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S SKN. LITT.
V ..j-^'
@ e f c^ i c^ t e
bcr
Uramatifdien fiteratnr nnH ^irnfl
in ®i)anien.
erfler SSanb-
ber
braiatiff^ett S&tmtm niüi tntift
in (Spanien.
93 cn
.4^
$lbol)il^ Stiebtid^ non @(l^ac(<
dmette, mit D^ad^trdgen »ermcl^tte, 9lu0ga(e.
ifter aSanb.: .-f.
der
Sttrttifittt am Staat«
SSerlag oon Sofep^ 8aer.
1854.
'
39
ilorbentetktmg.
Sei meinen tt)ieberl^olten Slufent^alten in ©panien wäI^s
renb ber legten Sa^re gog , obgleich i^ gund^fi mit ©tubicn
anberer Slrt bef^dftigt war, bod^ aud^ bic bramatif^c 8itc=
ratur biefeö Sanbeö bon 9icuem meine Slufmerffamfeit auf
ft^. 3^ la9 ni^t nur biele, anberSwo faum mel^r aufgus
pnbenbe, SBerfe ber f<)anifd^en JDramatifer, fonbem erwarb
au^ bur(fe Sla^forf^ungen in ben Slr^iöen unb SSiblio^
tl^efen, xok bur^ freunblid^e SKittl^eitungen ©eitenö ber
©^)anif^en ©elel^rten einen SSorratl^ öon biöl^er unbenufeten
9iotigen, wel^e gur ©rgdngung unb aSeri^tigung meiner
©efd^i^te be9 fpanifd^en %^t(xiixi bienen fonnen. Suglei^
entfianb bei mir ber SSorfa^, ben fo gufammengebraii^ten
©toff gu einer umgearbeiteten unb t>ielfa^ bermel^rten Sluf=
_ IV _
läge mcineö Söcrfeö jii \)ertt)enben, meldte, mt id) projef-
tirte, in f<)ani[d)er ©pra^e erfdjeincn feilte. 3n biefer tt>er'
ben f wenn bie Umjlfinbe ber Sluöfül^rung meineö SSor^abenö
gfinfiig fmb, gugleid) bie injwifdjen erfd)ienenen neueren
3lrbeiten Slnberer, j. 35. bie treppen öon .f)ar^enbufc^
mit Einleitungen unb Slnmerfungen öerfel^enen (Sbitionen
beä Stirfo be SRolina, Sllarcon, 8ope be SJega unb &aU
beton benu^t werben, ©injiweilen glaube id) ben ^reunben
beä in Siebe jlel^enben Siteraturjweigeö einen ni^t unan^^
genel^men S)ienjl ju erweifen, wenn \6) il^nen einen Sl^eil
beö gefamntelten SRaterialä fofort, in ©ejialt öon Bufä^en
ju ber beutf^en Sluögabe, übergebe. 3^ bef^ränfe mid^ (in=
bem i^ iai eigentlid) 8iterarifd)e , bie a3efpre^ung man^er
merfwürbigen alten S3ü]^nenbi(i^tungen, jurüdl^alte) auf»^er=
auögabe einer Slnja^l t)on 9iotijen über f<)anif^e Sl^eater^
gcf^i^te, bie jum grBperen S:i^eil au8 ^anbf^riften unb
feltenen S3ü^ern gef^ftpft fmb unb benen i^ nur auönal^mö'
weife ©injelneS au9 kxi)Ux jugftngli^en ober neueren ge=
bruiften SEBerlen l^injugefügt l^abc. 5IRan erwarte baber
t>on bemjienigen, waö i^ tjorldufig gebe, nici^t mel^r unb
ni^tö 3lnbere0, al8 voal^ i^ bieten wollte unb entf^ulbige
baä Stagmentarif^e meiner SKittl^eilungen mit ber gorm
t>on 3nffifeen, auf weld^e i^ angewiefen war. Sben biefe
ungebunbene gorm l^at mid) bejlimmt , manii^eö SBici^tigere
für fpäter auf juf|)aren , bagegen 3lnbere8, waö geringfügig
ju fein ober mel^r nur ein Sntereffe ber ©uriofttftt ju fjaben
\ä)mt f l^ert)orgul^ebeit , ba ft^ ni^t lei^t wieber eine pa\^
fenbe ©elegenl^eit ju beffen ?)ublication finben mö^te unb
ba in ber ®ef^i(i^te eineö in t>ieler ^inftd^t noä) fo buns
fein Siteraturgebieteö felbfi baö Unbebeutenbe unter Um=
flänben jur Slufl^ettung einjelner ?)un!te SSebeutung gett)innen
lann, 2)ie bloßen SSitelanfül^rungen t)on alten 2)rudfen unb
attannfcrit)ten »erben fid^ burd^ bie @rtt>ägung rechtfertigen,
bap eö fid) l^ier um ©Triften l^anbelt, t>on benen no^ fein
Söibliogra^)^ 9iotig genommen l^at; befonberö tt)ünf(i^tc i^
bie Siteraturfreunbe auf ben auperorbentlid^en JRei^tl^um
t)on ungebrudEten SBerfen ber alten S)ramatifer aufmerffam
JU ma^en, ber no(i^ in ben f^^anif^en S3ibliot^ef en , na=
mentli^ ber beö ^erjogä öon £)ffuna, »erborgen liegt.
SBie fel^r wäre eö ni^t gu tt)önf^en, bap wenigjlenö bie
foParjien biefer ®^d^e |)ublicirt tt)ürben, bet)or fie burd^
bie SKa^t ber Seit rettungölo9 gu ©runbe gelten! — 3ci^l=
reifer, al8 eö gef^el^en ift, tt)ürben meine 9ia^trdge jum
crfien S3anbe aufgefallen fein, mnn ii) aUe ©tüdfe t>on
Beitgenojfen beö SEorreö 9ial^arro unb ?ope be JRueba , meldte
mir JU ®efi^t gefommen, ^fitte t>erjei(i^nen wollen; allein
ii) unterließ eä, t^eitö weil xä) biefen, meifienä öBHig ge^
l^altlofen , feinerlei ^ortf^ritt ober neue ?)]^afe ber SSüJ^nen^
^)oefie befunbenben Farcen nur geringe aSebeutung beiju=
legen t>ermag, tl^eiie um «i^errn ©abä ni^t öorjugreifen,
— VI —
»elAer bemnd^ji in bem raifonnirenben Äatalogc feiner,
in tiefem %aift ungemein reiben ä3ü^erfammlung baS t)on
aRotatin gelieferte Serjei^niß alter ®(!^auf}>iele au9 ber
3eit iDor 8o}>e be Sega iDenooUftinbigen n>irb.
y t r e I t
(Sine umfaffenN ©arfleffung t>t9 SttttolrflungÄ^
gangeä bet btamatifci^ett $oef!e unb Äunfl In @|)a*
nien ifl feit lange notl^toenbig getootben, unb man l^at
v^ititxffolt auf bie Surfe aufmetffam gemad^t, ble bet
3Äanget etnet betattfgen SttBeit in bet allgemeinen ZU
teratutgefd^id^te ^erutfad^t. ÜRu^e8unfetet3«t, toeld^e
fl^ t>n 3Äannigfattigf eit il^tet geifligen JBejlteBungtn
tül^mt, fi^on an ji^ toünfd^enätoettl^ fein, ble ©d^dfte
bet teid^flen unb gidnjenbflen untet ben euto^)4ifi^en
93ul^nen ndi^et fennen ju letnen, fo toitb ba8 Söt^^
bürfni^ * einet folgen genaueten Äenntni^ no^ bnxäf
ben mä^tigen ©influ^ gefleigett, ben eBen biefe
Sßnf)m todi^tenb ntei^t aI8 eine« Sai^ti^unbettS auf
bie J^l^eatet bet uBtigen Sdnbet auSgeüBt l^at.
gSiele bet Betül^mteften itatienif^en, engtif^en unb
namentti^ ftanjdjif^en ®^auf^)iele jinb ganj obet
ti^eittoeife au8 f:|)anifd^en S:xixtUm gef^d^)ft, unb
bie Stuf^ettung be8 35unfet8, we^eä üBet bem
aSatetlanbe fo bietet finnteid^en ©tflnbungen unb
btamatif^ toitffamen STOotiöe liegt, i)etf))ti^t ballet
11^
— VI —
axxä) üBct bie auänxirtigen Literaturen ein neueä
unb erfreuli(i^e8 »i^t ju ijerBreiten.
®n SBerf, toel^e» für bie ©ef^i^te beS f))a:=
nifi^en Zfftattti anä) nur anndl^erungStoeife fo \>itl
lelflete, tote Me f^d^Baren StrBeiten öon ßollier,
9liccotoni, a3eau^attt|>8 unb ben Srubern ^Jarfait
für bie ber engtlf(ä^en, itatienifiö^en unb franjdfif(3^en
Sühnen, ifl ni^t üorl^anben, unb toer eg unter::
nel^men toltt, bent a3ebürfnifl[e atjul^elfen, toirb ji^
fogar naä) Brau^Baren Vorarbeiten fafi bur^auS
i>erfteBen8 umfel^en. S)ie einjige, toirfli^ öon glei^
unb ©runbli^feit jeugenbe ®^rift, bie i^ier in Söt^
ttaäjt fommen fann, ftnb ^oxaünd Origenes del
Teatro espanol; allein blefeS treffli^e 2Berf Be^^
[(^dfagt fl^ auSf^ße^ti^ mit ben erflen atnfdngen
befl f))anif(ä^en 3)rama'8 unb Id^t bie eigentU^e
aSIutl^ejeit beffelBen ganj au§er feinem 'Sdtxdä).
gur bie le^tere nun, unb mitl^in für ben Bei \ütu
im toi(!^tigfien Sl^eit be8 ganjen ©eBietä, iji nvä)
fo gut toie gar nid^tS geteifiet toorben, nid^tS
toenigflenS, toaS üBer bie ©rdnjen eineS fummari*
^tn 3lBrij|e8 l^inauSginge* JBoutertoef l^at in
feiner, fbnfl fo f)l>ä^^ öerbienflöonen, ®t\ä)iä)tt ber
?Poefle unb SBerebfamfeit gerabe biefe Partie feine«
©egenflanbeS mit auffallenber glücä^tigfeit Bel^anbelt,
toaä in ber Äargl^eit ber SÄatmatien, »e^e i^m
— VII —
ju @e6ote flanben, feine (Sntfci^utbigung flnbet.
äBaä ©Riegel in feinen aSorlefungen übet btamo*
tif^e »iteratur in biefer Jöesiel^unfl fltbt, ifl fafl
nur eine geiflijotte unb Berebte Wßotffto\t Satberon'8^
©ttoaä axxSfix^xli^n toar ©iSmonbi in feinet Lite-
ratare du midi de TEaröpe, aQein au^ biefed
aOBerf enti^dlt fanm mtf)Xf aI8 einige Snl^altSanjel-^
gen üon (Sd^aufpieten beS Zopt unb ßatberon, netfl
dji]^etif^4ritif^en JÄaifonnementg. ©onftige (Bäfxif^
tm, bie fld^ mit ber ®ef^i(ä^te beS ft)anif^en Z^t:^
atetg Bef^dftigen ober »enigjieng ben Sitein naä)
ju Befd^dftigen i)etf|)ted^en, finb:
a»artinej be la Süofa, Poetica. 3)iefe8 »el^r^
gebiet, toet^eS a3oiteau*f^e UeBerjeugungen ^)tebigt,
ifl i)on Stnmetfungen Begleitet, in benen ein Vit^
ittbM üBer ba8 (Sanje bet f^anifi^en $oefle, mit^
l^in an*^ ber btamatifd^en, gegeBen toirb. JEBie man
^on bem geijli^ollen ©taatSmanne unb ©etei^rten,
bet bie !?itetatut feineS aSatettanbeS , tüte SBenige,
fennt, ettoatten fann, flnbet fi^ f)itx ^idtS Sßox^
ttefflid^e unb @eijli)oIIe ; inbeffen lag eä ganj axx^tx^
f)a\b bet @tdnjen biefet öloten, ben ©egenftanb
itgenb etfd^ö))fenb ju Bel^anbeln. — SBaä SSiatbot in
feinen Etudes rar TEspagne üBet baS f:|)anif^e
Xffta tetfagt, iji butcä^gel^enbä au8 3Rattinej be ta
9lofa üBetfefet.
— vm —
Sölai ^a^axxtf Dissertacioii sobre las Co-
medias de Espaiiu (alS SSortebe ju bet neuen
StuSgabe bet 6om5bien itS (S.ttoantt8, ^U\)xü>, 1749).
@tne Xixa\>t gegen baS f|)anif(!^e National ^<Bä)a\i:^
ft)iel im ©inne bet ©aflicijien, bie ftc!^ fajl ganj in
allgemeinen ^pi^tafen belegt unb ii^re ijielen 3(b?
gef^marfti^elten faum bnxä) eine einjige brau^bare
Slotij vergütet.
Origeu, Epocas y Progresos del Teatro
espanol, por Manuel Garcia de Villauueva
Hugalde y Parra. Madrid, 1803. S)ag unter
biefem \>ort(f)aftm Zittl erf(^ienene, öon einem
(Bd^auf))ie(et jufammengefci^riebene Sdnä) , enti^dlt
juerjl auf 226 (Seiten confufe ^aä)xiä)Hn über
bie Sl^eater fafl aller Sdnber ber SCBett (unter an^^
bern über ba8 3a))anif^e, ß^inefifci^e, ©ci^toebif^e^
Jßotnif^er JDeutf^e unb r/^teu^if(^e'0 un# jute^t
auf faum l^unbert (Selten einige flü^tige, au8
SdlaS 9lafarre, Sujan unb 3Rontiano ^ Su^anbo
abgeftä^rlebene. iKotijen über ba8 f|)anif^e JDrama.
Tralado Hislorieo sobre el Origea y
Progresos de la Comedia y del Hislrionismo
en Espaäa, por D. Casiano Pellicer. Madrid,
1804. 3^^i S)uobejbdnb(^en, totiä)t brauci^bare
SÄitti^eilungen über baS dunere Si^eatertoefen, über
bie materielle Sef^affenl^eit ber f^janif^en JBüi^nen,
— IX —
ttamentli^ betet öon SKabtib, fo U)ie übet bie U^
tül^mtejlen (S^auft)ielet mtffalttn, fxä) abtx mit bet
bramatifci^en Sit etatut Qax nici^t befci^dftigen.
Leccione8 de Literatura Draniätica, por
Alberto Lista. Madrid, 1839. 0htt bet etfle
Zfitil, toelt^et bie Stnfdnge beS ft)anif(i^en J)tama'8
Bel^anbeft; ijl etf^leneit; unb biefet fann faum füt
tttoaS mt^x gelten, ali fut einen 2(u8jug anS
SKotatin'ä Origenes*
2)ie toenigen biogta!|)]^if(^en unb Iitetat4ift*>rt''
f^en 9tttifel, bie ^ä) in £)ä)oa'S Tesoro del Te-
atro e^panol ftnben, unb bie, Beitduftg gefagt,
fafl fdmmtli^ and bet Coleeeion general de
Comedias escogidas (9)2abtib, 1826 — 31) db^
gebtucft jinb, toimmeln öon Stttpmetn unb Un:=
tici^tigfeiten aüet 2ttt, fo ba§ man fiä) fafl gat
ni^t auf fle öettajfen fann *).
aCBenn e8 l^ietnar^ no(^ 0?iemanb öetfu^t
*) Um nur ein liBeifpiel angitfül^ren , fo gibt D^oa 1641 al9
ba^ ©eburt^ja^r bed Srand^co be SRojaö an. 9lun aber ifl ber erfle
$anb ber gefammelten (Somdbien bed 9lojad fc^on 1640 erfd^ienen,
ja biefer ^id^ter loirb fd^on in 9)?onta(van^ö Para todos (^ue^ca,
1633) unter ben berttl^mten ^ramatifern genannt. Oc^oa fann in
biefem %aü um fo loeniger entfc^ulbigt derben, ali er fi(( in bem
angebogenen ^rtifel felbfi auf SP'^ontaban'd Beugnig beruft unb il^m
büd& ba« Jtobeöja^r biefe« ^dbrifteUer«, 1H39, befannt fein mngte; ba«
@d^(immfte aber iß, bag jener fti^Iec^t com)>ilirte Tesoro SOlanc^en
für eine SCutorität %ilt unb fld^ ba^er beffen falfc^e eingaben auc^ in
anbere ^ücf^er ))erbreitet l^aben.
— X —
1)att t)a8 ©atije bet bramatifr^cn Slteratut unt
Jtunjl in (Bpanitn l^ijlorifc^ unb fritif^ ju U^
arteitcn, fo ticgt bet @tunb baöon unjlrclttg in
bctt mit bem Unternel^mett öerfttu))ften (5^toierigr=
feiten* S)enn bet @ef(ä^i^tf(^teiBer biefeS @ebiet8
ifl Don bem B^WjJunft an, Bei toelci^em 3Rotatln'8
aCBerf aBfcri(i^t, alfo für bie i§au!|)t!|)etiobe beS ^panu
\ä)tn Zif^attxSf ganj unb gar auf feine eigene ^ox^
f^ung i^ingetoiefen* @t mu§ bie i^iflorif(^en nnb
biogta^)i^if(!^en öiotijen, beten er bebatf, auf bie
mül^famjle 9trt anS ben öerfd^iebenartigfien unb
fettenfien Sdnä^txn fammeln unb fie bann iura) bie fotg*
fdltigjle JBetgtei^ung unb ßi^f^wimenfiettung mit
anbettüeitigen 35aten ju fiepten unb in ä)xonolo^
gtf^e Dtbnung ju bringen fu^en. S)er üBer^
fd^todngli^e 9texä)ii)\xm ber f^)anifd^en SSui^ne ferner
i?on bem man bl^ne Uefcertreibung Uffaixpttn tann,
bö$ er größer fei, aU ber aller übrigen taxop^i-^
^ä)tn Sl^eater jufammengenommen, tüirb ii^n in
mel^rfa^er ^^infi^t in SSerlegenl^ eit fe^en; benn
einmal flnb bie 2Berfe, in benen bie bramatifc^e
Literatur ber Spankx aufgef^jei^ert i% fafi fdmmt^
Ui^ öon größter (Seltenheit, fo ba^ fiä) dm wU:^
ilAnbige Äenntni^ berfefben nur burd^ Slaci^for^
fi^ungen in ben bebeutenbfien öffentlichen unb 5Pri=:
»atbibüotl^efen Don euro^)a g^etoinnen idft; bann
— XI —
aber ergifct fxä), naä) Uebertoinbimg Mefeä ^inbet:^
niffeS, aug bet pdf beg SRaterialS unb auS \>tx
9lufga6e, baffelbe überfld^tli^ ju orbneit unb ba8
SGBi(^tigfic fcincS Snl^altä innetl^afb eineS gemeffcnen
OlaumeS barjulcgcn, eine neue ©^toierigfeit.
3)et öotliegenbe erfie SSerfu^ einet @ef(3&i*te
be8 ftjanifi^en Si^eaterä i)on ber dlteflen big auf
bte neuefle ^dt batf ifxnnaä) tooi^l auf nac^ft^tige
Jöeutti^eilung 9tnf^ru(^ maci^en, 9118 i^ eä untere
nai^m, bie angebeutete Surfe bet Sitetatutgefci^i^te
auSsufütten, \)txi)tf)ltt iä) mit bie mannigfachen
J&inbetniffle ni(^t, toel^e fl^ meinem SSotl^aben
entgegen jlettten ,. unb eben fo toenig gab iä) mi^
bem tl^dti^ten ©tauben l^in, ba^ iä) im ©taube
fei, biefelben öoöfommen ju übettoinben* 2tbet eine
befonbete SSotüebe für ben ©egenfianb forbette
mi(^ auf, beffen aSeatbeitung ju "öeifu^en, unb
eine öotjögli^e @unfl bet Umjldnbe fe|te mid) in
(Staub, biefe Sttbeit mit auägebteitetet ®a(^fennttti§
anjujleüen* SSon fcül^et 3ugenb an ber cajWliani==
f^en ^Joefie mit Siebe jugeti^an, ifaU iä} bie Jffietfe
attet itgeub bebeutenben f^^anif^en S)ramatifet butc!^:^
lefen, unb bie ßai)l ber (Bä)axi\^itlt, tDttäft läf mit
auf biefe 9ttt ju eigen gemacä&t, belduft fi^ auf me^tete
taufenb. ©ielfdltige Steifen getod^tten mit Bwttttt ju
beh in biefem ^aä)t xtxd)^tn ®iblioti^ef en beS Su:- unb
— XII —
StuSIanbeg unb jugleic^ @e(egeni^eit , bie no(^ üot-
l^anbenen 8ü(f en meiner ?ectüte ju etgdnjen, fo tote
and manchen fettenen unb Uif^tx ^ani unBenu^t
geitieBenen Duetten bet ft)anif(!^en Sl^eatetgef^^te
JU f^d))fen; ein Stufentl^att ln(5^)anlen felBfl enb^
tl^ öetflattete mir, auif) baS l^eutlge SSüi^nentoefen
unb ble neuefle bramatlf(^e Literatur blefeS SanbeS
fennen ju ternen* SCBenn l^ meine Stufgabe nl^t
i)ottfommen gelöjl i)abtt fo Ifl itmnaä) toenlfljlenS
ble SÄanget^afHflfelt ber benu^ten SÄaterlallen nlc^t
baran ®^ulb.
pr ble dltefle ®t\ä)iä)tt beS f*anlf(i^en S^ea^
terS l^atte l^, tole gefagt, an 3Roratln'8 Origenes
eine f(ä^d|bare Vorarbeit. StIIeln tole fel^r blefeS
Pelzige unb grünbllci^e Sffierf auci^ Stnerfennung
Derblent, fo laffen fl^ boc!^ ble ijlelen SÄdnget, an
benen bajfelbe leibet, nl^t ijerfennen* JDenn tx^liä)
ffat SKoratln nlci^t ölet me^r geliefert, alS ein aSer jelc^^
nl^ ber diteren f))anlfd^en (£d^auft)lele mit gelegent^
I^er Stngabe li^reS Snl^altg, unb Id^t eine pxaQ^
matlfd^e ©ejlattung felneS (Stoffes fajl gdnjll^
toermlffen; jtoeltenS aber finb feine frltlf^en Ur^
titelte faum ettoaä 3(nbere8, aW 3Ka(^tf>)rü^e öon
bem ganj Derfei^rten @tanb^)unft beS franjöfifci^en
®(afficl8mu8 au8. S)lefen STOdngetn abjul^etfen, bin
iä) In meinem erjlen aSanbe bemüht getoefen. 3^
— XIII —
f)abt mid^ itioä) ni^t auf bie SSenu^ung ber f(!^on
öon SÄotatin auSgeBeuteten SÄatertatten bef^tdnft,
fonbern toat fo glurftlci^, i)icl 0ieue8 i^injutrage«
ju fönnen, unb fei^on ein f[ü(^rtger JßUcf mu^ jelgcn,
tt)ie ölel reibet an^nl^alt baä erjle unb jtoeitc S3u^
biefer ®t^ä)iä)U auSgefaöen finb, alS bic Origenes*
2)ie ©nlfitung über ben Urf|)tung beä %i)taUxi
im neueren ^nxopa freien mir ndti^ig, um bie 9tn^
fange beS f^janifci^en in ein i^edereä Zxäft fletten ju
fdnnen* 3(^ glaufce l^ier jum erflen 9Kale naä)^
getwiefen ju ^abtn, toie bie Äelme beS geifilici^en
@^auf:|)ieI8, bejfen ©ntjlei^en man Qmbfjxxliä) erfl
in baS SWittelalter fe^t, fci^on in ben liturgif^en
©eBr&u^en ber Älteflen ^rijitt^en Äird^e entl^alten
ftnb ; ber 9lejl biefer Einleitung, toel^er bie ^Periobe
ber SW^jierien unb SKoratitdten Bei^anbelt, ifl bagegen
niä)td toeiter, aW eine S^fammenfieüung ber eri^et^^
li(^jieu ölefultate au8 ben neueren gorf^ungen über
biefen ©egenfianb*
a3ri ber JDarflellung ber bramatifci^en Siteratur
unb Äunfl in (Bpanitn todl^renb i^rer ©tütl^en:*
(poä)t, i)attt iä) ein Walser Beinal^e ganj untear:*
Beiteteg gelb üor mir* ©elBjl für bie Äenntni^ ber
Berül^mtefien 2)ramatifer biefer ?Periobe ijl no(i^
Äu^erfl toenig gefiä^ei^en; i)on fielen ber 5)i(^ter
aBer, toe^e i^ier in aSetra^t fommen, l^at man
XIV —
felbii t)ic tarnen feit bem fieBjel^nten Sal^rl^unbert
faum tüithtx genannt; bie Slaäfxiäfttn ü6er ti)x £e6en
unb ii^re ©Triften flnb, toenn übtx^anpi Dori^anben,
in Bfinbereld^en b{Miogtct|)l^if(ä^en 9leif)ertorien unb
oft in ©ü^ern, too man fle am toenigflen fu^en
fottte, unter einem Sufie anbettoeitiget JÄotijen 'otu
graben, neBen toe^en fle fl^ nur gelegentliiä^ auf:^
Betoal^rt finben; il^re SOBerfe fefbfl ater liegen, ijom
©taube jtoeier Sai^rl^unberte bebecft, jerfheut in
ben SGBinfetn ber üerfcftiebenen euro:|)dif(ä^en aSibtio-
tl^efen, SCBenn l^iernad^ f^on ber Stoff jur Site*
rdrgef(^i(3^te bc8 ft)anif(!^en 3)rama'8 in mül^famfler
9(rt auf laB^rint]^if(i^en SCBegen jufammengetragen
toerben mu^te, toie Diel grd§er toar erfi bie Stuf*
gäbe, bieg (ä^aotlfd^ aufgehäufte STOateriat ni^t Mo^
(^ronologif^ ju orbnen, fonbern anif) innerttci^ ju
gliebern unb ju einer anf^aulic^cn SJar^ettung ber
gefammten bramatifc^n ^oefte biefer ^eriobe ju
gefialten! 2)enft man nun an bie ferneren, mit
bem aSortourfe öerBunbenen ©(^loieri gleiten, j. 35.
in ben l^ier ndtl^ig getoorbenen, no^ nie ober bod^
nur fel^r flü(^tig angejlettten, Unterfuci^ungen über
bie (Sinrici^tung ber SSöl^ne, über bie oerfci^iebenen
©attungen t>on Sl^eaterflücfen u. f. to-, fo flnb
tool^I i^inrei^enbe SKoti^e jur 92a^fl^t gegen bie
SRdngel ber i>orIiegenben 3(rbeit wxffanbtn.
3n Stfcfi^t auf Wc Jßei^anMung ndffm iäf
barauf Sßeiaäft, ben ©egenfianl) auf bie mdgl^fl
manntgfattigc aOBeifc unb wn i)ctf(i^iebcnen (Seiten
jur 2tnf(ä^auuttg ju Bttngen. 9ieBen ber ä^tü^äf:^
ftitif^en a3etra(^tung , totlä)t im aSotbetgtunbe
jte^ett mu^te, ifl ballet au^ ba8 ?ßi^iIologif(3^e unb
S3iWiogra))]^i[(!^e nid^t auSgefc^Ioffen tootben; neBeii
3n^aft8anjeigen bet i^etöotragenbjlen bramatifc^ett
SBerf e 1)abm fritifc^e Urt^eüe ^pani^äftx (Bäfxift^
fletter übet bie glei^jeitigen (Stjeugniffe bet Sßnf)^
nenliterotut einen 5pia$ gefunben, inbem nur auf
biefe Strt ein Dotlfldnbigeg «ilb beS dfll^etifc^en
©eifleS unb @ef(3^macf8 bet i)etf(^iebenen ^cittn
geliefert merben fonnte; über bie innere ®t^ä)iä)tt
befi 3)rama'8 enbli(^ toarb bie beä duneren JJi^eater^
toefenS unb ber mimif^en Äunfi, fotoeit e8 bie i)i>x^
l^anbenen J^ülfämittel erlaubten, ni^t i)erna(^Idfftgt.
Sßd ben Sn^altSanjeigen ber einjelnen 3)ramen,
toel(^e ni^t öemti^t toerben burften, toar e8 nici^t
leiÄt, bie rid^tige SÄitte jtoif^en jU großer 9lu8^
ful^rti^feit unb aöju fummarif(!^er ©ebrdngtl^eit
JU l^alten; inbem ber unerme^Ii^e Sitiä)ff)\xm ber
f^)anif(^en JBül^nen := Literatur auf ber einen Seite
bie aCBeitlduftigfeit in Stnal^fe be8 dinjelnen untere
fagte, lag auf ber anberen bie ©efal^r ber 3!ro(fen^
— XVI —
l^elt unb unbefrlcDiflenben Äürje ju nai)t, alS ba^
fle burr^gel^enbS ij&ttt öetmleben toerben fdnnen.
SWci^t atte 2)i(ä^tct fonntcn mit ^ldä)tx Um^
fidnbli^felt U^toä^tn toerben, \)itlmtf)x fiä^icn bic
aScbeutfamfclt cineS 3cben ben SÄa^fiab aigeicn
ju muffen, um ben ii^m ju Detflattenben 9laum ju
Beflimmen; nur ben ge^Ittei^flen ober in anbetet
SQinfxä)t metftüürbigjlen finb ballet d^tnt umfang^^
tei(^e 9tttifel getoibmet tootben, bei ben minbet
Bebeutenben bagegen Bef^tänf te i^ mi^ auf futjete
JÄotijen, bei ben ganj getingfügigen auf 3lennung
bet JJiamen, toel^e iä) bet aSottjidnbigfeit tüegen
nici^t übetgei^en ju bütfen glaubte* ^aä) bemfet
ben ?Jtincl:>) toutbe baS aSeti^&ftni^ bet einjelnen
3!^eile jum (Sanjen abgemeffen, unb ballet bie
@tanj))etiobe beS f^)anif^en Si^eatetS mit gröltet
atuSfüi^tli^feit bejubelt, bie ©efc^lci^te beä «et^
fattä bagegen nut in fummatif^em 2tbti§ gegeben*
3m Utt^eil i)abi i^ nac!^ 33 ejiimm titelt unb
Un))atteittcä^feit gejitebt* ^ä) i)aU bie 3R&nget
bet ft)anifi^en 5)tamatifet tbtn fo offen anetfannt
unb getügt, toie ben feltenen aSotjugen betfelben
bie entfc^^icbenfie 9tnetfennung gejoflt 3^ mel^teten
SWalen fal^ i^ mic!^ öetanta^t, bet SSetfei^tti^eit
^tnx entgegeujutteten, tücl^e bet JDi^tfunfl einen
au^et ii^t ttegenben ^md untetfd^ieben tootten
— XVII —
uni> in ber $üefte no^ etmaä 2tnbete8 fu^en, a(8
blefe felfefi. (Sine ^Polemif gegen fritif^e ®t;fleme,
tüelc^e mit bem nötigen Sa^ti^unbert ju ®ra6e ge:^
tragen ju fein fd^ienen, fönntejtoat für uierftuffig
gehalten werben; allein toenn anf ber einen (Seite
bie ft)wif^en S)tamatifer ganj BefonberS ijon fal^
fd^en aSeuttl^eilungen biefer 2trt ju leiben gel^ait
l^aBen, unb l^ierbut^ eine Entgegnung ^)toöocitt
tolirbe, fo jeigen auf ber anbeten mei^rere »iteratur^
erftä^einungen ber jüngfien ^dt nur ju beutlid^,
ba^ bie alten ^xxtf)nmn nod^ nid^t ausgerottet finb,
fonbern fici^ in üeränberter @ejla(t üon Steuern gef:=
tenb ju machen fud^en. Db man Don ber ^oefie
eine moralifd^e ober irgenb eine anbere birefte Xm^^
benj verlangt, ift bajfette, unb 2)ieienigen, toel^e
neuerbingS eine folci^e 2!enbenj:|)oejte anentj)fo^Ieu
l^aben, finb ganj nai^ auf ben ©tanb:|)unft aSoi^
Ieau'8 unb @ottfc!^eb'8 jurütfgefunfen.
aOBenn ber nd^fie 3^^* ^^^ Dorliegenben
S3u^e8 ein literarl^ijiorifci^er mar, fo l^at baiei bod^
no(ä^ eine anbere StBfi^t ijorgefd^toefct. 3d^ hjoffte
an einer ber merftDurbigjlen unb BiSi^er aüju
toenig berü(ffic!^tigten Siteratur«=(S:|)o^en bartl^un, hjie
bag toa^rl^aft ®ro§e unb Originale in ber 5ßoefie
nur auf bem ©oben ber SSolfgtl^ümlici^feit gebeii^en
fönne, toie namentli^ baS S)rama in ®eifl unb
@€fc^> t. iit. in (Span. i. m. *
— XVIII —
gorm butc^ bic ©efc^ic^te unb ben G^aratter beä
jiebegmaligen aSoffeä aufä jirettgfle fcebingt fei,
uttb tote e8, um jiim ä^ten ^aüonal\ä)an^xtl
ju etMul^en, anS bem tnnerjlen Äertte einet
Station unb im S^fammen^ange mit il^ren
i)off8))oetifc^en (Baflenfreifen unb il^ret ©efc^ici^te
ettoaci^fen müjfe» 3Ran ^at biefe aOBa^t^eit I&ngfl
anetfannt, fie jeboc^ me^t affgemeinl^in 6e^au:|)tet,
aI8 an einzelnen a3eift)ieten na^juhjeifen gefud^t;
feine anbete bet neueten Sühnen atet iji fo ge^
eignet, biefen 9tadbtoei8 an il^t ju fü^^ten, toie bie
ft)anif^e, unb nut bie englift^e fönnte noä) in
gleichem (Sinne Benu^t toetben, SWS Selege fut
bie negatii^e ©eite betfefben a3el^au:|)tung, fut ben
gdn5li(ften 9luin bet ^oefte, ju bem bie SSetnad^*
läffigung bet einl^eimifc^en Äunjlelemente fönten
mu^, Bieten fxä) baS ftanjöftfc^e unb italienifd^e
2;i^eatet bat. S)ie SCBic^tigfeit biefet einfielt aiet
fei öotjügtid; ben S)eutf(i^en an'8 ^etj gelegt. 3tud;
un8 ijl ein fo teilet @(^a§ bet ©agen^)oefle ju
S^l^eil getootben, toie nut itgenb einet Station; neten
jenem gto^ene:|)ifc^en3)ic!^tungöfteife, bet in ben 9iiBe=:
lungen unb im ,§eIbenBud^e Befdjioffen ifl unb auf ben
toit^ aI8 auf einen &ä)t i^atetünbif^en, jlolj fein bütfen,
jinb bie f)nxlxä)tn gabeln öon Äaifet ÄatI, üon
bet SKaffenie beS ®xaVS unb öon bet JJafeltunbe,
— XIX —
toie fo i)ielc anbete, aiiä) Bei un8 im aSetou^tfein
De8 aSotfeS leBenbifl getoefen, ja fielen jener fd^önen
©atjen, an benen jl(!^ bie f:|)anif(^e 5Poefie entjünbet
i)atf f)abm au^nnfereSSorfa^rengelaufc^t; biebeutfci^e
©ef^ic^te enbli(^ Bringt bem 2)ramatifer bie reic!^fle
gütte ipoetif^er Stoffe entgegen. 9tfcer fragen 'mix naii)
bem aSortl^eil, ben unfer (S^anf|)iet au8 biefem un-
erme^fic^en Oteiiä^tl^um bi(^terif(^er Elemente gejogen
l^at, fo fällt bie 9tnth)ort BetrüBenb anä* SBir ^abtn
ung naä) ben öerf^iebenartigjlen Siic^tnngen l^in
jerfi)tittert , ben ^eterogenjlen ©eiitben ntbm dn^
anber 9lanm anf ben aSrettern üerjlattet, Batb biefeä,
6a(b jeneä aSortilb nad^gea^mt, nnb flnb Befonberä
eifrig Bebac^t getoefen, bie Ȥefen ber anSldnbif^en
aSü^nentiteratnr au8jnfd^ö:|)fen; toir Befi^en anti^^
fifirenbe unb romantifirenbe S)ramen, neröenerfti^üts:
ternbe SÄorbfpeftafel unb 3)ecIamation8üBungen öott
©entenjen für ^)^iIofo:|)]^if(ä^e Primaner, fentimen-
talen gamifienjammer , ber auf bie S^ränenbrufen
f^ecutirt, unb biatogifirte 3tnefboten, bie fi^ 8ufi^
fViete nennen; wix ^abm bie flaffifc^e Sangetoeile,
tt)ie ben romantifd^en SlonfenfuS unb bie ,,®affen:=
Iraner" ber granjofen auf unfere Xl^eater i)er:j)f[an jt ;
ti)ir i^aBen burd; 9?a^al^mung beä (Sdigen unb
9lu8iDÜ(i^jigen in i^ren ©d^auf^ielen mit ben ^n^^
tänbern, burc^ ^arobie ^l^rer formen nnb bur^
— XX —
m^flif(ä^ett Unfinu mit ben ®:|)aniern wetteifern ju
fßnnen geglaubt; aUx bag (BtreBett, ein eigenti^üm:^
li(^eg JDrama au8 imS felBji ju erjeugen, :^at ft(i^
BiSl^et nut in t^enigen SBetfen ietl^ätigt, unb na^
mentli(^ jlel^en bie SSetfu(^e, unfere üo(f äma^igen @a=:
genfreife unb l^ijlotifd^en UeBerliefetungen ber Sdüffnt
anjueignen, fe^r herein jelt ba ; toentgjienä ifl' feine
bramatifci^e ^oefie organifd) anS benfelben l^etijotge^
tt>aä)\m. 3)ie 9tu8ft(^t für bießufunft f^eint nun jtoar
trüfcc JU fein; jene fci^dne ^aht\tüdt,i^ mel^r ober toe==
niger in SScgeffenl^eit gefunf en unb au8 ber Erinnerung
beS SSoIfeS gef(^tt)unben, unb bie SSerfuc^e, jte xok^
ber in teienbigen SSerfel^r ju bringen, mdgen fiä)
nur einen jhjeifetl^aften Erfolg öerf|)re(!^en fönnen;
inbejfen ifi fo Diet getoi^ : toenn toir je tint xtiä)^
ffoitxQt unb fctbjljidnbige bramatifc^e Literatur, tomn
toir je ein Xf)takx gewinnen, baS nid^t bIo§ ber
Unterl^altung unb bem 3^iti)ertreibe einer muffigen
SKenge bient, fonbern 2tnf))ru^ auf ben Slamen
einer JWationalbül^ne ma^en barf, fo wirb bieg nur
ba8 aOBerf öon ^iä)Uxn fein fonnen, bie, affer ^aä)^
ai^mung beä grembldnbifd^en entfagenb, nur il^rer
eigenen Eingebung folgen, in soffen ^xiQtn au8
ben ©trdmen einer tjol^oetifd^en Srabition f(i^d:|)fen
unb fl^ folget Stoffe bemä(]^tigeu, welcä^e fd^on in ber
XXI —
^P^antafie, im ^^etjen unb im SKunbe bc8 93otfc8
leben*
(Sollte bag öorliegenbc a3u(ä^ nun im ©taube
fein, biefe UeBerjeugung me^r unb mei^t ju Detbtei:^
ten unb baS Slingen naä) bem 93efi§ eineg natio^:
nalen 2)rama'8 bei un8 ju beförbern, fo toürbe iä} bieg
für ben fd^Jnjlen Sol^n meinet Sttbeit l^alten* —
2)en ©V^i^i^^^ ^^^^ ^ßfl^ i^i^f^t 93erfu^ einet @e^
\ä)iä)tt il^tet btamatifc^en Sitetatut (tüenn betfelbe
fo gtürfU^ fein fottte, feinen SBeg ju ii^nen ju fin:^
ben) bie ^etiobe il^tet Utetatif^en ®tö^e unb ©elfcfl:=
ildnbigfeit leB^aft öetgegentoättiflen ; et mdge j!e
mal^nen, im ©etoitt bet ^atteifäm:|)fe beS XaQtS
niä)t jenet gto^en SKdnnet ju öetgejfen, tt?el^e bet
©tolj il^tet aSotfal^ten toaten unb beten fte ein:=
gebenf iteiben muffen, toofetn fte nic^t aufböten
tooUen, fxä) felBfi ju ad^ten, 3?ut ein f^toad^et (Bä)xm^
mtx Detgangenen :|)otitif(!^en St\if)mtS f(^toebt no^
übet bem SSatettanbe beS 6ib unb beS ©onjalüo üon
ßotboüa; bie (Snfel jenet J^^tben, bie einfl mit öet^:
eintet Zi)aifxaft bie SGBelt etoietten, iefeinben fxä)
in mötbettfci^em Stubetftiege; bie SKinen beä fetnen
(SIbotabo, toelc^e ii^te ©d^a^e öot bie gü^e bet
i^ettfci^et augfd^ütteten , in beten Sitiä)t bie ©onne
nici^t untetging, finb i)etfiegt, unb ttauetnb f^Ieici^t
bet ®uabalquii)it — einfl mit (Sbelfiein == gefüllten
— XXII —
gfotteit bebecft — am „(jotbencn Zffnxmt'* öoruBer:
— ahn bic ©c^&^c beS ©eifleS, bie ßer^anteS, 6d^
beton unb 8o:|)e be Sega gei^oBen, finb Qibütbtn
unb toetben Weiten, fo (ange fleifitge SSilbung unb
bie Std^tung für gro^e Seijiungen auf bem OeBiete
beg ©eijleä unter ben ÜDZenfc^en nic^t txlo\ä)tn finb.
gr auf fürt a. 3)^, im Januar 1845.
^et fSttf äffet.
J n I) a n
^e^ Otiten f&anhe9.
®ette
(Einleitung.
Veto Um VrfpntRg Urs 9r(itKa's im Rritrrrtt Cnrtpo.
5&ic toetfti^iebenen DuetTen beö rteueten <Sd^auft)icte . . 14
Entartung M 0l5mifd6en 3:^eaterö in ber fpäteren Jlaiferjeit 15
5)ramattf(j&e (Slemetttc im Sultuö ber dttejlfn (3^rip(!&en
Äird^e 17
ß^rifitid^e &efie , an beren Seier fld& am frü^fien brama«
tifdjt JDatfiedungen fci^IoJTen 19
Sortbauer ber fcenifd^en (Spiele ber *Jl5mer unb 3ufam«
men^ang berfelSen mit ben mittelaltertid^en Sarcen 25
3ufammenn)irfen ber fird^U(3^en üiiten unb ber profanen
SSotf ölufiSarf eiten , um baö geifilid^e JDrama ^erüor*
juSilben 34
3)ie ättefien nod& toor^anbenen geifilid&en ©cl^aufpiele 45
Sro^nteid&namöfpiete fm 13. Sa^rl^unbert .... 49
33tüt^ese{t beg geijitid&en JDrama'S 50
SJiöfierien 51
SWoratitdten 56
profane ^d&aufpiele feit bem 12. Sa^r^unbert ... 59
— XXIV —
Seite
(SrjieS fBxiä).
ajfrbrritung M romifd^en S^^eaterS in ©ganten . . 72
grortbauer ber fcenif^iett (Stiele unter ben ©efigot^en . 73
UtUx bie Sfrage, ob ble StraBer ®ti&auf^iele gefannt ^aben 76
SWimifiö^f Stiele ber 3ogtare« 87
<£)lf QSolöromartjen unb bereu S^f^^tt^tt^^^^^J^Ö «^^^ ^^^
JDrama 104
<£)ramatif*e fÄuffu^ruugen jur Seit «tfoufo'ö X. . . 112
Sleltefte Srtpa^uung ber gro^nleid^namöfpiete (1360) . 117
$Dfr Srj^riefier öou Jpf ta 119
^Dramatifd&e $Darfict(uug beö ^^obtentanjeö 123
55ebro ©oujatej bc SWeuboja 125
^^te(e unb ^oettfc6f @rg5^ungen am «l^ofe 3o^ann'd n. 127
^k gomebieta be 55onja 129
^k (Stro^^en SWingo 0le6ulgo 134
^ialogifc^e ©ebic^te im ßancionero ©enerat .... 134
@efe^e n?iber bie ^uffül^rung toon (B6)an\^ieUn in ben
jtird&cn 135
SmeiteS Sßnä).
Itm irr l»rgi«trit)eB IttrrtrifdirB (Cnititr h$ fpamfdieB 9tma*i tod|
^lat bei Cnrina liis jimt JUtflrrten Urs |^0|)e h Vega.
3uan bei (Sncina 146
2)ie Selejiina ' ... 156
®il SSiccute 160
5:orre3 0la^arro 180
Jl^eatra(if(!^er %p}ßaxat in ber crjlen J&ätfte beS 16. iaf)x^
^unbertö 198
©eipd^e ®d^auf^iele aud e6en biefer 3eit .... 203
— XXV —
®ett(
Ueberfe^ungen unb 9lad^a^mungen anüUx XxaQhUen unb
Som5bien 207
Jlrauetfpiele üon 9Sa6co ^iai Xanco .... 208
Suftfpiete öon Sa^meo bc «&uctf, Slugufiln be Or*
tiö; 3uan ^^afior unb g^tijioijal bf Sa*
Itillelo 209
So^e be (Äueba 214
©mrfd^tung ber 93ü^ne In ber üJittte beö 16. Sa^r^wnbertö 228
monfo be U 93cga 231
?lf Itffic 6om5bif in brci Slften ober 3omaba8 löon 8f r a n*
ciSco be Sltienbaüo 233
J&uiS be SKiranba 234
3uatt be Jlimoncba 235
@et{in(^e (Sti^auf^ifle unb bie ^^eilung berfel6en in Autos
unb Comedias divinas 238
SuanbeSJ'iatara unb anbete 3:^eaterbi(i;ter 'oon Sei)it(a 244
SSeriJoHfommnung ber fcenif(i;en SSorrid^tungen burd^
^ebro 0lai)arro 248
0lotijen über bie toanbernben ®(3^aufi)ielertru^))en an^
ber ,;unter^altenben [Reife beö 5tgujHn be Oioiag" 250
©runbung unb erjie gorttitbung ber 93ül^nen toon üJiabrib 263
%i)eaUx be la Kruj unb bei ^rincijje 267
3nnere (Sinri(i;tung ber ft)anifd^en (S(3^aufriel^dufer . . 266
Slamen öerfd^iebener um baS Sai^r 1580 berühmter 51 u«
1 r e g , b. 1&. Jl^eaterbirectoren, toeld^e jugtei(3^ bra*
mati^e Siebter ttjaren 272
ij'ragöbien i}on ©eronimo 93ermubej .... 273
3uan be la Sueöa 277
@eine ^Dramaturgie 278
©eine ®(3^auf^iele 279
2tnbre3 üiei) be Slrtieba 290
e(?rifloöaI be asirueö .292
t
— XXVI —
(^fttf
^ope^ $inctano über t>ad f)}amf(l^e (Sti^aufpirl . . 299
ßcrtoanteö 310
©eine älteren (S(!&auft)iele 336
©eine Stxiüf beö fpanifd^en ^i)eattx& . . 344
(Seme [jäteten ©ti&aufriete 351
8upercic Seonarbo be Sttgettfcta .... 365
©ti&aufrieter unb 6om5bienbi(3^ter auö ben te|tett S)ecen*
nien beö 16. 3ai?r^unberta 369
Xj^eotogifd^e 93ebenfen gegen ble BwWPs'ffit bramatifti^cr
aSorfieHungen . 370
8f5nn(i(fce 5lutorifation ber ©ti^auf^jiele 371
StUgemeiner 9^ücf6ticf auf baö f|3anif(3^e $E)rama toor Soi)e
be aSega 373
9(6rig ber ©efti^ic^te ber franifti^en S^ationaltänje . . 377
Mthtt "itn Mtfjfvnn^ lird Prama'0 im neueren
•o«-
©efcD (• iit in ^)»an. i. ^»9.
2ßer bad getfttge geben rineö Solfe^ unb bfe 5DiO'
mente, in benen ed ftd^ am bebeutenbflen offenbart, )um
©egenfianbe feiner gorfd^nng mad^t, tt)irb, um ju befrie*
bigenben JRefnItaten ju gelangen, feinen ©eftd^t^frei^ btm
JRaum uub ber ^eit nad^ nid^t gu eng abgranjcn bürfen.
@rtt)irb bie Siation, tt)eldber er feine Slufmerifamleit jnnad^ji
n){bmet, nid^t gänjltd^ t)on i^ren Umgebungen ifoliren, bie
xl)n fpejieH befd^äftigenbe ^eriobe nid^t tJÖIlig öon .t>orl^er^
gjegangenen abtrennen fonnen, ol^ne jic^ eine^ bebeutenben
WlltUl^ )um 93er{länbni§ feined 93orn)urfed ju entan^em.
5)er geübte Slidf entbedft überaß S^föwiin^nliang. JRegun*
gen, bie für öereinjelte gel^alten tt)erben, laffen ftc^ nid^t
feiten auf einen änfio^ jurüdffü^ren, ber, t>on einem fernen
fünfte ausgegangen, burc^ gange Iffieltl^eile t)ibrirt l^at.
2)ie Ueberlieferungen öon einem 3ai&t^unbert auf baö foU
genbe, i>on einem SBolfe auf baö anbere, ftnb fo jal^lreid^
geujefen, baß bie genaue Setrad^tung oft fogar fd^einbar
neue unb originale ©rfdbeinungen auö Guetten abjuteiten
t)ermag, bie ftd^ in bietfad^en Strömungen burd^ gro^e
3eitraume unb über alle Räuber ergoffen l^aben. 3)enn
felbji bad |)rimitit)e, neue ffiilbungSleime entl^altenbe , ®e^
ment, bad ftc^ in ben Offenbarungen bed ^ö^eren SBdlfer^
1*
~ 4 —
lebend geltenb mad^t; if^ nur jum S^l^eil national, au6 bem
^erjen eineö bejHmmten SBolM erjeugt unb auf b(efe6 be*
fc^ränft, unb fannftd^ tt)eber ben 3Mobificatiönettt>on au^cn-
fta I nodb ber ^ol^eren geiftfgen ©ewalt entjiel^en , ttyelc^e
ganjen 3^ kaltem unb SSölfermaffen einen gleid^artlgen ©tem^
<)el aufbrudft. 2Bte ba^er feine neue ©efialtung ganj unob*
l^ängig t>on t>orbergegangenen , wie feine ©egenwart \%
bie ni^t Sl^eile ber SSergangen^eit in ftd^ aufgenommen
^ätte, fo begegnen flc^ t^erfc^iebene ittationen aud^ in bem,
n)ad für il^r @igentl^ämlic^fiea gel^alten voirb, oft auf fibet'
rafc^enbe SSeife unb in einer @leic^förmigfrit, bie auf dnm
gemeinfamen 5Dlittelpunft Ijintoeiji.
S)iefer innfge 3«föinmen^ang t)Ott außerlid^ »ereinjeU
ten, nacft 3^^^ w^b Ort audeinanberliegenben, Örfc^efttun*
gen n)irb l^au^tfäc^lic^ fflr bie @))oc^en n)ic^tig, toetc^e, au9
9Kangel an autl^eutifcben 5Bad^ric^ten , über fld^ fetbfi frfÄ
tJoHfommned Siebt t^erbreiten. 2)urd& i^n beftftt ber ©e*
fc^ic^tfc^reiber eined befiimmten ^nfi^ unb ?iteraturgebiett
ein trefflid^ed SKittet, bie bunfteren fünfte feined ©egen«'
fianbed aufjul^ellen. Dl^ne feiner 2)it)ination5gabe einen
gu weiten Spielraum ju gefiatten, wirb er burd^ t)or^id^tige
Senuftung beffelben, burc^ 3iifowimenfielIung bed gremben
mit bem (Sin^eimifdben, beö SSergangenen mit bem ©egen*
»artigen, jur Srgänjung fragmentarifc^er 9totigen, jurSr*
Iduterung unflarer Serid^te gelangen fonnen.
Spanien, mit beffen bramatifc^er Äun|i unb ^oefte w^ir
und im J5olgenben befd^äftigen »erben, gilt feit lange für
ein 8anb, bad mebr ald bie übrigen, in ftd^ felbji jurüdfge-
jogen, bem SBerfe^r ber SBolfer unb beffen (Sinpöffen »er^^
d^lojfen geblieben ifi. 2)ur(^ ben 9BaB ber ^^renäifc^fen
— 3 —
Serge, burcfe jtt>ei >JKeere, weld^e feine Mafien umfpfilen,
nad^ allen Seiten fc^arf abgegranjt, in ber ^Jormation feinet
S5öben6, feiner ^oc^ebnen, Scrg« nnb ^bater ganj eigene
t^ümlid^ geflaltet, t>on einem, tt>ie man öermutben barf'
autod^t^onifAen Stamme bett>o^nt , ber tro^ aller aSer-
nüfd^ungen mit eingebrungnen SJölfern bie ©ninbjuge feinet
ß^arafter^, wie fte unö in ben alteflen 9?acf)ric6ten gefc^iU
bert werben, nod^ nacf) Sal^rtaufenben erfennen läSt, I)at
bieö intereffante ?anb in allen SDlanifeflationen feiner ®e^
fd^ic^te ba6 originale Clement al^ fel^r uberwiegenb l^ert)or^
treten laffen; unb bie^ |)ert)orftecf)enbe feiner ^t)v(tognomie
ert^alt burc^ bie ©infliiffe eine^ auperenro^^aifc^en SSolK,
burd^ bie SJermifcf^ung beö Drientalifdjen mit Dccibentalifdjem,
noc!ö einen ganj eigenen* frembartigen 3wf^6- 5tber burc^
wie unterfc^eibenbe SMerfmale and^ t>on ben übrigen ge-
trennt, bie fpanifd^e ßnltur iji be^^alb nic^t iinabl)angtg
"oon ben SKad^ten, bie über allen SJolfern im neueren 6uir
ro^)a gewaltet ^aben, noc^ t>on ßinwirfungen beö SSergang^
nen unb Umgebenben. S^erft ein 2!beit M großen SBelt^
reic^^, ba6 no^ nac^ feinem ^)l)i;flfct)en ©turje mit feiner
geifiigen SKad^t Sauber unb 3^iten bel^errfd^t l^at; bann
burd^ ©nbringen eineö gexmanifc^en Stammet mit @temen*
ten t>erfe0t, bif in SScrmif^ung mit romanifdf>en fo ent\ijcU
benb in ber SBilbung ber wic^tigfien unter Den neueren 9S6U
fern auftreten, trug eö biefelben Äeime in fid6, wie biefe,
unb mußte fte ju analogen , wenn auc^ nad^ einl^eimifd^en
Sebinguugen mobiftcirten, ©eftalten jeitigen. 2)aju treten
bie großen ?5<^etoren ber neueren ßultur, bie überall gleid)-
artige (Srj'd^cinungen l^ertjorriefen , ®eift unb ©itte beö
9littertl)umö unb ber d^riftlid^en Äird^e. Unb auc^ äußerlid^f
-^ 6 —
war Die Sßx}xena\\6)e |)albinfe( ben S?erut)n!ngen bcr 9?ölfer
t>ielfadb geöffnet Unter ben ®ott)en bie aSereinigung ber^
felben mit ©übgallien ju einem Sieid^e; bann in bem oft-
lid^en Äufienjiric^ unb felbfi in Slragon gemeinfame ^pxaä)e,
Gultur unb t>ielfad^e Sommunication mit ber ^rot>ence;
bie Jörnen 6r^)ebitionen ber Katalanen nad^ allen ^äien
beö mittellanbifd^en 5Dher^; enblid^ ber mit Stalien, aW
bem ©ifee ber ^)äpftlic^en SKac^t ge^)flogene, unb feit ber
SJerbinbung 9?eapefö mit Stragon fiet^ er^o^te SJerfe^r:
baö jinb nur einige öon ben Umftanben, au^ benen ftci^ bie^
bett)eifen läßt. lleberl^au))t tt)aren bie (Sulturerfc^einungen
im ÜWittelalter feineöweg^ fo öereinjelt unb auf biefe ober
jene Station befdbrdnit, n)ie man glauben fonnte. SBie bie
germanifd^e Strd^itectur iti iDeutfd^lanb unb granfreic^ , in
3talien, @nglanb unb ©ganten il&re IDenfmale l^interlaffen
^at; tt)ie bie großen romantifc^en ©agenireife fic^ burd^
alle europaifd^en Literaturen l)ingejogen l^aben, fo flog jebe
tt)iffenfd^aftlid^e unb funftterifc^e JRegung öon 8anb ju ?anb
unb loarb Oemeingut ber JBolfer; unb auc^ ©))anien toax
biefen lD?ittl)eilungen nid^t unjugdnglid^ , wie fid^ in ber
golge mel)rfa(^ jeigen wirb. ®erabe bie mittleren Sa^r-
^unberte aber werben bei unferer Unterfuc^ung ganj bt^fon^*
bere Slufmerffamfeit forbern, ba bie ©^)uren bramatifct)er
^nji, beren genauere SSerfolgung un^ t)orjüglid^ wid^ttg
rein muß , nur in fd^wad^en Umriffen and il^rer !E)amme^
fung ]^en)orblidten. 3m golgenben wirb ber SSerfudb ge^
mad^t werben, ob jtd^ burc^ ben angebeuteten 3uf<^Jiini^tt'
l)ang »erfc^icbener ßrfd^einungen eine eixxia^ beutliff^ere
Slnfc^auung berfelben gewinnen läßt.
Unb noc^ ein anberer ®runb forbert un^ auf, ben
— 7 -
SItrf über bie ©raiijen itnfere^ eigentlichen Se^irfö au^jn-
be^nen. ^nä) too alle äußere aSerbinbung fe^lt, bient eine
^eriobe jur (Sriäuterung ber anbeten nnb lä^t jic^ eine
befonbere ßulturepoc^e burd^ bie Sufamntenfiettung mit äfyrif
liefen in anbeten ©egenben unb 3rften aufbetten. 2Bie
namli(!^ unter benfelben SBreiten biefelben ^robucte gebei*
l^en, [o treten unter ben gleiei^en ©raben ber (Sit)ilitation
gleid^e ^bänomene I)ert)orj unb biefer ^araKeli^muö ber
grfd^einungen ntad^t e^ möglid^, au^ bem ^nfienttt)irf(ungd^
gange, bei ber einen Station in einer gett)iffen ^bafe ber
33 Übung auf einen al^nlic^en bei ber anberen ju fc^lie^en.
ge^It ed nun audb nidbt an Stnbeutungen über bie Urge^^
fc^icbte ber bramatifci^en ^mji in (Bpanien, unb ftnb n)ir
ba^er nidbt auf bergleid^en (Sonjecturen allein angett>iefen,
fo mxitn un6 bie le^teren bod^ l^ier unb ba jur (Srfc^lie^
§ung be6 tieferen aSerfianbnijfe^, jur aSerüoUftanbigung unb
9Serfnu^)fung einjelner Umftänbe be^ülflic^ fein muffen.
Da^, tt)ie bei jeber Äunft bie ©efd^id^te ber (^nU
»irfelung befonbere anjie^enb iji, fo aud^ bie Sfnfänge ber
bramatifd^en borjüglid^e Slufmerlfamfeit üerbienen, brandet
nur angebeutet ju tt)crben. 9?ur »er bie ßntwicfclung unb
alfmälige Entfaltung beö €aatfornd bcobad^tet t)at, wirb
ben Drgani^mu^ ber ^ftanje begreifen 3 jene roben SSerfucfee
ber- früheren 3abrl)unterte aber, bie an fid^ nur ein gerin*
ge^ äft^etifdbe^ 3nterejfe ju erregen t)erm6gen, gewinnen bad
l^öc^fte, wenn wir in il^nen bie ^eime entbedfen, benen ber
SBunberbaum be^ romantif^en Sd^aufpiel^ entfliegen ift.
@ine lange Steige üon 3at)rl)unberten war notbig, um ba^
gunbament ju legen, auf bem bie großen !Dramatifer beö
löten unb 17ten 3at)t]^Mnbcrt^ it^ren Sliefenbau jum @r-
— 8 -
flaunen aBer S^ten aufrid^ten formten» St^on im 3)iinfel
btt erflen c^rifHid^en 3^^ l<^ff^^ P^/ w>^«« ^««^ iß fd^wa^
(j^en Umriffett, Spuren jened SBSegcö etUberfett, ber enblid^
ju jener »unberwürbfgen ^öbe eml)orfü]^rte 5 SI)aff))eare^d
unb (Salberon'd SBerfe [teilen am (Snb^)unft einer organi*
feigen ßntttjirflung^ieil&e, bie f\i) bur* mel^r al6 ein t)oHed
Sal^rtaufenb fiinjieljtj unb gorm unb ®eift berfelben tt)irb
erfl bem tJoUfommen t)erfianblid^, ber bie Äetme fennt, au6
benen jie ertt>ad^fen ^nb. !Die erften sputen ber Äeime
aber, bie j« fo öberfd^tt)änglid^er Slütl^en^^rac^t gereift ftnb,
muffen n>ir in ben ältejien ^nben fud^en, bie uu6 über
iai d^rifHid^e !Drama anfben>al|rt ftnb. Unb mel^r; wenn
alle moberne ^n|i bem 6l|ri|ientl^iim , aW belebenbem
^rincij) entfpningen iji, fo ift fie bod^ itid^t «nabJ^ängig
»on ttod^. frül)eren ©nflöjfen» Der 6trom ber romanti*
fd^en ^oejie iji t>on ben Duellen ber antifen genäl^rt, bie
balb aM einjelne Strömungen erfennbar in i\)m fortlau^
fen, balb, feine garbung anbemb, fid^ in il|n t>erlieren.
©0 öiel jur JRed^tfertigung unfere6 SSerfal^renö im
golgenben, bamit ber flud^tige 33eobad&ter und nid^t ben
SSortourf unnötl^iger SBeitfc^voeifigf eit mad^e, tt)enn tt)ir
bie Slnfänge beö 2^^eater6 bei ben (Bpankxn, wie bei allen
ajölfern, in frul)eren 3riten ju entbedten fudben, aW in
benen man ed gen>ö^ntid^ entfianben glaubt j wenn tt)ir
ferner bie 2)arftellung berfelben mit bem Urfprung be^
2)ramad im neuern ©uropa üiexljaupt in SSerbinbung brin=?
gen, unb felbft JRücffid&tnal^me auf fc^eittbar nod^ entlegnere
^untU nid^t ganj jurucfn)eifen.
Set)or aber ber SSerfud^, ben ßntvoidfelung^gang be$
neuern !I)rama0 bwrd^ feine frül^ften ^erioben ju öer folgen,
- 9 -
angefiettt »etben fanu , \oitb bex Umfang beffen , n>a« man
bramatifd^ nennen n)iß, fefijnfietten fein, äud ber Sorg^
lojtgfeit, mit ber man über biefe grage n>eggegangen , ifl
eine ÜRenge unbegrünbeter 33el)am)tungen I)ert>orgegangett.
6in aSoIf jlreitet mit bem anbem, n)eld^ed t)on il)nen fxä)
ber ^Priorität in fcenif^en 2)arfieIIungen j« rül^men l&abe;
ein |)ijiorifer glanbt bie altefte ^nbe t>om SBorfommen
tj^eatralifd^er (Srgo^ungen awfgefunben ju l^aben, tt)äl)renb
e^ bemanberen nid^t fd^tt)er fällt, fte nod^ I)o^cr I)inauf ju
batiren* Der ©runb aller biefer t>erfel^lten Serfuci^e, bem
ßntfiel^ett be^ €d6auf))ield einen beftimmten 3fit<)unft an^
gnn^eifen, liegt in einer mangetl)aften Slnfid^t üon bem
SBefen be^ Drama'^ flberl^au^t. ^an fcl^eint anjunel^men/
bajfelbe fei nad^ bem ©turje be^ antifen Zhcatex^ auf
Sal^rftunberte ioöHig t)erfd^tt)unben , bann ^>lo^lic^ »ieber
jnm aSorfd^ein gef ommen 5 man benft fic^ ^erioben , tt)o e^
gar nidbt eriftirt, anbere »0 ed anf einmal tt)ieber in^
geben tritt* 2)iefe aSorjiellung , obgleich immer fd^ief, mag
auf jtd^ berulien , tt)enn eö jtd^ t)om litterarifdb tjßlfig au^^
gebilbeten Drama ^anbeltj aber fte fü^rt ganjli^ irre,
toenn i>on ^erioben bie 9iebe ifi, bie biefer Sluöbilbung
i>0r]^ergel)en.
Der |)ang ju mimifd^en Unterl^altungen ifi ben SD?en^
fd^en angeboren unb gibt ftd^ f^on in ben Spielen ber
Äinbcr funb. Stile Stationen l^aben jid^ ju allen 3^iten
an Darfteltungen n>al)rer ober erbid^teter S3egebea^citen
^tgßftt. 3n ien ^erfd^iebenften Sffieltgegenben , bei SSölfcrn
auf allen (Sulturftufen , bei ben amerifanifd^en 9?ationen,
bei)or fte euro))aifd^e ©itten angenommen Ibatten, n>ie
— lo-
bet ben Urbett>o^ttern t)on 3at>a 0/ bei ben ©anbwic^*
mfulanem wie bei ben Äamtfd^abafen ^), bei ben SBilben
im innerfien Slfrila n>ie bei ben rollen Sett)o]^nern ber
äWeutif^en 3nfe(n ^), in Sod^ara unb (Soc^inc^ina »ie
bei ben Siegern auf 3^Ie be grance ^J ftnb <Bpnxtn me^r
ober minber unformlid^er ©^aufpiele entberft tt)orben. Unb
fo finbet fid^ ia^ !Drama überall ; nur bie Orabe feiner QnU
tt)i(fe(ung jinb öerfd^ieben , je nad^bem I)enimenbe ober för*
bernbe ßinflflffe e6 auf feiner unterjien ©tufe juröcf^ielten
ober ju Isolierer aSotllommen^eit ful)rten, S3ei biefer Uni^
öerfalitat M Dramatifd^en aber ift eö läci^erlic^, biefe
ober jene SJorfieUung be6 I2ten ober t3ten 3al)r]^unbertd,
bie man oljne genaue Prüfung ber t)orberge]^enben 3^'^^^^
^ert>orl)ebt, alö bie ältefie im neueren Europa ju bejeid^nen 5
um fo mel)r<, aU bie d^riftlid^en Stationen felbji in ben
ro^eften ^erioben fd^on über ben ßulturjufianb ber eben
bejeidbneten 93ölfer l)inau6 toaren, unb auf einem S3o^
ben em^)ortouc^fen , welcher ber (Snttoidtelung be^ Drama*
tifc^en unenblid^ günfiiger voar. ^an wirb eintoenben,
*) Solls, Conquista de Mejico lib. III, cap. 15. — Garci-
laso de la Vega, Comentarios reales, lib. II, cap. 23. — ^ümont
t)'Urt)iUe'd mrife um bie SOelt, beuffc^e ^udgabe f&an\> II. @. 151.
*) (Soor« unb QUtU'9 JJoöebuc^ einer @ntbecfung0reife nac^ ber
@übfee, mit SlnmerFungen ijon gorfier ®. 136. — JDümont b'UröiUe
a. a. £>. Q3anb I. <S. 367. — Journal historique du voyage d«.
M. Lesseps au Kamtschatka, pag. 101-104.
*) Clapperton , Journal of a second expedition into tbe In-
terior of Africa (London ld39). — Choris , voyage pUtoresque
autour dn monde, pag. 9.
*) A. Burnes, Travels into Bokhara Vol. II. — @^rie6
malerifdbe Steife in 9(f!en , beutfd^e 9Cudgabe @. 130. — Milbert,
Voyage pittoresque a nie de France. Tom. II. p. 183.
— 11 -
^antominen uni 5Dlummerden feien nod^ fein !Drama j unb
in ber S3rteutung, bie n>ir l^eute bamit öerbinben, jinb fie
eö atferbingö nid^t Slber abgefel^en baöon, ba^ fc^on in
beit Ätoften d^rifiltdöen 3al)r^unberten ©d^aufpiele öor^
fommeft, bie mit SBort nnb 3KufiI begleitet waren, unb
beten Sterte unb ^Ritualien pd^ jum 2;i)eit ert)alten traben,
bürfen in ber ©efd^ic^te be6 toerbenben Z\)caiex^ and) bie
minber ausgeprägten SKanifefiationen bed bramatifd^en
S^alenW nid^t auper Stdbt gelaflen n^erben. 2Baö bei Se*^
trad^timg beö auögebilbeten 2)ramaS in bjn |)intergrunb
tritt , wirb tt)idbtig , n)o eS ftd^ um beffen ftufenweife gnt^
tt)idfelung l^anbelt; ja, l^ier n)irb eS barauf anfonimen,
bajfelbe and) in anbern ?5ormen, afö in ben unS geläu*
ftgen, ju erfennen, unb bai5 bramatifd^e Clement auö
ben ©c^Iadfen , in benen eS ftd^ t)erftedtt, abjulöfen*
(SS ift ber S^aralter aller Slnfänge, ba^ fie bie dU^
mente nod^ ungefd^ieben , bie gormen nod^ nic^t in be^
fümmten Umriffen ausgeprägt entl)alten; unb fo barf, tt)er
alle ^^afen beS entfiel&enben ©d^aufpielS erfaffen will, fid^
nic^t begnügen, baffelbe in feiner beftimmteften , in bie
aiugen fallenbften ®eftalt anjuerfennen , er wirb »ielme^r
baffelbe aud^ unter frembartiger Uml^üHung auffud^en
muffen. SBenn namlid^ in t>orgerudtten ^erioben ßpoS,
g^rif unb !Drcima als fo üiele gefonberte Gattungen be*
fielen, fo ifi in ben Reiten beS SSeginnS biefe @d&eibung
no(^ nid^t t>orgegangen 5 wenn baS auSgebilbete SDrama
bie Oegenfä^e beS (Spifc^en unb St^rifc^en als SRomente
feiner felbfl entl^ätt, bie eS jur (Sinl^eit jufammenfa^t, fo
feigen wir eS in feiner frü^fien (Spoc^e jum X\)eH nod^ »on
feinen Seftanbtl^eilen iiberwältigt , gum 2:^eil im Kampfe
— 12 -
mit fceufclbett itiib ringenb , fic^ an^ \f)nm I)ert)orjuarbdten.
3it foldjen ^erioben fd^Iummem bie Sfnfänge barftellenber
Äunft tf)eifö im erjal^Ienben ffiortrage, tl^eild im l^rifc^en
©efangc unb SBe^felgcfange. Um Seifpiefe anjufü^ren,
fo n)ifl[en mir, ba^ bie griec^ifcJ^en JR^apfoben bie ^omeri^
fd^en unb @V)Hifc^en ©ebid^te in einer f)alb :^ bramatifd^en
5SWanier, mit (ebf)after 5JKimif unb fo ioortrugen, ba^ ber
Zon [xä) na(f) bem S^l^alt unb ben »erfd^iebenen t)orge^
fuf)rten ^erfonen ioeranberte s). S(uf biefe ©gentl^ümlic^-
feit bejiel^t fid^ audti ber 9iame ^^pofriten ober ©d^au-
ft)ieler, ber ben epifc^en Sängern t)on ben Sllten beigelegt
tt)irb *)• 9Son einer ganj äl^nlid^en SBeife beö Sßortragd
fann man noi!S) l^eute ^enc\c fein, tt)enn man ben 9Rolo
t)on 9?ea})el ober Palermo befud^t, n>o bie aUolWfanger
6d^tt)anfe unb erjä^lenbe ©ebid^te mit öielfad^en ©efttm^
tationen unb ba, tt)0 SBec^felreben öorfommen. mitöerfc^ie^
benen Snflerionen ber (Stimme recitiren, fo ba^ ber Ue^
bergang ber Siebe öon ber einen auf bie anbere ^erfon
beutlic^ marfirt n)irb. @ine anbere 8(rt x>on Sermifd^ung
be6 Sräal^lenben unb !t)ramatifd^en, tt)oju nod^ ba6 ?vrifd^e
l^injutrat, Jl^at ber aSerfaffer bicfer ©efd^i^te im Orient
fennen fernen; in ben Äaffeel^aufern öon gonftantinopel
unb S3ruffa, tion ©m^rna unb 58Kagnejta nämlid^ l^at er
nid^t feiten improöijtrenbe ©änger unb @rjäf)ter angetroffen,
bie jtc^ n>eri)felwcife in ber S(rt abloften, ba^ juerft (Siner
einfad^ ju erjal^len anfing , bann ein 3^t)eiter einen Oefang
») Arheoaeus lib. XIV, pag. 630 B, C, D. — Plato. De re-
publica lib. II, p. 373 B. — Eustathius p. 6, 1. 5—7.
•) Diod. Sic. lib. XiV, §. t09. - Lib. XV, 7. — Timaeus
«opb. Lexic. s. voc onr/QiSai,
- 13 -
onfttmmtc unb l^ieraxif, mnn ble ©efc^id^te ein (cbl^aftered
Sntcreffe gewann unb bramatifciier jn n>erben begann,
Selbe in ben SDialog fibergingen. 3lo6) i>kM f)kxf)a
Oei^orige Hefte jtc^ auö Steifebefd^reibungen fammeln. 3n
Snbien wixi ober n>urbe am Slam-gila ober SRamafefle
bad alte i^elbengebid^t 9tamai;ana mit lauter Stimme auf
ben offentlid^eu ^lä^en ber ©täbte »orgelefen, n>ä^renb
©c^auf))ieler bie eri^eblid^fien SBegebenl^eiten beffelben in
fhimmer Sfction barjlettten ''). 3n ^erjten n>irb ba^
©c^al^namel^ ju a^nlic^en S(ufful)rungen benuftt ^). ^a^
interejfantefle Seifpiel "oon ffiermifd^ung ber 2)id^tungd^
arten aber bietet \\r\^ baö beginnenbe X\)eatcx ber ©ried^en
bar, voeil ftc^ l^ier jitgleid^ jeigt n)ie aud ber d^aotifd^en
Urform aOmäl^Hg baö ©d^aufj)iel in gefonberter ©eftalt
l^enjortritt. !Dad griecfeifd^e 2)rama liegt auf feinen erften
©tabien ganj unter frembartiger |)öffe »erborgen unb er^
fdbeint, fo n>eit mir feine ©ntftel^ung unb attmälige Stu6^
bilbung »erfolgen fonnen, in feinem ^eim alö bitl|i;rambi^
fd^er unb )pf)aUi\di)ex (S^orgefang. !Diefe l^rifd^e gorm tt)irb
junad^ft burd^ im))rot)iftrte 9Konobien unb erjal)leube ^\x>U
fd^enteben erweitert, n>eld^e man jur Slbn>ed^felung unb um
bie SKonotonie ju unterbred^en jwifc^en bie ß^orlieber ein-
fd^febt. 8luf biefer Stufe, tt)o ba6 eigentlidf) 3)ramatifd^e
nod^ nicftt au6 bem fi^rifd^en unb epifd^en l^er^orgetreten
war, ftanb baö griec^if^e Sd^aufi)iel nod^ bei Z^e^pi^,
ber bod^ allgemein ber @rftnber ber Siragobie genannt
tt)urbe •). Srft afö bie @räal)lung in SDialog unb ^ani-
') Benares illustrated by JameA Prinsep. London 1831— dS.
3d series.
') Sir H. Jones Brydgcs mission to the court of Persia,
London 1834. Vol. I, pag. 124 ff.
•) Aristot. de Poet. cap. IV, 6. — Diog. Laert., Plat. lib. 111, 56.
— 14 —
lung überging, afö bie ^\t>i\^mxeinex bie in berfelben
öorfommenben ^erfonen felbfi baraufteßen anfingen , ent*
tt)icfe(te jid^ baö Drama in t)offer Älarl^eit.
3n ganj analoger SBeife n>erben n>ir in ben aBed^fel-
gefangen ber c^riftfid^en Äird^e, in ben Slntip^onen nnb
JRefponforien , nnb in ben SReben unb fi^mbolifd^en |)anb*
Inngen, bnrd^ meldte bie ^riefter bem aSotfe ben Sul^alt
ber I)eiligen ©efdfjid^ten t)ergegentt)artigten , bie ^eime ent*
bccfcn, au^ benen ba6 d^riftlid^e Drama erwud^6. Slber
liegt ^ier ein Stn6gangd^)nnft be^ neueren ©d^aufpielö, nnb
att>ar ber n>i(6tigfie , fo ifi e^ bod^ nid^t ber einjige. 9lii)t
blop im ®i)oo^e ber Äird^e ifi ber Urfprung bed mobernen
S;^eaterd ju fud^en , fonbem jugleid; in einer jmeiten fe^r
t)erfc^iebenartigen Duelle, in profanen SÄummereien unb
mimifd^en Spielen , n>ie fie ju allen 3^^^^^ «nb in allen
?anbem ublid^ gemefen ftnb. ?lud^ l^ier bietet fxä) tt)iebcr
Slnalogie mit bem l^ellenifd^en ?(ltertl)um bar. ®anj bic^
felbe Stolle , tt)ie bort bie Deifelijlen , (Stl^elonten unb |>i^
laroben, fpielen im neueren Suropa bie 9Äimen, |>ijlrionen
unb Soculatoren. Die gestern nun ioerbienen nnfere 8luf^
merffamfeit nid^t allein , infofern jte un^ bie SSorbilbungen
ber neueren mimifd^en ^unjl fennen leieren, fonbern aud^
tt)eil il^re ©piele unb hoffen bie SSerbinbung jtt)ifdt|en ben
8tu6ldufen bed antifen unb ben Slnfdngen bed mobernen
Jl^eaterö l^erftellen.
SBir finb auf ben ^nft gekommen, big mol^in biefe
einleitenben Semerfungen führen follten unb fonuen be^
ginnen, bie beiben jQueHen, beren 3ufammenflu^ bad
neuere Drama gebilbet l^at, t)on il)ren ?lnfdngen an ju
t)erfolgen ^%
»•) Charles Magnin Ijat in feinen Origine« du Theatrc, Paris
— 15 -
Um bie 3^^ bed großen (Sreigniffed, bad bie SBelt
umgeftalten foUte unb ald ber Slu^gang^punft aHer mo-
bernen Kultur anjufel^en ift, l^atten bie Stömer mit i^rer
•^errfc^aft aud^ il^ren ©cfd^marf an bramatifd^en Suftbar-
feiten über ben größten X^dl ber bamalö befannteij Srbe
t>erbreitet» !Dad nie ju l^ol^er SSIflt^e gelangte romifd^e
2!l^eater geriet)^ aber mit bem jinfenben &aat immer mei^r
in aSerfall. !Die eblere tragifd^e unb fomifdtie SKufe h)arb
in ber fpateren Äaiferjeit fafi gänjli^ burd^ roi^e (Bpch
taM unb grobe ^offen ioerbrängt, in benen fid^ bie tiefe
Entartung jener ^eriobe ft)iegelte. SH6 S3eifpie( ber un^^
glaublidben Barbareien, n>eld^e bie bamalige Sül)ne be^
fledften, mag nur angefül^rt n^erben, ba^ einft ber ©dbau^
^ieUXf ber ben.^erfuled bargeftettt Ibatte, n>irflid^ lebenbig
auf ber ©cene ioerbrannt n)urbe (man nal^m einen jum
2;obe t)erurt]^eilten SSerbred^er ju biefer SRolfe) ^i) j in S3ejug
auf bie Snbecenjen , bie fid^ ungefd^eut auf ben Srettern
jeigen burften, genügt eö, anjugeben, ba^ bie ©cenen
ber ^afi})^ae mit bem Stier, ber 8eba mit bem ®(i}tt>anf
in möglic^fter SJaturioa^r^eit bargeftettt n>urben, unb auf
bie ©tette be^ ^rocopiuö ju t>erweifen, n>o er bie !Dar-
1838, T. I. eine au^fü^rlid&e ^arfieUung biefe« ®cgenfiaiibe« in^xi^^
fic^t geflent; aUtin ber erjie Xf)t\l feine« üielüerfvred&enben 9Berfe«
bef(i^aftigt fidg au^fc^UegUdft mit bem antifen X\)tattx unb ed foU
feine ^ofnung üor^anben fein, bog bie folgenben ©änbe je erfd^einen.
3)effenunerac5tet ftnb xoix \i)m in Jöegug auf ben®ong, ben bie Un?
terfud&ung über bie frühen ^Perioben be« 5)rama'ö ju ne(;men i)at,
für einige 5Cnbeutungen üer^)flicl&tet.
") Tertull. ad nationes lib. I, cap 10. — Martini, de spec-
taculis Epigr. 7.
- 16 -
fteHungcu fd^ilfcert, »eld^c bie frätere ftaiferin iE^eobora
ouf bem Zl)eatcx ju @onfianHtto^)cI gab ").
SBenn bic erfien ßl^rifien forgfältig SOIrt t>erm{eben,
n)a6 mit bem |>cibcntl^um irgcnb in 93er6inbung fianb,
wnn fie fogar bie Äuufi ^ unb 3)ic^tn>erfe be6 SlUertl^umd
t>erbammteu ^^), unb Siertuttian bie gried^ifd^en Sragöbien
für 2:eufeWn>erfe erHarte ^^), fo mußten fie t>or ?lßem bad
2:i)eater jener 3^tt, bad burd^ fo grobe 9(udfd^weifungen
t>erunftaUet voar, t)erabfd^euen **).
SVpriau unb Sactantiud Hagen bie ÜXimen an , (Sl^e^
bru^ unb Unjudf)t ju (ef)ren i®), 2:ertuttian nennt We
ij^eater |)dufer ber Senuö unb be6 Sacd^ud , ©d^ulen ber
Unftttlid^feit unb SBoauft i^) unb 6I)r^fojlomud fd^ilbert
bie (Sd^aufpielerbanben feiner 3^^* wtit tt)o möglid^ nodji
bunfleren garben ^% <So finben wir benn fd^on In frühen
3eitcn al6 Siegel angenommen, ba^ bie Sl^rijien feine
©d^aufpiele befud^en foUten^«). 2)ied warb burd^ fp&tere
ajerorbuungen unb ßoncilienf^liiffe jum ®efeft erl^oben ^) }
») S. bie Anecdota im 9ten ^uc^ be^ Suidan (Tom. lU., de
Küster) unb bie Menagiana (Tom. III, p. 254—59).
'<) Tertull. de Idolatria C. U. etpassim.
»♦) Tertull. de SpectaculiA.
■*) Arnob. lib. YTI, Disput, ad versus gentes. — Sidonias Üb.
TU, cap. 13. — Augustin. Confessio IIT, %. De vera religlone cap.
%2 — Salviaous de gubernatione Dei VI, p. 187 sqq. ed. Ozon.
1733. — Isidor. Cartliag. Etymolog. lib. XVTir.
'•) Cyprian. Kpist. 103. — Lactant. Institt. div. I, «0.
«») Tertull. Opp. ed. Semler. T. IV, c. 10, 16.
»•) Chrysost. Homil. 7 in Matthaeum 113 sqq.
»•) Minut. Fei. in Octav. c. 37.
") Cod. Theod. L. XV, tit. 7 1. 4 et. 8.— Cod. Justin. Lib. V,
tit. XVII, 1 8. — Nov. CXV, c. 3 §. 10. — Synod. Carthag. (im 3.
398 11. e^r.). — Synod. Illiber. (im 3. 305 n. 6^r.)
- 17 --
attein t>ie |)äufigfcit, mit ber baffelbe "oon neuem einge^
fc^ärft tt)urbe , felbft a(6 bie d^riftlic^e tir^e bie ^errfd^enbe
geworben n)ar, ben)eift, ba^ bie alten SBergnüguugen nod^
fortlebten, unb n)ir n)erben fpater feigen, wie jid^ bie mi^
mifd^en g})iele ber 3l(ten, freilid^ fel^r entartet unbjerfeftt,
bid in bie mittleren 3al)r^unberte erl^alten, unb bie (int}:f
^)unfte M antifen Z\)cakx^ mit ben Slnfangen beö mo^
bernen t)erfnüpfen.
SBa^renb bie ^rcftenöater unb erfien d^rifHid^en gel&rer
gegen baö !t)rama eiferten, bilbeten jtd^ bod^ im ©d^oo^e
ber neuen Äird^e felbfi (Slemente beö !t)ramatifd&en , bie
nur ber weitern 3ludbilbung f)arrten 2)ie Äeime jener
geiftlid^en Darftelfungen , bie fpdter mit bem SRamen Wti)^
fierien unb SKoralitdten bejeid^net würben unb bie man
meift im 12, ober 13. Sai^rl^uubert entjianben glaubt,
lajfen fi^ fd^on in ben liturgifc^en ®ebräudt|en ber erjlen
c^riftlid^en 3^^^ erfennen, ja entwidfelten fxä) in einjelnen
gdtlen fd^on weit früher, ald man gewö^nlic^ glaubt, ju
t)ottig bramatif^er ©ejialt. 9Bie t)iel aud^ über bie Slu-
t^entie ber un6 aufbewahrten älteften giturgien, j. S. ber
beö l^eiligen 3acobud unb ber 3lj)ofiolifd^en Sonftitutionen
gefiritten worben ift , fo wirb bodti nidt|t bejweifelt , bap fle
©ammlungen mei)xexex (gebrauche t)on »erfc^iebenen ber
älteften Älrd^en feien , unb ba^ namentlid^ bie Siturgie ber
le^teren bei ben orientalifc^en Äirc^eu fd^on im 4. 3al)r^
t)unbert eingefö()rt gewefen fei. 3n ber ganjen gorm bed
(Sultud nun, wie fie l^ier angeorbnet ift unb, troö »er^
fd^iebener 3Kobificationen , afö 9legel für alle folgenbe Seiten
gegolten I)at, lä^t fid^ baö Dramatifd^e nid^t t)erfennen.
aSorjüglic^ tritt bieö in bfn SBed^felreben be^ gJriefter«, M
©efct). D. Sil. in Spanten. Z
— 18 —
DiaconuSunb bed 9So(f6 I)ert)or; ferner in ben ?(ntip]^onen
unb SRefponforien , \r>o jnerfi ein €prud^ t>on einem ein^
|e(nen Sänger angeftimmt , unb bann , mnn ber naci^fol^
genbe ^falm "oon jn>et gl^oren meci^felweife abgefungen
tvorben, t>ün ber ganjen ©emeinbe n>icberl)olt mürbe.
!Diefe SBec^felgefange n)urben juerft im 2. 3af)rl)unbert
burd^ 3gnatiud in Slntiod^ien, nacbl)er unter ßonftanlin
burd^ bie 9)?6nd^e glaöianu^ unb !Dioboru6 in bie grie^
df^ifd^en ^rd^en eingeful)rt, unb t»erbreiteten fic6 nodj im
4. Sci^rl^unbert burd^ ben l^eiligen Simbrofiuö aud) im
abenblanb ^i),
?lud bemfelben ©efid^t^punft betradbtet , l)at ber d^rifi*
Hd^e ^Jeftc^cluö , tt)ie er fid^ fcbon in ben erfteu \mx Sal^r^
l^unberten geftaltete, für unfern 3wecf entfd^iebene Sebeu-
tung. aaSir fe^en feier öon Un ©ebcid^tni^tagen ber |>eiligeu
unb iJKart^rer ab , bie , ol)ne entfc^iebenen S3ejug auf bie
©runbtage beö d^riftlid^en (glaubend ju l&aben , früher ober
fpäter in ben Urc^cluö eingereil)t tvurben, unb betrachten
uur ben le^terU; namlid^ jene ^tftc, ttjel^e ber Srinnetuug
an baö 8eben, SBirfen unb Sterben beö @rl6ferd ge^
ttjibmet ftnb. 2)iefe l^eiligen ^iage jeigen in il^rem 3«-
fammenl^ang eine jäl^rlid^ tvieberl&olte !DarfteHung beö er^
l^abeuften !t)ramaö} unb aße Jll^eile bed ©anjen, aße
einjelnen gefte, fönnen a(ö fo »iele Slfte angefel^en »erben,
beren jieber eine befonbere |>anb(ung au6 bem Äreife ber
l^eiligen ©efd^id^te (ebenbig »orjufüliren fud^t, ^uexft inti
?lbt)ent bie QJorbereitung , gleid^fam ber Prolog ju bem er*
greifenben Sc^aufpiel; bann im SBei^nad^t^feft bie ©eburt
*0 Bibliotlieca Patrum. Toin. L
— 19 -
beö göttlichen |)elben3 in iem ber unfd^iilbigen Ätnber unb
ber gj)ipl^anien bie bebeutfamften 9Komente, mel^e feine
SBiege umgeben wnb fein 'Sugenbleben erfütten j l^ierauf in
iebem ber einjelnengefttage, tt)eld^e ben Dßerc^clud bilben,
bie Oebäc^tni^feier ber ^afjion nnb S(uferjlel^ung in il^ren
»i^tigften Umftanben; im ^immelfal^rtöfefte jule^t ber
©c^lu^äft beö göttlid^en Sebenölaufö; — l^ier l^aben wir
ein ©emdlbe t)on fo bramatif^er ©efialtung, ba^ fid^ bie
l^eiHge !Dramaturgie nur an biefen X\)pn^ ju l^alten brandete,
um fic^ fefbftftdttbiger ju f ntwirfeln.
Unter ben einjelnen geften, weld^e biefen großen
ß^cluö bilben, ftnb ioerfd^iebene , bereu liturgifd^e geier
fd^on in ber alteften ^eit fo bramatifdti augeorbnet n>ar,
iajß eö nur eineö weiteren ©d^ritteö beburfte, um bad
fDrama entfd^iebeu geftaltet I)ert)ortreten ju laffen. 2)iefe
J^age finb biefelben , an benen fpater bie geiftlid^en ©d^au^
ipiele am alfgemeinften ublid^ waren, unb ber Urf})rung
ber (entern barf ba^er mit ?lteä)t in jenen alten gotteö^
bienjlHd^en ©ebräud^en gefugt werben. @ö ift ^ier ber
Ort, bie in biefer ^infid^t i^orjügtid^ wid^tigen gefte nam^
l^aft JU mad^en:
1) 2Bei^nad^ten würbe jwar afö gefonberteö
geft erft gegen ^nbe beö 4. 3al)rl)unbertö in bie d^rifi*
lid^e Äird^e eingeführt, aber feinem ©egenjianbe na^
fd^on frülier alö ein 2;^ei( beö e^i»)^auienfefted gefeiert 2«);
3n ber näd^tlid^en geier, jur Erinnerung an bie ©eburt
be^ ^eilanbe^, würbe ber ^i;mnu6 Gloria in excelsis
Deoj weldber ben ®ru^ ber @ngel an bie ^irten unb bie
") 9( u 9 u fli , (^ri|1H*e ^x^äoU^if, 93. 1. @. 889 u. 389.
2*
— 20 —
?lntn>ort ter (entern fd^ilbert , mit »ertl^eilten ©timmen ge^
ftmgen, Der ^riefier jiimmte ben ©efang ber ßngel an,
unb ba6 SSoIf anht)ortcte im 9?ameii ber ^irteu: et in
terra pax hominibus ^3), 2)iefer, uad^^er avi6) in bie
3Krffe aufgenommene, |)^mnuö war gegen @nbe be^
4. 3al^r^unbert6 in ben meiften Äirdt^en befannt, unb
baö Chronicoa Turoneiise t^erjtc^ert, er fei anfdnglid^
nur für bie (§f)riftnadbt beftimmt gett)efen. !Die ?lrt unb
3eit, in n>e(c^er er gefangen n)urbe, lapt beutlid^ bie ®e^
neji6 ber fpäkx in berfelben 3la^t ublid^en bramatifd^en
aSorftettungen erfennen.
23 35er @ebad^ tni^tag ber unfd^ulbigen
Äinber, urfj)rfinglid^ jum (Spip^anienfeft gef)örig, fpdter
aU i)ierter 2Beif)nad^tötag gefeiert, gef)ört ju ben älteften
l^ifiorifd^ bocumentirten geften ^^\
©ne |)omilie M gulgentiuö ^^) jeigt, n>ie (ebenbig
unb bramatifd^ ber alte gultu^ bie Gegebenheit, beren @r^
innerung biefer S^ag gen>ibmet n>ar, barjuftetten fud^te.
@ö werben barin bie 50iütter ber ermorbeten Äinber rebenb
") Chronicon Turenense bei Marteoe, Tom. rv, collectlo
amplissima pag. 984. ^ilbebert 'oon Xo\ix9 fc^ilbert bie 5trt, tt?ie
biefer ^^miiu« eefiiiigen tourbe, fülQenbermof en :
Angelicum post haec sacrifex pater incipit chorum,
Incoeptum complet vociferando chorus.
Incipiit, memoret quae salvatoris in ortu
Gaudia pastores Angelus edocuit.
Cantica quae post hunc superi cecinere recenset
Gloria, quam complet vociferando choru».
") Sluguili 1. c. (S. 878 unb 305.
") Serm. IV d. Epiphan. Domini et de Innocentibus p. 138
-139. SßQl SCugufiil. c. @. 309.
— 21 -
efngeful^rt, n>le ftc übet ben SSerltift ber il^nen (Sntrijfenen
jammern, mit il^nen ju fterben flehen, bem Zt)xanncn
fluchen u. f. tD. Äud^ in t)ier SReben, n>eld6e, n>enn gleid^
mit Unred^t, bem feeiligen Slugufiinud jugefd^rieben werben,
wirb ba^ namlid&e 2;]|^ema in al^nüci^er 2öeife bel^anbelt 2«).
3) Da 5 e))ip^anienfeji, bie uralte SoHectiDfeier,
we^e t)erfc^iebene 9Komerift an^ bem Swg^nbleben 3efu
»erJ^errlid^te, unter anbern auc^ bie Slnbetung ber SKagier,
unb bal^er fj)äter (alö bem biblifd^en Sffiort Mdyoi bie Se^
beutung „^önig" gegeben warb) auc^ ben 9?amen „%efi
ber l^eiL brei Äonige" erhielt*
©n auf uuö gefommeuer Slntip^on be6 ßp^raim "oon
gbeffa (geftorben 378) ^7)^ ein ©efpracft jwifc^en aÄaria unb
ben aJiagiern entlb^^Itenb, war unflreitig bejiimmt, an biefem
geft in ber ^ird^e gefangen ju werben. @r ifi befonberd
merfwurbig, inbem er nid^t nur in ber ^orm an'^ iDra*
matifd^e fireift, fonbern aud^ burd^ feinen &)axafUx bie
SSermutl^ung erregt, bap fein Vortrag in mimifc^er SBeife
©tatt gefunben ^abe.
4) !Dad ^almfeft, bei ben orientalifdben Stirnen
fdbon frül^jeitig fejHid^ begangen, in bie abenblänbifd^en
wol^l erfi furj \>ox Äarl6 be« ®ro^en 3eit eingefül)rt ^s).
3tt)ei SReben auf ba6 2^ema biefe^ ilage^ öon Sifdbof
Qpip^anm^ 29) (geboren .^)x>l\ä)en 310—320, gejiorben
>*) August. Opp. Tom. Y, Append. p. 361 sqq.
>') Officium Syr. Rom 1656. p. 625. — Ephraim. Opp. Tom. VI,
p. 601—603.
") SluQufii Xi). II. @. 44 ff.
») Epiphanii Opp. Ed. Petav. Paris 1622. fol. T. II. p. 251
—258 unD 301—303.
— 22 -
403) bcweifen, ba^ bie geier beffelben im Orient f(]^on tm
4. Sö^r^u"'^^^^ "lit ff filmen Äufjögen, Spielen unb
2!änjen begleitet war, unb begünfHgen felbfi bic Ännal^me,
iajß fd^on bamalö eine mimifd^^bramatifd^e SSorfiellung be^
©njug6 6l)rifti in Sentfalem üblid^ gen>efen fei.
5) ß^arfreitag, ^eiliger ^abhatf) unb
Dfterfonntag, t)ieneid^t bie ältejien gefie beö Gl^rijlen*
tf|um^, atte brei in innigem ßwf^ntmcnl&ang fiel^enb unb
in il&rer Itturgifd&en geier ben einjelnen ÜWomenten "oon
gl^rifH ^afjlon, Zo\) unb Sluferjiebung entfpred^enb. SBenn
am ß^arfreitag bie ?eiben6gef(^id^te »orgelefen, bann ber
?lltar feiner 3i^n:at^en beraubt, ba6 ^reuj t)er]^üttt würbe,
bie ^^mnen t>erfiummten unb nur bie ^laglieber be^ 3e*
remiad unb bad Kyrie eleison ertönten} wenn am f)eU
ligen ®abbai\) bann bie ilrauer attmal^Hg in Hoffnung
überging, in Erwartung ber naiven Sfuferjle^ung ba^
Gloria in excelsis angeftimmt warb; in ber Dfier)?igtlte
bann baö Streu j entl^ülft, ber Stempel erleud^tet würbe,
bie Hoffnung jld^ jleigerte, unb enblid^ am Oflcrmorgen
in laute greube überging, in'ö ^allelujial) unb in jubelnbc
SBed)fetgefange au6bradb — fo war bieö eine finnbilblici^e
6rinnerung6feier be6 ?eiben3 unb Siegel ß^rifii, beren
bramatifd^e Elemente jid^ nid^t »erfenuen laffen.
Slugufii (1. c. Zb* H. ®. 134) bef)au)>tet jwar , bie
fester am ^Karfreitage üblich geworbenen bramatifd^en
!Darflettungen ber geiben^gefd^id^te feien nid^t im ®eifi ber
alten Äird^e, l^at jebod^ felbfi eine SRebe be^ ßufebiuö
gmifenuö ^^) (t x>ox 359) l)erauögegeben , weld^e i^n au
*o) Oratio in sacrum Parasceves diem, ed. Augusti. Boonae
18S0.
— 23 —
ttjiberlegen fd&eint !Btefc S^arfrclta86*|)omttic ifi- bad
ältefie unb am entfd&iebenjien ausgeprägte S3eifpie( jener
r^etorifd^ ^ bramatifc^en 9Ranfer, bie jld^ aucft bei (ip\)xaim
t)on (Sbeffa unb @))i))^an<ud l^auftg ftnbet; ja fte fann im
flrengflen ©inne bed SBorted ein fleined Drama genannt
toerben. @S treten barin ber |)abed, ber Zot> unb ber
3:eufel auf, unb unterreben fic^ ober bie j(reu}igung bed
^tlanbeS; mürben biefe nun auc^ au^erlid^ nid^t bur^
öerft^febene ^erfonen »orgeftettt , fo fuc^te boc^ unftreitig
ber ^riefier; welcher ben SBortrag Welt, burd^ bie SÄobu*
lationen feiner Stimme, bie ffierfcbiebenl^eit ber giguren,
in beren Flamen er rebete, anjubeuten, unb man fie^t, ba$
nad^ biefem SSorgang bie @ntn)idFeIung eigentlich bramati^^
fd^er aSorfienungen nid^t ferne lag. — ^ier ift no(% eind
ber merftt)ürbigfien ^robufte ber alten d^rifilic^en fiiteratur
anjuföl&ren , ba* S^rauerfpiel xe*<yro« ndayov 3i), fUßenn
auä) no(§ baröber gefiritten n)irb, ob ®regoriud t>on Sla*
jianj, bem man e6 jufcftreibt, wirflic^ fein SSerfaffer fei, fo
fann bod^ ia^ f)of)e ^lltertl^um bed Stöcfd nic^t be}tt>eifelt
tDerben, unb aud^ bie äJceinung, n)elc^e baffelbe bem
- SfpoOtnariS t)on Saobicaa beilegt, mad^t ed nur um
ein Geringes länger. 2)a eS, nad^ bem Prolog )u nx*
tJieilen, aufgeführt worben ifi, fo la^t fein ©egenftanb
j>ermutl^en, ba^ biefe SJorfietlung am ßftarfreitag Statt
gefunben f^abc. UebrigenS iji bie 9Reinung, ba^ ®re^
gor tt)irflid^ ber Urheber biefed ®c^aufpiel6 fei, mit fe^r
triftigen ®rünben t>ertl^eibigt tt>orben 3^), unb m(S) biefer
*0 Gregor. Nazianz« Opera ^. 11. ®. 253 f. Col. 1690.
*') X^iaro^ naaycav Gregorio Nazianzeno abjudieetur
QunRtionuin patrist. biga Vratislaviae 1816. 4. pag. 10 sqq. ~
— 24 -
Ännal^me ^fitten Wir ein im 4 3al^r^uttl)ert aufgeführte^
fleiflHd^d ©d^aufpiel.
3)iefe6 ©tücf ift nid^t bad eihiige d^rifitic^e !Drama
ieuer 3^<^ t^on bem mir 9?ac6ric6t haben. SfpoDlinand,
Sifd^of öon gaobicda, fc^rieb, jum ©ebraud^ in Schulen,
tjerfcöiebene SRad^a^munflen ber gried^ifc^en Glajfifer, unter
anbeni 3;rauerft)iele in ber üRanier M @urlpibed, unb iup
fpiele in ber bed üRenanber, unb ba^ @regor "oon SRajianj —
fattte ber xg»<xrd^ ndax^iv audfy nicftt "oon i^m l&erriibren —
eine S^ragobie gebid^tet, ge^t au6 bem 3^ugni^ beö S^rerö
(Sbeb^Sefu ]^ert>or ^4). 3nbefl[en fd^einen biefe SBerfe
mel^r ^robufte eined geleierten glei^ed, aW einer urfj^rüng^
liefen ®egeiflerung für i^ren ®egenjianb gen>efen ju fein,
tt>ie benn ber x^wto^ «aa/op faji ganj au^ SSerfen bed
<Sttri:)?ibe^ unb bed S^fopl^ron jufammengefe^t ifl; unb fo
mttffen fie benn auc^ nit (ebenbig in^d 9}o(f gebrungen fein,
tDenigflend finb feine 3^ugni{fe ))or]eanben, ba^ in ben
nSd^flfoIgenben 3a^r^unberten a^niic^e 2)idetungen entflan^
ben feiern SBenn ba^er einige ©c^riftpeUer annehmen,
biefe ©d&aufpiele feien burd^ ^ilger in'd tvejilid^e Suropa
gebracht morben, unb Ratten fo bie @ntfle^un g bed neuern*
3;^eater« t)eranla^t ^), fo fann man il^rer ^i^pot^efe
SCugtt^i 1. c. S. y. ®. 341. — Cf. Valckenaer Pr»f. adEuripid.
Hippol. p. XI. sqq. unb Fabric. Bibl. Gr.
«) Sozom. Hist. [eccl. Lib. V. Cap. 18.
s«) Catol. n. XV. in AMemanni Biblioth. Or. T. ni. P. I.
pag. 24.
<•) Collier History of Englitsh Dr^matic poetry and An-
nalfl of the stage. Vol. I. — Voltaire Eseai sur les moeurs et
l'esprit des nations«
- 25 —
^ijmxliä) SBeifaH fdbenfen. aßic^tfger, a(6 fold^e jiemlici^
ifolirt baftel^enbe (Srfc^efnungen , mu^ un€ unfireittg We
93crfolgung M Dramatifd^en in ben d^rifHid^en SRelU
giondgebtäud^en felbfi fein. Unter biefen nennen ttJir
ttuö ber ältejien ^nt no6) bie fefHic^en Slnfjuge an
ben (Srabem ber SRärtv^rer, t>on benen ber Ijeil Slugu*
jiinn^ fpritbt ^®), bie ^roceffionen unb ?eid&enconbufte
mit i^rer $falmobie unb ^^mnologie 37); enblid^ bie
8rgfl))en mit il^rem unioerfennbar mimifcfien G^arafter unb
ber Sermonie bed ^u^ivafd^end , aI6 Slacftal^mung jener
|)anblung ß^rijii. 93et)or jebodb eine furje Darftetfung
ber fernem ßntwicfelung biefe6 (?Iement6 ioerurfad^t n>er^
ben fann, muffen wir einen SSlidf auf bie U^tm @pu^
ren bed antifen S'l^eater^ fowol^I, afö bed l^eibnifd^en
6ultu6 , fo weit er un^ f)ier angef)t, werfen; ba^ bied
feine müßige Slbfd^weifnng fei, wirb [xä) balb ^erauö*
fiellen. 3Bir werben feigen, wie bie mimifd^en Spiele ber
SRomer tl^eilö M profane 5ßoffen unb iSWummereien bid in
bie nueren 3a]^rl^unberte fortleben, tl^eil^ in ba^ entfie^
l^enbe firdblid^e IDrama eingreifen; wie ferner bie SRefie
ber l^eibnifdben SJoIBluftbarfeiten , nidbt blo^ ber ©ried&en
unb SRomer, fonbem au^ ber germanifcfcen SSoIfer, wirffam
finb; baö nad^ ©eflaltung ringenbe dbrijilid^e ©dbaufpiet
in'd geben ju rufen.
©eit bem gaße ber SRepublif warb baö romifd^e S^l^eater
ber \)b\)exn Shmflpoefie immer me^r entfrembet. ©d^on in
**) August. Serm. 311 in Natal. div. Cjpriani.
»») ©Interim, ^^enfwurbigfeiten ber fot^olifc^en St\vd)t Xf^^lV,
193. I. <B. 555.
— 26 -
ber 3^it Duintilian6 unb be6 jüngeren ^liuiud fanb ein
tragifd&er IDid^ter fein anbetet SÄittel, jl(i^ 3w^ßrer jn »er^
fd^affen, cil6 ein gro^eö 3'J^wier ju mietl^en unb feine Zxa^
flöbie einer ju biefem 3^^* gelabenen ©efefffd^aft x>oxi\x^
lefen ^s). Dfe gWebea, welche ilertuttian citirt; ber 0"^-
roliis, ein ©eitenftücf jur Aulularia M ^lantud, au6 bem
4. ober 5. S^^r^unbert, bie gried^ifd^e Sl^temneftra ouö
bem 5. ober 6. , bie S^ragobie , bie S^imot^eud t>on
©cija unter bem ^^itel \qvaoi^yvqo<i ju g^ren be6 Sau
ferd «nafiajlud fd^rieb 3«), ftnb bie legten literarifdtien
^obufte beö antifen !Dramaö , • unb aud^ t>on il^nen lä^t
fld& bejn)eife(n, ba^ jie je auf ber 35u^ne erfcftienen feien.
S(uf biefer erl^ielten jle nur bie ÜWimen unb Pantomimen
in allgemeiner Seliebtf)eit *^); aßein jene unftreitig t)on
ber Äunjit)oUenbung entartet, bie il)nen $ub(iu6 ®^ru^
gegeben l^atte, biefe fd^on an flc^ <£c^au|>iele ber rol^efien
Sfrt.
SBenn man t)om antifen ^^fteater rebet, ifi man ge^
ttJol^nt; nur an bie iDarfieCfungen auf ber öffentlid^en ©d^au-
bfi^ne JU benfen; aKein für unfern 3^^* ^^^ ^^^ f^<ft
erinnern, ba^ ber ^ang ber Sflten ju mimifcfien S3eufti^
gungen fxi) nod^ auf t)ielfad^ anbere Slrt ?ufl mad^te. ©aufler
unb ^offenrei^er, bie bad SSoIf auf bcn ©äffen, bie ©ro^en
in il^ren |)aufem beluftigten, waren feit lange in ©rie-
»») Quini de Oratoribus C. 9. II.— Plio. Kpist. VII. 17.
»•) Voss, de Hist. Gr. II. «I, p. 319. Fabr. Bibl. Gr. T. II.
p. 325; VI. p. 380.
♦•) Marc. Aurel. Lib. XI. §. 6. —Müller, Comment. de ge-
nio, moribus et luxu aevi Theodosiani. Gotting. 1798. pag. 91 .—
Procop hist arc. Cap. 9. p. 70.
- 27 -
c^enlanb tt)ie in 9iom l^eimifc^ *'); reiche ^rtoatleute lie-
fen ©d^attft)ie(er in i^re Käufer fommen, um i^re gejie
inxä) ftelfenweife SRecitation t>on Somöbien unb S^ragobien,
ja burc^ Sluffft^rung ganjer 2)ramen ju erweitern ^^) ; t>or^
ne^me SRomer ^feiten fogar 3;ruj)j)en t>on SWimeri in il^ren
^aläjien unb ful^rten fte auf i^ren Steifen mit fid^ ^^)y
namentUA burften in 9lam bei fefilid^en Oelagen panto^
mfmifc^e Sianje nid&t fehlen *^). Solche t>ereinjeUe 3)ar^
ftettungeU; an benen nid^t mel^r baö ganje SSolf Si^eil na^m,
fonbem nur entweber bcr $o6el auf ber Straße, ober ber
JReid^e in feinem ^alaft, nal;men in ber fj)dtem ^aifer^
jeit immer mel&r uberl^anb ^^). SBiH man nun bie gort^
bauer ber alten fcenifc^en ^pkU burc^ bie f^)dtern 3a^r^
l^unberte »erfolgen, fo muß man bie ioppdte ®ejia(t ber^
felben forgfaltig im 3fuge behalten unb nid^t etwa glauben,
baß überall, too t>on Sd&aufpielen bie JRebe ift, 3)arjieU
lungen auf bem offentüd^en S^^eater gemeint feien. !Die
©teilen ber Soncilienfd^luffe unb ß^ronifen, au^ benen
iidb bie (Sriflenj bramatifd^er ®j)iele im 3Witte(a(ter er*
tt)eifen (aßt, geben feiten eine ?Inbeutung über bie S3e*
♦») Athenaeu8 lib. XIV. p. 615. E. sqq. — Xenoph. Sympos.
cap. I, $. 12 ti. cap IV. $. 50. — Juyen.Sat. XIV. v. 301 sqq. —
Quinct. lib. X. cap. 7. $. 11. — Seneca Epist. 45u. a. m.
**) Aristophan. Nub. v. 1364 sqq. — Schol. ib. — Xenoph.
Sympos. Cap. IX. — Macrob. Saturn, lib. II. cap. 9. pag. 359.
*») PluCarch. Syll. cap. 36. — Cicero Philipp. II. cap. «4 u.
27 sqq.
*♦) Tit. Llv. lib. XXXIX. cap. 6 — Suet Domit. cap. 7. —
PliD. lib. VII. Ep. 24. — JMacrob. Saturn, lib. 11. cap. 7.
•») Ammianus libr. XIV. c. 6. — Vopisc. Carin. c. 16. —Me-
moires de TAcademie des Incriptions, Tom. I. p. 121 sqq.
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V»
- 28 -
fc^afferi^eit berfelben. 9(uö bem Saffiobor jebod^ gel^t l^er^
i>ox, bap ba^ J^fjeater be^ ^onipejud in SRom noc^ im
6. Sabrl^unbert ju bramatifc^en SSorftelTungen benuftt unb
t>on 3;^eoboric^ ju biefem ^xt^^d au^gebeffert würbe;
berfelbe ©d^riftfteKer gebenft auä) nod^ auöbrücflic^ ber
aRimen unb Pantomimen *^). 9liccoboui f)at fe^r roa\)x^
fc^einlic^ gemacht, ba^ bie italienifc^e Commedia deir arte
unmittelbar auö bem romifd^en fKimuö ^ert>orgegangen
fei ^'^). gür biefe 9lnnaf)me f^jred^en ni^t nur im Slllge^
meinen bie ftel^enten ÜÄaöfen, bie beiben gemeinfam jtnb,
fonbern auc^ no^ befonbere (Sinjel^eiten, g. 33. bie ?(e^)n^
lid^feit bed 9(r(ecc^tno mit bem romifd^en Centuuculus,
ber eine buntfd^ecfige Sirac^t unb ein fomifd^eö ©d^wert,
tt>ie biefer, hatte *®), M ^uDficinetla mit bem alten aJlac*
cuö **) u. f. tt>. Sfllein biefe ©attung ber italienifc^en
Somöbie iji nid^t ber einjige gaben, ber bie antife ©cene
mit ber mobernen t>erfnu^)ft, wenn gleid^ ber 3ttf<^»iitt^^^
^ang beiber nid^t überall gleid^ augenfc^einlid^ ^ert^ortritt.
!Dap mimifc^e 2)arfiellungen in ben ber römifd^en
|)errfd^aft unterworfen gewefenen Sauber wa^renb bed
*•) Cassiod. Lib. fV. ep. 51. Lib. I. ep. 20,
«') Hiccoboni Uist. du Theatre itaüen, T. I. <3. 21 ff. !Dtf ^b?
leitung ted ©efainmtnamend t>tx fie^enDen italienifd^en SJ^adfen, Zanni,
von tem romife^en £uftidma(i)e]r 3aniiio fcbetnt \tt>o(b irrig ^u fein;
tt>eit tt>a^rfd^einli(^er ifl Zanni eine Korruption oon Gianni, D. ^.
$an0.
*•) PoUux Onomast. lib. IV. Cap. 18 segm. 117.
♦•) Riccoboni Tom. II. @. 317. — fflian flnbet bie im Sahire
17S7 aufgefunbene Statuette eined ^Maccu^, bad leibi^aftige (Sbenbilb
be6 «ßuUicineU«, abgebilbet in Ficoroni, Le Maschere sceniche e le
figure comiche degli anticlii Romani, pag. 48.
— 29 -
ganjen ÜKittelalterd fortgebauert l^aben, fann niäjt U^
jtt)eife(t tt)erben. 3)ie SeweiöfieHeu hierfür jtub jäblreid^,
unb nur einige ber tt)i(i^tigften , mögen ^ier angeful^rt
njerben.
Die Slrelatifd^e ©^nobe t). 3. 412 ercommunicirt bie^
ienigen, weld^e an einem gefitage bie ÄHrc^en befud^en.
5proco^iud (Liih L cap. 18) fagt, inbem er t)on ber 3^^^
M 3ufiinian f^)rid^t, bie JRömer Ratten »on ben ©riechen
nid^tö erl^alten alö Siragöbcn, fIRimen uub Giraten, wonach
affo felbfi tragifct)e aSorfieKuugcn nod& im 6. 3al)rl^nn^
bert in 9lom n)ie in Sonfiantino^jel üblid^ gett)efen finb. —
S)a0 britte 6onftantinoj)oIitanifd^e Soncil \)om 3a^r 680
»erbietet bie fIRimen unb il^re @^aufj)iele, unb unterfagt
namentlid^ ©eiftlidben unb SRond^en ben Sefud^ ber fceni^
f^en @^)iele. Ste^nlid^e Sßerbote mürben ju Zoixx^ 813
unb ju Slad^en 816 erlaffen^o)} bie Scenae, bie in bem
lefttern ertt)d^nt Werben, fd^einen anjujeigen, ba^ eigne
35u^nen t)or^anben waren, auf benen bie ^DarfteHungen
Statt fanben ^i). 3m 3a^r 836 fc^mä^t ber SBifc^of Slgo^
^^) CoDC. Turon. III. Can 7. Sacerdotes histrionum tur-
pium et obscoenorum insolentias jocorum effugere jubentur.
^itß ®eff^ ifl aUerbingd, wie ^nratoxi (Antiquitates Italicae
T. II) bemerft, aud bem altern (SoncU \)on ^aoticaa genommen;
oHein toe€f)M foUte ed tvteber^olt toorben fein, n)enn ntc^t feine
^eranfaffung fortbefianben i^ötte?
Conc. Aquisgranense d. a. 816. Can. 83: Quod non oporteat
sacerdotes aut clericos quibuscunque spectaculis in scenis aut
in nuptiis interesse.
**) ^uc^ in einer alten SJ^aildnbifc^en @(;ronif Uoirb ein !l^eater
— 30 —
barbud auf bie ^iftrionen, SRinien unb Soculotoren ^^) ;
§llcuinuö Sllbiuu^ tabelt bie Sitte ber 9Joruef)men, bergfei^
d)eu leid^tfertige 8anbftreic6er in iijxc ^an\ex fommen ju
(äffen (Epist. 107); nod^ widBtiger aber ift eine Stelle au^
ben Sapitularien ber fpäteren farolingifdben 3^it, in weldber
au^brucflic^ t)on ©d^aufpielern (Scenicis) gef^jrodjen wirb ^^).
Sefonbere ®elegenl;eit jur Entfaltung if)rer Äunfte
unb t)or^ügIic1^e Slu^ftd^t auf reichen ?ol)n bot fi^ biefen
l^erumftreifenben icnim bei «^offeften, 3?ermäf)lungen ber
Surften u. f. tt>. @o ^tte fic^ beun aud^ bei ber ^ocb-
jeit ^einrid^^ HL ju 3ngell)eim im 3al)r 1045 eine un^
enblic^e 5Kenge üon .^iftrionen unb 3ocu(atoren eingefun-
ben; ber Äaifer aber fd^icfte fte o^he @e(b unb @j>eife
eru>äl)nt, super quo histriones cantabant sicut modo cantatur de
Kolando et Oliverio. Finito cantu bufoni et mimi in citliaris
pulsabaot et decenti motu corporis se circumvolvebaot (iVIu-
ratori Antiquitates Italicae T. II. pag. 840).
**) Muratori 1. c. — Du Fresne in gloss. fagt, mimus
bebcute im^Mön^ijelatmi ni^ti \r>citn aH einen SWuficanten; — eine
in biefer ^udte^nung geivi^ irrige ^ef^au^tung. Sveilicf) l^atte ba^
SBott bie engere ^ebentung )^eiloren , in ber ed von ben Sticmern
gebrau(i^t »urbe, aUein oiele ber ©teilen, in benen e^ bürFommt,
namentlich bie, ttjo bie Spectacula mimorum ertväl^nt njerben, be=
)t7eifen, bap bie Mimi bed 3)^ittelalter6 aüevminbeflend il^re ©e-
fange mit mimifc^em ©eberbenfpiel begleiteten unb für i^re (S'rjal)?
lungen ein l^albbramatifd^e ^orträgi^toeife aniDenbeten. 9lo(t) be-
i^immter beutet bad Sort Histriones, ba6 f!(i^ in mittelalterlid)eu
©c^riften fo l^äufig ftnbet, auf bramatifc^e ^orfteUungeu , gleidb^iet
»on toeld^er 5(rt unb Sorm.
**) Capit. Lib. V. c. 388. pag. 1509 bei «geinecciud: Si quis ex
scenicis vestem sacerdotalem aut monasticum vel mulieris reli-
gosae vel qualicunque ecclesiastico statu similem indutuM fuerit,
ciorporali poena subsistat et exilio tradatur.
- 31 -
fort, n>ad bcr(Sl)ronifi ald etiva^ jtvar ?obeu6it)crtl)e^, aber
Ungemö^ulid^e^ anfuhrt ^4). — Da^ fe(l)fte jatcranifc^e 6ou^
eil t^erbot beit Oeiftlid^en, beii äJorftelfungen ber 3oenlatoreu
beijutt)o^neu, unb bie »f)iftorifer S^l^egauui^ iinb Slgobarbud
tabcln biejenigeu auf'^ bitterfte, ttjelc^c ficf) an i\)xa\ gpie-
teu ergoßen ^^):
(§lne genaue Slnfd^ammg t)oit ber 95efd6affenf)eit ber
mimifd^en !DarfteMuugcu, auf weld^e alle biefe Steifen beu^
ten, laßt jtd^ fcf)u>erlicf) gewinnen. '^Han fann nur im
Sltlgemeitten [fließen, baß e^ tl)eilö ©efänge unb Janje,
mit lebl^afteu ©eftieulationen begleitet, tl)eil^ fleine gareen
maren, bie balb auf ben Straßen unb üor bem 5?olf (ju
Seiten auf eigend erri'djteten S3üf)nen), balb in ben |)äufern
ber SReidjen unb ben ^alläften ber gurften aufgefül)rt mix^
ben. Sine Stelle beö (§^aucer jeigt, ia^ jte über einen nid^t
unbebeutenben feenifc^en Slp^)arat ju gebieten l)atten; benn
bier mirb erjal)lt, baß fie bei i^ren €pkUn bie 3wfrf)öuer
burd^ ba^ ©rfc^einen unb 93erf(i^tt>inben t?ou ?6n>en, 'oon
®e\väjfern mit barauf fc^mimmenben Sarfen, t>on bluffen-
**) Herrn. Contracti CliroDicon. — ®d6mib, ©efci^idjte ber
JDcntfc^en, 33. II. @. 367. 3)a« latcinifci^e Joculator ifl Da« <Biamm^
luort bed franj5jif(^>eu Jongleur, f^jan. Joglar; bem Bufamment^ange
Müd) mugte benn l^ier aud^ naiver ))on ber (klaffe t^on (Sängern unb
SD^imen gerebet ti^erben, bie man mit biefem 9lamen bezeichnete;
«nein ba biefejbe in befouber« engem 33eguge ju ben 5(nfängen be«
fVanifci^eu ^^eaterd fielet, muß bie« hie tveiter unten uerfc^obeu
werben.
*») Du Ch6ae, Scr. bist. Franc. T. II. pag. «79.
- 32 —
beri ©efilben und »on fieinererri ©c^offera }U uber^
rafd^en pflegten 5«),
9?uti entfielt bic grage, ob tiefe ©dbaufpielc old
SRac^fd^opHnge be^ römifc^en 2;5feater^ ju betrad^ten feien?
Ob ber 9Kimu^ unb ^antomimu^, bejfen (Sriftenj nod^
im 6. Sal^rl&unbert oben nad^gewiefen tt)urbe, in i^nen
fortgelebt l^abe? Db bie jie^enben SWa^fen bed erjlern,
beren ununterbrod^ene gortbauer in Stauen Sliccoboni fo
tt)a^rf(^ein(ic^ gemacht Ijat , aud^ in ben übrigen, einjl t>ou
ben Slomern be^errfc^ten Sanbern befannt geblieben feien?
|)ierauf beflimmte 3(ntn)ort ju geben, ifl miplid^.
!I)er Ilrieb ju mimifdben 25e(uftigungen ifi bem aWenfc^en
fo natürlid^, feine ßnttoidfelung liegt fo na^e, ba^ gewi^
bie eigenen ÜKittel eineö jeben SBolfö genügen, um ein
©d^aufpiel ^erüorjubilben. 2)ie bloße (Srijienj eineö fol^
c^en im mittelalterlichen Stalien , !Deutfc^lanb , granfretd^
XL. f. tt>. red^tfertigt alfo nod^ nic^t ben ©dbluß, bap bad^
felbe auf bem SBtge ber S^rabition entjianben fein muffe.
*•) For J am siker there be sciences
By whtch men make divers aparences
Soche as these sotill tragetores playe,
For oft at festis have I well heard saie,
That tragiturs within an halle large,
Have made to come in watir and a bärge
And in the halle rowin up an(| doun;
Sometime haih semid come a grim lioun;
And sometime flouris spring as in a mede;
Sometime a vine and grapis white and rede,
Sometime a castill all of lime and stone,
And when *hem likid voidin 'hem anon;
Such semid to every mann Us sight.
Chaucer's works pag. 111.
— 33 -
Uni n>iff man fx(b «tif (efttere berufen , fo mu^ Jtigfeid^
f wogen tt)erben, baß, wie überall, fo auc^ in "bem ein*
^eimifc^en Stttertl()um ber »erfd^iebenen SSolfer Äeime bed
JDramaö 'ooxhanben maren, bie ftc^ in jenen fpdtern ©c^au*
fpieUaSerfuc^en fortentwicfefn fonnten^^). 9lur fo t>iel lapt
ifii) mit 93e{}immt^eit bel^au))ten:
2)ad r6mif(]^e ©cfiaufviel mar ba6 einjige ju form*
lid^er ?fudbi(bung gelangte, njeld^e^ ben im neuem ßnro^a
entfiel^enben unmittelbar t)or]^ergegangen mar}
an bie legten au6brucflid^en SRadbrid^ten t)on ber gort^
bauer bejfelben fd^liepen jlc^ in ununterbrod^ener ^olge an*
bere »on bramatifc^en SSorjieDfungen , beren 93efd^affenf)eit
mir freilid^ nicbt na^er fennen.
2)ie aSermutl^ung alfo, baß imc^, unb namentlidj
ber 9Äimuö unb ^antomimud, einen 2^^ei( feiner ©gen*
tl^umlic^feiten auf biefe überliefert i)aUf laßt ftd^ faum
jurücf meifen , menn gleid^ ber gortgang ber 3^^^^ unb
ber |)in3utritt frembartiger (Elemente eine mannigfad^e Um*
gejialtung beö urf^)rünglid^en Sl&arafterd herbeiführen mußte.
*') ^c ifl g. ^. bie ä^etmutl^ung au^defpro^en toorben, bie er^
tonnten Mimi, Histriones itnb Joculatores bed TlitttlalUx€ (bie
in ben ©ioffarien be^ 9. unb 10. ^a^r^unbertd oft mit ben
fflamtn singari, scirno (scurra), sprangari, goukalari begeid^net
iDerben) feien entartete O^ac^fommen bec alten Q3arben geioefen, unb
biefe $(nf!€l()t fann ftd^ in QSejug auf einzelne Gattungen ber <Sänger
aUerbing^ auf entfc^eibenbe @teUen berufen, g f3, auf bie in Witich.
Corb. I. pag. 636. laito certamioe tanta caede Franci mulctati
sunt, ut a Mimis declamarelur, ubi tantus ille inferuus esset,
qui tantam mtiltitudinem caesorum capere posset. ^ie l^ier er«
toä^nte @itte, Sauger mit in bie®c()(a(^t gu nehmen, mar unjtreitig
eine Ueberüeferung aud bem frit^ßen germanifc^en $(ttert^um.
@efd). h. 8tt. in @pan. i. ^<Bb. 3
- 34 —
aaSir muffen biefe Slnbeutungen über kn Sortgang
beS au^er^Rrc^lid^en ®d^auft)ield f)ier unterbrechen unb
einige 3a^rl)unberte rurfwartö ge^en, um einen ©lief auf
bie gntwicfelung b e r bramatifd^en ©erneute ju werfen, »eld^e
innerhalb ber Äirc^e t)orf)anbeu waren.
2)ap bie ß^riften, unb fogar ibre ^riefier ber alten
©itte , ftdb beö Sefud^ö ber ©d^aufpiele ju entbalten , nic^t
lange treu blieben, ge^t aud jablreic^cn ßoncilienfdbluffett
^ert)or, t?on beuen einige oben angefut)rt tvorben. 2)er
natürliche .^ang ju Seluftigungen lie^ ftc^ burd^ feine
aSerbote unterbrücfen unb gab ftd^ balb fogar in S^beil^
nabme an ben beibnifd^en geft*@rg6ftlic^feiten funb; biefe
tt)urbe um fo weniger forgfaltig gemieben, je mebr ba^
|)eibent^um al^ ©lauben^lebre auöftarb, fo ba§ mit ber
Uebung feiner ©ebrducbe fein Sleligiou^befenntniß me^r
tjerbunben war. 2)ie Äir^e rid^tete jwar me^rfad^ Ser^
böte gegen biefe Unfitte , aber t)ergeben^. Unter ben t)ielen
aSräud^en, bie au^ bem $agani6muö in bie neue ^rcbe
übergingen , würben au^ bie ^eibnifc^en Slufjüge , 9Kaöfen
unb Jlanje in bie geierlid^feiten ber d^riftlid^en gefte ^exübex^
genommen, unb affimilirten ftcb biefen atlmalig bergeftalt
bap i^r Urf^)rung nac^ unb na^ t)ergeffen würbe. Unb
wie bie SJermifd^ung fo »erfc^iebenartiger ßlemente über*
Ibau^Jt »iele neue @rf^einungen in bem dbrifWid^en ßultuö
erjeugen mußte, fo f)atk f!e auc^ an ber |)ert)orbilbung
bee fird^lid^en ©d^aufj)iefö S(nt]^eil. !Died t)erbient na^er
betradbtet ju werben.
3)urd^ ein Wunberbareö 3ufammentreffen (faH^ man
baffelbe nic^t burd^ eine ©eneftö beö ®^)atern au^ bem grü*
— 35 —
l^em erflarm tt){ff) ^^), fiel ber 3«*^««^ mel^reret d^rifl:?
Hc^en gefte mit bem ber l^eibnifd^en jufammen. Die^ xoax
»ernämlid^ 6ei ben l^eiligen Siagen ber gaH, meldte ben
SBeif)nac^t^c9cIud bilben , alfo bem SBeil&nac^töfeft im engem
©inn, ben Oebad^tnif tagen be^ SÄärt^rerö @te^)]&anud,
bed (St)angelifien Sol^anned unb ber unfc^ulbigen ^nber>
unb ben geften ber S3efcl^neibung , beö 9?amenö 3efu unb
ber Qpipfiankni benn in ehm bie ^eriobe, in mlibex jle
gefeiert tt)urben , fielen aud^ bie ©aturnalien , bie »on 9?ero
eingeführten ^Vi'oenalkn, bie Caleudae Januariae unb
bie natales Invicti (sc. Solis). !I)er aKgemeine greubens^
taumel, ber ftd^ ttja^renb biefer l^eibnifd^en gefle in lär^
menben Vergnügungen funb gab , ri^ auc^ mand^e ß^riften
mit ftd^ fort , unb erregte ben frommen @ifer ber Äird^en^
»ater, bie il^re ganje SSerebfamfeit aufboten, um t)or fol^
c^en abgottifc^en Suftbarfeiten ju warnen 5®). Sfllein ber
Unfug bauerte fort, unb in bem ®rabe, baß er bie ?Iufmerf^
famf eit ber Äir^ent>erfamm(ungen auf fi^ jog ^^). Unter ben
Soncilienfd^Iüjfen , todä)e hierauf Sejug l^aben , ift »orjüg^
lic^ ber be6 Concil. Trullanum üom 3a^r 692 tt)id^t(g,
meil er jeigt, »on meld^er 3trt bie Ueberrefte ber l^eibni^
»•) f&tUnntüä) tjl öon mehreren Slrd^aologen bie SWeinung aufs
ÖfjieUt tootbcn, tae aBeiftnaci&t^fcfl fei au« ber römifc^en f&ximxaU
feiet am «4. unb «5. 2)ecember, ober bem ©onnenfeji entjianbeu;
f. Wernsdorf. de orig. solemn. natal. Chr. ex fesüvitate Natalis
Invicti. Viteberg. 1757. 4.
»») August. Serm. V. de Calend. Jan. Opp. T. X. p. 6«!
sqq. — TertuU. de idololatria c. 14. — SSergi. Bingham. Antiq.
Chr. Vol. IX. p. 6—8.
•0) Conc. Ant-Isidor. c. 1. — Turon. II. a. 576, c. 17. —
Roman, a. 744^ can. 8.
3*
- 36 -
ft^en geft^Bergnügungen tt>aren, bie ftc^ bantoW nod^ tx^
J)aÜtn Ratten «0. 6^ mfrb f)fer ben 6^rijien bic gcier
*er galenben (bc^ SReiija^rö), ber S3rumalien,
ferner ber fogenannten Vota «2) unb M gefiel, bad am
erjien SRärj enbet ^^), »erboten. 9?ainentlicl^ »erben barin
bie offentlid^en unb anftopigen S^änje beräßeiber, bieilanje
•>) Concil. Trullanum d. a. 692, can. 62; Tag ovtw
IfyofiBvag KaXavöag, xal tcc Xfyofifva BoTa, xal t« xaXovfiBra
jßQOVfiaXia, xal njv iv rfj ttqcltJj tov Maqiiov fitjvog rniif^n
TsXovfiivfjv navriyvQiVf xa&a(ßnd^ ix Ttjg lüiy THaxbiv noXixUag
neqiaiqb&rjvai ßovXofif&a, AXXa firjv xal Tag imv yvvaiutr
dijfioaiag ofix^^oüg, ttoXXi^v Xvfitiv xal ßXdßi^v iintoiüv dwa^
fiivag' 6Ti firjy xal lag ovofiaTi twv nag "jiXXrjut ipddiag ovo^
fiaa&ivTMV Obwv, ^ i^ avÖQ^v i) yvvaixwv yfvofifyag ogxV^^^9
xal tsXBidg xaxd tI ri-&og naXaiov xal aXXojqiov lov ttay
Xgiariavwv ßlov a7ionsfi7t6fis-&a , ogliortsg fiTjddva «V^^a yv—
vaixüav atoXriv ivdidv(jxsg-&ai, tj yvyalxa tdtg Svöqaaiv agfio^^
diov' aXXd fitjöe ngoatonna xcifiixd t; ouTVqixd tj rgaytxa
vnobvia&av' firide to tov ßdeXvxiov /liovvaov vvofia tiJv
ataq)vX'ijv anod'Xlßovrag iv tolg Xrivdig inißoav' firidi tov
oJvov iv rölg ni&otg iniXBOvrag ayroiag igoma tj fiaTaioTTjxt
T« T^<r fiavKüduvg JiXavrjg ivtQyovviag
«>) ^ag bie Bota nid^tö anberc« teien, aU ba« (oteinifd&e Vota,
l^ai Bingham Antiq. chrisfe. Vol. VII. p. 828-289 gcjcigt.
•») J&ieriiutcr finb unPreitig bic ^i\U ber iDion^ficu gu üfrfte-
]^en, über üiefme^r ber 9(ii*^ejierien, ber grü^linggfcier be« 9h)fcTfcfjen
2)iünr)fo«, bie im Scbruar bec^angen tourbe. ®. 93i?(f() (Staatö^au«^
l^alt ber SItI;ener II. pag. 170, unb in ben ^Ib^anblungen ber 93erl.
Slfob. b. Oß ^ift.-v^ilol. (SlajTe. 1816. 17, p. 70. 2)ie gejle bed
aßeingott« tooren gtoav fc^on feit Sa^r^uubetten i^erboten geh>efen,
allein Ueberbleibfel bovion muffen [\<i) bennocift erf)alten ^aben; ic^
»eig nid^t, ob fc^on bie iöemerfung gemacht tüotben ifl, bag biefe
tual)vf(^einli(§ gum (?nt|lel;en ber (Sarneval^luftbarfeiteu beigetragen
l^aben.
— 37 --
unb geierlicl)fciten ju (S^ren ber falf^en ®ötttr envä^iU,
ferner bie SSermummungen ber aKauucr in grauenflcib^r,
ber SBetber in männlid^e Zvadjt, unb bie ©itte, !omifc^e
fat^rif(6e unb tragifd^e fKa^fen aiijulegen; enblid) gel^t
barauö l&en)or, baß au6) bie raufd^ciiben greuben ber
SSac^analien nod^ nid^t auögeftorben tvaren.
SBä« l^ier gefagt wirb, muß l^auptfäc^Ii* auf ben
Orient ftejogen ttjerben; ed jeigt, n)ie lange fxä) bort bie
i^eibnifc^en ©ebraud^e nod^ unt>erfalfc§t erl^ielten. Sfud
einer anbern ettt)ad alteren ©tette ***) get|t f)eroox , baß
biefelben hn Slbenblanb fd^on frül^er dnt anbere ^^t^fiog^
nomie angenommen l^atten. |)ier namlid^ fe^en wir eine
feltfame 6oerifknj be^ |)eibnifc^en unb ß^rifilid^en, in
tt>eld^er jeneö in biefed überjuge^en beginnt. SBd^renb
baö SJerbot, l&eibnifd^e ®efange, 2!änje unb ©piele aufju^
fül^ren , f!d^ an ben Salenben be^ Sanuarö in ^albö- unb
|)irfd^feHe ju t»ermummen *5), auöbrfldflid^ ben ^agani^^
•*) @ie finbet flcS in einer Siebe be« ^eiiiöen (Sligin« (geb. 588,
gefi. 659), abgebrucft in d'Achery spicileg. tom. V. p. t\b sqq.
(ed. Paris. 1661):
Nullus in CaJendis Jauuarü nefanda aut ridiculosa, vitulos
aut cervulos aut jotticos (al. ulerioticos) faciat — nullus in
festi vitale S. Joannis vel quibuslibet sanctorum solemnitatibus
solstitia aut vallationes vel saltationes aut caraulas aut can-
tica diabolica ezerceat — Ludos etiam diabolicos et vallationes
vel cantica gentilium fieri vetate, nullus haec Christian us ezer-
cat, quia per haec paganus efficitur. (9)ergl. ©timmd beutfc^e
a^^t^ologie, Sln^ano <S. XXIX.)
**) 2)ie^ toar eine a(tr6mifc^e ^xiit , beren au4 DionDftu^ ^on
<&alicatnag gebenft; fte n>urbe an^ im Conc. Ant-Isid. Can. I. unb
im Poenitential. Roman, (ap. Hetlingarium ]Lib. VI. Cap. 6)
ioerboten.
- 38 —
tnud bejeid^net, j^ifl^ Me gwä^nung ber ^eiligenfefte, n)ie
man ba^, n)a6 urf^jrunglii]^ a« ^^^^^^ ^^^ ©ötter beftimmt
mr, auf ©egenftanbe ber d^rijilic^ett SSercfirung ju uber^
tragen anfing. 3ugfeid^ fielet man auö biefer SRebe , wie
fid^ in ben f^)aten 9Kanifeftationen beö |)eibentl{)umö bie
SR^tl^oIogie ber SRomer mit ber anberer ^eibnifc^er SBölfer
t)ermifd^te j ba au^er SSielem in ber ganjen 9{ebe , tt)ad jtd^
auf altgermanifd^en Slberglauben bejiel^t , bie jottici in ber
dtirten ©teKe unfireitig 3tt>erge ber beutfc^en SK^tl^oiogie
flnb **). !l)enn aud^ im beutf^en Slltert^um mar bie3^it
um SBeil^nac^ten unb ^euidi)x eine l&eilige; bann tt)urbe
nämlic^ ber Umgang ber ®6ttin |)oIba gefeiert ^'^), unb
biefe geier moci^te mit aSermummungen unb ©pielen t>er^
bunben fein, bie nad^l^er mit ben an ben römif^en @a*
lenben be^ Sanuard ubli^en t)erf(^mo(jen.
SBdl^renb bie erfien d^riftlic6en Se^rer gegen fold^e
tumultuarlfc^e SBergnügungen eiferten, führten tie felbfl
eine fiuftbarfeit l^erbei, bie balb einen nici^t minber au^ge^
lajfenen ß^arafter annalf^m unb fpater gleidbfaHd ®egen^
jianb firci^Iici^er Verbote mürbe. Um ndmlid^ bie tiefe
SSeracbtung gegen baö ^eibentl^um an ben Xa^ ju legem
mürbe ein eigned ®j)ott- ober .^obnfeft eingeführt, baö in
ben Äird^en felbft mit aHetlei feltfamen hoffen unb SSer^
••) <S. ölewe« Sal^tbu* ber 93erl. ©efeCif*. für beutf*e (S^jrac^e
ttnb 9(Itertl^umd!unbe ))cn )). b. $agen. I. ^. <S. 357.
•») ®rlmm« beutfc^e SW^tl^obgie ©. 169. 5(u0 biefcm Umgang,
ben bie Göttin «^olba in ben «Käufern l^ielt, um bie ffeißigen ^pinne^
rinnen gu belol^nen, bie faulen gu flrafen, iß kioal^rfd^einliti^ ber ä^n«
lic^e entflanben, ben bie Sungfrau aUaria in ber @^rtflna(^t mit bem
3ofe^^ ober bem Stutzt din\fvt^t \)&H.
- 39 —
mummungen gefeiert tonxbt, bie, troj i^rer entgegenge^
festen 93efiimmung , tod^ tt)tebet ijielfad^ an ble f)eit)mfd^en
?ufibarfetten erinnerten. Diefe^ fonberbare gefl (getoöl^n^
lid^ bad 9?arrenfeft genannt) ift c^m 3n)eifel felf^r frii^
entfianben; bte 3^^ feiner geier tt>ar an tjerfd^iebenen
Drtett ijerfd^ieben , balb 9teuiaf)x, balb baö gefi ber un^
f^ulbigett ^nbejr, balb baö ber Sefd^neibung ober ber
(ipipf}anlen «s).
@in 3wfÄwmentreffen ber ^rifllid^en mit ben filtern
gefien fanb auc^ fonfi t)ielfa(6 fiatt, j. 95. bei »erfd^ie^
benen Sagen ber |)ei(igen unb SKartt^rer, bei Dfiern, bad
l^aufig in bie 3^^ Mf '^^ ^ac^ germanifd^er (Sitte bad
©ommerfefi gefeiert unb ber ©ieg beö Sommerd über
ben SBinter burd^ ein pantomimifd^ed ©^)iel bargefiettt
n)urbe •*); unb aud^ l^ier mod^ten bie ß^rifien ben alten
©ebräud^en nid^t »olfig entfagen.
SBenn nun bie jirengern ?ef)rer unb ©efeftgeber ber
neuen ^rc^e Sfffed, tt)ad an ben alten SIberglauben er^
innerte, gewaltfam gu unterbrudfen fud^ten, gelangten an^
**) Augustinus in homilia de Kalendis Januarii. — Du Til-
liot memoires pour servir a Fhistoire de la fete des Foux.
Laus, et Gen. 1741. — Baumann Dissert. de Calendis Januarii.
Viteberg. 1666. — Du Fresne Glossar. ^ voce Kalendae. —
Frankenstein de novo anno. Lips. 1673. — Warton history of
english dramatic poetry. Sd. I. @. 247. — - Menestrier Represen-
tations en Musique ancienne et moderne, Cap. 10. — Yetus li-
turgia aleman. p. 367. — Durandus (ratio div. of&cii Üb. YII.
c. 43.
**) Btoet 3üngltnge, ^on benen ber eine aU SBinter, ber anbere
aU Sommer gefletbet toat, rangen mit einatiber, hii ber le^tere {legte ;
f. ^rimrn« beutf^e SW^t^ctogie @. 440 ff.
- 40 -
fcfte dnfl(^tdt)oUe unb einfluf reid^e ^Wäniifr ju ber lieber^
jfugttnf) , ba^ e& l()ei(famer fei , ber tic fgemurjelten ©eiDol^n^
^ten ju fd^onen unb nur bamad^ ju ftre(en, i^nen eine beffete
9Benbung ju geben. 3n biefem ©inne xoitttt j. 35. ©regor
ber ®ro^e ''<>), Unb fo fam ed, ba^ ber ©trom ber l^etb*
nifd^en guftbarfeiten , ber ftd^ überbieß fd^on mit d^rijHidben
(glementen t)ermifd^t If^atte, enblid^ in bie Äird^e felbji ge^^
leitet njurbe. Die urfprimglic^e 93ebeutttng ber Xänje,
®efänge «nb fonfligen greuben^3fu^erungen geriet)^ allm&Iig
in Sergejfen^eit , unb \r>a^ eigentlidb jur SSerl^errlid^unj
be6 ©aturn ober SSacc^u^ beftimmt gett)efen tt>ax, tt>urbe
nun auf ben So^anned, ©tej)^anu6 ober auf @^rifitid
felbji fibertragen.
Sin ben l^eiligen Ilagen pflegte ftd^ ba6 9SoIf um bie
Äirc^en ju loerfammeln, ^alU öon Saumjmeigen ju er*
bauen unb fro^e ®elage ju tjeranfialten ''i). S)a nun
bie l^eibnifd^en geftjeiten oft mit ben d^rifHidben coinciWrten,
fo begann bie gr6^lid^!eit , jldb an biefcn auf ä^nli^e STrt,
n)ie m jenen audjuf^)red^en , unb bie entfejfelte ?uji füllte
bie Äird^en unb ^rd^bof^ mit 2^anjen , SWummereien unb
'^) Gregorii M. Epistola ad Mellitum abbatem, in Oregorii
M. opp. Par. 1705 fol. Tom. II. p. 1176 unb 1177.
'*) Gregorius M. 1. c. Et quia boves solent in sa-
crificio daemoDum multos occidere, debet bis etiam hac de re
aliqua solemnitas immutari, ut die dedicaCionis vel natalifiis
sanctorum Martyrum quorum illic reliquiae ponuntur, taber-
nacula sibi circa easdem Ecclesias, quae ex faois commutata6
sunt, de ramis arborüm faciant, et religiosis conviviia solcm-
nitatem celebreot. @. Jacobus Gretser, de Pestis Christiano-
rum et benedictionibus, in beffen Opp. d^egendburgr 1735. Tom. Y.
pag. 145.
- 41 -
j)rofanen ©efaugen, SSielleic^t bejiel^t fxä) bie oben ange^
fu^)rte JRebe beö l()eiligen Sligfuö auf bergleid^en ilumult
in ben ©otte^^dufern j aii^ mirb fd^on in ben Kapitularien
bed 6. S^^^^wnbert^ ba6 !lanjen in ben Äirc^en mel^rfad^
»erboten. @^ fonnte nid^t fel^Ien, iajß jtd^ bei folc6en®e^
legenl^eiten ©dnger unb ^ojfenreifier einfauben, um ber
tBergnügung^^ unb Sd^aulufi beö SoIW Slal^rung ju ge^
ben. ©d^on ein (Sapitular auö ber 6aroIingifc6en 3^^*
fd^eint l^ierauf 93ejug ju baben ''^)5 eö mirb \)\€v ben
Scenicis t)erbotcn , geiftlid^e Äleiber anjulegen , n)ad bodb
t>ermut^Iid^ t)on i^nen gefd^al^, um in ©emeinfd^aft mit
ben ©eifilid^en in ben ffird^en ibr ©piel ju treiben. Slud^
brürflic^ aber tabelt ein fpdterer ©^nobalbefc^Iu^ biefen
Unfug, ben man, vvenn gleid^ ba^ 9Serbot t»om 3af)r
1316 ifi , mit @runb für t)iele Sa^rl^unberte alter l^alten
fann ^3).
S)ie .jbeiligfeit be^ Drt6 unb bed JSage^ mußte beftdn^
big ermabnen, jiatt profaner SJegebenl^eiten bie b^üig^it
©efd^id^ten, beren (Erinnerung baö geji gett)ibmet ttHir, ju
#
»») Heinecc. capit. lib. V. c. 388, pag. 1509.
»») Conc. Germ. IV. p. «57. TU. Ill.Syn. Dioeces. Wormat.
lu Ecclesia ludi iiuiit theatrales, et non solum in ecclesia in-
troducuotur monstra larvarum, verum etiam presbyteri, diaconi
et subdiaconi insaniae suae ludibria exercere pracsumunt, faci-
enti's prandia sumptuosa et cum tympanis et cymbalis ducentes
choreas per domos et plateas civitatis. — Praeterea destricte
inliibemus, ne 8acerdos, qui, ut in festo S. Johannis, more so-
lito Missam celebret, assumetur, aliquam personam Ecclesiasti-
cam vel mundanam, mimos, vigellatores vel tympanatores ad
coenam vel ad prandium invitet, vel illos aut aliosy qui musicis
instrumentis canere consueverunty in Ecclesia vel extra in
domo vel platea eundo vel chorizando sequatur.
- 42 -
@e<jen|ianbcn ber 2)arfiettung ju mad^en; unb fo tarn e6,
ba^ bie Äeime be6 !Drama«, bie wir fc^on im JRitud ber
älteften d^riftltdben gefie fcfclummern fallen, fiä) t)onfommcn
jum ©d^aufpiel entwicfelten. ®o lange bfefe6 in |)anbm
ber nmjiel^enben SWimen unb leic^tfinniger ©eifilic^en , - bie
flc!^ il)nen anfd^Iojfen, blieb, fonnte e^ il)m freilid^ an Sluö^
gelaffenl^eit unb ntannigfad^er @ntn)eil^ung be6 |)eftigen
ni(f)t fehlen, ba^er bie Äird^e fiä) mel^rfac^ »eranla^t fal^,
aSertote gegen baffelbe ju richten. 8lber man mu^te balb
Qmal)x »erben, ba^ ber einmal gewecfte ^ang be6 9SoIW
JU folc^en Seluftigungen ftc^ nid^t unterbrürfen laffe; unb
ber Sleruö; t)on jel^er bemül^t, bie SBunberbegebenl)eit ber
Sriöfung ju t)erbilbli^en , begann, jur grreicbung eben
biefeö ^xt>ede^, fidb iene6 |)anged ju bemächtigen. 66 be^
burfle in ber Z\)at nur eined fc^wac^en äußeren 3nil)ulfe6,
um bie Oeiftlid^en ju befiimmen, bie ?fuffü]^rung ber ^eilt^
gen ©efd^ic^ten felbji ju übernel^men. 2)ie ^\)mnen unb
8tntipl^onen ber Äird^e, bie JReben ber ^riefier, fo tt)ie "oex^
fc^iebene ^aublungen be6 Sultuö Ratten, wie wir gefeiten,
ba6 bramatifc^e Clement mel^r unb me^r entwirfeltj bie
SBeife, in »eld^er bie l^eilige Oefc^ic^te bem SSoIfe »orge^
tragen xouxie, mar oft in'6 SDJimifc^e übergegangen '^^y^ feit
lange pflegten bie ®eiftli(^en ma^renb bed 8efen6 ber bi^
blifd^en Sterte eine 9lotte ju entfalten, auf n^eld^er bie t)or^
gelefenen aibfd^nitte t)erbilb(ic^t tt>arenj ber Uebergang jur
^0 ^^^ f^nbet alte SRanufcrt^te ber Stbel , tn toeld^en bie in
^ialoQ übergfl^enben Xf^tik ber ^rgdl^lung mit Blüten unb mit Ue^
berfc^riften r toie: Jesus cautando^ Petrus cantando ^oerfc^en ftnb»
toai offenbar auf eine bramatifd^e ^rt ber Stecitation fc^Itepen lagt.
@. L. Roux de Liucy, le Livre des Legendes, introd. p. 29.
- 43 -
lebenbtgcn uub t)oHfommen bratnatifd^cn 2)arfteHuug mar
alfo fel&r nal^e gelegt 3«^ S3efeitiguug beö SSorwurfa, bte
neue (Sitte fei beö ©otte^^aufe^ unm'irbig, berief man fi(^
anf bie Erbauung nnb Selel^rung, bie bem SSolfe aii6 foU
d^en ©^aufpielen erwad^fe.
SQBurbe nun biefer 3^^* ^^^ «'^^ immer allein im
Sluge behalten, mifd^te fii) aud) mand^er n^eltlid^e ©d^erg
in bie fromme Unterl^altung, fo fam bie^r^e bod^imSlH*
gemeinen öon il^rem frühem SSerbammung^urtl^eile jurüdf,
ja förberte felbft berglei^en Darftettungen , bie jte burd^
ben 9?amen „SW^fierien", ber il^nen in i)erfd^iebenen 3)e^
cretalen unb ^oncilienfd^Iüffen beigelegt tt)irb, mit anbern
^anblungen be^ guttut auf gleid^e Sinie fttllte.
SDtan tt)irb nid^t erwarten, baß n)ir ber |)erv)orbiIbung
be^ geiftlid^en ©c^aufpiefö, beffen Einlage n)ir fd^on im 3iitu6
ber alteften Äird^e erblidften, einen beftimmten 3eit))unft anju^
weifen fud^en n^erben. SBie frii^ biefe in einjelnen ßrfd^ei-
nungen im Drient Qtatt i)atte, l^aben xt>ix gefeiten; wir lernten
jugleid^ bie gefte fennen, an beren fircfclid^e ©rauche ftc^ bie
erpen bramatifd^en 3)arfteÜ[ungen fnu^)ften. Die 9?ad^ric^ten
unb JDocumente, bie un^ t)on al^nlid^en Srfd^einungen im
Slbenblanbe aufbel^alten finb, fteigen nid^t in gleid^ frul)e
3eit l^inaufj aber ba unfere Äenntniß ber altern ^eriobe beö
c^riftlid^en Suro^ia nid^t überaß au6 reid^l^altigen Duellen
pießt, ba t)on il^ren literarifd^en JDenfmalen tjerl^altniß^
mdpig nur wenig auf und gefommen iji, überbieß Äunben
ber erwäl^nten 3(rt immer mtr gelegentlid^ , nie um il)rer
felbfi wiBen, »on ben (Sl)ronifenfd^reibern mitgetl^eilt wer^
ben, fo lapt ftd^ mit feiner 9lrt üon ©ewipl^eit annel^men,
- 44 —
ba^ We unö jufdßig aufbewal^rte alteftc 9tac^ri(l^t au*
ben crften ?lnfanfl be6 fleiftlic^en ©c(;aufpteI6 bejetc^nc.
SKan ^at bie 93ermut^ung aufgcfteBt, ba^ {iumme
SSorfIfUungcn aud ber l^eUigen ©efd^id^te bem eigentlidbett
geffili^en 2)rama »orauögeganflen feien, iDa^in gel^ört,
toa^ in ben Sefc^Iuffen ber 9Borni;"er ©i^nobe t)om 3al^r
1316 aW eine alte ©itte angeführt wirb, We Wlblid^e 3)ar^
fteHung ber Sluferfte^ung (S^rifii in ber Dflemad^t '5) }
»») (Conc. Germ. IV. p. 257. 259) Syood. Dioeces Wormat
ad a. 1316. Praeterea, cum proficuum, imo necessarium sit, ut
receptae ab antiquo consuetudines quaedam, ob novellarum ad-
ln veDtioDuni superstitiones refraenaDdas, commuteDtur in me-
lius, lade eflt, quod cum a nostris Antecessorihus ad nosusque
perveneritf ut in sacra nocte Dominicae Resurrectionis y ad
sustollendam Crncifixi imaginem de sepulchroy ubi in Para^
sceve locata fuerat, nimia virorum etmulierumnumerositascer-
taüm sese comprimendo, Ecclesiam simul cum Canonicis et
VicariiB introire nilantur opinantes erronee: quod si viderent
Crucifixi imaginem sustoUi, evaderent hoc anno inevitabilem
mortis horam. His itaque obviantes statuimus: ut Resurrectionis
Mysterium f ante ingressum plebis in ecclesiam dcinceps pera-
gatur, debita cum devotione et reverentia.
<S. and) Julli Bollandianl vita S. Udalrici T. II. fol. 103
unb bie <Scl)rlft G. Freytag, de origine scenicae poesis apud Ger-
manos, Berolini 1838, tveld^er iDtr einige ber obigen ^Zoti^en ))erbanfen.
Ueber bie urf^runglic^e ^ebeutung M Surte6 Mysterium,
toelc^e faß mit ber oon Sacramentum ^ufammenföHt, ftel^e ba^ Corp.
Jur. Can. cl. cap. 84, §. 2. Mvsterium itaque, fratres, ob hoc
dicitur, quod secretam et reconditam habeat dispensationem.
Sacrificium autem, quasi sacrum factum, quia prece mystica
consecratur pro nobis in memoriam dominicae passionis. §. 3.
Sacramentum vero est in aliqua celebratione , quum res gesta
ita Sit, ut aliquid significare intelligatur, quod sancte accipien-
dum est. Sunt autem sacramenta, baptisma, chrisma, corpus et
sanguis Christi, quae ob id sacramenta dicuatur, quia sub tegu-
- 45 -
ferner am |)immelfa]^rt^tafle bad Slufjiel^en bed Silben
gl^rtfH in ben Äird^en^^immel unb ba6 |)erabwerfen eine^
brennenben Silben be6 ©atanö '''*) ; ba^ ?lufbaiien einer
Sti^Jpe ju SBeiönad^ten , bie iDarjieKung ber bref Äönifle,
wie fte bem (Sljriftfinbe t)ulbi9en u. f. tt). 8lber wenn gleid^
ein ^o^e^ ?l(tert]^um btefer SSraud^e fe{)r wal^rf^einlid^ i\i,
fo wirb bo(i| fd^werlid^ bewiefen werben fonnen, ba^ jte
älter feien, alö bie frü^ften gefd^riebenen geiftlic^en 5)ramen,
bte auf und gefommen jtnb. !I)iefe fieigen jum 2^b^il in
bie carolingifd^e ^di l^inauf. 2Bir l^aben 5Rotia t)on jwei
|)anbfd^riften alter fflofterfd^aufpiele t)om 3al)r 815 '^^),
fowie t)on bramatifd^en Stucf en , bie ber Sfbt Sfngilbert, ein
3eitgenof[e ffarl^ be^ ®ro^en , in friejlfd^er (Spxa6)c ge-
fd^rieben ^aben fott ^«). Die SKund^ener ffiibliot^ef imalfxt
jwei, bem 9. unb 11. 3al)r^unbert angel^örige, «JWa-
nufcri))te öerjtficirter lateinifd^er 3)ramen über bie ®e-
burt (S^rifti '^^ öermut^lid^ 3iefte t>on Qpldm, bie bamaie
wa^renb ber ß^rifinad^t in ben Sirenen aufgeful^rt ju werben
))fle9ten. SKan bemerfe, wie fid^ l^ier, wie in ben oben erwftbn-
mento corporalium rerum virtu9 divinasecretiussalutein eorun-
dem sacramentorum operatur. ^an fielet l^ieraii^, für n^te heilig
bie ^arfleUungen c^t\)(iUen xatx^tn muptcn, ttnflx man einen fold^en
Flamen beiiegen burfte.
'*) Kirchmaier in regno papistico.
»») ©rimm beutfc^ie aWtjt^üIogic p. 4d5 nnbglßael, ©efc^ici^te
ber fomif^en IMtcratur, 33. I. p. 280.
'*) Leboeuf, Discours sur l'etat des sciences sous Charte-
nagne, pag. 57.
♦•) Sluf biefe «öanbff^riften l^ot ®uibo ©ßrrc« in einem lefen«?
loert^en Sluffaft über ba6 ^^ifpi^M^frifl ^»n Obeiammergau (^ijio?
riW-'Vülitifc^e Blätter »on^^idipö unb ®crrc«, 53. VI.) gucrft auf,
merffam gema($)t.
^ 46 -
ten fhimmen !DarficBungen , unb in anbem, bereit gleid^
gebadet »erben foll, n^ieber eben jene 9Romente bed ®ot^
tedbtenfte6 bemerflid^ machen, bie [lä) f(^on in ber früft*
Pen 3rft ju bramatif^er ©eftaltung l^inneigten. Slud
bem 10. S^^rl^uubert würben l^ier öomel^mlic^ bie bra^
matifc^cn ©tücfe ju nennen fein, weld^e bie eble Slebtifjin
t>on @anber6l)eini , 9lo6n>it^a, na6) alt^c^rijHidben ?e^
genben »erfaßt \)at, mm\ biefe gur Stuffül^mng gefom^
men, unb nid^t, tt>ie e^ aDfen Slnfc^ein f)at, bio^ gnr er*
baulid^en Unterhaltung ber fflofterfefeweftern gefc^rieben
Wären. 2)ocl^ bejtften wir anbere ©(]^aufj)iele t)on faum
iüngerm !Datum , bie in gorm unb 3nf)alt if)ve Sefiim*
mung für bie JDarfteKung beutlic^ genug jn erfennen ge*
ben. aSor atten fft ia^ 9R^fterium t)on ben weifen unb
tf)6ri(^ten Sungfrauen (in ber ^anbfc^rifl 1139 ber fönig*
lic^ fraujöfifc^en ©ibliot{)eO ^erx)orju^eben, fl)dteftenö aud
ber erften ^dt be^ IL 3al^rl^unbert6 , weld^er ^eit f(^on
bie ©d&rift angehört , nac^ ßeboeuf unb 9la)jnouarb aber
»on noc^ ^ol^erm Snter «o). ^(in^ {j^ (iit^n &)oxaU
ft^Ie gel)alten unb au^ lateinifd^en |)i^mnen jufammenge*
feftt , l^alb au0 ^Dialogen in romanif^er 3Runbart befiel^enb,
jeigt ed und ba^geiftlid^e 3)rama in feinem (Sntflel^en au6
bem firc^lic^en ©ottedbienft. ®ner lateinifc^en garce über
©t, 9?icoIad , bie ftdb in einem aWanufcri^jt ber Sfbtei üon
St. Benoit sur Loire gefunben f)at, Wirb mit ®runb ein
gleich liol^ed Slltertl^um jugef^rieben ®*)» Seboeuf gibt
*^) Journal des Savans 1828, p. 897, unb Raynouard, Hi^
stoire littöraire des Troubadour^ , II. 134 if.
*') Journal des Savans 1. c.
— 47 —
i>on einem um'ö 3<t^t 1050 gef^riebenen ©tüife 9?ac^^
Vid^t, in bem aSirgil unter ben ^xop^ekn auftritt, n>el^e
ben @rlöfer anbeten, ®egen @nbe beffelben 3a^r{)unbertö
begegnet un6 ein alt-franj6jtfc^e6 Mysteriuni resurrec-
tioiiis ®2), weld^eö aucft baburc^ merfwürbig ift , ba^ barin
bic Slup^rung burd^ ©eiftli^e au^brörflid^ ernjä^nt wirb.
®Iei(^fanö ber 3rit nad^ bem 11. 3al^rl)uubert gel^ört ein
furjlic^ i^erau^gegebeneö alt-bretonifc^e^ SW^fterium an ^^^.
Sel^r beac^ten^wertl^ ift au^, \r>a^ SÄatt^äu^ ^a^
xi^ in feinen Vitae abbatum erjäl^lt: ©eoffret) au6 ber
!ftormanbie, ©d^ullebrer in Dunftajjle, tjabe t)on feinen
Qä)üUm ein 9Ktrafelfpiel auö bem ieben ber 1^. ^at^a^
rina aufful^ren laffen, unb bieö fei feine neue (Srfin^
bung , fonbern bem |)erfommen ber 9Wag{fier uub ©deuten
gemä^ geiDefen. SBarton [eftt biefe !Darftellung in bie
3eit um 1110, boc^ fc^eint e^ richtiger, fte mit de la
Rue. (Bardes et Jongleurs, T. II. p* 52) erft jmifd^en
bie 3a^re 1131 m 46 ju i)erlegen «^j.
2)er ftrenge 3nnoceuj III. fanb im 30^^ 1210 SSer^^
anlaffung, ein fc^arfee SSerbot gegen bie Slufül^rung bra*
matifc^er (SpUU in ben Sird^en uub gegen bie ©^au^
f^)ielerei ber ©eiftlid^en ju rid^ten ^^)j ba|[elbe n)urbe balb
*') ®. bad Theatre fran9ais au moyen age von Monmerque
unb Michel. Paris, 1839.
*') Buhez Santez Nodd ou la vie de SainCe Nonne et de
son fils Saint Devy, Archeveque de Mennevie en 519, mystere
compose en langue bretonne anterieurement au XII. siecle,
public d^apres un manuscrit unique par Sionoet. Paris, 1837.
s«) Warton History of english poetry III. 103 ff. unb Collier
Hist. of english dramatic poetry I. 1 ff.
**) (C. Jur. Can. cl.) cap. XII. IL^ de vita et honestate
— 48 -
barauf in mehreren S^nobalbcfd^Iüffen tt>icber]^oU ^) , be^
tt)irfte aber fein Sluf^oren biefer erbaiili^m Utitcrfialtungen,
fonbcm trug nur bei, il^ren ©d^au^jlaft ju ^eranbern.
glnben ftc^ gleich einjelne 3la6)n6)Un, ba^ an(f) in beti
folgenben Sö^r^unberten bie Äirc^en ju Sül^ncn gemi^-
braucht tDurben, wie bcrnt noc^ im Sal^r 1452 in ber
Äird^e Santa (5l)iara ju SRea^jel eine i)ra(^tige SJorfieBung
in ©egenwart Ä6nig6 3llfon^ I. gegeben würbe ^ fo wmrb
eö büc^ im Sittgemeinen feit bem 13. 3al^rl^unbert üblid^er,
bie 9Rt)fierien aujer^alb ber ©otte^^aufer auf offentlicfeen
^lä^en, ober an fonfl gelegenen Orten barjufletten» |)ier*
bei toax jugleid^ bie immer felbftflanbiger tt)erbenbe 6nt^
wirfelung beö <SfiM unb feine go^rei^ung t)om eigent*
lid^en ©otte^bienfte n)irffam. 3(pojiolo 3eno fü^rt au«
alten ei)rünifen an , am Djierfefl 1243 fei auf bem ^lafte
$rato betta SSatte ju $abua ein groje« geiftlid^ed ©c^au-
clericorum (Innoc. IIF, ad a. ISIO). Interdum ludi fiunt in ee-
clesiis theatrales et non solum ad ludibriorum spectacula intro-
ducuntur in eis monstra larvarum, verum etiam in aliquibus
[a/tnij festivitatibus, [quae continue natalem Christi sequun-
turjy diaconi, presbyteri ac subdiaconi [vicissimj insaniae
Buae ludibria exercere praesumunt [per gesticulationum sua-
rum debachationes obscoenas in conspectu poputi decus facinnt
clericale viUscere, J — . Praelibatam [veroj ludibriorum
consuetudinem, vel pocius corruptelam, curetis a vestris eccle-
BUS ftaliterj exstirpare, [quod vos divini citltus et sacri com-
drobetis ordinis Zelatores.J (cf. Boehmeri annot. 38 )
«•) Conc. Trev. d. a. 18«7. — Sjnod. Avenion. a. 1809, c.
17. — Salisb. a. 1874, c. 17. — üUroject. a. 1893, c.l«. —Conc.
Germ. Coli. ed. Schannat, auxit Harzheim 1760, III. pag. 589
MiiD IV. 17.
— 49 -
ft)id aufgeführt n>orben «7). jfu« Mefer 3eit t)abm n)ir
au6) We erfte 5hinbe t)on eigenen ©efeßfc^aften , We fid^
jum 3tt>e(f ber SDarfleflung t)on ÜR^fterien bilbeten^ fo
trat im 3a^r 1264 in 9lom bie SBrfiberfd^aft bei Oonfalone
jttfammen, um bie ©efcbic^te ber ^afjton ju fpielen. Q^
fd)eint, baf ©eiftlid^e mit 9BeItIic{)en YDetteiferten, Ui bie^
fen SBotflcBungen ^Rotten ju ubernel^men, unb bie ©efeH^
fcöaft Battttti , bie ft* im 3al&r 1261 in 3:ret>ifo bilbete,
f)atte bie Canonici ber bortigen ßat^ebrale fogar förmlich
»en)flid^tet , if)x iai)rric]^ für bie gioUe ber ÜWaria unb be«
@ngeM jtt)ei OeifUic^e ju liefern ®^).
2)ie im 3a^r 1264 erlaffene Sutte Urbanö IV., m^
burd^ bie geier be0 grobnleid^namd ober Corpus Christi
angeorbnet würbe, rief ein gefi l^erüor, ba^ balb ju ben
bebeutenbflen ber ß^riftenl^eit gel^örte, unb nid^t allein
burc^ glanjenbe Umjüge, fonbern aud^ burd^ brama*
tifc^e ©^)iele i>ex^exxll(f)t würbe ®®)» !Die 3a^rbüd^er ber
©tabt g)ürf t)üm Snbe biefee 3al)r^unbert« liefern
tin 93eif^)iel, mit welker SBic^tigfeit man biefe ©J)iele
aW einen wefcntlic^en 3;^eil ber religiofen geier anfa^.
3ebeö ©ewerbe biefer ©tabt, t)om l^öc^jien bi^ jum
ttiebrigfien, war i)erpflid^tet, auf feine ^ofien eine.©cene
be6 alten ober neuen S^efiament^ ju @l^ren be6 ^eiligen
•') Tiralioachi IV. p. 423. Muralori Script, rer. ICal. T. VIII.
p. 365.
••) Riccoboni T I. ^er aU^u ffeptifcl^e Xiraho^d^i (T. VIII.
pag. 291) gie^t tiefe ^a^xid^Un, unfere^ ^cbünfend mit Unred^t, in
Btoeiffl.
•*) Gavaotl Thesaur. aacr. rit. T. I p. 495 unD 500 biedu-
fd^e ))ou Me'ratus. <3. audi bie <Sd^ilberungen Oiefe^ Seßed bei
Gretser, Bauldry unb Arnaud.
@efd». h. iit in ®Dan i. «». 4
— 50 -
6acramtnt6 bei ber grofen ^roceffion »ortuftelTen, unb
ben rittielnen Sänften toaxen t^aUi i^xe ttfttmmttn ytoUtn
unb Scenen jugetviefcn.
!Die Slfitl^ejeit M geifllid^en !Drama^, bie man wm
14. 3<t^t'i^uubert an batiren fann, ifl burc^ mc^r^
fad^e !£)arfle((un9en , neuerbtngd auiSf bnrd^ ^rau^abe
H)xtx n>{d^tigf}en (iterarifct)en !Denfma(e fo befannt getDor^
ben , baf e6 genügen fann , fie ^ier nur in aUgemrinen
Umriffen unb in fo fern )u fd^ilbern, ald i^re Aenntni^
für ba^ SBerfte^en be6 gleid^jfitigen unb fpAtern fpanifc^n
!Drama6 »efentlid^ forberlic^ fein wirb. @d fd^eint itotd^
bienlic^, l^ierbei J^auptf&c^Iid^ granfreic^ unb @ng(anb in'd
9uge ju faffen , ba über bie lange unb glAnjenbe Striae
))on geifllid^en Sd^auf^ielen, bie ftd^ in biefen S&nbern
entn>{(felte, bie grfinbHd^ften gorfd^uugen angebellt unb bie
jal(>lrei(l&fien !Documente »orl^anben finb •^).
Seit 1268 begann man )u @l^efler, aHjAl^^rlic^ eine Steige
)>on 3R\ffitxitn, ober, n>ie fie in @nglanb genannt n>urben, VtU
••) Warton, Hiat. of engüsh poetry III. 153 ff. — Beau-
champs, Hist du theatre fran^ais Vol. f. — IBoutemrf V. 95 ff.
— Andres, Origine, progresso e stato di o^i literatura T. V.
— GiDguene III. — Tiraboschi VII. — Riccoboni I. — Collier,
Hist of engiish dramatic poetry 1 unb II. — Onesime ie Boy,
Etudes sur Ie mysteres et sur divers manuscrits de Gerson.
Paris, 1837. - Achille, Jubinal mysteres inedifs du quinxieine
siede. Paris, 1d37. — Theatre fran^ais au moyen age publik
par Moninerque of Michel. Paris, 1839. — Aocient Mysteriös
described by William Hone. London, 1833. ~ A coUecUon of
engiish miracle-plays or Mysteries by William Marriott, 1838.
— @. au^ ®. ®ßrre« in ben Woxifdi:)politiSdttn «Uttrtn, ©. VI.,
unb in aSe^ug auf ba« ^ihlio^xa^Wäft ba« mufletl^aft grfinblic^e
unb DoUflänbiee Se^rbud^ einet allflemetnen iiUx&xQe]dtiäfU t^on 3.
@. %fi, &x&it, ÜBanb II. ^btif. 3. ^redben, 1843.
— 51 —
raffifpielen aufjuffil^ren. 3tn Mefe fcfjlojfeu fld^ etwaö fpäter
a^nlid^ unb nid^ minber berühmte !I)arftenungen in ber
SBUbfirf^aibtei utib gu 6ot)entrv. 2)ie älteflen un« aufbcwa^r^
ten ®tüät, aud 6buarM III. ^dt, fitib ro^)e IDramatijirungen
ber l^eillgen ©efc^ld^tc t)on t)orl)errfd^enb c^jifd^em S^on, mriji
fe^tfurj wnb aud einer i)Iatt(ofen Slneinanberrei^ung ^cx^dfk^
bencr Sluflritte befiel^enb. din ^rolog ppegt bad ®anje einju-
leiten, ein @^)ilofl e^ ju fd()Iie^en. 3n ber golge gewan--
nen biefe ®pieU intnter größere 9lu6be^nung, fo baf ein
2^ag jtt il^rer Sluffül^rung nid^t mef)t genügte, unb j. 95.
ba6 SR^jierinm t)on ber SBeltfd^opfiing , an bem man fld^
1409 jn Sfinncr^meB erbaute, eine üoHe SBocfie fpielte.
9t(K]^ umfangreidber war ber ©i^flu^ t)on SRi^fierien, in
ttjeld^em um bie nämliche 3^5^ J^ (Sl^efier bie ganje SBelt^^
gefd^id^te »on ber ©d^öj)fung bi6 jnm jüngften ®eri(^t
bargefteHt würbe 5 unb fo tt)eit war bie ©eijilic^feit »on
il^rem frül^eren SBerbammungdurt^eil jurüdtgef ommen , ba^
ben 3wft^ÄW^ni, weld^e ber ganjen SReil^e biefer frommen
®(^auf^)iele beiwol^nen würben, taufenbja^riger ?lMa§ t>er^
fproc^en warb.
3)ad franjojtfd^e Si^eater war bur(^ t)ielfad^e, 3al)r^
l^unberte lang fortgefeftte SSerfud^e, unter benen nad^trciglid^
nod^ ba6 9KirafeI »om 2;i^eop^iIu6 , bie ältefte bramatifd^e
SSearbeitung ber S^^uflfage, genannt werben möge ®o">),
genug l)erangereifl , um ji(^ gegen @nbe bed t)ierje]^nten
Sal^t^unbertö tJoHfommen ftriren ju fonnen. 2)en andern
SmpuW gab golgenbe«. Um baö 3a^r 1398 t)ereinigte
jtc^ eine ®efettf(^aft »on ^arifer bürgern unb |)anbwer^
*«b) Le Grand d^Aussy, Fabliaux Tom. II.
4*
— 52 —
fern ju bcm gemeinfamen Swerf, geijHic^e ©pick aufju^
ful^rcn. 3wm iocal i^rer 2)arfiettunfleii mahlte fic baö
2)orf St. Maur les Fosaes bei SBincetine^, mil bie 9le^
Ilquien be^ ®t 93a6oIein wnb St ÜRauru6 unb bie ba^
felbfi beftnbiic^e SBunberquette t)iele grembe bort^in lorften.
I)er erfie bort t)orgefiente ©egenpanb war bie ^affion
(S^rifH, 2)iefe« Spiel ^atte anfäiifllic^ in ber e^arwo^e
Statt, warb jebod^ wegen be^ SeifaUd, ben e^ fanb,
fpäter aud^ au^er biefer ^cit wieber^oU. Salb aber, ba
ber ungemeine ßw^^^^^nfl ^^^ 9SoIf6 ßrcejfe t)eranlapt
f)atU, legte ber Pr^vdt »on ^ari^ ber Slnffö^rung fol-
c6er ©türfe |)inbcrnif][e in ben 3Beg. !Die ®*auft)ie(er
richteten nun eine 93ittfd^rift an Äonig ^arl VI., unb
erl(>ielten tjon l^m am 4. 2)ec. 1402 einen greif)eit6^
brief. 3n golge biefer (Soncefllon burften fle ungeftört
in $ari0 unb ber Umgegenb fpielen unb t^r 3;^eatercojium
aud^ auf ben ©trafen tragen. 93on bem SRamen, ben
ibnen baffelbe patent mit SRücf jtclbt auf i^r erfte6 unb be^
rul^mtefled Stud beigelegt l^atte, Riegen fie fortan les
Coiifrcres de la Passion ^^c),
8lnfanglid^ f^)ielten jte auf ben ©tra§en^ fpater fd^Iugen
fte im Hdtel de la Trinitd, bann im Hotel de Flandre
unb jule^t im Hotel de Bourgogne i()ren feßen äBol^nft^
auf. Ueber ber ^üx be« 3;i&eater6 war ba« SBaj)J)en ber
^afliondbrßber angel^eftet, ein fteinerner ©ti^ilb mit bem
Äreuje unb ' ben ?eiben6tt)erf jeugen. S)er Äreiö ,_ in bem
••c) Dulaure, Histoire civile, physique et monüe de Paris,
T. Vr. p. 14. Taillaudier, Notice sur les confk>ere8 de la Passion.
Paris, 1834. ®räge a. a. O. <S. 1186.
- 53 —
ftd^ il6re 35arfiettunflftt bewegten, blieb übrigen« nidbt auf
bie ^af(ion beffbranft. !Die ganje ©efc^id^te M alten
unb neuen S^efiament«, bad ganje ®ebiet ber |)eUi9en'
gegeube mupte baju l^erl^alten. !Die langem ©turfe waren
in 3^age (journees) abget^eilt unb fl)ielten fo öiele S^age,
wie jte bergleicfcen Slbtl^eilungen l^attcn, woburd^ fi^ We
3)auer einer fold^en SBorfleBung bisweilen auf fünf SBoc^en
erfirerfte. ©elbfl bie einjelnen Journees bel^nten fic^ oft
fo in bie Sänge, ba^ um 3J?ittag eine $aufe t>on einigen
©tunben gemad^t werben mupte, um ben Spielern nur
etwa« 3iul)e ju gönnen. !Die ©türfe, fo »iel wir t)on ben
erl[}altenen 9le|ien urtl)eilen fonnen, waren faji burc^au«
bialogifirte ®efd^id)ten t)on enblofer ©reite, o^ne alle bra*
matifdbe SSerfnüpfung ber einjelnen ©cenen, SJarjieHungen
ganjer Seben^läufe, ja ©ummarien ber gaujen l^eiligen
Oefi^id^te; unb bei ©cfcäftung berfelben fonnen Sinjet
l^eiten t)oll poetifc^er ^aft unb SBal^rl)eit ben gänjlid^en
3Kangel an Sered^nung unb ©lieberung bed ^land, bie
unf&gli(^e, ft^ in ewigen ffiieberl^olungen ergel^enbe, SBeit^
fc^weifigfeit ber Sel^anblung fd^werlidb vergüten, ßugteid^
würbe in biefen 9K^flerien ©d^erj unb Srnft auf« wiH^
löl^rlid&fle burc^einanber geriil^rt, ba6 Äomifd^e in aben*
tfteuerlid^er SWifd^ung mit bem ?:ragifd^en t)erbunben. 9lic^t
feiten mußte ber 2;eufel bie 9lotle M Sufiigmac^erd über^
nehmen. !Der recitirenbe Vortrag, meifl in furjjeiligen
jambifd^en Werfen, wed^felte mit bem muftfalifc^en , jum
JEl^eil aud^ mit gefangenen ®^6ren.
5)a« $erfonal unb ber Sfpparat, bie ju biefen ©tficfen
erforbert würben, müjfen ungeheuer gewefen fein. 3)ie
tSinrid^tung be« ^^eater« wirb folgenber ^a^cn gefd^ilbert,
- 54 -
unb man.faun anttel^mcii; ia^ tiefe ®c^ilt)erung uu6 im
SBefentlid^en nic^t blo^ ben 3wP«iib ^^^ franjöftfc^ert; fon^
betn aui) ben ber fibrigen S5öl)nen im bamaligen euro^)a
jeigt; für ßnfllanb unb 2)eutfci&Ianb »enigjleu^ tt)irb bie^
burd^ au6brü(fii(^e Seugniffe befiartgt »i). iter ©(^au^Jlaft
jerftel in brei S^^eile. Oben naä) leinten ju panb ein
l^ol^e« ©erfiji, ben |)immel unb bad ^arabie6 t»orfiettenb;
auf il^m befanben jtd^ ber ®ift ®otte^ unb ber 2;^ron ber
^eiligen JDreieinigfeit, "oon (Sngeln unb |)eiligen umgeben.
Unterl^alb biefeö Oeröfle^ lagen bie Srbe unb bad ^urga^
torium; ganj unten aber bie |)6ne, in ©efialt eine^
JDrac^end, burc^ befien Stadien bie 3^eufe( emi)orftiegen
unb l^inabfiil^ren. 3^v Seite n>ar eine 9?ifdbe mit SBor^»
Rängen ; n)o, n>ie man annal)m, aDed bad ))orging, toa^
nidbt üor bie ßwfc^auer gebrad^t tt)erben fonnte; jugleic^
flanben auf ber SSül^ne felbfl S3änfe, auf bie fidb bie
®d^auft)ieler nad^ Seenbigun^ il^rer ©cenen nieberlie§en.
!Die ©ifte ber 3ufc^öuer waren reibenwetfe t)\ntex einanber
cx\^ö\)t unb, n)ie bie Sül^ne, nadb religiofen Ueberlieferungen
benannt; bielböc^fien l^iefen ba^^arabie^. Um2)ecorationen
unb SRafcfeinerie ber Sül^ne fo glänjenb \me möglid^ au6ju^
fiatten, fd^eute man Weber SWül^e noc^ Äoflen •^). SBenn
*>) @. Strutts MaoBers and Customs unb naä) Um Hone,
ancient Mysteries, p. «17. — Stewart), Swnffurter 5(r(||i\), III.
pag. 137 — 158. Hoffma n, Iter austriacum, pag. S24.
••) 3u Ux 38. Seree »on ©utUaume 33ou(^et lieft mon:
„Quelqu*un de la compagnle nous Ta coDter qu'il avoit tu jouer
la Passion A Saumur, et quVntre autres chosrs fort singulieres
qii^il avoit remarquees en ces jeux c'etoit que le paradis etoit
si beau ä canse de Texcellenee de la peinture, que celui qui
Tavoit l'ait, se vantant de son ouvrage disoit a tous ceux qui
- 55 -
Me SJarfieHuttg im greien Statt fanb, fd&rint man fid^
eincd beVDeglic^en^ auf SRabcr geflellteti^ Srettergeröfifd bf*
bient ju l^aben •3).
9lad^ bcm SSorbilbc beö ^arifer Xf)caUx^ errichtete
man balb d^nlic^e in »ielen ©tdbten granfreid^d. aber
ntd^t uberaK bildeten ftd^ ßebenbe unb regelmäßige ®i)au^
fpielergefettfd^aften. 3Bie aud^ bie Coofr^rie de la Pas-
cnon bei bem unglaublich großen ^erfonal, bad manche
i^rer ©tödfe erforberten, oft bie Sei^ülfe be6 ^ublicum6
in 9lnf))ru^ nal^m , fo traten an mand^en Orten bie an^
gefel^enfien ©ntool^ner felbfi ald 8eiter be0 .©pieM auf.
Stud ben 9(rd^ioen ber ©urgunbifc^en Stabt ©eurre ifl ein
$rotofott »om 3abt 1484 befannt gemad^t tt)orben, in
weld^em ftd^ ein IDid^ter »erbinblid^ mad^t, ben bürgern
ber ©tabt, gegen angemeffene SSejal^Iung, ein STO^fierium
oon bem geben il^red ©c^uft^jatronö ju liefern. Sei SBer^^
tbeilung ber Stollen würben l^au^Jtfac^lic^ bie jtirc^en^
unb Älofierfd^ulen , bie geijilid^en Sriiberfdbaften unb bie
tjerfd^iebenen fünfte berudfld^tigt ; »or iDarfieHungen aber,
bie ein ungewol^nlid^ große« ^erfonal erforberten, t»er*
anjlaltete man einen <)omi)l^aften 3m8/ ^^^ ^^^ ^^^^^
2;romi)etenftößen ber fogenannte cri de jeu, b. 1^. eine, an
bie ganje SSürgerfd^aft gerid^tete, «ufforberung jur 2;^eil'
Rdmiroient ce paradis: ..yVoilik bien le plus beau paradis que
V0U8 vites jamaifl, ne que vous Terrez ^^~3n bem SR^flerium le
Tieil Testament flnbet fid^ in bei ®(^ö))fun9dfcene bie Slntoei^ng :
„Adonque se doU tirer un ciel de couleur de feu , auquel sera
ecrif: Coelum empyreum.*^ — @. Saint- Beuve, Tableaa de la
poesie fran^aise au XVIe siecle. Paris, 1843.
•*) Collier, History of english dramatic poetry, V. II.
pag. 152.
— 56 -
ndf)mc an bem (g^Jide beriefen warb. SBaren fämmtlicfce
SRoIIeu i>ext\)eiU, fo leifieten Wc ©^>ieler einen feierlichen
gib, il^re Partien wo^l einjuiiubiren unb fxi) jur gel^öri^
gen 3rit einjuftnben, ja festen il^r geben unb i^re ©fiter
bafür jum ^fanbe. 2)ie |)anbfcl^rift , xoeKfye bie 9loKen
enthielt, nannte man bie Drbnung ober bad JRegifter be0
Stücföj „SRegifter-Sül^rer'' l^ie^ berjenige, ber bie DarfieU
lung leitete. 2)ie Srric^tung ber Sul^ne beforgte in ©eurre
ber Sürgermeifter felbji. 9?acl^ SSeenbigung fammtlic^er
93orbereitungen würben bie Spieler burc^ öffentlid^en 8(uf--
ruf entboten, jt^ einjuftnben; bann jogen jie unter flin^^
genbem Spiel, in tjottem SofMim unb fammtlic^ beritten,
burc^ bie feftlid^ gefcfemucften ©trafen ber ©tabt bi^ an
ben ^laft, tt>o bie ©ul&ne aufgefc^Iagen mar, unb bie SJor^^
fteHung nal^m i^ren 8tnfang •*).
®ne befonbere ßlaffe be6 geijHid^en ©c^aufpield neben
ben ÜJlVJierien bilbeten bie SRoralitdten, ober fold^e ©tücfe,
in benen bie moralifc^ ^ aKegorifc^e !Deutung baö gefc^ic^t*
lic^e glement fibent)og. ÜRan pfiegt ba6 ßntfie^en ber^
felben in6 15. 3a^rl[}ttnbert }u feften unb för granfreic^
an folgenben tlmfianb ju fnupfen. Sc^on üor ben $af^
{ion6brubern l^atte eine alte ))rit)ilegerte S^erbinbung )9on
^Ib'oocaUn, ^rocuratoren unb anbem 3uftiibeamten bad SBor^
xe(f)t gel^abt, bie offentlid^en geße ju leiten. !Diefe ®enoffen^
fc^aft (les Clercs de la Bazoche) n)o(Ite t)inter ber Con-
frerie de la Passion nid^t jurfid bleiben unb gleidbf^I^^ SR)^^
flerien aufful^renj allein biefe lefttere, ftd^auf il(>r$rii)ilegium
berufenb, tjerwdgerte ibr ba^ JRed^t baju, unb fo gingen bie
*«) Achille Jubinale, Mytseres du XVe siecle, preface
pag. XLIl.
- 57 -
Cleres jur ßrfinbung ber 5B!oraHtäten u6er. SIKein man
fawtt jutjerftcfetlid^ annehmen , baß Wefe ?(rt t)on ©türfen,
tt)ie ftd^ tjom ^ange be^ ganjen 5KitteIaIter^ jur SHfeflorie
erwarten laßt, tt>eit älter toax. ©d^on fm Slnfang bed
13. Safer^unbertö ftnben tt>ir efn t^eologifd^ed ^xama »on
Stienne gaugton, worin bie SBal^rl^eit unb b<e ©erecfetlg^
feit Uram wegen be^ ©üubenfaUe^ öor ®ott anflagen,
ba^ 5roittleiben unb ber griebe aber ein SBort für i^n ein*
legen, unb l&ierauf (Sott ber SSater mit feinem @ol(|ne t)er-
atrebet, ben Streit burc^ bie SKenfc^werbung teijulegen.
|)ierl()er geprt audb eind ber altefien und erhalte*
nen !I)ramen in Ü^eutfc^lanb , ber Ltidus paschalis de
adveiitu et iuteritu Antichristi ^^), in iem bie ftirc^e,
bie Synagoge, bie 33arml^erjig!eit unb bie @ered^tig!eit
auftreten. 3luc^ in ben franjofifc^en 9Kvft^rien waren "oon
Älterd l^er ä^nlidf^e ^erfoniftcationen l^eimifd^ gewefen 5
nur baß ^ier bad l^ifiorifd^e (Slement bad t)or]^errfcftenbe
war. ©oüiel ift aber aöerbingd gegrünbet, Daß feit ber
er^en {)alfte bed 15. Sa^rl^unbertd ber ©efd^marf an foU
(^en attegorifd^en Spielen befonberd ^errfcftenb würbe unb
aOmalig fo uberl)anb nal^m, baß bie SR^fierien fafl ia'ocn
»erbrangt würben. 95orttämlicl& war bieö in (Snglanb unb
Sranfreid^ ber gaÖ. I)ae ^erfonal in biefen 9Woralitaten
befianb fafi ganjlid^ au6 aöegorifd^en Figuren. Die »er*
fd^iebenen Jlugenben unb ?afler, bie Sunbe unb ber Zoi,
ber Olauben, bie Hoffnung unb bie ?iebe fpielten bie
**) ^bge^rucft in Pet/. Thesaurus Anecri. novus, T. II P. III.
col. 185^196; t>erg(. HoffmauD Fundgruben I. 242 — 144. Iter
Anstr. 146, 243. Kugler, de Werinliero saec. XII. monaclio
Tagerns Berol. 1831.
- 58 —
|)am)troUen iabä. Sfber man giufl weiter bid jur ^er*
fonificatfon ber abfiractefien SBegriffe. SRic^t nur bad Uebel*
beratl^enfein unb SBol^Iberatlb^nfein , bad feltge nnb bad
imfeHge gnbe, ba6 gafien, baö ®ebet nnb feine ©d^we^
fler baö Älmofen, bie {)offuun9 — auf — langet —
geben, bie ©c^am — feine — ©ünben — ju — befen^
nen, traten leibl^aftig, rebenb unb ^anbehib auf bie
SSfll^ne, fonbern auc^ baö ©lut Slbete, bie 3;obten*
t)igiiien, nämlid^: Creator omninm, Vir fertissimus,
Homo natu8 de muliere unb Paucitas dierum , ba6
SKel^r nnb bad SBeniger unb bie t)erfc^iebenen Tem-
pora t)on 3^^^tt>6rtem , j. 33. Regno , regnabo , re-
gnavi« 2)er S^eufel unb ba6 8afier burften nie fel^len ;
jener erfd^ien in furdb^barer ©efialt, mit langer rotier
9?afe, mit @dbtt>anj unb mit gefpaltenen Alanen ; bad gafier
Ibingegen war eine 8(rt von fomifc^er gigur im bunten
Äleibe, eine ^eitfc^c in ber ^anb. Sn ber grfinbung biefer
tt)unberlldben Stüde befunbet jld^ nicftt feiten eine unge^
meine Straft ber ^J^antajle, in ber ßeitung beö ^lan^ t)iel
©dbarffinn unb feine SSeredbnung.
3(u6 ben fK^fierien unb SKoralitäten leitet bie gewol^nlid^e
Sfnfld^t ben Urfpmng i)e^ ganzen neuem ©d^aufpield ^er; aW
ber ^eitpmft, too bie erfien weltlid^en 2)ramen auö ben gei^
lidben l^erüorgebrungen feien, wirb bann baö (Snbe bed 15.
SalbrWbertö angeben. 3)ie iDarftellungen ber l^eiligen ®e*
fdbidbte boten aUerbingd profane ©emente genug bar, bie
bem weltlichen S^beater, namentlich beut b^fiorifd^en ©c^au^
fpiel, ju 8lnfnü))fungöi)unften bienen fonnten; audb finben
fid^ fdbon unter ben S(upi^rungen ber ^afjtondbrAber ein«
Jielne üon rein weltlidben 9?egebenbeiten erwäl^nt (wie
— 59 -
i. 93. 1395 Me @efc^i(^te ber ©rifelbfö, 1459 Wc 3erfl6run9
Zxoia'^ aufgeführt n>urbe) ; unb bie Clercs de 1a Bazoche
flingen nfc^t aHein in etnjelne TtoxalMten, j. 35. in ber
befannten SBerurtl^eilung bee S3anfetd, ganj ober ben reli*
fliofen Äreiö l^inauö, fonbern jieKten, jnr ©rgöftung neben
ber Erbauung, an(b Mareen ol&ne aUegorffd^e JJignren bar.
3»an Um ba^er bad geifllid^e @d^aiifj)iel be^ SDWttelalterd
al6 eine tDtcbttge Dnelle bed neuen !I)ramad gelten laffen;
aber bod^ nur aU eine t)on mehreren, tt)elc^e jufammen*
frfotnten, um in i^rer ^Bereinigung erfl ju bem mannig*
faltigen Oanjen anjuwad^fen. IDenn entfd^ieben irrig ifl
eö, tt)enn man glaubt, bie ©enoffenfd^aften , \)on beneu
jule^t bie Siebe VDar, li&tten bie ganje bramatifd^e Si^dtig^
feit il^rer ^dt in fid^ abforbirt. SBod tt)ir oben burd^ 3«*
fammenfietfung einiger S^^fl^iff^ wnter tjielen barjut^)Utt
t)erfud^ten , baß mimifc^e SBarfleKungen »äl^renb ber gel^n
erflen Sa^rtunberte unferer 3^itrec^nung nie ganj außer
SSraud^ famen, laßt ftd^ für bie folgenbe ^eit burd^ nod^
weit jal^Ireidf^ere 35ett)eidfiellen außer allen 3tt>^if^l f^ft^n.
SRit Ueberge^ung aller jener öielfad^en @rtt)dl^nungen ber
SRimen unb Soculatoren bei ben (S^ronifenfd^reibem ^«),
mögen l^ier nur einige ber töid^tigern unb audbrüdflid^en
3eugniffe t)on bem SBorl^anbenfeiu eined rein tt)eltlid^en
©d^aufpieW angefül^rt ttjerben. 3n ber 8ebendgefc^id^te
M \). a;^omaö, grjbifc^off^ unb aftärt^rerö, »on SBilTiam
giftfiep^en, atter SBal^rfd^einlid^feit nad^ üor 1182 ge^
fd^rieben, I)eißt e6 t)om bamaligen Sonbon fd^on: ,;Sonbon
befiftt fiatt ber Si^eaterfiüdte, (iatt ber fcenifd^en ©piele,
••) (namentltd^ aud^ tu ben dueüen Oet vti^^ensaUfd^en iittta^
turgefd^ii^te, u>orauf tcit ^utudffommen werben.
- 60 -
beiligere Spiele, SSorfteflungen t)on ben SBuubern, wel^e
bie l^eiligen 33efenner "ooühxa^t \)aUn, ober t)on im Seiben,
tt>orin bie ©tanb^aftigfeit bcr 5Kartt^rer ftd^ t)erl^errlid^t
l^at," — tt)a^ bod^ entfd^ieben auf baö ©efamitfein weltlid^er
@cl^aufpiele im bamaligen Europa fc^Ite^en ta^t. Raoul
Tortaire (in Bibl Ploriac. p. 335) erjaf)lt t)on ©ci^au^
fpielen, bie ^erjog «^eiurid^ I. "oon ber Stormanbie im 3a^te
J120ba6e aufführen laffen. Um bie SÄitte be^ 13. 3abr^
bunbert^ fprid^t Zijoma^ ^on Slquino (Quaest. disp. Q.
108, Art. 3) t)on bem Oewoerbe ber ©d^aufpieler CofBcium
Histrionum} uttb nennt ed erlaubt, fall^ ed uid^t gemi§^
brandet tt)erbe. ßateinifdbe, t)ielleidbt jwr Slupbning auf
ben Uni))erfltaten befiimmt gemefene @tu(fe bed 13. unb
14. 3a^tl()unbertö ftnb mebrere tjorbanben ^^). — Geronimo
Squarzafico, in feinem geben baö Petrarca, erjdl^It, ber
(Sarbinal ©iotjanni (Solonna babe bad ©cbaufpiel febr ge^^
liebt, aber geHagt, ba^ in b.n 3)ramen unb tbeatralifcben
!I)arPeIIungen fo gro^e Sicenj berrfcbe, unb baß eö feine
9lofcii mebr gebe, bie mit Shinfi unb Slnfianb ju fpielen
xoü^ien. Petrarca felbji fdbneb in feiner 3ugenb eine
(Somobie (Petr. Ep. II. 7) — 8ttd bie Sobne ^l(>iKppd
bed <S^bn€n 1313 ben 3litterfc]bI<J9 erbielten, würben bei
bem gefi neben "oex^^kUnen geijHidben S^aufiürfen audb
mehrere t)on rein weltlicbem 3nb<tlt bargefiellt, unter
anbem ber ganje gebendlauf bed 3leine!e guc^d, ber
erfi aI6 2(rjt, bann ald ^riefier, eine Qpx^d unb
ein @t)angelium lefenb, l^ierauf aW 93ifc^of unb ©rj^
*') TiraboBhi VII. ^00. — Haupt, Exempla poes. lat. med.
aevi, p. 18. sqq. — Wright, Early mysteriet and other latin
poenis. London, 1836.
- 61 —
bifc^of, unb jule^t ald ^apfl; beflänbig ^ul^ner uitb Stü^^
Im frejfenb, erfd^len. Unter ben 2)i(i)tern ber SRorbfran-
jofen wirb fd^on im 12. 3<if)r^unbert ©uiHaume t>onS5loid
aW aSerfaffer einer S^ragobic t)on Planta unb SWarco, unb
einer ©omobie, Sllba, in lateinifd^en Ißerfen genannt •®).
(Snblic^ ifi und ait6 bem 13., \p&te^m^ 14. 3ö^r^unbert
bad anmutMä^ ©c^dferfpiel Robin et Marion üonSol^ann
SSobel au^ Slrrad aufbewal^rt ^^).
SBeifen wir nun nod^ auf bie IBorftettungen l^in, bie
unter bem Stamen ludi doniini regis am .^ofe ber eng^
lifd^en Äonige feit lange üblid^ waren; auf bie ©pott^
fpiele mit aöegorifd^en giguren, ju beren DarfieDfung bie
®efeKfc^aft ber Eiifans sans souci in ^arid t)on Äarl VI.
^)ri»ilegirt würbe; auf bie allgemeine Verbreitung berSW^^
flerien unb SÄoralitaten auc^ in ^eut\(f)lan\> unb ben an^
grenjenben ganberu; Scl^men unb ben Sffieberlanben i^o)^
fo wie barauf, ba^ überall biefe geiftlid^en ®pkU t)or*
nämlicb an ben klagen ber brei Äonige, beö 1^. ®tepl^an,
bed ®oangeIi|ien 3o^annee, ber unfc^ulbigen ^inblein,
bed Corpus Christi unb am Dfierfefie Statt fanben i*^*);
unb enblic^ auf bie gajinac^töfiörfe , bie wdl^renb bed 15.
3a^r^unbertd in 3)eutfc^Ianb fe^r beliebt würben, fo l^aben
••) Petrus Blesens. ep. 93 in Bibl. PP. Lugd. T. XXIV.
pag. 1012.
**) Moomerque et Michel, Theatre ft'aD^ais au moyoii age,
p. 97— ISA.
!••) SWone, SCltDeutfcöe @(^au6ü§ne, «ßoffmann, Sunbgrtiben unb
Iter austriacum. — ^obron»0f^, ®if^i(X)ti ber Q3ö^mif(^en Siteratutr
p. t99 {f. <&offmannr 9tUnieberlänbif(^e @(i)aubu^ne.
«•») SWonc. 1. o. pag. 14. — Collier, V. I Tpag. II. — Ger-
bert ; De cantu et musica sacra, T. II. pag. 93.
- 62 —
tt)ir bad eutopaffcf^e 3)rama 6W an bie ©renje feiner mit:?
telalterli^en ^eriobe unb an bie be6 gegenn)ärtigen Ueber^?
b(i(fd begleitet. 9(16 bad ^attptmoment ber nun begin^^
nenben neuen @pod^e fann man ba^ ®tubium ber clafft-
fd^en Literatur bejeic^nen. Sim frül^flen unb entfd^iebenflen
gab |l^ biefer ©n^u^ in 3talien funb. ?lber bier, nie in
ben meinen Sanbern, n>irfte et auf bie @ntn)i(fe(ung ber
$eime eined ächten 9{ationa(tl()eaterd n>eit me^r l(}inbemb
a(d förbernb. @tatt bie einbeimifd^en SInfange bed!Dramad
bem ®ei(ie ber ^eit unb ber Station gemd^ audjubilben,
unb nur nad^ antuen SKujiem ju l^o^erer ÄunfteoHenbung
ju ex^eUn, begann man auf bad ))o(fdtl^umlic^e Clement
ber Äunfi t)orne]^m b'^^^^J^feben , unb fud^te in'd 8eben
JU rufen, tt>ad fein t)itale6 ^rincip in jtcb trug, ein3tt)it^
tergefdbopf, in ber gorm ber ?(tttife nadbgedfft, bem ®eifie
nacb ^immeln)eit "oon H)x )!)erfd^ieben , l^altlod unb obne
eigentbämlidbe Sebendfraft. Um ia^ Unheil t)oII )U mad^en,
fiem^)eUe man eine fc^iefe Snterpretation ber ?lrifiotelifdben
9tege(n jum @efe$ unb na^m ftdb, in blinber JBerel^rung
f&r alled aud bem 9IItertbum @tammenbe, oft bie fdb(edb^
tejien SD'htjier jur SRac^abmung , für bie S^ragdbie j. SS*
ben ©eneca. SRad^bem bie 3ldmifcbe Slfabemie ber ®e*
lehrten unb 3)icbter im S^br 1470 einige 8u|ifpiele beö
^(autud lateinifcb aufgefAbi^ unb fo ben ©egenfa^ ber
Commedia erudita gegen bie Commedia deW arte auf^
gefiellt l^atte, wenbeten ficb bie S3eftrebungen ber 2)idbter unb
ber ®efcbmadC bed gebilbeten ^ublifum^ faft audfdbHe^Iidb
biefer neuen Slid^tung ju, unb fo l^aben ftdb bie b^terogenen
formen ber populären ^arce unb ber, nacb uberfommenen
SSorfd^riften gemobelten, @omöbie unb S^ragobie bid auf
- 63 -
uufcre 3^^ f^^<>ff ^^^ unt)ermitte(t gegenüber geftonben.
%u(f) in %xanheiä} begann man, feit jtc^ t)om 2af)x 1540
an Ueberfeftungen lateinifcl^er unb griec^ifc^er ©törfe t)er*
breiteten, "oon bem Streben nac^ 3Bieberbelebung ber antifen
Sragobie unb (Somobie andjugel^en. @ben biefe 9li(^tnng
trug bei, ben SSerfafl ber geifilid^en 33ü^ne l^erbeijiifift^ren.
2)enn inbem bk gebilbeten 2)ic^ter »erfc^ma^ten, burdb (5om^
|)o|ition t)on SW^fierien unb 9RoraIitäten ben S3ebürfniffen
ber ©egenwart )u bienen, überliefen fte biefe ©attung ber
3nH)rot)ifatiott ober ber gertigfeit l^anbtt>erKma^iger ^oeten,
«nb führten fte einer Entartung unb 3ög^ttojtgfeit entgegen,
tt>elc&e bie ?lufmerffamfeit ber Sel^örben auf flc^ jiel^en
mu^te. 2)ie geijilic^en 2)arfienungen ber Confrerie de 1a
Passion mürben im 3^^^ 1547 burc^ eine ^arlament^acte
t>erboten} bie Oefettfc^aft ber Bazoche toax fc^on 1547
aufgelboben n>orben; unb xoenn gleich bie gange ©attung
religiöfer ®(6aufpiele noä) giemlic^ lange fortbeflanb, ja jlc^
in einjeluen Steffen bid auf ben l^eutigen S^ag erhalten
W ^^^)f f<> f^^^ ^^^ to^ 'w ?ingemeinen annel^men, ba^
fie tjom Snbe bed 16. 3al^rl^unbertd an in allen ßanbern —
ein einjiged aufgenommen — immer me^r an Sebeutung
t)erIor unb )u feinea toeitern SludbUbung mel^r gelangte.
2)a^ Deutfd^Ianb 3a^r]^unberte lang ju feinem blü*
^nben unb äd^ten 9{ationaIt^eater gelangen fonnte, mag
'•*) $)ei:dteid)en ftnb j. JB. bie fßafftün^fviete |u Oberommergau
im bdrifc^en «goc^lanbe; tu ^arfleUungen ber ^eiüden ©efc^ic^te,
bie aüidl^tlic^ an t>erf(l^iebenen Sejlen in ber^ird^e 9Cta(SdIt )u9iom
toiebet^olt toerben. 3m grü^ja^r 1839, am Seft be« @. ©iufe^jv^e,
fa^ bet ^erfaffet in bem flcilianifd)en ©täbtdjen ^anicatti ä^uUc^e
iBorfteUungen, bie auf eisend erbauten ©eräfien in ben Straßen auf:
geführt tt?urben.
- 64 -
i)erf(]^lebeneii Urfad^en beijumeffen fein, aber al6 eine ber^
felbcn ift unftreitig eine äbnlic^e (Slnunrfnng auö bem AI*
tert^um ju nennen, wie jte [x(f) in 3talien nnb granfreld)
funO gab. Bäfon um eben bie 3^it/ afö Slofenblut nnb
^an^ ©ac^d mit tjiel berbem aSoIWwift unb populärer
iDarfteOung^gabe ben SInfang ju einem (Sc^aufpiel mac^*
ten, baö burc^ bie forgfaltige Pflege fpaterer !l)ic^ter ju
fel^r erfreulid^er 95löt^e f)atte gelangen fSnnen, begrün*
beten gelegte ^oeten burc^ i^re lateinifdben Stürfe einen
3tt)iefpalt jwifdb^n ber 93oIKcomobie unb bem, ^o^ere ^\u
fprud^e mad^enben, Äunfibrama. Unb biefe Sntjweiung
bauerte in ber golgejeit bergefialt fort, baß man jene auf
ber unterfien Stufe einer berben ^offe jur Unterl^altung
be^ ^obetö fiel^en ließ, wä^reub aße gebilbetern ^i(i)Ux
if)xe 2:^ätigfett biefem junjanbten. Unb war aud^ jene un*
rul^ige ^eriobe ber @utn)i(felung ber ^unfi überl^aupt nid^t
gänfUg ; wiK man . aud^ bie poetifd^en Gräfte , bie {ic^
i^rer ))&iten annebmen Knnen, nicbt f)oi) anfc^Iagen, fo
wirb man bod^ jugeben muffen, baß ed ber beutfd^en
S3ü^ne .erfprießlid^er gewefen wäre, wenn 2)ic^ter, wie
®x\)pW^ unb Dpi$, jiatt nan^ l&albt)erftanbenen clafllfcöen
SRuflern }U arbeiten, bod t)oIf6mäßige !£)rama berödCfic^tigt
unb ed einer l^5^ern Sntwidlung entgegen}uffil^ren ge*
jirebt ^dtten.
3tux jwei unter ben neuern S^ölfern fonnen genannt
Werben, bereu Jf)eater fic^, ol^ne ^emmenben (Sinfluß aud
bem SHtertl^um, nur feinem eignen Sntwidteluitgdgange
folgenb, jur ^od^fien Sottfommenl^eit audgebilbet Ib^t —
bie @ngl&nber unb Spanier. 3Jlan wunbere ftc^ ni^t, baß
wir Sd^öpfungen, bie ju ben ^6c^|ien bed SWenfd^engeifie^
— 65 —
nUx^avLpt gehören; mit ben rollen SBerfud^cn bed iWittel^
altera in SerMnbung bringen. !Denn xoaU^v tji e^, nnb
wirbaudf) ber forgfaIHgen Prüfung nid^tparaborerfd^einen —
©l^afefpeare nnb gletd^er, iope nnb Salberon l^aben bie
Elemente, an beren S3übung bie mittlem 3a^rl()unberte
mit me^r ober minber ®löcf gearbeitet l^atten, nur ju
flaunenött)er;l^er SSotfenbnng gejialtet nnb tt»eifen anf bad
mittelalterlid^e !Drama ate ben Äeim beö irrigen jurud,
mnn mä) bie Äluft, iic }tt)ifd^en jenem nnb biefem liegt,
eben fo groß iji, wie ber Unterfd^ieb jwifd^en ien erfien
bauten be6 lalfenben Äinbed nnb ber Serebfamfeit M 3)e*
mojil^eneö. — Slber auc^ in Sejug anf @nglanb muß
nod^ eine ©nfd^ranfung gemacht tt)erben. 5?ic^t in bem*
felben Umfang , wie Spanien , barf e6 pdf) röl^men , bad
»oltepoetifd^e, axi^ ben innerfien 8e6en6feimen ber neuem
SBeltepod^e ^erüorgewad^fene !Drama in feiner ganjen Stein^^
l^eit nnb in aüm feinm ^^^afen audgebilbel )u l^aben.
!I)enn einmal begann ftd^ l^ier fc^on in ßl^apman nnb
me^r nod^ in 33en 3onfott ein entfc^eibenber Einfluß ber
Untife funb ju geben nnb flörenb in bie felbftfiänbige gort^
entwidCtung bed nationalen @d^aufpield einzugreifen; an^
bererfeitö blieb bad religiofe 2)rama ganj auf feiner mit^
telalterlid^en Stufe fiel^en, ot>ne nad^ l^o^eren Stnforbe^
rungen funfigemaß weiter cultiüirt ju werben. 3)er®runb
»Ott Unterem ifi l^auptfad^Iidf) in ber SReformation ju fuc^en,
weld^e bie ganje geiftige Slid^tung ber ^dt t)eränberte-
3lod^ etwa ein ^albeö Sal^rl^unbert fd^le\)pten jwar 3taä)^
fd^oßlinge bed einft fo blu^enben 3weiged mft^fam ilb^e
grijienj fort; üon ben großen nnb &6)Un 3)id^tern and
ber 3eit ber gtifabetl^ aber würbe nic^t einmal ber SSer-
fud^ gemad^t, bie erworbene ©attung t)on Stteucm in'd
®<f(fy. b. 8it. in (Span. i. «b. 5
-Ge-
geben ju rufen. Spanien afletn bdjaiCpM ben SSorjug,
neben einem tt)eltlic6en ®c^auf\)iel, bad We ©eified-, ®e^
fuf)M* nub ^l^antafterid^tung eined Ibod^beüorjugten SSolM
unb fKenfd^enalterö aufö SReinjie »erför^jert l^at, ein reli^
fliöfeö I)rama jn befi^en, baö ald Oipfel unb eigentliche
aSotfenbung ber geifilid^en 95ül^ne bed üKitteldterö anju/
feigen iji. SHSie t)iele SSerfu^e audf) gemad^t würben, ben
arifiotelifd^en Siegeln unb einer jiricten Beobachtung ber
clafjtfd^en gormen Eingang ju »erfc^affen , baö Siolf ließ
^6) burc^ fclaüifci^e Siad^al^mung unbegriffener 9Kufler uid^t
um baö nationale ill^eater betrügen. (Sine Steige t)on
JDid^tern erflen 9langeö bereid^erte töäb^enb mel^r afö
eined Sal^r^unbertö bie 95üf)ne mit einer fafi unuberfel)^
baren SRenge äd^t t)olfdt]^umlic^er , aud bem ©eift unb
Jeben i^rer Station l^erauö gefc^affener 3)ramen. Unb eben
biefe ^iä)ttx, t)on bem tief^religiofen ©eifie erfüllt, ber
i^re ganje Umgebung burd^brang, bemad^tigten ftc^ bed
geifilidf)en ©d^aufpiete, unb erhoben ed auf eine Stufe
ber Äudbilbung, bie ed ju ben frühem SW^fterien unb
SRoralitaten in baffelbe SSerl^altniß fieUt, in bem etwa
ba^ ©^afefpeare^fd^e I)rama ju ben mittelalterlichen garcen
^cf)t @o bilbet benn baö fpanifd^e Zl)eat€X, auc^ abge^
feigen t)on feinem dfH^etifc^en SBertl^, burd^ feine ganj ei^^
gentl^ümlid^e unb nationale ©efialtung eine ber merfwür^
bigflen unb intereffantejien Srfd^einungen, weld^e wol^l öer*
bient, üon il^ren 5lnfangen an unb. in i^rem ganjen SBerlauf
betrad^tet ju werben. 3« biefer Betrachtung fonnen wir
und nun mit mel^r ^n^ex[\ä)t wenben, nad^bem wir burc^
bie öoranfiel^enben 5lnbeutungen eine Vorarbeit befeitigt, bie
jur Sluf^eHung mand^eö bunflen ^nfted wefentlid^e 2)ienfie
leiflen wirb.
i^tftt^ f&ntify*
PU ttfitn S^puttn ^(0 S^panifd)tn fPratna'«.
•o^-
5*
^ic ®efc^i(]^te M fpanifd^en 3;i^eater« fm flrengeii
©innc !ann freilf d^ crfi M ber 3e(t anl^eben , too au« bem
®en)irre üerfc^iebcner ffiölferfd^apen , bie jlci^ naci) efnanber
auf ber p^reuaifd^en ^albinfel btängten, bie Station, bie
tt>ir ^eute bie fpanifd^e nennen, mit il^rer eiflentl^umlici^ett
©prad&e aufjutauc^en begann- I)ie Unterfud^ung alfo,
ob fd^on t)or biefem 3^{*pwtift auf bemfelben ©oben bra^
matifd^e ©piele aufgefuf^rt worben feien , fd^eint nid^t l^ier^
l^er ju geöorem allein fein SBolf fann über einganb ^in^
fd^reiten , of^ne einen il^eil feiner Silbung unb feiner ©it^^
ten bem nad^folgenben jum aSermad^tniß ju l^interlaffen,
unb fo fielet man aud^ bie OueKen bed VDerbenben (Sd^au^
fpield burd^ t)erfd^iebene SJolfermaffen ^inburd^ über jene
3«tgränje l^inauffteigen. 3)er ©efd^id^tfc^reiber ber fpani^
fc^en Sü^ne, bem ed um aSolljiänbigfeit ju tl^un ifi, wirb
ba^er, foüiel ed bie fparlid^en Sttad^rid^ten moglid^ mad^en,
angeben muffen, an weld^en ÜRerf malen jid^ feit frü^eper
3eit auf fpanifd^em Soben ber ^ang jum 2)ramatifd^en
hmb gegeben l^at, ÜRerhnalen, bie jid^ freilid^ oft gen^g
unfenntlid^ in bie Sttadbt ber 3al()r]^unberte verlieren.
Slel^men n>ir an, tt)ad bie gorfd^ung Jffiil^elmd "oon
^umbolbt au^er 3n)eifel gefieUt f)at, baß bie Ibeutigen
S3adfen el^emaW über bie ganje ^albinfel t)erbreitet unb
aW 3berer bie Urben)o^ner ©i)anien« getvefen jtnb, fo
- 70 —
Wrfcn tt)ir mit ^Infiil^rung einer Wefcm SSoIf eigentl^um*
lid^en Sitte beginnen, bie in uralte ^eiUn hinauf jnfieigen
fd^eint. Qi flnb bieö bie mimifc^en 3;anje, nirgenW t)ieU
leidet fo aügemein üWic^ unb ju fold^er Sluöbilbnng ge*
langt; tt)ie nnter ben Saufen *). ©ie atfe, meifi reil^en^
■) ®. barübet bad t)on bem cantabrif(^en ©ele^tten J. J. de
Iztueta in badÜfd^er ^^rad^e gefc^riebene S3ud^: Guipuzcoaco
Dantza GogoaDgarrien Condaira etc (b. ^. ©efd^id^te Oer alten
@)ui)>u3Coanif(l&en Sdnge unb Siegeln, um {!e gut auögufäbren unb
in Werfen in fingen) San Sebastian, 1824. — $(n btefedl^uc^ fi^Ueßt
ffd^ ein anbered „Euscalduo anciiiaco ta ara ledabicico etor-
quien etc. San Sebastian, 1826, tot\^t9 eine Sammlung badfifc^er
SlationaHteber entölt , )9on benen bie meiflen befiimmt ftnb, $u ben
Sängen gefungen gn toerben. ^a biefe> beiben intereffanten fBtxU,
fo ^itl und befannt, nod^ in feinet ber gangbaren euro^jäifd^en ^)pxas
dften bef)>ro(^en toorben {inb, fo fei ed ))erg6nnt, einige &eiitn
baraud l^ervorgu^eben, bie für bie eigent^ümlic^e 3){if4ung ber ha^s
Üff^en ^nge mit ©efang unb ^limit begeid^nenb f!nb. ~ „Sangen
— ^eißt ed — ifi nidfttd aU bie 9(udfä§rung eined Siebed mit ben
SüSen unb anbern ©efiiculationen , ober »ielmel^r ber genaue 8(u«^
btudf bef[en, Yoai jebe 9lote bed Siebed bebeutet, fo ba$ bie 9udfä^^
rung burd^ ^dr^er unb burc^ Stimme gufammenfommen, um ben
@inn ber SWelobie unb ber SBorte audgubrutfen." — „Söenn ber
itiang bed Samburind fd^ane SÖorte begleitet , toerben bie Sänger,
toeid^e fie ^5ren, uon ber ^d^dn^eit unb Sdebeutung berfelben er:;
griffen. Slber toaö fönpen Söne ol^ne «öingufügung j>affenber SBorte,
wie grofi aud^ i^r mufifalifc^ed ^erbienft fein möge, begtoedfen? Ober
toeld^eö Sntereffe fonnen {!e benen erregen, bie fte ^6ren unb banad^
taugen?« •— 3gtueta befd^reibt auf«, genaueile 36 »erfdftiebne Sänge
mit il^ren eigentl^ümiid^en Zeremonien, barunter- bie Pordoi danlza
ober ben Sangentang, ber S)on SOlännern, mit Stäben bewaffnet, audge«
fä^rt totrb, gur Erinnerung an bie S^lad^t S)on ISeotibar, bie bie
®ui)>ugcoaner gegen bie 9la«arrefen gewannen. S)er )>atriotif(^e $(u«
tor aber Hagt über ben ^erberb ber Samburinf^ieler, toeld^e anfln^
gen, frang5f[fd^e nnb italienifd^e Sflnjfi eingufül^ren unb bie alten
a3olf«tt)eifen gu tjergeffen.
— 71 -
weife audgefül^rt, werben t)Ott Oefang unb lebl^aften @e-
füiculationen begleitet ttnb jeber einjelne S^anj l^ai feine eU
gent^umlid^e Sebentung, gro^tent^eil^ mit Sejug auf Me
Sitten unb 3;i^aten ber alten Santabrier. %xeili(S^ befiften
wir über bie Oefc^ic^te nnb bcn 3"^^^^^ ^^^ Ureinwohner
©\)aniend ju wenig juDerlafflge SRad^ric^ten , um biefen
SfJationaltanjen mit Sejiimmt^eit ba6 f)o^e Sllter jufd^reiben
JU fönnen, bad t^nen bie S^rabitipn bed ^olH unb bie
Behauptungen einl^eimifc^er ©elel^rten beimeffen , aber ben*
ttoc^ laffen [x(i) ©rönbe jur Unterfiöftung biefer SJermu*
tl^ung anfül^ren* !Dal^in gel^oren namentlid^ einjelne ?(n^
beutungen in ben ©efängen ber ilänje, weld^e in fcl^r
fru^e, offenbar l&eibnifd^e ^ciim jurörfweifen. 2)a^ bei
ben aiömern bie fpanifd^eri S^auje berül^mt waren, gel^t
aud mel^rern alten ®c^rift|iellern fienjorj unb ba^ fle
pantomimifd^ unb t)on ©efang begleitet waren , wirb aud*
brörflid^ bejcugt 2),
SBer flc^ erinnern will, wie wichtigen ?lntf|eil bie
g^orifttf an ber |)en)orbilbung beö griedbif^^i^ 2)rama«
l^atte unb wie fte aud^ in bem »ottig audgebilbeten noc^
einen wefentlid^en Seftanbt^eil audmac^te, wirb biefe Än^
beutung nic^t für unwefentlidb ^^'ten fonnen. 66 ifi in*
tereffant, fc^on in fo früher 3eit in @\)anien eine ©itte
l^eimifc^ ju ftnben, bie unüerfennbar Äeime beö Dramati*
fd^en in fid^ tragt, unb bie nic^t blo^ jur aHmäligen Sil*
bung bed mimifc^en 3;alentd beitragen, fonbern auc^fpater
auf bie 95uf)ne felbft iibergef^en folfte*
>) Plin. Lib. I. Ep. 15. — Juven. Sat. XI. v. 16« eqq. —
Martial. Lib. III. Epigr. 63. — Lamprid. Ueliog. cap. 82.
— 72 -
afud ben jal^lrdd^en JRuinett antifer 2;i^eater, We ftc^
no(6 auf ber .g)albittfel ftnben, aud ben Slbbilbungeii an^
berer auf üerfd^iebenen alten SWunjen , fo tt>le aud einjelnen
9taä)n6)i€n bei lateinifc^en ©(^riftjienem 3) ge^t ^ert>or,
ba^ ble JRomer »d^renb i^rer langia^rigen .g)errf(^aft
ober ©ipanien aud& il^r Sl^eater mit Erfolg bafelbfi ein*
geführt Ratten, eine ©teile aud «ß^ilofirat'd iebm bed
?ti)oltoniud t>on S^^ana (Lib, V. Cap, 9), bie man
angeführt ^at , um bad ©egent^eil baqut^un , f önnte bod^
jebenfaHd nur bett)dfen, ba^ ju SRero'd gelten in S^tica
no(^ fein @(^auf))iel befannt gen)efen fei; allein bie ^u*
torität biefed ©d^riftfiellerd ifi überl^auipt jn gering ; um
feiner (Sr^a^lung wUn ©lauben ju t^erfd^affen.
Die SBeflgotl^en, bie feit bem SSeginn bed 5. Sal^r^
l^unbertd bie ^i^renaen äberfd^ritten unb balb barauf ganj
©Spanien untem)orfen l^atten , tonnten in ©itte unb ©iprad^e
mannigfad^en ®npjfen bed bejiegten fßolH nid^t ent*
gelten; unb nal^men t)on i^m aud^ ben ©inn für tl^eatra*
lifd^e SSeluftigungen an. 3)ie S5ett>eife für bie gortbauer
ber fcenifd^en ©piele »äl^renb ber tt)ejigot]^if(^en ^txx\ä)aft
<} a^arttal (Epigr. Lib. IV. ep. 43) ertod^nt itamentlt^ bad
^tattt gu BtiQa. 9(ußerbem finb gu nennen bie gu Taragona, Me-
rida, Coruna del Conde, Sevilla, Ecija^ Cazlona unb vor
allen bad gu ©aguntum (je^t S^urotebro). ®. nbec tai Untere
Emanuelis Martinii Epist., (Amstelodami 1738) Tom I. pag. 198).
Montfaucon, Antiquite ezpliqaee, Tom. III. p. 237. (Si ifl fi>
koo^l evl^alten, bai man ti im Sal^r 1785 ))on neuem gu einer bra^
matifc^cn ^orfieKung benu^en fonnte; f. Masdeu, Historia critica
de Espana, Vol. 8. pag. 131. — SSergl. aucij SBefienbov^ unb
ffttu\>ttii Antjquiteiten II, II. @. 274, Florez Espaüa sagrada,
Laborde Voyage pittoresque et historique de TEspagne unb bie
CReifen »on $)iUon, $Iuer, ©toinbnrne u. f. \x>.
- 73 -
liegen in t>erfd^iebenett fird^Iid^en ©efe^enj fo bem 93e^
f(^Iu^ be^ goncite öon 3ffiteri0 ö. % 305 (Can. 43 unb
60), tt)o ben (S^rijien »erboten tt)irb, ate Somifer obec
$ontominien aufzutreten j in mel^reren ©teilen ber SBerfe
be^ 3ftbor t>on@eöitta (j. 35. Origeues, Lib. 18, cap. 41
unb 59, tt>o er bie ©laubigen ermal^nt, fxä) ber Selujii^
gungen be^ 6ircud, be^ SCmip^it^eater^ unb ber @cene }u
enthalten); enblid^ in einer ^acf)xi(f)t, bie und ^abiKa
unb SWariaha aufbewal^rt ^aben *). Diefer jufolge lief
Äontg ©ifebut (aud beffen eignen ©riefen bie 9?otij ge*
fc^oipft fein fott) ben eufebiuö, S5if(^of t)on Barcelona,
abfeften, »eil er auf ben Sil^eatern bie 2)arjieltung t>on
Dingen erlaubt batte , ml^e bie c^ri jili^en D^ren beleih
bigen mußten.
@ö üerbient bemerft ju tt)erben, bap biefe SBorte un^
jtt>eibeutig auf ein recitirted ©d^aufi)iel ^inweifen. 9Son
ber fonftigen S5ef(^affen^eit bed unter ben ©etilen üblichen
Dramas eine naivere SSorßeKung 3u gen)innen, ifl und
üerfagt. 9?ic^t einmal, tt)eld^er ©iprad^e man jtc^ auf ber
93it^ne bebtente , lann mit Sefiimmtl^eit angegeben n)erben.
Dad norbifd^e SSoIf l^atte burc^ längered Um^erjiel^en in
ijerfd^iebenen ^roi)injen bed romifc^en JReid^d jid^ mit ber
©ipradbe vertraut gemad^t, bie ed bei feiner geftfeftung in
©Spanien aud^ unter bem, befiegten SSoKe ^errfd^enb fanbj.
feine Oefe^geber unb ©d^riftjietter bebienten jid^ audfd^lief lid^
bed Sateinifd^en ; aber im SKunbe bed 9SoIfd begann biefe
©iprad^e burd^ SSermifd^ung mit ber il^m eigent()umlid^en
*) II. parte de la Historia ecclesiastica de Enpaiia par
Francisco de Padilla. Malaga, 1605. (B. 188, b. — Mariana, Hi-
storia general de Espafia Lib. 6. cap. 3.
- 74 -
ju entarten unb i^ren reichen grammatifalifd^en $au mit
einer einfat^ern @9nt*u ju üertaufci^en. SBoBte baö ©djau^
fpiel , tt>aö ed bod^ überalt bejwerft , auf bie SÄenge »irfen,
fo mu^te eö fid^ ba^er üermutl^Iid^ beö Dialeftd bebtenen,
ber l^r am meiften t>erftdnblid^ war, einer unförmlichen
SWifd^ung M Sateinifci^en unb bed jtc^ bilbenben 9iomanjo.
Die oben au^gefproci^ene SCnftd^t, bie f^on in ben
9iiten ber ftitejien d^rijilid&en ^rd^e SSilbungöfeime bed
fpatern Dramaö ftnbet, regt bie ^rage an, in liefern
jene eigentbumlic^en @efta(tungen bed ®oiMHcn^c^, bie
fd^on nd^er bejeid^net »erben jtnb, in ber frü^jien fi)anifd&en
Äird^e üorl^anben gewefen feien, ^ür bie t>ier erflen 3af)x^
l^unberte unferer 3^itred^nung fel^It jebe SRac^rid^t l^ierüber ;
man tt>ei^ nur , ba^ t>or Slblauf beö 4 bie g^ier ber © onn^
tage unb bed SBeil^nad^td', (Spii)]^anien^, Djier^ unb ^ftngji^
fejied allgemein in Spanien eingeführt toat, ol^ne bie iu
turgie ju fennen, bie ben ßultu^ befümmte s). SWit bem
®nbru^ ber (Sotten beginnt jtc^ baö Dunfel aufju^eHen,
bad über ber dlteflen Äirc^engef^ic^te beö Sanbed rul^tj
benn jt^ere ß^wfliiiff^ melben, ba^ biefed aSolf ben orien*
talifd^en Slitnd ber grie^ifd^^f^rifd^en ^rd^e angenommen
l^atte unb il^n in bem unterworfenen ?anbe einfül^rte *) } —
ein bemerfen^wert^er Umflanb , wenn man jlc^ erinnert,
n)ie gerabe in bem orientalifd^en ®ottedbienji baö Dranm^
tifd&e am frül^fien unb entfd^iebenjien l^ert>ortrat. Unb wir
jinb nid^t auf ibiefe Stnbeutung befc^ränft , aud ber fx6)
fd^on im Slllgemeinen auf bie Sefc^affen^eit ber fpanifc^^
*) Masdeu, HUtoria criüca de Espana VIII. 250.
•) «Interim^ 2)enftt)urWgfeiten ber fotl^olifc^en Äird^e, IV. 3,
@. 88 ff.
— 75 —
flot^ifd&en Stturgie fd^Ue^en la^t €dt bem Sal^r 516 ge^
f(^ie^t ber Slntipl^onett unb 3ieft)onforfen üielfoc^ &mai)^
nung '^). einen eigentl^flml^en S3raud^ lernt man aud
bem 14. Sanon beö 4. Solebanffd^en Sondid fennen;
an ben 5^jien ber SKart^rer nämlic^ unb on ben Sonn*
tagen tt>urbe in ben ^rd^en ber |)^mnud ber brd ^aben
im feurigen Dfen gefungen ^). ®ne anbere, wegen il^red
uiimif^en Sl^arafterd l^ter ju erwäl^nenbe Zeremonie ifl
bfe gu^ttjafd^ung , b{e jeber SSffd^of am grünen !I)onnerötag
an fdnen Untergebenen »errid^ten mu^te ^). Ueber^au^>t
waren alle bie f(^on bejdc^neten gejie, {n beren firc^Kd^er
geler jl^ ble bramatifc^en Elemente am fröl^jien bemerfbar
machten , feit bem 5* 3at)rl^unbert in Spanien ringefül^rt.
^rocefjionen würben t>lelfac^ unb mit großem ®Ianj ge^
galten i«)- «nb wa^renb fo ber ©ottedbienfl felbfi bie
Sd^auluji nlc^t ol^ne Sefriebigung lief , brangten jld& aud^
weltlid^e aSergnßgungen , wie profane ©efange , S^änje unb
SRummerden in ble Äirdöen ein "). !Dad ilolebanifc^e
(Soncil öom 3al^r 633 »erbot bad SRarrenfeji i^)/
') Conc. Tarrac d. a. 516, cap. 7, pag. 124. — Mottet! ))on
SBraga oon 561, cap. 10, Nr. 12, pag. 181. — St. Isid Etymolog.
Lib. 6, cap. 19, pag. 147, Tom. I. — Tom. II. de ecclesiast. off.
Q. I. cap. 3, pag. 427.
•) !Sflan fann ftd^ Der ^ermutl^uitg nt(&t txm^xtn, bo§ Mefer
©efang mit einer mimifc^en ^arßeUitng oerbunben getoefen fei; toie bied
f)>ater in anbern £dnbern aU alte ®itte ertoal^nt toirb, g. Sß, in dinp
lonb (f. S3ofmeifier'd SRuffifc^e «ibliotl&ef , «. III. @. 838).
•) Masdeu, h c. XI. 218.
'•) ßondl öon@erona, cap. 2 w 3, pag. 129. — 4. ^[ülebani^
i^ti (Send! cap. 26, pag. 371. — St. Isid. Etymolog, lib. VI.
cap. 19, Nr. 43, pag. 153.'
<<) Masdeu, XI. 212.
") Labb. Concil. T. V. pag. 1703.
- 76 -
3ni Seginn bed 8. 3a!)rl)uiibertö jerflorten ble einbrin*
genben Sfraber mit einem ©d&Iage bie f(^on lange n^anfenbe
©otl^enmonarcl^ie unb unterwarfen mit rei^enber ©c^neU
ligfett bad Sanb unb feine 33et)6Iferung , ^on ber nur ein
Heiner S^eil in ben unjuganglic^en ®ebirgen be^ SRorbend
feine Unabpngigfeit bel^auj)tete. ©o würben frembe JRe^
ligion, Sitte unb ©prad^e auf ber |)albinfel eingeführt
unb mußten aud^ auf bie d^rifilic^en 93ett>ol^ner mannig^
fachen (§inf(u^ üben; aber biefe ©nwirfung war nic^t
überwiegenb unb audfcl^Iie§Ii(^ genug, um alle $eime ber
SStIbung, bie im ©c^oo^e ber db^PK^^^ Äird^e reiften,
ju unterbrücfen. !Die maurifc^en |)errfd^er l^emmten bie
JReügionöübung ber Ueberwunbenen burd^ feine Sfrt \>on
3tt>angömaa§regeln ; ben ß^rijien war il^r ®otteöbienfi unb
bie S3efe^ung ber geiftlid^en Sfemter freigegeben, fte Ib^tten
in ©eöitta, ©ranaba, SWurda, Valencia, ZoUio unb
Sabajoj, ja in (Sorboüa, ber |)aui)t'fiabt beö JReic^ed,
Übte eignen Äird^en unb burften fidb fogar ber ®Iodfen be^
bieneit^^)^ unb wenn einjelne @]b<»Iiplben, wie Sfbberrl^a*
man IL, ftc^ intoleranter jeigten, fo waren biefe SSerfoI*
gungen burd^ ben uuöerftdnbigen ßifer ber c^rifilic^en Unter^^
tl^anen proüocirt , bie nad^ bem SWart^rt^um Verlangen tru^
gen unb 9Rof)ammeb laut für einen Sügen:|)ro)>f)eten erfl&rten*
Die fogenannte mojarabifc^e Siturgie, bie ben ®otteöbienji
regelte, war im SBefentlid^en burd^au^ bie alte gotl^ifd^e,
mit ben geringen SSeränberungen , bie Sfibor ^on ©eöiHa
eingeführt l^atte, unb bewal^rte alfo ba^ bramatifc^e @te^
ment einer für beffen freie ßntwidfelung gflnfligeren 3<^H
X) Masdeu, XIII. «77. - $(fd^bd(^, ©efc^tdSite ber Dmmai^
jaben, @. 979.
- 77 —
auf. Der Äird^ettgefang fott foflar jur 3rft ber Araber
gu befonberö l^o^er Sfuöbilbung gebiel^en fein, unb 3jtbor
öon Seja nennt mehrere üKuftfer unb Dici^ter, bte ftd^ in
biefer ^eriobe burd^, 6onH)ofltion t)on ^\)mmn unb Sinti*
p^onen an^aeicl^neten **).
9D?an n)ei^, mit tt>ie »unberbarer ©efd^winbiflfeit fic^
bie 9JJauren öon einem |)aufen n^ilber Eroberer ju einem
ber cultit>irtejien SBolfer il^rer 3^'^ erl^oben, tt)ie fie ^ie
33auhinji in eigentl^ümlid^er SBeife ju l^ol^er SSoIfenbung
ouöbilbeten, in üerfd^iebnen SBijfenfd^aften bem ganjen
bamaligen dmopa t)oranfd^r{tten unb il^re .^au)>tftabt
Sorboöa ju einem (£ammel^>la$ ber gernbegierigen auö
alten Sdnbern machten. Wt \vel6)ex 8iebe fie jlcl^ aud^
ber ^oejle tt)ibmeten, baöon jeugen bie no^ immer nid&t
gel^örig bur^forfc^ten Schafte ber G^curialifd^en Sibliotl^ef
unb bie reic^l^altigen , obgleid^ bei SBeitem nod^ nid^t »^B^
1«) Masdeu, XIII. 198. ^af in bem mojaraBifi^en ®ottti'.
bienfl forttoä^renb bie lateintfc^e ®^ra(i6e angewanbt würbe, untetf:
liegt feinem Btoeifel; unb geu>i{i ifl in ber oft dtirten ©teile aui Hm
Indiculo luminoso be^ ^ifd^ofd ^l'oate pon ^orbot^a , Xoünaä) im 9.
Sal^l^^unbert bad ^rabifc^e bie in ®))anten fofl anöfd^liegenb Abliefe
^^ta^t gett)efen fein foU, \)iel Uebertreibung (f. Florez Espafia
sagrada^ f&. XI. ®. 274; Du Cange Gloss. in ber ^orrebe cap.
31). SSßtnn ^ier angegeben wirb, eine SD'^enge fpanifc^er 6^rijien
ffaU jldji im Slrabifc^en mit r^ietorifc^ier @legang nnb felbft in gier^
lidben Werfen au^gubrü^en ))erflauben, fo fann mau aU ©egeufa^
bagu atti ber (S^ronif bed !^ifdb»f^ 3bacio beweifen , ba$ bie Araber '
ii^rerfeitd bisweilen nic^t t^erfdbm&l^ten , bie @^ra(^e bed ä^irgil unb
Cicero gu reben. ^in SD'^anifefl bed maurifd^en J^önigd ))on 6oimbra
beginnt: Alboucen Iben-Mahumet, Iben -Tarif, bellator fortis,
vincitor Hispaniarum , dominator Cantabriae Gothorüm et ma-
gnae litis Hoderici «tc. (f. Daran in ber Einleitung gu feinem Ro-
mancero. Madrid, 183S).
— 78 —
fWnbfgen ajerjeitfiniffe fponifc^^arabifc^er Dic^ternamen bei
b'^erbelot, SRicoIad Stntonio unb gafiri. aSerblenten S3lad
SfJafarre unb SSeladquej ©lauben, fo müßten fie au^ eine
umfangreiche bramatifc^e Literatur befeffen l^aben unb tbea^
tralifd^en 9Sorftettungen mit aSorliebe juget^an gewefen
fein. SDiefer, freilicl^ ol^ne n)eitere Unterftüftung l^ingefiell^
ten, Sel^auiptung n)iberfpre(^en neuere gorfct)er, wie 6onbe
unb SÄoratin, unbcbingt, !Dod^ fd^eint eö, ba^ bie Settern
tt>ieberum fxd) übereilen, wenn jie ben Slrabem aße unb
iebe 8eiflung im gad^e beö IDramatifc^en abfpred^en; unb
tt)er bie ©abläge bed Streite forgfaltig pxüjit, tt>irb bie
aiften nod^ nid^t für gefc^Iojfen Italien fönnen. 2)enn ju^
^orberfl ip ju bemerfen, ba^ t)on ber f^)anifdb ^ arabifcften
Literatur, bie altein autl^entifd^e S^^fl^iff^ aufbewahrt l^aben
f önnte, nur ein fel^r geringer Sbeil auf unö gef ommen ifl ;
benn felbfl t>on ben 9D?anufcri^)t^n beö (Sdcurtal, bie boc^
immer nur ein gragment beö ®anjen waren, ifi bie 5Ke]^r^
ja^l — an ad^ttaufenb SSänbe — burc^ ben großen Sranb
t)on 1671 verloren gegangen, unb auc^ bie nodb »orl^anb^
neu jlnb bi^^er nidb^^ weniger afö forgfaltig gemufiert
worben. ^enn ßonbe üerficftert, unter aßen l^anbfd^rift:?
lid^en SBerfen, bie er jum Se^uf feiner Oefd^idbte ber mau^
rifdben |)errfc^aft burd^lefen, fein einjigeö !Drama gefunben
ju f)aUn, fo ful^rt bagegen Sajiri jwei in ber genannten
ä3ibliot^ef beftnblic^e Did^tungeu an, bie allem 9(nfc^ein
nad^ in'ö bramatifd^e gad^ gel^ören i^). Unb mögen biefe
I») Bibliotheca Arabico-Hispana Eacurialensis T. I. pa^.
136 unb 144.
CCCCXCVII. Codex nitide ezaratus anno Egirae 74S idem-
que autographus, quo contineiur OpuM, tum solula, tum stricta
- 79 —
(entern auc^ Uoft litrrarifd^e, ntd^t för Me iDarfieQung br«
fiimmte, SBerfuc^e 9en)efen fein, fo fann man boci^ tDo^l
bei ber Slnnal^me nid^t irren, ba^ inimifd^t ©ipiele gur (§r^
floftunfl beö SSoIfa, wie fie bei faji atten moölimifc^en SBöU
fem t>on jel^er üblid^ getOefen flnb i*) , anä) ben fpanifc^en
oratione concinnatum, hac inscriptione : Sales et Rlegantiae
Dialogi inter variarum Artium Professores instituti, Comoedia
nimirum jocosa et satyrica, ubi quisque Professor jiizta suae
Arti6 vocabula et leges loquitur^ alius alium dictis acuCis
ridiculisque illudit ac fugillat^ tum ejus vitia dolosque aperit
enarratque: auctore Mohamad*Beii Mobamad Albalisi Ben Ali,
ex Urbe Velez, qui colloqueotes inducit quinquaginta et unum
variarum Artium Professores, videlicet Judicem, Lanium, Co-
quum, Pullarium, Medicum, Pocillatorem, Pomarium, Musicum,
Fidicinem, Caecum, Rhetorem^ Grammaticum, Concionatorem,
Praefectum, Praeconem publicae precatioois Mahometicae etc. etc.
CCCOLXVII. Codex nitide exaratus feria 5 die 17 mensis
Dilcadat, horis meridianis, aono Egirae 845. quo continetur
Opus Anoii}mi inscriplum Comoedia Blateronis, in tres partes
divisum. Prima agit de Equo vendito, ubi ad colloquendum
iaducuntur Blatero, Dux minax, Jurisconsultus, qui plura acute
et jocose dicta proferunt, de Equi venditione inter se conten-
dentes; secunda quorundam hominum vagorum instituta et do-
los complectitur ac describit, quorum aliqui Medicinam, alii
Astrologiam, alii alias artes ad credulum vulgus fallendum
ostentant venditautque, tertia denique Amantium mores reprae-*
sentat.
»•) @. bie ©ruci&ptfe ou« ^aviri wnb «öamabani in de Sacy
Chrestomathie arabe T. III. p. 167—878. — miehu^t'€ Sleife in
Strabien, 33. I. @. 151. — Alexander Burnes, Travels intoBok-
hara, T. II. pag. 389. — Lane, Account on the manners and
customs 6f the modern Egyptians. — Sir H. J. Brydges mission
to the court of Persia, T. I. 184 ff. — Belzoni, Voyage en
Egypte et en Mubie, T. I. p. 87—31. — Michaud Correspon-
dence d'Orient. T. V. p. 30—31, 848—858 unb 855—857. — De-
- 80 —
Sfrabern nid^t unbefannt geblieben feien, um fo mel^r, aW
biefe in aller .^injld^t auf bem .g)6^en^)unfte ber idlamitt^
fdben Kultur flanben. @d iji ju erwarten, ba^ ficl^ bei ein^
füfler S3efanntmac^ung ber literarifd^en Denfmale biefer
@^>oc^e Sejiätigungen unferer SJermutbung finben »erben.
Dod^ wir tt>enben und »on bem SJoIf, bad immer
ein ©nbringling auf frembem ©oben unb t)on ben alten
Sn^abem bed Sanbeö an JReligion unb ©iprad^e ju öer^*
f(^ieben \oax, um fld^ je organifc^ mit i^nen t)erbinben ju
fonnen, ju ben unabhängig gebliebnen Serg))ölfem, bie
ate ber Sern ber fpdtern fpanifd^en Station ju betrauten
jlnb. 5Jor allen ftnb ^ier bie SSewol^ner ber Slfturifc^en
®ebirge in'd ?luge ju faffenj benn wenn gteid^, wie e6
fd^eint, ftdb We ganje SRorbgränje bed Sanbed entlang t>er*^
fcöiebene ©tdmme in Unabbangigfeit t)on ber arabifc^en
|)errfd^aft Uf)avLpiet Ratten, ober nur flüdbtig öon i^r be^
rfi^rt würben, fo iji bodb Slfturien unflreitig al6 ber ^unft
anjufel^en, ^on bem bie Bewegung bed Sreujed gegen ben
|)albmonb am frubfien unb entfd^iebenfien ausging, unb
wo jugleidb bie cafHlianif^e ©iprac^e mel^r unb mebr aud^
gebilbet warb. Diefe flangt>olle 3Äunbart, beren erjle (Bpn^
ren ftd^ in ben Origenes ober ßt^mologieen bed 3fiborud
»on ©eüilla finben, ifi aud einer ©^)radbmifdbung b^töor^
gegangen, bie burd^ bie SRieberlaflung fo i>ieler »erfd^iebe^
neu aSölfer auf bemfelben S5oben entfianben warj ald i^r
scripüon de l^Rgypte T. XVIII. iSe partie, p. 442, ^ ^ammer^d
©c^trm in ber ^ombe <B. S8. Qint ä^nltd^e ^orfleaung, koie bie
)»on Rammet gefd^ilberte , fa^ ber ^erfaffer biefer ©efd^ic^te gu
l^ruffa in J^Ieinafien @te f^aitt bie Siebe^dcfc^ic^te t)on Siiffuf unb
^üU\ä)a }um ®egenflanb.
— 81 —
ungletd^ ttJid^tigfier SBiejianbff)eil mu^ ba^ -Latein artgefel^en
werben; baneben aber Ijat fie in nidbt geringem 9Jla^e
au^ bem Sberif^en (Sa^tifc^en) , ©otl^ifd^en unb 3lrabi^
fd^m gefcböpft i«*>). 9fnö bem Slfiurifc^en |)oc^Ianbe nun,
tt)of)in ftc^ bie ©otbifc^e Unab^ängigfcit geflüchtet l^atte,
n>urbe biefe Sprad^e ®d)ritt t)or Schritt in «weiterer @nt^
wicfelung in bie tt)ieb ereroberten ^roöinjen l^inabgetragen ^^).
9iid^t lange nad^ bem SinfaK ber 9Rauren wjar in
jenen ©ebirgen ber anfänglidb b(o^ öert^eibigenbe ^iber*
ftanb in einen angreifenben übergegangen ; unb bie wadfem
9la($fommen beö ^ela^o fampften fo rüftig, ba^ ba^ foge*
nannte ^önigreid^ 9lfturien ober Oöiebo fd^on gegen (Snbe
be^ 8. 3^^rf)unbert^ ben größten ^^Ijeil öon ©afliden unb
?eon umfaßte. 3n golge ber fernem ©iege Drbonio'^ I,
Sllfonfo'^ be^ ©rofen unb Drbonio II. befinte ficb biefeei
Äonigreid^, ttjeld^e^ nun ben 9?amen ?eon annal^m, biö
an bie Si^ca^ifd^e Sai, ben portugiejifd^en !Duero unb
ba^ Ouabarramagbirgc au^. (Sd wäre öergeblic^, in
einer fo bewegten ^eriobe, bei einem SSolf, ba^ jur
SSertl^eibigung feiner faum errungenen SSefifttl^ümer bie
SBaffen nie auö ber |)anb legen burfte, ©puren einer
Sunft ju fud^en, bie nur in rufiigern Reiten gebei^en
»•b) SH)eIunö'ö aWitl^ribatc« II. 10. — Aldrete, del Origen
de la Lengua Castillana fol. 46. b. — fDiej, ©rainmatif ber ro;
manifc^en ©^roc^cn 33. I, @. 48. — ö. Jammer, über bie Sanber-
öerltjaltung unter bem (BffaÜfatt. S3erlin, 1835. @. 75.
»0 Slüd) Ufeute bcival^rt ber Slfturifc^e, unter bem Flamen Bable
befonnte, ^iaUci t)iele SBorte unb JÄebenöarten , bie ftc^ in bem
dltejien 2)en!mal ber cafiiUanifci&en @proc^|e, bem ®ebic()t \>om 6ib,
finben, aber auß bem je^igen ©^anifc^en t^erfc^munben ftnb. ®.
Duran Bomancero, (Einleitung.
@efct). t. ^it in (^pan. i.^^d. 6
- 82 -
tann. ©elbfi in tt>iefcrn ber Ootteöbienft unter bcm
S^umult beö ^riegd feine au^gebilbeteren gonneu ju
bewaljreu t)ermod^te, ober ju größerer ßinfac^l^eit juriicfju'
jinfen gejwungen \y>aXf mn^ bal)m9efteltt bleiben. Slber
iXoei ©rfc^einungen biefer friif)en @poc^e fonnen l)ert)orge^
^oben tt>erbett, bie aW 8lufnü^)fung^punfte für bad fpater
]^ert>ortretenbe Drama bicnen. ^mx^t bie ipantomimifc^en
S^anje, bie feit uralter 3^«^ in Slfturien ^eimifc^) ju fein
fd^einen*®); fobann baö |)elbenlieb, baö ^ier bem frif^en
Sorn t^atfraftiger Segeifterung entquoK unb im Oetümmef
ber ©c^tadbteu aufwuc^ö. !Denn, n)enn glei^ bie älteften
unö überlieferten 2)eufmale caftilianifc^er Di^tfunft nidbt
über bie 3Ritte be^ 12. 3al)rl)unbertd l^inauffteigen , fo
barf bod^ juüerjicbtlid^ angenommen toerben, ba^ fd^on
bie erften SBaffentl^aten ber tapfern 9lfturier burd^ ©efäuge
»erl)errlicf)t tvorben feien. 3n it)iefern aber nadi unferer
Slnfic^t ba^ e))ifc^e Sieb mit ben 9lnfangen beö 2)rama6
in aSerbinbung ftcl^t, werben bie folgenben Seiten bariU:='
legen fu^en.
SBäl^renb ba^ Äönigreid^ ?eon fid^ in ben toejilicfjen
^rot)injen befeftigte unb nur noc^ einmal gegen @nbe beö.
10. 3al)r^unbert6 burd^ ba6 ®d^n)ert be^*3llmanfor in
feiner (Sriftenj gefäl)rbet fd^ien, Ib^tte bie Sleaction gegen
maurifd^e .^errf^aft aud^ an ben Slbl)angen ber ^i;renäen
gu^ gefaxt unb öerfd^iebene unabl^ängige Sierritorien mel)r
unb mel^r nac^ ©üben audgebel)nt5 unter biefen bie, auö
ben Eroberungen Äarl^ bed ®ro^en, ber fogenannten
©panifd^en SWarf, ertoac^fene ©raffd^aft Barcelona, unb
ben Sanbftrid^, weld^er, urf^)rünglid^ i)on bem f'leinen greiflaat
'«) Dunin, a. a. D. im 9lnT)an9. — Jovellanos, Memoria
sobre las diversiones publicas, pag. 17.
-^ 83 —
3aca ausgegangen, bann Statjarreftfc^er |)errfc6aft untere
werfen, fpäter baS ^önigrei^ 9lragon bilbete. 3n biefen
^rot)injen (unb langS ber Äüjien be6 mitteaänbifd^en
SReereö bis nac^ Salenda unb SRurcia) bilbete fici^ baS
öerborbenc Satetn ju berfelben, nur tDenig mobiftcirien
Sprache um, bie aud^ burd^ ben ganjen ©üben öon
graufreid^ bis an bie italienifc^e Oranje unter bem 9?a^
men ber lintojinif^en ober ^)rot)enjaHfdf)en verbreitet war ^^).
Wenn fd^on biefe Oemdnfc^aft ber ©prad^e bie genannten
fianbjirid^e mit ber ^cimai^ ber ^^roubabourS üerfnü^)fen
mu^te , fo [erlangen bie l^äuftgen SSerbinbungen jwifdben
ben görflenlbäufern bieffeits unb ienfeitS ber ^^renäen unb
ber t)ielfad^e ^anbelSüerfel^r jwifd^en Stragonefen, (|ata^
lanen unb $rot)enjaIen baS Sanb nod^ enger, unb balb^ten
alten ßulturerfc^einungen , bie bei ben le^tern entft)rangett,
fdbneffe unb leidste SBege ju ben ftjanifd^en 9?ac^barn.
Unb fo fanb auc^ bie ^oefie ber S^roubabourS an ben
^ofen öon Barcelona unb 3<^^<^9öJ« «ne j weite ^mnai^,
ia t)erbreitete t)on l^ier auS ifiren Sinflu^auf baS ganje
d^riftlic^e ©^)anien.
@S ifi l)ier ber Drt, einige (Sigentl^ümlid^feiten biefe r
l)rot)enjaIifd^en Sieberfunft ]^ert>or jul^eben , wobei ber gro^e
Kenner ber romanifd^en ©prad^en unb Literaturen unfer
gü^rer fein möge ^%
'•) 3n Slraijon fd^einen üou früf) auf bie Hmoftuifd^c unb bie
cafiiiianifd&e SWunbart um bie «öcrifc^aft gcPrittcu gu l^aben; biefe
toar bie urfprünglic^e Sanbe^fprad^e unb lebte i^ov^ug^weife im ^uube
bed SßolH, jene ahn l^atte jtc^ ber ©unfi M ^t>tU unb ber &e\)iU
beten gu erfreuen.
*•) 5)iej, $üefie ber Ü^roubabourö , unb Seben unb 9Bcrfe ber
Sroubabourd.
6*
— 84 --
2)if ©piettcute unb umjicl^enben ©änger, bie tt)ir
tt>al^renb ber mittlem 3al)rl)unberte über ben größten Z^dl
t>ott euro^)a »erbreitet fallen , Ratten t)on Slltere l^er »or-
jüg(i(^ im füblidjen granfreic^ il^re .^eimat^ gel^abt. ^ier
unb t)ornamlid^ in ben fd^onen ®efilben, ttjeld^e "oon
JR^one unb Dürance bettjaffert tt)erben, tt)ie (äugö bev
^fien be^ SWittelmeerö , umfcfcwärmten jie, »on reicftem
gol&n geloeft, bie 9titterft^e unb |)offtatten in größerer
^af)l afö irgenbwo fonft, t>er]&errlid^ten bie gefte burd^
©i)iel unb ®efang unb ergo^ten aSornel)m linb Oering
bur^ il^re ^nft, bie freilid^, bem (Seifte beö frül)ern
SKittelalterd entfpredbenb, nod^ auf einer untergeorbneten
©tufe jianb. 9(16 nun im Sortgang ber Sa^r^unberte
eben biefe franjöjifd^e ^roi)inj, baö erfte unter ben euro^
päifd^en Sanbern, bie 33lüt^)e einer feinern Sultur ent^
faltete, fdblo^ jld^ aucf) ba^ ©dngerwefen bem allgemeinen
gortfd^ritt an, unb e^ gelangte jugleid^ mit ber Dccitani-
fd^en <Bpxaä)c eine f)6^ere Äunft^)oejte jur Sluöbilbung.
Die ^eriobc ber erjien ^reuj^iüge ift ald ber Slnfang biefer
für bie ganje Literatur folgenreichen Srfd^einung ju be^
jei^nen. ©c^on in ben Oebid^ten be6 ©rafen ©uitlfem
öon ^oitierd (geb. 1071), ber unter ben (Srfien baö Äreuj
nal^m , liegen bie Sl^arafterjögc ber neuen ^oejie tt)ie in
ber tno^pe, unb tt)enig \paUx, um'^Sal^r 1140, fe^en wir
fie. in ben Oebid^ten ^eire Stogier'^ unb feiner S^itge^
nojfen t>oKfommen entfaltet. Die gürften unb @blen fud^^
ten i)on nun an {)ol)er firebenbe Dichter um jtd^ ju öer^
fammeln, ja red^neten eö fid^ felbft 8ur (S^re, bie gleid^e
^unft JU üben, ©o unterfd^ieb man je^t jttjei ©äffen
^)roi)enjalifd^er ©anger. 2;roubabourd l^ie^en, im ®egen^
-- 85 -
fa^ ju ben SSolfafangeru , bie unabJ^ängiflcn SDfd^ter, Me
fid& mit ber Äunftpoejic bcfd^äfttgten. SSornamlidb gehörte
bie Svrif in i^r Serei*. So ifi l)ier nid^t ber Ort, bie
jal^Ireid^en Oattungen , bie ftd^ in biefer l^en^or^oben, nam^
l)aft JU machen, fonbern it)ir l^aben für ben »orliegenben
3we(f nur bie folgenben anjufül&rem Die Sienjone, ein
SBettgefang, ber bdb gegebene Streitfragen bialectifc^ er^
örtert, balb Siebe, »)erf6nli^e SSer^dltuiffe unb Seltl^dnbel
in ©efprad^aform bef)anbelt, unb burc^ bie bialogifd^e (Sin^
fleibung, feltner freiließ burd^ lebenbige !I)arftettung einer
fortlaufenben ^anblung an^^ Oebiet be^ !Dramatifd^en
greift. SWel^r ift ba^ lefttere fd^on bei ber Pasioreta ober
Pastorella ber %a\l, einem ®eft)rad^ jtoifd^en bem !l)i(^ter
unb einem ©c^äfer ober einer ©d^äferin , öon einer furjen
(Einleitung begleitet. !Diefe reijenben Oebid^te, öon benen
und namentlid^ unter ben SBerfen tjon Oaöauban unb
®uiraut Sliquier fe^r t)orjöglid^e Seifpiele aufbewal^rt
jinb, bilben bisweilen, am gaben einer Siebedgefc^idbte
an einanber gereil^t, ein größere^ Oanje unb runben jid^ ju
faji bramatifdjer ©eftalt ai ^i). ßuleftt fmb ^ier bie
Albas, b. ]^. SWorgenlieber ju nennen, in benen bie nac^t^
Ii(^e 8ufi jtt)eier Siebenben gefeiert unb ber Slnbrud^ be6
3iage6 t)ern)ünfci)t wirb. Sei ben l^eimlid^en 3wfamme*n^
fünften eined liebenben ^aard nämlid^ <>ffegte ein SBäd^ter
aufgefteKt ju toerben, ber bur^ feinen 9luf ober burd^ ben
2;on einer pfeife ben l)eranna]^enben S^ag öerfünbigte , ba^*
mit bie ®IödEli^en nid^t burc^ ben eiferfüc^tigen Q^e^
mann überrafc^t würben» 3u biefen Siebern nun tt)irb
>0 Parnasse occitanien, p. 43 un^ 329. — Raynouard, III.
462 unb V. 165.
- 86 -
halt) bex fßaäjtcx rebenb eingeföl^rt, ber bie ®lurfli*en
jum Slufbni^ maf)ni , balb ber Slitter , ber [xdS) unter jart*
liefen Setl^eurungen ben fd^önen ?frmen entwinbet, balb
bie !Dame, bieben greunb nod^ nidfet fd^eiben laffen wiü *^).
Slud^ nod^ anbere ©attungen beö ^)rot)enjalifd^en ?ie^
beö geben bi^tt>eilen in bie ®eft)racböform über; fo bad
@iri)ented, tt)oi)on ein 93eifpiel bei !Diej, Seben unbSBerfe
ber Siroubabourd, ®. 145.
!Die jtt)eite «^auptclaffe ber ^)rot)enjaIifci^en ©Snger
bilbeten bie Songleurö, baö l^eißt biejenigen 2)id^ter
unb ©pielleute, toeläje um ?ol^n fangen, ober ^oejte unb
SWujtl al6 ®ett)erbe betrieben. SWan l^at biefe 3ongIenr6
alö S^ad^folger ber Altern t)olWmd^igen ©änger, 5D?imen
unb Soculatoren anjufelien ^^) j nur fam il^r Setrieb jejt mit
ber Äunft^)oefte in aSerbinbung unb fie traten ju ben S^rou^
babour6 in bad aSer^ältni^ , ba^ jie biefe auf il^ren gal^r^
ten begleiteten , um fte burd^ ®efang unb ©piel ju untere
ftöjen, ober aud^ ifire lieber abjujingen. 3wglei(^ aber
voar eö ein |)auptgefd^aft ber Songleurö, ipoetifc^e ©rjat)-
lungen tjorjutragen , beren einfad^erer ©tijl ju fe^r an bie
a3olfö^)oejte erinnerte, aU baf jld^ bie ^nfibid^ter mit
il^nen befaßt l^atten, unb bie bodb überall mitSegierbe ge=^
l^ort n)urben. Derglei^en SRoöetten unb gabliaur tourben
in grofer 3^^^ ii^ Sanbe umbergetragen, unb in ben Un-
tertoeifungen für bie ©^)ieKeute pnben jt^ lange SSerjeid^^
niffe öon fold^en, bie fte inne l^aben mußten 2*);
s>) Raynouard, II. 836; III. 313. -^ «Dtej, $. b. X„ ®. 151.
") JDtej. ib. (S. «0.
»*) Raynouard, V. 10«. — JDiej, % b. X., @. 45 rnib 199.
— 87 -
Der 9lame ContraPazedor, ber ben Songleurö ^«ufig
betgelegt n)irb, beweift, ia^ jte aud^ mimif^e unb ^offeiu
fpiele aufführten; ebenfo ber Umftaitb, baß jte üon ben
tateinifd^en ©d^riftjieKern ber 3^W alö mimi, t)on 9ioftra^
bamuö f)\n unb n)ieber afö Äomifer bejeid^net tüerben.
|)lerburd^ ttoirb noc^ eine anbere Semerfung angeregt; @ö
ift me^t atö n)a]^rrc]^einli(]^, baß b(e Benennungen „9?ac^^
madber" unb „SKimen" jtd^ ni^t bloß auf ertemporirte
garcen unb ^ojfenf))ieIe , fonbem aud^ auf bie 5lrt unb
SBeife bejogen , ttoie bie poeti\6)en ßrjä^Iungen ^vorgetragen
tt)urben, @ö fc^eint, baß bie e^)ifd^e Did^tung biefer 3eit
auf a^nlid^e SBeife, ttoie bieö oben an Seiftvieten au^ a\x^
bern 8iteratur))erioben nad^gen)iefen n)urbe ^^), mit ®^arac'
terjügen beö !Dramaö tverfe^t tt>ax. '^an tann ftd^ bie^
auf mel^rfad^e SBeife benfenj einem Songteur j. S3. tt>ax
ber erjcil^Ienbe S^^eil jugen)iefen, n)ä()renb bie biatogifd^en
©teilen üon Slnbern ^vorgetragen nvurben; ober Siner re^
dtirte baö ®anje, inbeß 3lnbere bie wid^tigften 9Romente
ber ^anblung mimifd^ barftefftem 5lm nva^rfd^eintid&Pen
aber ift, baß ber i?ortragenbe Sänger, ol)ne frembe ^U
I)ülfe, burd^ leb^afteö ®eberbenf^)iel bie 3uf)orer in bie
SKitte ber erjal^tten SSegebenl^eit ju tverfe^en unb burd^
tverfd^iebene Sntonation unb SWobutation ber Stimme bie
bialogtfd^en ©teilen l^erüorjul&eben fud^te. 3)iefe aSermu^
tl)ung tt)irb burd^ eine ©teile be^ 9?oftrabamu^ unterftö^t,
in ber ed t)on bem 3ongleur 9ioue6 l^eißt: „dx voax ein
guter Äomifer unb fang in ben |)aufern großer Ferren,
inbem er l^in unb ^er ging unb bie baju ^)affenben ®e*
») @. bie @inlfitung.
- 88 —
Serben mad^te, burd^ 93en)egung feined Ä^or^)er« unb aSer^
anberung feiner ©tinime unb bnrd^ anbere |)anb(üngen,
We jum nja^ren ^omifer gel^ören." ffierblent 9?oflrabamii0
and) nid)t für alle feine Sendete ©lauben, fo mu§te er
bier bod^ tt)o^l auf einer Uebertieferung t)Ott ber eigentf)üm^
Hd^en ©itte ber ^)roüenjaItfc^ett ©anger fu^en, ober ed
He^e jtd^ nic^t abfeilen, wie er auf eine fold^e ©c^ilberung
Ijätk t>erfanen follen.
aSon ber außerorbentlid&en SRenge erjdl)lenber ®e*
bid^te, bie in Dccitanifc^er £^)rad^e in Umlauf \t>ax, ifi
nur ein fel^r geringer 3!^eit auf unö gefommen, unb au^
biefen n)enigen lä^t jid^ fein entfd&eibenber S5ett)eid für bie
eben bargelegte Slnnal)me beibringen. Sltlein bie enge
aSerbinbung, bie jn)ifc^en norb^? unb fubfranjojtfd^er Lite-
ratur (Statt fanb, rcd^tfertigt bie aSerniutf)ung , ba^ eine
Gigentl)iiniHdf^feit, bie fid) bei jener nad^tt^eifen la^t, aud^
bei biefer i)orl)anben getioefen fei. ^e^\)alb möge Mer an^
geführt werben, ba^ bad ?lbfingen ber Chansons de
gestes in 5Rorbfranfreic^ mit einer lebhaften, arC^ 2)ra^
matifd^e ftreifenben SWimif t>erbunben roax, unb ba^ in
öerfcbiebnen |)anbfcfcriftett alter 55*iMiaur unb Lais bei
ben bialogifd^en Partien bie Oefangtioeife angegeben
tt)irb, n)aö offenbar anbeutet, baß biefe (Stellen burd^ le*
benbigere IDarftellung auö bem 3lefl ber Srja^lung l&er^
üorgeftoben VDurben 2®).
@ö ij} faum not^ig, ju bemerfen, baß n)ir für bie oben
bezeichneten I^rifd^en Gattungen, in benen met)rere ^er^
fönen rebenb eingcfül)rt tt)erben, biefelbe SBeife beö SJor-
>") Fabliaux, Contes etc. pur Darbazan et Meon, T. I.
p. 3S0 ff.
- 89 -
trag^ annehmen. 5Rur Hxci) Wefe 5lnnaf)me erflärt ftd^,
n)te bie ß^rouiften unb ©efd^id^tfd^reiber für baö JRecitirett
ber ©ebid^te fo oft ben Sluöbrucf representar gebraud^en 2^)»
SBorjüglic^ mußten jtd^ bte Albas unbPastoretassurmimifd^^
bramatifd^en 2)efamation eignen. 93ei ben S^enjonen n)eift
fc^on bie äußere 55orm auf Slecitation burd^ SWel^rere^inj
aber bie \)ert^etlte SRebe iji axiä) baö Giujige, tiooburc^
biefe 35id^tgattung mit bem Drama ©emeinfc^aft f)at , bem
fte afö blo^e Uebung be^ SBifteö burd^ Eingriff unb SJer-
tbeibigung eineef aufgefteHten ©afteö fern ftel)t.
9?ad^ bem Sfngebeuteten nehmen bie ^jroüenjalifcften
Coutrafazedors, fei eö alö ^ojfenf<)teler , fei eö alö mi^
mifd^e IDarfteffer e^)ifd^er unb Ii^rifd^er 2)id^tungen , in ber
erjien Silbungögefc^id^te beö neueren S^^eaterö iebenfall^
einen $Iafc ein, unb biejenigen giteratoren, weld^e, wie
j. 33» SWoratin, ben ^roüenjalen allen (§influ§ auf bie
@ntn)idfe[ung beö 2)ramaö abfpred^en, fd^einen ben jiufen^
n)eifen gortfc^ritt beffetben ni^t geborig berurffi(^tigt ju
baben. Unb nid^t blo§ bi^nn befinbet ftcb j. S. Siirabo*
fd^i auf 3rrn)egen } aud^ mit feiner S5e^au^)tung , in a\lt\\
ben jal^Ireicben (Sammhingen ^)rot)enjaIifd^er ^oejte finbe
jtd^ feine bramatifd^e Som^)ofition , i)erl)ält eö jidb nicbt
beffen !Denn n)enn aud^ bie (Srjä^Iung t>on SJofirabamuö
unb ßrefcimbeni, wonad^ bie S^roubabourö Sucaö be ®ri-
maulb, |)ugueö SSrunet, ?lrnaut Daniel unb Slnfelme
gaibit Sd^aufpiele »erfaßt \)(xUxl 2«) , ganj untDa^r fein
foKte, n)ad boc^ nod^ feineötioegö baburd^ betioiefen tt)irb,
>0 ®. ^ ^* Zurita, Anales de la Corona de Aragon, ^anb
VII, C. I, 93. II. fol. 85.
*») Crescimbeni Commeut. T. II. pag. 44. — Tiraboschi, IV.
p. i%%.
— 90 ~
ba^ bicfe ©ci)auf^)iele jeftt nid^t mef)r aufjufiuben ftnb, fo
befi^en \m bocb, ^aubfc^riftlid^ t)onftaubi9 erl^alten, fteU
lemveife t>on 9la»nouarb mitgetl^eilt , baö ÜR^fterium ber
weifen unb tl^orid^ten Swngfrauen aI6 Denfmal be^ occi-
tanifd^en geiftlid^en 3)ramaö ^^). !Diefe6 aud ber erften
^älfte M 11. 3a^rf)uitbertd l&erru^renbe ©tücf ijl nun
freiließ ba6 eiujige feiner Gattung, ba^ biöl^er in ^)rox>en*
jalifc^en SKanufcripten aufgefunben woorben ; l^ierburd^ aber
«)irb nod^ feineött)egö ber ©d^tu^ begrunbet, ba^ e^ ganj
ifolirt, ol)ne gleid^ardge 93evfuc^e neben jtd^ unb ol^nc
9iad^fotger bageftanben ^abe. 2)a^ bie bramatifd^en SBerfe
jener ^eriobe in fo geringen Sleften auf unö gefommen
jtnb, baran fd&eint eben jener Umftanb ©d^ulb ju fein, ber
unö aud^ t>on ber ^)rot>enja[if(ten Slomanen^ unb SJot^eKen-
literatur nur wenige Ueberbleibfet gegönnt \)at 2)ie grö^
^ere S^^eilnal^me, bie man ber 8i;rif juwenbete, unb bie
Slnjtd^t, tt)e(d[)e biefe afö eine f)6^ere Gattung ber ^oejte
gettenb niadt^te, gaben unftreitig 93eranla jfung , baß man
bie ^robufte einer mel^r ^)o^)iiIaren Äunft mit einer aSer^
nac^tafftgung bel^anbette , bie ben ajerluft fo »ieler f ofilid^en
iDocumente ber 6ulturgefc^id^te jener 3eit l^erbeigefü^rt l^at»
Uebrigenö fel^lt ed nic^t an Äunben über 2)arftenungen
»on SKvflerien in ber $rot>ence» ©o (efen wir im geben
beö Rene d'Aiijou, Äönig^ »on 3leapd unb ©rafen t)on
$rot)ence, »on einem geifttid^en 3)rama, ba6 mit unge^
meiner ^rad^t ju 5lir aufgefül^rt würbe. Unb laßt ftd^
über]^auj)t annel^men, baß, wa^renb im ganjen übrigen
granfreid^ bad geiftlid^e ©d^aufpiel mit 9SorIiebe ge^)flegt
würbe, nur bie Sewol^ner beö füblid^en Sanbeö, bie auf^
»») Raynouard, II. 134—143.
— 91 -:
gewerfteften , n)ol^lI;abenbften unb gebtlbetjicn, l^icrin ^n^
rüffgeblieben feien?
Äel^ren tt)ir nad^ ben oftlid^en $rot)injett (Spanien«
jurucf , fo feigen n)ir l^ier bie prot)en}aIifd^e ^oefte fd^on
frül^ Slufnal^me unb Slac^al^mung flnben» !Die äußere
SSeranlaflfung baju gab bie ^errfc^aft be« »^aufe« Barce-
lona, bie fidb ju Slnfang be« 12. Sal^rl^nnbert« über
ben größten Sifieit ber Sanber auöbel^nte , in welchen bie
@|)rac^e t>on De gerebet n)arb. SRaimunb Serengar IIL,
Oraf üon Barcelona envarb 1112 bie ®raffc6aft $ro^
i?ence unb anbere fübfranjojtfc^e Oebiete; ber attefte ®ol^n
beffelben, 9laimunb Serengar IV., t>ereinigte barauf ba«
Äonigreici^ 9lragon mit Barcelona, unb enblid^ fal) ber
(Snfel, ^onig 5(lfonfo If., ganj Slragon, Katalonien unb
^roüence feinem ©ce^)ter unterttoorfen (1167). 2Bar fd^on
fein SJater ben ©angem geneigt gewcfen, fo jeigte fii)
Sllfonfo feit bem Seginn feiner ^Regierung in nod^ ^öljerem
®rabe alö ®onner unb Seforberer ber Did^tfunji. ^af)lxc\(i)e
SDid^ter unb ©^)ieUeute aud ^rot)ence, n)0 er in 9legie^
rungögef^aften jtd^ ^auftg auftjiett , f^Ioffen jtd^ feinem
^ofl^alt an unb lol&nten il^m feine greigebigfeit mit ben
reid^Iid^fien ?ob^)reifungen ^^). Unter ben fo(genben Slra^^
gonifd^en gür|ien werben »ornamtid^ ^eire IL, Sa^me I.
unb ^eire IIL atö ©onner ber ^jroüenjalifc^en Sieberfunjl
genannt. !Die ®roßen beö SReid^d eiferten bem S3eif^)iel
be« ^ofe« nad^, nal^men bie n)anbernben ©änger gaflfrei
in if)ren ©d^töffern auf unb »erfud^ten fid^ jum 3;i^eil
felbfi in ber ^nfi berfetben. 3uan L enblid^ lub burd^
eine feiertid^e Oefanbtfd^aft , bie er nad^ granfreid^ fd^idfte,
»•) @*mibt, ©efc^it^te Slraöonicn« im SWittelalter, @. 461.
~ 92 —
^jroüenjalifd^e iDid^ter ein, ftd^ nad^ (Spanien ju begeben,
um, nac^ bcm 93orbiIbe ber Slcabemie ber Jeux floraux in
S^oulonfe, eine a^nlid^e in SSarcetona ju errid^ten. Diefe
neue (Stiftung n)urbe mit Privilegien unb anfel^nlid^en
(Sinfünften auögejiattet unb f)atte ftd^ ber forgfamen Pflege
auä) ber folgenben Könige ju erfreuen ^^).
SS5af)renb fo bie Äunft ber S^roubabourd unb Song-
lenrö in ben ofllicben SOZarfen ber |)albinfel eine jweitc
^eimatl^ fanb, mu^te il^r audj ber n)eft[id^e Xijdl ber-
felben juganglid^ n)erben. (Sc^on in ber ®efd^i($te be6
(Sib (ßnbe be6 IL Saf^rl^unbertö) erwal^nt bie Crouica
general ber juglares. hierbei mü^te nun freiließ, tioenn
jener ganje Jl^eil ber Sl^ronif nic^t apox^^\)^iS) \\>axe,
an jene ältere Slaffe t)olföma^iger (Sanger unb Suflig^
mad^er gebadet tioerben, bie n)a]^renb be6 ganjen SDiitteU
altera nid^t auögefiorben iu fein fd^eint. ?lber nid^t lange
nad^ bcm genannten 3ritpunft muffen ^)roi)enjaIifd^e Dichter
Slufnal^me in ßaftilien gefunben l^aben,* um bie 9Ritte be6
12. 3abrl)unbertö erfd^eint Sllfond VIIL, Äonig »on 6a^-
ftilien unb Seon , afö ®6nner ber S^roubabourö j Sllfon^ IX.
üon ieon unb gerbinanb IIL t)on ßaftilien traten in feine
gutfta^)fen ^^\ 9lu^ ben Stegierung^jal^ren ?»fon« X
(1252—1284) enblid^ ftnben ftd^ auöfü^rlic^e Seugniffe,
bie nid^t blo^ l>on ber großen aSerbreitung bed ©anger^
njefend in ßaftilien Shinbe geben, fonbern aud^ über eu
gentl^ümlic^e SSerf^ältniffe , in bie baffetbe bort getreten
n>ar, Sid^t t)erbreitem 2)iefer föniglid^e ©elel^rte, 2)id)ter
^0 @' bie SteKe aud ber Gaya sciencia bed Tlaxquii be ^iU
Uni in ben Origines de la lengua espafiola t)on SO'^a^and.
»«) JDiea, «. tt. ©. b. 3:., ®. 44 «. 133. — $. b. Z., @. 61.
- 93 ~
wnb 2)id^tevfreunt) übertraf atfe feine SSorganger auf bem
^i)xon an greigebigfeit gegen We Sanier ^bie er tl^eilö an
feinem .^ofe inSoIb nal^m, tl^eitö, mnn fie in ber gerne
lebten, bur^ 3al)rge]^alte unterftu^te» Unter ben fo Se^
günftigten n)ar ein Siroubabour ®uiraut SRiquier, auö
Siarbonne, ber eö fid^ jur ?lufgabe gemad^t l^atte, ber ba^
mafö in t)ie(en (Segenben fc^on in SKi^ad^tung geratl^enben
Sanger^unft tt)ieber ju Slnfel;en ju i^erl^elfen. @r fal) bie
llrfadfje biefed Uebel6 in ber ju jener ^dt aufgefomntenen
nugebul^rlicfcen ©itte, alle !l)ic^ter ot)ne Unterfc^ieb 3ong^
leur^ JU nennen unb fo fetbft bie auögejeid^netften mit ben
rof)en (g^jieHeuten unb ^offenrei^ern in eine Staffe ju
feften. 2)eßf)alb forberte er feinen foniglid^en ®önner auf,
biefem Unfug ju fteuern unb beftimmte Benennungen für
bie »erfd^iebenen (Slajfen fefijufe^en. 5(uf biefe, unö auf*
bwa^vU, 33ittfd^rift üom 3al^r 1275 folgt eine im 9?amen
Sllfonfo'^ abgefaßte ßrflärung, bie jebod^ alfem Slnfd^ein
nad^ üon bem S^roubabour felbft ^errül^rt unb n)o^( nur
ein @nttt)urf für bie entartete Sntfc^eibung beeJ . Äöuig^
nac^ bem ©inne beö SiittfieUer^ fein foKte. ^ier tvirb
juerft baö (Sefud^ wieberl^olt unb nad^ feinen ®rünben
ernjogenj eö n)irb ein 5D?ipbraud6 genannt, ba^ man alle
JDidbter unb ©anger , unb felbft bie ©eiltänjer unb hoffen*
fj3ieter unter bem 5Ramen 3ongIeur6 bejeidbne. ^Darauf
werben bie i?erfdbiebnen SRamen ern)ogen, bie für bie Un*
terfd^eibung ber t)erfd{)iebuen klaffen pa^cni fein möd^ten.
gür aUe biejenigen, bie eine niebrige 8eben6art fül^ren
unb in feiner guten ©efeUfd^aft erfdbeinen bürfen, fo n)ie
für biejenigen, weldbe Slffen, Söcfe unb ^unbe tanjen
laffen, ben ®efang ber aSogel nad^mad^en, 3nftrumente
- 94 -
f^)ielen, ober für flcringe ®abcn üor bem Sßobel [inQcn,
wirb bcr 9lam^ Souffond feftgefeftt. iDieienigeu, bie
flc^ mit |)öflici^feit uiib angenel^men Äfiiifien unter beu
(gbtcn ju benef)mett n>ifl[en, inbem jte 3itftrumente fpieleit,
SRoücCfen erjal^ten, ffierfe uub ßanjonen 9luberer vortragen,
iinb burd^ berglcid^ett einnebmenbe gertigfeiten untcrf)alten,
follcu 3<>»fll^«^^ l^ei^en. Denen aber, tioeld^e Serfe
«nb Siebweifen üu erfinben, 3:an;;lieber, ßobla'ö unb
SJaüaben, Sllba'd unb ©irüenteö ineifter^aft ju biegten t>er'
ftel)cn, foH ber 9?ante S^roubabourö gebül^ren. ^cn
t)orjüfllid)ften nub »onfümmenften unter ben le^tem enblic^
wirb ber Jitel Doctoren ber ^oefie ert^eilt. — Diefe
grtuje SBeifnng fci^eint ftd^ nur auf ©übfranfreid^ ju be^
jiel)en; benn „in Sjjanien/' l^ei^t e6, „ift bie ^aii^e beffer
eingerichtet 5 I)ier werben bie ©ewerbe burc^ ben SJamen
unterfcl)ieben. !l)ie 3»ftrumenten|>ie[er l^eipen Jogiars, bie
9iad)mac!)er Hemendadors, bie S^roubabourö an aßen
|)öffn Segriers, biejenigen SWenfd^en aber, bie, fern »on
gutem Sene^men, i^re niebrigen Sünfte auf Strafen unb
^lafeen fel)en taffcn unb ein unel^rbareö geben führen,
werben iljrer ©c^Iecibtigfeit wegen Cazuros genannt; fo
(Ift ber 93raud^ in ®pamn unb leicht fann man am 9ia*
men bie Mnfte erfennen ^^y*
!X)ie Juglares jerfteten in jWei (Siajfen, it>ie aud t>er^
fci^iebenen Oefe^en ber Siete Partidas erftc^tlic^ ift. 3)ie
„^iad^mad^er," ^ojfenrei^er unb Juglares, bie öffentlich
auf ben ©trafen für ®elb finden unb ibr (Bpid treiben,
werben für infam erflartj bieienigen aber, welche äur Un^
terl)altung ber SReid^en unb gürfien, ober ju i^rer eignen,
»») 2)ieg, %\ b. X., @. 333 ff.
- 95 --
Snftrumente ft)te(en unb fingen, foBen ^n tiefem ®>)rucfi
aufgenommen bleiben 34). gfn anberc^ ®efeft lel^rt und
aud) m\bl\<i)e Songteutd (juglaresas) fennen 3^).
Um bad 2)unfel; bad tro^ biefer Sßac^ricfiten nod^
über ber Sefd&affen^eit biefed ©ängerwefend liegt, fo t)iel
W)ie möglich ju lichten, muffen »or Slllem bie t)erfc^iebnen
©^)ra^fotmen unterfd^ieben werben, beren fid^ im bamali-
gen Safiilien bie ^oefte bebienen fonnte. Unb l^ier ^eben
fidf) augenfd^einlid^ fogleid^ jwei ^aul)tctaffen l^erüor. Die
^*) Otrosi los que son juj»1ares e los remedadores e los
facedores de los zaharrones que publicamente andan por el
pueblo o cautau 6 faceu juegos por precio, esto es porque se
CDvileceD ante otros por aquel precio que les dan. Mas los que
tarieren estrumentos 6 cautasen por facer solaz a si mesuios,
6 por facer placer 6 sus amigos 6 dar solaz 6 |os reyes 6 a
los otros senores, non serian por ende enfamados. Vlla. Par-
tida, tit. 6, leg. 4.
'*) Ilustres personas son Ilaniadas en latin las personas
honradas e de gran guisa e qtie son puestos en dignidades asi
como los rejes e los que descienden de ellos , e los condes, e
otrosi los que descienden dellos, e los otros otnes lionrados sc-
mejantes destos. E estos atales, como quier que segun las
lejes pueden recebir las bnrraganas, tales mugeres ya que non
deben recebir asi como la sierva ö fija de sierva. Nin otrosi,
la que fuese aforrada nin su lija, nin juglaresa nin sus fijais,
nin tabernera, nin regatera, nin alcaliueta nin sus fijas, nin otra
persona de aquellas que son Ilamadas viles por razon de si
mismas, 6 por razon de aquellos do descendierenj ca non se-
ria guisada cosa' que la sangre de los nobles fuese embar^ada
nin ayuntada a tan viles mugeres. E si alguno de los sobre-
dichos ficiere contra esto, si oviese de tal muger fijo segun las
leyes, non seria Ilamado fijo natural, ante seria Ilamado spurio,
4|ue quier tanto decir como fornecino. K demas tal fijo como
äste DOD d6be partir en los bienes del padre, nin es el padre
tenudo de crinrle si non quisicre. IVa. Partida, tit. XIV. leg. 3.
- 96 —
an^ ^rot>eitfe ober bem öftlid^en ©^janien dngetDanbcrtea
I)ic^ter fangen unfireltig in il)rer l^eimifci^en 9Kunbart unb
burften nid^t furchten, t)on Surften unb aSornel^men , »or
beuen fte ftc^ ftau>)tfacfcli^ l^ören liefen, unt>er|iattben ju
bleiben; benn baö Simoftnifd^e tt)arb an ben meijlen euro*'
^)aifc^en ^ofen, \>on bem engtifd^en ^einxi6)^ IL, bem
beutfd^en JJn^brid^d II. biö ju bem >)ortugiefifc6en be6 ^o^
nig^ !Dinij , mit 93oYliebe ge^)flegt ^^). Die urfprünglic^
ßaftilianifd^en ©dnger bagegen mußten [xä) in ber auö:?
lanbifcfien ®^)rad^e bod^ nur mit 3w>ang betioegen fonneii
unb ba^er ein il)nen geläufigere^ Sluöbrudfömittet fud^em
%\ix bie S^rif aber, unb namentlich für bie feinem gor*
men, an tioetd^e bie ^roüenjal^)oefle gett>öl)nt l^atte, fanben
fie bie caftilianifd^e ®>)rad^e nod^ fafl ganj ungebilbet.
6in anberer ^tt>dQ beö fj)anifd^en SRomanjo, ber ®attiji^
fdbe, »erbiente in biefer ^inftd^t ben 93orjug. !Denn fd^on
fel^r früf), feit ®raf ^einrid^ »on Surgunb mit einer gro*
ßen Slnjal^l t>on 9littern auö ©übfranfreidb naä) @aüU
jien gefommen n)ar, um an ben Äan^jfen ber Könige t>ott
6c(fti(ien unb Scon gegen bie 9Kauren 3;^eil ju nel^men,
f)attc fid^ bort bie ^roüenjalpoejle einl)eimifd^ gemad^t,
unb ben ©aKijifc^en ^7) !I)ialect für ben l^rifd^en Sluöbrudt
**) Duarte Nunez de Liao, Origem e ortographia da lingiia
port. Li8boa, 1774. 4. Tom. H. pag. 76.
*') ODer man fann fageii ben ©aUijifdf^^iPürtugielifdJen; bcnn
bie ©leic^^eit ber ©aUt^tfc^en ^ptac^e mit berjentgen, in toeld^er
bie ältcjlen ^Portngieflfcöcn ^i(i^ter i^re Sieber fangen , fd&eint feinem
3weifel gu unterliegen. 55en ©etoeiö bafür fann ein ffiergleic^ bed
a\Un $ortugieftf(^en Sieberbud^d mit ben gatUgifci^en ©ebic^ten ^U
fonfü'ö X. liefern. 3nbem ^icr üon jenem ölten Cancioneiro bie
Stebe \^, barf bie Q3emerfung beigefügt tverben, baß bie «l^anbfc^rift
- 97 —
auögebilbet. gd^t man bie6 unb ien Umftanb in*^ Sfuge,
ba^ (SaKijien fd^on fröl^ ju einem ^)oIitifc]^en ®anjen mit
(Saftttien t)ereint njurbe, fo wirb ed nid^t befremben fönnen,
tt)enn bte caftiliantfd^en iDid^ter frül&erer 3^it ftd^ einer
(Spxaä)c bebienten, bie üor ber ^)roüenjalifd^en ben SSorjug
einer großem aSerwanbtfcöaft mit ber il&rigen, üor biefer
aber ben angebeuteten ber l)ö\)excn Slu^bilbnng befa^. Unb
ba^ fie i)ieö traten, bejeugt, neben anbern Umftanben, auö-
brüdffid^ dm ©tette in bem berül^mten SBriefe be^ SDiar^
que^ üon ©antillana über ben Urf))rung ber fpanifd^en
^oefte^®). Slttein man l^üte jid^, ben SBorten ben audge^
bel^nten ©inn beijulegen, ben jte, fo einjeln ftef)enb, ju
enthalten fd^einenf unfireitig fmb nicl)t aüe, fonbern nur
bie t^rifd^en 2)id^ter im ©efc^madf ber 3;roubabour6 ge^^
meint, ^enn, wenn fi^on untt>af)rfdE^einlid^ ift, ba^ ber
SSolföfanger in fremDer SKunbart ju feinen ^prern ge^
fprod^en \)abe, fo beWeifen aud^ auöbrütflid^e 3^ugniffe,
teffelbtn auf bet ^i6(iüt^ef bed Colegio dos Nobres gu iBijfabon,
kDtc^tige ^ocumente für bie ©efc^tc^te ber alten @dnger!unf} ent-
halten foU. <Sie ifl retc^ mit ffarben au^oemalt unb mit Hetnen
!02iniaturbilbern gegiert, auf benen <^anger, ©vieUeute unb !$^au}er
bargejieüt flnb. 2)ie eigne 5lnfi(^t beö SWanufcri^stö ijl bem SBer-
faffer biefer ©efd^icl^te ni^t »ergonrtt gewefen. ^a§ aber bie barin
enthaltenen Sieber in ben Sormen mit ben ^)rü»enjalifc^en , in ber
©pracbe mit ben gaüijifc^cn übereinjÜmmen , jeigen fcfton bie von
fiorb ©tuart l^erau^gegebenen ?Jrüben berfclben. ^. Raynouard im
Journal des Savans, ^ugufl 1835, unb ^enermann, bie alten
fiieberbüc^er ber $ottugiefen. ©erlin, 1840. ®. 55. ^
'>) „Non ha mucho tiempo que qualesquier decidores e
trovadores destas partes, agora fuesen Castellanos, Andaluces
6 de la Estramadura componiau todas sus obras en lengua
Gallega 6 Portuguesa/* Sanchez, Coleccioo de poesias castel-
lanas anteriores al siglo XV. Ißarifer ^udgabe, @. 16.
6)efd). t>. Sit in (Span. i. q3D. 7
- 98 -
\r>\t frül^ bie ^oejte in caftilfanifci^en Zinen reben lernte.
SBaö bie SBoIföbid^tung ber früljern ^eriobe in ber g^rif
fleteiflet l^aben mochte , fd^eint jwar \)erflungen , ober nur
in geringen JReften auf und gefommen ju fein; ben er-
jal^tenben ©ebid^ten ifl eö bagegen t]^ei,ht)eife Keffer er*
gangen; unb biefe n^erben tvegen beö t)or^errfd&enben
6f)arafter6 ber 9?ationaUtat unb Socalitat in Sejug
auf ®egenftanb unb Sel^anbtung für bie »id^tigften
Documente ber att-fpcmifc^en Literatur gelten müjfen. 81W
bad älteiie unter ben in if)rer urf^jrüitgtici^en ®eftalt auf^
bewal^rten 2)enfinalern ber caflilianifd^en S^jrad^e unb
^oefte ift bad X)ielbef>)rod^ene Poema del Cid ju nennen,
bejfen Slbfajfung mit jiemlici^er ®Mi^^dt in bie' 50iitte
beö 12. Sal^r^uubertd gefegt n^erben fann. 9?ad^ ber 9Äei-
nung Einiger l^at in ber SBeife biefed ®ebi(f)td bad attefte
afturifd^e ffiolfd* unb |)e[benlieb gefiungen ^®), in jener
att)eitf)eiHgen , beut 9Hbe[ungent)erd unb att-^)rot)enjalifc^ett
5Reimn)erfen üern)anbten nantlic^, n)eld^e aud^ ben ctwa^
f>)atern ®ebid^ten »on Äonig Sf^)ottoniud üon Zi)x\x^ unb
t)on Slteranber bem (großen "^^^ ju ®runbe liegt. ?f6er
biefe ^n[xä)t berufet »iefleic^t auf nid^t ganj jld^erer Orunb*
tage. 2)enn tvenn auc^ jugegeben n)erben faun, bap baö ge*
nannte (Spoö fid^ in einjelnen fünften an bie SolWbid&tung
lel^nt, tt)ie j. 33. auö jenen ©teilen erl^eUt, n)o ber !t)icf)ter ftd^
an feine ^u^bxex n)enbet, fo ftellen bod^ überwiegenbe
Orunbe baffelbe aU ein ^robuft ber Äunft))ocfte bar.
^ierüon trägt bie ©>)rad^e, troft il^rer 9lof)^eit , ber 9l]^i;tl)-
") ^iti, aIt-ft)onif(^e JRomaiijen, ©.199 ff.
*«) Rodriguez de Castro, Biblioteca espafiola. Madrid, 1786.
Tomo 11. pag. 504. — Sanchez, 1. c, ©. 870.
— 99 -
mn^, tro^ feiiw ©d^tDcrfaHigfeit , unDerfennbare (S^)uren.
Diefer iamMfc]& anl^ebenbe 9Ser^ mit feiner gaitj n)iflfu^r^
lid^en ©tructur ift nad^ bem Urtl)eil eineö in fotc^en
©ac!^en gewiß cont^)etenten SJiid&ter^ ^^^ ber fpanifd^en
®))rad)e fo wenig natürlid^j er entbefirt fo ganj jener
(Sinfad^^eit unb iene6 ungefünftetten ©i^Ibenfalld , weld^e
ber 9Bolfö^)oefie überall eigen jtnb, baß man i^n fremben,
junäd^ft wol^I prot)enjalifd^en 9Kujiern nad^gebitbet glauben
muß '*2), Der Did^ter beabftd^tigte allem ?lnfc^ein nad^,
bie J30))utaren Sieber ju übertreffen, inbem er ben i)on
i^nen t)ielfad^ üerl^errlid^ten Siebling^l^elben ber 5Ration
in einer fd^wierigern urtb entlegneren gorm befang. 3)enn
bie Sriftenj fold^er Sieber fd^on lange t)or unferm ©ebic^t
ift man in aller |)inftdbt »orauöjufe^en bered[)tigt , ba bie
gSolfö^)oefte überall ba^ erfte ^robuft bed [xä) regenben
^)oetifc^en Sebenö iji. SBeift bod) aud^ baö ^oema nid^t
unbeutlid^ auf bergleid^en Vorgänger jurüdfj benn feine
(S^)rad&e, wenn auc^ raul^ unb ungefügig, ifi eö boc^
nid^t in bem ®rabe, baß fte ol)ne üielfad^e frül^ere metri^
fd^e Sel^anblung aud^ nur ju biefer ?luöbilbung l^atte ge*
langen fonnen. 3n Sejug auf biefen alten aSolKgefang
nun ift in aller ^infic^t wal)rfc^einlic^ , baß i^m ber t)ier^
füßige trod^aifdbe aSer6, i)on jwei au awei Seilen entweber
burd^ ben. tJoHfommenen 3ieim ober burd^ bie 9lf[onana
i^erbunben, eigen gewefen fei. 3)ie ®gentl)ümlid&fcit ber
fpanifc^en ©prad^e fc^eint mit biefem SMaße (ber foge^
*») ^. Sluguflin JDitran in bem Discurso preliminar ju fei-
nem Romancero.
♦») iBergt. Raynouard im Journal des Savans, 1831, <S. 135.
7*
~ 100 -
nannten Slomanjenform) ^^) fo üemad^fen ju fein, ba^
il^re SBorte unb ©afte ftc^ n)ie üon felbji in bajfelbe
*») @ln toeit »etbreitetfr 3rrtl^um ttemcd&feU bie d^omani^en'
t)erfe (romances) mit bcn [RebonbiUen, ba beibe bi)(^ toefentUc^ t^er-
[{Rieben jinb; benn boö ^^arofterijiifcöe jener beftc^t barin, ba§ fle
mittele eine«, burci^ me^jrere 93er0paare fortlaufenben Sin- ober (^im
fian^i in ber gn^eiten Beile ))erbunben ftnb ; biefe aber ftnb t^iergetUge
©tropfen mit ))oÜfommnen [Reimen in ber^teÜung 1, 2, 2, 1. IDted
ganj beutlic^ gn machen unb jeber mdgUc^en SSertvec^feiung t^orgu^
beugen, fefcen wir folgenbe ©eifpiele i^ier()er.
Romances.
; Nuiio Vero, Nuiio Vero
Buen Caballero probado,
Hinquedes la lanza en tierra,
Y arrended el caballol
Preguntaros he por nuevas
De RaldoviDos, el Franco.
^ied iß ^U anögebilbete 9>loman^e, loeld^e f^dter t)on bem ^rama
aufgenommen ivurbe, unb in toeic^er immer nur bie $lffonang, nie
meftr ber ooUfommene JKeim »orfommt. 3n ben dfteren SRomangen
^erbinben ftd^ oft ber Stn- unb ©infiang, b. 1^. ed treten natif^ ^e^
liiUn öoUfommene JÄeime ober bloge 5lffonan§en ein , ober bie (Snts
»ocale werben burd^ boö gange ©ebic^t feflgetfalten, g. 93.
Porque el gran emperador
Asi lo habia mandado,
Liegö el valiente Roldan
De todas armas armado
En el fuerte Briador,
Su poderoso caballo,
Y la fuerte Durlindana
Muy bien ceiiida a su lado,
La lanza como una eiitena,
EI fuerte escudo einbrazado etc.
Redondillas.
Yen, niuerte, tan escondida,
Que DO te sieuta venir.
- 101 —
fernliegen, unb bie Siebe fi6) jbanglo^ in feinem bequemen
unb bod^ anmutf)ig befc^ranften ©leife bettoegt Unb fo
ergo^ ftd^ unfireitig and) ba6 Sieb jnerji in bie SBeife; bie
fx6) am nad^ften unb natürlid^jien bartot '^'^a). greilid^
fann bie ßriftenj ber Slomanje mit ^iftorifd^er ®en)ipl)eit
laum biö in bie 3eit gerbinanbö bed |)eiligen (1220—1252)
l^inauf tjerfolgt njerben **b), allein ber treffticfie fpanifd^e
Porque el placer del morir
No me tortfe a dar la vida.
93ün beutfc^en unb fogar neueren fvanifd^en ©d^riftjieUern (g. 33.
©armtento) toirb ber Flamen Redondillas für eine Unberfalbenen-
nung aller trod^difcöen SScrfe tton üier §ü§en gehalten, nnb bann
lüieber in iuunberlic^ier 2Beife je via^ ber Stffonanj ober ber @teU
lung ber SWeime unterfd^iebenj altein bie älteren ©panier tüijfen l^ier*
))cn nid)t^, fonbern (galten Romances unb Redoudillas immer aud
einanber.
**a) El verso de ocho silabas es el propio y natural de Es-
pana, en cuya lengua se halla mas antiguo que en alguna otra
de las vulgares, y asi en ella solamente tiene toda la gracia,
lindeza y agudeza que es mas propia de! ingenio espanol. —
Argote de Molina, discurso sobre la poesia castellana.
£1 de ocho silabas es el mas famoso, mas antiguo, mas na-
tural y mas comun. — Sarmiento, Memorias para la historia
de la poesia espanola. ©armiento fü^rt ))iefe Stellen alter ^l^ro-
nifen unb ber 5llfünfiuifc^en ©efe^e an, bie, obgleich al« ?Jrofa ge^
fd^rieben, bod^ »irfÜc^e 9?ümangen finb.
«*b) Hay memoria en diverses lugares del Repartimiento
de Sevilla de Nicolas de los Romances y Domingo Abad de
los Romances; ambos quiere Argote de Molina que fuesen
poetas del Santo Rey; y de Domingo Abad de los Romances:
,,E8te nuestro poeta (dice) escribio en Castellano, que es lo
mas antiguo que he visto en Castilla; y por el gusto de los
curiosos pondre aqui una Serranica, que dice asi:''
En somo del Puerto
Cuideme ser muerfo
— 102 —
®elel^rtc 2). Sluguftitt 2)uran f)at fd^arfjinnifl \)eroox{ief)o^
bett, n){e ftd^ in ben und auf6en>al^tten älteßen ®ei)ic|ftm
De nieve y de frio,
Y de ese roclo
De la madrugada.
A la decida
De una corrida
Falle la Serrana
Ferinosa, lozana
E bleu colorida.
Dixele il ella:
Oniillome bella,
DiK tu, que bleu corres,
Aqui DO te engorres,
Oue el 8ol se recala.
Dix el: fVio tengo,
R por eso vcDgo
A V08, fermoflura;
Ouered por mesura
Abrir la posada.
Dixo la moza:
Cormano, la choza
Esta defeudida,
Non habedes guarida
Sin facer jornada.
Domingo Abad de los Romances y Nicolas de los Roman-
ces quediiron nvecindados en Sevilla, que Consta de escriturais
dül Arcliivo de la Santa Iglesia.
Diügo Ortiz de Zuniga, Anales eclesiasticos y seculares
de Sevilla. Edicion de Madrid, 1795. Tom. I. pag. 196.
^ai angefüt)rte Siebcf)cn (gegen beffen Sted^t^eit jtc^ n(erl^att)>t
n?ül)l bebeutcnbc Bttjeifel n\)tU\\ (äffen) ijl frei(id& nid^t in fRomam
i^enform, unb überl^au^t lagt ft(^ aud bem ^ndbrucf Romances ntd^t«
benjeifen , bo biefer in ber fnil^eren 3cit gang oUgcmein ein ®ebtd(^t
- 103 -
biefer ©attung, bie in i^rer Totalität bie mite bee 14.
Sal^r^unbertö t)ietteid^t nic^t uberfteigen, SRefie t)on noc^
altern beftriben, bie, ber umgeftaltenben munblidben Ue^
berliefeniitg jum Xxo^, in bie frül^fte Verlobe beö afturi^
fd^en Äriegeö l^inaufreid^en.
SBenn bie Slomanjen im Slttgemeiuen auc^ im gaitjen
SSolfe verbreitet tt)aren, fo njurben bie erjäl^lenben boä)
wal^rfd^einlid^ öorjugöweife i>on ben Jogiares t>orgetragen ,
t)Ott benen fte jum S^l^eil anä) »erfaßt fein mögen. !Diefe
ۊnger J^atUn, n)ie n)ir fallen, in ber Siecitation poeti^
feiger ©rjal^lungen einö il^rer »^au^)tgefd^afte 5 in ßaftilien
aber fonnten fte faum anfiel^en, ftdfi l^ierju ber Sioman-
jenform ju bemächtigen , afö ber geeignetfien für bie po-
^)u(are SBirfung, bie fte beabftd^tigten, @6 ifi wol^I nid^t
JU gewagt, tocnn wir, Wad junad^fi »on ben Jogiares
gilt, bie im ©efolge ber f^)anifd^en S^roubabourpoefie auf^
m 9floman)o, in ber ^utgärf^rac^e bezeichnete; aber bie ^etmut^ung,
ba§ bie betben ^id^tei:, bie bei: ^eilige Serbinanb ^nx ^robernng von
^eoiUa mitgenommen, tüirfUci^ Sflomangenfanger gewefen feien, liegt
na^e. ®e\Di^ ijl ed, baß man n)entge ^af)xt f^dtei: unter ^(fond X. ben
ac^tfvlbigen trocib^ifd^en ^erd in einer , fafi ganj mit ber SRomange
übereinjiimmenben gorm antt)anbte; bre ÜÖerfe biefe« Jlönig« felbjl
liefern l^ierüon ja](>treicl^e S3eifviele, benn toenn man üon feinen Sie*
bcrn ben Slefrain am @nbe ieber @trüVl(>e ttjegnimmt, fo crl^ält man
diomanjen; j. f&.i
E de tal razon com esta
V08 direi com hu na vez
A Virgen ^anta Maria
Un muy gran miragre fez
Po lo bon Rey Don Fernando
Oue foi comprido de prez.
(B. Anales de Sevilla, T. I. pag. 301.
— 104 -
treten , auc^ auf f ^re SBorgfiitger , ble filtern JBolWfanger,
andbftinen. 9SieBeid^t fd^on ju ben Seiten ber gelben,
bie fle feierten, erfc^oKen bie SRomanjen t)on 9Rubarra
unb 33ernarbo bei garpio. 2)er SRl^apfobe, afö Segleiter
bed |)ereen, flriff öor beginn ber ©cH)lacl^t in feine Seicr,
um burc^ grinnerungen t)ergangenen SRul^med ober burd^
95erl)errlid^ung gleid^jeitiger ©ro^tl^aten ben üKutl^ ber
Kämpfer ju befeuern. 3nt ^rieben aber tt)ar er überaß
ein »illfommener ®afl; i^m laufd^te bad SBolf auf ^tra^
^en unb ^läften, mnn er t)on Äatfer Sarfö ^alabinen
ober ben 3nfanten t)on ?ara erjaf)lte; i^m öffneten ftd^
bie 2!t|ore ber Sd^Iöffer; er toar bie ^iexic iebed gefiel
unb erfüllte bie Seelen ber |)6rer mit (Btaxinm unb SRül^*
rung, fei eö, ba^ er benfwörbige 93egebenl&etten ber ian^
bedgefcbid)te , ober bie Schief lale unglörflic^ ?iebenber, ober
Slittermä^rd^en unb Sagen öon einem fernen ^auiexxciäfe
ber ^l)antajte berichtete»
3n S5ejug auf bie Sortragdweife ber Slomanjen tritt
t)on 9?cuem bie aSermutl)ung ein, bie fd&on bei @rtt?äl)niing
ber ^)roüenjalifc]^en @rjal)lungen auögefprodben ttjurbej unb
bie Slnna^me einer mimifd^^bramatifd^en ?lrt ber JRecita*
tion fd^eint l^ier nodfi burd^ einen befonbern ®runb untere
fiö^t ju n)erben» !Diefer liegt in ber Sefc^affenl^eit ber
SRomanje felbfl, n)eld^e in merftt)iirbiger SBeife auf ber
©ränjfd^eibe jtt)ifd^en bem (Spoöunb bem !Drama fc^tt)anftj
gel^ört fie al^ erjal)lenb in'ö Serei^ M erftern , fo ifi fle
bod^ in ber Slrt ber (Srja^lung üergegenwartigenb n)ie ba^.
!l)rama. SWan betrad^te nur einige ber ^)rägnantefien t)on
biefen ©ebid^ten, j, 33. bie öon ©a^feroö, öom SKarqued
\)on SJfantua, üom ©rafen 6(aroö öon SKontaban (tt>ir
- 105 -
nennen lf)ier'abfid^tlld^ fold^e, bie in il^rer altert^ümlid^en
gorm auf eine frü^e ©ntfieliungöjeit l^inbeuten). SWit
mlä)ex barfteüenben ^raft n)irb ^ier baö ©efd^el^ene t)or^
geführt! SBie tt)irb ber .^örer gleid^fam jum 3^f^<^u^i^
unb Sl^eilnel^mer ber erjal^Iten Segebenl^eit gemad&t! SBie
lebenbig nnb bramatifd^ treten einjelne 9iebenbe an^ bem
®ange ber ^rjäl^Iimg l^erüor! 3« ber Zljat, biefer (5^a*
rafterjug ber 9iomanje ift fo I)erüorfted^enb , ba§ er allein
öuf eine SSermutl^ung führen fonnte, für mlä)e ioä) au^
Berbern nocß biefelben ®rünbe fpred^en, bie für bie äl)n-
lid^e SSortrag^weife ber proöensalifc^en Songlenrö geltenb
gemad^t würben. SBeitere |)i?pot]b^fen über bie Slrt, in
tt)eld^er bie Jogiares ben Snbalt i{)rer (SraäI)Iungen ben
»^orern öorfül)ren mod&ten, fotten ^ier nid^t aufgefteßt
werben. 50fan fönnte annel)men, baß, wäbrenb ein Sänger
bie Slomanje l)erfagte , anbere S^jielfeute unb Remedadors
bie erjäblte SBegebenl^eft ipantomimifd^ barfiellten. !Dann
Wäre bieö ein frül^eö SSorbilb jener SBeife, in welcher
fpäter, wie baö befannte (Sapitel beö !Don Duirote öom
SWeifter ^eter jeigt , bie ^ii^j^jenfipieler bie SSoIföfagen bar-
ftedten. SIttein bie SSorauöfefcung wirb burd^ feine ge^^
wid&tigen ®rünbe nnterftüftt. Slm nä($ften liegt aud^
Ibier, wie bei ben 3ongIeur6, bie 5(nnabme, baß ber
©änger oI)ne SKitwirfung SInberer aßein agirte, feinem
SSortrag aber burc^ (ebenbigeö @eberbenf))iel unb burd^
paffenbe aSeränberungen ber Stimme einen bramatifd^en
(Sljarafter gab.
3n welche enge SSerbinbung biefe 2)icl}tart bierburdb
mit bem f^)atern ©dfjaufpiel tritt, wirb einleudbten, jumal
wenn wir bie S3emerfung antici^)iren , baß bie Siomanje
— 106 -
jur 3^*^t beö 8o^)e be Slueba jcbe S^f^eateröorftellung cinlci^
tete, bann alö 8oa ober ^rolog fortlebte; unb eublicf) alö
organifc^er 2:i)eil beö 2)ramaö mit bfefeni felbft öerfd^mol^v
SIber awii), wenn unfere aSermutf^ung über bie an-
^erli^e, im Vortrag (iegenbe Serbinbung ber befprod^enen
3)idbtgattung mit bem Drama afö unbegrünbet jurüdfge^
n)iefen n)erben foKte, fo bleibt bod^ nodfi bie innerliche
93erU)anbtfd^aft jtt)i;*(]^en beiben, @ö Hegt ju S^age, tt?el-
eben n)id^tigen ßinflu^ bie SRomanse burd^ übte benjeglidb^
!DarfteBung nnb bramatifdbe ?ebenbigfeit auf bie ^eroox^
bilbung beö eigentlid^en @d^auf))ielö l^aben mu^tej — Sluf-
forberung genug , fie in einer ©efd&id^te beö lefttern nid^t
JU überfeinen. Unb fo barf l)ier aud^ n^ol^l ein 33lirf auf
bie Stoffe gen)orfen werben , njeld^e biefe in i^rer Slrt ein-
jigen ^robucte eineö uberreid^en poetifd^en Sebenö afö ge^
eignete ffiornjürfe für bie bramatifc^e S5ebanblung bar^
boten, unb gro^tentl^eifö fd^on für eine folc^e \)orbereitetcn.
3uerfi tt)aö bie Sanbeögefc^id^te , reid^ an großen 33ege^
benl^eiten unb gewaltigen ßataftropl^en; an bie |)anb gab:
ber Uebermutl^ beiS legten ©otl^enf onig6 5 bie übereilte
JRad^e be^ ®rafen Sulianj bie unfetige ©d^lad^t, bie mit
bem ©turj ber ©otl^enmonarc^ie unb bem tragifd)en Un^
tergang beö 9ioberid& enbete; ber l^eroifd^e SBiberftanb
^ela^oö in Slfturienj bie glorreid^en S^l^aten beö (5ib, feine
Siebe jur 3fimena, fein ßweifampf mit beren ffiater, feine
immer mit Unbanf belol^nte @rgebenl)eit für ben ange-
flammten »^errfd^erj bie Srmorbung beö S6nig6 ©and^o
t)or ß^itt'^ta; bie romantifd^e 8iebe Sllfonfo'ö VI. jur
fc^onen ^aiic, bed ©onjalo ®uftio^ be 8ara jur 2!od&tcr
Sllmanfurö; ber SBruberjireit jwifc^en ^eter bem ®rau:^
— 107 —
famen unb ^einxxä) t)oii Zxa\iamaxCf a\)nl\ä) bem be^
ßteofleö wnb ^ol^nice^; ber 9Korb M SWeifier^ t)ou @t
Sago.imb bad traurige ©d^icffal- ber unfd^ulbigen 33Ianca
t)Ott Sourbon; ber ©lattj unb jäfee ©turj be6 Sllöaro be
8una, unb bie ritterlid^en Slbenteuer beö 2). ^ebro 9?tjfo.
2)atttt , n>a^ au6 fremben ©agenfreifen frül& nad^ Spanten
t)erppanjt unb eigentpmlid^ umgeftaltet n)urbe, bie reic^
bewegten ®efd^id&ten t)on ^arl beni ®ro^en unb feinen
^alabinen, bem gen)altigen Siolban, bem troftigen Slei^^
nalbo^ unb jenem ©a^feroö, ber fdbon ald Änabe unter
tragifc^en ©efd^icfen jum Spanne reifte, unb fpater ben
wunberfamen 3wg in'ö ?anb ber SOlol&ren unternal)m, um
feine ®attin ju befreien. 2)iefen !Did&tungen »erlaubt,
aber auf urfpruuglicf) f!panifd)en S^rabitionen berul^enb, bie
fabell^aften 3^l^aten be^ 35ernarbo be Sarpio , baö an SSun^
berbegebenl^eiten reiche Seben beö gernan Oonjalej, ber
fd^mal)Iici)e SJerratf) an ben Snfanten »on 8ara unb ber
9iad^ejug beö SWubarra. Snblid^ , obgleid^ ber ©efc^icbte
angelf)6rig, boc^ fd&on frul^ in bie garben ber Sage ge^
Reibet, ber £am^)f um (äranaba mit aHem bem romanti-
feigen 3ntereffe , ba6 ftd^ an il^n fnüpft. Stuf ber einen
©eite jn)ifd^en feftlic^cn S^urnieren unb S^mbra^ ber ©treit
ber befeinbeten 9iitter ; in ben jauberifd^en ^aüm ber
8IIIf)ambra unb bed (Seneralife ber fc^mad^öoHe 3wift jtt>i^
fc^en SSater unb ©o^n, bie blutige 6ataftropbe im ©aal
ber SSencerragen , ber SRorb ber SRora^ma , unb jener
Äantt)f, in bem f^)anifd^e Jlapf erfeit bie Q\)xe ber öerläum*
beten 5Ko{)renfönigin gegen bie öerrcitl^erifc^en ^cQvi^ t)er^
fod^t; auf ber anbern bie SWad^t ber religiöfen Segeifte^
rung in ben abenteuerlid^en Sl^aten be^ ©ro^meifterd t)on
— 108 —
\)on 6alatrat)a, M ^exnan $erej be ^itlgar unb fo
XfkUx d^rifllid^en SRitter — baö finb nur einige öon ben
unfiberfel^bar fielen Stoffen, tt)elc^e bie Slomanjenfanger
ben fpätern iDid^tern ju bramarifd^er Sel^anblung uber^
lieferten; unb n)ir n)erben in ber ^otge oft bemerflic^ ju
machen f)cAen, tt>ie gut bie le^tem jtc^ auf Senuftung
biefer gunbgrube »erftanben , unb n)ie genau fxd) if)xe ber-
artigen SBcrfe oft an il^re SSorbifber anfd^Ioffen.
!Diefe Verfolgung einer einjelnen, mit ben Sfnfangen
M Zi)caUx^ jufammenl^ängenben ßrfc^einung l&at bem
®ange unferer allgemeinen 2)arftellung t)orgegriffen. SBir
feieren nun ju biefer jurücf.
2)er leftte gewaltige unb energifd^e Singriff ber Ungläu-
bigen gegen bie n)ieberauflebenben c^riftlid^en Sleid^e l^atte
jule^t 998 bod^ mit ber Stieberlage feiner Url)eber geenbigt.
aSon nun an tt)urbe bie Äraft ber Slraber mel^r unb mel)r
gebrod^en, jumal feitbem baö maurifd^e 9ieid^ nadb bem Un-
tergange ber Dmaijaben (1038) in metirere Heine Staaten
jerfiel unb baö junge Äönigreic^ ßaftilien, ju n)elc^em bie
frul^ere ©raffc^aft biefeö 9?amenö mit 8eon üerfd^moljen tt>ax,
eö nur mit einer öielfadb getl^eilten feinblic^en ^aä)t ju
ti^m l^atte. 3)ie ©iegeöjüge Sllfonfo*^ VI. , 1085 burc^ bie
Eroberung \)on ilolebo gefront, bie gen)altigen Slnjirengungen
Sllfonfo*^ I., ben neben ber ^one »on Slragon aud^ bie üon
ßaftilien unb 8eon fd^müdften, bemut^igten enblic^ bie "SHo-
l^ammebaner bergeftalt, ba^ fie fortan bie @roberungö))lane
einteilen mußten, ©c^on atl)meten bie ta>)fern d^riftlid^en
Stamme in weiteren unb gejtc^erteren ©rdnjen. 2)ie alten
Stäbte Stella, Segoöia, Salamanca, ^ioto unb 3<Jin«>^^
beoölferten fid^ üon 9teuem. Sd^on mifd^ten fid& audlanbifdje
— 109 -
9litter unter bte caftilianifd&en , um an i^ren glorreichen
Äreujfal^rten Xijcil ju nel^men. 3n biefen Ääm^jfen ent-
n>irfelte jtd& ber ritterlic^^romantifd^e Sinn beö ^dtalM^
JU feiner üotten 93Iüt^ej unb jugleic^ n)arb burd^ il^n ein
Umfd^ttjung in ben Sitten licrbeigefülirt. !Die biö^erigc
tauige 8ebenött)eife begann einer ebleren 35ilbung ju tt)ei^
(%eu» 3)er feinere 9litterftnn wibmete öon nun an bie
SBajfen nid^t bloß bem ernften Äam^jfe, fonbern äWfll^ici^
bem 2)ienjie ber !l)amen unb fud^te in feftlid^en Spielen
Sefriebigung ber JRul^mliebe. !l:ieö werfte unb ndl)rte ben
©inn für offentlid^e Suftbarfeiten» Siujelne aSolfööerguiV
gungen , n)ie baö Sanjenwerfen (Bofordear) unb bie ©tier^
gefec^te mod^ten feit lange üblid^ fein 5 feit bemSal&r 1107
aber ftnben n)ir »telfad^e GrttJal^nungen i)on Surnieren
unb JRitterfpielen , bie in ®egenn>art ber 2)amen mit
großer ^rac^t gefeiert würben *5) 5 jugleid^ t>erebelten fid^
aud^ bie gefie, ju weld^en bie 9Sermal)Iungen ber ®ro§en
ben Slnlaß gaben, unb proi)enjalifd^e, gaüiicifd^e ober ein^
Ibeimifd^e ©anger burften nid^t fel^Ien , um fte burd^ 2Ruftf
unb Spiel ju öerfc^onen.
3m 11. 3öl)r]^unbert begannen bie ^itgerfal^rten na^
bem ®rabe M ©c^uftpatronö öon ©panien ju ©t. 3ago
be ßompojietJa allgemein üblid^ ju werben ^®). @ö ifl
nid^t unwaf)rfd^einlid^ , baß bie große SWenge ber ®läu^
bigen auö allen ®egenben mit t^rer 8uft, ju Igoren unb
JU fc^auen, l^ier fru^ br^matifdfje 2)arftellungen geiftlid^er
©efc^tc^ten l^ertjorrief, obgleid^ feine l)iftorifd^ beglaubigten
«*) Historia de las grandezas de Avila par Fr. Luis de
Ariz, parte H. pag. 37.
«•) Masdeu, Historia crilica de Espaila, T. XIH. (B 327.
— 110 —
3cit9nijfe vorliegen, um bic 95eflimmtl)cit ju rechtfertigen,
mit ber S3laö Siafarre bie ßriftenj biefer ^ilgerbramen
annimmt.
2)ie Sieger fanben in ber SKebrjalöI ber ©tSbte, bie
fte ben Ungläubigen abgett)annen , d^riftlic^e ®emeinben
unb Äird^en t)or, in benen fid^ bie alten gotte^bienftlid^en
93ränc^e erl^alten l^atten*^), unb würben fo t)on 9?euem
mit ben gormen beö feierlichen ßuttuö befannt, benen fte
t)ietteic^t im S^umulte beö Sriegeö entfrembet n)orben
n>aren. !Die mojarabifd^e Siturgie n)id^ jtt)ar feit bem
Saläre 1000 ber romifd^en, aBein aucö in biefer waren bie
|)Vmnologie unb ber anti^jljonifc^e ®efang wefentlid^e Se^?
fianbtl^eile *®)» @d fd^eint , ba^ fd^on fel^r frül^ neben ber
lateinifd^en aud^ bie SSulgärfprad^e ffir bad Äird^enlieb an^
gewenbet würbe. Daö ättefte erl^attene Seifpiel l^ieröon
ftnbet fid^ unter ben SBerfen beö ©onjato 93erceo, eineö
äüeltgeiftlid^en, ber ju Stnfang bed 13. Scil^tl^nnbert^
blül)te^®); ein ®efang ber SBäd^ter am @rabe bed »^errn,
mit einem \)om ßl^ore wieberl^olten ^Refrain (estribillo),
augenfc^einlid^ jum Slbjingen beftimmt, waö aud^ fc^on bie
Ueberfc^rift Cäntica anbeutet, unb t)ielleic^t Srud&ftüdf
eineö alten ^rd^enbramaö ober einem fold^en nad^ge*
bilbet 50).
SDloge benn l^ier bemerft werben, ba^ nac^ aKer SBal^r*
fd^einlid^feit ftd^ auö ben einjelnen, bemiDrama me^r ober
«') Masdeu, T. XIII. (S. 198 unb 877.
*•) fQinttxm, JDenfwurbiQfeiten Der fat^üliffien Jlirc^e, S8b. IV.
Xf) 3.
«») Sanchez, 1. c. ($artfer ^u^gabe), <S. 25t.
^^) ^ergl. Rodriguez de Castro, BibUoteca esp. Tom. II.
pag. 638, a.
— 111 -
niinbcr t>ern)anbten ßrfd^cinimgen, ben mimifd^en uub bia*^
lofjifc^en SBorubuitgcn ber Songleurö, ben pantomimifd^en
Zangen, ben flottcöbienftlicfieit aBcd^felgcfängen , fd^oit im
Saufe beö 12. 3<tl)rl)uubertö, mnn niä)t noct) frül^er, eigeut^
lid^e bramatifc^e 93orftettungen enttt)t(feU Ijatteti] eine 93er^
mut^ung, bie faum jurü(fjutt>eifen i% mnn ewogen Wirb,
W)ie, nacf) gleid& auäufftljrenben 3ewgniffen, ein 3cil^tl)unbert
ft)ater bie Sluffül^rung t)on ©ci^au|>ielen fd^on fo aügemein
unb tjerbreitet n)ar, bap jte einfi^raufenben 33eftimmitngen
ber (äefeftgebung unterworfen werben mu^te.
9Rit ben Jl^aten gerbinanbö M |)eiligen l^ebt jene
JReil^e erfolgreicher (§rfd&einungen an, burd^ welche baö
13. 3<J^tl)unbert eine ber benfwiirbigften @pod^en ber f^ja*
nifdjen ®efcl)i^te bilbet. 2)ie Ungläubigen, i)on nun an
auf ©ranaba unb fein ®ebiet jurücfgejogen unb jtd^ auf
ben UJertl)eibigungöfrieg befd^ränfenb, überließen ber auf^
feimenben d^riftlic^en (Sultur ein weitere^ unb gebeil)lid^cred
gelb. 2)ie (S^Aäiie maurifd^en SSSiffen^ unb niaurifc^er
^unfl verbreiteten ftd^ au^ ben nun geöffneten 2;i)oren tjon
6otbo\)a unb ©evilla über baö erobernbe SSoIf. SBa6 bie
S^l^atfraft be^ SSattrö fo an neuen Duellen ber 93ilbung
crfd^IotJen Ijatte, warb burd^ bie forgfame Pflege beö ®of)ne^
ju frud)tbringenber SBirffamfeit geleitet. Sllfon^ X., ber
SaSeife ober ©ele^rte, war unter allen gürfien feiner ^dt
ber entfd^iebenfie görberer ber Sffiiffenfd^aften , ber emftgfte
Pfleger ber (Sultur. ©eine 3Jf ftrebungen , SBiffen unb
Äenntniffe unter bem QSolfe ju t)erbreiten, ber ©fer, mit
bem er alte wiffenfd^aftlid^e Slnftalten erweiterte unb neue
grünbete, übten einen nad^t)altigen Sinflup auf bie ^panU
fc^e ^Silbung. SBefonberö erfprießlid^ für bie Literatur aber
— 112 -
n>ar bie ©orge für bie Pflege ber ?anbe^fprad^e , bie er
nic^t atteiit burd^ jaWreid^e "oon tt)m angeregte, fonbern
auc^ burc^ eigne Schriften befunbete. Unter ben le^teren
ift unö l^ier junäd^fi bie ©ammlung i)on Cautigas ju
(Slf)ren ber ^eiligen Sungfrau tt)id^tig. 2)iefe in gaUicifd&er
©prad^e gefd^riebnen Sieber unb geiftlic^en Slomanjen, in^
tereffante SSeifpiele für bie gormen be^ alten ÄirAengefan-
geö, ^aben jtc^, öierl)unbert an ber ^a\)lf mit iören ur*
fprünglid^en ©ingweifen in üerfd^iebnen |)anbfd^riften bed
(Söcuriat unb ber Äat^ebrale \)on Slolebo erl^alten. ®ie
fd^Iie^en jebe i^rer ©tro^j^en mit einem Slefrain; ber au^
genfd^einlid^ beftimmt war, öom (S\)ox gefangen ju wer^
bm , unb liefern fo ben Seit)eid für baö Sllter ber mit bem
Stamen Villancicos bejeic^neten ©ebid^te, beren in biefer
©efd^id^te beö J^eaterö nod^ pupg ju ern)al^nen fein
wirb 5*),
SBie Sltfonfo bie üerfallenbe ^unfl ber JJroubabourd
i)on 9?euem ju öerebetn unb auf eine l^ol^ere ©tufe ju
lieben fudbte, fo wanbte er auc^ fein Sluge auf bie bra^
matifd^en 93eluftigungen , bie im bamaligen ©panien fc^on
fel)r tjerbreitet gewefen fein muffen, unb bemül^te ftdfi, ben
babei eingeriffenen ÜKi^bräu($en ju fteuerm @d gefd^al^
bieö in einem ©efeft ber jwifd^en 1252 unb 1257 rebi-
girten Siete Partidas, einem für bie Äenntni^ beö älteften
>*) Rodriguez de Castro, Biblioteca espanola, Tom. II.
pag. 631 ff. — Argote de J!||o1ina, Nobleza de Andaluzia. Se-
villa, 1588, fol. 151 ff. — Ortis de Zuniga, Anales de Sevilla.
Madrid, 1795, f&. I. pag. 94 un^ pag. 301 ff. — Papebroch, acta
vitae S. Ferdinandi. Antverpiae, 1684, pag. 381 ff. — Terreros
y Pando Paleografia espaiiola. Madrid, 1758, pag. 71. — %txh,
Solf, in ben SBienet ^aijxhü^txn, ^a^rgong 1831.
- 113 -
ft>anifc^n 2)ramaö überaus Wtd^tfgen 2)ocument „!Dfe
(SeffHid^en — tiefet ed fn Partida I. tit. VI. ley 34. -
foHen feine ©pottfpiele (^offenfriete) barfieUen, bamii
Me 8eute l^erbeifommen , um ju feigen, tt)ie fte aufgeffil^rt
»erben j unb wenn anbere ^erfonen. bergleid^en barfieHen,
foHen bie ^riejier nid^t babei jugegen fein, weil ba t)iet
^a^li^ed unb Unanftdnbige« DorfäKt. Slud^ foHen biefe
Dinge nid^t in ben Sird^en getrieben werben; t)telme]^r
»erorbnen wir, ba^ man biejenigen, bie bergleid^en tl&un
fottten, mit ©d^im^)f barauö t)ertreiben foHj benn bie
Äird^e @otM ifi gemacht, um ju beten, unb nidbt um
hoffen barin ju treiben. 2)od^ gibt e^ SBorjieU
lungen , bie ben ©eifilid^en erlaubt ftnb , wie j. 33. bie Don
ber ®eburt unfered |)errn 3efu^ (5l^rij}u6, worin gejeigt
wirb , wie ber Snget ju ben fixiert tarn unb wie er il^nen
fagte, 3efu^ (Si^rifiud fei geboren; unb bann bie t)on feiner
Srfd^einung , wie bie brei üKagier famen , um il&n anju^
beten, unb bie t)on feiner Sluferjiel^ung , weld^e jeigt, wie
er gefreujigt warb unb am britten 2!age auferfianbj —
fold^e 2)inge, wie biefe, weld^e ben SKenfd^en ermuntern,
®uteö )u tl^un unb Sl^rfurd^t »or bem ©lauben ju baben^
lönnen fte barjieHen, aud^ nod^ be^l^alb, bamit bie 5JRen*
fc^en jld^ erinnern , baß, fo wie l^ier , e^ jtd^ in ber SBirf*
lid^feit jugetragen l^abe» ?tber fte muffen ba^ mit Drb^
nung unb großer {Jrömmigf eit tl)un , unb in ben großen
©tÄbten , t\>o Srjbifd^ofe ober S3ifd^6fe ftnb , unb auf ®e*
l^eiß biefer ober il^rer ®tellt)ertreter , aber nic^t auf !Dör*
fern , ober an fc^led^ten Orten unb um ®elb bamit ju ge*
winnen ^^).^
»») Los clerlgofl — — — — oo deben ser facedores de
@(fd). b. Sit. in ®i>ait. l.qsb. S
— 114 —
?lu6 Mefem bemerfenött>ertt|en ®efefte ergibt ftd^ aW
t>oatg flett)iß: 1) ba^ in Spanien um bie SWitte beö 13.
Sal&rl&unbert^ SSorfieKungen t>on geijüid^en fotDol^I aW
n>eltlid^en ©dbauftjielen fiblid^ n^arenj 2) \>ajß fte fott)ol^l
innerl(^a(b ber Äird^en al« au^erbalb berfelben Statt fanben ;
3) ba6 {ie nid^t blo^ t)on ©eiftlid^en, fonbern aud^ ))on
?aien bargejieBt tt)urbenj 4) ba^ bie ®d^aiif<)ielhtnji aW
(grwerbdjweig betrieben n)urbe, unb 5) ba^ bie aufgeführten
©törfe nic^t blo^ in fiummer, ^)antomimifd^er Slction be*
jianben, fonbern gef^)rod^en n)urben. 2)aö tefttere get|t
au« ber ©rwa^nung beö Spiel« t)on ^l^rifti (Seburt l^er^
t)or, „in tt)cld^em gegeigt tt>irb, tt)ie ber Sngel ju ben ^irten
fommt unb i^nen fagt, ba^ ber ^err geboren fei."
juegos de esoarnios porque los vengan 6 ver gentes, como se
ftiGeo. B si otrofl onies los flciereo, non deben los clerigos
hl venir, porque facen hi muchas villanias e desaposturaa.
Ni deben otl-osi estas cosas facer en las eglesias: antes deci-
mos que los deben echar de eUas deshonradamente a los que
lo ficieren: ca la eglesia de Dlos es fecha para orar e non
para facer escarnios en ella. Pero representacion hay
que pueden los olerigos facer, asi como de la nacencia de nae-
stro Senor Jesucristo en que muestra como el aogel vlno 6
los pastores, 6 como les dijo como era Jesu Cristo nacido. E
otrosi de su aparicion como los tres reyes magos le ylnieron
& adorar. B de su resurreccion que muestra que fue crucifi-
cado ^ resucitö al tercero dia: tales cosas como estas que mue-
ven al ome a facer bien e il haber devocion en la fe, pueden-
las facer, e demas, porque los omes hayan remembraoza que
segun aquellas fueron las otras fechas de verdad. Mas esto
deben facer apuestamente e con muy grand devocion e en las
cibdades grandes donde oviere arzobispos ö obispos, e con su
mandado de ellos ö de los otros que tovieren sus veces, e non
Jo deben facer en las aldeas, nin en los logares viles, nin por
ganar dinero con ellas (Partida I. tit. VI. ley 34).
— 115 —
Ueber We fonfiige Sefc^affenl^eit ber bamaligen ©d^au^
fricie fönncn nur aSermut^ungen aufgefieHt »erben- !Die
einjelnen geijilic^en 2)arfteKungen , bie bad ©efeft namhaft
maä)i, werben nur afö Seifpiele unter t>erfd^iebnen an^
bern l^eröorgel^oben ^ e^ ift jebod^ ica(f)ten^mxü) , wie fie
auf jenen @9clu6 lö^iUger 33egebenl^eften 95ejug traben, ber
am frut)ften unb in ben öerfd^iebenfien Säubern ju bra*
mati^ä)ex Sel^anblung benuftt tt)urbe- Slüjerbem »erben
He ©efd^ic^ten be^ alten ünb be« neuen 2:ejiamentd, wie
ber ^eiligenlegenbe genug erbaulichen unb für bie ^rieftet
unanflo^igen ©toff geboten traben. Stteben ben geijilic^en
©turfen cxtoä\)Xit ber ©efe^geber nod^ bie juegos de es-
caruio (©pottfpiele) , unflreitig pojfen^afte DarfieBungen
t)on ©cenen beö gewo^nlid^en gebend, unb aW SSorganger
ber fpatern entremeses ju betrad^ten, wie jene ^eiligen
©piele ald anfange ber nad^l^erigcn Autos. Uebrigend
ifi wol)l anjunel^men, ba^ bie wanbernben ©c^aufpieler
aud^ bie Srjal^lungen ber JRomanjenfanger für il^re ^mdc
ausgebeutet Ibaben werben, wad i^nen um fo na^er liegen
mu^te , ba ftc^ ol^ne 3weife( wegen ber Stel^nlid^feit i^re«
Setriebö t)iele Jogiares unter fte mifdbten.
3n Setreff ber gorm ber alten Dramen fpred^en alle
äJermutbungen für dnc metrifd^e. Sieben fld^ gebilbetere
©eiftlic^e ober Sunftbid^ter ^erab , fold^e ©j)iele ju fd^rei^
ben, fo modbten jte versos de arte mayor ober anbere
fünfllic^e ÜRa^e anwenbenj würben aber, tt>a^ wal^r^
fd^einlic^er ifl, bie ©tücfe t)on ben SBolWfangern i)erfa^t,
ober t)on ben ©d^auf^)ielem felbfi impro^ijlrt, fo bot fld^
junad^fi bie SBeife bar, in welcher ftc^ bie 9Solfö^)oefte am
liebjien bewegte — ber ad^tf^lbige SRomanjentjer«»
8*
- 116 -
ÜKit ben geijiUc^en DarPeHungen \t>ax t)ennut^Hc^ bcr
Äircl^engefang , unb, wenn man t>om fpatern 33raud^ auf
einen frühem jurftrffd^liepen barf, namentlich bacJ Slbftngen
t)on Villancicos in SBerbinbung gebrad^t.
Sine anbere SBerorbnung ber Siete Parti das t)erbietet
ben ^0 jfenft)ielern , ^riejier*, SKönd^^^ ober 9?onnenHeiber
anjiilegen, um bie ©eiftUc^en nad^judffen «3).
3)ie t)on Urban IV. angeorbnete unb al^balb t)on ber
ganjen Sl^riftenlfjeit mit größtem @ntt|u{tadmuö aufgenom^
mene ^eier ju @^ren ber l^eiligen ßuc^arifWe (baö gefl bed
grol&nleid^namd ober Corpus Christi) ^verbreitete ftc^ un*
ter ber ^Regierung Sllfonfo*« X. auc^ in ®^)anien. Unter
ben Zeremonien unb ^roceflionen , burd^ tt)eld^e biefe
geier t)er]^errlid^t tourbe, waren in ben meifien Säubern
fd^on fel^r frfll^ bramatifd^e 2)arfieDungen l^eiliger ®efd^id^ten
üblid^ 54). 3){e ältejie bejiimmte 3?ad^rid^t , ba^ bied aud^
*') Vestlr no deve ninguno habitos de religion, sino aquel-
lo8 que los tomaron para servir a Deos, ca algunos ay que los
traeo d mala enteocion, para remcdar los religiosos e para
fazer otros escarnlos e juegos con eUos e es cosa muy desa-
guisada que lo que fue fallado para servicio de Deos sea tornado
en desprecio de santa £glesia e en abiltamiento de la religion,
onde cualquier que vestiesse habitos de monjes e de monjas 6
de religloso deve ser echado de aquella villa o de aquel logar
donde lo fiziere ä azotes. E si por aventura clerigo fiziere tal
cosa, porque le estaria peor que a otro ome, devele poner su
prelado grau pena, segun to viere por razon: ca estas cosas
tambien los prelados como los judgadores seglares de cada un
lugar las deven mucho escarmentar que no se fagan. la Par-
üda, ti( VI. leg. 36.
**) Jacobus Gretser, de sacris peregrinationibus. 3ngolfiabt,
1606, @. 274. — id. de Catholicae Ecclesiae sacris processio-
nibus et supplicationibus libri 11, ®. 127. — Id. De Pestis
— 117 -
in (Bpanim ber gatt war, jtubet flc^ in einem Kturgifd^en
ßober ber Sat^ebrale t)on ©erona t)om Sal^r 1360 **).
^ier tt)irb erjdl^It, wie ba^ geji be^ Corpus unter Be-
renguer Palaciolo, ©rafen t>on ^Barcelona (jiarb 1314),
in ®erona eingeful^rt tt)urbe, unb barauf eine ^rocef[lon
mit SRiefen unb läd^erlid^en giguren ertoä^nt, bie am
SOTorgen bed ^rolfenleid^namtageö Statt fanb, — einSrauc^,
ber |td& biö in ft)ätere Seiten erl^ielt unb nod& nä^er ge^
fd^ilbert'tt)erben foB; nad^ biefem fomifd^en Sfufjuge pflegten
bie SBeneftriaten ber Äird^e »erfd^iebne geifHi(^e ©c^au^
fpiele, unter anbem baö Opfer beö 3faac unb ben
S^raum unb SBerf auf beö 3acob, aufjufö^ren. Unb
fomit l^ätten tt)ir im 14 3a^r]&unbert Autos, bie in ©e*
jug auf il)re ffieranlaffung fuglic^ sacramentales genannt
werben fonnen, wenn gleich jte noc^ feinen befiimmten
innem S3ejug auf ben ©egenftanb beö gefiel, ben 8eib
be6 |)erm, gehabt ju l^aben fc^einen.
2)ie erwdl^nte Siturgie fu^rt unter anbem gotteöbienji^
liefen Sräud^en nod^ t)erfc^iebne geijilid^e aSorfiellungen
an, bie jal^rlid^ an befiimmten S^agen wieber^olt würben»
3)ie Canonici ber Äatl^ebrale mußten jid^ bei il^rer ?luf^
nal^me förmlich t)erpfHc^ten , am Djiermorgen baö Spiel
Christianorum et Benedictionibus, in ben Opp. 9{egen6Burg, 1735,
Zf), V. — Thesaurus sacrorum rituum t)Dn ©avanti. Lugduoi,
1685, (S. «55. — garbinal «ambertini (S3enebict XIV.) de Jesu
Christi, matrisque ejus festis. PatavU, 1751, <S, SU.
**) Florez (Enrique), Bisco, Merino y Ganal Eapafia sa-
grada, theatro geografico-historico de 1a iglesia de Espaiia.
1754^1838. SBanb 45. aUabrib, 1838, (S. 17. ^M l^ier mttdet^eitte
toi^ti^t Document ift (i^l^et füt bie ©efd^ici^te be« fpanifd^en X^e<u
ter< gang unBerücfftd^tigt geblieben.
— 118 -
,;t)on ben brei 9Rarieen"aufjuföI)rett. 3it berjweiten
SBeil^nad^ Wt)e^))er fanb eine fDarfteKung ber ©teinigung
be« 1^. ®icp\)an ftatt, »ä^renb ber £)ctat)e ber unfd^uU
bigen 5KnbIein aber eine poffen^afte guftbarfeit, bei ber
[xä) bie Sl^orfnaben t)ermnmmten unb einer t)on il^nen bie
gunftionen be6 Srjbifd^ofö ^erridbtete.
SBa6 jundd^ji t)on einer catalonifc^en ©tabt gemelbet
tt>irb, laßt mit 3ut>errtd^t auf analoge gleid^jeitige Sräud^e
im übrigen (Bpanien [daließen. !Die unruhigen 3eiten ber
nad^jien 5Rad^foIger Sllfonfo'ö X. tt)aren nid^t geeignet, bie
gortfd^ritte irgenb einei^ Ännji ju begönjiigen, 3)ejio beffer
gejialteten fldb bie Umftanbe, al« in Sllfonfo XI. m\
neuem ein reger Seförberer beö SBiffen^ unb ber Silbung
ben 3;^ron beftieg. Unter il^m fira^Ite ba^ romantifc^e
SKittertbum in feiner t)otten ©lorie unb tt>urbe burc^ baö
in bem Orden de la Banda etngefe^te 3nftitut gleic^fam
jum ®efet für alle Sblen erl^pben ^^% ^ourniere unb
»•) Cronica de Alfonso XL, pag. 177 ff. Rdlcion de Madrid,
1787.
®(^on bie Siete Partidas ret>eu nn ben Obliegenl^eiten bcd
Slitterflanbe« in einem 3:ün, ber on ben Slmabi« ober ^almerin be
Oiwa crinnerr. „^tx fRiittx mng ^eUe unb glänjenbe ^leibung
tragen, unb in ben @täbten einen langen, toallenben SWanteX, um
bem «ülfe me^r (S^ur^t einjufliöSen. ©ein gute« SRog mug fi(j&
burd^ @(^on^eit nnb 9lei*t^nm be« ®ef(^irr« audjeic^nen. Qx mnf
ent^altfom leben unb fi* alle wnmÄnnlidben unb erWaffenben 93er«
gntigungen t)erfagem SSSa^renb ber a0^a^l}tit muß er ftc^ bie «gelben«
tl^aten »ergangener Beit^n »ortrogen lajfen, um feinen ©eijl gu he^
feuern, unb in ber ©d^lac^t ben 9lamen feiner ^nme anrufen, bamit
i^m bie6 frif^en ^ut\) in bie ®^ele giefe unb t^n Dor unritterlic^em
Xf)uti beioal^re (Part. II. tit. 2X),*' - (§€ läßt ftd^ au6 »ielen (Stellen
alter @^ronifen unb ®ef(^i(i;tf(^reito belueifen, baß bie irrenbeu
— 119 -
feftlic^e <BpkU tjerfd^dnerten bei im mattnigfaltigflen @e^
legen^eiten ben ^of biefe6 gßrften. 2)eflen unerad^tet finbet
fid^ feine 5Racl^ri(^t , baß unter i^m trgenb etma« im gad^e
be6 eigentlid^en 2)rama'6 geleifiet n)orben fei* 3Ba6 in ber
©ebic^tfammlung be6 Snfanten 3«an SWanuef nal&eren
ober ferneren Sejug l^ierauf ^aben mo^te, ifl mit Wefer
felbfi t)erIoren gegangen; nnb ber ®raf 8ucanor beffelben
erlaud^ten SSerfaJfer^ , eine fonji fo refd^l&altige Duette für
We Äenntniß ber ßigenl^eiten jener 3^^ , bietet ber ®e^
iifid^te M S^^eater^ fein ÜRaterial. SWd^t ganj fo uner*
giebig finb in biefer ^infid^t bie tl^eilweife aufbetoal^rten
SBerfe eine^ anbern !Di(^ter6 berfelben ^eriobe , be6 . 3uan
Slwii/ @rji)riefter^ t)on ^ita (geboren gegen Snbe be6 13.
ober ju ?{nfang be^ 14. Sa^r^unbert^ , geworben um 1350).
3n ber ju einem lofen ©anjen t)erfnö})ften Sammlung
dritter tn ^^anien nic^t blofi in ber fß^antafte ber Stomanfd^reiler
eriflirt Igaben. Scrnanbo be $ulgar fipric^t von mei^reren (Savalteren
feiner ^efanntfc^aft, bte in ferne £dnber gebogen feien, um $(ben«
teuer unb el^rent^oüe iSßaffentl^aten gu befleißen, unb fdl^rt bann fort:
„E Ol decir de otros Castellanos que con ÄDimo de Caballeros
fueron por los Reynos estranos a facer armas con qualquier
Caballero que quisiere facerlos con ellos, 6 por ellas ganaron
honra para si e fama de valientes y esforsados Caballeros para
los fijosdalgos de Castilla^' (Pulgar, Claros varones, tit. 17).
— 3n ben Paston letters toirb erjd^^tt, am $ofe $etnri(6^ VI tjon
dnglanb fei ein fpanifc^er [Ritter erfd^ienen „with a Kercheff of
Plesaunce Iwrapped aboute hys arme, the gwych Knight wyll
renne a cour«e wyth a Bharpe spere for bis sou* eyn lady sake^*
(Fenn, Original letters (1787), vol. I. p. 6). — Monstrelet be-
rifi^tet bie $(benteuer eine« ta)}feren (Saflilianera, ber on ben <&of
9on ^urgunb gefommen fei, r,um ftd^ ®^re unb ^etDunberung ju er«
fäm^fen/' unb burd^ feine ungen)d]^nlt(^e ^nl^n^eit a((gemeine6 dt^
flaunen erregt 'i)abt (Chroniques. Paris, 1595, tom. II. pag. 109).
— 120 -
t)on ersaWtingen , ®c^n>dnfen, gabeln unb giebern, Die
Wefer jlnnreic^e 3Rann »erfaßt \)at ^^), ftnbet fi* jtt)ar
nid^tö tjottig jum 2)rama ?{bgerunbete^ > aber bocft ffier^
fcbiebnee , tt)aö bei ber Dar iiettung be6 beginnenben ©d^au*
ft)iel^ ni(^t unberücf|ic^tigt bleiben barf. Da^in gehören bie
^irtengebic^tf (Serrauas), t)on benen mel^rere an bie pxi>^
Joenjallfc^en Pastoretas erinnembe groben mitgetl^eilt tt)er*
beu} fobann bie für bie Oefd^ic^te M 93oIfögefange6
tt)ic^tigen ffierfe, in benen ber 2)id^ter er}af)It, er l^abe
Joiele S^anjlieber unb ©affenl^auer für jübifd^e nnb mau^
rifd^e ©angerinnen, Cantares für Slinbe unb fa^renbe
©d^üler unb anbere umjie^enbe ©anger , fo nwe eine 50?enge
©<)ott' unb ©d^erjgebid^te »erfaßt ^^). 93ornämfid^ ahex
jiel^t bie 8iebe6gefd^id^te »on 3)on 3)lelon unb ber Dona
ßnbrtna (Copla 557—863) tt)egen beö faji burc^gelftenb^
gebraud^ten Dialog^ unb ber oft ad^t bramatifd^en Dar^
»') <Sf. @an4q, Ed. de Paris, png. 418.
**) fise muchati cÄntigas de danza e troteras
Para Jodias et Moras e para eotendederas
Para en instrumentos de comuoales maneras,
El canlar que no sabes, oilo a oantaderas.
Cantares fis alganos de los que disen los ciegos,
Et para escolares que aodao nocherniegos,
E para muohos otros por puertas aodariegos,
• Cazurros e d.e bulras, non cabrian en diez pliegos.
Sergl. Serb. fffiolf, in ben Wiener 3a^rbü(ffern, ^anb 58, e. 247.
S)aj;u barf no(6 bemerft koerben , baß Hi $[)ort Cantares anä) ®ts
tii^tt von bramatifd^er %otm U^ti^ntU, toit folgenbe ©teHe aud
bem fd^on oben dtirten Briefe be6 ä^arquea ^on (BantiUana bekoetfl:
„Pedro Gonzalez de Meudoza mi abuelo — uso una manera
de decir cantares asi como cenicos, piautinos y terencianos
tambien en estrambotes como en serranas/^ (0. ^anc^ej, 1. c.
pag. 16,
— 121 -
ftettung unfere Sfuftnerffamfeft auf jlc^. !Diefe grjdl^Iung,
tt>ie ber IDfd^ter, alö IDpit üRelon be fa |)uerta, auf 9iatl^
ber ^oüa aSenuö unb unter aSemtittlung ber alten S^rota-
6ont)entoö um bie |)anb ber 3Bitttt)e ßnbrina tt)irbt unb
jle enblid^ erpit , tft eine SRad^aljntung unb oft toörtUdbe
^arap^rafe einer lateinifc^en ßontöbie be6 SWittelalterö
(Pamphilus de documcnto amoris. Comoedia), bie man
fdlfd^Iid^ bem Dt)ib beigelegt l^at 5»). 2)er 6rj))riefter »on
**) Pamphilus de Amore cum commento familiari. Paris,
15^50. 4. — ^u(^ in: „Ovidii erotica et amatoria opuscula, ed.
Goldast. Francof. 1610.
^a biefe^, im eUgifffien Tla^t gefd^rieBene Stücf nic^t aQein
))Dn unferem iSrg^rießer auf^ genauefle co^irt toorben tfl, fottbem
f)}äter auc^ ber ($e(eflina jum iBorbilbe gebient ^at, fo möge f)itx
beffen 3n^aU furj bargelegt toerben
3m erfien ^fte flogt $am))^ilu^ ber ®dtttn O^enud feine Selben^
f(^aft für eine fd^öne, reiche unb ))orne]^me Jungfrau, ^on beren
Altern er n)egen feiner ^rmutl^ gurä(!gen)iefen ju koerben furd^tet.
^enud ert^eiU i^m ))erfd}iebne 9iat^fc^läge, auf tt>el(^e $trt er jum
3iele feiner SBünfdje gelangen fönne; ber 6au))tf(ici^lic^ße barunter
\\i, bap er ftd) einer Unterl^änblerin bebiene. $am^(}ilnd bleibt allein
gurürf nnb fi)rid)t in einem aWonolog feine SSergagtl^eit au«; ingtoi:^
fd^en jtel^t er feine geliebte ©alat^ea t^orübergelften unb fafit ben
@ntf(6lug, fle anjureben. «giermit fd^liegt ber erfie Slft.
3n)eiter ^ft. $am))^i(u6 erflärt jtd^ ber ©alat^ea, toeld^e
il^m jtpar nid}t abgeneigt gu fein fc^eint, aber i^m nic^t lange ©el^ör
fc6en!en Fann, weil fle fe^ir jJreng öon i^ren Altern bewacht wirb
unb bedibalb nic^t lange auger bem «ganfe bleiben barf. ^er ^iths
^aUx erwagt hierauf bie Sftittel, bie \i)n am beßen gum 3iele führen
fönnen, unb finbet ti am gwed^mdgigßen, ftdb bem Statte ber ©öttin
gemäg an eine alte, burd^ i^re $erfc(>mi|t]^eit befannie UnterJ^änb-
lerin §u wenben.
^Dritter 9llt. !X)ie ^Ite fommt in bie SBo^nung be6 ^am^l^tr
l\x6 ; biefer nennt il^r unter bem ®iege( ber gr&§ten Serfdbtriegenl^eit
bie @(^dne, in bie er utlitht i% ^ie 9(lte fagt, fie fenne biefelbe
- 122 —
i>ita ^at We bramadfc^e gorm jtt>ar tl&eftodfe in Me er^
{A^Ienbe umgen)anbelt , ftd^ aber bod^ eng genug an fein
äJorbUb gefd^Ioffen, nm bie urf)>rfingli(^e ©efialt uberaK
burt^blidfen ju laffen. ?fn bem ©anjen ift bie glörflid^e
Uebertragung in ^pani^tf)e Sitten, unb im (Sinjelnen man^
d^er flnnreid^e eigne 3Mf<^ft b^^ ?)ic^ter6 ju rühmen, —
3uie$t mu^ nod^ ^ert)orgel^oben tDerben, ba^ bie SSSerfe
be6 (Swriejiere »on ^ita bie ältejien 8eift)iele eineö be^
f^fon, fielit dbtx, um beflo gtöpere ^nf^rüd^e auf Q^elolf^nung gu
Iffabeit, ^a0 Unternel^men aU fel^r fd^tDierig bat, tt>orauf tl^r tion
9f^m)pf)i\u$ bie gri^pten 93erfpred6"ngen gemad^t toerben. @te begibt
M bann gu ®alat^fa unb pxtifi if^x ben^fingting a\i ben fc^dnflen,
rri^fflen unb ebflßen ber gangen @tabt an; ©alatl^ea toiU anfänglich
ni^t })bxtn, abtx bie 9(Ite I&pt ntc^t aB unb fuc^t fte gu überreben,
M D^ne SSortoifffn il^rer dlUxn mit $am))^i(u6 gu ))ermä^(en. ^a<
vevfi^mtt^te SDeib fel^irt nun gu bem iBieb^aber gurücf unb gibt oor,
4^(at^ea'0 ^anb fei burc^ beten (SÜern fc^on an einen $(nbeteK t^et-
fagt; f^itxtnxäi n&mli^ benft fle i^t i^etbienfl Ui bem enblid^en
Siege nod^ l^ö^et gu {leigetn. $am)}]^ilud tDiU )>etgb)eifeln, unb tottb
nut babutc^ in tttoae gettdflef, bag et l^dtt, ©alatl^ea tebe beflänbig
9ie( \)en i^m unb t^ettatl^e gtope 3uneigung gu t^m.
93iettet 9(ft. Setnete Untettebung bet 9(Uen mit ^^alatl^een,
tott^t gto)if(^en betriebe, bet^d^aam unb bet Sutd^t t)ot i^ten Gltetn
fcdtoanft; bie ä^etfül^tetin toti^ ii)x jebod^ aUe Sebenfen au^gureben,
unb fte untet einet falfc^en iBotfpiegetung in it)x ^avi^ gu locfen.
Sünftet ^ft. 3m $aufe bet men, koo^in ©alat^ea fic^ ol^ne
SBiffen il^tet mttxn gefd^lid^en ^at. @ben ttSxt f)at fid^ auc^ $om;:
pf^ilui eingefunben, toeld^et balb an'd 3ie( feinet ^itnfc^e gelangt.
®alatf)ta bejammett il^te vetlotene (Sfite unb fiagt bie ^Üe an, fte
l^abe fle bettogen; biefe entfc^ulbigt fid^ fo gut toit möglid^ unb
tebet ben beiben Siebenben gn, fid^ l^eimlid^ mit einanbet gu »et«
mahlen ; bie ^eitat^ finbet benn auc^ @tatt unb befd^(ie$t ba^ @tft(f.
^et (Stgptiefiet t)on *&ita l^at ben fRamtn be6 $am))l^tlu6 in
^on ^tUn be «ßuetta, ben bet ©alatl^ea in S)ona ®nbtina umge«
toanbelt, unb bie ^Ue ^ti)ta?@onvento6 genannt.
* .
— 123 —
beutenben ^etooxixeUn^ ber Slllegoric in ber fpanlfd^en
Literatur liefern. SJon befonberer ©efd^irflid^frit im ^er*
foniftdren üon Slbjiractionen jeugt ber ergöftlid^e Sdbtranf
»om ^iege bei 2)on 6amet)al mit ber 3)ame gafien.
?ri^ We SRegierung ^eterd be^ ©raufamen (1350—1369)
ba^ faum aufat^menbe Safiilien t)on neuem in ein ®en)irr
t)on !Drangfa(en unb SSürgerfriegen fiurjte, gefialteten flc^ bie
Umftänbe für bie ßntwidlung be^ 2)rama'^ nngunjiiger al6
je, SlBein bie gortbauer ber alten, in bem Sllj^l^onfinifc^en
®efeft ernannten aSorftellungen fd^eint benno(^ feine Un*
terbrec^ung erlitten ju f)aben; benn gerabe au6 ber SDWtte
ober fpäteften^ aui ben legten 3al^r}el^enben be6 14. Sal^r^
l^unbert^ ifi un^ ein ©ebid^t erbalten , ba^ t)ermut]^Iid^
Wefer Slajfe t)on @d^auf))ielen angel^örte nnb jur Shtfful^^
ning in ben Äirdben befiimmt toax ^% ©c^on bie Ue^»
berfd^rift: ,,Danza general de la mnerte, en que en-
tran todos los estados de gentes^^ jeigt an, ba^ toir \)\ex
ein ©türf an6 ber umfaffenben Siteratnr ber S^obtentänje
öor und l^aben , unb jtoar ift bie^ ba6 ditejie t)on allen
abnlid^en, in irgenb einer ©))radbe auf und gefommenen
SBerfen. "Slan fönnte nun jtoar mutbma^en, bajfelbe fei,
trie manche fpatere Sel^anblungen beffelben ®egenflanbe6;
bie Sefci^reibung ober grf larung eine^ ® emalbe« getoefen j i)Ux^
gegen aber pnbet ber ßinioanb fiatt, ia^ man biöl^er feine
SRad^ridbt t)on ber ßriftenj eineö foldben Äunfitoerfd in ®pa^
nien gefunben l^at ; bann , ba^ ba^ ®ebi(^t burd^au^ feinen
fpedeUen 35ejug auf ein fold^e^ entplt. SBeit naturlid^er
erf lart jid& ber Snl^att bd ber Slnna^me , ba6 ©tüdf fcl für
*^) Rodriguez de Castro, Biblioteca espänola, T I. pag.
198 ff.
- 124 ~
einen ber mimifd^en Äfrc^enaufjöge «*) gefd^rieben^ toeld^e
unjireitfg Me erjie 3bee ju ben bilWic^en Darjiettungen
be6 Jlobtentanje^ gaben. SBon ben fonji befannten 2)id&*
tungen tjemanbten Sn^altö unterfc^eibet jtd^ bie unfrige,
infofern jle Me ))^antafi{fc^e 2tuffaffung«tt>eife ber |)infäl^
ligfeit be« menfd^Iid^en geben« nfd^t in berb l^umorifiifd^en
3ngen, wie jene, fonbern burc^gel&enbd im ernjien nnb
feierlichen Äirc^enfi^Ie au^fpric^t 2)em Oanjen gel^t ein
furjer Prolog in $rofa üorau«, toelc^er ben Snl^alt beö
Solgenben für) barlegt ^ bann läjßt ber ^ob einen ma^nenben
9luf an alle ©terblid^en ergel^en , tt)orauf ein ^rebiger ju
tugenbl&aftem 8eben«tt>anbel aufforbertj tt)iebenint fabet
bann ber 3;ob aUe (Srbgebornen jnm nnt)ermeibUdben J^anje,
nnb beginnt biefen fogleicfi mit jtoei Swngfrauen. 2)antt
tt)irb ber Steigen mit allen ©tanben nad^ i^rer SRangorb^
nung (^a))ji, Sarbinale, Patriarchen, Könige , Sifc^ofe,
geijilid^e unb ttjeltlid^e ^mtn, 3R6ndbe, aBeIt))riejier nnb
fo i)exab bi« jn ben ^anbefö^ unb Sldferöleuten) fortgefeftt,
inbem ber 2!ob in ber einen ©tropfe immer ben, trelc^en
, bie SReil^e trifft , jum 2!anje einlabet , in ber näc^ften aber
ber Slufgerufene fein ©d^idffal beflagt ?lm ©d^luffe f<)re^
d^en bie Sterblichen i^re Ergebung unb i^re frommen
gntfc^lüffe au«. — 3)ie Sefc^affen^eit be« ©tüdf« ia§t
»ermutigen, ba^ bei ber DarfieHung ©efang, SRebe, S^anj
unb Snjirumentalmuflf mit einanber »erbunben toaren.
!Die SSerfe flnb jtoJlff^lbige , in ad^tjeilige ©tanjen abge^
t^eilt
*^) ®. Carpentier, Glossar. Tom. II. pag. 1103, s. v. Ma-
chabaeorum Chorea; u. S. ^o(f, a. a. O.
♦— 125 -
2)on ^ebro ©onjalej be 3Kenboja, einer ber aitgefel^en^
jieii JRitter ai\^ $eter*6 be^ ©raufamen 3^it, aber Slnl^äu^
ger be^ .^einrid^ t)on Xxafiamaxe, t)erfa^te, nad^ bem Se^
rid^t feinet dwUU, bed berühmten SKarque^ t)on ©antil-
lana, unter anbern Oebic^ten and^ ,,fcemfd^e, in ber SBeife,
be^ ^lautu^ unb S^erenj, mit 9lefrain^8iebern (SSittancicoö)
nnb 6errana^" ®^).
3n ben legten 2)ecennien be^ 14 3al^rl{^unbert6;
in welche bie rafc^ auf einanber folgenben ^Regierungen
^einricfe'^ II., Sodann'« I. unb ^einrid^'^ III. faffen
trat eine neue ^f)afe ber (Safiilianifd^en ^oejle ein , info^
fern bie ff unftbid^tung , um i^re l^o^ere (Sultur ju betpti^
gen, ]^au))tfad^Iid^ nad^ du^erlid^er SIeganj, nad& ©ernanbt^
l^eit be^ 3lu^brudf6 unb fiinftlic^en metrifd^en Kombination
nen ju fireben begann; baju trat ein |)ang jur ©pi^fln^
bigfeit, ju fubtilen Unterfuc^ungen über ©egenjianbe ber
©alanterie, ju ®))ie(en mit Gegriffen uub SBorten, jum
?Olegorifiren unb jum Sntfalten geleierter Äenntniffe. 2lud^
in frül^ern SBerfen ftnben jld^ biefe Elemente jtoar t^eiU
toeife fd^on, aber bod^ nur mel^r »ereinjelt, toalörenb jte
je^t Seben^})rincip aKer 2)idbtung tourben, toelc^e mel^r
fein toottte ald bie aSolWpoejie. !Der ältejie S^onangeber
in biefer SDSeife toar , tt>ie e^ fc^eint , ber aWarque^ t)on
aSillena *3), bejfen langet ieben jwar bi« in bad 15.
**) S)ie (Stelle t^ oben ^nm. *•) abgebru(ft. Um bie legten
SBorte richtig auf^ufajfen, muß man toiffen, bag bie ^(ä^cfltiou en
im ^U''®))anif(|;en, reit nod} Ibeute im $alencianifc(>en ^ialect füv
con gebraud^t toirb.
*3) Fernan Perez de Guzman, Claros varones. Sevilla,
1543. — SarmieDto, Memorias, p. 381.
- 126 -•
Sai^rl&unbert \)mahxei(i)t, mit einem S^^eil aber nod^ bem
t>or^er9ebenben angehört. !Diefer au^gejeid^nete STOaun,
mit ben gürftenWufern üon ßaftilien tt)ie t)on Stragon
t>ertt)anbt, unb in beiben (?änbern »on mäd^tigem (Sinflu§,
toax I)ier tt)ie bort für ba^ <Sm})orfommen ber Äunfi be^
fonber^ t^atig; erneuerte in ^Barcelona baö ber Slcabemie
des jeux floraux nad^gebiibete 3nftitut uitb führte ein
ä^nlid^e^ in (Saftilien ein. 3)ie ft)anif(i^e Siteratur berei-
cherte er unter anbern burd^ Ueberfe^ungen bed SSirgil unb
2)ante unb burd^ ein äBerf „los trabajos de Hercules/^
»Ott bem uoc^ fireitig, ob e^ ein Oebid^t ober eine m^t^o-
logifd^e Stbf)anblung in $rofa toax. Diefe ?(rbeiten, bie
nodl) jur 3^^^ ^^^ 9Wariana ^) t)orl)anben gewcfen fein
muffen, ftnb feitbem »erfc^wunben, unb nidbt beffer ift e^ —
waö toic befonber^ ju beKagen l^aben ~ einem aKegorifc^en
©c^aufpiel ergangen, baö SSiKena auf ffieranlaffung t)er
geierlid^feiten bid^tete, mit benen im 2a\)xe 1414 bie Tö-
nung be$ ^erbinanb t)on (Saftilien )um ^önig t)on 9(ragon
begangen tourbe. 3tciä) bem Sl^ronifien Oonjalo ®arcia
be ©anta 9Raria toaren Oered^tigfeit, SBal^rl^eit,
griebe unb Sarm^erjigfeit bie l^anbelnben ^er*
fönen biefe6 Stüdf^, toelcfce^ t)or einer glanienben SJer*
fammlung am ^ofe üon ©aragojfa aufgeführt mürbe *5).
3urita fpri(^t nur im SlKgemeinen »on Spielen un\>
Entremeses, toomit man bad ^onung^feft gefeiert l^abe;
•«) Historia de Espaiia, Sd. XIX. (Sa)). 8.
**) S3outfrtt)efd 9(nna^me, ein von einem ca^iltanifd^en ^itS^s
in int 93er^err(i(^ung eined cafliltanifc^en bringen ^txfa^M @(i^au»
f^tel fei in ltmofintf<^et ^pxaäft gefc^rieben deto)efenr t^ ^urc^aud
unbegrünbet.
- 127 -
bei bcm 98orte Entremes barf l^ier aber faum an bie en^
gere Sebeutung gebac^t werben, ble e^ fpäterl^in erl^ielt**)^
!Die ©rl^ebung biefeö !Don gernanbo jum Äonig t)on
Stragon bilbet ben ^dt^funH, feit tt)eld^em caftilianifd^e
©itte, ©j)rac^e unb ^oefte am ^ofe t)on ©aragojfa mel^r
unb mel^r ein^eimifd^ würben, unb bie ^unft ber limojlni*'
f(!^en ©anger, bie \)\ex fo lange geblüht l^atte, in ben^in*
tergrunb brdugten. 5ötit me^r ©ferfuc^t ftrebte SSalenda,
bie literarifd^e SBurbe feiner aSolWfprad^e ju U^an^ftetty
unb nad^ einer 5Rotij, bie fid^ in ben „SRad^rici^ten überbau
3;^eater t>on aSalenda, t)on 8ui^ gamarca" ftnbet,
würbe bort im 3al^re 1394 eine ßomobie im ^rot)inciaU
!Dialect ^,le hom eiiamorat y la ferabra satisfeta,^^ t>er^ .
faßt t)on 9Rofen Domingo 9Radj)oud, aufgeführt. 3n bem
benachbarten Safiilien l^atte unterbeffen ber jugenblid&e
Sol^ann II (reg. t)on 1406 — 1454) ben 2!l^ron beftiegen
unb fc^on frül^ entfd^iebne Vorliebe nic^t bloß für alled
außerlid^ ©lanjenbe, fonbem jugleid^ für bie ebleren greu^
ben ber Äunjl unb ber ,^oejte an ben S^ag gelegt. !Diefe
Steigung tt)U(i&6 unb reifte mit ben ^ai)xm, unb erfüllte
feine fonft nidbt tabelfreie ^Regierung mit einem 9iul^m, ber
weitl^in erfd^oll; jle mad^te ben |)of t)on a^atfabolib ju
einem ©ci^au<)Iaft ))rad^)tt)oller gefie, wie jum SKittelpunft
feinen geizigen geben«. SBenn auf ber einen ©eite glan^
jenbc Slufjüge, 2;urniere unb SRitterfpiele ba6 ?luge erfreu«»
im, fo befriebigten auf ber anbern SWuflf , ©efang unb
3)i(^trunft ben 2:rieb na^ lf>öl&eren ©enüjfen. 3)er Äönig
felbji ergöftte fic^ am !Did^ten *"^) unb um i^n fammelten
••) Zurita, Llb. Xll. cap. XXXIV.
*') Fernan Gome» de Ciudad Keal, Centon. Epiatolar. Ep.
20 uu^ 76. -7- Guziuaa, ClaroH varoaes, Cap. 33.
- 128 —
fic^ eine <)oetifd^e OefeDfc^aft, ml^e ble »ornel^mjiett @b^
len, bie erften SKagnateu be^ SReidbe^ ju il^ren üRitgliebern
jäl^lte. 3n i^r gldnjteii, neben bem fc^on ermahnten SBiU
lena, ber SWarque^ t)on ©antittana, 3uan be üRena, @o*
mej ÜWanrique unb ja^Ireic^e anbere SRitter unb |)erren,
beren SBerfe in bem Sieberbuc^e be^ 35aena flefammelt
tt)urben unb t^eilweife in ben fpdteren Cancionero gene-
ral übergegangen jinb. Der SKittel))unft ber SBefirebungen
aller biefer SKdnner toax, mit geflijfentlid^er SSermeibung
aUeö SSoIf ömä^igen , bie Äunjipoe jle , unb toix ftnben in
iif^ren SBerfen (iatt ber unmittelbaren Srgüffe ber Qmp^n^
bung nur ju oft ©entenjenfram unb unj)oetifc^e ©^Üfogi^*
men, fiatt bed Slu^brudfö nja^rer Seibenfc^aft gebreif^felte
^^rafen. 2)ie ®})radbe be^ ^erjen6 tt)eic6t Der ©uc^t,
burd^ fd^wierige 9leimt)erfd^lingungen unb profobifd^e Sunfi^
jiucfe (Srfiaunen ju erregen, bie afte ©nfac^l^eit unb 9?a*
turtreue bem |)ang ju rf)etorifd^en Sfu^fd^mudungen unb
it)eitlauftigen SlOegorien.
Die am ^ofe 3o^ann'6 II. öorwaltenbe 9Hc6tung mar
fomit nid^t blejenige; 'oon ber jid^ eine Serudftd^tigung
unb Pflege ber <)0puldren Sfnfange be^ Drama« erwarten
lie^. Diefe geleierten Ferren mahnten , ben Stbel ber ^oefte
aufredet ju l^alten, wenn fle bie ^nftbic^tung fö fd^arf
wie moglid^ t)on ber t)olfömäßigen fd^ieben. Unter ben^
ja^Ireid^en ®pleUn unb Slufjügen, an benen ber |)of|iaat
bed Könige SBo^IgefaUen fanb, werben aüerbingd auc^
einjelne bramatifc^e SSorfieDungen erwähnt. @in S^ronifi
biefer 3^^ erj&^It unter anbem: „S3ei ben gldnjenben
geften , bie Soi^ann im 3a^re 1436 feiner ©d^wejier , ber
Königin t)on Siragon, gab, erfc^ienen bie SRitter in i^rer
- 129 -
reidbften Äleibung , unb hierauf tourben S^änjc unb tnimifd^c
©^)iele aufgefül)rt" genier: „3m 3al)re 1440 begaben fid^
ber ®raf öon ^axo, ber 3Rarque^ t)on ©antltlana unb
ber Sifd^of t)on SSurgo^ naä) Sogrono , um bie Snfantin
3)ona Slanca, ®ema^)Im be^ ^rinjen ^nnxid), unb il^re
SRutter, bie Äönigfn öon SJat^atra, ju em))fangen unb ju
geleiten} ber @raf ton |)aro t)eranfialtete fobann in S5ri^
t)ieöca »tele geftlid^fciten jur Unterljaltung biefer !Damen,
unter anOern mimifd^e ©piele, @tiergefec^te unb 8an^
jenftec^en" *^)* ?lber biefe ajorfieKungen gehörten t)er*
mutf)Iid^ bem Sereid^ ber altern SSolBfdfeaufpiele an 5 ober
ijerfud^te fl^ ein 2)ic^ter ber \)öf)exn ßlaffe einmal im
!Drama, fo fuc^te er gefliffentlid^ aDfe Uebereinftimmung
mit jenen ju meiben^ unb fonnte fo nur SBerfe liefern,
bie o^ne lebenbige SBirfung »oröbergel^en mußten, ^oif
an^ »on berartigen Seiflun^en Iftaben tt>ir toenig Äunbe.
3)ad einjige in ben Umgebungen Sol^annd IL entftanbene
©ebid^t, baö in blefet ^infic^t nod^ in SBetrac^t fommen
fann, ifi bie Comedieia de Pohza beö SKarque^ t>on \ -^
€antillana *®). 3)ie Ueberfc^rifl »enigftend Id^t ein 2)rama
••) Crönica del rey D* Juan II. — 3n ber S^ronif »om
^baro be £una ^eift t$ von 3o^ann II.: Pue muy inventivo, e
Inucho dado a fallar invenciones, e sacar entremeses en fies-
tas, öen justas, 6 en guerra, en las cuales invenciones muy
agudamente significaba lo que queria. — Cronica de D. Alvaro
de Luna. Madrid, 1784, pag. 188.
«•) Ungebrucft, ober in »erW (ebnen »öanbfc^riften auf ber- fönig*
lidien ^\hiiotf}ft gu ^axi^ \>oxf^anUn (am correctejlen in bem ^anbe
7824). !Die einzige ^efpreci^ung biefe^. @tu(f^ , bie idi bei neueren
©(^riftßeUern gefunben l^abe, ifl in Martinez de la Rosa, Obras
literarias, ^. II.; unter ben älteren fö^rt «gerrera in feinem (Som?
@efc4. ^. ett. in <S>PM. h 93D* ^
— 130 —
ewarten ; aber in ml6)tm Sinne ber SSerfajfer ba6 SBort
6om6Me gebraud^te, m\> mld^e t>ertt)orrene SBorfteUung
überhaupt er »on ben öerfc^iebnen IDid^mng^rten ^atte,
gel^t au« feiner 2)ebication M ©turfö an !Dofia 93iolame
be ^raboö, Oraftn t)on SRobica unb Sabrera, ^ert>or^
t,2^ i&abe ha^ ©ebic^t Comedieta betitelt — fagt er
l^ier — infofern bie Did^ter brei »erfd^iebene SRamen für
bie t)on i^nen be^anbelten @tofe erfunben ifabm*y namltc^
3;rag6bie , Satire , ßomöbie. Slragöbie iji biejenige ^i^U
axi, tt)eldbe t)om ©turj großer Könige unb Surften be-
richtet , wie JDon beut beö |)ercule« , bed ^riamu« , be*
Agamemnon unb 9(nberer, beren Seben fro^Iid^ begann
unb lange fo fortbauerte, aber jule^t traurig enbete; in
biefer SBeife fd^rieb ©eneca ber Söngere feine ijragobien
nnb 3ol^ann Socaccio fein 93ud^ de casibus virorum il-
lustrium. Satire iß biejenige ©attung, in n)eld^er ein
!Dic6ter 5Ramenö ©atiru« fc^rieb , ber bie Safier l^eflig ta*
belte unb bie S^ugenben lobte ; ßomobie aber ^eißt bie^
tt>eld^e t)on Sold^en l^anbett , beren Slnfange mnfft'ooU ftnb,
beren Seben aber in ber 9)titte unb am (Snbe frol^lid^ unb
glüdflic^i tt>irb , unb t)on biefer Strt -utac^te Jereuji ®ebraud&
unb Dante in feinem S3uc^ , in bem er erjd^lt, er l^abe
juerji bie ©d^merjen unb Seiben ber |)6lte gefe]()en, unb
fobann ba6 gegefeuer , unb juleftt fe^r t)ergnftgt unb gludf^
lidb bae «Parabie«." — gur bie Darfiettung iji bie Come-
dieta de Ponza augenfd^einlid^ nid^t beflimjnt getrefen;
burd^ bie bialogifd^e gorm aber unb burd^ einige, toenn
aud^ nid^t eben reid^lid^e |)anblung toirb fte bem @ebiet
mentar }nm ©ardlafo (@et)ina, 1580, @. 541) mehrere (SteUen
barau6 an.
— 13t —
bc« Drama'd m})t gerurft 3^r ^nf)aU l)at auf We 6ee*
f^Iac^t »ejug, toelc^e am 25. «uguft 1435 in ber SRä^e j
ber 3nfel $onja jwifc^en ben ©enuefern unb ben Ädnigen |
»on SIragon unb 9iat)arra geliefert tourbe unb mit ber 5Rie^
berlage unb ©efangenna^me ber Icfrtern enbigtc '^% !J)et
Dichter beginnt mit einigen einleitenben SBorten, tt)Otin er
auf ble Unbejiänbigfeit alle« 3rbifc^en ^intt)eifi, unb etjal^lt
bann, naä) einer Stntufung 3«J)itera unb ber SÄufen, tt)ie
er an einem bufiern .^erbjitage in einentjüften Oegenb öora
©c^laf übertt>altigt »orben fei 5 ba bringt eine fd^merjl^afte,
t^ränenreid^e SRebe an fein Di)x ; er erwad^t unb fle^t t>ier
gefrönte, aber tief trauernbe 3)amen t)or jtd^ fiel^en. @6
fmb bie Königin 3Wutter (Dona Seonor), bie Königinnen
t)on Slragon unb 5Rat)arra, unb bie 3nfantin Dona (^ata^
liua. hinter il^nen fie^t ber Did^ter Socaccio, mit grü:^
nenbem gorbeer gefcl^mürft. Die l^ol^en grauen bred^en
nadb einanber in SBe^f lagen über bie unglücfli^e ©eef*
fc^lac^t au«, unb Dofia 8eonor forbert ben Soccaj auf,
i^r Seiben ju bejlngen , einen gewaltigeren ©toff fönne er
nid^t finben. Diefer antwortet auf italienifdbj jene aber
fa^rt fort, juerji i^r frühere« ®lüdf, bann bie trüben
aSoral^nungen unb S^raume ju fc^ilbern , bie if)x ba« fom*
menbe SWißgefd^idE geweiffagt Ratten. Sie lieft barauf
einen 35rief, ber ben ÄaitH)f ber ©panier gegen bie ®e^
nuefer au«fü^rlid^ fcbilbert, unb mit ber 5Rad^rid^t enbigt,
wie bie ganje fpanifc^e glotte mit Königen, ^rinaen unb
93aronen in* geinbe«l^anb gefallen fei» Die Königin 3Kutter
jinft, oon ©dbmerj überwältigt, tobt ju Sobenj bie Sin*
'<») CrÖDica del rey D. Juan II. pa^. S61. — Mariana Hist.
gen. de Espafia, Lib. 21. cap. 9.
9*
— 132 —
bern ftürjen wet^Hagenb über fte ; ba erfc^eint g o r t ii n d,
um bie ilrauernben burc^ iDarftettung ber it)ec6felnbeii
®^i(ffale, bie jte mit ^6) fül^rt, ju tröjien, fe^t in einer
langen 9lebe au^einanber, wie fein Unglürf en>ig tt)&})xt,
wnb )fixo)fii)eidU bie balbige Befreiung ber Äonige. 3ule$t
jlel^t ber 2)id^ter bie n>iebergefel^rten ©efloren »or ftc^,
fiimmt in ba^ ^rol^Iorfen ber gürftinnen ein , unb fd^Iiegit
mit einer Sftad&rebe in eignem Sftamen ba^ ©ebid^t , ba^
wnbebingt ju ben »orjöglic^ftert jener 3^it gel^ört unb, n>ie
fe^r e^ auc^ an ben allgemeinen ©ebred^en ber bamaligen
^nftbid^tung leibet, reic^ an äc^t })oetifd^en ©c^ön^eiten iji.
3n bem Corbacho bed @rj<)riefterd Don JlalatJera,
eine^ 5tutorö biefer ^ät^ iji t)on einer 2)arjietlung ber
^afjtön in ber Äirc^e del Carmen bie Siebe.
gäat bie ausbeute, n>eld^e bie ®efc^i(^te M !Drama'd
in ber ^dt Sol^ann'^ IL mad^en fann, nur gering aud, fo jtnb
bie folgenben 3al}re nod^ unergiebiger für jie. !Die @^n>ad&e
unb (5l)araIterloitgfeit ^einri^'ö IV., baö audfcibw>eifenbe
?eben ber Äonigin, bie ß^piflWten jwifd^en Seiben unb
bie baburc^ genarrten ^arteiungen ber ©roßen mad^ten
^of unb ?anb ju einem Q^anplai ber Slnard^ie, auf n>et^
d^em aajijfen unb SBilbung nur ^paxli^cn 5Raum finben
fonnten. ^u\)tm lie^ bie finjiere ©emütl^^jiimmung bed
Äönig^ ben frö^lid^en Äunfien feine Sfufmunterung ange*
beiden; unb nur mit SBel^mutl} fonnte bal^er ber 2)i(ftter
Sorge 9Kanrique, ber in feinem Sllter noc^ biefe trübe 3fit
erleben mu^te, auf bie fd&onen ilage am ^ofe Sol^anu'^ II.
jurü(fbli(fen. „SBaö — ruft er aud — iji aud bem Äonig
Sol^ann geworben? SBa^ aud ben 3nfanten üon Slragon?
S33a^ au^ fo fielen jugenblid^en 9littem? SBa« au^ fo
— 133 -
t)telett (Srjinbungen; We jie erfannen? 2)ie furniere unb
9?ttterft)iele, ber ©d^mud, btc ©tidereien unb bie ^elme'
ftnb fte ettt)a6 anbere^ gewefen, alö leere SBorte? 3ft ed
if)nen aÄber^ ergangen, ald bem ®rün ber gelber? SBoWn
ftnb bie !Damen mit i^rem |)auj)tfd^nm(f; i^ren ffleibem,
i^ren 2)üften? SBo^in bie lobernben flammen ber ?ie^
benben? SBol^in ifl ber ®efang ber JJroubabour^ unb tl&re
lt)oWfHmmige 9Ruftf? SBol^in ftnb jene JEanje unb bie
f*Jn gewallten ilrad^ten berer, bie fte auffftl^rten '^^)V*
") Que 86 hizo el Hey D. Juan?
Los fnfantes de Aragon
Que se hicieron?
Que fue de tanto galan?
Que fue de tanta invencion
Como truxeron?
Las justas y los torneos,
Paramentos, bordadurus
Y cimerns,
Que fueron sino devaneos?
Qu^ füeron sino verduras
De las eras?
Que se hicieron las damas,
Sus tocados, sus vestidos,
8u8 olores?
Qu^ se hicieron las Ilamas
De los fUegos encendidos
De amadores?
Que se hizo aquel trovar,
Las müsicas acordadas
Que tanian?
Que se hizo aquel danzar,
Aquellas ropas chapadas
Que traiain?
- 134 -
ÜJie unter bcm 5Ramen SKhiflo gtebulgo bffanntrn
@tro^)l[Kit, in bcnen ein iDid&ter aud S^olebo, Äobrtgo be
Sota t)er ?(eltere, eine (Sd^ltberung t)om ^ofe ^einrid^*^
IV. entwarft), l^aben faum etn>ad anbered aW bie bfalo*
flif^e gorm mit bem !Drama gemein. SRe^ir al6 btefe«
feltfame ßwitterbing t)on Satire unb ©d^äfergebic&t iie^t
ein ^übfc^ t)erfificirted ©efprad^ , ba^ im Cancionero ge-
neral eben biefem Serfaffer jugefd^rieben it)irb, unfete Auf*
merffamfeit auf (Id^ ; benn nai) ber Ueberfdbrift ju fc^lie^eti,
war ba ffelbe auf Darjiettung , fo gar mit einem gewiffen
fcenifdben Sl^)j)arat, beregnet '^^X 3)ie ganje Sfction bed
©turfd^end beftel^t in einem. Streit jtt)ifd^en 3lmor unb
einem ©reife, wobei biefer juleftt unterliegt.
Sfti bie Srwäl^nung be^ allgemeinen gieberbud^d ''^a)
fd^lie^t jid^ füglid^ eine ^inweifung auf bie übrigen &c^
bi^te in bialogifd^er gorm , bie bajfelbe entbatt. 3wei
artige ®e^pxaäje, bad eine jwifd^en 3lmor unb einem
93erliebten, bad anbere jwlfd^en ben Singen unb bem ^er*
Jen, röl^ren üon einem Sllonfo be Sartagena l^er '^b), ©n
anbere^ t)on Querto ßarrero '^^^^ weiji fd^on ein größere«
'*) ^ela^que), ^outemef unb Die tl>nen nac^gefd^vie^eti l^aBeti,
finb im Srttitiuntf tpenn jte auf bte Stegierung^geit Sol^ann'd '11. be-
gleiten, rcai ofenbat auf^orfdlle ani ber feined 9la(^fo(ger4 anfpieU.
'') Comienza una obra de Rodrigo de Cota ä manera de
di&logo entre el Amor y un viejo, que eacarmentado de el
muy retraido ae figura en una huerta aeca y deatruida, do 1a
caaa del Placer derribada se mueatra, cerrada ia puerta, en
una pobrecilla choza metida eto.
'««) ^te ältefle 9(u«gaBe tfl t)on 1511, Valencia por Chriato-
▼al HoiTmann.
'«>>) Cancionero general. Amberea, 1573, fol. 64 ttiib fol. 113.
»*«) Ib. fol. «44.
- 135 -
^erfonal auf; ein ©ebid^t üom ßomenbabor @fcrit>a enb^
Hc^ ^*d), tt)orfn ber »erfaffer P* felbfi, fefne ©eliebte, ben
«mor, bie Hoffnung unb bad ^erj rebenb einful^rt , t)er*
bient ben 9?amen eine« Keinen aßegorifd^en 2)rama'd. —
2)tefe ©tüdfe foniten übrigen^ nid^t mit »efiimmt^eit in
bie 3«t ^einrid^'d IV. gefeftt »erben, ba bet Herausgeber
bed Cancionero aud^ au6 ben folgenben !I)ecennien fowol^l,
al^ aud ben Sauren 3ol^ann'd II. gefammelt })at, unb nur
feiten Slnbeutungen über bie @nt|ie^unfl6jeit bed ©n*
jelnen gibt.
3natt)ifd^en Wten bie bramatifd^en Sorfielfungen in
ben ^rd^en mit allen ben alten aRißbr&ud^en fortbeftanben,
ja ber Un^g, bem fc^on Sltfonfo X. ju jieuem bemül^t
gewefen war, fc^eint feit jener 3^^, in golge ber immer
mel^r eingerijfenen JRegeBojigfeit ber Äirdbenbi6cij)lin , fiar*
fer aU je um jtd^ gegriffen ju l^aben. 5)ad ©oncil t)on
atranba, bad im 3a^re 1473 ber ©ittenlojlgfeit unb Un^
tt)iffenl&eit ber entarteten ©eijilid^en entgegenwirfen follte,
fanb ftd^ bal^er berufen, ein bem frül^eren Stlfonlinifd^en
Ä^nlid^eö ®efe$ ju ertaffen. 3n biefem tt)irb mit lebl^after
aWißbittigung ber Unfitte ertoäl^nt, bie ftdb bei ben SÄetro^
politan^, ßatl^ebraU unb anberen Äird^en eingefc^Iic^en
l^abe ; am gefl ber ®eburt 3efu, an benen bed ©tep^anuS,
3o^anne6 unb ber unfd^ulbigen ^nblein, bei ber %dtx ber
neuen SKeffen unb an gett)iffen anberen gefitagen würben
tl^eatralifd^e ®)fUk, aWadfen, monjiröfe ©efialten, ©c^au^
Slufjfige unb t)iele unanjiänbige unb t)erfd^ebenartige %i^
guren in bie ®ottedl^äufer eingefül^rt ; man mad^e 3;umutt,
fage fd^änblid^e ©ebid^te unb ©pottreben ^er, unb ia$
»*d) Ib. fol. 3««.
— 136 -
•
aae« tt)a^renl) M ®ottc6bien<ie^ felbfl, fo ba^ biefer ba*
burd^ geftort n>erbe. !Da6 ®efe$ unterfaßt fobann berglri«
c^cn Unfug auf^ firengfie, unb befiimmt ©trafen für bfe
©eijMid^en, bie ba« ®ebot übertreten ober ju bejfen Ueber*
tretung bel^üipid^ fein foUt^n. 3lm ©d^Iuffe jebo^ »erben
ble anfianbigen unb erbauüd^en SBorfteßungen an ben ge*
nannten fowol^I; al6 an anberen gefitagen audbrücflid^ wn
bem SSerbammung^urtlbeil aufgenommen ''5),
Ob ba« geijilid^e (Bä)a\i\pxel , f})ater bie eigentliche
^eimatl^ ber SlHegorie, fc^on um biefe 3^^* Me nac^l^erige
'*) Quia quaedam tarn in metropolUanis quam in cathedra-
]ibu8 et aliis ecciesiis nostrae provinciae consuetudo inolevit ei
videlicet in featis Nativitatis Domini nostri Jesu Christi, et sanor
torum Stephani, foannis et fnnocentium aliisque certis diebus
festivis, etiam in solemnitatibus missarum novarum (dum divioa
aguntur) ludi thei^trales, larvae, monstra, spectacula, nee non
quam plurima inhonesta et diversa figmenta in ecciesiis intro-?
ducuntur, tumultuationes quoque et turpia carmina et derisorii
sermones dicuntur, adeo quod divinum officium impediunt et
populum reddunt indevotum: nos hanc corruptelam sacro ap-
probante concilio, revocantes hujusroodi larvas, ludos, mOnstra,
•
spectacula, figmenta, tumultuationes fieri, carmina quoque tur-
pia et sermones illicitos dici, tarn in metropolitanis quam ca-
thedralibus ceterisque nostrae provinciae epclesiis dum divina
celebrantur praesentium serie omuino prohibemus: statuentes
nihilominus, ut clerici, qui praemissa ludibria et inhonesta fig-
menta officiia divinis immiscuerint aut imroisceri permiserint,
si in praefatis metropolitanis seu oathedralibus ecciesiis benefi-
clati ezstiterint, ex ipso per mensem portitionibus suis mulc-
tentur: si vero in parochialibus füerint beneficiati friginta et si
non füerint quindecim regalium poenam incurrant fabricis ec-
clesiarum et tertio synodali aequaliter applicandam. Per hoc
tamen honestas repraesentationes et devota quae populum ad
devotionem movent, t^m in praefatis diebus quam in aliis non
intendimus prohibere.
— 137 —
(Sigent^ümltd^feit ju enttt)i(fe(n begonnen f)alte, fann nic^t
mit ©id^er^eit entfd^ieben toerben^ aber bie 3Borte diversa
figmeuta, monstra etc. laffen jtc^ gett)i^ nid^t unj)affenb
auf aUegorifd^e giguren bejtel^en,
3nt britten SBud^e bed 5Ritterroman6 Tirante el Blanco
(1490) wirb üon 3tt>ifci^enft)ielen gerebet , bie am grol^n^^
leic^nam^fejie aufgeführt tt)urbem
?fuf ben SSefd^Iufi bed Sondtö t)on Slranba folgten
in Äurjem nod^ üerfc^iebne im namlid^en ©inn erlaffene
Serorbnungen '^^y^ aber ba^ Unwefen warb troft ber
Sorgfalt ber Äird^enobern nid^t ausgerottet unb »erWente
im folgenben 3ö^r]|)unbert Wieberum bie ernfiefie 5Räge.
»•) (Sine füldftc toarb g. 93. im Saläre t47ö ju ©etona gegeben
(Espaiia sagrada, T. 45. @. 17).
Von "in htaxnnttibtn IxUtanföitn Citltitr "itt^
bb 3itnt ^npttUn "itfi fopt "it Vt^a.
■90^
^ie furd^tbarc Slnard^ie, bie nai) ber ßntfc^ung
^einrtd^'ö IV. (1465) ßafiilien jerrüttete, bauerte noc^
ober ben 2'ob bie|'e6 görfteii (1474) bfnaud. SfabeBc, bie
©d^wefter beö SSerjiorbenen, fonnte il^re jweibeutigen ©uc*
cefjlon^rec^te n{c6t anberö aI6 mit SBaffengewalt (jegen bie
3nfantiri 3o^anna unb beten Slnliang geltenb mad^en, unb
gelangte erji im Sa^re 1476, nad^bem fie burd^ 33eftegung
bed Äönigö t)on Portugal bei Sioro il)ren ©egnern bie
|)au})tfiü&e genommen l&atte, jum ungeftorten Seft^ M
Jl^rond. 9Son nun an fe^rten unter bem Iraftt>oDen unb
bod^ milben ©cej)ter ber eblen giirftin JRul^e unb griebe
in baö, lange »on n>ilben ^art]|^eifam})fen jerriffen Qe\o^^
fene ganb jurürf. Swfll^'^ fw^^^^ We, fc^on 1469 gefc^lof^
fene SSerbinbung Sfabellenö mit bem grben »pn Slragon ' )
>) ^(ad lUafavre unb nac^ t^nt Sujan, ißeladqueg unb 3o)}et(a'
nod etjä^len t)i)n einer bramattfd^en ^otfleQung, bie Bei biefer ^tx-
mä^Iungdfeier ^tait gefunben l^abe. Q\)t ieboti^ bie OueUe genannt
toirbr aud bev bie lUad^ric^t flie§r, n)irb man biefer fanm ©lauben
fti^enfen fdnnen. ^enn wenn fd^on im Slttoemeinen unn)a]^rr(^einli4
i% bafi eine ^erbinbung, bie beimlid^ unb n)iber ben SBiUen ttiStb^
nigd ))on (Saflilien gu ^anabolib gefd^Ioffen touibe, auf folc^e ^eife
folitt gefeiert toorben fein, fo n)irb bie Eingabe noc^ befonberd baburcl^
)»erbä(^tigt , bag toeber ^ernanbo be Vulgär, no(^ ^iego @nriquei{
bei ^afliUo, noc^ 3uan be la (Sru^, noc^ ^lonfo be Valencia in i^ren
audfü^rli4)cn ^^ronifen einer fold(|en ^orfleUung irgenb ertoä^nen.
— 142 -
eine wid^tige Sleuberuug in bem 3uilanbe t>on ganj <Bpa^
nien l^erbel; benu al6 gerbinanb im 3al^re 1479 auf ben,
burd^ ben Zoi 3o^anu'ö II. erlebigten ^xon feine« (Srb*
lanbe« gelangte, wurben bie beiben ^au})tftaaten ber ^alb^
infel unter einem ^errfd^er})aare t>ereinigt. 3)iefe Serbin^
bung, bie freiließ erft nad^ bem S^obe gerbinanb« tJoHfom*
men n>urbe, gab ber nun gegrünbeten fpanifd^en aRonat*
d^te eine Äraft unb 8lutorität, tt)ie bie getrennten 3leic^e
iie nie erlangen lonnten; im 3nnern befefttgte fie baöSfn*
feigen ber Slegierung ben ®ro^en gegenüber, nad^ Sinken
öffnete jte ber |)errfd^begier unb bem ®Iauben6eifer eine
SBal^n, an beren 33etretung ober nac^brücflid^er ffierfolgung
bie beiben Staaten jtc^ bi^l^er burd& <)oIittfd^e ßiferfuc^t
gegenfeitig bel)inbert l^atten. ©d^on 1492 fiel ®ranaba
unb mit il^m ber (eftte ^alt<)unlt ber 9Rauren in bem
?anbe, in bem fte jtd^ fteben Sal^rl^unberte lang behauptet
l^atten. gafi gleicbjeitig erfd^loß (Solumbu6 ber f^)antfd^en
5Wad^t einen SBeg, ber fte jur ^errfd^aft über unerme§*
lid^e ganberfirerfen fül^ren fottte ; unb nid^t lange nac^l^er
fügte ©onfabo »on (Sorboöa auc^ noc^ ben 33eft$ \>on
Neapel ju ben übrigen (Erwerbungen be^ glüdflidben ^err^
fd^erj)aared. 3n biefer glorreichen 3«it begann ber mäch-
tige ?lufi'd^tt)Uttg, ber bie f})antfd^e 5Wonard^ie bid um bie SRiite
be^ 17. 3<il)t]&unbertö jur größten unb glänjenbfien in @u^
xopa mad^te ; unb tt>ie gro^e ^)olitifc^e Segebenl^eiten mit ber
@ttttt)idfelung be^ ©eijied unb ©inneö ber Stationen jiet^ in
SaJed^feltt)irfung flehen, fo er^ob unb fraftigte flc^ auc^ bad
fpanifd^e 9?ationalgefül^t an ben ©roßt^aten biefer JEage,
8lber nod^ in anberer Sejiel^ung begrünbet bie 3cit gerbinanb'd
be^ Äatl^olifd^en unb ber 3f<ibelle eine neue ?(era in ber ®e^
— 143 -
fc^id^te ber f<)amfd^en (Sultur. Eifriger, ate atte frut^eren,
tt>arcn biefe SteQcnUn bemüht, bie S3ilbung t^rer Unter*
tränen ju förbern; jle felbfi unb bie ®ro^en i^rcd ^ofed
[(^ritten ber Station aW ^Peger ber Äunfle unb SBiffen*
fd^aftctt t)oran, unb i^r SSeifpicl utu^te um fo nac^l^oltiger
tt>irfett; ba e^ ba6 SBorurtl^fil n>iberlcgte, afö fei eblere
©eifteet^atigfeit mit ben SRittertugenben unt)eteinbar ^O-
aSor Slfleu war bie Äonigin, bie felbfi noä) in fpatem
Salären, bei tjielfacften fonjiigen ©efc^afien, bie SWangel
ifirer eignen (Srjiei)ung burd^ eifrige ©tubien ju erganjen
fud^te, auf Ermunterung jebeö geiftigen Strebend bebad&t*
3a^Ireid^e^ aud bem Stuölanbe berufene ©elel^rte t)eri>flanj*
ten neue S^^ifl^ ^^^ SBijfend auf fj)anifd^m SBoben; ber
(Sarbinal (Sidnerod grunbete neben anbern 93i(bung6fd^ulen
bie Unitjerfttat »on ?llcali j bie SSerbinbung mit 3t<Ai^n
muf te für bad Oebei^en ber fünfte tt)ie ber ©tubien gleich
erfprießlic^ fein. Unb fo lam ed balb bal^in, ba§, nac^
bem Sludbrucf eined gleid^jeitigen ©d^riftfieHer6; nid^t mf^r
für einen Eblen gel^alten würbe , wer fld^ nic^t neben ber
SBaffenfü^rung auf SBiffenf^aft unb ^oefie tjerjlanb.
3a]^lreic^e 2)ic6ter unb 2!roubabourd würben burd^ 8ol)n
unb S^re , bie i^rer bort l^arrten , an ben ^of gejogen *••).
2)ie älufja^Iung ber SBerfe in $rofa unb Werfen, bie in
»") ©. bie trefflid^e ©d&ilbenuig be« ^ultur^uftanbe« tiefet 3eit
in ^. ^iegi) ^lemencin'd Blogio de la reina Isabel (Q5anb VI. ber
Memorias de la Academia de la Htstoria).
>b) Quien podrä contar la j[;randeza, el concierto de su
Corte, ]a cavalleria de lus Nobles de toda Espana, Duques,
Muestres, Marqueses e Rices homes; los Galanes, las Dainas,
las Fiestas, los Torneos, la Moltitud de Poetas e trovadores
etc. El Cura de los Palacios, Heye« .Catolieos, cap. 201.
- 144 -
Mffen Salären, gro^eiu^eiW auf SBerantaffung ober unter
ädeflünfiigung 3fabe(Iend, entflanben, n)urbe ein anfel^tiHcbed
Serjelc^ni^ btiben. Unb bie ubewiegenbe aWe^rja^I bitfer
SBerfe ifi — ein nid^t ju ubcrfe^enber $unft — in cafH^
lianifd^er ®j)rad^e gefd^riebcn, bie ftc^ l^ier in ungemeiner,
binnen Äurjem erlangter aSerüoßfommnung jeigt. 35enn
bie einf!ci^tdt)o(Ie Königin lie^, n)ie fel^r jle auc^ bad t>on
ben ©elel^rten nod^ immer betjorjugte Sateinifd^e ju mürbi^
gen tt)u§te, iebe Slrt t)on Stufforberung jur^fliege ber fttn*
be^fprad^e ergeljen. 3ugleic^ gab ba^ Sluf^oren ber poli^^
tifd^en ©elbjiflanbigfeit t)ou Stragon ber cafiilianifd^en ein
entfc^iebne^ Uebergen)id^t über bie übrigen 2Runbarten ber
|)albfnfel. tie klänge ber aragonif^en unb catalonifc^en
S^roubabour^ t^erßummten; bad limoftnifd^e Stomanjo ^örte
auf; titerarifc^ cuUit^irt ju werben, unb fanf, n>ie fd^on
frül^er ba^ gallijifd^e, jum gemeinen SSoItebialect Iberab;
unb n>ie ßaftilien baö gebietenbe 8anb tt)urbe, fo erhoben
ftd^ aud^ feine ©i>ra^e unb ^oefte ju einer ^errfd^aft, bie
il^ren Sinflu^ felbfi über bie ©ränjen ®j)aniend l^inaud
erfirecfte.
. 2)iefer Umfd^wung im ganjen geben ber 9?ation fonnte
nid^t tjorübergel^en , ol^ne entfpred^enbe neue ©efiaftungen
in ber ^oefie l^eröorjurufen. !I)icfe mad^en ftd^ junac^fi
in 3nl)alt unb 2;on ber erjäblenben SBoHöIieber bemerfbar.
SBenn bie frühere fj)anifc^e 2)idötung tt)enig »on arabifd^em
©nflu^ berül)rt ^vorben n>ar, fo nal^m jle U^t, nadb bem
gatle be^ legten maurifc^en Sleic^e^, nid^t tt)enig t>on orten*
talif^em ©eifte in ftd^ auf. !I)enn ba^ bie ©efdnge t)on
ben aSorgangen in ©ranaba , bie frü^ejien , bie in bem
reiferen ©toff unb Solorit an arabifd^e Sorbilber erinnern,
- 145 —
erft nac^ ber (Eroberung biefer @tabt entfianben jlnb , fann
faum befiritten tt^etimy eben fo tDenig aber, ba^ ber Sln^
l^aucl^ beö SÖiorgenlanbeö tjon l^ier au6 belebenb uiib »er*
fd^önernb auf bie fpätere fpanifc^e ^oejte gewirft i)at, wenn
au^ biefer ©nflup tjorerft nur auf ein gelb ber 2)ic^tung
befd^ränft blieb unb noc^ ^ät beburfte, um ftd^ nad^ ben
änbern l^in Sal)n ju bred^en, — (Sin ^ertjorfted^enber 6^a*
rafter warb tJielen 9iomanjen auö bem (§nbe be^ 15.
unb bem Slnfang be^ 16. 3Äl)r^unbertö noc^ baburc^ auf*
gej)ragt, bap ftc^ bamal^ audb bie Äunftbic^ter biefer gorm
bemäd^tigten , freilid^ nid^t immer jum aSörtl)eil ber ®aU
tung unb i^rer fc^lic^ten SBeife.
35ie funfimd^ige S^rif biefer ^dt, wie fte ftc^ in ben
Sieberbüd^ern M Slamon gluöia , ^nan. be ^abißa, 3nigo
be ?iKenboja unb Slnberer, fo wie in einem Zl^dl bed
Caucionero general jeigt, l^alt jwar im 3Befentlid^en
no(^ burd^au^ an bem altern ©t^l feftj allein ben 3m^
})ulö JU einer neuen SBenbung berfelben gaben fd^on 1504
bie burd^ bie (Eroberung '^eapM l^erbeigefül^rten naiven
S3erul^rug6^)unfte jwifd^en Spaniern unb 3talienern. !I)ie
fo bewirkte Sefanntfd^aft mit ber Siteratur ber ?e^tern,
bie eben in il^rer 33lütl)e jianb , mad^te bie fpanifd^en !Did^ter
mit einer »on ber il)rigen wefentlic^ üetfd^iebnen , l)6^er
auögebilbeten ?i;rif befannt unb bewirfte eine 2Äobiftcation
beö alten Sttationalgefangeö. 9?od^ betjor fic^ unter Äarl V.
bie neue Siic^tung in entfd^iebner 9?a^bilbung beö grem>*
ben geltenb mad^te , ftnben fidt) einjelne SSerfud^e , bie in
gorm unb ®eiji ben (Sinfluß italienifd^er SKufier befunben.
^aä^ aßen blefen ^rämijfen muß bie SJermutl^ung
nal)e liegen, baß biefelbe ^eriobe, bie in ben übrigen ®aU
— 146 -
tutiflen ber ^oejtc fo entfd^iebne Umtt>anblungen Ifetoot-
rief, auCi) für ba^ !Draina eine neue $^afc l^erbdgefü^rt
l^aben werbe. 3n tt)elc^er 8lrt bied n>irflici& ber gaö ge^»
»efen fei, tt)irb ftd^ flleid^ I^erau6 jiellen ; l^ier t>orerfi nur
ein SBort, um ben 3ajeribej)unft bed ©c^aufpieW in ber
3eit gerblnanb*^ unb ber 3fabeHa üon üorne herein in ba^
ric^tifle gleist ju fe^en. 35a^ wefentlic^fie |)lnberni§, bae
Wd^er ber gntwicflung bed Sfeeaterd entgegen gett>efen
toax, f)aite in ber firengen ©d^eibung jwifd^en Äunfi*^ unb
aSolWmä^igem beftanben. SBurben biefe ©ci^ranfen einge^
riffen , tjerfd^ma^ten gebilbete IDid^ter ed nid^t , auf bie po^^
pulaxen (Elemente eittjuge^en, um jugleid^ bad 93olf unb
ben feineren ©efc^madf ju befriebigen, fo xoax bie ^af)n
betreten, auf ber allein ba6 !Drama, bie einfeitige 9lid^^
tung übertt)ittbenb , ju freierer Slu^bilbung gelangen f onnte.
2)a5 aber, gegen (Snbe bed 15. Sal^r^unbert^ / ein fold^er
©dbritt, tt>entt audb nur mit fd^wanfenbem unb unjtd^erem
gu^, getl^an tt)urbe , unb tt>ie man auf bem einmal einge^^
fd^lagenen SBege üon nun an mit immer fejierem 3luf-
treten fortfd^ritt, jeigm bie SBerfe bed 3nan bei Sncina
unb feiner Stad^folger.
Juan iel ®nnna ^).
f/3m Sa^ve 1492 — ^ei^t e« im Catalogo real de
Espana *) — fingen bie ©efettfc^aften an, öffentli^ 6o^
*) Nicolas Antonio, Bibliotheca Hispana nova. — Sarmiento,
Memorias. — Moratin, Origenes del teatro espafiol.
') Catalogo real y genealogico de Espaiia por Rodrigo
Mendes de Suva. Madrid, 1656. 4. fol. ISl.
— 147 -
mobien t)on 3uan bei Surina barjujietten, einem Djd^tet
t)on großer Slnmut^, ©c^erjl^aftigfeit unb Unterl^aUungd^
gäbe/' — hiermit fiimmt uberein, wad Slguflin be Sloja^
in feinem noä) oft ju ewä^nenben, für bie ©efd^id^te be6
jVanifd^en 2;^eaterö wichtigen SBerfe fagt s): ^3it bem^
felben Sanbe, tpo bie ßomöbie am weiteften gebiel^en i^,
bat man bod^ i^ren ©ebraud^ am fpdtefien fennen gelernt,
namlic^ in unferm Spanien. 3)enn in jener gludfUd^en
3eit; aU ba^ glorreid^e ^ömgöipaar , Don gernanbo unb
Sfabette, bie S?ertreibung ber SKoriafen aud ©ranaba 'ooU
lenbete, begann bie 3nqaijttion unb jugleid^ unfere So^
möbie. 3«an be la ßnrina *), jener auögejeid^nete 2)ic6*
ter, war ber Srjie, ber ju einer fo fc^önen JRei^enfotge
ben Slnfang machte» SBir l^aben brei ßflogen t)on il^m,
bie er felbft t)or bem Slbmird nnb ber |)erjogin ioon (Sa^
jHlien nnb t)on 3nfantabo barfteßte ; biefe waren bie er^
jienj unb ju bejio me^r 9iul^m für ilbn unb für unfere
ßomobie , würbe in benfelben S^agen , wo ßoton ben 9lei(^^
tl^um 3nbiend unb bie neue SBelt entbecfte , unb ber gro^e
gelb^err bad Äönigreic^ Stteapel ju unterwerfen begann,
auc^ ber ©ebraud^ ber Somobie entbedft, bamit Sitte an*
geft)ornt würben, gute, l^eroifc^c unb auögejeic^nete |)anb^
lungen ju ioottbringen , inbem jie S^^aten fo großer Sölanner
bargeftettt falj)en'' u. f. W-
*) Viage entretenido de Agustin de Rosas. Madrid, 1603.
Loa de la Comedia.
*) ^er 9lame koirb halt fo , halt del Encina gefd^rieben ; bie
Untere Schreibart fc^cint aber bie rid^tigrre ju fein, ba fle fld^ in
ben dlteflen 9ludgaben 9on ^ncina6 SS^erfen finbet»
10«
- 148 —
!Die 3ufammenfielluug ber 3nquifition mit ber 60^
möbie ifi freilid^ feltfam, unb Qpamn \)atte iebeufaUd
Urfac^e, bie leitete ©rfinbung tjorjujiel^en.
X)ie in ber jute^t angefül^rten ©teile au^gefprod^ene
SWeinung , al^ bilbeteti bie ©türfe be6 dncina ben erftert
Slnfang beö f))anifc6en <Bä)au\p\M uberl^au^^t , braud^t l^ier
nid^t wiberiegt ju werben; ber öorl^ergel^enbe Slbfc^nitt l)at
gur ® enflge bargetl^an , in n)ie t)iel frül^ere 3^iten fic^ ber^
felbe verliert Slber eine neue Qpo^e beö fpanifd^en Sil^e^
aterö, ba^ fid^ in il^nen jnerji ju (iterarifc^er 33i(bung ju
Qe^alkn anfing , beginnt allerbingd mit ben Dichtungen I
be^ @ncina. !Denn e6 iji n)o^t ertaubt, auö ber S5efcl)af^
fenl^eit biefer unb auö bem Sluffel^en, weld^e^ fie mad^ten,
einen Stüdtfti^Iu^ auf jene altern ©d^aufpiele ju tl^un. ^ier^
nad^ muffen bie !Darjiellungen , bie bi^f^er in ben Äird^en
unb auf ben ©trafen baö 9Solf erbaut ober ergoßt l^atten,
t)on ganj geringem poetifd^em ®ebalt gewjefen fein 5 n)a6
aber i>on einjelnen 2)id^tem jur Slufu^rung bei ^offeften
in bramatifdber gorm tjerfa^t n)orben war, l^atte tjöllig
ifolirt bageftanben. @ncina*^ ©tüdfe bagegen waren bie
erfien, weld^c ba^ SSolf^mdfigc burd^ poetifd^e ßuttur ju
ioerebeln fud^ten, unb jum Sntftel^en eined 2;^eater6, bad
^o!|)ularität mit l^öl^eren Slnforberungen tjereinigte, ben
Slnjiot gabem 3)ie 3^^^ '^ welcher biefe Slnregung ©tatt
fanb, fällt — worauf auc^ Stojaö ^inweiji — auf merf-
Wörbige SBeife mit ber ^eriobe jufammen, in weld^er bie
fpanifd^e 5!Konard^ie il^ren erften mäd^tigen Sluffd^wung
na^m. Slber ba^ !X)rama follte mit bem ®taat nic^t glei^
ä)en ©d^ritt lialtenj ba^ 16, Sal^rl^unbert, bie ©lanj^
^)eriobe ber f^janifc^en ^aä)t, ioerging, bet)or e^ ju feiner
- 149 -
ftöc^fien SBIüt^e gelangte, unb erji aW bie politifc^e ®rö^e
gpaniend In aSerfatt geriet^, erf)ob ftdb fein 3;^eater gu
einem @(anj unb 9teic^tf)um , ber eine tf)ei(tt)eife |)err^
fc^aft über alle europäifc^en 33ii^nen übte.
Doc^ feieren n)ir auf ben SKann jururf, ber aW ber
erfie f^)anifii)e iTiramatifer t)on einiger SSebeutung ju nen^
nen ift, n)enn gleici^ ftc^ t)on ben eigentlichen SSorjngen
feiner 9?ad^fo(ger no(S) wenig in feinen Sffierfen anfünbigt,
3uan bei (Sncina n)ar nin 1469 in ©alamanca ober befien
Wad^barfd^aft geboren unb üollenbete feine ©tubien in eben
biefer Stabt. @r fant fröl^ in bie naivere Umgebung be6
|)ofed unb f)atte jid^ befonberö ber @unfl be^ Don gabrique
be S^otebo, erften »^erjog^ t)on Sflba, ju erfreuen, ©ein pot^
tifd^ed 3!a(ent mu^ fid^ frül) entwidfelt f^aben, benn fc^on 1492,
alfo ungefähr 24 3a^re alt, fünbigte er eine Sfu^gabe feiner
gefammelten SBerfe an. 2)iefe erfc^ien 1496 ju ©alamanca
unb 1501 bebeutenb t)ermel6rt ju Seioitta *"). !^ie brei erfien
S:^ei(e berfetben entl^alten ?ieber im fpanifc^en Sttationaljl^I
unb eine fel^r jierlid^e Umbilbung ber ^flogen be^ SSirgif,
ben tjierten aber füllt eine SReil^e t)on SBerfud^en in brama*
tifd^er gorm ^^). Diefe fleinen ®tüäe \)atU Sncina in
«a) Cancionero de todas las obras de Juan del Encina.
En Salamanca SO de JuQio 1496, fol., gotl^ifd^e Settern. Sevilla,
Juanes de Pegnicer y Magno Herbst (^egnt^ei: unb ^nh^, jloet
^tut\ä}i), 1501. — ©Rötere Slu^gaben jinb: Burgos, 1505. — Sala-
manca, Hans Gysser, 1509. — Zaragoza, 1512 unb 1516.
•b) <J)ie 3:itel biefer @tüde jinb folgenbe:
* 1. Egloga representada en la noche de la Navidad de nue-
stro Salvador. 8. Egloga representada en la misma noche de
Navidad. 3. Representacion & la muy bendita pasion y muerte
^ 150 —
bcn 3a]&ren 1492 M 1498 »erfaßt, um fie an geiertagen
unb bei fonfÜgen feftlid^en ©elcgenl^eiten t?or feinen @6n^
nern , bem |)erjog unb ber ^erjogin »on Sllba , bem Don
gabrique (Snriquej, Slbmiral t)on (Saftitten, 2)on Sfliflo
8o^>c bc SRenboja, |)erjog t)on 3iifantabo, unb bem ^rinjen
Don 3uan batfletten ju laffen.
98on feinen fpätem ©d^irffalen tt)eif man, ba^ er
eine 3eit lang in 9lom lebte unb l^ier im 3o^re 1514 eine
garce Placida e Vitoriano brucfen lie§, bie f^^äter t)on
ber Snquijttion t^erboten tijurbe unb f^)urlod t)erfd^n)unben
ju fein fc^eint (Sndna foK auögejeid^nete Äenntniffe in
ber SKujlf befejfen ^aUw unb »on Seo X. jum Director
ber ^)ä^)f}lic^en Sapelle ernannt n>orben fein. 3m 3at)re
1519 begleitete er einen SRarqueö t)on S^arifa auf feiner
aieife in'^ gelobte Sanb unb befang jugleid^ biefe ^ilger^
fal^rt in einem ©ebid^t, bad er 1521 unter bem Jitet
Tribagia ju 9lom ^erau^gab. gr n^ar inin^ifd^en ^viejier
gett)orben , unb wol^l fd^ön ftufenwoeife gn l^ol^ern geiftlid^en
SBürbcn emporgefliegen , al6 er für feine SSerbienfte mit
bem ^riorat ^or\ ?eor\ belol^nt würbe unb in bief^^r (Sigen^
de Duestro Redentor. 4. RepresentacifQ & la santisima resur-
reccion de Chsto 5. figloga representada en la noche
postrera de carnal. 6 Egioga representada en la mesma noche
de antruejo 6 carnestollendas. 7. Egloga representMa en re^
cuesta de unos ante res. 8. Bgloga representada por las mes-
mas personas que en la de arriba van introducidas 9. Aueto
del Repelon. 9. Representacion por Juan del Encfna ante el
muy eeclarecido principe D. Juan. tO. C^gloga trovada por
Juan del Enoina, en la cual se introducen tres pastores, Fileno,
Zambardo e Oardenio. 11. Egloga trovada por Juan del En^
cina representada \a aocbe de Navidad.
- 151 -
fc^aft. nac^ Spanien äurudffe^rte* @r ftarb Im 3a^re 1534
ju ©alamanca, unb Hegt in ber (^atffeixak bafelbfi be^
graben.
!Die Keinen bialogiflrten @tu(fe im Cancionero bed
(Sncina ftnb nid^t d^ronotogifcfi georbnet, allein abgefeften
»on manchen 3ln|>ielungen auf 3«tumftanbe, auö benen
ftd) biöweifen auf bie ^dt t^rer (Sntjie^ung fd^liejen läjßt,
f)alt e6 nictit fd^mer, an il^rer innem Sefd&affen^eit bie
frül^ern t»on ben fpätern ju unterfdbeiben. Die einfache
©efprad^dform o^ne afle^ bramatifd^e^ Sntereffe tä^t leidet
bie ätteflen erfennen, tt)al^renb bie \paUxn in 3)ar|ielfung
einer fortfdbreitenben ^anblung unb in einer gett)ifien 3ln^
anciruug ber 6f)araftere ftd^ mel^r unb mel^r bem Drama
im eigentUd^en ©inne naf)ern.
9lad^ biefen Äennjeid^en fc^einen bie ßflogen auf bie
®eburt be^ (Srlöferö bie frü^ejien ju fein. Sie tt)urben
am aaSeil^nac^töabenb in ben ^attaflen ber oben erwähnten
®ro^en aufgeführt, unb man f)at feinen ®runb, bie Sin*?
gäbe be^ Catalogo real, ber bie erfle biefer Darfiellungen
in*^ 3af)r 1492 fe^t, ju bejtt>eifeln ^).
') ^uf jeben SaU tfl e6 irrtd, xotnn S'lafarre, Sultan unb Sam«
\p\Uai angeben, fd^on jur Setmdl^Iungdfetev Setbinanb'd unb ber 3fa*
beUe fei ein ®tücf »on ©ndna aufgefül^tt toorben. JDenn toenn,
tt>{e oben bemerft n>urbe, fd^on übevl^au^t §u begtoeifelu ifl, bag bei
biefer ©elegenl^eit eine bramatifd()e JBorflenung &ait gefunben l^abe,
fo !ann man aui ber Tribagia be6 ^nctna beioeifen, bafi ein ^iM
»on iijm um jene äeit nidjt »erlauben fein fonnte; benn iier fagt
er. er fei im grülfiting 1519 fünfjig 3abre alt getoefen ; er muß alfo
um'« 3a^r 1469, aU jene SSermä^Iung Statt fanb, geboren toorben
fein.
- 152 —
2){e gorm beö |)irten9ebi*t^, in ber l^ier bad !t)rama
auftritt, fann ni^t jufanig genannt mvbcn. gie n^ar
ntd^t etn)a, n)ie man be^au^Jtet f|at, burc^ bie <Bixop})m
t)on 5(Kingo SRebuIgo ober burd^ bie aSirgil'fd^en (Sflogen,
bie gncina überfe&t lyatte, t)€ranla^t, fonbern bur^ eine
aieil^e af|n(ic6er, nur untJoUfommnerer I:arftettungen be^
bingt; burd^ bie feit lange bie ßl^nftnad^t in ben ^rd^en
gefeiert n)orben n)ar. 9Jian erinnere fi^, ba^ fd^on in ber
frubeften d^rifilic^en 3rit ber ^^mnu^ Gloria in excelsis
Deo anti^)l)onifd^ gefungen, unb baf nadb bem beftimmten
3eugni^ ber Siete partidas eben biefer ®ru5 ber (Sngel
an bie ^irten in @^)anien fd^on im 13. S^^rl^unbert bra^
matifd^ bargefteHt ju n)erben pflegte.
!Die erfte SHoge @nriua'^, ber Ueberfd^rift nad^ in ber
SBeil)nac^tdnad^t aufgefül^rt, ifi ein einfad^e^ ®ei>räcft
jn>ifd^en jn)ei ©c^afern, o^ne naf)ern Sejug auf ben @e^
genftanb be^ Sefie^^ öI^ ba^ einer ber beiben |)irten ber
|)erjogin (t)cn Slba) im Slamen be^ !Did[;ter^ dnige
(5troj)f)en auf ba« S^rififinb überreizt, — Sttva^ me^r
geben fd^on l^at ba^ jVüeite ©tudf. ffiier |)irten C^elc^e
bie 9iamen ber t)ier @t?angeliften fül^ren) f^^rec^en gegen
einanber il^re greube über bie tjerfünbigte (Seburi be^
|)dlanbeö auö, unb eilen jur Ärijj^je, inbem fie im Slbgel^en
einen Villaucico fingen. !Diefe Sicbc^en, mit benen Sndna
unb nod^ einige fpdtere !Dic^ter nieijiend. i^re ©tiidfe fdblie^
^en, jeigen üornamlidb , tt)ie bie fird^id^en ©ebräuc^e bei
ber Sntn)idfelung be^ !Drama'6 mittt)irften j benn ba^ 9lb^
jlngen t)on bergtrid^en VillaDcicos bur^ bie ©acrijiane
unb Slfolutl^en tt>ax feit lange bei üerfdbiebnen tieften ii\
ben ^ird^en ublid^ gewefen.
— 153 —
2Bie fc^n)ad^ biefe SInfange M Drama*^ anä) ex^6}eu
nett; wenn man ba6 eigentlid^ !l)ramatif^e in il^nen pxü%
fo erfreuen fie bod) burc^ einjetne 3ftge öon ?lnmntf|, 3lau
M&t unb @eiji unb burc^ ben äu^erfi Ijarmonffd^en nnb
pfejenben 93er6, ber ft* ol^ne S^^ng tn hmfitid^ geform-
ten ©tropf)en bewegt. 9Kan fann fic^ wunbern, baf ber
!D{(6ter nic^t bie bem !l)ia(og fo überaus jufagenbe 3io^
manjenform t)orgejogen ; allein er l^anbelte l^ierin inUeber^
einjiimmnng mit ben ^nfibici^tern feiner 3^it, bie .auf
bie ©efdbicflid^feit ftolj waren, mit ber jte fc^wierigere
SSerdformen ju l^anbl^aben wußten.
Der SSeifall, mit bem öncina feine erften aSerfuc^e
aufgenommen fal^, ermunterte il^n, äl)nlidf)e fleine !Dramen
audö für anbere religiofe %eiU ju fd^reiben. ©o finben
flc^ in feinem Canciouero jwei, bie i^ermut^Iid^ wal^renb
ber l&eiligen Sffiod^e im Dratorium be^ Slba'fdjen ^allafte^
bargeflettt würben. S3eibe ftnb jwar noc^ t)on fel^r bürf-
tiger |)aubhtng, geigen ab.er gegen bie frühem bod^ fc^on
einen gortfc^ritt. 2)ie ^a\)l ber JRebenben ift »ermel^rt
unb nic^t mebr auf blofe ^irten befd^ranft. 3^ bem
einen treten juerfl jwei Sremitcn auf; fie ftnb auf bem
aSege jum l)eifigen ®rabe unb brüdfen i^re S^rauer über
ben Zoi M |)erren in SBorten t?oD( tiefer (§m^)ftnbung auö.
3u i^nen gefeilt jtd^ bie aSeronicaunb ftimmt in i^re Äla*
gen ein. Slm ®rabe angelangt, fnien alle brei betenb
nieber unb jule^t erfd^eint ein Sngel, ber bie nal^e Stufer^
fiel^ung tjerfünbigt. — ©el^r ä^nlid^ ifi ia^ anbere (Btüd,
in bem 3ofep]^, SKagbatena, mel^rere %po\Ul unb ein ßn-
gel am leeren ®rabe bie 3tufcrftel)ung feien;.
(Sndna blieb nid^ bei biefen religiöfen 6omj)ojttiouen
^
- 154 -
ftcl^ftt} er tt)ottte jugteid^ ba« erfic S3eift)iel geben, \ok
au<S) öerfdbiebne anbete SJorwürfe mit einiger literarifd^er
SBürbe bramatifd^ tel^anbett tt)erben fonnten. ©o finbet
ftd& in feinem Cancionero eine 6arnet)aWj)0jfe, bie »iel
Sle^nlid^feit mit ben fpdter fogenannten Entremeses l^atj
»ier ^Irten feiern bie gafinac^t bnrd^ einen ®d^mau6 unb
nelymen gartlic^en Äbfd^ieb t)on ben ©enöjfen, bie il^nen
nun fo lange t)erfagt fein fotten. Qin jtt)eiteö, gleid^faßd
jur ßarnetjal^jeit anfgefül^rte^ @tö(f feiert einen grieben
mit granfreid^j e^ muf entweber ber im 3a^re 1493 mit
Äarf VIII., ober ber 1498 mit gubwigXII. gefc^loffene fein.
SWel^r bramatifc^e (Srftnbung unb bejfere SBal^I be^
©egenjianbe^ ftnbet fid^ in jtt)ei SHogen, bie jufammen
al^ ein ©anje^ anjufefeen unb unPreitig aud& unmittelbar
]()inter einanber aufgeführt tt)orben flnb. 6ie bilben ein
Keine* ?iebe*brama t>ott ©rajie unb ßebenbigfeit. SBefon*
ber* interejfant ift eö, l^ier fd^on mel^rere Sigentl¨id^*
feiten be* fpatern fpanifd^en ®d&auf^)iel* im Äeim ju
entbecfenj baf)tn gel^oren ber in ba* ©tüdf eingelegte 3;anj,
bie SBerHeibung be* @*cubero in |)irten^ unb ber .^irten
in |)oftradbt, bie ®p&^c be* SKingo , bie fel)r benen ber
spätem ©radofo* äl^neln u. f» n).
!Da* Auto del Repelon ift ein lufHger ©d^tt>anf, in
bem ein 5ßaar einfältige ^irten üon ©tubenten gefoppt
werben, unb ^at burc^au* feine 9Sertt)anbtfd&aft mit ben
©tüdfen, benen man fpater biefen tarnen beilegte. Üia*
SBort fd^eint alfo bamal* nur bie SBebeutung »on Slct ober
bramatifdber ^anblung im Äßgemeinen gehabt ju l^aben.
Unter ben übrigen ©tüdfen be* Sncina mag nod& bie
(SHoge Fileno y Zainbardo erwähnt werben, in ber ftc^
- 155 -^
ein ung(ürfH(^ giebenber aii6 9Serjtt)eifIung umbringt. Sie
unterf(f)eibet jlc^ t)on bert anbcrn, auf er burc^ ben tragi*
fd^en Slu^gang, avaij burd^ bic Versos de arte mayor,
in benen jte burcl)gängtg gefc^rieben iji,
Den ©(ftluf bed fiieberbud^^ mad^t eine i>ox bem
^njen !Don 3uan, »ieUeid^t bei beffen 93erm&^tung 1496
bargefleUte (SHoge, vdo^I bad geinfte unb SBottenbetfie, n)ad
ber SDid^ter gefc^riebcn. |)ier tt?irb gar fd^on ein @ott ber
aM^tl)oIogie unter ben l^anbefnben ^crfonen öorgefül^rt.
Durd^ baö ®elbftgeft)rad(); in bem Stmor feine SKad^t fc^it^
bert; unb burd^ nod^ einige anbere ©teufen tt)irb man un*
tt>ittfü^rlidf) an ben SIminta be6 S^ajfo erinnert.
SBenn unö bie %axce Placida y Vitoriano, bie fpatefie
bramatifd^e 2)ic^tung be6 @ncina, bie t)on bem SSerfaffer be^
Dialogo de las lengiias alten feineu übrigen Sßerfcn t?or*
gejogen n)irb, erf)a(ten xoaxt, fo n)ürben n)ir ben SDid^ter
ttjal^rfd^einlid) auf einer l^öl^ern Stufe ber Slu^bilbung fe^en,
afö in ben bi^l^er ern)af|nten bilden, 3)iefe fuib 3»and^en fo
geringfügig erfdt^ienen, baf fie il^rer in ibren Siteraturge*
fc^id^ten faum ©rn^abnung getban böbenj tt)effen S3Iidf
aber gewol^nt ifi, in ber ^nfigefdbidbte bie 5ßeriobe bed
SKerben^ unb ber erften (Sntfaltung mit befonberem 3ntereffe
ju betrad^ten, ber n)irb biefe ®eringfdbdftung nic^t tl^eilem
SBie e^ überaH anjiebenb ift, aufftrebenbe ©eifter in erfi
|u fd^affenben formen naä) SRitteln M Sluöbmdfd ringen
JU feigen; tt)ie bie fdblid^ten Silber ber alt^toöcanifd^en unb
cotnifd^en SKalerfd^uIe, tro$ beö Steifen unb Sdfigen ber gorm,
bem Äunfifreunb m^br ®enuf unb 93ele^rung gett)df)ren
M mandbe tec^nifd^ t)o(renbete ?(rbeit fpaterer formgeübter
SReifter; fp barf man auc6 für (Sncina unb feine ndd^fien
j
— 156 —
9?ad^fofgcr mel^r Suterejfe in ?lnfprud^ nel^tnen, ald für
manä)€n fpätern 2)id^ter, ber jlc^ in l^ergebrac^ter SBeife
auf einmal getretncr SBa^n fortben)egte. !l)enn biefc Sln^
fange bed f^janifd^en Si^eater^ finb jenen Silbern ju t)er-
flleid^en, bie un^ im ßam^o ©anto unb in ben Ufigien,
in ben porentinifd^en nnb cölnifd^en Äird^en entjürfen, unb
fief)en an Slaiüetat unb füßer Slnmnt^ ben 2Berfen be^
Oiotto, giefole unb SWeijier SBil^elm nid^t nac^,
La Celestina, tragicomedia de Calisto y Melibea,
ifl ber a;itel eine^ Suc^e6, ba6 im 3a^re 1500 ju ©ala^^
manca erfd^ien unb lange ju ben berul^mteflen ber fpani*
fd^en Literatur geleert ^at 2)iefe6 feltfame, l^alb bem
iDrama, l^alb bem Stoman angel^orenbe ^robuct rül^rt t)on
jwei 33erfajfern \)ex. Xex 9lame beö örften, bem bie
©ruubibee beö ®anjen anjugel&oren fd^eint, ber aber in ber
Slu^fü^rung nur einen ?lct tjollenbete, läßt fid^ nid^t mit
35ejiimmtf)eit angeben. Einige nennen benSuan beSÄena,
Slnbere ben Slobrigo Sota, unb fe^en bemnac^ bie Stbfaf-
fung be6 erttjäl^nten 3(ctö in bie 3eit 3ol^ann'6 IL, ober,
n>enn mit Sota ber SSerfaffer be6 SKingo SRebulgo gemeint
iji, ^einrid^'^ IV. j ber ®^)rac^e nac6 ju urt^eilen aber
fd^eint biefelbe t)ielmel^r gegen baö @nbe beö 15. 3a^r^
l^unbertö ju fallen unb nid^t t)iel alter ju fein, afö bie
gortfe^ung, bie t)on einem SBaccalaureud gernanbo be !Ro^
ja^ l)exxü\)xt !Diefer fügte ju bem erften nod^ jwanjig
anbere ?(cte unb gab ba^ @anje in ben Drudf. 2)ad SBerf
^purbe mit ungeheuer m SSeifaH aufgenommen, toie bie jal^l-
- 155 -^
ein unglü(fli(^ gfebenber a\\^ 9Serjtt)eifIiinfl umbringt Sie
unterf(f)eibet jld^ t)on bert anbern , auf er burc^ ben tragi*
fd^en Slu^gang, aud6 burd^ bic Versos de arte mayor,
in benen jte burdjgSngtg gefc^rieben ifi,
!Den ®c^(uf beö ?ieberbud^$ mad^t eine i>ox bem
^njen !Don 3nan, t^ieUeid^t bei beffen 93erm&^(ung 1496
bargeftettte @Hoge, \t>of)l ba^ geinfte unb SSottenbetfle, wad
ber !l)id^ter gefc^rieben. |)ier tt?irb gar fd^on ein ®ott ber
aM^tl)o(ogie unter ben l^anbelnben ^erfonen t)orgefül)rt.
Durd^ baö @e(bftgeft)rad(), in beut Stmor feine SWad^t fcfjil^
bert, unb burd^ nod^ einige anbere ©teufen ttjirb man un*
tt>ittfü^rlid^ an ben SIminta beö S^affo erinnert.
SBenn und bie garce Placida y Vitoriano, bie fpatefie /
bramatlfd^e 2)ic^tung be6 @ncina, bie tjon bem SSerfajfer be^
Dialogo de las lenguas allen feinen übrigen Sßerfen i?or*
gejogen tt)irb, erf)alten tt)are, fo tt)ürben toix ben SDid^ter
ttjal^rfd^einlid) auf einer l^öl^ern Stufe ber Sluöbilbung fe^en,
afö in ben bi^^er ern)at|nten gtftdfen. !X)iefe ftnb SRand^en fo
geringfügig erfd^ienen, baf jte it^rer in ibren ßiteraturge*
fddid^ten faum (5rn)abnung getban b^benj tt>effen Slirf
aber gewoljnt ifi, in ber ^unfigefdbidbte bie 5ßeriobe M
Söerben^ unb ber erften Entfaltung mit befonberem 3ntereffe
gu betrad^ten, ber wirb bicfe ®eringfdf)aftung nid^t tl^eilem
aBie eö überall anjiebenb ift, aufftrebenbe ©eijier in erfi
|u fd^affenben formen nad^ ÜKitteln be^ Sluöbrudf« ringen
ju feigen; n)te bie fdblid^ten Silber ber alt^toöcanifd^en unb
cölnifd^en 5Kalerfdf)ule, tro$ be« Steifen unb ßdfigen ber gorm,
bem Äunftfreunb m^br ®enuf unb 33elef|rung getoa^ren
afö mandbe tec^nifd^ tjoffenbete ?(rbeit fpaterer formgeübter
3Weifter5 fp barf man auc6 für (Sncina unb feine ndd^fien
— 158 —
mad^en, ia^ fie bie SBorbilber t>ieler Dramatifer be^ 16»
3al|t]^.uttbertö würben.
!Der SSerfud^ , einen genauen ?l6ri^ tjon ber ^anblung
unb ©cenenfolge be« ©turf^ ju geben, fönnte bie "iWu^e,
We er machen würbe, faum belol^nen. 3)enn wa^ ben
SBertl^ unb Steij be^ SBerK au^mad^t, bie Seic^tigfeit unb
9?atürlid^feit be^ !l)iaIogd, bie in ntarfigen ©trid^en au6^
geführte 3^id)nung ber Oeftalten, tä^t jtd^ in einem 3tud*
gug nid)t wiebergeben j bie ©runblage ber ^anblung aber
ifi äu^erft einfadfe. ßalifto, ein Süngling öon \)ornef)mer
|)erfunft, l^at eine fieftige Seibenf^aft für bie fd^öne üWe*
libea gefaxt, fann aber nic^t jum 3^ f^i^^t SBünfd^e ge-
langen. @r wenbet jld^ an eine liftige Unter^anblerin.
Diefe, bie ßelefiina, welche bem ©tüdfe ben 9lamen gibt,
bietet 2IHe^ auf, um il^m ju jartlic^en 3«fflntmenfünften
mit ber ©eliebten ju t>er]^e(fen. !Durc^ ?iebe^tränfe unb
3aubereien, burd^ 9lanfe unb kniffe aller SJrt gelingt e^
i^r enblid^ , ba^ .^erj ber ©c^onen ju betboren. SBäl^renb
(Salifto in ben Slrmen 9Relibea*^ rul)t, ergoßen fic^
feine 2)iener im |)aufe ber ßelejiina auf i^re Sfrtj aber
l^ier entfielt ^ant , bie alte Äup^)lerin Wirb umgebracht,
bie 3ufiij fommt l^erbei, t>ert)aftet bie S^^äter unb t>erur*
t^eitt jie jum ©algem Die faubere ©enoffenfd^aft ber &x^
morbeten fd^wort nun , bie S;^at ber Diener audb an bem
|)erren ju räd^en. Die giebenben, beren Seibenfd^aft feit
ber erfien 3ufammenfunft nur gefiiegen iji, feiern eben
eine fd^öne ©tunbe, afö fie eine ©d^aar t)on SBütl^enben
l^eranbringen feigen, wel^e ba^ ^au6 ju jiurmen brol^t.
@aIif}o, ber ftc^ bem Slngrif entgegenfteUt , finbet atöbalb
feinen Zob. SWelibea, i)ott ©c^merj unb aSerjWeijIuug,
~ 159 —
befc^Ue^t, bem ©etiebten ju folgert, erfteigt ble ®j)ifte
eiltet 2;i^urm^ , bef ennt ben (Altern iijxen ^Mtxiii , crjal^It
i^nen ben S^ob be^ ©eliebten unb ftörjt ft^ tjon ber |)6l>e
^ntoxen, bie einen fold^en ^lan entn)erfen unb i^n
tro^ [einer äfrmfeligfeit burd^ einunbjwanjig Stete fort^^
fpinnen fonnten, tt)irb man tt)^ber @rfinbungögabe, no(S)
gro^e^ Salent jur bramatifc^en @onH)ofttton jugefiel^ett
Knntem Ueberl^aupt fann ber poetifd^e SBertl^ M ©töff*
nid^t eben l^od^ angefcölagen tperbem ?lber au^ bem
©anjen fpric^t ein feltene^ !l)arftettung^ta(ent } bie SJer*
fel^rt^eiten unb gädf|erlid^feiten be^ gebend flnb barin mit
großer 2Ba]^rf)eit unb Saune jur Sd^au gefteHt, bie ßj^a-
raftere jtvar nur nad^ ber gemeinen SHatur coipirt, aber
mit flcfterer ^anb gejeid^net unb fd^arf t)on einanber ge*
[trieben; bie ©prad^e ber ?iebenben tDirb mitunter t)on
geuer unb geibenfd^aft belebt, unb bie geid^tigfeit beö 35ia*
logg, , bem e^ aud^ an ^)oet(fd^em ©d^mudf nic^t ganjlid^
fe^It, ift jum S^feeil unübertrepd^» ®anj ioorjüglic^ aber
gebül)rt ber treuen unb lebenioollen ©dbilberung ber na*
tionalen ©itten Slnerf ennung , unb biefe, im SSerein mit
ben angebeuteten SSorjögeU; Qett>ai)xi fotd^e Sefriebigung,
ba^ man ftettetttt)eife baö SDürre , ja 2Bibertt)artige ber ju
©runbe liegenben ©efd^id^tc ganj »ergibt. 3n aßen ben
erwal^nten ©genfd^aften ftnb ble ja^treid^en Slac^al^mungen,
tt)elc^e bie Seleftina ^eröorrief , weit l^inter i^rem SSorbitbe
jurüdfgeblieben ; unb man fann gtpeifeln, ob ber gro^e
iope be aSega , ber jie bei feiner 3)orotl)ea jum ^ SKujier
na^m, fie in allen ©tüdferv erreid^t l^at
SBoHte bad fj)anifd^e 3)rama einen ^ol^eren Sluffc^wung
- 160 —
nelömen, fo mu^te ed frcilid^ ganjlid^ an^ ber \>on beit
9Serfajfern ber 6e(eftinit betretenen 33abn J^erau^gel^en. (Sd
mu^te fldj erft in We Siegion ber wal^ren X^id^tung anf^
fd^tpingen , @ntn)urf unb ®efta(tung eine^ braniatifcf)en
Sßlan^ lernen, unb ber ^-ßrofa bie Qpxa^e ber ^oefie [üb-
jiitiiiren, 2)ejfen unerac^tet iji unöerfennbar, bap biefed un^
förmlid&e ©d^aufpiel ein njefentlic^e^ gorberung^mittel ge^
tt)efen ift, ba^ fpanifc^e 35rama über bie erften ©tabien
ber ^nbl^eit ^inauöjubringeu. glup unb gebenbigfeit be6
^)rofaifc^en 2)iaIogd, treue ©ittenmalerei , frifc^ aud bem
geben aufgegriffene ßl^arafterifiif , baö Sltteö fonnten bie
Jlfeeaterbid^ter beö 16. Sa^rl^unbertd l^iet lernen» 3n ©n^
jell^eiten l)at ftd^ bie SBirfung ber ßeiejitna fogar nod^
ttjeiter erftrecft; unb ed ift interejfant, ju feigen, voie »er^
fd^iebene (§tgentf)umlid^feiten ber au^gebilbcten f^janifd^en
ßomobie [xä) ^ier fc^on anfünbigen. ®o ifi ©empronio,
ber fdbtaue unb rebfelige !l)iener be^ 6alifto, ein rol^eö
SSorbilb ber f^jciter fo t)ielfad^ tjorfontmenben a^nlid^en ^U
guren. ©o ^aben tt)ir in bem Umfianbe, ba§ bie leiben^
fd^aftltd&e unb romantifc^e Siebfc^aft jtrifd^en Galifto unb
SWetibea unter bem bienenben ^erfonal in einer in'^ Slieb-
rige ^erabgejogenen Sffieife n)ieber^olt wirb , ein auf ber
f^jatern 53üf|ne beinaf^e fte^enb geworbene^ ÜKotit).
mi VxctnU «).
Sin portugiejtfd^er SDid^ter, ber aber aud^ in ber ©e^*
^^iä)U be^ f^anifcften Sl^eaterö nic^t untmal)nt bleiben
•) Barbosa MachadO'Bibl. LusU. fQanh II. <S. 383 ff.
- 161 -
Darf; »eil er nic^t blo^ burd^ feine junac^ft für Portugal
beftimmten ©d^aufpiele auf We entfte^eube fi^unfi bed be^
nac^barten ßanbeö eingewirft f)at, fonOeru and) burd^ ei*
nige in caftilianifd^er ©prad^e gefcöriebene nodb unmitteU
barer in unfer ®ebiet gehört — @il QSicente n)arb in ber
jweiten |)Älfte bed 15. Sa^r^unbertö geboren; genauer
wirb bie ^cit nic^t beftimmt , unb auc^ über ben Ort feiner
Oeburt »ed^feln bie Slngaben; maxi nennt balb ©uima:^
raen^, balb S3arcello^, balb Siffabon lO). gr n>ar »on
vornehmer gamile unb tt)ibmete ftc^ nac^ bem SBunfd^e
feiner @hern bem ©tubium ber JJtec^te. Slflein fein un*
wiberfte^lidt)er |)ang jur 2)ic^rtunft fonnte nid^t el)er 35e*
friebigung finben, biö er bie trodtne aßijfenfd^aft aufge*
geben unb ficb ganj ben SWufen gewibmet batte» ©ein
erfteö 2;^eaterftüdf würbe am 6. 3uni 1502 am .^ofe @ma-
uuer^ beö ©ro^en aufgeführt 66 n>ar jum ©eburtöfefte
bed 3nfanten bejiimmt; ber nad^^er atö 3o^ann III. ben
Ji^ron beftieg, unb ber SSeifaü, mit bem e^ aufgenommen
würbe, ermunterte ben !l)id^ter, mit Sifer auf ber betre*
tenen S3abn fortjufcftreiten. (§t brad^te nod^ unter @ma^
uuel »erfc^iebene ©tüdfe jur Sluffüfirung ; bie glanjenbfte
^eriobe feiner S^^dtigfeit aber fällt in bie Slegierungöjeit
3o^ann*ö IIL, ber fo gro^eö gefallen an ben ©d^aufpielen
beö ajicente fanb, bap er felbft bei if)rer Darftellung SRottcn
übernahm. Der 9iu^m be6 S)ic^ter6 tjerbreitete ftc^ auc^^
au^erl)alb ^^ortugalö, unb (Sra^muö t)on SRotterbam foK
portugiejti* gelernt ^aben, blo^ um bie SBerfe be^ (Sil
SSicente in ber Urfprad^e lefen ju fonnen.
^0) Antuilio de Lima, Nobilario, Art. Meneses. Pedro Pch-
yäres Paneg. do Villa da Barcellos, Cap. 16.
@tidtp. SU. tn (S>pM I. 9$(. 11
- 162 —
An nähern 3ta6)v\(i)Un über bad ?cbin uub Sffiirfcn
be« gcfeiertjien Äomiferd feiner 3^'^ W^ ^^ w«^- Ob er,
tt>ie We meijien älteren ?uftft)ielbidbter in ©panien, jugleic^
S^beaterbireftor gen)efen, n)irb nic^t gemelbet; aber ba§
er felbji in feinen ©tüden mitgefpieU f)ai, iji gewi^ "*).
lieber bad S^obe^ja^r bed @i( SJicente ftnben ftc^ feine
befHmmten eingaben; n>a^rfd^ein(id^ aber ifl er balb nad^
1536 geftorben ^^). (gr ^interlie^ ber portugiefifdb^t Sü^ne
in feiner S^oc^ter ^aula eine t)orjüflIi(]^e €c^aufpielerin,
in feinem ©ol^ne ?uid einen beliebten 2)ic^ter. Xex Un-
tere gab mä) im S^bte 1562 bie erfte Stu^gabe ber ge^
fammelten SBerfe feinet SBater^ ^erau^ ^^).
") ^ie^ gf^t ouei fülflenben iüerfen feine« Seitöfnoffeii Slnr^re
te Siefenbe ^frt>i>r:
Cunctorum hinc acta est comoedia plausu,
Quam Lusitana Gillo auctor et actor in aula
Egerat ante, dicax atque inter vera facetus:
Gillo jocis levibus doctus praestriogere mores,
Qui si non lingua componeret omnia vulgi,
Sed potius latia, non Graecia docta Menandrum
Ante SU um ferret; nee tam Romana Theatra
Plautinave sales, lepidi vel scripta TerentI
Jacturent: tanto nam Gillo praeiret utrisque,
Quantü illi reliquos inter, qui pulpita rore
Oblita Coryceo digito meruoere faventem.
IDie @i>m5bte, von ber SRefenbe ^ier f))ri(^t, ifl bie Far^a da
Lusitania, toelc^e jur Seter Hi Infanten ^on SO'^anuel 9erfa§t unD
im 3a^re 15dt im ^anfe tei $ortugteftf(^en ©efanbten gu Brunei
aufgcfäi)it n)urbe.
») IBon biefem 3al^r ifl bad leftte feiner @(^auf))iele (Floreata
de Enganos), bie fafi f&mmtUd^ mit bem !^atum i^rer erfirn ^uf?
it(irung t^erfe^en flnb. ^t^on 1531 l^atte er in einem, an ^önig
3o^ann III gerid^teteu, Briefe gefagt, er fei mui visinho da morie.
>*j Compila^ao de todaa las Obras de Gil Vicente, a quäl
— 163 —
aaSenn bie fpäteflen 2;^eaterfiü(fe beö ®il SBicente öud^
biö jfemKd^ tief {n bad 16. 3a^r^unbert ^inabfiefgen , fo jlnb
se reparte em sinco Livros pHitieiiro suas cousas de de-
vo^am. O segiitldn as Comedias. O terceiro as TragiCoraedias.
O quarto as Karsas. No quinto as obras meudas. Lisboa«
I5H2, fol. Diefe Stu^gabe ijl felbfi in Portugal ))on dugertler @eU
tfu^eit, unb in 'I^eutfcftlonb »o^I nüt in öinem (5«m|)Ur, bem
ber ©ottinger Uniüerfttät«--93ibriotJef, »or^anben. 9Bir geben ballet
ein ^er^eid^nifl ber barin entliaUenen (Sd^aufviele:
OBRAS DE DBVA^ÄO.
1. Visita^ao. 9. Autu pastoril Castelhaoo. 3. Auto dos
Reis Magos 4 Ante da Sibila Cassandra. 5. Auto da Fe.
6. Auto dos quatro Tempos. 7. Auto da Mofioa Mendes. 8.
Auto Pastori] Pot*tuguez. 9. Auto da Feira. 10. Auto da
Alma. 11. Auto da Barca do Inferno. 18. Auto da Barca do
Purgatorio. 13. Auto da Barca da Gloria. 14. Auto da Hi-
storia de Deos. 15. Dialogo sobre a Resurrei9ffo. 16 Auto
da Cananea. 17. Auto de S. Martinho.
COMBOIAS.
1. Comedia de Rubena. 8cena 1«- Scena S*- Sce^a 3«- i^
Conie'dia do Viuvo. 3. Comedia s^bre a divisa da Cidade de
Coimbra.
TRA6IC0MBDIAS.
1. Dom Duardos. 2. Amadis de Gaula. 3. Nao d^amofes.
4. Fragoa d^Amor. 5. Eihorta^ao da güerra. %. Templo
d' Apollo. 7. Cortes de Jupitelr. 8. Serra da Estrella. 9. Tri-
umphe do Inverno. 10. Romagem de Agglravados.
PARKAS.
1. Far^a de Quem tem farelos. 2. Farpa Chaiiiada Auto
da India. 3. Far^a chamada Auto da Fama. 4. Far^a do Velho
da Herta. 5. Far^a chamada Auto das Fadas. 6. Far^a de
Inefc Perelra. 7. Far^a do Julz de Beira. 8. Far^a das Cl*
ganas. 9. Farga dos Almocreves. 10. Far^a do Clefigo da
Beira. 11. Farga chamada Auto da Lusitania. 12. Far^a dos
Fisicos.
11*
- 164 —
boc^ Wc frü^eften ermiefcncr 9Waßen in bem crften IDecen^
ttfum beffelben aufgeführt morben unb rcit)cn (ic^ ber ^eit
na(f) unmittelbar bcn er jicn ©tücf en be^ Sncina an. 3)iefen
aber finb jie an bramatifc^em Seben unb Snterejfe unenb^
lid^ überlegen, unb überhaupt miffen voix ))on feinem fpa^
nifd^en 2)iclbter, ber fo frub fo üiel Oeijl unb SJilbung mit
fo t)iel populärer !£)arftellung^gabe ))erbunben ^ätte, um
t)on ber S3ö^ne ^erab ju toivUn. a)ian mürbe ba^er in
®il aSicente einen ber üorjöglidbP^Ji görberer be6 fpaui^^
fdb^n 2;^eaterd anerfennen muffen, wenn bie Stuffü^rung
feiner Stöcfe aud^ in Spanien erliefen märe. Stu6 au^
t^entifdb^« Siac^ridb^^^ iä^t fic^ biefer S3ewei6 nic^t filieren;
bie SBa^rfdbeinlicbfeit aber fprid^t für bie Slnna^me. ©neu
nic^t geringen Z\)nl feiner SBerfe fc^rieb ®il Sicente auf
fpanifc^ ; unb wenn er l^ierbei auc^ üießeidbt bie nad^fte Slbfid^t
l^aben mochte, ber Königin Seatrij, einer fpanlfc^en ^rin^?
jeflin, gefdHig ju fein, fo ijl bod^ ju öermut^en, ba^ biefc
©tude il^ren 2Beg auc^ in baö Sanb gefunben l^aben mer^
ben , bem fie ber ©pradb«^ "<»cl^ angehörten. Denn bad
Sebürfni^ nad^ ©c^aufpielen ^öl^erer Strt, aW bie impro^^
t>ifirten SSoIKfarcen tt>aren, mu^te in Spanien fe^r rege
fein, feit bie erften Seijiungen beö ßncina bie Stnforberun^
gen an bergleic^en ^robuctionen gefteigert l^atten; ein 93e*
bfirfni^, bad burd^ einl&eimifdbe Sd^riftftelter , fo öiel mir
miffen, feine ^inreic^enbe Sefriebigung fanb, unb bodb burd^
bie ©c^aufpielergefeßfc^aften , bie ermiefener 3Jla^en fortbe^
fianben, in bejianbiger ?Iufregung erl^alten mürbe. 3Kan
fann meiter ge^en unb nidbt unma^rfd^einlic^ finben, ba^
S)ie itDtite Slu^gabe ber fBtvh bed ®tl ^icente (Lisboa, 1585)
tfl bnrc^ bie (Senfur ber 3nquifttion auf ^ jdmmerlic^fle entßeUt.
- 165 -
dw^ bie Jjortugtcfifd&en ©tüdfe in ©J^antett fleft)ieft n^orben
feien, wenfgften^ in ben @ranj))rot)maen, tt)o ba^ SSer^
ftänbni^ ber nal) t)ertt>anbten ©>)rad^e öerbreftet war. SIU
lein folf ten aud^ (unb tt)tr wollen ba6 eben ®efagte burd^*
nu6 nur aI6 ffiermntl^unfl an^gefprod^en ftaben) bie bra*
matlfcl^en SBerfe beö >)ortugieftfc^en 2)id^ter6 nie über Mc
jVanifd^en Snlfenen gegangen fein, fo ifi bodb iljre litera^
rifd&e ®nn>irfung auf bie 2:i)caterbid&ter beö Sttad^barlan^
beö untrer! ennbar ; unb ben 3ug, auf bem biefer ©dbluf
beruht, bie gorm^ unb (S^araftera^nlic^feit mit fpätern
fpan'fc^en ©dhaufpielen, tragen nid^t nur bie cafiilianifd^,
fonbern and) bie >)ortugiejtfd^ gefdbriebenen ©tödfe bed @il
SSieente; ®runb genug, um aud^ biefe l^ier nid^t ju
übergel^en. Uebrigen^ fei nod^ bemerft, baf unfer Slutor
in einigen feiner I>ramen bie beiben ®^)radben abmed^felnD
gebrandet l^at.
9Benn tt>ir t)on ber ©ultur in ben SBerfen beö ®il 98i^
cente fprad^en, fo barf man bie^ freilid^ nur in relatitjem ©inne
nel^men, b. b. im SSergleid^ ju bem , n)a6 bie altem geijilid^en
unb tt>eUIidben 9}oIf6fd^auf))ieIe aKer aaSa^rfdbeinlid^feit nad^
geVDefen tt)aren. 2ln biefe fd^loffen jid^ feine Slrbeiten un*
mittelbar an, unb jle nad^ clafTifd^en IBorbilbem regeln gu
»oOen, fiel il^m nidbt im entfemtejien ein. Unb fo muf
man fidb nid^t nounbern, bei i^m bisweilen Srflnbungen
t)on fo roI)er unb abenteuerlid^er Strt anzutreffen, tt)ie nur
immer in ben SW^jierien unb garcen beö SDWttelalterö. Stber
n>aö bem SDid^ter an fünftlerifd^er Ueberlegung fehlte, er*
feftte i^m jum 2:]^eil bie ungewö^nlicbe poei\\(i}e Darfiel*
lung^gabe, burdb bie er feine ©toffe ju abeln t)ermod^te;
felbfl bie gefdbmadflofejien feiner gompofitionen ^aben burd^
-^ t66 -
Wc mi'oe Sfnmut^ ber Slu^föl^rung t^ren eignen 9let j ; unb
bisweilen führte i^n bcr Zaft bed Oenie'« benn bodb auf
glätte, bereu gutwerfung felbji ben 9Weiftern ber ft)äteru
3eit ufc^t Unel^re gemad^t l^aben mflrbe.
Sitte bfefe ©turfe flnb in gereimten Jßerfen gefd&rieben,
meiji in »ierfüfeigen ^^rod^äen mit »erfdbiebuer 9leimorb^
nung, unb nid^t feiten mit gebrod^nen SBer^jeilen untere
mifd^t. Zvo^ biefed metrifc^en 3^«nge^ bewegt ftd^ bet
äußerfi lebenbige SDialog mit einer Seid^tigfeit unb unge^
tvungenen Orajie, bie \^n allein »on einem ungewö^n^
lidben 3!alent 3^W9«ft fl'^^*
®il aSicente'd bramatifd^e SaSerfe fmb in »ier t)erfc6iebne
ßlaffen getl^eilt auf und gefommenj eine Sintlb^ilung, bie
nic^t burc^gel^enb? auf uierfbaret innerer SSerfc^ieben^eit
ber (gtüdfe beruht unb öietteidbt nur t)on bem |)erauögcb(r
l^errü^rt. 3)er ganjen Sammlung t>oran jiel^t bad fc^<>u
erwähnte geflfpiel jur Oeburt bed ^rinjen Spl^ann, öom
3a]^re t502, ein fleineö ©tfld üon ber einfac{)ften ?lrt,
ober eigentlich nm^ ein SRonolog ^ in bem ein ,^irt bcn
Äönig beglödwünfcfet. 2)cr 2)ic^ter fanb mit feinem ffier«
fuc^ fo t)ielen SJeifatI, ba^ man ibn aufforberte, ?le^nlidbe$
audb für bie geier ber gbriftnac^t ju öerfaffen. Diefe
SBei^nad^tdfiiidEe finben fidb in ber erfien Slbt^eitung feiner
Scftaufpiele, tt>eld^e bie ?littod entt)alt. ®il SJicente brandete
ben SRamen Auto, ber anfänglich jebem Scfcaui'piel beige*
legt tt)urbe, »orjugdweife für Dramen religiofen 3n^altd,
eine SlnwenbMng, bie jld^ fpäter nodb mefer verengen follte.
Unter feinen 8lutod aber madben jlc^ jwei tt>efentlic^ \>ex^
fd^iebne Slaffen bemerfbar. Die erfie berfelben wirb öon
«einen (^tüdfen gebilbet, bereu ßonjiruction nod^ beinahe
•
»
— 167 ~
Don berfclben @im^)Iidtat tji tt)ie bie ber Sncina'fcfcen unb
faft nur auö Dialogen in ib^Hifc^cr 3Ranicr mit einge*
flod^tenen ©efangen befielet Einige t)on biefen , meift für
bie ^cier ber 6l)riftnaci^t »erfaßten ©pielen, tt)ie bie Autos
de la Sibila Casandra unb de los cuatro tieinpos, {{nb
t>on unt)ergIeic6H(^er Sieblid^feit, f*Iic^t unb einfad^ im
9?olf6ton, burc^ Junigfeit unb finblid^e grommigfeit ju
iebem |)erjen fpred^enbj aber ba6 eigentlich Dramatifcfte
fte^t bei il^nen allen nod^ fel^r im |)intergrunbe. !Die
jweite Slajfe ber Sfutod bagegen befielet au0 einer Sieil^e
aHegorifc^^religiofer iDramen t)on ber reic^fien unb bunte^
ften ßompofttion, @ö jinb bie6 bie ältejien nod^ t)orI)an^
benen (gtücfe biefer Gattung in ber portugiejifd^en fott)oW
afö fpanifcben Literatur, aber (eine 9Sermutl)ung, bie man
faft al6 ©ewi^^eit au^fprec^en fann) unftreitig nur Ueber^^
bleibfel öon einer großen äfnjalbl öon Äbnlic^en ©i)ielen,
bie über bie ganje pt)x^n&i\i)e |)albinfel t)erbreitet waren,
Spielen, bie freiliefe fpurloö üerfc^n>unben fmb, beren @rt*
ftenj fidb <»ber au6 bcn, üielfac^ ^oon unö em>äl)nten, ©tel*
len ber ®efe^e unb Soncilienfd^Iüffe folgern lÄ^t. Snbeffcn
)d^eint ®:i SSicente ber (Srjie gen>efen ju fein, ber biefe
©attung burd^ einen Stnflug »on ^oejie abelte unb bie
mittelalterlid^en 2K#erien unb 5IRoralitaten in bie glaffc
t)on ©tücfen ^inüberjuleiten anfing, bie fpdter al6 Slutod
?in |)auptbeflanbt^eil be6 fpanifc!^en Zt^caUx^ VDurben.
9Jon ber Oebanfentiefe unb ber Ibeiligen ©lutlb ^^^ 55^'
geiflerung , burd^ mlä)c bie bewunbemöwert^en ?Iuto6 bed
ßalberon aW baö 33ebeutfamfie bafiel^en, \t>a^ bie c^rifi^
liehe 3R^fiif ^ert)orgebrac^t t^at , barf man freiließ bei .@il
Sßicente nid^td erwarten. Die Dogmen M fatl)olifc^en
— 168 -
Olaubend für 3ebermann fa^lidö barjuftellen, jitflletdö aber
aud&; unbef^abet ber Slnbac^t, möglid^ft für bie Unterl^aU
tunfl fdneö ^ublicumd ju forgen, tt>ax ber 3^^^*/ ^^^^ ^^^
er nic^t l)inaiidging. ^ux @rreicf)ung beffelben lie^ er baö
Äomifc^e mit bem ßrnften unb erbaulidben mecbfeln, jog
ble frbifcä^e tt)ie bie uberirbifd^e SBelt in ben Äreiö feiner
(Dichtung unb fachte bie SJerbinbung jwifcfcen beiben burd^
eine jiemlici^ berbe unb b^nbfefte Slüegorie itnnlid) barju*
fitetten. ©ne tiefere ©^mbolif babei ju ©runbe ju legen, tarn
H)m eben fo wenig. in ben Sinn, wie er an einen eigentlich
bramatifc^en ^lan im ®anjen unb an gleid^ma^ige 53e^anb^
lang im (Sinjelnen badete; aber bei allen biefen SWängeln,
bie au(^ bem blobeften Sluge ficljtbar finb, fprtc^t fo Diel
®efunbl)eit unb grifc^e aud biefen Slutoö, ba^ nur eine
befd^ranfte Äritif auf jenen »erweilen fönnte, obne aud)
biefe ru^menb anjuerfennen.
!Die mit ben fonberbarften 93eimifc^ungen Derfeftte
9JJt)t^ologie, bie ©eltfamfeit ber Sttlegorien, benen wir ^icr
begegnen, werben ben nicftt befremben fonnen, ber mit bem
allegorifcben Slpparat bed mittelalterli^en 3)rama'ö befannt
ift. ®ibt man i>on bem 3n^alt ber SSicente'fd^en ?tutoö
eine burre Slnjeige, fo la§t man freiließ biefe ©eltfamfeit
aufö grellfte l^erüortreten j; wer aber bie ©türfe felbft lieft,
wirb ben 3)idbter in einem anbern Sict)te fel)en ; benn mit
feltnem ©efd^idE ^at er felbft bie grotedfeften S^f^^^tmen-
jieHungen mit poetifd^er «Harmonie ju umfleiDen, ben ab^
firacten ©ebanfen äBorte ju leil^en unb ein ©(^einleben
einju^audben gewu§t; unb felbji baö ?lbfurbefte erfd^eint
bei ibm in fo anmut^^igen SBenbungen, baß auc^, wer bem
Sbeenfreife, in bem jtc^ biefe geiftlic^en JDramen bewegen,
— 169 -
nod& fo n>eit entrucft ift, ©etuif itnb ©rgo^ung aitö i^nerx
fdböpfen fann.
2)urc^ bt(\arre, fcitfam t)eTOorrenc 6omi)oftrion jiid&t
am tndften bad Auto da Peyra ^exi>ox, bejfen 3nl^alt
fc^on SBoutemef angegeben l^at «nb bad an* n)ir ntdfct
übergel)en bürfen. 3n ber erften ©cene figurirt ber planet
SJlerfur unb fe^t in einer langen 9leif)e t)on Strophen bie
ßonftructton be6 SBeltfyjftem^ au^einanber. SDann erfc^eint
bie 3rit unb funbigt einen großen 3al)rmarft nad) 3trt
berer t)on Sfntweripen unb STOebina, aber ju Sljren ber
teiligen Sungfrau an. (Sin ©erapl^ ruft bie ©eefenWrten
unb eingefcftlafnen ^äpfte l&erbei, ba^ jle jict) neue Älei^
ber faufen fotten, bietet „®otte6furd^t in ^funben" feit
u. f. tt). Unterbeflfen fommt ber l^eufel fcblagt eine ffauf^^
bube auf, janft jlcfe mit ber 3^'* ^^^ ^^^ ©era^)!) I)erum
unb belb^uptet , e^ werbe tl^m für feine saSaaren an
Käufern nidbt felblen. 5!Kerfur dtirt l^ierauf 9loma afö
9ieprafentantin ber Äird^e, bie ben grieben ber ©eele
feil bietet, wogegen ber S^eufet fo Ibeftig >)rotefiirt, baß
Stoma abjiel)en muß. 3wei Säuern treten auf, t)on benen
ber eine ?ufi Ibctt, feine grau aHenfanö umfonft ju t)er*
faufen. ßbenfo fommen aud^ Bäuerinnen l^erbei, beren
eine \ef)r nait)e fflagen über il^ren @l)emann au6fiößt. 3)er
ÜÄarft füllt fi(^ immer mebr mit SBaaren unb ffäufern.
2)a6 S^reiben bed S3auernt)olfö wirb jwar im Saricaturfl^l,
aber mit äd^ter ?aune gefdbitbert. !Der S^eufel bietet feine
SBaarcn ben Säuerinnen an; aber eine, bie frßmmfle t>on
ibnen, merft ben ©ipuf unb ruft: Sefuö, 3efu^, wal^rer
®ott unb 5!Wenfdb! worauf ber 3;eufel aieißaud nimmt
unb ber ©era^)^ jiijb tu bad @ewül)l mifd^t, um !Eugenben
- 170 —
jum Äauf anjubicten, aber fd^led^te @efd^äfte mad^t, !l)ie
S3auernbirncn t)erflc^ern ii}n, ein junger ^ann fel^e mel^r
aufd ®elb ald auf bic S^ugenbcn, wenn er eine grau
n)äl)Ie. 8lber, feftt julcftt eine ^inju, fte fei bo^ gefommen,
tt>e;i bied ber SRarft ber 9Wuttcr ®otted fei, unb biefe bie
®aben it^rer ®nabe ni^t »erfaufe, fonbern au6 ®nabe
ert^ette. 3ta6) biefer jiemlid^ übel angebracf)ten 9Woral
folgt ein SSilfancico ju @f)ren ber l^eil. 3ungfrau unb be^
fd^lic^t ba6 ©töcf.
3n bem Auto da alma )E)on 1508 ift bie SlQegorie
nid^t minber wunberlic^. |)ier ftellt bie SButter Sirene eine
®a|iwirtl&in ber Seelen t>or. „Denn, wirb gefagt, wie e6
eine feöci^ft nötl^ige @adb^ fei/ an ber ganbftra^e SOBirtJ^^-
l^&ufer jur @r^olung unb grquidung für möbe SBanberer
JU ftnben, fo fei e6 au(^ eine fe^r ^jaffenbe ?Inorbnung,
ba^ ber 2Banberer in biefem geben eine ®af}wirtbin an^
treffe, bie bad Slmt ^abe, ben (Seelen, bie auf ®otte^ ewi^
gen SBo^njlft ju))ilgern, JRuhe unb ßr^olung ju gewabren."
9?ei*m SSeginn be^Stftrfö jeigt jtc^ nun ein Z\\(b, ber ben
biliar t)orfteD[t, mit S^)eifen, bereu S?ebeutung man leidet
erfennen wirb, unb vor i^m bie ?l!Kutter Äirc^e, welche
fammt it^ren wv !t)octoren 2;i)omad |)ieron^mu6, Slmbro^
find unb. Slugnftiu bie mflben (5rben^)ilger bewirt^et.
3n bem Auto da Cananea treten ba6 natürliche, bad
gefd^riebene unb bad ®naben - ©efeft ald |)irtinnen auf,
beren jebe il^re .^eerbe weibet» (Sin anbere^ biefer geift-
lid^en ©d^aujiude fftl)rt in brei Slbt^eilungen ^immel
unb |)6tle, ©elige unb ajerbammte in bunten ®ruppen
an un6 t)orüber. Da wirb juerfi eine luftige ©efellfc^aft
- 171 —
»on Sdbtffern, n>elc6e Zeu^d jlnb, in We |)6D[e fpebirt.
€pater fommen ftngenbe @ngel, bfe fünf SRuber mit bfn
fünfSBunben führen, in rinerSSarfe^erbeigefal^ren; jugleicfe
erfd^dnt ber ^oüm^aijxmann mit feinem ^a^en; ber 2!ob
fd^le))^)t ^ap^e , ßarbinale , (Sräbifd^öfe, Äaifer unb Äonige
l^erbei, bie juleftt, tro^ ber JRemonjirationen ß^aron'ö, t>on
Engeln in*^ Ißarabieö gerubert »erben. 5IRan fann bied
©tüd nic^t Icfen, ol^ne Iebf)aft an bad bem Drgagna juge^
fc^riebene ®emdtbe , ber 2:rium^)b M !Eobeö, .im (^arnpo
©anto ju ^ifa erinnert ju »erben.
!Die größte Sfuöbe^nung unter ben Stutod ^t \>a^,
»eld^ed ben S^itel „®ummarium ber ©efd^id^te @otte«^
fu^rt. (So ift ein bramatijirter Stu^jug au^ ber ^eiligen
©efc^id^te. 3lai) einem burd^ einen Sngel gehaltenen Prolog
tritt .^err Sncifer mit einer ©uite öon .^ofbeamten, baö l^eißt
Sicufeln, auf; .^err ©atanaö, ber .^ofcaüalter unb ®e^eime^
rat^, n)irb mit ber Serfül^rung ber erften Altern beauftragt,
Darauf erfc^eint bie SBelt al^ Äönig, »on ber ^nt unb üon
(Sngeln begleitet. Daö Seben ber erften Wenfd^en im ^a^
rabtefe, bie Unfd^ulb SlbePd unb fein !£ob »erben in ein?
fad^fc^öner, ac^t poeti\i^ev ©ci^ilberung t)orgefÄ^rt. Satan
»irb, nad^bem er ben ©önbenfaH ju ©tanbe gebradbt, jum
JReic^^ftatt^alter über bie SBcIt bi6 an il^r ffnbe ernannt,
IDann folgen bie ©efc^id^ten 2lbrat)am'd, ^iob'6, iDaöib'd
unb üieler anberer|)elben beö alten unb neuen !£eftamentd,
2)ie |)lmmelfa]&r S^rifti , bie unter Raufen unb Zvompeien
auf ber SSü^ne t>on Statten ge^t bilbet ben ©d^Iu^.
3)ie brei übrigen ©äffen »on ®il SSicente'd !X)ramen
entibalten bie »eltlid^en Stüde, in ßomöbien, S^ragicomö*
bien unb garcen abget^eilt, 69 mödjte fd^mer fein, bie
~ 172 -
ÜKerfmale anjugeben, nad^ ttjeld^en We t)erfc]^iebnen ©turfe
in bfffe ober jene Kategorie gebracht jtnb. 2)te fogenanntm
©omobfen jtnb an ®e\)aU unb ßftarafter unter einanber
fel^r »erfd^leben. (SWge jlnb blalogiftrte 9?ot)enen, bie bad
ganje ?eben efneö SWenfc^en begreifen unb bie (Sreigniffe nur
lofe, oftne IBerfd^Iingung eine^ ^oten6 an einanber fnfipfen.
?(n einjelnen unterl)altenben Scenen iji babei fein Wlarts
gel, tt)obI aber an beut, n>oburc6 bie fpatern fpanifc^en
©tticfe biefer Oattung fo glanjenb ^ert)orptecften , jener
Olut^ ber ^^antafte, jener @abe ber jugleid^ jJnnrdd^en
unb ffi^nen (Srftnbung, wjeld^e romantifc^e SIbenteuer in
unerfc^öj)ftid^er %nüe l^ert) orbringt unb bie S^^eilna^me felbft
in einem @en)irr »etibfeinber Sreignijfe nid^t ermatten laftt.
2)ie erjie (Somobie, Rubena, ifi t>on auffaKenb rol)em ^(an.
3m S3eginn erf^eint bie |)elbin in ?!Ruttem>e]^en auf bem
Ibeater; eine |)ere citirt ben 2!cufel unb bewirft, ba§ bie
©ebarenbe gifttflicfe t>on einem S'öc^terd^en entbunben mirb*
3n ber jvreiten |)alfte be6 ®tü(f6 agtrt biefe Siod^ter fc^on
felbß in giebeöangelegen^eiten unb jum Sefcblu^ t)erla^t
fle al6 ^rinjefjtn bie 53ül^ne. Sine Unterfialtung jn>ifc^en
fünf SBäfd^erinnen unb ein $aar luftige ©cenen mit bem
^Ipd (parvo) bilben ben fomifdben Zf^exl ber |)anblung.
®nen folcben S^olpel l^at @il ffiicente nod^ in me^rern
feiner ©türfe auf bie SSubne gebrad^t. (56 ifi bie6 biefelbe
gigur, tDeldbe tt)ir unter bem Sttamen Simple bei 8o^)e be
SRueba treffen »erben , unb tt)elcfte fpater , mit neuen ^ü^en
bereidbert, in ben ®raciofo t>erfeinert n>urbe.
®ne ber folgenben ßomöbien foH ben Urf^)rung unb
bie ©efcbid^te ber ©tabt (Soimbra fcbilbern. 2)ie 3uugfrau
ßoimbra melbet gleicb im Stnfang: „3n biefem ©tfidf foüft
3^r erfal^ren, wedl^alb biefe ©tabt ßoimbta ^ei^t, tDol^er
— t73 —
bex iom , We ©d^langc unb bte ^rinccfjln rüljrcn , bie jie
fett unbenflid^en Reiten in i^rem S33ap^)cn ful^rt , unb burc^
fiebere SBeweife foll ed Qnd) flar werben, tt)ot)er unb üon
welchem Planeten i^ fomme, weöljalb bie 3un9linge l^ier
fü l^eifer reben, unb aße 9Ääbci^en fo furJe^^älfe \)abm/'
«. f. »♦ 2)a6 Sltled wirb benn burd^ einige wunberlid^e
SlUegorien anfd^auUc^ gemad^t.
S[8ett feiner ift bie Comedia del Viudo, ein niebltd^e6
^imaturgemalbe , in bem bie fpater oft benu^te grfinbung
üorfommt, baß ein ^rinj au6 Siebe jid^ in niebere S^rac^t
üerfleibet unb bei'm 9Sater ber (beliebten 3)ienjie nimmt. —
3)er ätnlage nad) weniger ju rüljmen, aber in fielen @in^
jelnl^eiten trefflich ift ba^ Suftfpiel, welc^eö ben felttamen
S^itel Floresta de engaaoi» füf)rt; eine Steige fomifc^er
©cenen, bie alle eine fc^Iaue Betrügerei barfteßen, aber
o^ne eigentlich bramatifc^en Suf^mmen^ang nur burd^ bie
Sle^nlic^feit beö 3n^altö unb ben gemeinfamen 9?amen
gu einem ®anjen t)erbunben werben. 2)er erfte SSetrug
wirb üon einem S^cubero auögefu^rt, ber, alö SBittwer
»erßeibet, einen Ärämer pxeüu 2)ann folgt ein anberer
mit ganj üeri'c^iebenartigen ^erfonen. Der ®ott @ui)ibo
üerliebt ftc^ in bie ^rinjefjin ©rata ßelia, fiubet aber
feine günftige Gelegenheit, fie ju befud^en, unb befc^Ueßt
bal^er, bem ?tpott einen 33etrug ju fpielen, bamit biefer
wieber ben Äonig Jlotebano betröge. SDiefer !i)o^)i)elbetrug
gelingt, unb bie ^rinjefjin wirb in eine entlegene ®egenb
»erbannt, wol^in Supibo eilt, um jum 3i^I fHner SBunfc^e
JU gelangen; aber er felbft wirb wieber jweimal betrogen,
unb bie 6db6ne reicht jule^t bem ^rinjen üon Oriec^en^
lanb i^re |)anb. 5)er ^lan ift jtnnreic^ genug erfunben
— 174 —
unb au6geffi]6rt. ©cl^r launig ftnb axii) bie 3tt>if<ö^en^
fcenen, in benen ein $^iIofoj)I| auftritt, ben bie ÜKen^^
fd^en, weil er innert bie 2Ba^r^eit gefagt, an ben Seinen
mit einem SZarren jufammengefettet l^aben.
Die Siragicomöbien bc^ @H SSicente foDiten e^er %efU
ft)iele f)ei§en; benn fafi alle waren beftimmt, bei fejiliAen
©elegenl^eiten am |)ofe aufgefiil^rt ju werben, unb burc^
reid^Iid^en 3lufwanb t)on 2lIlegorte, 5!W^t!)oIogie unb 3^"'
berei auf eine au^erlid^ glänjenbe !DarfieHung berechnet;
We SSermifc^ung rül^renber mit fomifd^en ©cenen aber
d^arafterijirt biefe ßlajfe nic^t Dorjugdweife. — !Die 9Ser^
anlajfungen; burd^ welche bie ©tücfe ^eri>orgerufen wur^
ben, jtnb, wenn nicfct fcfcon in ben Ueberfd^riften ange^
geben, meifien^ leidet au^ bem 3nl^alt ju erfennen. Sine
fogenannte 2!ragicomöDie j. S. iji für bie 9Serma(>lungd:^
feier ber 3nfautin Satl^arina mit 6arl V. gefd^rieben ; ba
tritt juerft ber !Did^ter auf unb entf(f)ulbigt bie Unt^oH:?
fommenbeit feinet ©tüdfd mit bem gieber, t)on bem er be^
falfen war, ald er e^ t>erfettigte ; naä)^ex muffen bie 3^it/
bie SBelt unb anbere aUegorifdje ^erfonen bem ^ol^en ^aare
gratuKren. — 3n einem anberen biefer ©tüdEe tritt bad
(SftreKa^@ebirge mit einem Oefolge t)on .^irlen unb ganb-
leuten auf, um bie Königin ju il^rer Sntbinbung ju be^
glödEwönfc^en. — 9Bal&renb ber ^önig mit bem ^lan
eineö 9Wof)renfrieg6 umging, brad^te ®il SSicente feine Ex-
horta^aa da guerra }ur 9luffüt)rung. 3n biefem ©tädf
muß juerft ein 3^wberer ein $aar S^eufel aud ber |)oD[c
Iberaufbefd^wören ; er tl)ut bied in fel^r berben Formeln,
Wofür er benn t)on il^rer ©eite nid^t l^oflid^er belb^nbelt
unb mit ®d^im^)fwörtern überl^auft wirb; aber er jwingt
- 175 —
fic juleftt, it)m ju gel^ord^en unb bie (Seelen berül^mter
^erfonen bed Sötertl^um^ ^u cittren; fo erfc^einen Sl^itf,
@ctpio, ^ent^ejitea unb 8lnbere, bie bem Äonig njegen
feined |)elbeniinnd unb ®Iaubcn6eifer6 bie artivjften 6onu
l)Itmente mad^en. ^annibal erflart am ©c^luffe: feine
SRaiejiat f)abe, um ba^ ®ebiet bed (Glaubend ju er^
weitern, ben 95efd^Iu^ gefaxt, au6 ben SWofd^een einen
@ift ber ^Religion ju mad^en, unb f)aUc burd^ gottlid^e
@nabe ben Ärieg gegen bie Ungläubigen aW beftanbigen
3we(f im ?luge.
SBeniger ben (Sf^axdftex eined ©elegenl^eit^ftudf^ tragt
ba^ (Sd^aufpiel Ainadis de Gaula, ml6)e^ bie Siebed^
gefc^icbte bed berühmten fa^renben Siitter^ unb feiner
•^errin Driana bel^anbelt. 2^iefe6 ganj ^armlofe ©tfid
tt)urbe fpater, man begreift nic^t aud »eld^en ®runDen,
t>o:i ber 3nquijttion t)erboten ^^). ®ne anbere !£ragjco^
mobie »on jiemlid^ auögebe^nter |)anblung jicßt bie S3e-
»erbung beö ^rinjen Sbuarb üon Snglanb um bie .^anb
ber 3:ocl^ter beö Äaiferd »on Sonfiantino^)el (nac^ bem
9loman ^rimaleon , einer gortfeftung be6 ^almerin be
Dliüa) bar. Durc^ bunte unb tt)unberlid^e ßompofition
fdlft unter bem Uebrigen Diefer (Slajfe no(j^ ber Triunfo
do iüverno auf, WO eine Unja^I ber üerfcj^iebenartigfien
^erfonen in mannigfaltigen (Situationen tjorübergefü^rt
wirD. !t)ie ib^Ilifcfcen Scenen unter ben |)irten im Stnfang
bed ©töda fmb in ber befien aWanier be^ !Did^ter«.
■*) Q9 {inbft fl(^ auf bem 1549 ju ^aUabotib gebrucften lo-
dice expurgatorio, toai UmtxUn$totxti) \\t, weil e^ bie ^erbreu
tung von ®\i ^tcente'd <Stü<fen in Spanien betoeiß.
- 176 —
Die le^te Slbt^eilimfl t)on @il 9Sicente*ö Ztjcata ift
„garcen" uberfd^riebeiu Sffiir ^aben fc^on angemerft, ba^
ter |)crauö9eber bei ber ganjen ßlaffification jiemlic^ ge^?
baufenlod ju 215erfe gegangen fei; unb fo fc^eint ed benn
and) unflar, roaö er mit biefer Benennung gemeint ^abe,
!Da5 er (ie in bem ©inne genommen, ben tt)ir bamit
))erbinben, ift nic^t anpne^men; benn Farsa voax ein
Slu^brud, mit bem man bamalö. (in (Spanien wenigftend)
alle ©ci^aufpiele bejeic^nete, nid^t blop bie in burleöfem St^l }
and) ift ber le^te nict)t allen garcen üon ©il SSicente eigen*
t^ümlic^; einige berfelben ftimmen üielme^r in ^nl}alt unb
Slu^fübrung »ollfommen mit t)mm ber t)ort)ergebenDen
klaffen uberein. Sogleicb bie britte, »eld^e bie portngiefifdjen
©ee4lnternet)mungen üerberrlic^en foll; ^ier mu§ ein ÜRäb*
c^eu auö S3e^ra bie ^-(Jortugiefifc^e gama üorftellen; ju il^r
fommen ®c]anUe au6 allen Sanbern ber (Srbe, um jie für
ibre ©ebieter ju gewinnen; aber jie bleibt gegen SlUe
fprobe, tDorauf jie »on bem ©lauben unb ber S^apferfeit
auf einen SriumpbtDagen ^el^oben wirb. — (Sine anbere
garce joÜ ben Urfprung Der ©tabt Siöboa unb bie SSebeu*
tung beö 9?amend Portugal erHaren, tt)0ju eine gurftin
gijibea unb ein $rinj Portugal be^ülfüd) fein muffen.
Sluf bie meifien übrigen ©tüdfe biefer Slbt^eilung )i>a^t
ber 9iame garce auc^ in ber l^eutigen Öebeutung M SBortö.
@ö jinb fed Eingeworfene ©c^wänfe üoU burle^fer Äraft
unb bramatifc^er gebenbigf eit ; in aller |)infid^t ba^ ^ejie
waö ber ^Did^ter berüorgebrad^t. Ungemeine Äraft Der
Äomif, fprubelnbe güiie bed SBifted unb ein wa^r^aft
bicftterifcfted SSermogen, bad felbji bie berbften Sluöbrüc^e
be^ aSolf^^umorö mit genialer ©rajie umfieibet unb über*
— 177 —
äff verborgene Oueffen ber ^oefte ^etjorfprubeln l&^t, ma^m
einige biefer ©tüde ju SWujiertt il^rer ®attung» 5)tc fomi*
feigen Situationen, in beren ßrpnbung man ben nie \>ex^e^
genben 9leic^t^nm bewunbern m\x% an einen regelmäßigen
$(an ju fnü))fen unb ifinen baburd^ ein tT>a^rl&aft brama*
tlfc^eö Sntereffe ju geben, voax @il ffiicentc freilid^ nid^t
immer bebac^t; treffenbe unb belujiigenbe Silber aud bem
geben unb S^reiben feiner 3^it wit fedfen 309^» l^injutt)er^
fen unb nur lofe an einanber ju reiben, genügte if^m oft,
unb er gab I)ierin ein »offfommneö SBorbilb für bad, tt)ad
nac^l^er auf bem fpanifd^en S^^eater Eatremes genannt
tourbe. 35efonber^ ergo^Iid^ iji bie garcc De quem tem
Farelos. a)ie @cene iji 5oor einer SRül^le im ©ebirge.
3n)ei broHige Ääuje 5oon 33ebienten, ber eine ein ^ortugiefe,
ber anbere ein ©panier, begegnen jid^ unD Hagen einanber
bie geiben, bie jte im 2)ienjie il^rer ^errfc^aften ju erbuU
ben ftaben. 2)er ^ortugiefe fd^ilbert feinen Ferren aW
einen überfpannten Starren, ber burd^ fein 2)id^ten unb
(Singen affer SBelt jur Saji faffe unb barüber affeö Slnbere
Dergeffe. SBaf^renb biefeö ©efprad^eö ift bie SRad^t ange^
brod^en, unb ber 3iitter erf^eint nun felbfi mit feinem
gancioneroj i)or jebem Siebe rü^mt er ftd^ ber 9lutorfd^aft ;
bann fat^rt er in altfranfifd^er SBeifc fort: ,,®n Slnbere«
»on ebenbemfelben." 2BaI|renb er fo feiner ©d^onen, ber
SSRüfferötod^ter Sfabeffe, eine fd^meljenbe ©erenabe bar^
bringt, bilbet baö ©el^eul unb ©ebeff Don ^unben unb
Stai^en bie JReime ju ben jdrtlid^en Siebeöüerfen, bie Se*
bienten aber fd^waften unterbeffen immer fort unb bie §o(be
SDame gibt i^rem ©eliebten l^ulbreid^ Slntwort ©obann
tritt Sfabeffend SÄutter auf, um ftd^ nad^ ber Urfac^e bed
Sßant I.
— 178 —
i&m^ ju erfunbfgenj jle fiagt jucrfi in einem fel&r ergo^s
lid^en STOonoiog über We 2)rangfa(e, tt>eld^e il^r bie verliebte
Sugenb bereitet, fd^mäl|t l^ierauf We (eidbtfertige Sod^ter,
Me an bem ©tänbd^en ©efaüen ftnbet, unb ergießt gulefet
Me ganje glutl() i^rer €<]^inH)ftt)6rter über ben Sänger,
ber [x(f) benn am ©d^Iuffe mit einer pat^etifci^en ©tro<>]^e
empfiehlt.
3n ber ??arce Clerigo da Beira l^aben tt>ir bie broU
Hge ©cene, tt>ie ein Oeijili^er in ber S^rifinac^t auf bie
3agb gel^t nnb bajwoifc^en , um fein ®m\^en jw benibigen
nnb ben eigentlic!^en 3^^^ f^i«^^ nä^tlic^en SBanberung
ben aSoröbergel^enben jw ijerbergen, öon 3^it gw ^dt latei*
ttifd^e Äird^enlieber jtngt hiermit jtnb benn bie S3etrfiger*
fireid^e in SSerbinbung gebrad^t, bwrd^ bfe ein einfältiger
Sauer um bie 8eben3mittel ^epxeUt tt)irb, bie er jum SSer*^
fauf in bie ©tabt bringen tt)iK. — a)ie Far^a dos Ciganos
iji ein anmutl^igeö, aber fe^r einfad^eö unb beinal^e aKer
Stetion entbel^renbeö 35ilb an5 bem 3igfunerleben. — 3n
ber Far^a dos Almocreves flnb bie SSedegenl^eiten eined
»omel^m t^uenben, aber armen (Sbelmannö, ber jtd^ eine
jal^lreid^e a)ienerfd^aft jugelegt l^at unb nid^t mi^, tt)o^er
er bad ®elb ju i^rer Seja^Iung.nel^men folf, bie ©!|)ring*
feber be6 fomifd^en Snterejfeö.
3)ie bisher ertt)abnten garcen bieten nur einjelne @i*
tuationdgem&Ibe ol^ne eigentlid^ bramatifc^e 93ern)idfe(ung
bar. !Da^ aber ®i( SSicente aud^ eine jufammenl^angenbe
^anbtong ju erflnben unb in folgeridbtiger SBeife burd&^
3ufä]^ren t)ermoc^te, geigt bie Sarce Inez Pereira, eine bra^
matifd^e iDarfleÜung Ui iportugieftfd^en ®)fxiä)mxti : Mais
- 179 -
qiiero asiio que me leve^ que cavallo qu& me derube,
b. 1^. 3^ tt)fB lieber einen @fel, ber mxä) trägt, al^ ein
$ferb, baö mid^ abtt)irft» Diefeö Z\)ema war bem Did^ter
t)on einigen |)ofleuten, bie feine ßrftnbung^gabe prüfen
wollten, aufgegeben Sorben; unb Sßicente lojie bajfetbe
febr jtnnreic^ burd^ bie ©efdbic^te eineö SÄabdbenö, tt)eld^eö
bie S5ett)erbungen eine^ reid^en !Dummfo^)fe6 jurüdEweifi
unb nur einen fingen SWann jum ®atten nel^men will»
SBirflid^ f)at fte enblid^ baö ®lüdf, einen fold^en gu ftnben;
fie tt)irb bie ©einige, fül^lt aber balb, tt)ie t^orid^t fte gel^an^
belt, bem !Dummfoi)f i^re |)anb ju »erfagen, ba fte fld^
bern Hugen ÜKanne ftetö fügen mu^, wogegen jte jenen
l^&tte beljerrfc^en fonnen. ©lucflid^er SBeife wirb fie balb
933ittwe unb nimmt nun mit greuben ben tt)ieberl()oltett
Slntrag beö erjien greier^ an. —
Ueber ben fcenifc^en ?(p))arat, ber bem @il Sicente ju
(Sebote jlanb, fe^It e^ un6 fajl ganj an SRad^rid^ten. Die
meijien feiner @c^auf))iele pnb, wie in ben Ueberfd^riften
angegeben wirb, in ben ^allajlen M Äonig« ju ?lf[abon,
(Söora unb Soimbra aufgefubrt worben. it^aö SWafd^inen^
unb !I)ecoration^wefen , ba^ babei jur Slnwenbung fam,
mu^ nidbt ganj unbebeutenb gewefen fein j benn bie !Dar jieU
lung M Triumpho do Inverno erforbert, ba^ baö jiurm*
bewegte 9Reer mit barauf um^ergefd^Ieuberten ©d^iffen
ftd^tbar fei 5 unb t)on einem anbern ©tudf, baö einen faum
geringern 2(})parat erforbert, las Cortes de Jupiter, lefen
Wir, e6 fei mit großer SJaturwa^rl^eit unb Dieler ^radbt
aufgeführt worben i*)»
1*) E as dan^as acabadas, se comen^ou hunta muito boa e
muito bem feita comedia, de muitas figuras, muito bem atavia-
— 180 —
Steigen bie legten ©tude M ®il SBicente biö gegen
We ÜWitte M 16. Sabrl^unbertö \)xmbf fo füf)ren und
Me SBerfe beö nun ju befpred^enben S)i(S)Ux^ wieber um
einige 2)ecennien jurütf.
Sartotome be Zoxxe^ 3la\}axxo, ein ©eiftlidbcr unb ®e*
lehrtet, au^ angefe^ener fpanifc^er gamilie fiammenb unb
in 8a Sporte bei 35abojoj geboren, l^atte ein bett)egte6
Sugenbleben, inbem er burd^ ^^i^bxuä) in Sllgierifd^e ®ei»
fangenfd^aft gerietl). Sluö biefer befreit, nai)m er, unter bem
^ontificat Seo'ö X., feinen 8lufentl)alt in 9iom unb gab ^ier
im Sa^re 1517 eine Sammlung öermifd^ter 2)ic^tungen
das e muy naturaes, feita e reprezeotada ao cazamento e par-
tida da Senhora Infante; cousa muito bem erdenada, e com
ella acabada se acabou oseram
6. de Resende, Hida da Infante D. BeMriz para Saboia.
9la(^ bet (S^tonif 3o^ann'd II. 9on $octugal toax fc^on im 3a^re
1481 Ui mimifc^en ^pitUn, bie am ^ofe von Siffaben <Statt fanben,
ein ungemeiner iuxn€ entfaltet n)orben.
„E k ter^a feira logo seguinte, houve na salla da madeira
ezcellentes e mui ricos momos, antre os quaes EIRei, pera
desaihir a justa que ha via de manteer, vee o primeiro momo,
envencionado cavalleiro do cirne com muita riqueza, gra^a e
geiiüleza, porque entrou pelas portas da salla com hüa grande
frota de grandes naoos, mettidas em pannos pintados debravas
e naturaes ondas do mar, com grande estrondo d^artelharias
que jogavam, e trombetas e atabales e ministrees que tangiam,
com desvairadas gritas e alvoro^os d^apitos, de fingidos Mestres,
Pillotos e Mareantes yestidos de brocados e sedas, e verdadei-
ros e ricos trigos Alemaes.-^
(Ineditos da Bist. Portug., Chron. de D. Joiio II,
por Ruy de Pina, pag. 1S6.)
— t81 —
unter bem S^itel Propaladia l^eraud *«). Oleicfi mä) Wcfem
3e{t^)unft ftnbcn t^ir fftn in 9?ea»)eL 2Baö i^n ju fold^er
ploftlid^cn Drtötjeränbcrung befümmt liaU, wirb nid^t an^
gegeben. Da§ aber Verfolgungen \)ott ©eften be^ $aj>jie6;
wegen einiger fatirifd^en Semerfungen in bem genannten
^uiS), iljn jur %lu(S)t auö 9tom genot^igt l^aben fofften,
ifi nnwal^rfd^einlic^ ; einmal fd^on woegen beö papfHidben
$rit>{regium$ CLeo X. K L Aprilis 1517 pontificadis
nostri anno qnintoD, ba6 jtc6 5oor bem SBerfe finbet, unb
gett)i^ nidbt ertbeilt ttjorben tt^are, tt^enn man an ben ?{u*^
faKen bed 3)id^terd emfi^aft Stnfto^ gefunben bätte; bann
aber jeigt aud^ ein Slidf anf bie ?uftft)iefe bed 9Wacd^iat>elI,
bie am |)ofe ?eo'6 X. fo beliebt waren, wie Diel ärgere
!Dinge in biefer Sejiel^ung gemattet würben. 3n Neapel
Deranjiattete Sorreö Sffal^arro einen SBieberabbrudf ber Ißro*
palabia ^'^X ber nod^ bie nämlid^e 3a]^reöja^(, wie We
römifd^e Slnögabe trägt. 5Wit bemfelben 3«l^re bred^en aud^
bie SRadbrid^ten über bad 8eben beöDid^ter« ah i®); ob et
«•) $5ie einjtge 9Ji)ti§, bie i(b »on biefer ungemein feltnen Äd*
mtfd)en Sludi^abe gefunben t»abe, \\t Ui Sftoxatin, bet fte felbfi befeffen
gu l[|aben t)erft(^ert.
'') Propaladia de Bartholome de Torres Naharro. NÄpoles,
por Joan Pasqueto de Sallo, 1517. Fol., gotl^ifdbe Settern. — ^it
folgenben 9(udgaben ftnb: Sevilla, J. Cromberger, 1520, 4. — - Ib.
1533 unb 1545. — Toledo, 1535. — Amberes, Mart. Nucio, ol^ne
Sal^redSal^t. ~ Madrid, 1573. (Die (entere ^udgabe ifi burd^ bie
Snquifition üerjlummeU.
>•) ^ie OueUe ber toenigen, oben mitgetl^eilten lii)gra))l^ifd^en
9lotigen ifl ein (ateinifii^er , au9 ^ea)s>e\ batirter unb mit ber Unter«
fd^rift Mesinerius J. Barberius oerfel^ener l^rief, ber ft(^ in pompf^aftt
Sobe^erl^ebungen be« XoxxH ^af^axxo ergießt. @r finbet {i(^ in ben
— 182 -
^}paUx nad) ®<>an{en jwrötfgefe^rt fei, ijl eben fo wnbefamit
n)fe ber ^^Hpunh feinet S^obed.
ftein Sudb au6 ber ganjen erjien ^älfte beö 16.
Salbrl^unbertd liefert ber ©efd^id^te beö ft)amf(f)en 2;^ea^
ter6 reid^ere wb ttitereffantere 9J?ateriaIien aI6 bie ^ropa*
(abia. ©leidb auf ben erften (Reiten fiberrafit eine Stetige
\>on tl^eoretifd^en Semerfungen über bramatifie ^nfi,
Unb vermag ba6 3nterefe, ba€ biefe al^ bie ältefien in
franifci^er ©prad^e erregen, noc6 burd^ irgenb etttjaö geftei-
gert jii »erben, fo iji e« bnrd^ bie ad^t ©omobien i®),
n)eld^e i^nen folgen. 5)enn biefen ©tüdfen ift in fielen
ber tt)efentltd&iien ^nfte ber Z't^pu^ be^ fi)fttem fpanffdhen
SationaIfc^anfj)iete mit einer (Sntfd^iebenl^eit aufgebrücft,
tt)ie feinen anbern ani gleid^ fröl^er 3^^^ 2Ba^ bei ®il
aSicente unb felbji bei 5)id^tem au« ber 5Kitte be« Söl^r^^
l^unbert« nur in ijereinjelteu SlnHingen laut tt)irb, tritt
l^ier bewußt unb mit fold^er Sefiimmtl^eit auf ba§ man
t)erfud^t fein fönnte, biefe Somobien für ein f)alU^ 3<t^i>
l^unbert junger ju l^alten, xomn mä}i ©njell^eiten in ber gorm
auf il^r l^ol^ere^ Sllteif frfjBe^en lie^«. 3}a mm bad le^tere
aud^ äußerlid^ ijoflfommen erwiefen iji (inbem bie ^xopa^
lobia fdbon 1517 gebrudft erfd^ienX fo fann bem S^orre?
Äal^arro ber SRufim nid^t abgefj)rod^en tt)erben, ber erfie
bejiimmte S^onangeber in jener ©attung ijon ©tödfen gett)e^
fett gu fein, welche f|)äter auf ber fpanifc^en a5ü^ne bie
fiberttjiegenbfie Oeltung erlangten,
meißeti ^n^aUn ber $ro))alabia, unb ift ait(^ ^m Nicolai Antonio,
Sdlai ^tafaxtt unb ©ignoreUi benit^t u»j)rben.
'*) 3n ben beiben erjien. 9(u0gaben ber ^ro^alabia f nbr« ftct^
beren nur fed^tf; bie (Salamtta unb ^qnilana ftnb erfl ben f^jäteren
^ei0efü0t
- 183 —
3n njiefern ber 5)icl^ter jtd^ fetbft »on fetner ihinft
Siec^enfdbaft abjulegen fuc^te, jeigen bie Semerfungen, bie
er feinen gd^aufpielen »orangefteBt l^at. @r befllmmt juerfi
ben Unterfc^ieb jtt)ifc^en SiragöDie unb Somobie unb fefet
baö SBefen ber (entern in ,,eine flnnreid^e 93ern){(felung {nie*
reffanter unb glütflid^ enbenber Segeben^eften 5" eine De*
ftnition, bie für ben größten S^^eil bjr fpätern 3ntriguen*
fiücfe nicibt treffenber gegeben »erben fonnte. Darauf
werben jtt)ci ©attungen "oon (Somöbien unterfd^ieben : Come-
dias a iioticia ober fold&e, bie Wirflic^ vorgefallene Sege*
benl^eiten be^anbeln« unb Comedias a fantasia, beren
t^anblung rein erbid^tet iji. SJermut^lid^ Iji biefe Sint^ei*
lung SSeranlaffung einer dbnlid^en geworben, welcher wir
in ber ©efc^id^te be^ fpateren S^feeaterö begegnen werben. —
Die Siegeln, bie Siorre^ Staljarro für bie geitung M ^lan^,
bie 3lnjal)l ber ^erfonen n, f. w. gibt, jtnb fel)r t)erpanbig,
entl^alten aber ni($td befonber« Semerfen^wert^e^, Die
Sintl^eiiung in fuuf ^fte nennt er nid^t allein gut, fonbertt
fogar not^wenbig; aber er ^aU fiatt Slfte btn ^tarnen
Jornadas (S^agereifen) angewanbt, Weil fte i^m bie meifle
Sle^nlid^feit mit Stationen (descansaderos) ju l^aben fd^ie*
neu ^®"). 3Kan erjie^t ^ierauö ben Urfprung unb 6inn
>«*) Comedia 00 es otra cosa sioo ud artificio iogeoioso de
notables y ftoalmente alegres acootecimieotos por persona« dis-
putado. La division della en cinco actos no solamente me pa-
rece buena, peromucho necessaria, aunque yo les Hämo jomar-
das, porque mas ne pareccn descansaderos que otra cosa, de
donde la comedia queda mejor entendida y recitada. El numero
de las personas que se han de entrodusir es m\ voto que no
deven ser tan pocas que parezca* la llesta sorda, ni tantas que
engendren confusion, aunque en nuestra comedia Tinellaria
- t84 -
dncr »enennuufl, bic rt>a\)xmb ber Slut^ejeit bcö f^janifc^cn
©d^aufplde in attgemcine Stufhal^me fam.
Die metrifd^n gormen, in beueti fxä} Zoxxe^ 5Ra^arro
bewegt, befielen burd^ge^enbö auö gereimten trod)aifc^ett
aSerfen, meift x>on a^t ©iplben, aber mit eingemifc^teu
l^alben gü^en (pies quebrados); bie ©tellung ber le^tern
fo wie bie Slnerfennung ber Sieime wed^felt mit ben »er^
fd^iebnen ©tütfen, wnb iß oft ju ben funjireid)fJten (gtro:?
l)]^ett gegliebert.
5Bor jeber (Somöbie finbet ftd^ ein Introito unb ein
Argumento. 3ener ftel^t in gar feiner, ober nur in einer
ganj lofen Sejiel^ungju bem folgenben gtucf; in ber 9ie^
gel tt>irb ein Säanerntöl^jel i)orgefftl)rt, ber bie 3ul)6rer bitten
se introdujeroB passadas de yeinte pereonan porque el subjeclQ
della no quiso meiios. El honesto numero me pareoe que sea
de seis hasta a doee personas. El decoro en las comedian es
como el governalle en la nao, ^1 %ual el buen comico siempre
deve traer ante los ojos. Es decoro una justa y deccnte cou-^
tinuacion de la materia, conviene a saber dando a cada uno Iq
suyo, evitar las cosas impropiias, U8;ir de (odaji las legiMmas,
de manera que el sienro no diga ni baga actos del senor y
e converso : y el lugar triste entrisi^oello y el alegre alegrallo
con toda la advertencia, diligencia y modo, pos^ibles etc. De donde
sea dicha comedia, y porque son tantas opiniones, que es una con-
fUsion. Cunnto alos generös de comedias: a mi parece que bas-
tarian dos para en nuestra lengua castellana. Gomedia a noticia
j comedia a fantasia. A noticia se entiende : de cosa nota y vista
en realidad de verdad: como son Soldadesca y Tinellaria: a
fantasia , de cosa fantastica o fingida que tenga color de verdad
aunque no lo sea, como son Serafina, Tmenea etc. Partes de co-^
media assi mismo bastarian dos, scilicet Introito y argumento, y
si mas os pareciere que devan ser assi de lo uno couio de lo otroi
licencia se tienen para quitar y poner di8creto9.
— 185 -
mujß, ber Darfieffung il^rc ?lufmerffamfe{t ju fd^enfcn, unb
bann aller^anb luftige ©treidle crj&^It. Dad Argamento
gibt barauf rinen furgen Stbriß ber ^anblung, »eld^e bar*
gefieHt »erben fofif. S?eibe einkitenben ®ebic|>te fd^molgen
nad^l^er in ber Loa jufammen.
(So iji wid^tig, bie 3flg^ fenuen ju (erneu, bie ba*
Zf)eakx beö S^orreö SRal^arro mit ber ^l^ijjtoguomie be*
\patcxm 9?ationaIfc6aufj){eI6 gemein f)at Um biefe gel^orig
^en)or^eben ju fonnen, mu^ ber 3nl>alt ber einjetnen ©tüife
furj bargelegt tt)erben,
, !Die Comedia Imenea beginnt mit einer jener @cenen
nac6tlid^er ©alauterie, in beren DarfteUung ftd& bie fpani*
fd^en Dramatifer fo fel^r gefallen l^aben. Smeueo umfd^leid^t
bie SBo^nung ber fci^onen gebea unb trägt feinen !l)ienern
auf, ben^laft ju betvad^en, n)äl)rfnb erSlnorbnungen ju einer
(Serenabe treffen tt)ill. Die 3?ebientett bleiben furd^tfam unb
jittemb jurödf unb entflie()en, ba ber 3Karqued, %(bea^^ 33ru*
ber, auftritt. Diefer, um bie (S^re feiner ®c^tt)efter beforgt,
tt)ill in ba^ ^auö bringen, lä^t fic^ aber juleftt burd^ 3«^
reben feine« ^agen befc6tt)ic^tigen. 3n ber jtt)eiten 3ornaba
fe^rt 3meneo mit einem @bor öon ©an gern jurödf; bie
Serenabe beginnt; bie ©dbone jeigt [xi) au^ bem Salcon
unb nun folgt ein @efj>räd^ jtioifd^en ben beiben Siebenben,
ba« burd^ bie fö^efte Slnmutl^ unb 3nnigfett erfreut j ed
enbet mit ber SSerabrebung einer 3wf^w^wi^^^^wnft für bie
folgenbe "^aä^t 3nbejfen brid&t ber SJforgen anj ber
9Warque6 tritt auf, erblidft ben eben 2)a5oonei(enben unb
will il^m nad^feften , befd^lie^t aber fobann, bie SRac^e auf
bie folgenbe ^a^t ju t>erfd^ieben, tveil fte ba ficfierer au6*
jufu^ren fei. 2)ie britte 3omaba iji burd^auö 3utermejjo
— 186 -
unb eine Kri t)on ^arobie ber |)au))t]^anblung , inbem fie
bfe gkbjÜ^aftett unb SwiftiflWten ber 2)iener unb 3ofeii
fd^ilbert, bie benen i^rcr ^errfcl^aften paxaüd laufen. 3n
ber t>ierten Slbtl^eilung iji benn bie erwartete Wad^t gefom*
men. 3meneo tritt in baö |)au^ ber Oeliebten; feine Die*
ner, afö ^aäfen an ber Zf)üx aufflefteDt, wollen »or 9lngft
iwrge^en, unb nel^men Steifaud, fobalb ber ÜWarqued mit
-feinem ^agen erfd^eint. gebea*^ 3?ruber ftefet feinen Slrgwol^n
burd^ einen SDlantel beftätigt, ber ben glie^enben entfaUt,
unb bringt" wöt^enb in baö 3iniin^^^ ber ©d^wefier ein.
%nn^tt Sornaba. gebea tritt fliebenb auf; hinter i^r
ber Sruber mit gejüdftem ©c^wert; jle befc^wört i^n, nur
i^re^ Oeliebten ju fd^onen, gefielt i^re Siebe ein, aber be*
tl^euert, ba^ fie eine unfd^ulbige fei. Der 9Karque^ jeboc^
glaubt, bie erlittene Seleibigung nur in 93lut tilgen ju
fonnen, ermal^nt bie ©d^wefier, an i\)x ©eelenbeil ju benfen,
unb wiH fte eben nieberpo^en, alö 3meneo, ber jtd^ »erfiedft
gebalten ^atte, b^tijortritt, fldb unb feinen ©tanb entbüHt,
bfu 3önienben ju befdnftigen fud^t, um gebea'ö^anb an*
bÄlt unb jte juleftt erlangt. Sin SSiKancico mad^t, wie bei
ben meiften ©töcfen bed SRabarro, ben ©d^lu^.
Äann bie 3menea al^ SBorbilb öieier ber \patem Co-
medias de capa y espada angefel^en Werben, fo mabnt
bie Aquilana aufd leb^aftefie an bie f))äteren Comedias
de ruido ober de (eatro. 9lquilano, ein 3öngling t»on
unbefannter |)erfunft, l^at jldb in gelidna, 3'odbter bed
Jfonigö 93ermubo ijon 8eon, öerliebt. @r erhalt »on ber
(beliebten eine nad^tlid^e 3ufammenfunft im (harten bed
^aüajieö 5 ober bie ^rinjeffin ijerbirgt ibre Weigung l^inter
äußerer Aalte. 3Ran bort ©eraufd^ ; Stquilano will ftd)
— 187 - ^
in ben ^mi^en etne^ S?aumeö ijerbcrgcn, fällt aber ju
Sobf n unb »erlebt ^ä). ^ie\ex gaH unb Ux Sd^merj, <lci^
»erfc^mÄl^t ju fe^en, werfen il^n aufö Äranfenlager. Der
Äöttfg, ber Dem Swngling tooJfi wiH^ lä^t i^n forgfam ^)fl[e^
gen ; ber Slrjt meint, Slufj^eftenmg fei ba6 befie Heilmittel,
unb t)eranla^t t>erfcj^iebcne 2)amen, ben Äranfen üu befuc^en.
?IW aiquilano unter biefen auä) bie ^rinjejfin erbtidt, gc^
rfitl^ er in l^eflige Slufregung, n?orau6 benn ber Sfrjt fc^lie^t,
er muffe in jte ijerliebt fein. S?ermubo befiel^lt in bem
erften SlufwaHen be6 3<>^nö bie |)inricl^tung bed Söngling^,
burc^ ben er bie (Sl^re feineö |)aufe« beftedft glaubt gelt*
tina Witt jl(!b in ber SBerjwelftung umbringen, wirb aber
burd^ il^re !Dienerinnen bat)on jurücfgelfalten. Unterbeffen
entl^üttt jtc^ glücf lieber SOSeife, ba^ Stquilano ein ^rinj öon
Ungarn ifi, unb fo fielet ber SSerbinbimg beö Siebc^paarö
nici^t^ mel^r entgegen. — Slud^ biefe (Somöbie ift mit tufii^
gen 3tt>if^^«fr^nen burd&webt, in benen jwei (Partner, ein
Diener beö Äcjuilano unb eine ^oj[e getidna'd figuriren.
SSon t)iel einfacherer ©om^ojttion iji'bie S^cinta, j
Dit)ina , bie S?eftfterin eine^ ©djloffeö in ber Stalle öon
9lom, {)at, öon langer SBeile ge^jlagt, it)rm Dienern be^
fobleu/ bie SSorüberreifenben anjutjalten unb ju U)x ju
ffll)ren. Die Älagen Don brei jungen beuten, bie auf
fold^e 9lrt auf ba^ ©c^lo^ gefubrt werben, unb ihre Un^
terl^altungen mit ber launigen Dame, bie jule^t einen t>on
i^nen jum ®ema^l wd^lt unb ik anbern jur |)ocl^aeit6'
feier einlabet, fötten bie fünf mtt Die |)anblung ift
fomit nur armlic^ bebad^tj aber bie finnigen S3etrad^tungen,
bie launigen ©nfatte, bie in göKe blird^ bad ®an\e au6^
gefireut . ftnb , bieten einigen (Srfaft für ben SWangel an
— 188 -
bramatifc^etn Sntcreffe. Sieben \>telen anbem fattrifc&en
Semerfungen enthält bfcö ©tücf eine fel^r feiubfelige ©c^ü*
berung be^ rßmifd^en ©taatd , bfe l^ertjorgel^oben ju ttjerbett
ijerbient, einmal tt>egen bed feltnen SSorfommenö fold^er
Suge in ber fpanifd^en Literatur, bann, vhH bie ©teile
für baö f!|)atere ©d^idfal ber ^ropalabia tvid^tig tverben foHte,
inbem fte t)ermut^(id^ bie Stnfmerffamfeit ber Snquijltion
auf ba^ SBerf jog. Siner ber jungen 9Kanner, burd^
beren Unterl^altung fiä) 2)löina jerftreuen »Itt, wirb ge^
beten , ijon 9lom ju erjal^Ien , wool^er er eben fommt. »9Jon
JRom — erttnebert er — tt)e(^ \ä) nid^td Slnbereö ju fagen,
ate ba^ eö gu ?anb nnb SDleer jeben 2!ag einen neuen
Ärieg, einen neuen ^rieben unb eine neue 8igue gibt.
Der |)of ifi erfd^Iafft , ber $abji ergibt ftd^ feinen gafiem,
unb ttjer eine fü§e ^Jreunbin f)at , erweiji i^r fü^e Dienfle.
!Die 9teici^en triun^jl^iren in i^ren Stemtern, biö fte |ierben,
unb bie ?lrmen öerjweifeln , inbem jte auf ^frünben »ar^
ten. SBer in JRom feinen ®6nner l^at, ift tt>ie eine ©eele
im S^gfeuer; ol^ne @elb unb ®unji wirb bort nid^t6
@uteö getrau. 2)er Sine lebt in allem 93el^agen, ber
Slnbere f)ai nid^tö ju ejfen; bie ©neu ftnb öott greube'
bie ?Inbern iJoH Srübfal 3tt)ei Dinge gibt*« , bie nid^t
fd^merjenöofler unb nid^t freubenreid^er gebadet tverben fon^
nen — SRom unb eine grau ^^^).
*<^b) De Roma no se que diga
Sino que por mar y tierra
Gada dia hay nueva guerra,
Nueva paz y nueva liga.
La Corte tieoe fatiga,
El Papa se esta A aus vicios,
- 189 -
!Die © e r a f i n a mu^ bem ©ignorcßi bicnen, ein ge*
rmgfd^äftiged Urt^eil über atte ©tücfe M Zoxxe^ 3la1)axxo
ju begrunben, @d ift tva^r, Me aSermifd^ung ijon üier
@j)ra(!^en gifet il^r ein buntfc^edfiged Slnfef)en unb trar je^
benfaaö ein tpKer 9»ipgriff beö Dic^terö. ?(ucl^ bie ^anb*
lung leibet an Untt)aörfci^einlid^feiten unb tt)i(ben @j)röngen.
gtorijtan, ein junger SBüftling, f)at [xä) auf SSefe^I feiner
@Uem mit einer 3ta(ienerin , Drfea , öerl&eiratll^et. S3alb
aber fteUt [xä) eine aSalendanifc^e 2)ame, ©eraftna, ein,
ber er frül^er bie @^e öerfprod^en ^at, ertvecft bie alte
geibenfd^aft in il^m unb treibt i^n ju bem @ntfc^(u^, bie
®attin JU ermorben. ©lucflic^er SBeife tt>irb bie fofortige
Sluöfül^rung biefer 2;t)at burd^ eintretenbe Umjianbe 5oer^
^inbert} injtvifc^en langt benn ein Sruber gtorifian'6 an,
Y el que tieoe linda amiga
Le hace lindos nervicios :
Los ricos con bus oficios
Triunfan hasta que mueran,
Y los pobres desesperan
Esperando beneiicios.
Eo Roma los sin senor
Son almas que van en pena :
No se hace cosa buena
Sin dineros y favor
Cual vive muy ^ sabor,
Cual no tiene que comer,
Unofi con mucho dolor,
Otros con mucho placer.
Dos Gosas no pueden ser
De placeres y dolores
Ni peores ni mejores ,
Que son Roma y la muger.
- 190 -
ber feit lange eine Steigung für OrfeA gefaxt ^at uub
fe^r erfreut ift, aW jld^ gtorijian unter Set^eurungen, ba#
Me @^e nod^ nic^t wirflid^ ijottjogen fei, bereit erflfirt,
ble @attin abjutreten. — Die gel^Ier Mefeö ©tücfd »erben
aber burd^ minbeften« gleich gro^e SSorjöge aufgewogen;
bie (Sf^araf tere ber ^auj)t})erfonen ftnb »ortrefpic^ gelbalten ;
einjelne ©cenen, j. ©, bie, tt)o <tc^ bie unfcfiulbige Drfea
jum 2;obe vorbereitet, öerfel^Ien nic^t, tiefe @inbrücfe )u
l^interlaffen , unb an feiuetr unb grajiofen SBenbungen beÄ
®ef))rad^d iji , tt)ie in allen ©tucfen be6 Jlorred 9laf)aTto,
fein ÜWangel. 33efonberd muffen uod^ jwei Figuren au6
bem ^erfonal ber Somobie l^eröorge^oben »erben; bie öon
gloriftan'ö Sniber, ein aSorbilb jener in fpatem @tucfett
fo häufigen jiveiten giebbaber, welche immer bereit flnb,
ftd^ mit ber I)ame ju t)erbeiratl)en , bie ber erfte l^at ftften
laffen, unb fo bem 3)id^ter au^ ber 9Serlegen^)eit ju Reifen;
unb bie beö 2)iener^, ber in feiner 8iebe(ei mit ber 3ofe,
feiner ©u(^t, 3ntriguen anjufpinnen, feiner gurd()tfamfeit
u. f. tt). aüe 309^ ^^^ f»)ätern ©raciofoö an ftc^ tragt.
!Die Salamita jeigt unö bie bramatifc^e Slinfi be6
' 2)ic^ter6 in feiner neuen @efialt !Die SSerwicfelung ähnelt
in manci^en ^^unften ber be^ vorigen ©tücfö unb muf ftc^
giemlicb ungefdbicft burd^ bie ßntbetfung einer Slu^taufc^ung
^on ftinbcrn auflofen laffen. — ©ud^en »ir, bei einem aß*
gemeinen Siücfblicf auf bie bi^l^er bctxad^ktm ©tücfe, bie
Derfc^iebnen ©gent^umlid^feiten jufammenjufaffen , burc^
»elc^e fid^ in i^nen bie gorm be« Sd^aufpielö anfunbigt,
bie jtc^ nad^b^t al^ bie bem f^janifd^en (Seijie am mcifieit
entfj)red^enbe erwieö, fo ftefft jldb etwa gotgenbed l&eraud.
2)ie 3ntrigue wirb aI6 |)au))tmoti5o beö bramatifc^en 3n*
— 191 -
tereffeö gebraud^t, tvobri S^i^ituhg bcr S^araftere nur
tnfofem in Setrad^t fommt, aW jte jener Ment; f)iermit in
ajerbinbung ftel)t eine gro^e SSorliebe für ©ituation^fc^tU
berungen unb baö SBegfaHen jebeö birecten morallfci^ett
3we(f^; bic^t neben ben 6rnji brangt fid^ ber ©d^erj,
meiji aW ^arobie ijon jenem; beibe aber bebienen ftd^
berfelben jierlid^en aSeröformen ; bei jeber ©elegen^eit brid^t
bie 2i(^rif in fiarfen Äldngen ^eröor; in ben SSorwürfen
enblid^, für bie Sial^arro eine befonbere SReigung gel^abt
ju l^aben fd^eint, laffen ftc^ fd^on bie ©runbjüge jener
?lrgumente erfennen, bie später fo oft auf ber ft)anifd^en
©cene tt>ieber^oIt »erben foHten, jene Liebesabenteuer mit
il^ren ftörmifc^en ©alanen, ibren liebefüd^tigen unb »er-
fd^tagenen 2)amen, i^ren l^odbfabrenben SBatern unb 93rö^
bern, bie fietS ben !Dold^ gejucft f^alkn, um bie gledfen
ber @bte in S(ut abjumafd^en , fid^ aber jule^t nod^ (eid^t
genug befduftigen laffen ^0-
2BaS bie ^roj)aIabia nodb fonji in bramatifc^er gorm
entpit, ift t)on geringerem ®ef)alt fott)ol^I al5 Snterejfe.
@e()r bunt gebt eS in ber Comedia Trophea ju, einem
Sobgebid^t auf bie Sntbedfungen unb Eroberungen ber^or*
tugiefen, baS fe^r an dbnli^e ^robuctionen M ®il 9Ji^
cente erinnert. |)ier tummeln fid^ affegorifd^e unb m^t^o^^
logifd^e ^erfonen, Äonige unb bie geringjien Seute auS bem
SSolf, @rnft unb ®pa^ in toBem aa3irrtt)arr. ^mxH öer^
*>) SDlan ))ergefre ni^t, bafi bie audgebel^nteren <Btndt bfd ®\l
^ictntt , in benen ftc^ ä^nlic^e, toenn auc^ tuentger beflimmt i^tx-
oortretenbe (^igentpmlic^fetten flnben, tual[|rf(^einlic^ fämmtltc^ ^u ben
fvdteren biefe« ^id^ter« gehören , unb junger finb , ol« bie be« 9la?
^atro.
- 192 —
fünbct bic %ama ben Siul^m @manueP6 bed ©ro^en t)ön
Portugal, ber ben ^tolomaud »crbunfcin n>erbe, n>eü er
me\)x 8anber erobert ate jener befc^rieben l^abe. 2)ann er*
fd^eint ^toIomau6 (auf befonbere (Srlaubni§ M ^Into,
tt)ie er fagt) unb beflagt ftd^ über bie SRebe ber gama;
aber biefe feftt il^m weitläuftig au6einanber, »eldbe Sanber
in Sffrtca unb Sljten Portugal fid^ unterworfen l)abe, unb
forbert i^n auf, ber «^ulblgung mit jujufelien, bie bie be^
jVDungenen Könige bem (Sieger leijien würben. !I)ie foU
genbe ©cene, wo mel^rere Sebiente ben Sl^ronfaal beö
portugiejtfcben ^önigd auffegen, entpit fel^r ergß^lid^e
©d^wänfe. ©obann tritt Smanuel mit^ feinem ®efo(ge
auf, nimmt auf bem Zi)xom ^lai unb em^)fangt jwanjig
Äönige, bie il^m l^ulbigen unb getauft ju werben bitten;
bie Unterrebung wirb mittelfi eineö !Dolmetfc^erd gefüf)rt.
Slac^bem biefe ©taatöaction t>orüber iji, naiven jtd^ ^e^
biente unb Säuern, um bem ÜKonard^en i^re ßl^rfurd^t ju
bejeugenj fte lofen, wer bie3lnrebe an i^n galten foU, unb
überreid^en il&m, mit einer Srflärung ber politifd^en ?tn*
fpielung biefer ®efd^enfe, einen gud^6, einen Slbler, ein
?amm unb einen ^a\^n. ©obann übergibt StpoUo ber
gama ein 8obgebit^t auf ben Äonig unb beftel)lt il^r, ben
SRul^m bed ^)ortugieflfd^en Siegenten^aufed über bie gauje
@rbe JU t>erbreiten. SRingo, ein SBauer, erflart ftc^ bereit,
bie ©tieUe ber gama ju t>ertreten, wenn i^m biefe i^re
glügel teilten wotte, unb will, nad^bem iftm feine Sitte ge^
Wäl^rt ifi, bat)onfIiegen, fättt aber bei'm erjien SSerfud^ ju
©oben. 3)arauf ein 3^^^ jwifc^en SKingo unb ber gama,
unb ein SSiQancico, ben bie le^tere anfiimmt, um jenen ju
trojien unb jugleid^ ba6 ©tüdf ju befd^Iiepen. — !l)iefe
— 193 —
€om6We würbe, n>ie a\x^ niel^reren ©teilen ]^en)orgef)t, in
@eflentt>art be« ^ortugieftfc^en ©efanbten ju SRom aufgeföl^rt.
!Die ©olbabeöca unb Zlnelavia ftnb püd&tfa
l)in9ett)orfene ©fijjen, in benen eine aSenge öerfd&iebenar*
tiget 93ilb«r ol^ne braftifd&e $8erfnö))fung in buntem SBed^^
fei t)oruberjie^t. Slber and) in biefen fci&tt)flc^ern8eiftungen
vexxatij fx^ baö 2!alent be^ Skrfafferd burd^ einjelne treffe
lic^e ©cenen, bie felbfi ben befim S)ici^tern ber frätern
3eit nid^t jur Unel^re gereicben fonnten. ©o barf, tt^enn man
einmal \)on bem ^Jf^angel afifed bramatifd^en 3ntereffed ab^
fiebt, bie ©d^ilberung bed tt)ü|ien ©olbattnCebend in ber Sol-
(ladesca aW fel^r gelungen bejeic^net werben. Snäl^nlid^berben
3ügen, aber gleicöfalld mit achtem ^nmox, jiettt bieTiue-
laria bad treiben im|)aufe etned Stomtfci^en ^arbinald bar.
@in Dialogo del Nacimieuto t)on 3tal)axxo befunbet
feinen gortfc^ritt feit ben at^nlid^en ©ebic^teu be6 dnma 5
bie |)anblung iji null; in ben ®ef))räd^en jwifdben jwel
pilgern unb ^irten jiettt fid^ eine au^elaffene ^offenrei*
^erei auf wunbetlid^e SBeife bid^t neben bie fpiftfiubigfle
tl^eologifc^e Oele^rfamfeit.
Ueber bie äußere Stellung M Zoxxe^ 9?abarro unb
feine ©inwirfung auf bad fpanifd^e Si^eater nod^ golgenbe^.
^cx «ufentbaltdort biefeö S)id^ter6, afö er bie $ro^)alübia
^eraudgab, war 3talien; unb ba^ bier auä) feine ©d^au-
fpiele aufgeführt worben finb, unterliegt, troft ber gegen^
tbeiligen ©e^au))tungen ber italienifd^en giteratoren feinem
Sweifel. 2)ie »eweife bafür liegen in jal^lreid^en QUÜm
ber ©tüdfe felbft, wie namentlich ber Tinelaria, Trophea
unb Soldadesca, bie ftd^ unt)erfennbar an italienifd&e 3«^
l^orer wenben, fo wie in ben auibrüdflic^en SBorten M
0efd). D. 8tt. tn (^pan. i. SBD. ^^
— 194 ~
JBerfafferd in bcr Sombe ^^), 3(uct) fann bicfe 2:i)atfacf)c
burd^aud nid^t auffaüeu; benn naä) einem 3<^W9^'^ <^"^
bem Slnfang be« 16. Sai^rl^unbertö ^^) n>ar ba« ©panifc^e
bie gieblingdftjracöe flebübeter Ferren unb Manien in ganj
Stalien ; in "Sfleapel jumal Ratten i^m bie f))anifd&en SBaffen
eine jweite ^timatf) tjerfd^afft.
SRid^t mit gleicher 3Jeftimmtl()eit läpt ft^ be^au^)ten,
ba^ 9tal)atro'd ©tücfe a\\(f) in Spanien felbji gefpielt
tt)orben feien, ^k SBal^rfd^einlic^feit inbe^ möchte bafiir
fein. SaSelc^e günfHge Stufnal^me ber $ro))alabia in Spa-
nien jn Zf)eH warb, ben^eifen bie »erfc^iebnen in 6ct)iKa
t>eranfialteten ?Ibbrucfe berfelben. ©pater aUerbing^ mnrbe
bad Sud^ auf ben 3nber in ber 3nquifttion gefegt; allein
biefe6 SBerbot ift ertoeidlid^ nic^t t)or 1545 erlajfen n^orben,
in welchem 3a^re nod^ eine unt)erftömmelte 9(uöga6e ber ^xo^
palaUa erfd^ien. SBeldber @runb a(fo ^dtte bie ©d^aufpieler^
tru<>^)en, bie, xoie toeitex unten auöjuf ü^ren ift, unjweifelt)aftim
bamaligen @))anien t)or]^anben n>aren, abl^alten foQen, ibr
fonfi ärmlich) audgefiatteted 9le^)ertoire mit ©tüdfen ju be^
reid^ern, bie aUe anbern bid bal)in »erfaßten l^inter ftd^
jurüdflic^en unb jebe jut SBirfung auf ber S3ftbne n6tl)ige
(Sigenfc^aft befa^en? Dad @lauben6ger:c6t tt?enigften6
fianb il^nen nid[)t im SBege ; unb toa^ fonfi ? jtonnte i^uen
ein fo wieberl^olt gebrudfted unb allgemein gelefene^ ^ud)
unbefannt bleiben? — SBie t)ielen Änflang bie SBeife un^?
fered 2)id^terd bei ben Spaniern fanb, geigen jugleidb bie
**) Asi mesnio haHanin «n parte de la obra algunos vocu-
blos italianos, especialmente eo las comedias, de los euales
convino usar, aviendo respecto al lugar y 4 las persouas a
quienes se recitaron.
**) @. teil Dialogo de las lenguas, abgetrud^ in Mayans,
Origenes de la lengua espanola, T. II.
— 195 —
))erfc^iebnen jn)tfd^cn 1520 unb 1540 erfc^ienenen eomo'
Men, bie ftc^ in ^orm nnb Stoff a(d ^Jact^bifbungen ber
9?al)arro'fci^ii barftetfen unb altem Slnfd^ein naä) für bie
3)arftettuii9 beftimmt waren ^^).
Sei ber ©trenße , mit ber bie Snquifltion auf Srful^
lunfi il^rer ©efefte l^ielt, mußten bie ©cbaufpiele bed 3ta^
i)axxOf fobalb fteauf ben 3nber ber t)erj)6nten Sudler flefeftt
waren, fowol^l üon ben SBrettern, aU attmälig au* au6
bem ©ebad^tni^ ber gefer loerfd^winben. 2)a^ QSerbot be^
ftanb etn>a fünfunbjWanjig S^^re lang; unb fo n>irb erflar^
üä), n>ie wal^renb biefer ^eriobe anbere, ti^rit unt)offfomm^
ncre ©tücfe, bie wir balb naiver fennen lernen werben,
raufc^enben Seifatt auf ben S5ül)nen finben fonnten, 3ni
^*) Untfr anbern bie folgenben, bie iän nir^nbd erto)ä^iit fel^e
iinb bewn elii^igf mir befaniite ©rem^late jidö in ber 93i6Uot]^ff be«
.&«rni «öeiiri 2^ernaurs(§Dm))anö ju ^axiß bepiiben.
Comedia llamada Vidriana conipuesta por Jayme deHuete
aliora niievaineDte, en la cuai se recitan l(»s amores de un Ca-
ballero y de yna sefiora de Atr^oo a cuya peticion por serles
muy siervo se ocupo en la obra presente.
Comedia intUulada Tesorina la materia de la quäl es unos
amures de un penado por una senora y otras personas adhe-
rentes. Heclia nuevamente p4>r Jayme de Huete. Pero por
ser SU natural lengua Aragonesa qo fuere por muy cendradas
terminos cuanto a este merece perdon.
Comedia intitulada Radiana compuesta por AgustinOrtiz.
Comedia Jacinta nuevamente compuesta y impresa con una
epiStola familtar muy eentidas y graciosas. (ßm ber Jacinta
bfd 9ta()arrD t^erfd^ieben.)
«üe btefe @tfi(f c Befte^en , tt>ie bie be« %ütxt9 ^ai)axxc , ^\x^ 5
SDHiabaö, Unb in fun|lt)oa gcJUbcten @tro^)l)en »erfagt, »ie ffe,
unb leigen ou(d burc^ t^ren Sn^alt un))erfeniibar, tt>el(^eu ^ori^ilbern
ite gefolgt ftnb.
18*
- 196 -
Srt^re 1573 aber erlaubte Me 3nquiftHott ben !l)ru(f ber
^ropalabia "oon neuem ; unb balb nad^ biefem ^eitpunh
naf)m aui) eine gorm bed 2)rama'ö, ble in »ielen wefentli^
c^en fünften mit ber öon ^af)axxo erfunbenen iiberein*'
fiimmte, üon ben f))anifc^en ill^eatern 35ejtft. !Die größere
9SolIfommenI)elt unb üielfeitigere Stuöbilbung, in ber biefe
gönn t)\ex erfd^eint, barf nic^t ^inbern, il)re (Srunbbefd^af^
fen^eit anjuerfennen 5 unb man fann bal^er faum uml^in,
bem Sinbrucf, ben bie wiebergeoffneten SBerfe M alten,
faji t)ergeffen flen>efenen ^iti^kx^ l^ert>or6rac]^ten, einen Sin-
tl^eil an ber Umwanblung ber ©ri^auft)ieI))oejte gegen @nbe
beö 3al)r]^unbertd mvi\ii)xeibm.
?tuffallenb ifi e6 nun freilid^, ba§ (Senjanted, ?o))e be
aSega; Slgufiin be SRojad unb 3uan be la 6uet>a in ifiren
Stotijen über bie Slnfange beö ftjanifd^en il^eaterö be« Zox^
red SRal^arro mit feiner S^Ibe ^rwä^nen. Sfttein biefe ^0-
tijen flnb ju fragmentarifd^ , 3U fel^r nur gelegentlid^ I|in^
getoorfeU; al« bap tt)lr ba6 ©tiUfd^weigen ber SJerfaffer
über unfern Did^ter i^rer Unbefanntfd^aft mit beffen SBerfen
jufd^reiben bürften. SBermutl^lic]^ war bie ^ropalabia in
ber neuen 9(u6gabe t)on 1573 allgemein gefannt unb ge^
fc^äftt **) 5 ba aber bie älteren !Drucfe t)erboten unb gro^en^
tl^eit« serjiort waren > featte man in jenen klagen, n>o ed
feine giteraturgefd^ic^te gab; t)ergeffen, n>eldber 3^it eigent-
lid^ ba6 SQerf ange()örte; gugleid^ war bie Erinnerung an
bie frühem S(uffül)rungen biefer alten ®c^auf))iele erlofd^en ;
unb fo fam c^, bap man ben @lbrennamen „SBater be6
f^anifc^en 9{ationaU2:i^eaterd'S weld^en S^orred Stal^arro mit
•
ivürbigen n>ugte, getgt htt Canto de Callope.
— 197 - ;
öotterem ?lte(f)te attft)red&en fann, einem anberen Did&ter ex^
t^eilk, beffen SBirfen nod& in frifc^erem Sfnbenfen xoax.
®o t)iel befannt, ifi 3uan be Jlfmoneba- ber einjifle
unter ben altern Sd^riftfiellem, ber neben ?o^)e be 9lueba
and) ben Zoxu^ ^af)axxo ali S3egrünber ber fpanifd^en
ßomöbie nennt @r fagt in einem Sonett:
Guiando cada cual su veloz rueda
A todos los Hispanos dieroti lumhre
Con luz tan penetrante de este carro:
El uno en metro fue Torres Naharro;
El otro en prosa, puesto ja en la cumbre,
Gracioso, arHficial, Lope de Rueda.
35ct)or bie übrige bramatift^e Literatur aud ber erften
|)alfte bed 16. 3rtl)rl^unbertd bef^jrocben wirb, mögen l^ier
einige 9?otijen über ba6 äußere S^l^eaterwefen biefer 3^^*
eingefd^altet mxbetl.
$(n bad S^^d^i^ be6 Catalogo real de Espana über
©c]&auf^)ielergefeßfcbaflen , bie jur offentlid&en !Dar|lettung
ber gncinafdben ©türfe jufammengetreten feien, reil^en jld^
in fürjen 3wifci^enraumen anbere, bie öon bem fieigenben
C^ef^marf für bramatifd^e Unterl^altung Shinbe geben. 3ln*
tonio öon 9?ebrira fagt in feinem 1515 erfd^ienenen 6om*
penbium ber JR^etorif: i,^um S3ett)eife l^ienjon Qoon ber
SBic^tigfeit einer fd^onen JRebetoeife unb eined j)affenben
9Rienenf^ieId nämtid^) bienen bie ® d^auf^ieler , bie ben
ifftta ^i<S)tmi fo »iel Äeij l^injufügen; ba^ und biefelben
immblid^ mel^r ^efaKen, n>enn toir fte ^5ren, ald
fU (efeni felbft auf bie Ungebilbejtften mad^en
- 198 -
fle einen fold^en ginbrucf, ba^ man Wejemgen, We nie in
ben ©ibliot^efen ju finben finb, fe^r l^aufig in ben ilt)ea^
tern antrifft *•)." (Sin SWann »on fo flebilbctem ©cfcbmarf
tt)ie Slebrira würbe jtd^ Wefe« S?ei|>if W nic^t bebient Ib^beu,
wenn nic^t bie f<>anifc^e Sü^ne (auf bie er ftc^ gunäcl)ft
bodb nur bejieben fonnte) bamaU fd^on über bie erften ro^
l)en Jlnfange ffimn^ gewefen wÄre.
3n SSalenria befianb, wie aud alten Urfunbcu erbellt,
fc^on 1526 ein Jl^eater al6 3«^^^^^^ ^^^^^ ^oöpital^,
bem ber Ertrag ber SBorjiellungen juflo^ ^'^). ^Tiefer eigcu^
tl^ümlit^en SScrbinbung jweier fo l)etero9ener 2luftalteu
werben wir In ber ©efc^id^te be^ fpateren Scl)aufpiel6 Don
neuem begegnen.
2)a^ ber tl^eatralifdbe S())parat ber bamaligen 9:u^ncn
nic^t fo ganj armlic^ war, wie man itjn ftd^ üieHeict}t »or-
fleUt , jeigt ein Sfufwanb^gefeft 6arl'« >V. tjom 3af)re
1534 ^^). 5Raci^bem im SlUgemeinen einfcbräufenbe SSer-
**) Documeoto sunt vel scenici actores, qui optiiiiis Poe-
tarum tantuni adjiciuot gratlae, ut mm infinite rnngis eadeiii
illa audita quam lecto deleotent; et viliKsiinis etiam quibuMlam
impetrent aures, ut quibiis nulIuM est in Bibliothecis locus, sit
etiam frequena in Theatris. — Anlonii Nebrissensis artis Rhe-
toricae compendiosa oooplatio, Cap. S8.
'') Jovellaoos, Memoria sobre las diversione» publicas.
Madrid, 181«. <S. 57.
*•) Pragmatica de Carlos V. y Oofia Juana su madre heclia
en Toledo en el aflo de 1534 (Hb. VII. lej I. tit. 12 de la
ttueva reoopilaclon) : „fteni mandamos que lo que cerca de los
träges estä prohibido y mandado por las leyes de este tifulo,
se entienda asi mismo con los comediantes, hombresy mugeres,
musicos y las demas personas que asisteu en las comedias para
cantar \ taiier, las quales incurren en las mismas penas quo
ccrca desto cstan impuestas ^^
— 199 -
orbuungen über ben 8uru6 in ben Äleibungen gegeben ftnb,
^ei^t ed ^ier: „3tem tjerorbnen wir, ba§ badjenige, tt>a6
burc^ bie ®efe^e biefeö StteW {)tnfi^tlict) ber Xta^tcn m^
terfagt unb aubefol^Iett werben \% aud^ für bie gomobtan'^
ten (Scanner fowol^I al6 grauen), SKuftfer unb bie übri^
gen ^erfonen gelte, bie bd benSomobien mit Singen unb
SKujtfmad^en befc^äftigt flnb, fo ba§ fle im Uebertretuug«^
fall in bie bafür fePgefeftten ©trafen »erfaUen." Die
©arberobe, bie bergleid^en tBorfdbriften nßt^ig madjt-.', niuf
bertn boc6 fci^on jiemlic^ gut audgejiattet gewefen fein}
aucft auf ein niitt uubebeutenbeö ^erfonal la^t bie (Stelle
fdjlic^cn. Wlan bemerfe jugleic^, bag jur 3^it biefed @e*
fe^e^, na^ ben auöbrürflic^en SBorteu beffclben, auc^ ©i^au*
fpielerinuen auf ben S5üt)nen gefeiten würben, wäl^reub
f^ätcr unter ^ftili^))) II. 3ünglinge bie weiblichen SRollen
f^)ielten.
!Die relifliofen ©türfe, gewö^nlid) Autos genannt,
würben jur geier ber firc^lici^en S^fie, aber nid^t feiten
auc^ bei anberen SSeranlaffungen, tlb^ild innerhalb ber Sfir^
c^en, t]^eil6 auf ben Straßen unb offentlid^en ^läpen auf^
geführt. 9Son ber äußern SBorrici^tuug bei ber lefttgenannteu
Slrt t>on 2)arftellungen fann eine ©teile au^ ©anbottal'd
©ef^id^te SarW V. einen, wenn aud^ nur un\joll!ommenen,
begriff geben. „Slm 5. Sunt 1527 fanben ju SSaHabolib
wegen ber 3;aufe beö Snfanten ^l^iliW t)erf(!biebne geier^
lid^feiten jiatt. SJon bem ^aufe M 2)on 3uan be 3Ren^
boia, wo bie Sfaiferin wol^nte, bi6 jum |)au))taltar ber
Six6)e ®an ^ablo würbe ein mit fielen ?3lumen unb
SiofeU; Simonen, Orangen unb anberen grüdbten gefc^mud^
tet 8aubengang errichtet. Dajwifd^en waren ilrium^)^^
^ 200 -
bögen unb in jebem »on ibnen »ielc ®emfte. «uf iem
erfteu fteflte man ein 3luto bar, auf bem jweiten , britteii
nnb t)ierteu anbere Slutoö. S)a^ fünfte befanb fid^ an ber
Zf)üx imex\)a\i M ^ofed ber ^rd^e; biefe« mx f)ot)eT
aI6 bie übrigen, unb auf \i)m flanb ein ^Itax, na* Slrt
eined grebenjtifc^eö, mit t)ielen Stufen ; auf (enteren waren
reid^e 3?ilbtt)erfe »on tjergolbctem Silber, einige au(^ t>on
®olb, nebfi anberen febr itjcrtböotten ©tücfen aufgefteilt.
3luf jtt)ei geudbtem fiafen jwei gro^e ferner t)on ßinlbör-
nern (tt>o\}l ?trbeiten au0 (Slfcnbein), bie, wie alle bie üb-
rigen ©ad^en, bemÄaifer gehörten. |)ier würbe bie S^aufe
beö ^eiligen 3obanneö bed Säufer? bargeftcHt ^^V ©o
glan?enb ging e9 nun freilid^ bei ben gewöbnlid^en Sfuf-
fül()rungen ber Sluto? woW nid&t ber; inbe§ fcbeint ba^
Sfuffc^Iagen eigner ©erüfte für biefen ^xoeä nic^t? Slu^er^^
gewol^nlic^ed gewefen ju fein.
Ueber ben Hergang bei ben 2)arfteKungen in ben
>•) Sandoval Historia de Carlos V. Valladolid, 1604 Libro Ift.
Desde 1a casa de D. Juan de Mendoza donde posaha la eni-
peratriz hasta el altar mayor de la iglesia de San Pahlo se
hizo un pasadizo muy enrainadu y con muchas flores y rosas,
limones y naranjas, y otras frutas. Habia en los arcos triun-
fales y en oada uno de ellos muchos retablos. Rn el priniero
hicieron su auto, en el segundq, tercero y cuarto otro auto.
El qnittto estaba A la puerta que estä dentro del patio de la
iglesia: este era mas alto que alguno de los otros: estaba en
el un altar, A manera de un aparador, de muchas gradas En
estas estaban ricas imagenes de buUo de plata doradas, y al-
gunas de oro, con otras piezaÜB de gran valor. Estaban pue-
stos en dos candeleros dos cuernos grandes deunicornio: estos
y todo lo que habia era del emperador. Aqui se reprcsentö el
bautisttio de san Juan Bautista.
— 201 —
Siv^m felbft gibt ein SSefcblu^ bed dap'M^ ber (^ai^^a^
brale ju ®erona t)om 3«ftte 1534 etnige Sfuöhinft. @ö
ifi erja^ft werben, wie bie Sanonici biefer ^trc^e am Dfier^
morgen bad Spiel „^on im bre{ ÜKarien'' aufjufu^ren
pflegten. 2)iefer an jtd^ fromm gemeinte S3raud& war inbeffen
entartet unb l&atte mancfien Unfug t)eranla§t, we^l^alb man
befd^lo^, baö Spiel füuftig nur in folgenber Slrt jujuIafTett :
3uerft ftimmen bie brei 9Warien, mit fcfiwarjen Kleibern
angetl^an, auf bem ^la^e , wo ber Sntroituö gefungen ju
werben pflegt, bie üblid^en SSerfe an unb fcfcreiten bann
fingenb auf ben |)aupta(tar jn, wo ein Äatafalf mit üielen
?id6tern errichtet ift; bort befinbet jtc^ aud^ ber ©pecerei*
pnbler mit feiner grau unb feinem Sol^n unb noii^ ein
anberer Kaufmann mit feiner ^xan 5 unb bort beginnt fo-
bann bie IDarfteKung , wie b:e gur Salbung beö l)eiligen
8eid6namd befiimmten ©pecereien gefauft werben. — @d
foH Jebod^ nid^t erlaubt fein, bie bei bem Spiel mitwir^
fenben ^erfonen auf ibrem ®ange jur Äird^e mit Raufen,
trompeten ober fonftiger SWufif gu begruben, 3wderwerf
(Confetti) auf fte l^erabjuwerfen u.f.w. !Die !DarfieKungen
enblid^ üon bem |)auptmann:, bie fonji wakenb ber 9Ka^
tutinen Statt l^atte, unb t)on ber 5D?agbalena unb bem
%\)oma^, bie öor, wal^renb ober nacft ber SKeffe üblici^wa^
ren, werben für bie 3«^^"^ burdbaud unterfagt ^).
SO) Die Sabati X. Maji 1534 fuit communi onfnium tani
praesentium quam infirmorum consuUorum facta sequens ordi-
natio sive statutum. Licet majores nostri pia consideratione ad
excitandam populi devotlonem introduxerint singulosqne cano*
nicos in suo novo iugressu adstrinxerint ut eorum quUibet se-
cuDdum ordinem antiquitatin in festo Paschae Resurrectioni»
Redemptoris nostri Jesu Christi in praesenti ecclesia Gerundensi
— 202 -
Die Slnnalen t)on (BeoiÜa berichten, ia^ im 2<^\)xe
1526 bie 93ermaJ)Iung JtarPö V. mit ber ^rinjeffm 3fabeac
üoti Portugal in biefer ©tabt burd^ glänjenbe Darjiel^
luugen, bie freilieft nur in ftummer 9lcHoit beftanben^ ge*
feiert tDorben fei. ian^^ be^ SBeßeö, ben baö \)o^e ^aax
üon ber Piieria Macarena nac^ ber (5att)ebrale nal^m'
n>ar eine 9ieil)e ))ou ®eriiften aufjjefd^lagen , auf benen
in !Vlu(ii(hri8 faciant sin^ulin annis reprae8entahonem qiiae vulgo
dicirur Jes Ires Maries, taiiiea quia experiinento compertum
est, id quud ad Üei culluiii, laudem et honorem introductum
fuerat ad ipsius u«»xani et uflTeusam tendcre — ac divinum of-
ficium plurimum perturbari et denique ecciesiae decorem t-t
h.onesratem inquinari: propteroa capituliim dictae ecciesiae, vo-
lens omneni lasciviam, abusum et rurpihidinem ab ipsa eccle-
8ia exstirpare, statuit et ordinavit, quod finita verbeta tres Ma-
riae vestibus nigris ut moris est iudutae incipiant canere ver-
sus Holitos in poste ubi inyitatoria cantanfur, et cantando eant
ad altare majus, ubi sit paratum cadafale cum muUa luminaria,
et ibi sir Apothecarius cum uxore et filio, nee non Mercator
cum uxore sua qui non intrenl nisi finita tertia lectione, et ibi
fiat illa repraesentatio petitionis unguenh ad unguendum sacra-
(issimum Corpus Christi u( morls est. Quando ipsae personae
repraesentationem facturae venient ad ecciesiam nulla sinttim-
paJa sive tabals, neque trompae nee aJiquod aliud genus niusi-
corum, neque niger neque nigra sive famula, nee crustula sive
llaone aliquo modo projiciantur. Haec enim magis ad liidi-
brium quam ad Dei cultum, populique risum et indevotionem
ac divini officii perturbationem tendere dinoscuntur. Reprae-
seotationes Centurionis quae ficri solebant in Matutinis, Magda-
lenae et Thomae quae fieri consueverunt ante et post \' esperas
vel in roedio, in quibus erat consuetudo imo corruptela pi-
scaudi, omoiDO exstirpari voluit atque decrevit dictum capiiulum,
et nihil aliud quam quod supra dictum est aliquotenus fieri
prohibuit atque prohibet, nisi de expresso cousensu ipsius capi-
iuJi nomine discrepante — V. Espaiia sagrada, T. 45. pag. SO.
- 203 —
(
lebenbe Silber bie 9Kad^t unb bie Sugenben beö Äaiferö
tjerlb^rrlicfcten. !l)a fa^ man bie SBelt, bie ^lugl^eit, bie
Söac^famf eit , bie gSeruuuft, bie SBal^rl^eit, bie SBeftanbig^
feit, bie ®nabe, bie ©trenge, ben gn^ben, bie Steligion
unb nod) y^iele aubcre aflegorifd^e Figuren ^^).
it)iefelben Sabrbüd^er ent)al)nen aud^ unter bem 3a^re
1532 ber Autos sacramentales, bie man am Srol)uleic^-
nam^fefte ju ©eöilla aufjufül^ren gepflegt f)abe. iEafi
auc^ in biefen ©tücfen allegorifc^e giguren aufgetreten
feien, n)irb jmar nid^t auöbrürflid^ bemerft, ift aber im
!)6c^ften ®rabe ^va^rfd^einlid^ ^^).
95ei einem allgemeinen SLMicf auf bie Sc{)aui>iele biefer
3cit mu^ bie gro§e SKenge t)on ©attungönamen auffallen,
unter beuen jte jt(ft barfteöen. !Die Ueberfd^riften Come-
dia, tragcdia, tragicomedia, ^gl^g^? coloquio, dialogo,
represeiitacion, auto unb farsa fonnten auf eben fo öiele
»erfcöiebne (Slaffen t)on ©tücfen fc^lie^en laffen. Stffein
man fc^eiut bei ßrtl^eilung biefer Benennungen jiemlic^)
wiflfft^rlid^ ju SBerfe gegangen ju fein; ein beftimmte^
SWerfmal it)enigfieu6 , n)onad^ bie ©türfe fo ober fo ge-r
nannt Sorben n)aren, mo^te jtcft fc^n>er entbecfen laffen.
Stur ber Stame Auto (urf^)rüng(i* jiebe «g)anblung bejeic^-
nenb) njurbe t)orjug^n)eife für religißfe 3)arjieKungen ge^
brandet
!I)ie gegenwärtig nod^ t)orl^anbenen ©tücfe ber leftt^
genannten 3lrt au6^ber ^dt t)or 1550 finb unjireitig nur
**) 2)ie au«ffi^tli4)e @d)irbenni(^ biefer ^avfifllungcn f. in ben
AnsJes de Sevilla Don Ortiz de ZufiigH, ^(udgabe ))on I7i)6. ^aiit
III. S. 339 ff.
") Ib. *^ III. @ 365.
— 204 —
ein fe^r geringer Zl)e\l M urfprünglid^en SBorratl^d. 5!Kan
fanii bal^er jweifeln, ob üou biefen 9lepen ein Sd^lu^ auf
t)te ganje ®attung erlaubt fei, aBitt man einen fold^^^n
mad&en , fo f^eint e6, ba^ Me bamaligen Slutoö noc^ aiemlid^
in berfelben einfad^en SBeife be^arrten, auf bie jic^ Snrina
befd^ranft Ijatte. 3n einem bc6 ^ebro Slltaniira (bie
©rfc^einung 3efu ju @mauö) beftel)t bie ganje «^anblung
in golgeubem: @in ßngel fpric^t ben Prolog. ?ucad unb
(5(eofa^ uuterreben ftc^ auf bem SBege nad^ @mauö über
bad geben unb ben Zoi (§brifti , jn^eifeln aber nod^ , ob
er ber öer^ei^ene 9Reffta6 fei. 2)a tritt ßbrifiuö in ®e^
Palt eineö ^ilgerd ju il^nen unb begleitet fle, inbem er
jt(^ in i\)v ®e|>rad^ mift^t. !t)ie beiben SBanberer be^
n>unbern bie JBeiöbeit unb ^erebtfamfeit be6 ^ilger6 unb
laben \\)n , afö fte in @mauö angelangt finb , jum gemein-
famen SRa^le ein j ^ier erfennen jie benn ben |)eilanb unb
finfen anbetenb öor i^m nieber. 2)a^ ©tücfc^en ift in
vortrefflichen Versos de arte tnayor gefd^rieben. — Äeine
©^)ur üon ber bunteren Som^jofitionöweife beö ®i( SJicente
jeigt fld^ ferner in ben ?tutoö t>on gpeban SWartinej
(bie ®eburt 3o^anne6 be6 2;äufer^), 3uan^aftor (bie
®eburt 3ffu) unb Slufia^ 3j<Iuicrbo ^ebxexo (^b^
fd^ieb 3efu t>on feiner 5!Kutter)5 unb fot)ieI wir Riffen,
t)errät^ nur ein einjiged t>on ben religofen ©c^auftüdfen
biefer ^dt (Slttegorifd^e S^ragicomöbie t)om ^arabiefe unb
t)on ber «^oHe) eine 9?ern)anbtfd^aft mit ben berartigen
SBerfen be^ ^)ortugieftfd^en 2)id^ter^ ^^). gö treten barin
'') Auto de 1» aparicion qiie nuestro Senor Jesucristo hiKo
ä los do8 discipulos que ibau ä Emaus, eu metro de arte mayor.
- 205 —
Me ©eelen eined SWönd^ö, einer ^up^)Ierin, eined 3«ben,
eined S(bt>öfaten unb t>ieler Sfnberer auf. Sie atte be^
compu^sto por Pedro Altamira, el mozo, natural de Hootiveros;
impreso con licencia en Biirgos aiio de 1523.
Auto de coino sanJuan fue concebido, y ansimesmo el na-
cimiento de sau Juan. Entran en el las personas siguientes.
Primeramente ud pastor, Zacarlas, santa Isabel, un dngel 11a-
mado Gabriel, dos vecinos del pueblo, un muchacho, Josef,
Duestra Sefiora, una parienta de Zacarias, una comadre, una
muger, un bobo, un sacerdote. Agora nuevamente lieclio por
Esteban Martinez, vecino de Castroniocliio. Burgos, en casa de
Juan de' Junta, aiio de 1528.
Auto nuevo del santo naciniiento de Cristo nuestro Se- ^'^'''^
nor, compuesto por Juan Pastor. Son interlocutores de laobra
el emperador Octaviano, un secretario su}o, un pregonero, un
viejo llamado Blas Tozuelo, un bobo, su hijo llamado Perico,
san Josef, santa Maria, pastores, Miguel Recalcado, Anton
Morcilla, Juan Relleoo, un &ngel. Impreso en Sevilla aiio de
1588.
Lucero de nuestra salvacion al despedimiento que hizo
nuestro Senor Jesucristo de su hendita madre, pasos muy de-
votos y conteuiplativos estando en Betania. Por Ausias fz-
quierdo Zebrero: en Sevilla, por Fernando Maldonado, ano de
1538.
Tragicomedia alegörica del paraiso y del infierno, moral
representacion del diverso Camino que hacen las almas par-
tiendo de esta presento vida, figurada por los dos navios que
aqui parescen: el uno del cielo, y el otro del infierno, cu}a
subtil invenclon y materia en el argumento de la obra se puede
ver. Son interlocutores un lingel, un diablo, un hidalgo, un
logrero, un inocente llamado Juan, un fraile, una moza llamada
Floriana, un zapatero, una alcahueta, un judio, un corregidor,
un abogado, un ahorcado por ladron, cuatro caballeros que
murieron en la guerra contra moros, el barquero Caron. Fue
impresa en Burgos en casa de Juan de Junta, ä veinte y
cinco dias del mes de enero, aiio de 1539.
— 206 —
flf I)rcn in bie 9?arff bcö ^arabfcfeö aufgenommen ju ^verben,
werben aber fammt(id) biö auf einen närrifcften J^ropf
unb t)ier Siitter, bie im Kampfe gegen bie Ungläubigen
geblieben ftnb, juriicfgetDiefen unb auf 6l)aron'd 9?acfven
in bie |)oHe fpebirt.
9J?ufiert man bie f^janifd^e ©d^aufpielliteratur weiter,
um »on bem ©el^alt beö weltlichen Z\)eatex^ berfelben ^e-
riobe eine tjoffftanbigere Slnfc^auung ju gewinnen, fo fann
man fftglid^ eine gewiffe ßlaffe Don ^robuetionen in bra^
matifd^er gorm au^erl^alb ber SBetrad^tung laffen; jene mo^
ralifd^en (Sremvelbüd^er namlid^, bie, in Slad^al^mung ber
(Selefiina, wa^renb be^ ganjen 16. 3a]^rtunbertö unb bi^
in'^ 17. hinein in SÄenge gefd^rieben würben 34), 2)iefe
traurigen ÜKac^werfe fonnten fd^on wegen i^rer ungeheuren
Sauge nic^t auf bie S3ü^ne fommen; unb l^atten fie bieö
mit il)rem SSorbilbe gemein, fo ermangelten fie bod^ jener
ßigenfd^aften , burd^ weld^e bie Selefiina einen wenigftcn^
mittelbaren ßinflup auf bad fpanifc^e ©d^aufpiel übte, be^
$Oir fcnnen ba6 Q3er,$eic6iti§, toeld^ed Slloratin \>on bcu 9(ntod
bicfer 3cit geliefert ^at, iidcö burd& folgenbe Xitti »ermeljren:
Rgloga ouevamente coinpuesta por Juan de Paris en Ja
cual 86 introduzen ciaco personas, un escudero Ilamado Ei«tacio
y UQ hermUano y uua moza y un diablo y dos pastorcs, cl
uno Ilamado Vicente y el otro Cremon. 1536.
La farsa sijL^uiente hizo Perolopes Ranjel a lionor y
revereucia del glorioso nasciuiiento de nuestro redeniplor Jv.su
Christo y de la virg;ea gJoriosa inadre sua. En ]a cual sc in-
droduzen cuatro pastores.
Selbe @tüdfe finb tn ber Q3ibUot<fef M «gerren $enri ZtmaMv-
(Sompand t>or^anben.
**) Q3iele berfelben, obgleich hti n>ettem niä)i alle, ftnb bei ^iege,
Sufd^e gum 93elaöquej, (S. 311 ff., »ergeici&net.
- 207 —
naturlid^en unb bo^ nic^t funfHofen I)ialo9d unb ber
cingelnen bramatifcd Wirffamen SKomente,
SBaö I)ienad^ nod^ für bfe »orlicgenbe 9(btl^ei(unfl ber
®efd^id6te ber ©d^aufriel^oefte ju bef^rec^en iibrifl bleibt,
jerfaßt in jtt)ei .^am)tc(ajfen. 3n bie erjie gel^ort eine
Siei^e »on SJerfud^en , baö fpanifd^e 2)rama naä) antifen
9Rujiern ju geftalten, waö man tl^eilö burd^ Uebertra-
gungen gried^ifc^er unb römifc^er 6tu(fe, t^eitö burci^
freiere 9?ac^bilbuttg berfelben ju erreichen ^rebte. 3 u a n i
©o^can gab eine, feitbem verloren gegangene, metrifc^e
Ueberfeftung einer (Suripibcifc^en Jlragobie , Wö^l me^r für
gefer, alö für ^\x\)oxa. SRücfftd^t auf SübnenbarfieDfung
fd^eint bagegen granciöco be S3iIIa(obeö, Seibarjt !
gerbinanb'iS beö Satl^olifc^en unb Äarl'ö V. genommen p '■
l^aben, aW er in feinem 1515 erfd^ienenen 9lnn>]^itr^ön
bie SSerfe be^ lateinifdben Originale in jliepenber ^rofa
it)iebergab unb mehrere ©ceneu uuterbrüdfte ober abfürjte,
um bad bramatifd^e 3nteref[e ber .^anblung mel^r ju con^?
centriren. ©neu äl^nlic^en SBeg fd^Iug ba(b barauf g er n a n \
$erej be Dliöa auöSorbooa, ^rofeffor ber ^l)i(ofo^]^ie [
unb S^^eologie ju Salamanca, ein,#inbem er um 1530
t)erfd^iebne antife Sd^aufpiele in fpanifd^er ^rofa umarbei^
tete. 9iur fdbattete et mit ber (Slectra be^ 6oj>^offeö (ber
er ben Jlitet ,,ber geräd^te Slgamemnon'* gab) , mit ber
^ecuba be^ @uri^)ibe6 unb bem Slmjjl^itr^o beö ^(autuö
öiel freier, a(^ fein SSorganger mit bem leßtern ju tl^un
gewagt l^atte. Qx ertaubte (ic^ nid^t aöein »ielfaAe 9Ser*
fürjungen ber Originale , fonbern audb Sinfdbiebung eigner
3ufa^e, bie feiten glürftidb genannt werben fonnen, unb
ben ®ang ber ^anblung wieber ebenfo ^emmen, wie il^n
- 208 —
jene befd^Icunigen fömiten. 2)er 2)falö9 beö Dlim Inbet
an ben ©teilen, n)0 er nid^t tren überfe^t, fel)r an jener
metapl^ödfd^en unb gefc^raubten SRebeweife , bie , wie mcl)^
rere unter ben ber ßcleftina nad^gebitbeten ©türfen be^
weifen, fc^on um biefe ^eit 9Robe würbe*
!i)a^ bie genannten Bearbeitungen antifer Dramett,
unb einige anbere , bie fid^ if)nen balb anreihten , auf bie
SBü^ne gef ommen feien, wirb jWar nid^t beftimmt gemelbet j mit
SBa^rfc^einlic^feit jebod^ fann man fie a(d bie erften in jene
SReil^e öon ©c!^aufpielen nad^ antifem ßufd^^titt feften, bie
wäl^renb M 16. S^^r^nubertö , wenn erwei^Iic^ audb erfl
feit ber3Ritte beffelben, über bie f^janifd^en Jl^eater ging ^5),
aber foßten aud^ SBißalobe^, DUM unb i^re nac^fteu
Siad^folger afö blo^ literarifd^e SSermittler ber SSefannt^
fc^afl mit bem alten 2)rama anjufel^en fein, fo wirb i^nen bod^
eine gewiffe S3ebeutfamfeit für bie Oefc^id^te be^ f^)anifd^en
3;^eater^ iiugeftanben werben muffen, inbem il^re Slrbeiten
baö ^ublifum mit einer auögebilbeten fünjilerifd^en JJorm
be^ ®d^aufj>iefö befannt matten unb baju beitrugen, feinen
©efd^madt ju (autern unb ju regeln.
SBeld^er SRic^tung SSa^co Diaj Jlanco, au^ gre^
genal in Sftremabura, in feinen um 1520 »erfaßten S^ragö^
bien ?[bfa(on, Slmmon unb Sonata^ folgte, vermögen
wir nic^t anjugeben, ba un^ biefe ®t&äe nie ju Oefid^t
gefommen jinb, wir unö aud^ bei ben Siteratoren öerge*
**) SJlixn fe^e totiuv unten bie ^a^ti^Un übet 3uan be Tla^
lata nnb bie übrigen ©e^iilanifd^en ^id^iter feinet Biit, fo toit uns
tet bem ^rtifel 8o))eg^inciano bie 9lotig ^on ber gegen (^nbe
bed 3a^r^unbertd gu ä^abrib aufgefui^rten ^ragöbie bed (Suripibed.
J
- 209 -
itxi^ nai) 9?ac!^ri^teti über biefelbcn umgefe^en l^aben *^).
2)oci^ barf tt)o]^( öermutl&et itjerben, ba^ ber 2)ic^ter, ber,
feinen anbern 2Berfen nnd^ ju urtf)eilen , ein 9Rann öon
9elel)rtcr SSilbung tt)ar, in feinen bramatifc^en gonn>ojt^
tionen antifen SKufieru gefolgt fei.
®anj un6emf)rt Don berartigen Sinflüffen aua bem
Slltertl)nm blieben bie ©tücfe, bie nebji benen beö Sorre^
9?a^arro unb einigen be^ ®i( aSicente bie jnjeite unb ja^f*
reic!^ere Siaffe ber f^anifc!^en ©d^auf^)iele biefer ^eriobe
bilben.' !i)a aber bie \jkx\)tx gel)6rigen |)am)ttt)erfe fd&on
bef^rod^en ftnb, fo ift auf biefem gelbe nur nod^ eine
fparlicbe 9?ac^lefc ju l)alten. Oenau in bie gufftapfen
beö Sorre^ 3tal&arro traten, iebod^ mit fel)r untergeorbne^
tem Slatent, Sa^me be ^uete unb Slguftin be
D r t i ö 3"^). @in gewiffer 3 u a n ^ a ft o r , ber auf erbem
alö ajerfaffer jtveier Farsas, la Griraaltina unb la Cla-
riana. genannt tt)irb, be^anbelte (in ber Tragedia de la
castidad de Lucrecia ^^O einen tragifc^en Stoff au6 bem
'*) ^iaj Xanco felbfl ernannt in feinem Jardin del alma
cristiana (Valladolid, 1553) ber brei ^ratjobten, He et tn feiner
erften 3»ugenb gefc^rieben ^abe; unb nur l^iewnf, nid^t auf eigne
5ln(!c^t ber <Stücfe, grüntet ftdö, toa« aWontiano, 93eta6queg unb SWo*
ratin öon benfelben melben. SWan ^ai fogar gegiDeifelt, obfle gebrurft
iporben feien ; nad^ einer mir Dur(§ «^errn äJicente ®alöÄ gugefümme=
nen 9loti} aber befinbet jtc^ ein alter ^ru(f ba&on in ber ^ibliot^ef
bed ^. ^gu|)in :Duran ju SO'^abrib.
»') 53ergleic^e oben Slnmerfung **).
S7a) Tragedia de la castidad de Lucrecia, agora nuevamente '■
compuesta eo metro por Juao Pastor, natural de la vilia de
xMorata, en la cual se iotroduceo las personas siguientes. El
rey Tarquino, su hijo Sexto Tarquino, un negro suyo, Colatino
duque de Colacia, Lucrecia su muger, un bobo criado suyo,
@(fc^. D. 8it. in (Span. i. »D. 14
^i'
— 210 -
?l(tertl)um ganj in ber SBoIWmanier, iubem er jmi|1d^eit
We crnfien Partien grobe ©pdpe eine6 Sieger^ imb eineö
narrifc^en SSebienten mengte. @ine im 3^^te 1521 erf d^ic*
nene ßomöbie "oon unbefanntem 9Serfaffer (la Seraflna) 37»»)
jeigt, tt)ie bie (Selefiina and) auf bic Sii^nenbi^tiiug (Sin^
Pu^ übte ; benn bap ber 93erfafier biefeö SJorbilb üor Slugen
l^atte, jugteic^ aber nad^ bramatifd^er Mrje uub ©ebrun-
genl^eit ftrebte, ift nnt)erfenubar.
(5l)rifloüalbe (SaftiUejo, einer ber begabtejten Si;^
rifer feiner ^üt, eifriger 93ert()eibiger beö alten 9?ationa(fti;W
gegen bie burc^ S3o^can eiugefütjrten Steuerungen, tjerfuc^uc
flcf) in feiner 3ugenb aud) in ber bramatifc^en ^Joefte/ aber,
tt)ie eö fc!6eint, ol)ne entfc^iebnen (§rfo(g. 9Zur einö feiner
(Bä)au\pkU (bie mit SBa^rfdjeinlic^feit in bic 3eit t)on
1520-1530 gefegt iverben) ift, ^anbfc^riftlic^ in ber ^u
bliotl^ef M ßöcuriaf aufbewal^rt, auf une gefommen; 9lud^
ol^ne biefe Farsa de la Costanza gelefen ju l)aben, barf
man auf ®runb beö Sfu^jugö bat)on bei äWoratin getroft
baö Urtl^eil au^fpred^en, baf if)r ein^igeö aSerbienft in einer
flie^enben SBerftfication (auf bie ftd^ SaßiHejo meif!erl)aft
ijerfianb) unb in glüdlirfer ^omif im ©njelnen beftehen
fann. 2)enn bie |)anblung, tt>ie jtt)ei Sl^emanner i^re
•
grauen, mit benen fie in bejiänbigem 3^nf leben, auötau^
fd^en, ifi burd^auö ro^ erfunben nnb olbne eine ^pux t)on
eigentlich bramatifd^er Som}).ofltiott burd^gefu^rt. 33ebeu-
Espurio, Lucrecio padre de Lucrecia, Junio Bruto y Publio Va-
lerio parientes de Colatino. 4o. o^nc Eingabe be^ JDrurfortö.
©ot^ifd^e Settern.
"^) Comedia nuevamente compuesta, llamada Serafioa.
JDieff0 in ^rofa gefcftriebene @tü(f iß mit einem anderen öerjificirten,
La Hipolita, jufammengebrucft. Valencia, por Jorge Costilla, 1521.
- 211 —
tenben ©nflu^ auf ba^ fpanifc^e ©d^aufpiel fd^eint biefcr
35ictiter uberl)au^)t nid^t geübt ju fiaben; aud& war feine
tl^eatralifc^e 8aufbal)n nur furj, ba er ben ^rinjen gerbi^^
nanb, Sruber Sarra V., f*on fru^ m^ 2)eutfd^tanb be^
gleitete, unb l^ier, wo eö i^m an SBerantaffung iu fernerer
Uebung feinet Xaleni^ feWen ntufte, ben größten Jl^eil
feineö fpätern Sebenö jubradbte.
2Benn man Die 3lo^t)eit unb 3öfl^ffojftgfeit in*^ Slugc
fa§t, tt>el(^e im 3n()alt unb S^on ber meijien ©d^aufpiele
biefer 3Ht l^errfc^t, fo fann man eö nur bißigen, ba^ bie
(Sorten öon SiaDaboIib im Safere 1548 barauf antrugen,
t)a^ ber ÜDrucf Don unanftänbigen unb ftttentofen ^offeii
verboten werben moci^te. (Peticion 14!>'0
(Sin über bie auf ben legten Seiten erwdfenten ©türfe
gu faüeubeö ®efammturtf)eit lann überhaupt nid&t eben
gunflig lauten. 8(rmutfe an ßrfinbung, 9Äange( eine6
Ytjaferfeaft bramatifcften Sntwurfö, groper |)attg ju 9lofe^
feeiten unb 3^>>^ibeutigfeiten unb gaujlidfee^ gel)len aller
^oefle finb ju l^ert>orfteci^eube ©d^attenfeiten aller biefer
aSerfu<$e, alö ba§ it)re tfeeilweifen SSor^üge, 2Bi$, fliepenbe
Diction unb guter 25er6bau bagegen fc^wer in bie 2Bag^
fd^ale fallen fonnten. Slirgenbö begegnet man auc^ nur
einer ©cene, bie nic^t felbft neben ben fcfeledfeteften beö
@il Sicente unb be6 Zottel 9iaf)arro in (B(^atkn träte.
2)aö »abre ß^'^^I^^r ber bramatifc^en ^oejle, ba6
überall er|i anbred^en fann, tomn flc^ @))if nnb S^rif öoll^
fommen bnrc^gebilbet \)aUn, war für ©))anien noc^ nid^t.
gefommen; fein !Dramatifer war befähigt ober firebte, feine
ffiunft auf biefelbe ^o\)c ber SSoßenbung jn feeben, bie
3^)^can; ®arcilafö nnb^^errera ber l^rifc^en ^oefie gaben;
14*
— 212 -
unb fo fiel^en ®it SBice nte unb Zoxxe^ 9?aI)arro aia einjelnc
^l)änomcne in einer i{)rer untt)ürt)igen Umgebung; inbep
fonnen ani) fte im SSergleic!^* ju im genannten S^rifern nur
für 2){d^ter att)eiten 9iange« gelten.
Dem (Sinwanb, baö aSor^anbne fei nur ein Jl^eit beö
üorl^anben ®en)efenen unb fonne fein Urtl^eit über ben ia^
maligen 3uPönb beö @d^auf^)iel^ im 3(ügemeinen begrün^
ben, barf fein gro^e^ Oewid^t beigelegt tt)erben; benn wenn
fein erfter Saft auc^ rid^tig ift, inbem bie Snbiceö ber 3n^
quifttion mehrere noc!^ t)or 1550 gebrucfte, aber in golge
biefe^ SSerbotd gänjlid^ t)erfc^wunbene ©turfe öerjeid^nen, 37b)
*'b) Q^ ftnb bied fo(genbr: Comedia llaniada Orfea, dirigida
al muy ilustre y magnifico seiior D. Pedro de Arellano, conde
de Aguilar (1534). Comedia llaroada Fidea, compuesta por
Francisco de las Navas (1535). Farsa llamada Custodia. Farsa
de los enainorados. Farsa llamada Josefina.
5lu§crbem h>fi§ man noäi \)on folgenbcn ©tiidfcn biefcc 3eit,
\otl^t oufjufinbcn mir inbeffen ni^t gelungen ifl: Farsa sobre
el matrimonlo para representarse en bodas, en la cualseintro-
ducen ud pastor y su muger y su hija Mencia desposada, un
fraile y un Maestro de quebraduras — Medina delCampo, 1530.
Farsa llamada Cornelia, en la cual se introducen las per-
sona« siguientes: un pastor Uamado Benito, y otro llamado
Anton, y un rufian llamado Pandulfo, y una muger llamada
Cornelia, y un escudero su enamorado, donde hay cosas bien
apacibles para oir: liecha por Andres Prado, estudiante. Medina
del Campo, por Juan Godinez de Millis, atio de 1537.
Coloquio. En las presentes coplas se trata como una her-
mosa doncella andando perdida por una montatia encontro un
pastor, el cual vista su gentileza se enamorö de ella, y con
sus pastoriles razones la requiriö de amores, A cuya recuesta
ella no quiso consentir, y despues viene un salvage a ellos, y
todos tres se conciertan de ir k una ermita que alli cerca
- 213 —
itnb unftrcitig xxod) 'oiel me^r, toa^ Uojß l^anbfd^riftlid^ im
Umtauf tt)ar, untergegangen ifi, fo burfte bod^ faum anju*
net^men fein, ba^ gerabe bae ffiorjuglid^fte ftd^ unter ber
5Waffe beö Verlorenen beftnbe,
2Biß man auc^ noä) auö Sußerlid^en ©rflnben ju
erHaren fud^en, m^f^alb baö 2)rama biefer 3eit auf fo un«^
tergeorbneter Stufe ftel^en 6(ieb, fo ftnb fold^e leicht in
ben 93er^dltniffen beö bamaligen Spanien^ au entberfen.
2)ie 9?ation war üon ben gett)altigen Zf)aUn unb 3(nftren^
gungen, burd) bie fte ftd^ an bie ©^ifte ber (Suropäifc^en
aSoIfer gefietrt l^atte, noc^ ju fe^r aufgeregt, um [\ä) mit
©el^aglid^feit bem ©enujfe ber errungenen ©uter l^ingeben
JU fonnen. 3^r fel^Ite nod^ jene SRu^e unb ©tätigfeit,
wld^e jum ©ebei^en ber bramatifd^en Äunji erforbert
wirb. Sluc^ \)aiU fxä) baö fpanifd^e geben nod^ in feinem
9)?ittelpunfte concentrirt, in bem bie 9?ationaIbü^ne ftd^
l)citte firiren fonnen, @inje(ne reiche unb beöolferte Stäbte
waren alferbiugö t)orl^anben, unb gerabe in ben bebeutenb^
ften Don biefen, in 93alencia unb Sevilla, Werben wir aud^
baö3:^eater am früf)ften einen l^6l)eren Sluffd^wuug nel^men
fef)en; aßein jie ftanben bod& mel)r ifolirt, M ^au^torte
t)on ^oüinjen, nid^t alö (Sentrum M ganjen ?anbe^ ba. —
gerner vergönnte ba6 unftate Seben ßarr^ V., ber feinen
|)ofl&aIt nie auf längere ^ext in Spanien firirte, ber ©c^au-
fpielfunft feinen ber Sortl^eite, bie fte au^ einer Segünfti^
guug üon oben l^er jief)en fann. SBenn bie Umgebungen
beö S'aiferö, meift auö Slu^lanbern befiel^enb, ftd^ bisweilen
bei feftlid^en Slnlöffen an bramatifd^en Unterhaltungen er^
Cfitaba a hacer oracioo a nuestra Seiiora. Yistas y exainioa-
das, y con liceucia impresas en Valladolid ano de 1540.
- 214 ~
flogen moBteit, fo tt^urben ju biefem ^wede Stucfe in
frembcn (Bpxadjen genjä^lt; tt>ie man bemi, nac^ bcm S3e-
rid^t ber ©efdbid^tfc^reiber, im 3öl)re 1548 bei bcr SSer-
mä^Iungöfeier bcr Snfantin SKaria mit bem (Srjl)erjo9
SRarimilian am ^ofc ju SSallabolib eine ßomobie t)on
Slrioft aufführte ^s).
Sin ber JReil^enfüIge ber öorl^in ern>a]bwten ©tücfe ifi'
leidet erfennbar, inie fel^r [xä) bie balb nac^ 1520 tt>af)X^
ne^mbare retrogabe S3ett)egung in bcr fpauifd^en Sd^au^
fpiellitcratur gegen bie SKitte beö 3at)rf)unbertö bef^Ieunigt.
2)aö um 1545 erfolgte aSerbot ber ^ropalabia fonnte jum
aSerfaK ber Jl^eater nur nocfe mel^r beitragen. Sei biefem
3ufianb mu^tc benn jebe Seiftung im bramatifd^en gac&,
bie jid^ nur einigermaßen über bie Srbärmlid^feit ber ub^
rigen erl)ob, dpodfe maiim ; unb tt>o\)l nur burc^ bie bar^
gelegten Umftanbe (unter beuen bie Unterbrudfung 'oon
3!orreö 9?abarro'ei 2Bcrfen einer ber tt)id^tigfien ift) erflärt
eö ftd^ , tt>ie ein SKann tjon fel)r befc^ränften poetifd^en
®aben , ber um bie SRitte beö Sa^r^unbert^ alö ©c^au^
fpielbld^ter auftrat, ungett)of)nlid^e^ Sluffe^en erregen fonnte
2Bir reben t)on
einem ^anbwerfer qu^ ©eüilfa, ber, t)on einer untviberftef)^
lid^en Steigung jur Sd^aufpielfunft getrieben, unter eine
*») Saodoval, Historia de Carlos V. — Calvete, viaje del
principe D. Felipe.
**) Hijos de Sevilla ilustres en Santidad, Letras, Armas,
Artes ö Dignidad, por D. Fermin Araoa de Varflora. Sevilla,
1791.
— 215 —
(Som6btautentru^))e ging, bei ber er nicht aüein alö 9Kitft)ic^
(er, fonberii ^uglei^ alö ©c^aufpietbic^ter t^ätig war. !Da^
®eburtöjal)r bicfe^ t^ielgenaimten 9Ranneö ifi wnbefannt;
ber 3^itpunft feinet erften aiuftreteu^ tt)irb »on 9Roratin,
beni bei fetner fonftigen ®ett)rffenl^aftigfeit zugetraut tt)er^
ben barf, ba^ er auci) l)ier aud giiten QueDfen gefd^öpft
tiabe, iii ba6 3al)r 1544 gefegt. 5Raci&bem 8o))e be Slueba
fic^ burd^ fein ungett)ol)nnc^e^ 2)arfieDfnng^taIent jnmSSor^
ftel)er ber Sru))^)e aufgefc^njnngen nub längere ^eit unter
afifgemeinem SSeifatl in feiner a?aterftabt gefpiett \)atte, trat
er eine SBanberung burd^ baö übrige Spanien an. 3m
Saläre J558 ftnben mir il&n inSegoöia, tt>o bie geftlicfcfeiten
jur ©nn)eil}ung ber neuen (Satfjebrale eine grof e SWenfc^en^
menge unb fomit ein jal^Ireici^e^ ^ublifum für feine 2)ar^
fteffungen ijerfnmmelt \)atkn *^). SBä^renb ber nad^ftfol^
genben 3a^re fc^eint er bie umliegenben <Stäbte burd^jogen
ju ^aben. . SBenn S(ntonio ißerej erjal)(t, et l)abe il)n am
liofe fpielen fe^en ^i), fo ift jweifel^aft, ob »attabolib
ober SKabrib, bie ^eit t)or ober nad^ 1560 gemeint fei ^2).
Ueber ba6 miUxe geben beö ?ope be 9lueba gebrid^t
e^ an 9?ad^rid^ten. 9Wan h)ei^ nur, ba^ er t)or 1567, in
«0) Diego de ColmeDares, HiRtoria de Segovia, Cap. 41
pag. 516.
**) Cartas de Antonio Perez. Paris, 1684. pag. 151. — Se-
gundas cortas, pag. 186.
") ^ag ber M -^^in^j^?'« II. fic^ im Saläre 1560 in 3Wabnb
ftrirte, bcj^euften Herrera, UisCoria gen. del mundo, L. 7. c. IS unb
Cabrera, Hist. de Felipe II. L. V. c. 9 unb 17. — ^iernac^ ftnO
bie fatfc^en Angaben bei Quintana, Grandezas de Madrid, L. 3.
c. 25 unb bei Pellicer, Tratado hist. etc. P. I. pag. 40. ju be;
richtigen.
- 216 -
tt)eld^em 3a^re juerfi einige feiner Suftfpiele im Dnirf er^
fctiienen, ju Sorbpöa geftorben ift, voo er in ber ^a\\ptUxci)e
jwifc^en ben beiben (Sporen beigefe^t würbe ^).
2)er 9iul)m, bejfen itd^ biefcr auögejeid^nete itnb be^
rühmte SKann, h)ie il^n Seröante^ nennt, bei feinen 3^^*-
genoffen erfreute, i^at i^n in ber 3lrt überlebt, ba^ er nadb
unb naä) bie ßeiftun^en feiner Vorgänger ganj in 93er^
geffettf)eit jurüdbrdngte» Unb fo erfldren bie ©c^riftfteßer
ber fotgenben (Generation beu iope be SÄueba balb für ben
erjien (Srftnber ber fpanifd^en ßomobie^^)/ balb n>enigftend
für ben, ber bie ©c^aufpielfunft juerft über ben Stanbpunft
ber Äinb^eit ^inauögebrad^t l^abe ^^\ Unter welchen Umftdn^
ben biefe SWeinungen allein entftel^en fonnten, ift oben ange^
beutet tt)orben, mo bie erftc berfelben bereite if)re (Srlebi*
gung gefunben l)at. Der jweiten fann man i)ielleicbt in^
fofern Oültigfeit jugeftel^en, alö fie nur bie Ämift ber du^
^ern Darftellung im Sinne ^at. !Denn bie Seiftungen be6
©c^auf^ieterö ßope be JRueba fc^einen, aKen Se^gniffen ju
• »
*•) Cervantes, ProL a las Com. — IT^iefe« ©rabmal ijl . \x>ie
fo ))tele foßbare S)touumente ber (Sat^fbrate von (Sorbova, tu beu
35erwujiiingen , bie baö ©e^aubc ft>äter erlitten fjai, fvurto« öcr-
fc^n^unben. <B. ben Indicador Cordobes por 1). Luis Maria Rh-
mireK y las Casas-Ueza. Cordoba, 1837. ®. 168.
«M Comedins de Lope de Vega, Parte XIII , Prologo. Las
Comedias no soo mas aotiguas que Rueda, a quiea oyeron
nuichos que hoy viven. — Parte XX. Dedicjicion de Virtud po-
breza y muger. En Espaüa no se guarda el arte yh no por
ignorancia, pues sus primeros inventores Rueda y Navarro le
guardavan, que apenas ba ochenta afios que passarou, sino por
seguir el estilo mal introduzido de los que les sucedieron.
*») @. bie tociter unten angefüljrten ^teUen bc« ßeroante« wn&
Stgußin be 9ioja«.
- 217 —
%oIqc, in ber Jltjat ctwaö Slu^erorbentlic^eö imb in Spa^
nien nie jut)or ©efe^eneö gcwefen ju fein, unb mögen ju
einer f)'6^exn Sluöbilbung ber 9Jilmif unb ber fcenifcben
Äunft bie erfte Slnregung gegeben l^aben. 3n ganj anbe^
rem Sid^te bagegen erfd^einen bie SBerfe beö ÜDid^terö;
benn biefe fann bie unbefangene Äritif, h)ie mand^en aSor^
jug t>ox ben elenben Stücfen, bie jule^t befproc^en würben,
fie il)nen aui) einräumen mag, an poetifd^em ®el)alt nur
tief unter , an Äunft ber bramatifd^en ©eftaltung ttjenig^^
ftenö nid^t über bie beö ®il SSicente unb be^ Sorre^ 5Ra^
^arro jieKen. Unb fo fommt ?o^e be 9iueba in eine felt^
fame Stellung; er barf mit Slücffic^t auf ben Umftanb,
ba§ ba^ Jl)eater feiner 3^it öon neuem in ben B^fianb ber
Äinbf)eit jurucfgefunfen toax, ein gorberer beö fpanifcfcen
®d^auf^)iel^ genannt tt)erben, ba6 boc^ in i^m, fobalb man.
i^n.mit feinen trefflid^en SSorgangern in SSergleid^ bringt,
alö nur SRudffc^ritte mad^enb erfc^eint.
Die bramatifc^en Slrbeiten biefe^ 2)ic^ter6, in fo t^eit
fie burd^ benl)rucf literarifd^ aufbe\t)al^rt jinb^<^), jerfallen
**) Las primeras dos elegantes y graciosas Comediaiä del
exeelente Poeta y Representaote Lope de Rueda, sacadas a luz
por Juan de Timoneda: estas son Comedia Eufemia, Ct)media
Arnielina. Valencia, 1567. Sevilla, 1576.
Las seg\indas dos Comedias de Lope de Rueda: Comedia
de los Engaiios, y Comedia Medora. ib.
Los coloquios pastoriles de muy agraxiada y apacibleprosa
por el excelenle poeta y gracioso Representante Lope de Rueda :
son el coloquio de Timbria y el coloquio de Camila. ib.
Compendio llamado el Deleytoso, en el cual se contienen
muchos pasos graciosos del exeelente poeta y gracioso repre-
sentante Lope de Rueda para poner en principios y entre me~
dios de coloquios y comedias. Recopilados por Juan de Timo-
neda. Logrono, 1588.
, - 218 -
in brei ßlaffc« : (Somöbieii, ^aftoralgefprärf^e unb focjcnauute
$afo^. 3n allen bicfen ©turfen jeigt ftd^ ber SSerfaffer
afö 9Kann üon offnem Sinn unb Harem 33licf für bie @r^
fd^eUiungen be^ Seben6, bie er treu unb in anjiel)enber
Statürlic^feit bar^uftellen vt)ei^, aber »on fel)r geringer
2)f(6tergate. 2)al^er ift er uberaK ba am glurflid^fien, wo
er, ftc^ in ber feinem J!a(ent angemeffenften ©pt)are beme^
genb, bie gemeine 2BirfIic^feit in ber ©prad^e be^ gewöhn-
Hd^en ?eben6 fd^ilbert. 3n biefem befc^ränften Greife fonnte
er mit feiner fcf}arfen 33eobarf)tung^gabe, feiner Saune unb
©it^alfl^eit fel^r ju feinem 9Sürtl)eiI auftreten; l^ier fiortfeiu
ßonflict jiDifc^en Stoff unb Sel^anblung, unb ber S[u6bru(f
ift bem ®egenftanbe üoOfommen angemeffen. 35ie melfte
Sefriebigung gemd^)ren bal)er feine ^afoö, @o namlicti
nannte er eine S(rt öon Keinen burle^fen Stielen, bie er
t)or bem S5eginn ber großem ©tücfe, ober jwifc^en ben
SJbt^eilungen berfflben aufjufüliren pflegte^ bie Entremeses
ber bamaligen 3rit. 9?id^tö fann ber Slnlage nad^ einfacl}er
unb funftlofer fein, alö ein fold^er ^afo; ber geringfügigste
SSorfatl, irgenb ein SWoment au^ bem aHtaglid^en treiben,
»orndmlic^ ber untern 93olKc(affen, gibt if)m ^inreic^enben
Stoffj aber baö OiXi jtd^ tjollig Unbebeutenbe h)irb burc^
bie 9?ait)etat unb 9?aturtreue ber 2)arfteltung , burd^ man^
dben ßrgu^ ber l^eiterften ?aune fo anjiel)enb gemacht, wie
eö nur einem für biefe ©attung befonber6 berufenen ge^?
lingen fonnte. — golgenbeö ftnb bie aupern llmriffe Don
einigen btefer $afoö. 3)er SSauer S^orubio fommt nad^
|)aufe unb erjal^tt, er l)abe z\>tx^. einen Delbaum ge^jflanjt;
feine grau, ?lgueba, meint, in fed^ö ober fieben 3al)ren
Werbe ber Saum fd^on öier bii^ fünf ©c^effel D(it)en tra-
- 219 —
gen; mit ben Sd^ö^Iingen aber fonne eine gauje $flan^
jung angelegt mxien ; bann tröffe jte bie Dli'ocn fammeln,
ber 90?ann foKe jte auf bem (§fel ju 9Rarft bringen, nnb
SKenctgnela fte t)erfaufen. 9?un aber entfielet ein ©treit
jtt)ifd^eu bem ß^c^jaar; Sfgueba tt)iff ben Scheffel nic^tun*
ter jtt>ei 9iea(en t)erfaiift triffen; Sorubio aber meint, öier-
jet)n biö fünfjel^n geller feien genug. 9}?encigue(a erMtt
abtt)edbfe(nb t)om SSater unb »ori ber Siutter i^efei&le über
ben $rei^, ben fte für bie fiinftigen Dliöen forbern foUe,
itnb t)erff)ricbt jebem t)on ibnen ©el^orfam. |)ierburc^ jicl)t
fte fic6 benn ben 3«>i^tt "oon beiben ju, ber ftcb in Sd^im^fen
unb 90?i§f)anblungen gegen fte auö(a§t. 2)a berSarm im-
mer arger tt)irb; fommt ein ^ad)hax l)erbei, um ju fe^en,
tt)aö e^ gebe ; er erfunbigt fidb nad^ ber Urfad^e beö ©treit^,
prt, ba^ e^ ftdb um ben $rei6 t»on Dliüen l^anble, bie
erji nad^ t^ielen S^^t'en h)ac^fen foffen, unb fud^t ben lä^
dbertid^en ^tt>\\i beizulegen. — (Sin anberer ^afo ftefft
einen luftigen Streich jn)eier ®auner bar. SDienbrugo, ein
ginfaltapinfel, tragt eine ©ct^üffel mit (Sffen nad^ bem ®e*
fangnip, in bem feine grau gefangen ft^t; ba begegne.n
ibm bie beiben ®auner, fnupfen ein ®efprad& mit if)m an
unb fprec^en unter anbern t>on bem ©c^Iarafenlanbe.
SKenbrugo bege{)rt mel^r baöon ju h)iffen, fe^t ftc^ auf bie
@rbe l&iri unb ^ort mit ©rftaunen t)on bem Sanbe erjäl^len,
tt>o bie glüffe t)on 9Äilc^, bie SSrüdEen t)on SSutterbrob, bie
9?äume 'oon ©d^infen jinb, bemerft aber nidbt, baf bießr^''
Javier ftd^ unterbeffen feiner 6d^üjfel mit (äffen bemäd^ti*
gen. — 3n einem britten biefer Reinen ©tüdfe n)irb fel^r
ergo^Ud) gefd^ilbert, wie eine liftige grau i^ren einfaltigen
Seemann fo^)j>t. ©ie \)at einen ©tubenten, ben jie für
- 220 —
i^)ren SSetter ausgibt, in'^ ^auö genommen unb fteöt ft(^
franf, um f\d) ungeftörter mit i^m t^ergnugen ju fönnen;
ia mnjß benn ber arme 3Kann in einem fort jum Slrjt
gelten unb bie t)on btefem t^erfd^riebene SWebicin felbjl ein^
nehmen, weil bie grau ^erftcl^ert, ba^ ftc nur bann bie ge^
tt>ünfc()te SBirfung f^aUn werbe, S((ö bie ®attin enMic^
jur großen greube i^re^ järtllc^en &cmai)l^ n)ieberl^erge:^
fielft ift, ge^t fie bat)on, um ein neuntagigeö ©efcet ju
öerrid^ten, baö fte einem ^eiligen für ben gall il^rer @e^
nefung gelobt l^abe, la^t fic^ aber mMiS) öon bem ©tu-
beuten ju blefer frommen ^anblung geleiten.
©el^r ju rutjmen ift bie meifterl)afte Sel^anblung ber
^rofa in allen biefen ^afoö ; bie ju fold^er geic{)tigfeit unb
naturlid^en (Sfegauj ^atte eö fetbft bie geleftina nid^t ge^
brad^t. SBeniger gelangen bem 8ope be 9lueba in biefer
Sejiel^ung bie Stücfe t)on auögebel)nterem ^lan, für tt>eld^e
er burd^gangig biefelbe gorm beibel^ieltj benn l^ier üerfdDt
feine epraci&e, fo oft fte nad^ l)o^erer Slu^brucfött>eife ftrebt,
nur JU leidet in'^ @c^n)ülftige unb ©efd^raubte.
(Srioagt man, tt)ie tjielfad^e unb für bie bramatifc!^e
JRebe fo ^oc^fi geeignete metrifd^e (Sombinationen Me fpa^
nifd^e Sprad^e barbietet, unb tt)ie glüdflic^ biefelben tl^etl^
Weife fd^on angewanbt waren, fo wirb man überl^au^jt bad
Sfufgeben ber SSerfification wo^l nur für jene Heineren ^ar^
fteltungen auö bem SlBtagöleben gutfjei^en fonnen, bagegen
bie Slnwenbung ber ^rofa für Sd^aufpiele, bie ju einer
Isolieren unb poetifd^eren Gattung gel^oren wollen, aW
einen wefenttid^en SÄipgriff bejeid^nen muffen. Die Äritifer
einer gewiffen gractiou freili^ bebauern, ba^ baö 2)rama
nietet für immer bie befc^räufte , tjon 8ope De 3lueba in
— 221 -
©aug gcbrad^te, Somi beibel()a(teu l^abe; tt>ix bagegen fon^
neu ba^ ®Iü(f nur ^)reifen, tt)el^ed baö franifc^e 2:^eater
öor biefem ©c^irffat bewal^rt ^at, unb glauben, e^ bert
fpatern Dicfiterti alö nid^t geringe^ SJerbienft anrechnen ju
muffen, ba^ jie ben 93crö mit feinen reid^en unb njed^feln^
ben SRobuIationen it)ieber bem ©d^aufpiel üinbieirten.
2Bie gering baö bem 8ope be SRueba juget^eilte bicfi^
terifci^e aSermogen war, gibt jid^ benn bei feinen Somo^
bien unb @c^dferfj>telen, au^er in bem gerügten Uebelftanbe,
üuc^ in ber 5(rmutl^ feiner ßrftubung unb in bem SÄangel
einer poetifd^en 2)urd^bringung feiner ©toffe ju erfennen.
2)ie gaben ber SSerwidfelung, an it)eld^e bie ^anbhmg ge^
fnü))ft ift, ftnb faft in alten biefen <BtMen im ®runbe bie
namlid^en, unb man fann jie nid^t eben fein gef^onnen
nennen. Unb baö SÄangel^afte ber ^rfinbung erfd^eint bei
iope be JRueba meift in feiner ganjen 33(ö^e , n)eil er eö
tt)eber burc^ ben ®(anj ber I)arfteHung ju tjerbedfen, noc^
burd^ bi^terifd^e Sd^onl^eiten im (Sin^etnen bafur ßrfa^ ju
geben tt)eip. @ut aufgeführte burie^fe ©cenen nac^ Slrt berer,
it)eld^e bie ^afoö bilben, tt)erben alterbing^ audb in ben
größeren ©tiüdfen ni d^t t)ermi^tj aKein fte ftel^en grof ten^
tl)ei{ö in ju lofer SSerbinbung mit ber .^au^tf)anblung, um
für wefentlic^e SSefianbtl^eile berfelben gelten ju fönnen.
!i)ied iji fo fel)r ber gaß, ba^ man fte op obne t)iele SKül)e
unb ol^ne ben 3wfammen^ang be^ (Sanjen ju jerfioren,
auö bem einen ©tüdfe in baö anbere \^kben fönnte, — ein
aSerfa^ren, baö man auf ben ^x(i)ntn tt>ixtü6) angewanbt
JU l^aben fd^eint ^'^^^
*») ©. in ben alten SluiSgaBcn be« ^o\>e be !Äueba bie Tabla
de los Pasos graciosos que se pueden sacar de las presentes
comedias y coloquios y poner en ofcras obras.
— 222 -
aJon ©fiten be6 Sßlan^ unb ber (5oittpofttion beft^en
bie Comedia de los Engauos ittib bie Eiifemia bebeu^'
tenbe SSorjuge t)or ben übrigen Seiftungeii unfereö !Dfci^ter^»
2)er ®rimb l)terüon liegt in bemUmftanb, ba^ biefeStörfe
ben Srfinbungen Italienifc^er SftoüeKiften folgen; ber I)ra^
matifer l)at babei nur geringe^ SSerbienfl, inbem er ftd^
wenig SWü^e gegeben I)at, bie gen)a()lten Stoffe naä) ben
SSebingungen feiner Äunft umjugeftalten. 2)ie ^aubluug
in ber Comedia de los Eiiganos berut)t auf berfelbcn
Stoüelle beö 33anbello, W)eld^e ©f^affpeare'^ Twelfth uight
unb ber f^ateren, bem ßdberon jugefc^riebenen Somöbie
La Espanola eu Florencia ju @runbe liegt. (Novelle dl
Bandello. Lucca, 1554 Tom. II, Nov. 36. pag. 212.)
!i)iefe SrjciWung eignete ftd^ allerbingö ganj befonberö für
bramatifd^e 33el)anblurtg. iopc be 9iueba aber t)at bie &x^
finbung, W)ie ein junget ÜRdbd^en SJidnnerHeibung annimmt,
um 3wiefpaft jwifd^en i^ren abtrünnigen ©afan unb beffen
neue (beliebte ju fden, nid^t geJ)6rig ausgebeutet; wie inte^
reffante Situationen fid^ auö biefer 3ntrigue entf))innen
liefen, foHte erft fpater S^irfo be SÄoIina auf 5 glanjenbfle
s
geigen. 3Wet)r tjerweift unfer 5)idöter auf ben 9Sern)irrun^
gen, bie auö ber Sle^nlid^fett biefeö SKab^enS mit i^rem
SSruber entfiel^enj unb biefeö 9Rotit) gibt i^m ju einigen
beluftigenben ©cenen Sfntaf, ju benen auper ber SioöeKe
beS SanbeHo aud& nod^ bie 9Rendd^men beö ^lautuö ein*
jelne ^n^e ]^ergeliel)en l^aben.
2)er SSerfauf beö ©anjen ifl, wie folgt: SSirgimo, ein
romifd^er 93ürger, t)at bei ber ßrftürmung t)Ott 9iom burd&
ben Sonnetable üon Soürbon feinen ©ol^n gabrido öer*
loren, unb ftd^ \päUx mit feiner S^od^ter Selia , ber 3^^^
— 223 -
liugöfd^iveftcr M SSerloreuen, nacf) SRobena begeßen. ^ier
fuupft bie Untere ein Sicbeö))erf)ältni^ mit einem gemijfen
gauro an, ber fte inbeffen binnen Siirjem n^anfclmütbig
t)erläpt unb ficb einer anberen !Dame, 9?amen^ Slaüela,
jun^enbet Um Die ndmlic{)e 3^dt reift 93irginio in (3e^
fd^aftett nac^ diom unb lä^t [eine S^od^ter in einem ^lofter
jnrncfj biefe aber entfliegt if^rem 2lufentl)aItöort unb tritt,
al^ $age Derfleibet, in bie !Dienfte i^reö tr^nfofen Sieb^
l)aberö, um Uneinigfeit jtt)ifd}en it)m unb ©at^ela ju er^
regen. Unterbeffen langt ber »ertoren geglaubte gabricio
au6 9lom an, unb ftiftet, ba er feiner 3tt:*iUi^g^f^^^^ft^»^
3um 93ern)ed&feln a()nlid^ fie^t, ben Unfrieben, ben biefe
\t>ünfc^t ) ßlaüela ndmlid^ l^at ben Sauro nie geliebt, tDol)I
aber it)r Singe auf ben t)orgeb(id^en $agen gett)orfen, unb
ifl bal)er fe^r glüdflic^, al6 il)r gabricio feine |)anb axx^
trägt, tt)orauf Sauro. ju ber früheren ©eliebten, tt)elc^e i^re
SSerfleibung abgelegt f)at, jurucffe^rt.
2)ie 2}ent)icfelung in ber Comedia Eufemia l^at mit
ber in Soccaccio'ö ©efcftid^te t)on S3ernabo unb 5{mbro*
giuolo (I)ecam. S^ag 2. 5Rot). 9), bie auc^ üon ©f)affpeare
im ß^mbeüne benu^t W)urbe, auffaßenbe Sle^nlid^feit. aSer^?
mut^fic^ iebod^ folgte iopc be 9iueba nic^t birect biefer,
fonbern einer anbern il^r nad^geal^mten (grad^Iungj benn
auö ber ganjen gaffung be^ ©türf^ fc^eint I)ert)orjuge^en,
ba^ eö ftc^ ©d^ritt für Schritt einer 9?o»eD(e anfc^fie^t.
2)er3nt)alt ift in fummarifd^em Slbri^ folgenber: geonarbo,
S3ruber ber Sufemia , nimmt t)on legterer Slbfd^ieb , um in
ber grembe fein ®lüdE ju fud^en; er wenbet ftd^ fobann
na^ aSalencia , wo er in bte !Dienfte beö ^rinjen SSaliano
tritt. 2)a er in ben ©efprddben mit feinem |)errn bie
— 224 -
6c^6nl)eit unb !lugcnbt)afti9feit feiner ©d^mefter ungemein
rö^mt, fo entfc^Iie^t ftd^ ber ^rinj, (Sufemfen ju fi^
fommen gu laffen, um ficfc mit x\)x ju tJermal^Ien. 3)er
!Diener , meldtet ju biefem 3^^*^ abgefanbt wirb , ifl in*
bejfen auf bie @unfi , bie fein ^cxx bem ?eonarbo fd^enft,
neibifd^ unb jeigt bei feiner SRüdEfnnft , um Sufemia'd Slufe
JU fd^aben , einige »^aare üor , bie er auö einem SKutter*^
male , m\6)e^ fie auf ber einen ©d^ufter l^aben foll , ge*
jogen ju ^aben bef)auptet 2)er^rinj \x>ixi J^ierüber gegen
8eonarbo aufgebradbt unb t)erurt^eilt tt)n, wenn er fic^
nid(|t in furjer grift ju redbtfertigen vermöge, gum Sobe.
(Sufemia, üon ber ©efal^r i()re^ 93ruberd unb i)on bereu
Urfad&e unterrid^tet , eilt nad^ SBalencia unb entlart>t beu
aSotrüger, ber nur burcö SBefted^ung i^rer ^Dienerin in ben
Seft^ ber ^aax$^ gelangt ift Seonarbo wirb fogleic^ be^
freit unb ber SSerläumber ftatt feiner ent^au^tet, ßufemia
«ber üermä^lt fld^ mit bem ^rinjen. — 2)iefe|)anblung'i|t
an ftc^ intereffant genug, um auc^ in ber wenig fünflle*
rifc^en ©eftalt, wie fte in ber gomobie t)orgefül^rt wirb,
einen gewiffen ©nbrucf nid^t ju üerfef^ten^ aber mit 93ef
bauern »ermißt man bod^ bie Erfolge , bie ein wal^rer
2)id^ter au^ i\)x l^atte jief)en fonnen.
2)ie Slrmelina ift ein ^anhex^ unb ©peftafeljlücf
öon einer ßrtrat)aganj im ^fan, bie feine l^o^e SReinung
t)on ben eignen (Srfinbungen unfere^ Sfutorö faffen lapt.
Suflo, (So\)n M ^aöcual 6reöpo, eine^ ©^miebd, ifl
burc^ au^erorbentli^e Umfiänbe afö ^nb nad^ Ungarn
gefommen unb »on einem bortigen ©ropen, Stamen^ 3}iana,
abo^)tirt worben 5 biefer SSiana aber i)at wieber feine Siod^ter
glorentina tüerloren j fte warb nad^ anbern wed^felnben @r*
- 225 —
cignlffen i>on 6orfarcn geraubt, imb in dartl^agerta Art
einen ©ruber bed ^a^cual Qxe^po tjerfouft, in beffen
i^aufe fie unter bem Flamen 9lrmeltna lebt, fßiana mad^t
in ©egleitung feinet 9lböi)tit)fol^nd eine 9leife na^ ®»>anien
unb lernt in ßartl^agena einen S^w^^r^r äw^ ©ranaba
fennen , ber iljm ben 8fufentl^aIt6ort feiner loerlomen Zoäfiex
ju ermitteln i)erft>ri(^t , unb ju biefem ^Yotd ben @ei|i ber
SWebea l^eraufbefcl^tt)ört. Unterbeffen l^at 3ufio ein Siebet*
t)erl^a(tui^ mit Slrmelina angefuüpft; aber 6redpo tt)i(I
biefe jwingen, einen ©d^ujier ju beiratl^enj baö arme
SRabd^en eilt in ber SBerjweiflung an'ö 9Reeredufer> um
fid) ju ertranfen; ba erfcfteint, gerabe jur redeten B^it, ber
©Ott SRe»>tun, fü^rt bie Unglfirftid^e nad^ |)aufe, erflärt,
baf fte bie gefud^te glorentina, 3«fio ober ber ®oi)n be^
^a^cual greöpo fei, unb l^ilft bie |)od^jeit ber ©eiben fei*
ern. — 3)iefe gabel tragt benn bei ber nfid^ternen SBeife,
wie jie loon 8ope be Slueba belj^anbelt wirb, il^re Hbge*
f(^maift]^eit erfl rec^t jur gd^au.
!Die ÜRebora wieber^olt fafi nur ben Stoff, ber
fd^on in ben Eno^anos weit glücfUd^er bel^anbelt worben
war , unb tjerbrämt i^n mit einigen f omifcben ^toi](lien^
l^anblungen, bie ber unterflen ßlajfe ber ^offenrei^erei an^'
gel^oren. 9?ur bie gigur beö ^ral^Ierö OarguHo »erbient
8ob.
3n ben Coloquios pastoriles barf man feine ^Dar^^
Teilungen au^ einer ibealen .^irtenwelt erwarten 5 fle fül^ren
i^ren SHamen nur, toeil einige unter ben l^nbelnben ^er*
fönen ©d^fifer flnb. ^m Uebrigen unterfd^eiben jidb biefe
^tMt nid^t wefentlid^ ^on ben (Somobien , nur ba^ fie fld^
nad^ ber «bfldbt be« Skrfaffer« in ilbtem ernfi^aft ge-
©efcf». b. £tt. tn ®pait. i. »b. 15
. — 226 —
meinten X1)e\l me\)x in'^ ®ebiet ber ^oejte ^oerfieigen fofften
W>tv biefer IBerfuc^ ifi bnrd^aud mi^ratl^en; gerabe bte
pat^fc^ fein foQenben 6teOen tt)ibem burd^ Sombaß unb
Unnatur an, unb nur bie niebrig^fomifd^en ^toi\ä}m^
fcenen ftnb nid^t rai^ratl^en. SJon ber gabel rined fold^en
St^äfergefprad&d einen 9(bri^ ju geben, lol^nt {id^ ntc^t
ber SWül^e. 3)ie SBertpirfelung in ben beiben auf und ge*
fontmenen (la Camila unb la Timbria) berul^t auf al^n(i(]^en
9totit>en, tt)ie n>{r fie fc^on aud ben Somöbien fentien,
unb burd^ bereu befianbige SBieberl^oIung ber !Did^ter Me
^rmutl^ feiner @rftnbungdfraft ^exx&ti)i bie 6om^o{ttion ifl
buntfd^ecfig unb i)ervt)orren im I^od^fien ®rabe.
9Jon ben öerpftcirten Sd^äferfpielen bed iope be 9lueba,
bie bei feinen 3^i^9cnojfen »orjöglid^ beliebt waren, l^t
fid^ nur ein fel^r geringer 9iefl erl^alten, namlid^ ein
Srud^flüdf, bad in ben britten $Ift ber Banlos de Argel
t>on 6ert)ante6 eingefd^altet iji, unb ein Heiner ^ialoq,
„las prendas de Araor", im ®anjen ju Wenig, um ein
Urtl^eil übet biefe ®attung begrönben ju fönnen.
8lfö eine befonbere ©igenl^eit unfere^ Dic^ter^ , We pd^
bei einem SBIidt auf feine fammtlid^en SBerfe l^eraudfleHt,
mu§ l^er^orgel^oben werben, ba^ er gewijfe gifluren ald
jiel^enbe 9lotten in baö ©c6auf^)iel eingefül^rt l&at. 3)er*
gleid^en giguren , bie ftd^ unter benfelben aOgemeinen @^a^
rafterformen in faft aKen feinen ©tüdfen wieber^^olen , flnb
ber janfföd^tige Sllte , bie gutmöt^ige unb gefd^waftige »e^
gerin , bie öerfd^miftte 3ifl^unerin unb ber 3;oI))eI ober ® n*
falt^pinfel. 3u ber Stabilität ber italienifd^en ÜRa^fen
gelangten übrigen« biefe SRotten nid^t, obgleid^ eö leicht
ifi , iftre SJerjweigungen burc^ baö fpätere fpanifd^e S)rama
JU erfennen.
— 227 —
SBer Den 8ope be SRueba ald ^ld}tet uiU) (Sd^aü^
fpieler aud& in ben 3^«9niffen feiner S^^itgenofiTen ober ber
unmittelbar folgenben ®eneration gefpiegelt fel^tn triff, ber
l^t fid^ an bie SSorrebe be^ (5en)ante^ ju ben Ocho Come-
dias y Eotremeses ju f)alten. 2)ie gemeiate ©teffe ift in
t)ielen S?ej{el&un9en fo auffcblu^reid^ unb VDic^tig, baß fte
l^ier unabgefürjt eine ©teffe loerbient. „ÄürjUd^ — erjäl^It
6ert)ante6 — befanb i(]^ mid^ in einem ^eife »ongreunben,
wo über ©d^aufpiele unb barauf bejüglic^e 3)irtge gel^anbelt
würbe } unb man untetfuc^te unb fritijlrte fte auf folc^e
SBeife, baß uac^ meiner tKeinung ber ®egenfianb nid^t treff^^
licfier befprodfien -werben tonnte. SWan unterfudbte auc^, wer
in Spanien juerft bie (5omöbie au^ ben SBinbeln genommen,
fte gehörig auögejiattet uub mit ©d^mudf unb ^ictic be^
Heibet ^abe, 3ci^^ aK ber altefie i>on benen, bie jugegen
waren, fagte : id^ l^otte, wie ic^ mid^ noc^ gar wol^l erin^
nerte, ben großen 8o^)e be SRueba, jenen an 2)arftettungd^
gäbe unb ^unfloerflanbniß audgeseid^neten Tlann, fpielen
feigen. @r war au6 @et>iffa gebürtig unb feinet ^anbwerW
ein ©olbfd^ager, b. 1^. einer »on benen , weld^e @oIb^>(atten
mad^en. @r war bewunbern^wurbig in ber @c^fifer^)oefie 5
unb in biefer ®attung Ibat ilbn Weber bamal^ nod^ fpäter
biö auf beu heutigen Za^ irgenb ©ner übertroffen» Dh^
gleid^ id^ bamal6, weil id^ nod^ ein Änabe war, fein fefied
Urtl^eil über ben SBert^ feiner SSerfe bilben fonute, fo finbe
\(S) bod^, wenn id^ einige, bie mir im ©eb&d^tniß geblieben
ftnb, in meinem ieftigen reifen Sllter wieber betradbte, bag
eö SBa^r^eit ifl, waö ic^ gefagt ^abej unb wenn e^ nid^t
bie ©ränaen biefer ffiorrebe überfc^ritte , würbe id^ einige
berfelben jur Beglaubigung biefer SBal^rl&eit l^ierl^er feften,
15*
- 228 -
H^nv ^dt biefe^ berühmten ®^)amerd lie^ fid^ ber
gan}e Wfpaxat eiited @d^aufpieIt)irector^ in einen @a(f
)>a(fen, unb bejianb au^ t>ier Sd^aferfleibern t)on meinem
^dj, mit golbnem ?eber befeftt, au6 t>ier 93arten unb ^e*
rüden unb t)iet ©d^äfetfiäben, ober fo ungefähr. 2)ie 60^
mSbfen waren ©efprac^e, fafltt>ie pflogen, jwifcöen jwei
M brei Sd^fifern unb einer Sd^aferin. SWan puftte jte
auf ober be^nte fte au^ burc^ jwei ober brei 3tt)ifdbenfpiclc,
in benen balb eine SRegerinn, balb ein JRuflan *®), balb ein
Warr ober auc^ ein SBi^ca^er loorf am j aKe biefe t)ier SloDfen
unb tto<3^ \)lele anbere ft)ielte ber genannte 8ope in ber
i^öc^flen SBortrefflid^feit unb 3?aturtt>abr^eit, bie ftd^ benfen
läßt. 3n jener 3^^ gab e^ noc^ feine aWafc^inerien ; feine
3tt)eifäm^)fe att)ifd^en 9Roren unb 6l^rijien, tt)ebcr ju gu§
noc^ JU $ferbe ; man fannte nod^ feine 8ifl«r, tod^e burd^
ein 8od^ beö ill^eaterd auö bem 5KitteIj)unft ber Srbe l^er*
)Dorfam ober l^ert>orjufommen fd^ien, unb nod^ i)iel weniger
fenften jid^ SBoIfen mit @ngeln ober Seligen t)om^immel
l^erab. !Dad 2;^eater beßanb au^ t>ier 83änfen , in'ö ©eoierte
gejieHt, unb au^ t)ier bi^ fed^6 S5rettern, bie barüber l^in*
*•) ^ied SOort bleibt am beßen unüberfe^t, ba ftc^ fein beutfc^ed
^eqm))aient fiubet, bad feinen (Sinn DoUfommen audbrücfte. ^ad
l^euttge Rufiftn ^ei§t Jtu))^ler^ bie Ueberfe^er fpanifd^er ^erfe aber,
bir t)ai Sort aud^ bei Tutoren be^ 16. unb 17. 3al^rl^unbert^ in
berfelben liBebeutung genommen baben, finb fe^r im 3rrt^um gemefen.
$(ud jQueoebod Gran Tacano, bem Rufian dichoso be^ (Srr)>ante^
unb bem Rufian Castrucho bed £i>ve Oe i^ega f<inn man lernen,
U)el(be klaffe von Ü^en^en bamald mir biefem 9{amen begeic^uet
tourbe; ein @emifc^ ))on Slaufbolben, ^pi^buben unb ^ra))o'^. IDer-
alei(ben ^augenic^tfe bitten ftc^ an einigen Orten, 2* ^* S" Sevilla
3U einer förmlichen 3nnung conflitnirt.
- 229 —
gelegt tt)urben, fo ba^ We ©ul^ne fid^ t)ier Sjxinnen ^od^
ober bie @rbe er^ob. 2)ie 2)ecoraHon beö Jl^eaterd tt)ar
ein alter 93or^ang, ber mit jtDei ©triefen t)on einer Seite
btd jur anbem gejogen tt)ar unb ba« fogenannteSlnf leibe*
jimmer bilbete, unb l&inter tt^efc^em bie SDiufifanten ftanben
unb ol)ne ©uitarre irgenb eine alte Slomanje fangen."
Tiefe ©tette barf nidbt ol^ne folgenbe Slnmerfung ge*
laffen »erben. SBa6 6en)ante^ ^ier t)on ber f^>anifc^en
S3fl]&ne berid^tet berul^t auf feinen 3w9^nberinnerungen ;
eine literarifc^e S3efanntf(6aft mit ben SBerfen M ?oj>e be
JÄueba fd^etnt er nid^t gel&abt ju l^aben. SBermut^c^ botte
er nur bie t)erftftfirten ©cbaferfpiele unb bie ^afo6 auf^
fül^ren feigen; benn nur auf biefe pajßt feine (SbÄ^afteriftif
ber bamaligen ©cbaufpiele, burd^aud nicbt auf bie Come-
dias unb bie Coloquios in $rofa mit ibrem rejdberen ^er^
fonal unb bunteren 3n]^alt. I)a§ ber S3übnena^)<)ara^ audb
bei ben festeren ©tflcfen ganj fo befd^affen gewefen fei, toie
er il^n fd^ilbert, fann fonac^ nod^ nidbt für au^gemad^t geU
ten; man iji i)ielmel^r t)erfud^t, ba^ ©egentbeit anjunel^*
men ; benn ju welcbem ^t^ed in ber Eufemia unb ben
ESnganos j. 35. bie ©cbafercojiüme bäften bienen foHen,
la^t fl(^ nidbt leidbt einfel^en j eine DarfieOung ber Arme-
lina t)oD[enb6 obne eine ettt)a6 com<)Iictrtere fcenifdbe 9Sor^
rid^tung fann faum gebadet werben.
9la(^ einer fel^r nabe tiegenben SBermutl^ung n)urbe ber
Snbalt ber hinter ber ©cene gefungenen 3lomanjen auf ber
95öbne in jiummer 8(ction bargejient. SJ^Jw'i* 9«i«m ^^^
bem 6en)antei5 fHmmt übrigen« einer feiner S^tgenoffen,
Slguflitt be9ioj[a6, überein, wenn er fagt: f,iope be 3lueba,
ein anmutbiger ®dbauf))ieler uub feiner 3eit ein großer
- 230 -
5)t(]^ter, fing an, baö ©d^aufriel iu fluten €tanb ju feften j
benn er tljtiUe e6 in ?tfte unb t)crfa^ e6 mit einem 3«^
troito (jeftt Loa genannt), tt>eld^er bie Sntriguen unb ?iebe6*
I^Snbel erflarte. S^^^fc^^w bie ernften Scenen mifc^te er
fomifc^e ein, bie man, weil jle jtt)if(]^en ben ©(i^aufpielen
aufflefül^rt n>urben, Entreroescs nannte. Unb bad $lQe^
warb in einer mel^r lujiigen afö feinen ^rofa abgemacftt.
3n ben Raufen mürbe eine fc^Iec^t gefiimmte ©uitarre ge-
fpielt, unb biefe fam nie jum SSorfd^ein, fonbern blieb \)in^
ter ber ©cene } jum S3efc^ltt5 tanjte bann ber ?ujiigmac^er,
unb alle^ Solf fperrte "oot (Srjiaunen über fold^e 2)inge
ben gWunb auf ^»)/'
!Da§ e^ ein 3rrt^um fei, wenrt unferm iope l)xex bie
@rfinbung beö 3ntroito jugefcbrieben wnrb, unb tt>em
biefe gebore, braud^t nid^t ermähnt ju werben. Sluc^ waö
über bie (gint^eilung feiner ©.d^auf<)iete in Sffte gefagt
wirb, fann nid^t unbebingt auf ©lauben ?Infi)riK6 mad^en,
benn in ben alten Slu^gaben berfelben finbet ftd^ {eine
folc^ej möglich jebod^, ba^ bie6 nur einer SSerflummelung
burd^ ben Drudt jujufdj^rdben ift.
2)a^ bie 5Ranier be« ?oj>e be SRueba bei bem grofien
©eifall, mit bem fie aufgenommen würbe, t)iele SWadbal)^
mungen l^ett?orgerufen b«be, mu§ t^ermutl^et werben; litc^
rarifd^ tfi aber nur 5Benige« baöon aufbewal^rt worben.
Kur einige ^afod m\ anonijmen SJerfaffern fönnen hiev
genannt werben. SBa^ un^ t)on naml&aften 5)ramatifern
^•) Rojas, Viage entreteuido. Madrid, 1603. Loa de la Co-
media.
- 231 —
WcferSeit aufbel^altcn i% erfd^emt jtt)ar tfieilwcffc al6 i>t>n
icncr ?JWanter tingirt, fielet aber in anbcrn ©ejje^unaen
»ieber felbfiftanbig ba.
@in Slutor tt)ie 8o^>e bc 9iueb«, b. 1^. «in ©d^au:^
ft)ielWrector, ber bte ©turfe, bie er aupl&rte ober aup^ren
lie^, felbji i)erfa^te, tt)ar Sllonfo be la SBega. 9?ad&^
ritzten über baöSeben biefeö ?JWanned jlnb ntcfet t>orl^anbenj
nur ba^ er im ^af)xe 1566 nic^t mebr unter ben SebenDen
n)ar, gebt auö einem Sonett ^eröor, ba^ ftc6 bei ber in
jenem ^a^xe i)eranjialteten Slu^gabe feiner ©dbaufpiele be^
ftnbet *ö). SBon ben brei ©türfen biefer Sammlung, la
Tolomea, la Seri^fina unb la Duquesa de la Rosa, i>a^
riirt bad erfte ein fd^on t)on feinem berfil^mteren 3^'tge*
noffen in ben Enganos unb ber Medora be6anbe(ted
Z})ema auf giemlic^ unqlüdflid^e SBeife, inbem e6 bajfelbe
mit tt)flfi ^ i)l^antajiifd6en (Srftnbungen »erbramt ^ier tre*
Un neben ^erfonen be^ gett)6l&rifid^en gebend ein ^auUxet,
ein SBe^rwoIf, ber ®ott $pbuö, 6u^>ibo, Drt)]^eu^, SWebea
unb ber ileufel auf. Sin ^ang jum Slbenteuertid^n
unb Stomanbaften, n>te er bei So^e be äiueba nodb nid^t
in gleid^er ©tdrfe beröortritt, gibt fid^ auc^ in ben beiben
anbem ©töd en beö Sllonfo be la SBega funb 5 auf fe^r un*
tJortl^eiD^afte SBeife in ber Serafina, nid^t ganj »erttjerflid^
aber in ber Duqnesa de la Rosa. !I)er mit freier Senuj^
jung einer 3toi>tUt beö Sanbello entworfene 5pian biefer
(Somobie ifi ffiralid^ folgenber : ©ne 5prinjeffin t)on 3)ane^
mar! t)erliebt fid^ in ben f))attifd^en ^rinjen 2)u(ceIirio, ber
*•) Las tres Aunosisimas Comedias del ilustre poet^ y gra-
cioso representante Alonso de la Vega* Agora nuevamente
sacadas a luz por Juan de Timonedu, en el aiio de 1660. Va-
lencia.
— 232 —
fic^ am |)ofe il^red SJatetd aufhält, itnb fc^enft il^m, alö
er, um in feine ^eiraat^ juröcfjufe^ren, Slbfc^teb t)on i^r
nimmt, jum Slnbenfen einen SRing. SWac^^er i)ermaMt fte
ftd^ mit bem franjöftfcftrn {)erjOfl be la SRofa, ijerfaKt aber
balb in eine Äranf^eit nnb macftt, um t>on bem ^eiligen
i^^re ©enefung ju erflehen, eine 5pilgerfaf)rt nac^ ©t. Sago
be 6ompoftetta. — SBieberl^ergefiellt fommt fie auf ber
gWdreife burt^ Surgo^, n>o bet ^rinj 2)ulceIirio fle in
feinem ^aDafl ben>irtbet unb fte mittele bed äiinged an i^r
fröl^ereö 93er^filtni^ ju mal^nen t)erfut^t; fie ieboc^, nur
ibrer jeftigen ^fliic^t g^benfenb , tt?ill bie 3Äa^nung nid^t
t)erfieben, unb feiert unt)ent)eiU an ben |)of il^red ®ema6M
jurüdf. ^ier i)er(i^bt ftd^ ber ^au^l^ofmeifier beö |)er|og«
in jte unb tt>agt e6, i^r Anträge ju macben, bie fie aber torr*
äc^tlid^ jurürfmeiji. 9*un jlnnt ber aSerfd&maI)te auf «a*e,
fiberrebet einen ber ^ofleute, jid^ im Siiwmer ber |)erji>flin
JU i)erfierfen, tt>eif bem |)crjo9 SBerbad&t gegeti bie Jreue
feiner ©emal^lin beizubringen, unb fül^rt il^n in beren ßim*
mer, tt)0 fie b^n QSerßedften finben unb fogleid^ nieberfio^en.
2)ie |)erjogin wirb gefangen genot^men unb jum %xitt
i)erurt^eilt , fall« nid^t binnen brei aWonaten ein SRitter
bie SJert^eibigung il^rer Unfc^ulb öbemel^men ttJerbe. .^icr^
(m@efängni^, treten bie 3Bal(ir^eit, ber3;rofi unb ba«
{> ei (mittel su i^r, um fie ju berubigen ; Soten, bie fte an
2)ulcelirio gefd^itft l^at, fel^r^n mit audmeid^enber $(nttt)ort
lurüdf} balb aber erfd^eint biefer felbfi, <x\h 9Röndb \)erflei*
bet, unb l&^t jle beid^ten, ftellt jid^ bann, ^on i^rer Un-
fd^ulb überjeugt, %vm Jtampf unb befiegt ben 93er(äumber
Um ein paffende« @nbe l&erbeijufftl^ren, mu^ fdblieplicb ber
|)erjog am gieber fierbfn, unb fo fielet ber JBerbinbiing ber
- 233 -
^rjogin mit fl^rem erfien @f Hebten nic^^t* mel^r im SBegc. —
2)iefe |)anWitng ifi, felbfi We getDaltfame Kuflöfung ntcfct
abgerechnet, fo burd^au^ in ber Sffieife »ieler fpätern Qmi^
bien and ber 3cit b^^ ?ope be 9Sega geführt, ba§ mm
■
glauben fönnte, eine t)on biefen t)or fld^ ju ^aben; ti^emt
fid^ bie attere gorni beö 3)rama'd nid^t bnrcft bie ^rofa
\)erriet^e, in ber bad ©türf gef^rfeben ift. greilid^ jeigen
aud^ @injell^eiten in ber ^u6fö^mng nodb bie Äinbl^eit ber
ftnnjl^ aber bei aUen il^ren 3Ränge(n ^at biefe Duqtiesa
de la Rosa nod^ immer SSerbienji genug, um ben SBer*
gfeic^ mit bem 93efien beö io^ be SRueba ju iffxetn 95pr=?
ttfeil aud^alten ju fönnen.
!E)er i)erfificirten gorm bed @c&auft)ieW blieben 3 na n
be JRobrigo Sllonfo (ßomobie öon ber l^efligen ®u^
fanne"Ownb grancidco be a[t>enbaiio treu. ßineSo*
möbie be6 Settern, beren S^itet tt)egen (einer gfinge in bie 8ln?
merfung ju t>ertt)eifen ift ^^^), fd^eint bie altefte ju fein, in
ber jid^ bie nad^l^er fo allgemein gett>orbene ©nt^eilung in
brei Sotnabaö finbet. 3)iefe Steuerung nxnjf inbeffen Ht
*'•) Comedia hecha por Juan de Rodrigo Alooso (que por
otro noukbre es llamabo de Pedrosa), vecino de la ciudad de
Segovia, en la cual por interlocucion de diversas persooas eii
Dietro se declara la historia de santa Susaoa k Ta letra, öual
CD la prosecucioD claramente parescera: hecha a loor de Dios
uuestro Senor; afio de 1551.
*'b) Comedia nuevamente compuesta por Francisco de
Avendano, muy sentida y graciosa, en la cual se introducen
las personas siguientes: la Fortuna, uu caballero quejoso de
ella llamado Muerto, otro caballero herido de amor llamado
Floriseo, una doncella Uamada Biancaflor, dos pastores, el una
llamado Salaver y el otro Pedrucio, y un page llamado Listino,
1553. C^ne Angabe ^ed ^ru^ortd.
— 234 -
mal« nod^ feinen (Stngang gefiiuben l^aben; erfi tret^tq
3ai^e fpäter begegnen un^ anbete (Stürfe, meldte berfelben
@{nt^eilung folgen*
2)ieConiedia Prodiga t)on ?nid be 3Riranba *^0
ifl bie ©efd^ici^te i>om öerlornen ®o^n, gefc^jdft m ft>anif<l^
Dvtö" unb S^toerMttnijfe i)erlegt unb mit einigen glädflid^
erfunbenen Situationen bereitl^ert. Gin böserer poetifdb^r
®ebalt gebt biefeni ^tüde aUerbing^ ab; allein bie Sb«-
rattere unb Situationen finb treu nacb im ieben auf^
gefaxt unb (ebenbig bargefteKt , unb bie f))ra(]bli<$^ %ud^
ffil^rung in SRebonbillen i)erbient ?ob. Der aSerlauf brr
^anblung ifi in ber Äiirje, wie folgt: ^robigo ^txl&^t
unter lebl^aflem äBiberftreben feinet 93ater6 Saban t>a^
elterlid^e |)au6, um mit einer 6om)>agnie ©olbaten in
bie SBelt l^inau^jujiel^en. @r wirb »on einem treuen !Die*
ner, gelifero, begleitet, bem ber QSater bie Slufftd^t über i^n
ant)ertraut \)at , geratl^ aber balb in ©efeDfcbaft ^^U6)Ux
greunbe, mit benen er feine gange ^abe »erfd^tt)elgt unb
fcbled^te Bixei(f)e i)onbringt, bie i^n juleftt in'ö ®efang*
nif fül^ren. @6 bleibt ibm nur nocb eine Reine Summe
übrig, mit ml^ex er bie ®efangentt)arter bejiidbt, il^n au0
feiner .^aft ju entlaffen, unb jidb eine alte Unterl^anb^
lerin jur greunbin mad^t, toeld^e il^m Eingang in'6
**c) Coniedia Prodiga. Dirigida al miiy magnifico senor
Juan de Viilalba, de la cibdad de Plasencia, compuesta y mo-
ralisada por Luis de Miranda, pläeeotino, en la cual se con-
tiene (demaa de su agradable y dulce estilo) muchas seutencias
y avisos muy necesarios para maoeebos que van por clmundo,
mofBtrando loa engafios y burlas que estiai encubiertos en fingi-
do8 amigos, malas mugeres y iraidores sirvientes. Impresa en
Sevilla en casa de Martin de Montesdoca: acaböse & diez dias
de diciembre ano de 15d4.
- 235 —
^an^ eiltet Sd^önen, Sßamen^ Sflcana, tJerfd^afft. gelifero,
welcher jebe $)offiiung auf Sefferung feinet ^errn aufgibt,
ikfft fic^ in bie ßinfamfeit jurfwf, um aU @remit ju leben,
^robigo ifl Inbeffen im Sefifte feiner ©d^onen glötflic^,
bi6 ihm in einer 9?ad^t, aW er au^ il^rem genjier fteigen
tt>itt, bie Setter unter ben gü^en fortgejogen it)irb, fo baß
er einen fd^weren %aU t^ut ; al6 er unten, bebeutenb befd&d^
bigt liegt, wirb er »on ber Unterl^anblcrin unb anberem
f(^tec^ten ©efinbet feiner Kleiber unb be^ SBenigen, toa^
er nod^ bejtftt, beraubt @r gerät^ nun in fold^e^ ©enb'
baß er burc^ niebrige 2)ienjie fein 33rob erwerben muß*
fuc^t, iDon JReue erfüllt, ben gelifero in feiner (Sinjtebelet
auf, wirb t)on biefem in bem SBorfafte, jtd^ ju beffern, be^
fiarft tinb feiert in ba^ @ltem^au6 jurüdf, wo er t)on bem
SJater mit greuben aufgenommen wirb.
?K6 3ta^a))täex beö iope be 9lueba wirb »on ben
giteratoren 3uan be ilimoneba genannt 52«), ©ne
»»•) 25erfc!bc, t er Won aU ^erou^geber bed8o»>e ÖeSlueba und
^llonfo be (a ^ega genannt \onx\it. üx \oxix ^uc^^dnbler gu Valen-
cia unb lebte nodb um ba^ dnbe bed 16. ober gar gu Anfang bed
17. 3a^rftunbert« in feftr J^o^em alter. $)ie« betoeifen bie SSerfe be«
(Sei'oanted (Banos de Argel, Jornada 3):
Antes que mas gente acuda
El coloquio se comience
Que es del gran Lope de Raeda
Impreso por Timoneda
Que en vejez al tiempo veoce.
!Die 9(u0gaben feiner ®(i^aufvte(e ftnb:
Comedia llamada Cornelia.
Coniedia de los Menecmos. !Beibe Valencia, 1559.
Turiana en la cual se contiienen diversas Comedias y farsas
nauy elegantes y graciosas, con muchos entremeses y pasos apa-
- 236 -
nähere ©etradltting ber bramarife^en Slrbeiten Mefe6, aiid^
um antex€ gäd^er ber Siteratur »erbfenten, SWanned ergibt
iebo<3^, ba^ er in loerfc^iebnen ^erioben feiner SBirffamfdt
für*^ Zf)eaitx i>erfci^icbnen QSorbilbem gefolgt ifl. 35ie met^
fien feiner @d&aufj>iele finb offenbar unter ßinflüffen bed
2!orred SWal^arro gefc^riebea unb t>ermutl^Iic]^ t)or bem Auf*
treten beö 8o^)e be SRueba. 6rfi fpäter fc^eint Jimoneba
JiX^ ber 5Ranier bed gestern jugewanbt ju ^aben, t)or^
nämlicfe in einigen Pasos. SBieber einen anbem (Sl^arafter
trägt bie bem Nigromante be6 Siriof} nacbgebilbete Come-
dia Cornelia ; bie Menecmos enblid^ finb eine Umarbeitung
ber SWenac^men be6 ^lautu6. — ©(l^on biefe Slnlel^nung
an )>erf(^iebne SSorbilber jeigt, ba^ ed tem Siimoneba an
felbfijiänbiger Straft gebradb; ^^^r öw<^ weiter ben 9la(i)a\)^
mern fann il^m feine boi&e SteDfe angewiefen werben,
©eine (Srflnbungen finb, infofern nid^t bei Slnbern geborgt,
fafi burd^ge^enb^ unter aller Äritif, ficb balb in ber trivial*
Stil tdglid^ feit bewegenb, balb jur abfurbcfien ^^antafierei
äberf))ringenb* 3n ber Comedia Aurelia ^at ein alter
Oeij^alö mit ^ülfe eined 3«uberer^ einen J^urm gebaut,
in tt>el(^en er feine fammtHdben Sleid^tl^ümer »erfd^loffen
l^at. !Die Äraft be6 ßauberö liegt in einem 9iinge, burd^
beffen 3^^^^^^^^" ber JEburm unftc^tbar tt)irb. 2)er 9llte
tt)irft bie eine ^ftlfte beö 3linge« in'ö SKeer, beflagt aber
nad^^er biefen rafdben ©c^ritt, ba er nod^ in feinem 3llter
cibles, Rgora nuevameute H|«ca(lo$ a luz por Joan Diamoote
(^^nagramm von Ximeneba). Valencia, 1565.
Coloquio pastoril. Valencia, 1567.
Auto de la Oveja perdida im Cuaderna espiritual al 8an-
tisimo Siacramento y a la Asuncioo. Valencia^ 1597.
- 237 -
itoH ^uiber 6efomtnt, benen er nun flerbenb ntd^td ^inter^
laffen fonn, al* im halben SRing. Der ©ol^n ©alucio
begibt jtd^ nad^ bera 5;obe M SBaterd auf SReifen, inbem
er ^offt, üieUeid^t ber anberen ^älße be^ SHnge^ ^ab^aft
ju »erben. Unterttjeg^ erlebt er mand^erlei romane^fe
Abenteuer, f)at aber jule^t bad @lüi, einen $i(ger ju
treffen, ber il^m unter anbern (Surioittäten einen falben
Sling jeigt, ben er fogleic^ al^ t>a$ ©egenfiücf be^ feinigen
erfennt. ©alucio erja^lt ba^ ßreigniß t^on bem t^erjauber*
Um S^^urm unb feiert in Segleitung be^ $i(gerd naä) ^aufe
gurüd. ^ier »erben bie beiben ©töcfe aneinanbergepa^t ;
unb faum ijl bied gefc^e^en, fo wirb unter furd^tbarem
ftrad^en bad üerfd^wunbene (Sebaube »ieber ftc^tbar. 2)er
^ilger, bem bie ©efcbwifter bie^ Olücf üerbanfen, enn)fangt
jum 8o^n bie ^anb t>on ©alurio'd ©^wejier Slurelia.
3n ber Farsa Rosaliaa befc^lie^en '?tt)ei Äaufleute,
geanbro unb Antonio, ber weltlichen 2)inge überbrfljfig, fid^
in ein Älofter jurftdEjujiel^en , unb biefm ßntfc^Iu^ in'^
SBerf JU fe$en, ol^ne irgenb Scmanbem baöon Äunbe ju
geben. 9lofalina, Seanbro'^ J£od^ter, erfäl^rt burd^ i^ren
D^eim gucano bad 9Serfc^tt)inben i^re^ Saterd, unb ifi
barfiber um fo me^r inUnrul^e, atö jle üiel t)on benSiac^-
fleüungen eined in {le t)erliebten ^ortugiefen au^jul^alten
\)at unb be6l^alb eined fraftigen ©c^öfterd bebarf. Unter-
beffen melben jlc^ bie beiben Äaufleute jur Slufnal^me in ba^
Älotier ; bie ©tunbe, in »eld^er bie ©nHeibung gefcfiel)en
foU, wirb feftgejiettt 5 aber al^ biefe ^eranna^t, erfd^einen
i^nen ber Seufel, bie SBelt unb bad Sleifd^, unb
ratl^en i^nen, nid^t fo tl^örid^t auf bie greuben ber (Srbe
JU üerjid^ten. Sfntonio unb Seanbro bleiben jlanbl^aft,
- 238 —
fc^Iagen ein Ärcuj, \r>a^ bie SSijtonen t)etfd^n>mbcn maä^t,
wnb treten in bad Älofter ein. 3n ber folgenben ©cene
t^eilt Sucano feiner Stid^te ben ©d^ritt mit, ben i^r 98atft
getl^an, unb 33eibe befd^Iie^en, bem SBeifplel ju folgen unb
ftd^ gleid&faW bem befd^awlicfien geben ju »ibmen. — !Diefe
armfelige ^anptl^anblung ifl mit ben $of[enrei^ereien eiiii^
ger ©ebienten unb SWägbe vermengt.
Die ©j)rad^e in ben t^erltpcirten Somobien bed S^imo^
neba entbel^rt ber forgfditigen 93e^anblung fowo^l, al^ bed
natfirlid^en glujfed. 93effer gelang il&m bie $rofa, nament*
lid^ in ben $afo6, bie in ber anmut^igen 9{atur(id^feit bed
Dialogd mit benen feinet SSorbilbe^ n^etteifern, l^inter mU
d&en jte freilid^ an Äraft ber Äomif totit jurücfftel^en.
(Sinigen \>on biefen fieinen burle6fen ©tfirfen gab S^imo^
neba ben Spanten Entremes , ber für ä^nlic^e Farcen in
ber 3wf«nft beibehalten tt)urbe.
2)ie wenigen bramatifc^en SIrbeiten anberer !l)ici^ter
biefer 3^it/ ^o« ^^^^^ W)ir Äentnip ^aben^^**), jlnb ju un*
bebeutenb, um eine $ef))rec^ung ju t)erbienen*
!Dad fdbon citirte Sluto bed 3;imoneba, an jlc^ wenig
bemerfen^wertl^ unb t)on fe^r einfadber ©tructur, fu^rt
und jur Setrad^tung bed geifilidben @d^aufpiel6 ber üor*
liegenben ^eriobe. 2)er auf und gefommene ^oxxat}) ber^
*>b) Farsa Rosiela, nuevamente compuesta. Cuenca, 1558,
))i)n unbefauntem ^erfaffet.
^xti Pasos ))i)n unbefannten ^erfaffern, gebrucft in ^imone^a'tf
Registro de representantes. Valencia, 1561. 3n ^tmone^a'd Pa-
tranuelo (Valencia, 1566) toix^ nad^ einet @omdbie Feliciaoa unt
in bem Snbejc bet Snqutfttion i)on 1559 einet Comedia de Pere-
grino y de Ginebra etn)ä^nt.
- 239 ~
artiger ^robuctjonen ifi fe^r gering, toad atterbing« U^
fremben tann, aber noä) nid^t ju bem ©c^hi^ berechtigt,
baj flpijMidbe 2)arjleHungen in biefen Solaren weniger aU^
gemein gett^efen feien, al6 in ben früheren. SBielmel&r finben
jic^ 3^wgiiiff^ fö^ ^^^ (Segent^eil; fo eine Serorbnung in
ben SRunicipalgefe^en t)on (Carrion be (06 @onbed t)om
Saläre 1568, voom(f) am gro^nleid^namWage jäl^rlid^ we*
nigfienö jwei ?lutod aud ber ^eiligen Schrift aufgeführt
»erben fotten ^3)} fobann bie S3efd^lüffe bed S^olebanifd^en
ßoncild t)on 1565 unb 1566, weld^e ungefähr biefelben
®efiimmungen wieberl^olen , bie bunbert Saläre frul^er ba^
Sondl t)on Slranba eingefd^arft Wie. 2)ie geifllic^en ©türfe
foHen nid^t o^ne üorl^ergegangene Prüfung burd^ bie ^r*
d^enobern, aud^ nie mä^renb bed ©otte^bienfied felbft in
ben Äird^en aufgeführt »erben 5 bie SBorjiellungen am Xa^e
ber unfd^utbigen Äinblein »erben gänjlidb »erboten; ben
©eifilid^en enblid^ »irb unterfagt, in irgenbmeld^en €d^au*
fpielen SRotten ju übernel^men ^*).
**) Tit. I. Procesion del Corpus arl. 7: Otrosi es orde-
nanza que en diclio dia en cada un aiio haya lo menos dus
Autos que sean de ]a sagrada escritura, que se representen en
dicba procesion, el uno en ]a media villa arriba y el otro cn
la media villa abajo, en el lugar donde le pareciere A la ju-
sticia y regimiento. — «8. Jovellanos, Memoria sobre las diver-
siones publicas. Madrid, 181 S. ®. 54.
**) Prohibet saneta s> nodus in posterum turpem illum abu-
sum quod die Innocentium intra ecclesiam theatrales quidam
lud! edi publice consuevere magna cum ordinis ecclesiastici
ignominia, necnon et divinae majestatis offensa; quippe qui
christianorum oculos, quos oportet ad spiritualia provocari, ab
bis ad peccaniU libidinem avertant . . . spectacula vero, ludi
quicumque et choreae quae alioqui praemisso ezamine permit-
- 240 —
©tt aSei^nac^t^fpiel t>on $ebro ©uarej be 3iob*
U€ (1561) liefert einen intereffanten 95eitrag jur nähern
Äenntni§ be6 ^ergangd bei biefen f ird^li^en !l)arfteHungen.
»f3uerfl treten bie ^irten (i^nen üoran ber, »eld^er ba0
^falterium ober JEamburin fd^Iagt) in jwei getl^eilten 9lei^
l^en auf unb tanjen jum Älange ber 5Wuftf , bi^ in We
SRitte ber 5Krd^e, n)0 fle einige SBerfd^lingnngen mad^en;
I^inter ben ^irten fornmen bie (Sngel mit äßad^^lid^tern
unb (n>enn bad ba)u %6t^ige t^orl^anben ifi) aift (Sngel,
n)e(d^e ben fär bad ader^eiligfie @acrament befiimmten
Stragl)imme( l^alten; unter biefem gelten uufere Hebe %xau
unb ©t. 3ofej)^ unb fc^reiten bid an bie ©tufen bed ^au>)t^
altar^ r>ox, »o jtd& eine SBiege in gorm einer Äripj)e be*
pnbet, in »eld&e ba^ 3efu^finb gelegt tt)irb, unb t>or noel:^
dber bie l^eilige 3ungfrau unb ©t. 3ofej)l& nieberfnieen ; ju
beiben ©eiten jiellen jtc^ bie Sngel, ba^ (S^rijlfinb betrac^*
tente ord4Dario dod alias in aliquot solemnitatibus ac proces-
sionibus agenda 8inC, oullo mudo dum divina officia vel cele-
brantur vel dicuntur, intra ecclesiam ipsam agi permittan^ur . . .
Caveant famen ^piscopi et eorum vicahi nedum solemnitatis
divinae causa ludos aliquot et spectacula edi publice permittere
velint, ea permittant quae vel in minimo christiaaam religionem
offendere vel spectantium animos in pravos mores quoquomodo
inducere valeant . . . Deceroit etenim sancta synodus nun alio«
ludos, non alia spectacula permittenda ab episcopo fore, quam
quae ad pietatem spectantium animos movere, et a pravis mori-
bus deterrere possint.
Et ne quid fiat quod ordini ecclesiastico sit indecens, pro-
hibet sancta synodus quoscumque in sacris coustitutos aut be-
neficium ecclesiasticum habentes, ne in quocumque loco et tem-
pore larvis personati incedant aut cujusque in quibuscumque
spectaculis ac ludis personam agant, etc.
ConciL Tolet. a. 1565, act. cap. XXI.
— 241 -
tenb, unb nad^bem bie |)irten aufgebort l^aben p tanjett,
tritt ein engel auf bie ^aujcl unb frrid^t ba^ golgenbe ^s).«
3)ie .^anbduig be^ ©töcfö, bem biefe Slnweifungen für bie
Darjieirimg üorgefe^t fiub, (auft bann folgenber 9Jia^en ab.
Der engel »erfunbigt ben |)irten bie ©eburt (S^rifti unb
t>erfc^tt)inbet; bie übrigen (Sngel ftimmen einen SBißanrico
3U @bten beö 5fteugebornen an unb bie ^irten, bie ben
©efang l^ören, befd^lie^en, ba^ göttlidbe ^nb aufjufudben;
'bann folgt ein anberer SBittancico, öon ben Engeln unb
.^rten wed&felweife angefiimmt; bie le^tern naiven jid^ ber
Ärip^)e, unb je ber »on ibnen bringt bem Äinbe ein ®e^
fc^enf bar, inbem er ein ^aar ©troplE)en fpricbt; ®t. 3o^
fepb banft il)nen unb bie l^eilige Sungfrau w]pxi^t, i^re
gurfprec^erin ju fein.
^*) Danza del saDtisinio naciinienfcu de nuestro Sefior Jesu-
cristo al modo pastoril, compuesta por Pedro »Suarez. de Roble»,
clerigo de evangelio, natural de Ledei«ina. Madrid, 1561
Han de salir los pastores en dos hilerart repartidos; de-
lante de ellus e] que tane el psallerio 6 tamborioo: al sou Iran
danzaodu liasta en medio de la iglesia, y alli harän alguous
lassos, y tras de los pastores irao los angeles con los ciriales,
y si liiibiere aparejo ocho angeles que lievan el palio del San"
tisinio 8acramento, y debajo ira nuestra Sefiora y san Jose,
y llegaran liaetta las gradas del altar niayor, y alli estara uua
cuna a modo de pesebre, y alli pondran al nino Jesus, y de
rodillas nuestra Sefiora y san Jose puestas las manos como
contemplando; los angeles repartidos a un lado y a otro, y
mirando bacia el nino, y estando de esta manera aeabaräo los
pastores de danzar: y luego saldra uu augel al pülpito y dirk
lo siguiente . . . . y los pastores oyendo la voz mostraran es-
pantarse roirando para arriba a una y otra parte.
€Jefd». b. 8it. in (Span. i. «D. 16
- 242 -
Den obenertt)al)nten aSerorbniiugen bed (Soncite Don
XoUio, We um Mefdbe ^cit nod^ i\xx6) äl^nlid^e M 6om)>o^
fiflanifcten unb fpdter burd^ bie beö S^olebanifd^en »on 1582
unterjiö^t würben, gelang e^, wie fid^ weiter unten jeigen
wirb, jwar nid^t, bie ©Aaufpiele ganj au6 ben Äird^en ju
vertreiben} jebod^ fdbeinen jle beigetragen ju l^aben, We
gelfHic^en Darfiettungen au^er^alb ber ©ottedl^äufer me^r
in Sufnal^me ju bringen^ fo bajß biefe nid^t blop a(d ^utod,
wie feit lange bei t^erfd^iebenen ^efien auf eigene baju
erbauten ©erüjien gef^)ielt worben waren, cr]()6^te Zf)eiU
nannte fanben, fonbern auc^ a(6 Comedias divinas Don
ben fonft für weltliite ©tüdfe bejiimmtcn 93u^nen Seflft
nahmen. Uebrigen6 treffen wir ^ier auf einen $unft, wo
ein faum )u l^ebenbe^ Dunfel über ber @ntwi(flung be6
fpauif*en @(f)aufj)iel6 liegt. 2lu^ ber ganjen ^eit t)on
1561 bid JU bem legten !l)ecennium bed Sabrl^unbertd ijl
un^ fein einjige^ geiftlic^eö Drama aufbewahrt j an(S) feine
Stotij, au^ ber jlc^ auf bie 93efd&affen^eit ber öerlorenge^
gangenen fd^lie^en ließe. 9?ur jene wieber^olten fird^lid^en
SBerbammungdurt^eite mad^cn wa^rfc^einlid^, baß bie reli^
giofen DarfteHungen ftc^ feine6weg^ auf jene einfädle
SBeife befd&rdnften, bie wir in ben t)or^in betrad^teten ge*
brudften Slutod wal^rna^men, unb bie eine fold^e SKißbiÜi:^
gung in feiner Slrt j)rot)odren fonnte. SBielme^r würben
allem QSermut^en nac^, bie geben^gefd^idbten ber gelben
be^ alten unb neuen S^ejiament^, ber ^eiligen u. f. u>.
in einer ben franjoftfd^en aw^jierien unb SKoralitdten t^er^^
wanbten Slrt aufgeful^rt, mit t>ielfad^er |)anblung unb rei^
^em ^erfonal au^gejiattet, mit atUegorie unb au^gelaffe*
nem SBolfdwift verbrämt. SBann aber entwidfelte jld^ bie
- 243 -
fpecteüe attegorifd^e gorm bed Auto sadraraental , bie
nacftl^er ju fo aßgcmetiier Oeltung gelangte? Dber tt>ar
We6 fd^on i>ox bem augebeuteten Beit^Junft gefd^e^eu? !Die
aRoglid^feit ^iert)on faun uid^t abgeleugnet werben} fal&en
ttrfr bod^ fd^on bePm (Sil SSiccnte bie anfange fold&er alle*
gorlfd^^retigtofen Did^tungenj unb baß bie 8futo^ t)on äd&t=^
ft)anifd^em Urfj)ntng, bie \m bleibet betrachtet ^aben, nid^td
t)on SlÖegorie enthalten, eutfd^eibet nfd^t bagegen, ba wir
in i^nen nur SRefie einer urfprüugli^ uuftreiti^ üiel reiche*
ren Literatur beft^en. ^ann eublid^ famen bie Comedias
divinas aB »on beu Autos gefonberte ©tüdfe auf? !l)iefe
gragen »erben ^icr gefiedt, obne baß ber SBerfud^ gema(^t
»erben foß; eine Slntwort barauf ju geben, bie jld^ bodb
nur auf aScrmutbungen grünben fpnnte* SBenn flc^ einft
bei ben Spaniern ein gleicher öifer für bie Srforfc^ung i^rer
alten giteraturbenfmale regen »irb, »ie neuerbingö in
granfrei^, @ngtanb unb iEentfd^lanb , fo »erben ^a^^
forfd^ungen in ben Slrd^iüen ber Äird^en unb Älöjier o\)nt
3»eifel !Documente ju S^age bringen, au^ benen jtc^ Sic^t
fiber biefen ©egenfianb tjetbreitett muß. SlHer SBabrfd^ein*
lidbfeit nadf) »irb fic^ bann aU ge»iß ^erau^fteQen, »a^
bi^ ie$t nur au^ einjelnen ©J)uren gemutbmaßt »erben
!ann, baß bie alten geifilic^en 2)ramen ftd^ in Spanien
ebenfo »ie in granfreic^ unb (Snglanb in j»ei große
|)au^)tmajfen jcrlegten: in l^ifiorifdbe 2)arjietlungen ber
l^eiligen ©efc^ic^tcn (SR^jietieu ober 3Kitafelfpiele ) unb in
moralifc^^-allegorifd^e ©tüdfe (ÜJloralitäteu). Slu« erfteren
ftnb unter blefer SBorauöfeftung bann bie fpäteten Come-
dias divinas, aud Unteren bie Autos (in ber ^ebeutung^
16*
— 244 -
»cld^e bicfem 9?amen nac^^cr' au6fc^He^li(i^ beigelegt tt>urbe)
l^erüorgegangen.
?(uf itid^t mlnbere ©d^wlerigfeiten fiö^t ber Oefd^ic^t^^
fd^reiber be^ ft)amfcl^en Jl^eaterö, tt^enn er ben gortgang
beö ttjeltlid^en ©c^aufpicl^ unter ben ndc^ften 9iac^folgern
be6 8o^)e be SRueba tjerfolgen »illj benn bie bramatifc^e
giteratur, auö welcher er, aU au^ ber jid^erfien QueUe,
fd^6j)fen formte, ift untergegangen 5 einige jufäHig aufbe^
tt>af)xte Siotijen aber, auf bie er fomit allein angewiefen ift,
t)erlieren flc^ nur ju fe^r unter 2Öiberfprü(f)en. Slm un^
jweibeutigfien finb noc^ bie Siac^ricfcten ober bie Scftrebun^
gen einiger !Dic^ter jU ©eüilla. 2)iefe fc^on \jon Sllterö
l^er blü^enbe, nun aber al6 SÄittelpunft be6 fpanifd^en
9Serfe]^r6 mit Slmerifa ju nod) ^ö^erem glor gelangte
©tabt fd^eint ber bramatifc^en Äunfi ein befonber^ günfti>-
ge^ 5;errain geboten ju i)aben. SJon l^ier war ?oj)e be
SRueba ausgegangen; l^ier aber ftellte jtd^ auc^ ben mel^r
t)olWmä§igen SSerfud^en beS gestern eine tt^efentlid^ »er^
fdbiebne SRic^tung gegenüber» @ine gelehrtere Partei
namlid^ machte bie S^ad^al^mung M antifen ®d^aufpieW
JU ibrer |)auptaufgabe. Die Slnfange biefeS Strebend,
über baö wir üomamli^i bur^ bie ^oetif beS 3uan be
la (Sueöa unterrichtet jinb, reichen bid in bie ÜBitte be6
16. Sa^r^unbertd hinauf. 3uan be ÜÄalara, ein Se*
t)iD[aner üon ®eburt, ber bebeutenbfie Slepräfentant beffelben,
l^atte fc^on 1548, aU er in @alamanca fiubirte, eine (§0^
möbie Socufta gefd^rieben unb t)on ben ©tubenten ber
bortigen Unitjerfitat aufführen laffen. Später in feine 9Sa*
terjiabt jurudfgefebrt, fd^eint er eineSRenge üon Suftfpielen
in ber SRanier ber Sllten auf bie bortiae S3ül(|ne gebrad^t
— 245 -
ju l)aben. 9Son einem biefer ©tüde, ba^ 1561 in einem
^(ofter JU Utrera gefpielt tt^urbe, berid&tet ein alter Sfnna^
li% e6 fei in iRad^a^mung ber Iateinif(J)en 6am6Wenbid&ter
unb; im ©egenfaft ju ben Suftft)telen be^ iopt be Slueba,
ganj in SSerfen gefd^rieben gewefen ^®X ^<^ (5uet)a gibt
bem SRalara ben SSeinamen beö 93atifc^en SKenanber unb
berichtet, um biefelbe 3^'^ f^i^n auc^ bie ©etjilfanifcben
S)id^ter ©ueüara, ©utierre be Retina, Gojar,
guente^ unb 3Regia afö aSerfaffer t)on Sujifpielen im
ÄUtifen ©t^I berü]()mt geworben. f,2)iefe ÜÄänner— fal^rt
er fort ^ ubtrfc^ritten in nid^tö bie alten, bei ben Oried^en
beobadbteten ®efe^e, fei e^, taiß baniafö bießuf^auer lenf*
famer, ober ba^ fie gefd^madft)oHer unb gebilbeter traren,
al6 in unferer ^eity mod^te bie gabri aud^ fd&mudf^ unb
funftloö unb arm an 3ni&alt fein, -jte tvurbe bod^ o^ne un*
banfbareö SWi^faÜen angel^ört. Sine Srup^)e t»on brei
^erfonen auf ber 93ül^ne fieöte ba^ 93olf tJoUfommen ju^
frieben. ®n SRantel, ein ^irtenfleib, ein ©d^äferflab, ein
SSater, eine ^irtln, ein einfaltiger Surfc^e, ein lifliger
©claüe unb ein treuer 3)iener xoaxcn ba6 Ueblid^e, ol^ne
ba^ man ben 3laub ber fpartanifcfien Königin gefannt
ptte, ober mel^r aU bie anmutl^ige 9Biefe, bie SBeibe unb
bie ^a^el 57). //
Slud^ S^ragöbien im Stiele ber Sllten fd^einen in ©eöißa
fd^on frül^ gefe^en »orben ju fein. SSon bem genannten
**) Rodrigo Caro , Claros varones de Sevilla itnb Antigue-
dades de la villa de Utrera. <S. Navarrete, Vida de Cervantes.
Madrid, 1819. (S. 410. — Moratin, Cat^logo, g. 3. 1561.
") Parnaso espanol, T. VIII. Juan de la Cqeva, Egem-
plar poetico. • i
- 246 —
ÜWalara l^eißl eö bei la 6uet)a, er l^abe mil Tragedias
auf We ©ü^ne gebraci^t , ^i) aber in biefer ©attung in
ctwad t)on ben beenflenben ©d^ranfen M anttfcn Jlraucr^^
f^)ieW befreit uub bie claffifci^c gorm mit einer neueren
SBeife ju yjermitteln gefucl^t. Der Slu^brurf mil ifi bier
ftbrigend wol^l nt(ftt n>6rtli^ für taufeitb ju nehmen, wie
©ignoreöi get^an \)at, fonbern in bem Sinne, wie er nocft
je^t in ber g^jrac^e be^ gewol^nlicljen ?ebenö für fel^r
t)iel gebraucht tt)irb. 9iur t)on einem biefer 5a()lreic^en
3;rawerft)iele be^ 9RaIara ^at fld) ber Sitel erhalten; e«
]^ie§ AbHolon (Juan de .Mälara, Filosofia vulgär, ge^
brucft 1568); jum JDrurf fci^eint fein^ berfelben gefommen
jw fein.
3m flbrigen ©»janien gelangte bie bramatifc^e ©d^ule
t)on ©etjiHa fc^ttjerlid^ ju bebeutenbem (Sinflu^ ; 3uan be
la 6uet)a, felbfl ein ©et^iHaner, iji ber ©njige, ber i^rer
au6brücf(id^ crtt)ä^nt* ßweifel^aft ifi ed, ob Slgnjiin be
Kojad ftc^ auf bie geifiungen ber genannten üic^ter ober
auf anbere t)erIoren gegangene bejie^t, wenn er bie gortbtl*
bung ber (Somöbie nad^ ?o^)e be Slueba mit folgenben
ggSorten ft^ilbert: „^Uxanl al^ ftd^ ber ©efd&mad üerfei*
nerte, begannen bie 2)fcbter ben früheren Sraud^ ju t>er*
lajfen unb bie fd&Ie^tgefögte ^rofa mit j)ajioralen <Stvopf)tn
JU t)ertaufd^en «s)» Wlan fteOte ^c^äferfriele in fe*^
Sornabad bar, ol^ne ®oIb unb Seibe unb ol^ne n>€tteteu
Apparat a(6 ein |)irtenf(eib, eine Saute, eine ©nitarre unb
einen ©art t)Ott g}e(j. 9?a^ unb na«^ legte man bie Särte
*•) Da« 2Bütt Endechas fcl)fiiit ^itt noc^ in einer allgemeinem
'Bedeutung genommen j^u fein, nicl)t in ter fpecielleu, wonach e« fvatcr
breifügige troci^ciifdfe iBerfe mit 9lffüna"jen begei(^nete
— 247 --
unb Sc^aferfleiber ab unb fing an, ?iebe^begebeu^etten in
b{c (Somßbien ein.^ufül^ren j in biefen gab e^ nun fc^on
eine Dame, einen SBater, ber fie bewad&t, einen tjerfd^mäl^^
ten ®alan unb einen anbern bet)orjugten, einen Sllten ber
ben giebenben SBorwürfe mad^t, einen guftigniad^er; ber bei
i^nen l()erumfi)ionirt, einen 9?acf)barn, ber fte »erl^eiratl^et
unb einen anbern, ber bie ^od^jeitöfeier t)eranfiaUrt. ©c^Dn
gab ed ein ßofiüm für ben SBater ^^), einen SPart unb
^'ne ^erüde, unb eine grauenfleibung ; bie grauenroHcn
ater tt)urben bamaW üon Änaben gefj)ieU.'' Da^ jtd^ ^iet
9loia« in einem ^unft entf^ieben irrt, frringt in bie
Slugen ; Siebe war fc^on ber 9Ritte(punft t)on allen 6omd^
bicn bed iope be 3lueba gewefen unb fonnte nic^t erji nac6
jbm 4W®pringfeber ber 3?egeben]^eiten tn'd ?uftt>iel einge^
fflt)rt »erben. 8luc^ im Uebrigen erwedt bie ©dbilberung
burc^ i^re SBag^eit unb Unbeftimmt^eit ben SBerbad^t, flc
möchte auf unjureic^enbe ^enntni^ i>on bem @ntn)i(flungd^
gange M f^nifc^en ^eatex^ gegrAnbet fein. Da^. il^r
burc^tt)eg6 Strtl^um ju ®runbe liege, lä^t ftc^ freiUd^ nid^t
nad^»eifen; aber nur bie 3?otij, bie fle am ©d^luffe gibt,
n>irb nod^ anlem^eitig betätigt; ein unter ^l^itip)) 11.
erlaffene^ ®efe^ nämlid^ »erbot ben grauen, auf ber 93öl^ne
JU erfd^einen, unb man griff bal^er ju bem SKittel, bie »eib-
lid^en StoU^fi üon Sönglingen fpielen ju laffen. 2)ie«
@efe$ tt>arb Jebod^ nod^ unter berfelben Stegierung, wie ed
(d^eint fd^on um 1580, tt)ieber aufgel^oben ^).
»•) aBßrtli* „eitlen @a(f för ben ©oter/' b. ^. einen <Sa(f, in
ben Da0 ^ofiitm M ^JßatM ge)>äcft lourbe.
**) AloDso mozo de muchos amos, compuesto por el Docior
Geronfmo de Alcala YaiieK Barcelona, I6S5. 'B. 141.
— 248 -^
811^ Autores, ble ficft unmittelbar nad) 8ope be JRueba
auf ben 35u]()nen berühmt machten, nennt -Koja^ bie
Solebaner Sautifta, 3uan ßorrea, |)errera unb
$ebro 9?at>arro ^^3. Ob biefe SSorftel^er »on Sd^au-
fpielertrup^)en alle aui) juglei^ ßomöbienbid^ter waren,
lä§t jic^ nid^t befiimmt angeben. 2)enn bie urfprünglid^e
SBebeutung üon Autor, wticfte jene beiben gunctionen um*
fa^te, t)erlor fid^ fru^ in bie engere, wonach ba^ SBort
nur einen JI)eaterbirector beüeidjnete. Der genannte SZa-
t)arro crfanb, nac^ bem t)agen Sluöbrud be^ Viage eii-
tretenido unb bed Catalogo real de Espana. bie^^eater,
b» l), n)ot)I aKafd^inerie, ©cenerie unb beweglid^e Decora^
tionen, Slfle^ jebocfe unftreitig noc^ in fel&r mangelhafter
aSetfe «2). gtwaö au6föl)rlid)er ifi (Serüanteö ober biefe n
^unft. ,,SIuf iope be 9iueba — fagt er — folgte ^iu
'oaxxo, t)Ott S^olebo ' gebürtig, »eldber ben 9luf erwarb, bie
SRoße eine^ feigl)erjigen SRuftan^ üortrepd^ ju [fielen.
iDiefer Ibob in etn)a6 bie äußeren SBorrid^lungen ber ©c^au^
fpiele unb tjermanbelte ben @adf, ber fnil&er bie Kleiber
entl&ielt, in Äoffer unb Mafien ; er brachte bie aKuftfanten,
bie früher hinter bem SSorl&ange fangen, auf bie of uc
Sül^ne ; er na\)m ben gd^aufpielern bie Särte (benn frul^er
fpielte feiner o^ne falfcben S3art), unb lie^ fte alle mit
unbärtigem @efld?te fj)ielen, mit Slu^na^me berjenigen,
weld^e ©reife ober anbere StoöeU/ ju benen ,eine SBeranbe^
rung be^ ®ej!^t^ not^wenbig ift, üorfteUten. @r erfanb
•») Viage entpetenido, 9lu^(^abc von 1793 (S. 878
«») Ib. @. Ite. Cat real de Ei?p. por Rodrigo MeDdey. de
»ilva, fol. 191 b.
- 249 —
Zi^eaUxma)(i)imn, SBoIfeit, !I)onner unb SBfi^e, .^erauöfor*
berungeu unb ©d^lac^teu."
(Sin anberer 9(utor, ber mit bcn obigen gletd^jeitig,
b. l). um*^ 3al^r 1570, 9tuf Qtf^aht ju l^aben fcJ^emt;
6o6me be Düiebo aud ©ranaba, foö juerft bie ®e^
tDo]^ttl)eit aufgebracht l^aben, S^itel unb ^erfonal ber auf^
jufül)renbeu ßomöbten burdf^ Slnfdblagjettel bcfannt ju madben.
93ermut{)lidb jogen biefe 8d)auft)ieIbtrectoren mit i^ren
Sru^jpen in ber JRegel unftat im ganbe uml)er; fpielten,
wie fld^ ®elegenbeit bot, balb Wer, balb bort 5 balb in ben
'Dörfern unb SÄörftflerfen auf fc^netl unb funft(o6 aufy]e^
fd^lagenen 9?ö^nen, balb in ben großem ©tabten, tt>o fte
jum S^eil fcbon fte^enbe unb beffer eingerid^tete üorfanben,
wie in ^t'oiüa, Valencia unb SJJabrib.
1Bet)or t>on ber ©runbung unb erften S^^^^ilbung ber
S^b^ater in le^terer ©tabt gebanbelt wirb, fd^eint ed ange-
meffen, Wer einige 9iacf)rid)ten über baö Seben unb ilreiben
ber uml^erjiel^enben ©d^aufpielertrup^)eu mitjutl^eilen. !l)ie$
fann freiließ nur mit SSerle^ung ber ftrengen dbronologl^
fcben Orbnung gefd^e^en, ba baö SBerf, au6 bem wir allein
JU fd^opfm tjermogen, jene fd^on fo oft angejogene „untere
^altenbe Steife" (viage entretenido) M Slguftin be 3lo^
ia^ einer etwaö fj)ateren ^di augebört unb ftc^ in feinen
©d&ilberungen junac^fi auf bie legten Saläre beö 16. unb
bie beiben erften be^ 17. Sabrl&unbert^ bejiel^t. SDSir gtau^
ben jebo^, un6 eine fold^e Slnticij)ation erlauben ju bürfen;
einmal, weil ®runb tjorl^anben ift, anjuncl^men, baß biefe
©d^ilberungen im SBefentlid^en aud^ für bie üorliegenbe frü^
bere ^eriobe ©eltung baben; bann, weil f<)ater, wo bie auf
ben ©liljnen ber |)auptftäbte concentrirte ©c^aufj)ielfunft
- 250 —
imfere ganjc äfufmerffamfelt fn Sfufrruc^ nimmt, fld^ fd^wer^
Hd& ©elegen^eit jum Gingc^en auf äl^nlid^e ®^)eciaUt&ten
bieten wirb.
aigupin be JRojad SSilUnbranbo «3) ^ um
1 575 ju STOabrib geboren , trat mit fec^6jebn S^l^ten in
Ärieg^blenfle , biente fe(]^6 3a^re unter ben 3;rupj)en ^^(*
lipp'd IL in granfreicf), war eine 3^'^ I^ng in la Stod^eOe
gefangen, unb feierte t>on ba unter t)ielen 3)rangfalen nad^
©panien jurörf. |)ier üerfudhte er fld^ in üerfcöiebnen
^anbwerf en unb 3)ienflfteHungen ; fein ® ujman be Sflfarad^e
ober gajartHo be Jf ormed — fagt er felbfl — fann mel&r
perffi^iebne Jagen er<)robt, mel^r t>erf*iebnen Ferren gebient
l^aben. $Iber i^m toodte nic^td gelingen. 3^1^^^ ^<ttb
er, „um jlcfi in Slttem ju tjerfud^en", ©d^aufpieler, unb
fd^rieb aW fold^er um 1602 feine „unter^altenbe JReife^,
bereu erfie Sludgabe xn fofgenben 3al^re ju STOabrib im
5)rudf erfc^ien ^\ Sffiie lange 8lo|aö €*aufi)ieler blieb,
•*) Tie bej!en IWac^rid^ten über fein ?eben findet man in feinen
eignen ^(^rifteu. ^* au^erbem bie Hijos de Madrid ilUKtre» eo
«anfidad, dig^nidades, armas, ciencias y artes. In Autor D.Josef
Antonio Alvarez. y Baena. Madrid, 1789. ^tx ^xixUX SRojatf bei
Sticülad Antonio koimmelt Don Srrtl^ümern. •
•*) 3>a6 bieffö SÖerf im 3a(>re IßOt entjionben ifl nnb fomit
S3flena unb Wicola« SCntonio irren. tt?enn ffe tb\t Äiidgabe »on 1588
(infäbren. ben>eifen bie beiben fotfjenben (SteUen:
Santa Fe se fündo el ano de 1491, de manera que habr4
ciento y once anos que la fundo el rey Fernando.
Miercoles de Ceniza de] afio paemdq de 1601 la Reyaa de
Inglaterra sentenciö a degoDar algunos Grandes de su Re\ no.
@d mu$ bemerft n)erben , bag bie oft citirte Loa de la Come-
dia, wie au^ ben toorangetjenben @efi>roc^en berSreunbc erl^eUt, eine
ber fru^cften, tt>o nicftt bie ancrfrfiftefte ber »o« Slojoö »erfoiten Ltjas
unb fomit nod) um einige 3a^re älter t^, M baö übrige ®erf.
- 251 —
tt)irb nW)t gemelbct; gett)!^ aber t|i, ba^ erfm3«^re 1611,
ald er efn anbered 5?iic^ EI buen Repüblico I^erau6gab,
ba^ 3'beater öerlaffen l^atte uub ald offentlicfter 9?otar in
3amora anfafflg war.
Die „unterftaltenbe Steife" , ein , tt>ie t>ier balb l)inter
eiuanber erfcfeienene ?luflagen be^veifen ju feiner 3^i^ ^^^^
gelefeneö 35uc^, an^ welcbem ©carron »af^rfd^einlicft bie
3bee ju feinem Roman comique gefc^opft \)at, beflel)t an6 fel)r
tjerfc^iebenartigen, nic^t eben glürflic^ mit einanber oerfcfcmol^
jenen SBefianbtl^eilen. ©n regelmäßiger ^an liegt i^m
nicfft im geringften ju ®mnbe. 9(u6 ben Erinnerungen
feinet fröberen ®oIbatenIeben6 unb aM bem, toa^ er flpä^
ter afö @ci^auft)ieler erlebt unb gefeiten l^atte, Derfud^te
fftoia^ ein S3ud& ju macfienj jugteid^ aber tt)oßte er öer^
fdbiebne Loas üon feiner Som^)OJttion in'« 5publif um bringen,
unb mit mand^en ^ier unb ba aufgera^en gelehrten ^ennt?
niffen 4*oß t^un. 81W gaben, um Ddd ©anje jufammen^
jul^atten, bienen ©efpräd^e jtt)ifcften t>ier @d^auf^)ielem, bie
im ©efolge einer größeren Zmppe, auf ber SBanberung be^
griffen finb. !Die 9teife ge^t üon Sevilla nad^ ®ranaba^
bann naä) Jlolebo, 93aKabolib u. f. n). 3n ben bebeuten^
beren ©täbten wirb längere 3^^^ ^alt gemalt j aber
au^föl^rlic^e ©d^ilberung ber bort gegebenen I)arpetlungen
»ermißt man. Um fic^ untertt)egd bie 3eit ju tjertreiben,
treuen ftd^ bie 9leifenben — 3lio6, 3lamirej, ©olano unb
unfer SRojIaö — balb biefed balb jened i^rer grlebnlffe, biefe
uttb jene 9lotij über bie auf ber SBanberung beröl^rten
Drtfd^aften mit. |)ierbei fommt benn t>iel ganj ®ering*
fügige^ unb üiel feidbte, unnü$ au^geframte ©elel^rfamfeit
jum SSorfc^ein; aber unter einem SBufl üon ganj Uninte*
- 252 —
rf jfautem audt) mand^er ergo^lic^e iSd^wanf unb manc6er
merfwürbiqe SBeitrag jur ^enutni^ M bamaligen Z\)eat€x^
»efcnö. SHJir flehen ba'oon golgenbeö aitö.
,,®oIano unb id^ — fo erja^It 9liod, einer jener tt>an^
bernbeu Somobianten - wir t)erlie§en SSalenda, unb jtt>ar,
tt)Ci]en eined und bort jugefto^enen Unfall^, ber @inc ju
gu^ unb pl^ne SSRawUl, ber Slnbere Qe\)eni unb im ilo^en
SBammd. (Sd war fd^on Slbenb, M wir, balb gcräbert
unb ??cibc jufammen nur im SBefi^ t)on ad^t |)eB[ern ^ in
ein ^orf famen. SBir gingen in eine |)erberge, um SSetten
JU t)erlangen 5 aber man fagte und» e6 feien feine ju \)aben,
weil gerabe SWeffe fei. Da id^ fal[) , ba^ und wenig Slud^
ftc^t übrig blieb, weld^e gu befommen, fo t)erftel id^ auf
eine ?ift , unb ging in ein anbereö SBirtfi^^au^ , wo idft
midb für einen inbifd^en Kaufmann ausgab; bie SBirtl^iii
fragte mid^, ob wir ®epädf bei und i)aitm, unb id^ ant^^
wortete, wir reiften' ju SBagen waren aber ^n guö öor^
ausgegangen; injwifd^en, bis aur 2lnfunft M SBagenö mit
unferem @efai, mödbte fle und jwei S3etten jurid^ten unb
ein 9?ad^teffen bereiten. 6ie ti^ai eSj idb aber ging un^
terbeffen jum Sllcalben beS 3)orfd unb fagte i^m, eö fei
eine ©d^aufpielertruppe angefommen; ob er il^r wol[)l er*
lauben wolle, auf ber 3)urd^reife in biefem Ort ju f^)ielen,
@r fragte midb, ob eS ein geifMid^eö Stüdf fei; idb ant*
wortete: ja, unb er gab mir bie ßrlaubnif. 3db eilte nac^
^aufe unb fagte ©olano , er foUe bad Sluto t)on 6aiu
unb Slbel rafcft einmal burd^ge^en unb ftd^ bann an einen
Ort, ben wir t)erabrebeten , begeben, um bie ßaffe ju fü^:^
ren, benn wir wollten l)eute nodb eine SSorftellung geben.
X»ann machte id^ mic^ auf, um ein $!amburin ju fucfeeu,
- 253 -
t\)at einen SBart t)on ^elj um itnb pofauntc unfere 6o>
möWe im ganjm 3)orfe aud. 3)a t)te(e Seute ba waren,
fo fehlte eö nic^t an S^fpruc^. I)ie6 abgemaij^t, bel)ie(t id^
ba^ S^amburin, nal^m ben Sart ab, ging jur SBirtl)in uub
fagte ju i^r: (Sben fommen meine SBaaren; gebt mir ben
©d^lüjfel ju meinem Siöiw^^^/ ^^^^^ i^ ft^ tjerfdbUe^en
fann. ©ie fragt mid^, ma^ eö für SBaaren feien, unb i^
antworte: ©pecereien. Äaum l)abe i(S) ben Sci^lüjfel, fo
ftiirje ic^ mif ba^ Sii^wi^^/ ^^i^^ We ginnen t)on ben S5et^
Un, einen alten Sieppidb t>om gu^boben, raffe noc^ jwei
ober brei anbere Sappen jufammen, werfe baö 8ttted, in
einen ^acf jufammengeroDt, jum genfier l)inau6, nnb flurje
fdbnell wie ber Sli^ bie Zxeppc hinunter. 3m |)ofe rebet
mi^ ber SBirtl) an unb fagt: „^exx 3nbianer, eben finb
©d^aufpieler angefommen, bie eine (Somobie auffal^ren
wollen; ^aben ©ie ni^t ?uft, l^injugel^en? ©ie foDen fe^r
gut fpielen/' 3(^ antworte: ja, unb eile in aller |)aft
^inau^, um bie {hinuntergeworfenen ©egenftanbe, mit benen
wir ba^ ©turf fpielen wollen, aufjufeeben, ebe ber SBirt^
UnxaÜ) merft; aber wie »icl iä) and) fuc^e, i^ finbe nid^t^.
5ttun wirb mir wegen be^ 9lu6gangd bange; id& laufe in
bie ©diente, wo ©olano fd^on bie ©ntritt^gelber ber 3«-
fd^auer in Smpfang nimmt; ic^ er}äf)le il^m, waö t)orge^ *
fallen, er laft bie fernere @innal)me im ©tid^ unb wir
mad^en un6 mit bem ©etbe auf unb batjon. 9?un ftellt
(Sud^ \>or, wie gefoppt bie Seute im 3)orfe jurüdfblieben,
bie ©neu ol^ne Äaufleute unb Setttüc^fer, bie Slnbern um
it)r (Selb unb um bie ßomobie geprellt.
„'Diefe "^flai^t marfd^irten wir nur wenig unb auf
Seitenwegen; am 9Worgen unterfuc^ten wir unfere 336rfe
— 254 —
unb fanben brei uiib einen l()a(ben ^eaUn barin, SlQed in
Heiner ?DWinje. 3I)r fel)t, wir waren nun jwar reidb^ <»*^f
t>oH Sfttgfi. eine SKeile weiter entberften wir eine i>ütie,
wo wir einfel^rten unb SBein aud einer ÄÄrbiöfl^afc^e, 3JIH^
au0 einem iEroge unb Srob aud einem Duerfarf befamen.
9taä) beeubidtem ^rül^ßücf brauen wir auf unb langten
gegen ?lbenb in einem anberen Crte an, wo wir gleicö
barauf fannen, einen ®ewinnfi ju mad^en. 3^ i()olte un^
Srlaubniß jum Spielen, trieb jwei ?afen auf, rief bie
SHoge auf ber ®traße auö, \>ex\tffa^te mir eine ®uitarre,
wu^te bie ^irtE)tn gu gewinnen, unb fagte }u @olano, er
folle ftdb an bie Äaffe fe^en. ?fi^ bad |)aud t^oH war,
trat id) auf unb fang bie Stomanje Afuera afuera, aparta
aparta, blieb aber nad^ ber erften (Bttopf)e fierfen, wobei
mid^ bie 3wf<^^uer t)erbliifft anfa^en. 3)ann fagte @o^
lano eine Loa ^er unb mad)te bamit bie gel^ler ber
SRujlf wieber gut. 3c^ mumme mic^ in ein Safen unb
fange an, meine JRolfe ju fpielen; alö aber ©olano al6
©Ott aSater auftritt, ein ?icl^t in ber ^anb unb in ein
Safen ge^uKt, bad in ber ^iik ein groped Sod^ ^ot unb
riufl^ um ben Sart l)erum ganj mit SBeintrefiern befcbmu^t ipt,
glaube idb t)or Sachen tjcrgel^en ju muffen; baö arme ^u*
blicum wu^te nic^t, waö mit i^m t)orjegangen fei. !Da
bad t)oruber war, erfd^ien ic^ aW Suftigmat^er unb führte
mein 3tt>'f^^nfpiel auf. Sladbb^r, in ber ©cene, wo idb
ald @ain ben Srubermorb beget)en mu^, Ib^be i^ bad
9Reffer »ergeffen ; i^ bin nidbt faul , ne^me mir ben S5art
»om ^inn unb fc^neibe bamit bem armen 9(bel bie Set^le
ab } ba werben bie 3ufdbauer wilb j man fängt an, und ju
f<^>im^)fen; ic^ bitte um 9taä)[x(S)t für unfere B^^ler, bie
— 255 —
übrige ZxWfpt fei hodf^ nic^t anflefornmenj aber e^ tt)iff
tiic^td fnic^ten, ^uUiit, al« Me In Slufrul^r jlub, fommt
ber SBirtl^ ^erbef tmb faßt und, tt)ir mod^ten un« a\i^ bem
Staube machen, fonfi tt>erbe eö ^rugel auf un« regnen.
Se{ biefer föftlid^en SSotfc^aft nahmen wir SRei^au« unb
festen noäf biefelbe 5Ra^t mit me^r M fünf SRealen , bie
\m eingenommen, unfere 9leife fort. 9tac^bem n)lr bie«
®elb aufgejel^rt unb unfere wenigen ^abfeligfeiten t>erfauft
l^atten, langten wir nac^ unfäglict) mü^famer SBanberung
— auf ber wir oft nid^tö ju effen befamen aU ^ilje t>om
gelbe, barfuß gingen, unter freiem ^immel fd^liefen, ben
SWauIt^iertreibern bei'm SCuflaben ober aBafferl)o(en l&alfen
unb einmal t>ier S^age lang »on nid^td al« rollen Slüben
lebten — eine^ Slbenbö in einer ©d^enfe an, wo un^ t)ier
gul^rleute jwanjig 3Karat)ebid unb eine SBurfi gaben, ba*
mit wir iljnen eine Somobie aufführten. Unter fold^en
9Wül)falen famen wir an baö ^icl unferer 9leife C^inen
Ort in ber 9Jä^e t)on 3<i^^^ft0J<^)» ©olano im SBammö unb
o^ne 9lodE, ben er in einem SBirt^^Sl^au« t)erpfanbet l^attej
id^ ol^ne |)emb, in einer jerfe^ten 3adfe, fc^mu^igen leine^
nm {)ofen unb mit ganj burc^Iod^ertem ©tro^^ut. 33a ic^
mic^ fo jerlumpt fal^, entfc^log ic^ mic^, bei einem ^^Jafte^
tenbadfer in Dienji ju gelten j ©olono aber Ijatte feine ?uft,
irgenb ein fold^e^ Slu^funft^mittel ju ergreifen, ©o jian*
ben bie ©ad^en, aK wir ein S^amburin fd^lagen f)oxtmy
eö war ein Änabe, ber auf ber ©traße aufrief: ^eute
aibenb wirb bie t>ortreffIicfte ßomobie „bie uertaufc^ten
Sreunbe** aufgeführt. Äaum ^orte iä) ba^, fo ging mir
ein neueö ^icJjt auf. SBir gingen auf benÄnaben jn, unb
al« biefer un« erfannte, ließ er baö Jlamburin fallen unb
- 256 -
fing an, t)or Jreube j^xi tanjen. 9Bir fraflten il^n, ob er
und nic^t mit eitoa^ ®elb aud^elfen föune, unb alebalb
gab er und Sltted, wad er in einen Quoten feiued |)embed
gewidfelt bei jtc^ trug. 933ir tauften 53rob , Äafe unb ein
©töcf ©tocfftfd^, unb liefen und; nad^bem wir gegeffen
batten, jum 3)irector ber Zxnppe bringen. @d war STOar^
tinajod; iä) wei^ nidbt, ob er jid^ fri'ute, und in biefem
Spi^bubenaufjug ju [eben, aber er umarmte und, (iep fid^
unfere Seibendgefd^id^te erjabten, gab und ju effen, unb
fagte, wir mod^ten und reinigen, bamit feine Kleiber nid^t
tjerborben würben , benn er wolle und unter feine ©dbau*
fpielergefefffc^aft aufnef^men. SBirflidb fpielten mir fd^on
benfelben 2lbenb mit, unb am folgeuben S!age würbe ein
ßoutract mit und abgefd^Iojfen, wonad^ jeber t)on und brei
9SierteIreaIen für jebe SBorjleDung erl)ielt. 3wgleic^ befam
i6) eine SloBe aud einer Somobie \>on ber Slufcrwedfung
bed gajarud jum Sinftubiren, unb @olano fottte barin
ben |)eiligen fpielen. Sebedmal, wenn bied ©tudf aufge^
fül^rt würbe, jog ber !l)irector im 3(ufleibejimmer fein ^leib
aud unb (iel^ ed bemSoIano, wobei er immer fagte: |)üte
2)id^, mir fein Ungejiefer binein ju briuj^en. ©obalb bic
SSorftellung ooruber war, mu^te bann ber arme Sajarud
ftd^ eben bort entfteiben unb feine alten ?umpen wieber an^
jiel^en. 3c^ befam ©trumpfe, ®cf)ul)e, einen |)ut mit öie*
len gebern unb einen weiten feibenen 9iodf, unter bem id^
meine injwifd^en gewafd^enen leinenen |)ofen trug, unb
mad^te in biefer fc^mudfen 2:rac^t eine ganj jiattlic^e gigur.
3)ied luftige geben, wobei wir wenig ju effen befamen,
aber t)iel marfc^iren unb bie 2:^eatergarberobe auf bem
JRucfen fd^leppen mupten, bauerte etwad über t)ier SBod^en.
— 257 -
iffid^renb tt>ir fo t>on Ort ju Ort jogen, fagte und ber
Director eine« Slage« , aW eö t)le( geregnet f)atte , e6 fei
nur noc^ eine Heine ©tunbe bid in'« Slad^tquartier , »ir
mdd^ten boä) ju Sofien feine grau tragen; er unb jn)ei
Stnbere wollten bie ©arberobe allein übernel)men , unb ba«
Tamburin unb übrige ®erat^ Knne ber Änabe fd^leppen.
SQSaö tt>ar ba ju tl^un? 3)er grau gefiel ber 95orfc^lag
fel^r, unb toix mußten und fd^on bequemen , unfere ^Änbe
}um 2^ragfeffel für fle l^erjugeben. Dergefialt atö ^adf*
efrl bienenb, famen tt)ir metjr tobt atö lebenbig^ ganj be^
f(^mu$t unb mit wunben güpen in'd 9?ad^tquartier. 3)er
!Director fam gleid^ um @rlaubniß jum (Spielen ein, unb
tt>{r mußten nad^ allen unfern Strapazen nodb ben Sajarud
aupi^ren. 5Wein greunb unb l(S) jogen unfere geliehenen
Äleiber an; ald aber bie Slufenoedtungdfcene fam, unb ber
Director, »eitler ben ßWfiud fpielte, tt>ieber]^olt ju ?aja^
tud fagte: @te^ auf, Sajarud! Surge! surge! fo erwar^
tete man tjergebend, baß 8ajarud auferfie^ien werbe. 5IRan
ging an'd ®rabmal, inbem man glaubte, er fei eingefdbla^
fen, fanb aber, baß er fc^on geiflig unb förperlid^ aufer>
Panben toar, ol^ne eine ©pur tjon feinen Äteibern jurücf-
julaffen. !Die ^u^^anex unb ber 3)irector gerietl)en in
^ame ©rfiaunen unb l^ielten bad SBerfd^toinben bed |)ei='
ligen für ein SBunberj iä) aber, ber tool^l merfte, load ed
bamit für eine Setoanbtniß l^abe unb baß ©olano burd^*
gegangen fei, machte mid^ flugd auf, il>n einjul^olen, unb
f^lug, fo wie ic^ ging unb fianb, ben SBeg nad^ S^ragosa
ein, o^ne iebod^ eine ©pur t)on ©olano aufjufinben. ?lud^
ber Director ^at gewiß nie wieber etwa« »on feinen Äleibern
gefeiten, no(^ bie ^uf)ixex\(S)a^ etwa« t)om ?ajaru«, ben fle
@efc^* t. Sit. in ®paii i. «(. 17
— 258 -
o^ne ^\m^d gen ^immel gefahren glaubte ^^), — 3n
ßaragoja trat ic^ bann unter eine beffere !lruppe unk gab
jeneö muffelige geben auf/'
anberdtt>o fd^ilbert SRojaö bie tjerfd^iebnen Slrten öon
(Somobiantentruppen, bie ju feiner 3^^ im Sanbe um&er^
jogen. „Q^ gibt ad^t Gattungen t)on Sd^aufpielern unb
©c^aufpielertruppen, alle t>on einanber t)erfd^ieben, namlid^
Bululu, naque, gangarilla, cambaleo , gariiacha, boxi-
ganga, farändula unb compania Bululu ifl ein ^<i)avi£
fpieler, ber allein unb ju^upe reift j fobalD er in ein I)orf
fomntt, gel)t er gum Pfarrer unb fagt it)m, er tt>iffe eine
ßomobie unb einige Loas; wenn noc^ ber Sarbier unb
ber ©acriftan famen unb |ie etwaö ®elb för i^n jufam^
menfd^offen, womit er toeiter reifen fönne, fo wolle er |ie
i^nen l^erfagen. Pfarrer, Sarbier unb Sacrifian fommen
jufammen, ber ©dbaufpieler fieigt auf einen Äafien unb
fübrt fein ©tudf auf, inbem er immer bemerft: „jeftt tritt
ber unb ber auf, jeftt bie Dame unb fagt baö unb baö'' ;
iinterbeffen fammett ber Pfarrer in feinem ^ut Sllmofeu
für \\)% unb bringt »ier ober fünf ^pferfiücfe jufammen;
jule$t befommt unfer ßomobiant nod^ ein ©tücf ®rob unb
eine ©d^üffel ©uppe, unb feftt feinen SBeg fort, bi^ i^m
baö Olürf wieber wol)l will. — Naque bebeutet jwei 3Rän -
ner, bie ein Bwifd^enfpiel, aud^ wo^ l>ier unb ba ein Sluto
aufjufül^ren wiffen, ein «ßaar Dctat)en unb jwei ober brei
8oa^ l^erfagen, einen 93art t)on ^elj tragen, baö Siamburiu
•») ^iefc luftige Gegebenheit %<it £e <Sage, ber Den (S^>aniern fo
»iel »erbanft, in einer ber ergö^lic^ften (Jpifoben feine« @i( 53Ia«
(«Udo X. (5a^). 10, Hist. de Cipion) »ariirt.
- 259 -
ft^Iaflen unb einen Dd^a\>o (jtt)ei ?D?ara\>ebiö) obet l^ier in
5Cragon einen Dinerillo ®ntritWgeIb ne^jn^n; 6ie (eben
genflflfam, fd^Iafen in ü)xcn Äleibern , ge^en barfuß , effen
^ feiten fatt, fangen jtd^ im Sommer auf bem gelbe bie
glol^e ab, unb ft)üren SBinterö wegen ber Aalte baö Un^
gejfefer nld^t. — GangarUla iji fci^on eine größere ®efeH^
fd^aft; l^ier gibt ed brei ober »ier 5SRanner, einen, ber ben
Starren ju mad^en t)erfiel^t unb einen jungen Wenfc^en, ber
bie iDamenroIfen fpielt; jte führen baö Auto »om t)erIornen
©d^afe auf, l^aben 93ärte unb ^errücfen, leil&en jtd^ gerne
grauenHeibcr unb Rauben (unb »ergeffen bisweilen, fte ju*'
rörfjugebenD, f^ielen jwei fomifc^e @ntremefed, (äffen jtd^
ben $(aft mit einem Suarto (t)ier 9Warat)ebiö) bejab(en^
unb nel^men aud^ Srob, Gier, Sarbetten unb anbere ?e^
bendmitte( a(ö (Sintrittögf(b an. 93iön)eilejt fonnen jle ftc&
©raten unb SBcin fpenbirenj aber fte l^aben t)iel ju mar,'
fd^iren, fc^Iafen auf bem Soben, fpie(en auf jebem SÄeier^?
I^ofe unb gelten immer mit untergefc^iagenen 2lrmen, tveil
fte nie einen 3Rante( ^aben. — (Sin Camhaleo befiel)taud
einer grau, weiche fingt, unb fünf SWanneru, tt)e(d^e l^eu-
(en ; biefe ful)ren eine ßomöbie, jmei Slutoö, brei ober »ier
@ntremefeö unb einen ^adf mitÄ(eibern, fo leidet, baß i^n
eine Spinne trand^)ortiren fönnte. Sie tragen bie grau
bisweilen auf bem Slürfen, biött>ei(en auf einem Jlragfeffel ;
(äffen fld^ auf ben ÜÄeierböfen für i^r Spie(eu ©rob, 2;rau*
ben unb eine DHa geben; nel^men in ben Dörfern ober
Stabtdben fec^ö 9Kara\>ebid, ein Stüdf Sd^(adEtt)urft , ein
S5ünbe( glad^ö unb atte^, »aÄ man il)nen geben Witt, o^ne
aui^ ba* ©eringfie ju tjerfdbmäl^en ] Weiben t)ier biö fec^ö
24ge an einem Ort, miet^en für bie grau ein 33ett, be*
17*
- 260 -
fommen, mnn fte ftd^ gut mit ber 2Birtl)ttt jiel)en, eine
©treu mit einer Derfe, unb fd^Iafen in ber Äüd^e. 3m
SaSinter ifi ber ©trol^boben il^re befianbige SBo^nung. ÜRft^
tagö feften fte fic^ um einen 2;ifd^, ober biönjeilen otfl^
auf e SSett, unb effen eine Dtta mit 3linbfleif(]& unb 3eber
fed^« ©c^üffeln ©uppej bie grau DertJ^eilt bad effen unb
gibt 3ebem feine «ßortion S5rob unb SBein (ber mit SBajfer
gemifc^^t wirb); aber bad Slbwifd^en »irb il^nen fdbwer,
benn jle atte jufammen l^aben nur eine ©en)iette. — Unter
Gamacha i>tx^z\^\ man eine ©efeöfd^aft t)on fünf ober
fe(66 aWannem, einer grau, »eld^e bie erfie Xame unb
einem Änakn, ber bie jioeite fpieltj i^re ®arberobe, bie
jle in einer ^fie führen, befielet au« jtt>ei Slöcfen ; einem
weiten Uebertourf, brei ^eljen, SBarten unb ^errürfen unb
einem grauenfleibe t)on ^albwoottenjeug ; il^r 9le^)ertoire
avA t)ier gomobien, brei 2lutod unb eben fo Dielen ^xoi^
fe^enfpielen. 5)ie Äifte tt)irb t)on einem 6fe( getragen, auf
bem leinten äd^jenb unb flo^nenb bie grau fi^t unb ben
bie Uebrigen t>or ft^ l&er treiben, ©ie bleiben ad^t 3;age
an einem £)rt, fc^Iafen ju üieren in einem S3ett, ejfen OÖa
t>on 9linb^ unb ^ammelfleif^ unb Slbenbö jutt>eilen ein
ganj gut jugerid^tete« gricaffeej l[)aben ben SBein in 9löf^
felU; ba6 gleifd^ in Unaen, bad Srob in ^funben unb ben
{)unger in ßentnem. ©ie geben ^rit)att)orfiettungen für
ein gebratene« ^u^n, einen gefod^ten ^afen, t)ier Sleafen
in ®elb unb jtt)ei Duart SBein, ober burc^fc^nittlic^ für
jtt>ö(f JRealen. — 3n einer Boxiganga jtnb jioei grauen,
ein Änabe unb fec^« ober jleben aWdnnerj bie 5roitglieber
einer foldben Zxr^t baben oft Unannel^mlid^feiten, tt)eil ed
feiten fet)(t, bap ftd^ ein Sratjo, ein S;augenid^t«, ein SBer^
- 261 —
Kebter ober ein ©ferfüd^tiger unter fte mifd^t, ttjoburd^ i^re
©idf^erl^dt, iftre ^n^xieben\)dt unb i^r ©elbbeutel beefn^
träe^tigt »erben. ®{e föl^ren fed^e 6om5bien , brei ober
t){er Stuto«, fünf 3w)ifci^enfpiele unb jtt)e{ Äoffer (einen mit
bem Apparat ber Somobie unb ben anbern für bie grauen^
Heiber), unb miet^en t>ier gaftt^tere, ein« für bie Äoffer,
l\m für bie grauen unb ba^ t)ierte für bie Uebrigen, bie
ber 9let^e nac^ unb jebe SJiertelftunbe abwed^felnb barauf
reiten. Sitte fteben ppegen nur jtoei SKantel ju ^aben
unb laffen eö fld^ umgel^en, jie }u tragen j oft aber ge^t
fönen ber 5roault]^iertreiber bamit burd^, Sie ejfen gut,
fd^Iafen jufammen in üier 33etten unb geben il)re SJorfieU
lungen bed Slbenbö, an geften aber bed Siagö. Untertoegd
fc^lafen fte gern unter ben Sd^ornjieinen n)egen ber SBürfte
unb Sc^infeU; bie barin aufgehängt ftnb , wlcfeln fl(^ ik
SBürfie, beren jte ]b<ibl)aft »erben fonnen, um ben 8eib unb
entführen fie. ®ne folc^e boxigaiiga iji gefäl^rlid^ , benn
fie ifi Deränbedid^er ali ber ^onb unb unfid^erer a(d ein
®ränjlanb, toenn il^r nid^t ein guter Director tjorjiel&t, —
!Die Fardndulu fielet ber Compania am näd^flen. IDie
©d&aufpieler bicfer 6Iaffe fül^ren brei grauen, ad^tjel^n
gomobien unb jtoei Äoffer mit ®e^)acf bei fld^, reifen ju
fWaultl^ier ober aud^ auf Darren, befud^en bie bebeutenberen
Drtfd^aften, ejfen apaxtf flnb gut geKeibet, geben am gro^n^^
Iei(^namöfeji SJorPettungen ju jweil^unbert !Ducaten, fü^^ren
ein lufiige« Seben unb tragen gebern auf ben |)üten ober
|)elmbüfd^e auf ben |)ermen. ^ier gibt eö ©alane , bie,
ben |)ut in*ö Oejid^it gebrüdft, ben SKantel um bie ®^uU
tern gefdblagen unb ben ©d&nurrbart frfiufelnb, mit ?iebe6^
blidfen um ftd^ werfen, mit ben |)anben 3«^^^" fl^f*^« ^^^
— 262 -
t>erliebte ©ejtc^ter marfieu. — Die Companins finb auf'ö
t)erfcl^iebenartigjie jufammengcfeftt unb t)erfu^eu firf) in
anem; l^ier gibt ed fe^r wo^lerjogene unb gebilbcte Scute,
achtbare 5roanner »on guter ^erfunft unb au^ febr an^»
fianbige grauenjimmer (benn m ftd^ aUc klaffen t>on
3)?enfd^en fmben, fann ba^ ni^t feblen), Sine folc^e Com-
pania fü^rt fünfzig (Somobien, breibunbert 3(rroben ^)
@ej)äcf, fedMjebn ^erfonen, welche fpielen, brei^ig, welche
effen, einen, bet baö @elb an ber 6affe einnimmt, unb
©Ott n)ei^ tt)ie »iele, n)elcbe fteblen. @mige reifen ju
Waultl^ier, anbere in Äutfdben , nod^ Änbere in Sanften
unb tt)ieber Slnbere ju ^ferbe, aber deiner will itdb mit
einem Äarren begnügen, benn jle fagen, ibr 9Kagen fönue
baö ni(]bt t>ertragen. SBegen ber t)ielen SRoUen, bie jte ein^
juftnbiren b^ben, ber beflanbigen groben unb bed wed^-
felnben ©efd^macf^ ber 3wf<^Äuer jtnb il^re Slnjürengungen
übermäßig gro^ ; aber bi^^öber (ie^e jtdb fo t)iel fagen, ba^
i(^ »ol^I bejfer tl^ue, bat)Ott m fd^weigen."
Diefe gragmente entbalten jwar \>iele geringfügige
unb überpüffige DctaiW (bie wir jum 2^beil nocb abgefürjt
baben) unb geben gerabe über ba^, )t)ad man am liebften
»iffen mochte, nur unjureidbenben Sfuffdbluß} attein flc
burften alö ßuriofttäten unb »eil fte unter t)ie(em 9Rä^{«
gen audb mannen intereffanten Beitrag jur ^enntnig \>H
Altem ©d^aufpielerwefenö liefern, ^ter nid^t t>ermi^t »erben..
••) 5lrtöbe ift ein ©ewid&t »on «5 H^fiint.
- 263 -
Die ©rfintning unb erpe gortbilbung ber 33ül)nett t>ott
5Wabrib, ber funftfgen {)auptfd&am)lä$e für We gntwidflung
bee fpanifd^en Drama*«, ifi ein fo n)i(^Hger $unft in ber
0ff(tid)te be« le^tern, ba^ tt>ir nid^t t)erfäumen burfen, Me
ergebniffe ber bi6l)ertgen gorfdbungen über biefen Oegen*
flanb an«fü^r(id^ barjulegen.
SSafenda unb »al^rfd&einlid^ audf^ ®et)itta befa§en fc^on
in ber erjien {)alfte be« 16. Sal^rl^unbert« fiel)enbe $;^eater,
b. 1^. 53üll[)nen; bie auf We Dauer angelegt waren, niitt
erft jum 9?elbuf ber iebe6maltgen SSorfiettungen einer SIruppe
aufgefd^lagen n)urben. 3Rabrib, um jene 3eit ein Ort
t)on geringer Sebeutung, \^aik nod^ nid^t« bem Slel)n(ic^ed
auf5un>eifen ; unb erft feit bem 3a^re1561, tt)o biefe Stabt
jur JRefibeu^ erl[)oben würbe, fd^neD an Set)6Iferung unb
3lri(fit^um miM unb in golge beffen aud) fiäufiger wan^
bernbe ©dSaufpielergefettfcftaften in il)re Wauem jog, begann
ba« S3ebürfhi^ bauert)afterer UJorrid^tungen für bie Dar^
pettungeu ber le^tern gefül^lt ju werben. Die SSeranlaffung
ju bem erfien ©d^ritt, um biefem Sebürfni^ abjul^elfen,
I)angt mit fcfteinbar entlegenen Oegenjiänben aufammen.
3m 3<t&r 1565 traten tjerfd^iebne angefelbene S3ürger
^on SWabrib ju einer SSrüberfd^aft unter bem Flamen de la
Mgrnda, Pasiou jufammen, bie ^6) a(« nad^ßen 3^^' t^i^
Äleibung unb ©Reifung einer befiimmten S^W t>on armen
t)orfe^te, aber balb einen auögebel^nteren aBirfungdfrei« er-
^ielt, inbem fte unter protection be« Äönig« unb be« Statine
\)on Saßilien bie Seitung eine« ^ofpitaW für arme, an
fiebern franfenbe, grauenjimmer übemal)m. Um bie ®n^
fünfte unb SWittel' biefe« |)ofpitaI«, ba« in ber ©trape
S^olebo gegrünbet würbe, ju erl^o^en, ert^eilte ber ßarbinal
— 264 -
@0p{nofa, ^r&fitent t)on 6af}t({en, ber Cofradia de la
Pasion ein audfd^Iie^Ud^ed $r{t)ileg{um, ben Sd^aufpieler^
trap»>ett, wcld^e STOabrib befud^en würben, gocale für il^re
aSorfiellungen ju liefern. e(ne fold^^e aSerbinbung offentlid^er
«ujttarfeiten mit reUgfofen ober SBo^ltptfflfeirö^iStiflungen
fonnte m(S) fpanffd^en SSegriffen nfd^t« Sefrembenbed l^abcn ;
in SBalenda erifiirte f*on 1526 ein 2;^eater al« 3wbe^6r
eined ^o^pitaU, unb noc^ l^eute ftnb, na<ff alter Sitte, bie
aSorpel^er ber |)ofj)ita(er jngleic^ ^auj)tunternel()mer ber
©tiergefed^te, beren @rtrag, nad^ ?lbjug ber Äofien, iftren
Stnfialten ju ®ute !ommt. 3)ie ^ajftonöbrüberfd^aft be^^
flimmte bal^er brei Derfcbiebne, in SRabrib belegene, $Ii|e
jum Sel^nf ber Jtnfföbtung »on ©cl^anft)lelen j einen |)of
(corraO in ber Strafe del Sol; einen anbern, tH>n ibt
gemietl^eten, in ber del Principe, @igentl)um IM 9t.
S3urguinoö, unb einen britten, ber Sfabel be ^ad^eco ge*
borigen, in ber nSmlid^en ©traße. Urfunblicfien SRad^ric^ten
JU Bolge tt>urbe in biefen Socalen fd^on 1568 gefpielt. 2)ie
t>on ben ©d^aufpieUDirectoren gejal)Iten SWietbgelber waren
anfänglid^ jwar nur gering (fed^d SRealen für bie SBor*
fleUung), fieigerten ftd^ aber binnen Äuraem fo bebeutenb,
ba^ fle bie ^au^teinnabme bed ^of^)itald ju bilben an*
fingen, »obne »eld^ e6 an SWitteln jur Pflege ber jtranfen
gefel^It l^aben würbe/
Salb nadb ber Cofradia de la Pasion, im Saläre
1567, ^atte fld^ in 5roabrib nodb eine anbere Srüberfdbaft,
bie de Nuestra Senora de la Soledad }U äl^nlid^n
frommen Swedfen eonfiituirt. Sie führte ibren 9?amen
t>on einem t)ielt)erel&rten Silbe ber Ifeiligen Sungfrau. 3ibf
^auptfireben Jging auf Äettung, ^Pege unb erjielSiuna
— 265 -
aufgefegter 5Mttber, unb in Wefer Ätjtd&t grflnbete fte in
ber 9t&f)e ber ^uerta bei ®oI ein |)of»)itaI. iäBie fel)r
biefe ?lnflalt ftd^ au^ allfeitiger Unerfifi^ung ju erfreuen
f^aite, fo fel^Ite il^r bod^ nod) ein jtc^ered unb geregelte*
(Sinfommen. 3bre ffiorfiel^er glaubten biefcm üWangel am
jlAerfien abju^elfen, wenn fte ein äJ^nlid^e« Privilegium,
n>ie jenem anbern |)ofpital ertl^eilt würben war, für ba«
irrige erwirften. Sie lauften be^l^alb ben fd^on erwäl^n^
ten ßorral bed SurguiHo6 in ber (Strafte del Principe
unb famen um bie Srtaubnift ein, il[)n a(d S^l^eater t)er^
miet^en ju bürfen; l^ier aber fianb i^nen baö UJorred^t ber
älteren ©ruberfd^aft entgegen unb erft nad^ einer SBerein*
barung mit biefer fonnte il^nen ©ewä^rung bed SSerlangten
JU 2]^ werben, gine fold^e SJerjiänbigung l)atte im
3a^rc 1574 ©tatt, unb in golge bat)on reid^ten bie beiben
ßofrabien t)ereint eine SSittfd^rift ein, worin |te bieÄbjtc^t
auöf))rad&en , fünftig in 93ejug auf bie SSermtetl^ung ber
®d^auf)){enocale gemeinfdbaftlid^e ®a^e ju mad&en, fo baft
ein iDrittel ber Sluögabcn (för Slcparaturen k.) unb 6in^
nat)men auf bie Cofradia de la Soledad, itoei drittel auf
Die de la Pasioii fallen foHten. |)iergegen fonnten bie
Seftörben nid^td einjuwenben l^aben; bie Uebereinfunft
warb gericbtlidb beflatigt unb ))on nun an jogen bie beiben
93rflberfc^aften bie ffiort^eile beö Privilegium^ gemeinfam
in ber bejeid^ncten ?(rt.
Die Sorralee (ein ?lu«brudf, ber bid auf bie neuefie
3eit aW f^non^m mit ©d^auf^iell^aud beibelialten ifi) wa-
ren, um l^ier nur einen allgemeinen 93egriff von ber Se^
fd^affenbeit ber altern Sweater ju geben, |)interb6fe ^on
|)aufern, urf))rfinglid^ unb bevor jte ju 3!^eatern umge^
- 266 -
tt)anbflt WDHrben, |)oIjma9asine. 3m .^intergninb befanb
ftdö bie ©n^ne; bcr größere $!beil M $ublifnmö nal^m
im |>ofe ^laft, ben 9Sornel)meren aber bienten bie genfier
be6 |>aupt9ebäube0 unb ber umltegenben |)auffr ju Sogen.
9Sorri*tunflen ffir bie S?equemnc^feit ber ©d^aufj)ieler unb
ber ^\x^(S)antx Ycaxen anfangt febr ^paxH^ t>orl^anben;
bie 3?fll)ne fott)oI)I aW ber gönäe^ofraum entbel^rten eined
!Da^fd unb fomit jebe^ Sd^u^ed gegen ©onnenfc^ein unb
5Regen ; tt>ar bad Sffietter ungünftig, fo würben bie 9Sotflel^
lungen nid^t feiten au^gefe^t ober pI6$Ii(^ abgebrochen.
3m 3«6te 1574 fam eine italienifd^e ©c^aufpielertruppe,
Wriflirt t>on einem gewiffen ?(Iberto ©anafa, nac^ ^abri^
unb gab unter allgemeinem SSeifaH eine Steige t>on QSorfiel-
lungen. 8ln bie befferen Sc^aufpiell^äufer 3taliend gewohnt
fonnte fld^ biefe mit ber büfftigen ©nridbtung ber Wabri^
ber Slbeatcr nicbt befreunben, unb gab SJeranlaffung, baß
tt>enigfien6 eind berfelben eine angemeffenere (Sonfiruction
erhielt. ÜRitteW einer Summe, bie ©anafa I)ergab, unt
einiger^ 3wf^"ff^ ber 9?riiberf(^aften würbe ber Sorral ber
Sfabel be ^ac^eco mit einem 3)acfee t>erfel&en, weldb^^ bie
gaui^e 33u^ne beberfte, ben übrigen |)of aber, ben bie 3«*
fcbauer einnal^men, nur an ben Seiten; fo ba^ bie SÄitte
beffelben, ber Patio, offen blieb. Heber biefen Patio würbe
ein ^At t)on ?einwanb gefpannt, welcbe« jwar gegen bie
gönne, aber nidbt gegen ben Siegen fd^ü$te. Der ertrag,
ben bie ^ofpitaler (nac^ Slbjug beffen, tc^a^ an bie ©c^au^
fpieler fiel) t>on einer QSorfiellung jogen, pjlegte ftcb um
biefe 3f't öuf 140- 200 Slealen )u belaufen; er warb
burd) eine 8lbgabe geliefert, bie jeber ^u^dfamx noci^ au^er
bem Sintritt^gelb an fte ju eutrid^ten ^atte.
— 267 —
Slufanglic^ traren bie bramatifd^en SBorfießungen nur
an ©onn- unb J^efttagcn erlaubt, balb abjer mußte man,
in golge beö immer wad^fenben |)anged jnm Sbeater,
gefiatten, ba§ au* an SBerfeJitagen, wocbentlid^ jweimal^
unb jtt>ar Dieufiagd unb 2)ounerf}ag^, unb in ber ga*
[(iing^äfit (aglic^ gefpielt werbe. 5Kit Stfc^ermittwod^ »ur^
ben bie S3ul^nen gefd^Iojfen unb blieben e6 bi« Dfieru.
Um bem Segebren ber in immer größerer ^abl nadb
SWabrib ftrömenben (§om6biantentru^5j)en entfprecben i\\
fonnen, mietl^eten bie 9?rüberfcbaften ber ^affion unb ber
SolebaO nocb jtioei anbere* ßorrale^, beren einer ©gentium
ber SBittwe $?albit)tefo war," ber anbere, bem 61^rifiot>al be
la ^uente gcl^ßrenb, in ber 6aße bei ioho lag. !Diefe So^
cale, nebfi bem ber ^aifeco, fdjcinen feit bem Sa^rc t574
am meijien gefuc^t worben ju fein ; l^ier wenigflen^ fpielten
We2^ru^)pen be^ ®ana^a, Sflonfo JRobriguej, ^tx^
nan ©onjalej, 3urtn ©ranaboö, Sllonfo ^Be^
la^quej, granci^coSalcebo, Sllonfo (Siönoroö,
9liba^, ©albafia unb granci^co Dforio, bie be*
rfi^mtejien, bie feit jenem 3^it))nnft bi^ jum 3cibre 1579
SRabrib befucbten. 3n le^terem Saläre aber ging t>on
9?euem eine SJeranberung mit ben S^beatern ber |)au^tftabt
t>or, inbem bie 53ruberfcbaften einen ßorral in ber (§alle
be la 6ruj fauften unb binnen ^rjem mit ben ^Äateria^^
lien, bie au6 bem bed @l^r{flo)Dal be la $uente bortl^in
gefd^affi würben, fo in ©tanb festen, baß er fd^on im
9(li)t>ember bed nämlid^en 3al)reö ald Sc^auf)>ielbau0 bienen
fonnte, X)iefe^ Sl^eater de la Cruz ober de las Obras^
Pias übertraf an Umfang unb )n>edFmaßiger (Sinrid^tung
alle anbern, unb fo fet)r, baß fic^ neben il)m nur nod) baö
— 268 —
ber 3fabel be ^ac^eco , unb auci^ biefe« nur in fecunbarer
©tctfung, in ber ®unfl be6 ^ublifum^ unb ber ©vieler
be]^au^)ten fonnte. HI« bie bebeutenbflen ©d^aufpielbirecto*
ren, bie in ben brei auf 1579 folfleuben 3«fttett cibxotäi^
felnb bie beiben ?ocaIe in iWiet^e nal^men, »erben ®ra*
naboe, ©aicebo, SRiba«, Duiro«, ®alöej, Si«^
nero6, 9Jela«quej unb ® an afa ber Staliener genannt
!Der ßorral in ber (§atte bei Sol unb ber bed Stt. 95ur*
fluilto« waren injwifd^en ganj außer SSrauc^ gefontmen,
unb in bem be« (§^ri{}o))aI be (a $uente n)urbe nur nod^
feiten unb au«na]^ni«n>eife gef))ielt. ITa ließen jid^ bie
(Sofrabien burd^ bie großen SBortfteile, bie jte au« bem
Jll^eater be la 6ruj jogen, im 3al^re 1582 jum Slufauf
eine« anberen $)ofe« mit umliegenben ®ebauben in ber
CaHe del Principe beflimmen. unb richteten biefenCorral
del Principe ganj nad^ bem 93orbifbe jene« jum Jl^eater
ein. 98on nun an würben benn bie nur gemiet^eteh 8o^
cale ber ^ad^eco unb be« be fa ^uente immer feltner
benuftt, bi« fle nod^ t>or Slblauf be« 3a^r^unbert« ganj
t^erobeten unb bie beiben ben Srüberfc^aften eigentl[)umK(^
gel^örenben ©c^aufpielböfe al« einjige Ji^eater öon SRabrib
jurüdFließen.
!Die Sonjlruction biefev S^^eater de la Cruz unb del
Principe, bie niit Umgefialtungen bi« auf ben l^eutigeti
24g fortgebauert unb ade« ®roße, n>a« bie bramatifd^e
üRufe Spanien« l^ert)0rgebrad^t , über iljXt Sretter geföl^rt
l&aben, im SBefentlic^en fennen gu lernen, fann nic^t un^
interejfant fein, 9Bir »erfud^en bal^er l^ier auerfl, bie Se^^
fdbaffenl^eit be« 3;beil« berfelben , ben bie ^\x\iiawtt ein*
- 269 -
ndf)mm, ju fd^itbem. JBon t)er Sinric^tung ber SSü^ne
felbfi JU rebett; n)irb erji ft)atcr ber geeiflnete Ort fein«"'').
Die 6orra(e0 n)aren, wie gefagt, i>o\e, an beuen bie
|)interfeiten t>erfd&iebner |)aufer jufammenfliepen. !Die gen*
^er Cventanas) btefer umKegenben ®ebaube, gropent^eild
nad^ ft)antfc6er @ttte mit Gittern ))erfel^en unb bann rejas
ober celosias genannt, bienten old Sogen; man l^atteberen
eine toeit größere Slnja^I angebracht, al0 urfprönglid^ t>or*
^anben gen)efen. 993aren bie berartigen Sogen in ben oberen
®to(f werfen gelegen, fo nannte man fie Desvanes (So*
benfhiben), bie ber unterjien SRei^e aber l^iepen Aposen-
fosj ein 9iame, ber inbe^ im »eitern ©inne auc^ jenen
beigelegt toorben ju fein fd^eint. Diefe genfler waren, »fe
bie ^aufer, ju benen fie gel^orten, jum 2;^eil frembe^ ®*
gentl^um, unb bann, ti^mn niä)t 'oon ben Srüberfd^aften
gemietl^et , gana ber 2)i0j)ofltion i^rer SSefi^er unterworfen,
bie iebod^ für ba^ Siedet, ))on l^ier aud ben (Somobien ju*
jufel^en, ja^rlic^ eine beftimmte Summe ju entrichten Ratten.
^n einigen, unb jwar ben meinen ber an ben @orraI fto*
^enben ©ebäube l^atten bagegen bie @ofrabien 'ooUei
Sigentl^um^red^t. * Unterl[)atb ber Aposeutos befanb fi(^
eine Sieil^e ann)^it^eatralifd^ erl^o^ter ©ifte, Gradas ge*
nannt; t>or biefen ber Patio^ ein größerer offner SRaum,
t>on n>o bie 8eute ber unteren SBoIMclaffen bem @c^auf})iet
*') @tne anf(^auli(^e , trgeiib befnebigenbe ^arßeüung ber ^oit::
fiructton ber fpanifd^en Sweater i^ bi^^er. nirgenbd gegeben ivorDen.
^er oorliegenOe ^erfud), eine folc^e gu liefern, fonute Oa^er aüetn
auf Kombination au^ ben bei ^etlicer @ 41 u. ff. mitgetl^eiiten Do-
cumenten unb oerfc^iebnen anbern, aud alten fpanifdiien @(^riftrn ge^
fammelten Stellen gegrÄnbet n^erben.
•— 270 -
fe^ent) aufaßen. 2)ic 3wfc^<»uer biefer (Gattung würben
wegen be6 JlumulW, ben fte mad&ten, unb wegen ber lar»
menben Sleu^erungen i^reö SSetfaO^ ober ?JRi^fatIen6 , bie
man mit 3Rudfctenf(^ujfen t>erglic^, Mosqueteros genannt*
SSor bem Ratio, ber 33ubne junac^fi, flanben yiei\)m t>on
S&nfen, Bancos^ t>ermutf)ltd^ wie ber Patio unter freiem
|)immel ober bod^ nur burd^ ba^ (eineneß^It gefd^ü^t bad
biefen beberfte. 2)ie Gradas waren unter einem t>orfprin^
genben |)dngebad^ geborgen, unter weld^e^ jtd^ bei^ein^
tretenbem ^Regenwetter aud^ bie Mosqueteros ju retiriren
fachten; war aber ba^ 5!^eater fel^r gefüllt, fo mu^te in
fold^em galle bie 9Sor|iellung gefdf)lojfen werben.
35efoubere unb t>on benen ber SKanner gefd^iebne
^Wfte für ^rauenjimmer eiujuric^ten, war man anfanglid^
nid^t bebad^t gewefen} f^)dter, aber noc^ t>or Slblauf bed
3al^r^unbertd ; warb eine gro^e, auöfd^Iießlic^ für SBeiber
ber nieberen ©täube bejiimmte ?oge im ^intergrunbe be6
Sorrold angelegt, bie Caznela ober ber Corredor de ias
nmgereB. SSorne^mere 2)amen bebienten ftcft ber Apo-
seutos unb Desvanes ^^).
Sieben ben genannten ^aui)tabt^eilungen ber fpani*
fd^en S^beater werben nodb t>erfc^iebne anbere ^läfte ge^
nannt, bereu Sage ftd^ faum noc^ genau befitmmen la^t ;
fo bie barandillas (Saluftraben) , ber Corredorcillo , ber
**) ($in (Sc^aufpielbirector, ^lonfo ^etadquej. ^atte ben Einfall
auf ben 10. Sebruar 1AS6 eine ssüorfteUung für Sraueujimmec allein
aniuf&nbigen, uub fauD fo \)iel 'Beifall bamit, ^a^ {tc^ 760 Bufd^aue-
rinnen einfleüten; aber ber dtat^ von (SafliUen nnterfagte bie ^uff&l^::
rung bed @tü(fd, bie eben beginnen foUte, unb Heß bie gan^e Q\n=
no^^me jum iöejlen ber ^ofpitdler confliöciren.
- 271 —
degolladero unb bie Alojeros. Settern Flamen fäl^rte ein
Ort, tt>o Srftifd^ngen, namentlich Aloja , ein au0 SBajfer,
.^onifl unb ®ett>üra bejie^enbeö ©etranf, t>erfauft würbe j
fpater legte man benfelben einer Soge bei, bie ben SUcaU
ben, weld^e bie polijeilid^e Sluffic^t über bad ©d^aufpiet
fül^rten, angewiefen tt)ar; ed iji bal^er ju tjermut^en, ba#
ber alte Alojero eben ba, tt)o biefer neuere, nämlidf) ober«?
i)alb ber Cazuela gelegen tt>ar. 3n ber alteren 3rit Rotten
bie aicalben i^ren ^lafe auf ber Sü^ne felbji.
9Ran ift tt)ol&l ju ber Slnna^me bered^tigt, bafr bie
bebeutenberen S^^eater im übrigen Spanien im SBefent^
lid^en il^rer (Sinrid^tung burd^au^ benen t>on SWabrib ent^
fprac^en.
2)ie gett>ö^nlic^e 9lnfangdjeit ber SJorftettungen war
9?ac!^mittag^ jwei U^rj fünfilid^er S3eleud^tung beburfte ed
alfo nid^t, 2)ie jebedmalige ®nna^me ber beiben ÜWa*
briber 33rüberfd^aften belief fid^ im3abre 1583 burc^fd^nitt*
lic^ auf breil^unbert SRealen. 3^ ®unfien ber frommen
3«>edEe, für weld^e alle auf folc^e SBeife gewonnenen
Summen oerwenbet würben, gefiattete ber JRat^ üon 6a^
ftilien im nämlichen Saläre bie Sluffül^rung t>on ©c^au*
fpielen, au^er an ben fc^on angeführten, aud^ noc^ an
t>erf^iebnen anberen SBod^entagen ; bejiimmte aber jugleid^,
ba^ ein 93iertel bed @rtrag6 jeber aSorjiellung a\x baö
Hospital general, Heinere ©ummen noc^ an t)erfd^iebne
anbere |)ofpitaler ber ^auptftabt abgeliefert werben foHten.
- 272 -
iDie meifien ber \>ox^in genannten 8(utored, bie feit
bem erjien Sntfiel^en "oon Jil^eateru in ajiabrib bi0 jum
3a^re 1579 biefe ©tabt befud^ten, führten i^ren Stamen
mjt Siedbt} fte waren nic^t blo^ @d^auft)ieler , fonbern ju-
gleich 3Böl&nenbic^ter. ßbenfo bieienlgen, bie in ben erjien
Sauren be6 Seftelb^n* ber Ji^eater de la Cruz nnb del
Priucipe anf biefen gefel&en würben : ©alüej, ©a^jjar
JBa^quej, Slngnlo, grancidco Dforio, <BaU
bafta, Zoma^ be (a t^uente, Sotarga, ^(Icäjar
®abriel be (a Sorre nnb fERanjanod. 93on ben
bramatifd^en Di^tnngen berfelben fc^eint iebod^ nic^td mel^r
»orl^anben ju fein, nic^td n>enigfiend au0 biefer [ruberen
$eriobe, wenn man eine und nie )u ®e{tc!^t gefommcne
Comedia de la Coiistanza t)on ©adpar S^adque) aud^
nimmt, bie 1570 ju SBcala erfd^ienen fein foH. ^etticer
nennt jwar einige S^aufpiele ^oonSidnerod, Sorrea
unb be la t^uente ald nod^ eriflirenb; aOein aud ben
S^lteln, bie er anfül)rt, wirb wal^fc^einlic^, baß biefe ©tüde
ben \pättxn, biö in bie 3rften bed iopc be 98ega l^inab^^
reic^enben Sebendja^ren i^rer QSerfaffer angehören, wenn
ni^t gar »on anbern QUidS^nami^en 2)id^tern ber fofgenben
?ßeriobe l^errul^ren. — Sefonterö berul^mt unter ben ®e*
nannten war Sllonfo 6i6neroö aud ZoUbo, frul^er
SWitglieb ber 2;nH)))e beö iopc be Siueba, fj)ater SBorftel^er
einer eignen, bie noc^ um bad @nbe bed 3^^^^unbertd in
großem 9lufe fianb «^O^
Dtefe ©c^aufpieler waren benn bid gegen bad 3a^r
••«) Rojas 1. c. T. I, pag. 183. — Luis de Cabrera, Historia
de Felipe II, pag. 470.
— 273 —
1579 bie i^anpi\aä)U(ii^en ?ßfleger ber ©ü^nentiteratut.
lieber bie Sefd^affenl^eit il^rer untergegangenen SBerfe SBer^
mut^ungen aufjufieUen , mag itoax mi^Iic^ fein ; fot>{eI
inbe^ fann wol^I mit ^vii>ex[xä)i angenommen tt)erben, baß
fte fid^ mel^r unb mc})x jener gorm bed 2)rama*d genfil^ert
l^aben, bie ba(b barauf a(0 bie eigentlich nationale bad ^pa^
nifc^e S^l^eater aKein in Sefdjlag nal^m.
3n eine ganj \)erf(t^iebne Äategorie fallen jwei , im
3a^re 1577 ju SÄabrib gebrudte; 5;rag6bien »on ®e*
ronimo Sermubej, einem !Dominicanermön^ a\i^@aU
Heien, ber unter bem fingirten 9?amen aintonio beSilüa
fc^rieb *•••). Sie reiben ftc^, nur mit etwa^ mel^r S^aft
unb ^oefie, an jene fd^on oben ertt>ä^nten Älteren 2Jerfud&e,
baö f))anifd^e 2)rama nad^ antifen ?Kufiem ju bilbeu. Qi
war eine gffidflid^e SBaW i^te6 Serfaffer«, fiatt Stoffen
au0 bem Slltert^um einen ber <B\)mpai\)U feiner Sanb^Ieute
unb ^cxt%eMf{en nd^er gelegenen gum SJorwurf ju nel[)men.
2)ie befannte ©efd^icl^te ber 3nej be Safiro ifi ber ®egen^
iianb blefer 2;rauerfj)iefe, bie fic^ eng an einanber fd^ließen
unb jufammen atö ein ®anje« ju betrachten flnb. 3n
beiben befunben einjelne fd^öne ©teilen ein nid^t gemeine«
))oetifdbe« 3;alent, fann jebod^ ba« bramatifd^e 3utereffe ber
Sompofttion nur fd^wad^ genannt »erben. Dad erfte, bie
Nise lastimosa, ifi in (e^terer 93e)iel^ung Dfenbar bad
minber mangelhafte} aKe tragifdben 9Roti»e, bie ber ©toff
barbot, ober bie ber IDi^ter au6 i^m ju fd^öpfen wußte, finb
l^ier aufammengebrangt , »äl^renb für ba« jweite rtur ein
*«b) VidA y virtudeii de Fr. Luis de Granada, por Luis
Mufioz (Madrid, 1639), L. tll. C. 5.
®cfd). ». 8tt. in i^pait. i. föt. 18
- 274 —
fümmerlici^er 9lefl übrig blieb. Sermubej f)aiU , ba er bie
SBerfoIgunfl unb Einrichtung ber un9lü(fHd)en ^rinjeffin
fcJ^Hberte , nod^ ben ^oxti)tü, ber 3nej be (Saftro bc6 $or^
tufliefen gerrdra folgen «u fonnenj unb er ^at ftc^ biefem
aSorbtlb mit ®eiji unb ©efd^icf anaufc^Iießen gettju^t ^^).
JDie äfnorbnung ber Scenen ifi, tt>ie folgt: ßrjier Slft.
?JRonoIog be^ Snfanten 3). ^ebro, in »eldbem berfelbe über
bie 2;rennung öon feiner ©emablin 3ne6 Hagt. !Dann
tritt ein ©ecretair auf, unb fud^t ben ^rinjen ju über^
reben, ba^ bie SSerbinbung mit einer nic^t ebenbürtigen
Dame bem SBol^Ie be6 Staate entgegen fei, unb baß er
fi^ be^balb t>on 3ne6 trennen möge. Sin biefeij ®efj)rad&
fiJbHeßt fi^ ein t)on Soimbranifd^en ^äbc^en gefungened
eiborlieb, n>eld^e^ bie üRad^t ber giebe feiert.
3tt>eiter S»t. Die 3Kinifier ^ad^eco unb ßoetto
ratl^en bem Äonig Sllfonfo, 3ne6 umbringen ju lajfen.
Der Äonig bleibt allein unb flagt über bie.Sorgen ber
giegierung. 3^^^^^^^ ®^orgefang über bie menfd^lidje ®lüdE^
feligfeit
Dritter 8»t. 3ne« tritt mit i^ren brei Äinbern
auf unb erjäl^lt t>oH @ntfeften, fte l^abe einen 3;raum ge^
l^abt, in »eldbem fie fic^ Slngefid^te i^rer Äinber t>on brei
?6tt>en jerfleifdbt gefe^en l^abe. Der 6^or fünbigt i^r an.
tt>a« über fie befc^lojfen tt>orben, unb fieigert fo i^re Slngfi,
'0) IDie aufalienbe ^t^nli^Uit in iSrfinbuttg unb Slnorbnung
ber 3ne$ be (Saflro bed Serreira unb unferer Nise lastimosa mac^t
uttjtoetfrl^aft , baf eind t)on (eiben ^rauerfi>telen fein ^afein bem
anbeten oerbanft. Serretra fiath fd^on 1569; ed barf ba^er too^t
angenommen »erben, bag fein ©tücf, obgleich erfi 1598 gebrucft, bad
filtere ift unb bem 53ermubej, ber nodj 1589 lebte, ^anbfctfriftlic^ be^
fannt geworben h)ar.
— 275 -
SBierter «ft. Dfe ÜBinifter xatt)m bem Könige, Die
^Inrid^tung ber 3nej beff^^leunigen ju laffen. !Dtefe er*
fd^eint mit i^ren ftinbern »or bem 3:^rone, fielet um @e<
re^tigfeit unb ÜRltleib; unb flnft, nad^bem fte (Ic^ in 93tfkn
erf(^6))ft ^at, o^macfetig ju 35oben. !Der ÄÖntg fc^wanft
iinb erflärt, felbft feinen S:^ei( an bem ÜWorbe ^aben ju
woHen, inbem er benfelben in bie |)anb ber SWinifier legt.
3)er ßl^or Berichtet l^ierauf bie 3lu6fu^runfl ber abfd&eu^^
Hi^en Zbat — Sinjelne Partien biefe« ?lfW ftnb in einer
Steinzeit unb Sffiürbe bed tragifc^en ©tt^W au^gefü^rt, bie
biö bal^in in ®|)anien nidbt erreicht morben war. 9»it
biefem 9tft fc^Iie^t aber aud^ bad 3nteteffe ber ^anblung
unb ber fünfte, in wetd^em ber 3nfant ben Zob ber ®e^
mdt)lm erfäl^rt unb in eine lange SJamentation barüber
au^brid^t, iji nur eine frofiige 3wgabe.
!Die3iefie berSIbeilnal^me^ tt>eld^e bie erfien Stbt^eilungen
ber Nise lastimosa erregt l^aben, t)er(ieren ftd^ enbltd^
gan} in bem jmeiten S^rauerf^tele (Nise laureada), bad
einen fic^ gegen alle bramatifd^e 35el;anblung ftraubcnben
©toflf, bie an ben 9Korbern ber 3nea »ottjogene Strafe,
burd^ fünf lange Stfte Ibinjerrt Um bie Mangel be«
3n^alt6 JU öerbedEen, greift ber Dichter Ibier ju nodb fünfl*-
Heueren ©prad^formen , aJ6 er fd^on in bem erjien StüdE
angewenbet l^atte; ju (Sanjonen^ ©onetten, Dcta^en, Ztx^
ginen, fappbifd^en ©tro^)^en u. f. vo, gefetten ftd^ nod^
Äettenreime, (S^o6 unb a^nlid^e Äünfteleien, bie bem
©anjen ein »unberlid^ buntfc^edEigeö Slnfe^n geben. — 3)ie
Siegeln ber griec^ifc^en 2;rag6bie fud^te Sermubea in beiben
3:rauerf<)ielen fo Diel t^unlid^ ju befolgen ; aßein ber SBor*^
iDurf iirÄubte |lc^ ju fe^r gegen fold^en 3wang, al« bap bie
18*
— 276 —
93eobacl&tung berfelben, namentlid^ ber ©ul^eit brt Ort« uub
ber ^di, burd^gängig ^ätte gelingen Knnen. 3)er gl^or
t)on goimbranerinnen iß in beiben @tä(fen eine {iemlid^
müßige 3utbat. ?luf bie Sül^ne fd^einen biefe a:rauerft){efe
nie gefommen ju fein.
98on a^ttlid^er Slbftd^t, ben antifen 5Wufiern in €^)anien
©nflu^ jn üerfc^affen, gefeitet, gab ein gewiffer $ebro
Simon b e 81 b r i t," faji gleic^jeitig mit bem (Srfd&einen
ber Sermubej'fd^en 3;ronerf^)ieIe, Bearbeitungen beö 3lri^
^ot)]^anifdben ^h\M, ber !D?ebea bed (Suri))ibe0 unb fammt^^
lieber 8uflft)iele be^ 2!ereuj, unb überfeftten Don Sui^ ^apata
bie ^orajifd^e Ars poetica, 3wan ^erej be (§aftro bie
^oetif be* STrifiotele«.
IBon 9leuem a(fo flanb bem po)fnl&ten Drama, n)enn
nid^t auf ber Sul[)ne, fo bod^ literarifd^ ba^ Streben einer
geleierten $artei gegenüber, o^ne ba^ fld^ ber Sieg fc^on
beiiimmt auf eine ber beiben Seiten geneigt l^ätte. ?Koc^te
bie öoltema^ige gorm bed Drama'« aud^ bie ?Kebrjabl ber
Station für fid^ ^aben unb auf bem 3;i>eater aKein ®IudE
mad^en, fo tt)aren biefe, öon ben S^auf^)ielern meifi nad^
il^ren augenblitflid^en Sebürfnijfen »erfaßten Studfe bod^
unfireitig nid^t \>on ber Sefdbaffen^eit, baf fle in bem Ur*^
tf)eH ber ©ebübeten ben {f)mn gegenfiberjiebeuben Dramen
im antifen St^l ba« ®Ieidbgett)id^t . Ijalten fonnten. ©n
entfdbeibenber 3ludfc^Iag in biefem Kampfe n>ürbe erfolgt
fein, tt>enn ein Dichter üom erfien SRange fid^ für eine t>on
beiben Kid^tungen , in bie jidb bie bamafigen Dramatifer
f>)alteten, erfl&rt unb il^r mit ber flegenben ®en)alt bed
®enie6 ben SSorrang für bie golgejeit gefid^ert l^atte. «fuf
welche Seite fic^ ein fol^er gett)enbet l^aben toürbe, tann
- 277 -
md)t jweifel^aft fein. Qxft in ber folgcnben ^eriobc foHte
biefer iDid^ter auftreten; für jeftt aber tt>urbe i\)m unb ber
burc^ ü)n au beflrflnbenben neuen Qpodfe be6 3;^eaterd auf d
erfprie^Hd^fie t>or9earbeitet , inbem fld^ einige üRanner i>i>n
gelehrter Silbung jugleic^ unb ))oetifd^em Salent für eine
nationale gorm M ©d^auf})ietö au^f^jrac^en^
au6 einem »ornel^men .©efc^ledbte fiammenb, tt>urbe
um 1550 ju get>iffa geboren unb fd^eint ben größten
Zl)di feine« Sebenel in biefer ©tabt jugebrad^t ju l&aben.
@r lebte no^ bid in'« t7. 3a^r^unbert l&inein, wie bie \)om
30. Äoöember 1606 batirte 2)ebication feine« Egemplar
poetico an ben ^erjog t>on SOcala beweiji. SBeitere Mo*
gra<)l^ifcl^e Stadbrid^ten über i\)n flnb nid^t Dor^nben. 5Bon
feinen jal^lreic^n ©d^riften in »erfdbiebnen ®attungen ber
^oejte berührt un« ^ier au^er ber angefül&rten ^oetif ein
Sanb Comedias '^^^X Diefe ®d^auf^)iele waren, tt>ie in
il^ren Ueberfc^riften angegeben toirb, im 3ai&te 1579 unb
ben beiben folgenben ju ©eöitfa, balb nad^l^er »ermut^id^
aud^ auf ben SEbeatern be« übrigen Sj)aniend aufgefül^rt
worben. Bpatex fd^eint la Sueöa ber bramatifd^en ^oefle
untreu geworben ju fein; unter ben mit ?ope be SBega
wetteifernben ®d^auf^)ielbid^tem voenigflen« wirb fein 9iame
ttid^t mel^r genannt. 3)a« leftte umfangreid^e SBerf, ba«
v^O Parnaso espanol T. Vni. ~ Hijos ilustres de Sevilla,
por D. Fermin Arana de Varflora. Sevilla, 1791.
"!>} Las Comedias de Juan de la Cueva, primera parte,
Sevilla, Juan Leon, 1588.
- 278 —
er t)etfaf te, xryat ein epifc^e« ®rtl*t über bie erobermig
Slnbalttpend burdb ten ^eiligtm gerbinanb (Conquisia de
Betica).
Die ©nmbfdfte, benen et bei 8lbfajfunfl feiner €*au^
ftjtele folgte unb ble na* feiner ÜReinung fiberl)aiipt ^^
f))anifd^e 5:^eater leiten foöten, l^at la Suet>a felbft in bem
Egemplar poetico bargelegt. 9Kan erinnert ftd) ber oben
aud eben biefer Quelle mitgetl^eilten 9?otijen über bie
Dramen im antifen St^l, bie eine 3rit lang in SeüiBa
beliebt gew)efen toaren. ?a (Suet>a lä^t biefen SBerfen alle
Stered^tigfeit nnberfal^ren, bebau>)tet aber jngleic^, bie feit^
bem erfolgte Umgefialtung be^ @t^uf<)iel«, an ber er fld^
fertfi einen bebentenben ?lntbeil jufdbreiben fonnte, fei ein
notl^wenWget ©dbritt in bem (Snttoirflnng^gange ber Äunjl
gewefen unb fönne i^r nur jum Sßort^eil gerdc^n. „Der
®ninl^ — fagt er — toeöl^alb bie ® efefte ber ßomobie t>erattbert
»orben jinb, liegt nid^t barin, ba^ in Spanien SRangel ^n
3;alenten unb ®eleftrten gewefen w&xc, bie bie alte ^af)n
Wtten »erfolgen Mnnenj tt>ir fftl^rten- t>ielmelbt biefe 9ieu^
eruÄgen in Uebereiuflimraung , mit ber jeftigen 3eit unb
i^rett Stforberniffen ein, unb befreiten un« t>on jenem
|)erfomiaen, toelcbeö Jtoang, fo \)iele »erfd^iebne Dinge (n
ben 3^itr<»um eine« S^ageö einmengen. Denn ol^ne jene
Altem Dk^ter unb bie ©tied^n unb JRömer, benen fle
na(f^ix))mUn , l&erabjufe^en , ol^ne ba« \>iele SJortreffli<lbe,
tt>a» He geleiflet l^ben, t>erfentten ju nH)nen, muß man
boc^ gejiel^en, baß i^re (Somöbien ermübenb unb nid^t an^
jlel^enb unfr finnreic^ genug tt>aren. 81« ba^er bie Jlalente
junal^men, bieiWnfle flc^ befferten unb aOe« eine umfang*
reid^ere ®eftalt annal^m, gab man mit ^etf^t bie Seife
— 279 -
jener 3«it auf, um eine neue, ber unfrigen entf))rec^ettt)e
au wallen, 3uan be SD?a(ara war ber 6rße, ber fid^ in
feinen ilragobien In etwad üom 3tt)ange ber anttfen Siegeln
befreite. 9Rir aber werfen bie greunbe biefer Siegeln »or,
juerfi; bie Sd^ranfen ber ßornöbie überfc^reitenb , ifönige
unb ©Otter unb neben i^nen ^erfonen im groben Äittel
auf bie Su^ne gebrad^t, t>on ben fünf Elften einen abgc*
ttommen unb bie 8lfte auf 3ornaba^ jurflcf geffil^rt ju ^aben.
2Bie jeboc^? 3wä«9 ««^ nic^t bie JBeränberung ber ^ät
unb il&re^ ©efd^madf*, aud^ unfer SJerfa^ren ju anbern
unb mannigfaltiger ju mad^en? Unb fann man (augnen'
bap @rftnbung, fc^erjl^afte Sfnmutl^ unb flnnrei^e IDiöpo*
fttion eigentl^ümlid^e SBorjflge ber neuern ßomobien flnb?
@ie ftaben üor ben alten bie t>ern)idfelte 3utrigue unb ibre
?6fung, eine bem Sluölänber unnad^aJ^mlid^e Äunfl, t>oraud,
unb ftnb fo reic^ an ergo^Uc^en S3ern)idf(ungen unb be(u^
iiigenben ©d^erjen, bap il^nen ettt)a6 an bie ®cite fleUen
fie beleibigen l^eipt. 3n l[)i<iorifc|&ett Segeben^eiten finb fie
audgejeid^net, in geifUid^en Sebendl&ufen t)ortrcffIidb: in
Stebe6afecten betDunbem0tt>ertl(). @nbltd^ r&umen bie @in^
ftd^t^\)oKen unfern ßomöbien tt)egen ber futtjlt>oHen ®efial^
tung unb ber SRannigfaltigfeit i^re^ 3nl^alt6 ben SSorrang
ein.^
Died bejie^t fld^ nun freiließ mel^r auf bie f^&tere
@efla(t bed @<^auf^ield unter So^e be iBega, ald auf il^re
@ntn)idnttng unb ben Sfntl^eil, ben unfer !{)i(^Ur an ber^
felben l^atte, unb i^ in bem, »ad ed in Teftterer Sejie^ung
entl^It; nod^ bo^u ungenau unb irreleitenb ; betitt la @uet)a
mu^ unter feinen tBorg&ngem aOein jene iSfDiDaitifd^en
IDid^ter gefannt l^aben, wenn er glauben feiuite, er l^abe
— 280 -
aucrpÄonifle unb®otter in ben ßomobien auftreten laffeu.
3)ie (Sint^eilunfl M ®(^auf|)ieM in t>ier 3ornaba6 fc^eint
bagegen Yoixüid) fein Sigent^um ju fein. SBemerfen^wer-
t^er aW biefe jiemlid^ unwid^tige Steuerung ift inbe§ eine
anbere (Sigent^ömlic^^feit feiner ßomobien, bie bad Exem-
plar poetico nid^t ^eroorl^ebt. !Dem la @ue))a mu^ (yv^tin
man nitftt annel^men xoiU, ba^ er l^ierin in bie gi;5ftaj)fen
bed ?JRalara getreten fei) baö 33erbienft §ugefj)ro(!jen tr erben,
juerfi biejenige metrifcbe Structur ber Sfi^nenftudfe aufge-
bractit ju ^aben, bie balb nac^l^er mit geringen 5!Kobifica^
tionen allgemein abo)>tirt n>urbe. @r la^t feine ^erfouen
abtDed^felnb in SRebonbiHen, Dctat>en, S^erjinen, reimlofen
Samben^ italienifd^en (Sanjonenformen, Duintillen unb
im 9lomanjettt>erd rebenj ben legten jebo^ nur in erjäl^*
(enben Partien unb ]^au))tf&cl^lid^ in fold^en (Stucfeu,
beren ^n^aü fl^ an alte SJoIWromanjen le^nt. Stimmt
man bai ®onett unb &bcx\)anpt eine mel^r burc^ ^rinci^
^ien geregelte $(nn)enbung aller biefer Wlajße, bie bei un^
ferm ^Did^ter jiemltd^ tt>illßt^rli^ burd^ einanber (anfeu; binju,
fo })at man l^fer t^oUftanbig bie. gorm ber altern ©türfe
be« 8ope be SSega.
®ne ^ert>orfledbenbe unb jtdb t>on ^ier au6 burdb bad
ft)ätere fj)anif(^e S^^eater forterbenbe ©gent^ümlidbfeit in
la Suet>a*ö ®^auf))ielen ift noc^ bie SSorliebe, mit weldber
bei jeber ©elegenl^eit lange grjablungen ganj im ©tt^le
be6 Qpo^ t>orgetragen werben, Slu^brüc^e ber @m))finbung
fid^ in iJi^rifc^en SBSeifen 8uft ma^cn, fo ba^ ber eigentlid^
bramatif^ Studbrutf nid^t feiten t)on i^nen erbrudft n)irb
unb bie S^beile in eine unt)ier^altnifm&^ige ©teOung gum
®anjen gerat^en.
- 281 —
Die Dramen uufere^ Did^terd roevbtn in ben Ueber*
fc^riften halb 2:ra96biett balb ßomobien genannt; an*
t^eoretifc^ fc^etnt feine ^oetif ben Unterf(]^ieb jwifd^en bri^
ben ©attungen nod^ fefll&alten ju wollen, allein offenbar
fel)lte e^ H)m l^ierbei an einer fejien Sllorm, nnb loare er
ni(!^t in ^erfömmlici^en SSorurtl^eilen befangen gewefen, fo
^dtte er ftd^ gejiel^en muffen, ba^ feine ©turfe im ©rnnbe
alle jtt berfelben ©attung ju rechnen feien. Sttad^bem bie
©(^eibetoanb jwifd^en 8ufi^ unb 5;rauerf|)iel fdbon fo weit
eingeriffen war, ba^ tragifdbe SSKotiöe eben fo gut in jenem,
wie fomifd^e in biefem $laft finben burften, fo fonnte ba6
bloße Hebe rwif gen M einen ober 'be^ anbern SejianbtI&eiW,
ber glöcflic^e ober unglürflid^e Slu^gang, feinen l^inreid^en^»
teil ®runb me^r abgeben, um ein ©türf in biefe ober jene
Kategorie )u fleHen.
©ämmtlid^en SBerfen beö la (Sne'oa ift ba^ ®e<)rÄge
eine^ äfi^ten Did^tergeifled aufgebrurft. S8on bem ®eruf
bicfeö feltnen SRanneö für bie ^oefte jeugt ebenfowo^l ber
Sieic^tbum feiner ßrfinbungen, ald ber Olanj feiner Dar^*
PeHuttg, bie l^inreißenbe 8ebenbigfeit, mit ber er ju fd^ilbem
weiß unb bie feurige ©tarfe im 8tu6brucf feiner fietd tief
aufgeregten @m<)finbung. (Sx fd^eint iebod^ feine Seftim^
mung »erfannt ju \)ahen, wenn er fid^ befonberd jum
Dramatifer berufen glaubte. Ober ifl e6 ber glüd^tigfeit,
mit ber er arbeitete, jujufd^reiben, baß feine ©dbauf))iele
gerabe in bem, wad ba$ SBefen bed Dramatifd^en angelet,
an ben auffatlenojien ©ebre^en leiben? ©ie entbel^ren ber
@inl^eit in einem ©rabe, baß man oft bie |)älfie ber
©cenen unb ^erfonen fireidben fonnte, o^ne bad ©anje ju
jerßpren. $on einem eigentlid^en $lan laßt ftd^ feiten
- 282 -
etwad entbecfen; bie SBiÜfül^r in bcr Slnlage unb gortföl^^
ruiifl ber ^anblung pflegt fo gro^ ju fein, bajß man oft
flejwungen iji, anjunel^men, ber Dictter \)abe ju SJnfangc
M ©türfa no(]& gar nici^t genju^t, voa^ au6 bem ©anjen
n>erben folle. @reigniffe werben auf Sreigniffe gel^auft,
unb je abenteuerlidber unb romanhafter fie ftnb, mit beflo
gtoferem Sei^agen; aber (ie entf^ringen nic^t mit innerer
5Rotl^tt>enbigMt au6 einanber. !Die raftlofe ^^antafte beö
!I)i*ter6 t>erfcf)mä]^t e6, ft^ burc6 irgenb eine SRudfjtc^t ber
Statur unb SBa^rfd&einlic^feit jügeln gu laffen; bie ?ufi
eine intereffante ober uberrafcftenbe Situation l^erbeijufü^ren,
eine glanjenbe Siebe anjubringen, feftt ftc^ über jebeö SSe-
beulen l^inwegj folgered^te Sntwirflung unb ob bie ^anb-
lungen ber ^erfonen aud^ mit \i)xm (Sl^aractereh überein^
fJimmen , fommt gar nicl^t in 93etracfct 3ln fc^önen ©n^^
jell^eiten, an ®cenen, bie, für ftc^ betrachtet unb au^ bem
3ufammen]^ang geriffen, »otte 93efriebigung gewal^ren, an
ftraft unb ©d^wung ber ?Rebe fe!|It eö bal^er in feinem
biefer Stade; aber ba6 9(Qe6 mac^t nod^ fein IDrama.
!I)ie ßomobien £1 principe tihino ''2), el Vicjo enamo-
rado, la Constaiicia de Arcelina ftnb fo t>o(Ifommen
))lanIo6, ba§ man faum noci^ ben orbnenben SRenfd^engei^
tt>a^rtt{mmt. !£)et uberfci^ttDänglid^ reidb^ «nb bunte 3nM*
jie^t tt)ie ein ©d^attenfpiel vorüber, ol^ne irgenb bidbenbe
eittbrurfe §u l^interlaffen. ^anbexekn, @djiererfd^einuttg«i,
Sermanblungen, t»erfd^iebne fic^ freujenbe Siebfci^aften, ©er*
Heibungen, üRorbtl^aten unb Einrichtungen burfen nie feblen.
") 5)ie beiben ©tücfe, welche tiefe tteberWrift führen, flinb ba«
<efle i^etfptel in bei* fpuntfc^en @(^auf)>ieUtteratur, baS eine Säbel
bni<l^ mehrere Öwnöbie n fortgeführt »irb.
- 283 -
©öfter, giirtfu, ©efpenfier, S^eufel, affegorifd^e 5ifl"teii,
itßttlge, |)enfer, ^irten uub ^^)^)elerinnen geJ^orcn faß
unerlfi^Ilcf) jum Werfend einc6 ieben ©türf6 unb ftnb
fämmtltd^ jeben afugenMicf bereit, ben Saunen be6 Did^ter^
ju flel^ord^en, aii^ ber SRoHe ju fallen wnb frgeub eine eben
fo unenT>artete al6 unmotit)irte 6atafiro^)^e l^erbeijufü^ren.
Xie €^)rac^e mobifldrt ftci^ nid^t Im minbejien nac^ bem
öbarafter ber SRebenben^ bie geringjien Seute aud bem
^olf muffen e^en fo ^ocl)t6nenbe €tro^)^en recitiren, tt>ie bie
®dtter unb Könige. !Der Unregelma^igfeit ber |)anblung
entfprf d^t ber befläntige, meifi grtnj tt)illfül^rlici^e SBed^fel
M £(]^au))la$ed; bie Scene ifi balb in <Set)illa; balb in
ben ,;dmmerif(^en S3ergen t)on Sc^tbien," balb in @ala*
mama, balb in ?lfrtfa ober bem „Äönigreidb 6olcbi6/' ol^ne
ba^ bie I)arfieÜung ein nad^ ben »erfc^iebnen Dertlic^fei^
ten n)ed^fe(nbe0 Solorit annS^me, 3n n>elcbem Zeitalter
biefe ®efc^id^ten »orgel()en follen, la^t ji* t)ollenbd nic^t
abfeben, fo grof iji bie 9Sertt)irrung be6 6ofiöm^, fo aben*
teuerlid^ bie alte ^tJt^t^ologie in eine ganj moberne Um«
gebung geftellt.
IDie Gomöbie El Infamador ifl tt>entger um il^rer
felbfi toiUen bemerfen«^t)ert]&, al« in fo fem ibr, |)elb, ?eu^
dno, allem ?fnfdbdn nad^ bem S^irfo be SWolina jum JBorbilb
fdned berAlbmten Burlador de Sevilla gebient ^at.
SBoA Sdten be6 $land jeic^nen ftd^ bie @d^auf))iele el
Tutor unb el Degollado )>or ben genannten burdb etm^
uberiegtere Einlage au^. (Sinen bebeutenben SSorjug t)or aKen
biefen ©tudFen t)on gan} erbid^teter ^anblung mu^ man aber
benjenigen ju erfennen, n)elcben eine bifbrifd^ ober fagenbafte
Gegebenheit juOninbe liegt j nic^t ba^ fie t>ott ben gerügt
1
— 284 —
teil gfel^Iern ganj frei tt)arcn, attefn bie gegebenen Stoffe
jn>angen ben Did^ter, feine ungeflöme (Sinbilbungefraft
einigermaßen ju }fige(n. $lm ))lanntSßigflen unb ben @r^
forberniffen bed !rrama*6 am meinen entf<)re(6enb ifi bad
S'rauerfpiel t)om 3!obe ber SBirginia. Tie unnü^en 3tt>i^
fAenfcenen unb 9?ebenfiguren, bie bei 8a 6uet)a nie fel^Ien,
bleiben l^ier n)enigf}en6 genug im ^intergrunb ^ um bod
fraft^oÜ in 8fnf<)nic^ genommene 3ntereffe an ber ^aupU
^anblung nidbt ju fioren. (Sin jttjeited, auf bie SRomifc^e
©efd^id^te gegrunbeted Stücf, bie Comedia de la Libertad
de Roma por Mucio Scevola, f&Ut tagegen ganj in bie
getobetten gel&Ier jurürf; bie brei erjien, mit ben t)erf(]^ieben-
artigfien IBorfaOfen angeffiQten ^fte flehen außer aUem bi^
reften Segug auf bie |)au))t^anb(ung ; bie erfi im t)ierten
beginnt unb in aKer ©le abgefertigt tt)irb. — !Durd^ über:?
woirgenbe SSorjfige tt)ieberum aber jeid&net jtc^, troft be6 un^
ergiebigen aSom>ur^, ba6 3;rauerf^)iel t)om Sliar 3!eIamon
au« 5 bie in t)erfc^iebnen ©cenen l)ert)ortretenbe 3la^af)^
mung M ®o))I|of(eifc^en @tu(f6 unb bie gefd^icft bamit
t>ent)ebten ßfifl^ ««* SSirgil unb Dt)ib jeugen jugleid^ t»on
ber $ertrautl^eit unfered 3)id&ter* mit ben SBerfen bed claf*
flfd&m «Itertl)um6. — Den beffem SBerfen be« la Suet>a
barf auci^ nod^ bie Comedia del Saco de Roma y ma-
erte de Borbon jugejAl^h n)erben ; bie }n>ar weit entfernt
i% ben ßrforbemiffen eine« guten Drama'« ju entf^)re(i^en,
aber eine äieil^enfolge lebenbiger unb energifd^ audgeffil^rter^
wenn aud^ nur lofe mit einanber t)erfnüj)fter ®em&(be
barbietet.
Drei bi«l^er nod^ nid^t ern>&l^nte ©täcfe be« (a (Sue^a
bel^anbeln Stoffe au« ber fpanifd^en ©efd^id^te ober Sage,
- 285 —
unb ftnb f^on ald bie a(tef}en in biefer nac^l^er fo )oie(fa(^
culti^irten ©attung tefonberd merfwftfbia ''3). Men brden
liegen alle SBoIMromanjen ju ©runbe, beren SBorte an
einjelnen Stellen mit großer ©efd^idflid^feit in ben ÜJialog
aufgenommen jtnb. Uebrigend fc^immert ba« urfprünglid^
Qpi^^e aßer Drten burc^, unb auf beffen Umgefialtung
nad^ ben ^mäen beö 2)rama'6 ift tt)enig SWöl^e xjerwanbt.
Die ßreigniffe reiben fid^ in berfelben golge an einanbet,
n>ie fte in ben SJoIWIiebern berid^tet »erben. Die @org^
falt, feinen ber 309^/ »eld^e bie S^rabition barbot, unbe*
nu$t JU (af[en, l^auft j. 93. in bem Cerco de Zamora fo
t)iele äSegebenl^eiten jufammen, n)ie }u einem ganzen (Suf^
clu6 t)on Dramen genügen tt)itrben ''^). Sin gelungenm
Partien fe^lt ed ^ier jwar ni^t ; bie DarfleKung it€ ^mp^
fed jn)ifd^en Don Diego Drbofieg unb ben brei ©o^nen
bed Slria« ©onjalo j. 33. barf ein 9Reifierfiö(f genannt
n)erben ; aber jebe ®cene ifi ein ©em&lbe f&r ftc^ , bof;
aud^ au^er 3ufammenl^ang mit bem Uebrigen gefleKt, toe^
nig t»on feiner 33ebeutung t)erlieren tt)ürbe. ^ätte, jebodf
'*) Unmittelbar an bie Ded la (&nt)i>(i [erliegen ftc^ , bie n&mp
lidben Stoffe in uemanOter ^rt be^anbelub, folgcnbe «Stütfe axd bet
näci^flen $criobe: El bastardo Mudarra üon fiepe be ^cga unb bie
Biete iDßiDtes de Lara von ^urtabo $e(arbe, el traidor con-
tra sa sangre )>on SP'tatod Sragofo, laR mocedadea de Bemardo
de Carpio t)on fio))e be ^ega, el conde de Saldana ))on ^baro
(SubiÜo be Aragon, el Cerco de Zamora üon iDiamaute, las alme^
nas de Toro ))on fiope be $ega u. f. m.
'*) ^iefed .@tit(( liefert gugleid^ einen augenfd^etnlid^en ^etoeife
ba§ auf ber bamaligen fpanifc^en ^u^ne von iDecoration^tted^fel tot
l^eutigen @inne nidbt bie 9{ebe mar; benn l^äuftd mug eine ^erän?
bernng bed ®(^au)>la^ed gebadet werben, mal^renb bie banbelnben
$erfonen toeber bie S&^ne oerlaffen, noäf il^re Sieben unterhec^en«
- 286 -
to (Suet)a ftd^ nur beftänWfl fo eng an feine SBorbilber an^
gefd^loffeii; er toüxbt »enigfien^ t)or ben Srrmegen ben)al}rt
geblieben fem, auf n)elc^e il^n feine eigne ßrfinbungölufl
führte, unb noc^ Immer In Dortl^eil^afterem fiidbte erfd^ei^
neu, al6 wenn er am ©c^Iu^ feinet SBernarbo bei
(5 a r J) i ben @ott 3Rard erfc^einen Id^t , ber bem |)elben
eine SSelobungdrcbe l&alten unb ben ©iegerfranj auffegen
mu^, ober in ben fieben 3nfanten t)on Sara wie^
ber ju feinen beliebten S^eufelöbefci^woruugen 3nftud^t nimmt.
Der ftc^ jiemlid^ genau an bie aSoIf^romanjen anfd&Iie*
fenbe 3n^alt biefed ©tücfeö iji folgenber. !Die fogenannten
3nfanten »on ?ara, bie ©ol^ne @onjalo 93u|io6 be @ala^
unb ber !Dona ©and^a l^aben ben ^oxn ber 2)ona Sambra
gegen jlc^ gereijt, Weölbalb biefe i^ren ©emal^l 9iu^ 9Se*
iaöctuejr einen ©ruber ber !Dofta Sandra, jur Slad^e wiber
ta« jjanje |)auö feinet ©c^wagerö aufforbert. Slu^ 93e*
lodquej ge^t auf ben 5pian ein, liefert ben ©onjalo S3ufio6
^interlifHg in bie i)anbe bed @^alifen ju @6rbot)a unb
(odft bie jleben 3nfanten auf ba^ gelb )>on Sllmenar , tt)o
^e nebfi i^rem ßrjie^er 9?uno ©alibo t)on ben 3Ko^ren
erfd^lagen werben. — Unterbeffen gewinnt ber gefangene
©onjalo 95uftoö bie Siebe ber ^aiie, einer ©c^wefter be6
S^alifen, unb erjeugt mit i^r einen ®o^n, 3Wubarra. 3<iibe
fürchtet, il^r ©eliebter werbe feiner |)aft ju entrinnen fu^
c^en unb jle t)erlajfen, unb befd^wort mit |)ülfe einer 3au^
berin, |)afa, bie ^ollifc^en ÜKdd^te, um bejfen äbreife ju
»er](>inbern. ?lber ber (befangene entrinnt beffen unerad^tet
unb langt wo^lbel^alten in ©alaö an. SWubarra Cber ju
ßnbe bed jweiten ?lfte6 nod^ ni^t geboren ifi, im britten
aber fc^on ald erwad^fener 3üngHng auftritt) wirb in mau*
— 287 -
rifc^er ©ittc auferjoflen, begibt jtcl^ aber, al6 er erfäf^rt,
wer fein SSater fei, auf ben Sffieg, um tiefen ju fud^en, ge^
langt bann nad^ Salad, wirb bort freubig aufgenommen
unb em))fangt bie S^aufe* !Dann mad^t er fid^ auf, um
ben 3!ob feiner ©tiefbrüber ju rdd^en, tobtet ben 9lu9 SJe^
ladquej im 3tt>^if<J»i>>f unb »erbrennt 3)ona fiambra leben^
big in il^rem |)aufe.
33etradbtet man bie Stüdfe bed la @ue\>a im 3«*
fammen^ang mit bem fj)dteren fpanifd^en ©d^aufpiel, fo
la^t fld^ nid^t t>erfennen, ba^ jtd^ il^re geiler fowo^l al6
aSorjüge in mannigfaltigen aSerjwelgungen burd^ bad (entere
l^injie^en. 2)ie« liegt nid^t aßein junädbfi in offenbaren
SRad^al^mungen ber ÜKanier beö ©et>iffanifc^en !Did^ter6 ju
2^age, fonbern fann audb nodb in ben Sßerfen be^ iope be
Sega unb feiner Äad^folger nad^gewiefen werben. 3tt
SBejug auf bie ^orm würbe ba^ D^r bed $ublifum6 burc^
ben glänjenben SJortrag biefer @d^auf^)iele fo t)erwö^nt,
ba^ ed fortan feinem ®tu(f mebr @efd^ma(f abgewinnen
fonnte, bad nid^t burd^ ben SBedbfel mannigfaltiger SBer^
arten unb burd^ ©nmifd^ung e^)ifd^er unb l^rifi^er 2;öne
reijte. !Die bunte 93elebt^eit ber 6cenen, mit biefem ©lanje
ber iDarfieHung t)ereint, blenbete jugleid^ bergeflalt, ba^
man {ic^ gewöhnte, ein bunt^romantifd^ed SlHerlei, eine
golge fiberrafd^enber Situationen fd^on für ein !Drama ju
l^alten unb im Ibiflorifc^en ®dbauf^)iel biefelbe Umfianblid^^
feit unb 3)etailmalerei ju bulben, wie in ber eipifc^en !Dic^^
tung. !Die Warfen ^n^e, womit bei la @ue»a bie Un^
wal^rfd^einlid^feiten , Snconfequenjen unb unbramatifi^en
?lu6wud&fe aufgetragen jinb, t)erfeinern ^d) atterbingö im
weiteren Sortgang ber Äunft, treten jebod^ aud^ in ber
- 288 —
fpÄteren ^eriobe fee6 ft)anifc^en !l)rama'd nicl^t feiten beutlid^
genug })etoox, um il^ren Urfprung erfennen ju laffcn. |)ier^
mit foOf ntd^t gefagt fein, baj^ bad f))an{fc]^e <S^auf))ie(
nid^t auc6 of^ne la @uet)a bicfelbe Slicl^tung genommen
^>a6en tt)uvbe (baju tt)ar biefe ju fel^r im ©eifi unb @e*
fd^marf ber Station begrunbet), fonbern nur, ba^ unfer
3)i(^ter i^r juerfl entfc^ieben ^a})n btaä) unb fie, freiließ
no^ in großer Sto^^eit unb mit Uebertreibung ilirer ^th-
lerl^aftigfeiten, in Seft^ ber Sül^ne brachte.
3ur ©efd^id^te be6 anderen 2^eatertt>efend liefert bie
alte Siudgabe t)on (a @uet)a^d Comedias noi) ein $aar
ni(6t )u uberfel^enbe Seitrage, ajian erflel^t au6 i^r, baß
bamaW in @et)ifla brei t)erfd^iebne gocale ju bramatifci^ett
SJorftellungen benuftt würben; ber ©arten einer !Dona
@It)ira, bie Atarazanas (ein ©c]^uj)pen ober bebecfter
©ang, unter bem fonfi bie ©eiler arbeiteten) unb berßor^
ral eine6 gewiffen !Don 3wan. SII6 audgejeid^nete
©d^aufpieler »erben SJIonfo Slobriguej, ^ebro be
©albafia unb SJlonfo be 6aj)ina l^ert>orgel^oben.
!Daß ba6 9eif))ie( bed la @uet)a nod^ anbere @et)iD[a^
nifd^e 2)i(]^ter biefer 3^^ i^^ SBetteifer in ber bramati*
fd&en ^oejle angeregt l^abe, muß t)ermut]^et »erben, ob«
gleid^ ))on berartigen SBerfen, mit 9(u6nal^me }n)eier }iem^
(i(^ unbebeutenber @tücfe t)on Joaquin Romero de Ze-
peda (Comedia Seivage unb Comedia Metamorfosea*
Sevilla, 158S), nid^td auf un6 gef ommen i% %Ü gleic^^
jeitige ©d^aufpielbic^ter nennt Stojad noc^ ben 33errio^
— 289 -
ber juerfi Samj)fe jn)ifd^en ÜRoren unb (Sf)rifien auf bU
Sü^ne gebracht l)aben folt, ben (Somenbabor aSega
(Sßerfajfer ber Lauras), granciöco be la 6uet>a '^^)
Cel bello Adonis) unb So^ola (Comedia de Audalla),
ot^ne iebod^ Slaci^n^ten über bie ^eimati) berfclben ober
bie SSef^affenl^eit i^rerSBerfe ju geben, —ein SKangel, ju
beffen Srgänjung au(§ anberweitigc 9?otijen feilten. 3n
biefer 3eit, fe$t ber mel^r exxoXfynte Slutor l^inju, <)flegten
bei ben 5)arjiellungen Slomanjen unb 8etra6 t)on jn)ei
SSIinben gefungen ju werben} jwifd^en ben t>ier Somabad
würben brei @ntremefe6 gef^)ielt, unb wenn am ©d^tuf
ein S^änjd^en aufgefüt^rt warb, fo war baö publicum t)ott^
fommen jufrieben gejieltt.
(§in blelbenbereö ?tnbenfen l^aben einige !Did^ter t)on
aSalenda l)interlaffen , bie balb nad^ bem erßen Sluftreten
be6 be la (Suet)a bie bramatif^e ^oefle culHt)irten. 9Sa^
lenda, neben @et)ifla bie bet)6Ifertfte unb wo!|l^abenbfle
©tabt beö alteren ©j)anien^, war, wie wir fallen, fd^on
feit lange im SBejtft einer fie^enben SBül^ne gewefen unb
t^atte um bie 3eit, t>on weld^er l^ier gerebet wirb, ein nad^
bem 9Rufier berer »on SKabrib eingerid^tete^ 2;^eater, ben
Corral de la Olivera, er|)a(ten. 3)tan mi^ iebo^ t)On
feinem bortigen 3)id^ter t)on einiger 95ebeutung, ber biefe
»flauen mit ©tücfen t)er feigen ^atte, biö im Sa^re 1580
ober furj barauf jwei geifitJoHe 3K&nner, tjermutl^Iid^ buri^
ba0 SBeifpiel beö la 6uet)a angeregt, mit bem SSeftreben
'O ^txnivLtifliäi toat biefer Sranctdco be \a (intM mit bem
gUtc^namigen ^c^riftjitcUet: ^ bem £ope be £ega fein <S(^auf^iel la
mal casada zugeeignet f^at, ibeutifc^. ((S. Hijos ilustres de JMa-
drid, T. 1 )
O^efd». ^. eit. in &pM. h ^b. 19
— 290 -
l^ertjortraten , Me ^ö^ere ^oefie auf benfelben ^eimifi^ ju
machen.
!X)er erße biefer beiien talentxdäfen , ani) um anbere
JiteraturgeMete t)erbiettten , ©(^riftjieDfer ip SW i c e r 31 n^
bred Äeij be airtieba; Sufanjon t>on Slragon, geboren
im 3al^te 1549 ju SBalenria, na(^ Slnbern ju ©aragojfa "'«).
C^ fing frä^)eitio )u flubiren an, emarb fc^on in feinem
ffinfjei^nten 3a^re ben SDoctortitel, leierte eine 3^<t lang in
93arceIona 3(fironomie, trat aber bann in j(riegdbienfle ^ in
benen er {id^ bei ben n)ic^tigflen Gelegenheiten ^ )t»ie bei
ber @ntfe$ung t)on ®)pem unb in ber ®c^(ad^t t)on Se^
)fanto, ]^ert>ortbat ^'^), unb bi^ gum ^au))tmann ber 3u*
fanterie t)orrü(fte. !Die leßtere |)dlfte feine« gebend fd^eint
er in SSalencia jugebrad^t }u l^aben, too man i^n t)on
1591 bi6 1613, feinem Sobe^ia^re, aW aWitglieb ber ^)oe^
tifd^en 3(fabemie de los Nocturnos ftnbet. SBon ben
jal^lreidben ©d^riften, bie er t)erfa^t l^aben foC, ifl nur
aßenige« in ben !DmdF gefommen, barunter ein 2;rauerf)>iel
los Amantes (Valencia, 1581), ba« einjige nod^ t>or^
l^anbene t)on mel^reren bramatifc^en SBerfen (Amadis de
.Gaula, El principe vicioso, Los encantos de Merlin),
bie i^m 'oon SRobriguej (Bibl. Val. ®. 58) jugefc^rieben
'•) Ximeno, EAcritores de! Rejno de Valencia, $. I. ®.
S6S. — Rodriguex, Bibliotheca Valentina, @. 58. — La Diatia
enamorada; nueva impreasion «on notas al Canto de Turia.
Madrid, 180S. @. 411. — LataMa, Escritores aragoneses. Pam-
piona, ireS'-idoy.
") SBcnn bie fponifcftcn giteratoren berieten, fr f)nU auc^ in
bet ©d^toc^t ^>on SWü^lberQ mitgefoc^ten , fo ifl bie« offenbor irrig,
benn bad (§)eburtdja^r M $(rtieba föKt fp&ttx a\e biefe <S(^(ad^t.
- 291 —
»erben ^«). !Dte ganje ©tructur Wefe6 @tü(K lä^t fe^t
beutlic^ Me ®d^u(e M la Sue))a erfennen^ jugleid^ aber
bad Streben nad^ mel^r SRegelmd^iflfeit unb größerer SRein^
l^eit ber tragifd^en gorm. Die rul^renbe unb in @j)anien
fel^r <)0j)ulare (Sefd^i^te t)on ben Siebenben ju S^eruel, ein
na^l^er bnrd^ .bie ^änbe bed Sirfo be aÄoIina unb STOon^s
taban gegangener ©toff^*), bilbet ben 9Sortt)urf, unb ifl
mit einer Äraft be« ^atl^o« , einer 3;iefe bed ©effiW« bar*
gefleOt, bie iai bid^terifd^e 2;alent bed SSerfaffer« fel^r \)o(ff
l^inaufrurft. Unb btefe6 iüalent befunbet einen entfd^iebnen
©eruf jum Drama, ber jid^ in bem gebrängten, ^on Um*
fc^weifen unb jiörenben ©pifoben freien ®ange ber ^anb*
lung unb in ber trefflichen 3^^nung ber (Sl^araftere funb
gibt. 93or}üg(id^ed Sob loerbient auc^ bie ebie 9Raf igung
be« Oebid^t«, iener @en>altfamfeit unb grellen garbenge*
bung gegenftber, bie auf ber $A^ne äber^anb ju nel^men
begann* ©onac^ möffen „bie Siebenben'' be« Slrtieba pir
ein« ber trepid^jien Sffierfe ber früheren fj)an{f(§en ©d^au*
f))ie())oc{ie erft&rt n)erben/ unb laßt ftd^ ber 93er(ufl ber
übrigen Dramen il^re« Sßerfaffer« um fo mel&r beflagen.
Daß biefe ©tädFe, unter benen, nacf) Stoja«, bie Encantos
de Merlin eine 3^it lang beliebt »oaren, fein bleibenbere«
SJnbenfen l^interlaflen ^aben , muß bei bem SSerbienft , ba«
man ibnen jujuf^reiben bered&tigt i|i, gett)iß auffallen, läßt
'M (Fm ©jcemplar Mefe6 äußetfi felteuen ^txidi, ba^ a^eratin
nie JU ®eft(^t befommen ^atitf befittbet flc^ im $ef!^ M $errn
^tcente @ab& ju ^axii, t>nt^ beffeu ®äte mir baffelbe mitget^eiU
toorben ift.
'*) ^r »utbe audi in einem erjäl^ienben ©ebic^t oon 3uan
Wa^nt be<Sa(ad (los amanr^s de Teruel, Valencia t6l6) Uf^anUlU
19*
— 292 —
fi(fi ieboc^ für bie fpäteren berfelben barau6 erflären, ia^
SIrtieba, tt)ie man tt)ei^, f^)ater]^in ben nationalen gormcu
bed @c^auft)tel6 o^)^)onirte unb auf SSefoIgung ber claffi^
fc^en SRegeln brang, waö auf bie ^robuctionen be6 ^\(i)^
ter6 wie auf bie ®unfi beö ^ublicumö erfaltenb gewirft
l^aben mag. Stuf bie Stellung bed ?frtieba ju ?o^)e unb
beffen ©d^ule werben wir weiter unten jurürffommen.
3n bie nämlid^e 3^it/ wie baö SJuftreten be^ ©enanm
ten, faOen bie @r|iting6werfe eine^ anberen Didbterö t)on
SSalenda, bejfen Siuf, nac^ ber häufigeren Snioäljnung
feinet 5?amen^ ju fd^liepen, ben feinet 3^itgenoffen einiger
aWa^en in ©Ratten gejieüt ^at. Sriftot)at be aSirueö^o)
war um bie 9Äitte be6 3a^r^unbert6 geboren, fod^t in
ber ©c^Iac^t t>on iepanto mit, bie er ff&Ux ald Slugen^
jeuge befd^reiben fonnte ®*), biente barauf im 9Kailanbif(^en
unb in glanbern ^^), unb fc^eint bi0 an feinen 2;ob, ber
um'd 3a^r 1610 ju feften ifi, in Äriegöbienften geblieben
JU fein, wo er ben ^oflen eine^ |)au^)tmanned (Capitan)
befleibete. ^en^en feineö ^joetifd^en S:alent6, baö ju üben
•0) Bodriguez Bibl. Val. @. 103. — Vicente Ximeno, Escri-
tores del Reyno de Valeocia. f&, I. (S. 247.
^') Oh si a mi pluma coocediera el cielo
Ed esto lo que vello en mi persona!
Oh si asi como vi 1a gran batalla
Supiera describiIJa yo y cantalla.
El MoDserrate. Caoto IV.
•») 3iv einer an feinen ©ruber gerichteten (J^)iftel, batirt 3Dlai=
lanb 1605, berichtet ©irue^ fe^r au^fttl^rUctf über einen Bug »oix
aOilailanb na^ 9(anbern, ben er aU Slnfül^rer einer ^ru)>^enab%ir
hing unternal^m. StBor^itglid^ anfc^auUrf) unb lebenbig iü bie @(^ilbe?
rung be^ Uebergangd über ben @t. ©uttl^arb. (Obras tragicas y
liricas, fol. S69.)
— 293 —
er in einem fo bewegten geben noi) 9Ww§e gefunben !|atte,
finb ein e))ifdbe^ ©ebid^t, el Mouserrate (Madrid, 1588)
unb bie Obras tragicas y lirieas (Madrid, 1609). !l)a6
lefttgenannte SBerf enthalt fünf 2;ragöbien, bie, obglei^
erji fo \p&t gebrurft, fd^on in bem 2)ecenmum t>on 1580—
1590 entfianben ftnb unb auf ber SSö^ne @po^e gemad^t
f)aUn 83). iDurd^ biefe 6tfi(fe f^eint ftd^ bie ©ntljeilung
be6 ®d^auf^)ieI6 in brei Slfte ober 3ornaba6 jum aügemei-
nen ©ebrauci^ ftrirt ju l^aben; wenn gleidb bie t)on gope
be aSega unterpüftten Slnfpröc^e be6 SSirueö, ber erfte Qx^
finber biefer Steuerung ju fein, nic^t blo^ mit a^nlic^en
beö SJrtieba unb @ert)ante6 in ßonflict geratl^en, fonbern
fc^on burd^ ben SBorgang beö weit älteren granci^co be
8lt)enbafto jurürfgewtefen werben ®^).
93on ber 2lnerf ennung ,. bie 3Jirue0 alö 2)ramatifer
fanb, geben iope unb Seroanteö ba^ e^rent>oßfte 3^wgnif ^^)
unb naäf i^ren fiob^jreifungen fotite man einen !Did^ter
erflen IRangeö in i^m oermutt)enj bie unbefangene Äritif
iebod^ wirb il^m biefen 9?amen nic^t beilegen fonnen. ®n
bebeutenbed S^alent folt biefem SKanne ni^t abgefprod^en
werben ; allein wir muffen ^ier, wie bei la (Sueöa, be^
flagen, ba^ eine l^eroorragenbe SBegabung aud SDlangel an
") aOloratm fe^t fte, i09 toei$ ntc^t aud toelc^eu ©runden, fc^on
in bad3a4r 1579, alfo in biefelbeBeit ti^ie bie frä^flen be« (a^ueoa,
eine ni(^t Blog bem 9ioja0 (Loa de 1a Comedia) toiberf))recl^enbe,
fonbern auc^ and anbern ©ritnben ganj unguldffige ^nnal^me.
'*} @. oben. — Diego Vieh, breve Discurso de las Come-
dias y de 8u represeotacion (Valencia, 1650) @. 1. — Lope de
Ve^a, nuevo Arte de hacer Comedias. — Cervantes, Prologo
a las Comedias.
•») Lope de Vega, Laurel de Apojo. — Cervantes, Canto
de Caliope unb Viage al Parnaso.
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jhinjijtun nur »enig tt)a^r^afl aBert^öotle^ geleiftet l)at.
©eine gel^Ier jeigen auf ben erfien anblirf gro^e aSerwanbt-
fc^afl mit benen bed ©et)ißanif(]^en Dicftter^, an ben er jtc^
auc^ formell burd^ ben metrifcfeen Sau feiner Stürfe an^
klonte. Suntfd^erfigfeit unb Swf^win^^ii^^JWflJ^^f^äf^i^ ^^^
^anblung, Slu«fc^tt)eifung in'ö abenteuerliche unb Unge-
](|eure, ein 9Ki§t)erl^altni^ jwifc^en foigfättig bebanbelten
2)etaiW unb mangelhafter Structur bed ©anjen jinb bie
j^ertjorragenbfien biefer get)ler. SRäl^ere 93etrac^tung ergibt
inbeffen, bap biefelben weniger, wie bei la 6uet)a, auö
einer ungeregelten @inbilbung6fraft, ald aud bem 9lnle^nen
an irreleitenbe SBorbilber unb aud einer falfc^en Stuftest
t)on bem SBefen ber 2;ragobir gefloffen finb.
Da^ 98irue« jtc6 ein eigned (S^fiem ber tragifcften
Äunfi enttt)orfen ^attc, wirb ni^t nur burci^ ben eigentl^üm^
lid^en 3ufcl^nitt feiner ©türfe, fonbern auci^ burd^ öerf^iebne
tl^eoretifc^e Studfprfid^e in bereu 5ßrologen ben?iefen. @r
xooUie, n)ie er felbfi fagt, ba« Sefie be6 antifen ©t^lö mit
bem Seften bed mobernen »erfd^meljenj unglfidflid^er SBeife
iebod^ fc^eint er über Seibeö bie irrigfien Segriffe gel^abt ju
l^aben. ©eine ^enntnif bed S^rauerfpieie ber Sllten ift offen*
bar, fiatt au6 ben Seilten Duellen,, auö ben SDti^geburten be6
©eneca ge)c^ö))ftj unb xctl^e t)erjerrten ©ebilbe auö ber
Slac^al^mung folc^er ÜWufier l|ert)orge]&en mußten, lapt ftc^
errat^en. ajem>orfene Sl^araftere, fd^eu^lid&e SSerbrec^en,
folternbe ©cenen unb betdubenbe 3)eclamation follen l^ier
ba« Sragifd^e auömad^en ; unb ju ber SBilbl^eit, ©raufam-
feit unb aSarbarei gefellen ftd^ bann noc^ bie tt)iberftn^
nigften unb emporenbflen Unfd^icflid^feiten. Um aber gu-
gleid^ ber „mobernen Äunfl" ober bem SBegriff, ben ftcb ber
- 295 —
2)id^ter bat)on gebilbet IjattCf Oenfige ju t^un, bftrfen ?ie^
be^abenteuer, Sntriflueit, burle^fe ©cenen, aRafdjinerie unb
2:^eaterfpeftafel nid^t fehlen; unb biefe SDWfd^ung fül^rt
einen SBIrwarr, eine Ueberlabung "oon ^erfonal unb SBor-
fatten l^erbei, weld^e einige biefer ©türfe ju bem SBüfiefiett
unb Unöerjiänbigjien machen, n>aö toohl je auf bie ft)anifd^e
33ftl^tte gefonwnen i% 8lm »erjerrteften unb in ^t)al^rl)afi
farifaturartiger @eflaU jeigt ftd^ bie^ im Attila furioso,
einem mit ©räueln aller 3Jrt fiberlabenen ©d&rerfenöfpiel,
in welchem mel^r aW funfjig ^erfonen meifl t)or ben ?fu'
gen ber ßufc^Äuer unb auf bie gra^Uc^fie SBeife urttfommen.
2)er |)elb ift ein aud aller meftfc^lid^en 9?atur ^inau^ge*
rürfteö Ungel^euer unb fonnte nur SBiberwillen erregen,
tt)enn er mit feinen bombaftifc^en ^^rafen nid^t untt)iber^
fie^lid^ jum gad^en reijte. !Den 6a^)itain unb bie SKann^
fd^aft eined feinblidben ©^iffe6, baö ben ©einigen in bie
^änbe gefaQen i% l&^t er jur @rgö^ung be^SSolf^ leben^
big t)erbrennen ; brei junge, il^m mitf&Qige SRänner t)ier^
tl^eilen; einen ®out)erneur t)on Siegendburg an ber ©))i$e
eine6 S^^urmd auffnü))fen ; einem Stömifc^en ©efanbten, ber
il^m nid^t genug ßl^rfürd^t bejeugt, 9?afe unb D^ren ab^
fd^neiben ; einen beftegten Äonig \>on ©claöonien »on wü^
ben a^l^ieren jerrei^en u. f. tt). 3t»ii(i)en biefen Brutalitäten
hreujen jlcd Jiebfdbaften in t)ertt>irrenber SSenge. 2)ie
ftinigtn ifl in glaminia, eine in m&nnlid^e S^rac^t mUd*
bete SKaitrejfe be« Sittila, t)erUebt} ber gelbl^err ©erarbo
tt)ieber in bie ftonigin ; Sittila in eine ©efangene Flamen«
(Selia. »ad^tlicde Salcmtfcenen, gSerftedfe, fomif^e ©itua^
tionen unb gelegentlich Snbecenjen bleiben nid^t aud.
glaminia {tnnt auf ben Untergang ber Königin, um ft(^
- 296 -^
bann mit Sittila »ermd^len ju fonnenj biefer, »on i^r
aufmerffam flemadbt, überrafc^t bie ®emal)lin mit Oerarbo,
ermorbet SBeibe unb t)ermä^lt fld^ auf ber ©teile mit (Selia.
Darauf tt)irb il^m t)on ber eiferfüd^tigen glaminia ein ®ift
beigebrad^t, ba6 H)n »al^nitnnig mad&t. @r bringt in ber
SBut^ feine neue ®attin um, tobt wie ein Kannibale, red-
tirt einen 9Konolog t)on 350 ^dUn öoH gen?alt'ger |)^^
pexUln unb riefenmäpigen 33ombafted, erbrojfelt bie gla^
minia unb (tnft enblid^ tobt ju 93oben. — Sfe^nlic^e 3to\)-
Reiten unb fJRi^geflaltungen mad^en, obgleid^ nidf^t in gleid^
l^ol^em @rabe , bie S^ragdbien la gran Semiramis unb la
cruel Casaudra ungenießbar. 3ene ift merftt>urbig infoferu
ile eine für jene 3^iten ungewöhnliche SSertraut^elt mit bcu
alten |)iftorifern öerritl^, bann weil fie offenbar ben Seim
JU jwei ber bewunberungdwür- igfien Dramen beö (Salberou
in ild^ tragt. Die Srjeugung, ©eburt unb Äinb^eit ber
@emirami9 Caxi^ Diodortis Siculus II, 4), bie ©efd^id^te
be6 9Äenon (nad^ Diobor 11, 6)5 ber l^ier aber nic^t ge^
blenbet wirb, fonbern jlc^ erl^enft, ber gewaltfame Zob beö
9?inud (au6 Slelian Var. Hist. VII, 1), bie ©cenen, wo
©cmiramia fi(§ in il^ren ©ol^n »erfleibet unb in feinem
gramen ^errfd&t (nad^ 3uftinu6 I, 2) — bied Sitten ift ben
äußern Umrijfen nad^ wie bei bem jipaUxen Did^ter. Slber
l^ier ^ort bie Ste^nlid^feit auf; wenn galberon baö ?5actifc^c
ber |)anblung jur f^mbotifdf^en DarfieKung einer tieferen
3bee benu^t unb alle einjelnen il^eile biefer 3bee untere
etbnet, rci^t 93irueö bie Gegebenheiten ol)ne leitenbeu
©runbgebanfen planlos an einanber; aud^ bie grellen garben,
mit benen Wefcr bie SBBolluft ber Äönigin ausmalt, unb
i^re Seibenfc^ft für ben eignen ©ol^n, t»on beffen |)änben
— 297 —
fte jule^t füxbtf fonnten bem feineren ©inncber fpateren
3eit nid^t jufagen unb fd&on ^ierburd^ toaxb eine t)erf(]^te6ne
Äataftrop^e bei (Salberon bebingt, — 3n ber cruel Ca-
saudra ^at SJirue^ ben 53oben be^ Stltertl&Mmd öerlaffen
unb bie alte ©efd^id^te be6 Äonigreic!^^ ?eon ju graufen^
l^aften Darftettungen, n)ie er fte liebte, ausgebeutet j bie
entfejfelten geibenfd^aften toben f)ier bis jur Betäubung;
bod^ taucht unter einem ®ett)irr öon Sd^rerfniffen aller
9lrt fd^on e\)€X /in Segriff üon tragifd^er SBurbe auf. —
3tt ber infeliz Marcela (jum XijeU nai) ber ©efd^id^te
ber Sföbelfa im 13. ©efang beS Slriofl) l^aben tt)ir ein
in bem romantifc^en Sffiirrwoarr feines bunten 3nbaltS an
3te^nlid^eS t>on la (Suet)a erinnernbeS ©))eftafeliiüdf, jum
3:^eil mit einer UeberfüHe t)on SBegebenl^eiten !t>olfge^)fropft,
5um 2:f)eil burd^ ungel^orige 28eitfc^tt)eiftgfeiten auSgebef^nt;
fd^redflid^e ^atafiro^)l)en unb 3!obeSfalfe ftnb auc^ l^ier
nid^t gefpart.
SBar eS unerläßlich, bie ©runbmangel in ben S^rago^
bien beS SirueS fc^arf ^ert)orju]()eben , fo muß boc^ jur
@I>renrettung beS 2)id^terS l^injugefugt ttjerben, baß ftd^
unter allen ben ungel^euren 3Kißgriffen, ju benen if)nen
tbeilS ein falfd^eS S^unfiprincip, tbeilS ÜWangel an Strenge
gegen ftc^ felbfi t)erleitete , ein 3!alent f unb gibt , baS, bei
reiferer Leitung unb ^atte eS ftc^ befferen SJorbilberit an^
[daließen fonnen, unfehlbar ju fef)r bebeutenben JRefultaten
gefül^rt l^aben tt)ürbe. ©puren beffen , vt>aS SBirueS unter
gfmftigeren QSerf)dltniffen Mtte leiften fonnen, ftnben ftd^
in allen feinen SBerfen jerftreut, tt)o tl^eilweife eine außer^
orbentlid^e Energie l)ert)orbric^t, ber beclamatorifd^e 9Bort^
fd^waO t)erfc^iDinbet unb momentan bem äluSbrudf beS äd^^
- 298 —
tejien tragifc^en $at^od ^laft macftt. Unb tiefe iii)U
pvinlte in einem @^ao6 'oon SSerirrungen ftnb uic^t blo^
efnjelne ©teilen i>üll l^rifd^en €d^n>unge6 unb feuriger Se^
rebtfamf eit , fonbern ganje Scenen \>oU f)ol)ex braftifc^er
ffiirffamfeit, tt)ie fte nur einem mit bramatifcfcem Sialent
ganj befonberd S5egabten gelingen fonnten. SReicb an ber*
/ artigen Partien ifi t)or alten bie 2) i b o, bad te^te Trauer*
fpiel be6 9Sirued. |)ier tt>ax ed - auf eine Siragobie im St^te
ber Stiten mit (Sf)oxen unb S9eobad^tung bejr ©nl^eiten ab^
gefeiten. Die |)aui)t]&anbtung ifi eben fo trefflid^ gebadet,
atd in eiujelnen SWomenten mit großartigen unb eblen 3«'
gen audgefü^rt. 3Bie tt>eit ^ä) ber !I)ic^ter ber antifeii
®r6ße jn n&l^em i>ermo(]^te, bett>eifen bie ©nieitungöfcene
im Jlem^)el be6 3u^)iter, tt>o !Dibo, öon ben ®roßen il)reö
fReid)^ umgeben, ben ©efanbten bed Ü^umibifd^en Äonig«
ilören ßntfd^luß i>erffinbigt, bem3arba6, ber fonfi Äartl^ago
mit Untergang bebrol^t, il^re |)anb ju reichen; bie ©d^iU
berung, n>ie im Sufen ber Äonigin 3lnl)änglic6feit an ben
geworbenen ®i(6au0 mit ber Sorge für*« SJaterlanb fam^)ft ,
unb t)ornamli(^ ber ©d^luß, tt>o bie Unglürflic^e ftd^ unter
ben 3wrtlftungen jur S8erm&l^tung6feier ben 2)ol(^ in*d
|)erj floßt unb ber foniglld^e freier flatt ber ertoarteten
©emal^litt eine ßeic^e flnbet. |)ätte SBirued alle6 Uebrige
in gleichem Sinne audgeföl^rt unb wäre er nid^t üon bem
©eftfttflanbe abgefc^weifl , feine 3)ibo n>dre t^ielleid^t bad
erfie S3eif^){el einer deuten ^^ragobie unter ben Steueren
geworben; etttad SJerfe^tered aber freilid^, aW bie ganj
entlegenen SiebeWntriguen, beld^e bie ^au^)tl^anblung burd^*
freujcn, fann nidbt leidet gebadet werben.
- 299 -
!Dte übrigen jal^Ireici^en Zf)tat€xh\ifkx t)on SBalencia,
We jtd^ unmittelbar an Slrtieba nnb 9Sirue6 reiben unb mit
iope be aSega ben JÄulbm tl^eilen, bad toatjxe 9?ational^
fcl^auft)ifl gefdbaffen ju l^aben, fönnen er^ in bem folgenben
SSud^e beft)rod^en tt)erbett. Die d^ronologifdbe Drbnnngt>er^
langt, ba^ n)ir bad f))anifc^e Drama, bad jidb in biefen
Salären auf brei t)erfc^iebnen |)auptf(]^au>lä^en, ben Sö^^
nen öon ®ei>iHa, Valencia unb SRabrib, entwirfelt, junadbfi
in ber le^tgenannten Stabt bid an ben ©d^luß ber t>orlie^
genben ^eriobe tjerfolgen.
Diefe DarfieUung einjuleiten unb unö t)orerfr auf ben
oben öerlaffenen @tanbt)unft jurüdjufül^ren, möge un6 ein
für bie ganje gfteratur jener 3eit fel^r auffc^lu^reidbed S3ucl&
ben gaben leil^en. @6 i ji bied bie ^ o e t i f n a ci^ a n t i^
fen ©runbfä^en t)on Sllonfo ßopej ^indano «•) ein
in 93riefform rebigirter (Sommentar über ben Slrijiotele^, in
n>elclbem bie ©rmtbregeln, bie nad^ be6 iBerfaffer^ SÄeinung
bie ca^ilianifc^e ^oefie ju leiten l^aben, jtt)ar nacfe bm
^rindpien be^ alten ^l^ilofot)^)en, aber ol^ne blinben Sfuto^
ritfitdglauben unb flettentt)dfe mit Sinjld^t unb Unbefan*
gen^eit entttjicfdt »erben. Daß bicfe« SBerf , obgleid^ erfl
1596 gebrurft, bcä) minbeflen^ ein Decennium frul^er unb
walbtfc^eittlic^ fd^on gldc^ nad^ 1580 i>erfaßt worben ifl,
n)dfl ber ganje 3nl^alt au^, am beutlid^jien aber ber brei:'
gebnte »rief „über bad ©c^aufpiel", n>o Stid^td auf bie ^pi^
•*) ^ft Xiitl tfi: Philosophia aoHgua poeHea del Doctor
Alooso Lopez Pinciano, medico Cesiireo. Madrid, 1596. IDer
^erfaffer, t)on feinet ^aterfiabt ä^aüaboltb el Plnciano genannt, \»ax
itibax^t Ui ber Jtaiferin fßlaxia, ber ISSttttoe Jtaifer« SlarimUian II.
(@. Nicolas Antonio.)
— 300 -
tere ®tfialt ber bramatffdjen Äunft jitr 3^^^ ^^^ 8<>P^ ^^
93ega, 8lBed bagegen auf bie l)ter in Siebe fiel^enbe ^eriobc
l^lnbeutet. 3)er genannte 8l6fd^nitt nun gibt eine fo fiare
Slnfc^auung t)erfd^iebner Seiten be^ bamaligen $ri)eatertt>e^
fen6, ijl in feinen beurtfieilenben 9ludfprüc^en für ben 3«-
fianb ber Äritif in jener 3^i^ f^ d^aracteriftifc^ unb über^
l^aupt burd^ feine (ebenbige !I)arftettung fo anjiel)enb, ba^
ed angemeffen fd^eint, it^n l^ier feinem iDefentlid^en 3nJ)a(t
nadb ju ercerpiren; um fo mel^r, alö berfelbe bi^f)er für
bie ®ef(^icbte fce6 fpanifd^en Zf)€atex^ nod^ nicbt benufet
n>orben ift.
(Phil. anl. poet. pag, 512 ff.) ®ne ©tunbe nad^
bem 9Kittage|fett W^t Don gabrique ben Sllonfo 8o))ej vt)if^
fen, \f)x gemeinfamer greunb Ugo fei in SRabrib angefom^
men, fte Seibe I^Stten befd^Ioffen, in'^ Jll^eater ju gel)en,
ob er nid^t mit i^nen fommen ttJoUe. Diim ttjeitere Slnt-
»ort fagen ju laffen, wirft ber ^indaner fogleid^ ben 9KanteI
um unb begibt ftd^ ju feinen greunben, bie er mit ben
Sffiorten anrebet : 3« ber XW, 3f)r |)erren, ba bie 3^ '^ i^
ber Siegel fo t)erfc^Ieubert voirb, fo wirb fte biefe^ 9Äal
nid^t am fd^led^tefien angettjenbet fein; benn im Sil^eater
werben und öiele Tinge geleiert, bie wir nicfet wiffen, unb
bie, ba jie und mit lebenbiger ©timme t)orgetragen werben,
mel^r ®nbrudf mad^en, al6 wenn wir jte ju .^aufe lefen.
— ©0 ifl e^, antwortet gabrique, wenn bie DarfieKungen
t>on ber 9lrt flnb, baß ein gebilbeter SWann fie mit 3i^Jnen
anl^ören fann; allein -bie SJerfel^rt^eit unferer 9latur pflegt
jte bergeflalt ju t)erfälfd^en, baß bad Slnflanbige in Unan^
ftanbigfeit t>erwanbe(t wirb. 3^bod^ laßt und immerl^iu
gelten; wir l^aben bie 3ßaf)l jwifd^en bem Sorral be la
- 301 -
6ruj, tt)0 baö ^^raucrfpiel Spbiflenia, utib bem del Priiic^>e,
tt)o eine ßomobie aufgeful^rt tt)irb. — !Dfe ÜWeimmgen ^er
greunbe, für weld^ed ber beiben Jll^eatcr mm ^6^ ju entfd^d^
ben l^abe, ftnb getl^eilt, bi6 jte juleftt ba^in ftbereinfommea,
bad junäci^ft gelegene ju ttjäl^len. 2)a jle jlc^ nun fi^on bei'ti
Älofter ber l^eiligen S)reieinigfeit beflnben^ inbem fte bic
Calle de las Urosas ]()inab^ unb bie de los Regidores
l^inaufgegangen jlnb, [o beftnben fle ftdb am nad^ften bei
ber Sragöbie unb biegen be^]()alb in bie Calle de la Cruz
ein. SRac^bem jte tn*6 Jl^eater eingetreten (tnb unb ftd>
gefegt l^aben, erörtern fte, ob ber ©d^aufpielerftanb ein ad^-
tungöwert^er fei ober nid^t, unb erwähnen, ein ^riefier
babe bel^auptct, bie Somöbianten feien infam unb untt)ert^
bad l^eil. ©acrament ju em!|)fangen. 3)ie übereinfHmmenbe
9Weinung bergreunbe lautet, e^ gebe atterbing^ eine fdblec^te
unb imfame Gattung t)on |)ijirionen, bie, xok j. S» Me
3arabanbtfien, mit unanjianbigen Bewegungen juSd^anb^
liebfeiten reijtenj an jtc^ aber fei ber ©tanb ber ©dbau^
fpieler, ber tragifc^en fowol^l aW ber lomtfd^en, burc^aud
nid^t t)erad^tlidb, fonbern nfiftlid^ unb notl^wenbig 5 ben 2)i^
rectoren jebod^ müjfe ber aSorn>urf gemad^t »erben, baß jle
eine übergroße 5!Renge t)on Slcteurd mit ftd^ l^erumfd^Ie))^*^
tenj mit jteben bi6 ac^t ^erfonen fonne man bie befle
S^ragobie unb (Somöbie ber SBJelt t^orfieHen, tt^a^renb fte in
jeber S^ruppe beren üierjel^n bid flebjel^n fül^rten ; ©c^lad^ten
unb große ©etümmel geborten In'^ @pod unb bürften auf
ber Sfi^ne nur erjablungöweife t)orfommen»
gabrique »unbert jtd^ über bie geringe Slnjal^l t)on
3ufdbauern, ba bad ©tüdf bodb jum erften SOlal aufgeführt
n>erbe, tt)orduf ?(Ionfo go))ej ertriebert, ein ©eiltänjer gebe
- 302 -
itgmbtDO in ber ®tabt SSorfteUuiigen unb giel^e bie 9Renge
an ji(^*
3nj»if(^ett ^aben bie SWujlfer l^diter ber ©cene ange^
fangen i^re 3n{lrumente ju fHmmen. @m ®d^auf))teler in
l^irtcntrad^t {ie^t leintet bem 9}orl^ang ^en)or unb gibt ben
Jrcunbcn Slnla^ ju aUer^anb Semerfungen über feine
Äleibung, ben mit golbnen Streifen befeftten ®cbaf})elj, bie
Äapu^e, ben großen Ätagen unb bie jieife ^aldfraufe, bie
ein ^funb ©tärle entl^altej man tt)unbert ftd^ xoa^ ein
.g)itt in ber JEragobie ju fc^affen Ijabe unb ftnbet aud^ bie
Zxa^t an jld^ für einen ©c^afer unpaffenb. hierauf wer^
ben Siegeln über bie Decoration bed Zf)catex^ unb ben
Siniug ber ©c^aufpieler aufgefleOt. 2)er lefttere muffe bem
Älter unb bem ©tanbe ber ^erfonen, fo wie bem Sanbe
unb ber 3rit, worin ba6 ©tficf \piAe, angemejfen fein : beö^
^alb liege ed bem ©c^auf))ieler ob, bie Oefc^id^te genau
)u ftubiren. Die Decoration bed S^l^eaterd, l^ei^t ed weitet
mu^ rid^tig gen)a^(t n>erben unb bem (S^aracter be6 ®e^
bic^td eni\pxeä)en ; i(l bie Scene auf bem Sanbe, fo muffen
S3Äume ba feinj fpielt bad ©tud in ber ©tabt, Käufer,
unb fo l^at {td^ nad^ ben fibrigen SJerfd^iebenl^eiten aud^
bie Decoration ju i>eränbem. Slud^ bie ÜRafc^inen muffen
mit ©efd^idHid^feit confiruirt fein ; benn für bad eine fSinn^
ber »erben fte fo , für bai anbete fo erforbert j bie (Sngel
muffen )u fliegen, bie |)eiligen mit jufammenge^altenen
güfen burc^ bie Suft ju fd^n)eben fc^einen, beibe aber t>on
oben l^erabfommen, bie S^eufel bagegen t>on unten empot*
fleigen. 3"^^ 3t^fbe einer guten Sfuffü^rung (wirb ferner
gefagt) gel^ört audb bie 9)^ufif unb hierbei ifit namentlich
barauf ju fe^en, bap fie in ber S^ragobie nid^t aud bent
- 303 -
S^aracter fatte, fonbem ÜJinge beftnge, bie jum ©eflen^
fianbe gel^oren. ^eut ju Za^e — äußern bie greuube — fmb
ffoax in ber Siegel bie t)orfommenben Oefänge (Sinfd^iebfel
ber ®d^auft)ie(er; nid^t SBerf be6 2)id^tert; man muß
aber Seiben^ @(]^aufi)ielertt fowo^l aW 2)id&tern, ben Staif)
geben, feine außer Sejug aur gabel fiel^enbe SRufll efnju^
fc^alten.
Diefe Setrad^tungen uiib anbere felb^ t)erjiänbige über
Haltung unb 93en)egung ber @d^auff>ieler unterbrichst ^(onfo
So^)ej mit «Klagen, ba§ ber SCnfang ber DarfteUung ftc^ fö
lange t)erj6gerej Ugo aber erwiebert: 5Bo fannfi bu mel^r
unb öerfdbiebenartigere (Srgoftung flnben, al6 ^^ l^ier bar^
bietet? @ie^ bod^ nur, toa^ \)itx fo ))iele Seute beifammen
finb. Unb i^r ©etreibe ! !Dort wirb ein ©(]Snu<)ftudS t)on
oben herunter, in ben ^atio geworfen, unb ber Swrferbacfer
ober Sruc^tl^&nUer fnä))ft ben Reinen Knoten auf, tt)orin
bad ®e(b fledt unb mad^t einen anbern großem ftir bie
@ßn)aare, bie man t)er(angt; inbem er fie nun ^inauftoirft
fliegt jte einem JRad^bar in ben SWunb, ber fo n>iber feinen
SBiUen ^ineinbeißen muß! !Dann bad ®e}änf: „biefe S3anf
i^ meln^ unb r/biefer ®i^ t)on meinem Sebienten belegt^
unb bie ioielen Set^euruugen, baß bem toirllid^ fo fei ! 3ft
ed ferner nic^t lufiig, bad ^i^if^n öon allen Seiten ju
l^dren, fobatb 3emanb aber bad S^l^eater gel^t, um }u feinem
@i$ )u gelangen; unb }u feigen, n)ie ed in ber ©egenb,
too bie äBeiber ft^en, n>egen ber $Iä$e unb bidmeilen aud
^iferfud^t ju puffen fommt, ober toie ed o^ne SBolfen auf
bie regnet, bie unter il^nen fielen?" gabrique toenbet ein,
bied STOed fei an>ar fefer unterlb^^ltenb , inbeß, toenn bie
IT^eater großer wären, fo baß 3eber feinen bejiimmten @ift
— 304 -
l^aben Knute, würbe man auf biefe (Srgö^uug gern »er^
jic^ten.
3laä)bem man lange genug auf Den S3eginn ber 9Sor^
fleßung ^at »arten niüjfen, tritt ber 9ÄujtIc^or ein unb
fingt eine 9tomanje, n>eld^e mit Sejug auf bad nac^folgenbe
®tü(f (bie Siragöbie bc^ ßuripibe^ mit eingefc^alteten neu-
em ©pifoben) bie Unbeftanbigfeit be^ ®lücf^ an »erfd^ie^
benen Seif))ielen jeigt. ©obalb er bie Sü^ne tjerlaffen,
erfci^eint bie gortuna, eine ^ame, bie jiatt ber gupe j^ei
Ääber unb an ben ©c^ultem glögel l^at, fpric^tben ^ro*^
log unb tritt n>ieber ab. ^indano äußert, ba^ ?(rgument s^)
fei gut gen>efen unb bie gortuna l^abe i^re SRoUe "oox-
trefflid^ gefpieltj Ugo abertt)enbet ein : „tt)elc^e6 2lrgumeut ?
wad tt)ir gel^ort \)ahen, war nid^td ald ein tragifc^er ^ro^
log, ber nur ba6 9Sergangene erjd^It infofern eÄ jum 9Ser*
fianbni^ bed folgenben nötl^ig ift, roabrenb bad Sfrgument
bie ganae .^anblung im Slbrl^ t)ortragt/' — !Dte Sltgu^
mente, bemerft gabrique, pflegen nidb^ ^^^i ^^^ !Did^tern
felbft öerfapt ju »erben, fonbern t)on 3(nbern, bie (td^ ju
i^ren 2)olmetfc^ern auftoerfen; unb bei guten ©tütfen
fonnten fle fuglid^ ganj wegbleiben; benn berDid^ter mu^.
mit fold^er Älarl^eit in feinem SBerf fortfc^reiten, ba^ er
einer befonberen @rflärung nidbt bebarf. 5lud^ ber Prolog,
ber nur ba8 aSergangene erjd^It, fc^eint mir in ben meiften
gallen überflüfflg in feinj idb fenne tjiele Stfidfe, too er
o^ne 9lad^t^eil für bad 9Serjianbni^ fel^lt, unb iebenfaffd
wirb ed immer bejfer fein, il^n gefc^idft in ben'Seginn ber
•») ®. über tiefe altere Sorm be« Prolog« ben Slbfd^nitt Xox=
red 9la^arro.
— 305 —
^aiiWung feft^ einjufled^teii uiib unter bie l)anbelnben ^er^
fouen ju t>ertll^(en."
2)ie (Srfd^einung ber gortuna gibt ben gteunben ?(n^
(aß, über ben SBertl) aUegorifd^er giguren ju reben. Ugo
bejireltet (^re Sulaffigfeit im 3)rama} gabrique bagegen
füf^rt ©eifpiele bafür aud ^lautuö unb SCrijio))6ane6 an
utib meint, wenn ed an ä^nlic^en Seif^ielen fftr bie 2!ra^
gobie je\)Uf fo börfe bod^ baö t)on ber gemol^nlid^en 95a^n
Slbweic^enbe be^l^alb nod^ nid^t für fel^Ierl^aft gel^alten
n)erben unb ed fei t)oreilig, eine @rfinbung bloß be^l^atb
JU tabeln weil ^omer, Sirgil, @uri))ibe6 unb ®o))l^oHed fte
nic^t angewanbt l^atten.
Unterbeffen nimmt bie Sluffül^rung ber S^ragöbie i^ren
Slnfang. ^uex^ erfd^einen ßl^temnepra unb Sp^igneia,
bie eben in SCuIid angelangt finb, )u $ferbe, unb bewegen
{idb in f)omp^aftem Slufjuge bi6 }u ber @teQe, wo S(ga^
memnon jie erwartet. Dad ©tütf (über beffen 2)arfiellung
feine Weiteren ©njel^eiten gemelbet werben) ftnbet großen
SeifaB. 81m Schluß wirft ^inciano bie grage auf, ob
ed ber JEragJbie not^^wenbig fei, mit Unglürf ju enbigen,
ober ob auc^ ein fro^Iid^ed Snbe Statt l^aben bürfe? 3)a
aber bie SSorfieffung lange gewährt l^at unb ieber ber brei
greube Drang fü^It, ju feinen ©efd^aften jurütfjufebren,
fo t>erfc^ieben fte biefe Erörterung auf ein anbered ÜRal
unb trennen ftc^, fobalb fte bad @d^auf))iell^aud t)erla{fen
baben ®«).
**) $on fonfligen, burd^ bad übrige SDerf jerfiteuten ^ue^
fpruc^en übet Oramatifc^e Stun^ mfgeit nodf folgenbe audgejeic^net
toerben:
-^ 306 —
®o \0tit So))e) ^jndano. Um bctt3uf)anb Utfdüf)ne,
in bereit SRitte et und geful^rt f)at, mel^r im (Sinjelnen
S. 381. 3u oiele ber jeftteen (Somöbten finb tragifc^e ^orfdUe
eingemengt; bted aber ifl ein Segler, bet ba^et rul^rt, bog bie ^ic^^
ter bie ©rdngen ber ^omdbie nic^t gehörig beobad^ten — IDad un?
glfidlidye CInbe ifl }toat bet Xtagobte nidyt butc^aud ndt^ig, abeir
immet muf bod) Ungluc! t)or^ergegangen fein uiib ben Buf^auern
gurtet uub a^itleib einge^ögt (aben.
®. 413 {f. 9abdque fagt: ©otoo^l 2!ragdbie al4@om6bte mäffett
fünf 9iht l^aben unb iebe $erfon batf nid^t me^r aU fünfmal auf-
treten, einmal in iebem ^h, bamit fte nidyt bur«^ ^u lyduftged (^r?
fc^einen ermitbe. 3u gleitet Seit bärfen nic^t meljfc aU 9ier ^er-
fönen auftreten, bie t^ierte. toenn fle nidbt gauj n)egbleiben fann, muß
^mm fein; unb bie*&anblung barf ni<6t me^r ald breii:age bauem.
— Ugo »enbet ein, ^rifloteled gebe ber ^ragdbie ja nur einen Sag;
gabrique aber anttt>ortet l&(^elnb: ^ie S^enfi^en jener Seit gindtn
raf^^er unb fidlerer auf bem Sege ber 3:ugenb aii »ir; bie Srifi,
bie bamaltf genitgte, reid^t je^t nid^t mel^r aud; unb betf^alb flimme
i(^ benjenigen Ui, n>el(^e ber 2:rag6bie eine $auer 'oon fünf, ber
tfomdbie t)on brei Sagen jugefiel^en, inbem t(b jebod^ einrdume, t>a$,
ba Sa^rfcbeinli^^feit bie ^auptfac^e bei aller voetifc^en IRacba^mung
itnb fonberlidb bei^m ®dbauf))iel ifi, eine minbere 3eitbauer ber Qo^
mdbie um fo ^öl^eren ®ertl^ lei^t.
@. 316 ff. Ueber bie mtUa in S(^auf))ielen. ^itZxa^
göbte — dugert gabrique — Idf t jebe (Gattung «on ^erdformen, Qopla€
unb Stangen gu. — »»SUfo," folgert $inciano, „gange fon>obl aU gt«
brodbene 9{ebonbiden, Veraot de arte maypr unb bie italienifdften
SRaafle;'' ber 9reunb aber erfldrt fidb nd^er ba^in: 3(^ toiU gtoar
feine« jene Sflttxtn unbebingt audfi^liegen , jebocb bemerfen, baf t€
^affenb ifl, ben tragifd^en nnb ^au))t))erfonen bie längeren $et6'
maaft gugutl^eilen, ben untergeorbneten bie fnrseren. Unter ben Un?
geren nnn berfle^e i4 iier bie ^enbefaf^Uaben; benn bie Versoa de
arte mayor ^at ber ®ebran(^ berbannt, unb fo tooQen toix biefe
neb^ ben SIebonbillen mit gebrochenem 9u$ aui ber Sragdbie t)tr«
toeifen, ba« t^titt aU ber tragifdben «^anblung felb^, nidbt aui bem
$rolog, in bem f!(b bie Versos de arte mayor nid^t nbel audnel^«
- 307 -
Urnen ju lernen, festen n>ir iu'd 3a^r 1579 jururf.
2)ie Slepertorien ber Sül^nen öon 9Rabril) »aten um
tiefe ^eit, aKem ^nfc^eine nac^, armfcHg befieOt. 2)ie
aSerfe be^ aWilara unb feiner ©c^ule fd^einen gar nic^t,
bte M la Qne^a, $(rtteba unb äiirued erft beträchtliche
3eit nad^ i^rem @rfc^einen in ^tiDXÜa unb 9$alencia ^ier^
^er gebrungen )u fein ; in SRabrib ober ber Umgegenb an^
fäjfige 2)ic^ter aber, weld^e bie ©cenen ber ^auj}tftabt »ot
bem 3a^re 1580 mit ©tütfen tJerforgt I^Stten^ »erben
nic^t genannt. 2)e{fenunerac^tet beburften bie einmal be^
grunbeten S^^eater ber an Kopulation unb äBol^ll^abenl^eit
von Za% )u 2:ag toac^fenben äteftben) eine^ äiepertoired ;
bie feit lange angeregte Sti^aulufi fieigerte bie^ 93ebärfni^ ;
unb mad enbli^ ba<^ Sßic^tigfte ift : bie eigent^Amlid^e
Sierbinbung ber ©ci^aufpiel^ufer mit frommen ^nftalten
gab ber Unter^altungdfuc^t ben Slnfd^ein einer religofen
mtn möchten, noi^ aui ttm (S^or, too bit gebrochenen Sfiebon^iQen
gute i9S)irfund t^un, nfimentlid^ ta)fnu ein Ungluct beflagt toirb. SDIit
^udna^me biefer betben benit fc^einen aUe ^er^arten für bie ^r(u
gdbie taug(i(i^ gu fein. Um auf bie Qtomdbie )u fommen, fo f&ttt
^ier iene (Sinfc^ränfung »eg unb iebed ^ttxum barf t)orfi}mmen,
nur ber <&enbe!af)^Uabud nnb bie (Saa^one nic^t |u oiel; jener ni(^t,
toeil niebrige ^erfonen nid^t in l^od^tdnenOen ä^etren reben bürfen,
unb biefe nid^t, tveil fle fo fel^r t)on ber geiDö^nlid^en 9(rt gu
\pxtdftn abmeiert, ba bo(^ bie Somöbte flc^ fo fe^r toie möglid^ bem
gemd^nlid^en @^ra(^gebrau(^ ann&^ern muf. ^u4 le^term ®runbe
f(^eint mir bie StebonbiUe oorgugUd^ für Hi IBußfpiel geeignet;
ja tooHte 3emanb eined in $rofa fc^reiben, fo toürbe tdft i^n betf?
^alb niti^t t)erbammen/ ba fein <Btüd baburd^ ol^ne Bn^eifel an
SBa^r^eit getoiunen, toenn au(^ an Steig t)erlieren toärbe. 3(^
toenigflentf bin fo fe^r fftr bie getreue 9lad)ai^mung, baf id^ um i^ret«
^iütn gern ben Steig be< S9tetrum< aufgebe.
- 308 —
^fiiäfl 3e mel^r üRabrib ftc^ jum erfien SRange unter
ben fpanifc^en ®t&bten er^ob, um fo größere $}eran(affung
fanben bie @c^auf))te(ertru))))en, l^tet längere diaft ju mad^en,
um fo me^r aber beburften fie auc^ eined anfe^nltc^ereit
SSorratl^d t)on@tu(fen, atö bei bem um^er)iel^enbcn Seben ;
nur n)enn ja^Ireid^e unb immer neue ^robucttouen bad
^blifum anlorften, war für bie Gaffe ber S)irectoren tt)ie
ffir bie ber ^ofpitäler geforgt. S3ei bem SWangel an bxaxiif^
baren bic^terifdben SÖerfen unb an Äräften, folc^e bert)or*
iubringen^ mußten bie ®d^auf))ieler ftc^ ba^er, nac^ bem
Vorgänge be6 Sope be Stueba unb 9Ia))arro, too\)l ent^
fc^flie^en, i^ren Scbörfniffen felbfi abjul^elfen. !l)en oben
angeführten Stamen fold^er (Somobienbicfeter unb Slcteurd
juglelc^ ließen ^6) nod^ tjiele anbere l^injufögen. Sluf ben
äußeren ?H)j)arat fonnte jid^ freilict) Siiemanb beffer öerfie^en,
a(6 biefe 8eute j (Sofiüm, SKafc^inenwefen unb 2:^eaterfj)ec^
tafel werben in il^ren ©tütfen teine geringe SRotle gefpielt
^aben. ®o war, nad^ Stojad, bie lBert)o(lfommnung ber
fcenifc^en aSorric^tungen um 1580 fd^on fo weit gebiel^en,
baß man (Somobien mit SBunbererfd^einungen, Gouliffen^
ffinfien unb ÄriegdlSrm aufführte unb fogar ^ferbe auf
bie Sö^ne brad^te. Statt bed frül^er gebräuci^Iid^en ein*
fad^en S3ortragö einer Slomanje würbe fd^on brei^ nnb
»ierflimmig gefungen j fammtne ©ewänber unb feibne Sein^
Helber burften ber Oarberobe nid^t fehlen, unb fiatt ber
jtnaben, bie fröl^er bie weiblichen StoQen gefpielt lb<itten,
agirten je^t ^rauenjimmer, mit perlen unb golbnen Letten
gefc^mädt; nic^t feiten aud^ in ÜR&nnertrad^t t>erfleibet.
%üx 3^itt>ettreib unb SCugenweibe bed ^ublicum^ war atfo
l^inreid^enb geforgt, ob aber in g(eid^em ®rabe für bie
- 309 —
Sntereffen ber jtimji, muß bejVDeifelt »erben. Diefeti
3welfe( al6 ®en>iß^eit audjufpred^en, fd^efnt jn>ar infofem
nic^t xai^liä), al^ un6 fefned ber Ijierfier flel^origen ^o*
bufte mel^r tJorHegt ^•); aBein bie Entartung ber Äunfl
liegt immer nal^e, fobalb jie ftd^ ben gorberungen be^ Slu*
geuMidd bienftbar mad^t 5 unb eben ber Umjianb, ba§ feine
biefer arbeiten über il^re fluchtige @rfdbeinung auf ben
SBrettem Ibinaud literarifcö fortgebauert f)at, fd^eint gegen
ben ®el^alt ber ganjen SKaffe ju jeugen. SP e^ erlaubt,
Sermutl^ungen au^juft)red^en, fo glauben »ir eine jutref*
fenbe ffiorfiettung t)on biefen SSül^nenwerfen ju bilben,
wenn n>ir und bie Äctionen ber ©töcfe bed la 6uei>a
mit if)ren rollen @ffeften aW bloße ©erijjpe unb t>on alten
t>erfd^6nernben ^uÜ)aUn entblößt benfen.
S)a6 !I)ecennium t)on 1580--1590, um be|fen Seginn
nac^ Obigem bie 2!lb^ater ber |)au))tfiabt gegen bie t)on
SSalenda unb (Seioilla bebeutenb im Studßanb toaxen,
foOfte jeboc^ nic^t )9orubergel^en, o^ne audb ffir jene eine
beffere SBenbung ber I)inge berbeijuffll^ren. Stngeregt toaxb
ein folc^er Umfc^n>ung tjieüeic^t burd^ bie ©c^aufpiele be6
ta (§uet>ä ober bed SIrtieba, bie t)on ben umjiel^enben ®e^
feBf(^aften ^ierl^er gebracht »erben mochten; weiter fort^
geffibrt aber fobann burd^ jtt)ei ju ben Sfil^nen »on 3Ra<
brib in n&l^erer Sejiel^ung flel^enbe ^lä}Ux, ben filteren
**) dtf ifl l^ter nod^mald gu bemerfen, bafi bte no(^ ))otl^anbnen
&Mt t)on Gidnetod, be \a 9uente unb anbeten ©d^auf^^ieletn btefer
XcL^t, bie ^flltcer a(d fn ber ))orIiegenben $eriobe entflanben anfäl^rt,
naä^ unferet Uebetgengung , unb toie t^re gange ^ttuctur, bie (Bin:'
t^eilung in brei 3ornabad unb bad 9(n(e(nen an bie Spanier brd
£o))e be IBega audmeifl, bem 9(u0gang bed 3a()ril^unbertd angel^ören.
- 310 —
«rflenfdla unb (Sert>anted. Sfn biefe 9?amen fnüpft
fld&, tt)a6 Me Jl^eater ber |)au^)tfiabt in biefem 3a^tje]&enb
Hterarifö^ ©ebeutenbe« aufjuweifen ffaUn, an jle berUeber*
gang t)on l^anbwcrMmäßiger 9Ranier ju ftol^eren Äunfilei^
(hingen. Seibe SWänner, obgleid^ jundd^fi unb in größerer
«u^bel^nung auf anbeten gelbern ber 8iteratur bcrfi^mt,
nehmen bal^er aucfi in ber 2!beatergef(f>ic^te eine l^ert)orra*
genbe Stellung ein? benn foHte aud^ anerlannt tt^erben
muffen, baß 93eiber S^alent nic^t fpecieU auf bie bramatifc^ie
2)id^tung l^ingewiefen xoax, fo wirb il^nen bod^ bad SSerbienft
bleiben, eine t)on wöfien (Sffectfiüden bel^errfdbte S5ö^ne
»ieber einer n>örbigeren 9iic^tung geöffnet unb einen jtd^e^
ren ®runb gelegt ju f)aben, auf bem bie großen !Drama'
tifer ber folgenben ^eriobe fortbauen tonnten.
2)a6 geben biefe« großen, ^on ganj (Suxopa bemun«
betten unb geliebten Wtanm^ audf&btlic^ }U fd^ilbern, ifi
Ibier nic^t ber Ott j einen nid^t gauj flüd^tigen «briß bat)on
au geben, fe^en tt)ir und aber um fo el^er veranlaßt, ald
bie muflerl^aften Arbeiten loon 9lio*, ^eHicer unb nament^
Hd^ Wat^arrete, bie ein ganj neued 8id^t über biefen ©egen«
flanb. t)erbreitet l^aben, außerl^alb ®patdtn^ n>enig befannt
geworben flnb •*^). Der tjorliegenbe fpecieHe ^wcd red^t^
••) Sßentgflen« fitib bie ^teii^tn ft6et be« dmante« £fben unb
Schriften, bie man pox neueren franjdfifi^en unb beutfci^n Sln^a«
ben be« ^on Clutiote finbet, nottf immer «ott ber grobem Unridfttig«
feiten, bie unoergetdlic^ fein würben, felbfl n^enn mtnber üniQt^i^s
nete liBorarbeiten ))or^anben n>ären.
- 31t —
fertigt ein genauere^ @{ngel^en auf Me^, n>ad bie brama^
tifd^e gaSirffamfeit beö IDid&tert betrifft ; im Uebrigeti wirb
e6 angemeffen fein, ia, n)o bie genannten ^orfd^ungen neue
Si^atfad^en l^etöorgel^oben ober alte 3rrt^|fimer berid^tigt
^aben, langer $u "oexmiUn, bie befannten iDaten bagegen
flüd^tiger ju berülb^en.
!Die Familie M (Serioanted Ijat einen Stammbaum
aufguwcifen, ber in felb^ frülb^ 3riten ber f^janifd^en ®e^
fc^id^te l^inaufreld^t unb bie aSerwanbtfd^aft i^rer Sllbni^^rren
mit ben Königen »on ?eon nad^weift. Urfprünglid^ in
®alicien aW 9lico6l^ombre6 anfaffig, »erbreiteten jld^ bie
©Heber biefed ©efcfeled^t^ über Safiilien unb »erben feit
bem beginne M 13. 3al)rftunbert6 unter bem 9?amen
@en)atod unb @ert)ante6 l^äuftg mit ^u^jeidbnung in ben
fj)anifdben Stnnalen ertt)dl&nt. Ooujalo be Sert)ante6,
©tifter ber Sinie, ber unfer !l)idbter angelbort; tl^at jtc^ bei
ber @rflftrmung oon @ei>iBa burd^ ben ^eilgen gerbinanb
\)etooXf unb vourbe bort bei SBert^eilung ber ben 9Äoren
abgenommenen Sanbereien mit @ätern bebad^t. @inet
feiner 92a(bfommen t^ermäl^Ite jid^ mit einer 3!od^ter be0
eblen |)aufed @aat)ebra, »ol^er t)iele ©lieber ber gamilie
deroanM biefen Flamen bem übrigen Ibi^J^g^fügt l^aben.
8[u(^ in ber neuen äBelt breiteten jid^ 3^^fl^ ^^ ^a\x)fiU
^ammed aud.
3n ben erflen Sötten be6 16. Sa^rl^unbert^ finben
voir einen 3uan be (Sert>anted atd (Sorregibor ber Stabt
Dffuna. $ol^n beffelben war JRobrigo, ber um'd 3a^r
1540 bie 2)ofia Seonor be Sortinad, ein (Sbelfr&ulein aud
bem Orte Sarajad, l^eiratl^ete ; ed if} mit großer äBal^r'
fdb^inlic^feit t>ermutlb^t tDorben, ba§ biefe eine Sertvanbte
- 312 —
btt 3fabel be Urbinci, ber erflen @attin M iope be ^^a,
geit>ffen fei ; — ein intereflanter Umfianb, tt)eil er bie beiben
großen SR&nner, 6en)atited unb iope be SJega, in ein*t>er^
n>(inbtfd^aft(ic^e6 Sier^altni^ bringen wärbe. 9Iu6 ber ge^
nannten @ll^e enßanb juerj} ein (SoI)n, 9tobrigO; bann
folgten jwei 3Jlahä)en, 9(nbrea unb Sutfa. Xa^ iüngße
^nb mar 9)ligue(, unfer !Dicbter, ber ju 9I(ca(a be |)enared
geboren tt)urbe, wie neuerbiugd bnrc^ unjweifell^aft äd&te
Documente erliefen worben ift. 2)er S^ag feiner ®eburt
ifi nid^t befannt; getauft würbe erben 9. Df tober 1547.
SBad man über bie 3al(>re feiner Äinbl^eit weip, be*
fc^ränft ^ä) auf bie wenigen ^nbeutungen, bie er felbft
gibt. @r fpric^t »on feinem frören |)ange jur 2)i(ibrtimji:
„Seit ben jarten Äinberia^ren liebte idb bie fü^e Äunfi
ber ^olben ^oefte.'' (SReife jum ißarna^, 6ap. 4.) Slud^
erjä^It er, er ^abe aW Änabe ben ?ope be fRueba fpielen
fe^en, tt>a^ wal^rfc^einlici^ im Saläre 1558 in ®egot>ia,
))ieQei(^t aber aud^ etwad fpäter in SRabrib ober einer
anberen benachbarten <5tabt gewefen ift. !Der (Sinbrutf,
ben bie6 ®(i^auf))iel auf ben jungen @ert)anted machte,
gibt fic^ noc6 in feinen fp&tern ©d^riften t)ie(fa(^ funb,
unb gab ^X€Utxä)t ben erflen 3ntpu(d ju ber befonbeven
Steigung fär bramatifd^e Literatur, bie il^n fein gan$ed 8e^
ben l^inburc^ begleitete.
3tn 3önglingda(ter bejog @ert)anted bie Unioerfit&t
)»on Salamanca unb brachte jwei 3al)re bort )u, wie aud
ben nod^ ^orl^anbnen @tubenten)oer}eid^niffen l^er)[)orgel^en
foD. Die Documente hierfür »ermoc^te ber gewiffenl^afie
9taoatxete freiließ nidbt beizubringen ; bie anmut^igen unb
launigen Sd^ilberungen M gebend unb J^reibend auf biefer
— 313 —
UnitJerfität In bem Licenciado Vidriera, in ber (ia fin-
gida unb bem aweUm Zheil be^ Don Dufrote fcfcefnen
jeboc^ auf eigner Beobachtung ju berufen. SBa^rfdtffnUd^
ging aud ben Erinnerungen an biefe 3rit frater^fn auc^
bad fetfe ß^if^^nfpiel Ia cueva de Salamanca l^erDor.
Tad poetifc^e Sialent bed 3üngnngd fdbefnt juerfi burdb
ben 3nfln 8opej be |)o^od aufgemuntert worben ju fein.
Diefer berühmte Seigrer, in beffen ©d^ule er einen Z\)eü
feiner Sugenbbilbung geno§, würbe beauftragt, bie (Sebid^te
für bie Jlobtenfeier ber ßlifabetl^ t)on 9SaIoi6 ju »erfaffen^
unb übertrug einen Zljdl biefer Strbeit feinen ©dbfilern. 3n
ber S3ef(]^reibung biefer S^obtenfeier wirb SWiguel be (Ser^
^anM, oon bem ftc^ ein Sonett , eine @(egie unb einige
fRebonbiUen barin flnben, 'oon bemSe^rer befonberd ]^ert)or*
gel&oben unb fein t^eurer, geliebter ©c^uIer genannt. ®r war
bamalö einunbjwanjig Saläre (ilt ®nmal aW 2)i(i^ter aufge*
treten, »erfolgte er eifrig bie neue 33al&n, fd^rieb, wie er in
ber Steife jum ^ama^ fagt. unjä^Iige fRpmanjen, ©onette
iu 2)u^enben, unb wa^rfd^einlic^ aujd^ um biefe 3^i^ W^«
bie Filena, in ber man einen ©d^aferroman nad6 Slrt be^
ÜRontomatjor unb @il ^olo t>ermutben barf. 2)iefe 3u*
genbarbeiten ftnb fpurlod »erfd^wunben , wofern fxä) nid^t
einige ber9toman}en in bem Romancero general erl^alten
l^abeit »1).
9lbex ein äußeret 9(n^a(td)>unft mu^te bem jungen
2){(^ter, beffen IBerl^&Itniffe nie glAnsenb gewefen, jum Se«
•0 ^an glauM, bie SXomange übet bie @tfftfu(^tr beten et in
bet Steife )um $tatnafl etto&l^nt, tn einet be« Romancero »iebet gu
etfennen, »elc^e beginnt: Yace donde el sol se pone. (S. bea
Romancero t)t>n Ochoa^ @. 508.)
— 314 -
bfirfnl^ werbm ; er fanb xf)n in beni Prälaten 3uno Stcqua-
t)it)a, ber im ^af)xe 1568 ald pipfHtd^er gegat an bcnfpa^
nifcSen ^of fam; trat, wenn nidbt ade Slnjeicfcen trögen,
in bejfen 2)ienfie unb folgte iftm nodfe in bemfelben 3a^re
natb 9tom. 3n einem folc^en SSerl^ältni^ lag bamaldnid^td
bemütl^igenbe* ; felbfi eble unb t)ome^me fpanifcfte Söng^
finge »erfd^mäbten nidbt, in ben |)äufem ber ^a^^fie unb
GarbinÄIe ju bienen ; ber Jrieb, bie SBelt jü feigen, bie er^
»orbene ©onnerfii^aft unb bie ?ludiiÄt auf fette ^frünben
»erföl^nten mit ber untergeorbneten ©teflung. — 35ie (ebl^aften
(Sinbrfirfe, totl^e biefe erfie größere Steife auf ben Serj)ante^
mad^te, geben ftd& nod^ in feinen frätern SBerfen funb,
3m ^erftled gibt er ben beiben pilgern ^erianber unb a[u*
ri^ela ben 2Beg burd^ SSalenda; Katalonien, bie ^rot>etice,
nad^ 3ta(ien, ben er anfc^einenb felbft genommen unb be*
lebt il^n mit ben eignen Slnfc^auungen. Sefonberd mu^
il^n Katalonien gefejfelt Ibaben, n>ad fic^ au6 ben genauen
©dbilberungen bortiger 9iatur unb Sitte in ber ®alatea,
ber 9{ot>etIe las dos doncellas unb bem !Don Ouirote
(«liefen lä^t.
©ein Stufent^alt inSlom toax nid^t i)on langer !Dauer;
aber nacfej^altig in ber (Srinnerung. 3n einer feiner 9toi>ۆen
(el licenciado vidriera) fprid^t er i)on „Slom, ber JBeltbe^
berrfd^erin unb JMnigin ber ©tftbte. SBie man t>on ben
«lauen bed ?3»en auf feine ®r6^e unb @ett>alt fd^lie^t,
fo erlennt man bie i)Ott Slom an ben ©rudbfiudten wn
SRarmor, ben gefiflrjten Sogen unb jerfiorten SSäbern, ben
!t)r&d^tigen Säulengängen unb großen 9(m))l^itl^eatern , unb
an bem (^eiligen Strome, ber feine Ufer burd^ jal^Bofe Sic-
- 315 —
Kquif n yjon ÜÄärtj^rerrt l^ciligt , We il^r ®rab in felnf n
SBeHen fanben.^
ßenoanted »ertaufd^te na^ furjcm SBeilm in bem
^aufc be6 Prälaten bad füKcre geben mit bem ©olbaten*
fianbe ; ^benn bie SBaffen", fagt er, ,,tt>enn gleid^ fle 3ebett
jieren, fiel^en bod^ t>or etilen benen rooijl, bfe eblen 93(uted
flnb." Qx biente unter ben fpanifd^en 2;nH)^)en , bic ba*
maW in 3talien fo ja^Ireicfe tt)aren. ©ein 8ett)ö]^nlid&e6
©tanbquartier war 3ttaptl 9Son l&ier fegelte er im S^^re
1571, a(d bad gro^e ^(ufgebot )um ^am^f bed ^euje^
gegen ben^ölbmonb erfdboU, nad& 9Ref(tna, bem ©ammel*
plaft ber tjerfcfeiebnen @efcftn>aber. (Sr biente ald gemeiner
Sotbat in Nr ßompagnie beö Diego be Urbina, folgte ber
^vereinigten glotte unter 95efel^t bed 3t)l&ann t>on Oe^eid^
in bie ®en>Sjfer \>on gepanto unb nal^m tl^ätigfien Zf)eH
an bem Stam\^fe. (Sr lag bei'm 95eginn ber ©d^Iad^t am
gieber franf, »e^l^alb i^n ber Hauptmann unb feine (Sa^
meraben ftberreben wollten, ru^ig in ber ßajöte ju bleiben }
er aber erwiberte, er wolle lieber fftr ®ott unb feinen
itönig fierben, ald burd^ geigl^eit feine ©efunbbeit erlaufen,
unb bat ben 53efel^WI&aber, i^m einen ^ojien auf bem ge*
fal(irt)oDfien $la^e anjuweifen. Died warb gew&l^rt unb
nun fÄmpfte er aW einer ber Xapfex^en unter ber ^ann^
fc^aft M ©d^iffrt , bie aOein 500 Surfen töbtete, bad 8lb*
miralfclbiff t>on Hleranbrien enterte unb We 9leg(fpüiäit
Keid^fafine eroberte. (Ser)oante6, bem geftigflen Seuerau^^
gefegt, warb tjon brei ©d^üffen getroffen , i)on jWeien in
bie 9mf}, t)om britten in bie linfe ^anb , Me er burd^
biefe 3^rfd^metterung gänglid^ t)frlor. ©tatt aber biefe 93er^
fiämmelung hn beHagen , red^nete er fte fidb )ur ^kxbt,
- 316 —
„tt)ei( er fte bei ber glorreid^fien 9?ffle6enl^eit, bfe J)fr9angeuf
3al^r^unbertc fallen unb ffmftfg fe^en werben, bat>on9e*
tragen f)aU^ ^^y- Der benfwürbfge 7, Oftober 1571
fd^eint Immer ein ?id^tl)unft unter ben t>if (en trüben drin^
nerungen feinet gebend gewefen ju fein; noc^ in feinen
legten ^a1)X€n fagt er in ber JReife jum $arna^: „Wtdn
S3Ii(f fiel auf bie obe glädbe bed 9Reere«, ba6 mir bie l^e*
roifcfce Zl)at be6 I)eroifcljen Don 3uan jururfrief, tt)o lä)
mit bobem ©olbatenrul^m, mannhafter Siapferfeit unb f)oi)^
no^)fenber SSruft, tt)enn aud^ auf geringem Sofien, Z\)eH
am ©iege b^tte." — 2Bie audgejeid^nete 2!apferfeit er be*
n>iefen baben mu^, fann man barau6 abnebmen , ba^ 3o^
l^ann »on Oefireid^; aW er am Siage naci^ ber ®cbl<^^t
einen Umgang burd^ bad ^eer l^ielt, ben (^tvoanM befon^
berd audjeid^nete unb ibm ju bem gen)obn(ic]b^n ®o(be eine
bebeutenbe 3ugabe ju jal)(eit befabi.
SRan mi% wie tt)enig ber ©ieg j)erfo(gt würbe. 3)er
geinb ber (Sbnfienbeit (ernte fd^on bamatö bie fleinlid^e
©efinnung ber dbrifUidben ^errfdber aK feine treufie S3un*
bedgenoffin fennen: ^b^KpP ^' befal^I feinem ^albbruber,
nadb 9Ref(tna jurüdtjuf eieren , wo bie flegreidbe glotte mit
großen ^eßlid^feiten empfangen würbe. @er)>ante6 warb
wegen feiner SBunben in*d ^ofpital gefd^afft, blieb aud^,
WÄbr^ttb bie meifien S^ruppen in'6 3nnere t)on ©idlien
))ertl^ei(t würben, in ÜReffina; b{6 er im Srfipng be6 foU
genben iaf)xe^ unter bem Regiment gigueroa t>ott Steuern
in ben SCrc^ipel fegelte, wo er an bem t>erunglfidften ©türme
auf 9{at)arin 3:i(fe{( nal^m. Die ganje @r))ebition fd^eiterte,
unb bie glotte febrte im 9?oj)ember nad^ SReffina {urfidf.
— 317 —
2)er nun folflenbe SBintcr »erging unter neuen Stü^
fiungenj ber unerwartete Slbfaß ber SJenetianer aber löfie
We 8Jga auf, unb bie fpanifc^e Seemacht aDein tt)arb für
einen Stngriff auf bie türfifd^e nid^t genügenb erad^tetj
um fle ju ettt>ad ju gebraud^en, n)arb eine Sr))ebition ge^
gen ilunid befd()(ojfen. 2)er Äönig bejn)erfte hierbei blo^
bie Snt^ronung be^ Sllud^ M ju ©unfien beö 5Kule9
5Kal^omet; Sol^ann t>on Deftreid^ aber, ber ben Dberbe^
fel(|l übernahm, ^offie, fid^ eine unabl^ängtge ^errfc^aft in
9(frica ju grünben, n)0)u il^m bie S^ermittluhg M ^ap\M
jugefagt war. Äaum toax bie glotte in ©oletta gelanbet,
a(d 8en)o^ner unb 9efa$ung )oon Siunid ®tabt unb ^e^
jiung »erliefen} bal^fer genügte ein SRegiment erprobter
Solbaten, unter benen wa^rfc^einlid^ 6en)antec( voax , um
beibe einjunel^men. !Don 3o6ann grünbete ein neued ^ort,
na^m Siferta ein unb fe^rte , unter 3urüdEIajfung eined
Zf)tH^ feiner 9Rannfd()aft, nad& ©icilien aurüdf. Die 6om^
pagnte, bei weld^er QevoanM flanb, warb nac^ @arbinien
»erfe$t, blieb bort ben SBinter »on 1573 auf 1574, unb
warb bann in'd ©enueftfd^e berufen , wo Unrul(|en audge^
brpd^en waren. 2)iefe im ^aum ju l^alten, war 3)on So-
dann üon ber Sombarbei au6 bemüht; ^ier aber ^orte er
öon Stüfhtngen ber S^ürfen jur SBiebereroberung 'oon Siunid
unb ®o(etta, fc^ifte {ic^ unb einen 3:^ei( feiner Xxvippen
C(5en>ante6 unter il^nen) in ©pejia nad) SReapel unb SRef^
ftna ein, unb fegelte t)on ^ier nac^ ber africanifd^en Sü^e
ab. Sin Drfan brachte jebod^ feine ©aleere bem Unter*
gange nal^e unb trieb il(|n an bie {icilianifc^e ^fle jurüd.
Unterbeffen waren ®oIetta unb Siunid nac^ tapferer SJer*
tl^eibigung )[)erIoren gegangen; mit il(|nen'bie «Hoffnungen
- 318 —
2)on ^o1)ann% @ett>anted blieb unter bem Sefe^l be^
^erjogd ^on ®efa in @ictlien; aber nid()t lange me^r;
tl^eitö t)on @el(|n|U(j^t nac^ bem äSaterlanbe getrieben, t^eitö
mi^mut^ig über bie geringe $(nerfennung, bie feinen !£)ien^
flen geworben war, bat er im (Sommer 1575 um bie dr^
laubnip, nad^ Spanien jurüdFiufe^ren. Siefe toaxb i^m in
eftrenöoßer SBeife» !I)on 3ol^ann, fo wie ber ^erjog t>on
®efa ))erfa]^en i\)\x mit (Smpfe^lungdbriefen an ben $onig,
in benen fie auf 8efdrberung eined fo toerbienten ^anned
brangen, ber jtd() bie Sichtung feiner SBorgefe^ten n)ie feinet
ßameraben erworben ^abe *^)*
3n fo ^ofnungdreic^er ^udftd^t befiieg devoante^ in
Neapel bie fpanifc^e ®a(eere el Sol; mit i^m fein ^riiber
älobrigo. Slber bad SSSieberfe^en ber erfe^nten ^eimat^
lag i^nen ferner, M fie glaubten* 3^t 6(^if geriet^ am
26. September 1575 unter ein $((gierifc^ed älaubgefd^wo^
ber, warb na^ tapferem 9ßiberflanbe gefapert unb ald
93eute nad) Algier geflirrt. (Ser))anted fte(, bei 93ert^i^
lung ber befangenen, bem !DaIi ÜRami, einem grie^ifd^en
älrnegaten, ju. !X)iefer glaubte, wegen ber bei i^m ge^
**) ^ie dtUhiiifft m&^ttnt fetnev itrieg^Oienfle fowoi^C aU feiuev
^ef^ngenfc^aft, ju ber mit nun fommen, ^at (Seroanted tfftitvoti^f in
toie 9looeQe ^om befangnen etngeflüd^ten, (i€ ift aber ein Sirrt^itm,
in toe((^en bie meiflen feiner ^iogra)}^en gefallen f!nb, alle bie tomatt«
haften Gegebenheiten, bie bort ergäl^lt »erben, a\e fo t)iele bem @er«
oantee felbß gugeßogene angunebmen. 9laoarrete bat bae üBerbteuß,
biefe )»er)Qorrenen ^DarßeUungen fritifd^ geftcbtet unb bie ^ebendge«
f((fi(bte bee @ert)ante0 auf ]^iflorif(be ^ocumente gegrünbet }u l^aben.
3^m flnb toir burcbge^enb« gefolgt; bie Urfunben, auf bie fic^ bie
(Briöl^lung ^&tt, foMnten ^ier nid^t angeful^rt »»erben; fie finb in btn
Htt^ftngen M treffii(|^en 9lavarrete'fc^en SBerfeö ooU^änbig abgebritctt.
— 319 -
funbeneu ^Briefe an $^i(i)))) IL, in feinem ^cla^m einen ber
»ornel^mflen c^rifUid^en älitter ju be{t$en unb äber^Aufte
i^n, in ber Hoffnung, ein f)ol)t^ Söfegelb ju erpreffen, mit
^i^l^anblungen. $Iber ber ful^ne 6ert)ante6, flatt {ic^ ein^
fc^öc^tern ju laffen, brittete über^I&nen jur eignen fotpobi;
ald jur ä3efreiung feiner äJlitgefangnen, unb ermunterte fle
iu einem Slu(^tt>erfud^e naä) Dran; f(^on waren jie qlüäs
lid^ aud Sllgier entfommen, aber ein SRobr, ber {ie )u
fähren ^erfprod^en, n)arb }um SBerrat^er, unb jle mußten
)u fc^limmem SRi^^anblungen In ben Werfer auräcffel^ren.
ßenoanted, aW Slnjiifter, warb am l^arteften geflraft ^).
®ner ber ©efangenen, ber feine grei^eit erfauft l^atte
unb nad^ @)>anien juräcffe^rte; überbrachte bem SSater bed
(Senoanted bie ^nbe t)on bem @d^icffal ber beiben unglucf^
liefen ®öl^ne* !£)er brat)e ®retd t)erpfanbete fogleid() fein
ganjed 93ermögen, nic^t beac^enb, ba^ er ftc^ felbfl unb
feine Abdge gamilie l^ierburdb in bie gropte iDärftigfeit t)er^
fe^te, unb fanbte al^balb eine nid^t unbetr&c^tlid()e ®umme
nac^ 9(Igier. @o n)urben bie &bf)nt in ben Staub gefegt,
über il^re Steilaffung ^u unterl(fanbe(n ; aber 2)a(i Stami
forberte fo l^o^ed Söfegelb für SRiguel be detoantt^, ba^
biefer bie «Hoffnung auf bie eigne 93efreiung ))ereite(t fal^;
unb feinen Slnt^eil an ben überfd()icften SRitteln an feinen
93ruber ^brigo überlief, beffen Srei(affung er fo im %u^
guji 1577 bewirfte. Slobrigo muf te bei feiner äbreife t)er*
fpred^en, bie 9lu6rüftung einer glotte in SSalenda ober auf
ben Solearifd^en 3nfdn ju betreiben, bie jur Sefreiung be6
**) Btoti A^nlic^e Sttt(^ti9evfu(^e ber Gl^ri^eitfciaven fc^tlbett er
in Üem ^(^aufpiel el Trato de Argel.
- 320 -
Sruberd \xnt> anbetet S^rifletifclaoen an ber Slfdcanifd^eit
Äöfie lanbcn fofltc. ^nt ScnDcrffießiaung tiefet Jlnfc^lagd
waren blc ©riefe eined »ornc^men, Jn 3llgter gefangenen
Spanier^ aud bem |)aufe 3((6a be^ftl^id^. @en>anted batte
Wefen ^lan feit lange in folgenber Slrt entworfen. SBefilic^
»on Sllgier an ber SReeredfüjie lag ein ©arten, ber bem
aieaiben pa^an geborte. Der Sluffe^er biefed ©runbftficfö,
ein 9lat>areflfc^er ©claj)e, ^atte am entlegenften ^nftc
beffelken eine ^o^Ie angelegt, in ber er, auf S^eranlaffung
bed (^efoanMf fd^on feit bem gebruar 1577 mehrere 6^ri*
fien »erjierft ^ielt. 5Raci^ unb nad^ mehrte ftc^^ bie 3«^!
biefer ^lA^tiinge unb im September gelang ed aud^ bent
ßeroante^; feinem ^errn ju entfommen unb ftd^ ju i^neit
)U gefeDen. dt f)atU ben St^itwnh, wo bie oerfproc^ene
gregatte erfd^einen mu^te, rid^trg bered^net. Sie langte am
28. September an, ^ielt jtd^ ben Siag über »erborgen, na*
ijtttt {tc^ in ber 9{ad^t bem ©arten unb gab ben ©efange^^
nen bad erl^arrte ^exi)en. ^n biefem 9Koment aber er^o*
ben etUdbe 3»o^ren, bie jufafiiig in ber fH&\)c waren, einen
gdrmruf; bie gregatte jog jid^ iutüi, mad^te balb barauf
)War einen jweiten Serfud^ )ur Sanbung , war aber bei
biefem »oHenbd unglucflic^ unb fiel ben Wto\)tm in bie
i^änbe.
6en)ante^ unb feine ©efäbrtenJ^ofjlen nod^, ftc^ in
ber |)ö^(e t^erßedft galten )u fönnen, bid ftc^ neue 9(ud{ic^t
)ur %ln(f)t barbote. 9(ber ein Stenegat, 9{amend el Oora-
dor, ber )oon Anfang an in il^r ©e^eimni^ gebogen war,
verriet!^ fie an ben ßönig ^affan, ber ein äted^t auf aQe
entlaufene ®cla^m ju ^aben bel^auptete , unb bie ©ele^
genl^eit, feine Äerfer au füllen , begierig ergiff. Sin Ztnpp
— 321 —
@o(batm mu^te ben ©arten bed Sdcatben Raffen befe^eit,
in bie |)öl;(e bringen unb bie Sluc^tHnge gefangen nel^men.
6ert)anted erflarte augenblidlid^, er l^abe bie Uebrigen jur
%l\x(S)t i>cxUiUt nnb fei allein firaftt>ürWg. 2luf bieö ®e^
jiänbni^ ttjarb er, mit Letten belaben, unter ©d^mäl^ungett
unb ^Ki^^anblungen bed turfifd^en ^obetö; j)or ben Äonig
geführt, ber il^n balb mit 8iji unb ©c^meid&etoorten , balb
mit fiird^tbaren 2)rol^ungen jur 2lngabe feiner aRitfc^uIbigen
ju bettjegen fucöte. @d tt)ar namlic^ barauf abgefe^en, ben
5ßater Sorge Dliüar, ®cIaj)enau^Iofer für bie Ärone Sfra*
gon, in bie ©d^ulb ju y)erjirirfen. Slber Seröanteö blieb
bei ber SSerftci^erung, er fei ber einjigc ©d^ulbige.
Unterbeffen brang ber Jficaibe ^affan auf ^arte 95e*
firafung ber glöd^tlinge, unb mad^te . burd^ eigen^anbige
@rbrof[e(ung beö ©artnerd ben Slnfang baju. ©leic^ed
Sood ttjürbe bem Seryjanted unb feinen ©efS^rten gett>or^
ben fein, ttjenn nic^t bie |)abfuclbt be« Äonigd feine ®rau^
famfeit überwogen Ijidtte* !Die SRürffic^t auf baö ju er*
wartenbe Söfegelb erl&ielt ben ©efangenen baö Sebenj aber
fte würben in einen fc^eu^lid^en Werfer geworfen unb mit
SKip^anblungen über^uft. 3)ie ©d^ilberung, bie ^ater
|)aebo t)on ber ©efd^affenl^eit biefer ©efängniffe unb t)on
ben ©raufamfeiten beö Äönigd ^affan entwirft, erwecft
©c^auber. Der Äerfer bed ßeröanted war einer ber
fc^Iimmfien in ganj Sfigier.
3n biefer trojilofen Sage, tagKd^ S^wfl^n ber SRi^^anb*
lung ober Einrichtung eineö ©efä^rten, unb fiünblid^ bem^
felben Soofe audgefe^t, fuc^ten bie ©efangenen, meift
<Bpaniex, burd^ Erinnerungen an i^re fc^öne ^eimatl^,
burd^ ©piele unb S^änje, wie fle jeber Qpaniex liebt, bie
@efd». t. ixt in ®PM. i. aSD. 2i
- 322 —
iCrangfale ber ©egentDart ju erl^eitcru. Sie ftarften ftc^
an ben ©ro^t^aten i^rer 9Jorfal()ren, bie fte tt>ccl&feln>eife
in 9lomanjen befangen, feierten bie l^eiligen gefie il^ret
9{e(igton, unb ergo^ten fiä) an bramatifc^en 93orfieIlungen.
60 allgemein war bie 2:i(|e{(nal^me an bem aufbl&l^enbett
Sd^aufpiel geworben, baf ein bunHer @clat>enjn>tnger
jnr Sü^ne warb } fo tief waren bie 6om6bien bed 2opt
be ätueba in'd ^erj bed SBolfd gebrungen, ba§ 3al^re lang
bem SBaterlanb Gntfrembete i^re fd^onjien ©teilen ju red»^
tiren wußten ^^), Unb nod^ in anberer S3ejiel^ung fte&t
ber Äerfer 'oon Sltgier mit bem fpanifc^en Sibeater in SBer^
binbung. ^ier empfing ßerüanteö ben Äeim ju jweieti
feiner ©d^aufpiele, weld^e bie Seiben ber c^rifilid^en ®e^
fangenen fd^ilbem, unb, juerji »on iopt be 9Scga in ftineti
Cautivos de Argel nac^geabmt, SSeranlaffung }u einer
Steige a^nlid^er 2)ar{lellungen gaben.
Da6 9Serung(ücfen ber frühem 33efreiungdt)erfu(^e
^atte ben @ert)anted nic^t eingefd^äd^tert 3 mit bem Unge^^
mac^ fiieg bie ©ebnfui^t, ed abjufc^ütteln; „benn bie
grei^eit," fagt er, „ifi eind ber folilic^ften ®üter, bie ber
|)immel ben ÜÄenfc^en gab, unb für fte, fo wie für bie
@l^re, barf unb foQ man bad Seben wagen ; bie ©efangen«
fd^afl aber ifl bad grd^te Uebel, bad einen ÜKenfd()en treffen
fann," (Sin aWol^r würbe gewonnen, Um ©riefe bed Ser^
»ante« an ben Sefel^ld^aber t>on Dran ju überbringen ;
burcö biefe foHte ein neuer aSerfud(), fld^ unb nod^ brei an^
bere ©efangene ju befreien, eingeleitet werben. Jldein ber
**) Cervantes, los Batios de Argel, jorn. 8. — Märmol,
Vida del P. Gracian, P. 2, c. 7, pag. 80. — Haedo, Üiälogo
»•, f. 154.
— 323 -
S3ote tt)urte aufgefangen unb auf33efe^l be^ ^onig^ i)ajfan
gefpie^t, 6er))ante^ aßer al6 ^u^fteUet ber gefunbenen
S5riefe ju jwritaufenb ^eltfc^en^ieben j)erurt^etlt} bie Slu^*
fu^rung be^ le^tern @pruc^e^ aber untetbliel) auf t)telfac^e
giirbitten für ben eblen'^cIaJoen^ — eine 3Rilbe, bie um fo
auffallenber war, atö um biefelbe 3^it brei anbere ©))anier
wegen eine« al^^nlid^en JBerflebend l^ingeri^tet tt)urben, unb
bie ftc^ nur aud ber ^odbad^tung erflärt, bie ein großer
(Sl^arafter in jeber Sage be^ gebend erjn)ingt.
®n neuer, nod^ umfaffenberet ^an, im (Septem^
ber 1579 angelegt, warb burd^ einen !I)omimcanermöncib
^erratl)en. |)ajfau, um bie Oefaugeuen auf ber ^f)at er^
tappen ^u fonnen, ftettte jtc^, ald wijfe er j)on nic^td 5 bie
<S^riften jebod^ argwöl^nten balb, bap i^r $Ian j)errat]^en
fei. Sin SJalencianifd^er, in ?llgier anfajfiger Staufmann,.
ber ben ßbnfien feine Seil^ölfe jugefagt l^atte unb nun
für fein geben unb SBennögen jitterte, bot SlUeö auf, ben
6ert)anted ju fc^Ieuniger glud^t auf einem Schiffe ju be^
jiimmen, bamit i^m bie golter fein ©efianbniß abpreffen
möchte. Slber biefer, unterbeffen fc^on feiner .^aft entfommen
unb im ^aufe eined greunbed »erfterft, t)erfc^mäf)te, fxij
atletn ju retten unb feine ©enoffen in ber @e^af)x jurürf^
gulaffen, fud^e ben Kaufmann ju beruhigen unb fc^wur,
Weber goUer noc^ Sob foUten ü)n jur 2lngabe feiner @e^
fal^rten aw>5ngen, Unterbeffen warb in ben Straßen j)on
?Hgier ein 33efe^( bed Sultan^ jur 2ludlieferung bed ©da*
»en Sert)anted aufgerufen unb jeber ^d)Ux bejfelben mit
bem S^obe bebrol)t. ©ogleid^ befdbloß ^^^ glüc^tling feinen
greunb t>on ber ^SSerantwortlic^f eit ju befreien, unb melbete
fic^ bei'm ^önig. 2)iefer, um i^n befto me^r eingufd^üd^tern,
«1*
— 324 —
He§ i^m einen Strirf um ben ^al^ le^en unb bie ^anbe
auf ben Slfirfen binben, aW foßte er aufäefnüj)ft ttjerbeu,
unb t)erian9te, alö einjigen SBeg jur Slettung, bie Slngabe
feiner SOtitfc^ulbiflen. (Sert)anteö aber blieb ftc^ flleici^;
t>erfic^erte be^arrlid^, er allein b^be entfliegen xooüm, unb
gab jule^t noij "oiex (Spanier ald S^^eilne^mer an, bie
aber furj jut)or fcfton i^re grei^eit erfauft t)atte}x. !Die
gilrfprad^e eineö bem Ser^ante^ genjogenen SReuegaten
bewog ben ^önig noi) einmal, bem Sträfling ba^ geben
gu fd^enfen; bod^ liep er ibn .in ben Äerfer beö ^atlafted
n)erfen, an |)dnben unb gü^en fejfeln unb auf'ö fc^arffte
bewachen.
So Hingt romanhaft unb la^t jtd^ bod^ nac^ tjorlic*-
genben S^i^öwiff^« ^) ^^^m bejweifeln, bap (Sen)antcd
nun einen ^lan entmarf, ber alle übrigen an ^ä^n^eit
übertraf. 2)iefer ging ba^in, einen 3luffianb ber S^rlften:=^
fflat>en in Sllgier ju erregen, jtc^ ber ©tabt ju bema^^
tigen unb fte ^^ilipp 11. ju überliefern} unb Sert>an^
te6 fd^eint tro^ feiner firengen ^aft SRittel gefunben jn
baben, auf Slu^fü^rung bed öernjegenen Slnfd^lagö f)iniu-
tt)irfen. 9Bie weit ba^ Unternehmen gebief^en, ob eö förm^?
lid^ entbedtt unb burc^ welcbe 5Kittel e^ vereitelt n>orl)en,
iji nid^t Aar. ®mi^ i% ba^ Äonig ^affan ben Seri>anted
aW ben fübnfien unb unterne^menbften aller feiner (Sclaöen,
^on bem er baö ©d^limmfie ju befürd^ten l^abe, fannte. „Um
meine ^auptftabt, meine (geladen unb meine Sd^iffe jn
fld^ern," pflegte er ju fagen, „mu^ xä) biefen j)erjiümmetten
©panier tt)obbertt)at)rt galten." Deffenungead^tet bebanbelte
er i^n mit ungewö^nlid^er aWä^igung. „®n Sinjiger," fagt
••) <B, Navarrete, pag. 366.
- 325 —
(Sertjanteö felbfi, ,,fatn gut mit t^m a\\^ , ein fpanifd^er
Stieg^mann, Sffamen^ (£aat)ebra, bem er, obgldcf) er2)ittge
ti^at, bie lange 3cil&re im ©ebäd^tni^ ber bortigen ©ntt)o]^'
ner leben werben, nnb aüe, um feine ^reil^eit ju erlangen,
bod^ nie einen ©torfßreid^ gab, no* geben lie^, noä) ein
böfe« 9Bort fagte, tt)a^renb Sitte, unb er felbfi, mel^r al«
einmal filrd^teten, er werbe il^n für bad geringfte üon bem,
wad er tl^at, f)>ie§en laffen.
aSJÄl^renb fo mannigfaltiger, aber t>ergebltdber SSerfudbe
be^ Sert)anted jur SBiebererlangnng feiner greilbeit ^atUn
feine 58ertt)anbten in 5Wabrib auf bajfelbe 3irf i^ingearbeitet.
SQ3a^ an eignen Wittein fel^lte, fu*ten jte burc^ 9Sertt)en^
bungen bei'm Äonig ju erfe^en; ju biefem ^toei foKte ein
3eugni^ ber frühem ^ieg6cameraben bed (Seröanted über
bf ffen SSerbienfte, unb ein @m^)fe^lungdfcöreiben bed «^erjogö
t)on ©efa bel^ülflid^ fein. JRobrigo, ber SBater, war gejior^
ben unb l^atte bie ©einen in bitterer Slrmutl^ jurürfgelaffen 5
bie Unterfiü^ung t)on ©eiten bed .^ofed war lau; unb fo
fonnte ben ©clat)enau^l6fern , bie im Wtai 1580 nad^ Sß*
gier abgingen , nur eine geringe, ©umme jur Sluölöfung
bed ebelfien ©efangenen mitgegeben werben. $)affan l^atte
unterbeffen bie ^errfdb^P ^^>^ Jllgier an einen anbern
^afd^a abtreten muffen unb war nad^ Sonflantino^jel ju*
rüdfberufen worben. (Sen»ante^ war unter ben ©efangenen,
bie er mitfc^le^)^)en wollte, unb befanb fld^ fd&on auf einer
fegelfertigen @aleere, afö bie ©clat)enaudlöfer anlangten;
feine Sodfaufung alfo, wenn fle überl^au)>t gefc^el^en foHte,
burfle nid^ aufgefd^oben werben. !Dad »erlangte Söfegelb
aber überfiieg um mel^r aW ba^ !Doppelte bie mitgebradbte
©umme; enblidb iebodb gelang e^ bem ^ater ®il, einem
— 326 —
bet SRebf m^toren, tl^etl« bic festere inxd) Slnleii^en ju erl^o^
Jbcn, t^eild Me gorberungert |)affand l^erabjuftimmen , unb
6ert>antfd erl^idt am 19. Septmber 1580 feine %xe\\)eit
5?et)or er nadb <g^)anien jurü(ffel)rte , fucbte er auf
unwfberfpred^Iid^e Sffieife eine JReil^e t»ott SSerläumbungen,
bereit D^fer er genjorben tt>ax, jurücfjuweffen. I>er Xo*
mfnicanermönd^ nämlfc^, ber ben legten ^Iuci^tt>erfitci^ t>er*
ratzen unb baburd^ ben ^ajß aller ß^rijien auf jtd^ gela^
ben l^atte, fuitte nun ben unglurflid^en Shi^gang jeue6
Unternel)mend bem 6ery)antfd aufjuburben unb l^atte "oeu
fc^iebne B^wgen jur Slu^fage gegen i^n befiocben. Um jeben
SBerbac^t biefer Slrt Vion borne l^erein ju entfraften, erbat
fldb ber SBerl&umbete, ein geridbtlic^ed S^^'g^ip ^oii H'f
feiner SWitgefangenen, fammtlid^ audben ebelfbn fpanifcfceu
gamilien. 3^te Sludfagen enthielten einjifmmig bie glan^
jenbflen gobreben. !t)on 5)iego be 93enat>ibe6 erflarte, gleid^
bei feiner Stnfunft in Sllgier l^atten ll^m t)erf^iebne Gl^ri^
fien ben Serüanteö ald einen anwerft trefflid^en / eblen unb
tugenb]()aften ?IWann bejeid^net, unb er l)abe in il^m SBater
unb 5D?utter wiebergcfunben. ?uiö be ^ebrofa fagte au6,
ed feien iiioax t>iele vpadfere JRitter in Sllgier gen^efen, aber
feiner, ber feinen ?Witgefangenen fo t>ie( ®uted ern)iefen
l^abe wie @ert)ante^ 5 aud^ jeige biefer in allen Dingen eine
ganj eigne Änmut^, unb fei fo geifitjott unb gewanbt, bafr
nur wenige ÜÄenfdben i^m gleich iu fietten feien.
SRad^bem er fo bie SBodl^eit feined SBer(äumber6 ent*
fräftet, f($iffte ftc^ Ser^ante« am 22, Dftober ein „um/^
wie er fagt, ,;ber größten grenbe entgegen ju eilen, bie man
in biefem ?eben ^abfn fann, nftmli^ ber, na^ langer ®e-
fangenfd^aft ftd^er unb gefunb in'« ^aterlanb jurudju^
— 327 -^
festen 5 benn e« gibt", fugt er j^inju, ,;auf @rben feine greube
gleid^ ber, We t)erIorene grefl^eit tt)ieber ju flewfnnen."
3n ber ^eimatl^ auflelanflt, jwaitfl i^n bie ÜJürftig*
feit feiner gamilie, üon SReuem Äriegdbienjie ju nel^men-
@r trat unter bie ft^anifd^en JEruppen, bie tamate bad
immer nod^ nid^t t)6nig unterworfene Portugal befeftt \)ieU
ten, unb unter benen jtd^ aui^ fein S5ruber 3lobrigo be^
fanbj nai&m mit il^m in ben 3a^ren 1581 unb 1582 an
ben (Srjjebitionen gegen bie Stjoren 2'l^eil unb ^alf im
©ommer 1583 bie 3nfel JEerceira erobern unb bie legten
Slnl^änger be^ $rior^ t)on Dcrato jerjireuen. ©enauere
SRad^rid^ten über biefen JEl^eil feinet gebend mangeln; in
benfelben 3af)ren fd^eint er aud^ me 3rit lang in Dran
gefianben ju l^aben, .unb »a^renb feiner t)erfd^iebnen Stuf^
entl^alte in Portugal in ein 8iebedt)erftanbui§ mit einer
bortigeh 2)ame getreten ju fein, bejfen gruc^t eine ilod^ter,
3fabel be ©aat»ebra, war.
?)er 8ärm bed Äriegd t>ermod^te bie 9Wufe nic^t ju
t)erfc^eud^en , t)ielme^r fd^eint um biefe 3^it bie Siebe |ur
^oefle, ber er felbfi in ben Äerfern t)on 3Hgier nic^t ganj
untreu geworben war ^^), mit neuer ©tärf e in @en>anted er^
wad^t JU fein* 3m 2)range bed bewegten ©olbatenlebend l^atte
er einen ©d^äferroman, ©alatea, gebid^tet, ber nod^ wenig
origineKe ©d^ö})^ngdfrafit ^omletf) unb flc^ nid^t eben
gludHid^ an bie SBerfe M SRontoma^or unb ®H $o(o
fc^lof, I)ie ©alatea erfc^ien gegen Snbe be« 3a^re«
1584. Um biefe 3eit befanb ftd^ 6ert)ante« in e«quiüia«,
wo il^n bie Siebe ju einer 3)ame üon angefe^ener gamilie
*0 ^aS @eri'ante« in 9(lgter $erfe gemad)! ^at, ge^t au0 bein
3eugiiig te« ^. SCntonio U @offl ^etüor; bei 9'la»artetf, €. 56.
- 328 —
fcffeltej jle ^iep IDoüa Satalina be ^alacio^ ©alajar 9
ajojmebiano} wann er jie fenncn gelernt, unb ob er fie
unter bem Slamen ©alatea gefeiert \)at, mu^ bal^ingefteUt
bleiben 5 er t>ermaWte jld^ mit i^r am 12.December 1584,
trat au« bem Ärieg^bienji unb lie^ itd& in (Söqui^iad
nieber.
!Die 9?&^e tjon SKabrib erlaubte if^m ^auftge ateifen
bortbin, brad^te i^n mit t)erfc^iebnen naml^aften Dichtern
in freunbfd^aftlic^e SBerbinbung unb führte i^n in ba« lU
terarifdbe Seben ber |)auptjiabt ein. SBal)rfc]^einlici^ tt>arb
er SKitglieb einer jener poetifd^en ?Uabemien, bie, ben (ta-
lienifc^en nadbgebilbet , fdbon unter (Sari V. in Spanien
entjianben waren. !Die gewonnene 2Kupe t>erftattete il&m,
flc^ mit ganjem @ifer ber ^robuction ju wibmen, unb Mefe
ber bramatifd^en 5ßoejte jujuwenben, t)ereinigten jtc^ äußere
Umjlänbe mit bem inneren !Drange 5 benn bie©orge für ben
Unterhalt feiner gamilie notl^igte il^n, feine literarifcfte Zf)a^
tigfeit jur Erwerbsquelle ju mad^en; nitc^S aber öerfpracj^
bei bem fiar! erwachten ^ange beS SJolW jum Ji^eater
beffern (Srtrag, aW bie ?tbfajfung braud^barer SSü^nenftüdfe.
2)ad frülijie feiner ©d^aufpiele, el trato de Argel, fdf^eint
fd^on balb nad^ feiner 9iudftel)r auS Sllgier, etwa im 3a]^rc
1581, iur 2)arpeKung gefommen ju fein. |)ieran reil^te
fld^ fobann, öornämlid^ feit 1584, nod^ eine beträdbtlic^e
3a]^l anberer Dramen, beren Sluffül^ning, nac^ mel^rfac^cn
3eugniifen, bebeutenben Grfptg l^atte^s).
ÜJeffenunerad^tet reidbte ber Ertrag beS (Somöbien^
fc^reibenS für ben Unterl)alt bed @ert)anted unb feiner ga^
*>) Suurez de Figueroa, Plaza universal. — Rojas 1. c.
Cervantes Pröl. d las Com. unt> Viage al Paroaso.
— 329 —
mtüe nid^t au^. Der unglörflid^e Did^ter bewarb ficb, um
feiner 9fotI) abjul^elfen, um ein ©teuereinneftmeramt im
fpanifd^en SImerifa, bem legten 3wP«^tdort ber aSerjmei^
feiten, wie er felbfl fagt; mufte jtdb aber mit einer unter-
georbneten unb fe^r wenig eintrdglid^en ©teile al6 $ro^
üiantcommiffdr für bie Snbifd^e glotte begnügen, in tt>el^
(^er ©genfcbaft er im3al^re 1588 nac^'®et)illa überfiebelte.
9Kit biefem 3a^r enbet benn bie erjie ^eriobe feiner Zifa^
tigfeit fur*^ 5^f)eater, auf bie wir unten jurürffommen
werben.
©ein Sfufent^alt in ©et^ilfa bauerte minbeftend jel^n
3a^re, unb würbe nur burd^ Heinere Steifen nac^ i>ex^
fd^iebnen Drtfc^aften Slnbalujtend unb eine einjige nac^
ÜRabrib unterbroc6en j neben feinen .^auptgefcbdften würbe
er ju 3riten mit ber Eintreibung t)on ©teuern beauftragt,
unb arbeitete nebenbei noc6 aW ©ad& Walter tjerfdbiebner
$rit)atleute, SBie l^emmenb bergleid^en ©efdbdfte aud& für
feine bidbterifd^e S^atigteit fein mußten, fo blieb ber 3Iuf^
enthalt in ©et)iDfa bod^ nid^t frud^tlod; biefe l^errlicöe
©tabt, bie prac^ttJoDfjie unb bamaW t)olfrei(^jie t)on ganj
©panien, ber ©tapeljjla^ ber Slmerifanifdben 3leid^t^ümer,
bot in bem geben unb treiben il^rer 35ewot)ner ein reid^e^
gelb JU Seobad^tungen bar, bie ^auptfdd^Iid^ in ben treffe-
lid^en 9?ot)eiren 9linconete unb SortabiDfo unb ^ber eifer-
füc^tige @firemaburer" niebergelegt Würben. !Die Iebent)olIen
©d^ilberungen ?(nbaluflfd&er SBolMeigentl^ümlid^feiten , bie
ftd^ in fafi allen SBerfen be^ (Sert^auted finben, fonnten
ani) nur au^ eigner SSeobadbtung I^erüorge^en j überl^aupt
ift ber eigentl^ümlid^e Xon , ber feine folgenben ÜJidbtungen
t)or ben früt^ern d^araf terf flrt , ber anmut^ige ©d^erj, bie
- 330 —
leidste 3tomc, in benen er üWeifter würbe, jum JTI^eil beni
geben (n Wefer ^roötnj unb bem Umgange mit i^ren geifl^
"ooüen unb muntern S3en)o]^nern }U}ufcl^re{ben.
aiber eine franfenbe SPefc^uIbigung foHte biefe ^eit fei^
ne6 iehm^ t>erbittern. Qx f)atU nämlic^ einen fleinen ^o^^
fien t)on eingetriebenen ®elbern einem (£e))iQanifc^en ftauf^
mann jur 3<*f)Iwn9' tn We ©taat^fajfe ant)ertraut; biefer
aber unterfd^Iug fle unb üerWnjanb, unb fo warb ber
arme (5ert)anted, untjermogenb , bie Heine ©umme aud
eignen SKitteln ju erfe^en, ber Veruntreuung öffentlfd^er
®elber befdbulbigt, gefangen genommen, unb erfi, nad^bem
ed i^m gelungen xoav, SSurgfd^aft ju fieHen, tt)ieber in grd*
Ibeit gefeftt, 93on 1598 an fehlen und für t)ier 3a^re alle
urfunblid^en SRad^rid^ten über fein geben, ©eine frill^ern
S?iograp^en nehmen an, er babe um biefe 3^i* i« ber
üWanc^a gelebt , erjäl^Ien t)on einem ©treit, ben er in bem
®iaitci)m SlrgamajiHa gehabt, t)on einer ®efangenfc^'aft
bafelbfi, tt)a^renb »eld^er er ben Xon Ouirote begonnen
l^aben foH, unb Slebnlid^ed. !I)ie ©runblage, worauf fld^
biefe Slnna^men l)auj>tfacl^lic!b finden, jtnb bie 2'rabitionen,
bie jl^ in ber ^and^a felbji erbalten ^aben, SJitnmt man
bie genaue ffienntnip ber ?ocalitdten jener ®egenb l^inju^
bie ftd^ fn bem Duiiote jeigt, fo gett>innt bie 3Jermutf)ung,
ba§ 6ert)anted einen Sfufent^ialt bafelbfi gemalt, einige
SBa^rfd^einlic^feit , menn aud^ bie 3^it unb bie n&»
l>em Umfiänbe beffelben l^9})ot^etifcl^ bleiben. aRit ®u
(^erl^eit aber fann man annel^men, bap er in biefen 3aft:*
ren jene« ^errlid^e SBerf, bie ^iexie nid^t blo§ ber ©pani^*
fc^en, fonbern ber ßuropdifd^en Literatur, entwarf unb jum
3;i)eil audfö^rte.
- 331 —
3u STnfang M S^^ted 1603 h^ab er ftd^ an bm
|)of t)on aSaHaboIib, tl^eiW um bfe ewä^inten Sfnfd^ulbi^
gungen, bie um biefe 3nt tt>iber i^n erneuert tt>urben
üurürfjuweifen, tl^eüd um feine gerechten Slnftjrüd^e auf
Selofinung langjähriger Dienfie geltenb ju macben. 3ened
fc^eint il^m gelungen ju fein; biep mi^glürfte foüollfommen,
ba§ er aüe ferneren ®unflbett)erbungen aufgab unb fortan
nur t)on ber pi&rung tjon ®ef(ljaften. bie U)m $rit)atleute
ant)ertrauten , unb x)om (Srtrage feiner ©dbrfften lebte.
!I)er 2)on Ouijote erfd^ien ju Slnfang be^ 3af)re^ 1605;
aber bad Sfuffel^en, bad er in ganj @j>anien, ja Suropa
erregte, n>irfte nidfit auf 93erbef[erung ber ?age feinet Ur-
l)eber^ jurörf, unb jog i^m uberbie^ t>ielfdltige 5(ngriffe
JU, tl)eifö t)on übcitooüenben, wenn auc^ geijireidben !I)idb:*
tern, wie ®6ngora, 6]^riftot)aI Suarej be gigueroa unb
feftet^an ?8WanueI be 93iDfega^, tl)e{[6 t)on bem |)eer beif
blinben Stnbeter be^ 8ope be 93ega, ber in bem ®efi>ract>
mit bem (?anonicu6 nid^t mit bem unbefc^ranften ?obe
überfd^uttet worben war, bad jie tjerlangten. SWit Unred^t
jfbocfe ijat man bem iopc felbfi ^rinbfeligfeit gegen feinen
großen ß^tgenoffen Sdbulb gegeben, wie fpdter audfülbriic^
gejeigt werben fott.
3m Salbte 1 606 würbe ber |)of nad^ SWabrib jurüdf^
tjerlegt; um eben biefe 3eit fd^eint fldb ßert^anted mit feiner
gamilie bafelbfi niebergelajfen ju Jb^ben. Der aßgemeinen
©ttte jener 3eit gemäp, ber felbfi bie erften ÜÄagnaten
be« 9ieic^6, wie j. S. ber ^erjog üon ?erma, golge leifle^
ten, trat er in eine getfilic^e Srüberfd^aft. Seine äußeren
Umjlänbe befferten ftcft in niditd. Der nun fdbon bejal^rte
Didbter lernte immer mel^r rejtgniren, unb fud^te in tiefer
- 332 -
3urii(fgejogenI)eit, in treuer Pflege ber geliebten ^oefie ben
Unbanf ber SBSelt jn ))ergefl[en. 1612 erfd^ienen bfe jiim
3;^eil fc^on in ©etJiCa, jum Jl^eil erji jeftt entftanbenen
Novelas exemplares, bie and) mit ber ®efc]^id)te bed
3;i)eater« in fo fern jufammen^angen, aW |le jal^Ireid^en
©cfeaufpielbid^tern 6toff für il^re Dramen gegeben \)aien ••),
**) ^olgenbed ^eqet(tmi§ Witt ftd) leicht noc^ oert^oüft&nbtf^en
Uffeu :
:Die Gitanilla de Madrid erzeugte ^mei dleid^uamige Stücfe
von Montalvan unb ^oli^;
bie Ilustre flregona etn6. unter gleichem Xitel von So))e be ^ega,
gn^ei anbere t)on Vicente Esguerdo unb Cafiizares, unb bte Hija
del Mesooero ^on ^it^o be Siduetoa v ^örboba;
Der licenciado vidriera bad ßleic^benannte von äJ^oreto;
bie Senora Cornelia bad Sc^auf^iel Quien dn luego d^ dos
veces, von Zix^o be SWolina ;
ber zeloso Estremenu }n)ei eben fo betitelte von ^opt unb
^ontalvan;
bie t'uerza de la saogre bad ßleic^namic^e von @5uiÜfn be
(Sajiro .
^on aud(änbif(^en IDromatiflrunf^en biefer ^tovellen fu^re td) an:
La force du sf^pg, von Hardy.
L^aniant liberal vvn Bouscal unb de Bejs uac^ bem Ainante
liberal.
@ine gleit^namige Tragicomcbie von Scudery.
IDie deux pucelles von Rotrou nac^ ben dos doncellas betf
(Servanted.
The spaoish gipsy von Middleton unb Rowle) nad) ber gi-
tanilla unb ber füerza de 1a sangre;
Love > Pilgrimage von Seaumont unb SIetd&er na(^ ben dos
doDcellas;
The chances von benfelben nad) ber Senura Cornelia.
^er D. jQuijote bat gu folgenben ^cbaufpieien ^nlag degebeu:
D. Quijote de la Maocha Von ©uillen be^afiro; ein gieic^nnmtged
(nicbt mebr vorb«nbene«) @türf von^afberon; Los invencibles he-
- 333 -
Salb barauf folgte bie Steife jum ^arnap, ein wunberba*
re^ aaSerf, baö neben t)ielen treffenben unb fleiftt>pflen Ur^
t^eilen, neben ©telfen t>on l)oljcm poetifd^em Schwünge
anbere enthalt, bie nur t)eritftcirte SSerjeid^nijfe f})anifci|er
!I)ic^ternamen jtnb. @in Sln^ang in ^rofa bejtt)erfte, auf
bie älteren \)ergef[enen S^^eaterftürfe bed SSerfaffer^ ivieber
aufmerffam ^u machen, ©c^aufpieler unb publicum al^
unbanfbar anjuflagen unb einige in ben legten Sauren
gebid^tete ©dbaufpiele ju empfel^len. 3n ber Hoffnung,
X)on SReuem auf ben 2;öeatern ber |)auptfiabt ju gldrtjen,
l^atte er tjerfc^iebne Somobien unb S^ifc^^nfpiele »erfaßt
unb fid^ bemul^t, jte jur Stuffu^rung ju bringen; bod^ um--
fonft; fein ©c^auf^jielbireftor tooüte jte* Um fle nid^t
ganj ungenüftt ju laffen, bot er fte bem S3ud^l^dnbler aSil^
laroel jum aSerfaufe an, biefer aber erflärte il^m anfange
lid^, t)on fetner ^ofa laffe jtd^ t>{el erwarten , t)on feinen
aSerfen nid^tö ; gab jebod^ jule^t nad^ unb brudfte im 3a^r
1615 ben 93anb Somobien unb (Sntremefed, ber ju fott)un^
berlid^en ^\)pot\)e^en Slnla^ gegeben l^at.
Um biefe 3^'^ erregte ein feltfame^ literarifc^ed $ro^
buct in gan^ ©^)anien Sluffe^en. d^ war eine gort^
fc^ung bed 2)on Duirote x>on einem gewiffen Sft)eHaneba,
l^inter weld^em SRamen ftc^ tt)a^rfc^etnlic^ ein Slragonifd^er
(Seifilid^er unb ßomobienbic^ter t)erftedfte. Diefer falfd^e
che» de Ü. Quijote von grancici) be 9l»i(a (im 8. 53anbf üon gope'«
Xtieattx)', El curioso iinpertineote von ©uiUen De (£attro; Las
Budas de Camacho ))on ä)UlfnOej liUatDed; D. Quichutle de la
Manche, deux parties, ))ün ©iterin be Q3oudca(; Sancho Pan^a
von Du Fresnj'; le Curleux impertieent; von de Brosse , eine
ebenfo betitelte (Somöbie von Destouches unb Saocho Pan^a, gou-
verneur r)on Dancourt.
— 334 ~
35on Duirote toax niijt o^ne ®eift nni (Srftubungdgrtbe
Qe\^xkUn, enthielt aber bie bodartigßen Schmähungen
flcgen bcn fo uueiiblic^ überlegenen 93erfaffer be^ achten.
Qcvoaate^ antn)ortete auf biefen leibenfc^afUic^en Slnvjnff
burc^ ben jweiten Z^ül feinet JRoman^, beffen ©ebiegen^
Ibeit felbji feine geinbe öerfiummen macf)U. Die eble3»a'
^iflung, bie er in biefer, wie in anbern Streitigfeiten be*
wal^rte, t)erbient al6 3Rufter aufgefiettt ju »erben*
Der jweite %f)eH be^ 2)on Duijote toax bad le^te
2Berf, ba^ (Sert)ante6 felbft ^erauögabj; aber feine Sc^öp^
ferfrafl war nicf)t t)erfiegt. Die Unterftüftung, bie tl^m
"oon itoei ebelmut^igen 9J2agnaten, bem®rafen r>on Senio^
uub bem (Srjbifc^of t)on S^olebo, Don Sernarbo be (Baiu
bot)aI 9 dtoja^, }u %\)dl warb, machte bie legten 3^^re
feinet bebend ju ben gl&cflidbften unb gab it^m r>oüe Wlu^e
jur Sludfü^rung feiner bic^terifc^en Entwürfe j biefe waren
eine gortfe^ung Der ^alaka, tin Suftfpiel el engano a
los ojos; jn>ei SBerfe, beren 9?atur unbefannt iji, elBer-
nardo unb las semanas del jardin« unb ber Sloman $er^
jlle^ unb Sigi^muitba; nur bie Icftte biefer Dichtungen
^at un^ ba^ Qä)id\al gegönnt. (§ert)ante^ gab bem ^er*
ftle^ ben 93orjug t)or allen feinen aSJerfcn^ ba^ allgemeine
Urt^eil t)at anbern entfc^ieben^ aber voa^ man btefem
SBerfe auc^ t)orn)erfen möge, man wirb ntdb^ uml^in fön^
neu, e^ anjuftaunen^ ber acbtunbfec^^jigjdljrige ®reid, ber
eine Dichtung "oon fo überreid^er ^^antajie ^ertjorjubringen
öermod^te, barf wobl/ nad^ bem, Salberonifd^en SJilbe, mit
einem SSulfan t)erglidben werben, ber unter feiner Sc^nee^^
becfe feurige Ströme birgt.
er ^atte ben ^erfileö gegen ben grü^ling 1616 be-
— 335 —
cntiflt i fein ©efunb^eitdjujianl) toax um tiefe 3rit SBeforg*
ni^ erregenb; er l^offte Sefferung »on SSeranberung ber
8uft uni trat eine Keife ju feinen 9Jertt)anbten nad^ S«^
quiöia^ an. Slber bad Uebel t)erfci&limmerte fid^j er fa^
ben 2;ob »oraud, unb wollte ju ^aufe fterben. Die diüd*
reife naäj SRabrib gab il&m ©toff ju jener jugleic^ launi^
gen unb rü^renben SBorrebe feinet 3loman^. ?(tfe ^off^
nung jur SBiebergenefung tjerfc^wanb y er em^jftng bie le^te
Delung, fd^rieb no^ auf bem Sterbebette ben »i^igen ©rief
an ben ©rafen »on 8emod, ber jtcf) t)or bem ^erftled befinbet,
unb fiarb am 23. Slpril 1616 im 69. Seben^ja^r. Stitt
unb o\)ne ©eprdnge warb er bejiattet; ni^t einmal ein
cinfad^er 3)enftiein bejeic^net feine Orabfietle, unb erfi in
ben legten S^^ren ift ba^ Slnbenfen beö "SJtaiim^, ber
me^r ald bie Äonige unb ©ro^en feiner ^di für ben 3lu^m
^fanUn^ gewirft l^at, burd^ ein SRonument geehrt worben.
Die 2;ptigfeit M (5en>antfd im bramatifd^en %a(if
jerlegt jic^, wie fd^on im Saufe bed Dbigen flar warb, in
jwei t)erfdbiebne ^erioben, beren erfie bie 3^* unmittelbar
nad^ feiner 3lüdffe^r au^ Sllgier bi^ ju feiner 93erfeftung
öon a»abrib nad^ ©etjiffa (1581—15883 begreift, bie
jWeite minbefiend jWanjig 3ö^te fj)äter beginnt unb hi^
an ben Stu^ang feine« geben« reid^t. ^toi\(i)en beibe fdtlft
barni ein S^traum, ber bie bramatifi^e 9Kufe be« Did^ter«
jwar feiern fab, benfelben jebodb in einer eigent^ümlidben
fritifd^en (Stellung jur bamaligen ©c^aufpielbid^tuug jeigt
unb infofern in ber S^^eatergefd^ic^te ntc^t unberüdffid^tigt ju
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laffen ifi. 5»ur bie erjie biefer ^ertoben Qel)btt, ßreng ge*
nommen, in bie ©ranjen bed t)oriiegenben Sud^d; be^
3ufammen^ang^ wegen fc^emt e^ jebo^ angemeffen, ^ier,
ber 3ci^tbnung t)orgreifenb, togleid^ and) bie ^Betrachtung
ber folgenben anjureif)en.
33et)or (§er)oanted im reiferen 9Ranne^alter bie eigene
tl)ümlic^e @^)f)äre ber !Dic^tuiig eroberte, in ber [xdt) ber
9ieid^tl)um feinet ZaUnte^ am freifien entfalten fonnte,
l^atte er jaf)Ireid^e QSerfud^e in faft aßen ©attungen" ber
^oefie gema{^t. Sein leicht erregbarer, naci) ben öerfd^ie*
benjien SRic^tungen l^in in Sewegnng gefegter ®eifl bt*
burfte ber Slnfirengung, um ftc^ jur gelbjiftänbigfeit burcl^
juarbeiten. !l)urc^ jwei gd^dferromane nacf) bamaligem
SWobegefc^marf ftetite er jtd^ in bie SRei^e ber Stad^al^ mer
bed 5roontema)^or unb ®il ^olo, burc^ ja^Ireid^e, nun t)er*
fd^oßene, JRomanjen unb I^rifd^e ®ebic^te unter ba^ ^eer
)oon ^oeten, bie otjne f)ert)orragcnbe (Sigentl)ümlid&feit tn
ben einmal gangbaren formen fortbii^teten. ©eine ^uf^
merffamfeit unb ^robuctiüitdt aud^ auf ba^ 2)rama ju
lenfen, famen tjerfc^iebne Umfianbe aufammen. @r l^atte
fc^on al6 Äinb ben Slufü^ruugen bed 8ope be 9luel)a.
beigewohnt unb. war S^uge ber SBirfungen gewefen, bie
felbp untergeorbnete ^robucte burd^ bie lebenbige 2)arfienung
l^ert)oraubringen )oerm6gen5 bie Ji^eater öon SRabrib, bie
er fpdter in ber SRal^e ju beobad^ten ©elegen^eit ^attc,
boten genug SBeranlaffung ju äl^nlic^en SBal)rneI)mungen bar.
©dbon bie^ genügte, feinen aufftrebenben, nad^ einer eieren*'
t)otten Stellung in ber tjaterlänbifd^en Siteratur unb na^
©nflup auf bie Station begierigen ®eifi auf bie Sü^ne
l^injuweifen. !l)er SeifaH, mit bem fein erfleh Studf auf:*
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flenommen tt>urbe, ermutfcigte i^n jum gortfc^^reiten auf ber
betretenen Sal^nj bfe SBerfe t)e6 la (Suet)a, Slrtieba unb
aSirue^ jeigten i^m ben SBeg, auf bem ju einer l^ö^eren
literarifd^eit Slu^bübung be^ !Drania'd ju gelangen tt)ar;
ter Slufentl^alt in ber SRac^barfcbaft ber ^au})tpabt unb
bie ©orge för bad gortfommen feiner gamilie traten l^in*
ju, feine SBerbinbung mit bem il^eater ju befefiigenj unb
fo lieferte er mit ungemeiner ^robuctiüitat binnen weniger
Saläre iwanjig bi^ brei^ig Somobien , bie jid^ fammtlid^
einer gimftigen Slufnal^me ju erfreuen l^atten i^). I)ie
^a% mit ber biefe Slrbeiten »erfaßt fein muffen, unb ber
nac^Iäjfige Zon, womit in ber unten citirten Stelle t)on
i^nen gerebet wirb, fonnten auf bie SJermutl^ung fül^ren,
ter SSerfaffer l^abe mit benfelben feine f)6l^eren, über il^re
momentane Sejiimmung l^inau^reicj^enben Slbjid^ten gehabt.
aSerfc^iebne anbre ©teilen feiner Schriften beweifen jebod^
ba^ ©egent^eil i®'), fflo(S) in feinen fpdteren geben^ja^^
ren, atö fein Stuf in einem anberen Siteraturgebiete langfl
'••) tf^it 2)arjlenuttg ber ©cfeaufpicle erreichte einen l^ol^en
©rab von ^4}i)UFommen^eit . feit man auf ben ^^eatern von SD'tabriO
meinen S3erfe^r t^on Ullgier unb meine 3erjl5rung von 9lumantia
fpielen fa^, fo u>ie bie <Seef(^(a(^t, n^orin ic^ mic^ unterflanbr bie
^(^aufpiete von fünf 3ornabad, bie fle balb ba^in gel^abt, auf brei
}u rebudren. 3(i& geigte, ober (um beffer gu fagen) id^ toar ber
@rfle, toeld^er bie «verborgnen ©ebanfen unb (finbilbungen ber <Seele
barfteUter tnbem id^ unter allgemeinem unb freubigem ^eifaUe ber
3ufcf)auer aUegorifc^e ^evfouen auf bie ^u^ue brachte. 34 fc^rieb
tn biefer $erioDe gegen gtt)an$ig M breigig ^äiau^^itU , xotltS^t
fdmmtltd^ aufgeführt tt)urben, ol^ne baß man fle mit einer Opfergabe
von ©urfen ober fonfligen merfbaren fingen bebac^t ^tte. @ie
Durchliefen i^re ^a^n o^ne pfeifen, ©efc^rei unb Xoben.''
■®'J Viage al Parnaso, adjunta. — D. Quijote, P. I., cap. 48
®efcf). t. Sit. tn @pan. i. 9b. 22
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feß ßanb, fpric^t er mit Sßol^IgefaOen t)on ben ixamatifdftn
äJermc^en feiner 3ufl^nb unb fd^eint einen S^^eil feinet
!D{(]^terru^md auf {ie gruuben }u wollen; unb bärfen totr
bied Selbßgefu^l a(^ einen ^aapftab fär ben äBert^ jener
^robuctionen anfe^en, fo mup bie Sorgloftgfeit um fo
me^r beflagt worben; womit er bie Slufbewa^rung berfelben
burd^ ben !Dru(f ^oernad^Iaffigt unb bie fHaifWcli au^er
®tanb gefegt ffat, feine SJerbienfie atö Dramatifer in tl^rem
ganjen Umfang ju wörbigen. 9tur einem flünfiiflen 3»*
fall wirb ed t)erbanft, bap wenigfiend jwei feiner altern
@c^aufpiele banbfc^rifilic^ bem Untergang entronnen ftnb
unb JU @nbe bed t>origen Sa^r^unbertd im Drucf erfd^ei:^
nen fonnten,
2)ad erfle berfelben, el trato de Argel, ift ofine
3weifel bad frülbjie bed Sen)ante^, unb wenn nid^t fci^on,
wie ^eOicer unb 9fat>arrete annel^men, wal^renb ber @e*
fangenfc^aft in 9(lgier , boc^ gewi^ unmittelbar nad^ ber dtüd^
fel^r "oon bort aud ben frifd^en Erinnerungen an bie erbulbe^^
ten geiben gefc^rieben i^^). SBir l)ahcn ^ier ein rü^renbed
unb ergreifenbed ©emälbe üon ben 3)rangfalen ber Sl^ri*
fienfclat>en, bie ber SBerfaffer in ndd^fier SRa^e gefeben unb
mitempfiinben ^atte, aber ^oom Drama nic^t ^iä jaef)x
old ben 9}amen; benn bie ^oerfc^iebnen @ru)})}en unb
Situationen, in weld^e bie {>anblung jerf&llt, flnb burc^
einen fel^r f})ärlid^en gaben bed 3ntereffe^ mit einanber
)>erbunben. !Den 9Rittel)}unft M 3ntereffed bilbet bie Siebe
bei Sturelio unb ber @ilt>ia; bie fid^ Seibe ju Sllgier in
>»*) 9toia^ nennt ti aU gleid^geitig mit ten ^(^aufvielen Ote
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ber ©daöerei befiiiben. 3(urelio wirb »on feiner ©ebieterin
^axa, ber grau be^ Slenegaten 3juf, geliebt, unb biefe
wenbet, mit ^ülfe il^rer greurtbin gatima, äße il^re Äünfte
an, um i^n ju t)erfö^rm; aber er bleibt jioittbljaft. !Die^
wirb in ber erfien ©cene gefd^ilbert. 2)ann treten ein
$aar anbre ®clat)en, ®aat)ebra unb ^ebro Sltoarej, auf
unb fc^ilbern bie geiben i^rer ©efangenfd^aft. 3juf beauf*
ragt ben ^urelio, @itt)ia }u feinen ®un{len }u ftimmen
unb 8lurelio fteOt {x6), al^ woIfe er ben Sluftrag audfö^ren.
!I)ie folgenbe ©cene jiettt mit lebhaften garben ben ©cla^
»enmarft unb ben Sommer beeJ ©efangenentjerfauf^ bar*
|)ierauf feigen wir, wie gatima eine ^anbexbe^i^tooxunQ an^
^cüif um 9(ureIio ber ^axa geneigt }u mad^en. (Sine gurie
erfc^eint unb »erf ünbigt , bap nur bie 9i o t ^ w e n b i g f e i t
unb bie ©elegenlb^it benStarrjtnn be^Sl^rijien brechen
fönnen, 2)iefe aßegorifci^en giguren erfd^einen benn aud^
uub fud^en ben 9(urelio wiQiger }u madben , rid^ten aber
nid^t^ au^. !Dann fie^t man ben $ebro 3{It>arej, weld^er
feinem Werter entflol^en ift, in ber SBüfte, wo er ben SSJeg
verloren ^at unb ermattet nieberjlnft. dx ruft bie ^eilige
Sungfrau an, unb fie^t al^balb einen Söwen erfd^einen,
ber ftd^ i^m jur @eite nieberlegt unb i^m bann t^oran-
fc^reitet, um i^m ben SQeg }u }eigen. 9(m @c^Iuf[e wirb
in 9l(gier bie 9(nfunft be^ ^xa\) 3uan @i( , eined fpani^
fd^en ©clat)enau«löfer^, angeWnbigt, unb Slurelio , ©ilöia,
@aat>ebra (Senoante^) unb bie übrigen ©efangenen
werfen jtd^ betenb, in ber Hoffnung, erlöft ju werben,
auf bie Äniee. — Der Slnfdnger in ber Shinji gibt jld^ in
biefem ©tüdfe überaß !unb, unb bie Sld^tung für ben
großen fHamcn M 93erfaf[erd fann und nic^t abgalten,
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Den Trato de Argel tief unter Me gleicl^jeitigen fieu
ßungeti M la 6uet)a ju ßellea, 9(ber n>ad bem Sßerfe an
Dramatifd^em ®e^a(t unb pocti\äfm, Sßertl^ abgel^t, um f&r
ein JtunßtDerf gelten )u föntten^ ta0 erfe^t ed burc^ ein
anbetet 3ntere{fe , )>or bem 4Be ftritif t^erßummen tnu^.
2)enn tt>er üermßd^te jld^ bem ©nbrud jn öerf^Iie^en, Den
Wefe ©d^ilberuufl ber eignen Seiben burd^ ben fc^uoerge«
prüften !Did^ter ]^n)orrufen mu^ ? SBer fann bie @cenen,
n>o er {id^ felbfl unter bem ittamen ®aa)oebra auf bie
Su^ne bringt; o^ne S^^eilna^me unb $ft^rung lefen ? Unb
tt>er tt)irb nidbt ben reblic^en @ifer anerfennen, mit bem er
feine SRitbörger für bie Sluölofung ber in 8Kgier gefangen
nen (Sl^rijien ju begeifern fud^t? @elbfi bie t>ielen pxo^
faifd^ien 3Ö9^ to biefer I)arjienung erregen unfere Xf}üU
nal^me nur um fo mad^tiger.
®n ganj anberer @eifi , ber ®eifi äd^tejler ^oefte
^pxi^i aud ber 9{umantia. 3Benn biefed ©ebic^t; n>ie an^^
genommen merben mu^, nid^t t>iel fpater atö bad t>orige
»erfaßt iji ^^^), fo mup man jugejie^en; ba^ ber SBerfaffer
binnen Shirjem 3liefenfortfd^ritte gemad^t l^at, S)at bie
SRumantia^ tt>ie Uf)a\ipUt »orben Ifi^ ein in ber ganjen
f^)anifd^en giteratur einjig unb ifolirt bafie^^enbe^ SBerf fei,
»iberlegt ft^ jwar burd^ genauere Äenntni^ be^ alteren
SCIieoterd , benn jte jeigt in gorm , ©ti^l unb ber ganjen
^•*) 5Die 9lumantta befielt, naä) ber älteren SDeife, m^ au^
vier 3i>rnaba6, mdl^renb bie Batalla naval fc^on bie neue (^tnt^eU
lung in brei befolgte, ©er^ante« machte, noie toir fö^en, ^n^prn^t,
(Srfinber biefer ^intgeilung ju fein; um aber bied mit einigem $(n^
f(^ein von Stecht t^un }u founen, mußte er fte minbeflend d^^ic^aetttg
mit ^irue0, alfo xoo^i nic^t fväter ald 1585, $uerfl angekoanbt ^aben.
- 34t -
93e^anbluncjdtt)dfe nal^c SBewanbtfc^aft mit ben ©d^aii*
fpielen M 3uan be la Sue\)a, unb bfe näcfifie mit bcjfen
8aco de Roma 5 aber ba§ fle alle SDJcrfe bed @ct)illanf^
fc^en !l)id^terd bei ttoeitem überragt, fann nid^t in Slbrebe
flejlellt werben. @6 tt>ar ein geWHigted Untemel^men , bie
ßerjiömng ber alt^^J^nifd^en ^ejie 9fumantta, einen mel^r
för'd @j>o6 geeigneten ®egenfianb, jum SJonourf eined
!Drama'6, eine ganje ©tabt unb i^re Sewol^ner ju beffen
.Reiben, ju mad^enj nnb nur einer freien, in bie SBeife
ber l^rifd^en unb epifd^en 2)id^tung gleid^ fiarf l^inöber*
greifenben ^orm be^ ©d^aufpield fonnte ed überf)auj>t ge^^
lingen, biefen ©toff jU bewältigen, !Der Skrfaffer wirb
alfo nid^t JU tabeln fein, baf er bie Sl^aractere in ganj
atlgemeinett ^ÜQen gehalten unb bie ^anblung in tjerfd^ie^
bene ©ituation^bilber jerlegt l^at, bie burd^ fein anbere^
35anb, aW burd^ i^ren gemeinfamen SSejug auf bad ©d^idf*
fal t)on Stumantia, mit einanber jufammenl^ängen. !Die
©nl^eit be« 3ntereffeö ifl burci^ bie ®ru})pirung alle« @in^
{einen um biefen gemeinfamen 3)>littel)}unTt genugfam auf^
rcii^t erl^alten, unb ber 3)id^ter ^at nid^t t)erfäumt, bie
3;f)eilnal)me jiet« auf benfelben $unft I^injulenfen. Stein
Umfianb, ber Sewunberung, ©utfe^en unb 9WitIeib l^enjor^
bringen !ann, ifi t>ergeffen} ber aufopfernbe ^elbenmutl^
ber 93örger, We3BeI)Hagen t>er]^ungember" Äinber^ bie 93er^
jweiflung ber SWütter, bie urt^eiteollen 93orbebeutungen bei
bem ®öl^noj>fer> bie SEKeberaufwerfung eine« ilobten burd^
3auberf})ri'id^e unb feine böfieren ^ropl^ejeiungen 5 alle biefe
Böge mit ber enblid^en Äataflroyl&e, wo jld6 ein ganjer
SSolWjiamm unter ben raud^enben S^rümmern ber 93ater^
jiabt begrabt , bilben ein ©emälbe t>on erfc^ütternber unb
— 342 —
l^oc^tragifc^er SBirfung. - Sffiie tü\)n uub großartig nun
ba^®anje auc^ flebac^t, wie ebel unb feurig gro^tentl^dW
bie Darfiedung iji, fo laffen fx(i) botf) elnjelne glecten
nic^t t)erfennen, bie beut S33erfe einigen Sintrag t^n.
2)a^in foll jwar bie (Sinfü^rung ber aflegorifd^en Figuren,
auf bie fid^ ßenjante^ fo t)iel ju ®ute if)\ii,, nic^t unbc*
bingt gered^net »erben, beuu ed ift einjuraumen, ba§ fle
\)itx im allgemeinen beffer aucjebrad^t i% alö im Traio de
Argel, unb ba^ »enigjien^ bie ©cene , tt)o ^ifj)ania unb
ber glupgott 'Duero bie füuftigen ©c^irffale beö SSateriam
be^ t)erfunbigen , il^re S33irfung nic^t t)erfe^lt ; tt>oW aber
bie ermübenbe ©ebe^ut^eit be^ erjien Slfte^ unb bie (Sin^
fled^tung ber ?iebe6fceuen jwlfd^en jwei jungen ^tuman^^
tiuerii , bie, obgleich an fic^ fc^on gebac^t , fi^ nid^t recfet
mit bem Zone be6 ®anjen t)erfd^meljen »ollen.
®ie^t man t)on biefen einjelnen Uebelßanben auf bie
I^en>orragenben 9$or}öge ber 92umantia jurücf unb lA^t
jugleid^ bie fru^e Sntftel^ung biefer S^ragobie nid^t au^er
Slc^t, fo erfc^eint ber SJerlufi ber übrigen biefer älteren
(gtüdfe beö eert)ante«, bie fdn 2:alent o\)ne 3tt>eifel in
no^ ^öl^erer ?lu^bilbung jeigen »ürben, befonber^ befla*
gen6»ert]&. 9?amentlid^ »are man auf bie Confusa begie^
rig, beren fid^ ber 2}erfaf[er an mehreren ©teilen räl^mt,
inbem er {ie ald dne gute unter ben beften Comedias de
capa y espada bejei^net. ^k ZM ber übrigen, info*
n>eit n>ir bat>on j(enntni^ l^aben, {inb: la batalla naval
(tjermutpdjf bie ©d^lac^t t)on iepcmto}, la J^rusalen,
la gran Turquesca i^^) , la Coinedia de la Amarant a
••*) iJie Slnna^me, biefe (5ümct>ie fei i^ntifdii mit ^er fväter
— 343 -
6 la del Mayo^ el bosque amoroso. la unica y bizarra
Arsinda. ajiedeid&t baß ein günjifger 3wfall einmal xoU^
ber jur ^ntberfung bfefer ©omöbien unb fo jur (Srflfinjimg
einer föl&lbaren ?ü(fe in ber ft>anif^en üJiteraturgefc^id^te
füljxt Die ft>ateren SBerfe unfered I)ic]&terö, in benen er
feine ©elflfiänbigfeit einer fremben 2Wanier aufo<>ferte, \>ex^
mögen in biefer |)injl(6t feinen @rfaft ju bieten.
Der 3^ittaum, »eld^er biefe ft)äteren ®c^auft)iele be^
6en)ante6 Don ben frül&eren trennt, fallt jiemlid^ genau
mit einer ber »id^tigflen ßpod^en ber 2:^eatergefc^i*te ju-
fammen, jener nämlid^, in n)elc^er {ic^ bie neuen, eigene
t^ämlid^en unb fe^r befiimmt au6ge))ragten formen bed
^xama% bie ber franifc^en 9?ationalcom6bie \>on nun an
für anbert^alb Sci^t^wnberte eigen blieben, juerfi entwidelten
unb fefien %u^ auf ben SBü^nen faßten. ®leid^ nad^ ber
Entfernung unfere^ Dic^terd t>on SWabrib tt>ar 8o<>e be
93ega aufgetreten unb ^atte ^(i)on tmxtf) feine erjien bra*
matifd^en Serfuc^e bie ©unfl bed $ublicum6 bergeßalt
gettjonnen, baß er aW ©ieger über alle feine Vorgänger
unb 3^itgenoffen gelten fonnte. !Die ®eniatität (einer @r^
finbung, bie geic^tigfeit feiner Darflellung unb feine an'6
Unglaubliche gränjenbe gruc^tbarfeit mad^ten i^n balb
jum STOein^errfd^er ber S3ü^ne; anbere begabte aWfinner
fäumten nic^t, bie i>on il^m eröffnete 53a^n bed @rfolge6
)u betreten; unb in Jhtraem beflimmten {ic^ burd^ biefe
@d^ule @eift unb Sonn aller Gattungen bed ®d^uf))teld
in ber Art, baß ber 9?ationalgefdbmadt nic^t« mel^r auf ben
gebrucften Gran Suitana , ift irrig , H bie Untere ftc^ auf ein erfl ju
anfand bed flebge^nten 3a^r^unbert6 ))ordefaUene« (f reigitiß grünbet
(B. Navarrete, Vida de Cervantes, ®. 360.)
- 344 —
S?rettern bulbete, n>a0 ftd^ nid^t Mefcr SBcife anfd^lo^.
60 waren benti felbfi We befien, no(i^ furj jutjor bewun^
berten ©tftrfe in anberem ©t^I über ben glanjenben dvfoU
gen ber neueren balb üergeffen, unb tt>er feinen 9lul)m ald
©d^auft)ielbi(i^ter beftam)ten hoffte, war genotl^igt, ben
gorberungen be6 ^ublifum6 nad&gebenb, bie neue älid^tung
einjuf(i^Iagen. 6ert)ante6, bem SWittelpunft biefed Streben«
entrüdt, unb überbie^ mit anberen Slrbeiten befd^&fHgt'
begnügte fiä), jiatt mit ben ill^eater^elben bc6 Siage« in
aßettfampf ju treten, bei ber weiteren ßntwidlung ber
bramatif(i^en Äunfl jun5d^ji mit ber SRolIe eine6 ^u^(S)an^
er6 unb ©eurt^eilerö. Die au^fü^rlid^jie unb bei weitem
widbtigfle unter ben üerfd^iebnen ©teilen feiner Schriften
in benen er feine hierauf bejügli(i^en Slnfid^ten niebergetegt
I^at, ftnbet jld^ im 48. (^apM beö Ton Guijote. dx
fieUt ftd^ l&ier in offene D<>i)oiltion mit ber 3iid6tung beö
Jffentlid^en Oefd^madd, inbem er bie ÜWel^rjal^l ber belieb^
ten Sül&nen|iü(fe bfefer 3^'* anerfannte Sllberni^eiten ol^ne
Stopf unb guß, ®<)iegel be« ?lbenteuerlicl^en, SWufier wn
Ungereimtheiten unb ?lbb üde ber ©ittenlojigfeit nennt,
unb bie Did^ter einer uniDerantwortlid^en Slad^giebigfeit
gegen bie unj)erfidnbige SWenge befd^ulbigt. Die ©ci^&rfe
unb Sitterfeit in biefer ^ritif ifl o^ne 3weifel üon einer
9Ri§flimmung bed 9Serfaf[er6 über bie glfinjenben Erfolge
feiner jüngeren 3^'tgenojfen unb bie baburd^ l^erbeigefu^rte
aSemac^laf[igung feiner eignen bramatifc^en ?eijhingen
l^erjuleiten , unb in ;biefer Slttgemein^eit mu5 man bad
ganje Urt^eil allerbingö für ungered^t l^alten. ^eixaä^tet
man aber feine 8lu6jieÜungen im ©njelnen unb entfleibet
ite ber Uebertreibungen , weld^e ©ereijt^eft unb Unmnt^
— 345 —
l^injufeftten, fo wirb man nic^t uml^in fönnen, il^nen in
mand^en fünften befjufMmmen. Der bem 6en)ante6 'oUU
fad& flemac^t SJomurf, er f)aie ia€ ramantif(i)e Drama
üUrf)aupt t)enmglim<)fl , fann feine^weg^ für begrüntet
gelten. 2)a6 ft)amfci&e Zf)eaiex fn We Siegeln beö atrifio^^
tele^ jwangen, ober fiberl^an^)t anf 9?ac^aftmung ber alten
©lafpfer bringen jn vtjofifen, fiel il^m nicl^t ein, unb fein
einjiger Äudfprucl^ in feinen fammtlid^en ®c6riften beutet
l^ierauf l^in. 9hir bie ©d^roff^eit be6 Urt^eile, momit bie
dtirte Stelle im Don Duijotc anl^ebt, l^at bie SReinung
üeranlajfen fönnen, er l^abe ba6 9?ationalf(i)auft)iel felbfl
in feinen ®nmbbebingungen angreifen moDen; au6 ber
vtjeiteren Sludfü^mng aber tt>irb Har, ba§ nur t)on einjeU
neu Uebellianben bie JRebe ijl, bie ftd^ wirflid^ in aWenge
in bajfelbe eingefd^lic^en l&atten. Um bie ?!Kotit)c ber Un^
jufriebenl^eit be6 @ert)ante6 richtig ju »urbigen, mu^ man,
jiatt blo^ auf bie ^öVn<>wnfte biefe^ 8iteraturgebiet6, auf
bie mittelmäßigen unb geringen SBerfe blirfen, bie, burc^
ba6 Sebürfniß ber S^l^eaterbirectoren ^ert)orgerufen unb
in ungel^eurer SWajfe ^)robucirt, fein l^öftere6 3<rf «'^ ben
Seifall ber SWenge fannten; auf bie Slrbeiten ber unterge^
orbneten Did^ter, bie jld^ 2tu6fc^vt)eifungen unb Uebertreibun*
gen aller Slrt , ber 93erad^tung aller JRegeln ber Äunfi unb
9latur red^t mit Sel^agen l^ingaben. Unb liefern boc^
felbfl bieSd^riften be^ ?o^)e be SJega Seifpiele genug, ju
n>elc6en unerl^örten SSerirrungen ungejugelte ^^antajle, |)afl
ber ^robuction nnb Slnbequemung an einen üerborbenen 3^**
gefc^madt felbfl ba6 gldnjenbfle Jlalent t)erfü^ren Wnnen!
Der S^abel be6 @en)anteö trifft nun im (Sinjelnen ju^
erft ben rafc^en SBedbfel ber 3^^^" ^^^ .Drrter. ^Äann,"
— 346 -
fagt er, „eine größere Slbenteuerlid^feit bei 93ef)anbluttg einer
gabel gebadb* tt>orben, aW n>enn im erften Auftritt bed erfien
91M ein5tinb in ben SBinbeln erfti^eint, toel<f)e^ im jmei^
ten aW bärtiger 5Wann auftritt, ober toenn ber erfie 8Cuf^
)ug eined ®c^uf))iel6 in @uro))a beginnt, ber jmejte in
aften fortf»)ieIt unb ber britte in «frica enbigt ?'' 9Bie ber
3ufammenl^ang au^weifi unb tt>ie namentlich au6 ber ©e^
tradb^wHfl ber ©törfe, bie aW tabelfrei empfol&Ien »erben,
erliellt, wirb aber ^ier nid^t auf 9?eobac^tung ber @in^eiten
gebrungen, fonbem nur berSWi^brauc^ einer an jlc^ erlaub^*
ten Stei^^t getabelt ^a^ t>iele bamalige iDidbter einen
fold^en ^i^brauc^ roixtlidfy aufd ^ocbfle trieben, baß il^re
@u(lbt^ ben 3ufc^auern möglicbft t)ie(erle{ t>or Sugen )u
führen, ein ganj n)itIfä]b^Udb^^ Sd^alten mit Ort unb
3eit l^en)orrief unb fo burdb ^(vfiMdunQ bie ©efammt*
irirfung ibrer ßompofitionen manntgfadb beeinträchtigte,
l&^t fic^ nidb^ (äugnen, unb in fo fern mu^ man fid^ ganj
mit bem 6ert)ante6 eint)erftanben erflaren. 3tt>eifel]bflfter
fann man über ben jweiten ^au<)t<)unft in feiner Äritif
fein. Qr fcbeint, in SSerfennung be6 »abren SBefend ber
$oefle, einen bireften moralifd^en 3w>e(f Dom ©db^^ufpiel
t>erlangt unb I^iemadb aOerbingd einen fatfd^en Wtaa^fiah
jar Seurtl^eilung beö fpanifc^en ^rama'6 mitgebrad^t )u
^aben. Stann aber feinem t)on biefem ©eftdbt^punft aud^
gel^enben 2!abel aud^ nidbt t)otIfommen beigeflimmt n>erben,
fo ifi il^m bocfi in fo fem gleic^faff6 ©eltung jujugefielbw,
ald er nur bie @rtreme unb audfdbtoeifungen treffen foQ/
)U benen bie 9Ibn>efenbeit aDe6 @rnf}e6 unO bie SSerad^tnng
oller ÜRoral in t)ielen bamaligen SubnenftudFen führten.
9ßa6 weiter ^egen bie neue bramatifc^e Literatur V)or«
— 347 -
gebrad^t n>lrb, ifi gro^tentl^rile nic^t unbegrünbct, fotreit
bie fc^led^ten ^roburtione n ber geringen $^^eaterf*reiber ge*
meint ftnb, öerfel< aber, gleidb bem 93orlgen, fein 3'^
tl^eilmeife burci^ bie SlDgemeinl^eit , mit ber ®ute6 unb
S*te(i^te^ in eineSRaffe jufammengeworfen tt>erben, ,,®lbt
e6 — wirb gefagt — eine größere Slbgcfc^marftl^eit , al6
un6 ben ®rei« in Sugenbfraft, ben Süngliug feig, ben
2)iener t)olI 93erebtfamfeit, ben ßbelfnaben alö tueifen JRat^*
geber, ben Äonig aW S'aglol^ner, bie ^rinjeffin aW Stü^
d^enmagb tjorjuful^ren? 3fi bie SBal^irfcfeeinlic^f eit bie |)am)t^
fadb^ ^^i ^inem ®dbauf))iel, n>te fann ba auti^ nur ein gdnj
gewol&nlid^er SSerflanb Sefriebigung ftnben, vtjenn angcnom^
men \oixt, bie |)anb(ung faKe in bie 3^it ^önigd $i))in
ober StaxV^ be^ @rüßen, unb gu berfelben 3^^^ Äaifer $)e^
radiu^, ber bie |)auptroffe fpielt, mit ben Äreujfabrern in
Serufalem einjiel^en unb bad I^eilige @rab, wie ®ottfrieb
t)on SPouiOon, erobern foff, mal^renb bod^ eine lange Sleil^e
t)on 3<*i&ren ben ®nen Don bem Sfnberen fd^eibet? Ober
n)enn bem ®c^auf))iel etn>a6 grbid^teted ju ®tunbe liegt
unb gefc^idbtlid^e @reigniffe eingedockten unb Srud^fiurfe
anberer, bie üerfc^iebnen ^erfonen )u J)erfcl^iebnen Reiten
begegneten, beigemifd^t »erben, unb jtt>ar ol^ne n>a^rfd^ein*
(idben 3ufammen^ang, b(o^ a\\^ l^anbgreiflid^em, auf feine
SBeife gu entfd^ulbigenbem 3trtl^um? Unb ba6 Sc^Iimmfle
ijl: e6 gibt llnwijfenbe, bie barin bie 95oOfommenl[|eit fu^
if^n unb anbere Slnjld^ten für Äleinigfeit^Mmerei erflaren.
SBie, n>enn n>ir t)oQenbd auf bie geifilid^en ®d^auf))ie(e fom^
men raaäa« »erben ba für falf(^e SBunber erbic^tet! SBelc^e
tlnrid^tigfeiten unb ^]!Ri^t>erflänbnif[e fommen ba t>ot, inbem
fte bie Sßunber bed einen {)eiUgen bem anberen jufc^reiben!
- 348 —
3a , aud6 in mUlid^tn ^t&äm erbrefften fle ftd^ , obne
»eiteret Sebenfen unb au6 feiner anbem SRürffid^t SJBun*
ber flef(i^eften ju lajfen, ald weil fle meinen, ein foId^e6
SBunber, ober eine folc^e 2Wafc^inerie , wie fle e^ nennen/
tt)erbe fldfi ba gut au^nel^men unb ben unwiffenben ^obel
in'6 JTI^eater loden. 9Bie fel^r gereid^t baö 3((le^ gur Se^
eintrac^tiguufl ber SBal^rfd^einlici&f eit , jur entfiefifung be^
®e^ä)iiltli(i)en , ja jur ©(i&ante fpanifd&er Oeifle^fraft !
Denn bie ^Tu^Iftnber, weld^e mit üieler ©enautgfeit bie ®e*
fe|>e bed S(i^auft)ie(6 beobad^ten, galten un6 , toenn fle bfe
Wgefd^marftl^eiten unb Slu^fd^weifungen , bie wir begel^en,
bemerfen, für rol^ unb unwiffenb."
Die entr<)red^enben Selege ju allen biefen Slflgen flnb
leidet aufgefunben. Da^ inbeffen IjUx, wie bei Allem, mad
QeroanM in biefem Äapitel S^abetnbe^ vorbringt, mit Un*
rec^t auf bie ganje bramatifd^e Literatur Spanien^ bejogen
wirb, tt>a^ nur einen Zf)exl berfelben treffen fann", fprtngt
in bie 2tugen. 2Bar um bie 3^it/ ^I^ ^^^ ^^f^^ S3anb bed
DonDuijote gefd^rieben würbe, ba6 9?ationatfd^aufpiel aud^
nod^ nid^t ju feiner feinfien Slu6bilbung gelangt , fo lagen
bod^ fd^on bamaW genug ©tüdfe t)or, auf weld^e bie6 ganje
Siegifier Don ?5«^^l^n feine Stnwenbung ftnben fonnte; unb
wie t)iel <)oetifc^e6 aSerbienji wog wieber bei anbem bie
einjelnen SSerfio^e auf! Da6 Sewu^tfein ^)iert)on fd&eint
benn anä) bem Serüanted nid^t gefehlt ju ^aben, we6^alb
er feinen 3nüectit)en einjelne milbembe Semerfungen ^in*
gufeftt. „2)ie ©d^ulb aller ber aufgejdblten Ungebül)rniffe/'
fagt er, „liegt nid^t immer an ben !I)id()tern, weld^e bie
6om6bien fcfireiben, benn mand^e üon il^nen wiffen red^t
gut, worin fle fehlen unb t)erjiel^en t)ortrepd^, wie fle eö
— 349 —
ma^en foOten; ia aber tie ©c^aufpiele ju einer ffiupidf^en
SBaare geworben jtnb, fo fagen jte, unb mit Siecht, Me
©(i^aufpieler tt>ürben fie nici^t faufen, wären fte nic^t nad^
bem beliebten 3ufc^nitt, unb fo fud^t fic^ ber SDid^ter naä)
bem JU bequemen, tt>a$ ber ©cl^au|))fe(er, ber i^m feiae
?lrbeit beja^len foll, »erlangt 2)aß bem fo fei, fann man
an ben tjielen, ja ja^ßofen ©c^aufpielen feigen, bie ein \)o^^
begabter I^ic^ter in unfern Sanben mit fo Diel Slnmutl^ unb
SBift, in fo jierlid^en SSerfen, mit fo t)iel guten SinfäOen
unb gewichtigen SDenffprüd^en, mit Sinem SBort in einer
fo berebten unb erl^abenen ©prad^e t)erfa^t l^at, ba^ bie SBelt
feineö SRul^meö t)oO ifl. SBeil er fic^ aber nac^ bem ®e*
fd^mad ber ©c^aufpieler bequemen woKte, hat er nic^t bei
aOen -- wie e6 il)m mit einigen gelungen iji — ben er*
forberlic^en ®rab t)on SJofffommen^eit erreicht." — SBeiter
werben einige Somöbien t)erfd^iebner SSerfajfer au6brü(flic^
Don bem SJerbammungdurt^eil, bad bie übrigen trifft, au6*
genommen unb atö tabelfrei unb funjigema^ geröl^mt;
namtid^ la Isabela, la Filis, la Alexaudra, la ingratitud
veugada, el mercader amante unb la euemiga favorable«
Sflirgenbö inbef[en erfd^eint bie Äritif beö 6en)ante6 in
einem fo jweibeutigen Sid^t wie Ifeierj benn wa6 biefen
binden ein befonbereö 8ob »or Dielen anberen jufö^ren
fonnte, läpt jl^ nid^t lei^t abfegen. 93ei ben brei erfien,
ben balb naiver ju betra^tenben SBerfen be6 ?lrgenfoIa,
fann ber ®runb allein in einer SJorliebe beö dex^anM
für bie altere SBeife be^ ®d^auf\)ieW, in ber er felbfi fo
lange tl^atig gewefen war, gefunben werben j in ber 3fa*
beHa unb ber Slleranbra wenigften6 jtnb faum anbere aWo*
tit)e JU bem ungemejfenen 8obe, baö er i^uen fj)enbet, ju
- 350 —
entwerfen. 9lo6) mel^r mu^ We 8lu«jdc^minfl auffallen,
mlifc bein ,,beftraften Unbanf' »iberfdl^rt , faUd namltci^
hiermit ba6 gleichnamige Stucf M Sope be SSega, eine
ber allergeringffigigjien ^robucrioneu biefeö 2)ici^ler$, ge^
meint ift i^*). 2)ie jiarf aufgetragene morolifd^e S^enbenj,
bie biefed )[)ern)orrene ®en>ebe ^on Siebe^intrignen unb
3»orbt]^aten in unferen äugen nur noc^ »iberfirebenber
mac^t, fc^eint bemfelben beim @er)oante6 )ur (Smpfel^lun ^
gebient ju ^aben. SBie aber t)ermo(^te ein poetifc^er ®inn
{i(^ burd^ fold^e 9lu(f{t(i^t in feinem Urtl^eil beflimmen ju
lajfen? — ?luf einer ungleich ^o^eren Stufe fielen „bie
güuflige geinbin'' t)on 2:ärrega uub „ber t)erliebte Stanf^
mann" t)on ©aöpar Stguilar ^^) , nur »erbienen jte nic^t
biefe ungebü^rlid^e ^^en)or^ebung oor t)ielen anberen
©turfen twn gleichem ober l)6^erem S33ert^. 2)er @infad^^
^eit unb 9tegelmapigfeit ber |)anblung in beiben 6om5bien
foD bad gebu^renbe Sob nic^t )>er|agt n)erben; aber felbfl
abgefe^en ba)>on, ba^ ber l^ier angelegte äRaa^flab nt(j^t
ber einjige bei Seurt^eiiung bic^terifd^er SBerfe fein barf
unb tt>enn man i^n im ©inne beö Senjante« gelten lä^t,
forbert bie ®ere(^tigfeit gegen bie übrige bramatifc^e 8ite*
ratur ber ©panier in jebem galle, nic^t ju »erfc^weigen,
bap nod^ ja^lreic^e anbere ©türfe biefer ^di Diefelben (Si^
genfdböften in bem nämlichen ©rabe, tt)ie bie genannten,
aufjumeifen ^aben.
■•*) 3n ^en Comedias de Lope de Vega, !B. XIV., Madrid,
1620.
*<>*) Dev Mercader amaote fielet in Norte de la poesia es-
paiiola, Valencia, 1616, Die Roemiga fovorable im fünften {uns
ächten) Q3anOe Der Comedias de Lupe de Vega.
— 351 -
SJHrfen wir auf ben flaujen 2)t6cur6 jurficf unb
bringen l>amit bie ©tetten äljnUcben 3n^aU^ in ber 9ieife
aum ^arnap, in bem Prolog )u ben fpäteren (Somobien
u. f. tt>. in SJerWnbung, fo fonnen n>ir benn freilid^ ni(i^t
t)er]^e]^len , ba^ in aOen biefen 9(u^|>ruc^en neben t)ielem
SBal^ren unb S^reffenben ani) eben [o t)ie( Unbegrünbeted,
SBiKfä^rlicI^e^ unb Sci^wanfenbed ju S^age fommt. (§6
gebrad^ bem (Senoanted an ieuer ®ic^er^eit unb Slbrunbung
be6 Urtl^eitö, bie adein im Kampfe mit einer äberaiäc^ti«
gen ©egenpartei Srfolg üerfpred^en fonnte; er gefeilte
jur richtigen (ärfenntnip einzelner 9Äangel ber fpanifc^en
©d^aufpiele anä) eUn fo oft eine Serfennung i^rer SBor^
jugej unb wenn il^m auf ber einen Seite bie gel^örige 9Ra«^
^igung abging unb er burc^ übertriebene @d^arfe reijte, fo
liep er ed auf ber anbern wieber an ber Q3eflimmtl^eit feh-
len, bie überaß bad rechte 3i^I trifft. SBad SBunber, ba^
feine Stimme in bem lauten SeifaU, ben bie befetnbete
älic^tung fanb, ungel^ört Der^alltel
8Hd ber Serfaffer bed Don Duiiote jlc^ nac^ lang-
jähriger Unterbrechung in ben legten S^^reu feinet 8eben6
t)on Steuern ber Sd^aufpielbic^tung juwanbte, l^atte er ent^^
Weber, wie eö fc^eint, feine frül^eren ©runbfafte über bra*
matifc^e @om))o{ttion wefentlic^ mobiftcirt, ober er t^at ben--
felben Schritt, aud bem er Slnberen ein fo fc^were6 9Ser*
bred^en machte, unb bequemte jld^ wiber bejfere Ueberjeu*
gung ben gorberungen be^ gJublicum^. Die früher t)on
i^m befampfte 9lic^tung beö ©efdbmarfd \)atU injwifc^en
fo fefien gu5 auf ber 93ül^ne gefaßt, baß er bie SSergeb^
lid^feit afifer bagegen gerid^teten 35eflrebungen einfe^en
mod^te. |)atte er fd^on mit feinen fritifd^en Diatriben nic^t
- 352 -
burd^jubringen t)ermod^t, um tt)te üicl weniger burfte er
ertt)arten, auf ber 93ü^ue felbfl erfolgreid^ Dppojttion ma^
d^en au fonnen! Unb bod^ fonnte er ed nic^t über ftc^
gen)intien, ber S^^eaterbic^tung gatt} ju entfagett utib ftc^
auf ba6 gelb ber Siteratur ju befd^ränfen, auf bem er
fdbon unüerganglic^en JRul^m erworben f^atte. 2)ie erinne*
ruug an feine früheren %xivim)f\)e Kep i^m feine SÄu^e,
unb bie Erfolge feiner jüngeren 3^^tgenof[en , beren täg^
Hd^er 3^U9^ ^t wa^renb be$ fpateren Stufcnt^alted in
9Äabrib n>ar, fpomten i^n an, mit biefen in bie ©d^raufen
ju treten. @r fc^rieb in biefer Slbjtd^t im 3ritraum »e^
niger Saläre ad^t (Somobien, mit benen er inbeß fc^oii
Äuperlic^ in fo fern nic^t glüdtlic^ war, afö feine Semübungen,
jle auf bie SSül^ne ju bringen, »ergeblid^ au^ftelen, unb if)m
jule^t nur übrig blieb, fie ganj mtber ©ewo^n^eit ber ba^
maligen S^^caterbid^ter t)or ber 2)ar|iellung in I)ruc( ga
geben. 3nbem er wiber feine anfanglidbe Slbfi^t btefeit
aaSeg lux ^ublicität einfd^Iug, fdbeint er jebod^ nic^ft
blo^ auf bad lefenbe publicum gered^net ju ^aben; er
hoffte, feine ©tüdfe würben, wenn nur einmal bcfannt,
aud^ ben SBeg auf bie Sretter ftnben; eine Erwartung,
bie, fo öiel man wei^, nie in örfüBung gegangen ifi ^^'^).
«•0 „(S9 iH einige 3a^re ^er, baß i^ ju meiner alten Q3ef(^äf^
tigung jurücffel^rte unl) im ©lauben, t)ie Seit meinet guten 9tnfei
bie noc^ nic^t vorüber, oon neuem einige ^omöbien ))erfafte. 9ibtt
iä) fanb feine ^^ogei me^r in ben vorigjd^rigen Oleflern; t>a9 foU
feigen: idi fanb feinen il^eaterbirectot, ber fle ))en mir begehrt l^dttf
obgleich ^Qe n)ugten. baß ic^ fte liegen l^atte; unb fo ))er)>a(fte id^
fie benn in einen Koffer unb verurt^eilte fle ju be^änbigem Otitis
f(^tt>eigen Um biefe Seit fagte mir ein $u((>^dnblerr er loürOe fte
mir abfaufen, toenn ein couceffionirter ^c^aufpielOirector (autor de
- 353 —
Uebexijaupt \)at feinet t)on allen Sffierfen beö ßertjanted
fo »enifl aSerbreimwg gefunben, n>ie ilcfe ©c^aufpiele. 3n
ber erficn ?lu6flabc üon 1615 tt)aren fte jur größten; mir
wenigen ÜRdnnern t)om gac^ befannten ©eltenl^eit gett)or^
ben, W6 im Safere 1749 ein neuer Slbbrurt j)eranjialtet
würbe , ber inbeffen glel(i)fallö wenig ©ngang gefunben
gu l^aben fc^eint. Sebenft man freilidjf bei Unterem , in
titulo) t(fm nic^t gefaxt ^tu, ^on meiner $rcfa (äffe ftc^ ettoad er^
warten, ober t)ün meinen SSerfen nid^tö. SBeun idft bie Söal^rlfteit
fagen foU, fo machte e« mir Kummer, bie« ju Iftören, unb ic^ fngte
gu mir felbfl: ennoeber l^abe ic^ mic^ fo veränbert, H6 id^ nic^t
me^r berfelbe bin, ober bie Seiten (laben ^6) fe^r gebeffert, ba c«
boc^ fonfl immer umgefel^rt gef((>iel^t, inbem man befldnbig bie oer^
gangenen 3eiten lobt.
3c6 begann von D^euem, einen 3Ui{ auf meine domdbien gu toer-
fen, fo wie auf einige Bwifciyeuf^iele ))on mir, bie mit i^nen hü @eite
geworfen Waren; unb idb f^nb fte nid^t fo fdblecfit, bag fte nic^t »er-
bient l^ätten , jenem obfcuren ^^eaterbirector gum ^ro^ bem erleuc^^
teteren ®inne anberer, weniger eng^ergiger unb einftdbtdootterer T)i-
rectoren oorgelegt gu werben, ^ix rig bie ®ebu(b unb ic^ verfaufte
fte bem erwähnten $u((>^änbler, ber fte fo ()at brudfen laffen, wie er
fte ^ir ^ier übergibt dt bega^Ue fie mir nadft ©ebül^r, unb ic^
fiecfte mein ®elb mit ^e^agen ein, of)ne bag ic^ $(a(!ereien mit
^c^auf^ieiern gehabt :^dtte. — 3(ib wänf((>te, bag fit bie beflen ))on •
ber Seit ober wenigflend erträglich wären, ^u wirft ti fe^en, lieber
£eferl @oUte9 ^u ftnben, bag irgenb etwa« ©ute« baran i^ unb
meinen böswilligen ®(^anf)}ielbirector irgenbwo treffen, fo fage i^m
er foüe fldb beffern, unb möge beachten, bag fte feine offenbaren unb
un))er^olenen Sllbern^eiten enthalten; bag ber $erd gerabe berjenige
iÜ, ben bie @omobien \)erlangen, ndmlic^ ber unterfte ))on ben brei
©t^len; bag bie (S^rac^e ber Bwifd^enfpiele ben barin auftretenben
^erfonen angemeffen ift, unb bag ic^ baS, worin i<f) l^ier etwa ge-
fel)lt ^aben folltc, in einer ßomöbie, „bie §(ugentäufdbnng ," weldje
itt) je^t fc^reibe, unb welche ^ir Iboff^ntlic^ gefallen wirb, gut gu
machen benfe. Unb hiermit fc^enfe ©Ott ^ir <&eit unb mir ©ebulb!"
©rfd). ^. gtt. in (Span. i. ^D. 83
— 354 -
welker »bficbter unternommen würbe, fo wirb begreiflid), ba^
We ebirten ©türfe in bem Sinne, ber il)nen ^ier untergefcboben
würbe, feine SBirfunfl hervorbringen fonnten. Der |)eraud^
geber, Sla^ Slntonio 5Rafarre, ein t)om ©eijie berfranjofifd^en
Äritif auf'6 ärgjie t>erblenbeter ©ele^rter, \)at nämlic^ bem
©anbe einen ^rolog t)orangefteBt, in bem er baö aU
Ute fpanifc^e ©c^iaufpiel bitter befeinbet unb al6 3nbegriff
aller Safter unb ge^lerf)aftigfeiten fdf|t(bert, und ben ©tanb^
punft für bie 9?eurtf)eilun3 ber folgenben ©dbaufpiele be6
ßert)ante6 t)oBfommen üerrürft, inbem er biefe für ^a*
robien unb Satiren auf ben t)erberbten ^dtf^t^df^mad er^
flärt, unb fo mit anbem SBorten für bie t)erfeb(tefien unb
nidbtefagenbfien ^robuctionen t)on ber SBelt! SBie lie^ Rc^
bem aSerfaffer beö 2)on Duijote bergleicben anbic^ten! SRid^t ba6
aWinbejie üon ^arobie ober nur ^erftfflage la^t fic^ in biefen
fämmtlidf|en@tü(fen entberfeu. Q^ ftnb burdb^iu^ ernft gemeinte
SRad^al^mungen ber SKanier M 8o^)e be SSega, beren tl^ea*
tralifdje SBirffamfeit l^ier burd^ rtocb buntere ÜRannigfaltig«^
feit unb größere S3öbneneffecte überboten werben foH. 35ie
(Srfdbeinung ifl eine al^nlid^e wie in bem gleic^jeitig gefdbrie-
benen ^erfile^. SBie ßert)ante6 in feinem legten JRoman bie
frül&er fcbarf gerügten 2(benteuerlic6feiten ber JRitterbuc^er,
jur I)6rf)fien ^otenj geweigert, wieberl^oUe, fo t)erf(^mä^te er
l^ier nicfjt, äffe ibm e^emalö fo anfio^igen Srregularitäten
ber gaffen^ unb Speftafelpürfe feiner 3eit ju abo))tiren,
unb bie ßicen§ aufö 8leußer|ie ju treiben. Unb feltfam!
wä^renb bie bur(]^ficfttigjie Älarf)eit, bie größte ^lati:' unb
SRegelmÄ^igfeit in Entwurf unb Sluöfül^rung jldb al« eine
beri)orftec^enbe6igent^ümIici^feit affer feiner belferen 9Berfe
fuub gibt, l)aben wir ^ier bie (Srtreme be^ ©egent^eifö : gocfer*
- 355 ~
^eit ber (5onH)ofltfon unb giftditigfeit ber 2)arfteaung im ^6c^^
jien Orabe. Gben ber !DicI)ter, ber fo t)iele Seweife feiner
SJieiji^rfci^aft in 3eicJ)nung ber S^aractere geliefert, \)at flc^
l^ier mit ber aUerflud^tigften ©fijjirwng berfelben begnügt;
er, ber fonji fo tief anzulegen mei^, läßt Wer j[ebe ©pur öon
tieferer poetlfc^er Intention üermiffen. !Der SOMngel biefer
©tücfe fd^eint fic^ au6j Serüanteö fel^r »oftl bewußt gewefen
3U fein, wie au6 bem wenig anfpru(]^öt)ollen Sione l^ertjorgel^t,
inbem er in ber SJorrebe üon il^nen fprid&t, »al&renb fein
©elbftgefüW fic^ in anbern gSffen ganj anber^ au6ju*
brflcfen ppegt; aber ba er einmal mit 8ope unb beffen
©d^ule um ben ^rei^ bed SeifaKd ftreiten »oOte, glaubte
er biefen um fo |td^erer ju erringen, wenn er üor ?l(lem
bie ?leu§erli(i^feiten , an bie berfelbe allerbing6 jum 2;^eil
gefnupft war, nad^al^mte unb SBunber, Stbenteuer unb
2;t)eaterjireid^e nic^t fparte. !Da9 Sope'ö Slul^m, felbji bei
ber SÄenge, nod^ »on ganj anberen ©ebingungen ab^idngig
war, mu§ er überfet)en l^aben. Sieben bem «Eingeben an
eine frembe, nod^ baju falfd^ aufgefaßte Spanier ift benn
aud^ bie ©Ifertigfeit, mit ber biefe ©d^aufpiele l)ingeworfen
worben jinb, m if)rem SKißlingen ©c^ulb. 6eri)anteö
wollte audb an ©d^neKigfeit ber Sompofition nic^t l^inter
bem gefeierten SWeifler ber fpanifd^en SBübne juriitf bleiben ;
aber i^m war nid^t bie improJ)ifatorifc^e Seid^tigfeit üerlie-
l)e\\, mit ber biefer ferne in unerfd^ßpflidber gülte jiromenben
(Srfinbungen wie fpielenb §u Äunftwerfen ju gefialten wußte.
Der natfirtid&e ^roceß feine6 ©cbaffen^ fc^eint ein anberer
gewefen ju fein} er beburfte, um ©ebiegene« l^en)orjubringen,
ber Soncentration feiner Gräfte, unb verfiel in geicbtfinn unb
«3*
- 356 -
Oberfläc^licbfeü, fobalb er ftd^ eine anbere SBeffe ber ^ro*
buctton aneignen n)oHte.
Wt aUeni Dbivjen foH inbeffen nod^ feine unbebtngte
äJerwerfung biefer ßomobien au^gefproc^en fein ; im @e*
gentl^eil, n>ir finb ber SReinung, ba^ ba6 3ntereffe an ^Üem,
xoa^ ben SRamen ßerüante^ tragt, tt>ie e^ un^ Ueberfe^
Jungen bed ^erjtleö unb [elbft ber ®alatea ju SBege ge^
brad^t l^at, auc^ fie in ben Ärei^ ber Sead^tung t)dtte jie^
l^en follen, Denn äße, n>enn auc^ mel^r ober minber an
ben bejeic^neten gel^Iern leibenb, enthalten im @tnje(nen
tiiel ©c^oneö imb ©innt)o0e6, unb jtnb reidfi an gelunge-
nen (Bcenen, bie alö n>eitere S3elege fftr baö bramattfc^e
S^alent be6 9Serfaf[er6 ber Stumantia nic^t au§er 2ld^t ge^
lajfen merben bfirfen. ©elbft ba6 mi§ratbenjie "oon i^nen,
el Rufiaii dichoso, eine ber regeOofeften unb au^fc{^n>et^
fenbften Comedias de Santos, bie n>ir fennen, Ibat ber<
gleichen aufjuweifen. Diefed ©turf, ju bejfen ^erfonal
au^er t^erfc^iebnen aUegorlfcben giguren i^^) unter anbem
*«•) 3m jtt)fiten 9lft toerl)en Die Olengier unb bie (Somöbte
folgenbermageii rebenb eingefü^^rt :
JWeugier. ßomöbic?
@i)mdbie. 12öa« tviüfl bu ))i)n mir?
91 eu gier. ^^ ti>ünfc|ite gu loiffen, toarum bu bie alte ^rac^t,
ben ^ot^urn, bie ^oga unb bie <&albf!iefel abgelegt :^afi? §(itd xotU
(^eu ©rünben l^afl bu bie fünf S(fte, bie bi(^ e^emalö fo flattUcb,
anmut^ig unb e^jrivürbig machten, auf brei gurncfgefüj^rt? 3e^ fe^e
id^ bic^ ben einen 9(ugenblic( in (Spanien f)>ie(en unb gleich barauf
in glanbern; bu wirfft ohne ollen @runb Beiteu, .©d&auWdJe unb
Oerter burcft einanber; furj, itt) fenne bid) gar nic^t tt>ieber. ^age
mir büd) »on aUem biefem ©efc^^eib, beim bu hjeigt, i^ bin beine
oUe Sreunbin.
ßomöbie. JDie 3eit »eränberJ olle ^iiige unb öerwoilfümmnet
— 357 -
au^ ein ^aar Äu^)^)(er, ein ^aftetenbarfer, ein ®ro§^3n^
quifttor, gudfer, ein @ngel unb einige gegfeuerfeelen ge^
ftören, fu^rt un6* einen ©etjiüanifd^en 2;augenic^t6 unb
9laufboIb »or, ber jule^t al^ SBunbert^dter unb |)eiliger
in ÜRericö ftirbt. 2)ie übrigen ©türfe ftnb ungleid^ an Sffiert^
unb t)erf d^ieben an S^araf ter. 3n allen, wenn aud^ bie ^a\x)ßU
l^anblung nur geringe^ Snterejfe einjuftojen tjermag, erfreut
bie graciöfe geinl)eit ber fomifc^en Partien, waferenb bie
ernften ©cenen meijiend weniger befriebigen. !Die Somöbie
la casa de los zclos be^anbelt einen ©toff au6 bcm fpa^
nifci^ ^ umgebilbeten ©agenfreife »on Äarl bem ®ro§en, ben
äußeren Umriffen nac6 in äl^nlid&er SBeife, wie bie nad^^
Mengen gefifpiele t)on iope unb ßalberon, aKein ganj o^ue
jenen 3^wber ber ^oejte, ber biefe ®attung erft über bad
SBereid^ ber ©peftafelftu(fe ert^ebt. El gallardo Espanol
unb la grau Sultaua jtnb )Wei mit mannigfaltigen 93ege^
Die i^unfl; tved^alb alfo an ^(biinbentng alter i^rfinbungen 9(nf)o§
nehmen? Bioar xcax iä) vot* ^(terd gut genug, aber wenn bu mic^
rec^t betrachte)!, fo tverbe tc^ bir boc^ aud^ je^t nic^t miSfatlen, trenn
id) mi(^ gleidb von ber Q3a^n, bie mir bie ®rted)en, bie bu n?i>^(
fennft, fo toie @eneca, iterenj unb $lontuö \)ürgegeid)net iftotten, ent-
fernt f)(ihc. 3(^ ^abe nur einen ^^ei( t>on i^ren 9{rgeln beibehalten,
einen anberen aber aufgegeben , n>ie ed ber ©ebrauc^ »erlangt, ber
M ben. Siegeln nt(i^t unterwerfen xcill. 3(^ fc^ilbere l^eut ju "^age
taufenb ^egeben()eiten, nid^t wie e^emald burd^ ^r^ä^lungen, fonbern
burc^ «Ipanblung, unb bad macbt mir ^erdnberung bed Ort^ not^^
wenbig. ^ie ^omöbte ifl gegenwärtig wie eine ii^aubfarte, auf ber
[Rom unb ifonbon, ^aüabolib unb !D2abrib nur einen Singer breit
»on einanber entfernt finb. ^ai fümmern ftc^ meine Bufc^auer barnm,
ob id) in einem ^ugenblicf \>cn ^eutfc^Ianb nac^ ©uiuea äberf^ringe,
wd^renb t(^ bod^ immer auf bemfelben !£^eater bleibe? ^ie®ebanfen
jtnO f(^neU unb f6nnen mir äberaU ^in folgen, wo^in \6j fte fnl^re,
ol^ne mic^ aud bem (^eftc^t gu verlieren, ober mübe ju werben.
- 358 —
benfeeiten unb (ebenbiflen ©d^itberungen au^gejiattete ©emälbe,
bie fieUenweife »oUe SBcfrieblflung gewäl^ren, inbeffen eine über^
legte 2)idpojition if^red 3n^alt^ nur aUjufe^r »ermiffen laffen.
3n los banos de Argel ^aben n)ir eine Sffiieber^olun^ be^
früher im trato de Argel be^anbelten aSowurfd} in Pe-
dro de Urdemales eine ^rt ))on bramatiftrtem (Sdbeltnen^
romaU; eine ©aUerie gut erfiinbener unb audb fe^r ))oettfc^
ausgemalter, fomifd^er ©ituationen, wetd^er freitid^ ju einem
!Drama bie 93f rfettung ju 93er^ unb ßntwicflung gebrid^t ^^y
3n ber erften Scene tritt ber liftige ^ebro be Urbe^
maled, ber fic^ fd^on in allen moglid^en Seben^fieUun^
gen erprobt ijat, alö SSauerburfd^e auf. @iner feiner
greunbe bittet i^n, ibm jur Erlangung feiner geliebten
ßlemencia, bie il)m t)on beren SBater tjerweigert n>irb, be^
'<>*) Solgenbe, bem Urbemale^ in ben Wlmit) gefegte ^emerfun^
gen über bie SRequiftte eine^ guten ©c^aufptcier^ verbtenen l)ier eine
^teüe:
„(Sin ^d^aufpieler mu§ t)or allen fingen tin flarfed ©ebäd^tni^
l^aben, bann eine be^enbe* Bunge, unb Dritten^ mug feine äußere ^r-
fc^einung eine gefäUige fein. (Sine fd^one Sigur tfl i^m unerlägUd),
toenn er Sieb^aber fpielen toiü; feine Jg>altnng barf nid^t affectirt,
feine SRecitation nicgt übertrieben fein. Qv muß mit Ungegtoungen^
l^eit unb bo(^ mit Sorgfalt fpielen, muß aU ©reid ernfi, aU Sung^
ling lebl^aft, aU Verliebter leibenfc^aftlic^, a(^ @iferfftc^tiger toüt^enD
fein. (Sr muß in folc^er Qlrt unb mit folc^er ^unft barfleUen, taS
er {t(^ ganj unb gar in bie bargefIcUte $erfon t^ermanbelt. dt mug
mit gewanbter 3unge ben Werfen ilbt fRt^t toiberfal^ren laffen , unb
bie tobte S^bel gum £eben auferu^ecfen; er muß bem lac^enben ®ts
{tc^te )>lö^li(i^ ^^ränen entlocfen unb bann mieber bemirfen fdnnen,
baß man ))om SBeinen gum ü^ac^en ubergelbt; enblic^ mirb ed fein
$robflein fein, ob {tc^ ber ^u^brucf, ben er felbfl annimmt, auf t>tn
©füc^tern aUer Bufcfjauer geigt-, ijl tai ber gall, fo barf ber Scf^au^
fvieler t^ortreffUc^ genannt werben.
- 359 —
llüipicft au fein. 2)er gefttere, 5S»arttn 6re«»)0, ifl eben
Sllcalbe geworben unb übt jum erfien ÜWale feine ric^tet^
lid^en Functionen au6. 2)a6 (iebenbe ^aax ftellt flc^ nun,
auf ^ebro'^ 9lat^, afö ^irt unb ^irtin t)erfleibet, r>ox ben
9licbterjhil)l, t)erflagt ben eigenftnnigen äilten, weld^er bie
|)eirat^ I^inbere, unb tt)el^ fidb ritten ©prucb ju etliften,
ber biefen »erurt^eilt, in bie Qi)e einjuwilligen. 2)ie foU
geuben @cenen fc^ilbern bie fefilic^en ^üqc unb Siänje.
mit benen bie ©t. So^anniönadb^ gefeiert wirb. 2)er
fpanifc^e Slberglaube bef^auptet, ba^ bie SKäbcben, welche
fic^ in biefer Stacht mit ben gü§en in einen (Simer \>oVi
SBaffer fteden unb \\)x aufgelofted |)aar im 2Binbe flattern
laffen, burd^ irgenb ein ^üä)tn erfal^ren, wer i^r fü'nftiger
9Wann fein werbe, ^ebro wei^ bei biefer ©elegen^eit ju
Deranfialten, ba5 mel^rere junge SSauerbimen, weld^e ba^
@rj)eriment machen, ^dä^en t)on ben Surfc^en erl&alten,
»on welchen fte geliebt werben, unb. i^nen ba^er ein Willi-
geö ®ef)ör fdjenfen. |)ierauf tritt eine ^XQemxexbanbe auf,
unter bie ftc^ ^ebro mifd^t unb unter weld^er er balb
ivixä) feine liftigen ©treidle ju großem 3(nfel)en gelangt.
3)ie Zxixppe fommt in ein ©tabtdb^n, wo eine alteSBittwe
wobnt, bie, wie er^a^lt wirb, i^r ganjed |)aud »oH ©adEen
©elbed bot, aber nie anber6 einen ^eütx i>pn ibren ©dbä^
ften ausgibt, ald um ®ebete jur (grlöfung ibrer »erftorbe*
nen SSerwanbten au^ bem gegefeuer ju jüften. ^ebro
))erfleiDet ficb nun in einen Sltaofen fammelnben Sremiten,
trabt auf einem Sfel burd^ bie ©trafen bed ©tabt*en6
unb macfit am @nbe laut betenb t)or bem ^aufe ber Sllten
|)alt. (Sr erjablt, ed fc^madbte nod^ eine ganje ©eneration
H)xex SSorfa^ren im gegefeüer; biefe Ratten eine SBeratl)*^
- 360 -
fc^laguttg flel^altcn unb beft^loffen, eine hex unflliictHc^eii
(Seelen aud il^rer Wtte in hie Dbemett )it heputixen, um
Me ntilt)t]()ätige unb reid^e @nfelin, burc^ beren @d^a$e fie
aUein erlofl merben tonnten, )u il^ren ©nnfien )u flimmett.
er felbfi fei biefe geflefeuerfeele. (Sx entwirft nun eine
graufe Sd^ilbeninfl »on ben ©ci^rerfen bed ^rgatoriitntd
unb ))on ben Dualen, bie jeber einjelne t)on ben Sinnen
ber 9((ten ju leiben l^abe, unb rubrt bie le^tere jo, ba%
fie mit jtt>ei gefüllten ©elbfädEen l^erunterfontnit, bie fU
bem ^ebro überliefert. Die »eitere ^anblung ber Qomi^
bie {nü))ft ftd^ nun an bad Sd^icffal eine6 jungen 3!ltät>^
d^end; bad {tc^ unter ber 3i9^unertru))))e beftnbet unb, tt>ie
bie ©itaniOa, ftc^ jule$t al6 bie S^oc^ter t)ome^mer Qltexn
au^m\% 3m britten Slft tritt ^ebro be Urbemaled unter
eine ©d^aufpielertruppe unb fommt mit biefer an ben ^of,
tt)ö jie eine SBorftcDfung geben foHj er trifft ^ier ba^ 3^^
geunermabd^en, )u bem er eine 9Ieigung gefaßt ^at, ald
{)ofbame \t)ieber, rebet fte in feiner @omobiantentrad^t ald
Äönig mit fdberjl^aften SBorten über ben SBed^fcl ber menfc^^
lid^en ©rf^icffale an unb !ünbigt am ©rf^luffe in fomifc^er
SBeife ben SBeginn bed ©türfed an: „3^r fel^t, baß ber
Sonig ba brinnen auf ben 9tnfang ber SSorfteUung toavtet,
unb baß eö nic^t für Sllle möglich ifi, eintritt ju ber gro*
ßen eomöbie ju erl^alten, bie unfer !Director aufführt, in*
bem {)ellebarbiere unb Sanjenfnect^te aOen SRodqueterod
ben 3u9^Ji9 wehren. ÜWorgen auf bem J^eater wirb eine
gef^)ielt »erben, bie 3^r für wenig ®elb t)on Slnfang big
JU enbc fe^en fönnt; unb 3^r werbet fe^en, baß fte nid&t
(wie man ed taufeub 9Wal erbücft \)at) mit einer i>eixatf)
enbigt, unb baß bie Dame nid^t in ber einen 3ornaba
- 361 —
nieberfommt, wäf^reub ber ©o^n in ber anbeten fd^on einen
»art ^t, ta^jfere S^^aten »oßbringt, naäf Gräften um fid^
flaut, bie feinen eitern tt>iberfaferenen Seleibiguuflen racfet
unb juleftt Äonifl eine6 gewijfen Königreiche tt)irb, ba6 auf
feiner ganbfarte ju finben ift. SSon fold^en Smpertinenjcn
unb anbeten a^nlid^en ifi biefe Somöbie frei." SKan fann
ba6 geltere jugeben, unb jugleid^ einzelne treflid^e 3)etaild
in biefem ©tüdEe ru^menb anerfennen, ol^ne be^l^alb bie
§(n(age be^ ®an)en gutjul^eifen.
aOäeniger mangelhaft in le^terer 93ejiel^ung, unb über^
\)an)^t bem $Iane nac^ ba^ S3efie ber ganjen Sammlung ftnb
La Entretenida unb El Laberinto de Amor. 3^ne ifi
eine nid^t ganj \)erwerf|[ic]b^ Comedia de capa y espada,
weld&e fpäter SKoreto im Parecido eu Ja corte nac^gea^mt.
aber fretlid^ n^eit übertreffen l^at. 2)iegabel be^ ©tudE^ nimmt
folgenben ®ang : ÜRarcela, ©ci^)tt)efier be^ Slntonio be Jllmen*
barej, ift mit i^rem 93etter ©ibefiro t)erIobt, ber mit ber
näd^fien gfotte an^ Slmerifa anlangen foH. 3^ gleicber ^eit
n)irb bie !Diöpenfation für bie ^eirat^ au^ 9lom erwartet.
Unterbeffen fu^t ein ©tubeut Sarbenio, ber ftc^ in üRarcela
»erhebt l^at, ben ßdcubero ber le^teren ju geivinnen, um
ficf) burc^ ibn ®ngang in ba6 |)aue bed Don Slntonio ju
t^erfd^affen. 2)er fd^Iaue Söcubero rat^ i^m, jic^ für ben
erwarteten 3)on ©ilveftro auöjugeben, unb gibt il^m alle
nöt^igen Stotijen, um biefe SRoUe mit aBa]()rfd^einIid^)feit
fpielen ju fonnen. ©o prafentirt ftd^ benn ßarbenio bei
Don Slntonio unb wirb afö ber SSetter au6 Slmerifa witt:^
fommen gel^ei^enj l[)ierauf aber jeigt er ftd^ fo ttjenig
gef(fiidEt in Fortführung feine6 Unternel^men^ , baf er
SJtarccla'd ®unft in feiner Sfrt ju gewinnen wei§; balb
- 362 —
barotif n)irb fein SBetnig entberft, inbem ber tt>af)xe SJetter
anlangt unb bie 3bentität feiner^ $erfon betoel% älOeia
anc^ <S>U'oiftx9^^ Sermä^Iung mit SRarcela n)irb loereitelt,
inbem bie 9{ac^rid^t anlangt; ber $ap{) l^abe bie !£)idpeh^
fation tjem^eigert. 9Rit biefer einfachen |)am)tl&anblung
ift eine anbere epifobifcbe t)ertt>ebt. 3)on Antonio liebt eine
gewijfe 3Rarcela Dforio, n^eld^e mit feiner ©d^wefier nic^t
allein ben Siamen, fonbern auc^ bie fprecftenbfie Sle^nlid^feit
bed ®eji(^t6 gemein \)at unb üon il^rem Sater !Don ^ebro
in ein Sionnenflofier get^an worben ift. 2)on Sfntonio weip
bad geltere nic^t unb iji über ba^ SBerfd^toinben ber ®e*
liebten aufer jic^, fo baf er oft gegen feine ©d&mefter,
burd^ bie Sleftnlid^feit getaufd^t, in giebe^flagen auCbric^t.
6in greunb be6 Don Slntonio gibt biefem Slinbe ^>on a»ar^
cela'ö Slufent^ait unb mi^ t)on 2)on $ebro bie Sinwiöu
gung in bie SBermal^lung feiner iCocibter ju erl^alten.
SRarcela l&at inbeffen fdbon über i^re ^aub t>erfügt unb
einem gett>ijfen !Don Slmbrofio fd^riftlidb bad |)eirat^^t)er^
fpredben gegeben, ?lmbrofto ftnbet fic^ mit biefer ©c^rift
im ^aufe beö 2)on Slntonio ein, inbem er beffen ©dbwefter
für feine Warcela l^ält ; eben bort trifft er ben ^ebro Dfo:^
rio, ber über bie 9Serl)eirat]^ung feiner Sioc^ter mit Don 3ln^
tonio unter^aubelt. !Don Slmbrofio jeigt nun bad|)eirat]^d»^
»erf^jrec^en t)or, ^ebro iebod^ t)ern)eigert bie Sinwilliguug
unb befiebt auf ber SSerma^lung mit !Don Slntonio} aber
biefer, ba er erfahrt, baf ÜKarcela fc^on einem ?lnberen
ibr SBort gegeben, tritt jurücf unb fo fommt feine ber pro*
jectirten @^en ju ©taube, in SBejug worauf am ©d^lujfe
be^ ©tücfed ber ©raciofo mit einem fatirifc^en ©eitenblidf
auf bie SKel^rjal^l ber fpauifcbeu Gonubien, in beulen fic^
- 363 —
immer SlKeö paaren mu5, fagt: „Somit t)er^eirat^et jic^
benn Seiner; Me (Sinen nic^t, weil fie nic^t wollen, bic
Slnberen nid^t, weil fie nid^t fonnen, unb ic^ bitte ©uc^;
mir ein 3^U9>ii^ au^jufteUen; iajß bie Entretenida o^ne
^eixaÜ) enbigt."
£1 Laberinto de Amor ift ein romantifc^ed !^uftfpiel
t>oll interejfanter Situationen, wenn aud^ ctwad öerworre*
ner Sntrigue, Der ^au^)tfe^ler biefe^ ©tüdEeö liegt barim
ba^ ftc^ bie nämlichen SRotiöe barin ju l^äwfig uub an ju
ioielen t)erfd^iebnen Snbiöibuen wieberl)olen. SBir l&aben
l^ier t)ier ober fünf t)erfleibete ^rinjen unb jwei ^rinjef*
fmnen, bie ftc^ im Saufe be6®türfö mehrere 3Kalet)erflciben,
unb man ^at ba^er ÜKü^e, fic^ aud biefem ©ewirr oon
ßojiumirungen ^erauöjufinben. 2)ie Orunblage ber |)anb*
lung ift übrigen^ glücflic^ erfonnen. SÄofamira, bie J^odbter
M ^exiOQß t)on 9iot)ara, ^at t)erfd^iebne Bewerber, bie
fid^ i\um 3:t)eil t)erfleibet am ^ofe i^reö 93aterö aufhalten;
ber geltere aber l&at i^re ^anb an SKanfreb, |)erjo9 t)on
9lofena, t)ergeben, ber eben jur ffierlobung^feier erwartet
wirb. !Da tritt ber ^rinj iDagoberto auf, flagt bie ^rin^
jeffin bed tjerbred^erifd^en Umgang^ mit einem Slitter bed
|)ofed an unb mad^t fic^.anl^tifd^ig, bie 2Ba^rl)eit biefer
Slu^i'age im feierlichen Kampfe ju erl)arten. 3)ie beabftc^^
tigte ^eixatfj wirb nun rücfgängig, Slofamira in einen
Äcrfer geworfen unb jum Zoie tjerurtl^cilt , fall^ ftcf) nidbt
ein 9iitter pnbet, ber i^re Uufc^ulb afö (Sieger im Kampfe
bart^ut. Gd wirb ein ©otteögericbt angeorbnetj bie ^rin^
jeffin, mit fd^warjem Schleier »erl^üUt, wirb tjorgefülbtt ;
eine ganje ©d^aar t)on 9littern fie^t bereit, i^re @^re ju
»ert^eibigen unb nur iDagobert, ber Sfnfläger, fel<. 3la6)^
— 364 -
bem man ü)n eine 3^^^ I^ng ewartet, erfd^eint er, aber in
frieMic^er Zrai)t, an feiner Seite eine ))erfd^Ieierte ^ame,
unb erflSrt, bie Unfc^ulb 9löfamira'6 geflen 3^ben, ber fie
bejtt)eifeln foßte, bart]()un ju »oUen; in ber anperfien ®e*
faf)r, bie ©eliebte ju ioerlieren, \)aU er ju bem Wlittel ge^
griffen, jie fatfd^Iid^ anjuHagen, um j!e ber SBermä^lung
mit bem |)erjo9 t)ön 9lofena jn entjiel^en} ber befie 33e*
wei6, ba^ er felbfl fte für unfc^ulbig l^alte, [ei, ba§ er fid)
mit i\)x tjermäblt l^abej unb nun ]()ebt er ben ©d^leier ber
t)Ott tt)m bereingefu^rten iDamej e6 ifi Slofamira, bie aud
bem Äerfer ju entfitefien gewußt unb eine Slnbere an if)xex
©teile juritdfgelaffen ijaty biefe ioermeintlid^e ^rinjefjtn aber
ifl eine anbere Surfiin, bie ft(^ t^erfleibet aud Siebe ju
SRanfreb an ben |)of üon ?Rot)ara begeben unb ^li) im
Äerfer mit biefem, ber fte für 3lofamira l[)ielt, »erlobt ^at
STOit meit uneingefd^rdnfterem ?öbe, aW aKe biefe 60*
mobien, bürfen bie ac^t 3»ifd^enfj)iele genannt werben , bie
in bemfelben 35anbe entl^alten jinb. Um in biefer ®at^
tung JU glanjen, waren bem 6en)ante^ aüe erforberlid^en
ßigenfd^aften t)erliel^en, unb er ijl barin t)on feinem feiner
9?a(^folger ubertroffen worben. Sluf j)oetifc^e ®eltung Uf*
Pen folc^c . burleöfe IDarfteHungen aud bem gewö^nticfecn
geben freiließ meiflen6 üon t)örn lituin aSerjicbt; tt)o fic
aber fo reicb mit SBi^ unb ^umor gefattigt, mit fo »ielen
feinen unb geifitJoHen ^ü^en auögeftattet jinb, wie l^ier,
ba wirb ftcb i^nen auci^ ein l^o^erer SBertl^ nid^t abf<)recben
laffen. Untjergleid^Iid^ , dn wa^re^ Heiner SWeijierwer! ift
namentlich ba^ entremes del retablo de las maravillaK,
ba^ SBorbilb "oon ^irond befanntem faux prodige. 2)er
nad^fle Slang nad^ biefem mod^te ber Cueva de Sala-
- 365 -
nianca anjunjeifcn fein, einer fe^r ergö^tic^en garce, bie
auf benfelben dten SJolföfc^wanf gegrünbet ifl, ber auc^
ben „faferenben ©d^üter" üon |)an^ @ad^6 unb bie fran^
joftfc^e Operette le Soldat magicien tjeranla^t ^at. !D{e
anbent , wie el Rufiau viudo , el viejo zeloso u. f. tt).,
reit)en jlc^ ben obigen nid^t nnwürbig an. Die IDtction aller
biefer Sntremefed, in jweien t)erfiftcirt, in ben übrigen ^rofa
tjerbiubet fef)r glücfUd^ bie 3la(i)af)mvL\\Q ber ©praci^e be^/
gewöhnlichen gebend mit ber feinftcn literarifd^en ßultnr "<*»).
SBir fe^ren i>on ber Slbfc^weifung , ju ber bie fp&texn
SBerfe bed Sertjanted ioeranla^t ^aben, in bie®ranjen bed
t)orliegenben Slbfc^nittö ber fpanifdben Sl^eatergefc^id^te ju^^
rücf, um junacl)ft ber fc^on oben beiläufig erwal^nten
Sirauerfpiele bed 8(rgenfoIa ju gebenfen.
ßu^jerico Seonarbo, ber altere ber beiben in ber Sitera^^
tur mit Siedet berühmten Srüber Slrgenfola, geboren ju
S3arba(iro imSa^te 1565, braute ald jwanjig jähriger 3üng^
ling, alfo um 1585, brei Sragobien, la Isabela, la Ale-
jandra unb la Filis auf ben Sühnen t)on ©aragojfa unb
SKabrib jur Sluffu^rung "<»>). 2)erS3eifan, ben biefeOtöcfe
fanben, war, aud^ no(^ nad^ anbern S^ugniffen, ald bein
bed 6ert)anted, ein aßgemeiner unb au§erorbentIid^er, i)er^
anlaste aber i^ren SSerfaffer nic^t, bie betretene 95a^n
weiter ju t)erfolgen. !Die f^jäteren 2)ienftjiellungen, in bie
Slrgenfola ald ©ecretair ber Äaiferin 3Raria t)on Oefirei^,
alö Äammer^err bed ©rj^erjogö 3llbert unb juleftt aW
»»•«) Sßier \3on tiefen SwiWenfpielen finDen fic^ beutf(^ tn meinem
@Vanif(öcn Xf}tatix, granffnrt a. 3». 1845, f&ant> I.
'*«>>) Sedano, Parn<aso espanol T. VI.
- 366 -
©taatdfecretair be6 SJicefönigrdc^d 3leapel trat, cntrücften
i^n ber unmittelbaren Serantaffung ju ferneren S^^eater*
Weitungen unb liefen feinem poetifd^en S^alent nur Me
3Ruße, jid^ in l^rifc^en (Sompofitionen ju ioerfud^en, burd^
Me er »erbienten 9lu{)m erworben l)at. Qx ftaxh im 3a^r
1613, ol^ne feine S^ragöbien in !Drurf gegeben ju ^aben,
»on benen bie eine untergegangen ju fein fd^eint, bie bei^
ben anbern in SSergeffcnl^eit gerat^en waren, bi6 fte im
vorigen Sal^r^nnbert wieber jiim SBorfd^ein famen i^^).
2Ber bie ?efung biefer beiben, ber Sfabella unb ber
Slleranbra, mit ^of)en, burd^ bie gobeöer^ebungcn M
6ert)anted gefpannten Erwartungen beginnt, wirb jtc^ fe^r
enttaufc^t pnben unb am Snbe gefte^en mfijfen, baß in
beiben bie t)olIenbete Sleganj ber !t)iction unb eiujelne ge*
lungene ©cenen jiemlidb ba6 einjige ?oben6wettbe feien.
ßrftnbung unb bramatifc^e ©efialtung beö @tof^ finb
burd^auö t)erfet)lt unb in nod^ böserem SJlaaße , alö bie^
fcbon bei ben S^ragobien be6 SSirued getabelt würbe, aud
jenem tjerfe^rten Sinne ^ert)orgegangen, ber in gekauften
aSorfäßen unb ©räueln bie 3Birfung fucfet. iCobtfdbläge
unb Vergiftungen , SKartern unb «Einrichtungen , ©eifier^
erfd^einungen unb 2Ba^njtnn, alle Slrten üon ©d^recfniffen
werben bermaßen gekauft, baß bie ßinbrudfe, bie fie ein--
jcln ^ert)orrufen fonnten, ftdb gegenfeitig aufgeben unb 8Ib^
fium^)fung jiatt (Srfd^ütterung beö Oemöt^d jur golge f)a^
ben. ?(n gehörige Verarbeitung unb ©tieberung bei^Stoffd
ijl nid&t JU benfen; bie ©cenen finb un^armonifd^ unb
!unftloö an einanber gereift; bie aiction brangt ftc^ balb
III) @ie erfc^tentn im 6. ^ai\t>t tte Parnaso espaOol jimt
erflcn SWol im ^rucf.
- 367 -
bergeftaU, Oa^ man i^r nid^t au folgen ))ermafl, halb ftocft
fic unb pan^ixt QaniUil^ In ungehörig langen STOonoIogem
3)aö SRotit) in ber 3f<i^eÖa 0>exmut\)l\(b au6 ber (S^)ifobe
t)on Dlintfe unb ©o^)^roma bei Za^o l&ertjorgegangen)
Ibätte ju einer äd^ten Sragobie ertvad^fen fönnen; l^ier aber
wirb e^ ganj t)on Seitt>erfen eibrucft, bie ben bei weitem
größeren 9iaum einnel^men; neben ber^auptl^anbluirg unb
in ganj (ofem SBejug ju i^r jie^enb, laufen brei W^ t>ier
ixMak ?iebeöintriguen , bie alle mit SRorb unb iCobtfc^lag
enbigen. 35er 3u^alt ber Slleranbra iji fürjlid^ folgenber:
3)er gelb^err Slcoreo hat ben Äonig ^tolomdu^ t)on
8leg^^)ten umgebracht unb fic^ auf beffen 3;^rön gefegt;
nid^t minber l^at er feine ©emal^lin ermorbet unb jtd^ mit
ber fc^önen, .aber nidbtöwfirbigen ^rinjeffin Slleranbra »er^
mä^lt. 2)ie geltere ift t)on t)erfcf)iebnen gieb^abern um*
geben, bie \>on bem S^rannen ber 9leif)e nac^ Eingerichtet
werben 5 fie felbjl wirb gejwungen, fic^ in bem 95(utc bc6
einen ju wafc^en unb bann @ift ju nehmen. Unterbeffen ^at
Drobante, ein im ^alafi lebenber Sungling, in Srfa^rung
gebrad^t, ba§ er ein ©o^n M ermorbeten ^önigd $totö<
mäuö fei, unb ^at ?ln{)anger geworben, mit bereu ^ülfe er
ben aSater rächen unb ben S^rannen ftürjen Witt. !Der
Slufru^r beginnt; Slcoreo fief)t jic^ öon alten ©eiten »er*
laffen , erblidft ben ®eifi beö ^tolomaud , ber i^m feinen
©turj weilfagt, unb »erfc^anjt ffd^ in einem fejien Zf)\\xm.
|)ier ermorbet er t)or ben Slugen ber 3ufdbauer mel^rere
Äinber, bie er alö ©eifeln ber Sürger t)on 9Wem))Eid bei
ftd^.f)at, unb fd^leubert il^re Äö^)fe unter bie Selagerer ; bann
wir'b er felbji t>on feinen Segleitem umgebrad^t, bie fein
|)aiH)t bem Slcoreo überbringen, aber t)oa biefem wieber
- 368 -
a(d Serr&tl^ l^ingendbtet mxben. !Darauf jetgt fUfe (Sita,
Me Zo(i)tex bed gefiur)ten S^rannen, auf ber ®)>i$e bed
3;6unned; Drobante mac^t i^r t)on unten eine giebe^er^
n&rung unb {!e forbert i^n auf l^eraufjulommen ; er foigt
ber @in(abung; faum aber ifi er oben, fo flo^t fte i^m
einen !DoId^ in'd |)erj unb jiörjt fld^ felbfi t)on ber |)6&e
bed 3:^urme6 l^erab. 9fnt @c^Iup erfc^eint bie S^ragobie,
bie fd^on ben ^rolog gef^^rod^en, erplicirt bie ÜWoroI bed
©törfd unb bittet um ffieifaff. — a»an fxef)t, n>ie fic|>
auc^ })iex bie Orunblage ber «j^anblung leici^t jum maleren
S^rauerfpiel l^atte gejialten fönnen, tt)ie fie aber unter ben
|)änben beö !I)i(^ter« »ottig jur Saricatur ausgeartet iji;
n>ie bie beabftd^tigte SBirfung grabe in ber |)aufung ge^^
waltfamer unb entfeftlid^er Äatajirop^en verloren ge^t, unb
tt)ie ber SJerfajfer bei atter Sfnfirengung, jid^ auf ber ^o^e
be6 tragifd^en Äotf)urnS ju (galten , nid^t feiten in'ö 8ä<)*
))if(^e unb fiäd&erlid^e tjerfättt.
Um ben Seifatt, ben biefe unreifen SBerfe felbft in ben
Sfugen eines ÄennerS wie @ert)anteS fanben , einigermaßen
«
JU erflären unb bem iCalent beö Slrgenfola ©erec^tigfeit
tt)iberfa^ren ju (äffen, muffen wir inbejfen ^inaufügen, baß
jid^ in beiben ©türfen, bei attem 9Kangel einer fünfiieri*
fd^en 3wf<iw^w^^«orbnung unb unter einem 3öuft i>on Un-
gel^origfeften üiele äd^t poetifd^e ^üqc pnben, unb bap
(Bpxadfc unb Serjtfication jtc^ burd^ einen ©dbwung, eine
JReinl^eit unb eine Politur auSjeic^nen, wie fie weber i>on
SSirueS nodl^ t>on 6ert)anteS erreid^t worben waren. Unb
biefe befferen (Sigenfc^aften muffen t)omamlid^ maaßgejbenb
fein, wenn man ben Unterfd^ieb biefer S^ragöbien t)on l>en
rollen fiärmftüdfen, ju benen fie ber SÄaterie na^ ju ge-
— 369 —
l^ören fd^einen, feftfieUe« unb beu bilbenben Sinflu^ et-
meffen wifl, ben fic auf bie übrige S?ü^nenliteratur üben
fonnten.
SKit ben Sffierfen M la (5uet)a, «rtieba, SSirueö, Ser^
"oawM, Slrgenfola unb weniger Sinberer, bie jid^ um fte
gru^)pirett ^^^), i|i ber Äreiö ber l^öberen 5hinjibramen au6
ber bem Sluftreten be^ ?ope be 9Sega unmittelbar "oox^a^
ge^enben ^eriobe beft^Iojfen. S3eg(eipicf)er Sffieife fonnten
biefe, im ©anjen boc^ nic^t fel)r jal^lreic^en ^robuctionen
bie Sebftrfniffe ber Sühnen nid^t auffüllen, unb bie ©c^au^
fpieler fallen ftd^ alfo nac^ wie i)or i>eranla§t, bie Surfen
^^rer ^epertotrd aud eigenen üRitteln ju etgSnjen. 2Bir
ftuben bemnac^ nod^ bi^ in ben folgenben Seitraum hinein
jal^Ireidb^ ^ifirionen genannt, bie jic^ jugleid^ mit 6omo^
bienfc^reiben abgaben. Sine Sleil^e ^ierl^er gel^origer 5Ra^
men iji fd^on oben angeführt woorbenj baran fd^Iie^en ficft
weiter ?tIonfo unb $ebro be SWoraled, jwei nod^
fpater unter 3}IS)ifi^>p HI. unb IV. fel^r berühmte ®c^au^
fpieler, bie jebod^ mit bem S3eginn i^rer SBirffamfeit nod^
ben ad^tjiger Sauren angel^oren ^^^), SSillega^, bem
3to\a^ bie ^utorfd^aft Don )oierunbfänf}ig ßomobien unb
»ierjig 3w>ifc3&enf^)ielen jufd^reibt, ©rajaleö, ^oxxta,
SRefa, ©and^ej, dtio^, Slüenbano, 3uan be SSer*
»") ^ier^er gtl^oren »ermutl^lid^ auc^ ^ujei Xrogötien, Me T^ito
unb bte 3erft6ruug (Souflanttnot^eid , oon ©abriet Saffe De (a U^ega,
geOrucft in beffen Homuncero. Alcala, ld87. ®. Hijus ilustres de
Madrid.
^1*) @tnet biefer beiben SD^orated, man xotif md)t iDelc^er, iDar
ber ä^erfaffer einer beliebten (Spmobte el Conde loco, bie dlojad aU
gleichzeitig mit ben ^ragdbten bed )^irued nennt. (®. Navarrete
V. d. C, @. 530.)
@efd). 0. 8tt. in ^pM* l %D. ^^
— 370 -
Qaxa, @aftro, <Sarat>aial nnb SInbred be Qlara^
monte.
2)er {mmer wac^fenbe ^ang bc^ 98ölf^ jum X^ftaUt,
bte june^menbe ^nia\)l ber @c^auf)>ie(fr unb t)trfc^tebne
Uebelflänbe, bte ftc^ in bte ^arfleßungen eingefd^Iid^n
l^atten, n)ie bie ^uffü^rung freier Z&nit unb ba^ SIbfingm
anfio^ifler «teber, lenften um'6 3a^r 1586 bie Slufmerf^
fatnfeit ber 9{egierung^be^örben auf bad ®(^auf))iel unb
erregten 3tt)eifel über bie ®tattl)afti9feit beffelben überhaupt.
IDie be^^alb befragten 2!()eo(ogen maren in il^ren älf^einun^
gen get^eilt; inbem bte @inen gegen aQe bramatifd^en 9Iuf^
ful)rungen eiferten, bie 9(nbern {tc im ^{ngemeinen geftattet
n>if[en n^oKten unb nur auf Unterbräifung ber eingelnen
9Ri^fl&nbe brangen« 3n le^terem @tnne gab namentU<^
ein gen>lf[er SHonfo be ÜÄenboja, aiugufiinermond^ ju @a*
lamanca, fein ©utad^ten ab, inbem er au6fü^rte, n>ie bM
®(i^auf)>iel an {td^ eine erlaubte unb bem ^BolU l^eilfame
Unterhaltung, unb n)ie ed aud^ in Spanien nid^t fo ent^
artet fei, ba^ ein SBerbot beffelben not^ig fd^einen fdnne;
man i)abt nur bie la8cit)en Sänje unb ©efange, an benen
mit Stecht Slnflof genommen n^erbe, ju »erbannen. @(äcf ^
lidber SBeife fanb biefe mitbere Sfnfid^t bei ben SfutoritÄteii
®ngang unb im S^bre 1587 erfolgte eine fJrmlid^e , mit
bem aJotum berühmter Si^eologen üerfe^ene, Srlaubniß ber
©d^aufpiele unter ber angef uferten Ginfd^ranfung , bie in*
bef[en nid^t einmal befonbere eingefd^ärft n)urbe. Sinige
\)atten ein SBerbot wiber baö Sluftreten ber Sffieiber auf bet
ajü^ne in SBorfd^lag gebrad^t, unb bie frfil^ere Sitte, too^^
nad^ bie grauenroKen t)on Änaben gefpielt n>urben, »ieber
jurüdfsuffil^ren gewiinfc^t^ l()ierauf jeboc^ ging man nic^t
— 371 —
ein } im ®egentl^ei( toaxi Der neue Brauch für ben minber
anjiopigen erflart
!Dtefe öfentUc^e ^(utorifation gab ben Sl^eatern einen
neuen ©d^wunfl; bie S^W^^tSoraobienbicI^ter, ber ©d^au^
ipkUx ttnb ber ©c^aufpieterinnen öerme]()rte jid^ jufe]()enbd,
ani) bie befc^ranfenben 9Serorbnungen wegen ber S^anje
waren {eid^t umgangen ; unb bie ®ü^ne gegen weitere $(n^
griffe ber ©eifilid^feit j!d^er ju fietteU; bienten befonberö bie
religiofen ßomobien unb bramatiftrten Sebendldufe ber{)ei«
ligeu; We um biefe 3«^ ^ S^o^e Slufnal^me famen. |)ier
war, neben bem frommen 3tt>edfe, bem ein S^l^eil ber S^^ea*
tereinna]()me }u ®ute fam, ein neued SRittel gefunben, um
aUe ))on ben Kigoriflen gemi^btUigten Sicenjen ber ®ceae
mit bem ©d^leier ber Steügion ju bebedFen. @in eifriger
aSert^eibiger be^ ©d^aufpielö ging fogar fo weit, ben ^ei*
ligencomdbien einen gleich großen @influf auf (Srwedung
be6 religiofen unb a^cetifc^en ©inne^ {ujufc^reiben, wie ben
^rebigten ber ®eifilic^en ; benn e^ fei bttannt, baß oftmals
©d^aufpieler, bie ba6 i^ben be« ©t. grancidcu« unb an^
berer |)eiHgen gef^)ie(t, fo wie aud^ nid&t feiten ^u^ijaviex,
Don )>(öftlicf)er 9teue getroffen, unmittelbar aud bem S^^eater
in'6 Slofter gegangen unb in ben Drben be^ bärgefleßten
^eiligen getreten feien. 3m ©egenfa^ l^ierju erjäblt ber
$ater SRariana, eine berühmte Somobianttn, bie in ber
9iolle ber SRogbalena bie ßufc^auer oft ju S^ränen gerübrt
tyibc', fei gef&nglic^ eingebogen unb t)on bemfelben ©c^au«*
fl>{eler fc^wanger gefunben worben, ber in bem namlid^en
©tüdf ben 61^rifiu6 Qc^pxAt ^abe "^).
»**) Pellicer S. \9i. — Mariana, de Spectaculis, cap. 15.
«4*
— 372 -
HW befannte SSerfaffer t)on Comedias de Santos
noc^ t)or iope be äJega nennt SRojad ben ^ebro Dtag
(el Rosario) unb 9(lonfo !Dia) (Sau Antonio). !£)te
STOaniC; bergleic^en ©türfe ju fc^rriben; warb fo aUgemein,
ba§ i^m infolge in ©eüitta fein 2)ic^ter blieb, ber niäft
(einen {)eUi9en auf bie Sretter flebrad^t l^aite.
Unter ben 2;^eaterbid^tern biefer 3a^re mad^en ft(^
benn auc^ fc^on t>erf(l^iebne ber berü^mteflen aud ber foU
genben ^eriobe bemerfbar. So 8o<)e be 93ega, Zavxtqa,
Oafpar Slguilar unb ?lnbere. iop^ \)atU, feiner eignen
Sludfage nac^, fc^on mit eilf unb jwolf Sauren, alfo um
1574; Somöbien gefc^rieben unb er tt)irb auc^ im fpateren
Süaglingdalter nic^t ganj paujtrt ^aben ; jwei feiner @tu(fe
aud biefer früheren 3^'^ f^nb und fogar no6) anfbetüofytti
allein ber S^itpunft, ^oix weld^em an feine fj>eciellere unb
einflu^reid^ere S^^ätigfeit für bie 33ü^ne unb mit i^r eine
neue dfod^e für bie lefttere beginnt, fällt erjl nac^ bem
3a^re 1588 unb außerhalb ber Ordnjen biefed Slbfd^nittd.
2)ed 3"f«nini^Ji^^Ji9^^ wegen fd^eint cd bal)er angemeffen,
bie !Darftetlung feiner anfange fo wie berer feiner mitftre^
benben 3eitgenoffen gteic^faltd ber folgenben Slbt^eilung
ber fj>anifc^en JEl^eatergefc^idbte aufjubel)alten, 6rfi bort
wirb auc^ fcer geeignete Ort fein, bad SBefen ber t>erfci^icb*
nen (Gattungen f))anifc^er Sübnenftüde, ald ber Comedias
de capa y espada, de ruido u. f. xo., in feinen fpringen«
ben fünften ju bejeic^nen; benn wenn gleich biefe ®au
tungeU; ben allgemeinen ©runbjügen nad^, fd^on in ber
bid ieftt be^anbelten ^eriobe Iberöortreten, fo erfc^einen fle
bo^ erji in ber folgenben bid in'd ©njelne hinein in jener
— 373 -^-
SBdfe au^gebilbet, bie ftc^ nad^^er faft jtt>ci Sa^rl^unberte
lang bef)anpUi f)at
Da^ eine fd^arfe, burd^ ein bejHmmted ^af)v bejeid^^^
nete, ©d^eibung ber belben Venoben nic^t Statt finben
fonne, ba^ beibe öielfac^ unb oft unmerHid^ in einanber
]^inüberft)ielen, bebarf lUrigend »ol^I faum ber Erinnerung.
6d mu^ und genügen, ben Sinfd^nitt jtt)ifc^en bie ©efc^id^te
ber altem ©eftalt bed ft)anifc^en ®d&aufj)iete unb ber neuen
SBenbung beffelben im Sfffgemeinen in bie ^dt öon 1588
bid 1590 fatten ju laflfen, babei jebod^ immer bie Ueber^
gdnge, bie fid^ Saläre weit ttor^ unb rüdtoärtd erjiredfen
Kunen, im Sinne ju behalten.
|)ier, an ber Oränje ber neuen unb »ic^tigjien ^eriobe
be6 fpanifd^en S^^eaterd, wirb ed jwerfma^ig feia, nod^
einen allgemeinen fRüdbM auf baö jule^t betrad^tete @nt^
widflungdfiabium bed Drama'd ju werfen unb mit wenigen
Umriffen ben 3uflanb anjugeben, in bem wir baffelbe öer^
laffen. — !Dad Sebürfni^ unb bie Äraft, ein nationale^
®c!^aufj)iel ju erjeugen, ^aben fid^ üielfad^ funb gegeben,
aber bie SKittel ju feiner |)ert)orbilbung flnb nod^ ungleid^.
!Die öerfd^iebenartigen SSerfud&e ^aben fld^ nodb um fein
fefled ©entrum gerunbet, jid^ nod^ feiner fieberen SWorm unb
3fegel ber Äunji untergeorbnet. Die SBejirebungen , ber
5»ad^a]^mung ber antifen S^ragobie unb ßomobie in i^rer
falfd^en Sluffaflung ©ngang ju tjerfd^affen, jinb jwar an
bem entfd^iebenen SBitten ber Station gefd^eitert, Ib^ben
jebod^ üble SBorurt^eile unb Slngewolbnl&eiten ^interlaffen,
bie ftd^ balb in einer bem 9Bud^6 bed öolfdt^ftmlid^n !Dra^
ma'e ^Inberlid^en Äritif, balb in t^eilweifem Slnflammern
an t)ermeintlid^e JRegeln, balb in bem aud Seneca ^mad)-
- 374 -
ffnen atrocitfiten M SSinied unb «tflenfola funb geben.
gafl aOe S^eaterftflrfe treiben rat^lod jwifc^en jtt)ei <gr^
tremen um^er, ber äu^erpen (Srtraüaganj unb gSertüflberunfl
be« ^lan« wnb ber 2lrmutl) an bramatifd^em 3n^aU; unb
wenn jene ber Sefd&neibung unb »eimgwng, fo bebarf Wefe
ber aueffillung mit reid^erer {)anblung. SBa« eine f^at^
monifd^e Drganifation aufjuweifen ftat wnb bra^fc^e« 8e^
ben mit überlegter ©oftfhuction be« ®anjen ju loereintgen
weiß; ifl t)er^aitni§mä§ig fe^r wenig; felbfl tt)o ein biir(^^
gel^enber |)am)tfaben be^ 3ntereffed t)orl^anben i^ liegt er
l^inter einer SWenge fibel eingefc^alteter @j>ifoben \>€xfitdi,
bie gro^ent^eiW auf txix^iaU Siebc^gefc^ic^yten gegrünbet flnb.
aud^ ber tt>a^r^aft bramatifd^e Zon tt>irb feiten red^t ge-
troffen unb meiji »om l^rifc^en unb e<)ifd^en übem>ud^
ober in Sombafi unb l)oc^trabenbem $^rafen))om)) gang erfiicft.
aiuf bem S;^eater fietten fid^ fobann ungefüge, nur auf
augenblicflid^ed Gefallen bered^nete unb mit bem Slugenblidf
»ieber üerfd^tt>unbene ^obuctionen mit ben Seiflungen ber
ernjier firebenben Dichter in ßonffict unb tooBfenben bad SSilb
eined anard^ifc^en ß^Panbed ber Srettenoelt. 2)iefen
Sd^attenfeiten feblt e6 inbeffen Teine^wegd an einjelnen
gid^tpunften. (gelbfi in ben Errungen, toel^e bie 93lätl^e
bed !Drama^d no^ nicbt jnr t)otlen Entfaltung fommen
laffen, jeigt jtd^ ein ®eifl ber ©trebfamfeit, ein Sud^en
unb Stingen nad^ bem Sefleu unb Sfngemeffenflen, ba6 bie
l^errlid^fien grüdbte für bie golgejeit i>ex\pxl6)t 3nbem
auf ber einen Seite »erwegne unb regeUofe (Som))ofttionen,
bei allem i^rem SKangel an «Haltung unb ffinflletifc^er
!Durcbbilbung ^ t)on g&brenbem Sd^öpfung^triebe jeugen,
fann auf ber anberen ben fritifdben |)intt)eifungen auf bie
— 375 —
»Ott ben ^Itm auf geft eilten ®efe$e unb ben SSerfuci^en,
ftc^ ben autifen SSorbtlbern ju nähern, ein e^renwert^e^
Streben nid^t abgefprod^en werben. 9Bäre bad fj>anif(]^e
©d^aufpfel nfd^it ober btefe Stufe Ibinauögegangen, fo würbe
ed allerbingd bie etgentlid^e ?ofuug feiner Stufgabe noc^
fclb«Ibig geblieben fein; aber ba6 SSor^anbenfein »ielöer*
fpred^enber Sfnfänge ju einem Sc^t t)olWtt)finindben 2;^eater
im ^o^eren St^I fonnte nici^t gelfiugnet werben. Slucb er^
f(^einen mand^e ber ©runbjuge bed fj)ateren SWationalf^au^
f<)ietö im SlDfgemeinen fc^on burc^au^ fepgejiettt. Q^ fommt
Ijier nur barauf an, ben Äern »on ben Uml^ullungen ji
unterfdbeiben. 2)ie ©onberung bed S^ragifcben t>om Äomi^
fc6en fudbt fld^ jwar in mefyreren Stfirfen nod^ ju beifaup^
ten, allein überall — ba^ jlc^t man leidet — mit großer ^\u
flrengungj felbfl in benen, meldte, wie Die Slumantia M
6ert>ante^, am meiflen bemüht ftnb, ben tragifd^en S^on
in feiner 9tein\)e\t aufredet ju l^alten, brängen fU^ überall
3üge ein, bie »ielme^r ber Somöbie angehören. Sine
SJorliebe für ein^eimifd&e Stoffe mad^t fldb überall bemerk
bar; ober wenn ein ÜRoti» anberdwo^er entlehnt wirb,
ajfimilirt e€ ftd^ fogleid^ ben eigentl^öinW^ fj)anifc^en Ge-
griffen unb 5Borfiettungdweifen. 2)ie burd^ iope be JRueba
in SJufhal^me gebrachte <)rofaifd^e €om6bie mit bem ^rin/^
cip bed @o!))irend ber gemeinen SBirflid^feit ifl ju einem
nntergeorbneten , faum noc^ ber Literatur ange^orenben
Sefianbtbeil ber 9le<)ertorien ^erabgefunfen, unb alö 3i^t/
gu bem ber Sntwidflungdgang ber Äunji entf(^ieben ^in^
brängt, liegt bie Sludbilbung eine« auf nationale 95e*
bingungen gegrünbeten ^o^eren Jhtnflbrama*^ »or. Um
bie metrifc^e gorm ju bilben, vereinigen ftdb bie na^
- 376 -
tionalen uub bie italieuifc^en 9Serdmaa^e, ;iur ba§ man
in i^rer Slnwenbung nod^ nic^t bae ))affenbfte S^ficm ge^
funben \)ai unb bie SRaa^e ber 3talicuer, namentlich hie
Dctat)en, bie fpater für bie j)räflnanteren gtetten aufge^
ft)art bleiben, auc^ im gewo^nlicften Dialog üorwalten Id^t.
!l)te eint^ejlnng in brei Sornabad ift, tt)ie wir fa^en, fett
SBirued jur aBfgemein recij)irten geworben. 3m @injelnen
fobann l)eben ftc6 aucft fc^ou bie t)crfc6iebnen ©attungen
fteröor, in tt>eld^e man bad fj)anif*e gc^aufpiel wa^reub
feiner SBInttiejeit jerlegte. Comedias de capa y espada«
beren Äeim tt)ir fd^on bei 2!orre^ SRal^arro entberfen fonn*
ten, ftub unter eben biefem 5ttamen fc^ion öor ?oj>e be Sßega
befannt ( (Serioanted, Adjunta a1 Paruaso). SSon Come-
dias de ruido ober de Teatro, l^iflortfd^en, m)^t^o(og{fcf)en
ob^r ganj erfuubenen 3nl^aU^, \)ai^en wir in ben ©tücfen
M la (Sueöa, aSirue^ u. f. w. t>erfc!^iebne 33eifj)iele fennen
gelernt; üon ben geijilic^en Sd^aufpielen, namentlich ben
bramatifirten ^etligenlegenben gefeiten, wie fie auö ben
Äird^en nnb öon ben ©trafen auf bie S;^eater fibergegam
gen. 3n Setref ber jur !DarfieBfung an gewiffen geierta^^
gen, namentlid^ am gro^nleic^namdfefl, bejHmmten VHuto^
warb bemerfUcfc gemad^t, wie unö »on biefer ®attung au6
ben legten Decennien öor 1590 Weber SRefie nod^ ^pecieUe
^a^nä}ten aufbewat^rt feien, wie jebod^ atter SBal^rfd^ein^
lid^feit nacl^, gerabe in biefe 3eit il^re me^r unb meiere ?ln^
nal^erung an bie befonbere Oeftalt fafife, in weld^er fte bei
iope unb feinen S^i^g^^i^off^ii auftreten.
- 377 —
SJm S3efc6luf[e be^ öorliegenben Sud^ee ftel&en fuglid^
finigc 9?ottjen über We fpanifd^en SRatioitaltänje unb ihren
Sufamuienl^ang mit ber ^ä)anhüf)ne, beffen fc^on beiläwfifl
gebadet würbe. @d fd^eiut unn6tt)ig, hierbei innerl^lb eined
gefc^Ioffeuen 3^'t^tfchnitte6 ju bleiben, t?ielme]()r >)affenbi
ba^ ganje ®ebiet auf einmal ju öberbllrfen.
^antomimifdber 3!anj; ju gefungenen SRelobien auö*
gefüljrt, jeigt jtcb feit frül^efler 3^^^ in (Bpamn ^eimifcfe
unb fdf)eint namentlid^ bei ben Saufen, ben mntbma^licl^en
Urbewo^nern ber |)albinfet, in bad !£unW ber erjien SJorjeit,
tt>o bie gorfd^ung aüm S5oben t)erliert, ^inanfjufieigen **^).
I:ie Sd^ilbernngen , xoel(i)e JRömifd^e ©d^riftfieüer öon
ber Sunfi ber ®abitanifd()en 3:änjerinnen enttDerfen, be^
gfinßigen bie SJnnat)me, böß bie f})anifdben X&nie fd^on
tamM in al^nlid^er 8lrt tt>ie ber l^eutige ganbango unb
®olero mit lebhaften 33ett>egungen unb ©efticulationen t)er^
bunben gen)efen unb jum Sd^aDf ber Safiagnetten audge*
füt)rt n>orben feien "Ö). Slud ben Slfiu viferen Sergen
^c^eint bie alte Siebling^jttte üon Steuern in bie tt)ieberer^
bberten ^rot>injen ^erabgefliegen ju fein unb ^ier in ben
mittleren Sa^r^unberten i^re weitere Stu^bilbung erhalten
iu ^aben "'). STuf lefttere übten wal^rfd^einlid^ bie So-
glared bebeutenben ©nflu§; ba bie Slbfaffung öon Sianj^
liebern (baladas unb dansas) gan) befonberd in il^r
• 15) (5. üben (S. 70.
"•) Juvenal. Sat. XI. v. 162.— Martial. Lib. III. Ep 63, v.
5, Lib. I. ad Taraniuin, et passim. — Plin. Lib. I. Rpist. 15. —
Gonzalez de Salas, llustracion A la Poetica de Aristoteles,
Beccion VIII.
■■') Jovellanos, Memoria sobre las diversiones püblicas
Madrid, 18U. <S. 17.
~ 378 —
«uttfibereid^ fiel "«). 3u ben älteren; fc^on im üMittelalter
äbUd^en ^anjen gelberen bie Gibadina, bie Alematida,
ber Turdion, bie Pavaiia, ber Piedegibao, bie Madama
Orliens, ber Rey D. Alonso el Burno u. f. »• i**). 3m
Slllgemeinen unterfd^ieb man Bayles nnb Danzas, t>oti
benen jene mit Bewegungen ber 8(rme unb |)&nbe "oexbnn^
ben waren, biefe nic^t Sc^on in ben erfien rol^n SBer*
fudben be^ !I)rama*d fj)iclte ber Zani eine 3loHe; wie er
namentlid^ bei ben EDarf^eUungen in ben ftird^en einen
»efentlic^ien 33e|ianbt^eil bilbete, ^aben tt>ir me^rfad^ 6er-
»orgel^oben. SBei @ncina, ®il SJicente unb S^orref Ka^arro
)»flegte er, mä^renb ein SüDfancico angefUmmt würbe, ba6
©d^aufpiel ju befc^liejen. Späterl^ln erfc^eint er auf ben
S^^eatern in jwiefad^er Strt, einmal in bie S)ramen felbfl,
iDomamlidb in bie ©ntremefed unb ©a^nete^, eingefd&altet,
bann aber, inbem er, unabpngig »on ben Stürfen felbfi,
am gc^lu§ ber SSorjiettuttg aufgeführt wirb; bad (entere
»ar fd^on jur 3eit be^ ?ope be 9lueba ber gaK i^). 3u
ben geierlic^feiten, burcfe weld^e bad gro^nleic^nam^fefi tjrr*
berrtidbt würbe, geborten aW unumganglid^e^ erforberni§
au^er ben Stuto^-aud^ Siänje, bereu nac^ ben 3Wunid<)aU
gefeften ber @tabt Carrion be lod (5onbe6 öon 1568 jebe«^
mal minbeftend jwei jiattfinben fofften ^^i).
3m ?aufe be^ 16. Sa^rl^uubertd famen t>iele neue
ilänje auf, bie wegen i^rer freieren Bewegungen unb fij)*
*'•) ^Betfmel bei Rayaouard, Cboiz etc. IT. U2, «44; V. 40.
1") Lope de Vega, Dorotea, ^^. I. — Pellicer, Notas al 1>,
(juijote.
•*«) Rojas, L. d. 1. C
'*») Juvellanos, I. c 54.
~ 379 -
pigen ©teOxmgen tDielfad^ anftö^ig gefunben tt>urbcn, aber
bei'm großen |)aufen fo fielen SeifaO fanben, ba§ fie bie
alteren jlttfameren fafi ganj tu SSergeffen^eit jururfbrangten.
!Die ©dbriftjietter biefer 3^it jlnb »ott t>on klagen über bie
Sa^d)>itat be6 Zapateado, Polvillo, Canario, Guineo,
Hermaiio Bartolo, Juan Rcdondo, ber Pipironda. Gal-
larda, Japona, Perra Mora. Gorrona u. f. xo. ; am ntetfien
aber ent(abet {!c^ i^r ßo^n <(uf bie Zarabauda. bie Cha-
cona unb ben Escarraman, brei befonber^ beliebte, aber
avLä) t)or allen üj)j)ige S^anje, bie in ber jweiten |)älftc
be6 16. 3a^r^unbertd auf allen S5u^nen gu^ gefaxt ^at^
ten unb e^ tDomamlici^ waren, tt)a6 bad SSerbammung^ur*
tl^eil ber ftrengen Sittenrichter auf bie t^eatralifd^en SBor-
Teilungen lenfte. ©efonber^ proöocatitD mn^ bie ©arabanbe
gewefen fein. 2)er $ater ÜRariana ließ fid^ angelegen fein,
fie in einem eignen ^a)>itet feined 93udb^ de Spectaculis
ju befäm>)fen, in bem er il^r öortt>irft, meljr Unl^eil ange*'
rid^tet ju traben, aW bie Sße% ytaä) einer im 3a^re 1603
gebrudften Schrift: „^oä)^ ergoftlid^er Seridbt t)on bem
?eben unb 3;obe ber Zarabanda, ber feiigen ^rau be«
Anton Pintado 1^2)^ tt)te fte aud ber |)auj)tfiabt verbannt
tt)urbe unb t)or SBetrübni^ barftber jiarb, unb t)on ben SSer»^
mdd^tniffen, tt>eldbe fie an bie il^reö ©ti^lag^ unb iljrer
(Samerabfdböft Ibiitterließ *^3) ", warb fogar ein SSerbot
***) lÄame eine« anbetn Jtange«.
'**) Relacion muy graciosa que trata de la vida y muerte
que hizo la Zarabanda, muger que füe de ADton PiDtado, y
las mandaii que hiKO a todos aqueltos de su jaez y camarada,
y como salio desterrada de la Corte y de aquella pesadumbre
inuriö. En Cuenca, ano de 1603. 4.
— 380 —
tt>fber fle erlaffcn, ba^ inbeffen wenig Srfolg ^effabt ju
ffobcn ff^int, benn noc^ jur ^dt SavV^ II, fa^ Me ®rdfin
d'Aulnoy fte auf bem %\)(atex t)on ©an ©ebafHan i^^)*
®ie tt)urbe, wie ed fd^eint nur »on SBeibern getanjt, bit
ßl^acone bagcgen paamci^e uub »on ^erfonen beiberief
®efc^lec^)W 125).
3n ber angefül^rten ©d^rift über bie ©arabanbe ift
uo(^ t)on t)ielen anbern tjerwanbten Jänjen bie Siebe, We
i^re 9?amen meiß öon ben Stnfaugdworten ber ?ieber fö^*
ren, ju benen jle getaujt würben. 3)iefe ?ieber jäcaras,
letrillaa,' romances, villancicos), beren un$ gelegentlich
ttiele aufbewahrt finb, Ijaben feine fle^enbe gorm, lajfen
aber gro^ent^eilö in bem Siefrain, ber bisweilen me^rmaW
in jeber ©tro^i^e wieberlbolt wirb, i^re SBeflimmung etfen^
neu. ©ie würben in ber Siegel mit Segleitung ber®uitarre,
JU 3^iten aber anä) ber glote unb|)arfe, gefungen; einige
ildnjerinnen foüen bie ©efc^irfli^feit befeffen l^aben, ju
Qlei^ex ^eit ju tanjen unb ju fingen *2«).
'*«) Les entreactes efaient meles de danse au son des
harpes et des g^uiCarres. Les Comediennes avaient des casl^ig-
nettes et un petit chapeau sur la tete. C^est la coutuine quand
elles daDseat, et lursque c^est la sarabande il ne semble pas
qu^elles marchent, tant elles coulent legeremenf. Leur maniere
est toute differente de la notre, elles donnent trop de mouve-^
ment a leurs bras et passent souvent la main sur leur chapeau
et sur leur visage avec une certaine grace qui plait assez.
Elles joueat admirablement bien des castagnettes. — Relation
du vo3'age d^Espagne de la Comtesse d'Aulnuy. A la Haye,
1705.
!>*) <S. bie ^o'otiU Ded ($er\)anted la ilustre fregoua.
■**) Gonzalez de 8alas Ilustracion a la Poetica de AristcV-*
teles, SeccioD VIII.
— 381 -
8ope be SSega Hagt in feiner ^oxotljea, bie alteren
S^anjweifen , wie bie (Sibabine unb SfÜemanbe, feien fo
ganj in SSergeffenl^eit gerat^en , ba§ man nlcöt einmal
mel^r wiffe, wie jte befc^affen gewefen ; biefelbe ^lage \mxt>
jn)ei 3rt^r^unberte fpater üon einem eifrigen SSert^eibiger
ber fjjanifc^en 9?ationaIfttten gegen bie Studlänberei Der
äfftancefaboö in 35ejug auf bie ©arabanbe , bie ß^acone,
ben Sdcaraman, ben S^^^^ngo nnb tjerwanbte ©attungen
»ieber^olt ^^^). SBir jinb ba^er nic^t im ©tanbe, eine ge^
nauere Sefc^reibung biefer üon ben altern fj)anifc^en 6c^rift^
jieHern fo oft genannten S^änje ju liefern j fo tDiel la^t
fxi) inbef[en aii^ einjelnen 9lnbeutungen bei le^tern ent^
nel^men, ba^ biefelben im SBefentlid^en nad^ bem nam*
liefen Ztipu^ gebilbet waren, welcher ber Jota, bem So^
lero, bem ^anDango unb anbern ju ©runbe liegt, freilid^
aber mel^r 2ludgelaf[^enl)eit jeigten.
(Segen bie 9Ritte bed 17. Sa^r^unbertd , ale fic^ in
golge ber ^rac^tliebe ^bilij>P'^ IV. ber äußere ®lanj bei
ben bramatifc^en SSorjiellungen, namentlich auf bem S^^eater
t)on buen Retiro, bebeutenb t)erme^rte, bel^nten {td^ bie
2;änje oft in bunten SSerfc^lingungen unb in mannigfaltig
ger Slctlon ju größeren Satletd auö ; »erfd^ieben jebod^ t>on
ben leeren ©c^aujieHungen, bie man ^eute mit biefem 9?a^
men bejeid^net, inbem bie S^anjfunft immer 5)ienerin ber
^oefte blieb unb burd^ SBort unb (Sefang, benen jte ftd^
anfc^miegte, i^re eigentliche S3ebeutung erhielt. 3?amt)afte
!l)ic^ter t>erfc^ma^ten nic^t, bergleid^en ju componiren, wie
■>') Co]eccioD de las mejores Coplas de Seguidillas, Tira-
nas y Polos que se han cuiupuesto para cantar a la Giiitarra^
Por D. Preciso. Madrid, dos toiiios. Tomo I. pag. XII.
— 382 -
Duet)ebo unb ?uid be Sena^ente ^^), ober wie iope, 8ln^
tonio^be SWenboja, ßalberon unb Slnbere, m i^re ^efifpiele
ehifd^alten ju laffen.
|)ier^er gehören auä) bie fogenantiten Danzas ha-
bladas ober SaÜfetd mit aßegorifc^en unb tn)^t^oIogifc^n
gigureii; bie, wie bie (gd^ilberung eined foI(^en im Don
Duiiote bmdft (P. II. c. «0.), fc^on jur 3eit be6 6er^
\>anM beliebt waren, i^re l^öd^fie Sludbilbung aber erfi am
|)ofe $^ilipp'6 IV. erflehen, tt)o jle bei • fejilicl^en (gelegen^
l^eiten mit aßer erfinnlid^en ^rac^t be0 @ofiöm6 unb ber
Decoratiouen , unb oft öon ben fürjilid^en ^erfonen felbjl
aufgefül^rt würben ^^ö).
SBon fold^en pom)){)aften 9(u^jögen, benen man eine
3eit (ang nur ju tnel dtanm auf bem Si^eater ginnte,
würben bie einfacheren unb ungefc^minften 9lationa(täu}e
in ben |)intergrunb gebrangt unb attmdllg tjon ben ©fi^^*
nen vertrieben. (So fc^eint, ba^ um ben Anfang be6 18.
3a^r]^unbertö bie Sarabaube, bie G^acone unb il)re ®i<)})-
fc^aft fafi ganj in aSergtjfen^elt gerat^en waren j il^re
5ttamen wenigflend fommen fortan immer feltner »or. &ine
analoge, nur minber freie unb au^gelaffene gorm beö Zan^
je^ aber lebte inbejfen unter ben 8anbbewo^nern fort unb
■*•) Puesias de Francisco de Quevedo. Brusselas, 1670, T.
III. p. 233. — Joco-Seria, Burlas, Veras, 6 Reprehension moral
y festiva de los desordenes publicos en doce Entremeset» re-
presentados, y veinte y quatro cantados. Van insertas seis
Loas y seis Jacaras, que los Autores de Comedias han repre-
sentado y cantado eu los Teatros de esta Corte. Por Luis Qui-
ßones de Benavente. Madrid, 1645.
***) @. bie Obras liricas y comicas de D. Antonio Hurta<j|o
de Mendöza. Madrid, 1728. ®. 145 ff.
- 383 -
em^)finfl ^ier il^re Sfu^bübung, bi^ jte an bie Stelle i^rer
SBorgängerinnen auf bie SBulbne trat Sml^eimifd^e ©d^rift*
ftcQer bel^au^ten, ba^ bie Seguidillas (ein 3ludbru(f, ber
jugleic^ ben Zani unb bad Sieb , ju bem er au^gefül^rt
iDirb, bejeid^net) in ber SBeife, tt)ie man jte noc^ ^eute fennt,
im 33eainn bed üorigen Sa^r^unbert^ in ber aSanc^a ent*
flanben feien j ber Siame freilid^ ifl bebeutenb alter unb
fommt fc^on im 2). Duiiote öor (Cap. XXXVIII). 2)iefe
(SeguibiUa^ nun ftub atö bie SBurjel ber meiften jener
9{ationaltänje an^ufe^en, bie noc^ gegentoartig bei aüen
nicfct »on blinber SSerel^rung be^ S^^mben geblenbeten
Spaniern beliebt fmb unb aud^ im ^udlanbe Serül^mtl^eit
getoonnen l^aben. @ine @cl^ilberung biefed 2!anje^ n)örbe
bal^er jugleid^ ein $ilb ber anberen, bie mit geringen
SWobificationen baffelbe jinb, tt)ie be6 ganbango, S3olero
u. f. U).; barpetlen. SBer aber t)ermag, Sianje unb 9Relo*
Wen anberö al6 in i^ren außerlid^flen Umriffen ju befd^rei*
ben, ba gerabe bad, mad i^r äßefen unb i^ren {)au))treii
au^mad^t, (Stellung, Bewegung unb Sludbrudf, jieber
©c^ilberung fj)ottet?
Die ©eguibillenlieber befielen aud jteben SBerdjeilen
öon balb jteben, balb fünf gelben, unb jerlegen ftd^ in
eine t>ierjeilige Copla unb einen breijeiligen Estrivillo.
3)er »ierte SSerd affonirt mit bem jweiten, ber flebente mit
bem fflnften *30) j)iefe gorm ijt fo einfad^ unb fo leidet
»»•) (Sin ^aav JBeifpiele fönnen Me« beudid^ mad&en:
Nace amor como planta
Ed el corazon,
El cariiio la riega,
La seca el rigor:
— 384 —
)u ffantfiobm, ba^ fte ftc^ t^or aUen jum 3mtHpot>iftren
eignet unb fic6/ gleich beu ttalienifd^en StitortieK, fe(b{) bem
ungebilbeten Sanbben>o^ner anbietet, um feilte @m))finbun^
gen in fie au^iujlromen. Siterarifd^ ifi {te bi^ auf bie
neujie 3^^^ ^W cultiüirt »orben i^O/ aber Siaufenbe foU
d^er giebc^en ftnb ald erjeugniffe ber SSoIWbid^tung feit
lange im ganjen Sanbe in Umlauf gen>efen, ^aufenbe mit
bem SWoment, in bem fte entftanben, wieber t)ergeffen tt>er=?
ben. !Die greubcn unb Selben, bie {)offnungen, SBunfc^e
unb Älagen ber Siebe bilben i^r nie ju erfc^öjjfenbe^ S^^ema.
!l)ie SRelobien, ju benen jle, meiji unter Begleitung ber
©uitarre, gefungen werben, \)abe\x bei aDfer fonftigen 9Ser*
fc^iebeubeit burc^ge^enbd ben !DreiüierteItaft; in ber 9iege(
auc^ bie 2RoUtonart gemeinfam. ^n (Srftnbung folc^er
«
Y si se arraiga
Se arranca al apartarle
Parte del alma.
Pensamiento que vuela«
Mas que las aves,
Llevale ese suspiro
A quien tu sabes:
Y dile & ini amor
Que tengo su retrato
' En Uli coraROD.
A la rama mas alta
De tu amor subi,
Yino UD ayre contrario
Y al suelo cai:
Que esto sucede
AI que en alaii de cera
AI sol se atreve.
isi) @ie toaxl> ed guerß uon Alberto Lista; f. Neffen Poesias.
— 385 —
©angweifen befunden oft felbft ?eute auö ben unterfien
aJoIMHaffen einen au^gejefti^neten mujtcallfc^en ©inn. SRld^t
immer bienen bie ?ieber jur Segleitung ber S^änjej jte
werben au^ "oon bem jungen Oalan unter bem genfter
feiner ©d^önen, ober öon jwei 3nt()roöifatoren im bid^teri^
fc^en SBettftreit angejümmt» !Der 9Serlauf be^ ©eguibillfen*
tanje^ aber ifl folgenber: SBä^renb bie ©uitarre <)ralubirt,
ftellt ftc^ ba6 Z&nitxpaaXf am beflen in ber anmutl^igen
Zta^t M Majo unb ber Maja, in ber Entfernung ^on
brei bid üier ©d^ritten öon einanber auf; fobann wirb,
inbef bie S^anjer nod^ unbeweglich jtel&en, ber erfie SBer^
ber dopla gefungenj bie ©timme fd^weigt wieber j bie
Ouitarre beginnt, bie eigentlid^e S^anjmelobie gu \piden,
unb erft nun bei*m vierten S^aft l^ebt jugleid^ ba^ ?ieb ber
©eguibitta, ber ©d^att ber 6aflagnetten unb ber Sianj
mit feinen fd^webenben ^a^, bem graciöfen ßntgegenfliegen
unb ^nxüddUn, Slnjie^en unb ^nxM^ojßm, jener ^anto^
mime ber Siebe, an. 9Kit bem neunten Zatt iji bie erjle
Slbt^eilung ju (Snbe unb ed tritt eine furje, nur mit leifen
Äldngen ber Ouitarre aufgefüllte ^aufe ein. 3» ber
gweiten Sfbt^eilung wieber^olt jtd^ bie erfie mit einigen
SBariationen in ben ^aö unb ©teKungen, unb am ©d^lu^
berfelben werben wieber bie anfänglichen Pafte eingenom*
men ; mit bem neunten Zatt M britten unb legten Xf)nl^
enblid^ t)erfiummen »)lÄftlidb 9KuiW unb Sieb, unb e^ ifi
eine |)au))tregel, ba^ bie Zanicx unbeweglid^ in ber ©tel^^
lung üerl^arren, in weld^er jle bie leftte 3iote ber Söiujtf
überrafc^tj wirb biefe ^ojttion gut gewallt, fo röl^mt man,
e^ fei bleu parado.
2)ie^ bie Siegel unb Stnorbnung be^ 2;anjedj wad
®ef(f». b- Bit. in ®pan. i. fdh. 2b
— 386 -
aber Id^t jtd^ fagen, um t)ie SRdje be« ©anjen, bad fld^
in biefem 93er(aufe barßeOt, anfd^auUd^ }u mad^en? Xer
nic^t fotDO^I lebhafte ald tief leibenfd^aftlic^e 3;on ber ÜRe^
lobte; ber aufregenbe @(^an ber @a{iagnetten; ber SBed^fel
ber iinmutl^igflen QUUrxn^m, bie n)olIufiatl^inenbiieii unt)
bo<^ »Ott ber Sitte gejügelten Sewegunflen, - bie« Sltted
bttbet bad lieblic^fle ©emalbe, ba6 geba(i^t n)erben fann,
tt)ot)ön fid^ aber für ben, ber ed nie loon @))aniem felb^
barge^ettt fa^, fc^wer ein «bbtlb entwerfen Wft* 3)ett
@!|)an{em aOein fc^eint ed gegeben ju fein, i^re 3lationaU
tänje mit Jenem geuer unb jener Segeifierung; jener ie^
benbigfeit be« ®ebe^rbenf))ie(d, jener ©efd^meibigfeit unb
eia^dtot; mit ber ftd^ iebe« ®Iieb im Zcite ber 9Xu{if
bett)egt; unb, bei aller greil^eit, jugleid^ mit jenem feinen
@inn für bad ®d^idlic^e an^jufö^ren, o^ne toeld^e ba^
Uebrige entmeber ein burre« ®cx\ppe bleibt, ober in** SUi^
flö^ige ausartet.
aiud i^rer |)eimatl), ber STOand^a, verbreiteten ftd^ bie
©eguiWnaö in Äurjem über alle fj)anifc^e ^roüinjen. dU
gentlid^ nur äRobificattonen biefe« Sianjed unb }um 3;^dl
il^m fo d^nlic^; ba^ fdl^n ein geübter SBIirf erforbert n)irt,
um {te 3U unterfc^eiben, ftnb benn aud^ ber S<tnbangO; ber
SolerO; bie S^irana, ber ^olo unb anbere, bie in neuerer
3eit l^ättfiger genannt werben, aW bie ©eguibiKa. Der
erjiere fdbeint t)on ungefal^r gteid^em Sllter ju fein tt)ie biefe j
ebenfo bie S^irana, eine urf))rünglid^ anbalufifd^e 2;aag^
toeife, beren Siebc^en, wie ba« be« Polo, nur au6 loter
Sßerfen befielt unb be« Estrivillo entbel&rt» 3)er Solero^
burc^ größere ©efc^winbigfeit ber ^Bewegungen loon bm
übrigen unterfd^ieben unb von biefer fliugä^nlid^en ©d^neU
- 387 —
liflfeit ben 9?amen föl^renb, fott um'a 3a^r 1780 Don 35on
©ebajiiatt 3^^^J0/ ^ii^i« ^^"^ gefd^itftefiett Xhnizx fefncr
3clt, erfunden n^orben fein. 3« Mefcn gefeUen jld^ bann
no^ bie Jota aragonesa, t)on brei ^erfonen audgefäl^tt,
bie Sevillanas, bie Manchega, eine Slbart be6 Solerod,
ber Chairo u. f. xo.
3)ie cont)cntioneBe ©Übung, welcl^e bie Sitten aßet
?dnber unfete« ©rbt^eiW ju nit>eniren unb jebe ®gw
tpmlid^feit in il^r ^ac^ed @inet(ei ju )>frf(^iingen brol(^t
l^at in neuefler ^tii avi6!^ bie f))anifd^en 9{ationaUänje )u«
rütfgebrdngt. 3n guter ©efeHfc^aft wenigjiena barf "oon
@eguibilla, Sanbango unb ©olero nic^t mel^t bie Stebe fein,
unb man ergoßt fic^ flatt beffen an Sran^aifeU; äSaljern
u. f. xo., bie bod^, mit jenen »erglid^en; ftd^ ungefil^r tt)ie
©arent&n}e au6nel^men. !Die unteren S3oIf6claf[en , na-
ment(id^ in ber üKand^a unb in ben anbaluftfc^en $rot)in)en,
flnb ieboc^ glfidflid^erweife ber alten ©ewol^nl^eit nod^ treu
geblieben «nb @efang unb Sanj im alten ^ationalfli;)! b&r^
fen bei il^ren Suftbarfeiten nie fel^len. Äaum wirb in einer
SSenta ber ÜKanc^a, ober in einem jiener reijenben more«*^
fen ^atio6 ber anbatuftfc^en SBol^nl^Äufer , o))er im greien
unter bem Sd^atten be6 buftenben ©ranatbaumed ber
©d^aU einer ©uitarre t>ernommen, fo brängen jld^ au6
ber ganjen Slac^barfd^aft Säuern, ^anbwerfer unb S^age*^
lobner l^erbei^ begierig auf ben Anfang be« Siebling^fd^au*
f^)iefö l^arrenb, unb bie Sugenb ifl nie läjfig, bem allge*
meinen 95ege^ren ju entfpred^en; bie bejie ©timme be*
ginnt, bie ©eguibiQa ober ben $oIo }u jingen; bie $aare
orbnen {tc^ sum S^anj unb führen il^n, obgleich in ber
fd^lid^ten S^rad^t ber ganbbemol^ner, mit einer ^\zx\\6)U\i
«5*
- 388 -
unb gein^eit aud, bei ber unfere gcfeiertfien Dpexntänict
in We ©d^ule gelten fönntenj bie beliebte S^onmeife aber,
bad tafele ^(a^pern ber Saflagnetten unb bie taufenb 9leiae,
bie tjon ben S^anjenben entfaltet werben, fejfeln Sllle^, Sluge,
Dl^r unb ©eele, an bie jungen ^aare unb wirfen tt>ie be^
fleifiernb auf bie Umfiel^enben, bereu S^^eilna^me jtd^ burd^
Jlaftfd^tagen unb ermunternbe 3wnife, am S^lujfe in be^
täubenbem SeifaK hinb gibt. — Sluf ben Sühnen enblid^
l^aben bie einl^eimifc^en Spange nie aufgel^ört, in bie 3w)i^
fd^enafte eingelegt, in ben ©a^nete^, ober am (Snbe ber
SJorjiellungen bie ^n^^amx ju ergoften» ^ier jeboc^ mu^
bie naturlid^e Sinfad^l^eit, bie unbewußte ®rajie fd^on mel^r
bem tl^eatralifd^en 3wfc^nitt unb abftd^tlid^en Sd^aufteHun*
gen tt)eid^en.
-Sei bem neuerbinga in €>pamm allgemein ermad^ten
Streben, bie befferen ber alten Stationaljltten im SJolfe U^
benbig gu erhalten, ift ju erwarten, aud^ bie, bereu ®e^
fdbid^te obige ©fijje barjujiellen t>erfud^t l^at, Werbe balb
wieber ©emeingut ber ganjen SRation werben unb bie
fremben (Sinbringlinge ganj »on f^>anifd^em 93oben t)er^
treiben, Sefonbere Slnerfennung tjerbienen in biefer S5e*
jiel^ung bie Semül^ungen jweier talentt)oÜer SKuftfer, bed
JRamon Sarnicer unb be iWafarnau, weldbe jum Sotero,
jur 3;irana, jum ^olo u. f, w. neue, äd^t d^aracterifiifc^e
unb binnen jturjem aud^ ju SBolWweifen geworbene 2Äelo^
bien comj)onirt ^aben.
^ n |p <i n g«
«00
lioa de la Comedla.
(Ans dem Vlage entretenldo von Agnstin de Roxas.
Madrid, 1603.)
Auuque el principal inteiito
Con qua he salido aci fuera,
Era solo de alabar
El uso de la comedia.
Sus muchas prerrogativas,
Requisitos, preeminencias,
Su notable antigüedad,
Dones, libertad, fraiiquezas,
Entieudo que bastara
No hacer para su grandeza
Catalogo de los Reyes,
Que con sus personas mesmas
La han honrado, y se han honrado
De representar en ella,
Saliendo siempre en teatros
püblicamente en mil fiestas:
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Coroo Claudio Eroperador
Lo acostumbraba en su tierra.
Heliogabalo, Neron,
Y otros Principes de cucnta.
8ino de aquellos varones,
Qiie con la gran sutileza
De sus divinos ingeniös,
Con sus estudios y letras,
La han compuesto y dado lustre,
Hasta dexarla perfecta,
Despues de tan largos siglos
Como ha que se representa.
Y donde nias ha subido,
De quilates la comedia,
Ha sido donde mas tarde
8e ha alcanzado el uso de ella,
Que es en nuestra madre Espana,
Porque en la dichosa era,
Que aquellos gloriosos Reyes,
Dignos de memoria eterna,
Don Fernando e Isabel
(que ya oon los santos reynau^
De echar de Espana acababan
Todos los moriscos que eran
De aquet Reyno de Granada,
Y entonces se daba en ella
Principio ä la Inquisicion.
Se le dio d nuestra comedia.
Juan de la Enciua el primero,
Aquel insigne poeta,
- 393 —
Que taiito bien empczö,
De quien ieiiemos tres eglogas,
Que el mismo representd
AI Almirante y Duquesa
De Castilla y de Infantado,
Que estas fueron las primeras.
Y para mas honra suya,
Y de la comedia uuestra,
En lo8 dias que Colon
Descubriö la gran riqueza
De Iiidias y nuevo mundo,
Y el Gran Capifan empieza
A sujetar aquel Reyno
De Näpoles, y su iierra:
A descubrirse enipezö
El uso de la comedia,
Porque todos se animasen
A emprender cosas tan buenas,
Heroycas y principales,
Viendo que se representan
Püblicamente los hechos.
Las hazanas y grandezas,
De tan insignes varones.
Asi en armas como en I et ras«
Porque aqui representamos
Una de dos: las proezas
De algun ilustre varoii,
8u linage y su nobleza:
O los vicios de algun Principe,
Las crueldades ö baxezas,
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Para que al uno se imite,
Y con el otro haya emieuda;
Y aqui se ve que es dechado
De la vida la comedia«
Que como se descubriö
Con aquella nueva tierra,
Y nuevo mundo el viage,
Que ya tantos ver desean,
Por ser de provecho y honra,
Regale, gusto, y riqueza»,
Asi la farsa se hallö
Que no es de menos que aquesta
Desde el priucipio de! mundo
Hallada, usada, y compuesta
Por los Griegos, y Latinos,
Y otras nacioues divcrsas :
Ampliada de Romanos,
Que labräron para ella
Teatros y Coliseos,
Y el Anfiteatro, que era
Donde se encerraban siempre
A oir comedias de estas
Ochocientas mil personas,
Y otras que no tienen cuenta:
Entonces escribio Plauto
Aquella de su Alcumena,
Terencio escribio su Andria,
Y despues con su agudeza
Los sabios Italianos
Escribieron muchas buenas.
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Los Ingleses ingeniosos^
Geilte Alemana y Flamenca*
Hasta los de aqueste tiempo,
Que ilustrando y compouieiidola
La han ido perficionando
Asi en burlas como en veras.
Y porque yo no pretendo
Tratar de gente extrangera,
Si de nuestros Espanoles,
Digo que Lope de Rueda^
Gracioso represen taute,
Y en SU tiempo gran poeta
Eiupezö ä poner la farsa,
En buen uso, y orden buena,
Porque la repartiö en actos,
Haciendo introito en ella,
Que ahora llamamos loa,
Y declaraba lo que eran
Las maranas, los amores,
Y entre los pasos de veras,
Mezciados otros de risa,
Que porque iban entre medias
De la farsa, los llamaron
Entremeses de comedia,
Y todo aquesto iba en prosa
Mas graciosa que discreta.
Tanian una guitarra,
Y esta nunca salia fuera,
Sino adentro, y en los blancos,
3Iuy mal templada, y sin cuerdas,
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Baylaba a la postre el bobo,
Y sacaba taiita leiigua
Todo el vulgacho, embobado
De ver cosa como aquella.
Despues cofno los ingeniös
Se adelgaziron, empiezan
A dexar aqueste uso,
Reduciendo los poetas
La mal ordenada prosa
En pastoriles endechas,
Hacian farsas de pastores
De seis jornadas compuestas,
Sin mas hato que un pelHco
Un laud, una vihuela,
Una barba de zamarro,
Sin mas oro ni mas seda.
Y en efecto poco i poco
Barbas y pelHcos dexan,
Y empiezan a introdiicir
Amores en las comedias,
En las quales ya habia dama,
Y un padre que aquesta cela,
Habia galan desdenado,
Y otro que querido era,
Un viejo que reprehendia^
Un bobo que los aceotia,
Un vecino que los casa,
Y otro que ordena las fiestas.
Ya habia saco de padre,
Habia barba y cabellera.
— 397 -
Uu vestido de muger,
Porque eiitönces no lo erau
Sino ninos: despues de esto
Se usäron otras sin estas
De moros y de christianos
Con ropas y tuiiicelas,
Estas empezö BerriOj
Luego los demas poetas
Metieron figuras graves
Como son Reyes y Reynas.
Fue el autor primero de esto
El noble Juan de la Cueva^
Hizo del padre tirano
Como sabeis dos comedias,
Sus tratos de Ärgel Cef^vanfes^
Hizo el Comendador Vega^
Sus Lauras, y el belle Adonis
Don Francisco de la Cueva^
Loyola aquella de Audalla,
Que todas fuhren muy buenas,
Y ya en este tiempo usaban
Caiitar Romances, y letras,
Y esto cautaban dos ciegos
Naturales de sus tierras,
Hacian quatro jornadas,
Tres entremeses en ellas,
Y al fin con un baylecito
Iba la gente contenta:
Paso este tiempo, vino otro,
Subieron ä mas altcza»
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Las cosas ya iban mejor,
Ilizo eutönces Artieda
Sus eiicantos de Merlin
Y Luperdo sus tragedias.
Virues hizo sa Semirafnis
Valerosa eii pa^ y en guerra,
Morales su Conde loco,
Y otras muchas sin aquestas«
Hacian versos hiuchados,
Ya usaban sayos de telas
De raso, de terciopelo,
Y algunas medias de seda,
Ya se hacian tres jornadas,
Y echaban retos en ellas,
Cantaban i dos y i tres,
Y representaban hembras.
Llegö el tiempo que se usdrou
Las comedias de apariencias,
De santos y de tramoyas,
Y entre estas farsas de guerras,
Hizo Pedro Dia% entönces
La del Rosario, y (ui buena,
San Antonio Alonao Dia%^
Y al fin no quedö poeta
En Sevilla que no hiciese
De algun santo su comedia:
Cantdbase i tres y i qaatro;
Eran las mugeres bellas,
Vestianse en hdbito de hombre,
Y bizarras y compuestas,
— 399 -
A representar salian
Con cadenas de oro y perlas*
Sacäbanse ya caballos
A los teatros, graudeza
Nunca vista hasta este tienipo,
Que no fue la menor de ellas.
Ell efecto este pasö,
Llegö el uuestro, que pudiera
Llamarse el tiempo dorado,
Segun al punto en que llegan
Comedias, represeutantes,
Trazas, conceptos, seiitencias,
luvcntivas, novedades^
Müsica, entremeses, letras,
Graciosidad, bayles, mäscaras,
Vestidos, galas, riquezas,
Torneos, justas, sortijas,
Y al fin cosas tau diversas,
Que en punto las vemos hoy,
Que parece cosa inerddula
Que digan mas de lo dicho
Los que han sido, son y sean.
^Que hardn los que vinieren,
Que no sea cosa hecha?
iQui inventarän, que no este
Ya inventado ? cosa es cierta.
AI fin la oomedia estä
Subida ya en tanta alteza,
Que se nos pierde de vista,
Plega i Dios que no se pierda.
— 400 —
Hace el sol de uuestra Espana,
Compoue Lope de Vega,
La fcnix de uuestros tiempos,
Y Apolo de los poetas,
Taiitas farsas por momentos,
Y todas ellas tau bueuas,
Que ni yo sabrä contarlas,
Ni hombre humauo encarecerlas.
El diviuo Miguel Sanche%,
Quien no sabe lo que iuveuta.
Las coplas tan milagrosas,
Seutenciosas y discretas,
Que compoue de contiuo,
La propiedad graude de ellas,
Y el decir bien de ellas todos,
Que aquesta es mayor grandeza,
El Jurado de Toledo^
Diguo de memoria eterna,
Con callar estä alabado,
Porque yo uo se aunque quiera.
El gran Canon ige Tarraga:
Apolo, ocasiou es esta,
En que si yo fuera tu,
Quedara corta mi Icngua«
El tiempo es breve, y yo largo ;
Y asi he de dexar por fuerza
De alabar tantos ingeniös
Que en un sin fin proccdiera;
Pero de paso dire
De algunos que se me acuerdan.
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Como el herdyco Veiarde,
Famoso Micer Artieda^
El gran Luperdo, Leouardo,
AgtUlar el de Valencia,
El Licenciado Ramon^
Justtntano^ Ochoüy Zepeda:
El Licenciado Mexütj
El baen Don Diego de Vera,
MesctM, Don Guilien de Castro,
Idhan, Don Felix de Herrera^
Valdiviesoj y Almendarez,
Y entre muchos, uno queda:
Damian Salustrio dei Poyo,
Que no ha compuesto comedia^
Que uo mercciese estar,
Con las letras de oro impresa,
Pues dan provecho al autor,
Y honra a quien las representa«
De los farsantes que han hecho
Farsas, loas, bayles, IctraS)
Sou Alonao de Morales^
Chrajales, Zorita, Mesa,
Sanchez, Bios, Avendaho,
Juan de Vergara, Villegas,
Pedro de Moralee, Castro,
Y el del hijo de la tierra)
Caravajal, Claramonte,
Y otros que no se me acuerdan,
Que componen, y han compuesto
Comedias muchas y buenas.
(Scfd». (. £tt. tu ®pait. i. m- t%