phokas, Kaiser
23, 151, 200, 255, 267. 268,
269, 868, 495, 730, 731 ff.,
825, 984 ff.*, 1075.
Nikephoros III Botaniates,
Kaiser 80, 270, 475, 1008,
1013 f.*
Nikephoros s. Basilakes.
Nikephoros, Bittschriftenrefe-
rent 378.
Nikephoros s. Blemmydes.
Nikephoros s. Bryennios.
Nikephoros s. Cbrysoberges.
Nikephoros s. Chumnos.
Nikephoros von Ephesos 438.
Nikephoros s. Gregoras.
Nikephoros der hl., Märtyrer
199, 203.
Nikephoros, Lehrer des Jo-
hannes Geometres 731.
Nikephoros, Mönch (auf dem
Athos) 158.
Nikephoros, Mönch auf dem
Berge Latros 194, 198.
1180
Begister der Penionen und Saohen.
Nikephoros von Mytileno 739.
Nikephoros Patriarches 35,
38, 47, 67, 68, 69, 71 f.*,
107, 123, 136, 149, 150,
194, 230, 259, 312 f., 322,
343, 349 flf.*, 354, 359, 373,
386, 630, 965 f.
Nikephoros Philosophos, Ua-
giograph 196, 199.
Nikephoros Philosophos, Po-
lemiker 87, 114.
Nikephoros der Phrygier 367.
Nikephoros Presbyter (in
Kpel), Hagiograph 194, 197.
Nikephoros Skeuophylax (in
Kpel), Hagiograph 191, 197,
347.
Nikephoros s. Xanthopulos.
Niketas 119.
Niketas s. Akominatos.
Niketas Anthypatios, Patri-
kios 136.
Niketas von Byzanz, Pole-
miker 49, 79*, 90.
Niketas David s. David, Phi-
losoph und Niketas Paph-
lagen.
Niketas Diakonos 153.
Niketas s. Eugenianos.
Niketas, General 986.
Niketas, Metropolit von Hera-
kleia 611.
Niketas, Metropolit von Uera-
kleia s. Niketas von Serrae.
Niketas Klerikos 314.
Niketas Magister, Hagiograph
196, 199.
Niketas Magistros (vielleicht
~ dem vorigen) 497 (u.).
Niketas von Maronaea, Erz-
bischof von Thessalonike
89 f.*, 93, 204.
Niketas, Hegumenos des
Klosters Medikion 193, 197.
Niketas, Mediziner 617, 730.
Niketas s. Mursiniotes.
Niketas, Bischof von Naupak-
tos, Exeget 136, 137.
Niketas, Chartophylax von
Nikaea 81, 82.
Niketas, Erzbischof in Niko-
media 88.
Niketas Paphlagon, Panegy-
riker80, 121, 167 f.*, 172,
179, 196, 203, 213, 265,
312, 361, 367, 383, 524,
547, 548, 679 f.*
Niketas Patrikios 166.
Niketas, Philosoph 770.
Niketas s. Saponopolos.
Niketas, Schulvorstand 438.
Niketas s. Seides.
Niketas von Serrae 127, 137,
138, 210, 211 f.*, 214,
215 f., 463, 587 f.*, 681 f.
Niketas s. Skatariotes.
Niketas Stethatos, Mystiker
und Polemiker 42, 81, 140,
142, 153, 154 f.*, 158, 203.
Niketas, Metropolit von Thes-
salonike 611.
Niketas, Mönch in Thessa-
lonike 88.
Nikios, Mönch, Polemiker 56.
Nikiotes Johannes, Paiaiarch
von Alezandria 127.
Nikodemos Hagiorites 105.
Nikolaos von Andida 157.
Nikolaos, Abt von Gasöle 316.
Nikolaos von Damaskos 259,
567.
Nikolaos Diakonos 680.
Nikolaos Grammatikos, Pa-
triarch von Kpel 317.
Nikolaos, der hl., vgr. Ge-
dicht 823.
Nikolaos s. Kabasilas.
Nikolaos von Kerkyra 64,
153, 463, 745 f.*
Nikolaos, Patriarch von Kpel
(unbestimmter) 679.
Nikolaos von Methone 43, 49,
76, 85 ff.*, 90, 91, 96, 126,
203, 465.
Nikolaos s. Muzalon.
Nikolaos, der hl., von Myra
165, 167, 292.
Nikolaos Myrepsos 263, 615*,
617.
Nikolaos Mystikos, Patriarch
von Kpel 169, 317, 458 f.*,
978.
Nikolaos von Otranto, Pole-
miker u. Dichter 93, 769 f.*
Nikolaos s. Pepagomenos.
Nikolaos Presbyter 206.
Nikolaos s. Rhabdas.
Nikolaos, Erzbischof von
Reggio, Exeget 133.
Nikolaos s. Sklengias.
Nikolaos Studites 151, 194,677.
Nikolaos o xara ^hagot^ 472,
474.
Nikolaos, Bischof von Zakyn-
thos, Polemiker 114.
Nikomachos, Mathematiker
621, 623.
Nikomedia 433, 543.
Nikon Metanoites, Mönch 196,
199.
Nikon, Mönch des Klosters
Raithu, Asketiker 155 f.
Nikopolis, Schlacht bei 1062,
1076.
Nikes 882.
Nilos, Asketiker 72, 141, 142,
602, 718 f., 735 f.
Nilos, Dialogperson 298.
Nilos von Grotta Ferrata s.
Nilos von Rossano.
Nilos, Hagiograph 196, 198.
Nilos, Mönch 445.
Nilos von Roflsano 195, 198.
678.
Nilos, Bischof von Tamtaia
316.
Nilos s. Tarchaniotea.
Ninive, Schlacht bei 948.
Niphon 158.
Niphon, Patriarch voo Kpel,
480, 481, 550.
Nipter 645.
Nisibis 924, 981.
Noah, apokryphe Geschieht«
35.
Nobaten 940.
Nomokanon 521, 607*. 611.
Nomophylax 495.
Nonnos, Epiker 10, 242, 483,
655.
Nonnos (Abbas), Mythognpb
und Scholiast 187. 138.
579, 648, 680.*
Nonnos Theophanes 263, 614
Nonnosos 240*, 518.
Normannen, Beziehungen zu
den Byzantinern 612 f..
1003, 1015 f., 1079*.
Norwegen 422.
Notaras Anna 503.
Notaras Chrjsanthos 508, 509.
Notar iatsformulare 452 ff.,
900.
Noten, musikalische 685. 693.
Notitiae episcopatuam415ff^
453, 976.
Novellen, juridische 257, 268.
606 ff.
Nubier 940, 1096.
Nukios Andronikos 898.
Null 624.
Numeniu Alexander 462.
Numismatik 4, 1128 ff.*
Nur-ed-din 1024.
Nymphfton 1048.
Nympheron, Pflanze 769.
Objektivit&t der bysant G«-
Bchichtschreibung 229.
Obstbuch s. Porikologos.
Ochrida s. Achrida.
'O^oinoQixovy Gedicht des Ma*
nasses 380.
Oecolampadins 581.
Oekumenios, Exeget 69, 75,
123, 124, 131 ff.*, 134, ISo.
^214.
olxoqy in der Kirchenpoesie
695 f.
Oinaiotes Georgios 448.
Oinomaos, Kyiiäer.647.
Oktoechos 292, 658 ff., 67i
685.
Olga, GroBsfÜrstin 35, 9Si
1075.
Register der Peraonen und Bachen.
1181
Olympiodoros, Alchemist 683.
Olympiodoros, Diakon in Ale-
zandria, Exeget 124, 127f.*,
206, 215.
Olympiodoros, Historiker 10.
Oljmpiodoros, Philosoph 430,
432, 598.
Olympos in Bithynien 170,
194, 198, 434.
Olynthier, für die 550.
Omar, Khalif 168.
Omoplatoskopie 442 (a.).
Omortag 966.
Omphalopsychiten 1059.
Onomatologos (des Hesychios)
324 f.
Onosander, Taktiker 635.
Onothriambos 473.
Ophrydas 438.
Opiliua s. Aurelius Opilius.
Opitz 703.
Oppianos 377 (Biographie des),
527, 533.
Opsikianos 485.
Opeikianos Philotheos 157 ,
204.
Orakel, chaldftische 436, 442,
466 (u.).
Orakellitteratur 621, 627 flF.*,
698 f., 809.
Orbelian Stephan 408.
Orbecche 872.
Orbikios 635, 637.
Orestes, Patriarch von Jeru-
salem, Hagiograph 195, 198.
Orestes, Eirchen^chter 688.
Oribasios 263, 614, 617, 842.
Orientalen, Geschichtschrei-
bung der 226, 319, 328,
403 ß.*; Beziehungen zu
den Byzantinern 612, 642,
703 f., 1079*, 1098 ff.*
Origenes 40, 57, 66, 86, 123,
127, 136, 207, 209, 211,
214, 215, 875.
Origenistenstreit 54, 58*, 185.
Orion 575.
Ornamentik, by^sant. 1120 f.,
1126.
Omeosophion s. Vogelbuch.
Oros 572, 575, 583.
Orphanotrophios 680.
Orphanotrophos, Brief an einen
292.
Orpheus 166, 266, 504.
Orphica 527.
Ortäer 940.
Orthodoxie, Fest der 39, 166,
969, 1090.
Orthographie 576, 580, 582,
583 f., 585 f.*, 587, 588.
Osman 1054.
Osterchronik 322, 328, 331,
387 ff.*, 369.
Ostertafeln 338.
Osterzyklus 339.
Ostreich, oströmisches Reich,
Berechtigung des Aus-
druckes 5, 965.
Othman 952.
Otranto 769 f.
Otto I, Kaiser 986.
Otto in, Kaiser 195.
Oursel BaiUeul 1010, 1012 f.
Ovid 545.
Oxites Michael 759.
Pachomios, Biographie des hl.
185.
Pachomios, Mönch, Exeget
136, 137.
Pachomios, Mönch auf dem
Latros 194.
Pachomios Rhakendytes 782.
Pachomios s. Rhusanos.
Pachomios, Scholiast 84.
Pachymeres Georgios 19, 94,
98, 138, 288 ff.*, 295, 297,
424, 429, 430, 431, 451,
599, 774.
Pachymeres Johannes 485.
Paeanios 335.
Paisios, Hagiapostolites, Me-
tropolit von Rhodos (ob iden-
tisch mit dem folgenden?)
422.
Paisios, Metropolit von Rhodos,
Homiletiker 176.
Pakurianos Gregorios 315,
317, 463, 1015*, 1017.
Palaea 398*, 819 (o.), 1139*.
Palftographie, griechische 151.
Palaeokappa Konstantin 291,
431, 451, 542*, 559, 579.
Palaeokastro 825.
Palaeologina Rhaulaena Theo-
dora 772 f.
Palaeologos Andronikos, Ge-
neral gegen die Normannen
384.
Palaeologos Andronikos, Sohn
Johannes' V 1060 f.
Palaeologos s. Andronikos 11.
Palaeologos s. Andronikos III.
Palaeologos Demetrios, Sohn
Johannes' VIII 1064 f.
Palaeologos Georgios, Sebastos
744, 1014.
Palaeologos s. Helene.
Palaeologos Johannes, Sohn
Andronikos' U 479, 553.
Palaeologos Johannes, Despot
478 f.
Palaeologos s. Johannes V.
Palaeologos s. Johannes VIII.
Palaeologos Konstantin, Bru-
der des Andronikos n 543.
Palaeologos Konstantin Pan-
sebastos Sebastos 384.
Palaeologos s. Konstantin IX.
Palaeologos s. Manuel H.
Palaeologos s. Michael VHI.
Palaeologos Theodoros, Des-
pot 491, 497.
Palaeologos Thomas, Despot
224, 307, 309 (o.), 1133.
Palaeophatos 579.
Palästina 418 (M.), 420 ff.*,
511, 1071*, 1114, 1119;
Klöster in 139, 180.
Palaetimos, Dialogperson 543.
Palamas Gregorios 48, 96, 100,
101, 102, 103 ff.*, 106, 107.
109, 110, 116, 117, 121,
159, 175, 176, 205, 210,
485 f.*, 487, 559.
Palermo, Capella Palatina in
173: 8. auch Panormos.
Palladios 180, 188.
Palladios, Mediziner 620.
Pamphilos 571.
Pamprepios 922.
Panaretos Matthaeos Angelos,
Polemiker 94.
Panaretos Michael 393 f.*, 422.
Panaretos Theodoros 393 f.
Pan6atantra 891, 895, 896(M.).
Pandaros und Diomedes 477.
Panegyrik s. Beredsamkeit,
geistliche.
Panegyrikon, liturg. Buch 163.
Panetius J. B., Karmelit 70.
Paniotes 441.
Panodoros 838, 340 f., 369.
Panoplia, anonyme 210.
Panormos 252, 415, 769.
Panselenos Manuel 1122.
PantaleoD, Presbyter des Klo-
stera ttoy BvCttyTitüy 167.
Pantaleon, Diakon in Kpel,
Panegyriker 167.
Pantechnes, Hofarzt 476.
Pantechnes Konstantin 474,
475.
Panteleemon, der hl., Märtyrer
168, 711, 734, 736.
Pantomime 644.
Jlaudg = Priester 539 f.
Papias von Hierapolis 129, 207.
Pappos 621.
Papyrion, Kastell 922.
Parableptenos 467.
Paradeisoplastia 473.
Paradies des Job. Geometres
734.
Paradoxographenhs , Heidel-
berger 264.
Paränesen 115, 447 f., 456 ff.,
463 f., 802 ff.
Parallelen, die hl. 216 ff.. 261.
Paraphrasen kunstsprachlicher
Werke 221, 278, 285, 308,
346 f., 357 f., 377, 379,
399 f., 448, 547 f., 555, 619,
734, 819, 909 f.*
1182
Begiatflr der Personos n
Par(iflkeue,diehl. 196, 199, 791.
ParaapondyloB b. Zoükos.
Pardoe a. Oregorios von Ko-
rinth.
Parembolitea 766.
Pftne, UrteU des 786.
Pflriser Corpus der byf. Hi-
storiker 221 f.
Parkja 412.
Parma 769. 887.
Parodien 809 f.. 884; a. auch
Spielereien.
ParOmiograidiie b. Sprich-
Paacbalis II, Pftpst 1019.
Paspatee 1141.
PassioDsspiel b. CfariatuB pa-
PatapioB der hl. 165.
Patelaro Eustachius 673.
Paterika 188.
Patmos 507, 508, 509, 510,
1110, 1114.
Patrae 524, 1071, 1134.
Patria, d.h. Urgeschichton 130,
323, 325 (§ 139 Änm 4),
423 f.*, 426. 724.
Patriarchen, Geschichte der
1088.
Patrikioe Konatantinaa 503(a.).
Patrikios von Mytilene sieh
ChristophoroB von Mjtilene.
PatrikioB von Pruaa 383.
PatrikioB, HSnch des Sabbas-
klosters 145.
Patrikioa, Titel 237', 270.
1085'.
Patrikiotea 777.
Paukaleia 991.
Paul III, Papel 561.
PauUkianer 46, 48, 69, 75, 77,
78, aS, 92, 357 (M.), 962,
970,975,907, 1016 f., 1075,
1090, 1091.
Paulinna, Verfasser der Tita
Ainbrosii 110.
PaulinuB von Nola 904.
Paulos von Aegina 614, 616.
Paulos, Apostel 99, 168.
Panloa a. Helladikos.
Paulos der Jüngere, Mftrtyrer
193, 197.
Paulos der Jüngere, MOnch auf
dem Berge Latns 94, 194,
198, 200. 203.
Paulos, Kirchendichter 678.
Paulos, KlostergrOnder 188,
318.
Paulos, Patriarch von Kpol,
Ikonoklaat 73.
Paulos, Patriarch von Epel,
Honotbejet 60.
Paulos, Konsul 62.
Paulos, Biachof von Monem- i
basia, Hagiograph 196, 199. |
Paulos, Polemiker 53
Paulos, Pre^jter 141
Paulos von Samosata i
Paulos Silentiarios I
424, 547. 724, 726.
Panlns Diaconns 179,
PaulnB, lateinischer F
von Epel 105, 106.
Paueanias, Chronist 3
Fausanias, Tjexikogra;
538, 565, 572, 575,
Pausaniaa, Perieget 2
Pediaditea Baailios 93,
762.
Pediaaimos Johannes 4
hbh._ S56 ff.'
Pedissimos Theodorot
Pelagis, die BOsserin
PelagonLa 1048.
Pelopidas 552.
Peloponnea a. Motea,
Petosiotee Tbaddaeoa
Pentateuch 909.
Pentekosterion 658 f.
nifioi ftaviiiov, Oedi
PepagomenoB Demeb
617, 631.
Pepagomenos, Korrei
des Hyrtakenos 46
Pepagomenos Nikolao
gynker 176.
Perdikaa von Gpheao
PeiibleptenoB 466 f.
Perihleptonoe Johann
Pemik 995.
Perser 33, 230 f., 34;
Personalbeachreibnng
326, 525, 642.
Peteinos Basüios 636
Peter, Bulgarencar 9
Feter Deljan, Bnl|
1001 f.
Peter von der Prove
Imberios.
Petosiris, Philosoph I
Petrarca 429, 503 (H
Petrina, Dorf 496.
Petrinos Johannes, Ha;
145.
Petrinos KyrilloB, MC
lemiker 114.
Petriotes. Barlaamit 1
Petritzes Ignatioa 82!
PetritzoB bei Philippe
Petrosvon AlezandVia
876.
Petros von Alexandri
nist 398.
Petros, Patriarcb vn
ochia 81. 82, 1003
Petros, Apostel 99, 1
Petros, Biachof von
Panegyriker 167",
Petros von Ätros, MOi
Begister der Personen and Baehen.
1183
res Joseph, Polemiker
ithropinoa Athanasios
f.
etos, Feldherr des Ro-
108 Diogenes 1009.
etos, Mönch in Ealabrien
, 198.
mos 857.
pho Jean-Mario 311 f.
phus Franc. 311 f., 503*,
lon, der falsche 577,
iE
•
lon, Komikor 505, 509.
Eumolpos, Scholiast
138
Manuel 212, 288, 878,
484, 560, 619, 632,
. 712, 728, 744, 774 ff.*,
y n von Anjon 224.
p von Schwaben 1037.
pe de Novaire 898, 902.
pikos Bardanes, £[aiser
958 r.
popel 282, 465; bulga-
he Benennung von 412.
308 8. Eeramites.
po8 von Side 247, 291.
pos .SoUtarius' 81, 380
434, 742 ff*,
pos von Thessalonike
pus Ariminensis 312.
ion, Gnomen des 601.
horos 508.
onos, König 871.
1 von Byblos 566.
Judaeus 127, 130, 215,
552, 696.
1, Taktiker 635, 636.
atris, Dialog 459 ff.
•onos Johannes, der Ael-
582.
onos Johannes 12, 51,
59, 430, 432, 567,
f., 583, 588, 621, 624.
ophie 42, 48, 289 f.,
f., 428 ff., 479, 551 f.,
, 581, 758, 771 f.
torgios, Kirchenhistori-
92, 199, 324, 523, 699.
tratos, der Aeltere 452.
tratos der Dritte 495,
549, 567, 591, 733.
leos, Mönch des Batos-
ters 108 f.*, 158.
tieos Kokkinos,Patriarch
Kpel 101, 103, 105,
f.*, 175, 176, 204 f.,
Anm., 488, 678, 679,
m
beos s. Opsikianos.
leos Protospathar 255.
Philotheos Erzbischof von Se-
lymbria, Hagiograph 205.
Philoxenos (Pseudo-), Lexiko-
graph 561 f.
Pl^oxenos, Bischof von Ma-
bug 54.
Phlegon von TraDes 699.
Phlorentios, Dialog 296 f.
Phlorios und Platziaphlora
867 f.
Phloros (ox«T« ^hüQoy) 472,
474, 475*.
Phoibamon 463.
Phokaea 305.
Phokas, Kaiser 793, 945 f.*
Phokas Bardas 732, 984,
991 ff.
Phokas Johannes, Perieget
420.
Phokas Konstantin 984.
Phokas Leon, General 979.
Phokas Leon, der Jüngere
984, 987.
Phokas, Märtyrer 105.
Phokas, Wunderthater 422.
Phortios Leonardos 503, 822.
Photinos, Presbyter in Kpel,
Biograph 144, 187.
Photinos, Manichaeer, Dispu-
tationen des 433 (o.).
Photinos, Vater des Theodoros
Studites 147.
Photios 16, 42, 47 f., 49, 51,
53, 56, 57, 60, 64, 66, 73 ff.*,
83, 85, 87, 90, 91, 96, 97,
113, 122, 123, 124, 125,
128, 132, 139, 142, 144,
147, 164, 166, 167, 168,
179, 188, 206, 209, 240,
249, 324, 335, 351, 413,
424, 426, 452, 455 f., 458,
500, 508, 515 ff.*, 565, 607,
642, 679, 681, 682, 701,
722, 972 ff.*
Photios, Diakonos in Kpel,
Panegyriker 176.
Photios der hl. in Thessalo-
nike 199.
Phrankopulos 491.
Phrankopulos (Phrangopulos)
Andronikos 478, 541.
Phrankopulos (Phrangopulos)
Johannes 474.
Phrankopulos Manuel 485.
Phrantzes Georgios 114,
307 ff*, 593.
Phrygien 410.
Phrynichos, Attizist 549, 565,
571, 572.
Phumes Johannes, Polemiker
83, 85*, 96, 498.
Phylakteria s. Amulette.
Physik 626.
Physiologos 35 f., 382, 873,
874 ff.*, 878.
Physiognomik 620*, 741.
Piccolomini Aeneas Sylvius
312.
Pierre de la Provence s. Im-
berios.
Pikatoros Johannes 819 f.
Pilotenbücher s. Segelhand-
bflcher.
Pinaros Joseph Rakendytes
451, 745, 782.
Pindaros, Dichter 139, 242,
483, 497, 505, 527, 536,
538* 547, 549, 554 f., 567,
588.
Pior, Asket 734.
Pisides Georgios 11, 190, 843,
365, 440, 567, 641, 648,
672, 707, 709 ff.*, 726, 734,
745, 779.
Pius II, Papst 117.
Planudes Maximos 43, 98,
99*, 100, 103, 117, 205,
386, 377, 451, 478, 500,
543 ff.*, 559, 696, 618, 619,
624, 650, 682, 727 f.*, 772,
774, 897, 905.
Plastik s. Kunst.
Piaton, Philosoph 80, 101,
139, 242, 296, 299, 429,
433, 435, 436 f., 442, 445,
464, 466, 479, 485, 487,
497, 605, 507, 516, 522,
524, 527, 544, 549, 551,
552, 571, 572 (u.), 589,
621, 722, 733, 740, 757,
785, 842, 848.
Piaton, Abt von Sakkudion
71, 148, 149, 194, 964.
Piatonismus 42, 120, 171.
Plato Verehrer oder Gerber 757.
Platziaphlora 867 f.
Plautus 699.
Plethon Georgios Gemistos 19,
117, 120, 121*, 125, 429*,
451, 497 f.
Plinius, der Aeltere 258.
Plocheiros s. Haplucheir.
Plotinos, Philosoph 436, 479.
Plotinos, Erzbischof von Thes-
salonike 165.
Plovdiv = Philippopel 412.
Plusiadenos Johannes s. Joseph
von Methone.
Plusidianos Jobannes 600.
Plutarchos 335, 372, 505,
526, 527, 532, 544, 552,
603, 604, 740.
Plutarchos, Pseudo- 597.
Podagra 399, 482, 615, 711,
737.
Poenitenzialschriften 144.
Poesien, byzantinische 287,
289, 292, 296, 380, 885 f.,
393, 422, 439 ff., 444, 448,
449, 464, 469 f., 475, 476,
1184
Register der FeraoiM
486, 187, 492, 496, 521 f.,
523 (u.), 534 f., 544, 545.
548, 552 f., 554. 559, 560,
604, 629, 689 ß.'; s. auch
Epigramme, KircbeDpoeBic
ncd Lehrgedichte.
Poimanerun 1041, 1044.
Polemarchoa 549.
Polemik, byi. 46 ff.; gegeD
die Lateiner, den lalam,
die Juden, Honophysit«!!,
Monotheleten s. diese.
Poliorketik a. Kriegswisaen-
Pollnx B. Polydeokes.
Polovci 8. Knmuien.
PolyaeDos 635,
PolybioB, GrominatikeT 577.
Polybioa, Eiatoriker 228, 284,
2ü9, ÜGI, 274, 276, 373,
464, 504, 585, 567.
PolybotoB 1020.
PolychronioB von Apamea,
Exeget 75, 206.
PolydeukcB, Paeudo-, Chro*
nist 322, 859, 361 ff.*, 396.
Poly-deukea, Ättizist 525 (o.).
Polj'euktoH, Patriarch TonEpel
731, 985, 987.
Polyhistoren 18 f.
PolykarpoB von Smyma 78,
146, 147.
Po!ykrat«8, Dialogpereon 24Ö.
PolvieuB, 848 f.
PonkologoH 883 f.
PorphyrioB, Philosoph 69, 432,
436, 446, 516, 533, 722,
733, 758.
Poi-phyrsaule 423.
Portius Gregor 673.
PortiuB Simon 799.
Portolane s. SegelhandbDcher.
PoBtwesen 1084.
Potakios a. Potomios.
Potamea 489 (a.), 492.
Potamioa Theodoros 489.
PothoB, Gedicht 556 f.
PothoB Manuel 492.
PothoH, Name 558.
PothoB, Veatorcb 438. 443.
Pothula, Dialogpereon 820.
Praeneatos 733.
Praxitelea, Sage Ton 798 f.
Predigt s. Beredsamkeit,
geistliche.
Predigtliltoratur ,
diachc 162.
PrelumpoB SH.
IIeeaßtinix6( .^52.
PreBpa Ü94.
Priiep 995.
Primatiua, Bischof
metum 213.
Primislaw, Künig von Serbien
1024.
abendlBn-
Bagiitar der Peraonen and Saabon.
1185
iiigsliBten derMetro-
etc s. Notitiae epie-
iiupl 492,
1115, 1122.
■"rancift 871.
Monodie auf ein
;6. 176.
;hcT 3. Mathematik,
cliichte 610 ff.
ule 6Üli.
9enschaft257f..270,
2, 605 tf.*. 898 ff.
stliclie s, Beredsam-
• f.-. 785 (u.), 816,
870. 872.
t'uchs e. Eael.
;eaprÄclie mit den
irn l^t<; R«ligiaDe-
hitiKpel 55; R. am
rSnssamden66, 192.
ce, byzantiniache im
12. Jahrhundert 29.
heodoros -503 (u.).
Nikolaoe 548, 560,
25.
48-V
LP t<19. 871.
Ad Herennium 545.
der i^eistlichPti Rod-
, 17H. 452 lo,|.
iiiilitBriHche 260.
Astronom fl25 (u.).
le Literatur 281.
St., i
»kis 1083.
377. 603*.
oa 857 ff.
3, 841 f.. 865, 1071.
. der Name .S.
Pachomios 1.37, 59.3.
■8, Fluaa 279.
Johanaes 629.
af 1141.
Ricardos Florentiaue 10.3, 106.
RidoW, Kardinal 510.
Rimicio s. Rinuccio.
Rinaldo und Armida 871 f.
Rinnccio d'Arezxo 898.
Ritter, der alt« 866 f.
Robert, Kaiser von Kpel 898f.,
Robert 1 Graf von Flandeni
1076.
Robert Guiacard 275, 413,
1013 ff.'
Robert de Clary 8. Clary.
Robert von Lincoln 570.
Rodanthe und Dosikles 751*,
763.
Rodosto (Rhaedeatoa) 270.
508 f.
Roger 11 von Sizilien 173,
415, 1025.
Roger de Flor 1055.
Roger .riiliannee, Caesar 803.
Roger von Otranto 769.
Rolsndelied 828.
Rollen, liturgische ü96.
Rom 769 (Zwiegespräch mit
Friedrich II), 10!»*.
Roman des aept aagee de Rome
892.
Romania — byz. Reich 411,
Romaniecbe Element« im
Griechischen 1186.
Romaulittemfnr 17, 178,
641 ff.*, 854 ff.*
Romanos I LukiipeiiDs. Kaiser
4.58, 459. S2«. il79 ff.'
Romanoa II, Kaiser 200, 253.
459, 984*.
Romanoa III, Kaiser 737.
9!.*
I, Kaiser
Romanoa IV Diogenc
434. 467. 1008 ff.'-
Romanos, Grammatiker 581.
Romanos Joh, 1142.
Romanos, Kirchendichter 11,
2.50, 435, 663 ff.*, 672, 682,
688, 698, 702. 733.
Romanos Lekapenos s, Ro-
manos I Lakapenos.
Romanoa, Schiller d. Blemmy-
des 418.
Romantische Poesie 798,
854 ff.*
R6s s. Russen.
Rossano 1072, 1120.
Ronasean de Snllv, Hugo le
1053.
Rudolf von Ems 689.
Rufinos 913 f.
Eufua 635.
Rum, das Reich 1014.
Rumänen 36, 269 (§ 1 18 Anm.2)
408. 612, 683, 1081, 109.5f.*,
1102.
Rumftnien (griechische Hss.
in) 511 f.
RnBSen. ihre Beziehungen zn
Byzanz 35*. 199, 267, 408,
417 (o.), 683, 777, 971*,
1067, 1074 f*, 1080*,
1095 f.*, 1100 ff.*, 1105',
1108 f.'
Rassland 513 (Hss-Kataloge).
Rjthmische Poesie s. Kircheo-
poesie.
Sab»» , Kon-p.spondent des
Uleninij-des 449.
Sabbaa (.Sabaa), Bogomile 84.
Sabbaa, Gründer der aerbi-
schea Nution alkirche 1059,
1095.
Sabbaa, der hl. 55, 143, 158,
185, 186; Tjpikon des hl.
Sabbaa 142*. 154; a. auch
Kloster.
Sabbaa der Jttngere, MOnch
in KnUlirft-n 195, 198.
Sabbaa, Mönch, Hagiograph
195, 198.
SubelüaniamuB 103.
SahellioB Häretiker SS, 207.
Sabinianns, Feldherr 923.
Sachlikis »tephanos 379, 404,
803, 815 f.*, 832.
SSnlen in Kpel s. Skulptur.
Irtäulenheilige s. Styliten.
SnganoB-Paacha 1067.
^agenkunde 1138 f.
Sagenlitt-^ratur 798 f.
Sftgudinos 485.
Snhak 91 H.
Sahraplakan 948.
ÖBhrbarSz 948,
Saitea Johannea 49, 110,
Sakkelion J. 1141.
Salab-ed^lin 1027, 1034.
.Siilemo, Schlacht bei »75.
SaDast 327
8slmaHiacheExzerpte 335,337.
Salomon 80.3. 877.
Salomonsage 35, 845, 1138.
Samaritaner, Sekte der 145,
939.
Samonaa, H&rtyrer in Edessa
130.
Samonas. Bischof von Gaza,
Polemiker 61, 82.
Samos 1110.
.>;Bm"thr,ikc :«'J 347 (M.).
Samuel von Ani 407.
Sandschi 1061.
Sangarios, Brücke nber den
Georg 619.
samana iva.
Sanudo Marino 636.
cb der klan. AltertmanrUMnaoluIt IX.
. AbtlK. 2. I
Begiater der Personen and Saehen.
Sappho 327, 304, 505.
SaponopoloB 477.
Saponopulos Niketaa, Exeget
135.
SaranteDos H&nuel 474.
Sarozeneii 83, 92, 240, 462
(Rede gegen die S.); 8. such
Sardinieii 1098.
Sarkel 968, 1075.
Sarnns, Schlacht am 934.
SatamBniDB 810.
Satire 17, 878 ff.; b. auch
Parodien, ProdromOH, Spie-
lereien , Tiergeschichten
Saturninos, Häretiker 207.
SatzBchloBsgeaetz 8 , 29*,
1137 f.*
Sbomiki (Sammelwerke) 36.
Schamealdln von Bokhara 622.
Scheden b. Schedographie.
Schedographie 590 ff.
Schiesapulver 636 f.
SchifferbBcher b. Segelhand-
bBcher.
Schififfahrtsgesetz 606.
Schisma 37, 48, 73 f., 81, 89,
93 f., 96, 109, 113, 115,
117, 1091 f*.
Schizenos 474.
SchloBe der Bchnuen Frau S25.
ScholarioB a, GeorgioB.
Scholastik, abendländische 87,
43, 47, 107. III.
ScholBBtikoa. Titel und Bei-
name (=AdvokatJ 240 (u.).
245, 720. SergioB
8clioliast«n , patrietischer Sergioe.
Schriften 125, 137 ff.'; an- 583.
tiker Werke: B. die be-
(reffendeD Äatoren.
Schrift, bl. s. Testament.
Schriftsprache, byzant. 17 f.,
29 ff.-, 220 f., 227 f., 233 1.
249 f., 266, 267, 271, -27:1,
284. 287, 289 f., 301, SM.
308, 323, 355, 373 f., 3(12,
413, 416. 469, 479, 481 f.,
483 f., 551, 701 f., 7«.
764 f., 806, 888, 1135 ff."
8. auch Vnigttraprache.
Schulgespräche 561 f.
Schulwesen, byi. 450 f., 580,
Sebeoa 406, 407*.
Seenndna Philosophna 557.
Seekrieg 635, 637, 688. .
Seele, Darstellungen desStrei-
teB zwischen Körper imd
143, 742 ff.; Veree an die
380.
Seewesen, byz. s. Marine.
Segelhandbacher 410, 418 ff.*
Seidenzucht 243 (ihre Ein-
rühmng in Bjzanz); 1025 f.,
1087.
Seid es Niketas 85.
Seldiouq Namäh 291.
Seldschuken 997, 1005, l(l07,
1009 ff-, 1021.
Selech, ÄBlronom 760.
Seniit«n240; B.Araber, Joden,
Syrer, Orientalen.
Sempronius Asellio 220 Anm, 2 .
Senacherim Michael 478, 541*.
Senat im OBtrSmiachen Reiche
1084.
Senekerim 997.
Sprucbsamm-
Sentenzen
Septuaginta 122 f., 125, 131,
267.
Sequentia. in der Kirchen-
Serben 255 (u.). 608, 683,
1080. 1095; s. aach Shiven
und SfldBlaven.
Serdika 966, 994.
SemoB von Emeaa 582.
Grammatiker 582,
SergioB, Ikonoklaat
SergioB, Kirche deB hl.
Sergios I, Patriarch vo)
11. 60. 61, 250, 337.
671 ff.*. 688, 697, 947. 949,
nKpel
Sergios n, Patriarch von Epel
Schwalben h'ed (xtiidöfiaiia)
257.
Sergios, Patrizier 516.
Sergios, Paulikianer 9
I Sergios, Parser 242, 2
I Sergios von Resaina 2^
243. 262.
^er<» 948.
I SeiTBJ, Stadt 402, 486, 1044,
1112*.
(«.).
Schweden 422, 513 (Hss-Eata- Serviua Tullins 527.
log)-
Schweiz, Hss-Kataloge 513.
Scott Waller 1142.
.ScotuB Erigenn s. Johannes
ScotuB Er.
Sebastpia b. Siwas.
Sebaatopolis 956.
Seta, Melode
Setb Symeon 263, 270, 399,
615*. 617, 896*.
Severianer 64.
Severianos 132, 915.
Severos, Patriarch von Anti-
ochien 51, 52 f.*, 54, 56, 60,
A
64, 128, 187. 5ei.66S.:n
925 ff.-
Severos Vuu micnn», BJ IMHII
Eat«iieiischreibeT 213, 2tl ]
Seitns Julius Africanm 3^
327, 384. 337. 340, 3H.
788.
SguropnloB 485.
Sguropnloa Stephanoe 7Ä
Sguroa Ändronikos I>uka*,P» i
lemiker 114. ■
SguroB Leon 469, 103«. ;
Shah-Nameh 871. (.
Sibyllen 504. 699. j.
Sib^llinischeOrskels.0tak(t I
btt«ratur. t
Siddhapati 891. \
Siddb&rts 886.
Sidrach, Aaketiker 160.
Siebenzahl der PbQot^ha
894. I
Sieben Weise, Sprüche fe '.
601. I
Sieben Weisen Heister a Sjt- i
Sieger im Wettkampfe, Ib. '
1062.
Sigiiane 342.
Sixeliiäitjs, o 367; s. Johww
der Sil i Her.
Sikidibes Michael, Hirtttka
92. 93.
Silherbullen s. Bnllen.
Silentiarios s. Paulus.
SUkoinschrift 413. 792. '
SUvester der hl. 139.
Silvester a, SyropuJos. |
Simakos 242. ,
Simeon s. Symeon. •
Simetokolos Emmanuel aU
Johannes 497. |
Simitekoloa Benedikt 497.
Simler Gieorg 581.
Sinmüas 772. '
Simokstos s. Simokattea.
Simokatte« Theopfaylaktos IL '
227, 228, 245, 247 «.*, lü».
343, 454, 527, 567.
Simon. ProloB von Hagini
Oros 492 (u.).
Simon, Erzbiscbof von Tbtbn
300.
SimonakiB Johannes 497.
Simonides von Amorgos hfi.
556, 750.
SimplikJoa 430, 621,
33.
Sinai 507, 1110, 1113. IIU.
Sindbad, Sindibad b. Synttpu
Sine ira et stadio 307 Ann. 1.
Sinope 511.
Sira die U., MOrtTrin If'
Begister der Peraonen und Sachen.
1W7
Sbiet, Kardinal 510.
fimmum 1^2, 1024, lia4.
SiBebat 949.
fifliiiiiios Grammatikos 51.
dos, der hl. 1138.
(, Patriarch von Kpel
_ 81, 82, 170, 611.
Siäman, Car 988, 994.
£||flnadi 408.
ftsyphos aus Kos 327, 844.
Sitia (auf Kreta) 870.
SäbLtos lY, Papst 819.
iiwas 997
Jiiilien 462, 676 f., 953 f.,
967 £F., 975, 997, 1071 f.;
Klöster in S. 195.
[kanderbeg 1065, 1077.
Skandinavien 1098.
Iketiotes Daniel, Hagiograph
188.
ikiagraphia, rhetor. Lehrbach
452.
Iklavos Manuel 842.
»klengias Nikolaos, Polemiker
113, 114.
ikleraena 439, 1003.
^kleros Bardas 732, 991 f.
>kletzas Andreas 819.
Skordylios Zacharias 608.
Skripu 729 (u.), 1055, 1119.
Skulptur 1119 f.
Bkutaiiotes Niketas, Homilet
176.
äkutariotesTheodoros 92, 390.
äkylitzes Georgios 90.
Skylitzes Johannes, Chronist
265, 267, 271, 273, 297 f.,
322, 349, 365 ff.*, 369, 373,
383, 385, 399, 400, 437,
459.
Skylitzes Stephanos 759.
Skythen 391.
Slaven, ihre Beziehungen zu
Byzanz 33 ff.*, 38, 49, 319,
328, 329, 408, 612, 660,
944 ff.*, 963 f.*, 1070, 1079,
1100 ff.*, 1104, 1127.
Slavenfrage in Griechenland
944 f., 1103 f.
Slavische Reflexe der byzant.
Chronistik 226; siehe auch
Uebersetzungen.
Smbat 981.
Smbat n 996.
Smyma 511.
Sofia 1114; s. auch Serdika.
Sogdaia 1109.
Sokrates, Kirchenhistoriker
246,201,335,343,406,567.
Sokrates, Philosoph 167, 551.
Soliman s. Suleiman.
Solomon von Basra 600.
Solomon Chartularios 739.
Solomon, Ji^a^rj ^oXofiulvJog
802 f.
Solomon Domesticas 932.
Selon 167.
Sommer, Enkomion auf den
486; Gedicht 733.
Sonne, Enkomion auf die 486.
Sophianos Nikolaos 503, 799.
Sophianos 486.
Sophienkirche 423 f., 426 f.,
439, 444, 498 (Monodie auf
den Einsturz der), 721, 726,
1114, 1118*.
Sophokles 505, 549, 554 f.,
565, 567, 576, 601, 733,
783.
Sophonias 430 f.
Sophos 895.
Sophronios, Patriarch von Ale-
xandria 73, 582.
Sophronios Hieromonachos
144, 184.
Sophronios, Patriarch von Jeru-
salem 61, 69, 96, 139, 145,
187, 188 ff.*, 191,209,392,
431, 655, 672 f.*> 701,
950 f.*
Sophronios, Mönch 50.
Sophronios, Pseudo- 67, 190.
Sophronios, üebersetzer (?)
des Hieronymos 324.
Soranos 617.
Soterichos Panteugenos 86, 87,
93, 160, 473.
Sothisbuch 341.
Soziale SteUung der byz. Lit-
teraten 25.
SozomenoB, Kirchenhistoriker
180, 246, 291, 343, 363.
Spaneas 379, 507, 802 ff.*
Spanien, Beziehungen zu By-
zanz 513 ( Hss-Kataloge),
1055.
Spanes Alexios 607.
Sperlinge, Gedicht auf die
737.
Speziaihistoriker 231, 267
Anm. 2, 393, 394.
Sphragistik s. Bullen.
Spielereien, poetische 535, 652
(u.), 681 f., 809 f.
Spinne, Lob der 737.
Splenios 620.
Spondyles 998, 1000.
Spottverse 439 ff., 495, 725,
740, 781, 792 f.
Sprache 17; s. Schriftsprache
und Yulgärsprache.
Sprichwörter 36, 381, 477,
483, 497, 544, 569 (M.),
602 ff.*, 745, 772, 903 ff.*
Sprichwörterpredigten 909.
Spruchsammlungen 379, 453,
522, 600 ff.*, 717 ff., 749,
910.
Spyridon, Bischof von Trimi-
thus 190, 191, 203.
Sredec s. Serdika.
Staatswesen, byz. Schriften
aber das 239, 253.
Stadtannalen 321, 327, 343,
346, 396 (u.), 402 f.*
Stamatios in Korone 785.
Stambul, Etymologie von 412;
im übrigen s. Konstanti-
nopel.
Standarte, byz. 1124.
Stanza = Strophe 696.
Staphidakes 498.
Staphidas Johannes 903.
Stathes, Drama 872.
Staurakios, Kaiser 966.
Staurakios Johannes, Diakon
inThessalonike, Hagiograph
192.
Staurakios, Patrikios 964 f.
Stephan Du§an 489, 1056 ff.
Stephan Lusignan 902.
Stephan Nemanja, Grossiupan
1024, 1034 f.
Stephan II von Ungarn 1022.
Stephan üroS I 1047, 1054 f.
Stephan VI, Papst 79.
Stephanitai 473.
Stephanites und Ichnelates
36, 507, 782, 880, 887,
895 ff.*
Stephanos von Alexandria
430 f., 614, 621*, 625, 633.
Stephanos Antecessor 605.
Stephanos aus Athen 614,
616 f.
Stephanos von Byzanz 254,
410, 411, 417, 527, 538.
Stephanos s. Gobaros.
Stephanos Grammatikos 593.
Stephanos, der hl., Erzmärtyrer
111, 465 (Gegenstand einer
Ethopoiie).
Stephanos, Bischof von Hiera-
polis, Hagiograph 187.
Stephanos, Ikonokiast 68.
Stephanos, der Jüngere, Mär-
tyrer 193, 197.
Stephanos, Kirchendichter 688.
Stephanos, Diakon in Kpel,
Hagiograph 193, 197.
Stephanos, Patriarch von Kpel
976.
Stephanos s. Magnetes.
Stephanos, Mathematiker s.
St. von Alexandria.
Stephanos, Minister Justi-
nians II 957.
Stephanos, Monothelet 61.
Stephanos, Polemiker 53.
Stephanos, der Sabbaite 194,
198, 645.
Stephanos, Sohn Romanos' I
982 f.
Stephanos, Bischof von Suro-
zia 193, 197, 1101.
75*
B«giBter dor Penonen und Bachen.
j. Chr. 626.
Steuerwesen, byz. 1084.
Stiftungearknnden vod £16-
Bteni s. KloBteiregeln.
Stilarten e. Schriftsproche.
StJlbeBKoiietAiitiiiae4ß7,762.* i
Stilicho 913 f. ,
Stirione GioTAnni 1036. i
Siixoi iv""'" 289. |
Stobaeos Jobannee 600. i
Strabon 231, 410, -527, 538, j
544, 567. [
StraboromauoB Manuel 464. I
Straboromanoa Nikephoros \
464. _ '
Strambaldi Dtomedes 901. '
SlrategopnloB Alenos 1048. i
Stratioti (Estradiota) 843. i
StratoD von Sardea 726, 727. I
Strigolniki 1096.
Strongulos Gregorioe, Pole-
miker 110.
Sti7phnos. Adffliral 10.'i5.
StudioD, EloBber 113, 139,
147, 148. 151*, 152, 154,
314, 316, 677*, 686. 7E2,
738, 1006.
Studiten b. Studion and die
Taufnamen.
StuditeBDaniaakoaosl63, 876.
StylianoB Mappa, ErabiBchof
von NeokSaarea 77. 78. 976.
StylianOB, ProtooBekretis 785,
Styliten 144, 14-5, 156.
Stylites s. Joshua.
Stypax 473.
Stypiotes Leon, Patriarch von
Kpel 93.
Stypiotes Theodoros 7-54.
Sadslaven 35, 226, 2-56, 1104;
a. auch Bulgaren, Serben.
Suetonius 527, 538.
S&fiBcbe Sentenzen 811.
Snidas, Historiker 570.
Suidai, Lexikograph 16. 230,
261, 264, 324, 336, 424,
492, 500, 508, 520, 538,
.563 ff.*. 579, 675, 727.
Suleiman, ChBÜf(8. Jahrb.) 959.
Suleiman, SeldachukoDfOrBt
1012 ff.
Snieiman I 490, 1062.
Suleiman II 506.
Susanna, Drama 645.
Susanna, Gedicht Dber 822.
Svjatoalav 986. 988.
Svinthila 949. i
Sykae 927. ;
Sykeotea Theodoros , Archi-
mandrit 191.
Symbatios 974.
Symbolum, Erklärung des <
84; des nikatiiBchen 1
: Xv/ißoplevuxi! 488.
I Symeon, PUrat von Bolgaiieo
131. 458, 459, 723, 977.
979 f.
Symeo
Symeo
176.
Sjrneon, der .grosse Giun-
matiker' 575.
Symeon, Patriarch von Jeru-
Balem 81, 82.
Symeon, Eircheudichter 688.
Symeon, HagiBter nnd Logo-
thet 200, 202, 265, 312.
358 ff.*.
343. 355,
S2, 364. 369, 373,
:ive. »8«, 403. 427, 718 ff.
785 (?).
Symeon, Magister und Logo-
thet, Eanoniat 607.
Symeon von Mesopotamien,
Asketiker 145.
Symeon MetaphrasteB 16,
80, 96, 115, 129, 145, 157,
168, 170, 173, 178 f.*, 180.
181, 185, 190, 197, 199,
200 ff.*, 213, 214,264,476,
718 ff.*
Symeon Monochos, Aflketiker
154.
Symeon, der Narr 190.
Symeon, Paendo- 359, 86 1 , 869,
377.
Symeon SaloB a. Symeon der
Symeon Seth a. SeÜi.
Symeon Stadites, Asketiker
140, 152. 15.3. 154.
Symeon Stylites der Jtingere,
Aaketiker 144 f.*, 191, 671.
Symeon TheologoB, Mystiker
42. 142. 152 ff*, 15.5. 158.
Symeon, Enbischof von Thea-
salonike, Litoigiker 39.
112 f.*, 160, 176.
SymmachoB, BibelDberBelzung
des 123, 127.
SymmachoB, Scholiast 565.
Synadenos, General des Kai
Bers David von Trapeiont
1042.
a, Neffe des Nike-
Botaniates 1014.
Protostrator 1055-
PrioBter 402, 841.
in der byi. Konst
1116."
Synaxarion 136, 181, 185.
Synchromstische Behandlung
der Litteraturgeschichte 25
Synekdemos 417 f.
Syneaios, Alchemist 633.
SynesioB von Kyrene 101, 138,
296, 438, 464, 544, 549,
552, 567, 603, 654 f.
phoroi
Synadinos
E^kelloB,
Synkelloa
Synlcellos
SynkelloB
Synkretisti
turgesei
Synodal de
Den Syi
521.
117, 11
1064, Ii
— von Si.
phienkii
161, 18'
- vonTj
560.
S}-nodikon
Rechtgl
Synodikon
TheBsali
Synopsis i
Synopsis
377, H8i
Syntipaa '
Syrakna 2
Syrer 33, i
Syrische (
403 ff.'
Syrien 67(
Syrigos H
Syropolo«
%ropttloB
Syropnloa
Syropnlosl
121.
Tafel G. I
Tafelmalei
Tafelmnd«
Ta^na 93
Tajapiera
Taktik, T
wisaenai
Talantnchi
Talmatzer
Tankred v
TantaloB 4
Tuasikodi
Register der Personen nnd Sachen.
1189
Tarasios, Patriarch von Kpel
13, 71, 73*, 96, 146, 194,
812 f., 340, 515, 517, 628.
Tarasios, Bruder des Photios
517.
Tarchaniotes Michael 1053.
Tarchaniotes Nilos, Polemikor
114.
TaroD 407.
Taronites 754 f.
Tarsites Eonstantinos 147.
Tatianos 524 (u.).
Taurokomon 1017.
Taxeotes Isaak 615.
Technikos = Grammatikei
583.
Technologie (grammatische)
547, 558, 577, 593.
Teia 934.
Telikudes Eallistos, Asketiker
160.
Teilsage 831.
Temenos Eonstantinos 852.
Tenos 1082.
Tervel (Terhelis) 957.
Testament, altes 337 f., 340,
372, 589, 602, 746, 818.
Testament, neues 655 (Para-
phrase), 790.
Testament, altes und neues
292, 301, 341, 483, 819.
Textilien s. Gewebe.
Thaddaeos s. Pelusiotes.
Thalassios 147.
Thalassios. Asketiker 62, 147*.
Thalia 644 f., 662.
Thamar 1049.
Thamyras, Dialogperson 544.
Thasos 494, 514.
Theano 469, 504.
Tlieben 1025.
Themen des byz. Reiches 253 f.,
256, 952*, 961*, 975.
Themistios 12, 431, 455, 464,
505.
Themistios Ealonymos 51, 53.
Theodat 238, 932.
Theodegios, Bischof von Athen
1 132.
Theoderich der Grosse 237,
923, 1090.
Theoderich o HTQaßog 923.
Theodora, Eaiserin 94, 194,
197, 231, 238, 827, 929 ff.*,
1074, 1143.
Theodora die hl., von Thessa-
lonike 159, 192, 196, 199.
Theodora, Mutter Michaels III
969 ff.
Theodora, Nichte und Mätresse
des Eaisers Manuel Eomne-
nos 88, 384.
Theodora, Tochter Eonstanti-
nos' VIII 999 ff., 1005.
llieodoretos, Eirchenhistori-
ker 38, 40, 48, 69, 75, 122,
132, 138, 170, 188, 211,
246, 291, 343, 372, 388,
530, 566 f., 603, 919, 938.
Theodorich der Grosse s.
Theoderich.
Theodoros I Laskaris, Eaiser
95, 282, 284, 1042 f.*
Theodoros II Laskaris, Eaisei-
93, 95 f.*, 286, 445, 447 f.,
478*, 491, 541, 774 (?),
1047 f.*
Theodoros Dukas Angelos,
Despot von Epirus 1048 ff.
Theodoros, Abt 54, 56.
Theodoros Abukara 18, 71, 81.
Theodoros s. Agallianos.
Theodoros, Bischof von Alania
157, 174.
Theodoros, Mönch in Alexan-
drien 52, 58.
Theodoros Anagnostes 247,
291, 824, 848, 846, 354,
368, 405, 424.
Theodoros, Bischof von An-
dida 157, 190.
Theodoros s. Askidas.
Theodoros s. Balsamon.
Theodoros o Bearog, Panegy-
riker 176.
Theodoros, Despot s. Palaeo-
logos.
Theodoros, Diakonos und Sy-
nodikarios 61.
Theodoros Dux, Märtyrer 208.
Theodoros, Bischof von Edessa,
Asketiker 151 f.*, 196.
Theodoros, Bischof von Ephe-
SOS, Ikonokiast 67.
Theodoros, Erzbischof von
EphesoB 156.
Theodoros s. Gazes.
Theodoros Graptos 78*, 107,
193, 586, 677, 707 (wo Theo-
doros statt Theophilos zu
schreiben ist).
Theodoros, der hl., Märtyrer
139, 168, 171, 486.
Theodoros von Heraklea 206,
211, 213.
Theodoros s. H3rrtakeno8.
Theodoros, Patriarch von Jeru-
salem 165.
Theodoros, Bischof von Iko-
nion, Hagiograph 187.
Theodoros Eubikularios 172.
Theodoros, Bischof von Ey-
zikos (13. Jahrh.) 390.
Theodoros , Metropolit von
Eyzikos, Panegyriker 169.
Theodoros, Bischof von Lao-
dikea 71.
Theodoros Lector s. Theo-
doros Anagnostes.
Theodoros s. Metochites.
Theodoros Monachos, Homilet
176.
Theodoros von Monembasia
401.
Theodoros Moneremites, Pane-
gyriker 176.
Theodoros von Mopsuestia 128,
206, 917, 988.
Theodoros s. Muzalon.
Theodoros aus Paphlagonien,
Eunuch 725.
Theodoros,Bi8chof von Paphos,
Hagiograph 190, 191.
Theodoros, Despot des Pelo-
ponnes 111, 1062.
Theodoros, Bischof von Petra,
Panegyriker 185, 186 f.
Theodoros, Sohn des Petros
Patrikios 237.
Theodoros^ischof von Pharan,
Monothelet 60 f.
Theodoros, Presbyter 60, 138.
Theodoros, Presbyterund Syn-
kellos in Epel 166.
Theodoros s. Prodromos.
Theodoros Protoasekretis, Ha-
giograph 197, 847.
Theodoros Protospatharios
Märtyrer 194.
Theodoros Protothronos, Pane
gyriker 176.
Theodoros Quaestor, Panegy
riker 176.
Theodoros von Raithu 64, 85
96.
Theodoros, Schreiber des Cod
Vatic. 1650 188.
Theodoros von Sebasteia 867
Theodoros von Side 367.
Theodoros s. Skutariotes.
Theodoros,Bi8chof von Skytho-
polis 58.
Theodoros von Smyma, Eir-
chendichter 677.
Theodoros von Smyma, Ari-
stot»liker 85, 430*, 467.
Theodoros Studites 88, 47, 54,
68, 69, 71, 72, 96,, 140,
141, 148, 146, 147 ff*., 153,
156, 166, 176, 198, 194,
349, 677, 686, 688, 698,
707, 712 ff.*, 784, 964.
Theodoros, Bischof von Sug-
däa 97.
Theodoros s. Sykeotes.
Theodoros, Syrer 88.
Theodoros, Bischof von Tri-
mithus, Hagiograph 191 f.
Theodosia, die hl. 204, 205.
Theodosianer 60, 64.
Theodosios I 2, 6, 918, 1073*.
Theodosios II, Eaiser 147,
915 ff., 1078.
Theodosios IH, Eaiser 959.
Theodosios von AlexiMidria,
Register der Personen nnd Sachen.
1191
theos Basilikos, Patriarch
1 Alexandria 920.
tbeos, Presbyter in Anti-
llen 164.
theos, der Apostelschülei
3.
theos, Chronograph 821,
7.
theos von Gaza, Gram-
tiker und Zoolog 268,
2*, 587, 631*, 633.
theos, Presbyter in Jeni-
em 164.
theos, Elosterstifter 318.
theos von Kpel 59, 69.
theos, Patriarch 643.
theos, Zoolog 8. Timo-
os von Gaza,
r Lenk 306, 491, 838*,
>2.
Leitos 607.
der Bischöfe u. s. w. 415,
\.
vesen 1084 f.
von Bostra 214.
SchtQer des Apostels
jIos 165.
iturenbücher 458 f.
. Buch 897.
Ines Singvogels, Monodie
den 378.
Verse über den 815,
).
Ibey 1005, 1007.
)i Leon 34, 642.
ch, der gotische 268 f.
5raphie 1110 ff.
kio8 (Tomikes) Demet-
j, Polemiker 91, 472,
>.
kios (Tomikes) Georgios
If.
kios Leon 740, 1005,
6.
ato Tasso 872.
feiertage, Traktat über
187, 620.
Bruder, Lied von d.
* 933 f.
itus Harleianus 596.
ter, die griech. 274.
»ücfüJ 647.
oSiit^ Bedeutung von
f.
1, Kaiser 238.
los Patrikios, Chronist
, 323.
zunt 393 f.*, 422, 495 f.,
, 1049 ff.*, 1071*, 1115,
9.
e, Verurteilung der 883 f.
>s, Paulikianer 1017.
ibücher 629 f.
igeschichten820f., 861 f.
Träume, Schrift über die 491.
Treviso 842.
Triaditza 266.
Trjasavicy, die zwölf 36.
Tnbigüd 914.
Trichas Johannes 595.
Trichas Eonstantinos 595.
Trichas, Metriker 595.
Triephon 459.
Trikamaron 931.
Trikanas 550.
Triklinios Demetrios 549,
554 ff., 596, 597.
Trimeter, byzantinische 648 ff.
Triodion 136, 292, 658 f.,
686 ff.*
Tritheismus 58.
Tritheisten, Polemik gegen die
71.
Triviez Bemard 869.
Trivolis Jakob 843.
Tmovo 1045, 1061.
Trojaroman und Trojasage 85,
844 ff.*
Troparion 145.
Trophonios 462.
Tropolo^on 686 ff.
Tropus, in der Kirchenpoesie
683.
Trostgedicht 811 f.
Trunkenbold , rhetor. Stück
491.
Tryphiodoros 581, 655.
Tryphon, Grammatiker 588,
589.
Tryphon der hl. 95.
Tschuwaschen 1107.
Turba philosophorum 684 (u.).
Türken 83, 941 , 1054ff., 1058ff.
erste Erwähnung der 243
Ursprung der 865, 1107 f.*
s. auch Seldschuken.
Turachan 1063, 1066.
Turgenjev 34.
Turiner Kompilation 297 f.
Turnier, Ekphrase über ein
467; Gedicht über ein 870.
Tusculanische Fragmente 328.
Tyana 958, 966.
Tyche 234, 857.
Tyche von Epel 1117.
lychikos, Bogomile 84*
Typika s. E^losterregeln.
'ly^iVfm, liturgisches Buch
143, 814, 658 f.
Tyrak , Petschenegenchan
1004.
Tzachas 1017.
Tzakon Nikolaos 785.
Tzakonen s. Zakonen.
Tzazon 931.
Tzelgu-Chan 1017.
Tzei^es Andronikos 533.
Tzetzes Johannes 17, 330,
451, 476, 497, 508, 525,
526 ff.*, 555,595,710,749,
767, 780, 826 f., 846.
Tzetzes Isaak 532, 586*.
Tzikolon 309.
Tzimiskes s. Johannes Tz.
Tzintzilukios Eosmas. Aske-
tiker 160.
Tzykandyles 485.
übertinus Tnsculas Brixien-
sis 812.
üchtanes von Urha 407.
j Uebersetzungen byzantini-
scher Werke ins Aethio-
I pische 404,851; Arabische
66, 144, 152, 262, 858, 404,
614; Armenische 66, 182,
262, 405, 406, 710 f., 850 f.,
899 f.; Französische 890;
Georgische 829, 856, 618,
851 ; Italienische 807, 899f.;
Lateinische 155, 184, 844 f.,
570 (c), 612 f, 614, 630,
678, 850 f. ; Slavische 49,
184, 186, 829, 888, 851 (u.),
856, 860, 373, 377, 879,
408, 418 f., 420 (M.), 427,
602, 612, 660, 684 f., 7101,
743, 803f., 845, 851f.,853,
884; Rumänische 877, 879,
408, 612, 845, 851 f., 871;
Syrische 51, 184, 262, 403,
602, 850 f.; Türkische 884;
Vulgärgriechische 144, 197,
374, 607, 608, 619, 744,
850, 888, 909 f.; in ver-
schiedene Sprachen 224 f.,
373f., 682 ff.*, 834 ff., 851 f.,
868ff., 875f., 888ff., 891ff..
895 ff., 1098; s. auch Para-
phrasen und die einzelnen
Autoren.
Uebersetzungen (griechische)
armenischer Schriften 406;
lateinischer Schriften 99,
100*, 103, 114, 118, 120,
544 f., 629, 852 f.; persi-
scher Schriften 615, 622 f.,
631; syrischer und arabi-
scher Schriften 100, 145,
405.
Uldes 914.
Ungarn 977 f., 1022, 1075.
1081, 1098. 1107f.*
Union der röm. und griech.
Eirche 18, 48, 89, 98 f., 96,
286, 289, 294, 429, 476,
487, 490, 771, 839, 1017f.,
1027, 1036, 1064, 1091 f.*
Universität in Epel 252, 428,
438, 622, 973.
Unterricht s. Schulwesen.
Upravda (Justinian) 287.
Uranos Nikephoros 145, 200,
Register der Personen und Saehen.
tl9S
.rins Rhetor s. Zacharias
1 Mytilene.
irias, Uebersetzer Gre-
s des Grossen 518.
•a 880, 972.
ninantik 6B1.
len 402, 494, 1103*.
as 631.
821. 1082.
IS Andronikos 486, 559 f.*
IS Johannes 559.
»rsprüche 36, 619 f., 631,
>.
l, Inschrift von 33.
}stinimung byzantini-
cr Werke 27 f.
chnung, christl. s. Chro-
ogie und Kalenderver-
serung.
hriften, für die byzant.
dien 1143 f.
lemail s. Email.
i von Glag 407.
►ios 575, 604.
Zenon, Kaiser 920 ff., 1073.
Zenon, Drama 872.
Zenturie 141, 147.
Zeremonienwesen 254 ff.*, 658
(u.), 1085*.
Zeson, Philipp von 765.
Zeugmin 1024.
Zeuzippos, Gymnasium des
726.
Zigabenos Euthymios 42, 47,
76, 82 ff.*, 90, 91, 107, 124,
134, 191, 209, 210.
Zigabenos Georgios 758.
Zigeuner 1107 f.
Zirkusparteien 254, 930, 1085.
Zisternen 1119.
Zoe, Tochter Konstantins VIII
998 ff., 1076.
Zoe, Favoritin Leons VI 978 f.
ZoiloB, Patriarch von Alexan-
dria 58.
Zonaras Christophoros 474.
Zonaras Demetnos 474.
Zonaras Johannes 35, 85, 88,
124, 135, 138, 139, 190
204, 220, 221, 249, 267,
278 (u.), 322, 349, 354, 360,
370 ff.*, 377, 383, 388, 389.
392, 400, 437, 504, 607,
611, 678, 679 f., 682, 835,
Zoologie, byz. 263 f., 631 ff.*,
874 ff.
Zorianos Michael 628.
Zosimos, Bischof 187.
Zosimos, Alchemist 632, 634.
Zosimos, Historiker 10, 259,
335, 388.
Zotikos Paraspondylos 838 f.
Zotos (?) Christophoros 459 (o.).
Zotos, Jakobite 52, 54.
Zuckungsbttcher 630 f.
Zunftwesen, byz. 609; s. auch
Gewerbe.
Zuschlagsverfahren 611.
Zygomalas Johannes 503.
Zygomalas Theodosios 503,
607, 896.
C.H.Beck'sche Verlagsbuchhandlung (Oskar Beck) in tfänchen.
HAKDBUCä.
DER
KLASSISCHEN
AmiRTUMS-WISSENSOHAFT
In systematischer Darstellung
mit besonderer Rücksicht auf Geschichte und Methodik der einzelnen
Disziplinen. ^
In Verbindung mit zahlreichen Mitai*beitern
herausgegeben von
Gelieimrat Dr. Iwan von Müller,
ord. Prof. der klassischen Philologie in München.
-•••
Inhalt der einzelnen Bände:
^Erster Band: Einleitende nnd Hilfsdisziplinen. Zweite sehr vermehrte, teil-
weise völlig neubearbeitete Auflage. Mit alphab. Register. 57 Bog.
Lex.-8«. Preis geh. 15 ^Ä; geb. 17 Jk
A. Gnmdlegnzig und Geschichte der Philologie, von Geheimrat Dr. v. ürlichs (WOrz-
bürg).
B. Hermeneutik und Kritik, von Professor Dr. Blass (Kiel).
C. Paläographie (mit 6 lithographierten Schrifttafeln), Buchwesen und Handschriften-
kunde, von demselben.
D. Griechische Epigraphik (mit einer Schrifttafel), von Oberl. Dr. Larfeld (Remscheid).
E. Römische Epigraphik, von Prof. Dr. £. Hübner (Berlin).
F. Chronologie, von Prof. Dr. Ungar (Würzburg).
6. Metrologie, von Prof. Dr. Nissen (Bonn).
*Z weiter Band: Griechische nnd lateinische Sprachwissenschaft. Zweite völlig
neubearbeitete und sehr vermehrte Auflage, Mit alphab. Register.
60 Va Bog. Lex.-8o. Preis 'geh. 15 JL 50 ^; geb. 17 .^ 50 ^.
A.. Griechische Grammatik (Geschichtliches und Methodisches, Lautlehre, Flexionslehre,
S^tax und Stilistik), von Prof. Dr. B rüg mann (Leipzig).
B. Lateinische Grammatik (Geschichtliches und Methodisches, Lautlehre, Flexionslehre,
Syntax und Stilistik), von Professor Dr. Stolz (Innsbruck) und Gymnasialdirektor
Schmalz (Tauberbischofsheim).
C. Griechische und lateinische Lexikographie, von Gymnasialrektor Dr. Autenrieth
(Nürnberg) und Prof. Dr. Heerdegen (Erlangen).
D. Rhetorik, von Gymnasialdirektor Dr. Yolkmann (Jauer).
E. Metrik, von Prof. Dr. Gleditsch (Berlin).
Dritter Band, Erste Abteilung: Geographie nnd Geschichte des alten
Orients, von Prof. Dr. Hommel (München). [2. Aufl. erscheint 1897.]
Dritter Band, Zweite Abteilung: A. Geographie nnd Topographie von
Griechenland und den griechischen Kolonien. Neubcarbeitet von Prof.
Dr. Eugen Oberhummer (München). — B. Topographie VOn Athen, von
Dr. Walter Judeich (Marburg). [Erscheint 1897.]
Dritter Band, Dritte Abteilung: A. Geographie von Italien nnd dem
Orbls Romanns, von Prof. Dr. Jul. Jung (Prag). - B. Topographie von Rom,
von Gymn.-Dir. Prof. Dr. Otto Richter (Berlin). [2. Aufl. erscheint 1897.]
♦Dritter Band, Vierte Abteilung: Grnndriss der griechischen Geschichte
nebst Quellenkunde, von Prof. Dr. Robert Pöhlmann (Erlangen). Zweite
völlig umgearbeiteteAvflage. 1 7 Bog. Geh. 5 c^ In Halbfranz geb. 6 e/Ä 50 ^
1^4
.ANFORD -
105 038 320 11^
STANFORD U^
UNIVE
, LlBRARll
CECIL H. GREEN LIBRARY
STANFORD UNIVERSITY LIBRARIES
STANFORD, CALIFORNIA 94305-6004
(650} 723-1493
grncirc@sulmail.slanrord.edu
All books are subiect lo recall.