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Full text of "Geschichte der dramatischen Literatur und Kunst in Spanien"

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S SKN. LITT. 



V ..j-^' 




@ e f c^ i c^ t e 



bcr 



Uramatifdien fiteratnr nnH ^irnfl 



in ®i)anien. 



erfler SSanb- 






ber 



braiatiff^ett S&tmtm niüi tntift 




in (Spanien. 



93 cn 



.4^ 



$lbol)il^ Stiebtid^ non @(l^ac(< 



dmette, mit D^ad^trdgen »ermcl^tte, 9lu0ga(e. 




ifter aSanb.: .-f. 



der 



Sttrttifittt am Staat« 

SSerlag oon Sofep^ 8aer. 

1854. 



' 



39 









ilorbentetktmg. 



Sei meinen tt)ieberl^olten Slufent^alten in ©panien wäI^s 
renb ber legten Sa^re gog , obgleich i^ gund^fi mit ©tubicn 
anberer Slrt bef^dftigt war, bod^ aud^ bic bramatif^c 8itc= 
ratur biefeö Sanbeö bon 9icuem meine Slufmerffamfeit auf 
ft^. 3^ la9 ni^t nur biele, anberSwo faum mel^r aufgus 
pnbenbe, SBerfe ber f<)anifd^en JDramatifer, fonbem erwarb 
au^ bur(fe Sla^forf^ungen in ben Slr^iöen unb SSiblio^ 
tl^efen, xok bur^ freunblid^e SKittl^eitungen ©eitenö ber 
©^)anif^en ©elel^rten einen SSorratl^ öon biöl^er unbenufeten 
9iotigen, wel^e gur ©rgdngung unb aSeri^tigung meiner 
©efd^i^te be9 fpanifd^en %^t(xiixi bienen fonnen. Suglei^ 
entfianb bei mir ber SSorfa^, ben fo gufammengebraii^ten 
©toff gu einer umgearbeiteten unb t>ielfa^ bermel^rten Sluf= 



_ IV _ 

läge mcineö Söcrfeö jii \)ertt)enben, meldte, mt id) projef- 
tirte, in f<)ani[d)er ©pra^e erfdjeincn feilte. 3n biefer tt>er' 
ben f wenn bie Umjlfinbe ber Sluöfül^rung meineö SSor^abenö 
gfinfiig fmb, gugleid) bie injwifdjen erfd)ienenen neueren 
3lrbeiten Slnberer, j. 35. bie treppen öon .f)ar^enbufc^ 
mit Einleitungen unb Slnmerfungen öerfel^enen (Sbitionen 
beä Stirfo be SRolina, Sllarcon, 8ope be SJega unb &aU 
beton benu^t werben, ©injiweilen glaube id) ben ^reunben 
beä in Siebe jlel^enben Siteraturjweigeö einen ni^t unan^^ 
genel^men S)ienjl ju erweifen, wenn \6) il^nen einen Sl^eil 
beö gefamntelten SRaterialä fofort, in ©ejialt öon Bufä^en 
ju ber beutf^en Sluögabe, übergebe. 3^ bef^ränfe mid^ (in= 
bem i^ iai eigentlid) 8iterarifd)e , bie a3efpre^ung man^er 
merfwürbigen alten S3ü]^nenbi(i^tungen, jurüdl^alte) auf»^er= 
auögabe einer Slnja^l t)on 9iotijen über f<)anif^e Sl^eater^ 
gcf^i^te, bie jum grBperen S:i^eil au8 ^anbf^riften unb 
feltenen S3ü^ern gef^ftpft fmb unb benen i^ nur auönal^mö' 
weife ©injelneS au9 kxi)Ux jugftngli^en ober neueren ge= 
bruiften SEBerlen l^injugefügt l^abc. 5IRan erwarte baber 
t>on bemjienigen, waö i^ tjorldufig gebe, nici^t mel^r unb 
ni^tö 3lnbere0, al8 voal^ i^ bieten wollte unb entf^ulbige 
baä Stagmentarif^e meiner SKittl^eilungen mit ber gorm 
t>on 3nffifeen, auf weld^e i^ angewiefen war. Sben biefe 
ungebunbene gorm l^at mid) bejlimmt , manii^eö SBici^tigere 
für fpäter auf juf|)aren , bagegen 3lnbere8, waö geringfügig 



ju fein ober mel^r nur ein Sntereffe ber ©uriofttftt ju fjaben 
\ä)mt f l^ert)orgul^ebeit , ba ft^ ni^t lei^t wieber eine pa\^ 
fenbe ©elegenl^eit ju beffen ?)ublication finben mö^te unb 
ba in ber ®ef^i(i^te eineö in t>ieler ^inftd^t noä) fo buns 
fein Siteraturgebieteö felbfi baö Unbebeutenbe unter Um= 
flänben jur Slufl^ettung einjelner ?)un!te SSebeutung gett)innen 
lann, 2)ie bloßen SSitelanfül^rungen t)on alten 2)rudfen unb 
attannfcrit)ten »erben fid^ burd^ bie @rtt>ägung rechtfertigen, 
bap eö fid) l^ier um ©Triften l^anbelt, t>on benen no^ fein 
Söibliogra^)^ 9iotig genommen l^at; befonberö tt)ünf(i^tc i^ 
bie Siteraturfreunbe auf ben auperorbentlid^en JRei^tl^um 
t)on ungebrudEten SBerfen ber alten S)ramatifer aufmerffam 
JU ma^en, ber no(i^ in ben f^^anif^en S3ibliot^ef en , na= 
mentli^ ber beö ^erjogä öon £)ffuna, »erborgen liegt. 
SBie fel^r wäre eö ni^t gu tt)önf^en, bap wenigjlenö bie 
foParjien biefer ®^d^e |)ublicirt tt)ürben, bet)or fie burd^ 
bie SKa^t ber Seit rettungölo9 gu ©runbe gelten! — 3ci^l= 
reifer, al8 eö gef^el^en ift, tt)ürben meine 9ia^trdge jum 
crfien S3anbe aufgefallen fein, mnn ii) aUe ©tüdfe t>on 
Beitgenojfen beö SEorreö 9ial^arro unb ?ope be JRueba , meldte 
mir JU ®efi^t gefommen, ^fitte t>erjei(i^nen wollen; allein 
ii) unterließ eä, t^eitö weil xä) biefen, meifienä öBHig ge^ 
l^altlofen , feinerlei ^ortf^ritt ober neue ?)]^afe ber SSüJ^nen^ 
^)oefie befunbenben Farcen nur geringe aSebeutung beiju= 
legen t>ermag, tl^eiie um «i^errn ©abä ni^t öorjugreifen, 



— VI — 



»elAer bemnd^ji in bem raifonnirenben Äatalogc feiner, 
in tiefem %aift ungemein reiben ä3ü^erfammlung baS t)on 
aRotatin gelieferte Serjei^niß alter ®(!^auf}>iele au9 ber 
3eit iDor 8o}>e be Sega iDenooUftinbigen n>irb. 



y t r e I t 



(Sine umfaffenN ©arfleffung t>t9 SttttolrflungÄ^ 
gangeä bet btamatifci^ett $oef!e unb Äunfl In @|)a* 
nien ifl feit lange notl^toenbig getootben, unb man l^at 
v^ititxffolt auf bie Surfe aufmetffam gemad^t, ble bet 
3Äanget etnet betattfgen SttBeit in bet allgemeinen ZU 
teratutgefd^id^te ^erutfad^t. ÜRu^e8unfetet3«t, toeld^e 
fl^ t>n 3Äannigfattigf eit il^tet geifligen JBejlteBungtn 
tül^mt, fi^on an ji^ toünfd^enätoettl^ fein, ble ©d^dfte 
bet teid^flen unb gidnjenbflen untet ben euto^)4ifi^en 
93ul^nen ndi^et fennen ju letnen, fo toitb ba8 Söt^^ 
bürfni^ * einet folgen genaueten Äenntni^ no^ bnxäf 
ben mä^tigen ©influ^ gefleigett, ben eBen biefe 
Sßnf)m todi^tenb ntei^t aI8 eine« Sai^ti^unbettS auf 
bie J^l^eatet bet uBtigen Sdnbet auSgeüBt l^at. 
gSiele bet Betül^mteften itatienif^en, engtif^en unb 
namentti^ ftanjdjif^en ®^auf^)iele jinb ganj obet 
ti^eittoeife au8 f:|)anifd^en S:xixtUm gef^d^)ft, unb 
bie Stuf^ettung be8 35unfet8, we^eä üBet bem 
aSatetlanbe fo bietet finnteid^en ©tflnbungen unb 
btamatif^ toitffamen STOotiöe liegt, i)etf))ti^t ballet 



11^ 



— VI — 



axxä) üBct bie auänxirtigen Literaturen ein neueä 
unb erfreuli(i^e8 »i^t ju ijerBreiten. 

®n SBerf, toel^e» für bie ©ef^i^te beS f))a:= 
nifi^en Zfftattti anä) nur anndl^erungStoeife fo \>itl 
lelflete, tote Me f^d^Baren StrBeiten öon ßollier, 
9liccotoni, a3eau^attt|>8 unb ben Srubern ^Jarfait 
für bie ber engtlf(ä^en, itatienifiö^en unb franjdfif(3^en 
Sühnen, ifl ni^t üorl^anben, unb toer eg unter:: 
nel^men toltt, bent a3ebürfnifl[e atjul^elfen, toirb ji^ 
fogar naä) Brau^Baren Vorarbeiten fafi bur^auS 
i>erfteBen8 umfel^en. S)ie einjige, toirfli^ öon glei^ 
unb ©runbli^feit jeugenbe ®^rift, bie i^ier in Söt^ 
ttaäjt fommen fann, ftnb ^oxaünd Origenes del 
Teatro espanol; allein blefeS treffli^e 2Berf Be^^ 
[(^dfagt fl^ auSf^ße^ti^ mit ben erflen atnfdngen 
befl f))anif(ä^en 3)rama'8 unb Id^t bie eigentU^e 
aSIutl^ejeit beffelBen ganj au§er feinem 'Sdtxdä). 
gur bie le^tere nun, unb mitl^in für ben Bei \ütu 
im toi(!^tigfien Sl^eit be8 ganjen ©eBietä, iji nvä) 
fo gut toie gar nid^tS geteifiet toorben, nid^tS 
toenigflenS, toaS üBer bie ©rdnjen eineS fummari* 
^tn 3lBrij|e8 l^inauSginge* JBoutertoef l^at in 
feiner, fbnfl fo f)l>ä^^ öerbienflöonen, ®t\ä)iä)tt ber 
?Poefle unb SBerebfamfeit gerabe biefe Partie feine« 
©egenflanbeS mit auffallenber glücä^tigfeit Bel^anbelt, 
toaä in ber Äargl^eit ber SÄatmatien, »e^e i^m 



— VII — 



ju @e6ote flanben, feine (Sntfci^utbigung flnbet. 
äBaä ©Riegel in feinen aSorlefungen übet btamo* 
tif^e »iteratur in biefer Jöesiel^unfl fltbt, ifl fafl 
nur eine geiflijotte unb Berebte Wßotffto\t Satberon'8^ 
©ttoaä axxSfix^xli^n toar ©iSmonbi in feinet Lite- 
ratare du midi de TEaröpe, aQein au^ biefed 
aOBerf enti^dlt fanm mtf)Xf aI8 einige Snl^altSanjel-^ 
gen üon (Sd^aufpieten beS Zopt unb ßatberon, netfl 
dji]^etif^4ritif^en JÄaifonnementg. ©onftige (Bäfxif^ 
tm, bie fld^ mit ber ®ef^i(ä^te beS ft)anif^en Z^t:^ 
atetg Bef^dftigen ober »enigjieng ben Sitein naä) 
ju Befd^dftigen i)etf|)ted^en, finb: 

a»artinej be la Süofa, Poetica. 3)iefe8 »el^r^ 
gebiet, toet^eS a3oiteau*f^e UeBerjeugungen ^)tebigt, 
ifl i)on Stnmetfungen Begleitet, in benen ein Vit^ 
ittbM üBer ba8 (Sanje bet f^anifi^en $oefle, mit^ 
l^in an*^ ber btamatifd^en, gegeBen toirb. JEBie man 
^on bem geijli^ollen ©taatSmanne unb ©etei^rten, 
bet bie !?itetatut feineS aSatettanbeS , tüte SBenige, 
fennt, ettoatten fann, flnbet fi^ f)itx ^idtS Sßox^ 
ttefflid^e unb @eijli)oIIe ; inbeffen lag eä ganj axx^tx^ 
f)a\b bet @tdnjen biefet öloten, ben ©egenftanb 
itgenb etfd^ö))fenb ju Bel^anbeln. — SBaä SSiatbot in 
feinen Etudes rar TEspagne üBet baS f:|)anif^e 
Xffta tetfagt, iji butcä^gel^enbä au8 3Rattinej be ta 
9lofa üBetfefet. 



— vm — 



Sölai ^a^axxtf Dissertacioii sobre las Co- 
medias de Espaiiu (alS SSortebe ju bet neuen 
StuSgabe bet 6om5bien itS (S.ttoantt8, ^U\)xü>, 1749). 
@tne Xixa\>t gegen baS f|)anif(!^e National ^<Bä)a\i:^ 
ft)iel im ©inne bet ©aflicijien, bie ftc!^ fajl ganj in 
allgemeinen ^pi^tafen belegt unb ii^re ijielen 3(b? 
gef^marfti^elten faum bnxä) eine einjige brau^bare 
Slotij vergütet. 

Origeu, Epocas y Progresos del Teatro 
espanol, por Manuel Garcia de Villauueva 
Hugalde y Parra. Madrid, 1803. S)ag unter 
biefem \>ort(f)aftm Zittl erf(^ienene, öon einem 
(Bd^auf))ie(et jufammengefci^riebene Sdnä) , enti^dlt 
juerjl auf 226 (Seiten confufe ^aä)xiä)Hn über 
bie Sl^eater fafl aller Sdnber ber SCBett (unter an^^ 
bern über ba8 3a))anif^e, ß^inefifci^e, ©ci^toebif^e^ 
Jßotnif^er JDeutf^e unb r/^teu^if(^e'0 un# jute^t 
auf faum l^unbert (Selten einige flü^tige, au8 
SdlaS 9lafarre, Sujan unb 3Rontiano ^ Su^anbo 
abgeftä^rlebene. iKotijen über ba8 f|)anif^e JDrama. 

Tralado Hislorieo sobre el Origea y 
Progresos de la Comedia y del Hislrionismo 
en Espaäa, por D. Casiano Pellicer. Madrid, 
1804. 3^^i S)uobejbdnb(^en, totiä)t brauci^bare 
SÄitti^eilungen über baS dunere Si^eatertoefen, über 
bie materielle Sef^affenl^eit ber f^janif^en JBüi^nen, 



— IX — 

ttamentli^ betet öon SKabtib, fo U)ie übet bie U^ 
tül^mtejlen (S^auft)ielet mtffalttn, fxä) abtx mit bet 
bramatifci^en Sit etatut Qax nici^t befci^dftigen. 

Leccione8 de Literatura Draniätica, por 
Alberto Lista. Madrid, 1839. 0htt bet etfle 
Zfitil, toelt^et bie Stnfdnge beS ft)anif(i^en J)tama'8 
Bel^anbeft; ijl etf^leneit; unb biefet fann faum füt 
tttoaS mt^x gelten, ali fut einen 2(u8jug anS 
SKotatin'ä Origenes* 

2)ie toenigen biogta!|)]^if(^en unb Iitetat4ift*>rt'' 
f^en 9tttifel, bie ^ä) in £)ä)oa'S Tesoro del Te- 
atro e^panol ftnben, unb bie, Beitduftg gefagt, 
fafl fdmmtli^ and bet Coleeeion general de 
Comedias escogidas (9)2abtib, 1826 — 31) db^ 
gebtucft jinb, toimmeln öon Stttpmetn unb Un:= 
tici^tigfeiten aüet 2ttt, fo ba§ man fiä) fafl gat 
ni^t auf fle öettajfen fann *). 

aCBenn e8 l^ietnar^ no(^ 0?iemanb öetfu^t 

*) Um nur ein liBeifpiel angitfül^ren , fo gibt D^oa 1641 al9 
ba^ ©eburt^ja^r bed Srand^co be SRojaö an. 9lun aber ifl ber erfle 
$anb ber gefammelten (Somdbien bed 9lojad fc^on 1640 erfd^ienen, 
ja biefer ^id^ter loirb fd^on in 9)?onta(van^ö Para todos (^ue^ca, 
1633) unter ben berttl^mten ^ramatifern genannt. Oc^oa fann in 
biefem %aü um fo loeniger entfc^ulbigt derben, ali er fi(( in bem 
angebogenen ^rtifel felbfi auf SP'^ontaban'd Beugnig beruft unb il^m 
büd& ba« Jtobeöja^r biefe« ^dbrifteUer«, 1H39, befannt fein mngte; ba« 
@d^(immfte aber iß, bag jener fti^Iec^t com)>ilirte Tesoro SOlanc^en 
für eine SCutorität %ilt unb fld^ ba^er beffen falfc^e eingaben auc^ in 
anbere ^ücf^er ))erbreitet l^aben. 



— X — 



1)att t)a8 ©atije bet bramatifr^cn Slteratut unt 
Jtunjl in (Bpanitn l^ijlorifc^ unb fritif^ ju U^ 
arteitcn, fo ticgt bet @tunb baöon unjlrclttg in 
bctt mit bem Unternel^mett öerfttu))ften (5^toierigr= 
feiten* S)enn bet @ef(ä^i^tf(^teiBer biefeS @ebiet8 
ifl Don bem B^WjJunft an, Bei toelci^em 3Rotatln'8 
aCBerf aBfcri(i^t, alfo für bie i§au!|)t!|)etiobe beS ^panu 
\ä)tn Zif^attxSf ganj unb gar auf feine eigene ^ox^ 
f^ung i^ingetoiefen* @t mu§ bie i^iflorif(^en nnb 
biogta^)i^if(!^en öiotijen, beten er bebatf, auf bie 
mül^famjle 9trt anS ben öerfd^iebenartigfien unb 
fettenfien Sdnä^txn fammeln unb fie bann iura) bie fotg* 
fdltigjle JBetgtei^ung unb ßi^f^wimenfiettung mit 
anbettüeitigen 35aten ju fiepten unb in ä)xonolo^ 
gtf^e Dtbnung ju bringen fu^en. S)er üBer^ 
fd^todngli^e 9texä)ii)\xm ber f^)anifd^en SSui^ne ferner 
i?on bem man bl^ne Uefcertreibung Uffaixpttn tann, 
bö$ er größer fei, aU ber aller übrigen taxop^i-^ 
^ä)tn Sl^eater jufammengenommen, tüirb ii^n in 
mel^rfa^er ^^infi^t in SSerlegenl^ eit fe^en; benn 
einmal flnb bie 2Berfe, in benen bie bramatifc^e 
Literatur ber Spankx aufgef^jei^ert i% fafi fdmmt^ 
Ui^ öon größter (Seltenheit, fo ba^ fiä) dm wU:^ 
ilAnbige Äenntni^ berfefben nur burd^ Slaci^for^ 
fi^ungen in ben bebeutenbfien öffentlichen unb 5Pri=: 
»atbibüotl^efen Don euro^)a g^etoinnen idft; bann 



— XI — 



aber ergifct fxä), naä) Uebertoinbimg Mefeä ^inbet:^ 
niffeS, aug bet pdf beg SRaterialS unb auS \>tx 
9lufga6e, baffelbe überfld^tli^ ju orbneit unb ba8 
SGBi(^tigfic fcincS Snl^altä innetl^afb eineS gemeffcnen 
OlaumeS barjulcgcn, eine neue ©^toierigfeit. 

3)et öotliegenbe erfie SSerfu^ einet @ef(3&i*te 
be8 ftjanifi^en Si^eaterä i)on ber dlteflen big auf 
bte neuefle ^dt batf ifxnnaä) tooi^l auf nac^ft^tige 
Jöeutti^eilung 9tnf^ru(^ maci^en, 9118 i^ eä untere 
nai^m, bie angebeutete Surfe bet Sitetatutgefci^i^te 
auSsufütten, \)txi)tf)ltt iä) mit bie mannigfachen 
J&inbetniffle ni(^t, toel^e fl^ meinem SSotl^aben 
entgegen jlettten ,. unb eben fo toenig gab iä) mi^ 
bem tl^dti^ten ©tauben l^in, ba^ iä) im ©taube 
fei, biefelben öoöfommen ju übettoinben* 2tbet eine 
befonbete SSotüebe für ben ©egenfianb forbette 
mi(^ auf, beffen aSeatbeitung ju "öeifu^en, unb 
eine öotjögli^e @unfl bet Umjldnbe fe|te mid) in 
(Staub, biefe Sttbeit mit auägebteitetet ®a(^fennttti§ 
anjujleüen* SSon fcül^et 3ugenb an ber cajWliani== 
f^en ^Joefie mit Siebe jugeti^an, ifaU iä} bie Jffietfe 
attet itgeub bebeutenben f^^anif^en S)ramatifet butc!^:^ 
lefen, unb bie ßai)l ber (Bä)axi\^itlt, tDttäft läf mit 
auf biefe 9ttt ju eigen gemacä&t, belduft fi^ auf me^tete 
taufenb. ©ielfdltige Steifen getod^tten mit Bwttttt ju 
beh in biefem ^aä)t xtxd)^tn ®iblioti^ef en beS Su:- unb 



— XII — 



StuSIanbeg unb jugleic^ @e(egeni^eit , bie no(^ üot- 
l^anbenen 8ü(f en meiner ?ectüte ju etgdnjen, fo tote 
and manchen fettenen unb Uif^tx ^ani unBenu^t 
geitieBenen Duetten bet ft)anif(!^en Sl^eatetgef^^te 
JU f^d))fen; ein Stufentl^att ln(5^)anlen felBfl enb^ 
tl^ öetflattete mir, auif) baS l^eutlge SSüi^nentoefen 
unb ble neuefle bramatlf(^e Literatur blefeS SanbeS 
fennen ju ternen* SCBenn l^ meine Stufgabe nl^t 
i)ottfommen gelöjl i)abtt fo Ifl itmnaä) toenlfljlenS 
ble SÄanget^afHflfelt ber benu^ten SÄaterlallen nlc^t 
baran ®^ulb. 

pr ble dltefle ®t\ä)iä)tt beS f*anlf(i^en S^ea^ 
terS l^atte l^, tole gefagt, an 3Roratln'8 Origenes 
eine f(ä^d|bare Vorarbeit. StIIeln tole fel^r blefeS 
Pelzige unb grünbllci^e Sffierf auci^ Stnerfennung 
Derblent, fo laffen fl^ boc!^ ble ijlelen SÄdnget, an 
benen bajfelbe leibet, nl^t ijerfennen* JDenn tx^liä) 
ffat SKoratln nlci^t ölet me^r geliefert, alS ein aSer jelc^^ 
nl^ ber diteren f))anlfd^en (£d^auft)lele mit gelegent^ 
I^er Stngabe li^reS Snl^altg, unb Id^t eine pxaQ^ 
matlfd^e ©ejlattung felneS (Stoffes fajl gdnjll^ 
toermlffen; jtoeltenS aber finb feine frltlf^en Ur^ 
titelte faum ettoaä 3(nbere8, aW 3Ka(^tf>)rü^e öon 
bem ganj Derfei^rten @tanb^)unft beS franjöfifci^en 
®(afficl8mu8 au8. S)lefen STOdngetn abjul^etfen, bin 
iä) In meinem erjlen aSanbe bemüht getoefen. 3^ 



— XIII — 

f)abt mid^ itioä) ni^t auf bie SSenu^ung ber f(!^on 
öon SÄotatin auSgeBeuteten SÄatertatten bef^tdnft, 
fonbern toat fo glurftlci^, i)icl 0ieue8 i^injutrage« 
ju fönnen, unb fei^on ein f[ü(^rtger JßUcf mu^ jelgcn, 
tt)ie ölel reibet an^nl^alt baä erjle unb jtoeitc S3u^ 
biefer ®t^ä)iä)U auSgefaöen finb, alS bic Origenes* 
2)ie ©nlfitung über ben Urf|)tung beä %i)taUxi 
im neueren ^nxopa freien mir ndti^ig, um bie 9tn^ 
fange beS f^janifci^en in ein i^edereä Zxäft fletten ju 
fdnnen* 3(^ glaufce l^ier jum erflen 9Kale naä)^ 
getwiefen ju ^abtn, toie bie Äelme beS geifilici^en 
@^auf:|)ieI8, bejfen ©ntjlei^en man Qmbfjxxliä) erfl 
in baS SWittelalter fe^t, fci^on in ben liturgif^en 
©eBr&u^en ber Älteflen ^rijitt^en Äird^e entl^alten 
ftnb ; ber 9lejl biefer Einleitung, toel^er bie ^Periobe 
ber SW^jierien unb SKoratitdten Bei^anbelt, ifl bagegen 
niä)td toeiter, aW eine S^fammenfieüung ber eri^et^^ 
li(^jieu ölefultate au8 ben neueren gorf^ungen über 
biefen ©egenfianb* 

a3ri ber JDarflellung ber bramatifci^en Siteratur 
unb Äunfl in (Bpanitn todl^renb i^rer ©tütl^en:* 
(poä)t, i)attt iä) ein Walser Beinal^e ganj untear:* 
Beiteteg gelb üor mir* ©elBjl für bie Äenntni^ ber 
Berül^mtefien 2)ramatifer biefer ?Periobe ijl no(i^ 
Äu^erfl toenig gefiä^ei^en; i)on fielen ber 5)i(^ter 
aBer, toe^e i^ier in aSetra^t fommen, l^at man 



XIV — 



felbii t)ic tarnen feit bem fieBjel^nten Sal^rl^unbert 
faum tüithtx genannt; bie Slaäfxiäfttn ü6er ti)x £e6en 
unb ii^re ©Triften flnb, toenn übtx^anpi Dori^anben, 
in Bfinbereld^en b{Miogtct|)l^if(ä^en 9leif)ertorien unb 
oft in ©ü^ern, too man fle am toenigflen fu^en 
fottte, unter einem Sufie anbettoeitiget JÄotijen 'otu 
graben, neBen toe^en fle fl^ nur gelegentliiä^ auf:^ 
Betoal^rt finben; il^re SOBerfe fefbfl ater liegen, ijom 
©taube jtoeier Sai^rl^unberte bebecft, jerfheut in 
ben SGBinfetn ber üerfcftiebenen euro:|)dif(ä^en aSibtio- 
tl^efen, SCBenn l^iernad^ f^on ber Stoff jur Site* 
rdrgef(^i(3^te bc8 ft)anif(!^en 3)rama'8 in mül^famfler 
9(rt auf laB^rint]^if(i^en SCBegen jufammengetragen 
toerben mu^te, toie Diel grd§er toar erfi bie Stuf* 
gäbe, bieg (ä^aotlfd^ aufgehäufte STOateriat ni^t Mo^ 
(^ronologif^ ju orbnen, fonbern anif) innerttci^ ju 
gliebern unb ju einer anf^aulic^cn SJar^ettung ber 
gefammten bramatifc^n ^oefte biefer ^eriobe ju 
gefialten! 2)enft man nun an bie ferneren, mit 
bem aSortourfe öerBunbenen ©(^loieri gleiten, j. 35. 
in ben l^ier ndtl^ig getoorbenen, no^ nie ober bod^ 
nur fel^r flü(^tig angejlettten, Unterfuci^ungen über 
bie (Sinrici^tung ber SSöl^ne, über bie oerfci^iebenen 
©attungen t>on Sl^eaterflücfen u. f. to-, fo flnb 
tool^I i^inrei^enbe SKoti^e jur 92a^fl^t gegen bie 
SRdngel ber i>orIiegenben 3(rbeit wxffanbtn. 



3n Stfcfi^t auf Wc Jßei^anMung ndffm iäf 
barauf Sßeiaäft, ben ©egenfianl) auf bie mdgl^fl 
manntgfattigc aOBeifc unb wn i)ctf(i^iebcnen (Seiten 
jur 2tnf(ä^auuttg ju Bttngen. 9ieBen ber ä^tü^äf:^ 
ftitif^en a3etra(^tung , totlä)t im aSotbetgtunbe 
jte^ett mu^te, ifl ballet au^ ba8 ?ßi^iIologif(3^e unb 
S3iWiogra))]^i[(!^e nid^t auSgefc^Ioffen tootben; neBeii 
3n^aft8anjeigen bet i^etöotragenbjlen bramatifc^ett 
SBerf e 1)abm fritifc^e Urt^eüe ^pani^äftx (Bäfxift^ 
fletter übet bie glei^jeitigen (Stjeugniffe bet Sßnf)^ 
nenliterotut einen 5pia$ gefunben, inbem nur auf 
biefe Strt ein Dotlfldnbigeg «ilb beS dfll^etifc^en 
©eifleS unb @ef(3^macf8 bet i)etf(^iebenen ^cittn 
geliefert merben fonnte; über bie innere ®t^ä)iä)tt 
befi 3)rama'8 enbli(^ toarb bie beä duneren JJi^eater^ 
toefenS unb ber mimif^en Äunfi, fotoeit e8 bie i)i>x^ 
l^anbenen J^ülfämittel erlaubten, ni^t i)erna(^Idfftgt. 
Sßd ben Sn^altSanjeigen ber einjelnen 3)ramen, 
toel(^e ni^t öemti^t toerben burften, toar e8 nici^t 
leiÄt, bie rid^tige SÄitte jtoif^en jU großer 9lu8^ 
ful^rti^feit unb aöju fummarif(!^er ©ebrdngtl^eit 
JU l^alten; inbem ber unerme^Ii^e Sitiä)ff)\xm ber 
f^)anif(^en JBül^nen := Literatur auf ber einen Seite 
bie aCBeitlduftigfeit in Stnal^fe be8 dinjelnen untere 
fagte, lag auf ber anberen bie ©efal^r ber 3!ro(fen^ 



— XVI — 



l^elt unb unbefrlcDiflenben Äürje ju nai)t, alS ba^ 
fle burr^gel^enbS ij&ttt öetmleben toerben fdnnen. 

SWci^t atte 2)i(ä^tct fonntcn mit ^ldä)tx Um^ 
fidnbli^felt U^toä^tn toerben, \)itlmtf)x fiä^icn bic 
aScbeutfamfclt cineS 3cben ben SÄa^fiab aigeicn 
ju muffen, um ben ii^m ju Detflattenben 9laum ju 
Beflimmen; nur ben ge^Ittei^flen ober in anbetet 
SQinfxä)t metftüürbigjlen finb ballet d^tnt umfang^^ 
tei(^e 9tttifel getoibmet tootben, bei ben minbet 
Bebeutenben bagegen Bef^tänf te i^ mi^ auf futjete 
JÄotijen, bei ben ganj getingfügigen auf 3lennung 
bet JJiamen, toel^e iä) bet aSottjidnbigfeit tüegen 
nici^t übetgei^en ju bütfen glaubte* ^aä) bemfet 
ben ?Jtincl:>) toutbe baS aSeti^&ftni^ bet einjelnen 
3!^eile jum (Sanjen abgemeffen, unb ballet bie 
@tanj))etiobe beS f^)anif^en Si^eatetS mit gröltet 
atuSfüi^tli^feit bejubelt, bie ©efc^lci^te beä «et^ 
fattä bagegen nut in fummatif^em 2tbti§ gegeben* 

3m Utt^eil i)abi i^ nac!^ 33 ejiimm titelt unb 
Un))atteittcä^feit gejitebt* ^ä) i)aU bie 3R&nget 
bet ft)anifi^en 5)tamatifet tbtn fo offen anetfannt 
unb getügt, toie ben feltenen aSotjugen betfelben 
bie entfc^^icbenfie 9tnetfennung gejoflt 3^ mel^teten 
SWalen fal^ i^ mic!^ öetanta^t, bet SSetfei^tti^eit 
^tnx entgegeujutteten, tücl^e bet JDi^tfunfl einen 
au^et ii^t ttegenben ^md untetfd^ieben tootten 



— XVII — 



uni> in ber $üefte no^ etmaä 2tnbete8 fu^en, a(8 
blefe felfefi. (Sine ^Polemif gegen fritif^e ®t;fleme, 
tüelc^e mit bem nötigen Sa^ti^unbert ju ®ra6e ge:^ 
tragen ju fein fd^ienen, fönntejtoat für uierftuffig 
gehalten werben; allein toenn anf ber einen (Seite 
bie ft)wif^en S)tamatifer ganj BefonberS ijon fal^ 
fd^en aSeuttl^eilungen biefer 2trt ju leiben gel^ait 
l^aBen, unb l^ierbut^ eine Entgegnung ^)toöocitt 
tolirbe, fo jeigen auf ber anbeten mei^rere »iteratur^ 
erftä^einungen ber jüngfien ^dt nur ju beutlid^, 
ba^ bie alten ^xxtf)nmn nod^ nid^t ausgerottet finb, 
fonbern fici^ in üeränberter @ejla(t üon Steuern gef:= 
tenb ju machen fud^en. Db man Don ber ^oefie 
eine moralifd^e ober irgenb eine anbere birefte Xm^^ 
benj verlangt, ift bajfette, unb 2)ieienigen, toel^e 
neuerbingS eine folci^e 2!enbenj:|)oejte anentj)fo^Ieu 
l^aben, finb ganj nai^ auf ben ©tanb:|)unft aSoi^ 
Ieau'8 unb @ottfc!^eb'8 jurütfgefunfen. 

aOBenn ber nd^fie 3^^* ^^^ Dorliegenben 
S3u^e8 ein literarl^ijiorifci^er mar, fo l^at baiei bod^ 
no(ä^ eine anbere StBfi^t ijorgefd^toefct. 3d^ hjoffte 
an einer ber merftDurbigjlen unb BiSi^er aüju 
toenig berü(ffic!^tigten Siteratur«=(S:|)o^en bartl^un, hjie 
bag toa^rl^aft ®ro§e unb Originale in ber 5ßoefie 
nur auf bem ©oben ber SSolfgtl^ümlici^feit gebeii^en 
fönne, toie namentli^ baS S)rama in ®eifl unb 

@€fc^> t. iit. in (Span. i. m. * 



— XVIII — 



gorm butc^ bic ©efc^ic^te unb ben G^aratter beä 
jiebegmaligen aSoffeä aufä jirettgfle fcebingt fei, 
uttb tote e8, um jiim ä^ten ^aüonal\ä)an^xtl 
ju etMul^en, anS bem tnnerjlen Äertte einet 
Station unb im S^fammen^ange mit il^ren 
i)off8))oetifc^en (Baflenfreifen unb il^ret ©efc^ici^te 
ettoaci^fen müjfe» 3Ran ^at biefe aOBa^t^eit I&ngfl 
anetfannt, fie jeboc^ me^t affgemeinl^in 6e^au:|)tet, 
aI8 an einzelnen a3eift)ieten na^juhjeifen gefud^t; 
feine anbete bet neueten Sühnen atet iji fo ge^ 
eignet, biefen 9tadbtoei8 an il^t ju fü^^ten, toie bie 
ft)anif^e, unb nut bie englift^e fönnte noä) in 
gleichem (Sinne Benu^t toetben, SWS Selege fut 
bie negatii^e ©eite betfefben a3el^au:|)tung, fut ben 
gdn5li(ften 9luin bet ^oefte, ju bem bie SSetnad^* 
läffigung bet einl^eimifc^en Äunjlelemente fönten 
mu^, Bieten fxä) baS ftanjöftfc^e unb italienifd^e 
2;i^eatet bat. S)ie SCBic^tigfeit biefet einfielt aiet 
fei öotjügtid; ben S)eutf(i^en an'8 ^etj gelegt. 3tud; 
un8 ijl ein fo teilet @(^a§ bet ©agen^)oefle ju 
S^l^eil getootben, toie nut itgenb einet Station; neten 
jenem gto^ene:|)ifc^en3)ic!^tungöfteife, bet in ben 9iiBe=: 
lungen unb im ,§eIbenBud^e Befdjioffen ifl unb auf ben 
toit^ aI8 auf einen &ä)t i^atetünbif^en, jlolj fein bütfen, 
jinb bie f)nxlxä)tn gabeln öon Äaifet ÄatI, üon 
bet SKaffenie beS ®xaVS unb öon bet JJafeltunbe, 



— XIX — 



toie fo i)ielc anbete, aiiä) Bei un8 im aSetou^tfein 
De8 aSotfeS leBenbifl getoefen, ja fielen jener fd^önen 
©atjen, an benen jl(!^ bie f:|)anif(^e 5Poefie entjünbet 
i)atf f)abm au^nnfereSSorfa^rengelaufc^t; biebeutfci^e 
©ef^ic^te enbli(^ Bringt bem 2)ramatifer bie reic!^fle 
gütte ipoetif^er Stoffe entgegen. 9tfcer fragen 'mix naii) 
bem aSortl^eil, ben unfer (S^anf|)iet au8 biefem un- 
erme^fic^en Oteiiä^tl^um bi(^terif(^er Elemente gejogen 
l^at, fo fällt bie 9tnth)ort BetrüBenb anä* SBir ^abtn 
ung naä) ben öerf^iebenartigjlen Siic^tnngen l^in 
jerfi)tittert , ben ^eterogenjlen ©eiitben ntbm dn^ 
anber 9lanm anf ben aSrettern üerjlattet, Batb biefeä, 
6a(b jeneä aSortilb nad^gea^mt, nnb flnb Befonberä 
eifrig Bebac^t getoefen, bie Ȥefen ber anSldnbif^en 
aSü^nentiteratnr au8jnfd^ö:|)fen; toir Befi^en anti^^ 
fifirenbe unb romantifirenbe S)ramen, neröenerfti^üts: 
ternbe SÄorbfpeftafel unb 3)ecIamation8üBungen öott 
©entenjen für ^)^iIofo:|)]^if(ä^e Primaner, fentimen- 
talen gamifienjammer , ber auf bie S^ränenbrufen 
f^ecutirt, unb biatogifirte 3tnefboten, bie fi^ 8ufi^ 
fViete nennen; wix ^abm bie flaffifc^e Sangetoeile, 
tt)ie ben romantifd^en SlonfenfuS unb bie ,,®affen:= 
Iraner" ber granjofen auf unfere Xl^eater i)er:j)f[an jt ; 
ti)ir i^aBen burd; 9?a^al^mung beä (Sdigen unb 
9lu8iDÜ(i^jigen in i^ren ©d^auf^ielen mit ben ^n^^ 
tänbern, burc^ ^arobie ^l^rer formen nnb bur^ 






— XX — 



m^flif(ä^ett Unfinu mit ben ®:|)aniern wetteifern ju 
fßnnen geglaubt; aUx bag (BtreBett, ein eigenti^üm:^ 
li(^eg JDrama au8 imS felBji ju erjeugen, :^at ft(i^ 
BiSl^et nut in t^enigen SBetfen ietl^ätigt, unb na^ 
mentli(^ jlel^en bie SSetfu(^e, unfere üo(f äma^igen @a=: 
genfreife unb l^ijlotifd^en UeBerliefetungen ber Sdüffnt 
anjueignen, fe^r herein jelt ba ; toentgjienä ifl' feine 
bramatifci^e ^oefie organifd) anS benfelben l^etijotge^ 
tt>aä)\m. 3)ie 9tu8ft(^t für bießufunft f^eint nun jtoar 
trüfcc JU fein; jene fci^dne ^aht\tüdt,i^ mel^r ober toe== 
niger in SScgeffenl^eit gefunf en unb au8 ber Erinnerung 
beS SSoIfeS gef(^tt)unben, unb bie SSerfuc^e, jte xok^ 
ber in teienbigen SSerfel^r ju bringen, mdgen fiä) 
nur einen jhjeifetl^aften Erfolg öerf|)re(!^en fönnen; 
inbejfen ifi fo Diet getoi^ : toenn toir je tint xtiä)^ 
ffoitxQt unb fctbjljidnbige bramatifc^e Literatur, tomn 
toir je ein Xf)takx gewinnen, baS nid^t bIo§ ber 
Unterl^altung unb bem 3^iti)ertreibe einer muffigen 
SKenge bient, fonbern 2tnf))ru^ auf ben Slamen 
einer JWationalbül^ne ma^en barf, fo wirb bieg nur 
ba8 aOBerf öon ^iä)Uxn fein fonnen, bie, affer ^aä)^ 
ai^mung beä grembldnbifd^en entfagenb, nur il^rer 
eigenen Eingebung folgen, in soffen ^xiQtn au8 
ben ©trdmen einer tjol^oetifd^en Srabition f(i^d:|)fen 
unb fl^ folget Stoffe bemä(]^tigeu, welcä^e fd^on in ber 



XXI — 



^P^antafie, im ^^etjen unb im SKunbe bc8 93otfc8 
leben* 

(Sollte bag öorliegenbc a3u(ä^ nun im ©taube 
fein, biefe UeBerjeugung me^r unb mei^t ju Detbtei:^ 
ten unb baS Slingen naä) bem 93efi§ eineg natio^: 
nalen 2)rama'8 bei un8 ju beförbern, fo toürbe iä} bieg 
für ben fd^Jnjlen Sol^n meinet Sttbeit l^alten* — 

2)en ©V^i^i^^^ ^^^^ ^ßfl^ i^i^f^t 93erfu^ einet @e^ 
\ä)iä)tt il^tet btamatifc^en Sitetatut (tüenn betfelbe 
fo gtürfU^ fein fottte, feinen SBeg ju ii^nen ju fin:^ 
ben) bie ^etiobe il^tet Utetatif^en ®tö^e unb ©elfcfl:= 
ildnbigfeit leB^aft öetgegentoättiflen ; et mdge j!e 
mal^nen, im ©etoitt bet ^atteifäm:|)fe beS XaQtS 
niä)t jenet gto^en SKdnnet ju öetgejfen, tt?el^e bet 
©tolj il^tet aSotfal^ten toaten unb beten fte ein:= 
gebenf iteiben muffen, toofetn fte nic^t aufböten 
tooUen, fxä) felBfi ju ad^ten, 3?ut ein f^toad^et (Bä)xm^ 
mtx Detgangenen :|)otitif(!^en St\if)mtS f(^toebt no^ 
übet bem SSatettanbe beS 6ib unb beS ©onjalüo üon 
ßotboüa; bie (Snfel jenet J^^tben, bie einfl mit öet^: 
eintet Zi)aifxaft bie SGBelt etoietten, iefeinben fxä) 
in mötbettfci^em Stubetftiege; bie SKinen beä fetnen 
(SIbotabo, toelc^e ii^te ©d^a^e öot bie gü^e bet 
i^ettfci^et augfd^ütteten , in beten Sitiä)t bie ©onne 
nici^t untetging, finb i)etfiegt, unb ttauetnb f^Ieici^t 
bet ®uabalquii)it — einfl mit (Sbelfiein == gefüllten 



— XXII — 



gfotteit bebecft — am „(jotbencn Zffnxmt'* öoruBer: 
— ahn bic ©c^&^c beS ©eifleS, bie ßer^anteS, 6d^ 
beton unb 8o:|)e be Sega gei^oBen, finb Qibütbtn 
unb toetben Weiten, fo (ange fleifitge SSilbung unb 
bie Std^tung für gro^e Seijiungen auf bem OeBiete 
beg ©eijleä unter ben ÜDZenfc^en nic^t txlo\ä)tn finb. 

gr auf fürt a. 3)^, im Januar 1845. 



^et fSttf äffet. 



J n I) a n 



^e^ Otiten f&anhe9. 



®ette 

(Einleitung. 
Veto Um VrfpntRg Urs 9r(itKa's im Rritrrrtt Cnrtpo. 

5&ic toetfti^iebenen DuetTen beö rteueten <Sd^auft)icte . . 14 

Entartung M 0l5mifd6en 3:^eaterö in ber fpäteren Jlaiferjeit 15 
5)ramattf(j&e (Slemetttc im Sultuö ber dttejlfn (3^rip(!&en 

Äird^e 17 

ß^rifitid^e &efie , an beren Seier fld& am frü^fien brama« 

tifdjt JDatfiedungen fci^IoJTen 19 

Sortbauer ber fcenifd^en (Spiele ber *Jl5mer unb 3ufam« 

men^ang berfelSen mit ben mittelaltertid^en Sarcen 25 
3ufammenn)irfen ber fird^U(3^en üiiten unb ber profanen 

SSotf ölufiSarf eiten , um baö geifilid^e JDrama ^erüor* 

juSilben 34 

3)ie ättefien nod& toor^anbenen geifilid&en ©cl^aufpiele 45 

Sro^nteid&namöfpiete fm 13. Sa^rl^unbert .... 49 

33tüt^ese{t beg geijitid&en JDrama'S 50 

SJiöfierien 51 

SWoratitdten 56 

profane ^d&aufpiele feit bem 12. Sa^r^unbert ... 59 



— XXIV — 

Seite 

(SrjieS fBxiä). 

ajfrbrritung M romifd^en S^^eaterS in ©ganten . . 72 

grortbauer ber fcenif^iett (Stiele unter ben ©efigot^en . 73 

UtUx bie Sfrage, ob ble StraBer ®ti&auf^iele gefannt ^aben 76 

SWimifiö^f Stiele ber 3ogtare« 87 

<£)lf QSolöromartjen unb bereu S^f^^tt^tt^^^^^J^Ö «^^^ ^^^ 

JDrama 104 

<£)ramatif*e fÄuffu^ruugen jur Seit «tfoufo'ö X. . . 112 

Sleltefte Srtpa^uung ber gro^nleid^namöfpiete (1360) . 117 

$Dfr Srj^riefier öou Jpf ta 119 

^Dramatifd&e $Darfict(uug beö ^^obtentanjeö 123 

55ebro ©oujatej bc SWeuboja 125 

^^te(e unb ^oettfc6f @rg5^ungen am «l^ofe 3o^ann'd n. 127 

^k gomebieta be 55onja 129 

^k (Stro^^en SWingo 0le6ulgo 134 

^ialogifc^e ©ebic^te im ßancionero ©enerat .... 134 
@efe^e n?iber bie ^uffül^rung toon (B6)an\^ieUn in ben 

jtird&cn 135 

SmeiteS Sßnä). 

Itm irr l»rgi«trit)eB IttrrtrifdirB (Cnititr h$ fpamfdieB 9tma*i tod| 
^lat bei Cnrina liis jimt JUtflrrten Urs |^0|)e h Vega. 

3uan bei (Sncina 146 

2)ie Selejiina ' ... 156 

®il SSiccute 160 

5:orre3 0la^arro 180 

Jl^eatra(if(!^er %p}ßaxat in ber crjlen J&ätfte beS 16. iaf)x^ 

^unbertö 198 

©eipd^e ®d^auf^iele aud e6en biefer 3eit .... 203 



— XXV — 

®ett( 

Ueberfe^ungen unb 9lad^a^mungen anüUx XxaQhUen unb 

Som5bien 207 

Jlrauetfpiele üon 9Sa6co ^iai Xanco .... 208 

Suftfpiete öon Sa^meo bc «&uctf, Slugufiln be Or* 

tiö; 3uan ^^afior unb g^tijioijal bf Sa* 

Itillelo 209 

So^e be (Äueba 214 

©mrfd^tung ber 93ü^ne In ber üJittte beö 16. Sa^r^wnbertö 228 

monfo be U 93cga 231 

?lf Itffic 6om5bif in brci Slften ober 3omaba8 löon 8f r a n* 

ciSco be Sltienbaüo 233 

J&uiS be SKiranba 234 

3uatt be Jlimoncba 235 

@et{in(^e (Sti^auf^ifle unb bie ^^eilung berfel6en in Autos 

unb Comedias divinas 238 

SuanbeSJ'iatara unb anbete 3:^eaterbi(i;ter 'oon Sei)it(a 244 

SSeriJoHfommnung ber fcenif(i;en SSorrid^tungen burd^ 

^ebro 0lai)arro 248 

0lotijen über bie toanbernben ®(3^aufi)ielertru^))en an^ 

ber ,;unter^altenben [Reife beö 5tgujHn be Oioiag" 250 

©runbung unb erjie gorttitbung ber 93ül^nen toon üJiabrib 263 

%i)eaUx be la Kruj unb bei ^rincijje 267 

3nnere (Sinri(i;tung ber ft)anifd^en (S(3^aufriel^dufer . . 266 

Slamen öerfd^iebener um baS Sai^r 1580 berühmter 51 u« 

1 r e g , b. 1&. Jl^eaterbirectoren, toeld^e jugtei(3^ bra* 

mati^e Siebter ttjaren 272 

ij'ragöbien i}on ©eronimo 93ermubej .... 273 

3uan be la Sueöa 277 

@eine ^Dramaturgie 278 

©eine ®(3^auf^iele 279 

2tnbre3 üiei) be Slrtieba 290 

e(?rifloöaI be asirueö .292 

t 



— XXVI — 

(^fttf 

^ope^ $inctano über t>ad f)}amf(l^e (Sti^aufpirl . . 299 

ßcrtoanteö 310 

©eine älteren (S(!&auft)iele 336 

©eine Stxiüf beö fpanifd^en ^i)eattx& . . 344 

(Seme [jäteten ©ti&aufriete 351 

8upercic Seonarbo be Sttgettfcta .... 365 

©ti&aufrieter unb 6om5bienbi(3^ter auö ben te|tett S)ecen* 

nien beö 16. 3ai?r^unberta 369 

Xj^eotogifd^e 93ebenfen gegen ble BwWPs'ffit bramatifti^cr 

aSorfieHungen . 370 

8f5nn(i(fce 5lutorifation ber ©ti^auf^jiele 371 

StUgemeiner 9^ücf6ticf auf baö f|3anif(3^e $E)rama toor Soi)e 

be aSega 373 

9(6rig ber ©efti^ic^te ber franifti^en S^ationaltänje . . 377 



Mthtt "itn Mtfjfvnn^ lird Prama'0 im neueren 



•o«- 



©efcD (• iit in ^)»an. i. ^»9. 



2ßer bad getfttge geben rineö Solfe^ unb bfe 5DiO' 
mente, in benen ed ftd^ am bebeutenbflen offenbart, )um 
©egenfianbe feiner gorfd^nng mad^t, tt)irb, um ju befrie* 
bigenben JRefnItaten ju gelangen, feinen ©eftd^t^frei^ btm 
JRaum uub ber ^eit nad^ nid^t gu eng abgranjcn bürfen. 
@rtt)irb bie Siation, tt)eldber er feine Slufmerifamleit jnnad^ji 
n){bmet, nid^t gänjltd^ t)on i^ren Umgebungen ifoliren, bie 
xl)n fpejieH befd^äftigenbe ^eriobe nid^t tJÖIlig öon .t>orl^er^ 
gjegangenen abtrennen fonnen, ol^ne jic^ eine^ bebeutenben 
WlltUl^ )um 93er{länbni§ feined 93orn)urfed ju entan^em. 
5)er geübte Slidf entbedft überaß S^föwiin^nliang. JRegun* 
gen, bie für öereinjelte gel^alten tt)erben, laffen ftc^ nid^t 
feiten auf einen änfio^ jurüdffü^ren, ber, t>on einem fernen 
fünfte ausgegangen, burc^ gange Iffieltl^eile t)ibrirt l^at. 
2)ie Ueberlieferungen öon einem 3ai&t^unbert auf baö foU 
genbe, i>on einem SBolfe auf baö anbere, ftnb fo jal^lreid^ 
geujefen, baß bie genaue Setrad^tung oft fogar fd^einbar 
neue unb originale ©rfdbeinungen auö Guetten abjuteiten 
t)ermag, bie ftd^ in bietfad^en Strömungen burd^ gro^e 
3eitraume unb über alle Räuber ergoffen l^aben. 3)enn 
felbji bad |)rimitit)e, neue ffiilbungSleime entl^altenbe , ®e^ 

ment, bad ftc^ in ben Offenbarungen bed ^ö^eren SBdlfer^ 

1* 



~ 4 — 

lebend geltenb mad^t; if^ nur jum S^l^eil national, au6 bem 
^erjen eineö bejHmmten SBolM erjeugt unb auf b(efe6 be* 
fc^ränft, unb fannftd^ tt)eber ben 3Mobificatiönettt>on au^cn- 
fta I nodb ber ^ol^eren geiftfgen ©ewalt entjiel^en , ttyelc^e 
ganjen 3^ kaltem unb SSölfermaffen einen gleid^artlgen ©tem^ 
<)el aufbrudft. 2Bte ba^er feine neue ©efialtung ganj unob* 
l^ängig t>on t>orbergegangenen , wie feine ©egenwart \% 
bie ni^t Sl^eile ber SSergangen^eit in ftd^ aufgenommen 
^ätte, fo begegnen flc^ t^erfc^iebene ittationen aud^ in bem, 
n)ad für il^r @igentl^ämlic^fiea gel^alten voirb, oft auf fibet' 
rafc^enbe SSeife unb in einer @leic^förmigfrit, bie auf dnm 
gemeinfamen 5Dlittelpunft Ijintoeiji. 

S)iefer innfge 3«föinmen^ang t)Ott außerlid^ »ereinjeU 
ten, nacft 3^^^ w^b Ort audeinanberliegenben, Örfc^efttun* 
gen n)irb l^au^tfäc^lic^ fflr bie @))oc^en n)ic^tig, toetc^e, au9 
9Kangel an autl^eutifcben 5Bad^ric^ten , über fld^ fetbfi frfÄ 
tJoHfommned Siebt t^erbreiten. 2)urd& i^n beftftt ber ©e* 
fc^ic^tfc^reiber eined befiimmten ^nfi^ unb ?iteraturgebiett 
ein trefflid^ed SKittet, bie bunfteren fünfte feined ©egen«' 
fianbed aufjul^ellen. Dl^ne feiner 2)it)ination5gabe einen 
gu weiten Spielraum ju gefiatten, wirb er burd^ t)or^id^tige 
Senuftung beffelben, burc^ 3iifowimenfielIung bed gremben 
mit bem (Sin^eimifdben, beö SSergangenen mit bem ©egen* 
»artigen, jur Srgänjung fragmentarifc^er 9totigen, jurSr* 
Iduterung unflarer Serid^te gelangen fonnen. 

Spanien, mit beffen bramatifc^er Äun|i unb ^oefte w^ir 
und im J5olgenben befd^äftigen »erben, gilt feit lange für 
ein 8anb, bad mebr ald bie übrigen, in ftd^ felbji jurüdfge- 
jogen, bem SBerfe^r ber SBolfer unb beffen (Sinpöffen »er^^ 
d^lojfen geblieben ifi. 2)ur(^ ben 9BaB ber ^^renäifc^fen 



— 3 — 

Serge, burcfe jtt>ei >JKeere, weld^e feine Mafien umfpfilen, 
nad^ allen Seiten fc^arf abgegranjt, in ber ^Jormation feinet 
S5öben6, feiner ^oc^ebnen, Scrg« nnb ^bater ganj eigene 
t^ümlid^ geflaltet, t>on einem, tt>ie man öermutben barf' 
autod^t^onifAen Stamme bett>o^nt , ber tro^ aller aSer- 
nüfd^ungen mit eingebrungnen SJölfern bie ©ninbjuge feinet 
ß^arafter^, wie fte unö in ben alteflen 9?acf)ric6ten gefc^iU 
bert werben, nod^ nacf) Sal^rtaufenben erfennen läSt, I)at 
bieö intereffante ?anb in allen SDlanifeflationen feiner ®e^ 
fd^ic^te ba6 originale Clement al^ fel^r uberwiegenb l^ert)or^ 
treten laffen; unb bie^ |)ert)orftecf)enbe feiner ^t)v(tognomie 
ert^alt burc^ bie ©infliiffe eine^ auperenro^^aifc^en SSolK, 
burd^ bie SJermifcf^ung beö Drientalifdjen mit Dccibentalifdjem, 
noc!ö einen ganj eigenen* frembartigen 3wf^6- 5tber burc^ 
wie unterfc^eibenbe SMerfmale and^ t>on ben übrigen ge- 
trennt, bie fpanifd^e ßnltur iji be^^alb nic^t iinabl)angtg 
"oon ben SKad^ten, bie über allen SJolfern im neueren 6uir 
ro^)a gewaltet ^aben, noc^ t>on ßinwirfungen beö SSergang^ 
nen unb Umgebenben. S^erft ein 2!beit M großen SBelt^ 
reic^^, ba6 no^ nac^ feinem ^)l)i;flfct)en ©turje mit feiner 
geifiigen SKad^t Sauber unb 3^iten bel^errfd^t l^at; bann 
burd^ ©nbringen eineö gexmanifc^en Stammet mit @temen* 
ten t>erfe0t, bif in SScrmif^ung mit romanifdf>en fo ent\ijcU 
benb in ber SBilbung ber wic^tigfien unter Den neueren 9S6U 
fern auftreten, trug eö biefelben Äeime in fid6, wie biefe, 
unb mußte fte ju analogen , wenn auc^ nad^ einl^eimifd^en 
Sebinguugen mobiftcirten, ©eftalten jeitigen. 2)aju treten 
bie großen ?5<^etoren ber neueren ßultur, bie überall gleid)- 
artige (Srj'd^cinungen l^ertjorriefen , ®eift unb ©itte beö 
9littertl)umö unb ber d^riftlid^en Äird^e. Unb auc^ äußerlid^f 



-^ 6 — 

war Die Sßx}xena\\6)e |)albinfe( ben S?erut)n!ngen bcr 9?ölfer 
t>ielfadb geöffnet Unter ben ®ott)en bie aSereinigung ber^ 
felben mit ©übgallien ju einem Sieid^e; bann in bem oft- 
lid^en Äufienjiric^ unb felbfi in Slragon gemeinfame ^pxaä)e, 
Gultur unb t>ielfad^e Sommunication mit ber ^rot>ence; 
bie Jörnen 6r^)ebitionen ber Katalanen nad^ allen ^äien 
beö mittellanbifd^en 5Dher^; enblid^ ber mit Stalien, aW 
bem ©ifee ber ^)äpftlic^en SKac^t ge^)flogene, unb feit ber 
SJerbinbung 9?eapefö mit Stragon fiet^ er^o^te SJerfe^r: 
baö jinb nur einige öon ben Umftanben, au^ benen ftci^ bie^ 
bett)eifen läßt. lleberl^au))t tt)aren bie (Sulturerfc^einungen 
im ÜWittelalter feineöweg^ fo öereinjelt unb auf biefe ober 
jene Station befdbrdnit, n)ie man glauben fonnte. SBie bie 
germanifd^e Strd^itectur iti iDeutfd^lanb unb granfreic^ , in 
3talien, @nglanb unb ©ganten il&re IDenfmale l^interlaffen 
^at; tt)ie bie großen romantifc^en ©agenireife fic^ burd^ 
alle europaifd^en Literaturen l)ingejogen l^aben, fo flog jebe 
tt)iffenfd^aftlid^e unb funftterifc^e JRegung öon 8anb ju ?anb 
unb loarb Oemeingut ber JBolfer; unb auc^ ©))anien toax 
biefen lD?ittl)eilungen nid^t unjugdnglid^ , wie fid^ in ber 
golge mel)rfa(^ jeigen wirb. ®erabe bie mittleren Sa^r- 
^unberte aber werben bei unferer Unterfuc^ung ganj bt^fon^* 
bere Slufmerffamfeit forbern, ba bie ©^)uren bramatifct)er 
^nji, beren genauere SSerfolgung un^ t)orjüglid^ wid^ttg 
rein muß , nur in fd^wad^en Umriffen and il^rer !E)amme^ 
fung ]^en)orblidten. 3m golgenben wirb ber SSerfudb ge^ 
mad^t werben, ob jtd^ burc^ ben angebeuteten 3uf<^Jiini^tt' 
l)ang »erfc^icbener ßrfd^einungen eine eixxia^ beutliff^ere 
Slnfc^auung berfelben gewinnen läßt. 

Unb noc^ ein anberer ®runb forbert un^ auf, ben 



— 7 - 

SItrf über bie ©raiijen itnfere^ eigentlichen Se^irfö au^jn- 
be^nen. ^nä) too alle äußere aSerbinbung fe^lt, bient eine 
^eriobe jur (Sriäuterung ber anbeten nnb lä^t jic^ eine 
befonbere ßulturepoc^e burd^ bie Sufamntenfiettung mit äfyrif 
liefen in anbeten ©egenben unb 3rften aufbetten. 2Bie 
namli(!^ unter benfelben SBreiten biefelben ^robucte gebei* 
l^en, [o treten unter ben gleiei^en ©raben ber (Sit)ilitation 
gleid^e ^bänomene I)ert)orj unb biefer ^araKeli^muö ber 
grfd^einungen ntad^t e^ möglid^, au^ bem ^nfienttt)irf(ungd^ 
gange, bei ber einen Station in einer gett)iffen ^bafe ber 
33 Übung auf einen al^nlic^en bei ber anberen ju fc^lie^en. 
ge^It ed nun audb nidbt an Stnbeutungen über bie Urge^^ 
fc^icbte ber bramatifci^en ^mji in (Bpanien, unb ftnb n)ir 
ba^er nidbt auf bergleid^en (Sonjecturen allein angett>iefen, 
fo mxitn un6 bie le^teren bod^ l^ier unb ba jur (Srfc^lie^ 
§ung be6 tieferen aSerfianbnijfe^, jur aSerüoUftanbigung unb 
9Serfnu^)fung einjelner Umftänbe be^ülflic^ fein muffen. 

Da^, tt)ie bei jeber Äunft bie ©efd^id^te ber (^nU 
»irfelung befonbere anjie^enb iji, fo aud^ bie Sfnfänge ber 
bramatifd^en borjüglid^e Slufmerlfamfeit üerbienen, brandet 
nur angebeutet ju tt)crben. 9?ur »er bie ßntwicfclung unb 
alfmälige Entfaltung beö €aatfornd bcobad^tet t)at, wirb 
ben Drgani^mu^ ber ^ftanje begreifen 3 jene roben SSerfucfee 
ber- früheren 3abrl)unterte aber, bie an fid^ nur ein gerin* 
ge^ äft^etifdbe^ 3nterejfe ju erregen t)erm6gen, gewinnen bad 
l^öc^fte, wenn wir in il^nen bie ^eime entbedfen, benen ber 
SBunberbaum be^ romantif^en Sd^aufpiel^ entfliegen ift. 
@ine lange Steige üon 3at)rl)unberten war notbig, um ba^ 
gunbament ju legen, auf bem bie großen !Dramatifer beö 
löten unb 17ten 3at)t]^Mnbcrt^ it^ren Sliefenbau jum @r- 



— 8 - 

flaunen aBer S^ten aufrid^ten formten» St^on im 3)iinfel 
btt erflen c^rifHid^en 3^^ l<^ff^^ P^/ w>^«« ^««^ iß fd^wa^ 
(j^en Umriffett, Spuren jened SBSegcö etUberfett, ber enblid^ 
ju jener »unberwürbfgen ^öbe eml)orfü]^rte 5 SI)aff))eare^d 
unb (Salberon'd SBerfe [teilen am (Snb^)unft einer organi* 
feigen ßntttjirflung^ieil&e, bie f\i) bur* mel^r al6 ein t)oHed 
Sal^rtaufenb fiinjieljtj unb gorm unb ®eift berfelben tt)irb 
erfl bem tJoUfommen t)erfianblid^, ber bie Äetme fennt, au6 
benen jie ertt>ad^fen ^nb. !Die erften sputen ber Äeime 
aber, bie j« fo öberfd^tt)änglid^er Slütl^en^^rac^t gereift ftnb, 
muffen n>ir in ben ältejien ^nben fud^en, bie uu6 über 
iai d^rifHid^e !Drama anfben>al|rt ftnb. Unb mel^r; wenn 
alle moberne ^n|i bem 6l|ri|ientl^iim , aW belebenbem 
^rincij) entfpningen iji, fo ift fie bod^ itid^t «nabJ^ängig 
»on ttod^. frül)eren ©nflöjfen» Der 6trom ber romanti* 
fd^en ^oejie iji t>on ben Duellen ber antifen genäl^rt, bie 
balb aM einjelne Strömungen erfennbar in i\)m fortlau^ 
fen, balb, feine garbung anbemb, fid^ in il|n t>erlieren. 

©0 öiel jur JRed^tfertigung unfere6 SSerfal^renö im 
golgenben, bamit ber flud^tige 33eobad&ter und nid^t ben 
SSortourf unnötl^iger SBeitfc^voeifigf eit mad^e, tt)enn tt)ir 
bie Slnfänge beö 2^^eater6 bei ben (Bpankxn, wie bei allen 
ajölfern, in frul)eren 3riten ju entbedten fudben, aW in 
benen man ed gen>ö^ntid^ entfianben glaubt j wenn tt)ir 
ferner bie 2)arftellung berfelben mit bem Urfprung be^ 
2)ramad im neuern ©uropa üiexljaupt in SSerbinbung brin=? 
gen, unb felbft JRücffid&tnal^me auf fc^eittbar nod^ entlegnere 
^untU nid^t ganj jurucfn)eifen. 

Set)or aber ber SSerfud^, ben ßntvoidfelung^gang be$ 
neuern !I)rama0 bwrd^ feine frül^ften ^erioben ju öer folgen, 



- 9 - 

angefiettt »etben fanu , \oitb bex Umfang beffen , n>a« man 
bramatifd^ nennen n)iß, fefijnfietten fein, äud ber Sorg^ 
lojtgfeit, mit ber man über biefe grage n>eggegangen , ifl 
eine ÜRenge unbegrünbeter 33el)am)tungen I)ert>orgegangett. 
6in aSoIf jlreitet mit bem anbem, n)eld^ed t)on il)nen fxä) 
ber ^Priorität in fcenif^en 2)arfieIIungen j« rül^men l&abe; 
ein |)ijiorifer glanbt bie altefte ^nbe t>om SBorfommen 
tj^eatralifd^er (Srgo^ungen awfgefunben ju l^aben, tt)äl)renb 
e^ bemanberen nid^t fd^tt)er fällt, fte nod^ I)o^cr I)inauf ju 
batiren* Der ©runb aller biefer t>erfel^lten Serfuci^e, bem 
ßntfiel^ett be^ €d6auf))ield einen beftimmten 3fit<)unft an^ 
gnn^eifen, liegt in einer mangetl)aften Slnfid^t üon bem 
SBefen be^ Drama'^ flberl^au^t. ^an fcl^eint anjunel^men/ 
bajfelbe fei nad^ bem ©turje be^ antifen Zhcatex^ auf 
Sal^rftunberte ioöHig t)erfd^tt)unben , bann ^>lo^lic^ »ieber 
jnm aSorfd^ein gef ommen 5 man benft fic^ ^erioben , tt)o e^ 
gar nidbt eriftirt, anbere »0 ed anf einmal tt)ieber in^ 
geben tritt* 2)iefe aSorjiellung , obgleich immer fd^ief, mag 
auf jtd^ berulien , tt)enn eö jtd^ t)om litterarifdb tjßlfig au^^ 
gebilbeten Drama ^anbeltj aber fte fü^rt ganjli^ irre, 
toenn i>on ^erioben bie 9iebe ifi, bie biefer Sluöbilbung 
i>0r]^ergel)en. 

Der |)ang ju mimifd^en Unterl^altungen ifi ben SD?en^ 
fd^en angeboren unb gibt ftd^ f^on in ben Spielen ber 
Äinbcr funb. Stile Stationen l^aben jid^ ju allen 3^iten 
an Darfteltungen n>al)rer ober erbid^teter S3egebea^citen 
^tgßftt. 3n ien ^erfd^iebenften Sffieltgegenben , bei SSölfcrn 
auf allen (Sulturftufen , bei ben amerifanifd^en 9?ationen, 
bei)or fte euro))aifd^e ©itten angenommen Ibatten, n>ie 



— lo- 
bet ben Urbett>o^ttern t)on 3at>a 0/ bei ben ©anbwic^* 
mfulanem wie bei ben Äamtfd^abafen ^), bei ben SBilben 
im innerfien Slfrila n>ie bei ben rollen Sett)o]^nern ber 
äWeutif^en 3nfe(n ^), in Sod^ara unb (Soc^inc^ina »ie 
bei ben Siegern auf 3^Ie be grance ^J ftnb <Bpnxtn me^r 
ober minber unformlid^er ©^aufpiele entberft tt)orben. Unb 
fo finbet fid^ ia^ !Drama überall ; nur bie Orabe feiner QnU 
tt)i(fe(ung jinb öerfd^ieben , je nad^bem I)enimenbe ober för* 
bernbe ßinflflffe e6 auf feiner unterjien ©tufe juröcf^ielten 
ober ju Isolierer aSotllommen^eit ful)rten, S3ei biefer Uni^ 
öerfalitat M Dramatifd^en aber ift eö läci^erlic^, biefe 
ober jene SJorfieUung be6 I2ten ober t3ten 3al)r]^unbertd, 
bie man oljne genaue Prüfung ber t)orberge]^enben 3^'^^^^ 
^ert>orl)ebt, alö bie ältefie im neueren Europa ju bejeid^nen 5 
um fo mel)r<, aU bie d^riftlid^en Stationen felbji in ben 
ro^eften ^erioben fd^on über ben ßulturjufianb ber eben 
bejeidbneten 93ölfer l)inau6 toaren, unb auf einem S3o^ 
ben em^)ortouc^fen , welcher ber (Snttoidtelung be^ Drama* 
tifc^en unenblid^ günfiiger voar. ^an wirb eintoenben, 

*) Solls, Conquista de Mejico lib. III, cap. 15. — Garci- 
laso de la Vega, Comentarios reales, lib. II, cap. 23. — ^ümont 
t)'Urt)iUe'd mrife um bie SOelt, beuffc^e ^udgabe f&an\> II. @. 151. 

*) (Soor« unb QUtU'9 JJoöebuc^ einer @ntbecfung0reife nac^ ber 
@übfee, mit SlnmerFungen ijon gorfier ®. 136. — JDümont b'UröiUe 
a. a. £>. Q3anb I. <S. 367. — Journal historique du voyage d«. 
M. Lesseps au Kamtschatka, pag. 101-104. 

*) Clapperton , Journal of a second expedition into tbe In- 
terior of Africa (London ld39). — Choris , voyage pUtoresque 
autour dn monde, pag. 9. 

*) A. Burnes, Travels into Bokhara Vol. II. — @^rie6 
malerifdbe Steife in 9(f!en , beutfd^e 9Cudgabe @. 130. — Milbert, 
Voyage pittoresque a nie de France. Tom. II. p. 183. 



— 11 - 

^antominen uni 5Dlummerden feien nod^ fein !Drama j unb 
in ber S3rteutung, bie n>ir l^eute bamit öerbinben, jinb fie 
eö atferbingö nid^t Slber abgefel^en baöon, ba^ fc^on in 
beit Ätoften d^rifiltdöen 3al)r^unberten ©d^aufpiele öor^ 
fommeft, bie mit SBort nnb 3KufiI begleitet waren, unb 
beten Sterte unb ^Ritualien pd^ jum 2;i)eit ert)alten traben, 
bürfen in ber ©efd^ic^te be6 toerbenben Z\)caiex^ and) bie 
minber ausgeprägten SKanifefiationen bed bramatifd^en 
S^alenW nid^t auper Stdbt gelaflen n^erben. 2Baö bei Se*^ 
trad^timg beö auögebilbeten 2)ramaS in bjn |)intergrunb 
tritt , wirb tt)idbtig , n)o eS ftd^ um beffen ftufenweife gnt^ 
tt)idfelung l^anbelt; ja, l^ier n)irb eS barauf anfonimen, 
bajfelbe and) in anbern ?5ormen, afö in ben unS geläu* 
ftgen, ju erfennen, unb bai5 bramatifd^e Clement auö 
ben ©c^Iadfen , in benen eS ftd^ t)erftedtt, abjulöfen* 

(SS ift ber S^aralter aller Slnfänge, ba^ fie bie dU^ 
mente nod^ ungefd^ieben , bie gormen nod^ nic^t in be^ 
fümmten Umriffen ausgeprägt entl)alten; unb fo barf, tt)er 
alle ^^afen beS entfiel&enben ©d^aufpielS erfaffen will, fid^ 
nic^t begnügen, baffelbe in feiner beftimmteften , in bie 
aiugen fallenbften ®eftalt anjuerfennen , er wirb »ielme^r 
baffelbe aud^ unter frembartiger Uml^üHung auffud^en 
muffen. SBenn namlid^ in t>orgerudtten ^erioben ßpoS, 
g^rif unb !Drcima als fo üiele gefonberte Gattungen be* 
fielen, fo ifi in ben Reiten beS SSeginnS biefe @d&eibung 
no(^ nid^t t>orgegangen 5 wenn baS auSgebilbete SDrama 
bie Oegenfä^e beS (Spifc^en unb St^rifc^en als SRomente 
feiner felbfl entl^ätt, bie eS jur (Sinl^eit jufammenfa^t, fo 
feigen wir eS in feiner frü^fien (Spoc^e jum X\)eH nod^ »on 
feinen Seftanbtl^eilen iiberwältigt , gum 2:^eil im Kampfe 



— 12 - 

mit fceufclbett itiib ringenb , fic^ an^ \f)nm I)ert)orjuarbdten. 
3it foldjen ^erioben fd^Iummem bie Sfnfänge barftellenber 
Äunft tf)eifö im erjal^Ienben ffiortrage, tl^eild im l^rifc^en 
©efangc unb SBe^felgcfange. Um Seifpiefe anjufü^ren, 
fo n)ifl[en mir, ba^ bie griec^ifcJ^en JR^apfoben bie ^omeri^ 
fd^en unb @V)Hifc^en ©ebid^te in einer f)alb :^ bramatifd^en 
5SWanier, mit (ebf)after 5JKimif unb fo ioortrugen, ba^ ber 
Zon [xä) na(f) bem S^l^alt unb ben »erfd^iebenen t)orge^ 
fuf)rten ^erfonen ioeranberte s). S(uf biefe ©gentl^ümlic^- 
feit bejiel^t fid^ audti ber 9iame ^^pofriten ober ©d^au- 
ft)ieler, ber ben epifc^en Sängern t)on ben Sllten beigelegt 
tt)irb *)• 9Son einer ganj äl^nlid^en SBeife beö Sßortragd 
fann man noi!S) l^eute ^enc\c fein, tt)enn man ben 9Rolo 
t)on 9?ea})el ober Palermo befud^t, n>o bie aUolWfanger 
6d^tt)anfe unb erjä^lenbe ©ebid^te mit öielfad^en ©efttm^ 
tationen unb ba, tt)0 SBec^felreben öorfommen. mitöerfc^ie^ 
benen Snflerionen ber (Stimme recitiren, fo ba^ ber Ue^ 
bergang ber Siebe öon ber einen auf bie anbere ^erfon 
beutlic^ marfirt n)irb. @ine anbere 8(rt x>on Sermifd^ung 
be6 Sräal^lenben unb !t)ramatifd^en, tt)oju nod^ ba6 ?vrifd^e 
l^injutrat, Jl^at ber aSerfaffer bicfer ©efd^i^te im Orient 
fennen fernen; in ben Äaffeel^aufern öon gonftantinopel 
unb S3ruffa, tion ©m^rna unb 58Kagnejta nämlid^ l^at er 
nid^t feiten improöijtrenbe ©änger unb @rjäf)ter angetroffen, 
bie jtc^ n>eri)felwcife in ber S(rt abloften, ba^ juerft (Siner 
einfad^ ju erjal^len anfing , bann ein 3^t)eiter einen Oefang 

») Arheoaeus lib. XIV, pag. 630 B, C, D. — Plato. De re- 
publica lib. II, p. 373 B. — Eustathius p. 6, 1. 5—7. 

•) Diod. Sic. lib. XiV, §. t09. - Lib. XV, 7. — Timaeus 
«opb. Lexic. s. voc onr/QiSai, 



- 13 - 

onfttmmtc unb l^ieraxif, mnn ble ©efc^id^te ein (cbl^aftered 
Sntcreffe gewann unb bramatifciier jn n>erben begann, 
Selbe in ben SDialog fibergingen. 3lo6) i>kM f)kxf)a 
Oei^orige Hefte jtc^ auö Steifebefd^reibungen fammeln. 3n 
Snbien wixi ober n>urbe am Slam-gila ober SRamafefle 
bad alte i^elbengebid^t 9tamai;ana mit lauter Stimme auf 
ben offentlid^eu ^lä^en ber ©täbte »orgelefen, n>ä^renb 
©c^auf))ieler bie eri^eblid^fien SBegebenl^eiten beffelben in 
fhimmer Sfction barjlettten ''). 3n ^erjten n>irb ba^ 
©c^al^namel^ ju a^nlic^en S(ufful)rungen benuftt ^). ^a^ 
interejfantefle Seifpiel "oon ffiermifd^ung ber 2)id^tungd^ 
arten aber bietet \\r\^ baö beginnenbe X\)eatcx ber ©ried^en 
bar, voeil ftc^ l^ier jitgleid^ jeigt n)ie aud ber d^aotifd^en 
Urform aOmäl^Hg baö ©d^aufj)iel in gefonberter ©eftalt 
l^enjortritt. !Dad griecfeifd^e 2)rama liegt auf feinen erften 
©tabien ganj unter frembartiger |)öffe »erborgen unb er^ 
fdbeint, fo n>eit mir feine ©ntftel^ung unb attmälige Stu6^ 
bilbung »erfolgen fonnen, in feinem ^eim alö bitl|i;rambi^ 
fd^er unb )pf)aUi\di)ex (S^orgefang. !Diefe l^rifd^e gorm tt)irb 
junad^ft burd^ im))rot)iftrte 9Konobien unb erjal)leube ^\x>U 
fd^enteben erweitert, n>eld^e man jur Slbn>ed^felung unb um 
bie SKonotonie ju unterbred^en jwifc^en bie ß^orlieber ein- 
fd^febt. 8luf biefer Stufe, tt)o ba6 eigentlidf) 3)ramatifd^e 
nod^ nicftt au6 bem fi^rifd^en unb epifd^en l^er^orgetreten 
war, ftanb baö griec^if^e Sd^aufi)iel nod^ bei Z^e^pi^, 
ber bod^ allgemein ber @rftnber ber Siragobie genannt 
tt)urbe •). Srft afö bie @räal)lung in SDialog unb ^ani- 

') Benares illustrated by JameA Prinsep. London 1831— dS. 
3d series. 

') Sir H. Jones Brydgcs mission to the court of Persia, 
London 1834. Vol. I, pag. 124 ff. 

•) Aristot. de Poet. cap. IV, 6. — Diog. Laert., Plat. lib. 111, 56. 



— 14 — 

lung überging, afö bie ^\t>i\^mxeinex bie in berfelben 
öorfommenben ^erfonen felbfi baraufteßen anfingen , ent* 
tt)icfe(te jid^ baö Drama in t)offer Älarl^eit. 

3n ganj analoger SBeife n>erben n>ir in ben aBed^fel- 
gefangen ber c^riftfid^en Äird^e, in ben Slntip^onen nnb 
JRefponforien , nnb in ben SReben unb fi^mbolifd^en |)anb* 
Inngen, bnrd^ meldte bie ^riefter bem aSotfe ben Sul^alt 
ber I)eiligen ©efdfjid^ten t)ergegentt)artigten , bie ^eime ent* 
bccfcn, au^ benen ba6 d^riftlid^e Drama erwud^6. Slber 
liegt ^ier ein Stn6gangd^)nnft be^ neueren ©d^aufpielö, nnb 
att>ar ber n>i(6tigfie , fo ifi e^ bod^ nid^t ber einjige. 9lii)t 
blop im ®i)oo^e ber Äird^e ifi ber Urfprung bed mobernen 
S;^eaterd ju fud^en , fonbem jugleid; in einer jmeiten fe^r 
t)erfc^iebenartigen Duelle, in profanen SÄummereien unb 
mimifd^en Spielen , n>ie fie ju allen 3^^^^^ «nb in allen 
?anbem ublid^ gemefen ftnb. ?lud^ l^ier bietet fxä) tt)iebcr 
Slnalogie mit bem l^ellenifd^en ?(ltertl)um bar. ®anj bic^ 
felbe Stolle , tt)ie bort bie Deifelijlen , (Stl^elonten unb |>i^ 
laroben, fpielen im neueren Suropa bie 9Äimen, |>ijlrionen 
unb Soculatoren. Die gestern nun ioerbienen nnfere 8luf^ 
merffamfeit nid^t allein , infofern jte un^ bie SSorbilbungen 
ber neueren mimifd^en ^unjl fennen leieren, fonbern aud^ 
tt)eil il^re ©piele unb hoffen bie SSerbinbung jtt)ifdt|en ben 
8tu6ldufen bed antifen unb ben Slnfdngen bed mobernen 
Jl^eaterö l^erftellen. 

SBir finb auf ben ^nft gekommen, big mol^in biefe 
einleitenben Semerfungen führen follten unb fonuen be^ 
ginnen, bie beiben jQueHen, beren 3ufammenflu^ bad 
neuere Drama gebilbet l^at, t)on il)ren ?lnfdngen an ju 
t)erfolgen ^% 

»•) Charles Magnin Ijat in feinen Origine« du Theatrc, Paris 



— 15 - 

Um bie 3^^ bed großen (Sreigniffed, bad bie SBelt 
umgeftalten foUte unb ald ber Slu^gang^punft aHer mo- 
bernen Kultur anjufel^en ift, l^atten bie Stömer mit i^rer 
•^errfc^aft aud^ il^ren ©cfd^marf an bramatifd^en Suftbar- 
feiten über ben größten X^dl ber bamalö befannteij Srbe 
t>erbreitet» !Dad nie ju l^ol^er SSIflt^e gelangte romifd^e 
2!l^eater geriet)^ aber mit bem jinfenben &aat immer mei^r 
in aSerfall. !Die eblere tragifd^e unb fomifdtie SKufe h)arb 
in ber fpateren Äaiferjeit fafi gänjli^ burd^ roi^e (Bpch 
taM unb grobe ^offen ioerbrängt, in benen fid^ bie tiefe 
Entartung jener ^eriobe ft)iegelte. SH6 S3eifpie( ber un^^ 
glaublidben Barbareien, n>eld^e bie bamalige Sül)ne be^ 
fledften, mag nur angefül^rt n^erben, ba^ einft ber ©dbau^ 
^ieUXf ber ben.^erfuled bargeftettt Ibatte, n>irflid^ lebenbig 
auf ber ©cene ioerbrannt n)urbe (man nal^m einen jum 
2;obe t)erurt]^eilten SSerbred^er ju biefer SRolfe) ^i) j in S3ejug 
auf bie Snbecenjen , bie fid^ ungefd^eut auf ben Srettern 
jeigen burften, genügt eö, anjugeben, ba^ bie ©cenen 
ber ^afi})^ae mit bem Stier, ber 8eba mit bem ®(i}tt>anf 
in möglic^fter SJaturioa^r^eit bargeftettt n>urben, unb auf 
bie ©tette be^ ^rocopiuö ju t>erweifen, n>o er bie !Dar- 

1838, T. I. eine au^fü^rlid&e ^arfieUung biefe« ®cgenfiaiibe« in^xi^^ 
fic^t geflent; aUtin ber erjie Xf)t\l feine« üielüerfvred&enben 9Berfe« 
bef(i^aftigt fidg au^fc^UegUdft mit bem antifen X\)tattx unb ed foU 
feine ^ofnung üor^anben fein, bog bie folgenben ©änbe je erfd^einen. 
3)effenunerac5tet ftnb xoix \i)m in Jöegug auf ben®ong, ben bie Un? 
terfud&ung über bie frühen ^Perioben be« 5)rama'ö ju ne(;men i)at, 
für einige 5Cnbeutungen üer^)flicl&tet. 

") Tertull. ad nationes lib. I, cap 10. — Martini, de spec- 
taculis Epigr. 7. 



- 16 - 

fteHungcu fd^ilfcert, »eld^c bie frätere ftaiferin iE^eobora 
ouf bem Zl)eatcx ju @onfianHtto^)cI gab "). 

SBenn bic erfien ßl^rifien forgfältig SOIrt t>erm{eben, 
n)a6 mit bem |>cibcntl^um irgcnb in 93er6inbung fianb, 
wnn fie fogar bie Äuufi ^ unb 3)ic^tn>erfe be6 SlUertl^umd 
t>erbammteu ^^), unb Siertuttian bie gried^ifd^en Sragöbien 
für 2:eufeWn>erfe erHarte ^^), fo mußten fie t>or ?lßem bad 
2:i)eater jener 3^tt, bad burd^ fo grobe 9(udfd^weifungen 
t>erunftaUet voar, t)erabfd^euen **). 

SVpriau unb Sactantiud Hagen bie ÜXimen an , (Sl^e^ 
bru^ unb Unjudf)t ju (ef)ren i®), 2:ertuttian nennt We 
ij^eater |)dufer ber Senuö unb be6 Sacd^ud , ©d^ulen ber 
Unftttlid^feit unb SBoauft i^) unb 6I)r^fojlomud fd^ilbert 
bie (Sd^aufpielerbanben feiner 3^^* wtit tt)o möglid^ nodji 
bunfleren garben ^% <So finben wir benn fd^on In frühen 
3eitcn al6 Siegel angenommen, ba^ bie Sl^rijien feine 
©d^aufpiele befud^en foUten^«). 2)ied warb burd^ fp&tere 
ajerorbuungen unb ßoncilienf^liiffe jum ®efeft erl^oben ^) } 

») S. bie Anecdota im 9ten ^uc^ be^ Suidan (Tom. lU., de 
Küster) unb bie Menagiana (Tom. III, p. 254—59). 

'<) Tertull. de Idolatria C. U. etpassim. 

»♦) Tertull. de SpectaculiA. 

■*) Arnob. lib. YTI, Disput, ad versus gentes. — Sidonias Üb. 
TU, cap. 13. — Augustin. Confessio IIT, %. De vera religlone cap. 
%2 — Salviaous de gubernatione Dei VI, p. 187 sqq. ed. Ozon. 
1733. — Isidor. Cartliag. Etymolog. lib. XVTir. 

'•) Cyprian. Kpist. 103. — Lactant. Institt. div. I, «0. 

«») Tertull. Opp. ed. Semler. T. IV, c. 10, 16. 

»•) Chrysost. Homil. 7 in Matthaeum 113 sqq. 

»•) Minut. Fei. in Octav. c. 37. 

") Cod. Theod. L. XV, tit. 7 1. 4 et. 8.— Cod. Justin. Lib. V, 
tit. XVII, 1 8. — Nov. CXV, c. 3 §. 10. — Synod. Carthag. (im 3. 
398 11. e^r.). — Synod. Illiber. (im 3. 305 n. 6^r.) 



- 17 -- 

attein t>ie |)äufigfcit, mit ber baffelbe "oon neuem einge^ 
fc^ärft tt)urbe , felbft a(6 bie d^riftlic^e tir^e bie ^errfd^enbe 
geworben n)ar, ben)eift, ba^ bie alten SBergnüguugen nod^ 
fortlebten, unb n)ir n)erben fpater feigen, wie jid^ bie mi^ 
mifd^en g})iele ber 3l(ten, freilid^ fel^r entartet unbjerfeftt, 
bid in bie mittleren 3al)r^unberte erl^alten, unb bie (int}:f 
^)unfte M antifen Z\)cakx^ mit ben Slnfangen beö mo^ 
bernen t)erfnüpfen. 

SBa^renb bie ^rcftenöater unb erfien d^rifHid^en gel&rer 
gegen baö !t)rama eiferten, bilbeten jtd^ bod^ im ©d^oo^e 
ber neuen Äird^e felbfi (Slemente beö !t)ramatifd&en , bie 
nur ber weitern 3ludbilbung f)arrten 2)ie Äeime jener 
geiftlid^en Darftelfungen , bie fpdter mit bem SRamen Wti)^ 
fierien unb SKoralitdten bejeid^net würben unb bie man 
meift im 12, ober 13. Sai^rl^uubert entjianben glaubt, 
lajfen fi^ fd^on in ben liturgifc^en ®ebräudt|en ber erjlen 
c^riftlid^en 3^^^ erfennen, ja entwidfelten fxä) in einjelnen 
gdtlen fd^on weit früher, ald man gewö^nlic^ glaubt, ju 
t)ottig bramatif^er ©ejialt. 9Bie t)iel aud^ über bie Slu- 
t^entie ber un6 aufbewahrten älteften giturgien, j. S. ber 
beö l^eiligen 3acobud unb ber 3lj)ofiolifd^en Sonftitutionen 
gefiritten worben ift , fo wirb bodti nidt|t bejweifelt , bap fle 
©ammlungen mei)xexex (gebrauche t)on »erfc^iebenen ber 
älteften Älrd^en feien , unb ba^ namentlid^ bie Siturgie ber 
le^teren bei ben orientalifc^en Äirc^eu fd^on im 4. 3al)r^ 
t)unbert eingefö()rt gewefen fei. 3n ber ganjen gorm bed 
(Sultud nun, wie fie l^ier angeorbnet ift unb, troö »er^ 
fd^iebener 3Kobificationen , afö 9legel für alle folgenbe Seiten 
gegolten I)at, lä^t fid^ baö Dramatifd^e nid^t t)erfennen. 
aSorjüglic^ tritt bieö in bfn SBed^felreben be^ gJriefter«, M 

©efct). D. Sil. in Spanten. Z 



— 18 — 

DiaconuSunb bed 9So(f6 I)ert)or; ferner in ben ?(ntip]^onen 
unb SRefponforien , \r>o jnerfi ein €prud^ t>on einem ein^ 
|e(nen Sänger angeftimmt , unb bann , mnn ber naci^fol^ 
genbe ^falm "oon jn>et gl^oren meci^felweife abgefungen 
tvorben, t>ün ber ganjen ©emeinbe n>icberl)olt mürbe. 
!Diefe SBec^felgefange n)urben juerft im 2. 3af)rl)unbert 
burd^ 3gnatiud in Slntiod^ien, nacbl)er unter ßonftanlin 
burd^ bie 9)?6nd^e glaöianu^ unb !Dioboru6 in bie grie^ 
df^ifd^en ^rd^en eingeful)rt, unb t»erbreiteten fic6 nodj im 
4. Sci^rl^unbert burd^ ben l^eiligen Simbrofiuö aud) im 
abenblanb ^i), 

?lud bemfelben ©efid^t^punft betradbtet , l)at ber d^rifi* 
Hd^e ^Jeftc^cluö , tt)ie er fid^ fcbon in ben erfteu \mx Sal^r^ 
l^unberten geftaltete, für unfern 3wecf entfd^iebene Sebeu- 
tung. aaSir fe^en feier öon Un ©ebcid^tni^tagen ber |>eiligeu 
unb iJKart^rer ab , bie , ol)ne entfc^iebenen S3ejug auf bie 
©runbtage beö d^riftlid^en (glaubend ju l&aben , früher ober 
fpäter in ben Urc^cluö eingereil)t tvurben, unb betrachten 
uur ben le^terU; namlid^ jene ^tftc, ttjel^e ber Srinnetuug 
an baö 8eben, SBirfen unb Sterben beö @rl6ferd ge^ 
ttjibmet ftnb. 2)iefe l^eiligen ^iage jeigen in il^rem 3«- 
fammenl^ang eine jäl^rlid^ tvieberl&olte !DarfteHung beö er^ 
l^abeuften !t)ramaö} unb aße Jll^eile bed ©anjen, aße 
einjelnen gefte, fönnen a(ö fo »iele Slfte angefel^en »erben, 
beren jieber eine befonbere |>anb(ung au6 bem Äreife ber 
l^eiligen ©efd^id^te (ebenbig »orjufüliren fud^t, ^uexft inti 
?lbt)ent bie QJorbereitung , gleid^fam ber Prolog ju bem er* 
greifenben Sc^aufpiel; bann im SBei^nad^t^feft bie ©eburt 

*0 Bibliotlieca Patrum. Toin. L 



— 19 - 

beö göttlichen |)elben3 in iem ber unfd^iilbigen Ätnber unb 
ber gj)ipl^anien bie bebeutfamften 9Komente, mel^e feine 
SBiege umgeben wnb fein 'Sugenbleben erfütten j l^ierauf in 
iebem ber einjelnengefttage, tt)eld^e ben Dßerc^clud bilben, 
bie Oebäc^tni^feier ber ^afjion nnb S(uferjlel^ung in il^ren 
»i^tigften Umftanben; im ^immelfal^rtöfefte jule^t ber 
©c^lu^äft beö göttlid^en Sebenölaufö; — l^ier l^aben wir 
ein ©emdlbe t)on fo bramatif^er ©efialtung, ba^ fid^ bie 
l^eiHge !Dramaturgie nur an biefen X\)pn^ ju l^alten brandete, 
um fic^ fefbftftdttbiger ju f ntwirfeln. 

Unter ben einjelnen geften, weld^e biefen großen 
ß^cluö bilben, ftnb ioerfd^iebene , bereu liturgifd^e geier 
fd^on in ber alteften ^eit fo bramatifdti augeorbnet n>ar, 
iajß eö nur eineö weiteren ©d^ritteö beburfte, um bad 
fDrama entfd^iebeu geftaltet I)ert)ortreten ju laffen. 2)iefe 
J^age finb biefelben , an benen fpater bie geiftlid^en ©d^au^ 
ipiele am alfgemeinften ublid^ waren, unb ber Urf})rung 
ber (entern barf ba^er mit ?lteä)t in jenen alten gotteö^ 
bienjlHd^en ©ebräud^en gefugt werben. @ö ift ^ier ber 
Ort, bie in biefer ^infid^t i^orjügtid^ wid^tigen gefte nam^ 
l^aft JU mad^en: 

1) 2Bei^nad^ten würbe jwar afö gefonberteö 
geft erft gegen ^nbe beö 4. 3al)rl)unbertö in bie d^rifi* 
lid^e Äird^e eingeführt, aber feinem ©egenjianbe na^ 
fd^on frülier alö ein 2;^ei( beö e^i»)^auienfefted gefeiert 2«); 
3n ber näd^tlid^en geier, jur Erinnerung an bie ©eburt 
be^ ^eilanbe^, würbe ber ^i;mnu6 Gloria in excelsis 
Deoj weldber ben ®ru^ ber @ngel an bie ^irten unb bie 

") 9( u 9 u fli , (^ri|1H*e ^x^äoU^if, 93. 1. @. 889 u. 389. 

2* 



— 20 — 

?lntn>ort ter (entern fd^ilbert , mit »ertl^eilten ©timmen ge^ 
ftmgen, Der ^riefier jiimmte ben ©efang ber ßngel an, 
unb ba6 SSoIf anht)ortcte im 9?ameii ber ^irteu: et in 
terra pax hominibus ^3), 2)iefer, uad^^er avi6) in bie 
3Krffe aufgenommene, |)^mnuö war gegen @nbe be^ 
4. 3al^r^unbert6 in ben meiften Äirdt^en befannt, unb 
baö Chronicoa Turoneiise t^erjtc^ert, er fei anfdnglid^ 
nur für bie (§f)riftnadbt beftimmt gett)efen. !Die ?lrt unb 
3eit, in n>e(c^er er gefangen n)urbe, lapt beutlid^ bie ®e^ 
neji6 ber fpäkx in berfelben 3la^t ublid^en bramatifd^en 
aSorftettungen erfennen. 

23 35er @ebad^ tni^tag ber unfd^ulbigen 
Äinber, urfj)rfinglid^ jum (Spip^anienfeft gef)örig, fpdter 
aU i)ierter 2Beif)nad^tötag gefeiert, gef)ört ju ben älteften 
l^ifiorifd^ bocumentirten geften ^^\ 

©ne |)omilie M gulgentiuö ^^) jeigt, n>ie (ebenbig 
unb bramatifd^ ber alte gultu^ bie Gegebenheit, beren @r^ 
innerung biefer S^ag gen>ibmet n>ar, barjuftetten fud^te. 
@ö werben barin bie 50iütter ber ermorbeten Äinber rebenb 

") Chronicon Turenense bei Marteoe, Tom. rv, collectlo 
amplissima pag. 984. ^ilbebert 'oon Xo\ix9 fc^ilbert bie 5trt, tt?ie 
biefer ^^miiu« eefiiiigen tourbe, fülQenbermof en : 

Angelicum post haec sacrifex pater incipit chorum, 
Incoeptum complet vociferando chorus. 
Incipiit, memoret quae salvatoris in ortu 
Gaudia pastores Angelus edocuit. 
Cantica quae post hunc superi cecinere recenset 
Gloria, quam complet vociferando choru». 

") Sluguili 1. c. (S. 878 unb 305. 

") Serm. IV d. Epiphan. Domini et de Innocentibus p. 138 
-139. SßQl SCugufiil. c. @. 309. 



— 21 - 

efngeful^rt, n>le ftc übet ben SSerltift ber il^nen (Sntrijfenen 
jammern, mit il^nen ju fterben flehen, bem Zt)xanncn 
fluchen u. f. tD. Äud^ in t)ier SReben, n>eld6e, n>enn gleid^ 
mit Unred^t, bem feeiligen Slugufiinud jugefd^rieben werben, 
wirb ba^ namlid&e 2;]|^ema in al^nüci^er 2öeife bel^anbelt 2«). 

3) Da 5 e))ip^anienfeji, bie uralte SoHectiDfeier, 
we^e t)erfc^iebene 9Komerift an^ bem Swg^nbleben 3efu 
»erJ^errlid^te, unter anbern auc^ bie Slnbetung ber SKagier, 
unb bal^er fj)äter (alö bem biblifd^en Sffiort Mdyoi bie Se^ 
beutung „^önig" gegeben warb) auc^ ben 9?amen „%efi 
ber l^eiL brei Äonige" erhielt* 

©n auf uuö gefommeuer Slntip^on be6 ßp^raim "oon 
gbeffa (geftorben 378) ^7)^ ein ©efpracft jwifc^en aÄaria unb 
ben aJiagiern entlb^^Itenb, war unflreitig bejiimmt, an biefem 
geft in ber ^ird^e gefangen ju werben. @r ifi befonberd 
merfwurbig, inbem er nid^t nur in ber ^orm an'^ iDra* 
matifd^e fireift, fonbern aud^ burd^ feinen &)axafUx bie 
SSermutl^ung erregt, bap fein Vortrag in mimifc^er SBeife 
©tatt gefunben ^abe. 

4) !Dad ^almfeft, bei ben orientalifdben Stirnen 
fdbon frül^jeitig fejHid^ begangen, in bie abenblänbifd^en 
wol^l erfi furj \>ox Äarl6 be« ®ro^en 3eit eingefül)rt ^s). 
3tt)ei SReben auf ba6 2^ema biefe^ ilage^ öon Sifdbof 
Qpip^anm^ 29) (geboren .^)x>l\ä)en 310—320, gejiorben 

>*) August. Opp. Tom. Y, Append. p. 361 sqq. 

>') Officium Syr. Rom 1656. p. 625. — Ephraim. Opp. Tom. VI, 
p. 601—603. 

") SluQufii Xi). II. @. 44 ff. 

») Epiphanii Opp. Ed. Petav. Paris 1622. fol. T. II. p. 251 
—258 unD 301—303. 



— 22 - 

403) bcweifen, ba^ bie geier beffelben im Orient f(]^on tm 
4. Sö^r^u"'^^^^ "lit ff filmen Äufjögen, Spielen unb 
2!änjen begleitet war, unb begünfHgen felbfi bic Ännal^me, 
iajß fd^on bamalö eine mimifd^^bramatifd^e SSorfiellung be^ 
©njug6 6l)rifti in Sentfalem üblid^ gen>efen fei. 

5) ß^arfreitag, ^eiliger ^abhatf) unb 
Dfterfonntag, t)ieneid^t bie ältejien gefie beö Gl^rijlen* 
tf|um^, atte brei in innigem ßwf^ntmcnl&ang fiel^enb unb 
in il&rer Itturgifd&en geier ben einjelnen ÜWomenten "oon 
gl^rifH ^afjlon, Zo\) unb Sluferjiebung entfpred^enb. SBenn 
am ß^arfreitag bie ?eiben6gef(^id^te »orgelefen, bann ber 
?lltar feiner 3i^n:at^en beraubt, ba6 ^reuj t)er]^üttt würbe, 
bie ^^mnen t>erfiummten unb nur bie ^laglieber be^ 3e* 
remiad unb bad Kyrie eleison ertönten} wenn am f)eU 
ligen ®abbai\) bann bie ilrauer attmal^Hg in Hoffnung 
überging, in Erwartung ber naiven Sfuferjle^ung ba^ 
Gloria in excelsis angeftimmt warb; in ber Dfier)?igtlte 
bann baö Streu j entl^ülft, ber Stempel erleud^tet würbe, 
bie Hoffnung jld^ jleigerte, unb enblid^ am Oflcrmorgen 
in laute greube überging, in'ö ^allelujial) unb in jubelnbc 
SBed)fetgefange au6bradb — fo war bieö eine finnbilblici^e 
6rinnerung6feier be6 ?eiben3 unb Siegel ß^rifii, beren 
bramatifd^e Elemente jid^ nid^t »erfenuen laffen. 

Slugufii (1. c. Zb* H. ®. 134) bef)au)>tet jwar , bie 
fester am ^Karfreitage üblich geworbenen bramatifd^en 
!Darflettungen ber geiben^gefd^id^te feien nid^t im ®eifi ber 
alten Äird^e, l^at jebod^ felbfi eine SRebe be^ ßufebiuö 
gmifenuö ^^) (t x>ox 359) l)erauögegeben , weld^e i^n au 

*o) Oratio in sacrum Parasceves diem, ed. Augusti. Boonae 
18S0. 



— 23 — 

ttjiberlegen fd&eint !Btefc S^arfrclta86*|)omttic ifi- bad 
ältefie unb am entfd&iebenjien ausgeprägte S3eifpie( jener 
r^etorifd^ ^ bramatifc^en 9Ranfer, bie jld^ aucft bei (ip\)xaim 
t)on (Sbeffa unb @))i))^an<ud l^auftg ftnbet; ja fte fann im 
flrengflen ©inne bed SBorted ein fleined Drama genannt 
toerben. @S treten barin ber |)abed, ber Zot> unb ber 
3:eufel auf, unb unterreben fic^ ober bie j(reu}igung bed 
^tlanbeS; mürben biefe nun auc^ au^erlid^ nid^t bur^ 
öerft^febene ^erfonen »orgeftettt , fo fuc^te boc^ unftreitig 
ber ^riefier; welcher ben SBortrag Welt, burd^ bie SÄobu* 
lationen feiner Stimme, bie ffierfcbiebenl^eit ber giguren, 
in beren Flamen er rebete, anjubeuten, unb man fie^t, ba$ 
nad^ biefem SSorgang bie @ntn)idFeIung eigentlich bramati^^ 
fd^er aSorfienungen nid^t ferne lag. — ^ier ift no(% eind 
ber merftt)ürbigfien ^robufte ber alten d^rifilic^en fiiteratur 
anjuföl&ren , ba* S^rauerfpiel xe*<yro« ndayov 3i), fUßenn 
auä) no(§ baröber gefiritten n)irb, ob ®regoriud t>on Sla* 
jianj, bem man e6 jufcftreibt, wirflic^ fein SSerfaffer fei, fo 
fann bod^ ia^ f)of)e ^lltertl^um bed Stöcfd nic^t be}tt>eifelt 
tDerben, unb aud^ bie äJceinung, n)elc^e baffelbe bem 
- SfpoOtnariS t)on Saobicaa beilegt, mad^t ed nur um 
ein Geringes länger. 2)a eS, nad^ bem Prolog )u nx* 
tJieilen, aufgeführt worben ifi, fo la^t fein ©egenftanb 
j>ermutl^en, ba^ biefe SJorfietlung am ßftarfreitag Statt 
gefunben f^abc. UebrigenS iji bie 9Reinung, ba^ ®re^ 
gor tt)irflid^ ber Urheber biefed ®c^aufpiel6 fei, mit fe^r 
triftigen ®rünben t>ertl^eibigt tt>orben 3^), unb m(S) biefer 

*0 Gregor. Nazianz« Opera ^. 11. ®. 253 f. Col. 1690. 
*') X^iaro^ naaycav Gregorio Nazianzeno abjudieetur 
QunRtionuin patrist. biga Vratislaviae 1816. 4. pag. 10 sqq. ~ 



— 24 - 

Ännal^me ^fitten Wir ein im 4 3al^r^uttl)ert aufgeführte^ 
fleiflHd^d ©d^aufpiel. 

3)iefe6 ©tücf ift nid^t bad eihiige d^rifitic^e !Drama 
ieuer 3^<^ t^on bem mir 9?ac6ric6t haben. SfpoDlinand, 
Sifd^of öon gaobicda, fc^rieb, jum ©ebraud^ in Schulen, 
tjerfcöiebene SRad^a^munflen ber gried^ifc^en Glajfifer, unter 
anbeni 3;rauerft)iele in ber üRanier M @urlpibed, unb iup 
fpiele in ber bed üRenanber, unb ba^ @regor "oon SRajianj — 
fattte ber xg»<xrd^ ndax^iv audfy nicftt "oon i^m l&erriibren — 
eine S^ragobie gebid^tet, ge^t au6 bem 3^ugni^ beö S^rerö 
(Sbeb^Sefu ]^ert>or ^4). 3nbefl[en fd^einen biefe SBerfe 
mel^r ^robufte eined geleierten glei^ed, aW einer urfj^rüng^ 
liefen ®egeiflerung für i^ren ®egenjianb gen>efen ju fein, 
tt>ie benn ber x^wto^ «aa/op faji ganj au^ SSerfen bed 
<Sttri:)?ibe^ unb bed S^fopl^ron jufammengefe^t ifl; unb fo 
mttffen fie benn auc^ nit (ebenbig in^d 9}o(f gebrungen fein, 
tDenigflend finb feine 3^ugni{fe ))or]eanben, ba^ in ben 
nSd^flfoIgenben 3a^r^unberten a^niic^e 2)idetungen entflan^ 
ben feiern SBenn ba^er einige ©c^riftpeUer annehmen, 
biefe ©d&aufpiele feien burd^ ^ilger in'd tvejilid^e Suropa 
gebracht morben, unb Ratten fo bie @ntfle^un g bed neuern* 
3;^eater« t)eranla^t ^), fo fann man il^rer ^i^pot^efe 

SCugtt^i 1. c. S. y. ®. 341. — Cf. Valckenaer Pr»f. adEuripid. 
Hippol. p. XI. sqq. unb Fabric. Bibl. Gr. 

«) Sozom. Hist. [eccl. Lib. V. Cap. 18. 

s«) Catol. n. XV. in AMemanni Biblioth. Or. T. ni. P. I. 
pag. 24. 

<•) Collier History of Englitsh Dr^matic poetry and An- 
nalfl of the stage. Vol. I. — Voltaire Eseai sur les moeurs et 
l'esprit des nations« 



- 25 — 

^ijmxliä) SBeifaH fdbenfen. aßic^tfger, a(6 fold^e jiemlici^ 
ifolirt baftel^enbe (Srfc^efnungen , mu^ un€ unfireittg We 
93crfolgung M Dramatifd^en in ben d^rifHid^en SRelU 
giondgebtäud^en felbfi fein. Unter biefen nennen ttJir 
ttuö ber ältejien ^nt no6) bie fefHic^en Slnfjuge an 
ben (Srabem ber SRärtv^rer, t>on benen ber Ijeil Slugu* 
jiinn^ fpritbt ^®), bie ^roceffionen unb ?eid&enconbufte 
mit i^rer $falmobie unb ^^mnologie 37); enblid^ bie 
8rgfl))en mit il^rem unioerfennbar mimifcfien G^arafter unb 
ber Sermonie bed ^u^ivafd^end , aI6 Slacftal^mung jener 
|)anblung ß^rijii. 93et)or jebodb eine furje Darftetfung 
ber fernem ßntwicfelung biefe6 (?Iement6 ioerurfad^t n>er^ 
ben fann, muffen wir einen SSlidf auf bie U^tm @pu^ 
ren bed antifen S'l^eater^ fowol^I, afö bed l^eibnifd^en 
6ultu6 , fo weit er un^ f)ier angef)t, werfen; ba^ bied 
feine müßige Slbfd^weifnng fei, wirb [xä) balb ^erauö* 
fiellen. 3Bir werben feigen, wie bie mimifd^en Spiele ber 
SRomer tl^eilö M profane 5ßoffen unb iSWummereien bid in 
bie nueren 3a]^rl^unberte fortleben, tl^eil^ in ba^ entfie^ 
l^enbe firdblid^e IDrama eingreifen; wie ferner bie SRefie 
ber l^eibnifdben SJoIBluftbarfeiten , nidbt blo^ ber ©ried&en 
unb SRomer, fonbem au^ ber germanifcfcen SSoIfer, wirffam 
finb; baö nad^ ©eflaltung ringenbe dbrijilid^e ©dbaufpiet 
in'd geben ju rufen. 

©eit bem gaße ber SRepublif warb baö romifd^e S^l^eater 
ber \)b\)exn Shmflpoefie immer me^r entfrembet. ©d^on in 

**) August. Serm. 311 in Natal. div. Cjpriani. 

»») ©Interim, ^^enfwurbigfeiten ber fot^olifc^en St\vd)t Xf^^lV, 

193. I. <B. 555. 



— 26 - 

ber 3^it Duintilian6 unb be6 jüngeren ^liuiud fanb ein 
tragifd&er IDid^ter fein anbetet SÄittel, jl(i^ 3w^ßrer jn »er^ 
fd^affen, cil6 ein gro^eö 3'J^wier ju mietl^en unb feine Zxa^ 
flöbie einer ju biefem 3^^* gelabenen ©efefffd^aft x>oxi\x^ 
lefen ^s). Dfe gWebea, welche ilertuttian citirt; ber 0"^- 
roliis, ein ©eitenftücf jur Aulularia M ^lantud, au6 bem 
4. ober 5. S^^r^unbert, bie gried^ifd^e Sl^temneftra ouö 
bem 5. ober 6. , bie S^ragobie , bie S^imot^eud t>on 
©cija unter bem ^^itel \qvaoi^yvqo<i ju g^ren be6 Sau 
ferd «nafiajlud fd^rieb 3«), ftnb bie legten literarifdtien 
^obufte beö antifen !Dramaö , • unb aud^ t>on il^nen lä^t 
fld& bejn)eife(n, ba^ jie je auf ber 35u^ne erfcftienen feien. 
S(uf biefer erl^ielten jle nur bie ÜWimen unb Pantomimen 
in allgemeiner Seliebtf)eit *^); aßein jene unftreitig t)on 
ber Äunjit)oUenbung entartet, bie il)nen $ub(iu6 ®^ru^ 
gegeben l^atte, biefe fd^on an flc^ <£c^au|>iele ber rol^efien 
Sfrt. 

SBenn man t)om antifen ^^fteater rebet, ifi man ge^ 
ttJol^nt; nur an bie iDarfieCfungen auf ber öffentlid^en ©d^au- 
bfi^ne JU benfen; aKein für unfern 3^^* ^^^ ^^^ f^<ft 
erinnern, ba^ ber ^ang ber Sflten ju mimifcfien S3eufti^ 
gungen fxi) nod^ auf t)ielfad^ anbere Slrt ?ufl mad^te. ©aufler 
unb ^offenrei^er, bie bad SSoIf auf bcn ©äffen, bie ©ro^en 
in il^ren |)aufem beluftigten, waren feit lange in ©rie- 

»») Quini de Oratoribus C. 9. II.— Plio. Kpist. VII. 17. 

»•) Voss, de Hist. Gr. II. «I, p. 319. Fabr. Bibl. Gr. T. II. 
p. 325; VI. p. 380. 

♦•) Marc. Aurel. Lib. XI. §. 6. —Müller, Comment. de ge- 
nio, moribus et luxu aevi Theodosiani. Gotting. 1798. pag. 91 .— 
Procop hist arc. Cap. 9. p. 70. 



- 27 - 

c^enlanb tt)ie in 9iom l^eimifc^ *'); reiche ^rtoatleute lie- 
fen ©d^attft)ie(er in i^re Käufer fommen, um i^re gejie 
inxä) ftelfenweife SRecitation t>on Somöbien unb S^ragobien, 
ja burc^ Sluffft^rung ganjer 2)ramen ju erweitern ^^) ; t>or^ 
ne^me SRomer ^feiten fogar 3;ruj)j)en t>on SWimeri in il^ren 
^aläjien unb ful^rten fte auf i^ren Steifen mit fid^ ^^)y 
namentUA burften in 9lam bei fefilid^en Oelagen panto^ 
mfmifc^e Sianje nid&t fehlen *^). Solche t>ereinjeUe 3)ar^ 
ftettungeU; an benen nid^t mel^r baö ganje SSolf Si^eil na^m, 
fonbem nur entweber bcr $o6el auf ber Straße, ober ber 
JReid^e in feinem ^alaft, nal;men in ber fj)dtem ^aifer^ 
jeit immer mel&r uberl^anb ^^). SBiH man nun bie gort^ 
bauer ber alten fcenifc^en ^pkU burc^ bie f^)dtern 3a^r^ 
l^unberte »erfolgen, fo muß man bie ioppdte ®ejia(t ber^ 
felben forgfaltig im 3fuge behalten unb nid^t etwa glauben, 
baß überall, too t>on Sd&aufpielen bie JRebe ift, 3)arjieU 
lungen auf bem offentüd^en S^^eater gemeint feien. !Die 
©teilen ber Soncilienfd^luffe unb ß^ronifen, au^ benen 
iidb bie (Sriflenj bramatifd^er ®j)iele im 3Witte(a(ter er* 
tt)eifen (aßt, geben feiten eine ?Inbeutung über bie S3e* 

♦») Athenaeu8 lib. XIV. p. 615. E. sqq. — Xenoph. Sympos. 
cap. I, $. 12 ti. cap IV. $. 50. — Juyen.Sat. XIV. v. 301 sqq. — 
Quinct. lib. X. cap. 7. $. 11. — Seneca Epist. 45u. a. m. 

**) Aristophan. Nub. v. 1364 sqq. — Schol. ib. — Xenoph. 
Sympos. Cap. IX. — Macrob. Saturn, lib. II. cap. 9. pag. 359. 

*») PluCarch. Syll. cap. 36. — Cicero Philipp. II. cap. «4 u. 
27 sqq. 

*♦) Tit. Llv. lib. XXXIX. cap. 6 — Suet Domit. cap. 7. — 
PliD. lib. VII. Ep. 24. — JMacrob. Saturn, lib. 11. cap. 7. 

•») Ammianus libr. XIV. c. 6. — Vopisc. Carin. c. 16. —Me- 
moires de TAcademie des Incriptions, Tom. I. p. 121 sqq. 



L-'y i 



V» 



- 28 - 

fc^afferi^eit berfelben. 9(uö bem Saffiobor jebod^ gel^t l^er^ 
i>ox, bap ba^ J^fjeater be^ ^onipejud in SRom noc^ im 
6. Sabrl^unbert ju bramatifc^en SSorftelTungen benuftt unb 
t>on 3;^eoboric^ ju biefem ^xt^^d au^gebeffert würbe; 
berfelbe ©d^riftfteKer gebenft auä) nod^ auöbrücflic^ ber 
aRimen unb Pantomimen *^). 9liccoboui f)at fe^r roa\)x^ 
fc^einlic^ gemacht, ba^ bie italienifc^e Commedia deir arte 
unmittelbar auö bem romifd^en fKimuö ^ert>orgegangen 
fei ^'^). gür biefe 9lnnaf)me f^jred^en ni^t nur im Slllge^ 
meinen bie ftel^enten ÜÄaöfen, bie beiben gemeinfam jtnb, 
fonbern auc^ no^ befonbere (Sinjel^eiten, g. 33. bie ?(e^)n^ 
lid^feit bed 9(r(ecc^tno mit bem romifd^en Centuuculus, 
ber eine buntfd^ecfige Sirac^t unb ein fomifd^eö ©d^wert, 
tt>ie biefer, hatte *®), M ^uDficinetla mit bem alten aJlac* 
cuö **) u. f. tt>. Sfllein biefe ©attung ber italienifc^en 
Somöbie iji nid^t ber einjige gaben, ber bie antife ©cene 
mit ber mobernen t>erfnu^)ft, wenn gleid^ ber 3ttf<^»iitt^^^ 
^ang beiber nid^t überall gleid^ augenfc^einlid^ ^ert^ortritt. 
!Dap mimifc^e 2)arfiellungen in ben ber römifd^en 
|)errfd^aft unterworfen gewefenen Sauber wa^renb bed 

*•) Cassiod. Lib. fV. ep. 51. Lib. I. ep. 20, 

«') Hiccoboni Uist. du Theatre itaüen, T. I. <3. 21 ff. !Dtf ^b? 
leitung ted ©efainmtnamend t>tx fie^enDen italienifd^en SJ^adfen, Zanni, 
von tem romife^en £uftidma(i)e]r 3aniiio fcbetnt \tt>o(b irrig ^u fein; 
tt>eit tt>a^rfd^einli(^er ifl Zanni eine Korruption oon Gianni, D. ^. 
$an0. 

*•) PoUux Onomast. lib. IV. Cap. 18 segm. 117. 

♦•) Riccoboni Tom. II. @. 317. — fflian flnbet bie im Sahire 
17S7 aufgefunbene Statuette eined ^Maccu^, bad leibi^aftige (Sbenbilb 
be6 «ßuUicineU«, abgebilbet in Ficoroni, Le Maschere sceniche e le 
figure comiche degli anticlii Romani, pag. 48. 



— 29 - 

ganjen ÜKittelalterd fortgebauert l^aben, fann niäjt U^ 
jtt)eife(t tt)erben. 3)ie SeweiöfieHeu hierfür jtub jäblreid^, 
unb nur einige ber tt)i(i^tigften , mögen ^ier angeful^rt 
njerben. 

Die Slrelatifd^e ©^nobe t). 3. 412 ercommunicirt bie^ 
ienigen, weld^e an einem gefitage bie ÄHrc^en befud^en. 
5proco^iud (Liih L cap. 18) fagt, inbem er t)on ber 3^^^ 
M 3ufiinian f^)rid^t, bie JRömer Ratten »on ben ©riechen 
nid^tö erl^alten alö Siragöbcn, fIRimen uub Giraten, wonach 
affo felbfi tragifct)e aSorfieKuugcn nod& im 6. 3al)rl^nn^ 
bert in 9lom n)ie in Sonfiantino^jel üblid^ gett)efen finb. — 
S)a0 britte 6onftantinoj)oIitanifd^e Soncil \)om 3a^r 680 
»erbietet bie fIRimen unb il^re @^aufj)iele, unb unterfagt 
namentlid^ ©eiftlidben unb SRond^en ben Sefud^ ber fceni^ 
f^en @^)iele. Ste^nlid^e Sßerbote mürben ju Zoixx^ 813 
unb ju Slad^en 816 erlaffen^o)} bie Scenae, bie in bem 
lefttern ertt)d^nt Werben, fd^einen anjujeigen, ba^ eigne 
35u^nen t)or^anben waren, auf benen bie ^DarfteHungen 
Statt fanben ^i). 3m 3a^r 836 fc^mä^t ber SBifc^of Slgo^ 



^^) CoDC. Turon. III. Can 7. Sacerdotes histrionum tur- 
pium et obscoenorum insolentias jocorum effugere jubentur. 

^itß ®eff^ ifl aUerbingd, wie ^nratoxi (Antiquitates Italicae 
T. II) bemerft, aud bem altern (SoncU \)on ^aoticaa genommen; 
oHein toe€f)M foUte ed tvteber^olt toorben fein, n)enn ntc^t feine 
^eranfaffung fortbefianben i^ötte? 

Conc. Aquisgranense d. a. 816. Can. 83: Quod non oporteat 
sacerdotes aut clericos quibuscunque spectaculis in scenis aut 
in nuptiis interesse. 

**) ^uc^ in einer alten SJ^aildnbifc^en @(;ronif Uoirb ein !l^eater 



— 30 — 

barbud auf bie ^iftrionen, SRinien unb Soculotoren ^^) ; 
§llcuinuö Sllbiuu^ tabelt bie Sitte ber 9Joruef)men, bergfei^ 
d)eu leid^tfertige 8anbftreic6er in iijxc ^an\ex fommen ju 
(äffen (Epist. 107); nod^ widBtiger aber ift eine Stelle au^ 
ben Sapitularien ber fpäteren farolingifdben 3^it, in weldber 
au^brucflic^ t)on ©d^aufpielern (Scenicis) gef^jrodjen wirb ^^). 
Sefonbere ®elegenl;eit jur Entfaltung if)rer Äunfte 
unb t)or^ügIic1^e Slu^ftd^t auf reichen ?ol)n bot fi^ biefen 
l^erumftreifenben icnim bei «^offeften, 3?ermäf)lungen ber 
Surften u. f. tt>. @o ^tte fic^ beun aud^ bei ber ^ocb- 
jeit ^einrid^^ HL ju 3ngell)eim im 3al)r 1045 eine un^ 
enblic^e 5Kenge üon .^iftrionen unb 3ocu(atoren eingefun- 
ben; ber Äaifer aber fd^icfte fte o^he @e(b unb @j>eife 



eru>äl)nt, super quo histriones cantabant sicut modo cantatur de 
Kolando et Oliverio. Finito cantu bufoni et mimi in citliaris 
pulsabaot et decenti motu corporis se circumvolvebaot (iVIu- 
ratori Antiquitates Italicae T. II. pag. 840). 

**) Muratori 1. c. — Du Fresne in gloss. fagt, mimus 
bebcute im^Mön^ijelatmi ni^ti \r>citn aH einen SWuficanten; — eine 
in biefer ^udte^nung geivi^ irrige ^ef^au^tung. Sveilicf) l^atte ba^ 
SBott bie engere ^ebentung )^eiloren , in ber ed von ben Sticmern 
gebrau(i^t »urbe, aUein oiele ber ©teilen, in benen e^ bürFommt, 
namentlich bie, ttjo bie Spectacula mimorum ertväl^nt njerben, be= 
)t7eifen, bap bie Mimi bed 3)^ittelalter6 aüevminbeflend il^re ©e- 
fange mit mimifc^em ©eberbenfpiel begleiteten unb für i^re (S'rjal)? 
lungen ein l^albbramatifd^e ^orträgi^toeife aniDenbeten. 9lo(t) be- 
i^immter beutet bad Sort Histriones, ba6 f!(i^ in mittelalterlid)eu 
©c^riften fo l^äufig ftnbet, auf bramatifc^e ^orfteUungeu , gleidb^iet 
»on toeld^er 5(rt unb Sorm. 

**) Capit. Lib. V. c. 388. pag. 1509 bei «geinecciud: Si quis ex 
scenicis vestem sacerdotalem aut monasticum vel mulieris reli- 
gosae vel qualicunque ecclesiastico statu similem indutuM fuerit, 
ciorporali poena subsistat et exilio tradatur. 



- 31 - 

fort, n>ad bcr(Sl)ronifi ald etiva^ jtvar ?obeu6it)crtl)e^, aber 
Ungemö^ulid^e^ anfuhrt ^4). — Da^ fe(l)fte jatcranifc^e 6ou^ 
eil t^erbot beit Oeiftlid^en, beii äJorftelfungen ber 3oenlatoreu 
beijutt)o^neu, unb bie »f)iftorifer S^l^egauui^ iinb Slgobarbud 
tabcln biejenigeu auf'^ bitterfte, ttjelc^c ficf) an i\)xa\ gpie- 
teu ergoßen ^^): 

(§lne genaue Slnfd^ammg t)oit ber 95efd6affenf)eit ber 
mimifd^en !DarfteMuugcu, auf weld^e alle biefe Steifen beu^ 
ten, laßt jtd^ fcf)u>erlicf) gewinnen. '^Han fann nur im 
Sltlgemeitten [fließen, baß e^ tl)eilö ©efänge unb Janje, 
mit lebl^afteu ©eftieulationen begleitet, tl)eil^ fleine gareen 
maren, bie balb auf ben Straßen unb üor bem 5?olf (ju 
Seiten auf eigend erri'djteten S3üf)nen), balb in ben |)äufern 
ber SReidjen unb ben ^alläften ber gurften aufgefül)rt mix^ 
ben. Sine Stelle beö (§^aucer jeigt, ia^ jte über einen nid^t 
unbebeutenben feenifc^en Slp^)arat ju gebieten l)atten; benn 
bier mirb erjal)lt, baß fie bei i^ren €pkUn bie 3wfrf)öuer 
burd^ ba^ ©rfc^einen unb 93erf(i^tt>inben t?ou ?6n>en, 'oon 
®e\väjfern mit barauf fc^mimmenben Sarfen, t>on bluffen- 



**) Herrn. Contracti CliroDicon. — ®d6mib, ©efci^idjte ber 
JDcntfc^en, 33. II. @. 367. 3)a« latcinifci^e Joculator ifl Da« <Biamm^ 
luort bed franj5jif(^>eu Jongleur, f^jan. Joglar; bem Bufamment^ange 
Müd) mugte benn l^ier aud^ naiver ))on ber (klaffe t^on (Sängern unb 
SD^imen gerebet ti^erben, bie man mit biefem 9lamen bezeichnete; 
«nein ba biefejbe in befouber« engem 33eguge ju ben 5(nfängen be« 
fVanifci^eu ^^eaterd fielet, muß bie« hie tveiter unten uerfc^obeu 
werben. 

*») Du Ch6ae, Scr. bist. Franc. T. II. pag. «79. 



- 32 — 

beri ©efilben und »on fieinererri ©c^offera }U uber^ 
rafd^en pflegten 5«), 

9?uti entfielt bic grage, ob tiefe ©dbaufpielc old 
SRac^fd^opHnge be^ römifc^en 2;5feater^ ju betrad^ten feien? 
Ob ber 9Kimu^ unb ^antomimu^, bejfen (Sriftenj nod^ 
im 6. Sal^rl&unbert oben nad^gewiefen tt)urbe, in i^nen 
fortgelebt l^abe? Db bie jie^enben SWa^fen bed erjlern, 
beren ununterbrod^ene gortbauer in Stauen Sliccoboni fo 
tt)a^rf(^ein(ic^ gemacht Ijat , aud^ in ben übrigen, einjl t>ou 
ben Slomern be^errfc^ten Sanbern befannt geblieben feien? 

|)ierauf beflimmte 3(ntn)ort ju geben, ifl miplid^. 
!I)er Ilrieb ju mimifdben 25e(uftigungen ifi bem aWenfc^en 
fo natürlid^, feine ßnttoidfelung liegt fo na^e, ba^ gewi^ 
bie eigenen ÜKittel eineö jeben SBolfö genügen, um ein 
©d^aufpiel ^erüorjubilben. 2)ie bloße (Srijienj eineö fol^ 
c^en im mittelalterlichen Stalien , !Deutfc^lanb , granfretd^ 
XL. f. tt>. red^tfertigt alfo nod^ nic^t ben ©dbluß, bap bad^ 
felbe auf bem SBtge ber S^rabition entjianben fein muffe. 

*•) For J am siker there be sciences 

By whtch men make divers aparences 
Soche as these sotill tragetores playe, 
For oft at festis have I well heard saie, 
That tragiturs within an halle large, 
Have made to come in watir and a bärge 
And in the halle rowin up an(| doun; 
Sometime haih semid come a grim lioun; 
And sometime flouris spring as in a mede; 
Sometime a vine and grapis white and rede, 
Sometime a castill all of lime and stone, 
And when *hem likid voidin 'hem anon; 
Such semid to every mann Us sight. 

Chaucer's works pag. 111. 



— 33 - 

Uni n>iff man fx(b «tif (efttere berufen , fo mu^ Jtigfeid^ 
f wogen tt)erben, baß, wie überall, fo auc^ in "bem ein* 
^eimifc^en Stttertl()um ber »erfd^iebenen SSolfer Äeime bed 
JDramaö 'ooxhanben maren, bie ftc^ in jenen fpdtern ©c^au* 
fpieUaSerfuc^en fortentwicfefn fonnten^^). 9lur fo t>iel lapt 
ifii) mit 93e{}immt^eit bel^au))ten: 

2)ad r6mif(]^e ©cfiaufviel mar ba6 einjige ju form* 
lid^er ?fudbi(bung gelangte, njeld^e^ ben im neuem ßnro^a 
entfiel^enben unmittelbar t)or]^ergegangen mar} 

an bie legten au6brucflid^en SRadbrid^ten t)on ber gort^ 
bauer bejfelben fd^liepen jlc^ in ununterbrod^ener ^olge an* 
bere »on bramatifc^en SSorjieDfungen , beren 93efd^affenf)eit 
mir freilid^ nicbt na^er fennen. 

2)ie aSermutl^ung alfo, baß imc^, unb namentlidj 
ber 9Äimuö unb ^antomimud, einen 2^^ei( feiner ©gen* 
tl^umlic^feiten auf biefe überliefert i)aUf laßt ftd^ faum 
jurücf meifen , menn gleid^ ber gortgang ber 3^^^^ unb 
ber |)in3utritt frembartiger (Elemente eine mannigfad^e Um* 
gejialtung beö urf^)rünglid^en Sl&arafterd herbeiführen mußte. 



*') ^c ifl g. ^. bie ä^etmutl^ung au^defpro^en toorben, bie er^ 
tonnten Mimi, Histriones itnb Joculatores bed TlitttlalUx€ (bie 
in ben ©ioffarien be^ 9. unb 10. ^a^r^unbertd oft mit ben 
fflamtn singari, scirno (scurra), sprangari, goukalari begeid^net 
iDerben) feien entartete O^ac^fommen bec alten Q3arben geioefen, unb 
biefe $(nf!€l()t fann ftd^ in QSejug auf einzelne Gattungen ber <Sänger 
aUerbing^ auf entfc^eibenbe @teUen berufen, g f3, auf bie in Witich. 
Corb. I. pag. 636. laito certamioe tanta caede Franci mulctati 
sunt, ut a Mimis declamarelur, ubi tantus ille inferuus esset, 
qui tantam mtiltitudinem caesorum capere posset. ^ie l^ier er« 
toä^nte @itte, Sauger mit in bie®c()(a(^t gu nehmen, mar unjtreitig 
eine Ueberüeferung aud bem frit^ßen germanifc^en $(ttert^um. 
@efd). h. 8tt. in @pan. i. ^<Bb. 3 



- 34 — 

aaSir muffen biefe Slnbeutungen über kn Sortgang 
beS au^er^Rrc^lid^en ®d^auft)ield f)ier unterbrechen unb 
einige 3a^rl)unberte rurfwartö ge^en, um einen ©lief auf 
bie gntwicfelung b e r bramatifd^en ©erneute ju werfen, »eld^e 
innerhalb ber Äirc^e t)orf)anbeu waren. 

2)ap bie ß^riften, unb fogar ibre ^riefier ber alten 
©itte , ftdb beö Sefud^ö ber ©d^aufpiele ju entbalten , nic^t 
lange treu blieben, ge^t aud jablreic^cn ßoncilienfdbluffett 
^ert)or, t?on beuen einige oben angefut)rt tvorben. 2)er 
natürliche .^ang ju Seluftigungen lie^ ftc^ burd^ feine 
aSerbote unterbrücfen unb gab ftd^ balb fogar in S^beil^ 
nabme an ben beibnifd^en geft*@rg6ftlic^feiten funb; biefe 
tt)urbe um fo weniger forgfaltig gemieben, je mebr ba^ 
|)eibent^um al^ ©lauben^lebre auöftarb, fo ba§ mit ber 
Uebung feiner ©ebrducbe fein Sleligiou^befenntniß me^r 
tjerbunben war. 2)ie Äir^e rid^tete jwar me^rfad^ Ser^ 
böte gegen biefe Unfitte , aber t)ergeben^. Unter ben t)ielen 
aSräud^en, bie au^ bem $agani6muö in bie neue ^rcbe 
übergingen , würben au^ bie ^eibnifc^en Slufjüge , 9Kaöfen 
unb Jlanje in bie geierlid^feiten ber d^riftlid^en gefte ^exübex^ 
genommen, unb affimilirten ftcb biefen atlmalig bergeftalt 
bap i^r Urf^)rung nac^ unb na^ t)ergeffen würbe. Unb 
wie bie SJermifd^ung fo »erfc^iebenartiger ßlemente über* 
Ibau^Jt »iele neue @rf^einungen in bem dbrifWid^en ßultuö 
erjeugen mußte, fo f)atk f!e auc^ an ber |)ert)orbilbung 
bee fird^lid^en ©d^aufj)iefö S(nt]^eil. !Died t)erbient na^er 
betradbtet ju werben. 

3)urd^ ein Wunberbareö 3ufammentreffen (faH^ man 
baffelbe nic^t burd^ eine ©eneftö beö ®^)atern au^ bem grü* 



— 35 — 

l^em erflarm tt){ff) ^^), fiel ber 3«*^««^ mel^reret d^rifl:? 
Hc^en gefte mit bem ber l^eibnifd^en jufammen. Die^ xoax 
»ernämlid^ 6ei ben l^eiligen Siagen ber gaH, meldte ben 
SBeif)nac^t^c9cIud bilben , alfo bem SBeil&nac^töfeft im engem 
©inn, ben Oebad^tnif tagen be^ SÄärt^rerö @te^)]&anud, 
bed (St)angelifien Sol^anned unb ber unfc^ulbigen ^nber> 
unb ben geften ber S3efcl^neibung , beö 9?amenö 3efu unb 
ber Qpipfiankni benn in ehm bie ^eriobe, in mlibex jle 
gefeiert tt)urben , fielen aud^ bie ©aturnalien , bie »on 9?ero 
eingeführten ^Vi'oenalkn, bie Caleudae Januariae unb 
bie natales Invicti (sc. Solis). !I)er aKgemeine greubens^ 
taumel, ber ftd^ ttja^renb biefer l^eibnifd^en gefle in lär^ 
menben Vergnügungen funb gab , ri^ auc^ mand^e ß^riften 
mit ftd^ fort , unb erregte ben frommen @ifer ber Äird^en^ 
»ater, bie il^re ganje SSerebfamfeit aufboten, um t)or fol^ 
c^en abgottifc^en Suftbarfeiten ju warnen 5®). Sfllein ber 
Unfug bauerte fort, unb in bem ®rabe, baß er bie ?Iufmerf^ 
famf eit ber Äir^ent>erfamm(ungen auf fi^ jog ^^). Unter ben 
Soncilienfd^Iüjfen , todä)e hierauf Sejug l^aben , ift »orjüg^ 
lic^ ber be6 Concil. Trullanum üom 3a^r 692 tt)id^t(g, 
meil er jeigt, »on meld^er 3trt bie Ueberrefte ber l^eibni^ 

»•) f&tUnntüä) tjl öon mehreren Slrd^aologen bie SWeinung aufs 
ÖfjieUt tootbcn, tae aBeiftnaci&t^fcfl fei au« ber römifc^en f&ximxaU 
feiet am «4. unb «5. 2)ecember, ober bem ©onnenfeji entjianbeu; 
f. Wernsdorf. de orig. solemn. natal. Chr. ex fesüvitate Natalis 
Invicti. Viteberg. 1757. 4. 

»») August. Serm. V. de Calend. Jan. Opp. T. X. p. 6«! 
sqq. — TertuU. de idololatria c. 14. — SSergi. Bingham. Antiq. 
Chr. Vol. IX. p. 6—8. 

•0) Conc. Ant-Isidor. c. 1. — Turon. II. a. 576, c. 17. — 
Roman, a. 744^ can. 8. 

3* 



- 36 - 

ft^en geft^Bergnügungen tt>aren, bie ftc^ bantoW nod^ tx^ 
J)aÜtn Ratten «0. 6^ mfrb f)fer ben 6^rijien bic gcier 
*er galenben (bc^ SReiija^rö), ber S3rumalien, 
ferner ber fogenannten Vota «2) unb M gefiel, bad am 
erjien SRärj enbet ^^), »erboten. 9?ainentlicl^ »erben barin 
bie offentlid^en unb anftopigen S^änje beräßeiber, bieilanje 

•>) Concil. Trullanum d. a. 692, can. 62; Tag ovtw 
IfyofiBvag KaXavöag, xal tcc Xfyofifva BoTa, xal t« xaXovfiBra 
jßQOVfiaXia, xal njv iv rfj ttqcltJj tov Maqiiov fitjvog rniif^n 
TsXovfiivfjv navriyvQiVf xa&a(ßnd^ ix Ttjg lüiy THaxbiv noXixUag 
neqiaiqb&rjvai ßovXofif&a, AXXa firjv xal Tag imv yvvaiutr 
dijfioaiag ofix^^oüg, ttoXXi^v Xvfitiv xal ßXdßi^v iintoiüv dwa^ 
fiivag' 6Ti firjy xal lag ovofiaTi twv nag "jiXXrjut ipddiag ovo^ 
fiaa&ivTMV Obwv, ^ i^ avÖQ^v i) yvvaixwv yfvofifyag ogxV^^^9 
xal tsXBidg xaxd tI ri-&og naXaiov xal aXXojqiov lov ttay 
Xgiariavwv ßlov a7ionsfi7t6fis-&a , ogliortsg fiTjddva «V^^a yv— 
vaixüav atoXriv ivdidv(jxsg-&ai, tj yvyalxa tdtg Svöqaaiv agfio^^ 
diov' aXXd fitjöe ngoatonna xcifiixd t; ouTVqixd tj rgaytxa 
vnobvia&av' firide to tov ßdeXvxiov /liovvaov vvofia tiJv 
ataq)vX'ijv anod'Xlßovrag iv tolg Xrivdig inißoav' firidi tov 
oJvov iv rölg ni&otg iniXBOvrag ayroiag igoma tj fiaTaioTTjxt 
T« T^<r fiavKüduvg JiXavrjg ivtQyovviag 

«>) ^ag bie Bota nid^tö anberc« teien, aU ba« (oteinifd&e Vota, 
l^ai Bingham Antiq. chrisfe. Vol. VII. p. 828-289 gcjcigt. 

•») J&ieriiutcr finb unPreitig bic ^i\U ber iDion^ficu gu üfrfte- 
]^en, über üiefme^r ber 9(ii*^ejierien, ber grü^linggfcier be« 9h)fcTfcfjen 
2)iünr)fo«, bie im Scbruar bec^angen tourbe. ®. 93i?(f() (Staatö^au«^ 
l^alt ber SItI;ener II. pag. 170, unb in ben ^Ib^anblungen ber 93erl. 
Slfob. b. Oß ^ift.-v^ilol. (SlajTe. 1816. 17, p. 70. 2)ie gejle bed 
aßeingott« tooren gtoav fc^on feit Sa^r^uubetten i^erboten geh>efen, 
allein Ueberbleibfel bovion muffen [\<i) bennocift erf)alten ^aben; ic^ 
»eig nid^t, ob fc^on bie iöemerfung gemacht tüotben ifl, bag biefe 
tual)vf(^einli(§ gum (?nt|lel;en ber (Sarneval^luftbarfeiteu beigetragen 
l^aben. 




— 37 -- 

unb geierlicl)fciten ju (S^ren ber falf^en ®ötttr envä^iU, 
ferner bie SSermummungen ber aKauucr in grauenflcib^r, 
ber SBetber in männlid^e Zvadjt, unb bie ©itte, !omifc^e 
fat^rif(6e unb tragifd^e fKa^fen aiijulegen; enblid) gel^t 
barauö l&en)or, baß au6) bie raufd^ciiben greuben ber 
SSac^analien nod^ nid^t auögeftorben tvaren. 

SBä« l^ier gefagt wirb, muß l^auptfäc^Ii* auf ben 
Orient ftejogen ttjerben; ed jeigt, n)ie lange fxä) bort bie 
i^eibnifc^en ©ebraud^e nod^ unt>erfalfc§t erl^ielten. Sfud 
einer anbern ettt)ad alteren ©tette ***) get|t f)eroox , baß 
biefelben hn Slbenblanb fd^on frül^er dnt anbere ^^t^fiog^ 
nomie angenommen l^atten. |)ier namlid^ fe^en wir eine 
feltfame 6oerifknj be^ |)eibnifc^en unb ß^rifilid^en, in 
tt>eld^er jeneö in biefed überjuge^en beginnt. SBd^renb 
baö SJerbot, l&eibnifd^e ®efange, 2!änje unb ©piele aufju^ 
fül^ren , f!d^ an ben Salenben be^ Sanuarö in ^albö- unb 
|)irfd^feHe ju t»ermummen *5), auöbrfldflid^ ben ^agani^^ 

•*) @ie finbet flcS in einer Siebe be« ^eiiiöen (Sligin« (geb. 588, 
gefi. 659), abgebrucft in d'Achery spicileg. tom. V. p. t\b sqq. 
(ed. Paris. 1661): 

Nullus in CaJendis Jauuarü nefanda aut ridiculosa, vitulos 
aut cervulos aut jotticos (al. ulerioticos) faciat — nullus in 
festi vitale S. Joannis vel quibuslibet sanctorum solemnitatibus 
solstitia aut vallationes vel saltationes aut caraulas aut can- 
tica diabolica ezerceat — Ludos etiam diabolicos et vallationes 
vel cantica gentilium fieri vetate, nullus haec Christian us ezer- 
cat, quia per haec paganus efficitur. (9)ergl. ©timmd beutfc^e 
a^^t^ologie, Sln^ano <S. XXIX.) 

**) 2)ie^ toar eine a(tr6mifc^e ^xiit , beren au4 DionDftu^ ^on 
<&alicatnag gebenft; fte n>urbe an^ im Conc. Ant-Isid. Can. I. unb 
im Poenitential. Roman, (ap. Hetlingarium ]Lib. VI. Cap. 6) 
ioerboten. 



- 38 — 

tnud bejeid^net, j^ifl^ Me gwä^nung ber ^eiligenfefte, n)ie 
man ba^, n)a6 urf^jrunglii]^ a« ^^^^^^ ^^^ ©ötter beftimmt 
mr, auf ©egenftanbe ber d^rijilic^ett SSercfirung ju uber^ 
tragen anfing. 3ugfeid^ fielet man auö biefer SRebe , wie 
fid^ in ben f^)aten 9Kanifeftationen beö |)eibentl{)umö bie 
SR^tl^oIogie ber SRomer mit ber anberer ^eibnifc^er SBölfer 
t)ermifd^te j ba au^er SSielem in ber ganjen 9{ebe , tt)ad jtd^ 
auf altgermanifd^en Slberglauben bejiel^t , bie jottici in ber 
dtirten ©teKe unfireitig 3tt>erge ber beutfc^en SK^tl^oiogie 
flnb **). !l)enn aud^ im beutf^en Slltert^um mar bie3^it 
um SBeil^nac^ten unb ^euidi)x eine l&eilige; bann tt)urbe 
nämlic^ ber Umgang ber ®6ttin |)oIba gefeiert ^'^), unb 
biefe geier moci^te mit aSermummungen unb ©pielen t>er^ 
bunben fein, bie nad^l^er mit ben an ben römif^en @a* 
lenben be^ Sanuard ubli^en t)erf(^mo(jen. 

SBdl^renb bie erfien d^riftlic6en Se^rer gegen fold^e 
tumultuarlfc^e SBergnügungen eiferten, führten tie felbfl 
eine fiuftbarfeit l^erbei, bie balb einen nici^t minber au^ge^ 
lajfenen ß^arafter annalf^m unb fpater gleidbfaHd ®egen^ 
jianb firci^Iici^er Verbote mürbe. Um ndmlid^ bie tiefe 
SSeracbtung gegen baö ^eibentl^um an ben Xa^ ju legem 
mürbe ein eigned ®j)ott- ober .^obnfeft eingeführt, baö in 
ben Äird^en felbft mit aHetlei feltfamen hoffen unb SSer^ 



••) <S. ölewe« Sal^tbu* ber 93erl. ©efeCif*. für beutf*e (S^jrac^e 
ttnb 9(Itertl^umd!unbe ))cn )). b. $agen. I. ^. <S. 357. 

•») ®rlmm« beutfc^e SW^tl^obgie ©. 169. 5(u0 biefcm Umgang, 
ben bie Göttin «^olba in ben «Käufern l^ielt, um bie ffeißigen ^pinne^ 
rinnen gu belol^nen, bie faulen gu flrafen, iß kioal^rfd^einliti^ ber ä^n« 
lic^e entflanben, ben bie Sungfrau aUaria in ber @^rtflna(^t mit bem 
3ofe^^ ober bem Stutzt din\fvt^t \)&H. 



- 39 — 

mummungen gefeiert tonxbt, bie, troj i^rer entgegenge^ 
festen 93efiimmung , tod^ tt)tebet ijielfad^ an ble f)eit)mfd^en 
?ufibarfetten erinnerten. Diefe^ fonberbare gefl (getoöl^n^ 
lid^ bad 9?arrenfeft genannt) ift c^m 3n)eifel felf^r frii^ 
entfianben; bte 3^^ feiner geier tt>ar an tjerfd^iebenen 
Drtett ijerfd^ieben , balb 9teuiaf)x, balb baö gefi ber un^ 
f^ulbigett ^nbejr, balb baö ber Sefd^neibung ober ber 
(ipipf}anlen «s). 

@in 3wfÄwmentreffen ber ^rifllid^en mit ben filtern 
gefien fanb auc^ fonfi t)ielfa(6 fiatt, j. 95. bei »erfd^ie^ 
benen Sagen ber |)ei(igen unb SKartt^rer, bei Dfiern, bad 
l^aufig in bie 3^^ Mf '^^ ^ac^ germanifd^er (Sitte bad 
©ommerfefi gefeiert unb ber ©ieg beö Sommerd über 
ben SBinter burd^ ein pantomimifd^ed ©^)iel bargefiettt 
n)urbe •*); unb aud^ l^ier mod^ten bie ß^rifien ben alten 
©ebräud^en nid^t »olfig entfagen. 

SBenn nun bie jirengern ?ef)rer unb ©efeftgeber ber 
neuen ^rc^e Sfffed, tt)ad an ben alten SIberglauben er^ 
innerte, gewaltfam gu unterbrudfen fud^ten, gelangten an^ 



**) Augustinus in homilia de Kalendis Januarii. — Du Til- 
liot memoires pour servir a Fhistoire de la fete des Foux. 
Laus, et Gen. 1741. — Baumann Dissert. de Calendis Januarii. 
Viteberg. 1666. — Du Fresne Glossar. ^ voce Kalendae. — 
Frankenstein de novo anno. Lips. 1673. — Warton history of 
english dramatic poetry. Sd. I. @. 247. — - Menestrier Represen- 
tations en Musique ancienne et moderne, Cap. 10. — Yetus li- 
turgia aleman. p. 367. — Durandus (ratio div. of&cii Üb. YII. 
c. 43. 

**) Btoet 3üngltnge, ^on benen ber eine aU SBinter, ber anbere 
aU Sommer gefletbet toat, rangen mit einatiber, hii ber le^tere {legte ; 
f. ^rimrn« beutf^e SW^t^ctogie @. 440 ff. 



- 40 - 

fcfte dnfl(^tdt)oUe unb einfluf reid^e ^Wäniifr ju ber lieber^ 
jfugttnf) , ba^ e& l()ei(famer fei , ber tic fgemurjelten ©eiDol^n^ 
^ten ju fd^onen unb nur bamad^ ju ftre(en, i^nen eine beffete 
9Benbung ju geben. 3n biefem ©inne xoitttt j. 35. ©regor 
ber ®ro^e ''<>), Unb fo fam ed, ba^ ber ©trom ber l^etb* 
nifd^en guftbarfeiten , ber ftd^ überbieß fd^on mit d^rijHidben 
(glementen t)ermifd^t If^atte, enblid^ in bie Äird^e felbji ge^^ 
leitet njurbe. Die urfprimglic^e 93ebeutttng ber Xänje, 
®efänge «nb fonfligen greuben^3fu^erungen geriet)^ allm&Iig 
in Sergejfen^eit , unb \r>a^ eigentlidb jur SSerl^errlid^unj 
be6 ©aturn ober SSacc^u^ beftimmt gett)efen tt>ax, tt>urbe 
nun auf ben So^anned, ©tej)^anu6 ober auf @^rifitid 
felbji fibertragen. 

Sin ben l^eiligen Ilagen pflegte ftd^ ba6 9SoIf um bie 
Äirc^en ju loerfammeln, ^alU öon Saumjmeigen ju er* 
bauen unb fro^e ®elage ju tjeranfialten ''i). S)a nun 
bie l^eibnifd^en geftjeiten oft mit ben d^rifHidben coinciWrten, 
fo begann bie gr6^lid^!eit , jldb an biefcn auf ä^nli^e STrt, 
n)ie m jenen audjuf^)red^en , unb bie entfejfelte ?uji füllte 
bie Äird^en unb ^rd^bof^ mit 2^anjen , SWummereien unb 



'^) Gregorii M. Epistola ad Mellitum abbatem, in Oregorii 
M. opp. Par. 1705 fol. Tom. II. p. 1176 unb 1177. 

'*) Gregorius M. 1. c. Et quia boves solent in sa- 
crificio daemoDum multos occidere, debet bis etiam hac de re 
aliqua solemnitas immutari, ut die dedicaCionis vel natalifiis 
sanctorum Martyrum quorum illic reliquiae ponuntur, taber- 
nacula sibi circa easdem Ecclesias, quae ex faois commutata6 
sunt, de ramis arborüm faciant, et religiosis conviviia solcm- 
nitatem celebreot. @. Jacobus Gretser, de Pestis Christiano- 
rum et benedictionibus, in beffen Opp. d^egendburgr 1735. Tom. Y. 
pag. 145. 



- 41 - 

j)rofanen ©efaugen, SSielleic^t bejiel^t fxä) bie oben ange^ 
fu^)rte JRebe beö l()eiligen Sligfuö auf bergleid^en ilumult 
in ben ©otte^^dufern j aii^ mirb fd^on in ben Kapitularien 
bed 6. S^^^^wnbert^ ba6 !lanjen in ben Äirc^en mel^rfad^ 
»erboten. @^ fonnte nid^t fel^Ien, iajß jtd^ bei folc6en®e^ 
legenl^eiten ©dnger unb ^ojfenreifier einfauben, um ber 
tBergnügung^^ unb Sd^aulufi beö SoIW Slal^rung ju ge^ 
ben. ©d^on ein (Sapitular auö ber 6aroIingifc6en 3^^* 
fd^eint l^ierauf 93ejug ju baben ''^)5 eö mirb \)\€v ben 
Scenicis t)erbotcn , geiftlid^e Äleiber anjulegen , n)ad bodb 
t>ermut^Iid^ t)on i^nen gefd^al^, um in ©emeinfd^aft mit 
ben ©eifilid^en in ben ffird^en ibr ©piel ju treiben. Slud^ 
brürflic^ aber tabelt ein fpdterer ©^nobalbefc^Iu^ biefen 
Unfug, ben man, vvenn gleid^ ba^ 9Serbot t»om 3af)r 
1316 ifi , mit @runb für t)iele Sa^rl^unberte alter l^alten 
fann ^3). 

S)ie .jbeiligfeit be^ Drt6 unb bed JSage^ mußte beftdn^ 
big ermabnen, jiatt profaner SJegebenl^eiten bie b^üig^it 
©efd^id^ten, beren (Erinnerung baö geji gett)ibmet ttHir, ju 

# 

»») Heinecc. capit. lib. V. c. 388, pag. 1509. 

»») Conc. Germ. IV. p. «57. TU. Ill.Syn. Dioeces. Wormat. 
lu Ecclesia ludi iiuiit theatrales, et non solum in ecclesia in- 
troducuotur monstra larvarum, verum etiam presbyteri, diaconi 
et subdiaconi insaniae suae ludibria exercere pracsumunt, faci- 
enti's prandia sumptuosa et cum tympanis et cymbalis ducentes 
choreas per domos et plateas civitatis. — Praeterea destricte 
inliibemus, ne 8acerdos, qui, ut in festo S. Johannis, more so- 
lito Missam celebret, assumetur, aliquam personam Ecclesiasti- 
cam vel mundanam, mimos, vigellatores vel tympanatores ad 
coenam vel ad prandium invitet, vel illos aut aliosy qui musicis 
instrumentis canere consueverunty in Ecclesia vel extra in 
domo vel platea eundo vel chorizando sequatur. 



- 42 - 

@e<jen|ianbcn ber 2)arfiettung ju mad^en; unb fo tarn e6, 
ba^ bie Äeime be6 !Drama«, bie wir fc^on im JRitud ber 
älteften d^riftltdben gefie fcfclummern fallen, fiä) t)onfommcn 
jum ©d^aufpiel entwicfelten. ®o lange bfefe6 in |)anbm 
ber nmjiel^enben SWimen unb leic^tfinniger ©eifilic^en , - bie 
flc!^ il)nen anfd^Iojfen, blieb, fonnte e^ il)m freilid^ an Sluö^ 
gelaffenl^eit unb ntannigfad^er @ntn)eil^ung be6 |)eftigen 
ni(f)t fehlen, ba^er bie Äird^e fiä) mel^rfac^ »eranla^t fal^, 
aSertote gegen baffelbe ju richten. 8lber man mu^te balb 
Qmal)x »erben, ba^ ber einmal gewecfte ^ang be6 9SoIW 
JU folc^en Seluftigungen ftc^ nid^t unterbrürfen laffe; unb 
ber Sleruö; t)on jel^er bemül^t, bie SBunberbegebenl)eit ber 
Sriöfung ju t)erbilbli^en , begann, jur grreicbung eben 
biefeö ^xt>ede^, fidb iene6 |)anged ju bemächtigen. 66 be^ 
burfle in ber Z\)at nur eined fc^wac^en äußeren 3nil)ulfe6, 
um bie Oeiftlid^en ju befiimmen, bie ?fuffü]^rung ber ^eilt^ 
gen ©efd^ic^ten felbji ju übernel^men. 2)ie ^\)mnen unb 
8tntipl^onen ber Äird^e, bie JReben ber ^riefier, fo tt)ie "oex^ 
fc^iebene ^aublungen be6 Sultuö Ratten, wie wir gefeiten, 
ba6 bramatifc^e Clement mel^r unb me^r entwirfeltj bie 
SBeife, in »eld^er bie l^eilige Oefc^ic^te bem SSoIfe »orge^ 
tragen xouxie, mar oft in'6 SDJimifc^e übergegangen '^^y^ feit 
lange pflegten bie ®eiftli(^en ma^renb bed 8efen6 ber bi^ 
blifd^en Sterte eine 9lotte ju entfalten, auf n^eld^er bie t)or^ 
gelefenen aibfd^nitte t)erbilb(ic^t tt>arenj ber Uebergang jur 

^0 ^^^ f^nbet alte SRanufcrt^te ber Stbel , tn toeld^en bie in 
^ialoQ übergfl^enben Xf^tik ber ^rgdl^lung mit Blüten unb mit Ue^ 
berfc^riften r toie: Jesus cautando^ Petrus cantando ^oerfc^en ftnb» 
toai offenbar auf eine bramatifd^e ^rt ber Stecitation fc^Itepen lagt. 
@. L. Roux de Liucy, le Livre des Legendes, introd. p. 29. 



- 43 - 

lebenbtgcn uub t)oHfommen bratnatifd^cn 2)arfteHuug mar 
alfo fel&r nal^e gelegt 3«^ S3efeitiguug beö SSorwurfa, bte 
neue (Sitte fei beö ©otte^^aufe^ unm'irbig, berief man fi(^ 
anf bie Erbauung nnb Selel^rung, bie bem SSolfe aii6 foU 
d^en ©^aufpielen erwad^fe. 

SQBurbe nun biefer 3^^* ^^^ «'^^ immer allein im 
Sluge behalten, mifd^te fii) aud) mand^er n^eltlid^e ©d^erg 
in bie fromme Unterl^altung, fo fam bie^r^e bod^imSlH* 
gemeinen öon il^rem frühem SSerbammung^urtl^eile jurüdf, 
ja förberte felbft berglei^en Darftettungen , bie jte burd^ 
ben 9?amen „SW^fierien", ber il^nen in i)erfd^iebenen 3)e^ 
cretalen unb ^oncilienfd^Iüffen beigelegt tt)irb, mit anbern 
^anblungen be^ guttut auf gleid^e Sinie fttllte. 

SDtan tt)irb nid^t erwarten, baß n)ir ber |)erv)orbiIbung 
be^ geiftlid^en ©c^aufpiefö, beffen Einlage n)ir fd^on im 3iitu6 
ber alteften Äird^e erblidften, einen beftimmten 3eit))unft anju^ 
weifen fud^en n^erben. SBie frii^ biefe in einjelnen ßrfd^ei- 
nungen im Drient Qtatt i)atte, l^aben xt>ix gefeiten; wir lernten 
jugleid^ bie gefte fennen, an beren fircfclid^e ©rauche ftc^ bie 
erpen bramatifd^en 3)arfteÜ[ungen fnu^)ften. Die 9?ad^ric^ten 
unb JDocumente, bie un^ t)on al^nlid^en Srfd^einungen im 
Slbenblanbe aufbel^alten finb, fteigen nid^t in gleid^ frul)e 
3eit l^inaufj aber ba unfere Äenntniß ber altern ^eriobe beö 
c^riftlid^en Suro^ia nid^t überaß au6 reid^l^altigen Duellen 
pießt, ba t)on il^ren literarifd^en JDenfmalen tjerl^altniß^ 
mdpig nur wenig auf und gefommen iji, überbieß Äunben 
ber erwäl^nten 3(rt immer mtr gelegentlid^ , nie um il)rer 
felbfi wiBen, »on ben (Sl)ronifenfd^reibern mitgetl^eilt wer^ 
ben, fo lapt ftd^ mit feiner 9lrt üon ©ewipl^eit annel^men, 



- 44 — 

ba^ We unö jufdßig aufbewal^rte alteftc 9tac^ri(l^t au* 
ben crften ?lnfanfl be6 fleiftlic^en ©c(;aufpteI6 bejetc^nc. 

SKan ^at bie 93ermut^ung aufgcfteBt, ba^ {iumme 
SSorfIfUungcn aud ber l^eUigen ©efd^id^te bem eigentlidbett 
geffili^en 2)rama »orauögeganflen feien, iDa^in gel^ört, 
toa^ in ben Sefc^Iuffen ber 9Borni;"er ©i^nobe t)om 3al^r 
1316 aW eine alte ©itte angeführt wirb, We Wlblid^e 3)ar^ 
fteHung ber Sluferfte^ung (S^rifii in ber Dflemad^t '5) } 

»») (Conc. Germ. IV. p. 257. 259) Syood. Dioeces Wormat 
ad a. 1316. Praeterea, cum proficuum, imo necessarium sit, ut 
receptae ab antiquo consuetudines quaedam, ob novellarum ad- 
ln veDtioDuni superstitiones refraenaDdas, commuteDtur in me- 
lius, lade eflt, quod cum a nostris Antecessorihus ad nosusque 
perveneritf ut in sacra nocte Dominicae Resurrectionis y ad 
sustollendam Crncifixi imaginem de sepulchroy ubi in Para^ 
sceve locata fuerat, nimia virorum etmulierumnumerositascer- 
taüm sese comprimendo, Ecclesiam simul cum Canonicis et 
VicariiB introire nilantur opinantes erronee: quod si viderent 
Crucifixi imaginem sustoUi, evaderent hoc anno inevitabilem 
mortis horam. His itaque obviantes statuimus: ut Resurrectionis 
Mysterium f ante ingressum plebis in ecclesiam dcinceps pera- 
gatur, debita cum devotione et reverentia. 

<S. and) Julli Bollandianl vita S. Udalrici T. II. fol. 103 
unb bie <Scl)rlft G. Freytag, de origine scenicae poesis apud Ger- 
manos, Berolini 1838, tveld^er iDtr einige ber obigen ^Zoti^en ))erbanfen. 

Ueber bie urf^runglic^e ^ebeutung M Surte6 Mysterium, 
toelc^e faß mit ber oon Sacramentum ^ufammenföHt, ftel^e ba^ Corp. 
Jur. Can. cl. cap. 84, §. 2. Mvsterium itaque, fratres, ob hoc 
dicitur, quod secretam et reconditam habeat dispensationem. 
Sacrificium autem, quasi sacrum factum, quia prece mystica 
consecratur pro nobis in memoriam dominicae passionis. §. 3. 
Sacramentum vero est in aliqua celebratione , quum res gesta 
ita Sit, ut aliquid significare intelligatur, quod sancte accipien- 
dum est. Sunt autem sacramenta, baptisma, chrisma, corpus et 
sanguis Christi, quae ob id sacramenta dicuatur, quia sub tegu- 



- 45 - 

ferner am |)immelfa]^rt^tafle bad Slufjiel^en bed Silben 
gl^rtfH in ben Äird^en^^immel unb ba6 |)erabwerfen eine^ 
brennenben Silben be6 ©atanö '''*) ; ba^ ?lufbaiien einer 
Sti^Jpe ju SBeiönad^ten , bie iDarjieKung ber bref Äönifle, 
wie fte bem (Sljriftfinbe t)ulbi9en u. f. tt). 8lber wenn gleid^ 
ein ^o^e^ ?l(tert]^um btefer SSraud^e fe{)r wal^rf^einlid^ i\i, 
fo wirb bo(i| fd^werlid^ bewiefen werben fonnen, ba^ jte 
älter feien, alö bie frü^ften gefd^riebenen geiftlic^en 5)ramen, 
bte auf und gefommen jtnb. !I)iefe fieigen jum 2^b^il in 
bie carolingifd^e ^di l^inauf. 2Bir l^aben 5Rotia t)on jwei 
|)anbfd^riften alter fflofterfd^aufpiele t)om 3al)r 815 '^^), 
fowie t)on bramatifd^en Stucf en , bie ber Sfbt Sfngilbert, ein 
3eitgenof[e ffarl^ be^ ®ro^en , in friejlfd^er (Spxa6)c ge- 
fd^rieben ^aben fott ^«). Die SKund^ener ffiibliot^ef imalfxt 
jwei, bem 9. unb 11. 3al)r^unbert angel^örige, «JWa- 
nufcri))te öerjtficirter lateinifd^er 3)ramen über bie ®e- 
burt (S^rifti '^^ öermut^lid^ 3iefte t>on Qpldm, bie bamaie 
wa^renb ber ß^rifinad^t in ben Sirenen aufgeful^rt ju werben 
))fle9ten. SKan bemerfe, wie fid^ l^ier, wie in ben oben erwftbn- 

mento corporalium rerum virtu9 divinasecretiussalutein eorun- 
dem sacramentorum operatur. ^an fielet l^ieraii^, für n^te heilig 
bie ^arfleUungen c^t\)(iUen xatx^tn muptcn, ttnflx man einen fold^en 
Flamen beiiegen burfte. 

'*) Kirchmaier in regno papistico. 

»») ©rimm beutfc^ie aWtjt^üIogic p. 4d5 nnbglßael, ©efc^ici^te 
ber fomif^en IMtcratur, 33. I. p. 280. 

'*) Leboeuf, Discours sur l'etat des sciences sous Charte- 
nagne, pag. 57. 

♦•) Sluf biefe «öanbff^riften l^ot ®uibo ©ßrrc« in einem lefen«? 
loert^en Sluffaft über ba6 ^^ifpi^M^frifl ^»n Obeiammergau (^ijio? 
riW-'Vülitifc^e Blätter »on^^idipö unb ®crrc«, 53. VI.) gucrft auf, 
merffam gema($)t. 



^ 46 - 

ten fhimmen !DarficBungen , unb in anbem, bereit gleid^ 
gebadet »erben foll, n^ieber eben jene 9Romente bed ®ot^ 
tedbtenfte6 bemerflid^ machen, bie [lä) f(^on in ber früft* 
Pen 3rft ju bramatif^er ©eftaltung l^inneigten. Slud 
bem 10. S^^rl^uubert würben l^ier öomel^mlic^ bie bra^ 
matifc^cn ©tücfe ju nennen fein, weld^e bie eble Slebtifjin 
t>on @anber6l)eini , 9lo6n>it^a, na6) alt^c^rijHidben ?e^ 
genben »erfaßt \)at, mm\ biefe gur Stuffül^mng gefom^ 
men, unb nid^t, tt>ie e^ aDfen Slnfc^ein f)at, bio^ gnr er* 
baulid^en Unterhaltung ber fflofterfefeweftern gefc^rieben 
Wären. 2)ocl^ bejtften wir anbere ©(]^aufj)iele t)on faum 
iüngerm !Datum , bie in gorm unb 3nf)alt if)ve Sefiim* 
mung für bie JDarfteKung beutlic^ genug jn erfennen ge* 
ben. aSor atten fft ia^ 9R^fterium t)on ben weifen unb 
tf)6ri(^ten Sungfrauen (in ber ^anbfc^rifl 1139 ber fönig* 
lic^ fraujöfifc^en ©ibliot{)eO ^erx)orju^eben, fl)dteftenö aud 
ber erften ^dt be^ IL 3al^rl^unbert6 , weld^er ^eit f(^on 
bie ©d&rift angehört , nac^ ßeboeuf unb 9la)jnouarb aber 
»on noc^ ^ol^erm Snter «o). ^(in^ {j^ (iit^n &)oxaU 
ft^Ie gel)alten unb au^ lateinifd^en |)i^mnen jufammenge* 
feftt , l^alb au0 ^Dialogen in romanif^er 3Runbart befiel^enb, 
jeigt ed und ba^geiftlid^e 3)rama in feinem (Sntflel^en au6 
bem firc^lic^en ©ottedbienft. ®ner lateinifc^en garce über 
©t, 9?icoIad , bie ftdb in einem aWanufcri^jt ber Sfbtei üon 
St. Benoit sur Loire gefunben f)at, Wirb mit ®runb ein 
gleich liol^ed Slltertl^um jugef^rieben ®*)» Seboeuf gibt 



*^) Journal des Savans 1828, p. 897, unb Raynouard, Hi^ 
stoire littöraire des Troubadour^ , II. 134 if. 
*') Journal des Savans 1. c. 



— 47 — 

i>on einem um'ö 3<t^t 1050 gef^riebenen ©tüife 9?ac^^ 
Vid^t, in bem aSirgil unter ben ^xop^ekn auftritt, n>el^e 
ben @rlöfer anbeten, ®egen @nbe beffelben 3a^r{)unbertö 
begegnet un6 ein alt-franj6jtfc^e6 Mysteriuni resurrec- 
tioiiis ®2), weld^eö aucft baburc^ merfwürbig ift , ba^ barin 
bic Slup^rung burd^ ©eiftli^e au^brörflid^ ernjä^nt wirb. 

®Iei(^fanö ber 3rit nad^ bem 11. 3al^rl)uubert gel^ört ein 
furjlic^ i^erau^gegebeneö alt-bretonifc^e^ SW^fterium an ^^^. 

Sel^r beac^ten^wertl^ ift au^, \r>a^ SÄatt^äu^ ^a^ 
xi^ in feinen Vitae abbatum erjäl^lt: ©eoffret) au6 ber 
!ftormanbie, ©d^ullebrer in Dunftajjle, tjabe t)on feinen 
Qä)üUm ein 9Ktrafelfpiel auö bem ieben ber 1^. ^at^a^ 
rina aufful^ren laffen, unb bieö fei feine neue (Srfin^ 
bung , fonbern bem |)erfommen ber 9Wag{fier uub ©deuten 
gemä^ geiDefen. SBarton [eftt biefe !Darftellung in bie 
3eit um 1110, boc^ fc^eint e^ richtiger, fte mit de la 
Rue. (Bardes et Jongleurs, T. II. p* 52) erft jmifd^en 
bie 3a^re 1131 m 46 ju i)erlegen «^j. 

2)er ftrenge 3nnoceuj III. fanb im 30^^ 1210 SSer^^ 
anlaffung, ein fc^arfee SSerbot gegen bie Slufül^rung bra* 
matifc^er (SpUU in ben Sird^en uub gegen bie ©^au^ 
f^)ielerei ber ©eiftlid^en ju rid^ten ^^)j ba|[elbe n)urbe balb 

*') ®. bad Theatre fran9ais au moyen age von Monmerque 
unb Michel. Paris, 1839. 

*') Buhez Santez Nodd ou la vie de SainCe Nonne et de 
son fils Saint Devy, Archeveque de Mennevie en 519, mystere 
compose en langue bretonne anterieurement au XII. siecle, 
public d^apres un manuscrit unique par Sionoet. Paris, 1837. 

s«) Warton History of english poetry III. 103 ff. unb Collier 
Hist. of english dramatic poetry I. 1 ff. 

**) (C. Jur. Can. cl.) cap. XII. IL^ de vita et honestate 



— 48 - 

barauf in mehreren S^nobalbcfd^Iüffen tt>icber]^oU ^) , be^ 
tt)irfte aber fein Sluf^oren biefer erbaiili^m Utitcrfialtungen, 
fonbcm trug nur bei, il^ren ©d^au^jlaft ju ^eranbern. 
glnben ftc^ gleich einjelne 3la6)n6)Un, ba^ an(f) in beti 
folgenben Sö^r^unberten bie Äirc^en ju Sül^ncn gemi^- 
braucht tDurben, wie bcrnt noc^ im Sal^r 1452 in ber 
Äird^e Santa (5l)iara ju SRea^jel eine i)ra(^tige SJorfieBung 
in ©egenwart Ä6nig6 3llfon^ I. gegeben würbe ^ fo wmrb 
eö büc^ im Sittgemeinen feit bem 13. 3al^rl^unbert üblid^er, 
bie 9Rt)fierien aujer^alb ber ©otte^^aufer auf offentlicfeen 
^lä^en, ober an fonfl gelegenen Orten barjufletten» |)ier* 
bei toax jugleid^ bie immer felbftflanbiger tt)erbenbe 6nt^ 
wirfelung beö <SfiM unb feine go^rei^ung t)om eigent* 
lid^en ©otte^bienfte n)irffam. 3(pojiolo 3eno fü^rt au« 
alten ei)rünifen an , am Djierfefl 1243 fei auf bem ^lafte 
$rato betta SSatte ju $abua ein groje« geiftlid^ed ©c^au- 

clericorum (Innoc. IIF, ad a. ISIO). Interdum ludi fiunt in ee- 
clesiis theatrales et non solum ad ludibriorum spectacula intro- 
ducuntur in eis monstra larvarum, verum etiam in aliquibus 
[a/tnij festivitatibus, [quae continue natalem Christi sequun- 
turjy diaconi, presbyteri ac subdiaconi [vicissimj insaniae 
Buae ludibria exercere praesumunt [per gesticulationum sua- 
rum debachationes obscoenas in conspectu poputi decus facinnt 

clericale viUscere, J — . Praelibatam [veroj ludibriorum 

consuetudinem, vel pocius corruptelam, curetis a vestris eccle- 
BUS ftaliterj exstirpare, [quod vos divini citltus et sacri com- 
drobetis ordinis Zelatores.J (cf. Boehmeri annot. 38 ) 

«•) Conc. Trev. d. a. 18«7. — Sjnod. Avenion. a. 1809, c. 
17. — Salisb. a. 1874, c. 17. — üUroject. a. 1893, c.l«. —Conc. 
Germ. Coli. ed. Schannat, auxit Harzheim 1760, III. pag. 589 
MiiD IV. 17. 



— 49 - 

ft)id aufgeführt n>orben «7). jfu« Mefer 3eit t)abm n)ir 
au6) We erfte 5hinbe t)on eigenen ©efeßfc^aften , We fid^ 
jum 3tt>e(f ber SDarfleflung t)on ÜR^fterien bilbeten^ fo 
trat im 3a^r 1264 in 9lom bie SBrfiberfd^aft bei Oonfalone 
jttfammen, um bie ©efcbic^te ber ^afjton ju fpielen. Q^ 
fd)eint, baf ©eiftlid^e mit 9BeItIic{)en YDetteiferten, Ui bie^ 
fen SBotflcBungen ^Rotten ju ubernel^men, unb bie ©efeH^ 
fcöaft Battttti , bie ft* im 3al&r 1261 in 3:ret>ifo bilbete, 
f)atte bie Canonici ber bortigen ßat^ebrale fogar förmlich 
»en)flid^tet , if)x iai)rric]^ für bie gioUe ber ÜWaria unb be« 
@ngeM jtt)ei OeifUic^e ju liefern ®^). 

2)ie im 3a^r 1264 erlaffene Sutte Urbanö IV., m^ 
burd^ bie geier be0 grobnleid^namd ober Corpus Christi 
angeorbnet würbe, rief ein gefi l^erüor, ba^ balb ju ben 
bebeutenbflen ber ß^riftenl^eit gel^örte, unb nid^t allein 
burc^ glanjenbe Umjüge, fonbern aud^ burd^ brama* 
tifc^e ©^)iele i>ex^exxll(f)t würbe ®®)» !Die 3a^rbüd^er ber 
©tabt g)ürf t)üm Snbe biefee 3al)r^unbert« liefern 
tin 93eif^)iel, mit welker SBic^tigfeit man biefe ©J)iele 
aW einen wefcntlic^en 3;^eil ber religiofen geier anfa^. 
3ebeö ©ewerbe biefer ©tabt, t)om l^öc^jien bi^ jum 
ttiebrigfien, war i)erpflid^tet, auf feine ^ofien eine.©cene 
be6 alten ober neuen S^efiament^ ju @l^ren be6 ^eiligen 

•') Tiralioachi IV. p. 423. Muralori Script, rer. ICal. T. VIII. 
p. 365. 

••) Riccoboni T I. ^er aU^u ffeptifcl^e Xiraho^d^i (T. VIII. 
pag. 291) gie^t tiefe ^a^xid^Un, unfere^ ^cbünfend mit Unred^t, in 
Btoeiffl. 

•*) Gavaotl Thesaur. aacr. rit. T. I p. 495 unD 500 biedu- 
fd^e ))ou Me'ratus. <3. audi bie <Sd^ilberungen Oiefe^ Seßed bei 
Gretser, Bauldry unb Arnaud. 
@efd». h. iit in ®Dan i. «». 4 



— 50 - 

6acramtnt6 bei ber grofen ^roceffion »ortuftelTen, unb 
ben rittielnen Sänften toaxen t^aUi i^xe ttfttmmttn ytoUtn 
unb Scenen jugetviefcn. 

!Die Slfitl^ejeit M geifllid^en !Drama^, bie man wm 
14. 3<t^t'i^uubert an batiren fann, ifl burc^ mc^r^ 
fad^e !£)arfle((un9en , neuerbtngd auiSf bnrd^ ^rau^abe 
H)xtx n>{d^tigf}en (iterarifct)en !Denfma(e fo befannt getDor^ 
ben , baf e6 genügen fann , fie ^ier nur in aUgemrinen 
Umriffen unb in fo fern )u fd^ilbern, ald i^re Aenntni^ 
für ba^ SBerfte^en be6 gleid^jfitigen unb fpAtern fpanifc^n 
!Drama6 »efentlid^ forberlic^ fein wirb. @d fd^eint itotd^ 
bienlic^, l^ierbei J^auptf&c^Iid^ granfreic^ unb @ng(anb in'd 
9uge ju faffen , ba über bie lange unb glAnjenbe Striae 
))on geifllid^en Sd^auf^ielen, bie ftd^ in biefen S&nbern 
entn>{(felte, bie grfinbHd^ften gorfd^uugen angebellt unb bie 
jal(>lrei(l&fien !Documente »orl^anben finb •^). 

Seit 1268 begann man )u @l^efler, aHjAl^^rlic^ eine Steige 
)>on 3R\ffitxitn, ober, n>ie fie in @nglanb genannt n>urben, VtU 

••) Warton, Hiat. of engüsh poetry III. 153 ff. — Beau- 
champs, Hist du theatre fran^ais Vol. f. — IBoutemrf V. 95 ff. 

— Andres, Origine, progresso e stato di o^i literatura T. V. 

— GiDguene III. — Tiraboschi VII. — Riccoboni I. — Collier, 
Hist of engiish dramatic poetry 1 unb II. — Onesime ie Boy, 
Etudes sur Ie mysteres et sur divers manuscrits de Gerson. 
Paris, 1837. - Achille, Jubinal mysteres inedifs du quinxieine 
siede. Paris, 1d37. — Theatre fran^ais au moyen age publik 
par Moninerque of Michel. Paris, 1839. — Aocient Mysteriös 
described by William Hone. London, 1833. ~ A coUecUon of 
engiish miracle-plays or Mysteries by William Marriott, 1838. 

— @. au^ ®. ®ßrre« in ben Woxifdi:)politiSdttn «Uttrtn, ©. VI., 
unb in aSe^ug auf ba« ^ihlio^xa^Wäft ba« mufletl^aft grfinblic^e 
unb DoUflänbiee Se^rbud^ einet allflemetnen iiUx&xQe]dtiäfU t^on 3. 
@. %fi, &x&it, ÜBanb II. ^btif. 3. ^redben, 1843. 



— 51 — 

raffifpielen aufjuffil^ren. 3tn Mefe fcfjlojfeu fld^ etwaö fpäter 
a^nlid^ unb nid^ minber berühmte !I)arftenungen in ber 
SBUbfirf^aibtei utib gu 6ot)entrv. 2)ie älteflen un« aufbcwa^r^ 
ten ®tüät, aud 6buarM III. ^dt, fitib ro^)e IDramatijirungen 
ber l^eillgen ©efc^ld^tc t)on t)orl)errfd^enb c^jifd^em S^on, mriji 
fe^tfurj wnb aud einer i)Iatt(ofen Slneinanberrei^ung ^cx^dfk^ 
bencr Sluflritte befiel^enb. din ^rolog ppegt bad ®anje einju- 
leiten, ein @^)ilofl e^ ju fd()Iie^en. 3n ber golge gewan-- 
nen biefe ®pieU intnter größere 9lu6be^nung, fo baf ein 
2^ag jtt il^rer Sluffül^rung nid^t mef)t genügte, unb j. 95. 
ba6 SR^jierinm t)on ber SBeltfd^opfiing , an bem man fld^ 
1409 jn Sfinncr^meB erbaute, eine üoHe SBocfie fpielte. 
9t(K]^ umfangreidber war ber ©i^flu^ t)on SRi^fierien, in 
ttjeld^em um bie nämliche 3^5^ J^ (Sl^efier bie ganje SBelt^^ 
gefd^id^te »on ber ©d^öj)fung bi6 jnm jüngften ®eri(^t 
bargefteHt würbe 5 unb fo tt)eit war bie ©eijilic^feit »on 
il^rem frül^eren SBerbammungdurt^eil jurüdtgef ommen , ba^ 
ben 3wft^ÄW^ni, weld^e ber ganjen SReil^e biefer frommen 
®(^auf^)iele beiwol^nen würben, taufenbja^riger ?lMa§ t>er^ 
fproc^en warb. 

3)ad franjojtfd^e Si^eater war bur(^ t)ielfad^e, 3al)r^ 
l^unberte lang fortgefeftte SSerfud^e, unter benen nad^trciglid^ 
nod^ ba6 9KirafeI »om 2;i^eop^iIu6 , bie ältefte bramatifd^e 
SSearbeitung ber S^^uflfage, genannt werben möge ®o">), 
genug l)erangereifl , um ji(^ gegen @nbe bed t)ierje]^nten 
Sal^t^unbertö tJoHfommen ftriren ju fonnen. 2)en andern 
SmpuW gab golgenbe«. Um baö 3a^r 1398 t)ereinigte 
jtc^ eine ®efettf(^aft »on ^arifer bürgern unb |)anbwer^ 

*«b) Le Grand d^Aussy, Fabliaux Tom. II. 

4* 



— 52 — 

fern ju bcm gemeinfamen Swerf, geijHic^e ©pick aufju^ 
ful^rcn. 3wm iocal i^rer 2)arfiettunfleii mahlte fic baö 
2)orf St. Maur les Fosaes bei SBincetine^, mil bie 9le^ 
Ilquien be^ ®t 93a6oIein wnb St ÜRauru6 unb bie ba^ 
felbfi beftnbiic^e SBunberquette t)iele grembe bort^in lorften. 
I)er erfie bort t)orgefiente ©egenpanb war bie ^affion 
(S^rifH, 2)iefe« Spiel ^atte anfäiifllic^ in ber e^arwo^e 
Statt, warb jebod^ wegen be^ SeifaUd, ben e^ fanb, 
fpäter aud^ au^er biefer ^cit wieber^oU. Salb aber, ba 
ber ungemeine ßw^^^^^nfl ^^^ 9SoIf6 ßrcejfe t)eranlapt 
f)atU, legte ber Pr^vdt »on ^ari^ ber Slnffö^rung fol- 
c6er ©türfe |)inbcrnif][e in ben 3Beg. !Die ®*auft)ie(er 
richteten nun eine 93ittfd^rift an Äonig ^arl VI., unb 
erl(>ielten tjon l^m am 4. 2)ec. 1402 einen greif)eit6^ 
brief. 3n golge biefer (Soncefllon burften fle ungeftört 
in $ari0 unb ber Umgegenb fpielen unb t^r 3;^eatercojium 
aud^ auf ben ©trafen tragen. 93on bem SRamen, ben 
ibnen baffelbe patent mit SRücf jtclbt auf i^r erfte6 unb be^ 
rul^mtefled Stud beigelegt l^atte, Riegen fie fortan les 
Coiifrcres de la Passion ^^c), 

8lnfanglid^ f^)ielten jte auf ben ©tra§en^ fpater fd^Iugen 
fte im Hdtel de la Trinitd, bann im Hotel de Flandre 
unb jule^t im Hotel de Bourgogne i()ren feßen äBol^nft^ 
auf. Ueber ber ^üx be« 3;i&eater6 war ba« SBaj)J)en ber 
^afliondbrßber angel^eftet, ein fteinerner ©ti^ilb mit bem 
Äreuje unb ' ben ?eiben6tt)erf jeugen. S)er Äreiö ,_ in bem 



••c) Dulaure, Histoire civile, physique et monüe de Paris, 
T. Vr. p. 14. Taillaudier, Notice sur les confk>ere8 de la Passion. 
Paris, 1834. ®räge a. a. O. <S. 1186. 



- 53 — 

ftd^ il6re 35arfiettunflftt bewegten, blieb übrigen« nidbt auf 
bie ^af(ion beffbranft. !Die ganje ©efc^id^te M alten 
unb neuen S^efiament«, bad ganje ®ebiet ber |)eUi9en' 
gegeube mupte baju l^erl^alten. !Die langem ©turfe waren 
in 3^age (journees) abget^eilt unb fl)ielten fo öiele S^age, 
wie jte bergleicfcen Slbtl^eilungen l^attcn, woburd^ fi^ We 
3)auer einer fold^en SBorfleBung bisweilen auf fünf SBoc^en 
erfirerfte. ©elbfl bie einjelnen Journees bel^nten fic^ oft 
fo in bie Sänge, ba^ um 3J?ittag eine $aufe t>on einigen 
©tunben gemad^t werben mupte, um ben Spielern nur 
etwa« 3iul)e ju gönnen. !Die ©türfe, fo »iel wir t)on ben 
erl[}altenen 9le|ien urtl)eilen fonnen, waren faji burc^au« 
bialogifirte ®efd^id)ten t)on enblofer ©reite, o^ne alle bra* 
matifdbe SSerfnüpfung ber einjelnen ©cenen, SJarjieHungen 
ganjer Seben^läufe, ja ©ummarien ber gaujen l^eiligen 
Oefi^id^te; unb bei ©cfcäftung berfelben fonnen Sinjet 
l^eiten t)oll poetifc^er ^aft unb SBal^rl)eit ben gänjlid^en 
3Kangel an Sered^nung unb ©lieberung bed ^land, bie 
unf&gli(^e, ft^ in ewigen ffiieberl^olungen ergel^enbe, SBeit^ 
fc^weifigfeit ber Sel^anblung fd^werlidb vergüten, ßugteid^ 
würbe in biefen 9K^flerien ©d^erj unb Srnft auf« wiH^ 
löl^rlid&fle burc^einanber geriil^rt, ba6 Äomifd^e in aben* 
tfteuerlid^er SWifd^ung mit bem ?:ragifd^en t)erbunben. 9lic^t 
feiten mußte ber 2;eufel bie 9lotle M Sufiigmac^erd über^ 
nehmen. !Der recitirenbe Vortrag, meifl in furjjeiligen 
jambifd^en Werfen, wed^felte mit bem muftfalifc^en , jum 
JEl^eil aud^ mit gefangenen ®^6ren. 

5)a« $erfonal unb ber Sfpparat, bie ju biefen ©tficfen 
erforbert würben, müjfen ungeheuer gewefen fein. 3)ie 
tSinrid^tung be« ^^eater« wirb folgenber ^a^cn gefd^ilbert, 



- 54 - 

unb man.faun anttel^mcii; ia^ tiefe ®c^ilt)erung uu6 im 
SBefentlid^en nic^t blo^ ben 3wP«iib ^^^ franjöftfc^ert; fon^ 
betn aui) ben ber fibrigen S5öl)nen im bamaligen euro^)a 
jeigt; für ßnfllanb unb 2)eutfci&Ianb »enigjleu^ tt)irb bie^ 
burd^ au6brü(fii(^e Seugniffe befiartgt »i). iter ©(^au^Jlaft 
jerftel in brei S^^eile. Oben naä) leinten ju panb ein 
l^ol^e« ©erfiji, ben |)immel unb bad ^arabie6 t»orfiettenb; 
auf il^m befanben jtd^ ber ®ift ®otte^ unb ber 2;^ron ber 
^eiligen JDreieinigfeit, "oon (Sngeln unb |)eiligen umgeben. 
Unterl^alb biefeö Oeröfle^ lagen bie Srbe unb bad ^urga^ 
torium; ganj unten aber bie |)6ne, in ©efialt eine^ 
JDrac^end, burc^ befien Stadien bie 3^eufe( emi)orftiegen 
unb l^inabfiil^ren. 3^v Seite n>ar eine 9?ifdbe mit SBor^» 
Rängen ; n)o, n>ie man annal)m, aDed bad ))orging, toa^ 
nidbt üor bie ßwfc^auer gebrad^t tt)erben fonnte; jugleic^ 
flanben auf ber SSül^ne felbfl S3änfe, auf bie fidb bie 
®d^auft)ieler nad^ Seenbigun^ il^rer ©cenen nieberlie§en. 
!Die ©ifte ber 3ufc^öuer waren reibenwetfe t)\ntex einanber 
cx\^ö\)t unb, n)ie bie Sül^ne, nadb religiofen Ueberlieferungen 
benannt; bielböc^fien l^iefen ba^^arabie^. Um2)ecorationen 
unb SRafcfeinerie ber Sül^ne fo glänjenb \me möglid^ au6ju^ 
fiatten, fd^eute man Weber SWül^e noc^ Äoflen •^). SBenn 

*>) @. Strutts MaoBers and Customs unb naä) Um Hone, 
ancient Mysteries, p. «17. — Stewart), Swnffurter 5(r(||i\), III. 
pag. 137 — 158. Hoffma n, Iter austriacum, pag. S24. 

••) 3u Ux 38. Seree »on ©utUaume 33ou(^et lieft mon: 
„Quelqu*un de la compagnle nous Ta coDter qu'il avoit tu jouer 
la Passion A Saumur, et quVntre autres chosrs fort singulieres 
qii^il avoit remarquees en ces jeux c'etoit que le paradis etoit 
si beau ä canse de Texcellenee de la peinture, que celui qui 
Tavoit l'ait, se vantant de son ouvrage disoit a tous ceux qui 



- 55 - 

Me SJarfieHuttg im greien Statt fanb, fd&rint man fid^ 
eincd beVDeglic^en^ auf SRabcr geflellteti^ Srettergeröfifd bf* 
bient ju l^aben •3). 

9lad^ bcm SSorbilbc beö ^arifer Xf)caUx^ errichtete 
man balb d^nlic^e in »ielen ©tdbten granfreid^d. aber 
ntd^t uberaK bildeten ftd^ ßebenbe unb regelmäßige ®i)au^ 
fpielergefettfd^aften. 3Bie aud^ bie Coofr^rie de la Pas- 
cnon bei bem unglaublich großen ^erfonal, bad manche 
i^rer ©tödfe erforberten, oft bie Sei^ülfe be6 ^ublicum6 
in 9lnf))ru^ nal^m , fo traten an mand^en Orten bie an^ 
gefel^enfien ©ntool^ner felbfi ald 8eiter be0 .©pieM auf. 
Stud ben 9(rd^ioen ber ©urgunbifc^en Stabt ©eurre ifl ein 
$rotofott »om 3abt 1484 befannt gemad^t tt)orben, in 
weld^em ftd^ ein IDid^ter »erbinblid^ mad^t, ben bürgern 
ber ©tabt, gegen angemeffene SSejal^Iung, ein STO^fierium 
oon bem geben il^red ©c^uft^jatronö ju liefern. Sei SBer^^ 
tbeilung ber Stollen würben l^au^Jtfac^lic^ bie jtirc^en^ 
unb Älofierfd^ulen , bie geijilid^en Sriiberfdbaften unb bie 
tjerfd^iebenen fünfte berudfld^tigt ; »or iDarfieHungen aber, 
bie ein ungewol^nlid^ große« ^erfonal erforberten, t»er* 
anjlaltete man einen <)omi)l^aften 3m8/ ^^^ ^^^ ^^^^^ 
2;romi)etenftößen ber fogenannte cri de jeu, b. 1^. eine, an 
bie ganje SSürgerfd^aft gerid^tete, «ufforberung jur 2;^eil' 

Rdmiroient ce paradis: ..yVoilik bien le plus beau paradis que 
V0U8 vites jamaifl, ne que vous Terrez ^^~3n bem SR^flerium le 
Tieil Testament flnbet fid^ in bei ®(^ö))fun9dfcene bie Slntoei^ng : 
„Adonque se doU tirer un ciel de couleur de feu , auquel sera 
ecrif: Coelum empyreum.*^ — @. Saint- Beuve, Tableaa de la 
poesie fran^aise au XVIe siecle. Paris, 1843. 

•*) Collier, History of english dramatic poetry, V. II. 
pag. 152. 



— 56 - 

ndf)mc an bem (g^Jide beriefen warb. SBaren fämmtlicfce 
SRoIIeu i>ext\)eiU, fo leifieten Wc ©^>ieler einen feierlichen 
gib, il^re Partien wo^l einjuiiubiren unb fxi) jur gel^öri^ 
gen 3rit einjuftnben, ja festen il^r geben unb i^re ©fiter 
bafür jum ^fanbe. 2)ie |)anbfcl^rift , xoeKfye bie 9loKen 
enthielt, nannte man bie Drbnung ober bad JRegifter be0 
Stücföj „SRegifter-Sül^rer'' l^ie^ berjenige, ber bie DarfieU 
lung leitete. 2)ie Srric^tung ber Sul^ne beforgte in ©eurre 
ber Sürgermeifter felbji. 9?acl^ SSeenbigung fammtlic^er 
93orbereitungen würben bie Spieler burc^ öffentlid^en 8(uf-- 
ruf entboten, jt^ einjuftnben; bann jogen jie unter flin^^ 
genbem Spiel, in tjottem SofMim unb fammtlic^ beritten, 
burc^ bie feftlid^ gefcfemucften ©trafen ber ©tabt bi^ an 
ben ^laft, tt>o bie ©ul&ne aufgefc^Iagen mar, unb bie SJor^^ 
fteHung nal^m i^ren 8tnfang •*). 

®ne befonbere ßlaffe be6 geijHid^en ©c^aufpield neben 
ben ÜJlVJierien bilbeten bie SRoralitdten, ober fold^e ©tücfe, 
in benen bie moralifc^ ^ aKegorifc^e !Deutung baö gefc^ic^t* 
lic^e glement fibent)og. ÜRan pfiegt ba6 ßntfie^en ber^ 
felben in6 15. 3a^rl[}ttnbert }u feften unb för granfreic^ 
an folgenben tlmfianb ju fnupfen. Sc^on üor ben $af^ 
{ion6brubern l^atte eine alte ))rit)ilegerte S^erbinbung )9on 
^Ib'oocaUn, ^rocuratoren unb anbem 3uftiibeamten bad SBor^ 
xe(f)t gel^abt, bie offentlid^en geße ju leiten. !Diefe ®enoffen^ 
fc^aft (les Clercs de la Bazoche) n)o(Ite t)inter ber Con- 
frerie de la Passion nid^t jurfid bleiben unb gleidbf^I^^ SR)^^ 
flerien aufful^renj allein biefe lefttere, ftd^auf il(>r$rii)ilegium 
berufenb, tjerwdgerte ibr ba^ JRed^t baju, unb fo gingen bie 

*«) Achille Jubinale, Mytseres du XVe siecle, preface 
pag. XLIl. 



- 57 - 

Cleres jur ßrfinbung ber 5B!oraHtäten u6er. SIKein man 
fawtt jutjerftcfetlid^ annehmen , baß Wefe ?(rt t)on ©türfen, 
tt)ie ftd^ tjom ^ange be^ ganjen 5KitteIaIter^ jur SHfeflorie 
erwarten laßt, tt>eit älter toax. ©d^on fm Slnfang bed 
13. Safer^unbertö ftnben tt>ir efn t^eologifd^ed ^xama »on 
Stienne gaugton, worin bie SBal^rl^eit unb b<e ©erecfetlg^ 
feit Uram wegen be^ ©üubenfaUe^ öor ®ott anflagen, 
ba^ 5roittleiben unb ber griebe aber ein SBort für i^n ein* 
legen, unb l&ierauf (Sott ber SSater mit feinem @ol(|ne t)er- 
atrebet, ben Streit burc^ bie SKenfc^werbung teijulegen. 
|)ierl()er geprt audb eind ber altefien und erhalte* 
nen !I)ramen in Ü^eutfc^lanb , ber Ltidus paschalis de 
adveiitu et iuteritu Antichristi ^^), in iem bie ftirc^e, 
bie Synagoge, bie 33arml^erjig!eit unb bie @ered^tig!eit 
auftreten. 3luc^ in ben franjofifc^en 9Kvft^rien waren "oon 
Älterd l^er ä^nlidf^e ^erfoniftcationen l^eimifd^ gewefen 5 
nur baß ^ier bad l^ifiorifd^e (Slement bad t)or]^errfcftenbe 
war. ©oüiel ift aber aöerbingd gegrünbet, Daß feit ber 
er^en {)alfte bed 15. Sa^rl^unbertd ber ©efd^marf an foU 
(^en attegorifd^en Spielen befonberd ^errfcftenb würbe unb 
aOmalig fo uberl)anb nal^m, baß bie SR^fierien fafl ia'ocn 
»erbrangt würben. 95orttämlicl& war bieö in (Snglanb unb 
Sranfreid^ ber gaÖ. I)ae ^erfonal in biefen 9Woralitaten 
befianb fafi ganjlid^ au6 aöegorifd^en Figuren. Die »er* 
fd^iebenen Jlugenben unb ?afler, bie Sunbe unb ber Zoi, 
ber Olauben, bie Hoffnung unb bie ?iebe fpielten bie 

**) ^bge^rucft in Pet/. Thesaurus Anecri. novus, T. II P. III. 
col. 185^196; t>erg(. HoffmauD Fundgruben I. 242 — 144. Iter 
Anstr. 146, 243. Kugler, de Werinliero saec. XII. monaclio 
Tagerns Berol. 1831. 



- 58 — 

|)am)troUen iabä. Sfber man giufl weiter bid jur ^er* 
fonificatfon ber abfiractefien SBegriffe. SRic^t nur bad Uebel* 
beratl^enfein unb SBol^Iberatlb^nfein , bad feltge nnb bad 
imfeHge gnbe, ba6 gafien, baö ®ebet nnb feine ©d^we^ 
fler baö Älmofen, bie {)offuun9 — auf — langet — 
geben, bie ©c^am — feine — ©ünben — ju — befen^ 
nen, traten leibl^aftig, rebenb unb ^anbehib auf bie 
SSfll^ne, fonbern auc^ baö ©lut Slbete, bie 3;obten* 
t)igiiien, nämlid^: Creator omninm, Vir fertissimus, 
Homo natu8 de muliere unb Paucitas dierum , ba6 
SKel^r nnb bad SBeniger unb bie t)erfc^iebenen Tem- 
pora t)on 3^^^tt>6rtem , j. 33. Regno , regnabo , re- 
gnavi« 2)er S^eufel unb ba6 8afier burften nie fel^len ; 
jener erfd^ien in furdb^barer ©efialt, mit langer rotier 
9?afe, mit @dbtt>anj unb mit gefpaltenen Alanen ; bad gafier 
Ibingegen war eine 8(rt von fomifc^er gigur im bunten 
Äleibe, eine ^eitfc^c in ber ^anb. Sn ber grfinbung biefer 
tt)unberlldben Stüde befunbet jld^ nicftt feiten eine unge^ 
meine Straft ber ^J^antajle, in ber ßeitung beö ^lan^ t)iel 
©dbarffinn unb feine SSeredbnung. 

3(u6 ben fK^fierien unb SKoralitäten leitet bie gewol^nlid^e 
Sfnfld^t ben Urfpmng i)e^ ganzen neuem ©d^aufpield ^er; aW 
ber ^eitpmft, too bie erfien weltlid^en 2)ramen auö ben gei^ 
lidben l^erüorgebrungen feien, wirb bann baö (Snbe bed 15. 
SalbrWbertö angeben. 3)ie iDarftellungen ber l^eiligen ®e* 
fdbidbte boten aUerbingd profane ©emente genug bar, bie 
bem weltlichen S^beater, namentlich beut b^fiorifd^en ©c^au^ 
fpiel, ju 8lnfnü))fungöi)unften bienen fonnten; audb finben 
fid^ fdbon unter ben S(upi^rungen ber ^afjtondbrAber ein« 
Jielne üon rein weltlidben 9?egebenbeiten erwäl^nt (wie 



— 59 - 

i. 93. 1395 Me @efc^i(^te ber ©rifelbfö, 1459 Wc 3erfl6run9 
Zxoia'^ aufgeführt n>urbe) ; unb bie Clercs de 1a Bazoche 
flingen nfc^t aHein in etnjelne TtoxalMten, j. 35. in ber 
befannten SBerurtl^eilung bee S3anfetd, ganj ober ben reli* 
fliofen Äreiö l^inauö, fonbern jieKten, jnr ©rgöftung neben 
ber Erbauung, an(b Mareen ol&ne aUegorffd^e JJignren bar. 
3»an Um ba^er bad geifllid^e @d^aiifj)iel be^ SDWttelalterd 
al6 eine tDtcbttge Dnelle bed neuen !I)ramad gelten laffen; 
aber bod^ nur aU eine t)on mehreren, tt)elc^e jufammen* 
frfotnten, um in i^rer ^Bereinigung erfl ju bem mannig* 
faltigen Oanjen anjuwad^fen. IDenn entfd^ieben irrig ifl 
eö, tt)enn man glaubt, bie ©enoffenfd^aften , \)on beneu 
jule^t bie Siebe VDar, li&tten bie ganje bramatifd^e Si^dtig^ 
feit il^rer ^dt in fid^ abforbirt. SBod tt)ir oben burd^ 3«* 
fammenfietfung einiger S^^fl^iff^ wnter tjielen barjut^)Utt 
t)erfud^ten , baß mimifc^e SBarfleKungen »äl^renb ber gel^n 
erflen Sa^rtunberte unferer 3^itrec^nung nie ganj außer 
SSraud^ famen, laßt ftd^ für bie folgenbe ^eit burd^ nod^ 
weit jal^Ireidf^ere 35ett)eidfiellen außer allen 3tt>^if^l f^ft^n. 
SRit Ueberge^ung aller jener öielfad^en @rtt)dl^nungen ber 
SRimen unb Soculatoren bei ben (S^ronifenfd^reibem ^«), 
mögen l^ier nur einige ber töid^tigern unb audbrüdflid^en 
3eugniffe t)on bem SBorl^anbenfeiu eined rein tt)eltlid^en 
©d^aufpieW angefül^rt ttjerben. 3n ber 8ebendgefc^id^te 
M \). a;^omaö, grjbifc^off^ unb aftärt^rerö, »on SBilTiam 
giftfiep^en, atter SBal^rfd^einlid^feit nad^ üor 1182 ge^ 
fd^rieben, I)eißt e6 t)om bamaligen Sonbon fd^on: ,;Sonbon 
befiftt fiatt ber Si^eaterfiüdte, (iatt ber fcenifd^en ©piele, 

••) (namentltd^ aud^ tu ben dueüen Oet vti^^ensaUfd^en iittta^ 
turgefd^ii^te, u>orauf tcit ^utudffommen werben. 



- 60 - 

beiligere Spiele, SSorfteflungen t)on ben SBuubern, wel^e 
bie l^eiligen 33efenner "ooühxa^t \)aUn, ober t)on im Seiben, 
tt>orin bie ©tanb^aftigfeit bcr 5Kartt^rer ftd^ t)erl^errlid^t 
l^at," — tt)a^ bod^ entfd^ieben auf baö ©efamitfein weltlid^er 
@cl^aufpiele im bamaligen Europa fc^Ite^en ta^t. Raoul 
Tortaire (in Bibl Ploriac. p. 335) erjaf)lt t)on ©ci^au^ 
fpielen, bie ^erjog «^eiurid^ I. "oon ber Stormanbie im 3a^te 
J120ba6e aufführen laffen. Um bie SÄitte be^ 13. 3abr^ 
bunbert^ fprid^t Zijoma^ ^on Slquino (Quaest. disp. Q. 
108, Art. 3) t)on bem Oewoerbe ber ©d^aufpieler CofBcium 
Histrionum} uttb nennt ed erlaubt, fall^ ed uid^t gemi§^ 
brandet tt)erbe. ßateinifdbe, t)ielleidbt jwr Slupbning auf 
ben Uni))erfltaten befiimmt gemefene @tu(fe bed 13. unb 
14. 3a^tl()unbertö ftnb mebrere tjorbanben ^^). — Geronimo 
Squarzafico, in feinem geben baö Petrarca, erjdl^It, ber 
(Sarbinal ©iotjanni (Solonna babe bad ©cbaufpiel febr ge^^ 
liebt, aber geHagt, ba^ in b.n 3)ramen unb tbeatralifcben 
!I)arPeIIungen fo gro^e Sicenj berrfcbe, unb baß eö feine 
9lofcii mebr gebe, bie mit Shinfi unb Slnfianb ju fpielen 
xoü^ien. Petrarca felbji fdbneb in feiner 3ugenb eine 
(Somobie (Petr. Ep. II. 7) — 8ttd bie Sobne ^l(>iKppd 
bed <S^bn€n 1313 ben 3litterfc]bI<J9 erbielten, würben bei 
bem gefi neben "oex^^kUnen geijHidben S^aufiürfen audb 
mehrere t)on rein weltlicbem 3nb<tlt bargefiellt, unter 
anbem ber ganje gebendlauf bed 3leine!e guc^d, ber 
erfi aI6 2(rjt, bann ald ^riefier, eine Qpx^d unb 
ein @t)angelium lefenb, l^ierauf aW 93ifc^of unb ©rj^ 

*') TiraboBhi VII. ^00. — Haupt, Exempla poes. lat. med. 
aevi, p. 18. sqq. — Wright, Early mysteriet and other latin 
poenis. London, 1836. 



- 61 — 

bifc^of, unb jule^t ald ^apfl; beflänbig ^ul^ner uitb Stü^^ 
Im frejfenb, erfd^len. Unter ben 2)i(i)tern ber SRorbfran- 
jofen wirb fd^on im 12. 3<if)r^unbert ©uiHaume t>onS5loid 
aW aSerfaffer einer S^ragobic t)on Planta unb SWarco, unb 
einer ©omobie, Sllba, in lateinifd^en Ißerfen genannt •®). 
(Snblic^ ifi und ait6 bem 13., \p&te^m^ 14. 3ö^r^unbert 
bad anmutMä^ ©c^dferfpiel Robin et Marion üonSol^ann 
SSobel au^ Slrrad aufbewal^rt ^^). 

SBeifen wir nun nod^ auf bie IBorftettungen l^in, bie 
unter bem Stamen ludi doniini regis am .^ofe ber eng^ 
lifd^en Äonige feit lange üblid^ waren; auf bie ©pott^ 
fpiele mit aöegorifd^en giguren, ju beren DarfieDfung bie 
®efeKfc^aft ber Eiifans sans souci in ^arid t)on Äarl VI. 
^)ri»ilegirt würbe; auf bie allgemeine Verbreitung berSW^^ 
flerien unb SÄoralitaten auc^ in ^eut\(f)lan\> unb ben an^ 
grenjenben ganberu; Scl^men unb ben Sffieberlanben i^o)^ 
fo wie barauf, ba^ überall biefe geiftlid^en ®pkU t)or* 
nämlicb an ben klagen ber brei Äonige, beö 1^. ®tepl^an, 
bed ®oangeIi|ien 3o^annee, ber unfc^ulbigen ^inblein, 
bed Corpus Christi unb am Dfierfefie Statt fanben i*^*); 
unb enblic^ auf bie gajinac^töfiörfe , bie wdl^renb bed 15. 
3a^r^unbertd in 3)eutfc^Ianb fe^r beliebt würben, fo l^aben 

••) Petrus Blesens. ep. 93 in Bibl. PP. Lugd. T. XXIV. 
pag. 1012. 

**) Moomerque et Michel, Theatre ft'aD^ais au moyoii age, 
p. 97— ISA. 

!••) SWone, SCltDeutfcöe @(^au6ü§ne, «ßoffmann, Sunbgrtiben unb 
Iter austriacum. — ^obron»0f^, ®if^i(X)ti ber Q3ö^mif(^en Siteratutr 
p. t99 {f. <&offmannr 9tUnieberlänbif(^e @(i)aubu^ne. 

«•») SWonc. 1. o. pag. 14. — Collier, V. I Tpag. II. — Ger- 
bert ; De cantu et musica sacra, T. II. pag. 93. 



- 62 — 

tt)ir bad eutopaffcf^e 3)rama 6W an bie ©renje feiner mit:? 
telalterli^en ^eriobe unb an bie be6 gegenn)ärtigen Ueber^? 
b(i(fd begleitet. 9(16 bad ^attptmoment ber nun begin^^ 
nenben neuen @pod^e fann man ba^ ®tubium ber clafft- 
fd^en Literatur bejeic^nen. Sim frül^flen unb entfd^iebenflen 
gab |l^ biefer ©n^u^ in 3talien funb. ?lber bier, nie in 
ben meinen Sanbern, n>irfte et auf bie @ntn)i(fe(ung ber 
$eime eined ächten 9{ationa(tl()eaterd n>eit me^r l(}inbemb 
a(d förbernb. @tatt bie einbeimifd^en SInfange bed!Dramad 
bem ®ei(ie ber ^eit unb ber Station gemd^ audjubilben, 
unb nur nad^ antuen SKujiem ju l^o^erer ÄunfteoHenbung 
ju ex^eUn, begann man auf bad ))o(fdtl^umlic^e Clement 
ber Äunfi t)orne]^m b'^^^^J^feben , unb fud^te in'd 8eben 
JU rufen, tt>ad fein t)itale6 ^rincip in jtcb trug, ein3tt)it^ 
tergefdbopf, in ber gorm ber ?(tttife nadbgedfft, bem ®eifie 
nacb ^immeln)eit "oon H)x )!)erfd^ieben , l^altlod unb obne 
eigentbämlidbe Sebendfraft. Um ia^ Unheil t)oII )U mad^en, 
fiem^)eUe man eine fc^iefe Snterpretation ber ?lrifiotelifdben 
9tege(n jum @efe$ unb na^m ftdb, in blinber JBerel^rung 
f&r alled aud bem 9IItertbum @tammenbe, oft bie fdb(edb^ 
tejien SD'htjier jur SRac^abmung , für bie S^ragdbie j. SS* 
ben ©eneca. SRad^bem bie 3ldmifcbe Slfabemie ber ®e* 
lehrten unb 3)icbter im S^br 1470 einige 8u|ifpiele beö 
^(autud lateinifcb aufgefAbi^ unb fo ben ©egenfa^ ber 
Commedia erudita gegen bie Commedia deW arte auf^ 
gefiellt l^atte, wenbeten ficb bie S3eftrebungen ber 2)idbter unb 
ber ®efcbmadC bed gebilbeten ^ublifum^ faft audfdbHe^Iidb 
biefer neuen Slid^tung ju, unb fo l^aben ftdb bie b^terogenen 
formen ber populären ^arce unb ber, nacb uberfommenen 
SSorfd^riften gemobelten, @omöbie unb S^ragobie bid auf 



- 63 - 

uufcre 3^^ f^^<>ff ^^^ unt)ermitte(t gegenüber geftonben. 
%u(f) in %xanheiä} begann man, feit jtc^ t)om 2af)x 1540 
an Ueberfeftungen lateinifcl^er unb griec^ifc^er ©törfe t)er* 
breiteten, "oon bem Streben nac^ 3Bieberbelebung ber antifen 
Sragobie unb (Somobie andjugel^en. @ben biefe 9li(^tnng 
trug bei, ben SSerfafl ber geifilid^en 33ü^ne l^erbeijiifift^ren. 
2)enn inbem bk gebilbeten 2)ic^ter »erfc^ma^ten, burdb (5om^ 
|)o|ition t)on SW^fierien unb 9RoraIitäten ben S3ebürfniffen 
ber ©egenwart )u bienen, überliefen fte biefe ©attung ber 
3nH)rot)ifatiott ober ber gertigfeit l^anbtt>erKma^iger ^oeten, 
«nb führten fte einer Entartung unb 3ög^ttojtgfeit entgegen, 
tt>elc&e bie ?lufmerffamfeit ber Sel^örben auf flc^ jiel^en 
mu^te. 2)ie geijilic^en 2)arfienungen ber Confrerie de 1a 
Passion mürben im 3^^^ 1547 burc^ eine ^arlament^acte 
t>erboten} bie Oefettfc^aft ber Bazoche toax fc^on 1547 
aufgelboben n>orben; unb xoenn gleich bie gange ©attung 
religiöfer ®(6aufpiele noä) giemlic^ lange fortbeflanb, ja jlc^ 
in einjeluen Steffen bid auf ben l^eutigen S^ag erhalten 

W ^^^)f f<> f^^^ ^^^ to^ 'w ?ingemeinen annel^men, ba^ 
fie tjom Snbe bed 16. 3al^rl^unbertd an in allen ßanbern — 
ein einjiged aufgenommen — immer me^r an Sebeutung 
t)erIor unb )u feinea toeitern SludbUbung mel^r gelangte. 

2)a^ Deutfd^Ianb 3a^r]^unberte lang ju feinem blü* 
^nben unb äd^ten 9{ationaIt^eater gelangen fonnte, mag 

'•*) $)ei:dteid)en ftnb j. JB. bie fßafftün^fviete |u Oberommergau 
im bdrifc^en «goc^lanbe; tu ^arfleUungen ber ^eiüden ©efc^ic^te, 
bie aüidl^tlic^ an t>erf(l^iebenen Sejlen in ber^ird^e 9Cta(SdIt )u9iom 
toiebet^olt toerben. 3m grü^ja^r 1839, am Seft be« @. ©iufe^jv^e, 
fa^ bet ^erfaffet in bem flcilianifd)en ©täbtdjen ^anicatti ä^uUc^e 
iBorfteUungen, bie auf eisend erbauten ©eräfien in ben Straßen auf: 
geführt tt?urben. 



- 64 - 

i)erf(]^lebeneii Urfad^en beijumeffen fein, aber al6 eine ber^ 
felbcn ift unftreitig eine äbnlic^e (Slnunrfnng auö bem AI* 
tert^um ju nennen, wie jte [x(f) in 3talien nnb granfreld) 
funO gab. Bäfon um eben bie 3^it/ afö Slofenblut nnb 
^an^ ©ac^d mit tjiel berbem aSoIWwift unb populärer 
iDarfteOung^gabe ben SInfang ju einem (Sc^aufpiel mac^* 
ten, baö burc^ bie forgfaltige Pflege fpaterer !l)ic^ter ju 
fel^r erfreulid^er 95löt^e f)atte gelangen fSnnen, begrün* 
beten gelegte ^oeten burc^ i^re lateinifdben Stürfe einen 
3tt)iefpalt jwifdb^n ber 93oIKcomobie unb bem, ^o^ere ^\u 
fprud^e mad^enben, Äunfibrama. Unb biefe Sntjweiung 
bauerte in ber golgejeit bergefialt fort, baß man jene auf 
ber unterfien Stufe einer berben ^offe jur Unterl^altung 
be^ ^obetö fiel^en ließ, wä^reub aße gebilbetern ^i(i)Ux 
if)xe 2:^ätigfett biefem junjanbten. Unb war aud^ jene un* 
rul^ige ^eriobe ber @utn)i(felung ber ^unfi überl^aupt nid^t 
gänfUg ; wiK man . aud^ bie poetifd^en Gräfte , bie {ic^ 
i^rer ))&iten annebmen Knnen, nicbt f)oi) anfc^Iagen, fo 
wirb man bod^ jugeben muffen, baß ed ber beutfd^en 
S3ü^ne .erfprießlid^er gewefen wäre, wenn 2)ic^ter, wie 
®x\)pW^ unb Dpi$, jiatt nan^ l&albt)erftanbenen clafllfcöen 
SRuflern }U arbeiten, bod t)oIf6mäßige !£)rama berödCfic^tigt 
unb ed einer l^5^ern Sntwidlung entgegen}uffil^ren ge* 
jirebt ^dtten. 

3tux jwei unter ben neuern S^ölfern fonnen genannt 
Werben, bereu Jf)eater fic^, ol^ne ^emmenben (Sinfluß aud 
bem SHtertl^um, nur feinem eignen Sntwidteluitgdgange 
folgenb, jur ^od^fien Sottfommenl^eit audgebilbet Ib^t — 
bie @ngl&nber unb Spanier. 3Jlan wunbere ftc^ ni^t, baß 
wir Sd^öpfungen, bie ju ben ^6c^|ien bed SWenfd^engeifie^ 



— 65 — 

nUx^avLpt gehören; mit ben rollen SBerfud^cn bed iWittel^ 
altera in SerMnbung bringen. !Denn xoaU^v tji e^, nnb 
wirbaudf) ber forgfaIHgen Prüfung nid^tparaborerfd^einen — 
©l^afefpeare nnb gletd^er, iope nnb Salberon l^aben bie 
Elemente, an beren S3übung bie mittlem 3a^rl()unberte 
mit me^r ober minber ®löcf gearbeitet l^atten, nur ju 
flaunenött)er;l^er SSotfenbnng gejialtet nnb tt»eifen anf bad 
mittelalterlid^e !Drama ate ben Äeim beö irrigen jurud, 
mnn mä) bie Äluft, iic }tt)ifd^en jenem nnb biefem liegt, 
eben fo groß iji, wie ber Unterfd^ieb jwifd^en ien erfien 
bauten be6 lalfenben Äinbed nnb ber Serebfamfeit M 3)e* 
mojil^eneö. — Slber auc^ in Sejug anf @nglanb muß 
nod^ eine ©nfd^ranfung gemacht tt)erben. 5?ic^t in bem* 
felben Umfang , wie Spanien , barf e6 pdf) röl^men , bad 
»oltepoetifd^e, axi^ ben innerfien 8e6en6feimen ber neuem 
SBeltepod^e ^erüorgewad^fene !Drama in feiner ganjen Stein^^ 
l^eit nnb in aüm feinm ^^^afen audgebilbel )u l^aben. 
!I)enn einmal begann ftd^ l^ier fc^on in ßl^apman nnb 
me^r nod^ in 33en 3onfott ein entfc^eibenber Einfluß ber 
Untife funb ju geben nnb flörenb in bie felbftfiänbige gort^ 
entwidCtung bed nationalen @d^aufpield einzugreifen; an^ 
bererfeitö blieb bad religiofe 2)rama ganj auf feiner mit^ 
telalterlid^en Stufe fiel^en, ot>ne nad^ l^o^eren Stnforbe^ 
rungen funfigemaß weiter cultiüirt ju werben. 3)er®runb 
»Ott Unterem ifi l^auptfad^Iidf) in ber SReformation ju fuc^en, 
weld^e bie ganje geiftige Slid^tung ber ^dt t)eränberte- 
3lod^ etwa ein ^albeö Sal^rl^unbert fd^le\)pten jwar 3taä)^ 
fd^oßlinge bed einft fo blu^enben 3weiged mft^fam ilb^e 
grijienj fort; üon ben großen nnb &6)Un 3)id^tern and 
ber 3eit ber gtifabetl^ aber würbe nic^t einmal ber SSer- 
fud^ gemad^t, bie erworbene ©attung t)on Stteucm in'd 

®<f(fy. b. 8it. in (Span. i. «b. 5 



-Ge- 
geben ju rufen. Spanien afletn bdjaiCpM ben SSorjug, 
neben einem tt)eltlic6en ®c^auf\)iel, bad We ©eified-, ®e^ 
fuf)M* nub ^l^antafterid^tung eined Ibod^beüorjugten SSolM 
unb fKenfd^enalterö aufö SReinjie »erför^jert l^at, ein reli^ 
fliöfeö I)rama jn befi^en, baö ald Oipfel unb eigentliche 
aSotfenbung ber geifilid^en 95ül^ne bed üKitteldterö anju/ 
feigen iji. SHSie t)iele SSerfu^e audf) gemad^t würben, ben 
arifiotelifd^en Siegeln unb einer jiricten Beobachtung ber 
clafjtfd^en gormen Eingang ju »erfc^affen , baö Siolf ließ 
^6) burc^ fclaüifci^e Siad^al^mung unbegriffener 9Kufler uid^t 
um baö nationale ill^eater betrügen. (Sine Steige t)on 
JDid^tern erflen 9langeö bereid^erte töäb^enb mel^r afö 
eined Sal^r^unbertö bie 95üf)ne mit einer fafi unuberfel)^ 
baren SRenge äd^t t)olfdt]^umlic^er , aud bem ©eift unb 
Jeben i^rer Station l^erauö gefc^affener 3)ramen. Unb eben 
biefe ^iä)ttx, t)on bem tief^religiofen ©eifie erfüllt, ber 
i^re ganje Umgebung burd^brang, bemad^tigten ftc^ bed 
geifilidf)en ©d^aufpiete, unb erhoben ed auf eine Stufe 
ber Äudbilbung, bie ed ju ben frühem SW^fterien unb 
SRoralitaten in baffelbe SSerl^altniß fieUt, in bem etwa 
ba^ ©^afefpeare^fd^e I)rama ju ben mittelalterlichen garcen 
^cf)t @o bilbet benn baö fpanifd^e Zl)eat€X, auc^ abge^ 
feigen t)on feinem dfH^etifc^en SBertl^, burd^ feine ganj ei^^ 
gentl^ümlid^e unb nationale ©efialtung eine ber merfwür^ 
bigflen unb intereffantejien Srfd^einungen, weld^e wol^l öer* 
bient, üon il^ren 5lnfangen an unb. in i^rem ganjen SBerlauf 
betrad^tet ju werben. 3« biefer Betrachtung fonnen wir 
und nun mit mel^r ^n^ex[\ä)t wenben, nad^bem wir burc^ 
bie öoranfiel^enben 5lnbeutungen eine Vorarbeit befeitigt, bie 
jur Sluf^eHung mand^eö bunflen ^nfted wefentlid^e 2)ienfie 
leiflen wirb. 



i^tftt^ f&ntify* 



PU ttfitn S^puttn ^(0 S^panifd)tn fPratna'«. 



•o^- 



5* 



^ic ®efc^i(]^te M fpanifd^en 3;i^eater« fm flrengeii 
©innc !ann freilf d^ crfi M ber 3e(t anl^eben , too au« bem 
®en)irre üerfc^iebcner ffiölferfd^apen , bie jlci^ naci) efnanber 
auf ber p^reuaifd^en ^albinfel btängten, bie Station, bie 
tt>ir ^eute bie fpanifd^e nennen, mit il^rer eiflentl^umlici^ett 
©prad&e aufjutauc^en begann- I)ie Unterfud^ung alfo, 
ob fd^on t)or biefem 3^{*pwtift auf bemfelben ©oben bra^ 
matifd^e ©piele aufgefuf^rt worben feien , fd^eint nid^t l^ier^ 
l^er ju geöorem allein fein SBolf fann über einganb ^in^ 
fd^reiten , of^ne einen il^eil feiner Silbung unb feiner ©it^^ 
ten bem nad^folgenben jum aSermad^tniß ju l^interlaffen, 
unb fo fielet man aud^ bie OueKen bed VDerbenben (Sd^au^ 
fpield burd^ t)erfd^iebene SJolfermaffen ^inburd^ über jene 
3«tgränje l^inauffteigen. 3)er ©efd^id^tfc^reiber ber fpani^ 
fc^en Sü^ne, bem ed um aSolljiänbigfeit ju tl^un ifi, wirb 
ba^er, foüiel ed bie fparlid^en Sttad^rid^ten moglid^ mad^en, 
angeben muffen, an weld^en ÜRerf malen jid^ feit frü^eper 
3eit auf fpanifd^em Soben ber ^ang jum 2)ramatifd^en 
hmb gegeben l^at, ÜRerhnalen, bie jid^ freilid^ oft gen^g 
unfenntlid^ in bie Sttadbt ber 3al()r]^unberte verlieren. 

Slel^men n>ir an, tt)ad bie gorfd^ung Jffiil^elmd "oon 
^umbolbt au^er 3n)eifel gefieUt f)at, baß bie Ibeutigen 
S3adfen el^emaW über bie ganje ^albinfel t)erbreitet unb 
aW 3berer bie Urben)o^ner ©i)anien« getvefen jtnb, fo 



- 70 — 

Wrfcn tt)ir mit ^Infiil^rung einer Wefcm SSoIf eigentl^um* 
lid^en Sitte beginnen, bie in uralte ^eiUn hinauf jnfieigen 
fd^eint. Qi flnb bieö bie mimifc^en 3;anje, nirgenW t)ieU 
leidet fo aügemein üWic^ unb ju fold^er Sluöbilbnng ge* 
langt; tt)ie nnter ben Saufen *). ©ie atfe, meifi reil^en^ 

■) ®. barübet bad t)on bem cantabrif(^en ©ele^tten J. J. de 
Iztueta in badÜfd^er ^^rad^e gefc^riebene S3ud^: Guipuzcoaco 
Dantza GogoaDgarrien Condaira etc (b. ^. ©efd^id^te Oer alten 
@)ui)>u3Coanif(l&en Sdnge unb Siegeln, um {!e gut auögufäbren unb 
in Werfen in fingen) San Sebastian, 1824. — $(n btefedl^uc^ fi^Ueßt 
ffd^ ein anbered „Euscalduo anciiiaco ta ara ledabicico etor- 
quien etc. San Sebastian, 1826, tot\^t9 eine Sammlung badfifc^er 
SlationaHteber entölt , )9on benen bie meiflen befiimmt ftnb, $u ben 
Sängen gefungen gn toerben. ^a biefe> beiben intereffanten fBtxU, 
fo ^itl und befannt, nod^ in feinet ber gangbaren euro^jäifd^en ^)pxas 
dften bef)>ro(^en toorben {inb, fo fei ed ))erg6nnt, einige &eiitn 
baraud l^ervorgu^eben, bie für bie eigent^ümlic^e 3){if4ung ber ha^s 
Üff^en ^nge mit ©efang unb ^limit begeid^nenb f!nb. ~ „Sangen 
— ^eißt ed — ifi nidfttd aU bie 9(udfä§rung eined Siebed mit ben 
SüSen unb anbern ©efiiculationen , ober »ielmel^r ber genaue 8(u«^ 
btudf bef[en, Yoai jebe 9lote bed Siebed bebeutet, fo ba$ bie 9udfä^^ 
rung burd^ ^dr^er unb burc^ Stimme gufammenfommen, um ben 
@inn ber SWelobie unb ber SBorte audgubrutfen." — „Söenn ber 
itiang bed Samburind fd^ane SÖorte begleitet , toerben bie Sänger, 
toeid^e fie ^5ren, uon ber ^d^dn^eit unb Sdebeutung berfelben er:; 
griffen. Slber toaö fönpen Söne ol^ne «öingufügung j>affenber SBorte, 
wie grofi aud^ i^r mufifalifc^ed ^erbienft fein möge, begtoedfen? Ober 
toeld^eö Sntereffe fonnen {!e benen erregen, bie fte ^6ren unb banad^ 
taugen?« •— 3gtueta befd^reibt auf«, genaueile 36 »erfdftiebne Sänge 
mit il^ren eigentl^ümiid^en Zeremonien, barunter- bie Pordoi danlza 
ober ben Sangentang, ber S)on SOlännern, mit Stäben bewaffnet, audge« 
fä^rt totrb, gur Erinnerung an bie S^lad^t S)on ISeotibar, bie bie 
®ui)>ugcoaner gegen bie 9la«arrefen gewannen. S)er )>atriotif(^e $(u« 
tor aber Hagt über ben ^erberb ber Samburinf^ieler, toeld^e anfln^ 
gen, frang5f[fd^e nnb italienifd^e Sflnjfi eingufül^ren unb bie alten 
a3olf«tt)eifen gu tjergeffen. 



— 71 - 

weife audgefül^rt, werben t)Ott Oefang unb lebl^aften @e- 
füiculationen begleitet ttnb jeber einjelne S^anj l^ai feine eU 
gent^umlid^e Sebentung, gro^tent^eil^ mit Sejug auf Me 
Sitten unb 3;i^aten ber alten Santabrier. %xeili(S^ befiften 
wir über bie Oefc^ic^te nnb bcn 3"^^^^^ ^^^ Ureinwohner 
©\)aniend ju wenig juDerlafflge SRad^ric^ten , um biefen 
SfJationaltanjen mit Sejiimmt^eit ba6 f)o^e Sllter jufd^reiben 
JU fönnen, bad t^nen bie S^rabitipn bed ^olH unb bie 
Behauptungen einl^eimifc^er ©elel^rten beimeffen , aber ben* 
ttoc^ laffen [x(i) ©rönbe jur Unterfiöftung biefer SJermu* 
tl^ung anfül^ren* !Dal^in gel^oren namentlid^ einjelne ?(n^ 
beutungen in ben ©efängen ber ilänje, weld^e in fcl^r 
fru^e, offenbar l&eibnifd^e ^ciim jurörfweifen. 2)a^ bei 
ben aiömern bie fpanifd^eri S^auje berül^mt waren, gel^t 
aud mel^rern alten ®c^rift|iellern fienjorj unb ba^ fle 
pantomimifd^ unb t)on ©efang begleitet waren , wirb aud* 
brörflid^ bejcugt 2), 

SBer flc^ erinnern will, wie wichtigen ?lntf|eil bie 
g^orifttf an ber |)en)orbilbung beö griedbif^^i^ 2)rama« 
l^atte unb wie fte aud^ in bem »ottig audgebilbeten noc^ 
einen wefentlid^en Seftanbt^eil audmac^te, wirb biefe Än^ 
beutung nic^t für unwefentlidb ^^'ten fonnen. 66 ifi in* 
tereffant, fc^on in fo früher 3eit in @\)anien eine ©itte 
l^eimifc^ ju ftnben, bie unüerfennbar Äeime beö Dramati* 
fd^en in fid^ tragt, unb bie nic^t blo^ jur aHmäligen Sil* 
bung bed mimifc^en 3;alentd beitragen, fonbern auc^fpater 
auf bie 95uf)ne felbft iibergef^en folfte* 

>) Plin. Lib. I. Ep. 15. — Juven. Sat. XI. v. 16« eqq. — 
Martial. Lib. III. Epigr. 63. — Lamprid. Ueliog. cap. 82. 



— 72 - 

afud ben jal^lrdd^en JRuinett antifer 2;i^eater, We ftc^ 
no(6 auf ber .g)albittfel ftnben, aud ben Slbbilbungeii an^ 
berer auf üerfd^iebenen alten SWunjen , fo tt>le aud einjelnen 
9taä)n6)i€n bei lateinifc^en ©(^riftjienem 3) ge^t ^ert>or, 
ba^ ble JRomer »d^renb i^rer langia^rigen .g)errf(^aft 
ober ©ipanien aud& il^r Sl^eater mit Erfolg bafelbfi ein* 
geführt Ratten, eine ©teile aud «ß^ilofirat'd iebm bed 
?ti)oltoniud t>on S^^ana (Lib, V. Cap, 9), bie man 
angeführt ^at , um bad ©egent^eil baqut^un , f önnte bod^ 
jebenfaHd nur bett)dfen, ba^ ju SRero'd gelten in S^tica 
no(^ fein @(^auf))iel befannt gen)efen fei; allein bie ^u* 
torität biefed ©d^riftfiellerd ifi überl^auipt jn gering ; um 
feiner (Sr^a^lung wUn ©lauben ju t^erfd^affen. 

Die SBeflgotl^en, bie feit bem SSeginn bed 5. Sal^r^ 
l^unbertd bie ^i^renaen äberfd^ritten unb balb barauf ganj 
©Spanien untem)orfen l^atten , tonnten in ©itte unb ©iprad^e 
mannigfad^en ®npjfen bed bejiegten fßolH nid^t ent* 
gelten; unb nal^men t)on i^m aud^ ben ©inn für tl^eatra* 
lifd^e SSeluftigungen an. 3)ie S5ett>eife für bie gortbauer 
ber fcenifd^en ©piele »äl^renb ber tt)ejigot]^if(^en ^txx\ä)aft 

<} a^arttal (Epigr. Lib. IV. ep. 43) ertod^nt itamentlt^ bad 
^tattt gu BtiQa. 9(ußerbem finb gu nennen bie gu Taragona, Me- 
rida, Coruna del Conde, Sevilla, Ecija^ Cazlona unb vor 
allen bad gu ©aguntum (je^t S^urotebro). ®. nbec tai Untere 
Emanuelis Martinii Epist., (Amstelodami 1738) Tom I. pag. 198). 
Montfaucon, Antiquite ezpliqaee, Tom. III. p. 237. (Si ifl fi> 
koo^l evl^alten, bai man ti im Sal^r 1785 ))on neuem gu einer bra^ 
matifc^cn ^orfieKung benu^en fonnte; f. Masdeu, Historia critica 
de Espana, Vol. 8. pag. 131. — SSergl. aucij SBefienbov^ unb 
ffttu\>ttii Antjquiteiten II, II. @. 274, Florez Espaüa sagrada, 
Laborde Voyage pittoresque et historique de TEspagne unb bie 
CReifen »on $)iUon, $Iuer, ©toinbnrne u. f. \x>. 



- 73 - 

liegen in t>erfd^iebenett fird^Iid^en ©efe^enj fo bem 93e^ 
f(^Iu^ be^ goncite öon 3ffiteri0 ö. % 305 (Can. 43 unb 
60), tt)o ben (S^rijien »erboten tt)irb, ate Somifer obec 
$ontominien aufzutreten j in mel^reren ©teilen ber SBerfe 
be^ 3ftbor t>on@eöitta (j. 35. Origeues, Lib. 18, cap. 41 
unb 59, tt>o er bie ©laubigen ermal^nt, fxä) ber Selujii^ 
gungen be^ 6ircud, be^ SCmip^it^eater^ unb ber @cene }u 
enthalten); enblid^ in einer ^acf)xi(f)t, bie und ^abiKa 
unb SWariaha aufbewal^rt ^aben *). Diefer jufolge lief 
Äontg ©ifebut (aud beffen eignen ©riefen bie 9?otij ge* 
fc^oipft fein fott) ben eufebiuö, S5if(^of t)on Barcelona, 
abfeften, »eil er auf ben Sil^eatern bie 2)arjieltung t>on 
Dingen erlaubt batte , ml^e bie c^ri jili^en D^ren beleih 
bigen mußten. 

@ö üerbient bemerft ju tt)erben, bap biefe SBorte un^ 
jtt>eibeutig auf ein recitirted ©d^aufi)iel ^inweifen. 9Son 
ber fonftigen S5ef(^affen^eit bed unter ben ©etilen üblichen 
Dramas eine naivere SSorßeKung 3u gen)innen, ifl und 
üerfagt. 9?ic^t einmal, tt)eld^er ©iprad^e man jtc^ auf ber 
93it^ne bebtente , lann mit Sefiimmtl^eit angegeben n)erben. 
Dad norbifd^e SSoIf l^atte burc^ längered Um^erjiel^en in 
ijerfd^iebenen ^roi)injen bed romifc^en JReid^d jid^ mit ber 
©ipradbe vertraut gemad^t, bie ed bei feiner geftfeftung in 
©Spanien aud^ unter bem, befiegten SSoKe ^errfd^enb fanbj. 
feine Oefe^geber unb ©d^riftjietter bebienten jid^ audfd^lief lid^ 
bed Sateinifd^en ; aber im SKunbe bed 9SoIfd begann biefe 
©iprad^e burd^ SSermifd^ung mit ber il^m eigent()umlid^en 

*) II. parte de la Historia ecclesiastica de Enpaiia par 
Francisco de Padilla. Malaga, 1605. (B. 188, b. — Mariana, Hi- 
storia general de Espafia Lib. 6. cap. 3. 



- 74 - 

ju entarten unb i^ren reichen grammatifalifd^en $au mit 
einer einfat^ern @9nt*u ju üertaufci^en. SBoBte baö ©djau^ 
fpiel , tt>aö ed bod^ überalt bejwerft , auf bie SÄenge »irfen, 
fo mu^te eö fid^ ba^er üermutl^Iid^ beö Dialeftd bebtenen, 
ber l^r am meiften t>erftdnblid^ war, einer unförmlichen 
SWifd^ung M Sateinifci^en unb bed jtc^ bilbenben 9iomanjo. 
Die oben au^gefproci^ene SCnftd^t, bie f^on in ben 
9iiten ber ftitejien d^rijilid&en ^rd^e SSilbungöfeime bed 
fpatern Dramaö ftnbet, regt bie ^rage an, in liefern 
jene eigentbumlic^en @efta(tungen bed ®oiMHcn^c^, bie 
fd^on nd^er bejeid^net »erben jtnb, in ber frü^jien fi)anifd&en 
Äird^e üorl^anben gewefen feien, ^ür bie t>ier erflen 3af)x^ 
l^unberte unferer 3^itred^nung fel^It jebe SRac^rid^t l^ierüber ; 
man tt>ei^ nur , ba^ t>or Slblauf beö 4 bie g^ier ber © onn^ 
tage unb bed SBeil^nad^td', (Spii)]^anien^, Djier^ unb ^ftngji^ 
fejied allgemein in Spanien eingeführt toat, ol^ne bie iu 
turgie ju fennen, bie ben ßultu^ befümmte s). SWit bem 
®nbru^ ber (Sotten beginnt jtc^ baö Dunfel aufju^eHen, 
bad über ber dlteflen Äirc^engef^ic^te beö Sanbed rul^tj 
benn jt^ere ß^wfliiiff^ melben, ba^ biefed aSolf ben orien* 
talifd^en Slitnd ber grie^ifd^^f^rifd^en ^rd^e angenommen 
l^atte unb il^n in bem unterworfenen ?anbe einfül^rte *) } — 
ein bemerfen^wert^er Umflanb , wenn man jlc^ erinnert, 
n)ie gerabe in bem orientalifd^en ®ottedbienji baö Dranm^ 
tifd&e am frül^fien unb entfd^iebenjien l^ert>ortrat. Unb wir 
jinb nid^t auf ibiefe Stnbeutung befc^ränft , aud ber fx6) 
fd^on im Slllgemeinen auf bie Sefc^affen^eit ber fpanifc^^ 

*) Masdeu, HUtoria criüca de Espana VIII. 250. 

•) «Interim^ 2)enftt)urWgfeiten ber fotl^olifc^en Äird^e, IV. 3, 

@. 88 ff. 



— 75 — 

flot^ifd&en Stturgie fd^Ue^en la^t €dt bem Sal^r 516 ge^ 
f(^ie^t ber Slntipl^onett unb 3ieft)onforfen üielfoc^ &mai)^ 
nung '^). einen eigentl^flml^en S3raud^ lernt man aud 
bem 14. Sanon beö 4. Solebanffd^en Sondid fennen; 
an ben 5^jien ber SKart^rer nämlic^ unb on ben Sonn* 
tagen tt>urbe in ben ^rd^en ber |)^mnud ber brd ^aben 
im feurigen Dfen gefungen ^). ®ne anbere, wegen il^red 
uiimif^en Sl^arafterd l^ter ju erwäl^nenbe Zeremonie ifl 
bfe gu^ttjafd^ung , b{e jeber SSffd^of am grünen !I)onnerötag 
an fdnen Untergebenen »errid^ten mu^te ^). Ueber^au^>t 
waren alle bie f(^on bejdc^neten gejie, {n beren firc^Kd^er 
geler jl^ ble bramatifc^en Elemente am fröl^jien bemerfbar 
machten , feit bem 5* 3at)rl^unbert in Spanien ringefül^rt. 
^rocefjionen würben t>lelfac^ unb mit großem ®Ianj ge^ 
galten i«)- «nb wa^renb fo ber ©ottedbienfl felbfi bie 
Sd^auluji nlc^t ol^ne Sefriebigung lief , brangten jld& aud^ 
weltlid^e aSergnßgungen , wie profane ©efange , S^änje unb 
SRummerden in ble Äirdöen ein "). !Dad ilolebanifc^e 
(Soncil öom 3al^r 633 »erbot bad SRarrenfeji i^)/ 

') Conc. Tarrac d. a. 516, cap. 7, pag. 124. — Mottet! ))on 
SBraga oon 561, cap. 10, Nr. 12, pag. 181. — St. Isid Etymolog. 
Lib. 6, cap. 19, pag. 147, Tom. I. — Tom. II. de ecclesiast. off. 
Q. I. cap. 3, pag. 427. 

•) !Sflan fann ftd^ Der ^ermutl^uitg nt(&t txm^xtn, bo§ Mefer 
©efang mit einer mimifc^en ^arßeUitng oerbunben getoefen fei; toie bied 
f)>ater in anbern £dnbern aU alte ®itte ertoal^nt toirb, g. Sß, in dinp 
lonb (f. S3ofmeifier'd SRuffifc^e «ibliotl&ef , «. III. @. 838). 

•) Masdeu, h c. XI. 218. 

'•) ßondl öon@erona, cap. 2 w 3, pag. 129. — 4. ^[ülebani^ 
i^ti (Send! cap. 26, pag. 371. — St. Isid. Etymolog, lib. VI. 
cap. 19, Nr. 43, pag. 153.' 

<<) Masdeu, XI. 212. 

") Labb. Concil. T. V. pag. 1703. 



- 76 - 

3ni Seginn bed 8. 3a!)rl)uiibertö jerflorten ble einbrin* 
genben Sfraber mit einem ©d&Iage bie f(^on lange n^anfenbe 
©otl^enmonarcl^ie unb unterwarfen mit rei^enber ©c^neU 
ligfett bad Sanb unb feine 33et)6Iferung , ^on ber nur ein 
Heiner S^eil in ben unjuganglic^en ®ebirgen be^ SRorbend 
feine Unabpngigfeit bel^auj)tete. ©o würben frembe JRe^ 
ligion, Sitte unb ©prad^e auf ber |)albinfel eingeführt 
unb mußten aud^ auf bie d^rifilic^en 93ett>ol^ner mannig^ 
fachen (§inf(u^ üben; aber biefe ©nwirfung war nic^t 
überwiegenb unb audfcl^Iie§Ii(^ genug, um alle $eime ber 
SStIbung, bie im ©c^oo^e ber db^PK^^^ Äird^e reiften, 
ju unterbrücfen. !Die maurifc^en |)errfd^er l^emmten bie 
JReügionöübung ber Ueberwunbenen burd^ feine Sfrt \>on 
3tt>angömaa§regeln ; ben ß^rijien war il^r ®otteöbienfi unb 
bie S3efe^ung ber geiftlid^en Sfemter freigegeben, fte Ib^tten 
in ©eöitta, ©ranaba, SWurda, Valencia, ZoUio unb 
Sabajoj, ja in (Sorboüa, ber |)aui)t'fiabt beö JReic^ed, 
Übte eignen Äird^en unb burften fidb fogar ber ®Iodfen be^ 
bieneit^^)^ unb wenn einjelne @]b<»Iiplben, wie Sfbberrl^a* 
man IL, ftc^ intoleranter jeigten, fo waren biefe SSerfoI* 
gungen burd^ ben uuöerftdnbigen ßifer ber c^rifilic^en Unter^^ 
tl^anen proüocirt , bie nad^ bem SWart^rt^um Verlangen tru^ 
gen unb 9Rof)ammeb laut für einen Sügen:|)ro)>f)eten erfl&rten* 
Die fogenannte mojarabifc^e Siturgie, bie ben ®otteöbienji 
regelte, war im SBefentlid^en burd^au^ bie alte gotl^ifd^e, 
mit ben geringen SSeränberungen , bie Sfibor ^on ©eöiHa 
eingeführt l^atte, unb bewal^rte alfo ba^ bramatifc^e @te^ 
ment einer für beffen freie ßntwidfelung gflnfligeren 3<^H 

X) Masdeu, XIII. «77. - $(fd^bd(^, ©efc^tdSite ber Dmmai^ 
jaben, @. 979. 



- 77 — 

auf. Der Äird^ettgefang fott foflar jur 3rft ber Araber 
gu befonberö l^o^er Sfuöbilbung gebiel^en fein, unb 3jtbor 
öon Seja nennt mehrere üKuftfer unb Dici^ter, bte ftd^ in 
biefer ^eriobe burd^, 6onH)ofltion t)on ^\)mmn unb Sinti* 
p^onen an^aeicl^neten **). 

9D?an n)ei^, mit tt>ie »unberbarer ©efd^winbiflfeit fic^ 
bie 9JJauren öon einem |)aufen n^ilber Eroberer ju einem 
ber cultit>irtejien SBolfer il^rer 3^'^ erl^oben, tt)ie fie ^ie 
33auhinji in eigentl^ümlid^er SBeife ju l^ol^er SSoIfenbung 
ouöbilbeten, in üerfd^iebnen SBijfenfd^aften bem ganjen 
bamaligen dmopa t)oranfd^r{tten unb il^re .^au)>tftabt 
Sorboöa ju einem (£ammel^>la$ ber gernbegierigen auö 
alten Sdnbern machten. Wt \vel6)ex 8iebe fie jlcl^ aud^ 
ber ^oejle tt)ibmeten, baöon jeugen bie no^ immer nid&t 
gel^örig bur^forfc^ten Schafte ber G^curialifd^en Sibliotl^ef 
unb bie reic^l^altigen , obgleid^ bei SBeitem nod^ nid^t »^B^ 

1«) Masdeu, XIII. 198. ^af in bem mojaraBifi^en ®ottti'. 
bienfl forttoä^renb bie lateintfc^e ®^ra(i6e angewanbt würbe, untetf: 
liegt feinem Btoeifel; unb geu>i{i ifl in ber oft dtirten ©teile aui Hm 
Indiculo luminoso be^ ^ifd^ofd ^l'oate pon ^orbot^a , Xoünaä) im 9. 
Sal^l^^unbert bad ^rabifc^e bie in ®))anten fofl anöfd^liegenb Abliefe 
^^ta^t gett)efen fein foU, \)iel Uebertreibung (f. Florez Espafia 
sagrada^ f&. XI. ®. 274; Du Cange Gloss. in ber ^orrebe cap. 
31). SSßtnn ^ier angegeben wirb, eine SD'^enge fpanifc^er 6^rijien 
ffaU jldji im Slrabifc^en mit r^ietorifc^ier @legang nnb felbft in gier^ 
lidben Werfen au^gubrü^en ))erflauben, fo fann mau aU ©egeufa^ 
bagu atti ber (S^ronif bed !^ifdb»f^ 3bacio beweifen , ba$ bie Araber ' 
ii^rerfeitd bisweilen nic^t t^erfdbm&l^ten , bie @^ra(^e bed ä^irgil unb 
Cicero gu reben. ^in SD'^anifefl bed maurifd^en J^önigd ))on 6oimbra 
beginnt: Alboucen Iben-Mahumet, Iben -Tarif, bellator fortis, 
vincitor Hispaniarum , dominator Cantabriae Gothorüm et ma- 
gnae litis Hoderici «tc. (f. Daran in ber Einleitung gu feinem Ro- 
mancero. Madrid, 183S). 



— 78 — 

fWnbfgen ajerjeitfiniffe fponifc^^arabifc^er Dic^ternamen bei 
b'^erbelot, SRicoIad Stntonio unb gafiri. aSerblenten S3lad 
SfJafarre unb SSeladquej ©lauben, fo müßten fie au^ eine 
umfangreiche bramatifc^e Literatur befeffen l^aben unb tbea^ 
tralifd^en 9Sorftettungen mit aSorliebe juget^an gewefen 
fein. SDiefer, freilicl^ ol^ne n)eitere Unterftüftung l^ingefiell^ 
ten, Sel^auiptung n)iberfpre(^en neuere gorfct)er, wie 6onbe 
unb SÄoratin, unbcbingt, !Dod^ fd^eint eö, ba^ bie Settern 
tt>ieberum fxd) übereilen, wenn jie ben Slrabem aße unb 
iebe 8eiflung im gad^e beö IDramatifc^en abfpred^en; unb 
tt)er bie ©abläge bed Streite forgfaltig pxüjit, tt>irb bie 
aiften nod^ nid^t für gefc^Iojfen Italien fönnen. 2)enn ju^ 
^orberfl ip ju bemerfen, ba^ t)on ber f^)anifdb ^ arabifcften 
Literatur, bie altein autl^entifd^e S^^fl^iff^ aufbewahrt l^aben 
f önnte, nur ein fel^r geringer Sbeil auf unö gef ommen ifl ; 
benn felbfl t>on ben 9D?anufcri^)t^n beö (Sdcurtal, bie boc^ 
immer nur ein gragment beö ®anjen waren, ifi bie 5Ke]^r^ 
ja^l — an ad^ttaufenb SSänbe — burc^ ben großen Sranb 
t)on 1671 verloren gegangen, unb auc^ bie nodb »orl^anb^ 
neu jlnb bi^^er nidb^^ weniger afö forgfaltig gemufiert 
worben. ^enn ßonbe üerficftert, unter aßen l^anbfd^rift:? 
lid^en SBerfen, bie er jum Se^uf feiner Oefd^idbte ber mau^ 
rifdben |)errfc^aft burd^lefen, fein einjigeö !Drama gefunben 
ju f)aUn, fo ful^rt bagegen Sajiri jwei in ber genannten 
ä3ibliot^ef beftnblic^e Did^tungeu an, bie allem 9(nfc^ein 
nad^ in'ö bramatifd^e gad^ gel^ören i^). Unb mögen biefe 

I») Bibliotheca Arabico-Hispana Eacurialensis T. I. pa^. 
136 unb 144. 

CCCCXCVII. Codex nitide ezaratus anno Egirae 74S idem- 
que autographus, quo contineiur OpuM, tum solula, tum stricta 



- 79 — 

(entern auc^ Uoft litrrarifd^e, ntd^t för Me iDarfieQung br« 
fiimmte, SBerfuc^e 9en)efen fein, fo fann man boci^ tDo^l 
bei ber Slnnal^me nid^t irren, ba^ inimifd^t ©ipiele gur (§r^ 
floftunfl beö SSoIfa, wie fie bei faji atten moölimifc^en SBöU 
fem t>on jel^er üblid^ getOefen flnb i*) , anä) ben fpanifc^en 



oratione concinnatum, hac inscriptione : Sales et Rlegantiae 
Dialogi inter variarum Artium Professores instituti, Comoedia 
nimirum jocosa et satyrica, ubi quisque Professor jiizta suae 
Arti6 vocabula et leges loquitur^ alius alium dictis acuCis 
ridiculisque illudit ac fugillat^ tum ejus vitia dolosque aperit 
enarratque: auctore Mohamad*Beii Mobamad Albalisi Ben Ali, 
ex Urbe Velez, qui colloqueotes inducit quinquaginta et unum 
variarum Artium Professores, videlicet Judicem, Lanium, Co- 
quum, Pullarium, Medicum, Pocillatorem, Pomarium, Musicum, 
Fidicinem, Caecum, Rhetorem^ Grammaticum, Concionatorem, 
Praefectum, Praeconem publicae precatioois Mahometicae etc. etc. 

CCCOLXVII. Codex nitide exaratus feria 5 die 17 mensis 
Dilcadat, horis meridianis, aono Egirae 845. quo continetur 
Opus Anoii}mi inscriplum Comoedia Blateronis, in tres partes 
divisum. Prima agit de Equo vendito, ubi ad colloquendum 
iaducuntur Blatero, Dux minax, Jurisconsultus, qui plura acute 
et jocose dicta proferunt, de Equi venditione inter se conten- 
dentes; secunda quorundam hominum vagorum instituta et do- 
los complectitur ac describit, quorum aliqui Medicinam, alii 
Astrologiam, alii alias artes ad credulum vulgus fallendum 
ostentant venditautque, tertia denique Amantium mores reprae-* 
sentat. 

»•) @. bie ©ruci&ptfe ou« ^aviri wnb «öamabani in de Sacy 
Chrestomathie arabe T. III. p. 167—878. — miehu^t'€ Sleife in 
Strabien, 33. I. @. 151. — Alexander Burnes, Travels intoBok- 
hara, T. II. pag. 389. — Lane, Account on the manners and 
customs 6f the modern Egyptians. — Sir H. J. Brydges mission 
to the court of Persia, T. I. 184 ff. — Belzoni, Voyage en 
Egypte et en Mubie, T. I. p. 87—31. — Michaud Correspon- 
dence d'Orient. T. V. p. 30—31, 848—858 unb 855—857. — De- 



- 80 — 

Sfrabern nid^t unbefannt geblieben feien, um fo mel^r, aW 
biefe in aller .^injld^t auf bem .g)6^en^)unfte ber idlamitt^ 
fdben Kultur flanben. @d iji ju erwarten, ba^ ficl^ bei ein^ 
füfler S3efanntmac^ung ber literarifd^en Denfmale biefer 
@^>oc^e Sejiätigungen unferer SJermutbung finben »erben. 
Dod^ wir tt>enben und »on bem SJoIf, bad immer 
ein ©nbringling auf frembem ©oben unb t)on ben alten 
Sn^abem bed Sanbeö an JReligion unb ©iprad^e ju öer^* 
f(^ieben \oax, um fld^ je organifc^ mit i^nen t)erbinben ju 
fonnen, ju ben unabhängig gebliebnen Serg))ölfem, bie 
ate ber Sern ber fpdtern fpanifd^en Station ju betrauten 
jlnb. 5Jor allen ftnb ^ier bie SSewol^ner ber Slfturifc^en 
®ebirge in'd ?luge ju faffenj benn wenn gteid^, wie e6 
fd^eint, ftdb We ganje SRorbgränje bed Sanbed entlang t>er*^ 
fcöiebene ©tdmme in Unabbangigfeit t)on ber arabifc^en 
|)errfd^aft Uf)avLpiet Ratten, ober nur flüdbtig öon i^r be^ 
rfi^rt würben, fo iji bodb Slfturien unflreitig al6 ber ^unft 
anjufel^en, ^on bem bie Bewegung bed Sreujed gegen ben 
|)albmonb am frubfien unb entfd^iebenfien ausging, unb 
wo jugleidb bie cafHlianif^e ©iprac^e mel^r unb mebr aud^ 
gebilbet warb. Diefe flangt>olle 3Äunbart, beren erjle (Bpn^ 
ren ftd^ in ben Origenes ober ßt^mologieen bed 3fiborud 
»on ©eüilla finben, ifi aud einer ©^)radbmifdbung b^töor^ 
gegangen, bie burd^ bie SRieberlaflung fo i>ieler »erfd^iebe^ 
neu aSölfer auf bemfelben S5oben entfianben warj ald i^r 

scripüon de l^Rgypte T. XVIII. iSe partie, p. 442, ^ ^ammer^d 
©c^trm in ber ^ombe <B. S8. Qint ä^nltd^e ^orfleaung, koie bie 
)»on Rammet gefd^ilberte , fa^ ber ^erfaffer biefer ©efd^ic^te gu 
l^ruffa in J^Ieinafien @te f^aitt bie Siebe^dcfc^ic^te t)on Siiffuf unb 
^üU\ä)a }um ®egenflanb. 



— 81 — 

ungletd^ ttJid^tigfier SBiejianbff)eil mu^ ba^ -Latein artgefel^en 
werben; baneben aber Ijat fie in nidbt geringem 9Jla^e 
au^ bem Sberif^en (Sa^tifc^en) , ©otl^ifd^en unb 3lrabi^ 
fd^m gefcböpft i«*>). 9fnö bem Slfiurifc^en |)oc^Ianbe nun, 
tt)of)in ftc^ bie ©otbifc^e Unab^ängigfcit geflüchtet l^atte, 
n>urbe biefe Sprad^e ®d)ritt t)or Schritt in «weiterer @nt^ 
wicfelung in bie tt)ieb ereroberten ^roöinjen l^inabgetragen ^^). 
9iid^t lange nad^ bem SinfaK ber 9Rauren wjar in 
jenen ©ebirgen ber anfänglidb b(o^ öert^eibigenbe ^iber* 
ftanb in einen angreifenben übergegangen ; unb bie wadfem 
9la($fommen beö ^ela^o fampften fo rüftig, ba^ ba^ foge* 
nannte ^önigreid^ 9lfturien ober Oöiebo fd^on gegen (Snbe 
be^ 8. 3^^rf)unbert^ ben größten ^^Ijeil öon ©afliden unb 
?eon umfaßte. 3n golge ber fernem ©iege Drbonio'^ I, 
Sllfonfo'^ be^ ©rofen unb Drbonio II. befinte ficb biefeei 
Äonigreid^, ttjeld^e^ nun ben 9?amen ?eon annal^m, biö 
an bie Si^ca^ifd^e Sai, ben portugiejifd^en !Duero unb 
ba^ Ouabarramagbirgc au^. (Sd wäre öergeblic^, in 
einer fo bewegten ^eriobe, bei einem SSolf, ba^ jur 
SSertl^eibigung feiner faum errungenen SSefifttl^ümer bie 
SBaffen nie auö ber |)anb legen burfte, ©puren einer 
Sunft ju fud^en, bie nur in rufiigern Reiten gebei^en 

»•b) SH)eIunö'ö aWitl^ribatc« II. 10. — Aldrete, del Origen 
de la Lengua Castillana fol. 46. b. — fDiej, ©rainmatif ber ro; 
manifc^en ©^roc^cn 33. I, @. 48. — ö. Jammer, über bie Sanber- 
öerltjaltung unter bem (BffaÜfatt. S3erlin, 1835. @. 75. 

»0 Slüd) Ufeute bcival^rt ber Slfturifc^e, unter bem Flamen Bable 
befonnte, ^iaUci t)iele SBorte unb JÄebenöarten , bie ftc^ in bem 
dltejien 2)en!mal ber cafiiUanifci&en @proc^|e, bem ®ebic()t \>om 6ib, 
finben, aber auß bem je^igen ©^anifc^en t^erfc^munben ftnb. ®. 
Duran Bomancero, (Einleitung. 
@efct). t. ^it in (^pan. i.^^d. 6 



- 82 - 

tann. ©elbfi in tt>iefcrn ber Ootteöbienft unter bcm 
S^umult beö ^riegd feine au^gebilbeteren gonneu ju 
bewaljreu t)ermod^te, ober ju größerer ßinfac^l^eit juriicfju' 
jinfen gejwungen \y>aXf mn^ bal)m9efteltt bleiben. Slber 
iXoei ©rfc^einungen biefer friif)en @poc^e fonnen l)ert)orge^ 
^oben tt>erbett, bie aW 8lufnü^)fung^punfte für bad fpater 
]^ert>ortretenbe Drama bicnen. ^mx^t bie ipantomimifc^en 
S^anje, bie feit uralter 3^«^ in Slfturien ^eimifc^) ju fein 
fd^einen*®); fobann baö |)elbenlieb, baö ^ier bem frif^en 
Sorn t^atfraftiger Segeifterung entquoK unb im Oetümmef 
ber ©c^tadbteu aufwuc^ö. !Denn, n)enn glei^ bie älteften 
unö überlieferten 2)eufmale caftilianifc^er Di^tfunft nidbt 
über bie 3Ritte be^ 12. 3al)rl)unbertd l^inauffteigen , fo 
barf bod^ juüerjicbtlid^ angenommen toerben, ba^ fd^on 
bie erften SBaffentl^aten ber tapfern 9lfturier burd^ ©efäuge 
»erl)errlicf)t tvorben feien. 3n it)iefern aber nadi unferer 
Slnfic^t ba^ e))ifc^e Sieb mit ben 9lnfangen beö 2)rama6 
in aSerbinbung ftcl^t, werben bie folgenben Seiten bariU:=' 
legen fu^en. 

SBäl^renb ba^ Äönigreid^ ?eon fid^ in ben toejilicfjen 
^rot)injen befeftigte unb nur noc^ einmal gegen @nbe beö. 
10. 3al)r^unbert6 burd^ ba6 ®d^n)ert be^*3llmanfor in 
feiner (Sriftenj gefäl)rbet fd^ien, Ib^tte bie Sleaction gegen 
maurifd^e .^errf^aft aud^ an ben Slbl)angen ber ^i;renäen 
gu^ gefaxt unb öerfd^iebene unabl^ängige Sierritorien mel)r 
unb mel^r nac^ ©üben audgebel)nt5 unter biefen bie, auö 
ben Eroberungen Äarl^ bed ®ro^en, ber fogenannten 
©panifd^en SWarf, ertoac^fene ©raffd^aft Barcelona, unb 
ben Sanbftrid^, weld^er, urf^)rünglid^ i)on bem f'leinen greiflaat 

'«) Dunin, a. a. D. im 9lnT)an9. — Jovellanos, Memoria 
sobre las diversiones publicas, pag. 17. 



-^ 83 — 

3aca ausgegangen, bann Statjarreftfc^er |)errfc6aft untere 
werfen, fpäter baS ^önigrei^ 9lragon bilbete. 3n biefen 
^rot)injen (unb langS ber Äüjien be6 mitteaänbifd^en 
SReereö bis nac^ Salenda unb SRurcia) bilbete fici^ baS 
öerborbenc Satetn ju berfelben, nur tDenig mobiftcirien 
Sprache um, bie aud^ burd^ ben ganjen ©üben öon 
graufreid^ bis an bie italienifc^e Oranje unter bem 9?a^ 
men ber lintojinif^en ober ^)rot)enjaHfdf)en verbreitet war ^^). 
Wenn fd^on biefe Oemdnfc^aft ber ©prad^e bie genannten 
fianbjirid^e mit ber ^cimai^ ber ^^roubabourS üerfnü^)fen 
mu^te , fo [erlangen bie l^äuftgen SSerbinbungen jwifdben 
ben görflenlbäufern bieffeits unb ienfeitS ber ^^renäen unb 
ber t)ielfad^e ^anbelSüerfel^r jwifd^en Stragonefen, (|ata^ 
lanen unb $rot)enjaIen baS Sanb nod^ enger, unb balb^ten 
alten ßulturerfc^einungen , bie bei ben le^tern entft)rangett, 
fdbneffe unb leidste SBege ju ben ftjanifd^en 9?ac^barn. 
Unb fo fanb auc^ bie ^oefie ber S^roubabourS an ben 
^ofen öon Barcelona unb 3<^^<^9öJ« «ne j weite ^mnai^, 
ia t)erbreitete t)on l^ier auS ifiren Sinflu^auf baS ganje 
d^riftlic^e ©^)anien. 

@S ifi l)ier ber Drt, einige (Sigentl^ümlid^feiten biefe r 
l)rot)enjaIifd^en Sieberfunft ]^ert>or jul^eben , wobei ber gro^e 
Kenner ber romanifd^en ©prad^en unb Literaturen unfer 
gü^rer fein möge ^% 

'•) 3n Slraijon fd^einen üou früf) auf bie Hmoftuifd^c unb bie 
cafiiiianifd&e SWunbart um bie «öcrifc^aft gcPrittcu gu l^aben; biefe 
toar bie urfprünglic^e Sanbe^fprad^e unb lebte i^ov^ug^weife im ^uube 
bed SßolH, jene ahn l^atte jtc^ ber ©unfi M ^t>tU unb ber &e\)iU 
beten gu erfreuen. 

*•) 5)iej, $üefie ber Ü^roubabourö , unb Seben unb 9Bcrfe ber 
Sroubabourd. 

6* 



— 84 -- 

2)if ©piettcute unb umjicl^enben ©änger, bie tt)ir 
tt>al^renb ber mittlem 3al)rl)unberte über ben größten Z^dl 
t>ott euro^)a »erbreitet fallen , Ratten t)on Slltere l^er »or- 
jüg(i(^ im füblidjen granfreic^ il^re .^eimat^ gel^abt. ^ier 
unb t)ornamlid^ in ben fd^onen ®efilben, ttjeld^e "oon 
JR^one unb Dürance bettjaffert tt)erben, tt)ie (äugö bev 
^fien be^ SWittelmeerö , umfcfcwärmten jie, »on reicftem 
gol&n geloeft, bie 9titterft^e unb |)offtatten in größerer 
^af)l afö irgenbwo fonft, t>er]&errlid^ten bie gefte burd^ 
©i)iel unb ®efang unb ergo^ten aSornel)m linb Oering 
bur^ il^re ^nft, bie freilid^, bem (Seifte beö frül)ern 
SKittelalterd entfpredbenb, nod^ auf einer untergeorbneten 
©tufe jianb. 9(16 nun im Sortgang ber Sa^r^unberte 
eben biefe franjöjifd^e ^roi)inj, baö erfte unter ben euro^ 
päifd^en Sanbern, bie 33lüt^)e einer feinern Sultur ent^ 
faltete, fdblo^ jld^ aucf) ba^ ©dngerwefen bem allgemeinen 
gortfd^ritt an, unb e^ gelangte jugleid^ mit ber Dccitani- 
fd^en <Bpxaä)c eine f)6^ere Äunft^)oejte jur Sluöbilbung. 
Die ^eriobc ber erjien ^reuj^iüge ift ald ber Slnfang biefer 
für bie ganje Literatur folgenreichen Srfd^einung ju be^ 
jei^nen. ©c^on in ben Oebid^ten be6 ©rafen ©uitlfem 
öon ^oitierd (geb. 1071), ber unter ben (Srfien baö Äreuj 
nal^m , liegen bie Sl^arafterjögc ber neuen ^oejie tt)ie in 
ber tno^pe, unb tt)enig \paUx, um'^Sal^r 1140, fe^en wir 
fie. in ben Oebid^ten ^eire Stogier'^ unb feiner S^itge^ 
nojfen t>oKfommen entfaltet. Die gürften unb @blen fud^^ 
ten i)on nun an {)ol)er firebenbe Dichter um jtd^ ju öer^ 
fammeln, ja red^neten eö fid^ felbft 8ur (S^re, bie gleid^e 
^unft JU üben, ©o unterfd^ieb man je^t jttjei ©äffen 
^)roi)enjalifd^er ©anger. 2;roubabourd l^ie^en, im ®egen^ 



-- 85 - 

fa^ ju ben SSolfafangeru , bie unabJ^ängiflcn SDfd^ter, Me 
fid& mit ber Äunftpoejic bcfd^äfttgten. SSornamlidb gehörte 
bie Svrif in i^r Serei*. So ifi l)ier nid^t ber Ort, bie 
jal^Ireid^en Oattungen , bie ftd^ in biefer l^en^or^oben, nam^ 
l)aft JU machen, fonbern it)ir l^aben für ben »orliegenben 
3we(f nur bie folgenben anjufül&rem Die Sienjone, ein 
SBettgefang, ber bdb gegebene Streitfragen bialectifc^ er^ 
örtert, balb Siebe, »)erf6nli^e SSer^dltuiffe unb Seltl^dnbel 
in ©efprad^aform bef)anbelt, unb burc^ bie bialogifd^e (Sin^ 
fleibung, feltner freiließ burd^ lebenbige !I)arftettung einer 
fortlaufenben ^anblung an^^ Oebiet be^ !Dramatifd^en 
greift. SWel^r ift ba^ lefttere fd^on bei ber Pasioreta ober 
Pastorella ber %a\l, einem ®eft)rad^ jtoifd^en bem !l)i(^ter 
unb einem ©c^äfer ober einer ©d^äferin , öon einer furjen 
(Einleitung begleitet. !Diefe reijenben Oebid^te, öon benen 
und namentlid^ unter ben SBerfen tjon Oaöauban unb 
®uiraut Sliquier fe^r t)orjöglid^e Seifpiele aufbewal^rt 
jinb, bilben bisweilen, am gaben einer Siebedgefc^idbte 
an einanber gereil^t, ein größere^ Oanje unb runben jid^ ju 
faji bramatifdjer ©eftalt ai ^i). ßuleftt fmb ^ier bie 
Albas, b. ]^. SWorgenlieber ju nennen, in benen bie nac^t^ 
Ii(^e 8ufi jtt)eier Siebenben gefeiert unb ber Slnbrud^ be6 
3iage6 t)ern)ünfci)t wirb. Sei ben l^eimlid^en 3wfamme*n^ 
fünften eined liebenben ^aard nämlid^ <>ffegte ein SBäd^ter 
aufgefteKt ju toerben, ber bur^ feinen 9luf ober burd^ ben 
2;on einer pfeife ben l)eranna]^enben S^ag öerfünbigte , ba^* 
mit bie ®IödEli^en nid^t burc^ ben eiferfüc^tigen Q^e^ 
mann überrafc^t würben» 3u biefen Siebern nun tt)irb 

>0 Parnasse occitanien, p. 43 un^ 329. — Raynouard, III. 
462 unb V. 165. 



- 86 - 

halt) bex fßaäjtcx rebenb eingeföl^rt, ber bie ®lurfli*en 
jum Slufbni^ maf)ni , balb ber Slitter , ber [xdS) unter jart* 
liefen Setl^eurungen ben fd^önen ?frmen entwinbet, balb 
bie !Dame, bieben greunb nod^ nidfet fd^eiben laffen wiü *^). 

Slud^ nod^ anbere ©attungen beö ^)rot)enjalifd^en ?ie^ 
beö geben bi^tt>eilen in bie ®eft)racböform über; fo bad 
@iri)ented, tt)oi)on ein 93eifpiel bei !Diej, Seben unbSBerfe 
ber Siroubabourd, ®. 145. 

!Die jtt)eite «^auptclaffe ber ^)rot)enjaIifci^en ©Snger 
bilbeten bie Songleurö, baö l^eißt biejenigen 2)id^ter 
unb ©pielleute, toeläje um ?ol^n fangen, ober ^oejte unb 
SWujtl al6 ®ett)erbe betrieben. SWan l^at biefe 3ongIenr6 
alö S^ad^folger ber Altern t)olWmd^igen ©änger, 5D?imen 
unb Soculatoren anjufelien ^^) j nur fam il^r Setrieb jejt mit 
ber Äunft^)oefte in aSerbinbung unb fie traten ju ben S^rou^ 
babour6 in bad aSer^ältni^ , ba^ jie biefe auf il^ren gal^r^ 
ten begleiteten , um fte burd^ ®efang unb ©piel ju untere 
ftöjen, ober aud^ ifire lieber abjujingen. 3wglei(^ aber 
voar eö ein |)auptgefd^aft ber Songleurö, ipoetifc^e ©rjat)- 
lungen tjorjutragen , beren einfad^erer ©tijl ju fe^r an bie 
a3olfö^)oejte erinnerte, aU baf jld^ bie ^nfibid^ter mit 
il^nen befaßt l^atten, unb bie bodb überall mitSegierbe ge=^ 
l^ort n)urben. Derglei^en SRoöetten unb gabliaur tourben 
in grofer 3^^^ ii^ Sanbe umbergetragen, unb in ben Un- 
tertoeifungen für bie ©^)ieKeute pnben jt^ lange SSerjeid^^ 
niffe öon fold^en, bie fte inne l^aben mußten 2*); 

s>) Raynouard, II. 836; III. 313. -^ «Dtej, $. b. X„ ®. 151. 

") JDtej. ib. (S. «0. 

»*) Raynouard, V. 10«. — JDiej, % b. X., @. 45 rnib 199. 



— 87 - 

Der 9lame ContraPazedor, ber ben Songleurö ^«ufig 
betgelegt n)irb, beweift, ia^ jte aud^ mimif^e unb ^offeiu 
fpiele aufführten; ebenfo ber Umftaitb, baß jte üon ben 
tateinifd^en ©d^riftjieKern ber 3^W alö mimi, t)on 9ioftra^ 
bamuö f)\n unb n)ieber afö Äomifer bejeid^net tüerben. 
|)lerburd^ ttoirb noc^ eine anbere Semerfung angeregt; @ö 
ift me^t atö n)a]^rrc]^einli(]^, baß b(e Benennungen „9?ac^^ 
madber" unb „SKimen" jtd^ ni^t bloß auf ertemporirte 
garcen unb ^ojfenf))ieIe , fonbem aud^ auf bie 5lrt unb 
SBeife bejogen , ttoie bie poeti\6)en ßrjä^Iungen ^vorgetragen 
tt)urben, @ö fc^eint, baß bie e^)ifd^e Did^tung biefer 3eit 
auf a^nlid^e SBeife, ttoie bieö oben an Seiftvieten au^ a\x^ 
bern 8iteratur))erioben nad^gen)iefen n)urbe ^^), mit ®^arac' 
terjügen beö !Dramaö tverfe^t tt>ax. '^an tann ftd^ bie^ 
auf mel^rfad^e SBeife benfenj einem Songteur j. S3. tt>ax 
ber erjcil^Ienbe S^^eil jugen)iefen, n)ä()renb bie biatogifd^en 
©teilen üon Slnbern ^vorgetragen nvurben; ober Siner re^ 
dtirte baö ®anje, inbeß 3lnbere bie wid^tigften 9Romente 
ber ^anblung mimifd^ barftefftem 5lm nva^rfd^eintid&Pen 
aber ift, baß ber i?ortragenbe Sänger, ol)ne frembe ^U 
I)ülfe, burd^ leb^afteö ®eberbenf^)iel bie 3uf)orer in bie 
SKitte ber erjal^tten SSegebenl^eit ju tverfe^en unb burd^ 
tverfd^iebene Sntonation unb SWobutation ber Stimme bie 
bialogtfd^en ©teilen l^erüorjul&eben fud^te. 3)iefe aSermu^ 
tl)ung tt)irb burd^ eine ©teile be^ 9?oftrabamu^ unterftö^t, 
in ber ed t)on bem 3ongleur 9ioue6 l^eißt: „dx voax ein 
guter Äomifer unb fang in ben |)aufern großer Ferren, 
inbem er l^in unb ^er ging unb bie baju ^)affenben ®e* 

») @. bie @inlfitung. 



- 88 — 

Serben mad^te, burd^ 93en)egung feined Ä^or^)er« unb aSer^ 
anberung feiner ©tinime unb bnrd^ anbere |)anb(üngen, 
We jum nja^ren ^omifer gel^ören." ffierblent 9?oflrabamii0 
and) nid)t für alle feine Sendete ©lauben, fo mu§te er 
bier bod^ tt)o^l auf einer Uebertieferung t)Ott ber eigentf)üm^ 
Hd^en ©itte ber ^)roüenjaItfc^ett ©anger fu^en, ober ed 
He^e jtd^ nic^t abfeilen, wie er auf eine fold^e ©c^ilberung 
Ijätk t>erfanen follen. 

aSon ber außerorbentlid&en SRenge erjdl)lenber ®e* 
bid^te, bie in Dccitanifc^er £^)rad^e in Umlauf \t>ax, ifi 
nur ein fel^r geringer 3!^eit auf unö gefommen, unb au^ 
biefen n)enigen lä^t jid^ fein entfd&eibenber S5ett)eid für bie 
eben bargelegte Slnnal)me beibringen. Sltlein bie enge 
aSerbinbung, bie jn)ifc^en norb^? unb fubfranjojtfd^er Lite- 
ratur (Statt fanb, rcd^tfertigt bie aSerniutf)ung , ba^ eine 
Gigentl)iiniHdf^feit, bie fid) bei jener nad^tt^eifen la^t, aud^ 
bei biefer i)orl)anben getioefen fei. ^e^\)alb möge Mer an^ 
geführt werben, ba^ bad ?lbfingen ber Chansons de 
gestes in 5Rorbfranfreic^ mit einer lebhaften, arC^ 2)ra^ 
matifd^e ftreifenben SWimif t>erbunben roax, unb ba^ in 
öerfcbiebnen |)anbfcfcriftett alter 55*iMiaur unb Lais bei 
ben bialogifd^en Partien bie Oefangtioeife angegeben 
tt)irb, n)aö offenbar anbeutet, baß biefe (Stellen burd^ le* 
benbigere IDarftellung auö bem 3lefl ber Srja^lung l&er^ 
üorgeftoben VDurben 2®). 

@ö ij} faum not^ig, ju bemerfen, baß n)ir für bie oben 
bezeichneten I^rifd^en Gattungen, in benen met)rere ^er^ 
fönen rebenb eingcfül)rt tt)erben, biefelbe SBeife beö SJor- 

>") Fabliaux, Contes etc. pur Darbazan et Meon, T. I. 
p. 3S0 ff. 



- 89 - 

trag^ annehmen. 5Rur Hxci) Wefe 5lnnaf)me erflärt ftd^, 
n)te bie ß^rouiften unb ©efd^id^tfd^reiber für baö JRecitirett 
ber ©ebid^te fo oft ben Sluöbrucf representar gebraud^en 2^)» 
SBorjüglic^ mußten jtd^ bte Albas unbPastoretassurmimifd^^ 
bramatifd^en 2)efamation eignen. 93ei ben S^enjonen n)eift 
fc^on bie äußere 55orm auf Slecitation burd^ SWel^rere^inj 
aber bie \)ert^etlte SRebe iji axiä) baö Giujige, tiooburc^ 
biefe 35id^tgattung mit bem Drama ©emeinfc^aft f)at , bem 
fte afö blo^e Uebung be^ SBifteö burd^ Eingriff unb SJer- 
tbeibigung eineef aufgefteHten ©afteö fern ftel)t. 

9?ad^ bem Sfngebeuteten nehmen bie ^jroüenjalifcften 
Coutrafazedors, fei eö alö ^ojfenf<)teler , fei eö alö mi^ 
mifd^e IDarfteffer e^)ifd^er unb Ii^rifd^er 2)id^tungen , in ber 
erjien Silbungögefc^id^te beö neueren S^^eaterö iebenfall^ 
einen $Iafc ein, unb biejenigen giteratoren, weld^e, wie 
j. 33» SWoratin, ben ^roüenjalen allen (§influ§ auf bie 
@ntn)idfe[ung beö 2)ramaö abfpred^en, fd^einen ben jiufen^ 
n)eifen gortfc^ritt beffetben ni^t geborig berurffi(^tigt ju 
baben. Unb nid^t blo§ bi^nn befinbet ftcb j. S. Siirabo* 
fd^i auf 3rrn)egen } aud^ mit feiner S5e^au^)tung , in a\lt\\ 
ben jal^Ireicben (Sammhingen ^)rot)enjaIifd^er ^oejte finbe 
jtd^ feine bramatifd^e Som^)ofition , i)erl)ält eö jidb nicbt 
beffen !Denn n)enn aud^ bie (Srjä^Iung t>on SJofirabamuö 
unb ßrefcimbeni, wonad^ bie S^roubabourö Sucaö be ®ri- 
maulb, |)ugueö SSrunet, ?lrnaut Daniel unb Slnfelme 
gaibit Sd^aufpiele »erfaßt \)(xUxl 2«) , ganj untDa^r fein 
foKte, n)ad boc^ nod^ feineötioegö baburd^ betioiefen tt)irb, 

>0 ®. ^ ^* Zurita, Anales de la Corona de Aragon, ^anb 
VII, C. I, 93. II. fol. 85. 

*») Crescimbeni Commeut. T. II. pag. 44. — Tiraboschi, IV. 
p. i%%. 



— 90 ~ 

ba^ bicfe ©ci)auf^)iele jeftt nid^t mef)r aufjufiuben ftnb, fo 
befi^en \m bocb, ^aubfc^riftlid^ t)onftaubi9 erl^alten, fteU 
lemveife t>on 9la»nouarb mitgetl^eilt , baö ÜR^fterium ber 
weifen unb tl^orid^ten Swngfrauen aI6 Denfmal be^ occi- 
tanifd^en geiftlid^en 3)ramaö ^^). !Diefe6 aud ber erften 
^älfte M 11. 3a^rf)uitbertd l&erru^renbe ©tücf ijl nun 
freiließ ba6 eiujige feiner Gattung, ba^ biöl^er in ^)rox>en* 
jalifc^en SKanufcripten aufgefunben woorben ; l^ierburd^ aber 
«)irb nod^ feineött)egö ber ©d^tu^ begrunbet, ba^ e^ ganj 
ifolirt, ol)ne gleid^ardge 93evfuc^e neben jtd^ unb ol^nc 
9iad^fotger bageftanben ^abe. 2)a^ bie bramatifd^en SBerfe 
jener ^eriobe in fo geringen Sleften auf unö gefommen 
jtnb, baran fd&eint eben jener Umftanb ©d^ulb ju fein, ber 
unö aud^ t>on ber ^)rot>enja[if(ten Slomanen^ unb SJot^eKen- 
literatur nur wenige Ueberbleibfet gegönnt \)at 2)ie grö^ 
^ere S^^eilnal^me, bie man ber 8i;rif juwenbete, unb bie 
Slnjtd^t, tt)e(d[)e biefe afö eine f)6^ere Gattung ber ^oejte 
gettenb niadt^te, gaben unftreitig 93eranla jfung , baß man 
bie ^robufte einer mel^r ^)o^)iiIaren Äunft mit einer aSer^ 
nac^tafftgung bel^anbette , bie ben ajerluft fo »ieler f ofilid^en 
iDocumente ber 6ulturgefc^id^te jener 3eit l^erbeigefü^rt l^at» 
Uebrigenö fel^lt ed nic^t an Äunben über 2)arftenungen 
»on SKvflerien in ber $rot>ence» ©o (efen wir im geben 
beö Rene d'Aiijou, Äönig^ »on 3leapd unb ©rafen t)on 
$rot)ence, »on einem geifttid^en 3)rama, ba6 mit unge^ 
meiner ^rad^t ju 5lir aufgefül^rt würbe. Unb laßt ftd^ 
über]^auj)t annel^men, baß, wa^renb im ganjen übrigen 
granfreid^ bad geiftlid^e ©d^aufpiel mit 9SorIiebe ge^)flegt 
würbe, nur bie Sewol^ner beö füblid^en Sanbeö, bie auf^ 

»») Raynouard, II. 134—143. 



— 91 -: 

gewerfteften , n)ol^lI;abenbften unb gebtlbetjicn, l^icrin ^n^ 
rüffgeblieben feien? 

Äel^ren tt)ir nad^ ben oftlid^en $rot)injett (Spanien« 
jurucf , fo feigen n)ir l^ier bie prot)en}aIifd^e ^oefte fd^on 
frül^ Slufnal^me unb Slac^al^mung flnben» !Die äußere 
SSeranlaflfung baju gab bie ^errfc^aft be« »^aufe« Barce- 
lona, bie fidb ju Slnfang be« 12. Sal^rl^nnbert« über 
ben größten Sifieit ber Sanber auöbel^nte , in welchen bie 
@|)rac^e t>on De gerebet n)arb. SRaimunb Serengar IIL, 
Oraf üon Barcelona envarb 1112 bie ®raffc6aft $ro^ 
i?ence unb anbere fübfranjojtfc^e Oebiete; ber attefte ®ol^n 
beffelben, 9laimunb Serengar IV., t>ereinigte barauf ba« 
Äonigreici^ 9lragon mit Barcelona, unb enblid^ fal) ber 
(Snfel, ^onig 5(lfonfo If., ganj Slragon, Katalonien unb 
^roüence feinem ©ce^)ter unterttoorfen (1167). 2Bar fd^on 
fein SJater ben ©angem geneigt gewcfen, fo jeigte fii) 
Sllfonfo feit bem Seginn feiner ^Regierung in nod^ ^öljerem 
®rabe alö ®onner unb Seforberer ber Did^tfunji. ^af)lxc\(i)e 
SDid^ter unb ©^)ieUeute aud ^rot)ence, n)0 er in 9legie^ 
rungögef^aften jtd^ ^auftg auftjiett , f^Ioffen jtd^ feinem 
^ofl^alt an unb lol&nten il^m feine greigebigfeit mit ben 
reid^Iid^fien ?ob^)reifungen ^^). Unter ben fo(genben Slra^^ 
gonifd^en gür|ien werben »ornamtid^ ^eire IL, Sa^me I. 
unb ^eire IIL atö ©onner ber ^jroüenjalifc^en Sieberfunjl 
genannt. !Die ®roßen beö SReid^d eiferten bem S3eif^)iel 
be« ^ofe« nad^, nal^men bie n)anbernben ©änger gaflfrei 
in if)ren ©d^töffern auf unb »erfud^ten fid^ jum 3;i^eil 
felbfi in ber ^nfi berfetben. 3uan L enblid^ lub burd^ 
eine feiertid^e Oefanbtfd^aft , bie er nad^ granfreid^ fd^idfte, 

»•) @*mibt, ©efc^it^te Slraöonicn« im SWittelalter, @. 461. 



~ 92 — 

^jroüenjalifd^e iDid^ter ein, ftd^ nad^ (Spanien ju begeben, 
um, nac^ bcm 93orbiIbe ber Slcabemie ber Jeux floraux in 
S^oulonfe, eine a^nlid^e in SSarcetona ju errid^ten. Diefe 
neue (Stiftung n)urbe mit Privilegien unb anfel^nlid^en 
(Sinfünften auögejiattet unb f)atte ftd^ ber forgfamen Pflege 
auä) ber folgenben Könige ju erfreuen ^^). 

SS5af)renb fo bie Äunft ber S^roubabourd unb Song- 
lenrö in ben ofllicben SOZarfen ber |)albinfel eine jweitc 
^eimatl^ fanb, mu^te il^r audj ber n)eft[id^e Xijdl ber- 
felben juganglid^ n)erben. (Sc^on in ber ®efd^i($te be6 
(Sib (ßnbe be6 IL Saf^rl^unbertö) erwal^nt bie Crouica 
general ber juglares. hierbei mü^te nun freiließ, tioenn 
jener ganje Jl^eil ber Sl^ronif nic^t apox^^\)^iS) \\>axe, 
an jene ältere Slaffe t)olföma^iger (Sanger unb Suflig^ 
mad^er gebadet tioerben, bie n)a]^renb be6 ganjen SDiitteU 
altera nid^t auögefiorben iu fein fd^eint. ?lber nid^t lange 
nad^ bcm genannten 3ritpunft muffen ^)roi)enjaIifd^e Dichter 
Slufnal^me in ßaftilien gefunben l^aben,* um bie 9Ritte be6 
12. 3abrl)unbertö erfd^eint Sllfond VIIL, Äonig »on 6a^- 
ftilien unb Seon , afö ®6nner ber S^roubabourö j Sllfon^ IX. 
üon ieon unb gerbinanb IIL t)on ßaftilien traten in feine 
gutfta^)fen ^^\ 9lu^ ben Stegierung^jal^ren ?»fon« X 
(1252—1284) enblid^ ftnben ftd^ auöfü^rlic^e Seugniffe, 
bie nid^t blo^ l>on ber großen aSerbreitung bed ©anger^ 
njefend in ßaftilien Shinbe geben, fonbern aud^ über eu 
gentl^ümlic^e SSerf^ältniffe , in bie baffetbe bort getreten 
n>ar, Sid^t t)erbreitem 2)iefer föniglid^e ©elel^rte, 2)id)ter 

^0 @' bie SteKe aud ber Gaya sciencia bed Tlaxquii be ^iU 
Uni in ben Origines de la lengua espafiola t)on SO'^a^and. 

»«) JDiea, «. tt. ©. b. 3:., ®. 44 «. 133. — $. b. Z., @. 61. 



- 93 ~ 

wnb 2)id^tevfreunt) übertraf atfe feine SSorganger auf bem 
^i)xon an greigebigfeit gegen We Sanier ^bie er tl^eilö an 
feinem .^ofe inSoIb nal^m, tl^eitö, mnn fie in ber gerne 
lebten, bur^ 3al)rge]^alte unterftu^te» Unter ben fo Se^ 
günftigten n)ar ein Siroubabour ®uiraut SRiquier, auö 
Siarbonne, ber eö fid^ jur ?lufgabe gemad^t l^atte, ber ba^ 
mafö in t)ie(en (Segenben fc^on in SKi^ad^tung geratl^enben 
Sanger^unft tt)ieber ju Slnfel;en ju i^erl^elfen. @r fal) bie 
llrfadfje biefed Uebel6 in ber ju jener ^dt aufgefomntenen 
nugebul^rlicfcen ©itte, alle !l)ic^ter ot)ne Unterfc^ieb 3ong^ 
leur^ JU nennen unb fo fetbft bie auögejeid^netften mit ben 
rof)en (g^jieHeuten unb ^offenrei^ern in eine Staffe ju 
feften. 2)eßf)alb forberte er feinen foniglid^en ®önner auf, 
biefem Unfug ju fteuern unb beftimmte Benennungen für 
bie »erfd^iebenen (Slajfen fefijufe^en. 5(uf biefe, unö auf* 
bwa^vU, 33ittfd^rift üom 3al^r 1275 folgt eine im 9?amen 
Sllfonfo'^ abgefaßte ßrflärung, bie jebod^ alfem Slnfd^ein 
nad^ üon bem S^roubabour felbft ^errül^rt unb n)o^( nur 
ein @nttt)urf für bie entartete Sntfc^eibung beeJ . Äöuig^ 
nac^ bem ©inne beö SiittfieUer^ fein foKte. ^ier tvirb 
juerft baö (Sefud^ wieberl^olt unb nad^ feinen ®rünben 
ernjogenj eö n)irb ein 5D?ipbraud6 genannt, ba^ man alle 
JDidbter unb ©anger , unb felbft bie ©eiltänjer unb hoffen* 
fj3ieter unter bem 5Ramen 3ongIeur6 bejeidbne. ^Darauf 
werben bie i?erfdbiebnen SRamen ern)ogen, bie für bie Un* 
terfd^eibung ber t)erfd{)iebuen klaffen pa^cni fein möd^ten. 
gür aUe biejenigen, bie eine niebrige 8eben6art fül^ren 
unb in feiner guten ©efeUfd^aft erfdbeinen bürfen, fo n)ie 
für biejenigen, weldbe Slffen, Söcfe unb ^unbe tanjen 
laffen, ben ®efang ber aSogel nad^mad^en, 3nftrumente 



- 94 - 

f^)ielen, ober für flcringe ®abcn üor bem Sßobel [inQcn, 
wirb bcr 9lam^ Souffond feftgefeftt. iDieienigeu, bie 
flc^ mit |)öflici^feit uiib angenel^men Äfiiifien unter beu 
(gbtcn ju benef)mett n>ifl[en, inbem jte 3itftrumente fpieleit, 
SRoücCfen erjal^ten, ffierfe uub ßanjonen 9luberer vortragen, 
iinb burd^ berglcid^ett einnebmenbe gertigfeiten untcrf)alten, 
follcu 3<>»fll^«^^ l^ei^en. Denen aber, tioeld^e Serfe 
«nb Siebweifen üu erfinben, 3:an;;lieber, ßobla'ö unb 
SJaüaben, Sllba'd unb ©irüenteö ineifter^aft ju biegten t>er' 
ftel)cn, foH ber 9?ante S^roubabourö gebül^ren. ^cn 
t)orjüfllid)ften nub »onfümmenften unter ben le^tem enblic^ 
wirb ber Jitel Doctoren ber ^oefie ert^eilt. — Diefe 
grtuje SBeifnng fci^eint ftd^ nur auf ©übfranfreid^ ju be^ 
jiel)en; benn „in Sjjanien/' l^ei^t e6, „ift bie ^aii^e beffer 
eingerichtet 5 I)ier werben bie ©ewerbe burc^ ben SJamen 
unterfcl)ieben. !l)ie 3»ftrumenten|>ie[er l^eipen Jogiars, bie 
9iad)mac!)er Hemendadors, bie S^roubabourö an aßen 
|)öffn Segriers, biejenigen SWenfd^en aber, bie, fern »on 
gutem Sene^men, i^re niebrigen Sünfte auf Strafen unb 
^lafeen fel)en taffcn unb ein unel^rbareö geben führen, 
werben iljrer ©c^Iecibtigfeit wegen Cazuros genannt; fo 
(Ift ber 93raud^ in ®pamn unb leicht fann man am 9ia* 
men bie Mnfte erfennen ^^y* 

!X)ie Juglares jerfteten in jWei (Siajfen, it>ie aud t>er^ 
fci^iebenen Oefe^en ber Siete Partidas erftc^tlic^ ift. 3)ie 
„^iad^mad^er," ^ojfenrei^er unb Juglares, bie öffentlich 
auf ben ©trafen für ®elb finden unb ibr (Bpid treiben, 
werben für infam erflartj bieienigen aber, welche äur Un^ 
terl)altung ber SReid^en unb gürfien, ober ju i^rer eignen, 

»») 2)ieg, %\ b. X., @. 333 ff. 



- 95 -- 

Snftrumente ft)te(en unb fingen, foBen ^n tiefem ®>)rucfi 
aufgenommen bleiben 34). gfn anberc^ ®efeft lel^rt und 
aud) m\bl\<i)e Songteutd (juglaresas) fennen 3^). 

Um bad 2)unfel; bad tro^ biefer Sßac^ricfiten nod^ 
über ber Sefd&affen^eit biefed ©ängerwefend liegt, fo t)iel 
W)ie möglich ju lichten, muffen »or Slllem bie t)erfc^iebnen 
©^)ra^fotmen unterfd^ieben werben, beren fid^ im bamali- 
gen Safiilien bie ^oefte bebienen fonnte. Unb l^ier ^eben 
fidf) augenfd^einlid^ fogleid^ jwei ^aul)tctaffen l^erüor. Die 

^*) Otrosi los que son juj»1ares e los remedadores e los 
facedores de los zaharrones que publicamente andan por el 
pueblo o cautau 6 faceu juegos por precio, esto es porque se 
CDvileceD ante otros por aquel precio que les dan. Mas los que 
tarieren estrumentos 6 cautasen por facer solaz a si mesuios, 
6 por facer placer 6 sus amigos 6 dar solaz 6 |os reyes 6 a 
los otros senores, non serian por ende enfamados. Vlla. Par- 
tida, tit. 6, leg. 4. 

'*) Ilustres personas son Ilaniadas en latin las personas 
honradas e de gran guisa e qtie son puestos en dignidades asi 
como los rejes e los que descienden de ellos , e los condes, e 
otrosi los que descienden dellos, e los otros otnes lionrados sc- 
mejantes destos. E estos atales, como quier que segun las 
lejes pueden recebir las bnrraganas, tales mugeres ya que non 
deben recebir asi como la sierva ö fija de sierva. Nin otrosi, 
la que fuese aforrada nin su lija, nin juglaresa nin sus fijais, 
nin tabernera, nin regatera, nin alcaliueta nin sus fijas, nin otra 
persona de aquellas que son Ilamadas viles por razon de si 
mismas, 6 por razon de aquellos do descendierenj ca non se- 
ria guisada cosa' que la sangre de los nobles fuese embar^ada 
nin ayuntada a tan viles mugeres. E si alguno de los sobre- 
dichos ficiere contra esto, si oviese de tal muger fijo segun las 
leyes, non seria Ilamado fijo natural, ante seria Ilamado spurio, 
4|ue quier tanto decir como fornecino. K demas tal fijo como 
äste DOD d6be partir en los bienes del padre, nin es el padre 
tenudo de crinrle si non quisicre. IVa. Partida, tit. XIV. leg. 3. 



- 96 — 

an^ ^rot>eitfe ober bem öftlid^en ©^janien dngetDanbcrtea 
I)ic^ter fangen unfireltig in il)rer l^eimifci^en 9Kunbart unb 
burften nid^t furchten, t)on Surften unb aSornel^men , »or 
beuen fte ftc^ ftau>)tfacfcli^ l^ören liefen, unt>er|iattben ju 
bleiben; benn baö Simoftnifd^e tt)arb an ben meijlen euro*' 
^)aifc^en ^ofen, \>on bem engtifd^en ^einxi6)^ IL, bem 
beutfd^en JJn^brid^d II. biö ju bem >)ortugiefifc6en be6 ^o^ 
nig^ !Dinij , mit 93oYliebe ge^)flegt ^^). Die urfprünglic^ 
ßaftilianifd^en ©dnger bagegen mußten [xä) in ber auö:? 
lanbifcfien ®^)rad^e bod^ nur mit 3w>ang betioegen fonneii 
unb ba^er ein il)nen geläufigere^ Sluöbrudfömittet fud^em 
%\ix bie S^rif aber, unb namentlich für bie feinem gor* 
men, an tioetd^e bie ^roüenjal^)oefle gett>öl)nt l^atte, fanben 
fie bie caftilianifd^e ®>)rad^e nod^ fafl ganj ungebilbet. 
6in anberer ^tt>dQ beö fj)anifd^en SRomanjo, ber ®attiji^ 
fdbe, »erbiente in biefer ^inftd^t ben 93orjug. !Denn fd^on 
fel^r früf), feit ®raf ^einrid^ »on Surgunb mit einer gro* 
ßen Slnjal^l t>on 9littern auö ©übfranfreidb naä) @aüU 
jien gefommen n)ar, um an ben Äan^jfen ber Könige t>ott 
6c(fti(ien unb Scon gegen bie 9Kauren 3;^eil ju nel^men, 
f)attc fid^ bort bie ^roüenjalpoejle einl)eimifd^ gemad^t, 
unb ben ©aKijifc^en ^7) !I)ialect für ben l^rifd^en Sluöbrudt 

**) Duarte Nunez de Liao, Origem e ortographia da lingiia 
port. Li8boa, 1774. 4. Tom. H. pag. 76. 

*') ODer man fann fageii ben ©aUijifdf^^iPürtugielifdJen; bcnn 
bie ©leic^^eit ber ©aUt^tfc^en ^ptac^e mit berjentgen, in toeld^er 
bie ältcjlen ^Portngieflfcöcn ^i(i^ter i^re Sieber fangen , fd&eint feinem 
3weifel gu unterliegen. 55en ©etoeiö bafür fann ein ffiergleic^ bed 
a\Un $ortugieftf(^en Sieberbud^d mit ben gatUgifci^en ©ebic^ten ^U 
fonfü'ö X. liefern. 3nbem ^icr üon jenem ölten Cancioneiro bie 
Stebe \^, barf bie Q3emerfung beigefügt tverben, baß bie «l^anbfc^rift 



- 97 — 

auögebilbet. gd^t man bie6 unb ien Umftanb in*^ Sfuge, 
ba^ (SaKijien fd^on fröl^ ju einem ^)oIitifc]^en ®anjen mit 
(Saftttien t)ereint njurbe, fo wirb ed nid^t befremben fönnen, 
tt)enn bte caftiliantfd^en iDid^ter frül&erer 3^it ftd^ einer 
(Spxaä)c bebienten, bie üor ber ^)roüenjalifd^en ben SSorjug 
einer großem aSerwanbtfcöaft mit ber il&rigen, üor biefer 
aber ben angebeuteten ber l)ö\)excn Slu^bilbnng befa^. Unb 
ba^ fie i)ieö traten, bejeugt, neben anbern Umftanben, auö- 
brüdffid^ dm ©tette in bem berül^mten SBriefe be^ SDiar^ 
que^ üon ©antillana über ben Urf))rung ber fpanifd^en 
^oefte^®). Slttein man l^üte jid^, ben SBorten ben audge^ 
bel^nten ©inn beijulegen, ben jte, fo einjeln ftef)enb, ju 
enthalten fd^einenf unfireitig fmb nicl)t aüe, fonbern nur 
bie t^rifd^en 2)id^ter im ©efc^madf ber 3;roubabour6 ge^^ 
meint, ^enn, wenn fi^on untt>af)rfdE^einlid^ ift, ba^ ber 
SSolföfanger in fremDer SKunbart ju feinen ^prern ge^ 
fprod^en \)abe, fo beWeifen aud^ auöbrütflid^e 3^ugniffe, 

teffelbtn auf bet ^i6(iüt^ef bed Colegio dos Nobres gu iBijfabon, 
kDtc^tige ^ocumente für bie ©efc^tc^te ber alten @dnger!unf} ent- 
halten foU. <Sie ifl retc^ mit ffarben au^oemalt unb mit Hetnen 
!02iniaturbilbern gegiert, auf benen <^anger, ©vieUeute unb !$^au}er 
bargejieüt flnb. 2)ie eigne 5lnfi(^t beö SWanufcri^stö ijl bem SBer- 
faffer biefer ©efd^icl^te ni^t »ergonrtt gewefen. ^a§ aber bie barin 
enthaltenen Sieber in ben Sormen mit ben ^)rü»enjalifc^en , in ber 
©pracbe mit ben gaüijifc^cn übereinjÜmmen , jeigen fcfton bie von 
fiorb ©tuart l^erau^gegebenen ?Jrüben berfclben. ^. Raynouard im 
Journal des Savans, ^ugufl 1835, unb ^enermann, bie alten 
fiieberbüc^er ber $ottugiefen. ©erlin, 1840. ®. 55. ^ 

'>) „Non ha mucho tiempo que qualesquier decidores e 
trovadores destas partes, agora fuesen Castellanos, Andaluces 
6 de la Estramadura componiau todas sus obras en lengua 
Gallega 6 Portuguesa/* Sanchez, Coleccioo de poesias castel- 
lanas anteriores al siglo XV. Ißarifer ^udgabe, @. 16. 

6)efd). t>. Sit in (Span. i. q3D. 7 



- 98 - 

\r>\t frül^ bie ^oejte in caftilfanifci^en Zinen reben lernte. 
SBaö bie SBoIföbid^tung ber früljern ^eriobe in ber g^rif 
fleteiflet l^aben mochte , fd^eint jwar \)erflungen , ober nur 
in geringen JReften auf und gefommen ju fein; ben er- 
jal^tenben ©ebid^ten ifl eö bagegen t]^ei,ht)eife Keffer er* 
gangen; unb biefe n^erben tvegen beö t)or^errfd&enben 
6f)arafter6 ber 9?ationaUtat unb Socalitat in Sejug 
auf ®egenftanb unb Sel^anbtung für bie »id^tigften 
Documente ber att-fpcmifc^en Literatur gelten müjfen. 81W 
bad älteiie unter ben in if)rer urf^jrüitgtici^en ®eftalt auf^ 
bewal^rten 2)enfinalern ber caflilianifd^en S^jrad^e unb 
^oefte ift bad X)ielbef>)rod^ene Poema del Cid ju nennen, 
bejfen Slbfajfung mit jiemlici^er ®Mi^^dt in bie' 50iitte 
beö 12. Sal^r^uubertd gefegt n^erben fann. 9?ad^ ber 9Äei- 
nung Einiger l^at in ber SBeife biefed ®ebi(f)td bad attefte 
afturifd^e ffiolfd* unb |)e[benlieb gefiungen ^®), in jener 
att)eitf)eiHgen , beut 9Hbe[ungent)erd unb att-^)rot)enjalifc^ett 
5Reimn)erfen üern)anbten nantlic^, n)eld^e aud^ ben ctwa^ 
f>)atern ®ebid^ten »on Äonig Sf^)ottoniud üon Zi)x\x^ unb 
t)on Slteranber bem (großen "^^^ ju ®runbe liegt. ?f6er 
biefe ^n[xä)t berufet »iefleic^t auf nid^t ganj jld^erer Orunb* 
tage. 2)enn tvenn auc^ jugegeben n)erben faun, bap baö ge* 
nannte (Spoö fid^ in einjelnen fünften an bie SolWbid&tung 
lel^nt, tt)ie j. 33. auö jenen ©teilen erl^eUt, n)o ber !t)icf)ter ftd^ 
an feine ^u^bxex n)enbet, fo ftellen bod^ überwiegenbe 
Orunbe baffelbe aU ein ^robuft ber Äunft))ocfte bar. 
^ierüon trägt bie ©>)rad^e, troft il^rer 9lof)^eit , ber 9l]^i;tl)- 

") ^iti, aIt-ft)onif(^e JRomaiijen, ©.199 ff. 
*«) Rodriguez de Castro, Biblioteca espafiola. Madrid, 1786. 
Tomo 11. pag. 504. — Sanchez, 1. c, ©. 870. 



— 99 - 

mn^, tro^ feiiw ©d^tDcrfaHigfeit , unDerfennbare (S^)uren. 
Diefer iamMfc]& anl^ebenbe 9Ser^ mit feiner gaitj n)iflfu^r^ 
lid^en ©tructur ift nad^ bem Urtl)eil eineö in fotc^en 
©ac!^en gewiß cont^)etenten SJiid&ter^ ^^^ ber fpanifd^en 
®))rad)e fo wenig natürlid^j er entbefirt fo ganj jener 
(Sinfad^^eit unb iene6 ungefünftetten ©i^Ibenfalld , weld^e 
ber 9Bolfö^)oefie überall eigen jtnb, baß man i^n fremben, 
junäd^ft wol^I prot)enjalifd^en 9Kujiern nad^gebitbet glauben 
muß '*2), Der Did^ter beabftd^tigte allem ?lnfc^ein nad^, 
bie J30))utaren Sieber ju übertreffen, inbem er ben i)on 
i^nen t)ielfad^ üerl^errlid^ten Siebling^l^elben ber 5Ration 
in einer fd^wierigern urtb entlegneren gorm befang. 3)enn 
bie Sriftenj fold^er Sieber fd^on lange t)or unferm ©ebic^t 
ift man in aller |)inftdbt »orauöjufe^en bered[)tigt , ba bie 
gSolfö^)oefte überall ba^ erfte ^robuft bed [xä) regenben 
^)oetifc^en Sebenö iji. SBeift bod) aud^ baö ^oema nid^t 
unbeutlid^ auf bergleid^en Vorgänger jurüdfj benn feine 
(S^)rad&e, wenn auc^ raul^ unb ungefügig, ifi eö boc^ 
nid^t in bem ®rabe, baß fte ol)ne üielfad^e frül^ere metri^ 
fd^e Sel^anblung aud^ nur ju biefer ?luöbilbung l^atte ge* 
langen fonnen. 3n Sejug auf biefen alten aSolKgefang 
nun ift in aller ^infic^t wal)rfc^einlic^ , baß i^m ber t)ier^ 
füßige trod^aifdbe aSer6, i)on jwei au awei Seilen entweber 
burd^ ben. tJoHfommenen 3ieim ober burd^ bie 9lf[onana 
i^erbunben, eigen gewefen fei. 3)ie ®gentl)ümlid&fcit ber 
fpanifc^en ©prad^e fc^eint mit biefem SMaße (ber foge^ 

*») ^. Sluguflin JDitran in bem Discurso preliminar ju fei- 
nem Romancero. 

♦») iBergt. Raynouard im Journal des Savans, 1831, <S. 135. 

7* 



~ 100 - 

nannten Slomanjenform) ^^) fo üemad^fen ju fein, ba^ 
il^re SBorte unb ©afte ftc^ n)ie üon felbji in bajfelbe 

*») @ln toeit »etbreitetfr 3rrtl^um ttemcd&feU bie d^omani^en' 
t)erfe (romances) mit bcn [RebonbiUen, ba beibe bi)(^ toefentUc^ t^er- 
[{Rieben jinb; benn boö ^^arofterijiifcöe jener beftc^t barin, ba§ fle 
mittele eine«, burci^ me^jrere 93er0paare fortlaufenben Sin- ober (^im 
fian^i in ber gn^eiten Beile ))erbunben ftnb ; biefe aber ftnb t^iergetUge 
©tropfen mit ))oÜfommnen [Reimen in ber^teÜung 1, 2, 2, 1. IDted 
ganj beutlic^ gn machen unb jeber mdgUc^en SSertvec^feiung t^orgu^ 
beugen, fefcen wir folgenbe ©eifpiele i^ier()er. 

Romances. 

; Nuiio Vero, Nuiio Vero 
Buen Caballero probado, 
Hinquedes la lanza en tierra, 
Y arrended el caballol 
Preguntaros he por nuevas 
De RaldoviDos, el Franco. 

^ied iß ^U anögebilbete 9>loman^e, loeld^e f^dter t)on bem ^rama 
aufgenommen ivurbe, unb in toeic^er immer nur bie $lffonang, nie 
meftr ber ooUfommene JKeim »orfommt. 3n ben dfteren SRomangen 
^erbinben ftd^ oft ber Stn- unb ©infiang, b. 1^. ed treten natif^ ^e^ 
liiUn öoUfommene JÄeime ober bloge 5lffonan§en ein , ober bie (Snts 
»ocale werben burd^ boö gange ©ebic^t feflgetfalten, g. 93. 

Porque el gran emperador 

Asi lo habia mandado, 

Liegö el valiente Roldan 

De todas armas armado 

En el fuerte Briador, 

Su poderoso caballo, 

Y la fuerte Durlindana 

Muy bien ceiiida a su lado, 

La lanza como una eiitena, 

EI fuerte escudo einbrazado etc. 

Redondillas. 

Yen, niuerte, tan escondida, 
Que DO te sieuta venir. 






- 101 — 

fernliegen, unb bie Siebe fi6) jbanglo^ in feinem bequemen 
unb bod^ anmutf)ig befc^ranften ©leife bettoegt Unb fo 
ergo^ ftd^ unfireitig and) ba6 Sieb jnerji in bie SBeife; bie 
fx6) am nad^ften unb natürlid^jien bartot '^'^a). greilid^ 
fann bie ßriftenj ber Slomanje mit ^iftorifd^er ®en)ipl)eit 
laum biö in bie 3eit gerbinanbö bed |)eiligen (1220—1252) 
l^inauf tjerfolgt njerben **b), allein ber treffticfie fpanifd^e 

Porque el placer del morir 
No me tortfe a dar la vida. 

93ün beutfc^en unb fogar neueren fvanifd^en ©d^riftjieUern (g. 33. 
©armtento) toirb ber Flamen Redondillas für eine Unberfalbenen- 
nung aller trod^difcöen SScrfe tton üier §ü§en gehalten, nnb bann 
lüieber in iuunberlic^ier 2Beife je via^ ber Stffonanj ober ber @teU 
lung ber SWeime unterfd^iebenj altein bie älteren ©panier tüijfen l^ier* 
))cn nid)t^, fonbern (galten Romances unb Redoudillas immer aud 
einanber. 

**a) El verso de ocho silabas es el propio y natural de Es- 
pana, en cuya lengua se halla mas antiguo que en alguna otra 
de las vulgares, y asi en ella solamente tiene toda la gracia, 
lindeza y agudeza que es mas propia de! ingenio espanol. — 
Argote de Molina, discurso sobre la poesia castellana. 

£1 de ocho silabas es el mas famoso, mas antiguo, mas na- 
tural y mas comun. — Sarmiento, Memorias para la historia 
de la poesia espanola. ©armiento fü^rt ))iefe Stellen alter ^l^ro- 
nifen unb ber 5llfünfiuifc^en ©efe^e an, bie, obgleich al« ?Jrofa ge^ 
fd^rieben, bod^ »irfÜc^e 9?ümangen finb. 

«*b) Hay memoria en diverses lugares del Repartimiento 
de Sevilla de Nicolas de los Romances y Domingo Abad de 
los Romances; ambos quiere Argote de Molina que fuesen 
poetas del Santo Rey; y de Domingo Abad de los Romances: 
,,E8te nuestro poeta (dice) escribio en Castellano, que es lo 
mas antiguo que he visto en Castilla; y por el gusto de los 
curiosos pondre aqui una Serranica, que dice asi:'' 

En somo del Puerto 
Cuideme ser muerfo 



— 102 — 

®elel^rtc 2). Sluguftitt 2)uran f)at fd^arfjinnifl \)eroox{ief)o^ 
bett, n){e ftd^ in ben und auf6en>al^tten älteßen ®ei)ic|ftm 

De nieve y de frio, 
Y de ese roclo 
De la madrugada. 

A la decida 
De una corrida 
Falle la Serrana 
Ferinosa, lozana 
E bleu colorida. 

Dixele il ella: 
Oniillome bella, 
DiK tu, que bleu corres, 
Aqui DO te engorres, 
Oue el 8ol se recala. 

Dix el: fVio tengo, 
R por eso vcDgo 
A V08, fermoflura; 
Ouered por mesura 
Abrir la posada. 

Dixo la moza: 
Cormano, la choza 
Esta defeudida, 
Non habedes guarida 
Sin facer jornada. 

Domingo Abad de los Romances y Nicolas de los Roman- 
ces quediiron nvecindados en Sevilla, que Consta de escriturais 
dül Arcliivo de la Santa Iglesia. 

Diügo Ortiz de Zuniga, Anales eclesiasticos y seculares 
de Sevilla. Edicion de Madrid, 1795. Tom. I. pag. 196. 

^ai angefüt)rte Siebcf)cn (gegen beffen Sted^t^eit jtc^ n(erl^att)>t 
n?ül)l bebeutcnbc Bttjeifel n\)tU\\ (äffen) ijl frei(id& nid^t in fRomam 
i^enform, unb überl^au^t lagt ft(^ aud bem ^ndbrucf Romances ntd^t« 
benjeifen , bo biefer in ber fnil^eren 3cit gang oUgcmein ein ®ebtd(^t 



- 103 - 

biefer ©attung, bie in i^rer Totalität bie mite bee 14. 
Sal^r^unbertö t)ietteid^t nic^t uberfteigen, SRefie t)on noc^ 
altern beftriben, bie, ber umgeftaltenben munblidben Ue^ 
berliefeniitg jum Xxo^, in bie frül^fte Verlobe beö afturi^ 
fd^en Äriegeö l^inaufreid^en. 

SBenn bie Slomanjen im Slttgemeiuen auc^ im gaitjen 
SSolfe verbreitet tt)aren, fo njurben bie erjäl^lenben boä) 
wal^rfd^einlid^ öorjugöweife i>on ben Jogiares t>orgetragen , 
t)Ott benen fte jum S^l^eil anä) »erfaßt fein mögen. !Diefe 
ۊnger J^atUn, n)ie n)ir fallen, in ber Siecitation poeti^ 
feiger ©rjal^lungen einö il^rer »^au^)tgefd^afte 5 in ßaftilien 
aber fonnten fte faum anfiel^en, ftdfi l^ierju ber Sioman- 
jenform ju bemächtigen , afö ber geeignetfien für bie po- 
^)u(are SBirfung, bie fte beabftd^tigten, @6 ifi wol^I nid^t 
JU gewagt, tocnn wir, Wad junad^fi »on ben Jogiares 
gilt, bie im ©efolge ber f^)anifd^en S^roubabourpoefie auf^ 

m 9floman)o, in ber ^utgärf^rac^e bezeichnete; aber bie ^etmut^ung, 
ba§ bie betben ^id^tei:, bie bei: ^eilige Serbinanb ^nx ^robernng von 
^eoiUa mitgenommen, tüirfUci^ Sflomangenfanger gewefen feien, liegt 
na^e. ®e\Di^ ijl ed, baß man n)entge ^af)xt f^dtei: unter ^(fond X. ben 
ac^tfvlbigen trocib^ifd^en ^erd in einer , fafi ganj mit ber SRomange 
übereinjiimmenben gorm antt)anbte; bre ÜÖerfe biefe« Jlönig« felbjl 
liefern l^ierüon ja](>treicl^e S3eifviele, benn toenn man üon feinen Sie* 
bcrn ben Slefrain am @nbe ieber @trüVl(>e ttjegnimmt, fo crl^ält man 
diomanjen; j. f&.i 

E de tal razon com esta 

V08 direi com hu na vez 

A Virgen ^anta Maria 

Un muy gran miragre fez 

Po lo bon Rey Don Fernando 

Oue foi comprido de prez. 

(B. Anales de Sevilla, T. I. pag. 301. 



— 104 - 

treten , auc^ auf f ^re SBorgfiitger , ble filtern JBolWfanger, 
andbftinen. 9SieBeid^t fd^on ju ben Seiten ber gelben, 
bie fle feierten, erfc^oKen bie SRomanjen t)on 9Rubarra 
unb 33ernarbo bei garpio. 2)er SRl^apfobe, afö Segleiter 
bed |)ereen, flriff öor beginn ber ©cH)lacl^t in feine Seicr, 
um burc^ grinnerungen t)ergangenen SRul^med ober burd^ 
95erl)errlid^ung gleid^jeitiger ©ro^tl^aten ben üKutl^ ber 
Kämpfer ju befeuern. 3nt ^rieben aber tt)ar er überaß 
ein »illfommener ®afl; i^m laufd^te bad SBolf auf ^tra^ 
^en unb ^läften, mnn er t)on Äatfer Sarfö ^alabinen 
ober ben 3nfanten t)on ?ara erjaf)lte; i^m öffneten ftd^ 
bie 2!t|ore ber Sd^Iöffer; er toar bie ^iexic iebed gefiel 
unb erfüllte bie Seelen ber |)6rer mit (Btaxinm unb SRül^* 
rung, fei eö, ba^ er benfwörbige 93egebenl&etten ber ian^ 
bedgefcbid)te , ober bie Schief lale unglörflic^ ?iebenber, ober 
Slittermä^rd^en unb Sagen öon einem fernen ^auiexxciäfe 
ber ^l)antajte berichtete» 

3n S5ejug auf bie Sortragdweife ber Slomanjen tritt 
t)on 9?cuem bie aSermutl)ung ein, bie fd&on bei @rtt?äl)niing 
ber ^)roüenjalifc]^en @rjal)lungen auögefprodben ttjurbej unb 
bie Slnna^me einer mimifd^^bramatifd^en ?lrt ber JRecita* 
tion fd^eint l^ier nodfi burd^ einen befonbern ®runb untere 
fiö^t ju n)erben» !Diefer liegt in ber Sefc^affenl^eit ber 
SRomanje felbfl, n)eld^e in merftt)iirbiger SBeife auf ber 
©ränjfd^eibe jtt)ifd^en bem (Spoöunb bem !Drama fc^tt)anftj 
gel^ört fie al^ erjal)lenb in'ö Serei^ M erftern , fo ifi fle 
bod^ in ber Slrt ber (Srja^lung üergegenwartigenb n)ie ba^. 
!l)rama. SWan betrad^te nur einige ber ^)rägnantefien t)on 
biefen ©ebid^ten, j, 33. bie öon ©a^feroö, öom SKarqued 
\)on SJfantua, üom ©rafen 6(aroö öon SKontaban (tt>ir 



- 105 - 

nennen lf)ier'abfid^tlld^ fold^e, bie in il^rer altert^ümlid^en 
gorm auf eine frü^e ©ntfieliungöjeit l^inbeuten). SWit 
mlä)ex barfteüenben ^raft n)irb ^ier baö ©efd^el^ene t)or^ 
geführt! SBie tt)irb ber .^örer gleid^fam jum 3^f^<^u^i^ 
unb Sl^eilnel^mer ber erjal^Iten Segebenl^eit gemad&t! SBie 
lebenbig nnb bramatifd^ treten einjelne 9iebenbe an^ bem 
®ange ber ^rjäl^Iimg l^erüor! 3« ber Zljat, biefer (5^a* 
rafterjug ber 9iomanje ift fo I)erüorfted^enb , ba§ er allein 
öuf eine SSermutl^ung führen fonnte, für mlä)e ioä) au^ 
Berbern nocß biefelben ®rünbe fpred^en, bie für bie äl)n- 
lid^e SSortrag^weife ber proöensalifc^en Songlenrö geltenb 
gemad^t würben. SBeitere |)i?pot]b^fen über bie Slrt, in 
tt)eld^er bie Jogiares ben Snbalt i{)rer (SraäI)Iungen ben 
»^orern öorfül)ren mod&ten, fotten ^ier nid^t aufgefteßt 
werben. 50fan fönnte annel)men, baß, wäbrenb ein Sänger 
bie Slomanje l)erfagte , anbere S^jielfeute unb Remedadors 
bie erjäblte SBegebenl^eft ipantomimifd^ barfiellten. !Dann 
Wäre bieö ein frül^eö SSorbilb jener SBeife, in welcher 
fpäter, wie baö befannte (Sapitel beö !Don Duirote öom 
SWeifter ^eter jeigt , bie ^ii^j^jenfipieler bie SSoIföfagen bar- 
ftedten. SIttein bie SSorauöfefcung wirb burd^ feine ge^^ 
wid&tigen ®rünbe nnterftüftt. Slm nä($ften liegt aud^ 
Ibier, wie bei ben 3ongIeur6, bie 5(nnabme, baß ber 
©änger oI)ne SKitwirfung SInberer aßein agirte, feinem 
SSortrag aber burc^ (ebenbigeö @eberbenf))iel unb burd^ 
paffenbe aSeränberungen ber Stimme einen bramatifd^en 
(Sljarafter gab. 

3n welche enge SSerbinbung biefe 2)icl}tart bierburdb 
mit bem f^)atern ©dfjaufpiel tritt, wirb einleudbten, jumal 
wenn wir bie S3emerfung antici^)iren , baß bie Siomanje 



— 106 - 

jur 3^*^t beö 8o^)e be Slueba jcbe S^f^eateröorftellung cinlci^ 
tete, bann alö 8oa ober ^rolog fortlebte; unb eublicf) alö 
organifc^er 2:i)eil beö 2)ramaö mit bfefeni felbft öerfd^mol^v 
SIber awii), wenn unfere aSermutf^ung über bie an- 
^erli^e, im Vortrag (iegenbe Serbinbung ber befprod^enen 
3)idbtgattung mit bem Drama afö unbegrünbet jurüdfge^ 
n)iefen n)erben foKte, fo bleibt bod^ nodfi bie innerliche 
93erU)anbtfd^aft jtt)i;*(]^en beiben, @ö Hegt ju S^age, tt?el- 
eben n)id^tigen ßinflu^ bie SRomanse burd^ übte benjeglidb^ 
!DarfteBung nnb bramatifdbe ?ebenbigfeit auf bie ^eroox^ 
bilbung beö eigentlid^en @d^auf))ielö l^aben mu^tej — Sluf- 
forberung genug , fie in einer ©efd&id^te beö lefttern nid^t 
JU überfeinen. Unb fo barf l)ier aud^ n^ol^l ein 33lirf auf 
bie Stoffe gen)orfen werben , njeld^e biefe in i^rer Slrt ein- 
jigen ^robucte eineö uberreid^en poetifd^en Sebenö afö ge^ 
eignete ffiornjürfe für bie bramatifc^e S5ebanblung bar^ 
boten, unb gro^tentl^eifö fd^on für eine folc^e \)orbereitetcn. 
3uerfi tt)aö bie Sanbeögefc^id^te , reid^ an großen 33ege^ 
benl^eiten unb gewaltigen ßataftropl^en; an bie |)anb gab: 
ber Uebermutl^ beiS legten ©otl^enf onig6 5 bie übereilte 
JRad^e be^ ®rafen Sulianj bie unfetige ©d^lad^t, bie mit 
bem ©turj ber ©otl^enmonarc^ie unb bem tragifd)en Un^ 
tergang beö 9ioberid& enbete; ber l^eroifd^e SBiberftanb 
^ela^oö in Slfturienj bie glorreid^en S^l^aten beö (5ib, feine 
Siebe jur 3fimena, fein ßweifampf mit beren ffiater, feine 
immer mit Unbanf belol^nte @rgebenl)eit für ben ange- 
flammten »^errfd^erj bie Srmorbung beö S6nig6 ©and^o 
t)or ß^itt'^ta; bie romantifd^e 8iebe Sllfonfo'ö VI. jur 
fc^onen ^aiic, bed ©onjalo ®uftio^ be 8ara jur 2!od&tcr 
Sllmanfurö; ber SBruberjireit jwifc^en ^eter bem ®rau:^ 



— 107 — 

famen unb ^einxxä) t)oii Zxa\iamaxCf a\)nl\ä) bem be^ 
ßteofleö wnb ^ol^nice^; ber 9Korb M SWeifier^ t)ou @t 
Sago.imb bad traurige ©d^icffal- ber unfd^ulbigen 33Ianca 
t)Ott Sourbon; ber ©lattj unb jäfee ©turj be6 Sllöaro be 
8una, unb bie ritterlid^en Slbenteuer beö 2). ^ebro 9?tjfo. 
2)atttt , n>a^ au6 fremben ©agenfreifen frül& nad^ Spanten 
t)erppanjt unb eigentpmlid^ umgeftaltet n)urbe, bie reic^ 
bewegten ®efd^id&ten t)on ^arl beni ®ro^en unb feinen 
^alabinen, bem gen)altigen Siolban, bem troftigen Slei^^ 
nalbo^ unb jenem ©a^feroö, ber fdbon ald Änabe unter 
tragifc^en ©efd^icfen jum Spanne reifte, unb fpater ben 
wunberfamen 3wg in'ö ?anb ber SOlol&ren unternal)m, um 
feine ®attin ju befreien. 2)iefen !Did&tungen »erlaubt, 
aber auf urfpruuglicf) f!panifd)en S^rabitionen berul^enb, bie 
fabell^aften 3^l^aten be^ 35ernarbo be Sarpio , baö an SSun^ 
berbegebenl^eiten reiche Seben beö gernan Oonjalej, ber 
fd^mal)Iici)e SJerratf) an ben Snfanten »on 8ara unb ber 
9iad^ejug beö SWubarra. Snblid^ , obgleid^ ber ©efc^icbte 
angelf)6rig, boc^ fd&on frul^ in bie garben ber Sage ge^ 
Reibet, ber £am^)f um (äranaba mit aHem bem romanti- 
feigen 3ntereffe , ba6 ftd^ an il^n fnüpft. Stuf ber einen 
©eite jn)ifd^en feftlic^cn S^urnieren unb S^mbra^ ber ©treit 
ber befeinbeten 9iitter ; in ben jauberifd^en ^aüm ber 
8IIIf)ambra unb bed (Seneralife ber fc^mad^öoHe 3wift jtt>i^ 
fc^en SSater unb ©o^n, bie blutige 6ataftropbe im ©aal 
ber SSencerragen , ber SRorb ber SRora^ma , unb jener 
Äantt)f, in bem f^)anifd^e Jlapf erfeit bie Q\)xe ber öerläum* 
beten 5Ko{)renfönigin gegen bie öerrcitl^erifc^en ^cQvi^ t)er^ 
fod^t; auf ber anbern bie SWad^t ber religiöfen Segeifte^ 
rung in ben abenteuerlid^en Sl^aten be^ ©ro^meifterd t)on 



— 108 — 

\)on 6alatrat)a, M ^exnan $erej be ^itlgar unb fo 
XfkUx d^rifllid^en SRitter — baö finb nur einige öon ben 
unfiberfel^bar fielen Stoffen, tt)elc^e bie Slomanjenfanger 
ben fpätern iDid^tern ju bramarifd^er Sel^anblung uber^ 
lieferten; unb n)ir n)erben in ber ^otge oft bemerflic^ ju 
machen f)cAen, tt>ie gut bie le^tem jtc^ auf Senuftung 
biefer gunbgrube »erftanben , unb n)ie genau fxd) if)xe ber- 
artigen SBcrfe oft an il^re SSorbifber anfd^Ioffen. 

!Diefe Verfolgung einer einjelnen, mit ben Sfnfangen 
M Zi)caUx^ jufammenl^ängenben ßrfc^einung l&at bem 
®ange unferer allgemeinen 2)arftellung t)orgegriffen. SBir 
feieren nun ju biefer jurücf. 

2)er leftte gewaltige unb energifd^e Singriff ber Ungläu- 
bigen gegen bie n)ieberauflebenben c^riftlid^en Sleid^e l^atte 
jule^t 998 bod^ mit ber Stieberlage feiner Url)eber geenbigt. 
aSon nun an tt)urbe bie Äraft ber Slraber mel^r unb mel)r 
gebrod^en, jumal feitbem baö maurifd^e 9ieid^ nadb bem Un- 
tergange ber Dmaijaben (1038) in metirere Heine Staaten 
jerfiel unb baö junge Äönigreic^ ßaftilien, ju n)elc^em bie 
frul^ere ©raffc^aft biefeö 9?amenö mit 8eon üerfd^moljen tt>ax, 
eö nur mit einer öielfadb getl^eilten feinblic^en ^aä)t ju 
ti^m l^atte. 3)ie ©iegeöjüge Sllfonfo*^ VI. , 1085 burc^ bie 
Eroberung \)on ilolebo gefront, bie gen)altigen Slnjirengungen 
Sllfonfo*^ I., ben neben ber ^one »on Slragon aud^ bie üon 
ßaftilien unb 8eon fd^müdften, bemut^igten enblic^ bie "SHo- 
l^ammebaner bergeftalt, ba^ fie fortan bie @roberungö))lane 
einteilen mußten, ©c^on atl)meten bie ta>)fern d^riftlid^en 
Stamme in weiteren unb gejtc^erteren ©rdnjen. 2)ie alten 
Stäbte Stella, Segoöia, Salamanca, ^ioto unb 3<Jin«>^^ 
beoölferten fid^ üon 9teuem. Sd^on mifd^ten fid& audlanbifdje 



— 109 - 

9litter unter bte caftilianifd&en , um an i^ren glorreichen 
Äreujfal^rten Xijcil ju nel^men. 3n biefen Ääm^jfen ent- 
n>irfelte jtd& ber ritterlic^^romantifd^e Sinn beö ^dtalM^ 
JU feiner üotten 93Iüt^ej unb jugleic^ n)arb burd^ il^n ein 
Umfd^ttjung in ben Sitten licrbeigefülirt. !Die biö^erigc 
tauige 8ebenött)eife begann einer ebleren 35ilbung ju tt)ei^ 
(%eu» 3)er feinere 9litterftnn wibmete öon nun an bie 
SBajfen nid^t bloß bem ernften Äam^jfe, fonbern äWfll^ici^ 
bem 2)ienjie ber !l)amen unb fud^te in feftlid^en Spielen 
Sefriebigung ber JRul^mliebe. !l:ieö werfte unb ndl)rte ben 
©inn für offentlid^e Suftbarfeiten» Siujelne aSolfööerguiV 
gungen , n)ie baö Sanjenwerfen (Bofordear) unb bie ©tier^ 
gefec^te mod^ten feit lange üblid^ fein 5 feit bemSal&r 1107 
aber ftnben n)ir »telfad^e GrttJal^nungen i)on Surnieren 
unb JRitterfpielen , bie in ®egenn>art ber 2)amen mit 
großer ^rac^t gefeiert würben *5) 5 jugleid^ t>erebelten fid^ 
aud^ bie gefie, ju weld^en bie 9Sermal)Iungen ber ®ro§en 
ben Slnlaß gaben, unb proi)enjalifd^e, gaüiicifd^e ober ein^ 
Ibeimifd^e ©anger burften nid^t fel^Ien , um fte burd^ 2Ruftf 
unb Spiel ju öerfc^onen. 

3m 11. 3öl)r]^unbert begannen bie ^itgerfal^rten na^ 
bem ®rabe M ©c^uftpatronö öon ©panien ju ©t. 3ago 
be ßompojietJa allgemein üblid^ ju werben ^®). @ö ifl 
nid^t unwaf)rfd^einlid^ , baß bie große SWenge ber ®läu^ 
bigen auö allen ®egenben mit t^rer 8uft, ju Igoren unb 
JU fc^auen, l^ier fru^ br^matifdfje 2)arftellungen geiftlid^er 
©efc^tc^ten l^ertjorrief, obgleid^ feine l)iftorifd^ beglaubigten 

«*) Historia de las grandezas de Avila par Fr. Luis de 
Ariz, parte H. pag. 37. 

«•) Masdeu, Historia crilica de Espaila, T. XIH. (B 327. 



— 110 — 

3cit9nijfe vorliegen, um bic 95eflimmtl)cit ju rechtfertigen, 
mit ber S3laö Siafarre bie ßriftenj biefer ^ilgerbramen 
annimmt. 

2)ie Sieger fanben in ber SKebrjalöI ber ©tSbte, bie 
fte ben Ungläubigen abgett)annen , d^riftlic^e ®emeinben 
unb Äird^en t)or, in benen fid^ bie alten gotte^bienftlid^en 
93ränc^e erl^alten l^atten*^), unb würben fo t)on 9?euem 
mit ben gormen beö feierlichen ßuttuö befannt, benen fte 
t)ietteic^t im S^umulte beö Sriegeö entfrembet n)orben 
n>aren. !Die mojarabifd^e Siturgie n)id^ jtt)ar feit bem 
Saläre 1000 ber romifd^en, aBein aucö in biefer waren bie 
|)Vmnologie unb ber anti^jljonifc^e ®efang wefentlid^e Se^? 
fianbtl^eile *®)» @d fd^eint , ba^ fd^on fel^r frül^ neben ber 
lateinifd^en aud^ bie SSulgärfprad^e ffir bad Äird^enlieb an^ 
gewenbet würbe. Daö ättefte erl^attene Seifpiel l^ieröon 
ftnbet fid^ unter ben SBerfen beö ©onjato 93erceo, eineö 
äüeltgeiftlid^en, ber ju Stnfang bed 13. Scil^tl^nnbert^ 
blül)te^®); ein ®efang ber SBäd^ter am @rabe bed »^errn, 
mit einem \)om ßl^ore wieberl^olten ^Refrain (estribillo), 
augenfc^einlid^ jum Slbjingen beftimmt, waö aud^ fc^on bie 
Ueberfc^rift Cäntica anbeutet, unb t)ielleic^t Srud&ftüdf 
eineö alten ^rd^enbramaö ober einem fold^en nad^ge* 
bilbet 50). 

SDloge benn l^ier bemerft werben, ba^ nac^ aKer SBal^r* 
fd^einlid^feit ftd^ auö ben einjelnen, bemiDrama me^r ober 

«') Masdeu, T. XIII. (S. 198 unb 877. 

*•) fQinttxm, JDenfwurbiQfeiten Der fat^üliffien Jlirc^e, S8b. IV. 

Xf) 3. 

«») Sanchez, 1. c. ($artfer ^u^gabe), <S. 25t. 
^^) ^ergl. Rodriguez de Castro, BibUoteca esp. Tom. II. 
pag. 638, a. 



— 111 - 

niinbcr t>ern)anbten ßrfd^cinimgen, ben mimifd^en uub bia*^ 
lofjifc^en SBorubuitgcn ber Songleurö, ben pantomimifd^en 
Zangen, ben flottcöbienftlicfieit aBcd^felgcfängen , fd^oit im 
Saufe beö 12. 3<tl)rl)uubertö, mnn niä)t noct) frül^er, eigeut^ 
lid^e bramatifc^e 93orftettungen enttt)t(feU Ijatteti] eine 93er^ 
mut^ung, bie faum jurü(fjutt>eifen i% mnn ewogen Wirb, 
W)ie, nacf) gleid& auäufftljrenben 3ewgniffen, ein 3cil^tl)unbert 
ft)ater bie Sluffül^rung t)on ©ci^au|>ielen fd^on fo aügemein 
unb tjerbreitet n)ar, bap jte einfi^raufenben 33eftimmitngen 
ber (äefeftgebung unterworfen werben mu^te. 

9Rit ben Jl^aten gerbinanbö M |)eiligen l^ebt jene 
JReil^e erfolgreicher (§rfd&einungen an, burd^ welche baö 
13. 3<J^tl)unbert eine ber benfwiirbigften @pod^en ber f^ja* 
nifdjen ®efcl)i^te bilbet. 2)ie Ungläubigen, i)on nun an 
auf ©ranaba unb fein ®ebiet jurücfgejogen unb jtd^ auf 
ben UJertl)eibigungöfrieg befd^ränfenb, überließen ber auf^ 
feimenben d^riftlic^en (Sultur ein weitere^ unb gebeil)lid^cred 
gelb. 2)ie (S^Aäiie maurifd^en SSSiffen^ unb niaurifc^er 
^unfl verbreiteten ftd^ au^ ben nun geöffneten 2;i)oren tjon 
6otbo\)a unb ©evilla über baö erobernbe SSoIf. SBa6 bie 
S^l^atfraft be^ SSattrö fo an neuen Duellen ber 93ilbung 
crfd^IotJen Ijatte, warb burd^ bie forgfame Pflege beö ®of)ne^ 
ju frud)tbringenber SBirffamfeit geleitet. Sllfon^ X., ber 
SaSeife ober ©ele^rte, war unter allen gürfien feiner ^dt 
ber entfd^iebenfie görberer ber Sffiiffenfd^aften , ber emftgfte 
Pfleger ber (Sultur. ©eine 3Jf ftrebungen , SBiffen unb 
Äenntniffe unter bem QSolfe ju t)erbreiten, ber ©fer, mit 
bem er alte wiffenfd^aftlid^e Slnftalten erweiterte unb neue 
grünbete, übten einen nad^t)altigen Sinflup auf bie ^panU 
fc^e ^Silbung. SBefonberö erfprießlid^ für bie Literatur aber 



— 112 - 

n>ar bie ©orge für bie Pflege ber ?anbe^fprad^e , bie er 
nic^t atteiit burd^ jaWreid^e "oon tt)m angeregte, fonbern 
auc^ burc^ eigne Schriften befunbete. Unter ben le^teren 
ift unö l^ier junäd^fi bie ©ammlung i)on Cautigas ju 
(Slf)ren ber ^eiligen Sungfrau tt)id^tig. 2)iefe in gaUicifd&er 
©prad^e gefd^riebnen Sieber unb geiftlic^en Slomanjen, in^ 
tereffante SSeifpiele für bie gormen be^ alten ÄirAengefan- 
geö, ^aben jtc^, öierl)unbert an ber ^a\)lf mit iören ur* 
fprünglid^en ©ingweifen in üerfd^iebnen |)anbfd^riften bed 
(Söcuriat unb ber Äat^ebrale \)on Slolebo erl^alten. ®ie 
fd^Iie^en jebe i^rer ©tro^j^en mit einem Slefrain; ber au^ 
genfd^einlid^ beftimmt war, öom (S\)ox gefangen ju wer^ 
bm , unb liefern fo ben Seit)eid für baö Sllter ber mit bem 
Stamen Villancicos bejeic^neten ©ebid^te, beren in biefer 
©efd^id^te beö J^eaterö nod^ pupg ju ern)al^nen fein 
wirb 5*), 

SBie Sltfonfo bie üerfallenbe ^unfl ber JJroubabourd 
i)on 9?euem ju öerebetn unb auf eine l^ol^ere ©tufe ju 
lieben fudbte, fo wanbte er auc^ fein Sluge auf bie bra^ 
matifd^en 93eluftigungen , bie im bamaligen ©panien fc^on 
fel)r tjerbreitet gewefen fein muffen, unb bemül^te ftdfi, ben 
babei eingeriffenen ÜKi^bräu($en ju fteuerm @d gefd^al^ 
bieö in einem ©efeft ber jwifd^en 1252 unb 1257 rebi- 
girten Siete Partidas, einem für bie Äenntni^ beö älteften 

>*) Rodriguez de Castro, Biblioteca espanola, Tom. II. 
pag. 631 ff. — Argote de J!||o1ina, Nobleza de Andaluzia. Se- 
villa, 1588, fol. 151 ff. — Ortis de Zuniga, Anales de Sevilla. 
Madrid, 1795, f&. I. pag. 94 un^ pag. 301 ff. — Papebroch, acta 
vitae S. Ferdinandi. Antverpiae, 1684, pag. 381 ff. — Terreros 
y Pando Paleografia espaiiola. Madrid, 1758, pag. 71. — %txh, 
Solf, in ben SBienet ^aijxhü^txn, ^a^rgong 1831. 



- 113 - 

ft>anifc^n 2)ramaö überaus Wtd^tfgen 2)ocument „!Dfe 
(SeffHid^en — tiefet ed fn Partida I. tit. VI. ley 34. - 
foHen feine ©pottfpiele (^offenfriete) barfieUen, bamii 
Me 8eute l^erbeifommen , um ju feigen, tt)ie fte aufgeffil^rt 
»erben j unb wenn anbere ^erfonen. bergleid^en barfieHen, 
foHen bie ^riejier nid^t babei jugegen fein, weil ba t)iet 
^a^li^ed unb Unanftdnbige« DorfäKt. Slud^ foHen biefe 
Dinge nid^t in ben Sird^en getrieben werben; t)telme]^r 
»erorbnen wir, ba^ man biejenigen, bie bergleid^en tl&un 
fottten, mit ©d^im^)f barauö t)ertreiben foHj benn bie 
Äird^e @otM ifi gemacht, um ju beten, unb nidbt um 

hoffen barin ju treiben. 2)od^ gibt e^ SBorjieU 

lungen , bie ben ©eifilid^en erlaubt ftnb , wie j. 33. bie Don 
ber ®eburt unfered |)errn 3efu^ (5l^rij}u6, worin gejeigt 
wirb , wie ber Snget ju ben fixiert tarn unb wie er il^nen 
fagte, 3efu^ (Si^rifiud fei geboren; unb bann bie t)on feiner 
Srfd^einung , wie bie brei üKagier famen , um il&n anju^ 
beten, unb bie t)on feiner Sluferjiel^ung , weld^e jeigt, wie 
er gefreujigt warb unb am britten 2!age auferfianbj — 
fold^e 2)inge, wie biefe, weld^e ben SKenfd^en ermuntern, 
®uteö )u tl^un unb Sl^rfurd^t »or bem ©lauben ju baben^ 
lönnen fte barjieHen, aud^ nod^ be^l^alb, bamit bie 5JRen* 
fc^en jld^ erinnern , baß, fo wie l^ier , e^ jtd^ in ber SBirf* 
lid^feit jugetragen l^abe» ?tber fte muffen ba^ mit Drb^ 
nung unb großer {Jrömmigf eit tl)un , unb in ben großen 
©tÄbten , t\>o Srjbifd^ofe ober S3ifd^6fe ftnb , unb auf ®e* 
l^eiß biefer ober il^rer ®tellt)ertreter , aber nic^t auf !Dör* 
fern , ober an fc^led^ten Orten unb um ®elb bamit ju ge* 
winnen ^^).^ 

»») Los clerlgofl — — — — oo deben ser facedores de 
@(fd). b. Sit. in ®i>ait. l.qsb. S 



— 114 — 

?lu6 Mefem bemerfenött>ertt|en ®efefte ergibt ftd^ aW 
t>oatg flett)iß: 1) ba^ in Spanien um bie SWitte beö 13. 
Sal&rl&unbert^ SSorfieKungen t>on geijüid^en fotDol^I aW 
n>eltlid^en ©dbauftjielen fiblid^ n^arenj 2) \>ajß fte fott)ol^l 
innerl(^a(b ber Äird^en al« au^erbalb berfelben Statt fanben ; 
3) ba6 {ie nid^t blo^ t)on ©eiftlid^en, fonbern aud^ ))on 
?aien bargejieBt tt)urbenj 4) ba^ bie ®d^aiif<)ielhtnji aW 
(grwerbdjweig betrieben n)urbe, unb 5) ba^ bie aufgeführten 
©törfe nic^t blo^ in fiummer, ^)antomimifd^er Slction be* 
jianben, fonbern gef^)rod^en n)urben. 2)aö tefttere get|t 
au« ber ©rwa^nung beö Spiel« t)on ^l^rifti (Seburt l^er^ 
t)or, „in tt)cld^em gegeigt tt>irb, tt)ie ber Sngel ju ben ^irten 
fommt unb i^nen fagt, ba^ ber ^err geboren fei." 

juegos de esoarnios porque los vengan 6 ver gentes, como se 
ftiGeo. B si otrofl onies los flciereo, non deben los clerigos 
hl venir, porque facen hi muchas villanias e desaposturaa. 
Ni deben otl-osi estas cosas facer en las eglesias: antes deci- 
mos que los deben echar de eUas deshonradamente a los que 
lo ficieren: ca la eglesia de Dlos es fecha para orar e non 

para facer escarnios en ella. Pero representacion hay 

que pueden los olerigos facer, asi como de la nacencia de nae- 
stro Senor Jesucristo en que muestra como el aogel vlno 6 
los pastores, 6 como les dijo como era Jesu Cristo nacido. E 
otrosi de su aparicion como los tres reyes magos le ylnieron 
& adorar. B de su resurreccion que muestra que fue crucifi- 
cado ^ resucitö al tercero dia: tales cosas como estas que mue- 
ven al ome a facer bien e il haber devocion en la fe, pueden- 
las facer, e demas, porque los omes hayan remembraoza que 
segun aquellas fueron las otras fechas de verdad. Mas esto 
deben facer apuestamente e con muy grand devocion e en las 
cibdades grandes donde oviere arzobispos ö obispos, e con su 
mandado de ellos ö de los otros que tovieren sus veces, e non 
Jo deben facer en las aldeas, nin en los logares viles, nin por 
ganar dinero con ellas (Partida I. tit. VI. ley 34). 



— 115 — 

Ueber We fonfiige Sefc^affenl^eit ber bamaligen ©d^au^ 
fricie fönncn nur aSermut^ungen aufgefieHt »erben- !Die 
einjelnen geijilic^en 2)arfteKungen , bie bad ©efeft namhaft 
maä)i, werben nur afö Seifpiele unter t>erfd^iebnen an^ 
bern l^eröorgel^oben ^ e^ ift jebod^ ica(f)ten^mxü) , wie fie 
auf jenen @9clu6 lö^iUger 33egebenl^eften 95ejug traben, ber 
am frut)ften unb in ben öerfd^iebenfien Säubern ju bra* 
mati^ä)ex Sel^anblung benuftt tt)urbe- Slüjerbem »erben 
He ©efd^ic^ten be^ alten ünb be« neuen 2:ejiamentd, wie 
ber ^eiligenlegenbe genug erbaulichen unb für bie ^rieftet 
unanflo^igen ©toff geboten traben. Stteben ben geijilic^en 
©turfen cxtoä\)Xit ber ©efe^geber nod^ bie juegos de es- 
caruio (©pottfpiele) , unflreitig pojfen^afte DarfieBungen 
t)on ©cenen beö gewo^nlid^en gebend, unb aW SSorganger 
ber fpatern entremeses ju betrad^ten, wie jene ^eiligen 
©piele ald anfange ber nad^l^erigcn Autos. Uebrigend 
ifi wol)l anjunel^men, ba^ bie wanbernben ©c^aufpieler 
aud^ bie Srjal^lungen ber JRomanjenfanger für il^re ^mdc 
ausgebeutet Ibaben werben, wad i^nen um fo na^er liegen 
mu^te , ba ftc^ ol^ne 3weife( wegen ber Stel^nlid^feit i^re« 
Setriebö t)iele Jogiares unter fte mifdbten. 

3n Setreff ber gorm ber alten Dramen fpred^en alle 
äJermutbungen für dnc metrifd^e. Sieben fld^ gebilbetere 
©eiftlic^e ober Sunftbid^ter ^erab , fold^e ©j)iele ju fd^rei^ 
ben, fo modbten jte versos de arte mayor ober anbere 
fünfllic^e ÜRa^e anwenbenj würben aber, tt>a^ wal^r^ 
fd^einlic^er ifl, bie ©tücfe t)on ben SBolWfangern i)erfa^t, 
ober t)on ben ©d^auf^)ielem felbfi impro^ijlrt, fo bot fld^ 
junad^fi bie SBeife bar, in welcher ftc^ bie 9Solfö^)oefte am 
liebjien bewegte — ber ad^tf^lbige SRomanjentjer«» 

8* 



- 116 - 

ÜKit ben geijiUc^en DarPeHungen \t>ax t)ennut^Hc^ bcr 
Äircl^engefang , unb, wenn man t>om fpatern 33raud^ auf 
einen frühem jurftrffd^liepen barf, namentlich bacJ Slbftngen 
t)on Villancicos in SBerbinbung gebrad^t. 

Sine anbere SBerorbnung ber Siete Parti das t)erbietet 
ben ^0 jfenft)ielern , ^riejier*, SKönd^^^ ober 9?onnenHeiber 
anjiilegen, um bie ©eiftUc^en nad^judffen «3). 

3)ie t)on Urban IV. angeorbnete unb al^balb t)on ber 
ganjen Sl^riftenlfjeit mit größtem @ntt|u{tadmuö aufgenom^ 
mene ^eier ju @^ren ber l^eiligen ßuc^arifWe (baö gefl bed 
grol&nleid^namd ober Corpus Christi) ^verbreitete ftc^ un* 
ter ber ^Regierung Sllfonfo*« X. auc^ in ®^)anien. Unter 
ben Zeremonien unb ^roceflionen , burd^ tt)eld^e biefe 
geier t)er]^errlid^t tourbe, waren in ben meifien Säubern 
fd^on fel^r frfll^ bramatifd^e 2)arfieDungen l^eiliger ®efd^id^ten 
üblid^ 54). 3){e ältejie bejiimmte 3?ad^rid^t , ba^ bied aud^ 

*') Vestlr no deve ninguno habitos de religion, sino aquel- 
lo8 que los tomaron para servir a Deos, ca algunos ay que los 
traeo d mala enteocion, para remcdar los religiosos e para 
fazer otros escarnlos e juegos con eUos e es cosa muy desa- 
guisada que lo que fue fallado para servicio de Deos sea tornado 
en desprecio de santa £glesia e en abiltamiento de la religion, 
onde cualquier que vestiesse habitos de monjes e de monjas 6 
de religloso deve ser echado de aquella villa o de aquel logar 
donde lo fiziere ä azotes. E si por aventura clerigo fiziere tal 
cosa, porque le estaria peor que a otro ome, devele poner su 
prelado grau pena, segun to viere por razon: ca estas cosas 
tambien los prelados como los judgadores seglares de cada un 
lugar las deven mucho escarmentar que no se fagan. la Par- 
üda, ti( VI. leg. 36. 

**) Jacobus Gretser, de sacris peregrinationibus. 3ngolfiabt, 
1606, @. 274. — id. de Catholicae Ecclesiae sacris processio- 
nibus et supplicationibus libri 11, ®. 127. — Id. De Pestis 



— 117 - 

in (Bpanim ber gatt war, jtubet flc^ in einem Kturgifd^en 
ßober ber Sat^ebrale t)on ©erona t)om Sal^r 1360 **). 
^ier tt)irb erjdl^It, wie ba^ geji be^ Corpus unter Be- 
renguer Palaciolo, ©rafen t>on ^Barcelona (jiarb 1314), 
in ®erona eingeful^rt tt)urbe, unb barauf eine ^rocef[lon 
mit SRiefen unb läd^erlid^en giguren ertoä^nt, bie am 
SOTorgen bed ^rolfenleid^namtageö Statt fanb, — einSrauc^, 
ber |td& biö in ft)ätere Seiten erl^ielt unb nod& nä^er ge^ 
fd^ilbert'tt)erben foB; nad^ biefem fomifd^en Sfufjuge pflegten 
bie SBeneftriaten ber Äird^e »erfd^iebne geifHi(^e ©c^au^ 
fpiele, unter anbem baö Opfer beö 3faac unb ben 
S^raum unb SBerf auf beö 3acob, aufjufö^ren. Unb 
fomit l^ätten tt)ir im 14 3a^r]&unbert Autos, bie in ©e* 
jug auf il)re ffieranlaffung fuglic^ sacramentales genannt 
werben fonnen, wenn gleich jte noc^ feinen befiimmten 
innem S3ejug auf ben ©egenftanb beö gefiel, ben 8eib 
be6 |)erm, gehabt ju l^aben fc^einen. 

2)ie erwdl^nte Siturgie fu^rt unter anbem gotteöbienji^ 
liefen Sräud^en nod^ t)erfc^iebne geijilid^e aSorfiellungen 
an, bie jal^rlid^ an befiimmten S^agen wieber^olt würben» 
3)ie Canonici ber Äatl^ebrale mußten jid^ bei il^rer ?luf^ 
nal^me förmlich t)erpfHc^ten , am Djiermorgen baö Spiel 

Christianorum et Benedictionibus, in ben Opp. 9{egen6Burg, 1735, 
Zf), V. — Thesaurus sacrorum rituum t)Dn ©avanti. Lugduoi, 
1685, (S. «55. — garbinal «ambertini (S3enebict XIV.) de Jesu 
Christi, matrisque ejus festis. PatavU, 1751, <S, SU. 

**) Florez (Enrique), Bisco, Merino y Ganal Eapafia sa- 
grada, theatro geografico-historico de 1a iglesia de Espaiia. 
1754^1838. SBanb 45. aUabrib, 1838, (S. 17. ^M l^ier mttdet^eitte 
toi^ti^t Document ift (i^l^et füt bie ©efd^ici^te be« fpanifd^en X^e<u 
ter< gang unBerücfftd^tigt geblieben. 



— 118 - 

,;t)on ben brei 9Rarieen"aufjuföI)rett. 3it berjweiten 
SBeil^nad^ Wt)e^))er fanb eine fDarfteKung ber ©teinigung 
be« 1^. ®icp\)an ftatt, »ä^renb ber £)ctat)e ber unfd^uU 
bigen 5KnbIein aber eine poffen^afte guftbarfeit, bei ber 
[xä) bie Sl^orfnaben t)ermnmmten unb einer t)on il^nen bie 
gunftionen be6 Srjbifd^ofö ^erridbtete. 

SBa6 jundd^ji t)on einer catalonifc^en ©tabt gemelbet 
tt>irb, laßt mit 3ut>errtd^t auf analoge gleid^jeitige Sräud^e 
im übrigen (Bpanien [daließen. !Die unruhigen 3eiten ber 
nad^jien 5Rad^foIger Sllfonfo'ö X. tt)aren nid^t geeignet, bie 
gortfd^ritte irgenb einei^ Ännji ju begönjiigen, 3)ejio beffer 
gejialteten fldb bie Umftanbe, al« in Sllfonfo XI. m\ 
neuem ein reger Seförberer beö SBiffen^ unb ber Silbung 
ben 3;^ron beftieg. Unter il^m fira^Ite ba^ romantifc^e 
SKittertbum in feiner t)otten ©lorie unb tt>urbe burc^ baö 
in bem Orden de la Banda etngefe^te 3nftitut gleic^fam 
jum ®efet für alle Sblen erl^pben ^^% ^ourniere unb 



»•) Cronica de Alfonso XL, pag. 177 ff. Rdlcion de Madrid, 

1787. 

®(^on bie Siete Partidas ret>eu nn ben Obliegenl^eiten bcd 
Slitterflanbe« in einem 3:ün, ber on ben Slmabi« ober ^almerin be 
Oiwa crinnerr. „^tx fRiittx mng ^eUe unb glänjenbe ^leibung 
tragen, unb in ben @täbten einen langen, toallenben SWanteX, um 
bem «ülfe me^r (S^ur^t einjufliöSen. ©ein gute« SRog mug fi(j& 
burd^ @(^on^eit nnb 9lei*t^nm be« ®ef(^irr« audjeic^nen. Qx mnf 
ent^altfom leben unb fi* alle wnmÄnnlidben unb erWaffenben 93er« 
gntigungen t)erfagem SSSa^renb ber a0^a^l}tit muß er ftc^ bie «gelben« 
tl^aten »ergangener Beit^n »ortrogen lajfen, um feinen ©eijl gu he^ 
feuern, unb in ber ©d^lac^t ben 9lamen feiner ^nme anrufen, bamit 
i^m bie6 frif^en ^ut\) in bie ®^ele giefe unb t^n Dor unritterlic^em 
Xf)uti beioal^re (Part. II. tit. 2X),*' - (§€ läßt ftd^ au6 »ielen (Stellen 
alter @^ronifen unb ®ef(^i(i;tf(^reito belueifen, baß bie irrenbeu 



— 119 - 

feftlic^e <BpkU tjerfd^dnerten bei im mattnigfaltigflen @e^ 
legen^eiten ben ^of biefe6 gßrften. 2)eflen unerad^tet finbet 
fid^ feine 5Racl^ri(^t , baß unter i^m trgenb etma« im gad^e 
be6 eigentlid^en 2)rama'6 geleifiet n)orben fei* 3Ba6 in ber 
©ebic^tfammlung be6 Snfanten 3«an SWanuef nal&eren 
ober ferneren Sejug l^ierauf ^aben mo^te, ifl mit Wefer 
felbfi t)erIoren gegangen; nnb ber ®raf 8ucanor beffelben 
erlaud^ten SSerfaJfer^ , eine fonji fo refd^l&altige Duette für 
We Äenntniß ber ßigenl^eiten jener 3^^ , bietet ber ®e^ 
iifid^te M S^^eater^ fein ÜRaterial. SWd^t ganj fo uner* 
giebig finb in biefer ^infid^t bie tl^eilweife aufbetoal^rten 
SBerfe eine^ anbern !Di(^ter6 berfelben ^eriobe , be6 . 3uan 
Slwii/ @rji)riefter^ t)on ^ita (geboren gegen Snbe be6 13. 
ober ju ?{nfang be^ 14. Sa^r^unbert^ , geworben um 1350). 
3n ber ju einem lofen ©anjen t)erfnö})ften Sammlung 

dritter tn ^^anien nic^t blofi in ber fß^antafte ber Stomanfd^reiler 
eriflirt Igaben. Scrnanbo be $ulgar fipric^t von mei^reren (Savalteren 
feiner ^efanntfc^aft, bte in ferne £dnber gebogen feien, um $(ben« 
teuer unb el^rent^oüe iSßaffentl^aten gu befleißen, unb fdl^rt bann fort: 
„E Ol decir de otros Castellanos que con ÄDimo de Caballeros 
fueron por los Reynos estranos a facer armas con qualquier 
Caballero que quisiere facerlos con ellos, 6 por ellas ganaron 
honra para si e fama de valientes y esforsados Caballeros para 
los fijosdalgos de Castilla^' (Pulgar, Claros varones, tit. 17). 
— 3n ben Paston letters toirb erjd^^tt, am $ofe $etnri(6^ VI tjon 
dnglanb fei ein fpanifc^er [Ritter erfd^ienen „with a Kercheff of 
Plesaunce Iwrapped aboute hys arme, the gwych Knight wyll 
renne a cour«e wyth a Bharpe spere for bis sou* eyn lady sake^* 
(Fenn, Original letters (1787), vol. I. p. 6). — Monstrelet be- 
rifi^tet bie $(benteuer eine« ta)}feren (Saflilianera, ber on ben <&of 
9on ^urgunb gefommen fei, r,um ftd^ ®^re unb ^etDunberung ju er« 
fäm^fen/' unb burd^ feine ungen)d]^nlt(^e ^nl^n^eit a((gemeine6 dt^ 
flaunen erregt 'i)abt (Chroniques. Paris, 1595, tom. II. pag. 109). 



— 120 - 

t)on ersaWtingen , ®c^n>dnfen, gabeln unb giebern, Die 
Wefer jlnnreic^e 3Rann »erfaßt \)at ^^), ftnbet fi* jtt)ar 
nid^tö tjottig jum 2)rama ?{bgerunbete^ > aber bocft ffier^ 
fcbiebnee , tt)aö bei ber Dar iiettung be6 beginnenben ©d^au* 
ft)iel^ ni(^t unberücf|ic^tigt bleiben barf. Da^in gehören bie 
^irtengebic^tf (Serrauas), t)on benen mel^rere an bie pxi>^ 
Joenjallfc^en Pastoretas erinnembe groben mitgetl^eilt tt)er* 
beu} fobann bie für bie Oefd^ic^te M 93oIfögefange6 
tt)ic^tigen ffierfe, in benen ber 2)id^ter er}af)It, er l^abe 
Joiele S^anjlieber unb ©affenl^auer für jübifd^e nnb mau^ 
rifd^e ©angerinnen, Cantares für Slinbe unb fa^renbe 
©d^üler unb anbere umjie^enbe ©anger , fo nwe eine 50?enge 
©<)ott' unb ©d^erjgebid^te »erfaßt ^^). 93ornämfid^ ahex 
jiel^t bie 8iebe6gefd^id^te »on 3)on 3)lelon unb ber Dona 
ßnbrtna (Copla 557—863) tt)egen beö faji burc^gelftenb^ 
gebraud^ten Dialog^ unb ber oft ad^t bramatifd^en Dar^ 

»') <Sf. @an4q, Ed. de Paris, png. 418. 

**) fise muchati cÄntigas de danza e troteras 

Para Jodias et Moras e para eotendederas 
Para en instrumentos de comuoales maneras, 
El canlar que no sabes, oilo a oantaderas. 
Cantares fis alganos de los que disen los ciegos, 
Et para escolares que aodao nocherniegos, 
E para muohos otros por puertas aodariegos, 
• Cazurros e d.e bulras, non cabrian en diez pliegos. 
Sergl. Serb. fffiolf, in ben Wiener 3a^rbü(ffern, ^anb 58, e. 247. 
S)aj;u barf no(6 bemerft koerben , baß Hi $[)ort Cantares anä) ®ts 
tii^tt von bramatifd^er %otm U^ti^ntU, toit folgenbe ©teHe aud 
bem fd^on oben dtirten Briefe be6 ä^arquea ^on (BantiUana bekoetfl: 
„Pedro Gonzalez de Meudoza mi abuelo — uso una manera 
de decir cantares asi como cenicos, piautinos y terencianos 
tambien en estrambotes como en serranas/^ (0. ^anc^ej, 1. c. 
pag. 16, 



— 121 - 

ftettung unfere Sfuftnerffamfeft auf jlc^. !Diefe grjdl^Iung, 
tt>ie ber IDfd^ter, alö IDpit üRelon be fa |)uerta, auf 9iatl^ 
ber ^oüa aSenuö unb unter aSemtittlung ber alten S^rota- 
6ont)entoö um bie |)anb ber 3Bitttt)e ßnbrina tt)irbt unb 
jle enblid^ erpit , tft eine SRad^aljntung unb oft toörtUdbe 
^arap^rafe einer lateinifc^en ßontöbie be6 SWittelalterö 
(Pamphilus de documcnto amoris. Comoedia), bie man 
fdlfd^Iid^ bem Dt)ib beigelegt l^at 5»). 2)er 6rj))riefter »on 

**) Pamphilus de Amore cum commento familiari. Paris, 
15^50. 4. — ^u(^ in: „Ovidii erotica et amatoria opuscula, ed. 
Goldast. Francof. 1610. 

^a biefe^, im eUgifffien Tla^t gefd^rieBene Stücf nic^t aQein 
))Dn unferem iSrg^rießer auf^ genauefle co^irt toorben tfl, fottbem 
f)}äter auc^ ber ($e(eflina jum iBorbilbe gebient ^at, fo möge f)itx 
beffen 3n^aU furj bargelegt toerben 

3m erfien ^fte flogt $am))^ilu^ ber ®dtttn O^enud feine Selben^ 
f(^aft für eine fd^öne, reiche unb ))orne]^me Jungfrau, ^on beren 
Altern er n)egen feiner ^rmutl^ gurä(!gen)iefen ju koerben furd^tet. 
^enud ert^eiU i^m ))erfd}iebne 9iat^fc^läge, auf tt>el(^e $trt er jum 
3iele feiner SBünfdje gelangen fönne; ber 6au))tf(ici^lic^ße barunter 
\\i, bap er ftd) einer Unterl^änblerin bebiene. $am^(}ilnd bleibt allein 
gurürf nnb fi)rid)t in einem aWonolog feine SSergagtl^eit au«; ingtoi:^ 
fd^en jtel^t er feine geliebte ©alat^ea t^orübergelften unb fafit ben 
@ntf(6lug, fle anjureben. «giermit fd^liegt ber erfie Slft. 

3n)eiter ^ft. $am))^i(u6 erflärt jtd^ ber ©alat^ea, toeld^e 
il^m jtpar nid}t abgeneigt gu fein fc^eint, aber i^m nic^t lange ©el^ör 
fc6en!en Fann, weil fle fe^ir jJreng öon i^ren Altern bewacht wirb 
unb bedibalb nic^t lange auger bem «ganfe bleiben barf. ^er ^iths 
^aUx erwagt hierauf bie Sftittel, bie \i)n am beßen gum 3iele führen 
fönnen, unb finbet ti am gwed^mdgigßen, ftdb bem Statte ber ©öttin 
gemäg an eine alte, burd^ i^re $erfc(>mi|t]^eit befannie UnterJ^änb- 
lerin §u wenben. 

^Dritter 9llt. !X)ie ^Ite fommt in bie SBo^nung be6 ^am^l^tr 
l\x6 ; biefer nennt il^r unter bem ®iege( ber gr&§ten Serfdbtriegenl^eit 
bie @(^dne, in bie er utlitht i% ^ie 9(lte fagt, fie fenne biefelbe 



- 122 — 

i>ita ^at We bramadfc^e gorm jtt>ar tl&eftodfe in Me er^ 
{A^Ienbe umgen)anbelt , ftd^ aber bod^ eng genug an fein 
äJorbUb gefd^Ioffen, nm bie urf)>rfingli(^e ©efialt uberaK 
burt^blidfen ju laffen. ?fn bem ©anjen ift bie glörflid^e 
Uebertragung in ^pani^tf)e Sitten, unb im (Sinjelnen man^ 
d^er flnnreid^e eigne 3Mf<^ft b^^ ?)ic^ter6 ju rühmen, — 
3uie$t mu^ nod^ ^ert)orgel^oben tDerben, ba^ bie SSSerfe 
be6 (Swriejiere »on ^ita bie ältejien 8eift)iele eineö be^ 

f^fon, fielit dbtx, um beflo gtöpere ^nf^rüd^e auf Q^elolf^nung gu 
Iffabeit, ^a0 Unternel^men aU fel^r fd^tDierig bat, tt>orauf tl^r tion 
9f^m)pf)i\u$ bie gri^pten 93erfpred6"ngen gemad^t toerben. @te begibt 
M bann gu ®alat^fa unb pxtifi if^x ben^fingting a\i ben fc^dnflen, 
rri^fflen unb ebflßen ber gangen @tabt an; ©alatl^ea toiU anfänglich 
ni^t })bxtn, abtx bie 9(Ite I&pt ntc^t aB unb fuc^t fte gu überreben, 
M D^ne SSortoifffn il^rer dlUxn mit $am))^i(u6 gu ))ermä^(en. ^a< 
vevfi^mtt^te SDeib fel^irt nun gu bem iBieb^aber gurücf unb gibt oor, 
4^(at^ea'0 ^anb fei burc^ beten (SÜern fc^on an einen $(nbeteK t^et- 
fagt; f^itxtnxäi n&mli^ benft fle i^t i^etbienfl Ui bem enblid^en 
Siege nod^ l^ö^et gu {leigetn. $am)}]^ilud tDiU )>etgb)eifeln, unb tottb 
nut babutc^ in tttoae gettdflef, bag et l^dtt, ©alatl^ea tebe beflänbig 
9ie( \)en i^m unb t^ettatl^e gtope 3uneigung gu t^m. 

93iettet 9(ft. Setnete Untettebung bet 9(Uen mit ^^alatl^een, 
tott^t gto)if(^en betriebe, bet^d^aam unb bet Sutd^t t)ot i^ten Gltetn 
fcdtoanft; bie ä^etfül^tetin toti^ ii)x jebod^ aUe Sebenfen au^gureben, 
unb fte untet einet falfc^en iBotfpiegetung in it)x ^avi^ gu locfen. 

Sünftet ^ft. 3m $aufe bet men, koo^in ©alat^ea fic^ ol^ne 
SBiffen il^tet mttxn gefd^lid^en ^at. @ben ttSxt f)at fid^ auc^ $om;: 
pf^ilui eingefunben, toeld^et balb an'd 3ie( feinet ^itnfc^e gelangt. 
®alatf)ta bejammett il^te vetlotene (Sfite unb fiagt bie ^Üe an, fte 
l^abe fle bettogen; biefe entfc^ulbigt fid^ fo gut toit möglid^ unb 
tebet ben beiben Siebenben gn, fid^ l^eimlid^ mit einanbet gu »et« 
mahlen ; bie ^eitat^ finbet benn auc^ @tatt unb befd^(ie$t ba^ @tft(f. 

^et (Stgptiefiet t)on *&ita l^at ben fRamtn be6 $am))l^tlu6 in 
^on ^tUn be «ßuetta, ben bet ©alatl^ea in S)ona ®nbtina umge« 
toanbelt, unb bie ^Ue ^ti)ta?@onvento6 genannt. 



* . 



— 123 — 

beutenben ^etooxixeUn^ ber Slllegoric in ber fpanlfd^en 
Literatur liefern. SJon befonberer ©efd^irflid^frit im ^er* 
foniftdren üon Slbjiractionen jeugt ber ergöftlid^e Sdbtranf 
»om ^iege bei 2)on 6amet)al mit ber 3)ame gafien. 

?ri^ We SRegierung ^eterd be^ ©raufamen (1350—1369) 
ba^ faum aufat^menbe Safiilien t)on neuem in ein ®en)irr 
t)on !Drangfa(en unb SSürgerfriegen fiurjte, gefialteten flc^ bie 
Umftänbe für bie ßntwidlung be^ 2)rama'^ nngunjiiger al6 
je, SlBein bie gortbauer ber alten, in bem Sllj^l^onfinifc^en 
®efeft ernannten aSorftellungen fd^eint benno(^ feine Un* 
terbrec^ung erlitten ju f)aben; benn gerabe au6 ber SDWtte 
ober fpäteften^ aui ben legten 3al^r}el^enben be6 14. Sal^r^ 
l^unbert^ ifi un^ ein ©ebid^t erbalten , ba^ t)ermut]^Iid^ 
Wefer Slajfe t)on @d^auf))ielen angel^örte nnb jur Shtfful^^ 
ning in ben Äirdben befiimmt toax ^% ©c^on bie Ue^» 
berfd^rift: ,,Danza general de la mnerte, en que en- 
tran todos los estados de gentes^^ jeigt an, ba^ toir \)\ex 
ein ©türf an6 ber umfaffenben Siteratnr ber S^obtentänje 
öor und l^aben , unb jtoar ift bie^ ba6 ditejie t)on allen 
abnlid^en, in irgenb einer ©))radbe auf und gefommenen 
SBerfen. "Slan fönnte nun jtoar mutbma^en, bajfelbe fei, 
trie manche fpatere Sel^anblungen beffelben ®egenflanbe6; 
bie Sefci^reibung ober grf larung eine^ ® emalbe« getoefen j i)Ux^ 
gegen aber pnbet ber ßinioanb fiatt, ia^ man biöl^er feine 
SRad^ridbt t)on ber ßriftenj eineö foldben Äunfitoerfd in ®pa^ 
nien gefunben l^at ; bann , ba^ ba^ ®ebi(^t burd^au^ feinen 
fpedeUen 35ejug auf ein fold^e^ entplt. SBeit naturlid^er 
erf lart jid& ber Snl^att bd ber Slnna^me , ba6 ©tüdf fcl für 

*^) Rodriguez de Castro, Biblioteca espänola, T I. pag. 
198 ff. 



- 124 ~ 

einen ber mimifd^en Äfrc^enaufjöge «*) gefd^rieben^ toeld^e 
unjireitfg Me erjie 3bee ju ben bilWic^en Darjiettungen 
be6 Jlobtentanje^ gaben. SBon ben fonji befannten 2)id&* 
tungen tjemanbten Sn^altö unterfc^eibet jtd^ bie unfrige, 
infofern jle Me ))^antafi{fc^e 2tuffaffung«tt>eife ber |)infäl^ 
ligfeit be« menfd^Iid^en geben« nfd^t in berb l^umorifiifd^en 
3ngen, wie jene, fonbern burc^gel&enbd im ernjien nnb 
feierlichen Äirc^enfi^Ie au^fpric^t 2)em Oanjen gel^t ein 
furjer Prolog in $rofa üorau«, toelc^er ben Snl^alt beö 
Solgenben für) barlegt ^ bann läjßt ber ^ob einen ma^nenben 
9luf an alle ©terblid^en ergel^en , tt)orauf ein ^rebiger ju 
tugenbl&aftem 8eben«tt>anbel aufforbertj tt)iebenint fabet 
bann ber 3;ob aUe (Srbgebornen jnm nnt)ermeibUdben J^anje, 
nnb beginnt biefen fogleicfi mit jtoei Swngfrauen. 2)antt 
tt)irb ber Steigen mit allen ©tanben nad^ i^rer SRangorb^ 
nung (^a))ji, Sarbinale, Patriarchen, Könige , Sifc^ofe, 
geijilid^e unb ttjeltlid^e ^mtn, 3R6ndbe, aBeIt))riejier nnb 
fo i)exab bi« jn ben ^anbefö^ unb Sldferöleuten) fortgefeftt, 
inbem ber 2!ob in ber einen ©tropfe immer ben, trelc^en 
, bie SReil^e trifft , jum 2!anje einlabet , in ber näc^ften aber 
ber Slufgerufene fein ©d^idffal beflagt ?lm ©d^luffe f<)re^ 
d^en bie Sterblichen i^re Ergebung unb i^re frommen 
gntfc^lüffe au«. — 3)ie Sefc^affen^eit be« ©tüdf« ia§t 
»ermutigen, ba^ bei ber DarfieHung ©efang, SRebe, S^anj 
unb Snjirumentalmuflf mit einanber »erbunben toaren. 
!Die SSerfe flnb jtoJlff^lbige , in ad^tjeilige ©tanjen abge^ 
t^eilt 

*^) ®. Carpentier, Glossar. Tom. II. pag. 1103, s. v. Ma- 
chabaeorum Chorea; u. S. ^o(f, a. a. O. 



♦— 125 - 

2)on ^ebro ©onjalej be 3Kenboja, einer ber aitgefel^en^ 
jieii JRitter ai\^ $eter*6 be^ ©raufamen 3^it, aber Slnl^äu^ 
ger be^ .^einrid^ t)on Xxafiamaxe, t)erfa^te, nad^ bem Se^ 
rid^t feinet dwUU, bed berühmten SKarque^ t)on ©antil- 
lana, unter anbern Oebic^ten and^ ,,fcemfd^e, in ber SBeife, 
be^ ^lautu^ unb S^erenj, mit 9lefrain^8iebern (SSittancicoö) 
nnb 6errana^" ®^). 

3n ben legten 2)ecennien be^ 14 3al^rl{^unbert6; 
in welche bie rafc^ auf einanber folgenben ^Regierungen 
^einricfe'^ II., Sodann'« I. unb ^einrid^'^ III. faffen 
trat eine neue ^f)afe ber (Safiilianifd^en ^oejle ein , info^ 
fern bie ff unftbid^tung , um i^re l^o^ere (Sultur ju betpti^ 
gen, ]^au))tfad^Iid^ nad^ du^erlid^er SIeganj, nad& ©ernanbt^ 
l^eit be^ 3lu^brudf6 unb fiinftlic^en metrifd^en Kombination 
nen ju fireben begann; baju trat ein |)ang jur ©pi^fln^ 
bigfeit, ju fubtilen Unterfuc^ungen über ©egenjianbe ber 
©alanterie, ju ®))ie(en mit Gegriffen uub SBorten, jum 
?Olegorifiren unb jum Sntfalten geleierter Äenntniffe. 2lud^ 
in frül^ern SBerfen ftnben jld^ biefe Elemente jtoar t^eiU 
toeife fd^on, aber bod^ nur mel^r »ereinjelt, toalörenb jte 
je^t Seben^})rincip aKer 2)idbtung tourben, toelc^e mel^r 
fein toottte ald bie aSolWpoejie. !Der ältejie S^onangeber 
in biefer SDSeife toar , tt>ie e^ fc^eint , ber aWarque^ t)on 
aSillena *3), bejfen langet ieben jwar bi« in bad 15. 

**) S)ie (Stelle t^ oben ^nm. *•) abgebru(ft. Um bie legten 
SBorte richtig auf^ufajfen, muß man toiffen, bag bie ^(ä^cfltiou en 
im ^U''®))anif(|;en, reit nod} Ibeute im $alencianifc(>en ^ialect füv 
con gebraud^t toirb. 

*3) Fernan Perez de Guzman, Claros varones. Sevilla, 
1543. — SarmieDto, Memorias, p. 381. 



- 126 -• 

Sai^rl&unbert \)mahxei(i)t, mit einem S^^eil aber nod^ bem 
t>or^er9ebenben angehört. !Diefer au^gejeid^nete STOaun, 
mit ben gürftenWufern üon ßaftilien tt)ie t)on Stragon 
t>ertt)anbt, unb in beiben (?änbern »on mäd^tigem (Sinflu§, 
toax I)ier tt)ie bort für ba^ <Sm})orfommen ber Äunfi be^ 
fonber^ t^atig; erneuerte in ^Barcelona baö ber Slcabemie 
des jeux floraux nad^gebiibete 3nftitut uitb führte ein 
ä^nlid^e^ in (Saftilien ein. 3)ie ft)anif(i^e Siteratur berei- 
cherte er unter anbern burd^ Ueberfe^ungen bed SSirgil unb 
2)ante unb burd^ ein äBerf „los trabajos de Hercules/^ 
»Ott bem uoc^ fireitig, ob e^ ein Oebid^t ober eine m^t^o- 
logifd^e Stbf)anblung in $rofa toax. Diefe ?(rbeiten, bie 
nodl) jur 3^^^ ^^^ 9Wariana ^) t)orl)anben gewcfen fein 
muffen, ftnb feitbem »erfc^wunben, unb nidbt beffer ift e^ — 
waö toic befonber^ ju beKagen l^aben ~ einem aKegorifc^en 
©c^aufpiel ergangen, baö SSiKena auf ffieranlaffung t)er 
geierlid^feiten bid^tete, mit benen im 2a\)xe 1414 bie Tö- 
nung be$ ^erbinanb t)on (Saftilien )um ^önig t)on 9(ragon 
begangen tourbe. 3tciä) bem Sl^ronifien Oonjalo ®arcia 
be ©anta 9Raria toaren Oered^tigfeit, SBal^rl^eit, 
griebe unb Sarm^erjigfeit bie l^anbelnben ^er* 
fönen biefe6 Stüdf^, toelcfce^ t)or einer glanienben SJer* 
fammlung am ^ofe üon ©aragojfa aufgeführt mürbe *5). 
3urita fpri(^t nur im SlKgemeinen »on Spielen un\> 
Entremeses, toomit man bad ^onung^feft gefeiert l^abe; 

•«) Historia de Espaiia, Sd. XIX. (Sa)). 8. 

**) S3outfrtt)efd 9(nna^me, ein von einem ca^iltanifd^en ^itS^s 
in int 93er^err(i(^ung eined cafliltanifc^en bringen ^txfa^M @(i^au» 
f^tel fei in ltmofintf<^et ^pxaäft gefc^rieben deto)efenr t^ ^urc^aud 
unbegrünbet. 



- 127 - 

bei bcm 98orte Entremes barf l^ier aber faum an bie en^ 
gere Sebeutung gebac^t werben, ble e^ fpäterl^in erl^ielt**)^ 
!Die ©rl^ebung biefeö !Don gernanbo jum Äonig t)on 
Stragon bilbet ben ^dt^funH, feit tt)eld^em caftilianifd^e 
©itte, ©j)rac^e unb ^oefte am ^ofe t)on ©aragojfa mel^r 
unb mel^r ein^eimifd^ würben, unb bie ^unft ber limojlni*' 
f(!^en ©anger, bie \)\ex fo lange geblüht l^atte, in ben^in* 
tergrunb brdugten. 5ötit me^r ©ferfuc^t ftrebte SSalenda, 
bie literarifd^e SBurbe feiner aSolWfprad^e ju U^an^ftetty 
unb nad^ einer 5Rotij, bie fid^ in ben „SRad^rici^ten überbau 
3;^eater t>on aSalenda, t)on 8ui^ gamarca" ftnbet, 
würbe bort im 3al^re 1394 eine ßomobie im ^rot)inciaU 
!Dialect ^,le hom eiiamorat y la ferabra satisfeta,^^ t>er^ . 
faßt t)on 9Rofen Domingo 9Radj)oud, aufgeführt. 3n bem 
benachbarten Safiilien l^atte unterbeffen ber jugenblid&e 
Sol^ann II (reg. t)on 1406 — 1454) ben 2!l^ron beftiegen 
unb fc^on frül^ entfd^iebne Vorliebe nic^t bloß für alled 
außerlid^ ©lanjenbe, fonbem jugleid^ für bie ebleren greu^ 
ben ber Äunjl unb ber ,^oejte an ben S^ag gelegt. !Diefe 
Steigung tt)U(i&6 unb reifte mit ben ^ai)xm, unb erfüllte 
feine fonft nidbt tabelfreie ^Regierung mit einem 9iul^m, ber 
weitl^in erfd^oll; jle mad^te ben |)of t)on a^atfabolib ju 
einem ©ci^au<)Iaft ))rad^)tt)oller gefie, wie jum SKittelpunft 
feinen geizigen geben«. SBenn auf ber einen ©eite glan^ 
jenbc Slufjüge, 2;urniere unb SRitterfpiele ba6 ?luge erfreu«» 
im, fo befriebigten auf ber anbern SWuflf , ©efang unb 
3)i(^trunft ben 2:rieb na^ lf>öl&eren ©enüjfen. 3)er Äönig 
felbji ergöftte fic^ am !Did^ten *"^) unb um i^n fammelten 

••) Zurita, Llb. Xll. cap. XXXIV. 

*') Fernan Gome» de Ciudad Keal, Centon. Epiatolar. Ep. 
20 uu^ 76. -7- Guziuaa, ClaroH varoaes, Cap. 33. 



- 128 — 

fic^ eine <)oetifd^e OefeDfc^aft, ml^e ble »ornel^mjiett @b^ 
len, bie erften SKagnateu be^ SReidbe^ ju il^ren üRitgliebern 
jäl^lte. 3n i^r gldnjteii, neben bem fc^on ermahnten SBiU 
lena, ber SWarque^ t)on ©antittana, 3uan be üRena, @o* 
mej ÜWanrique unb ja^Ireic^e anbere SRitter unb |)erren, 
beren SBerfe in bem Sieberbuc^e be^ 35aena flefammelt 
tt)urben unb t^eilweife in ben fpdteren Cancionero gene- 
ral übergegangen jinb. Der SKittel))unft ber SBefirebungen 
aller biefer SKdnner toax, mit geflijfentlid^er SSermeibung 
aUeö SSoIf ömä^igen , bie Äunjipoe jle , unb toix ftnben in 
iif^ren SBerfen (iatt ber unmittelbaren Srgüffe ber Qmp^n^ 
bung nur ju oft ©entenjenfram unb unj)oetifc^e ©^Üfogi^* 
men, fiatt bed Slu^brudfö nja^rer Seibenfc^aft gebreif^felte 
^^rafen. 2)ie ®})radbe be^ ^erjen6 tt)eic6t Der ©uc^t, 
burd^ fd^wierige 9leimt)erfd^lingungen unb profobifd^e Sunfi^ 
jiucfe (Srfiaunen ju erregen, bie afte ©nfac^l^eit unb 9?a* 
turtreue bem |)ang ju rf)etorifd^en Sfu^fd^mudungen unb 
it)eitlauftigen SlOegorien. 

Die am ^ofe 3o^ann'6 II. öorwaltenbe 9Hc6tung mar 
fomit nid^t blejenige; 'oon ber jid^ eine Serudftd^tigung 
unb Pflege ber <)0puldren Sfnfange be^ Drama« erwarten 
lie^. Diefe geleierten Ferren mahnten , ben Stbel ber ^oefte 
aufredet ju l^alten, wenn fle bie ^nftbic^tung fö fd^arf 
wie moglid^ t)on ber t)olfömäßigen fd^ieben. Unter ben^ 
ja^Ireid^en ®pleUn unb Slufjügen, an benen ber |)of|iaat 
bed Könige SBo^IgefaUen fanb, werben aüerbingd auc^ 
einjelne bramatifc^e SSorfieDungen erwähnt. @in S^ronifi 
biefer 3^^ erj&^It unter anbem: „S3ei ben gldnjenben 
geften , bie Soi^ann im 3a^re 1436 feiner ©d^wejier , ber 
Königin t)on Siragon, gab, erfc^ienen bie SRitter in i^rer 



- 129 - 

reidbften Äleibung , unb hierauf tourben S^änjc unb tnimifd^c 
©^)iele aufgefül)rt" genier: „3m 3al)re 1440 begaben fid^ 
ber ®raf öon ^axo, ber 3Rarque^ t)on ©antltlana unb 
ber Sifd^of t)on SSurgo^ naä) Sogrono , um bie Snfantin 
3)ona Slanca, ®ema^)Im be^ ^rinjen ^nnxid), unb il^re 
SRutter, bie Äönigfn öon SJat^atra, ju em))fangen unb ju 
geleiten} ber @raf ton |)aro t)eranfialtete fobann in S5ri^ 
t)ieöca »tele geftlid^fciten jur Unterljaltung biefer !Damen, 
unter anOern mimifd^e ©piele, @tiergefec^te unb 8an^ 
jenftec^en" *^)* ?lber biefe ajorfieKungen gehörten t)er* 
mutf)Iid^ bem Sereid^ ber altern SSolBfdfeaufpiele an 5 ober 
ijerfud^te fl^ ein 2)ic^ter ber \)öf)exn ßlaffe einmal im 
!Drama, fo fuc^te er gefliffentlid^ aDfe Uebereinftimmung 
mit jenen ju meiben^ unb fonnte fo nur SBerfe liefern, 
bie o^ne lebenbige SBirfung »oröbergel^en mußten, ^oif 
an^ »on berartigen Seiflun^en Iftaben tt>ir toenig Äunbe. 
3)ad einjige in ben Umgebungen Sol^annd IL entftanbene 
©ebid^t, baö in blefet ^infic^t nod^ in SBetrac^t fommen 
fann, ifi bie Comedieia de Pohza beö SKarque^ t>on \ -^ 
€antillana *®). 3)ie Ueberfc^rifl »enigftend Id^t ein 2)rama 



••) Crönica del rey D* Juan II. — 3n ber S^ronif »om 
^baro be £una ^eift t$ von 3o^ann II.: Pue muy inventivo, e 
Inucho dado a fallar invenciones, e sacar entremeses en fies- 
tas, öen justas, 6 en guerra, en las cuales invenciones muy 
agudamente significaba lo que queria. — Cronica de D. Alvaro 
de Luna. Madrid, 1784, pag. 188. 

«•) Ungebrucft, ober in »erW (ebnen »öanbfc^riften auf ber- fönig* 
lidien ^\hiiotf}ft gu ^axi^ \>oxf^anUn (am correctejlen in bem ^anbe 
7824). !Die einzige ^efpreci^ung biefe^. @tu(f^ , bie idi bei neueren 
©(^riftßeUern gefunben l^abe, ifl in Martinez de la Rosa, Obras 
literarias, ^. II.; unter ben älteren fö^rt «gerrera in feinem (Som? 

@efc4. ^. ett. in <S>PM. h 93D* ^ 



— 130 — 

ewarten ; aber in ml6)tm Sinne ber SSerfajfer ba6 SBort 
6om6Me gebraud^te, m\> mld^e t>ertt)orrene SBorfteUung 
überhaupt er »on ben öerfc^iebnen IDid^mng^rten ^atte, 
gel^t au« feiner 2)ebication M ©turfö an !Dofia 93iolame 
be ^raboö, Oraftn t)on SRobica unb Sabrera, ^ert>or^ 
t,2^ i&abe ha^ ©ebic^t Comedieta betitelt — fagt er 
l^ier — infofern bie Did^ter brei »erfd^iebene SRamen für 
bie t)on i^nen be^anbelten @tofe erfunben ifabm*y namltc^ 
3;rag6bie , Satire , ßomöbie. Slragöbie iji biejenige ^i^U 
axi, tt)eldbe t)om ©turj großer Könige unb Surften be- 
richtet , wie JDon beut beö |)ercule« , bed ^riamu« , be* 
Agamemnon unb 9(nberer, beren Seben fro^Iid^ begann 
unb lange fo fortbauerte, aber jule^t traurig enbete; in 
biefer SBeife fd^rieb ©eneca ber Söngere feine ijragobien 
nnb 3ol^ann Socaccio fein 93ud^ de casibus virorum il- 
lustrium. Satire iß biejenige ©attung, in n)eld^er ein 
!Dic6ter 5Ramenö ©atiru« fc^rieb , ber bie Safier l^eflig ta* 

belte unb bie S^ugenben lobte ; ßomobie aber ^eißt bie^ 

tt>eld^e t)on Sold^en l^anbett , beren Slnfange mnfft'ooU ftnb, 
beren Seben aber in ber 9)titte unb am (Snbe frol^lid^ unb 
glüdflic^i tt>irb , unb t)on biefer Strt -utac^te Jereuji ®ebraud& 
unb Dante in feinem S3uc^ , in bem er erjd^lt, er l^abe 
juerji bie ©d^merjen unb Seiben ber |)6lte gefe]()en, unb 
fobann ba6 gegefeuer , unb juleftt fe^r t)ergnftgt unb gludf^ 
lidb bae «Parabie«." — gur bie Darfiettung iji bie Come- 
dieta de Ponza augenfd^einlid^ nid^t beflimjnt getrefen; 
burd^ bie bialogifd^e gorm aber unb burd^ einige, toenn 
aud^ nid^t eben reid^lid^e |)anblung toirb fte bem @ebiet 

mentar }nm ©ardlafo (@et)ina, 1580, @. 541) mehrere (SteUen 
barau6 an. 



— 13t — 

bc« Drama'd m})t gerurft 3^r ^nf)aU l)at auf We 6ee* 
f^Iac^t »ejug, toelc^e am 25. «uguft 1435 in ber SRä^e j 
ber 3nfel $onja jwifc^en ben ©enuefern unb ben Ädnigen | 
»on SIragon unb 9iat)arra geliefert tourbe unb mit ber 5Rie^ 
berlage unb ©efangenna^me ber Icfrtern enbigtc '^% !J)et 
Dichter beginnt mit einigen einleitenben SBorten, tt)Otin er 
auf ble Unbejiänbigfeit alle« 3rbifc^en ^intt)eifi, unb etjal^lt 
bann, naä) einer Stntufung 3«J)itera unb ber SÄufen, tt)ie 
er an einem bufiern .^erbjitage in einentjüften Oegenb öora 
©c^laf übertt>altigt »orben fei 5 ba bringt eine fd^merjl^afte, 
t^ränenreid^e SRebe an fein Di)x ; er erwad^t unb fle^t t>ier 
gefrönte, aber tief trauernbe 3)amen t)or jtd^ fiel^en. @6 
fmb bie Königin 3Wutter (Dona Seonor), bie Königinnen 
t)on Slragon unb 5Rat)arra, unb bie 3nfantin Dona (^ata^ 
liua. hinter il^nen fie^t ber Did^ter Socaccio, mit grü:^ 
nenbem gorbeer gefcl^mürft. Die l^ol^en grauen bred^en 
nadb einanber in SBe^f lagen über bie unglücfli^e ©eef* 
fc^lac^t au«, unb Dofia 8eonor forbert ben Soccaj auf, 
i^r Seiben ju bejlngen , einen gewaltigeren ©toff fönne er 
nid^t finben. Diefer antwortet auf italienifdbj jene aber 
fa^rt fort, juerji i^r frühere« ®lüdf, bann bie trüben 
aSoral^nungen unb S^raume ju fc^ilbern , bie if)x ba« fom* 
menbe SWißgefd^idE geweiffagt Ratten. Sie lieft barauf 
einen 35rief, ber ben ÄaitH)f ber ©panier gegen bie ®e^ 
nuefer au«fü^rlid^ fcbilbert, unb mit ber 5Rad^rid^t enbigt, 
wie bie ganje fpanifc^e glotte mit Königen, ^rinaen unb 
93aronen in* geinbe«l^anb gefallen fei» Die Königin 3Kutter 
jinft, oon ©dbmerj überwältigt, tobt ju Sobenj bie Sin* 

'<») CrÖDica del rey D. Juan II. pa^. S61. — Mariana Hist. 
gen. de Espafia, Lib. 21. cap. 9. 

9* 



— 132 — 

bern ftürjen wet^Hagenb über fte ; ba erfc^eint g o r t ii n d, 
um bie ilrauernben burc^ iDarftettung ber it)ec6felnbeii 
®^i(ffale, bie jte mit ^6) fül^rt, ju tröjien, fe^t in einer 
langen 9lebe au^einanber, wie fein Unglürf en>ig tt)&})xt, 
wnb )fixo)fii)eidU bie balbige Befreiung ber Äonige. 3ule$t 
jlel^t ber 2)id^ter bie n>iebergefel^rten ©efloren »or ftc^, 
fiimmt in ba^ ^rol^Iorfen ber gürftinnen ein , unb fd^Iiegit 
mit einer Sftad&rebe in eignem Sftamen ba^ ©ebid^t , ba^ 
wnbebingt ju ben »orjöglic^ftert jener 3^it gel^ört unb, n>ie 
fe^r e^ auc^ an ben allgemeinen ©ebred^en ber bamaligen 
^nftbid^tung leibet, reic^ an äc^t })oetifd^en ©c^ön^eiten iji. 

3n bem Corbacho bed @rj<)riefterd Don JlalatJera, 
eine^ 5tutorö biefer ^ät^ iji t)on einer 2)arjietlung ber 
^afjtön in ber Äirc^e del Carmen bie Siebe. 

gäat bie ausbeute, n>eld^e bie ®efc^i(^te M !Drama'd 
in ber ^dt Sol^ann'^ IL mad^en fann, nur gering aud, fo jtnb 
bie folgenben 3al}re nod^ unergiebiger für jie. !Die @^n>ad&e 
unb (5l)araIterloitgfeit ^einri^'ö IV., baö audfcibw>eifenbe 
?eben ber Äonigin, bie ß^piflWten jwifd^en Seiben unb 
bie baburc^ genarrten ^arteiungen ber ©roßen mad^ten 
^of unb ?anb ju einem Q^anplai ber Slnard^ie, auf n>et^ 
d^em aajijfen unb SBilbung nur ^paxli^cn 5Raum finben 
fonnten. ^u\)tm lie^ bie finjiere ©emütl^^jiimmung bed 
Äönig^ ben frö^lid^en Äunfien feine Sfufmunterung ange* 
beiden; unb nur mit SBel^mutl} fonnte bal^er ber 2)i(ftter 
Sorge 9Kanrique, ber in feinem Sllter noc^ biefe trübe 3fit 
erleben mu^te, auf bie fd&onen ilage am ^ofe Sol^anu'^ II. 
jurü(fbli(fen. „SBaö — ruft er aud — iji aud bem Äonig 
Sol^ann geworben? SBa^ aud ben 3nfanten üon Slragon? 
S33a^ au^ fo fielen jugenblid^en 9littem? SBa« au^ fo 



— 133 - 

t)telett (Srjinbungen; We jie erfannen? 2)ie furniere unb 
9?ttterft)iele, ber ©d^mud, btc ©tidereien unb bie ^elme' 
ftnb fte ettt)a6 anbere^ gewefen, alö leere SBorte? 3ft ed 
if)nen aÄber^ ergangen, ald bem ®rün ber gelber? SBoWn 
ftnb bie !Damen mit i^rem |)auj)tfd^nm(f; i^ren ffleibem, 
i^ren 2)üften? SBo^in bie lobernben flammen ber ?ie^ 
benben? SBol^in ifl ber ®efang ber JJroubabour^ unb tl&re 
lt)oWfHmmige 9Ruftf? SBol^in ftnb jene JEanje unb bie 
f*Jn gewallten ilrad^ten berer, bie fte auffftl^rten '^^)V* 

") Que 86 hizo el Hey D. Juan? 
Los fnfantes de Aragon 
Que se hicieron? 
Que fue de tanto galan? 
Que fue de tanta invencion 
Como truxeron? 
Las justas y los torneos, 
Paramentos, bordadurus 
Y cimerns, 

Que fueron sino devaneos? 
Qu^ füeron sino verduras 
De las eras? 

Que se hicieron las damas, 

Sus tocados, sus vestidos, 

8u8 olores? 

Qu^ se hicieron las Ilamas 

De los fUegos encendidos 

De amadores? 

Que se hizo aquel trovar, 

Las müsicas acordadas 

Que tanian? 

Que se hizo aquel danzar, 

Aquellas ropas chapadas 

Que traiain? 



- 134 - 

ÜJie unter bcm 5Ramen SKhiflo gtebulgo bffanntrn 
@tro^)l[Kit, in bcnen ein iDid&ter aud S^olebo, Äobrtgo be 
Sota t)er ?(eltere, eine (Sd^ltberung t)om ^ofe ^einrid^*^ 
IV. entwarft), l^aben faum etn>ad anbered aW bie bfalo* 
flif^e gorm mit bem !Drama gemein. SRe^ir al6 btefe« 
feltfame ßwitterbing t)on Satire unb ©d^äfergebic&t iie^t 
ein ^übfc^ t)erfificirted ©efprad^ , ba^ im Cancionero ge- 
neral eben biefem Serfaffer jugefd^rieben it)irb, unfete Auf* 
merffamfeit auf (Id^ ; benn nai) ber Ueberfdbrift ju fc^lie^eti, 
war ba ffelbe auf Darjiettung , fo gar mit einem gewiffen 
fcenifdben Sl^)j)arat, beregnet '^^X 3)ie ganje Sfction bed 
©turfd^end beftel^t in einem. Streit jtt)ifd^en 3lmor unb 
einem ©reife, wobei biefer juleftt unterliegt. 

Sfti bie Srwäl^nung be^ allgemeinen gieberbud^d ''^a) 
fd^lie^t jid^ füglid^ eine ^inweifung auf bie übrigen &c^ 
bi^te in bialogifd^er gorm , bie bajfelbe entbatt. 3wei 
artige ®e^pxaäje, bad eine jwifd^en 3lmor unb einem 
93erliebten, bad anbere jwlfd^en ben Singen unb bem ^er* 
Jen, röl^ren üon einem Sllonfo be Sartagena l^er '^b), ©n 
anbere^ t)on Querto ßarrero '^^^^ weiji fd^on ein größere« 

'*) ^ela^que), ^outemef unb Die tl>nen nac^gefd^vie^eti l^aBeti, 
finb im Srttitiuntf tpenn jte auf bte Stegierung^geit Sol^ann'd '11. be- 
gleiten, rcai ofenbat auf^orfdlle ani ber feined 9la(^fo(ger4 anfpieU. 

'') Comienza una obra de Rodrigo de Cota ä manera de 
di&logo entre el Amor y un viejo, que eacarmentado de el 
muy retraido ae figura en una huerta aeca y deatruida, do 1a 
caaa del Placer derribada se mueatra, cerrada ia puerta, en 
una pobrecilla choza metida eto. 

'««) ^te ältefle 9(u«gaBe tfl t)on 1511, Valencia por Chriato- 
▼al HoiTmann. 

'«>>) Cancionero general. Amberea, 1573, fol. 64 ttiib fol. 113. 

»*«) Ib. fol. «44. 



- 135 - 

^erfonal auf; ein ©ebid^t üom ßomenbabor @fcrit>a enb^ 
Hc^ ^*d), tt)orfn ber »erfaffer P* felbfi, fefne ©eliebte, ben 
«mor, bie Hoffnung unb bad ^erj rebenb einful^rt , t)er* 
bient ben 9?amen eine« Keinen aßegorifd^en 2)rama'd. — 
2)tefe ©tüdfe foniten übrigen^ nid^t mit »efiimmt^eit in 
bie 3«t ^einrid^'d IV. gefeftt »erben, ba bet Herausgeber 
bed Cancionero aud^ au6 ben folgenben !I)ecennien fowol^l, 
al^ aud ben Sauren 3ol^ann'd II. gefammelt })at, unb nur 
feiten Slnbeutungen über bie @nt|ie^unfl6jeit bed ©n* 
jelnen gibt. 

3natt)ifd^en Wten bie bramatifd^en Sorfielfungen in 
ben ^rd^en mit allen ben alten aRißbr&ud^en fortbeftanben, 
ja ber Un^g, bem fc^on Sltfonfo X. ju jieuem bemül^t 
gewefen war, fc^eint feit jener 3^^, in golge ber immer 
mel^r eingerijfenen JRegeBojigfeit ber Äirdbenbi6cij)lin , fiar* 
fer aU je um jtd^ gegriffen ju l^aben. 5)ad ©oncil t)on 
atranba, bad im 3a^re 1473 ber ©ittenlojlgfeit unb Un^ 
tt)iffenl&eit ber entarteten ©eijilid^en entgegenwirfen follte, 
fanb ftd^ bal^er berufen, ein bem frül^eren Stlfonlinifd^en 
Ä^nlid^eö ®efe$ ju ertaffen. 3n biefem tt)irb mit lebl^after 
aWißbittigung ber Unfitte ertoäl^nt, bie ftdb bei ben SÄetro^ 
politan^, ßatl^ebraU unb anberen Äird^en eingefc^Iic^en 
l^abe ; am gefl ber ®eburt 3efu, an benen bed ©tep^anuS, 
3o^anne6 unb ber unfd^ulbigen ^nblein, bei ber %dtx ber 
neuen SKeffen unb an gett)iffen anberen gefitagen würben 
tl^eatralifd^e ®)fUk, aWadfen, monjiröfe ©efialten, ©c^au^ 
Slufjfige unb t)iele unanjiänbige unb t)erfd^ebenartige %i^ 
guren in bie ®ottedl^äufer eingefül^rt ; man mad^e 3;umutt, 
fage fd^änblid^e ©ebid^te unb ©pottreben ^er, unb ia$ 

»*d) Ib. fol. 3««. 



— 136 - 

• 

aae« tt)a^renl) M ®ottc6bien<ie^ felbfl, fo ba^ biefer ba* 
burd^ geftort n>erbe. !Da6 ®efe$ unterfaßt fobann berglri« 
c^cn Unfug auf^ firengfie, unb befiimmt ©trafen für bfe 
©eijMid^en, bie ba« ®ebot übertreten ober ju bejfen Ueber* 
tretung bel^üipid^ fein foUt^n. 3lm ©d^Iuffe jebo^ »erben 
ble anfianbigen unb erbauüd^en SBorfteßungen an ben ge* 
nannten fowol^I; al6 an anberen gefitagen audbrücflid^ wn 
bem SSerbammung^urtlbeil aufgenommen ''5), 

Ob ba« geijilid^e (Bä)a\i\pxel , f})ater bie eigentliche 
^eimatl^ ber SlHegorie, fc^on um biefe 3^^* Me nac^l^erige 

'*) Quia quaedam tarn in metropolUanis quam in cathedra- 
]ibu8 et aliis ecciesiis nostrae provinciae consuetudo inolevit ei 
videlicet in featis Nativitatis Domini nostri Jesu Christi, et sanor 
torum Stephani, foannis et fnnocentium aliisque certis diebus 
festivis, etiam in solemnitatibus missarum novarum (dum divioa 
aguntur) ludi thei^trales, larvae, monstra, spectacula, nee non 
quam plurima inhonesta et diversa figmenta in ecciesiis intro-? 
ducuntur, tumultuationes quoque et turpia carmina et derisorii 
sermones dicuntur, adeo quod divinum officium impediunt et 
populum reddunt indevotum: nos hanc corruptelam sacro ap- 
probante concilio, revocantes hujusroodi larvas, ludos, mOnstra, 

• 

spectacula, figmenta, tumultuationes fieri, carmina quoque tur- 
pia et sermones illicitos dici, tarn in metropolitanis quam ca- 
thedralibus ceterisque nostrae provinciae epclesiis dum divina 
celebrantur praesentium serie omuino prohibemus: statuentes 
nihilominus, ut clerici, qui praemissa ludibria et inhonesta fig- 
menta officiia divinis immiscuerint aut imroisceri permiserint, 
si in praefatis metropolitanis seu oathedralibus ecciesiis benefi- 
clati ezstiterint, ex ipso per mensem portitionibus suis mulc- 
tentur: si vero in parochialibus füerint beneficiati friginta et si 
non füerint quindecim regalium poenam incurrant fabricis ec- 
clesiarum et tertio synodali aequaliter applicandam. Per hoc 
tamen honestas repraesentationes et devota quae populum ad 
devotionem movent, t^m in praefatis diebus quam in aliis non 
intendimus prohibere. 



— 137 — 

(Sigent^ümltd^feit ju enttt)i(fe(n begonnen f)alte, fann nic^t 
mit ©id^er^eit entfd^ieben toerben^ aber bie 3Borte diversa 
figmeuta, monstra etc. laffen jtc^ gett)i^ nid^t unj)affenb 
auf aUegorifd^e giguren bejtel^en, 

3nt britten SBud^e bed 5Ritterroman6 Tirante el Blanco 
(1490) wirb üon 3tt>ifci^enft)ielen gerebet , bie am grol^n^^ 
leic^nam^fejie aufgeführt tt)urbem 

?fuf ben SSefd^Iufi bed Sondtö t)on Slranba folgten 
in Äurjem nod^ üerfc^iebne im namlid^en ©inn erlaffene 
Serorbnungen '^^y^ aber ba^ Unwefen warb troft ber 
Sorgfalt ber Äird^enobern nid^t ausgerottet unb »erWente 
im folgenben 3ö^r]|)unbert Wieberum bie ernfiefie 5Räge. 

»•) (Sine füldftc toarb g. 93. im Saläre t47ö ju ©etona gegeben 
(Espaiia sagrada, T. 45. @. 17). 



Von "in htaxnnttibtn IxUtanföitn Citltitr "itt^ 
bb 3itnt ^npttUn "itfi fopt "it Vt^a. 



■90^ 



^ie furd^tbarc Slnard^ie, bie nai) ber ßntfc^ung 
^einrtd^'ö IV. (1465) ßafiilien jerrüttete, bauerte noc^ 
ober ben 2'ob bie|'e6 görfteii (1474) bfnaud. SfabeBc, bie 
©d^wefter beö SSerjiorbenen, fonnte il^re jweibeutigen ©uc* 
cefjlon^rec^te n{c6t anberö aI6 mit SBaffengewalt (jegen bie 
3nfantiri 3o^anna unb beten Slnliang geltenb mad^en, unb 
gelangte erji im Sa^re 1476, nad^bem fie burd^ 33eftegung 
bed Äönigö t)on Portugal bei Sioro il)ren ©egnern bie 
|)au})tfiü&e genommen l&atte, jum ungeftorten Seft^ M 
Jl^rond. 9Son nun an fe^rten unter bem Iraftt>oDen unb 
bod^ milben ©cej)ter ber eblen giirftin JRul^e unb griebe 
in baö, lange »on n>ilben ^art]|^eifam})fen jerriffen Qe\o^^ 
fene ganb jurürf. Swfll^'^ fw^^^^ We, fc^on 1469 gefc^lof^ 
fene SSerbinbung Sfabellenö mit bem grben »pn Slragon ' ) 

>) ^(ad lUafavre unb nac^ t^nt Sujan, ißeladqueg unb 3o)}et(a' 
nod etjä^len t)i)n einer bramattfd^en ^otfleQung, bie Bei biefer ^tx- 
mä^Iungdfeier ^tait gefunben l^abe. Q\)t ieboti^ bie OueUe genannt 
toirbr aud bev bie lUad^ric^t flie§r, n)irb man biefer fanm ©lauben 
fti^enfen fdnnen. ^enn wenn fd^on im Slttoemeinen unn)a]^rr(^einli4 
i% bafi eine ^erbinbung, bie beimlid^ unb n)iber ben SBiUen ttiStb^ 
nigd ))on (Saflilien gu ^anabolib gefd^Ioffen touibe, auf folc^e ^eife 
folitt gefeiert toorben fein, fo n)irb bie Eingabe noc^ befonberd baburcl^ 
)»erbä(^tigt , bag toeber ^ernanbo be Vulgär, no(^ ^iego @nriquei{ 
bei ^afliUo, noc^ 3uan be la (Sru^, noc^ ^lonfo be Valencia in i^ren 
audfü^rli4)cn ^^ronifen einer fold(|en ^orfleUung irgenb ertoä^nen. 



— 142 - 

eine wid^tige Sleuberuug in bem 3uilanbe t>on ganj <Bpa^ 
nien l^erbel; benu al6 gerbinanb im 3al^re 1479 auf ben, 
burd^ ben Zoi 3o^anu'ö II. erlebigten ^xon feine« (Srb* 
lanbe« gelangte, wurben bie beiben ^au})tftaaten ber ^alb^ 
infel unter einem ^errfd^er})aare t>ereinigt. 3)iefe Serbin^ 
bung, bie freiließ erft nad^ bem S^obe gerbinanb« tJoHfom* 
men n>urbe, gab ber nun gegrünbeten fpanifd^en aRonat* 
d^te eine Äraft unb 8lutorität, tt)ie bie getrennten 3leic^e 
iie nie erlangen lonnten; im 3nnern befefttgte fie baöSfn* 
feigen ber Slegierung ben ®ro^en gegenüber, nad^ Sinken 
öffnete jte ber |)errfd^begier unb bem ®Iauben6eifer eine 
SBal^n, an beren 33etretung ober nac^brücflid^er ffierfolgung 
bie beiben Staaten jtc^ bi^l^er burd& <)oIittfd^e ßiferfuc^t 
gegenfeitig bel)inbert l^atten. ©d^on 1492 fiel ®ranaba 
unb mit il^m ber (eftte ^alt<)unlt ber 9Rauren in bem 
?anbe, in bem fte jtd^ fteben Sal^rl^unberte lang behauptet 
l^atten. gafi gleicbjeitig erfd^loß (Solumbu6 ber f^)antfd^en 
5Wad^t einen SBeg, ber fte jur ^errfd^aft über unerme§* 
lid^e ganberfirerfen fül^ren fottte ; unb nid^t lange nac^l^er 
fügte ©onfabo »on (Sorboöa auc^ noc^ ben 33eft$ \>on 
Neapel ju ben übrigen (Erwerbungen be^ glüdflidben ^err^ 
fd^erj)aared. 3n biefer glorreichen 3«it begann ber mäch- 
tige ?lufi'd^tt)Uttg, ber bie f})antfd^e 5Wonard^ie bid um bie SRiite 
be^ 17. 3<il)t]&unbertö jur größten unb glänjenbfien in @u^ 
xopa mad^te ; unb tt>ie gro^e ^)olitifc^e Segebenl^eiten mit ber 
@ttttt)idfelung be^ ©eijied unb ©inneö ber Stationen jiet^ in 
SaJed^feltt)irfung flehen, fo er^ob unb fraftigte flc^ auc^ bad 
fpanifd^e 9?ationalgefül^t an ben ©roßt^aten biefer JEage, 
8lber nod^ in anberer Sejiel^ung begrünbet bie 3cit gerbinanb'd 
be^ Äatl^olifd^en unb ber 3f<ibelle eine neue ?(era in ber ®e^ 



— 143 - 

fc^id^te ber f<)amfd^en (Sultur. Eifriger, ate atte frut^eren, 
tt>arcn biefe SteQcnUn bemüht, bie S3ilbung t^rer Unter* 
tränen ju förbern; jle felbfi unb bie ®ro^en i^rcd ^ofed 
[(^ritten ber Station aW ^Peger ber Äunfle unb SBiffen* 
fd^aftctt t)oran, unb i^r SSeifpicl utu^te um fo nac^l^oltiger 
tt>irfett; ba e^ ba6 SBorurtl^fil n>iberlcgte, afö fei eblere 
©eifteet^atigfeit mit ben SRittertugenben unt)eteinbar ^O- 
aSor Slfleu war bie Äonigin, bie felbfi noä) in fpatem 
Salären, bei tjielfacften fonjiigen ©efc^afien, bie SWangel 
ifirer eignen (Srjiei)ung burd^ eifrige ©tubien ju erganjen 
fud^te, auf Ermunterung jebeö geiftigen Strebend bebad&t* 
3a^Ireid^e^ aud bem Stuölanbe berufene ©elel^rte t)eri>flanj* 
ten neue S^^ifl^ ^^^ SBijfend auf fj)anifd^m SBoben; ber 
(Sarbinal (Sidnerod grunbete neben anbern 93i(bung6fd^ulen 
bie Unitjerfttat »on ?llcali j bie SSerbinbung mit 3t<Ai^n 
muf te für bad Oebei^en ber fünfte tt)ie ber ©tubien gleich 
erfprießlic^ fein. Unb fo lam ed balb bal^in, ba§, nac^ 
bem Sludbrucf eined gleid^jeitigen ©d^riftfieHer6; nid^t mf^r 
für einen Eblen gel^alten würbe , wer fld^ nic^t neben ber 
SBaffenfü^rung auf SBiffenf^aft unb ^oefie tjerjlanb. 
3a]^lreic^e 2)ic6ter unb 2!roubabourd würben burd^ 8ol)n 
unb S^re , bie i^rer bort l^arrten , an ben ^of gejogen *••). 
2)ie älufja^Iung ber SBerfe in $rofa unb Werfen, bie in 

»") ©. bie trefflid^e ©d&ilbenuig be« ^ultur^uftanbe« tiefet 3eit 
in ^. ^iegi) ^lemencin'd Blogio de la reina Isabel (Q5anb VI. ber 
Memorias de la Academia de la Htstoria). 

>b) Quien podrä contar la j[;randeza, el concierto de su 
Corte, ]a cavalleria de lus Nobles de toda Espana, Duques, 
Muestres, Marqueses e Rices homes; los Galanes, las Dainas, 
las Fiestas, los Torneos, la Moltitud de Poetas e trovadores 
etc. El Cura de los Palacios, Heye« .Catolieos, cap. 201. 



- 144 - 

Mffen Salären, gro^eiu^eiW auf SBerantaffung ober unter 
ädeflünfiigung 3fabe(Iend, entflanben, n)urbe ein anfel^tiHcbed 
Serjelc^ni^ btiben. Unb bie ubewiegenbe aWe^rja^I bitfer 
SBerfe ifi — ein nid^t ju ubcrfe^enber $unft — in cafH^ 
lianifd^er ®j)rad^e gefd^riebcn, bie ftc^ l^ier in ungemeiner, 
binnen Äurjem erlangter aSerüoßfommnung jeigt. 35enn 
bie einf!ci^tdt)o(Ie Königin lie^, n)ie fel^r jle auc^ bad t>on 
ben ©elel^rten nod^ immer betjorjugte Sateinifd^e ju mürbi^ 
gen tt)u§te, iebe Slrt t)on Stufforberung jur^fliege ber fttn* 
be^fprad^e ergeljen. 3ugleic^ gab ba^ Sluf^oren ber poli^^ 
tifd^en ©elbjiflanbigfeit t)ou Stragon ber cafiilianifd^en ein 
entfc^iebne^ Uebergen)id^t über bie übrigen 2Runbarten ber 
|)albfnfel. tie klänge ber aragonif^en unb catalonifc^en 
S^roubabour^ t^erßummten; bad limoftnifd^e Stomanjo ^örte 
auf; titerarifc^ cuUit^irt ju werben, unb fanf, n>ie fd^on 
frül^er ba^ gallijifd^e, jum gemeinen SSoItebialect Iberab; 
unb n>ie ßaftilien baö gebietenbe 8anb tt)urbe, fo erhoben 
ftd^ aud^ feine ©i>ra^e unb ^oefte ju einer ^errfd^aft, bie 
il^ren Sinflu^ felbfi über bie ©ränjen ®j)aniend l^inaud 
erfirecfte. 

. 2)iefer Umfd^wung im ganjen geben ber 9?ation fonnte 
nid^t tjorübergel^en , ol^ne entfpred^enbe neue ©efiaftungen 
in ber ^oefie l^eröorjurufen. !I)icfe mad^en ftd^ junac^fi 
in 3nl)alt unb 2;on ber erjäblenben SBoHöIieber bemerfbar. 
SBenn bie frühere fj)anifc^e 2)idötung tt)enig »on arabifd^em 
©nflu^ berül)rt ^vorben n>ar, fo nal^m jle U^t, nadb bem 
gatle be^ legten maurifc^en Sleic^e^, nid^t tt)enig t>on orten* 
talif^em ©eifte in ftd^ auf. !I)enn ba^ bie ©efdnge t)on 
ben aSorgangen in ©ranaba , bie frü^ejien , bie in bem 
reiferen ©toff unb Solorit an arabifd^e Sorbilber erinnern, 



- 145 — 

erft nac^ ber (Eroberung biefer @tabt entfianben jlnb , fann 
faum befiritten tt^etimy eben fo tDenig aber, ba^ ber Sln^ 
l^aucl^ beö SÖiorgenlanbeö tjon l^ier au6 belebenb uiib »er* 
fd^önernb auf bie fpätere fpanifc^e ^oejte gewirft i)at, wenn 
au^ biefer ©nflup tjorerft nur auf ein gelb ber 2)ic^tung 
befd^ränft blieb unb noc^ ^ät beburfte, um ftd^ nad^ ben 
änbern l^in Sal)n ju bred^en, — (Sin ^ertjorfted^enber 6^a* 
rafter warb tJielen 9iomanjen auö bem (§nbe be^ 15. 
unb bem Slnfang be^ 16. 3Äl)r^unbertö noc^ baburc^ auf* 
gej)ragt, bap ftc^ bamal^ audb bie Äunftbic^ter biefer gorm 
bemäd^tigten , freilid^ nid^t immer jum aSörtl)eil ber ®aU 
tung unb i^rer fc^lic^ten SBeife. 

35ie funfimd^ige S^rif biefer ^dt, wie fte ftc^ in ben 
Sieberbüd^ern M Slamon gluöia , ^nan. be ^abißa, 3nigo 
be ?iKenboja unb Slnberer, fo wie in einem Zl^dl bed 
Caucionero general jeigt, l^alt jwar im 3Befentlid^en 
no(^ burd^au^ an bem altern ©t^l feftj allein ben 3m^ 
})ulö JU einer neuen SBenbung berfelben gaben fd^on 1504 
bie burd^ bie (Eroberung '^eapM l^erbeigefül^rten naiven 
S3erul^rug6^)unfte jwifd^en Spaniern unb 3talienern. !I)ie 
fo bewirkte Sefanntfd^aft mit ber Siteratur ber ?e^tern, 
bie eben in il^rer 33lütl)e jianb , mad^te bie fpanifd^en !Did^ter 
mit einer »on ber il)rigen wefentlic^ üetfd^iebnen , l)6^er 
auögebilbeten ?i;rif befannt unb bewirfte eine 2Äobiftcation 
beö alten Sttationalgefangeö. 9?od^ betjor fic^ unter Äarl V. 
bie neue Siic^tung in entfd^iebner 9?a^bilbung beö grem>* 
ben geltenb mad^te , ftnben fidt) einjelne SSerfud^e , bie in 
gorm unb ®eiji ben (Sinfluß italienifd^er SKufier befunben. 

^aä^ aßen blefen ^rämijfen muß bie SJermutl^ung 
nal)e liegen, baß biefelbe ^eriobe, bie in ben übrigen ®aU 



— 146 - 

tutiflen ber ^oejtc fo entfd^iebne Umtt>anblungen Ifetoot- 
rief, auCi) für ba^ !Draina eine neue $^afc l^erbdgefü^rt 
l^aben werbe. 3n tt)elc^er 8lrt bied n>irflici& ber gaö ge^» 
»efen fei, tt)irb ftd^ flleid^ I^erau6 jiellen ; l^ier t>orerfi nur 
ein SBort, um ben 3ajeribej)unft bed ©c^aufpieW in ber 
3eit gerblnanb*^ unb ber 3fabeHa üon üorne herein in ba^ 
ric^tifle gleist ju fe^en. 35a^ wefentlic^fie |)lnberni§, bae 
Wd^er ber gntwicflung bed Sfeeaterd entgegen gett>efen 
toax, f)aite in ber firengen ©d^eibung jwifd^en Äunfi*^ unb 
aSolWmä^igem beftanben. SBurben biefe ©ci^ranfen einge^ 
riffen , tjerfd^ma^ten gebilbete IDid^ter ed nid^t , auf bie po^^ 
pulaxen (Elemente eittjuge^en, um jugleid^ bad 93olf unb 
ben feineren ©efc^madf ju befriebigen, fo xoax bie ^af)n 
betreten, auf ber allein ba6 !Drama, bie einfeitige 9lid^^ 
tung übertt)ittbenb , ju freierer Slu^bilbung gelangen f onnte. 
2)a5 aber, gegen (Snbe bed 15. Sal^r^unbert^ / ein fold^er 
©dbritt, tt>entt audb nur mit fd^wanfenbem unb unjtd^erem 
gu^, getl^an tt)urbe , unb tt>ie man auf bem einmal einge^^ 
fd^lagenen SBege üon nun an mit immer fejierem 3luf- 
treten fortfd^ritt, jeigm bie SBerfe bed 3nan bei Sncina 
unb feiner Stad^folger. 

Juan iel ®nnna ^). 

f/3m Sa^ve 1492 — ^ei^t e« im Catalogo real de 
Espana *) — fingen bie ©efettfc^aften an, öffentli^ 6o^ 

*) Nicolas Antonio, Bibliotheca Hispana nova. — Sarmiento, 
Memorias. — Moratin, Origenes del teatro espafiol. 

') Catalogo real y genealogico de Espaiia por Rodrigo 
Mendes de Suva. Madrid, 1656. 4. fol. ISl. 



— 147 - 

mobien t)on 3uan bei Surina barjujietten, einem Djd^tet 
t)on großer Slnmut^, ©c^erjl^aftigfeit unb Unterl^aUungd^ 
gäbe/' — hiermit fiimmt uberein, wad Slguflin be Sloja^ 
in feinem noä) oft ju ewä^nenben, für bie ©efd^id^te be6 
jVanifd^en 2;^eaterö wichtigen SBerfe fagt s): ^3it bem^ 
felben Sanbe, tpo bie ßomöbie am weiteften gebiel^en i^, 
bat man bod^ i^ren ©ebraud^ am fpdtefien fennen gelernt, 
namlic^ in unferm Spanien. 3)enn in jener gludfUd^en 
3eit; aU ba^ glorreid^e ^ömgöipaar , Don gernanbo unb 
Sfabette, bie S?ertreibung ber SKoriafen aud ©ranaba 'ooU 
lenbete, begann bie 3nqaijttion unb jugleid^ unfere So^ 
möbie. 3«an be la ßnrina *), jener auögejeid^nete 2)ic6* 
ter, war ber Srjie, ber ju einer fo fc^önen JRei^enfotge 
ben Slnfang machte» SBir l^aben brei ßflogen t)on il^m, 
bie er felbft t)or bem Slbmird nnb ber |)erjogin ioon (Sa^ 
jHlien nnb t)on 3nfantabo barfteßte ; biefe waren bie er^ 
jienj unb ju bejio me^r 9iul^m für ilbn unb für unfere 
ßomobie , würbe in benfelben S^agen , wo ßoton ben 9lei(^^ 
tl^um 3nbiend unb bie neue SBelt entbecfte , unb ber gro^e 
gelb^err bad Äönigreic^ Stteapel ju unterwerfen begann, 
auc^ ber ©ebraud^ ber Somobie entbedft, bamit Sitte an* 
geft)ornt würben, gute, l^eroifc^c unb auögejeic^nete |)anb^ 
lungen ju ioottbringen , inbem jie S^^aten fo großer Sölanner 
bargeftettt falj)en'' u. f. W- 

*) Viage entretenido de Agustin de Rosas. Madrid, 1603. 
Loa de la Comedia. 

*) ^er 9lame koirb halt fo , halt del Encina gefd^rieben ; bie 
Untere Schreibart fc^cint aber bie rid^tigrre ju fein, ba fle fld^ in 
ben dlteflen 9ludgaben 9on ^ncina6 SS^erfen finbet» 

10« 



- 148 — 

!Die 3ufammenfielluug ber 3nquifition mit ber 60^ 
möbie ifi freilid^ feltfam, unb Qpamn \)atte iebeufaUd 
Urfac^e, bie leitete ©rfinbung tjorjujiel^en. 

X)ie in ber jute^t angefül^rten ©teile au^gefprod^ene 
SWeinung , al^ bilbeteti bie ©türfe be6 dncina ben erftert 
Slnfang beö f))anifc6en <Bä)au\p\M uberl^au^^t , braud^t l^ier 
nid^t wiberiegt ju werben; ber öorl^ergel^enbe Slbfc^nitt l)at 
gur ® enflge bargetl^an , in n)ie t)iel frül^ere 3^iten fic^ ber^ 
felbe verliert Slber eine neue Qpo^e beö fpanifd^en Sil^e^ 
aterö, ba^ fid^ in il^nen jnerji ju (iterarifc^er 33i(bung ju 
Qe^alkn anfing , beginnt allerbingd mit ben Dichtungen I 
be^ @ncina. !Denn e6 iji n)o^t ertaubt, auö ber S5efcl)af^ 
fenl^eit biefer unb auö bem Sluffel^en, weld^e^ fie mad^ten, 
einen Stüdtfti^Iu^ auf jene altern ©d^aufpiele ju tl^un. ^ier^ 
nad^ muffen bie !Darjiellungen , bie bi^f^er in ben Äird^en 
unb auf ben ©trafen baö 9Solf erbaut ober ergoßt l^atten, 
t)on ganj geringem poetifd^em ®ebalt gewjefen fein 5 n)a6 
aber i>on einjelnen 2)id^tem jur Slufu^rung bei ^offeften 
in bramatifdber gorm tjerfa^t n)orben war, l^atte tjöllig 
ifolirt bageftanben. @ncina*^ ©tüdfe bagegen waren bie 
erfien, weld^c ba^ SSolf^mdfigc burd^ poetifd^e ßuttur ju 
ioerebeln fud^ten, unb jum Sntftel^en eined 2;^eater6, bad 
^o!|)ularität mit l^öl^eren Slnforberungen tjereinigte, ben 
Slnjiot gabem 3)ie 3^^^ '^ welcher biefe Slnregung ©tatt 
fanb, fällt — worauf auc^ Stojaö ^inweiji — auf merf- 
Wörbige SBeife mit ber ^eriobe jufammen, in weld^er bie 
fpanifd^e 5!Konard^ie il^ren erften mäd^tigen Sluffd^wung 
na^m. Slber ba^ !X)rama follte mit bem ®taat nic^t glei^ 
ä)en ©d^ritt lialtenj ba^ 16, Sal^rl^unbert, bie ©lanj^ 
^)eriobe ber f^janifc^en ^aä)t, ioerging, bet)or e^ ju feiner 



- 149 - 

ftöc^fien SBIüt^e gelangte, unb erji aW bie politifc^e ®rö^e 
gpaniend In aSerfatt geriet^, erf)ob ftdb fein 3;^eater gu 
einem @(anj unb 9teic^tf)um , ber eine tf)ei(tt)eife |)err^ 
fc^aft über alle europäifc^en 33ii^nen übte. 

Doc^ feieren n)ir auf ben SKann jururf, ber aW ber 
erfie f^)anifii)e iTiramatifer t)on einiger SSebeutung ju nen^ 
nen ift, n)enn gleici^ ftc^ t)on ben eigentlichen SSorjngen 
feiner 9?ad^fo(ger no(S) wenig in feinen Sffierfen anfünbigt, 
3uan bei (Sncina n)ar nin 1469 in ©alamanca ober befien 
Wad^barfd^aft geboren unb üollenbete feine ©tubien in eben 
biefer Stabt. @r fant fröl^ in bie naivere Umgebung be6 
|)ofed unb f)atte jid^ befonberö ber @unfl be^ Don gabrique 
be S^otebo, erften »^erjog^ t)on Sflba, ju erfreuen, ©ein pot^ 
tifd^ed 3!a(ent mu^ fid^ frül) entwidfelt f^aben, benn fc^on 1492, 
alfo ungefähr 24 3a^re alt, fünbigte er eine Sfu^gabe feiner 
gefammelten SBerfe an. 2)iefe erfc^ien 1496 ju ©alamanca 
unb 1501 bebeutenb t)ermel6rt ju Seioitta *"). !^ie brei erfien 
S:^ei(e berfetben entl^alten ?ieber im fpanifc^en Sttationaljl^I 
unb eine fel^r jierlid^e Umbilbung ber ^flogen be^ SSirgif, 
ben tjierten aber füllt eine SReil^e t)on SBerfud^en in brama* 
tifd^er gorm ^^). Diefe fleinen ®tüäe \)atU Sncina in 

«a) Cancionero de todas las obras de Juan del Encina. 
En Salamanca SO de JuQio 1496, fol., gotl^ifd^e Settern. Sevilla, 
Juanes de Pegnicer y Magno Herbst (^egnt^ei: unb ^nh^, jloet 
^tut\ä}i), 1501. — ©Rötere Slu^gaben jinb: Burgos, 1505. — Sala- 
manca, Hans Gysser, 1509. — Zaragoza, 1512 unb 1516. 

•b) <J)ie 3:itel biefer @tüde jinb folgenbe: 
* 1. Egloga representada en la noche de la Navidad de nue- 
stro Salvador. 8. Egloga representada en la misma noche de 
Navidad. 3. Representacion & la muy bendita pasion y muerte 



^ 150 — 

bcn 3a]&ren 1492 M 1498 »erfaßt, um fie an geiertagen 
unb bei fonfÜgen feftlid^en ©elcgenl^eiten t?or feinen @6n^ 
nern , bem |)erjog unb ber ^erjogin »on Sllba , bem Don 
gabrique (Snriquej, Slbmiral t)on (Saftitten, 2)on Sfliflo 
8o^>c bc SRenboja, |)erjog t)on 3iifantabo, unb bem ^rinjen 
Don 3uan batfletten ju laffen. 

98on feinen fpätem ©d^irffalen tt)eif man, ba^ er 
eine 3eit lang in 9lom lebte unb l^ier im 3o^re 1514 eine 
garce Placida e Vitoriano brucfen lie§, bie f^^äter t)on 
ber Snquijttion t^erboten tijurbe unb f^)urlod t)erfd^n)unben 
ju fein fc^eint (Sndna foK auögejeid^nete Äenntniffe in 
ber SKujlf befejfen ^aUw unb »on Seo X. jum Director 
ber ^)ä^)f}lic^en Sapelle ernannt n>orben fein. 3m 3at)re 
1519 begleitete er einen SRarqueö t)on S^arifa auf feiner 
aieife in'^ gelobte Sanb unb befang jugleid^ biefe ^ilger^ 
fal^rt in einem ©ebid^t, bad er 1521 unter bem Jitet 
Tribagia ju 9lom ^erau^gab. gr n^ar inin^ifd^en ^viejier 
gett)orben , unb wol^l fd^ön ftufenwoeife gn l^ol^ern geiftlid^en 
SBürbcn emporgefliegen , al6 er für feine SSerbienfte mit 
bem ^riorat ^or\ ?eor\ belol^nt würbe unb in bief^^r (Sigen^ 

de Duestro Redentor. 4. RepresentacifQ & la santisima resur- 
reccion de Chsto 5. figloga representada en la noche 
postrera de carnal. 6 Egioga representada en la mesma noche 
de antruejo 6 carnestollendas. 7. Egloga representMa en re^ 
cuesta de unos ante res. 8. Bgloga representada por las mes- 
mas personas que en la de arriba van introducidas 9. Aueto 
del Repelon. 9. Representacion por Juan del Encfna ante el 
muy eeclarecido principe D. Juan. tO. C^gloga trovada por 
Juan del Enoina, en la cual se introducen tres pastores, Fileno, 
Zambardo e Oardenio. 11. Egloga trovada por Juan del En^ 
cina representada \a aocbe de Navidad. 



- 151 - 

fc^aft. nac^ Spanien äurudffe^rte* @r ftarb Im 3a^re 1534 
ju ©alamanca, unb Hegt in ber (^atffeixak bafelbfi be^ 
graben. 

!Die Keinen bialogiflrten @tu(fe im Cancionero bed 
(Sncina ftnb nid^t d^ronotogifcfi georbnet, allein abgefeften 
»on manchen 3ln|>ielungen auf 3«tumftanbe, auö benen 
ftd) biöweifen auf bie ^dt t^rer (Sntjie^ung fd^liejen läjßt, 
f)alt e6 nictit fd^mer, an il^rer innem Sefd&affen^eit bie 
frül^ern t»on ben fpätern ju unterfdbeiben. Die einfache 
©efprad^dform o^ne afle^ bramatifd^e^ Sntereffe tä^t leidet 
bie ätteflen erfennen, tt)al^renb bie \paUxn in 3)ar|ielfung 
einer fortfdbreitenben ^anblung unb in einer gett)ifien 3ln^ 
anciruug ber 6f)araftere ftd^ mel^r unb mel^r bem Drama 
im eigentUd^en ©inne naf)ern. 

9lad^ biefen Äennjeid^en fc^einen bie ßflogen auf bie 
®eburt be^ (Srlöferö bie frü^ejien ju fein. Sie tt)urben 
am aaSeil^nac^töabenb in ben ^attaflen ber oben erwähnten 
®ro^en aufgeführt, unb man f)at feinen ®runb, bie Sin*? 
gäbe be^ Catalogo real, ber bie erfle biefer Darfiellungen 
in*^ 3af)r 1492 fe^t, ju bejtt>eifeln ^). 



') ^uf jeben SaU tfl e6 irrtd, xotnn S'lafarre, Sultan unb Sam« 
\p\Uai angeben, fd^on jur Setmdl^Iungdfetev Setbinanb'd unb ber 3fa* 
beUe fei ein ®tücf »on ©ndna aufgefül^tt toorben. JDenn toenn, 
tt>{e oben bemerft n>urbe, fd^on übevl^au^t §u begtoeifelu ifl, bag bei 
biefer ©elegenl^eit eine bramatifd()e JBorflenung &ait gefunben l^abe, 
fo !ann man aui ber Tribagia be6 ^nctna beioeifen, bafi ein ^iM 
»on iijm um jene äeit nidjt »erlauben fein fonnte; benn iier fagt 
er. er fei im grülfiting 1519 fünfjig 3abre alt getoefen ; er muß alfo 
um'« 3a^r 1469, aU jene SSermä^Iung Statt fanb, geboren toorben 
fein. 



- 152 — 

2){e gorm beö |)irten9ebi*t^, in ber l^ier bad !t)rama 
auftritt, fann ni^t jufanig genannt mvbcn. gie n^ar 
ntd^t etn)a, n)ie man be^au^Jtet f|at, burc^ bie <Bixop})m 
t)on 5(Kingo SRebuIgo ober burd^ bie aSirgil'fd^en (Sflogen, 
bie gncina überfe&t lyatte, t)€ranla^t, fonbern bur^ eine 
aieil^e af|n(ic6er, nur untJoUfommnerer I:arftettungen be^ 
bingt; burd^ bie feit lange bie ßl^nftnad^t in ben ^rd^en 
gefeiert n)orben n)ar. 9Jian erinnere fi^, ba^ fd^on in ber 
frubeften d^rifilic^en 3rit ber ^^mnu^ Gloria in excelsis 
Deo anti^)l)onifd^ gefungen, unb baf nadb bem beftimmten 
3eugni^ ber Siete partidas eben biefer ®ru5 ber (Sngel 
an bie ^irten in @^)anien fd^on im 13. S^^rl^unbert bra^ 
matifd^ bargefteHt ju n)erben pflegte. 

!Die erfte SHoge @nriua'^, ber Ueberfd^rift nad^ in ber 
SBeil)nac^tdnad^t aufgefül^rt, ifi ein einfad^e^ ®ei>räcft 
jn>ifd^en jn)ei ©c^afern, o^ne naf)ern Sejug auf ben @e^ 
genftanb be^ Sefie^^ öI^ ba^ einer ber beiben |)irten ber 
|)erjogin (t)cn Slba) im Slamen be^ !Did[;ter^ dnige 
(5troj)f)en auf ba« S^rififinb überreizt, — Sttva^ me^r 
geben fd^on l^at ba^ jVüeite ©tudf. ffiier |)irten C^elc^e 
bie 9iamen ber t)ier @t?angeliften fül^ren) f^^rec^en gegen 
einanber il^re greube über bie tjerfünbigte (Seburi be^ 
|)dlanbeö auö, unb eilen jur Ärijj^je, inbem fie im Slbgel^en 
einen Villaucico fingen. !Diefe Sicbc^en, mit benen Sndna 
unb nod^ einige fpdtere !Dic^ter nieijiend. i^re ©tiidfe fdblie^ 
^en, jeigen üornamlidb , tt)ie bie fird^id^en ©ebräuc^e bei 
ber Sntn)idfelung be^ !Drama'6 mittt)irften j benn ba^ 9lb^ 
jlngen t)on bergtrid^en VillaDcicos bur^ bie ©acrijiane 
unb Slfolutl^en tt>ax feit lange bei üerfdbiebnen tieften ii\ 
ben ^ird^en ublid^ gewefen. 



— 153 — 

2Bie fc^n)ad^ biefe SInfange M Drama*^ anä) ex^6}eu 
nett; wenn man ba6 eigentlid^ !l)ramatif^e in il^nen pxü% 
fo erfreuen fie bod) burc^ einjetne 3ftge öon ?lnmntf|, 3lau 
M&t unb @eiji unb burc^ ben äu^erfi Ijarmonffd^en nnb 
pfejenben 93er6, ber ft* ol^ne S^^ng tn hmfitid^ geform- 
ten ©tropf)en bewegt. 9Kan fann fic^ wunbern, baf ber 
!D{(6ter nic^t bie bem !l)ia(og fo überaus jufagenbe 3io^ 
manjenform t)orgejogen ; allein er l^anbelte l^ierin inUeber^ 
einjiimmnng mit ben ^nfibici^tern feiner 3^it, bie .auf 
bie ©efdbicflid^feit ftolj waren, mit ber jte fc^wierigere 
SSerdformen ju l^anbl^aben wußten. 

Der SSeifall, mit bem öncina feine erften aSerfuc^e 
aufgenommen fal^, ermunterte il^n, äl)nlidf)e fleine !Dramen 
audö für anbere religiofe %eiU ju fd^reiben. ©o finben 
flc^ in feinem Canciouero jwei, bie i^ermut^Iid^ wal^renb 
ber l&eiligen Sffiod^e im Dratorium be^ Slba'fdjen ^allafte^ 
bargeflettt würben. S3eibe ftnb jwar noc^ t)on fel^r bürf- 
tiger |)aubhtng, geigen ab.er gegen bie frühem bod^ fc^on 
einen gortfc^ritt. 2)ie ^a\)l ber JRebenben ift »ermel^rt 
unb nic^t mebr auf blofe ^irten befd^ranft. 3^ bem 
einen treten juerfl jwei Sremitcn auf; fie ftnb auf bem 
aSege jum l)eifigen ®rabe unb brüdfen i^re S^rauer über 
ben Zoi M |)erren in SBorten t?oD( tiefer (§m^)ftnbung auö. 
3u i^nen gefeilt jtd^ bie aSeronicaunb ftimmt in i^re Äla* 
gen ein. Slm ®rabe angelangt, fnien alle brei betenb 
nieber unb jule^t erfd^eint ein Sngel, ber bie nal^e Stufer^ 
fiel^ung tjerfünbigt. — ©el^r ä^nlid^ ifi ia^ anbere (Btüd, 
in bem 3ofep]^, SKagbatena, mel^rere %po\Ul unb ein ßn- 
gel am leeren ®rabe bie 3tufcrftel)ung feien;. 

(Sndna blieb nid^ bei biefen religiöfen 6omj)ojttiouen 



^ 



- 154 - 

ftcl^ftt} er tt)ottte jugteid^ ba« erfic S3eift)iel geben, \ok 
au<S) öerfdbiebne anbete SJorwürfe mit einiger literarifd^er 
SBürbe bramatifd^ tel^anbett tt)erben fonnten. ©o finbet 
ftd& in feinem Cancionero eine 6arnet)aWj)0jfe, bie »iel 
Sle^nlid^feit mit ben fpdter fogenannten Entremeses l^atj 
»ier ^Irten feiern bie gafinac^t bnrd^ einen ®d^mau6 unb 
nelymen gartlic^en Äbfd^ieb t)on ben ©enöjfen, bie il^nen 
nun fo lange t)erfagt fein fotten. Qin jtt)eiteö, gleid^faßd 
jur ßarnetjal^jeit anfgefül^rte^ @tö(f feiert einen grieben 
mit granfreid^j e^ muf entweber ber im 3a^re 1493 mit 
Äarf VIII., ober ber 1498 mit gubwigXII. gefc^loffene fein. 

SWel^r bramatifc^e (Srftnbung unb bejfere SBal^I be^ 
©egenjianbe^ ftnbet fid^ in jtt)ei SHogen, bie jufammen 
al^ ein ©anje^ anjufefeen unb unPreitig aud& unmittelbar 
]()inter einanber aufgeführt tt)orben flnb. 6ie bilben ein 
Keine* ?iebe*brama t>ott ©rajie unb ßebenbigfeit. SBefon* 
ber* interejfant ift eö, l^ier fd^on mel^rere Sigentl&umlid^* 
feiten be* fpatern fpanifd^en ®d&auf^)iel* im Äeim ju 
entbecfenj baf)tn gel^oren ber in ba* ©tüdf eingelegte 3;anj, 
bie SBerHeibung be* @*cubero in |)irten^ unb ber .^irten 
in |)oftradbt, bie ®p&^c be* SKingo , bie fel)r benen ber 
spätem ©radofo* äl^neln u. f» n). 

!Da* Auto del Repelon ift ein lufHger ©d^tt>anf, in 
bem ein 5ßaar einfältige ^irten üon ©tubenten gefoppt 
werben, unb ^at burc^au* feine 9Sertt)anbtfd&aft mit ben 
©tüdfen, benen man fpater biefen tarnen beilegte. Üia* 
SBort fd^eint alfo bamal* nur bie SBebeutung »on Slct ober 
bramatifdber ^anblung im Äßgemeinen gehabt ju l^aben. 

Unter ben übrigen ©tüdfen be* Sncina mag nod& bie 
(SHoge Fileno y Zainbardo erwähnt werben, in ber ftc^ 



- 155 -^ 

ein ung(ürfH(^ giebenber aii6 9Serjtt)eifIung umbringt. Sie 
unterf(f)eibet jlc^ t)on bert anbcrn, auf er burc^ ben tragi* 
fd^en Slu^gang, avaij burd^ bic Versos de arte mayor, 
in benen jte burcl)gängtg gefc^rieben iji, 

Den ©(ftluf bed fiieberbud^^ mad^t eine i>ox bem 
^njen !Don 3uan, »ieUeid^t bei beffen 93erm&^tung 1496 
bargefleUte (SHoge, vdo^I bad geinfte unb SBottenbetfie, n)ad 
ber SDid^ter gefc^riebcn. |)ier tt?irb gar fd^on ein @ott ber 
aM^tl)oIogie unter ben l^anbefnben ^crfonen öorgefül^rt. 
Durd^ baö ®elbftgeft)rad(); in bem Stmor feine SKad^t fc^it^ 
bert; unb burd^ nod^ einige anbere ©teufen tt)irb man un* 
tt>ittfü^rlidf) an ben SIminta be6 S^ajfo erinnert. 

SBenn unö bie %axce Placida y Vitoriano, bie fpatefie 
bramatifd^e 2)ic^tung be6 @ncina, bie t)on bem SSerfaffer be^ 
Dialogo de las lengiias alten feineu übrigen Sßerfcn t?or* 
gejogen n)irb, erf)a(ten xoaxt, fo n)ürben n)ir ben SDid^ter 
ttjal^rfd^einlid) auf einer l^öl^ern Stufe ber Slu^bilbung fe^en, 
afö in ben bi^l^er ern)af|nten bilden, 3)iefe fuib 3»and^en fo 
geringfügig erfdt^ienen, baf fie il^rer in ibren Siteraturge* 
fc^id^ten faum ©rn^abnung getban böbenj tt)effen S3Iidf 
aber gewol^nt ifi, in ber ^nfigefdbidbte bie 5ßeriobe bed 
SKerben^ unb ber erften (Sntfaltung mit befonberem 3ntereffe 
ju betrad^ten, ber n)irb biefe ®eringfdbdftung nic^t tl^eilem 
SBie e^ überaH anjiebenb ift, aufftrebenbe ©eifter in erfi 
|u fd^affenben formen naä) SRitteln M Sluöbmdfd ringen 
JU feigen; tt)ie bie fdblid^ten Silber ber alt^toöcanifd^en unb 
cotnifd^en SKalerfd^uIe, tro$ beö Steifen unb Sdfigen ber gorm, 
bem Äunfifreunb m^br ®enuf unb 93ele^rung gett)df)ren 
M mandbe tec^nifd^ t)o(renbete ?(rbeit fpaterer formgeübter 
SReifter; fp barf man auc6 für (Sncina unb feine ndd^fien 



j 



— 156 — 

9?ad^fofgcr mel^r Suterejfe in ?lnfprud^ nel^tnen, ald für 
manä)€n fpätern 2)id^ter, ber jlc^ in l^ergebrac^ter SBeife 
auf einmal getretncr SBa^n fortben)egte. !l)enn biefc Sln^ 
fange bed f^janifd^en Si^eater^ finb jenen Silbern ju t)er- 
flleid^en, bie un^ im ßam^o ©anto unb in ben Ufigien, 
in ben porentinifd^en nnb cölnifd^en Äird^en entjürfen, unb 
fief)en an Slaiüetat unb füßer Slnmnt^ ben 2Berfen be^ 
Oiotto, giefole unb SWeijier SBil^elm nid^t nac^, 

La Celestina, tragicomedia de Calisto y Melibea, 
ifl ber a;itel eine^ Suc^e6, ba6 im 3a^re 1500 ju ©ala^^ 
manca erfd^ien unb lange ju ben berul^mteflen ber fpani* 
fd^en Literatur geleert ^at 2)iefe6 feltfame, l^alb bem 
iDrama, l^alb bem Stoman angel^orenbe ^robuct rül^rt t)on 
jwei 33erfajfern \)ex. Xex 9lame beö örften, bem bie 
©ruubibee beö ®anjen anjugel&oren fd^eint, ber aber in ber 
Slu^fü^rung nur einen ?lct tjollenbete, läßt fid^ nid^t mit 
35ejiimmtf)eit angeben. Einige nennen benSuan beSÄena, 
Slnbere ben Slobrigo Sota, unb fe^en bemnac^ bie Stbfaf- 
fung be6 erttjäl^nten 3(ctö in bie 3eit 3ol^ann'6 IL, ober, 
n>enn mit Sota ber SSerfaffer be6 SKingo SRebulgo gemeint 
iji, ^einrid^'^ IV. j ber ®^)rac^e nac6 ju urt^eilen aber 
fd^eint biefelbe t)ielmel^r gegen baö @nbe beö 15. 3a^r^ 
l^unbertö ju fallen unb nid^t t)iel alter ju fein, afö bie 
gortfe^ung, bie t)on einem SBaccalaureud gernanbo be !Ro^ 
ja^ l)exxü\)xt !Diefer fügte ju bem erften nod^ jwanjig 
anbere ?(cte unb gab ba^ @anje in ben Drudf. 2)ad SBerf 
^purbe mit ungeheuer m SSeifaH aufgenommen, toie bie jal^l- 



- 155 -^ 

ein unglü(fli(^ gfebenber a\\^ 9Serjtt)eifIiinfl umbringt Sie 
unterf(f)eibet jld^ t)on bert anbern , auf er burc^ ben tragi* 
fd^en Slu^gang, aud6 burd^ bic Versos de arte mayor, 
in benen jte burdjgSngtg gefc^rieben ifi, 

!Den ®c^(uf beö ?ieberbud^$ mad^t eine i>ox bem 
^njen !Don 3nan, t^ieUeid^t bei beffen 93erm&^(ung 1496 
bargeftettte @Hoge, \t>of)l ba^ geinfte unb SSottenbetfle, wad 
ber !l)id^ter gefc^rieben. |)ier tt?irb gar fd^on ein ®ott ber 
aM^tl)o(ogie unter ben l^anbelnben ^erfonen t)orgefül)rt. 
Durd^ baö @e(bftgeft)rad(), in beut Stmor feine SWad^t fcfjil^ 
bert, unb burd^ nod^ einige anbere ©teufen ttjirb man un* 
tt>ittfü^rlid^ an ben SIminta beö S^affo erinnert. 

SBenn und bie garce Placida y Vitoriano, bie fpatefie / 
bramatlfd^e 2)ic^tung be6 @ncina, bie tjon bem SSerfajfer be^ 
Dialogo de las lenguas allen feinen übrigen Sßerfen i?or* 
gejogen tt)irb, erf)alten tt)are, fo tt)ürben toix ben SDid^ter 
ttjal^rfd^einlid) auf einer l^öl^ern Stufe ber Sluöbilbung fe^en, 
afö in ben bi^^er ern)at|nten gtftdfen. !X)iefe ftnb SRand^en fo 
geringfügig erfd^ienen, baf jte it^rer in ibren ßiteraturge* 
fddid^ten faum (5rn)abnung getban b^benj tt>effen Slirf 
aber gewoljnt ifi, in ber ^unfigefdbidbte bie 5ßeriobe M 
Söerben^ unb ber erften Entfaltung mit befonberem 3ntereffe 
gu betrad^ten, ber wirb bicfe ®eringfdf)aftung nid^t tl^eilem 
aBie eö überall anjiebenb ift, aufftrebenbe ©eijier in erfi 
|u fd^affenben formen nad^ ÜKitteln be^ Sluöbrudf« ringen 
ju feigen; n)te bie fdblid^ten Silber ber alt^toöcanifd^en unb 
cölnifd^en 5Kalerfdf)ule, tro$ be« Steifen unb ßdfigen ber gorm, 
bem Äunftfreunb m^br ®enuf unb 33elef|rung getoa^ren 
afö mandbe tec^nifd^ tjoffenbete ?(rbeit fpaterer formgeübter 
3Weifter5 fp barf man auc6 für (Sncina unb feine ndd^fien 



— 158 — 

mad^en, ia^ fie bie SBorbilber t>ieler Dramatifer be^ 16» 
3al|t]^.uttbertö würben. 

!Der SSerfud^ , einen genauen ?l6ri^ tjon ber ^anblung 
unb ©cenenfolge be« ©turf^ ju geben, fönnte bie "iWu^e, 
We er machen würbe, faum belol^nen. 3)enn wa^ ben 
SBertl^ unb Steij be^ SBerK au^mad^t, bie Seic^tigfeit unb 
9?atürlid^feit be^ !l)iaIogd, bie in ntarfigen ©trid^en au6^ 
geführte 3^id)nung ber Oeftalten, tä^t jtd^ in einem 3tud* 
gug nid)t wiebergeben j bie ©runblage ber ^anblung aber 
ifi äu^erft einfadfe. ßalifto, ein Süngling öon \)ornef)mer 
|)erfunft, l^at eine fieftige Seibenf^aft für bie fd^öne üWe* 
libea gefaxt, fann aber nic^t jum 3^ f^i^^t SBünfd^e ge- 
langen. @r wenbet jld^ an eine liftige Unter^anblerin. 
Diefe, bie ßelefiina, welche bem ©tüdfe ben 9lamen gibt, 
bietet 2IHe^ auf, um il^m ju jartlic^en 3«fflntmenfünften 
mit ber ©eliebten ju t>er]^e(fen. !Durc^ ?iebe^tränfe unb 
3aubereien, burd^ 9lanfe unb kniffe aller SJrt gelingt e^ 
i^r enblid^ , ba^ .^erj ber ©c^onen ju betboren. SBäl^renb 
(Salifto in ben Slrmen 9Relibea*^ rul)t, ergoßen fic^ 
feine 2)iener im |)aufe ber ßelejiina auf i^re Sfrtj aber 
l^ier entfielt ^ant , bie alte Äup^)lerin Wirb umgebracht, 
bie 3ufiij fommt l^erbei, t>ert)aftet bie S^^äter unb t>erur* 
t^eitt jie jum ©algem Die faubere ©enoffenfd^aft ber &x^ 
morbeten fd^wort nun , bie S;^at ber Diener audb an bem 
|)erren ju räd^en. Die giebenben, beren Seibenfd^aft feit 
ber erfien 3ufammenfunft nur gefiiegen iji, feiern eben 
eine fd^öne ©tunbe, afö fie eine ©d^aar t)on SBütl^enben 
l^eranbringen feigen, wel^e ba^ ^au6 ju jiurmen brol^t. 
@aIif}o, ber ftc^ bem Slngrif entgegenfteUt , finbet atöbalb 
feinen Zob. SWelibea, i)ott ©c^merj unb aSerjWeijIuug, 



~ 159 — 

befc^Ue^t, bem ©etiebten ju folgert, erfteigt ble ®j)ifte 
eiltet 2;i^urm^ , bef ennt ben (Altern iijxen ^Mtxiii , crjal^It 
i^nen ben S^ob be^ ©eliebten unb ftörjt ft^ tjon ber |)6l>e 

^ntoxen, bie einen fold^en ^lan entn)erfen unb i^n 
tro^ [einer äfrmfeligfeit burd^ einunbjwanjig Stete fort^^ 
fpinnen fonnten, tt)irb man tt)^ber @rfinbungögabe, no(S) 
gro^e^ Salent jur bramatifc^en @onH)ofttton jugefiel^ett 
Knntem Ueberl^aupt fann ber poetifd^e SBertl^ M ©töff* 
nid^t eben l^od^ angefcölagen tperbem ?lber au^ bem 
©anjen fpric^t ein feltene^ !l)arftettung^ta(ent } bie SJer* 
fel^rt^eiten unb gädf|erlid^feiten be^ gebend flnb barin mit 
großer 2Ba]^rf)eit unb Saune jur Sd^au gefteHt, bie ßj^a- 
raftere jtvar nur nad^ ber gemeinen SHatur coipirt, aber 
mit flcfterer ^anb gejeid^net unb fd^arf t)on einanber ge* 
[trieben; bie ©prad^e ber ?iebenben tDirb mitunter t)on 
geuer unb geibenfd^aft belebt, unb bie geid^tigfeit beö 35ia* 
logg, , bem e^ aud^ an ^)oet(fd^em ©d^mudf nic^t ganjlid^ 
fe^It, ift jum S^feeil unübertrepd^» ®anj ioorjüglic^ aber 
gebül)rt ber treuen unb lebenioollen ©dbilberung ber na* 
tionalen ©itten Slnerf ennung , unb biefe, im SSerein mit 
ben angebeuteten SSorjögeU; Qett>ai)xi fotd^e Sefriebigung, 
ba^ man ftettetttt)eife baö SDürre , ja 2Bibertt)artige ber ju 
©runbe liegenben ©efd^id^tc ganj »ergibt. 3n aßen ben 
erwal^nten ©genfd^aften ftnb ble ja^treid^en Slac^al^mungen, 
tt)elc^e bie Seleftina ^eröorrief , weit l^inter i^rem SSorbitbe 
jurüdfgeblieben ; unb man fann gtpeifeln, ob ber gro^e 
iope be aSega , ber jie bei feiner 3)orotl)ea jum ^ SKujier 
na^m, fie in allen ©tüdferv erreid^t l^at 

SBoHte bad fj)anifd^e 3)rama einen ^ol^eren Sluffc^wung 



- 160 — 

nelömen, fo mu^te ed frcilid^ ganjlid^ an^ ber \>on beit 
9Serfajfern ber 6e(eftinit betretenen 33abn J^erau^gel^en. (Sd 
mu^te fldj erft in We Siegion ber wal^ren X^id^tung anf^ 
fd^tpingen , @ntn)urf unb ®efta(tung eine^ braniatifcf)en 
Sßlan^ lernen, unb ber ^-ßrofa bie Qpxa^e ber ^oefie [üb- 
jiitiiiren, 2)ejfen unerac^tet iji unöerfennbar, bap biefed un^ 
förmlid&e ©d^aufpiel ein njefentlic^e^ gorberung^mittel ge^ 
tt)efen ift, ba^ fpanifc^e 35rama über bie erften ©tabien 
ber ^nbl^eit ^inauöjubringeu. glup unb gebenbigfeit be6 
^)rofaifc^en 2)iaIogd, treue ©ittenmalerei , frifc^ aud bem 
geben aufgegriffene ßl^arafterifiif , baö Sltteö fonnten bie 
Jlfeeaterbid^ter beö 16. Sa^rl^unbertd l^iet lernen» 3n ©n^ 
jell^eiten l)at ftd^ bie SBirfung ber ßeiejitna fogar nod^ 
ttjeiter erftrecft; unb ed ift interejfant, ju feigen, voie »er^ 
fd^iebene (§tgentf)umlid^feiten ber au^gebilbcten f^janifd^en 
ßomobie [xä) ^ier fc^on anfünbigen. ®o ifi ©empronio, 
ber fdbtaue unb rebfelige !l)iener be^ 6alifto, ein rol^eö 
SSorbilb ber f^jciter fo t)ielfad^ tjorfontmenben a^nlid^en ^U 
guren. ©o ^aben tt)ir in bem Umfianbe, ba§ bie leiben^ 
fd^aftltd&e unb romantifc^e Siebfc^aft jtrifd^en Galifto unb 
SWetibea unter bem bienenben ^erfonal in einer in'^ Slieb- 
rige ^erabgejogenen Sffieife n)ieber^olt wirb , ein auf ber 
f^jatern 53üf|ne beinaf^e fte^enb geworbene^ ÜKotit). 



mi VxctnU «). 

Sin portugiejtfd^er SDid^ter, ber aber aud^ in ber ©e^* 
^^iä)U be^ f^anifcften Sl^eaterö nic^t untmal)nt bleiben 

•) Barbosa MachadO'Bibl. LusU. fQanh II. <S. 383 ff. 



- 161 - 

Darf; »eil er nic^t blo^ burd^ feine junac^ft für Portugal 
beftimmten ©d^aufpiele auf We entfte^eube fi^unfi bed be^ 
nac^barten ßanbeö eingewirft f)at, fonOeru and) burd^ ei* 
nige in caftilianifd^er ©prad^e gefcöriebene nodb unmitteU 
barer in unfer ®ebiet gehört — @il QSicente n)arb in ber 
jweiten |)Älfte bed 15. Sa^r^unbertö geboren; genauer 
wirb bie ^cit nic^t beftimmt , unb auc^ über ben Ort feiner 
Oeburt »ed^feln bie Slngaben; maxi nennt balb ©uima:^ 
raen^, balb S3arcello^, balb Siffabon lO). gr n>ar »on 
vornehmer gamile unb tt)ibmete ftc^ nac^ bem SBunfd^e 
feiner @hern bem ©tubium ber JJtec^te. Slflein fein un* 
wiberfte^lidt)er |)ang jur 2)ic^rtunft fonnte nid^t el)er 35e* 
friebigung finben, biö er bie trodtne aßijfenfd^aft aufge* 
geben unb ficb ganj ben SWufen gewibmet batte» ©ein 
erfteö 2;^eaterftüdf würbe am 6. 3uni 1502 am .^ofe @ma- 
uuer^ beö ©ro^en aufgeführt 66 n>ar jum ©eburtöfefte 
bed 3nfanten bejiimmt; ber nad^^er atö 3o^ann III. ben 
Ji^ron beftieg, unb ber SSeifaü, mit bem e^ aufgenommen 
würbe, ermunterte ben !l)id^ter, mit Sifer auf ber betre* 
tenen S3abn fortjufcftreiten. (§t brad^te nod^ unter @ma^ 
uuel »erfc^iebene ©tüdfe jur Sluffüfirung ; bie glanjenbfte 
^eriobe feiner S^^dtigfeit aber fällt in bie Slegierungöjeit 
3o^ann*ö IIL, ber fo gro^eö gefallen an ben ©d^aufpielen 
beö ajicente fanb, bap er felbft bei if)rer Darftellung SRottcn 
übernahm. Der 9iu^m be6 S)ic^ter6 tjerbreitete ftc^ auc^^ 
au^erl)alb ^^ortugalö, unb (Sra^muö t)on SRotterbam foK 
portugiejti* gelernt ^aben, blo^ um bie SBerfe be^ (Sil 
SSicente in ber Urfprad^e lefen ju fonnen. 

^0) Antuilio de Lima, Nobilario, Art. Meneses. Pedro Pch- 
yäres Paneg. do Villa da Barcellos, Cap. 16. 
@tidtp. SU. tn (S>pM I. 9$(. 11 



- 162 — 

An nähern 3ta6)v\(i)Un über bad ?cbin uub Sffiirfcn 
be« gcfeiertjien Äomiferd feiner 3^'^ W^ ^^ w«^- Ob er, 
tt>ie We meijien älteren ?uftft)ielbidbter in ©panien, jugleic^ 
S^beaterbireftor gen)efen, n)irb nic^t gemelbet; aber ba§ 
er felbji in feinen ©tüden mitgefpieU f)ai, iji gewi^ "*). 

lieber bad S^obe^ja^r bed @i( SJicente ftnben ftc^ feine 
befHmmten eingaben; n>a^rfd^ein(id^ aber ifl er balb nad^ 
1536 geftorben ^^). (gr ^interlie^ ber portugiefifdb^t Sü^ne 
in feiner S^oc^ter ^aula eine t)orjüflIi(]^e €c^aufpielerin, 
in feinem ©ol^ne ?uid einen beliebten 2)ic^ter. Xex Un- 
tere gab mä) im S^bte 1562 bie erfte Stu^gabe ber ge^ 
fammelten SBerfe feinet SBater^ ^erau^ ^^). 

") ^ie^ gf^t ouei fülflenben iüerfen feine« Seitöfnoffeii Slnr^re 

te Siefenbe ^frt>i>r: 

Cunctorum hinc acta est comoedia plausu, 
Quam Lusitana Gillo auctor et actor in aula 
Egerat ante, dicax atque inter vera facetus: 
Gillo jocis levibus doctus praestriogere mores, 
Qui si non lingua componeret omnia vulgi, 
Sed potius latia, non Graecia docta Menandrum 
Ante SU um ferret; nee tam Romana Theatra 
Plautinave sales, lepidi vel scripta TerentI 
Jacturent: tanto nam Gillo praeiret utrisque, 
Quantü illi reliquos inter, qui pulpita rore 
Oblita Coryceo digito meruoere faventem. 
IDie @i>m5bte, von ber SRefenbe ^ier f))ri(^t, ifl bie Far^a da 

Lusitania, toelc^e jur Seter Hi Infanten ^on SO'^anuel 9erfa§t unD 

im 3a^re 15dt im ^anfe tei $ortugteftf(^en ©efanbten gu Brunei 

aufgcfäi)it n)urbe. 

») IBon biefem 3al^r ifl bad leftte feiner @(^auf))iele (Floreata 

de Enganos), bie fafi f&mmtUd^ mit bem !^atum i^rer erfirn ^uf? 

it(irung t^erfe^en flnb. ^t^on 1531 l^atte er in einem, an ^önig 

3o^ann III gerid^teteu, Briefe gefagt, er fei mui visinho da morie. 
>*j Compila^ao de todaa las Obras de Gil Vicente, a quäl 



— 163 — 

aaSenn bie fpäteflen 2;^eaterfiü(fe beö ®il SBicente öud^ 
biö jfemKd^ tief {n bad 16. 3a^r^unbert ^inabfiefgen , fo jlnb 

se reparte em sinco Livros pHitieiiro suas cousas de de- 
vo^am. O segiitldn as Comedias. O terceiro as TragiCoraedias. 
O quarto as Karsas. No quinto as obras meudas. Lisboa« 
I5H2, fol. Diefe Stu^gabe ijl felbfi in Portugal ))on dugertler @eU 
tfu^eit, unb in 'I^eutfcftlonb »o^I nüt in öinem (5«m|)Ur, bem 
ber ©ottinger Uniüerfttät«--93ibriotJef, »or^anben. 9Bir geben ballet 
ein ^er^eid^nifl ber barin entliaUenen (Sd^aufviele: 

OBRAS DE DBVA^ÄO. 

1. Visita^ao. 9. Autu pastoril Castelhaoo. 3. Auto dos 
Reis Magos 4 Ante da Sibila Cassandra. 5. Auto da Fe. 
6. Auto dos quatro Tempos. 7. Auto da Mofioa Mendes. 8. 
Auto Pastori] Pot*tuguez. 9. Auto da Feira. 10. Auto da 
Alma. 11. Auto da Barca do Inferno. 18. Auto da Barca do 
Purgatorio. 13. Auto da Barca da Gloria. 14. Auto da Hi- 
storia de Deos. 15. Dialogo sobre a Resurrei9ffo. 16 Auto 
da Cananea. 17. Auto de S. Martinho. 

COMBOIAS. 

1. Comedia de Rubena. 8cena 1«- Scena S*- Sce^a 3«- i^ 
Conie'dia do Viuvo. 3. Comedia s^bre a divisa da Cidade de 
Coimbra. 

TRA6IC0MBDIAS. 

1. Dom Duardos. 2. Amadis de Gaula. 3. Nao d^amofes. 
4. Fragoa d^Amor. 5. Eihorta^ao da güerra. %. Templo 
d' Apollo. 7. Cortes de Jupitelr. 8. Serra da Estrella. 9. Tri- 
umphe do Inverno. 10. Romagem de Agglravados. 

PARKAS. 

1. Far^a de Quem tem farelos. 2. Farpa Chaiiiada Auto 
da India. 3. Far^a chamada Auto da Fama. 4. Far^a do Velho 
da Herta. 5. Far^a chamada Auto das Fadas. 6. Far^a de 
Inefc Perelra. 7. Far^a do Julz de Beira. 8. Far^a das Cl* 
ganas. 9. Farga dos Almocreves. 10. Far^a do Clefigo da 
Beira. 11. Farga chamada Auto da Lusitania. 12. Far^a dos 
Fisicos. 

11* 



- 164 — 

boc^ Wc frü^eften ermiefcncr 9Waßen in bem crften IDecen^ 
ttfum beffelben aufgeführt morben unb rcit)cn (ic^ ber ^eit 
na(f) unmittelbar bcn er jicn ©tücf en be^ Sncina an. 3)iefen 
aber finb jie an bramatifc^em Seben unb Snterejfe unenb^ 
lid^ überlegen, unb überhaupt miffen voix ))on feinem fpa^ 
nifd^en 2)iclbter, ber fo frub fo üiel Oeijl unb SJilbung mit 
fo t)iel populärer !£)arftellung^gabe ))erbunben ^ätte, um 
t)on ber S3ö^ne ^erab ju toivUn. a)ian mürbe ba^er in 
®il aSicente einen ber üorjöglidbP^Ji görberer be6 fpaui^^ 
fdb^n 2;^eaterd anerfennen muffen, wenn bie Stuffü^rung 
feiner Stöcfe aud^ in Spanien erliefen märe. Stu6 au^ 
t^entifdb^« Siac^ridb^^^ iä^t fic^ biefer S3ewei6 nic^t filieren; 
bie SBa^rfdbeinlicbfeit aber fprid^t für bie Slnna^me. ©neu 
nic^t geringen Z\)nl feiner SBerfe fc^rieb ®il Sicente auf 
fpanifc^ ; unb wenn er l^ierbei auc^ üießeidbt bie nad^fte Slbfid^t 
l^aben mochte, ber Königin Seatrij, einer fpanlfc^en ^rin^? 
jeflin, gefdHig ju fein, fo ijl bod^ ju öermut^en, ba^ biefc 
©tude il^ren 2Beg auc^ in baö Sanb gefunben l^aben mer^ 
ben , bem fie ber ©pradb«^ "<»cl^ angehörten. Denn bad 
Sebürfni^ nad^ ©c^aufpielen ^öl^erer Strt, aW bie impro^^ 
t>ifirten SSoIKfarcen tt>aren, mu^te in Spanien fe^r rege 
fein, feit bie erften Seijiungen beö ßncina bie Stnforberun^ 
gen an bergleic^en ^robuctionen gefteigert l^atten; ein 93e* 
bfirfni^, bad burd^ einl&eimifdbe Sd^riftftelter , fo öiel mir 
miffen, feine ^inreic^enbe Sefriebigung fanb, unb bodb burd^ 
bie ©c^aufpielergefeßfc^aften , bie ermiefener 3Jla^en fortbe^ 
fianben, in bejianbiger ?Iufregung erl^alten mürbe. 3Kan 
fann meiter ge^en unb nidbt unma^rfd^einlic^ finben, ba^ 

S)ie itDtite Slu^gabe ber fBtvh bed ®tl ^icente (Lisboa, 1585) 
tfl bnrc^ bie (Senfur ber 3nquifttion auf ^ jdmmerlic^fle entßeUt. 



- 165 - 

dw^ bie Jjortugtcfifd&en ©tüdfe in ©J^antett fleft)ieft n^orben 
feien, wenfgften^ in ben @ranj))rot)maen, tt)o ba^ SSer^ 
ftänbni^ ber nal) t)ertt>anbten ©>)rad^e öerbreftet war. SIU 
lein folf ten aud^ (unb tt)tr wollen ba6 eben ®efagte burd^* 
nu6 nur aI6 ffiermntl^unfl an^gefprod^en ftaben) bie bra* 
matlfcl^en SBerfe beö >)ortugieftfc^en 2)id^ter6 nie über Mc 
jVanifd^en Snlfenen gegangen fein, fo ifi bodb iljre litera^ 
rifd&e ®nn>irfung auf bie 2:i)caterbid&ter beö Sttad^barlan^ 
beö untrer! ennbar ; unb ben 3ug, auf bem biefer ©dbluf 
beruht, bie gorm^ unb (S^araftera^nlic^feit mit fpätern 
fpan'fc^en ©dhaufpielen, tragen nid^t nur bie cafiilianifd^, 
fonbern and) bie >)ortugiejtfd^ gefdbriebenen ©tödfe bed @il 
SSieente; ®runb genug, um aud^ biefe l^ier nid^t ju 
übergel^en. Uebrigen^ fei nod^ bemerft, baf unfer Slutor 
in einigen feiner I>ramen bie beiben ®^)radben abmed^felnD 
gebrandet l^at. 

9Benn tt>ir t)on ber ©ultur in ben SBerfen beö ®il 98i^ 
cente fprad^en, fo barf man bie^ freilid^ nur in relatitjem ©inne 
nel^men, b. b. im SSergleid^ ju bem , n)a6 bie altem geijilid^en 
unb tt>eUIidben 9}oIf6fd^auf))ieIe aKer aaSa^rfdbeinlid^feit nad^ 
geVDefen tt)aren. 2ln biefe fd^loffen jid^ feine Slrbeiten un* 
mittelbar an, unb jle nad^ clafTifd^en IBorbilbem regeln gu 
»oOen, fiel il^m nidbt im entfemtejien ein. Unb fo muf 
man fidb nid^t nounbern, bei i^m bisweilen Srflnbungen 
t)on fo roI)er unb abenteuerlid^er Strt anzutreffen, tt)ie nur 
immer in ben SW^jierien unb garcen beö SDWttelalterö. Stber 
n>aö bem SDid^ter an fünftlerifd^er Ueberlegung fehlte, er* 
feftte i^m jum 2:]^eil bie ungewö^nlicbe poei\\(i}e Darfiel* 
lung^gabe, burdb bie er feine ©toffe ju abeln t)ermod^te; 
felbfl bie gefdbmadflofejien feiner gompofitionen ^aben burd^ 



-^ t66 - 

Wc mi'oe Sfnmut^ ber Slu^föl^rung t^ren eignen 9let j ; unb 
bisweilen führte i^n bcr Zaft bed Oenie'« benn bodb auf 
glätte, bereu gutwerfung felbji ben 9Weiftern ber ft)äteru 
3eit ufc^t Unel^re gemad^t l^aben mflrbe. 

Sitte bfefe ©turfe flnb in gereimten Jßerfen gefd&rieben, 
meiji in »ierfüfeigen ^^rod^äen mit »erfdbiebuer 9leimorb^ 
nung, unb nid^t feiten mit gebrod^nen SBer^jeilen untere 
mifd^t. Zvo^ biefed metrifc^en 3^«nge^ bewegt ftd^ bet 
äußerfi lebenbige SDialog mit einer Seid^tigfeit unb unge^ 
tvungenen Orajie, bie \^n allein »on einem ungewö^n^ 

lidben 3!alent 3^W9«ft fl'^^* 

®il aSicente'd bramatifd^e SaSerfe fmb in »ier t)erfc6iebne 
ßlaffen getl^eilt auf und gefommenj eine Sintlb^ilung, bie 
nic^t burc^gel^enb? auf uierfbaret innerer SSerfc^ieben^eit 
ber (gtüdfe beruht unb öietteidbt nur t)on bem |)erauögcb(r 
l^errü^rt. 3)er ganjen Sammlung t>oran jiel^t bad fc^<>u 
erwähnte geflfpiel jur Oeburt bed ^rinjen Spl^ann, öom 
3a]^re t502, ein fleineö ©tfld üon ber einfac{)ften ?lrt, 
ober eigentlich nm^ ein SRonolog ^ in bem ein ,^irt bcn 
Äönig beglödwünfcfet. 2)cr 2)ic^ter fanb mit feinem ffier« 
fuc^ fo t)ielen SJeifatI, ba^ man ibn aufforberte, ?le^nlidbe$ 
audb für bie geier ber gbriftnac^t ju öerfaffen. Diefe 
SBei^nad^tdfiiidEe finben fidb in ber erfien Slbt^eitung feiner 
Scftaufpiele, tt>eld^e bie ?littod entt)alt. ®il SJicente brandete 
ben SRamen Auto, ber anfänglich jebem Scfcaui'piel beige* 
legt tt)urbe, »orjugdweife für Dramen religiofen 3n^altd, 
eine SlnwenbMng, bie jld^ fpäter nodb mefer verengen follte. 
Unter feinen 8lutod aber madben jlc^ jwei tt>efentlic^ \>ex^ 
fd^iebne Slaffen bemerfbar. Die erfie berfelben wirb öon 
«einen (^tüdfen gebilbet, bereu ßonjiruction nod^ beinahe 



• 
» 



— 167 ~ 

Don berfclben @im^)Iidtat tji tt)ie bie ber Sncina'fcfcen unb 
faft nur auö Dialogen in ib^Hifc^cr 3Ranicr mit einge* 
flod^tenen ©efangen befielet Einige t)on biefen , meift für 
bie ^cier ber 6l)riftnaci^t »erfaßten ©pielen, tt)ie bie Autos 
de la Sibila Casandra unb de los cuatro tieinpos, {{nb 
t>on unt)ergIeic6H(^er Sieblid^feit, f*Iic^t unb einfad^ im 
9?olf6ton, burc^ Junigfeit unb finblid^e grommigfeit ju 
iebem |)erjen fpred^enbj aber ba6 eigentlich Dramatifcfte 
fte^t bei il^nen allen nod^ fel^r im |)intergrunbe. !Die 
jweite Slajfe ber Sfutod bagegen befielet au0 einer Sieil^e 
aHegorifc^^religiofer iDramen t)on ber reic^fien unb bunte^ 
ften ßompofttion, @ö jinb bie6 bie ältejien nod^ t)orI)an^ 
benen (gtücfe biefer Gattung in ber portugiejifd^en fott)oW 
afö fpanifcben Literatur, aber (eine 9Sermutl)ung, bie man 
faft al6 ©ewi^^eit au^fprec^en fann) unftreitig nur Ueber^^ 
bleibfel öon einer großen äfnjalbl öon Äbnlic^en ©i)ielen, 
bie über bie ganje pt)x^n&i\i)e |)albinfel t)erbreitet waren, 
Spielen, bie freiliefe fpurloö üerfc^n>unben fmb, beren @rt* 
ftenj fidb <»ber au6 bcn, üielfac^ ^oon unö em>äl)nten, ©tel* 
len ber ®efe^e unb Soncilienfd^Iüffe folgern lÄ^t. Snbeffcn 
)d^eint ®:i SSicente ber (Srjie gen>efen ju fein, ber biefe 
©attung burd^ einen Stnflug »on ^oejie abelte unb bie 
mittelalterlid^en 2K#erien unb 5IRoralitaten in bie glaffc 
t)on ©tücfen ^inüberjuleiten anfing, bie fpdter al6 Slutod 
?in |)auptbeflanbt^eil be6 fpanifc!^en Zt^caUx^ VDurben. 

9Jon ber Oebanfentiefe unb ber Ibeiligen ©lutlb ^^^ 55^' 
geiflerung , burd^ mlä)c bie bewunbemöwert^en ?Iuto6 bed 
ßalberon aW baö 33ebeutfamfie bafiel^en, \t>a^ bie c^rifi^ 
liehe 3R^fiif ^ert)orgebrac^t t^at , barf man freiließ bei .@il 
Sßicente nid^td erwarten. Die Dogmen M fatl)olifc^en 



— 168 - 

Olaubend für 3ebermann fa^lidö barjuftellen, jitflletdö aber 
aud&; unbef^abet ber Slnbac^t, möglid^ft für bie Unterl^aU 
tunfl fdneö ^ublicumd ju forgen, tt>ax ber 3^^^*/ ^^^^ ^^^ 
er nic^t l)inaiidging. ^ux @rreicf)ung beffelben lie^ er baö 
Äomifc^e mit bem ßrnften unb erbaulidben mecbfeln, jog 
ble frbifcä^e tt)ie bie uberirbifd^e SBelt in ben Äreiö feiner 
(Dichtung unb fachte bie SJerbinbung jwifcfcen beiben burd^ 
eine jiemlici^ berbe unb b^nbfefte Slüegorie itnnlid) barju* 
fitetten. ©ne tiefere ©^mbolif babei ju ©runbe ju legen, tarn 
H)m eben fo wenig. in ben Sinn, wie er an einen eigentlich 
bramatifc^en ^lan im ®anjen unb an gleid^ma^ige 53e^anb^ 
lang im (Sinjelnen badete; aber bei allen biefen SWängeln, 
bie au(^ bem blobeften Sluge ficljtbar finb, fprtc^t fo Diel 
®efunbl)eit unb grifc^e aud biefen Slutoö, ba^ nur eine 
befd^ranfte Äritif auf jenen »erweilen fönnte, obne aud) 
biefe ru^menb anjuerfennen. 

!Die mit ben fonberbarften 93eimifc^ungen Derfeftte 
9JJt)t^ologie, bie ©eltfamfeit ber Sttlegorien, benen wir ^icr 
begegnen, werben ben nicftt befremben fonnen, ber mit bem 
allegorifcben Slpparat bed mittelalterli^en 3)rama'ö befannt 
ift. ®ibt man i>on bem 3n^alt ber SSicente'fd^en ?tutoö 
eine burre Slnjeige, fo la§t man freiließ biefe ©eltfamfeit 
aufö grellfte l^erüortreten j; wer aber bie ©türfe felbft lieft, 
wirb ben 3)idbter in einem anbern Sict)te fel)en ; benn mit 
feltnem ©efd^idE ^at er felbft bie grotedfeften S^f^^^tmen- 
jieHungen mit poetifd^er «Harmonie ju umfleiDen, ben ab^ 
firacten ©ebanfen äBorte ju leil^en unb ein ©(^einleben 
einju^audben gewu§t; unb felbji baö ?lbfurbefte erfd^eint 
bei ibm in fo anmut^^igen SBenbungen, baß auc^, wer bem 
Sbeenfreife, in bem jtc^ biefe geiftlic^en JDramen bewegen, 



— 169 - 

nod& fo n>eit entrucft ift, ©etuif itnb ©rgo^ung aitö i^nerx 
fdböpfen fann. 

2)urc^ bt(\arre, fcitfam t)eTOorrenc 6omi)oftrion jiid&t 
am tndften bad Auto da Peyra ^exi>ox, bejfen 3nl^alt 
fc^on SBoutemef angegeben l^at «nb bad an* n)ir ntdfct 
übergel)en bürfen. 3n ber erften ©cene figurirt ber planet 
SJlerfur unb fe^t in einer langen 9leif)e t)on Strophen bie 
ßonftructton be6 SBeltfyjftem^ au^einanber. SDann erfc^eint 
bie 3rit unb funbigt einen großen 3al)rmarft nad) 3trt 
berer t)on Sfntweripen unb STOebina, aber ju Sljren ber 
teiligen Sungfrau an. (Sin ©erapl^ ruft bie ©eefenWrten 
unb eingefcftlafnen ^äpfte l&erbei, ba^ jle jict) neue Älei^ 
ber faufen fotten, bietet „®otte6furd^t in ^funben" feit 
u. f. tt). Unterbeflfen fommt ber l^eufel fcblagt eine ffauf^^ 
bube auf, janft jlcfe mit ber 3^'* ^^^ ^^^ ©era^)!) I)erum 
unb belb^uptet , e^ werbe tl^m für feine saSaaren an 
Käufern nidbt felblen. 5!Kerfur dtirt l^ierauf 9loma afö 
9ieprafentantin ber Äird^e, bie ben grieben ber ©eele 
feil bietet, wogegen ber S^eufet fo Ibeftig >)rotefiirt, baß 
Stoma abjiel)en muß. 3wei Säuern treten auf, t)on benen 
ber eine ?ufi Ibctt, feine grau aHenfanö umfonft ju t)er* 
faufen. ßbenfo fommen aud^ Bäuerinnen l^erbei, beren 
eine \ef)r nait)e fflagen über il^ren @l)emann au6fiößt. 3)er 
ÜÄarft füllt fi(^ immer mebr mit SBaaren unb ffäufern. 
2)a6 S^reiben bed S3auernt)olfö wirb jwar im Saricaturfl^l, 
aber mit äd^ter ?aune gefdbitbert. !Der S^eufel bietet feine 
SBaarcn ben Säuerinnen an; aber eine, bie frßmmfle t>on 
ibnen, merft ben ©ipuf unb ruft: Sefuö, 3efu^, wal^rer 
®ott unb 5!Wenfdb! worauf ber 3;eufel aieißaud nimmt 
unb ber ©era^)^ jiijb tu bad @ewül)l mifd^t, um !Eugenben 



- 170 — 

jum Äauf anjubicten, aber fd^led^te @efd^äfte mad^t, !l)ie 
S3auernbirncn t)erflc^ern ii}n, ein junger ^ann fel^e mel^r 
aufd ®elb ald auf bic S^ugenbcn, wenn er eine grau 
n)äl)Ie. 8lber, feftt julcftt eine ^inju, fte fei bo^ gefommen, 
tt>e;i bied ber SRarft ber 9Wuttcr ®otted fei, unb biefe bie 
®aben it^rer ®nabe ni^t »erfaufe, fonbern au6 ®nabe 
ert^ette. 3ta6) biefer jiemlid^ übel angebracf)ten 9Woral 
folgt ein SSilfancico ju @f)ren ber l^eil. 3ungfrau unb be^ 
fd^lic^t ba6 ©töcf. 

3n bem Auto da alma )E)on 1508 ift bie SlQegorie 
nid^t minber wunberlic^. |)ier ftellt bie SButter Sirene eine 
®a|iwirtl&in ber Seelen t>or. „Denn, wirb gefagt, wie e6 
eine feöci^ft nötl^ige @adb^ fei/ an ber ganbftra^e SOBirtJ^^- 
l^&ufer jur @r^olung unb grquidung für möbe SBanberer 
JU ftnben, fo fei e6 au(^ eine fe^r ^jaffenbe ?Inorbnung, 
ba^ ber 2Banberer in biefem geben eine ®af}wirtbin an^ 
treffe, bie bad Slmt ^abe, ben (Seelen, bie auf ®otte^ ewi^ 
gen SBo^njlft ju))ilgern, JRuhe unb ßr^olung ju gewabren." 
9?ei*m SSeginn be^Stftrfö jeigt jtc^ nun ein Z\\(b, ber ben 
biliar t)orfteD[t, mit S^)eifen, bereu S?ebeutung man leidet 
erfennen wirb, unb vor i^m bie ?l!Kutter Äirc^e, welche 
fammt it^ren wv !t)octoren 2;i)omad |)ieron^mu6, Slmbro^ 
find unb. Slugnftiu bie mflben (5rben^)ilger bewirt^et. 

3n bem Auto da Cananea treten ba6 natürliche, bad 
gefd^riebene unb bad ®naben - ©efeft ald |)irtinnen auf, 
beren jebe il^re .^eerbe weibet» (Sin anbere^ biefer geift- 
lid^en ©d^aujiude fftl)rt in brei Slbt^eilungen ^immel 
unb |)6tle, ©elige unb ajerbammte in bunten ®ruppen 
an un6 t)orüber. Da wirb juerfi eine luftige ©efellfc^aft 



- 171 — 

»on Sdbtffern, n>elc6e Zeu^d jlnb, in We |)6D[e fpebirt. 
€pater fommen ftngenbe @ngel, bfe fünf SRuber mit bfn 
fünfSBunben führen, in rinerSSarfe^erbeigefal^ren; jugleicfe 
erfd^dnt ber ^oüm^aijxmann mit feinem ^a^en; ber 2!ob 
fd^le))^)t ^ap^e , ßarbinale , (Sräbifd^öfe, Äaifer unb Äonige 
l^erbei, bie juleftt, tro^ ber JRemonjirationen ß^aron'ö, t>on 
Engeln in*^ Ißarabieö gerubert »erben. 5IRan fann bied 
©tüd nic^t Icfen, ol^ne Iebf)aft an bad bem Drgagna juge^ 
fc^riebene ®emdtbe , ber 2:rium^)b M !Eobeö, .im (^arnpo 
©anto ju ^ifa erinnert ju »erben. 

!Die größte Sfuöbe^nung unter ben Stutod ^t \>a^, 
»eld^ed ben S^itel „®ummarium ber ©efd^id^te @otte«^ 
fu^rt. (So ift ein bramatijirter Stu^jug au^ ber ^eiligen 
©efc^id^te. 3lai) einem burd^ einen Sngel gehaltenen Prolog 
tritt .^err Sncifer mit einer ©uite öon .^ofbeamten, baö l^eißt 
Sicufeln, auf; .^err ©atanaö, ber .^ofcaüalter unb ®e^eime^ 
rat^, n)irb mit ber Serfül^rung ber erften Altern beauftragt, 
Darauf erfc^eint bie SBelt al^ Äönig, »on ber ^nt unb üon 
(Sngeln begleitet. Daö Seben ber erften Wenfd^en im ^a^ 
rabtefe, bie Unfd^ulb SlbePd unb fein !£ob »erben in ein? 
fad^fc^öner, ac^t poeti\i^ev ©ci^ilberung t)orgefÄ^rt. Satan 
»irb, nad^bem er ben ©önbenfaH ju ©tanbe gebradbt, jum 
JReic^^ftatt^alter über bie SBcIt bi6 an il^r ffnbe ernannt, 
IDann folgen bie ©efc^id^ten 2lbrat)am'd, ^iob'6, iDaöib'd 
unb üieler anberer|)elben beö alten unb neuen !£eftamentd, 
2)ie |)lmmelfa]&r S^rifti , bie unter Raufen unb Zvompeien 
auf ber SSü^ne t>on Statten ge^t bilbet ben ©d^Iu^. 

3)ie brei übrigen ©äffen »on ®il SSicente'd !X)ramen 
entibalten bie »eltlid^en Stüde, in ßomöbien, S^ragicomö* 
bien unb garcen abget^eilt, 69 mödjte fd^mer fein, bie 



~ 172 - 

ÜKerfmale anjugeben, nad^ ttjeld^en We t)erfc]^iebnen ©turfe 
in bfffe ober jene Kategorie gebracht jtnb. 2)te fogenanntm 
©omobfen jtnb an ®e\)aU unb ßftarafter unter einanber 
fel^r »erfd^leben. (SWge jlnb blalogiftrte 9?ot)enen, bie bad 
ganje ?eben efneö SWenfc^en begreifen unb bie (Sreigniffe nur 
lofe, oftne IBerfd^Iingung eine^ ^oten6 an einanber fnfipfen. 
?(n einjelnen unterl)altenben Scenen iji babei fein Wlarts 
gel, tt)obI aber an beut, n>oburc6 bie fpatern fpanifc^en 
©tticfe biefer Oattung fo glanjenb ^ert)orptecften , jener 
Olut^ ber ^^antafte, jener @abe ber jugleid^ jJnnrdd^en 
unb ffi^nen (Srftnbung, wjeld^e romantifc^e SIbenteuer in 
unerfc^öj)ftid^er %nüe l^ert) orbringt unb bie S^^eilna^me felbft 
in einem @en)irr »etibfeinber Sreignijfe nid^t ermatten laftt. 
2)ie erjie (Somobie, Rubena, ifi t>on auffaKenb rol)em ^(an. 
3m S3eginn erf^eint bie |)elbin in ?!Ruttem>e]^en auf bem 
Ibeater; eine |)ere citirt ben 2!cufel unb bewirft, ba§ bie 
©ebarenbe gifttflicfe t>on einem S'öc^terd^en entbunben mirb* 
3n ber jvreiten |)alfte be6 ®tü(f6 agtrt biefe Siod^ter fc^on 
felbß in giebeöangelegen^eiten unb jum Sefcblu^ t)erla^t 
fle al6 ^rinjefjtn bie 53ül^ne. Sine Unterfialtung jn>ifc^en 
fünf SBäfd^erinnen unb ein $aar luftige ©cenen mit bem 
^Ipd (parvo) bilben ben fomifdben Zf^exl ber |)anblung. 
®nen folcben S^olpel l^at @il ffiicente nod^ in me^rern 
feiner ©türfe auf bie SSubne gebrad^t. (56 ifi bie6 biefelbe 
gigur, tDeldbe tt)ir unter bem Sttamen Simple bei 8o^)e be 
SRueba treffen »erben , unb tt)elcfte fpater , mit neuen ^ü^en 
bereidbert, in ben ®raciofo t>erfeinert n>urbe. 

®ne ber folgenben ßomöbien foH ben Urf^)rung unb 
bie ©efcbid^te ber ©tabt (Soimbra fcbilbern. 2)ie 3uugfrau 
ßoimbra melbet gleicb im Stnfang: „3n biefem ©tfidf foüft 
3^r erfal^ren, wedl^alb biefe ©tabt ßoimbta ^ei^t, tDol^er 



— t73 — 

bex iom , We ©d^langc unb bte ^rinccfjln rüljrcn , bie jie 
fett unbenflid^en Reiten in i^rem S33ap^)cn ful^rt , unb burc^ 
fiebere SBeweife foll ed Qnd) flar werben, tt)ot)er unb üon 
welchem Planeten i^ fomme, weöljalb bie 3un9linge l^ier 
fü l^eifer reben, unb aße 9Ääbci^en fo furJe^^älfe \)abm/' 
«. f. »♦ 2)a6 Sltled wirb benn burd^ einige wunberlid^e 
SlUegorien anfd^auUc^ gemad^t. 

S[8ett feiner ift bie Comedia del Viudo, ein niebltd^e6 
^imaturgemalbe , in bem bie fpater oft benu^te grfinbung 
üorfommt, baß ein ^rinj au6 Siebe jid^ in niebere S^rac^t 
üerfleibet unb bei'm 9Sater ber (beliebten 3)ienjie nimmt. — 
3)er ätnlage nad) weniger ju rüljmen, aber in fielen @in^ 
jelnl^eiten trefflich ift ba^ Suftfpiel, welc^eö ben felttamen 
S^itel Floresta de engaaoi» füf)rt; eine Steige fomifc^er 
©cenen, bie alle eine fc^Iaue Betrügerei barfteßen, aber 
o^ne eigentlich bramatifc^en Suf^mmen^ang nur burd^ bie 
Sle^nlic^feit beö 3n^altö unb ben gemeinfamen 9?amen 
gu einem ®anjen t)erbunben werben. 2)er erfte SSetrug 
wirb üon einem S^cubero auögefu^rt, ber, alö SBittwer 
»erßeibet, einen Ärämer pxeüu 2)ann folgt ein anberer 
mit ganj üeri'c^iebenartigen ^erfonen. Der ®ott @ui)ibo 
üerliebt ftc^ in bie ^rinjefjin ©rata ßelia, fiubet aber 
feine günftige Gelegenheit, fie ju befud^en, unb befc^Ueßt 
bal^er, bem ?tpott einen 33etrug ju fpielen, bamit biefer 
wieber ben Äonig Jlotebano betröge. SDiefer !i)o^)i)elbetrug 
gelingt, unb bie ^rinjefjin wirb in eine entlegene ®egenb 
»erbannt, wol^in Supibo eilt, um jum 3i^I fHner SBunfc^e 
JU gelangen; aber er felbft wirb wieber jweimal betrogen, 
unb bie 6db6ne reicht jule^t bem ^rinjen üon Oriec^en^ 
lanb i^re |)anb. 5)er ^lan ift jtnnreic^ genug erfunben 



— 174 — 

unb au6geffi]6rt. ©cl^r launig ftnb axii) bie 3tt>if<ö^en^ 
fcenen, in benen ein $^iIofoj)I| auftritt, ben bie ÜKen^^ 
fd^en, weil er innert bie 2Ba^r^eit gefagt, an ben Seinen 
mit einem SZarren jufammengefettet l^aben. 

Die Siragicomöbien bc^ @H SSicente foDiten e^er %efU 
ft)iele f)ei§en; benn fafi alle waren beftimmt, bei fejiliAen 
©elegenl^eiten am |)ofe aufgefiil^rt ju werben, unb burc^ 
reid^Iid^en 3lufwanb t)on 2lIlegorte, 5!W^t!)oIogie unb 3^"' 
berei auf eine au^erlid^ glänjenbe !DarfieHung berechnet; 
We SSermifc^ung rül^renber mit fomifd^en ©cenen aber 
d^arafterijirt biefe ßlajfe nic^t Dorjugdweife. — !Die 9Ser^ 
anlajfungen; burd^ welche bie ©tücfe ^eri>orgerufen wur^ 
ben, jtnb, wenn nicfct fcfcon in ben Ueberfd^riften ange^ 
geben, meifien^ leidet au^ bem 3nl^alt ju erfennen. Sine 
fogenannte 2!ragicomöDie j. S. iji für bie 9Serma(>lungd:^ 
feier ber 3nfautin Satl^arina mit 6arl V. gefd^rieben ; ba 
tritt juerft ber !Did^ter auf unb entf(f)ulbigt bie Unt^oH:? 
fommenbeit feinet ©tüdfd mit bem gieber, t)on bem er be^ 
falfen war, ald er e^ t>erfettigte ; naä)^ex muffen bie 3^it/ 
bie SBelt unb anbere aUegorifdje ^erfonen bem ^ol^en ^aare 
gratuKren. — 3n einem anberen biefer ©tüdEe tritt bad 
(SftreKa^@ebirge mit einem Oefolge t)on .^irlen unb ganb- 
leuten auf, um bie Königin ju il^rer Sntbinbung ju be^ 
glödEwönfc^en. — 9Bal&renb ber ^önig mit bem ^lan 
eineö 9Wof)renfrieg6 umging, brad^te ®il SSicente feine Ex- 
horta^aa da guerra }ur 9luffüt)rung. 3n biefem ©tädf 
muß juerft ein 3^wberer ein $aar S^eufel aud ber |)oD[c 
Iberaufbefd^wören ; er tl)ut bied in fel^r berben Formeln, 
Wofür er benn t)on il^rer ©eite nid^t l^oflid^er belb^nbelt 
unb mit ®d^im^)fwörtern überl^auft wirb; aber er jwingt 



- 175 — 

fic juleftt, it)m ju gel^ord^en unb bie (Seelen berül^mter 
^erfonen bed Sötertl^um^ ^u cittren; fo erfc^einen Sl^itf, 
@ctpio, ^ent^ejitea unb 8lnbere, bie bem Äonig njegen 
feined |)elbeniinnd unb ®Iaubcn6eifer6 bie artivjften 6onu 
l)Itmente mad^en. ^annibal erflart am ©c^luffe: feine 
SRaiejiat f)abe, um ba^ ®ebiet bed (Glaubend ju er^ 
weitern, ben 95efd^Iu^ gefaxt, au6 ben SWofd^een einen 
@ift ber ^Religion ju mad^en, unb f)aUc burd^ gottlid^e 
@nabe ben Ärieg gegen bie Ungläubigen aW beftanbigen 
3we(f im ?luge. 

SBeniger ben (Sf^axdftex eined ©elegenl^eit^ftudf^ tragt 
ba^ (Sd^aufpiel Ainadis de Gaula, ml6)e^ bie Siebed^ 
gefc^icbte bed berühmten fa^renben Siitter^ unb feiner 
•^errin Driana bel^anbelt. 2^iefe6 ganj ^armlofe ©tfid 
tt)urbe fpater, man begreift nic^t aud »eld^en ®runDen, 
t>o:i ber 3nquijttion t)erboten ^^). ®ne anbere !£ragjco^ 
mobie »on jiemlid^ auögebe^nter |)anblung jicßt bie S3e- 
»erbung beö ^rinjen Sbuarb üon Snglanb um bie .^anb 
ber 3:ocl^ter beö Äaiferd »on Sonfiantino^)el (nac^ bem 
9loman ^rimaleon , einer gortfeftung be6 ^almerin be 
Dliüa) bar. Durc^ bunte unb tt)unberlid^e ßompofition 
fdlft unter bem Uebrigen Diefer (Slajfe no(j^ ber Triunfo 
do iüverno auf, WO eine Unja^I ber üerfcj^iebenartigfien 
^erfonen in mannigfaltigen (Situationen tjorübergefü^rt 
wirD. !t)ie ib^Ilifcfcen Scenen unter ben |)irten im Stnfang 
bed ©töda fmb in ber befien aWanier be^ !Did^ter«. 

■*) Q9 {inbft fl(^ auf bem 1549 ju ^aUabotib gebrucften lo- 
dice expurgatorio, toai UmtxUn$totxti) \\t, weil e^ bie ^erbreu 
tung von ®\i ^tcente'd <Stü<fen in Spanien betoeiß. 



- 176 — 

Die le^te Slbt^eilimfl t)on @il 9Sicente*ö Ztjcata ift 
„garcen" uberfd^riebeiu Sffiir ^aben fc^on angemerft, ba^ 
ter |)crauö9eber bei ber ganjen ßlaffification jiemlic^ ge^? 
baufenlod ju 215erfe gegangen fei; unb fo fc^eint ed benn 
and) unflar, roaö er mit biefer Benennung gemeint ^abe, 
!Da5 er (ie in bem ©inne genommen, ben tt)ir bamit 
))erbinben, ift nic^t anpne^men; benn Farsa voax ein 
Slu^brud, mit bem man bamalö. (in (Spanien wenigftend) 
alle ©ci^aufpiele bejeic^nete, nid^t blop bie in burleöfem St^l } 
and) ift ber le^te nict)t allen garcen üon ©il SSicente eigen* 
t^ümlic^; einige berfelben ftimmen üielme^r in ^nl}alt unb 
Slu^fübrung »ollfommen mit t)mm ber t)ort)ergebenDen 
klaffen uberein. Sogleicb bie britte, »eld^e bie portngiefifdjen 
©ee4lnternet)mungen üerberrlic^en foll; ^ier mu§ ein ÜRäb* 
c^eu auö S3e^ra bie ^-(Jortugiefifc^e gama üorftellen; ju il^r 
fommen ®c]anUe au6 allen Sanbern ber (Srbe, um jie für 
ibre ©ebieter ju gewinnen; aber jie bleibt gegen SlUe 
fprobe, tDorauf jie »on bem ©lauben unb ber S^apferfeit 
auf einen SriumpbtDagen ^el^oben wirb. — (Sine anbere 
garce joÜ ben Urfprung Der ©tabt Siöboa unb bie SSebeu* 
tung beö 9?amend Portugal erHaren, tt)0ju eine gurftin 
gijibea unb ein $rinj Portugal be^ülfüd) fein muffen. 

Sluf bie meifien übrigen ©tüdfe biefer Slbt^eilung )i>a^t 
ber 9iame garce auc^ in ber l^eutigen Öebeutung M SBortö. 
@ö jinb fed Eingeworfene ©c^wänfe üoU burle^fer Äraft 
unb bramatifc^er gebenbigf eit ; in aller |)infid^t ba^ ^ejie 
waö ber ^Did^ter berüorgebrad^t. Ungemeine Äraft Der 
Äomif, fprubelnbe güiie bed SBifted unb ein wa^r^aft 
bicftterifcfted SSermogen, bad felbji bie berbften Sluöbrüc^e 
be^ aSolf^^umorö mit genialer ©rajie umfieibet unb über* 



— 177 — 

äff verborgene Oueffen ber ^oefte ^etjorfprubeln l&^t, ma^m 
einige biefer ©tüde ju SWujiertt il^rer ®attung» 5)tc fomi* 
feigen Situationen, in beren ßrpnbung man ben nie \>ex^e^ 
genben 9leic^t^nm bewunbern m\x% an einen regelmäßigen 
$(an ju fnü))fen unb ifinen baburd^ ein tT>a^rl&aft brama* 
tlfc^eö Sntereffe ju geben, voax @il ffiicentc freilid^ nid^t 
immer bebac^t; treffenbe unb belujiigenbe Silber aud bem 
geben unb S^reiben feiner 3^it wit fedfen 309^» l^injutt)er^ 
fen unb nur lofe an einanber ju reiben, genügte if^m oft, 
unb er gab I)ierin ein »offfommneö SBorbilb für bad, tt)ad 
nac^l^er auf bem fpanifd^en S^^eater Eatremes genannt 
tourbe. 35efonber^ ergo^Iid^ iji bie garcc De quem tem 
Farelos. a)ie @cene iji 5oor einer SRül^le im ©ebirge. 
3n)ei broHige Ääuje 5oon 33ebienten, ber eine ein ^ortugiefe, 
ber anbere ein ©panier, begegnen jid^ unD Hagen einanber 
bie geiben, bie jte im 2)ienjie il^rer ^errfc^aften ju erbuU 
ben ftaben. 2)er ^ortugiefe fd^ilbert feinen Ferren aW 
einen überfpannten Starren, ber burd^ fein 2)id^ten unb 
(Singen affer SBelt jur Saji faffe unb barüber affeö Slnbere 
Dergeffe. SBaf^renb biefeö ©efprad^eö ift bie SRad^t ange^ 
brod^en, unb ber 3iitter erf^eint nun felbfi mit feinem 
gancioneroj i)or jebem Siebe rü^mt er ftd^ ber 9lutorfd^aft ; 
bann fat^rt er in altfranfifd^er SBeifc fort: ,,®n Slnbere« 
»on ebenbemfelben." 2BaI|renb er fo feiner ©d^onen, ber 
SSRüfferötod^ter Sfabeffe, eine fd^meljenbe ©erenabe bar^ 
bringt, bilbet baö ©el^eul unb ©ebeff Don ^unben unb 
Stai^en bie JReime ju ben jdrtlid^en Siebeöüerfen, bie Se* 
bienten aber fd^waften unterbeffen immer fort unb bie §o(be 
SDame gibt i^rem ©eliebten l^ulbreid^ Slntwort ©obann 
tritt Sfabeffend SÄutter auf, um ftd^ nad^ ber Urfac^e bed 

Sßant I. 



— 178 — 

i&m^ ju erfunbfgenj jle fiagt jucrfi in einem fel&r ergo^s 
lid^en STOonoiog über We 2)rangfa(e, tt>eld^e il^r bie verliebte 
Sugenb bereitet, fd^mäl|t l^ierauf We (eidbtfertige Sod^ter, 
Me an bem ©tänbd^en ©efaüen ftnbet, unb ergießt gulefet 
Me ganje glutl() i^rer €<]^inH)ftt)6rter über ben Sänger, 
ber [x(f) benn am ©d^Iuffe mit einer pat^etifci^en ©tro<>]^e 
empfiehlt. 

3n ber ??arce Clerigo da Beira l^aben tt>ir bie broU 
Hge ©cene, tt>ie ein Oeijili^er in ber S^rifinac^t auf bie 
3agb gel^t nnb bajwoifc^en , um fein ®m\^en jw benibigen 
nnb ben eigentlic!^en 3^^^ f^i«^^ nä^tlic^en SBanberung 
ben aSoröbergel^enben jw ijerbergen, öon 3^it gw ^dt latei* 
ttifd^e Äird^enlieber jtngt hiermit jtnb benn bie S3etrfiger* 
fireid^e in SSerbinbung gebrad^t, bwrd^ bfe ein einfältiger 
Sauer um bie 8eben3mittel ^epxeUt tt)irb, bie er jum SSer*^ 
fauf in bie ©tabt bringen tt)iK. — a)ie Far^a dos Ciganos 
iji ein anmutl^igeö, aber fe^r einfad^eö unb beinal^e aKer 
Stetion entbel^renbeö 35ilb an5 bem 3igfunerleben. — 3n 
ber Far^a dos Almocreves flnb bie SSedegenl^eiten eined 
»omel^m t^uenben, aber armen (Sbelmannö, ber jtd^ eine 
jal^lreid^e a)ienerfd^aft jugelegt l^at unb nid^t mi^, tt)o^er 
er bad ®elb ju i^rer Seja^Iung.nel^men folf, bie ©!|)ring* 
feber be6 fomifd^en Snterejfeö. 

3)ie bisher ertt)abnten garcen bieten nur einjelne @i* 
tuationdgem&Ibe ol^ne eigentlid^ bramatifc^e 93ern)idfe(ung 
bar. !Da^ aber ®i( SSicente aud^ eine jufammenl^angenbe 
^anbtong ju erflnben unb in folgeridbtiger SBeife burd&^ 
3ufä]^ren t)ermoc^te, geigt bie Sarce Inez Pereira, eine bra^ 
matifd^e iDarfleÜung Ui iportugieftfd^en ®)fxiä)mxti : Mais 



- 179 - 

qiiero asiio que me leve^ que cavallo qu& me derube, 

b. 1^. 3^ tt)fB lieber einen @fel, ber mxä) trägt, al^ ein 
$ferb, baö mid^ abtt)irft» Diefeö Z\)ema war bem Did^ter 
t)on einigen |)ofleuten, bie feine ßrftnbung^gabe prüfen 
wollten, aufgegeben Sorben; unb Sßicente lojie bajfetbe 
febr jtnnreic^ burd^ bie ©efdbic^te eineö SÄabdbenö, tt)eld^eö 
bie S5ett)erbungen eine^ reid^en !Dummfo^)fe6 jurüdEweifi 
unb nur einen fingen SWann jum ®atten nel^men will» 
SBirflid^ f)at fte enblid^ baö ®lüdf, einen fold^en gu ftnben; 
fie tt)irb bie ©einige, fül^lt aber balb, tt)ie t^orid^t fte gel^an^ 
belt, bem !Dummfoi)f i^re |)anb ju »erfagen, ba fte fld^ 
bern Hugen ÜKanne ftetö fügen mu^, wogegen jte jenen 
l^&tte beljerrfc^en fonnen. ©lucflid^er SBeife wirb fie balb 
933ittwe unb nimmt nun mit greuben ben tt)ieberl()oltett 
Slntrag beö erjien greier^ an. — 

Ueber ben fcenifc^en ?(p))arat, ber bem @il Sicente ju 
(Sebote jlanb, fe^It e^ un6 fajl ganj an SRad^rid^ten. Die 
meijien feiner @c^auf))iele pnb, wie in ben Ueberfd^riften 
angegeben wirb, in ben ^allajlen M Äonig« ju ?lf[abon, 
(Söora unb Soimbra aufgefubrt worben. it^aö SWafd^inen^ 
unb !I)ecoration^wefen , ba^ babei jur Slnwenbung fam, 
mu^ nidbt ganj unbebeutenb gewefen fein j benn bie !Dar jieU 
lung M Triumpho do Inverno erforbert, ba^ baö jiurm* 
bewegte 9Reer mit barauf um^ergefd^Ieuberten ©d^iffen 
ftd^tbar fei 5 unb t)on einem anbern ©tudf, baö einen faum 
geringern 2(})parat erforbert, las Cortes de Jupiter, lefen 
Wir, e6 fei mit großer SJaturwa^rl^eit unb Dieler ^radbt 
aufgeführt worben i*)» 

1*) E as dan^as acabadas, se comen^ou hunta muito boa e 
muito bem feita comedia, de muitas figuras, muito bem atavia- 



— 180 — 



Steigen bie legten ©tude M ®il SBicente biö gegen 
We ÜWitte M 16. Sabrl^unbertö \)xmbf fo füf)ren und 
Me SBerfe beö nun ju befpred^enben S)i(S)Ux^ wieber um 
einige 2)ecennien jurütf. 

Sartotome be Zoxxe^ 3la\}axxo, ein ©eiftlidbcr unb ®e* 
lehrtet, au^ angefe^ener fpanifc^er gamilie fiammenb unb 
in 8a Sporte bei 35abojoj geboren, l^atte ein bett)egte6 
Sugenbleben, inbem er burd^ ^^i^bxuä) in Sllgierifd^e ®ei» 
fangenfd^aft gerietl). Sluö biefer befreit, nai)m er, unter bem 
^ontificat Seo'ö X., feinen 8lufentl)alt in 9iom unb gab ^ier 
im Sa^re 1517 eine Sammlung öermifd^ter 2)ic^tungen 

das e muy naturaes, feita e reprezeotada ao cazamento e par- 
tida da Senhora Infante; cousa muito bem erdenada, e com 
ella acabada se acabou oseram 

6. de Resende, Hida da Infante D. BeMriz para Saboia. 

9la(^ bet (S^tonif 3o^ann'd II. 9on $octugal toax fc^on im 3a^re 
1481 Ui mimifc^en ^pitUn, bie am ^ofe von Siffaben <Statt fanben, 
ein ungemeiner iuxn€ entfaltet n)orben. 

„E k ter^a feira logo seguinte, houve na salla da madeira 
ezcellentes e mui ricos momos, antre os quaes EIRei, pera 
desaihir a justa que ha via de manteer, vee o primeiro momo, 
envencionado cavalleiro do cirne com muita riqueza, gra^a e 
geiiüleza, porque entrou pelas portas da salla com hüa grande 
frota de grandes naoos, mettidas em pannos pintados debravas 
e naturaes ondas do mar, com grande estrondo d^artelharias 
que jogavam, e trombetas e atabales e ministrees que tangiam, 
com desvairadas gritas e alvoro^os d^apitos, de fingidos Mestres, 
Pillotos e Mareantes yestidos de brocados e sedas, e verdadei- 
ros e ricos trigos Alemaes.-^ 

(Ineditos da Bist. Portug., Chron. de D. Joiio II, 
por Ruy de Pina, pag. 1S6.) 



— t81 — 

unter bem S^itel Propaladia l^eraud *«). Oleicfi mä) Wcfem 
3e{t^)unft ftnbcn t^ir fftn in 9?ea»)eL 2Baö i^n ju fold^er 
ploftlid^cn Drtötjeränbcrung befümmt liaU, wirb nid^t an^ 
gegeben. Da§ aber Verfolgungen \)ott ©eften be^ $aj>jie6; 
wegen einiger fatirifd^en Semerfungen in bem genannten 
^uiS), iljn jur %lu(S)t auö 9tom genot^igt l^aben fofften, 
ifi nnwal^rfd^einlic^ ; einmal fd^on woegen beö papfHidben 
$rit>{regium$ CLeo X. K L Aprilis 1517 pontificadis 
nostri anno qnintoD, ba6 jtc6 5oor bem SBerfe finbet, unb 
gett)i^ nidbt ertbeilt ttjorben tt^are, tt^enn man an ben ?{u*^ 
faKen bed 3)id^terd emfi^aft Stnfto^ gefunben bätte; bann 
aber jeigt aud^ ein Slidf anf bie ?uftft)iefe bed 9Wacd^iat>elI, 
bie am |)ofe ?eo'6 X. fo beliebt waren, wie Diel ärgere 
!Dinge in biefer Sejiel^ung gemattet würben. 3n Neapel 
Deranjiattete Sorreö Sffal^arro einen SBieberabbrudf ber Ißro* 
palabia ^'^X ber nod^ bie nämlid^e 3a]^reöja^(, wie We 
römifd^e Slnögabe trägt. 5Wit bemfelben 3«l^re bred^en aud^ 
bie SRadbrid^ten über bad 8eben beöDid^ter« ah i®); ob et 

«•) $5ie einjtge 9Ji)ti§, bie i(b »on biefer ungemein feltnen Äd* 
mtfd)en Sludi^abe gefunben t»abe, \\t Ui Sftoxatin, bet fte felbfi befeffen 
gu l[|aben t)erft(^ert. 

'') Propaladia de Bartholome de Torres Naharro. NÄpoles, 
por Joan Pasqueto de Sallo, 1517. Fol., gotl^ifdbe Settern. — ^it 
folgenben 9(udgaben ftnb: Sevilla, J. Cromberger, 1520, 4. — - Ib. 
1533 unb 1545. — Toledo, 1535. — Amberes, Mart. Nucio, ol^ne 
Sal^redSal^t. ~ Madrid, 1573. (Die (entere ^udgabe ifi burd^ bie 
Snquifition üerjlummeU. 

>•) ^ie OueUe ber toenigen, oben mitgetl^eilten lii)gra))l^ifd^en 
9lotigen ifl ein (ateinifii^er , au9 ^ea)s>e\ batirter unb mit ber Unter« 
fd^rift Mesinerius J. Barberius oerfel^ener l^rief, ber ft(^ in pompf^aftt 
Sobe^erl^ebungen be« XoxxH ^af^axxo ergießt. @r finbet {i(^ in ben 



— 182 - 

^}paUx nad) ®<>an{en jwrötfgefe^rt fei, ijl eben fo wnbefamit 
n)fe ber ^^Hpunh feinet S^obed. 

ftein Sudb au6 ber ganjen erjien ^älfte beö 16. 
Salbrl^unbertd liefert ber ©efd^id^te beö ft)amf(f)en 2;^ea^ 
ter6 reid^ere wb ttitereffantere 9J?ateriaIien aI6 bie ^ropa* 
(abia. ©leidb auf ben erften (Reiten fiberrafit eine Stetige 
\>on tl^eoretifd^en Semerfungen über bramatifie ^nfi, 
Unb vermag ba6 3nterefe, ba€ biefe al^ bie ältefien in 
franifci^er ©prad^e erregen, noc6 burd^ irgenb etttjaö geftei- 
gert jii »erben, fo iji e« bnrd^ bie ad^t ©omobien i®), 
n)eld^e i^nen folgen. 5)enn biefen ©tüdfen ift in fielen 
ber tt)efentltd&iien ^nfte ber Z't^pu^ be^ fi)fttem fpanffdhen 
SationaIfc^anfj)iete mit einer (Sntfd^iebenl^eit aufgebrücft, 
tt)ie feinen anbern ani gleid^ fröl^er 3^^^ 2Ba^ bei ®il 
aSicente unb felbji bei 5)id^tem au« ber 5Kitte be« Söl^r^^ 
l^unbert« nur in ijereinjelteu SlnHingen laut tt)irb, tritt 
l^ier bewußt unb mit fold^er Sefiimmtl^eit auf ba§ man 
t)erfud^t fein fönnte, biefe Somobien für ein f)alU^ 3<t^i> 
l^unbert junger ju l^alten, xomn mä}i ©njell^eiten in ber gorm 
auf il^r l^ol^ere^ Sllteif frfjBe^en lie^«. 3}a mm bad le^tere 
aud^ äußerlid^ ijoflfommen erwiefen iji (inbem bie ^xopa^ 
lobia fdbon 1517 gebrudft erfd^ienX fo fann bem S^orre? 
Äal^arro ber SRufim nid^t abgefj)rod^en tt)erben, ber erfie 
bejiimmte S^onangeber in jener ©attung ijon ©tödfen gett)e^ 
fett gu fein, welche f|)äter auf ber fpanifc^en a5ü^ne bie 
fiberttjiegenbfie Oeltung erlangten, 

meißeti ^n^aUn ber $ro))alabia, unb ift ait(^ ^m Nicolai Antonio, 
Sdlai ^tafaxtt unb ©ignoreUi benit^t u»j)rben. 

'*) 3n ben beiben erjien. 9(u0gaben ber ^ro^alabia f nbr« ftct^ 
beren nur fed^tf; bie (Salamtta unb ^qnilana ftnb erfl ben f^jäteren 
^ei0efü0t 



- 183 — 

3n njiefern ber 5)icl^ter jtd^ fetbft »on fetner ihinft 
Siec^enfdbaft abjulegen fuc^te, jeigen bie Semerfungen, bie 
er feinen gd^aufpielen »orangefteBt l^at. @r befllmmt juerfi 
ben Unterfc^ieb jtt)ifc^en SiragöDie unb Somobie unb fefet 
baö SBefen ber (entern in ,,eine flnnreid^e 93ern){(felung {nie* 
reffanter unb glütflid^ enbenber Segeben^eften 5" eine De* 
ftnition, bie für ben größten S^^eil bjr fpätern 3ntriguen* 
fiücfe nicibt treffenber gegeben »erben fonnte. Darauf 
werben jtt)ci ©attungen "oon (Somöbien unterfd^ieben : Come- 
dias a iioticia ober fold&e, bie Wirflic^ vorgefallene Sege* 
benl^eiten be^anbeln« unb Comedias a fantasia, beren 
t^anblung rein erbid^tet iji. SJermut^lid^ Iji biefe Sint^ei* 
lung SSeranlaffung einer dbnlid^en geworben, welcher wir 
in ber ©efc^id^te be^ fpateren S^feeaterö begegnen werben. — 
Die Siegeln, bie Siorre^ Staljarro für bie geitung M ^lan^, 
bie 3lnjal)l ber ^erfonen n, f. w. gibt, jtnb fel)r t)erpanbig, 
entl^alten aber ni($td befonber« Semerfen^wert^e^, Die 
Sintl^eiiung in fuuf ^fte nennt er nid^t allein gut, fonbertt 
fogar not^wenbig; aber er ^aU fiatt Slfte btn ^tarnen 
Jornadas (S^agereifen) angewanbt, Weil fte i^m bie meifle 
Sle^nlid^feit mit Stationen (descansaderos) ju l^aben fd^ie* 
neu ^®"). 3Kan erjie^t ^ierauö ben Urfprung unb 6inn 

>«*) Comedia 00 es otra cosa sioo ud artificio iogeoioso de 
notables y ftoalmente alegres acootecimieotos por persona« dis- 
putado. La division della en cinco actos no solamente me pa- 
rece buena, peromucho necessaria, aunque yo les Hämo jomar- 
das, porque mas ne pareccn descansaderos que otra cosa, de 
donde la comedia queda mejor entendida y recitada. El numero 
de las personas que se han de entrodusir es m\ voto que no 
deven ser tan pocas que parezca* la llesta sorda, ni tantas que 
engendren confusion, aunque en nuestra comedia Tinellaria 



- t84 - 

dncr »enennuufl, bic rt>a\)xmb ber Slut^ejeit bcö f^janifc^cn 
©d^aufplde in attgemcine Stufhal^me fam. 

Die metrifd^n gormen, in beueti fxä} Zoxxe^ 5Ra^arro 
bewegt, befielen burd^ge^enbö auö gereimten trod)aifc^ett 
aSerfen, meift x>on a^t ©iplben, aber mit eingemifc^teu 
l^alben gü^en (pies quebrados); bie ©tellung ber le^tern 
fo wie bie Slnerfennung ber Sieime wed^felt mit ben »er^ 
fd^iebnen ©tütfen, wnb iß oft ju ben funjireid)fJten (gtro:? 
l)]^ett gegliebert. 

5Bor jeber (Somöbie finbet ftd^ ein Introito unb ein 
Argumento. 3ener ftel^t in gar feiner, ober nur in einer 
ganj lofen Sejiel^ungju bem folgenben gtucf; in ber 9ie^ 
gel tt>irb ein Säanerntöl^jel i)orgefftl)rt, ber bie 3ul)6rer bitten 

se introdujeroB passadas de yeinte pereonan porque el subjeclQ 
della no quiso meiios. El honesto numero me pareoe que sea 
de seis hasta a doee personas. El decoro en las comedian es 
como el governalle en la nao, ^1 %ual el buen comico siempre 
deve traer ante los ojos. Es decoro una justa y deccnte cou-^ 
tinuacion de la materia, conviene a saber dando a cada uno Iq 
suyo, evitar las cosas impropiias, U8;ir de (odaji las legiMmas, 
de manera que el sienro no diga ni baga actos del senor y 
e converso : y el lugar triste entrisi^oello y el alegre alegrallo 
con toda la advertencia, diligencia y modo, pos^ibles etc. De donde 
sea dicha comedia, y porque son tantas opiniones, que es una con- 
fUsion. Cunnto alos generös de comedias: a mi parece que bas- 
tarian dos para en nuestra lengua castellana. Gomedia a noticia 
j comedia a fantasia. A noticia se entiende : de cosa nota y vista 
en realidad de verdad: como son Soldadesca y Tinellaria: a 
fantasia , de cosa fantastica o fingida que tenga color de verdad 
aunque no lo sea, como son Serafina, Tmenea etc. Partes de co-^ 
media assi mismo bastarian dos, scilicet Introito y argumento, y 
si mas os pareciere que devan ser assi de lo uno couio de lo otroi 
licencia se tienen para quitar y poner di8creto9. 



— 185 - 

mujß, ber Darfieffung il^rc ?lufmerffamfe{t ju fd^enfcn, unb 
bann aller^anb luftige ©treidle crj&^It. Dad Argamento 
gibt barauf rinen furgen Stbriß ber ^anblung, »eld^e bar* 
gefieHt »erben fofif. S?eibe einkitenben ®ebic|>te fd^molgen 
nad^l^er in ber Loa jufammen. 

(So iji wid^tig, bie 3flg^ fenuen ju (erneu, bie ba* 
Zf)eakx beö S^orreö SRal^arro mit ber ^l^ijjtoguomie be* 
\patcxm 9?ationaIfc6aufj){eI6 gemein f)at Um biefe gel^orig 
^en)or^eben ju fonnen, mu^ ber 3nl>alt ber einjetnen ©tüife 
furj bargelegt tt)erben, 

, !Die Comedia Imenea beginnt mit einer jener @cenen 
nac6tlid^er ©alauterie, in beren DarfteUung ftd& bie fpani* 
fd^en Dramatifer fo fel^r gefallen l^aben. Smeueo umfd^leid^t 
bie SBo^nung ber fci^onen gebea unb trägt feinen !l)ienern 
auf, ben^laft ju betvad^en, n)äl)rfnb erSlnorbnungen ju einer 
(Serenabe treffen tt)ill. Die 3?ebientett bleiben furd^tfam unb 
jittemb jurödf unb entflie()en, ba ber 3Karqued, %(bea^^ 33ru* 
ber, auftritt. Diefer, um bie (S^re feiner ®c^tt)efter beforgt, 
tt)ill in ba^ ^auö bringen, lä^t fic^ aber juleftt burd^ 3«^ 
reben feine« ^agen befc6tt)ic^tigen. 3n ber jtt)eiten 3ornaba 
fe^rt 3meneo mit einem @bor öon ©an gern jurödf; bie 
Serenabe beginnt; bie ©dbone jeigt [xi) au^ bem Salcon 
unb nun folgt ein @efj>räd^ jtioifd^en ben beiben Siebenben, 
ba« burd^ bie fö^efte Slnmutl^ unb 3nnigfett erfreut j ed 
enbet mit ber SSerabrebung einer 3wf^w^wi^^^^wnft für bie 
folgenbe "^aä^t 3nbejfen brid&t ber SJforgen anj ber 
9Warque6 tritt auf, erblidft ben eben 2)a5oonei(enben unb 
will il^m nad^feften , befd^lie^t aber fobann, bie SRac^e auf 
bie folgenbe ^a^t ju t>erfd^ieben, tveil fte ba ficfierer au6* 
jufu^ren fei. 2)ie britte 3omaba iji burd^auö 3utermejjo 



— 186 - 

unb eine Kri t)on ^arobie ber |)au))t]^anblung , inbem fie 
bfe gkbjÜ^aftett unb SwiftiflWten ber 2)iener unb 3ofeii 
fd^ilbert, bie benen i^rcr ^errfcl^aften paxaüd laufen. 3n 
ber t>ierten Slbtl^eilung iji benn bie erwartete Wad^t gefom* 
men. 3meneo tritt in baö |)au^ ber Oeliebten; feine Die* 
ner, afö ^aäfen an ber Zf)üx aufflefteDt, wollen »or 9lngft 
iwrge^en, unb nel^men Steifaud, fobalb ber ÜWarqued mit 
-feinem ^agen erfd^eint. gebea*^ 3?ruber ftefet feinen Slrgwol^n 
burd^ einen SDlantel beftätigt, ber ben glie^enben entfaUt, 
unb bringt" wöt^enb in baö 3iniin^^^ ber ©d^wefier ein. 
%nn^tt Sornaba. gebea tritt fliebenb auf; hinter i^r 
ber Sruber mit gejüdftem ©c^wert; jle befc^wört i^n, nur 
i^re^ Oeliebten ju fd^onen, gefielt i^re Siebe ein, aber be* 
tl^euert, ba^ fie eine unfd^ulbige fei. Der 9Karque^ jeboc^ 
glaubt, bie erlittene Seleibigung nur in 93lut tilgen ju 
fonnen, ermal^nt bie ©d^wefier, an i\)x ©eelenbeil ju benfen, 
unb wiH fte eben nieberpo^en, alö 3meneo, ber jtd^ »erfiedft 
gebalten ^atte, b^tijortritt, fldb unb feinen ©tanb entbüHt, 
bfu 3önienben ju befdnftigen fud^t, um gebea'ö^anb an* 
bÄlt unb jte juleftt erlangt. Sin SSiKancico mad^t, wie bei 
ben meiften ©töcfen bed SRabarro, ben ©d^lu^. 

Äann bie 3menea al^ SBorbilb öieier ber \patem Co- 
medias de capa y espada angefel^en Werben, fo mabnt 
bie Aquilana aufd leb^aftefie an bie f))äteren Comedias 
de ruido ober de (eatro. 9lquilano, ein 3öngling t»on 
unbefannter |)erfunft, l^at jldb in gelidna, 3'odbter bed 
Jfonigö 93ermubo ijon 8eon, öerliebt. @r erhalt »on ber 
(beliebten eine nad^tlid^e 3ufammenfunft im (harten bed 
^aüajieö 5 ober bie ^rinjeffin ijerbirgt ibre Weigung l^inter 
äußerer Aalte. 3Ran bort ©eraufd^ ; Stquilano will ftd) 



— 187 - ^ 

in ben ^mi^en etne^ S?aumeö ijerbcrgcn, fällt aber ju 
Sobf n unb »erlebt ^ä). ^ie\ex gaH unb Ux Sd^merj, <lci^ 
»erfc^mÄl^t ju fe^en, werfen il^n aufö Äranfenlager. Der 
Äöttfg, ber Dem Swngling tooJfi wiH^ lä^t i^n forgfam ^)fl[e^ 
gen ; ber Slrjt meint, Slufj^eftenmg fei ba6 befie Heilmittel, 
unb t)eranla^t t>erfcj^iebcne 2)amen, ben Äranfen üu befuc^en. 
?IW aiquilano unter biefen auä) bie ^rinjejfin erbtidt, gc^ 
rfitl^ er in l^eflige Slufregung, n?orau6 benn ber Sfrjt fc^lie^t, 
er muffe in jte ijerliebt fein. S?ermubo befiel^lt in bem 
erften SlufwaHen be6 3<>^nö bie |)inricl^tung bed Söngling^, 
burc^ ben er bie (Sl^re feineö |)aufe« beftedft glaubt gelt* 
tina Witt jl(!b in ber SBerjwelftung umbringen, wirb aber 
burd^ il^re !Dienerinnen bat)on jurücfgelfalten. Unterbeffen 
entl^üttt jtc^ glücf lieber SOSeife, ba^ Stquilano ein ^rinj öon 
Ungarn ifi, unb fo fielet ber SSerbinbimg beö Siebc^paarö 
nici^t^ mel^r entgegen. — Slud^ biefe (Somöbie ift mit tufii^ 
gen 3tt>if^^«fr^nen burd&webt, in benen jwei (Partner, ein 
Diener beö Äcjuilano unb eine ^oj[e getidna'd figuriren. 

SSon t)iel einfacherer ©om^ojttion iji'bie S^cinta, j 
Dit)ina , bie S?eftfterin eine^ ©djloffeö in ber Stalle öon 
9lom, {)at, öon langer SBeile ge^jlagt, it)rm Dienern be^ 
fobleu/ bie SSorüberreifenben anjutjalten unb ju U)x ju 
ffll)ren. Die Älagen Don brei jungen beuten, bie auf 
fold^e 9lrt auf ba^ ©c^lo^ gefubrt werben, unb ihre Un^ 
terl^altungen mit ber launigen Dame, bie jule^t einen t>on 
i^nen jum ®ema^l wd^lt unb ik anbern jur |)ocl^aeit6' 
feier einlabet, fötten bie fünf mtt Die |)anblung ift 
fomit nur armlic^ bebad^tj aber bie finnigen S3etrad^tungen, 
bie launigen ©nfatte, bie in göKe blird^ bad ®an\e au6^ 
gefireut . ftnb , bieten einigen (Srfaft für ben SWangel an 



— 188 - 

bramatifc^etn Sntcreffe. Sieben \>telen anbem fattrifc&en 
Semerfungen enthält bfcö ©tücf eine fel^r feiubfelige ©c^ü* 
berung be^ rßmifd^en ©taatd , bfe l^ertjorgel^oben ju ttjerbett 
ijerbient, einmal tt>egen bed feltnen SSorfommenö fold^er 
Suge in ber fpanifd^en Literatur, bann, vhH bie ©teile 
für baö f!|)atere ©d^idfal ber ^ropalabia tvid^tig tverben foHte, 
inbem fte t)ermut^(id^ bie Stnfmerffamfeit ber Snquijltion 
auf ba^ SBerf jog. Siner ber jungen 9Kanner, burd^ 
beren Unterl^altung fiä) 2)löina jerftreuen »Itt, wirb ge^ 
beten , ijon 9lom ju erjal^Ien , wool^er er eben fommt. »9Jon 
JRom — erttnebert er — tt)e(^ \ä) nid^td Slnbereö ju fagen, 
ate ba^ eö gu ?anb nnb SDleer jeben 2!ag einen neuen 
Ärieg, einen neuen ^rieben unb eine neue 8igue gibt. 
Der |)of ifi erfd^Iafft , ber $abji ergibt ftd^ feinen gafiem, 
unb ttjer eine fü§e ^Jreunbin f)at , erweiji i^r fü^e Dienfle. 
!Die 9teici^en triun^jl^iren in i^ren Stemtern, biö fte |ierben, 
unb bie ?lrmen öerjweifeln , inbem jte auf ^frünben »ar^ 
ten. SBer in JRom feinen ®6nner l^at, ift tt>ie eine ©eele 
im S^gfeuer; ol^ne @elb unb ®unji wirb bort nid^t6 
@uteö getrau. 2)er Sine lebt in allem 93el^agen, ber 
Slnbere f)ai nid^tö ju ejfen; bie ©neu ftnb öott greube' 
bie ?Inbern iJoH Srübfal 3tt)ei Dinge gibt*« , bie nid^t 
fd^merjenöofler unb nid^t freubenreid^er gebadet tverben fon^ 
nen — SRom unb eine grau ^^^). 

*<^b) De Roma no se que diga 
Sino que por mar y tierra 
Gada dia hay nueva guerra, 
Nueva paz y nueva liga. 
La Corte tieoe fatiga, 
El Papa se esta A aus vicios, 



- 189 - 

!Die © e r a f i n a mu^ bem ©ignorcßi bicnen, ein ge* 
rmgfd^äftiged Urt^eil über atte ©tücfe M Zoxxe^ 3la1)axxo 
ju begrunben, @d ift tva^r, Me aSermifd^ung ijon üier 
@j)ra(!^en gifet il^r ein buntfc^edfiged Slnfef)en unb trar je^ 
benfaaö ein tpKer 9»ipgriff beö Dic^terö. ?(ucl^ bie ^anb* 
lung leibet an Untt)aörfci^einlid^feiten unb tt)i(ben @j)röngen. 
gtorijtan, ein junger SBüftling, f)at [xä) auf SSefe^I feiner 
@Uem mit einer 3ta(ienerin , Drfea , öerl&eiratll^et. S3alb 
aber fteUt [xä) eine aSalendanifc^e 2)ame, ©eraftna, ein, 
ber er frül^er bie @^e öerfprod^en ^at, ertvecft bie alte 
geibenfd^aft in il^m unb treibt i^n ju bem @ntfc^(u^, bie 
®attin JU ermorben. ©lucflic^er SBeife tt>irb bie fofortige 
Sluöfül^rung biefer 2;t)at burd^ eintretenbe Umjianbe 5oer^ 
^inbert} injtvifc^en langt benn ein Sruber gtorifian'6 an, 

Y el que tieoe linda amiga 
Le hace lindos nervicios : 
Los ricos con bus oficios 
Triunfan hasta que mueran, 

Y los pobres desesperan 
Esperando beneiicios. 

Eo Roma los sin senor 
Son almas que van en pena : 
No se hace cosa buena 
Sin dineros y favor 
Cual vive muy ^ sabor, 
Cual no tiene que comer, 
Unofi con mucho dolor, 
Otros con mucho placer. 
Dos Gosas no pueden ser 
De placeres y dolores 
Ni peores ni mejores , 
Que son Roma y la muger. 



- 190 - 

ber feit lange eine Steigung für OrfeA gefaxt ^at uub 
fe^r erfreut ift, aW jld^ gtorijian unter Set^eurungen, ba# 
Me @^e nod^ nic^t wirflid^ ijottjogen fei, bereit erflfirt, 
ble @attin abjutreten. — Die gel^Ier Mefeö ©tücfd »erben 
aber burd^ minbeften« gleich gro^e SSorjöge aufgewogen; 
bie (Sf^araf tere ber ^auj)t})erfonen ftnb »ortrefpic^ gelbalten ; 
einjelne ©cenen, j. ©, bie, tt)o <tc^ bie unfcfiulbige Drfea 
jum 2;obe vorbereitet, öerfel^Ien nic^t, tiefe @inbrücfe )u 
l^interlaffen , unb an feiuetr unb grajiofen SBenbungen beÄ 
®ef))rad^d iji , tt)ie in allen ©tucfen be6 Jlorred 9laf)aTto, 
fein ÜWangel. 33efonberd muffen uod^ jwei Figuren au6 
bem ^erfonal ber Somobie l^eröorge^oben »erben; bie öon 
gloriftan'ö Sniber, ein aSorbilb jener in fpatem @tucfett 
fo häufigen jiveiten giebbaber, welche immer bereit flnb, 
ftd^ mit ber I)ame ju t)erbeiratl)en , bie ber erfte l^at ftften 
laffen, unb fo bem 3)id^ter au^ ber 9Serlegen^)eit ju Reifen; 
unb bie beö 2)iener^, ber in feiner 8iebe(ei mit ber 3ofe, 
feiner ©u(^t, 3ntriguen anjufpinnen, feiner gurd()tfamfeit 
u. f. tt). aüe 309^ ^^^ f»)ätern ©raciofoö an ftc^ tragt. 

!Die Salamita jeigt unö bie bramatifc^e Slinfi be6 
' 2)ic^ter6 in feiner neuen @efialt !Die SSerwicfelung ähnelt 
in manci^en ^^unften ber be^ vorigen ©tücfö unb muf ftc^ 
giemlicb ungefdbicft burd^ bie ßntbetfung einer Slu^taufc^ung 
^on ftinbcrn auflofen laffen. — ©ud^en »ir, bei einem aß* 
gemeinen Siücfblicf auf bie bi^l^er bctxad^ktm ©tücfe, bie 
Derfc^iebnen ©gent^umlid^feiten jufammenjufaffen , burc^ 
»elc^e fid^ in i^nen bie gorm be« Sd^aufpielö anfunbigt, 
bie jtc^ nad^b^t al^ bie bem f^janifd^en (Seijie am mcifieit 
entfj)red^enbe erwieö, fo ftefft jldb etwa gotgenbed l&eraud. 
2)ie 3ntrigue wirb aI6 |)au))tmoti5o beö bramatifc^en 3n* 



— 191 - 

tereffeö gebraud^t, tvobri S^i^ituhg bcr S^araftere nur 
tnfofem in Setrad^t fommt, aW jte jener Ment; f)iermit in 
ajerbinbung ftel)t eine gro^e SSorliebe für ©ituation^fc^tU 
berungen unb baö SBegfaHen jebeö birecten morallfci^ett 
3we(f^; bic^t neben ben 6rnji brangt fid^ ber ©d^erj, 
meiji aW ^arobie ijon jenem; beibe aber bebienen ftd^ 
berfelben jierlid^en aSeröformen ; bei jeber ©elegen^eit brid^t 
bie 2i(^rif in fiarfen Äldngen ^eröor; in ben SSorwürfen 
enblid^, für bie Sial^arro eine befonbere SReigung gel^abt 
ju l^aben fd^eint, laffen ftc^ fd^on bie ©runbjüge jener 
?lrgumente erfennen, bie später fo oft auf ber ft)anifd^en 
©cene tt>ieber^oIt »erben foHten, jene Liebesabenteuer mit 
il^ren ftörmifc^en ©alanen, ibren liebefüd^tigen unb »er- 
fd^tagenen 2)amen, i^ren l^odbfabrenben SBatern unb 93rö^ 
bern, bie fietS ben !Dold^ gejucft f^alkn, um bie gledfen 
ber @bte in S(ut abjumafd^en , fid^ aber jule^t nod^ (eid^t 
genug befduftigen laffen ^0- 

2BaS bie ^roj)aIabia nodb fonji in bramatifc^er gorm 
entpit, ift t)on geringerem ®ef)alt fott)ol^I al5 Snterejfe. 
@e()r bunt gebt eS in ber Comedia Trophea ju, einem 
Sobgebid^t auf bie Sntbedfungen unb Eroberungen ber^or* 
tugiefen, baS fe^r an dbnli^e ^robuctionen M ®il 9Ji^ 
cente erinnert. |)ier tummeln fid^ affegorifd^e unb m^t^o^^ 
logifd^e ^erfonen, Äonige unb bie geringjien Seute auS bem 
SSolf, @rnft unb ®pa^ in toBem aa3irrtt)arr. ^mxH öer^ 

*>) SDlan ))ergefre ni^t, bafi bie audgebel^nteren <Btndt bfd ®\l 
^ictntt , in benen ftc^ ä^nlic^e, toenn auc^ tuentger beflimmt i^tx- 
oortretenbe (^igentpmlic^fetten flnben, tual[|rf(^einlic^ fämmtltc^ ^u ben 
fvdteren biefe« ^id^ter« gehören , unb junger finb , ol« bie be« 9la? 
^atro. 



- 192 — 

fünbct bic %ama ben Siul^m @manueP6 bed ©ro^en t)ön 
Portugal, ber ben ^tolomaud »crbunfcin n>erbe, n>eü er 
me\)x 8anber erobert ate jener befc^rieben l^abe. 2)ann er* 
fd^eint ^toIomau6 (auf befonbere (Srlaubni§ M ^Into, 
tt)ie er fagt) unb beflagt ftd^ über bie SRebe ber gama; 
aber biefe feftt il^m weitläuftig au6einanber, »eldbe Sanber 
in Sffrtca unb Sljten Portugal fid^ unterworfen l)abe, unb 
forbert i^n auf, ber «^ulblgung mit jujufelien, bie bie be^ 
jVDungenen Könige bem (Sieger leijien würben. !I)ie foU 
genbe ©cene, wo mel^rere Sebiente ben Sl^ronfaal beö 
portugiejtfcben ^önigd auffegen, entpit fel^r ergß^lid^e 
©d^wänfe. ©obann tritt Smanuel mit^ feinem ®efo(ge 
auf, nimmt auf bem Zi)xom ^lai unb em^)fangt jwanjig 
Äönige, bie il^m l^ulbigen unb getauft ju werben bitten; 
bie Unterrebung wirb mittelfi eineö !Dolmetfc^erd gefüf)rt. 
Slac^bem biefe ©taatöaction t>orüber iji, naiven jtd^ ^e^ 
biente unb Säuern, um bem ÜKonard^en i^re ßl^rfurd^t ju 
bejeugenj fte lofen, wer bie3lnrebe an i^n galten foU, unb 
überreid^en il&m, mit einer Srflärung ber politifd^en ?tn* 
fpielung biefer ®efd^enfe, einen gud^6, einen Slbler, ein 
?amm unb einen ^a\^n. ©obann übergibt StpoUo ber 
gama ein 8obgebit^t auf ben Äonig unb beftel)lt il^r, ben 
SRul^m bed ^)ortugieflfd^en Siegenten^aufed über bie gauje 
@rbe JU t>erbreiten. SRingo, ein SBauer, erflart ftc^ bereit, 
bie ©tieUe ber gama ju t>ertreten, wenn i^m biefe i^re 
glügel teilten wotte, unb will, nad^bem iftm feine Sitte ge^ 
Wäl^rt ifi, bat)onfIiegen, fättt aber bei'm erjien SSerfud^ ju 
©oben. 3)arauf ein 3^^^ jwifc^en SKingo unb ber gama, 
unb ein SSiQancico, ben bie le^tere anfiimmt, um jenen ju 
trojien unb jugleid^ ba6 ©tüdf ju befd^Iiepen. — !l)iefe 



— 193 — 

€om6We würbe, n>ie a\x^ niel^reren ©teilen ]^en)orgef)t, in 
@eflentt>art be« ^ortugieftfc^en ©efanbten ju SRom aufgeföl^rt. 

!Die ©olbabeöca unb Zlnelavia ftnb püd&tfa 
l)in9ett)orfene ©fijjen, in benen eine aSenge öerfd&iebenar* 
tiget 93ilb«r ol^ne braftifd&e $8erfnö))fung in buntem SBed^^ 
fei t)oruberjie^t. Slber and) in biefen fci&tt)flc^ern8eiftungen 
vexxatij fx^ baö 2!alent be^ Skrfafferd burd^ einjelne treffe 
lic^e ©cenen, bie felbfi ben befim S)ici^tern ber frätern 
3eit nid^t jur Unel^re gereicben fonnten. ©o barf, tt^enn man 
einmal \)on bem ^Jf^angel afifed bramatifd^en 3ntereffed ab^ 
fiebt, bie ©d^ilberung bed tt)ü|ien ©olbattnCebend in ber Sol- 
(ladesca aW fel^r gelungen bejeic^net werben. Snäl^nlid^berben 
3ügen, aber gleicöfalld mit achtem ^nmox, jiettt bieTiue- 
laria bad treiben im|)aufe etned Stomtfci^en ^arbinald bar. 

@in Dialogo del Nacimieuto t)on 3tal)axxo befunbet 
feinen gortfc^ritt feit ben at^nlid^en ©ebic^teu be6 dnma 5 
bie |)anblung iji null; in ben ®ef))räd^en jwifdben jwel 
pilgern unb ^irten jiettt fid^ eine au^elaffene ^offenrei* 
^erei auf wunbetlid^e SBeife bid^t neben bie fpiftfiubigfle 
tl^eologifc^e Oele^rfamfeit. 

Ueber bie äußere Stellung M Zoxxe^ 9?abarro unb 
feine ©inwirfung auf bad fpanifd^e Si^eater nod^ golgenbe^. 
^cx «ufentbaltdort biefeö S)id^ter6, afö er bie $ro^)alübia 
^eraudgab, war 3talien; unb ba^ bier auä) feine ©d^au- 
fpiele aufgeführt worben finb, unterliegt, troft ber gegen^ 
tbeiligen ©e^au))tungen ber italienifd^en giteratoren feinem 
Sweifel. 2)ie »eweife bafür liegen in jal^lreid^en QUÜm 
ber ©tüdfe felbft, wie namentlich ber Tinelaria, Trophea 
unb Soldadesca, bie ftd^ unt)erfennbar an italienifd&e 3«^ 
l^orer wenben, fo wie in ben auibrüdflic^en SBorten M 

0efd). D. 8tt. tn (^pan. i. SBD. ^^ 



— 194 ~ 

JBerfafferd in bcr Sombe ^^), 3(uct) fann bicfe 2:i)atfacf)c 
burd^aud nid^t auffaüeu; benn naä) einem 3<^W9^'^ <^"^ 
bem Slnfang be« 16. Sai^rl^unbertö ^^) n>ar ba« ©panifc^e 
bie gieblingdftjracöe flebübeter Ferren unb Manien in ganj 
Stalien ; in "Sfleapel jumal Ratten i^m bie f))anifd&en SBaffen 
eine jweite ^timatf) tjerfd^afft. 

SRid^t mit gleicher 3Jeftimmtl()eit läpt ft^ be^au^)ten, 
ba^ 9tal)atro'd ©tücfe a\\(f) in Spanien felbji gefpielt 
tt)orben feien, ^k SBal^rfd^einlic^feit inbe^ möchte bafiir 
fein. SaSelc^e günfHge Stufnal^me ber $ro))alabia in Spa- 
nien jn Zf)eH warb, ben^eifen bie »erfc^iebnen in 6ct)iKa 
t>eranfialteten ?Ibbrucfe berfelben. ©pater aUerbing^ mnrbe 
bad Sud^ auf ben 3nber in ber 3nquifttion gefegt; allein 
biefe6 SBerbot ift ertoeidlid^ nic^t t)or 1545 erlajfen n^orben, 
in welchem 3a^re nod^ eine unt)erftömmelte 9(uöga6e ber ^xo^ 
palaUa erfd^ien. SBeldber @runb a(fo ^dtte bie ©d^aufpieler^ 
tru<>^)en, bie, xoie toeitex unten auöjuf ü^ren ift, unjweifelt)aftim 
bamaligen @))anien t)or]^anben n>aren, abl^alten foQen, ibr 
fonfi ärmlich) audgefiatteted 9le^)ertoire mit ©tüdfen ju be^ 
reid^ern, bie aUe anbern bid bal)in »erfaßten l^inter ftd^ 
jurüdflic^en unb jebe jut SBirfung auf ber S3ftbne n6tl)ige 
(Sigenfc^aft befa^en? Dad @lauben6ger:c6t tt?enigften6 
fianb il^nen nid[)t im SBege ; unb toa^ fonfi ? jtonnte i^uen 
ein fo wieberl^olt gebrudfted unb allgemein gelefene^ ^ud) 
unbefannt bleiben? — SBie t)ielen Änflang bie SBeife un^? 
fered 2)id^terd bei ben Spaniern fanb, geigen jugleidb bie 

**) Asi mesnio haHanin «n parte de la obra algunos vocu- 
blos italianos, especialmente eo las comedias, de los euales 
convino usar, aviendo respecto al lugar y 4 las persouas a 
quienes se recitaron. 

**) @. teil Dialogo de las lenguas, abgetrud^ in Mayans, 
Origenes de la lengua espanola, T. II. 



— 195 — 

))erfc^iebnen jn)tfd^cn 1520 unb 1540 erfc^ienenen eomo' 
Men, bie ftc^ in ^orm nnb Stoff a(d ^Jact^bifbungen ber 
9?al)arro'fci^ii barftetfen unb altem Slnfd^ein naä) für bie 
3)arftettuii9 beftimmt waren ^^). 

Sei ber ©trenße , mit ber bie Snquifltion auf Srful^ 
lunfi il^rer ©efefte l^ielt, mußten bie ©cbaufpiele bed 3ta^ 
i)axxOf fobalb fteauf ben 3nber ber t)erj)6nten Sudler flefeftt 
waren, fowol^l üon ben SBrettern, aU attmälig au* au6 
bem ©ebad^tni^ ber gefer loerfd^winben. 2)a^ QSerbot be^ 
ftanb etn>a fünfunbjWanjig S^^re lang; unb fo n>irb erflar^ 
üä), n>ie wal^renb biefer ^eriobe anbere, ti^rit unt)offfomm^ 
ncre ©tücfe, bie wir balb naiver fennen lernen werben, 
raufc^enben Seifatt auf ben S5ül)nen finben fonnten, 3ni 

^*) Untfr anbern bie folgenben, bie iän nir^nbd erto)ä^iit fel^e 
iinb bewn elii^igf mir befaniite ©rem^late jidö in ber 93i6Uot]^ff be« 
.&«rni «öeiiri 2^ernaurs(§Dm))anö ju ^axiß bepiiben. 

Comedia llamada Vidriana conipuesta por Jayme deHuete 
aliora niievaineDte, en la cuai se recitan l(»s amores de un Ca- 
ballero y de yna sefiora de Atr^oo a cuya peticion por serles 
muy siervo se ocupo en la obra presente. 

Comedia intUulada Tesorina la materia de la quäl es unos 
amures de un penado por una senora y otras personas adhe- 
rentes. Heclia nuevamente p4>r Jayme de Huete. Pero por 
ser SU natural lengua Aragonesa qo fuere por muy cendradas 
terminos cuanto a este merece perdon. 

Comedia intitulada Radiana compuesta por AgustinOrtiz. 

Comedia Jacinta nuevamente compuesta y impresa con una 
epiStola familtar muy eentidas y graciosas. (ßm ber Jacinta 
bfd 9ta()arrD t^erfd^ieben.) 

«üe btefe @tfi(f c Befte^en , tt>ie bie be« %ütxt9 ^ai)axxc , ^\x^ 5 
SDHiabaö, Unb in fun|lt)oa gcJUbcten @tro^)l)en »erfagt, »ie ffe, 
unb leigen ou(d burc^ t^ren Sn^alt un))erfeniibar, tt>el(^eu ^ori^ilbern 
ite gefolgt ftnb. 

18* 



- 196 - 

Srt^re 1573 aber erlaubte Me 3nquiftHott ben !l)ru(f ber 
^ropalabia "oon neuem ; unb balb nad^ biefem ^eitpunh 
naf)m aui) eine gorm bed 2)rama'ö, ble in »ielen wefentli^ 
c^en fünften mit ber öon ^af)axxo erfunbenen iiberein*' 
fiimmte, üon ben f))anifc^en ill^eatern 35ejtft. !Die größere 
9SolIfommenI)elt unb üielfeitigere Stuöbilbung, in ber biefe 
gönn t)\ex erfd^eint, barf nic^t ^inbern, il)re (Srunbbefd^af^ 
fen^eit anjuerfennen 5 unb man fann bal^er faum uml^in, 
bem Sinbrucf, ben bie wiebergeoffneten SBerfe M alten, 
faji t)ergeffen flen>efenen ^iti^kx^ l^ert>or6rac]^ten, einen Sin- 
tl^eil an ber Umwanblung ber ©ri^auft)ieI))oejte gegen @nbe 
beö 3al)r]^unbertd mvi\ii)xeibm. 

?tuffallenb ifi e6 nun freilid^, ba§ (Senjanted, ?o))e be 
aSega; Slgufiin be SRojad unb 3uan be la 6uet>a in ifiren 
Stotijen über bie Slnfange beö ftjanifd^en il^eaterö be« Zox^ 
red SRal^arro mit feiner S^Ibe ^rwä^nen. Sfttein biefe ^0- 
tijen flnb ju fragmentarifd^ , 3U fel^r nur gelegentlid^ I|in^ 
getoorfeU; al« bap tt)lr ba6 ©tiUfd^weigen ber SJerfaffer 
über unfern Did^ter i^rer Unbefanntfd^aft mit beffen SBerfen 
jufd^reiben bürften. SBermutl^lic]^ war bie ^ropalabia in 
ber neuen 9(u6gabe t)on 1573 allgemein gefannt unb ge^ 
fc^äftt **) 5 ba aber bie älteren !Drucfe t)erboten unb gro^en^ 
tl^eit« serjiort waren > featte man in jenen klagen, n>o ed 
feine giteraturgefd^ic^te gab; t)ergeffen, n>eldber 3^it eigent- 
lid^ ba6 SQerf ange()örte; gugleid^ war bie Erinnerung an 
bie frühem S(uffül)rungen biefer alten ®c^auf))iele erlofd^en ; 
unb fo fam c^, bap man ben @lbrennamen „SBater be6 

f^anifc^en 9{ationaU2:i^eaterd'S weld^en S^orred Stal^arro mit 

• 

ivürbigen n>ugte, getgt htt Canto de Callope. 



— 197 - ; 

öotterem ?lte(f)te attft)red&en fann, einem anberen Did&ter ex^ 
t^eilk, beffen SBirfen nod& in frifc^erem Sfnbenfen xoax. 

®o t)iel befannt, ifi 3uan be Jlfmoneba- ber einjifle 
unter ben altern Sd^riftfiellem, ber neben ?o^)e be 9lueba 
and) ben Zoxu^ ^af)axxo ali S3egrünber ber fpanifd^en 
ßomöbie nennt @r fagt in einem Sonett: 

Guiando cada cual su veloz rueda 
A todos los Hispanos dieroti lumhre 
Con luz tan penetrante de este carro: 
El uno en metro fue Torres Naharro; 
El otro en prosa, puesto ja en la cumbre, 
Gracioso, arHficial, Lope de Rueda. 

35ct)or bie übrige bramatift^e Literatur aud ber erften 
|)alfte bed 16. 3rtl)rl^unbertd bef^jrocben wirb, mögen l^ier 
einige 9?otijen über ba6 äußere S^l^eaterwefen biefer 3^^* 
eingefd^altet mxbetl. 



$(n bad S^^d^i^ be6 Catalogo real de Espana über 
©c]&auf^)ielergefeßfcbaflen , bie jur offentlid&en !Dar|lettung 
ber gncinafdben ©türfe jufammengetreten feien, reil^en jld^ 
in fürjen 3wifci^enraumen anbere, bie öon bem fieigenben 
C^ef^marf für bramatifd^e Unterl^altung Shinbe geben. 3ln* 
tonio öon 9?ebrira fagt in feinem 1515 erfd^ienenen 6om* 
penbium ber JR^etorif: i,^um S3ett)eife l^ienjon Qoon ber 
SBic^tigfeit einer fd^onen JRebetoeife unb eined j)affenben 
9Rienenf^ieId nämtid^) bienen bie ® d^auf^ieler , bie ben 
ifftta ^i<S)tmi fo »iel Äeij l^injufügen; ba^ und biefelben 
immblid^ mel^r ^efaKen, n>enn toir fte ^5ren, ald 
fU (efeni felbft auf bie Ungebilbejtften mad^en 




- 198 - 

fle einen fold^en ginbrucf, ba^ man Wejemgen, We nie in 
ben ©ibliot^efen ju finben finb, fe^r l^aufig in ben ilt)ea^ 
tern antrifft *•)." (Sin SWann »on fo flebilbctem ©cfcbmarf 
tt)ie Slebrira würbe jtd^ Wefe« S?ei|>if W nic^t bebient Ib^beu, 
wenn nic^t bie f<>anifc^e Sü^ne (auf bie er ftc^ gunäcl)ft 
bodb nur bejieben fonnte) bamaU fd^on über bie erften ro^ 
l)en Jlnfange ffimn^ gewefen wÄre. 

3n SSalenria befianb, wie aud alten Urfunbcu erbellt, 
fc^on 1526 ein Jl^eater al6 3«^^^^^^ ^^^^^ ^oöpital^, 
bem ber Ertrag ber SBorjiellungen juflo^ ^'^). ^Tiefer eigcu^ 
tl^ümlit^en SScrbinbung jweier fo l)etero9ener 2luftalteu 
werben wir In ber ©efc^id^te be^ fpateren Scl)aufpiel6 Don 
neuem begegnen. 

2)a^ ber tl^eatralifdbe S())parat ber bamaligen 9:u^ncn 
nic^t fo ganj armlic^ war, wie man itjn ftd^ üieHeict}t »or- 
fleUt , jeigt ein Sfufwanb^gefeft 6arl'« >V. tjom 3af)re 
1534 ^^). 5Raci^bem im SlUgemeinen einfcbräufenbe SSer- 

**) Documeoto sunt vel scenici actores, qui optiiiiis Poe- 
tarum tantuni adjiciuot gratlae, ut mm infinite rnngis eadeiii 
illa audita quam lecto deleotent; et viliKsiinis etiam quibuMlam 
impetrent aures, ut quibiis nulIuM est in Bibliothecis locus, sit 
etiam frequena in Theatris. — Anlonii Nebrissensis artis Rhe- 
toricae compendiosa oooplatio, Cap. S8. 

'') Jovellaoos, Memoria sobre las diversione» publicas. 
Madrid, 181«. <S. 57. 

*•) Pragmatica de Carlos V. y Oofia Juana su madre heclia 
en Toledo en el aflo de 1534 (Hb. VII. lej I. tit. 12 de la 
ttueva reoopilaclon) : „fteni mandamos que lo que cerca de los 
träges estä prohibido y mandado por las leyes de este tifulo, 
se entienda asi mismo con los comediantes, hombresy mugeres, 
musicos y las demas personas que asisteu en las comedias para 
cantar \ taiier, las quales incurren en las mismas penas quo 
ccrca desto cstan impuestas ^^ 



— 199 - 

orbuungen über ben 8uru6 in ben Äleibungen gegeben ftnb, 
^ei^t ed ^ier: „3tem tjerorbnen wir, ba§ badjenige, tt>a6 
burc^ bie ®efe^e biefeö StteW {)tnfi^tlict) ber Xta^tcn m^ 
terfagt unb aubefol^Iett werben \% aud^ für bie gomobtan'^ 
ten (Scanner fowol^I al6 grauen), SKuftfer unb bie übri^ 
gen ^erfonen gelte, bie bd benSomobien mit Singen unb 
SKujtfmad^en befc^äftigt flnb, fo ba§ fle im Uebertretuug«^ 
fall in bie bafür fePgefeftten ©trafen »erfaUen." Die 
©arberobe, bie bergleid^en tBorfdbriften nßt^ig madjt-.', niuf 
bertn boc6 fci^on jiemlic^ gut audgejiattet gewefen fein} 
aucft auf ein niitt uubebeutenbeö ^erfonal la^t bie (Stelle 
fdjlic^cn. Wlan bemerfe jugleic^, bag jur 3^it biefed @e* 
fe^e^, na^ ben auöbrürflic^en SBorteu beffclben, auc^ ©i^au* 
fpielerinuen auf ben S5üt)nen gefeiten würben, wäl^reub 
f^ätcr unter ^ftili^))) II. 3ünglinge bie weiblichen SRollen 
f^)ielten. 

!Die relifliofen ©türfe, gewö^nlid) Autos genannt, 
würben jur geier ber firc^lici^en S^fie, aber nid^t feiten 
auc^ bei anberen SSeranlaffungen, tlb^ild innerhalb ber Sfir^ 
c^en, t]^eil6 auf ben Straßen unb offentlid^en ^läpen auf^ 
geführt. 9Son ber äußern SBorrici^tuug bei ber lefttgenannteu 
Slrt t>on 2)arftellungen fann eine ©teile au^ ©anbottal'd 
©ef^id^te SarW V. einen, wenn aud^ nur un\joll!ommenen, 
begriff geben. „Slm 5. Sunt 1527 fanben ju SSaHabolib 
wegen ber 3;aufe beö Snfanten ^l^iliW t)erf(!biebne geier^ 
lid^feiten jiatt. SJon bem ^aufe M 2)on 3uan be 3Ren^ 
boia, wo bie Sfaiferin wol^nte, bi6 jum |)au))taltar ber 
Six6)e ®an ^ablo würbe ein mit fielen ?3lumen unb 
SiofeU; Simonen, Orangen unb anberen grüdbten gefc^mud^ 
tet 8aubengang errichtet. Dajwifd^en waren ilrium^)^^ 



^ 200 - 

bögen unb in jebem »on ibnen »ielc ®emfte. «uf iem 
erfteu fteflte man ein 3luto bar, auf bem jweiten , britteii 
nnb t)ierteu anbere Slutoö. S)a^ fünfte befanb fid^ an ber 
Zf)üx imex\)a\i M ^ofed ber ^rd^e; biefe« mx f)ot)eT 
aI6 bie übrigen, unb auf \i)m flanb ein ^Itax, na* Slrt 
eined grebenjtifc^eö, mit t)ielen Stufen ; auf (enteren waren 
reid^e 3?ilbtt)erfe »on tjergolbctem Silber, einige au(^ t>on 
®olb, nebfi anberen febr itjcrtböotten ©tücfen aufgefteilt. 
3luf jtt)ei geudbtem fiafen jwei gro^e ferner t)on ßinlbör- 
nern (tt>o\}l ?trbeiten au0 (Slfcnbein), bie, wie alle bie üb- 
rigen ©ad^en, bemÄaifer gehörten. |)ier würbe bie S^aufe 
beö ^eiligen 3obanneö bed Säufer? bargeftcHt ^^V ©o 
glan?enb ging e9 nun freilid^ bei ben gewöbnlid^en Sfuf- 
fül()rungen ber Sluto? woW nid&t ber; inbe§ fcbeint ba^ 
Sfuffc^Iagen eigner ©erüfte für biefen ^xoeä nic^t? Slu^er^^ 
gewol^nlic^ed gewefen ju fein. 

Ueber ben Hergang bei ben 2)arfteKungen in ben 

>•) Sandoval Historia de Carlos V. Valladolid, 1604 Libro Ift. 

Desde 1a casa de D. Juan de Mendoza donde posaha la eni- 
peratriz hasta el altar mayor de la iglesia de San Pahlo se 
hizo un pasadizo muy enrainadu y con muchas flores y rosas, 
limones y naranjas, y otras frutas. Habia en los arcos triun- 
fales y en oada uno de ellos muchos retablos. Rn el priniero 
hicieron su auto, en el segundq, tercero y cuarto otro auto. 
El qnittto estaba A la puerta que estä dentro del patio de la 
iglesia: este era mas alto que alguno de los otros: estaba en 
el un altar, A manera de un aparador, de muchas gradas En 
estas estaban ricas imagenes de buUo de plata doradas, y al- 
gunas de oro, con otras piezaÜB de gran valor. Estaban pue- 
stos en dos candeleros dos cuernos grandes deunicornio: estos 
y todo lo que habia era del emperador. Aqui se reprcsentö el 
bautisttio de san Juan Bautista. 



— 201 — 

Siv^m felbft gibt ein SSefcblu^ bed dap'M^ ber (^ai^^a^ 
brale ju ®erona t)om 3«ftte 1534 etnige Sfuöhinft. @ö 
ifi erja^ft werben, wie bie Sanonici biefer ^trc^e am Dfier^ 
morgen bad Spiel „^on im bre{ ÜKarien'' aufjufu^ren 
pflegten. 2)iefer an jtd^ fromm gemeinte S3raud& war inbeffen 
entartet unb l&atte mancfien Unfug t)eranla§t, we^l^alb man 
befd^lo^, baö Spiel füuftig nur in folgenber Slrt jujuIafTett : 
3uerft ftimmen bie brei 9Warien, mit fcfiwarjen Kleibern 
angetl^an, auf bem ^la^e , wo ber Sntroituö gefungen ju 
werben pflegt, bie üblid^en SSerfe an unb fcfcreiten bann 
fingenb auf ben |)aupta(tar jn, wo ein Äatafalf mit üielen 
?id6tern errichtet ift; bort befinbet jtc^ aud^ ber ©pecerei* 
pnbler mit feiner grau unb feinem Sol^n unb noii^ ein 
anberer Kaufmann mit feiner ^xan 5 unb bort beginnt fo- 
bann bie IDarfteKung , wie b:e gur Salbung beö l)eiligen 
8eid6namd befiimmten ©pecereien gefauft werben. — @d 
foH Jebod^ nid^t erlaubt fein, bie bei bem Spiel mitwir^ 
fenben ^erfonen auf ibrem ®ange jur Äird^e mit Raufen, 
trompeten ober fonftiger SWufif gu begruben, 3wderwerf 
(Confetti) auf fte l^erabjuwerfen u.f.w. !Die !DarfieKungen 
enblid^ üon bem |)auptmann:, bie fonji wakenb ber 9Ka^ 
tutinen Statt l^atte, unb t)on ber 5D?agbalena unb bem 
%\)oma^, bie öor, wal^renb ober nacft ber SKeffe üblici^wa^ 
ren, werben für bie 3«^^"^ burdbaud unterfagt ^). 

SO) Die Sabati X. Maji 1534 fuit communi onfnium tani 
praesentium quam infirmorum consuUorum facta sequens ordi- 
natio sive statutum. Licet majores nostri pia consideratione ad 
excitandam populi devotlonem introduxerint singulosqne cano* 
nicos in suo novo iugressu adstrinxerint ut eorum quUibet se- 
cuDdum ordinem antiquitatin in festo Paschae Resurrectioni» 
Redemptoris nostri Jesu Christi in praesenti ecclesia Gerundensi 



— 202 - 

Die Slnnalen t)on (BeoiÜa berichten, ia^ im 2<^\)xe 
1526 bie 93ermaJ)Iung JtarPö V. mit ber ^rinjeffm 3fabeac 
üoti Portugal in biefer ©tabt burd^ glänjenbe Darjiel^ 
luugen, bie freilieft nur in ftummer 9lcHoit beftanben^ ge* 
feiert tDorben fei. ian^^ be^ SBeßeö, ben baö \)o^e ^aax 
üon ber Piieria Macarena nac^ ber (5att)ebrale nal^m' 
n>ar eine 9ieil)e ))ou ®eriiften aufjjefd^lagen , auf benen 

in !Vlu(ii(hri8 faciant sin^ulin annis reprae8entahonem qiiae vulgo 
dicirur Jes Ires Maries, taiiiea quia experiinento compertum 
est, id quud ad Üei culluiii, laudem et honorem introductum 
fuerat ad ipsius u«»xani et uflTeusam tendcre — ac divinum of- 
ficium plurimum perturbari et denique ecciesiae decorem t-t 
h.onesratem inquinari: propteroa capituliim dictae ecciesiae, vo- 
lens omneni lasciviam, abusum et rurpihidinem ab ipsa eccle- 
8ia exstirpare, statuit et ordinavit, quod finita verbeta tres Ma- 
riae vestibus nigris ut moris est iudutae incipiant canere ver- 
sus Holitos in poste ubi inyitatoria cantanfur, et cantando eant 
ad altare majus, ubi sit paratum cadafale cum muUa luminaria, 
et ibi sir Apothecarius cum uxore et filio, nee non Mercator 
cum uxore sua qui non intrenl nisi finita tertia lectione, et ibi 
fiat illa repraesentatio petitionis unguenh ad unguendum sacra- 
(issimum Corpus Christi u( morls est. Quando ipsae personae 
repraesentationem facturae venient ad ecciesiam nulla sinttim- 
paJa sive tabals, neque trompae nee aJiquod aliud genus niusi- 
corum, neque niger neque nigra sive famula, nee crustula sive 
llaone aliquo modo projiciantur. Haec enim magis ad liidi- 
brium quam ad Dei cultum, populique risum et indevotionem 
ac divini officii perturbationem tendere dinoscuntur. Reprae- 
seotationes Centurionis quae ficri solebant in Matutinis, Magda- 
lenae et Thomae quae fieri consueverunt ante et post \' esperas 
vel in roedio, in quibus erat consuetudo imo corruptela pi- 
scaudi, omoiDO exstirpari voluit atque decrevit dictum capiiulum, 
et nihil aliud quam quod supra dictum est aliquotenus fieri 
prohibuit atque prohibet, nisi de expresso cousensu ipsius capi- 
iuJi nomine discrepante — V. Espaiia sagrada, T. 45. pag. SO. 



- 203 — 

( 

lebenbe Silber bie 9Kad^t unb bie Sugenben beö Äaiferö 
tjerlb^rrlicfcten. !l)a fa^ man bie SBelt, bie ^lugl^eit, bie 
Söac^famf eit , bie gSeruuuft, bie SBal^rl^eit, bie SBeftanbig^ 
feit, bie ®nabe, bie ©trenge, ben gn^ben, bie Steligion 
unb nod) y^iele aubcre aflegorifd^e Figuren ^^). 

it)iefelben Sabrbüd^er ent)al)nen aud^ unter bem 3a^re 
1532 ber Autos sacramentales, bie man am Srol)uleic^- 
nam^fefte ju ©eöilla aufjufül^ren gepflegt f)abe. iEafi 
auc^ in biefen ©tücfen allegorifc^e giguren aufgetreten 
feien, n)irb jmar nid^t auöbrürflid^ bemerft, ift aber im 
!)6c^ften ®rabe ^va^rfd^einlid^ ^^). 

95ei einem allgemeinen SLMicf auf bie Sc{)aui>iele biefer 
3cit mu^ bie gro§e SKenge t)on ©attungönamen auffallen, 
unter beuen jte jt(ft barfteöen. !Die Ueberfd^riften Come- 
dia, tragcdia, tragicomedia, ^gl^g^? coloquio, dialogo, 
represeiitacion, auto unb farsa fonnten auf eben fo öiele 
»erfcöiebne (Slaffen t)on ©tücfen fc^lie^en laffen. Stffein 
man fc^eiut bei ßrtl^eilung biefer Benennungen jiemlic^) 
wiflfft^rlid^ ju SBerfe gegangen ju fein; ein beftimmte^ 
SWerfmal it)enigfieu6 , n)onad^ bie ©türfe fo ober fo ge-r 
nannt Sorben n)aren, mo^te jtcft fc^n>er entbecfen laffen. 
Stur ber Stame Auto (urf^)rüng(i* jiebe «g)anblung bejeic^- 
nenb) njurbe t)orjug^n)eife für religißfe 3)arjieKungen ge^ 
brandet 

!I)ie gegenwärtig nod^ t)orl^anbenen ©tücfe ber leftt^ 
genannten 3lrt au6^ber ^dt t)or 1550 finb unjireitig nur 

**) 2)ie au«ffi^tli4)e @d)irbenni(^ biefer ^avfifllungcn f. in ben 
AnsJes de Sevilla Don Ortiz de ZufiigH, ^(udgabe ))on I7i)6. ^aiit 
III. S. 339 ff. 

") Ib. *^ III. @ 365. 



— 204 — 

ein fe^r geringer Zl)e\l M urfprünglid^en SBorratl^d. 5!Kan 
fanii bal^er jweifeln, ob üou biefen 9lepen ein Sd^lu^ auf 
t)te ganje ®attung erlaubt fei, aBitt man einen fold^^^n 
mad&en , fo f^eint e6, ba^ Me bamaligen Slutoö noc^ aiemlid^ 
in berfelben einfad^en SBeife be^arrten, auf bie jic^ Snrina 
befd^ranft Ijatte. 3n einem bc6 ^ebro Slltaniira (bie 
©rfc^einung 3efu ju @mauö) beftel)t bie ganje «^anblung 
in golgeubem: @in ßngel fpric^t ben Prolog. ?ucad unb 
(5(eofa^ uuterreben ftc^ auf bem SBege nad^ @mauö über 
bad geben unb ben Zoi (§brifti , jn^eifeln aber nod^ , ob 
er ber öer^ei^ene 9Reffta6 fei. 2)a tritt ßbrifiuö in ®e^ 
Palt eineö ^ilgerd ju il^nen unb begleitet fle, inbem er 
jt(^ in i\)v ®e|>rad^ mift^t. !t)ie beiben SBanberer be^ 
n>unbern bie JBeiöbeit unb ^erebtfamfeit be6 ^ilger6 unb 
laben \\)n , afö fte in @mauö angelangt finb , jum gemein- 
famen SRa^le ein j ^ier erfennen jie benn ben |)eilanb unb 
finfen anbetenb öor i^m nieber. 2)a^ ©tücfc^en ift in 
vortrefflichen Versos de arte tnayor gefd^rieben. — Äeine 
©^)ur üon ber bunteren Som^jofitionöweife beö ®i( SJicente 
jeigt fld^ ferner in ben ?tutoö t>on gpeban SWartinej 
(bie ®eburt 3o^anne6 be6 2;äufer^), 3uan^aftor (bie 
®eburt 3ffu) unb Slufia^ 3j<Iuicrbo ^ebxexo (^b^ 
fd^ieb 3efu t>on feiner 5!Kutter)5 unb fot)ieI wir Riffen, 
t)errät^ nur ein einjiged t>on ben religofen ©c^auftüdfen 
biefer ^dt (Slttegorifd^e S^ragicomöbie t)om ^arabiefe unb 
t)on ber «^oHe) eine 9?ern)anbtfd^aft mit ben berartigen 
SBerfen be^ ^)ortugieftfd^en 2)id^ter^ ^^). gö treten barin 

'') Auto de 1» aparicion qiie nuestro Senor Jesucristo hiKo 
ä los do8 discipulos que ibau ä Emaus, eu metro de arte mayor. 



- 205 — 

Me ©eelen eined SWönd^ö, einer ^up^)Ierin, eined 3«ben, 
eined S(bt>öfaten unb t>ieler Sfnberer auf. Sie atte be^ 

compu^sto por Pedro Altamira, el mozo, natural de Hootiveros; 
impreso con licencia en Biirgos aiio de 1523. 

Auto de coino sanJuan fue concebido, y ansimesmo el na- 
cimiento de sau Juan. Entran en el las personas siguientes. 
Primeramente ud pastor, Zacarlas, santa Isabel, un dngel 11a- 
mado Gabriel, dos vecinos del pueblo, un muchacho, Josef, 
Duestra Sefiora, una parienta de Zacarias, una comadre, una 
muger, un bobo, un sacerdote. Agora nuevamente lieclio por 
Esteban Martinez, vecino de Castroniocliio. Burgos, en casa de 
Juan de' Junta, aiio de 1528. 

Auto nuevo del santo naciniiento de Cristo nuestro Se- ^'^'''^ 
nor, compuesto por Juan Pastor. Son interlocutores de laobra 
el emperador Octaviano, un secretario su}o, un pregonero, un 
viejo llamado Blas Tozuelo, un bobo, su hijo llamado Perico, 
san Josef, santa Maria, pastores, Miguel Recalcado, Anton 
Morcilla, Juan Relleoo, un &ngel. Impreso en Sevilla aiio de 
1588. 

Lucero de nuestra salvacion al despedimiento que hizo 
nuestro Senor Jesucristo de su hendita madre, pasos muy de- 
votos y conteuiplativos estando en Betania. Por Ausias fz- 
quierdo Zebrero: en Sevilla, por Fernando Maldonado, ano de 
1538. 

Tragicomedia alegörica del paraiso y del infierno, moral 
representacion del diverso Camino que hacen las almas par- 
tiendo de esta presento vida, figurada por los dos navios que 
aqui parescen: el uno del cielo, y el otro del infierno, cu}a 
subtil invenclon y materia en el argumento de la obra se puede 
ver. Son interlocutores un lingel, un diablo, un hidalgo, un 
logrero, un inocente llamado Juan, un fraile, una moza llamada 
Floriana, un zapatero, una alcahueta, un judio, un corregidor, 
un abogado, un ahorcado por ladron, cuatro caballeros que 
murieron en la guerra contra moros, el barquero Caron. Fue 
impresa en Burgos en casa de Juan de Junta, ä veinte y 
cinco dias del mes de enero, aiio de 1539. 



— 206 — 

flf I)rcn in bie 9?arff bcö ^arabfcfeö aufgenommen ju ^verben, 
werben aber fammt(id) biö auf einen närrifcften J^ropf 
unb t)ier Siitter, bie im Kampfe gegen bie Ungläubigen 
geblieben ftnb, juriicfgetDiefen unb auf 6l)aron'd 9?acfven 
in bie |)oHe fpebirt. 

9J?ufiert man bie f^janifd^e ©d^aufpielliteratur weiter, 
um »on bem ©el^alt beö weltlichen Z\)eatex^ berfelben ^e- 
riobe eine tjoffftanbigere Slnfc^auung ju gewinnen, fo fann 
man fftglid^ eine gewiffe ßlaffe Don ^robuetionen in bra^ 
matifd^er gorm au^erl^alb ber SBetrad^tung laffen; jene mo^ 
ralifd^en (Sremvelbüd^er namlid^, bie, in Slad^al^mung ber 
(Selefiina, wa^renb be^ ganjen 16. 3a]^rtunbertö unb bi^ 
in'^ 17. hinein in SÄenge gefd^rieben würben 34), 2)iefe 
traurigen ÜKac^werfe fonnten fd^on wegen i^rer ungeheuren 
Sauge nic^t auf bie S3ü^ne fommen; unb l^atten fie bieö 
mit il)rem SSorbilbe gemein, fo ermangelten fie bod^ jener 
ßigenfd^aften , burd^ weld^e bie Selefiina einen wenigftcn^ 
mittelbaren ßinflup auf bad fpanifc^e ©d^aufpiel übte, be^ 

$Oir fcnnen ba6 Q3er,$eic6iti§, toeld^ed Slloratin \>on bcu 9(ntod 
bicfer 3cit geliefert ^at, iidcö burd& folgenbe Xitti »ermeljren: 

Rgloga ouevamente coinpuesta por Juan de Paris en Ja 
cual 86 introduzen ciaco personas, un escudero Ilamado Ei«tacio 
y UQ hermUano y uua moza y un diablo y dos pastorcs, cl 
uno Ilamado Vicente y el otro Cremon. 1536. 

La farsa sijL^uiente hizo Perolopes Ranjel a lionor y 
revereucia del glorioso nasciuiiento de nuestro redeniplor Jv.su 
Christo y de la virg;ea gJoriosa inadre sua. En ]a cual sc in- 
droduzen cuatro pastores. 

Selbe @tüdfe finb tn ber Q3ibUot<fef M «gerren $enri ZtmaMv- 
(Sompand t>or^anben. 

**) Q3iele berfelben, obgleich hti n>ettem niä)i alle, ftnb bei ^iege, 
Sufd^e gum 93elaöquej, (S. 311 ff., »ergeici&net. 



- 207 — 

naturlid^en unb bo^ nic^t funfHofen I)ialo9d unb ber 
cingelnen bramatifcd Wirffamen SKomente, 

SBaö I)ienad^ nod^ für bfe »orlicgenbe 9(btl^ei(unfl ber 
®efd^id6te ber ©d^aufriel^oefte ju bef^rec^en iibrifl bleibt, 
jerfaßt in jtt)ei .^am)tc(ajfen. 3n bie erjie gel^ort eine 
Siei^e »on SJerfud^en , baö fpanifd^e 2)rama naä) antifen 
9Rujiern ju geftalten, waö man tl^eilö burd^ Uebertra- 
gungen gried^ifc^er unb römifc^er 6tu(fe, t^eitö burci^ 
freiere 9?ac^bilbuttg berfelben ju erreichen ^rebte. 3 u a n i 
©o^can gab eine, feitbem verloren gegangene, metrifc^e 
Ueberfeftung einer (Suripibcifc^en Jlragobie , Wö^l me^r für 
gefer, alö für ^\x\)oxa. SRücfftd^t auf SübnenbarfieDfung 
fd^eint bagegen granciöco be S3iIIa(obeö, Seibarjt ! 
gerbinanb'iS beö Satl^olifc^en unb Äarl'ö V. genommen p '■ 
l^aben, aW er in feinem 1515 erfd^ienenen 9lnn>]^itr^ön 
bie SSerfe be^ lateinifdben Originale in jliepenber ^rofa 
it)iebergab unb mehrere ©ceneu uuterbrüdfte ober abfürjte, 
um bad bramatifd^e 3nteref[e ber .^anblung mel^r ju con^? 
centriren. ©neu äl^nlic^en SBeg fd^Iug ba(b barauf g er n a n \ 
$erej be Dliöa auöSorbooa, ^rofeffor ber ^l)i(ofo^]^ie [ 
unb S^^eologie ju Salamanca, ein,#inbem er um 1530 
t)erfd^iebne antife Sd^aufpiele in fpanifd^er ^rofa umarbei^ 
tete. 9iur fdbattete et mit ber (Slectra be^ 6oj>^offeö (ber 
er ben Jlitet ,,ber geräd^te Slgamemnon'* gab) , mit ber 
^ecuba be^ @uri^)ibe6 unb bem Slmjjl^itr^o beö ^(autuö 
öiel freier, a(^ fein SSorganger mit bem leßtern ju tl^un 
gewagt l^atte. Qx ertaubte (ic^ nid^t aöein »ielfaAe 9Ser* 
fürjungen ber Originale , fonbern audb Sinfdbiebung eigner 
3ufa^e, bie feiten glürftidb genannt werben fonnen, unb 
ben ®ang ber ^anblung wieber ebenfo ^emmen, wie il^n 



- 208 — 

jene befd^Icunigen fömiten. 2)er 2)falö9 beö Dlim Inbet 
an ben ©teilen, n)0 er nid^t tren überfe^t, fel)r an jener 
metapl^ödfd^en unb gefc^raubten SRebeweife , bie , wie mcl)^ 
rere unter ben ber ßcleftina nad^gebitbeten ©türfen be^ 
weifen, fc^on um biefe ^eit 9Robe würbe* 

!i)a^ bie genannten Bearbeitungen antifer Dramett, 
unb einige anbere , bie fid^ if)nen balb anreihten , auf bie 
SBü^ne gef ommen feien, wirb jWar nid^t beftimmt gemelbet j mit 
SBa^rfc^einlic^feit jebod^ fann man fie a(d bie erften in jene 
SReil^e öon ©c!^aufpielen nad^ antifem ßufd^^titt feften, bie 
wäl^renb M 16. S^^r^nubertö , wenn erwei^Iic^ audb erfl 
feit ber3Ritte beffelben, über bie f^janifd^en Jl^eater ging ^5), 
aber foßten aud^ SBißalobe^, DUM unb i^re nac^fteu 
Siad^folger afö blo^ literarifd^e SSermittler ber SSefannt^ 
fc^afl mit bem alten 2)rama anjufel^en fein, fo wirb i^nen bod^ 
eine gewiffe S3ebeutfamfeit für bie Oefc^id^te be^ f^)anifd^en 
3;^eater^ iiugeftanben werben muffen, inbem il^re Slrbeiten 
baö ^ublifum mit einer auögebilbeten fünjilerifd^en JJorm 
be^ ®d^aufj>iefö befannt matten unb baju beitrugen, feinen 
©efd^madt ju (autern unb ju regeln. 

SBeld^er SRic^tung SSa^co Diaj Jlanco, au^ gre^ 
genal in Sftremabura, in feinen um 1520 »erfaßten S^ragö^ 
bien ?[bfa(on, Slmmon unb Sonata^ folgte, vermögen 
wir nic^t anjugeben, ba un^ biefe ®t&äe nie ju Oefid^t 
gefommen jinb, wir unö aud^ bei ben Siteratoren öerge* 

**) SJlixn fe^e totiuv unten bie ^a^ti^Un übet 3uan be Tla^ 
lata nnb bie übrigen ©e^iilanifd^en ^id^iter feinet Biit, fo toit uns 
tet bem ^rtifel 8o))eg^inciano bie 9lotig ^on ber gegen (^nbe 
bed 3a^r^unbertd gu ä^abrib aufgefui^rten ^ragöbie bed (Suripibed. 



J 



- 209 - 

itxi^ nai) 9?ac!^ri^teti über biefelbcn umgefe^en l^aben *^). 
2)oci^ barf tt)o]^( öermutl&et itjerben, ba^ ber 2)ic^ter, ber, 
feinen anbern 2Berfen nnd^ ju urtf)eilen , ein 9Rann öon 
9elel)rtcr SSilbung tt)ar, in feinen bramatifc^en gonn>ojt^ 
tionen antifen SKufieru gefolgt fei. 

®anj un6emf)rt Don berartigen Sinflüffen aua bem 
Slltertl)nm blieben bie ©tücfe, bie nebji benen beö Sorre^ 
9?a^arro unb einigen be^ ®i( aSicente bie jnjeite unb ja^f* 
reic!^ere Siaffe ber f^anifc!^en ©d^auf^)iele biefer ^eriobe 
bilben.' !i)a aber bie \jkx\)tx gel)6rigen |)am)ttt)erfe fd&on 
bef^rod^en ftnb, fo ift auf biefem gelbe nur nod^ eine 
fparlicbe 9?ac^lefc ju l)alten. Oenau in bie gufftapfen 
beö Sorre^ 3tal&arro traten, iebod^ mit fel)r untergeorbne^ 
tem Slatent, Sa^me be ^uete unb Slguftin be 
D r t i ö 3"^). @in gewiffer 3 u a n ^ a ft o r , ber auf erbem 
alö ajerfaffer jtveier Farsas, la Griraaltina unb la Cla- 
riana. genannt tt)irb, be^anbelte (in ber Tragedia de la 
castidad de Lucrecia ^^O einen tragifc^en Stoff au6 bem 

'*) ^iaj Xanco felbfl ernannt in feinem Jardin del alma 
cristiana (Valladolid, 1553) ber brei ^ratjobten, He et tn feiner 
erften 3»ugenb gefc^rieben ^abe; unb nur l^iewnf, nid^t auf eigne 
5ln(!c^t ber <Stücfe, grüntet ftdö, toa« aWontiano, 93eta6queg unb SWo* 
ratin öon benfelben melben. SWan ^ai fogar gegiDeifelt, obfle gebrurft 
iporben feien ; nad^ einer mir Dur(§ «^errn äJicente ®alöÄ gugefümme= 
nen 9loti} aber befinbet jtc^ ein alter ^ru(f ba&on in ber ^ibliot^ef 
bed ^. ^gu|)in :Duran ju SO'^abrib. 

»') 53ergleic^e oben Slnmerfung **). 

S7a) Tragedia de la castidad de Lucrecia, agora nuevamente '■ 
compuesta eo metro por Juao Pastor, natural de la vilia de 
xMorata, en la cual se iotroduceo las personas siguientes. El 
rey Tarquino, su hijo Sexto Tarquino, un negro suyo, Colatino 
duque de Colacia, Lucrecia su muger, un bobo criado suyo, 
@(fc^. D. 8it. in (Span. i. »D. 14 



^i' 



— 210 - 

?l(tertl)um ganj in ber SBoIWmanier, iubem er jmi|1d^eit 
We crnfien Partien grobe ©pdpe eine6 Sieger^ imb eineö 
narrifc^en SSebienten mengte. @ine im 3^^te 1521 erf d^ic* 
nene ßomöbie "oon unbefanntem 9Serfaffer (la Seraflna) 37»») 
jeigt, tt)ie bie (Selefiina and) auf bic Sii^nenbi^tiiug (Sin^ 
Pu^ übte ; benn bap ber 93erfafier biefeö SJorbilb üor Slugen 
l^atte, jugteic^ aber nad^ bramatifd^er Mrje uub ©ebrun- 
genl^eit ftrebte, ift nnt)erfenubar. 

(5l)rifloüalbe (SaftiUejo, einer ber begabtejten Si;^ 
rifer feiner ^üt, eifriger 93ert()eibiger beö alten 9?ationa(fti;W 
gegen bie burc^ S3o^can eiugefütjrten Steuerungen, tjerfuc^uc 
flcf) in feiner 3ugenb aud) in ber bramatifc^en ^Joefte/ aber, 
tt)ie eö fc!6eint, ol)ne entfc^iebnen (§rfo(g. 9Zur einö feiner 
(Bä)au\pkU (bie mit SBa^rfdjeinlic^feit in bic 3eit t)on 
1520-1530 gefegt iverben) ift, ^anbfc^riftlic^ in ber ^u 
bliotl^ef M ßöcuriaf aufbewal^rt, auf une gefommen; 9lud^ 
ol^ne biefe Farsa de la Costanza gelefen ju l)aben, barf 
man auf ®runb beö Sfu^jugö bat)on bei äWoratin getroft 
baö Urtl^eil au^fpred^en, baf if)r ein^igeö aSerbienft in einer 
flie^enben SBerftfication (auf bie ftd^ SaßiHejo meif!erl)aft 
ijerfianb) unb in glüdlirfer ^omif im ©njelnen beftehen 
fann. 2)enn bie |)anblung, tt>ie jtt)ei Sl^emanner i^re 

• 

grauen, mit benen fie in bejiänbigem 3^nf leben, auötau^ 
fd^en, ifi burd^auö ro^ erfunben nnb olbne eine ^pux t)on 
eigentlich bramatifd^er Som}).ofltiott burd^gefu^rt. 33ebeu- 

Espurio, Lucrecio padre de Lucrecia, Junio Bruto y Publio Va- 
lerio parientes de Colatino. 4o. o^nc Eingabe be^ JDrurfortö. 
©ot^ifd^e Settern. 

"^) Comedia nuevamente compuesta, llamada Serafioa. 
JDieff0 in ^rofa gefcftriebene @tü(f iß mit einem anderen öerjificirten, 
La Hipolita, jufammengebrucft. Valencia, por Jorge Costilla, 1521. 



- 211 — 

tenben ©nflu^ auf ba^ fpanifc^e ©d^aufpiel fd^eint biefcr 
35ictiter uberl)au^)t nid^t geübt ju fiaben; aud& war feine 
tl^eatralifc^e 8aufbal)n nur furj, ba er ben ^rinjen gerbi^^ 
nanb, Sruber Sarra V., f*on fru^ m^ 2)eutfd^tanb be^ 
gleitete, unb l^ier, wo eö i^m an SBerantaffung iu fernerer 
Uebung feinet Xaleni^ feWen ntufte, ben größten Jl^eil 
feineö fpätern Sebenö jubradbte. 

2Benn man Die 3lo^t)eit unb 3öfl^ffojftgfeit in*^ Slugc 
fa§t, tt>el(^e im 3n()alt unb S^on ber meijien ©d^aufpiele 
biefer 3Ht l^errfc^t, fo fann man eö nur bißigen, ba^ bie 
(Sorten öon SiaDaboIib im Safere 1548 barauf antrugen, 
t)a^ ber ÜDrucf Don unanftänbigen unb ftttentofen ^offeii 
verboten werben moci^te. (Peticion 14!>'0 

(Sin über bie auf ben legten Seiten erwdfenten ©türfe 
gu faüeubeö ®efammturtf)eit lann überhaupt nid&t eben 
gunflig lauten. 8(rmutfe an ßrfinbung, 9Äange( eine6 
Ytjaferfeaft bramatifcften Sntwurfö, groper |)attg ju 9lofe^ 
feeiten unb 3^>>^ibeutigfeiten unb gaujlidfee^ gel)len aller 
^oefle finb ju l^ert>orfteci^eube ©d^attenfeiten aller biefer 
aSerfu<$e, alö ba§ it)re tfeeilweifen SSor^üge, 2Bi$, fliepenbe 
Diction unb guter 25er6bau bagegen fc^wer in bie 2Bag^ 
fd^ale fallen fonnten. Slirgenbö begegnet man auc^ nur 
einer ©cene, bie nic^t felbft neben ben fcfeledfeteften beö 
@il Sicente unb be6 Zottel 9iaf)arro in (B(^atkn träte. 

2)aö »abre ß^'^^I^^r ber bramatifc^en ^oejle, ba6 
überall er|i anbred^en fann, tomn flc^ @))if nnb S^rif öoll^ 
fommen bnrc^gebilbet \)aUn, war für ©))anien noc^ nid^t. 
gefommen; fein !Dramatifer war befähigt ober firebte, feine 
ffiunft auf biefelbe ^o\)c ber SSoßenbung jn feeben, bie 
3^)^can; ®arcilafö nnb^^errera ber l^rifc^en ^oefie gaben; 

14* 



— 212 - 

unb fo fiel^en ®it SBice nte unb Zoxxe^ 9?aI)arro aia einjelnc 
^l)änomcne in einer i{)rer untt)ürt)igen Umgebung; inbep 
fonnen ani) fte im SSergleic!^* ju im genannten S^rifern nur 
für 2){d^ter att)eiten 9iange« gelten. 

Dem (Sinwanb, baö aSor^anbne fei nur ein Jl^eit beö 
üorl^anben ®en)efenen unb fonne fein Urtl^eit über ben ia^ 
maligen 3uPönb beö @d^auf^)iel^ im 3(ügemeinen begrün^ 
ben, barf fein gro^e^ Oewid^t beigelegt tt)erben; benn wenn 
fein erfter Saft auc^ rid^tig ift, inbem bie Snbiceö ber 3n^ 
quifttion mehrere noc!^ t)or 1550 gebrucfte, aber in golge 
biefe^ SSerbotd gänjlid^ t)erfc^wunbene ©turfe öerjeid^nen, 37b) 

*'b) Q^ ftnb bied fo(genbr: Comedia llaniada Orfea, dirigida 
al muy ilustre y magnifico seiior D. Pedro de Arellano, conde 
de Aguilar (1534). Comedia llaroada Fidea, compuesta por 
Francisco de las Navas (1535). Farsa llamada Custodia. Farsa 
de los enainorados. Farsa llamada Josefina. 

5lu§crbem h>fi§ man noäi \)on folgenbcn ©tiidfcn biefcc 3eit, 
\otl^t oufjufinbcn mir inbeffen ni^t gelungen ifl: Farsa sobre 
el matrimonlo para representarse en bodas, en la cualseintro- 
ducen ud pastor y su muger y su hija Mencia desposada, un 
fraile y un Maestro de quebraduras — Medina delCampo, 1530. 

Farsa llamada Cornelia, en la cual se introducen las per- 
sona« siguientes: un pastor Uamado Benito, y otro llamado 
Anton, y un rufian llamado Pandulfo, y una muger llamada 
Cornelia, y un escudero su enamorado, donde hay cosas bien 
apacibles para oir: liecha por Andres Prado, estudiante. Medina 
del Campo, por Juan Godinez de Millis, atio de 1537. 

Coloquio. En las presentes coplas se trata como una her- 
mosa doncella andando perdida por una montatia encontro un 
pastor, el cual vista su gentileza se enamorö de ella, y con 
sus pastoriles razones la requiriö de amores, A cuya recuesta 
ella no quiso consentir, y despues viene un salvage a ellos, y 
todos tres se conciertan de ir k una ermita que alli cerca 



- 213 — 

itnb unftrcitig xxod) 'oiel me^r, toa^ Uojß l^anbfd^riftlid^ im 
Umtauf tt)ar, untergegangen ifi, fo burfte bod^ faum anju* 
net^men fein, ba^ gerabe bae ffiorjuglid^fte ftd^ unter ber 
5Waffe beö Verlorenen beftnbe, 

2Biß man auc^ noä) auö Sußerlid^en ©rflnben ju 
erHaren fud^en, m^f^alb baö 2)rama biefer 3eit auf fo un«^ 
tergeorbneter Stufe ftel^en 6(ieb, fo ftnb fold^e leicht in 
ben 93er^dltniffen beö bamaligen Spanien^ au entberfen. 
2)ie 9?ation war üon ben gett)altigen Zf)aUn unb 3(nftren^ 
gungen, burd) bie fte ftd^ an bie ©^ifte ber (Suropäifc^en 
aSoIfer gefietrt l^atte, noc^ ju fe^r aufgeregt, um [\ä) mit 
©el^aglid^feit bem ©enujfe ber errungenen ©uter l^ingeben 
JU fonnen. 3^r fel^Ite nod^ jene SRu^e unb ©tätigfeit, 
wld^e jum ©ebei^en ber bramatifd^en Äunji erforbert 
wirb. Sluc^ \)aiU fxä) baö fpanifd^e geben nod^ in feinem 
9)?ittelpunfte concentrirt, in bem bie 9?ationaIbü^ne ftd^ 
l)citte firiren fonnen, @inje(ne reiche unb beöolferte Stäbte 
waren alferbiugö t)orl^anben, unb gerabe in ben bebeutenb^ 
ften Don biefen, in 93alencia unb Sevilla, Werben wir aud^ 
baö3:^eater am früf)ften einen l^6l)eren Sluffd^wuug nel^men 
fef)en; aßein jie ftanben bod& mel)r ifolirt, M ^au^torte 
t)on ^oüinjen, nid^t alö (Sentrum M ganjen ?anbe^ ba. — 
gerner vergönnte ba6 unftate Seben ßarr^ V., ber feinen 
|)ofl&aIt nie auf längere ^ext in Spanien firirte, ber ©c^au- 
fpielfunft feinen ber Sortl^eite, bie fte au^ einer Segünfti^ 
guug üon oben l^er jief)en fann. SBenn bie Umgebungen 
beö S'aiferö, meift auö Slu^lanbern befiel^enb, ftd^ bisweilen 
bei feftlid^en Slnlöffen an bramatifd^en Unterhaltungen er^ 

Cfitaba a hacer oracioo a nuestra Seiiora. Yistas y exainioa- 
das, y con liceucia impresas en Valladolid ano de 1540. 



- 214 ~ 

flogen moBteit, fo tt^urben ju biefem ^wede Stucfe in 
frembcn (Bpxadjen genjä^lt; tt>ie man bemi, nac^ bcm S3e- 
rid^t ber ©efdbid^tfc^reiber, im 3öl)re 1548 bei bcr SSer- 
mä^Iungöfeier bcr Snfantin SKaria mit bem (Srjl)erjo9 
SRarimilian am ^ofc ju SSallabolib eine ßomobie t)on 
Slrioft aufführte ^s). 

Sin ber JReil^enfüIge ber öorl^in ern>a]bwten ©tücfe ifi' 
leidet erfennbar, inie fel^r [xä) bie balb nac^ 1520 tt>af)X^ 
ne^mbare retrogabe S3ett)egung in bcr fpauifd^en Sd^au^ 
fpiellitcratur gegen bie SKitte beö 3at)rf)unbertö bef^Ieunigt. 
2)aö um 1545 erfolgte aSerbot ber ^ropalabia fonnte jum 
aSerfaK ber Jl^eater nur nocfe mel^r beitragen. Sei biefem 
3ufianb mu^tc benn jebe Seiftung im bramatifd^en gac&, 
bie jid^ nur einigermaßen über bie Srbärmlid^feit ber ub^ 
rigen erl)ob, dpodfe maiim ; unb tt>o\)l nur burc^ bie bar^ 
gelegten Umftanbe (unter beuen bie Unterbrudfung 'oon 
3!orreö 9?abarro'ei 2Bcrfen einer ber tt)id^tigfien ift) erflärt 
eö ftd^ , tt>ie ein SKann tjon fel)r befc^ränften poetifd^en 
®aben , ber um bie SRitte beö Sa^r^unbert^ alö ©c^au^ 
fpielbld^ter auftrat, ungett)of)nlid^e^ Sluffe^en erregen fonnte 
2Bir reben t)on 



einem ^anbwerfer qu^ ©eüilfa, ber, t)on einer untviberftef)^ 
lid^en Steigung jur Sd^aufpielfunft getrieben, unter eine 

*») Saodoval, Historia de Carlos V. — Calvete, viaje del 
principe D. Felipe. 

**) Hijos de Sevilla ilustres en Santidad, Letras, Armas, 
Artes ö Dignidad, por D. Fermin Araoa de Varflora. Sevilla, 
1791. 



— 215 — 

(Som6btautentru^))e ging, bei ber er nicht aüein alö 9Kitft)ic^ 
(er, fonberii ^uglei^ alö ©c^aufpietbic^ter t^ätig war. !Da^ 
®eburtöjal)r bicfe^ t^ielgenaimten 9Ranneö ifi wnbefannt; 
ber 3^itpunft feinet erften aiuftreteu^ tt)irb »on 9Roratin, 
beni bei fetner fonftigen ®ett)rffenl^aftigfeit zugetraut tt)er^ 
ben barf, ba^ er auci) l)ier aud giiten QueDfen gefd^öpft 
tiabe, iii ba6 3al)r 1544 gefegt. 5Raci&bem 8o))e be Slueba 
fic^ burd^ fein ungett)ol)nnc^e^ 2)arfieDfnng^taIent jnmSSor^ 
ftel)er ber Sru))^)e aufgefc^njnngen nub längere ^eit unter 
afifgemeinem SSeifatl in feiner a?aterftabt gefpiett \)atte, trat 
er eine SBanberung burd^ baö übrige Spanien an. 3m 
Saläre J558 ftnben mir il&n inSegoöia, tt>o bie geftlicfcfeiten 
jur ©nn)eil}ung ber neuen (Satfjebrale eine grof e SWenfc^en^ 
menge unb fomit ein jal^Ireici^e^ ^ublifum für feine 2)ar^ 
fteffungen ijerfnmmelt \)atkn *^). SBä^renb ber nad^ftfol^ 
genben 3a^re fc^eint er bie umliegenben <Stäbte burd^jogen 
ju ^aben. . SBenn S(ntonio ißerej erjal)(t, et l)abe il)n am 
liofe fpielen fe^en ^i), fo ift jweifel^aft, ob »attabolib 
ober SKabrib, bie ^eit t)or ober nad^ 1560 gemeint fei ^2). 
Ueber ba6 miUxe geben beö ?ope be 9lueba gebrid^t 
e^ an 9?ad^rid^ten. 9Wan h)ei^ nur, ba^ er t)or 1567, in 

«0) Diego de ColmeDares, HiRtoria de Segovia, Cap. 41 
pag. 516. 

**) Cartas de Antonio Perez. Paris, 1684. pag. 151. — Se- 
gundas cortas, pag. 186. 

") ^ag ber M -^^in^j^?'« II. fic^ im Saläre 1560 in 3Wabnb 
ftrirte, bcj^euften Herrera, UisCoria gen. del mundo, L. 7. c. IS unb 
Cabrera, Hist. de Felipe II. L. V. c. 9 unb 17. — ^iernac^ ftnO 
bie fatfc^en Angaben bei Quintana, Grandezas de Madrid, L. 3. 
c. 25 unb bei Pellicer, Tratado hist. etc. P. I. pag. 40. ju be; 
richtigen. 



- 216 - 

tt)eld^em 3a^re juerfi einige feiner Suftfpiele im Dnirf er^ 
fctiienen, ju Sorbpöa geftorben ift, voo er in ber ^a\\ptUxci)e 
jwifc^en ben beiben (Sporen beigefe^t würbe ^). 

2)er 9iul)m, bejfen itd^ biefcr auögejeid^nete itnb be^ 
rühmte SKann, h)ie il^n Seröante^ nennt, bei feinen 3^^*- 
genoffen erfreute, i^at i^n in ber 3lrt überlebt, ba^ er nadb 
unb naä) bie ßeiftun^en feiner Vorgänger ganj in 93er^ 
geffettf)eit jurüdbrdngte» Unb fo erfldren bie ©c^riftfteßer 
ber fotgenben (Generation beu iope be SÄueba balb für ben 
erjien (Srftnber ber fpanifd^en ßomobie^^)/ balb n>enigftend 
für ben, ber bie ©c^aufpielfunft juerft über ben Stanbpunft 
ber Äinb^eit ^inauögebrad^t l^abe ^^\ Unter welchen Umftdn^ 
ben biefe SWeinungen allein entftel^en fonnten, ift oben ange^ 
beutet tt)orben, mo bie erftc berfelben bereite if)re (Srlebi* 
gung gefunben l)at. Der jweiten fann man i)ielleicbt in^ 
fofern Oültigfeit jugeftel^en, alö fie nur bie Ämift ber du^ 
^ern Darftellung im Sinne ^at. !Denn bie Seiftungen be6 
©c^auf^ieterö ßope be JRueba fc^einen, aKen Se^gniffen ju 

• » 

*•) Cervantes, ProL a las Com. — IT^iefe« ©rabmal ijl . \x>ie 
fo ))tele foßbare S)touumente ber (Sat^fbrate von (Sorbova, tu beu 
35erwujiiingen , bie baö ©e^aubc ft>äter erlitten fjai, fvurto« öcr- 
fc^n^unben. <B. ben Indicador Cordobes por 1). Luis Maria Rh- 
mireK y las Casas-Ueza. Cordoba, 1837. ®. 168. 

«M Comedins de Lope de Vega, Parte XIII , Prologo. Las 
Comedias no soo mas aotiguas que Rueda, a quiea oyeron 
nuichos que hoy viven. — Parte XX. Dedicjicion de Virtud po- 
breza y muger. En Espaüa no se guarda el arte yh no por 
ignorancia, pues sus primeros inventores Rueda y Navarro le 
guardavan, que apenas ba ochenta afios que passarou, sino por 
seguir el estilo mal introduzido de los que les sucedieron. 

*») @. bie tociter unten angefüljrten ^teUen bc« ßeroante« wn& 
Stgußin be 9ioja«. 



- 217 — 

%oIqc, in ber Jltjat ctwaö Slu^erorbentlic^eö imb in Spa^ 
nien nie jut)or ©efe^eneö gcwefen ju fein, unb mögen ju 
einer f)'6^exn Sluöbilbung ber 9Jilmif unb ber fcenifcben 
Äunft bie erfte Slnregung gegeben l^aben. 3n ganj anbe^ 
rem Sid^te bagegen erfd^einen bie SBerfe beö ÜDid^terö; 
benn biefe fann bie unbefangene Äritif, h)ie mand^en aSor^ 
jug t>ox ben elenben Stücfen, bie jule^t befproc^en würben, 
fie il)nen aui) einräumen mag, an poetifd^em ®el)alt nur 
tief unter , an Äunft ber bramatifd^en ©eftaltung ttjenig^^ 
ftenö nid^t über bie beö ®il SSicente unb be^ Sorre^ 5Ra^ 
^arro jieKen. Unb fo fommt ?o^e be 9iueba in eine felt^ 
fame Stellung; er barf mit Slücffic^t auf ben Umftanb, 
ba§ ba^ Jl)eater feiner 3^it öon neuem in ben B^fianb ber 
Äinbf)eit jurucfgefunfen toax, ein gorberer beö fpanifcfcen 
®d^auf^)iel^ genannt tt)erben, ba6 boc^ in i^m, fobalb man. 
i^n.mit feinen trefflid^en SSorgangern in SSergleid^ bringt, 
alö nur SRudffc^ritte mad^enb erfc^eint. 

Die bramatifc^en Slrbeiten biefe^ 2)ic^ter6, in fo t^eit 
fie burd^ benl)rucf literarifd^ aufbe\t)al^rt jinb^<^), jerfallen 

**) Las primeras dos elegantes y graciosas Comediaiä del 
exeelente Poeta y Representaote Lope de Rueda, sacadas a luz 
por Juan de Timoneda: estas son Comedia Eufemia, Ct)media 
Arnielina. Valencia, 1567. Sevilla, 1576. 

Las seg\indas dos Comedias de Lope de Rueda: Comedia 
de los Engaiios, y Comedia Medora. ib. 

Los coloquios pastoriles de muy agraxiada y apacibleprosa 
por el excelenle poeta y gracioso Representante Lope de Rueda : 
son el coloquio de Timbria y el coloquio de Camila. ib. 

Compendio llamado el Deleytoso, en el cual se contienen 
muchos pasos graciosos del exeelente poeta y gracioso repre- 
sentante Lope de Rueda para poner en principios y entre me~ 
dios de coloquios y comedias. Recopilados por Juan de Timo- 
neda. Logrono, 1588. 



, - 218 - 

in brei ßlaffc« : (Somöbieii, ^aftoralgefprärf^e unb focjcnauute 
$afo^. 3n allen bicfen ©turfen jeigt ftd^ ber SSerfaffer 
afö 9Kann üon offnem Sinn unb Harem 33licf für bie @r^ 
fd^eUiungen be^ Seben6, bie er treu unb in anjiel)enber 
Statürlic^feit bar^uftellen vt)ei^, aber »on fel)r geringer 
2)f(6tergate. 2)al^er ift er uberaK ba am glurflid^fien, wo 
er, ftc^ in ber feinem J!a(ent angemeffenften ©pt)are beme^ 
genb, bie gemeine 2BirfIic^feit in ber ©prad^e be^ gewöhn- 
Hd^en ?eben6 fd^ilbert. 3n biefem befc^ränften Greife fonnte 
er mit feiner fcf}arfen 33eobarf)tung^gabe, feiner Saune unb 
©it^alfl^eit fel^r ju feinem 9Sürtl)eiI auftreten; l^ier fiortfeiu 
ßonflict jiDifc^en Stoff unb Sel^anblung, unb ber S[u6bru(f 
ift bem ®egenftanbe üoOfommen angemeffen. 35ie melfte 
Sefriebigung gemd^)ren bal)er feine ^afoö, @o namlicti 
nannte er eine S(rt öon Keinen burle^fen Stielen, bie er 
t)or bem S5eginn ber großem ©tücfe, ober jwifc^en ben 
SJbt^eilungen berfflben aufjufüliren pflegte^ bie Entremeses 
ber bamaligen 3rit. 9?id^tö fann ber Slnlage nad^ einfacl}er 
unb funftlofer fein, alö ein fold^er ^afo; ber geringfügigste 
SSorfatl, irgenb ein SWoment au^ bem aHtaglid^en treiben, 
»orndmlic^ ber untern 93olKc(affen, gibt if)m ^inreic^enben 
Stoffj aber baö OiXi jtd^ tjollig Unbebeutenbe h)irb burc^ 
bie 9?ait)etat unb 9?aturtreue ber 2)arfteltung , burd^ man^ 
dben ßrgu^ ber l^eiterften ?aune fo anjiel)enb gemacht, wie 
eö nur einem für biefe ©attung befonber6 berufenen ge^? 
lingen fonnte. — golgenbeö ftnb bie aupern llmriffe Don 
einigen btefer $afoö. 3)er SSauer S^orubio fommt nad^ 
|)aufe unb erjal^tt, er l)abe z\>tx^. einen Delbaum ge^jflanjt; 
feine grau, ?lgueba, meint, in fed^ö ober fieben 3al)ren 
Werbe ber Saum fd^on öier bii^ fünf ©c^effel D(it)en tra- 



- 219 — 

gen; mit ben Sd^ö^Iingen aber fonne eine gauje $flan^ 
jung angelegt mxien ; bann tröffe jte bie Dli'ocn fammeln, 
ber 90?ann foKe jte auf bem (§fel ju 9Rarft bringen, nnb 
SKenctgnela fte t)erfaufen. 9?un aber entfielet ein ©treit 
jtt)ifd^eu bem ß^c^jaar; Sfgueba tt)iff ben Scheffel nic^tun* 
ter jtt>ei 9iea(en t)erfaiift triffen; Sorubio aber meint, öier- 
jet)n biö fünfjel^n geller feien genug. 9}?encigue(a erMtt 
abtt)edbfe(nb t)om SSater unb »ori ber Siutter i^efei&le über 
ben $rei^, ben fte für bie fiinftigen Dliöen forbern foUe, 
itnb t)erff)ricbt jebem t)on ibnen ©el^orfam. |)ierburc^ jicl)t 
fte fic6 benn ben 3«>i^tt "oon beiben ju, ber ftcb in Sd^im^fen 
unb 90?i§f)anblungen gegen fte auö(a§t. 2)a berSarm im- 
mer arger tt)irb; fommt ein ^ad)hax l)erbei, um ju fe^en, 
tt)aö e^ gebe ; er erfunbigt fidb nad^ ber Urfad^e beö ©treit^, 
prt, ba^ e^ ftdb um ben $rei6 t»on Dliüen l^anble, bie 
erji nad^ t^ielen S^^t'en h)ac^fen foffen, unb fud^t ben lä^ 
dbertid^en ^tt>\\i beizulegen. — (Sin anberer ^afo ftefft 
einen luftigen Streich jn)eier ®auner bar. SDienbrugo, ein 
ginfaltapinfel, tragt eine ©ct^üffel mit (Sffen nad^ bem ®e* 
fangnip, in bem feine grau gefangen ft^t; ba begegne.n 
ibm bie beiben ®auner, fnupfen ein ®efprad& mit if)m an 
unb fprec^en unter anbern t>on bem ©c^Iarafenlanbe. 
SKenbrugo bege{)rt mel^r baöon ju h)iffen, fe^t ftc^ auf bie 
@rbe l&iri unb ^ort mit ©rftaunen t)on bem Sanbe erjäl^len, 
tt>o bie glüffe t)on 9Äilc^, bie SSrüdEen t)on SSutterbrob, bie 
9?äume 'oon ©d^infen jinb, bemerft aber nidbt, baf bießr^'' 
Javier ftd^ unterbeffen feiner 6d^üjfel mit (äffen bemäd^ti* 
gen. — 3n einem britten biefer Reinen ©tüdfe n)irb fel^r 
ergo^Ud) gefd^ilbert, wie eine liftige grau i^ren einfaltigen 
Seemann fo^)j>t. ©ie \)at einen ©tubenten, ben jie für 



- 220 — 

i^)ren SSetter ausgibt, in'^ ^auö genommen unb fteöt ft(^ 
franf, um f\d) ungeftörter mit i^m t^ergnugen ju fönnen; 
ia mnjß benn ber arme 3Kann in einem fort jum Slrjt 
gelten unb bie t)on btefem t^erfd^riebene SWebicin felbjl ein^ 
nehmen, weil bie grau ^erftcl^ert, ba^ ftc nur bann bie ge^ 
tt>ünfc()te SBirfung f^aUn werbe, S((ö bie ®attin enMic^ 
jur großen greube i^re^ järtllc^en &cmai)l^ n)ieberl^erge:^ 
fielft ift, ge^t fie bat)on, um ein neuntagigeö ©efcet ju 
öerrid^ten, baö fte einem ^eiligen für ben gall il^rer @e^ 
nefung gelobt l^abe, la^t fic^ aber mMiS) öon bem ©tu- 
beuten ju blefer frommen ^anblung geleiten. 

©el^r ju rutjmen ift bie meifterl)afte Sel^anblung ber 
^rofa in allen biefen ^afoö ; bie ju fold^er geic{)tigfeit unb 
naturlid^en (Sfegauj ^atte eö fetbft bie geleftina nid^t ge^ 
brad^t. SBeniger gelangen bem 8ope be 9lueba in biefer 
Sejiel^ung bie Stücfe t)on auögebel)nterem ^lan, für tt>eld^e 
er burd^gangig biefelbe gorm beibel^ieltj benn l^ier üerfdDt 
feine epraci&e, fo oft fte nad^ l)o^erer Slu^brucfött>eife ftrebt, 
nur JU leidet in'^ @c^n)ülftige unb ©efd^raubte. 

(Srioagt man, tt)ie tjielfad^e unb für bie bramatifc!^e 
JRebe fo ^oc^fi geeignete metrifd^e (Sombinationen Me fpa^ 
nifd^e Sprad^e barbietet, unb tt)ie glüdflic^ biefelben tl^etl^ 
Weife fd^on angewanbt waren, fo wirb man überl^au^jt bad 
Sfufgeben ber SSerfification wo^l nur für jene Heineren ^ar^ 
fteltungen auö bem SlBtagöleben gutfjei^en fonnen, bagegen 
bie Slnwenbung ber ^rofa für Sd^aufpiele, bie ju einer 
Isolieren unb poetifd^eren Gattung gel^oren wollen, aW 
einen wefenttid^en SÄipgriff bejeid^nen muffen. Die Äritifer 
einer gewiffen gractiou freili^ bebauern, ba^ baö 2)rama 
nietet für immer bie befc^räufte , tjon 8ope De 3lueba in 



— 221 - 

©aug gcbrad^te, Somi beibel()a(teu l^abe; tt>ix bagegen fon^ 
neu ba^ ®Iü(f nur ^)reifen, tt)el^ed baö franifc^e 2:^eater 
öor biefem ©c^irffat bewal^rt ^at, unb glauben, e^ bert 
fpatern Dicfiterti alö nid^t geringe^ SJerbienft anrechnen ju 
muffen, ba^ jie ben 93crö mit feinen reid^en unb njed^feln^ 
ben SRobuIationen it)ieber bem ©d^aufpiel üinbieirten. 

2Bie gering baö bem 8ope be SRueba juget^eilte bicfi^ 
terifci^e aSermogen war, gibt jid^ benn bei feinen Somo^ 
bien unb @c^dferfj>telen, au^er in bem gerügten Uebelftanbe, 
üuc^ in ber 5(rmutl^ feiner ßrftubung unb in bem SÄangel 
einer poetifd^en 2)urd^bringung feiner ©toffe ju erfennen. 
2)ie gaben ber SSerwidfelung, an it)eld^e bie ^anbhmg ge^ 
fnü))ft ift, ftnb faft in alten biefen <BtMen im ®runbe bie 
namlid^en, unb man fann jie nid^t eben fein gef^onnen 
nennen. Unb baö SÄangel^afte ber ^rfinbung erfd^eint bei 
iope be JRueba meift in feiner ganjen 33(ö^e , n)eil er eö 
tt)eber burc^ ben ®(anj ber I)arfteHung ju tjerbedfen, noc^ 
burd^ bi^terifd^e Sd^onl^eiten im (Sin^etnen bafur ßrfa^ ju 
geben tt)eip. @ut aufgeführte burie^fe ©cenen nac^ Slrt berer, 
it)eld^e bie ^afoö bilben, tt)erben alterbing^ audb in ben 
größeren ©tiüdfen ni d^t t)ermi^tj aKein fte ftel^en grof ten^ 
tl)ei{ö in ju lofer SSerbinbung mit ber .^au^tf)anblung, um 
für wefentlic^e SSefianbtl^eile berfelben gelten ju fönnen. 
!i)ied iji fo fel)r ber gaß, ba^ man fte op obne t)iele SKül)e 
unb ol^ne ben 3wfammen^ang be^ (Sanjen ju jerfioren, 
auö bem einen ©tüdfe in baö anbere \^kben fönnte, — ein 
aSerfa^ren, baö man auf ben ^x(i)ntn tt>ixtü6) angewanbt 
JU l^aben fd^eint ^'^^^ 

*») ©. in ben alten SluiSgaBcn be« ^o\>e be !Äueba bie Tabla 
de los Pasos graciosos que se pueden sacar de las presentes 
comedias y coloquios y poner en ofcras obras. 



— 222 - 

aJon ©fiten be6 Sßlan^ unb ber (5oittpofttion beft^en 
bie Comedia de los Engauos ittib bie Eiifemia bebeu^' 
tenbe SSorjuge t)or ben übrigen Seiftungeii unfereö !Dfci^ter^» 
2)er ®rimb l)terüon liegt in bemUmftanb, ba^ biefeStörfe 
ben Srfinbungen Italienifc^er SftoüeKiften folgen; ber I)ra^ 
matifer l)at babei nur geringe^ SSerbienfl, inbem er ftd^ 
wenig SWü^e gegeben I)at, bie gen)a()lten Stoffe naä) ben 
SSebingungen feiner Äunft umjugeftalten. 2)ie ^aubluug 
in ber Comedia de los Eiiganos berut)t auf berfelbcn 
Stoüelle beö 33anbello, W)eld^e ©f^affpeare'^ Twelfth uight 
unb ber f^ateren, bem ßdberon jugefc^riebenen Somöbie 
La Espanola eu Florencia ju @runbe liegt. (Novelle dl 
Bandello. Lucca, 1554 Tom. II, Nov. 36. pag. 212.) 
!i)iefe SrjciWung eignete ftd^ allerbingö ganj befonberö für 
bramatifd^e 33el)anblurtg. iopc be 9iueba aber t)at bie &x^ 
finbung, W)ie ein junget ÜRdbd^en SJidnnerHeibung annimmt, 
um 3wiefpaft jwifd^en i^ren abtrünnigen ©afan unb beffen 
neue (beliebte ju fden, nid^t geJ)6rig ausgebeutet; wie inte^ 
reffante Situationen fid^ auö biefer 3ntrigue entf))innen 
liefen, foHte erft fpater S^irfo be SÄoIina auf 5 glanjenbfle 

s 

geigen. 3Wet)r tjerweift unfer 5)idöter auf ben 9Sern)irrun^ 
gen, bie auö ber Sle^nlid^fett biefeö SKab^enS mit i^rem 
SSruber entfiel^enj unb biefeö 9Rotit) gibt i^m ju einigen 
beluftigenben ©cenen Sfntaf, ju benen auper ber SioöeKe 
beS SanbeHo aud& nod^ bie 9Rendd^men beö ^lautuö ein* 
jelne ^n^e ]^ergeliel)en l^aben. 

2)er SSerfauf beö ©anjen ifl, wie folgt: SSirgimo, ein 
romifd^er 93ürger, t)at bei ber ßrftürmung t)Ott 9iom burd& 
ben Sonnetable üon Soürbon feinen ©ol^n gabrido öer* 
loren, unb ftd^ \päUx mit feiner S^od^ter Selia , ber 3^^^ 



— 223 - 

liugöfd^iveftcr M SSerloreuen, nacf) SRobena begeßen. ^ier 
fuupft bie Untere ein Sicbeö))erf)ältni^ mit einem gemijfen 
gauro an, ber fte inbeffen binnen Siirjem n^anfclmütbig 
t)erläpt unb ficb einer anberen !Dame, 9?amen^ Slaüela, 
jun^enbet Um Die ndmlic{)e 3^dt reift 93irginio in (3e^ 
fd^aftett nac^ diom unb lä^t [eine S^od^ter in einem ^lofter 
jnrncfj biefe aber entfliegt if^rem 2lufentl)aItöort unb tritt, 
al^ $age Derfleibet, in bie !Dienfte i^reö tr^nfofen Sieb^ 
l)aberö, um Uneinigfeit jtt)ifd}en it)m unb ©at^ela ju er^ 
regen. Unterbeffen langt ber »ertoren geglaubte gabricio 
au6 9lom an, unb ftiftet, ba er feiner 3tt:*iUi^g^f^^^^ft^»^ 
3um 93ern)ed&feln a()nlid^ fie^t, ben Unfrieben, ben biefe 
\t>ünfc^t ) ßlaüela ndmlid^ l^at ben Sauro nie geliebt, tDol)I 
aber it)r Singe auf ben t)orgeb(id^en $agen gett)orfen, unb 
ifl bal)er fe^r glüdflic^, al6 il)r gabricio feine |)anb axx^ 
trägt, tt)orauf Sauro. ju ber früheren ©eliebten, tt)elc^e i^re 
SSerfleibung abgelegt f)at, jurucffe^rt. 

2)ie 2}ent)icfelung in ber Comedia Eufemia l^at mit 
ber in Soccaccio'ö ©efcftid^te t)on S3ernabo unb 5{mbro* 
giuolo (I)ecam. S^ag 2. 5Rot). 9), bie auc^ üon ©f)affpeare 
im ß^mbeüne benu^t W)urbe, auffaßenbe Sle^nlid^feit. aSer^? 
mut^fic^ iebod^ folgte iopc be 9iueba nic^t birect biefer, 
fonbern einer anbern il^r nad^geal^mten (grad^Iungj benn 
auö ber ganjen gaffung be^ ©türf^ fc^eint I)ert)orjuge^en, 
ba^ eö ftc^ ©d^ritt für Schritt einer 9?o»eD(e anfc^fie^t. 
2)er3nt)alt ift in fummarifd^em Slbri^ folgenber: geonarbo, 
S3ruber ber Sufemia , nimmt t)on legterer Slbfd^ieb , um in 
ber grembe fein ®lüdE ju fud^en; er wenbet ftd^ fobann 
na^ aSalencia , wo er in bte !Dienfte beö ^rinjen SSaliano 
tritt. 2)a er in ben ©efprddben mit feinem |)errn bie 



— 224 - 

6c^6nl)eit unb !lugcnbt)afti9feit feiner ©d^mefter ungemein 
rö^mt, fo entfc^Iie^t ftd^ ber ^rinj, (Sufemfen ju fi^ 
fommen gu laffen, um ficfc mit x\)x ju tJermal^Ien. 3)er 
!Diener , meldtet ju biefem 3^^*^ abgefanbt wirb , ifl in* 
bejfen auf bie @unfi , bie fein ^cxx bem ?eonarbo fd^enft, 
neibifd^ unb jeigt bei feiner SRüdEfnnft , um Sufemia'd Slufe 
JU fd^aben , einige »^aare üor , bie er auö einem SKutter*^ 
male , m\6)e^ fie auf ber einen ©d^ufter l^aben foll , ge* 
jogen ju ^aben bef)auptet 2)er^rinj \x>ixi J^ierüber gegen 
8eonarbo aufgebradbt unb t)erurt^eilt tt)n, wenn er fic^ 
nid(|t in furjer grift ju redbtfertigen vermöge, gum Sobe. 
(Sufemia, üon ber ©efal^r i()re^ 93ruberd unb i)on bereu 
Urfad&e unterrid^tet , eilt nad^ SBalencia unb entlart>t beu 
aSotrüger, ber nur burcö SBefted^ung i^rer ^Dienerin in ben 
Seft^ ber ^aax$^ gelangt ift Seonarbo wirb fogleic^ be^ 
freit unb ber SSerläumber ftatt feiner ent^au^tet, ßufemia 
«ber üermä^lt fld^ mit bem ^rinjen. — 2)iefe|)anblung'i|t 
an ftc^ intereffant genug, um auc^ in ber wenig fünflle* 
rifc^en ©eftalt, wie fte in ber gomobie t)orgefül^rt wirb, 
einen gewiffen ©nbrucf nid^t ju üerfef^ten^ aber mit 93ef 
bauern »ermißt man bod^ bie Erfolge , bie ein wal^rer 
2)id^ter au^ i\)x l^atte jief)en fonnen. 

2)ie Slrmelina ift ein ^anhex^ unb ©peftafeljlücf 
öon einer ßrtrat)aganj im ^fan, bie feine l^o^e SReinung 
t)on ben eignen (Srfinbungen unfere^ Sfutorö faffen lapt. 
Suflo, (So\)n M ^aöcual 6reöpo, eine^ ©^miebd, ifl 
burc^ au^erorbentli^e Umfiänbe afö ^nb nad^ Ungarn 
gefommen unb »on einem bortigen ©ropen, Stamen^ 3}iana, 
abo^)tirt worben 5 biefer SSiana aber i)at wieber feine Siod^ter 
glorentina tüerloren j fte warb nad^ anbern wed^felnben @r* 



- 225 — 

cignlffen i>on 6orfarcn geraubt, imb in dartl^agerta Art 
einen ©ruber bed ^a^cual Qxe^po tjerfouft, in beffen 
i^aufe fie unter bem Flamen 9lrmeltna lebt, fßiana mad^t 
in ©egleitung feinet 9lböi)tit)fol^nd eine 9leife na^ ®»>anien 
unb lernt in ßartl^agena einen S^w^^r^r äw^ ©ranaba 
fennen , ber iljm ben 8fufentl^aIt6ort feiner loerlomen Zoäfiex 
ju ermitteln i)erft>ri(^t , unb ju biefem ^Yotd ben @ei|i ber 
SWebea l^eraufbefcl^tt)ört. Unterbeffen l^at 3ufio ein Siebet* 
t)erl^a(tui^ mit Slrmelina angefuüpft; aber 6redpo tt)i(I 
biefe jwingen, einen ©d^ujier ju beiratl^enj baö arme 
SRabd^en eilt in ber SBerjweiflung an'ö 9Reeredufer> um 
fid) ju ertranfen; ba erfcfteint, gerabe jur redeten B^it, ber 
©Ott SRe»>tun, fü^rt bie Unglfirftid^e nad^ |)aufe, erflärt, 
baf fte bie gefud^te glorentina, 3«fio ober ber ®oi)n be^ 
^a^cual greöpo fei, unb l^ilft bie |)od^jeit ber ©eiben fei* 
ern. — 3)iefe gabel tragt benn bei ber nfid^ternen SBeife, 
wie jie loon 8ope be Slueba belj^anbelt wirb, il^re Hbge* 
f(^maift]^eit erfl rec^t jur gd^au. 

!Die ÜRebora wieber^olt fafi nur ben Stoff, ber 
fd^on in ben Eno^anos weit glücfUd^er bel^anbelt worben 
war , unb tjerbrämt i^n mit einigen f omifcben ^toi](lien^ 
l^anblungen, bie ber unterflen ßlajfe ber ^offenrei^erei an^' 
gel^oren. 9?ur bie gigur beö ^ral^Ierö OarguHo »erbient 
8ob. 

3n ben Coloquios pastoriles barf man feine ^Dar^^ 
Teilungen au^ einer ibealen .^irtenwelt erwarten 5 fle fül^ren 
i^ren SHamen nur, toeil einige unter ben l^nbelnben ^er* 
fönen ©d^fifer flnb. ^m Uebrigen unterfd^eiben jidb biefe 
^tMt nid^t wefentlid^ ^on ben (Somobien , nur ba^ fie fld^ 
nad^ ber «bfldbt be« Skrfaffer« in ilbtem ernfi^aft ge- 

©efcf». b. £tt. tn ®pait. i. »b. 15 



. — 226 — 

meinten X1)e\l me\)x in'^ ®ebiet ber ^oejte ^oerfieigen fofften 
W>tv biefer IBerfuc^ ifi bnrd^aud mi^ratl^en; gerabe bte 
pat^fc^ fein foQenben 6teOen tt)ibem burd^ Sombaß unb 
Unnatur an, unb nur bie niebrig^fomifd^en ^toi\ä}m^ 
fcenen ftnb nid^t rai^ratl^en. SJon ber gabel rined fold^en 
St^äfergefprad&d einen 9(bri^ ju geben, lol^nt {id^ ntc^t 
ber SWül^e. 3)ie SBertpirfelung in ben beiben auf und ge* 
fontmenen (la Camila unb la Timbria) berul^t auf al^n(i(]^en 
9totit>en, tt)ie n>{r fie fc^on aud ben Somöbien fentien, 
unb burd^ bereu befianbige SBieberl^oIung ber !Did^ter Me 
^rmutl^ feiner @rftnbungdfraft ^exx&ti)i bie 6om^o{ttion ifl 
buntfd^ecfig unb i)ervt)orren im I^od^fien ®rabe. 

9Jon ben öerpftcirten Sd^äferfpielen bed iope be 9lueba, 
bie bei feinen 3^i^9cnojfen »orjöglid^ beliebt waren, l^t 
fid^ nur ein fel^r geringer 9iefl erl^alten, namlid^ ein 
Srud^flüdf, bad in ben britten $Ift ber Banlos de Argel 
t>on 6ert)ante6 eingefd^altet iji, unb ein Heiner ^ialoq, 
„las prendas de Araor", im ®anjen ju Wenig, um ein 
Urtl^eil übet biefe ®attung begrönben ju fönnen. 

8lfö eine befonbere ©igenl^eit unfere^ Dic^ter^ , We pd^ 
bei einem SBIidt auf feine fammtlid^en SBerfe l^eraudfleHt, 
mu§ l^er^orgel^oben werben, ba^ er gewijfe gifluren ald 
jiel^enbe 9lotten in baö ©c6auf^)iel eingefül^rt l&at. 3)er* 
gleid^en giguren , bie ftd^ unter benfelben aOgemeinen @^a^ 
rafterformen in faft aKen feinen ©tüdfen wieber^^olen , flnb 
ber janfföd^tige Sllte , bie gutmöt^ige unb gefd^waftige »e^ 
gerin , bie öerfd^miftte 3ifl^unerin unb ber 3;oI))eI ober ® n* 
falt^pinfel. 3u ber Stabilität ber italienifd^en ÜRa^fen 
gelangten übrigen« biefe SRotten nid^t, obgleid^ eö leicht 
ifi , iftre SJerjweigungen burc^ baö fpätere fpanifd^e S)rama 
JU erfennen. 



— 227 — 

SBer Den 8ope be SRueba ald ^ld}tet uiU) (Sd^aü^ 
fpieler aud& in ben 3^«9niffen feiner S^^itgenofiTen ober ber 
unmittelbar folgenben ®eneration gefpiegelt fel^tn triff, ber 
l^t fid^ an bie SSorrebe be^ (5en)ante^ ju ben Ocho Come- 
dias y Eotremeses ju f)alten. 2)ie gemeiate ©teffe ift in 
t)ielen S?ej{el&un9en fo auffcblu^reid^ unb VDic^tig, baß fte 
l^ier unabgefürjt eine ©teffe loerbient. „ÄürjUd^ — erjäl^It 
6ert)ante6 — befanb i(]^ mid^ in einem ^eife »ongreunben, 
wo über ©d^aufpiele unb barauf bejüglic^e 3)irtge gel^anbelt 
würbe } unb man untetfuc^te unb fritijlrte fte auf folc^e 
SBeife, baß uac^ meiner tKeinung ber ®egenfianb nid^t treff^^ 
licfier befprodfien -werben tonnte. SWan unterfudbte auc^, wer 
in Spanien juerft bie (5omöbie au^ ben SBinbeln genommen, 
fte gehörig auögejiattet uub mit ©d^mudf unb ^ictic be^ 
Heibet ^abe, 3ci^^ aK ber altefie i>on benen, bie jugegen 
waren, fagte : id^ l^otte, wie ic^ mid^ noc^ gar wol^l erin^ 
nerte, ben großen 8o^)e be SRueba, jenen an 2)arftettungd^ 
gäbe unb ^unfloerflanbniß audgeseid^neten Tlann, fpielen 
feigen. @r war au6 @et>iffa gebürtig unb feinet ^anbwerW 
ein ©olbfd^ager, b. 1^. einer »on benen , weld^e @oIb^>(atten 
mad^en. @r war bewunbern^wurbig in ber @c^fifer^)oefie 5 
unb in biefer ®attung Ibat ilbn Weber bamal^ nod^ fpäter 
biö auf beu heutigen Za^ irgenb ©ner übertroffen» Dh^ 
gleid^ id^ bamal6, weil id^ nod^ ein Änabe war, fein fefied 
Urtl^eil über ben SBert^ feiner SSerfe bilben fonute, fo finbe 
\(S) bod^, wenn id^ einige, bie mir im ©eb&d^tniß geblieben 
ftnb, in meinem ieftigen reifen Sllter wieber betradbte, bag 
eö SBa^r^eit ifl, waö ic^ gefagt ^abej unb wenn e^ nid^t 
bie ©ränaen biefer ffiorrebe überfc^ritte , würbe id^ einige 
berfelben jur Beglaubigung biefer SBal^rl&eit l^ierl^er feften, 

15* 



- 228 - 

H^nv ^dt biefe^ berühmten ®^)amerd lie^ fid^ ber 
gan}e Wfpaxat eiited @d^aufpieIt)irector^ in einen @a(f 
)>a(fen, unb bejianb au^ t>ier Sd^aferfleibern t)on meinem 
^dj, mit golbnem ?eber befeftt, au6 t>ier 93arten unb ^e* 
rüden unb t)iet ©d^äfetfiäben, ober fo ungefähr. 2)ie 60^ 
mSbfen waren ©efprac^e, fafltt>ie pflogen, jwifcöen jwei 
M brei Sd^fifern unb einer Sd^aferin. SWan puftte jte 
auf ober be^nte fte au^ burc^ jwei ober brei 3tt)ifdbenfpiclc, 
in benen balb eine SRegerinn, balb ein JRuflan *®), balb ein 
Warr ober auc^ ein SBi^ca^er loorf am j aKe biefe t)ier SloDfen 
unb tto<3^ \)lele anbere ft)ielte ber genannte 8ope in ber 
i^öc^flen SBortrefflid^feit unb 3?aturtt>abr^eit, bie ftd^ benfen 
läßt. 3n jener 3^^ gab e^ noc^ feine aWafc^inerien ; feine 
3tt)eifäm^)fe att)ifd^en 9Roren unb 6l^rijien, tt)ebcr ju gu§ 
noc^ JU $ferbe ; man fannte nod^ feine 8ifl«r, tod^e burd^ 
ein 8od^ beö ill^eaterd auö bem 5KitteIj)unft ber Srbe l^er* 
)Dorfam ober l^ert>orjufommen fd^ien, unb nod^ i)iel weniger 
fenften jid^ SBoIfen mit @ngeln ober Seligen t)om^immel 
l^erab. !Dad 2;^eater beßanb au^ t>ier 83änfen , in'ö ©eoierte 
gejieHt, unb au^ t)ier bi^ fed^6 S5rettern, bie barüber l^in* 

*•) ^ied SOort bleibt am beßen unüberfe^t, ba ftc^ fein beutfc^ed 
^eqm))aient fiubet, bad feinen (Sinn DoUfommen audbrücfte. ^ad 
l^euttge Rufiftn ^ei§t Jtu))^ler^ bie Ueberfe^er fpanifd^er ^erfe aber, 
bir t)ai Sort aud^ bei Tutoren be^ 16. unb 17. 3al^rl^unbert^ in 
berfelben liBebeutung genommen baben, finb fe^r im 3rrt^um gemefen. 
$(ud jQueoebod Gran Tacano, bem Rufian dichoso be^ (Srr)>ante^ 
unb bem Rufian Castrucho bed £i>ve Oe i^ega f<inn man lernen, 
U)el(be klaffe von Ü^en^en bamald mir biefem 9{amen begeic^uet 
tourbe; ein @emifc^ ))on Slaufbolben, ^pi^buben unb ^ra))o'^. IDer- 
alei(ben ^augenic^tfe bitten ftc^ an einigen Orten, 2* ^* S" Sevilla 
3U einer förmlichen 3nnung conflitnirt. 



- 229 — 

gelegt tt)urben, fo ba^ We ©ul^ne fid^ t)ier Sjxinnen ^od^ 
ober bie @rbe er^ob. 2)ie 2)ecoraHon beö Jl^eaterd tt)ar 
ein alter 93or^ang, ber mit jtDei ©triefen t)on einer Seite 
btd jur anbem gejogen tt)ar unb ba« fogenannteSlnf leibe* 
jimmer bilbete, unb l&inter tt^efc^em bie SDiufifanten ftanben 
unb ol)ne ©uitarre irgenb eine alte Slomanje fangen." 

Tiefe ©tette barf nidbt ol^ne folgenbe Slnmerfung ge* 
laffen »erben. SBa6 6en)ante^ ^ier t)on ber f^>anifc^en 
S3fl]&ne berid^tet berul^t auf feinen 3w9^nberinnerungen ; 
eine literarifc^e S3efanntf(6aft mit ben SBerfen M ?oj>e be 
JÄueba fd^etnt er nid^t gel&abt ju l^aben. SBermut^c^ botte 
er nur bie t)erftftfirten ©cbaferfpiele unb bie ^afo6 auf^ 
fül^ren feigen; benn nur auf biefe pajßt feine (SbÄ^afteriftif 
ber bamaligen ©cbaufpiele, burd^aud nicbt auf bie Come- 
dias unb bie Coloquios in $rofa mit ibrem rejdberen ^er^ 
fonal unb bunteren 3n]^alt. I)a§ ber S3übnena^)<)ara^ audb 
bei ben festeren ©tflcfen ganj fo befd^affen gewefen fei, toie 
er il^n fd^ilbert, fann fonac^ nod^ nidbt für au^gemad^t geU 
ten; man iji i)ielmel^r t)erfud^t, ba^ ©egentbeit anjunel^* 
men ; benn ju welcbem ^t^ed in ber Eufemia unb ben 
ESnganos j. 35. bie ©cbafercojiüme bäften bienen foHen, 
la^t fl(^ nidbt leidbt einfel^en j eine DarfieOung ber Arme- 
lina t)oD[enb6 obne eine ettt)a6 com<)Iictrtere fcenifdbe 9Sor^ 
rid^tung fann faum gebadet werben. 

9la(^ einer fel^r nabe tiegenben SBermutl^ung n)urbe ber 
Snbalt ber hinter ber ©cene gefungenen 3lomanjen auf ber 
95öbne in jiummer 8(ction bargejient. SJ^Jw'i* 9«i«m ^^^ 
bem 6en)antei5 fHmmt übrigen« einer feiner S^tgenoffen, 
Slguflitt be9ioj[a6, überein, wenn er fagt: f,iope be 3lueba, 
ein anmutbiger ®dbauf))ieler uub feiner 3eit ein großer 



- 230 - 

5)t(]^ter, fing an, baö ©d^aufriel iu fluten €tanb ju feften j 
benn er tljtiUe e6 in ?tfte unb t)crfa^ e6 mit einem 3«^ 
troito (jeftt Loa genannt), tt>eld^er bie Sntriguen unb ?iebe6* 
I^Snbel erflarte. S^^^fc^^w bie ernften Scenen mifc^te er 
fomifc^e ein, bie man, weil jle jtt)if(]^en ben ©(i^aufpielen 
aufflefül^rt n>urben, Entreroescs nannte. Unb bad $lQe^ 
warb in einer mel^r lujiigen afö feinen ^rofa abgemacftt. 
3n ben Raufen mürbe eine fc^Iec^t gefiimmte ©uitarre ge- 
fpielt, unb biefe fam nie jum SSorfd^ein, fonbern blieb \)in^ 
ter ber ©cene } jum S3efc^ltt5 tanjte bann ber ?ujiigmac^er, 
unb alle^ Solf fperrte "oot (Srjiaunen über fold^e 2)inge 
ben gWunb auf ^»)/' 

!Da§ e^ ein 3rrt^um fei, wenrt unferm iope l)xex bie 
@rfinbung beö 3ntroito jugefcbrieben wnrb, unb tt>em 
biefe gebore, braud^t nid^t ermähnt ju werben. Sluc^ waö 
über bie (gint^eilung feiner ©.d^auf<)iete in Sffte gefagt 
wirb, fann nid^t unbebingt auf ©lauben ?Infi)riK6 mad^en, 
benn in ben alten Slu^gaben berfelben finbet ftd^ {eine 
folc^ej möglich jebod^, ba^ bie6 nur einer SSerflummelung 
burd^ ben Drudt jujufdj^rdben ift. 



2)a^ bie 5Ranier be« ?oj>e be SRueba bei bem grofien 
©eifall, mit bem fie aufgenommen würbe, t)iele SWadbal)^ 
mungen l^ett?orgerufen b«be, mu§ t^ermutl^et werben; litc^ 
rarifd^ tfi aber nur 5Benige« baöon aufbewal^rt worben. 
Kur einige ^afod m\ anonijmen SJerfaffern fönnen hiev 
genannt werben. SBa^ un^ t)on naml&aften 5)ramatifern 

^•) Rojas, Viage entreteuido. Madrid, 1603. Loa de la Co- 
media. 



- 231 — 

WcferSeit aufbel^altcn i% erfd^emt jtt)ar tfieilwcffc al6 i>t>n 
icncr ?JWanter tingirt, fielet aber in anbcrn ©ejje^unaen 
»ieber felbfiftanbig ba. 

@in Slutor tt)ie 8o^>e bc 9iueb«, b. 1^. «in ©d^au:^ 
ft)ielWrector, ber bte ©turfe, bie er aupl&rte ober aup^ren 
lie^, felbji i)erfa^te, tt)ar Sllonfo be la SBega. 9?ad&^ 
ritzten über baöSeben biefeö ?JWanned jlnb ntcfet t>orl^anbenj 
nur ba^ er im ^af)xe 1566 nic^t mebr unter ben SebenDen 
n)ar, gebt auö einem Sonett ^eröor, ba^ ftc6 bei ber in 
jenem ^a^xe i)eranjialteten Slu^gabe feiner ©dbaufpiele be^ 
ftnbet *ö). SBon ben brei ©türfen biefer Sammlung, la 
Tolomea, la Seri^fina unb la Duquesa de la Rosa, i>a^ 
riirt bad erfte ein fd^on t)on feinem berfil^mteren 3^'tge* 
noffen in ben Enganos unb ber Medora be6anbe(ted 
Z})ema auf giemlic^ unqlüdflid^e SBeife, inbem e6 bajfelbe 
mit tt)flfi ^ i)l^antajiifd6en (Srftnbungen »erbramt ^ier tre* 
Un neben ^erfonen be^ gett)6l&rifid^en gebend ein ^auUxet, 
ein SBe^rwoIf, ber ®ott $pbuö, 6u^>ibo, Drt)]^eu^, SWebea 
unb ber ileufel auf. Sin ^ang jum Slbenteuertid^n 
unb Stomanbaften, n>te er bei So^e be äiueba nodb nid^t 
in gleid^er ©tdrfe beröortritt, gibt fid^ auc^ in ben beiben 
anbem ©töd en beö Sllonfo be la SBega funb 5 auf fe^r un* 
tJortl^eiD^afte SBeife in ber Serafina, nid^t ganj »erttjerflid^ 
aber in ber Duqnesa de la Rosa. !I)er mit freier Senuj^ 
jung einer 3toi>tUt beö Sanbello entworfene 5pian biefer 
(Somobie ifi ffiralid^ folgenber : ©ne 5prinjeffin t)on 3)ane^ 
mar! t)erliebt fid^ in ben f))attifd^en ^rinjen 2)u(ceIirio, ber 

*•) Las tres Aunosisimas Comedias del ilustre poet^ y gra- 
cioso representante Alonso de la Vega* Agora nuevamente 
sacadas a luz por Juan de Timonedu, en el aiio de 1660. Va- 
lencia. 



— 232 — 

fic^ am |)ofe il^red SJatetd aufhält, itnb fc^enft il^m, alö 
er, um in feine ^eiraat^ juröcfjufe^ren, Slbfc^teb t)on i^r 
nimmt, jum Slnbenfen einen SRing. SWac^^er i)ermaMt fte 
ftd^ mit bem franjöftfcftrn {)erjOfl be la SRofa, ijerfaKt aber 
balb in eine Äranf^eit nnb macftt, um t>on bem ^eiligen 
i^^re ©enefung ju erflehen, eine 5pilgerfaf)rt nac^ ©t. Sago 
be 6ompoftetta. — SBieberl^ergefiellt fommt fie auf ber 
gWdreife burt^ Surgo^, n>o bet ^rinj 2)ulceIirio fle in 
feinem ^aDafl ben>irtbet unb fte mittele bed äiinged an i^r 
fröl^ereö 93er^filtni^ ju mal^nen t)erfut^t; fie ieboc^, nur 
ibrer jeftigen ^fliic^t g^benfenb , tt?ill bie 3Äa^nung nid^t 
t)erfieben, unb feiert unt)ent)eiU an ben |)of il^red ®ema6M 
jurüdf. ^ier i)er(i^bt ftd^ ber ^au^l^ofmeifier beö |)er|og« 
in jte unb tt>agt e6, i^r Anträge ju macben, bie fie aber torr* 
äc^tlid^ jurürfmeiji. 9*un jlnnt ber aSerfd&maI)te auf «a*e, 
fiberrebet einen ber ^ofleute, jid^ im Siiwmer ber |)erji>flin 
JU i)erfierfen, tt>eif bem |)crjo9 SBerbad&t gegeti bie Jreue 
feiner ©emal^lin beizubringen, unb fül^rt il^n in beren ßim* 
mer, tt)0 fie b^n QSerßedften finben unb fogleid^ nieberfio^en. 
2)ie |)erjogin wirb gefangen genot^men unb jum %xitt 
i)erurt^eilt , fall« nid^t binnen brei aWonaten ein SRitter 
bie SJert^eibigung il^rer Unfc^ulb öbemel^men ttJerbe. .^icr^ 
(m@efängni^, treten bie 3Bal(ir^eit, ber3;rofi unb ba« 
{> ei (mittel su i^r, um fie ju berubigen ; Soten, bie fte an 
2)ulcelirio gefd^itft l^at, fel^r^n mit audmeid^enber $(nttt)ort 
lurüdf} balb aber erfd^eint biefer felbfi, <x\h 9Röndb \)erflei* 
bet, unb l&^t jle beid^ten, ftellt jid^ bann, ^on i^rer Un- 
fd^ulb überjeugt, %vm Jtampf unb befiegt ben 93er(äumber 
Um ein paffende« @nbe l&erbeijufftl^ren, mu^ fdblieplicb ber 
|)erjog am gieber fierbfn, unb fo fielet ber JBerbinbiing ber 



- 233 - 

^rjogin mit fl^rem erfien @f Hebten nic^^t* mel^r im SBegc. — 
2)iefe |)anWitng ifi, felbfi We getDaltfame Kuflöfung ntcfct 
abgerechnet, fo burd^au^ in ber Sffieife »ieler fpätern Qmi^ 
bien and ber 3cit b^^ ?ope be 9Sega geführt, ba§ mm 

■ 

glauben fönnte, eine t)on biefen t)or fld^ ju ^aben; ti^emt 
fid^ bie attere gorni beö 3)rama'd nid^t bnrcft bie ^rofa 
\)erriet^e, in ber bad ©türf gef^rfeben ift. greilid^ jeigen 
aud^ @injell^eiten in ber ^u6fö^mng nodb bie Äinbl^eit ber 
ftnnjl^ aber bei aUen il^ren 3Ränge(n ^at biefe Duqtiesa 
de la Rosa nod^ immer SSerbienji genug, um ben SBer* 
gfeic^ mit bem 93efien beö io^ be SRueba ju iffxetn 95pr=? 
ttfeil aud^alten ju fönnen. 

!E)er i)erfificirten gorm bed @c&auft)ieW blieben 3 na n 
be JRobrigo Sllonfo (ßomobie öon ber l^efligen ®u^ 
fanne"Ownb grancidco be a[t>enbaiio treu. ßineSo* 
möbie be6 Settern, beren S^itet tt)egen (einer gfinge in bie 8ln? 
merfung ju t>ertt)eifen ift ^^^), fd^eint bie altefte ju fein, in 
ber jid^ bie nad^l^er fo allgemein gett>orbene ©nt^eilung in 
brei Sotnabaö finbet. 3)iefe Steuerung nxnjf inbeffen Ht 

*'•) Comedia hecha por Juan de Rodrigo Alooso (que por 
otro noukbre es llamabo de Pedrosa), vecino de la ciudad de 
Segovia, en la cual por interlocucion de diversas persooas eii 
Dietro se declara la historia de santa Susaoa k Ta letra, öual 
CD la prosecucioD claramente parescera: hecha a loor de Dios 
uuestro Senor; afio de 1551. 

*'b) Comedia nuevamente compuesta por Francisco de 
Avendano, muy sentida y graciosa, en la cual se introducen 
las personas siguientes: la Fortuna, uu caballero quejoso de 
ella llamado Muerto, otro caballero herido de amor llamado 
Floriseo, una doncella Uamada Biancaflor, dos pastores, el una 
llamado Salaver y el otro Pedrucio, y un page llamado Listino, 
1553. C^ne Angabe ^ed ^ru^ortd. 



— 234 - 

mal« nod^ feinen (Stngang gefiiuben l^aben; erfi tret^tq 
3ai^e fpäter begegnen un^ anbete (Stürfe, meldte berfelben 
@{nt^eilung folgen* 

2)ieConiedia Prodiga t)on ?nid be 3Riranba *^0 
ifl bie ©efd^ici^te i>om öerlornen ®o^n, gefc^jdft m ft>anif<l^ 
Dvtö" unb S^toerMttnijfe i)erlegt unb mit einigen glädflid^ 
erfunbenen Situationen bereitl^ert. Gin böserer poetifdb^r 
®ebalt gebt biefeni ^tüde aUerbing^ ab; allein bie Sb«- 
rattere unb Situationen finb treu nacb im ieben auf^ 
gefaxt unb (ebenbig bargefteKt , unb bie f))ra(]bli<$^ %ud^ 
ffil^rung in SRebonbillen i)erbient ?ob. Der aSerlauf brr 
^anblung ifi in ber Äiirje, wie folgt: ^robigo ^txl&^t 
unter lebl^aflem äBiberftreben feinet 93ater6 Saban t>a^ 
elterlid^e |)au6, um mit einer 6om)>agnie ©olbaten in 
bie SBelt l^inau^jujiel^en. @r wirb »on einem treuen !Die* 
ner, gelifero, begleitet, bem ber QSater bie Slufftd^t über i^n 
ant)ertraut \)at , geratl^ aber balb in ©efeDfcbaft ^^U6)Ux 
greunbe, mit benen er feine gange ^abe »erfd^tt)elgt unb 
fcbled^te Bixei(f)e i)onbringt, bie i^n juleftt in'ö ®efang* 
nif fül^ren. @6 bleibt ibm nur nocb eine Reine Summe 
übrig, mit ml^ex er bie ®efangentt)arter bejiidbt, il^n au0 
feiner .^aft ju entlaffen, unb jidb eine alte Unterl^anb^ 
lerin jur greunbin mad^t, toeld^e il^m Eingang in'6 

**c) Coniedia Prodiga. Dirigida al miiy magnifico senor 
Juan de Viilalba, de la cibdad de Plasencia, compuesta y mo- 
ralisada por Luis de Miranda, pläeeotino, en la cual se con- 
tiene (demaa de su agradable y dulce estilo) muchas seutencias 
y avisos muy necesarios para maoeebos que van por clmundo, 
mofBtrando loa engafios y burlas que estiai encubiertos en fingi- 
do8 amigos, malas mugeres y iraidores sirvientes. Impresa en 
Sevilla en casa de Martin de Montesdoca: acaböse & diez dias 
de diciembre ano de 15d4. 



- 235 — 

^an^ eiltet Sd^önen, Sßamen^ Sflcana, tJerfd^afft. gelifero, 
welcher jebe $)offiiung auf Sefferung feinet ^errn aufgibt, 
ikfft fic^ in bie ßinfamfeit jurfwf, um aU @remit ju leben, 
^robigo ifl Inbeffen im Sefifte feiner ©d^onen glötflic^, 
bi6 ihm in einer 9?ad^t, aW er au^ il^rem genjier fteigen 
tt>itt, bie Setter unter ben gü^en fortgejogen it)irb, fo baß 
er einen fd^weren %aU t^ut ; al6 er unten, bebeutenb befd&d^ 
bigt liegt, wirb er »on ber Unterl^anblcrin unb anberem 
f(^tec^ten ©efinbet feiner Kleiber unb be^ SBenigen, toa^ 
er nod^ bejtftt, beraubt @r gerät^ nun in fold^e^ ©enb' 
baß er burc^ niebrige 2)ienjie fein 33rob erwerben muß* 
fuc^t, iDon JReue erfüllt, ben gelifero in feiner (Sinjtebelet 
auf, wirb t)on biefem in bem SBorfafte, jtd^ ju beffern, be^ 
fiarft tinb feiert in ba^ @ltem^au6 jurüdf, wo er t)on bem 
SJater mit greuben aufgenommen wirb. 

?K6 3ta^a))täex beö iope be 9lueba wirb »on ben 
giteratoren 3uan be ilimoneba genannt 52«), ©ne 

»»•) 25erfc!bc, t er Won aU ^erou^geber bed8o»>e ÖeSlueba und 
^llonfo be (a ^ega genannt \onx\it. üx \oxix ^uc^^dnbler gu Valen- 
cia unb lebte nodb um ba^ dnbe bed 16. ober gar gu Anfang bed 
17. 3a^rftunbert« in feftr J^o^em alter. $)ie« betoeifen bie SSerfe be« 
(Sei'oanted (Banos de Argel, Jornada 3): 

Antes que mas gente acuda 
El coloquio se comience 
Que es del gran Lope de Raeda 
Impreso por Timoneda 
Que en vejez al tiempo veoce. 
!Die 9(u0gaben feiner ®(i^aufvte(e ftnb: 
Comedia llamada Cornelia. 

Coniedia de los Menecmos. !Beibe Valencia, 1559. 
Turiana en la cual se contiienen diversas Comedias y farsas 
nauy elegantes y graciosas, con muchos entremeses y pasos apa- 



- 236 - 

nähere ©etradltting ber bramarife^en Slrbeiten Mefe6, aiid^ 
um antex€ gäd^er ber Siteratur »erbfenten, SWanned ergibt 
iebo<3^, ba^ er in loerfc^iebnen ^erioben feiner SBirffamfdt 
für*^ Zf)eaitx i>erfci^icbnen QSorbilbem gefolgt ifl. 35ie met^ 
fien feiner @d&aufj>iele finb offenbar unter ßinflüffen bed 
2!orred SWal^arro gefc^riebea unb t>ermutl^Iic]^ t)or bem Auf* 
treten beö 8o^)e be SRueba. 6rfi fpäter fc^eint Jimoneba 
JiX^ ber 5Ranier bed gestern jugewanbt ju ^aben, t)or^ 
nämlicfe in einigen Pasos. SBieber einen anbem (Sl^arafter 
trägt bie bem Nigromante be6 Siriof} nacbgebilbete Come- 
dia Cornelia ; bie Menecmos enblid^ finb eine Umarbeitung 
ber SWenac^men be6 ^lautu6. — ©(l^on biefe Slnlel^nung 
an )>erf(^iebne SSorbilber jeigt, ba^ ed tem Siimoneba an 
felbfijiänbiger Straft gebradb; ^^^r öw<^ weiter ben 9la(i)a\)^ 
mern fann il^m feine boi&e SteDfe angewiefen werben, 
©eine (Srflnbungen finb, infofern nid^t bei Slnbern geborgt, 
fafi burd^ge^enb^ unter aller Äritif, ficb balb in ber trivial* 
Stil tdglid^ feit bewegenb, balb jur abfurbcfien ^^antafierei 
äberf))ringenb* 3n ber Comedia Aurelia ^at ein alter 
Oeij^alö mit ^ülfe eined 3«uberer^ einen J^urm gebaut, 
in tt>el(^en er feine fammtHdben Sleid^tl^ümer »erfd^loffen 
l^at. !Die Äraft be6 ßauberö liegt in einem 9iinge, burd^ 
beffen 3^^^^^^^^" ber JEburm unftc^tbar tt)irb. 2)er 9llte 
tt)irft bie eine ^ftlfte beö 3linge« in'ö SKeer, beflagt aber 
nad^^er biefen rafdben ©c^ritt, ba er nod^ in feinem 3llter 

cibles, Rgora nuevameute H|«ca(lo$ a luz por Joan Diamoote 
(^^nagramm von Ximeneba). Valencia, 1565. 

Coloquio pastoril. Valencia, 1567. 

Auto de la Oveja perdida im Cuaderna espiritual al 8an- 
tisimo Siacramento y a la Asuncioo. Valencia^ 1597. 



- 237 - 

itoH ^uiber 6efomtnt, benen er nun flerbenb ntd^td ^inter^ 
laffen fonn, al* im halben SRing. Der ©ol^n ©alucio 
begibt jtd^ nad^ bera 5;obe M SBaterd auf SReifen, inbem 
er ^offt, üieUeid^t ber anberen ^älße be^ SHnge^ ^ab^aft 
ju »erben. Unterttjeg^ erlebt er mand^erlei romane^fe 
Abenteuer, f)at aber jule^t bad @lüi, einen $i(ger ju 
treffen, ber il^m unter anbern (Surioittäten einen falben 
Sling jeigt, ben er fogleic^ al^ t>a$ ©egenfiücf be^ feinigen 
erfennt. ©alucio erja^lt ba^ ßreigniß t^on bem t^erjauber* 
Um S^^urm unb feiert in Segleitung be^ $i(gerd naä) ^aufe 
gurüd. ^ier »erben bie beiben ©töcfe aneinanbergepa^t ; 
unb faum ijl bied gefc^e^en, fo wirb unter furd^tbarem 
ftrad^en bad üerfd^wunbene (Sebaube »ieber ftc^tbar. 2)er 
^ilger, bem bie ©efcbwifter bie^ Olücf üerbanfen, enn)fangt 
jum 8o^n bie ^anb t>on ©alurio'd ©^wejier Slurelia. 

3n ber Farsa Rosaliaa befc^lie^en '?tt)ei Äaufleute, 
geanbro unb Antonio, ber weltlichen 2)inge überbrfljfig, fid^ 
in ein Älofter jurftdEjujiel^en , unb biefm ßntfc^Iu^ in'^ 
SBerf JU fe$en, ol^ne irgenb Scmanbem baöon Äunbe ju 
geben. 9lofalina, Seanbro'^ J£od^ter, erfäl^rt burd^ i^ren 
D^eim gucano bad 9Serfc^tt)inben i^re^ Saterd, unb ifi 
barfiber um fo me^r inUnrul^e, atö jle üiel t)on benSiac^- 
fleüungen eined in {le t)erliebten ^ortugiefen au^jul^alten 
\)at unb be6l^alb eined fraftigen ©c^öfterd bebarf. Unter- 
beffen melben jlc^ bie beiben Äaufleute jur Slufnal^me in ba^ 
Älotier ; bie ©tunbe, in »eld^er bie ©nHeibung gefcfiel)en 
foU, wirb feftgejiettt 5 aber al^ biefe ^eranna^t, erfd^einen 
i^nen ber Seufel, bie SBelt unb bad Sleifd^, unb 
ratl^en i^nen, nid^t fo tl^örid^t auf bie greuben ber (Srbe 
JU üerjid^ten. Sfntonio unb Seanbro bleiben jlanbl^aft, 



- 238 — 

fc^Iagen ein Ärcuj, \r>a^ bie SSijtonen t)etfd^n>mbcn maä^t, 
wnb treten in bad Älofter ein. 3n ber folgenben ©cene 
t^eilt Sucano feiner Stid^te ben ©d^ritt mit, ben i^r 98atft 
getl^an, unb 33eibe befd^Iie^en, bem SBeifplel ju folgen unb 
ftd^ gleid&faW bem befd^awlicfien geben ju »ibmen. — !Diefe 
armfelige ^anptl^anblung ifl mit ben $of[enrei^ereien eiiii^ 
ger ©ebienten unb SWägbe vermengt. 

Die ©j)rad^e in ben t^erltpcirten Somobien bed S^imo^ 
neba entbel^rt ber forgfditigen 93e^anblung fowo^l, al^ bed 
natfirlid^en glujfed. 93effer gelang il&m bie $rofa, nament* 
lid^ in ben $afo6, bie in ber anmut^igen 9{atur(id^feit bed 
Dialogd mit benen feinet SSorbilbe^ n^etteifern, l^inter mU 
d&en jte freilid^ an Äraft ber Äomif totit jurücfftel^en. 
(Sinigen \>on biefen fieinen burle6fen ©tfirfen gab S^imo^ 
neba ben Spanten Entremes , ber für ä^nlic^e Farcen in 
ber 3wf«nft beibehalten tt)urbe. 

2)ie wenigen bramatifc^en SIrbeiten anberer !l)ici^ter 
biefer 3^it/ ^o« ^^^^^ W)ir Äentnip ^aben^^**), jlnb ju un* 
bebeutenb, um eine $ef))rec^ung ju t)erbienen* 

!Dad fdbon citirte Sluto bed 3;imoneba, an jlc^ wenig 
bemerfen^wertl^ unb t)on fe^r einfadber ©tructur, fu^rt 
und jur Setrad^tung bed geifilidben @d^aufpiel6 ber üor* 
liegenben ^eriobe. 2)er auf und gefommene ^oxxat}) ber^ 

*>b) Farsa Rosiela, nuevamente compuesta. Cuenca, 1558, 
))i)n unbefauntem ^erfaffet. 

^xti Pasos ))i)n unbefannten ^erfaffern, gebrucft in ^imone^a'tf 
Registro de representantes. Valencia, 1561. 3n ^tmone^a'd Pa- 
tranuelo (Valencia, 1566) toix^ nad^ einet @omdbie Feliciaoa unt 
in bem Snbejc bet Snqutfttion i)on 1559 einet Comedia de Pere- 
grino y de Ginebra etn)ä^nt. 



- 239 ~ 

artiger ^robuctjonen ifi fe^r gering, toad atterbing« U^ 
fremben tann, aber noä) nid^t ju bem ©c^hi^ berechtigt, 
baj flpijMidbe 2)arjleHungen in biefen Solaren weniger aU^ 
gemein gett^efen feien, al6 in ben früheren. SBielmel&r finben 
jic^ 3^wgiiiff^ fö^ ^^^ (Segent^eil; fo eine Serorbnung in 
ben SRunicipalgefe^en t)on (Carrion be (06 @onbed t)om 
Saläre 1568, voom(f) am gro^nleid^namWage jäl^rlid^ we* 
nigfienö jwei ?lutod aud ber ^eiligen Schrift aufgeführt 
»erben fotten ^3)} fobann bie S3efd^lüffe bed S^olebanifd^en 
ßoncild t)on 1565 unb 1566, weld^e ungefähr biefelben 
®efiimmungen wieberl^olen , bie bunbert Saläre frul^er ba^ 
Sondl t)on Slranba eingefd^arft Wie. 2)ie geifllic^en ©türfe 
foHen nid^t o^ne üorl^ergegangene Prüfung burd^ bie ^r* 
d^enobern, aud^ nie mä^renb bed ©otte^bienfied felbft in 
ben Äird^en aufgeführt »erben 5 bie SBorjiellungen am Xa^e 
ber unfd^utbigen Äinblein »erben gänjlidb »erboten; ben 
©eifilid^en enblid^ »irb unterfagt, in irgenbmeld^en €d^au* 
fpielen SRotten ju übernel^men ^*). 

**) Tit. I. Procesion del Corpus arl. 7: Otrosi es orde- 
nanza que en diclio dia en cada un aiio haya lo menos dus 
Autos que sean de ]a sagrada escritura, que se representen en 
dicba procesion, el uno en ]a media villa arriba y el otro cn 
la media villa abajo, en el lugar donde le pareciere A la ju- 
sticia y regimiento. — «8. Jovellanos, Memoria sobre las diver- 
siones publicas. Madrid, 181 S. ®. 54. 

**) Prohibet saneta s> nodus in posterum turpem illum abu- 
sum quod die Innocentium intra ecclesiam theatrales quidam 
lud! edi publice consuevere magna cum ordinis ecclesiastici 
ignominia, necnon et divinae majestatis offensa; quippe qui 
christianorum oculos, quos oportet ad spiritualia provocari, ab 
bis ad peccaniU libidinem avertant . . . spectacula vero, ludi 
quicumque et choreae quae alioqui praemisso ezamine permit- 



- 240 — 

©tt aSei^nac^t^fpiel t>on $ebro ©uarej be 3iob* 
U€ (1561) liefert einen intereffanten 95eitrag jur nähern 
Äenntni§ be6 ^ergangd bei biefen f ird^li^en !l)arfteHungen. 
»f3uerfl treten bie ^irten (i^nen üoran ber, »eld^er ba0 
^falterium ober JEamburin fd^Iagt) in jwei getl^eilten 9lei^ 
l^en auf unb tanjen jum Älange ber 5Wuftf , bi^ in We 
SRitte ber 5Krd^e, n)0 fle einige SBerfd^lingnngen mad^en; 
I^inter ben ^irten fornmen bie (Sngel mit äßad^^lid^tern 
unb (n>enn bad ba)u %6t^ige t^orl^anben ifi) aift (Sngel, 
n)e(d^e ben fär bad ader^eiligfie @acrament befiimmten 
Stragl)imme( l^alten; unter biefem gelten uufere Hebe %xau 
unb ©t. 3ofej)^ unb fc^reiten bid an bie ©tufen bed ^au>)t^ 
altar^ r>ox, »o jtd& eine SBiege in gorm einer Äripj)e be* 
pnbet, in »eld&e ba^ 3efu^finb gelegt tt)irb, unb t>or noel:^ 
dber bie l^eilige 3ungfrau unb ©t. 3ofej)l& nieberfnieen ; ju 
beiben ©eiten jiellen jtc^ bie Sngel, ba^ (S^rijlfinb betrac^* 

tente ord4Dario dod alias in aliquot solemnitatibus ac proces- 
sionibus agenda 8inC, oullo mudo dum divina officia vel cele- 
brantur vel dicuntur, intra ecclesiam ipsam agi permittan^ur . . . 
Caveant famen ^piscopi et eorum vicahi nedum solemnitatis 
divinae causa ludos aliquot et spectacula edi publice permittere 
velint, ea permittant quae vel in minimo christiaaam religionem 
offendere vel spectantium animos in pravos mores quoquomodo 
inducere valeant . . . Deceroit etenim sancta synodus nun alio« 
ludos, non alia spectacula permittenda ab episcopo fore, quam 
quae ad pietatem spectantium animos movere, et a pravis mori- 
bus deterrere possint. 

Et ne quid fiat quod ordini ecclesiastico sit indecens, pro- 
hibet sancta synodus quoscumque in sacris coustitutos aut be- 
neficium ecclesiasticum habentes, ne in quocumque loco et tem- 
pore larvis personati incedant aut cujusque in quibuscumque 
spectaculis ac ludis personam agant, etc. 

ConciL Tolet. a. 1565, act. cap. XXI. 



— 241 - 

tenb, unb nad^bem bie |)irten aufgebort l^aben p tanjett, 
tritt ein engel auf bie ^aujcl unb frrid^t ba^ golgenbe ^s).« 
3)ie .^anbduig be^ ©töcfö, bem biefe Slnweifungen für bie 
Darjieirimg üorgefe^t fiub, (auft bann folgenber 9Jia^en ab. 
Der engel »erfunbigt ben |)irten bie ©eburt (S^rifti unb 
t>erfc^tt)inbet; bie übrigen (Sngel ftimmen einen SBißanrico 
3U @bten beö 5fteugebornen an unb bie ^irten, bie ben 
©efang l^ören, befd^lie^en, ba^ göttlidbe ^nb aufjufudben; 
'bann folgt ein anberer SBittancico, öon ben Engeln unb 
.^rten wed&felweife angefiimmt; bie le^tern naiven jid^ ber 
Ärip^)e, unb je ber »on ibnen bringt bem Äinbe ein ®e^ 
fc^enf bar, inbem er ein ^aar ©troplE)en fpricbt; ®t. 3o^ 
fepb banft il)nen unb bie l^eilige Sungfrau w]pxi^t, i^re 
gurfprec^erin ju fein. 



^*) Danza del saDtisinio naciinienfcu de nuestro Sefior Jesu- 
cristo al modo pastoril, compuesta por Pedro »Suarez. de Roble», 
clerigo de evangelio, natural de Ledei«ina. Madrid, 1561 

Han de salir los pastores en dos hilerart repartidos; de- 
lante de ellus e] que tane el psallerio 6 tamborioo: al sou Iran 
danzaodu liasta en medio de la iglesia, y alli harän alguous 
lassos, y tras de los pastores irao los angeles con los ciriales, 
y si liiibiere aparejo ocho angeles que lievan el palio del San" 
tisinio 8acramento, y debajo ira nuestra Sefiora y san Jose, 
y llegaran liaetta las gradas del altar niayor, y alli estara uua 
cuna a modo de pesebre, y alli pondran al nino Jesus, y de 
rodillas nuestra Sefiora y san Jose puestas las manos como 
contemplando; los angeles repartidos a un lado y a otro, y 
mirando bacia el nino, y estando de esta manera aeabaräo los 
pastores de danzar: y luego saldra uu augel al pülpito y dirk 
lo siguiente . . . . y los pastores oyendo la voz mostraran es- 
pantarse roirando para arriba a una y otra parte. 
€Jefd». b. 8it. in (Span. i. «D. 16 



- 242 - 

Den obenertt)al)nten aSerorbniiugen bed (Soncite Don 
XoUio, We um Mefdbe ^cit nod^ i\xx6) äl^nlid^e M 6om)>o^ 
fiflanifcten unb fpdter burd^ bie beö S^olebanifd^en »on 1582 
unterjiö^t würben, gelang e^, wie fid^ weiter unten jeigen 
wirb, jwar nid^t, bie ©Aaufpiele ganj au6 ben Äird^en ju 
vertreiben} jebod^ fdbeinen jle beigetragen ju l^aben, We 
gelfHic^en Darfiettungen au^er^alb ber ©ottedl^äufer me^r 
in Sufnal^me ju bringen^ fo bajß biefe nid^t blop a(d ^utod, 
wie feit lange bei t^erfd^iebenen ^efien auf eigene baju 
erbauten ©erüjien gef^)ielt worben waren, cr]()6^te Zf)eiU 
nannte fanben, fonbern auc^ a(6 Comedias divinas Don 
ben fonft für weltliite ©tüdfe bejiimmtcn 93u^nen Seflft 
nahmen. Uebrigen6 treffen wir ^ier auf einen $unft, wo 
ein faum )u l^ebenbe^ Dunfel über ber @ntwi(flung be6 
fpauif*en @(f)aufj)iel6 liegt. 2lu^ ber ganjen ^eit t)on 
1561 bid JU bem legten !l)ecennium bed Sabrl^unbertd ijl 
un^ fein einjige^ geiftlic^eö Drama aufbewahrt j an(S) feine 
Stotij, au^ ber jlc^ auf bie 93efd&affen^eit ber öerlorenge^ 
gangenen fd^lie^en ließe. 9?ur jene wieber^olten fird^lid^en 
SBerbammungdurt^eite mad^cn wa^rfc^einlid^, baß bie reli^ 
giofen DarfteHungen ftc^ feine6weg^ auf jene einfädle 
SBeife befd&rdnften, bie wir in ben t)or^in betrad^teten ge* 
brudften Slutod wal^rna^men, unb bie eine fold^e SKißbiÜi:^ 
gung in feiner Slrt j)rot)odren fonnte. SBielme^r würben 
allem QSermut^en nac^, bie geben^gefd^idbten ber gelben 
be^ alten unb neuen S^ejiament^, ber ^eiligen u. f. u>. 
in einer ben franjoftfd^en aw^jierien unb SKoralitdten t^er^^ 
wanbten Slrt aufgeful^rt, mit t>ielfad^er |)anblung unb rei^ 
^em ^erfonal au^gejiattet, mit atUegorie unb au^gelaffe* 
nem SBolfdwift verbrämt. SBann aber entwidfelte jld^ bie 



- 243 - 

fpecteüe attegorifd^e gorm bed Auto sadraraental , bie 
nacftl^er ju fo aßgcmetiier Oeltung gelangte? Dber tt>ar 
We6 fd^on i>ox bem augebeuteten Beit^Junft gefd^e^eu? !Die 
aRoglid^feit ^iert)on faun uid^t abgeleugnet werben} fal&en 
ttrfr bod^ fd^on bePm (Sil SSiccnte bie anfange fold&er alle* 
gorlfd^^retigtofen Did^tungenj unb baß bie 8futo^ t)on äd&t=^ 
ft)anifd^em Urfj)ntng, bie \m bleibet betrachtet ^aben, nid^td 
t)on SlÖegorie enthalten, eutfd^eibet nfd^t bagegen, ba wir 
in i^nen nur SRefie einer urfprüugli^ uuftreiti^ üiel reiche* 
ren Literatur beft^en. ^ann eublid^ famen bie Comedias 
divinas aB »on beu Autos gefonberte ©tüdfe auf? !l)iefe 
gragen »erben ^icr gefiedt, obne baß ber SBerfud^ gema(^t 
»erben foß; eine Slntwort barauf ju geben, bie jld^ bodb 
nur auf aScrmutbungen grünben fpnnte* SBenn flc^ einft 
bei ben Spaniern ein gleicher öifer für bie Srforfc^ung i^rer 
alten giteraturbenfmale regen »irb, »ie neuerbingö in 
granfrei^, @ngtanb unb iEentfd^lanb , fo »erben ^a^^ 
forfd^ungen in ben Slrd^iüen ber Äird^en unb Älöjier o\)nt 
3»eifel !Documente ju S^age bringen, au^ benen jtc^ Sic^t 
fiber biefen ©egenfianb tjetbreitett muß. SlHer SBabrfd^ein* 
lidbfeit nadf) »irb fic^ bann aU ge»iß ^erau^fteQen, »a^ 
bi^ ie$t nur au^ einjelnen ©J)uren gemutbmaßt »erben 
!ann, baß bie alten geifilic^en 2)ramen ftd^ in Spanien 
ebenfo »ie in granfreic^ unb (Snglanb in j»ei große 
|)au^)tmajfen jcrlegten: in l^ifiorifdbe 2)arjietlungen ber 
l^eiligen ©efc^ic^tcn (SR^jietieu ober 3Kitafelfpiele ) unb in 
moralifc^^-allegorifd^e ©tüdfe (ÜJloralitäteu). Slu« erfteren 
ftnb unter blefer SBorauöfeftung bann bie fpäteten Come- 
dias divinas, aud Unteren bie Autos (in ber ^ebeutung^ 

16* 



— 244 - 

»cld^e bicfem 9?amen nac^^cr' au6fc^He^li(i^ beigelegt tt>urbe) 
l^erüorgegangen. 

?(uf itid^t mlnbere ©d^wlerigfeiten fiö^t ber Oefd^ic^t^^ 
fd^reiber be^ ft)amfcl^en Jl^eaterö, tt^enn er ben gortgang 
beö ttjeltlid^en ©c^aufpicl^ unter ben ndc^ften 9iac^folgern 
be6 8o^)e be SRueba tjerfolgen »illj benn bie bramatifc^e 
giteratur, auö welcher er, aU au^ ber jid^erfien QueUe, 
fd^6j)fen formte, ift untergegangen 5 einige jufäHig aufbe^ 
tt>af)xte Siotijen aber, auf bie er fomit allein angewiefen ift, 
t)erlieren flc^ nur ju fe^r unter 2Öiberfprü(f)en. Slm un^ 
jweibeutigfien finb noc^ bie Siac^ricfcten ober bie Scftrebun^ 
gen einiger !Dic^ter jU ©eüilla. 2)iefe fc^on \jon Sllterö 
l^er blü^enbe, nun aber al6 SÄittelpunft be6 fpanifd^en 
9Serfe]^r6 mit Slmerifa ju nod) ^ö^erem glor gelangte 
©tabt fd^eint ber bramatifc^en Äunfi ein befonber^ günfti>- 
ge^ 5;errain geboten ju i)aben. SJon l^ier war ?oj)e be 
SRueba ausgegangen; l^ier aber ftellte jtd^ auc^ ben mel^r 
t)olWmä§igen SSerfud^en beS gestern eine tt^efentlid^ »er^ 
fdbiebne SRic^tung gegenüber» @ine gelehrtere Partei 
namlid^ machte bie S^ad^al^mung M antifen ®d^aufpieW 
JU ibrer |)auptaufgabe. Die Slnfange biefeS Strebend, 
über baö wir üomamli^i bur^ bie ^oetif beS 3uan be 
la (Sueöa unterrichtet jinb, reichen bid in bie ÜBitte be6 
16. Sa^r^unbertd hinauf. 3uan be ÜÄalara, ein Se* 
t)iD[aner üon ®eburt, ber bebeutenbfie Slepräfentant beffelben, 
l^atte fc^on 1548, aU er in @alamanca fiubirte, eine (§0^ 
möbie Socufta gefd^rieben unb t)on ben ©tubenten ber 
bortigen Unitjerfitat aufführen laffen. Später in feine 9Sa* 
terjiabt jurudfgefebrt, fd^eint er eineSRenge üon Suftfpielen 
in ber SRanier ber Sllten auf bie bortiae S3ül(|ne gebrad^t 



— 245 - 

ju l)aben. 9Son einem biefer ©tüde, ba^ 1561 in einem 
^(ofter JU Utrera gefpielt tt^urbe, berid&tet ein alter Sfnna^ 
li% e6 fei in iRad^a^mung ber Iateinif(J)en 6am6Wenbid&ter 
unb; im ©egenfaft ju ben Suftft)telen be^ iopt be Slueba, 
ganj in SSerfen gefd^rieben gewefen ^®X ^<^ (5uet)a gibt 
bem SRalara ben SSeinamen beö 93atifc^en SKenanber unb 
berichtet, um biefelbe 3^'^ f^i^n auc^ bie ©etjilfanifcben 
S)id^ter ©ueüara, ©utierre be Retina, Gojar, 
guente^ unb 3Regia afö aSerfaffer t)on Sujifpielen im 
ÄUtifen ©t^I berü]()mt geworben. f,2)iefe ÜÄänner— fal^rt 
er fort ^ ubtrfc^ritten in nid^tö bie alten, bei ben Oried^en 
beobadbteten ®efe^e, fei e^, taiß baniafö bießuf^auer lenf* 
famer, ober ba^ fie gefd^madft)oHer unb gebilbeter traren, 
al6 in unferer ^eity mod^te bie gabri aud^ fd&mudf^ unb 
funftloö unb arm an 3ni&alt fein, -jte tvurbe bod^ o^ne un* 
banfbareö SWi^faÜen angel^ört. Sine Srup^)e t»on brei 
^erfonen auf ber 93ül^ne fieöte ba^ 93olf tJoUfommen ju^ 
frieben. ®n SRantel, ein ^irtenfleib, ein ©d^äferflab, ein 
SSater, eine ^irtln, ein einfaltiger Surfc^e, ein lifliger 
©claüe unb ein treuer 3)iener xoaxcn ba6 Ueblid^e, ol^ne 
ba^ man ben 3laub ber fpartanifcfien Königin gefannt 
ptte, ober mel^r aU bie anmutl^ige 9Biefe, bie SBeibe unb 
bie ^a^el 57). // 

Slud^ S^ragöbien im Stiele ber Sllten fd^einen in ©eöißa 
fd^on frül^ gefe^en »orben ju fein. SSon bem genannten 

**) Rodrigo Caro , Claros varones de Sevilla itnb Antigue- 
dades de la villa de Utrera. <S. Navarrete, Vida de Cervantes. 
Madrid, 1819. (S. 410. — Moratin, Cat^logo, g. 3. 1561. 

") Parnaso espanol, T. VIII. Juan de la Cqeva, Egem- 
plar poetico. • i 



- 246 — 

ÜWalara l^eißl eö bei la 6uet)a, er l^abe mil Tragedias 
auf We ©ü^ne gebraci^t , ^i) aber in biefer ©attung in 
ctwad t)on ben beenflenben ©d^ranfen M anttfcn Jlraucr^^ 
f^)ieW befreit uub bie claffifci^c gorm mit einer neueren 
SBeife ju yjermitteln gefucl^t. Der Slu^brurf mil ifi bier 
ftbrigend wol^l nt(ftt n>6rtli^ für taufeitb ju nehmen, wie 
©ignoreöi get^an \)at, fonbern in bem Sinne, wie er nocft 
je^t in ber g^jrac^e be^ gewol^nlicljen ?ebenö für fel^r 
t)iel gebraucht tt)irb. 9iur t)on einem biefer 5a()lreic^en 
3;rawerft)iele be^ 9RaIara ^at fld) ber Sitel erhalten; e« 
]^ie§ AbHolon (Juan de .Mälara, Filosofia vulgär, ge^ 
brucft 1568); jum JDrurf fci^eint fein^ berfelben gefommen 
jw fein. 

3m flbrigen ©»janien gelangte bie bramatifc^e ©d^ule 
t)on ©etjiHa fc^ttjerlid^ ju bebeutenbem (Sinflu^ ; 3uan be 
la 6uet)a, felbfl ein ©et^iHaner, iji ber ©njige, ber i^rer 
au6brücf(id^ crtt)ä^nt* ßweifel^aft ifi ed, ob Slgnjiin be 
Kojad ftc^ auf bie geifiungen ber genannten üic^ter ober 
auf anbere t)erIoren gegangene bejie^t, wenn er bie gortbtl* 
bung ber (Somöbie nad^ ?o^)e be Slueba mit folgenben 
ggSorten ft^ilbert: „^Uxanl al^ ftd^ ber ©efd&mad üerfei* 
nerte, begannen bie 2)fcbter ben früheren Sraud^ ju t>er* 
lajfen unb bie fd&Ie^tgefögte ^rofa mit j)ajioralen <Stvopf)tn 
JU t)ertaufd^en «s)» Wlan fteOte ^c^äferfriele in fe*^ 
Sornabad bar, ol^ne ®oIb unb Seibe unb ol^ne n>€tteteu 
Apparat a(6 ein |)irtenf(eib, eine Saute, eine ©nitarre unb 
einen ©art t)Ott g}e(j. 9?a^ unb na«^ legte man bie Särte 

*•) Da« 2Bütt Endechas fcl)fiiit ^itt noc^ in einer allgemeinem 
'Bedeutung genommen j^u fein, nicl)t in ter fpecielleu, wonach e« fvatcr 
breifügige troci^ciifdfe iBerfe mit 9lffüna"jen begei(^nete 



— 247 -- 

unb Sc^aferfleiber ab unb fing an, ?iebe^begebeu^etten in 
b{c (Somßbien ein.^ufül^ren j in biefen gab e^ nun fc^on 
eine Dame, einen SBater, ber fie bewad&t, einen tjerfd^mäl^^ 
ten ®alan unb einen anbern bet)orjugten, einen Sllten ber 
ben giebenben SBorwürfe mad^t, einen guftigniad^er; ber bei 
i^nen l()erumfi)ionirt, einen 9?acf)barn, ber fte »erl^eiratl^et 
unb einen anbern, ber bie ^od^jeitöfeier t)eranfiaUrt. ©c^Dn 
gab ed ein ßofiüm für ben SBater ^^), einen SPart unb 
^'ne ^erüde, unb eine grauenfleibung ; bie grauenroHcn 
ater tt)urben bamaW üon Änaben gefj)ieU.'' Da^ jtd^ ^iet 
9loia« in einem ^unft entf^ieben irrt, frringt in bie 
Slugen ; Siebe war fc^on ber 9Ritte(punft t)on allen 6omd^ 
bicn bed iope be 3lueba gewefen unb fonnte nic^t erji nac6 
jbm 4W®pringfeber ber 3?egeben]^eiten tn'd ?uftt>iel einge^ 
fflt)rt »erben. 8luc^ im Uebrigen erwedt bie ©dbilberung 
burc^ i^re SBag^eit unb Unbeftimmt^eit ben SBerbad^t, flc 
möchte auf unjureic^enbe ^enntni^ i>on bem @ntn)i(flungd^ 
gange M f^nifc^en ^eatex^ gegrAnbet fein. Da^. il^r 
burc^tt)eg6 Strtl^um ju ®runbe liege, lä^t ftc^ freiUd^ nid^t 
nad^»eifen; aber nur bie 3?otij, bie fle am ©d^luffe gibt, 
n>irb nod^ anlem^eitig betätigt; ein unter ^l^itip)) 11. 
erlaffene^ ®efe^ nämlid^ »erbot ben grauen, auf ber 93öl^ne 
JU erfd^einen, unb man griff bal^er ju bem SKittel, bie »eib- 
lid^en StoU^fi üon Sönglingen fpielen ju laffen. 2)ie« 
@efe$ tt>arb Jebod^ nod^ unter berfelben Stegierung, wie ed 
(d^eint fd^on um 1580, tt)ieber aufgel^oben ^). 

»•) aBßrtli* „eitlen @a(f för ben ©oter/' b. ^. einen <Sa(f, in 
ben Da0 ^ofiitm M ^JßatM ge)>äcft lourbe. 

**) AloDso mozo de muchos amos, compuesto por el Docior 
Geronfmo de Alcala YaiieK Barcelona, I6S5. 'B. 141. 



— 248 -^ 

811^ Autores, ble ficft unmittelbar nad) 8ope be JRueba 
auf ben 35u]()nen berühmt machten, nennt -Koja^ bie 
Solebaner Sautifta, 3uan ßorrea, |)errera unb 
$ebro 9?at>arro ^^3. Ob biefe SSorftel^er »on Sd^au- 
fpielertrup^)en alle aui) juglei^ ßomöbienbid^ter waren, 
lä§t jic^ nid^t befiimmt angeben. 2)enn bie urfprünglid^e 
SBebeutung üon Autor, wticfte jene beiben gunctionen um* 
fa^te, t)erlor fid^ fru^ in bie engere, wonach ba^ SBort 
nur einen JI)eaterbirector beüeidjnete. Der genannte SZa- 
t)arro crfanb, nac^ bem t)agen Sluöbrud be^ Viage eii- 
tretenido unb bed Catalogo real de Espana. bie^^eater, 
b» l), n)ot)I aKafd^inerie, ©cenerie unb beweglid^e Decora^ 
tionen, Slfle^ jebocfe unftreitig noc^ in fel&r mangelhafter 
aSetfe «2). gtwaö au6föl)rlid)er ifi (Serüanteö ober biefe n 
^unft. ,,SIuf iope be 9iueba — fagt er — folgte ^iu 
'oaxxo, t)Ott S^olebo ' gebürtig, »eldber ben 9luf erwarb, bie 
SRoße eine^ feigl)erjigen SRuftan^ üortrepd^ ju [fielen. 
iDiefer Ibob in etn)a6 bie äußeren SBorrid^lungen ber ©c^au^ 
fpiele unb tjermanbelte ben @adf, ber fnil&er bie Kleiber 
entl&ielt, in Äoffer unb Mafien ; er brachte bie aKuftfanten, 
bie früher hinter bem SSorl&ange fangen, auf bie of uc 
Sül^ne ; er na\)m ben gd^aufpielern bie Särte (benn frul^er 
fpielte feiner o^ne falfcben S3art), unb lie^ fte alle mit 
unbärtigem @efld?te fj)ielen, mit Slu^na^me berjenigen, 
weld^e ©reife ober anbere StoöeU/ ju benen ,eine SBeranbe^ 
rung be^ ®ej!^t^ not^wenbig ift, üorfteUten. @r erfanb 

•») Viage entpetenido, 9lu^(^abc von 1793 (S. 878 
«») Ib. @. Ite. Cat real de Ei?p. por Rodrigo MeDdey. de 
»ilva, fol. 191 b. 



- 249 — 

Zi^eaUxma)(i)imn, SBoIfeit, !I)onner unb SBfi^e, .^erauöfor* 
berungeu unb ©d^lac^teu." 

(Sin anberer 9(utor, ber mit bcn obigen gletd^jeitig, 
b. l). um*^ 3al^r 1570, 9tuf Qtf^aht ju l^aben fcJ^emt; 
6o6me be Düiebo aud ©ranaba, foö juerft bie ®e^ 
tDo]^ttl)eit aufgebracht l^aben, S^itel unb ^erfonal ber auf^ 
jufül)renbeu ßomöbten burdf^ Slnfdblagjettel bcfannt ju madben. 

93ermut{)lidb jogen biefe 8d)auft)ieIbtrectoren mit i^ren 
Sru^jpen in ber JRegel unftat im ganbe uml)er; fpielten, 
wie fld^ ®elegenbeit bot, balb Wer, balb bort 5 balb in ben 
'Dörfern unb SÄörftflerfen auf fc^netl unb funft(o6 aufy]e^ 
fd^lagenen 9?ö^nen, balb in ben großem ©tabten, tt>o fte 
jum S^eil fcbon fte^enbe unb beffer eingerid^tete üorfanben, 
wie in ^t'oiüa, Valencia unb SJJabrib. 

1Bet)or t>on ber ©runbung unb erften S^^^^ilbung ber 
S^b^ater in le^terer ©tabt gebanbelt wirb, fd^eint ed ange- 
meffen, Wer einige 9iacf)rid)ten über baö Seben unb ilreiben 
ber uml^erjiel^enben ©d^aufpielertrup^)eu mitjutl^eilen. !l)ie$ 
fann freiließ nur mit SSerle^ung ber ftrengen dbronologl^ 
fcben Orbnung gefd^e^en, ba baö SBerf, au6 bem wir allein 
JU fd^opfm tjermogen, jene fd^on fo oft angejogene „untere 
^altenbe Steife" (viage entretenido) M Slguftin be 3lo^ 
ia^ einer etwaö fj)ateren ^di augebört unb ftc^ in feinen 
©d&ilberungen junac^fi auf bie legten Saläre beö 16. unb 
bie beiben erften be^ 17. Sabrl&unbert^ bejiel^t. SDSir gtau^ 
ben jebo^, un6 eine fold^e Slnticij)ation erlauben ju bürfen; 
einmal, weil ®runb tjorl^anben ift, anjuncl^men, baß biefe 
©d^ilberungen im SBefentlid^en aud^ für bie üorliegenbe frü^ 
bere ^eriobe ©eltung baben; bann, weil f<)ater, wo bie auf 
ben ©liljnen ber |)auptftäbte concentrirte ©c^aufj)ielfunft 



- 250 — 

imfere ganjc äfufmerffamfelt fn Sfufrruc^ nimmt, fld^ fd^wer^ 
Hd& ©elegen^eit jum Gingc^en auf äl^nlid^e ®^)eciaUt&ten 
bieten wirb. 

aigupin be JRojad SSilUnbranbo «3) ^ um 

1 575 ju STOabrib geboren , trat mit fec^6jebn S^l^ten in 
Ärieg^blenfle , biente fe(]^6 3a^re unter ben 3;rupj)en ^^(* 
lipp'd IL in granfreicf), war eine 3^'^ I^ng in la Stod^eOe 
gefangen, unb feierte t>on ba unter t)ielen 3)rangfalen nad^ 
©panien jurörf. |)ier üerfudhte er fld^ in üerfcöiebnen 
^anbwerf en unb 3)ienflfteHungen ; fein ® ujman be Sflfarad^e 
ober gajartHo be Jf ormed — fagt er felbfl — fann mel&r 
perffi^iebne Jagen er<)robt, mel^r t>erf*iebnen Ferren gebient 
l^aben. $Iber i^m toodte nic^td gelingen. 3^1^^^ ^<ttb 
er, „um jlcfi in Slttem ju tjerfud^en", ©d^aufpieler, unb 
fd^rieb aW fold^er um 1602 feine „unter^altenbe JReife^, 
bereu erfie Sludgabe xn fofgenben 3al^re ju STOabrib im 
5)rudf erfc^ien ^\ Sffiie lange 8lo|aö €*aufi)ieler blieb, 

•*) Tie bej!en IWac^rid^ten über fein ?eben findet man in feinen 
eignen ^(^rifteu. ^* au^erbem bie Hijos de Madrid ilUKtre» eo 
«anfidad, dig^nidades, armas, ciencias y artes. In Autor D.Josef 
Antonio Alvarez. y Baena. Madrid, 1789. ^tx ^xixUX SRojatf bei 
Sticülad Antonio koimmelt Don Srrtl^ümern. • 

•*) 3>a6 bieffö SÖerf im 3a(>re IßOt entjionben ifl nnb fomit 
S3flena unb Wicola« SCntonio irren. tt?enn ffe tb\t Äiidgabe »on 1588 
(infäbren. ben>eifen bie beiben fotfjenben (SteUen: 

Santa Fe se fündo el ano de 1491, de manera que habr4 
ciento y once anos que la fundo el rey Fernando. 

Miercoles de Ceniza de] afio paemdq de 1601 la Reyaa de 
Inglaterra sentenciö a degoDar algunos Grandes de su Re\ no. 

@d mu$ bemerft n)erben , bag bie oft citirte Loa de la Come- 
dia, wie au^ ben toorangetjenben @efi>roc^en berSreunbc erl^eUt, eine 
ber fru^cften, tt>o nicftt bie ancrfrfiftefte ber »o« Slojoö »erfoiten Ltjas 
unb fomit nod) um einige 3a^re älter t^, M baö übrige ®erf. 



- 251 — 

tt)irb nW)t gemelbct; gett)!^ aber t|i, ba^ erfm3«^re 1611, 
ald er efn anbered 5?iic^ EI buen Repüblico I^erau6gab, 
ba^ 3'beater öerlaffen l^atte uub ald offentlicfter 9?otar in 
3amora anfafflg war. 

Die „unterftaltenbe Steife" , ein , tt>ie t>ier balb l)inter 
eiuanber erfcfeienene ?luflagen be^veifen ju feiner 3^i^ ^^^^ 
gelefeneö 35uc^, an^ welcbem ©carron »af^rfd^einlicft bie 
3bee ju feinem Roman comique gefc^opft \)at, beflel)t an6 fel)r 
tjerfc^iebenartigen, nic^t eben glürflic^ mit einanber oerfcfcmol^ 
jenen SBefianbtl^eilen. ©n regelmäßiger ^an liegt i^m 
nicfft im geringften ju ®mnbe. 9(u6 ben Erinnerungen 
feinet fröberen ®oIbatenIeben6 unb aM bem, toa^ er flpä^ 
ter afö @ci^auft)ieler erlebt unb gefeiten l^atte, Derfud^te 
fftoia^ ein S3ud& ju macfienj jugteid^ aber tt)oßte er öer^ 
fdbiebne Loas üon feiner Som^)OJttion in'« 5publif um bringen, 
unb mit mand^en ^ier unb ba aufgera^en gelehrten ^ennt? 
niffen 4*oß t^un. 81W gaben, um Ddd ©anje jufammen^ 
jul^atten, bienen ©efpräd^e jtt)ifcften t>ier @d^auf^)ielem, bie 
im ©efolge einer größeren Zmppe, auf ber SBanberung be^ 
griffen finb. !Die 9teife ge^t üon Sevilla nad^ ®ranaba^ 
bann naä) Jlolebo, 93aKabolib u. f. n). 3n ben bebeuten^ 
beren ©täbten wirb längere 3^^^ ^alt gemalt j aber 
au^föl^rlic^e ©d^ilberung ber bort gegebenen I)arpetlungen 
»ermißt man. Um fic^ untertt)egd bie 3eit ju tjertreiben, 
treuen ftd^ bie 9leifenben — 3lio6, 3lamirej, ©olano unb 
unfer SRojIaö — balb biefed balb jened i^rer grlebnlffe, biefe 
uttb jene 9lotij über bie auf ber SBanberung beröl^rten 
Drtfd^aften mit. |)ierbei fommt benn t>iel ganj ®ering* 
fügige^ unb üiel feidbte, unnü$ au^geframte ©elel^rfamfeit 
jum SSorfc^ein; aber unter einem SBufl üon ganj Uninte* 



- 252 — 

rf jfautem audt) mand^er ergo^lic^e iSd^wanf unb manc6er 
merfwürbiqe SBeitrag jur ^enutni^ M bamaligen Z\)eat€x^ 
»efcnö. SHJir flehen ba'oon golgenbeö aitö. 

,,®oIano unb id^ — fo erja^It 9liod, einer jener tt>an^ 
bernbeu Somobianten - wir t)erlie§en SSalenda, unb jtt>ar, 
tt)Ci]en eined und bort jugefto^enen Unfall^, ber @inc ju 
gu^ unb pl^ne SSRawUl, ber Slnbere Qe\)eni unb im ilo^en 
SBammd. (Sd war fd^on Slbenb, M wir, balb gcräbert 
unb ??cibc jufammen nur im SBefi^ t)on ad^t |)eB[ern ^ in 
ein ^orf famen. SBir gingen in eine |)erberge, um SSetten 
JU t)erlangen 5 aber man fagte und» e6 feien feine ju \)aben, 
weil gerabe SWeffe fei. Da id^ fal[) , ba^ und wenig Slud^ 
ftc^t übrig blieb, weld^e gu befommen, fo t)erftel id^ auf 
eine ?ift , unb ging in ein anbereö SBirtfi^^au^ , wo idft 
midb für einen inbifd^en Kaufmann ausgab; bie SBirtl^iii 
fragte mid^, ob wir ®epädf bei und i)aitm, unb id^ ant^^ 
wortete, wir reiften' ju SBagen waren aber ^n guö öor^ 
ausgegangen; injwifd^en, bis aur 2lnfunft M SBagenö mit 
unferem @efai, mödbte fle und jwei S3etten jurid^ten unb 
ein 9?ad^teffen bereiten. 6ie ti^ai eSj idb aber ging un^ 
terbeffen jum Sllcalben beS 3)orfd unb fagte i^m, eö fei 
eine ©d^aufpielertruppe angefommen; ob er il^r wol[)l er* 
lauben wolle, auf ber 3)urd^reife in biefem Ort ju f^)ielen, 
@r fragte midb, ob eS ein geifMid^eö Stüdf fei; idb ant* 
wortete: ja, unb er gab mir bie ßrlaubnif. 3db eilte nac^ 
^aufe unb fagte ©olano , er foUe bad Sluto t)on 6aiu 
unb Slbel rafcft einmal burd^ge^en unb ftd^ bann an einen 
Ort, ben wir t)erabrebeten , begeben, um bie ßaffe ju fü^:^ 
ren, benn wir wollten l)eute nodb eine SSorftellung geben. 
X»ann machte id^ mic^ auf, um ein $!amburin ju fucfeeu, 



- 253 - 

t\)at einen SBart t)on ^elj um itnb pofauntc unfere 6o> 
möWe im ganjm 3)orfe aud. 3)a t)te(e Seute ba waren, 
fo fehlte eö nic^t an S^fpruc^. I)ie6 abgemaij^t, bel)ie(t id^ 
ba^ S^amburin, nal^m ben Sart ab, ging jur SBirtl)in uub 
fagte ju i^r: (Sben fommen meine SBaaren; gebt mir ben 
©d^lüjfel ju meinem Siöiw^^^/ ^^^^^ i^ ft^ tjerfdbUe^en 
fann. ©ie fragt mid^, ma^ eö für SBaaren feien, unb i^ 
antworte: ©pecereien. Äaum l)abe i(S) ben Sci^lüjfel, fo 
ftiirje ic^ mif ba^ Sii^wi^^/ ^^i^^ We ginnen t)on ben S5et^ 
Un, einen alten Sieppidb t>om gu^boben, raffe noc^ jwei 
ober brei anbere Sappen jufammen, werfe baö 8ttted, in 
einen ^acf jufammengeroDt, jum genfier l)inau6, nnb flurje 
fdbnell wie ber Sli^ bie Zxeppc hinunter. 3m |)ofe rebet 
mi^ ber SBirtl) an unb fagt: „^exx 3nbianer, eben finb 
©d^aufpieler angefommen, bie eine (Somobie auffal^ren 
wollen; ^aben ©ie ni^t ?uft, l^injugel^en? ©ie foDen fe^r 
gut fpielen/' 3(^ antworte: ja, unb eile in aller |)aft 
^inau^, um bie {hinuntergeworfenen ©egenftanbe, mit benen 
wir ba^ ©turf fpielen wollen, aufjufeeben, ebe ber SBirt^ 
UnxaÜ) merft; aber wie »icl iä) and) fuc^e, i^ finbe nid^t^. 
5ttun wirb mir wegen be^ 9lu6gangd bange; id& laufe in 
bie ©diente, wo ©olano fd^on bie ©ntritt^gelber ber 3«- 
fd^auer in Smpfang nimmt; ic^ er}äf)le il^m, waö t)orge^ * 
fallen, er laft bie fernere @innal)me im ©tid^ unb wir 
mad^en un6 mit bem ©etbe auf unb batjon. 9?un ftellt 
(Sud^ \>or, wie gefoppt bie Seute im 3)orfe jurüdfblieben, 
bie ©neu ol^ne Äaufleute unb Setttüc^fer, bie Slnbern um 
it)r (Selb unb um bie ßomobie geprellt. 

„'Diefe "^flai^t marfd^irten wir nur wenig unb auf 
Seitenwegen; am 9Worgen unterfuc^ten wir unfere 336rfe 



— 254 — 

unb fanben brei uiib einen l()a(ben ^eaUn barin, SlQed in 
Heiner ?DWinje. 3I)r fel)t, wir waren nun jwar reidb^ <»*^f 
t>oH Sfttgfi. eine SKeile weiter entberften wir eine i>ütie, 
wo wir einfel^rten unb SBein aud einer ÄÄrbiöfl^afc^e, 3JIH^ 
au0 einem iEroge unb Srob aud einem Duerfarf befamen. 
9taä) beeubidtem ^rül^ßücf brauen wir auf unb langten 
gegen ?lbenb in einem anberen Crte an, wo wir gleicö 
barauf fannen, einen ®ewinnfi ju mad^en. 3^ i()olte un^ 
Srlaubniß jum Spielen, trieb jwei ?afen auf, rief bie 
SHoge auf ber ®traße auö, \>ex\tffa^te mir eine ®uitarre, 
wu^te bie ^irtE)tn gu gewinnen, unb fagte }u @olano, er 
folle ftdb an bie Äaffe fe^en. ?fi^ bad |)aud t^oH war, 
trat id) auf unb fang bie Stomanje Afuera afuera, aparta 
aparta, blieb aber nad^ ber erften (Bttopf)e fierfen, wobei 
mid^ bie 3wf<^^uer t)erbliifft anfa^en. 3)ann fagte @o^ 
lano eine Loa ^er unb mad)te bamit bie gel^ler ber 
SRujlf wieber gut. 3c^ mumme mic^ in ein Safen unb 
fange an, meine JRolfe ju fpielen; alö aber ©olano al6 
©Ott aSater auftritt, ein ?icl^t in ber ^anb unb in ein 
Safen ge^uKt, bad in ber ^iik ein groped Sod^ ^ot unb 
riufl^ um ben Sart l)erum ganj mit SBeintrefiern befcbmu^t ipt, 
glaube idb t)or Sachen tjcrgel^en ju muffen; baö arme ^u* 
blicum wu^te nic^t, waö mit i^m t)orjegangen fei. !Da 
bad t)oruber war, erfd^ien ic^ aW Suftigmat^er unb führte 
mein 3tt>'f^^nfpiel auf. Sladbb^r, in ber ©cene, wo idb 
ald @ain ben Srubermorb beget)en mu^, Ib^be i^ bad 
9Reffer »ergeffen ; i^ bin nidbt faul , ne^me mir ben S5art 
»om ^inn unb fc^neibe bamit bem armen 9(bel bie Set^le 
ab } ba werben bie 3ufdbauer wilb j man fängt an, und ju 
f<^>im^)fen; ic^ bitte um 9taä)[x(S)t für unfere B^^ler, bie 



— 255 — 

übrige ZxWfpt fei hodf^ nic^t anflefornmenj aber e^ tt)iff 
tiic^td fnic^ten, ^uUiit, al« Me In Slufrul^r jlub, fommt 
ber SBirtl^ ^erbef tmb faßt und, tt)ir mod^ten un« a\i^ bem 
Staube machen, fonfi tt>erbe eö ^rugel auf un« regnen. 
Se{ biefer föftlid^en SSotfc^aft nahmen wir SRei^au« unb 
festen noäf biefelbe 5Ra^t mit me^r M fünf SRealen , bie 
\m eingenommen, unfere 9leife fort. 9tac^bem n)lr bie« 
®elb aufgejel^rt unb unfere wenigen ^abfeligfeiten t>erfauft 
l^atten, langten wir nac^ unfäglict) mü^famer SBanberung 
— auf ber wir oft nid^tö ju effen befamen aU ^ilje t>om 
gelbe, barfuß gingen, unter freiem ^immel fd^liefen, ben 
SWauIt^iertreibern bei'm SCuflaben ober aBafferl)o(en l&alfen 
unb einmal t>ier S^age lang »on nid^td al« rollen Slüben 
lebten — eine^ Slbenbö in einer ©d^enfe an, wo un^ t)ier 
gul^rleute jwanjig 3Karat)ebid unb eine SBurfi gaben, ba* 
mit wir iljnen eine Somobie aufführten. Unter fold^en 
9Wül)falen famen wir an baö ^icl unferer 9leife C^inen 
Ort in ber 9Jä^e t)on 3<i^^^ft0J<^)» ©olano im SBammö unb 
o^ne 9lodE, ben er in einem SBirt^^Sl^au« t)erpfanbet l^attej 
id^ ol^ne |)emb, in einer jerfe^ten 3adfe, fc^mu^igen leine^ 
nm {)ofen unb mit ganj burc^Iod^ertem ©tro^^ut. 33a ic^ 
mic^ fo jerlumpt fal^, entfc^log ic^ mic^, bei einem ^^Jafte^ 
tenbadfer in Dienji ju gelten j ©olono aber Ijatte feine ?uft, 
irgenb ein fold^e^ Slu^funft^mittel ju ergreifen, ©o jian* 
ben bie ©ad^en, aK wir ein S^amburin fd^lagen f)oxtmy 
eö war ein Änabe, ber auf ber ©traße aufrief: ^eute 
aibenb wirb bie t>ortreffIicfte ßomobie „bie uertaufc^ten 
Sreunbe** aufgeführt. Äaum ^orte iä) ba^, fo ging mir 
ein neueö ^icJjt auf. SBir gingen auf benÄnaben jn, unb 
al« biefer un« erfannte, ließ er baö Jlamburin fallen unb 



- 256 - 

fing an, t)or Jreube j^xi tanjen. 9Bir fraflten il^n, ob er 
und nic^t mit eitoa^ ®elb aud^elfen föune, unb alebalb 
gab er und Sltted, wad er in einen Quoten feiued |)embed 
gewidfelt bei jtc^ trug. 933ir tauften 53rob , Äafe unb ein 
©töcf ©tocfftfd^, unb liefen und; nad^bem wir gegeffen 
batten, jum 3)irector ber Zxnppe bringen. @d war STOar^ 
tinajod; iä) wei^ nidbt, ob er jid^ fri'ute, und in biefem 
Spi^bubenaufjug ju [eben, aber er umarmte und, (iep fid^ 
unfere Seibendgefd^id^te erjabten, gab und ju effen, unb 
fagte, wir mod^ten und reinigen, bamit feine Kleiber nid^t 
tjerborben würben , benn er wolle und unter feine ©dbau* 
fpielergefefffc^aft aufnef^men. SBirflidb fpielten mir fd^on 
benfelben 2lbenb mit, unb am folgeuben S!age würbe ein 
ßoutract mit und abgefd^Iojfen, wonad^ jeber t)on und brei 
9SierteIreaIen für jebe SBorjleDung erl)ielt. 3wgleic^ befam 
i6) eine SloBe aud einer Somobie \>on ber Slufcrwedfung 
bed gajarud jum Sinftubiren, unb @olano fottte barin 
ben |)eiligen fpielen. Sebedmal, wenn bied ©tudf aufge^ 
fül^rt würbe, jog ber !l)irector im 3(ufleibejimmer fein ^leib 
aud unb (iel^ ed bemSoIano, wobei er immer fagte: |)üte 
2)id^, mir fein Ungejiefer binein ju briuj^en. ©obalb bic 
SSorftellung ooruber war, mu^te bann ber arme Sajarud 
ftd^ eben bort entfteiben unb feine alten ?umpen wieber an^ 
jiel^en. 3c^ befam ©trumpfe, ®cf)ul)e, einen |)ut mit öie* 
len gebern unb einen weiten feibenen 9iodf, unter bem id^ 
meine injwifd^en gewafd^enen leinenen |)ofen trug, unb 
mad^te in biefer fc^mudfen 2:rac^t eine ganj jiattlic^e gigur. 
3)ied luftige geben, wobei wir wenig ju effen befamen, 
aber t)iel marfc^iren unb bie 2:^eatergarberobe auf bem 
JRucfen fd^leppen mupten, bauerte etwad über t)ier SBod^en. 



— 257 - 

iffid^renb tt>ir fo t>on Ort ju Ort jogen, fagte und ber 
Director eine« Slage« , aW eö t)le( geregnet f)atte , e6 fei 
nur noc^ eine Heine ©tunbe bid in'« Slad^tquartier , »ir 
mdd^ten boä) ju Sofien feine grau tragen; er unb jn)ei 
Stnbere wollten bie ©arberobe allein übernel)men , unb ba« 
Tamburin unb übrige ®erat^ Knne ber Änabe fd^leppen. 
SQSaö tt>ar ba ju tl^un? 3)er grau gefiel ber 95orfc^lag 
fel^r, unb toix mußten und fd^on bequemen , unfere ^Änbe 
}um 2^ragfeffel für fle l^erjugeben. Dergefialt atö ^adf* 
efrl bienenb, famen tt)ir metjr tobt atö lebenbig^ ganj be^ 
f(^mu$t unb mit wunben güpen in'd 9?ad^tquartier. 3)er 
!Director fam gleid^ um @rlaubniß jum (Spielen ein, unb 
tt>{r mußten nad^ allen unfern Strapazen nodb ben Sajarud 
aupi^ren. 5Wein greunb unb l(S) jogen unfere geliehenen 
Äleiber an; ald aber bie Slufenoedtungdfcene fam, unb ber 
Director, »eitler ben ßWfiud fpielte, tt>ieber]^olt ju ?aja^ 
tud fagte: @te^ auf, Sajarud! Surge! surge! fo erwar^ 
tete man tjergebend, baß 8ajarud auferfie^ien werbe. 5IRan 
ging an'd ®rabmal, inbem man glaubte, er fei eingefdbla^ 
fen, fanb aber, baß er fc^on geiflig unb förperlid^ aufer> 
Panben toar, ol^ne eine ©pur tjon feinen Äteibern jurücf- 
julaffen. !Die ^u^^anex unb ber 3)irector gerietl)en in 
^ame ©rfiaunen unb l^ielten bad SBerfd^toinben bed |)ei=' 
ligen für ein SBunberj iä) aber, ber tool^l merfte, load ed 
bamit für eine Setoanbtniß l^abe unb baß ©olano burd^* 
gegangen fei, machte mid^ flugd auf, il>n einjul^olen, unb 
f^lug, fo wie ic^ ging unb fianb, ben SBeg nad^ S^ragosa 
ein, o^ne iebod^ eine ©pur t)on ©olano aufjufinben. ?lud^ 
ber Director ^at gewiß nie wieber etwa« »on feinen Äleibern 
gefeiten, no(^ bie ^uf)ixex\(S)a^ etwa« t)om ?ajaru«, ben fle 

@efc^* t. Sit. in ®paii i. «(. 17 



— 258 - 

o^ne ^\m^d gen ^immel gefahren glaubte ^^), — 3n 
ßaragoja trat ic^ bann unter eine beffere !lruppe unk gab 
jeneö muffelige geben auf/' 

anberdtt>o fd^ilbert SRojaö bie tjerfd^iebnen Slrten öon 
(Somobiantentruppen, bie ju feiner 3^^ im Sanbe um&er^ 
jogen. „Q^ gibt ad^t Gattungen t)on Sd^aufpielern unb 
©c^aufpielertruppen, alle t>on einanber t)erfd^ieben, namlid^ 
Bululu, naque, gangarilla, cambaleo , gariiacha, boxi- 
ganga, farändula unb compania Bululu ifl ein ^<i)avi£ 
fpieler, ber allein unb ju^upe reift j fobalD er in ein I)orf 
fomntt, gel)t er gum Pfarrer unb fagt it)m, er tt>iffe eine 
ßomobie unb einige Loas; wenn noc^ ber Sarbier unb 
ber ©acriftan famen unb |ie etwaö ®elb för i^n jufam^ 
menfd^offen, womit er toeiter reifen fönne, fo wolle er |ie 
i^nen l^erfagen. Pfarrer, Sarbier unb Sacrifian fommen 
jufammen, ber ©dbaufpieler fieigt auf einen Äafien unb 
fübrt fein ©tudf auf, inbem er immer bemerft: „jeftt tritt 
ber unb ber auf, jeftt bie Dame unb fagt baö unb baö'' ; 
iinterbeffen fammett ber Pfarrer in feinem ^ut Sllmofeu 
für \\)% unb bringt »ier ober fünf ^pferfiücfe jufammen; 
jule$t befommt unfer ßomobiant nod^ ein ©tücf ®rob unb 
eine ©d^üffel ©uppe, unb feftt feinen SBeg fort, bi^ i^m 
baö Olürf wieber wol)l will. — Naque bebeutet jwei 3Rän - 
ner, bie ein Bwifd^enfpiel, aud^ wo^ l>ier unb ba ein Sluto 
aufjufül^ren wiffen, ein «ßaar Dctat)en unb jwei ober brei 
8oa^ l^erfagen, einen 93art t)on ^elj tragen, baö Siamburiu 

•») ^iefc luftige Gegebenheit %<it £e <Sage, ber Den (S^>aniern fo 
»iel »erbanft, in einer ber ergö^lic^ften (Jpifoben feine« @i( 53Ia« 
(«Udo X. (5a^). 10, Hist. de Cipion) »ariirt. 



- 259 - 

ft^Iaflen unb einen Dd^a\>o (jtt)ei ?D?ara\>ebiö) obet l^ier in 
5Cragon einen Dinerillo ®ntritWgeIb ne^jn^n; 6ie (eben 
genflflfam, fd^Iafen in ü)xcn Äleibern , ge^en barfuß , effen 
^ feiten fatt, fangen jtd^ im Sommer auf bem gelbe bie 
glol^e ab, unb ft)üren SBinterö wegen ber Aalte baö Un^ 
gejfefer nld^t. — GangarUla iji fci^on eine größere ®efeH^ 
fd^aft; l^ier gibt ed brei ober »ier 5SRanner, einen, ber ben 
Starren ju mad^en t)erfiel^t unb einen jungen Wenfc^en, ber 
bie iDamenroIfen fpielt; jte führen baö Auto »om t)erIornen 
©d^afe auf, l^aben 93ärte unb ^errücfen, leil&en jtd^ gerne 
grauenHeibcr unb Rauben (unb »ergeffen bisweilen, fte ju*' 
rörfjugebenD, f^ielen jwei fomifc^e @ntremefed, (äffen jtd^ 
ben $(aft mit einem Suarto (t)ier 9Warat)ebiö) bejab(en^ 
unb nel^men aud^ Srob, Gier, Sarbetten unb anbere ?e^ 
bendmitte( a(ö (Sintrittögf(b an. 93iön)eilejt fonnen jle ftc& 
©raten unb SBcin fpenbirenj aber fte l^aben t)iel ju mar,' 
fd^iren, fc^Iafen auf bem Soben, fpie(en auf jebem SÄeier^? 
I^ofe unb gelten immer mit untergefc^iagenen 2lrmen, tveil 
fte nie einen 3Rante( ^aben. — (Sin Camhaleo befiel)taud 
einer grau, weiche fingt, unb fünf SWanneru, tt)e(d^e l^eu- 
(en ; biefe ful)ren eine ßomöbie, jmei Slutoö, brei ober »ier 
@ntremefeö unb einen ^adf mitÄ(eibern, fo leidet, baß i^n 
eine Spinne trand^)ortiren fönnte. Sie tragen bie grau 
bisweilen auf bem Slürfen, biött>ei(en auf einem Jlragfeffel ; 
(äffen fld^ auf ben ÜÄeierböfen für i^r Spie(eu ©rob, 2;rau* 
ben unb eine DHa geben; nel^men in ben Dörfern ober 
Stabtdben fec^ö 9Kara\>ebid, ein Stüdf Sd^(adEtt)urft , ein 
S5ünbe( glad^ö unb atte^, »aÄ man il)nen geben Witt, o^ne 
aui^ ba* ©eringfie ju tjerfdbmäl^en ] Weiben t)ier biö fec^ö 
24ge an einem Ort, miet^en für bie grau ein 33ett, be* 

17* 



- 260 - 

fommen, mnn fte ftd^ gut mit ber 2Birtl)ttt jiel)en, eine 
©treu mit einer Derfe, unb fd^Iafen in ber Äüd^e. 3m 
SaSinter ifi ber ©trol^boben il^re befianbige SBo^nung. ÜRft^ 
tagö feften fte fic^ um einen 2;ifd^, ober biönjeilen otfl^ 
auf e SSett, unb effen eine Dtta mit 3linbfleif(]& unb 3eber 
fed^« ©c^üffeln ©uppej bie grau DertJ^eilt bad effen unb 
gibt 3ebem feine «ßortion S5rob unb SBein (ber mit SBajfer 
gemifc^^t wirb); aber bad Slbwifd^en »irb il^nen fdbwer, 
benn jle atte jufammen l^aben nur eine ©en)iette. — Unter 
Gamacha i>tx^z\^\ man eine ©efeöfd^aft t)on fünf ober 
fe(66 aWannem, einer grau, »eld^e bie erfie Xame unb 
einem Änakn, ber bie jioeite fpieltj i^re ®arberobe, bie 
jle in einer ^fie führen, befielet au« jtt>ei Slöcfen ; einem 
weiten Uebertourf, brei ^eljen, SBarten unb ^errürfen unb 
einem grauenfleibe t)on ^albwoottenjeug ; il^r 9le^)ertoire 
avA t)ier gomobien, brei 2lutod unb eben fo Dielen ^xoi^ 
fe^enfpielen. 5)ie Äifte tt)irb t)on einem 6fe( getragen, auf 
bem leinten äd^jenb unb flo^nenb bie grau fi^t unb ben 
bie Uebrigen t>or ft^ l&er treiben, ©ie bleiben ad^t 3;age 
an einem £)rt, fc^Iafen ju üieren in einem S3ett, ejfen OÖa 
t>on 9linb^ unb ^ammelfleif^ unb Slbenbö jutt>eilen ein 
ganj gut jugerid^tete« gricaffeej l[)aben ben SBein in 9löf^ 
felU; ba6 gleifd^ in Unaen, bad Srob in ^funben unb ben 
{)unger in ßentnem. ©ie geben ^rit)att)orfiettungen für 
ein gebratene« ^u^n, einen gefod^ten ^afen, t)ier Sleafen 
in ®elb unb jtt)ei Duart SBein, ober burc^fc^nittlic^ für 
jtt>ö(f JRealen. — 3n einer Boxiganga jtnb jioei grauen, 
ein Änabe unb fec^« ober jleben aWdnnerj bie 5roitglieber 
einer foldben Zxr^t baben oft Unannel^mlid^feiten, tt)eil ed 
feiten fet)(t, bap ftd^ ein Sratjo, ein S;augenid^t«, ein SBer^ 



- 261 — 

Kebter ober ein ©ferfüd^tiger unter fte mifd^t, ttjoburd^ i^re 
©idf^erl^dt, iftre ^n^xieben\)dt unb i^r ©elbbeutel beefn^ 
träe^tigt »erben. ®{e föl^ren fed^e 6om5bien , brei ober 
t){er Stuto«, fünf 3w)ifci^enfpiele unb jtt)e{ Äoffer (einen mit 
bem Apparat ber Somobie unb ben anbern für bie grauen^ 
Heiber), unb miet^en t>ier gaftt^tere, ein« für bie Äoffer, 
l\m für bie grauen unb ba^ t)ierte für bie Uebrigen, bie 
ber 9let^e nac^ unb jebe SJiertelftunbe abwed^felnb barauf 
reiten. Sitte fteben ppegen nur jtoei SKantel ju ^aben 
unb laffen eö fld^ umgel^en, jie }u tragen j oft aber ge^t 
fönen ber 5roault]^iertreiber bamit burd^, Sie ejfen gut, 
fd^Iafen jufammen in üier 33etten unb geben il)re SJorfieU 
lungen bed Slbenbö, an geften aber bed Siagö. Untertoegd 
fc^lafen fte gern unter ben Sd^ornjieinen n)egen ber SBürfte 
unb Sc^infeU; bie barin aufgehängt ftnb , wlcfeln fl(^ ik 
SBürfie, beren jte ]b<ibl)aft »erben fonnen, um ben 8eib unb 
entführen fie. ®ne folc^e boxigaiiga iji gefäl^rlid^ , benn 
fie ifi Deränbedid^er ali ber ^onb unb unfid^erer a(d ein 
®ränjlanb, toenn il^r nid^t ein guter Director tjorjiel&t, — 
!Die Fardndulu fielet ber Compania am näd^flen. IDie 
©d&aufpieler bicfer 6Iaffe fül^ren brei grauen, ad^tjel^n 
gomobien unb jtoei Äoffer mit ®e^)acf bei fld^, reifen ju 
fWaultl^ier ober aud^ auf Darren, befud^en bie bebeutenberen 
Drtfd^aften, ejfen apaxtf flnb gut geKeibet, geben am gro^n^^ 
Iei(^namöfeji SJorPettungen ju jweil^unbert !Ducaten, fü^^ren 
ein lufiige« Seben unb tragen gebern auf ben |)üten ober 
|)elmbüfd^e auf ben |)ermen. ^ier gibt eö ©alane , bie, 
ben |)ut in*ö Oejid^it gebrüdft, ben SKantel um bie ®^uU 
tern gefdblagen unb ben ©d&nurrbart frfiufelnb, mit ?iebe6^ 
blidfen um ftd^ werfen, mit ben |)anben 3«^^^" fl^f*^« ^^^ 



— 262 - 

t>erliebte ©ejtc^ter marfieu. — Die Companins finb auf'ö 
t)erfcl^iebenartigjie jufammengcfeftt unb t)erfu^eu firf) in 
anem; l^ier gibt ed fe^r wo^lerjogene unb gebilbcte Scute, 
achtbare 5roanner »on guter ^erfunft unb au^ febr an^» 
fianbige grauenjimmer (benn m ftd^ aUc klaffen t>on 
3)?enfd^en fmben, fann ba^ ni^t feblen), Sine folc^e Com- 
pania fü^rt fünfzig (Somobien, breibunbert 3(rroben ^) 
@ej)äcf, fedMjebn ^erfonen, welche fpielen, brei^ig, welche 
effen, einen, bet baö @elb an ber 6affe einnimmt, unb 
©Ott n)ei^ tt)ie »iele, n)elcbe fteblen. @mige reifen ju 
Waultl^ier, anbere in Äutfdben , nod^ Änbere in Sanften 
unb tt)ieber Slnbere ju ^ferbe, aber deiner will itdb mit 
einem Äarren begnügen, benn jle fagen, ibr 9Kagen fönue 
baö ni(]bt t>ertragen. SBegen ber t)ielen SRoUen, bie jte ein^ 
juftnbiren b^ben, ber beflanbigen groben unb bed wed^- 
felnben ©efd^macf^ ber 3wf<^Äuer jtnb il^re Slnjürengungen 
übermäßig gro^ ; aber bi^^öber (ie^e jtdb fo t)iel fagen, ba^ 
i(^ »ol^I bejfer tl^ue, bat)Ott m fd^weigen." 

Diefe gragmente entbalten jwar \>iele geringfügige 
unb überpüffige DctaiW (bie wir jum 2^beil nocb abgefürjt 
baben) unb geben gerabe über ba^, )t)ad man am liebften 
»iffen mochte, nur unjureidbenben Sfuffdbluß} attein flc 
burften alö ßuriofttäten unb »eil fte unter t)ie(em 9Rä^{« 
gen audb mannen intereffanten Beitrag jur ^enntnig \>H 
Altem ©d^aufpielerwefenö liefern, ^ter nid^t t>ermi^t »erben.. 

••) 5lrtöbe ift ein ©ewid&t »on «5 H^fiint. 



- 263 - 

Die ©rfintning unb erpe gortbilbung ber 33ül)nett t>ott 
5Wabrib, ber funftfgen {)auptfd&am)lä$e für We gntwidflung 
bee fpanifd^en Drama*«, ifi ein fo n)i(^Hger $unft in ber 
0ff(tid)te be« le^tern, ba^ tt>ir nid^t t)erfäumen burfen, Me 
ergebniffe ber bi6l)ertgen gorfdbungen über biefen Oegen* 
flanb an«fü^r(id^ barjulegen. 

SSafenda unb »al^rfd&einlid^ audf^ ®et)itta befa§en fc^on 
in ber erjien {)alfte be« 16. Sal^rl^unbert« fiel)enbe $;^eater, 
b. 1^. 53üll[)nen; bie auf We Dauer angelegt waren, niitt 
erft jum 9?elbuf ber iebe6maltgen SSorfiettungen einer SIruppe 
aufgefd^lagen n)urben. 3Rabrib, um jene 3eit ein Ort 
t)on geringer Sebeutung, \^aik nod^ nid^t« bem Slel)n(ic^ed 
auf5un>eifen ; unb erft feit bem 3a^re1561, tt)o biefe Stabt 
jur JRefibeu^ erl[)oben würbe, fd^neD an Set)6Iferung unb 
3lri(fit^um miM unb in golge beffen aud) fiäufiger wan^ 
bernbe ©dSaufpielergefettfcftaften in il)re Wauem jog, begann 
ba« S3ebürfhi^ bauert)afterer UJorrid^tungen für bie Dar^ 
pettungeu ber le^tern gefül^lt ju werben. Die SSeranlaffung 
ju bem erfien ©d^ritt, um biefem Sebürfni^ abjul^elfen, 
I)angt mit fcfteinbar entlegenen Oegenjiänben aufammen. 

3m 3<t&r 1565 traten tjerfd^iebne angefelbene S3ürger 
^on SWabrib ju einer SSrüberfd^aft unter bem Flamen de la 
Mgrnda, Pasiou jufammen, bie ^6) a(« nad^ßen 3^^' t^i^ 
Äleibung unb ©Reifung einer befiimmten S^W t>on armen 
t)orfe^te, aber balb einen auögebel^nteren aBirfungdfrei« er- 
^ielt, inbem fte unter protection be« Äönig« unb be« Statine 
\)on Saßilien bie Seitung eine« ^ofpitaW für arme, an 
fiebern franfenbe, grauenjimmer übemal)m. Um bie ®n^ 
fünfte unb SWittel' biefe« |)ofpitaI«, ba« in ber ©trape 
S^olebo gegrünbet würbe, ju erl^o^en, ert^eilte ber ßarbinal 



— 264 - 

@0p{nofa, ^r&fitent t)on 6af}t({en, ber Cofradia de la 
Pasion ein audfd^Iie^Ud^ed $r{t)ileg{um, ben Sd^aufpieler^ 
trap»>ett, wcld^e STOabrib befud^en würben, gocale für il^re 
aSorfiellungen ju liefern. e(ne fold^^e aSerbinbung offentlid^er 
«ujttarfeiten mit reUgfofen ober SBo^ltptfflfeirö^iStiflungen 
fonnte m(S) fpanffd^en SSegriffen nfd^t« Sefrembenbed l^abcn ; 
in SBalenda erifiirte f*on 1526 ein 2;^eater al« 3wbe^6r 
eined ^o^pitaU, unb noc^ l^eute ftnb, na<ff alter Sitte, bie 
aSorpel^er ber |)ofj)ita(er jngleic^ ^auj)tunternel()mer ber 
©tiergefed^te, beren @rtrag, nad^ ?lbjug ber Äofien, iftren 
Stnfialten ju ®ute !ommt. 3)ie ^ajftonöbrüberfd^aft be^^ 
flimmte bal^er brei Derfcbiebne, in SRabrib belegene, $Ii|e 
jum Sel^nf ber Jtnfföbtung »on ©cl^anft)lelen j einen |)of 
(corraO in ber Strafe del Sol; einen anbern, tH>n ibt 
gemietl^eten, in ber del Principe, @igentl)um IM 9t. 
S3urguinoö, unb einen britten, ber Sfabel be ^ad^eco ge* 
borigen, in ber nSmlid^en ©traße. Urfunblicfien SRad^ric^ten 
JU Bolge tt>urbe in biefen Socalen fd^on 1568 gefpielt. 2)ie 
t>on ben ©d^aufpieUDirectoren gejal)Iten SWietbgelber waren 
anfänglid^ jwar nur gering (fed^d SRealen für bie SBor* 
fleUung), fieigerten ftd^ aber binnen Äuraem fo bebeutenb, 
ba^ fle bie ^au^teinnabme bed ^of^)itald ju bilben an* 
fingen, »obne »eld^ e6 an SWitteln jur Pflege ber jtranfen 
gefel^It l^aben würbe/ 

Salb nadb ber Cofradia de la Pasion, im Saläre 
1567, ^atte fld^ in 5roabrib nodb eine anbere Srüberfdbaft, 

bie de Nuestra Senora de la Soledad }U äl^nlid^n 
frommen Swedfen eonfiituirt. Sie führte ibren 9?amen 
t>on einem t)ielt)erel&rten Silbe ber Ifeiligen Sungfrau. 3ibf 
^auptfireben Jging auf Äettung, ^Pege unb erjielSiuna 



— 265 - 

aufgefegter 5Mttber, unb in Wefer Ätjtd&t grflnbete fte in 
ber 9t&f)e ber ^uerta bei ®oI ein |)of»)itaI. iäBie fel)r 
biefe ?lnflalt ftd^ au^ allfeitiger Unerfifi^ung ju erfreuen 
f^aite, fo fel^Ite il^r bod^ nod) ein jtc^ered unb geregelte* 
(Sinfommen. 3bre ffiorfiel^er glaubten biefcm üWangel am 
jlAerfien abju^elfen, wenn fte ein äJ^nlid^e« Privilegium, 
n>ie jenem anbern |)ofpital ertl^eilt würben war, für ba« 
irrige erwirften. Sie lauften be^l^alb ben fd^on erwäl^n^ 
ten ßorral bed SurguiHo6 in ber (Strafte del Principe 
unb famen um bie Srtaubnift ein, il[)n a(d S^l^eater t)er^ 
miet^en ju bürfen; l^ier aber fianb i^nen baö UJorred^t ber 
älteren ©ruberfd^aft entgegen unb erft nad^ einer SBerein* 
barung mit biefer fonnte il^nen ©ewä^rung bed SSerlangten 
JU 2]^ werben, gine fold^e SJerjiänbigung l)atte im 
3a^rc 1574 ©tatt, unb in golge bat)on reid^ten bie beiben 
ßofrabien t)ereint eine SSittfd^rift ein, worin |te bieÄbjtc^t 
auöf))rad&en , fünftig in 93ejug auf bie SSermtetl^ung ber 
®d^auf)){enocale gemeinfdbaftlid^e ®a^e ju mad&en, fo baft 
ein iDrittel ber Sluögabcn (för Slcparaturen k.) unb 6in^ 
nat)men auf bie Cofradia de la Soledad, itoei drittel auf 
Die de la Pasioii fallen foHten. |)iergegen fonnten bie 
Seftörben nid^td einjuwenben l^aben; bie Uebereinfunft 
warb gericbtlidb beflatigt unb ))on nun an jogen bie beiben 
93rflberfc^aften bie ffiort^eile beö Privilegium^ gemeinfam 
in ber bejeid^ncten ?(rt. 

Die Sorralee (ein ?lu«brudf, ber bid auf bie neuefie 
3eit aW f^non^m mit ©d^auf^iell^aud beibelialten ifi) wa- 
ren, um l^ier nur einen allgemeinen 93egriff von ber Se^ 
fd^affenbeit ber altern Sweater ju geben, |)interb6fe ^on 
|)aufern, urf))rfinglid^ unb bevor jte ju 3!^eatern umge^ 



- 266 - 

tt)anbflt WDHrben, |)oIjma9asine. 3m .^intergninb befanb 
ftdö bie ©n^ne; bcr größere $!beil M $ublifnmö nal^m 
im |>ofe ^laft, ben 9Sornel)meren aber bienten bie genfier 
be6 |>aupt9ebäube0 unb ber umltegenben |)auffr ju Sogen. 
9Sorri*tunflen ffir bie S?equemnc^feit ber ©d^aufj)ieler unb 
ber ^\x^(S)antx Ycaxen anfangt febr ^paxH^ t>orl^anben; 
bie 3?fll)ne fott)oI)I aW ber gönäe^ofraum entbel^rten eined 
!Da^fd unb fomit jebe^ Sd^u^ed gegen ©onnenfc^ein unb 
5Regen ; tt>ar bad Sffietter ungünftig, fo würben bie 9Sotflel^ 
lungen nid^t feiten au^gefe^t ober pI6$Ii(^ abgebrochen. 

3m 3«6te 1574 fam eine italienifd^e ©c^aufpielertruppe, 
Wriflirt t>on einem gewiffen ?(Iberto ©anafa, nac^ ^abri^ 
unb gab unter allgemeinem SSeifaH eine Steige t>on QSorfiel- 
lungen. 8ln bie befferen Sc^aufpiell^äufer 3taliend gewohnt 
fonnte fld^ biefe mit ber büfftigen ©nridbtung ber Wabri^ 
ber Slbeatcr nicbt befreunben, unb gab SJeranlaffung, baß 
tt>enigfien6 eind berfelben eine angemeffenere (Sonfiruction 
erhielt. ÜRitteW einer Summe, bie ©anafa I)ergab, unt 
einiger^ 3wf^"ff^ ber 9?riiberf(^aften würbe ber Sorral ber 
Sfabel be ^ac^eco mit einem 3)acfee t>erfel&en, weldb^^ bie 
gaui^e 33u^ne beberfte, ben übrigen |)of aber, ben bie 3«* 
fcbauer einnal^men, nur an ben Seiten; fo ba^ bie SÄitte 
beffelben, ber Patio, offen blieb. Heber biefen Patio würbe 
ein ^At t)on ?einwanb gefpannt, welcbe« jwar gegen bie 
gönne, aber nidbt gegen ben Siegen fd^ü$te. Der ertrag, 
ben bie ^ofpitaler (nac^ Slbjug beffen, tc^a^ an bie ©c^au^ 
fpieler fiel) t>on einer QSorfiellung jogen, pjlegte ftcb um 
biefe 3f't öuf 140- 200 Slealen )u belaufen; er warb 
burd) eine 8lbgabe geliefert, bie jeber ^u^dfamx noci^ au^er 
bem Sintritt^gelb an fte ju eutrid^ten ^atte. 



— 267 — 

Slufanglic^ traren bie bramatifd^en SBorfießungen nur 
an ©onn- unb J^efttagcn erlaubt, balb abjer mußte man, 
in golge beö immer wad^fenben |)anged jnm Sbeater, 
gefiatten, ba§ au* an SBerfeJitagen, wocbentlid^ jweimal^ 
unb jtt>ar Dieufiagd unb 2)ounerf}ag^, unb in ber ga* 
[(iing^äfit (aglic^ gefpielt werbe. 5Kit Stfc^ermittwod^ »ur^ 
ben bie S3ul^nen gefd^Iojfen unb blieben e6 bi« Dfieru. 

Um bem Segebren ber in immer größerer ^abl nadb 
SWabrib ftrömenben (§om6biantentru^5j)en entfprecben i\\ 
fonnen, mietl^eten bie 9?rüberfcbaften ber ^affion unb ber 
SolebaO nocb jtioei anbere* ßorrale^, beren einer ©gentium 
ber SBittwe $?albit)tefo war," ber anbere, bem 61^rifiot>al be 
la ^uente gcl^ßrenb, in ber 6aße bei ioho lag. !Diefe So^ 
cale, nebfi bem ber ^aifeco, fdjcinen feit bem Sa^rc t574 
am meijien gefuc^t worben ju fein ; l^ier wenigflen^ fpielten 
We2^ru^)pen be^ ®ana^a, Sflonfo JRobriguej, ^tx^ 
nan ©onjalej, 3urtn ©ranaboö, Sllonfo ^Be^ 
la^quej, granci^coSalcebo, Sllonfo (Siönoroö, 
9liba^, ©albafia unb granci^co Dforio, bie be* 
rfi^mtejien, bie feit jenem 3^it))nnft bi^ jum 3cibre 1579 
SRabrib befucbten. 3n le^terem Saläre aber ging t>on 
9?euem eine SJeranberung mit ben S^beatern ber |)au^tftabt 
t>or, inbem bie 53ruberfcbaften einen ßorral in ber (§alle 
be la 6ruj fauften unb binnen ^rjem mit ben ^Äateria^^ 
lien, bie au6 bem bed @l^r{flo)Dal be la $uente bortl^in 
gefd^affi würben, fo in ©tanb festen, baß er fd^on im 
9(li)t>ember bed nämlid^en 3al)reö ald Sc^auf)>ielbau0 bienen 
fonnte, X)iefe^ Sl^eater de la Cruz ober de las Obras^ 
Pias übertraf an Umfang unb )n>edFmaßiger (Sinrid^tung 
alle anbern, unb fo fet)r, baß fic^ neben il)m nur nod) baö 



— 268 — 

ber 3fabel be ^ac^eco , unb auci^ biefe« nur in fecunbarer 
©tctfung, in ber ®unfl be6 ^ublifum^ unb ber ©vieler 
be]^au^)ten fonnte. HI« bie bebeutenbflen ©d^aufpielbirecto* 
ren, bie in ben brei auf 1579 folfleuben 3«fttett cibxotäi^ 
felnb bie beiben ?ocaIe in iWiet^e nal^men, »erben ®ra* 
naboe, ©aicebo, SRiba«, Duiro«, ®alöej, Si«^ 
nero6, 9Jela«quej unb ® an afa ber Staliener genannt 
!Der ßorral in ber (§atte bei Sol unb ber bed Stt. 95ur* 
fluilto« waren injwifd^en ganj außer SSrauc^ gefontmen, 
unb in bem be« (§^ri{}o))aI be (a $uente n)urbe nur nod^ 
feiten unb au«na]^ni«n>eife gef))ielt. ITa ließen jid^ bie 
(Sofrabien burd^ bie großen SBortfteile, bie jte au« bem 
Jll^eater be la 6ruj jogen, im 3al^re 1582 jum Slufauf 
eine« anberen $)ofe« mit umliegenben ®ebauben in ber 
CaHe del Principe beflimmen. unb richteten biefenCorral 
del Principe ganj nad^ bem 93orbifbe jene« jum Jl^eater 
ein. 98on nun an würben benn bie nur gemiet^eteh 8o^ 
cale ber ^ad^eco unb be« be fa ^uente immer feltner 
benuftt, bi« fle nod^ t>or Slblauf be« 3a^r^unbert« ganj 
t^erobeten unb bie beiben ben Srüberfc^aften eigentl[)umK(^ 
gel^örenben ©c^aufpielböfe al« einjige Ji^eater öon SRabrib 
jurüdFließen. 

!Die Sonjlruction biefev S^^eater de la Cruz unb del 
Principe, bie niit Umgefialtungen bi« auf ben l^eutigeti 
24g fortgebauert unb ade« ®roße, n>a« bie bramatifd^e 
üRufe Spanien« l^ert)0rgebrad^t , über iljXt Sretter geföl^rt 
l&aben, im SBefentlic^en fennen gu lernen, fann nic^t un^ 
interejfant fein, 9Bir »erfud^en bal^er l^ier auerfl, bie Se^^ 
fdbaffenl^eit be« 3;beil« berfelben , ben bie ^\x\iiawtt ein* 



- 269 - 

ndf)mm, ju fd^itbem. JBon t)er Sinric^tung ber SSü^ne 
felbfi JU rebett; n)irb erji ft)atcr ber geeiflnete Ort fein«"''). 
Die 6orra(e0 n)aren, wie gefagt, i>o\e, an beuen bie 
|)interfeiten t>erfd&iebner |)aufer jufammenfliepen. !Die gen* 
^er Cventanas) btefer umKegenben ®ebaube, gropent^eild 
nad^ ft)antfc6er @ttte mit Gittern ))erfel^en unb bann rejas 
ober celosias genannt, bienten old Sogen; man l^atteberen 
eine toeit größere Slnja^I angebracht, al0 urfprönglid^ t>or* 
^anben gen)efen. 993aren bie berartigen Sogen in ben oberen 
®to(f werfen gelegen, fo nannte man fie Desvanes (So* 
benfhiben), bie ber unterjien SRei^e aber l^iepen Aposen- 
fosj ein 9iame, ber inbe^ im »eitern ©inne auc^ jenen 
beigelegt toorben ju fein fd^eint. Diefe genfler waren, »fe 
bie ^aufer, ju benen fie gel^orten, jum 2;^eil frembe^ ®* 
gentl^um, unb bann, ti^mn niä)t 'oon ben Srüberfd^aften 
gemietl^et , gana ber 2)i0j)ofltion i^rer SSefi^er unterworfen, 
bie iebod^ für ba^ Siedet, ))on l^ier aud ben (Somobien ju* 
jufel^en, ja^rlic^ eine beftimmte Summe ju entrichten Ratten. 
^n einigen, unb jwar ben meinen ber an ben @orraI fto* 
^enben ©ebäube l^atten bagegen bie @ofrabien 'ooUei 
Sigentl^um^red^t. * Unterl[)atb ber Aposeutos befanb fi(^ 
eine Sieil^e ann)^it^eatralifd^ erl^o^ter ©ifte, Gradas ge* 
nannt; t>or biefen ber Patio^ ein größerer offner SRaum, 
t>on n>o bie 8eute ber unteren SBoIMclaffen bem @c^auf})iet 

*') @tne anf(^auli(^e , trgeiib befnebigenbe ^arßeüung ber ^oit:: 
fiructton ber fpanifd^en Sweater i^ bi^^er. nirgenbd gegeben ivorDen. 
^er oorliegenOe ^erfud), eine folc^e gu liefern, fonute Oa^er aüetn 
auf Kombination au^ ben bei ^etlicer @ 41 u. ff. mitgetl^eiiten Do- 
cumenten unb oerfc^iebnen anbern, aud alten fpanifdiien @(^riftrn ge^ 
fammelten Stellen gegrÄnbet n^erben. 



•— 270 - 

fe^ent) aufaßen. 2)ic 3wfc^<»uer biefer (Gattung würben 
wegen be6 JlumulW, ben fte mad&ten, unb wegen ber lar» 
menben Sleu^erungen i^reö SSetfaO^ ober ?JRi^fatIen6 , bie 
man mit 3Rudfctenf(^ujfen t>erglic^, Mosqueteros genannt* 
SSor bem Ratio, ber 33ubne junac^fi, flanben yiei\)m t>on 
S&nfen, Bancos^ t>ermutf)ltd^ wie ber Patio unter freiem 
|)immel ober bod^ nur burd^ ba^ (eineneß^It gefd^ü^t bad 
biefen beberfte. 2)ie Gradas waren unter einem t>orfprin^ 
genben |)dngebad^ geborgen, unter weld^e^ jtd^ bei^ein^ 
tretenbem ^Regenwetter aud^ bie Mosqueteros ju retiriren 
fachten; war aber ba^ 5!^eater fel^r gefüllt, fo mu^te in 
fold^em galle bie 9Sor|iellung gefdf)lojfen werben. 

35efoubere unb t>on benen ber SKanner gefd^iebne 
^Wfte für ^rauenjimmer eiujuric^ten, war man anfanglid^ 
nid^t bebad^t gewefen} f^)dter, aber noc^ t>or Slblauf bed 
3al^r^unbertd ; warb eine gro^e, auöfd^Iießlic^ für SBeiber 
ber nieberen ©täube bejiimmte ?oge im ^intergrunbe be6 
Sorrold angelegt, bie Caznela ober ber Corredor de ias 
nmgereB. SSorne^mere 2)amen bebienten ftcft ber Apo- 
seutos unb Desvanes ^^). 

Sieben ben genannten ^aui)tabt^eilungen ber fpani* 
fd^en S^beater werben nodb t>erfc^iebne anbere ^läfte ge^ 
nannt, bereu Sage ftd^ faum noc^ genau befitmmen la^t ; 
fo bie barandillas (Saluftraben) , ber Corredorcillo , ber 

**) ($in (Sc^aufpielbirector, ^lonfo ^etadquej. ^atte ben Einfall 
auf ben 10. Sebruar 1AS6 eine ssüorfteUung für Sraueujimmec allein 
aniuf&nbigen, uub fauD fo \)iel 'Beifall bamit, ^a^ {tc^ 760 Bufd^aue- 
rinnen einfleüten; aber ber dtat^ von (SafliUen nnterfagte bie ^uff&l^:: 
rung bed @tü(fd, bie eben beginnen foUte, unb Heß bie gan^e Q\n= 
no^^me jum iöejlen ber ^ofpitdler confliöciren. 



- 271 — 

degolladero unb bie Alojeros. Settern Flamen fäl^rte ein 
Ort, tt>o Srftifd^ngen, namentlich Aloja , ein au0 SBajfer, 
.^onifl unb ®ett>üra bejie^enbeö ©etranf, t>erfauft würbe j 
fpater legte man benfelben einer Soge bei, bie ben SUcaU 
ben, weld^e bie polijeilid^e Sluffic^t über bad ©d^aufpiet 
fül^rten, angewiefen tt)ar; ed iji bal^er ju tjermut^en, ba# 
ber alte Alojero eben ba, tt)o biefer neuere, nämlidf) ober«? 
i)alb ber Cazuela gelegen tt>ar. 3n ber alteren 3rit Rotten 
bie aicalben i^ren ^lafe auf ber Sü^ne felbji. 

9Ran ift tt)ol&l ju ber Slnna^me bered^tigt, bafr bie 
bebeutenberen S^^eater im übrigen Spanien im SBefent^ 
lid^en il^rer (Sinrid^tung burd^au^ benen t>on SWabrib ent^ 
fprac^en. 

2)ie gett>ö^nlic^e 9lnfangdjeit ber SJorftettungen war 
9?ac!^mittag^ jwei U^rj fünfilid^er S3eleud^tung beburfte ed 
alfo nid^t, 2)ie jebedmalige ®nna^me ber beiben ÜWa* 
briber 33rüberfd^aften belief fid^ im3abre 1583 burc^fd^nitt* 
lic^ auf breil^unbert SRealen. 3^ ®unfien ber frommen 
3«>edEe, für weld^e alle auf folc^e SBeife gewonnenen 
Summen oerwenbet würben, gefiattete ber JRat^ üon 6a^ 
ftilien im nämlichen Saläre bie Sluffül^rung t>on ©c^au* 
fpielen, au^er an ben fc^on angeführten, aud^ noc^ an 
t>erf^iebnen anberen SBod^entagen ; bejiimmte aber jugleid^, 
ba^ ein 93iertel bed @rtrag6 jeber aSorjiellung a\x baö 
Hospital general, Heinere ©ummen noc^ an t)erfd^iebne 
anbere |)ofpitaler ber ^auptftabt abgeliefert werben foHten. 



- 272 - 

iDie meifien ber \>ox^in genannten 8(utored, bie feit 
bem erjien Sntfiel^en "oon Jil^eateru in ajiabrib bi0 jum 
3a^re 1579 biefe ©tabt befud^ten, führten i^ren Stamen 
mjt Siedbt} fte waren nic^t blo^ @d^auft)ieler , fonbern ju- 
gleich 3Böl&nenbic^ter. ßbenfo bieienlgen, bie in ben erjien 
Sauren be6 Seftelb^n* ber Ji^eater de la Cruz nnb del 
Priucipe anf biefen gefel&en würben : ©alüej, ©a^jjar 
JBa^quej, Slngnlo, grancidco Dforio, <BaU 
bafta, Zoma^ be (a t^uente, Sotarga, ^(Icäjar 
®abriel be (a Sorre nnb fERanjanod. 93on ben 
bramatifd^en Di^tnngen berfelben fc^eint iebod^ nic^td mel^r 
»orl^anben ju fein, nic^td n>enigfiend au0 biefer [ruberen 
$eriobe, wenn man eine und nie )u ®e{tc!^t gefommcne 
Comedia de la Coiistanza t)on ©adpar S^adque) aud^ 
nimmt, bie 1570 ju SBcala erfd^ienen fein foH. ^etticer 
nennt jwar einige S^aufpiele ^oonSidnerod, Sorrea 
unb be la t^uente ald nod^ eriflirenb; aOein aud ben 
S^lteln, bie er anfül)rt, wirb wal^fc^einlic^, baß biefe ©tüde 
ben \pättxn, biö in bie 3rften bed iopc be 98ega l^inab^^ 
reic^enben Sebendja^ren i^rer QSerfaffer angehören, wenn 
ni^t gar »on anbern QUidS^nami^en 2)id^tern ber fofgenben 
?ßeriobe l^errul^ren. — Sefonterö berul^mt unter ben ®e* 
nannten war Sllonfo 6i6neroö aud ZoUbo, frul^er 
SWitglieb ber 2;nH)))e beö iopc be Siueba, fj)ater SBorftel^er 
einer eignen, bie noc^ um bad @nbe bed 3^^^^unbertd in 
großem 9lufe fianb «^O^ 

Dtefe ©c^aufpieler waren benn bid gegen bad 3a^r 

••«) Rojas 1. c. T. I, pag. 183. — Luis de Cabrera, Historia 
de Felipe II, pag. 470. 



— 273 — 

1579 bie i^anpi\aä)U(ii^en ?ßfleger ber ©ü^nentiteratut. 
lieber bie Sefd^affenl^eit il^rer untergegangenen SBerfe SBer^ 
mut^ungen aufjufieUen , mag itoax mi^Iic^ fein ; fot>{eI 
inbe^ fann wol^I mit ^vii>ex[xä)i angenommen tt)erben, baß 
fte fid^ mel^r unb mc})x jener gorm bed 2)rama*d genfil^ert 
l^aben, bie ba(b barauf a(0 bie eigentlich nationale bad ^pa^ 
nifc^e S^l^eater aKein in Sefdjlag nal^m. 

3n eine ganj \)erf(t^iebne Äategorie fallen jwei , im 
3a^re 1577 ju SÄabrib gebrudte; 5;rag6bien »on ®e* 
ronimo Sermubej, einem !Dominicanermön^ a\i^@aU 
Heien, ber unter bem fingirten 9?amen aintonio beSilüa 
fc^rieb *•••). Sie reiben ftc^, nur mit etwa^ mel^r S^aft 
unb ^oefie, an jene fd^on oben ertt>ä^nten Älteren 2Jerfud&e, 
baö f))anifd^e 2)rama nad^ antifen ?Kufiem ju bilbeu. Qi 
war eine gffidflid^e SBaW i^te6 Serfaffer«, fiatt Stoffen 
au0 bem Slltert^um einen ber <B\)mpai\)U feiner Sanb^Ieute 
unb ^cxt%eMf{en nd^er gelegenen gum SJorwurf ju nel[)men. 
2)ie befannte ©efd^icl^te ber 3nej be Safiro ifi ber ®egen^ 
iianb blefer 2;rauerfj)iefe, bie fic^ eng an einanber fd^ließen 
unb jufammen atö ein ®anje« ju betrachten flnb. 3n 
beiben befunben einjelne fd^öne ©teilen ein nid^t gemeine« 
))oetifdbe« 3;alent, fann jebod^ ba« bramatifd^e 3utereffe ber 
Sompofttion nur fd^wad^ genannt »erben. Dad erfte, bie 
Nise lastimosa, ifi in (e^terer 93e)iel^ung Dfenbar bad 
minber mangelhafte} aKe tragifdben 9Roti»e, bie ber ©toff 
barbot, ober bie ber IDi^ter au6 i^m ju fd^öpfen wußte, finb 
l^ier aufammengebrangt , »äl^renb für ba« jweite rtur ein 

*«b) VidA y virtudeii de Fr. Luis de Granada, por Luis 
Mufioz (Madrid, 1639), L. tll. C. 5. 

®cfd). ». 8tt. in i^pait. i. föt. 18 



- 274 — 

fümmerlici^er 9lefl übrig blieb. Sermubej f)aiU , ba er bie 
SBerfoIgunfl unb Einrichtung ber un9lü(fHd)en ^rinjeffin 
fcJ^Hberte , nod^ ben ^oxti)tü, ber 3nej be (Saftro bc6 $or^ 
tufliefen gerrdra folgen «u fonnenj unb er ^at ftc^ biefem 
aSorbtlb mit ®eiji unb ©efd^icf anaufc^Iießen gettju^t ^^). 
JDie äfnorbnung ber Scenen ifi, tt>ie folgt: ßrjier Slft. 
?JRonoIog be^ Snfanten 3). ^ebro, in »eldbem berfelbe über 
bie 2;rennung öon feiner ©emablin 3ne6 Hagt. !Dann 
tritt ein ©ecretair auf, unb fud^t ben ^rinjen ju über^ 
reben, ba^ bie SSerbinbung mit einer nic^t ebenbürtigen 
Dame bem SBol^Ie be6 Staate entgegen fei, unb baß er 
fi^ be^balb t>on 3ne6 trennen möge. Sin biefeij ®efj)rad& 
fiJbHeßt fi^ ein t)on Soimbranifd^en ^äbc^en gefungened 
eiborlieb, n>eld^e^ bie üRad^t ber giebe feiert. 

3tt>eiter S»t. Die 3Kinifier ^ad^eco unb ßoetto 
ratl^en bem Äonig Sllfonfo, 3ne6 umbringen ju lajfen. 
Der Äonig bleibt allein unb flagt über bie.Sorgen ber 
giegierung. 3^^^^^^^ ®^orgefang über bie menfd^lidje ®lüdE^ 
feligfeit 

Dritter 8»t. 3ne« tritt mit i^ren brei Äinbern 
auf unb erjäl^lt t>oH @ntfeften, fte l^abe einen 3;raum ge^ 
l^abt, in »eldbem fie fic^ Slngefid^te i^rer Äinber t>on brei 
?6tt>en jerfleifdbt gefe^en l^abe. Der 6^or fünbigt i^r an. 
tt>a« über fie befc^lojfen tt>orben, unb fieigert fo i^re Slngfi, 

'0) IDie aufalienbe ^t^nli^Uit in iSrfinbuttg unb Slnorbnung 
ber 3ne$ be (Saflro bed Serreira unb unferer Nise lastimosa mac^t 
uttjtoetfrl^aft , baf eind t)on (eiben ^rauerfi>telen fein ^afein bem 
anbeten oerbanft. Serretra fiath fd^on 1569; ed barf ba^er too^t 
angenommen »erben, bag fein ©tücf, obgleich erfi 1598 gebrucft, bad 
filtere ift unb bem 53ermubej, ber nodj 1589 lebte, ^anbfctfriftlic^ be^ 
fannt geworben h)ar. 



— 275 - 

SBierter «ft. Dfe ÜBinifter xatt)m bem Könige, Die 
^Inrid^tung ber 3nej beff^^leunigen ju laffen. !Dtefe er* 
fd^eint mit i^ren ftinbern »or bem 3:^rone, fielet um @e< 
re^tigfeit unb ÜRltleib; unb flnft, nad^bem fte (Ic^ in 93tfkn 
erf(^6))ft ^at, o^macfetig ju 35oben. !Der ÄÖntg fc^wanft 
iinb erflärt, felbft feinen S:^ei( an bem ÜWorbe ^aben ju 
woHen, inbem er benfelben in bie |)anb ber SWinifier legt. 
3)er ßl^or Berichtet l^ierauf bie 3lu6fu^runfl ber abfd&eu^^ 
Hi^en Zbat — Sinjelne Partien biefe« ?lfW ftnb in einer 
Steinzeit unb Sffiürbe bed tragifc^en ©tt^W au^gefü^rt, bie 
biö bal^in in ®|)anien nidbt erreicht morben war. 9»it 
biefem 9tft fc^Iie^t aber aud^ bad 3nteteffe ber ^anblung 
unb ber fünfte, in wetd^em ber 3nfant ben Zob ber ®e^ 
mdt)lm erfäl^rt unb in eine lange SJamentation barüber 
au^brid^t, iji nur eine frofiige 3wgabe. 

!Die3iefie berSIbeilnal^me^ tt>eld^e bie erfien Stbt^eilungen 
ber Nise lastimosa erregt l^aben, t)er(ieren ftd^ enbltd^ 
gan} in bem jmeiten S^rauerf^tele (Nise laureada), bad 
einen fic^ gegen alle bramatifd^e 35el;anblung ftraubcnben 
©toflf, bie an ben 9Korbern ber 3nea »ottjogene Strafe, 
burd^ fünf lange Stfte Ibinjerrt Um bie Mangel be« 
3n^alt6 JU öerbedEen, greift ber Dichter Ibier ju nodb fünfl*- 
Heueren ©prad^formen , aJ6 er fd^on in bem erjien StüdE 
angewenbet l^atte; ju (Sanjonen^ ©onetten, Dcta^en, Ztx^ 
ginen, fappbifd^en ©tro^)^en u. f. vo, gefetten ftd^ nod^ 
Äettenreime, (S^o6 unb a^nlid^e Äünfteleien, bie bem 
©anjen ein »unberlid^ buntfc^edEigeö Slnfe^n geben. — 3)ie 
Siegeln ber griec^ifc^en 2;rag6bie fud^te Sermubea in beiben 
3:rauerf<)ielen fo Diel t^unlid^ ju befolgen ; aßein ber SBor*^ 
iDurf iirÄubte |lc^ ju fe^r gegen fold^en 3wang, al« bap bie 

18* 



— 276 — 

93eobacl&tung berfelben, namentlid^ ber ©ul^eit brt Ort« uub 
ber ^di, burd^gängig ^ätte gelingen Knnen. 3)er gl^or 
t)on goimbranerinnen iß in beiben @tä(fen eine {iemlid^ 
müßige 3utbat. ?luf bie Sül^ne fd^einen biefe a:rauerft){efe 
nie gefommen ju fein. 

98on a^ttlid^er Slbftd^t, ben antifen 5Wufiern in €^)anien 
©nflu^ jn üerfc^affen, gefeitet, gab ein gewiffer $ebro 
Simon b e 81 b r i t," faji gleic^jeitig mit bem (Srfd&einen 
ber Sermubej'fd^en 3;ronerf^)ieIe, Bearbeitungen beö 3lri^ 
^ot)]^anifdben ^h\M, ber !D?ebea bed (Suri))ibe0 unb fammt^^ 
lieber 8uflft)iele be^ 2!ereuj, unb überfeftten Don Sui^ ^apata 
bie ^orajifd^e Ars poetica, 3wan ^erej be (§aftro bie 
^oetif be* STrifiotele«. 

IBon 9leuem a(fo flanb bem po)fnl&ten Drama, n)enn 
nid^t auf ber Sul[)ne, fo bod^ literarifd^ ba^ Streben einer 
geleierten $artei gegenüber, o^ne ba^ fld^ ber Sieg fc^on 
beiiimmt auf eine ber beiben Seiten geneigt l^ätte. ?Koc^te 
bie öoltema^ige gorm bed Drama'« aud^ bie ?Kebrjabl ber 
Station für fid^ ^aben unb auf bem 3;i>eater aKein ®IudE 
mad^en, fo tt)aren biefe, öon ben S^auf^)ielern meifi nad^ 
il^ren augenblitflid^en Sebürfnijfen »erfaßten Studfe bod^ 
unfireitig nid^t \>on ber Sefdbaffen^eit, baf fle in bem Ur*^ 
tf)eH ber ©ebübeten ben {f)mn gegenfiberjiebeuben Dramen 
im antifen St^l ba« ®Ieidbgett)id^t . Ijalten fonnten. ©n 
entfdbeibenber 3ludfc^Iag in biefem Kampfe n>ürbe erfolgt 
fein, tt>enn ein Dichter üom erfien SRange fid^ für eine t>on 
beiben Kid^tungen , in bie jidb bie bamafigen Dramatifer 
f>)alteten, erfl&rt unb il^r mit ber flegenben ®en)alt bed 
®enie6 ben SSorrang für bie golgejeit gefid^ert l^atte. «fuf 
welche Seite fic^ ein fol^er gett)enbet l^aben toürbe, tann 



- 277 - 

md)t jweifel^aft fein. Qxft in ber folgcnben ^eriobc foHte 
biefer iDid^ter auftreten; für jeftt aber tt>urbe i\)m unb ber 
burc^ ü)n au beflrflnbenben neuen Qpodfe be6 3;^eaterd auf d 
erfprie^Hd^fie t>or9earbeitet , inbem fld^ einige üRanner i>i>n 
gelehrter Silbung jugleic^ unb ))oetifd^em Salent für eine 
nationale gorm M ©d^auf})ietö au^f^jrac^en^ 

au6 einem »ornel^men .©efc^ledbte fiammenb, tt>urbe 
um 1550 ju get>iffa geboren unb fd^eint ben größten 
Zl)di feine« Sebenel in biefer ©tabt jugebrad^t ju l&aben. 
@r lebte no^ bid in'« t7. 3a^r^unbert l&inein, wie bie \)om 
30. Äoöember 1606 batirte 2)ebication feine« Egemplar 
poetico an ben ^erjog t>on SOcala beweiji. SBeitere Mo* 
gra<)l^ifcl^e Stadbrid^ten über i\)n flnb nid^t Dor^nben. 5Bon 
feinen jal^lreic^n ©d^riften in »erfdbiebnen ®attungen ber 
^oejte berührt un« ^ier au^er ber angefül&rten ^oetif ein 
Sanb Comedias '^^^X Diefe ®d^auf^)iele waren, tt>ie in 
il^ren Ueberfc^riften angegeben toirb, im 3ai&te 1579 unb 
ben beiben folgenben ju ©eöitfa, balb nad^l^er »ermut^id^ 
aud^ auf ben SEbeatern be« übrigen Sj)aniend aufgefül^rt 
worben. Bpatex fd^eint la Sueöa ber bramatifd^en ^oefle 
untreu geworben ju fein; unter ben mit ?ope be SBega 
wetteifernben ®d^auf^)ielbid^tem voenigflen« wirb fein 9iame 
ttid^t mel^r genannt. 3)a« leftte umfangreid^e SBerf, ba« 

v^O Parnaso espanol T. Vni. ~ Hijos ilustres de Sevilla, 
por D. Fermin Arana de Varflora. Sevilla, 1791. 

"!>} Las Comedias de Juan de la Cueva, primera parte, 
Sevilla, Juan Leon, 1588. 



- 278 — 

er t)etfaf te, xryat ein epifc^e« ®rtl*t über bie erobermig 
Slnbalttpend burdb ten ^eiligtm gerbinanb (Conquisia de 
Betica). 

Die ©nmbfdfte, benen et bei 8lbfajfunfl feiner €*au^ 
ftjtele folgte unb ble na* feiner ÜReinung fiberl)aiipt ^^ 
f))anifd^e 5:^eater leiten foöten, l^at la Suet>a felbft in bem 
Egemplar poetico bargelegt. 9Kan erinnert ftd) ber oben 
aud eben biefer Quelle mitgetl^eilten 9?otijen über bie 
Dramen im antifen St^l, bie eine 3rit lang in SeüiBa 
beliebt gew)efen toaren. ?a (Suet>a lä^t biefen SBerfen alle 
Stered^tigfeit nnberfal^ren, bebau>)tet aber jngleic^, bie feit^ 
bem erfolgte Umgefialtung be^ @t^uf<)iel«, an ber er fld^ 
fertfi einen bebentenben ?lntbeil jufdbreiben fonnte, fei ein 
notl^wenWget ©dbritt in bem (Snttoirflnng^gange ber Äunjl 
gewefen unb fönne i^r nur jum Sßort^eil gerdc^n. „Der 
®ninl^ — fagt er — toeöl^alb bie ® efefte ber ßomobie t>erattbert 
»orben jinb, liegt nid^t barin, ba^ in Spanien SRangel ^n 
3;alenten unb ®eleftrten gewefen w&xc, bie bie alte ^af)n 
Wtten »erfolgen Mnnenj tt>ir fftl^rten- t>ielmelbt biefe 9ieu^ 
eruÄgen in Uebereiuflimraung , mit ber jeftigen 3eit unb 
i^rett Stforberniffen ein, unb befreiten un« t>on jenem 
|)erfomiaen, toelcbeö Jtoang, fo \)iele »erfd^iebne Dinge (n 
ben 3^itr<»um eine« S^ageö einmengen. Denn ol^ne jene 
Altem Dk^ter unb bie ©tied^n unb JRömer, benen fle 
na(f^ix))mUn , l&erabjufe^en , ol^ne ba« \>iele SJortreffli<lbe, 
tt>a» He geleiflet l^ben, t>erfentten ju nH)nen, muß man 
boc^ gejiel^en, baß i^re (Somöbien ermübenb unb nid^t an^ 
jlel^enb unfr finnreic^ genug tt>aren. 81« ba^er bie Jlalente 
junal^men, bieiWnfle flc^ befferten unb aOe« eine umfang* 
reid^ere ®eftalt annal^m, gab man mit ^etf^t bie Seife 



— 279 - 

jener 3«it auf, um eine neue, ber unfrigen entf))rec^ettt)e 
au wallen, 3uan be SD?a(ara war ber 6rße, ber fid^ in 
feinen ilragobien In etwad üom 3tt)ange ber anttfen Siegeln 
befreite. 9Rir aber werfen bie greunbe biefer Siegeln »or, 
juerfi; bie Sd^ranfen ber ßornöbie überfc^reitenb , ifönige 
unb ©Otter unb neben i^nen ^erfonen im groben Äittel 
auf bie Su^ne gebrad^t, t>on ben fünf Elften einen abgc* 
ttommen unb bie 8lfte auf 3ornaba^ jurflcf geffil^rt ju ^aben. 
2Bie jeboc^? 3wä«9 ««^ nic^t bie JBeränberung ber ^ät 
unb il&re^ ©efd^madf*, aud^ unfer SJerfa^ren ju anbern 
unb mannigfaltiger ju mad^en? Unb fann man (augnen' 
bap @rftnbung, fc^erjl^afte Sfnmutl^ unb flnnrei^e IDiöpo* 
fttion eigentl^ümlid^e SBorjflge ber neuern ßomobien flnb? 
@ie ftaben üor ben alten bie t>ern)idfelte 3utrigue unb ibre 
?6fung, eine bem Sluölänber unnad^aJ^mlid^e Äunfl, t>oraud, 
unb ftnb fo reic^ an ergo^Uc^en S3ern)idf(ungen unb be(u^ 
iiigenben ©d^erjen, bap il^nen ettt)a6 an bie ®cite fleUen 
fie beleibigen l^eipt. 3n l[)i<iorifc|&ett Segeben^eiten finb fie 
audgejeid^net, in geifUid^en Sebendl&ufen t)ortrcffIidb: in 
Stebe6afecten betDunbem0tt>ertl(). @nbltd^ r&umen bie @in^ 
ftd^t^\)oKen unfern ßomöbien tt)egen ber futtjlt>oHen ®efial^ 
tung unb ber SRannigfaltigfeit i^re^ 3nl^alt6 ben SSorrang 
ein.^ 

Died bejie^t fld^ nun freiließ mel^r auf bie f^&tere 
@efla(t bed @<^auf^ield unter So^e be iBega, ald auf il^re 
@ntn)idnttng unb ben Sfntl^eil, ben unfer !{)i(^Ur an ber^ 
felben l^atte, unb i^ in bem, »ad ed in Teftterer Sejie^ung 
entl^It; nod^ bo^u ungenau unb irreleitenb ; betitt la @uet)a 
mu^ unter feinen tBorg&ngem aOein jene iSfDiDaitifd^en 
IDid^ter gefannt l^aben, wenn er glauben feiuite, er l^abe 



— 280 - 

aucrpÄonifle unb®otter in ben ßomobien auftreten laffeu. 
3)ie (Sint^eilunfl M ®(^auf|)ieM in t>ier 3ornaba6 fc^eint 
bagegen Yoixüid) fein Sigent^um ju fein. SBemerfen^wer- 
t^er aW biefe jiemlid^ unwid^tige Steuerung ift inbe§ eine 
anbere (Sigent^ömlic^^feit feiner ßomobien, bie bad Exem- 
plar poetico nid^t ^eroorl^ebt. !Dem la @ue))a mu^ (yv^tin 
man nitftt annel^men xoiU, ba^ er l^ierin in bie gi;5ftaj)fen 
bed ?JRalara getreten fei) baö 33erbienft §ugefj)ro(!jen tr erben, 
juerfi biejenige metrifcbe Structur ber Sfi^nenftudfe aufge- 
bractit ju ^aben, bie balb nac^l^er mit geringen 5!Kobifica^ 
tionen allgemein abo)>tirt n>urbe. @r la^t feine ^erfouen 
abtDed^felnb in SRebonbiHen, Dctat>en, S^erjinen, reimlofen 
Samben^ italienifd^en (Sanjonenformen, Duintillen unb 
im 9lomanjettt>erd rebenj ben legten jebo^ nur in erjäl^* 
(enben Partien unb ]^au))tf&cl^lid^ in fold^en (Stucfeu, 
beren ^n^aü fl^ an alte SJoIWromanjen le^nt. Stimmt 
man bai ®onett unb &bcx\)anpt eine mel^r burc^ ^rinci^ 
^ien geregelte $(nn)enbung aller biefer Wlajße, bie bei un^ 
ferm ^Did^ter jiemltd^ tt>illßt^rli^ burd^ einanber (anfeu; binju, 
fo })at man l^fer t^oUftanbig bie. gorm ber altern ©türfe 
be« 8ope be SSega. 

®ne ^ert>orfledbenbe unb jtdb t>on ^ier au6 burdb bad 
ft)ätere fj)anif(^e S^^eater forterbenbe ©gent^ümlidbfeit in 
la Suet>a*ö ®^auf))ielen ift noc^ bie SSorliebe, mit weldber 
bei jeber ©elegenl^eit lange grjablungen ganj im ©tt^le 
be6 Qpo^ t>orgetragen werben, Slu^brüc^e ber @m))finbung 
fid^ in iJi^rifc^en SBSeifen 8uft ma^cn, fo ba^ ber eigentlid^ 
bramatif^ Studbrutf nid^t feiten t)on i^nen erbrudft n)irb 
unb bie S^beile in eine unt)ier^altnifm&^ige ©teOung gum 
®anjen gerat^en. 



- 281 — 

Die Dramen uufere^ Did^terd roevbtn in ben Ueber* 
fc^riften halb 2:ra96biett balb ßomobien genannt; an* 
t^eoretifc^ fc^etnt feine ^oetif ben Unterf(]^ieb jwifd^en bri^ 
ben ©attungen nod^ fefll&alten ju wollen, allein offenbar 
fel)lte e^ H)m l^ierbei an einer fejien Sllorm, nnb loare er 
ni(!^t in ^erfömmlici^en SSorurtl^eilen befangen gewefen, fo 
^dtte er ftd^ gejiel^en muffen, ba^ feine ©turfe im ©rnnbe 
alle jtt berfelben ©attung ju rechnen feien. Sttad^bem bie 
©(^eibetoanb jwifd^en 8ufi^ unb 5;rauerf|)iel fdbon fo weit 
eingeriffen war, ba^ tragifdbe SSKotiöe eben fo gut in jenem, 
wie fomifd^e in biefem $laft finben burften, fo fonnte ba6 
bloße Hebe rwif gen M einen ober 'be^ anbern SejianbtI&eiW, 
ber glöcflic^e ober unglürflid^e Slu^gang, feinen l^inreid^en^» 
teil ®runb me^r abgeben, um ein ©türf in biefe ober jene 
Kategorie )u fleHen. 

©ämmtlid^en SBerfen beö la (Sne'oa ift ba^ ®e<)rÄge 
eine^ äfi^ten Did^tergeifled aufgebrurft. S8on bem ®eruf 
bicfeö feltnen SRanneö für bie ^oefte jeugt ebenfowo^l ber 
Sieic^tbum feiner ßrfinbungen, ald ber Olanj feiner Dar^* 
PeHuttg, bie l^inreißenbe 8ebenbigfeit, mit ber er ju fd^ilbem 
weiß unb bie feurige ©tarfe im 8tu6brucf feiner fietd tief 
aufgeregten @m<)finbung. (Sx fd^eint iebod^ feine Seftim^ 
mung »erfannt ju \)ahen, wenn er fid^ befonberd jum 
Dramatifer berufen glaubte. Ober ifl e6 ber glüd^tigfeit, 
mit ber er arbeitete, jujufd^reiben, baß feine ©dbauf))iele 
gerabe in bem, wad ba$ SBefen bed Dramatifd^en angelet, 
an ben auffatlenojien ©ebre^en leiben? ©ie entbel^ren ber 
@inl^eit in einem ©rabe, baß man oft bie |)älfie ber 
©cenen unb ^erfonen fireidben fonnte, o^ne bad ©anje ju 
jerßpren. $on einem eigentlid^en $lan laßt ftd^ feiten 



- 282 - 

etwad entbecfen; bie SBiÜfül^r in bcr Slnlage unb gortföl^^ 
ruiifl ber ^anblung pflegt fo gro^ ju fein, bajß man oft 
flejwungen iji, anjunel^men, ber Dictter \)abe ju SJnfangc 
M ©türfa no(]& gar nici^t genju^t, voa^ au6 bem ©anjen 
n>erben folle. @reigniffe werben auf Sreigniffe gel^auft, 
unb je abenteuerlidber unb romanhafter fie ftnb, mit beflo 
gtoferem Sei^agen; aber (ie entf^ringen nic^t mit innerer 
5Rotl^tt>enbigMt au6 einanber. !Die raftlofe ^^antafte beö 
!I)i*ter6 t>erfcf)mä]^t e6, ft^ burc6 irgenb eine SRudfjtc^t ber 
Statur unb SBa^rfd&einlic^feit jügeln gu laffen; bie ?ufi 
eine intereffante ober uberrafcftenbe Situation l^erbeijufü^ren, 
eine glanjenbe Siebe anjubringen, feftt ftc^ über jebeö SSe- 
beulen l^inwegj folgered^te Sntwirflung unb ob bie ^anb- 
lungen ber ^erfonen aud^ mit \i)xm (Sl^aractereh überein^ 
fJimmen , fommt gar nicl^t in 93etracfct 3ln fc^önen ©n^^ 
jell^eiten, an ®cenen, bie, für ftc^ betrachtet unb au^ bem 
3ufammen]^ang geriffen, »otte 93efriebigung gewal^ren, an 
ftraft unb ©d^wung ber ?Rebe fe!|It eö bal^er in feinem 
biefer Stade; aber ba6 9(Qe6 mac^t nod^ fein IDrama. 
!I)ie ßomobien £1 principe tihino ''2), el Vicjo enamo- 
rado, la Constaiicia de Arcelina ftnb fo t>o(Ifommen 
))lanIo6, ba§ man faum noci^ ben orbnenben SRenfd^engei^ 
tt>a^rtt{mmt. !£)et uberfci^ttDänglid^ reidb^ «nb bunte 3nM* 
jie^t tt)ie ein ©d^attenfpiel vorüber, ol^ne irgenb bidbenbe 
eittbrurfe §u l^interlaffen. ^anbexekn, @djiererfd^einuttg«i, 
Sermanblungen, t»erfd^iebne fic^ freujenbe Siebfci^aften, ©er* 
Heibungen, üRorbtl^aten unb Einrichtungen burfen nie feblen. 

") 5)ie beiben ©tücfe, welche tiefe tteberWrift führen, flinb ba« 
&ltefle i^etfptel in bei* fpuntfc^en @(^auf)>ieUtteratur, baS eine Säbel 
bni<l^ mehrere Öwnöbie n fortgeführt »irb. 



- 283 - 

©öfter, giirtfu, ©efpenfier, S^eufel, affegorifd^e 5ifl"teii, 
itßttlge, |)enfer, ^irten uub ^^)^)elerinnen geJ^orcn faß 
unerlfi^Ilcf) jum Werfend einc6 ieben ©türf6 unb ftnb 
fämmtltd^ jeben afugenMicf bereit, ben Saunen be6 Did^ter^ 
ju flel^ord^en, aii^ ber SRoHe ju fallen wnb frgeub eine eben 
fo unenT>artete al6 unmotit)irte 6atafiro^)^e l^erbeijufü^ren. 
Xie €^)rac^e mobifldrt ftci^ nid^t Im minbejien nac^ bem 
öbarafter ber SRebenben^ bie geringjien Seute aud bem 
^olf muffen e^en fo ^ocl)t6nenbe €tro^)^en recitiren, tt>ie bie 
®dtter unb Könige. !Der Unregelma^igfeit ber |)anblung 
entfprf d^t ber befläntige, meifi grtnj tt)illfül^rlici^e SBed^fel 
M £(]^au))la$ed; bie Scene ifi balb in <Set)illa; balb in 
ben ,;dmmerif(^en S3ergen t)on Sc^tbien," balb in @ala* 
mama, balb in ?lfrtfa ober bem „Äönigreidb 6olcbi6/' ol^ne 
ba^ bie I)arfieÜung ein nad^ ben »erfc^iebnen Dertlic^fei^ 
ten n)ed^fe(nbe0 Solorit annS^me, 3n n>elcbem Zeitalter 
biefe ®efc^id^ten »orgel()en follen, la^t ji* t)ollenbd nic^t 
abfeben, fo grof iji bie 9Sertt)irrung be6 6ofiöm^, fo aben* 
teuerlid^ bie alte ^tJt^t^ologie in eine ganj moberne Um« 
gebung geftellt. 

IDie Gomöbie El Infamador ifl tt>entger um il^rer 
felbfi toiUen bemerfen«^t)ert]&, al« in fo fem ibr, |)elb, ?eu^ 
dno, allem ?fnfdbdn nad^ bem S^irfo be SWolina jum JBorbilb 
fdned berAlbmten Burlador de Sevilla gebient ^at. 

SBoA Sdten be6 $land jeic^nen ftd^ bie @d^auf))iele el 
Tutor unb el Degollado )>or ben genannten burdb etm^ 
uberiegtere Einlage au^. (Sinen bebeutenben SSorjug t)or aKen 
biefen ©tudFen t)on gan} erbid^teter ^anblung mu^ man aber 
benjenigen ju erfennen, n)elcben eine bifbrifd^ ober fagenbafte 
Gegebenheit juOninbe liegt j nic^t ba^ fie t>ott ben gerügt 



1 



— 284 — 

teil gfel^Iern ganj frei tt)arcn, attefn bie gegebenen Stoffe 
jn>angen ben Did^ter, feine ungeflöme (Sinbilbungefraft 
einigermaßen ju }fige(n. $lm ))lanntSßigflen unb ben @r^ 
forberniffen bed !rrama*6 am meinen entf<)re(6enb ifi bad 
S'rauerfpiel t)om 3!obe ber SBirginia. Tie unnü^en 3tt>i^ 
fAenfcenen unb 9?ebenfiguren, bie bei 8a 6uet)a nie fel^Ien, 
bleiben l^ier n)enigf}en6 genug im ^intergrunb ^ um bod 
fraft^oÜ in 8fnf<)nic^ genommene 3ntereffe an ber ^aupU 
^anblung nidbt ju fioren. (Sin jttjeited, auf bie SRomifc^e 
©efd^id^te gegrunbeted Stücf, bie Comedia de la Libertad 
de Roma por Mucio Scevola, f&Ut tagegen ganj in bie 
getobetten gel&Ier jurürf; bie brei erjien, mit ben t)erf(]^ieben- 
artigfien IBorfaOfen angeffiQten ^fte flehen außer aUem bi^ 
reften Segug auf bie |)au))t^anb(ung ; bie erfi im t)ierten 
beginnt unb in aKer ©le abgefertigt tt)irb. — !Durd^ über:? 
woirgenbe SSorjfige tt)ieberum aber jeid&net jtc^, troft be6 un^ 
ergiebigen aSom>ur^, ba6 3;rauerf^)iel t)om Sliar 3!eIamon 
au« 5 bie in t)erfc^iebnen ©cenen l)ert)ortretenbe 3la^af)^ 
mung M ®o))I|of(eifc^en @tu(f6 unb bie gefd^icft bamit 
t>ent)ebten ßfifl^ ««* SSirgil unb Dt)ib jeugen jugleid^ t»on 
ber $ertrautl^eit unfered 3)id&ter* mit ben SBerfen bed claf* 
flfd&m «Itertl)um6. — Den beffem SBerfen be« la Suet>a 
barf auci^ nod^ bie Comedia del Saco de Roma y ma- 
erte de Borbon jugejAl^h n)erben ; bie }n>ar weit entfernt 
i% ben ßrforbemiffen eine« guten Drama'« ju entf^)re(i^en, 
aber eine äieil^enfolge lebenbiger unb energifd^ audgeffil^rter^ 
wenn aud^ nur lofe mit einanber t)erfnüj)fter ®em&(be 
barbietet. 

Drei bi«l^er nod^ nid^t ern>&l^nte ©täcfe be« (a (Sue^a 
bel^anbeln Stoffe au« ber fpanifd^en ©efd^id^te ober Sage, 



- 285 — 

unb ftnb f^on ald bie a(tef}en in biefer nac^l^er fo )oie(fa(^ 
culti^irten ©attung tefonberd merfwftfbia ''3). Men brden 
liegen alle SBoIMromanjen ju ©runbe, beren SBorte an 
einjelnen Stellen mit großer ©efd^idflid^feit in ben ÜJialog 
aufgenommen jtnb. Uebrigend fc^immert ba« urfprünglid^ 
Qpi^^e aßer Drten burc^, unb auf beffen Umgefialtung 
nad^ ben ^mäen beö 2)rama'6 ift tt)enig SWöl^e xjerwanbt. 
Die ßreigniffe reiben fid^ in berfelben golge an einanbet, 
n>ie fte in ben SJoIWIiebern berid^tet »erben. Die @org^ 
falt, feinen ber 309^/ »eld^e bie S^rabition barbot, unbe* 
nu$t JU (af[en, l^auft j. 93. in bem Cerco de Zamora fo 
t)iele äSegebenl^eiten jufammen, n)ie }u einem ganzen (Suf^ 
clu6 t)on Dramen genügen tt)itrben ''^). Sin gelungenm 
Partien fe^lt ed ^ier jwar ni^t ; bie DarfleKung it€ ^mp^ 
fed jn)ifd^en Don Diego Drbofieg unb ben brei ©o^nen 
bed Slria« ©onjalo j. 33. barf ein 9Reifierfiö(f genannt 
n)erben ; aber jebe ®cene ifi ein ©em&lbe f&r ftc^ , bof; 
aud^ au^er 3ufammenl^ang mit bem Uebrigen gefleKt, toe^ 
nig t»on feiner 33ebeutung t)erlieren tt)ürbe. ^ätte, jebodf 

'*) Unmittelbar an bie Ded la (&nt)i>(i [erliegen ftc^ , bie n&mp 
lidben Stoffe in uemanOter ^rt be^anbelub, folgcnbe «Stütfe axd bet 
näci^flen $criobe: El bastardo Mudarra üon fiepe be ^cga unb bie 
Biete iDßiDtes de Lara von ^urtabo $e(arbe, el traidor con- 
tra sa sangre )>on SP'tatod Sragofo, laR mocedadea de Bemardo 
de Carpio t)on fio))e be ^ega, el conde de Saldana ))on ^baro 
(SubiÜo be Aragon, el Cerco de Zamora üon iDiamaute, las alme^ 
nas de Toro ))on fiope be $ega u. f. m. 

'*) ^iefed .@tit(( liefert gugleid^ einen augenfd^etnlid^en ^etoeife 
ba§ auf ber bamaligen fpanifc^en ^u^ne von iDecoration^tted^fel tot 
l^eutigen @inne nidbt bie 9{ebe mar; benn l^äuftd mug eine ^erän? 
bernng bed ®(^au)>la^ed gebadet werben, mal^renb bie banbelnben 
$erfonen toeber bie S&^ne oerlaffen, noäf il^re Sieben unterhec^en« 



- 286 - 

to (Suet)a ftd^ nur beftänWfl fo eng an feine SBorbilber an^ 
gefd^loffeii; er toüxbt »enigfien^ t)or ben Srrmegen ben)al}rt 
geblieben fem, auf n)elc^e il^n feine eigne ßrfinbungölufl 
führte, unb noc^ Immer In Dortl^eil^afterem fiidbte erfd^ei^ 
neu, al6 wenn er am ©c^Iu^ feinet SBernarbo bei 
(5 a r J) i ben @ott 3Rard erfc^einen Id^t , ber bem |)elben 
eine SSelobungdrcbe l&alten unb ben ©iegerfranj auffegen 
mu^, ober in ben fieben 3nfanten t)on Sara wie^ 
ber ju feinen beliebten S^eufelöbefci^woruugen 3nftud^t nimmt. 
Der ftc^ jiemlid^ genau an bie aSoIf^romanjen anfd&Iie* 
fenbe 3n^alt biefed ©tücfeö iji folgenber. !Die fogenannten 
3nfanten »on ?ara, bie ©ol^ne @onjalo 93u|io6 be @ala^ 
unb ber !Dona ©and^a l^aben ben ^oxn ber 2)ona Sambra 
gegen jlc^ gereijt, Weölbalb biefe i^ren ©emal^l 9iu^ 9Se* 
iaöctuejr einen ©ruber ber !Dofta Sandra, jur Slad^e wiber 
ta« jjanje |)auö feinet ©c^wagerö aufforbert. Slu^ 93e* 
lodquej ge^t auf ben 5pian ein, liefert ben ©onjalo S3ufio6 
^interlifHg in bie i)anbe bed @^alifen ju @6rbot)a unb 
(odft bie jleben 3nfanten auf ba^ gelb )>on Sllmenar , tt)o 
^e nebfi i^rem ßrjie^er 9?uno ©alibo t)on ben 3Ko^ren 
erfd^lagen werben. — Unterbeffen gewinnt ber gefangene 
©onjalo 95uftoö bie Siebe ber ^aiie, einer ©c^wefter be6 
S^alifen, unb erjeugt mit i^r einen ®o^n, 3Wubarra. 3<iibe 
fürchtet, il^r ©eliebter werbe feiner |)aft ju entrinnen fu^ 
c^en unb jle t)erlajfen, unb befd^wort mit |)ülfe einer 3au^ 
berin, |)afa, bie ^ollifc^en ÜKdd^te, um bejfen äbreife ju 
»er](>inbern. ?lber ber (befangene entrinnt beffen unerad^tet 
unb langt wo^lbel^alten in ©alaö an. SWubarra Cber ju 
ßnbe bed jweiten ?lfte6 nod^ ni^t geboren ifi, im britten 
aber fc^on ald erwad^fener 3üngHng auftritt) wirb in mau* 



— 287 - 

rifc^er ©ittc auferjoflen, begibt jtcl^ aber, al6 er erfäf^rt, 
wer fein SSater fei, auf ben Sffieg, um tiefen ju fud^en, ge^ 
langt bann nad^ Salad, wirb bort freubig aufgenommen 
unb em))fangt bie S^aufe* !Dann mad^t er fid^ auf, um 
ben 3!ob feiner ©tiefbrüber ju rdd^en, tobtet ben 9lu9 SJe^ 
ladquej im 3tt>^if<J»i>>f unb »erbrennt 3)ona fiambra leben^ 
big in il^rem |)aufe. 

33etradbtet man bie Stüdfe bed la @ue\>a im 3«* 
fammen^ang mit bem fj)dteren fpanifd^en ©d^aufpiel, fo 
la^t fld^ nid^t t>erfennen, ba^ jtd^ il^re geiler fowo^l al6 
aSorjüge in mannigfaltigen aSerjwelgungen burd^ bad (entere 
l^injie^en. 2)ie« liegt nid^t aßein junädbfi in offenbaren 
SRad^al^mungen ber ÜKanier beö ©et>iffanifc^en !Did^ter6 ju 
2^age, fonbern fann audb nodb in ben Sßerfen be^ iope be 
Sega unb feiner Äad^folger nad^gewiefen werben. 3tt 
SBejug auf bie ^orm würbe ba^ D^r bed $ublifum6 burc^ 
ben glänjenben SJortrag biefer @d^auf^)iele fo t)erwö^nt, 
ba^ ed fortan feinem ®tu(f mebr @efd^ma(f abgewinnen 
fonnte, bad nid^t burd^ ben SBedbfel mannigfaltiger SBer^ 
arten unb burd^ ©nmifd^ung e^)ifd^er unb l^rifi^er 2;öne 
reijte. !Die bunte 93elebt^eit ber 6cenen, mit biefem ©lanje 
ber iDarfieHung t)ereint, blenbete jugleid^ bergeflalt, ba^ 
man {ic^ gewöhnte, ein bunt^romantifd^ed SlHerlei, eine 
golge fiberrafd^enber Situationen fd^on für ein !Drama ju 
l^alten unb im Ibiflorifc^en ®dbauf^)iel biefelbe Umfianblid^^ 
feit unb 3)etailmalerei ju bulben, wie in ber eipifc^en !Dic^^ 
tung. !Die Warfen ^n^e, womit bei la @ue»a bie Un^ 
wal^rfd^einlid^feiten , Snconfequenjen unb unbramatifi^en 
?lu6wud&fe aufgetragen jinb, t)erfeinern ^d) atterbingö im 
weiteren Sortgang ber Äunft, treten jebod^ aud^ in ber 



- 288 — 

fpÄteren ^eriobe fee6 ft)anifc^en !l)rama'd nicl^t feiten beutlid^ 
genug })etoox, um il^ren Urfprung erfennen ju laffcn. |)ier^ 
mit foOf ntd^t gefagt fein, baj^ bad f))an{fc]^e <S^auf))ie( 
nid^t auc6 of^ne la @uet)a bicfelbe Slicl^tung genommen 
^>a6en tt)uvbe (baju tt)ar biefe ju fel^r im ©eifi unb @e* 
fd^marf ber Station begrunbet), fonbern nur, ba^ unfer 
3)i(^ter i^r juerfl entfc^ieben ^a})n btaä) unb fie, freiließ 
no^ in großer Sto^^eit unb mit Uebertreibung ilirer ^th- 
lerl^aftigfeiten, in Seft^ ber Sül^ne brachte. 

3ur ©efd^id^te be6 anderen 2^eatertt>efend liefert bie 
alte Siudgabe t)on (a @uet)a^d Comedias noi) ein $aar 
ni(6t )u uberfel^enbe Seitrage, ajian erflel^t au6 i^r, baß 
bamaW in @et)ifla brei t)erfd^iebne gocale ju bramatifci^ett 
SJorftellungen benuftt würben; ber ©arten einer !Dona 
@It)ira, bie Atarazanas (ein ©c]^uj)pen ober bebecfter 
©ang, unter bem fonfi bie ©eiler arbeiteten) unb berßor^ 
ral eine6 gewiffen !Don 3wan. SII6 audgejeid^nete 
©d^aufpieler »erben SJIonfo Slobriguej, ^ebro be 
©albafia unb SJlonfo be 6aj)ina l^ert>orgel^oben. 



!Daß ba6 9eif))ie( bed la @uet)a nod^ anbere @et)iD[a^ 
nifd^e 2)i(]^ter biefer 3^^ i^^ SBetteifer in ber bramati* 
fd&en ^oejle angeregt l^abe, muß t)ermut]^et »erben, ob« 
gleid^ ))on berartigen SBerfen, mit 9(u6nal^me }n)eier }iem^ 
(i(^ unbebeutenber @tücfe t)on Joaquin Romero de Ze- 
peda (Comedia Seivage unb Comedia Metamorfosea* 
Sevilla, 158S), nid^td auf un6 gef ommen i% %Ü gleic^^ 
jeitige ©d^aufpielbic^ter nennt Stojad noc^ ben 33errio^ 



— 289 - 

ber juerfi Samj)fe jn)ifd^en ÜRoren unb (Sf)rifien auf bU 
Sü^ne gebracht l)aben folt, ben (Somenbabor aSega 
(Sßerfajfer ber Lauras), granciöco be la 6uet>a '^^) 
Cel bello Adonis) unb So^ola (Comedia de Audalla), 
ot^ne iebod^ Slaci^n^ten über bie ^eimati) berfclben ober 
bie SSef^affenl^eit i^rerSBerfe ju geben, —ein SKangel, ju 
beffen Srgänjung au(§ anberweitigc 9?otijen feilten. 3n 
biefer 3eit, fe$t ber mel^r exxoXfynte Slutor l^inju, <)flegten 
bei ben 5)arjiellungen Slomanjen unb 8etra6 t)on jn)ei 
SSIinben gefungen ju werben} jwifd^en ben t>ier Somabad 
würben brei @ntremefe6 gef^)ielt, unb wenn am ©d^tuf 
ein S^änjd^en aufgefüt^rt warb, fo war baö publicum t)ott^ 
fommen jufrieben gejieltt. 

(§in blelbenbereö ?tnbenfen l^aben einige !Did^ter t)on 
aSalenda l)interlaffen , bie balb nad^ bem erßen Sluftreten 
be6 be la (Suet)a bie bramatif^e ^oefle culHt)irten. 9Sa^ 
lenda, neben @et)ifla bie bet)6Ifertfte unb wo!|l^abenbfle 
©tabt beö alteren ©j)anien^, war, wie wir fallen, fd^on 
feit lange im SBejtft einer fie^enben SBül^ne gewefen unb 
t^atte um bie 3eit, t>on weld^er l^ier gerebet wirb, ein nad^ 
bem 9Rufier berer »on SKabrib eingerid^tete^ 2;^eater, ben 
Corral de la Olivera, er|)a(ten. 3)tan mi^ iebo^ t)On 
feinem bortigen 3)id^ter t)on einiger 95ebeutung, ber biefe 
»flauen mit ©tücfen t)er feigen ^atte, biö im Sa^re 1580 
ober furj barauf jwei geifitJoHe 3K&nner, tjermutl^Iid^ buri^ 
ba0 SBeifpiel beö la 6uet)a angeregt, mit bem SSeftreben 

'O ^txnivLtifliäi toat biefer Sranctdco be \a (intM mit bem 
gUtc^namigen ^c^riftjitcUet: ^ bem £ope be £ega fein <S(^auf^iel la 
mal casada zugeeignet f^at, ibeutifc^. ((S. Hijos ilustres de JMa- 
drid, T. 1 ) 

O^efd». ^. eit. in &pM. h ^b. 19 



— 290 - 

l^ertjortraten , Me ^ö^ere ^oefie auf benfelben ^eimifi^ ju 
machen. 

!X)er erße biefer beiien talentxdäfen , ani) um anbere 
JiteraturgeMete t)erbiettten , ©(^riftjieDfer ip SW i c e r 31 n^ 
bred Äeij be airtieba; Sufanjon t>on Slragon, geboren 
im 3al^te 1549 ju SBalenria, na(^ Slnbern ju ©aragojfa "'«). 
C^ fing frä^)eitio )u flubiren an, emarb fc^on in feinem 
ffinfjei^nten 3a^re ben SDoctortitel, leierte eine 3^<t lang in 
93arceIona 3(fironomie, trat aber bann in j(riegdbienfle ^ in 
benen er {id^ bei ben n)ic^tigflen Gelegenheiten ^ )t»ie bei 
ber @ntfe$ung t)on ®)pem unb in ber ®c^(ad^t t)on Se^ 
)fanto, ]^ert>ortbat ^'^), unb bi^ gum ^au))tmann ber 3u* 
fanterie t)orrü(fte. !Die leßtere |)dlfte feine« gebend fd^eint 
er in SSalencia jugebrad^t }u l^aben, too man i^n t)on 
1591 bi6 1613, feinem Sobe^ia^re, aW aWitglieb ber ^)oe^ 
tifd^en 3(fabemie de los Nocturnos ftnbet. SBon ben 
jal^lreidben ©d^riften, bie er t)erfa^t l^aben foC, ifl nur 
aßenige« in ben !DmdF gefommen, barunter ein 2;rauerf)>iel 
los Amantes (Valencia, 1581), ba« einjige nod^ t>or^ 
l^anbene t)on mel^reren bramatifc^en SBerfen (Amadis de 
.Gaula, El principe vicioso, Los encantos de Merlin), 
bie i^m 'oon SRobriguej (Bibl. Val. ®. 58) jugefc^rieben 

'•) Ximeno, EAcritores de! Rejno de Valencia, $. I. ®. 
S6S. — Rodriguex, Bibliotheca Valentina, @. 58. — La Diatia 
enamorada; nueva impreasion «on notas al Canto de Turia. 
Madrid, 180S. @. 411. — LataMa, Escritores aragoneses. Pam- 

piona, ireS'-idoy. 

") SBcnn bie fponifcftcn giteratoren berieten, fr f)nU auc^ in 
bet ©d^toc^t ^>on SWü^lberQ mitgefoc^ten , fo ifl bie« offenbor irrig, 
benn bad (§)eburtdja^r M $(rtieba föKt fp&ttx a\e biefe <S(^(ad^t. 



- 291 — 

»erben ^«). !Dte ganje ©tructur Wefe6 @tü(K lä^t fe^t 
beutlic^ Me ®d^u(e M la Sue))a erfennen^ jugleid^ aber 
bad Streben nad^ mel^r SRegelmd^iflfeit unb größerer SRein^ 
l^eit ber tragifd^en gorm. Die rul^renbe unb in @j)anien 
fel^r <)0j)ulare (Sefd^i^te t)on ben Siebenben ju S^eruel, ein 
na^l^er bnrd^ .bie ^änbe bed Sirfo be aÄoIina unb STOon^s 
taban gegangener ©toff^*), bilbet ben 9Sortt)urf, unb ifl 
mit einer Äraft be« ^atl^o« , einer 3;iefe bed ©effiW« bar* 
gefleOt, bie iai bid^terifd^e 2;alent bed SSerfaffer« fel^r \)o(ff 
l^inaufrurft. Unb btefe6 iüalent befunbet einen entfd^iebnen 
©eruf jum Drama, ber jid^ in bem gebrängten, ^on Um* 
fc^weifen unb jiörenben ©pifoben freien ®ange ber ^anb* 
lung unb in ber trefflichen 3^^nung ber (Sl^araftere funb 
gibt. 93or}üg(id^ed Sob loerbient auc^ bie ebie 9Raf igung 
be« Oebid^t«, iener @en>altfamfeit unb grellen garbenge* 
bung gegenftber, bie auf ber $A^ne äber^anb ju nel^men 
begann* ©onac^ möffen „bie Siebenben'' be« Slrtieba pir 
ein« ber trepid^jien Sffierfe ber früheren fj)an{f(§en ©d^au* 
f))ie())oc{ie erft&rt n)erben/ unb laßt ftd^ ber 93er(ufl ber 
übrigen Dramen il^re« Sßerfaffer« um fo mel&r beflagen. 
Daß biefe ©tädFe, unter benen, nacf) Stoja«, bie Encantos 
de Merlin eine 3^it lang beliebt »oaren, fein bleibenbere« 
SJnbenfen l^interlaflen ^aben , muß bei bem SSerbienft , ba« 
man ibnen jujuf^reiben bered&tigt i|i, gett)iß auffallen, läßt 

'M (Fm ©jcemplar Mefe6 äußetfi felteuen ^txidi, ba^ a^eratin 
nie JU ®eft(^t befommen ^atitf befittbet flc^ im $ef!^ M $errn 
^tcente @ab& ju ^axii, t>nt^ beffeu ®äte mir baffelbe mitget^eiU 
toorben ift. 

'*) ^r »utbe audi in einem erjäl^ienben ©ebic^t oon 3uan 
Wa^nt be<Sa(ad (los amanr^s de Teruel, Valencia t6l6) Uf^anUlU 

19* 



— 292 — 

fi(fi ieboc^ für bie fpäteren berfelben barau6 erflären, ia^ 
SIrtieba, tt)ie man tt)ei^, f^)ater]^in ben nationalen gormcu 
bed @c^auft)tel6 o^)^)onirte unb auf SSefoIgung ber claffi^ 
fc^en SRegeln brang, waö auf bie ^robuctionen be6 ^\(i)^ 
ter6 wie auf bie ®unfi beö ^ublicumö erfaltenb gewirft 
l^aben mag. Stuf bie Stellung bed ?frtieba ju ?o^)e unb 
beffen ©d^ule werben wir weiter unten jurürffommen. 

3n bie nämlid^e 3^it/ wie baö SJuftreten be^ ©enanm 
ten, faOen bie @r|iting6werfe eine^ anberen Didbterö t)on 
SSalenda, bejfen Siuf, nac^ ber häufigeren Snioäljnung 
feinet 5?amen^ ju fd^liepen, ben feinet 3^itgenoffen einiger 
aWa^en in ©Ratten gejieüt ^at. Sriftot)at be aSirueö^o) 

war um bie 9Äitte be6 3a^r^unbert6 geboren, fod^t in 
ber ©c^Iac^t t>on iepanto mit, bie er ff&Ux ald Slugen^ 
jeuge befd^reiben fonnte ®*), biente barauf im 9Kailanbif(^en 
unb in glanbern ^^), unb fc^eint bi0 an feinen 2;ob, ber 
um'd 3a^r 1610 ju feften ifi, in Äriegöbienften geblieben 
JU fein, wo er ben ^oflen eine^ |)au^)tmanned (Capitan) 
befleibete. ^en^en feineö ^joetifd^en S:alent6, baö ju üben 

•0) Bodriguez Bibl. Val. @. 103. — Vicente Ximeno, Escri- 
tores del Reyno de Valeocia. f&, I. (S. 247. 
^') Oh si a mi pluma coocediera el cielo 
Ed esto lo que vello en mi persona! 
Oh si asi como vi 1a gran batalla 
Supiera describiIJa yo y cantalla. 

El MoDserrate. Caoto IV. 
•») 3iv einer an feinen ©ruber gerichteten (J^)iftel, batirt 3Dlai= 
lanb 1605, berichtet ©irue^ fe^r au^fttl^rUctf über einen Bug »oix 
aOilailanb na^ 9(anbern, ben er aU Slnfül^rer einer ^ru)>^enab%ir 
hing unternal^m. StBor^itglid^ anfc^auUrf) unb lebenbig iü bie @(^ilbe? 
rung be^ Uebergangd über ben @t. ©uttl^arb. (Obras tragicas y 
liricas, fol. S69.) 



— 293 — 

er in einem fo bewegten geben noi) 9Ww§e gefunben !|atte, 
finb ein e))ifdbe^ ©ebid^t, el Mouserrate (Madrid, 1588) 
unb bie Obras tragicas y lirieas (Madrid, 1609). !l)a6 
lefttgenannte SBerf enthalt fünf 2;ragöbien, bie, obglei^ 
erji fo \p&t gebrurft, fd^on in bem 2)ecenmum t>on 1580— 
1590 entfianben ftnb unb auf ber SSö^ne @po^e gemad^t 
f)aUn 83). iDurd^ biefe 6tfi(fe f^eint ftd^ bie ©ntljeilung 
be6 ®d^auf^)ieI6 in brei Slfte ober 3ornaba6 jum aügemei- 
nen ©ebrauci^ ftrirt ju l^aben; wenn gleidb bie t)on gope 
be aSega unterpüftten Slnfpröc^e be6 SSirueö, ber erfte Qx^ 
finber biefer Steuerung ju fein, nic^t blo^ mit a^nlic^en 
beö SJrtieba unb @ert)ante6 in ßonflict geratl^en, fonbern 
fc^on burd^ ben SBorgang beö weit älteren granci^co be 
8lt)enbafto jurürfgewtefen werben ®^). 

93on ber 2lnerf ennung ,. bie 3Jirue0 alö 2)ramatifer 
fanb, geben iope unb Seroanteö ba^ e^rent>oßfte 3^wgnif ^^) 
unb naäf i^ren fiob^jreifungen fotite man einen !Did^ter 
erflen IRangeö in i^m oermutt)enj bie unbefangene Äritif 
iebod^ wirb il^m biefen 9?amen nic^t beilegen fonnen. ®n 
bebeutenbed S^alent folt biefem SKanne ni^t abgefprod^en 
werben ; allein wir muffen ^ier, wie bei la (Sueöa, be^ 
flagen, ba^ eine l^eroorragenbe SBegabung aud SDlangel an 

") aOloratm fe^t fte, i09 toei$ ntc^t aud toelc^eu ©runden, fc^on 
in bad3a4r 1579, alfo in biefelbeBeit ti^ie bie frä^flen be« (a^ueoa, 
eine ni(^t Blog bem 9ioja0 (Loa de 1a Comedia) toiberf))recl^enbe, 
fonbern auc^ and anbern ©ritnben ganj unguldffige ^nnal^me. 

'*} @. oben. — Diego Vieh, breve Discurso de las Come- 
dias y de 8u represeotacion (Valencia, 1650) @. 1. — Lope de 
Ve^a, nuevo Arte de hacer Comedias. — Cervantes, Prologo 
a las Comedias. 

•») Lope de Vega, Laurel de Apojo. — Cervantes, Canto 
de Caliope unb Viage al Parnaso. 



- 294 - 

jhinjijtun nur »enig tt)a^r^afl aBert^öotle^ geleiftet l)at. 
©eine gel^Ier jeigen auf ben erfien anblirf gro^e aSerwanbt- 
fc^afl mit benen bed ©et)ißanif(]^en Dicftter^, an ben er jtc^ 
auc^ formell burd^ ben metrifcfeen Sau feiner Stürfe an^ 

klonte. Suntfd^erfigfeit unb Swf^win^^ii^^JWflJ^^f^äf^i^ ^^^ 
^anblung, Slu«fc^tt)eifung in'ö abenteuerliche unb Unge- 
](|eure, ein 9Ki§t)erl^altni^ jwifc^en foigfättig bebanbelten 
2)etaiW unb mangelhafter Structur bed ©anjen jinb bie 
j^ertjorragenbfien biefer get)ler. SRäl^ere 93etrac^tung ergibt 
inbeffen, bap biefelben weniger, wie bei la 6uet)a, auö 
einer ungeregelten @inbilbung6fraft, ald aud bem 9lnle^nen 
an irreleitenbe SBorbilber unb aud einer falfc^en Stuftest 
t)on bem SBefen ber 2;ragobir gefloffen finb. 

Da^ 98irue« jtc6 ein eigned (S^fiem ber tragifcften 
Äunfi enttt)orfen ^attc, wirb ni^t nur burci^ ben eigentl^üm^ 
lid^en 3ufcl^nitt feiner ©türfe, fonbern auci^ burd^ öerf^iebne 
tl^eoretifc^e Studfprfid^e in bereu 5ßrologen ben?iefen. @r 
xooUie, n)ie er felbfi fagt, ba« Sefie be6 antifen ©t^lö mit 
bem Seften bed mobernen »erfd^meljenj unglfidflid^er SBeife 
iebod^ fc^eint er über Seibeö bie irrigfien Segriffe gel^abt ju 
l^aben. ©eine ^enntnif bed S^rauerfpieie ber Sllten ift offen* 
bar, fiatt au6 ben Seilten Duellen,, auö ben SDti^geburten be6 
©eneca ge)c^ö))ftj unb xctl^e t)erjerrten ©ebilbe auö ber 
Slac^al^mung folc^er ÜWufier l|ert)orge]&en mußten, lapt ftc^ 
errat^en. ajem>orfene Sl^araftere, fd^eu^lid&e SSerbrec^en, 
folternbe ©cenen unb betdubenbe 3)eclamation follen l^ier 
ba« Sragifd^e auömad^en ; unb ju ber SBilbl^eit, ©raufam- 
feit unb aSarbarei gefellen ftd^ bann noc^ bie tt)iberftn^ 
nigften unb emporenbflen Unfd^icflid^feiten. Um aber gu- 
gleid^ ber „mobernen Äunfl" ober bem SBegriff, ben ftcb ber 



- 295 — 

2)id^ter bat)on gebilbet IjattCf Oenfige ju t^un, bftrfen ?ie^ 
be^abenteuer, Sntriflueit, burle^fe ©cenen, aRafdjinerie unb 
2:^eaterfpeftafel nid^t fehlen; unb biefe SDWfd^ung fül^rt 
einen SBIrwarr, eine Ueberlabung "oon ^erfonal unb SBor- 
fatten l^erbei, weld^e einige biefer ©türfe ju bem SBüfiefiett 
unb Unöerjiänbigjien machen, n>aö toohl je auf bie ft)anifd^e 
33ftl^tte gefonwnen i% 8lm »erjerrteften unb in ^t)al^rl)afi 
farifaturartiger @eflaU jeigt ftd^ bie^ im Attila furioso, 
einem mit ©räueln aller 3Jrt fiberlabenen ©d&rerfenöfpiel, 
in welchem mel^r aW funfjig ^erfonen meifl t)or ben ?fu' 
gen ber ßufc^Äuer unb auf bie gra^Uc^fie SBeife urttfommen. 
2)er |)elb ift ein aud aller meftfc^lid^en 9?atur ^inau^ge* 
rürfteö Ungel^euer unb fonnte nur SBiberwillen erregen, 
tt)enn er mit feinen bombaftifc^en ^^rafen nid^t untt)iber^ 
fie^lid^ jum gad^en reijte. !Den 6a^)itain unb bie SKann^ 
fd^aft eined feinblidben ©^iffe6, baö ben ©einigen in bie 
^änbe gefaQen i% l&^t er jur @rgö^ung be^SSolf^ leben^ 
big t)erbrennen ; brei junge, il^m mitf&Qige SRänner t)ier^ 
tl^eilen; einen ®out)erneur t)on Siegendburg an ber ©))i$e 
eine6 S^^urmd auffnü))fen ; einem Stömifc^en ©efanbten, ber 
il^m nid^t genug ßl^rfürd^t bejeugt, 9?afe unb D^ren ab^ 
fd^neiben ; einen beftegten Äonig \>on ©claöonien »on wü^ 
ben a^l^ieren jerrei^en u. f. tt). 3t»ii(i)en biefen Brutalitäten 
hreujen jlcd Jiebfdbaften in t)ertt>irrenber SSenge. 2)ie 
ftinigtn ifl in glaminia, eine in m&nnlid^e S^rac^t mUd* 
bete SKaitrejfe be« Sittila, t)erUebt} ber gelbl^err ©erarbo 
tt)ieber in bie ftonigin ; Sittila in eine ©efangene Flamen« 
(Selia. »ad^tlicde Salcmtfcenen, gSerftedfe, fomif^e ©itua^ 
tionen unb gelegentlich Snbecenjen bleiben nid^t aud. 
glaminia {tnnt auf ben Untergang ber Königin, um ft(^ 



- 296 -^ 

bann mit Sittila »ermd^len ju fonnenj biefer, »on i^r 
aufmerffam flemadbt, überrafc^t bie ®emal)lin mit Oerarbo, 
ermorbet SBeibe unb t)ermä^lt fld^ auf ber ©teile mit (Selia. 
Darauf tt)irb il^m t)on ber eiferfüd^tigen glaminia ein ®ift 
beigebrad^t, ba6 H)n »al^nitnnig mad&t. @r bringt in ber 
SBut^ feine neue ®attin um, tobt wie ein Kannibale, red- 
tirt einen 9Konolog t)on 350 ^dUn öoH gen?alt'ger |)^^ 
pexUln unb riefenmäpigen 33ombafted, erbrojfelt bie gla^ 
minia unb (tnft enblid^ tobt ju 93oben. — Sfe^nlic^e 3to\)- 
Reiten unb fJRi^geflaltungen mad^en, obgleid^ nidf^t in gleid^ 
l^ol^em @rabe , bie S^ragdbien la gran Semiramis unb la 
cruel Casaudra ungenießbar. 3ene ift merftt>urbig infoferu 
ile eine für jene 3^iten ungewöhnliche SSertraut^elt mit bcu 
alten |)iftorifern öerritl^, bann weil fie offenbar ben Seim 
JU jwei ber bewunberungdwür- igfien Dramen beö (Salberou 
in ild^ tragt. Die Srjeugung, ©eburt unb Äinb^eit ber 
@emirami9 Caxi^ Diodortis Siculus II, 4), bie ©efd^id^te 
be6 9Äenon (nad^ Diobor 11, 6)5 ber l^ier aber nic^t ge^ 
blenbet wirb, fonbern jlc^ erl^enft, ber gewaltfame Zob beö 
9?inud (au6 Slelian Var. Hist. VII, 1), bie ©cenen, wo 
©cmiramia fi(§ in il^ren ©ol^n »erfleibet unb in feinem 
gramen ^errfd&t (nad^ 3uftinu6 I, 2) — bied Sitten ift ben 
äußern Umrijfen nad^ wie bei bem jipaUxen Did^ter. Slber 
l^ier ^ort bie Ste^nlid^feit auf; wenn galberon baö ?5actifc^c 
ber |)anblung jur f^mbotifdf^en DarfieKung einer tieferen 
3bee benu^t unb alle einjelnen il^eile biefer 3bee untere 
etbnet, rci^t 93irueö bie Gegebenheiten ol)ne leitenbeu 
©runbgebanfen planlos an einanber; aud^ bie grellen garben, 
mit benen Wefcr bie SBBolluft ber Äönigin ausmalt, unb 
i^re Seibenfc^ft für ben eignen ©ol^n, t»on beffen |)änben 



— 297 — 

fte jule^t füxbtf fonnten bem feineren ©inncber fpateren 
3eit nid^t jufagen unb fd&on ^ierburd^ toaxb eine t)erf(]^te6ne 
Äataftrop^e bei (Salberon bebingt, — 3n ber cruel Ca- 
saudra ^at SJirue^ ben 53oben be^ Stltertl&Mmd öerlaffen 
unb bie alte ©efd^id^te be6 Äonigreic!^^ ?eon ju graufen^ 
l^aften Darftettungen, n)ie er fte liebte, ausgebeutet j bie 
entfejfelten geibenfd^aften toben f)ier bis jur Betäubung; 
bod^ taucht unter einem ®ett)irr öon Sd^rerfniffen aller 
9lrt fd^on e\)€X /in Segriff üon tragifd^er SBurbe auf. — 
3tt ber infeliz Marcela (jum XijeU nai) ber ©efd^id^te 
ber Sföbelfa im 13. ©efang beS Slriofl) l^aben tt)ir ein 
in bem romantifc^en Sffiirrwoarr feines bunten 3nbaltS an 
3te^nlid^eS t>on la (Suet)a erinnernbeS ©))eftafeliiüdf, jum 
3:^eil mit einer UeberfüHe t)on SBegebenl^eiten !t>olfge^)fropft, 
5um 2:f)eil burd^ ungel^orige 28eitfc^tt)eiftgfeiten auSgebef^nt; 
fd^redflid^e ^atafiro^)l)en unb 3!obeSfalfe ftnb auc^ l^ier 
nid^t gefpart. 

SBar eS unerläßlich, bie ©runbmangel in ben S^rago^ 
bien beS SirueS fc^arf ^ert)orju]()eben , fo muß boc^ jur 
@I>renrettung beS 2)id^terS l^injugefugt ttjerben, baß ftd^ 
unter allen ben ungel^euren 3Kißgriffen, ju benen if)nen 
tbeilS ein falfd^eS S^unfiprincip, tbeilS ÜWangel an Strenge 
gegen ftc^ felbfi t)erleitete , ein 3!alent f unb gibt , baS, bei 
reiferer Leitung unb ^atte eS ftc^ befferen SJorbilberit an^ 
[daließen fonnen, unfehlbar ju fef)r bebeutenben JRefultaten 
gefül^rt l^aben tt)ürbe. ©puren beffen , vt>aS SBirueS unter 
gfmftigeren QSerf)dltniffen Mtte leiften fonnen, ftnben ftd^ 
in allen feinen SBerfen jerftreut, tt)o tl^eilweife eine außer^ 
orbentlid^e Energie l)ert)orbric^t, ber beclamatorifd^e 9Bort^ 
fd^waO t)erfc^iDinbet unb momentan bem äluSbrudf beS äd^^ 



- 298 — 

tejien tragifc^en $at^od ^laft macftt. Unb tiefe iii)U 
pvinlte in einem @^ao6 'oon SSerirrungen ftnb uic^t blo^ 
efnjelne ©teilen i>üll l^rifd^en €d^n>unge6 unb feuriger Se^ 
rebtfamf eit , fonbern ganje Scenen \>oU f)ol)ex braftifc^er 
ffiirffamfeit, tt)ie fte nur einem mit bramatifcfcem Sialent 
ganj befonberd S5egabten gelingen fonnten. SReicb an ber* 
/ artigen Partien ifi t)or alten bie 2) i b o, bad te^te Trauer* 
fpiel be6 9Sirued. |)ier tt>ax ed - auf eine Siragobie im St^te 
ber Stiten mit (Sf)oxen unb S9eobad^tung bejr ©nl^eiten ab^ 
gefeiten. Die |)aui)t]&anbtung ifi eben fo trefflid^ gebadet, 
atd in eiujelnen SWomenten mit großartigen unb eblen 3«' 
gen audgefü^rt. 3Bie tt>eit ^ä) ber !I)ic^ter ber antifeii 
®r6ße jn n&l^em i>ermo(]^te, bett>eifen bie ©nieitungöfcene 
im Jlem^)el be6 3u^)iter, tt>o !Dibo, öon ben ®roßen il)reö 
fReid)^ umgeben, ben ©efanbten bed Ü^umibifd^en Äonig« 
ilören ßntfd^luß i>erffinbigt, bem3arba6, ber fonfi Äartl^ago 
mit Untergang bebrol^t, il^re |)anb ju reichen; bie ©d^iU 
berung, n>ie im Sufen ber Äonigin 3lnl)änglic6feit an ben 
geworbenen ®i(6au0 mit ber Sorge für*« SJaterlanb fam^)ft , 
unb t)ornamli(^ ber ©d^luß, tt>o bie Unglürflic^e ftd^ unter 
ben 3wrtlftungen jur S8erm&l^tung6feier ben 2)ol(^ in*d 
|)erj floßt unb ber foniglld^e freier flatt ber ertoarteten 
©emal^litt eine ßeic^e flnbet. |)ätte SBirued alle6 Uebrige 
in gleichem Sinne audgeföl^rt unb wäre er nid^t üon bem 
©eftfttflanbe abgefc^weifl , feine 3)ibo n>dre t^ielleid^t bad 
erfie S3eif^){el einer deuten ^^ragobie unter ben Steueren 
geworben; etttad SJerfe^tered aber freilid^, aW bie ganj 
entlegenen SiebeWntriguen, beld^e bie ^au^)tl^anblung burd^* 
freujcn, fann nidbt leidet gebadet werben. 



- 299 - 

!Dte übrigen jal^Ireici^en Zf)tat€xh\ifkx t)on SBalencia, 
We jtd^ unmittelbar an Slrtieba nnb 9Sirue6 reiben unb mit 
iope be aSega ben JÄulbm tl^eilen, bad toatjxe 9?ational^ 
fcl^auft)ifl gefdbaffen ju l^aben, fönnen er^ in bem folgenben 
SSud^e beft)rod^en tt)erbett. Die d^ronologifdbe Drbnnngt>er^ 
langt, ba^ n)ir bad f))anifc^e Drama, bad jidb in biefen 
Salären auf brei t)erfc^iebnen |)auptf(]^au>lä^en, ben Sö^^ 
nen öon ®ei>iHa, Valencia unb SRabrib, entwirfelt, junadbfi 
in ber le^tgenannten Stabt bid an ben ©d^luß ber t>orlie^ 
genben ^eriobe tjerfolgen. 

Diefe DarfieUung einjuleiten unb unö t)orerfr auf ben 
oben öerlaffenen @tanbt)unft jurüdjufül^ren, möge un6 ein 
für bie ganje gfteratur jener 3eit fel^r auffc^lu^reidbed S3ucl& 
ben gaben leil^en. @6 i ji bied bie ^ o e t i f n a ci^ a n t i^ 
fen ©runbfä^en t)on Sllonfo ßopej ^indano «•) ein 
in 93riefform rebigirter (Sommentar über ben Slrijiotele^, in 
n>elclbem bie ©rmtbregeln, bie nad^ be6 iBerfaffer^ SÄeinung 
bie ca^ilianifc^e ^oefie ju leiten l^aben, jtt)ar nacfe bm 
^rindpien be^ alten ^l^ilofot)^)en, aber ol^ne blinben Sfuto^ 
ritfitdglauben unb flettentt)dfe mit Sinjld^t unb Unbefan* 
gen^eit entttjicfdt »erben. Daß bicfe« SBerf , obgleid^ erfl 
1596 gebrurft, bcä) minbeflen^ ein Decennium frul^er unb 
walbtfc^eittlic^ fd^on gldc^ nad^ 1580 i>erfaßt worben ifl, 
n)dfl ber ganje 3nl^alt au^, am beutlid^jien aber ber brei:' 
gebnte »rief „über bad ©c^aufpiel", n>o Stid^td auf bie ^pi^ 

•*) ^ft Xiitl tfi: Philosophia aoHgua poeHea del Doctor 
Alooso Lopez Pinciano, medico Cesiireo. Madrid, 1596. IDer 
^erfaffer, t)on feinet ^aterfiabt ä^aüaboltb el Plnciano genannt, \»ax 
itibax^t Ui ber Jtaiferin fßlaxia, ber ISSttttoe Jtaifer« SlarimUian II. 
(@. Nicolas Antonio.) 



— 300 - 

tere ®tfialt ber bramatffdjen Äunft jitr 3^^^ ^^^ 8<>P^ ^^ 
93ega, 8lBed bagegen auf bie l)ter in Siebe fiel^enbe ^eriobc 
l^lnbeutet. 3)er genannte 8l6fd^nitt nun gibt eine fo fiare 
Slnfc^auung t)erfd^iebner Seiten be^ bamaligen $ri)eatertt>e^ 
fen6, ijl in feinen beurtfieilenben 9ludfprüc^en für ben 3«- 
fianb ber Äritif in jener 3^i^ f^ d^aracteriftifc^ unb über^ 
l^aupt burd^ feine (ebenbige !I)arftettung fo anjiel)enb, ba^ 
ed angemeffen fd^eint, it^n l^ier feinem iDefentlid^en 3nJ)a(t 
nadb ju ercerpiren; um fo mel^r, alö berfelbe bi^f)er für 
bie ®ef(^icbte fce6 fpanifd^en Zf)€atex^ nod^ nicbt benufet 
n>orben ift. 

(Phil. anl. poet. pag, 512 ff.) ®ne ©tunbe nad^ 
bem 9Kittage|fett W^t Don gabrique ben Sllonfo 8o))ej vt)if^ 
fen, \f)x gemeinfamer greunb Ugo fei in SRabrib angefom^ 
men, fte Seibe I^Stten befd^Ioffen, in'^ Jll^eater ju gel)en, 
ob er nid^t mit i^nen fommen ttJoUe. Diim ttjeitere Slnt- 
»ort fagen ju laffen, wirft ber ^indaner fogleid^ ben 9KanteI 
um unb begibt ftd^ ju feinen greunben, bie er mit ben 
Sffiorten anrebet : 3« ber XW, 3f)r |)erren, ba bie 3^ '^ i^ 
ber Siegel fo t)erfc^Ieubert voirb, fo wirb fte biefe^ 9Äal 
nid^t am fd^led^tefien angettjenbet fein; benn im Sil^eater 
werben und öiele Tinge geleiert, bie wir nicfet wiffen, unb 
bie, ba jie und mit lebenbiger ©timme t)orgetragen werben, 
mel^r ®nbrudf mad^en, al6 wenn wir jte ju .^aufe lefen. 
— ©0 ifl e^, antwortet gabrique, wenn bie DarfieKungen 
t>on ber 9lrt flnb, baß ein gebilbeter SWann fie mit 3i^Jnen 
anl^ören fann; allein -bie SJerfel^rt^eit unferer 9latur pflegt 
jte bergeflalt ju t)erfälfd^en, baß bad Slnflanbige in Unan^ 
ftanbigfeit t>erwanbe(t wirb. 3^bod^ laßt und immerl^iu 
gelten; wir l^aben bie 3ßaf)l jwifd^en bem Sorral be la 



- 301 - 

6ruj, tt)0 baö ^^raucrfpiel Spbiflenia, utib bem del Priiic^>e, 
tt)o eine ßomobie aufgeful^rt tt)irb. — !Dfe ÜWeimmgen ^er 
greunbe, für weld^ed ber beiben Jll^eatcr mm ^6^ ju entfd^d^ 
ben l^abe, ftnb getl^eilt, bi6 jte juleftt ba^in ftbereinfommea, 
bad junäci^ft gelegene ju ttjäl^len. 2)a jle jlc^ nun fi^on bei'ti 
Älofter ber l^eiligen S)reieinigfeit beflnben^ inbem fte bic 
Calle de las Urosas ]()inab^ unb bie de los Regidores 
l^inaufgegangen jlnb, [o beftnben fle ftdb am nad^ften bei 
ber Sragöbie unb biegen be^]()alb in bie Calle de la Cruz 
ein. SRac^bem jte tn*6 Jl^eater eingetreten (tnb unb ftd> 
gefegt l^aben, erörtern fte, ob ber ©d^aufpielerftanb ein ad^- 
tungöwert^er fei ober nid^t, unb erwähnen, ein ^riefier 
babe bel^auptct, bie Somöbianten feien infam unb untt)ert^ 
bad l^eil. ©acrament ju em!|)fangen. 3)ie übereinfHmmenbe 
9Weinung bergreunbe lautet, e^ gebe atterbing^ eine fdblec^te 
unb imfame Gattung t)on |)ijirionen, bie, xok j. S» Me 
3arabanbtfien, mit unanjianbigen Bewegungen juSd^anb^ 
liebfeiten reijtenj an jtc^ aber fei ber ©tanb ber ©dbau^ 
fpieler, ber tragifc^en fowol^l aW ber lomtfd^en, burc^aud 
nid^t t)erad^tlidb, fonbern nfiftlid^ unb notl^wenbig 5 ben 2)i^ 
rectoren jebod^ müjfe ber aSorn>urf gemad^t »erben, baß jle 
eine übergroße 5!Renge t)on Slcteurd mit ftd^ l^erumfd^Ie))^*^ 
tenj mit jteben bi6 ac^t ^erfonen fonne man bie befle 
S^ragobie unb (Somöbie ber SBJelt t^orfieHen, tt^a^renb fte in 
jeber S^ruppe beren üierjel^n bid flebjel^n fül^rten ; ©c^lad^ten 
unb große ©etümmel geborten In'^ @pod unb bürften auf 
ber Sfi^ne nur erjablungöweife t)orfommen» 

gabrique »unbert jtd^ über bie geringe Slnjal^l t)on 
3ufdbauern, ba bad ©tüdf bodb jum erften SOlal aufgeführt 
n>erbe, tt)orduf ?(Ionfo go))ej ertriebert, ein ©eiltänjer gebe 



- 302 - 

itgmbtDO in ber ®tabt SSorfteUuiigen unb giel^e bie 9Renge 
an ji(^* 

3nj»if(^ett ^aben bie SWujlfer l^diter ber ©cene ange^ 
fangen i^re 3n{lrumente ju fHmmen. @m ®d^auf))teler in 
l^irtcntrad^t {ie^t leintet bem 9}orl^ang ^en)or unb gibt ben 
Jrcunbcn Slnla^ ju aUer^anb Semerfungen über feine 
Äleibung, ben mit golbnen Streifen befeftten ®cbaf})elj, bie 
Äapu^e, ben großen Ätagen unb bie jieife ^aldfraufe, bie 
ein ^funb ©tärle entl^altej man tt)unbert ftd^ xoa^ ein 
.g)itt in ber JEragobie ju fc^affen Ijabe unb ftnbet aud^ bie 
Zxa^t an jld^ für einen ©c^afer unpaffenb. hierauf wer^ 
ben Siegeln über bie Decoration bed Zf)catex^ unb ben 
Siniug ber ©c^aufpieler aufgefleOt. 2)er lefttere muffe bem 
Älter unb bem ©tanbe ber ^erfonen, fo wie bem Sanbe 
unb ber 3rit, worin ba6 ©tficf \piAe, angemejfen fein : beö^ 
^alb liege ed bem ©c^auf))ieler ob, bie Oefc^id^te genau 
)u ftubiren. Die Decoration bed S^l^eaterd, l^ei^t ed weitet 
mu^ rid^tig gen)a^(t n>erben unb bem (S^aracter be6 ®e^ 
bic^td eni\pxeä)en ; i(l bie Scene auf bem Sanbe, fo muffen 
S3Äume ba feinj fpielt bad ©tud in ber ©tabt, Käufer, 
unb fo l^at {td^ nad^ ben fibrigen SJerfd^iebenl^eiten aud^ 
bie Decoration ju i>eränbem. Slud^ bie ÜRafc^inen muffen 
mit ©efd^idHid^feit confiruirt fein ; benn für bad eine fSinn^ 
ber »erben fte fo , für bai anbete fo erforbert j bie (Sngel 
muffen )u fliegen, bie |)eiligen mit jufammenge^altenen 
güfen burc^ bie Suft ju fd^n)eben fc^einen, beibe aber t>on 
oben l^erabfommen, bie S^eufel bagegen t>on unten empot* 
fleigen. 3"^^ 3t^fbe einer guten Sfuffü^rung (wirb ferner 
gefagt) gel^ört audb bie 9)^ufif unb hierbei ifit namentlich 
barauf ju fe^en, bap fie in ber S^ragobie nid^t aud bent 



- 303 - 

S^aracter fatte, fonbem ÜJinge beftnge, bie jum ©eflen^ 
fianbe gel^oren. ^eut ju Za^e — äußern bie greuube — fmb 
ffoax in ber Siegel bie t)orfommenben Oefänge (Sinfd^iebfel 
ber ®d^auft)ie(er; nid^t SBerf be6 2)id^tert; man muß 
aber Seiben^ @(]^aufi)ielertt fowo^l aW 2)id&tern, ben Staif) 
geben, feine außer Sejug aur gabel fiel^enbe SRufll efnju^ 
fc^alten. 

Diefe Setrad^tungen uiib anbere felb^ t)erjiänbige über 
Haltung unb 93en)egung ber @d^auff>ieler unterbrichst ^(onfo 
So^)ej mit «Klagen, ba§ ber SCnfang ber DarfteUung ftc^ fö 
lange t)erj6gerej Ugo aber erwiebert: 5Bo fannfi bu mel^r 
unb öerfdbiebenartigere (Srgoftung flnben, al6 ^^ l^ier bar^ 
bietet? @ie^ bod^ nur, toa^ \)itx fo ))iele Seute beifammen 
finb. Unb i^r ©etreibe ! !Dort wirb ein ©(]Snu<)ftudS t)on 
oben herunter, in ben ^atio geworfen, unb ber Swrferbacfer 
ober Sruc^tl^&nUer fnä))ft ben Reinen Knoten auf, tt)orin 
bad ®e(b fledt unb mad^t einen anbern großem ftir bie 
@ßn)aare, bie man t)er(angt; inbem er fie nun ^inauftoirft 
fliegt jte einem JRad^bar in ben SWunb, ber fo n>iber feinen 
SBiUen ^ineinbeißen muß! !Dann bad ®e}änf: „biefe S3anf 
i^ meln^ unb r/biefer ®i^ t)on meinem Sebienten belegt^ 
unb bie ioielen Set^euruugen, baß bem toirllid^ fo fei ! 3ft 
ed ferner nic^t lufiig, bad ^i^if^n öon allen Seiten ju 
l^dren, fobatb 3emanb aber bad S^l^eater gel^t, um }u feinem 
@i$ )u gelangen; unb }u feigen, n)ie ed in ber ©egenb, 
too bie äBeiber ft^en, n>egen ber $Iä$e unb bidmeilen aud 
^iferfud^t ju puffen fommt, ober toie ed o^ne SBolfen auf 
bie regnet, bie unter il^nen fielen?" gabrique toenbet ein, 
bied STOed fei an>ar fefer unterlb^^ltenb , inbeß, toenn bie 
IT^eater großer wären, fo baß 3eber feinen bejiimmten @ift 



— 304 - 

l^aben Knute, würbe man auf biefe (Srgö^uug gern »er^ 
jic^ten. 

3laä)bem man lange genug auf Den S3eginn ber 9Sor^ 
fleßung ^at »arten niüjfen, tritt ber 9ÄujtIc^or ein unb 
fingt eine 9tomanje, n>eld^e mit Sejug auf bad nac^folgenbe 
®tü(f (bie Siragöbie bc^ ßuripibe^ mit eingefc^alteten neu- 
em ©pifoben) bie Unbeftanbigfeit be^ ®lücf^ an »erfd^ie^ 
benen Seif))ielen jeigt. ©obalb er bie Sü^ne tjerlaffen, 
erfci^eint bie gortuna, eine ^ame, bie jiatt ber gupe j^ei 
Ääber unb an ben ©c^ultem glögel l^at, fpric^tben ^ro*^ 
log unb tritt n>ieber ab. ^indano äußert, ba^ ?(rgument s^) 
fei gut gen>efen unb bie gortuna l^abe i^re SRoUe "oox- 
trefflid^ gefpieltj Ugo abertt)enbet ein : „tt)elc^e6 2lrgumeut ? 
wad tt)ir gel^ort \)ahen, war nid^td ald ein tragifc^er ^ro^ 
log, ber nur ba6 9Sergangene erjd^It infofern eÄ jum 9Ser* 
fianbni^ bed folgenben nötl^ig ift, roabrenb bad Sfrgument 
bie ganae .^anblung im Slbrl^ t)ortragt/' — !Dte Sltgu^ 
mente, bemerft gabrique, pflegen nidb^ ^^^i ^^^ !Did^tern 
felbft öerfapt ju »erben, fonbern t)on 3(nbern, bie (td^ ju 
i^ren 2)olmetfc^ern auftoerfen; unb bei guten ©tütfen 
fonnten fle fuglid^ ganj wegbleiben; benn berDid^ter mu^. 
mit fold^er Älarl^eit in feinem SBerf fortfc^reiten, ba^ er 
einer befonberen @rflärung nidbt bebarf. 5lud^ ber Prolog, 
ber nur ba8 aSergangene erjd^It, fc^eint mir in ben meiften 
gallen überflüfflg in feinj idb fenne tjiele Stfidfe, too er 
o^ne 9lad^t^eil für bad 9Serjianbni^ fel^lt, unb iebenfaffd 
wirb ed immer bejfer fein, il^n gefc^idft in ben'Seginn ber 

•») ®. über tiefe altere Sorm be« Prolog« ben Slbfd^nitt Xox= 
red 9la^arro. 



— 305 — 

^aiiWung feft^ einjufled^teii uiib unter bie l)anbelnben ^er^ 
fouen ju t>ertll^(en." 

2)ie (Srfd^einung ber gortuna gibt ben gteunben ?(n^ 
(aß, über ben SBertl) aUegorifd^er giguren ju reben. Ugo 
bejireltet (^re Sulaffigfeit im 3)rama} gabrique bagegen 
füf^rt ©eifpiele bafür aud ^lautuö unb SCrijio))6ane6 an 
utib meint, wenn ed an ä^nlic^en Seif^ielen fftr bie 2!ra^ 
gobie je\)Uf fo börfe bod^ baö t)on ber gemol^nlid^en 95a^n 
Slbweic^enbe be^l^alb nod^ nid^t für fel^Ierl^aft gel^alten 
n)erben unb ed fei t)oreilig, eine @rfinbung bloß be^l^atb 
JU tabeln weil ^omer, Sirgil, @uri))ibe6 unb ®o))l^oHed fte 
nic^t angewanbt l^atten. 

Unterbeffen nimmt bie Sluffül^rung ber S^ragöbie i^ren 
Slnfang. ^uex^ erfd^einen ßl^temnepra unb Sp^igneia, 
bie eben in SCuIid angelangt finb, )u $ferbe, unb bewegen 
{idb in f)omp^aftem Slufjuge bi6 }u ber @teQe, wo S(ga^ 
memnon jie erwartet. Dad ©tütf (über beffen 2)arfiellung 
feine Weiteren ©njel^eiten gemelbet werben) ftnbet großen 
SeifaB. 81m Schluß wirft ^inciano bie grage auf, ob 
ed ber JEragJbie not^^wenbig fei, mit Unglürf ju enbigen, 
ober ob auc^ ein fro^Iid^ed Snbe Statt l^aben bürfe? 3)a 
aber bie SSorfieffung lange gewährt l^at unb ieber ber brei 
greube Drang fü^It, ju feinen ©efd^aften jurütfjufebren, 
fo t>erfc^ieben fte biefe Erörterung auf ein anbered ÜRal 
unb trennen ftc^, fobalb fte bad @d^auf))iell^aud t)erla{fen 
baben ®«). 

**) $on fonfligen, burd^ bad übrige SDerf jerfiteuten ^ue^ 
fpruc^en übet Oramatifc^e Stun^ mfgeit nodf folgenbe audgejeic^net 
toerben: 



-^ 306 — 

®o \0tit So))e) ^jndano. Um bctt3uf)anb Utfdüf)ne, 
in bereit SRitte et und geful^rt f)at, mel^r im (Sinjelnen 

S. 381. 3u oiele ber jeftteen (Somöbten finb tragifc^e ^orfdUe 
eingemengt; bted aber ifl ein Segler, bet ba^et rul^rt, bog bie ^ic^^ 
ter bie ©rdngen ber ^omdbie nic^t gehörig beobad^ten — IDad un? 
glfidlidye CInbe ifl }toat bet Xtagobte nidyt butc^aud ndt^ig, abeir 
immet muf bod) Ungluc! t)or^ergegangen fein uiib ben Buf^auern 
gurtet uub a^itleib einge^ögt (aben. 

®. 413 {f. 9abdque fagt: ©otoo^l 2!ragdbie al4@om6bte mäffett 
fünf 9iht l^aben unb iebe $erfon batf nid^t me^r aU fünfmal auf- 
treten, einmal in iebem ^h, bamit fte nidyt bur«^ ^u lyduftged (^r? 
fc^einen ermitbe. 3u gleitet Seit bärfen nic^t meljfc aU 9ier ^er- 
fönen auftreten, bie t^ierte. toenn fle nidbt gauj n)egbleiben fann, muß 
^mm fein; unb bie*&anblung barf ni<6t me^r ald breii:age bauem. 
— Ugo »enbet ein, ^rifloteled gebe ber ^ragdbie ja nur einen Sag; 
gabrique aber anttt>ortet l&(^elnb: ^ie S^enfi^en jener Seit gindtn 
raf^^er unb fidlerer auf bem Sege ber 3:ugenb aii »ir; bie Srifi, 
bie bamaltf genitgte, reid^t je^t nid^t mel^r aud; unb betf^alb flimme 
i(^ benjenigen Ui, n>el(^e ber 2:rag6bie eine $auer 'oon fünf, ber 
tfomdbie t)on brei Sagen jugefiel^en, inbem t(b jebod^ einrdume, t>a$, 
ba Sa^rfcbeinli^^feit bie ^auptfac^e bei aller voetifc^en IRacba^mung 
itnb fonberlidb bei^m ®dbauf))iel ifi, eine minbere 3eitbauer ber Qo^ 
mdbie um fo ^öl^eren ®ertl^ lei^t. 

@. 316 ff. Ueber bie mtUa in S(^auf))ielen. ^itZxa^ 
göbte — dugert gabrique — Idf t jebe (Gattung «on ^erdformen, Qopla€ 
unb Stangen gu. — »»SUfo," folgert $inciano, „gange fon>obl aU gt« 
brodbene 9{ebonbiden, Veraot de arte maypr unb bie italienifdften 
SRaafle;'' ber 9reunb aber erfldrt fidb nd^er ba^in: 3(^ toiU gtoar 
feine« jene Sflttxtn unbebingt audfi^liegen , jebocb bemerfen, baf t€ 
^affenb ifl, ben tragifd^en nnb ^au))t))erfonen bie längeren $et6' 
maaft gugutl^eilen, ben untergeorbneten bie fnrseren. Unter ben Un? 
geren nnn berfle^e i4 iier bie ^enbefaf^Uaben; benn bie Versoa de 
arte mayor ^at ber ®ebran(^ berbannt, unb fo tooQen toix biefe 
neb^ ben SIebonbillen mit gebrochenem 9u$ aui ber Sragdbie t)tr« 
toeifen, ba« t^titt aU ber tragifdben «^anblung felb^, nidbt aui bem 
$rolog, in bem f!(b bie Versos de arte mayor nid^t nbel audnel^« 



- 307 - 

Urnen ju lernen, festen n>ir iu'd 3a^r 1579 jururf. 
2)ie Slepertorien ber Sül^nen öon 9Rabril) »aten um 
tiefe ^eit, aKem ^nfc^eine nac^, armfcHg befieOt. 2)ie 
aSerfe be^ aWilara unb feiner ©c^ule fd^einen gar nic^t, 
bte M la Qne^a, $(rtteba unb äiirued erft beträchtliche 
3eit nad^ i^rem @rfc^einen in ^tiDXÜa unb 9$alencia ^ier^ 
^er gebrungen )u fein ; in SRabrib ober ber Umgegenb an^ 
fäjfige 2)ic^ter aber, weld^e bie ©cenen ber ^auj}tftabt »ot 
bem 3a^re 1580 mit ©tütfen tJerforgt I^Stten^ »erben 
nic^t genannt. 2)e{fenunerac^tet beburften bie einmal be^ 
grunbeten S^^eater ber an Kopulation unb äBol^ll^abenl^eit 
von Za% )u 2:ag toac^fenben äteftben) eine^ äiepertoired ; 
bie feit lange angeregte Sti^aulufi fieigerte bie^ 93ebärfni^ ; 
unb mad enbli^ ba<^ Sßic^tigfte ift : bie eigent^Amlid^e 
Sierbinbung ber ©ci^aufpiel^ufer mit frommen ^nftalten 
gab ber Unter^altungdfuc^t ben Slnfd^ein einer religofen 

mtn möchten, noi^ aui ttm (S^or, too bit gebrochenen Sfiebon^iQen 
gute i9S)irfund t^un, nfimentlid^ ta)fnu ein Ungluct beflagt toirb. SDIit 
^udna^me biefer betben benit fc^einen aUe ^er^arten für bie ^r(u 
gdbie taug(i(i^ gu fein. Um auf bie Qtomdbie )u fommen, fo f&ttt 
^ier iene (Sinfc^ränfung »eg unb iebed ^ttxum barf t)orfi}mmen, 
nur ber <&enbe!af)^Uabud nnb bie (Saa^one nic^t |u oiel; jener ni(^t, 
toeil niebrige ^erfonen nid^t in l^od^tdnenOen ä^etren reben bürfen, 
unb biefe nid^t, tveil fle fo fel^r t)on ber geiDö^nlid^en 9(rt gu 
\pxtdftn abmeiert, ba bo(^ bie Somöbte flc^ fo fe^r toie möglid^ bem 
gemd^nlid^en @^ra(^gebrau(^ ann&^ern muf. ^u4 le^term ®runbe 
f(^eint mir bie StebonbiUe oorgugUd^ für Hi IBußfpiel geeignet; 
ja tooHte 3emanb eined in $rofa fc^reiben, fo toürbe tdft i^n betf? 
^alb niti^t t)erbammen/ ba fein <Btüd baburd^ ol^ne Bn^eifel an 
SBa^r^eit getoiunen, toenn au(^ an Steig t)erlieren toärbe. 3(^ 
toenigflentf bin fo fe^r fftr bie getreue 9lad)ai^mung, baf id^ um i^ret« 
^iütn gern ben Steig be< S9tetrum< aufgebe. 



- 308 — 

^fiiäfl 3e mel^r üRabrib ftc^ jum erfien SRange unter 
ben fpanifc^en ®t&bten er^ob, um fo größere $}eran(affung 
fanben bie @c^auf))te(ertru))))en, l^tet längere diaft ju mad^en, 
um fo me^r aber beburften fie auc^ eined anfe^nltc^ereit 
SSorratl^d t)on@tu(fen, atö bei bem um^er)iel^enbcn Seben ; 
nur n)enn ja^Ireid^e unb immer neue ^robucttouen bad 
^blifum anlorften, war für bie Gaffe ber S)irectoren tt)ie 
ffir bie ber ^ofpitäler geforgt. S3ei bem SWangel an bxaxiif^ 
baren bic^terifdben SÖerfen unb an Äräften, folc^e bert)or* 
iubringen^ mußten bie ®d^auf))ieler ftc^ ba^er, nac^ bem 
Vorgänge be6 Sope be Stueba unb 9Ia))arro, too\)l ent^ 
fc^flie^en, i^ren Scbörfniffen felbfi abjul^elfen. !l)en oben 
angeführten Stamen fold^er (Somobienbicfeter unb Slcteurd 
juglelc^ ließen ^6) nod^ tjiele anbere l^injufögen. Sluf ben 
äußeren ?H)j)arat fonnte jid^ freilict) Siiemanb beffer öerfie^en, 
a(6 biefe 8eute j (Sofiüm, SKafc^inenwefen unb 2:^eaterfj)ec^ 
tafel werben in il^ren ©tütfen teine geringe SRotle gefpielt 
^aben. ®o war, nad^ Stojad, bie lBert)o(lfommnung ber 
fcenifc^en aSorric^tungen um 1580 fd^on fo weit gebiel^en, 
baß man (Somobien mit SBunbererfd^einungen, Gouliffen^ 
ffinfien unb ÄriegdlSrm aufführte unb fogar ^ferbe auf 
bie Sö^ne brad^te. Statt bed frül^er gebräuci^Iid^en ein* 
fad^en S3ortragö einer Slomanje würbe fd^on brei^ nnb 
»ierflimmig gefungen j fammtne ©ewänber unb feibne Sein^ 
Helber burften ber Oarberobe nid^t fehlen, unb fiatt ber 
jtnaben, bie fröl^er bie weiblichen StoQen gefpielt lb<itten, 
agirten je^t ^rauenjimmer, mit perlen unb golbnen Letten 
gefc^mädt; nic^t feiten aud^ in ÜR&nnertrad^t t>erfleibet. 
%üx 3^itt>ettreib unb SCugenweibe bed ^ublicum^ war atfo 
l^inreid^enb geforgt, ob aber in g(eid^em ®rabe für bie 



- 309 — 

Sntereffen ber jtimji, muß bejVDeifelt »erben. Diefeti 
3welfe( al6 ®en>iß^eit audjufpred^en, fd^efnt jn>ar infofem 
nic^t xai^liä), al^ un6 fefned ber Ijierfier flel^origen ^o* 
bufte mel^r tJorHegt ^•); aBein bie Entartung ber Äunfl 
liegt immer nal^e, fobalb jie ftd^ ben gorberungen be^ Slu* 
geuMidd bienftbar mad^t 5 unb eben ber Umjianb, ba§ feine 
biefer arbeiten über il^re fluchtige @rfdbeinung auf ben 
SBrettem Ibinaud literarifcö fortgebauert f)at, fd^eint gegen 
ben ®el^alt ber ganjen SKaffe ju jeugen. SP e^ erlaubt, 
Sermutl^ungen au^juft)red^en, fo glauben »ir eine jutref* 
fenbe ffiorfiettung t)on biefen SSül^nenwerfen ju bilben, 
wenn n>ir und bie Äctionen ber ©töcfe bed la 6uei>a 
mit if)ren rollen @ffeften aW bloße ©erijjpe unb t>on alten 
t>erfd^6nernben ^uÜ)aUn entblößt benfen. 

S)a6 !I)ecennium t)on 1580--1590, um be|fen Seginn 
nac^ Obigem bie 2!lb^ater ber |)au))tfiabt gegen bie t)on 
SSalenda unb (Seioilla bebeutenb im Studßanb toaxen, 
foOfte jeboc^ nic^t )9orubergel^en, o^ne audb ffir jene eine 
beffere SBenbung ber I)inge berbeijuffll^ren. Stngeregt toaxb 
ein folc^er Umfc^n>ung tjieüeic^t burd^ bie ©c^aufpiele be6 
ta (§uet>ä ober bed SIrtieba, bie t)on ben umjiel^enben ®e^ 
feBf(^aften ^ierl^er gebracht »erben mochten; weiter fort^ 
geffibrt aber fobann burd^ jtt)ei ju ben Sfil^nen »on 3Ra< 
brib in n&l^erer Sejiel^ung flel^enbe ^lä}Ux, ben filteren 

**) dtf ifl l^ter nod^mald gu bemerfen, bafi bte no(^ ))otl^anbnen 
&Mt t)on Gidnetod, be \a 9uente unb anbeten ©d^auf^^ieletn btefer 
XcL^t, bie ^flltcer a(d fn ber ))orIiegenben $eriobe entflanben anfäl^rt, 
naä^ unferet Uebetgengung , unb toie t^re gange ^ttuctur, bie (Bin:' 
t^eilung in brei 3ornabad unb bad 9(n(e(nen an bie Spanier brd 
£o))e be IBega audmeifl, bem 9(u0gang bed 3a()ril^unbertd angel^ören. 



- 310 — 

«rflenfdla unb (Sert>anted. Sfn biefe 9?amen fnüpft 
fld&, tt)a6 Me Jl^eater ber |)au^)tfiabt in biefem 3a^tje]&enb 
Hterarifö^ ©ebeutenbe« aufjuweifen ffaUn, an jle berUeber* 
gang t)on l^anbwcrMmäßiger 9Ranier ju ftol^eren Äunfilei^ 
(hingen. Seibe SWänner, obgleid^ jundd^fi unb in größerer 
«u^bel^nung auf anbeten gelbern ber 8iteratur bcrfi^mt, 
nehmen bal^er aucfi in ber 2!beatergef(f>ic^te eine l^ert)orra* 
genbe Stellung ein? benn foHte aud^ anerlannt tt^erben 
muffen, baß 93eiber S^alent nic^t fpecieU auf bie bramatifc^ie 
2)id^tung l^ingewiefen xoax, fo wirb il^nen bod^ bad SSerbienft 
bleiben, eine t)on wöfien (Sffectfiüden bel^errfdbte S5ö^ne 
»ieber einer n>örbigeren 9iic^tung geöffnet unb einen jtd^e^ 
ren ®runb gelegt ju f)aben, auf bem bie großen !Drama' 
tifer ber folgenben ^eriobe fortbauen tonnten. 

2)a6 geben biefe« großen, ^on ganj (Suxopa bemun« 
betten unb geliebten Wtanm^ audf&btlic^ }U fd^ilbern, ifi 
Ibier nic^t ber Ott j einen nid^t gauj flüd^tigen «briß bat)on 
au geben, fe^en tt)ir und aber um fo el^er veranlaßt, ald 
bie muflerl^aften Arbeiten loon 9lio*, ^eHicer unb nament^ 
Hd^ Wat^arrete, bie ein ganj neued 8id^t über biefen ©egen« 
flanb. t)erbreitet l^aben, außerl^alb ®patdtn^ n>enig befannt 
geworben flnb •*^). Der tjorliegenbe fpecieHe ^wcd red^t^ 

••) Sßentgflen« fitib bie ^teii^tn ft6et be« dmante« £fben unb 
Schriften, bie man pox neueren franjdfifi^en unb beutfci^n Sln^a« 
ben be« ^on Clutiote finbet, nottf immer «ott ber grobem Unridfttig« 
feiten, bie unoergetdlic^ fein würben, felbfl n^enn mtnber üniQt^i^s 
nete liBorarbeiten ))or^anben n>ären. 



- 31t — 

fertigt ein genauere^ @{ngel^en auf Me^, n>ad bie brama^ 
tifd^e gaSirffamfeit beö IDid&tert betrifft ; im Uebrigeti wirb 
e6 angemeffen fein, ia, n)o bie genannten ^orfd^ungen neue 
Si^atfad^en l^etöorgel^oben ober alte 3rrt^|fimer berid^tigt 
^aben, langer $u "oexmiUn, bie befannten iDaten bagegen 
flüd^tiger ju berülb^en. 

!Die Familie M (Serioanted Ijat einen Stammbaum 
aufguwcifen, ber in felb^ frülb^ 3riten ber f^janifd^en ®e^ 
fc^id^te l^inaufreld^t unb bie aSerwanbtfd^aft i^rer Sllbni^^rren 
mit ben Königen »on ?eon nad^weift. Urfprünglid^ in 
®alicien aW 9lico6l^ombre6 anfaffig, »erbreiteten jld^ bie 
©Heber biefed ©efcfeled^t^ über Safiilien unb »erben feit 
bem beginne M 13. 3al)rftunbert6 unter bem 9?amen 
@en)atod unb @ert)ante6 l^äuftg mit ^u^jeidbnung in ben 
fj)anifdben Stnnalen ertt)dl&nt. Ooujalo be Sert)ante6, 
©tifter ber Sinie, ber unfer !l)idbter angelbort; tl^at jtc^ bei 
ber @rflftrmung oon @ei>iBa burd^ ben ^eilgen gerbinanb 
\)etooXf unb vourbe bort bei SBert^eilung ber ben 9Äoren 
abgenommenen Sanbereien mit @ätern bebad^t. @inet 
feiner 92a(bfommen t^ermäl^Ite jid^ mit einer 3!od^ter be0 
eblen |)aufed @aat)ebra, »ol^er t)iele ©lieber ber gamilie 
deroanM biefen Flamen bem übrigen Ibi^J^g^fügt l^aben. 
8[u(^ in ber neuen äBelt breiteten jid^ 3^^fl^ ^^ ^a\x)fiU 
^ammed aud. 

3n ben erflen Sötten be6 16. Sa^rl^unbert^ finben 
voir einen 3uan be (Sert>anted atd (Sorregibor ber Stabt 
Dffuna. $ol^n beffelben war JRobrigo, ber um'd 3a^r 
1540 bie 2)ofia Seonor be Sortinad, ein (Sbelfr&ulein aud 
bem Orte Sarajad, l^eiratl^ete ; ed if} mit großer äBal^r' 
fdb^inlic^feit t>ermutlb^t tDorben, ba§ biefe eine Sertvanbte 



- 312 — 

btt 3fabel be Urbinci, ber erflen @attin M iope be ^^a, 
geit>ffen fei ; — ein intereflanter Umfianb, tt)eil er bie beiben 
großen SR&nner, 6en)atited unb iope be SJega, in ein*t>er^ 
n>(inbtfd^aft(ic^e6 Sier^altni^ bringen wärbe. 9Iu6 ber ge^ 
nannten @ll^e enßanb juerj} ein (SoI)n, 9tobrigO; bann 
folgten jwei 3Jlahä)en, 9(nbrea unb Sutfa. Xa^ iüngße 
^nb mar 9)ligue(, unfer !Dicbter, ber ju 9I(ca(a be |)enared 
geboren tt)urbe, wie neuerbiugd bnrc^ unjweifell^aft äd&te 
Documente erliefen worben ift. 2)er S^ag feiner ®eburt 
ifi nid^t befannt; getauft würbe erben 9. Df tober 1547. 

SBad man über bie 3al(>re feiner Äinbl^eit weip, be* 
fc^ränft ^ä) auf bie wenigen ^nbeutungen, bie er felbft 
gibt. @r fpric^t »on feinem frören |)ange jur 2)i(ibrtimji: 
„Seit ben jarten Äinberia^ren liebte idb bie fü^e Äunfi 
ber ^olben ^oefte.'' (SReife jum ißarna^, 6ap. 4.) Slud^ 
erjä^It er, er ^abe aW Änabe ben ?ope be fRueba fpielen 
fe^en, tt>a^ wal^rfc^einlici^ im Saläre 1558 in ®egot>ia, 
))ieQei(^t aber aud^ etwad fpäter in SRabrib ober einer 
anberen benachbarten <5tabt gewefen ift. !Der (Sinbrutf, 
ben bie6 ®(i^auf))iel auf ben jungen @ert)anted machte, 
gibt fic^ noc6 in feinen fp&tern ©d^riften t)ie(fa(^ funb, 
unb gab ^X€Utxä)t ben erflen 3ntpu(d ju ber befonbeven 
Steigung fär bramatifd^e Literatur, bie il^n fein gan$ed 8e^ 
ben l^inburc^ begleitete. 

3tn 3önglingda(ter bejog @ert)anted bie Unioerfit&t 
)»on Salamanca unb brachte jwei 3al)re bort )u, wie aud 
ben nod^ ^orl^anbnen @tubenten)oer}eid^niffen l^er)[)orgel^en 
foD. Die Documente hierfür »ermoc^te ber gewiffenl^afie 
9taoatxete freiließ nidbt beizubringen ; bie anmut^igen unb 
launigen Sd^ilberungen M gebend unb J^reibend auf biefer 



— 313 — 

UnitJerfität In bem Licenciado Vidriera, in ber (ia fin- 
gida unb bem aweUm Zheil be^ Don Dufrote fcfcefnen 
jeboc^ auf eigner Beobachtung ju berufen. SBa^rfdtffnUd^ 
ging aud ben Erinnerungen an biefe 3rit frater^fn auc^ 
bad fetfe ß^if^^nfpiel Ia cueva de Salamanca l^erDor. 

Tad poetifc^e Sialent bed 3üngnngd fdbefnt juerfi burdb 
ben 3nfln 8opej be |)o^od aufgemuntert worben ju fein. 
Diefer berühmte Seigrer, in beffen ©d^ule er einen Z\)eü 
feiner Sugenbbilbung geno§, würbe beauftragt, bie (Sebid^te 
für bie Jlobtenfeier ber ßlifabetl^ t)on 9SaIoi6 ju »erfaffen^ 
unb übertrug einen Zljdl biefer Strbeit feinen ©dbfilern. 3n 
ber S3ef(]^reibung biefer S^obtenfeier wirb SWiguel be (Ser^ 
^anM, oon bem ftc^ ein Sonett , eine @(egie unb einige 
fRebonbiUen barin flnben, 'oon bemSe^rer befonberd ]^ert)or* 
gel&oben unb fein t^eurer, geliebter ©c^uIer genannt. ®r war 
bamalö einunbjwanjig Saläre (ilt ®nmal aW 2)i(i^ter aufge* 
treten, »erfolgte er eifrig bie neue 33al&n, fd^rieb, wie er in 
ber Steife jum ^ama^ fagt. unjä^Iige fRpmanjen, ©onette 
iu 2)u^enben, unb wa^rfd^einlic^ aujd^ um biefe 3^i^ W^« 
bie Filena, in ber man einen ©d^aferroman nad6 Slrt be^ 
ÜRontomatjor unb @il ^olo t>ermutben barf. 2)iefe 3u* 
genbarbeiten ftnb fpurlod »erfd^wunben , wofern fxä) nid^t 
einige ber9toman}en in bem Romancero general erl^alten 
l^abeit »1). 

9lbex ein äußeret 9(n^a(td)>unft mu^te bem jungen 
2){(^ter, beffen IBerl^&Itniffe nie glAnsenb gewefen, jum Se« 

•0 ^an glauM, bie SXomange übet bie @tfftfu(^tr beten et in 
bet Steife )um $tatnafl etto&l^nt, tn einet be« Romancero »iebet gu 
etfennen, »elc^e beginnt: Yace donde el sol se pone. (S. bea 
Romancero t)t>n Ochoa^ @. 508.) 



— 314 - 

bfirfnl^ werbm ; er fanb xf)n in beni Prälaten 3uno Stcqua- 
t)it)a, ber im ^af)xe 1568 ald pipfHtd^er gegat an bcnfpa^ 
nifcSen ^of fam; trat, wenn nidbt ade Slnjeicfcen trögen, 
in bejfen 2)ienfie unb folgte iftm nodfe in bemfelben 3a^re 
natb 9tom. 3n einem folc^en SSerl^ältni^ lag bamaldnid^td 
bemütl^igenbe* ; felbfi eble unb t)ome^me fpanifcfte Söng^ 
finge »erfd^mäbten nidbt, in ben |)äufem ber ^a^^fie unb 
GarbinÄIe ju bienen ; ber Jrieb, bie SBelt jü feigen, bie er^ 
»orbene ©onnerfii^aft unb bie ?ludiiÄt auf fette ^frünben 
»erföl^nten mit ber untergeorbneten ©teflung. — 35ie (ebl^aften 
(Sinbrfirfe, totl^e biefe erfie größere Steife auf ben Serj)ante^ 
mad^te, geben ftd& nod^ in feinen frätern SBerfen funb, 
3m ^erftled gibt er ben beiben pilgern ^erianber unb a[u* 
ri^ela ben 2Beg burd^ SSalenda; Katalonien, bie ^rot>etice, 
nad^ 3ta(ien, ben er anfc^einenb felbft genommen unb be* 
lebt il^n mit ben eignen Slnfc^auungen. Sefonberd mu^ 
il^n Katalonien gefejfelt Ibaben, n>ad fic^ au6 ben genauen 
©dbilberungen bortiger 9iatur unb Sitte in ber ®alatea, 
ber 9{ot>etIe las dos doncellas unb bem !Don Ouirote 
(«liefen lä^t. 

©ein Stufent^alt inSlom toax nid^t i)on langer !Dauer; 
aber nacfej^altig in ber (Srinnerung. 3n einer feiner 9toi>ۆen 
(el licenciado vidriera) fprid^t er i)on „Slom, ber JBeltbe^ 
berrfd^erin unb JMnigin ber ©tftbte. SBie man t>on ben 
«lauen bed ?3»en auf feine ®r6^e unb @ett>alt fd^lie^t, 
fo erlennt man bie i)Ott Slom an ben ©rudbfiudten wn 
SRarmor, ben gefiflrjten Sogen unb jerfiorten SSäbern, ben 
!t)r&d^tigen Säulengängen unb großen 9(m))l^itl^eatern , unb 
an bem (^eiligen Strome, ber feine Ufer burd^ jal^Bofe Sic- 



- 315 — 

Kquif n yjon ÜÄärtj^rerrt l^ciligt , We il^r ®rab in felnf n 
SBeHen fanben.^ 

ßenoanted »ertaufd^te na^ furjcm SBeilm in bem 
^aufc be6 Prälaten bad füKcre geben mit bem ©olbaten* 
fianbe ; ^benn bie SBaffen", fagt er, ,,tt>enn gleid^ fle 3ebett 
jieren, fiel^en bod^ t>or etilen benen rooijl, bfe eblen 93(uted 
flnb." Qx biente unter ben fpanifd^en 2;nH)^)en , bic ba* 
maW in 3talien fo ja^Ireicfe tt)aren. ©ein 8ett)ö]^nlid&e6 
©tanbquartier war 3ttaptl 9Son l&ier fegelte er im S^^re 
1571, a(d bad gro^e ^(ufgebot )um ^am^f bed ^euje^ 
gegen ben^ölbmonb erfdboU, nad& 9Ref(tna, bem ©ammel* 
plaft ber tjerfcfeiebnen @efcftn>aber. (Sr biente ald gemeiner 
Sotbat in Nr ßompagnie beö Diego be Urbina, folgte ber 
^vereinigten glotte unter 95efel^t bed 3t)l&ann t>on Oe^eid^ 
in bie ®en>Sjfer \>on gepanto unb nal^m tl^ätigfien Zf)eH 
an bem Stam\^fe. (Sr lag bei'm 95eginn ber ©d^Iad^t am 
gieber franf, »e^l^alb i^n ber Hauptmann unb feine (Sa^ 
meraben ftberreben wollten, ru^ig in ber ßajöte ju bleiben } 
er aber erwiberte, er wolle lieber fftr ®ott unb feinen 
itönig fierben, ald burd^ geigl^eit feine ©efunbbeit erlaufen, 
unb bat ben 53efel^WI&aber, i^m einen ^ojien auf bem ge* 
fal(irt)oDfien $la^e anjuweifen. Died warb gew&l^rt unb 
nun fÄmpfte er aW einer ber Xapfex^en unter ber ^ann^ 
fc^aft M ©d^iffrt , bie aOein 500 Surfen töbtete, bad 8lb* 
miralfclbiff t>on Hleranbrien enterte unb We 9leg(fpüiäit 
Keid^fafine eroberte. (Ser)oante6, bem geftigflen Seuerau^^ 
gefegt, warb tjon brei ©d^üffen getroffen , i)on jWeien in 
bie 9mf}, t)om britten in bie linfe ^anb , Me er burd^ 
biefe 3^rfd^metterung gänglid^ t)frlor. ©tatt aber biefe 93er^ 
fiämmelung hn beHagen , red^nete er fte fidb )ur ^kxbt, 



- 316 — 

„tt)ei( er fte bei ber glorreid^fien 9?ffle6enl^eit, bfe J)fr9angeuf 
3al^r^unbertc fallen unb ffmftfg fe^en werben, bat>on9e* 
tragen f)aU^ ^^y- Der benfwürbfge 7, Oftober 1571 
fd^eint Immer ein ?id^tl)unft unter ben t>if (en trüben drin^ 
nerungen feinet gebend gewefen ju fein; noc^ in feinen 
legten ^a1)X€n fagt er in ber JReife jum $arna^: „Wtdn 
S3Ii(f fiel auf bie obe glädbe bed 9Reere«, ba6 mir bie l^e* 
roifcfce Zl)at be6 I)eroifcljen Don 3uan jururfrief, tt)o lä) 
mit bobem ©olbatenrul^m, mannhafter Siapferfeit unb f)oi)^ 
no^)fenber SSruft, tt)enn aud^ auf geringem Sofien, Z\)eH 
am ©iege b^tte." — 2Bie audgejeid^nete 2!apferfeit er be* 
n>iefen baben mu^, fann man barau6 abnebmen , ba^ 3o^ 
l^ann »on Oefireid^; aW er am Siage naci^ ber ®cbl<^^t 
einen Umgang burd^ bad ^eer l^ielt, ben (^tvoanM befon^ 
berd audjeid^nete unb ibm ju bem gen)obn(ic]b^n ®o(be eine 
bebeutenbe 3ugabe ju jal)(eit befabi. 

SRan mi% wie tt)enig ber ©ieg j)erfo(gt würbe. 3)er 
geinb ber (Sbnfienbeit (ernte fd^on bamatö bie fleinlid^e 
©efinnung ber dbrifUidben ^errfdber aK feine treufie S3un* 
bedgenoffin fennen: ^b^KpP ^' befal^I feinem ^albbruber, 
nadb 9Ref(tna jurüdtjuf eieren , wo bie flegreidbe glotte mit 
großen ^eßlid^feiten empfangen würbe. @er)>ante6 warb 
wegen feiner SBunben in*d ^ofpital gefd^afft, blieb aud^, 
WÄbr^ttb bie meifien S^ruppen in'6 3nnere t)on ©idlien 
))ertl^ei(t würben, in ÜReffina; b{6 er im Srfipng be6 foU 
genben iaf)xe^ unter bem Regiment gigueroa t>ott Steuern 
in ben SCrc^ipel fegelte, wo er an bem t>erunglfidften ©türme 
auf 9{at)arin 3:i(fe{( nal^m. Die ganje @r))ebition fd^eiterte, 
unb bie glotte febrte im 9?oj)ember nad^ SReffina {urfidf. 



— 317 — 

2)er nun folflenbe SBintcr »erging unter neuen Stü^ 
fiungenj ber unerwartete Slbfaß ber SJenetianer aber löfie 
We 8Jga auf, unb bie fpanifc^e Seemacht aDein tt)arb für 
einen Stngriff auf bie türfifd^e nid^t genügenb erad^tetj 
um fle ju ettt>ad ju gebraud^en, n)arb eine Sr))ebition ge^ 
gen ilunid befd()(ojfen. 2)er Äönig bejn)erfte hierbei blo^ 
bie Snt^ronung be^ Sllud^ M ju ©unfien beö 5Kule9 
5Kal^omet; Sol^ann t>on Deftreid^ aber, ber ben Dberbe^ 
fel(|l übernahm, ^offie, fid^ eine unabl^ängtge ^errfc^aft in 
9(frica ju grünben, n)0)u il^m bie S^ermittluhg M ^ap\M 
jugefagt war. Äaum toax bie glotte in ©oletta gelanbet, 
a(d 8en)o^ner unb 9efa$ung )oon Siunid ®tabt unb ^e^ 
jiung »erliefen} bal^fer genügte ein SRegiment erprobter 
Solbaten, unter benen wa^rfc^einlid^ 6en)antec( voax , um 
beibe einjunel^men. !Don 3o6ann grünbete ein neued ^ort, 
na^m Siferta ein unb fe^rte , unter 3urüdEIajfung eined 
Zf)tH^ feiner 9Rannfd()aft, nad& ©icilien aurüdf. Die 6om^ 
pagnte, bei weld^er QevoanM flanb, warb nac^ @arbinien 
»erfe$t, blieb bort ben SBinter »on 1573 auf 1574, unb 
warb bann in'd ©enueftfd^e berufen , wo Unrul(|en audge^ 
brpd^en waren. 2)iefe im ^aum ju l^alten, war 3)on So- 
dann üon ber Sombarbei au6 bemüht; ^ier aber ^orte er 
öon Stüfhtngen ber S^ürfen jur SBiebereroberung 'oon Siunid 
unb ®o(etta, fc^ifte {ic^ unb einen 3:^ei( feiner Xxvippen 
C(5en>ante6 unter il^nen) in ©pejia nad) SReapel unb SRef^ 
ftna ein, unb fegelte t)on ^ier nac^ ber africanifd^en Sü^e 
ab. Sin Drfan brachte jebod^ feine ©aleere bem Unter* 
gange nal^e unb trieb il(|n an bie {icilianifc^e ^fle jurüd. 
Unterbeffen waren ®oIetta unb Siunid nac^ tapferer SJer* 
tl^eibigung )[)erIoren gegangen; mit il(|nen'bie «Hoffnungen 



- 318 — 

2)on ^o1)ann% @ett>anted blieb unter bem Sefe^l be^ 
^erjogd ^on ®efa in @ictlien; aber nid()t lange me^r; 
tl^eitö t)on @el(|n|U(j^t nac^ bem äSaterlanbe getrieben, t^eitö 
mi^mut^ig über bie geringe $(nerfennung, bie feinen !£)ien^ 
flen geworben war, bat er im (Sommer 1575 um bie dr^ 
laubnip, nad^ Spanien jurüdFiufe^ren. Siefe toaxb i^m in 
eftrenöoßer SBeife» !I)on 3ol^ann, fo wie ber ^erjog t>on 
®efa ))erfa]^en i\)\x mit (Smpfe^lungdbriefen an ben $onig, 
in benen fie auf 8efdrberung eined fo toerbienten ^anned 
brangen, ber jtd() bie Sichtung feiner SBorgefe^ten n)ie feinet 
ßameraben erworben ^abe *^)* 

3n fo ^ofnungdreic^er ^udftd^t befiieg devoante^ in 
Neapel bie fpanifc^e ®a(eere el Sol; mit i^m fein ^riiber 
älobrigo. Slber bad SSSieberfe^en ber erfe^nten ^eimat^ 
lag i^nen ferner, M fie glaubten* 3^t 6(^if geriet^ am 
26. September 1575 unter ein $((gierifc^ed älaubgefd^wo^ 
ber, warb na^ tapferem 9ßiberflanbe gefapert unb ald 
93eute nad) Algier geflirrt. (Ser))anted fte(, bei 93ert^i^ 
lung ber befangenen, bem !DaIi ÜRami, einem grie^ifd^en 
älrnegaten, ju. !X)iefer glaubte, wegen ber bei i^m ge^ 

**) ^ie dtUhiiifft m&^ttnt fetnev itrieg^Oienfle fowoi^C aU feiuev 
^ef^ngenfc^aft, ju ber mit nun fommen, ^at (Seroanted tfftitvoti^f in 
toie 9looeQe ^om befangnen etngeflüd^ten, (i€ ift aber ein Sirrt^itm, 
in toe((^en bie meiflen feiner ^iogra)}^en gefallen f!nb, alle bie tomatt« 
haften Gegebenheiten, bie bort ergäl^lt »erben, a\e fo t)iele bem @er« 
oantee felbß gugeßogene angunebmen. 9laoarrete bat bae üBerbteuß, 
biefe )»er)Qorrenen ^DarßeUungen fritifd^ geftcbtet unb bie ^ebendge« 
f((fi(bte bee @ert)ante0 auf ]^iflorif(be ^ocumente gegrünbet }u l^aben. 
3^m flnb toir burcbge^enb« gefolgt; bie Urfunben, auf bie fic^ bie 
(Briöl^lung ^&tt, foMnten ^ier nid^t angeful^rt »»erben; fie finb in btn 
Htt^ftngen M treffii(|^en 9lavarrete'fc^en SBerfeö ooU^änbig abgebritctt. 



— 319 - 

funbeneu ^Briefe an $^i(i)))) IL, in feinem ^cla^m einen ber 
»ornel^mflen c^rifUid^en älitter ju be{t$en unb äber^Aufte 
i^n, in ber Hoffnung, ein f)ol)t^ Söfegelb ju erpreffen, mit 
^i^l^anblungen. $Iber ber ful^ne 6ert)ante6, flatt {ic^ ein^ 
fc^öc^tern ju laffen, brittete über^I&nen jur eignen fotpobi; 
ald jur ä3efreiung feiner äJlitgefangnen, unb ermunterte fle 
iu einem Slu(^tt>erfud^e naä) Dran; f(^on waren jie qlüäs 
lid^ aud Sllgier entfommen, aber ein SRobr, ber {ie )u 
fähren ^erfprod^en, n)arb }um SBerrat^er, unb jle mußten 
)u fc^limmem SRi^^anblungen In ben Werfer auräcffel^ren. 
ßenoanted, aW Slnjiifter, warb am l^arteften geflraft ^). 

®ner ber ©efangenen, ber feine grei^eit erfauft l^atte 
unb nad^ @)>anien juräcffe^rte; überbrachte bem SSater bed 
(Senoanted bie ^nbe t)on bem @d^icffal ber beiben unglucf^ 
liefen ®öl^ne* !£)er brat)e ®retd t)erpfanbete fogleid() fein 
ganjed 93ermögen, nic^t beac^enb, ba^ er ftc^ felbfl unb 
feine Abdge gamilie l^ierburdb in bie gropte iDärftigfeit t)er^ 
fe^te, unb fanbte al^balb eine nid^t unbetr&c^tlid()e ®umme 
nac^ 9(Igier. @o n)urben bie &bf)nt in ben Staub gefegt, 
über il^re Steilaffung ^u unterl(fanbe(n ; aber 2)a(i Stami 
forberte fo l^o^ed Söfegelb für SRiguel be detoantt^, ba^ 
biefer bie «Hoffnung auf bie eigne 93efreiung ))ereite(t fal^; 
unb feinen Slnt^eil an ben überfd()icften SRitteln an feinen 
93ruber ^brigo überlief, beffen Srei(affung er fo im %u^ 
guji 1577 bewirfte. Slobrigo muf te bei feiner äbreife t)er* 
fpred^en, bie 9lu6rüftung einer glotte in SSalenda ober auf 
ben Solearifd^en 3nfdn ju betreiben, bie jur Sefreiung be6 

**) Btoti A^nlic^e Sttt(^ti9evfu(^e ber Gl^ri^eitfciaven fc^tlbett er 
in Üem ^(^aufpiel el Trato de Argel. 



- 320 - 

Sruberd \xnt> anbetet S^rifletifclaoen an ber Slfdcanifd^eit 
Äöfie lanbcn fofltc. ^nt ScnDcrffießiaung tiefet Jlnfc^lagd 
waren blc ©riefe eined »ornc^men, Jn 3llgter gefangenen 
Spanier^ aud bem |)aufe 3((6a be^ftl^id^. @en>anted batte 
Wefen ^lan feit lange in folgenber Slrt entworfen. SBefilic^ 
»on Sllgier an ber SReeredfüjie lag ein ©arten, ber bem 
aieaiben pa^an geborte. Der Sluffe^er biefed ©runbftficfö, 
ein 9lat>areflfc^er ©claj)e, ^atte am entlegenften ^nftc 
beffelken eine ^o^Ie angelegt, in ber er, auf S^eranlaffung 
bed (^efoanMf fd^on feit bem gebruar 1577 mehrere 6^ri* 
fien »erjierft ^ielt. 5Raci^ unb nad^ mehrte ftc^^ bie 3«^! 
biefer ^lA^tiinge unb im September gelang ed aud^ bent 
ßeroante^; feinem ^errn ju entfommen unb ftd^ ju i^neit 
)U gefeDen. dt f)atU ben St^itwnh, wo bie oerfproc^ene 
gregatte erfd^einen mu^te, rid^trg bered^net. Sie langte am 
28. September an, ^ielt jtd^ ben Siag über »erborgen, na* 
ijtttt {tc^ in ber 9{ad^t bem ©arten unb gab ben ©efange^^ 
nen bad erl^arrte ^exi)en. ^n biefem 9Koment aber er^o* 
ben etUdbe 3»o^ren, bie jufafiiig in ber fH&\)c waren, einen 
gdrmruf; bie gregatte jog jid^ iutüi, mad^te balb barauf 
)War einen jweiten Serfud^ )ur Sanbung , war aber bei 
biefem »oHenbd unglucflic^ unb fiel ben Wto\)tm in bie 
i^änbe. 

6en)ante^ unb feine ©efäbrtenJ^ofjlen nod^, ftc^ in 
ber |)ö^(e t^erßedft galten )u fönnen, bid ftc^ neue 9(ud{ic^t 
)ur %ln(f)t barbote. 9(ber ein Stenegat, 9{amend el Oora- 
dor, ber )oon Anfang an in il^r ©e^eimni^ gebogen war, 
verriet!^ fie an ben ßönig ^affan, ber ein äted^t auf aQe 
entlaufene ®cla^m ju ^aben bel^auptete , unb bie ©ele^ 
genl^eit, feine Äerfer au füllen , begierig ergiff. Sin Ztnpp 



— 321 — 

@o(batm mu^te ben ©arten bed Sdcatben Raffen befe^eit, 
in bie |)öl;(e bringen unb bie Sluc^tHnge gefangen nel^men. 
6ert)anted erflarte augenblidlid^, er l^abe bie Uebrigen jur 
%l\x(S)t i>cxUiUt nnb fei allein firaftt>ürWg. 2luf bieö ®e^ 
jiänbni^ ttjarb er, mit Letten belaben, unter ©d^mäl^ungett 
unb ^Ki^^anblungen bed turfifd^en ^obetö; j)or ben Äonig 
geführt, ber il^n balb mit 8iji unb ©c^meid&etoorten , balb 
mit fiird^tbaren 2)rol^ungen jur 2lngabe feiner aRitfc^uIbigen 
ju bettjegen fucöte. @d tt)ar namlic^ barauf abgefe^en, ben 
5ßater Sorge Dliüar, ®cIaj)enau^Iofer für bie Ärone Sfra* 
gon, in bie ©d^ulb ju y)erjirirfen. Slber Seröanteö blieb 
bei ber SSerftci^erung, er fei ber einjigc ©d^ulbige. 

Unterbeffen brang ber Jficaibe ^affan auf ^arte 95e* 
firafung ber glöd^tlinge, unb mad^te . burd^ eigen^anbige 
@rbrof[e(ung beö ©artnerd ben Slnfang baju. ©leic^ed 
Sood ttjürbe bem Seryjanted unb feinen ©efS^rten gett>or^ 
ben fein, ttjenn nic^t bie |)abfuclbt be« Äonigd feine ®rau^ 
famfeit überwogen Ijidtte* !Die SRürffic^t auf baö ju er* 
wartenbe Söfegelb erl&ielt ben ©efangenen baö Sebenj aber 
fte würben in einen fc^eu^lid^en Werfer geworfen unb mit 
SKip^anblungen über^uft. 3)ie ©d^ilberung, bie ^ater 
|)aebo t)on ber ©efd^affenl^eit biefer ©efängniffe unb t)on 
ben ©raufamfeiten beö Äönigd ^affan entwirft, erwecft 
©c^auber. Der Äerfer bed ßeröanted war einer ber 
fc^Iimmfien in ganj Sfigier. 

3n biefer trojilofen Sage, tagKd^ S^wfl^n ber SRi^^anb* 
lung ober Einrichtung eineö ©efä^rten, unb fiünblid^ bem^ 
felben Soofe audgefe^t, fuc^ten bie ©efangenen, meift 
<Bpaniex, burd^ Erinnerungen an i^re fc^öne ^eimatl^, 
burd^ ©piele unb S^änje, wie fle jeber Qpaniex liebt, bie 

@efd». t. ixt in ®PM. i. aSD. 2i 



- 322 — 

iCrangfale ber ©egentDart ju erl^eitcru. Sie ftarften ftc^ 
an ben ©ro^t^aten i^rer 9Jorfal()ren, bie fte tt>ccl&feln>eife 
in 9lomanjen befangen, feierten bie l^eiligen gefie il^ret 
9{e(igton, unb ergo^ten fiä) an bramatifc^en 93orfieIlungen. 
60 allgemein war bie 2:i(|e{(nal^me an bem aufbl&l^enbett 
Sd^aufpiel geworben, baf ein bunHer @clat>enjn>tnger 
jnr Sü^ne warb } fo tief waren bie 6om6bien bed 2opt 
be ätueba in'd ^erj bed SBolfd gebrungen, ba§ 3al^re lang 
bem SBaterlanb Gntfrembete i^re fd^onjien ©teilen ju red»^ 
tiren wußten ^^), Unb nod^ in anberer S3ejiel^ung fte&t 
ber Äerfer 'oon Sltgier mit bem fpanifc^en Sibeater in SBer^ 
binbung. ^ier empfing ßerüanteö ben Äeim ju jweieti 
feiner ©d^aufpiele, weld^e bie Seiben ber c^rifilid^en ®e^ 
fangenen fd^ilbem, unb, juerji »on iopt be 9Scga in ftineti 
Cautivos de Argel nac^geabmt, SSeranlaffung }u einer 
Steige a^nlid^er 2)ar{lellungen gaben. 

Da6 9Serung(ücfen ber frühem 33efreiungdt)erfu(^e 
^atte ben @ert)anted nic^t eingefd^äd^tert 3 mit bem Unge^^ 
mac^ fiieg bie ©ebnfui^t, ed abjufc^ütteln; „benn bie 
grei^eit," fagt er, „ifi eind ber folilic^ften ®üter, bie ber 
|)immel ben ÜÄenfc^en gab, unb für fte, fo wie für bie 
@l^re, barf unb foQ man bad Seben wagen ; bie ©efangen« 
fd^afl aber ifl bad grd^te Uebel, bad einen ÜKenfd()en treffen 
fann," (Sin aWol^r würbe gewonnen, Um ©riefe bed Ser^ 
»ante« an ben Sefel^ld^aber t>on Dran ju überbringen ; 
burcö biefe foHte ein neuer aSerfud(), fld^ unb nod^ brei an^ 
bere ©efangene ju befreien, eingeleitet werben. Jldein ber 

**) Cervantes, los Batios de Argel, jorn. 8. — Märmol, 
Vida del P. Gracian, P. 2, c. 7, pag. 80. — Haedo, Üiälogo 
»•, f. 154. 



— 323 - 

S3ote tt)urte aufgefangen unb auf33efe^l be^ ^onig^ i)ajfan 
gefpie^t, 6er))ante^ aßer al6 ^u^fteUet ber gefunbenen 
S5riefe ju jwritaufenb ^eltfc^en^ieben j)erurt^etlt} bie Slu^* 
fu^rung be^ le^tern @pruc^e^ aber untetbliel) auf t)telfac^e 
giirbitten für ben eblen'^cIaJoen^ — eine 3Rilbe, bie um fo 
auffallenber war, atö um biefelbe 3^it brei anbere ©))anier 
wegen eine« al^^nlid^en JBerflebend l^ingeri^tet tt)urben, unb 
bie ftc^ nur aud ber ^odbad^tung erflärt, bie ein großer 
(Sl^arafter in jeber Sage be^ gebend erjn)ingt. 

®n neuer, nod^ umfaffenberet ^an, im (Septem^ 
ber 1579 angelegt, warb burd^ einen !I)omimcanermöncib 
^erratl)en. |)ajfau, um bie Oefaugeuen auf ber ^f)at er^ 
tappen ^u fonnen, ftettte jtc^, ald wijfe er j)on nic^td 5 bie 
<S^riften jebod^ argwöl^nten balb, bap i^r $Ian j)errat]^en 
fei. Sin SJalencianifd^er, in ?llgier anfajfiger Staufmann,. 
ber ben ßbnfien feine Seil^ölfe jugefagt l^atte unb nun 
für fein geben unb SBennögen jitterte, bot SlUeö auf, ben 
6ert)anted ju fc^Ieuniger glud^t auf einem Schiffe ju be^ 
jiimmen, bamit i^m bie golter fein ©efianbniß abpreffen 
möchte. Slber biefer, unterbeffen fc^on feiner .^aft entfommen 
unb im ^aufe eined greunbed »erfterft, t)erfc^mäf)te, fxij 
atletn ju retten unb feine ©enoffen in ber @e^af)x jurürf^ 
gulaffen, fud^e ben Kaufmann ju beruhigen unb fc^wur, 
Weber goUer noc^ Sob foUten ü)n jur 2lngabe feiner @e^ 
fal^rten aw>5ngen, Unterbeffen warb in ben Straßen j)on 
?Hgier ein 33efe^( bed Sultan^ jur 2ludlieferung bed ©da* 
»en Sert)anted aufgerufen unb jeber ^d)Ux bejfelben mit 
bem S^obe bebrol)t. ©ogleid^ befdbloß ^^^ glüc^tling feinen 
greunb t>on ber ^SSerantwortlic^f eit ju befreien, unb melbete 

fic^ bei'm ^önig. 2)iefer, um i^n befto me^r eingufd^üd^tern, 

«1* 



— 324 — 

He§ i^m einen Strirf um ben ^al^ le^en unb bie ^anbe 
auf ben Slfirfen binben, aW foßte er aufäefnüj)ft ttjerbeu, 
unb t)erian9te, alö einjigen SBeg jur Slettung, bie Slngabe 
feiner SOtitfc^ulbiflen. (Sert)anteö aber blieb ftc^ flleici^; 
t>erfic^erte be^arrlid^, er allein b^be entfliegen xooüm, unb 
gab jule^t noij "oiex (Spanier ald S^^eilne^mer an, bie 
aber furj jut)or fcfton i^re grei^eit erfauft t)atte}x. !Die 
gilrfprad^e eineö bem Ser^ante^ genjogenen SReuegaten 
bewog ben ^önig noi) einmal, bem Sträfling ba^ geben 
gu fd^enfen; bod^ liep er ibn .in ben Äerfer beö ^atlafted 
n)erfen, an |)dnben unb gü^en fejfeln unb auf'ö fc^arffte 
bewachen. 

So Hingt romanhaft unb la^t jtd^ bod^ nac^ tjorlic*- 
genben S^i^öwiff^« ^) ^^^m bejweifeln, bap (Sen)antcd 
nun einen ^lan entmarf, ber alle übrigen an ^ä^n^eit 
übertraf. 2)iefer ging ba^in, einen 3luffianb ber S^rlften:=^ 
fflat>en in Sllgier ju erregen, jtc^ ber ©tabt ju bema^^ 
tigen unb fte ^^ilipp 11. ju überliefern} unb Sert>an^ 
te6 fd^eint tro^ feiner firengen ^aft SRittel gefunben jn 
baben, auf Slu^fü^rung bed öernjegenen Slnfd^lagö f)iniu- 
tt)irfen. 9Bie weit ba^ Unternehmen gebief^en, ob eö förm^? 
lid^ entbedtt unb burc^ welcbe 5Kittel e^ vereitelt n>orl)en, 
iji nid^t Aar. ®mi^ i% ba^ Äonig ^affan ben Seri>anted 
aW ben fübnfien unb unterne^menbften aller feiner (Sclaöen, 
^on bem er baö ©d^limmfie ju befürd^ten l^abe, fannte. „Um 
meine ^auptftabt, meine (geladen unb meine Sd^iffe jn 
fld^ern," pflegte er ju fagen, „mu^ xä) biefen j)erjiümmetten 
©panier tt)obbertt)at)rt galten." Deffenungead^tet bebanbelte 
er i^n mit ungewö^nlid^er aWä^igung. „®n Sinjiger," fagt 

••) <B, Navarrete, pag. 366. 



- 325 — 

(Sertjanteö felbfi, ,,fatn gut mit t^m a\\^ , ein fpanifd^er 
Stieg^mann, Sffamen^ (£aat)ebra, bem er, obgldcf) er2)ittge 
ti^at, bie lange 3cil&re im ©ebäd^tni^ ber bortigen ©ntt)o]^' 
ner leben werben, nnb aüe, um feine ^reil^eit ju erlangen, 
bod^ nie einen ©torfßreid^ gab, no* geben lie^, noä) ein 
böfe« 9Bort fagte, tt)a^renb Sitte, unb er felbfi, mel^r al« 
einmal filrd^teten, er werbe il^n für bad geringfte üon bem, 
wad er tl^at, f)>ie§en laffen. 

aSJÄl^renb fo mannigfaltiger, aber t>ergebltdber SSerfudbe 
be^ Sert)anted jur SBiebererlangnng feiner greilbeit ^atUn 
feine 58ertt)anbten in 5Wabrib auf bajfelbe 3irf i^ingearbeitet. 
SQ3a^ an eignen Wittein fel^lte, fu*ten jte burc^ 9Sertt)en^ 
bungen bei'm Äonig ju erfe^en; ju biefem ^toei foKte ein 
3eugni^ ber frühem ^ieg6cameraben bed (Seröanted über 
bf ffen SSerbienfte, unb ein @m^)fe^lungdfcöreiben bed «^erjogö 
t)on ©efa bel^ülflid^ fein. JRobrigo, ber SBater, war gejior^ 
ben unb l^atte bie ©einen in bitterer Slrmutl^ jurürfgelaffen 5 
bie Unterfiü^ung t)on ©eiten bed .^ofed war lau; unb fo 
fonnte ben ©clat)enau^l6fern , bie im Wtai 1580 nad^ Sß* 
gier abgingen , nur eine geringe, ©umme jur Sluölöfung 
bed ebelfien ©efangenen mitgegeben werben. $)affan l^atte 
unterbeffen bie ^errfdb^P ^^>^ Jllgier an einen anbern 
^afd^a abtreten muffen unb war nad^ Sonflantino^jel ju* 
rüdfberufen worben. (Sen»ante^ war unter ben ©efangenen, 
bie er mitfc^le^)^)en wollte, unb befanb fld^ fd&on auf einer 
fegelfertigen @aleere, afö bie ©clat)enaudlöfer anlangten; 
feine Sodfaufung alfo, wenn fle überl^au)>t gefc^el^en foHte, 
burfle nid^ aufgefd^oben werben. !Dad »erlangte Söfegelb 
aber überfiieg um mel^r aW ba^ !Doppelte bie mitgebradbte 
©umme; enblidb iebodb gelang e^ bem ^ater ®il, einem 



— 326 — 

bet SRebf m^toren, tl^etl« bic festere inxd) Slnleii^en ju erl^o^ 
Jbcn, t^eild Me gorberungert |)affand l^erabjuftimmen , unb 
6ert>antfd erl^idt am 19. Septmber 1580 feine %xe\\)eit 

5?et)or er nadb <g^)anien jurü(ffel)rte , fucbte er auf 
unwfberfpred^Iid^e Sffieife eine JReil^e t»ott SSerläumbungen, 
bereit D^fer er genjorben tt>ax, jurücfjuweffen. I>er Xo* 
mfnicanermönd^ nämlfc^, ber ben legten ^Iuci^tt>erfitci^ t>er* 
ratzen unb baburd^ ben ^ajß aller ß^rijien auf jtd^ gela^ 
ben l^atte, fuitte nun ben unglurflid^en Shi^gang jeue6 
Unternel)mend bem 6ery)antfd aufjuburben unb l^atte "oeu 
fc^iebne B^wgen jur Slu^fage gegen i^n befiocben. Um jeben 
SBerbac^t biefer Slrt Vion borne l^erein ju entfraften, erbat 
fldb ber SBerl&umbete, ein geridbtlic^ed S^^'g^ip ^oii H'f 
feiner SWitgefangenen, fammtlid^ audben ebelfbn fpanifcfceu 
gamilien. 3^te Sludfagen enthielten einjifmmig bie glan^ 
jenbflen gobreben. !t)on 5)iego be 93enat>ibe6 erflarte, gleid^ 
bei feiner Stnfunft in Sllgier l^atten ll^m t)erf^iebne Gl^ri^ 
fien ben Serüanteö ald einen anwerft trefflid^en / eblen unb 
tugenb]()aften ?IWann bejeid^net, unb er l)abe in il^m SBater 
unb 5D?utter wiebergcfunben. ?uiö be ^ebrofa fagte au6, 
ed feien iiioax t>iele vpadfere JRitter in Sllgier gen^efen, aber 
feiner, ber feinen ?Witgefangenen fo t>ie( ®uted ern)iefen 
l^abe wie @ert)ante^ 5 aud^ jeige biefer in allen Dingen eine 
ganj eigne Änmut^, unb fei fo geifitjott unb gewanbt, bafr 
nur wenige ÜÄenfdben i^m gleich iu fietten feien. 

SRad^bem er fo bie SBodl^eit feined SBer(äumber6 ent* 
fräftet, f($iffte ftc^ Ser^ante« am 22, Dftober ein „um/^ 
wie er fagt, ,;ber größten grenbe entgegen ju eilen, bie man 
in biefem ?eben ^abfn fann, nftmli^ ber, na^ langer ®e- 
fangenfd^aft ftd^er unb gefunb in'« ^aterlanb jurudju^ 



— 327 -^ 

festen 5 benn e« gibt", fugt er j^inju, ,;auf @rben feine greube 
gleid^ ber, We t)erIorene grefl^eit tt)ieber ju flewfnnen." 

3n ber ^eimatl^ auflelanflt, jwaitfl i^n bie ÜJürftig* 
feit feiner gamilie, üon SReuem Äriegdbienjie ju nel^men- 
@r trat unter bie ft^anifd^en JEruppen, bie tamate bad 
immer nod^ nid^t t)6nig unterworfene Portugal befeftt \)ieU 
ten, unb unter benen jtd^ aui^ fein S5ruber 3lobrigo be^ 
fanbj nai&m mit il^m in ben 3a^ren 1581 unb 1582 an 
ben (Srjjebitionen gegen bie Stjoren 2'l^eil unb ^alf im 
©ommer 1583 bie 3nfel JEerceira erobern unb bie legten 
Slnl^änger be^ $rior^ t)on Dcrato jerjireuen. ©enauere 
SRad^rid^ten über biefen JEl^eil feinet gebend mangeln; in 
benfelben 3af)ren fd^eint er aud^ me 3rit lang in Dran 
gefianben ju l^aben, .unb »a^renb feiner t)erfd^iebnen Stuf^ 
entl^alte in Portugal in ein 8iebedt)erftanbui§ mit einer 
bortigeh 2)ame getreten ju fein, bejfen gruc^t eine ilod^ter, 
3fabel be ©aat»ebra, war. 

?)er 8ärm bed Äriegd t>ermod^te bie 9Wufe nic^t ju 
t)erfc^eud^en , t)ielme^r fd^eint um biefe 3^it bie Siebe |ur 
^oefle, ber er felbfi in ben Äerfern t)on 3Hgier nic^t ganj 
untreu geworben war ^^), mit neuer ©tärf e in @en>anted er^ 
wad^t JU fein* 3m 2)range bed bewegten ©olbatenlebend l^atte 
er einen ©d^äferroman, ©alatea, gebid^tet, ber nod^ wenig 
origineKe ©d^ö})^ngdfrafit ^omletf) unb flc^ nid^t eben 
gludHid^ an bie SBerfe M SRontoma^or unb ®H $o(o 
fc^lof, I)ie ©alatea erfc^ien gegen Snbe be« 3a^re« 
1584. Um biefe 3eit befanb ftd^ 6ert)ante« in e«quiüia«, 
wo il^n bie Siebe ju einer 3)ame üon angefe^ener gamilie 

*0 ^aS @eri'ante« in 9(lgter $erfe gemad)! ^at, ge^t au0 bein 
3eugiiig te« ^. SCntonio U @offl ^etüor; bei 9'la»artetf, €. 56. 



- 328 — 

fcffeltej jle ^iep IDoüa Satalina be ^alacio^ ©alajar 9 
ajojmebiano} wann er jie fenncn gelernt, unb ob er fie 
unter bem Slamen ©alatea gefeiert \)at, mu^ bal^ingefteUt 
bleiben 5 er t>ermaWte jld^ mit i^r am 12.December 1584, 
trat au« bem Ärieg^bienji unb lie^ itd& in (Söqui^iad 
nieber. 

!Die 9?&^e tjon SKabrib erlaubte if^m ^auftge ateifen 
bortbin, brad^te i^n mit t)erfc^iebnen naml^aften Dichtern 
in freunbfd^aftlic^e SBerbinbung unb führte i^n in ba« lU 
terarifdbe Seben ber |)auptjiabt ein. SBal)rfc]^einlici^ tt>arb 
er SKitglieb einer jener poetifd^en ?Uabemien, bie, ben (ta- 
lienifc^en nadbgebilbet , fdbon unter (Sari V. in Spanien 
entjianben waren. !Die gewonnene 2Kupe t>erftattete il&m, 
flc^ mit ganjem @ifer ber ^robuction ju wibmen, unb Mefe 
ber bramatifd^en 5ßoejte jujuwenben, t)ereinigten jtc^ äußere 
Umjlänbe mit bem inneren !Drange 5 benn bie©orge für ben 
Unterhalt feiner gamilie notl^igte il^n, feine literarifcfte Zf)a^ 
tigfeit jur Erwerbsquelle ju mad^en; nitc^S aber öerfpracj^ 
bei bem fiar! erwachten ^ange beS SJolW jum Ji^eater 
beffern (Srtrag, aW bie ?tbfajfung braud^barer SSü^nenftüdfe. 
2)ad frülijie feiner ©d^aufpiele, el trato de Argel, fdf^eint 
fd^on balb nad^ feiner 9iudftel)r auS Sllgier, etwa im 3a]^rc 
1581, iur 2)arpeKung gefommen ju fein. |)ieran reil^te 
fld^ fobann, öornämlid^ feit 1584, nod^ eine beträdbtlic^e 
3a]^l anberer Dramen, beren Sluffül^ning, nac^ mel^rfac^cn 
3eugniifen, bebeutenben Grfptg l^atte^s). 

ÜJeffenunerad^tet reidbte ber Ertrag beS (Somöbien^ 
fc^reibenS für ben Unterl)alt bed @ert)anted unb feiner ga^ 

*>) Suurez de Figueroa, Plaza universal. — Rojas 1. c. 
Cervantes Pröl. d las Com. unt> Viage al Paroaso. 



— 329 — 

mtüe nid^t au^. Der unglörflid^e Did^ter bewarb ficb, um 
feiner 9fotI) abjul^elfen, um ein ©teuereinneftmeramt im 
fpanifd^en SImerifa, bem legten 3wP«^tdort ber aSerjmei^ 
feiten, wie er felbfl fagt; mufte jtdb aber mit einer unter- 
georbneten unb fe^r wenig eintrdglid^en ©teile al6 $ro^ 
üiantcommiffdr für bie Snbifd^e glotte begnügen, in tt>el^ 
(^er ©genfcbaft er im3al^re 1588 nac^'®et)illa überfiebelte. 
9Kit biefem 3a^r enbet benn bie erjie ^eriobe feiner Zifa^ 
tigfeit fur*^ 5^f)eater, auf bie wir unten jurürffommen 
werben. 

©ein Sfufent^alt in ©et^ilfa bauerte minbeftend jel^n 
3a^re, unb würbe nur burd^ Heinere Steifen nac^ i>ex^ 
fd^iebnen Drtfc^aften Slnbalujtend unb eine einjige nac^ 
ÜRabrib unterbroc6en j neben feinen .^auptgefcbdften würbe 
er ju 3riten mit ber Eintreibung t)on ©teuern beauftragt, 
unb arbeitete nebenbei noc6 aW ©ad& Walter tjerfdbiebner 
$rit)atleute, SBie l^emmenb bergleid^en ©efdbdfte aud& für 
feine bidbterifd^e S^atigteit fein mußten, fo blieb ber 3Iuf^ 
enthalt in ©et)iDfa bod^ nid^t frud^tlod; biefe l^errlicöe 
©tabt, bie prac^ttJoDfjie unb bamaW t)olfrei(^jie t)on ganj 
©panien, ber ©tapeljjla^ ber Slmerifanifdben 3leid^t^ümer, 
bot in bem geben unb treiben il^rer 35ewot)ner ein reid^e^ 
gelb JU Seobad^tungen bar, bie ^auptfdd^Iid^ in ben treffe- 
lid^en 9?ot)eiren 9linconete unb SortabiDfo unb ^ber eifer- 
füc^tige @firemaburer" niebergelegt Würben. !Die Iebent)olIen 
©d^ilberungen ?(nbaluflfd&er SBolMeigentl^ümlid^feiten , bie 
ftd^ in fafi allen SBerfen be^ (Sert^auted finben, fonnten 
ani) nur au^ eigner SSeobadbtung I^erüorge^en j überl^aupt 
ift ber eigentl^ümlid^e Xon , ber feine folgenben ÜJidbtungen 
t)or ben früt^ern d^araf terf flrt , ber anmut^ige ©d^erj, bie 



- 330 — 

leidste 3tomc, in benen er üWeifter würbe, jum JTI^eil beni 
geben (n Wefer ^roötnj unb bem Umgange mit i^ren geifl^ 
"ooüen unb muntern S3en)o]^nern }U}ufcl^re{ben. 

aiber eine franfenbe SPefc^uIbigung foHte biefe ^eit fei^ 
ne6 iehm^ t>erbittern. Qx f)atU nämlic^ einen fleinen ^o^^ 
fien t)on eingetriebenen ®elbern einem (£e))iQanifc^en ftauf^ 
mann jur 3<*f)Iwn9' tn We ©taat^fajfe ant)ertraut; biefer 
aber unterfd^Iug fle unb üerWnjanb, unb fo warb ber 
arme (5ert)anted, untjermogenb , bie Heine ©umme aud 
eignen SKitteln ju erfe^en, ber Veruntreuung öffentlfd^er 
®elber befdbulbigt, gefangen genommen, unb erfi, nad^bem 
ed i^m gelungen xoav, SSurgfd^aft ju fieHen, tt)ieber in grd* 
Ibeit gefeftt, 93on 1598 an fehlen und für t)ier 3a^re alle 
urfunblid^en SRad^rid^ten über fein geben, ©eine frill^ern 
S?iograp^en nehmen an, er babe um biefe 3^i* i« ber 
üWanc^a gelebt , erjäl^Ien t)on einem ©treit, ben er in bem 
®iaitci)m SlrgamajiHa gehabt, t)on einer ®efangenfc^'aft 
bafelbfi, tt)a^renb »eld^er er ben Xon Ouirote begonnen 
l^aben foH, unb Slebnlid^ed. !I)ie ©runblage, worauf fld^ 
biefe Slnna^men l)auj>tfacl^lic!b finden, jtnb bie 2'rabitionen, 
bie jl^ in ber ^and^a felbji erbalten ^aben, SJitnmt man 
bie genaue ffienntnip ber ?ocalitdten jener ®egenb l^inju^ 
bie ftd^ fn bem Duiiote jeigt, fo gett>innt bie 3Jermutf)ung, 
ba§ 6ert)anted einen Sfufent^ialt bafelbfi gemalt, einige 
SBa^rfd^einlic^feit , menn aud^ bie 3^it unb bie n&» 
l>em Umfiänbe beffelben l^9})ot^etifcl^ bleiben. aRit ®u 
(^erl^eit aber fann man annel^men, bap er in biefen 3aft:* 
ren jene« ^errlid^e SBerf, bie ^iexie nid^t blo§ ber ©pani^* 
fc^en, fonbern ber ßuropdifd^en Literatur, entwarf unb jum 
3;i)eil audfö^rte. 



- 331 — 

3u STnfang M S^^ted 1603 h^ab er ftd^ an bm 
|)of t)on aSaHaboIib, tl^eiW um bfe ewä^inten Sfnfd^ulbi^ 
gungen, bie um biefe 3nt tt>iber i^n erneuert tt>urben 
üurürfjuweifen, tl^eüd um feine gerechten Slnftjrüd^e auf 
Selofinung langjähriger Dienfie geltenb ju macben. 3ened 
fc^eint il^m gelungen ju fein; biep mi^glürfte foüollfommen, 
ba§ er aüe ferneren ®unflbett)erbungen aufgab unb fortan 
nur t)on ber pi&rung tjon ®ef(ljaften. bie U)m $rit)atleute 
ant)ertrauten , unb x)om (Srtrage feiner ©dbrfften lebte. 
!I)er 2)on Ouijote erfd^ien ju Slnfang be^ 3af)re^ 1605; 
aber bad Sfuffel^en, bad er in ganj @j>anien, ja Suropa 
erregte, n>irfte nidfit auf 93erbef[erung ber ?age feinet Ur- 
l)eber^ jurörf, unb jog i^m uberbie^ t>ielfdltige 5(ngriffe 
JU, tl)eifö t)on übcitooüenben, wenn auc^ geijireidben !I)idb:* 
tern, wie ®6ngora, 6]^riftot)aI Suarej be gigueroa unb 
feftet^an ?8WanueI be 93iDfega^, tl)e{[6 t)on bem |)eer beif 
blinben Stnbeter be^ 8ope be 93ega, ber in bem ®efi>ract> 
mit bem (?anonicu6 nid^t mit bem unbefc^ranften ?obe 
überfd^uttet worben war, bad jie tjerlangten. SWit Unred^t 
jfbocfe ijat man bem iopc felbfi ^rinbfeligfeit gegen feinen 
großen ß^tgenoffen Sdbulb gegeben, wie fpdter audfülbriic^ 
gejeigt werben fott. 

3m Salbte 1 606 würbe ber |)of nad^ SWabrib jurüdf^ 
tjerlegt; um eben biefe 3eit fd^eint fldb ßert^anted mit feiner 
gamilie bafelbfi niebergelajfen ju Jb^ben. Der aßgemeinen 
©ttte jener 3eit gemäp, ber felbfi bie erften ÜÄagnaten 
be« 9ieic^6, wie j. S. ber ^erjog üon ?erma, golge leifle^ 
ten, trat er in eine getfilic^e Srüberfd^aft. Seine äußeren 
Umjlänbe befferten ftcft in niditd. Der nun fdbon bejal^rte 
Didbter lernte immer mel^r rejtgniren, unb fud^te in tiefer 



- 332 - 

3urii(fgejogenI)eit, in treuer Pflege ber geliebten ^oefie ben 
Unbanf ber SBSelt jn ))ergefl[en. 1612 erfd^ienen bfe jiim 
3;^eil fc^on in ©etJiCa, jum Jl^eil erji jeftt entftanbenen 
Novelas exemplares, bie and) mit ber ®efc]^id)te bed 
3;i)eater« in fo fern jufammen^angen, aW |le jal^Ireid^en 
©cfeaufpielbid^tern 6toff für il^re Dramen gegeben \)aien ••), 

**) ^olgenbed ^eqet(tmi§ Witt ftd) leicht noc^ oert^oüft&nbtf^en 
Uffeu : 

:Die Gitanilla de Madrid erzeugte ^mei dleid^uamige Stücfe 
von Montalvan unb ^oli^; 

bie Ilustre flregona etn6. unter gleichem Xitel von So))e be ^ega, 
gn^ei anbere t)on Vicente Esguerdo unb Cafiizares, unb bte Hija 
del Mesooero ^on ^it^o be Siduetoa v ^örboba; 

Der licenciado vidriera bad ßleic^benannte von äJ^oreto; 

bie Senora Cornelia bad Sc^auf^iel Quien dn luego d^ dos 
veces, von Zix^o be SWolina ; 

ber zeloso Estremenu }n)ei eben fo betitelte von ^opt unb 
^ontalvan; 

bie t'uerza de la saogre bad ßleic^namic^e von @5uiÜfn be 
(Sajiro . 

^on aud(änbif(^en IDromatiflrunf^en biefer ^tovellen fu^re td) an: 

La force du sf^pg, von Hardy. 

L^aniant liberal vvn Bouscal unb de Bejs uac^ bem Ainante 
liberal. 

@ine gleit^namige Tragicomcbie von Scudery. 

IDie deux pucelles von Rotrou nac^ ben dos doncellas betf 
(Servanted. 

The spaoish gipsy von Middleton unb Rowle) nad) ber gi- 
tanilla unb ber füerza de 1a sangre; 

Love > Pilgrimage von Seaumont unb SIetd&er na(^ ben dos 
doDcellas; 

The chances von benfelben nad) ber Senura Cornelia. 

^er D. jQuijote bat gu folgenben ^cbaufpieien ^nlag degebeu: 
D. Quijote de la Maocha Von ©uillen be^afiro; ein gieic^nnmtged 
(nicbt mebr vorb«nbene«) @türf von^afberon; Los invencibles he- 



- 333 - 

Salb barauf folgte bie Steife jum ^arnap, ein wunberba* 
re^ aaSerf, baö neben t)ielen treffenben unb fleiftt>pflen Ur^ 
t^eilen, neben ©telfen t>on l)oljcm poetifd^em Schwünge 
anbere enthalt, bie nur t)eritftcirte SSerjeid^nijfe f})anifci|er 
!I)ic^ternamen jtnb. @in Sln^ang in ^rofa bejtt)erfte, auf 
bie älteren \)ergef[enen S^^eaterftürfe bed SSerfaffer^ ivieber 
aufmerffam ^u machen, ©c^aufpieler unb publicum al^ 
unbanfbar anjuflagen unb einige in ben legten Sauren 
gebid^tete ©dbaufpiele ju empfel^len. 3n ber Hoffnung, 
X)on SReuem auf ben 2;öeatern ber |)auptfiabt ju gldrtjen, 
l^atte er tjerfc^iebne Somobien unb S^ifc^^nfpiele »erfaßt 
unb fid^ bemul^t, jte jur Stuffu^rung ju bringen; bod^ um-- 
fonft; fein ©c^auf^jielbireftor tooüte jte* Um fle nid^t 
ganj ungenüftt ju laffen, bot er fte bem S3ud^l^dnbler aSil^ 
laroel jum aSerfaufe an, biefer aber erflärte il^m anfange 
lid^, t)on fetner ^ofa laffe jtd^ t>{el erwarten , t)on feinen 
aSerfen nid^tö ; gab jebod^ jule^t nad^ unb brudfte im 3a^r 
1615 ben 93anb Somobien unb (Sntremefed, ber ju fott)un^ 
berlid^en ^\)pot\)e^en Slnla^ gegeben l^at. 

Um biefe 3^'^ erregte ein feltfame^ literarifc^ed $ro^ 
buct in gan^ ©^)anien Sluffe^en. d^ war eine gort^ 
fc^ung bed 2)on Duirote x>on einem gewiffen Sft)eHaneba, 
l^inter weld^em SRamen ftc^ tt)a^rfc^etnlic^ ein Slragonifd^er 
(Seifilid^er unb ßomobienbic^ter t)erftedfte. Diefer falfd^e 

che» de Ü. Quijote von grancici) be 9l»i(a (im 8. 53anbf üon gope'« 
Xtieattx)', El curioso iinpertineote von ©uiUen De (£attro; Las 
Budas de Camacho ))on ä)UlfnOej liUatDed; D. Quichutle de la 
Manche, deux parties, ))ün ©iterin be Q3oudca(; Sancho Pan^a 
von Du Fresnj'; le Curleux impertieent; von de Brosse , eine 
ebenfo betitelte (Somöbie von Destouches unb Saocho Pan^a, gou- 
verneur r)on Dancourt. 



— 334 ~ 

35on Duirote toax niijt o^ne ®eift nni (Srftubungdgrtbe 
Qe\^xkUn, enthielt aber bie bodartigßen Schmähungen 
flcgen bcn fo uueiiblic^ überlegenen 93erfaffer be^ achten. 
Qcvoaate^ antn)ortete auf biefen leibenfc^afUic^en Slnvjnff 
burc^ ben jweiten Z^ül feinet JRoman^, beffen ©ebiegen^ 
Ibeit felbji feine geinbe öerfiummen macf)U. Die eble3»a' 
^iflung, bie er in biefer, wie in anbern Streitigfeiten be* 
wal^rte, t)erbient al6 3Rufter aufgefiettt ju »erben* 

Der jweite %f)eH be^ 2)on Duijote toax bad le^te 
2Berf, ba^ (Sert)ante6 felbft ^erauögabj; aber feine Sc^öp^ 
ferfrafl war nicf)t t)erfiegt. Die Unterftüftung, bie tl^m 
"oon itoei ebelmut^igen 9J2agnaten, bem®rafen r>on Senio^ 
uub bem (Srjbifc^of t)on S^olebo, Don Sernarbo be (Baiu 
bot)aI 9 dtoja^, }u %\)dl warb, machte bie legten 3^^re 
feinet bebend ju ben gl&cflidbften unb gab it^m r>oüe Wlu^e 
jur Sludfü^rung feiner bic^terifc^en Entwürfe j biefe waren 
eine gortfe^ung Der ^alaka, tin Suftfpiel el engano a 
los ojos; jn>ei SBerfe, beren 9?atur unbefannt iji, elBer- 
nardo unb las semanas del jardin« unb ber Sloman $er^ 
jlle^ unb Sigi^muitba; nur bie Icftte biefer Dichtungen 
^at un^ ba^ Qä)id\al gegönnt. (§ert)ante^ gab bem ^er* 
ftle^ ben 93orjug t)or allen feinen aSJerfcn^ ba^ allgemeine 
Urt^eil t)at anbern entfc^ieben^ aber voa^ man btefem 
SBerfe auc^ t)orn)erfen möge, man wirb ntdb^ uml^in fön^ 
neu, e^ anjuftaunen^ ber acbtunbfec^^jigjdljrige ®reid, ber 
eine Dichtung "oon fo überreid^er ^^antajie ^ertjorjubringen 
öermod^te, barf wobl/ nad^ bem, Salberonifd^en SJilbe, mit 
einem SSulfan t)erglidben werben, ber unter feiner Sc^nee^^ 
becfe feurige Ströme birgt. 

er ^atte ben ^erfileö gegen ben grü^ling 1616 be- 



— 335 — 

cntiflt i fein ©efunb^eitdjujianl) toax um tiefe 3rit SBeforg* 
ni^ erregenb; er l^offte Sefferung »on SSeranberung ber 
8uft uni trat eine Keife ju feinen 9Jertt)anbten nad^ S«^ 
quiöia^ an. Slber bad Uebel t)erfci&limmerte fid^j er fa^ 
ben 2;ob »oraud, unb wollte ju ^aufe fterben. Die diüd* 
reife naäj SRabrib gab il&m ©toff ju jener jugleic^ launi^ 
gen unb rü^renben SBorrebe feinet 3loman^. ?(tfe ^off^ 
nung jur SBiebergenefung tjerfc^wanb y er em^jftng bie le^te 
Delung, fd^rieb no^ auf bem Sterbebette ben »i^igen ©rief 
an ben ©rafen »on 8emod, ber jtcf) t)or bem ^erftled befinbet, 
unb fiarb am 23. Slpril 1616 im 69. Seben^ja^r. Stitt 
unb o\)ne ©eprdnge warb er bejiattet; ni^t einmal ein 
cinfad^er 3)enftiein bejeic^net feine Orabfietle, unb erfi in 
ben legten S^^ren ift ba^ Slnbenfen beö "SJtaiim^, ber 
me^r ald bie Äonige unb ©ro^en feiner ^di für ben 3lu^m 
^fanUn^ gewirft l^at, burd^ ein SRonument geehrt worben. 



Die 2;ptigfeit M (5en>antfd im bramatifd^en %a(if 
jerlegt jic^, wie fd^on im Saufe bed Dbigen flar warb, in 
jwei t)erfdbiebne ^erioben, beren erfie bie 3^* unmittelbar 
nad^ feiner 3lüdffe^r au^ Sllgier bi^ ju feiner 93erfeftung 
öon a»abrib nad^ ©etjiffa (1581—15883 begreift, bie 
jWeite minbefiend jWanjig 3ö^te fj)äter beginnt unb hi^ 
an ben Stu^ang feine« geben« reid^t. ^toi\(i)en beibe fdtlft 
barni ein S^traum, ber bie bramatifi^e 9Kufe be« Did^ter« 
jwar feiern fab, benfelben jebodb in einer eigent^ümlidben 
fritifd^en (Stellung jur bamaligen ©c^aufpielbid^tuug jeigt 
unb infofern in ber S^^eatergefd^ic^te ntc^t unberüdffid^tigt ju 



- 336 - 

laffen ifi. 5»ur bie erjie biefer ^ertoben Qel)btt, ßreng ge* 
nommen, in bie ©ranjen bed t)oriiegenben Sud^d; be^ 
3ufammen^ang^ wegen fc^emt e^ jebo^ angemeffen, ^ier, 
ber 3ci^tbnung t)orgreifenb, togleid^ and) bie ^Betrachtung 
ber folgenben anjureif)en. 

33et)or (§er)oanted im reiferen 9Ranne^alter bie eigene 
tl)ümlic^e @^)f)äre ber !Dic^tuiig eroberte, in ber [xdt) ber 
9ieid^tl)um feinet ZaUnte^ am freifien entfalten fonnte, 
l^atte er jaf)Ireid^e QSerfud^e in faft aßen ©attungen" ber 
^oefie gema{^t. Sein leicht erregbarer, naci) ben öerfd^ie* 
benjien SRic^tungen l^in in Sewegnng gefegter ®eifl bt* 
burfte ber Slnfirengung, um ftc^ jur gelbjiftänbigfeit burcl^ 
juarbeiten. !l)urc^ jwei gd^dferromane nacf) bamaligem 
SWobegefc^marf ftetite er jtd^ in bie SRei^e ber Stad^al^ mer 
bed 5roontema)^or unb ®il ^olo, burc^ ja^Ireid^e, nun t)er* 
fd^oßene, JRomanjen unb I^rifd^e ®ebic^te unter ba^ ^eer 
)oon ^oeten, bie otjne f)ert)orragcnbe (Sigentl)ümlid&feit tn 
ben einmal gangbaren formen fortbii^teten. ©eine ^uf^ 
merffamfeit unb ^robuctiüitdt aud^ auf ba^ 2)rama ju 
lenfen, famen tjerfc^iebne Umfianbe aufammen. @r l^atte 
fc^on al6 Äinb ben Slufü^ruugen bed 8ope be 9luel)a. 
beigewohnt unb. war S^uge ber SBirfungen gewefen, bie 
felbp untergeorbnete ^robucte burd^ bie lebenbige 2)arfienung 
l^ert)oraubringen )oerm6gen5 bie Ji^eater öon SRabrib, bie 
er fpdter in ber SRal^e ju beobad^ten ©elegen^eit ^attc, 
boten genug SBeranlaffung ju äl^nlic^en SBal)rneI)mungen bar. 
©dbon bie^ genügte, feinen aufftrebenben, nad^ einer eieren*' 
t)otten Stellung in ber tjaterlänbifd^en Siteratur unb na^ 
©nflup auf bie Station begierigen ®eifi auf bie Sü^ne 
l^injuweifen. !l)er SeifaH, mit bem fein erfleh Studf auf:* 



— 337 - 

flenommen tt>urbe, ermutfcigte i^n jum gortfc^^reiten auf ber 
betretenen Sal^nj bfe SBerfe t)e6 la (Suet)a, Slrtieba unb 
aSirue^ jeigten i^m ben SBeg, auf bem ju einer l^ö^eren 
literarifd^eit Slu^bübung be^ !Drania'd ju gelangen tt)ar; 
ter Slufentl^alt in ber SRac^barfcbaft ber ^au})tpabt unb 
bie ©orge för bad gortfommen feiner gamilie traten l^in* 
ju, feine SBerbinbung mit bem il^eater ju befefiigenj unb 
fo lieferte er mit ungemeiner ^robuctiüitat binnen weniger 
Saläre iwanjig bi^ brei^ig Somobien , bie jid^ fammtlid^ 
einer gimftigen Slufnal^me ju erfreuen l^atten i^). I)ie 
^a% mit ber biefe Slrbeiten »erfaßt fein muffen, unb ber 
nac^Iäjfige Zon, womit in ber unten citirten Stelle t)on 
i^nen gerebet wirb, fonnten auf bie SJermutl^ung fül^ren, 
ter SSerfaffer l^abe mit benfelben feine f)6l^eren, über il^re 
momentane Sejiimmung l^inau^reicj^enben Slbjid^ten gehabt. 
aSerfc^iebne anbre ©teilen feiner Schriften beweifen jebod^ 
ba^ ©egent^eil i®'), fflo(S) in feinen fpdteren geben^ja^^ 
ren, atö fein Stuf in einem anberen Siteraturgebiete langfl 

'••) tf^it 2)arjlenuttg ber ©cfeaufpicle erreichte einen l^ol^en 
©rab von ^4}i)UFommen^eit . feit man auf ben ^^eatern von SD'tabriO 
meinen S3erfe^r t^on Ullgier unb meine 3erjl5rung von 9lumantia 
fpielen fa^, fo u>ie bie <Seef(^(a(^t, n^orin ic^ mic^ unterflanbr bie 
^(^aufpiete von fünf 3ornabad, bie fle balb ba^in gel^abt, auf brei 
}u rebudren. 3(i& geigte, ober (um beffer gu fagen) id^ toar ber 
@rfle, toeld^er bie «verborgnen ©ebanfen unb (finbilbungen ber <Seele 
barfteUter tnbem id^ unter allgemeinem unb freubigem ^eifaUe ber 
3ufcf)auer aUegorifc^e ^evfouen auf bie ^u^ue brachte. 34 fc^rieb 
tn biefer $erioDe gegen gtt)an$ig M breigig ^äiau^^itU , xotltS^t 
fdmmtltd^ aufgeführt tt)urben, ol^ne baß man fle mit einer Opfergabe 
von ©urfen ober fonfligen merfbaren fingen bebac^t ^tte. @ie 
Durchliefen i^re ^a^n o^ne pfeifen, ©efc^rei unb Xoben.'' 

■®'J Viage al Parnaso, adjunta. — D. Quijote, P. I., cap. 48 
®efcf). t. Sit. tn @pan. i. 9b. 22 



- 338 - 

feß ßanb, fpric^t er mit Sßol^IgefaOen t)on ben ixamatifdftn 
äJermc^en feiner 3ufl^nb unb fd^eint einen S^^eil feinet 
!D{(]^terru^md auf {ie gruuben }u wollen; unb bärfen totr 
bied Selbßgefu^l a(^ einen ^aapftab fär ben äBert^ jener 
^robuctionen anfe^en, fo mup bie Sorgloftgfeit um fo 
me^r beflagt worben; womit er bie Slufbewa^rung berfelben 
burd^ ben !Dru(f ^oernad^Iaffigt unb bie fHaifWcli au^er 
®tanb gefegt ffat, feine SJerbienfie atö Dramatifer in tl^rem 
ganjen Umfang ju wörbigen. 9tur einem flünfiiflen 3»* 
fall wirb ed t)erbanft, bap wenigfiend jwei feiner altern 
@c^aufpiele banbfc^rifilic^ bem Untergang entronnen ftnb 
unb JU @nbe bed t>origen Sa^r^unbertd im Drucf erfd^ei:^ 
nen fonnten, 

2)ad erfle berfelben, el trato de Argel, ift ofine 
3weifel bad frülbjie bed Sen)ante^, unb wenn nid^t fci^on, 
wie ^eOicer unb 9fat>arrete annel^men, wal^renb ber @e* 
fangenfc^aft in 9(lgier , boc^ gewi^ unmittelbar nad^ ber dtüd^ 
fel^r "oon bort aud ben frifd^en Erinnerungen an bie erbulbe^^ 
ten geiben gefc^rieben i^^). SBir l)ahcn ^ier ein rü^renbed 
unb ergreifenbed ©emälbe üon ben 3)rangfalen ber Sl^ri* 
fienfclat>en, bie ber SBerfaffer in ndd^fier SRa^e gefeben unb 
mitempfiinben ^atte, aber ^oom Drama nic^t ^iä jaef)x 
old ben 9}amen; benn bie ^oerfc^iebnen @ru)})}en unb 
Situationen, in weld^e bie {>anblung jerf&llt, flnb burc^ 
einen fel^r f})ärlid^en gaben bed 3ntereffe^ mit einanber 
)>erbunben. !Den 9Rittel)}unft M 3ntereffed bilbet bie Siebe 
bei Sturelio unb ber @ilt>ia; bie fid^ Seibe ju Sllgier in 



>»*) 9toia^ nennt ti aU gleid^geitig mit ten ^(^aufvielen Ote 



— 339 - 

ber ©daöerei befiiiben. 3(urelio wirb »on feiner ©ebieterin 
^axa, ber grau be^ Slenegaten 3juf, geliebt, unb biefe 
wenbet, mit ^ülfe il^rer greurtbin gatima, äße il^re Äünfte 
an, um i^n ju t)erfö^rm; aber er bleibt jioittbljaft. !Die^ 
wirb in ber erfien ©cene gefd^ilbert. 2)ann treten ein 
$aar anbre ®clat)en, ®aat)ebra unb ^ebro Sltoarej, auf 
unb fc^ilbern bie geiben i^rer ©efangenfd^aft. 3juf beauf* 
ragt ben ^urelio, @itt)ia }u feinen ®un{len }u ftimmen 
unb 8lurelio fteOt {x6), al^ woIfe er ben Sluftrag audfö^ren. 
!I)ie folgenbe ©cene jiettt mit lebhaften garben ben ©cla^ 
»enmarft unb ben Sommer beeJ ©efangenentjerfauf^ bar* 
|)ierauf feigen wir, wie gatima eine ^anbexbe^i^tooxunQ an^ 
^cüif um 9(ureIio ber ^axa geneigt }u mad^en. (Sine gurie 
erfc^eint unb »erf ünbigt , bap nur bie 9i o t ^ w e n b i g f e i t 
unb bie ©elegenlb^it benStarrjtnn be^Sl^rijien brechen 
fönnen, 2)iefe aßegorifci^en giguren erfd^einen benn aud^ 
uub fud^en ben 9(urelio wiQiger }u madben , rid^ten aber 
nid^t^ au^. !Dann fie^t man ben $ebro 3{It>arej, weld^er 
feinem Werter entflol^en ift, in ber SBüfte, wo er ben SSJeg 
verloren ^at unb ermattet nieberjlnft. dx ruft bie ^eilige 
Sungfrau an, unb fie^t al^balb einen Söwen erfd^einen, 
ber ftd^ i^m jur @eite nieberlegt unb i^m bann t^oran- 
fc^reitet, um i^m ben SQeg }u }eigen. 9(m @c^Iuf[e wirb 
in 9l(gier bie 9(nfunft be^ ^xa\) 3uan @i( , eined fpani^ 
fd^en ©clat)enau«löfer^, angeWnbigt, unb Slurelio , ©ilöia, 
@aat>ebra (Senoante^) unb bie übrigen ©efangenen 
werfen jtd^ betenb, in ber Hoffnung, erlöft ju werben, 
auf bie Äniee. — Der Slnfdnger in ber Shinji gibt jld^ in 
biefem ©tüdfe überaß !unb, unb bie Sld^tung für ben 
großen fHamcn M 93erfaf[erd fann und nic^t abgalten, 



- 340 - 

Den Trato de Argel tief unter Me gleicl^jeitigen fieu 
ßungeti M la 6uet)a ju ßellea, 9(ber n>ad bem Sßerfe an 
Dramatifd^em ®e^a(t unb pocti\äfm, Sßertl^ abgel^t, um f&r 
ein JtunßtDerf gelten )u föntten^ ta0 erfe^t ed burc^ ein 
anbetet 3ntere{fe , )>or bem 4Be ftritif t^erßummen tnu^. 
2)enn tt>er üermßd^te jld^ bem ©nbrud jn öerf^Iie^en, Den 
Wefe ©d^ilberuufl ber eignen Seiben burd^ ben fc^uoerge« 
prüften !Did^ter ]^n)orrufen mu^ ? SBer fann bie @cenen, 
n>o er {id^ felbfl unter bem ittamen ®aa)oebra auf bie 
Su^ne bringt; o^ne S^^eilna^me unb $ft^rung lefen ? Unb 
tt>er tt)irb nidbt ben reblic^en @ifer anerfennen, mit bem er 
feine SRitbörger für bie Sluölofung ber in 8Kgier gefangen 
nen (Sl^rijien ju begeifern fud^t? @elbfi bie t>ielen pxo^ 
faifd^ien 3Ö9^ to biefer I)arjienung erregen unfere Xf}üU 
nal^me nur um fo mad^tiger. 

®n ganj anberer @eifi , ber ®eifi äd^tejler ^oefte 
^pxi^i aud ber 9{umantia. 3Benn biefed ©ebic^t; n>ie an^^ 
genommen merben mu^, nid^t t>iel fpater atö bad t>orige 
»erfaßt iji ^^^), fo mup man jugejie^en; ba^ ber SBerfaffer 
binnen Shirjem 3liefenfortfd^ritte gemad^t l^at, S)at bie 
SRumantia^ tt>ie Uf)a\ipUt »orben Ifi^ ein in ber ganjen 
f^)anifd^en giteratur einjig unb ifolirt bafie^^enbe^ SBerf fei, 
»iberlegt ft^ jwar burd^ genauere Äenntni^ be^ alteren 
SCIieoterd , benn jte jeigt in gorm , ©ti^l unb ber ganjen 

^•*) 5Die 9lumantta befielt, naä) ber älteren SDeife, m^ au^ 
vier 3i>rnaba6, mdl^renb bie Batalla naval fc^on bie neue (^tnt^eU 
lung in brei befolgte, ©er^ante« machte, noie toir fö^en, ^n^prn^t, 
(Srfinber biefer ^intgeilung ju fein; um aber bied mit einigem $(n^ 
f(^ein von Stecht t^un }u founen, mußte er fte minbeflend d^^ic^aetttg 
mit ^irue0, alfo xoo^i nic^t fväter ald 1585, $uerfl angekoanbt ^aben. 



- 34t - 

93e^anbluncjdtt)dfe nal^c SBewanbtfc^aft mit ben ©d^aii* 
fpielen M 3uan be la Sue\)a, unb bfe näcfifie mit bcjfen 
8aco de Roma 5 aber ba§ fle alle SDJcrfe bed @ct)illanf^ 
fc^en !l)id^terd bei ttoeitem überragt, fann nid^t in Slbrebe 
flejlellt werben. @6 tt>ar ein geWHigted Untemel^men , bie 
ßerjiömng ber alt^^J^nifd^en ^ejie 9fumantta, einen mel^r 
för'd @j>o6 geeigneten ®egenfianb, jum SJonourf eined 
!Drama'6, eine ganje ©tabt unb i^re Sewol^ner ju beffen 
.Reiben, ju mad^enj nnb nur einer freien, in bie SBeife 
ber l^rifd^en unb epifd^en 2)id^tung gleid^ fiarf l^inöber* 
greifenben ^orm be^ ©d^aufpield fonnte ed überf)auj>t ge^^ 
lingen, biefen ©toff jU bewältigen, !Der Skrfaffer wirb 
alfo nid^t JU tabeln fein, baf er bie Sl^aractere in ganj 
atlgemeinett ^ÜQen gehalten unb bie ^anblung in tjerfd^ie^ 
bene ©ituation^bilber jerlegt l^at, bie burd^ fein anbere^ 
35anb, aW burd^ i^ren gemeinfamen SSejug auf bad ©d^idf* 
fal t)on Stumantia, mit einanber jufammenl^ängen. !Die 
©nl^eit be« 3ntereffeö ifl burci^ bie ®ru})pirung alle« @in^ 
{einen um biefen gemeinfamen 3)>littel)}unTt genugfam auf^ 
rcii^t erl^alten, unb ber 3)id^ter ^at nid^t t)erfäumt, bie 
3;f)eilnal)me jiet« auf benfelben $unft I^injulenfen. Stein 
Umfianb, ber Sewunberung, ©utfe^en unb 9WitIeib l^enjor^ 
bringen !ann, ifi t>ergeffen} ber aufopfernbe ^elbenmutl^ 
ber 93örger, We3BeI)Hagen t>er]^ungember" Äinber^ bie 93er^ 
jweiflung ber SWütter, bie urt^eiteollen 93orbebeutungen bei 
bem ®öl^noj>fer> bie SEKeberaufwerfung eine« ilobten burd^ 
3auberf})ri'id^e unb feine böfieren ^ropl^ejeiungen 5 alle biefe 
Böge mit ber enblid^en Äataflroyl&e, wo jld6 ein ganjer 
SSolWjiamm unter ben raud^enben S^rümmern ber 93ater^ 
jiabt begrabt , bilben ein ©emälbe t>on erfc^ütternber unb 



— 342 — 

l^oc^tragifc^er SBirfung. - Sffiie tü\)n uub großartig nun 
ba^®anje auc^ flebac^t, wie ebel unb feurig gro^tentl^dW 
bie Darfiedung iji, fo laffen fx(i) botf) elnjelne glecten 
nic^t t)erfennen, bie beut S33erfe einigen Sintrag t^n. 
2)a^in foll jwar bie (Sinfü^rung ber aflegorifd^en Figuren, 
auf bie fid^ ßenjante^ fo t)iel ju ®ute if)\ii,, nic^t unbc* 
bingt gered^net »erben, beuu ed ift einjuraumen, ba§ fle 
\)itx im allgemeinen beffer aucjebrad^t i% alö im Traio de 
Argel, unb ba^ »enigjien^ bie ©cene , tt)o ^ifj)ania unb 
ber glupgott 'Duero bie füuftigen ©c^irffale beö SSateriam 
be^ t)erfunbigen , il^re S33irfung nic^t t)erfe^lt ; tt>oW aber 
bie ermübenbe ©ebe^ut^eit be^ erjien Slfte^ unb bie (Sin^ 
fled^tung ber ?iebe6fceuen jwlfd^en jwei jungen ^tuman^^ 
tiuerii , bie, obgleich an fic^ fc^on gebac^t , fi^ nid^t recfet 
mit bem Zone be6 ®anjen t)erfd^meljen »ollen. 

®ie^t man t)on biefen einjelnen Uebelßanben auf bie 
I^en>orragenben 9$or}öge ber 92umantia jurücf unb lA^t 
jugleid^ bie fru^e Sntftel^ung biefer S^ragobie nid^t au^er 
Slc^t, fo erfc^eint ber SJerlufi ber übrigen biefer älteren 
(gtüdfe beö eert)ante«, bie fdn 2:alent o\)ne 3tt>eifel in 
no^ ^öl^erer ?lu^bilbung jeigen »ürben, befonber^ befla* 
gen6»ert]&. 9?amentlid^ »are man auf bie Confusa begie^ 
rig, beren fid^ ber 2}erfaf[er an mehreren ©teilen räl^mt, 
inbem er {ie ald dne gute unter ben beften Comedias de 
capa y espada bejei^net. ^k ZM ber übrigen, info* 
n>eit n>ir bat>on j(enntni^ l^aben, {inb: la batalla naval 
(tjermutpdjf bie ©d^lac^t t)on iepcmto}, la J^rusalen, 
la gran Turquesca i^^) , la Coinedia de la Amarant a 

••*) iJie Slnna^me, biefe (5ümct>ie fei i^ntifdii mit ^er fväter 



— 343 - 

6 la del Mayo^ el bosque amoroso. la unica y bizarra 
Arsinda. ajiedeid&t baß ein günjifger 3wfall einmal xoU^ 
ber jur ^ntberfung bfefer ©omöbien unb fo jur (Srflfinjimg 
einer föl&lbaren ?ü(fe in ber ft>anif^en üJiteraturgefc^id^te 
füljxt Die ft>ateren SBerfe unfered I)ic]&terö, in benen er 
feine ©elflfiänbigfeit einer fremben 2Wanier aufo<>ferte, \>ex^ 
mögen in biefer |)injl(6t feinen @rfaft ju bieten. 

Der 3^ittaum, »eld^er biefe ft)äteren ®c^auft)iele be^ 
6en)ante6 Don ben frül&eren trennt, fallt jiemlid^ genau 
mit einer ber »id^tigflen ßpod^en ber 2:^eatergefc^i*te ju- 
fammen, jener nämlid^, in n)elc^er {ic^ bie neuen, eigene 
t^ämlid^en unb fe^r befiimmt au6ge))ragten formen bed 
^xama% bie ber franifc^en 9?ationalcom6bie \>on nun an 
für anbert^alb Sci^t^wnberte eigen blieben, juerfi entwidelten 
unb fefien %u^ auf ben SBü^nen faßten. ®leid^ nad^ ber 
Entfernung unfere^ Dic^terd t>on SWabrib tt>ar 8o<>e be 
93ega aufgetreten unb ^atte ^(i)on tmxtf) feine erjien bra* 
matifd^en Serfuc^e bie ©unfl bed $ublicum6 bergeßalt 
gettjonnen, baß er aW ©ieger über alle feine Vorgänger 
unb 3^itgenoffen gelten fonnte. !Die ®eniatität (einer @r^ 
finbung, bie geic^tigfeit feiner Darflellung unb feine an'6 
Unglaubliche gränjenbe gruc^tbarfeit mad^ten i^n balb 
jum STOein^errfd^er ber S3ü^ne; anbere begabte aWfinner 
fäumten nic^t, bie i>on il^m eröffnete 53a^n bed @rfolge6 
)u betreten; unb in Jhtraem beflimmten {ic^ burd^ biefe 
@d^ule @eift unb Sonn aller Gattungen bed ®d^uf))teld 
in ber Art, baß ber 9?ationalgefdbmadt nic^t« mel^r auf ben 

gebrucften Gran Suitana , ift irrig , H bie Untere ftc^ auf ein erfl ju 
anfand bed flebge^nten 3a^r^unbert6 ))ordefaUene« (f reigitiß grünbet 
(B. Navarrete, Vida de Cervantes, ®. 360.) 



- 344 — 

S?rettern bulbete, n>a0 ftd^ nid^t Mefcr SBcife anfd^lo^. 
60 waren benti felbfi We befien, no(i^ furj jutjor bewun^ 
berten ©tftrfe in anberem ©t^I über ben glanjenben dvfoU 
gen ber neueren balb üergeffen, unb tt>er feinen 9lul)m ald 
©d^auft)ielbi(i^ter beftam)ten hoffte, war genotl^igt, ben 
gorberungen be6 ^ublifum6 nad&gebenb, bie neue älid^tung 
einjuf(i^Iagen. 6ert)ante6, bem SWittelpunft biefed Streben« 
entrüdt, unb überbie^ mit anberen Slrbeiten befd^&fHgt' 
begnügte fiä), jiatt mit ben ill^eater^elben bc6 Siage« in 
aßettfampf ju treten, bei ber weiteren ßntwidlung ber 
bramatif(i^en Äunfl jun5d^ji mit ber SRolIe eine6 ^u^(S)an^ 
er6 unb ©eurt^eilerö. Die au^fü^rlid^jie unb bei weitem 
widbtigfle unter ben üerfd^iebnen ©teilen feiner Schriften 
in benen er feine hierauf bejügli(i^en Slnfid^ten niebergetegt 
I^at, ftnbet jld^ im 48. (^apM beö Ton Guijote. dx 
fieUt ftd^ l&ier in offene D<>i)oiltion mit ber 3iid6tung beö 
Jffentlid^en Oefd^madd, inbem er bie ÜWel^rjal^l ber belieb^ 
ten Sül&nen|iü(fe bfefer 3^'* anerfannte Sllberni^eiten ol^ne 
Stopf unb guß, ®<)iegel be« ?lbenteuerlicl^en, SWufier wn 
Ungereimtheiten unb ?lbb üde ber ©ittenlojigfeit nennt, 
unb bie Did^ter einer uniDerantwortlid^en Slad^giebigfeit 
gegen bie unj)erfidnbige SWenge befd^ulbigt. Die ©ci^&rfe 
unb Sitterfeit in biefer ^ritif ifl o^ne 3weifel üon einer 
9Ri§flimmung bed 9Serfaf[er6 über bie glfinjenben Erfolge 
feiner jüngeren 3^'tgenojfen unb bie baburd^ l^erbeigefu^rte 
aSemac^laf[igung feiner eignen bramatifc^en ?eijhingen 
l^erjuleiten , unb in ;biefer Slttgemein^eit mu5 man bad 
ganje Urt^eil allerbingö für ungered^t l^alten. ^eixaä^tet 
man aber feine 8lu6jieÜungen im ©njelnen unb entfleibet 
ite ber Uebertreibungen , weld^e ©ereijt^eft unb Unmnt^ 



— 345 — 

l^injufeftten, fo wirb man nic^t uml^in fönnen, il^nen in 
mand^en fünften befjufMmmen. Der bem 6en)ante6 'oUU 
fad& flemac^t SJomurf, er f)aie ia€ ramantif(i)e Drama 
üUrf)aupt t)enmglim<)fl , fann feine^weg^ für begrüntet 
gelten. 2)a6 ft)amfci&e Zf)eaiex fn We Siegeln beö atrifio^^ 
tele^ jwangen, ober fiberl^an^)t anf 9?ac^aftmung ber alten 
©lafpfer bringen jn vtjofifen, fiel il^m nicl^t ein, unb fein 
einjiger Äudfprucl^ in feinen fammtlid^en ®c6riften beutet 
l^ierauf l^in. 9hir bie ©d^roff^eit be6 Urt^eile, momit bie 
dtirte Stelle im Don Duijotc anl^ebt, l^at bie SReinung 
üeranlajfen fönnen, er l^abe ba6 9?ationalf(i)auft)iel felbfl 
in feinen ®nmbbebingungen angreifen moDen; au6 ber 
vtjeiteren Sludfü^mng aber tt>irb Har, ba§ nur t)on einjeU 
neu Uebellianben bie JRebe ijl, bie ftd^ wirflid^ in aWenge 
in bajfelbe eingefd^lic^en l&atten. Um bie ?!Kotit)c ber Un^ 
jufriebenl^eit be6 @ert)ante6 richtig ju »urbigen, mu^ man, 
jiatt blo^ auf bie ^öVn<>wnfte biefe^ 8iteraturgebiet6, auf 
bie mittelmäßigen unb geringen SBerfe blirfen, bie, burc^ 
ba6 Sebürfniß ber S^l^eaterbirectoren ^ert)orgerufen unb 
in ungel^eurer SWajfe ^)robucirt, fein l^öftere6 3<rf «'^ ben 
Seifall ber SWenge fannten; auf bie Slrbeiten ber unterge^ 
orbneten Did^ter, bie jld^ 2tu6fc^vt)eifungen unb Uebertreibun* 
gen aller Slrt , ber 93erad^tung aller JRegeln ber Äunfi unb 
9latur red^t mit Sel^agen l^ingaben. Unb liefern boc^ 
felbfl bieSd^riften be^ ?o^)e be SJega Seifpiele genug, ju 
n>elc6en unerl^örten SSerirrungen ungejugelte ^^antajle, |)afl 
ber ^robuction nnb Slnbequemung an einen üerborbenen 3^** 
gefc^madt felbfl ba6 gldnjenbfle Jlalent t)erfü^ren Wnnen! 
Der S^abel be6 @en)anteö trifft nun im (Sinjelnen ju^ 
erft ben rafc^en SBedbfel ber 3^^^" ^^^ .Drrter. ^Äann," 



— 346 - 

fagt er, „eine größere Slbenteuerlid^feit bei 93ef)anbluttg einer 
gabel gebadb* tt>orben, aW n>enn im erften Auftritt bed erfien 
91M ein5tinb in ben SBinbeln erfti^eint, toel<f)e^ im jmei^ 
ten aW bärtiger 5Wann auftritt, ober toenn ber erfie 8Cuf^ 
)ug eined ®c^uf))iel6 in @uro))a beginnt, ber jmejte in 
aften fortf»)ieIt unb ber britte in «frica enbigt ?'' 9Bie ber 
3ufammenl^ang au^weifi unb tt>ie namentlich au6 ber ©e^ 
tradb^wHfl ber ©törfe, bie aW tabelfrei empfol&Ien »erben, 
erliellt, wirb aber ^ier nid^t auf 9?eobac^tung ber @in^eiten 
gebrungen, fonbem nur berSWi^brauc^ einer an jlc^ erlaub^* 
ten Stei^^t getabelt ^a^ t>iele bamalige iDidbter einen 
fold^en ^i^brauc^ roixtlidfy aufd ^ocbfle trieben, baß il^re 
@u(lbt^ ben 3ufc^auern möglicbft t)ie(erle{ t>or Sugen )u 
führen, ein ganj n)itIfä]b^Udb^^ Sd^alten mit Ort unb 
3eit l^en)orrief unb fo burdb ^(vfiMdunQ bie ©efammt* 
irirfung ibrer ßompofitionen manntgfadb beeinträchtigte, 
l&^t fic^ nidb^ (äugnen, unb in fo fern mu^ man fid^ ganj 
mit bem 6ert)ante6 eint)erftanben erflaren. 3tt>eifel]bflfter 
fann man über ben jweiten ^au<)t<)unft in feiner Äritif 
fein. Qr fcbeint, in SSerfennung be6 »abren SBefend ber 
$oefle, einen bireften moralifd^en 3w>e(f Dom ©db^^ufpiel 
t>erlangt unb I^iemadb aOerbingd einen fatfd^en Wtaa^fiah 
jar Seurtl^eilung beö fpanifc^en ^rama'6 mitgebrad^t )u 
^aben. Stann aber feinem t)on biefem ©eftdbt^punft aud^ 
gel^enben 2!abel aud^ nidbt t)otIfommen beigeflimmt n>erben, 
fo ifi il^m bocfi in fo fem gleic^faff6 ©eltung jujugefielbw, 
ald er nur bie @rtreme unb audfdbtoeifungen treffen foQ/ 
)U benen bie 9Ibn>efenbeit aDe6 @rnf}e6 unO bie SSerad^tnng 
oller ÜRoral in t)ielen bamaligen SubnenftudFen führten. 
9ßa6 weiter ^egen bie neue bramatifc^e Literatur V)or« 



— 347 - 

gebrad^t n>lrb, ifi gro^tentl^rile nic^t unbegrünbct, fotreit 
bie fc^led^ten ^roburtione n ber geringen $^^eaterf*reiber ge* 
meint ftnb, öerfel&lt aber, gleidb bem 93orlgen, fein 3'^ 
tl^eilmeife burci^ bie SlDgemeinl^eit , mit ber ®ute6 unb 
S*te(i^te^ in eineSRaffe jufammengeworfen tt>erben, ,,®lbt 
e6 — wirb gefagt — eine größere Slbgcfc^marftl^eit , al6 
un6 ben ®rei« in Sugenbfraft, ben Süngliug feig, ben 
2)iener t)olI 93erebtfamfeit, ben ßbelfnaben alö tueifen JRat^* 
geber, ben Äonig aW S'aglol^ner, bie ^rinjeffin aW Stü^ 
d^enmagb tjorjuful^ren? 3fi bie SBal^irfcfeeinlic^f eit bie |)am)t^ 
fadb^ ^^i ^inem ®dbauf))iel, n>te fann ba auti^ nur ein gdnj 
gewol&nlid^er SSerflanb Sefriebigung ftnben, vtjenn angcnom^ 
men \oixt, bie |)anb(ung faKe in bie 3^it ^önigd $i))in 
ober StaxV^ be^ @rüßen, unb gu berfelben 3^^^ Äaifer $)e^ 
radiu^, ber bie |)auptroffe fpielt, mit ben Äreujfabrern in 
Serufalem einjiel^en unb bad I^eilige @rab, wie ®ottfrieb 
t)on SPouiOon, erobern foff, mal^renb bod^ eine lange Sleil^e 
t)on 3<*i&ren ben ®nen Don bem Sfnberen fd^eibet? Ober 
n)enn bem ®c^auf))iel etn>a6 grbid^teted ju ®tunbe liegt 
unb gefc^idbtlid^e @reigniffe eingedockten unb Srud^fiurfe 
anberer, bie üerfc^iebnen ^erfonen )u J)erfcl^iebnen Reiten 
begegneten, beigemifd^t »erben, unb jtt>ar ol^ne n>a^rfd^ein* 
(idben 3ufammen^ang, b(o^ a\\^ l^anbgreiflid^em, auf feine 
SBeife gu entfd^ulbigenbem 3trtl^um? Unb ba6 Sc^Iimmfle 
ijl: e6 gibt llnwijfenbe, bie barin bie 95oOfommenl[|eit fu^ 
if^n unb anbere Slnjld^ten für Äleinigfeit^Mmerei erflaren. 
SBie, n>enn n>ir t)oQenbd auf bie geifilid^en ®d^auf))ie(e fom^ 
men raaäa« »erben ba für falf(^e SBunber erbic^tet! SBelc^e 
tlnrid^tigfeiten unb ^]!Ri^t>erflänbnif[e fommen ba t>ot, inbem 
fte bie Sßunber bed einen {)eiUgen bem anberen jufc^reiben! 



- 348 — 

3a , aud6 in mUlid^tn ^t&äm erbrefften fle ftd^ , obne 
»eiteret Sebenfen unb au6 feiner anbem SRürffid^t SJBun* 
ber flef(i^eften ju lajfen, ald weil fle meinen, ein foId^e6 
SBunber, ober eine folc^e 2Wafc^inerie , wie fle e^ nennen/ 
tt)erbe fldfi ba gut au^nel^men unb ben unwiffenben ^obel 
in'6 JTI^eater loden. 9Bie fel^r gereid^t baö 3((le^ gur Se^ 
eintrac^tiguufl ber SBal^rfd^einlici&f eit , jur entfiefifung be^ 
®e^ä)iiltli(i)en , ja jur ©(i&ante fpanifd&er Oeifle^fraft ! 
Denn bie ^Tu^Iftnber, weld^e mit üieler ©enautgfeit bie ®e* 
fe|>e bed S(i^auft)ie(6 beobad^ten, galten un6 , toenn fle bfe 
Wgefd^marftl^eiten unb Slu^fd^weifungen , bie wir begel^en, 
bemerfen, für rol^ unb unwiffenb." 

Die entr<)red^enben Selege ju allen biefen Slflgen flnb 
leidet aufgefunben. Da^ inbeffen IjUx, wie bei Allem, mad 
QeroanM in biefem Äapitel S^abetnbe^ vorbringt, mit Un* 
rec^t auf bie ganje bramatifd^e Literatur Spanien^ bejogen 
wirb, tt>a^ nur einen Zf)exl berfelben treffen fann", fprtngt 
in bie 2tugen. 2Bar um bie 3^it/ ^I^ ^^^ ^^f^^ S3anb bed 
DonDuijote gefd^rieben würbe, ba6 9?ationatfd^aufpiel aud^ 
nod^ nid^t ju feiner feinfien Slu6bilbung gelangt , fo lagen 
bod^ fd^on bamaW genug ©tüdfe t)or, auf weld^e bie6 ganje 
Siegifier Don ?5«^^l^n feine Stnwenbung ftnben fonnte; unb 
wie t)iel <)oetifc^e6 aSerbienji wog wieber bei anbem bie 
einjelnen SSerfio^e auf! Da6 Sewu^tfein ^)iert)on fd&eint 
benn anä) bem Serüanted nid^t gefehlt ju ^aben, we6^alb 
er feinen 3nüectit)en einjelne milbembe Semerfungen ^in* 
gufeftt. „2)ie ©d^ulb aller ber aufgejdblten Ungebül)rniffe/' 
fagt er, „liegt nid^t immer an ben !I)id()tern, weld^e bie 
6om6bien fcfireiben, benn mand^e üon il^nen wiffen red^t 
gut, worin fle fehlen unb t)erjiel^en t)ortrepd^, wie fle eö 



— 349 — 

ma^en foOten; ia aber tie ©c^aufpiele ju einer ffiupidf^en 
SBaare geworben jtnb, fo fagen jte, unb mit Siecht, Me 
©(i^aufpieler tt>ürben fie nici^t faufen, wären fte nic^t nad^ 
bem beliebten 3ufc^nitt, unb fo fud^t fic^ ber SDid^ter naä) 
bem JU bequemen, tt>a$ ber ©cl^au|))fe(er, ber i^m feiae 
?lrbeit beja^len foll, »erlangt 2)aß bem fo fei, fann man 
an ben tjielen, ja ja^ßofen ©c^aufpielen feigen, bie ein \)o^^ 
begabter I^ic^ter in unfern Sanben mit fo Diel Slnmutl^ unb 
SBift, in fo jierlid^en SSerfen, mit fo t)iel guten SinfäOen 
unb gewichtigen SDenffprüd^en, mit Sinem SBort in einer 
fo berebten unb erl^abenen ©prad^e t)erfa^t l^at, ba^ bie SBelt 
feineö SRul^meö t)oO ifl. SBeil er fic^ aber nac^ bem ®e* 
fd^mad ber ©c^aufpieler bequemen woKte, hat er nic^t bei 
aOen -- wie e6 il)m mit einigen gelungen iji — ben er* 
forberlic^en ®rab t)on SJofffommen^eit erreicht." — SBeiter 
werben einige Somöbien t)erfd^iebner SSerfajfer au6brü(flic^ 
Don bem SJerbammungdurt^eil, bad bie übrigen trifft, au6* 
genommen unb atö tabelfrei unb funjigema^ geröl^mt; 
namtid^ la Isabela, la Filis, la Alexaudra, la ingratitud 
veugada, el mercader amante unb la euemiga favorable« 
Sflirgenbö inbef[en erfd^eint bie Äritif beö 6en)ante6 in 
einem fo jweibeutigen Sid^t wie Ifeierj benn wa6 biefen 
binden ein befonbereö 8ob »or Dielen anberen jufö^ren 
fonnte, läpt jl^ nid^t lei^t abfegen. 93ei ben brei erfien, 
ben balb naiver ju betra^tenben SBerfen be6 ?lrgenfoIa, 
fann ber ®runb allein in einer SJorliebe beö dex^anM 
für bie altere SBeife be^ ®d^auf\)ieW, in ber er felbfi fo 
lange tl^atig gewefen war, gefunben werben j in ber 3fa* 
beHa unb ber Slleranbra wenigften6 jtnb faum anbere aWo* 
tit)e JU bem ungemejfenen 8obe, baö er i^uen fj)enbet, ju 



- 350 — 

entwerfen. 9lo6) mel^r mu^ We 8lu«jdc^minfl auffallen, 
mlifc bein ,,beftraften Unbanf' »iberfdl^rt , faUd namltci^ 
hiermit ba6 gleichnamige Stucf M Sope be SSega, eine 
ber allergeringffigigjien ^robucrioneu biefeö 2)ici^ler$, ge^ 
meint ift i^*). 2)ie jiarf aufgetragene morolifd^e S^enbenj, 
bie biefed )[)ern)orrene ®en>ebe ^on Siebe^intrignen unb 
3»orbt]^aten in unferen äugen nur noc^ »iberfirebenber 
mac^t, fc^eint bemfelben beim @er)oante6 )ur (Smpfel^lun ^ 
gebient ju ^aben. SBie aber t)ermo(^te ein poetifc^er ®inn 
{i(^ burd^ fold^e 9lu(f{t(i^t in feinem Urtl^eil beflimmen ju 
lajfen? — ?luf einer ungleich ^o^eren Stufe fielen „bie 
güuflige geinbin'' t)on 2:ärrega uub „ber t)erliebte Stanf^ 
mann" t)on ©aöpar Stguilar ^^) , nur »erbienen jte nic^t 
biefe ungebü^rlid^e ^^en)or^ebung oor t)ielen anberen 
©turfen twn gleichem ober l)6^erem S33ert^. 2)er @infad^^ 
^eit unb 9tegelmapigfeit ber |)anblung in beiben 6om5bien 
foD bad gebu^renbe Sob nic^t )>er|agt n)erben; aber felbfl 
abgefe^en ba)>on, ba^ ber l^ier angelegte äRaa^flab nt(j^t 
ber einjige bei Seurt^eiiung bic^terifd^er SBerfe fein barf 
unb tt>enn man i^n im ©inne beö Senjante« gelten lä^t, 
forbert bie ®ere(^tigfeit gegen bie übrige bramatifc^e 8ite* 
ratur ber ©panier in jebem galle, nic^t ju »erfc^weigen, 
bap nod^ ja^lreic^e anbere ©türfe biefer ^di Diefelben (Si^ 
genfdböften in bem nämlichen ©rabe, tt)ie bie genannten, 
aufjumeifen ^aben. 

■•*) 3n ^en Comedias de Lope de Vega, !B. XIV., Madrid, 
1620. 

*<>*) Dev Mercader amaote fielet in Norte de la poesia es- 
paiiola, Valencia, 1616, Die Roemiga fovorable im fünften {uns 
ächten) Q3anOe Der Comedias de Lupe de Vega. 






— 351 - 

SJHrfen wir auf ben flaujen 2)t6cur6 jurficf unb 
bringen l>amit bie ©tetten äljnUcben 3n^aU^ in ber 9ieife 
aum ^arnap, in bem Prolog )u ben fpäteren (Somobien 
u. f. tt>. in SJerWnbung, fo fonnen n>ir benn freilid^ ni(i^t 
t)er]^e]^len , ba^ in aOen biefen 9(u^|>ruc^en neben t)ielem 
SBal^ren unb S^reffenben ani) eben [o t)ie( Unbegrünbeted, 
SBiKfä^rlicI^e^ unb Sci^wanfenbed ju S^age fommt. (§6 
gebrad^ bem (Senoanted an ieuer ®ic^er^eit unb Slbrunbung 
be6 Urtl^eitö, bie adein im Kampfe mit einer äberaiäc^ti« 
gen ©egenpartei Srfolg üerfpred^en fonnte; er gefeilte 
jur richtigen (ärfenntnip einzelner 9Äangel ber fpanifc^en 
©d^aufpiele anä) eUn fo oft eine Serfennung i^rer SBor^ 
jugej unb wenn il^m auf ber einen Seite bie gel^örige 9Ra«^ 
^igung abging unb er burc^ übertriebene @d^arfe reijte, fo 
liep er ed auf ber anbern wieber an ber Q3eflimmtl^eit feh- 
len, bie überaß bad rechte 3i^I trifft. SBad SBunber, ba^ 
feine Stimme in bem lauten SeifaU, ben bie befetnbete 
älic^tung fanb, ungel^ört Der^alltel 

8Hd ber Serfaffer bed Don Duiiote jlc^ nac^ lang- 
jähriger Unterbrechung in ben legten S^^reu feinet 8eben6 
t)on Steuern ber Sd^aufpielbic^tung juwanbte, l^atte er ent^^ 
Weber, wie eö fc^eint, feine frül^eren ©runbfafte über bra* 
matifc^e @om))o{ttion wefentlic^ mobiftcirt, ober er t^at ben-- 
felben Schritt, aud bem er Slnberen ein fo fc^were6 9Ser* 
bred^en machte, unb bequemte jld^ wiber bejfere Ueberjeu* 
gung ben gorberungen be^ gJublicum^. Die früher t)on 
i^m befampfte 9lic^tung beö ©efdbmarfd \)atU injwifc^en 
fo fefien gu5 auf ber 93ül^ne gefaßt, baß er bie SSergeb^ 
lid^feit afifer bagegen gerid^teten 35eflrebungen einfe^en 
mod^te. |)atte er fd^on mit feinen fritifd^en Diatriben nic^t 



- 352 - 

burd^jubringen t)ermod^t, um tt)te üicl weniger burfte er 
ertt)arten, auf ber 93ü^ue felbfl erfolgreid^ Dppojttion ma^ 
d^en au fonnen! Unb bod^ fonnte er ed nic^t über ftc^ 
gen)intien, ber S^^eaterbic^tung gatt} ju entfagett utib ftc^ 
auf ba6 gelb ber Siteratur ju befd^ränfen, auf bem er 
fdbon unüerganglic^en JRul^m erworben f^atte. 2)ie erinne* 
ruug an feine früheren %xivim)f\)e Kep i^m feine SÄu^e, 
unb bie Erfolge feiner jüngeren 3^^tgenof[en , beren täg^ 
Hd^er 3^U9^ ^t wa^renb be$ fpateren Stufcnt^alted in 
9Äabrib n>ar, fpomten i^n an, mit biefen in bie ©d^raufen 
ju treten. @r fc^rieb in biefer Slbjtd^t im 3ritraum »e^ 
niger Saläre ad^t (Somobien, mit benen er inbeß fc^oii 
Äuperlic^ in fo fern nic^t glüdtlic^ war, afö feine Semübungen, 
jle auf bie SSül^ne ju bringen, »ergeblid^ au^ftelen, unb if)m 
jule^t nur übrig blieb, fie ganj mtber ©ewo^n^eit ber ba^ 
maligen S^^caterbid^ter t)or ber 2)ar|iellung in I)ruc( ga 
geben. 3nbem er wiber feine anfanglidbe Slbfi^t btefeit 
aaSeg lux ^ublicität einfd^Iug, fdbeint er jebod^ nic^ft 
blo^ auf bad lefenbe publicum gered^net ju ^aben; er 
hoffte, feine ©tüdfe würben, wenn nur einmal bcfannt, 
aud^ ben SBeg auf bie Sretter ftnben; eine Erwartung, 
bie, fo öiel man wei^, nie in örfüBung gegangen ifi ^^'^). 

«•0 „(S9 iH einige 3a^re ^er, baß i^ ju meiner alten Q3ef(^äf^ 
tigung jurücffel^rte unl) im ©lauben, t)ie Seit meinet guten 9tnfei 
bie noc^ nic^t vorüber, oon neuem einige ^omöbien ))erfafte. 9ibtt 
iä) fanb feine ^^ogei me^r in ben vorigjd^rigen Oleflern; t>a9 foU 
feigen: idi fanb feinen il^eaterbirectot, ber fle ))en mir begehrt l^dttf 
obgleich ^Qe n)ugten. baß ic^ fte liegen l^atte; unb fo ))er)>a(fte id^ 
fie benn in einen Koffer unb verurt^eilte fle ju be^änbigem Otitis 
f(^tt>eigen Um biefe Seit fagte mir ein $u((>^dnblerr er loürOe fte 
mir abfaufen, toenn ein couceffionirter ^c^aufpielOirector (autor de 



- 353 — 

Uebexijaupt \)at feinet t)on allen Sffierfen beö ßertjanted 
fo »enifl aSerbreimwg gefunben, n>ie ilcfe ©c^aufpiele. 3n 
ber erficn ?lu6flabc üon 1615 tt)aren fte jur größten; mir 
wenigen ÜRdnnern t)om gac^ befannten ©eltenl^eit gett)or^ 
ben, W6 im Safere 1749 ein neuer Slbbrurt j)eranjialtet 
würbe , ber inbeffen glel(i)fallö wenig ©ngang gefunben 
gu l^aben fc^eint. Sebenft man freilidjf bei Unterem , in 

titulo) t(fm nic^t gefaxt ^tu, ^on meiner $rcfa (äffe ftc^ ettoad er^ 
warten, ober t)ün meinen SSerfen nid^tö. SBeun idft bie Söal^rlfteit 
fagen foU, fo machte e« mir Kummer, bie« ju Iftören, unb ic^ fngte 
gu mir felbfl: ennoeber l^abe ic^ mic^ fo veränbert, H6 id^ nic^t 
me^r berfelbe bin, ober bie Seiten (laben ^6) fe^r gebeffert, ba c« 
boc^ fonfl immer umgefel^rt gef((>iel^t, inbem man befldnbig bie oer^ 
gangenen 3eiten lobt. 

3c6 begann von D^euem, einen 3Ui{ auf meine domdbien gu toer- 
fen, fo wie auf einige Bwifciyeuf^iele ))on mir, bie mit i^nen hü @eite 
geworfen Waren; unb idb f^nb fte nid^t fo fdblecfit, bag fte nic^t »er- 
bient l^ätten , jenem obfcuren ^^eaterbirector gum ^ro^ bem erleuc^^ 
teteren ®inne anberer, weniger eng^ergiger unb einftdbtdootterer T)i- 
rectoren oorgelegt gu werben, ^ix rig bie ®ebu(b unb ic^ verfaufte 
fte bem erwähnten $u((>^änbler, ber fte fo ()at brudfen laffen, wie er 
fte ^ir ^ier übergibt dt bega^Ue fie mir nadft ©ebül^r, unb ic^ 
fiecfte mein ®elb mit ^e^agen ein, of)ne bag ic^ $(a(!ereien mit 
^c^auf^ieiern gehabt :^dtte. — 3(ib wänf((>te, bag fit bie beflen ))on • 

ber Seit ober wenigflend erträglich wären, ^u wirft ti fe^en, lieber 
£eferl @oUte9 ^u ftnben, bag irgenb etwa« ©ute« baran i^ unb 
meinen böswilligen ®(^anf)}ielbirector irgenbwo treffen, fo fage i^m 
er foüe fldb beffern, unb möge beachten, bag fte feine offenbaren unb 
un))er^olenen Sllbern^eiten enthalten; bag ber $erd gerabe berjenige 
iÜ, ben bie @omobien \)erlangen, ndmlic^ ber unterfte ))on ben brei 
©t^len; bag bie (S^rac^e ber Bwifd^enfpiele ben barin auftretenben 
^erfonen angemeffen ift, unb bag ic^ baS, worin i<f) l^ier etwa ge- 
fel)lt ^aben folltc, in einer ßomöbie, „bie §(ugentäufdbnng ," weldje 
itt) je^t fc^reibe, unb welche ^ir Iboff^ntlic^ gefallen wirb, gut gu 
machen benfe. Unb hiermit fc^enfe ©Ott ^ir <&eit unb mir ©ebulb!" 
©rfd). ^. gtt. in (Span. i. ^D. 83 



— 354 - 

welker »bficbter unternommen würbe, fo wirb begreiflid), ba^ 
We ebirten ©türfe in bem Sinne, ber il)nen ^ier untergefcboben 
würbe, feine SBirfunfl hervorbringen fonnten. Der |)eraud^ 
geber, Sla^ Slntonio 5Rafarre, ein t)om ©eijie berfranjofifd^en 
Äritif auf'6 ärgjie t>erblenbeter ©ele^rter, \)at nämlic^ bem 
©anbe einen ^rolog t)orangefteBt, in bem er baö aU 
Ute fpanifc^e ©c^iaufpiel bitter befeinbet unb al6 3nbegriff 
aller Safter unb ge^lerf)aftigfeiten fdf|t(bert, und ben ©tanb^ 
punft für bie 9?eurtf)eilun3 ber folgenben ©dbaufpiele be6 
ßert)ante6 t)oBfommen üerrürft, inbem er biefe für ^a* 
robien unb Satiren auf ben t)erberbten ^dtf^t^df^mad er^ 
flärt, unb fo mit anbem SBorten für bie t)erfeb(tefien unb 
nidbtefagenbfien ^robuctionen t)on ber SBelt! SBie lie^ Rc^ 
bem aSerfaffer beö 2)on Duijote bergleicben anbic^ten! SRid^t ba6 
aWinbejie üon ^arobie ober nur ^erftfflage la^t fic^ in biefen 
fämmtlidf|en@tü(fen entberfeu. Q^ ftnb burdb^iu^ ernft gemeinte 
SRad^al^mungen ber SKanier M 8o^)e be SSega, beren tl^ea* 
tralifdje SBirffamfeit l^ier burd^ rtocb buntere ÜRannigfaltig«^ 
feit unb größere S3öbneneffecte überboten werben foH. 35ie 
(Srfdbeinung ifl eine al^nlid^e wie in bem gleic^jeitig gefdbrie- 
benen ^erfile^. SBie ßert)ante6 in feinem legten JRoman bie 
frül&er fcbarf gerügten 2(benteuerlic6feiten ber JRitterbuc^er, 
jur I)6rf)fien ^otenj geweigert, wieberl^oUe, fo t)erf(^mä^te er 
l^ier nicfjt, äffe ibm e^emalö fo anfio^igen Srregularitäten 
ber gaffen^ unb Speftafelpürfe feiner 3eit ju abo))tiren, 
unb bie ßicen§ aufö 8leußer|ie ju treiben. Unb feltfam! 
wä^renb bie bur(]^ficfttigjie Älarf)eit, bie größte ^lati:' unb 
SRegelmÄ^igfeit in Entwurf unb Sluöfül^rung jldb al« eine 
beri)orftec^enbe6igent^ümIici^feit affer feiner belferen 9Berfe 
fuub gibt, l)aben wir ^ier bie (Srtreme be^ ©egent^eifö : gocfer* 



- 355 ~ 

^eit ber (5onH)ofltfon unb giftditigfeit ber 2)arfteaung im ^6c^^ 
jien Orabe. Gben ber !DicI)ter, ber fo t)iele Seweife feiner 
SJieiji^rfci^aft in 3eicJ)nung ber S^aractere geliefert, \)at flc^ 
l^ier mit ber aUerflud^tigften ©fijjirwng berfelben begnügt; 
er, ber fonji fo tief anzulegen mei^, läßt Wer j[ebe ©pur öon 
tieferer poetlfc^er Intention üermiffen. !Der SOMngel biefer 
©tücfe fd^eint fic^ au6j Serüanteö fel^r »oftl bewußt gewefen 
3U fein, wie au6 bem wenig anfpru(]^öt)ollen Sione l^ertjorgel^t, 
inbem er in ber SJorrebe üon il^nen fprid&t, »al&renb fein 
©elbftgefüW fic^ in anbern gSffen ganj anber^ au6ju* 
brflcfen ppegt; aber ba er einmal mit 8ope unb beffen 
©d^ule um ben ^rei^ bed SeifaKd ftreiten »oOte, glaubte 
er biefen um fo |td^erer ju erringen, wenn er üor ?l(lem 
bie ?leu§erli(i^feiten , an bie berfelbe allerbing6 jum 2;^eil 
gefnupft war, nad^al^mte unb SBunber, Stbenteuer unb 
2;t)eaterjireid^e nic^t fparte. !Da9 Sope'ö Slul^m, felbji bei 
ber SÄenge, nod^ »on ganj anberen ©ebingungen ab^idngig 
war, mu§ er überfet)en l^aben. Sieben bem «Eingeben an 
eine frembe, nod^ baju falfd^ aufgefaßte Spanier ift benn 
aud^ bie ©Ifertigfeit, mit ber biefe ©d^aufpiele l)ingeworfen 
worben jinb, m if)rem SKißlingen ©c^ulb. 6eri)anteö 
wollte audb an ©d^neKigfeit ber Sompofition nic^t l^inter 
bem gefeierten SWeifler ber fpanifd^en SBübne juriitf bleiben ; 
aber i^m war nid^t bie improJ)ifatorifc^e Seid^tigfeit üerlie- 
l)e\\, mit ber biefer ferne in unerfd^ßpflidber gülte jiromenben 
(Srfinbungen wie fpielenb §u Äunftwerfen ju gefialten wußte. 
Der natfirtid&e ^roceß feine6 ©cbaffen^ fc^eint ein anberer 
gewefen ju fein} er beburfte, um ©ebiegene« l^en)orjubringen, 
ber Soncentration feiner Gräfte, unb verfiel in geicbtfinn unb 

«3* 



- 356 - 

Oberfläc^licbfeü, fobalb er ftd^ eine anbere SBeffe ber ^ro* 
buctton aneignen n)oHte. 

Wt aUeni Dbivjen foH inbeffen nod^ feine unbebtngte 
äJerwerfung biefer ßomobien au^gefproc^en fein ; im @e* 
gentl^eil, n>ir finb ber SReinung, ba^ ba6 3ntereffe an ^Üem, 
xoa^ ben SRamen ßerüante^ tragt, tt>ie e^ un^ Ueberfe^ 
Jungen bed ^erjtleö unb [elbft ber ®alatea ju SBege ge^ 
brad^t l^at, auc^ fie in ben Ärei^ ber Sead^tung t)dtte jie^ 
l^en follen, Denn äße, n>enn auc^ mel^r ober minber an 
ben bejeic^neten gel^Iern leibenb, enthalten im @tnje(nen 
tiiel ©c^oneö imb ©innt)o0e6, unb jtnb reidfi an gelunge- 
nen (Bcenen, bie alö n>eitere S3elege fftr baö bramattfc^e 
S^alent be6 9Serfaf[er6 ber Stumantia nic^t au§er 2ld^t ge^ 
lajfen merben bfirfen. ©elbft ba6 mi§ratbenjie "oon i^nen, 
el Rufiaii dichoso, eine ber regeOofeften unb au^fc{^n>et^ 
fenbften Comedias de Santos, bie n>ir fennen, Ibat ber< 
gleichen aufjuweifen. Diefed ©turf, ju bejfen ^erfonal 
au^er t^erfc^iebnen aUegorlfcben giguren i^^) unter anbem 

*«•) 3m jtt)fiten 9lft toerl)en Die Olengier unb bie (Somöbte 
folgenbermageii rebenb eingefü^^rt : 

JWeugier. ßomöbic? 

@i)mdbie. 12öa« tviüfl bu ))i)n mir? 

91 eu gier. ^^ ti>ünfc|ite gu loiffen, toarum bu bie alte ^rac^t, 
ben ^ot^urn, bie ^oga unb bie <&albf!iefel abgelegt :^afi? §(itd xotU 
(^eu ©rünben l^afl bu bie fünf S(fte, bie bi(^ e^emalö fo flattUcb, 
anmut^ig unb e^jrivürbig machten, auf brei gurncfgefüj^rt? 3e^ fe^e 
id^ bic^ ben einen 9(ugenblic( in (Spanien f)>ie(en unb gleich barauf 
in glanbern; bu wirfft ohne ollen @runb Beiteu, .©d&auWdJe unb 
Oerter burcft einanber; furj, itt) fenne bid) gar nic^t tt>ieber. ^age 
mir büd) »on aUem biefem ©efc^^eib, beim bu hjeigt, i^ bin beine 
oUe Sreunbin. 

ßomöbie. JDie 3eit »eränberJ olle ^iiige unb öerwoilfümmnet 



— 357 - 

au^ ein ^aar Äu^)^)(er, ein ^aftetenbarfer, ein ®ro§^3n^ 
quifttor, gudfer, ein @ngel unb einige gegfeuerfeelen ge^ 
ftören, fu^rt un6* einen ©etjiüanifd^en 2;augenic^t6 unb 
9laufboIb »or, ber jule^t al^ SBunbert^dter unb |)eiliger 
in ÜRericö ftirbt. 2)ie übrigen ©türfe ftnb ungleid^ an Sffiert^ 
unb t)erf d^ieben an S^araf ter. 3n allen, wenn aud^ bie ^a\x)ßU 
l^anblung nur geringe^ Snterejfe einjuftojen tjermag, erfreut 
bie graciöfe geinl)eit ber fomifc^en Partien, waferenb bie 
ernften ©cenen meijiend weniger befriebigen. !Die Somöbie 
la casa de los zclos be^anbelt einen ©toff au6 bcm fpa^ 
nifci^ ^ umgebilbeten ©agenfreife »on Äarl bem ®ro§en, ben 
äußeren Umriffen nac6 in äl^nlid&er SBeife, wie bie nad^^ 
Mengen gefifpiele t)on iope unb ßalberon, aKein ganj o^ue 
jenen 3^wber ber ^oejte, ber biefe ®attung erft über bad 
SBereid^ ber ©peftafelftu(fe ert^ebt. El gallardo Espanol 
unb la grau Sultaua jtnb )Wei mit mannigfaltigen 93ege^ 

Die i^unfl; tved^alb alfo an ^(biinbentng alter i^rfinbungen 9(nf)o§ 
nehmen? Bioar xcax iä) vot* ^(terd gut genug, aber wenn bu mic^ 
rec^t betrachte)!, fo tverbe tc^ bir boc^ aud^ je^t nic^t miSfatlen, trenn 
id) mi(^ gleidb von ber Q3a^n, bie mir bie ®rted)en, bie bu n?i>^( 
fennft, fo toie @eneca, iterenj unb $lontuö \)ürgegeid)net iftotten, ent- 
fernt f)(ihc. 3(^ ^abe nur einen ^^ei( t>on i^ren 9{rgeln beibehalten, 
einen anberen aber aufgegeben , n>ie ed ber ©ebrauc^ »erlangt, ber 
M ben. Siegeln nt(i^t unterwerfen xcill. 3(^ fc^ilbere l^eut ju "^age 
taufenb ^egeben()eiten, nid^t wie e^emald burd^ ^r^ä^lungen, fonbern 
burc^ «Ipanblung, unb bad macbt mir ^erdnberung bed Ort^ not^^ 
wenbig. ^ie ^omöbte ifl gegenwärtig wie eine ii^aubfarte, auf ber 
[Rom unb ifonbon, ^aüabolib unb !D2abrib nur einen Singer breit 
»on einanber entfernt finb. ^ai fümmern ftc^ meine Bufc^auer barnm, 
ob id) in einem ^ugenblicf \>cn ^eutfc^Ianb nac^ ©uiuea äberf^ringe, 
wd^renb t(^ bod^ immer auf bemfelben !£^eater bleibe? ^ie®ebanfen 
jtnO f(^neU unb f6nnen mir äberaU ^in folgen, wo^in \6j fte fnl^re, 
ol^ne mic^ aud bem (^eftc^t gu verlieren, ober mübe ju werben. 



- 358 — 

benfeeiten unb (ebenbiflen ©d^itberungen au^gejiattete ©emälbe, 
bie fieUenweife »oUe SBcfrieblflung gewäl^ren, inbeffen eine über^ 
legte 2)idpojition if^red 3n^alt^ nur aUjufe^r »ermiffen laffen. 
3n los banos de Argel ^aben n)ir eine Sffiieber^olun^ be^ 
früher im trato de Argel be^anbelten aSowurfd} in Pe- 
dro de Urdemales eine ^rt ))on bramatiftrtem (Sdbeltnen^ 
romaU; eine ©aUerie gut erfiinbener unb audb fe^r ))oettfc^ 
ausgemalter, fomifd^er ©ituationen, wetd^er freitid^ ju einem 
!Drama bie 93f rfettung ju 93er^ unb ßntwicflung gebrid^t ^^y 
3n ber erften Scene tritt ber liftige ^ebro be Urbe^ 
maled, ber fic^ fd^on in allen moglid^en Seben^fieUun^ 
gen erprobt ijat, alö SSauerburfd^e auf. @iner feiner 
greunbe bittet i^n, ibm jur Erlangung feiner geliebten 
ßlemencia, bie il)m t)on beren SBater tjerweigert n>irb, be^ 

'<>*) Solgenbe, bem Urbemale^ in ben Wlmit) gefegte ^emerfun^ 
gen über bie SRequiftte eine^ guten ©c^aufptcier^ verbtenen l)ier eine 
^teüe: 

„(Sin ^d^aufpieler mu§ t)or allen fingen tin flarfed ©ebäd^tni^ 
l^aben, bann eine be^enbe* Bunge, unb Dritten^ mug feine äußere ^r- 
fc^einung eine gefäUige fein. (Sine fd^one Sigur tfl i^m unerlägUd), 
toenn er Sieb^aber fpielen toiü; feine Jg>altnng barf nid^t affectirt, 
feine SRecitation nicgt übertrieben fein. Qv muß mit Ungegtoungen^ 
l^eit unb bo(^ mit Sorgfalt fpielen, muß aU ©reid ernfi, aU Sung^ 
ling lebl^aft, aU Verliebter leibenfc^aftlic^, a(^ @iferfftc^tiger toüt^enD 
fein. (Sr muß in folc^er Qlrt unb mit folc^er ^unft barfleUen, taS 
er {t(^ ganj unb gar in bie bargefIcUte $erfon t^ermanbelt. dt mug 
mit gewanbter 3unge ben Werfen ilbt fRt^t toiberfal^ren laffen , unb 
bie tobte S^bel gum £eben auferu^ecfen; er muß bem lac^enben ®ts 
{tc^te )>lö^li(i^ ^^ränen entlocfen unb bann mieber bemirfen fdnnen, 
baß man ))om SBeinen gum ü^ac^en ubergelbt; enblic^ mirb ed fein 
$robflein fein, ob {tc^ ber ^u^brucf, ben er felbfl annimmt, auf t>tn 
©füc^tern aUer Bufcfjauer geigt-, ijl tai ber gall, fo barf ber Scf^au^ 
fvieler t^ortreffUc^ genannt werben. 



- 359 — 

llüipicft au fein. 2)er gefttere, 5S»arttn 6re«»)0, ifl eben 
Sllcalbe geworben unb übt jum erfien ÜWale feine ric^tet^ 
lid^en Functionen au6. 2)a6 (iebenbe ^aax ftellt flc^ nun, 
auf ^ebro'^ 9lat^, afö ^irt unb ^irtin t)erfleibet, r>ox ben 
9licbterjhil)l, t)erflagt ben eigenftnnigen äilten, weld^er bie 
|)eirat^ I^inbere, unb tt)el^ fidb ritten ©prucb ju etliften, 
ber biefen »erurt^eilt, in bie Qi)e einjuwilligen. 2)ie foU 
geuben @cenen fc^ilbern bie fefilic^en ^üqc unb Siänje. 
mit benen bie ©t. So^anniönadb^ gefeiert wirb. 2)er 
fpanifc^e Slberglaube bef^auptet, ba^ bie SKäbcben, welche 
fic^ in biefer Stacht mit ben gü§en in einen (Simer \>oVi 
SBaffer fteden unb \\)x aufgelofted |)aar im 2Binbe flattern 
laffen, burd^ irgenb ein ^üä)tn erfal^ren, wer i^r fü'nftiger 
9Wann fein werbe, ^ebro wei^ bei biefer ©elegen^eit ju 
Deranfialten, ba5 mel^rere junge SSauerbimen, weld^e ba^ 
@rj)eriment machen, ^dä^en t)on ben Surfc^en erl&alten, 
»on welchen fte geliebt werben, unb. i^nen ba^er ein Willi- 
geö ®ef)ör fdjenfen. |)ierauf tritt eine ^XQemxexbanbe auf, 
unter bie ftc^ ^ebro mifd^t unb unter weld^er er balb 
ivixä) feine liftigen ©treidle ju großem 3(nfel)en gelangt. 
3)ie Zxixppe fommt in ein ©tabtdb^n, wo eine alteSBittwe 
wobnt, bie, wie er^a^lt wirb, i^r ganjed |)aud »oH ©adEen 
©elbed bot, aber nie anber6 einen ^eütx i>pn ibren ©dbä^ 
ften ausgibt, ald um ®ebete jur (grlöfung ibrer »erftorbe* 
nen SSerwanbten au^ bem gegefeuer ju jüften. ^ebro 
))erfleiDet ficb nun in einen Sltaofen fammelnben Sremiten, 
trabt auf einem Sfel burd^ bie ©trafen bed ©tabt*en6 
unb macfit am @nbe laut betenb t)or bem ^aufe ber Sllten 
|)alt. (Sr erjablt, ed fc^madbte nod^ eine ganje ©eneration 
H)xex SSorfa^ren im gegefeüer; biefe Ratten eine SBeratl)*^ 



- 360 - 

fc^laguttg flel^altcn unb beft^loffen, eine hex unflliictHc^eii 
(Seelen aud il^rer Wtte in hie Dbemett )it heputixen, um 
Me ntilt)t]()ätige unb reid^e @nfelin, burc^ beren @d^a$e fie 
aUein erlofl merben tonnten, )u il^ren ©nnfien )u flimmett. 
er felbfi fei biefe geflefeuerfeele. (Sx entwirft nun eine 
graufe Sd^ilbeninfl »on ben ©ci^rerfen bed ^rgatoriitntd 
unb ))on ben Dualen, bie jeber einjelne t)on ben Sinnen 
ber 9((ten ju leiben l^abe, unb rubrt bie le^tere jo, ba% 
fie mit jtt>ei gefüllten ©elbfädEen l^erunterfontnit, bie fU 
bem ^ebro überliefert. Die »eitere ^anblung ber Qomi^ 
bie {nü))ft ftd^ nun an bad Sd^icffal eine6 jungen 3!ltät>^ 
d^end; bad {tc^ unter ber 3i9^unertru))))e beftnbet unb, tt>ie 
bie ©itaniOa, ftc^ jule$t al6 bie S^oc^ter t)ome^mer Qltexn 
au^m\% 3m britten Slft tritt ^ebro be Urbemaled unter 
eine ©d^aufpielertruppe unb fommt mit biefer an ben ^of, 
tt)ö jie eine SBorftcDfung geben foHj er trifft ^ier ba^ 3^^ 
geunermabd^en, )u bem er eine 9Ieigung gefaßt ^at, ald 
{)ofbame \t)ieber, rebet fte in feiner @omobiantentrad^t ald 
Äönig mit fdberjl^aften SBorten über ben SBed^fcl ber menfc^^ 
lid^en ©rf^icffale an unb !ünbigt am ©rf^luffe in fomifc^er 
SBeife ben SBeginn bed ©türfed an: „3^r fel^t, baß ber 
Sonig ba brinnen auf ben 9tnfang ber SSorfteUung toavtet, 
unb baß eö nic^t für Sllle möglich ifi, eintritt ju ber gro* 
ßen eomöbie ju erl^alten, bie unfer !Director aufführt, in* 
bem {)ellebarbiere unb Sanjenfnect^te aOen SRodqueterod 
ben 3u9^Ji9 wehren. ÜWorgen auf bem J^eater wirb eine 
gef^)ielt »erben, bie 3^r für wenig ®elb t)on Slnfang big 
JU enbc fe^en fönnt; unb 3^r werbet fe^en, baß fte nid&t 
(wie man ed taufeub 9Wal erbücft \)at) mit einer i>eixatf) 
enbigt, unb baß bie Dame nid^t in ber einen 3ornaba 



- 361 — 

nieberfommt, wäf^reub ber ©o^n in ber anbeten fd^on einen 
»art ^t, ta^jfere S^^aten »oßbringt, naäf Gräften um fid^ 
flaut, bie feinen eitern tt>iberfaferenen Seleibiguuflen racfet 
unb juleftt Äonifl eine6 gewijfen Königreiche tt)irb, ba6 auf 
feiner ganbfarte ju finben ift. SSon fold^en Smpertinenjcn 
unb anbeten a^nlid^en ifi biefe Somöbie frei." SKan fann 
ba6 geltere jugeben, unb jugleid^ einzelne treflid^e 3)etaild 
in biefem ©tüdEe ru^menb anerfennen, ol^ne be^l^alb bie 
§(n(age be^ ®an)en gutjul^eifen. 

aOäeniger mangelhaft in le^terer 93ejiel^ung, unb über^ 
\)an)^t bem $Iane nac^ ba^ S3efie ber ganjen Sammlung ftnb 

La Entretenida unb El Laberinto de Amor. 3^ne ifi 
eine nid^t ganj \)erwerf|[ic]b^ Comedia de capa y espada, 
weld&e fpäter SKoreto im Parecido eu Ja corte nac^gea^mt. 
aber fretlid^ n^eit übertreffen l^at. 2)iegabel be^ ©tudE^ nimmt 
folgenben ®ang : ÜRarcela, ©ci^)tt)efier be^ Slntonio be Jllmen* 
barej, ift mit i^rem 93etter ©ibefiro t)erIobt, ber mit ber 
näd^fien gfotte an^ Slmerifa anlangen foH. 3^ gleicber ^eit 
n)irb bie !Diöpenfation für bie ^eirat^ au^ 9lom erwartet. 
Unterbeffen fu^t ein ©tubeut Sarbenio, ber ftc^ in üRarcela 
»erhebt l^at, ben ßdcubero ber le^teren ju geivinnen, um 
ficf) burc^ ibn ®ngang in ba6 |)aue bed Don Slntonio ju 
t^erfd^affen. 2)er fd^Iaue Söcubero rat^ i^m, jic^ für ben 
erwarteten 3)on ©ilveftro auöjugeben, unb gibt il^m alle 
nöt^igen Stotijen, um biefe SRoUe mit aBa]()rfd^einIid^)feit 
fpielen ju fonnen. ©o prafentirt ftd^ benn ßarbenio bei 
Don Slntonio unb wirb afö ber SSetter au6 Slmerifa witt:^ 
fommen gel^ei^enj l[)ierauf aber jeigt er ftd^ fo ttjenig 
gef(fiidEt in Fortführung feine6 Unternel^men^ , baf er 
SJtarccla'd ®unft in feiner Sfrt ju gewinnen wei§; balb 



- 362 — 

barotif n)irb fein SBetnig entberft, inbem ber tt>af)xe SJetter 
anlangt unb bie 3bentität feiner^ $erfon betoel% älOeia 
anc^ <S>U'oiftx9^^ Sermä^Iung mit SRarcela n)irb loereitelt, 
inbem bie 9{ac^rid^t anlangt; ber $ap{) l^abe bie !£)idpeh^ 
fation tjem^eigert. 9Rit biefer einfachen |)am)tl&anblung 
ift eine anbere epifobifcbe t)ertt>ebt. 3)on Antonio liebt eine 
gewijfe 3Rarcela Dforio, n^eld^e mit feiner ©d^wefier nic^t 
allein ben Siamen, fonbern auc^ bie fprecftenbfie Sle^nlid^feit 
bed ®eji(^t6 gemein \)at unb üon il^rem Sater !Don ^ebro 
in ein Sionnenflofier get^an worben ift. 2)on Sfntonio weip 
bad geltere nic^t unb iji über ba^ SBerfd^toinben ber ®e* 
liebten aufer jic^, fo baf er oft gegen feine ©d&mefter, 
burd^ bie Sleftnlid^feit getaufd^t, in giebe^flagen auCbric^t. 
6in greunb be6 Don Slntonio gibt biefem Slinbe ^>on a»ar^ 
cela'ö Slufent^ait unb mi^ t)on 2)on $ebro bie Sinwiöu 
gung in bie SBermal^lung feiner iCocibter ju erl^alten. 
SRarcela l&at inbeffen fdbon über i^re ^aub t>erfügt unb 
einem gett>ijfen !Don Slmbrofio fd^riftlidb bad |)eirat^^t)er^ 
fpredben gegeben, ?lmbrofto ftnbet fic^ mit biefer ©c^rift 
im ^aufe beö 2)on Slntonio ein, inbem er beffen ©dbwefter 
für feine Warcela l^ält ; eben bort trifft er ben ^ebro Dfo:^ 
rio, ber über bie 9Serl)eirat]^ung feiner Sioc^ter mit Don 3ln^ 
tonio unter^aubelt. !Don Slmbrofio jeigt nun bad|)eirat]^d»^ 
»erf^jrec^en t)or, ^ebro iebod^ t)ern)eigert bie Sinwilliguug 
unb befiebt auf ber SSerma^lung mit !Don Slntonio} aber 
biefer, ba er erfahrt, baf ÜKarcela fc^on einem ?lnberen 
ibr SBort gegeben, tritt jurücf unb fo fommt feine ber pro* 
jectirten @^en ju ©taube, in SBejug worauf am ©d^lujfe 
be^ ©tücfed ber ©raciofo mit einem fatirifc^en ©eitenblidf 
auf bie SKel^rjal^l ber fpauifcbeu Gonubien, in beulen fic^ 



- 363 — 

immer SlKeö paaren mu5, fagt: „Somit t)er^eirat^et jic^ 
benn Seiner; Me (Sinen nic^t, weil fie nic^t wollen, bic 
Slnberen nid^t, weil fie nid^t fonnen, unb ic^ bitte ©uc^; 
mir ein 3^U9>ii^ au^jufteUen; iajß bie Entretenida o^ne 
^eixaÜ) enbigt." 

£1 Laberinto de Amor ift ein romantifc^ed !^uftfpiel 
t>oll interejfanter Situationen, wenn aud^ ctwad öerworre* 
ner Sntrigue, Der ^au^)tfe^ler biefe^ ©tüdEeö liegt barim 
ba^ ftc^ bie nämlichen SRotiöe barin ju l^äwfig uub an ju 
ioielen t)erfd^iebnen Snbiöibuen wieberl)olen. SBir l&aben 
l^ier t)ier ober fünf t)erfleibete ^rinjen unb jwei ^rinjef* 
fmnen, bie ftc^ im Saufe be6®türfö mehrere 3Kalet)erflciben, 
unb man ^at ba^er ÜKü^e, fic^ aud biefem ©ewirr oon 
ßojiumirungen ^erauöjufinben. 2)ie Orunblage ber |)anb* 
lung ift übrigen^ glücflic^ erfonnen. SÄofamira, bie J^odbter 
M ^exiOQß t)on 9iot)ara, ^at t)erfd^iebne Bewerber, bie 
fid^ i\um 3:t)eil t)erfleibet am ^ofe i^reö 93aterö aufhalten; 
ber geltere aber l&at i^re ^anb an SKanfreb, |)erjo9 t)on 
9lofena, t)ergeben, ber eben jur ffierlobung^feier erwartet 
wirb. !Da tritt ber ^rinj iDagoberto auf, flagt bie ^rin^ 
jeffin bed tjerbred^erifd^en Umgang^ mit einem Slitter bed 
|)ofed an unb mad^t fic^.anl^tifd^ig, bie 2Ba^rl)eit biefer 
Slu^i'age im feierlichen Kampfe ju erl)arten. 3)ie beabftc^^ 
tigte ^eixatfj wirb nun rücfgängig, Slofamira in einen 
Äcrfer geworfen unb jum Zoie tjerurtl^cilt , fall^ ftcf) nidbt 
ein 9iitter pnbet, ber i^re Uufc^ulb afö (Sieger im Kampfe 
bart^ut. Gd wirb ein ©otteögericbt angeorbnetj bie ^rin^ 
jeffin, mit fd^warjem Schleier »erl^üUt, wirb tjorgefülbtt ; 
eine ganje ©d^aar t)on 9littern fie^t bereit, i^re @^re ju 
»ert^eibigen unb nur iDagobert, ber Sfnfläger, fel&lt. 3la6)^ 



— 364 - 

bem man ü)n eine 3^^^ I^ng ewartet, erfd^eint er, aber in 
frieMic^er Zrai)t, an feiner Seite eine ))erfd^Ieierte ^ame, 
unb erflSrt, bie Unfc^ulb 9löfamira'6 geflen 3^ben, ber fie 
bejtt)eifeln foßte, bart]()un ju »oUen; in ber anperfien ®e* 
faf)r, bie ©eliebte ju ioerlieren, \)aU er ju bem Wlittel ge^ 
griffen, jie fatfd^Iid^ anjuHagen, um j!e ber SBermä^lung 
mit bem |)erjo9 t)ön 9lofena jn entjiel^en} ber befie 33e* 
wei6, ba^ er felbfl fte für unfc^ulbig l^alte, [ei, ba§ er fid) 
mit i\)x tjermäblt l^abej unb nun ]()ebt er ben ©d^leier ber 
t)Ott tt)m bereingefu^rten iDamej e6 ifi Slofamira, bie aud 
bem Äerfer ju entfitefien gewußt unb eine Slnbere an if)xex 
©teile juritdfgelaffen ijaty biefe ioermeintlid^e ^rinjefjtn aber 
ifl eine anbere Surfiin, bie ft(^ t^erfleibet aud Siebe ju 
SRanfreb an ben |)of üon ?Rot)ara begeben unb ^li) im 
Äerfer mit biefem, ber fte für 3lofamira l[)ielt, »erlobt ^at 
STOit meit uneingefd^rdnfterem ?öbe, aW aKe biefe 60* 
mobien, bürfen bie ac^t 3»ifd^enfj)iele genannt werben , bie 
in bemfelben 35anbe entl^alten jinb. Um in biefer ®at^ 
tung JU glanjen, waren bem 6en)ante^ aüe erforberlid^en 
ßigenfd^aften t)erliel^en, unb er ijl barin t)on feinem feiner 
9?a(^folger ubertroffen worben. Sluf j)oetifc^e ®eltung Uf* 
Pen folc^c . burleöfe IDarfteHungen aud bem gewö^nticfecn 
geben freiließ meiflen6 üon t)örn lituin aSerjicbt; tt)o fic 
aber fo reicb mit SBi^ unb ^umor gefattigt, mit fo »ielen 
feinen unb geifitJoHen ^ü^en auögeftattet jinb, wie l^ier, 
ba wirb ftcb i^nen auci^ ein l^o^erer SBertl^ nid^t abf<)recben 
laffen. Untjergleid^Iid^ , dn wa^re^ Heiner SWeijierwer! ift 
namentlich ba^ entremes del retablo de las maravillaK, 
ba^ SBorbilb "oon ^irond befanntem faux prodige. 2)er 
nad^fle Slang nad^ biefem mod^te ber Cueva de Sala- 



- 365 - 

nianca anjunjeifcn fein, einer fe^r ergö^tic^en garce, bie 
auf benfelben dten SJolföfc^wanf gegrünbet ifl, ber auc^ 
ben „faferenben ©d^üter" üon |)an^ @ad^6 unb bie fran^ 
joftfc^e Operette le Soldat magicien tjeranla^t ^at. !D{e 
anbent , wie el Rufiau viudo , el viejo zeloso u. f. tt)., 
reit)en jlc^ ben obigen nid^t nnwürbig an. Die IDtction aller 
biefer Sntremefed, in jweien t)erfiftcirt, in ben übrigen ^rofa 
tjerbiubet fef)r glücfUd^ bie 3la(i)af)mvL\\Q ber ©praci^e be^/ 
gewöhnlichen gebend mit ber feinftcn literarifd^en ßultnr "<*»). 



SBir fe^ren i>on ber Slbfc^weifung , ju ber bie fp&texn 
SBerfe bed Sertjanted ioeranla^t ^aben, in bie®ranjen bed 
t)orliegenben Slbfc^nittö ber fpanifdben Sl^eatergefc^id^te ju^^ 
rücf, um junacl)ft ber fc^on oben beiläufig erwal^nten 
Sirauerfpiele bed 8(rgenfoIa ju gebenfen. 

ßu^jerico Seonarbo, ber altere ber beiben in ber Sitera^^ 
tur mit Siedet berühmten Srüber Slrgenfola, geboren ju 
S3arba(iro imSa^te 1565, braute ald jwanjig jähriger 3üng^ 
ling, alfo um 1585, brei Sragobien, la Isabela, la Ale- 
jandra unb la Filis auf ben Sühnen t)on ©aragojfa unb 
SKabrib jur Sluffu^rung "<»>). 2)erS3eifan, ben biefeOtöcfe 
fanben, war, aud^ no(^ nad^ anbern S^ugniffen, ald bein 
bed 6ert)anted, ein aßgemeiner unb au§erorbentIid^er, i)er^ 
anlaste aber i^ren SSerfaffer nic^t, bie betretene 95a^n 
weiter ju t)erfolgen. !Die f^jäteren 2)ienftjiellungen, in bie 
Slrgenfola ald ©ecretair ber Äaiferin 3Raria t)on Oefirei^, 
alö Äammer^err bed ©rj^erjogö 3llbert unb juleftt aW 

»»•«) Sßier \3on tiefen SwiWenfpielen finDen fic^ beutf(^ tn meinem 
@Vanif(öcn Xf}tatix, granffnrt a. 3». 1845, f&ant> I. 
'*«>>) Sedano, Parn<aso espanol T. VI. 



- 366 - 

©taatdfecretair be6 SJicefönigrdc^d 3leapel trat, cntrücften 
i^n ber unmittelbaren Serantaffung ju ferneren S^^eater* 
Weitungen unb liefen feinem poetifd^en S^alent nur Me 
3Ruße, jid^ in l^rifc^en (Sompofitionen ju ioerfud^en, burd^ 
Me er »erbienten 9lu{)m erworben l)at. Qx ftaxh im 3a^r 
1613, ol^ne feine S^ragöbien in !Drurf gegeben ju ^aben, 
»on benen bie eine untergegangen ju fein fd^eint, bie bei^ 
ben anbern in SSergeffcnl^eit gerat^en waren, bi6 fte im 
vorigen Sal^r^nnbert wieber jiim SBorfd^ein famen i^^). 

2Ber bie ?efung biefer beiben, ber Sfabella unb ber 
Slleranbra, mit ^of)en, burd^ bie gobeöer^ebungcn M 
6ert)anted gefpannten Erwartungen beginnt, wirb jtc^ fe^r 
enttaufc^t pnben unb am Snbe gefte^en mfijfen, baß in 
beiben bie t)olIenbete Sleganj ber !t)iction unb eiujelne ge* 
lungene ©cenen jiemlidb ba6 einjige ?oben6wettbe feien. 
ßrftnbung unb bramatifc^e ©efialtung beö @tof^ finb 
burd^auö t)erfet)lt unb in nod^ böserem SJlaaße , alö bie^ 
fcbon bei ben S^ragobien be6 SSirued getabelt würbe, aud 
jenem tjerfe^rten Sinne ^ert)orgegangen, ber in gekauften 
aSorfäßen unb ©räueln bie 3Birfung fucfet. iCobtfdbläge 
unb Vergiftungen , SKartern unb «Einrichtungen , ©eifier^ 
erfd^einungen unb 2Ba^njtnn, alle Slrten üon ©d^recfniffen 
werben bermaßen gekauft, baß bie ßinbrudfe, bie fie ein-- 
jcln ^ert)orrufen fonnten, ftdb gegenfeitig aufgeben unb 8Ib^ 
fium^)fung jiatt (Srfd^ütterung beö Oemöt^d jur golge f)a^ 
ben. ?(n gehörige Verarbeitung unb ©tieberung bei^Stoffd 
ijl nid&t JU benfen; bie ©cenen finb un^armonifd^ unb 
!unftloö an einanber gereift; bie aiction brangt ftc^ balb 

III) @ie erfc^tentn im 6. ^ai\t>t tte Parnaso espaOol jimt 
erflcn SWol im ^rucf. 



- 367 - 

bergeftaU, Oa^ man i^r nid^t au folgen ))ermafl, halb ftocft 
fic unb pan^ixt QaniUil^ In ungehörig langen STOonoIogem 
3)aö SRotit) in ber 3f<i^eÖa 0>exmut\)l\(b au6 ber (S^)ifobe 
t)on Dlintfe unb ©o^)^roma bei Za^o l&ertjorgegangen) 
Ibätte ju einer äd^ten Sragobie ertvad^fen fönnen; l^ier aber 
wirb e^ ganj t)on Seitt>erfen eibrucft, bie ben bei weitem 
größeren 9iaum einnel^men; neben ber^auptl^anbluirg unb 
in ganj (ofem SBejug ju i^r jie^enb, laufen brei W^ t>ier 
ixMak ?iebeöintriguen , bie alle mit SRorb unb iCobtfc^lag 
enbigen. 35er 3u^alt ber Slleranbra iji fürjlid^ folgenber: 
3)er gelb^err Slcoreo hat ben Äonig ^tolomdu^ t)on 
8leg^^)ten umgebracht unb fic^ auf beffen 3;^rön gefegt; 
nid^t minber l^at er feine ©emal^lin ermorbet unb jtd^ mit 
ber fc^önen, .aber nidbtöwfirbigen ^rinjeffin Slleranbra »er^ 
mä^lt. 2)ie geltere ift t)on t)erfcf)iebnen gieb^abern um* 
geben, bie \>on bem S^rannen ber 9leif)e nac^ Eingerichtet 
werben 5 fie felbjl wirb gejwungen, fic^ in bem 95(utc bc6 
einen ju wafc^en unb bann @ift ju nehmen. Unterbeffen ^at 
Drobante, ein im ^alafi lebenber Sungling, in Srfa^rung 
gebrad^t, ba§ er ein ©o^n M ermorbeten ^önigd $totö< 
mäuö fei, unb ^at ?ln{)anger geworben, mit bereu ^ülfe er 
ben aSater rächen unb ben S^rannen ftürjen Witt. !Der 
Slufru^r beginnt; Slcoreo fief)t jic^ öon alten ©eiten »er* 
laffen , erblidft ben ®eifi beö ^tolomaud , ber i^m feinen 
©turj weilfagt, unb »erfc^anjt ffd^ in einem fejien Zf)\\xm. 
|)ier ermorbet er t)or ben Slugen ber 3ufdbauer mel^rere 
Äinber, bie er alö ©eifeln ber Sürger t)on 9Wem))Eid bei 
ftd^.f)at, unb fd^leubert il^re Äö^)fe unter bie Selagerer ; bann 
wir'b er felbji t>on feinen Segleitem umgebrad^t, bie fein 
|)aiH)t bem Slcoreo überbringen, aber t)oa biefem wieber 



- 368 - 

a(d Serr&tl^ l^ingendbtet mxben. !Darauf jetgt fUfe (Sita, 
Me Zo(i)tex bed gefiur)ten S^rannen, auf ber ®)>i$e bed 
3;6unned; Drobante mac^t i^r t)on unten eine giebe^er^ 
n&rung unb {!e forbert i^n auf l^eraufjulommen ; er foigt 
ber @in(abung; faum aber ifi er oben, fo flo^t fte i^m 
einen !DoId^ in'd |)erj unb jiörjt fld^ felbfi t)on ber |)6&e 
bed 3:^urme6 l^erab. 9fnt @c^Iup erfc^eint bie S^ragobie, 
bie fd^on ben ^rolog gef^^rod^en, erplicirt bie ÜWoroI bed 
©törfd unb bittet um ffieifaff. — a»an fxef)t, n>ie fic|> 
auc^ })iex bie Orunblage ber «j^anblung leici^t jum maleren 
S^rauerfpiel l^atte gejialten fönnen, tt)ie fie aber unter ben 
|)änben beö !I)i(^ter« »ottig jur Saricatur ausgeartet iji; 
n>ie bie beabftd^tigte SBirfung grabe in ber |)aufung ge^^ 
waltfamer unb entfeftlid^er Äatajirop^en verloren ge^t, unb 
tt)ie ber SJerfajfer bei atter Sfnfirengung, jid^ auf ber ^o^e 
be6 tragifd^en Äotf)urnS ju (galten , nid^t feiten in'ö 8ä<)* 
))if(^e unb fiäd&erlid^e tjerfättt. 

Um ben Seifatt, ben biefe unreifen SBerfe felbft in ben 
Sfugen eines ÄennerS wie @ert)anteS fanben , einigermaßen 

« 

JU erflären unb bem iCalent beö Slrgenfola ©erec^tigfeit 
tt)iberfa^ren ju (äffen, muffen wir inbejfen ^inaufügen, baß 
jid^ in beiben ©türfen, bei attem 9Kangel einer fünfiieri* 
fd^en 3wf<iw^w^^«orbnung unb unter einem 3öuft i>on Un- 
gel^origfeften üiele äd^t poetifd^e ^üqc pnben, unb bap 
(Bpxadfc unb Serjtfication jtc^ burd^ einen ©dbwung, eine 
JReinl^eit unb eine Politur auSjeic^nen, wie fie weber i>on 
SSirueS nodl^ t>on 6ert)anteS erreid^t worben waren. Unb 
biefe befferen (Sigenfc^aften muffen t)omamlid^ maaßgejbenb 
fein, wenn man ben Unterfd^ieb biefer S^ragöbien t)on l>en 
rollen fiärmftüdfen, ju benen fie ber SÄaterie na^ ju ge- 



— 369 — 

l^ören fd^einen, feftfieUe« unb beu bilbenben Sinflu^ et- 
meffen wifl, ben fic auf bie übrige S?ü^nenliteratur üben 
fonnten. 

SKit ben Sffierfen M la (5uet)a, «rtieba, SSirueö, Ser^ 
"oawM, Slrgenfola unb weniger Sinberer, bie jid^ um fte 
gru^)pirett ^^^), i|i ber Äreiö ber l^öberen 5hinjibramen au6 
ber bem Sluftreten be^ ?ope be 9Sega unmittelbar "oox^a^ 
ge^enben ^eriobe beft^Iojfen. S3eg(eipicf)er Sffieife fonnten 
biefe, im ©anjen boc^ nic^t fel)r jal^lreic^en ^robuctionen 
bie Sebftrfniffe ber Sühnen nid^t auffüllen, unb bie ©c^au^ 
fpieler fallen ftd^ alfo nac^ wie i)or i>eranla§t, bie Surfen 
^^rer ^epertotrd aud eigenen üRitteln ju etgSnjen. 2Bir 
ftuben bemnac^ nod^ bi^ in ben folgenben Seitraum hinein 
jal^Ireidb^ ^ifirionen genannt, bie jic^ jugleid^ mit 6omo^ 
bienfc^reiben abgaben. Sine Sleil^e ^ierl^er gel^origer 5Ra^ 
men iji fd^on oben angeführt woorbenj baran fd^Iie^en ficft 
weiter ?tIonfo unb $ebro be SWoraled, jwei nod^ 
fpater unter 3}IS)ifi^>p HI. unb IV. fel^r berühmte ®c^au^ 
fpieler, bie jebod^ mit bem S3eginn i^rer SBirffamfeit nod^ 
ben ad^tjiger Sauren angel^oren ^^^), SSillega^, bem 
3to\a^ bie ^utorfd^aft Don )oierunbfänf}ig ßomobien unb 
»ierjig 3w>ifc3&enf^)ielen jufd^reibt, ©rajaleö, ^oxxta, 
SRefa, ©and^ej, dtio^, Slüenbano, 3uan be SSer* 

»") ^ier^er gtl^oren »ermutl^lid^ auc^ ^ujei Xrogötien, Me T^ito 
unb bte 3erft6ruug (Souflanttnot^eid , oon ©abriet Saffe De (a U^ega, 
geOrucft in beffen Homuncero. Alcala, ld87. ®. Hijus ilustres de 
Madrid. 

^1*) @tnet biefer beiben SD^orated, man xotif md)t iDelc^er, iDar 
ber ä^erfaffer einer beliebten (Spmobte el Conde loco, bie dlojad aU 
gleichzeitig mit ben ^ragdbten bed )^irued nennt. (®. Navarrete 
V. d. C, @. 530.) 

@efd). 0. 8tt. in ^pM* l %D. ^^ 



— 370 - 

Qaxa, @aftro, <Sarat>aial nnb SInbred be Qlara^ 
monte. 

2)er {mmer wac^fenbe ^ang bc^ 98ölf^ jum X^ftaUt, 
bte june^menbe ^nia\)l ber @c^auf)>ie(fr unb t)trfc^tebne 
Uebelflänbe, bte ftc^ in bte ^arfleßungen eingefd^Iid^n 
l^atten, n)ie bie ^uffü^rung freier Z&nit unb ba^ SIbfingm 
anfio^ifler «teber, lenften um'6 3a^r 1586 bie Slufmerf^ 
fatnfeit ber 9{egierung^be^örben auf bad ®(^auf))iel unb 
erregten 3tt)eifel über bie ®tattl)afti9feit beffelben überhaupt. 
IDie be^^alb befragten 2!()eo(ogen maren in il^ren älf^einun^ 
gen get^eilt; inbem bte @inen gegen aQe bramatifd^en 9Iuf^ 
ful)rungen eiferten, bie 9(nbern {tc im ^{ngemeinen geftattet 
n>if[en n^oKten unb nur auf Unterbräifung ber eingelnen 
9Ri^fl&nbe brangen« 3n le^terem @tnne gab namentU<^ 
ein gen>lf[er SHonfo be ÜÄenboja, aiugufiinermond^ ju @a* 
lamanca, fein ©utad^ten ab, inbem er au6fü^rte, n>ie bM 
®(i^auf)>iel an {td^ eine erlaubte unb bem ^BolU l^eilfame 
Unterhaltung, unb n)ie ed aud^ in Spanien nid^t fo ent^ 
artet fei, ba^ ein SBerbot beffelben not^ig fd^einen fdnne; 
man i)abt nur bie la8cit)en Sänje unb ©efange, an benen 
mit Stecht Slnflof genommen n^erbe, ju »erbannen. @(äcf ^ 
lidber SBeife fanb biefe mitbere Sfnfid^t bei ben SfutoritÄteii 
®ngang unb im S^bre 1587 erfolgte eine fJrmlid^e , mit 
bem aJotum berühmter Si^eologen üerfe^ene, Srlaubniß ber 
©d^aufpiele unter ber angef uferten Ginfd^ranfung , bie in* 
bef[en nid^t einmal befonbere eingefd^ärft n)urbe. Sinige 
\)atten ein SBerbot wiber baö Sluftreten ber Sffieiber auf bet 
ajü^ne in SBorfd^lag gebrad^t, unb bie frfil^ere Sitte, too^^ 
nad^ bie grauenroKen t)on Änaben gefpielt n>urben, »ieber 
jurüdfsuffil^ren gewiinfc^t^ l()ierauf jeboc^ ging man nic^t 



— 371 — 

ein } im ®egentl^ei( toaxi Der neue Brauch für ben minber 
anjiopigen erflart 

!Dtefe öfentUc^e ^(utorifation gab ben Sl^eatern einen 
neuen ©d^wunfl; bie S^W^^tSoraobienbicI^ter, ber ©d^au^ 
ipkUx ttnb ber ©c^aufpieterinnen öerme]()rte jid^ jufe]()enbd, 
ani) bie befc^ranfenben 9Serorbnungen wegen ber S^anje 
waren {eid^t umgangen ; unb bie ®ü^ne gegen weitere $(n^ 
griffe ber ©eifilid^feit j!d^er ju fietteU; bienten befonberö bie 
religiofen ßomobien unb bramatiftrten Sebendldufe ber{)ei« 
ligeu; We um biefe 3«^ ^ S^o^e Slufnal^me famen. |)ier 
war, neben bem frommen 3tt>edfe, bem ein S^l^eil ber S^^ea* 
tereinna]()me }u ®ute fam, ein neued SRittel gefunben, um 
aUe ))on ben Kigoriflen gemi^btUigten Sicenjen ber ®ceae 
mit bem ©d^leier ber Steügion ju bebedFen. @in eifriger 
aSert^eibiger be^ ©d^aufpielö ging fogar fo weit, ben ^ei* 
ligencomdbien einen gleich großen @influf auf (Srwedung 
be6 religiofen unb a^cetifc^en ©inne^ {ujufc^reiben, wie ben 
^rebigten ber ®eifilic^en ; benn e^ fei bttannt, baß oftmals 
©d^aufpieler, bie ba6 i^ben be« ©t. grancidcu« unb an^ 
berer |)eiHgen gef^)ie(t, fo wie aud^ nid&t feiten ^u^ijaviex, 
Don )>(öftlicf)er 9teue getroffen, unmittelbar aud bem S^^eater 
in'6 Slofter gegangen unb in ben Drben be^ bärgefleßten 
^eiligen getreten feien. 3m ©egenfa^ l^ierju erjäblt ber 
$ater SRariana, eine berühmte Somobianttn, bie in ber 
9iolle ber SRogbalena bie ßufc^auer oft ju S^ränen gerübrt 
tyibc', fei gef&nglic^ eingebogen unb t)on bemfelben ©c^au«* 
fl>{eler fc^wanger gefunben worben, ber in bem namlid^en 
©tüdf ben 61^rifiu6 Qc^pxAt ^abe "^). 

»**) Pellicer S. \9i. — Mariana, de Spectaculis, cap. 15. 

«4* 



— 372 - 

HW befannte SSerfaffer t)on Comedias de Santos 
noc^ t)or iope be äJega nennt SRojad ben ^ebro Dtag 
(el Rosario) unb 9(lonfo !Dia) (Sau Antonio). !£)te 
STOaniC; bergleic^en ©türfe ju fc^rriben; warb fo aUgemein, 
ba§ i^m infolge in ©eüitta fein 2)ic^ter blieb, ber niäft 
(einen {)eUi9en auf bie Sretter flebrad^t l^aite. 

Unter ben 2;^eaterbid^tern biefer 3a^re mad^en ft(^ 
benn auc^ fc^on t>erf(l^iebne ber berü^mteflen aud ber foU 
genben ^eriobe bemerfbar. So 8o<)e be 93ega, Zavxtqa, 
Oafpar Slguilar unb ?lnbere. iop^ \)atU, feiner eignen 
Sludfage nac^, fc^on mit eilf unb jwolf Sauren, alfo um 
1574; Somöbien gefc^rieben unb er tt)irb auc^ im fpateren 
Süaglingdalter nic^t ganj paujtrt ^aben ; jwei feiner @tu(fe 
aud biefer früheren 3^'^ f^nb und fogar no6) anfbetüofytti 
allein ber S^itpunft, ^oix weld^em an feine fj>eciellere unb 
einflu^reid^ere S^^ätigfeit für bie 33ü^ne unb mit i^r eine 
neue dfod^e für bie lefttere beginnt, fällt erjl nac^ bem 
3a^re 1588 unb außerhalb ber Ordnjen biefed Slbfd^nittd. 
2)ed 3"f«nini^Ji^^Ji9^^ wegen fd^eint cd bal)er angemeffen, 
bie !Darftetlung feiner anfange fo wie berer feiner mitftre^ 
benben 3eitgenoffen gteic^faltd ber folgenben Slbt^eilung 
ber fj>anifc^en JEl^eatergefc^idbte aufjubel)alten, 6rfi bort 
wirb auc^ fcer geeignete Ort fein, bad SBefen ber t>erfci^icb* 
nen (Gattungen f))anifc^er Sübnenftüde, ald ber Comedias 
de capa y espada, de ruido u. f. xo., in feinen fpringen« 
ben fünften ju bejeic^nen; benn wenn gleich biefe ®au 
tungeU; ben allgemeinen ©runbjügen nad^, fd^on in ber 
bid ieftt be^anbelten ^eriobe Iberöortreten, fo erfc^einen fle 
bo^ erji in ber folgenben bid in'd ©njelne hinein in jener 



— 373 -^- 

SBdfe au^gebilbet, bie ftc^ nad^^er faft jtt>ci Sa^rl^unberte 
lang bef)anpUi f)at 

Da^ eine fd^arfe, burd^ ein bejHmmted ^af)v bejeid^^^ 
nete, ©d^eibung ber belben Venoben nic^t Statt finben 
fonne, ba^ beibe öielfac^ unb oft unmerHid^ in einanber 
]^inüberft)ielen, bebarf lUrigend »ol^I faum ber Erinnerung. 
6d mu^ und genügen, ben Sinfd^nitt jtt)ifc^en bie ©efc^id^te 
ber altem ©eftalt bed ft)anifc^en ®d&aufj)iete unb ber neuen 
SBenbung beffelben im Sfffgemeinen in bie ^dt öon 1588 
bid 1590 fatten ju laflfen, babei jebod^ immer bie Ueber^ 
gdnge, bie fid^ Saläre weit ttor^ unb rüdtoärtd erjiredfen 
Kunen, im Sinne ju behalten. 

|)ier, an ber Oränje ber neuen unb »ic^tigjien ^eriobe 
be6 fpanifd^en S^^eaterd, wirb ed jwerfma^ig feia, nod^ 
einen allgemeinen fRüdbM auf baö jule^t betrad^tete @nt^ 
widflungdfiabium bed Drama'd ju werfen unb mit wenigen 
Umriffen ben 3uflanb anjugeben, in bem wir baffelbe öer^ 
laffen. — !Dad Sebürfni^ unb bie Äraft, ein nationale^ 
®c!^aufj)iel ju erjeugen, ^aben fid^ üielfad^ funb gegeben, 
aber bie SKittel ju feiner |)ert)orbilbung flnb nod^ ungleid^. 
!Die öerfd^iebenartigen SSerfud&e ^aben fld^ nodb um fein 
fefled ©entrum gerunbet, jid^ nod^ feiner fieberen SWorm unb 
3fegel ber Äunji untergeorbnet. Die SBejirebungen , ber 
5»ad^a]^mung ber antifen S^ragobie unb ßomobie in i^rer 
falfd^en Sluffaflung ©ngang ju tjerfd^affen, jinb jwar an 
bem entfd^iebenen SBitten ber Station gefd^eitert, Ib^ben 
jebod^ üble SBorurt^eile unb Slngewolbnl&eiten ^interlaffen, 
bie ftd^ balb in einer bem 9Bud^6 bed öolfdt^ftmlid^n !Dra^ 
ma'e ^Inberlid^en Äritif, balb in t^eilweifem Slnflammern 
an t)ermeintlid^e JRegeln, balb in bem aud Seneca ^mad)- 



- 374 - 

ffnen atrocitfiten M SSinied unb «tflenfola funb geben. 
gafl aOe S^eaterftflrfe treiben rat^lod jwifc^en jtt)ei <gr^ 
tremen um^er, ber äu^erpen (Srtraüaganj unb gSertüflberunfl 
be« ^lan« wnb ber 2lrmutl) an bramatifd^em 3n^aU; unb 
wenn jene ber Sefd&neibung unb »eimgwng, fo bebarf Wefe 
ber aueffillung mit reid^erer {)anblung. SBa« eine f^at^ 
monifd^e Drganifation aufjuweifen ftat wnb bra^fc^e« 8e^ 
ben mit überlegter ©oftfhuction be« ®anjen ju loereintgen 
weiß; ifl t)er^aitni§mä§ig fe^r wenig; felbfl tt)o ein biir(^^ 
gel^enber |)am)tfaben be^ 3ntereffed t)orl^anben i^ liegt er 
l^inter einer SWenge fibel eingefc^alteter @j>ifoben \>€xfitdi, 
bie gro^ent^eiW auf txix^iaU Siebc^gefc^ic^yten gegrünbet flnb. 
aud^ ber tt>a^r^aft bramatifd^e Zon tt>irb feiten red^t ge- 
troffen unb meiji »om l^rifc^en unb e<)ifd^en übem>ud^ 
ober in Sombafi unb l)oc^trabenbem $^rafen))om)) gang erfiicft. 
aiuf bem S;^eater fietten fid^ fobann ungefüge, nur auf 
augenblicflid^ed Gefallen bered^nete unb mit bem Slugenblidf 
»ieber üerfd^tt>unbene ^obuctionen mit ben Seiflungen ber 
ernjier firebenben Dichter in ßonffict unb tooBfenben bad SSilb 
eined anard^ifc^en ß^Panbed ber Srettenoelt. 2)iefen 
Sd^attenfeiten feblt e6 inbeffen Teine^wegd an einjelnen 
gid^tpunften. (gelbfi in ben Errungen, toel^e bie 93lätl^e 
bed !Drama^d no^ nicbt jnr t)otlen Entfaltung fommen 
laffen, jeigt jtd^ ein ®eifl ber ©trebfamfeit, ein Sud^en 
unb Stingen nad^ bem Sefleu unb Sfngemeffenflen, ba6 bie 
l^errlid^fien grüdbte für bie golgejeit i>ex\pxl6)t 3nbem 
auf ber einen Seite »erwegne unb regeUofe (Som))ofttionen, 
bei allem i^rem SKangel an «Haltung unb ffinflletifc^er 
!Durcbbilbung ^ t)on g&brenbem Sd^öpfung^triebe jeugen, 
fann auf ber anberen ben fritifdben |)intt)eifungen auf bie 



— 375 — 

»Ott ben ^Itm auf geft eilten ®efe$e unb ben SSerfuci^en, 
ftc^ ben autifen SSorbtlbern ju nähern, ein e^renwert^e^ 
Streben nid^t abgefprod^en werben. 9Bäre bad fj>anif(]^e 
©d^aufpfel nfd^it ober btefe Stufe Ibinauögegangen, fo würbe 
ed allerbingd bie etgentlid^e ?ofuug feiner Stufgabe noc^ 
fclb«Ibig geblieben fein; aber ba6 SSor^anbenfein »ielöer* 
fpred^enber Sfnfänge ju einem Sc^t t)olWtt)finindben 2;^eater 
im ^o^eren St^I fonnte nici^t gelfiugnet werben. Slucb er^ 
f(^einen mand^e ber ©runbjuge bed fj)ateren SWationalf^au^ 
f<)ietö im SlDfgemeinen fc^on burc^au^ fepgejiettt. Q^ fommt 
Ijier nur barauf an, ben Äern »on ben Uml^ullungen ji 
unterfdbeiben. 2)ie ©onberung bed S^ragifcben t>om Äomi^ 
fc6en fudbt fld^ jwar in mefyreren Stfirfen nod^ ju beifaup^ 
ten, allein überall — ba^ jlc^t man leidet — mit großer ^\u 
flrengungj felbfl in benen, meldte, wie Die Slumantia M 
6ert>ante^, am meiflen bemüht ftnb, ben tragifd^en S^on 
in feiner 9tein\)e\t aufredet ju l^alten, brängen fU^ überall 
3üge ein, bie »ielme^r ber Somöbie angehören. Sine 
SJorliebe für ein^eimifd&e Stoffe mad^t fldb überall bemerk 
bar; ober wenn ein ÜRoti» anberdwo^er entlehnt wirb, 
ajfimilirt e€ ftd^ fogleid^ ben eigentl^öinW^ fj)anifc^en Ge- 
griffen unb 5Borfiettungdweifen. 2)ie burd^ iope be JRueba 
in SJufhal^me gebrachte <)rofaifd^e €om6bie mit bem ^rin/^ 
cip bed @o!))irend ber gemeinen SBirflid^feit ifl ju einem 
nntergeorbneten , faum noc^ ber Literatur ange^orenben 
Sefianbtbeil ber 9le<)ertorien ^erabgefunfen, unb alö 3i^t/ 
gu bem ber Sntwidflungdgang ber Äunji entf(^ieben ^in^ 
brängt, liegt bie Sludbilbung eine« auf nationale 95e* 
bingungen gegrünbeten ^o^eren Jhtnflbrama*^ »or. Um 
bie metrifc^e gorm ju bilben, vereinigen ftdb bie na^ 



- 376 - 

tionalen uub bie italieuifc^en 9Serdmaa^e, ;iur ba§ man 
in i^rer Slnwenbung nod^ nic^t bae ))affenbfte S^ficm ge^ 
funben \)ai unb bie SRaa^e ber 3talicuer, namentlich hie 
Dctat)en, bie fpater für bie j)räflnanteren gtetten aufge^ 
ft)art bleiben, auc^ im gewo^nlicften Dialog üorwalten Id^t. 
!l)te eint^ejlnng in brei Sornabad ift, tt)ie wir fa^en, fett 
SBirued jur aBfgemein recij)irten geworben. 3m @injelnen 
fobann l)eben ftc6 aucft fc^ou bie t)crfc6iebnen ©attungen 
fteröor, in tt>eld^e man bad fj)anif*e gc^aufpiel wa^reub 
feiner SBInttiejeit jerlegte. Comedias de capa y espada« 
beren Äeim tt)ir fd^on bei 2!orre^ SRal^arro entberfen fonn* 
ten, ftub unter eben biefem 5ttamen fc^ion öor ?oj>e be Sßega 
befannt ( (Serioanted, Adjunta a1 Paruaso). SSon Come- 
dias de ruido ober de Teatro, l^iflortfd^en, m)^t^o(og{fcf)en 
ob^r ganj erfuubenen 3nl^aU^, \)ai^en wir in ben ©tücfen 
M la (Sueöa, aSirue^ u. f. w. t>erfc!^iebne 33eifj)iele fennen 
gelernt; üon ben geijilic^en Sd^aufpielen, namentlich ben 
bramatifirten ^etligenlegenben gefeiten, wie fie auö ben 
Äird^en nnb öon ben ©trafen auf bie S;^eater fibergegam 
gen. 3n Setref ber jur !DarfieBfung an gewiffen geierta^^ 
gen, namentlid^ am gro^nleic^namdfefl, bejHmmten VHuto^ 
warb bemerfUcfc gemad^t, wie unö »on biefer ®attung au6 
ben legten Decennien öor 1590 Weber SRefie nod^ ^pecieUe 
^a^nä}ten aufbewat^rt feien, wie jebod^ atter SBal^rfd^ein^ 
lid^feit nacl^, gerabe in biefe 3eit il^re me^r unb meiere ?ln^ 
nal^erung an bie befonbere Oeftalt fafife, in weld^er fte bei 
iope unb feinen S^i^g^^i^off^ii auftreten. 



- 377 — 

SJm S3efc6luf[e be^ öorliegenben Sud^ee ftel&en fuglid^ 
finigc 9?ottjen über We fpanifd^en SRatioitaltänje unb ihren 
Sufamuienl^ang mit ber ^ä)anhüf)ne, beffen fc^on beiläwfifl 
gebadet würbe. @d fd^eiut unn6tt)ig, hierbei innerl^lb eined 
gefc^Ioffeuen 3^'t^tfchnitte6 ju bleiben, t?ielme]()r >)affenbi 
ba^ ganje ®ebiet auf einmal ju öberbllrfen. 

^antomimifdber 3!anj; ju gefungenen SRelobien auö* 
gefüljrt, jeigt jtcb feit frül^efler 3^^^ in (Bpamn ^eimifcfe 
unb fdf)eint namentlid^ bei ben Saufen, ben mntbma^licl^en 
Urbewo^nern ber |)albinfet, in bad !£unW ber erjien SJorjeit, 
tt>o bie gorfd^ung aüm S5oben t)erliert, ^inanfjufieigen **^). 
I:ie Sd^ilbernngen , xoel(i)e JRömifd^e ©d^riftfieüer öon 
ber Sunfi ber ®abitanifd()en 3:änjerinnen enttDerfen, be^ 
gfinßigen bie SJnnat)me, böß bie f})anifdben X&nie fd^on 
tamM in al^nlid^er 8lrt tt>ie ber l^eutige ganbango unb 
®olero mit lebhaften 33ett>egungen unb ©efticulationen t)er^ 
bunben gen)efen unb jum Sd^aDf ber Safiagnetten audge* 
füt)rt n>orben feien "Ö). Slud ben Slfiu viferen Sergen 
^c^eint bie alte Siebling^jttte üon Steuern in bie tt)ieberer^ 
bberten ^rot>injen ^erabgefliegen ju fein unb ^ier in ben 
mittleren Sa^r^unberten i^re weitere Stu^bilbung erhalten 
iu ^aben "'). STuf lefttere übten wal^rfd^einlid^ bie So- 
glared bebeutenben ©nflu§; ba bie Slbfaffung öon Sianj^ 
liebern (baladas unb dansas) gan) befonberd in il^r 

• 15) (5. üben (S. 70. 

"•) Juvenal. Sat. XI. v. 162.— Martial. Lib. III. Ep 63, v. 
5, Lib. I. ad Taraniuin, et passim. — Plin. Lib. I. Rpist. 15. — 
Gonzalez de Salas, llustracion A la Poetica de Aristoteles, 
Beccion VIII. 

■■') Jovellanos, Memoria sobre las diversiones püblicas 
Madrid, 18U. <S. 17. 



~ 378 — 

«uttfibereid^ fiel "«). 3u ben älteren; fc^on im üMittelalter 
äbUd^en ^anjen gelberen bie Gibadina, bie Alematida, 
ber Turdion, bie Pavaiia, ber Piedegibao, bie Madama 
Orliens, ber Rey D. Alonso el Burno u. f. »• i**). 3m 
Slllgemeinen unterfd^ieb man Bayles nnb Danzas, t>oti 
benen jene mit Bewegungen ber 8(rme unb |)&nbe "oexbnn^ 
ben waren, biefe nic^t Sc^on in ben erfien rol^n SBer* 
fudben be^ !I)rama*d fj)iclte ber Zani eine 3loHe; wie er 
namentlid^ bei ben EDarf^eUungen in ben ftird^en einen 
»efentlic^ien 33e|ianbt^eil bilbete, ^aben tt>ir me^rfad^ 6er- 
»orgel^oben. SBei @ncina, ®il SJicente unb S^orref Ka^arro 
)»flegte er, mä^renb ein SüDfancico angefUmmt würbe, ba6 
©d^aufpiel ju befc^liejen. Späterl^ln erfc^eint er auf ben 
S^^eatern in jwiefad^er Strt, einmal in bie S)ramen felbfl, 
iDomamlidb in bie ©ntremefed unb ©a^nete^, eingefd&altet, 
bann aber, inbem er, unabpngig »on ben Stürfen felbfi, 
am gc^lu§ ber SSorjiettuttg aufgeführt wirb; bad (entere 
»ar fd^on jur 3eit be^ ?ope be 9lueba ber gaK i^). 3u 
ben geierlic^feiten, burcfe weld^e bad gro^nleic^nam^fefi tjrr* 
berrtidbt würbe, geborten aW unumganglid^e^ erforberni§ 
au^er ben Stuto^-aud^ Siänje, bereu nac^ ben 3Wunid<)aU 
gefeften ber @tabt Carrion be lod (5onbe6 öon 1568 jebe«^ 
mal minbeftend jwei jiattfinben fofften ^^i). 

3m ?aufe be^ 16. Sa^rl^uubertd famen t>iele neue 
ilänje auf, bie wegen i^rer freieren Bewegungen unb fij)* 

*'•) ^Betfmel bei Rayaouard, Cboiz etc. IT. U2, «44; V. 40. 
1") Lope de Vega, Dorotea, ^^. I. — Pellicer, Notas al 1>, 
(juijote. 

•*«) Rojas, L. d. 1. C 
'*») Juvellanos, I. c 54. 



~ 379 - 

pigen ©teOxmgen tDielfad^ anftö^ig gefunben tt>urbcn, aber 
bei'm großen |)aufen fo fielen SeifaO fanben, ba§ fie bie 
alteren jlttfameren fafi ganj tu SSergeffen^eit jururfbrangten. 
!Die ©dbriftjietter biefer 3^it jlnb »ott t>on klagen über bie 
Sa^d)>itat be6 Zapateado, Polvillo, Canario, Guineo, 
Hermaiio Bartolo, Juan Rcdondo, ber Pipironda. Gal- 
larda, Japona, Perra Mora. Gorrona u. f. xo. ; am ntetfien 
aber ent(abet {!c^ i^r ßo^n <(uf bie Zarabauda. bie Cha- 
cona unb ben Escarraman, brei befonber^ beliebte, aber 
avLä) t)or allen üj)j)ige S^anje, bie in ber jweiten |)älftc 
be6 16. 3a^r^unbertd auf allen S5u^nen gu^ gefaxt ^at^ 
ten unb e^ tDomamlici^ waren, tt)a6 bad SSerbammung^ur* 
tl^eil ber ftrengen Sittenrichter auf bie t^eatralifd^en SBor- 
Teilungen lenfte. ©efonber^ proöocatitD mn^ bie ©arabanbe 
gewefen fein. 2)er $ater ÜRariana ließ fid^ angelegen fein, 
fie in einem eignen ^a)>itet feined 93udb^ de Spectaculis 
ju befäm>)fen, in bem er il^r öortt>irft, meljr Unl^eil ange*' 
rid^tet ju traben, aW bie Sße% ytaä) einer im 3a^re 1603 
gebrudften Schrift: „^oä)^ ergoftlid^er Seridbt t)on bem 
?eben unb 3;obe ber Zarabanda, ber feiigen ^rau be« 
Anton Pintado 1^2)^ tt)te fte aud ber |)auj)tfiabt verbannt 
tt)urbe unb t)or SBetrübni^ barftber jiarb, unb t)on ben SSer»^ 
mdd^tniffen, tt>eldbe fie an bie il^reö ©ti^lag^ unb iljrer 
(Samerabfdböft Ibiitterließ *^3) ", warb fogar ein SSerbot 



***) lÄame eine« anbetn Jtange«. 

'**) Relacion muy graciosa que trata de la vida y muerte 
que hizo la Zarabanda, muger que füe de ADton PiDtado, y 
las mandaii que hiKO a todos aqueltos de su jaez y camarada, 
y como salio desterrada de la Corte y de aquella pesadumbre 
inuriö. En Cuenca, ano de 1603. 4. 



— 380 — 

tt>fber fle erlaffcn, ba^ inbeffen wenig Srfolg ^effabt ju 
ffobcn ff^int, benn noc^ jur ^dt SavV^ II, fa^ Me ®rdfin 
d'Aulnoy fte auf bem %\)(atex t)on ©an ©ebafHan i^^)* 
®ie tt)urbe, wie ed fd^eint nur »on SBeibern getanjt, bit 
ßl^acone bagcgen paamci^e uub »on ^erfonen beiberief 
®efc^lec^)W 125). 

3n ber angefül^rten ©d^rift über bie ©arabanbe ift 
uo(^ t)on t)ielen anbern tjerwanbten Jänjen bie Siebe, We 
i^re 9?amen meiß öon ben Stnfaugdworten ber ?ieber fö^* 
ren, ju benen jle getaujt würben. 3)iefe ?ieber jäcaras, 
letrillaa,' romances, villancicos), beren un$ gelegentlich 
ttiele aufbewahrt finb, Ijaben feine fle^enbe gorm, lajfen 
aber gro^ent^eilö in bem Siefrain, ber bisweilen me^rmaW 
in jeber ©tro^i^e wieberlbolt wirb, i^re SBeflimmung etfen^ 
neu. ©ie würben in ber Siegel mit Segleitung ber®uitarre, 
JU 3^iten aber anä) ber glote unb|)arfe, gefungen; einige 
ildnjerinnen foüen bie ©efc^irfli^feit befeffen l^aben, ju 
Qlei^ex ^eit ju tanjen unb ju fingen *2«). 

'*«) Les entreactes efaient meles de danse au son des 
harpes et des g^uiCarres. Les Comediennes avaient des casl^ig- 
nettes et un petit chapeau sur la tete. C^est la coutuine quand 
elles daDseat, et lursque c^est la sarabande il ne semble pas 
qu^elles marchent, tant elles coulent legeremenf. Leur maniere 
est toute differente de la notre, elles donnent trop de mouve-^ 
ment a leurs bras et passent souvent la main sur leur chapeau 
et sur leur visage avec une certaine grace qui plait assez. 
Elles joueat admirablement bien des castagnettes. — Relation 
du vo3'age d^Espagne de la Comtesse d'Aulnuy. A la Haye, 
1705. 

!>*) <S. bie ^o'otiU Ded ($er\)anted la ilustre fregoua. 

■**) Gonzalez de 8alas Ilustracion a la Poetica de AristcV-* 
teles, SeccioD VIII. 



— 381 - 

8ope be SSega Hagt in feiner ^oxotljea, bie alteren 
S^anjweifen , wie bie (Sibabine unb SfÜemanbe, feien fo 
ganj in SSergeffenl^eit gerat^en , ba§ man nlcöt einmal 
mel^r wiffe, wie jte befc^affen gewefen ; biefelbe ^lage \mxt> 
jn)ei 3rt^r^unberte fpater üon einem eifrigen SSert^eibiger 
ber fjjanifc^en 9?ationaIfttten gegen bie Studlänberei Der 
äfftancefaboö in 35ejug auf bie ©arabanbe , bie ß^acone, 
ben Sdcaraman, ben S^^^^ngo nnb tjerwanbte ©attungen 
»ieber^olt ^^^). SBir jinb ba^er nic^t im ©tanbe, eine ge^ 
nauere Sefc^reibung biefer üon ben altern fj)anifc^en 6c^rift^ 
jieHern fo oft genannten S^änje ju liefern j fo tDiel la^t 
fxi) inbef[en aii^ einjelnen 9lnbeutungen bei le^tern ent^ 
nel^men, ba^ biefelben im SBefentlid^en nad^ bem nam* 
liefen Ztipu^ gebilbet waren, welcher ber Jota, bem So^ 
lero, bem ^anDango unb anbern ju ©runbe liegt, freilid^ 
aber mel^r 2ludgelaf[^enl)eit jeigten. 

(Segen bie 9Ritte bed 17. Sa^r^unbertd , ale fic^ in 
golge ber ^rac^tliebe ^bilij>P'^ IV. ber äußere ®lanj bei 
ben bramatifc^en SSorjiellungen, namentlich auf bem S^^eater 
t)on buen Retiro, bebeutenb t)erme^rte, bel^nten {td^ bie 
2;änje oft in bunten SSerfc^lingungen unb in mannigfaltig 
ger Slctlon ju größeren Satletd auö ; »erfd^ieben jebod^ t>on 
ben leeren ©c^aujieHungen, bie man ^eute mit biefem 9?a^ 
men bejeid^net, inbem bie S^anjfunft immer 5)ienerin ber 
^oefte blieb unb burd^ SBort unb (Sefang, benen jte ftd^ 
anfc^miegte, i^re eigentliche S3ebeutung erhielt. 3?amt)afte 
!l)ic^ter t>erfc^ma^ten nic^t, bergleid^en ju componiren, wie 

■>') Co]eccioD de las mejores Coplas de Seguidillas, Tira- 
nas y Polos que se han cuiupuesto para cantar a la Giiitarra^ 
Por D. Preciso. Madrid, dos toiiios. Tomo I. pag. XII. 



— 382 - 

Duet)ebo unb ?uid be Sena^ente ^^), ober wie iope, 8ln^ 
tonio^be SWenboja, ßalberon unb Slnbere, m i^re ^efifpiele 
ehifd^alten ju laffen. 

|)ier^er gehören auä) bie fogenantiten Danzas ha- 
bladas ober SaÜfetd mit aßegorifc^en unb tn)^t^oIogifc^n 
gigureii; bie, wie bie (gd^ilberung eined foI(^en im Don 
Duiiote bmdft (P. II. c. «0.), fc^on jur 3eit be6 6er^ 
\>anM beliebt waren, i^re l^öd^fie Sludbilbung aber erfi am 
|)ofe $^ilipp'6 IV. erflehen, tt)o jle bei • fejilicl^en (gelegen^ 
l^eiten mit aßer erfinnlid^en ^rac^t be0 @ofiöm6 unb ber 
Decoratiouen , unb oft öon ben fürjilid^en ^erfonen felbjl 
aufgefül^rt würben ^^ö). 

SBon fold^en pom)){)aften 9(u^jögen, benen man eine 
3eit (ang nur ju tnel dtanm auf bem Si^eater ginnte, 
würben bie einfacheren unb ungefc^minften 9lationa(täu}e 
in ben |)intergrunb gebrangt unb attmdllg tjon ben ©fi^^* 
nen vertrieben. (So fc^eint, ba^ um ben Anfang be6 18. 
3a^r]^unbertö bie Sarabaube, bie G^acone unb il)re ®i<)})- 
fc^aft fafi ganj in aSergtjfen^elt gerat^en waren j il^re 
5ttamen wenigflend fommen fortan immer feltner »or. &ine 
analoge, nur minber freie unb au^gelaffene gorm beö Zan^ 
je^ aber lebte inbejfen unter ben 8anbbewo^nern fort unb 

■*•) Puesias de Francisco de Quevedo. Brusselas, 1670, T. 
III. p. 233. — Joco-Seria, Burlas, Veras, 6 Reprehension moral 
y festiva de los desordenes publicos en doce Entremeset» re- 
presentados, y veinte y quatro cantados. Van insertas seis 
Loas y seis Jacaras, que los Autores de Comedias han repre- 
sentado y cantado eu los Teatros de esta Corte. Por Luis Qui- 
ßones de Benavente. Madrid, 1645. 

***) @. bie Obras liricas y comicas de D. Antonio Hurta<j|o 
de Mendöza. Madrid, 1728. ®. 145 ff. 



- 383 - 

em^)finfl ^ier il^re Sfu^bübung, bi^ jte an bie Stelle i^rer 
SBorgängerinnen auf bie SBulbne trat Sml^eimifd^e ©d^rift* 
ftcQer bel^au^ten, ba^ bie Seguidillas (ein 3ludbru(f, ber 
jugleic^ ben Zani unb bad Sieb , ju bem er au^gefül^rt 
iDirb, bejeid^net) in ber SBeife, tt)ie man jte noc^ ^eute fennt, 
im 33eainn bed üorigen Sa^r^unbert^ in ber aSanc^a ent* 
flanben feien j ber Siame freilid^ ifl bebeutenb alter unb 
fommt fc^on im 2). Duiiote öor (Cap. XXXVIII). 2)iefe 
(SeguibiUa^ nun ftub atö bie SBurjel ber meiften jener 
9{ationaltänje an^ufe^en, bie noc^ gegentoartig bei aüen 
nicfct »on blinber SSerel^rung be^ S^^mben geblenbeten 
Spaniern beliebt fmb unb aud^ im ^udlanbe Serül^mtl^eit 
getoonnen l^aben. @ine @cl^ilberung biefed 2!anje^ n)örbe 
bal^er jugleid^ ein $ilb ber anberen, bie mit geringen 
SWobificationen baffelbe jinb, tt)ie be6 ganbango, S3olero 
u. f. U).; barpetlen. SBer aber t)ermag, Sianje unb 9Relo* 
Wen anberö al6 in i^ren außerlid^flen Umriffen ju befd^rei* 
ben, ba gerabe bad, mad i^r äßefen unb i^ren {)au))treii 
au^mad^t, (Stellung, Bewegung unb Sludbrudf, jieber 
©c^ilberung fj)ottet? 

Die ©eguibillenlieber befielen aud jteben SBerdjeilen 
öon balb jteben, balb fünf gelben, unb jerlegen ftd^ in 
eine t>ierjeilige Copla unb einen breijeiligen Estrivillo. 
3)er »ierte SSerd affonirt mit bem jweiten, ber flebente mit 
bem fflnften *30) j)iefe gorm ijt fo einfad^ unb fo leidet 

»»•) (Sin ^aav JBeifpiele fönnen Me« beudid^ mad&en: 

Nace amor como planta 
Ed el corazon, 
El cariiio la riega, 
La seca el rigor: 



— 384 — 

)u ffantfiobm, ba^ fte ftc^ t^or aUen jum 3mtHpot>iftren 
eignet unb fic6/ gleich beu ttalienifd^en StitortieK, fe(b{) bem 
ungebilbeten Sanbben>o^ner anbietet, um feilte @m))finbun^ 
gen in fie au^iujlromen. Siterarifd^ ifi {te bi^ auf bie 
neujie 3^^^ ^W cultiüirt »orben i^O/ aber Siaufenbe foU 
d^er giebc^en ftnb ald erjeugniffe ber SSoIWbid^tung feit 
lange im ganjen Sanbe in Umlauf gen>efen, ^aufenbe mit 
bem SWoment, in bem fte entftanben, wieber t)ergeffen tt>er=? 
ben. !Die greubcn unb Selben, bie {)offnungen, SBunfc^e 
unb Älagen ber Siebe bilben i^r nie ju erfc^öjjfenbe^ S^^ema. 
!l)ie SRelobien, ju benen jle, meiji unter Begleitung ber 
©uitarre, gefungen werben, \)abe\x bei aDfer fonftigen 9Ser* 
fc^iebeubeit burc^ge^enbd ben !DreiüierteItaft; in ber 9iege( 
auc^ bie 2RoUtonart gemeinfam. ^n (Srftnbung folc^er 

« 

Y si se arraiga 

Se arranca al apartarle 
Parte del alma. 

Pensamiento que vuela« 
Mas que las aves, 
Llevale ese suspiro 
A quien tu sabes: 

Y dile & ini amor 
Que tengo su retrato 

' En Uli coraROD. 

A la rama mas alta 
De tu amor subi, 
Yino UD ayre contrario 

Y al suelo cai: 
Que esto sucede 

AI que en alaii de cera 
AI sol se atreve. 
isi) @ie toaxl> ed guerß uon Alberto Lista; f. Neffen Poesias. 



— 385 — 

©angweifen befunden oft felbft ?eute auö ben unterfien 
aJoIMHaffen einen au^gejefti^neten mujtcallfc^en ©inn. SRld^t 
immer bienen bie ?ieber jur Segleitung ber S^änjej jte 
werben au^ "oon bem jungen Oalan unter bem genfter 
feiner ©d^önen, ober öon jwei 3nt()roöifatoren im bid^teri^ 
fc^en SBettftreit angejümmt» !Der 9Serlauf be^ ©eguibillfen* 
tanje^ aber ifl folgenber: SBä^renb bie ©uitarre <)ralubirt, 
ftellt ftc^ ba6 Z&nitxpaaXf am beflen in ber anmutl^igen 
Zta^t M Majo unb ber Maja, in ber Entfernung ^on 
brei bid üier ©d^ritten öon einanber auf; fobann wirb, 
inbef bie S^anjer nod^ unbeweglich jtel&en, ber erfie SBer^ 
ber dopla gefungenj bie ©timme fd^weigt wieber j bie 
Ouitarre beginnt, bie eigentlid^e S^anjmelobie gu \piden, 
unb erft nun bei*m vierten S^aft l^ebt jugleid^ ba^ ?ieb ber 
©eguibitta, ber ©d^att ber 6aflagnetten unb ber Sianj 
mit feinen fd^webenben ^a^, bem graciöfen ßntgegenfliegen 
unb ^nxüddUn, Slnjie^en unb ^nxM^ojßm, jener ^anto^ 
mime ber Siebe, an. 9Kit bem neunten Zatt iji bie erjle 
Slbt^eilung ju (Snbe unb ed tritt eine furje, nur mit leifen 
Äldngen ber Ouitarre aufgefüllte ^aufe ein. 3» ber 
gweiten Sfbt^eilung wieber^olt jtd^ bie erfie mit einigen 
SBariationen in ben ^aö unb ©teKungen, unb am ©d^lu^ 
berfelben werben wieber bie anfänglichen Pafte eingenom* 
men ; mit bem neunten Zatt M britten unb legten Xf)nl^ 
enblid^ t)erfiummen »)lÄftlidb 9KuiW unb Sieb, unb e^ ifi 
eine |)au))tregel, ba^ bie Zanicx unbeweglid^ in ber ©tel^^ 
lung üerl^arren, in weld^er jle bie leftte 3iote ber Söiujtf 
überrafc^tj wirb biefe ^ojttion gut gewallt, fo röl^mt man, 
e^ fei bleu parado. 

2)ie^ bie Siegel unb Stnorbnung be^ 2;anjedj wad 

®ef(f». b- Bit. in ®pan. i. fdh. 2b 



— 386 - 

aber Id^t jtd^ fagen, um t)ie SRdje be« ©anjen, bad fld^ 
in biefem 93er(aufe barßeOt, anfd^auUd^ }u mad^en? Xer 
nic^t fotDO^I lebhafte ald tief leibenfd^aftlic^e 3;on ber ÜRe^ 
lobte; ber aufregenbe @(^an ber @a{iagnetten; ber SBed^fel 
ber iinmutl^igflen QUUrxn^m, bie n)olIufiatl^inenbiieii unt) 
bo<^ »Ott ber Sitte gejügelten Sewegunflen, - bie« Sltted 
bttbet bad lieblic^fle ©emalbe, ba6 geba(i^t n)erben fann, 
tt)ot)ön fid^ aber für ben, ber ed nie loon @))aniem felb^ 
barge^ettt fa^, fc^wer ein «bbtlb entwerfen Wft* 3)ett 
@!|)an{em aOein fc^eint ed gegeben ju fein, i^re 3lationaU 
tänje mit Jenem geuer unb jener Segeifierung; jener ie^ 
benbigfeit be« ®ebe^rbenf))ie(d, jener ©efd^meibigfeit unb 
eia^dtot; mit ber ftd^ iebe« ®Iieb im Zcite ber 9Xu{if 
bett)egt; unb, bei aller greil^eit, jugleid^ mit jenem feinen 
@inn für bad ®d^idlic^e an^jufö^ren, o^ne toeld^e ba^ 
Uebrige entmeber ein burre« ®cx\ppe bleibt, ober in** SUi^ 
flö^ige ausartet. 

aiud i^rer |)eimatl), ber STOand^a, verbreiteten ftd^ bie 
©eguiWnaö in Äurjem über alle fj)anifc^e ^roüinjen. dU 
gentlid^ nur äRobificattonen biefe« Sianjed unb }um 3;^dl 
il^m fo d^nlic^; ba^ fdl^n ein geübter SBIirf erforbert n)irt, 
um {te 3U unterfc^eiben, ftnb benn aud^ ber S<tnbangO; ber 
SolerO; bie S^irana, ber ^olo unb anbere, bie in neuerer 
3eit l^ättfiger genannt werben, aW bie ©eguibiKa. Der 
erjiere fdbeint t)on ungefal^r gteid^em Sllter ju fein tt)ie biefe j 
ebenfo bie S^irana, eine urf))rünglid^ anbalufifd^e 2;aag^ 
toeife, beren Siebc^en, wie ba« be« Polo, nur au6 loter 
Sßerfen befielt unb be« Estrivillo entbel&rt» 3)er Solero^ 
burc^ größere ©efc^winbigfeit ber ^Bewegungen loon bm 
übrigen unterfd^ieben unb von biefer fliugä^nlid^en ©d^neU 



- 387 — 

liflfeit ben 9?amen föl^renb, fott um'a 3a^r 1780 Don 35on 
©ebajiiatt 3^^^J0/ ^ii^i« ^^"^ gefd^itftefiett Xhnizx fefncr 
3clt, erfunden n^orben fein. 3« Mefcn gefeUen jld^ bann 
no^ bie Jota aragonesa, t)on brei ^erfonen audgefäl^tt, 
bie Sevillanas, bie Manchega, eine Slbart be6 Solerod, 
ber Chairo u. f. xo. 

3)ie cont)cntioneBe ©Übung, welcl^e bie Sitten aßet 
?dnber unfete« ©rbt^eiW ju nit>eniren unb jebe ®gw 
tpmlid^feit in il^r ^ac^ed @inet(ei ju )>frf(^iingen brol(^t 
l^at in neuefler ^tii avi6!^ bie f))anifd^en 9{ationaUänje )u« 
rütfgebrdngt. 3n guter ©efeHfc^aft wenigjiena barf "oon 
@eguibilla, Sanbango unb ©olero nic^t mel^t bie Stebe fein, 
unb man ergoßt fic^ flatt beffen an Sran^aifeU; äSaljern 
u. f. xo., bie bod^, mit jenen »erglid^en; ftd^ ungefil^r tt)ie 
©arent&n}e au6nel^men. !Die unteren S3oIf6claf[en , na- 
ment(id^ in ber üKand^a unb in ben anbaluftfc^en $rot)in)en, 
flnb ieboc^ glfidflid^erweife ber alten ©ewol^nl^eit nod^ treu 
geblieben «nb @efang unb Sanj im alten ^ationalfli;)! b&r^ 
fen bei il^ren Suftbarfeiten nie fel^len. Äaum wirb in einer 
SSenta ber ÜKanc^a, ober in einem jiener reijenben more«*^ 
fen ^atio6 ber anbatuftfc^en SBol^nl^Äufer , o))er im greien 
unter bem Sd^atten be6 buftenben ©ranatbaumed ber 
©d^aU einer ©uitarre t>ernommen, fo brängen jld^ au6 
ber ganjen Slac^barfd^aft Säuern, ^anbwerfer unb S^age*^ 
lobner l^erbei^ begierig auf ben Anfang be« Siebling^fd^au* 
f^)iefö l^arrenb, unb bie Sugenb ifl nie läjfig, bem allge* 
meinen 95ege^ren ju entfpred^en; bie bejie ©timme be* 
ginnt, bie ©eguibiQa ober ben $oIo }u jingen; bie $aare 
orbnen {tc^ sum S^anj unb führen il^n, obgleich in ber 
fd^lid^ten S^rad^t ber ganbbemol^ner, mit einer ^\zx\\6)U\i 

«5* 



- 388 - 

unb gein^eit aud, bei ber unfere gcfeiertfien Dpexntänict 
in We ©d^ule gelten fönntenj bie beliebte S^onmeife aber, 
bad tafele ^(a^pern ber Saflagnetten unb bie taufenb 9leiae, 
bie tjon ben S^anjenben entfaltet werben, fejfeln Sllle^, Sluge, 
Dl^r unb ©eele, an bie jungen ^aare unb wirfen tt>ie be^ 
fleifiernb auf bie Umfiel^enben, bereu S^^eilna^me jtd^ burd^ 
Jlaftfd^tagen unb ermunternbe 3wnife, am S^lujfe in be^ 
täubenbem SeifaK hinb gibt. — Sluf ben Sühnen enblid^ 
l^aben bie einl^eimifc^en Spange nie aufgel^ört, in bie 3w)i^ 
fd^enafte eingelegt, in ben ©a^nete^, ober am (Snbe ber 
SJorjiellungen bie ^n^^amx ju ergoften» ^ier jeboc^ mu^ 
bie naturlid^e Sinfad^l^eit, bie unbewußte ®rajie fd^on mel^r 
bem tl^eatralifd^en 3wfc^nitt unb abftd^tlid^en Sd^aufteHun* 
gen tt)eid^en. 

-Sei bem neuerbinga in €>pamm allgemein ermad^ten 
Streben, bie befferen ber alten Stationaljltten im SJolfe U^ 
benbig gu erhalten, ift ju erwarten, aud^ bie, bereu ®e^ 
fdbid^te obige ©fijje barjujiellen t>erfud^t l^at, Werbe balb 
wieber ©emeingut ber ganjen SRation werben unb bie 
fremben (Sinbringlinge ganj »on f^>anifd^em 93oben t)er^ 
treiben, Sefonbere Slnerfennung tjerbienen in biefer S5e* 
jiel^ung bie Semül^ungen jweier talentt)oÜer SKuftfer, bed 
JRamon Sarnicer unb be iWafarnau, weldbe jum Sotero, 
jur 3;irana, jum ^olo u. f, w. neue, äd^t d^aracterifiifc^e 
unb binnen jturjem aud^ ju SBolWweifen geworbene 2Äelo^ 
bien comj)onirt ^aben. 



^ n |p <i n g« 



«00 



lioa de la Comedla. 

(Ans dem Vlage entretenldo von Agnstin de Roxas. 

Madrid, 1603.) 



Auuque el principal inteiito 
Con qua he salido aci fuera, 
Era solo de alabar 
El uso de la comedia. 

Sus muchas prerrogativas, 
Requisitos, preeminencias, 
Su notable antigüedad, 
Dones, libertad, fraiiquezas, 

Entieudo que bastara 

No hacer para su grandeza 

Catalogo de los Reyes, 

Que con sus personas mesmas 

La han honrado, y se han honrado 
De representar en ella, 
Saliendo siempre en teatros 
püblicamente en mil fiestas: 



- 392 — 

Coroo Claudio Eroperador 

Lo acostumbraba en su tierra. 
Heliogabalo, Neron, 

Y otros Principes de cucnta. 
8ino de aquellos varones, 

Qiie con la gran sutileza 
De sus divinos ingeniös, 
Con sus estudios y letras, 

La han compuesto y dado lustre, 
Hasta dexarla perfecta, 
Despues de tan largos siglos 
Como ha que se representa. 

Y donde nias ha subido, 
De quilates la comedia, 
Ha sido donde mas tarde 
8e ha alcanzado el uso de ella, 

Que es en nuestra madre Espana, 
Porque en la dichosa era, 
Que aquellos gloriosos Reyes, 
Dignos de memoria eterna, 

Don Fernando e Isabel 

(que ya oon los santos reynau^ 
De echar de Espana acababan 
Todos los moriscos que eran 

De aquet Reyno de Granada, 

Y entonces se daba en ella 
Principio ä la Inquisicion. 
Se le dio d nuestra comedia. 

Juan de la Enciua el primero, 
Aquel insigne poeta, 



- 393 — 

Que taiito bien empczö, 

De quien ieiiemos tres eglogas, 

Que el mismo representd 
AI Almirante y Duquesa 
De Castilla y de Infantado, 
Que estas fueron las primeras. 

Y para mas honra suya, 

Y de la comedia uuestra, 
En lo8 dias que Colon 
Descubriö la gran riqueza 

De Iiidias y nuevo mundo, 

Y el Gran Capifan empieza 
A sujetar aquel Reyno 

De Näpoles, y su iierra: 

A descubrirse enipezö 
El uso de la comedia, 
Porque todos se animasen 
A emprender cosas tan buenas, 

Heroycas y principales, 
Viendo que se representan 
Püblicamente los hechos. 
Las hazanas y grandezas, 

De tan insignes varones. 

Asi en armas como en I et ras« 
Porque aqui representamos 
Una de dos: las proezas 

De algun ilustre varoii, 
8u linage y su nobleza: 
O los vicios de algun Principe, 
Las crueldades ö baxezas, 



- 394 — 

Para que al uno se imite, 

Y con el otro haya emieuda; 

Y aqui se ve que es dechado 
De la vida la comedia« 

Que como se descubriö 
Con aquella nueva tierra, 

Y nuevo mundo el viage, 
Que ya tantos ver desean, 

Por ser de provecho y honra, 
Regale, gusto, y riqueza», 
Asi la farsa se hallö 
Que no es de menos que aquesta 

Desde el priucipio de! mundo 
Hallada, usada, y compuesta 
Por los Griegos, y Latinos, 

Y otras nacioues divcrsas : 
Ampliada de Romanos, 

Que labräron para ella 
Teatros y Coliseos, 

Y el Anfiteatro, que era 
Donde se encerraban siempre 

A oir comedias de estas 
Ochocientas mil personas, 

Y otras que no tienen cuenta: 
Entonces escribio Plauto 

Aquella de su Alcumena, 
Terencio escribio su Andria, 

Y despues con su agudeza 
Los sabios Italianos 

Escribieron muchas buenas. 






- 395 — 

Los Ingleses ingeniosos^ 
Geilte Alemana y Flamenca* 

Hasta los de aqueste tiempo, 
Que ilustrando y compouieiidola 
La han ido perficionando 
Asi en burlas como en veras. 

Y porque yo no pretendo 
Tratar de gente extrangera, 
Si de nuestros Espanoles, 
Digo que Lope de Rueda^ 

Gracioso represen taute, 

Y en SU tiempo gran poeta 
Eiupezö ä poner la farsa, 
En buen uso, y orden buena, 

Porque la repartiö en actos, 
Haciendo introito en ella, 
Que ahora llamamos loa, 

Y declaraba lo que eran 
Las maranas, los amores, 

Y entre los pasos de veras, 
Mezciados otros de risa, 
Que porque iban entre medias 

De la farsa, los llamaron 
Entremeses de comedia, 

Y todo aquesto iba en prosa 
Mas graciosa que discreta. 

Tanian una guitarra, 

Y esta nunca salia fuera, 
Sino adentro, y en los blancos, 
3Iuy mal templada, y sin cuerdas, 



- 396 - 

Baylaba a la postre el bobo, 

Y sacaba taiita leiigua 
Todo el vulgacho, embobado 
De ver cosa como aquella. 

Despues cofno los ingeniös 
Se adelgaziron, empiezan 
A dexar aqueste uso, 
Reduciendo los poetas 

La mal ordenada prosa 
En pastoriles endechas, 
Hacian farsas de pastores 
De seis jornadas compuestas, 

Sin mas hato que un pelHco 
Un laud, una vihuela, 
Una barba de zamarro, 
Sin mas oro ni mas seda. 

Y en efecto poco i poco 
Barbas y pelHcos dexan, 

Y empiezan a introdiicir 
Amores en las comedias, 

En las quales ya habia dama, 

Y un padre que aquesta cela, 
Habia galan desdenado, 

Y otro que querido era, 
Un viejo que reprehendia^ 

Un bobo que los aceotia, 
Un vecino que los casa, 

Y otro que ordena las fiestas. 
Ya habia saco de padre, 

Habia barba y cabellera. 



— 397 - 

Uu vestido de muger, 
Porque eiitönces no lo erau 

Sino ninos: despues de esto 
Se usäron otras sin estas 
De moros y de christianos 
Con ropas y tuiiicelas, 

Estas empezö BerriOj 
Luego los demas poetas 
Metieron figuras graves 
Como son Reyes y Reynas. 

Fue el autor primero de esto 
El noble Juan de la Cueva^ 
Hizo del padre tirano 
Como sabeis dos comedias, 

Sus tratos de Ärgel Cef^vanfes^ 
Hizo el Comendador Vega^ 
Sus Lauras, y el belle Adonis 
Don Francisco de la Cueva^ 

Loyola aquella de Audalla, 

Que todas fuhren muy buenas, 
Y ya en este tiempo usaban 
Caiitar Romances, y letras, 

Y esto cautaban dos ciegos 
Naturales de sus tierras, 
Hacian quatro jornadas, 
Tres entremeses en ellas, 

Y al fin con un baylecito 
Iba la gente contenta: 
Paso este tiempo, vino otro, 
Subieron ä mas altcza» 



— 398 — 

Las cosas ya iban mejor, 
Ilizo eutönces Artieda 
Sus eiicantos de Merlin 

Y Luperdo sus tragedias. 
Virues hizo sa Semirafnis 

Valerosa eii pa^ y en guerra, 
Morales su Conde loco, 

Y otras muchas sin aquestas« 
Hacian versos hiuchados, 

Ya usaban sayos de telas 
De raso, de terciopelo, 

Y algunas medias de seda, 
Ya se hacian tres jornadas, 

Y echaban retos en ellas, 
Cantaban i dos y i tres, 

Y representaban hembras. 
Llegö el tiempo que se usdrou 

Las comedias de apariencias, 
De santos y de tramoyas, 

Y entre estas farsas de guerras, 
Hizo Pedro Dia% entönces 

La del Rosario, y (ui buena, 
San Antonio Alonao Dia%^ 

Y al fin no quedö poeta 
En Sevilla que no hiciese 

De algun santo su comedia: 
Cantdbase i tres y i qaatro; 
Eran las mugeres bellas, 
Vestianse en hdbito de hombre, 

Y bizarras y compuestas, 



— 399 - 

A representar salian 

Con cadenas de oro y perlas* 

Sacäbanse ya caballos 
A los teatros, graudeza 
Nunca vista hasta este tienipo, 
Que no fue la menor de ellas. 

Ell efecto este pasö, 

Llegö el uuestro, que pudiera 
Llamarse el tiempo dorado, 
Segun al punto en que llegan 

Comedias, represeutantes, 

Trazas, conceptos, seiitencias, 
luvcntivas, novedades^ 
Müsica, entremeses, letras, 

Graciosidad, bayles, mäscaras, 
Vestidos, galas, riquezas, 
Torneos, justas, sortijas, 
Y al fin cosas tau diversas, 

Que en punto las vemos hoy, 
Que parece cosa inerddula 
Que digan mas de lo dicho 
Los que han sido, son y sean. 

^Que hardn los que vinieren, 
Que no sea cosa hecha? 
iQui inventarän, que no este 
Ya inventado ? cosa es cierta. 

AI fin la oomedia estä 

Subida ya en tanta alteza, 
Que se nos pierde de vista, 
Plega i Dios que no se pierda. 



— 400 — 

Hace el sol de uuestra Espana, 
Compoue Lope de Vega, 
La fcnix de uuestros tiempos, 

Y Apolo de los poetas, 
Taiitas farsas por momentos, 

Y todas ellas tau bueuas, 
Que ni yo sabrä contarlas, 

Ni hombre humauo encarecerlas. 

El diviuo Miguel Sanche%, 

Quien no sabe lo que iuveuta. 
Las coplas tan milagrosas, 
Seutenciosas y discretas, 

Que compoue de contiuo, 

La propiedad graude de ellas, 

Y el decir bien de ellas todos, 
Que aquesta es mayor grandeza, 

El Jurado de Toledo^ 

Diguo de memoria eterna, 
Con callar estä alabado, 
Porque yo uo se aunque quiera. 

El gran Canon ige Tarraga: 
Apolo, ocasiou es esta, 
En que si yo fuera tu, 
Quedara corta mi Icngua« 

El tiempo es breve, y yo largo ; 

Y asi he de dexar por fuerza 
De alabar tantos ingeniös 
Que en un sin fin proccdiera; 

Pero de paso dire 

De algunos que se me acuerdan. 



- 401 - 

Como el herdyco Veiarde, 
Famoso Micer Artieda^ 

El gran Luperdo, Leouardo, 
AgtUlar el de Valencia, 
El Licenciado Ramon^ 
Justtntano^ Ochoüy Zepeda: 

El Licenciado Mexütj 

El baen Don Diego de Vera, 
MesctM, Don Guilien de Castro, 
Idhan, Don Felix de Herrera^ 

Valdiviesoj y Almendarez, 

Y entre muchos, uno queda: 
Damian Salustrio dei Poyo, 
Que no ha compuesto comedia^ 

Que uo mercciese estar, 

Con las letras de oro impresa, 
Pues dan provecho al autor, 

Y honra a quien las representa« 
De los farsantes que han hecho 

Farsas, loas, bayles, IctraS) 
Sou Alonao de Morales^ 
Chrajales, Zorita, Mesa, 
Sanchez, Bios, Avendaho, 
Juan de Vergara, Villegas, 
Pedro de Moralee, Castro, 

Y el del hijo de la tierra) 
Caravajal, Claramonte, 

Y otros que no se me acuerdan, 
Que componen, y han compuesto 
Comedias muchas y buenas. 

(Scfd». (. £tt. tu ®pait. i. m- t%